Sudetendeutsche Zeitung 10. November 2023 Ausgabe 45

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Die schönsten Weihnachtsmärkte in Tschechien (Seite 3)

Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE

endeutsche Zeitung

Jahrgang 75 | Folge 45 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 10. November 2023

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HEIMATAUSGABEN tschen Landsmannschaft IN DIESER ZEITUNG

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Der Jahreskalender der Sudetendeutschen

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„Heimat in Bildern“, der Sudetendeutsche Kalender 2024, spiegelt in 25 großartigen Fotos die Schönheit Böhmens, Mährens und Sudetenschlesiens wider und erzählt Geschichten aus den Regionen.

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bonnenten der Sudendeutschen Zeitung, Amtsträger und Spender der Sudetendeutschen Landsmannschaft bekommen den Kalender in den nächsten Wochen zugeschickt. Solange der Vorrat reicht, kön-nen weitere Exemplare von je-dermann direkt bei der Sudetendeutschen Landesmannschaft Bundesverband bestellt werden, und zwar per eMail an info@ sudeten.de oder telefonisch während der üblichen Bürozeiten unter der Nummer (0 89) 48 00 03 70.

Das Kalenderblatt für die zweite Mai-Hälfte zeigt Anton Werner‘s Gasthaus im Egerland. B 04053 B 04053 B 04053 B 04053

Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt- und Landkreis Mitteilungsblatt desvereinigt Heimatverbandes e. V.und Landkreis Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtmitder Karlsbader

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Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt- und Landkreis Mitteilungsblatt desvereinigt Heimatverbandes e. V.und Landkreis Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtmitder Karlsbader Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin

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Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin 66. JAHRGANG Jänner 2016 FOLGE 1 66. JAHRGANG JAHRGANG 72.

Jänner 2016 Dezember 2022

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Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin

Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin 66. JAHRGANG Jänner 2016 FOLGE 1 66. JAHRGANG JAHRGANG 72.

Jänner 2016 Dezember 2022

Dezember ... und Friede den Menschen auf Erden.

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Holzschnitt W. Klemm

Wegen Vergewaltigung verurteilt: Dominik Feri, ehemaliger Abgeordneter von Top 09. Foto: Wikipedia

Dezember ... und Friede den Menschen auf Erden.

Holzschnitt W. Klemm

Dominik Feri

Drei Jahre Haft für Ex-Politiker Der ehemalige Abgeordnete Dominik Feri, einst Hoffnungsträger der Partei Top 09 (Sudetendeutsche Zeitung berichtete), ist in der vergangenen Woche wegen zweifacher Vergewaltigung und einer versuchten Vergewaltigung zu drei Jahren Haft verurteilt worden.

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B 6543

as Prager Amtsgericht befand den 27jährigen in allen Punkten der Anklage für schuldig. Feri ging direkt nach der Urteilsverkündung in Berufung. Am letzten Prozeßtag, der unter großem Interesse der Öffentlichkeit stattfand, kam es außerdem zu einem Medien-Eklat. Der Fernsehsender Nova Television übertrug die Verkündung des Urteils live. Dabei wurden auch sensible Details über die Opfer bekannt. Das Amt für den Schutz personenbezogener Daten (ÚOOÚ) hat jetzt ein Verwaltungsverfahren gegen den Sender eingeleitet. Nova Television droht, so berichtet das Onlinemagazin Irozhlas.cz, eine Geldstrafe von bis zu fünf Millionen Euro. Der Sender verteidigte sich mit der Behauptung, man habe nicht gewußt, daß intime Details genannt werden.

Der Kalender-Sendung wird dann ein Spendenüberweisungsträger zur freundlichen Beachtung beigelegt.

Petr Fiala nach Testeinkäufen in Waldsassen und Eger

Premierminister macht Testeinkäufe: Tschechien ist teurer als Deutschland Wenn Politik auf Wirklichkeit trifft: Weil immer mehr Tschechen klagen, daß Lebensmittel mittlerweile sogar teurer als im benachbarten Deutschland sind, hat Premierminister Petr Fiala einen Einkaufstest gemacht – mit überraschendem Ergebnis.

Eger

Waldsassen

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er Regierungschef nutzte einen Termin in Karlsbad für einen Abstecher über die Grenze ins Oberpfälzer Waldsassen. Im dortigen Aldi kaufte Fiala unter anderem Milch, Butter, Brot, Tomaten, aber auch Schokolade, Ketchup, Nutella und Coca-Cola. Der Premierminister zahlte dafür rund 500 Kronen, also weniger als 20 Euro. Anschließend kaufte Fiala die gleichen Produkte im zehn Kilometer entfernten Eger in Böhmen – und mußte rund 560 Kronen bezahlen, also über zehn Prozent mehr, und dies obwohl die Packungsgrößen auch noch oftmals kleiner waren. In einem Video, das Fiala über die Sozialmediaplattform X (vormals Twitter) postete, rechnete der Regierungschef vor. Der Liter Coca-Cola kostete in Deutschland 29,40, in Tschechien 32,90 Kronen. 450 Gramm Heinz Ketchup gab‘s in Waldsassen für 68 Kronen, in Eger für 76,90. Fast schon unverschämt ist der Preisunterschied bei Nutella. Während Fiala für 600 Gramm

Premierminister Petr Fiala vor dem Tesco in Eger. bei Aldi 90,70 Kronen zahlte, mußte er bei Tesco mit 169,90 Kronen fast doppelt so viel auf den Tresen legen. Einziger Trost: Da Nutella wegen seines astronomischen Zuckergehaltes von 54 auf 100 Gramm, der von Öko-Test nachgewiesenen Mineralölverunreinigung und einer Reihe von Inhaltsstoffen, die im Verdacht stehen, unter anderem krebserregend, erbgutschädigend und appetitanregend zu sein, eines der ungesündesten „Nahrungsmittel“ ist, sollte man den Brotaufstrich sowieso um jeden Preis meiden. Ärgerlich für Fiala ist dagegen der drastische Preisunterschied beim Grundnahrungsmittel Butter, die in Tschechien rund ein

Fotos: X/Petr Fiala

Drittel teurer ist als in Deutschland. Fiala kündigte in dem Video an, er werde von den internationalen Konzernen eine „öffentliche Erklärung“ verlangen, warum deren Produkte in Tschechien deutlich teurer verkauft werden. Diese Frage könnte der Regierungschef aber auch in Pilsen und Budweis stellen. So berichteten Medien in Sachsen bereits im vergangenen Jahr von Kundenanstürmen aus Tschechien, die Budweiser oder Pilsner Urquell kistenweise reimportierten und dabei bis zu 50 Cent pro Flasche sparten. Aktuell kostet die 500-Milliliter-Flasche Urquell bei Tesco in Eger 1,30 Euro, in Dresden beim

Der Regierungschef nach seinem Einkauf beim Aldi in Waldsassen. örtlichen Getränkehändler D & S 1,21 Euro. Wie dramatisch die Preisunterschiede für die Tschechen im Alltag sind, zeigt eine andere Statistik, die Fiala nicht erwähnt hat: die offizielle Einkommensstatistik des Tschechischen Statistikamtes. Demnach beträgt der sogenannte Medianlohn in Tschechien 1 500,74 Euro pro Monat, also 18 008,88 Euro im Jahr. Das Medianeinkommen wird auch als mittleres Einkommen bezeichnet und gibt die Einkommenshöhe an, von der aus die Anzahl der Haushalte mit niedrigeren Einkommen gleich groß ist wie die der Haushalte mit höheren Einkommen. Zum Vergleich: In Deutschland liegt das Medianeinkommen im Jahr 2023

bei 44 074 Euro brutto – ist also mehr als doppelt so hoch. Hinzu kommt, daß auch andere Ausgaben in Tschechien überproportional steigen. So hat in Prag der Mietpreis bereits die Schallmauer von 15 Euro pro Quadratmeter durchbrochen. Auch ältere Bürger ziehen deshalb vermehrt in Wohngemeinschaften, da sie sich alleine keine Wohnung mehr leisten können. Für Deutsche lohnt sich die Fahrt über die Grenze mittlerweile fast nur noch zum Tanken. So kosteten am Montag in Tschechien Super 1,59 Euro und Diesel 1,61 Euro pro Liter – waren also rund 25 Prozent billiger als in Deutschland. Torsten Fricke

Diplomatischer Eklat auf der Afrika-Reise des tschechischen Regierungschefs

Wegen Israel-Unterstützung: Nigeria lädt Fiala aus Auf seiner Reise durch Afrika sollte Premierminister Petr Fiala am Donnerstag in Nigeria empfangen werden. Doch der Staatsbesuch wurde in letzter Sekunde abgesagt.

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ffiziell ließ Staatspräsident Bola Tinubu erklären, das

Land sei nicht in der Lage, einen angemessenen Empfang, ein Programm sowie das geplante Wirtschaftsforum auf die Beine zu stellen – was kaum glaubhaft ist, da Nigeria noch vor Südafrika über die größte Volkswirtschaft Afrikas verfügt. Der wahre Grund, so meldet

es die tschechische Nachrichtenagentur ČTK mit Berufung auf diplomatische Kreise, ist Tschechiens Nein in der UN-Vollversammlung gegen die umstrittene Anti-Israel-Resolution (Sudetendeutsche Zeitung berichtete). Wie über 50 Prozent der 200 Millionen Einwohner Nigerias

ist auch Staatspräsident Tinubu Moslem. Zu Beginn seiner Afrika-Reise hatte Premierminister Petr Fiala Äthiopien und Kenia besucht. So eröffnete Fiala am Montag in Nairobi das tschechisch-kenianische Wirtschaftsforum und sagte in seiner Rede, er sehe neue

Möglichkeiten der Zusammenarbeit im Verteidigungssektor und in der Informatik. Zum Abschluß seiner einwöchigen Reise standen noch Ghana und die Elfenbeinküste auf dem Programm. Ziel sei es, die gegenseitigen Wirtschaftsbeziehungen zu verbessern.


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 45 | 10.11.2023

AUS UNSEREM PRAGER BÜRO

PRAGER SPITZEN

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er Leiter des Prager Sudetendeutschen Büros, Peter Barton, führt unsere Leser heute an einen eher weni- Friedrich ger bekann- Ohmann. ten Ort der Hauptstadt. Das sehr detailliert renovierte Hotel Central in der Prager Hybernergasse 10 (Hybernská) ist das gemeinsame Werk des österreichischen Architekten Friedrich Ohmann (1858– 1927) und seiner tschechischen Kollegen Bedřich Bendelmayer (1871–1932) und Alois Dryák (1872–1932). In diesem Haus befand sich früher ein Theatersaal, wo ausschließlich deutsche und deutsch-jiddische Theatergruppen aufgetreten sind. Der Schriftsteller Franz Kafka, der Deutsch schrieb, besuchte hier ein jiddisch gesprochenes Theaterstück, woran er in seinen Tagebüchern erinnert. Mit der Vorstellung des Ensembles aus Lemberg war er zwar nicht be-

Wirtschaft weiter im Rückwärtsgang

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Bedřich Bendelmayer.

ie Industrieproduktion in Tschechien ist im September den dritten Monat in Folge geschrumpft. Im Vergleich zum September vergangenen Jahres sank das Ergebnis um 5,2 Prozent. Damit hat sich der Rückgang beschleunigt. Im August war ein Minus von 1,7 Prozent zu Buche gestanden, hat das Tschechische Statistikamt am Montag mitgeteilt. Im September schrumpfte die Industrie in allen Branchen. Besonders stark sei der Rückgang in der Herstellung von Gas und Strom sowie im Maschinenbau gewesen, hieß es vom Statistikamt.

Alois Dryák. Fotos: Wikipedia

sonders zufrieden, was ihn jedoch nicht davon abhielt, wieder zu kommen. Im Jahr 1929 erfolgte eine Gesamtrenovierung dieses Theatersaals, bei der das herrliche Interieur zerstört wurde. Danach spielte dort ein sogenanntes Kammertheater, tschechisch Komorní divadlo, und das sogar bis zum Jahr 1976, jedoch weder in Deutsch noch Jiddisch. Heute ahnt kaum jemand der Gäste dieses Hotels in der Nähe des Pulverturms von der Existenz des Theaters. Interessant ist auch, daß den deutschen NS-Machthabern während der Zeit des Protektorats Böhmen und Mähren der Straßenname Hybernergasse nicht deutsch genug klang und er deshalb in Hibernergasse umbenannt wurde.

Berlin verlängert Grenzkontrollen

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Mitgliederversammlung der SL-Bezirksgruppe Oberbayern am Samstag im Sudetendeutschen Haus

Neuer Vorstand in Oberbayern sorgt für Aufbruchsstimmung Die Bezirksgruppe der Sudetendeutschen in Oberbayern hat am Samstag im Rahmen einer Mitgliederversammlung im Sudetendeutschen Haus ihren neuen Vorstand gewählt. Neuer Bezirks-obmann ist Dr. Marc Stegherr, der mit seinem Appell für eine aktive Landsmannschaft und für eine nachhaltige Verständigungspolitik für Aufbruchsstimmung gesorgt hat.

m 27. November findet ein zentraler Protesttag gegen die Sparpläne der Regierung statt. Außerdem lädt in der Woche davor die Böhmisch-Mährische Konföderation der Gewerkschaftsverbände (ČMKOS) zu einem Kongreß ein. Bislang herrscht unter den Gewerkschaften noch keine Einigung darüber, wie der Protest ablaufen soll. Einige Gewerkschaftsvertreter wollen zu einem Warnstreik aufrufen.

Der neue Vorstand der SL Oberbayern (von links) mit Bayerns Obmann Steffen Hörtler (Mitte): Werner Honal, Simona Rottenkolber, Monika Schützeichel, Julia Lebe, Bezirksobmann Dr. Marc Stegherr, Susanne Häussler und Helmut Hahn. Nicht im Bild: Bernhard Lerner. Foto: Hildegard Schuster triebenen, für ihr Recht und ihre Kultur, für die Vielfalt in einem Europa, das reich ist an angestammten Ethnien und Kulturen. Sie Hamist eine star- Roland ke Stimme für merschmied. Identität einerseits und Aussöhnung andererseits. Diese Aussöhnung verlangt Anstrengungen von beiden Seiten, sie verlangt guten Willen auf beiden Seiten. Andernfalls wird das passieren, was niemand wollen kann: daß neue, vielleicht bleibende Gräben entstehen zwischen West und Ost.“ Zu Stellvertretern wurden gewählt: Helmut Hahn (46 Stimmen), Geretsried, unter anderem Vorsitzender der Egerländer Gmoi in Geretsried; Werner Honal, (43 Stimmen), Unterschleißheim, Beirat in der Vereinigung Sudetendeutscher Familienforscher e. V, Susanne Häussler (40 Stimmen), München, Heimat-

Hans Slawik.

Gerhard A. Meinl.

landschaftsbetreuerin der Heimatlandschaft Beskiden; Simona Rottenkolber (40 Stimmen), Ingolstadt, unter anderem Mitglied im Ortsvorstand; Bernhard Lerner (27 Stimmen), Orts- und Kreisobmann aus Freilassing. Franz Kühnel (17 Stimmen), Orts- und Kreisobmann aus Grafing, und Hubert Schweitzer (6 Stimmen) aus München verfehlten ihr Ziel. Als Schatzmeisterin wurde Monika Schützeichel, Markt Schwaben, bestätigt, und zur Schriftführerin Julia Lebe, die aus Ingolstadt stammende Literaturwissenschaftlerin, gewählt. Als Beisitzer wurden gewählt: Dr. Matthias Schickel (52 Stim-

Matthias Schikkel.

Wolfgang Theisig.

men), Ingolstadt; Dr. Wolfgang Theissig (46 Stimmen), Ampfing; Roland Hammerschmied (42 Stimmen), Geretsried; Johann Slawik (39 Stimmen), München, und Gerhard Meinl (22 Stimmen) Geretsried. Christa Wenzel (17 Stimmen) und Franz Kühnel (12 Stimmen) haben ihr Ziel verfehlt. Als Kassenprüfer fungieren Monika Antl-Rattenhuber aus Markt Schwaben und Ewald Kailberth aus Geretsried. Mit der Wahlleitung war Bundesgeschäftsführer Andreas Miksch beauftragt, ihm zur Seite standen Annegret Kudlich, Marion Nerad und Andreas Schmalcz.

Große Sorge um Fürst Karl von Schwarzenberg krankt und wurde zuletzt in einem Prager Krankenhaus wegen Herz- und Nierenbeschwerden auf der Intensivstation behandelt.

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Erste Tankstelle für Biomethan

n Groß Kletzan nördlich von Prag ist am Montag die erste Tankstelle für flüssiges Bio-

Jakub Vadlejch ist bester Leichtathlet

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peerwerfer Jakub Vadlejch ist zum dritten Mal in Folge zum Leichtathleten des Jahres gewählt worden. In diesem Jahr gewann er die Bronzemedaille bei der WM und siegte in der Diamond League. Zudem war seine Leistung von 89,51 Metern der längste Wurf der Saison. Vadlejch erhielt die Trophäe am Samstagabend in Prag. An der Umfrage nahmen 141 Trainer, Funktionäre und Journalisten teil. Vadlejch bekam 1405 Punkte. Zweiter wurde Kugelstoßer Tomáš Staněk, der die Silbermedaille bei der Hallen-EM holte. Den dritten Platz in der Umfrage belegte die gemischte 4x400Meter-Staffel.

Theaterfestival deutscher Sprache

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as Prager Theaterfestival deutscher Sprache ist am Samstag im Theater Archa mit dem Stück „Doughnuts“ des Thalia Theaters Hamburg eröffnet worden. Während des traditionellen Festivals, das bis zum 3. Dezember dauert, werden in Prag Vorstellungen von Theatern aus Berlin, Hamburg, Wien sowie Luxemburg aufgeführt.

„Green Border“ für Filmpreis nominiert

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er Spielfilm „Green Border“ der polnischen Regisseurin Agnieszka Holland, der als tschechische Koproduktion entstanden ist, zählt in diesem Jahr zu den Finalisten des Europäischen Filmpreises. Der Film zeigt das dramatische Schicksal von Flüchtlingen an der polnisch-weißrussischen Grenze. Der Europäische Filmpreises wird am 9. Dezember in Berlin vergeben.

Sudetendeutsche Zeitung

Der schwer erkrankte ehemalige tschechische Außenminister wurde von Prag nach Wien verlegt

Seit Sommer ist Fürst Karl von Schwarzenberg schwer er-

Gewerkschaften formieren sich

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andesobmann Steffen Hörtler stellte eingangs die formund fristgerechte Ladung fest, was die anwesenden Mitglieder per Akklamation bestätigten. In seiner Begrüßung betonte Hörtler die Notwendigkeit einer aktiven Bezirksgruppe und gab einen Einblick in die aktuelle Verbandspolitik. Die zunehmende Verständigungsbereitschaft der tschechischen Politik ließ er anhand zahlreicher Beispiele von grenzüberschreitenden Begegnungen ebenso Revue passieren wie den kürzlich stattgefundenen Sudetendeutsch-Tschechischen Zukunftskongreß in Budweis. Für die Arbeit des Bezirksvorstandes bedankte sich Hörtler bei den anwesenden Mitgliedern und brachte seine Hoffnung auf ein gutes Zusammenwirken mit den Mitgliedern der neu zu wählenden Vorstandschaft zum Ausdruck. Zum Bezirksobmann wählten die 54 anwesenden Mitglieder Dr. Marc Stegherr, bisher stellvertretender Bezirksobmann, aus Mühldorf mit 48 Ja-Stimmen bei einer Enthaltung und einer NeinStimme. Vier Stimmzettel waren ungültig. In seiner Bewerbung, die die Sudetendeutschen Zeitung in der Ausgabe 42 dokumentiert hatte, unterstrich Stegherr die Bedeutung einer aktiven Landsmannschaft für die Verständigung: „Die Landsmannschaft ist eine starke Stimme für die Ver-

ie Grenzkontrollen zu Tschechien, Österreich, Polen und zur Schweiz werden fortgesetzt. Dies ist ein Ergebnis, auf das sich Bundeskanzler Olaf Scholz und die Ministerpräsidenten der Länder in einer fast neunstündigen Bund-Länder-Konferenz in der Nacht zu Dienstag geeinigt haben. Eine konkrete Dauer der Maßnahme, die im Widerspruch zum Schengen-Abkommen und einer grenzenlosen EU steht, wird in dem Abschlußdokument nicht genannt. Als Begründung heißt es, der Schutz der EU-Außengrenzen sei derzeit nicht gewährleistet.

methan in Tschechien in Betrieb genommen worden. Das sogenannte Bio-LNG kann als Treibstoff für Lastwagen sowie Busse ab zwölf Tonnen genutzt werden. Von den 70 000 in Tschechien zugelassenen Lkw können derzeit aber nur 155 Fahrzeuge Biomethan tanken. Der Betreiber GasNet rechnet jedoch damit, daß sich die Biomethan-Flotte bis 2030 auf 8000 Lkw erhöht.

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etzt wurde der 85jährige nach Wien geflogen. „Fragen Sie die Ärzte, warum sie mich hierher gebracht haben. Ich glaube nicht, daß es hier mehr Spezialisten

gibt als in Prag, aber hier werde ich meine Kinder und Enkelkinder sehen“, scherzte Schwarzenberg gegenüber einem Journalisten. Foto: Mediaservice Novotny

ISSN 0491-4546 Erscheint wöchentlich freitags. Redaktionsschluß Veranstaltungstermine: Freitag 18.00 Uhr. Redaktionsschluß Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in TeplitzSchönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Stanislav Beran, Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Karl Reitmeier, Hildegard Schuster, Lexa Wessel. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München. Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de; Verlag: Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail svg@sudeten.de. Jahres-Abonnement 2023 Inland als Postvertriebsstück im Lastschriftverfahren 125,00 EUR einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 154,00 EUR, Luftpost auf Anfrage. Reichenberger Zeitung (24 Ausgaben jährlich) 62,50 EUR, Neudeker Heimatbrief oder einer der Regionalblöcke (Block 1 – Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote; Block 2 – Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung/Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung; Block 3 – Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimat, Zuckmantler Heimatbrief; Block 4 – Riesengebirgsheimat) (12 Ausgaben jährlich) 31,25 EUR. Je Rechnung 2,00 EUR Aufschlag. Bankverbindung: Postbank München – IBAN: DE13 7001 0080 0005 7278 08, BIC: PBNKDEFF; Abbestellungen mit einer Frist von vier Wochen zum Vierteljahresschluß schriftlich an den Verlag. Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2021; Anzeigengestaltung erst nach Auftrag. © 2023 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft. Diese Zeitung ist mit allen Texten und Bildern urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung und Verwertung – insbesondere auch Weitergabe in Form von Kopien oder Einstellen ins Internet – sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrecht nichts anderes ergibt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft wieder. Gerichtsstand und Erfüllungsort München. Kein Entschädigungsanspruch bei Nichterscheinen oder Nichtlieferung infolge Streik oder höherer Gewalt. Keine Gewähr für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder, Dokumente, Datenträger und Daten. Alle datenschutzrechtlichen Vorschriften werden beachtet; Einzelheiten unter www.sudeten.de Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH, HRB München 3796. Geschäftsführer und verantwortlich für Anzeigen: Torsten Fricke. Alleiniger Anteilseigner: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Hochstraße 8, 81669 München. Druck und Versand: Presse-Druck- und Verlags-GmbH, 86167 Augsburg.

Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.


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Der historische Marktplatz von Pilsen sorgt für ein einzigartiges Ambiente.

Fotos: Czech Tourism/Sven Hansche

Ab Ende November sorgen lebendige Krippen, Schmankerl und Handwerkskunst für die richtige Stimmung

Karpfen mit Kartoffelsalat.

Weihnachtsrezept

Karpfen an Heiligabend Karpfen mit Kartoffelsalat ist das traditionelle Weihnachtsessen in Tschechien.

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ichal Voldřich, Mitglied der tschechischen Nationalmannschaft der Köche, verrät sein Rezept: Das Karpfenfilet in Portionen schneiden und trocken tupfen. Mit Zitrone beträufeln, salzen und im Kühlschrank eine Weile ruhen lassen. Die mit Schale gekochten Salzkartoffeln vom Vortag schälen und durch einen Kartoffelsalatschneider drücken. Gekochte Kichererbsen, hartgekochte Eier (Würfel), weiche Schalotten, Dijon- und grobkörnigen Senf, gewürfelte Gurken, Mayonnaise, Weinessig, Salz und Zucker hinzufügen. Den Salat mischen und ruhen lassen. Die Karpfenfilets in Mehl, Ei und Semmelbrösel panieren und in Butterschmalz goldbraun anbraten. Petersilienmayonnaise: Die Petersilie ohne Stiele überbrühen und in Eiswasser geben. Anschließend 200 Milliliter Öl in einem Topf auf rund 70 Grad erhitzen. Die aus dem Wasser ausgedrückten Petersilienzweige und das erhitzte Öl in den Mixer geben. Drei bis vier Minuten bei voller Leistung mixen. In ein feines Sieb gießen und frei abtropfen lassen. Eigelb, Dijonsenf, Weinessig, Salz und Zucker in die Schüssel geben und das Öl langsam unterrühren. Garnierung: Kräuter, frittierte Kichererbsen und eingelegte Schalotten Zutaten 1 Kilogramm Karpfenfilet 300 Gramm Semmelbrösel 3 Eier und 2 hartgekochte Eier 300 Gramm Mehl Salz und Pfeffer 500 Gramm Butterschmalz 1,2 Kilogramm Kartoffeln 200 Gramm Kichererbsen 60 Gramm eingelegte Gurken 1,5 Eßlöffel Dijon-Senf, 1 Eßlöffel grobkörniger Senf 60 Gramm Schalotten 60 Gramm Mayonnaise 2 Eßlöffel Weinessig 2 Eßlöffel Zucker 250 Gramm gehackte Petersilie 150 bis 200 Milliliter Sonnenblumenöl auf Mayonnaise 2 Eigelb 1 Zitrone

Die schönsten Weihnachtsmärkte in Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien „Festliche Stimmung vor imposanter Kulisse“ titelt das Reisemagazin Merian und empfiehlt den Weihnachtsmarkt auf dem Altstädter Ring in Prag als schönsten Weihnachtsmarkt in Europa.

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uch bei vielen anderen Umfragen landet die Weltkulturerbestadt regelmäßig auf den vorderen Plätzen. So haben die Leser der amerikanischen Zeitung USA Today 2015 Prag zum weltweit attraktivsten Reiseziel in der Adventszeit gewählt. Und die Reiseplattform Weg.de schwärmt aktuell, Prag habe einen der schönsten Weihnachtsmärkte der Welt: „In der Vorweihnachtszeit protzt die tschechische Hauptstadt wahrlich mit ihrer Schönheit. Die Goldene Stadt legt dann ihren Zauberglanz auf und präsentiert eine winterliche Weihnachtsmärchenwelt. Überall duftet es nach traditionellem Weihnachtsgebäck, an den Ständen der Weihnachtsmärkte werden böhmische Glaskunst, Holzspielzeug oder Weihnachtsdeko angeboten, und abends erleuchten abertausende Lichter die Nacht und tauchen die historischen Gebäude der Prager Altstadt in warmes Licht.“ Der beliebteste und größte Weihnachtsmarkt findet auf dem Altstädter Ring statt. Hier, im Zentrum der Prager Altstadt, wird jeden Abend der Christbaum mit einem Lichter- und Musikspektakel in Szene gesetzt. Den festlichen Rahmen bilden Die schönsten Weihnachtsmärkte im Überblick. Prag

Altstädter Ring (Staroměstské Náměstí): 2. Dezember bis 6. Januar, 10.00–22.00 Uhr. Wenzelsplatz (Václavské námestí): 2. Dezember bis 6. Januar, 10.00–22.00 Uhr. Platz der Republik (Náměstí Republiky): 2. Dezember bis 30. Dezember, 10.00–22.00 Uhr. Friedensplatz (Náměstí Míru): 20. November bis 24. Dezember, 10.00 – 19.00 Uhr. Tylplatz (Tylovo náměstí): 26. November bis 24. Dezember, 10.00–19.00 Uhr. Prager Burg (Hradschin, Hradčany): Öffnungszeiten noch nicht veröffentlicht. Aussig Innenstadt: 3. bis 23. Dezember. Beraun Hus-Platz: 3. bis 24. Dezember.

