Deutsch-Tschechisches Gesprächsforum tagte in Potsdam (Seite 3)
Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE
Jahrgang 76 | Folge 48 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 29. November 2024
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� Mit einer Festmatinée und einem Adventsmarkt samt Krippenausstellung wird das Jubiläum an diesem Wochenende gefeiert
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VOLKSBOTE � Strafgerichtshof
Petr Fiala kritisiert Den Haag Tschechiens Premierminister Petr Fiala hat die Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag, Haftbefehle gegen Israels demokratischen Regierungschef Benjamin Netanjahu und dessen ehemaligen Verteidigungsminister Yoav Galant wegen angeblicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Gazastreifen zu erlassen, deutlich kritisiert.
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er Internationale Strafgerichtshof schwäche damit die eigene Autorität, „da er die gewählten Vertreter eines demokratischen Staates auf eine Stufe mit den Anführern einer islamistischen Terrororganisation stellt“, zitiert Regierungssprecherin Lucie Ješátková den tschechischen Premierminister. Netanjahu und Galant wird vorgeworfen, die Versorgung der Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen mit Lebensmitteln, Wasser, Energie und Medizin behindert zu haben. Da sowohl Tschechien als auch Deutschland – neben vielen weiteren Staaten – das Römische Statut des Internationalen Strafgerichtshofs ratifiziert haben, wären beide Länder grundsätzlich verpflichtet, Netanjahu und Galant zu verhaften, wenn sie das jeweilige Staatsgebiet betreten. Während der Strafgerichtshof die Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant sehr schnell erlassen hat, ließ sich Den Haag bei der Verfolgung von HamasFührer Mohammed Deif über ein Jahr Zeit. Deif gilt als Drahtzieher des widerwärtigen Massakers am 7. Oktober 2023 an israelischen Zivilisten mit 1200 Toten. Der jetzt mit Netanjahu und Galant erlassene Haftbefehl gegen Deif kommt aber nicht nur spät, sondern wohl zu spät. Israels Militär geht davon aus, Deif bereits am 13. Juli bei einem Luftangriff neutralisiert zu haben, was die Hamas zunächst bestritt. Am 2. November bestätigten laut einer Meldung der Zeitung Asharq al-Awsat aber Hamas-Kreise den Tod Deifs. Besonders deutlich kritisierte Ungarns Regierungschef Viktor Orbán die umstrittenen Haftbefehle gegen die Israelis und lud Netanjahu demonstrativ nach Budapest ein. „Wir werden den Haftbefehl ablehnen, wenn er die Einladung annimmt.“
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Mit einer Festmatinée wird am Samstag das zehnjährige Bestehen der Bayerischen Repräsentanz in Prag gefeiert. Bayerns Staatsminister für Europaangelegenheiten und Internationales, Eric Beißwenger, wird dazu rund 120 Ehrengäste aus Gesellschaft und Politik begrüßen.
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it der feierlichen Eröffnung der Bayerischen Repräsentanz in der Tschechischen Republik am 4. Dezember 2014 durch Ministerpräsident Horst Seehofer und Premierminister Bohuslav Sobotka wurde ein neues Kapitel in der bayerisch-tschechischen Nachbarschaft aufgeschlagen. Zudem findet aus Anlaß des Jubiläums am ersten Adventswochenende erstmals ein bayerischer Adventsmarkt mit mährischen Winzer-Glühwein, bayerischem Weihnachtsbier und Bratwürsten, Leberkas‘ und Obatzdn‘ in den historischen Innenhöfen des Palais Chotek und des Hauses „zur goldenen Melone“ in der Altstädter Michalská 12 statt. Und in der Galerie des Palais Chotek wird eine beeindruckende Krippenausstellung mit kunstvollen Meisterwerken aus Bayern und Böhmen gezeigt. „Wir haben Leihgaben aus Bayern sowie von Sudetendeutschen und auch von tschechischen Bürgern. Gemeinsam zeigt die schöne Ausstellung, wie die Krippenkunst uns aufs Weihnachtsfest vorbereiten kann. Ein
