Sudetendeutsche Zeitung 8. März 2024 Ausgabe 10 Pay

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SL-Landesgruppe Bayern: Festakt zum 75. Jubiläum (Seite 4)

Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE

Jahrgang 76 | Folge 10 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 8. März 2024

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Sudetendeutsche und Tschechen – miteinander für Europa

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Realisierten die Ausstellung: Dr. Lilia Antipow (HdO), Fotografin Annette Hempfling und Heimatpflegerin Christina Meinusch. Fotos: Torsten Fricke

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Neue Ausstellung im Sudetendeutschen Haus:

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VOLKSBOTE In der Wischauer Festtagstracht gekleidet sorgte das Duo Hardl & Burgl für die musikalische Umrahmung.

Noch bis zum 28. März ist im Sudetendeutschen Haus die Ausstellung „Tracht(en)Kunst. Foto-Diptychon-Montagen zur Wischauer Festtagstracht“ zu sehen, die am Dienstagabend eröffnet worden ist.

nter den Gästen waren die Beauftragte Dr. Petra Loibl und Volksgruppensprecher Bernd Posselt. Den Festvortrag hielt Trachtenmuseumsleiter Jan Kuča. Ausführlicher Bericht in der nächsten Ausgabe.

Bundesweite Kritik an der Cancel-Culture-Kampagne in Pullach gegen den weltberühmten Kinderbuchautor aus Reichenberg

„Unheilige Allianz der Woken und der Doofen“ gegen Otfried Preußler B 04053 B 04053 B 04053 B 04053

Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt- und Landkreis Mitteilungsblatt desvereinigt Heimatverbandes e. V.und Landkreis Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtmitder Karlsbader

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Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt- und Landkreis Mitteilungsblatt desvereinigt Heimatverbandes e. V.und Landkreis Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtmitder Karlsbader Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin

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Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin 66. JAHRGANG Jänner 2016 FOLGE 1 66. JAHRGANG JAHRGANG 72.

Jänner 2016 Dezember 2022

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Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin

Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin 66. JAHRGANG Jänner 2016 FOLGE 1 66. JAHRGANG JAHRGANG 72.

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Dezember ... und Friede den Menschen auf Erden.

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Holzschnitt W. Klemm

Die Präsidenten Emmanuel Macron und Petr Pavel. Foto: České Televice

Ukraine und Atomkraft:

Dezember ... und Friede den Menschen auf Erden.

Holzschnitt W. Klemm

Macron zu Gast in Prag Bei seinem Staatsbesuch am Dienstag in Prag ist Frankreichs Präsident Emmanuel Macron von Präsident Petr Pavel und Premierminister Petr Fiala empfangen worden.

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Unter der Leitung von Pullachs Erster Bürgermeisterin Susanne Tausendfreund von den Grünen will der Zweckverband Otfried-Preußler-Gymnasium am Mittwoch, 13. März, darüber abstimmen, die Schule nicht mehr nach dem weltberühmten Kinderbuchautor zu benennen. Diese Form der Cancel Culture im Münchner Nobel-Vorort hat heftige Kritik aus gelöst.

eherrschende Themen waren bei beiden Treffen die militärische Unterstützung der Ukraine sowie der Ausbau der Kernenergie. So nahm Macron am Abend auch an einem tschechisch-französischen Kongreß zum Thema Kernenergie teil. Er habe mit Macron an „unser erfolgreiches Treffen im Dezember in Paris“ angeknüpft, twitterte im Anschluß Präsident Pavel. Der französische Präsident würdigte in seinem Statement die tschechische Initiative zur Beschaffung von Artilleriemunition für die Ukraine durch mehrere europäische Staaten. Frankreich werde sich dem Vorhaben anschließen, bekräftigte Macron.

ereits 2015 hat der Literaturhistoriker Dr. Peter Becher in der Kulturzeitschrift Sudetenland über den Reichenberger Otfried Preußler berichtet, der Anfang der 1940er Jahre als Jugendlicher in seinem Erstlingswerk „Erntelager Geyer“ die HitlerJugend verherrlicht hatte. „An diesem Erstling Preußlers gibt es nichts zu beschönigen. Man darf aber nicht vergessen, daß der Autor nach drei Jahren Ostfront, fünf Jahren in sowjetischen Kriegsgefangenenlagern und der Vertreibung aus der Heimat mit dem braunen Gedankengut restlos gebrochen und ein auf Toleranz und Völkerverständigung hinorientiertes Lebenswerk aufgebaut hat“, hat vor Wochen Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, in der Sudetendeutschen Zeitung vor einer posthumen Hexenjagd auf den Vater der kleinen Hexe gewarnt. Auch Becher, seit 2019 Vorsitzender des Adalbert-StifterVereins, hat dem Otfried-Preußler-Gymnasium „dringend abgeraten“, den Namen zu canceln. „Meiner Meinung nach ist ein differenziertes Preußlerbild, das auch Spannungen enthält, gerade für Schüler lehrreicher als ein lupenreiches Idol“, so Becher. „Problematisch für die Lernenden (sic!)“, so behauptete dagegen Schuldirektor Benno Fischbach in seinem Cancel-Antrag, „erscheinen auch die in einigen Werken dargestellten frag-