Der Weihnachtsmarkt auf dem Altstädter Ring in Prag gilt als einer der schönsten Weihnachtsmärkte der Welt. das Altstädter Rathaus mit der weltberühmten astronomischen Uhr, die gotische Teynkirche, die Böhmisch Krumau

Altstadt: 1. bis 31. Dezember. Brünn Freiheitsplatz (Náměstí Svobody), Dominikanerplatz (Dominikánské náměstí) mit Weihnachtskrippe, Innenhof des Alten Rathauses, Krautmarkt (Zelný trh) mit Live-Musik, Mährischer Platz (Moravské náměstí) mit Weihnachtseislaufbahn: 24. November bis 23. Dezember. Budweis In der Altstadt: 18. November 2023 bis 6. Januar. Eger Platz des Königs Georg von Podiebrad (Náměstí Krále Jiřího z Poděbrad): 2. bis 24. Dezember. Elbogen Auf dem Schloß Elbogen: 9. und 10. Dezember. Falkenau Teufels-Umzug (Průvod čertů, Foto): 10. Dezember. Hanakisches Freilichtmuseum

barocke Nikolauskirche und das Rokoko-Palais Golz-Kinsky. Ein weiterer Höhepunkt ist die

Weihnachtsmärkte

Orte und Termine

Mit Gruselfaktor: Der Teufels-Umzug in Falkenau. Backen, Bräuche, Traditionen – Weihnachtsatmosphäre wie im 19. Jahrhundert: 2. Dezember.

lebende Krippe, in der die Geschichte um die Geburt von Jesus Christus dargestellt wird. Hohenbruck

Bethlehem-Markteauf dem Masaryk-Platz und im Bethlehem-Museum: 9. Dezember Karlsbad Vor dem Elisabethbad: Öffnungszeiten noch nicht veröffentlicht. Krummau Svornost-Platz (Náměstí Svornosti): 1. Dezember bis 1. Januar. Königgrätz Historisches Zentrum: 8. bis 22. Dezember. Leitmeritz 8. bis 23. Dezember. Münchengrätz Masaryk-Platz: 9. Dezember. Neustadtl Bauern- und Weihnachtsmarkt auf dem VratislavovoPlatz: 16. Dezember. Nikolsburg Historisches Zentrum vor dem Schloß: 9. und 10. Dezember. Olmütz Obermarkt: 18. November bis

Aber es muß nicht immer Prag sein. Ob in Budweis, Brünn, Pilsen oder anderswo in Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien – überall sorgt die historische Kulisse für eine besondere vorweihnachtliche Atmosphäre. Empfehlenswert ist der Weihnachtsmarkt in Budweis. Der dortige Marktplatz gilt nicht nur als einer der schönsten in Tschechien, die Stadt bereitet sich bereits vor, 2028 Europäische Kulturhauptstadt zu sein. Als große Universitätsstadt ist Brünn insbesondere bei jungen Menschen beliebt. Auf dem Krautmarkt gibt es in der Adventszeit jeden Abend Live-Musik. Übrigens, hier und auf den anderen Weihnachtsmärkten in Prag und dem Rest der Republik, wird das Gebäck Trdelníky als vermeintlich alt-böhmische Spezialität angeboten – was zwar wohlschmeckend ist, aber nicht ganz der historischen Wahrheit entspricht. Ursprünglich stammte der Trdelník, der dem ungarischen Kürtőskalács (Baumstriezel) ähnelt, aus Skalitz in der Slowakei und wurde 2007 von der Europäischen Union sogar als Herkunftsbezeichnung unter Schutz gestellt. Wirklich regionalen Ursprungs sind dagegen die Handwerkserzeugnisse, die auf den Weihnachtsmärkten angeboten werden. Besonders gefragt sind böhmische Marionetten-Figuren, geschnitzte Weihnachtskrippen und Strohfiguren. Torsten Fricke 23. Dezember. Ostrau Innenstadt mit fünf Bühnen: 26. November bis 2. Januar. Pilsen Auf dem Platz der Republik (Náměstí Republiky): 23. November bis 23. Dezember. Reichenberg Platz vor dem Rathaus: 25. November bis 23. Dezember. Tetschen Masaryk-Platz (Masarykovo náměstí): Öffnungszeiten noch nicht veröffentlicht. Trebitsch Karlsplatz, Chanukka-Feier in der Hinteren Synagoge am 10. Dezember: 8. bis 22. Dezember. Walachisch Klobouk Walachischer Nikolaustag, Platz des Friedens (Náměstí míru): 1. Dezember. Znaim Znaimer Advent auf dem Masaryk-Platz (Masarykovo náměstí): 3. bis 31. Dezember.


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TERMINE

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Ausstellung in der Villa Stuck in München

Kafkas Einfluß auf die Kunst

Mit der Ausstellung „Kafka: 1924“ hat die Villa Stuck in München das kommende Gedenkjahr zum hundertsten Todestag des Prager Juden eingeläutet. In der groß angelegten Ausstellung, die noch bis zum 12. Februar läuft, wird anhand der Werke zeitgenössischer Künstler auf die grenzenlose Aktualität des Schriftstellers hingewiesen.

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er Schlußsatz, mit dem Franz Kafka seinen Roman „Der Prozeß“ beendet hat, war Programm: „,Wie ein Hund!´ sagte er, es war, als sollte die Scham ihn überleben.“ Kafka spielte damit auf ein zentrales Thema seines Schaffens an: die Scham. Sie und viele andere mit dem Werk Kafkas verbundene Themen haben den Schriftsteller, der im Alter von nur 40 Jahren am 3. Juni 1924 verstarb, überlebt und als „kafkaesk“ eine allgemeingültige und immerwährende Eigenständigkeit erlangt. Dort, wo Angst, Verzweiflung, unheimliche und klaustrophobische Verhältnisse, bürokratische Enge so Bis Sonntag, 12. November, Sudetendeutsches Museum, Sonderausstellung: „Ein bißchen Magier bin ich schon … Otfried Preußlers Erzählwelten“. Geöffnet dienstags bis sonntags, 10.00 bis 18.00 Uhr. Sudetendeutsches Haus, Alfred-KubinGalerie, Hochstraße 8, München. Samstag, 11. November, Böhmerwald Sing- und Volkstanzgruppe: Internationales Tanzfest im Sudetendeutschen Haus. 13.00 Uhr: Volkstanzworkshop Deutsch/Tschechisch; 15.00 Uhr: Familienball mit Basteln, Tanzen und Laternenumzug; 19.00 Uhr: Internationales Tanzfest. Anmeldung über www. brasilalemanha.combr/tanz oder unter Telefon (01 72) 1 86 90 69). Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Samstag, 11. November, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: Film „Trautenau und das Riesengebirgsvorland – Begegnungen mit Deutschen und Tschechen“. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Sonntag, 12. November, 13.30 bis 17.00 Uhr, Sudetendeutsches Museum: Finissage der Otfried-Preußler-Sonderausstellung. 13.30 Uhr: Kuratorenführung mit Eva Haupt und Anna Knechtel. 15.00 Uhr: Kindertheater „Der Räuber Hotzenplotz“. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Sonntag, 12. November, 17.00 Uhr, Sudetendeutsches Musikinstitut: Konzert des Eybler-Trios mit Miryam YongMi Nothelfer, Wolfrun BrandtHackl und Georg Ongert. Weinschenkvilla, Hoppestraße 6, Regensburg. Tickets unter www. okticket.de und an der Abendkasse zu 15 Euro. Dienstag, 14. bis Freitag, 17. November, Sudetendeutsche Landsmannschaft Bundesverband: Multiplikatorenseminar auf dem Heiligenhof. Bildungsstätte Der Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, Bad Kissingen. (Programm siehe Ausgabe 43). Mittwoch, 15. November, 14.30 Uhr, SL-Kreisgruppe RothSchwabach: Erzählcafé der Stadt Roth. Auf dem Programm stehen „50 Jahre Zusammenschluß der Kreisgruppen Schwabach und Hilpoltstein“ sowie die Eröffnung der Ausstellung „Gerettete Denkmale in der Tschechischen Republik“ mit der Sudetendeutschen Heimatpflegerin Christina Meinusch. Schloß Ratibor, Ratsstuben, Hauptstraße 1, Roth.

wie Machtmißbrauch herrschen, wird oft eine gedankliche Brücke zu Kafka geschlagen. Daraus haben viele Künstler wichtige Impulse erhalten, die in der Ausstellung „Kafka: 1924“ gezeigt werden. Im Rahmen der Ausstellung wird ein Begleitprogramm angeboten. Die nächsten Termine: Dienstags, 21. November, 12. Dezember, 23. Januar 2024 und 6. Februar, jeweils um 9.00 Uhr: „Kafka, Kunst und Kreatives Schreiben. Von der Kunst zu(m) Schreiben“. Mittwochs, 13. Dezember, 10. Januar 2024, 24. Januar und 7. Februar, jeweils um 16.30 Uhr: „Einblicke Kafka: 1924)“. Ausstellungsrundgang mit der Kuratorin Dr. Helena Pereña. Das Museum Villa Stuck in der Prinzregentenstraße 60 in München (www.villastuck.de) ist dienstags bis sonntags und feiertags von 11.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Jeden ersten Freitag im Monat findet bei freiem Eintritt die Abendöffnung „Friday late“ von 18.00 bis 22.00 Uhr statt.

Herta Müller 70 – Hommage an eine politische Schriftstellerin

Der Heimatpolitische Ausschuß tagte auf dem Heiligenhof (von links): Dr. Dieter Piwernetz, Lothar Streck, Gabriele Müller, Dr. Karlheinz Beilner, Christa Naaß, Martin Januschko und Dr. Günter Reichert.

Tagung auf dem Heiligenhof

Heimatpolitische Initiative Die Mitglieder des Heimatpolitischen Ausschusses der XVII. Bundesversammlung kamen unter Vorsitz von Dr. Günter Reichert zu einer zweitägigen Sondersitzung auf dem Heiligenhof zusammen.

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m Mittelpunkt stand die Vorbereitung eines Antrags zur doppelsprachigen Benennung geografischer Bezeichnungen in den

VERANSTALTUNGSKALENDER Donnerstag, 16. bis Freitag, 17. November, Sudetendeutsches Museum: Sudetendeutsche Dialoge. Ethnische Minderheiten und Volksgruppen Europas stellen ihre kulturelle und museale Arbeit vor. Der zweite Konferenztag steht unter dem Thema Dokumentarfilme. Sudetendeutsches Museum, Hochstraße 10, München. Donnerstag, 16. November, 19.00 Uhr, Sudetendeutsches Musikinstitut (Träger: Bezirk Oberpfalz) in Kooperation mit der Heinrich-Simbriger-Stiftung und der KünstlerGilde e. V. Esslingen: „Heinrich Simbriger als Komponist und Musiktheoretiker“. Vortrag von Dr. Dominik Šedivý. Umrahmung mit Cellostücken von Heinrich Simbriger (1903–1976), gespielt von Tomasz Skweres. Weinschenkvilla, Hoppestraße 6, Regensburg. Freitag, 17. bis Samstag, 18. November: Sudetendeutscher Heimatrat: Jahrestagung. Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, Bad Kissingen. Samstag, 18. November, 19.00 Uhr, Egerländer Gmoi Nürnberg: „Tango trifft Polka“. Kathreintanz mit dem Tanzorchester Entensee. Haus der Heimat, Imbuschstraße 1, Nürnberg. Sonntag, 19. November, 10.00 Uhr, Egerländer Gmoi Nürnberg: Gedenkgottesdienst zum Volkstrauertag. Evangelische Kirche St. Paul, Ebermayerstraße 15, Nürnberg. Montag, 20. November, 17.00 Uhr: BdV Baden-Württemberg: „D‘ Gloose-Fritz vun Bulkes“. Lesung mit Autor Friedrich Glas über die zeitgeschichtlichen Erlebnisse eines deutschen Jungen aus der Batschka. Haus der Heimat, Schloßstraße 92, Stuttgart. Montag, 20. November, 19.00 Uhr: Vortragsreihe „Böhmische Schlösser – Teil 4: Melnik“ von Prof. Dr. Stefan Samerski. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Samstag, 25. November, 9.30 bis 17.00 Uhr, AckermannGemeinde Augsburg: „Sudetenland heute“. Film und Vortrag von Veronika Kupkova. Anmeldung unter Telefon (08 21) 31 66 85 50 oder per eMail an ackermanngemeinde@bistumaugsburg.de Haus St. Ulrich, Kappelberg 1, Augsburg. Sonntag, 26. November, 17.00 Uhr, Sudetendeutsches Musikinstitut (Träger: Be-

zirk Oberpfalz): Liederrecital, „Winterreise“ von Franz Schubert (1797–1828). Lukas Ennoch Lemcke (Baß) und Ada Sophie Heinke (Klavier). Festsaal des Bezirks Oberpfalz, Ludwig-Thoma-Straße 14, Regensburg. Tikkets unter www.okticket.de und an der Abendkasse zu 15 Euro. Montag, 27. November, 19.00 Uhr: „Lebensscherben – Hoffnungsspuren. Eine Familie aus Schlesien in den Stürmen des 20. Jahrhunderts“. Buchvorstellung und Vortrag mit Prof. Dr. Bernhard Kroener. GerhartHauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. ■ Dienstag, 28. November, 19.00 Uhr, Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste: Ringveranstaltung/Vortrag von Prof. Dr. Kurt Franz. Freier Eintritt mit anschließendem Empfang. Anmeldung per eMail an sudak@ mailbox.org oder unter Telefon (0 89) 48 00 03 48. Sudetendeutsches Haus, Adalbert-StifterSaal, Hochstraße 8, München. ■ Donnerstag, 30. November bis Sonntag, 3. Dezember, Stiftung Sudetendeutsches Sozial- und Bildungswerk: 60. Heiligenhofer Adventssingen mit Chorsingen, Volkstanz und Instrumentalmusik. Leitung: Astrid Jeßler-Wernz, Karlshuld. Weitere Informationen unter www.heiligenhof.de Der Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, Bad Kissingen. Freitag, 1. bis Sonntag, 3. Dezember, Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland: Sächsisch-Böhmische Weihnachtsfahrt. Freitag, 9.00 Uhr: Abfahrt in Bayreuth nach Bautzen und Besuch des Weihnachtsmarkts. Samstag: Bautzen Stadtbesichtigung; Schirgiswalde Krippenausstellung; Schlukkenau Musikalisch-literarische Weihnachtslesung. Sonntag: Fahrt nach Dresden mit Besuch der Stadt und des Weihnachtsmarkts. Anschließend Rückfahrt nach Bayreuth. Teilnehmerbeitrag ab 235 Euro pro Person. Anmeldung und weitere Informationen unter eMail info@stiftungverbundenheit.de oder per Telefon unter (09 21) 1 51 08 24 25. Freitag, 1. bis Sonntag, 3. Dezember, Der Heiligenhof: Wochenendseminar „800 Jahre Goldener Freibrief. Das mittelalterliche Ungarn und die Siebenbürger Sachsen“. Anmeldung unter www.heiligenhof.de

früheren deutschen Siedlungsgebieten in der Tschechischen Republik. An der Tagung nahm auch die Präsidentin der Sudetendeutschen Bundesversammlung und Generalsekretärin des Sudetendeutschen Rates, Christa Naaß, teil, die über die aktuellen Entwicklungen in den sudetendeutsch-tschechischen Beziehungen berichtete. rt Bildungs- und Begegnungsstätte Der Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, Bad Kissingen. Freitag, 1. Dezember, 14.00 Uhr, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen: Adventsmarkt. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Samstag, 2. Dezember, 11.00 Uhr, Sudetendeutsches Museum: „Esel, Schaf und Weihnachtsstern: Interaktive Führung mit kreativem Gestalten zur Adventszeit.“ Anmeldung erforderlich bis zum 28. November per eMail an anmeldung@ sudetendeutsches-museum.de Sudetendeutsches Museum, Hochstraße 10, München. Samstag, 2. Dezember, 14.30 Uhr, SL-Kreisgruppe Stuttgart und Böhmerwald Heimatgruppe Stuttgart: Jahresabschluß- und Weihnachtsfeier. Haus der Heimat, Schloßstraße 92, Stuttgart. Anmeldung bei Waltraud Illner unter Telefon (07 11) 86 32 58 oder per eMail an illner@sudeten-bw.de Samstag, 2. Dezember, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe Roth: Adventlicher Nachmittag. Restaurant Waldblick, Ostring 28, Roth. Donnerstag, 7. Dezember, Sudetendeutsches Museum: Eröffnung der Ausstellung „So ein Theater! Marionetten aus Böhmen und Mähren". Sudetendeutsches Museum, Hochstraße 10, München. Samstag, 9. Dezember, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf: Advent- und Weihnachtsfeier. Haus der Begegnung, Giebelstraße 14, Stuttgart. Samstag, 9. Dezember, 14.30 Uhr, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde Erlangen: Vorweihnachtliche Feier mit Ehrungen. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Sonntag, 10. Dezember, 16.00 Uhr, SL-Kreisgruppe und SL-Ortsgruppe StuttgartWeilimdorf: 51. Stuttgarter Adventssingen. Liederhalle, Berliner Platz 1–3, Stuttgart. Anmeldung bei Waltraud Illner unter Telefon (07 11) 86 32 58 oder per eMail an illner@sudeten-bw.de Freitag, 5. bis Samstag 6. Januar 2024, Schwabenakademie Irsee: „Das Mütterchen mit Krallen. Die Pragerdeutsche Literatur im Umkreis Franz Kafkas.“ Anmeldung unter www. schwabenakademie.de Schwabenakademie, Klosterring 4, Irsee.

Freitag, 8. bis Sonntag, 10. Dezember: Wochenendseminar „Herta Müller 70 – Hommage an eine politische Schriftstellerin“ in der Bildungs- und Begegnungsstätte Der Heiligenhof in Bad Kissingen. Herta Müller (Foto Wikipedia, CC BY-SA 4.0) wurde am 13. August 1953 in Nitzkydorf im schwäbischen Banat in Rumänien geboren. Sie besuchte in Temeswar das Lenau-Lyzeum und studierte an der dortigen Universität Rumänistik und Germanistik. Danach arbeitete sie drei Jahre bis zu ihrer Entlassung 1979 als Übersetzerin in einem Industriebetrieb. Bereits dort wurde vergeblich versucht, sie als Mitarbeiterin des rumänischen Geheimdienstes anzuwerben. Anschließend arbeitete sie als Lehrerin und gab Nachhilfestunden. 1982 erschien in Rumänien ihr erster Erzählband „Niederungen“. In ihren ersten literarischen Werken kritisierte sie die schuldhaften Verstrickungen der Rumäniendeutschen im Nationalsozialismus, aber auch die Unterdrückung der Frauen in der bäuerlich-schwäbischen Gesellschaft. Es folgen kritische literarische Werke über den real existierenden Sozialismus, die zu Veröffentlichungsverboten, Belästigungen und Bedrohungen führen und sie zur Ausreise als Aussiedlerin bewegt haben. Der Unterdrückungsapparat und die -mechanismen in Rumänien waren fortan in zahlreichen Werken ihr nahezu allein bestimmendes Thema. Mit Akribie schilderte sie die Mechanismen der totalitären Diktaturen, das Zerstören der Persönlichkeit. Sie wies gemeinsam mit ihrem damaligen Ehemann, Richard Wagner, permanent auf die Despotie und Menschenrechtsverletzungen in Rumänien hin und fand auch in der bundesdeutschen Gesellschaft damit Gehör. Für den Debütband „Niederungen“ erhielt sie bereits Preise, so nach Veröffentlichung auch in der Bundesrepublik den AspekteLiteraturpreis. 1988 verließ sie Rumänien und führte in Berlin (West) eine Existenz als freie Schriftstellerin. Sie erhielt zahlreiche Literaturpreise. Mit dem Roman „Atemschaukel“, der die Deportation der Rumäniendeutschen in die Sowjetunion thematisiert, bekam sie nur wenige Wochen nach dessen Erscheinen 2009 zunächst den Franz-Werfel-Menschenrechtspreis und als Krönung den Literaturnobelpreis, der zuvor erst an zwölf deutschsprachige Autoren vergeben worden war. Als Referenten haben ihre Teilnahme zugesagt: Peter Miroschnikoff , der seinen 1988 gedrehten Dokumentarfilm über Herta Müller „Die Frau, die aus der Kälte kam“ zeigt; Prof. Dr. Anton Sterbling, „Die Erfahrungen der Diktatur in Herta Müllers literarischen Arbeiten“; Dr. Orsolya Tamássy-Lénárt, „De- und Rekonstruktion des Raumes bei Herta Müller“; Dr. Eszter János, „Überlebensstrategien in der Deportation und Diktatur bei Herta Müller“; Dr. Szabolcs János, „Herta Müllers ungarische Rezeption zwischen Politik und Ästhetik“; Dr. Marion Acker, „Dynamiken von Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit im Werk der Autorin“; Katharina Kilzer, „Der Nobelpreis 2009 für Herta Müller im Spiegel der deutschen Presse“; Dr. Markus Bauer, „Die Images der Herta Müller – Gesellschaftliche Einflüsse auf die Rezeption einer südosteuropäischen Autorin“. Der Tagungsbeitrag beträgt 80,00 Euro pro Person (inklusive Programm und Verpflegung sowie Unterbringung im Doppelzimmer für zwei Tage) beziehungsweise 100,00 Euro im Einzelzimmer plus 3,90 Euro ermäßigte Kurtaxe. Die Anmeldungen werden in der Reihenfolge ihres Eingangs berücksichtigt. Die Anmeldungen sind zu richten an: Der Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, 97688 Bad Kissingen, Telefax: (09 71) 71 47 47 oder per eMail an hoertler@heiligenhof.de. Heiligenhof · Alte Euerdorfer Straße 1 · 97688 Bad Kissingen Telefax (09 71) 71 47 47 info@heiligenhof.de · www.heiligenhof.de

Ausstellung zu Flucht, Vertreibung und Integration

Teil 2: „Ungehört – die Geschichte der Frauen“ Donnerstag, 23. November 2023 bis Freitag, 12. April 2024, zweiter Teil der Ausstellung „Ungehört – die Geschichte der Frauen. Flucht. Vertreibung und Integration“. Veranstaltungsort: Haus des Deutschen Ostens, Am Die HDO-Ausstellung thematisiert das VerLilienberg 5, Mün- treibungsschicksal der Frauen. chen. Öffnungszeiten: montags bis nicht darüber geredet, andere freitags von 10.00 bis 20.00 hätten es gerne, aber es wurde Uhr. ihnen nicht zugehört“, hatte Die Ausstellung, die das Sylvia Stierstorfer, Beauftragte Team Dr. Lilia Antipow der Bayerischen Staatsregie(HDO), Patricia Erkenberg rung für Aussiedler und VerM.A. (HDO), Prof. Dr. Danie- triebene, im Sommer erklärt, la Neri-Ultsch (Leibniz-Insti- als die Ausstellung bereits für tut für Ost- und Südosteuropa- ein paar Wochen im HDO zu forschung Universität Regens- sehen war. Jetzt, im zweiten burg) und Prof. Dr. Andreas Teil der Ausstellung, werden Otto Weber (Direktor des die Biografien der ZeitzeuginHDO) kreiert hat, wird nach nen in einen größeren historidem Erfolg im Sommer erneu- schen Kontext eingeordnet. te gezeigt. Führungen durch die Aus„Die Geschichte der Frau- stellung finden am Dienstag, en muß einfach erzählt wer- 28. November, 14.00 Uhr soden. Bis heute ist sie zu oft un- wie am Donnerstag, 14. Degehört geblieben. Viele haben zember, 17.00 Uhr statt.


Sudetendeutsche Zeitung Folge 45 | 10.11.2023

AKTUELL · KOLUMNE

Jahrestagung des Deutsch-Tschechischen Gesprächsforums am Samstag in Prag

Verstehen wir uns wirklich?

„Verstehen wir uns wirklich? Die Polykrise und ihre Lösung.“ Unter diesem Motto steht der Jahreskongreß des Deutsch-Tschechischen Gesprächsforums, der am Samstag in Prag stattfindet. Persönlichkeiten beider Ländern werden über die Energiepolitik, die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, sowie über die grenzübergreifende Zusammenarbeit sprechen und nach effektiven Lösungen für die Zukunft suchen.

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as Deutsch-Tschechische Gesprächsforum geht auf die DeutschTschechische Erklärung von 1997 zurück. Im Aide-Memoire heißt es dazu: „Beide Seiten vereinbaren die Einrichtung eines Deutsch-Tschechischen Gesprächsforums, das insbesondere aus den Mitteln des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds gefördert wird und in dem unter der Schirmherrschaft beider Regierungen und unter Beteiligung aller an einer engen und guten deutschtschechischen Partnerschaft interessierten Kreise der deutsch-tschechische Dialog gepflegt werden soll.“ Durch die Außenministerien der beiden Ländern sind die Mitglieder des Beirates im Vorfeld der Jahrestagung neu bestätigt worden. Den Vorsitz übernehmen weiterhin die beiden Träger des Karls-Preises der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Christian Schmidt, Hoher Represäntant für Bosnien und Herzegowina und Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft a. D., sowie Dr. Libor Rouček, Stellvertretender Präsident des Europäischen Parlaments a. D. Zu den deutschen Mitgliedern gehört der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt. Der langjährige Abgeordnete des Europäischen

Auf dem Sudetendeutschen Tag 2023 hat Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, die Vorsitzenden des Deutsch-Tschechischen Gesprächsforums, Christian Schmidt und Dr. Libor Rouček, mit dem Europäischen Karls-Preis ausgezeichnet. Foto: Torsten Fricke

Parlaments gehört seit Anbeginn dem Gremium an und leitet gemeinsam mit Milan Horáček, Mitglied des Bundestages und des Europäischen Parlaments a. D. (Bündnis 90/Die Grünen), die Arbeitsgruppe „Dialog ohne Tabus“. Weitere Mitglieder sind: Renata Alt, MdB, FDP, Vorsitzende der Parlamentariergruppe TschechienSlowakei-Ungarn im Deutschen Bundestag; Dr. Marie Bode, Stellvertretende Vorsitzende der Ackermann-Gemeinde; Viktoria Großmann, Bohemistin, Redakteurin der Süddeutschen Zeitung; Sophie Goravanchi, Ko-Sprecherin des Deutsch-Tschechischen Jugendfo-

rums; Dr. Zuzana Jürgens, Geschäftsführerin und Vorstandsmitglied des AdalbertStifter-Vereins e. V.; Stephan Kühn, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften, Dresden; Dr. Kai-Olaf Lang, Senior Fellow, Stiftung Wissenschaft und Politik; Helena Päßler, Vorsitzende des Bundesvorstands der Seliger-Gemeinde e. V.; Marianne Schieder, MdB, SPD, Mitglied der Parlamentariergruppe Tschechien-Slowakei-Ungarn im Deutschen Bundestag; Marko Schiemann, MdL Sachsen,

CDU, sorbischer Nationalität; Prof. Dr. Gury Schneider-Ludorff, Rektorin der Augustana-Hochschule Neuendettelsau; Ulrike Scharf, Staatsministerin für Arbeit, Sozialordnung, Familie und Frauen des Freistaats Bayern (CSU); Die tschechische Seite wird vertreten durch: Kristýna Bulvasová, Vertreterin des Deutsch-Tschechischen Jugendforums; Tomáš Czernin, Stellvertretender Vorsitzender des Senats des Parlaments der Tschechischen Republik (Top 09); Martin Dzingel, Präsident der Landesversammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien; Dr. Vladimír Handl, Dozent an der Karlsuniversität Prag; Daniel Herman, Kulturminister der Tschechischen Republik a. D. (KDUČSL); Michal Kadera, Direktor für Außenbeziehungen Škoda Auto; Jan Kuchař, Mitglied des Parlaments, und ehemaliger Bürgermeister von Franzensbad (Stan); Dr. Tomáš Kraus, Sekretär der Föderation jüdischer Gemeinden in der Tschechischen Republik; Daniela Přikrylová, Vertreterin der Theresienstädter Initiative; Ph.D. Dr. Olga Richterová, Abgeordnete des Parlaments der Tschechischen Republik (Piraten); Ph.D. Dr. Luděk Sefzig, Senator a. D. (ODS); Josef Středula, Vorsitzender der Böhmisch-Mährischen Konföderation der Gewerkschaftsverbände; Prof. Dr. Helena Válková, Abgeordnete des Parlaments (Ano); Monika Žárská, Vertreterin der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder.

Sein Konzern Signa hat über 10 Milliarden Euro Schulden angehäuft

René Benko – kurzes Gastspiel in Prag Der umstrittene Unternehmer René Benko, dessen Konzern Signa über 10 Milliarden Euro Schulden angehäuft hat, sorgt europaweit für Schlagzeilen. Zu Beginn seines kometenhaften Aufstiegs hatte der Tiroler auch versucht, in Tschechien Geschäfte zu machen. Allerdings ohne großen Erfolg.

