Sudetendeutsche Zeitung 23. August 2024 Ausgabe 33+34 Pay

Page 1

Heimatrat: Fortschritt bei der Rettung von Gräbern und Friedhöfen (S. 3)

Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE

Jahrgang 76 | Folge 33+34 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 23. August 2024

VOLKSBOTE

Postvertriebsstück · Deutsche Post AG · Entgelt bezahlt Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH · Hochstraße 8 · D-81669 München · eMail zeitung@sudeten.de

B 6543

Sudetendeutsche Zeitung endeutsche Zeitung Zu teuer: Den Tschechen vergeht HEIMATBOTE Reicenberger Zeitung tschen Landsmannschaft Neudeker Heimatbrief die Lust auf ein frischgezapftes Bier VOLKSBOTE HEIMATBOTE ng HEIMATAUSGABEN IN DIESER ZEITUNG

Wirte klagen über deutlichen Rückgang an Gästen

sche Zeitung Neudeker Heimatbrief Zeitung TE

Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

eimatbrief

VOLKSBOTE

Die Gründe sind vielschichtig, aber die Daten eindeutig: Im Bierland Tschechien geht die Zahl der Biertrinker deutlich zurück.

VOLKSBOTE

VOLKSBOTE M

Mitteilungsblatt für den früheren Gerichtsbezirk Zuckmantel im Altvatergebirge

Im Prager Biermuseum wird Joseph Groll als Genie unter den Brauern gewürdigt. Foto: Torsten Fricke

Joseph Groll

Ein Bayer braute das erste Pilsner Vor 211 Jahren, am 21. August 1813, wurde Joseph Groll als Sohn eines Brauereibesitzers im niederbayerischen Vilshofen geboren, der später, im Alter von 29 Jahren, von Pilsen aus die Bierwelt revolutionierte.

I

n Pilsen braute man zu Grolls Zeiten ein obergäriges Bier, dessen Qualität und Haltbarkeit zu wünschen übrig ließen, was 1838 sogar die Pilsner Bierrevolution ausgelöst hat. Da Groll als Braumeister bereits einen guten Ruf genoß und den untergärigen Brauprozeß beherrschte, wurde er 1842 von Pilsen engagiert, ein neues Bier zu brauen. Statt des damals gebräuchlichen dunklen Malzes verwendete Groll in Pilsen neben dem weichen böhmischen Wasser und dem Saazer Hopfen ein leicht gedarrtes, sehr helles Malz, das dem Bier die typisch goldgelbe Farbe verlieh. Am 11. November 1842 wurde das „Pilsner Urquell“ erstmals in den Pilsener Gasthöfen Zum Goldenen Adler, Zur weißen Rose und Hanes ausgeschenkt. Obwohl die Gäste begeistert waren, wurde Grolls Vertrag in Pilsen wegen persönlicher Differenzen nicht verlängert. Groll kehrte 1845 nach Vilshofen zurück, wo sein Bruder die elterliche Brauerei führte, und verstarb am 22. November 1887.

it einem Pro-Kopf-Konsum von 136 Litern Bier pro Jahr waren die Tschechen auch 2022 Europameister im Anstoßen, meldet der Branchenverband Brewers of Europe. Zum Vergleich: Auf den weiteren Plätzen folgen Österreich (102), Polen (93) und Deutschland (92). Doch diese Zahlen trügen, da bei der Berechnung die Gesamtzahl aller Bürger einfließt – unabhängig davon, ob derjenige Bier trinkt oder nicht. Differenziertere Daten zeigen, daß die Zahl der Biertrinker seit Jahren zurückgeht – auch und ausgerechnet im Bierland Tschechien. So ermittelte das tschechische Zentrum für Demoskopie (CVVM) in seinem jährlichen Bier-Bericht, daß 2023 nur noch 79 Prozent der Männer zumindest gelegentlich Bier trinken. 2004 waren es noch 93 Prozent. Bei den Frauen sind die Zahlen noch nüchterner. Die Zahl der Biertrinkerinnen sank von 60 Prozent 2004 auf 42 Prozent 2023. Während die Tschechinnen seit zwei Jahrzehnten gleichbleibend um 2,2 Pints (etwas mehr als eine Halbe) pro Woche konsumieren, trinken die Tschechen immer weniger. Von 8,9 Pints 2004 ging der Bierkonsum auf 7,4 Pints 2023 deutlich zurück. Diesen Trend hat unlängst auch der tschechische Verband der Brauereien und Mälzereien (ČSPS) bestätigt und berichtet, daß der Bierverbrauch allein im vergangenen Jahr um mehr als zwei Prozent geschrumpft sei. „Das vierte Jahr in Folge liegen die jährlichen Bierproduktionszahlen für den heimischen Markt unter dem Niveau von 2010. Leider wurde die erwartete Erholung des Absatzes im vergangenen Jahr direkt und indirekt durch die ungünstige Wirtschaftslage behindert. Gleichzeitig beobachten wir die sich ändernden Gewohnheiten der Verbraucher, die sich zunehmend für alkoholfreies Bier oder Biermischgetränke interessieren“, so Tomáš Slunečko, Exekutivdirektor der ČSPS. Besonders dramatisch ist die Lage für Restaurants und Kneipen. Während vor 15 Jahren noch mehr als die Hälfte des gesamten Bierkonsums aus Zapfhähnen der Gastronomie floß, waren es 2023 nur noch rund 30 Prozent. „Dies ist der niedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen und zeigt, daß die Verbraucher immer mehr dazu übergehen, Bier zu Hause zu trinken“, kommentierte Verbandschef Tomáš Slunečko den Einbruch. Diese Einschätzung wird auch durch Daten des CVVM untermauert. Während 2013 noch 60 Prozent der Männer angaben, Bier immer oder fast immer in der Kneipe zu trinken, waren es 2023 nur noch 46 Prozent. Die neue Mehrheit trinkt Bier daheim. Der Hauptgrund ist die Infla-

Bier ist in Tschechien eigentlich ein Nationalheiligtum, das 1838 in Pilsen sogar eine Revolution ausgelöst hat, woran das neue Biermuseum am Wenzelsplatz in Prag erinnert. Foto: Torsten Fricke tion. Laut den Daten der Registrierkassenfirma Dotykačka sind die Bierpreise in Tschechien allein im Jahr 2023 um etwa zehn Prozent angestiegen. Zwar ist Bier in Tschechien im Europavergleich immer noch günstig – aber nur für auslänAllein in den vergangenen vier Jahren haben mehr als 1300 Dorfkneipen dicht gemacht, hat die Brauerei Pilsner Urquell im vergangenen Jahr gewarnt. 15 Prozent der Dorfkneipen gibt es damit nicht mehr. Umgerechnet schließt in Tschechien demnach jeden Tag eine Dorfkneipe für immer.

zent teurer geworden ist – insbesondere wegen der steigenden Kosten im Zuge der Energiewende. Die Hoffnung, daß die FußballEuropameisterschaft für eine Sonder-Konjunktur in Deutschland sorge, mußte Holger Eiche-

schäft verhagelt, so manche Gartenparty fiel ins Wasser.“ Hinzu kommen zwei weitere Gründe. Erstens, die demographische Entwicklung. Die ausgeh- und trinkfreudige Gruppe zwischen 20 und 40 Jahren schrumpft. Zweitens, das zuneh-

Pilsner Urquell unterstützt Gastronomie auf dem Land

Jeden Tag schließt eine Dorfkneipe für immer

D

orfkneipen seien „eindeutig die am stärksten gefährdete Form der modernen Gastronomie, aber sie sind traditionell ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens auf dem Lande“, erklärte die Brauerei, die bereits 2017 ein eigenes Hilfsprogramm unter dem Titel „Vesnice“ (Dorf) initiiert hat, um die Dorfkneipen vor dem Aus zu retten. „Unser Ziel ist es, die Kneipen in so vielen Dörfern wie möglich zu erhalten. Sie sind einer der wenigen Orte, an denen sich die Einheimischen zu Gesprächen treffen können und wo gesellschaftliche und andere Veranstaltungen stattfinden. Zusammen mit der Kirche und dem Dorffußball, den wir ebenfalls unterstützen, sind sie traditionelle Orte, an denen das lokale Zusam-

mengehörigkeitsgefühl seit jeher entsteht“, erklärt Tomáš Mráz, Verkaufsdirektor der Brauerei. Mittlerweile werden 900 Dorfkneipen, also jeder zehnte Gastronomiebetrieb auf dem Land, von der Brauerei unterstützt, die bereits 28 Millionen Kronen (1,1 Millionen Euro) für das Hilfsprogramm bereitgestellt hat.

Mráz: „Wir helfen den Kneipen, ihr Geschäft zu entwickeln. So kofinanzieren wir neue Fassaden oder Außengärten. Gleichzeitig organisieren wir gemeinsam besondere Veranstaltungen, wie ein Erntedankfest, um den Menschen einen weiteren Grund für einen Besuch zu geben.“

dische Gäste und nicht für die Tschechen selbst, deren Durchschnittseinkommen 2023 bei 43 000 Kronen (1700 Euro) lag. Im Vergleich zu 2022 sind die Reallöhne damit um 2,9 Prozent zurückgegangen. 2022 hatte das Minus im Geldbeutel sogar bei 8,5 Prozent gelegen. Ähnlich reagieren die Verbraucher auch in Deutschland, wo nach Zahlen des Statistischen Bundesamts das Bier seit Anfang 2021 im Durchschnitt um 20 Pro-

le, der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, angesichts der aktuellen Zahlen revidieren: „Ein Hauptgrund ist neben dem durchwachsenen Wetter die Konsumzurückhaltung der Verbraucher, die nicht nur dem Handel zu schaffen macht, sondern insbesondere der Gastronomie und den Brauereien. Auch während der Fußball-EM haben die Achterbahnfahrt der Temperaturen und die häufigen Unwetter vielen Wirten das Ge-

mende Gesundheitsbewußtsein. Bier macht, wie jede Form von Alkohol, dick und krank. Insbesondere in Deutschland boomt deshalb das alkoholfreie Bier, dessen Produktionsmenge sich seit 2007 auf rund 6,6 Millionen Hektoliter im Jahr 2023 mehr als verdoppelt hat und mittlerweile rund acht Prozent des deutschen Biermarktes ausmacht. „Ich bin sicher, daß wir bald die 10-Prozent-Marke knacken werden“, so Brauerverbandsvertre-

Die weltberühmte Brauerei in Pilsen ist der größte Bierproduzent in Tschechien. Foto: Torsten Fricke

ter Eichele. „Alkoholfreies Bier erfreut sich das elfte Jahr in Folge wachsender Beliebtheit“, meldet auch der tschechische Brauerverband ČSPS. 2023 habe das Plus gegenüber dem Vorjahr 9,3 Prozent betragen. Seit 2019 ist damit der Konsum von alkoholfreiem Bier um 34,5 Prozent gestiegen. „Alkoholfrei ist das neue vegan“, hat das Redaktionsnetzwerk Deutschland vergangene Woche in einer Reportage die Startup-Unternehmerin Isabella Steiner zitiert, die in Berlin den ersten Späti betreibt, der ausschließlich alkoholfreie Alternativen zu Bier, Wein, Gin, Whiskey und Co. verkauft. Und in München, der Hauptstadt des deutschen Bieres, wurde im Sommer der erste alkoholfreie Biergarten eröffnet. Zumindest bei der Jugend scheint Nüchternbleiben ein Trend zu sein. So sank laut einer Erhebung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aus dem Jahr 2021 die Zahl der 18- bis 25jährigen, die regelmäßig Alkohol trinkt, von 43,6 Prozent 2004 auf 32 Prozent. Und das Marktforschungsunternehmen YouGov bestätigte 2022, daß 49 Prozent der 18- bis 24jährigen komplett auf Alkohol verzichten. Über diesen Verzicht, so erklärte Dr. Jana Rückert-John, Professorin für Soziologie des Essens und der Ernährung an der Hochschule Fulda, gegenüber RND, würden insbesondere junge und gut ausgebildete Menschen ihre Identität bestimmen. Dies zeige Selbstkontrolle und Reflexion in Bezug auf gesunde und nachhaltige Ernährung, was auch Startup-Unternehmerin Steiner bestätigt, zumal die Droge Alkohol als Nervengift dem Körper ausschließlich Schaden zufüge. „Man muß die Dinge beim Namen nennen: Einen Kater zu haben, ist krank sein.“ Daß Bier aber gleichzeitig ein hocheffektives und legales Dopingmittel ist, wissen Sportler spätestens nach einem Bericht der New York Times. „German Olympians Drink a Lot of (Nonalcoholic) Beer, and Win a Lot of Gold Medals“ hatte die Zeitung nach den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang (Südkorea) die 14 deutschen Goldmedaillen erklärt – und das alkoholfreie Erdinger Weißbier damit weltberühmt gemacht. Die New York Times zitierte dabei Dr. Johannes Scherr. Der Teamarzt des Deutschen SkiVerbandes hatte in einer Studie an der TU München die gesundheitsfördernde Wirkung des alkoholfreien Erdinger Weißbiers auf seine hohe Konzentration an Polyphenolen zurückgeführt. Diese immunstärkenden Pflanzenstoffe verkürzen bei Sportlern die Regeneration und ermöglichen somit ein effektiveres Training. Außerdem haben Polyphenole eine krebsvorbeugende Wirkung, stärken das Immunsystem und dämmen Entzündungen ein – ganz im Gegensatz zum Alkohol. Torsten Fricke


2

AKTUELL · MEINUNG

Sudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 23.8.2024

AUS UNSEREM PRAGER BÜRO

Z

ur ostböhmischen Metropole Pardubitz (Pardubice) gehörte vor dem Zweiten Weltkrieg eine große jüdische Gemeinde. Ihre Mitglieder waren deutsch- und tschechischsprachig, und dank des Engagements dieser Gemeinde konnte selbst um die Zeit der Jahrhundertwende die deutschsprachige Volksschule in der Stadt bestehen bleiben. Otto von Ehlen kam am 6. April 1831 in Berlin zur Welt. Nach seiner Hochzeit mit der Pragerin Otýlie Wernerová siedelte der gebürtige Berliner in die Hauptstadt Böhmens um, wo er sehr bald erfolgreich wurde. Im Stadtviertel Karolinenthal realisierte man mehrere seiner Bauten, zuletzt

das damals sehr opulent aussehende Karolinenthal-Theater, dessen Bau in den Jahren 1880–1881 vom

Prager Unternehmer Eduard Tichý nach von Ehlens Entwurf gebaut wurde. Später war von Ehlen auch

PRAGER SPITZEN außerhalb der Hauptstadt tätig, so beteiligte er sich an der Entstehung des Graslitzer Rathauses. Nach Prag zurückgekehrt, starb er dort am 2. Dezember 1898. Im Karolinenthal-Theater spielten anfangs auch Zirkusensembles, später das Varieté. Nachdem 1939 das Ständetheater an die deutschen Künstler zurückgegangen war, spielte im Karolinenthaler Thater die tschechische Oper. Nach dem Zweiten Weltkrieg übersiedelte die Operette dorthin, aber auch das ist heute bereits Vergangenheit, denn in diesem Jugendstiltheater werden jetzt nur moderne Musicals wie „Beetlejuice“ von Eddie Perfect aufgeführt.

Bayerisches Fernsehen begleitete Israels Generalkonsulin Talya Lador-Fresher durch die Sonderausstellung

Großes Interesse an Oskar und Emilie Schindler „Eine herausragende Ausstellung über einen wunderbaren Menschen“, hat Talya LadorFresher, Israels Generalkonsulin für Süddeutschland, auf Hebräisch ins Gästebuch des Sudetendeutschen Museums geschrieben.

Z

uvor hatte Eva Haupt, neben Dr. Raimund Paleczek Kuratorin, die Diplomatin durch die Sonderausstellung „Oskar Schindler – Lebemann und Lebensretter“ geführt. Begleitet wurden die beiden Frauen von einem Kamerateam des Bayerischen Rundfunks. Eines ihrer Lieblingsexponate sei, so Lador-Fresher, die Darstellung des Rings, den überlebende Juden als Dank für ihre Rettung Oskar Schindler geschenkt hatten. Dort steht eingraviert ein Satz aus dem Talmud, der auch in dem Kino-Welterfolg „Schindlers Liste“ eine wichtige Rolle spielte: „Wer ein einziges Le-

Der Beitrag des Bayerischen Fernsehens über den Ausstellungsbesuch von Israels Generalkonsulin Talya Lador-Fresher ist in der Mediathek des BR unter www.br.de Suche „Schindler“ abrufbar. ben rettet, rettet die ganze Welt“. Bereits bei der Vernissage hatte Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern sowie Trägerin des Europäischen Karls-Preises der Sudetendeutschen Landsmannschaft, die

Ausstellung besucht. Unter den vielen Besuchern war auch MdB Christoph de Vries, der Vorsitzende der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der CDU/CSUFraktion im Deutschen Bundestag.

Großes Interesse findet auch das Begleitprogramm zur Sonderausstellung. So war die Lesung „Mietek Pemper: Wie es zu Schindlers Liste kam. Die wahre Geschichte“ Anfang August im Adalbert-Stifter-Saal ausgebucht. Mietek Pempers Nichte Regina Pemper und Autorin Prof. Dr. Viktoria Hertling lasen Passagen aus dem Werk vor und erinnerten mit Dr. Raimund Paleczek, der die Veranstaltung moderierte, an Schindlers wichtigen Unterstützer. Die nächste Veranstaltung (siehe auch Seite 4) findet am Dienstag, 3. September, um 19.00 Uhr statt und ist Schindlers Ehefrau gewidmet. Gezeigt wird der Dokumentarfilm „Emilie Schindler – Die Frau im Schatten“. Im Anschluß erzählt die Regisseurin und Drehbuchautorin Annette Baumeister im Gespräch mit Dr. Paleczek von der Entstehung ihres Films und beantwortet Fragen der Besucher.

Petr Fiala spricht mit Ursula von der Leyen

P

remierminister Petr Fiala ist am Montag in Brüssel mit der Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, zusammengetroffen. Fiala bezeichnete das Treffen über den Kurznachrichtendienst X als „angenehm und konstruktiv“. Weitere Einzelheiten veröffentlichte er jedoch nicht. Im Vorfeld (Sudetendeutsche Zeitung berichtete) hatte es Differenzen zwischen Prag und Brüssel gegeben, nachdem das tschechische Regierungskabinett Industrie- und Handelsminister Jozef Síkela als Kandidaten für den tschechischen EUKommissar nominiert hat. Von der Leyen hatte daraufhin die tschechische Regierung in einem Brief aufgefordert, bis zum 30. August zusätzlich eine Frau zu nominieren, um zwischen den beiden Kandidaten auswählen zu können. Fiala hatte dies abgelehnt, um ein möglichst starkes Ressort in Brüssel durchzusetzen.

Pavel für schnellen Nato-Beitritt

D

er Nato-Beitritt der Ukraine muß nicht davon abhängig gemacht werden, daß das Land sein ganzes Territorium unter Kontrolle hat, hat Tschechiens Staatspräsident Petr Pavel gegenüber der Nachrichtenplattform Novinky.cz am Montag gesagt. Das Staatsoberhaupt erinnerte an den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland 1955 in die Nato und sagte, daß damals mit der DDR ein Teil Deutschlands von der Sowjetunion okkupiert war.

Terrorverdächtiger festgenommen

D

ie tschechische Polizei hat in Karlsbad einen Mann verhaftet, der verdächtigt wird, islamistische Terroristen finanziell unterstützt zu haben. Das Kreisgericht in Pilsen wird über seine Auslieferung an Belgien entscheiden, das einen Europäischen Haftbefehl erlassen hatte. Die belgischen Ermittler verdächtigen den Mann, daß er seit Dezember 2023 in einer organisierten Gruppe von Menschen überwiegend russischer

Herkunft aktiv war, die Geld für die Finanzierung von terroristischen Straftaten gesammelt haben und am Kauf und Transport von Material für die Herstellung von Sprengstoff beteiligt gewesen sein sollen.

Neue Ermittlungen im Fall Jan Masaryk

U

nfall, Selbstmord oder Mord? Der Tod von Jan Masaryk, erster Außenminister nach dem Krieg und Sohn von Tomáš Garrigue Masaryk, dem ersten Präsidenten der Tschechoslowakei, ist immer noch ungelöst. Am 10. März 1948 hatte ein Polizist die Leiche vor dem Außenministerium entdeckt. Masaryk war aus dem Fenster seiner Dienstwohnung im Palais Černín gestürzt. Die kommunistischen Machthaber stellten damals die Ermittlung schnell ein und sprachen von Selbstmord. Nach der Samtenen Revolution wurde der Fall neu aufgerollt – allerdings ohne Ergebnis. Jetzt hat das tschechische Außenministerium neue Dokumente vorliegen, die aus diplomatischen Archiven Frankreichs, der USA und Großbritanniens stammen. Die Unterlagen werden derzeit ausgewertet und sollen im September der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

D

Mieten auf Rekordhöhe

ie Mietpreise in Tschechien lagen im Juli so hoch wie noch nie zuvor. Im Jahresvergleich stiegen sie um 4,5 Prozent an, wie aus einer Analyse der Plattform Valuo hervorgeht. Demnach legten die Mietpreise am stärksten in Prag und im Kreis Zlin zu. Im Vergleich zum Januar 2020 ist der Preisanstieg noch deutlicher. Laut Valuo lag die Steigerung bei 24 Prozent.

J

Basketballer das Jahres

an Veselý vom FC Barcelona und Veronika Voráčková vom USK Prag sind die besten tschechischen Basketballspieler der Saison, hat der Verband Česká basketbalová federace gemeldet. Veselý wurde bereits zum fünften Mal zum Spieler des Jahres gekürt. Für Voráčková ist es die erste Auszeichnung.

Sudetendeutsche Zeitung

Am 21. August 1968 marschierten Truppen des Warschauer Paktes in der Tschechoslowakei ein und beendeten mit militärischer Gewalt den „Prager Frühling“. Aus Protest gegen die Niederschlagung der Demokratiebewegung verbrannte sich der Student Jan Palach am 16. Januar 1969 auf dem Wenzelsplatz in Prag. Fotos: Torsten Fricke, CIA, Wikipedia „Heute sind wir so weit, daß sich die Sowjetunion das nicht leisten kann, mit brachialer Gewalt hier einzugreifen – in einem Staat, in dem Ordnung herrscht und der von allen damaligen Ostblockstaaten historisch gesehen der Rußlandfreundlichste war. Also, ich war sehr naiv“, hat sich František Černý, der am 2. Februar diesen Jahres verstorbene ehemalige tschechische Botschafter in Berlin, vor Jahren an die Niederschlagung des Prager Frühlings erinnert.

A

m 21. August 1968 marschierten Truppen des War-

Ende des Prager Frühlings am 21. August 1968

Moskaus Aggression bleibt unvergessen schauer Paktes in der Tschechoslowakei ein und beendeten das unter Alexander Dubček im Frühjahr 1968 eingeleitete Liberalisierungs- und Demokratisierungsprogramm mit militärischer Gewalt. Trauriger Tiefpunkt war die Selbstverbrennung des Studenten Jan Palach am 16. Januar 1969 aus Protest gegen die Niederschlagung des Prager Früh-

lings auf dem Wenzelsplatz. Am 25. Februar 1969 verbrannte sich dort auch der Student Jan Zajíc. Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist der 21. August wieder stark ins öffentliche Bewußtsein gerückt. An diesem Mittwoch veranstaltete der Tschechische Rundfunk, der damals von den Soldaten besetzt wurde, eine Gedenkveranstal-

tung, an der auch Staatspräsident Petr Pavel und Premierminister Petr Fiala teilnahmen. Am Mittwoch startete auf dem Messegelände zum dritten Mal das Festival NeverMore 68. Auf dem Programm stehen Konzerte, Filmvorstellungen und Diskussionen. An den Jahrestag erinnert zudem ein Denkmal von Bildhauer Jiří Sozanský nahe des Museums Kampa. Die fünf Meter hohe Bronzeplastik heißt „137“. Auf ihr stehen Namen von 137 Männern, Frauen und Kindern, die im ersten Jahr der Okkupation getötet wurden.

ISSN 0491-4546 Erscheint wöchentlich freitags. Redaktionsschluß Veranstaltungstermine: Freitag 18.00 Uhr. Redaktionsschluß Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in TeplitzSchönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Stanislav Beran, Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Karl Reitmeier, Hildegard Schuster, Lexa Wessel. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München. Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de; Verlag: Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail svg@sudeten.de. Jahres-Abonnement 2023 Inland als Postvertriebsstück im Lastschriftverfahren 125,00 EUR einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 154,00 EUR, Luftpost auf Anfrage. Reichenberger Zeitung (24 Ausgaben jährlich) 62,50 EUR, Neudeker Heimatbrief oder einer der Regionalblöcke (Block 1 – Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote; Block 2 – Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung/Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung; Block 3 – Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimat, Zuckmantler Heimatbrief; Block 4 – Riesengebirgsheimat) (12 Ausgaben jährlich) 31,25 EUR. Je Rechnung 2,00 EUR Aufschlag. Bankverbindung: Postbank München – IBAN: DE13 7001 0080 0005 7278 08, BIC: PBNKDEFF; Abbestellungen mit einer Frist von vier Wochen zum Vierteljahresschluß schriftlich an den Verlag. Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2021; Anzeigengestaltung erst nach Auftrag. © 2023 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft. Diese Zeitung ist mit allen Texten und Bildern urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung und Verwertung – insbesondere auch Weitergabe in Form von Kopien oder Einstellen ins Internet – sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrecht nichts anderes ergibt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft wieder. Gerichtsstand und Erfüllungsort München. Kein Entschädigungsanspruch bei Nichterscheinen oder Nichtlieferung infolge Streik oder höherer Gewalt. Keine Gewähr für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder, Dokumente, Datenträger und Daten. Alle datenschutzrechtlichen Vorschriften werden beachtet; Einzelheiten unter www.sudeten.de Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH, HRB München 3796. Geschäftsführer und verantwortlich für Anzeigen: Torsten Fricke. Alleiniger Anteilseigner: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Hochstraße 8, 81669 München. Druck und Versand: Presse-Druck- und Verlags-GmbH, 86167 Augsburg.

Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.


AKTUELL

Sudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 23.8.2024

Seit über 120 Jahren führt die Eisenbahnbrücke unterhalb der Prager Hochburg über die Moldau.

3

Foto: Torsten Fricke

Online-Konferenz des Sudetendeutschen Heimatrates

Gräber-Sanierung: Pilotprojekt in Bischofteinitz geplant Vor allem der aktuelle Sachstand beim Thema „Sudetendeutsche Friedhöfe und Gräber in der Tschechischen Republik“ hat bei der aktuellen Online-Konferenz des Sudetendeutschen Heimatrates im Mittepunkt gestanden. Darüber hinaus gab es Informationen über die Online-Angebote und -Aktivitäten sowie über weitere grenzüberschreitende Projekte.

Z

ur Rettung der sudetendeutschen Friedhöfe und Gräber hatte Martin Dzingel, der Präsident der Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik, Positives zu berichten: „Das Ministerium für regionale Entwicklung nimmt sich der Sache an.“ Dies sei die Voraussetzung für einen weiteren guten Prozeß. Konkret sei ein Finanzierungsprogramm unter Aufsicht dieses Ministeriums angedacht, Förderanträge könnten gestellt werden. Zunächst würden die Mittel für einzelne Projekte, zum Beispiel integrale Kreuze mit Namenstafeln oder Sanierung von Gräbern bekannter Personen, verwendet. Offen sei, ob diese Gelder noch heuer oder erst 2025 zur Verfügung stehen. Bei einem Treffen mit Vertretern aus der Politik und der deutschen Minderheit am 16. Juli seien jedenfalls bis zu 50 000 Euro für ein Pilotprojekt zur Verfügung gestellt worden, mit der Stadt Bischofteinitz – hier werden ein Friedhof und Gräber saniert – seien Gespräche geführt worden. „Die Schritte und Abläufe werden dort entsprechend getestet und auf dieser Basis dann Kriterien erstellt. Ab 2025 soll dann – idealerweise – das große finanzielle Programm ausgeschrieben werden“, konkretisierte Dzingel. Im November reise eine Delegation nach München, um mit der Arbeitsgruppe der Sudetendeutschen Landsmannschaft die Kriterien abzustimmen und die langfristigen Aktivitäten zu besprechen. Denn, so informierte der Präsident weiter, ab dem „... Zum Dank für ihren Einsatz beim Wiederaufbau in Bayern“: Ulrike Scharf, weitere stellvertretende Ministerpräsidentin und Schirmherrschaftsminister-in der Sudetendeutschen, legt an der Gedenktafel in der Staatskanzlei einen Kranz nieder. Foto: Torsten Fricke

Jahr 2028 „soll ein großer Antrag bei der tschechischen Regierung über das Programm ‚Europa‘ gestellt werden“, dies könne eine zweite große Finanzierungssäule werden. Kurzfristig gehe es aber auch um die Vorbereitung des Regierungsbeschlusses, bei dem vor allem das tschechische Außenministerium und das Ministerium für regionale Entwicklung involviert sind. Mit dem deutschen Botschafter Andreas Künne werde Dzingel bei Ministerpräsident Petr Fiala die Angelegenheit im September erörtern und dabei auch die Höhe der nötigen finanziellen Mittel ansprechen. Ein erfreuliches Fazit aus seinen beiden zurückliegenden Aufenthalten in Prag zu eben dieser Thematik zog Edmund Schiefer von der SL-Arbeitsgruppe. „Jetzt wird’s wohl ernst. Die Tschechen sprachen wunderbar über unsere Anliegen, alles war positiv“, blickte er auf das erste Treffen in größerem Rahmen unter anderem mit Politikern und Vertretern des deutsch-tschechischen Zukunftsfonds zurück. Bei der zweiten Zusammenkunft in einer kleineren Gruppe hätten dann bereits praktische Details im Mittelpunkt gestanden: So zum Beispiel eine digitale Karte, auf der dann Gräber abrufbar sind, oder der Wunsch, so bald wie möglich die jetzt noch bestehenden Friedhöfe und Gräber unter Schutz zu stellen – auch als Sorge vor bisweilen erfolgten brachialen Einebnungen bestehender Anlagen (Sudetendeutsche Zeitung berichtete). „So etwas darf heute nicht mehr passieren!“, forderte Schiefer. Zum anstehenden Treffen im November in München meinte Schiefer: „Als sudetendeutsche Arbeitsgruppe wollen wir nicht nur informiert werden, sondern mitgestalten!“ Insgesamt zeigte er sich aber überzeugt, daß sich das Projekt in die richtige Richtung entwickle – auch mit Blick auf die Jugend. Auch ist Schiefer bewußt, daß wahrscheinlich nur ein Teil umgesetzt werden kann. „Auch dann haben wir viel

erreicht“, erklärte er und empfahl, die Heimatkreise in das Vorhaben einzubeziehen, da hier noch entsprechende Kenntnisse über Gräber vorhanden sind. Abschließend appellierte er an die Tschechen: „Gräber und Friedhöfe gehören auch zur tschechischen Kultur. Daher ist die Sicherung nötig, damit nicht noch mehr Friedhöfe abgetragen werden.“ Die juristischen Aspekte erläuterte Martin Dzingel: „Es sind tschechische Friedhöfe mit deutschen Gräbern. Die Besitzer der Gräber sind die Gemeinden. Es werden nicht alle Gräber saniert werden können – das ist nicht realistisch.“ Daher sollten in erster Linie sogenannte integrale Kreuze und wichtige Gräber in den Fokus gerückt werden. In den Fragen und Kommentaren ging es um folgende Aspekte: Wer bestimmt, welches Grab bedeutend ist und wer bei der Entscheidung mitreden darf? Erik Buchholz brachte die Heimatkreise ins Spiel und plädierte für das Einstellen mit Fotos in Datenbanken. Für die Betreuerin des Heimatkreises PodersamJechnitz, Christiane Binder, ist die Zeitschiene vor allem im Hinblick auf bereits laufende Projekte schwierig. Martin Dzingel verwies darauf, daß eine Datenbank angelegt wurde, in deren Betreuung und Bearbeitung auch Experten aus dem sudetendeutschen Bereich eingebunden sind. Einen Einblick in die Datenbank für die auf den verschiedenen Ebenen und Einrichtungen mit dieser Frage betrauten Leute wünschte Dr. Pia Eschbauer, Betreuerin des Heimatkreises Karlsbad. Hildegard Schuster vom SLBundesverband, die die Sitzung in Vertretung des Heimatratsvorsitzenden Franz Longin leitete, ging mit dem Vorschlag der Verknüpfung mit der Homepage Sudeten.net sogar noch einen Schritt weiter. Die Eingabe der Daten werde noch etwas Zeit kosten, betonte Edmund Schiefer und bat um Geduld. Erfahrungen aus Nikolsburg

schilderte Franz Schneider, Betreuer des Heimatkreises Nikolsburg in Südmähren. Für 15 Jahre betrage die Grabgebühr hier umgerechnet rund 537 Euro, in einem anderen Ort kosten das Aufstellen des Grabes und Säubern der Schrift 200 Euro. Anschließend gab unter dem Titel „Moderne Netzwerkarbeit, Neue Medien“ Markus Decker einen Überblick über die Facebook-Seiten der Heimatgliederungen. Startschuß war ein Seminar auf dem Heiligenhof im Jahr 2016, woraufhin zunächst für den Raum Riesengebirge (Hohenelbe, Trautenau, Braunau) eine Facebook-Gruppe eingerichtet wurde. Seit März 2021 gibt es für alle weiteren 13 Heimatlandschaften entsprechende Gruppen, darüber hinaus auch noch die übergreifende Netzwerkgruppe. „Im letzten Jahr gab es keine Störungen“, stellte Decker fest. Bereits bis Januar 2024 war ein Zuwachs von 1300 Mitgliedern festzustellen, seither gab es, so Decker, „noch mehr Bewegung in den Gruppen“. Vor allem die Gruppen Riesengebirge, Egerland und Altvater gewannen an Mitgliedern, alle zusammen weisen rund 5000 bis 6000 Mitglieder auf – natürlich sind auch Mehrfachmitgliedschaften dabei. Diese positive Tendenz und „rasante Entwicklung“ spiegelt sich auch in Beiträgen und Kommentaren wider. In den Gruppen wirken 45 Moderatoren, „alle Gruppen sind auf einem guten Weg, und es herrscht überall Dynamik“, faßte Decker zusammen. Wichtig sei nun die Vernetzung etwa zu den Heimatkreisbetreuern, um da und dort Lükken zu schließen. Über die Internet-Netzwerkseite Sudeten.net informierte Mathias Heider. Seit dem Sudetendeutschen Tag ist die Kartenansicht erneuert worden. Ein weiteres Projekt ist die Aufnahme von Heimatbüchern – vor allem mit einem Orts-, Kreis- und Heimatlandschaftsbezug. Aktuell seien bereits acht Bücher dokumentiert. Markus Bauer

