Sudetendeutsche Zeitung 22. März 2024 Ausgabe 12 Pay

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Slowakei wählt am Samstag den neuen Staatspräsidenten (Seite 3)

Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE

Jahrgang 76 | Folge 12 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 22. März 2024

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Pullach, Landkreis München und Landeshauptstadt München stimmen im Zweckverband einstimmig für Umbenennung

Otfried-Preußler-Gymnasium legt weltberühmten Namen wieder ab

74 . S U D E T E N D E U T S C H E R TAG 17 . B I S 19 . M A I 2 0 2 4 IN AUGSBURG

Sudetendeutsche und Tschechen – miteinander für Europa

endeutsche Zeitung Am Ende ist selbst CSU-Landrat Christoph Göbel vor dem woken Zeitgeist eingeknickt: Einstimmig haben die Vertreter der Gemeinde Pullach, das Landkreises München und der Landeshauptstadt München im Zweckverband Otfried-Preußler-Gymnasium in der vergangenen Woche dafür gestimmt, die Schule nicht mehr nach dem weltberühmten Kinderbuchautoren aus Reichenberg zu benennen.

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er Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, kritisierte die Argumentation zur Umbenennung des Otfried-Preußler-Gymnasiums in Pullach deutlich: „Nachdem der Versuch mißglückt war, den damals 17-jährigen Preußler zu einer Art Drahtzieher des NSRegimes hochzustilisieren und sein völkerverbindendes literarisches Lebenswerk madig zu machen, weil diese Attacken im europaweiten Gelächter untergin-

Das frühere Staatliche Gymnasium Pullach war erst 2014 in Otfried-Preußler-Gymnasium umbenannt worden. Fotos: Torsten Fricke

Kultusstaatsministerin Anna Stolz muß jetzt entscheiden.

gen, haben die Pullacher Lehrer eine unsägliche Begründung nachgeschoben.“ So hätten sie erklärt, Preußlers Name besitze keinen lokalen Bezug: „Goethe ist zwar sehr viel gereist, aber selbst er war nicht in allen Orten, wo es Goethe-Gym-

berg ihn erst dieser Tage wieder mit einer hohen kulturellen Auszeichnung posthum geehrt habe. Bundesweit hatte die Pullacher Kampagne gegen den vor zehn Jahren verstorbenen Otfried Preußler heftige Kritik ausgelöst (Sudetendeutsche Zeitung

nasien gibt. Außerdem sind wir Sudetendeutschen als die Volksgruppe, der Preußler angehörte, der Vierte Stamm Bayerns, der auch viel zum Aufblühen Pullachs beigetragen hat.“ Posselt verwies darauf, daß Preußlers Geburtsstadt Reichen-

berichtete). So beschrieb das Hamburger Abendblatt die Lage als „unheilige Allianz der Woken und der Doofen“. Und in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung analysierte Mitherausgeber Jürgen Kaube in einem Leitartikel: „Es ist wie bei anderen Beispielen für das Canceln. Sie sind von einer solchen Dummheit, daß es wehtut.“ Nach dem Votum des Zweckverbandes geht der Fall jetzt weiter an das bayerische Kultusministerium, das letztendlich entscheidet. Gegenüber der Sudetendeutschen Zeitung hatte Staatsministerin Anna Stolz bereits vor Wochen erklärt, sie würde einen Antrag auf Umbenennung „mit der nötigen Sensibilität“ prüfen. Nachdem mit Landrat Göbel auch ein Vertreter des Koalitionspartners CSU für die Umbenennung gestimmt hatte, dürften die Weichen bereits gestellt sein. Torsten Fricke

Über 350 Gäste und hochrangige Vertreter aus Politik und Gesellschaft beim 75jährigen Jubiläum der Landesgruppe am Dienstagabend in München

SL Bayern feiert mit Schirmherrschaftsministerin Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer führt Präsident Petr Pavel durch Dresden. Foto: Sächsische Staatskanzlei/Pawel Sosnowski

Ausstellungseröffnung:

Präsident Pavel in Dresden „Zum ersten Mal wird der weltberühmte Prager Domschatz außerhalb seines Domizils präsentiert. Das ist eine große Ehre für das Kulturland Sachsen“, hat Ministerpräsident Michael Kretschmer zur Eröffnung der Ausstellung „Fragmente der Erinnerung. Der Schatz des Prager Veitsdoms im Dialog mit Edmund de Waal, Josef Koudelka und Julian Rosefeldt“ gesagt.

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m Zentrum der Ausstellung, die bis zum 8. September in der Kunsthalle im Lipsiusbau gezeigt wird, steht der Reliquienschatz des Prager Veitsdoms – eine der bedeutsamsten Sammlungen von Belegstücken des christlichen Glaubens – die als heilig und wunderwirkend verehrt wurden. Ehrengast in Dresden war der tschechische Präsident Petr Pavel, der den Besuch auch für persönliche Gespräche nutzte: „Ich habe mit Ministerpräsident Kretschmer über umfassende grenzüberschreitende und wirtschaftliche Zusammenarbeit, regionale Unterstützung, gegenseitigen Handel, Kultur und das Gesamtpotenzial unserer Beziehungen gesprochen. Sachsen beherbergt die zweitgrößte tschechische Gemeinde in Deutschland, und die Tschechische Republik ist ein wichtiger Wirtschaftspartner Sachsens.“

„Es ehrt uns, daß fast 80 Jahre nach der Entrechtung, Enteignung und Vertreibung unserer Volksgruppe heute weit über 350 Gäste und hochrangige Vertreter aus Politik und Gesellschaft hier zusammengekommen sind. Ich bin beeindruckt“, hat SL-Landesobmann Steffen Hörtler am Dienstagabend im Münchner Löwenbräukeller in seiner Begrüßung festgestellt.