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René Benko wurde am 20. Mai 1977 als Sohn eines Gemeindebediensteten und einer Erzieherin in Innsbruck geboren. Kurz vor der Matura brach Benko die Schule ab und machte sich in der Immobilienbranche selbständig. Später soll er mehrere Schulungen beim umstrittenen Finanzdienstleisters AWD (heute Swiss Life Select) durchlaufen haben. Der Milliardär, der zu den drei reichsten Österreichern gehört, ist zum zweiten Mal verheiratet und hat vier Kinder. Mit seiner Ehefrau Nathalie (geb. Sterchele) lebt er im ehemaligen Schloßhotel auf dem Igler Sonnenplateau südlich von Innsbruck, das er aufwändig hat umbauen lassen.. Foto: Signa Diesen Bürokomplex im Süden Prags hatte René Benko 2006 über einen geschlossenen Immobilienfonds für 218 Millionen Euro erworben und kurz danach wieder verkauft. Einer der Hauptmieter ist DHL. Der Komplex besteht auch sieben Gebäuden und verfügt über eine Nettomietfläche von 70 000 Quadratmetern. Symbol für den Niedergang von René Benko: Die Arbeiten auf der Baustelle des Elbtowers, den der damalige Hamburger Bürgermeister und heutige Bundeskanzler Olaf Scholz protegiert hatte, wurden vor Tagen eingestellt. Mit einer Höhe von 245 Metern sollte der Elbtower das dritthöchste Gebäude Deutschlands und Hamburgs neues Wahrzeichen werden. Der Rohbau hat bereits eine Höhe von rund 100 Meter erreicht. Foto: Signa

nter dem Projektnamen „Signa 04 Prag“ hatte Benko 2006 über den Signa Property Funds in Düsseldorf einen geschlossenen Immobilienfonds auflegen und von der Münchner Firma Real I. S. vertreiben lassen. Es ging um den Kauf eines Bürokomplexes im Süden Prags mit sieben Gebäuden mit einer Fläche von 70 000 Quadratmetern für 218 Millionen Euro. Das Eigenkapital des Fonds betrug 85 Millionen Euro. Für den Rest wurden Investoren gesucht, die sich mit einer Einlage von mindestens 15 000 Euro beteiligen konnten. Solche geschlossenen Immobilienfonds gehören zum hochrisikoreichen grauen Kapitalmarkt. Wegen Betrugsfällen, schlechten Anlageergebnissen und Intransparenz warnen Verbraucherschützer seit langem vor einem solchen Investment und fordern ein grundsätzliches Verbot des aktiven Vertriebs an Privatanleger, ähnlich wie es in allen EUStaaten außer Deutschland, Österreich und den Niederlanden bereits besteht. Ein Problem für Anleger ist, daß sie keinen Einfluß auf das Management des Fonds haben und Anteile nicht mehr an den Fonds zurückgeben, sondern im Fall des Falles nur am sogenannten Sekundärmarkt verkaufen können. Verbraucherschützer verweisen zudem auf Studien, wonach über 20 Jahre hinweg 90 Prozent der geschlossenen Fonds ihr Ziel nicht erreichten und 50 bis 70 Prozent einen Verlust erzielten. Über das Projekt in Prag gaben sich sowohl die Vertriebsfirma Real I. S. als auch die Signa Holding auf Anfrage der Sudetendeutschen Zeitung schmallippig. Man habe das genannte Objekt „schon mehr als 15 Jahre nicht mehr im Bestand“, erklärte Signa-Sprecher Robert Leingruber am Montag und fügte hinzu, Signa habe „keine Projekte in Tschechien“ – was ein ehemaliger Vertrauter

von René Benko auch bestätigt und einordnet: „Das Geschäftsmodell von René Benko basiert auf ,Zuckerbrot und Peitsche‘. Viele Bürgermeister und andere Politiker haben sich von seinem Charme blenden lassen und höchst umstrittene Bauprojekte durchgedrückt. Und wer dann nicht spurte, dem drohte Benko mit seiner Wirtschaftsmacht und seinen hervorragenden Verbindungen. Das hat über Jahrzehnte in Deutschland, Österreich und Südtirol funktioniert, aber nicht in Tschechien, weil Benko kein Tschechisch spricht und die Mentalität eine andere ist.“ Die besten Beziehungen zur Politik hatte der Tiroler René Benko naturgemäß in Österreich, insbesondere zum damaligen Kanzler Sebastian Kurz. „Jedenfalls berät Benko den ÖVP-Chef in Wirtschaftsfragen. Kurz wiederum zählt zum Netzwerk des Unternehmers und dessen Firma. Der Kanzler hilft dem Konzernchef bei seinen Geschäftsanbahnungen, etwa in den Vereinigten Emiraten oder zuletzt bei der Übernahme der Möbel-Kette Kika-Leiner“, schrieb das Magazin kontrast.at 2019. So ist öffentlich belegt, daß Sebastian Kurz in seiner Zeit als Bundeskanzler einen wichtigen Immobiliendeal für Benko in der Wiener Mariahilfer Straße ermöglicht hatte. Demnach konnte Benkos Signa ein Filetstück des Möbelgroßhändlers Kika-Leiner, der damals kurz vor der Insolvenz stand, für 60 Millionen Euro erwerben, obwohl ein weiteres Angebot für 90 Millionen Euro vorlag. Auf der anderen Seite dürfte es für Kurz auch durchaus nützlich gewesen sein, daß Benkos Signa-Konzern 2018 ins Mediengeschäft einstieg und 24,22 Prozent am Kurier sowie 24,5 Prozent an der Krone übernahm. Im Oktober wurde dann Kurier-Chefredakteur Helmut Brandstätter gefeuert, weil dieser „zu kritisch über die Kurz-Regierung“ berichtet hatte. Und wer die wahren Hintermänner sind, die 2019 das Ibiza-Video möglicherweise gekauft und an Süddeutsche Zeitung und Spiegel durchgestochen haben, ist nach wie vor unbekannt. Sicher ist nur, daß der größte Profiteur des Skandals damals Sebastian Kurz war. Torsten Fricke

5 Mut tut gut

Zwei Boten des Lichts W

er von München auf der Autobahn nach Salzburg fährt, kommt über den Irschenberg. Blickt man dort auf Höhe der Ortschaft Wilparting nach rechts, sieht man eine prächtige Wallfahrtskirche im bayerischen Barock. Ich habe mir vor zwei Jahren Zeit genommen, von der Autobahn abzufahren, um diese Kirche anzusehen. Sie gehört wohl zu den schönsten Gotteshäusern im süddeutschen Raum. Mit dem Mangfallgebirge im Hintergrund ist der Sakralbau ein vielfach fotografiertes Motiv. Der 15. November ist in dieser Kirche ein ganz besonderer Tag. Dann werden nämlich ihre beiden Patrone gefeiert: Marinus und Anianus. Sie gehören zwar zu den Diözesanheiligen der Erzdiözese München und Freising, sind aber kaum bekannt. Viel bekannter sind die beiden anderen Heiligen, die an diesem Tag auch im kirchlichen Kalender stehen: Markgraf Leopold von Österreich und Albert der Große – der eine als bedeutender Herrscher, Friedensstifter und Klostergründer, der andere als bedeutender Gelehrter und Bischof. Beide lebten im Hochmittelalter. Wer aber waren Marinus und Anianus? Um ihnen zu begegnen, muß man sich geistig in das Frühmittelalter zurückversetzen. Damals hatte das Christentum auf dem Gebiet des heutigen Bayern nach den Stürmen der Völkerwanderungszeit kaum Strukturen. Auch der Glaube war mehr in heidnischen als in christlichen Rudimenten vorhanden. In dieser immer noch unruhigen Epoche waren fremde Völker und Stämme in kriegerscher Absicht unterwegs und versetzten die Einheimischen in Angst und Schrecken. Damals kamen zunächst aus dem irischen, dann aus dem angelsächsischen Raum bedeutende Missionare auf das europäische Festland. Sie verkündeten den christlichen Glauben und lehrten die Menschen ein Leben nach den Werten des Evangeliums. Rupert, Virgil, Bonifatius, Kilian und Willibrord sind die bekanntesten unter ihnen. Auch Marinus und Anianus gehörten zu diesen Glaubensboten der frühmittelalterlichen Zeit. Woher die beiden stammten, ist nicht ganz sicher. Früher meinte man, daß sie auch aus Irland kämen. Wohl aber kamen sie aus dem heutigen Südfrankreich. Ihre lateinischen Namen lassen dies vermuten. Der Legende nach war der heilige Marinus Bischof, der heilige Anianus sein Neffe und vom kirchlichen Rang her Diakon. Rund 40 Jahre lang sollen sie auf dem Irschenberg gelebt und gewirkt haben. Am 15. November 697 wurde Marinus vermutlichen von Vandalen auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Sein Neffe starb am selben Tag in seiner Einsiedlerzelle eines natürlichen Todes, so heißt es – wohl ein Hinweis darauf, daß die beiden miteinander in einer echten Herzensverbundenheit standen. Durch diese Herzensverbundenheit und ihren Eifer in der Weitergabe des Glaubens sind die beiden Heiligen auch heute noch ein inspirierendes Beispiel. Gerade im düsteren Novembermonat verweisen sie auf das Licht vom Himmel her, das Düsterkeit und Melancholie überwinden kann. Dr. Martin Leitgöb CSsR Provinzial der Redemptoristen Wien-München


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FORUM

Unser Angebot Sudetendeutsche Zeitung mit Aussiger Bote · Der Egerländer · Egerer Zeitung · Elbogener Heimatbrief · Falkenauer Heimatbrief · Heimatbote · Heimatruf · Isergebirgs-Rundschau · Karlsbader Badeblatt · Karlsbader Zeitung · Leitmeritzer Heimatbote · Luditzer Heimatbrief · Neudeker Heimatbrief · Nordböhmische Umschau · Reichenberger Zeitung · Riesengebirgsheimat · Sternberger Heimat-Post · Zuckmantler Heimatbrief

Sudetendeutsche Zeitung Folge 45 | 10. 11. 2023

Na zdraví und Prost auf die Eröffnung: Landschaftsbetreuer Ulf Broßmann, Chronistin Pavlína Ďuricová, Vizebürgermeister Lukas Sigmund und Bürgermeisterin Martina Blažková.

Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

wöchentlich (125,00 EUR im Jahr) mit folgendem Zahlungszeitraum: jährlich durch Lastschrift

halbjährlich durch Lastschrift vierteljährlich durch Lastschrift Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Zeitung, Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimat-Post, Zuckmantler Heimatbrief 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Neudeker Heimatbrief für die Heimatfreunde aus Stadt und Landkreis Neudek 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr)

Martina Blažková, Professor Dr. Ulf Broßmann und Pavlína Ďuricová durchschneiden das Band vor dem Park, links hinten Matthäus Stachs Geburtshaus.

Reichenberger Zeitung, Nordböhmische Umschau 24 Ausgaben (62,50 EUR im Jahr)

� Mankendorf/Kuhländchen

Park der Mährischen Brüder

Riesengebirgsheimat 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Diese Preise gelten bei Erteilung eines Bankeinzugsauftrags (SEPA-Lastschriftmandat) und Lieferung innerhalb Deutschlands. Preise für Auslandsabonnements auf Anfrage!

Die Gemeinde Mankendorf im historischen Kuhländchen hegte seit langem den Wunsch, das Grundstück gegenüber des Friedhofes und der Kirche zu kaufen, um dort einen Ort für den letzten Abschied von Verstorbenen zu schaffen.

Adresse: Name, Vorname

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V

Postleitzahl, Ort

Telefon

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Geburtsdatum, Heimatkreis

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45/2023

nes Bandes am Parkeingang und einer Tanzaufführung der Jugend in Tracht, die auch traditionelle Leckereien anbot, nahmen die Mankendorfer mit Getränken, Kuchen und deftigen Imbissen, aber auch mit anerkennenden Gesprächen von dem Park Besitz. Ein Blick in die Geschichte zeigt, weshalb in Mankendorf ein Park der Mährischen Brüder geplant wurde. Bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg galt das Dorf als „häretisch lutherisch“.

ein geheimes Zentrum der Brüdergemeine. Doch bald kam dies der Obrigkeit in Odrau zu Ohren, und grausame Verfolgungen setzten ein. Christian Stach mußte mehrere harte Gefängnisstrafen ertragen, worunter seine Gesundheit stark litt. Deshalb flüchtete sein Sohn Matthäus Stach 1728 mit dem Segen seiner Eltern nach Herrnhut in der Lausitz in Sachsen. Dieser Ort war 1722 von dem Senftlebener Christian David auf den Besitzungen von Nikolaus Graf von Zinzendorf als

Die älteste Statue Mankendorfs von 1742, die den heiligen Johannes von Nepomuk darstellt, wurde ebenfalls Teil des Parks der Mährischen Brüder. Josef Christ, Ortsbetreuer von Mankendorf, und ich beteiligten uns an der aufwendigen Restaurierung. So wurde Vorhandenes integriert und Neues hinzugefügt. Zusammen mit der Kirche entstand ein anziehendes Zentrum für jung und alt, das einen wichtigen Teil der Geschichte Mankendorfs für künftige Generationen dokumentiert. Bürgermeisterin Blažková, Chro­ nistin Ďuricová sowie den Mitgliedern des Gemeinde- und des Kirchenrats gebühren hohe Anerkennung und großer Dank, daß dieses Projekt mit seiner ansprechenden Gestaltung realisiert werden konnte. Noch etwas möchte ich erwähnen. Bevor die Eröffnung des Parkes durchgeführt wurde, hatte Martina Blažková meine Frau Hildegard und mich zum Mittagessen in das Gemeindehaus eingeladen. Das war früher die Schule von Mankendorf. Das festliche Essen fand im ersten Stock statt. Als gebürtiger Mankendorfer erkannte ich den großen Raum gleich wieder und meinte, daß ich mich ganz besonders geehrt fühle, gerade hierher eingeladen worden zu sein, nämlich in das ehemalige Lehrerzimmer, in dem mein Va-

or mehr als zwei Jahren begannen die Planungen. Schnell war klar, daß hier in der Mitte der Gemeinde nicht nur ein Ort für Trauernde entstehen sollte, sondern auch ein Park der Geschichte Mankendorfs für Bewohner und Interessierte. Begünstigt wurde dieser Plan von der Lage des Grundstücks unmittelbar neben dem Geburtshaus von Matthäus Stach, dem bekannten Grönlandmissionar der Mährischen Brüder. Die Dorfchronistin Pavlína Ďuricová plante mit Hilfe von Daniel Říčan, dem Vorsitzenden des Moravian-Vereins in Zauchtel, und mir den Entwurf eines Parkes der Mähri- Das Zentrum des Parks mit Grönlandstein und Informationstafeln. schen Brüder. Die endgültige Form des gesamten Gelän- Mankendorf gehörte folglich zur Zufluchtsort für Mährische Glaudes wurde von einer Architektin Brüderunität in Fulnek, die auch bensflüchtlinge gegründet worentworfen. Dank der Bewilligung Johann Amos Comenius bis 1621 den. Von dort wurden sie in die des Zuschusses aus dem staatli- nach der Schlacht am Weißen weltweite Mission gesandt und chen landwirtschaftlichen Inter- Berg betreute. bekehrten gewaltlos Heiden zum ventionsfonds (SZIF) konnte der Danach setzte ab 1628 die Re- Christentum. Bau Ende 2022 beginnen und en- katholisierung ein, der Glaube Rund 40 Mankendorfer exudete im September. der Mährischen Brüder wurde lierten nach Herrnhut. Sie mußViele Menschen aus Man- bei Strafe verboten und die An- ten infolge ihres Glaubens die kendorf und Umgebung waren hänger verfolgt. So auch in Man- Heimat verlassen und blieben am 14. September gekommen, kendorf. Jedoch blieben viele in wegen ihrer Lebenswerke in der um dem Festakt der Eröffnung ihren Herzen dem alten Glauben Missionierung beizuwohnen. Bürgermeisterin treu. Ein Beispiel hierfür ist die bis heute unverMartina Blažková sprach ihren leibeigene und untertänige Fa- gessen. Ihr Geund den Dank der Gemeinde den milie Stach, die damals gegen- dächtnis lebt im ausführenden Firüber der Kirche in Park der Mährimen für den Enteinem ärmlichen schen Brüder in wurf und die guBauernhaus leb- Mankendorf weite Umsetzung aus. te. Niemand ahn- ter. Nun können Ihnen sei es gelunte, daß sie den aus viele Lebensläufe gen, das gesamte Amsterdam ins wie von Matthäus Konzept mit groLand geschmug- Stach und seinen ßer Präzision, Sengelten Comeni- Schwestern Rosisibilität und aneruskathechismus na und Anna so- Hildegard und Ulf Broßmann mit Bürgermeisterin kennenswertem besaß und jeden wie Hinweise auf Martina Blažková in Papa Broßmanns LehrerzimEngagement zu Abend im Gehei- Missionsorte, auf mer. gestalten. men daraus bete- Herrnhut, ComeChronistin te. nius und so weiter den Tafeln, ter viele, viele Stunden verbracht Ďuricová berichNachdem die manche auch in deutscher Spra- hatte. tete, über was die Verfolgungen der che, entnommen werden. So schloß sich der Kreis der Tafeln informierMährischen BrüDa Matthäus Stach 1787 in Aussöhnung. Er beginnt mit den ten, und dankte der nachgelassen Bethabara im US-amerikani- verfolgten Mährischen Brüdern, allen, die an der hatten, bildeten schen North Carolina gestorben geht weiter über die vertriebeTextaufbereitung, sich brüderische war, kam Pavlína Ďuricová auf nen deutschen Mankendorfer Übersetzung und Erweckungsbedie Idee, einen Baum aus die- und endet bei der Freundschaft Darstellung beteiwegungen. Deren sem Ort ins Zentrum des Parks zwischen früheren Mankendorligt gewesen seiAnhänger trafen zu pflanzen. Da es bereits ei- fern und heutigen Mankendoren. Anschließend sich verborgen in nen solchen Baum im Nachbar- fern. Auf der Tafel vor der groschilderte ich den privaten Bethäu- ort Zauchtel gab, wächst nun ßen Linde am Eingang zum geschichtlichen sern. Das Haus ein Ableger von ihm in Man- Brüderpark steht: „Strom českoHintergrund des Die Johannes-von-Nepo- von Christian kendorf neben einem Felsen německého přátelství. Baum der Parks. Nach dem muk-Statue ist die älteste Stach in Manken- aus Grönland mit der Parkwid- deutsch-tschechischen FreundZerschneiden ei- Statue in Mankendorf. dorf war um 1710 mung. schaft.“ Ulf Broßmann


Bertha von Suttner ist bekannt, weil sie für ihr Buch „Die Waffen nieder“ als erste Frau den Friedensnobelpreis erhielt. Ein interessanter Abschnitt ihres Lebens sind die Jahre, die sie mit ihrem Mann in Georgien verbrachte. Dort begegnete dem aufmerksamen ausländischen Besucher bereits in der Sowjet­zeit großes Interesse für Deutschland. In Gesprächen klang die kurze Zeit der Unabhängigkeit des Landes an, die dieses Land 1917 deutschen Einflüssen verdankte.

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KULTUR

Sudetendeutsche Zeitung Folge 45 | 10. 11. 2023“

� Auf sudetendeutschen und ostdeutschen Spuren

o hat der Schlesier Arthur Leist (* 8. Juli 1852 in Breslau, † 22. März 1927 in Tiflis) ein Grab auf dem Ehrenfriedhof in Tiflis, der Hauptstadt Georgiens. Der Danziger Gustav Radde (* 27. November 1831 in Danzig, † 2. März/15. März 1903 in Tiflis) gründete 1867 in Tiflis das Kaukasische Museum. Aber auch an Landsleute von Bertha von Suttner aus Böhmen und Mähren sind südlich des Kaukasus die Erinnerungen lebendig geblieben. Schon im 18. Jahrhundert wirkten Patres der böhmischen Kapuzinerprovinz im damals noch von Rußland unabhängigen Königreich Georgien. Die Akademie der Wissenschaften in Tiflis arbeitet heute an einer Herausgabe von Quellen aus jener Zeit. Da wird 1765 der Pater Aloysius von Prag genannt, den ein Jahr später der Papst zum Präfekten der ganzen Kaukasus-Mission ernennt. In Dokumenten aus den Jahren 1770 bis 1780 begeg­ net uns sein Landsmann Pater Alexius aus Reichenberg. Über beide weiß kaum ein Sudetendeutscher etwas. In den 1870er Jahren lebte dann eben auch Bertha von Suttner (* 9. Juni 1843 in Prag, † 21. Juni 1914 in W ­ ien) in Georgien, eine geborene Gräfin Kinsky. Sie wurde erst später mit ihrem Roman „Die Waffen nieder“ und der gleichnamigen pazifistischen Zeitschrift berühmt und erhielt dafür 1905 den Friedensnobelpreis. 1876 hatte sie den sieben Jahre jüngeren Freiherrn Arthur von Suttner (* 21. Februar 1850 in ­ Wien, † 10. Dezember 1902 auf Schloß Harmannsdorf) geheiratet und war danach mit ihm in den Kaukasus geflüchtet, da die Familie Suttner gegen diese Ehe war. Wie kam das Paar ausgerechnet auf Georgien? Bertha hatte die Witwe des Fürsten von Mingrelien, Ekaterina Dadiani, bereits auf einer Kur im Sommer 1864 in Bad Homburg kennengelernt und war von ihr begeistert: „Das Orientalische, Exotische, vermischt mit dem russisch und pariserisch Westlichen, gewürzt mit Romantik und eingerahmt vom Reichtumsglanz, das übte einen Zauber auf mich aus“, schreibt sie in ihren 1909 erschienenen Memoiren. Da sich Bertha damals in Prinz Heraklius, den Vetter der Fürstin und Offizier des Leibgarde des Zaren verliebt hatte, studierte sie eifrig die Geschichte Georgiens, einen Heiratsantrag der Prinzens erwartend. Der kam aber nie. Nun schrieb sie 13 Jahre später 1877 der Fürstin von ih-

ren persönlichen SchwierigkeiNach ihren kurzen Reporta- dene Bauwerke Georgiens, die ten wegen der von ihrer Familie gen verfaßte Bertha „Hanna“, ih- dann später in Mouriers Buch nicht gebilligten Ehe und erhielt ren ersten Roman. Im Gegensatz „Die Kunst des Kaukasus“ geprompt eine telegrafische Einla- zu ihrem Mann bezog sie aber in druckt wurden. Als 1882 die Fürdung nach Georgien. ihre Romane, die in Fortsetzun- stin starb, zog das Ehepaar in Das Paar fuhr mit die Hauptstadt Tiflis, dem Schiff donauabda es mit den Kindern wärts bis ins rumänider Fürstin nicht so ensche Galatz, dann mit ge Beziehungen hatte. der Post nach Odessa „Tiflis ist eine halb oriund von dort mit dem entalische, halb westSchiff über das Schwarliche Stadt“ notiert ze Meer nach Batum, Bertha. wo sie ein Bote der Hier arbeitete Fürstin empfing. An Arthur als Architekt der Grenze der Provinz und Designer bei eiMingrelien erwartete nem französischen sie der Sohn der FürFabrikanten, Bertha stin, der sonst als Adjuschrieb weiter und tant des Zaren in Sankt gab Französisch- und Petersburg lebte. Deutsch-Unterricht. Da die Fürstin bald Vor allem mit Fortsetwieder nach Paris fahzungsromanen verren sollte, lebten die diente sie sich das notSuttners zunächst in wendige Geld. Von Kutaisi. Arthur von Georgien aus traten Suttner schrieb Zeidie beiden dem Deuttungsartikel über den schen SchriftstellerverKaukasus und schickband in Berlin bei. te sie an verschiedene Mit einem Freund, Zeitungen in Deutschdem georgischen land und Österreich. Journalisten Jonas „War es Neid, war es Das Wohnhaus der Suttners in der Usnadzis Kutscha im Meunurgia versuchehemaligen Neu-Tiflis. Nachahmungstrieb? ten sie auch, das ge– Ich wollte versuorgische Nationalchen, ob ich nicht auch etwas gen in deutschen Illustrierten er- epos „Der Recke im Tigerfell“ schreiben konnte“, bekennt spä- schienen, die Umwelt des Kauka- von Schota Rustaveli ins Franzöter Bertha, die so ihre schrift- sus nicht ein. Ganz anders Arthur, sische und Deutsche zu übersetstellerische Laufbahn beginnt. der auch später seine meisten Er- zen Der in Tiflis lebende ungariIn der „Neuen Illustrierten Zei- zählungen und Romane in Ge- sche Zeichner Graf Michai Zichy tung“, in der „Gartenlaube“, im orgien und den Nachbarländern sollte dazu die Illustrationen lie„Salon“ und anderen damals be- handeln ließ wie „Daredjan. Ein fern. Zwar schrieb Arthur für eikannten Blättern erscheinen ihre mingrelisches Sittenbild“, „Die ne georgische Zeitung eine SeFeuilletons. Später gab sie auch Adjaren“, „Die Tscherkessen“ rie über das Epos von hohem wisDeutschunterricht, während oder „Kinder des Kaukasus“. senschaftlichem Wert und auch Arthur vergeblich versuchte, eine Für den damals in Tiflis täti- einen Artikel für die russische landwirtschaftlicheKoloniezugrün- gen Belgier Jean Mourier zeich- „Iveria“, doch das Unternehmen den. nete Arthur von Suttner verschie- der Übersetzung blieb leider un-

vollendet. Erst der Breslauer Arthur Leist gab das Epos erstmals in deutscher Übersetzung heraus. 1885 kehrten die Suttners nach Österreich zurück. Ein anderer Deutscher aus Prag hatte schon vor ihnen im Kaukasus geforscht. Das war der Geograf Friedrich Kolenati, der 1844 den Versuch unternahm, den Kasbek zu besteigen, den mit 5047 Metern achthöchsten Berg des Großen Kaukasus. Von ihm stammt als bleibende wissenschaftliche Leistung die erste Gletscheruntersuchung im Kaukasus. Der 1813 in Prag Geborene war Assistent der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg und wurde 1849 Professor in Brünn. 1864 starb er auf einer Exkursion im Altvatergebirge. Wie bekannt Böhmen und Mähren auch in kommunistischer Zeit bei jungen Georgiern waren, erfuhr ich selbst bereits 1988 an der Universität in Tiflis. Dort hatte seit 1980 der katholische Theologe Adolf Hampel (* 7. September 1933 in Kleinherrlitz bei Freudenthal, † 12. Juni 2022 im hessichen Hungen) am Lehrstuhl für wissenschaftlichen Atheismus mehrere Studienaufenthalte gehabt und eine Reihe von Gastvorträgen gehalten. Er hatte dabei auch noch den 1985 verstorbenen Ethiker Gela D. Bandzeladze kennengelernt, einen Schulfreund Eduard Schewardnadses, der das Buch von Bandzeladze „Über den Begriff der Menschenwürde“ zu drucken erlaubte, um die marode KP Georgiens zu reformieren. Hampel übersetzte dieses Buch, das 1987 deutsch erschien.

Der damalige Rektor der Katholischen Universität Eichstätt, Professor Nikolaus Lobkowicz, schrieb darüber in der „Zeitschrift für Politik“: „Es verschlägt einem in der Tat fast den Atem; denn der 1998 verstorbene georgische Ethiker Bandzeladze hat eine Grundlegung der Ethik geschrieben, die trotz häufiger Zitate aus Marx, Engels und Lenin fast allem widerspricht, was der offizielle Marxismus-Leninismus vertritt.“ So hatte der Name Hampel einen guten Klang, und ein Besuch mit ihm in Georgien war ein Heimspiel. Deutsche Plakate von Goethe-Aufführungen in Weimar und Berlin an den Wänden der Universitätskorridore zeigten uns, daß wir auf dem richtigen Weg zum Goethe-Kabinett der Staatlichen Universität in Tiflis waren. Der Germanist Reso Karalashvili hatte dieses Kabinett mit einer Bibliothek aufgebaut und dazu einen eigenen Goethe-Zirkel ins Leben gerufen. Jeden Donnerstag trafen sich im sowjetischen Tiflis ein Dutzend georgischer Studenten, um in der Sprache Goethes über den in Frankfurt geborenen Dichterfürsten zu sprechen. Im März wurden jedes Jahr Goethe-Tage in der georgischen Hauptstadt veranstaltet. Schnell kamen wir dank der ausgezeichneten Deutschkenntnisse der Germanistik-Studenten in Kontakt und Diskussion. Tabus gab es damals dank Glasnost und Perestrojka nicht mehr, höchstens Schwierigkeiten mit anwesenden „DDR“-Kollegen, die nicht gerne hörten, wenn die Georgier ganz selbstverständlich vom deutschen Volk, ja von der Einheit der deutschen Nation sprachen. Immer wieder wurde an die Zeiten deutsch-georgischer Begegnung erinnert. Man wußte hier, daß von dem Schlesier Andreas Gryphius ein Drama über „Catherina von Georgien“ stammt und sie als Beispiel „bewehrter Beständigkeit“ als Symbol ihrer Treue zu Volk und Religion auf die Bühne brachte. Auch den Studenten war bekannt, daß seit 1819 Deutsche in Neu-Tiflis siedelten, das dann bereits 1861 nach Tiflis eingemeindet wurde. Und natürlich wußte man auch, daß Goethe oft in Böhmen war, ja daß ihn dieses Land neben Italien und Weimar am meistengeprägt hatte. Zeilen aus der „Marienbader Elegie“ wurden von Studenten zitiert; wir diskutierten auch über das Buch des Pragers Johannes Urzidil „Goethe in Böhmen“ und Goethes letzte große Liebe Es traf uns schwer, Monate nach der Rückkehr lesen zu müssen, daß Reso Karalashvili erst 48jährig im April 1989 bei einem Besuch in Weimar starb. Ich ließ mit Adolf Hampel die Kontakte zu Georgien nie abreißen und begleitete nicht nur verschiedene Reisegruppen in Georgien.Nach der Unabhängigkeit Georgiens erreichte ich auch, für den Künstler Otari Dzischkariani im Bildungszentrum Heiligenhof eine Ausstellung von dessen Gemälden zu organisieren. Rudolf Grulich

Gustav Radde

Arthur Gundaccar und seine Frau Bertha von Suttner.

Geograf Friedrich Kolenati

Professor Dr. Adolf Hampel

In Georgien und im Kaukasus

S

Tiflis im Jahr 2005.

Arthur Leist


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KULTUR

Angela Kreuz aus Regensburg und Tamara Kopřivová aus Pilsen bei ihrer Lesung. Die beiden Schriftstellerinnen kennen sich seit rund 30 Jahren. Ein nicht alltägliches Literarisches Café erlebten die rund 20 Besucher im Evangelischen Bildungswerk Regensburg (EBW). In Kooperation mit diesem hatte die Ackermann-Gemeinde im Bistum Regensburg zu der Veranstaltung mit dem Titel „Beziehungen über Grenzen hinweg – Vztahy přes hranice“ eingeladen. Der Untertitel lautete „Doppelt gedichtet aus Pilsen und Regensburg“, womit die Herkunftsorte der beiden Vortragenden – Tamara Kopřivová und Angela Kreuz – genannt waren.

