Sudetendeutsche Zeitung 22. September 2023 Ausgabe 38

Page 1

Doppel-Jubiläum: Hans Kudlich, der Bauernbefreier (Seite 3)

Sudetendeutsche Zeitung

Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Reicenberger Zeitung

Sudetendeutsche Zeitung

Sudetendeutsche Zeitung

HEIMATBOTE

Sudetendeutschen Landsmannschaft

Zeitung

Neudeker Heimatbrief

Zeitung

Neudeker Heimatbrief

Heimatbrief

VOLKSBOTE

❯ Füllstand bei 97 Prozent

Tschechien

meldet volle

Gas-Speicher

Über das LNG-Terminal im niederländischen Eemshaven, an dem Tschechien seit einem Jahr beteiligt ist, wurden bereits rund zwei Milliarden Kubikmeter Gas importiert. Dies entspreche etwa 27 Prozent des jährlichen Gasverbrauchs in Tschechien, hat der staatliche Energiekonzern ČEZ gemeldet.

Mit diesen LNG-Lieferungen aus den USA sowie Gas aus Norwegen habe Tschechien das Ziel erreicht, sich aus der russischen Gasabhängigkeit zu befreien, erklärte Industrie- und Handelsminister Jozef Síkela und sagte, daß die tschechischen Gasspeicher bereits zu 97 Prozent gefüllt seien und das Land somit für die nächste Heizperiode gut gerüstet sei.

Hinzu kommt, daß Tschechien von RWE ein Tochterunternehmen gekauft hat (Sudetendeutsche Zeitung berichtete), das in Tschechien sechs Gasspeicher betreibt, die eine Gesamtkapazität von einem Drittel des nationalen Jahresbedarfs haben.

Anders sieht die Situation beim Erdöl aus, das Tschechien weiterhin aus Rußland bezieht.

Hier stiegen die Importe über die Druschba-Pipeline im Vergleich zum Vorjahr sogar von 56 auf jetzt 65 Prozent. Seit vergangenem Jahr gilt in der Europäischen Union als Sanktion gegen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine eigentlich ein Importverbot, aber Tschechien hatte in Brüssel eine Ausnahmeregelung durchsetzen können. Erst ab 2025 will die tschechische Regierung komplett auf russische Importe verzichten.

Gegen diese Haltung regt sich in der Bevölkerung bereits Widerstand. So hat die Initiative „NE ruské ropě“ („Nein dem russischen Erdöl“) vor dem Gebäude des Industrie- und Handelsministeriums in Prag eine Petition übergeben, die über tausend Bürger unterschrieben hatten.

Saaz und seine Hopfenlandschaft

sind neues Unesco-Weltkulturerbe

Die Stadt Saaz und das Saazer Hopfenanbaugebiet sind in das Weltkulturerbe aufgenommen worden, hat die Unesco am Montag auf ihrer Sitzung in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad beschlossen. Für Tschechien ist es die 17. erfolgreiche Eintragung in die Welterbeliste. Die Saazer Landschaft ist außerdem weltweit die erste Hopfenregion, die zum Weltkulturerbe ernannt wurde.

Saaz und die umliegende Hopfenlandschaft seien „ein außergewöhnliches Zeugnis für die starke kulturelle Tradition des

Hopfenanbaus und der Hopfenverarbeitung, die seit Jahrhunderten lebendig ist“, hieß es in der Begründung.

Das eingetragene Denkmal besteht aus zwei Teilen, die zusammen den gesamten Zyklus des Anbaus, der Verarbeitung und des Handels mit der berühmtesten Hopfensorte der Welt, dem roten Saazer Halbtrockenhopfen, veranschaulichen. Der erste Teil besteht aus der Landschaft mit den Hopfenfarmen und den Dörfern Trnowan und Steknitz, einschließlich des gleichnamigen Schlosses. Der zweite Teil umfaßt das historische Zentrum von

Auf der Unesco-Sitzung bejubelt die tschechische Delegation die Entscheidung.

Saaz mit seinem Industrieviertel aus dem 19. Jahrhundert.

„Ich freue mich sehr, daß un-

sere Nominierung von der Unesco in die Liste des Welterbes aufgenommen wurde, denn der Anbau von Hopfen, unserem grünen Gold, ist untrennbar mit der tschechischen Kultur verbunden“, sagte der tschechische Kulturminister Martin Baxa nach der Entscheidung. Die Eintragung

werde, so das Regierungsmitglied, „einen Anstoß für die weitere Entwicklung, einen besseren Schutz und eine verstärkte Zusammenarbeit im Bereich der Erhaltung des Kulturerbes, des Tourismus und der Öffentlichkeitsarbeit geben“. Bereits 2018 hatte sich Saaz als „Stadt des Hopfens“ als Weltkulturerbe beworben. Bei der Überarbeitung des Konzeptes war jetzt die umliegende Hopfenanbaulandschaft mit einbezogen worden. Mit dem Saazer Hopfen werden vor allem Pils-Biere gebraut, insbesondere das weltberühmte Pilsner Urquell. Torsten Fricke

❯ Weltkulturerbe in der Tschechischen Republik

Bereits 17 Einträge in der Welterbeliste

Im Ländervergleich haben China und Italien die meisten Kultur- und Naturstätten, die zusammen zum Welterbe zählen. Mit jetzt 17 Eintragung liegt Tschechien ebenfalls im vorderen Feld.

Bereits 1992 erfolgten mit den historischen Zentren von Prag, Böhmisch Krumau und Teltsch die ersten drei Eintragungen in die Unesco-Liste.

Zwei Jahre später folgte die Wallfahrtskirche Heiliger Johannes Nepomuk bei Saar. Die nach Plänen des Architekten Johann Blasius Santini-Aichl errichtete Anlage verbindet gotische und barocke Stilelemente, wodurch ein Baustil entstand, der in ganz Europa keine Analogie findet.

Obwohl erst 1929 und 1930 gebaut, gehört seit 2001 auch die Villa Tugendhat in Brünn zum Welterbe. Es handelt sich um die bekannteste Villa des Architekten Mies van der Rohe. Das Jüdische Viertel und die Basilika Sankt Prokop in Trebitsch sind seit 2003 auf der Unesco-Liste. Besonders ist der alte jüdische Friedhof auf dem Schloßhügel mit etwa 3000 Grabsteinen, der 1631 angelegt wurde. Hier befindet sich eine 1903 errichtete Zeremonienhalle. Sie ist der einzige Bau ihrer Art außerhalb Israels, der auf der Welterbe-Liste steht.

2019 kamen die Montanregion Erzgebirge und das Nationalgestüt in Kladrub an der Elbe hinzu.

Karlsbad

1994 kam das historische Zentrum von Kuttenberg mit der Marienkirche im Stadtteil Sedletz auf die Liste, 1996 die Kulturlandschaft Lednice-Valtice mit den Schlössern Eisgrub und Feldsberg, dem langjährigen Hauptsitz des Hauses Liechtenstein, und 1998 das Schloß Kremsier mit seiner wunderschönen Parkanlage sowie der Ortskern von Hollschowitz mit seinen über hundert Gebäuden im Bauernbarock.

Das Renaissance-Schloß Leitomischl folgte 1999. Und ein Jahr später wurde die Dreifaltigkeitssäule in Olmütz, die an die Pest zwischen 1714 und 1716 in Mähren erinnerte, in das Welterbe aufgenommen.

2021 wurde die Welterbestätte Buchenurwälder und Alte Buchenwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas um das Schutzgebiet im Isergebirge erweitert.

Grund zum Jubeln gab es im selben Jahr auch in den historischen Kurorten Karlsbad, Marienbad und Franzensbad, die gemeinsam mit weiteren Kurorten in Deutschland (Baden-Baden, Bad Ems, Bad Kissingen), Österreich (Baden), Belgien (Spa), Frankreich (Vichy), Italien (Montecatini Terme) und Großbritannien (Bath) als „bedeutende Kurstädte Europas“ in die UnescoListe eingetragen wurden. Mit Saaz und der Hopfenregion kam jetzt Nummer 17 hinzu.

VOLKSBOTE HEIMATBOTE
Postvertriebsstück Deutsche Post AG Entgelt bezahlt Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH Hochstraße 8 D-81669 München eMail zeitung@sudeten.de B 6543
75 | Folge 38 | 2,80 EUR 75 CZK | München, 22. September 2023
DIESER ZEITUNG
Jahrgang
HEIMATAUSGABEN IN
Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft Reicenberger Zeitung
VOLKSBOTE HEIMATBOTE
HEIMATBOTE
Sudetendeutsche Zeitung VOLKSBOTE
❯ Tschechiens Kulturminister Martin Baxa: „Der Anbau von Hopfen ist untrennbar mit der tschechischen Kultur verbunden“ Die Prager Altstadt mit der Karlsbrücke gehörten seit 1992 zum Unesco-Welterbe . Fotos: Czech Tourism/Wikipedia kam mit Marienbad und Franzesbad 2021 auf die Unesco-Welterbeliste. Schloß Eisgrub wurde in zahlreichen Bauphasen von Mitgliedern des Fürstenhauses Liechtenstein errichtet. Die Dreifaltigkeitssäule in Olmütz erinnert an die Pest, die Mähren zwischen 1714 und 1716 heimgesucht hat. Industrie- und Handelsminister Jozef Síkela. Seit dem 11. Jahrhundert wird rund um Saaz Hopfen angebaut. Fotos: Czech Tourism Das historische Saazer Industrieviertel ist Zeugnis der jahrhunderte alten Hopfenverarbeitung. Foto: Ministerstvo kulturyrich

AUS UNSEREM PRAGER BÜRO

Der tschechische Architekt und Kunsthistoriker Zdeněk Lukeš versucht seit Jahren die Leser der tschechischen Tageszeitung Lidové noviny darauf hinzuweisen, daß es deutsche Architekten und Künstler waren, die dieses Land auf bemerkenswerte Weise mit ihren bedeutenden Bauten und Werken bereicherten.

Einer von ihnen war der Prager Wenzel Prachner (17841832). Seine Vorfahren stammten aus Bayern, er selbst studierte in Prag an der Akademie der Bildenden Künste bei Josef Berger.

Direkt zwischen dem Prager Rathaus und dem historischen Clam-Gallas-Palais be ndet sich Prachners reizender Brun-

nen „Moldau“ aus dem Jahr 1812, der die Prager an heißen Sommertagen bereits durch seinem Anblick erfrischt. Das Palais Clam-Gallas im Hintergrund bekam bei seiner Renovierung den etwas umstrittenen dunkelgrauen Farbton, ist aber endlich für Besucher geö net. In Zukunft soll dort eine Dauerausstellung zu sehen sein, die das Leben des Adels während der Wintermonate zeigt. Die männliche Linie der Grafen Clam-Gallas endete im Jahr 1930 und wird durch die Linie ClamMartinitz fortgesetzt. Die meistens im Isergebirge seßhaften Clam-Gallas verloren 1945 auf Grund der Beneš-Dekrete ihr Eigentum und mußten nach Österreich iehen. Auch Schloß Friedland im Sudetenland ging der Familie auf diese Weise verloren.

❯ Höchster Orden für das nachhaltige Engagement zur Anerkennung des Rechtes auf Freiheit und Unabhängigkeit

Kosovo ehrt Bernd Posselt

Wie so oft in den vergangenen dreißig Jahren hat Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe und Präsident der Paneuropa-Union Deutschland, Europas jüngsten Staat besucht, die zu mehr als 90 Prozent von Albanern bewohnte Republik Kosovo.

Die Region um das historische Amselfeld hat seit den 1990er Jahren drei verschiedene Phasen durchlaufen: die brutale Unterdrückung durch das Apartheidregime des serbischen Diktators Slobodan Milošević, gegen das der albanische Freiheitsheld und Paneuropäer Ibrahim Rugova einen gewaltlosen Widerstand organisierte; den anschließenden Vertreibungskrieg, den Belgrad gegen die KosovoAlbaner entfesselte und der in einen Völkermord gemündet wäre, wenn ihn die Nato-Intervention von 1999 nicht gestoppt hätte, sowie den Aufbau eines demokratischen Rechtstaates durch Rugova, der bis zu seinem Tod 2006 Staatspräsident des Kosovo blieb.

Jetzt verlieh die heutige Präsidentin des Landes, Vjosa Osmani, den nach ihrem legendären Vorgänger benannten höchsten Orden des Kosovo an Bernd Posselt für seinen „Beitrag zur Anerkennung des Rechtes des Kosovo auf Freiheit und Unabhängigkeit“. Sie kündigte an, die Überreichung der Medaille bei ihrem geplanten Besuch in Berlin in einer eigenen Feierlichkeit vorzunehmen.

Posselt nutzte den KosovoAufenthalt, um mit Außenministerin Donika Gërvalla, dem zur Regierungspartei Vetëvendosje gehörenden Parlamentspräsidenten Glauk Konjufca, dem ehemaligen Staatspräsidenten Fatmir Sejdiu, dem neuen Vorsitzenden der größten Oppositionspartei, der von Ibrahim Rugova gegründeten LDK, Lumir Abdixhiu, seinem Stellvertreter Anton Quni sowie dem Vizepräsidenten des Parlamentes Enver Hoxhaj von der ebenfalls oppositionellen PDK zu politischen Gesprächen zusammenzutreffen.

Auch Begegnungen mit dem katholischen Bischof Dodë Gjergj und anderen führenden Mit-

gliedern der Paneuropa-Union Kosovo wie Prof. Arian Krasniqi und der Kulturpolitikerin Teu-

ta Musa standen auf dem Programm. Posselts Delegation bestand

❯ Paneuropa-Union Deutschland diskutiert unter dem Motto „Medien – Mittel zur Freiheit?“

Tschechien will in UN-Sicherheitsrat

Tschechiens Staatspräsident Petr Pavel ist am Sonntag nach New York gereist, wo er an der Generalversammlung der Vereinten Nationen teilnehmen wird. Vor seinem Abflug sagte Pavel, er rechne damit, daß man viel über die russische Aggression gegen die Ukraine sprechen werde. Außerdem wolle er dafür werben, daß Tschechien von 2032 bis 2033 nichtständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrates wird. Begleitet wird das Staatsoberhaupt von Außenminister Jan Lipavský (Piraten).

Inflation soll 2024 deutlich sinken

Für die erste Hälfte des kommenden Jahres rechnet die Tschechische Nationalbank mit einer niedrigen Inflationsrate von rund zwei Prozent, hat Gouverneur Aleš Michl dem Fernsehsender CNN Prima News gesagt. Im August dieses Jahres lag die Inflation in Tschechien bei 8,5 Prozent. Im Juli hatte die Teuerungsrate noch um 0,3 Prozentpunkte höher gelegen. Obwohl Michl einen deutlichen Rückgang der Inflation prognostiziert, wollte er eine Senkung des Leitzinses in den nächsten Monaten nicht in Aussicht stellen.

Erntebilanz: Weniger Äpfel, mehr Birnen

Die Apfelernte in Tschechien wird in diesem Jahr mit einem Minus von 27 Prozent unterdurchschnittlich ausfallen. Der Hauptgrund ist die Verringerung der Anbaufläche um elf Prozent. Ein weiterer Faktor war das kalte Wetter im Frühjahr. Im Gegensatz dazu erwarten die Bauern bei der Birnenernte ein Rekordjahr.

Kein Einreiseverbot

für russische Autos

sene Fahrzeuge geschlossen und war damit Finnland und den baltischen Staaten gefolgt, wo diese Regelung bereits seit längerem gilt. Rakušan erklärte seine Entscheidung damit, daß Tschechien keine Außengrenze zu Rußland habe.

Beste Weine aus Ratischkowitz

Tschechische Winzer haben beim internationalen Wettbewerb Mundus Vini in Neustadt an der Weinstraße insgesamt 26 Gold- und 14 Silbermedaillen gewonnen. Am erfolgreichsten war das Weingut B/V aus Ratischkowitz mit 20 Gold- und acht Silbermedaillen. Außerdem wurde es für seinen Chardonnay Reserva 2018 zum besten Erzeuger aus Tschechien gekürt.

Aktion gegen Mama-Taxi

In Tschechien hat am Montag zum siebten Mal die Aktion „Zu Fuß zur Schule“ begonnen. Ziel ist es, die Kinder zu mehr Bewegung zu motivieren und Autofahrten zur Schule, wie das Mama-Taxi, zu reduzieren. Die Eltern werden aufgerufen, daß die Kinder den Weg möglichst zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen. An der Aktion nehmen 439 Schulen mit über 100 000 Kindern teil.

Wieder ein Preis für Daria Kashcheeva

aus seiner Referentin Stephanie Waldburg und dem mit der kosovarischen Politikerin Saranda Musliu verheirateten Bundesvorsitzenden der Paneuropa-Jugend Deutschland, Christian Hoferer, der sudetendeutsche Wurzeln hat.

Das Thema Kosovo war in den letzten Jahrzehnten auch unter tschechischen Politikern ein leidenschaftlich diskutierter Zankapfel. Während der Gründerpräsident der Tschechischen Republik, der Menschenrechtler Václav Havel, klar auf der Seite des ihm sehr geistesverwandten Ibrahim Rugova stand, unterstützten die beiden nachfolgenden tschechischen Staatsoberhäupter, Václav Klaus und Miloš Zeman, offen den serbischen Diktator Slobodan Milošević und seine politischen Erben, unter anderem mit der Begründung, wenn man die Vertreibung der Kosovaren verurteile und stoppe, müsse man sich auch gegen die Vertreibung der Sudetendeutschen wenden.

Der heutige tschechische Staatspräsident Petr Pavel zeichnete sich hingegen als Offizier bei den Nato-Einsätzen auf dem Balkan als tapferer Gegner von Vertreibung und nationalistischen Übergriffen aus.

Kardinal Marx beim Andechser Europatag

„Medien – Mittel zur Freiheit?“

lautet das Motto des 60. Andechser Europatages, den die Paneuropa-Union Deutschland am Samstag, 14. und Sonntag, 15. Oktober in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Staatskanzlei und dem Europäischen Institut für politische, wirtschaftliche und soziale Fragen am berühm-

ten Wallfahrtsort bei München veranstaltet.

Gastgeber Bernd Posselt, Präsident der Paneuropa-Union Deutschland, wird zum Thema „Politik und Journalismus –Demokratie zwischen Scylla und Charybdis?“ sprechen. Ein weiterer Höhepunkt des umfangrei-

chen Programms ist das Bühnengespräch mit Kardinal Reinhard Marx, dem Erzbischof von München und Freising, zum Thema „Europäische Idee und christliche Soziallehre – Quellen der Erneuerung gegen Nationalismus und Manipulation“. Den Abschluß bildet die Podiumsdiskussion zum Thema

„Überlebt unser demokratisches Europa die Mediengesellschaft?“ mit Bischof Franjo Komarica, der tschechischen Journalistin Ludmila Rakušanová, Andreas Bönte vom Bayerischen Fernsehen, Casting-Direktor Stephen A. Sikder, Steffen Hörtler als Mitglied des ZDF-Fernsehrates

Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern plant Tschechien kein Einreiseverbot für Autos mit russischen Kennzeichen, hat Innenminister Vít Rakušan (Stan) gegenüber der Presseagentur ČTK erklärt. Am Wochenende hatte Polen seine Grenze für in Rußland zugelas-

Die Prager FilmhochschulStudentin Daria Kashcheeva hat mit ihrem Kurzfilm „Electra“ den ersten Preis beim Toronto Film Festival gewonnen. Die Filmemacherin erzählt von einer jungen Frau, die durch die Erforschung ihrer Erinnerungen versucht, ihre komplizierte Beziehung zu ihren Eltern aufzuarbeiten. Wie in ihrem früheren Film nutzte Kashcheeva in „Electra“ Puppen und kombinierte sie mit Pixilation, einer Technik, bei der Schauspieler als Objekte für Animationen verwendet werden. Die Studentin war bereits mit ihrem vorherigen Animationsfilm „Daughter“ für einen Oscar nominiert und mit mehreren Preisen, darunter dem StudentenOscar, ausgezeichnet worden.

Sudetendeutsche Zeitung

ISSN 0491-4546 Erscheint wöchentlich freitags Redaktionsschluß Veranstaltungstermine: Freitag 18.00 Uhr. Redaktionsschluß Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in TeplitzSchönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Stanislav Beran, Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Karl Reitmeier, Hildegard Schuster, Lexa Wessel. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München.

Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de;

Verlag: Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail svg@sudeten.de.

Jahres-Abonnement 2023 Inland als Postvertriebsstück im Lastschriftverfahren 125,00 EUR einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 154,00 EUR, Luftpost auf Anfrage. Reichenberger Zeitung (24 Ausgaben jährlich) 62,50 EUR, Neudeker Heimatbrief oder einer der Regionalblöcke (Block 1 – Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote; Block 2 – Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung/Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung; Block 3 – Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimat, Zuckmantler Heimatbrief; Block 4 – Riesengebirgsheimat) (12 Ausgaben jährlich) 31,25 EUR. Je Rechnung 2,00 EUR Aufschlag. Bankverbindung: Postbank München – IBAN: DE13 7001 0080 0005 7278 08, BIC: PBNKDEFF; Abbestellungen mit einer Frist von vier Wochen zum Vierteljahresschluß schriftlich an den Verlag. Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2021; Anzeigengestaltung erst nach Auftrag.

© 2023 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft. Diese Zeitung ist mit allen Texten und Bildern urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung und Verwertung – insbesondere auch Weitergabe in Form von Kopien oder Einstellen ins Internet – sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrecht nichts anderes ergibt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft wieder. Gerichtsstand und Erfüllungsort München. Kein Entschädigungsanspruch bei Nichterscheinen oder Nichtlieferung infolge Streik oder höherer Gewalt. Keine Gewähr für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder, Dokumente, Datenträger und Daten. Alle datenschutzrechtlichen Vorschriften werden beachtet; Einzelheiten unter www.sudeten.de

Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH, HRB München 3796. Geschäftsführer und verantwortlich für Anzeigen: Torsten Fricke. Alleiniger Anteilseigner: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Hochstraße 8, 81669 München.

Druck und Versand: Presse-Druck- und Verlags-GmbH, 86167 Augsburg.

AKTUELL · MEINUNG Sudetendeutsche Zeitung Folge 38 | 22.9.2023 2 PRAGER SPITZEN Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.
Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe und Präsident der Paneurpa-Union, wird mit seiner Delegation von Parlamentspräsident Glauk Konjufca empfangen. und Christian Hoferer als Moderator. Tre en mit der Außenministerin Donika Gërvalla (Mitte). Von links: Saranda Musliu, Christian Hoferer, Bernd Posselt und Stephanie Waldburg. 2005: Der letzte Besuch Bernd Posselts bei Ibrahim Rugova, der am 21. Januar 2006 verstarb. Staatspräsidentin Vjosa Osmani und Bernd Posselt bei einem früheren Paneuropa-Tre en.

❯ Festveranstaltung und Vernissage zum Doppeljubiläum 200. Jahre Hans Kudlich und 175 Jahre Bauernbefreihung

Hans Kudlich: Ausstellung würdigt den Bauernbefreier

„Hans Kudlich ist ein großer unvergessener, demokratischer Reformer der März-Revolution von 1848. Sein Vermächtnis ist der freie, politisch mündige Bauernstand, ohne dessen Existenz auch heute jedes Staatswesen in seiner Lebensgrundlage bedroht ist“, würdigt der Bundeskulturreferent der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Prof. Dr. Ulf Broßmann, den Bauernbefreier, der vor 200 Jahren am 25. Oktober 1823 in Lobenstein geboren und als 25jähriger Abgeordneter vor 175 Jahren im österreichischen Reichstag die Aufhebung des bäuerlichen Untertänigkeitsverhältnisses durchgesetzt hat. Aus Anlaß dieses Doppeljubiläums findet am Mittwoch, 4. Oktober, eine Veranstaltung mit Vernissage im Sudetendeutschen Haus in München statt.

Als Sohn eines relativ wohlhabenden Bauern hatte Hans Kudlich die Chance, nach der Matura in Troppau, wo zur gleichen Zeit auch Gregor Mendel Schüler war, an der Universität in Wien Philosophie und Rechtswissenschaften zu studieren. Bereits vor dem Ausbruch der Wiener Märzrevolution hatte sich Kudlich liberalen politischen Zirkeln angeschlossen und wurde am 13. März 1848 als Angehöriger der Akademischen Legion bei einer Demonstration durch einen Bajonettstich verwundet. Um seine Verletzung auszukurieren, kehrte Kudlich zu seinen Eltern nach Lobenstein in den Bezirk Freudenthal zurück und kandidier-

te dort erfolgreich für den Österreichischen Reichstag. Nur einen Monat nach seiner Wahl und als jüngster Abgeordneter stellte er am 24. Juli 1848 den Antrag, das bäuerliche Untertänigkeitsverhältnis samt allen daraus entsprungenen Pflichten, wie Robot und Zehnt, abzuschaffen (siehe Kasten unten). Mit Erfolg.

Am 7. September 1848 trat das sogenannte Grundentlastungspatent in leicht abgeänderter Form als Gesetz in Kraft, das am

4. März 1849 durch Patent von Kaiser Franz Joseph I. auch umgesetzt wurde. Dabei mußten die

Bauern ein Drittel des Schätzwertes selbst aufbringen. Ein weiteres Drittel zahlte der Staat an die Grundherren, die ihrerseits auf ein Drittel verzichten mußten.

Auch wenn damit nicht alle Bauern ihren Grund erwerben konnten und stattdessen als Lohnarbeiter in die Stadt zogen, war es die größte Eigentumsverschiebung in der Geschichte Österreichs und sicherte Hans Kudlich den Ruf des Bauernbefreiers.

Im Wiener Oktoberaufstand 1848 kämpfte Kudlich für den Erhalt des Reichstages. Allerdings

Auszug: Hans Kudlichs Rede im österreichischen Reichstag

„Gerade die Gesetze sind nicht erörtert worden, durch welche die persönliche Freiheit des Untertans noch in einer Weise beeinträchtigt werden, daß wir dies als einen Ausnahmezustand, als einen Belagerungszustand der persönlichen Freiheit betrachten können, welchen eine hohe Versammlung, die sich auf den Grund der Volkssouveränität stützt, nimmer dulden kann. (Beifall) Es wird freilich eingewendet, daß die Sache von selbst aufhört, aber ich sage: Das kann nicht mit Stillschweigen dem Volke gegeben werden; das muß mit feierlicher Proklamation des österreichischen Volkes geschehen (Beifall), um die Schritte zu vollenden, welche einst ein Monarch Josef begonnen hat. Was ein Monarch seinen Untertanen getan hat, soll das österreichische Volk sich selbst tun, das sollen wir unseren Brüdern tun. (Beifall). Es ist eine Ironie, wenn man hört, daß ein souveränes österreichisches Volk sich selbst eine auf demokratischen Grundlagen zu erbauende Verfassung gibt, und daß in allen Provinzen ein Zustand herrscht, der im wesentlichen von der alten Leibeigenschaft nicht sehr verschieden ist (Beifall), so ist es im Widerspruche, wenn wir Untertanen neben Staatsbürgern sitzen haben; ich kann diese beiden Begriffe: ‚Untertanen‘ und ‚Staatsbürger‘, nun und nimmer vereinigen.“

scheiterte er mit dem Versuch, die ober- und niederösterreichischen Bauern als Landsturm zu mobilisieren. Im November 1848 folgte er dem Reichstag nach Kremsier und entging nach dessen Auflösung durch kaiserliche Truppen am 7. März 1849 der Verhaftung durch Flucht. Über Leipzig kam er nach Frankfurt am Main, wo sein Bruder Hermann Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung war. Anschließend nahm er am Pfälzischen Aufstand teil und wurde Mitglied der provisorischen Regierung. Schließlich flüchtete er über Donaueschingen und Freiburg nach Bern in die Schweiz, wo er im Haus des liberalen Medizin-Professors Dr. Philipp Friedrich Wilhelm Vogt aufgenommen wurde und sich in die Tochter Luise verliebte, die er später heiratete.

