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Rebell, Bonvivant, Gentleman und Kämpfer

Die Entscheidung beim 13. Bad Ragaz PGA Seniors Open fiel erst am zweiten Extra-Loch – zu Gunsten von John Bland. Damit kürte sich der Südafrikaner zum zweitältesten Sieger auf der PGA European Seniors Tour. Bland hatte das Turnier geprägt – zusammen mit Bob Boyd, Sam Torrance und Costantino Rocca.

«Für das Bad Ragaz PGA Seniors Open ist die 13 eine Glückszahl», hatte OK-Präsident Ralph Polligkeit bereits vor dem Turnierbeginn verkündet. Er sollte Recht behalten. Die ganze Schweiz versank am zweiten August-Wochenende in Sturmfluten – ausser Bad Ragaz. Einzig am Samstag verirrten sich ein paar einzelne Regentropfen in den St. Galler Oberländer Kurort, doch die konnten weder den Pros noch den Zuschauern noch dem Platz und schon gar nicht der Stimmung etwas anhaben.

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Der Rebell

Sam Torrance, erfolgreicher Ryder-Cup-Captain des europäischen Teams im Jahr 2002, war ein Publikumsmagnet. Dabei zeigte sich der Schotte verschlossen und wortkarg, leicht exzentrisch und eigensinnig. Doch sein Golfspiel überzeugte – grösstenteils zumindest. Der Start in Turnier verlief für den 55-Jährigen harzig. Sein Gepäck – inklusive Golfsack – war in London Heathrow liegengeblieben, so dass er aufs Pro-Amn verzichten musste! Eine 72er-Runde zum Auftakt: «Ich habe gut gespielt, lag nur einmal in den Bäumen, aber ich kannte den Platz nicht.» Torrances Laune besserte sich erst am Samstag: 63 Schläge. Er blieb wortkarg, taute erst abends während der Players Party kurz auf. Und wohl auch nur, weil sich seine Tischnachbarin mehr für den breiten Silberring an Torrances linkem Daumen als für sein Golfspiel interessierte. «Carpe Diem» ist in diesen Ring eingraviert – «achte den Tag, das war auch mein Motto beim Ryder-Cup», verriet er. Und liess sich dann gar zu einem kessen Spruch hinreissen: «Wissen Sie, mit Golf ist das wie mit Sex: Man muss Freude daran haben, das ist das Wichtigste

Der Bonvivant

Ganz anders Costantino Rocca. Der Italiener ist auf und neben dem Platz der Traum eines jeden Veranstalters: kommunikativ, offen, herzlich und gesellig. Zwei Stunden vor seiner Startzeit erscheint er mit Gattin Antonella auf dem Golfgelände, dann wird im Clubhaus gefrühstückt. Zwischen Putten, Einspielen auf der Range und Besprechung mit dem Caddie kommt Rocca immer mal wieder auf einen Kaffee an die Bar, und selbst auf dem Weg zum ersten Tee plaudert er noch mit interessierten Zuschauern. Ganz locker, immer lächelnd.

Wer siegt: Gentleman oder Kämpfer?

Torrance und Rocca faszinierten die Massen, zuoberst auf dem Treppchen standen in Bad Ragaz aber andere. Einzig Bob Boyd und John Bland blieben in drei Turnierrunden unter 200 Schlägen. Auch sie zwei starke Persönlichkeiten – und grundverschieden. Der Südafrikaner Bland ist der perfekte Gentleman – zurückhaltend, charmant, höflich , ruhig und allseits beliebt. Unspektakulär, aber mit einer blitzsauberen Leistung, setzte er sich denn auch an die Spitze des Leaderboards: eine 65er-Runde zum Auftakt brachte ihn in Lauerstellung, die 69 vom Samstag nur zum Aussenseiter auf den Titel. Doch er liess erneut eine 65 folgen. Und musste als Leader im Clubhaus auf die beiden letzten Flights warten. Denn noch fehlte Boyd, der zwei Tage lang unwiederstehlich aufgespielent und das Feld angeführt hatte. Und dass der US-Amerikaner fighten kann, weiss man. Ende 2005 an Leukämie erkrankt, kämpfte er 2006 nicht auf dem Golfplatz sondern im Spitalbett, kam nach dem Sieg über den Krebs zurück auf die Tour und gewann im Februar 2007 erneut. Er behielt die Nerven, spielte am letzten Hole Birdie und zwang den zehn Jahre älteren Südafrikaner in ein Stechen. Das an Spannung nicht zu überbieten war. Erst am zweiten Extraloch krönte sich Bland mit 63 Jahren und 10 Monaten zum zweitältesten Sieger auf der PGA European Seniors Tour.

■ Mirjam Fassold

Auf den Sieg: John Bland feiert mit Gattin Sonja

Costantino Rocca mit seinem Ragazer Caddie Bruno Rieser

«Nur ein einziges Mal im Gebüsch»: Sam Torrance

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