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Spitzengolf im Maggiatal

Anlässlich der ersten Austragung des Deutsche Bank Ladies Swiss Open in Losone zeigten die Spielerinnen der Ladies European Tour, zu denen auch die drei Schweizerinnen Nora Angehrn, Florence Lüscher und Frederique Seeholzer gehören, wie attraktiv Frauengolf sein kann. Auf dem hervorragend präsentierenden Platz zuunterst an der Maggia gewann schliesslich die Französin Gwladys Nocera mit drei Schlägen Vorsprung auf die Engländerin Laura Davies.

Es wimmelt nicht gerade von Stars in der LET; das hatte man bereits vor dem Turnier gewusst. Kein Wunder, dass die Engländerin Laura Davies während aller vier Runden ein ansehnliche Schar von Fans mit sich auf dem Parcours hatte. Die ersten beiden Runden spielte sie mit der Zürcherin Nora Angehrn zusammen – als dritte war Lynette Brooky im Flight mit dabei, welche in der Woche vor Losone in Spanien Siegerin war.

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Dieses Trio infernal war natürlich das Highlight der beiden ersten Tage; doch die drei mussten sich trennen. Davies lag an der Spitze des Klassements, Angehrn hatte den Cut ziemlich knapp überstanden, und Brooky bekam zwei Tage zusätzliche Ferien übers Wochenende.

Auch die anderen Schweizerinnen fanden das Interesse der Fachleute. Nach einer 73 in der ersten Runde hatte Fabienne In-Albon alle Chance, zur allgemeinen Überraschung den Cut zu überstehen. Das verpasste sie am Schluss leider deutlich, obschon sie am ersten Tag den Eindruck bekommen hatte, «da ganz leidlich mithalten zu können», wie sie selber sagte. Technisch und mental ist die Innerschweizerin auf jeden Fall der richtige Typ, um es auf der Tour zu schaffen; und das Abenteuer in Losone hat sie auch darin bekräftigt, dass Pro werden genau das ist, was sie will (und nach ihrer bevorstehenden College-Zeit in Indianapolis an der Purdue University auch tun wird).

Nachdem «wir Schweizer» drei Spielerinnen im Feld der LET haben, die sich zudem bisher sehr gut schlagen, war es extrem begrüssenswert für den Golfsport der Schweiz, dank privater Initiative und dem Engagement der Deutschen Bank als Hauptsponsor auch zu einem in der

Schweiz stattfindenden, internationalen Ladies-Turnier zu kommen. Es findet auf einer der schöneren Golfanlagen des Landes statt, wird sich aber, wie die erste Austragung gezeigt hat, seinen Platz beim Publikum erst noch erkämpfen müssen. Natürlich liegt Losone weit weg von den grossen Zentren des Landes; und man muss generell auch davon ausgehen, dass Golf in den mediterranen Ländern noch kaum jemals grosse Zuschauermassen mobilisiert hat. Deshalb war über das Zuschaueraufkommen dieses ersten Ladies Swiss Open nur enttäuscht, wer unrealistische Erwartungen gehegt hatte. Doch dieses erste «Deutsche Bank Ladies Swiss Open» hat in sportlicher Hinsicht mehr als überzeugt und wird dem wettkampfmässigen Frauengolf in der Schweiz hoffentlich einige willkommene Impulse geben. Denn nicht nur Journalisten merken, dass die Girls und Ladies gegenüber ihren männlichen Kollegen noch etwas Rückstand haben; auch die Sportkommission der ASG und die Verantwortlichen für den Nachwuchs, an der Spitze Barbara Eberhart, haben Sorgenfalten ob der schmalen Spitze bei den Frauen. Dass sich für die eine Woche nach Losone stattfindenden Schweizer Meisterschaften genau acht Teilnehmerinnen eingeschrieben haben, das ist sicherlich nicht Ausdruck einer leistungsorientierten, breiten Basis, wie wir sie bei den Boys haben.

Genau deshalb ist es eine grosse Chance, mit einem Swiss Open nun ein Turnier im Lande zu haben, das auch den Frauen eine Plattform für einen Start in eine Tourkarriere sein könnte. Dass beim ersten Start auf europäischem Niveau das «Schnuppern» noch davon abgehalten hat, für einen Paukenschlag zu sorgen, das verwundert nicht. Nicht nur Fabienne In-Albon, sondern zum Beispiel auch Stephanie Noser hat in Losone gemerkt, dass sie hier eigentlich mithalten könnte. Den Schritt von dieser Erkenntnis zu vier Runden in Folge mit einem passablen Score, den werden sie tun – für manche ein Klacks, für andere eine unüberwindliche Hürde. Doch das – man weiss es – ist Golf; ist Sport. Viele müssen es versuchen, einige werden es schaffen.

So oder so: Losone war eine Reise wert, obschon kaum ein Weg an der Bewältigung des Gotthards vorbeiführte, der da noch offen war. Man darf zuversichtlich sein, dass nächstes Jahr wesentlich mehr Deutschschweizer Golfer und Golferinnen sich zu diesem Rendezvous im Tessin mit der Ladies European Tour einfinden werden!

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