Sudetendeutsche Zeitung 15. März 2024 Ausgabe 11 Pay

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MdB Knut Abraham: Müssen Pavel-Initiative unterstützen (Seite 3)

Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

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Jahrgang 76 | Folge 11 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 15. März 2024

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Vierthöchster Wert im Vergleich aller EU-Regionen beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in Kaufkraftstandards

Prag steigt zu einer der reichsten Regionen in Europa auf

74 . S U D E T E N D E U T S C H E R TAG 17 . B I S 19 . M A I 2 0 2 4 IN AUGSBURG

Sudetendeutsche und Tschechen – miteinander für Europa

Prag hat innerhalb der Europäischen Union den vierthöchsten Lebensstandard, hat die EuropäStatistikbehörde Eurostat HEIMATAUSGABEN ische jetzt für 2022 ermittelt. 2021 war IN DIESER ZEITUNG die tschechische Hauptstadt Die Zeitung der auf Sudetendeutschen noch Platz fünf.Landsmannschaft

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Mitteilungsblatt für den früheren Gerichtsbezirk Zuckmantel im Altvatergebirge

Die Präsidenten Zuzana Čaputová und Petr Pavel besuchten im April 2023 gemeinsam die Ukraine. Foto: Kancelář Prezidenta Republiky

Slowakische Präsidentin:

Čaputová zum Abschied nach Prag Bevor am 23. März in der Slowakei ein neues Staatsoberhaupt gewählt wird, besucht die scheidende Präsidentin Zuzana Čaputová am kommenden Montag Prag – eine Abschiedsvisite mit Symbolcharakter.

S

eit dem Amtsantritt des Populisten Robert Fico in Preßburg sind die Beziehungen zwischen Tschechien und der Slowakei auf einem Tiefpunkt. Ein Streitthema ist die Unterstützung der Ukraine. Mit Peter Pellegrini könnte ein Fico-Anhänger jetzt auch noch Staatspräsident werden. Vor einem Jahr war das noch anders. Im April 2023 besuchten die Präsidenten Petr Pavel und Zuzana Čaputová gemeinsam die Ukraine, um die Solidarität ihrer Länder gegen den russischen Überfall auszudrücken. In Prag werden die beiden Präsidenten an der Premiere eines neuen Dokumentarfilms über Václav Havel teilnehmen.

ie wirtschaftliche Lage ist inHEIMATBOTE

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nerhalb der Europäischen Union sehr unterschiedlich. Die Statistiker haben deshalb die sogenannte Nuts-Hierachie (Nomenclature des unités territoriales statistiques) entwickelt. Dabei stellt die Hierachieebene Nuts 0 die Nationalstaaten dar. Viel interessanter ist aber die Ebene Nuts 2, in der mittelgroße Regionen zusammmengefaßt werden. Um die Wirtschaftskraft dieser Regionen miteinander vergleichen zu können, analysieren die Statistiker das jeweilige Bruttosozialprodukt, also den Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen abzüglich aller Vorleistungen innerhalb eines Jahres. Hier ist die Île-de-France mit Paris mit 783 Milliarden Euro deutlicher Spitzenreiter vor der Lombardei (440 Milliarden Euro) und Oberbayern (320 Milliarden Euro). Manko dieser Betrachtung: Ein hohes Bruttosozialprodukt sagt wenig über den Lebensstandard der Bürger aus, zumal dann nicht, wenn auch ein vergleichsweises gutes Einkommen durch hohe Ausgaben, zum Beispiel bei der Miete, wieder egalisiert wird. Die Statistiker haben deshalb für die einzelnen Regionen das sogenannte Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in Kaufkraftstandards errechnet, indem das Währungs- und Preisniveau berücksichtigt wird. Dabei wird der EU-Durchschnitt als Indexwert 100 genommen. Nach den jetzt veröffentlichten Daten der EU-Statistikbehörde Eurostat ist die Region Prag vom fünften Platz in 2021 auf den vierten Platz in 2022 aufgestiegen. Mit einem Wert von 207 Prozent liegt die tschechische Hauptstadt mehr als dop-

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Mit einem Wert von 207 Prozent ist das kaufkraftbereinigte Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt in Prag mehr als doppelt so hoch wie im EU-Durchschnitt. Spitzenreiter ist der Süden Irlands mit 286 Prozent. Als erste deutsche Region kommt Hamburg mit 195 Prozent auf dem sechsten Platz. Grafik: Sudetendeutsche Zeitung, Foto: Czech Tourism/DaLiu/shutterstock.com pelt über dem EU-Durchschnitt. Spitzenreiter sind der Süden Irlands (286), Luxemburg (257) sowie Ost- und Mittelirland (239). Als erste deutsche Region kommt Hamburg mit 195 auf Platz sechs. Oberbayern, beim Bruttoinlandsprodukt noch mit Abstand Deutschlands führende Region, landet mit 169 auf Platz neun. Ein Grund sind die extrem hohen Mietkosten insbesondere in München. Ähnlich, wenn auch auf einer weitaus simpleren Basis, ist der sogenannte Big-Mac-Index ein Gradmesser für die jeweilige Kaufkraft. Er richtet sich nach dem jeweiligen Preis des gleichnamigen Hamburgers von McDonald‘s.

