Sudetendeutsche Zeitung 27. Juli 2024 Ausgabe 30 Pay

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Karl Landauer: Mit Donau-Fußball machte er den FC Bayern groß (S. 3)

Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

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Jahrgang 76 | Folge 30 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 26. Juli 2024

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sche Zeitung endeutsche Zeitung statt Strompreisexplosion Kernenergie HEIMATAUSGABEN IN DIESER ZEITUNG

Während Premierminister Fiala den AKW-Ausbau vorantreibt, beklagt Ministerpräsident Söder die fehlende Energiestrategie der Bundesregierung

sche Zeitung – so hängt Tschechien Deutschland ab ng Neudeker Heimatbrief Zeitung TE

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VOLKSBOTE Urteil nach 67 Jahren

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Deutschland ist Europameister – im Teuer-Strom. Laut Berechnungen der EU-Statistikbehörde Eurostat kosteten in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres 100 Kilowattstunden Haushaltsstrom mit Steuern 40,20 Euro und sind damit fast doppelt so teuer wie in Frankreich (25,91 Euro), das mit seinen 56 Kernkraftwerken 67 Prozent des benötigten Stroms erzeugt. Auch in Mitteleuropa, allen voran in Tschechien, setzt man im Energiemix auf die Kernenergie und plant neue Kraftwerke.

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Erschießung eine Regierung habe heuS te den halbstaatlichen Enerzweier Angler giekonzern ČEZ beauftragt, mit dem südkoreanischen Unternehwar Unrecht men KHNP über den Bau von Über Jahrzehnte hat die damalige Tschechoslowakei ein Staatsverbrechen an der Grenze zu Österreich vertuscht: Jetzt, 67 Jahre später, kommt die juristische Aufarbeitung in Gang.

I

n der Nacht vom 3. auf den 4. August 1956 waren die Österreicher Karl Benedikt (34) und Walter Wawra (29) am Grenzfluß Thaya fischen. Weil am mährischen Ufer, wo der Mühlgraben in die Thaya mündet, die Fangbedingungen besser waren, schlichen sie sich ins tschechoslowakische Sperrgebiet. Dabei wurden sie von zwei Grenzsoldaten entdeckt, dem Feldwebel Emil Vaněk und dem Gefreiten Milan Grajko. Die Soldaten gaben zunächst Warnschüsse ab. Als die Männer trotzdem weiter Richtung Österreich flohen, wurden sie gezielt erschossen. Jahrzehntelang wurden diese Grenzmorde geheim gehalten. Die Leichen hatte man auf mährischer Seite anonym beerdigt, und alle Anfragen der österreichischen Regierung und der Familien blieben unbeantwortet. In den 2000er Jahren begann der Sohn von Walter Wawra, der am Todestag seines Vaters vier Jahre alt war, mit Nachforschungen. Und 2009 gelang es dem österreichischen Zollwachebeamten Franz Huber und seinem tschechischen Kollegen Milan Vojta anhand von Militärdokumenten das Grenzdrama aufzuklären und die Gräber auf dem Friedhof in Lundenburg zu finden. Dabei wurde auch bekannt, daß Wawra auf der Gehaltsliste des tschechoslowakischen Geheimdienstes stand, es sich aber dennoch nicht nehmen ließ, illegal im tschechoslowakischen Sperrgebiet zu angeln. Es folgte eine juristische Auseinandersetzung, ob die Tötungen Unrecht waren, die Opfer also rehabilitiert werden und die Familien Schmerzensgeld erhalten. Am vergangenen Dienstag urteilte das Bezirksgericht in Lundenburg, daß die gezielten Tötungen ein klarer Verstoß gegen die völkerrechtlich geschützten Menschenrechte seien, die auch von der damaligen ČSSR offiziell anerkannt waren. Das Urteil ist mittlerweile rechtskräftig.