Der Weg zurück in die Heimat blieb Kudlich lange Zeit verwehrt. Wegen seiner Teilnahmen am Wiener Oktoberaufstand und am pfälzischen Aufstand war er 1851 und 1854 in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Dennoch war Kudlichs Interesse an der Heimat ungebrochen. So warnte er bereits in einem Brief am 14. März 1849 vor einem Auseinanderdriften der Volksgruppen: „Die Bildung eines deutschen Kaiserthrones ohne Österreich ist somit wahrscheinlich. Erst spätere Jahre werden uns fühlen lassen, was wir durch diese Trennung verlieren. Denn das Übergewicht der Slawen wird unsere Nationalität bedrücken. …

Doch bleibt uns Deutschland immer ein Hafen und Zufluchtsort, in den wir in der Not flüchten können. Denn unser Recht, beim deutschen Volk zu bleiben, das geben wir nie auf, sondern bewahren es uns, bis die Stunde schlägt, in der wir es ausüben dürfen.“

Auch in der Schweiz war Kudlich nicht sicher. Bevor er im April 1853 auf Drängen des österreichischen Botschafters ausgewiesen werden konnte, flüchtete er in die USA und ließ sich in Hoboken bei New York als Arzt nieder. Der glücklichen Ehe mit Luise, die bereits 1884 verstarb, entsprossen neun Kinder. In seiner neuen Heimat gründete Kudlich unter anderem auch deutsche Schulen und Vereine.

Nach über zehn Jahren im amerikanischen Exil wurde das Todesurteil gegen Kudlich im Zuge einer Amnestie aufgehoben, und der Bauernbefreier konnte wieder seine Heimat besuchen. Im Mai 1872 verlieh ihm die Stadt Wien sogar die Ehrenbürgerschaft, mußte dies jedoch nach einer heftigen Intervention des Kaisers widerrufen. Auch sein Plan, in Österreich wieder politisch tätig zu werden, scheiterte. Enttäuscht kehrte Hans Kudlich nach Amerika zurück, wo er bis zu seinem Tod am 10. November 1917 lebte.

Erfüllt wurde Kudlichs letzter Wunsch „Ich möchte heim“. Seine Urne und die seiner Frau wurden 1925 in der Urnenhalle der Hans-Kudlich-Warte in Lobenstein feierlich beigesetzt.

Programm der Festveranstaltung

Die Festveranstaltung mit Vernissage „Hans Kudlich – der Bauernbefreier. Doppeljubiläum 175 Jahre Bauernbefreiung und 200 Jahre Hans Kudlich“ findet am Mittwoch, 4. Oktober, 18.30 Uhr, im Adalbert-Stifter-Saal des Sudetendeutsches Hauses, Hochstraße 8 in München statt. Anschließend ist die Wanderausstellung „Bauernbefreier Hans Kudlich“ des Regionalmuseums Komotau bis zum 13. Oktober werktags von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Anmeldung zur Vernissage unter anmeldung@sudeten.de

Begrüßung: Dr. Ortfried Kotzian, Vorsitzender des Stiftungsvorstandes der Sudetendeutschen Stiftung; PD Dr. Andreas Wehrmeyer, Sudetendeutsches Musikinstitut.

Grußworte: Prof. Dr. Günter J. Krejs, Präsident Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste; Magister Markéta Prontekerová, Direktorin Regionalmuseum Komotau; Lorenz Justin Loserth, Ortsbetreuer von Lobenstein der Sudetendeutschen Landsmannschaft.

Die Dr.-Hans-Kudlich-Warte wurde 1913 bei Lobenstein errichtet und 2000 vor dem Verfall gerettet und aufwändig saniert. Foto: Obecní úřad Úvalno

❯ Die Dr.-Hans-Kudlich-Warte und das Geburtshaus erinnern in Lobenstein an den Bauernbefreier

Vor dem endgültigen Verfall gerettet

76 Denkmale und Gedenktafeln hat der Freundeskreis „Bauernbefreier Hans Kudlich“ in Tschechien, Österreich, Deutschland und den USA ausgemacht. Davon befinden sich 64 Erinnerungsorte in Tschechien, und zwar „fast ausschließlich in den Gebieten, die bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges von Deutschen bewohnt waren“.

Einige davon sind noch erhalten, wie die 21,5 Meter hohe Dr.-Hans-Kudlich-Warte in Lobenstein, dem Geburtsort des

Bauernbefreiers. Finanziert wurde der Bau, der am 21. September 1913 eröffnet wurde, damals durch Spenden und den Verkauf von Kudlichs Postkarten, Briefklammern, Bildern und Statuetten. Der Text mit der Widmung über dem Eingang lautet: „Dr. Hans Kudlichs Aussichtsturm –Denkmal für die Abschaffung der Robot – erbaut 1913“. Nach einer aufwändigen Sanierung im Jahr 2000 ist der Turm an Wochenenden und Feiertagen wieder für das Publikum geöffnet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Vertreibung der Sudetendeutschen ordneten die tschechoslowakischen Behörden an, die unverschlossenen Urnen aus dem Turm zu entfernen und auf eine Grabstelle der Familie Kudlich im Lobensteiner Friedhof zu stellen. Mitte der 1990er Jahre stellte man dann fest, daß die Urnen jahrzehntelange leer waren. Der zuständige Pfarrer erzählte, er habe aus Sorge um das Andenken der Verstorbenen in den 1950er Jahren die Asche entnommen und im Pfarrhaus aufbewahrt. Erst kurz vor dem Tod des Pfarrers wurden die Urnen wieder befüllt und befinden sich jetzt, nach einer grundlegenden Sanierung des Turms im Jahr 2000, wieder in der Dr.-Hans Kudlich-Warte, dem Robot-Befreiungs-Denkmal. Torsten Fricke

Festvorträge: „Die Lage der Landbevölkerung in den Böhmischen Ländern bis 1848“, Prof. Dr. Ulf Broßmann, Bundeskulturreferent der Sudetendeutschen Landsmannschaft. „Hans Kudlich – Der Held von 1848“, ao. Univ.-Prof. Dr. Ernst Bruckmüller, Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste.

„Gedanken zur Entstehung der deutsch-tschechischen Wanderausstellung„ Bauernbefreier Hans Kudlich“, Walter Kudlich, Urgroßneffe von Hans Kudlich und Kurator der Hans-Kudlich-Ausstellung.

Nach der Ausstellungseröffnung findet ein Empfang statt. Für die musikalische Umrahmung des Festaktes sorgt das Vokalquartett mit Moritz und Felix Blank (Tenor), Stefan Beierl und Daniel Baur (Baß).

3
AKTUELL Sudetendeutsche Zeitung Folge 38 | 22.9.2023
Der Bauernbefreier Dr. Hans Kudlich wurde am 25. Oktober 1823 in Lobenstein geboren und verstarb am 10. November 1917 im amerikanischen Exil. Das Geburtshaus von Hans Kudlich in Lobenstein. Foto: Wikipedia

Kulturforum östliches Europa

„Die Legende kehrt zurück“ –Kulturpreis für Dokumentarfilm

Wer war der erste deutsche FußballVizemeister? Bei Günther Jauchs TVQuiz „Wer wird Millionär?“ könnte das eine Millionenfrage sein, an der selbst Fußballkenner scheitern – außer jene, die die Dokumentation „Die Legende kehrt zurück“ über den Deutschen Fußball-Club Prag gesehen haben.

Der DFC Prag wurde am 25. Mai 1896 von Prager Juden gegründet. Am 28. Januar 1900 vertrat der Mediziner Prof. Dr. Ferdinand Hueppe als Vorsitzender des DFC Prag den Verein sowie den Deutschen FC Germania 1898 Prag bei der Gründungsversammlung des Deutschen Fußball-Bundes in Leipzig und wurde am 7. Oktober 1900 zum ersten Präsidenten des DFB gewählt.

Drei Jahre später folgte die Austragung der ersten deutschen Meisterschaft. Der DFC Prag zog dabei kampflos ins Finale ein, weil der Halbfinalgeg-

ner Karlsruher FV am Austragungsort Leipzig nicht antrat. Die Karlsruher hatten zuvor ein gefälschtes Telegramm mit dem kurzen Text „Meisterschaftsspiel verlegt, DFB“ erhalten und waren deshalb nicht angereist. Wer der Absender war, ist bis heute unbekannt.

Im Endspiel am 31. Mai 1903 in Hamburg-Altona trafen die hochfavorisierten Prager auf den VfB Leipzig und gingen durch Meyer in der 22. Minute auch in Führung, unterlagen aber am Ende deutlich mit 2:7.

Als 1904 der Deutsche Fußball-Bund dem internationalen Fußballverband FIFA beitrat, mußten die Prager Vereine aus dem Verband ausscheiden und zum Österreichischen Fußball-Bund wechseln. Hueppe trat als DFB-Präsident zurück und wurde zum Ehrenmitglied des DFB ernannt.

Hueppe war einer der ersten Schüler von Robert Koch, folgte 1889 dem Ruf,

an der deutschen Karl-Ferdinands-Universität in Prag den Lehrstuhl für Hygiene zu übernnehmen und verstarb 1938. Heute wird seine Rolle auch kritisch gesehen. So schreibt der DFB in seiner Historie über den ersten Präsidenten: „Sei-

ne von Zeitgenossen als Standardwerk wahrgenommene Arbeit ,Hygiene der Leibesübungen‘ wird in wissenschaftlichen Arbeiten der 2000er Jahre kritisch betrachtet, und eine Verbindung seiner Theorien über ,Fußball und Rassenhygiene‘ mit den Grundgedanken der späteren nationalsozialistischen Sportideologie hergestellt.“

Wegen seiner jüdischen Wurzeln wurde der DFC Prag 1939 von den Nazis aufgelöst. Am 9. Juni 2016 folgte die Wiedergründung, die dem Dokumentarfilm „Die Legende kehrt zurück“ den Titel gab.

Am Donnerstag, 5. Oktober, werden die drei Filmautoren in Berlin vom Deutschen Kulturforum östliches Europa mit dem Georg-Dehio-Kulturpreis 2023 ausgezeichnet. Am Abend zuvor wird die Dokumentation ab 18.00 Uhr im Bundesplatz-Kino am Bundesplatz 14 in Berlin gezeigt. Torsten Fricke

Gegenwärtig befinde ich mich im südpolnischen Tuchów. Ich nehme hier an einer Tagung von Redemptoristen aus unseren verschiedenen europäischen Ordensprovinzen teil. Die knapp fünfzig Teilnehmer dieser Tagung kommen aus Portugal oder Irland genauso wie aus der Ostslowakei oder der Ukraine. Insgesamt sind es fünfzehn Herkunftsländer.

Es gehört für mich zu den besonders starken Seiten meines Ordenslebens, daß ich Mitglied einer internationalen Gemeinschaft bin. Wir sind zwar in den konkreten Ausprägungen recht bunt, haben aber dennoch ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl. Für mich ist das zugleich ein Beitrag zum Verständnis zwischen Menschen unterschiedlicher Länder und Kulturen, und zwar über unseren unmittelbaren Bereich als Angehörige einer Ordensgemeinschaft hinaus.

Beim traditionellen Trachten- und Schützenzug des Münchner Oktoberfestes hat in diesem Jahr die Ortsgruppe München des Deutschen Böhmerwaldbundes (Foto bei der Aufstellung) Bayerns vierten Stamm repräsentiert.

Rund 9 500 Teilnehmer, gegliedert in 50 Zugnummern, zogen am ersten Wiesn-Sonntag vom Max-II-Monument

❯ Böhmerwaldler beim Trachten- und Schützenzug

Auf

geht‘s zur Wiesn

sieben Kilometer lang durch die Münchner Innenstadt zur Theresienwiese und präsentierten die Vielfalt von Trachten, Brauchtum und Volkstanz. Angeführt

wurde der Zug hoch zu Roß vom Münchner Kindl. In den Kutschen folgten Ministerpräsident Markus Söder und Münchens

❯ Patroziniumsfest der Dientzenhofer-Basilika und 24. Egerländer Gebetstag

Oberbürgermeister Dieter Reiter. Das Oktoberfest geht zurück auf die Hochzeit von König Ludwig I. und Therese von Bayern im Jahr 1810.

Zu Ehren der Silberhochzeit fand der Trachten- und Schützenzug erstmals 1835 statt. Als einer der Höhepunkte des Oktoberfestes wurde die Veranstaltung auch heuer live in der ARD übertragen.

Foto: Andreas Miksch

Maria Kulm: Völkerverbindendes Wallfahrtsfest

Milan Kučera, Ritter des Ordens der Kreuzherren mit dem roten Stern auf Maria Kulm, war der Hauptzelebrant des diesjährigen Wallfahrtsfests und Patroziniums. Mit seinen bewegenden Worten begeisterte der Propst die Gläubigen deutscher und tschechischer Zunge für die Frohbotschaft des Glaubens an dieser besonderen europäischen Begegnungsstätte.

In seinen Grußworten stellte der 1. Vorsitzende des Fördervereins Maria Kulm, Dr. Helmut Eikam, heraus: „Der Verein dient vor allem dem Erhalt der Dientzenhofer Basilika. Maria Kulm ist eine besondere Begegnungsstätte: Geographisch inmitten Europas, buchstäblich im Herzen Europas gelegen, symbolisiere sie den Leitspruch des Fördervereins ,Maria in unserem Herzen‘.“

Das Dientzenhofer-Kleinod, derzeit in Generalsanierung, war bis auf den letzten Platz gefüllt. Propst Kucera verdeutlichte, daß es in der Heiligen Messe nicht um Perfektion, sondern um das lebendige Miteinander, das Zusammenwirken der Gläubigen, gehe. „Der Herr ist mein Licht und mein Heil – vor wem sollte ich mich fürchten?“ – diese starke, lebensnahe Frohbotschaft des Psalms 27,1 bildete das Herzstück der Predigt.

Propst Kučera gelang es, einen modernen Bogen vom Wallfahrtstag zum Himmelfahrtstag zu spannen: „Ebenso hat sich Maria, die Muttergottes, damals in einer undenkbar imperfekten Situation befunden: verlobt mit Joseph, so doch vom Heiligen Geist in guter Hoffnung. Der feste Glaube hat Maria aufgefangen und unversehrt in

den Himmel geführt.“ Kučeras flammende Predigt erreichte die Wallfahrer. Der Funke sprang über.

Ebenso inspiriert von Kučeras Predigt betonte Luis-Andreas Hart, Vorstand des Fördervereins, daß die Völkerverständigung und Völkerversöhnung auf Maria Kulm gelinge, und untermauerte die vielversprechende Zukunft Maria Kulms: „Wie Sie alle sehen, schreitet die Renovierung, die Wiederherstellung der barocken Einzigartigkeit dieser Kirche voran.“

Die Erneuerung der architektonischen Großtat von Christoph Dientzenhofer schließe auch die Propstei mit ein:

Diese befinde sich zur Zeit im Umbau zu einem würdevollen und innovativen Begegnungszentrum. Hierfür stelle die Ende Juli eingeweihte BMW-Teststrecke für autonomes Fahren bei Falkenau wirtschaftlich bedeutsame Weichen. Die Region um die Wallfahrtskirche prosperiere: Weitere vielversprechende Zeichen des Zeitgeistes seien die erstmalig initiierten Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen, an denen Maria Kulm ebenso beteiligt war. Vor allem die Teilnahme des neuen tschechischen Präsidenten Petr Pavel – er stammt selbst aus der Region Marienbad – sei untrüglicher Beweis dafür, daß man auf höchster

Ebene europäische Völkerversöhnung und Völkerverständigung praktiziere.

„Besondere Wirkung und Strahlkraft gehen hierfür von Maria Kulm aus“, so Hart. Wichtig sei auch die Verbindung Maria Kulms mit den Marienkirchen der Region, zu denen die Wallfahrtsstätte Maria Loreto gehöre. Seit jeher hätten sein Vater Anton Hart und Josef Döllner, Gründer des Fördervereins Maria Kulm, die enge Verbundenheit zwischen den beiden Kirchen gepflegt. Das anschließende deutsch-tschechische, bayerischböhmische Wallfahrtsfest auf dem Vorplatz der Kirche, zu dem Luis-Andreas Hart alle Pilger im Namen des Fördervereins und des Propstes einlud, war an diesem Himmelfahrtstag – bei strahlendem Wetter, freudiger Stimmung, böhmische Speis und Trank, Musik und Tanz – ein untrügliches Zeichen für den lebendigen Glauben auf Maria Kulm.

Von dieser Lebendigkeit inspiriert führte Dr. Helmut Eikam seine MariaKulm-treuen Buswallfahrer aus Schrobenhausen in seinem Jubiläumsjahr durch seine Geburtsstadt Eger, von der Wallensteinstraße – in jener erblickte Eikam am 24. Februar 1943 vor 80 Jahren das Licht der Welt (Sudetendeutsche Zeitung berichtete) – vorbei am Rathaus, Egerer Wastl, Museum beziehungsweise Pachelbelhaus und St. Nikolaus bis zur Egerer Burg. Der Bogen zwischen Eger, der alten, und Schrobenhausen, der neuen Heimat des damals dreijährigen und heute 80jährigen Helmut Eikam, besiegelte den Wallfahrtstag mit der Botschaft: Völkerversöhnung und -verständigung unter dem europäischen Schutzschirm Mariens gelingen – auch in Zukunft.

Was uns Redemptoristen im internationalen Miteinander ganz gut gelingt, das möge auch in Europa als politischer Wirklichkeit gelingen. Das Zusammengehörigkeitsgefühl möge stärker sein als die Betonung der vielen kleinen und großen Unterschiede. Wobei freilich die Unterschiede zur Lebendigkeit beitragen. Ich habe mir angewöhnt, ihnen zunächst einmal mit Neugierde zu begegnen. Manchmal braucht es auch ein gewisses Maß an Toleranz. Aber ganz oft darf ich erfahren, daß in der Vielfalt der Kulturen ein Reichtum liegt, über den ich mich freue.

So freue ich mich eben jetzt gerade, in Polen zu sein, das ich schon lange nicht mehr besucht habe. Kulturell gibt es hier ohnehin keine großen Unterschiede. Unser Tagungsort liegt im ehemaligen Galizien, das bis 1918 zum Habsburgerreich gehörte. Tuchów ist ein Wallfahrtsort mit altösterreichischem Flair.

Ein Marienbild zieht hier bereits seit dem 16. Jahrhundert viele Pilger aus der näheren und ferneren Umgebung an. Es befindet sich in einer wunderschönen kleinen Barockkirche, die allerdings für die Pilger schon lange zu klein ist. So haben die Redemptoristen, die den Ort seit 1893 seelsorglich betreuen, auf dem Kirchplatz einen großen Freialtar errichtet, der regelmäßig für Gottesdienste genutzt wird.

Da unsere Tagung länger als eine Woche dauert, konnte ich auch wieder einmal etwas ausführlicher die Intensität der polnischen Volksfrömmigkeit erleben. Gerade die Region um die Stadt Tarnów, deutsch Tarnau, zu der Tuchów gehört, zählt zu jenen Gegenden Polens, in denen der Katholizismus seit jeher viel Kraft gehabt hat und immer noch hat. Von hier stammen viele Priester, auch viele Mitglieder unserer Ordensgemeinschaft. Gar nicht so wenige von ihnen arbeiten außerhalb Polens: in Deutschland, in Spanien, in den Vereinigten Staaten von Amerika, aber auch im Kasachstan oder in Sibirien. Mögen auch sie etwas vom Reichtum erfahren, den der Austausch mit Menschen anderer Kulturen hervorbringt.

❯ Mut tut gut
macht
reich
Vielfalt
uns
AKTUELL · KOLUMNE Sudetendeutsche Zeitung Folge 38 | 22.9.2023 5
❯ Deutsches
Propst Milan Kučera (Mitte) umrahmt von den Vertretern des Fördervereins Maria Kulm, Luis-Andreas Hart (links) und Dr. Helmut Eikam (rechts) sowie der Münchenreuther Bauernkapelle. Links: Monsignore Karl Wuchterl. Foto: Claudia Köninger/Förderverein Maria Kulm Die Autoren des Films „Die Legende kehrt zurück“ (von links): Martin Vaško, Ondřej Kavan, und Dr. Thomas Oellermann.

Unser Angebot

Sudetendeutsche Zeitung mit

Aussiger Bote · Der Egerländer · Egerer Zeitung · Elbogener Heimatbrief ·

Falkenauer Heimatbrief · Heimatbote · Heimatruf · Isergebirgs-Rundschau ·

Karlsbader Badeblatt · Karlsbader Zeitung · Leitmeritzer Heimatbote · Luditzer

Heimatbrief · Neudeker Heimatbrief · Nordböhmische Umschau · Reichenberger Zeitung · Riesengebirgsheimat · Sternberger Heimat-Post · Zuckmantler

Heimatbrief

Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft wöchentlich (125,00 EUR im Jahr) mit folgendem Zahlungszeitraum:

jährlich durch Lastschrift halbjährlich durch Lastschrift

vierteljährlich durch Lastschrift

Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote

12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr)

Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Zeitung, Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung

12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr)

Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimat-Post, Zuckmantler Heimatbrief

12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr)

Neudeker Heimatbrief für die Heimatfreunde aus Stadt und Landkreis Neudek

12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr)

Reichenberger Zeitung Nordböhmische Umschau

24 Ausgaben (62,50 EUR im Jahr)

Riesengebirgsheimat 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr)

Diese Preise gelten bei Erteilung eines Bankeinzugsauftrags (SEPA-Lastschriftmandat) und Lieferung innerhalb Deutschlands. Preise für Auslandsabonnements auf Anfrage!

Adresse:

Name, Vorname

Straße, Hausnummer

Postleitzahl, Ort

Telefon

eMail

Geburtsdatum, Heimatkreis

Datum, Unterschrift

Ich/Wir ermächtige/n die Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH (SVG), Hochstraße 8, 81669 München, Gläubiger-Identifikationsnummer DE04SVG00000003583, Zahlungen von meinem/unserem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein/weisen wir unser Kreditinstitut an, die von der SVG auf mein/unser Konto gezogenen Lastschriften einzulösen.

Ich kann/Wir können innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Dabei gelten die mit meinem/unserem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. Wenn sich meine Kontodaten ändern, teile ich dies der SVG unverzüglich mit.

Kontoinhaber

Kontonummer oder IBAN

Bankleitzahl oder BIC

Datum, Unterschrift

Alle Preise inklusive 7 % Mehrwertsteuer und Versand. Abbestellungen mit einer Frist von einem Monat zum Vierteljahresschluß schriftlich an die SVG. Sie sind berechtigt, die Bestellung des Abonnements ohne Angabe von Gründen innerhalb 14 Tagen nach Absendung dieses Auftrages schriftlich gegenüber der Sudetendeutschen Verlagsgesellschaft, Hochstraße 8, 81669 München (auch per eMail an svg@sudeten.de) zu widerrufen. Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs.

Bitte gescannt oder abfotografiert mailen oder in ausreichend frankiertem Umschlag (85 Cent) einsenden an

Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH

Hochstraße 8

81669 München

eMail svg@sudeten.de

Am 19. September feierte Olga Sippl im Augustinum in München 103. Geburtstag. Dies nahm die Bayern-SPD zum Anlaß, um sie mit der Willy-Brandt-Medaille zu ehren.

Auch Hochbetagte können freudige Überraschungen erleben. Am Dienstag erreichte die Ehrenvorsitzende der Seliger-Gemeinde ihren 103. Geburtstag. Im Augustinum in München, wo sie seit einigen Jahren lebt, besuchte sie eine Abordnung der BayernSPD und der Seliger-Gemeinde, um ihr am Vormittag zu ihrem Ehrentag zu gratulieren, aber auch um ihr einen Orden zu verleihen.

Aus den Händen des Landesvorsitzenden der BayernSPD, Florian von Brunn MdL, bekam Olga Sippl die WillyBrandt-Gedenkmedaille überreicht. Von Brunn verlas die Widmung in der Urkunde:

„Du verkörperst in besonderer Weise unsere sozialdemokratischen Ideale ,Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität‘. Deine Verbundenheit mit unseren Werten und Deine Verdienste um die Partei sind beispielhaft. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands spricht Dir, Olga Sippl, Dank und Anerkennung dafür aus …Wir sind stolz, Dich in unserer Mitte zu wissen.“

PERSONALIEN

� Grande Dame der Seliger-Gemeinde

Olga Sippl geehrt

Volkmar Halbleib MdL gratuliert via Internet. Rechts die WillyBrandtMedaille.

Unterschrieben hatten die Urkunde neben den beiden Vorsitzenden der Bayern-SPD, Florian von Brunn und Ronja Endres, auch die SPD-Bundesvorsitzenden Saskia Esken und Lars Kling-

Auf Welterbespuren in Mähren

Zum Artikel „20 Jahre Weltkulturerbe“ über das Jüdische Viertel in der mährischen Stadt Trebitsch (Ý SdZ 30/2023).

Die Sudetendeutsche Zeitung berichtete über die bevorstehenden Feierlichkeiten im südmährischen Trebitsch/Třebič anläßlich der Aufnahme ihres Jüdischen Viertels und der Sankt-ProkopBasilika 2003 in die UNESCOKultur- und Naturerbeliste. Genau in jener Woche wohnte ich wieder einmal nach fünf Jahren in Trebitsch anläßlich eines 91. Geburtstages einer Bekannten, übrigens das 17. Mal seit dem Jahr 2000. Von hier aus hatte ich den südmährischen Raum im Rahmen meiner Familienforschung zwischen Brünn und Neuhaus und Iglau und Nikolsburg intensiv kennengelernt.

Bereits bei meinem ersten Besuch 1991 in Teltsch/Telč – damals noch von Österreich aus wegen der unbekannten Reisebedingungen in der Tschechischen Republik nach der politischen Wende – war mir sofort klar, daß hier etwas ganz Besonderes vor mir lag. Betritt man den Hauptplatz vom Oberen Tor aus, hat man den Eindruck, daß die Bürgerhäuser rechts und links des Platzes kein Ende nehmen.

