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Shafts
Meistens ist die Rede vom Clubhead, wenn es um Driver geht. Dabei weiss man längst, dass der Schaft den Ballflug mindestens so beeinflussen kann wie der Clubhead. Das gilt natürlich für alle Clubs im Bag; doch der Driver kommt im Schnitt häufiger zum Einsatz als alle andern Clubs (mit Ausnahme des Putters). Drives sind wohl die wichtigsten Schläge; soll ein anständiges Score herausschauen, so ist es sehr hilfreich, wenn man den Ball zumindest im Spiel hat – besser noch auf dem Fairway, und am besten dazu noch sehr lang. Dazu kann der richtige Schaft verhelfen.

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Alle Schäfte wurden in Club Connex Gewinde montiert, was den Messwert der Frequency um 3 bis 4 Punkte senkt.
«Driver Fitting»: das ist eine Wissenschaft, die von sehr viel Technologie unterstützt wird. Nach zahlreichen Artikeln zu diesem Thema in den letzten Jahren sind wir von «Golf Suisse» jetzt einen Schritt weiter gegangen. Zusammen mit dem besten Clubfitter der Schweiz und einer Hightech-Anlage, welche alle Daten eines Abschlags er-
Daten Schäfte 2006
Shaft
Graphite Design Tour AD I 65
Graphite Design Purple Ice 65
Graphite Design 702 Prototype
Graphite Design YS-6+
Graffaloy Pro Lite 3.5
Graffaloy Pro launch Blue 65
Grafalloy Prototype NT Comp 65
Fujikura Speeder 553 Tour Spec
Fujikura Speeder 757Tour Spec
Fujikura 27.3 Tour Platform Series
Fujikura ZCOM TW74 T29
Accuflex ICON V.2
Accu Launch 60
FlexGrammTorq.FlexInchSW
Stiff74 25545D2-3
Stiff662.5°25245.25D2-3
Stiff722.5°26744.75D2-3
Stiff663.5°25445.25D2-3
Stiff693.5°26245D2-3
Stiff662.8°26145D2-3
Stiff633.126045D2-3
Stiff61 25445.25D2-3
Stiff79 25945D2-3
Stiff723.8°25144.75D2-3
Stiff81 24245.25D2-3
Stiff734.0°26244.75D2-3
Stiff64 25544.75D2-3
Accuflex Pro LD World Champ. Stiff60 25545.25D2-3
Accuflex Assassin CW 46.653384 World Champ.Stiff703.5°25545D2-3
Accuflex Evolution Nano Composite
UST Pro Force V2
Stiff85 26644.5D2-3
Stiff633.0°25345D2-3
Aldila NVS 65 Stiff67 24644.75D2-3
Aldila NV 65 X -703.5°27144.5D2-3
Aldila NV 65-350
Stiff713.5°25445D2-3 fassen kann, haben wir eine Truppe von ausgesuchten Longhittern, aber mit unterschiedlichen Schwüngen und auch unterschiedlichen golferischen Zielsetzungen, auf die Driving Range des GC Thunersee geschickt. Sie mussten sich mit Testmaterial beschäftigen, das es in dieser Form weitherum – manche reden von einer Weltpremiere – noch nie gegeben hat.

Vorgängig haben wir uns von den sechs führenden SchaftHerstellern der Welt eine Auswahl von Driverschäften aus ihrem Programm schicken lassen, nachdem wir ihnen unser Projekt im persönlichen Gespräch an der PGA Merchandise Show von Orlando vorgestellt haben. Sie heissen Aldila, Fujikura, Graphit Design, UST, Grafalloy (gehört zu True Temper) und Accuflex. Nicht alle sind sie im europäischen Vertrieb gleich aktiv; aber sie haben alle TopSpieler unter den Pros der verschiedenen Tours unter Vertrag, welche mit ihrem Material spielen.
Die Schäfte haben in den letzten Jahren eine unglaubliche Innovation erlebt; von dieser können alle Golfer profitieren, wenn sie nur wollen!
Der Test
Von dieser Entwicklung profitieren, das heisst zuerst einmal, dass man herausfinden muss, welcher Schaft in welchem Flex denn nun ganz genau zu seinem eigenen Schwung passt. Das ist nur möglich mit Hilfe eines Launch Monitors, den nur der erfahrene Clubfitter be- dienen und auswerten kann. Denn es geht längst nicht mehr nur um den Clubhead-Speed – andere Faktoren sind mindestens so wichtig, wie der Launch Angle, die Backspin-Rate und der Aufbau der Beschleunigung, die nicht einmal die Maschine, sondern nur das geübte Auge des Pros analysieren kann.

