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Open Champions (I)

Aus Schweizer Sicht gibt es drei Open, welche speziell interessieren. Eines hat Mitte Juni bereits stattgefunden; das 106. US Open in Winged Foot im Bundesstaat New York wird vor allem von den Amerikanern als das beste Golfturnier der Welt eingestuft. Entsprechend stolz sind sie deshalb über die Tatsache, dass in der Siegerliste ihrer offenen nationalen Meisterschaften zahlreiche Amerikaner auftauchen (dazu vor allem in jüngster Zeit auch einige Südafrikaner und andere Exoten wie Michael Campbell aus Neuseeland oder Geoff Ogilvy aus Australien).

Aber kaum Europäer. Aus hiesiger Sicht wird eher The Open Championship, welche vom R&A in Grossbritannien durchgeführt wird, als das Top-Turnier betrachtet. Das ist vielleicht nicht so falsch, weil «unser» Open die offensten Qualifikationsmöglichkeiten hat – jeder Pro, jeder Amateur mit dem richtigen Handicap kann sich anmelden und starten. Das tun denn auch Tausende. Ebenfalls für das britische Open spricht die Tatsache, dass es auf den ursprünglichsten Golfplätzen gespielt wird; dass das Parkland-Element also, anders als beim US Open, kaum ins Spiel kommt. Der letzte Brite, der das Open gewonnen hat, war der Schotte Paul Lawrie 1999 (als der Franzose Jean Van de Velde mit einer Sieben am Schlussloch die golferische Unsterblichkeit erlangte). Weil die Golfplätze, auf welchen

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The Open gespielt wird, meistens am Meer liegen, harte sandige Fairways und Greens haben und dem Wind ausgesetzt sind, kann nur ein wirklich solider Ballstriker, der den Ball auch flach halten kann und das Spiel dem Boden entlang beherrscht, hier gewinnen – Drop-and-Stop, das geht hier nicht. Bump-and-Roll heisst das Zauberwort. Das dritte wichtige Open ist das Swiss Open. Es ist noch nie von einem Schweizer gewonnen worden; während des Zweiten Weltkriegs ist es nicht ausgetragen worden, und vorher sind die Aufzeichnungen lückenhaft. 1930 bis 1938 wurden zusätzlich Swiss Open Amateur Championships auf wechselnden Plätzen gespielt; 1931 und 1938 hat ein H. Schweizer junior gewonnen, beide Male in Luzern; von ihm darf man vermuten, dass er Schweizer war. Und auch das Championnat Internationnal Suisse haben ab und zu einen einheimischen Sieger gesehen – anders als das «Open». Seit 1948 ist dieses offen für alle, Pros oder Amateure, und die ASG hat genaue Qualifikationskriterien. Es ist sicher, dass unsere besten Golfer in Crans-Montana an den Start gehen werden. Jeder hat auch den insgeheimen Traum, das Swiss Open zu gewinnen. Es wird sich zeigen, ob sie auch das technische Können und die mentale Robustheit haben, um diesen Traum zum Leben zuerwecken. Angesichts der ausländischen Übermacht wird das auch dieses Jahr nicht so einfach sein – nicht zuletzt deswegen, weil es sich um das Omega European Masters handelt, das zur European Tour zählt. Wer weiss schon noch, dass das im Grunde genommen unser Open ist?

Aber zurück zu den Nerven. Einer mit Namen Phil Mickelson hat sie nicht gehabt. Ein simples Par am Schlussloch hätte ihm gereicht, um das US Open 2006 zu gewinnen. Natürlich – auf einem extrem schweren Golfplatz, auf welchem man vor allem die Abschläge auf den Fairway hatte schiessen müssen. Phil notierte Double Bogey, und der Sieger hiess deshalb Geoff Ogilvy, Australier – der erste Aussie seit Greg Norman und Steve Elkington, der sich als Sieger eines Majors ausrufen lassen konnte. Aber auch Colin Montgomerie hat den Penalty verschossen. Schlaggleich mit Phil lag er auf der 18 mit seinemDrive Mitte Fairway. Par wäre der Sieg gewesen, Bogey hätte Playoff bedeutet. Aber Montgomerie schoss ins Rough und kratzte ebenfalls ein Double Bogey zusammen. So wird er wahrscheinlich auf immer und ewig die tragische Figur bleiben, die nie ein Major hat gewinnen können… «Open Champions» hat eine Fortsetzung – lesen Sie weiter auf Seite 90.

■ Urs Bretscher, Chefredaktor

Titel: Martin Rominger am Credit Suisse Challenge inWylihof

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