Sudetendeutsche Zeitung 28. Juli 2023 Ausgabe 30

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Sudetendeutsche Zeitung

Reicenberger

2,80 EUR 75 CZK | München, 28. Juli 2023

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� Empfang für Wimbledon-Siegerin Markéta Vondroušová

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Neudeker Heimatbrief

Sudetendeutschen Landsmannschaft

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Petr Fiala gratuliert der neuen Tennis-Königin

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� Gedenktag in Nürnberg

Herrmann würdigt Vertriebene

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat die deutschen Heimatvertriebenen als ein leuchtendes Vorbild für Bayern bezeichnet.

Anläßlich des Gedenktags für die Opfer von Flucht und Vertreibung am vergangenen Freitag im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg sagte Herrmann in Vertretung des Bayerischen Ministerpräsidenten: „Die Heimatvertriebenen haben trotz des unendlichen Leids, das sie erlebt haben, nach ihrer Flucht ein neues Gemeinschaftsleben geschaffen – nicht in Abgrenzung, sondern zusammen mit der heimischen Bevölkerung.“ Dabei hätten sich die deutschen Heimatvertriebenen nach dem Kriegsende „mit harter Arbeit, Disziplin und auch in engem Dialog der Kulturen eine neue Existenz aufgebaut“. Gerade in Zeiten, in denen wieder Krieg in Europa herrscht, stehe der Gedenktag beispielhaft für Mut zur Völkerverständigung, Kraft zur Zukunft und Verantwortung aus der Geschichte. Die Heimatvertriebenen bewiesen eindrucksvoll, welches feste Band sie verbinde und wie sie ihre Traditionen und ihr Brauchtum pflegten. Herrmann betonte: „Wir können von den deutschen Heimatvertriebenen lernen, was Fleiß, Ideenreichtum und Mut bewirken können.“ Zudem dankte der Innenminister auch dem Bund der Vertriebenen, den er als „kraftvolle Stimme der deutschen Heimatvertriebenen“ bezeichnete. Innenminister Herrmann richtete abschließend seinen Dank an alle Heimatvertriebenen: „Ich bin froh, daß Sie unsere Werte und Grundüberzeugungen hochhalten. Sie setzen ein wichtiges Zeichen gegen Haß, Krieg und Gewalt.“

Vor dem Festakt hatte der Vizepräsident des Bayerischen Landtags, Karl Freller, gemeinsam mit Sylvia Stierstorfer, der Beauftragten der Staatsregierung für Vertriebene und Aussiedler, und Christian Knauer, dem Landesvorsitzenden des Bundes der Vertriebenen, am Denkmal für Flucht und Vertreibung am Hallplatz einen Kranz niedergelegt.

Es ist ein Sieg für die Geschichtsbücher: Als erste ungesetzte Spielerin in der Geschichte hat Markéta Vondroušová am 15. Juli das Grand-Slam-Turnier in Wimbledon in zwei Sätzen gegen Ons Jabeur mit 6:4 und 6:4 gewonnen (Sudetendeutsche Zeitung berichtete). Nach ihrer Rückkehr wurde die 24jährige jetzt von Premierminister Petr Fiala in dessen Büro in Prag empfangen.

Da er in seiner Freizeit selbst Tennis spielt, habe er das Finale selbstverständlich am Fernsehen verfolgt und mitgefiebert, verriet Fiala: „Ich freue mich

� Tschechiens Verteidigungsministerin empfing ihren deutschen Amtskollegen Boris Pistorius in Prag

sehr über den Erfolg von Markéta Vondroušová. Es ist ein großer Erfolg und eine großartige Repräsentation des tschechischen Tennissports und der Tschechischen Republik.“ Für die in Falkenau an der Eger geborene Tennisspielerin ist Wimbledon der bislang größter Erfolg in ihrer Karriere. Weitere Höhepunkte waren der Finaleinzug bei den French Open 2019 und der Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Sommerspielen 2021 in Tokio. Ende August startet Vondroušová als WeltrangistenZehnte bei den US Open in New York.

Jana Černochová: „Deutschland ist unser strategischer Partner“

Je länger der russische Diktator Wladimir Putin seinen Angriffskrieg auf die Ukraine fortsetzt, desto enger werden die Beziehungen zwischen Deutschland und Tschechien. Jüngster Beleg war die überaus freundliche Atmosphäre beim Antrittsbesuch von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius am Donnerstag und Freitag vergangener Woche in Prag.

Gleich zum Auftakt seines Prag-Besuchs setzte Pistorius ein deutliches Zeichen. Als erster deutscher Verteidigungsminister gedachte er an der Seite seiner tschechischen Amtskollegin Jana Černochová der tschechischen Fallschirmjäger, die am 27. Mai 1942 den NaziVerbrecher Reinhard Heydrich ausgeschaltet hatten, und legte am „Nationalen Denkmal für die Helden der Heydrichiade“ in der Krypta der Kyrill-und-MethodKirche einen Kranz nieder.

Auf der politischen Tagesordnung in Prag standen unter anderem die bilaterale wie multinationale Zusammenarbeit, die Einsätze in Litauen und der Slowakei und die gemeinsame Beschaffung von Kampfpanzern des Typs Leopard 2. Weitere Gesprächsthemen waren die Unterstützung der Ukraine und die Nationalen Sicherheitsstrategien beider Nationen.

Tschechien sei einer der wichtigsten Nachbarn Deutschlands sowie der bedeutendste sicherheits- und verteidigungspolitische Partner in dieser Region, so Pistorius. Es sei im beiderseitigen Interesse, diese Zusammenarbeit in Zukunft noch zu verstärken, so der Minister.

„Deutschland ist unser strategischer Partner, und unser heutiges Treffen hat dies auch bestätigt“, bekräftigte Černochová das mittlerweile gute Verhältnis zwischen Berlin und Prag.

Als erster Nato-Partner hat Tschechien ankündigt, den deutschen Kampfpanzer Leopard 2 in der modernsten Variante A8 zu beschaffen. Pistorius begrüßte diese Entscheidung und sagte,

Verteidigungsministerin Jana Černochová begrüßt ihren Amtskollegen Boris Pistorius mit militärischen Ehren. Gemeinsam schreiten die beiden die Ehrenformation ab. Fotos: Bundeswehr/Jankowski, Ministerstvo obrany ČR

pean-Sky-Shield-Initiative zu beteiligen. Das Rahmenabkommen werde derzeit abgestimmt und soll in den nächsten Monaten unterschrieben werden. Aktuell wollen sich 19 europäische Staaten an dem Projekt beteiligen, um die Luftverteidigung zu verbessern. In diesem Zusammenhang hat der Bundestag bereits im Juni grünes Licht für die Beschaffung des Luftverteidigungssystems IRIS-T SLM und weiterer Schutzmaßnahmen gegeben, die ab 2025 einsatzbereit sind sollen. Beherrschendes Thema des Treffens in Prag war die Unterstützung der Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen Rußland. Pistorius würdigte besonders, daß Tschechien als erster westlicher Staat Kampfpanzer an die Ukraine geliefert habe. Möglich machte das ein Ringtausch: Als Ersatz für die abgegebenen T 72 sowjetischer Bauart erhält Tschechien von Deutschland Leopard2-Panzer, von denen der siebte inzwischen ausgeliefert wurde. Dieser Ringtausch sei ein Erfolgsprojekt, geprägt von partnerschaftlichen und konstruktiven Verhandlungen, so Pistorius. Černochová und er erörterten außerdem eine mögliche tschechische Beteiligung an der deutschen Ausbildungsunterstützung für die Ukraine. Bislang hat Tschechien ukrainische Streitkräfte in eigener Verantwortung ausgebildet und beteiligt sich darüber hinaus an der Ausbildung unter Führung durch das polnische Combined Training Command.

Zum ersten Mal hat ein deutscher Verteidigungsminister der tschechischen Helden gedacht, die Nazi-Verbrecher Reinhard Heydrich ausgeschaltet hatten.

er hoffe, daß weitere Nato-Länder sich Tschechien anschließen werden.

Zudem prüft Tschechien, Transportflugzeuge des Typs A400M des deutsch-französischen Konzerns Airbus zu kau-

fen. Der A400M wird seit 2014 von der deutschen Luftwaffe genutzt und ist das Rückgrat der taktischen und strategischen Lufttransportfähigkeit der Bundeswehr. Sollte Tschechien sich für den A400M entscheiden, wer-

Pistorius.

de Deutschland mit Erfahrung und Know-how bei der Einführung zur Seite stehen, so Pistorius.

Außerdem hat Tschechien bereits entschieden, sich an der von Deutschland initiierten Euro-

Pistorius bedankte sich ausdrücklich für den tschechischen Beitrag zur eFPenhanced-Forward-Presence-Battlegroup in Litauen. Künftig will Deutschland dort eine komplette Brigade dauerhaft stationieren. Pistorius bekundete großes Interesse daran, Tschechien auch weiterhin als wichtigen Partner an Bord zu haben. Gerade die tschechische Expertise in der Abwehr von atomaren, biologischen und chemischen Bedrohungen sei willkommen und geschätzt.

Torsten Fricke
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Sudetendeutsche Landsmannschaft präsentiert sich in Erding (S. 2) Postvertriebsstück Deutsche Post AG Entgelt bezahlt Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH Hochstraße 8 D-81669 München eMail zeitung@sudeten.de B 6543 Jahrgang 75 | Folge 30 |
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Botschafter Andreas Künne begrüßt Verteidigungsminister Boris Tennisfan Petr Fiala empfing die neue Wimbledon-Siegerin Markéta Vondroušová in seinem Büro. Foto: Vláda CZ
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AUS UNSEREM PRAGER BÜRO

Die Sophien-Akademie in Prag wurde 1840 als zunächst reine „Singaccademie“ gegründet und nach Erzherzogin Sophie, der Mutter von Kaiser Franz Josef I. benannt.

Diese bedeutende kulturelle Institution existierte bis 1899 und hatte ihren Sitz auf der Moldauer Sophien-Insel, tschechisch Žofín. Sowohl das Gebäude, als auch die Insel tragen diesen Namen bis heute und sind Mittelpunkt des kulturellen Lebens in der tschechischen Hauptstadt.

Unvergeßlich bleibt ein Deutscher, der diese Akademie von 1851 bis 1855 leitete: Franz Arnold Vogl (1821–1891) war ein Sudetendeutscher aus der Gemeinde Rudig beziehungsweise Podersam, tschechisch Vroutek. Vogl und seine tschechische Frau Božena hatten zwei Töchter: Isabella besuchte die deutsche und Božena die tschechische Schule.