Umnutzung statt Abriß

Historische Brücke soll versetzt werden reißen und durch einen Neubau zu ersetzen – was seitdem für einen Proteststurm sorgt. So warnte der Präsident des Komitees beim Internationalen Rat für Denkmalpflege, Václav Girsa, in einem offenen Brief an Verkehrsminister Martin Kupka, daß Prag als Unesco-Welterbestadt damit ihr Ansehen aufs Spiel setze. Und der Grünen-Politiker Pavel Štorch gründete mit anderen Mitstreitern die Initiative „Nebourat“ (Nicht abreißen). Jetzt hat der Prager Stadtrat einen spektakulären Kompromiß verabschiedet. Die aläglich fahren bis zu 288 te Brücke soll moldauaufwärts Züge über die mehr als mit Pontons nach Moderschan 120 Jahre alte Eisenbahn- versetzt und zu einer Fußgänbrücke. Diese Dauerbela- ger- und Radfahrerbrücke umstung hat Spuren hinterlassen. gebaut werden. Federführend „Die Stahlkonstruktion ist auf- ist allerdings die Eisenbahngrund der steigenden Bela- verwaltung, die entscheiden stung durch den Bahnverkehr muß, ob sie an den Neubauan den Rand ihrer Lebensdau- plänen weiter festhält. er geraten. Ein weiterer AsLaut Zdeněk Hřib, Prags pekt ist die Art des Stahls, aus erster stellvertretender Bürdem die Brücke gebaut wurde. germeister, würde man damit Dieser hat sich mittlerweile als zwei Fliegen mit einer Klappe sehr ungeeignet für eine sol- schlagen. Ein Denkmal, das, so che Konstruktion herausge- Hřib, „den Prager Menschen stellt“, hatte der Sprecher der ans Herz gewachsen ist“, Eisenbahnverwaltung, Dušan bliebe erhalten, und „zudem Gavenda, bereits vor einem würden wir die notwendige Jahr gegenüber Radio Prag Überbrückung zwischen den gewarnt. Um einen Einsturz beiden bedeutendsten Radzu verhindern, wird die Brük- routen entlang der Moldau ke seitdem mit Sensoren über- bekommen“. wacht. Güterzüge dürfen die Die Bürgerinitiative Nebourat überzeugt das nicht: „Die Brücke zu versetzen ist und war nie ein Kompromiß!“ Die Pläne seien nur ein Trick, um den Neubau durchSo könnte die Eisenbahnbrücke für Fußgänger und zusetzen Radfahrer umgestaltet werden. und den Umzug der alten Brücke nicht mehr passieren. Brücke dann scheitern zu lasUnd für Personenzüge wur- sen. Die Bürgerinitiative bleibt de die Höchstgeschwindigkeit deshalb bei ihrer ursprüngliauf 40 Stundenkilometer ge- chen Forderung: „Die Brücke drosselt. kann saniert und mit UnterBereits 2018 hatten Exper- stützung der Unesco auf die ten in einer Studie empfohlen, aktuelle Verkehrsbelastung die seit 2004 unter Denkmal- angepaßt werden.“ schutz stehende Brücke abzuTorsten Fricke Denkmalschutz kontra Verkehrsinfrastruktur: Nach den Protesten (Sudetendeutsche Zeitung berichtete) vieler Bürger ist der geplante Abriß der historischen Eisenbahnbrücke unterhalb der Prager Hochburg zunächst vom Tisch. Der aktuelle Kompromiß sieht vor, den 1901 errichteten Stahlbau nach Süden zu versetzen und zu einer Fußgänger- und Radfahrerbrükke umzuwandeln. Gleichzeitig soll damit Platz für den Bau einer neuen Eisenbahnbrücke geschaffen werden.

T

Heimatpfleger rufen Bürger zum Mitmachen auf

Datenbank dokumentiert Vertreibung

Die Gedenktafel in der Staatskanzlei und der Stein vor dem Rathaus der Vertriebenenstadt Geretsried sind zwei von mittlerweile mehr als 580 neuen Einträgen in der Kulturlandschaftsdatenbank des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, die im Internet abrufbar unter erfassung.kulturlandschaftsforum-bayern.de an Flucht und Vertreibung von Deutschen aus Mittel- und Osteuropa nach dem Zweiten Weltkrieg erinnern.

I

n den zurückliegenden Monaten hat die Studentin Sigrid Michel Rangel im Auftrag der SLLandesgruppe Bayern die von der Familie Hannelore und Dieter Heller aus Roth und von Katrin Heller aus Burgbernheim erarbeitete Zusammenstellung der Vertriebenendenkmale fortgeschrieben, mit zusätzlichen Fotos versehen und räumlich-digital verortet. Jetzt rufen die Heimatpfleger die Bürger auf, diese Datenbank

weiter zu befüllen. „Wir möchten alle geschichtsinteressierten Menschen aufrufen, mitzumachen und Vertriebenendenkmale in unserer Datenbank einzutragen oder Einträge zu ergänzen“, bittet Dr. Thomas Büttner, Leiter des Projekts Kulturlandschaftsforum im Landesverein. Dr. Petra Loibl, Beauftragte der Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, sagt: „Flucht und Vertreibung sind durch die Denkmale der Heimatvertriebe-

nen dauerhaft im öffentlichen und nun auch im digitalen Raum präsent. Es gibt sie fast überall in Bayern. Sie sind damit ein wichtiges Zeugnis der deutschen Geschichte und der kollektiven Erinnerungskultur, das wir nicht dem Verfall preisgeben dürfen.“ Die Aufnahme in die Datenbank könne, so Loibl, ein erster Schritt sein, die Denkmale, und damit das Schicksal der Vertriebenen, wieder mehr ins öffentliche Bewußtsein zu rücken.


4

TERMINE

Sudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 23.8.2024

Stadtarchiv von Neutraubling zeigt jeweils am ersten und letzten Sonntag im Monat Exponate der Vertreibung

Ausstellung „Heimat und Flucht“ „Heimat und Flucht“ lautet der Titel der Ausstellung, die noch bis Ende Oktober im Stadtarchiv Neutraubling gezeigt wird. Allerdings nur jeden ersten und letzten Sonntag im Monat von 13 bis 16 Uhr. Am 25. August besteht also die nächste Gelegenheit.

Krisen in Europa – Europa in der Krise

N

eutraubling ist prädestiniert dafür, ist sie doch eine der fünf Vertriebenenstädte Bayerns. Das Stadtarchiv mit Leiterin Petra Aichinger hat zahlreiche Exponate beigesteuert und ist zusammen mit Kreisheimatpfleger Hermann Binninger und der Sudetendeutschen Landsmannschaft, die auch in Neutraubling aktiv ist, Veranstalter. Die Ausstellung thematisiert auch Fluchterfahrungen von heute. Seit zweieinhalb Jahren tobt in der Ukraine der von Rußland ins Land gebrachte Krieg. Kinder aus der Ukraine finden – vorübergehend oder langfristig – Unterkunft und Heimat bei uns. So sind auch Exponate ukrainischer Schüler ausgestellt. Gehen wir in die 1940er und 1950er Jahre zurück: bittere Ereignisse und Erlebnisse für die Deutschen in den damaligen Siedlungsgebieten in Mittel-, Ost- und Südosteuropa: Flucht und Vertreibung, Zurechtfinden in der neuen Heimat und Mitwirkung beim Wiederaufbau Deutschlands. Anhand mehrerer Personen wird dieses Schicksal in der Ausstellung lebendig. Nicht fehlen darf – hier in Neutraubling – das Urgestein Hans Schmitzer (1926–2019), der neben seinem Beruf als Lehrer sich in der Eghalanda Gmoi und in der Sudetendeutschen Landsmannschaft engagiert hat. Oder der Landwirt Anton Stohl (1922– 2017), der aus einem Vierseithof in Hohenjamny bei Plan stammte und schließlich in Alteglofsheim wieder als Landwirt tätig sein konnte. Ein großer Holzkoffer von Andreas Riedl aus Theussau (Kreis Falkenau) ist ebenso zu bestaunen. Riedl war Tischler und hatte in Böhmen seine Werkstatt – mehrere Werkzeuge belegen dies. Daß auch Frauen – vor und nach Flucht oder Vertreibung – mit ihrer Arbeit Geld verdienten, zeigt die erhaltene und 200 Kilometer von Neu Bis Sonntag, 27. Oktober, Sudetendeutsches Museum: „Oskar Schindler – Lebemann und Lebensretter“. Sonderausstellung in der Alfred-Kubin-Galerie mit Begleitprogramm (siehe rechts). Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Samstag, 24. August, 12.00 Uhr, Bund der Vertriebenen: Zentrale Auftaktveranstaltung zum Tag der Heimat 2024. Festrede: Bundesinnen- und -heimatministerin Nancy Faeser. Geschlossene Veranstaltung. Französische Friedrichstadtkirche, Gendarmenmarkt 5, Berlin. 15.30 Uhr: Kranzniederlegung am Mahnmal für die Vertriebenen. Theodor-Heuss-Platz, Berlin. Mittwoch, 28. August, 19.00 Uhr, Verein Königlich Säschsische Antonshütte: „Musikstadt Preßnitz – Kulturerbe ohne Erbschaft?“ Vortrag von Veronika Kupková über die Bergstadt im böhmischen Erzgebirge, deren Existenz durch den Bau der Talsperre 1973 abrupt endete. Anmeldung per eMail an info@ antonshuette.de Könglich Sächsische Antonshütte, Jägerhäuser Straße 1, Breitenbrunn. Sonntag, 1. September, 10.30 Uhr, Monsignore Herbert Hautmann, Vertriebenenseelsorger der Erzdiözese Bamberg: Vertriebenenwallfahrt. Hauptzelebrant ist Regionaldekan Hol-

Kreisheimatpfleger Hermann Binninger und SL-Kreisobmann Franz Weschta vor einer der Vitrinen.

Tischler Andreas Riedl mit Ehefrau Emma und Sohn Josef im Jahr 1915. Links: Die Vertreibungskiste mit der Anweisung, daß keine Wertgegenstände mitgenommen werden dürfen. Fotos: Markus Bauer dek (Böhmen) bis in den Bayerischen Vorwald mittransportierte Nähmaschine der Mutter von Ilse Seidl. Aus dem oberschlesischen Rybnik stammte der Akademische Maler Karl Platzek (1892– 1974). An der Akademie für Bildende Künste in Breslau genoß er seine Ausbildung und lebte und wirkte danach in Kreuzburg. In Ober- und Niederschlesien hat er viele Kirchen mit Gemälden, Deckenfresken und Kreuzwegbildern ausgestattet. Das tat er auch nach der Flucht, wo er in Regensburg, in Alteglofsheim und Lappersdorf lebte. Gotteshäuser in der Oberpfalz, im Fichtelgebirge, im Schwarzwald und im Sauerland zeigen seine Werke, ein großes Altarbild hat er für eine Missionskirche in Südafrika geschaffen. Neben Portraitfotos sind von ihm Utensilien und Handwerksgeräte ausgestellt. Zurück zu den Sudetendeutschen – denn mit Franz Weschta (*1940), dem Ortsobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft von Regenstauf und Regensburger Kreisobmann, gibt ein Vertreter der Erlebnisgenera-

tion gerne Auskunft. Er hat prägende Erinnerungsstücke – ein Kissen und einen Schlitten – für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. Denn diese spielen auch bei den Erinnerungen an seine Vertreibung eine Rolle: „Im Herbst und Winter 1945/46 lebte ich bei meinen Großeltern in Haselbach/Lísková, direkt an der Grenze. Das tschechische Zollhaus stand leer. Auf der drüberen Seite war das deutsche Zollhaus. Dort kontrollierten die Ami-Soldaten, wenn wer über die Grenze gehen wollte. Geschlafen habe ich in der Küche auf dem Kanapee. Mein Kopf lag auf einem weichen Bettpolster mit geschlissenen Daunen-Federn. Weihnachten brachte mir das Christkindl einen Hörndl-Schlitten. Im Februar 1946 band die Großmama mein Kopfpolster mit einer Schnur auf meinem Schlitten fest und sagte: ‚Franzi, setz dich drauf und laß dich von den Buben über die Grenze ziehen‘. Gesagt, getan. Am bayerischen Zollhaus zogen mich der Hansl und der Heinerl ein paarmal hin und her. Bei den Amis blieben wir stehen und wir schauten, ob wir Zigaretten-

VERANSTALTUNGSKALENDER ger Kruschina, 1. Vorsitzender des Sudetendeutschen Priesterwerkes. Wallfahrtsbasilika Heilige Dreifaltigkeit, Gößweinstein. Dienstag, 3. bis Freitag, 6. September, jeweils von 9.00 bis 14.00 Uhr, Sudetendeutsches Museum: Trickfilmwerkstatt im Rahmen des Sommerferienprogramms für Kinder ab sieben Jahren. Teilnahme kostenlos, Anmeldung bis 26. August per eMail an anmeldung@sudetendeutsches-museum.de oder unter telefonisch unter (0 89) 48 00 03 37. Sudetendeutsches Museum, Hochstraße 10, München. Mittwoch, 4. September, 18.00 Uhr, Stiftung GerhartHauptmann-Haus: Vernissage „Andreanum – 800 Jahre Recht und Verfassung der Siebenbürger Sachsen“. Die Ausstellung wird bis zum 4. Oktober gezeigt. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 10, Düsseldorf. Donnerstag, 5. September, 18.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: „Serbien auf dem Weg in die EU?“. Online-Vortrag von Michael Martens, Südosteuropa-Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Anmeldung per eMail an sekretariat@ g-h-h.de Samstag, 7. September, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe Stutt-

gart-Weilimdorf: Monatsnachmittag. Haus der Begegnung, Giebelstraße 14, Stuttgart. Freitag, 13. bis Sonntag, 15. September, Sudetendeutsche Landsmannschaft – Bundesverband: Sudetendeutscher Kongreß. Kloster Haindorf, č.p. 1, Haindorf. Samstag, 14. bis Sonntag, 15. September, Heimatkreis Hohenelbe/Riesengebirge: 62. Bundestreffen in der Patenstadt Marktoberdorf/Allgäu. Samstag, 10.00 Uhr: Empfang im Rathaus. Alle weiteren Veranstaltungen im Modeon, Schwabenstraße 58, Marktoberdorf. Sonntag, 15. September, SL-Kreisgruppe Stuttgart und SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf: Tag der Heimat „Krieg und Vertreibung – Geißeln der Menschheit“. 11.00 Uhr: Kranzniederlegung am Mahnmal im Kurpark Bad Cannstatt. 14.00 Uhr: Volkstumsnachmittag in der Liederhalle Beethovensaal. Montag, 16. September, 19.00 Uhr, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen: „Brücken die verbinden“. Teil 3 der Vortragsreihe mit Prof. Dr. Stefan Samerski. Sudetendeutsches Haus, Adalbert-Stifter-Saal, Hochstraße 8, München. Mittwoch, 18. September, 14.00 Uhr: Monatstreffen der Graslitzer. Café Alte Villa, Erlan-

Stumperln für den Großtata seine Pfeife finden. Diese steckten wir in ein leeres Zündholz-Schachterl. Die Amis beachteten uns kaum. Ein paar hundert Meter nach der Grenze wohnte in ‚Höll‘ die Schneider Anna, sie war mit uns verwandt. Bei ihr haben wir meinen geschmuggelten Federbett-Polster abgegeben. Von dort hat ihn meine Geiganter ‚JulieTant‘ abgeholt. Die zwei Frauen waren ‚Geschwister-Kinder‘ (Cousinen). Im März wechselte ich dann mit meinem Schlitten ‚schwarz‘ zu meiner Tante Julie nach Geigant. Und da hat mein Bettpolster schon auf mich gewartet. Im Sommer ist die Mama mit Schwester Agnes und Bruder Toni nachgekommen. Die Amerikaner haben unsere Küchen- und Schlafzimmer-Möbel auf dem Laster herausgefahren. Wir wohnten bei der Tante Julie in der Dachmansarde und übersiedelten dann 1951 in den Landkreis Regensburg nach Alteglofsheim.“ Die Ausstellung ist im Stadtarchiv, Königsberger Straße 4, Neutraubling zu sehen. Der Eintritt ist frei. Markus Bauer ger Straße 50, Fürth. Freitag, 20. September, 14.00 Uhr, SL-Landesgruppe Baden-Württemberg: Herbstgespräch mit den Vereinigungen unter dem Leitthema „100 Jahre Volkmar Gabert – Wirken und Leben eines Sudetendeutschen“. Referentin Christa Naaß MdL a. D., Präsidentin der SLBundesversammlung, Ko-Bundesvorsitzende der Seliger-Gemeinde. Im Anschluß Klausurtagung. Haus der Heimat, Großer Saal, Schloßstraße 92, Stuttgart. Freitag, 20. bis Sonntag, 22. September, Arbeitskreis Sudetendeutscher Akademiker: Herbsttagung zu Volksgruppen- und Minderheiten im Hinblick auf den demographischen Wandel. Anmeldung per eMail an info@ heiligenhof.de Der Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, Bad Kissingen. Samstag, 21. bis Sonntag 22. September, Adalbert-Stifter-Verein: Böhmerwaldseminar. Tagung zu Kriegsende und Vertreibung vor 80 Jahren in Böhmen. Anmeldung erforderlich per eMail an sekretariat@ stifterverein.de Schloß Gratzen, Nové Hrady 1, Gratzen. Samstag, 21. September, 13.30 Uhr, Erzdiözese Bamberg: Andacht mit Vertriebenenseelsorger Monsignore Herbert Hautmann. Kapelle „Heidebrünnel“, Weilersbach.

Sonntag, 8. bis Freitag, 13. September: „Krisen in Europa – Europa in der Krise“. Nach mehr als zwei Generationen Frieden in Europa ist 2014 ein Krieg ausgebrochen: die russische Besetzung der Krim und das Schüren eines Separatistenaufstandes in der Ostukraine – damals von der westlichen Welt gar nicht als solcher wahrgenommen, sondern oftmals als Bürgerkrieg klassifiziert. Am 24. Februar 2022 überfiel Rußland die gesamte Ukraine und überzog sie mit einem bis heute anhaltenden und zerstörerischen Krieg. Dieser Krieg hat auch die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten vor bisher nicht gekannte Probleme gestellt. Als Referenten haben zugesagt: Madgalena Oxfort „Bilderreise durch Westpreußen“, Oberst i.G. a. D. Herbert Danzer „Rußland in der Ära Putin – Beobachtungen eines ehemaligen Generalstabsoffiziers und Militärattachés“, Dr. Udo Metzinger „Mittel- und Osteuropa zwischen Putin und dem Westen“, Botschafter a. D. Dr. Axel Hartmann „Europäische Perspektiven. Hoffnungen und Enttäuschungen von 1989/1990 bis in die Gegenwart“, Wolfgang Freyberg und Gabriela Blank „Hat die deutsche Minderheit in Ermland und Masuren eine Zukunft? Wie bewältigt sie die Krisen der Gegenwart?“ und Ulrich Rümenapp „Die Ukraine auf dem Weg in die europäischen Strukturen“. Der Tagungsbeitrag für diese geförderte Veranstaltung beträgt 200,00 Euro pro Person, inklusive Verpflegung sowie Unterbringung im Doppelzimmer. Der Einzelzimmerzuschlag beträgt 50,00 Euro, die ermäßigte Kurtaxe 9,75 Euro, jeweils für den gesamten Seminarzeitraum. Die Anmeldungen sind postalisch, per Telefax, über die Webseite oder per eMail an hoertler@heiligenhof.de möglich. Heiligenhof · Alte Euerdorfer Straße 1 · 97688 Bad Kissingen Telefax (09 71) 71 47 47 info@heiligenhof.de · www.heiligenhof.de

Film und Gespräch über Emilie Schindler

Die Frau im Schatten Dienstag, 3. September, 19.00 bis 21.00 Uhr, Sudetendeutsches Museum: Filmvorführung „Emilie Schindler – Die Frau im Schatten“ im Rahmen der Sonderausstellung „Oskar Schindler – Lebemann und Lebensretter“. Sudetendeutsches Haus, Adalbert-Stifter-Saal, Hochstraße 8, München. Eintritt frei. Im Anschluß an die Film-

vorführung erzählt die Regisseurin und Drehbuchautorin im Gespräch mit Dr. Raimund Paleczek von der Entstehung ihres Films und beantwortet Fragen der Besucher. Anmeldung bis 1. September per eMail an anmeldung@ sudetendeutsches-museum.de oder telefonisch unter (0 89) 48 00 03 37 erforderlich. Foto: Torsten Fricke

Teilnahme beim „Tag des offenen Denkmals“

HDO als Wahr-Zeichen Sonntag, 8. September: Tag des offenen Denkmals. Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München. In diesem Jahr öffnet das Haus des Deutschen Ostens erstmalig seine Türen für den bundesweiten „Tag des offenen Denkmals“, der 2024 unter dem Motto „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“ steht. An diesem Tag ist das Haus inklusive der Bibliothek und der Jubiläumsausstellung „Wer bin Ich? Wer sind Wir? Zu Identitäten der Deutschen aus dem östlichen Europa“ geöffnet. Auf dem Programm

stehen zudem Kurzführungen. Der Eintritt ist frei Auszug aus dem Programm: „Vom Kloster zum Begegnungszentrum – Das HDO als Wahr-Zeichen?“ Kurzführungen mit Patricia Erkenberg um 11.30 Uhr, 13.30 Uhr und 15.30 Uhr. Treffpunkt: im Foyer. „Die HDO-Bibliothek – größte öffentliche Spezialbibliothek ihrer Art in Bayern“. Kurzführungen mit Dr. Lilia Antipow. Die HDO-Bibliothek umfaßt rund 90 000 Bände sowie 383 laufende Periodika. Treffpunkt: im Eingangsbereich der Bibliothek.


Sudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 23.8.2024

AKTUELL · KOLUMNE

5 Mut tut gut

Die Sandalen des anderen

S

Dr. Jens Baumann (rechts), der Beauftragte der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen, und Frank Hirche, der Vorsitzende des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz, im Transferraum Heimat vor der Karte, die die ehemaligen deutschen Siedlungsgebiete in Mittel- und Osteuropa dokumentiert.

Bildungs- und Begegnungsstätte in Knappenrode bei Hoyerswerda seit Juni geöffnet

Transferraum Heimat: Wie Sachsen an Flucht und Vertreibung erinnert Der Beauftragte für Vertriebene und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen, Jens Baumann, ist seit 2018 der erste Ansprechpartner für alle Belange der Vertriebenen in Sachsen. In Knappenrode bei Hoyerswerda in dem umgestalteten Empfangsgebäude einer ehemaligen Brikettfabrik empfängt er die Sudetendeutsche Zeitung in Begleitung von Frank Hirche, dem Vorsitzenden des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/ Schlesische Lausitz.

S

eit dem 10. Juni 2024 ist hier im Landkreis Bautzen die außerschulische Bildungs- und Begegnungsstätte „Transferraum Heimat“ vollständig in Betrieb gegangen und wird wohl bald einen festen Platz der Erinnerungsarbeit im Land Sachsen einnehmen. Baumann berichtet von den Anfängen einer Idee. Auch im Land Sachsen gab es ab 1990 einige Heimatstuben der Ver- Neben den Liwanzenpfannen (links) dokumentieren Schmuck und Knöpfe das Vertreitriebenen, die um Förderung und Un- bungsschicksal von Wenzel Pietsch (1882–1950), der als Glasschleifer in Gablonz arbeiteterstützung ansuchten. Dem wollte man te. Im Juli 1945 wurde er ins sächsische Berzdorf an der Eigen vertrieben. Dort baute er in in Sachsen durch eine Zusammenfüh- einer früheren Ziegelei die Firma W. Pietsch & Co. GmbH zur Herstellung von Glasknöpfen rung in einem „Haus der Heimat“ nach- auf, die zeitweilig bis zu 70 Arbeiter beschäftigte und deren Produkte bis nach Island exporkommen und eröffnete 2009 in Reichen- tiert wurden. Nach der Gründung der DDR wurde auch dieses private Unternehmen verboFotos: Ulrich Miksch bach in der Oberlausitz, direkt an der ten und in den Konkurs getrieben. Via Regia gelegen, dem mittelalpräsentieren, einen zeitgeschichtlichen terlichen HandelsLitfaßsäulengang zu durchschreiten, eiweg nach Schlesinen imaginären Reichsbahnwaggon mit en, aber sehr weit der Aufschrift „Oppeln“ als Objekt der im Osten, ein entFlucht und Vertreibung wahrzunehmen, sprechendes Geum dann die zwei Seiten des Ankombäude. mens im zerstörten Deutschland zu erBald stellte sich leben. Einmal in den westlichen Besatheraus, daß diezungszonen mit Lastenausgleich, staatse Einrichtung mit lich ermöglichter Erinnerungskultur wichtigen Expound politischer Mitbestimmung. Und naten etwas zu abandererseits in der sowjetischen Besatgelegen und auch zungszone mit „Umsiedlerpolitik“ und für schulische Bilspäterem Verdrängen und Verschweidungsangebote gen. zu klein war, und Immer wieder treten Zeitzeugen und so begann man politisches Zeitgeschehen in Dialog und um die Jahre 2017 geben eine Zeitspur bis in unsere Taund 2018 sich Gege. Was ist seit der Wiedervereinigung danken zu machen Deutschlands und seit dem Ende des Eifür einen größeren sernen Vorhangs in ganz Europa pasRahmen. siert? Wieder gibt es Flucht und VerMit der Festtreibung. Und wie sieht ein Ankommen schreibung des Dieser Nachbau eines Waggons der Reichsbahn soll den Besuchern heute im Vergleich zur Zeit nach 1945 ein Gefühl vermitteln, unter welchen menschenunwürdigen Um- aus? Ganz praktische Fragen: Kann ich „Transferraum Heimat“ im Ko- ständen die Sudetetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg aus mir Eigentum schaffen? Erlange ich eine alitionsvertrag in ihrer Heimat vertrieben wurden. neue Heimat? Was ist typisch deutsch? Sachsen 2019 begann die Suche nach geeigneten Orten. Transferraum HeiZuerst wollte man den von der Deutmat, Werminghoffschen Bahn verkauften Bahnhof von straße 11, Ortsteil Hoyerswerda mieten. Insofern ein histoKnappenrode/Hórrisch richtiger Ort, weil dort viele Vernikecy, Hoyerswertriebene ankamen, die dann in nahegeda; Leiter: Frank legenen Barackenlagern unterkamen. Hirche, Telefon Dann entschied man sich aber für zwei (0 35 71) 6 07 68 68, Gebäude auf dem Gelände des MuseeMail: hirche@ ums Energiefabrik Knappenrode, die transferraumdort frei wurden. Es ist sicher eine gute heimat.de; Entscheidung gewesen, denn die AusWebseite: www. stellungsfläche ist barrierefrei und austransferraumkömmlich, um die Exponate aus den heimat.de Heimatstuben, also aus den ehemaligen Heimatgebieten der Vertriebenen, zu