Den genau passenden Schaft auszulesen, auch das ist anschliessend eine Sache für den Berufsmann. Mit dem Test der Schäfte, den wir durchgeführt haben, zeigen wir auf, wie viele Variationen möglich sind, und wie sehr man sich deshalb auch verhauen kann, wenn man den falschen Schaft im Driver hat.
Das ist wörtlich zu verstehen: mit einem «unpassenden» Schaft haut man wirklich dauernd daneben. Dabei besteht das Problem darin, dass die meisten Golfer den Fehler bei sich und nicht bei ihrem (teuren) Material suchen. Das ist eine Sackgasse; und das muss auch nicht sein. Jeder Golfer, jede Golferin, die nach einem Fitting plötzlich Clubs in den Händen hat, die passen, ist mehr als erstaunt über die «plötzlichen Fortschritte».
Ein erster Schritt wäre es, jede Chance zu packen, anlässlich von Demo Days jeden verfügbaren Driver auszuprobieren. Da kann einem schon mal klar werden, dass der eigene Schläger vielleicht nicht wirklich der bestmögliche ist. Doch wer es genau wissen will, der kommt an einem professionellen Driver-Fitting nicht vorbei; sei es zusammen mit seinem eigenen Pro auf einem dazu eingerichteten Swing Analyzer, sei es auch bei einem Ausflug in eines

Clubheads und Shafts: von Makser erhielten wir 10 identische Clubheads, Modell AS 460 SP-700.Sie trafen per Paket aus Spanien ein. Die Schäfte wurden direkt von den Herstellern aus den USA, teilweise von denEuropavertretungen inEngland an Golf Suisse geschickt. Clubmaker Alain Pfister war anschliessend dafür besorgt, die Schäfte in die Clubheads zu montieren.

Der Test fand auf der Driving Range des GC Thunersees statt, wo Pfister seine FittingAbschlagsbox hat (gleichzeitig auch Titleist Fitting Center). Beteiligt waren die gesamte Redaktionsequipe aus dem Ressort Equipment: Tom Page, MartinSchnöller, Alain Pfister, Jakob Hlasek, Jean Jacques Blatti, Jacques Houriet (stehend), Jann Schmid (am Ball). Rechts auf dem Bank Patrick Messerli, Junior im GCT, der «Balljunge du jour». Das Gerät in der Bildmitte ist der Radar-Launch-Monitor. Shafts

70 Mph Slow 80 Mph90 Mph
Swing Speed
175 m 190 m Carry Distance
160 M
Alle Hersteller haben Dutzende von Modellen in allen Flexes im Programm; von ultra light bis extrem schwer. Golfern und Golferinnen mit einer Schwunggeschwindigkeit von unter 80 mph sind meistens leichte Schäfte mit einem weichen Flex zu empfehlen, die den Ball aktiv kicken (beschleunigen).
Beispiele:
• Aldila NV oder NVS 55 A.
• Fujikura Vista Pro 50 A.
• Graffalloy Pro Launch Blue 45 / 55 A.
Ältere Golfer,Senioren dagegen schwingen zwar manchmal auch etwas langsamer, haben aber einen kürzeren Backswing und daher eine etwas rabiatere Beschleunigung, was wieder einen härteren Schaft erfordert.
Härtenskala der Schäfte von hart bis weich: XS, X, S, R, A, L, J
Der durchschnittliche Clubgolfer schwingt mit einem Clubhead-Speed von 80 bis 90 Meilen pro Stunde (mph). Er erreicht eine Ballgeschwindigkeit von 120 bis 130 mph; Carry und Roll zusammen ergeben je nach Luft- und Bodenverhältnissen 180 bis 230 Meter Distanz. Aus unseren Test-Schäften sind ihm zum Beispiel der Aldila NV 65 (Regular Flex), der Speeder 553 oder der Z-COM, beide von Fujikura und beide in R-Flex, zu empfehlen.

