Sudetendeutsche Zeitung 23. Februar 2024 Ausgabe 8 Pay

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Vertriebenenbeauftragte Petra Loibl auf dem Heiligenhof (S. 2)

Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE

Jahrgang 76 | Folge 8 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 23. Februar 2024

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74 . S U D E T E N D E U T S C H E R TAG 17 . B I S 19 . M A I 2 0 2 4 IN AUGSBURG

Sudetendeutsche und Tschechen – miteinander für Europa

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Demo gegen das iranische Mullahregime. Fotos: Torsten Fricke

Bayerns Innenminister:

Proteste verliefen friedlich Es war der größte Polizeieinsatz in der Geschichte der Sicherheitskonferenz: 5500 Polizisten haben von Freitag bis Sonntag das hochrangige Treffen im Bayerischen Hof und den angrenzenden Gebäuden geschützt.

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ie Sicherheitsbehörden hätten „nicht zuletzt aufgrund des angespannten Weltgeschehens und der höchsten Teilnehmerzahl in der Geschichte der Münchner Sicherheitskonferenz eine komplexe Einsatz- und Versammlungslage zu bewältigen“ gehabt“, erklärte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und zog am Sonntagnachmittag ein positives Fazit: „Das ist ihnen mit Bravour gelungen.“ Auch die zwei Dutzend Demonstrationen seien weitestgehend friedlich verlaufen, so Herrmann. Die größte Demonstration stand unter dem Motto „Kriegstreiber unerwünscht“ und hatte laut Polizei am Samstag rund 2500 Teilnehmer.

„Kriegstreiber unerwünscht“: Demo gegen die Sicherheitskonferenz.

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Am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz demonstrierten am Samstag Hunderte von Ukrainern vor der Feldherrenhalle gegen Putins Angriffskrieg und für weitere Waffenlieferungen des Westens. Fotos: Torsten Fricke

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf dem Weg vom Bayerischen Hof zu einem Treffen mit der US-amerikanischen Delegation.

60. Münchner Sicherheitskonferenz: Tschechiens Staatsoberhaupt hat 800 000 Schuß Granatmunition für die Ukraine im Gepäck VOLKSBOTE

Präsident Petr Pavel: Rußland darf nicht wegen unserer Kriegsmüdigkeit siegen

„Wir haben das gleiche Verständnis für die Lage in der Ukraine“, hat Tschechiens Staatspräsident Petr Pavel im Gespräch mit der Sudetendeutschen Zeitung auf der 60. Münchner Sicherheitskonferenz das aktuelle Verhältnis zwischen Tschechien und Deutschland beschrieben.

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undeskanzler Scholz würde sich klar und deutlich für die weitere Unterstützung der Ukraine aussprechen. Ebenso unterstreiche Scholz die Notwendigkeit, die eigenen Verteidigungsfähigkeiten in Europa auszubauen. „Das entspricht exakt unserer Haltung in der Außen- und Sicherheitspolitik“, sagte Pavel der Sudetendeutschen Zeitung. Auch bei anderen Themen, so Pavel, sei man auf verschiedenen Ebenen im engen Austausch und habe zahlreiche Projekte vereinbart. „Die tschechisch-deutschen Beziehungen sind die besten der vergangenen Jahrzehnte“, sagte Pavel und lobte dabei auch seine Gesprächspartner in Bayern und Sachsen, insbesondere die Ministerpräsidenten Markus Söder und Michael Kretschmer. Am Samstagabend traf sich Pavel mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, den er als erstes Staatsoberhaupt eines Nato-Staates kurz nach Kriegsbeginn in Kiew besucht hatte. Pavel kam nicht mit leeren Händen. „Wir haben eine halbe

Tschechiens Staatspräsident Petr Pavel im Gespräch mit Christian Schmidt, Hoher Repräsentant für Bosnien und Herzegowina.

Wiedersehen in München: die Staatspräsidenten Petr Pavel ud Wolodymyr Selenksyi. Fotos: Tschechische Botschaft/Kancelář Prezidenta Republiky

Million Schuß Munition des Kalibers 155 Millimeter und 300 000 Schuß Munition des Kalibers 122 Millimeter identifiziert, die wir innerhalb von Wochen der Ukraine liefern können“, sagte Pavel. Die 155-Millimeter-Artilleriegranaten gehören zur Standardmunition der Nato. Und die 122-Millimeter-Granaten können unter anderem in Haubitzen sowjetischer Bauart verwendet werden. Angaben, woher die Munition kommt, machte Pavel nicht. Klar ist nur, daß es sich bei den Lieferanten um NichtEU-Länder handelt, die aus politischen Gründen nicht direkt in die Ukraine liefern können. Geklärt werden müsse, so Pavel, die Finanzierung. Hier sei man

sehr spezifisches und informatives Treffen mit dem Präsidenten der Tschechischen Republik, Petr Pavel. Wir besprachen die Verteidigungsunterstützung für die Ukraine, die Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den Verteidigungsindustrien unserer Länder und die gemeinsame Waffenproduktion.“ „Die Ukraine muß wissen, daß sie in ihrem Kampf nicht allein ist. Der Aggressor darf nicht wegen unserer Kriegsmüdigkeit siegen“, erklärte Pavel und zeichnete ein düsteres Bild: „Die Lage auf dem Schlachtfeld hat sich seit dem letzten Jahr erheblich verändert. Sie ist nicht gut.“ Rußland habe aus vielen Fehlern gelernt, seine Taktik geändert und die Wirtschaft auf Kriegsniveau

Präsident Petr Pavel und Botschafter Tomáš Kafka. in Gesprächen mit Deutschland und weiteren Nato-Partnern. Vieldeutig twitterte Selenskyi, der 2022 von der Sudetendeutschen Landsmannschaft mit dem Karls-Preis auszeichnet wurde, nach dem Treffen: „Ich hatte ein

gebracht hat. „Rußland kümmert sich nicht um menschliche Ressourcen, und Präsident Wladimir Putin arbeitet an sichtbaren Erfolgen vor den Präsidentschaftswahlen“, sagte Pavel. Im Bayerischen Hof traf Pavel, der von Botschafter Tomáš Kafka begleitet wurde, auch Christian Schmidt. Der Hohe Repräsentant für Bosnien und Herzegowina. und ehemalige Bundesminister engagiert sich als Co-Vorsitzender des Beirates des DeutschTschechischen Gesprächsforums als Brückenbauer und ist dafür gemeinsam mit dem tschechischen Co-Vorsitzenden Libor Rouček im vergangenen Jahr mit dem Sudetendeutschen KarlsPreis ausgezeichnet worden (siehe Seite 3). Torsten Fricke

Vorstoß des Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder für eine bessere Ausstattung der Bundeswehr

„Verteidigungsetat auf drei Prozent erhöhen“ Auf dem Transatlantischen Forum der CSU, das traditionell vor der Eröffnung der Münchner Sicherheitskonferenz stattfindet, hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder eine deutliche Verbesserung der Verteidigungsfähigkeiten gefordert.

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eutschland müsse massiv in die Bundeswehr investieren, sagte Söder und forderte kon-

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Ministerpräsident Markus Söder und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Foto: Torsten Fricke

kret eine dauerhafte Erhöhung des Verteidigungsbudgets auf drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes, also deutlich oberhalb der Nato-Vorgabe von zwei Prozent. „Es muß mehr investiert werden, unsere Freiheit muß es uns wert sein“, sagte Söder bei dem Treffen, an dem EU-Kommissionspräsidentin Ursula von Leyen und Nato-Generalsekretär Jens

Stoltenberg als Ehrengäste teilnahmen. Mit Blick auf Hilfsgelder im Ukraine-Krieg sagte Söder, es sei schäbig, wenn um jede Milliarde gezockt werde. Er lobte das neue Sicherheitsabkommen der Bundesregierung, machte aber klar, daß den Worten auf dem Papier nun schnell Entscheidungen – auch zugunsten von TaurusFlugkörpern – folgen müßten.


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AKTUELL · MEINUNG

Sudetendeutsche Zeitung Folge 8 | 23.2.2024

AUS UNSEREM PRAGER BÜRO

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er Pfarrer der deutschsprachigen katholischen Gemeinde Prag, Lothar Vierhock, hat am 7. Februar das Sudetendeutsche Büro besucht, um über seinen neuen Wirkungsort und seine Arbeit zu sprechen. Bevor er an die Moldau kam, war er an exotischeren Orten tätig, wie in Hongkong und Moskau. Da SL-Büroleiter Peter Barton in den Jahren zwischen 1996 und 2002 öfter die Russische Föderation besucht hatte, wo er Pate eines jungen deutschstämmigen Mannes aus Omsk wurde, konnte er mit seinem Besucher ausführlich über die aktuelle Lage der katholischen Kirche in diesem großen Land sprechen. Was Vierhocks Arbeit in der Tschechischen Republik betrifft,

PRAGER SPITZEN

kann er an die Erfolge seiner Vorgänger anknüpfen, die bereits in der goldenen Stadt tätig waren. Barton, selbst Mitglied der Marianischen Kongregation in München, fand mit Vierhock schnell ein gemeinsames Gesprächsthema, da dieser aus der früheren DDR stammt, wo die damals verfolgte tschechische katholische Kirche große Hilfe gefunden hatte, denn das Leben der dortigen Katholiken war wesentlich freier als das ihrer Glaubensbrüder in der Tschechoslowakei. Der nächste Termin Vierhocks ist sein Besuch am 27. März beim Monatstreffen des Kulturverbandes der Deutschen im Prager Haus der nationalen Minderheiten. Barton freut sich auf eine gute Zusammenarbeit mit diesem engagierten Geistlichen.

Bauernproteste jetzt auch in Prag

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Vor-Ort-Termin am vergangenen Freitag in Bad Kissingen

Beauftragte Petra Loibl sagt Heiligenhof Unterstützung zu Die neue Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, MdL Dr. Petra Loibl, hat gemeinsam mit ihrem Mitarbeiter Dr. Thomas Lill am vergangenen Freitag den Heiligenhof besucht.

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ei ihrem Besuch auf dem Heiligenhof wurden Loibl und Lill vom Direktor des Heiligenhofs, Steffen Hörtler, dem Schatzmeister der Stiftung Sudetendeutsches Sozial- und Bildungswerk (SSBW), Robert Wild, Studienleiter Gustav Binder sowie dem Bildungsmanager Ulrich Rümenapp begrüßt. Die promovierte Tierärztin und Landwirtin aus dem Landkreis Dingolfing ist seit 2018 Mitglied des Bayerischen Landtags. Hörtler führte die Gäste in die Geschichte und Gegenwart des Heiligenhofs als „erstem kollektiven Eigentum einer Vertriebenengruppe überhaupt“ ein. Der Heiligenhof, ein Herrenhaus am Rande von Bad Kissingen, wurde 1952 vom damals gegründeten Verein Sudetendeutsches Sozialwerk gekauft und zum Zwekke der gemeinschaftspflegenden und kulturellen Kinder-, Jugendund Verbandsarbeit über mehr als 70 Jahre genutzt. Die Geschichte des Heiligenhofs ist eine „unendliche Baugeschichte“ von An- und Erweiterungsbauten und Modernisierungen, zuletzt bald vor 25 Jahren mit dem Neubau des Seminarhauses mit Tagungsräumen. Seither hat der Heiligenhof seine Gäste- und Übernachtungszahlen stetig steigern können, so daß im Jahr 2023 über 40 000 Übernachtungen getätigt wurden. Der Heiligenhof ist die mo-

Der neue Speisesaal im Rohbau. Kleines Foto: Vertriebenenbeauftragte Petra Loibl mit (von links) Bildungsmanager Ulrich Rümenapp, Schatzmeister Robert Wild, Stiftungsdirektor Steffen Hörtler und Studienleiter Gustav Binder vor dem Heiligenhof. Fotos: Heiligenhof/K. Denner dernste Bildungsstätte in Unterfranken mit über 220 Betten und vielfältigsten Gruppen- und Tagungsräumen. Als unzureichend für den Tagungsbetrieb haben sich die Speiseräume wegen der beengten Verhältnisse und mehreren Ebenen erwiesen, und auch bei der Küche kündigt sich Modernisierungs- und Rationalisierungsbedarf an. So wurde vom Vorstand des Trägers, mittlerweile die Stiftung Sudetendeutsches Sozial- und Bildungswerk, vor knapp fünf Jahren beschlossen, eine neue Küche und einen Speisesaal zu bauen sowie weitere Veranstaltungsräume. Hierfür war eine Förderung durch den Freistaat Bayern in Höhe von zwei Millionen Euro in Aussicht gestellt worden. Aufgrund der Corona-Pandemie

konnten diese Mittel dann zunächst nicht bereitgestellt werden. Dies gelang dank politischer Fürsprache nahezu aller Parteien im Bayerischen Landtag schließlich doch. Im Dezember 2022 wurde in Anwesenheit von Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf die Grundsteinlegung vorgenommen. Derzeit laufen die Arbeiten zum Innenausbau. Petra Loibl nahm den Rohbau in Augenschein und zeigte sich von den Ausmaßen des Baues beeindruckt, auch daß der Träger den Neubau zu etwa zwei Dritteln durch Spenden und Nachlässe sowie Kreditaufnahmen selbst finanzieren wird. Ulrich Rümenapp und Gustav Binder stellten die politisch-historisch-kulturelle Bildungsar-

beit mit dem Schwerpunkt „Die Deutschen und ihre östlichen Nachbarn“ vor. Partner und Zielgruppen dieser Arbeit sind Vertriebene und ihre Nachkommen, Aussiedler, Angehörige deutscher Minderheiten im östlichen Europa, Kinder, Jugendliche, Studenten und interessierte Laien. Der Heiligenhof braucht für diese internationale Arbeit jährlich rund 500 000 Euro Fördermittel. Es bestehen Kontakte zu Schulen, Hochschulen und anderen zivilgesellschaftlichen Einrichtungen vor allem in Tschechien, Polen, Ungarn, der Ukraine und Rumänien. Die Fördermittel wurden bisher allein auf dem Projektweg bei rund zehn verschiedenen Förderern eingeworben. Seit 2023 fördert das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales die kulturelle Bildungsarbeit des Heiligenhofs mit jährlich 300 000 Euro, was eine große Entlastung bedeutet und die Existenz des Heiligenhofs und seines Hauptzweckes, der Bildungs-, Begegnungs- und Erinnerungsarbeit, sichert. Die Beauftragte war beeindruckt und versprach, den Heiligenhof und die sinnvolle und segensreiche Arbeit im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiterhin zu unterstützen. Der Heiligenhof werde durch die bald modernisierte Ausstattung und durch die Bildungsarbeit krisen- und zukunftsfest gemacht, so Hörtler: „Als Einrichtung ist der Heiligenhof dem Vermächtnis der deutschen Heimatvertriebenen, aber auch der Verständigung und Versöhnung mit den östlichen Nachbarn gewidmet.“

Verdienstmedaille für die erste Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene

Landesgruppe ehrt Sylvia Stierstorfer „Du hast mit Liebe, Herzblut und Freundlichkeit dieses Amt ausgeführt – für alle Vertriebenen, vor allem aber für die Sudetendeutschen.“ Mit diesen Worten hat Steffen Hörtler, Landesobmann Bayern und stellvertretender Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft, der langjährigen Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, Sylvia Stierstorfer, für ihr fünfjähriges Wirken gedankt.

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Landesobmann Steffen Hörtler bedankt sich bei Sylvia Stierstorfer für ihr großes Engagement als Vertriebenenbeauftragte. Foto: Markus Bauer

m Rahmen eines feierlichen Abendessens verlieh Hörtler der ehemaligen Landtagsabgeordneten im Bischofshof Regensburg die Verdienstmedaille der

SL-Landesgruppe Bayern, die höchste Auszeichnung, welche die Landesgruppe vergibt. „Es war eine kluge Idee von Ministerpräsident Söder, eine eigene Stelle für die Anliegen der Aussiedler und Heimatvertriebenen zu schaffen und als erste Person Sylvia Stierstorfer zu besetzen auf diese Position zu setzen“, blickte der Landesobmann in seiner Laudatio zurück. Aufgrund ihrer eigenen sudetendeutschen Wurzeln habe sie ein offenes Ohr für sudetendeutsche Belange gehabt. „Wir hoffen, daß wir auch in Zukunft auf Dich zählen können, zumal es für Dich nie eine Belastung, sondern eine Freude war, zu uns zu kommen“, so Hörtler. Markus Bauer

m Montagmorgen haben 500 Bauern mit ihren Traktoren die Prager Stadtautobahn lahmgelegt. Im Gegensatz zu den Bauernprotesten in Deutschland hatten sich in Tschechien jedoch die wichtigsten Verbände, wie die Agrarkammer, der Landwirtschaftsverband und die Union der privaten Landwirte, im Vorfeld von den Protesten distanziert. „Ein Blick auf die Liste der etwa zehn Organisatoren auf Kreisebene zeigt, daß der Großteil von ihnen gar keine Landwirte sind. Vielmehr sind dies Leute, die während der Pandemie Demonstrationen gegen CoronaImpfungen organisiert haben. Ein Sicherheitsscreening ihrer Auftritte in den sozialen Netzwerken ergibt, daß sie in die Desinformationsszene eingebunden sind, die das Regime von Wladimir Putin bewundert“, hat dazu Landwirtschaftsminister Marek Výborný erklärt.

Grenzkontrollen erneut verlängert

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eutschland hat die Einreisekontrollen an der Grenze zu Tschechien, Polen und der Schweiz bis Mitte Juni verlängert. Zuvor hatte bereits Österreich angekündigt, trotz des Schengen-Abkommens weiterhin Grenzkontrollen durchzuführen. Die deutsche Polizei kontrolliert die Grenzen im Osten und Süden seit 16. Oktober. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums sind seitdem etwa 23 000 illegale Migranten aufgegriffen worden.

Autobahn-Vignette deutlich teurer

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m März steigt die Gebühr für die Jahresvignette auf Tschechiens Autobahnen deutlich, und zwar von 1500 Kronen (60 Euro) auf 2300 Kronen (90 Euro). Künftig sollen die Gebühren regelmäßig gemäß der Inflationsrate angehoben werden. Außerdem sollen die Vergünstigungen für Hybrid- und Elektrofahrzeuge schrittweise abgeschafft werden, hat Verkehrsminister Martin Kupka (ODS) erklärt. Gute Nachricht für Touristen: Die Zehn-Tages-Vignette wird bil-

liger und kostet ab 1. März 270 Kronen statt bisher 310 Kronen. Außerdem wird eine EintagesVignette für 200 Kronen eingeführt.

Zwei Mal Bronze für Eisschnelläuferin

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isschnelläuferin Martina Sáblíková hat bei der Weltmeisterschaft in Calgary zwei Bronzemedaillen geholt. Die 36jährige verteidigte am Sonntag ihre Bronzemedaille über 5000 Meter vom vergangenen Jahr. Bereits am Donnerstag war sie Dritte über 3000 Meter. Sáblíková gewann damit bei den Weltmeisterschaften in Kanada ihre 33. und 34. WM-Medaille.

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Trauer um Pop-Art-Künstler

m Alter von 80 Jahren ist der Künstler, Grafiker und Bildhauer Aleš Lamr am vergangenen Freitag in Prag gestorben. Bekanntheit hatte er unter anderem durch seine Zusammenarbeit mit dem ersten demokratisch gewählten Staatspräsidenten nach der Samtenen Revolution, Václav Havel, erlangt. Lamr wurde 1943 in Olmütz geboren. In der tschechoslowakischen Künstlerszene war er seit 1968 aktiv. Damals widmete er sich als einer der ersten im Land der Pop Art. Auch in der Zeit der sogenannten Normalisierung blieben leuchtende Farben Lamrs Markenzeichen. Nach der Wende 1989 beteiligte sich der Künstler unter anderen an der Wandgestaltung der Präsidialkanzlei von Václav Havel auf der Prager Burg.

Prag beherbergt die meisten Flüchtlinge

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is Ende vergangener Woche wurden in Tschechien 383 047 Menschen gezählt, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet sind und in Tschechien mit einem vorübergehenden Schutzstatus leben. Mehr als zwei Drittel, nämlich über 227 000, sind Frauen. Dies geht aus den Statistiken des Innenministeriums hervor, die am Sonntag veröffentlicht wurden. Bezüglich der Aufteilung auf die 14 Kreise Tschechiens leben die meisten Geflüchteten in Prag, wo 96 707 Menschen registriert sind.

Sudetendeutsche Zeitung ISSN 0491-4546 Erscheint wöchentlich freitags. Redaktionsschluß Veranstaltungstermine: Freitag 18.00 Uhr. Redaktionsschluß Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in TeplitzSchönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Stanislav Beran, Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Karl Reitmeier, Hildegard Schuster, Lexa Wessel. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München. Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de; Verlag: Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail svg@sudeten.de. Jahres-Abonnement 2023 Inland als Postvertriebsstück im Lastschriftverfahren 125,00 EUR einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 154,00 EUR, Luftpost auf Anfrage. Reichenberger Zeitung (24 Ausgaben jährlich) 62,50 EUR, Neudeker Heimatbrief oder einer der Regionalblöcke (Block 1 – Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote; Block 2 – Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung/Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung; Block 3 – Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimat, Zuckmantler Heimatbrief; Block 4 – Riesengebirgsheimat) (12 Ausgaben jährlich) 31,25 EUR. Je Rechnung 2,00 EUR Aufschlag. Bankverbindung: Postbank München – IBAN: DE13 7001 0080 0005 7278 08, BIC: PBNKDEFF; Abbestellungen mit einer Frist von vier Wochen zum Vierteljahresschluß schriftlich an den Verlag. Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2021; Anzeigengestaltung erst nach Auftrag. © 2023 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft. Diese Zeitung ist mit allen Texten und Bildern urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung und Verwertung – insbesondere auch Weitergabe in Form von Kopien oder Einstellen ins Internet – sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrecht nichts anderes ergibt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft wieder. Gerichtsstand und Erfüllungsort München. Kein Entschädigungsanspruch bei Nichterscheinen oder Nichtlieferung infolge Streik oder höherer Gewalt. Keine Gewähr für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder, Dokumente, Datenträger und Daten. Alle datenschutzrechtlichen Vorschriften werden beachtet; Einzelheiten unter www.sudeten.de Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH, HRB München 3796. Geschäftsführer und verantwortlich für Anzeigen: Torsten Fricke. Alleiniger Anteilseigner: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Hochstraße 8, 81669 München. Druck und Versand: Presse-Druck- und Verlags-GmbH, 86167 Augsburg.

Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.


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� Präsident der Deutsch-Atlantischen Gesellschaft und Karls-Preisträger lud zum Sicherheitspolitischen Gespräch

Christian Schmidt: „Jetzt ist politische Führung gefragt“ „Wir müssen über unsere eigene Verteidigungsfähigkeit reden. Jetzt ist politische Führung gefragt“, hat Christian Schmidt, Präsident der DeutschAtlantischen Gesellschaft, CoVorsitzender des Beirats des Deutsch-Tschechischen Gesprächsforums, Träger des Sudetendeutschen Karls-Preises und Hoher Repräsentant für Bosnien und Herzegowina, bereits Ende Januar auf dem Atlantic-Talk in Berlin gewarnt. Am Vorabend der Münchner Sicherheitskonferenz erneuerte Schmidt beim Sicherheitspolitischen Gespräch im Prinz-Carl-Palais seine mahnenden Worte.

Gastgeber Christian Schmidt, Präsident der Deutsch-Atlantischen Gesellschaft und Träger des Sudetendeutschen Karls-Preises. Fotos: Torsten Fricke

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icht nur die Ukraine, „sondern wir alle in Europa sind das Ziel der russischen Aggression“, warnte auch Bayerns Staatskanzleiminister und Mitgastgeber, Florian Herrmann, in seinem Grußwort und sagte: „Die Nato als Garant für Frieden und Freiheit sowie unsere Solidarität im Bündnis werden wie lange nicht mehr auf die Probe gestellt. Wir müssen unsere eigenen militärischen Fähigkeiten und die Resilienz in der Bevölkerung stärken, um unseren Beitrag zu einer friedlichen und freiheitlichen Weltordnung zu leisten.“ Herrmann spielte damit auf die wachsende Anzahl von FakeNews-Kampagnen aus dem linken und rechten Lager gegen die Ukraine-Unterstützung an, die ganz im Interesse Moskaus sind und im Vorfeld der Wahlen zum Europäischen Parlament noch zunehmen werden. Die Diskussion über die ei-

Die Deutsch-Atlantische Gesellschaft und die Bayerische Staatskanzlei luden am Vorabend der Münchner Sicherheitskonferenz zum Sicherheitspolitischen Gespräch ein. Siko-Chef Christoph Heusgen begrüßte die Gäste.

Auf dem Podium: Der Alliierte Oberkommandierende (SACEUR), General Christopher G. Cavoli, und Litauens Außenminister Gabrielius Landbergis.

gene Verteidigungsfähigkeit sei bis vor kurzem noch als Thema für „Kalte Krieger“ abgetan worden, so Schmidt: „Wir haben 25 Jahre im Sinne des ewigen Friedens gedacht und dabei Rußland aus den Augen verloren. Wer allerdings bei Putins Rede 2007 auf der Sicherheitskonferenz genau zugehört hatte, spürte, daß sich der Wind ändert und eine Zeitenwende kommt.“ Putin hatte damals in München die Nato-Osterweiterung scharf kritisiert und gedroht: „Ich denke, es ist offensichtlich, daß der Prozeß der Nato-Erweite-

mehr europäische Verantwortung für die transatlantische Sicherheit. Drittens, höhere Verteidigungsausgaben. Und viertens, die sofortige Umsetzung dieser Maßnahmen.“ Landbergis lobte Deutschland, das die Führung der NatoBattlegroup in Litauen übernommen hat und dort eine Brigade mit rund 4800 Soldaten aufstellt. Dabei handelt es sich um jeweils ein Panzergrenadier- und ein Panzerbataillon, die im nächsten Jahr in Dienst gestellt und bis Ende 2027 einsatzbereit sein sollen. Ein Panzerbataillon verfügt

rung keinerlei Bezug zur Modernisierung der Allianz selbst oder zur Gewährleistung der Sicherheit in Europa hat. Im Gegenteil, das ist ein provozierender Faktor, der das Niveau des gegenseitigen Vertrauens senkt. Nun haben wir das Recht zu fragen: Gegen wen richtet sich diese Erweiterung? Und was ist aus jenen Versicherungen geworden, die uns die westlichen Partner nach dem Zerfall des Warschauer Vertrages gegeben haben? Wo sind jetzt diese Erklärungen?“ In der selben Rede hatte Putin auch gesagt: „Legitim ist ei-

ne Anwendung von Gewalt nur dann zu nennen, wenn ihr ein Uno-Beschluß zu Grunde liegt.“ – was spätestens nach der KrimAnnextion 2014 und dem Angriff auf die Ukraine ab Februar 2022 wie Hohn klingt, zumal Putins aktuelle Drohungen gegen NatoPartner, wie die baltischen Länder, immer dreister werden. Auf dem Sicherheitspolitischen Gespräch forderte dann auch Litauens Außenminister Gabrielius Landbergis eine deutliche Reaktion des Westens: „Erstens, mehr Einigkeit unter den Nato-Mitgliedern. Zweitens,

in der Regel über 44 Kampfpanzer des Typs Leopard 2. „Deutschland ist Litauens wichtigster Partner in Europa und erfreut sich in der Bevölkerung großer Beliebtheit“, so Landbergis und sagte, er sei sich mit dem Alliierten Oberkommandierenden, General Christopher Cavoli, der ebenfalls auf dem Podium saß, einig, daß Rußland die „bedeutendste und unmittelbarste Bedrohung der Nato“ sei und daß „Fähigkeiten zur Abschreckung und Verteidigung gegen Rußland“ absolut notwendig seien. Torsten Fricke

� München erneut Gastgeber des weltweit wichtigsten Treffens für Verteidigungs- und Sicherheitspolitik

Die Mächtigen zu Gast in Bayern 50 Staats- und Regierungschefs, 100 Minister, unzählige Generale und Vereidigungsexperten – im Hotel Bayerischer Hof traf sich zur 60. Münchner Sicherheitskonferenz alles, was in der internationalen Politik Rang und Namen hat. Staatsminister Florian Herrmann empfängt den Außenminister der Volksrepublik China, Wang Yi, am Münchner Flughafen. Später trafen sich Wang Yi und Ministerpräsident Markus Söder im Bayerischen Hof.

MSC-Frauenfrühstück: Die Vorsitzende des Vereins Women in International Security, Silvia Petig, die ehemalige First Lady Hillary Clinton, Gesundheitsministerin Judith Gerlach und MdL Barbara Becker.

Der ukrainische Minister für Infrastruktur, Oleksandr Kubrakov, und Bayerns Staatsminister für Europa und Internationales, Eric Beißwenger. Fotos: Bayerische Staatskanzlei

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ür Bayerns Staatsregierung war das Wochenende vollgepackt mit Terminen. Ministerpräsident Markus Söder und Staatskanzleiminister Florian Herrmann wechselten sich am Münchner Flughafen ab, um die hochrangigen Gäste in Bayern persönlich zu begrüßen. Ein weiterer Höhepunkt war das State-Dinner in der Münchner Residenz mit der Verleihung des Ewald-von-Kleist-Preises 2024 durch Siko-Chef Christoph Heusgen an Mia Amor Mottley, Premierministerin von Barbados, und John F. Kerry, Sondergesandter des Präsidenten der Vereinigten Staaten für Klimafragen. Die Münchner Sicherheitskonferenz geht auf eine Privatinitiative von Ewald von Kleist zurück. Der Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 und spätere Verleger hatte 1963 zur ersten Wehrkundetagung in den Bayerischen Hof eingeladen, um die transatlantischen Beziehungen zu verbessern. Bereits in den Anfangsjahren gelang es von Kleist, hochrangige Gäste, Franz Josef Strauß, Helmut Schmidt und Henry Kissinger, an einen Tisch zu bringen. Kleists Nachfolger wurde 1999 der Wirtschaftsmanager und Kohl-Berater Horst Teltschik, der aus Klantendorf stammte. Ihm folgten 2008 Wolfgang Ischinger und 2022 Christoph Heusgen.

Bei ihrer Ankunft am Münchner Flughafen wird Kamala Harris von Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder begrüßt. Die US-Vizepräsidentin erklärte, was sie mit ihrer erneuten Teilnahme an der Sicherheitskonferenz deutlich mache wolle: „Amerika steht an der Seite unserer Verbündeten und Partner, einschließlich der Nato und der Ukraine.“

Eintrag ins Goldene Buch: Sondergesandter John Kerry, Siko-Chef Christoph Heusgen, Premierministerin Mia Amor Mottley (Barbados) und Ministerpräsident Markus Söder.

Beim State-Dinner am Ehrentisch: Charlotte Knobloch (links), Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde und Trägerin der Sudetendeutschen Karls-Preises.