Fein aufgereiht, jedes drei Fenster breit und mit einem ganz individuellen Giebel, strahlen sie heute in den Farben des Barock, dazwischen einige Häuser mit besonders auffallender Wandmalerei, die bereits aus dem 16. Jahrhundert stammen.

Am Ende des Platzes dann der Blick auf das Schloß mit dem Goldenen Saal, der Jakobskirche und dem ehemaligen Jesuiten-

beil. Die SPD ehrt seit 1996 mit dieser Medaille Mitglieder, die sich vor allem in ehrenamtlichem Engagement um die Sozialdemokratie in besonderer Weise verdient gemacht haben. Christa Naaß, die heutige Vorsitzende der SeligerGemeinde, erinnerte an den Satz von Willy Brandt: „Die Partei ist nicht um ihrer selbst willen da. Sie ist der Menschen wegen da. Erst das Land, dann die Partei. Erst das Wir, dann das Ich.“ Naaß sagte: „Das Wir lag und liegt Olga Sippl nach wie vor besonders am Herzen. Sie trägt nach wie vor dazu bei, die Seliger-Gemeinde zusammenzuhalten und unsere gemeinsamen Ziele nicht aus den Augen zu verlieren.“

Und sie rief die vielen Auszeich-

nungen, die Olga in ihrem langen Leben schon erhalten hatte, auf: 1969 die Ehrenurkunde des Zentralverbandes Sudetendeutscher Organisationen in Kanada, 1970 die Seliger-Plakette, 1985 den Wenzel-JakschGedächtnispreis der Seliger-Gemeinde und die Georg-von-Vollmar-Medaille der Bayern-SPD, 2002 den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschlands, 2006 die Bayerische Verfassungsmedaille in Silber und schließlich 2016 aus den Händen des tschechischen sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Bohuslav Sobotka die Karel-KramářMedaille.

Und welche Auszeichnung sie noch nicht habe, fragte Christa Naaß. „Die Willy-Brandt-Medaille, und die bekommst Du heute!“

Olga Sippl freute sich sehr, da sie Willy Brandt noch persönlich gekannt hatte und mit ihm befreundet gewesen war. Jeden Monat

LESERBRIEFE

kolleg. Schon damals – 1991 –bewunderte ich dieses einmalige Stadtbild von der Mariensäule in der Mitte des Platzes aus, wahrscheinlich von der gleichen weißen Bank wie heuer. 1992 wurde dieser Architekturkomplex in die Liste des Weltkultur- und Naturerbes der UNESCO aufgenommen.

Auch Trebitsch besitzt eine schöne Altstadt mit einem großen Hauptplatz, den man am eindrucksvollsten vom Turm der Kirche des heiligen Martin aus dem Jahr 1335 sehen kenn. Hier allerdings hat sich in den letzten Jahrzehnten das eine oder andere sterile Hotel dazwischen geschoben. Die Stadt wird von dem Fluß Igel/Jilhava getrennt, der allerdings nicht gerade besonders hell und klar unter meinem Fenster dahin floß. Auf der linken Seite des Flusses zählt das Jüdische Viertel mit seinem großen Friedhof zu den besterhaltenen Judenvierteln Europas. 120 Gebäude, von der Synagoge bis zur Schule sind erhalten. Die Ersterwähnung der Ansiedelung der Juden geht hier bis in das 13. Jahrhundert zurück. Die

war sie über Jahre wegen ihrer Arbeit im Brücke-Verlag bei Redaktionskonferenzen in Bonn präsent und kannte daher auch Willy Brandt gut. Neben dem Vizepräsidenten des Bayerischen Landtages, Markus Rinderspacher MdL, und Olgas langjährigen Ortsvereinsvorsitzenden Gregor Schneider von der BayernSPD waren auch die beiden vormaligen Vorsitzenden der Seliger-Gemeinde, Peter Becher und Helmut Eikam, sowie die vormalige Geschäftsführerin der Seliger-Gemeinde, Renate Slawik, gekommen. Und mit einer Video-Botschaft meldete sich auch Volkmar Halbleib MdL, der Vertriebenenpolitische Sprecher der SPDFraktion im Maximilianeum, bei Olga zu ihrem biblischen Geburtstag. Das letzte noch lebende Gründungsmitglied der Seliger-Gemeinde, die sich 1951 als Traditionsbewahrer der sudetendeutschen Sozialdemokraten in Westdeutschland gebildet und damals Wenzel Jaksch zu ihrem ersten Vorsitzenden gewählt hatte, weil er auch der letzte Vorsitzende der DSAP in der Tschechoslowakei gewesen war und dessen Wahl Olga 1938 bereits miterlebt hatte, ließ ihr noch immer fabelhaftes Gedächtnis in den anschließenden Gesprächen aufblitzen. Und sie tröstete Christa Naaß, die sich ein wenig verspätet hatte und drei Stunden aus Mittelfranken unterwegs gewesen war. Was seien schon drei Stunden, wenn man auf ein 103jähriges Leben blicke. Ulrich Miksch

kulturhistorische Bedeutung dieses erhaltenen Gebäudekomplexes wurde zusammen mit dem Jüdischen Friedhof, auf dem sich rund 11 000 Gräber und 3000 Grabsteine befinden, im Jahr 2003 in die Kultur- und Naturerbeliste der UNESCO aufgenommen. Ein ebenso eindrucksvolles Objekt in Trebitsch ist die Basilika des heiligen Prokopius, die als Teil des BenediktinerKlosters aus dem Jahr 1101 entstand. Sie gehört zu den bedeutenden mittelalterlichen Bauwerken im romanischen Baustil und wurde deshalb ebenfalls in die Liste der UNESCO im Jahr 2003 aufgenommen.

Die Feierlichkeiten anläßlich dieses 20jährigen Jubiläums wurden nun in der Stadt vom 14. bis 20. August mit Konzerten, Umzügen mit Fackeln in historischen Gewändern, mit Spielen und einem großen Feuerwerk am letzten Abend gefeiert.

Eine leere Seite in meinem umfangreichen Fotoalbum über Mähren wollte ich in diesem Jahr noch unbedingt füllen. Etwas abseits der heutigen Touri-

stenrouten durch Mähren liegt in der Böhmisch-Mährischen Höhe die Stadt Saar/Žďár. Um so eindrucksvoller ist der Blick auf die Wallfahrtskirche zu Ehren des heiligen Johannes von Nepomuk, die auf einem grünen Hügel über der Stadt liegt, umgeben von einem zehneckigen Umgang. In diesen Umgang eingefügt sind fünf fünfeckige Kapellen, und in der Mitte liegt dieser so ungewöhnliche fünfzackige Bau der Kirche. Nach der Legende leuchteten fünf Sterne über dem Haupt des heiligen Johannes von Nepomuk, als sein Körper aus den Fluten der Moldau wieder auftauchte, in der man ihn ertränkt hatte. Und dieser fünfzackige Stern wurde dem Baumeister Giovanni Santini-Aichel zum Leitmotiv für seinen Kirchenbau, den er im Jahr 1722 vollendete. Das einstige Zisterzienserkloster unterhalb des grünen Hügels von Saar, dessen Wurzeln bis in das 13. Jahrhundert zurückreichen, wurde ebenfalls von Santini-Aichel im Barock neu gestaltet und nach der Säkularisation 1784 in ein Schloß umgewandelt. Die Wallfahrtskirche zählt wegen ihrer Einzigartigkeit seit 1994 auch zu den UNESCO-Weltkulturerbestätten.

Natürlich galt mein diesjähriger Besuch in Mähren nicht nur diesen Kulturerbestätten, von denen in Mähren noch einige aufzuzählen wären. Wohl das letzte Mal war es mir besonders wichtig, das Grab meiner Urgroßmutter in Nikolsburg in Ordnung zu bringen, die hier 1941 starb und wegen der Nachkriegsgrauen im Sudetenland die einzige in dieser großen Familiengruft geblieben ist.

FORUM Sudetendeutsche Zeitung Folge 38 | 22. 9. 2023 6
Florian von Brunn MdL, Olga Sippl, Christa Naaß MdL a. D., Markus Rinderspacher MdL, Renate Slawik von der Seliger-Gemeinde und Dr. Peter Becher, Vorsitzender des Adalbert-Stifter-Vereins München.
38
/2023
Teltsch Treibitsch
Saar

Am zweiten Sonntag im September fand in Klosterneuburg bei Wien in Niederösterreich der Sudetendeutsche Heimattag statt.

Nach dem Festlichen Hochamt in der Stiftskirche mit Zelebrant Pater Alois Sághy SDB führte der Fest- und Trachtenzug vom Rathausplatz zum Sudetendeutschen Ehrenmal am Sudetendeutschen Platz. Dort folgte die Totengedenkfeier mit Kranzniederlegung durch Günter Grech, den Obmann des Kulturverbandes der Südmährer. Nachmittags gab es die große Kundgebung und das Heimattreffen im Binderstadl zwischen Stift und Stiftskeller. Im Gewölbe des Binderstadl mit seinem riesigen Weinfaß sorgten die „Weinviertler Buam“ für die musikalische Umrahmung. Nach Grußworten von Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager und Vertretern der Parteien hielt die Nationalratsabgeordnete Gudrun Kugler, Vertriebenensprecherin der ÖVP, die Festrede zum Thema „Die Arbeit des par-

Treffen bei Kaiserwetter

lamentarischen Vertriebenenbeirates im 75. Jahr der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“.

Als Landsmännin – Kugler stammt aus dem Böhmerwald –sei sie besonders stolz, den Festvortrag halten zu dürfen. Schon 1948 sei die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen verkündet worden. „Damit feiern wir heute 75 Jahre Freiheit und gleiche Rechte für alle.“ In denselben 75 Jahren seien trotz allem die Beneš-Vertreibungsdekrete immer noch aufrecht erhalten worden. Während Enteignung und Vertreibung aufgrund von Herkunft und Sprache noch immer gültig seien, feierten wir die Menschenrechte. „Die Vertreibungsdekrete müssen formal fallen!“ Dann könne man einen Prozeß der Vergebung und der Versöhnung beginnen. Der Brünner Versöhnungsmarsch sei ein gutes Beispiel dafür. „Auch unsere heutige Gesellschaft braucht diese Versöhnung“, betonte Kugler abschließend.

KULTUR Sudetendeutsche Zeitung Folge 38 | 22. 9. 2023 7
� Sudetendeutscher Heimattag in Klosterneuburg bei Wien Vertreter vieler sudetendeutscher Heimatgruppen präsentieren ihre Heimatwappen. Bilder: SdP Fest- und Trachtenzug in Klosterneuburg. Totengedenken mit SLÖ-Bundesobmann Dr. Rüdiger Stix. Festgottesdienst im Stift Klosterneuburg. Im Binderstadl steht der Festredner immer vor einem gigantischen Weinfaß. Landsleute mit Fahnen und Wappen in der Patenstadt in Niederösterreich.

Auf Initiative des Bundes der Deutschen in Böhmen (BdDB) organisierte der Minderheitenausschuß mit der Kulturabteilung des Bezirks Karlsbad die Ausstellung „Ackermann und der Tod.“ Anfang September wurde die Ausstellung feierlich im Foyer des Bezirksamtes eröffnet. Richard Šulko berichtet.

Beim Gespräch zwischen mir, ich bin der Vorsitzende des BdDB, und dem Vorsitzenden des Fördervereins der Stadt Saaz/ Žatec, Otokar Löbl, bot Löbl an, die Ausstellung nach dem Haus der Minderheiten in Prag und dem Kloster in Haindorf bis zum Jahresende auch in anderen Orten in Böhmen noch zu zeigen.

Ich empfahl sie am Jahresanfang bei der Sitzung des Minderheitenausschusses, da diese Ausstellung sehr gut zu den Ziele der Ausschußarbeit paßt. Die Kulturabteilung versprach auch ihre organisatorische und finanzielle Unterstützung. Es konnte losgelegt werden.

Eröffnungsfeier

Nachmittags eröffnete das Duo „Målaboum“ aus meinem Sohn Vojtěch und mir mit dem Egerländer Volkslied „Asm Eghalånd bin i(ch“ die Veranstaltung. Nach der Begrüßung durch die Vorsitzende des Minderheitenausschusses, Markéta Monsportová, ergriff ich das

� Wanderausstellung über Johannes von Saaz

Erfolgreiche Tournee

Vorurteile gegenüber den Minderheiten, die anders sind als das Mehrheitsvolk. Gerade heute, wo die Gesellschaft geteilt ist, ist diese Arbeit sehr wichtig. Zum Schluß möchte ich auch meine persönliche Verbindung zu Johannes von Tepl erwähnen. Im Jahr 2002 bekam der Verein der Deutschen aus Netschetin unter meiner Führung den Förderpreis des Egerländer Kulturpreises ,Johannes von Tepl‘. Ich freue mich, daß wir heute die Ausstellung gerade hier eröffnen können!“

Wort. Nach der Begrüßung der Gäste, unter denen auch Bezirkshauptmann Petr Kulhánek, Michael Rund, der Direktor des Falkenauer Museums, oder der Vor­

sitzende der Grundorganisation Graslitz im Kulturverband, Petr Rojík waren, führte ich in die Ausstellung ein. „Diese Ausstellung wurde vom Minderheiten­

ausschuß empfohlen. Ich, als jemand, der sich schon mehr als 30 Jahre lang mit dem Thema ,Deutschböhmen‘ intensiv beschäftigt, und auch als Mitglied

des Ausschusses wirke, muß mich bedanken und gleichzeitig gratulieren, daß dieser Ausschuß existiert. Die Arbeit dieses Ausschusses hilft beim Abbau der

Ideen zur Ausstellung Nach der Einleitung durch Richard Šulko ergriff Hauptmann Kulhánek das Wort, der in seine Begrüßung auch die Öffnung der Grenze zu Bayern erwähnte. Nach einem weiteren Musikstück, vorgetragen von den „Målaboum“, sprach der Mitautor der Ausstellung, Otokar Löbl, der Idee und Gründe für die Erstellung der Ausstellung erklärte. Danach wurde die Ausstellung als offiziell eröffnet erklärt. Bei den Rundgängen in der Ausstellung wurden nicht nur die einzelnen Rollbilder besichtigt, sondern auch gute Gespräche geführt und Egerländer Lieder gehört, die die „Målaboum“ spielten. Die Ausstellung dauerte bis 17. September, und es scheint so, als ob die „Tournee“ in Böhmen wirklich weitergeht.

Johannes aus Saaz/Tepl

Johannes Henslins, der Dichter des „Ackermann aus Böhmen“, kam im westböhmischen Schüttwa/Šitboř um 1350 zur Welt. Henslins wurde in der Lateinschule der Prämonstratenser in Tepl/ Teplá erzogen. Diese galten als eine der fortschrittlichsten Ordensgemeinschaften, was zur Geistesentwicklung des Schülers bestimmt beitrug.

Da er die meiste Zeit seines produktiven Lebens in Saaz/ Žatec verbrachte, gab man ihm später den Namen Johannes von Saaz, tschechisch Jan ze Žatce. Er selbst zeigte seine Verbundenheit mit Saaz, indem er seinen „Ackermann“ dort

ansiedelte. Das „Büchlein Akkermann“, wie Johannes sein schmales, für Böhmen epochales Werk nannte, handelt in 33 Kapiteln von der Klage eines „Ackermanns“ gegen den Tod, der ihm seine junge Frau geraubt hat. Der Ackermann beschimpft dabei den Tod als schändlichen Mörder aller Menschen, verflucht ihn und fordert Gott auf, ihn aus der Schöpfung zu tilgen. Der Tod nennt ihn dafür töricht, denn alle irdische Kreatur müsse notwendigerweise vernichtet werden; er selbst – „der Herr Tod“ – sei lediglich „Gottes Hand, ein gerecht arbeitender Mäher“.

KULTUR Sudetendeutsche Zeitung Folge 38 | 22. 9. 2023 8
Die „Målaboum“ aus Vojtĕch und Richard Šulko. Bilder: Richard Šulko, Terezie Jindřichová (1) Blick in die gutbesuchte Ausstellung. Richard Šulko und Otokar Löbl neben einer Ackermann-Handschrift von 1470. Große Rollbilder über den „Ackermann aus Böhmen“. Rechts: Johannes-von-Tepl-Denkmal in Saaz/Žatec.

� Deutsch-Europäisches Bildungswerk in Hessen

Reise nach Kroatien und Ungarn

Das einwöchige verständigungspolitische Seminar „Kroaten, Ungarn und Deutsche – gemeinsame geschichtliche Erfahrungen als Grundlage für die Brückenfunktion im vereinten Europa“ aus der Reihe „Begegnung und Verständigung“ des Deutsch-Europäischen Bildungswerks in Hessen (DEBWH) führte kürzlich nach Kroatien und Ungarn.

Gleich zu Beginn stellte Harald Seibel, Ständiger Vertreter des Deutschen Botschafters und Leiter des Wirtschaftsreferates der Deutschen Botschaft in Zagreb, fest, daß die Beziehungen zwischen Deutschland und Kroatien traditionell gut seien und sich die deutsche Minderheit in diesem Land als ein sehr wichtiger Vermittler für die deutsche Kultur und Sprache repräsentiere. Und Klaudia Oršanić-Furlan von der DeutschKroatischen Industrie- und Handelskammer sagte, daß inzwischen mehr als 340 registrierte Unternehmen ordentliche Mitglieder der 2003 gegründeten Auslandshandelskammer AHK Kroatien seien und diese so die größte bilaterale Wirtschaftsorganisation in Kroatien darstelle.

Bei dem Besuch der Deutschen Gemeinschaft Zagreb stellte deren Vorsitzender Ivan Rittig seine Organisation und deren Geschichte vor und erinnerte an deren einstige Stärke als führende ethnische Minderheit.

„Heute ist das eine kleine Minderheit, deren 3000 Mitglieder zum einen Donauschwaben, aber auch Deutsche und Österreicher sind.“ Das Überleben und die Erhaltung dieser Minderheit sei schwierig und zeitaufwendig gewesen, aber in jüngster Zeit seien die Mitglieder zunehmend wieder öffentlich geworden und hätten sich als Deutsche bekannt, so daß ihre Zahl erfreulicherweise ansteige. Nach vereinsinterner Schätzung, so Rittig, lebten noch rund 30 000 bis 40 000 Deutschstämmige im Land.

Einen überaus herzlichen Empfang bereitete der Verein der Deutschen und Österreicher den Seminarteilnehmern in der Gemeinde Sirač. Die Vorstandsmitglieder Josip Krajcer und Josip Hamp führten sie bei einer Besichtigung der ortsansässigen Grundschule, in der auch

Deutsch gelehrt wird, und luden danach zu einem schmackhaften Mittagessen in den Vereinsräumen ein.

Am Nachmittag dieses zweiten Seminartages ging es weiter nach Esseg, mit rund 115 000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Kroatiens. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts erlebten die deutschen Siedler in dieser historischen Region Slawoniens in der Metropole Esseg eine Blütezeit. Sie hatten eigene Presseorgane, ein eigenes Theater, ein eigenes Schulwesen, und es entwickelte sich eine ei-

Angehörigen nationaler Minderheiten in Kroatien. Auf die kleine deutsche Minderheit, die im ganzen Land verstreut sei und auch vom Staat unterstützt werde, sei er übrigens besonders stolz, weil sie es durchaus verstehe, mit ihren umfangreichen Aktivitäten die übrige Gesellschaft erkennbar zu beeinflussen. Und vor allem bemühe sich die Deutsche Gemeinschaft sehr stark um den Erhalt der deutschen Sprache in Kroatien.

Am vierten Seminartag ging es zu der Deutschen Gemein-

ten Viktor Siedek erbauten wunderschönen barocken Schlosses Eltz, einst Heimat einer deutschen Fürstenfamilie und heute ein historisches Museum.

gene deutsche Literaturszene. Auch in der Landwirtschaft und im Handel waren die deutschsprachigen Bewohner führend.

Bei den Begegnungen am nächsten Tag im Kulturzentrum der Stadt ging es vor allem um Anliegen der deutsch-kroatischen Beziehungen und aktuelle Projekte der deutschen Minderheit in Kroatien. Dabei trat besonders der Intendant des Kroatischen Nationaltheaters in Esseg, Vorsitzender der Deutschen Gemeinschaft und ehemaliger Bürgermeister dieser Stadt, Vla-

schaft in Vukovar, einer an der Donau gelegenen Grenzstadt zu Serbien. Diese Region war während des sogenannten Heimatkrieges von 1991 bis 1995 das am stärksten umkämpfte Gebiet. Damals zerstörte die Jugoslawische Volksarmee die Stadt fast ganz.

Die von Marina Tufekčić geleitete ortsansässige Deutsche Gemeinschaft stellte sich im Vereinsheim am Donauufer vor. Dabei kamen vor allem die noch bestehenden Spannungen zwischen Kroaten und Serben zur Sprache. Dies resultiert vor allem

Bedrückend war der Besuch der Gedenkstätte Ovčara in der Nähe von Vukovar. Nach Schilderung der Ankläger des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien trieben bei diesem Massaker am 20. November 1991 serbische Einheiten 255 Kroaten und andere NichtSerben aus dem Krankenhaus in Vukovar zusammen und transportierten sie zunächst auf einen Bauernhof nahe der Ortschaft Ovčara. Dort wurden sie gefoltert, erschossen und im angrenzenden Ackergelände vergraben. Das Seminar endete mit einer Tagesfahrt zur deutschen Minderheit in die ungarischen Universitätsstadt Fünfkirchen/ Pécs. Dort fand ein herzlicher Empfang im Valeria-Koch-Bildungszentrum mit Institutionsleiterin Ágnes Pesti-Amrein statt, bei dem die Seminarteilnehmer Wissenswertes über das aktuelle deutschsprachige Kulturleben in dieser Stadt, dem Zentrum der Donauschwaben in Ungarn, erfuhren. Es schloß sich ein zweistündiger interaktiver Stadtrundgang unter Führung des Historikers János Habel an.

Die Fahrt zurück nach Esseg wurde am Spätnachmittag für eine Weingutbesichtigung mit anschließendem Abendessen im ungarischen Weindorf Villány unterbrochen. Das Weingut Bock weist donauschwäbische Wurzeln auf und konnte nach der Deportation und Enteignung inzwischen zum Winzerimperium in Südungarn werden.

� Südmährerbund

Wandern und Kultur in Znaim

Mitte August besuchte der Südmährerbund Znaim und Umgebung.

Das Reiseprogramm war mit dem Znaimer Historiker Jiří Kacetl ausgearbeitet worden. Nach staubedingter längerer Anreise erreichten die Landsleute mit einem Kleinbus und mehreren Autos das Hotel Mariel am Znaimer Marienplatz.

Der darauffolgende Sonntag begann mit einem Besuch des Südmährer Kirtags im Südmährerhof des Museumsdorfes Niedersulz in Niederösterreich. Nach der Heiligen Messe spielten dort die Hof- und Deutschmeister auf. Die neue sehenswerte Ausstellung schauten wir natürlich auch an. Bei hochsommerlichen Temperaturen wurde viel gelacht und getanzt.

dimir Ham (*1981), in Erscheinung und glänzte bei seinen Vorträgen mit außergewöhnlichen Kenntnissen über das kulturelle Erbe und die Aktivitäten von

daraus, daß bis heute das Schicksal von 1800 kroatischen Bürgern immer noch ungeklärt sei. Der Nachmittag galt einer Besichtigung des vom Wiener Architek-

� SL-Altkreisgruppe Nordvorpommern/Mecklenburg-Vorpommern

Leiter der Seminarreise, die auch der politischen Weiterbildung diente und deshalb in Hessen als Bildungsurlaub anerkannt war, waren DEBWH-Vorsitzender Siegbert Ortmann MdL a. D., DEBWH-Geschäftsführerin Agnes Maria Brügging-Lazar und DEBWH-Vorstandsmitglied Ewa Redemann. Außerdem stand Hanna Klein von der Deutschen Gemeinschaft in Esseg sowohl während der Planung als auch an den Seminartagen als sachkundige Partnerin ständig zur Verfügung und trug entscheidend zum Erfolg dieser Veranstaltung bei. tn

Pflaumen, Knödel und Kutteln

Im August traf sich die mecklenburg-vorpommersche SL-Altkreisgruppe Nordvorpommern in Ribnitz-Damgarten.

Höhepunkt am Nachmittag war der Besuch des Mahnmales des Brünner Todesmarsches in Poysbrunn. Der Initiator dieses beeindruckenden Denkmales, Ossi Sollan, erklärte die Hintergründe der Schaffung. In seinem Weinkeller klang der Tag aus.

T

reffpunkt war die uns inzwischen schon vertraute neue Bleibe Begegnungszentrum, nunmehr unser dritter Treffensort in der 1950 zwangsvereinigten Doppelstadt Ribnitz in Mecklenburg und Damgarten in Vorpommern. Zwischenzeitlich war sie auch schon einmal unsere Kreisstadt. Und wieder erwartete uns eine durchaus professionell gedeckte Kaffeetafel mit einem riesengroßen hausgemachten Stück Sahnetorte aus drei Teigschichten und farbenfroher Dekoration.

Leider wird auch unser Kreis immer kleiner, nur acht Hei-

matfreunde waren gekommen. Selbst von unseren drei Ortsansässigen konnten zwei aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen. Dies trifft nun leider auch auf unseren norddeutschen Rübezahl, Heimatfreund HeinzBerger aus Graal-Müritz, zu, der

selbst auch in Würzburg bestens bekannt ist. Dafür war aber Waltraud Story wieder fast aus Polen, von der Insel Usedom, angereist, die ausführlich von heimatlichen Besuchen berichten konnte.