F

ür die Ackermann-Gemeinde begrüßte Schatzmeister Bernhard Dick die Zuhörer und stellte die Musiker und Schriftstellerinnen kurz vor. Auch wies er darauf hin, daß die Texte in der jeweiligen Muttersprache und dann in Übersetzung vorgetragen würden und den Literaturgattungen Prosa und Lyrik entstammten. Für das EBW begrüßte die Werkstudentin Selina Hammerbacher die Gäste und betonte besonders die drei Aspekte Lesung, Musik, Gespräch – natürlich seien im Anschluß Fragen möglich. Mit bei der Veranstaltung war ferner mit seiner RickenbackerElektrogitarre Dieter Lohr. Mit Angela Kreuz am Cello und der Sängerin Cynthia Zentner bildet er die Gruppe „In Glad Company“, die chillige, fröhlich-melancholische Musik vermitteln will – Coverversionen bekannter Musik und auch Eigenkompositionen. Da die Sängerin erkrankt war, erklangen zwischen den Textvorträgen vor allem instrumentale Eigenkompositionen von Kreuz und Lohr.

Sudetendeutsche Zeitung Folge 45 | 10. 11. 2023

Dieter Lohr an der E-Gitarre und Angela Kreuz mit dem Cello bilden beim Literarischen Café das Ensemble „In Glad Company“ und steuern instrumentale Stücke bei. Bilder: Markus Bauer

� Literarisches Café in Regensburg

Wunden heilen mit Literatur Mit einem Ausschnitt aus der Sinfonischen Dichtung „Die Moldau“ von Friedrich Smetana – nur selten erklingt diese wohl in der Besetzung Cello und Elektrogitarre – entführten Kreuz und Lohr schon mal akustisch ins Nachbarland.

Zugfahrt nach Prag Um die Zugfahrt der Cellistin Sophie nach Prag ging es dann in dem von Angela Kreuz vorgetragenen Text. Zunächst spricht Sophie am Ausgangsbahnhof mit ihrer Oma, die aus früheren Jahrzehnten Erinnerungen an die Stadt an der Moldau („Prag is a deiers Plaster“) hat. Mit dem Begriff „Rucksackdeitsche“ wird dann deutlich, daß es sich bei der Großmutter um eine Heimatvertriebene handelt, Sophie wohl bei ihren Großeltern lebte und nun „aus der Dachkammer bei Oma und Opa“ herauskommen möchte. Die Oma erinnert sich im Gespräch unter anderem an ihre Zeit als Dienstmädchen. Während der Zugfahrt scheint der Oberpfälzer Wald mit dem Böhmerwald zu verschmelzen, am Bahnhof von Holeischen /Holýšov wartet die Musikerin bei Regen auf eine bessere Zeit. Hingewiesen wird darauf, daß Sophie in ihrem Korb einen Gedichtband von Tamara Kopřivová dabei hat – für die Lesung eine

gelungene Überleitung zu deren Texten. „Ausflug nach Luková“ hieß Kopřivovás erstes Gedicht. „Alle ‚Steinheiligen‘ brachen in Gelächter aus“ trug sie unter anderem vor und nannte den Namen des Gotteshauses, in dem diese zu finden sind. Zum Verständnis: In der kleinen tschechischen Gemeinde Luckau/Luková, konkret in der dortigen Sankt-Georgs-Kirche, sitzen in deren Bänke Dutzende geisterhafte Gestalten. In weiße Laken gehüllt sitzen die gesichtslosen Wesen da und schweigen. Die Schriftstellerin aus Pilsen spricht von einer „malerischen Landschaft“, die an die Toscana erinnert, nennt die Pappelallee auf dem Weg vom Friedhof zur Kirche. „Der Kirchturm steht trotz 700 Jahren aufrecht, verkratzter Putz“, so die Eindrücke vom Gotteshaus, in dem die weißgekleideten Gestalten, leblosen Figuren, ja Gipsstatuen schweigend zu Gott beten. „Sie sind nach Hause zurückgekehrt, in den Statuen ist das vergangene Leben eingehaucht“, heißt es sinngemäß in der Übersetzung. Verfallene Gebäude sowie verschwundene Orte und Dörfer bilden ein Schwerpunktthema, das Kopřivová immer wieder literarisch bearbeitet. In diesem Fall hat sie die vom Künstler Jakub Hadrava gestaltete Installation in

der Sankt-Georgs-Kirche aufgearbeitet. Und im Text „Luková“ geht es um das Schicksal einer Familie Rödig, deren Grab sich dort auf dem Friedhof befindet, die Tafel mit der Namensaufschrift aber in mehrere Stücke gebrochen ist. Von der früheren Angehörigen der Familie heißt es: „Eines Tages kam sie nicht mehr, nie mehr. Die Kirche verwahrloste, blieb leer, und niemand, der das Vaterunser betete. Eine Stille, die schwer zu ertragen war.“

Verschwundene Dörfer Zum Kirchenambiente paßte dann Angela Kreuzes Text „Eine kleine Spinne“. Die Titelheldin wandert zum Kirchenfenster hinauf, uralte Grabplatten in der Nähe. „Glänzend weht der Faden durch den Raum, sucht nach einem neuen Halt.“ Mit Wegen, Scheidewegen, Sackgassen bis hin zu Einreiseverboten beschäftigte sich Kopřivovás Text „Windschiefe Geraden“, in „Landschaft“ beschreibt sie eine solche aus einer besonderen Perspektive – nämlich mit der Nase an ein Waggonfenster gepreßt. Das sehr neue Gedicht „Juli 2023“ führt in den Böhmerwald, wo der Fingerhut blüht und Menschen in Festtagskleidung die Stufen zur Kirche hinaufgehen

– gleichsam einer Treppe zum Himmel. „Statt einer Glocke sangen die Vögel in den Ästen der Bäume“, merkt sie an – ein Hinweis auf eine weitere, nicht mehr aktive Kirche? Eine Mischung aus fröhlicher und Abschiedsstimmung in einem Gasthaus herrscht schließlich im Text „Das Erwachen“: „Die verschwundene Siedlung wird lebendig in der Erinnerung“ – das Thema „Verschwundene Dörfer“ klingt hier sehr deutlich durch. Nach den Gedichten Kopřivovás, die sich stark ihren thematischen Interessen widmeten, ging es zu Angela Kreuzes Erzählung zurück. Zu Sophie kommt ausgerechnet ein Mann mit ebenfalls einem Cello ins Zugabteil. Aus dem Gespräch wird nun klar, daß die junge Frau die Aufnahmeprüfung zum Konservatorium in Prag machen will und natürlich auch ein Zimmer oder eine Unterkunft sucht. Auch erfährt man aus dem Dialog, daß Sophies Großeltern aus Böhmen kamen. Darin eingebettet sind Aussagen über den Sudeten-Begriff, über die NSHintergründen, aber auch darüber, daß der Großvater „ein alter Sozialdemokrat ist“. Und die Großmutter hat, auch das berichtet Sophie, ausgehungerte Gefangene auf dem Weg nach Flossenbürg verstohlen mit Knödeln versorgt. Beim Blick auf

� Kulturnacht in Neumarkt in der Oberpfalz

SL-Kulturpreisträger am Klavier In Neumarkt in der Oberpfalz fand eine Kulturnacht unter dem Motto „Tier & Mensch“ mit SL-Kulturpreisträger Stefan Daubner bei einem Konzert statt.

K

langvolles aus dem Tierreich trugen Stefan Daubner am Klavier und Marie-Therese Daubner am Violoncello in der neu gestalteten evangelischen Christuskirche vor. Dieses Konzert wurde auch in der Ortsgruppe Neumarkt und darüber hinaus publik gemacht. SL-Ortsobmann Horst Zischka konnte ein längeres Gespräch mit dem Ehepaar führen. Dabei kam die Heimat zur Sprache, ebenso das von beiden auf die Bühne gebrachte Musical „Tisa –

Marie-Therese und Stefan Daubner.

Bilder: Horst Zischka

eine Liebe ohne Grenzen“, für das Stefan Daub­ ner den Kulturpreis 2022 der Sudetendeutschen Landsmannschaft erhielt. Diverse Schwäne von Franz Schubert oder Richard Wagner, Schmetterlinge, Hummeln oder Elefanten und weitere „tierische“ Vertonungen verschiedener Komponisten konnten durch die virtuosen Beiträge der beiden Musiker gut nachvollzogen werden. Ebenso wurde die mitschwingende Sehnsucht der „Katalanischen Nationalhymne“ nachdrücklich interpretiert. Insgesamt war das Konzert ein gelungener Beitrag im Rahmen einer überaus vielseitigen Veranstaltung der Stadt Neumarkt.

die Prager Karlsbrücke fällt der Vergleich zur Steinernen Brücke in Regensburg, und beim Anblick der Moldau heißt es: „Was für ein Empfang.“ Sophies Bemerkung beim Aussteigen aus dem Zug in Prag und beim Einatmen von Großstadtluft vom „Wilden Osten“ korrigiert ihr Cello-Kollege Milan postwendend: „Hier ist die Mitte Europas.“ Mit dem Text „Heimkehr“ von Angela Kreuz, in dem es um Heimat, Ahnen aus Prag, Wurzeln, Nomadentum und die Rückkehr nach Prag geht, endete die doppelte Dichterlesung der zwei Schriftstellerinnen.

Doppelte Dichterlesung Die Passagen der Erzählung über die junge Cellistin Sophie waren dem noch nicht erschienenen neuen Roman von Angela Kreuz entnommen. Sie hofft, das Buch im Jahr 2025 – zum 80jährigen Gedenken an die Vertreibung – veröffentlichen zu können. Auch Tamara Kopřivová hat ein paar der vorgelesenen Texte bisher noch nicht publiziert beziehungsweise eigens für diese Lesung geschrieben. Die beiden Schriftstellerinnen kennen sich seit etwa 30 Jahren und pflegen den literarischen und thematischen Austausch im Schriftstellerverband Ostbayern und im Zentrum Westböhmischer Schriftsteller. Beide realisierten bereits viele gemeinsame Projekte. So lasen sie zum Beispiel auch im Centrum Bavaria Bohemia in Schönsee. Mit „Wunden heilen“ umschreiben sie eine Intention ihres literarischen Schaffens. Markus Bauer


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VERBANDSNACHRICHTEN

Sudetendeutsche Zeitung Folge 45 | 10. 11. 2023

� SL-Ortsgruppe Bad Kötzting/Oberpfalz

Unsere Deutschen hatte, stammt selbst nicht aus einer sudetendeutschen Familie, spricht aber Tschechisch. Das Verhältnis zwischen Deutschen und Tschechen sei schon seit Jahrhunderten ambivalent und beiderseitig von vielen Vorurteilen geprägt, so der Kulturreferent des Adalbert-Stifter-Vereins. Aus drei Beiind Sudetendeutsche Revanchi- trägen von tschechischen Autoren sten, die säbelrasselnd an der las er unter anderem aus dem AufGrenze auf ein Zeichen der Schwäche satz „Weggefährten, Gegner, Nachin Techischen Republik warten, oder barn“ von Jiří Padevět vor. Padevět befassen sie sich nur mit ihren eige- beschreibt die Greueltaten der Nanen Leiden aus der Zeit der Vertrei- tionalsozialisten in Prag und Umbung aus Böhmen und Mähren? Mit gebung und macht auch die blutisolchen Fragen setzte sich Wolfgang ge Vertreibung zum Thema. Seine Schwarz, Kulturreferent für die Böh- Gegenüberstellung von zwei Menmischen Länder beim Adalbert-Stif- schen, von denen einer Lebensretter-Verein in München, beim Litera- ter wurde, ohne jemals Dank darischen Café in Bad Kötzting ausein- für zu erfahren, während ein anderer ander. Nach seiner Lesung aus dem zum gefürchteten KZ-Aufseher und von ihm 2019 herausgegebenen Buch vielfachen Mörder wurde, schildert „Mein Weg zu unseren Deutschen. höchst eindrucksvoll die 1940er JahZehn tschechische Perspektiven“ bot re. sich Gelegenheit zu einer regen DisMit dem „Brünner Todesmarsch“ kussion. In dieser wurde deutlich, daß befaßte sich während ihres Studiums vor allem in den vergangenen zehn die junge Autorin Kateřina Tučková. Jahren eine deutliche Annäherung Tučková ist eine der Initiatorinnen der zwischen Tschechen und den Hei- Aktion „Meeting Brno“, die dem Gematvertriebenen geschehen sei, die denken an die Opfer des Todesmares noch weiter auszubauen gelte. sches gewidmet ist. Die offizielle EntBeispielsweise müsse noch viel schuldigung für die Vertreibung der mehr getan werden, um die Sprach- Deutschen aus Brünn wertet Schwarz barriere zu überwinden, machte der als gutes Zeichen, ebenso den Marsch Kulturreferent in Gegenrichdeutlich. Bitung von der linguale Kinösterreichischen dergärten und Grenze nach Schulen könnBrünn, mit dem ten ebenso wie die Deutschen kulturelle Bein die mährische gegnungen und Hauptstadt symwirtschaftliche bolisch zurückBeziehungen geholt werden. dazu beitragen, „Warum Deutdas Verständnis sche und Tschefüreinander zu chen einander fördern und eine brauchen (könnvorurteilsfreie ten)“ ist ein BeiVerständigung trag des Tschevon Deutschen chischen Botund Tschechen Ortsobfrau Elke Pecher dankt Dr. Wolf- schafters in gang Schwarz mit Bürgermeistersekt und Berlin, sicherzustellen. Tomáš Auf Seiten der Honig aus dem Rathaus. Bild: Alois Dachs Kafka, überPolitik mangschrieben. Der le es dabei oft an Glaubwürdigkeit, Diplomat schildert darin, wie er als räumte Wolfgang Schwarz ein. Auf Elfjähriger 1976 für die deutsche Fußtschechischer Seite seien vom frü- ballnationalmannschaft geschwärmt heren Staatspräsidenten Miloš Ze- habe, die beim Endspiel der Europamann Äußerungen gekommen, die meisterschaft in Belgrad dem tscheals Rechtfertigung der Vertreibung chischen Team deutlich unterlezu werten seien, auf deutscher Sei- gen gewesen sei. Als sich 1996 beim te habe es lange Zeit wenig Inter- EM-Finale in Wembley erneut beide esse an einer Verbesserung der Be- Teams gegenüberstanden gestanden ziehungen gegeben. Die Rede des und die Tschechen deutlich schwätschechischen Ministerpräsidenten cher gewesen seien, habe er denPetr Fiala bei der Eröffnung der bay- noch für sie geschwärmt, obwohl der erisch-tschechischen Landesausstel- beste Spieler auf dem Platz Němec lung in Regensburg und sein Auftritt (Deutsch) geheißen habe. beim bayerischen Kabinett seien daDie Rundfunkjournalistin Lída gegen als „ausgestreckte Hand“ für Rakušanová befaßt sich mit der Tateine bessere Verständigung zu wer- sache, daß ein Fünftel der Bürger der ten. damals 50 000 Einwohner zählenden Wie wenig die Politik voranbringt, Stadt Budweis von heute auf morzeigt sich nach Ansicht von Schwarz gen verschwunden sei und alle so gean der 1995 getroffenen Aussa- tan hätten, als wäre nichts geschehen. ge, der Ausbau der Bahnlinie Mün- Der erste von 1000 Zugtransporten, chen–Prag habe Priorität. Statt ei- die ab Januar 1946 das Auffanglager ner längst notwendigen ICE-Verbin- Furth im Wald erreicht hätten, sei aus dung „fährt nun alle zwei Stunden Budweis/České Budějovice gekomder ALX, wenn er denn kommt“, sag- men. Das sei der Beginn der „geregelte der leidenschaftliche Bahnfahrer ten Vertreibung“ gewesen, die für 2,5 und verwies auf eine supermoder- Millionen Deutsche den Verlust der ne ICE-Verbindung zwischen Prag Heimat gebracht habe. und Berlin. Auch die Initiativen der Gleichgültigkeit gegenüber der eiverschiedenen Heimatvertriebenen- genen Geschichte könnte nach AnGruppen müßten stärker gebündelt sicht von Schwarz zum größten Prüfwerden, räumte Schwarz ein. Damit stein der deutsch-tschechischen sei unter anderem das Centrum Ba- Beziehungen werden. Elvira Frauvaria Bohemia in Schönsee beauf- endienst verwies auf Partnerschaftragt, zumindest was die Beziehungen ten, wie sie zwischen Bad Kötzting zwischen Bayern und Böhmen be- und Schütthofen/Sušice bestünden treffe. und mit gemeinsamen ChorauftritDie zehn Autorinnen und Autoren, ten gefördert würden. „Wichtig sind Künstlerinnen und Künstler, Jour- mehrgleisige Beziehungen“, machte nalisten und Rundfunkleute, die in Schwarz klar, deswegen sollten auch „Mein Weg zu unseren Deutschen“ Netzwerke ausgebaut werden. zu Wort kommen, sollen in dem Werk „Ich habe Sorge, daß der Volksdie unterschiedliche Betrachtungs- stamm der Sudetendeutschen verweise der deutsch-tschechischen Be- loren geht“, sagte Ottilie Altmann. ziehungen herausstellen. Schwarz, Schwarz meinte, er kenne viele Sudeder in Regensburg unter anderem Ge- tendeutsche, für welche die regionaschichte und Politikwissenschaft stu- le Identität wie Böhmerwäldler oder diert und in Prag ein Jahr lang über Egerländer, Wischauer oder Iglauer die Beziehungen zwischen DDR und wichtiger sei als die sudetendeutsche. ČSSR in den 1960er Jahren geforscht Alois Dachs Ende November fand wieder ein Literarisches Café der oberpfälzischen SL-Ortsgruppe Bad Kötzting, der Stadt Bad Kötzting, der Katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis Cham und des Institutum Bohemicum München im Hotel Post in Bad Kötzting statt.

S

Siebenbürgische Tanzgruppe aus Pfungstadt, BdV-Musik- und Gesangsgruppe Biebesheim/Dornheim und die Blaskapelle der Siebenbürger Musikanten aus Pfungstadt.

� BdV-Kreisverband Groß-Gerau/Hessen

Wir sind immer noch da Flucht und Vertreibung ausgelöste Leid zu sehen und zu helfen. Der BdV habe von Beginn an auf Rache und Vergeltung verzichtet und sich für Versöhnung eingesetzt. „Danke für diese Brückenfunktion.“ Pawlik beschwor, die Vergangenheit nicht zu vergessen. Verbrecherische Nazis hätten einen Krieg ausgelöst. Wie damals gebe es auch heute immer mehr Stimmen gegen die Demokratie. Das dürfe nicht zugelassen werden. In sehr persönlichen Worten berichieder war Erntedank in der Bie- tete die Rußlanddeutsche, wie sie mit besheimer Rheinniederung einge- sechs Jahren aus Sibirien nach Deutschkehrt. Das Ostpreußenlied kündete vom land gekommen sei. Ihre FamiliengeLand der dunklen Wälder, das Pom- schichte sei exemplarisch für das Schickmernlied von der Ostseeküste und das sal vieler Vertriebener, sagte Hans-JoLied vom Böhmischen Wind vom Sude- sef Becker, Moderator und Mitglied des tenland. Karin Liedtke wies, begleitet BdV-Kreisvorstandes. Er hatte eingangs von Rudolf Mohr auf dem Akkordeon, darauf verwiesen, wie aktuell das Leitauf den traditionellen Bauerntanz nach wort angesichts des Krieges von Rußeingebrachter Ernte und auf das viel- land gegen die Ukraine sei. fältige Brauchtum im ehemaligen deut„Stopp den Krieg, Putin“, eröffneschen Osten hin. te der RiedstädDer Herbst ist ter Bürgermeister bei uns die Zeit Marcus Kretschder Ernte. Erntemann sein Grußdank ist ein christwort. Er verwies liches Fest, das auf auf diesen am RatVorläufer im Röhaus prangenmischen Reich, im den Aufruf, neantiken Griechenben dem eine land oder in IsraFriedenstaube anel zurückgeht. In gebracht sei. Die ländlichen RegioBüchnerstadt sei nen ist es üblich, gerne GastgebeStrohpuppen auf rin für die HeimatFeldern zu ver- Karin Lietke und Rudolf Mohr. vertriebenen, weil brennen oder kleiFlucht, Vertreinere Jahrmärkte zu veranstalten. An- bung und Krieg nie hingenommen werdernorts wurden die übriggebliebenen den dürften. Strohpuppen auf dem Feld als Opfer zuAdil Oyan begrüßte, daß der BdV zu rückgelassen. Einige Gemeinden initiie- einer Menschenrechtsorganisation geren außerdem von Mitte September bis worden sei. In Vertretung von SchirmAnfang Oktober Festzüge mit Fußgrup- herr und Landrat Thomas Will wies der pen und Motivwagen, die an historische Erste Kreisbeigeordnete darauf hin, Erntesituationen erinnern. In den Ber- daß der Anteil der Vertriebenen an der gen findet der Alm-Abtrieb statt, und Kreisbevölkerung 1960 knapp 22 Proman feiert am 29. September den heili- zent ausgemacht habe. „Brutale Kriege gen Michael und am 11. November den führen zu Flucht und Vertreibung.“ Der heiligen Martin. Kreis habe von den Gekommenen profiIm Buch „Typisch Sudetendeutsch“ tiert, auch wenn es für die Ankömmlinschrieb der frühere BdV-Kreisvorsitzen- ge schwer gewesen sei: „Dort vertrieben, de Johann Hauke: „In Böhmen galt die hier gemieden.“ Kirchweih als eigentliches ErntedankNicht nachzulassen im Zusammenfest. Größere Grundbesitzer holten die stehen für die Ukraine, forderte Michael Schnitter mit Musik vom Feld ab, wo- Gahler MdEP. Der ständige Ukrainebei der älteste Schnitter und die jüngste Berichterstatter des Europäischen ParArbeiterin den Erntekranz vorantrugen. laments trug den Wunsch vor, daß das Auf der Tenne folgte nach dem Mahl geschundene Land Teil der EU werden der Tanz. In Nordmähren und Schlesien konnte das Erntedankfest auch als eine Art Hochzeit gefeiert werden. In den höher gelegenen Gebieten Sudetenschlesiens hatte einst jeder Häusler mindestens einen Ackergaul, für den reichlich Hafer angebaut werden mußte. Daher wurde dort das Erntefest mit der Haferbraut gefeiert. Sie war das hübscheste Mädchen des Dorfes, das mit einer aus Haferrispen geflochtenen Krone auf dem Haupte auf dem großen Erntewagen thronte. Mit Musikbegleitung brachte der schönste Wagen die Haferbraut zum Gasthaus. Im Festgarten des Gasthauses endete der Festzug.“

Mitte September feierte der hessische BdV-Kreisverband Groß-Gerau im Biebesheimer Angler-Vereinsheim Erntedank. Und Mitte Oktober beging er unter dem Leitwort „Krieg und Vertreibung – Geißeln der Menschheit“ den Tag der Heimat und gleichzeitig den 10. Hessischen Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation in der Christoph-Bär-Halle zu Riedstadt-Goddelau.

W

solle. Die Versöhnungsarbeit der Heimatvertriebenen werde immer wieder deutlich. So sei beim Sudetendeutschen Tag erstmals auch die tschechische Hymne gespielt worden. Bewahren, erinnern, versöhnen nannte der Egerländer und BdV-Landesvorsitzende Siegbert Ortmann als Richtschnur für die Arbeit des BdV. Die Jubiläumsfeiern zum 70jährigen Bestehen des Verbandes hätten gezeigt: „Wir sind immer noch da.“ Ein Grußwort der besonderen Art entboten die Kinder und Jugendlichen Polina Semyvolos aus Kiew, Uliana und Marianna Dotsenko aus Charkiw sowie Diana Musyka aus Saporischschja: „Leider können wir Ihnen heute nicht die Schönheit unserer Heimatstädte zeigen, aber wir möchten Ihnen die Schönheit eines ukrainischen Liedes zeigen.“ Das Lied „Wo wir sind“ handelt von mutigen Menschen, die eine gerechte Welt in Frieden und Freiheit aufbauen. „Wir möchten dieses Lied all unseren deutschen Freunden widmen, deren Unterstützung Deutschland zu unserer zweiten Heimat gemacht hat.“ Anfangs hatte Helmut Brandl vom BdV-Kreisvorstand den Tag der Heimat als ein Zeichen gegen die schrecklichen Folgen von Krieg und Vertreibung bezeichnet. Dies sei angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, aber auch aller internationalen Krisenherde nötig. „Wir wollen für Frieden und Stabilität in Europa und der Welt eintreten.“ Weltweit sei die Zahl der Vertriebenen so hoch wie nie zuvor. Mehr als 100 Millionen Flüchtlinge bedeuteten mehr als 100 Millionen Schicksale über den Verlust von Heimat, über den Verlust von Vertrautem, von Sicherheit. Musikalisch umrahmte der Gesangverein Sängerlust unter Leitung von Alexander Wehrum den Festakt mit vier eindrucksvollen Liedern. Die Gäste hörten dabei auch „Ich wollte nie erwachsen sein“ von Peter Maffay und Rolf Zuckowski. Moderator Becker erzählte, daß Maffays Mutter Siebenbürger Sächsin gewesen sei. Dem Festakt schloß sich ein Volkstumsnachmittag an. Markus Mohr moderierte das kulturelle Programm. Das gestalteten die Siebenbürger Musikanten aus Pfungstadt, die Gesangssolistin Anitta Krafft-Daniel und die Siebenbürgische Tanzgruppe aus Pfungstadt sowie die BdV-Musik- und Gesangsgruppe Biebesheim/Dornheim. tl

K

riege zu beginnen ist leicht, sie zu beenden viel schwerer“, sagte Natalie Pawlik, Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten sowie Festrednerin beim Tag der Heimat. Sie rief dazu auf, das von Krieg,

Bundesbeauftragte Natalie Pawlik MdB, Landesobmann Siegbert Ortmann, Michael Gahler MdEP, Sabine Bächle-Scholz MdL und Gisela Greiner, Vorsitzende des BdV-Kreisverbandes Darmstadt-Dieburg.


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 45 | 10. 11. 2023

Dux

Ladowitz

Klostergrab

Ossegg

für die Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schönau

Bilin

Teplitz-Schönau

Heimatlandschaft Erz- und Mittelgebirge – Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt Rettenbach, Telefon (0 83 92) 9 34 72 77, Telefax 9 34 72 78, eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin – Patenstadt Gerolz­hofen; Heimatkreisbetreuer: Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. H ­ eimatkreis Dux – Patenstadt Miltenberg; Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den See­gärten 35a, 63920 Großheubach, Tele­fon (0 93 71) 9 94 01, eMail ­klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schön­au – Paten­stadt Frankfurt am Main; Heimatkreisbetreuer: Erhard Spacek, Franz-Schubert-Straße 13, 01796 Pirna, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail erhard. spacek@gmx.de Redak­tionsschluß: Freitag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

Graupen

Niklasberg

� Teplitz-Schönau

Der Schloßgarten wird immer schöner Die Erneuerung des Oberen Schloßgartenteiches war ein Versprechen unserer TeplitzSchönauer Stadtverwaltung. Diese begann etwas verspätet, da nach dem späten Frühjahr die feierliche Eröffnung der Bädersaison bevorstand, die auch im Schloßpark stattfindet.

N

Dr. Harlad von Herget , Vorsitzender der Hausner-Stiftung, Heimatkreisbetreuer Erhard Spacek, die U15-Mannschaft, die Teplitz 2024 in Bad Kissigen beim Rimini-Cup vertreten wird, und rechts Senator und Teplitzer Vizeoberbürgermeister Hynek Hanza.