Wie besteht man heute einen Einbürgerungstest? Allem können die Besucher, in der eher für Schulklassen konzipierten Ausstellung nachgehen. Ein Aufenthalts- und ein Schulungsraum bieten Vertiefungsmöglichkeiten und zwei Sonderausstellungsräume haben Platz für thematische Weiterungen, auch aus dem Sammlungsbestand. In der Erreichbarkeit muß der Standort Knappenrode einige Abstriche machen, aber Baumann meint, Schülergruppen kämen sowieso meist mit einem Bus zu solchen Bildungsorten, das sollte kein Manko sein. Die Einbettung des „Transferraums Heimat“ in viele andere Bemühungen in Deutschland, aber auch im nahen Polen und Tschechien überblickt Baumann gut. Er spricht von der Einbindung des Ehepaars Zaprukki aus dem schlesischen Hirschberg in die Konzeption des „Transferraums Heimat“. Julita Zaprucka ist die Direktorin des Riesengebirgsmuseums in Hirschberg/Jelenia Góra, ihr Mann Prof. Dr. Józef Zaprucki arbeitet als Germanist und Übersetzer. Oder die wichtige Inspirationsquelle in Aussig, die Ausstellung „Unsere Deutschen“, wofür Sachsen auch zwölf Gemälde beisteuerte. Es ist schon erstaunlich, wie nur eine Handvoll Personen diese Ausstellung über Jahre erstellt hat. Ganz engagiert dabei der Hoyerswerdaer Frank Hirche, der zehn Jahre im Sächsischen Landtag für die CDU saß, vieles dort für den „Transferraum Heimat“ in die Wege leitete und noch immer Vorstandsvorsitzender der „Stiftung Erinnerung – Begegnung – Integration“ ist. Nun müsse der Ort bekannter werden, sagt Baumann. Im nahegelegenen Hoyerswerda zeigte man, im Anschluß an die Eröffnung der Wanderausstellung „Stillgeschwiegen!“ des Zentrums gegen Vertreibung im DDR-Museum in Berlin, bis zum 1. Juli im dortigen Rathaus die Schilderung des Schicksals der Vertriebenen in der SBZ/DDR. Und der Beauftragte für Vertriebene und Spätaussiedler lobt seit 2020 einen ZukunftErbe-Preis der Stiftung Erinnerung-Begegnung-Integration aus, für herausragende Leistungen, die sich mit der Geschichte und Bewahrung des kulturellen Erbes der Vertreibungs- und Aussiedlungsgebiete der Deutschen aus Ostmitteleuropa befassen. Unter den bisherigen Preisträgern findet sich auch der Verein Antikomplex (2022). Und in diesem Jahr verlieh man Rafał Bartek, dem Vorsitzenden des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG), den „ZukunftErbe-Preis 2024“ für seinen Beitrag zur Erhaltung und Förderung des polnischdeutschen Kulturerbes anläßlich der Eröffnung des „Transferraum Heimat“ in Knappenrode am 8. Juni 2024. Das Schicksal der Vertriebenen bleibt somit Thema auch im Freistaat Sachsen und hat dafür einen neuen Bildungsort, erwachsen aus den Heimatstuben, hinzugewonnen. Ulrich Miksch

chon 2010 wurde „Wutbürger“ zum Wort des Jahres gekürt. Dieser Begriff hat nichts an Aktualität eingebüßt. Unsere Gesellschaft leidet unter einer ausgeprägten Empörungskultur. Wir begegnen ihr im Großen und im Kleinen. Ob in den Sozialen Medien oder am Stammtisch, ob bei politischen Veranstaltungen oder beim Anstellen an der Supermarktkasse, ob in Fernsehdiskussionen oder im Autoverkehr – überall kocht die Stimmung schnell einmal hoch. Selbst die Ferien- und Urlaubszeit ist davon nicht ausgenommen. Empörte Menschen halten mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg. Im Gegenteil: Sie tun ihre Meinung in heftigen Wortmeldungen kund, immer wieder haken sie nach, sie schimpfen, schreien und kreischen, in den schlimmsten Fällen attackieren sie nicht nur mit Worten, sondern auch mit zerstörerischen oder verletzenden Taten. Wutbürgern ist selten mit Argumenten beizukommen. Sie sind verstockt Nachdenklichkeit oder die Fähigkeit, zuzuhören und andere Standpunkte gelten zu lassen, sind ihnen fremd. Oft schaffen sie es nicht einmal, jemanden anderen ausreden zu lassen. Gab es das nicht schon immer? Ja, sicher! Aber gegenwärtig scheinen Empörung, Wut und Aggression wieder einen Temperaturstand angenommen zu haben, der über Normalwerte hinausgeht. Übrigens ist auch die religiöse und kirchliche Sphäre davon nicht ausgenommen, was mich besonders nachdenklich stimmt. Nicht selten erlebe ich Menschen, die einen tieffrommen Eindruck erwekken, doch überaus gereizt reagieren, wenn der Pfarrer in der Predigt etwas sagt, was ihnen gegen den Strich geht. Mit dem Liebesgebot als Kern jedes ethischen Verhaltens ist es dann nicht weit her. Etwas mehr Gelassenheit, etwas mehr Demut und etwas mehr Selbstkritik würden uns guttun. Ein Mix aus diesen drei Tugenden wäre das Gegengift in der Empörungskultur und würde helfen, zu mehr Miteinander und zu jenen positiven Lösungen zu finden, ohne die wir nicht weiterkommen. Niemand hat die Wahrheit für sich gepachtet. Vielleicht steckt auch in einer anderen Meinung ein Körnchen Wahrheit? Ganz sicher verhilft mir ein Mensch, dessen Überzeugungen mir ziemlich fremd sind, meine eigene Einstellung besser zu reflektieren. Und sehr wahrscheinlich bewahren mich andere Meinungen auch davor, selbst eindimensional zu werden. Wir erleben in unserem 21. Jahrhundert eine sehr komplexe Welt mit zahlreichen Herausforderungen. Die Versuchung ist groß, einfache Antworten zu suchen. Diese werden aber der Komplexität nicht gerecht. Ebenfalls hilft es uns in der Bewältigung unserer Herausforderungen nicht, mit einseitigen Schuldzuweisungen zu arbeiten. Ein Schwarz-Weiß-Denken bringt uns nicht weiter. Es braucht Einfühlsamkeit in die Situation des anderen, sogar in die Situation eines Wutbürgers. Schön wird das in einem angeblich indianischen Sprichwort ausgedrückt: „Gehe hundert Schritte in den Sandalen eines anderen, wenn du ihn verstehen willst.“ Dr. Martin Leitgöb CSsR Provinzial der Redemptoristen Wien-München


6

FORUM

Stiftungen Sudetendeutsches Sozial- und Bildungswerk und Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland

Unser Angebot Sudetendeutsche Zeitung mit Aussiger Bote · Der Egerländer · Egerer Zeitung · Elbogener Heimatbrief · Falkenauer Heimatbrief · Heimatbote · Heimatruf · Isergebirgs-Rundschau · Karlsbader Badeblatt · Karlsbader Heimatzeitung · Leitmeritzer Heimatbote · Luditzer Heimatbrief · Nordböhmische Umschau · Reichenberger Zeitung · Riesengebirgsheimat · Sternberger Heimatblatt · Zuckmantler Heimatbrief

Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

wöchentlich (125,00 EUR im Jahr) mit folgendem Zahlungszeitraum:

Zahlreiche Schnittstellen Minderheiten in Mittel- und Osteuropa sowie in den GUS-Staaten, die von der Stiftung Sudetendeutsches Sozial- und Bildungswerk durch deren Bildungsstätte Heiligenhof in Bad Kissingen

Hier ergeben sich zahlreiche Schnittstellen, so Hans Knapek und Hartmut Koschyk, so daß sich gemeinsame Veranstaltungen und Projekte anbieten. Auch die vom Auswärtigen Amt geförderte Tätigkeit der Stiftung as ist das ErVerbundenheit in gebnis eines Lateinamerika sointensiven Gedanwie die stiftungskenaustauschs zwieigenen Bemüschen dem Vorhungen um die standsvorsitzendeutschen Sprachden der Stiftung schulen in den Sudetendeutsches USA sowie weiteSozial- und Bilre geplante Kodungswerk, Hans operationsprojekKnapek, dem Stifte in Namibia und tungsratsvorsitzenSüdafrika stoßen den der Stiftung auf großes InteresVerbundenheit, se bei der Stiftung Hartmut Koschyk, Hartmut Koschyk, Hans Knapek und Sebastian Machnitzke Sudetendeutsches und deren GeSozial- und Bilschäftsführer Sebastian Mach- und die ebenfalls dort ansässige dungswerk. Koschyk berichtete nitzke. Die Vertreter beider Stif- Akademie Mitteleuropa geleistet Hans Knapek auch über seinen tungen hatten sich am Sitz der wird. Die Stiftung Verbunden- jüngsten Besuch in Israel und die Stiftung Verbundenheit im ober- heit ist für das Bundesministeri- Kontaktaufnahme mit der Orfränkischen Bayreuth getroffen. um des Innern und für Heimat als ganisation der Israelis mitteleuBeide Einrichtungen verbin- Mittlerorganisation für die deut- ropäischer Herkunft, der sogedet die Tätigkeit für deutsche schen Minderheiten tätig. nannten Jeckes-Organisation. Die Stiftung Sudetendeutsches Sozial- und Bildungswerk in Bad Kissingen und die Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland in Bayreuth wollen in Zukunft enger zusammenarbeiten.

D

jährlich durch Lastschrift halbjährlich durch Lastschrift vierteljährlich durch Lastschrift Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung, Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung,, Graslitzer Heimatzeitung 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimatblatt, Zuckmantler Heimatbrief 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Neudeker Heimatbrief, für die Heimatfreunde aus Stadt und Landkreis Neudek 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Reichenberger Zeitung, Nordböhmische Umschau 24 Ausgaben (62,50 EUR im Jahr) Riesengebirgsheimat 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Diese Preise gelten bei Erteilung eines Bankeinzugsauftrags (SEPA-Lastschriftmandat) und Lieferung innerhalb Deutschlands. Preise für Auslandsabonnements auf Anfrage!

Sebastian Machnitzke stellte die humanitäre und kulturelle Arbeit der Stiftung Verbundenheit in Transkarpatien in der Ukraine vor und dankte der Stiftung Sudetendeutsches Sozialund Bildungswerk für die Unterstützung der Veranstaltung und Ausstellung über die Schönbornfranken im Landratsamt Bad Kissingen durch den Leiter der Bildungsstätte Heiligenhof in Bad Kissingen, Steffen Hörtler. Hans Knapek informierte die Vertreter der Stiftung Verbundenheit über die Möglichkeiten und den weiteren Ausbau der Bildungsstätte Heiligenhof im unterfränkischen Bad Kissingen und stellte das Bildungsprogramm des Hauses und der dort ansässigen Akademie Mitteleuropa vor. Der Gedankenaustausch zwischen der Stiftung Verbundenheit und der Stiftung Sudetendeutsches Sozial- und Bildungswerk soll demnächst an deren Sitz in Bad Kissingen fortgesetzt werden.

PERSONALIEN Verdiente Böhmerwäldlerin

Adresse:

Leopoldine Karneth 100

Name, Vorname

Straße, Hausnummer

Am 31. Juli feierte Leopoldine Karneth/Trsek, die älteste Einwohnerin des oberfränkischen Ortes Warmensteinach und gebürtige Böhmerwäldlerin, 100. Geburtstag.

Postleitzahl, Ort

L

Telefon

E-Mail

Geburtsdatum, Heimatkreis

Datum, Unterschrift

Ich/Wir ermächtige/n die Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH (SVG), Hochstraße 8, 81669 München, Gläubiger-Identifikationsnummer DE04SVG00000003583, Zahlungen von meinem/unserem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein/weisen wir unser Kreditinstitut an, die von der SVG auf mein/unser Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Ich kann/Wir können innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Dabei gelten die mit meinem/unserem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. Wenn sich meine Kontodaten ändern, teile ich dies der SVG unverzüglich mit.

Kontoinhaber

Kontonummer oder IBAN

eopoldine Karneth kam in Suchental an der Luschnitz, einem malerischen Ort an der Grenze zu Österreich, zur Welt. Ihre Mutter Marie war Österreicherin und ihr Vater Glasschleifer. Die ganze Familie gehörte der sudetendeutschen Volksgruppe an. Nach dem Anschluß des Sudetenlandes 1938 an das Deutsche Reich erhielt die Familie die deutsche Staatsangehörigkeit. 1939 begann der Zweite Weltkrieg, der tiefe Spuren in Leopoldines Leben hinterließ. Zwei ihrer Brüder kehrten nicht aus Rußland zurück, und ihre beiden Schwestern fielen der Tuberkulose zum Opfer. 1946 wurde die Familie wie alle Sudetendeutschen aus ihrer Heimat vertrieben. 1952 fand die Familie in Warmensteinach eine neue Heimat. Kurz darauf lernte sie Hugo Karneth kennen, der ein Vertriebener aus Gablonz war. Sie heirateten 1954 in Warmensteinach und wohnten bei Familie Karl Herrmann (Kuhbandner) am Kirchweg. Hier Am 27. Juni starb der gebürtige Böhmerwäldler Peter Mühlbauer im oberbayerischen Freilassing im 101. Lebensjahr.

Bankleitzahl oder BIC

P

Datum, Unterschrift

Alle Preise inklusive 7 % Mehrwertsteuer und Versand. Abbestellungen mit einer Frist von einem Monat zum Vierteljahresschluß schriftlich an die SVG. Sie sind berechtigt, die Bestellung des Abonnements ohne Angabe von Gründen innerhalb 14 Tagen nach Absendung dieses Auftrages schriftlich gegenüber der Sudetendeutschen Verlagsgesellschaft, Hochstraße 8, 81669 München (auch per E-Mail an svg@sudeten.de) zu widerrufen. Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs.

Bitte gescannt oder abfotografiert mailen oder in ausreichend frankiertem Umschlag (85 Cent) einsenden an

Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH Hochstraße 8 81669 München E-Mail svg@sudeten.de

Sudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 23. 8. 2024

31+32/2024 33+34/2024

eter Mühlbauer kam am 25. November 1923 in Flekken im damaligen Gerichtsbezirk Neuern im Böhmerwald zur Welt. Nach Schulbesuch in Rothenbaum und einer Beschäftigung in einem landwirtschaftlichen Betrieb, bei der er seinen linken Unterarm verlor, machte er eine kaufmännische Ausbildung bei den Optischen Werken Fremutz & Co. in Neuern. Im Juli 1945 nahm ihn die tschechische Polizei als Verwaltungsleiter eines Wehrertüchtigungslagers fest und internierte ihn bis zu seiner Vertreibung im Mai 1946 im Aussiedlerlager Elisenthal. Nach der Vertreibung in den ehemaligen Landkreis Laufen, heute Berchtesgadener Land,

wurde auch ihre Tochter Ulrike geboren. Mit viel Fleiß und Tatkraft erbauten sie in derselben Straße ein Wohnhaus und eine Werkstatt, in der Hugo Karneth Glaswaren erzeugte. Leopoldine Karneth unterstützte ihren Mann im Geschäft, nebenbei vermietete sie fleißig Zimmer an Feriengäste. Nach langer schwerer Krankheit starb ihr Ehemann Hugo 1992. Die Jahre verflogen, die Familie wuchs weiter und Leopoldine Karneth widmete ihr Le-

ben ganz ihrer damals dreijährigen Enkeltochter Valentina. Ihre Höhepunkte liegen in ihrer heutigen Familie aus Tochter Ulli mit Valentina und Bogdan, Stiefsohn Horst mit Anni, Tochter Petra und Urenkel Luca. Oma Poldi, wie alle sie liebevoll nennen, ist besonders stolz auf ihre Nachkommen. Tochter Ulli ist Pathologin, Enkelin Valentina Oberärztin im Klinikum Bayreuth, sie wohnt bei ihrer Oma Poldi und umsorgt diese liebevoll. Die 100jährige fährt auch gerne nach Italien, wo ihre

Tochter Ulli mit ihrem Mann lebt. Acht Stunden Fahrt sind für sie noch immer kein Problem. Die Jubilarin ist geistig frisch und nimmt aktiv am gesellschaftlichen Geschehen teil, sie war über die zahlreichen Gratulanten begeistert und meinte fröhlich: „Je mehr Leute, desto besser!“ Mit jedem ihrer Gratulanten – Pfarrer, Bürgermeister, einer Abordnung der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Nachbarn, Freunden und Bekannten – hatte sie eine passende Unterhaltung parat. Hildegard Heser

Bürgermeister Axel Herrmann, Enkelin Valentina, Jubilarin Leopoldine Karneth, ihre Tochter Ulrike, Schwiegersohn Bogdan und Pfarrer Philip Plamparampil und weitere Gratulanten, rechts Helmut Hempel, Obmann der SL-Ortsgruppe Warmensteinach. Bild: Hildegard Heser

Verdienter Böhmerwäldler

Peter Mühlbauer † wurde er beim Flüchlingskommissariat im Außendienst angestellt und war bis 1952 im Kreiswohnungsamt tätig. Seit 1952 war er bis zur Pensionierung 1986 als Verwaltungsangestellter bei der Stadt Freilassing und dort zunächst für das Wohnungs- und Flüchlingswesen, später für den Fremdenverkehr im „amtlichen Zimmernachweis“ beschäftigt und schließlich für den gesamten Kulturbereich der Stadt zuständig. Im Verkehrs- und Verschönerungssverein war er seit 1957 in verschiedenen Funktionen ehrenamtlich aktiv. 1987 bis 1997 übernahm er den Fremdenverkehrsverband Rupertiwinkel als Geschäftsführer. Er war auch

Gründungsmitglied der Musikschule Freilassing. Mitglied der SL war er seit dem 18. Februar 1951 und seit 1952 im Vorstand der SL-Ortsund -Kreisgruppe mit verschiedenen Aufgaben betraut. Ab 1970 war er Schriftführer im BdV-Kreisverband und von 1987 bis 2005 dessen Kreisvorsitzender. Die Ortsgruppe Freilassing betreute er über 65 Jahre lang und organisierte unzählige Veranstaltungen. Grenzüberschreitend wirkte er als Vorsitzender des Arbeitskreises seiner Heimatpfarrei Rothenbaum im Böhmerwald bei der Rettung deutscher Kultur-

stätten in der Tschechischen Republik mit. Für seinen Einsatz erhielt er etliche Auszeichnungen. Dazu gehören die Rudolf-LodgmannPlakette der Sudetendeutschen Landsmannschaft, die Verdienstmedaille des SL-Landesverbandes Bayern und die Goldene Ehrennadel des Bundes der Vertriebenen. Peter Mühlbauer war seit 1952 mit seiner Frau Gertraud verheiratet. Er hinterläßt zwei Söhne und vier Enkelkinder. Anfang August wurde er auf dem Friedhof in Freilassing beerdigt. Die Kreisgruppe war mit ihrer Fahne vertreten. Bernhard Lerner, Obmann der SL-Kreisgruppe Berchtesgadener Land und Traunstein: „Wir trauern um einen verdienten Landsmann. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen.“


7

KULTUR

Sudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 23. 8. 2024

Die Musikakademie der Studienstiftung des deutschen Volkes präsentiert in der Philharmonie im ehemaligen Münchener Kulturzentrum Gasteig Gustav Mahlers Kantate „Das klagende Lied“. In Brixen in Südtirol erarbeitete die Musik­ akademie der Studienstiftung des deutschen Volkes Gustav Mahlers Kantate „Das klagende Lied“ in der Urfassung in drei Sätzen von 1880. Das große Ensemble mit zwei Chören führte Anfang August dieses Frühwerk Mahlers bei Konzerten in Toblach in Südtirol und in der oberbayerischen Metropole München auf.

G

ustav Mahler wurde am 7. Juli 1860 als Sohn des Gastwirts Bernhard Mahler und dessen Frau Maria, geborene Hermann, in Kalischt, einem kleinen Dorf auf der Böhmisch-Mährischen Höhe geboren. Ab 1875 studierte er in Wien Musik. Am Ende seines Studiums komponierte Mahler von 1878 bis 1880 „Das klagende Lied“, sein erstes Opus. Die Texte für Chor und Solisten – meist gereimt – stammen von Mahler selbst. Inhaltlich kombinierte er dafür Motive aus Märchen wie „Das klagende Lied“ von Ludwig Bechstein oder „Der singende Knochen“ aus „Kinder- und Hausmärchen“ von Jacob und Wilhelm Grimm, aus denen er eine eigenständige Fassung schuf. Das Werk beginnt mit dem „Waldmärchen“ als erstem Satz. Eine junge Königin weist jeden Freier ab. Sie will nur denjenigen zum Gemahl nehmen, der im nahen Wald eine bestimmte rote Blume findet. Zwei Brüder, von denen, der jüngere sanftmütig ist, der ältere jedoch gewalttätig, brechen auf, um die Blume zu suchen. Nachdem der jüngere die Blume gefunden hat, steckt er sie an seinen Hut und legt sich unter einem Weidenbaum zum Schlafen nieder. Der ältere Bruder durchbohrt den Schlafenden mit seinem „Schwert von Stahl“ und nimmt die Blume an sich, um damit die Königin zu erobern. Im zweiten Satz, in „Der Spielmann“, wird erst der Tatort an der Weide beschrieben: Beim Weidenbaum, im kühlen Tann, da flattern die Eulen und Raben, da liegt ein blonder Rittersmann unter Blättern und Blüten begraben.

� Aufführungen von Gustav Mahlers erstem Werk in Südtirol und München

die alten Mauern sinken. Die Lichter verloschen im Königssaal!

Das klagende Lied Dort kommt ein fahrender Spielmann vorbei und findet einen weißen Knochen vom ermordeten jüngeren Bruder. Er schnitzt daraus eine Flöte. In dem Moment, wo der Spielmann die Knochenflöte an den Mund setzt, beginnt die Flöte zu singen und berichtet über das Verbrechen, das ihr geschehen ist. Ach Spielmann, lieber Spielmann mein, Das muß ich dir nun klagen: Um ein schönfarbig Blümelein Hat mich mein Bruder erschlagen. Im Walde bleicht mein junger Leib, Mein Bruder freit ein wonnig Weib! Der dritte Satz schildert im „Hochzeitsstück“ das grauenhafte Ende der Geschichte. Der Spielmann gelangt auf seinen Reisen zum königlichen Schloß. Dort hält die junge Königin gerade prunkvoll mit dem Brudermörder Hochzeit.

Die Königin bricht zusammen. Die Gäste fliehen. Das Schloß stürzt ein. Diese unheimlich-düstere Geschichte setzte Mahler in packende Musik um. Der junge Komponist aus Mähren baute eine fantasievoll-groteske und märchenhafte Welt aus Tönen. Seine typische Klangqualität ist hier schon zu erkennen: Fanfaren aus Hörnern, Marsch­ rhythmen, volksliedhafte Melodien und Wechsel zwischen Dur und Moll weisen auf spätere Werke voraus. Mahler überarbeitete „Das klagende Lied“ in den Jahren 1893 und 1898, bevor er es am 17. Februar 1901 in W ­ ien in einer zweiteiligen Fassung uraufführte – jedoch ohne den ersten Satz

Und weißt du‘s nicht, warum die Freud‘? Hei, daß ich dir‘s sagen kann! Die Königin hält Hochzeit heut‘ Mit dem jungen Rittersmann! Der Spielmann läßt wieder die Flöte erklingen, und wieder hört man „Das klagende Lied“. Der König entreißt dem Spielmann die Flöte „und setzt sie selbst an den Mund“. In diesem Moment ändert sich das Lied der Flöte, also des singenden Knochens, in eine Anklage gegen den König, seinen älteren Bruder. Ach Bruder, lieber Bruder mein! Du hast mich ja erschlagen! Nun bläst Du auf meinem Totenbein, Des muß ich ewig klagen! Was hast du mein junges Leben Dem Tode schon gegeben!

Knabenalt Julian Schmidlin. „Waldmärchen“ und in kleinerer Besetzung. Der erste Satz erklang 1934 alleinstehend und das ganze Werk in der ursprünglichen Fassung sogar erst 1997 in Manchester – lange nach Mahlers Tod am 18. Mai 1911 in Wien. Das ehemalige Kulturzentrum Gasteig in München, das seit 2020 wegen

Ein Teil der Musiker vor dem Euregio Kulturzentrum Gustav Mahler, einst Grandhotel in Südtirol. Bild: Leo Lintzen

Bilder: Leonhard Simon (2)

einer bisher nur geplanten Renovierung brachliegt und als Fat Cat Kulturzentrum zwischengenutzt wird, öffnet die Tore seiner Philharmonie. Hier erklingt nun wieder Mahlers Urfassung des „Klagenden Lieds“ mit allen drei Sätzen. Unter dem Stab von Martin Wettges treten der Chor und das Orchester der Musikakademie der Studienstiftung des deutschen Volkes mit Chorleiter Christian Jeub auf. Auch der Junge Chor des Akademischen Gesangvereins München (Einstudierung: Michael Kopp) ist auf dem Rang zu hören. Das „Fernorchester“ der Landesmusikschulen Südtirols aus Mitgliedern der Landesmusikschulen Südtirols (Einstudierung: Monika Federspieler und Norbert Fink) ist wirklich aus der Ferne – also quasi aus dem Off – zu hören und erst beim Schlußapplaus zu sehen. So gibt die Musik dieses Nachwuchs-Orchesters einen weiteren Anklang an das Übernatürliche und Mysteriöse des „Klagenden Lieds“. Die Gesangssolisten sind alle professionelle Sänger. Vom Bühnenrand liefern Karola Pavone (erster Sopran), Mechthild Bach (zweiter Sopran), Silvia Hauer (erster Alt), Arianna Ballotta-Rusch (zweiter Alt), Thaisen Rusch (Tenor), Christian Miedl (Bariton), Jörg Hempel (Baß) und Julian Schmidlin (Knabenalt) fantastische Leistungen. Besonders Schmiedlin begeistert als mahnende Stimme der knöchernen „Flöte“. Das furiose Ende der Kantate ist klanggewaltig und beeindruckend. Am Boden liegt die Königin, Die Pauken verstummen und Zinken. Mit Schrecken die Ritter und Frauen flieh‘n,

Konzert im Gustav-Mahler-Saal in Toblach.

Tatsächlich verstummen Solisten, Chor und Instrumentalisten am schockierenden Ende des „Klagenden Lieds“ abrupt. Die Zuhörer halten einen Augenblick die Luft an – so erschütternd ist dieses Märchen, das keinen Sieger und kein glückliches Ende kennt. Dann ruft einer aus dem Publikum „Bravo“. Das bricht den Bann. Ein Riesenapplaus erklingt für dieses Jugendwerk Gustav Mahlers und die Musiker, die es gerade neu erweckt haben. Susanne Habel

Die Musikakademie

S

eit 2011 bietet die Studienstiftung des deutschen Volkes mit dem Verein Alumni der Studienstiftung musikalisch begeisterten aktuellen und ehemaligen Stipendiaten mit der Musikakademie eine Plattform zum gemeinsamen Musizieren in großem Orchester und gemischtem Chor. An der zwölftägigen Akademie nehmen rund 220 Musiker teil. Chor und Orchester der Musikakademie bestehen aus Musikstudenten und Stipendiaten diverser Fachbereiche, von denen einige als Jungstudierende, Preisträger des Bundeswettbewerbs „Jugend musiziert“ oder als Mitglieder der Landes- und Bundesjugendorchester kurz vor der Entscheidung für das Musikstudium standen. Als Solisten und an den Solobläser- und Stimmführerpositionen wirken Musikhochschuldozenten sowie Mitglieder führender Orchester und Opernhäuser mit. Sie übernehmen außerdem die Einstudierung der Chor-Stimmgruppen bezeihungsweise Orchesterregister. Die Konzerte sind der Abschluß einer mehrtägigen Probenphase in Brixen in Südtirol.

Bild: Julia Heine


8 Ende Juli bis Anfang August veranstaltete die WaltherHensel-Gesellschaft (WHG) ihre Sommersingwoche auf dem Heiligenhof. Eine ganze Woche lang gab es Gesang, Tanz und Handarbeiten. Dabei konnten die Teilnehmer auch Wissenswertes über Land und Leute der Gottschee im heutigen Slowenien und Siebenbürgens erfahren.

KULTUR

Sudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 23. 8. 2024

� Sommersingwoche der Walther-Hensel-Gesellschaft auf dem Heiligenhof

Siebenbürgen und Hammelburg

Ü

ber 35 Teilnehmer waren zum Singen, Musizieren, Handarbeiten und zum Volkstanz zusammengekommen. Bei dieser Woche standen die Gottschee und Siebenbürgen im Vordergrund. Etliche Lieder aus diesen deutschen Siedlungsgebieten bereiteten allen viel Freude. Bei den Morgenkreisen gab es Einführungen in die Geschichte der Gottschee, Rumäniens und Siebenbürgen, außerdem über das Volkslied in

Singen mit Herbert Preisenhammer.

Morgenkreis mit Blockflöten.

Bilder: Preisenhammer, Walther-Hensel-Gesellschaft

der Gottschee, über die Kirchenburgen in Siebenbürgen und den Schriftsteller und Pfarrer Eginald Schlattner. Alle Tage begannen mit dem Morgenkreis und dann mit Singen bis zum Mittagessen. Der Nachmittag gehörte den Instrumentalisten wie Streichern, Stubenmusik und Blockflöten. Teilnehmer, die lieber Handarbeiten machten, pflegten ebenfalls am Nachmittag ihre Künste. Vor dem Abendessen gab es Volkstanz, danach Gesang. Ein Ausflug nach Hammelburg im unterfränkischen Kreis Bad Kissingen stand ebenfalls auf dem Programm. Die Besichtigung der Kirche Sankt Johannes der Täufer mit ihrer Johannes-Klais-Orgel bereicherte die Singwoche. Alle Teilnehmer waren begeistert und freuen sich auf die nächste Singwoche. Helmut A. Preisenhammer

Das aktive Blockflötenensemble der Walther-Hensel-Gesellschaft.

Beim Morgenkreis mit Streicherensemble.

Die Stubenmusik aus Kontrabaß, drei Gitarren, Violine, Scheitholz (einer Zitherart) und Hackbrett.

Auch Volkstanz gehört ebenso zur Sommersingwoche …

… wie Kulturgeschichte in der Kirche Sankt Johannes der Täufer in Hammelburg.

Vor der hellgrünen im vergangenen Jahr gepflanzten Walther-Hensel-Linde: Teilnehmer …

… und Referenten der Singwoche.


9

VERBANDSNACHRICHTEN

Sudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 23. 8. 2024

� Der Heiligenhof

Kultur-Sommer-Camp Ende Juli waren rund 100 Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre mit ihren Betreuern zum deutsch-tschechischen KulturSommer-Camp in die Bildungsund Begegnungsstätte Heiligenhof im oberfränkischen Bad Kissingen gekommen. Dabei arbeiten Partner und Freunde aus Deutschland, insbesondere von der Jugendarbeit Stadtallendorf, mit Gemeinden in der Tschechischen Republik eng zusammen.

cherweise bleiben den Kindern heutzutage zumindest hierzulande Flucht und Vertreibung erspart. Trotzdem hat die Kinderfreizeit nichts von ihrer Bedeutung eingebüßt. Nicht nur die grenzübergreifende Begegnung ist heute wichtiger denn je, um die europäische Idee eines freien, friedlichen und grenzenlo-

zu einem intensiven Naturerlebnis mit allen Sinnen ein. Deshalb finden möglichst viele Spiele und Übungen im Freien statt. Und auch dafür eignet sich der Heiligenhof perfekt mit seiner ruhigen Lage etwas außerhalb von Bad Kissingen und eingebettet zwischen Wäldern, Wiesen und Feldern.