Vogl selbst war überzeugter Patriot des Landesprinzips Böhmens. Er komponierte sowohl deutsche als auch tschechische Lieder im „Lie-

❯ Bundesverband der Sudetendeutschen Landsmannschaft

dertafelstil“, und diese wurden von tschechischen und deutschen Gesangsvereinen gerne gesungen.

Dieser sudetendeutsche Kom-

In Tschechien rollt wieder der Fußball

ponist trug somit auf bedeutende Weise zur nationalen „Erwekkung“ des tschechischen Volkes bei.

Bindeglied zwischen Bayern und Tschechien: „Das macht uns stolz“

Der Bundesverband der Sudetendeutschen Landsmannschaft und die SL-Landesgruppe haben am vergangenen Freitag auf dem Schrannenplatz im oberbayerischen Erding der Öffentlichkeit ihre Arbeit vorgestellt. Ehrengast am Stand war Schirmherrschaftsministerin Ulrike Scharf.

Anlaß war die Landesversammlung der SL-Landesgruppe Bayern, die in diesem Jahr in Erding stattfand. In seiner Begrüßung hob Landesobmann Steffen Hörtler hervor, daß die Sudetendeutschen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges mit über einer Million Menschen die größte Gruppe der Vertriebenen in Bayern ausmachten. „Ende 1946 war jeder vierte Einwohner Bayerns ein Vertriebener“, so der Landesobmann und weiter: „Daß wir heute so aktiv sind, unsere Kultur leben können, das Bindeglied zwischen Bayern und Tschechien sind, das macht uns Sudetendeutsche stolz.“

Volksgruppensprecher Bernd

Posselt betonte: „Wir sind eine durch die Geschichte frühzeitig globalisierte Volksgruppe.“

Die Vertreibung habe die Sudetendeutschen über ganz Mitteleuropa, über die ganze Welt zerstreut. Daß die Volksgruppe fast 80 Jahre nach ihrer Vertreibung noch diesen Zusammenhalt bewahren könne, habe mehrere Gründe: Dies seien die Landsleute über Generationen hinweg. Auch nachgeborene Generationen engagierten sich in immer größerer Zahl. Ein weiterer Grund für den Zusammenhalt sei der Rückhalt im Freistaat Bayern.

„Wir Sudetendeutsche weltweit sind Bayerns Vierter Stamm“, so Posselt. Und schließlich hätten sich die Sudetendeutschen nie eingebunkert. „Wir sind zwar eine traditionsbewußte, aber weltoffene Volksgruppe.“

Posselt verwies auf berühmte Sudetendeutsche, wie zum Beispiel Ferdinand Porsche oder Daniel Swarovski, Namen aus seiner angestammten Heimat, dem Isergebirge. „Wir haben ganz viele Weltfirmen und führende kulturelle Persönlichkeiten hervorgebracht, von Adalbert Stifter bis Harald Schmidt“, informierte Posselt. Dies gebe Kraft und Vitalität, die Wurzeln zu bewahren

Ulrike Scharf, Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, und Erdings Zweite Bürgermeisterin Petra Bauernfeind.

lung und brachte ihre Hoffnung zum Ausdruck, daß es auch heute gelingen kann, Menschen, die aus ihrem Heimatland vertrieben werden, gut aufzunehmen.

Für entspannte Atmosphäre sorgten die „Altbairische Blasmusik“ Erding unter der Leitung des Kreisvolksmusikpflegers Reinhard Loechle und die Privatbrauerei Erdinger Weißbräu mit ihrem kostenlosen Bierausschank. Selbst Brauereichef Werner Brombach erwies den Sudetendeutschen die Ehre seiner Anwesenheit.

Die Fortuna Liga, Tschechiens höchste Fußball-Spielklasse, ist am Wochenende in die neue Saison gestartet. Als Titelfavoriten gelten der amtierende Meister Sparta Prag sowie Erzrivale Slavia Prag. Viktoria Pilsen werden Außenseiterchancen eingeräumt. In Pilsen waren im Juni, wie die Sudetendeutsche Zeitung berichtete, Investoren aus Österreich eingestiegen.

Jeder Tscheche hat

11 000 Euro Schulden

Mit 3,044 Billionen Kronen Schulden (127 Milliarden Euro) hat der tschechische Staat erstmals die Drei-Billionen-Marken überschritten. Seit Jahresbeginn ist der Schuldenberg um fast 150 Milliarden Kronen (6,24 Milliarden Euro) angestiegen. Die Schuldenquote liegt jetzt bei 42,8 Prozent des nominalen Bruttoinlandsproduktes. Auf jeden Tschechen entfällt die hypothetische Schuldenlast von rund 280 000 Kronen (11 670 Euro).

Nationalbank warnt vor Cyber-Angriffen

Die Zahl der Cyber-Angriffe auf das Online-Banking in Tschechien hat sich in den vergangenen Jahren vervielfacht. Dabei würden die Täter immer raffinierter vorgehen, warnt die tschechische Nationalbank ČNB. Um an die Log-In-Daten der Opfer zu kommen, nutzen die Kriminellen unter anderem betrügerische Telefonate.

Autobahn D 35 wird weiter gebaut

Baugenehmigung für ein weiteres Teilstück der tschechischen Autobahn D35 in Ostböhmen: Das Verkehrsministerium erteilte jetzt die Erlaubnis, den 16,6 Kilometer langen Abschnitt zwischen Überdörfel (Opatovec) und Zwitter (Svitavy) in Angriff zu nehmen. Auf dem Teilstück soll auch der längste Autobahntunnel Tschechiens entstehen, der fast vier Kilometer lang sein wird. Die Bauzeit des Abschnitts ist für 2025 bis 2029 angesetzt. Die D 35 soll nach der Fertigstellung die D 1 in Mittelmähren mit

der D 11 in Ostböhmen verbinden. Unter anderem führt sie um Olmütz herum. Ziel ist, mit dem Bau der Autobahn die tschechische Hauptverkehrsader D 1 zwischen Prag und Brünn zu entlasten.

Lusental bald wieder zugänglich

Im Nationalpark Böhmerwald sollen in Zukunft das Lusental und der historische Grenzübergang Blaue Säulen wieder für Besucher zugänglich werden, hat der tschechische Umweltminister Petr Hladík (KDU–ČSL) am Freitag nach einem Gespräch mit der Nationalparkverwaltung in Krummau erklärt. Laut Nationalpark-Leiter Pavel Hubený könnte der seit fast 80 Jahren gesperrte Bereich im Verlauf der nächsten Jahre wieder geöffnet werden. Bisher ist das Tal vor allem zum Schutz der Auerhühner nicht zugänglich. Die Bestände im Böhmerwald würden jedoch anwachsen, sagte Hubený.

Gerichtshof urteilt für Windräder

Der Oberste Gerichtshof Tschechiens hat eine Entscheidung des Kreises Aussig widerrufen, wonach hohe Windräder wegen entsprechender Abstandsvorgaben auf 99 Prozent der Fläche nicht zulässig seien. Die Richter stellten fest, daß der Kreistag damit den Umstieg auf erneuerbarer Energie praktisch verhindert hätte.

Neue Umfrage:

Ano klar in Führung

Laut der neuesten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Median würde die Partei Ano bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus mit 36,5 Prozent deutlich siegen. Zweitstärkste Partei wären die Bürgerdemokraten (ODS) von Premierminister Petr Fiala mit 14 Prozent der Stimmen, dahinter die ebenfalls in der Koalition vertretenen Piraten mit 11 Prozent. Die oppositionelle Rechtsaußenpartei „Freiheit und direkte Demokratie“ (SPD) käme auf 10 Prozent. Knapp noch ins Abgeordnetenhaus würden die Bürgermeisterpartei Stan (5,5 Prozent) und Top 09 (5 Prozent) gelangen.

Unter der Leitung von Erdings Kreisvolksmusikp eger Reinhard Loechle sorgte die „Altbairische Blasmusik“ für die musikalische Umrahmung.

und gleichzeitig offen zu sein für Neues, eine europäische und internationale Volksgruppe.

Besonders erfreulich sei die positive Entwicklung der Beziehungen zum tschechischen Volk.

Als Beispiel für die gemeinsame Aufarbeitung der Geschichte nannte Posselt die Aussage des tschechischen Staatspräsidenten Petr Pavel in Theresienstadt, wo das Staatsoberhaupt zu Recht die massiven Verbrechen der Nationalsozialisten verurteilt habe. Pavel habe dann weiter gesagt: „Wir Tschechen dürfen darüber nicht die Verbrechen unserer Vorfahren vergessen, müssen dafür die Verantwortung übernehmen und daraus lernen.“ Ein Satz, mit dem er weit über den

mutigen Václav Havel hinaus gegangen sei.

Schirmherrschaftsministerin Ulrike Scharf konnte die Sudetendeutschen in ihrer Heimatstadt Erding willkommen heißen. Sie dankte für die Verständigungsarbeit, die geleistet werde. Bernd Posselt sei ein Botschafter der Verständigung mit der Tschechischen Republik: „Die Entwicklung, die wir jetzt erreichen konnten, ist hauptsächlich deinem jahrzehntelangen Wirken und deiner Geduld, deinem Mut zu verdanken“, so die Ministerin.

Erdings Zweite Bürgermeisterin Petra Bauernfeind gratulierte zum überaus gelungenen Auftakt der Landesversamm-

Mit Infoständen präsentierten sich zudem die Sudetendeutsche Landsmannschaft mit ihrem Geschäftsführer Andreas Miksch an der Spitze, der auch das sozialen Netzwerk Sudeten.net den durchwegs interessierten Erdingern vorstellen konnte.

Das Sudetendeutsche Museum war mit seinem Direktor Dr. Stefan Planker vertreten, die Sudetendeutsche Heimatpflegerin Christina Meinusch mit Abordnungen aus den Heimatlandschaften Böhmerwald, Egerland, Kuhländchen und der Sprachinsel Wischau, die sich allesamt in ihren Trachten präsentierten.

Ebenso stellte sich die Sudetendeutsche Bildungsstätte „Der Heiligenhof“ mit Studienleiter Gustav Binder und Marianne Wigand aus der Verwaltung in der Erdinger Innenstadt den Bürgern vor. Hildegard Schuster

Sudetendeutsche Zeitung

ISSN 0491-4546

Erscheint wöchentlich freitags Redaktionsschluß Veranstaltungstermine: Freitag 18.00 Uhr. Redaktionsschluß Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in TeplitzSchönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Stanislav Beran, Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Karl Reitmeier, Hildegard Schuster, Lexa Wessel. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München.

Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de;

Verlag: Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail svg@sudeten.de.

❯ Bundesverband der Sudetendeutschen Landsmannschaft Praktikant

Am 17. Juli hat Jaroslav Hájek seine Schülerpraktikumsstelle bei der Bundesgeschäftsstelle der Sudetendeutschen Landsmannschaft angetreten. Zwei Wochen lang hat er im Sudetendeutschen Haus an der Hochstraße in München hospitiert.

Jaroslav, geboren in Prag und seit 2015 mit seinen Eltern in München wohnend, hat sich um

aus Prag

einen Praktikumsplatz bei der Landsmannschaft beworben, weil er sich für die Geschichte der Sudetendeutschen interessiert, insbesondere für ihr Schicksal zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Erste Erfahrungen hatte der Jugendliche bereits beim Sudetendeutschen Tag in Regensburg gesammelt, wo er sich vorbildlich engagiert hatte.

Jahres-Abonnement 2023 Inland als Postvertriebsstück im Lastschriftverfahren 125,00 EUR einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 154,00 EUR, Luftpost auf Anfrage. Reichenberger Zeitung (24 Ausgaben jährlich) 62,50 EUR, Neudeker Heimatbrief oder einer der Regionalblöcke (Block 1 – Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote; Block 2 – Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung/Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung; Block 3 – Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimat, Zuckmantler Heimatbrief; Block 4 – Riesengebirgsheimat) (12 Ausgaben jährlich) 31,25 EUR. Je Rechnung 2,00 EUR Aufschlag. Bankverbindung: Postbank München – IBAN: DE13 7001 0080 0005 7278 08, BIC: PBNKDEFF; Abbestellungen mit einer Frist von vier Wochen zum Vierteljahresschluß schriftlich an den Verlag. Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2021; Anzeigengestaltung erst nach Auftrag. © 2023 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft. Diese Zeitung ist mit allen Texten und Bildern urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung und Verwertung – insbesondere auch Weitergabe in Form von Kopien oder Einstellen ins Internet – sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrecht nichts anderes ergibt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft wieder. Gerichtsstand und Erfüllungsort München. Kein Entschädigungsanspruch bei Nichterscheinen oder Nichtlieferung infolge Streik oder höherer Gewalt. Keine Gewähr für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder, Dokumente, Datenträger und Daten. Alle datenschutzrechtlichen Vorschriften werden beachtet; Einzelheiten unter www.sudeten.de

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AKTUELL · MEINUNG Sudetendeutsche Zeitung Folge 30 | 28.7.2023 2 PRAGER SPITZEN Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.
und SL-Landesgruppe Bayern präsentierten sich in Erding Gemeinsam in Erding (von links): Ste en Hörtler, Landesobmann der SL Bayern, Luis-Andreas Hart, europäisch engagierter Unternehmer mit sudetendeutschen Wurzeln, Werner Brombach, Chef der Privatbrauerei Erdinger Weißbräu, Schirmherrschaftsministerin Fotos: Hildegard Schuster Jaroslav Hájek wurde von SL-Bundesgeschäftsführer Andreas Miksch begrüßt. Foto: Hildegard Schuster

Tschechiens Premierminister Petr Fiala zu Gast im bayerischen Kabinett, Staatspräsident Petr Pavel mit Ministerpräsident Markus Söder in Selb, Bildungsminister Mikuláš Bek als Gastredner beim Sudetendeutschen Tag – während das deutschtschechische Verhältnis immer besser wird, haben sich die Beziehungen zwischen Berlin und Warschau deutlich abgekühlt. Zu spüren bekommt dies vor allem die deutsche Minderheit in Polen, wie Rafał Jan Bartek, der Vorsitzende der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen (SKGD) in Polen, im Interview mit der Sudetendeutschen Zeitung berichtet.

Herr Bartek, hier in Oppeln ist die deutsche Minderheit in Polen am stärksten vertreten. Hier gibt es viele deutsche Institutionen. Und von hier kommt mit Ryszard Galla der einzige Abgeordnete des Sejms in Warschau mit deutschen Wurzeln. Wie kam es zu dieser Situation?

Rafał Jan Bartek: Die Deutschen wurden hier aus Oberschlesien nach 1945 nicht alle vertrieben. Die Geschichte hängt mit der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg zusammen. Oberschlesien gehörte zu den Regionen in Europa, in denen es eine Volksabstimmung gab. Rund 40 Prozent der Einwohner haben damals gesagt: „Wir wollen zu Polen gehören.“ Und das hat man 1945 als Grundlage genommen für den Anspruch auch auf Oberschlesien. So konnte man allerdings auch nicht sagen, daß hier alle deutsch sind, und sie vertreiben. Man hat damals gesagt: „Wir nehmen die Menschen wahr als germanisierte Polen. Und wenn diese Menschen sich als Polen erklären, dann dürfen sie in ihrem eigenen Zuhause bleiben.“ Was die Menschen allerdings gefühlt haben, was sie gesprochen haben, das ist eine andere Geschichte. Dann hat man die Menschen hier gehabt, trotzdem hat man ihnen nicht vertraut. Parallel zur Akzeptanz der Erklärung zum Polentum hat man Entdeutschungsaktionen gestartet. Alles, was deutsch war auf den Friedhöfen, im öffentlichen, aber auch im privaten Raum, mußte weg. Vor- und Nachnamen wurden polonisiert. Und das Verbot der deutschen Sprache gehörte dazu. Das hielt an bis 1989/90. Im Unterschied zu Niederschlesien, wo die Deutschen meist vertrieben wurden, dort konnte man durchaus Deutsch in der Schule als Fremdsprache lernen.

Im vergangenen Jahr hat die polnische Regierung den Minderheiten-Sprachunterricht an den staatlichen Schulen ausschließlich für die deutsche Minderheit von drei auf eine Stunde pro Woche gekürzt. Wie beurteilen Sie die Situation?

Bartek: Die polnische Seite hat es nicht erklärt mit einem Verschulden der deutschen Minderheit in Polen, nicht mit Vorwürfen gegenüber unserer Tätigkeit oder unseren Aktivitäten. Sondern die polnische Regierungsseite hat es erklärt mit dem angeblichen „Versagen“ der deutschen Politik gegenüber den in Deutschland lebenden Polen. Und wir beziehungsweise unsere Kinder wurden mehr oder weniger zu Geiseln genommen. Und erklärt wurde es mit der Behauptung, daß Deutschland zu wenig oder gar nichts gemacht hat in Bezug auf den Polnisch-Unterricht für polnisch-sprachige Bürger. Daß die Lage anders ist, wissen wir, aber das wurde behauptet, so in den Raum gestellt, auch von dem polnischen Bildungsminister, daß die Bundesregierung null Euro für den Polnisch-Unterricht ausgibt. Ich habe schon einmal in einem Interview ironisch gesagt, daß es eigentlich noch schlimmer ist. Die deutsche Bundesregierung gibt auch null Euro für Mathematik- und Deutschunterricht aus, weil das nun mal

❯ Interview mit Rafał Jan Bartek, Vorsitzender der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen in Polen

„Wir erwarten für unsere Kinder die gleichen Rechte“

zu der Nachkriegszeit kam. Angefangen vom Mittelalter, vor allem aber über den Ersten Weltkrieg, dann den Zweiten Weltkrieg mit dem Angriffskrieg Hitlers, den Grenzverschiebungen 1945 und den vielen traurigen Erlebnisse in der Nachkriegszeit, die meine Vorfahren hier erlebt haben. Der letzte Raum erzählt dann die Geschichte der Gegenwart. Hier wird dargestellt, was die deutsche Minderheit seit 1990 macht und in welchen Bereichen sie aktiv ist. Das Dokumentationszentrum soll aber auch ein Begegnungsort sein. Hier sollen sich alt und jung, Minderheit und Mehrheit begegnen. Hier treffen Stereotype auf eine objektive Geschichtserzählung, die von Historikern aus Deutschland und Polen erarbeitet wurde.

Das Dokumentationszentrum kam voran, auch durch die Koalitionsvereinbarungen in der Woiwodschaft Oppelns von 2018, durch die Sie auch als Spitzenkandidat des Wahlkommitees der Deutschen Minderheit zum Parlamentspräsidenten im Ehrenamt wurden.

❯ Zur Person: Rafał Jan Bartek

❯ Geboren 1977 in Oppeln, aufgewachsen in Chronstau, wo er heute noch lebt, verheiratet, zwei Töchter.

❯ Studierte in Oppeln Kunstpädagogik und als Aufbaustudium Bildungsverwaltung an der Breslauer Technischen Hochschule.

❯ Arbeitete als Deutschlehrer in einer Grundschule, im Landratsamt von Oppeln in der Bildungs- und Sportabteilung.

❯ Stipendiat der Robert-Bosch-Stiftung für junge Führungskräfte aus Mittel- und Osteuropa.

❯ 2004 bis 2008 Leiter des Europahauses bei der Stiftung für die Entwicklung Schlesiens und Förderung lokaler Initiativen in Oppeln.

❯ 2008 bis 2015 Geschäftsführer des Hauses der Deutschpolnischen Zusammenarbeit mit Sitz in Geiwitz und Oppeln.

❯ Ab 2005 Mitglied der gemeinsamen Kommission der Regierung und der nationalen und ethnischen Minderheiten, zwischen 2012 und 2018 als Ko-Vorsitzender.

❯ Seit 2015 Vorsitzender der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen (SKGD) im Oppelner Schlesien.

❯ Seit 2018 Vorsitzender des Oppelner Sejmiks (Präsident des Woiwodschaftsparlaments) im Ehrenamt.

❯ Seit 2022 Vorsitzender des Verbandes der SKGD in Polen, als Nachfolger von Bernard Gaida.

Ländersache ist. Aber es wird populistisch so dargestellt, um die Diskriminierung unserer Kinder zu rechtfertigen. Die Lösung des Problems ist nur international oder bilateral. Ohne Argumente aus Deutschland können wir das Problem hier gar nicht lösen. Da sind wir zu klein. Wir erwarten als deutsche Minderheit nicht mehr als das, was andere Minderheiten haben, die in Polen leben. Die belarussische, die ukrainische, die tschechische und die slowakische Minderheit haben weiterhin Minderheitssprachen-Unterricht von drei Stunden. Und wir erwarten für unsere Kinder einfach nur die gleichen Rechte, also auch drei Stunden. Wir sehen es nicht ein, daß Kinder, die Bürger des Staates sind, so wie wir Eltern es als Steuerzahler auch sind, wegen irgendwelcher bilateralen Schwierigkeiten benachteiligt werden, weil man den Berlinern, also den Deutschen, eins auswischen will.

