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26 Jahre Gönnerverein

Dieses Jahr würde der Gönnerverein der Rudolf Steiner Schule Solothurn 26 Jahre alt.

Nach langem Ringen haben wir uns entschlossen, an der kommenden Generalversammlung den Antrag für die Auflösung des Gönnervereins zu stellen und den aktiven Gönnerinnen und Gönnern die Möglichkeit zu geben, dem Rudolf Steiner Schulverein Solothurn beizutreten. Wir haben zwar Menschen gefunden, die den Verein weiterführen wollten, aber die Herausforderungen in dieser speziellen Zeit und die generelle Überbelastung vieler Menschen haben das Gelingen leider verhindert.

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Wie es zur Gründung des Gönnervereins kam, beschrieb Ueli Mani, während langer Zeit Vizepräsident des Gönnervereins und Lehrer an der Steiner Schule Solothurn, so:

Im Jahre 1997 rang die Steiner Schule auch schon mit der steten Herausforderung der «Geldbeschaffung». Die finanzielle Not war sehr gross. Die Elternschaft stellte sich die gewaltige Aufgabe, dass jede Klasse innerhalb eines Jahres 20‘000 - 30’000 Franken, je nach Klassengrösse, beschaffen würde – zusätzlich zu allen regelmässigen Aktivitäten!

Und so standen auch bei den Eltern der damaligen ersten Klasse viele Ideen im Raum. Kuchenverkaufen in der Stadt, ein Stand am «Märetfest» und viele mehr.

Märetfest 1997. Ein Vater steht den ganzen Tag an der Süssigkeiten-Schleuder, zu Hause vier kleine Kinder, in Haus und Garten wartet viel Arbeit darauf, erledigt zu werden. Am Abend hat er 40 Fränklein in der Tasche, welche er für die Schule abgeben kann. Die Mutter hat unterdessen ihre vier kleinen Kinder betreut, viel der Arbeit in Haus und Garten ist liegengeblieben, die ordnenden Hände des Vaters haben gefehlt.

Solche Erfahrungen gingen dem Beschluss voraus, sicherere Verdienstmöglichkeiten für die Schule zu suchen. Die Idee des Elternprojekts war geboren. Eine zentrale Stelle nimmt Arbeiten entgegen, Eltern führen die Arbeiten je nach Fähigkeiten und Möglichkeiten zu einem fairen Stundenlohn aus und können so einen Teil des Schulgeldes verdienen. Es wurde nach Arbeitsaufträgen Ausschau gehalten wie Gartenarbeiten, Gebäude- und Firmenreinigungen, Mithilfe bei Bauprojekten unter fachkundiger Leitung, Reinigungsarbeiten usw.. Der Erlös dieser Projekte brachte damals jener Klassenelternschaft 28'000 Franken ein!

Diese Initiative veranlasste eine kleine Gruppe von Eltern am 6. November 1997 einen Verein zu gründen, um solche Arbeitsvermittlungen rechtlich und versicherungstechnisch zu verantworten. Das Ziel war es, dass Eltern auf Wunsch so einen Teil ihres Schulgeldes erwirtschaften konnten. Der Lohn wurde direkt auf das Schulgeldkonto der betreffenden Familie überwiesen. Das Elternprojekt war über viele Jahre hinweg Teil der Schulgeldvereinbarung.

Die Gründung eines Gönnervereins eröffnete aber auch noch andere Möglichkeiten.

So konnten auch Menschen ausserhalb der aktiven, tragenden Elternschaft erreicht und eingebunden werden, wie Freunde, Verwandte, Gottis und Göttis, Gönnerinnen und Gönner – ein wärmender Mantel rund um die Schulgemeinschaft entstand.

Häufig stiess der Entscheid der Eltern, die Kinder an der Rudolf Steiner Schule unterrichten zu lassen, im persönlichen Umfeld auf Unverständnis. Wenn diese Menschen als Mitglieder für den Gönnerverein gewonnen werden konnten, bekamen sie viele Informationen direkt von der Schule oder vom Gönnerverein. Sie wurden zu verschiedenen Anlässen persönlich eingeladen und bekamen einen Getränke-Bon als Dankeschön für ihre Gönnerschaft. Für viele Schulfamilien entspannte sich dadurch die Umfeldsituation.