D

aß das Kultur-SommerCamp auf dem Heiligenhof stattfindet, hängt mit seiner Geschichte zusammen. Das 1952 gegründete Sudetendeutsche Sozialwerk, aus dem die Stiftung Sudetendeutsches Sozial- und Bildungswerk hervorgehen sollte, übernahm noch im Gründungsjahr das ehemalige Landhaus Heiligenhof. Dort sollte Kindern aus vertriebenen sudetendeutschen Familien etwas Freizeit und Erholung ermöglicht werden. Die Ausstattung war spartanisch, doch es reichte für die nicht selten an Mangelerkrankungen und den Folgen der Vertreibung leidenden Kinder und Jugendlichen. Man improvisierte, rückte zusammen und bot mit Fleiß und harter Arbeit den Kindern die lang ersehnte Erholung und etwas Normalität in der neuen Heimat. So wurde der Heiligenhof zur sudetendeutschen Heimstätte der europäischen Jugend. An der Ausstattung mangelt es nicht mehr, in den modernen Mehrbettzimmern bleiben keine Wünsche offen. Und glückli-

sen Europas zu stärken und Populismus und Nationalismus von innen und außen zu bekämpfen. Ziel ist aber auch, den Kindern und Jugendlichen alltägliche und für den weiteren Lebensweg wichtige Kenntnisse und Kompetenzen mitzugeben. Teamgeist, Selbstbeherrschung, Konzentration und Geschick werden spielerisch trainiert und gefordert und das Gemeinschaftsgefühl über Sprachgrenzen hinweg gefördert. Die Betreuer setzen auf die Methoden des Naturpädagogen Joseph Cornell. Dieser lädt

Die Natur mit allen Sinnen entdecken, das bedeutet auch, ab und an blind, barfüßig, mit dreckigen Fingern und ganz besonders in der Gemeinschaft, mit neuen Freunden in der Gruppe durch die Welt zu gehen. Nur mit Teamwork gelangten die Kinder ans Ziel der Aufgaben, die Lösungen mußten gemeinsam erarbeitet und umgesetzt werden. Man mußte sich auch aufeinander verlassen können oder hier und da auch einmal die Teamleitung übernehmen. Zu den Höhepunkten gehörte der Besuch im Hochseilgarten, bei dem die Kin-

der ihre Angst vor der Höhe überwinden mußten. Doch auch hier waren beim Absichern Vertrauen auf die Kameraden und die Mitarbeit aller gefragt. Das Kanufahren auf der fränkischen Saale fiel heuer aus, weil der Fluß wegen Baumsturzgefahr im Landkreis gesperrt war. Abhilfe bei der Sommerhitze schafften die Besuche im Terassenschwimmbad oder die Spaziergänge in der Innenstadt. Doch viel mehr freuten sich die Kinder auf die Aktivitäten rund ums Haus oder im Wald. Ganz Mutige durften sogar eine Nacht im Schlafsack verbringen und unter dem freien Sternenhimmel am Waldrand schlafen. Ebenfalls fester Bestandteil der Kinderfreizeit war die sogenannte Heiligenhofliga, ein tägliches Fußballmatch, in dem die verschiedenen Gruppen gegeneinander kämpften. Zum Abschluß der Liga und zum Ende der Freizeit gab es die beliebte Kinderdisco, bei der getanzt und gesungen wurde. So gab es auch heuer wieder zahlreiche unvergeßliche Erlebnisse. Viele Kinder waren nicht zum ersten Mal dabei, und so manch ein Betreuer war sogar schon mehrmals am Heiligenhof. Unzählige Menschen, die sich heute dem Heiligenhof verbunden fühlen, lernten ihn zum ersten Mal vor Jahrzehnten auf der Kinderfreizeit kennen. Und so waren sich alle beim Abschied sicher, daß man sich schon sehr bald, vielleicht schon im nächsten Jahr beim Kultur-SommerCamp 2025 wiedersehen werde. Philipp Dippl

� Ackermann-Gemeinde

Plasto-Fantasto-Freizeit münzen entwerfen. Und in der Stunde der Gemeinschaft, dem religiösen Hauptelement der Tagung, ging es um Visionen. Darüber hinaus war aber auch viel Zeit für Tischtennis und Volleyball, eine Schnitzeljagd durch Waldmünchen zum Kennenlernen der Stadt mit Stadtführung. Auch ein Lagerfeuer und ein Schwimmbadbesuch gehör-

stand im Zeichen des Jubiläums, und die jungen Leute präsentierten ihre in den Arbeitskreisen geschaffenen Werke. Eingeladen dazu waren Eltern, Geschwister und Verwandte, so daß sich zum Nachmittagskaffee der Speisesaal füllte. Dabei wurden Bilder aus den bisherigen Plasto-Veran-

fliert, und die Tanz- oder Akrobatikgruppe zeigte artistische bis waghalsige Figuren. Und TShirts wurden mit der rätselhaften Zahlen-Buchstaben-Kombination PF 25 bemalt. Unschwer ließ sich das als Plasto Fantasto 25 interpretieren – ein Hinweis auf ein Jubiläie Nähe zur tschechischen um? 1998, also vor 25 JahGrenze sowie die deutschren, hatte die erste, sogar tschechischen Kompetenzen zweiwöchige Plasto-Fandes Hauses bieten gute Gegetasto-Veranstaltung stattbenheiten für die Freizeit. Tagefunden. Damals sollte etfeln über frühere Plasto-Fanwas Fantastisches gebotasto-Veranstaltungen hatten ten werden, um Mitglieder bereits beim deutsch-tschefür die Junge Aktion zu gechischen Begegnungstag in winnen. Neue AnsatzpunkRohr auf sie hingewiesen, te waren, bereits Kinder ab auch weil die magisch-fantaetwa acht Jahren anzusprestische Zahl 25 gefeiert werchen – und dabei sowohl den sollte. Mehr als doppelt so deutsche wie tschechische Buviele – genau 53 – Mädchen ben und Mädchen. 27 Kinder und Jungen, ein Drittel Tschewaren es bei der Premiere. Anchen, zwei Drittel Deutsche, gesichts aktueller Ereignisse waren gekommen, um sich eiwurden 2002 und in den Folne Woche dem Thema „Visiogejahren auch Kinder und Junen und ihre Bedeutung für gendliche mit Migrationshindas deutsch-tschechische Mittergrund eingeladen. einander“ zu widmen. Bis 1999 fand Plasto FanDas aber nicht staubtroctasto in der Jugendherberge ken, sondern dank fantasieHaidmühle-Frauenberg statt voller Ideen, kreativer Arbeits– Haidmühle ist übrigens kreise und eines Planspiels äufür die Ackermann-GemeinBilder: Markus Bauer de ein denkwürdiger Ort. Seit ßerst unterhaltsam. So wurden Gruppenbild mit Eltern. Oben eine Akrobatikvorführung. Werte und Kultur diskutiert, 2021 ist nun Waldmünchen es ging um Geschichte und Ge- ten zum Programm. Ein Ausflug staltungen an die Wand proji- Tagungsort. Kopf- und Taschensellschaft sowie um Visionen für führte zum Schloß Bischofteinitz. ziert. Bei einigen Stationen im rechner kommen – und das ist den Einzelnen, die Veranstaltung Die Deutschen lernten so ein we- Freien waren Eigenschaften und richtig – auf 26 Plasto Fantastos. und die Gesellschaft oder das nig Tschechien, die Tschechen Hobbys den zehn Leiterinnen Doch egal ob es ein flüchtiger Redeutsch-tschechische Miteinan- die Oberpfalz kennen. Und eine und Leitern zuzuordnen und Fra- chenfehler war oder man die erste der. Auch Probleme, die Politi- Woche sich gegenseitig mit ih- gen über die aktuelle und frühe- Ausgabe als Test- oder Null-Verker lösen müssen, wurden be- ren Hobbys, Vorlieben und Vi- re Freizeiten zu beantworten. Zu sion betrachtet: Plasto Fantasto handelt. sionen. Nicht selten mischte sich schätzen waren die Wassermen- hat sich in den mehr als zweieinDer aus Neukirchen beim Hei- Englisch als dritte, verbindende ge in einem Eimer und die An- halb Jahrzehnten zu einer festen ligen Blut stammende Christoph Sprache in die Konversationen. zahl von Chips in einer Dose. Ge- und beliebten Veranstaltung für Mauerer – in beiden Sprachen Erste Sprachhindernisse wurden schicklichkeit war beim Kegeln tschechische und deutsche Kinzu Hause – widmete sich den per Sprachanimation beseitigt, auf halb mit Wasser gefüllte Pla- der und Jugendliche entwickelt, Themen Verkehr, gemeinsame ansonsten wurden die Haupt- stikflaschen und beim Schach- die nicht mehr wegzudenken ist. Sprache und gemeinsame Wäh- inhalte in Deutsch und Tsche- brettspiel angesagt, das während Und in den Osterferien gibt es rung. Für die gemeinsame Wäh- chisch vermittelt. der Woche erdacht worden war. auch noch eine Frühlings-Plasto. rung konnten die Kinder und JuHöhepunkt war schließlich In kurzen Sketchen wurden Er- Doch das ist ein anderes Kapitel. gendlichen tschechische Euro- der Samstagnachmittag. Dieser eignisse aus der Tagung persi- Markus Bauer Anfang August fand die deutschtschechische Freizeit Plasto Fantasto der Ackermann-Gemeinde für Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 15 Jahren in der Jugendbildungsstätte im oberpfälzischen Waldmünchen statt.

D

Erich Ameseder, Eberhard Heiser, Steffen Hörtler, Helmut Reich, Bärbel Anclam, Christl Hanisch-Gerstner, Karin Walz, Rüdiger Hein und Edith Würth. Bild: Otmar Anclam

� SL-Kreisgruppe Nürnberg-Land/Mittelfranken

Geordnete Kasse Anfang Mai fand die Jahreshauptversammlung der mittelfränkischen SL-Kreisgruppe Nürnberg-Land statt.

K

reisobmann Helmut Reich hieß Obleute, Delegierte und viele interessierte Mitglieder willkommen. Ein besonderer Gruß galt Steffen Hörtler, SL-Landesobmann, Stellvertretender SL-Bundesvorsitzender, Stiftungsdirektor der Bildungsund Begegnungsstätte Heiligenhof und Referent, sowie Bezirks­ obmann Eberhard Heiser und Erich Ameseder, neuer Obmann der wieder gegründeten Kreisgruppe Nürnberg-Stadt. Die Niederschrift der letzten Versammlung vom 25. März 2023 von Erika Kunstmann lag zur Einsicht auf. Mit ehrenden Worten gedachte Reich der im letzten Jahr verstorbenen Mitglieder, darunter Willi Gartner, Obmann der ehemaligen Ortsgruppe Schnaittach, und verstärkte diese Erinnerung in einer Gedenkminute. In seinem umfassenden Bericht betonte Reich, daß die SL vor allem altersbedingt in einer Zeit der Veränderung stehe. Auch im Nürnberger Land lösten sich Ortsgruppen auf, da die nötigen Amtswalterfunktionen nicht mehr erfüllt werden könnten. Die Kreisgruppe Nürnberger Land bestehe nur noch aus vier Gruppen: Lauf/Heuchling, Rückersdorf, Röthenbach und dem Volkstanzkreis Lauf/Eckental. Der Kreisobmann hob hervor, daß nach der Aussage des Volksgruppensprechers Bernd Posselt die Sudetendeutschen eine geschichtsbewußte und deshalb auch eine handlungsfähige Volksgruppe seien. Die historische Aufgabe der Sudetendeutschen als Vierter Stamm Bayerns im Herzen Europas sei, für ein geeintes und starkes Europa einzutreten. Die bevorstehende Europawahl biete Gelegenheit, die Richtung der Europäischen Politik mitzubestimmen. Auch im Namen des Präsidiums der Bundesversammlung danke er für die vielfache Mit- und Zusammenarbeit. Reich konnte von zahlreichen Aktivitäten der Kreisgruppe berichten. Im Kaisersaal der Wenzelburg in Lauf sei von der Musikschule Olbersdorf/Město Al­brech­tice im Altvatergebirge und der Musikschule Lauf ein deutsch-tschechisches Konzert mit der Sopranistin Daniela Röthlingshöfer-Müller ausgerichtet worden. Den Sudetendeutschen Tag an Pfingsten in Regensburg hätten mehrere Mitglieder besucht. Zu seiner Tätigkeit, so Reich, und der einiger Delegierten hätten Sitzungen, Tagungen und Seminare gehört. So habe in Nürnberg im Haus der Heimat ein Bezirksseminar mit dem Referenten Ortfried Kotzian, Vorstandsvorsitzender der Sudetendeutschen Stiftung, über die Besiedelungsgeschichte der Deutschen in Böhmen, Mäh-

ren und Sudetenschlesien stattgefunden. Interessante Ausflüge der Kreisgruppe seien nach Suhl und Lauscha in Thüringen sowie in die Rhön nach Ostheim mit der Kirchenburg und zur Bionade-Fabrikation unternommen worden. Weihnachtsfeiern hätten die Ortsgruppen Heuchling und Rückersdorf gefeiert; eine Gruppe der Rückersdorfer habe ein Weihnachtskonzert im Kloster Speinshart besucht. Hervorzuheben ist der Sudetendeutsche Volkstanzkreis Lauf/Eckental, der das ganze Jahr über punktuell öffentlichkeitswirksam in Erscheinung tritt. Die Vorsitzende Christl Hanisch-Gerstner erinnerte an das 50jährige Jubiläum, das mit einer Ausstellung und einem Festakt mit vielen Gästen in der Wenzelburg Ende November gefeiert worden sei. Dort sei die Ausstellung „So geht Verständigung“ des Sudetendeutschen Rates gezeigt worden. Christa Naaß, Generalsekretärin und Präsidentin der Sudetendeutschen Bundesversammlung, habe referiert. Die Volkstanzgruppe sei Mitte April auch von der Bundesversammlung im Sudetendeutschen Haus in München empfangen und entsprechend gewürdigt worden. Vermögensverwalterin Edith Würth berichtete über eine geordnete Kassenlage, welche die Rechnungsprüferinnen Karin Walz und Annemarie Völlmer kontrolliert hatten; Walz bestätigte die vorschriftsmäßige Kassenführung. Einstimmig erfolgten die Entlastung der Vermögensverwalterin und des Vorstands. Rüdiger Hein, der Organisationsleiter für Ausflüge, unterrichtete vorab über die geplanten Tagesfahrten nach Neugablonz und Kaufbeuren sowie nach Grafenwöhr und Cham. Im Mittelpunkt der Versammlung stand das überaus informative Referat von Landesobmann Steffen Hörtler über Aktuelles zum deutsch-tschechischen Verhältnis. Er berichtete von interessanten persönlichen Erfahrungen auf dieser politischen Ebene. Von der Regierung in Berlin erwartet Hörtler ein sichtbares Zeichen bezüglich der Sudetendeutschen. Am Schluß seiner Ausführungen erfolgte eine Einladung zur Fahrt nach Brünn. Zur Erinnerung an den Todesmarsch von Brünn 1945 findet alljährlich eine Gedenkveranstaltung statt mit gemeinsamen Festessen und Gottesdienst und einem Versöhnungsmarsch von Pohrlitz nach Brünn. 1945 wurden fast alle Deutschen – etwa 20 000 – der Stadt Brünn beim Augustinerkloster Sankt Thomas in Alt-Brünn zusammengetrieben, um sich auf den Weg zur österreichischen Grenze zu begeben. Alljährlich nehmen auch tschechische Politiker an diesem Erinnerungsereignis teil. Je nach körperlicher Verfassung können die Teilnehmer auch nur Streckenabschnitte des Marsches mitgehen. th


10

VERBANDSNACHRICHTEN . AUS DER HEIMAT

Sudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 23. 8. 2024

� UdVF-Landesverband Baden-Württemberg

Menschlichkeit statt Zorn und Haß Pater Rudolf Zbožínek, Ortspfarrer Miroslav Martiš, Bischof Dr. Rudolf Voderholzer und Pfarrer Klaus Oehrlein. Bild: Markus Bauer

� Kladrau

PatroziniumsGottesdienst Mitte August zelebrierte der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer den Patroziniumsgottesdienst in der Mariä-Himmelfahrtskirche des ehemaligen Benediktinerklosters in Kladrau.

Ü

berlebensgroß blickt der heilige Wolfgang rechts am Hochaltar der Schloß- und Klosterkirche in Kladrau nach unten, das ihn charakterisierende Beil ist an seinem Fuß zu sehen. Bischof Rudolf Voderholzer, der jeden August den Patroziniums-Festgottesdienst zelebriert, ging im heurigen Gedenkjahr des heiligen Wolfgang – 1100. Geburtstag – auf diesen besonders ein. Aus Kladrau stammt Voderholzers Mutter, die Lehrerin und Kinderbuchautorin Maria Voderholzer (1927–2015). Voderholzer hatte das Wolfgang-Reliquiar aus Regensburg mitgebracht, mit dem er die Gläubigen segnete. Der heilige Wolfgang ist Patron des Bistums Regensburg sowie Nebenpatron der Kladrauer Kirche, des Erzbistums Prag und des Regensburger Partnerbistums Pilsen. Die Hintergründe erläuterte Voderholzer in seiner Predigt, die Pater Rudolf Zbožínek übersetzte. Auf die Darstellung über dem Altar verwies Voderholzer zu Beginn seiner Predigt und auf die Bischofsattribute Stab, Mitra, Kirchenmodell und Beil. „Das Beil steckt hier in einem Baum, den er wohl fällen möchte.“ Wolfgang habe nahe des Klosters Mondsee als Einsiedler gelebt und den Wunsch verspürt, eine Kirche zu bauen. Diese sollte an der Stelle errichtet werden, wo das von ihm ins Tal geschleuderte Beil gefunden werde. „Drei Tage mußte er suchen, bis er das Beil in einer Anhöhe beim See fand.“ Heute stehe am Wolfgangsee die bedeutendste Sankt-Wolfgang-Wallfahrtskirche. Diese Episode sei auch ein Sinnbild für Wolfgang als Kirchenbauer im umfassenden Sinn – einer Kirche aus lebendigen Steinen. Auch auf andere Art, mit weiteren Qualitäten und Charismen habe Wolfgang Kirche gebaut: als leidenschaftlicher Lehrer – bereits in Reichenau, dann als Gründer der Domschule in Trier – habe er während seines Episkopats in Regensburg die Domschule und den Domchor etabliert, aus dem die Domspatzen hervorgegangen seien. Als Privatlehrer habe er die Kinder des bayerischen Herzogs Heinrich des Zänkers unterrichtet, unter anderem den späteren Kaiser Heinrich II. und die spätere ungarische Königin Gisela. Obwohl Wolfgang nie ein höheres Kirchenamt angestrebt habe und nur Mönch habe sein wollen, habe er sich dem Bischofsamt nicht entziehen

können. Von 972 bis zum Tod 994 sei er Oberhirte des damals flächenmäßig noch sehr viel größeren Bistums Regensburg gewesen. „Sein Wirken war mit zwei Akten des Verzichts zugunsten des Wohles und des Erstarkens der Kirche verbunden“, so Voderholzer. Das seien die Trennung der Ämter des Abtes von Sankt Emmeram und des Bischofs von Regensburg sowie die Freigabe der Gebiete jenseits des Bayerischen und des Böhmerwaldes gewesen, so daß das Bistum Prag habe entstehen können. „Auf seinem Weg nach Prag kam Wolfgang auch hier in Kladrau vorbei. Die Legende besagt, daß er während einer Rast mit seinem Beil von einem Baum einen Ast abhieb, aus Zweigen ein Kreuz schuf und in die Erde steckte – verbunden mit dem Wunsch, daß an diesem Ort der Hochaltar einer bedeutenden Kirche stehen wird.“ Daher resultiere auch das Nebenpatronat für das Kladrauer Gotteshaus. „Wir danken dem heiligen Wolfgang für sein Wirken beim Aufbau der Kirche im geistlichen und wortwörtlichen Sinn und bitten für die Kirche unserer Tage um Stärkung der Brüder und Schwestern in Glaube, Hoffnung und Liebe“, schloß Bischof Voderholzer. Dann sangen alle das von Hagen Horoba gedichtete und Christian Dostal vertonte Wolfgangslied. Die instrumentale Begleitung oblag dem Bläserquintett „Bloß Blech“ aus Donaustauf. Die Vorfahren von Rudi Dobner, einem der fünf Musiker, stammten aus dem nicht weit von Kladrau entfernten Hesselsdorf und waren lange eine Musikantendynastie. Mit einigen Stücken bereicherte „Bloß Blech“ den Gottesdienst und danach den gemütlichen Teil in der Klosterwirtschaft. „Der Gottesdienst war beeindruckend“, kommentierte Dobner. Darüber hinaus trug der Chor der Pfarrei Sankt Jakob Kladrau zur Gestaltung bei. Am Ende des deutschtschechisch-lateinischen Gottesdienstes traf der Pilsener Bischof Tomáš Holub ein. Er dankte seinem Regensburger Amtskollegen für das erneute Zelebrieren des Gottesdienstes und den Segen mit dem Wolfgang-Reliquiar. Mit diesem ließen sich die meisten Gottesdienstbesucher segnen, heutige Bewohner des Ortes und dieser Region und auch frühere Einwohner. Darunter der 1942 in Elschelin bei Mies geborene Adalbert Schiller, Obmann der SL-Kreisgruppe Hof. Am Nachmittag fand in der Kladrauer Ortskirche Sankt Jakob noch eine Andacht mit Gebet für die Verstorbenen und Gedenken am Friedhof statt. Markus Bauer

Im Rahmen einer Feierstunde erinnert der UdVF-Landesverband Baden-Württemberg alljährlich an die Unterzeichnung der Charta der deutschen Heimatvertriebenen am 5. August 1950 in Stuttgart. Dazu hatten sich auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Teilnehmer an der Gedenktafel vor dem Ehrenhof des Neuen Schlosses in Stuttgart zusammengefunden.

U

nter den Gästen konnte der UdVF-Landesvorsitzende Christoph Zalder auch Vertreter aus der Politik wie die CDULandtagsabgeordneten Raimund Haser und Konrad Epple, den ehemaligen Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments, Rainer Wieland MdEP a.D., CDU-Altregionalrat Hans-Werner Carlhoff und die Stuttgarter CDUAltstadträte Bärbel Häring und Manfred Zaiß begrüßen. Aber auch der Vorsitzende des Sudetendeutschen Heimatrates, Franz Longin MdL a.D., der BdV-Landesvorsitzende Hartmut Liebscher, der SL-Landesobmann Klaus Hoffmann und Vertreter aus der Kulturstiftung der Vertriebenen wie Geschäftsführer Thomas Konhäuser, der ehemalige Geschäftsführer Ernst Gierlich und der Referent für Öffentlichkeitsarbeit, Thomas Dapper, hatten sich zur Feierstunde an der Gedenktafel vor dem Ehrenhof des Neuen Schlosses eingefunden, um die Festrede von Philipp Amthor MdB, Stellvertretender Vorsitzender der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutsche Minderheiten der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, anzuhören. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von der Bläsergruppe Feuerbach. Christoph Zalder, der auch Stellvertretender Bundesvorsitzender der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/ CSU ist, erinnerte in seinen Begrüßungsworten an die Ver-

sammlung im Ehrenhof des Neuen Schlosses zur Verkündung der Charta vor 74 Jahren, bei der auch seine Eltern zugegen gewesen seien und mit der die Heimatvertriebenen ein Zeichen der Versöhnung, des Friedens und der Zukunft gesetzt hätten. Festredner Philipp Amthor würdigte den 74. Jahrestag der Charta-Unterzeichnung und machte deutlich, daß die Charta unzweifelhaft zu den grundlegenden politischen Dokumenten Nachkriegsdeutschlands gehöre. Dabei lobte der Christdemokrat aus Mecklenburg-Vorpommern auch den Weitblick, den die Heimatvertriebenen schon damals gehabt hätten. So hätten sie sich neben dem Verzicht auf Rache und Vergeltung vor allem auch für ein freies und geeintes Europa und die Beteiligung am Wiederaufbau Deutschlands und Europas ausgesprochen. Das sei keine Selbstverständlichkeit gewesen, angesichts dessen, was die Menschen durch die Vertreibung aus ihrer Heimat hätten erleiden müssen. „Deshalb muß sich auch weiterhin die Menschlichkeit durchsetzen und nicht Zorn und Haß“, so Amthor, der sich die Zivilität und Humanität von damals auch für heute wünsche. Aber auch das Recht auf Heimat sei den Verfassern der Charta ein wichtiges Anliegen gewesen, das heute im Hinblick auf die Vertreibungen und ethnischen Säuberungen in der Welt Bestandteil internationalen Rechts sei. In diesem Zusammenhang machte Amthor auf die Landesverfassung von Baden-Württemberg aufmerksam, in der schon 1953 unter Artikel 2 niedergeschrieben worden sei, daß sich Baden-Württemberg zu einem unveräußerlichen Recht auf Heimat bekenne. Amthor lobte in diesem Zusammenhang auch den Aufbauwillen und die Integrationskraft der deutschen Heimatvertriebenen, die man sich heute von

manchen Zuwanderergruppen, die Zuflucht in Deutschland fänden, wünsche. „Wir brauchen wieder eine Mentalität des Leistens und Schaffens.“ Die deutschen Heimatvertriebenen hätten diese Mentalität vorgelebt, seien zu Leistungsträgern der deutschen Nachkriegszeit geworden und hätten tatkräftig und in verdienstvoller Weise am Aufbau der Demokratie, der Wiederbelebung einer freiheitlichen Gesellschaft und vor allem an der Schaffung der größten Volkswirtschaft in Europa mitgewirkt. Dabei erwähnte Amthor anerkennend die tätige und verantwortliche Mitarbeit der Vertriebenenverbände, ohne die eine Eingliederung der Heimatvertriebenen in dieser Form nicht gelungen wäre. Er hob hervor, daß es schon immer die Union gewesen sei, die sich für die Bewahrung und Pflege des geschichtlichen und kulturellen Erbes der Deutschen in Mittel- und Osteuropa eingesetzt habe. So unterhalte nur die CDU/CSUBundestagsfraktion seit 1949 eine Arbeitsgruppe, die sich allein mit den Anliegen der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten beschäftige und deren Stellvertretender Vorsitzender er seit 2019 sei. Nun müsse die Charta als bedeutendes Dokument der Zeitgeschichte im Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung in Berlin auch endlich den prominenten Platz bekommen, den das Grundgesetz der deutschen Heimatvertriebenenverdient habe. Hartmut Liebscher bedankte sich in seinem Schlußwort für Amthors eindrückliche Worte und lud für die Jubiläumsveranstaltung zum 75. Jahrestag der Verkündung der Charta im kommenden Jahr ein, zu der auch der CDU-Bundesvorsitzende Friedrich Merz erwartet werde. Helmut Heisig

Dr. Ernst Gierlich, Ruth Junkert, Olaf Hiller, Hans-Werner Carlhoff, Waltraud Illner, Konrad Epple MdL, Thomas Konhäuser, Klaus Hoffmann, Raimund Haser MdL, Rainer Wieland MdEP a.D., Hartmut Liebscher, Christoph Zalder, Philipp Amthor MdB, Reinhold Frank, Isabella Schuster-Ritter, Bärbel Häring und Manfred Zaiß. Bild: Helmut Heisig

� SL-Ortsgruppe Ruhstorf/Niederbayern

Wallfahrt nach Altötting Ende Juli nahm die niederbayerische SL-Ortsgruppe Ruhstorf an der 70. Sankt-Anna-Wallfahrt der Oberschlesier ins oberbayerische Altötting teil.

N

eben Trachtenabordnungen der Oberschlesier aus Nürnberg und München waren auch die Ruhstorfer mit ihrem Obmann Günther Rieger gekommen. Ihren stimmungsvollen

Auftakt fand die Wallfahrt mit einer Vorabendmesse in der SanktAnna-Basilika samt nachfolgender Lichterprozession zur Altöttinger Gnadenkapelle. Den Sonntagsgottesdienst zu Ehren der heiligen Mutter Anna mit Chorgesang und Orchesterklang sowie heimatlicher Kirchenmusik zelebrierte Bischofsvikar Robert Chudoba aus Gleiwitz mit regionalen Prie-

Die Trachtenabordnungen vor der Altöttinger Wallfahrtskirche.

stern. Zur Verabschiedung und Segnung aller beteiligter Gruppen fand am Nachmittag in der nahezu voll besetzten Stiftspfarrkirche eine Andacht mit Prozession zur Gnadenkapelle statt. Angeführt von einem Jugendchor, fand laut Rieger eine ebenso wunderbare wie bewegende und eindrucksreiche Wallfahrt ihren harmonisch-melodischen Ausklang. Hans Nöbauer

Bild: Günther Rieger

Šárka Neugebauer, Kurt Stepke und Richard Neugebauer mit der Bärnwalder Kirche Mariä Himmelfahrt im Hintergrund.

� Bohemia Troppau

Dritter StepkeTreck Ende Juli veranstalteten die Bohemia Troppau, der Heimatverein Adlergebirge unter Günther Wytopil und der Verband der Deutschen Nordmähren und Adlergebirge unter Erika Vosahlo aus Mährisch Schönberg den dritten Stepke-Treck. Richard Neugebauer, gebürtiger Bärnwalder und Vorsitzender der Bohemia Troppau, berichtet.

E

s gibt mehrere Veranstaltungen, die an die Vertreibung der Sudetendeutschen erinnern. Der Stepke-Treck erinnert aber an die Ankunft der deutschen Siedler im Adlergebirge. Der Sage nach hieß der erste Siedler in Bärnwald Stepke und kam „aus Polen“. Bärnwald heißt tschechisch Neratov und ist heute ein Ortsteil von Batzdorf/Bartošovice v Orlických horách. Zum dritten Mal organisierten wir einen Marsch zur Erinnerung an die Ankunft dieses ersten Siedlers. Das war am 27. Juli. Jeder Teilnehmer erhielt einen Dorfplan mit der Eintragung der ehemaligen deutschen Hausbesitzer. Man konnte unterwegs einen Geschichtstest ausfüllen und sich auf einen Gewinnerpreis am Ziel freuen. Das ursprüngliche Dorf war viel länger, als man heute vermutet, und die Marschierenden waren überrascht, wieviel Häuser verschwunden und daß doch etliche ganz neue gebaut worden waren. Der Ortsteil Bärnwald blüht regelrecht und ist mit der renovierten Wallfahrtskirche, einem modernen Café und einer Brauerei ein wirklicher Anziehungspunkt landesweit. Die Strecke war fünf Kilometer lang vom Gebirgskamm durch das ganze Dorf bis zu der ehemaligen Schule. Dort gab es eine Erfrischung, und ein Vortrag über die Geschichte der Besiedlung der Dörfer im oberen Erlitztal fand statt. Die 50 Teilnehmer waren aus der Tschechischen Republik, Polen, den Niederlanden und Österreich gekommen. Die Nachkommen der Stepke-Familie, geführt von Kurt Stepke aus Österreich, waren auch dabei. Der Treck konnte nur dank der Förderung durch das deutsche Bundesinnenministerium, die Sudetendeutsche Landsmannschaft Österreich, den DeutschTschechischen Zukunftsfonds und die Sudetendeutsche Stiftung stattfinden. Wir wurden mit Kraft und Bereitschaft auch von dem Verein Sdružení Neratov unterstützt. Weil das Jahr nicht bekannt ist, wann der Stepke kam, können wir auch das nächste Jahr beim dritten Jahrgang das 500. Jubiläum feiern.


11

HEIMAT . ZEITGESCHICHTE

Sudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 23. 8. 2024

Die tschechisch-sächsische Staatsgrenze 1945 bis 1966 – Teil III

Kleiner Eiserner Vorhang

Die Trautenauer Kudlichstraße 20 vor der Vertreibung …

… und im Jahre 1999.

Trautenau/Riesengebirge

Vor 150 Jahren eröffnete die erste Glasschleiferei Hätte es 1945/46 nicht die verhängnisvolle Vertreibung aus unserer Heimat gegeben, könnte die Hoffmann-Glaserei, das Glas- und Porzellanwarenhaus in der Kudlichstraße 20 in Trautenau, heuer das 150jährige Firmenjubiläum begehen. Ich hätte sicher nicht Chemie studiert und lebte nicht an der Ostsee, sondern wäre wahrscheinlich der Firmenchef in vierter Generation gewesen.