Das geht aus unserer Sicht nicht.

Und wir sind der Meinung, daß sich hier auch die Europäische Kommission einschalten sollte.

Hier geht es um Minderheitenrechte, die Teil der Menschenrechte sind. Und wo Menschenrechte mißachtet werden, sollte eigentlich auch Unterstützung von außen, vor allem von der EU, kommen. Die kommt aber leider nicht. Auch nicht von der Bundesregierung?

Bartek: Ja, von der Bundesregierung kommt Unterstützung in Bezug auf den Unterricht. Daß wir die Möglichkeit haben zusätzliche Projekte im Sprachbereich zu starten, das schon. Ich meinte hier aber vor allem die EU-Kommission, worüber wir enttäuscht sind. Im Lissaboner Vertrag steht explizit, daß ein Staat, der Mitglied der EU werden will, Minderheitenrechte achten muß. Wenn man dann schon drin ist, muß er das nicht mehr, oder wie? Da sagt uns die EU-Kommission, dies sei nicht ihre Angelegenheit, denn es gehe um eine Bildungsfrage. Das sehen wir ganz anders. Es geht in erster Linie um Menschenrechte. Und da kann die EU nicht sagen, daß sie das nicht interessiert. Da sind unsere Enttäuschung und Verbitterung über das Vorgehen der EU-Kommission sehr groß. Wir waren hier, gerade in der Oppelner Region, die Region, in der die Zustimmung zum Beitritt Polens in die EU polenweit am höchsten war. Wir sind hier richtige Europäer. Aber Europäer zu sein, bedeutet für mich auch, von der EU geschützt zu werden, wenn man die Rechte nicht wahrnehmen kann, benachteiligt oder diskriminiert wird.

Wie war die Sprachsituation in den polnischen Schulen bis zum Fall des Eisernen Vorhangs?

Bartek: In der Region Oberschlesien war Deutsch bis 1989/90 verboten. Wir sprechen

hier also für eine Region, in der es im Unterschied zu anderen Minderheiten-Regionen in Europa keine Pflege der Sprache gab. Wir reden also von der Wiederbelebung der Sprache, und das hinterläßt natürlich Spuren. Es gab durchaus Familien, die trotz des Verbotes die Sprache weitergegeben haben. Aber das haben nur Einzelne gemacht. Im Großen und Ganzen haben wir es von 1945 bis 1989 mit einem Sprachverlust zu tun. In dieser Zeit wurden sogar die Vor- und Nachnamen geändert, was man heute oft vergessen hat. Das sind die Spuren, mit denen wir es noch heute zu tun haben. Deshalb ist uns der Regelunterricht an den Schulen auch so ungemein wichtig. Daß die deutsche Sprache wieder erlernt werden darf, ja daß sie an der Schule erlernt werden kann, ist unheimlich wichtig. Sprachen erlernen kann man natürlich auf verschiedene Weise. Wenn es systematisch ist, wenn es geregelt ist, ist es etwas anderes. Nicht ohne Grund sagen zum Beispiel die Deutschen in Dänemark: „Hätten wir die guten Schulen nicht, gäbe es uns vielleicht gar nicht mehr.“ Diese Schullandschaft ist unheimlich wichtig. Das wurde nun zerstört. Wir hatten schon vorher Schwierigkeiten, aber das ist nun die allergrößte, wenn

Projektes?

Bartek: Das ist richtig. Wir haben im Koalitionsvertrag fest verankert, daß die Übernahme der laufenden Kosten für das Dokumentationszentrum durch die Oppelner Woiwodschaft gegeben ist. Mit dieser Vereinbarung konnten wir dann Druck auch auf Berlin machen: Bitte unterstützt uns, daß wir dieses Dokumentationszentrum errichten können. Dies ging dann sehr schnell. Schon 2019 fielen erste Entscheidungen, 2020 wurde schon gebaut, 2021 begannen die Arbeiten an der Ausstellung und im vergangenen Jahr konnten wir eröffnen.

man die Stundenzahl von lediglich drei auf nur noch eine Stunde reduziert, dann kann man nicht mehr von einem Sprachunterricht sprechen. Im vergangenen Jahr wurde die Ausstellung über Geschichte und Gegenwart der Deutschen in Polen eröffnet. Wie kam es zur Realisierung dieses erfreulichen

Bartek: Schon bei den Zusammenkünften des Deutsch-Polnischen Runden Tisches 2010/2011 zum 20-jährigen Jubiläum des Deutsch-Polnischen Nachbarschaftsvertrages stellten wir uns die Frage, wie wir dazu beitragen können, das Verständnis in der polnischen Mehrheitsgesellschaft für die Geschichte der deutschen Minderheit zu verbessern. Auf der anderen Seite wollten wir aber auch erreichen, daß unsere eigene Gesellschaft, die nächsten Generationen, die eigene Geschichte kennen. Die können leider diese Geschichte nicht in der Schule erfahren. Es wird bei uns in Polen alles zentral gesteuert. Die Geschichte, die unterrichtet wird, ist vorgegeben von Warschau. Regionalgeschichte und Regionalkunde gibt es bei uns nicht. Eigentlich hatten wir eher daran gedacht, daß in existierenden öffentlichen Museen und Ausstellungen in den Regionen, in denen die Deutschen leben, es Teilausstellungen geben sollte zu der Geschichte der Deutschen in der jeweiligen Region. Das ist uns aber nicht gelungen. Die Museen haben kein Interesse gezeigt, sich damit zu beschäftigen. Und so entstand auch in Diskussionen mit Beamten des polnischen Innenministeriums die Idee, eine Zentralstelle einzurichten. Eigentlich sollte der Bau durch die polnische Seite finanziert werden, das hat leider nicht geklappt. Das Haus haben wir aus eigenen Mitteln gekauft, aber die Sanierungsarbeiten und den Großteil der Ausstellungsarbeiten konnten wir aus Fördermitteln der Bundesregierung bezahlen. Ein Teil der Ausstellung wurde dann auch vom polnischen Ministerium bezahlt. In der Ausstellung wird die Geschichte der Deutschen in Polen erzählt. Die Nachkriegszeit, aber auch wie es

Wie schätzen Sie insgesamt die Hilfe Deutschlands für die deutsche Minderheit ein?

Bartek: Sie war und ist prägend und entscheidend. Nach 1990 hatte sie auch verschiedene Facetten, verschiedene Phasen.

Am Anfang war die große Herausforderung zu verhindern, daß die Menschen die Region verlassen. In den 1990er Jahren unterstützte Deutschland deshalb vor allem die Wirtschaft. Man gab den Unternehmen und den Landwirten Darlehen, half Wasserleitungen zu bauen. Später hat man bemängelt, daß zu wenig in die Sprache und die Kultur investiert worden sei. Wahrscheinlich hat man doch zu wenig in die Schullandschaft investiert. Aber das ist Vergangenheit. Heute sehen wir die Prioritäten tatsächlich bei der Sprache und bei der Jugendarbeit. Jede Minderheit steht vor der Herausforderung, ihre Sprache und Kultur an die nächste Generation weiterzugeben. Wir haben gegenwärtig eine aktive Jugendorganisation. Der Bund der Jugend der deutschen Minderheit und wir machen sehr viele Sprachprojekte. Gerade auch im Hinblick auf die Diskriminierung haben wir die Anzahl von Projekten noch einmal erhöht. Das geschieht mit Unterstützung der deutschen Bundesregierung. Was uns gelungen ist, allerdings nur im Oppelner Raum, ist die Gründung von Schulen und Kindergärten in Vereinsträgerschaft. An diesen Schulen gibt es mehr Autonomie. Diese Schulen können freier darüber entscheiden, mehr Deutsch anzubieten als an den öffentlichen Schulen. Das ist aber ein schwieriger Prozeß, und ich würde mir da mehr Beratung und Unterstützung aus Deutschland wünschen, vor allem was den Lehreraustausch anbelangt. Die früher existierenden LehrerEntsendeprogramme sind viel zu früh ausgelaufen, oft schon Ende der 1990er Jahre. Für eine Region, in der wir von der Wiederbelebung der Sprache sprechen, ist ein Muttersprachler etwas ganz anderes in der Wahrnehmung der Kinder, der Jugendlichen als ein Deutschlehrer, der selbst eine polnische Schule besucht hat.

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SUDETENDEUTSCHE GESPRÄCHE Sudetendeutsche Zeitung Folge 30 | 28.7.2023
Rafał Jan Bartek, der Vorsitzende der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen (SKGD) in Polen. Fotos: Ulrich Miksch Das Dokumentations- und Begegnungszentrum der deutschen Minderheit in Oppeln.

� Deutschland-Premiere des Monodramas über die im KZ Auschwitz verstorbene Violonistin im Sudetendeutschen Haus

Daniel Herman: „Alma Rosé ist

Teil meiner Familiengeschichte“

„Das Monodrama über Alma Rosé ist sehr wichtig, weil das Stück das konkrete Schicksal eines Menschen erzählt und damit die Zuschauer direkt berührt“, hat Daniel Herman, ehemaliger tschechischer Kulturminister und Träger des Sudetendeutschen Karls-Preises, die Premiere im Sudetendeutschen Haus kommentiert.

Die Jüdin Alma Rosé wurde am 3. November 1906 in Wien in eine berühmte Musikerfamilie hineingeboren. Die Nichte von Gustav Mahler und Tochter des Konzertmeisters der Wiener Philharmoniker, Arnold Rosé, schlug schon früh eine vielversprechende Karriere als Violinistin ein und gründete das Damenorchester „Die Wiener Walzermädeln“.

Nach der Machtübernahme der Nazis gelang ihr 1938 die Flucht nach London, doch kehrte sie 1939 auf das europäische Festland zurück, um in Amsterdam Konzerte zu geben. In den Niederlanden fühlte sich die junge Frau zunächst sicher, da das Land im Ersten Weltkrieg neutral war.

Als am 10. Mai 1940 die Wehrmacht auch in den Niederlanden einmarschierte, tauchte Rosé unter und ging eine Scheinehe mit dem nicht-jüdischen Ingenieur Constant August van Leeuwen Boomkamp ein. Nach Beginn der Deportationen holländischer Juden floh sie nach Frankreich, wo sie im Dezember 1942 in Dijon von der deutschen Besatzungspolizei festgenommen wurde.