� Teplitz

Fußball-Nachwuchs ausgezeichnet Im Heimatruf berichtete Erhard Spacek, Vorsitzender des Teplitz-Schönauer Freundeskreises, über die Beteiligung der Jugend-Fußballmannschaft des Teplitzer Fußballklubs TFK-U 15 am internationalen Rimini-Cup 2023 im unterfränkischen Bad Kissingen (Þ HR 25/2023), bei dem die jun-

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itte Oktober war es dann soweit. Endlich fand die feierliche Übergabe der Medaillen und eines Pokals des TS Vgg Hausen 1900 Bad Kissingen für die erfolgreiche Teilnahme am Rimini-Cup 2023 und der neuen Trikots in Teplitz statt. Für die jungen Fußballer des damaligen U 15-Teams war es sicher ein besonderer Moment, diese Auszeichnungen aus der Hand des Senators und Stellvertretenden Teplitzer Oberbürgermeisters Hynek Hanza entgegenzunehmen. Als Vertreterin der Abteilung Kultur des Teplitzer Magistrats beteiligte sich auch Radka Růžičková, die an die jungen Fußballer Sportbeutel mit Geschenken verteilte. Eine besondere Ehre wurde dieser Aktion zuteil, indem der Vorsitzende der Karl-HausnerStiftung, Harald von Herget, persönlich aus München angereist war, um bei der Übergabe der Auszeichnungen an die jungen Fußballspieler teilzunehmen.

gen Teplitzer den 5. Platz belegten. Wir verdanken Erhard Spacek ebenfalls, daß bereits im Jahr zuvor eine U 15-Mannschaft des TFK in Bad Kissingen teilnehmen konnte. Und bei diesen Bemühungen um die Teplitzer Jugend blieb es keineswegs. Spacek nahm nämlich auch Verbindung mit der

Die gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in München hat in ihren Statuten auch die Unterstützung gutnachbarlicher Jugendarbeit verankert und deshalb auch dem Antrag von Erhard Spacek stattgegeben, die Teplitzer Fußballjugend-Mannschaften mit den neuen Trikots für Auswärtsspiele auszustatten. Die Gelegenheit für dieses kurze, aber feierliche Zeremoniell war am 15. Oktober ein Punktespiel der diesjährigen jungen U 15-Spieler gegen ein gleichaltriges Team aus Reichenberg auf dem Jugend-Fußballplatz auf dem Anger in der Probstauer Straße, das die Teplitzer mit 3 : 2 gewannen. Vor dem Anpfiff stellten sich die Teplitzer Spieler zu einem Gruppenbild in den neuen Trikots in Position. Damit werden sie nun auch 2024 bei der Teilnahme am internationalen Rimini-Cup in Bad Kissingen die Stadt Teplitz-Schönau vertreten. Harald von Herget konn-

Hausner-Stiftung, einer von Karl und Hermine Hausner gegründeten Kulturstiftung für Böhmen, Mähren und Schlesien, auf. Damit erreichte er, daß die HausnerStiftung neue Trikots mit dem neuen Vereinslogo des TFK für die jungen Spieler sponsert.

te sich davon überzeugen, daß kulturellen Ereignissen anläßlich diese neuen Trikots mit Freude von Heimattreffen, die Herausentgegengenommen wurden. Er gabe der „Erzgebirgszeitung“ in wünschte den beiden Sprajungen Spiechen – das lern für den alles sind AkRimini-Cup tionen, die 2024 viel das gegenGlück und eiseitige Verne erfolgreistehen und che Teilnahden Versöhme mit einem nungsgedanvielleicht ken in dienoch besseser Zeit voller ren Ergebnis. Kriege und Diese kleiMißverständnen, aber Hynek Hanza und der Kapitän der Ju- nisse aufgendmannschaft mit dem Pokal. ständigen recht erhalSchritte zur ten. Aufnahme von Beziehungen zwiDankenswert ist die Arbeit der schen Deutschen und Tschechen, Menschen, die ihrer täglichen vor allem zwischen den jungen Arbeit nachgehen und zusätzlich Menschen, die unsere Zukunft ehrenamtlich an dieser Brücke sind, erlangen meines Erachtens zwischen unseren Völkern mitnicht immer unsere angemessene bauen, ohne große Anerkennung Aufmerksamkeit. Große Ereig- zu erwarten. Es ist ihnen ein Benisse unter Teilnahme namhaf- dürfnis, statt an Protestkundgeter Politiker beider Länder sind bungen – welcher Art auch imnatürlich wichtig und erhalten mer – teilzunehmen, sich um auch die not- die gegenseitige Verständigung, wendige Auf- um das gemeinsame Zusammerksamkeit, menleben und die Überwindung aber die ständi- zahlreicher amtlicher und gesellge, unermüdli- schaftlicher Hindernisse zu beche Arbeit der mühen. Vereine engaDeswegen sind die Heimatgierter Bürger seiten in unserer Sudetendeutauf beiden Sei- schen Zeitung das Allerwichtigten der Gren- ste, denn nur hier erfahren wir, ze, die nicht daß der Wille zu einem Weg nachlassenden des Miteinanders bei der ErhalBemühungen tung gemeinsamer Traditionen wie die Wie- in kleinen, oft anscheinend underanbindung bedeutenden Schritten wie eine der Moldauer ständige Quelle der Zuversicht Bahn an Sach- nie versiegen wird. Das hoffe ich Hynek Hanza, Erhard Spacek, Dr. Harald von Herget, Kulturstadträtin Dr. Radka Růžičková sen, gemeinsa- jedenfalls von Herzen. und Jaroslav Bartok, Manager der Jugendarbeit des TFK. me Treffen zu Jutta Benešová

ichtsdestotrotz begann die Baufirma bereits vor der Vegetationsperiode mit der Beseitigung des Wildwuchses entlang des Ufers. Neue Laternen wurden bis zum kleinen Apollo-Tempel gesetzt. Und vor allem wurde ein Kamerasystem installiert, das die zukünftigen Bauarbeiten am Teich überwachen soll. Das erste Ergebnis dieser vor allem nächtlichen Überwachung ist, daß der Apollo-Tempel nicht mehr von Sprayern verunstaltet wird. Bisher mußte die Stadt alle zwei Monate dieses unter Denkmalschutz stehende Bauwerk reinigen. Das kostete viel Geld. Im Juni wurde begonnen, die asphaltierten Wege entlang der Hauptallee mit Textil- und Schutzstreifen für die Lastautos, die Material heranbringen und Verunreinigungen abfahren, zu installieren. Schließlich soll der

Besuch des Parks – ein beliebtes Ausflugsziel von Kurgästen und Einheimischen – weiterhin möglich bleiben. Der neue Abflußkanal ist bereits betoniert, und eine Natursteinmauer zieht sich bereits sichtlich einen Teil des Ufers entlang. Sie soll wohl in Zukunft die Unterhöhlung des Ufers durch Wanderratten verhindern, die bisher dort jedes Jahr mit Giftködern bekämpft wurden. Besonders auffallend ist, daß sich die Natur binnen kurzer Zeit den freiliegenden Boden des Teiches zurückerobert hat, natürlich durch die Nässe des zurück gebliebenen Teils des Teiches gefördert. Darin tummeln sich nun ein paar vereinzelte Enten, die meisten davon und auch die Schwäne finden es aber auf dem bereits rekonstruierten Unteren Schloßteich gemütlicher. Trotz des Baubetriebs werden der Park und der kleine Spielplatz gern besucht, obwohl nun der Teich einen etwas traurigen Anblick bietet. Wollen wir hoffen, daß auch diese Erneuerung bald beendet ist, denn die erneute Füllung des Teiches allein soll wohl ein ganzes Jahr dauern. Jutta Benešová

Im Schloßgarten wird fleißig gebaut.

WIR GRATULIEREN Wir wünschen unseren treuen Heimatruf-Abonnenten zum Geburtstag im November von Herzen alles Gute, Glück, Gesundheit und Gottes Segen. n  Heimatkreis Dux. Klaus Püchler, Heimatkreisbetreuer und Vorsitzender des Heimatkreisvereins, Vorsitzender des Stiftungsrates und Archivar, In den Seegärten 35a, 63920 Groß-

heubach, Telefon (0 93 71) 9 94 01, 10. November 1958. n  Ossegg/Kreis Dux. SonjaSofie Stifter, Tachauer Straße 24, 95643 Tirschenreuth, 6. November 1931. n  Herrlich/Kreis Dux. Dr. Gerold Jäger, Wagnerstraße 13, 74722 Buchen, 27. November 1937.

Walther-von-der-Vogelweide-Denkmal in Dux.


HEIMATBOTE

Sudetendeutsche Zeitung Folge 45 | 10. 11. 2023

Bischofteinitz

Ronsperg

FÜR DEN KREIS BISCHOFTEINITZ

11 Hostau

Heimatkreis Bischofteinitz – Patenstadt Furth im Wald. Heimatkreisbetreuer: Peter Pawlik, Palnkamer Straße 73a, 83624 Otterfing, Telefon (0 80 24) 9 26 46, Telefax 9 26 48, eMail peter-pawlik@t-online.de, Internet www.bischofteinitz.de. Spendenkonto: Heimatkreis Bischofteinitz, Raiffeisenbank Chamer Land – IBAN: DE55 7426 1024 0007 1343 20, BIC: GENODEF1CHA. Heimatbote für den Kreis Bischofteinitz – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Verantwortlich von seiten des Heimatkreises: Peter Pawlik. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

Die Erinnerungen an Nimvorgut des Lehrers Franz Stich veröffentlichten wir bereits. Darüber hinaus befaßte Stich sich auch mit der Geschichte des Ortes.

L

ängs der Grenze gegen Bayern gab es von jeher ausgedehnte Waldgebiete. Die Besitzer derselben wechselten sehr oft, denn der Wald war nicht ertragreich. Die Holzhauer, die außerhalb des Waldes im Tal wohnten, mußten einen weiten Weg zu ihren Arbeitsplätzen zurücklegen. Dadurch ermüdet, waren ihre Leistungen gering. Um 1700 war Freiherr von Stadion in Chodenschloß Besitzer dieses Waldgebietes. Er versprach sich bessere Einkünfte, wenn seine Arbeiter direkt im Wald wohnen würden. Zu diesem Zweck errichtete er an verschiedenen Stellen im Wald zwei bis drei Holzhütten und besiedelte sie mit seinen Leuten. Um diese Sache noch schmackhafter zu machen, bekam jeder Ansiedler ein Strich Ackerland, zwei Strich Ödland zum Urbarmachen und eine Kuh. Der Erfolg blieb nicht aus. Die Einnahmen schnellten sprunghaft in die Höhe. Mit der Zeit wurden die Familien teils durch Geburten, teils durch Heiraten größer. Daher mußten wieder Häuser errichtet werden. Aus diesen Gehöften entstanden nach und nach unsere Walddörfer. So auch Nimvorgut. Die Sage erzählt, daß Freiherr von Stadion jedem Siedler sein Besitztum mit den Worten: „Nimm für gut!“ übergab. Daraus entstand der Ortsname Nimvorgut. Trotz der prekären Lage haben damals die Leute ihren Humor nicht verloren. Wahrscheinlich haben sie sich noch wohlgefühlt; denn sie gaben ihren Siedlungen meistens ulkige Namen wie Nimvorgut, Gibacht oder Hirschsteinhäusel, Wassersuppen, Schmalzgruben, Höll, Himmelreich, Fuchshütten oder Siehdichfür.

Sage und Wirklichkeit

Ortsplan von Nimvorgut. Nimvorgut ist zunächst eine eigenständige Gemeinde im Landkreis Bischofteinitz. Nach der Annexion des Sudetenlandes 1938 durch das Deutsche Reich und der Besetzung der sogenannten Rest-Tschechei wird das Dorf am 15. Juli 1939 nach Possigkau im Landkreis Markt Eisenstein eingemeindet und kommt damit 1940 zum Landkreis Waldmünchen. 1945/46 werden die deutschen Bewohner vertrieben. Das abgelegene Dorf wurde nicht wieder besiedelt, um 1955 von der tschechoslowakischen Verwaltung aufgegeben und zerstört, da es im Grenzsperrgebiet liegt.

Nimvorgut

Geschichte und Geschichten auch von einem Reviergang der Forstadjunkt von Frohnau zur Burgruine. Der Mann, der dort saß, kam ihm verdächtig vor. Er glaubte, daß dieser ein Schlingenleger sei, und fragte ihn, was er hier zu so ungewöhnlicher Tageszeit zu suchen habe. Der Mann erzählte ihm von der Sage der verborgenen Schätze. Der Forstadjunkt, der erst vor kurzer Zeit nach Frohnau versetzt worden war, glaubte, der Mann wolle ihn zum Besten halten. Er forderte ihn auf, den Wald sofort zu verlassen. Da dieser sich weigerte, kam es zu einer Balgerei, bei der der Forstadjunkt als der Stärkere den Schatzsucher verprügelte.

Als die Tauser Hussiten 1421 gegen Stockau heranrückten, schafften die Mönche die Klosterschätze auf die Burg Hirschstein und verstärkten deren Besatzung durch elf Klosterknechte. Sie selber flohen in den Wald. Als die Hussiten nach Stockau kamen, fanden sie das Kloster Die Choden leer. Auch keine Schätze waDer böhmische Herzog ren zu finden. Sie ahnten aber, daß diese sicher auf der nahen Břetislav II. (1035–1053) brachte Burg seien. Daher zogen sie zum nach dem siegreichen polnischen Hirschstein, erstürmten die Fe- Feldzug im Jahre 1039 polnische ste und erschlugen deren Besat- Staatsangehörige nach Böhmen zung. Als nun die Hussiten die und siedelte sie als GrenzwächSchätze sammeln wollten, war ter zwischen Taus und Pfraumdavon nichts zu finden. Darüber berg an. Man nannte sie Choden. erbost, brannten sie die Burg nie- Der Name stammt von dem Wort choditi für gehen ab und bedeuder. Die Sage erzählt, daß sich all- tet Grenzbegeher, -wächter. Die Choden waren keine jährlich am Palmsonntag beim ersten Ton des Glorialäutens der Kriegsgefangenen, sondern freie Kirche in Stockau der Berg öffnet. Wer zu dieser Zeit am Hirschstein ist, kann sich aus dem Berge soviel Schätze nehmen, als er tragen kann. Doch wehe, wenn er sich dabei versäumt; denn mit dem letzten Glockenschlag schließt sich der Berg wieder, und ein gräßlicher Hungertod, vom Reichtum umgeben, steht dem Schatzsucher bevor. Ein Mann aus der Umgebung, angeblich aus Nimvorgut, hatte von dieser Sage gehört. Er wollte reich werden. Heimlich und abseits von den Wegen, damit ihn niemand sehe, ging er an einem Palmsonntag zum Hirschstein. Zur gleichen Zeit kam Chodentracht um 1894.

Bauern. Sie waren nur dem Landesherrn untertan und konnten gegen eine geringe Steuer Grund und Boden nutzen. Auch durften sie jagen und fischen. In Friedenszeiten gingen sie, mit Hacken und Prügeln bewaffnet, entlang der Grenze auf und ab (Scharwache). Gab es Krieg, so mußten sie die wenigen Übergänge durch den dichten Wald durch Verhaue ungangbar machen und den heranrückenden Feind gemeinsam mit den Mannschaften des Burggrafen bekämpfen. Die Choden hatten ihre eigene Fahne, auf der das Zeichen der Treue und Wachsamkeit, ein Hundekopf abgebildet war. Der Hund war bei ihrem Wachdienst ihr steter Begleiter. Deshalb nannte man sie spöttisch Hundsköpfler. Ebenso fand die Hacke oder Axt als Wappen und Siegel Anwendung. Im Laufe der Jahrhunderte wurden den Choden ihre Privilegien durch die Stellvertreter der Landesfürsten immer mehr und mehr eingeschränkt. Beschwerden blieben erfolglos. Als 1690 der damalige Kreishauptmann Wolf Maximilian von Lamingen von den Choden für seine Brauereien Robotgerste verlangte, kam es zum offenen Aufruhr. Der Aufstand wurde niedergeschlagen und die Anführer der Choden – der Dorfrichter Hruby und der Bauer Jan Sladky, auch Kosina genannt – vor ein Gericht in Pilsen gestellt. Auf dem Transport starb Hruby. Nun wurde der Prozeß allein gegen Sladky geführt. Wie zu erwarten, wurde dieser wegen Rebellion zum Tode durch Erhängen verurteilt. Die Hinrichtung fand am 28. November 1695 auf dem Ringplatz in Pilsen statt. Als Kosina den Galgen bestieg, erblickte er unter den Zuschauern seinen Feind Lamingen. Mit lauter Stimme rief er ihm zu: „Lamingen, heute in einem

Jahre wirst du mit mir vor Gottes Richterstuhl stehen, dann wird …“ Der Henker warf ihm den Strick um den Hals und vollzog die Hinrichtung. Lamingen lebte von da an ständig in Angst und Furcht. Am Jahrestage der Hinrichtung Kosinas gab er auf seinem Schloß in Chodenschloß ein großes Gelage. Kurz vor Mitternacht erhob sich Lamingen von seinem Sitz, klopfte an sein Glas und rief: „Kosina, du bist ein schlechter Prophet. Das Jahr ist herum und ich lebe immer noch!“ Kaum hatte er geendet, erhob sich ein gewaltiger Sturm. Er riß die Fensterläden auf und löschte alle Lichter. Furcht ergriff die Anwesenden. Als der Sturm nachließ, entzündeten die Die- Kosina-Denkmal wurde 1895 errichtet. ner wieder die Kerzen. Da lag Lamingen in seinem Lehnstuhl seiner Herkunft. Er war ein geund war tot. Lamingen hatte sich borener Spaderna und stammin seiner Rechnung geirrt. Das te aus Nimvorgut. Sein Vater war Jahr 1696 war ein Schaltjahr und Binder, daher der Hausname Bina. In der Familie waren die siehatte daher einen Tag mehr. 1895 wurde dem Chodenfüh- ben Söhne Josef, Franz, Jakob, rer Kosina auf dem 590 Meter ho- Anton, Karl, Alois und Wenzel. hen Hradek bei Aujezd ein Denk- Außer Wenzel waren alle tüchmal errichtet. Auf einem Sockel tige Musikanten und spielten steht Kosina in Lebensgröße, be- bei vielen Tanzunterhaltungen kleidet mit einem langen Mantel der näheren und weiteren Umund einem breiten Hut. Mit der gebung. Der Wenzel hatte zwar linken Hand hält er einen Wolfs- eine helle, klare Stimme, doch hund, mit der Rechten einen seine Lieder waren sinnlos. FolStock mit einer Hacke. Kosina ist gendes sang er häufig: „Oba der bei den Tschechen ein Volksheld. Waserlbua, oba der Waserlbua, In zahlreichen Schauspielen wird d‘ Welt gäiht unter, d‘ Welt gäiht er verherrlicht. Auch Gastwirt- unter, d‘ Welt gäiht unter.“ Vom Schulbesuch wurde er schaften sind häufig nach ihm benach einigen Tagen dispensiert. nannt. Viele Orte sind aus Choden- Seine Altersgenossen erzählten siedlungen entstanden wie Alt- mir, daß er in der Schule kein possigkau, Klentsch, Choden- Sitzfleisch gehabt habe. Er ging schloß, Meigelshof oder Tra- herum und kümmerte sich nicht senau. Mit Vorliebe trägt die um den Unterricht. Sah er im tschechische Bevölkerung die Freien einen Schmetterling, so schöne Chodentracht mit vielen sprang er durch das offene, niedrige Fenster hinaus und lief dem bunten Bändern und Bordüren. Schmetterling nach. In die Schule kam er an diesem Tage nimDer Bina-Wenzel mer. Überall war er bekannt, doch Der Bina-Wenzel trieb sich die meisten wußten nichts von in der ganzen Umgebung her-

um. Oft war er wochenlang weg. Niemand wußte, wo er sich aufhielt. Das Essen focht er sich zusammen, ebenso die Bekleidung und das Schuhwerk. Einmal bekam er eine schöne Hose, nur waren die Hosenbeine zu lang. Kurz entschlossen, hackte er einfach ein Stück der Beine ab. Bekam er Schuhe, die ihn nicht paßten, so warf er sie weg. Meist lief er barfuß, oft auch an Wintertagen. Dann hob er abwechselnd ein Bein hoch wie ein Storch. Einen Hut trug er das ganze Jahr nicht, im Winter nur bei großer Kälte eine alte Wollmütze. Zum Mittagessen lud er sich selber ein. Er hatte schon seine Häuser, wo er wußte, daß er auch etwas bekommt. Eine Abneigung hatte er gegen Schwammerlsoße. Bei mir hat er sie doch einmal gegessen. Zuvor hat meine Frau die Soße passiert, daß der Wenzel keine Schwämme gesehen hat. Nachher zeigten wir ihm die Schwämme, daß er sah, was er gegessen hat. Er zeigte sich gleichgültig und sagte: „Gut war‘s doch.“ Die Gasthäuser suchte er fleißig auf. Dort sammelte er die Stümperln, die in den Aschenbechern oder unter den Tischen lagen. Der Wirt hatte mit seinem „Stammgast“ gerechnet und ihm das Tropfbier bereitgestellt. Aß ein Gast einen Hering, so verzehrte Wenzel nachher die Abfälle: Kopf und Schwanz. Schenkte ihm jemand eine Zigarette, so klopfte er dem Spender auf die Schulter und nannte ihn „mei braver Duat“. Sagte aber einer zu ihm „Oichkatzel“, der Bina-Wenzel hatte nämlich rötliches Kopfhaar, so war er darüber sehr beleidigt, und sein häufigstes Schimpfwort „Hurnbär, Hurnbär“ sprudelte nur so heraus. Die Mädchen mußten in Anwesenheit des Wenzels auf der Hut sein. Er schlich sich von rückwärts an sie heran und gab der Schönen eine „Schmotzen“. Einmal war in Frohnau unter der Dorfjugend ein kleiner Tanz. Der Wenzel schlich sich an ein Mädel heran und küßte es. Dieses drehte sich rasch herum und gab ihm eine saftige Watschen. Diese war 100prozentig, denn er setzte sich auf die Bank, hielt längere Zeit seine linke Backe und weinte. Von der Arbeit wollte der Wenzel nichts wissen, und wenn sie noch so leicht war. So sollte Wenzel helfen, gespaltenes Holz aufzuschichten. Dafür sollte er einige Kronen und ein gutes Essen bekommen. Wenzel war einverstanden. Zuerst begann er mit dem Essen, nachher ging er auf den Holzplatz. Als der Holzeigentümer nachfolgte, war der Wenzel verschwunden. Er hat lieber auf das Geld verzichtet, um ja nicht arbeiten zu müssen. Während des Dritten Reiches traf ich einmal in Bischofteinitz den Bürgermeister von Frohnau. Er erzählte mir, daß der Bina-Wenzel sich in Waier herumgetrieben habe und dort von einem Gendarm aus dem Altreich festgenommen worden sei. Nach einigen Wochen kam an das Gemeindeamt die amtliche Nachricht, daß Wenzel Spaderna aus Nimvorgut gestorben sei. Wahrscheinlich wurde er als Asozialer vergast.

Ein Nimvorguter Gsangl Und s‘Hüatl af der Seit‘n und s‘Federl umbuagn, so tragens die lustigen Nimvorguter Buam. Holadiöh, duliöh, duliöh, dulioh, holadiöh, dulioh.


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 45 | 10. 11. 2023

Heimatbote für den Kreis Ta<au

Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstra­ße 21, 83352 Altenmarkt, Tele­fon (0 86 21) 6 36 27, Telefax 64 75 27, eMail wolf-dieter.hamperl­ @online.de. In­ter­net www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, Telefax 81 41 19, eMail museum@tachau.de. Spendenkonto: Heimatkreis Tachau, HypoVereinsbank Nürnberg – IBAN: DE38 7602 0070 0002 0824 54, BIC: HYVEDEMM460. Heimatbote für den Kreis Tachau – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

Der alte Friedhof um die Altsattler Pfarrkirche am 17. Juli 2001. Heimatkreisbetreuer Wolf-Dieter Hamperl analysiert den Zustand der Friedhöfe im Kreis Tachau und versucht Konsequenzen für den Erhalt in der Zukunft zu formulieren. Hier der zweite Teil.

Altsattel Altsattel hat zwei Friedhöfe. Der alte Friedhof um die ehrwürdige Pfarrkirche herum ist stark verwildert und besteht bis auf etwa sieben noch stehende Grabsteine aus Rudimenten. Die Sträucher wurden entfernt, aber der Friedhof ist ungepflegt. Einen guten Eindruck vermittelt der große neue Friedhof an der Straße nach Kleinwonetitz. Der Mittelgang ist gepflastert, die deutschen Grabsteine vor allem an den Mauern gut erhalten. Auch viele tschechische Gräber finden wir in sehr gepflegtem Zustand.

Der neue Friedhof von Altsattel auf dem Weg nach Kleinwonetitz am 21. Mai 2005.

� Aktuelle Situation der Friedhöfe im ehemaligen Bezirk Tachau – Teil II

Pfarrkirche aus. Die Grabsteine wurden hier wohl nicht umgeworfen und entfernt. Zwischen den teilweise gepflegten deutschen Gräbern wurden die Toten der Neusiedler begraben. Darunter waren Slowaken. Sie belegten die Gräber mit weißen und bunten Steinchen in bestimmten Mustern. Der Friedhof machte immer einen sehr friedlichen Eindruck. Hier werden auch die Toten von Roßhaupt begraben.

mit tschechischen Gräbern. Davor steht das Friedhofskreuz aus der Zeit der Erweiterung. Dem folgt eine Wiese und dann nach Westen das große Areal mit vielen deutschen Grabsteinen. In einem gemeinsamen Projekt wurden die großen Bäume verschönernd entfernt, so daß die Steine stehen blieben. Die Sträucher wurden von der Waidhauser Garde gerodet und dabei das alte schmiedeeiserne Friedhofskreuz gefunden. Die Steine wurden sandbestrahlt und gereinigt. Der Tachauer Archivar Miroslav Vetrák hat das Gräberfeld inventarisiert. Neue Bäume wurden am Rande angepflanzt. Man spricht von einem Friedenspark.

Roßhaupt

Stiebenreith

Der deutsche Friedhof an der alten Reichsstraße wurde wieder gefunden und die Grabsteine von den Waidhausern aus Bayern ausgegraben. Sie wurden gereinigt und liegen im gemähten Gras. Der Korpus des Holzkreuzes wurde mehrmals entfernt. Pfarrer Georg Hartl und die Waidhauser pflegen den ehemaligen deutschen Friedhof.

Der Friedhof von Stiebenreith liegt am Ortsende Richtung Hals. Schon vor 1989 wurden die deutschen Grabsteine entfernt, nur eine schwarze Platte, die in die Friedhofsmauer eingelassen ist, erinnert daran, daß das Dorf deutsch besiedelt war. Die Platte erinnert an die „Familie Krommer Nro. 18.“, verzeichnet sind Michael Krommer, 23. September 1921 bis 5. Juni 1926, und Johann Sternkopf, 20. April 1870 bis 1. Januar 1919. In der Mitte steht das steinerne Friedhofskreuz mit zwei Gedenktafeln in deutscher Sprache „O Mensch, gedenke, daß Du Staub und Asche bist und Dein Leib wieder zu Staub und Asche wird. Deine Seele aber unsterblich bleibt. Gestiftet zur Ehre Gottes von Johann und Margareta Schnabl aus Stiebenreith Nro. 11“. Fortsetzung folgt

Von Altsattel bis Stiebenreith Labant Der Friedhof in Labant wurde erst 1933 errichtet und 1935 geweiht. Er ist deshalb eher klein und zählte nicht so viele Grabstei-

dem Friedhof in Wusleben bestattet worden. Labant/Labuť und Wusleben/Bohuslav waren seit ihrer Gründung um 1300 im Pfarrsprengel verbunden. In Wusleben stand unsere gemeinsame, schon vor dem Dreißigjährigen Krieg erbaute ehrwürdige Kirche. Im Jahre 1946 mußten wir Deutschen – Labant hatte 596 Einwohner und Wusleben 294 –

Hals

Die Pfarrkirche Sankt Johannes und Paulus hatte ein großes Einzugsgebiet und deshalb auch einen großen Fried- Das Friedhofskreuz und die Friedhofskapelle auf dem Halser Friedhof am 29. Sephof. Nur wenige Grabsteine tember 1991. Neben dem Kreuz befindet sich das Grab von Pfarrer und Heilprakstehen noch. In unmittelba- tiker Franz Thomas. rer Nähe zum auch hier erhaltenen Friedhofskreuz findet man ne wie der in Wusleben. La- unsere geliebte Heimat verlasHesselsdorf den Grabstein des 1942 verstor- bant war das erste Dorf nach der sen. Sie lebt in unseren Herzen Eine lange Friedhofsmaubenen Pfarrers und Heilprakti- Wende 1990, das sein Gefalle- weiter. Anno 1993“ kers Franz Thomas. Der Name ist nendenkmal erneuerte und einDer Friedhof ist gepflegt, und er grenzt auch hier den Friedauf Tschechisch Tomáš in weißer weihte. Auch auf dem Friedhof dort ruhen Deutsche und Tsche- hof ein. Links vom Eisentor Farbe auf den Stein geschrieben. stellte man 1993 einen würdi- chen. Der Friedhof in Wusleben steht das Denkmal, das an die Im weiter unten gelegenen Are- gen Gedenkstein auf und fügte ist wie das ganze Dorf eingeeb- Gefallenen des Ersten Weltkrieges namentlich erinnert. al steht ein großer Stein mit ei- eine Platte mit folgendem Text net und überwachsen. Betritt man den Friedhof, so nem adeligen Namen. Die kleine in deutscher und tschechischer stehen an der linken MauFriedhofshalle steht noch an der Sprache hinzu: Sankt Katharina er noch an die zehn alte deut„Dieser Friedhof wurde 1933 Mauer. Auf diesem Friedhof finDer Friedhof breitet sich öst- sche Grabsteine. Dann folgt den sich viele tschechische Grä- angelegt und 1935 eingeweiht. Vorher waren unsere Toten auf lich und nördlich der ehemaligen ein geschlossenes Rechteckt ber.

Der Friedhof von Sankt Katharina am 28. März 1991. Hier wurden weder Grabsteine entfernt noch umgeworfen. Bilder: Wolf-Dieter Hamperl

Auch im Friedhof von Stiebenreith steht das Friedhofskreuz mit der deutschen Inschrift noch. Unten: Die Mauer des Stiebenreither Friedhofs am 29. September 1991. Dort erinnert die Platte mit der Aufschrift „Familie Krommer Nr. 18“ daran, daß das ehemals der Friedhof des deutschen Dorfes Stiebenreith war .

Das Funk-Grab auf dem Speierlinger Friedhof.

Gedenkplatte mit zweisprachiger Inschrift und Gedenkstein auf dem Labenter Friedhof im Jahr 2001.


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 45 | 10.11.2023

STAMMESZEITSCHRIFT – EGHALANDA BUNDESZEITING

nigt mit 72

Bund der Eghalanda Gmoin e. V., Egerland-Kulturhaus, Fikentscherstraße 24, 95615 Marktredwitz, Telefon (0 92 31) 6 612 51, Telefax (0 92 31) 66 12 52, eMail bundesvorstand@egerlaender.de H. Preußler Druck Bundesvüarstäiha und Versand (Bundesvorsitzender): GmbH & Co. KGVolker Jobst. Spendenkonto: Bund der Egerländer Gmoin e.V., Brunnenkonto, IBAN: DE28 7805 0000 0810 5621 57 Egerland-Museum Marktredwitz , Fikentscherstraße 24, 95615 Marktredwitz, www.egerlandmuseum.de, eMail egerlandmuseum@egerlaender.de Redaktion: Lexa Wessel, Redaktionsschluß: 20. des Vormonats. Telefon 09 11 ­ 9 54 78 ­0 · Fax 09 11 ­ 54 24 86 Nr. 11 · Dezember 2022

Bund der Eghalanda Gmoin e.V.