S

o aber kam das Aus für das Unternehmen bereits nach 71 Jahren im Mai 1945. Wie lange es dann noch in dieser Branche weiterbestand, ist mir nicht bekannt. Bei unserem ersten Besuch nach der Vertreibung im Jahre 1967 stand es leer, war später ein Möbelgeschäft und danach eine Bäkkerei mit Backstube und Laden. Die Firma wurde 1874 von meinem Urgroßvater Peter Hoffmann in der Altstadt Nr. 85, später umbenannt in Kudlichstraße 20, gegründet. Das war etwa 200 Meter vom Rathaus am Ringplatz entfernt. Gegenüber waren die Fleischerei und das Gasthaus Baier, daneben der Marek-Bäcker und Möbel-Pauer; auf der anderen Seite das Gasthaus König und das Schuhgeschäft Ruhs. Es war ein Handels- und Handwerksbetrieb. Verkauft wurden Glas und Porzellangeschirr in jeder Form, vom stabilen Baudengeschirr bis zu Geschenkartikeln der bekannten Weltmarken wie Rosenthal, Meißen und Hutschenreuther, Kunstgegenstände, elektrische Beleuchtungsartikel wie Kristallüster und natürlich alles, was die Werkstatt hergab. Das begann mit Bildeinrahmungen in Wiener Naturholz, ging über geschliffene Glas- und Kristallwaren bis zu Spiegeln eigener Herstellung. Die Glaserarbeiten erstreckten sich von einfacher Bauglaserei bis zu großen Portalverglasungen. Eine eigene Zinngießerei und eine Glasätzerei waren vorhanden. Das Angebot wurde ständig erweitert. So wurde zum Beispiel 1937 die Konzession zum Handel mit Heiligenbildern erteilt. Gegründet 1874 von Peter Hoffmann, wurde das Geschäft nach dessem Tod von seinem ältesten 1884 geborenen Sohn Heinrich Hoffmann, meinem Großvater, übernommen. Aus der Ehe des Heinrich Hoffmann gingen zwei Töchter hervor. Und so setzte er seinen Schwiegersohn Otto Barth, den Ehemann seiner ältesten Tochter Waltraud, meinen Vater, zum Gesellschafter ein, nachdem dieser eine Umschulung vom Autokaufmann zum Glaser absolviert hatte. Doch leider hatte mein Vater nicht viel davon, da er bereits 1939 zur Deutschen Wehrmacht eingezogen wurde und die letzten Kriegstage an der russischen Front erlebte. Aus dem Gefangenenlager entflohen, schaffte er es bis Trautenau. Dort nahmen ihn die Tschechen erneut fest. Bis zur endgültigen Vertreibung am 20. August 1946 mußte er in den Steinkohlegruben von Schatzlar untertage arbeiten. Das Haus Kudlichstraße 20 war ein einstöckiges, kombiniertes Wohn- und

Geschäftshaus mit einem abgeschlossenen Innenhof. Das Erdgeschoß war ausschließlich dem Betrieb vorbehalten. Im Vorder- und einem Seitenflügel war das Geschäft mit zwei Straßen- und vier Eingangsauslagen. Im Hinter- und dem zweiten Seitenflügel sowie einem Seitenflügel im ersten Stock waren die einzelnen Werkstätten und Magazine. Die Vorrichtung der Spiegelbelegung befand sich wegen der Giftigkeit der eingesetzten Chemikalien im Innenhof. Von den Angestellten kann ich mich verständlicherweise am besten an die Kindermädchen erinnern. Mutter und

Großmutter standen schließlich den ganzen Tag im Geschäft. Dies war Else aus Goldenöls, später verheiratete Koutecka, sowie die Müller-Liesl, Tochter des Gärtners hinter dem Friedhof von Trautenau. Reiner Zufall war, daß beide in der Heimat bleiben konnten. Und so gab es zu beiden und auch den Familien ihrer Kinder bei unseren seit 1972 regelmäßigen Besuchen in Trautenau stets herzliche Kontakte. Und die anderen? Alle kamen sie – so wie fast alle unsere Verwandten und Bekannten – in den Westen: die Köchin Martha Wiesner nach Altbach am Neckar, die Verkäuferin Ritschi Schubert, sie hatte gleich um die Ecke im Tiefen Graben gewohnt, nach Salzgitter. In der Werkstatt stand dem Meister der Geselle Alois Heintschel zur Seite, nach der Vertreibung strandete er in Werdau am Neckar. Zu diesem gab es seitens meines Vaters Mitte der fünfziger Jahre besondere Kontakte. Hier gab es Pläne eines gemeinsamen Betriebes, in dem Alois Heintschel die handwerkliche und mein Vater die kaufmännische Seite übernehmen sollte. Diese Pläne wurden allerdings nicht realisiert. Gut gefallen muß es den Angestellten bei

Heinrich und Rosa Hoffmann 1943.

uns haben. Ihnen, die nun im Westen ein wesentlich höheres Lebensniveau als wir im Osten hatten. So manches Paket erreichte uns, besonders um die Weihnachtszeit. Welch Köstlichkeiten waren für uns Kinder darin: Schokolade und Südfrüchte. Aber auch ein Stückchen Butter erfreute uns. Und dann war noch unser Schleifer und Spiegelbeleger Josef – der Nachname ist mir leider nicht bekannt –, ein Tscheche. Auf ihn hatte mein Großvater 1945 seine besondere Hoffnung gesetzt. Er sollte die Rolle des Spravce, des Verwalters, und so die Geschicke des Geschäfts übernehmen. Doch traute er es sich nicht zu. Welche Enttäuschung und Erniedrigung wäre meinem Großvater erspart geblieben! So wurde dann ein anderer, fremder Tscheche eingesetzt. Er verfügte über keinerlei Sachkenntnisse, war aber sicher ein guter Kommunist. Am 22. August 1945 mußten wir unter den den Lesern hinlänglich bekannten Bedingungen unser Geschäftshaus verlassen. Wir waren ohne Verpflegung zwei Wochen lang im Lager Oberaltstadt eingesperrt. Nahrung erhielten wir nur von außen, von Leuten, die noch nicht herausgeworfen waren. Hungern brauchten wir aber nicht. Aber es sollte gerade für meine Großeltern noch schlimmer kommen. Wir kamen in eine Baracke, ebenfalls in Oberaltstadt. Wir waren zwar nicht mehr eingesperrt, aber Männer und Frauen getrennt untergebracht. Die Baracke stand auf dem Grund und Boden, der ursprünglich den Eltern der Großmutter, dem Ende-Bäcker, gehört hatte. Dies war zu viel für den Großvater, das konnte er nicht mehr verkraften. Aber so ruht er wenigstens in der Heimaterde, in der Familiengruft in Trautenau. Diese ist noch verhältnismäßig gut erhalten. Bis zur endgültigen Vertreibung im August 1946 wohnten wir anschließend in einem Zimmer – zweitweise mit sechs Personen – in den Arbeiterhäusern in der Freyung. In dieser Zeit mußte meine Mutter in der Ettrich-Fabrik Flachs zupfen. Und dann ging es auf den langen Weg bis an die Ostsee. Und noch ein Wort über Großmutter Rosa Hoffmann/Ende. Ihr gebührt besonderer Respekt. Sie hatte in den schweren Jahren des Ersten Weltkrieges, als ihr Mann beim Militär war, als Chefin der Firma vorgestanden und das Geschäft über diese schwere Zeit gebracht. Das war ihr trotz eines Kleinkindes, meiner Mutter (* 1911), gelungen, und damals gab es noch kein Kindermädchen. Sie lebte nach der Vertreibung bei uns in Zingst an der Ostsee und wurde 1956 dort begraben. Auf ihrem Grabstein steht: „Rosa Hoffmann, geborene Ende, Kaufmannsgattin aus Trautenau“. Abschließend noch ein Wort über die Familientradition. Nach der Unterbrechung einer Generation ist der Ururenkel des Firmengründers, unser Sohn Klaus-Dieter Barth, wieder im Kaufmännischen tätig, als Marktleiter in einem Supermarkt. Peter Barth

Die heiße Grenze zwischen dem Westen und dem Osten in der Zeit des Kalten Krieges sorgte von Anfang an für große Aufmerksamkeit sowohl der Historiker als auch der Laien. Doch die Grenze zwischen den einstigen sozialistischen Ländern interessierte die Forscher weniger. Doch gerade mit dem Grenzgebiet zwischen den sozialistischen Bruderländern beschäftigt sich Petr Karlíček, Leiter des Stadtarchivs im nordböhmischen Aussig. Hier der dritte Teil seiner Ausführungen.

D

wache nicht ertappt. Die eifrigen Mitarbeiter des Nationalausschusses beharrten auf einer schnellen Untersuchung dieses Falls. Das Ende der Finanzwache kam unerwartet rasch. Laut Gesetz Nr. 275 vom 2. Dezember 1948 wurden jegliche Kompetenzen der Finanzwache ab 1. Januar 1949 auf die Grenzeinheiten der Nationalen Sicherheit übertragen. Die Finanzwache wurde aufgelöst, Angehörige größtenteils entlassen.

Verschärfung der Verhältnisse

er Transport verschiedener Sachen Nach dem kommunistischen Putsch über die Grenze wurde von den Be- 1948 verschärfte sich auch das Grenzrehörden und der Presse registriert: „Die gime in Richtung Westen. Jedoch wurde Bezirksstadt Weipert befindet sich di- auch die tschechisch-sächsische Grenze rekt an der Grenze und ist nur mit einem davon nicht verschont, und man begann Bach von der deutschen Gemeinde Bä- auch hier, die Grenzzone auszubauen. renstein getrennt. So braucht hier der In den Jahren 1951 bis 1966 wurden die Grenzschutz eine Sonderpflege, denn Grenzen zur DDR von den Einheiten der die Kräfte der Nationalen Sicherheit und Grenzwache Pohraniční stráž (PS) kondes Finanzschutzes sind für diese Aufga- trolliert. In der DDR waren es die Mitben begrenzt. Die Deutschen versuchen glieder der Deutschen Grenzpolizei ihr Vermögen vor ihrem Abschub entwe- (DGP). Die DGP war dem Ministerium der zu vernichten oder über die Grenze für Nationale Verteidigung untergeordzu schleppen. Aus Böhmisch Hammer net. Die Grenzübergänge kontrollierte flüchteten sie noch vor dem Abschub der dem Ministerium für Staatsicherheit auch mit dem Vieh, das sie über die untergeordnete Abwehrdienst. Grenze trieben. Unterwegs von Weipert nach Schmiedeberg begegneten wir ei„Große Trümmerstätte“ ner jungen Frau, die auf Schlitten ganze Im Jahre 1952 begannen im GrenzgePackungen der Wäsche über die Grenze biet umfangreiche Abrißarbeiten. Man schleppte.“ Der Fabrikant Müller aus Schmiede- begann an der Grenze zu Österreich, berg wurde angeblich dabei ertappt, als dann zur BRD, und später wurden die er Gold schmuggelte. „Die Grenze ist Arbeiten bis zur DDR-Grenze erweitert. hier wie ein Sieb, es genügt nur den Bach Das Innenministerium erklärte auch zu überschreiten, und man ist im Reich.“ die tschechisch-sächsische Grenze zur Die scharfe Position eines Redakteurs Sperrzone mit verstärkter Bewachung. der „Rudé právo“ sollte den Lesern die Der Beschluß trat am 14. Januar 1955 in kommunistische Sicht vermitteln: „Wer- Kraft. Das bedeutete, daß das im Kreis te in einer Höhe von Millionen entwei- Karlsbad geltende Regime nun auch auf chen hier ins Reich. Deswegen versu- die Kreise Aussig und Reichenberg erchen die Partisanen, die hier ansässig weitert wurde. In der neuen Grenzzone wurden, dem Grenzschutzdienst freiwil- befanden sich 6750 Häuser und beinahe lig zu helfen, aber sogar diese ihre Hilfe 8000 Bewohner, in der engeren Sperrzozeigt sich als ungenügend.“ Nach Mei- ne 1073 Häuser mit 868 Personen. In der Sperrzone galt das gleiche Renung der Kommunistischen Partei blieben zu viele Deutsche im Grenzgebiet. gime wie an der österreichischen oder Die Partei weigerte sich, den Status der der westdeutschen Grenze. Hier durfAntifaschisten anzuerkennen, und die te man weder wohnen noch sich aufhalBemühungen, die deutschen Speziali- ten. Die Abrißarbeiten betrafen alle Bausten in der Industrie zu belassen, hielt sie für Verrat, mit welchem nur die „kleinbürgerlichen Nationalverwalter“ einverstanden sein konnten. Die Ordnung in den Grenzgebieten durften nur die überprüften Kräfte und die Nationale Sicherheit erhalten. Der Redakteur Vojtěch Dolejší gab an, die Partisanenhelfer hätten an der Grenze einen Mann ertappt, der die Post unter den Deutschen beiderseits der Grenze befördert habe: „Man fand bei ihm zwölf Briefe, die er aus Deutschland mitbrachte, und er hatte eine Menge Ausweise für Antifaschisten bei sich, Blick auf die tschechische Grenzseite bei Graslitz im mit denen er jedoch die deut- Frühling 1956. schen Nazis versorgte.“ Die Finanzwache in Weipert meldete objekte, die sich im äußeren Bereich der im Januar 1947, daß sie für die illegale Sperrzone befanden, das heißt zwischen Grenzüberschreitung mehr als eine hal- der Staatsgrenze und der Drahtsperre. be Million Kronen Bußgeld kassiert ha- Im inneren Bereich der Sperrzone wurbe. Außerdem konfiszierte sie Waren, den nur baufällige Häuser entfernt. Die erste tschechische Gemeindie in beide Richtungen über die Grenze geschmuggelt wurden. Neben Lebens- de, durch die man auf der Eisenbahnmitteln und Industrieware waren es sie- linie Dresden–Prag fuhr, war Niederben Motorräder, acht Autos, 72 Reflek- grund/Dolní Žleb. Da sich nun ein Teil toren, Bestandteile von Maschinen und dieser Gemeinde in der Grenzzone beRadios, Filter, Stoffe, Zigaretten, Reichs- fand, wurden die Häuser in der Mitte mark und Sparbücher der tschechoslo- der 1950er Jahre abgerissen. Unter anwakischen Bankhäuser. Obwohl es keine derem verschwand auch die schon ergrößeren Vorfälle gab, wurde trotzdem wähnte Gemeinde Fugau im Schluckefestgestellt, daß „die illegale Grenzüber- nauer Zipfel. Die verlassenen Grenzdörfer wurden schreitung aus der deutschen Seite eine steigende Tendenz hat und die zustän- internationales Thema, zumindest zwidigen Behörden damit vollkommen be- schen Tschechoslowakei und DDR. So wurde im April 1957 von dem Außenschäftigt sind.“ Der seit Langem dauernde Argwohn ministerium der DDR über die Botschaft der Kommunisten gegenüber der tradi- in Prag den tschechischen Kollegen tionellen Finanzwache führte zu ihrem ein Dokument übergeben, das die geEnde. Typisch ist, wie sich der damali- meinsamen Grenzen betraf. Ihm zufolge Vorsitzende des Nationalausschusses ge machten die verlassenen Gemeinden für den Bezirk Tetschen und sein Sicher- entlang der Grenze keinen guten Einheitsreferent beklagten, als sie am 7. Ju- druck, was zu ungewünschten Diskusni 1948, am Tag der Amtsniederlegung sionen in der Bevölkerung geführt hatte. des Staatspräsidenten Edvard Beneš, auf Es wurden sogar an die deutschen Komder Grenze Wache hielten. Sie erwarte- munalbehörden schriftliche Anträge geten eine Welle von politischen Flücht- schickt, man solle die leeren Gemeinden lingen, und obwohl sie sich ziemlich laut auf der tschechischen Grenzseite wieder Fortsetzung folgt verhielten, wurden sie von der Finanz- bewohnen.


Reicenberger Zeitung

12

Stadt und Kreis Reichenberg

Kreis Deutsch Gabel

Sudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 23. 8. 2024

Nordböhmi[e Um[au

Kreis Friedland

Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

Kreis Gablonz

� Zwickau und Reichstadt – Teil II

Das 17. Jahrhundert I

Grablege der Schönlinder Textilfabrikantenfamilie Ditt­ rich.

Umgebindehaus in Schönlinde. In der Mitte Blick in die Radausstellung im Rumburger Stadtmuseum.

� Schluckenauer Zipfel

Auf deutschen Spuren fozentrum, Galerie, Restaurant oder Pension verwendet. Schönlinde ist ein sehr gepflegter Ort. Die kleine Brauerei Falkenstein mit ihrem eigenen Bier ist der Mittelpunkt des Stadtkerns, der noch gut und ursprünglich erhalten ist. Die Brauerei ist mit moderner Technologie ausgestattet, die es ermöglicht, mannigfaltige Biersorten anzubieten. Manche Sorten ändern sich im Laufe des Jahres. Das gute Bier und die gute böhmische Küche locken viele Gäste an. Die Kirche der heiligen Maria Magdalena steht erhaben über

werden gezeigt, vom ältesten troffen, die ebenfalls auf HeimatVeloziped über die klassischen Kurzurlaub waren. Der MüncheHochräder bis hin zum soge- ner Filmproduzent Rolf Pietschnannten sicheren Fahrrad. Man mann war mit seiner Schwester sieht außerdem sehr viel Porzel- und Familie ebenfalls hier, um lan, Zinn, Uhren in vielen Facet- auf den Spuren ihrer Vorfahren ten und eine breite Palette deut- zu wandeln. Wir genossen gescher Unikate. Zwei besondere meinsam ein böhmisches Bier, Bilder stechen heraus: das Bild dann ging jeder wieder seiner „Freiheit, Arbeit, Lohn“, das aus Wege. Käfern hergestellt wurde, und Der letzte Höhepunkt unseein Wappen von 1880 von Franz rer Reise war ein Besuch der KirReinisch, das aus Pfeifenmund- che auf dem Annaberg. Erzdekan stücken besteht. Franz Reinisch Procházka hatte uns dazu ein(1801–1888) und sein gleichna- geladen. Wir fuhren zuerst nach ie Freude ist immer groß, miger Sohn (1840–1921) waren Groß Schönau/Velký Šenov; im wenn wir in Schluckenau anTiroler Orgelbauern. Dieses Mu- dortigen Gotteshaus malte der kommen. Bei der Ankunft beseum ist empfehlenswert. Prager Glaskünstler Jan Exnar grüßte uns der SchlucEin weiteres Juwel in ein neues Kirchenfenster. Bei kenauer Erzdekan und Rumburk ist die Lore- den alten Kirchenfenstern mit gebürtige Brünner Patokapelle, eine baroc- dem bunten Mosaik sind noch vel Procházka herzke Dominante in Nord- die deutschen Inschriften erhallich. Er erzählt gerne böhmen. Sie gehört mit ten. Weiter ging es über Lobenaus seinem Priesterleihrer Stuck- und Bild- dau, der nördlichsten tschechiben inmitten der Rohauerdekoration zu schen Gemeinde mit der wunmagemeinden, und wir den hochwertigsten ih- derschönen Pfarrkirche Mariä lauschen gespannt seirer Art in der Tsche- Heimsuchung, die eine einmanen Ausführungen. chischen Republik. Be- lige Akustik hat, auf den AnnaDie große dem heiligen kannt sind die Heilige berg. Wenzel geweihte PfarrStiege mit den bunten Diese kleine Sankt-Annakirche ist gut erhalten Holzstatuen, der Kreuz- Wallfahrts-Kirche steht inmitten und wird vom Erzdekan gang, die Kirche und von Bäumen. Der dazugehörige gut gepflegt. Er übe ein die Kapellen mit den große Garten mit den Kreuzwegschweres Amt aus, doch reichhaltigen Malerei- stationen dient zur Meditation, sein Glauben stehe ihm en, die Verehrung der und viele Wallfahrten enden hier. bei, alles geduldig zu Schwarzen Madonna Meine Freude war groß, als ich ertragen, davon sei er Auf ein Bier im Schluckenauer Schloßpark: links Familie und die vielen Skulp- an diesem Ort Roman Klinger, fest überzeugt, sagte Pietschmann sowie rechts Rosina Reim und Eva Leiter- turen, die gegenwärtig Träger des SL-Förderpreises für mann. Procházka. restauriert werden. Die Volkstumspflege 2019, aus NixWir fuhren weiter Verehrung der Jung- dorf traf. Er engagiert sich sehr Richtung Caritas-Kinderhaus, dieser Kleinstadt. Die ursprüng- frau Maria ist mit 30 Wunderhei- für die deutsche Kultur, spricht wo unsere Sammlungen immer liche Kirche wurde in den Jah- lungen, die bis zum Ende des 19. perfekt deutsch und tschechisch ausgeladen werden. Dieses Haus ren 1332 bis 1368 gebaut; an ih- Jahrhunderts in das Gedenkbuch und ist mit den Kirchen im Umhatte Habel während ihrer Amts- rer Stelle wurde in der Mitte des der Loretokapelle eingetragen kreis sehr verbunden. Nach dem zeit beschafft, heute wird es viel- 18. Jahrhunderts die neue Kirche wurden, verbunden. Gottesdienst, den Erzdekan Proseitig genutzt. Von hier aus wer- mit monumentalen Treppen mit Im Museum erhält man einen cházka mit Salesianerpater Joden unsere Sachen sortiert und Statuen und einem großen Stein- deutschen Text und hat danach zef Kujan aus Rumburg und Diadann ins benachbarte ehemali- kreuz errichtet. Hier ist es noch unendlich viel Zeit, diese Kost- konatshelfer Jürgen Richter zelege Internat gebracht, welches die möglich, daß die Kirchenuhr Tag barkeiten in Ruhe zu besichtigen. brierte, gab es ein kleines Buffet. Caritas ebenfalls gekauft hatte. und Nacht jede Viertelstunde Während unseres AufenthalWir waren begeistert, was wir Hier befindet sich eine gut sor- schlägt und am Sonntag früh al- tes fand im Park des Schlosses in alles erleben durften. Für die tierte Kleiderkammer. Die gu- le Kirchenglocken Heimreise nahten Stücke werden einsortiert läuten. Schönlinde men wir viele und für einen günstigen Preis ist eine Stadt, die schöne Erinnerunverkauft. Dies ist eine sehr gute, alles bietet, was gen und Erlebnisebenfalls von Habel eingerichte- man sich für einen se mit und können te Institution, und wird von der Urlaub wünscht. sagen, daß wir bei Bevölkerung gut angenommen. Die Umgebung ist allen Orten und Für uns ist damit gewährleistet, durchzogen von Plätzen auf deutdaß die Dinge wiederverwendet Wanderwegen sche Spuren traund sinnvoll genutzt werden. und interessanten fen. Wir bezogen zum ersten Mal Ausflugszielen. Eva Habel erunser Quartier in Schönlinde/ In Rumburg bewarb sich in Krásná Lípa, dem Tor zur böh- sichtigten wir das Schluckenau gromischen Schweiz. Auf der Fahrt großartige Stadtße Verdienste und dorthin sahen wir viele histori- museum, das in lebt heute glücksche Fachwerkhäuser, auch Um- der Kategorie lich und zufrieden Roman Klinger und Erzdekan Pavel Procházka zelebrieren die Pil- in dieser Stadt. Die gebindehäuser genannt; zum „HeimatmuseTeil sind es noch richtige Klein- um in Tschechi- germesse in der Sankt-Anna-Kapelle auf dem Annaberg. SPD-Fraktion im Bilder: Rosina Reim (3), Martin Gotthart (1) Bayerischen Landode, manche aber sind reparatur- en“ aufgeführt ist. bedürftig oder gänzlich dem Ver- Zur Zeit läuft dort tag wird sie Enfall preisgegeben, weil seit der eine Sonderausstellung, die eine Schluckenau ein internationales de Oktober im Münchener MaVertreibung nichts geändert wur- Fahrrad-Sammlung präsentiert. Festival statt. Es gab Köstlichkei- ximilianeum als Brückenbauerin de. Die gepflegten Objekte wer- Dreizehn historische Fahrräder ten aus vielen Ländern. Genau auszeichnen. Herzlichen Glückden heute beispielsweise als In- aus den Jahren 1860 bis 1890 hier haben wir Landsleute ge- wunsch. Ende Juni fuhr die Wischauerin Rosina Reim „wie alle Jahre wieder“ mit ihrer oberbayerischen Freundin Eva Leitermann und einem Auto voller Dinge für die Kleiderkammer der Caritas in Schluckenau zu Eva Habel, ehemalige Heimatpflegerin der Sudetendeutschen und langjährige Direktorin des Caritasverbandes Schluckenau, die sich vor allem um die dortigen zahlreichen Roma kümmert. Reim berichtet.

D

m Jahr 1597 mußte das Gut Po- Maria Franziska, die sich am 29. litz verpfändet werden. Die Oktober 1690 mit dem liebensZeitverhältnisse, insbesondere würdigen Fürsten Philipp Wildie Pest, die damals auftrat, tru- helm zu Pfalz-Neuburg vermählgen zu diesem Rückgang bei. te, erbte die Güter Reichstadt mit Wenzel Berka starb 1608. Er hin- Zwickau und viele andere Besitterließ fünf Söhne nebst einigen zungen. Kurze Zeit nach der VerTöchtern, alle waren minderjäh- mählung brachten die Untertarig. Seine Schwester Elisabeth nen ihrer Herrin und ihrem junKolowrat von Dauba führte die gen Gemahl die Huldigung dar. Vormundschaft. Bald aber zeigAm 4. November 1690 wurde te sich, daß Reichstadt wegen auch dem Städtlein Zwickau die zu großer Schuldenlast nicht ge- Ehre zuteil, das fürstliche Herrhalten werden konnte, und ei- scherpaar zu empfangen. Der ne Commission vom Landrech- Bürgermeister Strobach, ein ehrte verkaufte am 27. Juli 1612 samer Bäckermeister, schreibt Schloß und Städtchen Reichstadt hierüber: „Anno 1690 den 4. Nomit dem Patronatsrecht und dem vember ist Ihro Durchlaucht, Mühlsteinbesitz dem Johann Herzog von der Pfalz, Graf von Nowo­hradsky von Kolowrat auf Neuburg, mit der Durchlaucht Buschtiehrad und Koschatek, k. Herzogin auf Zwickau angekomRat und Hauptmann des Fürsten- men und ihnen wurden mit dem tums Groß-Glogau, vermählt mit Zwickauer löblichen Magistrat Zbynkos Tochter Elisa­ beth, für und der ganzen Bürgerschaft 131 009 Schock Meißnisch. wie auch mit dem gesamten VorAm 1. Dezember 1612 huldig- stadtl mit Ehrerbietigkeit aufgeten ihm seine Untertanen auf wartet, mit aufgehobenen Gedem Schloß zu Reichstadt. Er wehren und Salven und einer Restarb schon 1613, seine Erben wa- de willkommen geheißen.“ ren seine Söhne Zbynko und AlDer Bürgermeister hielt dabrecht. Albrecht starb aber 1626, bei die Ansprache, von der wewodurch Zbynko Alleinbesit- gen der damaligen Sprechweizer wurde. Da er dem Katholizis- se Anfang und Schluß wiedergemus und Kaiser Ferdinand II. treu ergeben war, mußte er im Dreißigjährigen Kriege viele Feindseligkeiten hinnehmen. Er vermählte sich 1628 mit dem schönen Fräulein Anna Magdalena von Lobkowitz, starb aber im besten Mannesalter 1632, nachdem er zuvor seine Gattin als Universalerbin eingesetzt hatte. Die junge, reizende Witwe bevorzugte unter ihren vielen Bewerbern Herzog Heinrich Julius von Sachsen-Lauenburg und vermählte sich mit ihm noch im Trauerjahr. Der Herzog war ein treuer Parteigän- Julius Franz von Sachsen-Lauenburg ger Wallensteins, und daher brandschatzten die Schwe- geben seien: „Durchleichtigster den seine Besitzungen mehr- Hertzog, gnedigster Fürst vndt mals. Er starb am 20. November Erbherr Hier. Durchlauchtigste 1665. Sein Sohn Herzog Julius Hertzogin gnedigste Fürstin und Franz vergrößerte den Besitz be- Erbfaw Fraw … megen Gott und deutend und ließ 1683 das Schloß aller Hertzen Kündiger bestättiReichstadt so aufbauen, wie wir ge vnsere Unterthanigsten wines kannten. sche mit seinen göttlichen fiat In den Türkenkriegen zeich- [lateinisch für Zustimmung, Genete er sich besonders 1683 bei nehmigung] wire aber verharen der Befreiung Wiens aus. Als er Ihro Durchlaucht. Ihro Durchsich vom Kriegsdienst zurück- laucht vnterthanigste treue Erb zog, nahm er seinen Wohnsitz in Unterthanen Burgermeister vndt Reichstadt und führte hier einen Rath sambt dero Löbliche Geglänzenden Hof. Von seinen Be- meine in Stadt Zwickau.“ sitzungen bezog er überaus reiNicht lange konnte sich die che Einkünfte. So löste er allein Fürstin ihres Eheglückes freuaus seinen Fischteichen jähr- en, denn bereits am 10. April lich 100 000 Gulden, machte aber 1694 starb der Pfalzgraf Philipp von seinen Einkünften guten Ge- Wilhelm. Auf Zureden Kaiser brauch und unterstützte in fürst- Leopolds I. entschloß sich die licher Weise Kunst und Wissen- Pfalzgräfin am 8. Juli 1697 den schaft. Er erbaute zwei Glashüt- Mediceer Johann Gaston II., ten, die eine in Reichstadt und Großherzog von Toskana, zu ehedie andere in dem von ihm nach lichen. Diese zweite Ehe der Füreinem Brand neu gegründeten stin war jedoch nicht glücklich. und nach ihm benannten Julius­ Sie trennte sich von ihrem Gethal bei Großmergthal. mahl, verließ Italien und lebte Am 16. Juli 1695 erhielt das seitdem auf ihren Gütern in Böh„Stadtl“ Zwickau laut Zwickau- men, die sie selbst leitete, und er Grundbuch IV „von den hoch- umgab sich mit einem großen, fürstlichen Glashütten in Julius­ glänzenden den Hofstaat. thal folgende Glaskannen: 30 Außer der freien Station, die Kannen für einen Gulden und 45 sie ihren Angestellten gewährKreuzer, 480 halbe Pinten und te, zahlte sie ihnen noch jährlich drei Flinckel für 18 Gulden, alles 6799 rheinisch Gulden Gehalt zusammen für 19 Gulden und 45 und 328 rheinische Gulden und Kreuzer“. Der Herzog hatte sich 30 rheinische Kreuzer an Neu1670 mit der Prinzessin Eleono- jahrsgeldern, was heute [1899] ra Magdalena, Tochter des Her- fast 40 000 Gulden betragen würzogs Christian August Pfalzgra- de. Sie brauchte jährlich für ihfen zu Sulzbach, vermählt. Er re Pferde 2000 Strich Hafer, und starb, aufrichtig betrauert, am an Holz wurden jährlich aus den 25. September 1689. Mit Herzog Zwickauer Revieren 4000 Klafter Julius Franz erlosch der Man- mit 16 000 Robottagen [im gannesstamm der Lauenburger Für- zen nur 51 096] herangeschafft. sten. Seine älteste Tochter Anna Fortsetzung folgt


13

REICHENBERGER ZEITUNG

Sudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 23. 8. 2024

� Mundart-Erinnerungen an Kunnersdorf – II

Drhejme hindre Hutbarge „Meine Erinnerungen an Kunnersdorf“ erzählte Rudi Richter 1994 in Mundart, und Rudi Goth illustrierte sie. Hier der zweite Teil einer kleinen Serie. Gipfelkreuze auf der Friedlander Zinne und auf dem Käuligen Berg.

� Isergebirge

Verschwundene Gipfelkreuze Auf dem Taubenhaus/Holubník und der Vogelkoppe/Ptačí kupy im Isergebirge sehen die Wanderer keine Gipfelkreuze mehr. Die beiden hölzerne Kreuze, die über drei Meter hoch und über 60 Kilogramm schwer waren, sind verschwunden. Darauf hingewiesen hatten die Bergsteiger, die sie dort vor Jahren errichtet hatten. Der Grund und der Täter sind bisher unbekannt. Unklar ist, ob es Vandalismus war oder jemanden das Kreuz als christliches Symbol störte.

D

er Schöpfer des Kreuzes ist Jan Novotný, ein örtlicher Kletterer und Bergretter. „Ich habe das Kreuz vor sieben Jahren mit einem Freund als ein Symbol für das Gebirge gezimmert. Wir haben es damals von der Vogelkoppe über zwei Kilometer bis zum Taubenhaus geschleppt, das war nicht einfach“, sagte Novotný gegenüber der Presse. Der 1070 Meter hohe Berg Taubenhaus bietet mit seinem Aussichtsfelsen einen großartigen Blick über das umliegende Isergebirge. Das Kreuz von der Vogelkuppe verschwand bereits im Herbst. Es war dort etwa drei Jahre lang gestanden. Die Stadt Haindorf/Hejnice, auf deren Gebiet der Berg mit der einzigartigen Aussicht steht, veröffentlichte bereits einen Aufruf, um die Sache zu klären. „An dem Kreuz fanden sogar zwei Hochzeiten statt“, sagte der Hain­dorfer Bürgermeister Jaroslav Demčák. Die Bergsteiger sind auf der Suche nach dem Kreuz, Novotný denkt jetzt noch nicht an ein neues Kreuz. Auch der Verein Patron, der die alten Wegkreuze im Isergebirge betreut, wird die beiden verschwundenen Gipfelkreu-

ze nicht erneuern. „Aus unserer Sicht sind die ursprünglichen historischen Denkmale wertvoll, die uns an glückliche oder traurige Ereignisse im Gebirge erinnern“, sagt Bohumil Horáček, der Vorsitzende des Vereins. Es gibt rund vier Dutzend solcher Denkmale. Sie sind in dem legendären Isergebirgsbuch „Kniha o Jizerských horách“ von Miroslav Nevrlý beschrieben und in der historischen Landkarte von Matouschek aus dem Jahr 1927 zu finden. „Es ist nicht üblich, daß ein solches Kreuz verschwindet. Aber es ist auch nicht üblich, Kreuze auf den Gipfeln aufzustellen, obwohl es einige auf anderen Aussichtspunkten schon gibt. Zum Beispiel auf dem Käuligen Berg/ Paličník, auf dem Siechhübel/Jizera oder der Friedlander Zinne/ Frýdlantské cimbuří. Das einzige historische Kreuz befindet sich auf dem Nußstein/Ořešník, wo es irgendwann im 18. bis 19. Jahrhundert von den Franziskanern aus Haindorf aufgestellt wurde“, sagt Jiří Hušek, Leiter des Landschaftsschutzgebiets Isergebirge. Vandalismus ist heute im Isergebirge nach Meinung der Patron-Mitglieder weniger sichtbar, und wenn, dann konzentriert er sich auf Orte mit höherer Touristenfrequenz. Auch gegenüber deutschen Beschriftungen auf Denkmalen seien die Menschen toleranter geworden. „Die heutige Generation akzeptiert eher, daß die Vergangenheit der Region überwiegend deutschsprachig war“, bestätigt Horáček. Vor sieben Jahren zerbrachen Vandalen das historische gußeiserne Kreuz auf der Neuwiese/Nová louka, das der Verein Patron bald wieder erneuerte. Petra Laurin

� Region Reichenberg

Aussichtsschaukeln Beim Schaukeln kann man neue Ausblicke entdecken. Baumpfleger installierten zwölf handgemachte Schaukeln an ausgewählten festen Bäume an den Grenzen der Region Reichenberg und des Riesengebirges. Ihr Ziel ist, den Menschen bisher unbekannte Ausflugsziele zu bieten, die ihnen neue Ausblicke und Erlebnisse eröffnen.

V

on Ober Kalna/Horní Kalná kann man zum Beispiel bis zur Schneekoppe/Sněžka sehen, wenn man die Schaukel richtig in Schwung bringt“, sagt Květa Vinklátová, die Stellvertreterin des Hauptmanns für Kultur, Na-

turschutz und Tourismus. „Eigentlich ging es um eine Kleinigkeit. In jedem wacht ein kleines Mädchen oder ein kleiner Junge auf, wenn er an einer Schaukel vorbeigeht. Ich denke, das ist eine großartige Idee.“ Die Schaukel in Ober Kalna im Bezirk Trautenau befindet sich an einer Kreuzung zwischen Feldern. Die Weg dorthin beginnt in Ober Kalna, wo man das Auto an der Bushaltestelle abstellen kann. Das Ziel sind eine Platane und eine Linde. Zwischen ihnen hängt eine Schaukel. In Ober Kalna gibt es auch einen Campingplatz und ein Freibad. Petra Laurin

Mit dem richtigen Schwung sieht man die Schneekoppe.