Es ist Pflaumenzeit. Und so drehte sich auch ein großer Teil

der Unterhaltung um unsere Pflaumakellan oder Pflaumenknödel. Erstaunlich, wie viele verschiedene Varianten in unserem kleinen Kreis bekannt waren: mit und ohne Mehl, mit oder ohne Kartoffeln, roh oder gekocht. Und da wir gerade beim Thema „Küche“ waren, ging‘s rund ums Kochen und Backen weiter. Von den Pflaumenknödeln war es auch nicht weit zu anderen Knödelvarianten wie Tschischkal. Erstaunlich war die rege Beteiligung der männlichen Besucher. Zur Zeit ist auch bei Netto wieder die beliebte Kuttelsuppe als „Sächsische Flecke“ der Firma Sachsengold aus Dresden im Angebot, über die wir im November in unserer „alten Riesengebirgsheimat“ ausführlich berichteten. Peter Barth

Wegen der Hitze wurde die geplante Wanderroute rund um Schattau/ Šatov gekürzt. Ausgangspunkt war der Ortskern. Besichtigt wurde zuerst die Kirche. Der dazugehörige Pfarrhof befindet sich leider in sehr schlechtem Zustand. Auf dem Friedhof konnten auch noch einige deutsche Gräber besichtigt werden. Nach einer Pause in einer Gaststätte besuchten wir noch einen Bunker am Ortsrand. Dort ist auch noch ein Stück Eiserner Vorhang sowie ein kleines Museum über die Grenzanlage. Leider war dieses geschlossen. Nach einer Jause fuhren wir wieder nach Znaim. Abends besuchten wir die deutsche Messe in der Niklaskirche. Zum Tagesabschluß gab es in der Gaststätte Zum Karl Mährische Spatzen auf Sauerkraut. An Mariä Himmelfahrt besuchten wir das traditionelle Heimattreffen des Heimatkreises Znaim am Denkmal in Unterretzbach. Unvergessen

ist der Gottesdienst, welchen der ehemalige Domprälat des Stefansdomes in Wien, Karl Rühringer, zelebrierte. Nach dem Besuch eines Heurigen in Mitterretzbach gingen wir zur KreuzherrenProbstei Sankt Hippolyt in Pöltenberg/Hradiště, einem dörflichen Stadtteil von Znaim. Dort wurden 2021 die Grundmauern der ältesten Kirche von Znaim und der größten romanischen Rotunda-Kirche Mährens aus dem 11. Jahrhundert entdeckt. Besonderer Dank gilt auch dem Probst Josef Hudec OCr, der uns Einblick in seine Privatgemächer gewährte. Ein weiterer Höhepunkt war die kurzweilige Fahrt nach Mährisch Kromau/Moravsky Krumlov. Dort wurde zuerst die Wallfahrtskapelle Sankt Florian oberhalb des Ortes besucht. In der Stadt machten wir einen Rundgang, besuchten die Pfarrkirche Allerheiligen und das Renaissance-Schloß mit einer interessanten Ausstellung und Turmbesteigung. Der Tag klang mit einer Weinprobe auf der Znaimer Burg aus. Der Besuch der österreichischen Nachbarstadt von Znaim, Retz, begann bei der dortigen Windmühle. Nach einer kurzen Wanderung besuchten wir einen Soldatenfriedhof. Nach der Dominikanerkirche war das nächste Ziel die Bornemann-Gallerie. Ein Besuch der Bacherstube in Zellerndorf folgte.

Am letzten Tag besuchten wir die Wallfahrtskirche Sankt Wolfgang in Gnadlersdorf/Hnanice. Nach einer kurzen Wanderung genossen alle einen prächtigen Blick ins Thayatal. Auf der Rückfahrt nach Znaim besuchten wir das Geburtshaus von Charles Sealsfield in Poppitz/Popice.

Beim Abschlußessen ließen wir unsere Eindrücke nochmals Revue passieren und traten am Samstag die Rückreise an. Ein herzliches Dankeschön geht an die Organisatoren, insbesondere an Jiří Kacetl. Ohne ihn wäre diese Reise so nicht möglich gewesen. Bernhard Siegl

VERBANDSNACHRICHTEN Sudetendeutsche Zeitung Folge 38 | 22. 9. 2023 9
Die Seminaristen in Zagreb. Die Südmährer in Gnadlersdorf. Treffpunkt Begegnungszentrum. Znaimer Nikolauskirche. Znaimer Burg. Siegbert Ortmann, Ewa Redemann sowie Marina und Darko Tufekčić an der Gedenkstätte in Ovčara.

Selig sind die Toten, die in dem Herren sterben, denn ihre Werke folgen ihnen nach

Nachruf

Walter Weber

Herr Weber hat im Jahre 2006 maßgeblich und federführend an der Gründung unserer Kreisgruppe mitgewirkt und war bis 22.07.2022 unser Kreisobmann. Durch seine Ideen, seine Schaffenskraft und seine Initiative hat er die Kreisgruppe in ihrer Entwicklung mitgetragen. Von der „Sudetendeutschen Landsmannschaft“ wurde er für sein Wirken neben Anderen mit der höchsten Auszeichnung bedacht, die der Verband zu vergeben hat, der „Lodgmann-Plakette“.

Wir haben Walter Weber viel zu verdanken und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl gelten seiner Ehefrau Gesine sowie allen Angehörigen.

Sudetendeutsche Landsmannschaft Kreisgruppe des Altkreises Schlüchtern Der Vorstand Obmann Roland Dworschak, Vertreter/in Hildegard Ellenbrand und Dr. Bernd Giesemann

Weinfest mit Sitztanz

Anfang September feierte die mittelfränkische SL-Ortsgruppe Rückersdorf ihr diesjähriges Weinfest im Schmidtbauernhof. Weintrauben und Blumen in kleinen Bocksbeutelflaschen zierten die Tische.

Obfrau Bärbel Anclam begrüßte unter den Gästen Elmar Hayn MdL mit Wurzeln im Sudetenland, Christl HanischGerstner, Leiterin des Volkstanzkreises Lauf-Eckental, Altlandrat Helmut Reich, Obmann der SLKreisgruppe Nürnberg Land, Johannes Ballas, Bürgermeister und SL-Mitglied, Gertrud Sembach, Vorsitzende des Theatervereins, sowie Alleinunterhalter Helmut Schödel. Und sie dankte ihren Helfern, ohne die ein Fest nicht durchzuführen wäre. Hanisch-Gerstner gab Einblikke in Kultur, Sprache und Dialekt des Sudetenlandes. Der Dialekt sei in den Landesteilen unterschiedlich gewesen. Zum Beispiel seien Fisolen Bohnen, Karfiol sei Blumenkohl, Paradeiser seien Tomaten, Topfen sei Quark, Beuschel seien Innereien, Karbonadeln Fleischküchle, Tipfel Tassen, Kolatasche sei ein Hefegebäck mit Mohn, Zwetschgenmus und Quark, Schwammerlbraj ein Pilzgericht. Die Referentin wies darauf hin, daß der Volkstanzkreis am 5. November

❯ Ackermann-Gemeinde

Orthodoxe Kirche in der Ukraine

Ein Thema im Kontext des seit mehr als eineinhalb Jahren laufenden russischen Angriffskrieges auf die Ukraine stand beim jüngsten Themenzoom der Akkermann-Gemeinde im Fokus: „Spirituelle Unabhängigkeit oder religiöse Verfolgung? Der Streit über die Ukrainische Orthodoxe Kirche“. An 42 Rechnern waren natürlich weit mehr Mitglieder und Freunde der Akkermann-Gemeinde dabei, um Niklas Zimmermanns Ausführungen dazu zu verfolgen.

fragte Zimmermann und gab in seinen weiteren Ausführungen die Antwort.

Dem Papst unterstellt, also eine Teilkirche der römisch-katholischen Kirche, sei die seit 1596 bestehende Ukrainische griechisch-katholische Kirche. Diese sei vor allem im Westen der Ukraine mit dem Zentrum Lemberg präsent, was auch mit der habsburgischen Geschichte dort

Autokephalie, die kirchenrechtliche Unabhängigkeit von Nationalkirchen, beschlossen, was Kritiker als eine halbherzige Erklärung gewürdigt hätten. „Die Kirchenleitung steht immer noch in Verbindung mit dem Moskauer Patriarchat, ein großer Befreiungsschlag gelang nicht“, urteilte Zimmermann. Der Vorwurf, für Rußland Spionage und Sabotage zu leisten, sei bestehen geblie-

solcher Greueltaten erneut der Bruch mit dem Moskauer Patriarchat gefordert werde, sei verständlich.

in der Wenzelburg in Lauf seinen 50. Geburtstag feiere. Auch Bürgermeister Ballas begrüßte die Gäste und dankte Bärbel Anclam für die gelungene Veranstaltung. Der Wein kam von der Winzerei Strebel und Popp aus Ipsheim, und die Helfer hatten belegte Brote vorbereitet. Zwiebel- und Schinkenbrötchen von der Bäckerei am Nuschelberg rundeten das Angebot ab. Feinschmeckern wurden Käsesticks und Melonen mit Schinken gereicht. Gertrud Sembach und Otmar Anclam gaben einen Sketch über ein verstaubtes altes Ehepaar zum Besten. Nach einer Musikeinlage von Schödel wetteiferten Karin Walz und Irmi Wiemer, ob Wasser oder Wein wichtiger sei. Anschließend trat der größte und älteste Zauberer aus Rückersdorf auf. Georg Teleki zeigte einige Zauberkunststücke aus seinem Koffer und bekam viel Applaus. Um die Anwesenden auch einzubinden, riefen Bärbel und Otmar Anclam zum Sitztanz auf. Zu „Hol das Lasso raus“, zum „Fliegerlied“ oder zu „Hands up“ wurden Figuren im Sitzen getanzt. Auch der „Schneewalzer“ lud zum Mitschunkeln ein. Beschwingt und gutgelaunt gingen die Landsleute wieder nach Hause. Margit Lampel

Niklas Zimmermann sei kein Unbekannter bei der Ackermann-Gemeinde. Er sei politischer Redakteur bei der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und bereits zu Gast im Themen-Zoom gewesen, wie Moderator Rainer Karlitschek bei der Einführung feststellte. Zimmermann habe in seiner Dissertation über die deutschtschechischen Beziehungen die Arbeit der Ackermann-Gemeinde in einer historischen Einordnung gewürdigt. Im Rahmen seiner journalistischen Beschäftigung mit dem Krieg in der Ukraine sei er auch auf die Situation und Rolle vor allem der dortigen orthodoxen Kirchen gestoßen –und die Frage, wie sich dies auf die Politik auswirke.

Die römisch-katholische Kirche in der Ukraine als vierte christliche Religionsgemeinschaft klammerte Zimmermann aus. Anhand von Bildern der Hauptkirchen beziehungsweise geistlichen Zentren und der Oberhäupter vermittelte er einleitend einen visuellen Eindruck. Vor allem Ähnlichkeiten wurden hier deutlich: goldene Kuppeln bei allen drei Kirchengebäuden in Kiew und viel Gold, Schmuck und Barttracht bei den Oberhirten, ganz im Gegensatz zur Schlichtheit etwa bei Papst Franziskus. Gemeinsam sei den drei orthodoxen Kirchen auch die byzantinische Liturgie mit viel Gesang, Symbolik und Emotion. In allen drei orthodoxen Kirchen dürften die Priester heiraten. „Warum aber dann drei und nicht eine orthodoxe Kirche?“,

zusammenhänge. In der UdSSR sei diese Religionsgemeinschaft stark unterdrück worden. Die jüngste sei die im Jahr 2018 gegründete Orthodoxe Kirche der Ukraine, wobei der damalige ukrainische Präsident Petro Poroschenko die Gründung, die Fusion zweier Vorgängerkirchen, stark vorangetrieben habe, so Zimmermann. „Diese sollte die neue orthodoxe Nationalkirche sein“, konkretisierte der „FAZ“-Journalist. „Die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche war die Verliererin“, blendete Zimmermann damit zur dritten orthodoxen Kirche über, zumal diese bis dahin diejenige mit den meisten Kirchen, Klöstern, Gemeinden, Priestern und Mönchen gewesen sei. „Sie war in der UdSSR toleriert und unterstand bis 2022 dem Moskauer Patriarchat. Entsprechend gab es in den ersten Monaten des Krieges rußlandfreundliche Äußerungen.“ Ein Landeskonzil im Mai 2022 habe zwar, so Zimmermann, die volle Unabhängigkeit und Selbständigkeit, aber nicht die

ben. Im Dezember 2022 ging Präsident Wolodymyr Selenskyj in die Offensive und forderte eine spirituelle Unabhängigkeit der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche.

Im heurigen Frühjahr seien zunächst in Regionalparlamenten mehrere Initiativen zum Verbot der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche gestartet worden. Zimmermann vertrat die Ansicht, daß es dazu aber wohl nicht kommen werde, da europäisches Recht laut Venedig-Kommission der EU dem entgegenstehe. „Das Vorgehen des ukrainischen Staates ist problematisch“, betonte Zimmermann, verwies aber auch auf großes Mißtrauen und Ablehnung der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche seitens der Bevölkerung. „Diese Kirche ist kein monolithischer Block“, faßte er zusammen. Abschließend erinnerte er an die Zerstörung der Verklärungskathedrale in Odessa in der Nacht zum 23. Juli 2023 – immerhin eine der Bischofskirchen der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche. Daß angesichts

Im Fragen- und Diskussionsteil ging es zunächst um die Neudatierung des Datums des Weihnachtsfestes bei der Ukrainisch griechisch-katholischen Kirche und der Orthodoxen Kirche der Ukraine. Diese sind vom 7. Januar auf den in Westeuropa üblichen 25. Dezember gewechselt. „Die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche versteht sich als kanonische und wahre orthodoxe Kirche und hält daher am 7. Januar fest. Die anderen sind aus ihrer Sicht Schismatiker“, verdeutlichte Zimmermann.

Inwieweit diese Auseinandersetzungen der Kirchen die Lebensrealität der Bevölkerung ansprächen und eventuell zu Spaltungen führten, wollte Moderator Karlitschek wissen. „Es sind weniger Spannungen unter den Gläubigen, eher in den Kirchenleitungen. Alle teilen den byzantinischen Ritus, es ist kein Glaubenskampf. Das Vorgehen des Staates gegen die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche findet eine große Unterstützung, die Mehrheit der Priester steht auf der Seite der Ukraine“, legte der Journalist dar. Und er wies auf eine nicht mehr so bekannte Tatsache hin. Im Präsidentschaftswahlkampf habe der Staat die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche unterstützt, da ja der damals amtierende Präsident Poroschenko die Gründung der Orthodoxen Kirche der Ukraine mit forciert habe.

Weitere Redebeiträge fragten nach der Haltung der orthodoxen Kirchen zu westlichen kirchlichen Friedensinitiativen beziehungsweise zu den Aktivitäten von Papst Franziskus, nach Übertritten innerhalb der drei Orthodoxien und der kirchlichen Beheimatung geflüchteter Ukrainer in Deutschland. „Eine Kirchenmitgliedschaft des Einzelnen gibt es in der Ukraine nicht, es gilt einfach das Merkmal ‚orthodox‘“, stellte Zimmermann abschließend fest. Markus Bauer

Brünner Versöhnungsmarsch

Die Landsleute aus dem Rottal machen ihren Jahresausflug.

❯ SL-Altkreis Griesbach/Niederbayern

Historische Schätze im Rottal

Ende August besuchte der niederbayerische SL-Altkreis Griesbach mit dem Schmidhamer Böhmerwaldbund das Tittlinger Museumsdorf und das Bodenmaiser Glasparadies.

Welche historischen Schätze des bäuerlichen Lebens der eigene Landkreis birgt, erwanderte die Rottaler Schar während eines Spaziergangs auf einem Vergangenheitspfad durch eines der größten europäischen Freilichtmuseen nahe des idyllischen Rothauer Sees. Erinnerungen an die einst zwangsweise verlassene Heimat weckten rund hundert in Privatinitiative gesammelte Wohn- und Wirtschaftsbauten des Bayerischen Waldes vom 16. bis zum 19. Jahrhundert.

Neben Bauernhöfen, Mühlen, Sägewerken, Schmieden, Ka-

pellen und Flurdenkmalen sahen wir auch in die mit 350 Jahren älteste erhaltene Volksschule Deutschlands. Nach einer ausgiebigen Besichtigungstour wartete im „g‘müatlichen MühlhiaslWirtshaus ein g‘schmackiges Mittagessen“, bei dem zur Freude aller sogar ein böhmischer Musikant auf seiner Ziehharmonika zünftig aufspielte.

Malerisch eingesäumt von der 996 Meter hohen Bischofshaube fiel im einstigen Glasmacherdorf Bodenmais der Blick zunächst auf den nochmal rund 500 Meter höheren Arbergipfel als Zentrum der tiefsten Bayerwald- nahe der Grenzregion. Bewundernde Blikke erntete im großzügigen gläsernen Park des Joska-Glasparadieses eine wahre Fülle künstlerischer Exponate verschiedener Stilrichtungen, während der ge-

schrumpfte Bestand an heimischen Sekt- und Weingläsern mit reduzierten Fabrikpreisen wieder günstig aufgefrischt werden konnte, ehe der Rundgang bei Kaffee und Kuchen im Glas-Café sein Ende fand.

Noch rechtzeitig vor einem schweren Gewittersturm konnte der Griesbacher SL-Kreis- und Ruhstorfer SL-Ortsobmann Günther Rieger seine Ausflugsschar wieder im Reisebus versammeln. Deren zufriedene Gesichter betrachtete der Reiseleiter als wortlose Bestätigung einer äußerst gelungenen informativ-kulturhistorischen Sudeten-Tour im Herzen des Bayerischen Waldes, dessen landschaftliche Schönheiten auch Impressionen über die „frühere Hoamat tief drin im Böhmerwald“ vermittelt hätten. Hans Nöbauer

Ende Juni wurde zum achten Mal zur Erinnerung an den Brünner Todesmarsch 1945 ein Versöhnungsmarsch in Brünn veranstaltet, zu dem auch ein Bus der SL-Landesgruppe Baden-Württemberg in die Partnerstadt von Stuttgart gereist war. Stuttgarts Kreisobfrau Waltraud Illner, gleichzeitig Obfrau der SL-Ortsgruppe StuttgartWeilimdorf, erzählte im Rahmen des Monatsnachmittags der Ortsgruppe im Haus der Begegnung in Giebel von der Fahrt nach Südmähren.

der in Brünn gewesen sei. Aber auch Prominenz wie der Obmann der SL-Landesgruppe Bayern, Steffen Hörtler, die Präsidentin der Bundesversammlung der Sudetendeutschen, Christa Naaß, und der Bürgermeister der tschechischen Stadt Pohrlitz, Miroslav Novák, hätten am Versöhnungsmarsch teilgenommen.

S

chon lange fahren die Sudetendeutschen aus Bayern zum alljährlichen Versöhnungsmarsch nach Brünn, dem sich die Baden-Württemberger erstmals im Jahr 2022 anschlossen und auch in diesem Jahr wieder einen Bus in die ehemalige Hauptstadt Mährens schickten. SL-Orts- und -Kreisobfrau Waltraud Illner erzählte sichtlich beeindruckt von dieser Reise und dem Programm zum Gedenken an die Opfer des Brünner Todesmarsches im Mai 1945.

So berichtete sie von einem 99jährigen Teilnehmer des Versöhnungsmarsches, der selbst am Todesmarsch teilgenommen habe, und von einem Ehepaar, das erstmals seit dem Todesmarsch und der Vertreibung wie-

Dieser führe nach einem Gedenken am die 890 Opfer in Pohrlitz, die dort in einem Massengrab beigesetzt seien, in Richtung Brünn. Seit 2015 werde der Marsch in umgekehrter Richtung durchgeführt, was die Gruppe des Versöhnungsmarsches im Anschluß in das Augustinerkloster in Brünn führe, wo am dortigen Mahnmal unter anderen auch die tschechischen Minister Mikulaš Bek und Petr Hladík zum Gedenken an die deutschen Opfer der Wilden Vertreibung Kerzen entzündet hätten.

Als einen besonderen Ort des Gedenkens bezeichnete Illner darüber hinaus das Studentenwohnheim in Kaunitz, das zunächst von der Gestapo und nach dem Krieg von den tsche-

chischen Machthabern als Foltergefängnis genutzt worden sei. Ein Deutsch-Tschechisch-Slowakischer Gottesdienst in der Nähe des Studentenwohnheimes habe das gemeinsame Gedenken dort abgerundet. Danach sei es noch in das südmährische Znaim gegangen, wo die Reisegruppe neben einer Stadtführung noch von der Burg den Blick ins Thaya-Tal habe genießen können. Schließlich berichtete Illner von einer Podiumsdiskussion in der Masaryk-Universität in Brünn zum Thema „Das Gedächtnis bewahren“. Dabei hätten sich Volkgruppensprecher Bernd Posselt, der Schriftsteller Miloš Doležal und der Maler Michal Kadleček über Nationalismus, Krieg, Zerstörung und Vertreibung ausgetauscht. Waltraud Illner schloß ihren Reisebericht mit einem Appell an die interessierte Runde im Giebeler Haus der Begegnung, sich die Reise zum Versöhnungsmarsch nach Brünn im kommenden Jahr, die vom 21. bis zum 24. Juni stattfinden werde, vorzumerken.

VERBANDSNACHRICHTEN HEIMAT Sudetendeutsche Zeitung Folge 38 | 22. 9. 2023 10
❯ SL-Ortsgruppe Rückersdorf/Mittelfranken ❯ SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf/Baden Württemberg Waltraud Illner am Mahnmal in Pohrlitz. Niklas Zimmermann Die Aufklärungskathedrale in Odessa vor und nach dem Bombardement. Bild: Günter Rieger

Reicenberger Zeitung

Nordböhmi [ e Um [ au

Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail rz@sudeten.de

Ein idyllisches Tal und ein sonniger Park

Das idyllische Rabsteintal von Böhmisch Kamnitz/Česká Kamenice ist seit vier Jahren ein Ort internationaler Begegnungen mit dem Ziel, einen Ort der Verständigung und Versöhnung in Workcamps oder Arbeitseinsätzen mit dem Thema „Create a Place of Reconciliation“ oder „Schaffe einen Ort der Versöhnung“ zu entwickeln. Helmut Schmidt berichtet über das vom Bundesministerium des Inneren und für Heimat aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags geförderte Projekt.

Unmittelbar nach der Samtenen Revolution waren es zunächst Vertriebene, die alljährlich anläßlich der früheren Marienwallfahrt ihres Heimatortes die Bürgermeister trafen und die Geschichte der Stadt wiederbelebten. Die traditionelle Wallfahrt zu Mariä Geburt am 8. September wurde wieder eingeführt, und auch das dazugehörige Stadtfest wird gefeiert.

Im Rabsteintal begann im 19. Jahrhundert mit der Textilindustrie die Blüte der Stadt. Sie wurde gemeinsam aufgearbeitet und in einer zweisprachigen Ausstellung dokumentiert. Der überaus sozial eingestellte Großunternehmer und Mäzen der Stadt, Franz Preidl (1810–1889), wird in dieser Ausstellung und als Namenspatron des Parks bei der barocken Marienkapelle geehrt.

Im ersten internationalen Arbeitseinsatz in Rabstein wurden Wald und Wege des Tals aufgeräumt, vor allem Wanderwege aus dem 19. Jahrhundert wurden wieder markiert und begehbar gemacht. Außerdem wurden erste Schritte unternommen, um die gegenseitige Gewalt aufzuarbeiten. Denn in Rabstein waren im Zweiten Weltkrieg riesige Zwangsarbeiterlager und ein KZ errichtet worden, um Teile der von Bomben zerstörten Produktion der Weserflugzeugwerke an sichere Orte zu verlagern.

Zusätzlich zu den Produktionsflächen der Textilindustrie bauten deshalb Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge zunächst die für die ausgelagerte Produktion benötigte Fläche von mehr als 30 000 Quadratmetern in Höhlen der Sandsteinfelsen und arbeiteten dann dort an den ausgelagerten Maschinen. Die Produktion von Kriegsflugzeugen wurde unter anderem vom Flughafen Berlin-Tempelhof nach Rabstein verlagert. Dort wurden sowohl Teile des Sturzkampfbombers Stuka und Hubschrauber der Firma Focke gebaut.

Am Ende des Krieges wurden Zwangsarbeiterbaracken, Bauten des KZ, der Bewacher und auch Teile der Produktionsstätten zur Internierung der Deutschen vor ihrer Vertreibung genutzt. Im Kommunismus wurden Gebäude der Textilindustrie, der Zwangsarbeiter und des KZ entfernt oder zerstört. Die Natur holte sich die Flächen zurück, und über den Ruinen wucherten Gras und Gesträuch. In weiteren Arbeitseinsätzen wurden die Kellerruinen des KZ freigelegt und ein Keller vor dem weiteren Zerfall bewahrt. Ich begleitete alle Arbeitseinsätze und vermittelte mit der tschechischen Einsatzleitung den jungen Leuten die Geschichte des Tales und der Region. Die Motivation war jedes Jahr bemerkenswert groß, die Ergebnisse beweisen dies. Ziel unserer Arbeit ist, mit den tschechischen Partnern ein Bildungszentrum über die Geschichte des Tals und der Region zu schaffen. Heuer waren junge Amerikaner, Mexikaner, Venezolaner, Italiener, Slowaken, Tschechen und Deutsche zu dem Arbeitseinsatz gekommen. In dessen zweiter Woche fand in Böhmisch Kamnitz das jährliche Treffen von Zeitzeugen mit den Teilnehmern des Arbeitseinsatzes, mit Studierenden des English College Prague (ECP) und des Kamnitzer Gymnasiums statt. Mit Alena Švejdová, Ko-Leiterin des ECP, und Jan Papajanovský, dem jungen Kamnitzer Bürgermeister, war Jörg Skriebeleit, der Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, eingeladen worden. Das KZ Rabstein war nämlich eine der 81 Außenstellen des KZ Flossenbürg in der Oberpfalz.

Zunächst skizzierte Skriebeleit Historie, Konzept und Aufbau der Gedenkstätte. Die anschließende Diskussion über Formen und Bedeutung von Gedenkstätten und des Gedenkens zeigte das große Interesse der Jugendlichen – die aktuelle Weltlage war gegenwärtig.

In vier Gruppen fanden die Gespräche der Zeitzeugen mit den überwiegend jungen Leuten statt. Zusätzlich hatte das Kamnitzer Gymnasium Zeitzeugen eingeladen. Darunter war der vom ECP für seine mehr als 30jährige Zusammenarbeit mit seiner Geburtsstadt Böhmisch Kamnitz geehrte Oswald Kittel, der selbst Schüler dieser Schule gewesen war. Heuer waren fünf der Zeitzeugen aus Berlin gekommen. Das waren Rudolf D. Fischer, Obmann der SL-Landesgruppe

mit Hilfe der Nachbarn und eines Arztes aus Tetschen/Decin, machte ihre ersten Schritte mit tschechischen Kindern und lernte ihre ersten Worte von ihnen. Tschechisch war als Berlinerin ihre erste Sprache. 1946 wurden sie auf einem Lastkahn in einem antifaschistischen Transport zurück nach Berlin geschickt.

Angela Blecke hatte als Kleinkind mit ihrer Mutter vor den Bomben in Berlin bei Verwandten im Warthegau Schutz gesucht. Sie entkamen in einer überstürzten und abenteuerli-

Jugendlichen sehr unterschiedliche Schicksale aus der Kriegsund Nachkriegszeit kennen. Wer sich bereits in der Schule mit den Folgen autokratischer und nationalistischer, menschenverachtender Politik auf diese Weise persönlich auseinandersetzt, wird rechter Hetze und menschenverachtender Politik eher entgegentreten als ihr folgen.

Nach den Zeitzeugengesprächen lernten die Gäste auf einem Rundgang die Stadt kennen und versammelten sich am Nachmittag mit allen anderen Teilnehmenden in Rabstein zum Gedenken der Opfer vor und nach dem 8. Mai 1945. Am Denkmal der Opfer des Faschismus liegen 13 Steine mit den Namen der Länder, aus denen die Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge stammten. Über 50 von ihnen überlebten die schwere Arbeit, die mangelhafte Ernährung und entmenschlichten Lebensumstände im Lager nicht. Insgesamt waren mehr als 4000 Menschen in den Lagern untergebracht, um die Höhlen zu bauen und die Waffenproduktion aufrecht zu erhalten.