Welcher Schaft für mich?
Fortgeschrittene Amateure haben SwingSpeeds zwischen 90 und 100 mph. Auch sie können von einem R-Schaft in der Regel noch profitieren. Empfohlen werden können ihnen zum Beispiel:
• Grafalloy Pro Launch Blue 65 R, 66 gr.
• Aldila NVS 65 R, 67 gr.
• Graphite Design Purple Ice 65 R, 66 gr.
Aus dem extrem umfangreichen Marktangebot das richtige auszuwählen ist schwierig. Wir haben aus unseren Testschäften für sieben verschiedene Swing-Speeds drei gut geeignete Schäfte vorgeschlagen; am Beispiel von vier unserer Testspieler ihre konkreten Präferenzen, auf der Basis der Daten, welche auf dem Launch Monitor erhoben worden sind.
Treffer: um die Qualität des Ballkontakts zu beurteilen, klebt der Clubfitter spezielle Kleber auf die Schlagfläche, welche die Trefferfläche anzeigen.
Shafts
Die Übersicht zeigt diese Resultate. Bei der Auswahl des am besten geeigneten Schaftes sollte sich jeder Golfer vom Pro, allenfalls vom Fitting-Experten beraten lassen oder gar eine Investition in ein Custom Fitting inErwägung ziehen.
Gewicht, Frequency und Flex sind die Werte die aussagen, ob ein Driver für einen individuellen Spieler gut, mässig oder gar nicht spielbar ist. Das richtige Gewicht des Clubs hilft ihm, seinen Rythmus zu finden. Die richtige Frequency ist ein Mass für die bestmögliche Energieübertragung auf den Ball, und der Flex muss an die Schwunggeschwindigkeit angepasst sein, weil sich der Driver sonst zu weich (whippy, «schlabberig») oder zu steif verhält.
Martin Schnöller, Journalist und Clubgolfer, Hcp 12, Clubhead-Speed 102 mph, Ballspeed 144 mph, Backspin-Rate durchschnittlich 3400 rpm. Die für ihn am besten geeigneten Schäfte sind der Accuflex Evolution Nano Composite S (85 gr, Frequency 266), der Aldila NV 65 S (71 gr, F 254) und der Accuflex Assassin CW 46 S (70 gr, F 255). Beste CarryDistanz mit dem Evolution: 215,7 m.

Jean Jacques Blatti, ehemaliger Playing Pro, Clubhead-Speed 112,8 mph, Ballspeed 161,8 mph, Backspin-Rate mit allen drei Schäften unter 3000 rpm. Für ihn am besten geeignet sind der Fujikura Speeder 553 Tour Spec S (61 gr, Frequency 254), der UST Proforce V2 S (63 gr, 253) und der Aldila NV 65 S (70 gr, 271). Blattis Carry-Distanz mit dem Proforce V2: 254,9 m.
Jakob Hlasek, ehemaliger Tennisprofi, heute mit Hcp 2 ein sehr guter Amateurgolfer. Spielt im GCMontreux.
Clubhead Speed: 106,5 mph. Ball-Speed: 154,4 mph. Am besten geeignet: der permanenten Fitting Centers, welche die grossen Marken unterhalten. Das hingegen lässt sich definitiv nicht auf eigene Faust, sondern ausschliesslich zusammen mit seinem Pro organisieren. Solche Centers haben Callaway in London und Carlsbad, Taylor Made in Herzogenaurach und Carlsbad, Wilson in Schottland oder Ping in Arizona.

• Fujikura Z-COM TW74 S, 81 gr, F 242.
• Grafalloy Prototype NTComp S, 63 gr, F 260.
• Graphite Design Purple Ice 65 S, 66 gr, F 252.
Hlaseks Carry-Distanz mit dem Z-Com: 237,7 m, bei einer Backspin-Rate von 3735 rpm.
Jann Schmid, Playing Pro, ClubheadSpeed 118,1 mph, Ballspeed 172,2 mph, Backspin-Rate 2805 rpm. Die für ihn am besten geeigneten Schäfte sind der Graphite Design Tour AD S (71 Gramm), der Fujikura Speeder 553 Tour Spec S (61 gr) und der Grafalloy Prototype NT Comp S (63); alle haben Frequencies zwischen 255 und 260. Schmid hat die besten Carry-Distanzen mit dem Tour AD: 274,9 m.