Namensstreit am Otfried-Preußler-Gymnasium in Pullach. Von links: Otfried Preußler, Staatsministerin Anna Stolz, Dr. Peter Becher und Erste Bürgermeisterin Susanne Tausendfreund. Fotos: Francis König, Torsten Fricke (2), Tausendfreund

würdigen Konfliktlösungsstrategien durch Gewalt und/oder Hexerei.“ Der Oberstudiendirektor erntete für diesen oberlehrerhaften Unsinn bundesweit Hohn und Spott. „Es ist wie bei anderen Beispielen für das Canceln. Sie sind von einer solchen Dummheit, daß es wehtut“, wetterte Jürgen Kaube, einer der Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, in einem Leitartikel. „In Pullach fließen zwei Trends der Zeit zusammen: Man hat von nichts eine Ahnung, aber zu allem eine Meinung. Und alles, was irgendwie im Entferntesten anstößig sein könnte oder unseren tagesaktuellen moralischen Ansprüchen nicht mehr genügt, muß verschwinden“, haut Matthias Iken im Hamburger Abendblatt in die gleiche Kerbe. Das Bittere sei zudem, daß es „kaum einen besseren antifaschisti-

schen Roman als ,Krabat‘“ gäbe. „Es ist zugleich meine Geschichte, die Geschichte meiner Generation“, hatte Preußler damals sein Werk erklärt. „Wenn die neuen Volksverführer von rechts das Buch ablehnten, man könnte es verstehen“, so das Hamburger Abendblatt: „Aber nun sind es oftmals woke Linke, die bei allem, was vor dem Jahr 2000 verfaßt oder verfilmt wurde, zu Beruhigungsmitteln greifen müssen.“ Otfried Preußler auf den Index zu setzen, sei demnach eine „unheilige Allianz der Woken und der Doofen“. „Kann man es mit der politischen Korrektheit auch übertreiben“, fragt Julia Rathcke in der Saarbrücker Zeitung und stellt am Ende ihres Artikels fest: „Die Sensibilität, die Jung und Alt in Bezug auf Vergangenes heute an den Tag legen, ist bemerkenswert. Sie darf aber nicht zu dem

Automatismus führen, Personen allein danach zu be- und zu verurteilen. Das Werk Preußlers bleibt bestehen, sein Vermächtnis ist größer als die Verführung in seiner Jugend.“ „Man weiß nicht, ob der fragliche Schulleiter, ein Mathematikund Physiklehrer, einfach nur literaturblind ist oder ob er versucht, Fleißsternchen in Sachen Zeitgeistkonformität einzuheimsen. Auf jeden Fall ist der Zeitgeist so, daß er mit der Mehrdeutigkeit der Literatur, mit Mehrdeutigkeit überhaupt, mit der Wandelbarkeit des Lebens, mit biografischen Brüchen, mit Ironie und Witz immer schlechter zurechtkommt. Alles muß eindeutig sein, geradeaus, humorfrei, sauber. Geschichte wird lieber überschrieben und wegzensiert, als sie zu erklären. Das wäre ja auch zu anstrengend“, schreibt Susanne Gaschke in der

Neuen Zürcher Zeitung. Preußler habe zwar nie über sein Frühwerk gesprochen, aber vielleicht habe er sich für seine jugendliche Verführbarkeit geschämt – „so wie Günter Grass (Waffen-SS) oder Christa Wolf (Stasi)?“, meint die NZZ-Journalistin und erteilt dem Schulleiter und den „ihm offenbar stumpf hinterhertrottenden Lehrern, Eltern und Schülern“ Nachhilfe im Fach Deutsch: „Preußler schuf allerdings mit dem Roman ,Krabat‘ ein Meisterwerk, das eindringlich vor der Faszination des Bösen warnt. Gymnasiasten könnten aus ,Krabat‘ mehr darüber lernen, was es kostet, einer überwältigenden Ideologie zu widerstehen, als auf der nächsten Demo ,gegen rechts‘“. Auffällig sei, daß sich die Säuberungsbestrebungen besonders häufig gegen Bücher richten würden, die Kindern und Jugendlichen besonders gut gefallen, analysiert die NZZ-Autorin und zieht als Fazit: „Vielleicht spüren die politisch Korrekten, daß gute Literatur tatsächlich gefährlich ist. Sie ist so verführerisch wie Ideologie – nur verführt sie zum Selberdenken.“ In der Sitzung der Zweckverbandsvollversammlung, die aus jeweils drei Vertretern der Gemeinde Pullach, des Landkreises München und der Landeshauptstadt München besteht, ist für eine Namensänderung eine Dreiviertelmehrheit notwendig. Setzt sich Pullachs grüne Bürgermeisterin mit der CancelCulture-Kampagne durch, geht der Antrag weiter ans Bayerische Kultusministerium als oberste Dienstaufsichtsbehörde. Auf die Frage der Sudetendeutschen Zeitung, wie man dort entscheiden werde, sagte Ministerin Anna Stolz (Freie Wähler): „Wenn das erfolgt ist, und der Antrag bei mir eingeht, dann werde ich das prüfen mit der nötigen Sensibilität.“ Torsten Fricke


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