Im Sommer war in der Repräsentanz die Wanderausstellung „Böhmen liegt nicht am Meer – Lebenswege sudetendeutscher Sozialdemokraten“ der Seliger Gemeinde zu sehen. Als besonderen Gast konnten Christa Naaß, Ko-Bundesvorsitzende der Seliger-Gemeinde, und Repräsentanz-Leiter Martin Kastler den tschechischen ExPremierminister Vladimír Špidla bei der Vernissage begrüßen. Fotos: Bayerische Staatskanzlei tendeutscher Herkunft, der nicht nur seine Meisterwerke zeigt, sondern vor Ort schnitzen wird“, erklärt Martin Kastler, der die Repräsentanz seit April leitet. Der ehemaDie Repräsentanz des Freistaats Bayern befindet sich in lige Europader Michalská 12 in der Prager Altstadt. abgeordneHighlight ist Holzbildhauermeite ist mit einer ster Norbert Tuffek aus Wen- Tschechin verheiratet und spricht delstein in Franken, selbst sude- Tschechisch. Erste europapoliti-
sche Erfahrungen hatte Kastler von 1996 bis 1997 als Mitarbeiter in der außenpolitischen Abteilung des tschechischen Präsidenten Václav Havel gesammelt. Ehrenamtlich war Kastler von 2010 bis 2022 Bundesvorsitzender der Ackermann-Gemeinde. Die Repräsentanz des Freistaats Bayern in der Tschechischen Republik ist eine Außenstelle der Bayerischen Staatskanzlei. Hauptziel ist die Vertiefung der guten nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen München und Prag auf allen Ebenen.
Die Bayerische Repräsentanz in Prag ist somit der zentrale Ansprechpartner vor Ort für alle bayerischen und tschechischen Bürger, Unternehmen, Schulen, Hochschulen, Organisationen der Zivilgesellschaft und insbesondere den sudetendeutschen Verbänden. Sie organisiert Ausstellungen, Konzerte, Podiumsdiskussionen, Lesungen und ist unter anderem Partner des Deutschen Filmfestes Prag. Regelmäßig organisieren die Bayern in Tschechien Netzwerktreffen von Wissenschaftlern, Studenten, Wirtschaftsvertretern und Verbänden, um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit Tschechiens mit Bayern weiter zu vertiefen, in diesem Jahr insbesondere im Bereich Innovation und Zukunftstechnologie. Die prachtvollen Repräsentationsräume des Freistaates Bayern im Palais Chotek sind normalerweise für die Öffentlichkeit geschlossen, zu bestimmten Besichtigungszeiten werden am Festwochenende Führungen angeboten. Familien mit Kindern können am Jubiläumswochenende neben dem Lebkuchenmalen auch an das Christkind in Bayern oder an den „Ježíšek“ in Tschechien schreiben. Umrahmt wird die Festmatinée von vier bayerischen und vier tschechischen Musikern des Prager Internationalen Jugendorchesters (Pintjo). Torsten Fricke
� Bayerns Staatsminister für Europaangelegenheiten und Internationales würdigt Zusammenarbeit mit Prag und lobt Sudetendeutsche als Brückenbauer
Minister Eric Beißwenger: „Heute begegnen sich Tschechen und Deutsche in großer Herzlichkeit“ Seit dem 8. November 2023 ist Eric Beißwenger Bayerns Staatsminister für Europaangelegenheiten und Internationales und damit auch zuständig für die Bayerische Repräsentanz in Prag. Im Interview erklärt der Minister, warum die Vertretung in der tschechischen Hauptstadt für den Freistaat von besonderer Bedeutung ist.