Was wir machten
Von allen sechs Schaftherstellern orderten wir die technologisch führenden Produkte; also Driverschäfte, und zwar mehrere Modelle für verschiedene Spielertypen. Diese setzte Clubfitter Alain Pfister in identische Driverköpfe ein, die uns die kleine spanische Marke Makser lieferte. Es ist ihr aktuelles Topmodell; der AS 460, und zwar mit einem Loft von 9°; ein Driver, der in der R&A-Liste der «Conforming Driver» figuriert, also perfekt legal ist. Pfister setzte ein System ein, das es dem Clubfitter erlaubt, einen Spieler innert kürzester Zeit mit verschiedenen Schäften, aber dem gleichen Clubhead zu testen. Unten an den Schäften und in den Röhrchen der Clubheads werden Gewinde eingeklebt; ein ähnliches System hat Callaway kürzlich für ihre eigenen Fitting-Zentren vorgestellt. Clubhead und Schaft können zusammengeschraubt werden. Die Charakteristika des Schaftes verändern sich so kaum, und das zusätzliche Gewicht macht etwa drei Gramm aus – ebenfalls vernachlässigbar.
Wie üblich interessierte uns bei den Test-Schäften, für welchen Spielertypen sich welcher Schaft genau eignet. Glücklicherweise gibt es meistens Überschneidungen, was darum komfortabel ist, weil man sich seine Schäfte aus verschiedenen Marken auswählen kann; giftgrün, pink, schwarz oder was immer muss nicht jedermanns Vorlieben entsprechen, weshalb man sich innerhalb der vorgeschlagenen Produktgruppe zwischen mehreren Modellen verschiedener Hersteller entscheiden kann.
Warum nicht ein Testroboter? Nun, das ist ganz einfach: sogenannte «Iron Byrons», also ballschlagende Roboter, denen Swing-Speed, Launch Angle und so weiter vorgegeben werden können, gibt es in Europa nicht. Zudem haben sie einen entscheidenden Nachteil, der im vorliegenden Test nicht hätte hingenommen werden können – sie können nur perfekt schwingen. In Driver nachgerüstete Schäfte müssen aber bekanntlich zu nicht so perfekten Schwüngen passen, und nicht zu Robotern. Das galt es herauszufinden.
Schlussfolgerungen in der Zusammenfassung
• Es gibt einen Schaft für jeden Schwung.
• Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Schafttypen sind enorm gross.
• Mit dem falschen Schaft ist es kaum möglich, regelmässig gute Abschläge hinzukriegen.
• Jeder Spieler bemerkt den Unterschied zwischen einem Schaft, der zu ihm passt, und einem solchen, der überhaupt nicht passt, sofort.
• In den meisten Fällen bieten sich verschiedene Schäfte von mehreren Herstellern an, die sehr ähnliche Eigenschaften haben.
• Mit dem passenden Schaft gelingen den meisten Spielern nicht nur längere, sondern auch geradere Drives.
• Für die Auswahl eines passenden Schaftes ist es wichtig, seine Schwungdaten zu kennen, die auf einem Launch Monitor ermittelt werden können.
• Die Messwerte allein genügen jedoch nicht. Um die beste Wahl zu treffen, ist das geübte Auge des Pros beziehungsweise des Clubfitters (sofern dieser gleichzeitig auch Pro ist) notwendig. Nur er kennt die Eigenschaften der Schäfte gut genug, um den am besten passenden Schaft empfehlen zu können.
• Schäfte kosten je nach Marke und Modell zwischen 100 und mehreren 100 Franken. Dazu kommen die Kosten des Club Fitting und die Montagekosten. Wenn man sich also dazu entschliesst, seinen Driver mit einem neuen Schaft aufzurüsten, wird das höchstens gleich viel kosten wie ein neuer Driver. Alternativ besteht die Möglichkeit, sich nach einem Fitting (das heisst, nachdem man herausgefunden hat, welches der richtige Schaft ist) gleich einen neuen Driver mit dem betreffenden Schaft zu ordern; die grossen Marken bieten die gängigsten Schaftmodelle als Option an.