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Ein markanter Vorwärtsschritt
In den letzten Jahren ist es mit dem schweizerischen Amateur-Golf aufwärts gegangen; das belegen die zahlreichen ausgezeichneten Resultate unserer Besten in internationalen Turnieren. Jetzt wird das «Momentum», der Schwung also, ausgenutzt: mit den neuen Strukturen wird noch einmal ein Schritt nach vorne gemacht.
Anlässlich des Finals der Swiss Junior Tour hatte die ASG die Juniorencaptains und –coaches aller Clubs nach Niederbüren eingeladen; Head National Coach Graham Kaye, Nationalcoach Régine Lautens und die beiden neuen Regionalcoaches, Patrick Kressig und Christophe Bovet, stellten ihre Ideen und Konzepte vor. Der Gemeindesaal im kleinen Ort Niederbüren, den die ASG für dieses Seminar benutzte, war jedenfalls bis auf den letzten Platz besetzt – das Interesse an der Nachwuchsarbeit ist gross, dürfte in den nächsten Monaten noch grösser werden. Erstens, weil Kressig und Bovet angekündigt haben, den Kontakt mit allen Clubs in ihren Regionen zu suchen; und zweitens, weil die Junioren von heute die Mitglieder von morgen sind. Eine leistung- und zahlenmässig gute Juniorenabteilung hat in einem Golfclub also durchaus auch eine wirtschaftliche Komponente.
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Die Golf-Schweiz ist neu jetzt nur noch in zwei Regionen unterteilt (bisher vier). Die Grenze zwischen Ost und West verläuft grob von Basel östlich an den Kantonen Solothurn, Bern und Wallis vorbei
«Less is more»: das war das Motto, welches Graham Kaye an den Anfang der neuen Strukturen gesetzt hatte.
«Zwei vollzeitlich beschäftigte Coaches können mit Sicherheit mehr bewirken als vier temporär arbeitende Verantwortliche, wie wir das in den letzten Jahren hatten. Das hat nichts mit dem Engagement der Leute zu tun. Aber die Tatsache, dass diese ja auch noch eine Hauptbeschäftigung hatten, war natürlich immer ein
Grund dafür, auch suboptimale Lösungen akzeptieren zu müssen. Jetzt haben wir uns bessere Voraussetzungen geben können». Mitbeteiligt an diesem enormen Vorwärtsschritt ist nicht zuletzt ASGHauptsponsor Credit Suisse; die Grossbank unterstützt das Schweizer Golf unter zahlreichen Titeln. Rund ein Drittel der ins Golf fliessenden Beträge der Credit Suisse kommt mehr oder weniger direkt der Nachwuchsförderung zugute, was es der ASG ermöglicht hat, von semiprofessionellen Struktur zu einem Modell mit hauptamtlichen Verantwortlichen zu gelangen.
Regionen aufwerten
Die beiden neuen Assistenten von Graham Kaye und Régine Lautens werden in ihren Regionen eine Reihe von neuen Aktivitäten aufbauen. Sie werden für die Regionalkader alleine verantwortlich sein, zusammen mit den Regional-Captains Cecilia Seitz (Basel) in der Region Ost und Nicolas Emery (Sion) im Westen. Kaye und Lautens dagegen führen alle Nationalkader und die Nationalmannschaften; die enge Zusammenarbeit stellt sicher, dass die Ausbildungsund Betreuungsphilosophie von unten bis ganz in die Spitze hinauf die gleiche ist.
Graham Kaye unterstrich einige Punkte, welche es verdienen, aufgelistet zu werden.
• Die Regionalkader sollen punkto Prestige aufgewertet werden. Wer hier Mitglied ist, darf stolz darauf sein, einiges erreicht zu haben.
• Durch ein höheres sportliches Niveau in den Regionen soll der Sprung ins Nationalkader kleiner werden. Mehr Konkurrenz, aber auch effizientere Arbeit in den Regionalkadern werden dazu beitragen.
• Eines der Ziele der neuen Struktur ist es, diejenigen Nachwuchsspieler herauszufiltern, welche echte turniersportliche Ambitionen haben. Die Entschlossenheit, sich voll diesem Ziel zu verschreiben, ist ein wichtiger Teil dessen, was man gemeinhin als «Talent» bezeichnet.
• Die Regionalkader können dank der professionellen Organisation jetzt grösser werden und so dazu beitragen, dass die Rekrutierungsbasis für den Nachwuchs breiter wird.
• Das bereits beachtliche Niveau in den verschiedenen Nachwuchskategorien soll weiter verbessert werden.
• Schliesslich beginnt bereits auf der Stufe Region die Vorbereitung auf den späteren Schritt zu den Pros. Weil unsere Nationalmannschaft regelmässig Spitzenspieler zu den Pros «verliert», so wie jetzt gerade Martin Rominger und Nicolas Sulzer, ist es Aufgabe der Regionalkader, mitzuhelfen, dass diese Abgänge immer wieder kompensiert werden können. Heutige Sicht der ASG ist es, diese Zusammenhänge als Normalfall anzusehen und die eigenen Strukturen darauf abzustimmen.
• Eine wichtige Rolle wird die Kommunikation mit den Junioren-Verantwortlichen der Clubs spielen: sie wird Kressig und Bovet stark beschäftigen, sie werden neue Impulse bringen, was mithelfen wird, die Juniorenbewegung in vielen Clubs zu fördern.
Barbara Eberhart, Präsidentin der ASG-Juniorenkommission: «In der aktuellen Situation habe ich ein lachendes und ein weinendes Auge. Ich habe bis jetzt mit einer Gruppe von ausgezeichnet motivierten, effizienten und mir auch persönlich nahe stehenden Personen zusammen gearbeitet. Einige unter ihnen haben in der neuen Struktur keinen Platz mehr, und das tut weh. Sie haben hervorragende Arbeit geleistet, und die Erfolge haben sich auch eingestellt. Wir danken ihnen dafür. Andrerseits freue ich mich, dass mein Wunsch nach mehr Professionalität in der Juniorenbewegung jetzt endlich umgesetzt wird. Die Zukunft bietet eine enorme Chance, und die wollen wir packen!»

