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Champions (II) Open

Es gibt ein Swiss Open, und die älteren Golfer speziell im Welschland wissen das, weil sie es immer noch «L'Open» nennen.

Dass ein Einheimischer das Open seines eigenen Landes gewinnt, das ist im Falle des US Open nicht so aussergewöhnlich; immerhin tummeln sichDutzende von Siegesanwärtern auf der Tour. Da liegen die Dinge in Europa dann doch etwas anders.

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Zum Turnierkalender der PGA European Tour gehören zahlreiche nationale Open; teilweise auch von Ländern, die das kompetitive Personal im Prinzip nicht haben, um die eigenen offenen Landesmeisterschaften zu gewinnen. Wie Österreich zum Beispiel. Es gibt ein Austrian Open, welches dieses Jahr erstmals im Tourkalender figurierte, nachdem es jahrelang ein Challenge-Tour-Event gewesen war. Und – da scha’ her – gewonnen hat es jetzt Markus Brier, ein 37-jähriger Wiener, der sich seit Jahren auf der Tour hat halten können, ohne jemals grosse Stricke zerrissen zu haben. Anmerkung aus Schweizer Sicht: sich auf der Tour zu halten, das kommt im Prinzip dem Zerreissen grosser Stricke gleich.

Markus Brier lag während der ganzen vier Runden ganz vorne in der Rangliste, war nach Runde 3 Leader. Eine traumhafte Situation – und tatsächlich tauchten die gesamten österreichischen Golfspieler wohl in corpore auf dem GC Fontana nahe Wien auf, um ihrem Freund und Landsmann auf seinem Triumphmarsch beizustehen. Nun ja, vielleicht nicht ausnahmslos alle österreichischen Golfer; aber Tausende. Das letzte Loch, ein schwieriges, hufeisenförmig um einen See herum drapiertes Par 5, war gesäumt wie am US Open, die Tribünen knallvoll, und der Jubel grenzenlos. Brier hätte ein Bogey zum Siegen gereicht; das hinderte ihn nicht daran, das Green mit dem zweiten Schlag anzugreifen – alles über Wasser! Er traf, das Volk sprang auf, der Jubel kannte keine Grenzen mehr. Den langen Eagle-Putt setzte er magistral nahe an den Stock, das Birdie war das i-Tüpfelchen auf dieser grossartigen Leistung. Schliesslich waren auch die Jubelszenen nach dem Einlochen von amerikanischer Dimension: die ganze Familie Brier stürzte dem Sieger in die Arme, und alle österreichischen Golfer – oder zumindest die paar Tausend, welche anwesend waren – klopften ihm auf die Schulter.

Der Sieg von Markus Brier am Austrian Open war natürlich eine Sternstunde für den Golfsport in Österreich. In unserem östlichen Nachbarland ist punkto Golf sowieso in den letzten 15, 20 Jahren alles richtig gemacht worden. Da sind die Verhältnisse in Italien dann doch ein wenig komplizierter. Zwar gewann auch hier ein Landsmann das nationale Open – mit Francesco Molinari sogar ein regelrechter Shooting Star, noch jung. Einer, der es als Amateur schon ans US Masters geschafft hatte, Pro wurde und jetzt sicher eine glanzvolle Karriere mit zahlreichen Höhepunkten vor sich hat. Das Italian Open fand im Castello di Tolcinasco G&CC in der Nähe von Mailand statt. Dort, wie wir wissen, gibt es zahlreiche Golfer, die im August im Engadin, aber noch viel mehr in Crans-Montana für die Umsätze sorgen und sich um die Startzeiten reissen. Die steckten Anfang Mai noch tief im Winterschlaf, konnten sich deshalb nicht hinaus auf den Golfplatz bemühen, um Molinari beim Siegen zuzusehen und zuzujubeln. So blieb es beim Italian Open bei den üblichen paar Hundert Fans; von Sternstunde zu reden erübrigt sich. Molinari wurde beiläufig wahrgenommen; wichtig, wie wir wissen, ist ja eh nur das eigene Spiel.

NB. Auch das Malaysian Open, zur European Tour zählend, wurde von einem Einheimischen gewonnen; er heisst Charlie Wi. Alle andern bisherigen europäischen Open dieses Jahres wurden von Ausländern gewonnen. Das US Open 2006 ging an Geoff Ogilvy, einen Australier. Das 2006 erstmals ausgetragene Ladies Swiss Open wurde von einer Französin gewonnen.

Sicher ist: wenn ein Schweizer das Omega European Masters, das eigentlich das Swiss Open ist, gewinnt, kommt es auch in der Schweiz zu einer Sternstunde des Golfsports!

■ Urs Bretscher

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