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s sei, so Hörtler, „überhaupt nicht selbstverständlich, daß die Integration unserer Volksgruppe hier in der neuen Heimat eine solche Erfolgsgeschichte geworden ist. Wir haben dieses Bayern mit Tatkraft mit aufgebaut und fühlen uns hier pudelwohl. Wir sind als Vierter Stamm anerkannt und geachtet und mit der Schirmherrschaft des Freistaats Bayern über alle Sudetendeutschen ein fester Bestandteil des Landes“. Vor 15 Jahren habe der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer als Schirmherr bei der 60-Jahrfeier drei Wünsche geäußert. Zum ersten, daß die Schirmherrschaft des Freistaates weiterhin mit Leben erfüllt bleibt, zum zweiten, daß das geplante Sudetendeutsche Museum realisiert wird und zum dritten, daß sich das Verhältnis zu Tschechien verbessert. Alle drei Wünsche seien in Erfüllung gegangen, so Hörtler. Schirmherrschaftsministerin Ulrike Scharf unterstrich in ihrem tiefgründigen Grußwort nicht nur die Leistung der Sudetendeutschen beim Wiederaufbau Bayerns nach dem Zweiten Weltkrieg, sondern würdigte auch den jahrzehntelangen Einsatz für Demokratie und Europa. „In diesem Jahr steht viel auf dem Spiel. Die Europawahl und die Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg sind Schicksalswahlen“, sagte

Mit über 350 Gästen war der Festsaal im Löwenbräukeller am Dienstagabend gut gefüllt.

Fotos: Torsten Fricke

Begrüßung: Steffen Hörtler, Landesobmann der SL Bayern.

Grußwort: Schirmherrschaftsministerin Ulrike Scharf.

Festrede: Volksgruppensprecher Bernd Posselt.

Scharf und warnte davor, daß Populisten weiter Oberwasser bekommen. Die Ministerin: „Es geht jetzt um das große Ganze. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen und Flagge zu zeigen für unsere Demokratie.“ Die Sudetendeutschen seien dabei schon immer vorangegangen, wie die 1950 verkündete Charta der deutschen Heimatvertriebenen eindrucksvoll belege. Bernd Posselt, der Sprecher

der Sudetendeutschen Volksgruppe und langjähriger Europaabgeordneter, widmete sich zu Beginn seines Festvortrages den (sudeten-)deutsch-tschechischen Beziehungen, die mit dem Staatspräsidenten Petr Pavel noch einmal einen positiven Schub bekommen haben. „Präsident Pavel hat in dem einen Jahr seiner Amtszeit mehr erreicht, als seine beiden Vorgänger in insgesamt zwanzig

Jahren.“ Es sei für ihn, so Posselt, deshalb eine Ehre, daß er der Landesgruppe Bayern nicht nur als Sprecher zum 75. Jubiläum gratulieren könne, sondern auch die besten Wünsche des tschechischen Staatsoberhauptes überbringen dürfe. Einen ausführlichen Bericht über die Festveranstaltung der Landesgruppe Bayern zum 75. Jubiläum lesen Sie in der nächsten Ausgabe. Torsten Fricke

Auszug aus der Gästeliste: Die Landtagsabgeordneten Dr. Andrea Behr, Kerstin Celina , Martina Gießübel, Volkmar Halbleib, Andreas Jäckel, Manuel Knoll, Jürgen Mistol, Markus Saller, Martin Scharf, Kerstin Schreyer und Josef Zellmeier, Bezirkstagspräsident Thomas Schwarzenberger, Stadtrat Michael Dzeba, Landrat Dr. Oliver Bär (Hof), Erster Bürgermeister Robert Pötzsch (Waldkraiburg), Bürgermeister Johannes Oswald (Grafing), Bezirksheimatpfleger Clemens Knobling (Niederbayern), Antisemitismusbeauftragter Dr. Ludwig Spaenle, Martin Kastler (Bayerische Repräsentanz in Prag), Monsignore Dr. Alexander Hoffmann (Erzbistum), Erzpriester Apostolos Malamoussis, Karls-Preisträger Milan Horáček, David Macek (Meeting Brno), Blanka Navratová (Tschechisches Zentrum), Richard Šulko, Generalkonsul Vladimir Duvnjak (Kroatien), Generalkonsul Süalp Erdoğan (Türkei), Jörg Raab (Volksbund Kriegsgräberfürsorge), Präsident Franz Xaver Peteranderl (Handwerkskammer), Prof. Dr. Bernd Fabritius (BdV), Brunhilde Reitmeier-Zwick (Karpatendeutsche Landsmannschaft), Christa Naaß (Präsidentin der Sudetendeutschen Bundesversammlung), Altpräsident Reinfried Vogler, Dr. Ortfried Kotzian (Sudetendeutsche Stiftung), Abrecht Schläger (Seliger-Gemeinde), Hans Knapek (Sudetendeutsches Sozialund Bildungswerk), Ursula Haas (Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste), Bundeskulturreferent Prof. Dr. Ulf Broßmann, Franz Longin (Heimatrat), Dr. Stefan Planker (Sudetendeutsches Museum), Heimatpflegerin Christina Meinusch, Landesobmann Klaus Hoffmann (Baden-Württemberg) und Landesobmann Rudolf Fischer (Berlin).


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