4 Bis Sonntag, 7. April, Sonderausstellung „Ein bißchen Magier bin ich schon... Otfried Preußlers Erzählwelten“. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 13.00 bis 17.00 Uhr. Isergebirgs-Museum Neugablonz, Bürgerplatz 1, Kaufbeuren. Freitag, 23. Februar, 17.00 Uhr, Sudetendeutsches Museum und Heimatpflegerin der Sudetendeutschen: Führung in vier Mundarten – aus dem Böhmerwald, dem Altvatergebirge, der Iglauer Sprachinsel und auf Paurisch-Braunsch. Treffpunkt an der Museumskasse, Hochstraße 10, München. Die Führung ist kostenfrei, lediglich der Museumspreis ist zu entrichten. Freitag, 23. Februar, 19.00 Uhr, Sudetendeutsches Museum: Konzert mit „Mauke – der Band“. Eintritt frei. Sudetendeutsches Haus, Adalbert-StifterSaal, Hochstraße 8, München. Samstag, 24. Februar, 14.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: „Die geheimen Seiten des Lebens“. Karin Gündisch liest aus ihrem neuen Roman. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. Sonntag, 25. Februar, 14.00 bis 18.00 Uhr, SL-Bezirksgruppe Oberfranken: Volkstanzworkshop für erfahrene Volkstänzer. Auf dem Programm: Sternpolka, Jägerneuner, Woaf, Howansook, Zigeunerpolka und Böhmerwaldlandler. Weitere Informationen und Anmeldung bis 22. Februar bei Iris und Robert Wild unter Telefon (0 95 44) 98 50 44 oder per eMail an robert@wildfamily.de Bürgerhaus, Überkumstraße 17, Baunach. Dienstag, 27. Februar, 16.00 bis 18.30 Uhr, Sudetendeutsches Museum: Schreibcafé „Lebendige Erinnerung“ mit Journalistin und Autorin Gunda Achterhold, Teilnahme: 15 Euro, Anmeldung per eMail an info@ sudetendeutsches-museum.de oder unter Telefon (0 89) 48 00 03 37, Treffpunkt Museumskasse. Sudetendeutsches Museum, Hochstraße 10, München. Dienstag, 27. Februar, 19.00 Uhr, Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste: Ringveranstaltung zum 80. Geburtstag der Vizepräsidentin Ursula Haas mit Kunstliedern von Alfred Richter. Freier Eintritt mit anschließendem Empfang. Anmeldung per eMail an sudak@mailbox.org oder unter Telefon (0 89) 48 00 03 48. Sudetendeutsches Haus, AdalbertStifter-Saal, Hochstraße 8, München. Donnerstag, 29. Februar, bis Samstag, 9. März, Filmmuseum München: Filmfest „Mittel Punkt Europa“. Programm unter www.mittelpunkteuropa.de Filmmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, München. Donnerstag, 29. Februar, 19.00 Uhr, Trifelsverein: MdEP a. D. Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe und Vorsitzender der Paneuropaunion Deutschland, spricht über Europa. Hohenstaufensaal, Landauer Straße 1, Annweiler am Trifels. Freitag, 1. März, 10.00 bis 18.00 Uhr, Forum für Tschechien- und Slowakei-Forschung: 28. Bohemisten-Treffen. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Samstag, 2. März, 11.00 Uhr, SL-Landesgruppe BadenWürttemberg: Kranzniederlegung anläßlich der 4.-März-Gedenkfeier. Kurpark, Stuttgart. Sonntag, 3. März, 9.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Hof: 4.-MärzGedenkfeier. Gedenkgottesdienst mit Gedenkrede von Bezirks- und stellvertretender Landesvorsitzender Margaretha Michel. Pfarrkirche Maria Königin des Friedens, Badstraße 21, Bad Steben. Sonntag, 3. März, 10.30 Uhr, SL-Ortsgruppe StuttgartWeilimdorf: 4.-März-Gedenkfeier mit Prof. Dr. Andrea Wechsler, Spitzenkandidatin der CDU Baden-Württemberg zur Europa-

TERMINE VERANSTALTUNGSKALENDER wahl. Haus der Heimat, Schloßstraße 92, Stuttgart. Sonntag, 3. März, 10.30 Uhr, SL-Ortgruppe Naila: Tag des Selbstbestimmungsrechts und Märzgedenken. Gedenkgottesdienst und Kranzniederlegung am Sudetendeutschen Mahnmal mit Bürgermeister Frank Stumpf und Gedenkrede von SL-Bezirks- und Landesvizevorsitzender Margaretha Michel. Katholische Kirche. Ringstraße 14, Naila. Sonntag, 3. März, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe MünchenStadt und -Land: Tag des Selbstbestimmungsrechts. Erinnerung an den 4. März 1919 im Sudetenland und an die Volksabstimmung am 20. März 1921 in Oberschlesien. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Montag, 4. März, 14.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Augsburg: Eröffnung der Ausstellung „Wir Sudetendeutschen“ durch Bürgermeister Franz Feigl. Die Ausstellung läuft bis zum 15. März. Bürgerzentrum, Marktstraße 3, Königsbrunn. Montag, 4. März, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Augsburg: Märzgedenken mit einem Referat von Steffen Hörtler, Landesobmann der SL Bayern, über den März 1919. Bürgerzentrum, Marktstraße 3, Königsbrunn. Mittwoch, 6. März, 18.30 Uhr, Bezirksheimatpfleger der Oberpfalz: Musikalische Buchvortstellung „Musik aus dem Egerland im Oberpfälzer Volksmusikarchiv“. Weinschenkvilla, Hoppestraße 6, Regensburg. Mittwoch, 6. bis Donnerstag, 7. März, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: Seminar „Kafka, Käfer und Kakanien. Eine Annäherung an Franz Kafka (1883–1924) zum 100. Todestag“. Anmeldung unter Telefon (0 22 44) 88 60 oder per eMail an info@hausschlesien.de Haus Schlesien, Dollendorfer Straße 421, Königswinter. Donnerstag, 7. März, 19.00 Uhr: „Liebste, Liebste! – Franz Kafka und die Liebe“. Musikalisch-literarisches Soirée mit dem Duo Jost Costa. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Freitag, 8. März, 13.00 bis 14.00 Uhr sowie 16.00 bis 17.00 Uhr, Sudetendeutsches Museum: „Frauen-Geschichte(n)“. Sonderführung zum Weltfrauentag mit Dr. Amanda Ramm, Treffpunkt Museumskasse. Sudetendeutsches Museum, Hochstraße 10, München. Samstag, 9. März, 14.00 Uhr, Heimatkreis KaadenDuppau: Gedenkfeier mit Kranzniederlegung anläßlich des 4. März 1919. Treffpunkt am Haupteingang um 13.40 Uhr. Friedhof, Kaaden (Kadaň). Samstag, 9. März, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: „Unter dem steinernen Meer“. Lesung von Dr. Peter Becher. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Samstag, 9. März, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Krefeld: „Schockanrufe und Betrug am Telefon“. Vortrag eines Experten des Polizeipräsidiums Krefeld. Anmeldung per Telefon unter (0 21 51) 3 26 99 70 oder per eMail an werner.appl@sudeten-kr.de Niederrheinischer Hof, Hülser Straße 398, Krefeld. Donnerstag, 14. März, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe Roth: „900 Jahre Kunreuth, eine evangelische Enklave“. Vortrag von Eberhard Heiser, Café Restaurant Waldblick, Ostring 28, Roth. Donnerstag, 14. März, 18.00 bis 20.00 Uhr, Hanns-Seidel-Stiftung: „Sudetendeutsche – wer sind sie?“ Online-Gespräch mit Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe. Mehr unter www. hss.de Samstag, 16. März, 10.00 bis 16.00 Uhr, SL-Landesgruppe Baden-Württemberg: 15. Ost-

deutscher Ostermarkt. Haus der Heimat, Schloßstraße 92, Stuttgart. Samstag, 16., 11.00 Uhr bis Sonntag, 17. März, 13.00 Uhr: Paneuropa-Union: 61. Andechser Europatag „Welt in Flammen. Warum der Frieden Europa braucht“. Anmeldung und Programm unter https://paneuropa. org Klostergasthof, Bergstraße 9, Andechs. Sonntag, 17. März, 17.00 Uhr, Sudetendeutsches Musikinstitut (Träger: Bezirk Oberpfalz) in Kooperation mit dem Kultur-Schloß Theuern: „Auf a Melange im Café Central. Ein musikalischer Streifzug durch die Kaffeehauskultur der Donaumonarchie“. Iris Marie Kotzian (Sopran), Anna-Sophia Kraus (Violine) und Christoph Weber (Klavier) schwelgen in Melodien aus 300 Jahren Kaffeehausmusik und führen mit Czardas, Walzer und Mazurka in die Weiten der Donaumonarchie. Eintritt 10 Euro. Vorverkauf über www. okticket.de Kultur-Schloß Theuern, Portnerstraße 1, Kümmersbruck. Montag, 18. März, 19.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: Deutsch-Tschechischer Marionettenabend „Spejbl und Hurvínek treffen auf Mozart und Musik“. Anmeldung per eMail an sekretariat@gh-h.de oder unter Telefon (02 11) 1 69 91 11. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. Montag, 18. März, 19.00 Uhr, Sudetendeutsches Musikinstitut (Träger: Bezirk Oberpfalz): „Am Tanze fehlte es nicht ….“ Der junge Friedrich Smetana (1824–1884) in Tagebuch und Musik – Lesung und Konzert zum 200. Geburtstag. Mit Thoma Jaron-Wutz (Tenor), Marek Kozák (Klavier), Helmut Becker (Lesung) sowie Olga Mojžíšová und Václav Petrbok (Einführung). Eintritt frei. Festsaal des Bezirks Oberpfalz, Ludwig-Thoma-Straße 14, Regensburg. Dienstag, 19. März, 19.00 Uhr, SL-Landesgruppe Bayern: 75-Jahrfeier der Landesgruppe. Anmeldung erforderlich per eMail an Geschaeftsstelle@ sudeten-by.de, SL-Landesgruppe Bayern, Hochstraße 8, 81669 München oder per Telefax an (0 89) 48 00 03 96. Löwenbräukeller am Stiglmaierplatz, Nymphenburger Straße 2, München. Mittwoch, 20. März, 19.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: „Diese Minderheit, die durch Morden, Plündern und Sengen den deutschen Namen besudelt, wird das Unglück des ganzen deutschen Volkes werden … – Hellmuth Stieff (1901–1944) und das NS-Regime“. Vortrag und Lesung mit Kuratorin Dr. Katja Schlenker und Stiftungs-Direktor Prof. Dr. Winfrid Halder. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. Freitag, 22. bis Sonntag, 24. März, Ackermann-Gemeinde und Bernard-Bolzano-Gesellschaft: XXXII. Brünner Symposium „Dialog in der Mitte Europas“. Neues Rathaus, Dominikánské náměstí 1, Brünn und Hotel International, Husova 16, Brünn. Samstag, 23. März, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe StuttgartWeilimdorf: Monatsnachmittag. Haus der Begegnung, Giebelstraße 14, Stuttgart. Dienstag, 26. März, 19.00 Uhr, Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste: Ringveranstaltung – Peter Becher stellt sein neues Buch „Unter dem Steinernen Meer“ vor. Freier Eintritt mit anschließendem Empfang. Anmeldung per eMail an sudak@ mailbox.org oder unter Telefon (0 89) 48 00 03 48. Sudetendeutsches Haus, Adalbert-StifterSaal, Hochstraße 8, München. Sonntag, 7. April, 11.00 bis 14.00 Uhr, SL-Ortsgruppe Stutt-

gart-Weilimdorf: Fest der Nationen. Gemeindehaus Salvator Giebel, Giebelstraße 15, Stuttgart. Dienstag, 9. April, 19.00 Uhr: Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste: Ausstellungseröffnung „Moritz Baumgartl und Simon Dittrich – Dialoge der Bildenden Kunst & Architektur“. Freier Eintritt mit anschließendem Empfang. Anmeldung erbeten unter Telefon (0 89) 48 00 03 48 oder per eMail an sudak@ mailbox.org Ausstellungsdauer: 10. April bis 5. Mai. Sudetendeutsches Haus, Alfred-Kubin-Galerie, Hochstraße 8, München. Donnerstag, 11. April, 18.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: Eröffnung der Ausstellung „Hitler-Stalin-Pakt und seine Folgen für Ostmitteleuropa: Geschichte und Erinnerung“. Die Ausstellung läuft bis zum 28. Juni. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. Freitag, 12. bis Sonntag, 14. April: Bundesversammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Samstag, 13. April, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: Film: „Verschwundener Böhmerwald“. Emil Kintzl erzählt Episoden aus der Grenzregion. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Samstag, 13. April, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Krefeld: „Bertha von Suttner – Lobbyistin für den Frieden“. Vortrag von Christel Schmalbach über die Friedensnobelpreisträgerin 1905. Anmeldung unter Telefon (0 21 51) 3 26 99 70 oder per eMail an werner.appl@sudeten-kr.de Niederrheinischer Hof, Hülser Straße 398, Krefeld. Donnerstag, 18. April, 14.00 Uhr, Heimatverband der Brünner, Kreisverband München: Heimatnachmittag. Gaststätte Altes Bezirksamt im Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München. Samstag, 20. April, 10.00 Uhr, SL-Landesgruppe BadenWürttemberg: Landesversammlung. Haus der Heimat, Schloßstraße 92, Stuttgart. Montag, 22. April, 19.00 Uhr: Vortragsreihe „Böhmen als Ort der Begegnung – Teil 1: Europäische Wegbereiter“ von Prof. Dr. Stefan Samerski. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Samstag, 27. April, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe StuttgartWeilimdorf: Jahreshauptversammlung mit Ehrungen. Haus der Begegnung, Giebelstraße 14, Stuttgart. Samstag, 4. Mai, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: Muttertagsfeier. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Donnerstag, 9. Mai, 19.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Augsburg: Maiandacht mit Blasmusik und Chorgesang. St. Ulrich, Ulrichsplatz 3, Königsbrunn. Samstag, 11. Mai, 14.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Augsburg: Wir feiern die Mütter und Väter. Fischerheim, In der Aue 2, Wehringen. Samstag, 11. Mai, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Krefeld. Muttertags-Feier. Anmeldung bei Gerda Nilges per Telefon unter (0 21 58) 25 73) oder unter eMail an werner.appl@ sudeten-kr.de Niederrheinischer Hof, Hülser Straße 398, Krefeld. Freitag, 17. bis Pfingstsonntag, 19. Mai: 74. Sudetendeutscher Tag in Augsburg. Feste Programmpunkte sind die Kulturpreisverleihung am Freitagabend, die Verleihung des Europäischen Karls-Preises der SL und der HEIMAT!abend am Samstag sowie die Hauptkundgebung mit den Festreden des Sprechers der Sudetendeutschen Volksgruppe und des Bayerischen Ministerpräsidenten am Pfingstsonntag.

Sudetendeutsche Zeitung Folge 8 | 23.2.2024

Sonderausstellung vom 7. Juni bis 27. Oktober

Oskar Schindler Freitag, 7. Juni, bis Sonntag, 27. Oktober: Sonderausstellung „Oskar Schindler – Lebemann und Lebensretter“. Sudetendeutsches Haus, Alfred-Kubin-Galerie, Hochstraße 8, München. Zum 50. Todestag am 9. Oktober bereitet das Sudetendeutsche Museum die nächste Sonderausstellung vor: „Oskar Schindler – Lebemann und Lebensretter“. Schindler (Foto: Nationalarchiv Prag) wurde am 28. April 1908 im mährischen Zwittau geboren. Während des Zweiten Weltkrieges rettete der Unternehmer gemeinsam mit seiner Frau Emilie etwa 1200 bei ihm angestellte jüdische Zwangsarbeiter vor der Ermordung in den Vernichtungslagern des NS-Staates. Thomas Keneallys halbdokumentarischer Roman Schindlers Liste (1982) und die darauf basierende gleichnamige Verfilmung (1993) durch Steven Spielberg machten seine Person und sein Wirken zur

Rettung der Juden weltweit bekannt. Weitere Informationen hierzu folgen in Kürze. Übrigens: Zur erfolgreichen Sonderausstellung „So ein Theater! – Marionetten aus Böhmen und Mähren“, die vor kurzem zu Ende gegangen ist, hat das Sudetendeutsche Museum einen Ausstellungskatalog herausgegeben, der im Museumsshop oder online erhältlich ist unter https://www. sudetendeutsches-museum. de/ueber-uns/publikationen/

Der Bundestag entscheidet Montag, 26. bis Mittwoch, 28. Februar: „Politische Akteure und Verfahren in Deutschland und Europa mit dem Planspiel Der Bundestag entscheidet“. Weiterer Seminartermin: Mittwoch, 13. bis Freitag, 15. März. Veranstaltung für Multiplikatoren und politisch Interessierte. Das Seminar vermittelt in erster Linie die grundlegenden Kenntnisse über das politische System der Bundesrepublik Deutschland. Neben fundamentalen Verfassungs- und Institutionenkenntnissen werden spezifische Probleme des deutschen Regierungssystems beleuchtet. Im Mittelpunkt stehen dabei die Analyse der Struktur und der Arbeitsweise politischer Institutionen, die im politischen System laufenden Prozesse unter Berücksichtigung von einflußnehmenden Akteuren sowie ausgewählte aktuelle Beispiele der innenpolitischen Entwicklung. Eine Konferenzsimulation zum Gesetzgebungsprozeß im Deutschen Bundestag verdeutlicht die theoretischen Ausführungen. Ein ergänzender Blick auf die Geschichte und die Erweiterungsprozesse, den institutionellen Aufbau und verschiedene Politiken der Europäischen Union rundet das Seminar ab und zeigt zudem Hintergründe und Lösungsansätze für aktuelle europäische Herausforderungen. Dabei steht auch die Wahl zum Europäischen Parlament 2024 im Fokus der Betrachtung. Die Anmeldungen sind zu richten an: Der Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, 97688 Bad Kissingen, Telefax: (09 71) 71 47 47 oder per eMail an: info@heiligenhof.de. Heiligenhof · Alte Euerdorfer Straße 1 · 97688 Bad Kissingen Telefax (09 71) 71 47 47 info@heiligenhof.de · www.heiligenhof.de

Ausstellung zu Flucht, Vertreibung und Integration

Teil 2: „Ungehört – die Geschichte der Frauen“ Bis Freitag, 12. April, zweiter Teil der Ausstellung „Ungehört – die Geschichte der Frauen. Flucht. Vertreibung und Integration“. Veranstaltungsort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München. Öffnungszeiten: montags bis freitags von 10.00 bis 20.00 Uhr. Die Ausstellung, die das Team Dr. Lilia Antipow

(HDO), Patricia Erkenberg M.A. (HDO), Prof. Dr. Daniela Neri-Ultsch (Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Universität Regensburg) und Prof. Dr. Andreas Otto Weber (Direktor des Hauses des Deutschen Ostens) kreiert hat, wird nach dem Erfolg im Sommer in einer erweiterten Version gezeigt.


Sudetendeutsche Zeitung Folge 8 | 23.2.2024

Von Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe Wer sich wie ich seit langem an der Menschenrechtsfront bewegt, mußte bei der Nachricht vom Tod des PutinKritikers Alexej Nawalny an zahlreiche alte Freunde und Bekannte denken. Sie waren wahrheitssuchende Journalisten und freiheitsliebende Gegner des diktatorischen Systems, das sich im letzten Vierteljahrhundert, nach einer kurzen Demokratisierungsphase nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, in Rußland breitgemacht hat.

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hre Namen lauteten unter anderem Molly Riffel, Anna Politkowskaja, Natalja Estemirowa und Boris Nemzow; viele blieben auch mehr oder minder anonym. Es waren sehr unterschiedliche Persönlichkeiten.

AKTUELL · KOLUMNE � Immer wieder werden Journalisten und Oppositionspolitiker ermordet

Putins lange Blutspur Molly Riffel arbeitete als Redakteurin von Radio Freies Europa und setzte sich für von Moskau verfolgte oder verschleppte Tschetschenen ein. Anna Politkowskaja sammelte Beweise über die vom russischen Geheimdienst fingierten Attentate, mit denen Putin den blutigen zweiten Tschetschenienkrieg auslöste, der die Basis für seinen Aufstieg bildete. Natalja Estemirowa, Tochter einer Russin und eines Tschetschenen, vertrat die Menschenrechtsorganisation Memorial im tschetschenischen Grosny und bemühte sich um Frieden zwischen beiden Völkern. Boris Nemzow engagierte sich ähnlich wie Nawalny für Menschenrech-

te, Innen- und Außenpolitik und entwickelte sich zu einer ernsthaften Alternative zu Putin. Gemeinsam ist ihnen, daß keiner von ihnen mehr lebt. Sie wurden von angeblich unbekannten Tätern erschossen – in einer Prager U-Bahn-Unterführung, im eigenen Treppenhaus in Moskau, in einem Wald in Inguschetien oder bei einem nächtlichen Spaziergang über eine Brücke unweit des Kreml. Die breite Blutspur vom Ende der Jelzin-Herrschaft bis heute verbinden drei Charakteristika: Die Mörder wurden nie ermittelt, die offizielle Propaganda nannte aber „Tschetschenen“

Mit stehendem Applaus drücken die Teilnehmer der 60. Münchner Sicherheitskonferenz Julia Nawalnaja ihre Anteilnahme aus.

als Schuldige, und die Umstände wiesen auf die russische Staatsspitze als den eigentlichen Verantwortlichen. Die gefährlichen Themen waren erst Tschetschenien, dann die immer totalitäreren Verhältnisse in Putins Rußland. Nawalny dürfte leider nicht der letzte in dieser Reihe bleiben. Er war aber – und dies gilt auch für seine Frau und seine Mutter – eine Persönlichkeit von unvorstellbarem Mut, an der sich eines Tages ein besseres Rußland orientieren kann, wie Deutschland an den Helden des 20. Juli 1944.

Fotos: MSC/Kuhlmann, Anti-Korruptions-Stiftung FBK

� Bewegende Rede der Witwe des Oppositionspolitikers auf der 60. Münchner Sicherheitskonferenz

Julia Nawalnaja: „Putin und seine Regierung lügen unaufhörlich“ Es war die schwerste Rede ihres Lebens: Nur Stunden nach der Eil-Meldung vom Tod des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny hat sich Julia Nawalnaja am Freitag auf der Münchner Sicherheitskonferenz in einer emotionalen Rede an die Welt gewandt.

T

ief bewegt rief die Witwe die internationale Gemeinschaft auf, zusammenzustehen und „dieses Böse zu besiegen“. Wladimir Putin und sein Regime sollten persönlich zur Verantwortung gezogen werden, „für all diese Gräueltaten, die sie in den letzten Jahren in meinem Land, in unserem Land Rußland verübt haben“. Zu den Versuchen Moskaus, den Tod ihres Mannes als „natürlich“ darzustellen, sagte Nawalnaja: „Putin und seine Regierung lügen unaufhörlich.“ Obwohl der Kreml sich weigert, die Leiche von unabhängigen Pathologen obduzieren zu lassen, zeigt allein die Verbreitung der Todesnachricht, daß Nawalnys Ableben die Machthaber in Moskau nicht unvorbereitet traf. Um 14.19 Uhr Ortszeit (10.19 Uhr in Mitteleuropa), nur zwei Minuten nach dem von Rußland verkündeten Todeszeitpunkt, verbreitete die Gefängnisbehörde eine Pressemitteilung. Vier Minuten später meldete ein staatlich kontrollierter Nachrichtenkanal über Telegram, die Todesursache sei ein Blutgerinsel gewesen. Und nur sieben Minuten später äußerte sich Kreml-Sprecher Dmitiri Peskow gegenüber den Medien. Das russische Oppositionsportal Gulagu.net berichtete außerdem, daß

Putins Palast am Schwarzen Meer soll über1,1 Milliarden Euro gekostet haben. Nach Angaben von Alexej Nawalny umfaßt das dazugehörige Grundstück 80 Quadratkilometer.

zwei Tage vor Nawalnys Tod mehrere Angehörige des russischen Geheimdienstes FSB zum Polarkreis-Gefängnis nach Charp gereist waren und dort einige Sicherheitskameras und Abhörgeräte demontiert hätten. Die russische Investigativ-Zeitung Nowaja Gazeta zitiert einen Mithäftling, der von einem „mysteriösen Tumult“ in der Nacht zuvor berichtet. Anschließend sei ein Krankenwagen auf das Gelände gefahren. Laut einem Mitarbeiter des Notfalldienstes soll Nawalnys Körper blaue Flecken gehabt haben. Demnach habe Nawalny Krämpfe gehabt und sei von den Justizangestellten festgehalten worden. Ein Bluterguß auf der Brust sei zudem ein Indiz für Wiederbelebungsversuche. Moskau behauptet dagegen, Nawalny sei am Freitag beim Hofgang

plötzlich zusammengebrochen und verstorben. Mittlerweile eindeutig belegt sind die Hintergründe des Giftanschlags vom 20. August 2020 auf Nawalny. Der Oppositionspolitiker ist damals auf dem Flug von Sibirien nach Moskau zusammengebrochen. Nach einer Notlandung in Omsk konnten die russischen Ärzte Nawalny zunächst stabilisieren. Zwei Tage später wurde Nawalny nach einer Intervention der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel unter dramatischen Umständen nach Berlin ausgeflogen und an der Charité auf der Intensivstation behandelt. Am 2. September 2020 erklärte die Bundesregierung, ein Speziallabor der Bundeswehr habe zweifelsfrei ein Nervengift der Nowitschok-Gruppe in den

in der Charité entnommenen Proben Nawalnys nachgewiesen. Am 21. Dezember 2020 veröffentlichte Nawalny ein Telefonat zwischen ihm und dem FSB-Agenten Konstantin Kudrjawzew. In dem Video gab sich Nawalny als Assistent des Sekretärs des russischen Sicherheitsrats aus. Kudrjawzew gab daraufhin zahlreiche Details des Giftattentats preis. So habe der FSB Nawalnys Unterhose mit dem Kontaktgift präpariert und die Spuren an diesem Beweisstück später im Krankenhaus beseitigt. Das Attentat sei aus Sicht des FSB nicht erfolgreich gewesen, so Kudrjawzew, weil man nicht mit einer Notlandung in Omsk und einem schnellen Eingreifen der dortigen Notärzte gerechnet hatte. Trotz der akuten Bedrohung flog Nawalny nach einer Reha im Schwarzwald am 17. Januar 2021 zurück nach Moskau. Er wurde noch am Flughafen verhaftet und später in mehreren Schauprozessen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Im Januar 2021 veröffentlichte Nawalnys Anti-Korruptions-Stiftung FBK die investigative Dokumentation „Ein Palast für Putin“, in dem „der größte Raub in der Geschichte Rußlands“ aufgedeckt wurde. So soll Putin mit der 17 700 Quadratmeter großen Residenz am Kap Idokopas den teuersten Palast der Welt besitzen. Allein auf YouTube wurde der 112minütige Dokumentarfilm bereits über 130 Millionen Mal aufgerufen. Nach der Veröffentlichung kam es in Rußland zu Protesten, und Putin behauptete anschließend, er sei nicht der Eigentümer. Torsten Fricke

5 � Mut tut gut

Die Zeit der Rettung ist da

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ir Menschen leben zwischen Vergangenheit und Zukunft. Oft binden wir uns an die eine oder an die andere Zeitform. Aus der Vergangenheit begleiten uns Erinnerungen, gute und weniger gute. Positive Erfahrungen verleiten uns zur Nostalgie, zum verklärenden Rückblick. Dann schwelgen wir in der Vergangenheit. Andererseits hat manches in der Vergangenheit schmerzliche Spuren in uns zurückgelassen, unter denen wir leiden. Sofern wir Menschen negative Erfahrungen nicht verdrängt haben, hadern wir manchmal mit dem, was uns früher einmal zugestoßen oder widerfahren ist. Zugleich geht unser Blick aber immer auch in die Zukunft. Was wird morgen sein? Vor allem: Wie wird das Morgen sein? Was steht zu erwarten? Zukunftserwartungen können uns froh und zuversichtlich stimmen. Manches, worauf wir in unserem Leben zugehen, gibt Anlaß zur Vorfreude. Manches verleitet sogar zum Optimismus. Wir sind dann sicher, daß es gut werden wird. Doch beim Blick auf die Zukunft gibt es ebenfalls, wie beim Blick auf die Vergangenheit, eine andere, eine dunkle Seite. Mit Angst oder Sorge schauen wir gelegentlich auf das Morgen. Mancher Herausforderung fühlen wir uns nicht gewachsen. Vor mancher bevorstehenden Begegnung oder Aufgabe schrecken wir zurück. Wie gesagt: Unser Leben vollzieht sich zwischen Vergangenheit und Zukunft. Sie nehmen viel Raum in unserem Bewußtsein ein. Mit dem Hier und Heute tun wir uns dagegen häufig schwer. Am deutlichsten ist das zu merken, wenn wir uns nicht auf den konkreten Moment konzentrieren können – und mit dem Moment auf unser aktuelles Tun. Ebenfalls merken wir Schwierigkeiten im Umgang mit dem Jetzt, wenn wir eigentlich ruhen wollen, aber innerlich nicht zur Ruhe kommen. Wir alle kennen Nächte, in denen unser Schlaf durch Gedanken an Vergangenes oder Zukünftiges empfindlich reduziert ist. Das Abschalten kann aber auch in alltäglichen Freizeitphasen und Ruhepausen schwerfallen. Entspannung für Leib, Geist und Seele ist dann nicht möglich. Ich meine, die Fastenzeit ist eine besondere Chance, gegenwärtig zu leben oder es wenigstens zu üben. Bewußter Verzicht auf gedankliches Herumhängen im Gestern oder Morgen wäre dann angesagt. Das erfordert Disziplin und immer wieder eine bewußte Entscheidung. Wie kann das gelingen? Eine hilfreiche Methode besteht darin, den Alltag kurz zu unterbrechen und zu versuchen, den Augenblick wahrzunehmen, eine gerade Haltung einzunehmen, auf den Atem zu achten, dankbar zu sein für das, was jetzt gerade ist. Gläubige Menschen werden in solchen Momenten auch versuchen, an Gott zu denken und mit ihm Beziehung aufzunehmen. Am Aschermittwoch war in den Gottesdiensten ein Lesungstext aus dem Zweiten Korintherbrief zu hören, von dem ein Satz als Leitmotiv für solche bewußten Augenblicke dienen kann: „Siehe, jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; siehe, jetzt ist er da, der Tag der Rettung.“ Mit diesem Gedanken im Sinn kann die Gegenwart zu einer ungemein kostbaren Erfahrung werden. Dr. Martin Leitgöb CSsR Provinzial der Redemptoristen Wien-München


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 8 | 23. 2. 2024

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Armin Rosin 85 Armin Rosin, Träger des Großen Kulturpreises, Musikwissenschaftler, Dirigent und Pionier der modernen Posaune, feierte am 21. Februar in Stuttgart 85. Geburtstag.

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halbjährlich durch Lastschrift vierteljährlich durch Lastschrift Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung, Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimatblatt, Zuckmantler Heimatbrief 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Neudeker Heimatbrief, für die Heimatfreunde aus Stadt und Landkreis Neudek 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Reichenberger Zeitung, Nordböhmische Umschau 24 Ausgaben (62,50 EUR im Jahr) Riesengebirgsheimat 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Diese Preise gelten bei Erteilung eines Bankeinzugsauftrags (SEPA-Lastschriftmandat) und Lieferung innerhalb Deutschlands. Preise für Auslandsabonnements auf Anfrage! Adresse: Name, Vorname

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m egerländischen Karlsbad geboren, erhielt er von jung auf Klavier-, Geigen- sowie Kontrabaßunterricht und trat mit seinen Brüdern Gernot und Rolf als Gesangstrio auf. Sein erster Posaunenlehrer war sein Vater Otto Silvester Rosin, der nachmalige Soloposaunist der Bamberger Symphoniker. 1960 bis 1963 studierte er Posaune bei Friedrich Sertl an der Staatlichen Hochschule für Musik in München, 1962 bis 1964 Gesang bei Willi Domgraf-Fassbaender am Konservatorium in Nürnberg und besuchte Dirigierkurse bei Josef Keilberth, Herbert von Karajan, István Kertész und Sergiu Celibidache. Gleichzeitig studierte er 1963 bis 1968 an der Universität Erlangen Musikwissenschaft. Als 21jähriger wurde er bis 1966 Soloposaunist bei den Bamberger Symphonikern und 1968 beim Radio­sinfonieorchester Stuttgart. 1980 erhielt er an der Staatlichen Hochschule für Musik in Stuttgart eine Professur für Posaune und Bläserkammermusik. 1965 bis 1967 wirkte er als Gründungsmitglied beim Ars-NovaEnsemble des Bayerischen Rundfunks und 1969 bis 1979 als Mitglied des Kölner Ensembles für Neue Musik an bedeutenden Uraufführungen der Avantgarde mit. Als Pädagoge wurde er zu Internationalen Ferienkursen, Kulturwochen und Gastprofessuren eingeladen. In vielen Orchestern Europas sind seine Schüler. Im Auftrag der Universal-Edition Wien verfaßte er eine den neuen Lehr- und Spielmethoden entsprechende Schule, und die Deutsche Orchestervereinigung beauftragte ihn mit der Herausgabe ihres Probespiel-Orchesterstellen-Heftes. Darüber hinaus

war Rosin gefragter Juror bei internationalen Wettbewerben wie beim ARD-Wettbewerb in München, beim Prager Frühling und beim Kompositionspreis der Stiftung Gaudeamus. Außerdem ist er Mitglied der International Trombone Association in den USA. Rosin leitet seit vielen Jahren die Brass-Philharmonie Stuttgart. 2023 erschien die CD „Alte und Neue Bläsermusik“ von Armin Rosin und der Brass-Philharmonie Stuttgart. Außerdem gründete er das Trio Armin Rosin. Mit seinem 2000 gegründeten Egerländer Alphorn-Terzett regt er Komponisten an, für das bisher überwiegend in der Volksmusik gebrauchte Alphorn zu schreiben. Aber er wirkt auch als Dirigent. Fast 50 für ihn geschriebene Kompositionen brachte er zur Uraufführung und setzte sich für deren Verbreitung ein, bei vielen auch durch die Produktion beim Rundfunk und auf Tonträgern. Darunter waren Werke von Peter Brömse, Harald Genzmer, Widmar Hader, Werner Heider, Mauricio Kagel, Jan Koetsier, Karl Michael Komma, Roland Leistner-Mayer, Frank Martin, Isang Yun und Wolfgang Zoubek. Doch auch in Kirchenkonzerten erlebte man ihn. Mit 35 großen professionellen Orchestern wie mit den Radio-Symponie-Orchestern Berlin, Frankfurt am Main, Stuttgart und Saarbrücken, den Münchner und Stuttgarter Philharmonikern und den Nürnberger Symphonikern, der Philharmonia Hungarica und den Bamberger Symphonikern, dem Wiener, dem Südwestdeutschen und dem Kurpfälzischen Kammerorchester, dem Seoul-National-Orchester oder dem Taipeh-NationalOrchester und mit berühmten Dirigenten wie Hans Zanotelli, Uros Lajovic, Vladislav Czarnecki, Yaov Talmi, Philippe Entremont, Werner Stiefel oder Urs Schneider musizierte er. Lang ist die Liste der Tonträger, auf de-

nen er einen wichtigen Teil alter und neuer Posaunenliteratur einspielte. Titel wie „Meisterhafte Bläsermusik“, „Virtuose Posaunenkonzerte“, „Posaune in unserer Zeit“, „Barocke Klangpracht“ und „Alphorn goes Classic“ machen den Radius der Rosinschen Kunst deutlich. Sein Einsatz für dieses Instrument wurde mannigfach gewürdigt wie durch die Aufnahme in bedeutende Lexika und in die Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste 1990. Auch Volksgruppensprecher Bernd Posselt gratuliert dem Musiker von europäischem Rang und äußerst engagierten Landsmann von Herzen: „Die Posaune ist schon biblisch ein Instrument, das eine tiefgreifende Wendung ankündigt. Ich hatte das Glück dabeizusein, als Armin Rosin bei seinem ersten öffentlichen Auftritt im wunderschönen Theater seiner Heimatstadt Karlsbad mit der Solo-Posaune und ihrem mitreißenden und hellen Klang eine neue Ära in den sudetendeutschtschechischen Beziehungen hörbar machte. Der Eiserne Vorhang war gefallen, und die Menschen auf beiden Seiten begannen, sich auf der Basis der gemeinsamen Heimatliebe einander anzunähern. Seitdem hat Armin Rosin nicht nur das musikalische Miteinander im Herzen Europas ungemein bereichert, sondern er wurde über seine kulturelle Tätigkeit hinaus zu einem Motor der Völkerverständigung. Man hat mit Recht gesagt, Musik sei die Muttersprache Europas, und der in vielen landsmannschaftlichen Funktionen tätige Rosin beherrscht diese Muttersprache virtuos wie nur wenige andere. Dafür danke ich ihm nicht nur im Namen der Volksgruppe, sondern auch ganz persönlich von Herzen. Möge er uns noch lange mit seinen Klängen und seiner unermüdlichen Arbeit beschenken. Wir jedenfalls gratulieren ihm zu seinem Geburtstag und wünschen ihm weiter den verdienten Erfolg und Gottes Segen.“

� Mitbegründer des Prager Literaturhauses deutschsprachiger Autoren Ich/Wir ermächtige/n die Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH (SVG), Hochstraße 8, 81669 München, Gläubiger-Identifikationsnummer DE04SVG00000003583, Zahlungen von meinem/unserem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein/weisen wir unser Kreditinstitut an, die von der SVG auf mein/unser Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Ich kann/Wir können innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Dabei gelten die mit meinem/unserem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. Wenn sich meine Kontodaten ändern, teile ich dies der SVG unverzüglich mit.

