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Tango und Maradona!
Als ob Argentinien nicht mehr zu bieten hätte! Zugegeben, es liegt nicht direkt am gängigen Touristenpfad von Herr und Frau Schweizer, und seit die Swissair eingegangen ist, gibt es leider auch keine Direktflüge mehr zwischen der Schweiz und Buenos Aires. Argentinien ist aber so oder so kein einfaches Land, weder historisch, wirtschaftlich noch politisch gesehen, dafür aus geografischer und touristischer Sicht ein interessanter Sonderfall.
Nicht umsonst wird Argentinien, dank seinem vielfältigen Landschaftsmosaik über 34 Breitengrade, auch das Land der sechs Kontinente genannt. Gemeint sind damit die drei verschiedenen Klimazonen, die Kornund Fleischkammer Pampa, die schneebedeckten Anden mit dem höchsten Berg Südamerikas, dem Aconcagua, 6959 m hoch, die dünn besiedelte Steppenlandschaft Patagoniens mit riesigen Schafherden, Ölfeldern, Minen und etwa 1 – 2 Einwohner pro km2, die südlichste Stadt der Welt Ushuaia, mit einem 9-Loch Golfplatz und Ausgangspunkt zu Kreuzfahrten in die Antarktis, wiederum weiter nördlich Calafate am Lago Argentino mit dem Perito Moreno, dem einzigen noch wachsenden Gletscher der Welt, die Halbinsel Valdes mit Tausenden von Pinguinen, Seelöwen und Seeelefanten. Als Kontrast dazu besuchen wir die prächtige Kolonialstadt Salta im Nordwesten des «Kontinents», wo man den Zug in die Wolken, den «Tren de las Nubes» besteigt, der durch die Puna-Hochebene und über das La Polvorilla-Viadukt bis ins 4200 m hoch gelegene San Antonio de los Cobres fährt. Und wiederum komplett verschieden, aber nicht minder attraktiv, erlebt man das Sommer- und Winter-Resort Bariloche, das St. Moritz Argentiniens; zwar nicht so mondän und verbaut, aber ähnlich schön von Bergen und Seen umgeben. Hier der Cerro Catedral (auf dem auch unsere Ski Nationalmannschaft schon trainiert hat), dort der Muottas Mu- ragl. Dass man hier wie dort je zwei 18-Loch Golfplätze mit Bergsicht hat, ist reiner Zufall, und dass die Orte seit den 1980er Jahren als Schwesterstädte «verbrüdert» sind, ist schon fast eine logische Folge. Der Wechsel vom alpinen Klima in die wärmeren Gefilde der exotischen Iguaçu-Wasserfälle, am Grenz-Dreieck Argentinien, Brasilien und Paraguay, fällt leicht und ist natürlich ein «Must». Und was nun noch fehlt, liegt ziemlich mitten drin im Sinne der Nord-Süd-Achse, an der Ostküste und auf dem 34. Breitengrad (genau wie Kapstadt): Buenos Aires, die Hauptstadt und das Zentrum allen Geschehens. Von den 38 Millionen Einwohnern des ganzen Landes wohnt rund ein Drittel in «Gran Buenos Aires» – auch Diego Armando
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Maradona, und hier ist auch der Tango populär wie eh und je. Aber das haben wir ja schon immer gewusst. Buenos Aires ist eine sehr lebhafte, attraktive und interessante Stadt und sieht Madrid ähnlich. «Dank» den vielen Generälen, die in Befreiungskriegen durch Tapferkeit geglänzt, und Politikern, die weltweit Headlines gemacht haben, sind dekorative Monumente keine Seltenheit, strategisch immer gut platziert und ein Fressen für Digitalkameras. Aber auch von den Spaniern, den ehemaligen Kolonialherren, weiss man, dass sie, wo immer sie waren, schöne Regierungsgebäude, Kirchen, eine Plaza Armada und Friedhöfe mit schönen Skulpturen hinterlassen haben, wofür ihnen die Sightseeing Tours besonders dankbar sind. Die autofreie Traummeile zum Einkaufen heisst