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Privat, aber immer dabei
Wer «Zumikon» sagt, meint den Golf & Country Club Zürich, den GCCZ. Unmittelbar an das Dorf Zumikon anschliessend, erstreckt sich der Parcours dieses Clubs in die Wälder des nördlichsten Teils des Pfannenstiel hinein. Dunkle Tannen, Laubbäume, Hecken, Ruhe und lauschige Ecken –man wähnt sich irgendwo, nur nicht in nächster Nähe des geschäftigsten Zentrums der dicht besiedelten Schweiz. Seit 75 Jahren wird auf genau diesem Gelände Golf gespielt.
Es begann in Zumikon nicht dank den Touristen aus England, sondern dank der Vision eines einzelnen, Alfred Dürler-Tobler. Schnell hatte der Geschäftsmann aus der in den Zwanziger Jahren aufstrebenden Handels- und Wirtschaftsmetropole eine Gruppe Gleichgesinnter um sich geschart, die bereit waren, in die Idee eines Golfplatzes nach dem Vorbild der Parcours in St. Moritz, Bad Ragaz oder Montreux zu investieren. Man gründete also eine Genossenschaft und war sich rasch einig, dass sich auf dem Zollikerberg hinter Zumikon ein ideales Gelände für das Golfspiel anbot. Insgesamt fast 72 Hektaren konnten zu einem durchschnittlichen Preis von 1 Franken 75 pro Quadratmeter erworben werden; ein Engländer namens Tom Williamson präsentierte ein Projekt für 18 Löcher. 105000 Franken sollte die Erstellung des Platzes kosten – ein schon damals lächerliches Budget, kostete der Bau doch am Schluss genau eine halbe Million, Clubhouse mit 5000 m2 Nutzungsfläche inbegriffen. Zusammen mit dem für den Landkauf notwendigen Kapital sowie zahlreichen kleineren Rechnungen wurden schliesslich 2,16 Mio Franken aufgewendet.
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Anders, als man meinen könnte, kämpfte auch der GCCZ lange Zeit mit finanziellen Schwierigkeiten. Fast gleichzeitig eröffnet wie der führende Golfclub der USA, Augusta National nämlich, hatte auch der führende Schweizer Golfclub lange Mühe, die Betriebsrechnung ausgeglichen abzuschliessen, was die Mitglieder der ersten Stunde immer wieder zwang, ausserordentliche Beiträge einzuschiessen. Sogar 50 Jahre nach der Gründung, wie der Festschrift des GCCZ zu seinem Jubiläum des Jahres 1981 zu entnehmen ist, soll das Clubleben einnahmenseitig noch nicht sorgenfrei gewesen sein. Das soll auch heute noch von Zeit zu Zeit der Fall sein, doch stehen immer wieder einzelne Mitglieder dem Club mit privaten Mitteln zur Seite.
Aber viel früher, schon nach zehn Jahren Clubleben, erschütterte der Zweite Weltkrieg auch die Zürcher Golfer. Auf einem guten Teil des Platzes mussten Kartoffel gepflanzt werden; immerhin sollen acht Löcher durchgehend bespielbar gewesen sein – und das war ja immerhin schon mal etwas. Um den ganzen Parcours nach dem Krieg wieder herzurichten, wurden die Mitglieder einmal mehr zur Kasse gebeten. Nach wie vor war Alfred Dürler – Präsident bis 1952 – einer der Mentoren und engagiertesten Beitragszahler.
…in der heutigen Form
Schon in früheren Zeiten machte die Entwicklung nicht Halt vor den Plätzen: 40 Jahre nach seiner Eröffnung schien der Platz des GCCZ nicht mehr auf der Höhe der damals aktuellen Bedürfnisse. Im Vorfeld des Umbaus wurde sogar die Idee einer Erweiterung auf 27 Löcher diskutiert, wegen des knappen Terrains allerdings wieder fallen gelassen. Donald Harradine war es, der in den Siebziger Jahren eine vollständig neue, durch mehrere Landkäufe in der Umgebung etwas grosszügigere Anlage entwarf, die zu Saisonbeginn 1980 denn auch eröffnet werden konnte.
Es ist der Golfplatz, wie man ihn noch heute kennt und spielt – sofern man die Chance bekommt, hier überhaupt auf den Abschlag schreiten zu können. Ist Zumikon nicht so erzprivat, dass normale Golfer hier «off limits» sind? «Keinesfalls», meint Präsident Andreas Keller dazu, «bei uns kommt jeder Golfer mit einem Handicap auf den Parcours, zu beachten sind jedoch die bei uns geltenden Re- geln». Diese Einschränkungen sind die gleichen wie in anderen Clubs: zeitlich, Handicap, Greenfee. Konkret heisst das, dass man nicht einfach an der Rezeption auftauchen und ein Greenfee lösen kann, sondern sich im Vorfeld telefonisch und möglichst in englischer Sprache bei Clubmanager Captain James um einen Spieltermin bemüht. Während der Wochentage wird man einen solchen auch bekommen.
Und das wäre es auch wert. Der Golfplatz des Golf & Country Club Zürich ist ein spektakulärer, aber in seinem Verlauf zurückhaltender Parcours. Jedes seiner Holes hat seine Identität; Langeweile kommt nie auf, aber auch auf Effekthascherei im Florida-Stil hat Harradine damals verzichtet. Das in welligem Gelände ausgelegte Layout wechselt zwischen langen und kurzen Holes, verlangt alle Arten von Schlägen und bietet auch Varietäten auf den Greens, von onduliert bis flach. Es ist ein Golfplatz, der zwar den wohlhabenden Zürchern gehört, der aber das sportliche Golf fördert.