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Peter Becher, Černý-Freund, Literat und Vorsitzender des Adalbert-Stifter-Vereins, berichtet.

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Heiterer Abschied von František Černý

8/2024

ls sich die Trauergäste am frühen Nachmittag des 12. Februar in Prag vor dem Krematorium von Straschnitz versammelten, brach die Sonne durch die Wolken und schuf eine heitere Atmosphäre, die ganz der Mentalität des Verstorbenen entsprach. Im Innern des Gebäudes erwartete die Gäste eine palastartige Halle, von der mehrere Stufen zu einer Empore hinaufführen, auf der der blumenbekränzte Sarg lag. Auf der Seite stand ein Portrait von Černý, daneben ein Tisch mit seinem geliebten Schachspiel. Viele Gäste waren gekommen, um ihre Anteilnahme zu bekunden, unter ihnen der Deutsche

Botschafter Andreas Künne und Milan Horáček MdEP a. D., Petra Ernstberger und Peter Brod vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, Sonja Griegoschewski, Direktorin des Goethe-Instituts, David Stecher, Direktor des Prager Literaturhauses, und Lucie Černohousová, ehemalige Di-

rektorin, die aus der Schweiz angereist war, Autorin Radka Dene­ marková, Thomas Oellermann von der Seliger-Gemeinde, Hele-

na Koenigsmarková, die ehemalige Direktorin des Prager Kunstgewerbemuseums, die Germanisten Jiří Stromšik, Barbara Köpplová, Václav Maidl mit seiner Frau Jana, Václav Petr­ bok, Verleger Harald Salfellner und viele Freunde, die ihrem „Franta“ das letzte Geleit gaben. Tomáš Kafka, der Tschechische Botschafter in Berlin, dessen früh verstorbener Vater im selben Jahr und am selben Tag auf die Welt gekommen war wie Černý, hielt eine einfühlsame Trauerrede, durch die sich ein Faden heiterer Erinnerungen zog, zwei Enkelinnen erzählten von ihrem Großvater. Ein Bilderreigen mit Aufnahmen aus Černýs Leben, die ihn als Diplomaten und als Familienmenschen zeigten, beschloß den Abschied.

2024: Irene Biebl-Daiber dankt Manfred Weber MdEP.

2015: Christian Hügel dankt Marcel Huber MdL. Bilder: Nadira Hurnaus

� Vorsitzender der EVP

Manfred Weber und die SL Festredner beim politischen Achermittwoch des oberbayerischen CSU-Ortsverbandes Bernau war der Niederbayer Manfred Weber MdEP, Vorsitzender der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament. Chauffiert hatte ihn sein sudetendeutscher Mitarbeiter Christian Hügel.

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ürgermeisterin Irene BieblDaiber dankte Christian Hügel, ihrem Vorgänger als örtliche CSU-Spitze und seit 2017 Mitarbeiter von Manfred Weber in Brüssel, für seine Hilfe, Weber nach Bernau gebracht zu haben. Und Weber dankte Hügel für seine Freundschaft. Dann bot Weber einen politischen Parforceritt und wetterte über Energie-, Wirtschafts- und Migrationspolitik der Ampelregierung. Bezüglich des Krieges in der Ukraine zitierte er Volksgruppensprecher Bernd Possel: „Wir sind nicht Kriegspartei, wir sind Kriegsziel.“ Zurück zum Fahrer: Christian Hügels Vater Arthur stammt aus Albrechtsflor im heute rumä- Alexander nischen Banat. „Sascha“ Klein Die Eltern seiner Mutter Gerti waren Sudetendeutsche. Großvater Franz Gaag hatten die Tschechen aus Brüx vertrieben, Großmutter Barbara Gaag/Pietsch aus Heiligenkreuz im Kreis Bischof­teinitz. Unter den Gästen waren auch Alexander Klein, Vizepräsident der Sudetendeutschen Bundesversammlung, und SL-Ortsobfrau Gabi Schleich. Neun Jahre zuvor, damals war Christian Hügel noch Bernaus CSU-Vorsitzender, hielt Marcel Huber, damals Chef der Bayerischen Staatskanzlei, die politische Aschermittwochsrede. Marcel Hubers Mutter Marianne Huber/Beier hatte die Vertreibung mit ihren Eltern von Mährisch Ostrau nach Oberbayern verschlagen. Dort heiratete sie den Altbayern Rudolf Huber aus Ampfing im Kreis Mühldorf, wo Sohn Marcel heute noch lebt. Tassilo Ullmer

Gabi Schleich, Obfrau der SL-Ortsgruppe Prien, informiert Arthur Hügel über das Jubiläum 75 Jahre Ortsgruppe und 70 Jahre Vierter Stamm in Bayern am 16. März.


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KULTUR

Sudetendeutsche Zeitung Folge 8 | 23 .2. 2024

In der Sendung „Kunst & Krempel“ des Bayerischen Rundfunks erschien kürzlich eine Geige vor der Kamera, deren Schönbacher Schnürlrand ihre Herkunft verriet.

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m Stift im niederösterreichischen Herzogenburg wurde in der Sendung „Kunst & Krempel“ des Bayerischen Rundfunks kürzlich eine Geige begutachtet, die nach dem vorläufigen Urteil des Besitzers ein unerkannter Schatz hätte sein müssen. Dem überraschten Fernsehteam offenbarte er in der Vorbesprechung, er habe ein Buch, in dem die Geige beschrieben sei. Sie sei aus dem 17. Jahrhundert und nicht bewertet, weil sie sehr selten sei. Und wenn das zutreffe, dann habe sie bestimmt einen Wert von mahr als 100 000 Euro. In der Begutachtungsrunde mit den beiden Musikwissenschaftlern Josef Focht, Direktor des Museums für Musikinstrumente in Leipzig, und Martin Kares aus Karlsruhe, wurde diese Annahme doch gründlich in Frage gestellt. Schuld daran war vor allem der besondere Schönbacher Schnürlrand, der eine Mode der Instrumentenmacher im Musikwinkel von Markneukirchen und Schönbach des ausgehenden 19. Jahrhundert war. Der Besitzer meinte ursprünglich, der Schnürlrand sei eine Eigenart des Geigenbauers. Die Musikwissenschaftler konnten aber nicht glauben, daß der Zettel in der Geige, der auf den Geigenmacher verweisen solle, stimmen

Die Experten Professor Dr. Josef Focht, Direktor des Museums für Musikinstrumente in Leipzig, und Dr. Martin Kares aus Karlsruhe,

� Kunst & Krempel: Geige mit Schnürlrand

Violine mit Geheimnissen könne. „Dort steht: ,Giovanni Maria del Bossetto, fece in Cremona 16‘, ein nicht exakt datierter Zettel des 17. Jahrhunderts!“ Dies sei ein sehr häufig verwendeter Zettel zur Verwirrung oder Aufwertung der hergestellten Instrumente, der um 1900 eine Mode gewesen sei. „Bis dato wissen wir nicht, ob es diesen Bosset-

Die Geige mit dem Schönbacher Schnürlrand. Von Donnerstag, 29. Februar bis Sonntag, 9. März findet im Filmmuseum München wieder das Mittel-Punkt-Europa-Filmfest statt. Das Festival ermöglicht seit vielen Jahren spannende Einblicke in den Alltag und die Filmkulturen unser mittel- und osteuropäischen Nachbarn. Genreübergreifend, vom Animationsfilm über Komödien bis zum Polit-Thriller, zeigt es eine kuratierte Auswahl der interessantesten aktuellen Filme aus der Tschechischen Republik, der Slowakei, Ungarn, Belarus, Polen und der Ukraine.

to je gegeben hat, und wann er tatsächlich gelebt haben könnte. Wir kennen überhaupt keine belegten Lebensdaten, nur Datierungen auf Geigenzetteln“, sagteJosef Focht. Der Besitzer hatte die Geige vor mehr als 20 Jahren über ein Inserat gekauft, und sie sei sehr billig gewesen. Sie habe nur 2500 österreichische Schillinge gekostet, umgerechnet etwa 160 Euro. Er besitze zu Hause insgesamt elf Geigen, die er aufgrund des Gehörs ausgewählt habe. Er spiele alle seine Geigen, um deren Tonqualität erhalten zu können. Die gezeigte besondere Geige mit Schnürlrand habe einen sehr vollen Ton. Focht zitierte den Expertenspruch: „Eine Geige ist eine Geige ist eine Geige“, was sich auf die ewig gleiche Formgebung der Geigen bezieht. Doch schein-

bar stimme das nicht immer, wie diese Geige beweise. Neben dem besonderen Schnürlrand habe sie auch einen Portraitkopf am Wirbelhaus. Dieses Portrait solle wohl Johann Sebastian Bach darstellen und sei dem in den 1890er Jahren sehr populär gewordenen Ölbild von Elias Gottlob Haußmann (1746) nachempfunden. So unterstütze auch dieses Detail die zeitliche Entstehung der Geige. Martin Kares schätzte die wohlklingende Geige als ein routiniert gemachtes, gut gearbeitetes Manufakturinstrument ein. Es seien keine Schäden zu sehen, und so könnte man 500 bis 600 Euro dafür bekommen, vielleicht wenn es jemandem besonders gut gefalle, sei auch ein Tausender zu erzielen. „Spielen sie sie weiter und haben sie Freude daran“, riet er. Darauf kam

Der Geigenbesitzer will das Instrument weiter spielen.

� Mittel-Punkt-Europa-Filmfest 2024 in München

Aktuelle Filme aus Europas Mitte

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uch 2024 bringt das MittelPunkt-Europa-Filmfest herausragende aktuelle Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilme aus Mittel(ost)europa nach München – viele davon in Erstaufführung und mit hochkarätigen Gästen. Zwölf handverlesene Filmproduktionen verdeutlichen nicht nur die Vielfalt und Originalität der Filmkulturen unserer östlichen Nachbarn, sondern gewähren auch einen seltenen Einblick in gesellschaftliche Realitäten und Befindlichkeiten der Region. Der Kartenvorverkauf hat gerade begonnen. Karten können über die Website des Filmmuseums oder an der Abendkasse erworben werden. Der achte Jahrgang des Festivals beginnt Donnerstag, 29. Februar um 19.00 Uhr im Münchener Filmmuseum. Im kammerspielartigen Eröffnungsfilm „O Malýh Věcech/All about the Little Things“ erzählt der debütierende tschechische Regisseur Denis Šafařík zwölf absurde Beziehungsgeschichten, die in ein und demselben Haus spielen. Im genreübergreifenden Programm finden sich wie immer gleich mehrere Preisträger. „Nazavzhdy-Nazavzhdy/Forever-

Hier die tschechischen Beiträge: „O Malýh Věcech/All about the Little Things“. Donnerstag, 29. Februar, 19.00 Uhr.

„Její Tělo/Her Body “. Freitag, 8. März ,18.00 Uhr. For­ ever“, Anna Buryachkovas mitreißendes Porträt einer unruhigen Jugend im Kiew der späten 1990er Jahre, wurde bei-

spielsweise mit dem Hauptpreis auf dem 33. Filmfesttival Cottbus ausgezeichnet. Das nur mit einer Handkamera gedrehte Dra-

„Banger“. Donnerstag, 7. März, 21.00 Uhr. Der Film erzählt von einer adrenalingeladenen Tour de Force durch das nächtliche Prag.

„Slúžka/The Chambermaid“. Sonntag, 3. März, 18.00 Uhr. ma „Banger“ über einen Drogendealer und Rapper gewann den Preis der tschechischen Filmkritik für die beste Regie.

nur ein konsterniertes „Ja, sowieso.“ Die Ahnung eines unerkannten Schatzes hatte sich im Schätzpreis nicht widergespiegelt. Die Schönbacher Schnürl, vorfabrizierte Dekorstreifen, die an den Rand der Geige angesetzt wurden, hatten das Traumgebilde vom Instrument des 17. Jahrhunderts auf den realen Entstehungszeitpunkt am Ende des 19. Jahrhunderts im berühmten böhmisch-sächsischen Instrumentenbau heruntergebrochen. Im Nachgang sprach der etwas enttäuschte geigespielende Besitzer: „Ich habe sie aber trotzdem lieb, weil sie wirklich eine selten schöne Geige ist.“ Die Schönbacher im Egerland und deren Nachkommen wird es freuen, auch wenn sie nach der teilweisen Vertreibung an vielen Orten ihrer Arbeit weiter nachgingen, vor allem jedoch in Bubenreuth im mittelfränkischen Landkreis Erlangen-Höchstadt, wo es das Geigenbau-Museum Vision Bubenreutheum gibt, das – im Aufbau begriffen – jeden Sonntagnachmittag für die Öffentlichkeit zugänglich ist und die Geschichte der Geigenmacher erzählt. Ulrich Miksch

Im Anschluß an viele der Vorstellungen finden Publikumsgespräche statt. So wird etwa der ungarische Regisseur Ádám

Császi Einblick geben in die realen Hintergründe seiner Satire „Háromezer számozott darab / Three Thousand Numbered Pie­ ces“, in dem er pointiert die Erfahrungen einer Gruppe Roma in der Berliner Theaterwelt verarbeitet. Die slowakische Schriftstellerin und Drehbuchautorin Hana Lasicová stellt ihre sapphische Liebesgeschichte „Slúžka/The Chambermaid“ ebenfalls persönlich vor. Der in der bröckelnden Habsburgermonarchie spielende Kostümfilm basiert auf ihrer gleichnamigen Buchvorlage. Am 3. März, dem Internationalen Frauentag, ist auch Katarina Krnáčová dabei. Sie hat „Její Tělo /Her Body“ koproduziert, einen Film über die tschechische Turmspringerin und Pornodarstellerin Andrea Absolonová, der spannende Fragen über den Umgang mit dem weiblichen Körper sowie über Fremd- und Selbstbestimmung aufwirft. Im Anschluß gibt es ein Filmgespräch mit der Produzentin Katarína Krnáčová. Die Filme werden im fremdsprachigen Original mit englischen Untertiteln gezeigt und sind so für jeden verständlich. Susanne Habel Mittel-Punkt-Europa-Filmfest 2024 im Filmmuseum München, Sankt-Jakobsplatz 1. Tickets zu 4 Euro an der Kinokasse, Telefon (0 89) 23 32 41 50. Die Kasse öffnet jeweils 60 Minuten vor und schließt 30 Minuten nach Beginn der Vorstellung. Bei allen öffentlichen Veranstaltungen bleibt ein Kartenkontingent für den freien Verkauf an der Abendkasse. Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln bis S/U-Bahn Station Marienplatz oder U-Bahn Station Sendlinger Tor. Informationen im Internet filmmuseum/filmreihen/ mittel-punkt-europa


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KULTUR

Neu erschien im vergangenen Jahr die Musik-CD „Durezza e Ligatura“ von Markus Folker Thalheimer. Die Aufnahme bietet schöne Stücke für Soloharfe, die der SL-Förderpreisträger für Darstellende und Ausübende Kunst aus dem Jahr 2003 interpretiert. Die CD stellt Werke von Alonso Mudarra (1510–1580), Ascanio Mayone (1570– 1627), Johann Sebastian Bach (1685– 1750), Enrique Granados (1867–1916) und Marcel Tournier (1879–1951) vor.

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er Harfenist hat einen erstaunli­ chen Werdegang. Thalheimer wur­ de 1987 in Stuttgart geboren und erhielt dort bereits mit sechs Jahren seinen er­ sten Harfenunterricht. Mit 17 Jahren wechselte er im Rahmen der Frühförde­ rung als Gaststudent zu Gisèle Herbet an die Hochschule für Musik Würzburg – einer der wenigen Männer, die sich an ein Harfenstudium wagen. Ab dem Vordiplom 2008 war er bis zum Abschluß seiner Ausbildung Sti­ pendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung. Im selben Jahr begann zudem die Or­ ganisation Yehudi Menuhin Live Mu­ sic Now Franken ihn zu fördern. 2011 legte er sein Diplom mit Auszeichnung ab. Sein anschließendes Studium in der Meisterklasse bei Herbet schloß er En­ de 2013 ab. Mit Beginn der Meisterklasse grün­ dete Thalheimer ein Duo mit der So­ pranistin Rebekka Fries, mit der er bei Holger Berndsen in der Liedklasse der Musikhochschule Würzburg studier­ te. Gemeinsam wurden sie im Frühjahr 2013 in das Stipendiatenprogramm des Yehudi Menuhin Live Music Now Fran­ ken aufgenommen. Weiterführende Impulse erhielt der Harfenist im Rahmen von Meisterkur­ sen bei Godelieve Schrama in Detmold und Marie-Pierre Langlamet in Berlin sowie als Erasmus-Stipendiat bei Frédé­ rique Cambreling im spanischen San Se­ bastian. Mit 16 Jahren wurde er Mitglied im Landesjugendorchester BadenWürttemberg. 2005 wurde er Erster Bundespreisträger bei Jugend musi­ ziert, Harfe Solo, mit der Höchstpunkt­ zahl. Mit 19 Jahren debütierte er mit den Konzerten von Friedrich Händel und Gabriel Pierné bei den Bochumer Symphonikern im Rahmen des Mar­

Sudetendeutsche Zeitung Folge 8 | 23. 2. 2024

� Neue CD von SL-Förderpreisträger für Darstellende und Ausübende Kunst

Traumhafte Harfenklänge eines neuen Kurses wer­ ler Debüts. Seit 2008 ge­ den, der Harfenisten zu hört er zur Jungen Deut­ einer exklusiven Kurswo­ schen Philharmonie. 2014 che einlädt und darüber bis 2016 war er Akademist hinaus zur kulturellen in der Giuseppe-Sinopo­ Vernetzung im Dreilän­ li-Akademie der Staats­ dereck Deutschland, Böh­ kapelle Dresden. Seit der men und Polen beiträgt. Spielzeit 2016/2017 ist er Gemeinsam mit Gisèle Solo-Harfenist der Neuen Herbet, emeritierte Pro­ Lausitzer Philharmonie. fessorin der Hochschule Förderpreise erhielt für Musik Würzburg, als Thalheimer 2003 von der Gastprofessorin des Kur­ Sudetendeutschen Lands­ ses, gestaltete Thalhei­ mannschaft und 2004 vom mer den Unterricht für Arbeitskreis Egerländer acht Teilnehmer aus der Kulturschaffender. Denn Tschechischen Republik, seine Großeltern mütter­ Deutschland, Italien und licherseits stammen bei­ der Schweiz. de aus dem Egerland: der Beim Meisterkurs im Großvater Albert Reich Jahr 2022 standen das aus Ebmeth bei Falkenau Partnerland Tschechi­ und die Großmutter The­ sche Republik und Kam­ resia Reich, geborene Lip­ mermusik im Fokus. Ein­ pert, aus Espenthor bei geladene Gastprofessorin Karlsbad. war Lydie Härtelová, So­ Thalheimer ist auch loharfenistin des Rund­ Mitglied der Eghalan­ funkorchesters Prag. Mit­ da Gmoi z‘ Stuttgart und glieder des C/O Chamber war dort schon in der Kin­ Orchestra ergänzten den dergruppe aktiv. Immer Kurs als Kammermusik­ wieder bereichert der dozenten. 2023 kam Zu­ Harfenist Veranstaltun­ zanna Elster als Gast, So­ gen mit seinem musikali­ Der SL-Förderpreisträger Markus Folker Thalheimer mit seiner Harfe. loharfenistin der Sinfonia schen Können. So musi­ ziert er bei den Egerländern wie bei den Preis der Internationalen Dutch Harp Varsovia und Professorin an der Fryde­ ryk-Chopin-Universität für Musik War­ jährlich in Marktredwitz stattfindenden Competition ausgezeichnet. Im letzten Juli veröffentlichte Thal­ schau. Zum Kurs 2024 wird Frédérique Begegnungen des AEK, beim Tag der Heimat in Stuttgart, veranstaltet vom heimer seine Debüt-CD „Durezza e Li­ Cambreling, die ehemalige Soloharfe­ BdV-Kreisverband Stuttgart oder beim gatura“ bei Hänssler Classic, die Wer­ nistin des Ensemble Intercontemporain, „Schatzkästlein“ des Sudetendeutschen ke von Mayone mit Bach, Granados und Gastprofessorin sein. Auch über den Kurs hinaus verstärkt Tages. Auch im Sudetendeutschen Haus Tournier verbindet. Anfang 2021 wurde Thalheimer eingeladen, um beim Eröff­ Thalheimer sein Engagement im tsche­ konnte man seine Harfe schon erleben. Aber sein Engagement beschränkt nungskonzert des Prager-Frühlings-Fe­ chischen Grenzland. So trat er im Okto­ sich nicht auf den landsmannschaftli­ stivals mit dem Orchester „Ensemble ber 2022 im Rahmen der Deutsch-Tsche­ chischen Kulturtage mit einem Solore­ chen Bereich. Thalheimer war 2010 Teil­ Collegium 1704“ aufzutreten. nehmer der Lucerne Festival Academy Im Juli 2021 gründete Thalheimer cital in der Kirche des Heiligen Martin und 2013 Preisträger bei den Internatio­ den Görlitzer Meisterkurs für Harfe. in Markersdorf/Markvartice u Děčína nalen Lyon & Healy Awards in Cardiff. Görlitz mit seiner einmaligen Lage im auf. Im April 2023 gab er einen eintägi­ Im März 2014 wurde er mit dem Zweiten Herzen Europas sollte Austragungsort gen Meisterkurs in der Musikschule in

� Buchvorstellung in Regensburg

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ie Kultur- und Heimatpflege ist auch auf dem Gebet der Musik vielfältig tätig. Im Ober­ pfälzer Volksmusikarchiv (OVA) und in der Bibliothek der Kulturund Heimatpflege finden sich zahlreiche Noten und umfassen­ de Literatur über die Geschich­ te und Entwicklung der Volks­

musik in der Oberpfalz. In der Reihe MOVAS veröffentlicht der Bezirk Oberpfalz in regel­ mäßigen Abständen Findbü­ cher zu seinen Sammlungen, die von thematisch passenden Aufsätzen begleitet werden. Im aktuellen Band drei be­ faßt man sich mit Notensamm­ lungen aus dem Egerland im OVA. Darin werden die Re­ pertorien für drei Sammlun­ gen von Noten, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Egerland in die Oberpfalz ka­ men, abgedruckt. Es geht um die Sammlungen Johann Götz und Bachmann und um die Kapelle Dobner aus Nachfah­ ren der Dobner-Musikkapel­ le aus Hesselberg in Franken beziehungsweise Sankt Katha­ rina im Kreis Tachau im Eger­ land. Zwei begleitende Aufsät­

ze spüren den Lebenswegen der dahinter stehenden Mu­ siker und Musikerdynastien nach. Nun werden die Samm­ lungen der Öffentlichkeit vor­ gestellt. Erfreulicherweise präsen­ tieren an diesem Abend Ge­ org Balling und Bernhard Hopfensperger – die Auto­ ren von zwei der abgedruck­ ten Beiträge – nicht nur die Ergebnisse ihrer Forschungen über Johann Götz, Bachmann und über die Kapelle Dobner. Sie bringen vielmehr mit ih­ ren Gruppen „Dudelsackquar­ tett in Anlehnung an Bach­ manns Schellack-Aufnahmen (Wien 1908)“ und der Blas­ musikformation „Bloß Blech“ auch Musikstücke aus den je­ weiligen Sammlungen zu Gehör. Tobias Appl, Florian Schwemin (Hrsg): „Musik aus dem Egerland im Oberpfälzer Volksmusikarchiv. Die Sammlungen Johann Götz, Bachmann und Dobner. Mit Beiträgen von Georg Balling und Bernhard Hopfensperger“ in der Reihe „Mitteilungen aus dem Oberpfälzer Volksmusikarchiv und den Sammlungen der Kultur- und Heimatpflege des Bezirks Ober­pfalz, Band 3“. Regensburg 2023, 476 Seiten, 18 Euro. Erhältlich bei eMail annette. petese-aretz@bezirk-oberpfalz. de; Telefon (0941) 91001381.

In der Villa Weinschenk in Regensburg wird die musikalische Buchvorstellung stattfinden.

Markus Folker Thalheimer: „Durezza e Ligatura. Harp“. CD, Hänssler Classic, 2023; 64 Minuten, 16,994 Euro. (Artikelnummer HC22025) Direktbezug: markus.thalheimer @gmx.de

� Ausschreibung für Literaturstipendium

Musik aus dem Egerland Anfang März wird in Regensburg Band 3 der „Mitteilungen aus dem Oberpfälzer Volksmusikarchiv und den Sammlungen der Kultur- und Heimatpflege des Bezirks Oberpfalz“ (­MOVAS) präsentiert.

Reichenberg für die dortige Harfenklas­ se und zugereiste Harfenisten aus Prag und anderen Orten Böhmens. Mit seiner CD wird der Musiker sicher noch mehr Hörern die Harfe schmack­ haft machen. Neben seiner perfekten und einfühlsamen Vortragsweise liegt das auch an der guten Auswahl und An­ ordnung der Kompositionen. Thalhei­ mer: „Der Titel bezeichnet ein Stilmit­ tel der Renaissancemusik und bedeutet direkt übersetzt Härte und Verbindung, was gut die Idee der CD zusammenfaßt. Gemeint sind damit der Kontrast der drei Hauptwerke, die durch die Renais­ sancemusik verbunden werden, aber auch Kontraste und Gemeinsamkeiten, Verknüpfungen, Bezüge auf musikali­ scher Ebene der Stücke untereinander, die durch diese Gegenüberstellung hör­ bar werden.“ Thalheimer springt quasi von einem Zeitraum zum anderen und wieder zu­ rück. So geht es beispielsweise nach den Stücken von Marcel Tournier (1879– 1951) „Sonatine pour harpe Opus 30“ und „Vers la source dans le bois“ chro­ nologisch gesehen wieder zurück zu Alonso Mudarras (etwa 1510–1580) „Tiento“. Damit wird ein Spannungs­ bogen erreicht, der neugierig auf mehr von diesem Instrument macht. Thalhei­ mers Soloharfe zeigt ihre große Band­ breite und die Vielfalt der für sie kompo­ nierten Werke. Mit dem einfallsreichen Interpreten Thalheimer erweist sie sich als traumhaftes Instrument. Susanne Habel

Buchvorstellung: 6. März, 18.30 Uhr in Regensburg, WeinschenkVilla, Hoppestraße 6. Anmeldung per eMail bezirksheimatpflege@ bezirk-oberpfalz.de.

Ein Monat Der Adalbert-Stifter-Verein schreibt in Kooperation mit der Mährischen Landesbibliothek, Sektion Tschechisches Literaturzentrum, und der Zweigstelle des Regionalmuseums Český Krumlov/Krummau, dem Adalbert-Stifter-Geburtshaus, einen Residenzaufenthalt für tschechische und bayerische Autoren in Oberplan/Horní Planá aus. Der Residenzaufenthalt wird von der Bayerischen Staatskanzlei gefördert.

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abei handelt es sich um ei­ nen einmonatigen Residenz­ aufenthalt für eine Schriftstel­ lerin oder einen Schriftsteller im Bereich Prosa, Lyrik, Kin­ der- und Jugendliteratur, Comic, Sachbuch und in weiterer Genres. In der inspirierenden Umge­ bung des Böhmerwalds steht ein Raum für kreatives Schaffen zur Verfügung. Zugleich soll hier, am Geburtsort Adalbert Stifters, wo deutsche wie tschechische Kultur einander jahrhunderte­ lang durchwirkt haben, die kultu­ relle Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der Tschechi­ schen Republik weiterentwickelt werden. Der Teilnehmer wird neben dem Projekt, für das er ausge­ wählt werden wird, auch einen kurzen Text verfassen, der vom Ort des Residenzaufenthalts in­ spiriert ist und im Rahmen der Aktivitäten des Tschechischen Literaturzentrums und des Adal­ bert-Stifter-Vereins (ASV) ver­ wendet wird. Die Unterbringung des Re­ sidenten erfolgt in einem ei­

genen Appartement (www. modrinovydum.cz) von 71 Qua­ dratmetern mit voll ausgestatte­ ter Küche und sechs Betten. Im Appartement können auch Fa­ milienmitglieder wohnen. Au­ ßerdem erhält er ein Stipendi­ um in Höhe von 1000 Euro und Verpflegungsgeld in Höhe von 300 Euro. Die Reisekosten wer­ den vom Veranstalter übernommen. Der Stipendiat verpflichtet sich, an einer Lesung in Budweis/ České Budějovice im November teilzunehmen. Der Auftritt ist mit einem Honorar und der Erstat­ tung der Reisekosten verbunden. Sofern es die Vertragsbedingun­ gen zulassen, sollte die Publika­ tion, an der er arbeitet, versehen sein mit dem Vermerk „Entstan­ den im Rahmen des Residenz­ aufenthalts in Oberplan/Horní Planá und mit Unterstützung des Adalbert-Stifter-Vereins und der Mährischen Landesbibliothek in Brünn, Sektion Tschechisches Literaturzentrum“. Die Aufent­ haltsdauer erstreckt sich vom 13. September bis zum 13. Oktober. Folgende Unterlagen zur An­ meldung in Deutsch bis 1. April einsenden: n  ausgefülltes Antragsformu­ lar (kann man von der Internet­ seite des ASV herunterlanden), n  Lebenslauf, n  Bibliografie oder Probe aus dem bereits veröffentlichten Werk (bis 20 Normseiten). Anträge bitte an sekretariat@ stifterverein.de, Betreff: „StifterStipendium: Name“. Rückfragen möglich unter Telefonnummer (0 89) 62 27 16 30.


Sudetendeutsche Zeitung Folge 8 | 23. 2. 2024

Vergangenen Samstag fand die Landesfrauentagung der SLLandesgruppe Bayern im Kolpinghaus im ober­ pfälzischen Regensburg statt.