Florida, ist eingerahmt von Läden, Galerien, vornehmen Boutiquen, aber auch effizienten Pizzerias und Zeitungsläden, Gauklern und Musikanten. Ein Muss für Touristen nicht nur, weil sie ein Spie- gelbild der argentinischen Konsumgesellschaft ist, sondern auch, weil der Argentinische Peso zurzeit so billig gekauft werden kann (100 Peso = 45 Franken), dass man ohne zu feilschen schnell mal 50% billiger einkauft als in der Schweiz. Empfohlen sind Lederwaren, Schuhe, Kleider. Fast billig kommt man sich selber vor im Steakhouse, wenn man für ein zartes, saftiges Bife de Chorizo (Rumpsteak), gegrillt nach Wunsch, knapp sieben Franken zahlt. (Zugegeben, im Cabaña Las Lisas, Puerto Madero, der «Fressmeile» für besser Betuchte, kostet es ein paar Franken mehr). So oder so, für die in lokaler Währung bezahlende Bevölkerung sieht die Rechnung nicht so rosig aus. «Un Peso es un Peso», und das bei einem sehr tiefen Lohnniveau und einer grossen Arbeitslosigkeit. Man hat auf der chicen Avenida Florida tatsächlich auch schon mehr Leute zirkulieren gesehen. Dass das Pendel des Wechselkurses eines Tages wieder auf die andere (extreme) Seite ausschlagen wird, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. A propos Leute: Die meisten Argentinier stammen aus Norditalien und Spanien. Engländer, Schweizer und Österreicher, die in den 30er Jahren auswanderten, und Deutsche, die hauptsächlich nach dem zweiten Weltkrieg kamen, sowie Einwanderer aus den umliegenden südamerikanischen Ländern repräsentieren die dritte Gruppe, gefolgt von etwa 5% Mestizen (Mischlinge zwischen Weissen und Indianern). «Man ist generell weiss» ein Rassenproblem gibt es nicht, der Boden gibt alles her, was man braucht, wie Erdgas, Erdöl, Kohle, Edelmetalle, aber auch jede Menge Gemüse, Obst, Getreide, Rinder und Schafe. Wenn das nicht die besten Voraussetzungen für ein Schlaraffenland sind, was dann?

Die Fläche Argentiniens beträgt 2,8 Millionen Quadratkilometer. Vergleich Schweiz: 41285! Von Buenos Aires nach Ushuaia, der südlichsten Stadt, fliegt man mit dem Jet rund drei Stunden und 45 Minuten. Ebenfalls von Buenos Aires in die nördlichste Stadt San Salvador de Jujuy sind es zwei Stunden und 15 Minuten (Zürich-Genf 35 Minuten).

Argentinier lieben Outdoor-Sport
Das Klima, Leben auf Estancias mit Vieh und Pferden, Grillieren im Freien, die weiten Felder, Seen, Flüsse, Berge und das Meer begünstigen den Sport im Freien. Dass Argentinien im Polo seit 1949 ununterbrochen Weltmeister ist, überrascht eigentlich nicht. Auf ernsthaftere Gegner stossen sie eher im Fussball. Auch im Tennis haben sie stets einen bis zwei Spieler unter den Weltbesten, und das gleiche gilt natürlich auch im Golf, wo die früheren Caddies und heute beliebten Romero und Cabrera ziemlich weit vorne mitmischen. Rugby, Cricket, Fischen, Boating – you name it, they do it! Die Golfplätze in der Agglomeration Buenos Aires sind gepflegte Membership Clubs, die an Wochentagen Greenfee-Spieler willkommen heissen. In praktisch allen Clubs geht man zu Fuss mit Trolley oder Caddy auf die Runde, und Elektro Carts stehen nur handicapierten Spielern zur Verfügung. Ein Lob verdienen die günstigen Greenfees, die durchschnittlich etwa 40 bis 60 Franken betragen. Wir haben «unsere» 12 Clubs aus dem Angebot von rund 30 Plätzen in der näheren Umgebung von Buenos ausgewählt. Sollten Sie einmal diese Namen im Golf Programm Ihres Agenten finden, dürfen Sie ruhig zusagen.
