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Die Jungen bekommen Oberwasser

Alexander Noren heisst der Sieger des diesjährigen Omega European Masters von Crans-Montana. Das Turnier verlief sehr spannend, aber am Schluss stand wieder ein Name ganz zuoberst auf der Rangliste, den niemand kannte. Niemand? Noren ist einer der jungen Wilden der European Tour, die neue Massstäbe setzen werden.

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Einiges war neu, einiges war altvertraut, und einiges war spektakulär, in Crans-Montana in dieser ersten Septemberwoche. Zahlreiche alte Bekannte zum Beispiel traf man, trafen sich auf dem Golfplatz; sei es unter den Spielern oder unter den Zuschauern. Seitens der Spieler waren das Namen wie Westwood, Clarke, McDowell, Jimenez, Rumford, Björn oder Campbell – alte Bekannte eben, aber nicht alle mehr in der Lage, um den Sieg mitzuspielen.

Aber auch ausserhalb der Seile auf dem Golfplatz traf man sich; denn Crans-Montana hat sich einmal mehr als der grosse Treffpunkt gegen Ende des Sommers bestätigt. Man pilgert aufs Haut-Plateau, auch wenn die Anreise etwas umständlich ist, weil man dazu gehört, weil man alten Freunden begegnet, und weil alles so wunderbar entspannt und inspirierend ist während dieser Woche. Das Ambiente, das Wetter, das Niveau des Spiels und auch das Dabeisein per se.

Gerade das Wetter verdient eine Randnotiz. Regen während der ersten beiden Turniertage und vor allem während der Nächte hatte die Greens aufgeweicht, welche sich noch am Dienstag, dem Tag der Practice Round, pickelhart gezeigt hatten. Das Ergebnis war klar – die Scores gingen tiefer denn je, der Cut am Freitag Abend lag mit zwei unter Par genau zwei Schläge tiefer als 2008. Am Samstag Morgen dann, zum Auftakt der beiden Schlussrunden, war der Himmel stahlblau, die Fernsicht ausgezeichnet, die verschneiten Gipfel zum Greifen nah. CransMontana zeigte sich schöner denn je!

Rumford – Aiken – Noren

Von so guten Bedingungen, nicht einmal gestört von besonders viel Wind, konnte man deshalb auch einen spannenden Turnierverlauf erwarten. Bereits am ersten Tag spielte Brett Rumford, der Champion von 2007, mit 62 die beste Runde des gesamten Turniers. Doch, wie erwartet, konnte er das Tempo schon am zweiten Tag nicht durchhalten und begann, Boden zu verlieren. Thomas Aiken aus Südafrika hiess der Zweitrundenleader; auch er

Ein aussergewöhnlicher Jahrgang

Das Omega European Masters 2009 war das 75. Swiss Open, und es fand zum 63. Mal in Crans-Montana statt. Trotz seines «biblischen» Alters hat es nichts von seinem Reiz verloren, denn es entwickelt und verbessert sich – auch im Hinblick auf eine erspriessliche Zukunft – stets weiter. Der Turnierdirektor Yves Mittaz zieht Bilanz über den prächtigen Jahrgang 2009.

Ehre, wem Ehre gebührt: beginnen wir zuerst, über den Parcours zu sprechen. Wie es schien, war er in diesem Jahr relativ leicht zu spielen: «Es ist gut möglich, dass das zutrifft, denn im Gegensatz zu den Vorjahren war dieser Sommer sehr trocken, daher waren die Roughs weniger dicht und tief», erklärt Yves Mittaz. «Und die Greens waren relativ weich, weil es am Dienstag und Mittwoch in der Nacht geregnet hat. Was die Greens betrifft, so haben die Spieler diese als ausgezeichnet gerühmt. Man muss sich vergegenwärtigen, dass der Parcours wegen dem rauen Winter erst mit einem Monat Verspätung eröffnet werden konnte; dazu kam noch der Befall mit Fusariose. Anfang Mai präsentierten sich die Greens in einem jämmerlichen Zustand. Der Greenkeper der PGA hat uns damals sogar geraten, das Turnier zu annullieren… Jedes Frühjahr müssen wir hier erneut zur Kenntnis nehmen, dass wir mit dem Unterhalt des Platzes wieder bei Null zu beginnen haben. Nachdem der Parcours Ende der neunziger Jahre mit dem Ziel, ihn selektiver zu gestalten, modifiziert worden war, dauerte es eine gewisse Frist, bis sich die Spieler von seiner Qualität überzeugen liessen. Heute lautet deren einstimmiges Urteil: «Ändert nichts mehr daran – er ist perfekt!». Für Yves Mittaz war das Jahr 2009 ein Schlüsseljahr: «Wegen unserem erstmaligen Zusammenschluss mit der Asien Tour kam dem diesjährigen Turnier grosse Bedeutung zu. Von 30 Spielern aus dem Fernen Osten haben 9 den Cut geschafft, und einige wie Que, Jaidee einer aus der Gilde der Jungen, die begonnen haben, die Strukturen der European Tour aufzumischen. Aiken, 26jährig und sein erstes Jahr in der European Tour, hatte sich am British Open als Achter seinen Spitzenrang des Jahres geholt; jetzt lag er in Front des Omega European Masters, nur um am Samstag mit einer 75 wieder in den Tiefen der Rangliste zu verschwinden. oder Singh haben noch besonders auf sich aufmerksam gemacht. Man darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen, dass Yang Tiger Woods an der US PGAChampionship geschlagen hat. Das asiatische Golf befindet sich gegenwärtig in einem besonderen Hoch. Das zeigt sich auch in den Medien. So hat der Pressechef der Asien Tour täglich nicht weniger als ein Dutzend Meldungen über das European Masters versandt. Ganzseitige Beiträge über unser Turnier sind in indischen, thailändischen und philippinischen Publikationen erschienen. Das Echo in den Medien ist alles in allem phänomenal. Und das nicht nur im asiatischen Raum. Diese weltweite Präsenz erfreut natürlich auch die Sponsoren, zudem profitieren Crans-Montana, der Kanton Wallis und die ganze Schweiz von dieser Publizität. Denn Bilder, die mit ihrem alpinen Ambiente für sich sprechen, werden rund um den Globus verbreitet. Unser Turnier ist einer der wenigen Schweizer Sportanlässe mit weltweiter Beachtung!»

