Sudetendeutsches Gespräch mit Bischof Dr. Hanke (Seiten 3 und 4)
Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE
Jahrgang 76 | Folge 27 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 5. Juli 2024
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Minister Herrmann bei den Egerländern
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36. Landestreffen und 70-Jahr-Feier in Ingolstadt
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36. Landestreffen der Egerländer in Bayern und 70-Jahr-Feier der Eghalanda Gmoi z´ Ingolstadt – ein doppelter Grund für das Erscheinen zahlreicher Ehrengäste am Sonntag im Sportheim Zuchering.
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VOLKSBOTE Staatsminister Dr. Florian Herrmann (zweiter von links), Beauftragte Dr. Petra Loibl (vierte von rechts), MdL Alfred Grob (vierter von links) sowie Schirmherrin und Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll mit den Egerländern (von links) stellvertretender Gmoivüa(r)stäiha Wilfried Spielvogel, stellvertretende Gmoivüa(r)stäiharin Andrea Kopetz, Landesvüa(r)stäiha Helmut Kindl, Bundesvüa(r)stäiha Volker Jobst und Landesjugendführerin Leonie Hahn. Foto: Helmut Kindl
ach einem Standkonzert der Dorfwirtsmusikanten aus Waldkraiburg begann der Tag mit der traditionellen Messe, die Monsignore Karl Wuchterl für die 200 Egerländer und deren Gäste hielt. Staatskanzleiminister Dr. Florian Herrmann sprach anschließend seinen „großen Dank für das jahrzehntelange Engagement für die Pflege und Weiter-
entwicklung der Egerländer Kultur, der grenzüberschreitenden Kulturpflege und der Verständigungsarbeit“ aus. Herrmann überbrachte dabei auch die besten Grüße von Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder, dem Schirmherrn der Sudetendeutschen Volksgruppe. Unter den Ehrengästen waren die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, MdL Dr. Petra Loibl, MdL Alfred Grob sowie Ingolstadts Zweite Bürgermeisterin Dr. Dorothea Deneke-Stoll. Einen großen Bericht über das Egerländer-Treffen lesen Sie in der nächsten Ausgabe auf den Egerländer-Heimatsonderseiten.
Münchner Unternehmer bedankt sich für die Rettung seiner Großmutter durch den Vater von Charlotte Knobloch und will gerade jetzt ein Zeichen setzen
Präsident Petr Pavel auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Foto: Torsten Fricke
50 000 Granaten
Munition an die Ukraine übergeben Bei dem von Tschechien initiierten Ankauf von Artilleriegranaten ist Deutschland einer der Hauptunterstützer. 50 000 Geschosse, deren Erwerb Berlin finanziert hatte, wurden jetzt an die Ukraine übergeben.
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ie mehrfach berichtet, hatte Präsident Petr Pavel im Frühjahr auf der Sicherheitskonferenz in München eine Initiative gestartet, um auf dem Weltmarkt 800 000 Granaten für die Ukraine zu besorgen. Mittlerweile wird dieses Projekt von 18 Ländern unterstützt. Zum ersten Mal hat jetzt Tschechiens Premierminister Petr Fiala erklärt, wie hoch der eigene Anteil ist – knapp 35 Millionen Euro. „Sämtliche Finanzmittel, die Tschechien einbringt, gehen an einen einzigen Munitionsproduzenten, und zwar an die tschechische Firma STV Group“, so Fiala. Zum Vergleich: Deutschland hatte im April zugesagt, die tschechische Initiative mit 576 Millionen Euro zu unterstützen. Damit sollen insgesamt 180 000 Granaten besorgt werden. Bis zum Jahresende soll die gesamte Munitionsmenge an die Ukraine ausgeliefert sein. Aus welchen Quellen die Granaten kommen, wird aus militär-strategischen Gründen weiter geheim gehalten. Der tschechische Regierungsbeauftragte für den Wiederaufbau der Ukraine, Tomáš Kopečný, sagte, nach dem Abschluß dieser Initiative müsse die Ukraine auch weiterhin mit Waffen und Munition beliefert werden.
Fritz-Neuland-Gedächtnispreis gegen Antisemitismus gestiftet „Ohne Fritz Neuland wäre ich nicht auf der Welt. Denn er hat durch sein mutiges Verhalten gegenüber den Nationalsozialisten meine Großmutter vor der höchst wahrscheinlichen Deportation in das KZ Dachau bewahrt und somit an ihrem Überleben des Holocaust maßgeblich mitgewirkt“, sagt tiefbewegt der Münchner Unternehmer Michael Frederic Fischbaum am Montag im Sitzungssaal N501 des Bayerischen Landtags.