VERBANDSNACHRICHTEN � Landesfrauentagung der SL-Landesgruppe Bayern

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Tod 994 Bischof von Regensburg gewesen sei. Besonders freue ihn, so Voderholzer, die Verbindung des heiligen Wolfgang zum Kloster Kladrau, von wo seine Mutter und ie 50 Teilnehmerinnen und Großmutter gestammt hätten. Teilnehmer – auch Männer tenschaft der Stadt über die Su- wer-Paul und deren Arbeit An- Manchmal ist es nicht einfach, Urteil beim Blick Richtung Berlin Der heilige Wolfgang solle 973 waren gekommen – befaßten detendeutschen, das Kunstforum erkennung und nannte Ullwer- über den eigenen Schatten zu eher kritisch aus. „In Berlin gibt dem Benediktinerkloster Kladsich mit dem Thema „Hoffnungs- Ostdeutsche Galerie und an das Pauls jüngste Auszeichnung mit springen“, beschrieb Naaß den es niemanden, der mit uns re- rau einen Besuch abgestattet und volle Ansätze zur Verständigung hier ebenfalls beheimatete Sude- der Ottheinrich-Philipp-Medail- Alltag der Verständigungsarbeit. den will. Berlin nimmt die tsche- dabei einen Baum gepflanzt hazwischen Sudetendeutschen und tendeutsche Musikinstitut sowie le der Stadt Burglengenfeld. Für 2024 hob sie abschließend chische Republik nicht so sehr ben. Eine Wolfgangsfigur in der das Jubiläum 75 Jah- wahr.“ Als Beispiel führte er an, Klosterkirche Mariä HimmelTschechen“. Musikalisch um- die Städtepartnerschaft re Grundgesetz hervor, daß kein politischer Repräsen- fahrt erinnere bis heute daran. rahmte das „Böhmische Trio“ aus mit Pilsen. Das Eindas gegen Angriffe und tant Deutschlands zur TrauerBurglengenfeld die Tagung. treten für Frieden und Und auch zum heiligen Johanpopulistische Tenden- feier von Fürst Karl Schwarzen- nes von Nepomuk gebe es einen Nach der Begrüßung der Eh- Völkerverständigung zen verteidigt werden berg in Prag gekommen sei. Als Bezug. Während dessen Tätigrengäste entschuldigte Landes- der Sudetendeutschen müsse. „Immer wieder Gegenbeispiel sagte Hörtler ab- keit als Prager Generalvikar sei frauenreferentin Sigrid Ullwer- sei um so mehr zu würvon Neuem müssen wir schließend, daß am letztjährigen es zum Streit über die NeugrünPaul die 96jährige Helga Heller, digen, da man als nicht die Hoffnung ansto- Brünner Obfrau der SL-Ortsgruppe Pas- Betroffene nicht fühVersöhnungsmarsch dung eines Bistums Kladrau geßen, in einem friedli- zwei Minister des tschechischen kommen, das vom Bistum Prag sau, die altersbedingt nicht habe len könne, was die Verchen und freien Europa Kabinetts teilgenommen hätten. kommen können. Angesichts der treibung mit Menschen habe abgespaltet werden solzu leben“, schloß Naaß. jetzt ins Spiel gebrachten Um- mache und auch für die Der 25 Jahre in Waidhaus tä- len. Dazu sei es letztlich nicht geDen Aspekt, überall tige und nun im Ruhestand in kommen. Bekannt sei auch das benennung des Otfried-Preuß- weiteren Generationen präsent zu sein, wo es Wernberg wirkende Pfarrer Ge- Schicksal des Brückenheiligen ler-Gymnasiums in Pullach bei bedeute. um (sudeten)deutsch- org Hartl informierte – auch an- Johannes von Nepomuk. „NepoMünchen mahnte sie einen diffeDa ihr Vater aus Riga renzierteren und qualifizierteren und ihre im vergange- Landesobmann Steffen Hörtler und Bezirksobmann Dr. tschechische Themen hand zahlreicher Fotos – über muk und Wolfgang stehen in eiBilder: Markus Bauer geht, griff auch Stef- „Hoffnungsvolle Ansätze zur ner besonderen Beziehung zu Umgang in dieser Angelegen- nen Jahr verstorbene Christian Weber. fen Hörtler, heit an. „Es darf keine Umbenen- Schwiegermutter aus Kladrau“, sagte Vodernung des Gymnasiums geben“, dem Kuhländchen stammten, haholzer. Ein friedvolles Miteinander in SL-Landesobmann und SLsagte Ullwer-Paul. Beim Toten- be sie entsprechende Bezüge. Im einem demokratischen und frei- Stellvertretender Seine Mutter hagedenken erinnerte sie exempla- Frühjahr sei übrigens ein Tref- en Europa sei gerade vor dem Bundesvorsitzender, be ihm immer wieder risch an Erna Lorenz aus der SL- fen der Familie mit den tschechi- Hintergrund der aktuellen Ent- in seinem Vortrag „Erdie Gründungslegende EntwicklunKreisgruppe Burglengenfeld/ schen Verwandten geplant. „Die wicklungen mit das höchste Gut. freuliche Kladraus erzählt, worStädtedreieck. Die am 7. April Frauen haben die große Last der Dabei spiele auch die Partner- gen zur Verständigung in sein bis heute wäh1931 in Falkenau Geborene sei Vertreibung und des Wiederauf- schaft mit Tschechien eine gro- auf Landesebene: Bayrender enger Bezug be1948 nach Burglengenfeld ge- baus getragen. Das vergessen wir ße Rolle. Dann ging sie auf hoff- ern, Tschechien, Suderuhe. Der Bischof wies kommen, habe viele Fahrten or- nicht. Persönlich und als Stadt nungsvolle Ereignisse in der Ent- tendeutsche“ auf. „Wir auf einen weiteren Wolfganisiert, sei als Zeitzeugin zur werden wir die Erinnerung im- wicklung bis zur heutigen guten sind der Motor dieser gang-Erinnerungsort Verfügung gestanden und habe mer hochhalten und dabei auch Nachbarschaft ein: der Fall des bayerisch-tschechischen auf tschechischem Bobeim Sudetendeutschen Koch- die Zukunft im Blick haben und Eisernen Vorhangs 1989, der Beziehungen“, stellte er den hin, nämlich auf den buch mitgearbeitet. Am 15. Sep- mitgestalten“, schloß Maltz- Vertrag über gute Nachbarschaft fest und verwies auch Aussichtsturm Bolfátember sei sie gestorben. Schwarzfischer. 1992, die deutsch-tschechische auf gute Kontakte auf Die ehemalige Landesbeauftragte Sylvia Stierstorfer nek/Kleiner Wolfgang Ihren Antrittsbesuch bei Chudenitz. Dabei Erklärung 1997 mit Zu- der politischen Ebene und ihre Nachfolgerin Dr. Petra Loibl. bei der Landesfrauenhandele es sich um den kunftsfonds und Ge- zwischen München und tagung machte Petra sprächsforum, der EU- Prag. „Dagegen verlaufen vie- Verständigung auf Basisebene ehemaligen Kirchturm der WallLoibl MdL, die neue Beitritt der Tschechi- le Projekte auf Bundesebene im am Beispiel des Projektes ‚Ge- fahrtskirche Sankt Wolfgang, Landesbeauftragte für schen Republik 2004, Sande, es passiert nichts“, kri- rettete Denkmale‘“. Die Grenz- von der sich auch der Name abAussiedler und Verdie Verabschiedung tisierte er auch mit Verweis auf lage von Waidhaus habe vie- leite. triebene. Den sudetenAus den zahlreichen Verander Marienbader Er- Kürzungen von Fördermitteln le Kontakte und Begegnungen deutschen Frauen zollklärung 2009, die Reise des Bundes. Es gebe keine Alter- in die egerländisch-böhmische staltungen hob Bischof Voderte sie Anerkennung für von Ministerpräsident native zum Dialog mit den Tsche- Nachbarregion auf tschechischer holzer die Diözesanwallfahrt deren Einsatz für vieHorst Seehofer nach chen. „Das ist der einzig richtige Seite und auch zu dort wirken- am 27. April auf den Spuren des Weg, und wir sind als Partner an- den Priestern gebracht. Ein Mo- heiligen Wolfgang zum Wolfle positive Dinge, insPrag 2010. besondere aber für die „Corona hat uns ge- erkannt. Viele Dinge waren und tor sei der für das Dekanat Haid gangsee in Österreich und die Heimat. „Frauen spiezeigt, wie schlimm es sind erfolgreich. Diesen Weg ge- zuständige Monsignore Vladimír Eröffnung der Wolfgangswoche len eine große RolBorn gewesen, auf dessen Initia- mit der Wallfahrt nach Neukirist, wenn Grenzen wie- hen wir weiter.“ Positiv seien die Treffen mit tive zwölf Kirchen renoviert wor- chen beim Heiligen Blut am 22. le, sie sind Kraftquelle Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und Bun- der geschlossen werund geben Energie und desversammlungspräsidentin Christa Naaß. den“, sagte Naaß und dem tschechischen Staatspräsi- den seien. „Ohne die Kollegen Juni hervor. Eigens zum Jubiläbieten damit Hoffnung forderte, daß Grenzen denten Petr Pavel und dem Pre- aus Böhmen wäre das nicht mög- um erschienen sei das von Mifür die Zukunft“, sagte Loibl. Weiterhin ihre Verbunden- nie wieder dicht gemacht werden mier Petr Fiala, die offiziell die lich gewesen“, sagte Hartl, nann- chael Fuchs, dem früheren GeSie blickte aber auch auf die Si- heit versprach Sylvia Stierstorfer, dürften. Positiv hätten sich die Sudetendeutschen in ihren Re- te aber auch noch weitere Na- neralvikar und jetzigen Pfarrer tuation 1945/1946, als beson- die bisherige Landesbeauftrag- vielen Partnerschaften auf Ebene den genannt und begrüßt hätten. men und Personen, die in unter- von Sankt Wolfgang in Regensders die Frauen beim Neubeginn te für Aussiedler und Vertriebe- der Bezirke und Kommunen ent- „Nur so funktioniert der Prozeß schiedlichen Bereichen äußerst burg, erarbeitete Buch „Das Leund Neuaufbau nach dem Krieg ne. Kurz ging sie auf ihre sude- wickelt. Nicht zu vergessen seien der Verständigung.“ Wichtig sei, engagiert waren. ben des heiligen Wolfgang“ mit stark gefordert gewesen seien tendeutschen Wurzeln seitens aber auch die eigenen Erfahrun- weiter an die Vertreibung von Vor allem bei Heimattreffen 50 Holzschnitten. Im Herbst werund das Zusammengehörigkeits- ihres Vaters ein. Als wunderbare gen, Geschichten und Verletzun- 1945/46 zu erinnern, zumal in seien Ideen und Initiativen ent- de eine wissenschaftliche Festgefühl gestärkt und die Identität Zeit beschrieb sie die fünf Jahre gen, die oft mit zunehmendem Tschechien 80 Prozent der Men- standen. Nicht nur die Wieder- schrift publiziert. Und nicht nur bewahrt hätten. Diesen Aspekten als Landesbeauftragte, in denen Alter stärker nach außen träten. schen keine Kenntnis von oder herstellung von Bauwerken sei für Kinder gebe es Gummibärwidme sich auch die Ausstellung sie viel Rückhalt und Unterstütrealisiert worden, sondern auch chen mit vier Attributen des Hei„Ungehört – die Geschichte der zung erfahren habe. Ergänzend die Reaktivierung von Wallfahr- ligen: Kirchenmodell, Beil, Mitra Frauen“ im Haus des Deutschen zu ihren Vorrednerinnen nannten oder die Wiedereinführung und Herz. „Mit Andacht genieOstens in München. regelmäßiger deutscher Gottes- ßen und dabei an den Heiligen te sie das von ihr angestoßene In dieser Ausstellung würden Projekt „Kultur und Erinnerung. dienste. Mit beeindruckenden Wolfgang denken“, empfahl der erstmals Flucht, Vertreibung und Heimatvertriebene und AussiedBildern zeigte er den ursprüng- Bischof. Integration aus weiblicher Sicht ler in Bayern 1945 bis 2020“ am lichen Zustand mancher Gebäu„Der heilige Wolfgang ist imbeschrieben. Der Anstoß sei von Leibniz-Institut für Ost- und Südde und erläuterte einige Aspekte mer jung und frisch und hat ihrer Vorgängerin Sylvia Stiers­ osteuropaforschung in Regensdrumherum wie die Finanzierung auch in der Gegenwart etwas torfer gekommen. Positiv wür- burg und die Dokumentation von – meist durch die Deutschen – zu sagen. Und er ist ein europädigte Loibl die gute Verständi- Vertriebenendenkmalen. An die oder die Nutzung sakraler Bau- ischer Heiliger“, erklärte der Bigung zwischen den deutschen Landesfrauenreferentin gewandt werke zum Beispiel auch für schof. Neben seinem Geburtsund den tschechischen Nach- stellte Stierstorfer fest: „Sie haKonzerte und kulturelle Veran- ort Pfullingen und seiner Ausbarn. Bayern und die Tschechi- ben über die Jahrzehnte Kurs gestaltungen bis hin zu Koopera- bildung im Benediktinerkloster sche Republik seien auf einem halten und die Arbeit der Frauen Landesfrauenreferentin Dr. Sigrid Ullwer-Paulmit ihren Stellvertreterinnen tionspartnern wie den tsche- Reichenau sei der heilige WolfDr. Dorith Müller, Margaretha Michel und Birgit Unfug. guten Weg in der Politik, bei der gut in die Zukunft geführt.“ chischen Verein Omnium, der gang auch in Würzburg und in Jugend und bei den Kirchen. sich besonders in der Friedhofs- Trier gewesen. Nachdem er den Das Grußwort der BundesfrauPrägend für sie, so Loibl, sei- enreferentin Gerda Ott las deren Wichtig sei immer, das Miteinan- kein Interesse an den Sudeten- und Denkmalpflege engagie- Vorschlag, das Bischofsamt in en der Besuch auf dem Heili- Stellvertreterin Birgit Unfug vor. der im Blick zu haben und in Re- deutschen hätten. Dazu kämen re. Köln zu übernehmen, abgelehnt genhof und die Teilnahme an Unfug plädierte für einen offe- spekt die Augen nicht vor dem 15 Prozent Kommunisten bezieDer Regensburger Bischof Ru- habe, habe er einige Zeit in Einder Tagung der Sdružení Acker- nen Umgang miteinander. Unrecht zu verschließen. Die ge- hungsweise Links- und Rechtsra- dolf Voderholzer besuchte auch siedeln geweilt. Dem Augsburmann-Gemeinde am Faschings„Ohne die sudetendeutschen meinsame Arbeit in der EU be- dikale, welche die sudetendeut- diesmal die Frauentagung. An- ger Bischof Ulrich sei er dann wochenende in Königgrätz ge- Frauen gäbe es die SL in der heu- deute auch, neue Länder in Eu- sche Thematik für ihre Zwecke läßlich des heuer begange- bei der Abwehr der Ungarn zur wesen. Mit Eric Beißwenger, tigen Form nicht“, sagte Chri- ropa zusammenzuführen und zu mißbrauchten. So bleibe nur ein nen Jubiläums 1100 Jahre hei- Seite gestanden. Über die Misdem neuen Bayerischen Staats- stian Weber, Obmann der SL- halten sowie letztlich für Frieden geringer Anteil mit einem echten liger Wolfgang informierte er sionierung der Ungarn habe er minister für Europaangelegen- Bezirksgruppe über den Heiligen, der 973 auch sich jedoch Gedanken gemacht. Niederbayern- zu sorgen. Bei der Europawahl Interesse. Während Hörtler einen brei- das Bistum Prag gegründet ha- Als Bischof von Regensburg haheiten und Internationales, sei Oberpfalz. Dabei betonte er die gehe es auch um eine Gegenpoes ihr gelungen, Martin Dvořák, herausragende Bedeutung von sition zu nationalistischem Den- ten Konsens bei der sudeten- be, aus dem im Laufe der Jahr- be er das Bischofs­amt vom Amt den tschechischen Minister für Ullwer-Paul, die noch weitere ken und eine Haltung im Blick deutschen Thematik in der bay- hunderte die weiteren Bistümer des Abtes des Klosters Sankt Emerischen Politik sieht, fällt sein im heutigen Tschechien hervor- meram getrennt. Die Freigabe europäische Angelegenheiten, Funktionen ausübe. „Sie ist un- auf Rußland und die USA. nach Bayern einzuladen. „Gerne entbehrlich. Wir alle sind sehr gegangen seien – bis Böhmens als eigenständiges Bis„Erinnern für die Zunehme ich die Aufgabe als Om- dankbar, daß wir unsere Sigrid kunft“, gab sie als Arhin zum Bistum Pilsen tum sei die wichtigste Tat Wolfbudsfrau oder Kümmerin wahr.“ haben.“ 1993 und dem Bistum gangs gewesen. Daher solle mit beitsmotto aus, woNach ihrem Einzug in den BayOstrau-Troppau 1996. dem Wolfgangsjubiläum auch „Ohne die Frauen würde vie- bei die gegenseitigen erischen Landtag 2018 sei sie so- les nicht so laufen.“ Mit dieser Beziehungen Daher werde das Erz- die deutsch-tschechische Bezienatürfort der Arbeitsgruppe Vertrie- Bemerkung und dem Hinweis lich immer noch verbistum Prag auch als hung vor allem geistig und geistbene und Aussiedler der CSU- auf den am 8. März stattfinden- bessert werden könnTochterbistum und das lich bereichert werden. Landtagsfraktion beigetreten den Internationalen Frauentag ten – auch im Hinblick Bistum Pilsen als EnAndreas S ­ chmalcz von der SLund habe dort viel gelernt und startete Christa Naaß, Präsiden- auf die Aufarbeitung kelbistum Regensburgs Landesgeschäftsstelle leitete die bei Begegnungen erlebt und er- tin der Sudetendeutschen Bun- der Geschichte. „Wichtituliert. Kurz beschrieb Wahl der Landesfrauenreferenfahren, schloß Loibl. der Oberhirte die Vita tin und ihrer Stellvertreterinnen. desversammlung, ihren Vortrag tig ist, daß die SudeSie freue sich, daß Regensburg „Positive Ansätze zur Verständi- tendeutschen von Bischof Wolfgang, Sigrid Ullwer-Paul bleibt Landesdabei der Tagungsort sei, sagte Ober- gung zwischen der Bundesrepu- sind, wir in Tschechien der 924 im schwäbi- frauenreferentin, ihre Vertretebürgermeisterin Gertrud Maltz- blik und dem tschechischen Staat präsent sind. Oft ist es schen Pfullingen zur rinnen sind Dorith Müller, MarSchwarzfischer. Sie erinnerte an im Hinblick auf die Sudeten- ein schwerer, steiniger Bischof Professor Dr. Rudolf Voderholzer und Pfarrer Ge- Welt gekommen und garetha Michel und Birgit Unfug. Markus Bauer die vor 70 Jahren begründete Pa- deutschen“. Auch sie zollte Ull- und umstrittener Weg. org Hartl. von 972 bis zu seinem

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Erinnern für die Zukunft


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nsere Familie stammt aus Neu Oderberg bei Mährisch Ostrau. Mein Vater war dort Bergbauingenieur in leitender Stellung im Walzwerk. Nach dem Krieg durfte er trotz seines Fachwissens und obwohl er nicht nur Tschechisch, sondern auch noch weitere fünf Sprachen beherrschte, nicht auf seinen Posten zurückkehren. Etwa ein halbes Jahr lang wurde er in einem Ostrauer Lager interniert. Eines Tages kam er abgehärmt, verlaust und seelisch angegriffen zu uns zurück. Wieder versuchte er im Werk unterzukommen, ohne Erfolg. Ich weiß, daß Vater während des Krieges einigen Tschechen aus Gesundheitsgründen bereitwillig zu besseren Posten verholfen hatte. Jetzt wagte aber keiner, eine Unterschrift für seine Aufnahme zu leisten. Eine bittere Erfahrung. Unser Überleben war schwierig. Was man auf deutsche Lebensmittelkarten bekam, war recht wenig, doch auch das konnten wir nur mit Mühe bezahlen. Selten wurde uns etwas von unseren gesperrten Spareinlagen ausgezahlt. Das wurde auch nicht öffentlich bekannt gegeben. Wir erfuhren es nur durch andere Deutsche. Einkaufen durften wir erst nach fünf Uhr abends. Bedient wurde man erst, nachdem alle Tschechen eingekauft hatten. Für Deutsche gab es auch kein Fleisch, höchstens Knochen. Meine Mutter hatte eine Jugendfreundin, die Tante Adele, eine Polin. Diese besaß einen TanteEmma-Laden. Jetzt, in der bittersten Not, kam sie uns zu Hilfe. Sie sagte zu meiner Mutter: „Du hast mich zu deutschen Zeiten nicht verleugnet, also halte ich jetzt auch zu dir.“ Mutter war gelernte Verkäuferin und durfte ihr im Lagerraum helfen. Im Laden durfte sie nicht gesehen werden. Für ihre Arbeit bekam Mutter einiges an Lebensmitteln, was sie gut zum Kochen gebrauchen konnte. Tante Adele war wirklich eine treue Seele. Wir haben ihr diese gute Tat nicht vergessen und pflegen ihr Grab nun schon seit Jahrzehnten. Wir wohnten damals in einem baufälligen alten Haus, dem Elternhaus meines Vaters, das leer stand. Ein kleiner Garten war dabei mit ein paar Gemüsebeeten und einigen Obstbäumen. Die Feuchtigkeit des alten Gemäuers verursachte, daß ich mit einer dicken Beule am Hals ins Notspital mußte, das im Kloster eingerichtet war. Bei der Operation wurde sehr viel Eiter entfernt. Im Spital hatte ich dann noch ein besonderes Erlebnis. Als mir die Ordensschwester das verunreinigte Hemd gegen ein sauberes wechselte, kam es mir sehr bekannt vor und ich sagte: „So ein Hemd hatte ich auch einmal.“ Meine Mutter, die mich besuchte, erstarrte bei meinem Anblick und meinte: „Du hast ja dein eigenes Hemd an. Das habe ich doch genäht!“ Auch auf allen zwölf Betten lagen unsere Leintücher mit Mutters großen, gestickten Monogrammen. Man hatte all unsere Wäsche ins Spital gebracht. Sie war im Inventar, und die Schwester durfte uns nichts davon herausgeben, so notwendig wir es auch gebraucht hätten. Meinem Vater ging es auch nicht gut. Nach mehr als 30 Jahren im Stahlwerk, wo er einen verantwortungsvollen Posten versehen hatte, war er schon vor dem Krieg an Diabetes erkrankt. Seine Knie waren vom Rheuma steif geworden. Jetzt war es nicht mehr möglich, ihm eine entsprechende Diät zu kochen. Irgendwie überbrückten wir die Zeit bis zum Jahre 1947. Da erging an uns die Aufforderung, uns für die Aussiedlung fertigzumachen. Wir packten also unsere verbliebenen Sachen zusammen und kauften am 9. April für unser letztes Geld Fahrkarten nach Gaya/Kyjov. Dort angekommen, wurden wir mit anderen auf ein offenes Lastau-

HEIMAT � Ingeborg Cäsars Erinnerungen an das Lager Svatoborschitz – Teil I

Sudetendeutsche Zeitung Folge 8 | 23. 2. 2024

heraustreten, in die Hocke gehen und dabei die Hände nach vorn strecken. Mir wollte das ganz und gar nicht gelingen. Wegen meines rechten steifen Knöchels konnte ich unmöglich die Balance halten. Pater Elbl machte seiEnde Dezember wurde der russische Oppo- am 16. Februar unter ungeklärten Umstän- Slowakei, in dem sie mit ihren Eltern vom ne Runde durch die Klasse, blieb sitionelle Alexei Nawalny als Häftling in die den umkam. Ingeborg Cäsar dagegen über- 9. April 1947 bis 14. August 1949 interniert bei mir stehen, maß mich mit seibesonders berüchtigte Strafkolonie Nr. 3 lebte das tschechische Lager Svatoborschitz war. Auch dort überlebten die meisten der nem ironischen Blick und wetter„Polarwolf“ in Westsibirien verlegt, wo er im Südosten Mährens an der Grenze zur internierten Männer nicht. te los: „Seber si své véci a pelásej domù!“ (Pack deine Sachen to verladen, das uns in das 2,5 Ki- gebracht waren. Bis heute ist mir Gelegentlich schauten die ho- willig an andere weiter in der trü- zusammen und hau ab!) Das ließ lometer entfernte Lager in Sva- nicht klar, wozu die Neun zuvor hen Herren dabei in die Öfen hin- gerischen Hoffnung, daß sie mich ich mir nicht zweimal sagen. Dertoborschitz/Svatoborice brin- gedient hatte. Auffällig war, daß ein, ob nicht Feuergefahr beste- dann akzeptieren würden. Weit weil die anderen nachsitzen mußgen sollte. Kirschbäume säumten die Fenster im Parterre so hoch he. Mein Vater arbeitete unent- gefehlt! Der Spießrutenlauf ging ten, konnte ich gemächlich ohne die staubige Landstraße, rund- angebracht waren, daß man nicht geltlich im Magazin. Manchmal immer weiter. Und eine Freundin meine Verfolger heimgehen. Weum waren Felder. Weit und breit hineinsehen konnte. Unten gab erwähnte er, daß er Gepäckstüc- hatte ich auch nicht. Miladka, die nigstens einmal brauchte ich den gab es kein Stückchen Wald. Ei- es einen Raum für Männer und ke von Toten habe heraussuchen einzige, die sich mir anschließen Kopf vor Schlägen nicht einzune sehr eintönige Landschaft. einen für Frauen. Am Gang wa- müssen. Diese wurden dann wollte, mußte ich warnen, denn ziehen. Unwissentlich hatte mir Schließlich waren wir am Ziel. ren die Toiletten. Im Oberge- nachts über den Zaun geschmug- sie wäre genauso Zielscheibe der Pater Elbl ein Stückchen Freiheit Schon von weitem faszinier- schoß gab es noch ein Zimmer für gelt, wenn ihr Inhalt für jeman- Verfolgung geworden. geschenkt. ten uns zwei hohe Wachtürme Frauen, dann eines, wo eine drei- den von Interesse war. Da gab es Was kann nur die Kinder so Er hat mir aber noch mehr Guan den Ecken zur Straße. Ein ho- köpfige Familie untergebracht beispielsweise Bettwäsche der le- sehr an mir gestört haben? Wenn tes getan. Zu Weihnachten rief er her Drahtzaun umgab das Lager war. Unsere Krankenschwester digen Damen, die ihre Aussteuer ich darüber nachdenke, so waren meine Mutter in die Sakristei. Als Maria Titsch bewohnte mit dabei hatten. es wohl meine Kleider. Ich war sie herauskam, erschrak ich, weil An diesem Ort Mutter arbeitete im Sommer groß, dünn und trug Sachen von sie weinte. Pater Elbl hatte ihr eiihrem schwerkranken Mann eine kleine Mansarde unter auf dem Feld, was ihr bei ihrer den verstorbenen alten Frauen. ne Bonboniere und 20 Kronen erwartet uns nichts Gutes starken Kurzsichtigkeit schwer Die Schuhsohlen waren durch- geschenkt. dem Dach. und nach anderthalb Metern ein Ganz oben gab es noch einen fiel. Sie sah oft kaum, was sie be- getreten. Die Fersen rieb ich mir Zum Gottesdienst gingen ebenso hoher Bretterzaun. Da- Arrest. Das war ein kleiner Raum hackte. Wenn sie wieder mal eine ab, daß sie bluteten. Auf der stau- wir gerne. Die Kapelle war imzwischen lag Drahtverhau. Beim mit zwei hoch gelegenen, ver- Pflanze umgehackt hatte, lach- bigen Landstraße waren sie auch mer voll. In der Mitte standen Anblick all dessen hatten wir ein gitterten Fenstern. Die vordere ten ihre beiden Helferinnen Frau bald entzündet. vom Altar bis nach hinten roh mulmiges Gefühl. Als sich dann Wand bestand aus Eisengittern. Harbich und Frau Bittner und beAuf dem ersten Zeugnis in gezimmerte Bänke und an den das große Tor hinter uns schloß, Das Ganze erinnerte stark an Ge- hackten ihren Streifen mit. Die Svatoborschitz hatte ich lauter Seiten Stühle. Gesungen wurbekamen wir eine Ahnung, daß fängniszellen, wie man sie aus drei waren ein gutes Team. Einser. Nur ganz unten, in Hand- de deutsch, und auf einen Wink uns an diesem Ort nichts Gutes Westernfilmen kennt. So lange Im Winter mußte Mutter in die arbeit, stand eine Zwei. Zugege- von Frau Dr. Schlesinger mußte erwarten würde. wir in diesem Lager waren, erin- Waschküche. Die Arbeit dort war ben: Material für Deckchen konn- ich jede Strophe anfangen, denn Ein schwacher Trost schien nere ich mich nur an zwei Insas- Schufterei, denn es gab noch kei- te ich nur schwerlich auftreiben, die alten Leute kamen mit dem uns, daß wir hier nur 14 Tage sen, die man dort für kurze Zeit ne richtigen Waschmaschinen, doch hatte ich für sieben Mäd- Singen nicht so gut zurecht. Auf lang sein sollten. Die wollten festhielt. Der erste, Alfred, hat- und die Wäsche von den Liege- chen die Deckchen gehäkelt, und diese Weise lernte ich alle Kirwir schon irgendwie aushalten. te es schwer. Er konnte sich nur patienten war stark verschmutzt. sie hatten Einser. Als ich traurig chenlieder auswendig. Viele daDas erwies sich jedoch als Trug- mühselig an zwei Stöcken fort- Mutter verdiente fünf Kronen den Kopf senkte, strich mir der von werden heutzutage gar nicht schluß. Wir wurden ausgelacht, bewegen. Die Beine zog er dabei pro Tag, ein Hungerlohn. mehr gesungen, zum Beispiel Pack Deine Sachen zusammen und man versicherte uns, daß wir schlurfend nach. Man hörte sein Und hungern mußte sie sehr die Segenslieder. froh sein könnten, wenn wir nach Kommen schon von weitem. Ei- bei der schweren Arbeit. Oft Das Essen im Lager war und hau ab zwei Jahren von hier weg kä- nes Tages hatte Alfred ein Pro- gab sie mir ihr letztes Stückdenkbar schlecht und nicht men. Schließlich wurden es sogar blem mit dem Aufseher Los, des- chen Brot und ging hungrig zur alte Schulrat beruhigend mit der ausreichend. Butter, Käse, Milch zweieinhalb Jahre. sen Reden ihm nicht paßten. Er Arbeit. Hand über die Zöpfe und mein- oder Eier fehlten ganz. Meistens Das Lager bestand aus zwei hielt ihm also einen seiner Stöcke Im Lager waren fast aus- te beschwichtigend: „Mach dir wurden Nudeln oder Kartoffeln, Teilen, zwischen denen die Stra- unter die Beine, und Los fiel hin. schließlich ältere Menschen in- nichts draus. Du wirst es schon manchmal auch Reis gekocht. ße ins Dorf verlief. Im oberen Teil Alfred wurde daraufhin zusam- terniert. Alleinstehende oder wieder gut machen!“ Er war ein Einmal mußte unsere Krankenstanden fünf einstöckige Zie- mengeschlagen und auf einer Eheleute. In jeder Familie gab es gerechter Mensch, anders als die schwester Frau Titsch eine gegelbauten, die früher als Alters- Trage ins Kittchen gebracht. Wir aber einen Kranken oder Behin- Klassenlehrerin. Als sie mal hin- häufte Salatschüssel Kartoffeln heim gedient hatten. Gegen- besuchten ihn heimlich. Doch Al- derten. Nicht früher und auch zukam, wie die Buben mich be- unter 26 Leute aufteilen. Später über, im unteren Teil, standen fred war guter Laune und bedurf- nicht später habe ich so viele ver- spuckten, sagte sie nur: „Du bist gab sie zu, daß sie dabei vor Träverstreut mehrere lange Holzba- te unseres Trostes nicht. schiedene Behinderungen gese- selbst schuld.“ nen nicht gesehen habe, was sie racken in Hufeisenform, die mit Der zweite Insasse war ein hen. Ich war damals gerade zehnIm Lager gab es alle Sonntage getan habe. Fleisch gab es weHeraklit verkleidet waren. In je- 82jähriger Greis, der, von Hun- einhalb Jahre alt, und das gan- einen deutschen Gottesdienst. nig und nur minderwertig. Vor der waren beim Eingang die Zim- ger getrieben, vom Feld zwei un- ze Elend grub sich mir tief in die Der Priester hieß Maxmilian Elbl, allem Rindfleisch. Oft gab es Somer für das Personal, die Wasch- reife Tomaten abgerissen hat- Seele ein. er kam aus Komotau bei Troppau, ßen. Nach der Senfsoße bekaräume und die Toiletten. Daran te. In seinem Alter konnte er gar Hinzu kamen die täglichen und es war seine erste Dienststel- men die meisten Durchfall. Die schloß sich ein langer Saal an, in nicht begreifen, daß er deshalb Anfeindungen meiner Mitschü- le. Er konnte perfekt Deutsch. Ich Toiletten waren dann auch verdem Bett an Bett bis zu 70 Männ- eingesperrt worden war, und ler, die mich auf dem Heimweg kann mir heute gut vorstellen, stopft. Die Suppen waren richtige lein oder Weiblein schliefen. Ih- drehte durch. Bis Mitternacht von der Schule verfolgten, be- wie das ganze Milieu im Lager Wassersuppen, in denen nur hie re Habe konnauf ihn gewirkt und da ein paar Nudeln schwamten sie unterm haben mußte. men. Bett verstauEr war aber ein Wir waren neun Frauen im en, alles, was vorsichtiger Zimmer. Davon hatten fünf ihnicht Platz hatMensch und re Ehemänner im Nebenzimmer. te, mußte ins ließ sich nichts Alle waren nett zu mir, Frau Fietz, Magazin. Eiie Autorin Ingeborg Cäsar Krankenschwesternschule in te sie die Tochter Erika und anmerken. die selber keine Kinder hatte, häne Brücke verkam am 3. September 1936 Mährisch Schönberg, wo sie den Sohn Heinz. Anschließend Pater Elbl kelte mir sogar kleine Bälle aus band den obein Mährisch Ostrau zur Welt Abitur machte und das Diplom war sie bis zur Pensionierung war gleichzei- Wollresten. Nur Frau Witeczek ren Teil des Laund lebte mit ihren Eltern bis abschloß. anschließend arbei- 1991 war sie Küchenchefin vertig unser Ka- bildete eine Ausnahme. Immer, gers mit dem April 1947 im nahen Neu Oder- tete sie im dortigen Säuglings- schiedener Kindergärten und techet in der wenn die Suppe in einem weiunteren. Ihberg. Nach dem Krieg besuchte heim. Schulen in Mährisch SchönSchule. Dort ßen Kübel herein gebracht wurre Konstruktisie dort erstmals die tschwchi1959 heiratete sie den deut- berg. war er sehr de, standen wir alle der Reihe on war so aussche Schule. schen Hanz Cäsar. Dem schenkAm 29. September 1991 war streng. Er wirk- nach mit Teller und Löffel in der geklügelt, daß Die Jahre 1947 bis sie Gründungsmitte immer sehr Hand an. Mutter und ich waren ein Entkom1949 internierten die glied des Verbanernst, und die Letzten. Als erste nahm Frau men über sie Tschechen die kleine des der Deutschen wenn er zufäl- Witeczek die Kelle zur Hand und von vornherein Familie zwecks anin Mährisch Schönlig mal lächel- angelte sich Nudeln heraus. Daausgeschlosgeblicher Aussiedberg. Vorsitzender te, kam es uns bei maß sie uns mit einem –wie sen war. Sie lung im KZ Svatoder Ortsgruppe war eher ironisch uns schien – durchdringenden, war ein Tunnel borschitz. Nach AufHans Cäsar. Nach vor. Wir hatten bis ins Herz bohrenden Blick. Die aus Brettern, lassung dieses KZ dessen Tod im Mai alle eine Höl- herausgefischten Nudeln wandie außen in folgte die Interie2008 übernahm sie lenangst vor derten auf den Teller ihres Mandie eine, innen rung im ehemaligen den Vorsitz der Ortsihm. Es war da- nes, die weiteren auf ihren und aber in die entRAD- und späteren gruppe. Noch heumals üblich, schließlich – je nach Laune – gegen gesetzte Aussiedlungslager te ist sie Vorsitzendaß bei einem auf den Teller einer von ihr beRichtung verMüglitz bei Olmütz. de der Ortsgruppe Vergehen die günstigten Person. liefen. Dort besuchte sie die Ingeborg Cäsar und Monsignore Anton Otte 2016 bei Mährsich Schönberg ganze Klasse Wir übrigen verfolgten dieses Am unteren dritte und vierte Bür- der Gedenkmesse für Hans Klein im Rahmen der Verlei- im Verband der bestraft wur- Schauspiel Tag für Tag mit geEnde des Lahung des ersten „Johnny“-Klein-Preises in der Kirche Ma- Deutschen gerschulklasse. Nordde. Jeder muß- spielter Geduld, kamen dagegen gers standen Von 1951 bis 1954 riä Verkündigung, der ehemaligen Kirche des Dominika- mähren – Adlergete zum Kathe- aber nicht an. Für uns Letzte blieb mehrere Ziebesuchte sie die nerordens in Mährisch Schönberg. Bild: Nadira Hurnaus birge (VdD). der und bekam nur noch Wasser übrig. Wir wußgelbauten. Das mit der Rute ten aber, daß daran in der MänGebäude sechs eins über die nerbaracke großes Interesse war. beherbergte eine Schusterwerk- rüttelte er an den Gitterstäben schimpften, mit verfaulten Rüben Finger. Doch als ich an die Reihe Am Abend wurde die Suppe gestatt, die Sieben Liegepatienten, und schrie. Niemand von uns bewarfen oder ihre Schultaschen kam, legte er mir die Rute auf die wärmt und hingetragen. Mutter die Acht zur Hälfte Menschen konnte schlafen. Da faßte sich nach mir warfen. Diese Situation Hand und schrie mich an: „Hin- verteilte sie in die Schüsseln der mit Infektionskrankheiten wie Mutter ein Herz und ging auf machte mir sehr zu schaffen, und setzen!“ Erschrocken zuckte ich Männer, die in Hemd und UnterTBC oder Typhus und zur Hälfte die Kommandantur. Sie erwirk- oft mußte Mutter nachts mein zusammen, senkte den Kopf und hosen auf ihren Betten hockten. die Zimmer der Ärzte. Weiter gab te, daß man den alten Mann frei- Leintuch wechseln. Sie war dar- ging mit Tränen in den Augen Bis heute sehe ich ihre verzweies noch die Küche, die Waschkü- ließ. Er hatte in seiner Verzweif- über sehr unglücklich, denn da- auf meinen Platz. Der Schlag hät- felten Blicke vor mir, wenn einer che und das sogenannte Bad mit lung alles vollgemacht. Mut- mals ahnte man noch nicht die te mir nicht so wehgetan. leer ausging. Sie hatten den meiDuschen und Wannen. Etwas ab- ter und eine Nachbarin brachten wahre Ursache des Übels. Erst Jahre später ging mir sten Hunger zu leiden. seits stand noch die Kapelle. Sie ihn zurück in die Nummer fünf, Tschechisch konnte ich schon auf, daß Pater Elbl es nicht übers Manche konnte man beobachwar eine Holzbaracke mit einem wo sie ihn wuschen und ins Bett gut. Ich lernte die Sprache auch Herz gebracht hatte, mir weh zu ten, wie sie vor den großen KiSaal und einem kleinen Raum als brachten. Weitere Insassen gab gerne, schrieb am liebsten Dikta- tun. Das durfte nur keiner mer- sten mit Knochen hinter der KüSakristei. es nicht mehr. Es gab nur manch- te und machte fast niemals einen ken. Anders als die Klassenlehre- che standen und mit TaschenInmitten dieser Bauten stand mal Kontrollen in der Nacht. Ihr Fehler. Rechnen und Handarbei- rin glaubte er auch nicht an eine messern die großen Knochen noch die Nummer neun, ein ein- Grund ist mir bis heute verbor- ten machten mir auch Spaß. All kollektive Schuld. Ein andermal abschabten. Sie mußten aber stöckiges Gebäude, wo wir unter- gen geblieben. meine Kenntnisse gab ich bereit- mußten wir alle aus den Bänken erst die vielen Fliegenschwärme

