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als Höhepunkt Bronzemedaille

Ein Jahr nach dem vierten Platz an der Team-Weltmeisterschaft in Puerto Rico haben die Schweizer Amateure erneut brilliert: Im englischen Southport gewannen sie Bronze und sorgten auf dieser Stufe damit für eine helvetische Premiere. Nationalcoach Graham Kaye glaubt, dass die beiden Grosserfolge den Spielern das Selbstvertrauen verliehen haben, um auch auf Profiebene zu reüssieren.

«Ich bin mit dem Erreichten sehr zufrieden – mehr Erfolg zu haben, das ist kaum möglich», bilanziert Nationaltrainer Graham Kaye. In der Tat sorgten die Schweizer Amateure in der abgelaufenen Saison im Ausland gleich mehrfach für Aufsehen: Damian Ulrich bewältigte in Southport am British Open für Amateure die Qualifikationsrunden in 67 respektive 68 Schlägen, womit der Innerschweizer auf die starke Konkurrenz vier Shots und mehr Vorsprung aufwies. Auch wenn der 21-Jährige im anschliessenden Matchplay seine gute Ausgangslage nicht zu nutzen vermochte, war sein Auftritt in England ein Versprechen für die Zukunft. Tino Weiss glänzte in Paris mit einem souveränen Sieg an den Internationalen Meisterschaften von Frankreich; am gleichen Turnier belegte Martin Rominger Platz 5 und rundete damit die tolle helvetische Bilanz ab.

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Der Höhepunkt der Saison war aus Schweizer Sicht indes der Gewinn der Bronzemedaille an der Team-EM, die ebenfalls in Southport stattfand. In der Partie um Platz 3 gegen Frankreich hatte Rominger im entscheidenden Einzel gegen Julien Guerrier nach sieben gespielten Bahnen 4 down gelegen. Doch der Bündner kämpfte sich wieder heran und reüssierte schliesslich am zweiten Extraloch mit einem Birdie. Das Sextett mit Martin Rominger, Nicolas Sulzer, Tino Weiss, Roger Furrer, Damian Ulrich sowie Sandro Tan-Piaget schaffte dadurch, was zuvor noch keiner Schweizer Amateur-Nationalmannschaft gelungen war: den Sprung aufs Podest an einer EM.

Spitze und Breite

Dass die Schweizer auf der Insel Edelmetall holten, war keineswegs eine glückliche Fügung, hatten sie doch schon im Vorjahr an der Team-Weltmeisterschaft in Puerto Rico mit Rang 4 bewiesen, wozu sie fähig sind. Obwohl die WM bezüglich Bedeutung und Prestige grundsätzlich über der EM steht, stuft Nationalcoach Graham Kaye das diesjährige Resultat als «fast noch wertvoller» ein. «An der WM bilden drei Spieler ein Team, an der EM hingegen sechs – die bronzene Auszeichnung zeigt, dass wir nicht nur einen hohen Level erreicht haben, sondern auch über eine breite Spitze verfügen.»

Kaye glaubt, dass die beiden Topresultate «einen Wechsel im Denkmuster der Schweizer Spitzengolfer auslösen könnten. In der Vergangenheit fehlte oft der Glaube, auf höchstem Niveau bestehen zu können; die Erfolge an der WM und EM haben ihnen Selbstvertrauen verliehen, das sie zu den Professionals mitnehmen werden.» Das sei entscheidend, sagt der Head National Coach, «denn ohne Selbstvertrauen ist bei den Profis der Misserfolg garantiert». Den Wechsel ins Profilager vollzogen haben mittlerweile Rominger und Sulzer, die in der nationalen Order of Merit die Plätze 1 und 2 belegen. Der Bündner und der Genfer haben gemäss Kaye die richtige Entscheidung getroffen. Beide seien reif genug, um die Herausforderung anzunehmen. «Man muss den Schritt wagen, um herauszufinden, ob man bestehen kann.»

Der Nationalcoach hat Rominger und Sulzer ermuntert, Berufsgolfer zu werden, obwohl ihm die beiden Leistungsträger im Amateurteam künftig fehlen werden. Es sei unmöglich, die damit entstandene Lücke sofort zu füllen, meint Kaye. Insofern ist in naher Zukunft in Teamwettbewerben nicht mit Spitzenresultaten zu rechnen, zumal schon bald auch andere Amateure den Übertritt in den bezahlten Golfsport in Betracht ziehen dürften. «Wir brauchen nun etwas Geduld. Die Durststrecke wird jedoch nicht ewig anhalten, denn es gibt etliche talentierte Spieler, die nachrücken», stellt Kaye fest.

Auch die Frauen am Kommen

Anders als im Vorjahr, als sich Nora Angehrn mit einer sensationellen Leistung die Karte für Ladies European Tour gesichert hatte, standen die helvetischen Frauen 2005 eindeutig im Schatten ihrer männlichen Kollegen. Und zwar, obwohl sich der achte Rang, den Niloufar Aazam, Fabienne In-Albon, Sheila Lee, Caroline Rominger, Frédérique Seeholzer und Natalia Tanno an der Team-EM im schwedischen Karlstad eroberten, durchaus sehen lässt. Kaye attestiert vor allem Fabienne In-Albon «grosse Fortschritte». Die Juniorin, welche das Schweize- rische Sport-Gymnasium Davos besucht, gewann bei den Amateurinnen die Order of Merit vor Frédérique Seeholzer und Stephanie Noser, die noch in der Kategorie Girls startberechtigt war.

Noser war die Beste jener Equipe, welche im Juli in Luzern die EM der Girls bestritt. Die jungen Schweizerinnen vermochten den Heimvorteil nicht zu nutzen; unter 17 Nationen resultierte nur Platz 15. Der Sieg ging dank einem 3:2 im Final über Schweden an England. Niloufar Aazam hatte sich nach der Rückkehr aus den USA vorgenommen, noch eine Saison im Amateurlager zu absolvieren und dann sich entweder für die amerikanische oder die europäische Profitour zu qualifizieren. «Die Mentalität ist entscheidend: Wer sich etwas zutraut, kann einiges erreichen», sagte die Westschweizerin in der ersten Saisonhälfte. Aazam gewann die Schweizer MatchplayMeisterschaft und deutete damit an, dass der Traum, dereinst mit Annika Sörenstam und Co. mitzuspielen, keine Illusion sein muss. Leider laboriert sie derzeit an einer Handgelenkverletzung und muss deshalb mehrere Monate pausieren. Der Traum der begabten Waadtländerin geht vorläufig also nicht in Erfüllung.

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