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ngesichts der schlimmsten Antisemitismus-Welle seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs will der Münchner ein Zeichen setzen und hat dafür prominente Mitstreiter gefunden: Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Ehrenbürgerin von München, Trägerin des Europäischen KarlsPreises der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Tochter von Fritz Neuland, die Staatsminister Joachim Herrmann (Innen) und Georg Eisenreich (Justiz), Bayerns AntisemitismusBeauftragten Dr. Ludwig Spaenle sowie den Landtagsabgeordneten und ehemaligen Münchner Bürgermeister Josef Schmid als Mitinitiator. Diese sechsköpfige Jury wird jährlich den mit 7500 Euro do-
Die Jury des Fritz-Neuland-Gedächtnispreises (von links): Dr. Ludwig Spaenle, Mitinitiator MdL Josef Schmid, Stifter Michael Frederic Fischbaum, Präsidentin Charlotte Knobloch sowie die Staatsminister Joachim Herrmann und Georg Eisenreich. Foto: Torsten Fricke tierten Fritz-Neuland-Gedächtnispreis an zwei Juristen, Polizisten oder Justizangehörige verleihen, die besondere Courage gegen Antisemitismus gezeigt haben. Die erste Verleihung ist für Sommer 2025 geplant. Bei Fritz Neuland, selbst Jude und Verfolgter, war es das beherzte Auftreten vor einem NaziRichter, der dann zuließ, daß die Angeklagte Margarete Schreiner, die Großmutter von Michael Fischbaum, vor der Deportation noch einmal nach Hause durfte, um sich von ihrer Familie zu ver-
abschieden – und diese Gelegenheit zur Flucht nutzte. Ihr „Verbrechen“: Sie hatte ein Dokument nicht mit dem jüdischen Vornamen „Sara“ unterschrieben, wie es das „Rassengesetz“ der Nazis vorschrieb. Mitten in München, in der Lindwurmstraße, konnte sich die Frau mit ihrer Familie in einem geheimen Zimmer bis zum Kriegsende vor den Nazis verstecken. Charlotte Knobloch: „Für mich ist es sehr bewegend und natürlich eine große Freude, daß mit diesem Preis an meinen
g’ttseligen Vater erinnert und sein Andenken lebendig gehalten wird. Als leidenschaftlicher Jurist und Rechtsanwalt hat er immer an den demokratischen Rechtsstaat geglaubt. Er war ein Verfassungspatriot und überzeugt, daß ein demokratisches Deutschland jüdischen Menschen auch nach dem Menschheitsverbrechen des Holocaust wieder Heimat werden könnte. Damals stand er allein – die Geschichte der Bundesrepublik hat ihm Recht gegeben. In seinen Überzeugungen und diesem Op-
timismus ist er mir bis heute Vorbild. Heute, da die Demokratie und jüdisches Leben in unserem Land in ernster Gefahr sind, kann er es auch für andere sein.“ Dr. Ludwig Spaenle: „Angesichts des weltweit explodierenden Antisemitismus nach dem Massaker der Hamas vom 7. Oktober ist entschlossenes Handeln der freien Gesellschaft und unserer demokratischen Institutionen geboten. Eine zivilgesellschaftliche Initiative, wie heute von Herrn Fischbaum vorgenommen, setzt hier ein wichtiges Signal.“ Justizminister Georg Eisenreich: „Antisemitische Straftaten werden von der Justiz konsequent verfolgt. Gleichzeitig ist es wichtig, daß jeder Einzelne in der Gesellschaft Antisemitismus offen widerspricht. Fritz Neuland ist uns allen ein Vorbild. Der Fritz-Neuland-Gedächtnispreis soll uns daran erinnern, daß Demokratie und Menschenrechte Tag für Tag verteidigt werden müssen.“ Innenminister Joachim Herrmann: „Der Fritz-Neuland-Gedächtnispreis ist ein ganz wichtiges Signal: Es ist gerade in unserer heutigen Zeit ungemein wichtig und ein großartiges Zeichen, verstärkte Courage gegen Antisemitismus entsprechend zu würdigen.“ Torsten Fricke
Der Preis gegen Antisemitismus ist nach dem Vater von Charlotte Knobloch benannt
Fritz Neuland: Nazi-Opfer und Brückenbauer Im Ersten Weltkrieg kämpfte Fritz Neuland als Soldat für Deutschland und erhielt mehrere Auszeichnungen. Nach der Machtergreifung der Nazis wurde der 1889 geborene Jurist von Hitlers Schergen verfolgt.
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och vor der Hochzeit war Neulands Verlobte Margarethe zum jüdischen Glauben übergetreten. 1932 kam Tochter Charlotte auf die Welt. Doch die
Ehe scheiterte unter dem Druck der Gestapo, die die Ehefrau immer wieder vorlud und ihr drohte, bis sie die Familie für immer verließ. Für Charlotte wurde ihre Oma zur Ersatzmutter. Im Juli 1942 deportierten die Nazis die Großmutter ins KZ Theresienstadt, wo sie 1944 an Hunger und Entbehrungen starb. Fritz Neuland entging 1938 einer Deportation, da ein ehema-
liger Mandant ihn erkannte und dafür sorgte, daß er wieder auf freien Fuß kam. Ab Februar 1943 wurde Neuland zur Zwangsarbeit herangezogen. Wegen Krankheit wurde er 1944 entlassen und konnte bis Kriegsende untertauchen. Charlotte kam bei einer Bauersfamilie in Mittelfranken unter, die sie als uneheliches Kind ihrer Tochter ausgaben. In der Nachkriegszeit erlangte Fritz Neuland die Wiederzu-
lassung als Anwalt und heiratete 1947 zum zweiten Mal. Er war Initiator und Mitbegründer der am 19. Juli 1945 errichteten Israelitischen Kultusgemeinde in München. Zunächst deren Vizepräsident, wurde er 1951 zum Präsidenten gewählt. Von 1952 bis 1963 war er außerdem Mitglied des Bayerischen Senats und engagierte sich als Brückenbauer. Fritz Neuland verstarb am 4. November 1969 in München.
Fritz Neuland, Vater von Charlotte Knobloch. Foto: Stadtarchiv München