Die nächsten Termine

Treffen bei der Bundeskulturtagung Die Bundeskulturtagung der Egerländer fand in Marktredwitz am Wochenende des 28. und 29. Oktobers dieses Jahres statt:

D

ie Egerländer haben sich zur Bundeskulturtagung in Marktredwitz getroffen: Traditionell trafen sich die Kulturwarte und interessierte Egerländer am letzten Wochenende im Oktober zur Bundeskulturtagung in Marktredwitz. Das Programm wurde von den Kulturwarten im Bund der Eghalanda Gmoin e.V. unter der Federführung von Christina Diederichs ausgearbeitet. Am Samstagvormittag, den 28. Oktober, bildete das „Egerländer Liedgut“ das Schwerpunktthema. Getreu diesem Motto entführte uns Ingrid Deistler in die Welt der Egerländer Liedpostkarten. Sie zeigte anhand von Originalen den Hintergrund und die Idee, welche in der Gestaltung dieser besonderen Postkarten steckten, auf. Anton Günther kann rückblikkend als der Erfinder dieser Liedpostkarten bezeichnet werden. Ihm ist dadurch das Bekanntwerden, der Erhalt und die Freude an verschiedenen noch heute gesungenen Liedern zu verdanken. Somit wurden die Teilnehmer

aufgefordert, das eine oder andere Lied mitzusingen. Unterstützt wurde Deistler von ihrer Tochter Irmgard. Der zweite Vortrag war der Entstehung und der Entwicklung der Egerländer Kurkapellen gewidmet. Jürgen Zuber aus Limburg leitete seinen Bericht mit den Ursprüngen der Orchestermusik aus der Militärgeschichte ein. Die Trommler und Pfeifer – später Spielmannszüge – und die Pauken und Trompeten der Kavallerie stehen an dem Anfang der heutigen Kapellen. In seinem Vortrag stellte Zuber den Vater und den Sohn Labitzky vor. Beide waren Direktoren der Kurkapelle in Karlsbad. Heutige Generationen verbinden mit der Egerländer Musik einen berühmten Namen: Ernst Mosch. Ihm war es zu seiner Zeit gelungen, die Seele in der Egerländer Musik lebendig werden zu lassen. Abschließend sang Jürgen mit seiner Gesangspartnerin Christa das Lied „Es wird in 100 Jahren noch Egerländer Musikanten geben“. Damit es auch in vielen Jahren noch Egerländer Musikanten gibt, welche die Egerländer Lieder spielen können, ist es unbedingt notwendig, Texte und Musiknoten für die Nachwelt festzuhalten. Schreibt die „alten

Die Referenten am Sonntag bei der Egerländer Bundeskulturtagung: (von links) Bundesvüastäiha Volker Jobst, Laura Zeitler, Bundeskulturwartin Christina Diederichs, Melanie Herrmann und Egon Ziegler. Bilder: Gerald Deistler

Lieder“ auf – das war die Aufforderung von Dr. Ralf Heimrath in seinem Vortrag „Die ältesten Egerländer Liedersammlungen“. Zu Beginn wurde die Frage beantwortet „Was ist ein Volkslied?“ Neben der Bekanntheit ist markant, daß häufig der Verfasser unbekannt ist. Auch die Entwicklung von Liedtexten bei gleichbleibenden Melodien ist ein Zeugnis der Zeitgeschichte. J G. Herder war es, welcher die Texte der deutschsprachigen Lieder in einer Sammlung zusammengefaßt hat – allerdings ohne die passenden Noten. Die Exkursion führte nach Miltigau in das neu eröffnete Bauernhofmuseum, eine Zweigstelle des Museums in Eger. Unter fachkundiger Führung und mittels Audioguides wurde das Leben auf dem Egerländer Vierkanthof lebendig erklärt. Anschließend feierten wir gemeinsam mit der Gemeinde in Miltigau das Patrozinium der örtlichen Kirche. Der Abend klang mit einem Hutza-Abend mit zahlreichen Musikanten und Egerländer Liedern in einem Gasthaus in der Nähe von Eger aus. Den zweiten Tag der Exkursion, am Sonntag, den 29. Oktober, eröffnete die Bundeskulturwartin Christina Diederichs mit einer kurzen Einleitung in das Programm: Rückblick, Gegenwart und Ausblick. Im Rückblick berichtete Egon Ziegler über „160 Jahre Egerländer in Puhoi“. Er berichtete über seine Erfahrungen bei einem Besuch der Egerländer in Neuseeland. Die Themen Gegenwart und Ausblick wurden von Laura Zeitler, einer Lehrkraft des Ingolstädter Katharinen Gymnasiums, beleuchtet. Aufgrund der engen Beziehungen der Stadt Ingolstadt zu Prachatitz kam es zu der Gründung einer neuen Schulpartnerschaft zwischen den Gymnasien in Ingolstadt und in Prachatitz. Diese neugegründete Schulpartnerschaft ist ein Leuchtturmprojekt des Brückenbaus zu einer intensiven Deutsch-Tschechischen Freundschaft. Gerne wird der Bund der Eghalanda Gmoin e.V. die weiteren Entwicklungen verfolgen. Den abschließenden Vortrag hielt Melanie Herrmann von der Egerland-Jugend Herborn über die „4. Studienfahrt der Egerland-Jugend Hessen in das Egerland“. Im Mai 2023 verbrachten zahlreiche Mitglieder der Egerland-Jugend Hessen – aktive und ehemalige – fünf Tage in und rund um Komotau. Diese Studienfahrten der EgerlandJugend Hessen sind ein weiteres Projekt, welches nachahmenswert ist. Alt und Jung erkunden gemeinsam die Spuren und Wurzeln der Familien. Begegnungen im Deutsch-Tschechischen Kulturzentrum waren ebenfalls Teil des Programms. Weitere Fahrten sind bereits in Planung. Die Bundeskulturtagung 2023 umfaßte wieder einen großen Bogen des kulturellen Wirkens der Egerländer. Der Dank gilt allen Beteiligten und Förderern. as

Kalender Übersicht der nächsten Egerländer Termine. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen: Samstag, 14. Oktober, um 15.00 Uhr: Hutzennachmittag. EmilRenk-Heim, Gersprenzweg 24, Offenbach. Veranstalter: Egerländer Gmoi Offenbach.

Teilnehmer bei der Studienfahrt am Kohl-Brunnen in Prag.

Egerland-Jugend – Teil I

Studienfahrt nach Hessen Bereits zum vierten Mal unternahm die Egerland-Jugend Hessen eine Reise ins Egerland. Hans-Jürgen Ramisch berichtet:

I

nsgesamt 38 Teilnehmer hatten sich angemeldet, um die Heimat der Eltern, eines Elternteils oder der Großeltern zu besuchen. Am 17. Mai 2023 startete der Bus in Herborn mit Mitgliedern der Gmoin Braunfels, Dillenburg und Herborn. Die Mitglieder der größten hessischen Gmoi stiegen in Offenbach/ Main zu. Einen Zwischenstopp gab es in Marktredwitz mit einem Besuch des Egerland-Kulturhauses und des Egerland-Museums. Obligatorisch war ein Gruppenfoto am Egerland-Brunnen. Gegen Abend wurde dann das Tagesziel Komotau/Chomutov erreicht. Am zweiten Tag stand zunächst ein Ausflug nach Kaaden/ Kadaň auf dem Programm. Bereits im Jahr 1259 wurde die Stadt zur freien Königsstadt erhoben, 1366 erhielt die Stadt das Recht der vollständigen Selbstverwaltung. Der historische Stadtkern gehört seit 1978 zum Denkmalschutzgebiet. Der Rundweg durch die Stadt begann am Rathaus mit dem Wahrzeichen der Stadt, dem Rathausturm. Weitere Stationen waren die Säule zu Ehren der Heiligen Dreifaltigkeit und die Kirche der Erhöhung des Heiligen Kreuzes. Bekannt ist die Henkersgasse mit einer Breite von 66,1 Zentimetern an ihrer schmalsten Stelle als die wohl schmalste Gasse der Tschechischen Republik. Über einen Felsen an der Eger wurde die Burg von Kaaden

im 13. Jahrhundert erbaut. Auf mehrfache Umbauten folgte im Dreißigjährigen Krieg die Zerstörung. Nach 1750 erfolgte der Neuaufbau mit der heute noch bestehenden Form. Zurück in Komotau ging es in das Begegnungszentrum, wo uns die Mitglieder des DeutschTschechischen Kulturzentrums mit der Leiterin Emma Laubrová freudig begrüßten. Viele Gespräche standen bei Kaffee und Kuchen auf dem Programm. Die Erinnerungen waren beeindruckend, teilweise belegt mit historischen Dokumenten, ebenso der Schmerz, der heute noch spürbar ist. Unser Fazit: Der Austausch mit Zeitzeugen hat für uns als Egerländer einen nicht ersetzbaren Stellenwert und stellt eine enorme Bereicherung dar. Bereits bei der Hinfahrt hatte Werner Wirth, Singleiter der Offenbacher Gmoi, mit den Teilnehmern Lieder in der Egerländer Mundart eingeübt, die nun als Dankeschön dargeboten wurden. Bei der Stadtführung durch Komotau wurde deutlich, daß die Bauweise der Häuser, Sprache beziehungsweise Mundart und Brauchtum immer noch den fränkischen Einfluß bei der Besiedlung zeigten. Im Jahr 1252 wurde die Stadt dem Deutschen Ritterorden geschenkt. Unabhängig von der wechselhaften geschichtlichen Entwicklung hat der Orden wesentlich zur Entwicklung des Ortes beigetragen. Am Marktplatz befindet sich auch das im Jahr 1668 fertiggestellte Jesuitenareal. Nachdem der Jesuitenorden im Jahr 1773 aufgelöst wurde, dienten die Gebäude zunächst militärischen Zwecken. Fortsetzung folgt

Das Prager Jesulein wurde und wird in Böhmen sehr verehrt. Fast in jeder Pfarrkirche ist es zu finden. Das dargestellte Prager Jesulein steht in einem Glasschrein auf dem Tabernakel des Seitenalters des hl. Johannes von Nepomuk in der ehemaligen Pfarrkirche der Heiligen Ulrich und Prokop in Altzedlisch im ehemaligen Bezirk Tachau. Es durfte 2008 die Grenze überschreiten und war Mittelpunkt der Weihnachtsausstellung im Tachauer Heimatmuseum in Weiden.

Die Referenten am Samstag (von links): Bundesvüastäiha Volker Jobst, Dritte Bürgermeisterin von Marktredwitz Christina Eisa, Irmgard Deistler, Ingrid Deistler, Christa Voigt, Jürgen Zuber, Bundeskulturwartin Christina Diederichs und Dr. Ralf Heimrath.

Samstag, 21. Oktober, und Sonntag, 22. Oktober: Begegnung des Arbeitskreises Egerländer Kulturschaffender e.V. (AEK) in Marktredwitz. Samstag, 28. Oktober, und Sonntag, 29. Oktober: Kulturtagung des Bundes der Eghalanda Gmoin in Marktredwitz. Sonntag, 5. November: Hauptversammlung mit Wahlen des BdEG-LV Bayern in Ingolstadt. Sonntag, 5. November: Hauptversammlung mit Wahlen des BdEG-LV Hessen in Gießen. Freitag, 24. November, bis Sonntag, 26. November: Herbstseminar der BdEGBundesjugendführung in Murrhardt.

Vorschau 2024: Samstag, 13. Januar: Landesjugendtag der BdEGEgerland-Jugend in BadenWürttemberg. Samstag, 27. Januar, und Sonntag, 28. Januar: Erweiterte BundesvorstandsSitzung, EKH – Marktredwitz. Sonntag, 11. Februar: Vorstand-Sitzung des BdEG LV Bayern in Ingolstadt. Sonntag, 17. März: Kulturtagung des BdEG-LV Bayern im Sudetendeutschen Haus mit Besuch des Sudetendeutschen Museums, München. Freitag, 3. Mai, bis Sonntag, 5. Mai: „Die Egerländer kommen!“ Traditionelle Egerländer Blasmusik, Tanz und Gesang in Radolfzell/Bodensee (geplant). Freitag, 10. Mai, bis Sonntag, 12. Mai: 52. Bundestreffen der BdEGEgerland-Jugend in Wendlingen. Freitag, 17. Mai, bis Sonntag, 19. Mai: 74. Sudetendeutscher Tag in Augsburg. Freitag, 24. Mai, bis Sonntag, 2. Juni: Hessentag in Fritzlar. Freitag, 7. Juni, bis Sonntag, 9. Juni: Deutsches Trachtenfest, Wangen/Allgäu Sonntag, 9. Juni: 70 Jahre Eghalanda Gmoi Zorneding.

Gesangsvortrag im Begegnungszentrum Komotau.

Bilder: Matthias Meinl

Weitere Termine sind zu finden unter www.egerlaender.de


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 45 | 10.11.2023

Heimatkreis Falkenau, Heimatkreisbetreuer: Gerhard Hampl, Von-Bezzel-Straße 2, 91053 Erlangen, eMail geha2@t-online.de Heimatverband der Falkenauer e. V. Internet: www.falkenauer-ev.de 1. Vorsitzender: Gerhard Hampl; 2. Vorsitzender: Otto Ulsperger; eMail kontakt@falkenauer-ev.de Falkenauer Heimatstube, Brauhausstraße 9, 92421 Schwandorf; Besichtigungstermine bei Wilhelm Dörfler, Telefon (0 94 31) 4 90 71, eMail wilhelm.doerfler@freenet.de Spendenkonto: Heimatverband der Falkenauer e. V. , Sparkasse im Landkreis Schwandorf, IBAN DE90 7505 1040 0380 0055 46 Verantwortlich von seiten des Heimatverbandes: Gerhard Hampl. Redaktion: Lexa Wessel. Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.

Falkenauer Treffen

Gedicht

Rückblick auf das 36. Bundestreffen Am Sonntag, den 3. September 2023, fand das 36. Bundestreffen der Falkenauer in der Patenstadt Schwandorf statt. Gerhard Hampl berichtet:

T

rotz Problemen mit der Kommunikation kamen immerhin noch etwa 100 Besucher zu unserem Treffen in die Oberpfalzhalle nach Schwandorf. Das heißt es genügte der Konrad Max Kunz Saal für die wenigen Besucher, die Halle wäre zu groß gewesen. Die Redaktion der Sudetendeutschen Zeitung hatte im August Betriebsurlaub, aus diesem Grund schaffte es eine Ankündigung unseres Treffen nicht mehr rechtzeitig in die dafür vorgesehene Ausgabe, sondern sie erschien erst eine Ausgabe später, auch wenn das Treffen schon vorbei war. Wie bereits zum letzten Treffen 2022 beschlossen, werden wir den Heimatverband als eingetragenen Verein zum 31. Dezember 2023 auflösen. Das heißt der Verein existiert ab diesem Datum noch ein weiteres Jahr lang, bis er aus dem Vereinsregister gestrichen wird. In dieser Zeit wird der Verein nur noch von zwei Abwicklern, auch Exekutoren genannt, vertreten. Diese sind mein Stellverteter Otto Ulsperger und meine Wenigkeit. Die Stadt Schwandorf wird unsere Heimatstube übernehmen und über unsere Zeit hinaus weiterpflegen und der Allgemeinheit zugänglich halten. Dazu haben wir mit der Stadt Schwandorf einen diesbezüglichen Vertrag geschlossen. Die Fotographie zeigt die Vertragsunterzeichnung durch Andreas Feller, den Oberbürgermeister der Stadt Schwandorf, und mich. In der Zeit bis zur Löschung des Vereins aus dem Vereinsregister werden wir gemäß Paragraph 3 des geschlossenen Vertrages ein bereinigtes Inventarverzeichnis erstellen, aus welchem ersichtlich ist, welche

Gegenstände, Bücher und Dokumente in das Eigentum der Übernehmer übergehen. Wir stehen in dieser Zeit für Besucher unserer Heimatstube sowie für die Einarbeitung geeigneter Kräfte der Stadt Schwandorf weiterhin zur Verfügung.

Die Patenschaft der Stadt Schwandorf über die Falkenauer bleibt weiter bestehen. Diese Patenschaft ist unabhängig vom Heimatverband. Die Patenschaft wurde zu einem Zeitpunkt geschlossen, da der Heimatverband noch gar nicht existierte.

Seff Heil: „VAWA?“

Zum Jahresende werde ich noch einmal eine letzte Sitzung des Heimatkreisrates einberufen. Wir werden dort beschließen, ob wir im nächsten Jahr ein Treffen in Schwandorf veranstalten werden. Im Falkenauer Heimatbrief werde ich darüber berichten.

Nachfolgend ist das Gedicht „VAWA?“ von Seff Heil aus seinem Band mit heiteren Gedichten und Erzählungen abgebildet. Josef „Seff“ Heil wurde am 29. April 1929 in Alt Sattl in der Tschechischen Republik geboren und ist am 21. Januar 2000 in Amberg/Oberpfalz verstorben. Heil war ein deutscher Volkstumspfleger und -kundler des historischen Egerlandes. „VAWA?“ „In Fålkenau im Eghalånd, dåu stäiht da Wåstl, weit bekaånnt. Waal er neat gäih koan, is a bliebm, d’Leit owa håut ma assetriebm. Da Wåstl, druabm am Brunna stäiht, u ümandüm er neks vastäiht. Er denkt, wåu san döi Leit nå bliebm? Als uinzigha bin i üwrich bliebm. Er wåiß halt neks, koan näimads fraign, am löibstn töit er oieböign: „Ich siah kuin Fålkenaua dåu, wåu san se denn, wer sågt ma, wåu? Er höiat neks, döi Zeit vagäiht, bis afframål wer druntn stäiht. Gleich schaut er a weng gnäichta doar, ,an Wenz sa Bou, da Seff van Hoa‘ (Hartweg) Da Seff zan Wåstl, affeschaut u redt mit ihn, an Wåstl,graut: ,Furtgecht, va Haus u Huaf vatriebm? Na a påar Kilo san enk bliebm? A jeda Deitscha håut möin gäih? Vawaa? Dees koan koan Mensch vastäih.‘ ,Wöi wenn da Wind uns häit vawaht, san in da Fremm miar weit vastraat.‘ Sua sågt da Seff, stäiht dåu u greint, ,gånz narrisch ånt dåu håuts miar heint, du wåißt öitz, wöi’s um uns draß stäiht‘, schaut affe, draht se üm u gäiht. Da Wåstl, wåiß net, wöi nan gschiath, wöi er an Seffm weggäih siath, Er denkt: ,Nå ich bin üwrich bliebm, vawaa hobms mich neat aa vatriebm!‘ Döi hobm des Land doch urbar gmaåcht, hobm Friedn u Segn dåu einabraåcht. Woa(r denn dees ållas gånz valaar? Vatriebm sans wuarrn! ,Vawaa, vawaa‘“?

Die Vertragsunterzeichnung durch Andreas Feller, den Oberbürgermeister der Stadt Schwandorf, und Gerhard Hampl. Bild: Sabine Brunner

Falkenau

Geburtstagsglückwünsche und Trauerfälle Wir wünschen allen Geburtstagskindern im Monat November alles Gute, Gesundheit und viel Glück im neuen Lebensjahr zum: –99. Geburtstag Ullmann, Franz, (Falkenau), 26. November. –98. Bötzl, Hartwich, (Pochlowitz), 3. –97. Wolf, Franz, (Robesgrün), 3.

–96. Müller, Anna, geborene Leupold, (Waldl,) 29. –95. Mratschek, Sonja, geborene Tremka, (Zwodau-Davidstal), 3. –95. Gabriel, Margaretha, geborene Pompl, (Königsberg), 30. –94. Janda, Anna, geborene Hahn, (Maria-Kulm), 14. –93.Olbert Walter (Falkenau) 24. –90. Kühnl, Barbara, (Teschwitz), 14.

–90. Hoyer, Rudolf, (Zwodau), 23. –88. Völker, Heidi, geborene Glassl, (Lobs), 21. –87. Jilek, Klara, geborene Pech, (Falkenau), 1. –85. Kragl, Adolf, (Haberspirk), 2. –82. Schnell, Gerlinde, geborene Brandl, (Zwodau), 1. –80. Dengler, Monika, (LanzChodau), 5. –80. Ulsperger, Gertrud, ge-

borene Ehm, (Thein), 10.

Trauerfall: Erna Wilfling, Mutter von Renate Wilfing, ist leider bereits im Sommer dieses Jahres verstorben. Das genaue Todesdatum war am 28. August 2023. Sie war jahrzehntelang eine treue Abonnentin der Zeitung. Unsere herzliche Anteilnahme gilt ihren Angehörigen und Freunden.

Buchcover: Band mit verschiedenen Erzählungen von Seff Heil.


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 45 | 10.11.2023

Egerer Landtag e. V., Geschäftsstelle in 92224 Amberg, Paradeplatz 11; Vorsitzender: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, eMail wolf-dieter.hamperl@online.de Stellvertretende Vorsitzende: Helmut Reich und Dr. Ursula Schüller Für die Egerer Zeitung zuständig: Prof. Dr.-Ing. Alfred Neudörfer, eMail A.Neudoerfer@gmx.de – Kassenführung: Ute Mignon, eMail ute.mignon@online.de Spenden an: Sparkasse Amberg-Sulzbach, IBAN: DE73 7525 0000 0240 1051 22 – BIC: BYLADEM 1 ABG Verantwortlich vonseiten des Egerer Landtag e. V.: Dr. Wolf-Dieter Hamperl – Redaktion: Lexa Wessel, Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.

Die dritte Klasse (links) der Dorfschule Liebenstadt 1948/1949 mit Pfarrer Otto Brenner und Junglehrer Max Sauter. Zwölf der Kinder sind Heimatvertriebene. Rechts: Über den Dächern von Liebensadt: Nach 56 Jahren gab es ein Wiedersehen mit ehemaligen Klassenkameraden.

Wilhelm Rubick – Teil III und Ende

Erinnerungen an ein früheres Leben U

nser Lehrer hatte Schwierigkeiten, mich zu verstehen. Ich sprach inzwischen einen sudetendeutsch-schwäbischen Dialekt. Doch es dauerte nicht lange, dann war ich dreisprachig: sudetendeutschschwäbisch-liebenstädterisch. So, wie sich dieses Kauderwelsch anhörte, schrieb ich anfänglich auch. Waren es in Frickenhausen meist erwachsene Personen, welche ich kontaktierte, waren es nun meine Mitschüler, zum Großteil auch Vertriebenenkin-

der, mit denen ich mich herumtrieb. Wir zündeten auch schon einmal mit einer selbstgebastelten Schwingbüchse, ähnlich einem Weihrauchgefäß, den Espan an. Unser Lehrer, Herr Sauter, sagte in der Schule dann auch: „Ihr Gassenjungen, ich habe euch schon flitzen sehen, und vorneweg den Rubick.“ Trotzdem verdanke ich ihm meinen beruflichen Erfolg. Er lehrte uns, was wichtig war für das Leben. Nach und nach zogen immer mehr Familien aus Liebenstadt

weg. Darunter auch Mädchen, denen ich als 14Jähriger schon einmal einen verliebten Blick zugeworfen hatte. Im Jahr 2005 trafen sich auf meine Initiative hin die Schüler des Jahrgangs 1940 der damaligen vierten Klasse wieder. Da gab es Unmengen zu erzählen! Nach der Schulzeit kam die berufliche Lehrzeit und anschließend die Lehrzeit fürs Leben. Im Jahr 1969 heiratete ich nach Thalmässing. Noch heute verbindet mich ei-

ne enge Freundschaft mit den Liebenstädtern. Viele Wege aber – die Trampelpfade, die Schulund Schleichwege oder die heimlichen Gässchen, in denen wir lauschten oder belauscht wurden – sind inzwischen fort, vergangen und unwiederbringlich verloren, wie die Zeit. Eine Zeit in der wir Höhen und Tiefen durchlebten. Eine Zeit von Geburt und Taufe, Schule und Erstkommunion, Lehre und junger Liebe, Hochzeit, Familienglück, Beruf und Erfolg, Alter

und Tod. So mußten wir unsere Mutter, deren Hände so treu geschafft, 2004 in fremde Erde legen. Es gab Tage in meinem Leben, die sich tief in meine Erinnerung eingeprägt haben: fröhliche und traurige, und es gab solche, die ich mein Leben lang nicht vergessen werde. Zu ihnen gehören besonders diese Stunden, Monate und Jahre, die ich als Junge in meiner Heimat Ulrichsgrün erleben durfte. Dazu gehören aber auch die tollen Erlebnisse in Frickenhausen, die Schul-

zeit, das Älterwerden und die erste Liebe in Liebenstadt, die Familie sowie der Erfolg im Beruf in Thalmässing. Viele Stationen gab es in meinem Leben! Dabei bleiben Fragen, wie: Hat die Vertreibung, das Umherirren, Spuren hinterlassen? Kann ich, nach all dieser Zeit, mit Bestimmtheit sagen, wo ich zu Hause bin? Bin ich dort zu Hause, wo ich wohne, wo ich lebe, und trotzdem dort daheim, wo ich geboren bin? Wilhelm Rubick

Eger

Die zweitlängste Fußgängerbrücke steht Die zweitlängste Fußgängerbrücke der Tschechischen Republik steht seit Kurzem in Eger.

D

er im Jahr 1865 erbaute Egerer Bahnhof hat nicht nur eine bewegte Geschichte, sondern auch so manche bauliche Besonderheit: Neben seinem damals wie heute (1962 erbauten) imposanten Hauptgebäude ist es auch eine Fußgängerbrücke, welche die der Stadt zugewandten Bahnhofsvorderseite mit dem östlich gelegenen Stadtteil Schwedenflur verbindet. Dabei führt sie über erstaunlich viele Gleise. Ursprünglich diente sie dem Bahnpersonal als bequemer und schneller Zugang zu den zahlreichen Betriebsgebäuden auf dem

weiträumigen Bahnhofsgelände. Sie wurde jedoch nach und nach bis zur heutigen Ausdehnung verlängert und für die Allgemeinheit zugänglich gemacht. Aber auch an ihr nagte unerbittlich der Zahn der Zeit. Sie mußte mehrmals ausgebessert und auch schon einmal erneuert werden. Schließlich wurde ihre 300 Tonnen schwere Stahlkonstruktion der letzten Ausführung im Jahr 2016 in einer spektakulären Abbruchaktion, wegen der in einem statischen Gutachten festgestellten akuten Baufälligkeit, endgültig abgetragen. Der Bau der neuen Fußgängerbrücke begann im November 2020 und war von Anfang an mit Problemen verbunden.

Das Projekt mußte aufgrund aktualisierter Sicherheitsvorgaben mehrmals angepaßt werden. Dabei kamen noch wirtschaftliche Schwierigkeiten der ausführenden Firma hinzu. Sie führten letztendlich zu ihrem Konkurs. Der Bau wurde für relativ kurze Zeit eingestellt. Doch es fand sich schon bald ein auf Brückenbau spezialisiertes Unternehmen, welches den auch finanziell und zeitlich sehr anspruchsvollen Neubau übernahm und termingerecht vollendete. Das Bauunternehmen hat diesen August eine neue Hängebrücke mit zwei Stützen im Abstand von 40 Metern für Fußgänger- und Fahrradverkehr Bitte umblättern

Die lange Fußgängerbrücke.

November 2023

Glückwünsche zum Geburtstag Im Monat November können wir einem Mitglied des Egerer Landtag e.V. zum hohen Geburtstag gratulieren. Wir wünschen dem Geburtstagskind alles erdenklich Gute, Gesundheit und viel Glück im

neuen Lebensjahr: Die allerbesten Wünsche gehen an Herbert Meyer, Volkach, geboren am 8. November 1932.


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EGERER ZEITUNG

Sudetendeutsche Zeitung Folge 45 | 10.11.2023

� Eger – weiter zu Seite 15

Die zweitlängste Fußgängerbrücke steht a

ufgestellt. Das Bauwerk überspannt mit seinen 400 Metern 43 Bahngleise und ist damit die zweitlängste Fußgängerbrücke in der Tschechischen Republik. Diese Hängebrücke ist somit eine völlig einzigartige Angelegenheit für die Stadt und wird sich sicherlich zu einer weiteren Sehenswürdigkeit entwickeln. Sie ist aber auch ihr teuerstes Bauvorhaben der letzten Jahre: Die Kosten belaufen sich auf 250 Millionen Kronen. Inzwischen hat die Brücke auch die für die Freigabe notwendigen statischen und dynamischen Belastungsprüfungen erfolgreich bestanden. Für den statischen Nachweis wurde die Stahlbetonkonstruktion mit 80 Wasserbehältern von je 1050 Kilogramm, das heißt mit

insgesamt 84 Tonnen, belastet. Für die dynamischen Prüfungen wurde der Brückenkörper mit besonderen Schwingungsaggregaten angeregt und die Vibrationen der tragenden Struktur mithilfe zahlreicher Sensoren gemessen. Die Ergebnisse des statischen und dynamischen Nachweises, der drei Tage lang dauerte, erfüllten vollkommen alle Erwartungen und Vorgaben des Projektes. Die kalkulierte Lebensdauer der Brücke beträgt bei ordnungsgemäßen Wartung und Verwaltung bis zu hundert Jahre. Die Brücke wurde diesen Herbst in Betrieb genommen. Wohl ein Grund für einen weiteren Besuch wieder einmal in Eger. dr idnes.cz

Die lange Hängebrücke für Fußgänger.