Michal Müller, ein genialer Musiker, der das bei Tschechen als deutsch verpönte Zitherspiel in Wien erlernt hatte, begleitete das Gedenken mit deutschen und tschechischen Weisen. Wir erlebten einen strahlend schönen Tag in einem idyllischen Tal. Am Nachmittag hatte Papajanovský Skriebeleit zu einer Stadtratssitzung eingeladen. Skriebeleit stellte sein Konzept der KZGedenkstätte in Flossenbürg mit Blick auf das geplante Bildungszentrum in Rabstein vor. Die Sitzung war für Gäste und Bürger öffentlich und kann im Internet angesehen werden. Damit ist die öffentliche Diskussion über die Planung des Bildungszentrums in Rabstein eröffnet.

Berlin, Heinrich Schmidt, ein in der Rabsteiner Nachbargemeinde Jonsbach/Janská geborener Landsmann, ich, der in Böhmisch Kamnitz geborene Autor dieses Artikels, sowie Christine Häffner und Angela Blecke. Christine Häffner war als Baby mit ihrer Mutter vor den Bomben im März 1945 aus Berlin nach Gersdorf, heute ein Kamnitzer Stadtteil, geflohen. Sie überlebte eine schwere Erkrankung

chen Flucht, als Stalins Soldaten bereits vor dem Dorf standen. Ähnlich war die Geschichte der Zeitzeugin Soňa Nováková. Die tschechisch-stämmige Bewohnerin von Böhmisch Kamnitz lebte in Wolhynien, das heute ein Teil der Ukraine ist. Sie floh 1948 vor Stalin und fand nach vielen Zwischenstationen schließlich in Kamnitz eine neues Zuhause.

In den vier Gesprächsrunden und im Gymnasium lernten die

Direkt neben dem Denkmal befindet sich die Kellerruine einer der KZ-Baracken, in denen nach dem Krieg Deutsche interniert und viele grausam gefoltert worden waren. Der damalige Bürgermeister, mein Großvater Franz Uhmann, lag bereits bei den Toten des Lagers, überlebte aber dank glücklicher Umstände und mit Unterstützung seiner Mithäftlinge. 1946 wurde er von einem Volksgericht von Vergehen gegen die tschechische Bevölkerung freigesprochen.

Alle Zeitzeugen sprachen über ihre Erfahrungen in der Kriegsund Nachkriegszeit mit den Jugendlichen. In den Diskussionen betonten alle, wie wichtig es für die Zukunft sei, daß sie die Geschichte wahrnähmen, reflektierten und das eigene Handeln auf eine gemeinsame, friedliche Zukunft ausrichteten, damit ihnen und ihren Nachfahren diese Schicksale erspart blieben.

Das öffentliche Interesse an der Zukunft des Rabsteintals mit seiner wechselvollen Geschichte war bereits während des Arbeitseinsatzes der letzten Jahre erlebbar, als die Jugendlichen dort von Passanten über ihre Arbeit befragt und darin bestärkt worden waren. Die Gemeinde Kamnitz wird die Unterstützung vom tschechischen Staat und von Deutschland brauchen, um ein von beiden Seiten gemeinsam getragenes Konzept für das Bildungszentrum zu erarbeiten und zu verwirklichen.

Das sieht offensichtlich auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier so, denn am Tag nach meiner Rückkehr aus Böhmisch Kamnitz nach Berlin hatte er zum Bürgerfest eingeladen und das 25jährige Jubiläum des DeutschTschechischen Zukunftsfonds und die Zusammenarbeit der beiden Länder zum Thema des Festes gemacht. In einem Sonderzug aus Prag waren tschechische Partner in den Park des Schlosses Bellevue gekommen und stellten mit deutschen Verbänden und Aktiven ihre Ziele, Angebote und Ergebnisse ihrer Arbeit vor.

Steinmeier würdigte die Arbeit des paritätisch besetzten Fonds und betonte besonders das Engagement der Bürger auf beiden Seiten, das die Grundlage für die hervorragende Entwicklung der Beziehungen zwischen beiden Staaten geworden sei. Dieses Engagement fand über viele Jahre nicht diese Anerkennung, sondern war eher Anlaß für Auseinandersetzungen. Mit seiner Rede zog Steinmeier einen Schlußstrich unter die Vorurteile und würdigte das beispielhafte Engagement auch von Vertriebenen für eine Verständigung und Versöhnung. Das war ein schöner, sonniger Tag im Park des Schlosses Bellevue.

Sudetendeutsche Zeitung Folge 38 | 22. 9. 2023 11
Stadt und Kreis Reichenberg Kreis Deutsch Gabel Kreis Friedland Kreis Gablonz Gruppenbild vor dem Rabsteiner Mahnmal. Bilder: Miroslav Šach, AF Professor Dr. Jörg Skriebeleit, ECP-Ko-Leiterin Alena Švejdová und Bürgermeister Jan Papajanovský. Zeitzeuge und Mitinitiator Professor Dr. Helmut Schmidt, Zeitzeugin Soňa Nováková und Zitherspieler Michal Müller. Die Zeitzeugen Christine Häffner, Angela Becke, Rudolf D. Fischer, Heinrich Schmidt, Sieglinde und Ivo Vendolsky. � Arbeitseinsatz im Rabsteintal von Böhmisch Kamnitz und Bürgerfest im Schloß Bellevue in Berlin

Rathaus feiert Europäischen Tag des Kulturerbes

Anläßlich des Europäischen Tages des Kulturerbes/Dny evropského dědictví (European Heritage Days), der am 16. September in Gablonz stattfand, konnte man mehrere Veranstaltungen be-

Ohne die unermüdlichen Bemühungen des Bürgermeisters Karl Richard Fischer (1871–1934) wäre das neue Rathaus wahrscheinlich nicht gebaut worden. Ihm gelang es in wirtschaftlich sehr schwierigen Zeiten, eine sehr breite politische und gesellschaftliche Unterstützung für sein finanziell anspruchsvolles Projekt zu gewinnen. Fischer war kein Gablonzer, er stammte vielmehr aus dem benachbarten Wiesenthal an der Neiße/Lučany nad Nisou.

Der engagierte Lehrer nahm jedoch bald am kulturellen und politischen Leben von Gablonz teil. Er war ein hervorragender Forscher, Glasexperte und Denkmalschützer, der viele wichtige Dokumente und Kunstgegenstände rettete. Er war bei der Gründung des Museums von Gablonz dabei, und mehr als zehn Jahre lang war er auch der Chronist der Stadt. Im Jahr 1910 wurde er Mitglied des Stadtrats und ab 1918 fünfmal zum Bürgermeister gewählt.

Der Bau des neuen Rathauses auf dem damaligen Alten Markt wurde lange Zeit vorbereitet. In den Jahren 1925 und 1929 wur-

suchen. Das diesjährige Motto lautete „Die Zeit der Dreißiger Jahre in Gablonz“. Die Besucher konnten an diesem Tag Gablonzer Baudenkmale und historisch interessante Orte be-

öffnete am 29. Oktober 1932 mit dem deutschen Film „Johann Strauss, k. u. k. Hofballmusikdirektor“. Der Stellvertretende Bürgermeister Reinhard Priebsch erklärte an diesem Tag den baulichen Teil des Gebäudes für vollständig fertiggestellt.

Der Einbau der Technik und des Mobiliars begann und dauerte bis zum Ende des Jahres. Das Gebäude verfügte über fortschrittliche Elektro- und Klimaanlagen sowie Heizungs- und Warmwassersysteme. Am 5. und 7. Januar 1933 zogen schließlich die verschiedenen Abteilungen der Stadtverwaltung in das Gebäude ein. Die damaligen Stadtvertreter traten am 10. Februar 1933 zum ersten Mal im großen Saal zusammen. Der Architekt Karl Winter brachte auf drei Seiten des Gebäudes Geschäfte unter. Insgesamt wurden zwölf moderne Geschäfte mit Lagerräumen vermietet. Zu den Mietern gehörte damals die Firma Meinl, Optiker Kolbe und Friseur Heinrich. Die Fertigstellung des neuen Rathauses war die Krönung von Fischers Arbeit. Er hatte das neue Büro des Bürgermeisters weni-

sichtigen, die normalerweise nicht oder nur eingeschränkt öffentlich zugänglich sind. An vielen Orten erwartete die Besucher ein interessantes Begleitprogramm wie Führungen, musikalische

ten von Zeichnungen detaillierte Pläne, Innenraumgestaltungen und Ausstattungen an. Der Bau des Rathauses dauerte 20 Monate, an dem 135 vor allem Gablonzer Firmen beteiligt waren und der nach und nach etwa 1900 Arbeiter beschäftigte. Das neue Rathaus besteht aus vier Flügeln, die einen geschlossenen quadratförmigen Hof bilden. Das Gebäude ist 45,10 Meter breit und 52,50 Meter lang.

Die gegenwärtige Renovierung des Rathausgebäudes begann bereits in den 1990er Jahren. Die umfangreichsten Eingriffe fanden jedoch in den letzten sieben Jahren statt. Insgesamt gab die Stadt bisher umgerechnet gute vier Millionen Euro für die Instandsetzung ihres Wahrzeichens aus. Die Fassade des Rathauses wurde in den

Darbietungen, Wettbewerbe und Diskussionen. Besondere Aufmerksamkeit wurde dem neuen Rathaus gewidmet, das in diesem Jahr den 90. Jahrestag seiner vollständigen Inbetriebnahme

und Ostseite zu renovieren. Der Zeitplan wurde allerdings durch den Mangel an Arbeitskräften verzögert, so daß das abschließende Verputzen einschließlich der Klempnerarbeiten und die Balkonreparaturen erst 2018 von der Firma durchgeführt wurden. Umgerechnet 329 580 Euro kostete die zweite Phase der Renovierung.

Die letzte, die Nordseite des Rathauses kam erst im Herbst 2018 an die Reihe und wurde 2019 abgeschlossen. Die Gesamtkosten für die Renovierung der Rathausfassade und des Turms wurden umgerechnet auf mehr als eine Million Euro berechnet. Im Jahr 2018 kehrte an die Spitze des Blitzableiters aus Edelstahl auch die 75 Zentimeter hohe Kupferkuppel, die nach historischen Zeichnungen angefertigt wurde, zurück. Die Herstellung, die Installation und die damit verbundenen Arbeiten kosteten die Stadt umgerechnet 40 690 Euro.

Am 16. August 2019 wurde im Erdgeschoß des Rathauses eine Gedenktafel für Architekt Karl Winter enthüllt. Der Schöpfer des Kunstwerks ist der akademische Bildhauer Jiří Dostál. Zur Enthüllungszeremonie war auch die Enkelin des Architekten, Daniela Schejbalová, gekommen.

nicht nur im Rathausgebäude, sondern auch auf dem Platz vor dem Rathaus feierte. Im Rathaus konnten die historischen Räume besichtigt werden.

me am Volkstrauertag zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Gesamtkosten für die Renovierung betrugen umgerechnet etwa 244 130 Euro.

Im Dezember 2016 wurde das Stadtwappen auf der Treppe enthüllt, das eine Kopie des Granitwappens an der Rathausfassade ist. Die Arbeiten an der Treppe und die Anschaffung des Wappens haben umgerechnet knapp 9500 Euro gekostet. Im Frühjahr

2017 wurden im Foyer zum ersten Mal zwei große, nach den Originalzeichnungen des Architekten Winter angefertigte Lampen eingeschaltet. Für den Bau und die Installation der Lampen zahlte die Stadt umgerechnet

17 900 Euro.

Nach 90 Jahren haben auch die sanitären Einrichtungen des Gebäudes ausgedient. Deshalb wurden in den letzten zwei Jahren alle Toiletten, außer denen für die Öffentlichkeit, umgebaut. Sie entsprechen jetzt den modernen Anforderungen und erfüllen die Hygienevorschriften. Obwohl sie modern sind, haben sie die Merkmale der Architektur vom Anfang des letzten Jahrhunderts beibehalten. Insgesamt hat die Stadt umgerechnet 191 240 Euro für den Umbau in den Jahren 2022 und 2023 bezahlt. Im Büro des Bürgermeisters und im angrenzenden Sitzungs-

den zwei große Architekturwettbewerbe durchgeführt. Der Sieger war der Entwurf des Reichenberger Architekten Professor Karl Winter (1894–1964), der aus unglaublichen 177 Entwürfen ausgewählt wurde. Sein Entwurf war sein größtes Werk. Der preisgekrönte Entwurf bot ein massives, elegantes, aber im Wesentlichen sehr nüchternes Gebäude, das im Geiste des Purismus mit traditionalistischen und funktionalistischen Merkmalen entworfen worden war. Die Struktur des Gebäudes war sehr modern, aus Stahlbeton und nur teilweise mit Ziegeln gemauert.

Am 15. April 1931 wurde mit dem Bau begonnen, und im Oktober 1932 wurde das neue Rathaus fertiggestellt. Das Kino er-

ger als ein Jahr inne. Bereits um die Jahreswende 1933/1934 zog er sich aus dem öffentlichen Leben zurück und starb am 6. Dezember 1934.

Das neue Rathaus war für die damalige Zeit nicht billig. Das Gebäude kostete 22,5 Millionen Kronen. Die Stadt mußte sich verschulden, aber auf der anderen Seite wurde dadurch die Arbeitslosigkeit eine Zeitlang gemildert. Der Wunsch, die Kosten zu minimieren, spiegelte sich in dem Druck wider, die Bauzeit so kurz wie möglich zu halten und die Einhaltung eines sehr strengen Zeitplans zu kontrollieren.

Winter verbrachte fünf Jahre seines Lebens mit dem Bau des Rathauses. Er fertigte während des Bauvorgangs auf Hunder-

Jahren 1987 bis 1989 einer ersten großen Renovierung unterzogen. Die verwendete Technologie war ungeeignet, der Putz begann zu bröckeln und der Zustand wurde immer schlimmer. Zwischen Juli und Dezember 2004 wurde der Putz des Rathaushofes für umgerechnet 223 790 Euro ausgebessert. Im Jahr 2016 nahm die Stadt eine umfangreiche Renovierung der Fassade vor und kehrte dabei zur ursprünglichen Farbzusammensetzung zurück. Der erste Teil der Erneuerung betraf die Westseite des Rathauses mit dem Turm, bei der die Kosten umgerechnet 528 950 Euro überstiegen. Im Jahr 2017 wurde der Rathausturm fertiggestellt, und es war geplant, die Fassade der Süd-

2020 wurde im Rathaus der Paternoster-Aufzug einschließlich aller Holz- und Messingteile überholt. Die Kosten beliefen sich auf umgerechnet 244 130 Euro ohne Mehrwertsteuer. 2011 wurde der Westflügel im zweiten Stock, in dem sich das Büro des Oberbürgermeisters befindet, renoviert, gefolgt von der Renovierung der Korridore und Türen im Rathaus und der schrittweisen Renovierung einiger Büros. 2014 wurde das Erdgeschoß mit einem Kostenaufwand von umgerechnet 345 850 Euro umfassend renoviert und in ein Informationszentrum umgewandelt.

2015 wurde mit der Renovierung der Sitzungsräume im zweiten Stock begonnen, und 2017 wurden zwei kleinere Sitzungsräu-

Der Umbau des großen Sitzungssaals Nr. 202 im Jahr 2018 kostete umgerechnet 256 340 Euro, die Renovierung der Galerie im großen Sitzungssaal ein Jahr später umgerechnet 16 275 Euro. Reparaturen der Rathausfenster wurden in acht Etappen von 2011 bis 2017 durchgeführt. Die Fenster in den Sitzungssälen erhielten eine rötlich-braune Farbe, während die anderen im historisch korrekten vanillegelben Farbton gehalten sind. Die Renovierung und Sanierung der Rathausfenster kostete umgerechnet 528 950 Euro, wobei sich die Summe der Zuschüsse für jede Etappe auf umgerechnet 150 550 Euro belief.

Derzeit werden die Glasfenster in den Rathausgängen renoviert. Die Gesamtkosten belaufen sich auf umgerechnet mehr als 204 000 Euro einschließlich Mehrwertsteuer. Die Stadt nutzte die Zuwendung des Kulturministeriums von umgerechnet

16 275 Euro und die umgerechnet 4070Euro-Spende der Region Reichenberg für den Titel Historische Stadt der Region Reichenberg 2022.

saal wurde ein neuer Boden verlegt. Der Endpreis beträgt umgerechnet 16 275 Euro. Nach den erhaltenen Zeichnungen des Architekten Karl Winter verfügt das Büro des Bürgermeisters auch über einen prachtvollen Schreibtisch, der im Geiste der Neuzeit ein wenig vergrößert wurde. Ein Besprechungstisch und eine Kommode wurden im gleichen Stil und aus dem gleichen Material hinzugefügt. Die Möbel im Büro des Bürgermeisters kosteten umgerechnet 27 464 Euro. Auch die elektrische Verkabelung im Büro des Bürgermeisters und im Sitzungssaal wurde erneuert. Die Stromleitungen, die zu den Arbeitstischen führen, befinden sich jetzt in den Böden. Alle Schalter und Steckdosen sind aus Porzellan in einem einheitlichen Retro-Stil. All diese Arbeiten einschließlich der Maler- und Putzarbeiten, der Fensteranstriche und der Badezimmerausstattung und die Vorhänge kosteten umgerechnet 11 392 Euro. Stanislav Beran

Der kleine Sitzungssaal. Der große Sitzungssaal. Bilder: Stanislav Beran Historisches Mobiliar. Der reparierte Paternosteraufzug. Portrait von Bürgermeister Karl R. Fischer und Büste von Architekt Karl Winter. � Gablonz Roman Dresslers „Blick auf Gablonz vom schwarzen Brunnen“ ist auch im Rathaus ausgestellt.
REICHENBERGER ZEITUNG Sudetendeutsche Zeitung Folge 38 | 22. 9. 2023 12
Miss Stadtwappen von Galonz.

Vor 90 Jahren, am 22. September 1933, wurde bei der Sitzung des Stadtrats in Friedland der Vacuum Oil Company AG in Prag die Bewilligung zum Bau einer Benzin-Straßenpumpe vor dem Hotel Seidel auf dem Marktplatz erteilt. 1866 hatten Matthew Ewing und Hiram Bond Everest aus Rochester im USA-Bundesstaat New York das Unternehmen Vacuum Oil gegründet. Bevor das Unternehmen 1962 aufgelöst wurde, hatte es Niederlassungen in 50 Staaten. Bild und Text: Stanislav Beran � Isergebirge

Jeschken-Seilbahn steht im Museum

Die Kabine der Seilbahn auf den Jeschkengipfel, die bei dem tödlichen Unfall vor zwei Jahren in Betrieb war, ist nun im Technischen Museum in Reichenberg ausgestellt. Eine neue Ausstellung wird die 90jährige Geschichte der Kabinenseilbahn auf den Jeschken dokumentieren. Petra Laurin berichtet.

Seit dem Unglück sei die Seilbahn zum Jeschken außer Betrieb. Nun könne man schon zwei Kabinen im Technikmuseum von Reichenberg bewundern. Die komplette Dauerausstellung mit Fotos und der genau nachgestellten Geschichte komme im nächsten Monat dazu, informierte Museumsdirektor Jiří Němeček.

Polizei ermittelt noch

Die ursprüngliche Seilbahn zum Jeschkengipfel wurde in den Jahren 1932 bis 1933 gebaut. Sie beförderte jährlich rund 250 000 Menschen. Im Oktober vergangenen Jahres riß eines der Seile, so daß eine Kabine zu Boden fiel. Bei dem Unglück starb der Seilbahnführer. Die Polizei ermittelt in dem Fall wegen des Verdachts auf fahrlässige Gefährdung. Bisher wurde noch keine Anklage erhoben.

Zwei Museen, ein Projekt

Die Seilbahn­Ausstellung ist ein gemeinsames Projekt des Nordböhmischen und des Technischen Museums in Reichenberg. Das Nordböhmische Museum kaufte nun die Kabine aus dem Jahr 1973 von den Tschechischen Bahnen/České dráhy (ČD) für 130 000 Kronen, umgerechnet rund 5200 Euro. Die alte Gondel aus dem Jahr 1933, die das Mu­

seum schon vor zehn Jahren erworben hatte, wurde gleichzeitig auch schon in den Pavillon des Technischen Museums an der Masaryk­Straße gebracht. „Die Öffentlichkeit hat diese Kabine noch nie gesehen“, bemerkte der Direktor des Nordböhmischen Museums Jiří Křížek. Die Seilbahn war zu groß für das Gebäude des Nordböhmischen Museums, deswegen wurde kurzerhand entschieden, diese im Technikmuseum auszustellen, das in der Nähe liegt und wo sie auch thematisch besser zu den neuen Exponaten paßt.

� Zwickau und Erinnerungen an das Kriegsende – Teil I

Jeden Monat gab es

einen Transport

Waltraud Joist/Hanisch berichtet in dieser Serie über die Erlebnisse ihrer Familie nach dem Kriegsende 1945. Hier der erste Teil.

Meine Heimatstadt Zwickau liegt im Norden Böhmens nahe an der Grenze nach Sachsen. Dort waren meine Vorfahren ansässig, nachgewiesenerweise seit 1780. Meine Eltern besaßen am Rande der Stadt ein ererbtes kleines Einfamilienhaus mit großem Garten und Scheune und etwas Feld. Mein Vater arbeitetet in einem Industriebetrieb, der als kriegswichtig galt. Deshalb brauchte er nicht zum Militär. Zur Familie gehörten außer meinen Eltern und mir noch mein 1941 geborener Bruder. Ich war 1935 zur Welt gekommen.

kammer in einer zu Wohnungen umgebauten Ziegelei. Die einstige Bewohnerin, eine ältere Frau, war schon vertrieben worden.

Einige Wochen später klopfte es nachts ausdauernd an unserer Tür. Mein Vater öffnete schließlich. Er dachte, es könne sein, daß man uns den Ausweisungsbefehl bringe. Doch es waren keine Tschechen, sondern zwei Russen in Uniform, die sich herein drängten. Einer zog eine Pistole und sagte zu meinem Vater: „Du, dich wieder hinlegen.“ Er blieb mit der Waffe in der Hand vor uns

Tag auf den anderen, ständig in Angst vor dem nächsten Transport oder anderen schlimmen Ereignissen, die auch nicht lange auf sich warten ließen. Es war im Februar 1946. Ich war unterwegs zum Milchgeschäft, um den täglichen achtel Liter Milch, den wir für meinen kleinen Bruder bekamen, zu holen. Da hörte ich plötzlich die Feuersirene und sah eine Rauchsäule aufsteigen. Ich dachte, daß es in der Nähe meines Elternhauses sein müsse, in dem ja jetzt Tschechen wohnten.

Zum Artikel „Villa wird Gespensterhaus“ über ein Gebäude in Machendorf im Kreis Reichenberg von Stanislav Beran (Ý RZ 33+34/2023).

In diesem Beitrag wütete der Fehlerteufel. Wir veröffentlich­

Die neue Seilbahn-Kabine wird in das Technikmuseum tranportiert. Bild: Jiří Němeček

Die jüngere Kabine aus Laminat braucht nur kleinere Reparaturen. Die ältere aus Aluminiumblech ist an eine Stahlkonstruktion genietet. „Leider ist sie in einem sehr schlechten Zustand und das Bodenblech zerknittert“, ergänzte er. Das Museum schätzt die Kosten für die Erneuerung auf mehrere Millionen Kronen und wollte dafür Fördermittel beantragen. In der neuen Ausstellung werden auch Originaldoku­

mente und Ersatzteile ausgestellt werden.

Anfassen erlaubt

Das Technikmuseum wurde erst 2014 von einem Verein gegründet. Außer den Kabinen kann man Oldtimer, Motorräder, Fahrräder, Straßenbahnen und drei Lokomotiven sehen. Darüber hinaus besitzt das Museum auch die größte öffentliche Sammlung von Rolls­RoyceAutos in der Tschechischen Republik. Voriges Jahr besuchten 17 000 Menschen, vor allem Familien mit Kindern, das Museum. „Unser Motto ist, den Kindern die Möglichkeit zu geben, manche Dinge anzufassen. Wir rechnen damit, daß wird die neuere Seilbahnkabine ermöglichen“, fügte Němeček hinzu.

Teil der Stadtgeschichte

Bereits 1924 schlug der deutsche Jeschken­Isergebirgsverein dem damaligen Eigentümer der Bergbaude auf dem Jeschkengipfel, Roman Wienberger, und der Firma Adolf Bleichert & Co. aus Leipzig vor, eine Seilbahn auf den Jeschken zu errichten. Anfang der 1930er Jahre erwarben dort die Tschechoslowakischen Staatsbahnen (ČSD) Grundstücke für eine künftige Bergbahnstation. Der Bau durch die Firma František Wiesner aus Chrudim begann am 15. Juni 1932. Am 27. Juni 1933 ging die Pendelseilbahn zum 1012 Meter hohen Jeschken in Betrieb. Sie zählt zu den ältesten Luftseilbahnen auf tschechischem Boden. 1975 wurde sie gründlich modernisiert und erneuert. „Die Seilbahn gehört zur Geschichte der Stadt“, sagte Křížek.

Blick auf den Jeschkengipfel von Nordosten.

ten folgenden Satz: „In jenem Jahr wurde sie für den Preis von umgerechnet 58 000 Millionen an das Medizinische Rehabilitationszentrum Reichenberg, später Sanatorium Machendorf, verkauft.“ Das hatte Beran nicht ge­

schrieben. Richtig ist vielmehr: „In jenem Jahr wurde sie für den Preis von 1,4 Millionen Kronen an das Medizinische Rehabilitationszentrum Reichenberg, später Sanatorium Machendorf, verkauft.“ Die Redaktion

Als die Nachricht von der Kapitulation Deutschlands im Radio durchgesagt wurde, weckte mich meine Mutter, wie sie mir am Abend zuvor versprochen hatte: „Der Krieg ist aus!“ Ich war unendlich erleichtert und schlief glücklich wieder ein, nichtahnend, daß die Folgen dieses Krieges für uns so schlimm werden würden. Nach Mitte Juni 1945 begannen die Vertreibungen. Beim ersten Transport, der zu Fuß erfolgte und viele Nachbarn betraf, wurden die Familien ausgewiesen, die kein berufstätiges Mitglied aufzuweisen hatten. Darunter fielen vor allem viele Frauen von Soldaten mit ihren Kindern und alte Leute. Danach gab es etwa jeden Monat einen weiteren Transport, zu dem die betroffenen Familien schriftlich spät am Abend vorher aufgerufen wurden und am nächsten Morgen um 5.00 Uhr an einem bestimmten Platz sein mußten. Für uns war es im August soweit. Nach einer, für meine Eltern schlaflosen, Nacht machten wir uns mit vollbepackten Handwägen auf zur Sammelstelle. Dort wurde der Reihe nach alles Gepäck durchsucht, alles Wertvolle beschlagnahmt und die Menschen mit allerlei Schikanen gepeinigt.