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err Minister, zehn Jahre Bayerische Repräsentanz. Welche Bilanz ziehen Sie? Staatminister Eric Beißwenger: Mit der feierlichen Eröffnung der Bayerischen Repräsentanz in der Tschechischen Republik am 4. Dezember 2014 durch die Ministerpräsidenten Horst Seehofer und Bohuslav Sobotka wurde ein neues Kapitel in der bayerisch-tschechischen Nachbarschaft aufgeschlagen. Nun feiern die Bayern öffentlich im Herzen von Prag am ersten Adventswochenende ihr zehnjähriges Jubiläum. Hauptziel ist die Vertiefung der guten nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen München und Prag auf allen Ebenen. Die Bayerische Repräsentanz in Prag hat sich erfolgreich als zentraler Ansprechpartner vor Ort für alle bayeri-
schen und tschechischen Bürger, Schulen, Hochschulen, Organisationen der Zivilgesellschaft und insbesondere der sudetendeutschen Verbände etabliert. Was macht das bayerischtschechische Verhältnis so besonders? Beißwenger: Die Geschichte Bayerns und Tschechiens ist eng miteinander verwoben: Der Weg zueinander war für beide nicht immer leicht, aber er führte in die Zukunft. Das Verhältnis zwischen Bayern und Tschechien ist seit dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 und der Grenzöffnung 1990 immer enger geworden. Mittlerweile sind wir zu einem kraftvollen und starken gemeinsamen Wirtschafts- und Kulturraum im Herzen Europas zusammengewachsen. Freundschaft und Verbundenheit, Offenheit und gegenseitige Wertschätzung prägen inzwischen unser Verhältnis. Ein Höhepunkt der bayerischtschechischen Freundschaft war sicher das letzte Jahr mit den Besuchen des tschechischen Präsidenten Petr Pavel und des Premierministers Petr Fiala im Mai in Bayern. Zum ersten Mal hat damals ein tschechischer Premierminister an einer bayerischen Kabinettssitzung teilgenommen.
Staatsminister Eric Beißwenger mit Ehefrau Judith beim Neujahrsempfang des Bayerischen Ministerpräsidenten. Foto: Torsten Fricke Staatspräsident Petr Pavel eröffnete gemeinsam mit unserem Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder in Selb die BayerischTschechischen Freundschaftswochen. Einen glanzvollen Schlußpunkt für ein besonderes Jahr der Freundschaft mit Tschechien war für mich persönlich dann die Eröffnung der Bayerisch-Tschechischen Landesausstellung „Ba-
rock! Bayern und Böhmen“ in Prag gemeinsam mit dem tschechischen Kulturminister Martin Baxa Anfang Dezember 2023. Welche Bedeutung spielen aus Ihrer Sicht die Sudetendeutschen und deren Landsmannschaft als Brückenbauer im bayerischtschechischen Verhältnis? Beißwenger: Wegen der Wunden, die Nazi-Deutschland den Tschechen zugefügt hatte, und der anschließenden Vertreibung der Sudetendeutschen war die Nachbarschaft auf politischer Ebene lange angespannt. Großer Dank gebührt insbesondere der Sudetendeutschen Landsmannschaft, die sich als großartiger Brückenbauer und Versöhner erwiesen hat. Sie hat großen Anteil daran, daß die Jahrzehnte des Gegeneinanders, des gegenseitigen Argwohns und der Fokussierung auf die Vergangenheit überwunden werden konnten. Heute begegnen sich Tschechen und Bayern in großer Herzlichkeit. Sie sind regelmäßig auch in Prag. Welche Themen stehen bei Ihren Besuchen im Fokus? Gibt es bereits Projekte, die in Ihrer Amtszeit umgesetzt wurden oder in absehbarer Zeit werden? Beißwenger: Im Brennpunkt
unserer Zusammenarbeit stehen vielfach wirtschaftliche und wissenschaftlich-technologische Themen. Hier wurden auch die größten Fortschritte erzielt. Große Übereinstimmung zwischen Bayern und Tschechien gibt es oft auch bei europapolitischen Themen. Aber insbesondere auch in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit wurden viele Themen in den Bereichen Kultur, Innere Sicherheit, aber auch beim Spracherwerb erfolgreich umgesetzt. Bayern verstärkt in den grenznahen Regierungsbezirken den Tschechisch-Unterricht an einigen besonderen Schulen. Und in Tschechien bleibt der DeutschUnterricht als zweite Sprache erhalten. Wie wichtig ist Sprachkompetenz in Bezug auf die bayerisch-tschechischen Beziehungen? Beißwenger: Es ist wichtig, sich mit seinem Nachbarn in seiner Sprache austauschen zu können. Das ist auch ein Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung. Insofern halte ich es für richtig, auf beiden Seiten den Sprachunterricht zumindest aufrecht zu erhalten, im besten Fall sogar weiter auszubauen. Torsten Fricke