Daniel Herman, ehemaliger tschechischer Kulturminister und Träger des Karls-Preises: „Am Schicksal meiner Familie habe ich verstanden, daß es zum einen so wichtig ist, die Vergangenheit aufzuarbeiten, und zum anderen, daß es keine Kollektivschuld gibt.“

Am 18. Juli 1943 erfolgte Rosés Deportation ins Konzentrationslager Auschwitz. Dort kam sie als Häftling 50381 zunächst in Block Nummer zehn, in dem jene weiblichen Häftlinge untergebracht waren, die der KZ-Arzt Josef Mengele für seinen grausamen Menschenversuche mißbrauchte.

Hier wurde Alma Rosé von einer Mitgefangenen erkannt und anschließend ins Frauenlager von Auschwitz-Birkenau verlegt, wo sie das Frauenorchester leitete, das etlichen Gefangenen das Überleben sicherte.

Anfang April 1944 starb sie unter mysteriösen Umständen an einer Vergiftung. Das Theaterstück habe ihn sehr berührt, sagt Daniel Herman und erklärt: „Alma Rosé ist Teil meiner Familiengeschichte. Sie war die Cousine meines Großvaters, der im KZ Mauthausen verstorben ist. Ich bin mit dieser Familiengeschichte aufgewachsen. Am Schicksal meiner Familie habe ich verstanden, daß es zum einen so wichtig ist, die Vergangenheit aufzuarbeiten, und zum anderen, daß es keine Kollektivschuld gibt.“

� In den 1970er Jahren hatten die kommunistischen Herrscher das Jüdische Viertel noch abreißen wollen

„Es geht nicht nur darum, an die Geschichte zu erinnern“, erklärt Hauptdarstellerin Sarah Haváčová: „An dem Schicksal von Alma Rosé wird deutlich, wie zerbrechlich die Grenze zwischen gut und böse ist. Alma hat mit ihrem eigenen Leben, ihrem Fleiß, ihrer Präzision und ihrem Charakter viele Frauen im Lager gerettet. Ich verneige mich vor ihrem Andenken und bin dankbar, diese Rolle spielen zu dürfen.“

Veranstalter dieser eindrucksvollen Deutschland-Premiere war das Institutum Bohemicum der Ackermann-Gemeinde in Kooperation mit dem Tschechischen Zentrum München und dem Kulturreferat für die böhmischen Länder im Adalbert Stifter Verein. Unterstützt wurde das Kulturprojekt vom DeutschTschechischen Zukunftsfonds.

Am Ende sagt Sarah Haváčová alias Alma Rosé auf der Bühne zwei Sätze, die unter die Haut gehen: „Ich starb im Jahr 1944. Am 4. oder 5. April – das ist aber nicht so wichtig.“

Anita Lasker-Wallfisch, weltberühmte Cellistin und eine der letzten Überlebenden des Mädchenorchesters von Auschwitz, faßte einst das Schicksal von Alma Rosé in einem Satz zusammen, der das Grauen erahnen läßt: „An ihrer Wiege stand Gustav Mahler, an ihrer Bahre Josef Mengele.“

Einen YouTube-Beitrag über die Premiere im Sudetendeutschen Haus sehen Sie hier: https://www.youtube.com/ watch?v=JJ-MiIVEWyE Pavel Novotny/Torsten Fricke

20 Jahre Welterbe: Trebitsch feiert Jubiläum

Trebitsch (Třebíč) ist einer der größten historischen Schätze der Tschechischen Republik. Das Herz der Stadt ist das Jüdische Viertel, welches als einziges in Europa völlig erhalten ist und aus 123 Häusern, zwei Synagogen und einem der größten jüdischen Friedhöfe in Tschechien besteht. Mit der Aufnahme 2003 in das Welterbe ist Trebitsch das einzige jüdische Denkmal unter dem Schutz der Unesco außerhalb Israels. In diesem Sommer wird das zwanzigjährige Jubiläum gefeiert.

Zur Einmaligkeit der Stadt Trebitsch trägt auch ihre Geschichte bei. Im Unterschied zu anderen Städten kam es in Trebitsch vor dem Einmarsch der Wehrmacht und den Menschheitsverbrechen der Nazis nie zu gesteuerten Repressalien gegen die hiesigen Juden. Ganz im Gegenteil. Als im Jahr 1723 von Gesetzes wegen die jüdischen Ghettos verfügt wurden, tauschten die auf dem Gebiet des jüdischen Viertels lebenden christlichen Einwohner freiwillig ihre Heime mit ihren jüdischen Nachbarn hinter den Toren des Ghettos. Diese außerordentliche Erscheinung christlicher

Toleranz spielte bei der Entscheidungsfindung, ob Trebitsch auf die Liste des Welterbes der Unesco gelangt, eine gewichtige Rolle. Trotz der diskriminierenden Bestimmungen der Familiantengesetze, die dann 1726 durch Karl VI. eingeführt wurden, zahlreiche mährische Juden zur Auswanderung zwangen und bis weit ins 19. Jahrhundert Gültigkeit hatten, entwickelte sich das Viertel bis Anfang des 19. Jahrhunderts zum größten Judenghetto Mährens mit 1170 Bewohnern. Nachdem die Juden im Jahre 1848 volle Bürgerrechte erhalten hatten und ihren Wohnsitz frei wählen konnten, begannen die Einwohner des Viertels zunehmend in die größeren Städte wie Wien, Prag und Brünn auszuwandern, und Christen fingen an, in den freigewordenen Häusern zu siedeln. Das Viertel wandelte sich so vom Judenghetto zu einem Arbeiterviertel.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden die verbliebenen 281 Juden in Konzentrationslager verschleppt, nur zehn überlebten den Holocaust. Der größere Teil von ihnen siedelte im Anschluß in die USA oder nach Israel aus,

die jüdische Gemeinde hörte auf zu existieren. Das Viertel verfiel zunehmend.

In den 1970er Jahren scheiterte die Zerstörung der historischen Gebäude lediglich daran, daß die Mittel für eine Neubebauung fehlten. Nach aufwändigen Restaurierungsarbeiten wurde das Viertel dann im Jahre 2003 in die Liste des Unesco-Welterbes aufgenommen.

Eindrucksvoll ist auch die romanisch-gotische Basilika des heiligen Prokop, die in unmittelbarer Nähe des Jüdischen Viertel errichtet wurde – was damals nicht gerade üblich war. Im Juli 2003 wurde die Basilika gemeinsam mit dem Jüdischen Viertel und dem jüdischen Friedhof in die Welterbeliste der Unesco eingetragen. Einige Jahre später wurden das Schloß und das ehemalige Benediktinerkloster ebenfalls unter Schutz gestellt.

Das zwanzigjährige Jubiläum feiert Trebitsch vom 14. bis 20. August mit einem großen Stadtfest. Geplant sind ein traditioneller Handwerkermarkt, ein historischer Umzug sowie Konzerte und Theateraufführungen. Den Höhepunkt bilden von Freitag bis Sonntag die „Festspiele der drei Kapuzen“ am Schloß.

ls Priester habe ich schon vielen Kleinkindern das Sakrament der Taufe gespendet. Im Vorfeld treffe ich mich meistens mit den Eltern zum Taufgespräch. Dabei geht es oft auch um den Namen des Kindes. Ich frage: „Wie seid Ihr gerade auf diesen Namen gekommen? Wißt ihr, wann Euer Kind mit diesem Namen seinen Namenstag haben wird?“ Ich freue mich immer, wenn die Eltern den Namen nicht nur wegen seines Klanges oder seiner Seltenheit gewählt haben, sondern wenn es ihnen auch ein Anliegen ist, dem Kind durch einen Namenspatron eine himmlische Bezugsperson zu geben.

A

Nicht jeder Name leitet sich bekanntlich von einem Heiligen ab. Aber der Trend, in bewußter Weise christliche oder auch biblische Namen zu wählen, hat nach meiner Erfahrung in den letzten Jahren wieder zugenommen. Wenn ich den Kalender zum Beispiel im Monat August durchblättere, sehe ich viele Heiligenfeste, die sich als Namenstage eignen würden: Alfons, Johannes Maria, Kajetan, Dominik, Theresia Benedicta, Lorenz, Klara, Johanna, Maximilian, Pius, Rosa, Bartholomäus, Ludwig, Monika oder Augustinus.

Der Bogen dieser Heiligen spannt sich von der Zeit der Apostel bis in das 20. Jahrhundert. Jeder dieser Namen steht für eine ganz besondere Lebens- und Glaubensgeschichte, für bestimmte Talente und Eigenschaften, für eine über die Zeiten hinweg gültige Botschaft. Wichtiger aber noch ist, daß alle diese Heiligen transparent waren für das Licht und die Liebe Gottes. Sie haben in die Welt etwas hineingetragen, was die Welt aus sich selbst nicht hat. Mit Wort und Tat, mit Herz und Hand, mit Leib und Leben verwiesen sie auf den Himmel und bezeugten damit jene letzte unsterbliche Hoffnung, die uns nur der Glaube schenken kann.

Insofern also ist es sinnvoll, daß man Kindern einen biblischen oder christlichen Namen gibt. Die heiligen Namenspatrone sind uns Vorbilder und Fürsprecher. Wir Menschen brauchen gerade in kritischen Zeiten unseres Lebens Bezugspersonen, an denen wir uns aufrichten und zu den wir auch manchmal flüchten können. Wenn ich den Namen eines Heiligen trage, dann hilft mir das, mich auf das Gute auszurichten, ein froher und hoffnungsvoller Mensch zu sein und die Güte und Barmherzigkeit Gottes durch mein Leben weiterzugeben. Das gilt selbstverständlich nur dann, wenn ich mich auch immer wieder mit diesem Heiligen in Beziehung setze.

Bei der Feier der Taufe selbst wird ein Kind relativ häufig mit seinem Namen angesprochen. Der Höhepunkt ist die unmittelbare Taufspendung: „NN, ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.“ In diesem Moment, so meine tiefe Überzeugung, geschieht eine Begegnung zwischen Gott und dem Menschen, die nicht mehr rückgängig zu machen ist. Sie ist Ausgangspunkt der lebenslangen Gewißheit, daß Gott einen jeden von uns bei seinem Namen gerufen hat und mit einem jeden auch etwas ganz Besonderes vorhat.