A

nn Summerferchn gings bale olle Nochmittsche, wenn‘s ne grade raante, ei de Beern ei‘s Schitznpischl, ann Ejchbarg, monchmol ou a Schtickl ann Forscht. Wenn mr seine fünf bis sechs Litr honn wollde, dou mußte mr schunn fleißsch pflockn. Drno komm de Preuslbeern dro

Preuslbeer, Hejdlbeer und Pilze.

ne Ausrede hotte, dar dorfte ou mithalfn. S wor schunn eine miehselche Orbeit. Jede Fadr ejnzln zwemol roppn, und s dauerte ejne ganze Weile, ib mr ejne Handvl hotte. Wenn s gutt ging, komm ou monchmol de Nopprn und totn ejne Weile mit halfn, s gob a Tippl Koffe und wos Gebackenes drzu. Schlimb worsch halt, doß ei dr Stube ollen de Maukl worrn und doß mr bei ­dunklr Klejdsche immr orscht ejne ganze Weile putzn mußte, ib mr undr de Leute giehn konnde. Abr gor su nobl ging‘s sech narne grode zu. Vo Weihnachtn ho ich jo schunn lange vorhar getrejmt. Endlich worsch dann suweit. On Heilchn Obde mußte ich dann beizeitn ei‘s Bette nuff of de Kommr, und vor Ufregung konntsch bale ne eischlofn. Wie ich frieh drwachte, horte ich de Mutter schunn an Stolle hantiern. Raus aus‘n Bette und ann Hembe de Treppn nundr und vorsichtsch ei de Stube. Jo, s Christkindl wor dougewast! Su

Mit Alli und Rodl ei de Garbrwiese.

ne Kue, olle Juhre mit enn Kolbe, eine odr zwe Ziegn, vo dan mr vorr Ustrn kleine Hippl hottn. Die komm dann ei de Stube ­undrn Ufn, und zu unsr Frejde dorftn se ou monch­mol ei dr Stube rimhoppn. Ejs drvo kom dann zu Ustrn ei de Pfonne, die andrn wurrn versilbrt. Votrs Sporkasse hotte vier Pfutn und grunzte an Stolle. Schode, doß halt die Schweine mejstns vrkouft warn mußtn, weil dr Votrs Gald forr grissere Ausgabn brauchn tote. Abr ejmol, s wor grode ei enn Simde zu Fabian, do gob‘s ou bei uns Schweinschlachtn! Dr Flejschr kom und fackelte ne lange. Olle totn halfn su gutt wie‘s ging und zumittsche gob‘s schunn Wolflejsch mit Krien. Drno komm de Labr- und Bluttworschte dro und ­zrletzt noch die grußn Worschte. Sann Kessl hote dr ­Flejschr mitgeA neuer Rodlbrocht und schlittn und a de Worschte Poor neue obgekocht. Tuchschuhe Zwe klejunterm ne Worschtl Christboum. ließ r plotzn, doß de Worschtsoppe noch bessr wure. Siche Soppe konnde ich olle Tage assn, die schmackte immr bessr. Von Flejsche tote dr ­Votr s mejste ei dr Feur­ esse salbr ­rejchrn, ou die grußn Worschte, denn die mußtn jo lange haln. Ann Schoppn worrn mejstns noch sechs Hindr, abr kej Hohn, und ann Nicklstolle knäufeltn noch a poor Häusel-Schweine mit langn Uhrn.

und dann gings schunn ei de Pilze, dos machte noch mejr Spaß. De Heidlbeern tot mr am liehstn vrkejfn, doß mr ou amol eigenes Gald ei dr Gapse hotte. Drzwischn gings noch ,,offs Futtr“ und s Korn wure ou gehoun. Do mußtn mr schunn au drbei sein und noch bestn Kreftn halfn. Drfier durfte ich au mit off Markl zu Maglene giehn. Dort traf dr Votr mejstens seine aln Votrs Wabrstuhl. Bekanntn von Hindrdarfrn und seldn fiel monchmol eine Klejnichkeit ob. a schinnr Christboum! De PetrMit dr Mutter gings ei de Gobl lompe gob a mildes Licht, und zu Lorenzi, zrorscht ei die schiene su glänztn die Gloskugln, de Lagruße Korche drno offn Jormrt. metta und de Karzl wundrschieDort war abr wos lus. Schode, daß ne. Ich wor ganz ejfach seelich! halt drbei s Brieftaschl mejstns Drno guckte ich, wos drundr „Schonzeit“ hotte. log: a neuer Rodlschlittn und a Ei enn Nochmittsche kom ich Poor neue Tuchschuhe. Ich wär aus dr Schule und do sohgs bei am liebstn glei drbeine sitzn geuns ei dr Stube ganz andrsch aus. bliebn, abr s wor noch kaalt ei dr S Kanabee wor weggeräumt und Stube, und ich mußte noch amol stand o dr Grabrbischlseite und ei‘s Bette. drfier wor bann hindrn F ­anstr De Wintrferchn worrn jo a Wabrstuhl ufgebaut. Unsr an schinnstn, wenns orntstommt ­Votr lich Schlittn­ aus‘n Gloserbohne gob. te, dort worrn Dann gings jo mejstns ock mit‘n Rodl kleine Pauern. ei de Garbr­ Ann Wintr, wiese odr on wenn draußn Hutbarg. Alnischt mieh zu li vorneweg, tun wor, totn dar sprong se dann wabrn. wie narrsch Unsr ­Votr rim und bieß hotte os Obns ann Wintr gobs Lasestunden. vr lautr Frejdn jungr Porann Schnie. sche zrorscht ou gewabert und Dos ging monchmol su lange bis drno de Mauerei gelarnt. Dr ale mrsch orntlich undrn Naaln hotWabrstuhl log sunst ei dr Futtr- te. Unse Mutter hotte dann glei kommr. Nu hotte ar sich eine a gudes Hausmittel: su lange de Warfte gehullt und dan Stuhl ei Kotze streicheln, bis de Angst dr Stube ufgebaut. Dos war ja wiedr nochließ. S Schifohrn kom forr mich etwos ganz Neues, wie orscht langsom ei Mode, a poor ar sich hindre Stuhl sotzte, ziehn Grißere totn schunn bis zu 15 Meund tratn tote. Dr Schitzn flug rim ter weit springn! und nim, pissantl, passantl. Ei a Obns ann paar Tagn war de Ware fartsch. ­ Wintr noch n S wor a klor gemostertes Bett- ­ Assn gobs bei zeug, zweerlej, rosa und blou, uns mejstns Lasehr schiene und orntliche feste. sestunde. Olle Do draus wurn dann Zichn und Sunn­tsche, wenn Pulstr genäht. Drno kom dr Stuhl ich aus dr Korche wiedr zrleht ei de Futtrkommr kom, hullte ich und unsr Miezn war dr Plotz ei dr Gemejnebidrzwischn sehr rajcht os Kindr- cherei zwei Bänstube forr ihre klenn Katzln. Dos de. Dos wor forr Bettzeug hat vill schlechte Zeitn mich de orschdrlabt und is noch 70 Juhrn noch te Bekanntschoft ann Gebrauche, ohne doß s amol mit dr weitn Walt. geflickt wure. Su im holbr neune Fadrschleißn gobs olle W ­ intr. wor schunn Feir­ Ann spetn Harbste, wenn‘s obd: schode im‘s draußn nischt mieh zu tun gob, Licht! stond de Fadrhocke ei dr Stube. Zunn HauDe Muttr wor bale olle Tage feste se gehortn ou de on schleißn, und war grode kej- Vierbejner: ej- Fadrschleißn en Wintr.

Ich ging noch ne ei de Schule, do brochte unsr Votr ei enn Sunn­ tsche obns ei dr Dunklei ejne klejne Kotze ei enn Sacke hejm vonn Schweinmorchte. Kaum wor dr Sak offe, machte de Mieze a poor Springe und glei undrsch Kanabee. Orscht wie se vill Hungr hotte und niemand ei dr Stube wor, schliech se vursichtsch zunn Kotzn-Schorbe. Mit dr Zeit wure se zutraulich, und mr hießn se Liese. Wenn se Lust hotte, spielte se ou eine Weile, und obns sotzte se siech bei dr Mutter offn Schuß und schnurrte. Abr sunst wor se ejne tichtsche Mause-Kotze und a grußr Reibr. Wie dr Alli noch jung und dumb wor, wollte ar de Mieze vonn Fraßnappl vrdrängn, dou kom ar abr schlecht o! De Liese pfuzte und hieb ihm de K ­ reeln ei de Nose, doß r ganz jämmr­lich flennte. Drmit wor forr immr klor, war zrorscht frassn dorfte! Ei enn simde Nochmittsch noch Niklaus wor ich mit Thiel Adolfn zunn Schlittn fohrn ei dr Garbrwiese. Of ejmol stoch uns dr Hobr, und s wor uns zu langweilch. Su gingn mr mit mann Schlittn ei‘s Dorf. Von Schlooßbarge rundr wor eine schiene Eisbohne, dos mußtn mr amol probiern. Adolf wor jo iebr zwei Johre eldr, dar sotzte sich hindn druf und lus gings wie de Feurwehr. Abr undn krigtn mr de Drehe nimmieh und saustn grode off Milchpauersch Geppl druf. S knorschte, und ich flug iebrn Geppl ann Schnie. Wie ich mich wiedr ufgemannlt hotte, gucktn mr uns n Schlittn o. Dar sohg biese aus! Vorne wor olles gesplittert. Dos wor a Elend! Ei dar Nut fiel mr dr Gruß­votr ei, dar wor jo Zimmrmon. Wie de begossn Pudl schlichn mr minandr on Michlgrobn nimm zunn Grußvotr und zeigtn de Bescherche. Dar schuttlte abr ock mitn Koppe und mejnte, dos is ock noch Feurholz. Hejm giehn mußtch allejne und dos Maleer drzähln. S gob abr kej Dunnr­watr. Meine Eldrn worn wul fruh, doß mr bei dar Fohrerei salbr nischt possiert wor, denn dos hette jo vill dimmr ausgiehn kenn. Mit dr Schlittn­ fohrerei worsch orscht amol vorbei. Fortsetzung folgt


14

Sudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 23. 8. 2024

Dux

Ladowitz

Klostergrab

Ossegg

für die Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schönau

Bilin

Heimatlandschaft Erz- und Mittelgebirge – Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt Rettenbach, Telefon (0 83 92) 9 34 72 77, Telefax 9 34 72 78, eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin – Patenstadt Gerolz­hofen; Heimatkreisbetreuer: Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. H ­ eimatkreis Dux – Patenstadt Miltenberg; Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den See­gärten 35a, 63920 Großheubach, Tele­fon (0 93 71) 9 94 01, eMail ­klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schön­au – Paten­stadt Frankfurt am Main; Heimatkreisbetreuer: Erhard Spacek, Franz-Schubert-Straße 13, 01796 Pirna, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail erhard. spacek@gmx.de Redak­tionsschluß: Freitag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

Teplitz-Schönau

Graupen

Niklasberg

Der Bergmönch Unsere Korrespondentin Jutta Benešová berichtete über die neuzeitliche Premiere der Oper „Bergmönch“ des einstigen Teplitzer Bürgermeisters und Komponisten Joseph Mathias Wolf­ram (Þ HR 29/2024). Der Heimatruf veröffentlicht nun die der Oper zu Grunde liegende Novelle des sächsischen Dichters und Komponisten Carl Borromäus von Miltitz (1781–1845) in einer Serie.

3 In der letzten Reihe die Teplitzer Gymnasiasten mit ihrem Lehrer Martin Rak, rechts Dr. Birgit Mitzscherlich.

Äbtissin Elisabeth Vaterodt begrüßt Dr. Jan Zdichynec sowie die übrigen Gäste im Schwesternchor.

� Teplitz-Schönau und Kloster Ossegg – Teil II

Gegenbesuch in der Oberlausitz fang Juli stattete er mit Petr Fišer, dem Vorsitzenden des Georgendorfer Vereins – Verein zur Belebung der Erzgebirgsregion, und in Absprache mit Äbtissin Elisabeth Vate­ rodt der Abtei Sankt Marienthal einen Gegenbesuch ab. Unsere Korrespondentin Jutta Benešová war dabei.

ßen an zu erzählen: „Es mußte schon stark gegen das Ende der Schicht gehn, denn mein letztes Licht in der Blende war fast ganz herunter gebrannt, als ich vor Ort knieend, ein Klopfen und Hämmern wie von arbeitenden Bergleuten, aber unter meinen Füßen vernahm. Ich wußte, da ich auf der Sohle der Grube war, daß es unter mir keinen Bergmann geben könne, und hielt es für den zurückgeworfenen Schall meiner entfernt arbeitenden Kameraden. Das Klopfen hörte aber nicht auf. Nun fiel mir zwar wohl ein, daß mir Vater Martin erzählt hatte, wie man bisweilen solch Klopfen in den Gruben höre, wenn auch eben kein Mensch arbeite. Das wären die Erdgeister. Ich achtete nicht weiter darauf, und es verlor sich auch bald. Nun suchte ich mein Zeug zusammen, und ging auf dem Stollen vor zum Fahrschachte. Wie ich so in Gedanken um eine Ecke biege, die der Stollen macht, so tritt mir plötzlich aus einem von den Alten getriebenen und verlassenen Ort ein kleiner, dicker Mann im Grubenkittel entgegen, vom Eisenocher so rot gefärbt und so schmierig als unser einer. Schlägel und Eisen, die ihm im Gürtel steckten, waren ungeheuer groß und stark. In der rechten Hand hielt er eine Blende, in der aber kein Licht brannte, sondern ein herrlicher grüner Stein befestigt war, der einen wunderlieblichen bunten Schein in hellen Strahlen nach allen Seiten hinwarf." Fortsetzung folgt

Gesindehaus zur Abteikirche und stiegen zur Nonnenempore hinauf. Still nahmen wir TERMINE an beiden Seiten der Kapelle n  Donnerstag, 29. August bis rie; 19.00 Uhr Abendessen im Platz und folgten dem Gesang und den Gebeten der Äbtissin, Sonntag, 1. September: 10. Te- Stadttheater. Sonntag 8.00 Uhr der Priorin Mechtild Buttala plitz-Schönauer Heimattreffen. Gottesdienst in der Stadtkirche, und der Schwestern. Durch ein Donnerstag bis 16.00 Uhr Ein- anschließend Heimfahrt. Ändeschmiedeeisernes Gitter konn- checken im Hotel Prince de Li- rungen vorbehalten. Kostenbeiten wir dabei in den Altarraum gne am Schloßplatz, dort Abend- trag für drei Übernachtungen der Abtei blicken und beka- essen; 19.00 Uhr Abfahrt nach mit Frühstück, bewachtem Parkmen den ersten Eindruck von Eichwald zum Festkonzert in der platz, Bus, Mahlzeiten, Besichtider wunderschönen Innenaus- Kirche Santa Maria del‘ Orto. gungen, Führungen, Konzert im Freitag 9.00 Uhr Abfahrt nach So- Einzelzimmer 550 Euro pro Perstattung dieses Gotteshauses. Nach der Andacht begrüßte borten, dort Besichtigung des al- son, im Zweibettzimmer 480 Euro Mutter Elisabeth unsere Grup- ten Jüdischen Friedhofs; Weiter- pro Person. Getränke außerhalb pe mit herzlichen Worten und fahrt nach Mariaschein, dort Be- des Frühstücks auf eigene Rechbrachte zum Ausdruck, wie inter- sichtigung der Wallfahrtskirche nung. Verbindliche Anmeldung essant für sie der Aufenthalt im der Schmerzhaften Mutter Got- durch Überweisung des Reisevergangenen Jahr in Teplitz und tes, Mittagessen im Schützen- preises auf das Konto Erhard Ossegg gewesen sei. Noch voller haus; Weiterfahrt nach Ossegg, Spacek, IBAN: DE 35 7008 0000 Eindrücke von diesem außerge- Kranzniederlegung am Denkmal 0670 5509 19, BIC: DRESDEFF wöhnlichen Erlebnis gingen wir des Grubenunglücks vom 3. Ja- 700. Namen und Anschrift der zum Mittagessen in die Kloster- nuar 1934; Rückfahrt nach Eich- Reiseteilnehmer angeben oder schänke. Doch zuvor hatten wir wald, Eröffnungskonzert in der eMail an erhard.spacek@gmx.de uns in der Abteikirche näher um- Kirche Santa Magesehen. Sie erinnert mit ihrer ria del‘ Orto annazarenischen Dekoration an die läßlich des EichBeuroner Sakralkunst der Prager walder Stadtfestes, und Sankt-Gabriels-Kirche und unse- Abendessen Rückfahrt KONCERT ins Hore Beuroner Kapelle im Teplitzer EXKLUZIVNÍ EXKLUSIVES KONZERT Samstag početí 9.00 Gymnasium. Als nazarenische vtel. kostele Neposkvrněného in der Kirche der Unbefleckten v Dubí Empfängnis Mariä in Dubí UhrMarieAbfahrt zum Kunst wird eine romantisch-reli- Panny am Donnerstag 29. srpnaStadtteil 2024 Teplitzer giöse Kunstrichtung bezeichnet, čtvrtek den 29. August 2024 um 20 Uhr 20:00 hodin BesichtiSettenz, die deutschsprachige Künstler od zu Beginn des 19. Jahrhunderts gung der Glashütin Wien und Rom begründeten. te Mühlig; SpanVertreter dieser Stilrichtung, die ferkelessen in der im Nazarener, standen überwiegend Tuppelburg dem Katholizismus nahe, ihr Ziel Wildgehege Tischwar die Erneuerung der Kunst im au; in Teplitz BeGeiste des Christentums, wobei sichtigung der Ausihnen alte italienische und deut- stellung „Die sieben sche Meister als Vorbilder dien- Hügel von Teplitz“ ten. Fortsetzung folgt in der SchloßgaleK Ý S P

I C

P

Kostel v benátském novogotickém stylu najdete na hlavní silnici Cínovec – Teplice.

K

K

V shromážděních, ve kterých má hrát prim hudba, jsou jistě k slyšení kompozice autorů, jejichž jména rezonují povědomím kolemjdoucího. Ne tak na našem srpnovém koncertě. Zde budou k slyšení kompozice, které posluchač nikde jinde neuslyší, totiž skladby z per autorů místních a netoliko bezpečně na věčnost uložených, jakož i dnes šťastně žijících a tvořících, jako třeba Jana Zástěry, Matouše Pavlise, nebo v premiéře i Ahmada Hammada.

L E

L E

Krušnohorské noviny

K Ý S P

O

L

T E

I C

L

O

in Wahlspruch der Zisterzienser lautet: „Porta patet cor magis – Die Tür steht offen, mehr noch das Herz“. Dies erfuhren die 18 Teilnehmer der tschechischen Delegation bei einem kleinen Symposium in der Zisterzienserabtei Sankt Marienthal. Außer dem Prager Historiker Jan Zdichynec nahm an diesem Symposium auch Jiří Wolf, Historiker des Museums in Dux und Teplitz sowie Kenner der Ossegger Klosterbibliothek, Der Schwesternchor der Sankt Marienthaler Zisterzienserinnenabtei. teil. Darüber hinaus waren von deutscher Seite Birgit Mitz- stung, die unser aller Bewunde- Oberlausitzer Klöster Sankt Mascherlich, Leiterin der Diözesan- rung verdient. Hilfreich stand sie rienstern und Sankt Marien­thal bibliothek und der Domschatz- auch später bei der Besichtigung mit dem Zisterzienserkloster in kammer Sankt Petri in Bautzen, des Klosters bereit. Erwähnen Ossegg ganz deutlich zum Ausund Anja Moschke, Archivarin möchte ich auch Martin Rak, Ge- druck. Ihre Bibliotheken sind des Staatsfilialarchivs in Baut- schichts- und Deutschlehrer des – oder waren bis vor kurzem – zen, mit Beiträgen beteiligt. Und Gymnasiums Teplitz, der mit vier privates Kircheneigentum, ihnicht zuletzt sei Schwester Julia- interessierten Gymnasiasten der re Bücherbestände werden teilna Lindner OCist genannt, Bi- zukünftigen Abiturientenklas- weise noch für ihren ursprünglibliothekarin der Klosterbiblio- se die Gelegenheit wahrnahm, chen Zweck und teilweise sogar thek Sankt Marienthal, die wir sich mit seinen Schülern an die- in denselben historischen Räumbereits bei ihrem Besuch im ver- ser interessanten Exkursion nach lichkeiten genutzt. Dies ist begangenen Jahr in Teplitz und Os- Sankt Marienthal zu beteiligen. merkenswert, wenn man sich den segg kennengelernt hatten. Nach einem ausgiebigen Erhaltungsgrad der KlosterbiMit großer Dankbarkeit nen- Frühstück im Refektorium des bliotheken vor Augen führt, die ne ich auch unsere Dolmetsche- Klosters gingen wir in das soge- bereits bei der Aufhebung von rin Petra Polesná aus Aussig. Sie nannte Gesindehaus, in dem ein Klöstern im Zuge der Reformatiwar nicht nur eine zuverlässige kleiner Saal zur Verfügung steht, on oder der Säkularisation im 18. Vermittlerin zwischen den deut- der für dieses kleine Symposium Jahrhundert beziehungsweise schen und tschechischen Teil- den gewünschten Rahmen bot. in der Tschechoslowakei im 20. nehmern beim Besuch der Ober- Nach den einführenden Worten Jahrhundert häufig zerstört oder lausitzischen Bibliothek der Wis- von Jan Zdichynec begrüßte uns zumindest zerstreut wurden. senschaften in Görlitz, sondern Schwester Juliana und berichtete Die Vorträge wurden gegen dolmetschte auch die wissen- zusammenfassend über die Ent- 11.30 Uhr beendet, denn Mutschaftlichen Beiträge der tsche- wicklung und den Bestand der ter Elisabeth hatte unsere Grupchischen Historiker und deut- Bibliothek des Klosters Sankt pe zur Mittagsandacht im Schweschen Bibliothekarinnen fließend Marienthal. sternchor der Abtei eingeladen. und sachkundig direkt während Bei den Vorträgen kam die en- Wir begaben uns also unter Leides Vortrags. Das war eine Lei- ge historische Verbindung der tung von Schwester Juliane vom

P

E

storisch eng miteinander verflochten (Þ SdZ 49/2023). Der Historiker Jan Zdichynec vom Institut für böhmische Geschichte der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität Prag beschäftigt sich mit der Geschichte der Nebenländer der Böhmischen Krone, also auch mit der Ober- und Niederlausitz. An-

T E

Im Rahmen der Vorbereitungen für das 300jährige Jubiläum der Barockbibliothek des Osseg­ger Klosters 2025 hatten Ende Oktober Zisterzienserinnen aus den Klöstern Sankt Marienthal und Sankt Marienstern in der Oberlausitz Teplitz und Os­segg besucht. Denn diese drei Zisterzienserklöster sind hi-

„Sieh, Fränzchen“, hob er an, „du weißt, wir sind beide arm und haben in unsrer Dürftigkeit nicht einmal den Trost, unsre Liebe vor den Leuten zu zeigen, weil wir noch nicht Mann und Frau sind. Nun ist der Steiger mein Todfeind, der mir keine Zulage auf meinen Lohn gönnen wird, und so können noch Jahre vergehn, eh wir einander heiraten können.“ „Michael“, unterbrach ihn Franziska, „habe ich dir denn nicht tausendmal geschworen, daß ich dich, hättest du auch Tonnen Goldes, nicht zärtlicher lieben würde? So laß uns heiraten, und Not und Kummer zusammen tragen, wenn uns Gott nun einmal solches bestimmt hat.“ „Ja doch, liebes Mädchen, aber ich könnte es mir nicht verzeihen, dich aus deiner Ruhe in Angst und Not zu versetzen. Indess gibt's noch ein Mittel, gleich auf der Stelle zu heiraten, und noch reich und glücklich zu sein. Wenn nun...“ „Ein Mittel“, sagte Franziska, ihm liebreich das gesenkte Haupt mit der Hand empor hebend und ihm sehr ernst in die dunkeln Augen blickend, „ein Mittel, das mein frommer Freund mit Zögern nennt, das ihn einen ganzen Abend trübsinnig macht, sollte das wohl ein erlaubtes Mittel sein?“ „Tu mir nicht Unrecht, liebes Mädchen, und vernimm erst, was mir begegnet ist.“ Damit verließ Michael den Schmollwinkel gegenüber und hob folgenderma-

Erzgebirgs-Zeitung

Bei Versammlungen, bei denen die Musik im Vordergrund steht, gibt es sicherlich Kompositionen von Komponisten, deren Namen den Zuhörern bekannt vorkommen. Nicht so bei unserem Konzert im August. Hier werden wir Kompositionen hören, die der Zuhörer sonst nirgends zu hören bekommt, nämlich Kompositionen aus der Feder von einheimischen und nicht so sicheren Autoren, aber auch von solchen, die heute glücklicherweise noch leben und schaffen, wie Jan Zástěra, Matouš Pavlis oder, in der Premiere, Ahmad Hammad. Sie finden die Kirche im venezianischen neugotischen Baustil auf der Hauptstraße Zinnwald-Teplitz. Einlass ab 19:30 Uhr. Dauer des Konzerts: ca. 1 Stunde. Eintritt ist frei.

Vstup od 19:30 hod. Délka koncertu cca 1 hodina. Vstup volný.

Für die sächsischen Besucher wird ein „Lückenschluss-Bus“ von RechenbergBienenmühle. Kostenbeitrag (Hin- und Rückfahrt): 5 Euro / Person. Für den Bustransfer bitten wir um eine Anmeldung. Ihr Ansprechpartner: Herr Heinz Lohse, E-Mail: redaktion@erzgebirgs-zeitung.de; Telefonnummer: +49 (0)179 5348943.

Srdečně vás zvou: Město Dubí Teplický spolek / Teplitzer Verein Teplitz-Schönau Freundeskreis e.V. München Collegium hortense, Teplice

Es laden Sie ein: Die Stadt Dubí Teplický spolek / Teplitzer Verein Teplitz-Schönau Freundeskreis e.V. München Collegium hortense, Teplice


HEIMATBOTE

Sudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 23. 8. 2024

Bischofteinitz

Ronsperg

FÜR DEN KREIS BISCHOFTEINITZ

15 Hostau

Heimatkreis Bischofteinitz – Patenstadt Furth im Wald. Heimatkreisbetreuer: Peter Pawlik, Palnkamer Straße 73a, 83624 Otterfing, Telefon (0 80 24) 9 26 46, Telefax 9 26 48, eMail peter-pawlik@t-online.de, Internet www.bischofteinitz.de. Spendenkonto: Heimatkreis Bischofteinitz, Raiffeisenbank Chamer Land – IBAN: DE55 7426 1024 0007 1343 20, BIC: GENODEF1CHA. Heimatbote für den Kreis Bischofteinitz – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Verantwortlich von seiten des Heimatkreises: Peter Pawlik. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

Schwarzkopf

Ein Berg und seine Geschichte digt das Werk, das die 260. Publikation von Proházkas Verlag Nakladatelství Českěho les/Verlag Böhmischer Wald ist. utor des zweisprachigen BuDie Fotografien stammen ches „Čerchov. Geschich- überwiegend aus dem Archiv des te des symbolischen Gipfels auf Chodenmuseums in Taus. Ferder böhmisch-bayerischen Gren- mer handelt es sich um Fotos aus ze“ ist Zdeněk Procházka aus der Sammlung von Hans Beer Taus. Procházka ist bekannt für aus Waldmünchen, vom Klub seine fundierten geschichtlichen der tschechischen Touristen Publikationen wie über die un- (KČT) Taus, von Svatopluk Krejtergegangenen Dörfer oder die sa und von Zdeněk Procházka. In Glasindustrie im Böhmischen einem sehr persönlichen Beitrag Wald. Die erfolgreiche Ausstel- an die Leser schreibt Procházka lung „Čerchov, der Berg, der ver- von alten Erinnerungen an den bindet“ 2022 im Chodenlandmu- Schwarzkopf und wie ihn schon seum in Taus hatdamals der Zaute ihn zu seinem ber dieses Berges neuen Buch angeangezogen haregt. be. So habe es daDas Buch entmals zu Hause gehält seltene hiheißen, daß nicht storische Fotos der Storch oder wie ein Bild vom die Krähe die Kinersten 17 Meder bringe, sonter hohen Ausdern die Eltern sichtsturm auf der die Kindern vom höchsten ErheSchwarzkopf holbung des Böhmiten, wo sie diese schen Waldes, der unter großen Steiin nur 33 Tagen nen hätten aussugebaut wurde, Zdeněk Procházka: „Čerchov. chen können. Der aus Holz war und Geschichte des symbolischen Autor erwähnt 1894 eröffnet wur- Gipfels auf der böhmisch- seine bayerischen de. Einen brei- bayerischen Grenze“. Ver- Freunde und ten Raum neh- lag Böhmischer Wald, Taus stellt besonders men auch die Fo- 2024; 192 Seiten, 14 Euro. Er- Hans Beer heraus. tos vom Bau der hältlich bei Karl Reitmeier, Te- Nur dank dessen lefon (0 99 72) 3174, eMail Bilder wisse man, Pasovský-Hütte, des Hana-Stei- k.reitmeier@t-online.de wie der Schwarzges, des steinerkopf im Totalitanen Aussichtsturms (Kurz-Turm) rismus ausgesehen habe. Ferner und der zweiten Hütte auf dem verweist er auf die Freunde vom Schwarzkopf ein, die zum 30jäh- Stammtisch in Furth im Wald, rigen Jubiläum des Touristik- nennt den Further Historiker clubs Taus am 7. August 1927 er- Werner Perlinger, Franz Thurner öffnete. Festgehalten sind auch – der sich das Buch leider nur viele gesellschaftliche Ereignis- noch im touristischen Himmel se wie ein Ausflug von Mitglie- anschauen könne – und Karl dern des Vereins Humor aus Pil- Reitmeier. Proházka erwähnt sen, der sie am 2. Februar 1914 Jan Benda, den ehemaligen Diauf den Berg führte. Es gibt aber rektor der Städtischen Wälder auch Bilder von dem 1042 Meter Taus, an den auch in ferner Zuhohen Berg, als er zunächst von kunft noch die Bendahütte erinder deutschen Besatzungsmacht nern werde, sowie den aktuellen und danach von den Kommuni- KČT-Vorsitzenden Petr Matějka. sten militärisch genutzt wurde. Danach folgen wertvolle InforAbstecher werden zum Brunn- mationen über den Schwarzkopf häusl, zur Grünen Hütte oder und Ausführungen über die Gezum einstigen Glasmacher-Dorf schichte des Berges. Fichtenbach/Bystřice sowie nach Die Texte und Fotos wählDrei Wappen gemacht. Andere te Zdeněk Procházka aus, Dana Bilder zeigen Renovierungsar- Procházková gab die Texte in den beiten am Turm, den Abriß ein- PC ein, und Procháskas Tochstiger militärischer Gebäuden, an ter Viktorie Janiurková bereitedenen der Zahn der Zeit bereits te den Druck vor. Für die Überstark genagt hatte. Präsentiert setzung ins Deutsche zeichnete wird auch, wie ein ehemaliges Zuzana Langpaulová verantwortMilitärgebäude nach umfang- lich. Die Gemeinden Klentsch, reichen Renovierungsarbeiten Wassersuppen, Hochofen, Furth als schmucke Berghütte im kom- im Wald und Waldmünchen unmenden Jahr aussehen wird. Al- terstützten die Herausgabe. tes Kartenmaterial vervollstänProcházka verwendete Literatur von Max Duffek, Werner Perlinger und Hansjörg Schneider, Jiří Vorlíček und Petr Matějka, Karl Reitmeier und nicht zuletzt seine eigenen Bücher, die sich in der Vergangenheit schon diesem Thema gewidmet hatten. lr Ende Juli erschien ein Bildband über die Geschichte des Schwarzkopfs/Čerchovs.

A

Vor der Bühne am Unteren Tor. Oben Jahrmarktstände mit Tontöpfen, einer Korbflechterin sowie Fleisch- und Wurstschmankerl.