zunächst zwei weiteren Reaktorblöcken am Kernkraftwerksstandort in Dukowan südwestlich von Brünn einen Vertrag auszuhandeln, hat Premierminister Petr Fiala am vergangenen Mittwoch per X bekannt gegeben. Spätestens 2036 soll der erste neue Reaktorblock ans Netz gehen. Geplant sind außerdem zwei weitere Reaktorblöcke sowie eine Reihe von Miniatomkraftwerken (Small Modular Reactor). „Die tschechischen Haushalte, die tschechischen Bürger und die tschechischen Firmen müssen die Gewißheit haben, daß es auch in Zukunft genug Energie geben wird – und zu akzeptablen Preisen. Das ist die Grundlage unseres Wohlstands“, begründet Fiala den Atomkurs. Auch in anderen mitteleuropäischen EU-Staaten setzt man auf Atomkraft, den die EU in die Taxonomie aufgenommen und somit als nachhaltige und umweltverträgliche Energieproduktion eingestuft hat. In Ungarn, dem EU-Staat mit den niedrigsten Stromkosten (11,32 Euro

Ministerpräsident Markus Söder bei seiner Rede auf dem Sommerempfang der Handwerkskammer für München und Oberbayern. In der ersten Reihe (von links): Staatsskretär Martin Schöffel, Wissenschaftsminister Markus Blume, Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, MdL Walter Nussel und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger.

Franz Xaver Peteranderl, Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern, forderte einen Abbau der Bürokratie. Fotos: Torsten Fricke pro 100 kWh), entsteht mit russischer Hilfe Atomkraftwerk Nummer fünf. Die Slowakei wird noch in diesem Jahr Block vier am AKW-Standort Mochovce in Betrieb nehmen und plant einen Neubau nordöstlich von Preßburg in Bohunice. Slowenien und Kroatien betreiben in der Region Unterkrain gemeinsam ein AKW. Rumänien hat zwei Reaktorblöcke in Betrieb, setzt in Zu-

MdL Walter Nussel, Beauftragter für Bürokratieabbau, und Staatssekretär Martin Schöffel, Koordinator für die bayerisch-tschechischen Beziehungen.

kunft zusätzlich auf dezentrale Miniatomkraftwerke, ebenso wie Polen, das außerdem ein AKW plant. Und in Bulgarien sind zwei Reaktorblöcke im Einsatz. „Deutschland ist das einzige Land der Welt, das aus allen grundlastfähigen Energien aussteigt. Es braucht eine grundlegende Wende in der Energiepolitik in Deutschland für niedrige Energiepreise, sonst hat dieser

Industriestandort null Chancen“, hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder vergangene Woche auf dem Sommerempfang der Handwerkskammer für München und Oberbayern gewarnt. Es brauche nicht nur einen verbilligten Strompreis für die Industrie, sondern auch für die Handwerksbetriebe, so Söder: „Es ist logisch, daß wir in Deutschland ein Problem haben. Früher haben

wir Strom exportiert und billig bei uns gehabt, heute ist Strom extrem teuer, weil wir keinen Strom mehr produzieren.“ Dabei gäbe Bayern, wie Söder stolz vermeldet, beim Ausbau der Erneuerbaren Energien Gas: „Wir liegen bei Photovoltaik, Biomasse und Wasserkraft in Deutschland mit Abstand auf Platz 1 und zünden den Windturbo mit 1000 neuen Windrädern.“ Allein im vergangenen Jahr habe Bayern die Produktion aus erneuerbaren Energien um 20 Prozent gesteigert. Gleichzeitig erklärte Söder auf der Gegenseite einem – im übertragenen Sinne – gigantischen Energiefresser den Kampf – der Bürokratie. Vor den Handwerksvertretern nannte der Ministerpräsident auch konkrete Maßnahmen für sein „Modernisierungs- und Beschleunigungsprogramm Bayern 2030“. „Wir brauchen einen schlankeren Staat, damit sich unternehmerische, aber auch bürgerliche und ehrenamtliche Kräfte wieder besser entfalten können und nicht behindert werden. Wir planen daher in einem ersten Schritt – weitere werden folgen – ein Entbürokratisierungspaket mit deutlich über 100 Entlastungsund Beschleunigungsmaßnahmen nur für Bayern.“ Wie relevant das Thema Bürokratie – neben den hohen Energiekosten – in der Praxis ist, unterstrich Franz Xaver Peteranderl, Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern. Bei der jährlichen Trendumfrage der Kammer sei die Bürokratie mit 78 Prozent wieder auf dem Spitzenplatz. „Der Bürokratieabbau ist ein zentraler Teil der so dringend notwendigen Modernisierungswelle für unser Land“, betonte Peteranderl. Torsten Fricke