„Du bist selbst schuld!“

Ingeborg Cäsar

D


Sudetendeutsche Zeitung Folge 8 | 23. 2. 2024

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HEIMAT

verjagen, die sich dort bei groIn jeder Baracke gab es einen dem Korb gefischten Brotkrußer Hitze tummelten. Die Män- Brotverteiler. Er bekam die Zu- men sammelte. Es kostete mich ner starben auch früher als die teilung, schnitt die Brotlaibe auf schon einige Überwindung, dies Frauen. Sie bekamen einige Tage einer handbetriebenen Maschine vor den Augen der Mitschüler zu Durchfall und waren nicht mehr in Scheiben und verteilte sie am tun. Manchmal hörte ich hinter zu retten. Eigentlich war es eine Abend zu je drei halben Schnit- mir: „Chces, nebo to zahodím.“ Erlösung für sie. ten. Oft waren diese früh bereits (Willst du es, oder ich werfe es Die Leichen wurden immer auf schimmlig. Es hieß, daß man auch weg.) Mit gesenktem Kopf sagte Bahren durch das ganze Lager Kartoffelschalen in den Teig ver- ich dann: „Gib her.“ Mutter freugetragen. Das kleine Leichen- arbeitet habe. Zum Frühstück te sich über jede Krume, die beshaus stand nämlich ganz am un- gab es Blümchenkaffee und rote seren bekam ich, die schlechtetersten Ende des Lagers. Jeder Marmelade aufs Brot. Hatte ich ren teilte sie mit Vater. Bahre folgte auch immer der gei- mal Hunger, fragte ich Mutter: Im Männerzimmer wurde jestig behinderte Bruno Haas, ge- „Ist das mein Brot?“ Immer ant- den Abend Tarock gespielt, und nannt Haserle. Er läutete mit einem Glöckchen und jammerte steinerweichend. Auf den Stiegen der Leichenhalle blieb er lange knien, weinte laut und rief: „Jetzt hab ich dich so gern gehabt und jetzt bist du gestorben! Pats amen! Pats amen!“ Das Lächerliche wurde mir immer bewußter, und in meinem Übermut rief ich Haserle einmal zu, er solle doch aufhören. Da mußte ich aber feststellen, wie gefährlich Haserle war. Er verfolgte mich in einem Tempo, das seinem Namen alle Ehre machte. Total erschöpft von der „Hasenjagd“ fand ich endlich Schutz auf dem Dachboden, wo er mich nicht fand. Haserle führte jeden Befehl genau aus. Einmal sollte er einen Kirschbaum mit reifen Kirschen bewachen. Der Aufseher hatte längst darauf vergessen, doch Haserle war den ganzen Tag nicht von dem Baum wegzubringen. Ohne Essen saß er da, und erst der Aufseher konnte ihn heim schicken. Ich erinnere mich auch an einen Adolf, der sichtlich normal, aber wortkarg war. Er hatte ein Gebrechen, das ich so nie mehr gesehen habe. Am Hals hatte er übereinander drei Kröpfe. Wenn Adolf angesprochen wurde, sagte er kein Wort, sondern lächelte in sich gekehrt. Das wurde ihm eines Tages zum Verhängnis. Er war zum Straßenkehren eingeteilt, und der Aufseher machte ihm Vorhal- Gedenkstätte und Museum im ehemaligen Internierungslager Svatoborschitz. tungen. Adolf drehte sich um und lächelte. Der Aufseher Los wortete sie: „Ja.“ Sie selbst ging zwar zu viert das Neunzehnerruversetzte ihm eins mit der Schau- dann hungrig zur Arbeit. fen. Vater war ein perfekter Spiefel über die Kröpfe, und bald daSehr bald war auch ich unter- ler, dem schwer einer das Wasnach starb Adolf. ernährt. Zu meinem Pech ent- ser reichen konnte. Er zählte die Es gab auch mehrere Roll- deckte ich unter all den alten Farben, die Stiche und die gestuhlfahrer. So hatte Herr Profes- Menschen eine junge Frau. Sie fallenen Tarocks. So war er imsor Lenz einen Sohn, der im Ge- war 24 Jahre alt, kam aus Müglitz mer im Bilde über den Verlauf sicht zwar alt aussah, aber eine und hatte Medizin studiert. Was des Spiels und auch für seinen zierliche Gestalt hatte. Es muß- wir nicht wußten, war, daß Grete Mitspieler ein verläßlicher Partte für die Eltern sehr bedrückend Wuchsa lungenkrank war. Man ner. Die weiteren drei Spieler wagewesen, in solch ärmlichen Ver- hatte bei ihr acht Kavernen fest- ren Herr Witeczek, Herr Slowik hältnissen leben zu müssen. Oft gestellt. Eine Woche lang saß ich und Herr Fietz. Diesem zitterging er an unseren Fenstern vor- bei ihr auf der Bank, dann bekam ten aber die Hände, deshalb setzbei, still in sich versunken. Außer ich eine Lungenentzündung. te ich mich zu ihm auf die Bank einem Gruß verlor er aber fast nie Lange lag ich mit hohem Fieber und hielt ihm die Karten. Binnen ein Wort. darnieder. Mutter konnte mir einer Woche hatte ich aber schon Dann gab es noch Frau Pohl. nur Umschläge mit Topfen ma- heraus, was auszuspielen war. Klein und schmächtig fuhr sie oft chen. Penicillin gab es nicht. Für Seitdem war Herr Fietz nur noch ihren erwachsenen behinderten Mutter war das alles eine zusätz- Zuschauer. Der passionierteste Sohn im Rollstuhl spazieren. Als liche Sorge und Belastung. Daß Spieler aber war Herr Witeczek. dieser plötzlich starb, hatte das ich tatsächlich Tuberkulose hat- Wenn er einen König verlor oder Leben für sie seinen Sinn verlo- te, erfuhr ich erst in der Schule, ein schlechtes Blatt hatte, machte ren. Mit aufgeschnittenen Adern als ich bei einem Tuberkulin-Test er sich mit einem kräftigen „Krufand man sie unter den Fenstern positiv reagierte. zi Türk“ Luft. Vater und ich konnder Kapelle. Hätte mich Mutter in ein Kin- ten uns dann vor Lachen kaum Ich war gerade in der Ambu- derheim gegeben, wie man ihr halten. Es ging ja schließlich nur lanz, als man Frau Pohl verarzte- nahegelegt hatte, wäre dies nicht um die Ehre, und wir hatten unte. Viel wurde nicht geredet, weil passiert, aber es war göttliche seren Spaß dabei. ich nicht mitbekommen sollte, Vorsehung im Spiel. Wir mußWeihnachten rückte näher, was geschehen war. Die Einaber Herr Witeczek erleb„Willst Du das Brot, zelheiten erfuhr ich später te sie nicht mehr. Von unsevon meinen Eltern. Die arme ren Männern überlebten nur oder ich werfe es weg.“ Frau Pohl versuchte es noch zwei. Auch Frau Witeczek einmal und konnte ihrem Sohn ten beisammen bleiben. Herr Dr. wurde zusehends stiller. Heiligfolgen. Buchmann von gegenüber be- abend brachte man uns eine kleiDas Brot wurde in runden Lai- suchte mich oft. Einmal wollte er ne Fichte. Wir stellten sie auf den ben auf einem großen Plateauwa- mich gerade abhorchen, als Frau Tisch und putzten sie mit Watte gen gebracht, den die beiden La- Witeczek so mit Papier raschel- auf. Am Abend setzte ich mich an gerpferde zogen. Der Wagen war te, daß Dr. Buchmann sie um Ru- den Tisch, betrachtete das ärmlimit Blech beschlagen und die he bitten mußte. Voll Wut verließ che Bäumchen und verlor mich Brotlaibe in Reihen darauf auf- sie das Zimmer und knallte die in Gedanken. Da stand auf einschlichtet. Eine Plane bedeckte Tür hinter sich zu. Nach meiner mal ein Teller mit Vanillekipferln sie und schützte sie bei Regen. Genesung bekam ich endlich hin vor mir – und Frau Witeczek eilAuf demselben Wagen wurden und wieder ein Ei, Butter oder te aus dem Zimmer. Wie hätte auch die Särge mit den Verstor- Käse und Milch. Einmal erzähl- ich der Versuchung widerstehen benen zum Friedhof gefahren. te ich Mutter, was für gute Brot- können? Die Kipferln wanderUm Hygiene kümmerte sich da- zeiten die Bauernkinder hätten. ten alle nacheinander in meinen mals niemand. Die Särge wurden Die Schnitten mit Grieven oder Mund. Von da an war Frau Wiin der Tischlerei aus dem Bretter- Grammeln oder dick mit Schmalz teczek etwas zugänglicher. Sie zaun des Lagers gezimmert und bestrichen würden oft nur an- und Frau Fietz erhielten hin und mit schwarzer Farbe gestrichen, gebissen im Abfallkorb landen. wieder Päckchen. die nur selten hielt. Man konnte Daraufhin nähte mir Mutter ein Wir hatten allerdings keine den Sarg nicht anfassen. Säckchen, in welches ich die aus solchen Wohltäter. Unsere ge-

nen Bruder in Frankfurt am Main zu besuchen. Als das Ehepaar zur Rückreise gerüstet bereits am Bahnhof saß, entschloß es sich bei einer Tasse Kaffee zu bleiben. Als wir nach vielen Jahren die Genehmigung für eine Reise nach Deutschland erhielten, besuchten wir sie. Wir staunten über alle Maßen, was alles sie sich schon wieder hatten anschaffen können. Damals hatten sie Oderberg nur mit zwei Koffern verlassen, und jetzt hat-

auch Lieder und Märchen der Gebrüder Grimm, alles aus dem Stegreif, wobei sie alles kunstvoll illustrierte. Ihr Talent war bewundernswert. Als erstes zeichnete sie mit Bleistift die Konturen, die sie dann mit ganz kleinen Buntstiften ausmalte. Zuletzt zog sie die Konturen mit der Feder nach. So entstanden drei Schulhefte voll der schönsten bebilderten Märchen und Gedichte. Ich habe sie gut verwahrt. Sie haben die mehr als 70 Jahre relativ gut überdauert und stellen für mich eine Art Reliquie dar, ein Stück Beweismaterial mit Datum und persönlicher Widmung. Dann kam der Winter, und die Besuche von Frau Rudolph blieben aus. Sie war an Grippe erkrankt. Eine daraus resultierende Lungenentzündung überlebte sie nicht. Traurig gaben wir ihr das letzte Geleit auf den kleinen Friedhof oberhalb des Lagers. In ihren Aufzeichnungen und Illustrationen aber lebt sie weiter und genießt viel Bewunderung. Die Sterblichkeit im Lager war groß, aber nicht jeder bekam ein Grab. Wer keine Verwandten hatte, landete im Brünner Pathologischen Institut. Kurios war der Fall eines alten Mannes. Er hatte zwar nur ein Bein, aber es war für den Sarg zu lang. Eine Säge löste das Problem. Im Lager traf ich noch ein Mädchen namens Gertrude Vlach, das mit seiner behinderten Mutter eingeliefert worden war. Trude war damals kaum zwölf Jahre alt, und wir sahen uns selten, weil wir verschiedene Schulen besuchten. Nach Abschluß der vierten Bürgerschulklasse mußte Trude bei den Liegepatienten in der Sieben auch Nachtdienste machen. Schließlich konnte ein Bruder der Mutter, der in Wels lebte, die beiden zu sich holen. Wie ich erst Jahre später erfuhr, ging es ihnen in Österreich auch nicht besonders gut. Sie galten als Zugereiste, und bei der Arbeitssuche ich hinausging und wann ich zu- te Tante Hilde ihrem Mann und wurden natürlich Einheimische ihrer Nichte ein schönes, gemüt- bevorzugt. Ich mußte oft an Trurückkam. Einmal nahm ein junger Be- liches Heim eingerichtet. Als sie de denken, konnte sie aber wesucher, Sohn der Familie Slowik, wieder verwitwete, verbrachte sie gen des Datenschutzes nicht auszwei Briefe von der Frau Mader die letzten Jahre mit ihrer Nich- findig machen. Erst nach 45 Jahmit. Er wurde erwischt und vom te Trude, bis sie mit 97 Jahren ren fanden wir uns wieder. Die Mutter lebte nicht mehr. Trude Lagerleiter geohrfeigt. Frau Ma- starb. Im Herbst 1947 kam eines Ta- war mit Franz Aichbauer, einem der mußte für sechs Wochen ins Gefängnis nach Ungarisch Hra- ges der Befehl, daheim zu blei- Polizisten, verheiratet und Mutdisch. Was sie beim Lagerkom- ben und ja nicht die Baracken zu ter von drei Söhnen. Zwei wamandanten erlebt hat, verriet sie verlassen. Auf den Wegen zwi- ren Zwillinge. Als ich Trude in Wels besuchte, war sie benie. Dazu war sie viel zu stolz. Friederike Rudolph lehrt mich reits schwerkrank. Genau Vor dem Gefängnis war ihr nach einem Jahr starb sie an aber doch bange. Beim AbLieder und Märchen Lungenkrebs. Das Telefon schied bat sie uns, auf ihre fast 100jährige Mutter acht zu schen den Baracken patroullier- klingelte, und eine müde Stimgeben. Es war das einzige Mal, ten Posten mit Gewehren. Das me sagte: „Inge, es geht zu Endaß ich Tränen in ihren Augen ganze Theater spielte sich wegen de.“ Dann legte Trude auf. Der Präsident Edvard Beneš ab, der­ Schock saß mir in den Gliedern. sah. Doch als sie zurückkehrte, war just hier durchfahren sollte. Aus Meine Gedanken waren bei ihr. sie in besserer Verfassung als Neugier schlichen wir auf den Ich war überzeugt, daß auch Truzuvor. Sie erzählte uns, daß sie Boden und guckten zur Dachlu- de etwas von der Treue bis in den sich im Arrest wenigstens habe ke heraus. Nach langer Zeit sa- Tod, die es im Lager gab, mitbesatt essen können. Darüber hin- hen wir auf der Straße, die ja kommen hatte. Wäre es ihr sonst aus sei sie in guter Gesellschaft sehr weit oben war, drei langsam so wichtig gewesen, sich von mir gewesen. Beim täglichen Rund- durchfahrende Autos. Das war‘s zu verabschieden? Eines Tages wurde noch eigang habe es immer nur gehei- auch schon. Im Frühjahr 1948 wurde uns ne Gruppe von Kindern ins Laßen: „Guten Tag, Herr Doktor, guten Tag, Herr Direktor.“ Frau dreien ein eigenes Zimmer im ger eingeliefert und in der Zwei Mader gab mir eine wichtige Le- Gebäude drei, also in einem der untergebracht. Alle waren geibensweisheit mit: „Man kann dir Ziegelbauten im oberen Teil des stig oder körperlich behindert. alles nehmen, alles ist zu erset- Lagers, zugewiesen. In der Vier Sie waren noch Kleinkinder und zen, nur ein Mensch nicht.“ Frau neben uns wohnte eine alte Leh- brauchten Tag und Nacht BetreuMader war die Witwe eines an rerin aus Brünn mit ihrer Schwä- ung. Frau Rosignol, die sie in ihre Krebs verstorbenen Advokaten. gerin, die Krankenschwester in Obhut nahm, war dieser Aufgabe Sie sprach vier Sprachen, konnte der Vier war. Frau Friederike längst nicht gewachsen. Binnen Stenografie und sogar reiten. In Rudolph war unverheiratet. Es kurzer Zeit wurden die Kinder in meiner Heimatstadt Neu Oder- hieß, sie habe den Brünner To- ein Heim verlegt. berg hatte sie ein Handarbeits- desmarsch überlebt. Ihr Hobby Bei einem Gespräch zwischen geschäft auf der Hauptstraße. Sie waren Puppen, und so hatte sie meinen Eltern erfuhr ich, daß die war in den verschiedenen Hand- auch auf diesen Weg einen Kof- Leute sehr oft fragten, wann sie arbeiten sehr geschickt. Später fer mit sechs der schönsten Pup- denn heim dürften. Darauf erbekam ich von ihr sehr schöne pen samt Ausstattung mitge- hielten sie die höhnische AntVorlagen, die ich nacharbeiten nommen. Bei den großen Stra- wort: „Eure Heimat ist dort oben konnte. pazen entglitt ihr der Koffer, und am Berg.“ Damit war der FriedIhr Freund, Baurat Modl, der Inhalt kam zum Vorschein. hof gemeint. Diese seelische konnte sie und ihre Mutter Sie wurde sehr verspottet. Aber Grausamkeit machte auch mich schließlich aus dem Lager frei sie hatte überlebt. als Kind sehr betroffen. Wir wabekommen. Bald darauf heiraAls sie mich erblickte, sprach ren dem Lagerpersonal auf Geteten sie. Als Stadtarchitekt war sie mich an, und ich wurde ih- deih und Verderb ausgeliefert. Herr Modl sehr gefragt und un- re dankbare Schülerin. Frau Ru­ Ich spürte die gleiche Hilflosigabkömmlich. Eines Tages er- dolph schrieb mir mehrere be- keit in mir wie alle anderen. hielt er auch die Erlaubnis, sei- kannte Gedichte in ein Heft, Fortsetzung folgt samte Verwandtschaft war aus der Heimat vertrieben worden, und was sie uns schrieben, wurde zensiert. Was nicht zulässig war, wurde mit schwarzer Tinte durchgestrichen. Vorsichtshalber schrieben wir nichts Verbotenes, damit die Briefe nicht verloren gingen. Post aus dem Lager zu schmuggeln, war undenkbar, und Mutter hätte es nie erlaubt. Meine Schultasche wurde immer in der Portierloge kontrolliert und die Zeit notiert, wann


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Heimatkreis Neudek – Patenstadt Augsburg. Heimatkreisbetreuer: Heinrich Hegen, Pflugstraße 41, 86179Heimatkreisbetreuer: Augsburg, Telefon (08 21) XXXXXXX. Heimatmuseum Stadt und Kreis Neudek, Von-Cobres-Straße 5, 86199 Besichtigungstermine bei Heimatkreis Neudek in der Sudetendeutschen Landsmannschaft – Patenstadt Augsburg. Josef Grimm, Waxensteinstraße 78c, 86163 Augsburg, Telefon (08 21) 6Augsburg. 41 42, eMail grimm-augsburg@ Josef Grimm, Telefon (08 21) 6 41 42, eMail grimm-augsburg@t-online.de oder Dieter Thurnwald, Telefon (08 21) 88 05 55. Heimatgruppe „Glück auf“ Stadt und Landkreis Neudek – Vorsitzender: Heinrich Hegen. Neudeker Heimatbrief – Verantwortlich von t-online.de. Heimatmuseum Stadt und Landkreis Neudek, von-Cobres-Straße 5, 86199 Augsburg; Besichtigungstermine bei Josef Grimm. Heimatgruppe Glück auf – Freunde des Heimatmuseums Stadt und Landkreis Neuseiten der Heimatgruppe: Dieter Thurnwald. Redaktion: Herbert Fischer, Hochstraße 8, 81669 München, Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail neudeker@sudeten.de. Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. dek in Augsburg, eMail heimatgruppe-glueckauf@t-online.de, Internet www.heimatgruppe-glueckauf.de – Vorsitzender und zuständig für den Neudeker Heimatbrief: Josef Grimm. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, Erscheint achtmal jährlich im Abstand von etwa sechs Wochen. Jahresbezugspreis 25,00 EUR. Redaktionsschluß für die nächste Ausgabe: Mittwoch, 14. März. 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de. Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Jahresbezugspreis 31,25 EUR. Konto für Bezugsgebühren und Spenden: Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft, Stadtsparkasse München – IBAN: DE69 7015 0000 0906 2126 00, BIC: SSKMDEMMXXX. Redaktionsschluß für Folge 655 (3/2024): Mittwoch, 20. März.

Wallfahrtsort Maria Sorg im ehemaligen Nachbarkreis Stankt Joachimsthal – Teil II und Schluß

Niedergang und Wiederbelebungsversuche statt. Täglich werden zwei Predigten unter freiem Himmel gehalten und 8000 Gläubige bekennen sich. 1867 Die Fundamente der Wallfahrtskirche müssen verstärkt werden. Infolge eines Absinkens des Bodens entstanden Risse in den Wänden der Kirche. 1870 In Maria Sorg gibt es 17 Häuser und 144 Einwohner. 1883 Bei der Ausbesserung des Pflasters werden unter einer

oberhalb des Klostergartens wird des Lagers arbeiten bis Ende der ein Loch in der Straße zugeschüt- 1950er Jahre in den Bergwerken tet. Dabei werden Mauerreste, Eva und Adam. verkohlte Balken, Dachziegel, Die Gebäude der Kirche und Türscharniere und Schlüssel ver- des Klosters werden vom Staatswendet. Es handelt sich um die sicherheitsdienst besetzt und Überreste der Einsiedelei von später auch von den Joachimsaria Sorg hat sowohl eine Eusebius Kolitsch. thaler Bergwerken genutzt. Paeng mit Sankt Joachimsthal 1924–1945 In Maria Sorg le- ter Basler, Josef Frank und Kaverbundene Geschichte als auch ben Kapuziner aus Tirol und Bay- plan Šmejkal zeigen großen Mut eine eigene bewegte Geschichte. ern, die alle nach dem Krieg zu- und bringen die Gnadenstatue Und daß es sich dabei um eine insammen mit dem Superior Chri- schnell nach Neugeschrei in der teressante, spannende und ungestoph Mayer vertrieben werden. Nähe von Weipert. wöhnliche Geschichte hanDer Orden hält bis 1948 Die Straße wird neu trassiert, delt, geht auch aus der hier Gottesdienste in der Wall- und der Bau einer BergwerksMaria Sorch veröffentlichten Chronolofahrtskirche Mariä Him- siedlung beginnt. Das Staatsungie hervor. Der erste Teil melfahrt und in den umlie- ternehmen Jáchymovské doly Of einsamer Höh en dr Hainit dort, der Chronologie ging bis genden Gemeinden ab. (Joachimsthaler Gruben) überemnitten ve Wälder on Wiesen, zum Ende des 18. Jahrhun1928 und 1932 Die Bro- nimmt 23 Häuser und baut 50 liecht a klaaner trauter Wallfahrtsort, derts, als das Kloster mit schüre „Geschichte und standardisierte Doppelhaushälftut Maria Sorch dich grüßen. Hilfe des Joachimsthaler Beschreibung der Wall- ten. Stadtrates einen Versuch fahrt Maria Sorg im Erzge1950 Am 11. und 12. SeptemHörst net noch seine Glocken klinga? zur Schließung überlebte. birge“ von Superior Gott- ber findet in Sankt Joachimsthal Wie sachta rauscht die alte Lind? Zu Beginn des nächhard Bernard Auracher im Radium-Kino ein Prozeß statt. Wie fromme Pilgerschaarn Marienlieder sten Jahrhunderts ging wird veröffentlicht. Das Urteil – Todesstrafe wegen singa der Staat in Konkurs, und 1930 Maria Sorg hat Flucht aus dem Lager – wurde on bunte Fahnla fliegn en Wind? da die Bergwerke in Sankt 21 Häuser und 135 Ein- vor dem Lager in Mariánská verJoachimsthal größtenteils wohner. kündet. Dort war de Zuflucht Jahr für Jahr, im Besitz des Staates wa1938–1945 Die Mau1952 Am 12. Juni wird die Maals wie e Kend zur Mutter gieht, ren, kam auch der Niederern und der Außenputz der rienstatue von Neugeschrei an wenn‘s Harz voll Laad on Kummer war, gang der Bergbautätigkeit beiden Kirchen und des die Dekanatskirche Sankt Joachnär a Mutter dich verstieht. von Sankt Joachimsthal. Klostergebäudes beginnen im in Joachimsthal übergeben, Maria Sorg befreite sich zu verfallen. nachdem das Konsistorium des Do hot mr en heiligt Friedn gespürt, aus der völligen Abhän1945 und 1946 Der Prager Kapitels zustimmte. s‘ Harz hot sei Ruh gefundn, gigkeit von Sankt Joachneue Verwalter (Superior) 1954 Am 8. Juni beschließt drvoh hot tnr noch lang gezehrt, imsthal, überwand schwiedes Klosters, Pater Jindřich das Prager Konsistorium, die Stadrham en stillen Stunden. rige Zeiten und kümmerOptát Basler, bittet den Ei- tue der Muttergottes von Maria te sich um das Wohl der gentümer, also die Stadt Sorg an die Herz-Jesu-Kirche in Doch heit sei de Pilger ven Arzgebarch Menschen in der Siedlung. Sankt Joachimsthal, zu- Neugeschrei zu übergeben. en alle Wind verstreit. Anders als in den Bädern mindest um die notwenAm 12. Juni wird ein MemoVergaß uns net, Maria Sorch! von Sankt Joachimsthal digsten Reparaturen nach randum der Joachimsthaler BürHilf, Mutter, es is Zeit! überwogen in Maria Sorg dem Verfall in der Nazi- ger gegen die Entscheidung des Pepp Grimm die individuelle Erholung zeit. Prager Konsistoriums verfaßt. sowie die Gesundheits1946–1949 In der fürsorge. In dieser HinNähe des Klosters wird sicht erlangte Maria Sorg in der Platte mit der Aufschrift „FEK eines der sieben Lager für Tschechoslowakei und später in 1728“ die Gebeine des 1728 ver- deutsche Kriegsgefangene in der Tschechischen Republik ei- brannten Eusebius Kolitsch ge- der Joachimsthaler Gegend nen gewissen neuen Ruf. funden. Eine Kommission des errichtet. Um 1810 In schwierigen Zei- Joachimsthaler Stadtrates läßt 1948 Am 8. Februar tritt ein ten verlangt die Obrigkeit im- das Grab vor dem Sankt-Florian- Erlaß des Innenministeriums mer wieder, daß die von den Pil- Altar wiederherstellen und die in Kraft, mit dem der neue offigern gespendeten Gold- und Gebeine dorthin überführen. zielle Name des Dorfes – MaSilbergegenstände verkauft wer1894 Das Büchlein von riánská – festgelegt wird. den. Dazu hat sie auch das Recht, Eduard Wenisch „Maria Sorg in Im September werden beide da die Wallfahrtskirche der Ge- Geschichte und Sage“ wird ver- Kapuziner Jindřich Optát Basmeinde gehört. öffentlicht. ler und Stanislav Prokop Kví1811 Eine kleine silberne 1900 Maria Sorg hat 19 Häu- cala nach einem inszenierten Monstranz und sogar das silber- ser und 154 Einwohner. Waffenfund im Keller des Klone Gewand der Gnadenstatue 1913 Richard Schmidts Buch sters verhaftet, und das KloDas Kloster vor dem Abriß. werden verkauft. „Inventar der historischen und ster wird geschlossen. 1836 Der Joachimsthaler De- künstlerischen Denkmale im Kö1949 Am 1. Februar wird kan Anton Peter Böhm listet in nigreich Böhmen, Band XL, Kreis das Arbeitslager Jeřáb der StaatsAm 31. Juli beschließt das Praseiner Chronik alle Marienwun- Sankt Joachimsthal“ erscheint. sicherheit, Abteilung Jeřáb II, ger Konsistorium endgültig, die der – erhörte Gebete – auf. 1914–1919 Die Ereignisse des nach Maria Sorg verlegt. Marienstatue in Sankt Joachims1847 Maria Sorg hat 16 Häu- Ersten Weltkriegs fordern das Am 4. Juni wird an der Stel- thal zu belassen. ser, 119 Einwohner, zwei Kir- Leben von 16 Bürgern aus Maria le des ursprünglichen Kriegsge1960 Im März wird ein Abrißchen, ein Kloster, eine Schule Sorg. Nach dem Krieg wird in der fangenenlagers das Lager Ma- kommando aufgestellt, und die und ein Gasthaus. Kirche eine Gedenktafel mit den riánská errichtet. Das ist ein Liquidierung des Lagers beginnt. 1854 Vom 2. bis 8. Septem- Namen und Fotos der gefallenen zweites Strafarbeitslager der Die Gebäude der Kirche und des ber finden in Maria Sorg Ver- Bürger angebracht. Uranminen in der Region Sankt Klosters werden dem Nationalanstaltungen zum 100. Jubilä1922 Mit dem Material aus Joachimsthal und trägt den ausschuß des Kreises Karlsbad um der Gründung des Klosters den städtischen Grundstücken Decknamen B. Die Häftlinge übergeben. Der zweite Teil des Wallfahrtsortes Maria Sorg befaßt sich mit der Chronologie der Siedlung Maria Sorg vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart.

M

Die Behörden lösen das weitere Schicksal des Klostergeländes. In einigen Gebäuden, sofern sie noch brauchbar sind, lagert das neu errichteten Werk V. I. Lenin von Škoda in Schlackenwerth Maschinen vor deren Montage in den Produktionshallen. 1962 Ein Heim für geistig behinderte Mädchen und Frauen – später Institut für Sozialfürsorge, heute Heim für Menschen mit Behinderung – wird gegründet. Bis Anfang der 1980er Jahre arbeiten hier Nonnen der Kongregation der Schulschwestern von Notre Dame. 1963 Auch die Häuser der Bergleute sollen abgerissen werden. Die Bergleute müssen ausziehen. Schließlich werden die leer stehenden Häuser auf Beschluß des Zentralrats der Gewerkschaft an Unternehmen und Institutionen zur Erholung ihrer Mitarbeiter vergeben. Die erste Erholungssaison findet statt. 1964 Die Klostergebäude werden zur Gewinnung von verwertbarem Baumaterial zerlegt. 1965 Am 3. Mai werden die Gebäude der Kirche und des Klosters gesprengt. Die Trümmer werden mit Bulldozern in die Krypten geschoben oder über den Boden verstreut. 1966 Gebürtige Maria Sorger errichten in Greifenstein in Österreich eine neue Kirche Maria Sorg und mauern das Kreuz ein, das sie in den Trümmern von Maria Sorg ausgruben. 1987 Der Status eines Wall-

2009 Anläßlich des Besuchs von Papst Benedikt XVI. in der Tschechischen Republik überreicht ihm der Vorsitzende der christlichen Partei KDU-ČSL, Cyril Svoboda, einen Stein aus den Ruinen des Klosters Maria Sorg. 2012 Der Torso Jesu aus den Ruinen des Klosters wird für die Restaurierung der Kapelle im Dorf Lípa verwendet. 2014 Die Bemühungen einiger Bürger um das Gedenken an das einst bedeutende Maria Sorg, einschließlich des Gedenkens an das Leiden der dort Gequälten, kommen voran. Am 18. Juni wird am Standort des ehemaligen Klosters eine Informationstafel aufgestellt. 2015 250 Jahre nach dem Bau des Klosters und 50 Jahre nach dessen Abriß entsteht neue Tradition: ein Spaziergang auf dem traditionellen Pilgerweg von Sankt Joachimsthal nach Maria Sorg. Das Sorg-Kreuz oberhalb von Maria Sorg wird restauriert. Im Verlauf des Jahres veranstaltet Hans-Jürgen Knabe aus Rittersgrün in Sachsen eine erfolgreiche Ausstellung über Maria Sorg. Mitveranstalter der Ausstellung ist Jaroslav Ochec aus Sankt Joachimsthal. In Deutschland werden eine Briefmarke und ein Ersttagsbrief herausgegeben. 2016 Die Stadtverwaltung von Sankt Joachimsthal führt eine Sammlung durch, um den Bau einer neuen, modernen Kapelle im Garten des früheren Klosters zu finanzieren. Es kommt nicht genug Geld zusammen. 2017 Pfarrer Marek Bonaventura Hric OFS legt den Grundstein der Kapelle, auf den dann die Zweite Bürgermeisterin Ingeborg Štiková hämmert. 2018 An der Veranstaltung „Pilgerfahrt nach Maria Sorg“ nimmt zum ersten Mal ein Vertreter des Obersten Rates der Kapuziner in der Tschechischen Republik teil. 2022 Sankt Joachimsthal bemüht sich um die Wiederbelebung der Tradition des WanBild (1): Ulrich Möckel derns auf dem Pilgerweg von Sankt Joachimsthal nach Mafahrtsortes wird durch ein Dekret ria Sorg. von Kardinal František Tomáško Übersetzung von Josef Grimm zum 8. November von MaDie Chronologie erstellte Jaria Sorg zur Kirche des heiligen Joachim in Sankt Joachimsthal roslav Ochec in Zusammenarbeit mit Jiří Frankovič und Josef Halla übertragen. 2002 In der Kirche des heili- im Jahr 2015. Die letzten Einträgen Antonius von Padua in Fal- ge, der im Juni 2023 in der Zeitkenau wird die Orgel aus Maria schrift „Krušnohorský HerzgebirSorg installiert, gekauft von der ge Luft“ erschienen Chronologie, fügte Jaroslav Ochec hinzu. Pfarrei in Heinrichsgrün.