Bilder: Karl Reitmeier

Taus

50 000 Gäste beim 70. Chodenfest werden, und das bei tropischen Temperaturen. Doch dies schien den Besuchern nichts auszumachen, sie wollten einfach das einmalige Flair des Chodenfestes erleben und genießen. Ab zehn Uhr war auf der Bühne am Stadttor, im Garten unter der Chodenburg und auf dem Parkplatz gegenüber der Chodenburg ein abwechslungsreiches kulturelles Programm geboten, das von Folklore über Volkslieder bis hin zu Blasmusik reichte. Dabei waren die Besucher überrascht, wie selbstbewußt schon der Nachwuchs auftrat. Es scheint wirklich so zu sein, daß den Choden die Musik, der Tanz und Gesang schon in die Wiege gelegt sind. Aber auch ausländische Gruppen aus der Slowakei und Kroatien zeigten ihr Können. Das gesamte kulturelle Programm wurde ohne Eintrittsgelder geboten, was insbesondere die Besucher aus Bayern doch sehr überraschte. Es war bei bestem Willen nicht möglich, alle Programmpunkte zu besuchen. Am Samstag- und Sonntagvormittag wurden auf dem Hügel Vavřineček/Laurentiusberg auch heilige Messen gefeiert, die sich eines großen Zuspruchs erfreuten. Wie stellte ein Besucher aus dem benachbarten bayerischen Grenzraum überrascht fest: „Während bei uns die Kirchen immer leerer werden, sind

es auf der tschechischen Seite jedes Jahr mehr Gottesdienstbesucher.“ Die Gottesdienste zelebrierten heuer der Olmützer Erzbischof Monsignore Josef Nuzík, der Leitmeritzer Bischof Monsignore Stanislav Přibyl, der Ostrau-Troppauer Bischof Monsignore Martin David und Pater Roman Czuuch aus dem bayerischen dek, GeneralGrenzgebiet waren Hundersekretär der te von Besuchern angereist. DieTschechischen se waren begeistert von dem kulBischofskonfeturellen Programm, das an drei renz. Plätzen geboten wurde. Dabei Ein fester bekamen die Besucher einen Bestandteil des hervorragenden Einblick in die Chodenfestes Volkstumsarbeit und das musiist am Samskalische Schaffen in der böhmitag auch immer schen Grenzregion. Bei einem ein Empfang altböhmischen Jahrmarkt, der im Rathaus, sich über den gesamten Stadtzu dem rund platz und darüber hinaus er100 Ehrengästreckte, blieben keine Wünsche ste geladen waoffen. Dieser bot auch böhmische ren. Schon vor Schmankerl in reicher Auswahl. dem Eintritt in An allen drei Tagen belebten die den Festsaal Antonín Konrády farbenfrohen chodischen Trachverteilten die ten das Bild der Stadt, die sich Stellvertretenden Bürgermeister dabei von ihrer besten Seite präViktor Krutina und Jan Benc Gesentierte. denkmedaillen an die Gäste. NeDie Festlichkeiten zum 70. ben den kirchlichen WürdenChodenfest-Jubiläum hatten am trägern, die den Gottesdienst Freitagabend ihren Auftakt geauf dem Laurentiusberg gefeinommen, und zum Jubiläum ert hatten, begrüßte Bürgermeiwar das Programm noch erweister Stanislav Antoš auch weltlitert worden. Auf der Bühne am che Ehrengäste. Die tschechische Tor hatte Bürgermeister StanisRegierung vertrat Kulturminister lav Antoš die Besucher begrüßt. Martin Baxa, ehemaliger OberDanach wies er darauf hin, daß bürgermeister von Pilsen. Für rund 2000 Personen das Parlament der an der Organisation Tschechischen Repuund dem Ablauf der blik war dessen StellVeranstaltung beteivertretender Spreligt seien. cher Jan Bartošek und Die meisten Besufür den Senat Senacher waren am Samstor Vladislav Vilímec tag nach Taus gegekommen. Von der strömt. Da war kaum bayerischen Seite hatein Parkplatz in Stadtten die Leiterin des platznähe zu erhaKulturamtes der Stadt schen, diese konnFurth im Wald, Katen lediglich am Ranrin Stelzer, und Karl de der rund 11 000 Reitmeier, Träger der Einwohner zählenden Gedenkmedaille der Stadt gefunden werStadt Taus, am Empden. So mußten schon fang teilgenommen. weite Anmarschwe- In Chodentracht auf dem Weg zum Gottesdienst auf dem Besondere Aufge in Kauf genommen Laurentiusberg. merksamkeit schenkIm Ausnahmezustand befand sich Mitte August Taus, die Partnerstadt von Furth im Wald, denn dort wurde das 70. Chodenfest gefeiert und damit eine jahrzehntelange Tradition bewahrt. Dieses hatte an den drei Festtagen rund 50 000 Besucher angelockt.

A

te Bürgermeister Antoš der lebenden Musiklegende Antonín Konrády, ebenfalls Träger der Gedenkmedaille der Stadt Taus. Er wies darauf hin, daß Konrády als aktiver Musiker bereits im ersten Jahr der Feierlichkeiten vor 70 Jahren dabei gewesen sei und auch im laufenden Jubiläumsjahr auf der Bühne stehe. Er erhielt natürlich viel Beifall, und ihm zu Ehren spielte die Kapelle „Domažlická dudácká muzika“ unter der Leitung von Josef Kuneš und Kamil Jindřich im Rahmen des Empfangs eigens ein Lied, worüber sich der inzwischen 93jährige sehr freute. Am Ende der Veranstaltung trugen sich die Gäste in das Gedenkbuch der Stadt ein, und danach war ein Stockwerk höher für ein reichhaltiges kaltes und warmes Buffet sowie köstliche Nachspeisen und diverses Obst gesorgt. Beim altböhmischen Jahrmarkt mit seinem Angebot an Kunsthandwerk und böhmischen Leckerbissen war sowohl am Samstag als auch am Sonntag das Gedränge groß. Da war mitunter schon Geduld angesagt, um zum gewünschten Stand zu kommen. Auf dem Jahrmarkt war auch die Bayerische Landesgartenschau Furth im Wald 2025 mit einem Stand vertreten. An diesem machten Jana Jankovcová, Heidi Wolf und Uwe Neumann werbewirksam auf das Großereignis im kommenden Jahr aufmerksam. Und noch eine Besonderheit hatte das Jubiläums-Chodenfest aufzuweisen. Die Stadtbrauerei hatte eigens zu diesem Anlaß ein Bier mit dem Namen Vavřineckě – also ein Laurentiusbier – gebraut, das allen ausgezeichnet schmeckte.

TERMINE Sonntag, 25. August, 11.00 Uhr, Muttersdorf: Gottesdienst zum Fest des Kirchenpatrons in der Sankt-Bartholomäus-Kirche in Muttersdorf; anschließend

Gang zum Friedhof. Auskunft Roland Liebl, Paul-GerhardtStraße 14, 71672 Marbach am Neckar, Telefon (0 71 44) 3 91 77, eMail rolandliebl@gmx.at


16

Sudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 23. 8. 2024

Heimatbote für den Kreis Ta<au

Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, Telefax 64 75 27, eMail wolf-dieter.hamperl @online.de. Internet www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, Telefax 81 41 19, eMail museum@tachau.de. Spendenkonto: Heimatkreis Tachau, HypoVereinsbank Nürnberg – IBAN: DE38 7602 0070 0002 0824 54, BIC: HYVEDEMM460. Heimatbote für den Kreis Tachau – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

Bruck am Hammer

WIR BETRAUERN

34. Jakobifest immer kleiner wird, ist es gutes Zeichen des Zusammenhaltes. Nicht die Menge macht es aus, die Überzeugung ist wichtig. as Fest war klein, aber volSeit Jahren unterstützt Familie ler Herzlichkeit. Erstaunlich, Sporer aus Tirschenreuth-Marselbst nach 34 Jahren kommen chaney, wo sich unsere wunderimmer noch ehemalige in Bruck schöne Jakobskirche befindet, geborene Bürger mit ihren Nach- das Jakoifest in Bruck. Regelmäkommen, um in der alten Heimat ßig besuchen sie mit Freunden das Jakobifest zu feiern. Pfarrer den Gottesdienst in Bruck. Und Jiří Majkov aus Plan und Bürger- mit Tochter Anja und ihren Feunmeister Eric Mara mit seinen Ge- den gestalten sie – auch wenn meinderäten hatten wieder ein- die Zeit noch so knapp ist – den geladen, gemeinsam dieses Fest Gottesdienst. zu feiern. Auch dieses Jahr war es gelunAls deutsche Priester unter- gen, mit Florian Löw an der Orstützten nun schon seit einigen gel, Anna Huber an der Querflöte und Anja Sporer als Sängerin den Gottesdienst mit neuen geistlichen Liedern sehr einfühlsam zu gestalten. Dafür sprachen die Gottesdienstbesucher sehr viel Lob aus. Das kleine Fest sei ein Fest der Herzen gewesen, sagte Pater Kniffki. Die Lesung hatte Margarete Buchner, deren Mutter aus Lohm stammt und die Ortsbetreuerin von Lohm ist, übernommen. Die Fürbitten lasen Margarete Buchner und Karl Stier, dessen Mutter, eine geborene Florian Löw, Anna Huber und Anja Spo- Wiederer, aus Glitschau rer gestalten den Festgottesdienst musika- stammt. Das Totengedenlisch. ken am Friedhof hielt Ursula Stöckl, deren Eltern Jahren Bischöflicher Geistlicher aus Gottschau und Thruß stamRat Siegfried Wölfl und Pater men. Klaus Kniffki vom Steyler MissiAnschließend ging es in den onshaus Sankt Peter in Tirschen- Dorfgasthof zum Gedankenausreuth den Festgottesdienst. Pater tausch, wo die deutschen GäKlaus hielt auch dieses Jahr die ste mit typischem böhmischen Festpredigt. Er ging auf das Le- Schweinebraten mit Kraut oder ben des heiligen Jakobus des Äl- Schnitzel mit Kartoffelsalat verteren und dessen Bruders Johan- wöhnt wurden. Zu diesem Kirnes ein und verwies auf das Zu- chenfest oder Kirwa durften nasammenwirken im Glauben, der türlich auch die böhmischen Kodie Vertriebenen durch das gro- latschen nicht fehlen. ße Leid geführt und gehalten haDie Meinung aller: „Es woa fei be. Und wenn auch die Zahl de- su a schöins Fest, mia wean nu rer, die hier geboren wurden, lang droa denkn.“ Ende Juli fand das 34. Jakobifest in Bruck am Hammer statt. Ingrid Leser berichtet.

D

Der Planer Pfarrer Dr. Jiří Majkov vor dem Hochaltar der Jakobuskirche in Bruck am Hammer mit den wunderbaren Schnitzarbeiten.

Überwuchertes deutsches Grab und …

… verwildertes Grab der Maiers an der Westmauer.

Neustadtl am Klinger

Neues vom Friedhof Jedes Jahr im Juli mache ich eine längere Fahrt in die nördliche Oberpfalz und ins Egerland. Heuer besuchte ich auch in eigener Sache Karel Fišpera, den Bürgermeister von Neustadtl am Klinger/Stráž, wegen des dortigen Friedhofs.

M

ir ging es um vier Dinge, die ich mit Bürgermeister Karel Fišpera besprechen wollte. Um Verständigungsprobleme auszuschließen, bat ich Anna Sudová aus Haid zu dolmetschen. Zuerst ging es um das ehemalige Familiengrab mei- Das von Marie ner Familie Wolf aus Tesařová und Joder Neumühle, Zum- sef Tesař belegmern 40. Das Grab ist te Grab der Marie eine Gruft und trägt Wolf/Höring. heute die Nummer 97. Es war bei meinem Besuch mit meinsamen Projekt mit finanzieinem Täfelchen mit dieser Num- eller Unterstützung des Deutschmer gekennzeichnet. Vor vie- Tschechischen Zukunftsfonds len Jahren wurde das Grab um- diesen verwahrlosten Teil des gewidmet und zwei Tafeln an Friedhofs ähnlich dem Projekt den alten Stein geschraubt, eine in Hesselsdorf zu sanieren. Dort für Marie Teseřová und eine für hatte die junge BürgermeisteJosef Tesar. Damit werden die rin mich gebeten, mich mit meideutschen Inschriften verdeckt. ner Unterschrift an dem gemeinDas Grab macht seit Jahren ei- samen Projekt, den ehemaligen nen verwahrlosten Eindruck. Ich deutschen Friedhof zu sanieren nehme an, daß in der Gruft meine und zu erhalten, zu beteiligen. Großmutter Marie Wolf und ihre Das gelang. Bürgermeister KaSchwiegertochter gleichen Na- rel Fispera meinte, daß er nicht mens noch beerdigt sind. gerne ein solches Projekt anstoDeshalb fragte ich beim Bür- ßen wolle. Wenn ich das wolle, germeister nach, ob das Grab er- sei das meine Sache. Er war alworben werden könne. Denn vor so gegen ein gemeinsames ProMonaten war in der Sudetendeut- jekt. Vielmehr schlug er vor, auf schen Zeitung zu lesen, daß die dem Friedhof, wie in Pernartitz, umgewidmeten Gräber auf ehe- ein Versöhnungskreuz aufzustelmaligen deutschen Friedhöfen len. Es war dort als Privatinitiatiwieder dem Erstbesitzer zuge- ve von einem tschechischen Bildordnet werden sollten. Vom Bür- hauer gefertigt germeister erfuhr ich, daß er da- und aufgestellt von nichts wisse. Er informierte worden. Ich mich, daß die Fläche des Gra- kenne dieses bes von der Stadt gemietet wer- Kreuz aus Linden könne und daß der Grabstein den- und Eider Familie des Beerdigten gehö- chenholz, wir re. Da die Grabfläche noch von hatten schon der Familie Tesar bezahlt werde, ein Bild in diegehöre das Grab dieser Familie. ser Zeitung Wann der Mietvertrag ausläuft, veröffentlicht. konnte er mir nicht sagen. Ich Ich fragte nach bat ihn, mich zu benachrichtigen, den Kosten eines Kreuzes und wenn das Grab frei wird. nach dem Schnitzer. Eine zweite Frage galt den Das dritte Anliegen war, ob verwahrlosten ehemaligen deut- man beispielsweise das Grab von schen Gräbern an der westlichen Dekan Franz Lang mit einem Mauer des Friedhofs. Die Sträu- zweisprachigen Täfelchen marcher wurden dort zwar zurückge- kieren könne. Der Bürgermeister schnitten, aber die Gräber sind in verwies auf eine Liste, auf der einem verwilderten Zustand. Da man erfahren könne, wer wo liedeutsche Gräber nach neuesten ge. Diese habe ich allerdings am Berichten nicht mehr entfernt Friedhof nicht gefunden. werden dürfen, schlug ich dem Ich hatte den Eindruck, daß Bürgermeister vor, in einem ge- die Gemeindeverwaltung über

die neuen Bestimmungen für die Behandlung ehemaliger deutscher Gräber noch nicht informiert ist oder daß es diese Richtlinien noch gar nicht gibt. Bei meiner Fahrt von Eger nach Asch kam ich wenige Kilometer hinter Franzensbad an Haslau vorbei. Der Friedhof liegt direkt an der Straße. Die Friedhofsmauer und die Friedhofstore sind neu restauriert. Auf dem großen Friedhof sind alle deutschen Gräber mit den Grabsteinen und den granitenen Grabeinfassungen erhalten. Der Rasen ist gemäht, keine Verwilderung durch Sträucher. Kein Grabstein ist umgefallen. In der Nähe der ebenfalls gepflegten alten Friedhofskirche steht das wohl erst jüngst renovierte große Grabdenkmal der Adelsfamilie Werner von Helmfeld, der Besitzer der Herrschaften Altenteich und Haslau. Die tschechischen Gräber befinden sich in einem eigenen Areal oder zunehmend auf der rechten Seite des ehemaligen deutschen Friedhofs. Der gute Zustand dieses Friedhofs spricht für die Gemeindeverwaltung und die Menschen in Haslau.

Fotodokumentation des Friedhofs Der Neustadtler Ortsbetreuer Walter Höring, den ich beim letzten Heimatkreistreffen in Weiden in der Oberpfalz kennenlernen durfte, besuchte mit seinem Sohn Neustadtl und suchte im Friedhof nach Grabsteinen mit dem Namen Höring. Er wurde relativ oft fündig. In der Gruft der Familie Wolf liegt Marie Wolf, eine geborene Höring. Vetter Höring hat noch viele Fotografien vom Neustadtler Friedhof gemacht und mir ein Fotobuch zugeschickt mit dem Titel „Nur das Schöne ist nicht vergänglich“. Ich danke Walter Höring sehr für die schöne Dokumentation unseres Neustadtler Friedhofs. Auf dem letzen Blatt unsere Heimatkalenders 2024 steht seine Anschrift. Wolf-Dieter Hamperl

Tachau. Am 12. August starb Richard „Mörtel“ Siegfried Lugner, Baunternehmer und Wiener Salonlöwe mit Wurzeln in Tachau, mit 91 Jahren in der österreichischen Hauptstadt. Dort war er am 11. Oktober 1932 als Sohn des Rechtsanwalts Richard Lugner senior und Leopoldine Lugner/Schenk zur Welt gekommen. Seine Großeltern mütterlicherseits stammen aus Stadt Liebau im Bärner Ländchen in Mähren und Niederösterreich, väterlicherseits aus Tachau und Wien. Die SLÖ schreibt: „Der mit uns freundschaftlich verbundene Baumeister bekannte sich zu seiner Herkunft und ließ auch eine Sudetendeutsche Woche austragen. Wir befanden uns eben noch in Planung eines Auftritts seinerseits bei der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich.“ 1964 eröffnete in Wien die Theresianische Akademie, an der Lugner mit seinem Unternehmen mitgearbeitet hatte. Er baute die Wiener Moschee und renovierte den Stadttempel der jüdischen Kultusgemeinde Wien. 1990 eröffnete er die Lugner City in Wien, das damals siebtgrößte Einkaufszentrum in Österreich. Lugner war sechsmal verheiratet, hatte zahlreiche Beziehungen und hinterläßt vier Kinder. Aufsehen erregte er alljährlich mit seinen prominenten Opernballbegleitungen. Heuer war dies Priscilla Presley. Nadira Hurnaus

TERMINE Bis Donnerstag, 31. Oktober, Tachau-Heiligen: Ausstellung „900 Jahre Klöster Zwiefalten und Kladruby/Kladrau 1115 bis 2015“ in der Reithalle. Mittwoch bis Sonntag 10.00–17.00 Uhr. Samstag, 7. September, 19.00 Uhr, Haid: Deutschsprachige Pilgermesse in der Loreto mit Pfarrer Georg Hartl aus Wernberg, anschließend Kirchkaffee in der Sakristei. Samstag, 14. September, 18.00 Uhr, Bruck am Hammer: Barockkonzert des Ensembles Alcinelle in der Sankt-JakobusKirche.

Die Brucker Jakobuskirche. Sonntag, 20. Oktober, 15.00 Uhr, Haid: Deutschsprachige Pilgermesse in der Loreto mit Weihbischof em. Ulrich Boom aus Würzburg, anschließend Kirchkaffee in der Sakristei.


17

Sudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 23. 8. 2024

Heimatkundliches Mitteilungsblatt für die Vertriebenen aus dem Isergebirge/Organ des Gablonzer Heimatkreises e.V. Redaktionsschluß: Jeweils der 5. des Erscheinungsmonats. Redaktion: Kathrin Hoffmann, Telefon (0 81 04) 88 80 10, eMail isergebirge@sudeten.de

WOS ZUNN LACHN Bayerischer Dialektpreis für Thomas Schönhoff

T

ounl kimmt zu spät ei de Schule. Zr Stroufe muß ha nu vurbaatn. A fängt o: „Im Namen des Sohnes und des heiligen Geistes…“ Dou undrbricht n dr Lehrer und soht: „Na na na, wo hast du denn den Vater?“ Druf mejnt Tounl: „Dr Votr is mit Areppln ei de Stoodt gefohrn!“

D

r Lehrer froit de Kindr ei dr Schule: „Kinder, sagt mir, was ist ein Kreuz?“ Druf meldt siech s Trudl: „A Kreuz is, wenn de Muttr ann Bette leit und dr Votr ann Wortshause s Gald vrsofft!“ Thomas Schönhoff

TERMINE Bis Sonntag, 8. September, Isergebirgsmuseum Neugablonz: NEUgablonz24 – Mensch, Leben, Heimat. Ausstellung mit Fotografien und Geschichten von Erika Fischer und Kees van Surksum. Mittwoch, 28. August, 10.00–11.30 Uhr, Isergebirgsmuseum Neugablonz: „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler, Lesung mit Bastelangebot für Kinder. Materialkosten: 3 Euro. Isergebirgsmuseum Neugablonz, Bürgerplatz 1. Anmeldung telefonisch Dienstag bis Sonntag ab 12.30 Uhr unter (0 83 41) 96 50 18 oder per eMail verwaltung@ isergebirgs-museum.de Samstag, 28. September, 15.00 Uhr, Isergebirgsmuseum: Paurischer Mundartnachmittag mit Thomas Schönhoff, Träger des Bayerischen Dialektpreises 2024 für die sudetendeutsche Mundartpflege, in der kleinen Galerie. Anmeldung ➝ siehe oben.

Hans Müksch: „Of n Reimötzr Schwömmteiche“, Gablonzer Archiv und Museum e. V. ,1966.

WIR BETRAUERN Gablonz. In Neugablonz verstarb am 28. Juli unsere liebe Heimatfreundin Brigitte Lahmer/Fischer aus der Falkengasse im Alter von 88 Jahren. Sie gehörte zum treuen Stamm unserer Busfahrten nach Gablonz. Um sie trauern ihre Söhne, ihr Bruder zu Hause in Gablonz und ihr Lebensgefährte. Nach langer schwerer Krankheit starb am 27. Juli in Neugablonz Elke Bergmann/Mikolasch im 80. Lebensjahr. Sie arbeitete jahrelang als ehrenamtliche Aufsicht im Isergebirgsmuseum Neugablonz und nahm mit ihrem erst kürzlich verstorbenen Gatten Peter einige Male an unseren Busfahrten in die Heimat teil. Thomas Schönhoff Ortsgemeinschaft LabauPintschei. Wir trauern um unsere verstorbenen Heimatfreunde. Hans Theileis

Außerordentliches Engagement Neubürger attraktiv und zugänglich gemacht. Zudem organisiert Thomas Schönhoff Busfahrten nach Gablonz/Jablonec und Umgebung, produziert Videos im paurischen Dialekt für das ‚wir noppern‘-Projekt, brillierte im ‚Theater im Turm‘ in der Rolle als ‚Böhmischer Don Camillo‘ und stellt in gewissen Abständen Begriffe aus dem Paurischen inklusive der hochdeutschen Übersetzung in der lokalen Tageszeitung vor. Er erhielt die Goldene Ehrennadel ‚für außerordentlich treue Ver-

aus Theater, Musik, Literatur, Kabarett und Wissenschaft. Sie alle leisten einen hervorragenden und beispielgebenden Beitrag zur Stärkung der Dialekte in Bayern. Für jeden Regierungsbezirk ist grundsätzlich jährlich eine Auszeichnung vorgesehen. Zusätzlich gibt es einen Preis für die sudetendeutsche Mundartpflege. Dotiert ist der Anerkennungspreis mit 1000 Euro. Die Vorschläge für Preisträgerinnen und Preisträger werden von den Bezirksheimatpflege-

hoff engagieren sich in dem Projekt „wir noppern“, dessen Auslöser die Verleihung des Dialektpreises 2019 an Mauke war. Auf der Rückfahrt von der Verleihung ins Allgäu sinnierte Dieter Schaurich darüber nach, er von der Bayerischen was man außer der Musik noch Staatsregierung verliehezum Erhalt oder gar einem Aufne Preis würdigt außerordentleben des paurischen Dialekts liches Engagement zur Stärunternehmen könne. In zahlreikung, Pflege und Erforschung chen Telefonaten und Gespräregionaler Mundarten. „Unsere chen entwickelte er die Idee bayerischen Dialekte sind nicht von „wir noppern“, dessen Vernur Muttersprache in ihrer urwirklichung aber auf die ZEit sprünglichsten Form, sondern nach Corona verschoben werauch Ausdruck von Tradiden mußte. Da dann aber an tion, Heimatverbundenheit der Fassade des Gablonzer und Regionalität: Sie verbinHauses in riesigen Buchstaden Menschen in ganz Bayben die paurische Einladung ern und schaffen ein Gefühl „reikuckn“ stand und noch von Vertrautheit und Gedazu der Stadtteil Neugaborgenheit. Die beeindrukblonz sein 75jähriges Jubiläkende Dialektvielfalt zählt um feierte, war der richtige zum kulturellen Erbe BayZeitpunkt zum Start gekomerns und prägt die Art und men. Weise, wie wir miteinander Durch die Bereitstellung kommunizieren – Dialekte möglichst vieler Videos, in tragen maßgeblich zur eindenen man im Dialekt gezigartigen bayerischen Lesprochene Texte hören kann, bensart bei! Unsere heutigen möchte Schaurich die BePreisträgerinnen und Preiswahrung des Dialekts unträger setzen sich besonders terstützen. Die Aufnahmen Bild: https://www.heimat.bayern/dialektpreis/ für die Stärkung, Pflege und sollen die Noppern-SpraErforschung der regionalen Thomas Schönhoff, der von Heimatminister Albert Füracker mit dem Dialekt- che (Slang-Ausdruck für den Mundarten ein. Dieses vor- preis 2024 ausgezeihnet wurde, ist nicht nur ein profunder Kenner des Gablon- paurischen Dialekt) sowohl bildliche Engagement würdi- zer Dialekts, sondern auch der Geschichte. für Alteingesessene wie auch gen wir heute mit dem ‚DiaNeubürger wieder attraktiv lektpreis Bayern‘!“, freute und alltäglich machen. Diese sich Finanz- und HeimatmiBeiträge werden auf der Honister Albert Füracker bei der mepage wir-noppern.de gediesjährigen Preisverleihung sammelt und kostenlos bein der Allerheiligen-Hofkirreitgestellt. So kann jeder che in München. Interessierte nahezu immer Thomas Schönhoff, hauptund überall Paurisch genieamtlicher Mitarbeiter des ßen, verbreiten oder lernen. Isergebirgsmuseums NeugaEs gibt kaum einen andeblonz in Kaufbauren, ist eiren Dialekt, der soviel Charner der zehn Ausgezeichneme und Gemütlichkeit austen. In der Pressemitteilung strahlt. des Bayerischen StaatsminiFür die Isergebirgs-Rundsteriums der Finanzen und schau liefert Thomas Schönfür Heimat heißt es über ihn: hoff regelmäßig Beiträge „Als Mundartsprecher der für die Rubrik „Wos zunn ‚Nachgeborenen-Generation‘ dienste um die sudetendeut- rinnen und Bezirksheimatpfle- Lachn“, im Isergebirgs-Musespricht er im Alltag fast aus- sche Heimat nach der Vertrei- gern und der Heimatpflegerin um hält er gut besuchte Mundschließlich den Gablonzer ‚pau- bung‘.“ der Sudetendeutschen einge- artnachmittage ab, bei denen rischen‘ Dialekt. Der KaufbeuSeit 2017 würdigt das Bayeri- reicht bzw. begutachtet. Im Jahr manchmal auch die heimatliche rer Stadtteil Neugablonz wur- sche Staatsministerium der Fi- 2019 hatte bereits die Neuga- Kulinarik eine Rolle spielt. Darde von Heimatvertriebenen aus nanzen und für Heimat einmal blonzer Musikgruppe Mauke über hinaus gilt er auch als „erGablonz an der Neiße im nord- jährlich mit dem Dialektpreis – Die Band den Dialektpreis ste Anlaufstelle“ für Ahnenforböhmischen Isergebirge ge- besondere regionale Verdienste erhalten. Auch sie hat sich der schung in Gablonz und Umgegründet. Durch sein großar- im Bereich Dialektpflege und paurischen Mundart verschrie- bung. „Seine Kompetenz und tiges Engagement wird diese Dialektforschung. Die bisheri- ben und pflegt sie in ihren Co- sein Wissen sind beeindrukMundart nicht nur weiterhin gen Preisträgerinnen und Preis- verversionen bekannter Songs kend“, kommentiert ein User gepflegt, sondern auch gleich- träger kommen aus verschiede- und Kabarettstücken. Sowohl unter dem YouTube-Video des zeitig für Alteingesessene und nen Bereichen, insbesondere Mauke als auch Thomas Schön- Bayerischen Rundfunks. Im Juli wurde Thomas Schönhoff, Ortsbetreuer von Neugablonz und Mitarbeiter des Isergebirgsmuseums Neugablonz, mit dem „Dialektpreis Bayern“ ausgezeichnet.

D

Heinz Kleinert (1927–2003), der Gründer des Gablonzer Mundartkreises. Bild: www.wir-noppern.de

Paurisch geredt Kuck ock amoul ei de Walt, ach, wie ville Sprouchn findst de, doch de paurische ös halt noch för mich de ollrschinnste. Wos ich denke, wos ich rejme, paurisch breng ich s ömmr o. S ös a Stöckl vu drhejme und dou hängt mr abn dro. Wenn de Mundort mit dr Zeit ou vrschwindt, tut ock ne traurn, noche ös jo ne su weit, alsdann loßt uns wettr paurn. Paurisch, dos ös ungeschminkt und dos kon a jedes deutn, wal kej Folsch ne mitteklingt, wenn mr redn tut mi n Leutn. Paurisch, dos ös doch bestömmt Karn und kejne leere Schole, wal dr sch su vun Harzn kömmt wie a Wossr aus n Quole. Nu, und willst de amoul glei enn de Wuhrhejt gröndlich liehrn, pfeif s n röchtich paurisch nei, du, dos word a schun kapiern. Wenn mr obr ennr soht, s wär ne noubl, unsr Paurn, und schun gor ne för de Stodt, du, dan kon ich ock bedaurn. Wos de Aldrn uns geliehrt, wos gewachsn oll die Juhre, wos bös o de Worzln fiehrt, mir ös s noubl wie zuvure. Und dos ejne soh ich nu und ich soh s ou glej enn jedn: Sulange ich noch labn tu, war ich ou noch paurisch redn. Denn su gruß ös unse Walt und su ville Sprouchn findst de, doch de paurische ös halt ömmr noch de ollrschinnste.

WIR GRATULIEREN Polaun. Wir gratulieren allen Polaunern, die im September geboren sind, auf das Allerherzlichste zum Geburtstag. Hans Pfeifer Ortsbetreuer Albrechtsdorf. Wir gratulieren im September zum 84. am 17. Gerald Bien; 83. am 25. Hans Pörner in Aalen. Friedrichswald. Wir gratu-

lieren im September zum 88. am 10. Günter Lammel; 91. am 8. Erna Koks/Reckziegel. Gablonz. Wir gratulieren im September zum

85. am 26. Herta Kiesewetter (Falkengasse 34) in Hamburg; 84. am 3. Eva Malcharek/Weiß in Erfurt und am 13. Inge Görlach/Lampl (Blumengasse 10) in Neugablonz; 84. am 21. Ingeborg Schlumps/ Berger (Gürtlergasse 36) in Neugablonz; 82. am 3. Herbert Just (Fabrikstraße 51/Brandl) in Kaufbeuren. Johannesberg. Wir gratulieren im September zum 88. am 10. Christa Koch/Hannich; 84. am 21. Rosemarie Berndt/ Erbe; 83. am 24. Gitta Dube/Pörner. Maxdorf. Wir gratulieren

im September zum 84. am 13. Inge Wagner/Umann (Brothäuser) in Kempten; 85. am 1. Ingrid Mosig/ Fleischmann und am 21. Walter Müller in München. Seidenschwanz. Wir gratulieren im September zum 85. am 8. Erika Zimmermann/ Kittel und am 23. Erika Unterpertinger/Schulz; 83. am 8. Gerlinde Simm; 79. am 17. Monika Kreidl/Masopust. Thomas Schönhoff

Die Ortsgemeinschaft gratuliert im September zum 85. am 30. Werner Blaschke in Pforzen; Dalleschitz.