Neben der finanziellen Unterstützung der Schule wollte der Gönnerverein aber auch die Haltung und Werte der Rudolf Steiner Schule nach aussen tragen und erlebbar machen. Bei verschiedenen Anlässen konnten die Menschen in direkten Kontakt treten mit dem Geschehen an der Rudolf Steiner Schule. Während dem ruhigen Schaffen an den Gönnervereinsständen oder beim Wandern auf den Exkursionen wurden viele Gespräche geführt, Vorurteile konnten abgebaut, die Werte der Steinerpädagogik aufgezeigt und Interesse geweckt werden.

DIE GöNNERVEREINS-SCHATZTRUHE

Schatztruhen sind Zeugen der Vergangenheit. In Schatztruhen werden liebevoll und achtsam hergestellte Kostbarkeiten und wertvolle Kleinode – Schätze eben – würdig aufbewahrt. In der Überzeugung, dass in Vergangenem ein Keim für Zukünftiges liegen kann, haben wir diese Gönnervereins-Schatztruhe angelegt. Tauchen Sie noch einmal ein – öffnen Sie sie!

Die Schatztruhen­Projekte des Gönnervereins Plakataktion «Jugend und Werbung»

Eines der ersten Projekte war die gross angelegte Plakataktion «Jugend und Werbung» im Jahr 1999. Jugendliche der Oberstufenklassen kreierten Plakate für eine Firma im Raum Solothurn, wobei der Plakat Slogan die Firma und die Schule «erfassen» sollte (z. B. «ein gutes Profil» eine passende Aussage für eine Pneufirma und zugleich für die Rudolf Steiner Schule). Die Plakate wurden ein Jahr lang an verschiedenen Standorten rund um Solothurn aufgehängt und regelmässig ausgetauscht. Sponsor für diese Aktion war unter anderen auch die Stadt Solothurn. Neben zusätzlicher Bekanntheit brachte diese Aktion der Schule einen Erlös von etwa 40'000 Franken!

Rabattsystem

Das Rabattsystem ist 1997, parallel zum Gönnerverein, in einer der oberen Klassen entstanden, der Gönnerverein hat es erst später übernommen.

Eltern und Gönner konnten die Rudolf Steiner Schule durch Einkäufe in verschiedenen Läden und Geschäften unterstützen. Diese liessen 5 10 % Prozent der Einkaufssumme direkt der Schule zukommen. Die Kassenzettel mussten gesammelt und dem Gönnerverein abgegeben werden. Der Gönnerverein stellte die Rechnungen an die Geschäfte.

STEINERPäDAGOGIK ERLEBBAR GEMACHT DURCH

Aktivitätsstände an Bazar und Sommerfest

Durch das kreative Werken mit Naturmaterialien an Sommerfest und Bazar wurde die Steinerpädagogik erlebbar gemacht, gelebte Impulse der Steiner Schule konnten so in die Öffentlichkeit getragen werden. Kinder und Erwachsene schliffen Speckstein, gestalteten Schmetterlinge aus Wolle, malten Laternen; sie filzten, schnitzten und befüllten Kräuterkissen. An vielen Sommerfesten konnten Ton-Kugeln getöpfert werden, die dann am darauffolgenden Bazar auf dem Schulhof im Raku-Feuer-Ofen ein zweites Mal gebrannt wurden. Die «Wiehnachtswärchstatt» am Bazar war ein Ort, an dem die Kinder zur Ruhe kommen konnten. Sie kreierten viele wunderschöne Weihnachtsgeschenke, von der echten Edelsteinkette über das Rosensprudelbad bis zum Arvenkissen.

Spielstand mit Lotto und Seidenstand am Bazar Gesellschaftsspiele, wunderschön klingende Türharfen, Musikdosen oder Glockenspiele und wertvolle Experimentierkästen gehörten zum Standartsortiment des Spielstandes. Aber auch besonders günstige Angebote für das kleine Bazar-Budget der Kinder waren uns wichtig. Viele Kinder konnten durch den Verkauf von Lottokarten zusätzlich eine Runde Lotto mitspielen. Der Seidenstand verzauberte viele mit seinem Farbenkreis aus pflanzengefärbter Seide.

Morgenlandkaffee

Ein sehr beliebter Bazar-Treffpunkt war über viele Jahre hinweg das «Morgenlandkaffee» mit seinen herrlichen kulinarischen Spezialitäten und den viel bewunderten, toll gekleideten Frauen, die orientalische BauchTänze aufführten.