Wir waren ziemlich am Schluß der wartenden Schlange und wurden plötzlich mit einigen anderen Familien wieder heimgeschickt. Für den Augenblick war die Freude groß, aber sie währte nur kurz.

Nach wenigen Tagen kamen um die Mittagszeit einige Tschechen und machten uns klar, daß wir in wenigen Stunden unser Haus verlassen müßten, ein Tscheche wollte es haben. Wir durften das Nötigste an Kleidung und Hausrat mitnehmen. Zum Glück fanden wir eine Notunterkunft, sonst hätten wir ins Lager gemußt. Unsere neue Bleibe bestand aus einem Zimmer und einer voll gestellten Dach­

stehen. Der andere nahm sich einen Koffer von uns und einen großen Sack, den meine Mutter aus Decken zusammengenäht hatte, durchwühlte alle Schränke und warf alles an Kleidung und Wäsche hinein, was ihm gefiel. Als Sack und Koffer voll waren, gingen sie und schlossen die Tür von außen ab. Nach diesem „Besuch“ hatten wir kaum mehr Kleidung und mußten doch froh sein, daß uns sonst nichts geschehen war.

Alle Deutschen mußten übrigens weiße Armbinden tragen. Die Versorgung mit Lebensmitteln war sehr dürftig. Wir hatten noch Weizen aus eigenem Anbau, der wurde zu Schrot gemahlen und zu Suppe und Backwerk verarbeitet und bewahrte uns so vor direktem Hunger. Es gab auch tschechische Geschäfte, die Deutschen zu erhöhten Preisen Lebensmittel schwarz verkauften. So lebten wir von einem

Als ich in unsere Behausung zurückkam, traf ich dort drei tschechische Gendarmen in Uniform und zwei weitere in Zivil an, die lautstark irgend etwas von uns wollten. Meine Tante, die gerade zu Besuch war, saß ganz verschüchtert in der Ecke vor der Nähmaschine, unter der die elektrische Schrotmühle, die mein Vater gebaut hatte, verborgen war. Als Elektrogerät war sie uns ja verboten. Meine Mutter war mit meinem Bruder nicht zu Hause, mein Vater in der Arbeit.

Mich nahmen drei der Tschechen mit hinauf auf den großen Boden, der sich über alle Wohnungen erstreckte. Dort lagen Haufen von Heu und Stroh. Man wollte von mir wissen, wer dort geschlafen habe, vermutete wohl, daß schon Vertriebene, die zurückgekommen seien, dort genächtigt hätten. Ich wußte von nichts. Einer der Männer verpaßte mir Ohrfeigen, ein anderer setzte mir eine Pistole auf die Brust, um mich zum Reden zu bringen. Ich hatte große Angst und fürchtete, daß sie mich wirklich erschießen wollten. Schließlich ließen sie mich gehen, ich lief die Treppe hinab und stürzte weinend in die Arme meiner Tante.

Wie wir später erfuhren, war der Grund des Polizeiaufgebots, daß man meinen Vater verdächtigte, unsere Scheune angezündet zu haben. Sie war nämlich bei dem von mir aus der Ferne gesehenen Brand zerstört worden. Da mein Vater an seiner Arbeitsstelle war, hatte er ein Alibi.

So ungefähr jeden Monat gab es einen neuen Transport, und immer bangten wir am Abend davor, ob es uns diesmal auch träfe. Am 25. Mai war meine Tante an der Reihe, und am 26. Juli war es auch bei uns soweit. Mittags um 12.30 Uhr erhielten wir die Ausweisung. Wir mußten zunächst für ein paar Tage in ein Lager im Ort. Dort wurde das Gepäck gewogen – 50 Kilogramm pro Person – und kontrolliert, dann mit einem Fuhrwerk zum Bahnhof gebracht und in einen Güterwaggon geladen. In jedem Wagen waren 30 Personen mit ihrem Gepäck untergebracht. Fortsetzung folgt

KORREKTUREN
Vor der Zwickauer Pfarrkirche Sankt Elisabeth steht eine Marienstatue, die deutsche Inschriften trägt, zum Beispiel unten: „Alles zur größeren Ehre Gottes.“
REICHENBERGER ZEITUNG Sudetendeutsche Zeitung Folge 38 | 22. 9. 2023 13

Alle Jahre wieder: Auch heuer trafen wir uns Ende August bis Anfang September im heimatlichen Teplitz-Schönau.

Das Hotel Prince de Ligne am Schloßplatz empfing uns bei herrlichem Wetter. Diesmal war auch Hieronymus Fürst von Clary und Aldringen gekommen, während sein Bruder Christian hatte absagen müssen. Als besonderen Gast konnten wir Dietmar Heller, einen gebürtigen Teplitzer und Landschaftsbetreuer Mittelgebirge, begrüßen, der enge Verbindungen zu seiner Heimat Böhmen aufrechterhält.

Hermann und Sigrid Kautzner, beide Vorstandsmitglieder des Teplitz-Schönau Freundeskreises, hatten mit dem Vorsitzenden Erhard Spacek für den ersten Nachmittag zur Hauptversammlung eingeladen, um Rückblick und Vorschau auf die Arbeit im vergangenen und kommenden Jahr zu halten. Der Heimatruf berichtete bereits mehrmals in diesem Jahr über Veranstaltungen, an denen der Teplitz-SchönauFreundeskreis aktiv mitgewirkt hatte. Sei es das Neujahrskonzert im Januar in München oder das internationale Fußballturnier der Junioren im Mai in Bad Kissingen, an dem sich auch junge Spieler des Teplitzer Fußballklubs beteiligt hatten. In diesem Zusammenhang hatte Spacek die Hausner-Stiftung, dessen Stifter Karl Hausner aus dem nordmährischen Troppau stammte, angesprochen. Die Stiftung wird nun die jungen Teplitzer Fußballer mit Vereins-Dressen ausstatten.

Unsere Bemühungen um eine Städtepartnerschaft der Stadt Teplitz mit Bad Kissingen nehmen bereits Gestalt an. Nach einem informellen Besuch der CSU-Fraktion des Bad Kissinger Rathauses in Teplitz, an dem sich auch der CSU-Fraktionsvorsitzende, Stadtrat und Bayerns Landesobmann Steffen Hörtler tatkräftig beteiligt hatte, folgte der Teplitzer Oberbürgermeister Jiří Štábl im Sommer einer Einladung nach Bad Kissingen.

Ende Mai überreichte Erhard Spacek erneut einem Abiturienten des Teplitzer Gymnasiums eine Interrail-Fahrkarte der Deutschen Bahn für vier Tage für ausgezeichnete Deutschkenntnisse. Es war

für die Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schönau

Heimatlandschaft Erz- und Mittelgebirge – Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt

Rettenbach, Telefon (0 83 92) 9 34 72 77, Telefax 9 34 72 78, eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin –Patenstadt Gerolzhofen; Heimatkreisbetreuer: Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. Heimatkreis Dux –Patenstadt Miltenberg; Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den Seegärten 35a, 63920 Großheubach, Telefon (0 93 71) 9 94 01, eMail klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schönau – Patenstadt Frankfurt am Main; Heimatkreisbetreuer: Erhard Spacek, Franz-Schubert-Straße 13, 01796 Pirna, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail erhard. spacek@gmx.de Redaktionsschluß: Freitag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

Das neunte Treffen in der Heimat

bereits der dritte Abiturient, der diese Auszeichnung erhielt. Im nächsten Jahr möchte unser Verein zwei Abiturientinnen des Teplitzer Gymnasiums diese Reisemöglichkeit durch Deutschland ermöglichen.

Erfolgreich hatte unser Verein auch das katholische Pfarramt beim Antrag um einen Zuschuss vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds für die Erneuerung des Daches der Sankt-Elisabeth-Kirche unterstützt. In dessen Rahmen fand beim diesjährigen Treffen auch ein Konzert in der ElisabethKirche statt, worüber wir noch berichten werden. Die Aufmerksamkeit und Spendenaquise unseres Vereins gehört im kommenden Jahr der Erneuerung der Orgel in der Sankt-Marien-Kirche in Graupen-Mariaschein (Ý HR 37/2023).

Diese altehrwürdige Wallfahrtskirche der schmerzhaften Mutter Gottes braucht dringend Unterstützung bei ihrem Vorhaben. Der Vorstand hatte den Vereinsmitgliedern auch einen Vorschlag unterbreitet, der einer Absprache mit dem Teplitzer Rat-

haus bedarf: Auf dem Teplitzer Kommunalfriedhof überstand nur der Sockel eines Kreuzes die Vergangenheit. Nun will der Teplitz-Schönau-Freundeskreis ein neues Kreuz auf dem Sockel errichten mit einer Inschrift, die an die vertriebenen Landsleute erinnern wird. Der Vorschlag wurde mit Interesse aufgenommen, und Vorsitzender Spacek wird die notwendigen Schritte einleiten.

Großen Dank verdient an erster Stelle wieder Erhard Spacek, dem es erneut gelungen war, ein Programm für unser Treffen zusammenzustellen, das keine Wünsche offen ließ. Der Begrüßungsabend der rund 40 Teilnehmer fand diesmal im BankettSaal des Hotels Prince de Ligne statt. Den angeregten und freudigen Gesprächen während des Abendessens folgten zwei Filme in deutscher Version, die in Zusammenarbeit mit dem tschechischen Teplitzer Verein, der Redaktion der Erzgebirgszeitung/Krušnohorské noviny und der Region Elbe/Labe gedreht worden waren.

Der erste Film erzählt das Leben des bekannten und außergewöhnlichen Salesianerpaters Benno Beneš. Seine engsten Freunde und Mitarbeiter berichten, wie ihnen Pater Benno half, ihre Lebensaufgabe zu finden, wie er als Brükkenbauer den Gedanken der Versöhnung zwischen Deutschen und Tschechen verbreitete, wofür er die Goldene Friedenstaube erhielt.

Der zweite Film „Mit Würde durch alle Regime“ schildert das Leben der tapferen Teplitzerin Hana Truncová (1924–2022), deren Glaube an Wahrheit und Menschlichkeit weder durch das Nazi-Regime noch durch die kommunistische Gewaltherrschaft gebrochen werden konnte. Hana Truncová erzählt als Zeitzeugin ihre Lebensgeschichte. Dieser Film wurde bereits den Schülern des Gymnasiums in Pirna als Teil des Geschichtsunterrichtes vorgetragen und hatte großes Interesse erweckt (Ý HR 19/2023).

Am Freitag führte uns der Weg ins Böhmische Mittelgebirge nach Saubernitz/Zubrnice, ein ursprünglich rein deutsches Dorf. Seine Bewohner kultivierten Obst und Hopfen. Dieser blühende Garten Eden, das war das Böhmische Paradies, „wo einst der Lenz die Fluren schmückte“. Dieser Schmuck im Lenz waren die zahllosen blühenden Obstbäume. Im Herbst hing der Duft des Obstes in der Luft. Nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung blieb von alldem fast nichts mehr übrig. Nur an den Wegrändern stehen vereinzelte alte Birnbäume, die zur damaligen Zeit als Straßenbäume sehr beliebt waren.

Eine jahrhundertelang kultivierte Landschaft wurde einfach sich selbst überlassen und zerwucherte. Was an Gebäuden nicht von selbst zerfiel, wurde abgerissen. Nach 1968 wurden die Gräber um die Kirche herum eingeebnet und die Grabsteine über die Mauer geworfen. Die Aussiger Behörden hatten das mit

der beträchtlichen Summe von 170 000 Kronen finanziert. Als wir über die eingeebneten Gräber gingen, dachte ich voller Dankbarkeit an den Friedhof in Wisterschan, wo meine Großeltern liegen. Hier wurde die Totenruhe respektiert. Kein Grabstein wurde umgeworfen, kein Grab geschändet.

Ein gewisser Wendepunkt kam 1974. Man erkannte, welche kulturellen Schätze hier noch ruhten. Die Kirche wurde vor der Sprengung gerettet, und ein wunderschönes, marodes großes Umgebindehaus erstand in alter Pracht. Im Umgebindehaus werden Baustile von Blockhaus und Fachwerk kombiniert. Der Massivteil ist meist aus Feldsteinen, das Obergeschoß hier aus hölzerner Verbretterung.

In Saubernitz und Umgebung gefundene und aufbewahrte Dinge aus deutscher Zeit kamen in dieses Haus und erweckten es wieder zum Leben. Jetzt entsteht hier ein Museumsdorf. Die einst entsorgten Grabsteine reihte man jetzt an der Innenseite der Kirchhofsmauer auf. Allerdings kann man bezweifeln, daß das die Originale sind. Die Kirche ist völlig leer. Am Zugang zur Kirche stehen links zwei uralte Sühnekreuze. Den Dorfplatz dominiert eine Johannes-von-Nepomuk-Statue auf hohem Sockel – sehr schön. Der Leiter des Saubernitzer Freilichtmuseums versprach, die Informationen dazu auch in Deutsch anzufertigen und auf die Bedeutung der deutschen Kultur in diesem Museum hinzuweisen. Im dortigen altehrwürdigen Gasthaus gab es ein ausgezeichnetes Mittagessen: eine Hühnersuppe, wie von Muttern gekocht, und einen schönen, saftig-zarten Schweinebraten.

In Leitmeritz fuhren wir mit einem Schiff auf der Elbe, die sich durch die Böhmische Pforte zwängte, vorbei am Dubitzer Kirchl bis Aussig. Von dort ging es mit dem Bus wieder nach Teplitz. Zu Abend aßen wir im Restaurant Monopol, dem man seinen ursprünglichen Zweck als Varieté zum Schwan noch ansieht. Zur Rinderlende gab es Brennesselspinat und als i-Tüpfelchen zum Schluß noch eine selbsthergestellte Trüffelpraline. dk Jutta Benešová

Heidelinde Obermann Dux Ossegg Ladowitz Klostergrab Bilin Teplitz-Schönau Graupen Niklasberg
14 Sudetendeutsche Zeitung Folge 38 | 22. 9. 2023
� Teplitz-Schönau
Gute Stimmung im Restaurant Monopol. Im Vordergrund Heimatkreisbetreuer Erhard Spacek. Bilder: Heidelinde Obermann In Saubernitz gibt‘s Hühnersuppe wie bei Muttern. Dieser Sockel auf dem Teplitzer Kommunalfriedhof soll ein Kreuz erhalten. Die Johannes-von-Nepomuk-Statue auf dem Saubernitzer Dorfplatz. Die aufgereihten Grabsteine im Saubernitzer Friedhof. Rechts und unten Exponate in den Umgebindehäusern. Eines der Umgebindehäuser des Freilichtmuseums Saubernitz.

FÜR DEN KREIS BISCHOFTEINITZ HEIMATBOTE

Heimatkreis Bischofteinitz – Patenstadt Furth im Wald. Heimatkreisbetreuer: Peter Pawlik, Palnkamer Straße 73a, 83624 Otter ng, Telefon (0 80 24) 9 26 46, Telefax 9 26 48, eMail peter-pawlik@t-online.de, Internet www.bischofteinitz.de. Spendenkonto: Heimatkreis Bischof teinitz, Rai eisenbank Chamer Land – IBAN: DE55 7426 1024 0007 1343 20, BIC: GENODEF1CHA. Heimatbote für den Kreis Bischofteinitz – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Verantwortlich von seiten des Heimatkreises: Peter Pawlik. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

❯ Bischofteinitzer in Wien

Niemand darf fehlen!

In zwei Teilen dokumentieren wir die Septemberausgabe des „Heimatboten. Nachrichtenblatt der Landsmannschaft Bischofteinitz und Umgebung in Wien“ aus dem Jahr 1928, also vor 95 Jahren. Hier der zweite Teil.

Brief aus der Heimat Unser lieber Freund Carolo, der gemeinsam mit mehreren Landsleuten einen Teil seines Urlaubes im Böhmerwald verbrachte, hat sich dort auch des „Heimatboten“ erinnert und ihm am 6. August 1928 folgendes erfreuliche Brieflein aus Bischofteinitz geschrieben.

„Ein kleiner Umweg über die bereits sehr zahme ,Hölle von Lundenburg‘ und weiter über Prag, Karlsbad, Eger, Franzensbad und Marienbad führte uns in die heimatlichen Gaue. Das eine mißliche dabei war ein riesenhaftes Gewitter, das uns in der Samstagnacht, den 4. August, in Plan überraschte, woran das Dach unseres Herberggasthofes, das große Hoftor und sämtliche Obstbäume glauben mußten. Auf der Weiterfahrt von Plan nach Ronsperg grüßten sehr traurig die zu Tausenden vom Sturm umgeworfenen Kornmandeln zum Wagenfenster herein, und später konnten wir uns auch in Teinitz durch etliche 50 vom Hagel zerschlagene Fensterscheiben im Schloß und noch viel mehr in der Stadt von der Elemente Macht näher überzeugen. Auch der herrliche Schloßpark mußte dem Unwetter seinen Tribut leisten und drei seiner schönsten, ältesten Bäume dem Sturm opfern. Das Schloß mit seinen Geheimnissen und historischen Schätzen erweckte natürlich unser besonderes Interesse, welches denn auch durch das liebenswürdige Entgegenkommen des Schloßherrn vollauf befriedigt wurde. Er selbst führte uns durch alle Gemächer der uralten Stammburg und gab uns dabei interessante, aufschlußreiche Erklärungen. Die Besichtigung des Schlosses war für uns äußerst lehrreich, und auch für unsere Landsmannschaft entsprang daraus eine herzliche Freude. Wir dürfen nämlich unseren lieben Landsmann Fürst Karl Trauttmansdorff als unser Mitglied begrüßen.

Ein gemütliches Beisammensein im Turnergarten mit lieben Freunden beschloß unser Verweilen in Teinitz, das wir mit den besten Eindrücken verließen.

Der lachende Morgen, der uns von dem lieben, traulichen Nest scheiden sah, hat den ,ehr- und tugendsamben Chronisten‘ zu folgendem lyrischen Erguß hingerissen.

An der Radbusa

Kling‘ auf, vergeß‘nes Herz, zu heißem Schlagen!

Das Städtlein lacht im Sonntagsmorgenschein!

Viel alte Grüße sich vom Schloß am Stein herab zum dunklen Spiegelweiher tragen.

Versunk‘ner Träume alte Giebel ragen ins Alltagsblau ihr Ahnenbild hinein und hoch vom Hungerturm im Fürstenhain sinkt manche Mär aus altersdunklen Tagen

Das Dechantsmünster und Sankt Annens heil‘ge Pracht tun übers Städtelein ihre Morgenlieder, zur Matutin im Chor der Kappenbrüder.

Des Türmers schlaf‘ner Tagruf ist vollbracht, und auch die hohe Obrigkeit der Macht legt hin den Spieß und streckt die müden Glieder.“

Aus der Bewegung

■ Unsere nächsten Heimatabende finden am Sonntag, den 16. September und Sonntag, den 7. Oktober, um 7.00 Uhr abends im Vereinsheim Zum goldenen Sieb, Wien IV, Paniglgasse 17 statt. Wir bitten um vollzählige Beteiligung. Der Tagesausflug, der für Sonntag, den 2. September angesetzt war, entfällt. Eifrige Mitarbeit machen wir bei Wiederaufnahme unserer Tätigkeit jedem Mitgliede zur Pflicht. Jeder soll und kann mithelfen an der Ausgestaltung unserer Organisation. Das beste Mittel hierzu liegt in einer tatkräftigen Werbung, die mit frischer Kraft einsetzen muß. Jeder Landsmann sollte unserer Heimatgruppe mindestens ein neues Mitglied zuführen. Alle Freunde, alle Bekannten, ganz besonders die Jugend, sollen zu den Heimatabenden mitgebracht werden. Mit jedem neuen Mitglied stärken wir unsere Leistungsfähigkeit. Wer über Adressen von hier wohnenden Landsleuten verfügt, soll dieselben der Leitung bekanntgeben, damit diese zum Beitritt eingeladen werden können. Auch der Erhaltung und dem Ausbau unseres Nachrichtenblattes, das sich nach den bisherigen Erfahrungen gut bewährt hat, müssen wir unsere Aufmerksamkeit widmen. Dazu gehört natürlich auch wieder die eifrige Mitarbeit aller Landsleute, um die wir herzlich bitten.

Helfet aufbauen! Werbet! Arbeitet!

■ Unser Kirwa-Fest findet diesjährig am Sonntag, den 21. Oktober um 7.00 Uhr abends im Vereinsheim statt. Tanzunterhaltung, Schmierkuchenessen und so weiter. Niemand darf fehlen!

■ Sudetendeutsche Kundgebungen. Der Sudetendeutsche Heimatbund veranstaltet am Sonntag, 21. Oktober um 9.30 Uhr vormittags im Großen Konzerthaussaal eine feierliche Kundgebung anläßlich des 10. Jahrestages der Gründung der Deutschösterreichischen Republik auf Grund des Selbstbestimmungsrechtes. Am Samstag, 27. Oktober um 7.30 Uhr abends findet im selben Saal eine Protestkundgebung aus Anlaß der zehnjährigen Bestandsfeier der Tschechoslowakei statt. An dieser Kundgebung beteiligen sich die Vertreter aller in den Tschechenstaat zwangsweise einverleibten Nationen, und zwar Sudetendeutsche, Ungarn, unabhängige Slowaken und Ukrainer. Es ist unbedingte Pflicht, an diesen beiden Kundgebungen teilzunehmen.

■ Mitgliedsbeiträge. Wir bitten diejenigen Mitglieder, die mit ihrem Beitrag für 1928 noch im Rückstand sind, dringend und herzlich, diesen Beitrag ehestens zur Einzahlung zu bringen. Die Landsmannschaft hat die Mitgliedsgelder bereits zur Gänze an den Heimatbund abführen müssen und erleidet natürlich Schaden, wenn ihr die einstweilen ausgelegten Beträge nicht ersetzt werden.

■ Die Spendensammlung, die wir – wie alle übrigen Heimatgruppen – zugunsten des Sudetendeutschen Heimatbundes eingeleitet haben, hat bis jetzt die schöne Summe von rund 250 Schilling ergeben, die wir der Hauptleitung übermitteln werden. Die Landsmannschaft dankt allen Spendern auf das herzlichste. Der Anlaß hat abermals bewiesen, daß unseren Landsleuten der für jedes ernste Streben notwendige Opfersinn in reichlichstem Maße beschieden ist.

■ Plannung. Einige Lichtbildervorträge heimatkundlicher und volkswissenschaftlicher Art werden für die Wintermonate vorbereitet. Wir hoffen, damit das Interesse unserer Landsleute zu finden.

Impressum

Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Landsmannschaft Bischofteinitz und Umgebung in Wien, Obmann W. Fröhlich, Wien V, Margaretenstraße 114. Verantwortlicher Schriftleiter: Alfred Stingl, Wien XV, Minciostraße 22/5. Druck: Leopold Schwamberg, Wien XVI, Veronikagasse 1.

Den ganzen Tag herrschte lebhafter Betrieb beim Weinfest auf dem Neugedeiner Stadtplatz.

❯ Neugedein

Rebensäfte aus Mähren

Nach dem großartigen Erfolg im vergangenen Jahr fand Anfang September das zweite Weinfestival in Neugedein, tschechische Partnergemeinde des oberpfälzischen Eschlkam, statt.

Die Besucher aus dem bayerischen Grenzraum kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus, was da auf dem Stadtplatz geboten war. Alle waren begeistert von der guten Stimmung, die den ganzen Tag bis zum späten Abend herrschte. Weingüter aus Mähren boten ein reichhaltiges Angebot, und auch für diverse Schmankerl war bestens gesorgt. Das Angebot reichte von leichten Jahrgangsweinen über Schaum- und Roséweine bis hin zu kräftigen Rotweinen.

Die Leiterin des Kulturzentrums Modrá Hvězda/Blauer Stern, Jana Podskalská, zeigte sich begeistert von dem Besucheransturm. Besonders groß

❯ Tannawa

war ihre Freude über die vielen Besucher von der anderen Seite der Grenze, denn ihr liegt eine gute Nachbarschaft am Herzen.

Der Wein wurde in Festgläsern mit dem Aufdruck „Kdyňský

Kulturamts-Direktorin Jana Podskalská und ihre Mitarbeiterin freuen sich über die bayerischen Besucher.

Bilder: Karl Reitmeier

festival vina 2023“ ausgeschenkt, die für 100 Kronen erhältlich waren. Mit diesen Gläsern bewegten sich die Besucher von Aussteller zu Aussteller und zahlten dort den Obolus für eine Weinprobe. In der Mitte des Stadtplatzes, aber auch hinter den Ausstellungsständen waren Tische und Bänke aufgestellt, um die Weine in aller Ruhe oder im Gespräch mit Freunden verkosten zu können. Auf dem Stadtplatz war auch ein Becken, in dem die Besucher ihre Gläser spülen konnten, bevor sie den nächsten Wein probierten. Zum Unterhaltungsprogramm gehörte die ZimbalMusikgruppe „Cimbálová muzika Čeľaď“. Die Band „Ocho Rios“ spielte Rock, Reggae, Latin Music und Blues. Die Stimmung stieg von Stunde zu Stunde, und am Abend standen die Besucher klatschend und tanzend vor der Musikbühne. Karl Reitmeier

16. Mühlenfest

Mit dem 16. Mühlenfest in der Roten Mühle bei Tannawa in der Nähe von Waldmünchens Partnerstadt Klentsch fand Anfang September bei idealem Wetter wieder ein Höhepunkt in der böhmischen Grenzregion statt.

Dieses Mühlenfest schätzen seit einigen Jahren auch viele Besucher aus dem bayerischen Grenzraum, die dessen besonderes Flair mögen, denn hier läuft alles immer noch urgemütlich ab. Die Getränke holte man sich selber beim Ausschank ab und benötigte daher keine Bedienungen. Würste und Fleisch konnte man sich kaufen und dann

WIR

selber auf einem Grill zubereiten.

In einer Scheune traten verschiedene einheimische Musikgruppen auf, die nach Herzenslust aufspielten und für eine ausgezeichnete Unterhaltung sorgten. Zum Start standen auf dem Gelände zwei Klein-Flug-

zeuge bereit, die Rundflüge über die Region anboten, um diese aus der Vogelperspektive bestaunen zu können. In einer Keramikwerkstatt konnte ein Einblick in die Kunst des Töpferns gewonnen werden. Kunst-, Bastel- und Modellbau-Workshops fanden großes Interesse insbesondere bei den Kindern.

Begeisterung fanden die Fahrten durch das Gelände mit alten Militärfahrzeugen. Bilder: Stefan Ege

■ Klein Semlowitz. Am 14. August starb Anton Eberl, unser Flettl Toni, im gesegneten Alter von 94 Jahren im baden-württembergischen UbstadtWeiher. Seine Frau Marie war ihm bereits im Dezember im Alter von 93 Jahren vorausgegangen. Toni wurde in Ubstadt-Weiher neben seiner Frau beigesetzt. Mögen sie beide in Frieden ruhen. Den Kindern mit Familien gilt unsere aufrichtige Anteilnahme. Marianne Maurer Ortsbetreuerin

Werbung in der Septemberausgabe im Jahr 1928.