81. am 4. Reinhard Hübner in Dalesice. Ortsgemeinschaft LabauPintschei. Die Ortsgemeinschaft gratuliert im September zum 95. am 23. Rudolf Donth in Roth; 85. am 30. Werner Blaschke in Pforzen; 84. am 21. Inge BergerSchlumps/Berger in Kaufbeuren-Neugablonz; 82. am 14. Hans Peter Czerny in Rattiszell; 80. am 2. Ursula Titz/Lucke in Kaufbeuren-Neugablonz; 76. am 27. Johanna Blob/Lang in Kaufbeuren-Neugablonz; 73. am 1. Hans Pfeifer in Rieden;

69. am 22. Brigitte Castro/ Hübner in Kaufbeuren-Neugablonz; 65. am 6. Hannelore Castro/ Hübner in Kaufbeuren-Neugabllonz; 15. am 11. Maximilian Theileis in Lamerdingen. Marschowitz. Die Ortsgemeinschaft gratuliert am 26. September Hannelore Stengel/Ulbrich in Rammingen bei Langnau zum 83. Geburtstag. Ortsgemeinschaft Schumburg-Gistei, Unterschwarzbrunn. Die Ortsgemeinschaft gratuliert am 22. September Rudolf Jung zum 85. Geburtstag in Mauerstetten. Hans Theileis


18

Sudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 23. 8. 2024

Heimatblatt für den Kreis Sternberg in Mähren (einschl. Neustädter Ländchen) Redaktionsschluß: Jeweils der 5. des Erscheinungsmonats. Redaktion: Kathrin Hoffmann, Telefon (0 81 04) 88 80 10, eMail sternberg@sudeten.de

Die Klosterkirche wurde in den 1980er Jahren zum Kultur- und Konzertsaal umgebaut.

Der Stadtplatz mit dem imposanten Rathaus und der Mariensäule.

� Vor 25 Jahren in Mährisch Neustadt

Schöne Erinnerungen und neue Eindrücke Für diese Ausgabe hat Sigrid Lichtenthäler einen Bericht über den Besuch von Gerhard Weigel in Mährisch Neustadt herausgesucht, der vor 25 Jahren (1999) stattfand. Hier ein Auszug seines etwas gekürzten Berichtes:

I

ch kam mit dem Auto von Meedl her und bin beim Schlachthof (ist gewesen) gewohnheitsmäßig nach rechts meinen alten Schulweg entlanggefahren. Ich wollte durch das Meedler Tor zum Gymnasium (war einmal dort), um das Auto zu parken. Es ging nicht, die Tordurchfahrt war durch zwei große Blumenschalen gesperrt. So befand ich mich dann in der Wallgasse. Mein Stadtführer Otakar Rohrbach (Er ist leider zwischenzeitlich verstorben. Anmerkung der Redaktion) war zwischenzeitlich ins Auto zugestiegen. Bei der Kreuzung Obere-/ Untere Alleegasse, Schillerplatz und Olmützer Straße parkte ich mein Auto. Wir gingen nun einige Schritte und standen schon vor unserem ersten Besichtigungsziel, dem Pförtelturm bzw. der Wasserpforte. Er ist genauso herausgeputzt wie das Meedler Tor, mit einem weißen Anstrich. Über einen Holzsteg betreten wir das alte Gemäuer.

Das alte Stadtmuseum war einst im Gymnasium untergebracht, wurde dann in die Knabenvolksschule verlegt und schließlich im Pförtelturm neu aufgebaut. Viele Objekte gibt es hier zu sehen. Uralte, alte und auch welche aus der neueren Zeit. So fiel mir gleich das Fahnentuch des Turnvereins Mährisch Neustadt 1886 auf. Als ich die „4 F“ und das „Gut Heil“ erblickte, spulte sich momentan ein Film von schönen Erinnerungen in meinem Kopf ab. Weitere historische Objekte sind im Bezirksmuseum für Heimatkunde und dem Kreisarchiv in Olmütz zu sehen. Otakar Rohrbach hatte einen Besichtigungstermin organisiert, und als wir ankamen, hatten wir genügend Zeit, die gesammelten Werke anzusehen. Der Besuch dieses Museums kann nur empfohlen werden, denn die Exponate sind mit unserer Geschichte eng verbunden. Beim Verlassen ist mir aufgefallen, daß im Erdgeschoß ein kleiner Literaturladen vorhanden ist. Angeboten werden auch Sachen in deutscher Schrift und Sprache, historische Postkarten, Prospekte und so weiter. Ich habe zugegriffen und eingekauft. Unser Rundgang ging weiter durch die Olmützer Gas-

Die Mariensäule dient den Mährisch Neustädtern als heimliche Sonnenuhr.

Fahne des Turnvereins Mährisch Neustadt. se in Richtung Stadtplatz. Einiges wurde hier abgerissen, einiges erneuert, wie zum Beispiel die Klosterkirche. Sie wurde 1983 zum Kulturzentrum und Konzertsaal umgebaut. Schlecht sieht es noch bei der Hornischer Buchhandlung aus. In der nächsten Umgebung waren früher vier Schulen: im ehemaligen Minoritenkloster die Jungen-, Volks- und Bürgerschule und die „Gemeinde“, daneben in der Schwabengasse die MädchenVolks- und Bürgerschule.

Zwei Straßenecken weiter, und wir standen auf dem Stadtplatz. Bei herrlichem Sonnenschein und blauem Himmel zeigte sich das Rathaus. Das Weigel-Geschäft ist heute wieder ein Textilgeschäft. Dann in das Stadtplatz-Haus Nr. 5, das Haus neben Adamek. Als wir bei Adamek vorbeigingen, bildete ich mir ein, daß es hier nach Schaumrollen und sonstigen Adamekschen Spezialitäten roch. Im Haus Nr. 5 ist die zweite Musikschule von Mährisch

Neustadt untergebracht. Die erste Musikschule wurde angeblich gleich nach dem Krieg gegründet und ist in der Littauer Gasse 11. Im Haus Nr. 5 befindet sich noch eine Kunstschule, im Parterre sind diverse Bilder ausgestellt. Außerdem sind Architekturpläne von vorgesehenen Baumaßnahmen im historischen Stadtkern ausgelegt. Weiter ging es Richtung Schönberger Gasse. Beim Wenzlitschke Fleischhacker schlug die Uhr eins – höchste Zeit zum Mittagessen. Ich wollte in den Schwarzen Adler. Warum? Gute Erinnerungen habe ich an das Lokal. So waren wir einmal dort und hatten einen fröhlichen Schülerumtrunk. Da kam unverhofft unser Matheprofessor Siegl herein und hat uns kurzerhand, ohne daß wir noch zahlen konnten, aus dem Lokal geworfen. Wir wollten am nächsten Tag die Zeche zahlen, aber siehe da, Siegl-Papa hat das für uns gemacht. Sein Ansehen stieg kolossal. Wir gingen zwei Häuser weiter „Zu den zwei Kaisern“. Warum eigentlich zwei Kaiser? Es trafen sich in Mährisch Neustadt nur ein König, der Alte Fritz, und ein Kaiser, Josef II. (➝ Seite 19). Bevor wir das Lokal betraten, gingen wir noch zur heimlichen Son-

nenuhr an der Mariensäule, der schönsten Mariensäule in Nordmähren. Die Sonnenuhr hat nicht, wie sonst üblich, einen Schattenwerfer-Stab. Genau auf der Südseite der Mariensäule ist ein Relief vorhanden, das an eine Brandkatastrophe erinnern soll. Täglich um 12.00 Uhr ist das Relief frei vom Schatten, natürlich nur bei Sonnenschein. Die Anzeige ist so genau, daß man seine Uhr danach stellen kann. Sonnenuhren sind gescheiter als Menschen. Sie lassen sich nicht auf andere Zeiten umstellen – für sie gilt die bewährte MEZ-Standardzeit! Das Mittagessen, böhmische Kost, war gut. Ein echtes Pilsner konnte ich leider nicht genießen, denn in Tschechien besteht für Autofahrer ein Null-Promille-Gesetz. Gesprächsthema war auch die wirtschaftliche Lage. Zwischen Mährisch Neustadt und Augezd, etwa bei Pirnik, wurde eine große Maschinenfabrik mit eigener Bahnstation gebaut, die UNEX. An der Peripherie von Uničov wurden jede Menge Plattenbauten erstellt, um dort die Beschäftigten der Fabrik unterzubringen. Das Neubaugebiet entstand teilweise auf freiem Gelände; in der Mitte ein neues Zentrum, der „Mährische Platz“, mit Kino und Bücherei.

Das Warenhaus der Familie Weigel, zu der auch der Verfasser dieses Artikels, Gerhard Weigel, gehört..


STERNBERGER HEIMAT-POST

Sudetendeutsche Zeitung Folge 33+24 | 23. 8. 2024

19

Enthüllung des Kriegerdenkmals vor 100 Jahren

In tiefer Dankbarkeit A

m 29. Juni 1924 wurde in Mährisch Neustadt das imposante Denkmal für die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkrieges enthüllt. Seine Errichtung hatten die Mährisch Neustädter schon während der vier Kriegsjahre geplant und dafür auch einen speziellen Fonds eingerichtet, aber das Geld wurde für andere Dinge ausgegeben. Auch in der Not der Nachkriegszeit gelang es dem Komitee nicht, den benötigten Betrag schneller zu beschaffen; erst im Frühling 1924 konnte die örtliche Bau- und Steinfirma Karl Kubitschek das Denkmal errichten. Der elf Meter hohe und 45 Tonnen schwere Obelisk fand im Stadtpark bei der großen Allee zwischen blühenden Beeten mit zwei treppenartigen Stufen seinen Platz. Auf jeder Seite war der Obelisk mit je einer Säule geschmückt, und auf der Vorderseite zeigte das Denkmal ein eisernes Kreuz über einem eisernen Schwert. Oben, am Ende des Denkmals, ruhte ein Adler, an dessen ausgebreiteten Schwingen Lampen als Lichter angebracht waren; an der Spitze standen die Jahreszahlen vom Anfang und Ende des Krieges. An den Seiten des Obelisken befanden sich Widmungstafeln mit den Namen der 92 Mährisch Neustädter Opfer des Weltkrieges und das Zitat: „Den in treuester Pflichterfüllung für Heimat und Vaterland im Weltkriege 1914–1918 gefallenen Helden in tiefer Dankbarkeit gewidmet von der Vaterstadt Mährisch Neustadt“. Die Enthüllung des Kriegerdenkmals war am 29. Juni 1924. Morgens um 9.00 Uhr zogen mit großer Begleitung die Hinterbliebenen der Gefallenen, Kriegsversehrte, Offiziere im Ruhestand, Vertreter der örtlichen Vereine und Ehrenbürger nebst drei Bürgermeistern vom Stadtplatz zum Stadtpark. Dort standen Schulkinder entlang des Weges zum verhüllten Denkmal Spalier, Vertreter der Stadt und Vereinigungen legten Kränze und Blumen

ab, Vertreter der Studentenvereinigung hielten Ehrenwache und an den Seiten standen Fahnenträger in festlicher Kleidung. Auch ein Altar war vorbereitet, an welchem der Weihbischof Josef Schinzel eine heilige Messe hielt, die der örtliche Gesangsverein mit der Deutschen Messe von Franz Schubert untermalte. Nach der feierlichen Rede, in der Othmar Otschenaschek an den schlimmen Krieg und die heldenhaften Soldaten und ihre großen Opfer für das Vaterland erinnerte, wurde das Denkmal enthüllt. Weihbischof Schinzel sprach unvergeßliche Worte, die besonders bei der Jugend großen Eindruck hinterließen. Nach dem Auftritt des Männerchors trug Ernst Kauer, Schüler des Gymnasiums, das Gedicht „Unseren Helden“ vor. Dann übergab zur Betreuung Rudolf Thöndl, Vorsitzender des Denkmalschutzes, den Obelisken der Stadt, die der Bürgermeister Karl Marzelli in seiner Rede übernahm. Nach dem Männerchor und einem kurzen Gebet begaben sich alle zum Stadtplatz, wo ein feierliches Konzert stattfand. Nachmittags um 15.00 Uhr wurden im Garten des Restaurants Schießstätte volkstümliche Vergnügungen angeboten, deren Einnahmen in den Fonds für Witwen und Waisen flossen. Beim Denkmal wurde dann jedes Jahr ein pietätvoller Gottesdienst abgehalten und an Allerheiligen ein Zapfenstreich. Auch bei Jubiläen von Mährisch Neustädter Vereinen traf man sich hier und legte Kränze ab. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Denkmal gesprengt und seine Reste in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts aus dem Stadtpark entfernt. Nikola Hirnerová Aus „uničovský zpravodaj“/ „Mährisch Neustädter Berichterstatter“ vom Juni 2024, übersetzt und leicht verändert von Sigrid Lichtenthäler.

Eine Postkarte aus dem Jahr 1997 erinnert mit einer Reproduktion an das Treffen der beiden Monarchen in Mährisch Neustadt.

Monarchentreffen im Jahre 1770

Glanzvolles Ereignis Heute erinnere ich an das Monarchen-Treffen von Kaiser Josef II. und dem Preußenkönig Friedrich II. im September vor 254 Jahren. Nachgelesen (und leicht gekürzt) habe ich es bei E. Mandel und K. Becker.

L

ange bevor das Kronland Mähren und somit auch unser hübsches Städtchen ein k.u.k. Bestandteil wurde (1867), war es schon auf eine andere Weise für fünf Tage eine kaiserlich-königliche Stadt: Es trafen sich nämlich hier der österreichische Kaiser Josef II. als Repräsentant des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und der preußische König Friedrich II., „der Große“ vom 3. bis 7. September 1770. Dieses Treffen war eine zweckdienliche Zusammenkunft zweier Monarchen, um künftige Interessensphären neu abzu-

stecken. Das Opfer war das ge- perg, Franz und Karl von Liechmeinsame Nachbarland König- tenstein, mit dem Preußenköreich Polen, das sich zu jener Zeit nig Prinz Friedrich Wilhelm von in einer schwachen Position be- Preußen, der spätere König, und fand (1772 kam es zur erandere Prominente. sten Teilung Polens Am 31. August 1770 zwischen Rußland, bezog der Kaiser Österreich und sein Quartier am Preußen). Stadtplatz (Haus Zu dem TrefNr. 21, Zangerfen in Mährischhaus), um die Neustadt einige Manövervorüberlieferte Einbereitungen zu zelheiten: überwachen. Am Die beiden Mon3. September erfolgarchen traten der feierliten mit zahl- Revers einer Medaille von Johann che Empfang reichem Ge- Martin Krafft (1738–1781) auf den des Königs am folge und Besuch König Friedrichs II. von Stadtplatz (vor Preußen (hinten) im Feldlager Kai- Haus Nr. 25) militärischem Gepränge auf. ser Josephs II. (vorne) bei Uničov/ und seine EinMit Kaiser Jo- Mährisch Neustadt am 3. Septem- quartierung sef II. kamen ber 1770. Umschrift: „Borussorum am Stadtplatz unter anderem rex hospes caesaris. In castris Mo- in den HäuFürst Auers- rav. ad Neostadium, MCCCLXX.“ sern Nr. 25/26

(Gasthof zum Schwan) und Nr. 27 (Hotel Schwarzer Adler). Von drei geplanten Militärmanövern fand nur eines zwischen Langendorf und Passek am 4. September statt, das mit einer Truppenparade bei Salbnuß abgeschlossen wurde. Die beiden anderen Manöver wurden wegen Dauerregens abgesagt. Am 7. September 1770 reisten schließlich die Majestäten von Neustadt wieder ab; Friedrich II. über Sternberg nach Neiße und Josef II. über Königgrätz nach Prag. Für die Quartierkosten zahlte der Kaiser für sich und seinen Gast 200 Dukaten. Das Treffen der mächtigsten Herrscher Mitteleuropas trug zwar zur ersten Teilung Polens bei, sorgte aber auch für das glanzvollste Ereignis unserer Stadtgeschichte. Sigrid Lichtenthäler

NEUES AUS MÄHRISCH NEUSTADT Hunderte von Zuschauern beim Hockey-Triumph Das Finale um die Goldmedaille bei der Eishockey-Weltmeisterschaft ließ nur wenige Menschen kalt. In Restaurants, Bars, aber auch auf öffentlichen Plätzen verfolgten Hunderte von Zuschauern den Triumph der tschechischen Eishockeyspieler. Gegen die Schweiz gewann die tschechische Nationalmannschaft mit 2:0.

Gulaschfest und Kindergastrofestival Die Vorbereitungen für das diesjährige Gulášfest und das Kinder-Gastrofestival mit dem Kochen von Quarkknödeln, das am Samstag, den 7. September im Garten des Stadtklubs in Uničov stattfinden wird, beginnen. Ein reichhaltiges Rahmenprogramm, eine regionale Gastro-Tombola, ein Familienpfad

im Park und Tanzunterhaltung zum Abschluß des Tages runden das Festival ab. Haben Sie Interesse, am Wettbewerb im Kochen von Kesselgulasch oder Pflaumenknödeln teilzunehmen? Melden Sie sich an unter gulasfest@unicov.cz

Humanitäre Hilfe für die Ukraine Beamte der Stadt Uničov lieferten gestern eine Ladung humanitärer Hilfe in die ukraini-

sche Partnerstadt Dubna in Volyn. Die Region Olomouc stellte einen älteren Krankenwagen zur Verfügung, Mitglieder der Uničov-Stadtleitung und Jaroslav Tomek aus Olomouc spendeten medizinisches Material, Adriana Litovel spendete Nudeln und Hanácká kyselka Dolní Moštěnice spendete Mineralwasser. Das Begleitfahrzeug wurde von der Freiwilligen Feuerwehr Šumava/Böhmerwald ausgeliehen. Die humanitäre Hilfe wurde vom Bürgermeister von Dub-

no, Vasiliy Antoniuk, entgegengenommen.

Mehrere Defibrillatoren Das Schwimmbad, das Kino und das Informationszentrum werden in den nächsten Tagen mit AEDs ausgestattet. Das wurde auf der letzten Sitzung des städtischen Rettungsdienstes beschlossen. Die Abkürzung AED steht für „Automatisierter Externer Defibrillator“. AED wurden entwikkelt, damit auch Personen, die nicht über medizinisches Grundwissen verfügen, Leben retten können. Da nach einem HerzKreislauf-Stillstand jede Sekunde zählt, sind die Geräte speziell für Laien geeignet und führen den Ersthelfer mittels Piktogrammen, Sprach- und Textanzeigen durch die gesamte Reanimation. Der Standort des Geräts in einem öffentlichen Raum ist in der Regel durch grüne Schilder mit einem großen AED-Zeichen gekennzeichnet.

Die drei Geräte, einschließlich der Ersatzelektroden, werden rund 150 000 Kronen (knapp 6000 Euro) kosten.

Radfahren in Mährisch Neustadt Uničov, Šternberk und Litovel werden im Herbst in der beliebten Fernsehserie Cyclotou-

Bilder: www.facebook.de les zu sehen sein. Das Team der Sendung besuchte diese Woche unsere Stadt, um ihre Schönheit und Attraktionen vor allem den Radsportfans vorzustellen. Dalibor Horák hat die Filmemacher begleitet. Die Folge, die den drei mittelmährischen Städten gewidmet ist, wird im Herbst im tschechischen Fernsehen ausgestrahlt.


20

Sudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 23. 8. 2024

Redaktionsschluß: Jeweils der 5. des Erscheinungsmonats. Redaktion: Kathrin Hoffmann, Telefon (0 81 04) 88 80 10, eMail zuckmantel@sudeten.de

WIR BETRAUERN Zuckmantel. Soeben erhalte ich die Mitteilung, daß der langjährige Betreuer der Zuckmantler Heimatstube, Helmut Schindler, bereits am 28. Februar verstorben ist. Die Jubilare werden sich gern an ihn erinnern, weil er die Glückwünsche immer auch telefonisch überbracht hat. Rudolf Heider

WIR GRATULIEREN Zuckmantel. Wir gratulieren herzlich allen Landsleuten, die im September Geburtstag feiern, und wünschen alles Gute. Zum 98. Hildegard Lang/Hanke (Gasthaus zur guten Quelle) am 29. 93. Helga Löwold/Heinisch (Hauptstraße 42), Moselstraße 31, 65201 Wiesbaden, am 19.; Anna Liebl/Schupp (396), Kaltenstraße 3, 83026 Rosenheim, am 24. und Margarete Blaskowitz/Schubert (Rochusberg 165) am 29. 92. Liesl Hromjakova/Vladarsch (Stiegenbrücke 245) am 10. 89. Elisabeth Knauer/Bock (Antonie) am 5. und Josef Schmidt (Gatte von Elisabeth Schmidt/Bartsch, Bahnhofstraße 479) am 27. 86. Josef Appel (Franz-Schubert-Straße 249) am 16. und Gerhard Kunze (Arnoldsdorfer Straße 587) am 18. 85. Christine Kariger (Hauptstraße 4) am 13. und Maria Reiner/Doleczik (Rosenthal 2) am 13. 84. Brunhilde Wolpert/Grittner (Lerchenfeld 22) am 8. 83. Peter Groß (Neustadtgasse 119) am 19. 90. Bernhard Spiller (Neustadtgasse 113), Albertstraße 26, 66265 Heusweiler, am 20. und Erika Barnert/Gans (Gattin von Gerhard Barnert, Hans-KnirschStraße 637) am 23. 74. Kurt Peschke (geboren in Niedergrund 45, bis 1966 wohnhaft in Zuckmantel, Miserich 233, Vater Günther Peschke, geboren am 21. Mai 1930 in Zuckmantel) am 15. Rudolf Heider

A

loisia Brosig lebte mit ihrem Bruder Albert in dem kleinen Dorf Elbe, einem Ortsteil von Neu-Ullersdorf in Nordmähren, das bis 1918 zu Österreich gehörte. Der Vater Joachim war Tischlermeister und war als Geselle auf seiner Wanderschaft nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland und bis nach Italien gekommen, wo er seine Kenntnisse in der Holzbearbeitung wesentlich erweitern konnte. Als er zurückkam, ergab sich die Gelegenheit, wieder in der Tischlerwerkstatt seines früheren Meisters zu arbeiten und diese schließlich zu übernehmen. Bald darauf heiratete er seine Jugendliebe Amalia Kirsten, die ihm zwei Kinder schenkte. Das Leben in dem kleinen Dorf war für die junge Familie nicht leicht. Oft blieben die Aufträge aus und entsprechend auch die Einnahmen. Es mußte in jeder Hinsicht gespart werden. Die wichtigsten Nahrungsmittel wurden im Garten erwirtschaftet und teilweise auch durch Arbeit in der bäuerlichen Landwirtschaft, die in Naturalien entlohnt wurde. Im Herbst war die Familie auf den Feldern zu finden, um Ähren zu lesen und zusätzlich Kartoffeln zu „stoppeln“. Auf diese Weise war wenigstens die Ernährung gesichert, aber für viele Dinge des täglichen Gebrauchs reichte das Geld nicht. Die Kinder liefen grundsätzlich barfuß – sogar in die Schule –, sobald im Frühjahr nach der Schneeschmelze der Boden wieder wärmer wurde, und dann bis spät in den Herbst, oft bis zum ersten Schnee. Auch für den Winter mußte vorgesorgt werden, und so wurde das Brennholz, das sogenannte Leseholz, das heißt nur die abgefallenen oder beim Fällen von Bäumen zurückgebliebenen Äste, in kleinen Bündeln auf dem Rücken oder mit kleinen Leiterwagen aus dem Wald geholt, denn für den Kauf von Brennholz war kein Geld da. Das Brot wurde grundsätzlich selbst gebacken aus dem Mehl, das gegen die selbst gelesenen Roggenähren, die ausgedroschen wurden, eingetauscht wurde. Und dieses Brot war oft die einzige Nahrungsquelle, gelegentlich auf der heißen Herdplatte geröstet und dann mit Knoblauch eingerieben. Dieses entbehrungsreiche Leben teilte die junge

Familiengeschichte der Aloisia Brosig

Enttäuschte Hoffnungen Familie mit der überwiegenden Dorfbevölkerung, abgesehen von den meist kleinen bäuerlichen Betrieben, die in der Lage waren, ein bescheidenes Einkommen zu erzielen, wenn auch nur durch harte und härteste Arbeit. In dieser Zeit war oft ein beherrschendes Thema, wenn bekannt wurde, daß wieder ein Mitglied einer zu dieser Zeit allgemein kinderreichen Familie ausgewandert war, weil das Leben in der näheren und weiteren Umgebung keine gesicherten Zukunftsperspektiven bot. Amerika hieß das Zauberwort, und aus den Briefen bereits Ausgewanderter schöpften viele die Hoffnung auf ein besseres Leben. Eines Tages kam Aloisia, die mit ihren 17 Jahren schon harte Feldarbeit verrichten mußte, nach Hause und erzählte begeistert von einem Brief, den ein junger Auswanderer an seine Eltern geschrieben hatte mit einer Schilderung der Lebensverhältnisse „in der neuen Welt“ und welche Möglichkeiten einem jungen Menschen dort geboten werden. Seit dieser Zeit ließ sie der Gedanke an eine Auswanderung nicht mehr los, und bald hatte sich die Begeisterung auch auf ihren Vater übertragen, der sich immer mehr darauf einstellte, ebenfalls nach Amerika auszuwandern. Womit er allerdings nicht gerechnet hatte, war, daß seine Frau diesen Plan strikt ablehnte. Das gleiche traf auch auf den Sohn zu. Mutter und Sohn waren sich einig und hofften im Stillen, daß der Vater ohne sie den Schritt nicht wagen würde. Es kam aber schließlich anders, denn sowohl der Vater als auch die Tochter hatten sich inzwischen alle Unterlagen besorgt, die für die Auswanderung erforderlich waren, und auch der Sohn sollte unbedingt mitgenommen werden. Als dieser sah, daß der Vater wohl

Die Freiheitsstatue vor New York hieß die Einwanderer willkommen. Bild: Don Ramey Logan/ commons.wikimedia.org

ernst machen würde, verließ er heimlich das Haus und versteckte sich bei Bekannten im Nachbardorf. Als er dort nach einiger Zeit hörte, daß der Vater mit seiner Tochter abgereist war, kam er nach Hause zurück. Nach drei Monaten kam das erste Lebenszeichen aus Amerika. Der Vater schrieb begeistert von der „neuen Heimat“ – die dramatischen Erlebnisse bei der Überfahrt und die Verhältnisse im Auswandererlager hatte er allerdings verschwiegen – und bat die Mutter, mit dem Sohn nachzukommen. Er würde alle Formalitäten dafür erledigen. In den folgenden Briefen war der Enthusiasmus schon weniger ausgeprägt, und schließlich wurden die Lebenszeichen immer spärlicher, vor allem war in den Briefen dann nicht mehr die Rede davon, daß Frau und Sohn nachkommen sollten. Nach drei Jahren stand der Vater eines Tages vor der Tür, er war zurückgekommen, enttäuscht darüber, daß er seine Träume im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ nicht verwirklichen konnte. Er hatte wohl Arbeit gefunden, aber meistens nur kurzfristige Beschäftigungen, die nicht ausbaufähig waren, und für den Aufbau einer selbständigen Existenz fehlte ihm das nötige Kapital. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als in die Heimat zurückzukehren. Die Tochter war in Amerika geblieben, sie hatte dort bei einer Auswandererfamilie für einige Zeit eine gute Stellung bekommen, wo sie für die Kinderbetreuung zuständig war. Sie hatte eine Familie gefunden, in der sie wie die eigene Tochter behandelt wurde, und diese Situation wollte sie nicht mehr gegen die kargen Verhältnisse in der alten Heimat eintauschen. Die Spuren der Aloisia sind leider „vom Winde verweht“, da die Erlebnisgeneration längst verstorben ist und alle Dokumente und Briefe durch die Vertreibung vernichtet worden sind. Der Vater Joachim war zuletzt in Graz tätig, wo er auch verstorben ist. Der Sohn Albert ist bereits 1947 verstorben, und auch seine fünf Kinder haben das, was er von seiner Schwester Aloisia erzählt hat, mit ins Grab genommen.

Ab 1830 entwickelte sich Bremerhaven zum größten Auswandererhafen Kontinentaleuropas: Über 7,2 Millionen Menschen betraten hier ein Schiff, um an einem anderen Ende der Welt ein neues Leben zu beginnen. Seit 2005 widmet sich das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven diesem Kapitel der Menschheitsgeschichte. Bilder (2): https://dah-bremerhaven.de/

Die interaktive Ausstellung im Auswandererhaus macht die beengten Zustände, unter denen die wochenlange Schiffsreise stattfand, erlebbar.

Die Auswanderung nach Übersee war im 19. Jahrhundert gefährlich und voller Unwägbarkeiten. Bisweilen endete sie auch in einer Katastrophe wie bei der völlig überbelegten „Austria“ während ihrer Überfahrt von Hamburg nach New York: Durch Leichtsinn brach am 13. September 1858 auf dem Schiff ein Feuer aus, nachdem zur Desinfektion des Zwischendecks statt Essig zum Auswaschen Teer zum Ausräuchern verwendet wurde und ein benutztes Gefäß umgestürzt war. Nur 89 der insgesamt 542 Passagiere konnten von anderen Schiffen gerettet werden. Bild: Deutsches Historisches Museum, Berlin

Die Rochuskapelle bei Zuckmantel

Mit Hilfe von oben siegreich gegen Preußen Bekanntlich war in den Kriegen mit dem großen Friedrich Schlesien gewöhnlich ein Schauplatz des Kampfes. Zuckmantel, das nördlichste Städtchen des früheren Österreich-Schlesiens, wurde da häufig hart mitgenommen, doch hatte es dafür die Freude, auch einmal einen großen Zug der Preußen durch eine Handvoll Österreicher geschlagen zu sehen – wie die allgemeine Sage geht, durch sichtbare Mitwirkung der Mutter Gottes.

D

er österreichische Befehlshaber, der mit seiner kleinen Truppe Zuckmantel verteidigte, hatte sich füglich in den nahen Wald gelegt, und er selbst

benützte einen hoch empor steigenden Felsen, um die Gegend von allen Seiten zu überblicken, die Bewegungen der Feinde von weitem zu erforschen, jeden Vorteil des Augenblicks zu gewahren und zur günstigen Stunde aus dem Walde herauszubrechen und den arglosen Feind zu schlagen und zu vertreiben. Unweit von diesem Walde befindet sich auf einer Anhöhe eine Kapelle, dem heiligen Rochus geweiht; diese mußte nach Kriegsbrauch der kleinen Schar zum Magazin dienen! Lange neckten die Österreicher den Feind, da gedachte dieser ergrimmt, mit einem Schlage

das lästige Häuflein zu erdrükken, und nahte in großer Zahl. Der Befehlshaber auf seinem Felsen gewahrte die Drohen-

den von weitem und ordnete seine Tapferen, meistens Kroaten. Das Gefecht begann, die Österreicher taten ihre Pflicht und ga-

ben dem zweimal stärkeren Feinde zu schaffen, dagegen war aber ihre Linie zu klein, um auch die Rochuskapelle decken zu können. Der Preußen gewahrten nur wenige Leute daselbst und beeilten sich, die Anhöhe zu nehmen. Vergebens, jeder von den Verteidigern schien ein Heer zu sein! Die Feinde richteten ihr Geschütz auf die Kapelle, aber wunderbar, die Kugeln fielen auf das Dach und zerschmetterten es nicht, wie man denn noch heutzutage eine große Kugel in der Decke stecken sieht! Das Wunder machte den Feind betroffen, und viele wollten sehen, wie die hilfreiche

Mutter Gottes in einem weißen Mantel in der Luft schwebte und die Kapelle beschützte. Sofort ergriff Schrecken den Feind und er, der Stärkere, kehrte den Rücken. Die Österreicher eilten nach und richteten eine nicht unbedeutende Niederlage an. Noch heutzutage heißt der Weg, auf welchem der Feind floh, Retirirweg, und die Plätze, wo die Schanzen sich befanden, heißen noch immer die Schanzen, wie auch noch Reste der Befestigung übrig sind. Die wunderbare Erhaltung der Rochuskapelle aber ging von Mund zu Mund, und sofort kamen Jahr für Jahr Tausende fromme Wallfahrer aus Böhmen und

Mähren, aus Preußen und Polen dahin, als zu einem Gnadenorte. In der Kapelle ist auch ein Gemälde zu sehen, in welchem vermutlich deutlich werden soll, daß mit Gottes Hilfe das Kirchlein David den Riesen Goliat überwindet. So fällt ein hochmütiger Tambour ins Auge, der höhnisch auf seiner Trommel sitzt und eine Prise Tabak schnupft, aber schlecht bekommt ihm der Spott, eine Kugel reißt ihn zu Boden! So kommt auch in anderen Figuren der Hochmut zu Falle. Joseph von Hormayer Aus dem „Taschenbuch für die vaterländische Geschichte“, 1836. Eingesandt von Rudolf Heider.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.