� Egerer Landtag e.V.

Tagung "Egerer Gespräche 2023" Die „Egerer Gespräche 2023“ fanden im tschechischen Skalna, dem früheren Wildstein, nördlich von Franzensbad, vom 13. bis zum 15. Oktober 2023 statt.

D

as Thema der Tagung lautete „Vertreibung aus dem Egerland und Eingliederung in Deutschland – in der Erinnerung und aus der Sicht verschiedener Generationen“. Professor Dr. Dr. h.c. Wilfried Heller hatte das Thema formuliert sowie Inhalt und Fragestellung mit einer kurzen Abhandlung (samt Literaturhinweisen) erläutert und die wissenschaftliche Leitung des Symposiums übernommen. Die Organisation lag bei Dr. Wolf-Dieter Hamperl, die finanzielle Betreuung bei Helga Burkhardt. Veranstalter war der „Egerer Landtag e.V.“. Der erste Teil des fünfteiligen Programms bestand aus Berichten von vier Vertriebenen. Da Dr. Hatto Zeidler nicht kommen konnte, las Professor Heller ein Kapitel aus seinem Buch „Das Kanuhaus“ vor. Familie Zeidler war mit einem Pferdefuhrwerk von Saaz nach Eberbach am Neckar geflohen. Dr. Walter Kreul und Burkhardt berichteten von der Vertreibung aus Fleißen beziehungsweise Eger und ihren unterschiedlichen Wegen der Integration in Bayern. Schließlich erzählte Dr. Hamperl (Zummern/Tachau) von der Flucht seiner Mutter mit den beiden Kindern am 6. Dezember 1945 nach Waidhaus und von seiner Eingliederung in die Oberpfalz und in Oberbayern. Im zweiten Teil berichteten Kinder von Vertriebenen. Refe-

(Bilder oben und unten) Verschiedene Eindrücke zur Tagung "Egerer Gespräche 2023". renten waren Dr. Ralf Heimrath (Eltern aus Neumarkt bei Tepl und Hultschiner Ländchen), Dr. Gerald Putz (Eltern aus Littmitz bei Elbogen), Dr. Claudia Preis (Vater aus Dallwitz bei Karlsbad) und Gudrun Scharr (Mutter aus Littmitz). Sie hatten erlebt, wie die Eltern mit dem Schicksal fertig geworden sind. Man erfuhr, wie die Kinder die Fahrten in die alte Heimat erlebten und was diese ihnen bedeuten. Im dritten Teil erzählten Enkelkinder der Vertriebenen davon, welche Besonderheiten, trotz guter Integration, auf die Vertreibung ihrer Großeltern schließen lassen, nämlich die Beschäftigung mit Egerländer Musik, Entschluß zum Volkskundestudium oder das Verfassen und die Aufführung eines Theaterstücks über die Vertreibung. Die Enkelgeneration vertraten Ale-

xander Bräutigam (Großeltern aus Wscherau und Kuniowitz/Mies) und Gerald Deistler (Schönbach/Eger und Untergramling/Marienbad). Vierter Teil der Tagung: Eine besondere Note erhielt das Symposium durch die Teilnahme von Spätaussiedlern. Wilfried Lenz (Littmitz) und Erich Wetzka (Weipert) berichteten über ihre Erlebnisse in der Zeit bis 1953, als sie die tschechische Staatsangehörigkeit erhalten haben. Beide konnten 1967 beziehungsweise 1970 mit ihren Familien aussiedeln. Die Bundesrepublik hieß sie nicht besonders willkommen. Die Zeit im Lager und das erste Jahr in der bayerischen Schule ließen sie oftmals verzweifeln. Im fünften Teil der Tagung referierte Sieglinde Teschauer, eine im Egerland verbliebene Deutsche. Sie ist in Wildstein geboren, in dem Haus, in dem

heute die Gaststätte „SchnitzelFranz“ untergebracht ist. Sie war Lehrerin in ihrem Geburtsort und lebt heute noch in Wildstein. Sie blickt auf ein schönes Leben zurück und ist froh, daß sie das Vertriebenenschicksal und die Notzeit bis Mitte der 1950er Jahre in der "BRD" nicht erleben mußte. Sie spricht ein sehr gepflegtes deutsch und leitet heute noch die dreißigköpfige Gruppe „Wildstein“ im Kulturverband. Die Pausen zwischen den fünf Teilen der Tagung wurden zu intensiven und sehr informellen Gesprächen genutzt. Der Sonntag war von zwei Ereignissen geprägt: erstens durch den Besuch der Sonntagsmesse in der katholischen Pfarrkirche „Johannes der Täufer“ in Wildstein. Und zweitens war er geprägt durch den Besuch des neuen Museums in Fleißen/ Plesná.

Der Sonntagsgottesdienst war sehr gut besucht. Der Pfarrer begrüßte jeden per Handschlag am Eingang. Um uns in den Gottesdienst mit einzubeziehen, fügte er in die liturgischen Texte immer wieder deutsche Sätze ein. Auch das „Vaterunser“ wurde auf deutsch gesprochen. Leider blieben uns die Gedanken seiner Predigt verborgen. In seinen Schlußworten bedankte er sich bei den deutschen Anwesenden für den Besuch der Messe. Danach fuhren wir nach Fleißen/Plesná. Wir besuchten das vor etwa einem Jahr eröffnete Museum. Dabei handelt es sich um das europäische Partnermuseum des Museums „Fluch, Vertreibung, Ankommen“ in Erbendorf im Landkreis Neustadt an der Waldnaab. Untergebracht ist es in dem noch stehenden Teil der ehemaligen Firma Lehmann. Wir informierten uns in den Ab-

Bilder: Erich Wetzka

teilungen „Vertreibung“, „Fleißen“ und „Europa“. Das Museum informiert mit gutem Medieneinsatz über die Vertreibung, aber auch über die Zeit vor und nach der Vertreibung. Auch für uns unbekannte Themen, wie die politische Verfolgung durch die Kommunisten, werden anhand von Lebensläufen aufgezeigt. Der junge Bürgermeister Ptr Schaller, aus einer deutschen Familie stammend, begrüßte uns sehr herzlich und informierte über die heutige Gemeinde Fleißen und die Beweggründe für die Entstehung des Museums. Ein ausführlicher Bericht dieser erlebnisreichen Tage folgt noch in einer späteren Ausgabe. Die Veranstaltung wurde durch das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration gefördert. fl


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 45 | 10. 11. 2023

Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt- und Landkreis

Heimatzeitung des Weltkulturortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt und Landkreis Mitteilungsblatt desvereinigt Heimatverbandes der Karlsbader e. V.und Landkreis Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtmit Mitteilungsblatt des Heimatverbandes der Karlsbader e. V.

vereinigt mit

Heimatkreis Karlsbad, Heimatkreisbetreuerin: Dr. Pia Eschbaumer, Elektrastraße 44a, 81925 München, Telefon (0 89) 92 40 96 31, eMail kreisbetreuung@carlsbad.de Heimatverband der Karlsbader, Internet: www.carlsbad.de 1. Vorsitzender: Dr. Peter Küffner; 2. Vorsitzende: Dr. Pia Eschbaumer; Schatzmeister und Sonderbeauftragter: Rudolf Baier, eMail baier_rudolf@hotmail.de Geschäftsführerin: Susanne Pollak, eMail heimatverband@carlsbad.de. Patenstadt Wiesbaden. Karlsbader Museum und Archiv, Oranienstraße 3, 65185 Wiesbaden; Besichtigungstermine bei Dr. H. Engel, Telefon (06 41) 4 24 22. Spendenkonto: Heimatverband der Karlsbader, Kreissparkasse München, IBAN: DE31 7025 0150 0070 5523 44, BIC: BYLADEM1KS – Verantwortlich von seiten des Heimatverbandes: Pia Eschbaumer. Redaktion: Lexa Wessel. Redaktionsschluß: 20. des Vormonats. Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin

Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin 66. JAHRGANG Jänner 2016 FOLGE 1

� Bericht von Kreisbetreuerin Dr. Pia Eschbaumer – weiter auf Seite 18 66. JAHRGANG JAHRGANG 72.

Jänner 2016 Dezember 2022

FOLGE111 FOLGE

Gedenktafel für Wilhelm Hager und Kranzniederlegung am Friedhof

Liebe Leser der Karlsbader Zeitung,

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lles Gute zum Geburtstag, Gesundheit und Wohlergehen wünschen wir unseren (ehemaligen) Ortsbetreuern, welche im Monat November feiern dürfen. Wir gratulieren zum: –98. Geburtstag am 29. November Albin Peter (Pirkenhammer), 86633 Neuburg; – 87. am 10. Gerhard Hacker (Sachsengrün-Ranzengrün-Oberlomitz), 92442 Wackersdorf; – 87. am 16. Edith Rammoser (Unterlomitz mit Gießhübl-Sauerbrunn), 97082 Würzburg; – 81. am 15. Barbara Nätzker/Mathé (Ottowitz-Zettlitz-Roßnitz-Schankau), 53340 Meckenheim; – 58. am 2. Kristine Senter/Konheisner (Donawitz), 90482 Nürnberg. Wie in der letzten Ausgabe angekündigt, hat am 24. September die Mitgliederversammlung unseres Heimatverbandes stattgefunden. Lebhaft diskutiert wurde über das weitere Vorgehen bezüglich unseres Museums in Wiesbaden, wodurch wir zu einem befriedigenden Beschluß gelangten, welcher einstimmig angenommen wurde. Noch ist nichts definitiv entschieden, aber der Weg ist frei für eine vertragliche Vereinbarung mit dem Sudetendeutschen Museum in München. Die Mitglieder werden das Protokoll zusammen mit dem Weihnachtsbrief im Dezember erhalten. Leider kollidierte dieser schon länger festgesetzte Termin mit einem in Karlsbad, der kurzfristig angekündigt worden war,

Dezember ... und Friede den Menschen auf Erden.

Holzschnitt W. Klemm

Blick in eine Vitrine des Museums. so daß niemand vom Vorstand daran teilnehmen konnte. Dort wurde am 23. September eine Gedenktafel für Wilhelm Hager an dessen Geburtshaus in Donitz enthüllt. Wir waren aber vertreten durch unser Mitglied Ladislav Helsner, welcher sich sehr

Das in der Nähe des Friedhofseingangs gelegene Rondell mit Hochkreuz.

Am Friedhof: Hochkreuz mit Kranz. um das Andenken des Künstlers bemüht (vergleiche Beitrag in der Februar-Ausgabe der Karlsbader Zeitung, in: Sudetendeutsche Zeitung, Folge 6, erschienen am 10. Februar 2023, Seite 19). Nachfolgend drucken wir erlaubt seinen Bericht ab: „Liebe Freunde Karlsbads, der feierlichen Enthüllung einer Gedenktafel am Geburtshaus des akademischen Bildhauers und Malers Wilhelm Hager haben am 23. September 2023 um 11 Uhr vormittags in Karlsbad etwa 50 Personen beigewohnt. Der örtliche Verein „Žijeme Tuhnice z.s.“ (Wir leben in Donitz e.V.) hat die Gedenktafel nach einem Entwurf von Jindřich Nový errichten lassen. Feierlich enthüllt wurde sie von der Oberbürgermeisterin der Stadt Karlsbad, Andrea Pfeffer Ferklová, zusammen mit der Tochter von Wilhelm Hager, Margarete Schmid-Hager.“ Neben diesen „haben auch die Kinder von Wilhelm Hager, Margarete, Reinhard und Marcel sowie Jan Samec, Direktor der Kunstgalerie Karlsbad, Volker Dittmar, Direktor des Egerlandmuseums in Marktredwitz, Roman Stratil von der Euregio Egrensis und Ivan Thýn, Ehrenmitglied des Rotary-Clubs Karlsbad, teilgenommen. Da uns keine vergleichbare Würdigung eines Künstlers deutscher Herkunft in Karlsbad in der Nachkriegszeit bekannt ist, denken wir, daß es sich um einen Beitrag für die weitere Entwicklung der Euregio Egrensis handeln könnte. Denn über die Grenze losgetreten hat diese Ak-

tion mit seiner Ausstellung „Akademischer Bildhauer und Maler Wilhelm Hager“ eigentlich Direktor Dittmar vom Egerlandmuseum in Marktredwitz. Ohne die Ausstellung des Egerlandmuseums wären wir in Karlsbad wohl nie auf Hager als ehemaligen Karlsbader gekommen. Wir danken ihm, daß er uns somit zu der Bekanntschaft mit unserem Donitzer und Karlsbader Hager verholfen hat. Bereits in der Montagsausgabe der größten Karlsbader Zeitung „Karlovarský deník“ vom 18. September 2023 wurde diese Veranstaltung auf der Seite 3 mit einem Artikel der Chefredakteurin Jana Kopecká über Hager angekündigt. Ich hoffe, Sie freuen sich genauso wie ich über diese beson-

dere Würdigung eines deutschen Karlsbaders, welche nun für jeden Passanten in Karlsbad ersichtlich ist.“ Darüber freuen wir uns durchaus sehr, und ich werde bei nächster Gelegenheit dem Gedenkort einen Besuch abstatten und ein Foto davon machen. Gerade komme ich von der traditionellen Kranzniederlegung auf dem Karlsbader Friedhof zurück. Vielleicht fragen Sie sich, was für ein Gedenkort das eigentlich ist, an dem wir uns jährlich treffen? Dazu findet man bei dem „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ folgenden Text: „Auf dem Stadtfriedhof in Karlsbad ruhen Tote des Ersten und Zweiten Weltkrieges, darunter Verstorbene aus den Kran-

kenhäusern und Lazaretten, die insbesondere aus Berlin evakuiert wurden sowie zivile Kriegsopfer, die im Bereich der sogenannten Berliner Gräber bestattet wurden. Von 1992 bis 1993 richtete der Volksbund die Grabflächen des Ersten und Zweiten Weltkrieges sowie die der ,Berliner Gräber‘ her. Die Gräber des Ersten Weltkrieges erhielten eine Rasendecke, Symbolkreuzgruppen und ein kleines Hochkreuz mit Gedenktafel. Das Grabfeld mit den erkennbaren Einzelgräbern des Zweiten Weltkrieges wurde eingeebnet. Die Gräber wurden durch Granitkreuze gekennzeichnet, welche die Namen, Daten und Dienstgrade der Gefallenen tragen. Eine angrenzende Fläche wurBitte umblättern

Abgedruckte Gemälde von Wilhelm Hager auf der Einladung zur Enthüllung der Gedenktafel an ihn: Die Bilder des Künstlers zeigen ein „Selbstbildnis als Soldat in Italien“ und die „Arena in Verona“.


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KARLSBADER ZEITUNG

Sudetendeutsche Zeitung Folge 45 | 10.11.2023

� Bericht von Kreisbetreuerin Dr. Pia Eschbaumer – weiter zu Seite 17

Gedenktafel für Wilhelm Hager und Kranzniederlegung am Friedhof

d

e ebenfalls planiert und die dort Ruhenden auf zwei Bronzegußtafeln namentlich erfaßt. Zentrale Gedenkstätte für die Toten beider Weltkriege ist der Altan (offenes Friedhofshäuschen) mit der Gedenkinschrift in tschechischer, russischer und deutscher Sprache. Einige Kriegsgräber im Eingangsbereich des Friedhofes wurden eingebettet und zu einer Wiese für anonyme Bestattungen umgestaltet. Die verbliebenen Gräber wurden planiert und durch Symbolkreuzgruppen gekennzeichnet. Die Namen der Toten sind in 14 Bronzegußtafeln an einem Rondell mit Hochkreuz eingelassen. Eine Gedenktafel weist auf die dort Bestatteten hin. Der Friedhof wurde am 15. Mai 1993 eingeweiht. Dort ruhen 2100 Gefallene des Zweiten Weltkrieges. Ein wenig entfernt von diesem Gedenkort befindet sich der „Altan“ – die Zentrale Gedenkstätte für die Toten beider Weltkriege. Er ist seit kurzem durch eine blau-weiße Plakette des Volksbundes gekennzeichnet. Aktuelle Fotographien mit den Kränzen des Heimatverbandes zeigen zunächst einen Blick über das in der Nähe des Haupteingangs gelegene Rondell mit Hochkreuz; auf dem Bild sind auch zwei der darum angeordneten 14 Bronzegußtafeln mit den Namen der Toten zu sehen sowie im Hintergrund einige der Kreuzgruppen. Ein wenig entfernt von diesem Gedenkort befindet sich der „Altan“ – die

(Bilder links und rechts) Kranzniederlegung in Karlsbad: Auf dem Friedhof sind Bronzegußtafeln mit den Namen der Toten sowie das Hochkreuz mit dem niedergelegten Kranz zu finden. zentrale Gedenkstätte für die Toten beider Weltkriege. Er ist seit kurzem durch eine blau-weiße Plakette des Volksbundes gekennzeichnet. Wollen Sie noch mehr über

die Geschichte Ihrer Ahnen erfahren und haben Mitte November ein paar Tage Zeit? Dann melden Sie sich doch an zu einem Seminar mit dem Titel „Die Geschichte der Sudetendeut-

schen – Spurensuche der nachfolgenden Generationen“. Das Seminar findet vom 14. bis zum 17. November auf dem Heiligenhof bei Bad Kissingen statt. Nähere Informationen dazu fin-

den Sie auf der Website unter https://heiligenhof.de/unsereseminare/seminarprogramm. Unsere nächste Zeitungsausgabe erscheint am 8. Dezember dieses Jahres.

Bis dahin wünsche ich Ihnen geruhsame Wochen und schon einmal einen schönen Beginn der winterlichen Adventszeit! Viele Grüße, Ihre Pia Eschbaumer

� November 2023 – weiter auf Seite 19

Nachrichten aus den Gemeinden Karlsbad Stadt

Gemeindebetreuerin Pia Eschbaumer, Elektrastraße 44a, 81925 München, Telefon (0 89) 92 40 96 31, eMail kreisbetreuung @carlsbad.de Liebe Karlsbader, zunächst einmal wollen wir allen Geburtstagskindern des Monats November – auch den hier nicht namentlich genannten – herzlich zu ihrem Wiegenfest gratulieren, zum: –95. Geburtstag am 11. November Dipl.Kfm. März, Hans, (Handelsakademie), 83098 Brannenburg; –95. am 19. Wagner, Walter, (Gartenzeile), 89275 Elchingen; –94. am 24. Markgraf/ Pickenhahn, Liesl, (Gartenzeile), 74072 Heilbronn; –94. am 28. Vlasak/Dörfler, Margit, (Prager Gasse), 81375 München. Leider ist es kaum möglich, über 90 Kerzen anzuzünden, aber man kann sich auch etwas anderes überlegen: zum Beispiel gibt es aus Wachs gegossene Zahlen mit Docht, oder man „schreibt“ das Jahr mit kleinen Kerzen – Hauptsache es gibt viel Licht in dieser tristen Jahreszeit! Ich kann mich gerade ganz gut auf sie einstimmen, hat es doch Mitte Oktober einen gewaltigen Temperatursturz gegeben. Auch an Allerheiligen und Allerseelen spielt das Licht eine große Rolle, wie das Gemeindebetreuer Rudi Kreisl unter Grasengrün beschreibt. Heutzutage sind es vor allem Grablichter, mit denen die Angehörigen ihrer Verstorbenen gedenken. Diese Lichter dürfen an diesen Feiertagen auf keinem Grab fehlen als

Die alten Grabsteine bezeichnen nicht beziehungsweise nicht mehr die ursprünglichen Grabstätten, sondern wurden willkürlich in dem Gelände platziert. Leider sind die meisten längst nicht so schön hergerichtet wie das von Mozart, sondern befinden sich in einem eher betrüblichen Zustand. Die von Pavel dokumentierten Bauarbeiten um die Kirche herum sind dabei wohl eher nicht zuträglich;

Friedhof auf steigendem Gelände. Symbol für das ewige Licht. Wenn Sie diese Ausgabe der Karlsbader Zeitung lesen, liegt die traditionelle Kranzniederlegung auf dem Karlsbader Friedhof oberhalb von Drahowitz zwar schon einige Wochen zurück, doch der Redaktionsschluß wiederum war bereits eine Woche vor diesem Termin. Stattdessen möchte ich Ihnen ein paar Bilder zum Vorgänger des großen Stadtfriedhofs, dem Andreas-Friedhof, zeigen, die mir vor ein paar Wochen Pavel Padua geschickt hat. Der erste Friedhof Karlsbads umgab, wie das üblich war, die Pfarrkirche Maria-Magdalena. Dieser wurde dann aufgelassen – sicherlich aus Platzgründen, aber wohl auch, weil er immer wieder Überschwemmungen durch die Tepl ausgesetzt gewesen sein dürfte. Ein neuer Friedhof wurde hochwasserfrei in starker Hanglage – das sieht man

ob nach deren Abschluß die Steine wieder hergerichtet werden? Trotzdem empfehle ich einen Besuch in dem Areal, denn man hat von dort einen wunderbaren Ausblick über die Stadt. Ich wünsche Ihnen allen einen ruhigen, nicht zu trüben November. Lassen Sie sich am 11. November die Martinsgans gut schmecken! Ihre Pia Eschbaumer Bitte umblättern

Bilder: Pavel Padua schön auf dem Foto – am oberen Ende der Andreasgasse angelegt, wo um 1500 die dem Heiligen Andreas geweihte Friedhofskirche errichtet wurde (umgebaut 1841). Doch irgendwann war auch dieser Friedhof zu klein, und man begründete im Jahr 1864 den großen Friedhof am Fuß des Dreikreuzberges über Drahowitz. Der Andreas-Friedhof wurde 1911 endgültig aufgelassen und schließlich zum sogenannten Mozartpark umgestaltet. Was aber hat dieser Park mit Mozart zu tun? Leider verstarb im Jahr 1844 der nur wenige Monate vor dem Tod des Vaters geborene Franz Xaver Wolfgang Mozart (der meist den Namen des Vaters benutzte) bei einem Kuraufenthalt in Karlsbad. Der weitgereiste Pianist, Lehrer und Komponist litt, wie sein Großvater Leopold, wohl an Magen-

krebs, welchen er durch eine Kur mit den Heilquellen Karlsbads zu lindern oder zu heilen hoffte – doch vergeblich. Wenigstens erhielt er – im Gegensatz zu seinem Vater – eine würdige Grabstätte und ein schönes Denkmal, das heute noch von der Stadtgemeinde und der Karlsbader Freimaurerloge betreut wird – auch er war, wie Vater und Großvater, Mitglied einer Loge. Einen langen Nachruf in Gedichtform widmete ihm kein Geringerer als Franz Grillparzer, der auch die Grabinschrift verfaßte. Dabei ist zu lesen: „Wolfgang Amadeus Mozart, Tonkünstler und Tonsetzer, geboren am 26. Juli 1791, gestorben am 29. Juli 1844, Sohn des großen Mozart, dem Vater ähnlich an Gestalt und edlem Gemüt(h)e. Der Name des Vaters sei seine Grabschrift, so wie seine Verehrung des Ersteren der Inhalt seines Lebens war.“

Grabstätte von Wolfgang Amadeus Mozart.


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KARLSBADER ZEITUNG

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Nachrichten aus den Gemeinden Drahowitz

Gemeindebetreuer Erwin Zwerschina, Am Lohgraben 21, 92237 Sulzbach-Rosenberg, Telefon (0 96 61) 31 52, Fax (0 96 61) 8 13 78 37 Herzliche Glückwünsche unseren November-Jubilaren. Wir gratulieren zum: –70. Geburtstag am 26. November Hof, Martha, (CZ Karlsbad, Taborska 27), 94424 Arnstorf; –64. am 5. Bayer/Blendinger, Edith, 91083 Baiersdorf-Igelsdorf. Beim Bedecken meines schütteren Haupthaares mit einem Hut kreisten meine Gedanken um den Begriff „Houtschwalbm“. Ob es sich dabei um die, leider immer rarer gewordenen, eleganten Segler oder doch um Flöhe, beziehungsweise Kopfläuse handeln könnte, wird ein Gespräch mit dem amtierenden Heimatdialektpfleger Rudi Kreisl klären. Bis dahin, bleibt erkältungsfrei und, wie hieß es einst: ,,übrigens, man geht nicht mehr ohne Hut“ erinnert sich, Ihr Erwin Zwerschina

Kohlhau Gemeindebetreuer Albin Häring, Clemens-Brentano-Straße 22, 35043 Marburg/L.-Cappel, Telefon/Fax (0 64 21) 4 53 02 Im November gedenken wir, wie in jedem Jahr, besonders unseren inzwischen zahlreichen Angehörigen und Landsleuten, welche der Tod aus unserer Mitte gerissen hat. Je älter man selbst wird, umso mehr und größer empfindet man die Lücken, die sich in unserem Umfeld auftun. Doch möchte ich auch vier Kohlhauer Landsleuten in diesem Monat herzliche Glück- und Segenswünsche zum Geburtstag und für das neue Lebensjahr entgegen bringen. Wir gratulieren zum: –92. Geburtstag am 30. November Marianne Leichauer/ Grimm, 95213 Münchberg-Maxreuth; –91. am 16. Gertrud Lebl/ Nadler, 81475 München; –86. am 22. Helga Eiler/Brandl, 83646 Bad Tö1z; –81. am 18. KarlHeinz Schöniger, (Sohn von Hilda Schöniger/Hammer), 73732 Esslingen. Nachstehend ist ein kleiner Auszug aus der Kohlhauer Schulchronik abgedruckt, welche am Anfang die Lage und Umgebung von Kohlhau skizziert: „Das Dorf liegt auf einem Hochplateau in der Höhe des Veitsberges 639 Meter und der Meereshöhe 621 Meter hoch, beide gehören dem Tepler Gebirge an. Begrenzt wird Kohlhau von den Gebieten der Orte Espenthor, Schneidmühl, Donawitz, Funkenstein und Pirkenhammer. Kohlhau zählt 98 Häuser, welche sehr vereinzelt stehen, und hat nach der Volkszählung des 31. Dezembers 1880 eine Einwohnerzahl von 651 Seelen. Da kein Fluß diese Ortschaft berührt, wird der Wasserbedarf durch Hausbrunnen, von denen fast jedes Wohnobjekt einen besitzt, hinreichend gedeckt. Nur in außergewöhnlichen Fällen, also in sehr trockenen Jahren, tritt Wassermangel ein.“ Albin Häring