TAGESPROJEKTE UND ExKURSIONEN

Geologische Wanderungen mit fachkundiger Führung

Auf den geologischen Wanderungen mit dem Suchen und Finden von vielen Versteinerungen rund um Bärschwil, Liesberg, Frick, Vendlincourt, dem Weissenstein und dem Balmberg waren viele Familien mit Freunden und Verwandten unterwegs. Ammonite aus Pyrit, die nach dem Herausschälen aus der dunklen Tonerde wunderbar golden glänzen, leuchteten mit den Augen der Findenden um die Wette. Wir fanden Seeigel und Seeigelstacheln, Seelilienstengel, Korallen, Muscheln, Belemnitten oder Schnecken. Sorgsam wurden alle Trouvaillen geputzt und froh nach Hause getragen.

Sternkunde unter freiem Himmel mit Besuch einer Sternwarte

Toll, wenn man aus den Sternen lesen kann, wo Norden ist, die Namen einiger Sternbilder kennt und weiss, welche Bilder zu welcher Jahreszeit am Nachthimmel stehen. Bei dunkler Nacht unterwegs zu sein, war ein ganz besonderes Erlebnis.

Käsen über dem Holzfeuer mit Jurawanderung

Wunderbar waren auch die Ausflüge auf die obere Tannmatt mit anschliessender Wanderung, über viele kleine «Zwärgewägli», ins Tal. In gespannter Erwartung standen viele Kinder und Erwachsene um das «Chupferchessi» über dem Holzfeuer und konnten miterleben, wie mit einfachsten Mitteln Milch zu Käse wurde. Alle durften ein Käsli mit den eigenen, mitgebrachten Kräutern und Gewürzen herstellen. Am darauffolgenden Bazar waren die Käsli fertig gereift und konnten am Gönnervereinsstand abgeholt werden.

Nur dank der grossartigen Unterstützung von sehr vielen Menschen konnten wir die zahlreichen Projekte und Veranstaltungen durchführen. Die Arbeit im Vorstand zeichnete sich über all die Jahre aus durch ein sehr achtsames, zuvorkommendes und wohlwollendes ruhiges Schaffen. Ein ganz besonders herzlicher Dank gilt allen ehemaligen und aktiven Vorstandsmitgliedern. Über all die Jahre hinweg habt ihr euer Bestes gegeben. Nur Dank eurer Ausdauer, eurer Kreativität und eurem unermüdlichen Einsatz war so viel Wunderbares möglich. Danke!

Im Namen des Vorstandes danke ich auch allen Menschen herzlich, die den Gönnerverein über all die Jahre hinweg begleitet und unterstützt haben – sei es durch gute Ideen, durch eine Mitgliedschaft, durch Spenden oder durch tatkräftiges Mitarbeiten. Danke, dass ihr Teil dieser wundervollen Reise wart und dazu beigetragen habt, dass der Gönnerverein über so viele Jahre erfolgreich war.

Vielen herzlichen Dank!

Ich wünsche euch für die Zukunft alles Gute und Liebe.

Im Namen des Vorstandes

Brigitta Röösli-Huber

Co-Präsidentin des Gönnervereins der Rudolf Steiner Schule Solothurn

Ein kurzer Rückblick in Zahlen

Seidenfärberei

Im Rahmen von Familienprojekten sammelten wir Färberpflanzen, kochten mit ihnen Tee und färbten Seide in allen Farben. Besonders bezaubernde Muster entstanden, wenn im Winter die noch nasse Seide ausgelegt wurde und die wachsenden Eiskristalle bleibende, wunderschöne Verzierungen in die Seidenbahnen zauberten. Die Seide wurde am Bazar verkauft oder im Rahmen des Elternprojektes zu Vorhängen, Kissen oder Feen verarbeitet. Wir haben ganze Häuser mit farbigen Seidenvorhängen ausgestattet.

• In seinen besten Zeiten zählte der Gönnerverein über 90 Mitglieder

• In den besten Jahren, zwischen 1997 und 2017, überwies der GV jährlich zwischen 15'000 und 20'000 Franken, ab 2017 wurde es deutlich weniger.

• Der Gönnerverein unterstützte aber auch Projekte und sprach Beiträge für die Schule z. B. Hausfassaden, Hauseingang, Fenster, EDV-System …

• Oder wir kauften Materialien wie zwei Töpferöfen, Drehscheiben, Maschinen für die Holzwerkstatt, Teppiche, Vorhänge …

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