Mut tut gut
Beim Namen gerufen
AKTUELL · KOLUMNE Sudetendeutsche Zeitung Folge 30 | 28.07.2023 5
Sarah Haváčová (rechts) verkörpert Alma Rosé, die im KZ Auschwitz verstarb. Fotos: Mediaservice Novotny (2), Georg Fayer Nördlich des Flusses Igel befindet sich das Jüdische Viertel von Trebitsch. Foto: Czech Tourism

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Der Brünner Debattierklub in deutscher Sprache 2019 in Schwäbisch Gmünd mit Renate und Peter Kotacka, Vorsitzender des Bruna-Kreisverbandes Stuttgart.

Die Gewinner des Wettbewerbs

Die Wettbewerbsgewinner mit Hanna Zakhari, Oberbürgermeister Wolfgang Leidig, Stadtarchivar Dr. Klaus Jürgen Herrmann, Karin Schüttler vom Schul- und Sportamt und Bruna-Vorsitzendem Karl Walter Ziegler in der zeitgenössischen Lokalpresse.

� Schwäbisch Gmünd, Brünn und die Bruna

Die Zeit läuft, und wir laufen mit

Kürzlich berichtete David Heydenreich über „70 Jahre Patenschaft“ der Stadt Schwäbisch Gmünd über die vertriebenen Brünner ( SdZ 25/2023). Dem ein wenig nüchternen und eher vorwurfsvoll formulierten Beitrag sei doch einiges entgegenzusetzen, meinte Hanna Zakhari, langjährige Vorstandsvorsitzende des Deutschen Kulturverbandes Region Brünn mit Begegnungszentrum.

Die unvorstellbare Leistung der Stadt Schwäbisch Gmünd bei der Aufnahme und Integration der Vertriebenen, in diesem Fall der Brünner, kann aus unserer heutigen Sicht kaum nachvollzogen und ermessen werden. Ihr gebührt höchste Anerkennung, Achtung und Würdigung. Auch wenn – und gerade deshalb – das dazwischen liegende beinahe Dreivierteljahrhundert unzählige andere Entwicklungen mit sich brachte und so diese Leistung allmählich im Laufe der Geschichte verdrängt wurde.

Um so bewundernswerter ist, daß sich immer wieder Menschen, auch junge Menschen, finden, die plötzlich Interesse an diesem Abschnitt der Zeitgeschichte zeigen.

Die damalige Diplomandin der Stuttgarter Universität, Katrin Joos, stellt 2008 in ihrer Diplomarbeit die Nachkriegssituation der Stadt auf das Erschütterndste dar. Sie beschreibt die katastrophale Lebens- und Wohnsituation sowohl der Einheimischen wie auch der Zugezogenen. Sie schildert die unvorstellbare Arbeit, die dazu gehörte, im Laufe der Nachkriegsjahre sowohl menschenwürdige Lebens-, Wohn-, Arbeits- sowie harmonische soziale Zustände für alle zu schaffen, aber auch die unterschiedlichen Kulturgruppen zusammenzuführen und eine gelungene Integrationsarbeit zu leisten.

chen, junge Menschen in Schwäbisch Gmünd anzusprechen.

2007 schreibt die Bruna einen Wettbewerb für Schüler und Schülerinnen in Schwäbisch Gmünd aus. Fünf Mädchen und ein Junge finden sich dafür. Sie begeben sich auf die Spuren der Stadt, für deren einstige Bürger ihre eigene Heimatstadt die Patenschaft übernahm. Alle Jugendlichen entdecken Erstaunliches.

Immer wieder gelingt es, das Interesse der Gmünder zu wekken, die Veranstaltungen sind sehr gut besucht. Die Gmünder Stadtverwaltung ist sehr freundlich, die Reihe wird durch den Kulturbürgermeister eröffnet, und es nehmen auch zahlreiche Persönlichkeiten der Stadt immer wieder teil. Es versteht sich, daß auch darüber die Gmünder Tageszeitungen ausführlich berichten.

mit einer exzellenten Präsentation und Ausstellung über die Villa Tugendhat. Das Interesse ist groß, die Räume sind bummvoll. Erst spät fährt der Bus weiter nach Stuttgart, um am nächsten Tag dort die Feierlichkeiten zu begehen.

30/2023

Die Patenstadt unterstützte großzügig alle Vorhaben der Brünner, seien es Erinnerungsdenkmale und Heimatmuseum oder alle Aktivitäten und Treffen der Brünner auf Landes- und Bundesebene sowie in kleineren Kreisen der Kreisverbände oder Vorstandssitzungen. Unzählige Berichte darüber finden sich in den Bruna-Vereinszeitungen der Nachkriegsjahre. Die Zeit läuft, und wir laufen mit. Die Erlebnisgeneration wird immer weniger, um das Millennium finden sich jüngere Vorstandsmitglieder aus der Bekenntnisgeneration. Diese versu-

Für ihre Arbeiten werden sie vom Gmünder Oberbürgermeister festlich empfangen, mit Urkunde geehrt und dürfen zur Belohnung bei der alljährlichen Bruna-Reise nach Prag und Brünn mitfahren. In Prag besuchen sie den Senat der Tschechischen Republik und werden von einem in Brünn geborenen Senator empfangen. Es gibt auch je einen Abend in den alten deutschen Stadttheatern sowohl in Prag wie auch in Brünn. In Brünn empfängt sie der Leiter des Auslandsreferats der Stadt und beantwortet geduldig alle Fragen. Sie nehmen einen Tag lang am Unterricht in einer Brünner Schule teil und erleben jeden Tag Neues. Täglich berichten Gmünder Tageszeitungen aktuell in Wort und Bild über ihre Erfahrungen. Die Jugendlichen kommen begeistert zurück, voller Energie, sich für die Patenschaft weiterhin zu engagieren. Das kleine Heimatmuseum im Gmünder Prediger wirkt nach vielen Jahren ein wenig verwaist. Und so erfinden die neuen Vorstandmitglieder eine Gesprächsreihe „Gespräche im Museum“, eine Reihe von Vorträgen über Brünn, seine Persönlichkeiten und Historie. Es gelingt nicht nur, herausragende Referenten wie die württembergische Historikerin Sabine Thomsen zu finden, sondern auch mehrere junge Musikwissenschaftler aus Brünn, die in einer weiteren Vortragsreihe über berühmte Komponisten aus Mähren berichteten. Unter den Vortragenden ist auch Jaroslav Ostrčilík, der Initiator des Brünner Versöhnungsmarsches.

2015 besucht der Brünner Oberbürgermeister Petr Vokřál, der als erster Bürgermeister der Tschechischen Republik eine Versöhnungs- und Vergebungsdeklaration zu den Brünner Vertriebenen formuliert,

2015 empfängt Oberbürgermeister Richard Arnold den Brünner Primator Petr Vokřál in Schwäbisch Gmünd.

Gmünd. Er wird in Gmünd herzlich empfangen. Oberbürgermeister Richard Arnold führt den Gast persönlich durch die Innenstadt.

Genauso herzlich wird einige Jahre später die ihm nachfolgende Brünner Oberbürgermeisterin Markéta Vaňková empfangen. Sie macht auf der Reise mit einer Delegation aus Brünn nach Stuttgart zum 30jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft Halt in Schwäbisch Gmünd. Zur Delegation gehören – neben Brünner Persönlichkeiten aus Politik und Verwaltung – auch junge Menschen des Debattierklubs in deutscher Sprache, den die in Brünn lebende deutsche Minderheit über Jahre hinweg für Hochschulstudierende organisiert. Den Höhepunkt der Begegnung bietet eine junge Brünner Wissenschaftlerin am selben Abend

Und auch wenn der ein oder andere Bruna-Wunsch nicht durchführbar ist, hat die Stadt stets eine Alternative bereit. Für die notwendige Verlegung des kleinen Heimatmuseums gibt es genauso einen Vorschlag wie für die Erinnerung an den einstigen Brünner Brunnen, der aus schwerwiegenden technischen Gründen abgebaut werden mußte und nicht mehr rekonstruiert werden kann. Nur – die Bruna beharrt auf ihre Vorstellungen, für flexible und sinnvolle Lösungen fehlt es an Offenheit. Es kommt zu keiner Einigung. Der Bruna-Bundesvorstand verhält sich zögerlich Neuem gegenüber. Ein Prioritätenwechsel der Bruna scheint sich ohnehin anzubahnen, der eher weg von der Patenstadt Schwäbisch Gmünd und auch von Stuttgart, seit drei Jahrzehnten mit Brünn durch eine blühende Städtepartnerschaft verbunden, führt. München bietet mit den großen Sudetendeutschen Einrichtungen der heute recht klein gewordenen Gruppierung wohl mehr Heimat und mehr rückblickende Orientierung.

Alles in allem entstand ganz ohne Formalien in den letzten Jahren zwischen Schwäbisch Gmünd und Brünn eine vorbildliche und zukunftsorientierte Beziehung. Ohne die Patenschaftsübernahme vor 70 Jahren wären die zwei Städte wohl nie zusammengekommen.

Liebe, freundliche und schöne Stadt Schwäbisch Gmünd, lasse Dir auf das Allerherzlichste danken. Für alles, was Du für unsere Vorfahren, die „Fremden“ aus der weit entfernten Stadt Brünn getan hast, für alle die Jahre Deiner Freundschaft, Hilfe und Unterstützung. Danke herzlichst.

FORUM Sudetendeutsche Zeitung Folge 30 | 28. 7. 2023 6
Und alles Gute dieser Beziehung für die Zukunft. „Bruna“-Vorsitzender Karl Walter Ziegler dankt 2008 Katrin Joos für ihre umfangreichen Recherchen. „Hallo – ich weiß was über Brünn“ 2007 am Brünner Stausee.

Das Sudetendeutsche Museum in München eröffnete „Ein bißchen Magier bin ich schon…“. Die neue Sonderausstellung im Sudetendeutschen Haus stellt zum 100. Geburtstag Leben und Werk von Otfried Preußler (* 1923 in Reichenberg, † 2013 in Prien am Chiemsee) vor. Der Schriftsteller aus Nordböhmen wurde zu einem weltweit erfolgreichen Kinderbuchautor.

Ein bißchen Magier bin ich schon…“, soll Otfried Preußler über seine Arbeit als Schriftsteller gesagt haben. Tatsächlich verzaubern seine Geschichten bis heute Kinder wie Erwachsene. „Der kleine Wassermann“ (1956), „Die kleine Hexe“ (1957), „Der Räuber Hotzenplotz“ (1962), „Das kleine Gespenst“ (1966), und „Krabat“ (1971) sind Klassiker der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur, und ihr Autor ist einer der bedeutendsten Vertreter dieses Genres.