Dass es sich beim Jockey Club um mehr als nur einen Golf Club handeln muss, verrät schon sein Name. Der vornehmste Club Argentiniens wurde 1882 als «Social Club» zur Förderung der Pferdezucht und des Pferdesports gegründet. Zusätzlich zu Hippodrom und Polofeldern entschied man sich dann 1930 auch für Golf und liess den renommierten Architekten Alistair Mackenzie die beiden 18-Loch Plätze Red und Blue bauen. Der Genuss, die vornehme Atmosphäre zu schnuppern, ist genau so gross wie das Spiel selber, und alles erst noch zu einem bescheidenen Greenfee von ca. 35 Franken für den Red, und etwas weniger für den Blue Course. Etwas leichter zugänglich, aber nicht minder exklusiv ist der Olivos Golf Club, 1926 von den Engländern der Central Argentino Railway Station gegründet. Die 27Loch Anlage liegt in einem alten Baumbestand. Keine nennenswerten Roughs, höchstens ein paar Wasserhindernisse, aber generell ein fairer und idealer Country Club Course, wo jedermann eine Chance hat, ein gutes Resultat zu spielen. San Andres ist der älteste Golf Club des Landes. Auch hier waren die Engländer am Werk, und 1894 wurde auf diesem Platz das erste offizielle Golfturnier Argentiniens ausgetragen. Eindrucksvoll im San Isidro Golf Club ist der schöne Baumbestand mit Exemplaren, die über 100 Jahre alt sind. Die zahlreichen «OBs» beeinträchtigen eigentlich nur das Spiel der Longhitters, die keinen fadengeraden Drive zustande bringen. Wiederum ein Club mit einer langen Geschichte ist der 1905 gegründete Golf Club Argentino. 1949 musste das gepachtete Land der Stadt wieder zurückgeben werden, und zügeln war angesagt. Zur neuen Anlage in Del Viso gehören nun auch Tennisplätze, Swimming Pool, Fussballplatz und attraktive Weekend-Häuser. Ein weiteres Beispiel englischer Tradition ist der Hurlingham Club. 1888 gegründet, besteht das Angebot heute aus Pferderennbahn, Polofeld, Tennis, Cricket und Squash. Die Atmosphäre auf dem 18-Loch-Course und im Clubhaus könnte englischer nicht sein. Der Los Lagartos Country Club besitzt einen 27-Loch Platz mit Championship Charakter. Auch der Martindale Country Club ist ein neueres Produkt. Hier spürt man den amerikanischen Einfluss. Viel Platz, lange Bahnen und grosse Wasserhindernisse, genau so wie im Buenos Aires Golf Club. Von Robert von Hagge entworfen, hat dieser Parcours neues Blut in die argentinische Golf Szene gebracht. Auf dem Pilar Golf Club, 60 Kilometer vom Zentrum der Hauptstadt, sind Elektro Carts ausnahmsweise nicht nur erlaubt, sondern empfohlen. Nicht weil er hügelig wäre –die Unebenheiten oder «Humps» sind alle hausgemacht – aber die Distanzen sind echt gross. Solange die jungen Bäume und Sträucher noch zu klein sind, um ins Spiel zu kommen, spielt Pilar sich eher wie ein Links-Course –auch mit dem dazu gehörenden Wind, der hier keine Seltenheit ist. Und zum Schluss noch der Mayling Country Club, ein angenehm zu spielender 18Loch Parkland Course, und der Abril Club de Campo, der ausnahmsweise nicht nördlich, sondern 30 Autominuten südlich von Buenos Aires liegt.

Bariloche – little Switzerland
Man kann sich fragen, ob es für einen Schweizer Sinn macht, Bariloche, ein Golf & Ski Resort auf 700 Meter über Meer, 2 Flugstunden von Buenos Aires entfernt und erst noch im fernen Südamerika, zu besuchen. Klar, vieles ist ähnlich wie bei uns zuhause, und trotzdem ist es eine andere Welt, und diese kennen zu lernen ist schlussendlich das Ziel und die «raison d`être» des Tourismus. Die Chance, dass man als Kurzbesucher hier ausgewanderten Landsleuten begegnet, ist klein, aber der Baustil einiger Häuser und Namen von Restaurants lassen keine Zweifel offen, dass Jörg Ardüser im Casita Suiza nicht der einzige Eidgenosse ist, der sich in Bariloche niedergelassen hat.




Einfach, rustikal und mit lockerem Ambiente empfiehlt sich die Arelauquen Lodge mit 23 komfortablen Zimmern, alle mit Sicht auf die Berge und den Lago Gutiérrez, einem guten Restaurant, etwas Spa und einem Golfplatz, der kürzlich von neun auf 18-Loch erweitert wurde. Die teils engen und relativ harten Fairways direkt neben dem Hotel belohnen gut geschlagene Bälle mit viel Roll, bestrafen aber einen Slice oder Hook sofort mit einem Schlenker. Der Blick auf den Cerro Catedral ist hundert Prozent «swiss-like». Die zweite gute Adresse, das luxuriöse 5-Sterne Hotel Resort Golf & Spa Llao Llao mit 162 Zimmern, ist Mitglied der Leading Hotels of the World und thront auf einer Kuppe mit Blick auf die Berge, den Lago Nahuel Huapi, den Lago Moreno und einen grossen Teil des 18Loch Parcours, auf dem ab Dezember 2005 die 18 umgebauten Greens bespielbar sein werden. Ein interessanter Platz mit einem heimeligen Panorama – kein Wunder hat man «Verwandte» in St. Moritz!