Dr. Bernd Fabritius, Steffen Hörtler und Peter-Dietmar Leber zum Austausch im Auslandsstudio in Wien

BdV thematisiert deutsche Ortsnamen beim ZDF

DBdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius, Vizepräsident Steffen Hörtler, der vom BdV in den ZDF-Fernsehrat entsandt wurde und stellvertretender SL-Bundesvorsitzender und Landesobmann Bayern ist, sowie PeterDietmar Leber, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben, haben sich mit der Leiterin des ZDFAuslandsstudios Wien, Britta Hilpert, und ihrem Team zu einem Austausch getroffen.

D

as Auslandsstudio ist mit zwei Korrespondenten für die Berichterstattung aus dem südosteuropäischen Raum mit den Ländern Albanien, BosnienHerzegowina, Bulgarien, Kosovo, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Österreich, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn zuständig. In dem Gespräch unterstrichen die Vertreter des BdV die wichtige Brückenfunktion der

in der Heimat verbliebenen Landsleute und berichteten von zahlreichen verständigungspolitischen Initiativen. Dabei warben die BdV-Vertreter für eine deutlichere Einbeziehung der deutschen Minderheiten in die BerichtDie Leiterin des ZDF-Auslandsstudios Wien, Britta Hilerstattung, da dieses völ- pert (Mitte), und die BdV-Delegation (von links) mit Steffen Hörtler, Dr. Bernd Fabritius und Peter-Dietmar kerverständiFoto: BdV gende Enga- Leber. gement der deutschen Öffentlichkeit wenig Blick auf viele positive Initiativen bekannt sei. Die Delegation un- und die Akteure geschärft werterstrich dabei die Wichtigkeit den. Exemplarisch wurden die des öffentlich-rechtlichen Rund- starken Verbindungen zwischen funks und insbesondere der Aus- Vertretern der tschechischen Polandsstudios, die es zu stärken litik – bis hin zu jetzigen Regiegelte. Gleichzeitig müsse der rungsmitgliedern – und der Su-

detendeutschen Landsmannschaft hervorgehoben, die sich an vielen Beispielen, wie dem Brünner Versöhnungsmarsch, festmachen ließen. Zudem gebe es in Mitteleuropa herausstechende Persönlichkeiten, wie den deutschstämmigen Staatspräsidenten Rumäniens, Klaus Iohannis, der 2020 von der Sudetendeutschen Landsmannschaft mit dem Europäischen Karls-Preis ausgezeichnet wurde. Berichtenswert seien auch große Ereignisse, wie die diesjährige europäische Kulturhauptstadt Temeswar mit ihrem deutschen Bürgermeister Dominic Fritz. Die BdV-Vertreter kritisierten, daß in der Berichterstattung oftmals die Städtenamen in den Herkunftsgebieten nicht auf Deutsch, sondern in der Sprache des jeweiligen Landes genannt würden. Die Vertreter des ZDF nahmen diese Anregung auf und sagten zu, daß man die Nennung deutscher Städtenamen als Arbeitsauftrag mitnehmen wolle.

Die ZDF-Vertreter nahmen im weiteren Verlauf des Dialogs die politischen Entwicklungen in den jeweiligen Herkunftsländern in den Blick und erörterten die Schwierigkeiten in der Berichterstattung. Gerade nationalistische Tendenzen in einigen Ländern mit teilweise verschärften Mediengesetzen machten die Berichterstattung manchmal schwierig. Insbesondere bei nationalistisch-populistischen Politikern müsse man besonders aufpassen, daß diese solche Berichte nicht gegen Deutschland und die deutschen Minderheiten verwenden, um Wählerstimmen zu gewinnen. Gleichzeitig habe der öffentlich-rechtliche Rundfunk ein Interesse an den deutschen Minderheiten und ihrer Einbindung in die Berichterstattung. Man versuche daher, einen guten Mittelweg zu finden und auf größere Veranstaltungen aufmerksam zu werden.


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