Blick auf das heutige Maria Sorg, in der Mitte symbolische Hammerschläge von Ingeborg Štiková und ganz rechts Pater Marek Hric sowie das Modell der geplanten Kapelle, aus Geldmangel stagniert das Projekt bis heute.


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NEUDEKER HEIMATBRIEF

Sudetendeutsche Zeitung Folge 8 | 23. 2. 2024

Ein altes erzgebirgisches Handwerk

Der Stellmacher oder Wagner Über Jahrhunderte war die Anfertigung hölzerner Räder für alle nur denkbaren Pferdewagen und Ochsenkarren die wichtigste und zugleich prägende Tätigkeit eines Stellmachers. Aber auch manuelle Schubkarren der unterschiedlichsten Bauformen benötigten zumindest ein Rad.

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as Holzrad besteht aus drei Elementen. Speichen, vom Stellmacher auch als Stäbe bezeichnet, werden sowohl auf der Nabe als auch auf der Felge ein-

ganze Wagen kaputt. Die Stellmacher fertigten neue Räder und reparierten alte, so lange sich dies noch lohnte. Im Handelstransport sowie der Land- und Forstwirtschaft bestand ein hoher Bedarf an robusten hölzernen Pferdewagen verschiedenster Ausstattung. Mancher Stellmacher erweiterte sein Angebot und fertigte für unterschiedliche Anwendungsbereiche komplette Wagen oder Karren. Aus widerstandsfähigem Hartholz stellten sie die Unter-

tion mit einem Schmied. Dieser stellte die Achsen her, richtete sie, zog die erwärmten Eisenreifen auf die Holzräder und fertigte alle benötigten Beschläge. Bei Schlitten montierte er die Eisenbänder auf die Kufen. Stellmacher fertigten außerdem unterschiedliche Arbeitsgeräte, angefangen vom einfachen Schaufelstiel oder Rechen bis hin zu hölzernen Eggen, Pflügen und Transportschlitten. Da diese nicht selten auch von Tischlern oder Zimmerleuten ange-

von Pferdeschlitten konzentrierte. Mit dem Aufkommen des Wintersports folgte das neue Produkt Ski. Auch dieser wurde anfänglich von Stellmachern in ihren Werkstätten hergestellt und waren bei den wintersportbegeisterten Erzgebirglern und ihren Gästen sehr begehrt. Mit dem Aufkommen der Eisenbahn im späten 19. Jahrhundert waren die Fertigkeiten der Stellmacher als Waggonbauer begehrt. Ihre Kenntnisse benö-

Stellmacherwerkstatt im Handwerksmuseum im rheinland-pfälzischen Meerbach. gezapft und bilden so gemeinsam das Rad. Man fertigte die Teile aus Hartholz, damit sie eine gute Haltbarkeit aufwiesen. Die Wege in früherer Zeit waren oftmals sehr schlecht, und so ging manches Rad, aber auch in schlimmen Fällen mitunter der

gestelle und aus leichtem Nadelholz die Aufbauten her. Stellmacher wurden deshalb bei uns im Erzgebirge oftmals auch als Wagner bezeichnet. Jedoch erforderte die Handwerkskunst des Stellmachers in nahezu allen Fällen die Koopera-

Ein Schwarz-Weiß-Foto zeigt meine Mutter Elisabeth Bauer, daneben ihre Cousine Frieda und meinen Opa Karl Bauer, geboren in Voigtsgrün, auf einem mächtigen Felsblock. Die Sonne scheint, und die Stimmung ist ausgelassen und glücklich. „Am Wölfling 1935“ notierte meine Mutter später sorgsam auf der Rückseite des Fotos.

Pechgrün/Kreis Elbogen

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eine Mutter, geboren am 25. August 1920 in Pechgrün, verbrachte die ersten zwei Jahre ihres Lebens mit ihren Eltern Margaretha und Karl Bauer in Pechgrün Nr. 56. Im selben Haus wohnte auch Familie Kreuzer. Marie Kreuzer und Margaretha Bauer waren Halbschwestern, beide geborene Roßmeißl. 1922 siedelte die Familie meiner Mutter nach Voigtsgrün um. Opa arbeitete über Jahre hinweg im Chodauer Bergwerk, wo er täglich von Voigtsgrün aus hin und zurücklaufen mußte. Meine Mutter schrieb viele Erlebnisse von ihrer Jugend, von Flucht und von Vertreibung auf. Nach ihrem Tod 2008 zog es mich immer wieder in die Heimat, um auf den Spuren meiner Vorfahren zu wandeln und die Vergangenheit besser zu verstehen. So hatte ich mir vorgenommen, alte Wege zu finden und zu ge-

fertigt wurden, gab es in der holzbearbeitenden Branche eine erhebliche Konkurrenz. Daraus resultierte jedoch oftmals eine Spezialisierung. Ein Stellmacher fertigte zum Beispiel Wagen für den Langholztransport, während sich ein anderer auf den Bau

tigte man später auch im Karosseriebau der Autohersteller. So spannt sich der Bogen vom Pferdewagen zu den ersten Automobilen, deren Karossen zum Teil aus Holz gefertigt waren. Nach Unfällen wurden diese Autos häufig von Stellmachern

Affenfelsen gesucht hen. Meine Reisen führten mich zu alten Arbeiterwegen entlang scheinbar endloser Steinmauern durch lichtdurchflutete Wälder, durch zugewachsene Waldwege, gesäumt von alten Bäumen, die viele Geschichten erzählen könnten. Leider wurde das ganze Dorf Pechgrün in den 1960er Jahren dem nahen Tagebau geopfert und hunderte Meter hoch mit Abraum verschüttet. So machte ich mich auch auf die Suche nach dem Felsen auf dem Wölfling. Mehrfach versuchte ich den markanten Felsblock zu finden und habe alle namhaften „Gipfel“ abgesucht. Ich stellte fest, daß der Wölfling ein langgezogener Bergrücken ist, mit sehr vielen im Wald versteckten Felsen. Auch alte Ansichtskarten halfen nicht weiter. Sie zeigten freistehende Felsen, die mittlerweile eingewachsen und verdeckt sind. So sehr ich mich auch bemühte, bis heute konnte ich den gesuchten Felsen nicht finden. Was nicht heißt, daß es ihn nicht mehr gibt. Je öfter ich das Foto betrachte, um so mehr Zweifel kommen in

wieder instandgesetzt. So ist es nicht verwunderlich, daß einstige Stellmacher schließlich, dem Trend folgend, zu Karosseriereperaturwerkstätten wurden. Heute gehört der Stellmacher zu den aussterbenden Berufen, führt aber in bestimmten handwerklich ausgerichteten Betrieben noch ein Nischendasein. Besonders im bäuerlichen Umfeld war der Stellmacher in der DDR noch bis zur Wende ein üblicher Beruf, dem vor allem in Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften und Volkseigenen Betrieben allerlei holzverarbeitende Aufgaben zukamen, zum Beispiel das Anfertigen von großen Holztoren, Gerätschaften oder Holzaufbauten von sonderangefertigten Spezialmaschinen, aber auch von Karussellen oder traditionellen Holzwagen für bäuerliche Festlichkeiten. In heutiger Zeit gibt es fast keinen traditionellen Stellmacher mehr. Wer möchte noch mit einem Wagen fahren, der mit eisenbeschlagenen Holzrädern versehen ist? Und wich dieser einst so wichtige Beruf und wurde vom Reifenservice, den Automobilkonzernen und der Kfz-Werkstatt ersetzt. Alles hat seine Zeit, und die der begabten und fleißigen Stellmacher ist abgelaufen. Das Wissen und Können gehen verloren und damit ein Stück Wirtschaftsgeschichte des Erzgebirges. In Niedersachsen erhält allerdings die Museumsstellmacherei Langenrehm das traditionelle Stellmacherhandwerk im Museumsbetrieb. Die Werkstatt ist original im Zustand von 1930 erhalten, alle Maschinen sind funktionstüchtig. Und dort wird auch noch produziert. Ulrich Möckel bach sind noch erkennbar. Der Robesberg sieht auf der Südflanke noch genauso aus wie im Buch abgebildet. Nur der Affenfelsen scheint nicht mehr auffindbar. Wie gerne möchte ich einmal wie damals meine Mutter auf dem markanten Felsblock sitzen und ihr die vielen Fragen stellen, die ich nun habe und die wohl leider unbeantwortet bleiben. Mein Wunsch ist, jemanden kennenzulernen, der mir vom Affenfelsen erzählen kann oder sogar ein Bild von ihm hat: Telefon (01 72) 8 92 26 04, eMail claus@ kircheiss.de Claus Kircheiss

mir auf, ob die Aufnahmen wirk- gen der letzten noch lebenden lich auf dem Wölfling gemacht Personen sollen noch Reste des wurden? Felsens sichtbar sein. Ein eheWarum? Ausgehend von den maliger Pechgrüner bestätigsommerlich leichten Sonntags- te mir sogar, als achtjähriger kleidern und den weißen Schu- Bub auf dem Felsen gesessen zu hen wurde ich skeptisch, daß sein. Frieda und Karl an jenem Tag Mehrfach habe ich die Geso eine weite Strecke zu Fuß ge- gend nördlich des ehemaligen gangen waren. Pechgrün liegt Pechgrün abgesucht. Die Reste Luftlinie rund sechs Kilometer der Wehrmühle am Schwarzevon Voigtsgrün und der Wölfling weitere drei Kilometer entfernt. Vielmehr glaube ich heute, daß Opa mit seiner Tochter Elisabeth zu Besuch in Pechgrün bei Marie und Karl Kreuzer (Schwager) war und sie zu einem nahen Felsen wanderten. Daß es „hinterm Haus“ von Pechgrün einen solchen gab, wurde mir von der mittlerweile verstorbenen Frieda bestätigt. Auch in beiden Heimatbüchern von Redelbach und Strunz wird ein bekannter Felsen am Ende von Pechgrün Richtung Kösteldorf mehrfach erwähnt: der Affenfelsen. Leider ist er nicht abgebildet. Laut den Aussa- Elisabeth Bauer, ihre Cousine Frieda und ihr Vater Karl Bauer.

Wer zu schnell fährt, muß richtig blechen.

Tschechischer Verkehr

Hohe Strafen Viele von uns sind mit dem Auto auf Tschechiens Straßen unterwegs. Deshalb ist es wichtig, über die seit dem 1. Januar 2024 geltenden Neuregelungen im Straßenverkehrsrecht Kenntnis zu haben.

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rund für die Reform des Bußgeldkataloges ist die Erhöhung der Verkehrssicherheit und die Verringerung von Verkehrsunfällen und Toten im Straßenverkehr. Für das Überfahren einer roten Ampel droht ein Bußgeld von umgerechnet 1000 Euro. Wurde bisher bei geringen Mengen Alkohol mitunter ein Auge zugedrückt, so werden jetzt bei geringster Menge Alkohol im Blut Bußgelder von bis zu 25 000 Kronen fällig. Diese Regelung ist damit strenger als in Deutschland und in vielen anderen Ländern. Die Strafen für Geschwindigkeitsüberschreitungen werden ebenfalls drastisch angehoben. Wer die Höchstgeschwindigkeit außerhalb von Ortschaften um mehr als 50 Stundenkilometer und 40 Stundenkilometer innerorts überschreitet, muß ebenfalls mit einem Bußgeld von bis zu 25 000 Kronen rechnen. Die neue Regelung für Warnwestenpflicht besagt, daß nicht nur außerhalb von Ortschaften, sondern auch in Städten und Gemeinden eine Warnweste zu tragen ist, wenn man wegen eines Notfalls halten muß. Wenn ein Verkehrsverstoß zu einem Unfall führt, kann das Bußgeld verdoppelt werden. Neben den angeführten Bußgeldern gibt es in Tschechien ab 2024 auch eine Änderung in Bezug auf die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen. Das Tempolimit auf bestimmten ausgewiesenen Autobahnabschnitten wird von 130 auf 150 Stundenkilometer angehoben. Diese Strecken sind jedoch gesondert gekennzeichnet. Die tschechischen Behörden haben das Recht, Bußgelder direkt vor Ort einzufordern. Bei gravierenden Verstößen wie Alkohol am Steuer kann sogar eine vorübergehende Festnahme erfolgen. Deutsche Autofahrer ohne Wohnsitz in Tschechien bekommen keine Punkte im tschechischen Verkehrsregister. Es lohnt sich also künftig noch viel mehr, die jeweils geltenden Verkehrsvorschriften einzuhalten, um sicher ans Ziel zu kommen und niemanden im Straßenverkehr zu gefährden. Ausführlichere Informationen findet man unter www.adac.de/news/tschechienbussgeld/ Ulrich Möckel in „Der Grenzgänger“

TERMINE Freitag, 4. bis Sonntag, 8. September, SL-Altkreisgruppe Schlüchtern: Fahrt nach Neudek über Eger mit Stadtführung, mit Ausflügen nach Schieferhütten und Hirschenstand sowie mit Rückfahrt über Franzensbad. Fahrtpreis pro Person rund 200 Euro. Auskunft: Markus Harzer und Antje Hartelt, eMail pressestelle-sl-hessen@web.de


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 8 | 23. 2. 2024

Dux

Ladowitz

Klostergrab

Ossegg

für die Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schönau

Bilin

Heimatlandschaft Erz- und Mittelgebirge – Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt Rettenbach, Telefon (0 83 92) 9 34 72 77, Telefax 9 34 72 78, eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin – Patenstadt Gerolz­hofen; Heimatkreisbetreuer: Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. H ­ eimatkreis Dux – Patenstadt Miltenberg; Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den See­gärten 35a, 63920 Großheubach, Tele­fon (0 93 71) 9 94 01, eMail ­klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schön­au – Paten­stadt Frankfurt am Main; Heimatkreisbetreuer: Erhard Spacek, Franz-Schubert-Straße 13, 01796 Pirna, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail erhard. spacek@gmx.de Redak­tionsschluß: Freitag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

Teplitz-Schönau

Graupen

Niklasberg

� Kreis Dux vor 145 Jahren

Wassereinbruch im Schacht Döllinger Wir berichteten über die Quellenkatastrophe in Teplitz im Jahre 1879 (Þ Heimatruf 5 f/2024), die von einem Wassereinbruch im nahegelegenen DöllingerSchacht bei Dux verursacht worden war. Katastrophen im Bergbau werden diese Tätigkeit stets begleiten und hinterlassen viel Leid in den Familien. Wie kam es zu diesem Unglück am 10. Feber 1879? Alois Rittig, Bergbaubeauftragter im Stollen Alter Martin in Graupen, berichtet.

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und sich ein gewaltiger Wasserstrom in den Schacht nach unten ergoß. Beide Häuer konnten nur knapp entfliehen. Bei ihrer Flucht warnten sie schreiend die übrigen Bergleute, aber viele von ihnen ertranken. In den untersten Horizont ergoß sich das Wasser mit überwältigender Macht. Es blieb keine Zeit zur Fahrt mit den Förderkörben. Alle, die den Förderschacht erreichten, rannten eilends zu den Leitern, das rasch steigende Wasser an den Fersen. Die beiden genannten Häuer waren angeblich die letzten, die sich in den Wasserhaltungsschacht retten konnten. Hinter ihnen trieben nur noch die toten Leiber der Bergleute Anton Köhler und Paul Rudolf empor. Die restlichen 19 Bergleute blieben in der Tiefe ohne Hoffnung

Der Wassereinbruch gefährdete nicht nur den Tiefbau. Am 26. Februar 1879 strömte Druckluft in den See nahe des Viktorin-Schachts und erzeugte einen Geysir, dessen Wasser bis zu einer Höhe von zehn Metern emporschoß. Die Stimmung war allgemein trübe, denn 600 Bergleute verloren plötzlich ihre Arbeit, 17 Witwen und 52 Waisen blieben ohne Ernährer. Ihre Hoffnung blieben nur die mildtätigen Gaben gemeinnütziger Vereine. 64 Stunden nach dem unglückseligen Wassereinbruch im Döllinger-Schacht versiegten am 13. Feber 1879 früh die Thermalquellen in Teplitz. Der Verlust der Urquelle zur beginnenden Badesaison konnte dem berühmten Kurort großen Schaden zufügen.

ie Gründung des Döllinger-Schachts im Jahre 1871 schaute wegen der Konjunktur der Braunkohle sehr vielversprechend aus. Dieser Schacht am nordwestlichen Rand von Dux lag in der Nähe der Dux–Bodenbacher Eisenbahnlinie, und das Kohleflöz mit einer Mächtigkeit von 15 Metern, das im nur 66 Meter tiefen Einziehschacht gut erreichbar war, versprach leichten Gewinn. Der Abbauraum der neuen Grube, eröffnet durch zwei Schächte, war allerdings unter schwierigen geologischen Verhältnissen platziert, womit sich der Abbau komplizierte und verteuerte. Die Konjunktur Anfang der 1870er Jahre verflüchtigte sich nach dem Krach an der Wiener Börse rasch, die Grubenbesitzer verschuldeten sich derart, daß sie einen Zwangsverwalter zugeteilt bekamen. Das war der Kohlehändler Scholz, der allerdings vom Abbau nicht viel verstand und zur Leitung des Schachtes Arbeiter ohne Qualifizierung anmietete, die er zum Abbau unter allen Umständen und vor allem billig nötigte. Der einzige Fachmann im Schacht war der Steiger Walter. Der forderte die Verwaltung wiederholt auf, bei dem Vortrieb der Gänge mindestens zwei Meter vorzubohren, um zu überprüfen, ob dort Wasser sei. Das bedeutete allerdings vermehrte Denkmal für die Opfer des Bergwerksunglücks im Park am Barbarateich. Standzeiten und Kosten, so daß die Schachtverwal- auf Rettung. Bereits in den er- Gedrückte Stimmung herrschte tung das nicht gestattete. sten fünf Tagen begann das Was- unter den Besitzern von KurhäuDie schicksalhafte Frühschicht ser an den Überläufen der unter- sern, Ärzten, Hoteliers und der am 10. Feber 1879 war so verteilt, irdischen Verbindungswerke die hiesigen Bevölkerung. Zwischen daß im ersten Horizont 21 Berg- benachbarten Schächte zu über- Finanzleuten und Kleinanlegern leute waren, im zweiten Horizont fluten. Im Schacht Nelson I for- brach Panik aus. Gläubiger bearbeiteten sechs und im dritten derte das Wasser noch zwei wei- lagerten die Städtische Sparkasund niedrigsten Horizont arbei- tere Opfer. Außer dem Döllinger- se, und während nur eines einteten 37 Bergleute. Untertage Schacht wurden allmählich auch zigen Tages wurden mehr als waren also insgesamt 67 Bergleu- die benachbarten Zechen unter 87 000 Gulden abgehoben. Erst te. Im Gang des obersten Hori- Wasser gesetzt: Viktorin mit ei- als die Sparkasse ohne Problem zontes arbeiteten am Vortrieb die ner Tiefe von 142 Metern, Gisela 400 000 Gulden ausgezahlt hatte Häuer Hellebrand und Kovanda. in Haan bei Ossegg, Fortschritt I, und dabei nicht krachte, hörten Bald nach Mittag brachten sie später Alexander in Herrlich und die Abhebungen der Einlagen am Streckenort nach beiden Sei- Nelson I in Neudorf, die bis in ei- auf. ten manuell Kerben an, als sich ne Tiefe von 250 Metern reichWeil der Zusammenhang zwiplötzlich eine Kohlenwand löste ten. schen diesem Effekt und dem

Bergwerksunglück offensichtlich war, berief der Teplitzer Bürgermeister Carl Uherr eine Versammlung der Vertreter von Stadt, Bezirk, Bädern und Montandirektion ein. Diese Kommission entsandte eine Petition nach Wien mit der Bitte, Geologie-Experten zu entsenden. Die größten Experten waren sich einig, daß es zu einer Erneuerung der Quellen in dem Augenblick kommen würde, wenn sich alle Zechen bis zum Rand mit Wasser gefüllt hätten. So wurde also das Verbot erlassen, das Wasser abzupumpen. An eine Bergung der 19 Opfer, die bisher in der Tiefe geblieben waren, war zunächst nicht zu denken. Die Kommission entschied auch, die Urquelle durch eine Vertiefung des Quellschachts zu retten. Die aus Pribram angereisten Bauarbeiter begannen mit den Tiefbauarbeiten im harten Porphyr am 22. Feber 1879. Als sie in einer Tiefe von 13,5 Metern auf die heiße Quelle stießen, brach in Teplitz ein Freudentaumel aus. An den Häusern wurden Flaggen gehißt, die Glocken läuteten, der Stadtrat veranstaltete eine Feier im Theater, und es fanden Dankgottesdienste statt. Der Quellschacht wurde schließlich bis auf 52,5 Meter unter dem ursprünglichen Niveau des Wasser­ einbruchs ausgehoben. Mit dem Abpumpen des Wassers aus dem DöllingerSchacht begann man erst nach der Kursaison am 15. September 1879, als das Wasser einen Stand von 46 Metern erreicht hatte. Bis Ende Januar 1881 gelang es, den Wasserstand auf 37 Meter zu senken, der Rest wurde nach Installierung leistungsfähigerer Pumpen bis März 1881 abgepumpt. Erst dann konnten die ersten Opfer der Katastrophe geborgen werden. Die Beerdigung von 16 Bergleuten fand am Sonntag, 29. Mai 1881 unter gewaltiger Anteilnahme der Bevölkerung statt. Die Särge wurden in ein Gemeinschaftsgrab eingelassen. Die letzten drei Bergleute wurden erst am 11. Juni geborgen und in aller Stille in der Nacht des 14. Juni 1881 beigesetzt. Ein Obelisk, der an die 21 Opfer dieser Katastrophe erinnert, steht unauffällig inmitten von hochgewachsenen Bäumen auf dem ehemaligen Duxer Friedhof, der heute ein Park am Barbarateich ist. Übersetzt von Jutta Benešová

Sternwarte feiert 60. Geburtstag.

� Teplitz-Schönau

Sternwarte auf dem Sandberg Wer kennt ihn nicht, den Sandberg in Teplitz? Mit seinen 273 Metern bildet er gemeinsam mit dem Schloßberg den nördlichen Ausläufer des Böhmischen Mittelgebirges. Das bildet wiederum mit dem Massiv des Erzgebirges den nordböhmischen Talkessel, in dessen Mitte Teplitz wohlgeschützt als ältestes Bad in Mitteleuropa liegt.

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ie Bezeichnung „Sandberg“ ist aber trügerisch, denn geologisch besteht er aus Porphyr mit der charakteristischen roten Färbung. Das sind Überreste einer vulkanischen Tätigkeit während des Tertiärs. Während der Kreidezeit, als sich hier ein Meer erstreckte, ragte der Sandberg als einsame Insel empor – unvorstellbar, aber Funde von Muscheln am Sandberg in den Sammlungen des hiesigen Museums sind der Beweis. Diese Anhöhe mit einem kleinen Teich steht nun seit langem unter Naturschutz und ist seit je her ein beliebter Ausflugsort der Teplitzer. Heute kann man sich nur schwer vorstellen, daß hier einst ein Steinbruch war, der Jahrhunderte lang Steine für den Hausbau in Teplitz lieferte. Beliebt ist dieser Ort vor allem wegen seiner wunderschönen Aussicht auf die Stadt. In den 1950er Jahren entstand in Teplitz ein astronomischer Zirkel, der sich zunächst im Kulturhaus oder Museum traf. Die Geheimnisse des Weltalls waren von je her Anziehungspunkt für jung und alt, und so suchte man einen geeigneten Ort zur Errichtung einer Sternwarte. Die Wahl fiel dabei auf den Sandberg, der wegen seiner Entfernung vom Stadtzentrum mit dessen störenden Lichtquellen besonders geeignet schien und dazu noch gut zugänglich war. So begann der Bau 1956, und zwar in der sogenannten Aktion Z, bei der in freiwilligen Arbeitseinsätzen Gesellschaftsbauten errichtet wurden. Und am 1. Januar 1964 wurde sie feierlich eröffnet, nachdem bereits im März 1963 die begeisterten Amateur-Astronomen eine teilweise Mondfinsternis hatten beobachten können. 2019 und 2020 fand eine große Rekonstruktion der Sternwarte statt. Beobachtungsplätze sind nun zwei Kuppeln, die einen

Schutz der empfindlichen Fernrohre vor ungünstigen Wetterlagen ermöglichen. Hier werden Beobachtungen bei der Überdeckung von Sternen durch den Mond durchgeführt. Hauptaufgabe der Sternwarte und des in der Nähe befindlichen Planetariums in der Siedlung Schönau II ist jedoch die Popularisierung von Erkenntnissen der Astronomie in der breiten Öffentlichkeit. Eine bedeutende Aufgabe liegt dabei in der Zusammenarbeit mit schulischen Einrichtungen und der Vortragstätigkeit. Ein moderner Saal in der Sternwarte bietet regelmäßige Vorträge. Bei günstigem Wetter werden auch Beobachtungen der Sonne am Tage oder nächtliche Beobachtungen des Sternenhimmels, vor allem auch bei außergewöhnlichen Ereignissen wie Sonnen- und Mondfinsternis oder dem Auftreten von Kometen und Meteoritenschwärmen, durchgeführt. Im Dezember wurde das neue Fernrohr Sand Hill Optical Telescope (SHOT) installiert, das vor allem der Beobachtung von Satelliten und kosmischem Abfall dient. Seit dem 1. Januar nennt sich nun diese Einrichtung, die dem Ressort Kultur und Denkmalpflege des Bezirks Aussig untersteht, Nordböhmische Sternwarte mit Planetarium Teplitz und bietet ein reichhaltiges Programm. Eintrittspreise sind in beiden Einrichtungen nur symbolisch oder entfallen ganz. Zugänglich ist der Sandberg besonders gut vom Botanischen Garten in Schönau aus, vorbei an dem Denkmal für die US-amerikanischen Piloten, die am 21. Juli 1944 hier mit ihrer Maschine abstürzten. Die Sternwarte wiederum ist am einfachsten von der Stadtbus-Endstation Panorama, entlang am Sport-Hotel Panorama und weiter am Kirschberg zu erreichen. Ein einfacher Asphaltweg mit herrlichen Ausblicken auf die Stadt lädt bei schönem Wetter auch nur zu einem Spaziergang ein, der nicht nur zur Sternwarte, sondern weiter auf der Stephanshöhe über verschiedene Aussichtspunkte auf das Steinbad und Militärbad und die Sankt-Elisabeth-Kirche nach Schönau führt. Freuen wir uns auf den Frühling. Jutta Benešová


HEIMATBOTE

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Bischofteinitz

Ronsperg

FÜR DEN KREIS BISCHOFTEINITZ

15 Hostau

Heimatkreis Bischofteinitz – Patenstadt Furth im Wald. Heimatkreisbetreuer: Peter Pawlik, Palnkamer Straße 73a, 83624 Otterfing, Telefon (0 80 24) 9 26 46, Telefax 9 26 48, eMail peter-pawlik@t-online.de, Internet www.bischofteinitz.de. Spendenkonto: Heimatkreis Bischofteinitz, Raiffeisenbank Chamer Land – IBAN: DE55 7426 1024 0007 1343 20, BIC: GENODEF1CHA. Heimatbote für den Kreis Bischofteinitz – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Verantwortlich von seiten des Heimatkreises: Peter Pawlik. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

Hostau

Ein Zopf für die Katz Fritz Winkelmann erzählt, was Anna Witofski 1916 in Hostau widerfuhr.

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Oberer Ringplatz um 1900: Blick zum Gericht und zu der neuen Schule. Rechts ist die alte Schule

Ronsperg

Gemeindevertreter nach 1848 Johann Neugschwendner, Georg Turba, Anton Theyerl, Josef Theuerl, Josef Gröbner und Josef Stadik aufgeführt. Städtische Angestellte waren Stadtsekretär Franz Pechtl, die Wachleute Maximilian Weber und Josef Rieß sowie Nachtwächter Johann Held.

kleidete nach dem Ersten Weltkrieg für kurze Zeit dieses Amt. 1920 wurde der Gärtnermeister Ludwig Reithmeyer zum Bürgermeister gewählt und bis zum Jahr 1938 immer wieder dank des Vertrauens der Bürger in dieses Amt berufen. Er war für eine Generation von Ronspergern der

de Bürgermeister Franz Schürer, Georg Füßl, Georg Tauer, Franz Kraus, Franz Breitfelder, Johann Bauer, der tschechische Ingenieur Kolař, Siegmund Mandler ach dem Revolutionsjahr und Forstmeister Till. Mit dem 1848 wurden die Bauern von Bürgermeister betrug die Zahl ihrer Untertänigkeit befreit und der Stadträte zuletzt zehn, Gedie Gemeinden autonom. Auch meindevertreter waren 30 Bürger in Ronsperg wurde daher 1850 gewählt. zum ersten Mal der GemeindeDie gesamte Stadtvertretung ausschuß – später Gemeinwählte auch die Mitglieder derat – gewählt, ebenso der drei Kommissionen: der der Bürgermeister. Bis daFinanz-, Bau- und Sozialhin waren Bürgermeister, kommission. Der FinanzSyndikus, Steuereinnehkommission oblag in der mer und zwei GerichtsHauptsache die Prüfung beisitzer, die das Stadtdes Haushaltsplanes und regiment gebildet hatten, der Haushaltsrechnunvom Grundherrn ernannt gen. Die Baukommission worden. In dieser Zeit erbesprach die beantragten hielt Ronsperg auch ein Bauvorhaben an Ort und k. k. Bezirksgericht und ein Stelle, verhandelte mit den k. k. Steueramt. Anrainern und legte die BauNach der neuen Gegesuche dem Stadtrat zur meindeordnung wur- Bürgermeister Ludwig Reithmeyer, Gemeindediener Josef Stoffl und Stadtobersekretär Genehmigung vor. Die de die Gemeindevertre- Anton Neumann. Sozialkommission prüftung jetzt von den Bürte die eingebrachten Angern gewählt, die ihrerseits die Als Bürgermeister folgte dann Bürgermeister schlechthin. Die suchen auf Gewährung von ArStadträte und den Bürgermeister Franz Reitmeier, ein Feilenhauer- letzten gewählten Stadträte vor menunterstützung, bevor sie aus ihrer Mitte wählten. Erster meister. Auch Josef Reiniger be- 1938 waren der Stellvertreten- dem Stadtrat zur Beschlußfasgewählter Bürgermeisung vorgelegt wurden. ster war 1850 Georg UrStädtische Angestellte Das Alte Rathaus. ban, Stadträte waren Miwaren Anton Neumann chael Schmid und Domi– seit 1927 Nachfolger nik Herzog. Aus der Zeit von Stadtsekretär Loos um die Jahrhundertwenund zuletzt Stadtoberde war Kürschnermeisekretär –, Stadtpolizist ster Heinrich Reitmeier Josef Stoffl und Nachtlange Bürgermeister. Als wächter Karl Benesch. Stadträte aus dem Jahr Nach 1938 leitete 1898 sind uns Franz TiApotheker Ernst Sabachy, Josef Maa und Jothil als Bürgermeister hann Bauer bekannt. die Geschicke der Stadt. Nach dem Adreßbuch 1945 wurde Rektor Heinvon 1913 setzte sich darich Cenefels noch für mals die Stadtvertretung kurze Zeit in dieses Amt aus folgenden Männern berufen. zusammen: BürgermeiKurz nach 1850 wurde ster war Franz Reitmeian der Ostseite des Obeer (Neuwelterer), Stadtren Ringplatzes das Beräte waren Johann Bauzirksgericht erbaut. In er, Vizebürgermeister dieses für Ronsperg imSiegmund Mandler und posante Gebäude nahm Franz Kraus jun. Daman auch das Steueramt zu gehörten die Ausauf. Die Stadtverwaltung schußmitglieder Joresidierte noch im Alten sef Maa, Johann Kraus, Rathaus. Die neue SchuLudwig Mandler, Thole, der oberhalb vom Ratmas Prix, Heinrich Reithaus zwei Bürgerhäuser meier, Abraham Langweichen mußten, wurschur, Franz Kraus sen., de 1894 eröffnet. An deFranz Leberl, Georg Tauren Stelle wurde 1912 aler, Josef Reiniger, Josef lerdings das SparkassenGuldan, Karl Völkl, Jagebäude errichtet. Als kob Weixelmann, Josef das Steueramt im Jahre Ziegler und Karl Dout1927 nach Bischofteinitz lik (Gräflich Coudenhoverlegt wurde, zog die vesche Virilstimme). Als Stadtverwaltung schließErsatzmänner wurden lich in das BezirksgeKarl Pauli, Wilhelm Kurt, richt.

Franz Bauer schildert das Revolutionsjahr 1848 und die Zeit danach sowie dessen Auswirkungen in Ronsperg.

