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9. Kl. Für uns hat sich das Leben verändert

«Für uns hat sich das Leben verändert»

Patrick Hunziker Fachlehrer Was in der 9. Klasse nicht alles neu ist! Ein neuer Ort innerhalb des Schulhauses, neue Fächer, neue Lehrpersonen, neue Sitten. Was, der will ernsthaft, dass wir im Unterricht Hochdeutsch sprechen?! Und es gibt nur ein einziges Kennenlernspiel pro Jahr – geht ja gar nicht! Das kann ja heiter werden, dachten sich zu Beginn des Schuljahres nicht nur die Schülerinnen und Schüler.

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Das Spielen war generell hoch im Kurs, nicht nur wegen dem ewig gewünschten Kennenlernspiel. Die Klasse brachte den Ping Pong-Tisch mit in die Oberstufe, wo fortan rund um die Uhr (das heisst, in jeder noch so kurzen Fünfminuten-Pause) gespielt wurde! Dass sich dadurch die Fertigkeiten mit dem kleinen Ball weitaus stärker verbessert haben sollen als die schulischen, ist jedoch nur ein Gerücht.

Der Spieltrieb machte sich auch im Forstprojekt bei der Arbeit im Wald bemerkbar, wie folgender Tatsachenbericht von zwei Direktbeteiligten veranschaulicht: «Unseren ersten Baum fällten wir alle gemeinsam mit Schweiss und Blut. Dann entschieden wir uns, einen Wettkampf zu machen: Wir teilten uns in zwei Gruppen auf, Mädchen gegen Jungs. Es gewannen: die Besten, die Allerbesten, DIE MÄDELS. Es war ein schwieriger und anstrengender Weg zum ultimativen Sieg. Doch letztendlich hatten wir es geschafft.» Keine falsche Bescheidenheit, Ehre, wem Ehre gebührt.

Später im Schuljahr wurde es dann doch noch ernsthaft. Neue Fragen und Themen tauchten auf, die die Jugendlichen beschäftigten. Hast du mitgekriegt, dass die jetzt abends immer rausgehen? Und der hat was mit einer von dort, weisst du das schon? Ist das normal, bin ich normal? Möchte ich das überhaupt sein, normal? Freundschaften gingen auseinander, es kriselte. Und doch war vieles auch neu, aufregend und schön. Zwischendurch strichen wir die Wände unseres Klassenzimmers. Nun strahlten sie in neuem Weiss und alle waren glücklich. Fürs Dekorieren hat die Energie dann nicht mehr ganz gereicht, trotz zur Verfügung gestellter Bilderrahmen. Soll sich die nächste Klasse darum kümmern.

So verging ein Jahr. Die Jugendlichen arbeiteten zwei Wochen in einem Betrieb und drei auf einem Bauernhof. In der Schule waren sie auch viel, manche sogar mit Interesse. Lehrer nervten. Und Lehrer nervten sich über die Klasse. Tests wurden wiederholt und gleich nochmals versiebt. Das Chorprojekt fand letztlich statt, aber ohne 9. Klasse. Man wuchs, man lebte sich auseinander, man hatte es lustig, man war einfach da.

Und nun? Manche gehen, einige bleiben. Es geht in die 10. Klasse. Irgendwie sind wir schon bereit dafür, oder?

Patrick Hunziker

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