Kurorte in Böhmen und Mähren feiern Saisoneröffnungen (Seite 5)
Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE
Jahrgang 76 | Folge 18 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 3. Mai 2024
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Volksgruppe würdigt das Engagement des ehemaligen Präsidenten der Europäischen Kommission
Jean-Claude Juncker erhält den Sudetendeutschen Karls-Preis 2024
74 . S U D E T E N D E U T S C H E R TAG 17 . B I S 19 . M A I 2 0 2 4 IN AUGSBURG
Sudetendeutsche und Tschechen – miteinander für Europa
Den Europäischen Karls-Preis der Sudetendeutschen erhält am Pfingstsamstag, 18. Mai, der HEIMATAUSGABEN langjährige luxemburgische Premierminister und frühere IN DIESER ZEITUNG Präsident der EU-Kommission, Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft Jean-Claude Juncker.
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deutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, bezeichnet Junkker als „herausragenden Staatsmann, der luxemburgischer Patriot ist und gleichzeitig keinem Nationalstaat gehört, sondern allen Europäern. Er hat maßgeblich an der europäischen Integration der letzten 50 Jahre mitgewirkt, ist einer der Väter des Binnenmarktes wie des Euro und hat entscheidend zur Befreiung Mittel- und Osteuropas beigetragen sowie die EU-Osterweiterung vorangetrieben“. Vielsprachig und visionär ähnele er sehr dem Namensgeber der Auszeichnung, Kaiser Karl IV. aus dem Hause Luxemburg, der die Kurfürsten des Heiligen Römischen Reiches schon
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Jean-Claude Juncker mit Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, in Luxemburg. im 14. Jahrhundert in der Goldenen Bulle dazu angehalten habe, außer Deutsch auch romanische und slawische Sprachen zu lernen, um dieses übernationale Kleineuropa angemessen leiten zu können. „Juncker lebt mit Lei-
denschaft, unabhängig von Ämtern, seit Jahrzehnten dieses Ideal auf demokratische und von der christlichen Soziallehre geprägte Weise”, so Posselt. Die Preisverleihung ist Teil des 74. Sudetendeutschen Tages,
der von 17. bis 19. Mai in Augsburg stattfindet. Die Preisträger der letzten Jahre waren unter anderem der tschechische Kulturminister Daniel Herman, der als erster Politiker der Tschechischen Republik bei der Hauptkundgebung eines sudetendeutschen Pfingsttreffens sprach, das ehemalige KZ-Opfer Max Mannheimer sowie die Staatspräsidenten der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, und Rumäniens, Klaus Iohannis. 2023 erhielten die beiden Koordinatoren des Deutsch-Tschechischen Gesprächsforums, der frühere tschechische Minister und Vizepräsident des Europäischen Parlamentes Libor Rouček sowie der Hohe Beauftragte für Bosnien-Herzegowina, Bundesminister a. D. Christian Schmidt, die Ehrung, die von der Sudetendeutschen Landsmannschaft für Verdienste um eine gerechte Völkerordnung in Mitteleuropa vergeben wird. In derselben Feierstunde überreicht Volksgruppenspre-
cher Bernd Posselt auch den Menschenrechtspreis der Sudetendeutschen – diesmal an die Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten (FUEN). Diese wurde vor 75 Jahren in Paris gegründet und kümmert sich um die Belange von Volksgruppen und ethnischen Minderheiten. Sie setzt sich für deren rechtlichen Schutz und somit für die kulturelle Vielfalt Europas ein. Es gelang der Initative durch die europaweite Sammlung der vorgeschriebenen Zahl von Unterschriften eine offizielle EUBürgerinitiative mit dem Titel „Minority Safepack” durchzusetzen, die nach der Europawahl im Dialog mit dem neuen Europaparlament und der neuen EUKommission gesetzliche Veränderungen zugunsten der Minderheiten verwirklichen will. Der Sudetendeutsche Tag findet drei Wochen vor der Europawahl statt, und zwar unter dem Motto „Sudetendeutsche und Tschechen – miteinander für Europa”.
Tschechischer Milliardär
Festakt zum Beitritt Tschechiens in die Europäische Union vor zwanzig Jahren
Křetínský investiert in Thyssenkrupp
Bundespräsident in Prag: „Wir brauchen einander“
Der tschechische Milliardär Daniel Křetínský steigt bei Thyssenkrupp ein und will 50 Prozent der Anteile an der Tochter Thyssenkrupp Steel Europe übernehmen.
N
ach monatelangen Verhandlungen haben sich Thyssenkrupp und die Holding EPCG des tschechischen Milliardärs über einen Einstieg in das Stahlgeschäft des Essener Konzerns verständigt. EPCG übernimmt demnach zunächst 20 Prozent der Anteile der kriselnden Stahl-Tochter. Es gebe Gespräche „über den Erwerb weiterer 30 Prozent der Anteile am Stahlgeschäft durch EPCG“, teilte der Essener Konzern mit. Ziel sei „die Bildung Milliardär Dani- eines gleichel Křetínský. berechtigten 50/50-Joint Ventures.“ In Deutschland ist Křetínský außerdem mit 49,99 Prozent der größte Aktionär der Metro AG und hat 2016 die Braunkohlesparte des Energiekonzerns Vattenfall einschließlich Kraftwerken und Tagebauen übernommen. In Tschechien ist er unter anderem Mehrheitsaktionär der Unternehmensholding Czech Media Invest (CMI), der mehrere tschechische Print- und Hörfunkmedien gehören, darunter die Boulevardzeitung Blesk. Zudem ist Křetínský seit 2004 Miteigentümer und Präsident des Fußballclubs Sparta Prag.