Landkreis: Altrohlau

Gemeindebetreuer Rudi Preis, Weingartenstraße 42, 77948 Friesenheim, Telefon (0 78 08) 5 95, eMail Rudolf. Preis@t-online.de Nachfolgend wird der 15. Teil der Altrohlau-Chronik von Dr. Alois Tröber abgedruckt: Die Wochenarbeitszeit beginnt am Montagmorgen und endet am Samstagmittag. Die Tagesarbeitszeit liegt zwischen neun und zwölf Stunden (im Durchschnitt arbeitet man zehn Stunden – bis 17 Uhr), an Samstagen bei fünf Stunden. Die längste Arbeitszeit (meist sogar über die gesetzliche von zwölf Stunden – so 1902 durch die Handwerkskammer festgelegt) mit schweren Arbeitsbedingungen (insbesondere starker Temperaturschwankungen) haben Brennhausarbeiter und Schmelzer aufzuweisen. Unter den Beschäftigten in der Porzellanindustrie befindet sich ein hoher Prozentsatz (zum Teil über 50 Prozent) weibliche Arbeitskräfte. Politische Lokal-Organisationen einer starken Arbeiterbewegung entstehen in Altrohlau und den Industrie-Orten ringsum. Neben der „Sozialdemokratischen Partei Österreichs“ als weitaus stärkste Vereinigung (in der CSR: Deutsche Sozialdemokratische Arbeiterpartei) sind es der Arbeiter-, Turn- und Sportverein, die Frauen-Organisation, die Gewerkschaft, Arbeitersänger, Naturfreunde, Freidenker, „Jugendliche Arbeiter Österreichs“ (später „Sozialistische Jugend“), die Konsumgenossenschaft und andere. Fehlende Vereinsräume im Ort setzen den Tätigkeiten der Organisationen aber Schranken (Vereinslokal „Allianz“ in der Allianzgasse um 1872). Schließlich sind die „Bürgerlokale“ den „Sozis“ nicht immer zugänglich. Dieser Mangel erweckt unter der Arbeiterschaft in den Jahren 1909 bis 1911 das Verlangen nach einem eigenen Heim. Reger Bergbau wird auf dem Ranftschacht (Zeche Wenzel) betrieben. Die gewonnene Braunkohle wird mit zahllosen Fuhrwerken vertrieben. Allein auf weiter Flur steht die Porzellanfabrik Strauß und Söhne (mit Hauptsitz in New York und einer Niederlassung in Rudolstadt/ Thüringen) auf der Londoner Höhe, Nummer 141 und Nummer 159. Sie besteht nur bis 1912. Das Ehepaar ist auf der Heimfahrt nach Amerika beim Untergang der Titanic im Nordatlantik ums Leben gekommen. –1900: Die Einwohnerzahl ist auf 5360 angestiegen. Der Ort weist nun rund 280 Häuser auf. In rund 100 Jahren bedeutet das einen Zuwachs von etwa 240 Häusern. Am 28. Juni war die Gründung des Konsum- und Sparvereins „Vorwärts“ in Altrohlau (besitzt später sieben genossenschaftliche Gebäude). Am 9. Oktober war die Eröffnung der ersten Konsum-Verkaufsstelle im Ort. –1901: Im Herbst hemmt eine in Amerika ausgebrochene Wirtschaftskrise zwar nicht den Aufschwung des Ortes insgesamt, bringt aber doch durch Abwanderung vieler Arbeiter infolge des schlechten Geschäftes in den Fabriken und Porzellanmalereien viele leerstehende Wohnungen. In der „Zdekauer“ sind noch 430 Beschäftigte (davon 193 weibliche), in der „Victoria“ zählt man 975 Beschäftigte (davon 593 weibliche). Die „Gutherz“ weist 219 Beschäftigte auf (davon 103 weibliche), bei „Ah-

renfeld & Sohn“ arbeiten 69 (davon 20 weibliche Beschäftigte), bei „Siegl & Co.“ sind es 75 Beschäftigte (mehr weibliche als männliche). Bei „J. Siegl“ sind es 35 Beschäftigte (davon 14 weibliche), bei „Hofmann und Co.“ 19 Beschäftigte und bei „Siegert“ zehn Beschäftigte. Die „Gottl Schlämmerei“ (V. Gottl & Lorenz) in der Merangasse Nummer 13 beschäftigt 23 männliche Arbeitskräfte. Die Schlämmerei wird Anfang der 1930er Jahre stillgelegt; vermutlich wegen der Zuschüttung des Mühlgrabens. Nach der Vertreibung fällt sie einer Brandstiftung zum Opfer. Die Reste wurden entfernt. –1904: Im Januar wird ein Frauenwohltätigkeitsverein gegründet. Im März erteilt die Behörde eine Bewilligung zur Errichtung einer elektrischen Beleuchtungsanlage in der Zdekauer. Gründung der Schneiderfabrik durch F. Anton Schneider und Johann Geier an der Neudeker Straße Nummer 303 und Nummer 339, bei der Haarnadelkurve. Es ist die erste kleinere Fabrik. Für J. Geier kam 1913 Josef Lenhart. Ab 1926 war Josef Lenhart Alleinbesitzer; 1943 betrieben die Porzellanfabrik Josef Lenhart Erben, Anton und Otto Lenhart, Berta Lippert. Erzeugt wurde Gebrauchsgeschirr aller Art, Mokka- und Teeservice sowie Porzellanbuchstaben. In der Schneiderfabrik waren 1927 um die 150 Beschäftigte, 1930 waren es 180 und 1937 noch 170 Arbeiter und Angestellte. Fortsetzung folgt Wenn der Herbstwind über die Felder fegt, wenn von den Bäumen die letzten gelben Blätter auf den Boden fallen, dann nahen wieder die stillen Tage, dann gedenken wir im November an Allerheiligen, an Allerseelen, am Volkstrauertag, am Buß- und Bettag sowie am Totensonntag unserer lieben verstorbenen Angehörigen. Wer an diesen Tagen an den Gräbern seiner Verstorbenen stehen kann, wird wohl bewußt, daß ein Friedhof wie das Bindeglied zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist. Nach einem bis weit in den Oktober hinein von der Sonne verwöhnten Herbst werden wir uns wohl an tristes Grau und feuchte, kalte Tage gewöhnen müssen. Daß alle diese Jahreszeit gut und gesund überstehen, wünscht, Ihr Rudi Preis

Edersgrün Gemeindebetreuer Rudolf Baier, Am Gänsgraben 45, 84030 Ergolding, Telefon (08 71) 7 38 02, Fax (08 71) 1 42 33 07, eMail baier_rudolf@hotmail.de Wir gratulieren zum Geburtstag all denen, die in den nächsten Tagen Geburtstag feiern. Wir wünschen Ihnen allen alles erdenklich Gute, vor allem wünschen wir Ihnen Gesundheit und Gottes Segen, den Kranken gute Besserung. Wer kennt sie noch, die Familie Alboth? Sie kamen etwa um 1930 nach Edersgrün und haben dort bis zur Vertreibung gewohnt. Dies waren freundliche Leute, sie lebten sehr zurückgezogen. Gut bekannt war dagegen die Schwiegermutter der Familie. Diese Frau war unter dem Namen „Die alte Albotha“ bestens bekannt und hatte einige Jahre einen kleinen Milchhandel. Tag für Tag kam sie mit einem Ziehwägelchen ins Dorf

und holte einige Kannen Milch von den Bauern. Ihre Hauptkunden waren die Arbeiter der Merkelsgrüner Porzellanfabrik. Die Fortbewegungsart des Gefährtes war ein großer Hund, der seitwärts der Deichsel eingespannt war. Für Kleintransporte waren damals Hundegespanne nichts Außergewöhnliches. Kann sich noch jemand an derartige Hundegespanne erinnern? Rudi Baier

Grasengrün

Gemeindebetreuer Rudi Kreisl, Memminger Straße 15, 90455 Nürnberg, Telefon (09 11) 88 82 02, eMail: Rudolf. Kreisl@gmx.de Das Jahr 2023 geht nun schön langsam seinem Ende entgegen, das Seelenfest (Allerseelen) war kürzlich. Schon am Allerheiligentag, der in Engelhaus als der Besuchstag für die auswärts Wohnenden gilt, welche am Engelhäuser Friedhof Verstorbene liegen haben, werden die Gräber mit Kränzen und Blumenstöcken geschmückt und Kerzen und Lämpchen angezündet. Denn die armen Seelen haben bereits an diesem Tag Urlaub aus dem Fegefeuer (Janessen). Die Kränze werden vielfach aus Preißelbeerlaub und Immergrün gemacht (Engelhaus, Ottowitz) und mit Papier- und Wachsrosen belebt, welche aber immer mehr in Abnahme kommen. Auch die künstlichen Kränze aus gewachsten Papierblättern werden mehr und mehr von solchen aus gewachsten Zweigen verdrängt. Geblieben sind aber die Papierpolster, mit denen man die Gräber von Kindern ausstattet (Schlackenwerth). Am Nachmittag zieht eine Prozession zum Friedhof, wo eine Gedächtnisandacht abgehalten und der Gottesacker geweiht wird. In manchen Orten ehren die Gesangsvereine ihre verstorbenen Mitglieder durch den Vortrag dreier Lieder (Karlsbad, Schlackenwerth). In Haid ist Rosenkranzbeten für die armen Seelen beim Kriegerdenkmal, in Rodisfort war die Heldenehrung beim Gedächtnismal für die Gefallenen, an der sich die Feuerwehr, die „Heimatsöhne im Weltkrieg“, die Turner, der Gesangsverein, die Schulkinder und die ganze Ortsbevölkerung beteiligten. Nach der Niederlegung eines Kranzes hielt der Geistliche eine Ansprache, worauf die Feier mit dem Lied vom „guten Kameraden“ beschlossen wurde. Am Vorabend (Tüppelsgrün) oder am Abend des Allerheiligentages ißt man Semmel mit Milch aus einer Schüssel: Dadurch werden die Qualen der armen Seelen im Fegefeuer gelindert. Man darf dabei aber den Löffel nicht abstreifen, da die abtropfende Milch den armen Seelen gehört (Janessen). In Donitz und Dallwitz ißt man Semmel mit Milch als Schutz gegen Halskrankheiten. Sobald die Glocken am Abend läuten, wird in Zwetbau und anderen Orten in vielen Häusern im Familienkreis ein Rosenkranz gebetet, bei dem gewöhnlich so viele Lichter angezündet werden wie die Familie Verstorbene zählt. Diese Lichter dürfen nicht ausgelöscht werden, sondern müssen ausbrennen (Karlsbad, Lappersdorf, Mühldorf, Ottowitz und andere Orte). Am späteren Abend verlassen die Leute in Tüppelsgrün nicht mehr gerne das Haus. Müssen sie hinaus, meiden sie die Nähe der Kirche und des Friedhofes.

Um Mitternacht nämlich sollen sich die Geister der Verstorbenen zur Toten- und Geistermesse versammeln. Der eigentliche Tag für den Besuch der Gräber durch die Angehörigen ist aber der Allerseelentag, der größtenteils den winterlichen germanischen Totenkult an sich gezogen zu haben scheint, an dem eine endlose Zahl an brennenden Kerzen auf den Gräbern Zeugnis ablegt von der Fürsorge um die Dahingeschiedenen. In der Pfarr- oder Friedhofskirche wird ein Requiem für die Entschlafenen gelesen und um neun oder zehn Uhr vormittags zieht die feierliche Prozession (um die Kirche) auf den Gottesacker und weiht die Gräber (Engelhaus). In Zwetbau wird die Allerseelenandacht beim Missionskreuz abgehalten. Scheint während des Gottesdienstes oder des Umzugs die Sonne über die Gräber, sterben viele Wöchnerinnen (Lessau, Tüppelsgrün), viele alte Leute oder unschuldige Kinder im kommenden Jahr (Mühldorf). In Schlakkenwerth findet nachmittags um 17 Uhr das Rosenkranzbeten in der Friedhofskirche statt. Damit beende ich eine kleine Rückschau, wie man in längst vergangenen Zeiten die Tage Allerheiligen und Allerseelen in den Orten rund um Karlsbad beging. Heute besinnen sich nur noch wenige der Bedeutung dieser Tage, es hat sich vieles verändert. Einen nicht allzu tristen und grauen November, sowie unseren Kranken baldige, vor allem nachhaltige Besserung, wünscht Ihnen allen, Ihr Rudi Kreisl

Haid–Ellm–Lessau

Gemeindenbetreuerin Gerti Weis, Pruppacher Hauptstraße 17 A, 90602 Pyrbaum Grüß Gott, meine lieben Landsleute, wieder einmal ein Bericht von mir. Leider ist der Anlaß kein schöner. Wie einige von Ihnen wissen, stehe ich mit verschiedenen Landsleuten noch immer in telefonischem und schriftlichem Kontakt. Gestern hatte ich ein langes Telefonat mit Ingrid Hellmich. Es war ein sehr trauriges Gespräch, wobei mir Hellmich mitteilte, daß ihr Ehemann Otto Hellmich am 3. Oktober verstorben ist. Er hatte einen sehr langen Leidensweg und durfte nun friedlich einschlafen. Die letzten Tage war er wieder zu Hause in seinem geliebten und vertrauten Umfeld am Föhrenweg 8 in 86567 Hilgertshausen. Seine liebe Frau hat ihn die letzten Tage rund um die Uhr gepflegt und umsorgt. Geboren ist Otto Hellmich am 9. Juni 1933 in Haid, verstorben am 3. Oktober 2023 in Hilgertshausen. Unser innigstes Mitgefühl gilt Ingrid Hellmich und ihren Kindern. Otto Hellmich hat sein Haid und die jungen Jahre, die er dort mit Freunden verbringen konnte, nie vergessen und jeden Monat auf sein geliebtes „Badeblatt“ gewartet. Ich wünsche Ihnen, liebe Leser, eine schöne (Vor-)Adventszeit, Gesundheit, den Kranken rasche Genesung, Zufriedenheit und Glück. Von Herzen, Ihre Gerti Weis

Lichtenstadt Gemeindebetreuerin Magdalena Geißler, Karlsbader Straße 8, 91083 Baiersdorf-Hagenau, Telefon (0 91 33) 33 24; Heimatstube in 90513 Zirn-

dorf, Fürtrefflicher Straße 8; betreut von Christina RöschKranholdt, Egloffsteiner Ring 6, 96146 Altendorf, Telefon (0 95 45) 35 98 13 Allen, die im November ihren Geburtstag feiern, die besten Glückwünsche zum: –88. Geburtstag am 29. November Ingeborg Hendel, geb. Pöpperl, 96103 Hallstadt; –85. am 11. Anneliese Konrad, geb. Loh, 90556 Eggersdorf-Cadolzburg; –79. am 15. Heideliese Koptisch, geb. Fina, 91083 Baiersdorf. Einige Sprüche zum Herbst: „Der Herbst ist ein zweiter Frühling, wo jedes Blatt eine Blüte wird. Ich würde lieber auf einem Kürbis sitzen und alles für mich alleine haben, als auf einem Samtkissen gedrängt zu sein. Wir sind alle Blätter an einem Baum, keines dem anderen ähnlich. Das eine symmetrisch, das andere nicht. Und doch alle gleich wichtig dem Ganzen.“ Wir wünschen einen schönen Start in den November, der sicher auch schöne Tage hat. Bitte alle Änderungen in der Familie uns unbedingt mitteilen. Danke! Magdalena Geißler/ Christina Rösch-Kranholdt

Rodisfort

Gemeindebetreuer Rudi Kreisl, Memminger Straße 15, 90455 Nürnberg, Telefon (09 11) 88 82 02, eMail: Rudolf. Kreisl@gmx.de Das Jahr neigt sich dem Ende zu, wir sind im vorletzten Monat des Jahres. In unserer alten Heimat lag um diese Zeit meist schon Schnee und Väterchen Frost zog durch das Land. Damals war die Klimaerwärmung noch kein Thema. Ich habe ein Egerländer Wiegenlied gefunden, geschrieben von unserer Rodisforter Heimatdichterin Margareta Pschorn, das gut in diese Zeit paßt: Man Kinnerl gäih schlåufm, tolein röicht da Schnäi. Da Winta wiard kumma, da Winta tout wäih. Man Kinnerl tou schlåufm, da Betterl is woarm, sua månichs kloins Kinnerl is öitza recht oarm. Man Kinnerl, moußt wissen, net jedas håut a Bett, neat jedas wos z’essn, dös Lebm is a Gfrett. Man Kinnerl, tou schlåufm, måch d Äigherla zou, siebm Engerla kumma, döi wöign dich za Rouh. Da viele Landsleute unseren Dialekt reden und verstehen können, aber viele Schwierigkeiten beim Lesen haben, hier das Gedicht ins Schriftdeutsche übersetzt: Mein Kinderl geh schlafen Talein riecht der Schnee Der Winter wird kommen, der Winter tut weh. Mein Kinderl tu schlafen, dein Bettchen ist warm, so manches kleine Kinderl ist jetzt recht arm. Mein Kinderl mußt wissen Nicht jedes hat ein Bett, nicht jedes was zu essen, das Leben ist Mühsal. Bitte umblättern


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KARLSBADER ZEITUNG

Sudetendeutsche Zeitung Folge 45 | 10. 11. 2023

� November 2023 – weiter zu Seite 19

� November 1923

Nachrichten aus den Gemeinden M

ein Kinderl tu schlafen, mach d Äuglein zu, sieben Engel kommen, die wiegen dich zur Ruh.

Noch eine Bitte an alle Leser: Weiß irgendjemand zufällig etwas über Ingrid Nass, geborene Wocelka, zuletzt wohnhaft in 71106 Magstadt? Die Telefonnummer, welche ich habe, wurde abgemeldet. Ist Frau Nass vielleicht in ein Pflegeheim gezogen? Für Ihre Hinweise dazu wäre ich sehr dankbar. Einen nicht allzu tristen November, sowie den Kranken baldige und nachhaltige Besserung, wünscht Ihnen allen, Ihr Rudi Kreisl

Sodau–Halmgrün– Großenteich

Gemeindebetreuer Rudi Kreisl, Memminger Straße 15, 90455 Nürnberg, Telefon (09 11) 88 82 02, eMail: Rudolf. Kreisl@gmx.de

Vom Druidenkraut und Vogelfutter. Misteln – für Vögel sind die klebrigen, weißen Beeren im Winter eine wichtige Nahrung. Misteln sind dekorativ, Teil alter Bräuche und in der Medizin zu finden. Jetzt ist die Zeit, wo man die Mistelzweige wieder auf den Märkten findet. Die Bäume haben ihr Laub verloren, in den kahlen Kronen sieht man grüne, rätselhafte Kugeln. In der Winterzeit sind die immergrünen Mistelzweige besonders für Dekorationszwecke beliebt. Im Haus aufgehängt sollen sie nach alter Überlieferung vor bösen Geistern und Feuer schützen. Einst galten Misteln als Zeichen der Götter und Symbol von Weisheit und Frieden. Plinius der Ältere schreibt, daß bei den Galliern nur Druiden mit goldenen Sicheln sie sammelten. Heu-

te darf man Misteln für den Eigengebrauch pflücken. Der Bund Naturschutz weist darauf hin, daß dies nur in kleinen Mengen und außerhalb von Schutz- und Privatflächen auf öffentlich zugänglichen Bereichen gestattet ist. Den Baum darf man dabei nicht beschädigen. Wer Misteln verkaufen möchte, benötigt eine Genehmigung. Neben der kulturellen Bedeutung werden Misteln für ihre heilende Wirkung geschätzt und in der Medizin für alternative Therapien eingesetzt. Die Pflanzeninhaltsstoffe, wie das Mistellektin und das Visotoxin, wirken positiv auf das Immunsystem und werden seit einigen Jahren in der Krebstherapie verwendet. 2003 wurde die Mistel zur Heilpflanze des Jahres gekürt. Misteln wachsen mit Wurzeln auf Bäumen und gelten als Halbschmarotzer. Aber ohne Baum kann die Mistel nicht überleben. Daher hat die bis zu 70 Jahre alt werdende Pflanze auch kein Interesse daran, ihre Wirte groß-

flächig zu töten. Die Mistel bohrt ihre Wurzeln in die Leitungsbahnen der Bäume und entzieht ihnen Wasser und gelöste Nährsalze. Dennoch kann die Pflanze selbst Fotosynthese betreiben und so einen Teil ihrer Nahrung herstellen. Mit zunehmender Größe und Alter entzieht die Mistel ihrer Wirtspflanze immer mehr Nährstoffe, so daß die Astbereiche oberhalb des Mistelbusches nicht mehr ausreichend versorgt werden können und verdorren. Die klebrigen Mistelbeeren reifen im Winter und werden fast ausschließlich durch Vögel, wie Mistel- und Wacholderdrosseln, oder exotische Wintergäste, wie den Seidenschwanz, verbreitet. Die Tiere schlucken die Beeren im Ganzen, dadurch bleibt der Mistelsamen unverletzt und wird im Vogelkot wieder ausgeschieden. Bei manchen Vogelarten, die nur das Fruchtfleisch fressen, bleibt der Samen am Schnabel kleben. Durch Putzversuche gelangt er dann zufällig an die

Wirtsbäume und kann keimen. Die nährstoffreichen, süßen Beeren sind damit attraktive Winternahrung für viele Vogelarten. Seit einigen Jahren ist ein vermehrtes Auftreten der wärmeliebenden Mistel an Kiefern und Streuobstbeständen erkennbar, was auf die Klimaerwärmung zurückgeführt wird. Streuobstbestände sind wegen ihrer Artenvielfalt ökologisch bedeutsam. Das teils massive Auftreten von Misteln an alten Apfelbäumen ist in erster Linie die Folge einer Überalterung der Obstbestände und fehlender Pflege durch regelmäßige Obstbaumschnitte. Hintergrund ist der hohe Arbeitsaufwand und das Wegbrechen landwirtschaftlicher Betriebe und Obstbauern. Umso wichtiger sind artenreiche Streuobstwiesen, Neuanpflanzungen junger Bäume und engagierte Bürger, welche sich für die landschaftsprägenden Obstbaumgürtel einsetzen. Es grüßt Sie alle recht schön, Ihr Rudi Kreisl

� Meldungen der Ortsbetreuer

Herzliche Glück- und Segenswünsche an alle Jubilare Der Heimatverband und die Ortsbetreuer gratulieren allen Jubilaren, besonders den treuen Abonnenten, zum Geburtstag!

Aich

27. November: Heidi Hopf/ Österreicher, 35580 Wetzlar, 94. Geburtstag.

Altrohlau

9. November: Helene Harrer/ Zettl, 85622 Feldkirchen, 97. Geburtstag. 10. November: Rosa Kern/ Keilwerth, 91126 Schwabach, 90. Geburtstag. 27. November: Bettina Burkon/Stießl, 82140 Olching, 84. Geburtstag.

Donawitz

30. November: Judith Jansen, 85435 Erding, 93. Geburtstag.

Donitz

27. November: Erika Jakob/

Kohout, 63679 Schotten, 92. Geburtstag. 29. November: Leo Weber, 73230 Kirchheim, 91. Geburtstag.

Eichenhof und Schömitz

17. November: Marianne Wirth (Schömitz Nummer 10, „Hain“), 64658 Fürth, 85. Geburtstag.

Espenthor

13. November: Elisabeth Bohring/Eckl, 06721 Haardorf, 91. Geburtstag 29. November: Marianne Lindermeir, 86707 Kühlental, 95. Geburtstag.

Fischern

1. November: Marianne Hüttl/Zednicek, 81673 München, 93. Geburtstag. 9. November: Gertrud Stieb-

ritz/Bummerl, 61449 Steinbach/ Taunus, 94. Geburtstag.

Hartmannsgrün

10. November: Gisela Held/ Watzka, 85137 Walting-Pfünz, 91. Geburtstag. 29. November: Helmut Grimm, 91438 Bad Windsheim, 81. Geburtstag.

Merkelsgrün

7. November: Fritz Siegl, 84524 Neuötting, 96. Geburtstag.

Ottowitz

1. November: Christiane Mohr, 71116 Gertingen, 83. Geburtstag. 10. November: Annemarie Heß-Michel, 64331 Weiterstadt, 84. Geburtstag. 24. November: Rudolf Fichtner, 35043 Marburg, 82. Geburtstag.

Pirkenhammer

4. November: Gerhard Schröter, 91443 Scheinfeld, 82. Geburtstag. 29. November: Albin Peter, 86633 Neuburg, 98. Geburtstag.

Pullwitz

9. November: Bärbel Schöniger, 90599 Dietenhofen, 77. Geburtstag. 14. November: Franz Staab, 63667 Mömbris, 70. Geburtstag.

Putschirn

29. November: Gertrud Henle/Scheitler, 89331 Burgau, 88. Geburtstag.

Rodisfort

2. November: Brigitte Attenberger/Rauscher, 82110 Germering, 83. Geburtstag.

Sachsengrün–Ranzengrün–Oberlomitz

10. November: Gerhard Hac-

ker, 92442 Wackersdorf, 87. Geburtstag.

Schlackenwerth

10. November: Brigitte Streb, 91154 Roth, 80. Geburtstag. 16. November: Fritz Richter, 79427 Eschbach, 76. Geburtstag. 20. November: Ilona Richter, 79427 Eschbach, 62. Geburtstag.

Schneidmühl

10. November: Hildegard Tschackert/Schöniger, 82031 München, 83. Geburtstag

Schönfeld

1. November: Erika Kopp/Vogl, 55131 Mainz, 84. Geburtstag. 9. November: Gerlinde Maier/Stowasser, 63808 Haibach, 67. Geburtstag.

Tüppelsgrün

4. November: Frieda Mürbeth/Friedl (fr. Kammersgrün), 92345 Dietfurt, 96. Geburtstag.

� Reihe Verdiente Karlsbader

Eugen de Witte – ein Publizist kämpft gegen den Nationalsozialismus

In dieser Ausgabe der Reihe „Verdiente Karlsbader“ erzählt Rudi Baier von dem früheren Redakteur und Karlsbader Eugen de Witte, welcher sich gegen den Nationalsozialismus wehrte:

E

ugen de Witte wurde am 8. Oktober 1882 in Karlsbad geboren. Er entstammt einer alten Karlsbader Glasschleiferfamilie, deren Vorfahren aus einer flämischen Familie aus Brüssel stammen. De Witte besuchte in Karlsbad die Volksschule und das Gymnasium. Nach dem Schulbesuch durchlief er eine Fotographenausbildung in Deutschland und schloß sich dort im Jahr 1898 der Sozialdemokratischen Partei an. Nachdem er wegen politischer Betätigung nach Böhmen abgeschoben wurde, trat er in Karlsbad in die Redaktion der sozialdemokratischen Zeitung „Volks-

wille“ ein. Er wurde Redakteur, Chefredakteur und Mitherausgeber der Zeitung. Von 1914 bis 1918 nahm de Witte am Ersten Weltkrieg teil. Von 1906 bis 1927 war er Stellvertreter und dann Kreisvertrauensmann der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP). Bald stieg er in der Hierarchie der Partei auf. Im Jahr 1919 wurde de Witte in den Stadtrat von Karlsbad gewählt und wurde zeitweise stellvertretender Bürgermeister. Von 1925 bis 1938 war er sozialdemokratischer Abgeordneter in Prag, 1928 war er stellvertretender Vorsitzender der „SDAP“. Als im Jahr 1917 der letzte österreichische Kaiser das Egerland besuchte, schilderte er mit bewegten Worten die Hungertragödie der Bevölkerung des Erzgebirges und erhob mutig die Forderung nach baldigem

Kriegsende. Als im Dezember 1918 tschechisches Militär Karls-bad besetzte, vollzog er die Übergabe der Stadt auf seine Weise. Er empfing die tschechischen Offiziere im Rathaus und teilte ihnen mit, daß der Weltkurort Karlsbad noch nie eine militärische Besatzung geduldet habe, protestierte energisch dagegen und berief sich im Angesicht drohender Bajonette auf das Selbstbestimmungsrecht der Nationen. Aufgrund des Selbstbestimmungsrechts der Sudetendeutschen wurde er von den tschechoslowakischen Behörden angeklagt. De Witte war auch Redner anläßlich der Kundgebung des 4. Märzes 1919. Im Jahr 1938 mußte er nach England emigrieren. 1942 richtete er zusammen mit Wenzl Jaksch und Franz Katz an USAußenminister Cordell Hull ein Telegramm, worin er mit den

Mitunterzeichnern gegen die Ungültigkeit des Münchner Abkommens durch die britische Regierung protestierte. 1945/1946 setzte sich de Witte publizistisch gegen die Vertreibung der Deutschen aus der damaligen Tschechoslowakei ein. Als Chef der Bezirksverwaltung und als Vizebürgermeister Karlsbads hatte er sich große Verdienste erworben. Viktor Karell urteilt über ihn: „De Witte war ein glänzender Redner, ein gewandter Journalist, persönlich ein höchst sachlicher Gegner – und ein edler Mensch.“ Er starb am 19. September 1952 in London. Seit 2002 erinnert eine Gedenktafel der Seliger-Gemeinde am ehemaligen Druck- und Verlagshaus „Graphia“ in der ehemaligen Kantstraße an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus, wobei Eugen de Witte namentlich erwähnt wird.

Der Publizist Eugen de Witte ist am 8. Oktober 1882 in Karlsbad geboren worden.

Karlsbad vor 100 Jahren Von Rudi Baier

n  Die Stadtgemeinde plant die Herausgabe eines Adreßbuches von Karlsbad. Dieses soll bereits im April 1924 erscheinen. n  1. November 1923: Die staatliche Sicherheitswache wird um 60 Mann vermehrt. Karlsbad soll Sitz der Handelskammer werden. n  7. November 1923: D. Leonie Christanell und Dr. Erwin Kolbenheyer haben aus dem Nachlaß des Karlsbader Kunstmalers Max Hein dessen bestes Gemälde, ein Damenbildnis, dem Stadtmuseum überlassen. n  8. November 1923: Rechtsdiktatur in München. n  9. November 1923: Der Putsch mißglückt. Ludendorf wurde gefangen, Hitler ist verschwunden. n  13. November 1923: Branddirektor Mattoni und der technische Leiter der Feuerwehr besichtigen die Motorspritze in Eger. n  14. November 1923: Die elektrische Beleuchtung von halb sechs Uhr bis halb neun Uhr abends gestört. n  21. November 1923: Anläßlich des 100. Geburtstags des Bauernbefreiers Hans Kudlich, welcher ein treuer Kurgast Karlsbads gewesen ist, wurde der Aussichtsturm auf der Freundschaftshöhe mit dem Begriff „Kudlichturm“ beschildert. Auf der städtischen Baustelle in der Panoramastraße wurde ein städtisches Kleinwohnhaus mit staatlicher Subvention im Bau begonnen. n  23. November 1923: Ehrenbeteiligungsprozeß des Hoteliers Anton Frisch, gewesener Christlich-sozialer Stadtvertreter, gegen Katechet P. Anton Fechter. P. Fechter wird zu fünf Tagen Arrest bedingt verurteilt. n  24. November 1923: Der Theaterausschuß ist konstituiert; Obmann: Professor Jos. Joh. Becker, Stellvertreter: Dr. Camillo Feller. n  26. November 1923: Abgeordneter Kallina und Genossen stellen den Resolutionsantrag auf Durchführung des Talsperren-Baus. Die Kurkommission ist konstituiert; Obmann: Alfred Doroschkin; Erster Stellvertreter: Peter Chocholaty; Zweiter Stellvertreter: Dr. Fritz Wagner. Der Abgeordnete Kallina im Abgeordnetenhaus interpelliert neuerlich wegen der Teplregulierung und der Errichtung von Talsperren zum Schutz Karlsbads gegen Hochwasser. n  28. November 1923: Der Bäderausschuß ist konstituiert; Obmann: Dr. Fritz Wagner, Stellvertreter: Alexander Otto. n  29. November 1923: Es gibt eine Beschlußfassung wegen des Ankaufs eines Motorlöschtrains. Die Bezirksverwaltung hat zu diesem Zweck einen Betrag von 150 000 Kronen zur Verfügung gestellt. Die dazu erforderlichen Bestandteile wurden an verschiedene Firmen vergeben. Eine alte Kastenspritze wird um 2 500 Kronen an die Bezirksbauleitung verkauft. n  30. November 1923: Die Bevölkerungszunahme in den Jahren von 1910 bis 1920 beträgt in Karlsbad insgesamt 2058 Personen.


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