N

as Ringelspiel kommt: Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht in der Stadt. Jungen und Mädchen eilten den Wagen entgegen und begleiteten sie bis an Ort und Stelle. Schaukeln und Kettenkarussell wurden immer am Graben aufgebaut. Die Kinder bettelten bei Eltern und Verwandten um ein paar Kreuzerl, mancher ließ gar ein Fünferl springen. So ein Fünferl für eine Fahrt war viel Geld, aber das fahrende Volk mußte ja auch leben. Diese Menschen brachten in die Einsamkeit der damaligen Zeit Abwechslung. Besonders abends, wenn alles beleuchtet war, strahlte diese fremde Zauberwelt in die Herzen von jung und alt. Der Drehorgelmann drehte einmal mit der rechten und dann mit der linken Hand, daß ihm fast der Atem ausging und die Töne aus den Orgelpfeifen nur so heraussprangen. Nun bot sich die seltene Gelegenheit nach dem Gebetsläuten aus dem Haus zu kommen. Damals spielten die natürlichen Reize eine Rolle, und so zeigten sich die Mädchen gerne mit ihren wunderbaren Zöpfen, auf die sie besonders stolz waren. Nur Annerl stand mit ihren Mäuseschwänzchen abseits und betrachtete neidvoll die herrlichen Flechten ihrer Freundinnen. Tiefsinnig grübelte sie darüber nach, warum ihr der Herrgott nicht auch solche langen Zöpfe wachsen ließ. Doch plötzlich fiel ihr die Wiener Tante ein, die zu Besuch war und einen wunderbaren Zopf hatte. Diesen umhüllte jedoch ein Geheimnis: Er war nicht echt. Abends wurde er gebürstet auf das Fensterbrett gelegt und harrte dort auf den Morgen, um seine Trägerin zu zieren. Die Orgel pfiff und schwang ihre Melodien durch den Raum, doch Annerl kam von den Gedanken um den Zopf der lieben Tante nicht mehr los. Man könnte sich auch einmal seine Haartracht damit zieren. Wieder pfiff die Drehorgel, und Annerl wertete dies als Fingerzeig des Schicksals. Sie eilte nach Hause, schlich in das Zimmer der schlafenden Tante und lieh sich den prunkvollen Zopf aus einem erstklassigen Wiener Friseursalon. Mit geschickten Händen und der Hilfe einer Freundin wuchs

der Zopf mit den Mäuseschwänzen zu einer Einheit zusammen, die ein Friseur nicht besser hätte herstellen können. Von allen Seiten bewundert, wanderte unser Annerl mit stolz erhobenem Haupt durch die Menge und überschlug im Geiste, wieviele Fahrten ihr Kreuzerbesitz wohl ermöglichen würde. Wieder setzte die Drehorgel ein. Schwups befand man sich auf einem Platz der an Ketten baumelnden Ringelspielsitze. Sorgfältig wurden die Querkettchen geprüft, ob sie geschlossen waren, damit niemand verloren ging. Schon im Stehen machte es Spaß, den Vordersitz heranzuziehen und wieder abzustoßen. Doch seinen Höhepunkt erreichte dies Gebaren erst dann, wenn alles auf vollen Touren lief. Man wurde einfach hinausgeschubst in die unbeschwerte Welt der Kindheit. Und so wurde auch unser Annerl mit seinem hübschen Zopf hinaus geschubst und gewirbelt, daß es eine Freude war. Doch als sie aus besonderer Höhe zurückkam und wieder gefangen wurde, wurde – o Schreck – der schöne Zopf miterfaßt und flog in weitem Bogen in die Zuschauermenge. Der Zopf war fortgeflogen und Annerls Herz in die Hose gerutscht. Was nun wohl folgen würde? Die Fahrt wurde zur Ewigkeit. Man fand das Prunkstück zerrupft und zerzaust im Staub der Straße. Selig, daß sich das gute Stück der Tante, wenn auch in einem desolaten Zustand, wiedergefunden hatte, bekam Annerl wieder etwas Mut. Heimlich schlich sie auf den Zehenspitzen wieder in das Zimmer der Tante und legte den ramponierten Zopf auf seinen alten Platz. Von häßlichen Träumen geplagt, schlief sie in den neuen Morgen, der strahlend in ihr Zimmerchen schien. Sie rieb sich die Augen munter, zog sich rasch an und erforschte die Lage, indem sie im Garten vor dem Zimmerfenster der Tante unschuldig auf- und abspazierte. Finster blickte die Tante drein und kämmte und bürstete an ihrem Zopf und schimpfte auf die böse Katze, die ihren wunderschönen Zopf so zugerichtet hatte. Als Annerl dies hörte, fiel ihr ein Stein vom Herzen. Sie schlich sich in die Küche, nahm dankbar die Katze auf ihren Schoß und streichelte sie liebevoll. Gedankenversunken dachte sie: „Manchmal ist es gut, daß etwas für die Katz ist.“

Sage aus Bischofteinitz

Achtung Irrlichter

I

nmitten des alten Mühlsteiges, der von der Preißenmühle längs der herrschaftlichen Mauer und dem Bach zur unteren Brükke führte, stand eine mächtige und wildverwachsene Strauchwerkgruppe, die Mehlbirlstauern oder Mehlbeerenstauden. In ihrem verzweigten Wurzelwerk hausten die Irrlichter der nahen Sumpfwiesen und die Staudengeister. Wenn eine Bäuerin oder ein Dienstmensch in der nachtschlafenden Zeit gemahlen hatte und mit der Mehlbutte auf dem Rücken diesen verschrieenen Steig zum Heimwege benutzen wollte, mußte sie zuvor drei Vaterunser beten, dann kam

sie unbehelligt und heil mit ihrem Mehl bei der Mehlbirlstauern vorbei. Glaubte aber eine besonders Couragierte, die drei Vaterunser weglassen zu müssen, so konnte sie sicher sein, daß sie von blendenden Irrlichtern genarrt und verführt im Bach landete, oder daß ihr bei der Stauden gespenstig kleine weiße Männlein auf den Rükken sprangen und ihr das Mehl mit wütendem Geschrei auf den Kopf und ins Gesicht warfen. Vor der Mehlbirlstauern hatten selbst die übermütigen Dorfrangen einen heillosen Respekt und trauten selbst bei hellem Tageslicht der Sache nicht.


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 8 | 23. 2. 2024

Heimatbote für den Kreis Ta<au

Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, Telefax 64 75 27, eMail wolf-dieter.hamperl @online.de. Internet www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, Telefax 81 41 19, eMail museum@tachau.de. Spendenkonto: Heimatkreis Tachau, HypoVereinsbank Nürnberg – IBAN: DE38 7602 0070 0002 0824 54, BIC: HYVEDEMM460. Heimatbote für den Kreis Tachau – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

WIR BETRAUERN

Der Maurer-Huaf (Nr. 66 Maschauer) mit Bewohnern.

Hausnamen in Neuzedlisch – Folge I

Der g‘scheite Sperlwewer-Ernst Ernst Wurdak berichtet über die Bedeutung der Hausnamen am Beispiel seiner Heimatgemeinde Neuzedlisch.

A

ls ich mit sechs Jahren in Neuzedlisch in die Schule kam, saßen wir drei Buben und vier Mädchen des ersten Jahrgangs in der vordersten Bankreihe. Der Oberlehrer Josef Riedl hat von Anfang an Wert darauf gelegt, daß auch wir Kleinen uns trauten zu reden. So sagte er zu mir: „Sag mir doch, wie Du heißt und wo Du wohnst!“ Ich stand auf und antwortete: „Ich bin der Sperlwewer-Ernst. Mir wohner newerm Schluaßweiher.“ (Wir wohnen neben dem Schloßweiher). „Sag mir doch auch, wie Du Dich schreibst.“ „Ernst Wurdak“, sagte ich dazu. Mein Vater hatte mir den Schreibnamen schon beigebracht. Wir Kinder nannten uns untereinander mit dem Vornamen oder mit dem Hausnamen. Der Hausname wurde im täglichen Umgang auch von den Erwachsenen ständig gebraucht. Mit Vornamen und Schreibnamen zusammen hat uns der Lehrer nur angesprochen, wenn er sehr streng sein wollte. Meist gebrauchte er nur den Vornamen, das war uns lieber. Die Hausnamen seiner Schüler verwendete er nicht. Die Geschichte der Namensgebung für die Menschen wird deutlich nach der Christianisierung, als die Menschen bei der Taufe einen christlichen Namen erhielten, den wir heute als Vornamen bezeichnen oder auch als Rufnamen, mit dem man gerufen wird. Weil viele Familien wenige ausgewählte Vornamen über Generationen hinweg bevorzugten, wurde es erforderlich, dem Vornamen noch einen Nachnamen anzuhängen, um die Person mit ihrer Familie zu kennzeichnen und deutlicher zu unterscheiden. Dieser Familienname wurde dann im Mittelalter von der Obrigkeit verlangt. Außerdem führte Maria Theresia um 1750 bei

uns die Hausnummern ein als Kennzeichen für den genauen Wohnsitz des Eigentümers und seiner Familie. Mit dem Hausnamen – auch Hofnamen genannt – werden das Wohnhaus und der Hof mit einem Namen gekennzeichnet und so der Wohnsitz der Familie deutlich gemacht. Hausnamen sind zwar nicht vorgeschrieben, aber in den deutschsprachigen Ländern sind sie weit verbreitet. Solche Hausnamen sind in Städten kaum vorhanden, aber in Dörfern heute noch weit verbreitet. Mit der Vertreibung sind die Hausnamen aus unseren Heimatorten natürlich verschwunden. Vergessen aber sollten sie für uns nicht sein. In einigen Heimatbüchern von Orten aus dem Kreis Tachau fand ich systema-

tisch angeordnete Druckseiten mit den Angaben der Hausnamen mit den Hausnummern und den Schreibnamen der Bewohner, die bis zur Vertreibung dort ihren Wohnsitz hatten. Hausnamen wurden ständig gebraucht, aber nie aufgeschrieben. Nach der Vertreibung entfiel ihr Gebrauch. Als kulturelles Brauchtum sollten sie aber in Erinnerung bleiben. In meinem Heimatdorf Neuzedlisch mit seinen Einwohnern gab es 146 Hausnummern, von denen sechs wegen Abbruch des Hauses überzählig waren und vier Gebäude keinen Wohnbereich hatten, wie zum Beispiel ein Lagerhaus. Von den 1945 bestehenden 136 bewohnten Gebäuden hatten 107 einen Hausnamen, der sich vom Schreibnamen der Bewohner unterschied

Der Sperlwewer-Ernst sitzt in der ersten Klasse ganz vorn.

oder ihn ergänzte. Unser gewissenhafter erster Ortsbetreuer – der Hannersn-Johann (Wurdak, Haus-Nr. 57) – schrieb das systematisch auf und ließ es in der Ortschronik abdrucken.

Hausnamen machen das Dorf übersichtlich Die „Herrschaft“ der Familie Mattausch mit ihrem Schloß und der Schloßgärtnerei mit den Hausnummern 1 und 2 benötigte keinen Hausnamen. Bei unserer Familie mit Haus Nr. 3 und dem Schreibnamen Wurdak war das ganz anders, weil es im Dorf acht Familien mit dem Namen Wurdak gab. Daran zeigt sich, wie sinnvoll die Hausnamen waren, mit denen hier der Schreibname Wurdak in folgende Hausnamen aufgeteilt war: Nr. 3 Sperlwewer, Nr. 21 Kutscher-Seff, Nr. 43 Nogl-Willi, Nr. 45 Kutscher-Korl, Nr. 57 Hannersn-Johann, Nr. 61 Binner-Peppe, Nr. 63 Üawerer Max und Nr. 106 Binnerhonsn-Girgl. Unsere Nachbarfamilie mit der Haus-Nr. 4 hatte den Hausnamen Fischer-Pöiter. Fischer war dabei auch ihr Schreibname. Das ist wohl ein Merkmal dafür, daß die Familie schon seit langer Zeit hier Haus und Hof besaß. An ihrem Beispiel will ich zeigen, welche Regeln bei der persönlichen Anrede gebräuchlich waren. Die alten Fischer-Pöiter Franz und Nanne (Anna) hatten ihr Anwesen an die „Gunger“ (die Jungen) übergeben, an den Röis (Andreas) und die Resl (Theresia). Meine Eltern sprachen die Alten und die Jungen mit deren Vornamen an. Ich als junger Bub hatte aber die beiden Ehemänner als „Vetter“ anzusprechen und die beiden Frauen als „Moum“ (von Muhme, veraltet für Tante), dazu noch in der dritten Person, also mit Euch („Vetter, ich helf enk scho.“) Die Kinder der Familie in meinem Alter hießen natürlich einfach Walter, Anna und Emma. Fortsetzung folgt

Paulusbrunn. Am 27. Dezember starb Berta Spanner/ Wallerer kurz nach ihrem 93. Geburtstag im oberpfälzischen Bärnau. Mit ihrer Schwester Anna Plobner kümmerte sie sich in den letzten Jahren um den Blumenschmuck in der zentralen Anlage im Paulusbrunner Friedhof und um die Blumen auf dem Grab des letzten Pfarrers von Paulusbrunn, Alois Baier. Noch zu Allerheiligen brachte sie die Blumen und war mit ihren Angehörigen zum Totengedenken am 1. November gekommen. Bei Schulprojekten, Radioaufnahmen oder Fernsehinterviews über das verschwundene Dorf Paulusbrunn war sie eine begehrte Zeitzeugin. Häufig berichtete sie von ihrer Kindheit in Paulusbrunn, vom Leben in Paulusbrunn rund um die Böttgersäule „da Noutstoa“ oder – wie sie es nannte – „an Beimlwechsl“ nach dem Kinderspiel „Bäumchen wechsle dich“, das sie als Kinder dort an den niedrigen Säulen gespielt hatten. Berta Wallerer kam am 23. Dezember 1930 in Paulusbrunn Nr. 62 (auf der Schanz) zur Welt, ab 1935 lebte sie in der Paulusbrunner Siedlung Wittichsthal. Am 7. September 1946 mußte die Familie Paulusbrunn verlassen. Zunächst ging es ins Sammellager nach Tachau, dann in die Sowjetische Besatzungszone. Im Januar 1947 versuchte Berta Wallerer nach Bärnau zu ziehen. Das durfte sie aber nicht. So verbrachte sie einige Zeit im Lager Mallers-

dorf in Niederbayern. Bis September 1950 fand sie Arbeit und Unterkunft auf einem Bauernhof in Laberweinting. Anschließend kam sie in die Oberpfalz nach Erbendorf, wo sie in einer Perlmutterknopffabrik zu arbeiten begann. Dann war sie ein Jahr lang im Haushalt eines Cafétiers in München und später wieder in Erbendorf in einer Schneiderei. 1953 gelangte sie endlich nach Bärnau in die unmittelbare Nähe ihres Heimatortes. In der dortigen Knopffabrik Forster war sie bis zum Renteneintritt 1984 beschäftigt. In Bärnau lernte sie Josef Spanner, ebenfalls ein Paulusbrunner, kennen, und 1962 heirateten sie. Josef Spanner starb 2003. Berta schloß sich dann als betendes Mitglied der Legio Mariae an, war mit ihrer Schwester fleißige Besucherin in der Altenstube des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), gönnte sich die Ausflugsreisen des BRK und der Pfarrgemeinde, besuchte gerne die Heimatabende und Veranstaltungen der hiesigen Vereine und genoß als Mitglied der Blaskapelle deren Konzerte und Gottesdienstgestaltungen besonders am Bergfest in Bärnau. Ihr größtes Hobby jedoch war ihr Garten, um den sie sich wirklich bis zum Schluß selber kümmerte. Ein „lebendiges Geschichtsbuch“ unserer jüngsten lokalen Geschichte wurde zugeschlagen. Die Arbeitsgemeinschaft Paulusbrunn trauert mit den Familien Wallerer, Spanner und Plobner. Ingrid Leser

TERMINE Bis Donnerstag, 16. Mai, Centrum Bavaria Bohemia: Ausstellung „Landschaften/Krajiny. Die Landschaften des Grünes Bandes verbindet, was einst durch die Grenze getrennt war“ mit Bildern von Lena Schabus, Ja-

romír 99 und Peter Lang. Montag bis Freitag 9.00–16.00, Samstag 10.00–11.30, Sonntag 14.00– 16.00 Uhr, feiertags geschlossen, Freyung 1, 92539 Schönsee, Telefon (0 96 74) 92 48 77, Telefax 91 30 67, eMail info@cebb.de


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 8 | 23.2.2024

Heimatblatt für die Kreise Hohenelbe und Trautenau Heimatkreis Hohenelbe/Riesengebirge e. V. – 1. Vorsitzende: Verena Schindler, Telefon 0391 5565987, eMail: info@hohenelbe.de, www.hohenelbe.de – Riesengebirgler Heimatkreis Trautenau e. V. – 1. Vorsitzender Wigbert Baumann, Telefon 0931 32090657 – Geschäftsstelle Riesengebirgsstube (Museum-Bibliothek-Archiv), Neubaustr. 12, 97070 Würzburg, Telefon 0931 12141, eMail: riesengebirge-trautenau@freenet.de – www.trautenau.de – Redaktion: Heike Thiele, Eulengasse 16, 50189 Elsdorf, Telefon 02271 805630, eMail: riesengebirgsheimat@gmx.de – Redaktionsschluss: jeweils der 1. des Erscheinungsmonats.

� Heimatkreis Hohenelbe/Riesengebirge e. V.

Das Riesengebirgsmuseum in Marktoberdorf Ganz im Süden der Republik, in Marktoberdorf, findet man das einzige Museum zum Riesengebirge im Bundesgebiet.

Neue Luxusblockhütten für Touristen in Lauterwasser. Foto: Karolina Bokova Langlaufloipen zwischen Langenau und Hohenelbe.

Foto: Zden-k Horák

� Witkowitz

Friedhofsarbeiten und Heimattreffen 2024 nicht einverstanden sein oder andere Vorschläge haben, möchten sie es dem Bürgermeister bitte mitteilen. Nun noch etwas in eigener Sache: Unser nächstes Treffen in der Hansch-Baude in Benecko findet wie immer im September statt: 02. – 07. September 2024. Die Wirtin bittet um baldige Anmeldung aufgrund ihrer Terminplanung. Auf ein baldiges Wiedersehen freut sich Euer

Heimatortsbetreuer Heinz Hönig wünscht allen Lesern für das Jahr 2024 alles Gute und vor allem Gesundheit.

B

eim 2023 stattgefundenen Treffen in Benecko hat der Witkowitzer Bürgermeister über den neuen Umbau des Friedhofes an unserer Kirche informiert. Wie es bei uns üblich ist, ist auch er verpflichtet, die Standfestigkeit zu überprüfen, um Unfälle zu vermeiden. Um keine gerichtlichen Auseinandersetzungen mit ehemaligen Witkowitzern auszulösen, wie es bedauerlicherweise in anderen Orten geschehen ist,

Der Friedhof Witkowitz, einzelne, alte Grabsteine.

Fotos: Heinz Hönig

Heinz Hönig HOB Witkowitz Tel.: 0346 3661996 oder +49 171 7526225

D

er Heimatkreis Hohenelbe/ Riesengebirge e. V. betreut das Riesengebirgsmuseum, welches sich sich im „Martinsheim“, zweite Etage, in der Eberle-KöglStraße 11, befindet. Marktoberdorf ist die Patenstadt von Hohenelbe und viele der dorthin Heimatvertriebenen stammten aus Hohenelbe. Das Museum ist eine Anlaufstelle für allerlei Fragen und dient als Begegnungsstätte zu den Themen Riesengebirge, Sudetenland sowie Vertreibung und Flucht. In der Bücherecke des Riesengebirgsmuseums gibt es aktuelle Bücher zum Thema Riesengebirge, die Sudetendeutschen und auch zeitgenössische Bücher von Autoren aus dem Riesengebirge. Publikationen des Heimatkreises sowie aktuelle Magazine und Zeitungen zu Riesengebirge und Sudetenland ergänzen die Auswahl. Die Bücher können im Museum in Ruhe durchgeblättert und auf Wunsch bestellt werden. Für die jungen Besucher gibt es ein zweisprachiges Märchenbuch und ein Mundart-Memory. Sie begegnen vielfach dem aus Sagen und Märchen bekannten Berggeist Rübezahl, der die Besucher beim Rundgang durch acht Ausstellungsräume begleitet. Skulpturen des Trautenauer Bildhauers Emil Schwantner und alte Gemeinde- und Vereinschroniken, diverse Urkunden, kirchliche und historische Dokumente,

auch Gegenstände aus Glas und Porzellan können betrachtet werden. Das Riesengebirge wird auf Ölgemälden, Aquarellen und Stichen sowie einem großen Relief gezeigt. Sehenswert ist die Trachtenaustellung und die vielen Gegenstände an Hausrat, Gerätschaften und Handwerkszeug erinnern an bäuerliches Leben. Neben der Vorstellung des Wintersports bekommt man einen Eindruck des damaligen Lebens. Mineralien, gewerbliche Kunst, Branchen-Portraits und die Darstellung der DonauMonarchie runden die Ausstellung ab. Ein Raum widmet sich der Vertreibung in den Jahren 1945/1946. Souvenirs aus dem Riesengebirge können in unserem Museum erworben werden. Der Erlös geht an Projekte unter Beteiligung des Heimatkreises, wie zum Beispiel Sanierungen von Kirchen und sakralen Denkmälern im Riesengebirge. Gern können Nachlässe angeboten werden, denn Ziel ist, das Andenken an die verlorene Riesengebirgsheimat zu bewahren und für die Zukunft zu erhalten. Öffnungszeiten: Mi: 14 bis 16 Uhr So: 10 bis 12 Uhr + 14 bis 16 Uhr Jeden 2. und 4. Sonntag im Monat ist von 14 bis 16 Uhr die Museumsleitung anwesend. Die Bücherecke ist dann geöffnet, es kann bestellt werden. Quelle: www.hohenelbe.de

� Kottwitz – Heimattreffen ruft er zur Nennung von Vorschlägen und Anregungen auf. Gräber, die noch gepflegt werden oder baulich in gutem Zustand sind, sollen so natürlich stehenbleiben. Unsere und auch des Bürgermeisters Ideen sind, daß 1. wie

bereits erwähnt, Gräber, die baulich in Ordnung sind, die noch gepflegt werden sowie noch erkennbare Inschriften aufweisen, verbleiben sollen. 2. Grabsteine, die noch gut erhalten sind, unabhängig davon,

ob sie eine Inschrift aufweisen oder nicht, können ordentlich an einer Friedhofsmauer aufgestellt werden. Die Gemeinde Witkowitz führt diese Arbeiten durch. Sollten ehemalige Witkowitzer damit

� Redaktion und Grafik Riesengebirgsheimat

Gestatten, mein Name ist Thiele Januar 2024 hat Karin WendeFuchs die Redaktion der Riesengebirgsheimat an Heike Thiele übergeben, die diese nun führt.

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ies ist schon meine zweite Ausgabe und ich möchte mich Ihnen allen nun wirklich vorstellen. Es ist sehr schön, Sie, liebe Leser und Heimatortsbetreuer, kennenzulernen! Als nun 44jährige Rheinländerin aus Mönchengladbach zog mich das Studium der Visuellen Kommunikation 1999 in die schöne Stadt Aachen. Dort lernte ich nicht nur meinen Mann,

sondern auch die aus Wegstädtl (Kreis Leitmeritz) stammende Familie Geppert kennen. Ab 2010 durfte ich dann die Redaktion des Leitmeritzer Heimatboten verstärken und als Grafik-Designerin ebenfalls die technische Umsetzung übernehmen. In dieser Zeit prägten mich der Kontakt mit den Heimatvertriebenen, die ich in Fulda im Büro des Heimatkreisverbandes Leitmeritz e. V. kennenlernen durfte und wohin ich zunächst monatlich zur Redaktionssitzung anreiste. Beeindruckende, herzliche Menschen waren das, wie die

nie vergessene und wunderbare Gottfriede Gaube. 2017 ging der Leitmeritzer Heimatbote durch der Demographie geschuldete Veränderungen über zum Preußler Verlag, dann 2023 zur Sudetendeutschen Zeitung. Ich bin als einzige Redakteurin und Grafik-Designerin verblieben und dankbar für die netten Kontakte und herzlichen Gespräche, die ich mit treuen Lesern, Abonnenten und Lieferanten von Bild und Text weiterhin führen darf.

Kottwitzer Treffen

Kontaktdaten zur Anmeldung:

Hansch-Baude Tel.: 00420603176094 / Im Juni 2024 steht das nächste Kottwitzer Treffen fest. 00420734667041 | eMail: hancovabouda@gmail. com Liebe Kottwitzer, Das Menschliche, der Kontakt mit den Vertriebenen und das Eintauchen in Lebensgeschichten voller nicht selten schlimmer Erfahrungen, aber auch glücklicher Erinnerungen an die alte Heimat (oft voller Humor) sind sehr berührend. Ich freue mich sehr, mich mit Ihnen allen austauschen zu dürfen und auf unsere neue Zusammenarbeit. Wenden Sie sich gerne zur Einsendung von die RGH betreffenden Inhalten jeder Art an mich und ich helfe Ihnen gerne weiter. Viel Freude mit der RGH! Heike Thiele Redakteurin/ Grafik-Designerin RGH

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m Samstag, den 29. Juni 2024 findet wieder das Kottwitzer Treffen statt, zu dem ich Euch herzlich einlade. Dazu noch ein paar Hinweise: Am Samstag, den 29. Juni hält Pfarrer Richter den Gottesdienst um 10 Uhr in Kottwitz. Anschließend treffen wir uns zum Mittagessen. Der Ort wird noch rechtzeitig bekannt gegeben. Bitte teilt mir mit, wer und mit wieviel Personen zum Treffen kommt, damit der Wirt die Anzahl der Plätze reservieren kann. Bereits am Sonntag, den 30. Juni findet das “Brünnelfest” in Ketzelsdorf statt. Es wäre schön, wenn wir uns dort noch einmal treffen könnten. Der Gottesdienst beginnt um 10 Uhr.

Bitte beachtet auch den Hinweis unter “Ketzelsdorf”, Heimatkreis Trautenau, in der Riesengebirsheimat. Gudrun Bönisch, HOB Kottwitz

Kirche St. Peter und Paul, Kottwitz. Foto: Vojáček Karel, Wikipedia


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RIESENGEBIRGSHEIMAT

Familiennachrichten aus dem Heimatkreis Hohenelbe Heimatkreis Hohenelbe/Riesengebirge e. V. Sitz Marktoberdorf Geschäftsführung: Gerhard Baumgartl 87616 Marktoberdorf, Richard-Wagner-Str. 2 Tel. 08342 40528, Fax 08342 7054060 www.hohenelbe.de, eMail: info@hohenelbe.de Sparkasse Allgäu, IBAN: DE 41 7335 0000 0380 271262 BIC: BYLADEM1ALG

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Sudetendeutsche Zeitung Folge 8 | 23.2.2024

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Eva Schindler zum 90. geb. Marschall (M73) 16.03. Christa Gartner Steinbruch in Oberlangenau. 07.03. Kurt Knappe zum 84. zum 87. geb. Erben (F 026 Foto: Bärbel Hamatschek 09.03. Margarete Wieczorek HOB Tanja Fritz s. Anseith Hofbauden) zum 88. zum 81. 18.03. Rudolf Koch n MITTELLANGENAU n OBERPRAUSNITZ 12.03. Heinz Knappe zum 81. (Sp 171- Haus Tannenstein) 01.03. Renate Gröger 05.03. Günther Festa 13.03. Berthold Palme zum 78. zum 84. geb. Thost zum 85. (211) zum 83. 14.03. Emmi Wenkittl zum 92. 22.03. Gertrud Knabner geb. 01.03. Günter Mattausch 06.03. Fanni Schweiger 14.03. Heidemarie Wiseler Klimsch (Sp 188 - Postamt, zum 89. geb. Hoschka (14) zum 93. zum 80. Gemeindeamt) zum 94. 02.03. Helmut Lorenz zum 85. 09.03. Arnold Balzer 16.03. Gerda Grimm zum 79. 23.03. Elisabeth Hollmann 17.03. Kurt Pfohl zum 81. (284) zum 86. 16.03. Siegfried Raab zum 90. geb. Ernstberger 23.03. Alois Zirm zum 78. 09.03. Emil Rzehak (186) zum 91. 18.03. Rainer Enge zum 81. (Sp 160 - Fortuna) zum 86. 27.03. Gerda Wessel HOB Tanja Fritz s. Anseith 18.03. Gerda Knappe zum 85. 23.03. Steffen Schulze geb. Adolf zum 82. 20.03. Christl Quast zum 88. (Sp 144 - Haus Germania HOB Verena Schindler 21.03. Elfriede Ziffer zum 97. Exner Schuster) zum 54. Tel. 0391 5565987 HOB Ines und Falk Heinrich 25.03. Wolfgang Worbs Tel. 03586 4085635 (Sp 089 - Peterbaude) n MOHREN zum 98. n HENNERSDORF 01.03. Werner Pohl 25.03. Renate Kraus geb. 04.03. Gertrud Rexhäuser zum 89. Scharf (Sp 161) zum 84. zum 91. 03.03. Elfriede Ellend 29.03. Inge Nassauer 15.03. Anneliese Schieder geb. Schober geb. Linhart (Sp 196 geb. Koberle zum 79. zum 84. Nebenhaus Sporthaus 20.03. Edith Heitzig 16.03. Josef Lath zum 88. Möhwald) zum 89. geb. Schubert zum 74. 19.03. Wenzel Pfohl HOB Dirk Schulze 20.03. Anneliese Wrobbel zum 82. Tel. 033732 40383 | eMail: geb. Grof zum 92. HOB Christina Auerswald Winter im Riesengebirge, die Spindler-Baude, tischlerei-dirk-schulze@teine Ansichtskarte aus der Sammlung von Josef 23.03. Edith Couvillec Tel. 0341 24707822 online.de Graf Czernin-Kinsky. Einsenderin: Ingrid Mainert geb. Hartmann zum 80. n STUPNA 27.03. Brunhild Wagenschwanz n NIEDERHOF n PELSDORF 01.03. Ingrid Beranek 04.03. Siegfried Maly geb. Scholz zum 92. 20.03. Albert Sturm zum 96. (Hanapetershau 285) (Hs.-Nr. 63) zum 83. 31.03. Dietberga Fendt 27.03. Elli Gehr geb. zum 75. 23.03. Pepi Pusch geb. Scholl zum 84. Tippelt zum 101. 07.03. Christian Pohl (Hs.-Nr. 62) zum 81. HOB Ingrid Mainert (Waengler) HOB Anna Schreier (Hammerle 56) zum 81. HOB Heidrun Vogt Tel. 06039 2255 Tel. 03695 600862 11.03. Ingeborg Holfeld Tel. 036421 22707 n HERMANNSEIFEN (Luisental 64) geb. n POLKENDORF n SWITSCHIN 01.03. Alois Zirm zum 87. Retzdorff zum 81. 27.03. Erna Seibold geb. 11.03. Franz Tscherney 08.03. Else Schwaninger Drescher (Nr. 34) zum 92. (Nr. 46) zum 83. geb. Drescher zum 92. 29.03. Josef Erben 14.03. Richard Wanka 08.03. Josef Kristen zum 90. (Nr. 33 (68)) zum 104. (Nr. 78) zum 96. 09.03. Harald Stransky zum 92. HOB Sylvia Colditz 17.03. Resi Roloff geb. 09.03. Lydia Kunzemann Scholz (Nr. 11) zum 95. geb. Weirich zum 94. n ROCHLITZ 17.03. Gertrud Porath geb. 12.03. Waltraud Fritsche 04.03. Margot Janouchova Staffa (Nr. 36) zum 82. geb. Rücker zum 89. (Oberrochlitz 307, Post) 19.03. Anna Opitz geb. 13.03. Herbert Drescher zum 84. Ingeborg Holfeld bei einem Gemeinzum 87. Dittrich (Nr. 51) zum 85. 13.03. Walburga Knichale detreffen an der Orgel der Kirche in 06.03. Waltraud Scharf HOB Roman C. Scholz geb. Gernt zum 97. Niederhof. Foto: Dr. Erich Kraus geb. Sieber (Rochlitz - Tel.: 0170 2457875 21.03. Michael Kluge zum 85. Alles Gute zum Geburtstag! Grenzdorf 35) zum 97. eMail: r.c.scholz@freenet.de 23.03. Hilde Fronz 08.03. Christiane Hettrich geb. Drescher zum 96. n WITKOWITZ (Urenkelin von PalmeHOB Christina Auerswald 03/43 Ursula Klante geb. 09.03. Kristine Schramm Heger) zum 29. Tel. 0341 24707822 Fetscher (Kl. Elbetal 2) geb. Braun (Fridolin, 11.03. Hannelore Günther z. 79. zum 81. n HOHENELBE 15.03. Charlotte Schöbel Schwarzental 179) zum 87. 19.03. Jürgen Franz 19.03. Elfriede Beer geb. Hollmann zum 92. 10.03. Elisabeth Fischer (Kl. Elbetal 3) zum 81. geb. Leder zum 98. 30.03. Edda Chall geb. Möchel geb. Kubat (Kubat-Korla, 22.03. Norbert Zinnecker 21.03. Otto Hütter zum 96. (Oberrochlitz) zum 81. Niederdorf 37) zum 95. (Rudolfstal 168) zum 79. HOB Ingrid Mainert (Waengler) 12.03. Hilde Eichinger geb. 03/33 Helga Bönisch Tel. 06039 2255 Liebe Rochlitzer, Kraus (Klenn-Bratschneigeb. Goder (Luisental 70) ich freue mich über jede der, Hüttenhäuser 123) zum 91. n KLEINBOROWITZ Kontaktaufnahme von zum 88. 01.03. Wolfdieter Raimund alt und jung. Danke 14.03. Ursula Hönig (42) zum 82. und viele Grüße! (Balzers-Honneln, 06.03. Dr. Monika Oberdorf, Tochter von Scharm-Recknagel HOB Kirsten Langenwalder Rosl geb. Erlebach, (186) zum 86. Tel. 089 12018348 (abends Dörrdorf 58 ) zum 84. 11.03. Adolf Bräuer u.WE), eMail: presserie21.03. Josef Braun (174) zum 85. sengebirge@aol.com (Brauns-Josef, Ziegen- 13.03. Dietmar Feist häuser 281) zum 84. n SCHWARZENTAL (77) zum 89. 25.03. Marie Kupsch geb. Bien 01.03. Jürgen Möhwald 17.03. Manfred Lausch- (Jakobs-Seffi, Mitteldorf (Hs. 170 „Bönischbauden“) mann (44) zum 84. 23) zum 92. zum 76. 24.03. Annelene Krüger 26.03. Marie Appelfelder Der Erzplatz in Niederhof. 02.03. Traudl Loth geb. geb. Madlek (78) geb. Möhwald (Pochferdl, Foto: Bärbel Hamatschek Fries (Hs. 19) zum 79. zum 89. Johannesberg 88) zum 87.