Ein weiteres besonderes Erlebnis waren die Fahrten durch das Gelände mit alten Militärfahrzeugen mit dem Mühlenbesitzer Karel Houdek. Die Stimmung war wie immer ausgezeichnet. Längst ist das Mühlenfest auch zu einem Treffen von Freunden beiderseits der Grenze geworden.

WIR GRATULIEREN

■ Tannawa. Am 24. Juni feierte Marie Hofer/Süss aus Haus Nr. 3, Hausname Höiter, bei guter Gesundheit ihren 90. Geburtstag im Kreise ihrer Familie in Kempten im Allgäu. Herzliche Glückwünsche und alles Gute für das kommende Lebensjahr.

Claudia Jodl Ortsbetreuerin
Sudetendeutsche Zeitung Folge 38 | 22. 9. 2023 15
Bischofteinitz Ronsperg Hostau
BETRAUERN

Heimatbote

für den Kreis Ta<au

Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon

eMail wolf-dieter.hamperl @online.de. Internet www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, Telefax 81 41 19, eMail museum@tachau.de. Spendenkonto: Heimatkreis Tachau, HypoVereinsbank Nürnberg – IBAN: DE38 7602 0070 0002 0824 54, BIC: HYVEDEMM460. Heimatbote für den Kreis Tachau – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

Karin

Fundament der Kladrauer Schloßbrauerei. Bibliothek und Billardtisch in Kladrau.

Heimatkreisbetreuer Dr. Wolf-Dieter Hamperl und die Landsleute bei der neuen Gedenkstätte auf dem Haider Friedhof.

� 33. Heimatkreistreffen – Teil I

Zu Besuch in Haid, Kladrau und Tachau

Anfang September fand das zweitägige 33. Heimatkreistreffen der Tachauer statt. Am ersten Tag stand eine Busfahrt in den ehemaligen Kreis Tachau auf dem Programm. Ziele waren die Orte Haid, Kladrau und Tachau und Roßhaupt, in denen Zeichen einer neuen Entwicklung in der tschechisch-sudetendeutschen Annäherung spürbar waren. Heimatkreisbetreuer WolfDieter Hamperl berichtet in mehreren Teilen. Hier der erste Teil.

Die erste Station war der Friedhof in Haid/Bor u Tachova. Dort war am 5. Mai eine neue Gedenkstätte eingeweiht worden (Ý HB 24/2023). Am Stein legten wir ein Blumenbouquet in den Farben weiß und rot zum Gedenken an die gefallenen Haider der beiden Weltkriege nieder. Weiß und rot waren und sind die Haider Stadtfarben. Ich erinnerte an die Zerstörung des Haider Denkmals im Jahr 1947, das vor der Loreto-Anlage im Jahr 1920 für die 137 Gefallenen des Haider Kirchensprengels im Ersten Weltkrieg errichtet worden war. Darunter waren auch zwei jüdische Bürger der Stadt Haid. Hildegard

Preiß hatte die Namen der Gefallenen des Zweiten Weltkriegs in ihrem Haider Heimatbuch verzeichnet.

Nun errichtete die Stadt Haid zwei Vierkantsäulen mit den Namen der Haider Gefallenen beider Weltkriege, einen Gedenkstein mit den sieben Namen russischer Soldaten, wohl Kriegsgefangene, und eines slowakischen Partisanen. Daneben steht

in der Ecke der Friedhofsmauer der Grabstein des ersten Ehrenbürgers der Stadt Haid, Pater Andreas Riedl, Erneuerer der Loreto-Wallfahrt in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Pfarrer Klaus

Oehrlein gedachte der Toten der Schlachten des 20. Jahrhunderts, und gemeinsam sprachen alle

Seitschek und Lichtneckert sowie am vergoldeten Friedhofskreuz. Schließlich besuchten wir unseren Gedenkstein und die Grabsteine an der Mauer, die Pfarrer Oehrlein 1993 geweiht hatte. Wir werden die Stadt Haid bitten, das üppige Wachstum der Sträucher zu beschneiden. Der Fried-

kommen und kauften am 12. Mai 1781 die Herrschaft Tachau von der Witwe Losi von Losimthal. Das 1785 verstaatlichte Benediktinerkloster erwarben sie am 9. Mai 1825 und bauten 1864 in das von Ignaz Kilian Dienzenhofer errichtete neue Konventgebäude die Schloßbrauerei ein.

Die Skulpturengruppe „Das letzte Abendmahl“ schnitzte Johann Rumpler für die Sankt-Anna-Kirche in Purschau. Heute steht sie im Refektorium des ehemaligen Franziskanerklosters in Tachau.

das Gebet von Papst Franziskus, das dieser 2014 nach Eroberung und Annexion der Krim durch Rußland gebetet hatte. Der letzte Abschnitt lautet:

„Halte in uns die Flamme der Hoffnung am Brennen, damit wir mit geduldiger Ausdauer Entscheidungen für den Dialog und die Versöhnung treffen, damit endlich der Friede siege. Und mögen die Worte Spaltung, Haß und Krieg aus dem Herzen jedes Menschen verbannt werden! Herr, entwaffne die Zunge und die Hände, erneuere Herzen und Geist, damit … unser Leben seinen Ausdruck finde in Shalom, Frieden, Salam!“

Beim Gang durch den Friedhof machten wir halt an den Gräbern der Haider Familien Zenker,

hof in Bor mit seiner neuen Gedenkstätte, der großen Holzhalle für die Urnen, den gepflegten Gräberfeldern und unserem Gedenkstein macht einen sehr gepflegten Eindruck. Man erkennt den Willen der Stadtführung, die Kontinuität der deutschen Geschichte der Stadt Haid fortzusetzen, was gewürdigt werden muß. Die Stadt Haid wurde am 26. Feber 1263 erstmals urkundlich als „Hayda“ erwähnt, also vor 760 Jahren. Wir setzten unsere Fahrt durch die schöne kleinhügelige Landschaft nach Kladrau fort. Dort erwartete uns schon Kastelan Petr Beránek, der uns durch die neu gestaltete Ausstellung der Fürsten Windischgrätz führte. Diese waren aus der Steiermark ge-

Die Ausstellung zeigt die Geschichte der Familie Windischgrätz, das Leben von Alfred I., II. und III. Generalfeldmarschall Fürst Alfred I. errichtete in Heiligen die berühmte Reithalle und das Schloß. Er starb 1862 in Tachau, Alfred der III. starb 1927 ebenfalls in Tachau. Neben Urkunden und Medaillen ist auch die Kugel zu sehen, mit der 1948 die junge Frau von Alfred I. in Prag erschossen wurde. Schließlich konnten die Besucher auch die Trachten und Fotos bewundern, die unser Museum beigetragen hat. Petr Beránek und ich lobten die gute kulturelle Zusammenarbeit.

Auch die Bibliothek mit den großen Gemälden der Familie und dem Billardtisch des Gene-

ralfeldmarschalls sind zu sehen.

Am Schluß der Führung durften wir noch die Ausstellung über die Schloßbrauerei Kladrau besichtigen. Das Kladrauer Bier war bekannt, erreichte aber nicht den Ausstoß der Tachauer Brauerei.

Grundsätzlich war es so, daß die Tachauer Herrschaft der Familie Windischgrätz mehr einbrachte als die größere Kladrauer Herrschaft. Ein Film, der aus den 1920er Jahren stammt, zeigte den zunehmenden Verfall der Klostergebäude, die Gänge im Konvent wurden als Getreidespeicher verwendet, die Landwirtschaft war rückschrittlich, keine Maschinen waren zu sehen. Anschließend kehrten wir im mit Jagdtrophäen geschmückten Saal des Klášterní restaurace Kladruby, der Klostergaststätte Kladrau ein.

Weiter ging es nach Tachau. Im Muzeum Česky les, Museum Böhmischer Wald, im ehemaligen Franziskanerkloster konnten wir die vor circa vier Jahren neu installierte Ausstellung besichtigen.

Sie schildert das Leben der Bevölkerung unserer Heimat von der Steinzeit bis zum Jahr 1945. Da der deutschsprachige Museumsangestellte im Urlaub war, wurde mir die Führung anvertraut.

Mit Exponaten und Fototafeln werden die Epochen der Vorgeschichte, der Romanik und Gotik aufgezeigt, wobei Burgen und

Kirchen eine große Rolle spielen. Exponate zu Baron Husmann stellen die Rekatholisierung dar und schließlich die Zeit des Barock. Das schöne Epitaph aus Purschau ist zu sehen. Ausführlicher wird die Industrialisierung der Tachauer Region geschildert, die Künstlerbrüder Franz und Johann Rumpler, das jüdische Leben, der Bau der Eisenbahn, der Beginn des Tourismus und schließlich die unheilvollen 1920er und 1930er Jahre. Was gezeigt wird, ist ja unsere deutschböhmische Geschichte durch die Jahrhunderte bis zum jähen Ende 1946. Alle Exponate sind tschechisch-deutsch erklärt. Die historischen Zusammenhänge werden in umfangreichen zweisprachigen Texten erläutert. Das Ende des Zusammenlebens von Deutschen und Tschechen wird so dargestellt, daß ein Zusammenleben nicht mehr möglich war, wobei der „Anschluß“ im Oktober 1938, den wir Sudetendeutsche mit Blumen in den Händen begrüßten, als Zeichen der Illoyalität der ČSR gegenüber empfunden wird. Wir Sudetendeutsche träumten damals davon, mit dem deutsch besiedelten Land an das Deutsche Reich zu kommen. Realität war, daß wir ohne Land mit 30 Kilogramm Gepäck ins zerstörte Reich vertrieben wurden. Fortsetzung folgt

Sudetendeutsche Zeitung Folge 38 | 22. 9. 2023 16
86 21) 6 36 27, Telefax 64 75 27,
(0
Bilder: Wilck Pfarrer Klaus Oehrlein in der Klostergaststätte in Kladrau. Dr. Wolf-Dieter Hamperl vor der ältesten guten Ansicht von Tachau Hans Seidel, Stellvertretender Ortsbetreuer von Labant, und Reinhold Wurdak, Maschakottens Ortsbetreuer, im Tachauer Museum.

Heimatblatt für die Kreise Hohenelbe und Trautenau

Heimatkreis Hohenelbe/Riesengebirge e. V. – 1. Vorsitzende: Verena Schindler, Telefon 0391 5565987, eMail: info@hohenelbe.de, www.hohenelbe.de – Riesengebirgler Heimatkreis Trautenau e. V. – 1. Vorsitzender Wigbert Baumann, Telefon 0931 32090657 – Geschäftsstelle Riesengebirgsstube (Museum-Bibliothek-Archiv), Neubaustr. 12, 97070 Würzburg, Telefon 0931 12141, eMail: riesengebirge-trautenau@freenet.de – www.trautenau.de – Redaktion: Karin WendeFuchs, Agg 3, 83246 Unterwössen, Telefon 08641 6999521, Mobil 0157 32215766, eMail: Riesengebirgsheimat@t-online.de – Redaktionsschluss: jeweils der 1. des Erscheinungsmonats.

Die Sanierung der Statue des Hl. Joseph ist das jüngste Gemeinschaftsprojekt, das am 1. Juli 2023 bei einem Festakt eingeweiht wurde.

Seit unserem Gemeindetreffen 1997 haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, historische Stätten in Niederhof zu restaurieren. Projekte dieser Größenordnung können natürlich nicht allein von den Spenden unserer Heimatfreunde finanziert werden, so daß wir uns die Gemeinde Niederhof/Dolní Dvůr und den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds mit ins Boot geholt haben. Bisher haben wir viel erreicht. Aus eigenen Mitteln unserer Mitglieder wurden restauriert:

• 2001: Anläßlich des 400-jährigen Bestehens der Gemeinde Niederhof die grundhafte Erneuerung von fünf Kirchenfenstern. Die Spenden- und Renovierungsaktion der Niederhofer war mit allergrößtem Einsatz verbunden und der erste große Schritt zur Versöhnung.

• 2006: zwei Gedenktafeln mit den Toten der beiden Weltkriege aus Niederhof.

• 2007: die grundhafte Sanierung des zentralen Kreuzes auf dem Friedhof.

Arbeiten, die wir gemeinsam mit der Gemeinde Dolní Dvůr und dem Zukunftsfonds ausgeführt haben:

• Erneuerung der Orgel in der Kirche

• Reparaturarbeiten am Kirchturm

• 2018: Restaurierung des größten christlichen Denkmals als Wegemal, die „Himmelskönigin Maria“.

Weihefeier für die sanierte Statue

des Hl. Joseph am 1. Juli 2023

Der Hl. Nepomuk und der Hl. Joseph Auf die private Initiative der Familie Smejkal (Haus Nr. 10) geht die Sanierung des Hl. Johann von Nepomuk im Jahr 2019 zurück, der jetzt auf dem Erzplatz vor der Kirche auf einem Postament steht. Die Statue wurde im Jahr 1822 von „Wohltätern aus Hohenelbe“ errichtet und vermutlich 1888 das erste Mal restauriert.

Während der Hl. Nepomuk in neuem Glanz erstrahlte, war die Statue des Hl. Joseph in unmittelbarer Nähe in einem erbärmlichen Zustand. Bürgermeister Ing. Martin Bělovský und HOB Dr.-Ing. Erich Kraus setzten sich gemeinsam das Ziel, die Statue des Hl. Joseph samt Posta-

Die restaurierte Statue des Heiligen Joseph.

Vertreibungsbericht

Meine Mutter stammt aus Stupna im Riesengebirge. Das liegt an der Sprachgrenze im östlichen Böhmen. Ihre Familie war deutsch sprechend und deutsch gesinnt.

Stupna lag in einem schönen Tal, durch das mitten hindurch der „Goldbach“ floß. Rechts und links auf den Bergen sah man nur Tannengrün – es war wie im Märchen.

Stupna war 3 km lang und hatte damals 5 Wassermühlen. Da klapperten nicht nur die Mühlen, sondern auch die Webstühle, die viele in ihren Stuben hatten. Das Kirchlein „Maria Magdalena“ und der Friedhof befanden sich hoch oben auf dem Berg, von wo aus man das ganze Tal überblicken konnte.

Am 1. August 1945 wurde vorerst die Hälfte der Einwohner des Dorfes aus dem schönen Goldbachtal vertrieben. Meine Mutter Irene Stoklas war gerade erst 16 Jahre alt. Ihre Mutter, ih-

re Großeltern und die Tante mit deren 1-jährigem Sohn mußten innerhalb von drei Stunden ihre Häuser verlassen, nur mit den Sachen, die sie am Leib hatten. Friedl Kotzian, ein Zeitzeuge, der ebenfalls 16 Jahre alt war, schrieb seine Eindrücke der Vertreibung folgendermaßen auf:

„Am 1. August 1945 setzte die wilde Vertreibung unserer Dorfbewohner ein. Um 9.00 Uhr stand der Nádrodní výbor vor der Tür und teilte uns mit, daß wir uns nur mit Handgepäck bis 12.00 Uhr beim Gasthaus Stoklas einzufinden haben. Papiere, Geld, Wertsachen und Schlüssel mußten auf den Tisch gelegt werden. Vorsorglich hatte meine Mutter schon drei Rucksäcke genäht und gepackt – die Kunde von der Vertreibung war bereits zu uns gelangt.

Vom Gasthaus Stoklas aus wurden wir mit dem LKW zum Bahnhof Falkendorf/Horka gebracht. Meine Schwester Gretl war bei einem Bauern im tsche-

ment ebenfalls zu restaurieren. Der Zukunftsfonds wollte Gelder zuschießen, wenn sich auch die tschechische und die deutsche Seite an den Kosten beteiligen. Nach Rücksprache des HOB mit mehreren ehemaligen Niederhofern und dem Kassenwart des Heimatkreises wurde im März 2023 ein Spendenaufruf gestartet. Von 74 angeschriebenen Niederhofern und 9 Freunden von Niederhof spendeten 35 Heimatfreunde! Die erforderliche Summe für die deutsche Beteiligung

chischen Nachbardorf Bilai arbeitsverpflichtet. Dorthin hat ihr der Tauchmann Josef die Nachricht übermittelt. Mit ihrem Fahrrad, aus dem die Tschechen die Luft ausgelassen hatten, fuhr sie trotzdem bis nach Horka. An unserem Haus in Stupna hat sie noch einmal durch das Fenster geschaut – die Tür war bereits versiegelt. So nahm sie Abschied vom Elternhaus.

An diesem Tag wurden außer uns folgende Familien aus Stupna vertrieben: Nr. 100: Kotzian Marie, 3 Kinder; Nr. 69: Scharf Franz und Marie, 3 Söhne und Oma Marie; Nr. 83: Stoklas Wendelin und Anna, deren Tochter Marie mit ihrer Tochter Irene (15) und Tochter Amalie mit Sohn Wolfgang (1); Nr. 63: Maly Anna, 2 Kinder; Nr. 54: Jäger Marie, 3 Töchter und Oma Mühle; Nr. 25: Kuhn Anna, 3 Kinder; Nr. 66: Goll Karl mit Barbara und Tochter sowie Frau Marie Stoklas; Nr. 82: Stoklas Josef und Marie (Gasthaus), mit Schwiegertochter, 3 Söhne; Nr. 38: Sturm Filomena, 2 Kinder. (gekürzt, 2. Teil folgt).“

Heidrun Vogt HOB von Stupna

wurde damit erreicht und die Arbeiten konnten beginnen.

Die Federführung der Aktion lag bei der Gemeinde Dolní Dvůr. Bürgermeister Ing. Bělovský beauftragte eine Firma in Pardubice/Pardubitz, die Statue bis Ende Mai 2023 komplett mit Postament zu restaurieren.

Die Weihefeier für die sanierte Statue des Hl. Joseph am 1. Juli 2023 Aushänge in Tschechisch und Deutsch an den Gemeindetafeln

� Harrachsdorf

kündigten nochmals die Feier am 1. Juli 2023 um 15 Uhr an. Gekommen waren Einwohner von Dolní Dvůr und aus den Nachbarorten sowie 16 aus Deutschland angereiste ehemalige Niederhofer mit ihren Angehörigen.

Die Hauptrede hielt Bürgermeister Ing. Martin Bělovský, der die gute Zusammenarbeit und Finanzierung durch die Partner unterstrich sowie die Restauratoren und das ausgezeichnete Ergebnis lobend hervorhob. Damit sei das Erscheinungsbild des Dorfzentrums weiter aufgewertet worden.

Er verlas ein Grußwort von Frau Dederová, der für Denkmäler zuständigen Sachbearbeiterin beim Zukunftsfonds.

Anschießend sprach Dr.-Ing. Erich Kraus. Er bedankte sich für das mit der Restaurierung des Hl. Joseph gelungene gemeinsame Ergebnis, die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister und dem Gemeinderat von Dolní Dvůr, sowie bei der Familie Smejkal und bei Botschafter a. D. Tomáš Podívinský für die Unterstützung bei allen Aktivitäten zur Versöhnungsarbeit. Besonders dankte er den ehemaligen Niederhofern für ihre erneute Spendenbereitschaft! Ein weiterer Dank ging an den Zukunftsfonds, der auch in anderen Orten im Kreis Hohenelbe Restaurierungsmaßnahmen, vorwiegend an Kirchen, unterstützt.

311 Jahre Glashütte in Harrachsdorf

Die Glashütte in Harrachsdorf /Harrachov ist die älteste, noch in Betrieb befindliche Glashütte Tschechiens. Zur Glashütte Novosad & Sohn gehört auch eine kleine Brauerei. Auf dem Betriebsgelände fand am 22. Juli 2023 das traditionelle Glas- und Bierfest statt. In der Glashütte zeigten Glasbläser, Glasmacher, Glasmaler und Graveure ih-

re Kunst. Die Gäste wurden aufgefordert, ein eigenes Stück aus Glas zu blasen, was mehr oder weniger gelang. In Kreativwerkstätten konnten die Kinder verschiedene Gläser bemalen oder gravieren.

Die Besucher wurden zu einem Gang durch die Geschichte eingeladen, unter anderem war die einzigartige 100 Jahre alte und

Botschafter a. D. Podivínský lobte in seinem Grußwort ebenfalls die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten an dem Projekt und das gute Ergebnis. Es sei ein Beispiel dafür, wie Versöhnung auf der „untersten“ gesellschaftlichen Ebene gelingen könne. Davon habe er sich bei bei den oftmaligen gemeinsamen Treffen in Dolní Dvůr selbst überzeugen können.

Umrahmt wurde der Festakt von der Musikgruppe „Petah“ aus Spindelmühle. Schließlich schritt man zum Höhepunkt des Festaktes, der feierlichen Weihe der Hl. Joseph-Statue. Diese wurde vom tschechischen Dekan Jiří Šlégr aus Hohenelbe/Vrchlabí und dem deutschen Pfarrer i. R. Konrad Richter aus Düsseldorf, geboren in Arnau, gemeinsam durchgeführt.

„Kleines Gemeindetreffen“

Bereits am Vorabend und am Festabend fanden sich die deutschen Teilnehmer zu einem kleinen Gemeindetreffen zusammen. Es gab viel zu besprechen, was in den letzten Jahren, bedingt durch die Corona-Pause, zu kurz kam. Selbstverständlich wurde auch der Verstorbenen gedacht.

Fußnote: Bürgermeister Martin Bělovský teilte uns mit, daß er mit der Gemeinde Möglichkeiten für die grundhafte Erneuerung des 1945 geschändeten Kriegerdenkmals vorantreiben möchte; möglichst bis zum 100. Jahrestag 2024 – eine Mammutaufgabe… Erich Kraus HOB von Niederhof

Fotos: Antje Niemann, Dresden, Tochter von Erich Kraus

per Wasserturbine und Transmission angetriebene historische Glasschleiferei zu besichtigen. Weitere Programmpunkte: Besuch des Glasmuseums, der angeschlossenen Minibrauerei mit Restaurant und des Bierbades; außerdem gab es verschiedene Bierwettbewerbe und eine GlasTombola.

Im Werkshof waren Marktstände mit einem üppigen Angebot an Essen und Trinken aufgebaut. Ein abwechslungsreiches Musikprogramm sorgte für Unterhaltung. kw

Quelle: Novosad & Syn

Sudetendeutsche Zeitung Folge 38 | 22.9.2023 17
� Niederhof Die Festredner von links: Bürgermeister M. B lovský, Erich Kraus, Botschafter a. D. Tomáš Podivínský. Begeisterte Besucher der Musikveranstaltungen. Demonstration der hohen Glasbläserkunst. Fotos: SKLÁRNA A MINIPIVOVAR NOVOSAD & SYN HARRACHOV s.r.o. CZECH REPUBLIC � Stupna
1
Teil

05.10. Harald Marks (174) zum 80.

12.10. Hans Braun (183) zum 86.

18.10. Willi Pawel (73) zum 90.

HOB Markus Decker s. Altenbuch

n DÖBERLE

02.10. Gisela Maria Enßle geb. Steiner (14) zum 80.

07.10. Günter Faller (28) zum 82.

23.10. Herbert Franz (53)zum 84.

25.10. Erich Maier (27) zum 78.

29.10. Hermann Steiner (68) zum 84.

30.10. Elisabeth Brunkel geb. Wimmer (20) zum 100.

HOB Dr. Siegfried Erben

Tel. 03843 842088

dr.siefriederben@web.de

n DUBENETZ

02.10. Waltraud Schunke geb. Mach zum 94.

02.10. Ernst Mach jun. zum 87.

04.10. Gerda Prüß geb. Mathys zum 84.

07.10. Alfred Jirka zum 97.

07.10. Prof. Walter Mach zum 82.

HOB Georgine Nitsch

Tel. 08638 9822828

eMail: georgine.nitsch

@t-online.de

n FREIHEIT

03.10. Friedrich Klein zum 94.

04.10. Gerhard Ende zum 97.

27.10. Antonin Tichy zum 82.

HOB Dr.-Ing. Herbert Gall

Tel. 03744 2413660

n GABERSDORF

08.10. Erwin Jansky zum 90.

HOB Peter Stächelin

Tel. 08171 26363

n GLASENDORF

04.10. Rudolf Franz (Nr. 21) zum 90.

HOB Alois Zieris Tel. 03578 314382

n GOLDENÖLS

20.10. Ilse Bürkle geb. Schubert zum 94.

HOB Peter Stächelin

Tel. 08171 26363

n GRADLITZ

03.10. Helga Herhold geb. Felzmann zum 90.

13.10. Manfred Schneider zum 91.

19.10. Inge Lorenz geb. Richter zum 89.

29.10. Walter Dittrich zum 91.

HOB Günter Henke

s. Altsedlowitz

n GROSS-AUPA

06.10. Marie Zednicková geb. Zinecker zum 91.

07.10. Margit Hermann geb. Bönsch (II/24) zum 80.

10.10. Adolf Sagasser (II/213) zum 83.

21.10. Margit Fleischmann geb. Bradler zum 83.

22.10. Erna Hoppe geb. Braun (II/210) zum 95.

22.10. Toni Franz (II/47) zum 94.

30.10. Gertrud Keil (I/143) zum 90.

30.10. Gertrud Schröder geb. Dreml zum 88.

31.10. Andy Pries /I/143) zum 87.

HOB Christa Lang

Handy: 0170 6523260

n GROSSBOCK - KLEINBOCK

03.10. Erich Bauer zum 92.

HOB Günter Henke

s. Altsedlowitz

n GÜNTERSDORF - KOMARHEGERBUSCH

12.10. Angela Diwo geb. Erwerth (K29) zum 88.

25.10. Erna Martens geb. Paulitschke (Ziegenwinkel 111) zum 89.

28.10. Irma Hampel (94) zum 89.

HOB Georgine Nitsch

s. Dubenetz

n HARTMANNSDORF

5.10. Alma Petriceková geb. Patsch (Hs. Nr. 66) zum 95.

09.10. Irmgard Schönlein geb. Rudolf (Hs. Nr. 57) zum 91.

HOB Markus Decker

s. Altenbuch

n HERMANITZ, BIELAUN, PRODE und GRABSCHÜTZ

08.10. Elsa Hofmann geb. Jirka (P) zum 92.

12.10. Ursula Hagedorn geb. Mühl (H) zum 84.

13.10. Ingrid Girot geb. Purr (G) zum 87.

23.10. Karin Purr (G) zum 80.

HOB Markus Decker s. Altenbuch

n KETZELSDORF

08.10. Emma Just geb. Anders (217) zum 94.

10.10. Annelies Sievers geb. Taube (4) zum 84.

HOB Georgine Nitsch

s. Dubenetz

n KLADERN

12.10. Burkhard Posner zum 72.

HOB Josef Heina

Tel. 03831 280179

n KLEINAUPA

01.10. Franz Kirchschlager zum 88.

07.10. Margit Herrmann geb. Bönsch zum 80.

10.10. Klaus Kuhn zum 80.

15.10. Adolf Brunecker zum 90.

15.10. Jana Patzeltová zum 76.

16.10. Brunhilde Hübner geb. Brunecker zum 85.

20.10. Anni Albrecht geb. Mehwald zum 92.

22.10. Willi Patzelt zum 91.

HOB Günter Henke

s. Altsedlowitz

n JOHANNISBADSCHWARZENBERG

07.10. Rudolf Dix (J) zum 80.

09.10. Renate Kohlmann geb. Tippelt (S) zum 81.

10.10. Christa Russ geb. Renner (S) zum 91.

21.10. Doris Reintjes geb. Mühlberger zum 84.

22.10. Karin König (J) zum 80.

HOB Günter Henke

s. Altsedlowitz

n OBERALTSTADT

03.10. Walter Dimter zum 97.

09.10. Walter Portig zum 86.

12.10. Josef Kuhn zum 96.

14.10. Gertrud Hammerstein geb. Patzak zum 91.

16.10. Anneliese Wabnitz geb. Hampel zum 94.

16.10. Wilfried Regnier zum 86.

28.10. Dr. Jürgen Tamm zum 84.

30.10. Hugo Kuhn zum 89.

HOB Markus Decker s. Altenbuch

n OBER-NIEDERALBENDORF und DÖRRENGRUND

05.10. Helga Zuckriegel geb. Stumpf (N.A.) zum 86.

18.10. Gisela Wolpert geb. Kneifel (N.A.) zum 83.

HOB Helena Kessler Tel. 09355 1047

n OBERNIEDERKOLBENDORF

15.10. Ernst Mitlöhner (N.K.) zum 94.

26.10. Alfred Schubert (O.K.) zum 94.

HOB Helena Kessler

Tel. 09355 1047

n PARSCHNITZ

04.10. Roland Gall zum 66.

21.10. Kurt Kaspar zum 97.

31.10. Horst Glos zum 85.

HOB Peter Stächelin Tel. 08171 26363

n PETZER

01.10. Thea Bönsch zum 79.

11.10. Christl Eichhorn geb. Tasler zum 83.

20.10. Gisela Schiller geb. Ditsche zum 79.

21.10. Margit Fleischhauer geb. Bradler zum 83.

22.10. Margarethe Isemann geb. Tippelt zum 88.

23.10. Erna Börner geb. Goder zum 90.

28.10. Herta Berauer zum 83.

28.10. Waltraud Kosche geb. Tasler zum 82.

HOB Christa Lang Handy: 0170 6523260

n PILNIKAU - PILSDORF

05.10. Fred Michael Windischmann (Pd I/43) zum 79.

07.10. Maria Pollak geb. Tögel (Pi 175) zum 90.

geb. Feest (R/Q2) zum 73.