Aus diesen dagegen tauchte aus seiner Lauerstellung (8., mit 65 und 70) ein 27 Jahre alter Schwede auf, dessen Name ebenfalls nur Insidern bekannt war. Alexander Noren führte das Feld nach drei Runden an, und zwar ziemlich deutlich und mit -15 auf einem extremen Level; er hatte 63 geschossen und sah sich nun für die Schlussrunde mit Bradley Dredge (Sieger in Crans 2006) und mit dem eher mürrisch wirkenden Charl Schwartzel (Südafrika) gepaart. Noren – Dredge – Schwartzel? Keine elektrisierende Schlusspaarung; kein Wunder daher, dass am letzten Tag des Turniers rund doppelt so viele Zuschauer der zweitletzten Gruppe folgten, in welcher Miguel Angel Jimenez spielte.

Mit 49300 Zuschauern blieb der Rekord aus dem Jahre 2006 (52000) unangetastet, doch der Turnierdirektor zeigt sich dennoch befriedigt: «Die Partnerschaft, die wir mit verschiedenen Clubs und der ASGI eingegangen sind, hat Früchte getragen, denn der Vorverkauf der Billette lief doppelt so gut wie im Vorjahr. Indem der Club CHF 5.- pro Mitglied einzahlt, erhält er als Gegenleistung Eintrittskarten für seine Members zum halben Preis. Ich denke, dass im nächsten Jahr weitere Clubs von diesem Angebot profitieren wollen.»

Yves Mittaz betont auch die wichtige Rolle des Fernsehens: «Die TSR hat uns wertvolle Unterstützung geboten, indem sie im Rahmen ihrer sonntäglichen Sportsendung vor dem Open eine Reportage realisiert hat. 400000 Zuschauer haben so vom bevorstehenden Event Kenntnis erhalten. Dazu kommen als weitere Pluspunkte für uns die Direktsendungen am Wochenende. Wir sind sehr erfreut über diese Entwicklung.» Das einzige, was Yves Mittaz bedauert, ist das Fehlen einer eigentlichen Golfkultur in der Schweiz: «Damit sich diese entwickelt, werden noch Jahre vergehen; aber wir befinden uns auf dem richtigen Weg.»

Alle Angriffe auf die Position des Leaders fruchteten indessen nichts. Dredge schaffte es immerhin, auf dem Niveau von -18 zu Noren aufzuschliessen und diesen –meinte man – nervös zu machen. Doch Noren blieb solid; und als er aus dem Greenside Bunker des 15. Holes, einem langen und leicht aufwärts führenden Par 5, zum «Shot of the Day» ausholte, war die Entscheidung gefallen. Denn er lochte aus dem Bunker direkt zum Eagle ein, und diese 20 unter Par reichten zum komfortablen Cruisen bis «ins Ziel» und zu seinem ersten Sieg in der Main Tour. «Die Schweiz gefällt mir», eröffnete er dem Publikum anlässlich der Siegerehrung, «denn hier habe ich meinen einzigen bisherigen Sieg errungen. An der Trophée du GC de Genève in der Challenge Tour nämlich!» Dann ging’s zur Fotosession und zur kalten Dusche, die ihm Bradley Dredge (2.), Ross McGowen (3.) und Julien Clément (13., bestklassierter Schweizer) mit den zufällig herumstehenden Champagnerflaschen besorgten…

Bei bester Laune

Man muss es feststellen: vor der Ausgabe 2009 des Omega European Masters, das ja auch das Swiss Open ist, waren nicht alle Leute uneingeschränkt optimistisch. Insbesondere wegen der Konkurrenzierung durch die Playoffs der US Tour und wegen der neuen Dimension als «co-sanctionned Event» mit der Asian Tour wurden auch Fragen gestellt. Doch es zeigte sich rasch, dass die Skepsis unbegründet war. Das Feld war ausgezeichnet besetzt, die 30 asiatischen Spieler waren eine Belebung, die Zuschauer folgten dem Ruf von Crans zahlreicher als noch letztes Jahr, und dank des unschlagbaren Wetters profitierten auch Crans, das Wallis und die Schweiz massiv, weil die weltweite Abdeckung des Turniers durch das Fernsehen und die Presse besser denn je war – ein willkommener Nebeneffekt der Zusammenarbeit mit der Asian Tour. Da wird sich wohl auch Titelsponsor Omega gefreut haben…!

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