Eine weitere Attraktion liegt noch südlicher in den Anden, fast an der Grenze zu Chile, in San Martin de los Andes – um nicht zu sagen am Ende der Welt. Der von Jack Nicklaus entworfene 18-Loch, Par 72, im Chapelco Golf & Resort ist von einer nicht alltäglichen Landschaft umgeben. Von Bariloche nach Chapelco sind es 250 km, aber immerhin auf geteerter Strasse, und von dort wieder zurück nach Buenos Aires (1650 km) kann man dann wieder fliegen. Vielleicht ein Thema als Stopover einer Golf & Adventure Tour oder als Kandidat für «Die exklusivsten Golfdestinationen der Welt»!


Wenn einer eine Reise tut…
Eine Golfreise nach Buenos Aires ist keine Abenteuerreise. Dass es kein Renner ist, liegt sicher auch daran, dass es momentan keine Direktflüge gibt. Flugzeugwechsel in Madrid mit Iberia, zum Beispiel, oder in Sao Paulo mit Swiss, oder mit Lufthansa via Frankfurt funktionieren zwar gut, aber es kostet Zeit und Herumsitzen. Die totale Reisezeit beträgt so pro Weg immerhin 16 bis 17 Stunden. Argentinien ist auch keine Golf & Beach Destination oder ein Ort, wo «nichts tun und die Seele baumeln lassen» wirklich alles ist, was man tun kann, sondern eine Reise mit Kultur und Horizonterweiterung mit dem geschichtsträchtigen Buenos Aires als Ausgangspunkt täglicher Golf & Sightseeing Tours. Im Clubhaus wird praktisch nur Spanisch gesprochen, und ohne Reservationen von Abschlagszeiten wird man nicht einmal den Haupteingang zum Club passieren dürfen. Reisen in kleinen Gruppen von etwa 12 Teilnehmen machen Sinn, denn nur so kann eine lokale Betreuung auf Schritt und Tritt garantiert werden. 4-Sterne-Hotels sind meistens nur knapp das, was man von vier Sternen erwartet, den Schritt zu 5-Sterne-Hotels sollte man sich daher gönnen. Die Hotelpreise sind im internationalen Vergleich günstig, Essen und Nebenauslagen zum heutigen Wechselkurs attraktiv wie schon lange nicht mehr, und dasselbe gilt natürlich auch für Shopping. In der Rubrik «News from the Travel Desk» dieser Ausgabe publizieren wir einen Programmvorschlag für Leserinnen und Leser, die an einer Reise Interesse haben könnten – und dann etwas erzählen können!
■ Ruedi Müller
Reise Informationen
Bei der Einreise muss der Schweizerpass noch mindestens sechs Monate Gültigkeit haben. Visum und Impfungen werden nicht verlangt. Geld: Kreditkarten werden überall akzeptiert. Währung: Bei Banken und Wechselstuben zum Kurs von ca. 100 Arg. Peso = CHF 45.–. Beste Jahreszeit für Golfreisen: Oktober bis April. Flugverbindungen: Iberia fliegt täglich von Zürich nach Madrid mit Anschluss nach Buenos Aires. Stärkster Carrier auf dem Südatlantik ist Iberia mit täglichen Flügen von Madrid nach praktisch jedem Land des südamerikanischen Kontinents. Swiss fliegt nach Sao Paulo mit Anschluss nach Buenos Aires. Lokaler Transport: Taxis sind sehr billig. Hotels: Das traditionsreichste und vornehmste ist das Alvear Palace, zwar etwas «old fashioned» mit viel Plüsch, aber im Herzen des Nobelquartiers Ricoleta und Mitglied der «The Leading Hotels of the World». Weiter sind Sheraton, Marriott, Caesar Park sowie die Kempinski Gruppe gar mit vier Hotels vertreten: Kempinski Park Plaza (Luxus), Kempinski Park Elegance, Kempinski Park Château und Kempinski Park Central – alle im Zentrum gelegen und in der 5-Sterne-Kategorie. Kleine bis mittelgrosse Hotels, ideal auch für den Geschäftsmann. Für Details oder Reservationen: www.kempinski.com.