Seine Figuren und Erzählstoffe fand Preußler im heimischen Isergebirge. Er wuchs mit den dortigen Sagen, Märchen und fantastischen Gestalten auf. Seine Großmutter Dora war eine begnadete Geschichtenerzählerin und ließ ihn in diese Welt eintauchen. Sein Vater Josef sammelte als Heimatforscher volkstümliche Erzählungen.

Die Biographie Preußlers wird gleich im Eingangsbereich der Alfred-Kubin-Galerie auf Tafeln vorgestellt, schön ergänzt durch zwei Gemälde von seinem Elternhaus. Einzigartig sind sicher auch die ausgestellten Leserbriefe von Kindern, die an ihren „Magier“ schrieben – und oft auch Antwort erhielten.

Erst danach geht es um die berühmten Bücher. Der kleine Wassermann ist ein kleiner Junge mit roter Zipfelmütze und keine gruselige Sagengestalt. Auch das kleine Gespenst geht auf eine Sagenfigur zurück: die furchteinflößende und Unheil verkündende Weiße Frau. Und die kleine Hexe – hier wartet die Ausstellung mit Hand- und Schnitzpuppen auf – hat mit ihren viel gefährlicheren Märchenkolleginnen wenig zu tun.

Triumvirat aus drei Helden

Preußlers kleine Helden sind eher selbstbewußte, freche Kinder. Außer seinem Triumvirat aus Wassermann, Gespenst und Hexe gibt es einen weiteren Bösewicht. Der Räuber Hotzenplotz, der Großmutters Kaffeemühle klaut, ist mittlerweile durch mehrere Verfilmungen noch bekannter geworden. Die Kaffeemühle als Requisite der Verfilmung von 2022 ist auch zu sehen.

Für Kinder steht neben außergewöhnlichen Fan-Artikeln auch eine Kiste mit Kostümen, mit der sich jeder verkleiden und mit

Der Magier aus Böhmen

Hotzenplotz an der Wand fotografieren lassen kann. Wie nah Preußler seine Figuren waren, zeigt eine von ihm gebastelte Gruppe von Papierkrippenfiguren mit einer Szene aus seinem Buch „Die Flucht nach Ägypten. Königlich böhmischer Teil“ (1978). Neu für viele dürfte dabei sein, daß auch Bethlehem bei Preußler in Böhmen liegt, von wo aus die Heilige Familie auf der Flucht vor Herodes durch das halbe Sudetenland nach Ägypten zieht. Dazu gibt es eine genaue Karte in der Ausstellung. Daß in Böhmen ein „Engel mit Pudelmütze“ unterwegs war, kann man ebenfalls bei Preußler in „Sechs Weihnachtsgeschichten“ (1985) lesen. Dann gibt es aber auch die düstere Geschichte von Krabat und dem Mühlenmeister, die den Kinderbuchautor in die Nähe der heutigen Fantasy rückt und doch eine alte sorbische Sage als Basis hat, wie die Ausstellung zeigt. Preußler sagte einst über Krabat: „„Mein Krabat ist […] meine Geschichte, die Geschichte meiner Generation und die aller jungen Leute, die mit der Macht und ihren Verlockungen in Berührung kommen und sich darin verstricken.“

Böhmische Spuren in Preußlers Geschichten

„Das zentrale Thema der Ausstellung sind die böhmischen Spuren in Preußlers Geschichten, was seine Biographie mit einschließt“, faßt Kuratorin Eva Haupt zusammen. „Wir zeigen persönliche Gegenstände aus Preußlers Besitz.“ Außerdem zeige man deutsche und tschechische Original-Illustrationen für Preußlers Bücher. Es gebe ferner Filmrequisiten aus „Krabat“ und „Der Räuber Hotzenplotz“ sowie Objekte zur sorbischen „Krabat“-Sage, die Preußlers Vorlage gewesen sei, zum Beispiel die Tracht einer sorbischen Kantorka, also der Vorsängerin beim Ostersingen. An zwei Hörstationen könne man Ausschnitte aus einem Interview mit Preußler hören. Für kleine Leseratten stehe auch eine große Bücherkiste mit Preußler-Schmökern bereit.

Susanne Habel Bis Sonntag, 12. November: „Ein bißchen Magier bin ich schon…“ in München-Au, Sudetendeutsches Haus, Alfred-Kubin-Galerie, Hochstraße 8, Eintritt frei. Dienstag bis Sonntag 10.00–18.00 Uhr. Ein umfangreiches Begleitprogramm für große und kleine Preußler-Fans bieten das Sudetendeutsche Museum, der Adalbert-Stifter-Verein und die Münchener Stadtbibliothek: www.sudetendeutsches-museum. de/ausstellungen/ sonderausstellungen/

der „Krabat“-Verfilmung: Kantorka-Tracht,

KULTUR Sudetendeutsche Zeitung Folge 30 | 28. 7. 2023 7
� Sonderausstellung des Sudetendeutschen Museums Auf der Wand – vor der der Besucher sich fotografiren lassen kann – läuft Hotzenplotz vor Kasperl und Seppl davon. Bilder (8): Susanne Habel Papierkrippenfiguren, die Otfried Preußler 1987 bastelte. Kleine-Hexen-Marionetten und -Puppen. Rechts Räuber Hotzenplotz alias Andreas Mayer und Natalie Pawlik, Bundesbeauftrage für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten bei der Ausstellungseröffnung. Filmrequisiten aus Original-Sitzstange eines Raben aus dem Film. Links Otfried Preußlers Tochter Susanne Preußler-Bitsch bei der Eröffnung der Ausstellung. Hotzenplotz-Embleme. Rechts eine gut gefüllte Bücherkiste und Großmutters Kaffeemühle. Unten ein Bild von Otfried Preußler im Wald.

2013 trat die Bundesrepublik Deutschland dem UNESCOÜbereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes bei. Ebenso besteht seit 2013 das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes, das dokumentiert, wie viele Traditionen im Freistaat gepflegt und so erhalten werden. Derzeit sind 69 kulturelle Ausdrucksformen im Bayerischen Landesverzeichnis eingetragen. Das immaterielles Kulturerbe zeigt lebendige Traditionen, die von Generation zu Generation überliefert werden und sich mit Menschen und Zeit wandeln. Es stiftet Identität und verbindet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Erzählungen, Bräuche, Feste, Musik, Theater, Tanz, überliefertes Naturwissen und traditionelle Handwerkstechniken zählen dazu. Ulf Broßmann, Bundeskulturreferent der SL, berichtet.

Mitte Mai feierten das Bayerische Heimatministerium und das Fränkische Freilandmuseum Bad Windsheim mit einem Tag des Immateriellen Kulturerbes den zehnten Geburtstag des Bayerischen Verzeichnisses. Mehr als 30 Trägergruppen gestalteten diesen Tag, um ihr kulturelles Erbe zu präsentieren.

� Immaterielles Kulturerbe in Bayern

Kuhländler Tänze sind dabei

Den Auftakt bildete ein Festakt auf dem Dorfplatz des Freilichtmuseums mit Heimatminister Albert Füracker. „Traditionen leben vom Mitmachen! Unsere Traditionen sind der Spiegel der Gesellschaft, sie bilden Werte und Wandlungsprozesse ab. Die vielfältigen Kulturformen bringen ganz unterschiedliche Menschen dazu, miteinander zu arbeiten, aber auch zu feiern – Tradition und Heimat verbindet! Wenn wir unsere eigene Kultur kennen, können wir andere Kulturen besser schätzen und Gemeinsamkeiten erkennen“, sagte Füracker.

So konnten die Besucher die große Vielfalt der Bräuche und Traditionen anschauen, bestaunen und miterleben, etwa den Rothenburger Meistertrunk, die Landshuter Hochzeit und die Dinkelsbühler Kinderzeche, aber

auch die Kuhländler Tänze, die 2019 als Vermittlung historischer Tanzkultur und transnationaler Zusammenarbeit als bisher einzige des Vierten Stammes in das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes eingetragen wurden.

Als Landschaftsbetreuer des Kuhländchens hatte ich dies einst vorangetrieben und baute nun meinen Informationsstand in einem Bauernhaus aus dem Jahr 1837 auf. Dieses gemütliche Gehöft mit integriertem Kuhstall hat man möglicherweise bewußt dem Kuhländler zugeteilt, der sich darin sehr wohlfühlte. In heimatlicher Tracht führte ich meinen Gästen mit Videos verschiedene Sequenzen von Kuhländler Tänzen wie Kuhländler Dreher, Mineth, Kochlöffeltanz, Schustertanz, Hulaner, Seegentanz und Tüchletanz vor und erklärte sie.

Die Tänze entwickelten sich im 17. Jahrhundert aus Gesellschaftstänzen wie Walzer, Polka, Mazurka, Quadrille und höfischen Tänzen. Ihre Überliefe-

rung erfolgte mündlich und durch Vorführen, erst ab Ende des 19. Jahrhunderts wurden Melodien und Tanzschritte in Tanzbüchlein veröffentlicht.

Nach der Vertreibung 1946 gab es die Tänze im Kuhländchen nicht mehr, und jenseits der Heimat dauerte es einige Jahre, bis sich wieder Tanz- und Singkreise bildeten. 1974 wurde in München die Kuhländler Trachten- und Tanzgruppe gegründet, und durch sie lebten die Tänze wieder auf. In den neunziger Jahren kam es zu völkerverbindenden Begegnungen mit der tschechischen Volkstanzgruppe Javorník in Neutitschein, denn beide trafen sich nun häufig zu Proben und Auftritten. Diese grenzüberschreitende Kooperation war damals schon ein Zeichen für das Bemühen um eine gemeinsame Weitergabe des Kulturerbes in Europa. Im historischen Kuhländchen wurden damit die Kuhländler Tänze wieder heimisch und beliebt.

Außer Minister Füracker kamen viele weitere Besucher ins „Kuhländler“ Bauernhaus, die sich über die Tänze, aber auch über die Heimatlandschaft Kuhländchen, deren Lage, Kultur und Schicksal vielen nicht bekannt war, informierten.