Sport: das ist in Zumikon von allem Anfang an gross geschrieben worden. Die Clubchronik enthält viele Hinweise auf sportliche Kontakte mit prominenten ausländischen Golfclubs. In der Liste der Club Champions tauchen Namen wie Pfister, Gütermann, Dillier, Rey, Schweizer oder Kessler auf. Der Platzrekord auf dem alten Parcours wurde von Yves Hofstetter 1977 aufgestellt (64 Schläge); mittlerweile steht er auf dem neuen Platz bei 65 Schlägen und wird von Nicolas Sulzer gehalten. 1968 erzielte ein gewisser Fausto Schiroli mit 68 einen neuen Platzrekord für Pros, und 1980, kurz nach der Eröffnung, gewann eine gewisse Evelyn Orley den New Golf Course Cup – sie wechselte später zu den Pros und spielte in der LPGA.

75 Jahre GCCZ: nicht nur rauschende Feste, sondern auch ein Jubiläumsturnier in historischer Ausrüstung gehörten zum Festprogramm, welches von der Gruppe im oberen Bild organisiert worden ist. Fotos von Mr. und Mrs. Mark Bruppacher sowie einem abschlagenden Gentleman namens Martin Kessler, dessen Driver mit Bestimmtheit nicht 75 Jahre alt ist, erreichten uns.


«Privat» hiess im GCCZ nie, sich von der restlichen Welt abzunabeln. Nicht nur zahlreiche nationale Spitzengolfer fallen in der Clubgeschichte auf; auch heute gehört «Zumikon» zu denjenigen Mitgliedern der ASG, die sich stark im Nachwuchsgolf engagieren. 80 Girls und Boys weist die Mitgliederstatistik aus, was zehn Prozent des gesamten Mitgliederbestandes entspricht – Passive mitgerechnet.
Mit ASG-Präsident Martin Kessler und dem Vorsitzenden des Regelkomitees der ASG, Mark Bruppacher, profilierter Regel-Mitarbeiter von Golf Suisse notabene, wird der Tatbeweis für das Engagement auf nationaler Ebene gleich mitgeliefert. Nächstes Jahr werden hier die nationalen Juniorenmeisterschaften ausgerichtet, und sogar aus den Reihen der Pros sind spezielle Leistungen zu rapportieren. Paul Dougan gehört zu den besten Turnierspielern der Swiss PGA, und Bruno Griss – er wurde von der PGA of Europe dafür ausgezeichnet – gehört zu den Wegbereitern der Pro-Ausbildung, die jetzt kurz vor der amtlichen Anerkennung durch die Bundesbehörden steht.
Ab in die Wälder
So lernt, wer nach Zumikon kommt, einen Golfclub kennen, der anders ist als sein Ruf. Bereits nach dem zweiten Abschlag scheint man, auf flauschigen grünen Teppichen wandelnd, für welche Head Greenkeeper Lahcen Labrane zuständig ist, der Zivilisation entrückt, verschwunden in den Wäldern, und gibt sich dem lustvollen Spiel hin. Wo, fragt man sich, sind Fuchs und Hase, die sich gute Nacht wünschen? «A stroll in the park» – ein Spaziergang im Park, das ist eine Runde Golf hier oben; Jogger, Radler und Reiter begegnen dem Golfer, bevor er sich nach der Runde auf der Clubhausterrasse über der Stadt zum Drink oder zum Dinner setzt. Aber die Stadt ist und bleibt nah – und der See leider nur aus dem Ballon zu sehen, aus welchem die Luftaufnahmen in diesem Artikel geschossen wurden. Immer eine Runde wert, dieser Golfplatz – wer die Chance dazu bekommt, sollte sie nicht verstreichen lassen!


■ Urs Bretscher