„Wir alle gemeinsam haben in der Europäischen Union 2004 eine einmalige, eine historische Chance genutzt. Es würde viel zu kurz greifen, wenn ich sagte: Die zehn neuen Staaten in Ost- und Mitteleuropa in die EU aufzunehmen, das bedeutete die größte Erweiterung unseres Bündnisses. Die EU-Osterweiterung bedeutete vor allem, die ahistorische Teilung Europas zu überwinden. Sie bedeutete, den Eisernen Vorhang ins Reich der Geschichte zu verbannen“, hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Dienstag in seiner Festrede zum 20jährigen EU-Beitritt Tschechiens in Prag unterstrichen.
Gemeinsame Kranzniederlegung für die Opfer des Amoklaufs an der KarlsUniversität.
A
m Montag hatte Tschechiens Präsident Petr Pavel das deutsche Staatsoberhaupt auf der Prager Burg mit militärischen Ehren empfangen. Pavel und Steinmeier erörterten anschließend die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern in den Bereichen Wirtschaft, Energie und Sicherheit sowie grenzüberschreitende Projekte. „Fast ein Drittel unserer Exporte gehen nach Deutschland, und Deutschland ist auch der drittgrößte Investor in der Tschechischen Republik. Wir sind natürlich daran interessiert, diese Beziehungen weiter auszubauen, aber wir wollen von der Rolle eines Zulieferers zu der eines Partners und auch eines Innovators übergehen“, sagte Präsident Pavel nach dem Treffen. Ziel sei es, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit weiter auszubauen, insbesondere zu Bayern und Sachsen. Pavel: „Es geht nicht nur darum, das Leben der Menschen in diesen Regionen zu verbessern, sondern auch darum, die
Tschechiens Staatspräsident Petr Pavel empfing am Montag Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit militärischen Ehren auf der Prager Burg. Fotos: Kancelář prezidenta republiky Tomáš Fongus gesamte Region wettbewerbsfähiger zu machen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und das DeutschTschechische Gesprächsforum als Plattformen für die Diskussion und Zusammenarbeit zwischen Bürgern und Ländern hervorheben.“ Anschließend gedachten die beiden Präsidenten gemeinsam der Opfer des Amoklaufs an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität. Am Dienstag hielten Pavel und Steinmeier die Festreden auf der Konferenz „20 Jahre Tschechische Republik in der EU: eine Vi-
sion für ein erweitertes Europa“. Weitere Redner waren Premierminister Petr Fiala und Senatspräsident Miloš Vystrčil sowie – per Video zugeschaltet – der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Steinmeier erinnerte in seiner Rede auch an den Horror, den die Nationalsozialisten über Europa gebracht hatten, insbesondere an „das Massaker der deutschen Besatzer in Lidice als Racheakt für den mutigen Anschlag auf Reinhard Heydrich, den ,Schlächter von Prag‘“: „Bei meinem letzten Besuch hier in Prag vor drei Jahren habe ich an der Kirche St. Cyrill und Method zum Geden-
ken an die Widerstandskämpfer und die vielen ermordeten Zivilisten, die von den Nazis beschuldigt wurden, ihnen geholfen zu haben, einen Kranz niedergelegt. Das war für mich einer der bedrückendsten und zugleich wichtigsten Momente meiner ersten Amtszeit“, sagte Steinmeier und beschrieb die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg mit einem Zitat von Libor Rouček, dem ehemaligen Vizepräsidenten des Europaparlamentes und Träger des Sudetendeutschen Karls-Preises: „Wenn ich hier heute als deutsches Staatsoberhaupt bei engen Freunden und Nachbarn zu Besuch bin und unsere enge und vertrauensvolle Verbindung spüre, dann denke ich auch daran, wie lange im Nachkriegseuropa zwischen unseren beiden Ländern das herrschte, was Libor Rouček einmal so schlicht als ,das Fehlen jeglicher politischer Kontakte‘ bezeichnet hat.“ Mit Blick auf die aktuelle Lage sagte das deutsche Staatsoberhaupt: „Wir haben aus unserer gemeinsamen Geschichte im 20. Jahrhundert eine zentrale Lehre gezogen: Wir brauchen einan-
der. Es ist unsere Verantwortung, unser Europa und seine Menschen mit vereinten Kräften zu schützen. Und genauso, wie wir einander brauchen, brauchen wir in der Nato einander. Mit seiner Erweiterung nach Osteuropa vor 25 Jahren hat das Bündnis Weitblick bewiesen und seit 25 Jahren sind wir Europäer in der Nato froh, Tschechien und die anderen osteuropäischen Partner an unserer Seite zu wissen. Die Geschlossenheit zwischen der Europäischen Union und der Nato ist unser zentraler Sicherheitsanker, wenn wir den Frieden und unsere Freiheit bewahren wollen.“ Den Krieg, den Rußland vom Zaun gebrochen hat, dürfe Rußland nicht gewinnen, forderte Steinmeier: „Rußland wird unsere Festigkeit und Geschlossenheit testen – immer wieder. Wir müssen den Test bestehen und Stärke zeigen. Nicht nur heute. Die Ukraine wird unsere Unterstützung weiter brauchen. Und wir brauchen alle gemeinsam einen langen Atem. Solidarität hat kein Verfallsdatum.“ Torsten Fricke