Demnach kostete im November 2022 mit 7,75 Dollar ein Bic Mac in der Schweiz sowie in Liechtenstein weltweit am meisten. Zum Vergleich: In Pakistan verlangte McDonald‘s für das gleiche Produkt nur 1,91 Dollar, also rund ein Viertel. Auch der Big-Mac-Index zeigt, daß man in Tschechien mehr für sein Geld bekommt. Während in Deutschland 6,08 Dollar und in Österreich 4,65 Dollar zu zahlen waren, waren es im Vergleichszeitraum in Tschechien 4,44 Dollar. Dennoch ist das Einkaufen in Tschechien nicht generell günstiger. So hatte Premierminister Petr Fiala im November 2023 höchstpersönlich in Eger und

Waldsassen unter anderem Nutella, Ketchup sowie Eier, Milch und Tomaten eingekauft und danach in seinem Facebook-Video geklagt: „In Tschechien ist alles entweder teurer oder wird in kleineren Verpackungen verkauft.“ Selbst tschechisches Bier gibt es in den grenznahen Getränkemärkten in Bayern und Sachsen oft deutlich günstiger. Zumindest in seinem Heimatland kam die Einkaufstour im Stil einer RTL-Reportage damals nicht besonders gut an. So beteiligten sich an einer Umfrage von novinky.cz 26 000 Leser. Davon bewerteten 86,4 Prozent die Aktion des Regierungschefs als negativ. Nebeneffekt: Petr Fiala, lang-

jähriger Professor für Politikwissenschaften und von 2004 bis 2011 Rektor der Masaryk-Universität in Brünn, bekam einen Spitznamen: „Prof. Nutella“. Mittlerweile dürften sich die Wogen aber geglättet haben, da die Inflationsrate auch im NichtEuro-Land Tschechien sinkt. So hatte das Tschechische Statistikamt noch für den Januar 2023 einen schwindelerregenden Wert von 17,5 Prozent gemeldet. Ein Jahr später, im Januar 2024, waren es 2,3 Prozent und im Februar sogar nur noch 2,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch EU-weit sinkt die Inflationsrate und wird für das gesamte Jahr 2024 auf 2,8 Prozent geschätzt. Torsten Fricke

Auf dem Kaadener Friedhof am Mahnmal für die Toten des 4. März 1919

Gedenkakt und Eklat Eine eindrucksvolle, vom Heimatkreisbetreuer von Kaaden an der Eger, Lothar Grund, liebevoll organisierte Gedenkfeier am Mahnmal für die Kaadener Toten des 4. März 1919, verlief am Samstag würdig, aber endete mit einem Eklat.

N

achdem in versöhnlichen Ton und mit historischem Tiefgang gehaltenen Reden des Bürgermeisters Jan Losenický von der tschechischen Stadt Kaaden, die das zweisprachige Mahnmal vorbildlich ehrt und pflegt, des Sprechers der Sudetendeutschen Volksgruppe Bernd Posselt und – auf tschechisch – der stellvertretenden Landesobfrau der SL Bayern, Margaretha Michel,

ergriff das Mitglied einer von der Sudetendeutschen Landsmannschaft abgesplitterten Gruppe aus Sachsen, das der AFD angehört, das Wort. Er relativierte Putins Schuld am von Rußland entfesselnden Angriffskrieg, äußerte sich antieuropäisch und brachte einen scharfen, national geprägten Ton in die sensible Feierstunde. Dabei hob er auch die Anwesenheit eines AfD-Bundestagsabgeordneten hervor, ohne dessen Namen zu nennen. Volksgruppensprecher Bernd Posselt reagierte prompt mit einem lautstarken Widerspruch, indem er betonte, daß die Sudetendeutsche Landsmannschaft „mit dem Rechtsextremisten

von der AfD“ nichts zu tun habe und kritisierte den „Nationalismus und Putinismus“ des Redners. Solche Töne hätten auf einer Gedenkfeier für die Toten des 4. März 1919, die friedlich für Demokratie und Selbstbestimmungsrecht demonstrierten, nichts zu suchen, so Posselt. Die Feierstunde, an der auch Bayerns Landesobmann Steffen Hörtler und der Regionalvorsitzende der Deutschen Minderheit, Richard Ŝulco, als Ehrengäste teilnahmen, endete würdig mit einem geistlichen Wort und einem Gebet des Kaadener Dekans Josef Čermák. Weitere Berichte über das Gedenken zum 4. März 1919 auf den Seite 9 und 10.

54 Sudetendeutsche wurden bei der blutigen Niederschlagung der landesweiten Demonstrationen am 4. März 1919 erschossen. Mit 25 Toten gab es die meisten Opfer in Kaaden. Bei dem Gedenken auf dem Friedhof (von links): Übersetzerin Irena Lenčová, Bürgermeister Jan Losenický, Volksgruppensprecher Bernd Posselt und Heimatkreisbetreuer Lothar Grund. Foto: Ulrich Möckel


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