12.10. Inge Ambach geb. Czölsch zum 80.

13.10. Richard Illner zum 95.

14.10. Helga Schovanková geb. Mityska (S212) zum 93.

15.10. Margit Mitzinger geb. Kleiner (S243) zum 94.

18.10. Anna Polaková geb. Baier (S219) zum 92.

20.10. Ilse Bürkle geb. Schubert (S) zum 84.

21.10. Ralf Weiser (Sw1) zum 60.

22.10. Ingeborg Breyer geb. Hemschak (S244) zum 93.

23.10. Otto Breuer (S49) zum 95.

23.10. Ilse Fendt geb. Muschik (S67) zum 95.

25.10. Wolfgang Russ (Bo) zum 82.

26.10. Ursula Pfeifer geb.Tschuy (Bo55) zum 84.

27.10. Gerda Ebner geb. Illner (S235) zum 95.

27.10. Karl-Heinz Krauel (S221) zum 93.

29.10. Hedda Pohl (S) zum 83.

HOB Günter Henke s. Altsedlowitz

n SCHLOTTEN

26.10. Gernot Jeschke zum 96.

HOB Georgine Nitsch s. Dubenetz

n SCHURZ

24.10. Walter Scholz zum 82. HOB Josef Heina Tel. 03831 280179

n SÖBERLE

05.10. Annelies Berg geb. Link zum 89.

21.10. Gottfried Baier zum 93. HOB Georgine Nitsch s. Dubenetz

n SOOR

05.10. Hermann Schenk (NS 10) zum 81.

06.10. Otto Scharf (NS 36) zum 80.

10.10. Else Steiner geb. Sturm (NS 12) zum 87.

11.10. Oskar Kühnel (OS/EI 63) zum 86.

16.10. Gerhard Qual (OS 33) zum 93.

30.10. Hildegard Hoch geb. Koch (OS 33) zum 92. HOB Edith Niepel Tel. 03841 632765

geb. Baudisch(Nr. 20) zum 83.

06.10. Adolf Baudisch (Nr. 20) zum 83.

08.10. Franz Schneider (Nr. 102) zum 89.

HOB Edith Haselbach Tel. 04732 3706

n WEIGELSDORFKALTENHOF

02.10. Vera Stephan (We70) zum 95.

03.10. Gerta Zizisperger geb. Tomasch (We98) zum 89.

06.10. Sieglinde Greisinger geb. Kühnel (We10) zum 83.

06.10. Anselma Daleske geb. Wick (Ka1) zum 89.

13.10. Kurt Cersovsky (We30) zum 87.

15.10. Alfred Friebe (We12) zum 93.

26.10. Elfriede Müller geb. Scharf (Ka21) zum 99.

26.10. Roland Kühnel (Ka376) zum 78.

27.10. Alfred Rong (Ka12) zum 80.

HOB Markus Decker s. Altenbuch

n WIHNAN 25.10. Erika Möllmann geb. Müller zum 74.

HOB Josef Heina

Tel. 03831 280179

n WILDSCHÜTZ

14.10. Alois Thim (185) zum 94.

17.10. Hedwig Stieber geb. Fischer zum 88.

19.10. Edeltraud Tick geb. Reuß zum 88.

24.10. Leopold Fischer (Bäckerei) zum 94.

24.10. Ursula Ehrlich geb. Amler zum 83.

HOB Markus Decker s. Altenbuch

n WÖLSDORF

06.10. Reinhold Lorenz (NW75) zum 85.

10.10. Edeltraud Bachmann geb. Kriegler zum 96.

21.10. Elsa Tiefenmoser geb. Kriegler (OW93) zum 98.

31.10. Herta Kaminsky geb. Kaminsky (OW4) zum 83.

HOB Georgine Nitsch s. Dubenetz

n WOLTA

02.10. Horst Feierfeil (W62) zum 90.

02.10. Siegfried Demuth (W62) zum 81.

09.10. Günther Menzel (W61) zum 80. Günter Henke s. Altsedlowitz

Liebe Heimatfreunde, bitte melden Sie Todesfälle weiterhin Ihrem HOB. Sollten bereits Verstorbene noch in der Geburtstagsliste erscheinen, bitten wir ebenfalls um Berichtigung. Vielen Dank!

Unn dann hommo gesonga

n KÖNIGSHAN

20.10. Max Anders (42) zum 95.

21.10. Rainer Eisenzapf zum 91.

21.10. Ursula Eisenzapf zum 90.

21.10. Klaus Bönsch (76) zum 76.

26.10. Horst Thamm zum 90.

31.10. Georg Hofmann (143) zum 93.

HOB Günter Henke

s. Altsedlowitz

n KUKUS

08.10. Josef Sturm zum 87.

10.10. Horst Springer zum 84.

26.10. Gudrun Döhren geb. Springer zum 82.

HOB Georgine Nitsch

s. Dubenetz

n LAMPERSDORF

01.10. Ilse Nowotka geb. Ullrich (185) zum 91.

07.10. Horst Schmidt (155) zum 84.

10.10. Erna Henning geb. Struckel (200) zum 95.

10.10. Günter Rusbült (205) zum 94.

20.10. Klaus-Dieter Hulek (153) zum 80.

21.10. Elvira Seier geb. Gall (27/92) zum 80.

27.10. Elke Hulek geb. Haase (153) zum 73.

31.10. Günther Weiss (17) zum 91.

HOB Günter Henke

s. Altsedlowitz

n LITTITSCH und NEUJAHRSDORF

05.10. Erna Ritschel geb. Rindt (Njd.19) zum 93.

08.10. Josef Rindt (Li.48) zum 93.

HOB Georgine Nitsch

s. Dubenetz

n MARSCHENDORF III-IV

25.10. Dr. Peter Futter zum 86.

HOB Peter Stächelin Tel. 08171 26363

09.10. Günter Russ (Pd II/197) zum 96.

15.10. Josef Bönisch (Pi 97) zum 88.

23.10. Elisabeth Ehrentraut geb. Barth (Pd II/189) zum 91.

28.10. Elfriede Staffa (Pd I/39) zum 99.

HOB Markus Decker s. Altenbuch

n QUALISCH

16.10. Anneliese Braun geb. Teichmann zum 82.

17.10. Gerhard Rücker zum 95.

27.10. Helga Bornemann geb. Lezel zum 85.

30.10. Christa Zöbisch geb. Schmidt zum 90. HOB Günter Henke

s. Altsedlowitz

n RADOWENZ

01.10. Bruno Schreiber zum 79.

04.10. Agnes Dix geb. Sauermann zum 88.

04.10. Hildegard Schmidt zum 80.

18.10. Georg Seidel zum 84.

22.10. Ursula Spitzer geb.Babel zum 86.

22.10. Albert Patzak zum 80.

28.10. Christel Thurik geb. Neumann zum 79.

31.10. Marta Heinbach geb. Wiesenecker zum 99.

HOB W. Thole

Tel. 06196 44836

n SCHATZLAR, STOLLEN, BRETTGRUND, WERNSDORF, REHORN, QUINTENTAL, SCHWARZWASSER

01.10. Dieter Selinger (St) zum 84.

02.10. Gerfried Olbrich (S-B/W) zum 80.

04.10. Elisabeth Illner geb. Fluha zum 90.

06.10. Inge Eflerová geb. Feest (Sw) zum 79.

09.10. Christiane Müller geb. Knopf (S44) zum 65.

11.10. Christa Müller

Druckfehler! RGH Nr. 33/34 S. 28 Johannesfest in Soor. Der Verein in Soor heißt nicht Jaromer sondern Na Ždar. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

n STUPNA

16.10. Erna Grabka (Nr. 5) zum 88.

23.10. Helga Janda geb. Kotzian (Nr. 100) zum 88.

31.10. Josef Stoklas (Nr. 82) zum 88.

HOB Heidrun Vogt Tel. 036421 22707

n TRAUTENAU

03.10. Margarethe Kühn geb. Lienhard zum 96.

05.10. Elisabeth Becher geb. Stelzig zum 94.

14.10. Gertrude Nold geb. Ullrich zum 96.

16.10. Werner Stenke zum 89.

16.10. Christa Moser geb. Jung zum 81.

19.10. Roswitha Foley geb. Leischner zum 94.

21.10. Helmut Schwanda zum 88.

23.10. Uwe Bauer zum 62.

26.10. Ottilie Kuschel geb. Malzner zum 97.

29.10. Rosi Kastner geb. Rücker zum 97.

HOB Markus Decker s. Altenbuch

n TRAUTENAUHOHENBRUCK

02.10. Hans Tatsch zum 81.

18.10. Herta Rebbe geb. Kindler zum 82.

HOB Harald Richter Tel. 02224 81437

n TRAUTENBACH

04.10. Margit Jud geb. Schier (Nr. 87) zum 84.

06.10. Margit Plass

Nicht nur zu Pfingsten, auch im Herbst wird gewandert und gesungen ... Liedpostkarte aus der Sammlung von Karl Winter.

Eia erschta Juhrn noch do Vertreibung hotta mir kej Radio unn iewohaupt kej Fernsahn. Gottseidank wosta mir ons zo helfa. Mir setzta ons zosamma unn dozehlta ons wies Lawa frieho aj do Humbrecke wohr. Unn dann hommo gesonga. Die ahla Liedo: „In dem Wasser schwimmt ein Fischchen. Das ist glücklicher als ich …“ . „Dassa of do weita Welt … doch om schinsta ollemohl is’s bei ons dohejm“. Mir kunnta die ganza Gesänglan auswendig. Unn monchmohl kouma mir su aj

Fohrt, dossmo wetto gohrnee ufhörn wullta! Unn do hommo gesonga: „Mir giehn nee hejm, mir gihn nee hejm, mir giehn die ganze Nacht nee hejm. Mir setza ons ajs Wenkala, unn watta nooch a brenkala…“. Dos wohr olles a su schien, doss ich dofiere die ganza Fernsehprogamme ajtauscha teet - dos sajn Erennerunga. Die liecha jetzt ajm Sande aj do Appe (Aupa) ajgegrouwa!

HOB Harald Richter Trautenau-HohenbruckBad Honnef

Dos Tonla

Mei bimscher Gruussvouto, do Mertavouto, wohr ferchterlich stolz of sen Enkel Toni, vollecht ah weila mit senn donkla Hoorn eher wie a Bimscher ausgesahn hoot. Dauernd hoodan dorch die Stuwe getroorn on mid om gespielt. Ejnes Owods hooda wiedo mid om senn Spaß gehout. Dos Tonla wojhr fresch gebodt und ondarem hoda nooch kejne Wendl. Und wie do Mertavouto ihn huuchgehala hoot, hoot sich Tonis klejne Bloose uf gemacht. Un do hooda ihm direkt aj die Gusch gesejcht. Do Mertavouto hoot sich a bessla geschettelt und hood

gesohrt. „Ach, Tonla, wenns ok Schnops wehr“. A su enner wohr do Mertavouto. A mus aja Kriegsjuhrn gestorwa sajn, und weil a bloos a HolzKreuz kriechte, wessa mir nee aj welcho Ecke vom Trautscha Friedhof a begroua is.

HOB Harald Richter

RIESENGEBIRGSHEIMAT 19 Sudetendeutsche Zeitung Folge 38 | 22.9.2023
� A Brinkala Paurisch Johannisbad.
Trautenau - Hohenbruck um 1920. Foto: Archiv

Zwei, die zusammen gehören: Trautenau und Würzburg

Dem Schwelbrand Mitte August im „Haus der Heimat“ in Wien fielen viele unwiederbringliche Ausstellungsstücke der Heimatvertriebenen zum Opfer. Diese Katastrophe hat uns zum Nachdenken gebracht und sollte uns daran erinnern, die „Riesengebirgsstube“ in Würzburg wieder mehr mit Leben zu erfüllen.

Liebe Heimatfreunde, besucht dieses Kleinod mit euren Kindern und Enkeln, es ist kein Museum, es ist ein Teil jeder einzelnen Familiengeschichte. Der nachfolgende Beitrag ist vor allem dem Nachwuchs gewidmet.

In einem Festakt am 1. Dezember 1956 im Wenzelsaal des Würzburger Rathauses wurde Alfons Kolbe, dem ehemaligen Bürgermeister von Trautenau und damaligen Vorsitzenden des Riesengebirgler Heimatkreises Trautenau e. V., die PatenschaftsUrkunde ausgehändigt. Sie kann heute noch in der Riesengebirgsstube besichtigt werden.

Was bedeutet eine Städte-Patenschaft?

Die Städte-Patenschaften gehen auf eine Vereinbarung des Deutschen Städtetages und des Verbandes der Landsmannschaften (heute „Bund der Vertriebenen“) aus dem Jahr 1954 zurück.

Im Gegensatz zu Städte-Partnerschaften, die sich vor allem auf kulturellem Gebiet austauschen, verpflichten sich Patenstädte verschiedenste Hilfeleistungen zu erbringen. Die Heimatvertriebenen brauchten nach 1945 in erster Linie Wohnraum und finanzielle Unterstützung. Durch die Vertreibung blieben aber auch Angehörige zurück, Existenzen wurden vernichet, ein ganzer Kulturkreis existierte auf einmal nicht mehr. Hier gilt es, mit Fotos, alltäglichen Ge-

Die Schlacht bei Trautenau

sengebirge mit der Schneekoppe, der höchsten Erhebung der deutschen Mittelgebirge (bevorzugtes Gebiet der Touristen im Sommer und Winter). Trautenau und viele Gemeinden im Aupatal sind Hauptorte der Leinen- und Baumwollindustrie sowie der Eisenwarenerzeugung. In Schatzlar, Bernsdorf, Radowenz und Qualisch wird Steinkohle abgebaut; wir sind stolz auf unsere Landwirtschaft, Obst- und Gartenbau. Handwerk, Gewerbe, Handel sind produktiv und das Schulwesen, Reform-Realgymnasium, Lehrerbildungsanstalt, Acker- und Flachsbauschule, Handelsschule, Volks- und Bürgerschulen und Berufsfachschulen sind voll entwickelt.“

Eigentliche Ursache für den Deutschen Krieg war die Rivalität von Österreich und Preußen im Deutschen Bund. Österreich galt als die Präsidialmacht, wollte seine Stellung bewahren und den Deutschen Bund im Wesentlichen erhalten. Preußen hingegen drang darauf, den Deutschen Bund in einen Bundesstaat umzuwandeln. Dieses Ziel stellte der preußische Ministerpräsident Bismarck am 10. Juni 1866 in einem Plan den Mitgliedsstaaten vor.

Die Schlacht bei Trautenau/ Trutnov am 27. Juni 1866 war die erste große Schlacht des Krieges und endete mit einem Pyrrhussieg der Österreicher. Auf Seiten Österreichs waren 191 Offiziere und 4596 Mann an Toten, Verletzten und Gefangenen zu beklagen. Die preußischen Verluste an Gefallenen und Verwundeten betrugen 56 Offiziere und 1282 Mann. Der Kommandierende des X. Korps der Österreicher war Feldmaschallleutnant Ludwig von Gablenz, der den Befehl erhielt, Trautenau zu besetzen und die von Liebau vordringenden Preußen aufzuhalten.

Das gegnerische preußische I. Armee-Korps unter General der Infanterie Adolf von Bonin überschritt bei Liebau die Lan-

genständen, Geschichtsbüchern und vielem mehr, die Erinnerung zu bewahren, wach zu halten und sie an Kinder und Kindeskinder weiterzugeben.

Würzburg ist eine vorbildliche Patenstadt In bester Lage, im dritten Stock des Barockhauses Nr. 12 in der Neubaustraße in Würzburg, stellte die Stadt auf unbegrenzte Zeit 104 Quadratmeter miet- und abgabefrei für die Riesengebirgsstube zur Verfügung. Viele Ver-

Rückmarsch seine Rolle als Führungsformation und wurde am nächsten Tag vom preußischen Gardekorps ersetzt.

Am 28. Juni, beim Gefecht bei Soor und Burkersdorf, verlor das X. Korps unter seinem Befehlshaber von Gablenz allerdings die Schlacht. Die Österreicher verloren zusätzlich 123 Offiziere und 3696 Mann, während das preußische Gardekorps nur 28 Offiziere und 685 Mann einbüßte.

Ein erheblicher Vorteil der preußischen Armeen lag in ihrer Ausrüstung, mit ihren Zündnadelgewehren konnten sie dreimal so schnell schießen wie mit herkömmlichen Karabinern.

Der entscheidende Schritt zur Beendigung des Krieges war der am 26. Juli 1866 vom französischen Kaiser Napoléon III. vermittelte

anstaltungen und Zusammenkünfte zeugen von dem lebhaften Austausch mit Trautenau. Bis heute beteiligt sich die Stadt finanziell an unseren Heimattreffen.

Nach über 70 Jahren kann man sagen: Trautenau und Würzburg gehören zusammen!

Der Anfang unserer Beziehung Bei der Vereinbarung und Übernahme einer Patenschaft sollten möglichst gleichartige wirt-

� Erinnerung

schaftliche und soziologische Verhältnisse beachtet werden. Der damals amtierende Oberbürgermeister Dr. Franz Stadelmayer steckte das Terrain ab und wollte wissen, was Trautenau als Patenstadt zu bieten hätte. Die Antwort von Dr. Josef Klug, 30 Jahre lang Vorsitzender des Heimatkreises Trautenau, kam prompt: „Wir haben nichts zu bieten, wir sind bekanntlich Vertriebene; aber ich sage Ihnen, was wir verlassen mußten: Stadt und Landkreis Trautenau im Rie-

Ein Todesmarsch durch Hohenbruck

Es muß in den letzten Kriegswochen gewesen sein, als mein Bruder Toni (12) vor dem „Gasthaus Futter“ am Rognitzer Berg einen langen Zug zerlumpter, abgemagerter jüdischer KZ-Häftlinge beobachtete, die, von Trautenau kommend, kurz Halt machten. Die Sonne brannte. Ein Sträfling näherte sich Toni und hielt ihm einen Blechnapf entgegen. Er bat um etwas Wasser, „aber bittschön warmes Wasser“. Vermutlich wußte er, daß ihm bei seinem erbärmlichen Zustand kaltes nicht bekam. Toni war damals noch nicht in der Hitlerjugend, sondern nur Pimpf. Er wußte auch nicht, ob ihm überhaupt erlaubt war, mit den Häftlingen Kontakt aufzunehmen. Schnell nahm er die Blechschale, rannte in die Wirtschaft und brachte dem Mann das erbetene Wasser. Dieser bedankte sich und schon drängten die Bewacher zum Aufbruch. Mühsam schleppten sich die Gefangenen den Rognitzer Berg in Richtung

Königgrätz hinauf.

Später hieß es, zwei oder drei der Sträflinge seien gleich hinter unserem Dorf zusammengebrochen und gestorben. Sie wurden wohl am Straßenrand begraben. Was aus dem Mann geworden ist, dem Toni das Wasser gebracht hat, wissen wir nicht. Möglicherweise litt er an der Ruhr und wollte deshalb warmes Wasser.

Geschichtlich bedeutend war für Trautenau auch der preussisch-österreichische Krieg 1866 (auch Deutscher Krieg genannt).

In der Schlacht von Trautenau am 27. Juni 1866 ging Österreich das einzige Mal als Sieger hervor.

In der Stadtratssitzung vom 27.6.1956 wurde die Patenschaftsübernahme von allen Stadtratsfraktionen einstimmig beschlossen. kw

Quelle: Dr. Josef Klug 1986, „Festschrift zum 30-jährigen Patenschafts-Jubiläum“, Riesengebirgler Heimatkreis Trautenau.

Damals, als die Rote Armee immer tiefer ins Reich vorstieß, wurden einige der östlich gelegenen KZs aufgelöst und ihre Insassen auf die grausamen Todesmärsche geschickt. Vielleicht kam dieser Zug aus dem Lager Groß-Rosen in Niederschlesien. Ich war damals knapp sechs Jahre alt und meine, mich daran erinnern zu können, daß auch ich zum „Gasthaus Futter“ hochgelaufen bin. Meinen Bruder hat dieses Ereignis sein Leben lang beschäftigt. Harald Richter, HOB von TrautenauHohenbruck

desgrenze. Die Österreicher eröffneten von den Bergen her das Feuer. Die Anhöhe zwischen dem Galgenberg und dem Katzberg wurde zum Schlachtfeld, es kam zu schweren Einzelkämpfen. Die Österreicher waren so stark bedrängt, daß sie in Richtung Süden bis kurz vor Hohenbruck zurückgedrängt wurden. Adolf von Bonin lehnte eine weitere Unterstützung der I. Garde-InfanterieDivision ab, die bei Parschitz lag, in der Annahme, die Schlacht bereits gewonnen zu haben. Als die Masse der Preußen abzog, erneuerten die Österreicher, die durch zwei Brigaden verstärkt worden waren, ihren Angriff mit doppelter Kraft. In musterhafter Ordnung rückten die Österreicher auf den Kapellenberg vor. Die geschlagenen Teile des preußischen I. Korps mußten sich nach Goldenöls zurückziehen. Das Korps Bonin verlor durch den

Vorfrieden von Nikolsburg, nachdem Österreich in der Hauptsache (Austritt aus der gesamtdeutschen Politik) nachgegeben hatte, zumal seine militärische Lage aussichtslos war.

Kriegerdenkmäler

In Trautenau wurde am 27.6.1868 ein Kriegerdenkmal zur Erinnerung an die Schlacht bei Trautenau eingeweiht. An den Seitenwänden sind Tafeln mit den Namen aller gefallenen Österreicher angebracht. 1905 wurden die sterblichen Überreste des 1874 in Zürich verstorbenen österreichischen Generals von Gablenz in der Krypta im Inneren des Denkmals beigesetzt.

Ein weiteres Kriegerdenkmal für die Gefallenen des ostpreußischen Infanterie-Regiments Nr. 43 wurde am 22.10.1868 auf dem Kapellenberg bei Trautenau eingeweiht. kw Quelle: wikipedia

� Erinnerung

General von Gablenz. Im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim kann man dieses „Behelfsheim“ sehen, das in Ottenhofen abetragen wurde. Es stammt aus dem Jahr 1944 und mißt nur 4,7 m x 5,5 m. Die Wohnfläche von knapp 26 qm ist durch eine Holzwand in eine Wohnküche und einen Schlafraum aufgeteilt. Der Abtritt war außerhalb und gewaschen hat man sich in der Küche. Kaum vorstellbar, daß in dieser Notunterkunft bis in die 1960er Jahre eine dreiköpfige Familie lebte. Das Häuschen wurde 1944 vom Ottenhofener Landwirt Friedrich Hofmann errichtet. Es entstand im Rahmen des Deutschen Wohnungshilfs-

werks (DWH), das die Schaffung von Notunterkünften für ausgebombte und evakuierte Stadtbewohner koordinierte, und entspricht in Maßen und Ausstattung relativ genau den Vorgaben.

Ein Verbundprojekt der Freilichtmuseen Bad Windsheim, Kiekeberg und Kommern erforscht museal die Zeit-, Sozialund Kulturgeschichte des ländlichen Raums zwischen 1945 und 1980. Dabei spielt auch das Thema „Behelfsheim“ eine Rolle. In den Notunterkünften kamen nach1945 Evakuierte, Ausgebombte, Flüchtlinge, Vertriebene und andere vom Krieg betroffene Bevölkerungsgruppen

unter. Schätzungen zufolge wurden zwischen 1943 und 1945 etwa 100.000 Behelfsheime gebaut, die ganze Ortsbilder prägten. Bei der Wohnraumbeschaffung in den Nachkriegsjahren hat wohl jeder Heimatvertriebene eigene Erfahrungen gemacht. Heutzutage sind die „Tiny Houses“ (übersetzt: winzige Häuser) wieder sehr aktuell. kw

Quelle: Helmut Hoffmann

RIESENGEBIRGSHEIMAT Sudetendeutsche Zeitung Folge 38 | 22.9.2023 20 � 67 Jahre Patenschaft
In diesem schönen Barockhaus befindet sich die Riesengebirgsstube. Blick in die Ausstellung. Fotos: Andreas Hoffmann
Das „Behelfsheim“ –Vorläufer des „Tiny Houses“?
„Gablenz-Denkmal“ in Trautenau 2008. Foto: Kleszczu Gasthaus Futter. Fotos: www.staretrutnovsko.cz Der Deutsche Krieg 1866 General von Bonin. Renoviertes Behelfsheim aus Ottenhofen. Foto: Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.