• Damit eng zusammen hängt das «Talent Scouting»; die Regionalcoaches verfügen über ein Netz von Informanten und Verbindungsleuten in den Clubs, um junge Talente schon früh kennen zu lernen.
• Graham Kaye, Régine Lautens, Patrick Kressig und Christophe Bovet wissen, dass sie viel reisen müssen, um möglichst häufig an Turnieren und in Trainingslagern präsent zu sein. Oftmals, so die Erfahrungen von Graham Kaye, ist die blosse Präsenz bereits motivierend für die Girls und Boys, ohne dass grosse Trainings- oder andere Massnahmen ergriffen werden.
• Grundsätzlich führt das zu einer Coaching-Philosophie, welche der Head National Coach mit «häufig, aber knapp» umschreibt. Die Kids müssen ihren Weg als Golfer selber finden; man will ihnen dabei eher mit minimalen Coaching-Massnahmen als mit einem «Over-Coaching» helfen.



Spezialprogramm für die Girls
Etwas mehr Kopfzerbrechen bereiten nach wie vor die jugendlichen Nachwuchsspielerinnen. Es scheint we- sentlich schwieriger zu sein, ein Mädchen zu einem so komplizierten Wettkampfsport wie Golf zu bringen als einen Knaben. Seit Jahren sind die Teilnehmerzahlen bei den Girls viel geringer als bei den Boys – und das nicht etwa bloss in der Schweiz. Bis hinauf in die Ladies European Tour ist das festzustellen: die Spitze ist schmaler, das sportliche Niveau weniger ausgeglichen. Wie weit das auch genetisch begründet ist, darüber studiert auch Graham Kaye nach; möglicherweise haben Mädchen weniger Potenzial zu unbedingtem Fanatismus als Knaben – und wer es im Sport zu etwas bringen will, muss sich voll hineingeben («committment»). Das Bestreben kann es aber in jedem Fall nur sein, das Beste aus der Situation herauszuholen.
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Swissmedic zugelassen.

Das «Girls & Golf»-Programm, welches unter der Ägide von Barbara Eberhart und dank einem starken Engagement von Régine Lautens vor zwei Jahren gestartet worden ist, wird weitergehen. Es hat zum Ziel, möglichst viele junge Mädchen mit Golf als Wettkampfsport in Kontakt zu bringen – unbesehen davon, ob sie schon spielen oder nicht. Die Daten und Events von Girls & Golf 2006 werden nach Neujahr publiziert werden.
Régine hat in der Analyse aber jetzt auch herausgefunden, dass nicht bloss zahlenmässig Nachholbedarf besteht. Viele Mädchen sind gute Golfspielerinnen, verfügen aber über ein noch zu wenig komplettes Spiel. In vielen Clubs ist im Juniorentraining offensichtlich zu wenig Gewicht auf «Fundamentals» gelegt worden; einige Spielerinnen sind technisch nicht solide genug, so dass sie unter Druck eher zu Fehlern neigen dürften. Auch das Putten und speziell die Vorbereitung auf Matchplay stehen im Blickpunkt; werden doch viele Amateurturniere nach einer Qualifikation im Strokeplay von den Besten anschliessend im Matchplay entschieden.
«Arbeit mit Jungen macht Freude»
Régine will deshalb zusammen mit den Regionalcoaches und den Clubverantwortlichen daran arbeiten, dass die Mädchen physisch fitter werden, technisch besser schwingen (Ziel: höherer Swing Speed und längere Abschläge) und eine solidere Grundtechnick beigebracht bekommen. Sowohl Patrick Kressig als auch Christophe Bovet unterstrichen in ihren Kurzreferaten, wie sehr sie sich auf die neue Herausforderung freuen. Beide haben in ihrer bisherigen Tätigkeit als Pro schon viel mit Jugendlichen gearbeitet und sehen darin eine besondere Freude. Sie werden sich in der nächsten Zukunft mit den Clubs in Kontakt setzen, werden den Austausch mit den Juniorencaptains und den Pros in den Clubs suchen. Es gehört zu ihrem Aufgabenbereich, flexibel zu bleiben und auf Veränderungen schnell zu reagieren. Und beide werden auch der Kommunikation grösstmögliches Gewicht einräumen; vor allem mit den Clubs, aber daneben natürlich auch mit den Sportlern selber. Nicht zuletzt wird es weiterhin auch darum gehen, eine sinnvolle Arbeitsbasis aufzubauen, in welchen auch die Eltern der Nachwuchstalente eine wichtige Rolle spielen.
■ Urs Bretscher