Ein wunderschönes Luftbild von Langenau. 28.03. Elisabeth Kniese geb. Rieger (PorusRieger, Hinterwinkel 190) zum 95. 29.03. Erich Posselt (Mühlhannes „Waldheim“, Schüsselbauden 152) zum 94. 29.03 Heinz Möhwald (Naz-Hannes, von Berta, Schüsselbauden 144) zum 85. Hans-Joachim Hönig Tel. 03949 502153

Foto: Vítek Jirka

WIR BETRAUERN n MITTELLANGENAU

Giselher Graf (Haus Nr. 165), geb. 01.12.1928, verst. Dez. 2020 mit 92 Jahren Roland Mladek, geb. 01.03.1941, verstorben am 16.11.2021 mit 80 Jahren

n NIEDERLANGENAU

Johann Friedrich (Haus Nr. 130), geb. 09.03.1936, verst. 18.02.2023 mit 87 Jahren

Familiennachrichten aus dem Stadt- und Landkreis Trautenau

Riesengebirgler Heimatkreis Trautenau e. V., Sitz Würzburg Geschäftsstelle/Riesengebirgsstube: 97070 Würzburg, Neubaustr. 12 Tel. 0931 12141, Fax 0931 571230 1. Vorsitzender Wigbert Baumann www.trautenau.de, eMail: riesengebirge-trautenau@freenet.de Sparkasse Mainfranken Würzburg IBAN: DE 31 7905 0000 0001 405695 BIC: BYLADEM1SWU

WIR GRATULIEREN Der Riesengebirgler Heimatkreis Trautenau e. V. gratuliert zum Geburtstag 01.03. Josef Heina, Kladern, Koken,Wihnan zum 89. 02.03. Edelgard Hösel, HOB Güntersdorf, Hegerbusch, Ketzelsdorf, Komar, Söberle zum 80. 04.03. Franz Erweth, HOB Altenbuch-Döbernei zum 82. 05.03. Günther Zieris, ehem. HOB Johannisbad/Schwarzenberg zum 91. 16.03. Günther Scholz, HOB Schurz zum 86. 21.03. Margarete Bieringer, ehem. HOB Staudenz zum 94. 24.03. Ehrenfried Menzel, ehem. HOB Parschnitz zum 90. 25.03. Edeltraud Leiter, HOB Bösig-Welhotta zum 88. 30.03. Dr. Rainer Rosenbaum, ehem. 1. Vorsitzender, zum 79. 31.03. Peter Stächelin, HOB Bernsdorf-Berggraben und weitere, zum 52.

n ALT-ROGNITZ

13.03. Reiner Walsch (AR 158) zum 84. 15.03. Josef Walsch (AR 144) zum 68. HOB Andreas Hoffmann Tel. 03672 411729 eMail: brunnl@outlook.de

n ALTSEDLOWITZ -

MARKAUSCH 14.03. Horst Richter zum 95. 15.03. Liesel Lorenz geb. Haucke zum 86. 21.03. Fredi Kopacek zum 85. 28.03. Irmgard Kasper geb. Haase zum 90. HOB Günter Henke s. Altsedlowitz

n BAUSNITZ

06.03. Heinz Maaser zum 82. 13.03. Reinhard Haase zum 90. 30.03. Kurt Meier zum 91. HOB Günter Henke s. Altsedlowitz

n BERNSDORF-BERGGRABEN

08.03. Christine Hermann geb. Soukup zum 70. HOB Peter Stächelin Tel. 08171 26363

n ALTENBUCH

03.03. Eveline Schäning geb. Urban (OA 41) zum 80. 05.03. Ingrid Cielinski geb. Fiedler (MA 45) zum 83. 15.03. Heinz Fink (NA 12) zum 83. 20.03. Helmut Fiebiger (MA 98) zum 93. 23.03. Rudolf Höllige (OA 10) zum 89. 25.03. Mario Müller (Pauer, OA 76, Schäferei) zum 45. HOB Markus Decker Tel. 0170 2120408 (ab 19.00 h)

Die Kirche Mariä Himmelfahrt in Bernsdorf. Foto: Petr1888, Wikipedia n DEUTSCH PRAUSNITZ

06.03. Josef Treschnak (34) zum 92. 11.03. Manfred Exner (11) zum 91. 15.03. Oswald Holm (111) zum 99. 30.03. Erika Jannek geb. Pawel (6) zum 79. HOB Markus Decker s. Altenbuch


n DÖBERLE

12.03. Erna Günther geb. Steiner (37) zum 94. 22.03. Alois Fleischer (63) zum 90. 90. Geburtstag: Alois Fleischer Wir gratulieren Alois Fleischer in Reinbeck bei Hamburg ganz herzlich zu seinem 90. Geburtstag und wünschen ihm weiterhin Gesundheit und alles Gute. In heimatlicher Verbundenheit grüßt Euch alle recht herzlich

04.03. Christine Schmidt geb. Jähnige zum 73. 06.03. Reinhardt Czerny (74) zum 93. 07.03. Josef Luschtinetz (15) zum 93. 25.03. Franz Schenk (62) zum 93. 26.03. Rudolf Tasler (81) zum 94. 29.03. Leo Springer (K4) zum 98. HOB Georgine Nitsch s. Dubenetz n HARTMANNSDORF

18.03. Erna Parthey zum 79. HOB Markus Decker s. Altenbuch

n KOKEN

01.03. Josef Heina zum 89. 08.03. Erwin Jirsak zum 84. 12.03. Franz Just zum 94. 28.03. Herta Röhl geb. Rösner zum 89. HOB Josef Heina Tel. 03831 280179

n KUKUS

23.03. Gerlinde Schrumpf geb. Schmitt zum 88. HOB Georgine Nitsch s. Dubenetz

n LAMPERSDORF

24.03. Ehrenfried Menzel zum 90. HOB Peter Stächelin Tel. 08171 26363 n PETZER

03.03. Burghard Richter zum 79. 04.03. Josef Braun zum 94. 06.03. Manfred Franz zum 86. 07.03. Josef Mitlöhner zum 97. 08.03. Wolfgang Bien zum 81. 17.03. Dieter Dix zum 84. 22.03. Marie Baumeister geb. Tippelt zum 93. 26.03. Brunhilde Buchberger zum 73. 28.03. Elisabeth Ettrich zum 100. 29.03. Kurt Knauer zum 88. HOB Christa Lang Handy: 0170 6523260

04.03. Eva Jung-Bissinger geb. Simmich zum 76. 09.03. Gertrude Richter geb. Dropper zum 90. 10.03. Karin Schneider n DUBENETZ n PILNIKAU - PILSDORF geb. Siegel zum 81. 01.03. ErnstHerlt zum 85. 01.03. Helga Spann geb. 11.03. Peter Rupp zum 73. 15.03. Martha Rösel Rumler (Pd I/82) zum 88. 13.03. Siegmund Hofmann zum 80. geb. Scholz zum 97. 07.03. Josef Kunert 14.03. Heidelies Peters geb. 19.03. Franz Wagner (Pd II/138) zum 93. Felzmann zum 83. (OD 100) zum 87. 10.03. Norbert Starke 15.03. Christa Schubert 26.03. Helmut Bidla (Pi 120) zum 84. geb. Mityska zum 86. (OD 100) zum 92. 12.03. Renate Schießl geb. n JUNGBUCH 15.03. Helga Nagel 26.03. Helmut Mach zum 83. Eckert (Pi 25) zum 90. 03.03. Alma Messner zum 94. geb. Schmidt zum 83. 27.03. Hildegard Schmidt 13.03. Ekkehard Schida 16.03. Hans Patsch zum 88. geb. Nedwidek (OD 52) 09.03. Heinz Tam zum 85. (Pi 3) zum 80. 12.03. Maria Voggenauer 17.03. Erika Klug zum 84. zum 97. 14.03. Ernestina Kaufmann geb. Richter zum 95. 17.03. Dorothee Patscher- HOB Georgine Nitsch (Pd II/9) zum 92. 20.03. Uta Schulte Stierand geb. Patscher Tel. 08638 9822828 14.03. Hermann Wihan geb. Knauer zum 84. zum 83. eMail: georgine.nitsch (Pd I/70) zum 83. 24.03. Herta Bönsch 18.03. Heidemarie Di Necio @t-online.de 20.03. Sigrid Kopka geb. geb. Fichtner zum 95. geb. Hiener zum 68. Geldner (Pd II/91) zum 80. n FREIHEIT 24.03. Helga Heidebrunn 20.03. Hermann Haselbach 22.03. Katharina Stange geb. 12.03. Walter Scholz-Ruhs geb. Reibstirn zum 88. zum 84. Hauser (Pi 170) zum 83. zum 92. HOB Markus Decker s. Altenbuch 20.03. Herbert Haselbach 25.03. Elisabeth Bauer geb. 15.03. Prof. Dr. Volker Gall zum 84. Überla (Pd II/95) zum 87. n KAILE zum 83. 21.03. Ingrid Tocon 26.03. Klaus-Dieter Schneider 07.03. Rudolf Seidel zum 87. 23.03. Erich Kühnel zum 91. geb. Mityska zum 84. (Pi 101) zum 80. 20.03. Hedwig Grötzbach 24.03. Helga Heidebrunn 28.03. Sebastian Haselbach 26.03. Christine Ode geb. geb. Scharf zum 94. geb. Reibstirn zum 88. zum 43. König (Pi 159) zum 85. HOB Günter Henke HOB Dr.-Ing. Herbert Gall 31.03. Ilse Russ 31.03. Dr. Dieter Falge s. Altsedlowitz 03744 2413660 geb. Mityska zum 87. (Pd I/175) zum 84. HOB Günter Henke 31.03. Helene Tutter geb. n GLASENDORF n KLADERN s. Altsedlowitz Lahmert (Pd I/135) 23.03. Gerlinde Nemesch geb. 17.03. Erich Tasler zum 88. zum 98. n LITTITSCH Zieris (Nr. 37) zum 84. 22.03. Otto Urban zum 90. 31.03. Maria Bars geb. Sander NEUJAHRSDORF 27.03. Walburga Buchholz geb. HOB Josef Heina (Pd I/61) zum 86. 22.03. Alma Lehmann Hübner (Nr.18) zum 94. Tel. 03831 280179 HOB Markus Decker s. Altenbuch geb. Patzak zum 90. HOB Alois Zieris n KLEINAUPA n QUALISCH HOB Georgine Nitsch Tel. 03578 314382 02.03. Kurt Kamitz zum 91. s. Dubenetz n GOLDENÖLS 23.03. Werner Hajek zum 81. n OBERALTSTADT 20.03. Ferdinand Hilbert 27.03. Ursula Nestler 08.03. Erwin Wittwer zum 85. geb. Letzel zum 81. zum 97. HOB Peter Stächelin 30.03. Olga Arndt 12.03. Josef Kunze zum 98. Tel. 08171 26363 geb. Letzel zum 92. 18.03. Gerda Luke HOB Günter Henke n GRADLITZ geb. Schneider zum 90. s. Altsedlowitz 01.03. Waltraud Vent 18.03. Josef Riedl zum 89. n RADOWENZ geb. Stump zum 85. 20.03. Rudolf Beyer zum 98. 20.03. Elsa Geiger geb. 23.03. Professor Winfried 01.03. Herta Thole geb. Schroll zum 83. Steffek zum 89. Kreutzer zum 84. 04.03. Anna Schroll 24.03. Anni Unger 24.03. Susanne Jülich Klein-Aupa, Grenzbauden. Foto: Peter Stächelin geb.Gotsche zum 88. zum 93. geb. Schrimpel zum 95. 11.03. Christel Flemming 26.03 Irmgard Hosak 25.03. Gertrud Betz geb. Hauptfleisch zum 94. geb. Efler zum 91. geb. Jüptner zum 99. 06.03. Margit Bronner geb. 31.03. Dr. Dieter Falge HOB Markus Decker s. Altenbuch 18.03. Edith Ide Thamm zum 88. geb.Pokorny zum 86. zum 84. 06.03. Edelgard Uhl geb. n OBER-NIEDERALBENDORF 30.03. Rainer Umlauf zum 86. HOB Günter Henke Braun zum 72. und DÖRRENGRUND Es grüßt Euch s. Altsedlowitz 08.03. Gertrud Hahne 19.03. Helga Nittner HOB W. Thole geb. Hübner zum 95. n GROSS-AUPA I und II (N. A.) zum 69. Tel. 06196 44836 08.03. Angela Patzelt 04.03. Irmgard Reil 22.03. Elfriede Mahnken geb. Kirchner zum 86. (II/208, zu Ernst) zum 89. geb. Tamm (N. A.) 10.03. Waltraud Gemperlein 09.03. Margarethe Kuhn geb. zum 91. geb. Kuhn zum 84. Tasler (II/101) zum 84. 22.03. Walter Köhler 11.03. Werner Sagasser zum 86. 13.03. Anna Scharp (O. A.) zum 89. 14.03. Elisabeth Sagasser geb. Klug (I/46) zum 88. 26.03. Manfred Jarski zum 70. 14.03. Maria Klink geb. (O. A.) zum 80. 16.03. Frieda Scholkemper Sagasser (II(213) zum 92. 30.03. Ilse Freitag geb. geb. Hofer zum 80. Traditionelles Holzhaus in Bober. 18.03. Josef Hofer Kamitz (N. A.) zum 92. 22.03. Anna Hess Foto: Žacléř, Wikipedia (II/65) zum 86. HOB Helena Kessler geb. Plechatsch zum 90. 19.03. Hans Berger Tel. 09355 1047 25.03. Jutta Heiß n SCHATZLAR, STOLLEN, (II/59) zum 84. geb. Klein zum 74. n OBER-NIEDERKOLBENDORF BOBER, BRETTGRUND/ 20.03. Erika Korzendorfer 29.03. Irmtraud Hegenbart 10.03. Margit Baier geb. WERNSDORF, REHORN/ zum 90. geb. Bönsch zum 81. Pfluger (O. K.) zum 85. QUINTENTAL, 20.03. Adalbert Sagasser HOB Günter Henke 19.03. Siegesmund Polz SCHWARZWASSER (II/213) zum 86. s. Altsedlowitz (O. K.) zum 89. 01.03. Ingeborg Henties 23.03. Sigrid Dworacek n KÖNIGSHAN 21.03. Maria Malherzig geb. geb. Falge zum 86. (I/130, zu Alfons) zum 89. 01.03. Gerhard Kostal zum 81. Doleschel (N. K.) zum 92. 05.03. Günther Zieris zum 91. 30.03. Edith Brumme HOB Helena Kessler 05.03. Hedwig Steiner geb. Braun (II/47) zum 84. 06.03. Rudolf Breuer jun. zum 84. Tel. 09355 1047 geb. Bartunek zum 81. 31.03. Hilda Kalacskova 06.03. Gottfried Hofmann zum 80. geb. Hampel (I/39) zum 97. 06.03. Gerhard Maser zum 82. n PARSCHNITZ 07.03. Margit Junge zum 90. 09.03. Margarete Muszong 31.03. Mariane Ott 09.03. Maria Bischof geb. Illner zum 85. (II/207 ( zu Josef) zum 84. geb. Kolb zum 85. 10.03. Gertrud Sommer HOB Christa Lang 12.03. Herbert Schirmer geb. Illner zum 92. Handy: 0170 6523260 zum 90. 11.03. Petra Zinser zum 92. n GROSSBOCK - KLEINBOCK 17.03. Karl-Heinz Rudolf 13.03. Irma Gerth 03.03. Rosa Wittstadt zum 94. geb. Kopetzky zum 95. geb. Posner zum 95. 19.03. Alois Anders 15.03. Giselher Jarausch HOB Günter Henke zum 66. zum 82. s. Altsedlowitz 24.03. Ingeborg Selinger 17.03. Richard Neuwirth geb. Herzner zum 95. n GÜNTERSDORF zum 90. 17.03. Sonja Berhardt KOMAR - HEGERBUSCH HOB Günter Henke geb. Feest zum 92. 02.03. Edelgard Hösel geb. s. Altsedlowitz 17.03. Gerlinde Anders Parschnitz bei Trautenau. Foto: Peter Stächelin Winter (30/33) zum 80. zum 87. HOB Dr. Siegfried Erben Tel. 03843 842088 dr.siefriederben@web.de

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RIESENGEBIRGSHEIMAT

Sudetendeutsche Zeitung Folge 8 | 23.2.2024

n HERMANITZ, BIELAUN,

PRODE und GRABSCHÜTZ 08.03. Adolf Bartmann (P) zum 86. 12.03. Herta Hofmann, Ehefrau des verst. Walter Hofmann (B), zum 86. 15.03. Horst Rücker (H) zum 85. 21.03. Adolf Rudisch (P) zum 89. HOB Markus Decker s. Altenbuch

Alt-Rognitz, Schneefeld im Januar.

Foto: Andreas Hoffmann

18.03. Horst Purmann zum 84. 18.03. Friedhild Faitova geb. Patzak zum 83. 19.03. Karin Schöbel zum 58. 21.03. Margarethe Klein geb. Menzel zum 93. 21.03. Waltrud Schubert geb. Zastera zum 82. 21.03. Wolfgang Knopf zum 67. 22.03. Dr. Klaus-Dieter Wiese zum 80. 24.03. Jaroslav Ludvik zum 93. 25.03. Heidelies Wermter geb. Reichelt zum 79. 26.03. Edeltraud Illner zum 94. 26.03. Erich Flegel zum 90. 26.03. Richard Nepovedomy zum 90. 27.03. Karl Prätorius zum 87. 27.03. Erwin Baudisch zum 86. 29.03. Anton Kriegel zum 94. 29.03. Hilgefort Neckenig geb. Just zum 93. 30.03. Christel Tilch geb. Bönsch zum 94. HOB Günter Henke s. Altsedlowitz

13.03. Marianne Schilling geb. Steinert zum 92. 17.03. Udo Porkert zum 92. 20.03. Günther Wagner zum 94. 26.03. Brigitte Wellnitz geb Bischof zum 81. HOB Markus Decker s. Altenbuch

n SCHLOTTEN

23.03. Anni Mühlkünstler geb. Nemetschke zum 89. HOB Georgine Nitsch s. Dubenetz

n SCHURZ

16.03. Günther Scholz zum 86. HOB Josef Heina Tel. 03831 280179

n SILWARLEUT

03.03. Heinz Schrötter zum 87. 12.03. Gertrud Wiele geb. Tichatschke zum 84. 17.03. Karin Stopp geb. Machka zum 84. HOB Georgine Nitsch s. Dubenetz

n SLATIN

28.03. Elisabeth Fütterer geb Liebig zum 93.

n TRAUTENAU-

HOHENBRUCK 18.03. Ingrid Böttcher geb. Kindler zum 81. 22.03. Annelies Zühlke geb. Kasper (Nr. 19, Patzak) zum 82. 26.03. Jutta Geißler geb. Kayser (Familie Kühnel, wohnte in der Schule)) zum 72. HOB Harald Richter Tel. 02224 81437 eMail: UHRichter@t-online.de

n WEIGELSDORF-

KALTENHOF 08.03. Dr. Roland Müller (We 81) zum 87. 09.03. Rudolf Richter (Ka 13) zum 91. 14.03. Ronald Werner (We 13) zum 56. 20.03. Helga Pohl (We 6) zum 84. 23.03. Marianne Gehrig geb. Wick (Ka 1) zum 80. HOB Markus Decker s. Altenbuch

n WELHOTTA-BÖSIG

21.03. Margit Banner zum 83. 25.03. Edeltraut Leiter zum 88. 30.03. Elisabeth Haase zum 87. HOB Sieglinde Wolf

n WIHNAN

01.03 Helga Thomas geb. Umlauf zum 71. 03.03. Josef Reeh zum 69. 25.03. Josef Morak zum 80. HOB Josef Heina Tel. 03831 280179

n WILDSCHÜTZ

HOB Wilfried Rudolf Tel. 05086 2278

05.03. Helene Müller geb. Reuß, zum 85. 06.03. Peter Thim zum 88. 18.03. Helene Knodel geb. Flögel (138) zum 98. 19.03. Ingrid Hornig geb. Reuß, zum 81. HOB Markus Decker s. Altenbuch

n SOOR

n WÖLSDORF

Nachträglich zu Februar: 03.02. Irene Langauer geb. Kasper zum 62.

05.03. Franz Pohl (OS 9) zum 97. 01.03. Alfred Schirmer (OS 27) zum 93. 22.03. Herta Grüner geb Patzak (NS/EUL 74) zum 91. 19.03. Manfred Scholz (NS50) zum 85. 18.03. Ernst Kühnel (NS/EUL 90) zum 85. 22.03. Alfred Schnabel (OS/EI 41) zum 83. 21.03. Johann Brath (NS/EUL 91) zum 81. 09.03. Dr. Johann Wohlang (NS 21) zum 80. 01.03. Peter Scholz (OS/EI) zum 78. HOB Edith Niepel Tel. 03841 632765

n STAUDENZ

14.03. Margarete Koch geb. Reh zum 92. 21.03. Margarete Bieringer geb. Friedrich zum 94. 27.03. Erwin Teichmann zum 87. 28.03. Elsa Buchert zum 93. 30.03. Josef Teichmann zum 90. HOB Günter Henke s. Altsedlowitz

n TRAUTENAU

03.03. Ruth Dehne geb. Schlegel zum 97.

17.03. Anna Backhaus geb. Mühl zum 88. 29.03. Marie Schmidt geb. Friebel zum 92. HOB Georgine Nitsch s. Dubenetz

n WOLTA

12.03. Helga Kopka geb. Blohm zum 81. 14.03. Reinhard Baudisch zum 93. 16.03. Ursula Grimm geb. Seigersschmied zum 88. 17.03. Elsa Lehmann geb. Walter zum 96. 21.03. Elisabeth Eisert geb. Tinla zum 85. 21.03. Josef Tinla zum 85. 25.03. Annelies Mühlrat geb. Feist zum 86. HOB Günter Henke s. Altsedlowitz

WIR BETRAUERN n PARSCHNITZ

Waltraut Glos geb. Schubert ist am 16.01.2024 im 103. Lebensjahr verstorben.

n SOOR

Marie Jokel geb. Hollmann aus Ober-Soor und geboren am 12.09.1923, ist am 13.08.2023 kurz vor ihrem 100. Geburtstag verstorben.


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RIESENGEBIRGSHEIMAT

Sudetendeutsche Zeitung Folge 8 | 23.2.2024

� Eine Familiengeschichte aus Soor

Erinnerungen an meine Pflegefamilie immer die Kindergesellschaft aus dem Heim. Als ich dann im Dom zu Nordhausen zur Sprache kam, ein kleines Mädchen, das nur das Heim kannte und dringend in eine Familie aufgenommen werden sollte, da holte man mich als Pflegekind zu sich. Ergänzungen von Edith Niepel, HOB von Soor: Marie Hollmann heiratete im März 1944 ihren Mann Ernst Jokel. Er mußte in den Krieg ziehen und fiel, nur wenig später, Ende Oktober 1944. Nach dem Krieg und nach einiger Zeit im Lager kam Marie mit ihren Eltern nach Bauerbach bei Meiningen. Weil

Karin Nebeling ist die Pflegetochter von Marie Jokel (geb. Hollman) aus Ober-Soor, die im August 2023 einen Monat vor ihrem 100. Geburtstag in Kempten im Allgäu verstorben ist.

M

eine Pflegefamilie, das sind meine Mutti, Maria Jokel geb. Hollmann, meine Schwester Elke Jokel, Oma Paula und Opa Josef Hollmann. Meine Erinnerung beginnt damals, in einem Kinderheim in Neustadt im Eichsfeld. Zu Ostern und in den Schulferien holte mich der Opa von dort für ein paar Tage zum Kennenlernen ab. Marie Jokel, Sommer 2022 in Kempten. Am ersten Weihnachts- Hochzeit von Marie Hollman und Ernst Jokel. feiertag 1960 durfte ich zu meiner Pflegefamilie nach Ellrich im Südharz (Kreis Nordhausen, im Bezirk Erfurt) direkt an die innerdeutsche Grenze in den „Fünf-KilometerStreifen“, also das Sperrgebiet, ziehen. Der Opa arbeitete in der Weberei als Weber und später im Rentenalter weiterhin dort in der Funktion des Pförtners. Mit ihm war ich viel unterwegs beim Heumachen, Kaninchen, Hühner und Schafe versorgen, oder Ställe und Zäune bauen. Erst als Erwachsene habe ich begriffen, wie sehr Oma und Opa vom Vermieter und seiner Tochter ausgenutzt wurden, denn die Tiere gehörten dem Vermieter selbst, der im Gegenzug die Miete für die Vier- Marie Jokel (l.), Tochter Karin in Ellrich vor dem Umzug nach Kempten. Rechtes Foto, v. l., vorne: Pauline Hollmann, PflegeZimmer-Wohnung etwas tochter Karin, Josef Hollmann. Dahinter: Adoptivtochter Elke Jokel und Marie Jokel, geb. Hollmann. Fotos: Karin Nebeling günstiger machte. Oma verwöhnte uns täglich und modernisiert hatte. Sie er- und wurden dann in Zügen ab- der Vater Josef Hollmann von Bemit wunderbaren böhmischen zählte oft, wie sie Tiere und Feld transportiert. Sie kamen nach ruf Weber war, wurde er nach eiGerichten, Kuchen, Strudel und versorgt oder Butter und Sahne Bauerbach bei Meiningen auf ein niger Zeit nach Ellrich bei NordPlätzchen, was auch dem Ver- geschlagen und zum Markt nach Gut, wo die Oma für die Herr- hausen geschickt, um dort in eimieter täglich zugute kam. Königenhof brachte. Von ihr ha- schaften kochte und die Mutti ner Weberei zu arbeiten. Bald Mutti arbeitete in der Nähe- be ich die Böhmische Küche und für diese schneiderte und für die holte er seine Familie nach. Auch rei Teichmann, wo sie unter an- einige Gerichte selbst kochen ge- anderen Zwangsarbeiter Bettwä- Marie fand Arbeit in ihrem Beruf. derem Hochzeitskleider für Nec- lernt. sche und Sachen flickte. Bald kam Leben ins Haus kermann entwarf und in der Von der Vertreibung weiß ich Der Opa arbeitete auf dem durch Adoptivtochter Elke. Da„VEB Schürzenbude“, einer Nä- nicht viel, weil mein Opa nicht Gut, ist dann weitergereicht wor- mit Elke nicht allein war, kam herei, in der erst Schürzen, spä- darüber sprach. Er war wohl ei- den und kam schließlich nach 1961 Pflegetochter Karin hinzu, ter Pionierbekleidung und dann ne Art Dorfvorsteher oder Bür- Ellrich in die Weberei. Er durfte die ihre Erinnerungen aufschrieb Brautkleider geschneidert wur- germeister und wurde nach dem seine Frau und Tochter dorthin und hier berichtet. den. Auch sie nähte, häkelte und Krieg verhaftet und in einem La- in eine Einzimmerwohnung über Frau Jokel hat bis 2020 in Ellstrickte für den Vermieter und ger auch mißhandelt. Ein Mitge- einem Stall nachholen. Lang- rich gelebt. Weil ihre Kräfte seine Tochter. fangener (in meiner Erinnerung sam haben sie sich dann dort ei- nachließen und sie sehr schlecht Über die Vergangenheit hat Engländer) bezeugte wohl, daß ne neue, bessere Lebensgrundla- sehen konnte, kam sie in ein Pfleviele Jahre niemand von ihnen ge- er Flüchtlinge versteckt und mit ge geschaffen. geheim, wo es ihr nicht gut ging. redet. Im Flur unserer Wohnung Nahrung versorgt hatte, sodaß Mutti hat immer, und das bis Als ihre Pflegetochter das erfuhr, hingen zwei große, alte Bilder, vor die Tschechen ihn wieder frei lie- zu ihrem Tod, auf ihren Ernst ge- holte sie ihre „Mutti“ zu sich nach denen ich nicht nur einmal mei- ßen. Er hatte sein ganzes Leben wartet. Sie wäre gerne Mutter ge- Kempten. Dort lebte sie die letzne Oma weinend gesehen habe. mit Erfrierungen an den Füßen worden und deshalb haben ih- ten zweieinhalb Jahre, von der Es waren ihr Stall, Haus und Gar- zu kämpfen. re Eltern sie beim Wunsch nach Pflegetochter liebevoll umsorgt. ten in Ober-Soor, die der Opa in Oma und Mutti waren erst im einem Adoptivkind unterstützt. Karin Nebeling, Eins.: Edith eigener Anstrengung ausgebaut Tschechischen in einem Lager Die Adoptivtochter vermißte aber Niepel, HOB Nieder-/Ober-Soor

� Trautenau

Jenny Schon dürfte als gebürtige Trautenauerin manchem Leser ein Begriff sein. Im Herbst des Jahres 2022 ist ihr Gedichtband erschienen.

B

ei einer Besuchtsfahrt 2021 in Karl Winters Heimatstadt Trautenau fiel der Blick zufällig in das Schaufenster einer Laube, eines kleinen Geschäfts. Dort lagen, adrett drapiert, dicke, bunte Wollbündel der Marke „Schachenmayr Wolle“. Bis 1990

wurde diese Wolle in Winters Wohnort Salach produziert, wo sie ergo ein Begriff ist. Da fährt man in die alte Heimat und worüber stolpert man? Über Souvenirs aus der neuen! HT

Programm Treffen April Das Heimatkreistreffen im April in Würzburg steht bevor und hier erhalten Sie einen Überblick über das Programm.

stube, Neubaustraße 12, danach diesjährige Ortsbetreuertagung. ab 16.00 Uhr: gemütliches und geselliges Beisammensein.

Samstag, 27. April 2024

Sonntag, 28. April 2024

10.00 Uhr: Einlaß 10.30 Uhr: Vorstandsbesprechung 12.00 Uhr: Pause und Zeit für einen Imbiß in der Stadt. 14.00 Uhr: Jahreshauptversammlung 2024 in der Riesengebirgs-

12.00 Uhr: Mittagessen in der Gaststätte „Schusters zur Zeller Au“, Wredestraße 23, 97082 Würzburg, Stadtteil Zellerau. 17.00 Uhr: Verabschiedung der Gäste.

Alle Winterfotos Trautenau: Info-Centrum Lanov, Einsenderin: Verena Schindler

� Heimatkreis Trautenau e. V.

Einladung zur Jahreshauptversammlung Der Riesengebirgler Heimatkreis Trautenau e. V. lädt alle Mitglieder zur Hauptversammlung satzungsgemäß ein. Diese findet am Samstag, dem 27. April 2024 um 14.00 Uhr, in der Riesengebirgsstube, Neubaustraße 12, 97080 Würzburg, statt. Für den Vorstand: Wigbert Baumann, 1. Vorsitzender, und Claudia Rabenstein, 2. Vorsitzende

Zukunft atmen

Schachenmayr-Wolle

Karl Winter und Ehefrau Renate haben in Trautenau eine überraschende Entdeckung gemacht.

� Trautenau - Heimatkreistreffen 2024

D

er Titel „Zukunft atmen“ nahm im Erscheinungsjahr vorweg, was uns zu Corona- und leider (nach wie vor) Kriegszeiten beschäftigte und nach wie vor eine Sorge ist – wie die Zukunft, die ersehnte Zeit „danach“, wohl sein möge. Die inzwischen 81-jährige Autorin wurde im Jahr 2021 in die sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste

Tagesordnung 1. Begrüßung und Bericht durch den 1. Vorsitzenden. 2. Genehmigung der Tagesordnungspunkte 3. Gedenken der Verstorbenen 4. Bericht der Kassiererin und des Kassenprüfers 5. Antrag auf Entlastung des Vorstands/Beirats 6. Heimatortsbetreuung 7. Verschiedenes 8. Schlußwort des ersten Vorsitzenden

� Paurisch

� Buchvorstellung

In Trautenau: Renate Winter entdeckt Schachenmayr-Wolle. Fotos: K. Winter

Oben/Mitte/unten: Stadtansichten von Trautenau im Januar 2024.

A Brenkala Paurisch

aufgenommen. Sie möchte und kann auch über diese Errungenschaft der Generation der Vertriebenen Mut machen, daß das gesetztere Alter kein Hindernis sein muß, sondern eine weitere Stufe zur Selbsterfüllung sein kann. Jenny Schon Zukunft atmen 212 Seiten, gebunden, mit sechs Farbillustrationen von Bettina Griepentrog, 2022 erschienen. Preis: 14,80 € (zzgl. Versand), ISBN 978-3-86685-894-7. HT, Quelle: Der Ackermann, 04/2022

Mir honn immo su korze, lostiche Sprichlan gehout.

Z

um Beispiel fier die Kendo hotta mir a su monche, zom Beispiel: Koum a Meisla, kruch ajs Heisla, Wos wullts sucha? Pfaffokucha. Oft hommo die Gesatzlan a gesonga. „Setz Dich nee druuf! Do Duhnobolka brecht!“ Of deitsch sohrt ma „Donnerbalken“,

gemejnt is a Oport. Mei Onkl hott a su Sprechlan, die monchmohl a bessla vodechtich worn: „Satt ock, satt ock, wie do Book dos Ziechla mattot.“ – Wennse onsere Happl zom Ziechabocke brochta. Do Book wohr ajm letzta Haus aj Rechtung Neiroochnitz (Neurognitz). Ma kunnts nee fofahla. Ma brauchte bloos om Gestanke anoochgiehn. Harald Richter


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