Michael Henker, bekannt vom Sudetendeutschen Museum,

war überraschenderweise mit seinem Stand über die Erforschung und Dokumentation von Flurund Hausnamen in einem Nachbarhaus untergebracht. Der Verband für Orts- und Flurnamenforschung in Bayern kümmert sich mit Unterstützung des Freistaates und der Bezirke seit 1920 um die Bewahrung und die Erforschung der Siedlungs-, Hausund Flurnamen. Da sich viele alte mundartliche Formen von Ortsnamen verändern, werden bald alte Bezeichnungen nicht mehr gebraucht, und Hinweise auf die Siedlungsgeschichte gehen damit verloren. Namensforscher aus Bayern und seiner Nachbarländer unterstützen den Verband. So entstanden die Bayerische Namen-Bibliothek als namenskundliche und das Bayerische Orts- und FlurnamenArchiv als flurnamenskundliche Fachbibliotheken und -archive. Als Praxisbeispiel kam der Verband in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes Bayerns und Deutschlands.

Henker hatte viel zu tun, denn auch sein Stand war stark besucht, weil sich viele interessierte Gäste über die Entstehungsgeschichte ihres eigenen Namens informieren wollten. Da auch wir den jeweiligen Nachbarstand besuchten, zeigte sich in idealer Weise eine gewünschte Interaktion zwischen Trägern des Immateriellen Kulturerbes in Bayern, wie sie anläßlich dieses Jubiläums willkommen waren und von vielen praktiziert wurde.

Bis zum 31. Oktober läuft noch eine Bewerbungsrunde für den Eintrag in das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes. Die Sudetenländer bieten einen so großen kulturellen Reichtum, der es wert und für den es äußerst wichtig ist, erhalten zu bleiben. Wir Sudetendeutsche sind in Bayern der Vierte Stamm, und unser Kulturerbe ist ein bedeutender Bestandteil des kulturellen Gedächtnisses sowie einer sudetendeutschen Erinnerungskultur. So könnten mit entsprechendem Engagement heimatliche Erzählungen, Bräuche, Feste, Musik, Theater, Tanz, überliefertes Naturwissen und traditionelle Handwerkstechniken in das Bayerische Landesverzeichnis für das Immaterielle Kulturerbe aufgenommen und damit bewahrt werden.

Die gebürtige Engländerin Jeannie McIntyre ist seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Böhmerwald Sing- und Volkstanzgruppe in München. Jetzt berichtete sie beim Erzählcafé im Haus des Deutschen Ostens in München (HDO) im Gespräch mit Renate von Walter von ihrem Werdegang.

Geboren wurde ich am 16. September 1942 in Winchester in England“, begann Jeannie McIntyre. Die Wahl-Münchnerin erzählte dann, wie sie Jahre später zur Münchner Böhmerwald Singund Volkstanzgruppe in die Bayerische Landeshauptstadt kam.

Sie sei schon als Baby mit anderen Kindern aus der Stadt in den Norden evakuiert worden, so McIntyre, jedoch auch nach Kriegsende nicht zur Adoption freigegeben worden. Mit sieben sei sie erstmals an Pflegeeltern vermittelt worden, habe dort aber Angst vor dem Schäferhund gehabt. Auch bei den nächsten Pflegeeltern habe sie es nicht viel besser getroffen.

In einer weiteren Pflegefamilie habe sie verbotenerweise Geld mit Zeitungsaustragen dazuverdienen müssen, doch ihre gesetzliche Betreuerin habe sie erwischt. Immer wieder sei sie im Heim gelandet. „Zu meiner leiblichen Mutter hatte ich keinen Kontakt“, bedauerte McIntyre, „aber zur Adoption wollte sie mich nicht freigeben.“ Mit elf habe sie eine gute Pflegemutter gefunden, doch nach deren Tod hätten ihr deren Erben das Haus weggenommen.

Mittlerweile 21, habe sie selbst für sich sorgen müssen. Sie habe schließlich eine Stellung bei einer Bank gefunden. „Das war ein guter Job!“

� Erzählcafé im Haus des Deutschen Osten

Britische Böhmerwäldlerin

Die Böhmerwald Sing- und Volkstanzgruppe habe sie 1969 bei einem Volkstanzwettbewerb im englischen Consett kennengelernt. Schon zuvor habe sie bei Schüleraustauschprogrammen teilgenommen. „Ich wollte immer raus aus England.“ Aus diesem ersten Kennenlernen sei eine enge Brieffreundschaft mit Renate Ruchty, geborene Fuchs, entstanden. Ein baldiger Gegenbesuch in München sei gefolgt. „Da ich gerade im Münchener Fasching ankam, brauchte ich ein Abendgewand, um an der Prinzengarde teilnehmen zu können. Das habe ich mir vom Geld für die Rückfahrt gekauft.“ Sie kehrte nicht wieder zurück und lernte im Alltag Deutsch. „Ich konnte anfangs nur die Wörter ,ja‘ und ,nein‘.“ Dann fand sie eine Stelle bei der Deutschen Bank.

Die Böhmerwald Sing- und Volkstanzgruppe in München sei zu ihrer neuen Familie geworden, so McIntyre. Seitdem sei sie die einzige britische Böhmerwäldlerin und habe im Verein auch zahlreiche ehrenamtliche Aufgaben übernommen, vor allem im Kassenwesen. Sofern es ihre kleinen Wehwechen zuließen, tanze und singe sie auch noch immer mit. Im Haus des Deutschen Ostens habe sie eine Zeitlang einen Kurs zur Gestaltung von Grußkarten mittels Nadel und Faden, die sogenannte Fadengrafik, veranstaltet und sich an den Märkten beim Tag der offenen Tür beteiligt. Da fast alle Mitglieder der Böhmerwald Sing- und Volkstanzgruppe gekommen waren, kamen viele Erinnerungen hoch an die Zeiten gemeinsamer Fahrten und Auftritte.

KULTUR Sudetendeutsche Zeitung Folge 30 | 28. 7. 2023 8
Susanne Habel
Und alle Münchener Böhmerwäldler hören zu. Bilder:
HDO-Direktor Professor Dr. Andreas Otto Weber. Moderatorin Dr. Renate von Walter und Jeannie McIntyre. Susanne Habel SL-Bundeskulturreferent Professor Dr. Ulf Broßmann und Dr. Michael Henker lange Jahre Leiter des Planungsstabes Sudetendeutsches Museum. Rebecca Bauer, die weibliche Hälfte des Ritterpaares des heurigen Further Drachenstichs, des ältesten Volksschauspiels auf deutschem Boden, ihr Vater Sandro Bauer, Bürgermeister von Furth im Wald, ihre Mutter Tanja Bauer besuchen Ulf Broßmann. Heimatminister Albert Füracker.

❯ SL-Kreisgruppe Stuttgart/Baden-Württemberg

Zu Gast im Landesparlament

Einen Einblick in die Arbeit des baden-württembergischen Landtags erhielt vor kurzem eine Gruppe der SLKreisgruppe Stuttgart und des dortigen UdVF-Kreisverbandes, die auf Einladung des CDU-Landtagsabgeordneten Reinhard Löffler in das Landesparlament gekommen war.

Unter der Führung von Daniel Renz vom Besucherdienst des Landtags erhielten die Gäste im 2017 eröffneten Bürger- und Medienzentrum des Landtags zunächst einmal einen geschichtlichen Überblick über die Entstehung des Landes Baden-Württemberg und die daraus resultierende Geschichte seines Parlaments. Anfangs in einer Notunterkunft in der Heusteigstraße 45 untergebracht, konnte der Landtag im Jahr 1961 in das heutige, würfelförmige Gebäude einziehen, dessen Mittelpunkt der Plenarsaal ist, der zunächst fensterlos war und den seit seinem Umbau und seiner Sanierung von 2013 bis 2016 Tageslicht erreicht. Um ihn gruppieren sich im Haupt- und Obergeschoß kleine Sitzungssäle sowie Arbeitsräume der Fraktionen, der Landesregierung und der Landtagsverwaltung. Da das Landtagsgebäude im Laufe der Jahre für die zahlreichen Abgeordneten-Büros zu klein geworden war, baute man drei Häuser für die Abgeordneten, eines davon, das im Jahr 1987 bezogen werden konnte, ist durch einen unterirdischen Tunnel mit dem Haus des Landtags verbunden. Nach einem Blick in das „Gedenk-

buch für politisch verfolgte Abgeordnete des Landtags von 1933 bis 1945“ und vorbei am Grundstein des Gebäudes erreichte die Gruppe den „Raum der Stille“, der Abgeordneten, Besuchern und

wärtig, davon gehen 58 Sitze an die Grünen, 42 Sitze an die CDU, 19 Sitze an die SPD, 18 Sitze an die FDP/DVP und 17 Sitze an die AfD. Unter der Leitung der Grünen-Landtagspräsiden-

nicht, daß er keine großen Sympathien für die grün-schwarze Regierungskoalition in Baden-Württemberg hege. Der leidenschaftliche Jurist, der bereits von 2005 bis 2015 Mitglied des Landtags war und 2021 wieder für den Wahlkreis Stuttgart III in das baden-württembergische Parlament gewählt wurde, vertritt eine christlich-liberal-konservative Politik und bedauert, daß die CDU in der Landespolitik in dieser Hinsicht zu wenig Profil zeige. Der Christdemokrat, der Mitglied des Ausschusses für Europa und Internationales ist und auch dem Ständigen Ausschuß angehört, nahm kein Blatt vor den Mund.

Die Besucher mit Daniel Renz an einem Stück Berliner Mauer auf dem Schloßplatz vor dem Landtag. Zum 20. Jahrestag des Mauerfalls schenkte die Axel-Springer-AG jedem Bundesland ein Mauersegment. Dieses Segment hatte der Berliner Graffiti-Künstler Christoph Grohmann gestaltet.

Mitarbeitern als Ort der Einkehr und der Ruhe zur Verfügung steht und in dem auch vor jeder Plenarsitzung für die Abgeordneten des Landtages die Möglichkeit besteht, an einer ökumenischen Andacht teilzunehmen. Im Plenarsaal erläuterte Renz die Funktion und Zusammenhänge des Landtages.

154 Abgeordnete zählt der Landtag von Baden-Württemberg gegen-

tin Muhterem Aras finden in einem Turnus von vier Wochen jeweils zwei Plenarsitzungen statt. Sie sind öffentlich und können auch über das Internet direkt verfolgt werden. Zahlreiche Ausschüsse unterstützen die Arbeit des Landtags.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Reinhard Löffler, der im Anschluß über seine Arbeit im Landtag erzählte, verhehlte

Er kritisierte insbesondere die Bildungspolitik, die zum Absinken des Niveaus der Bildung im Land geführt habe. Er, so Löffler, würde sich in diesem Bereich eine getrennte Beschulung von deutschsprechenden und nicht deutschsprechenden Schülerinnen und Schülern wünschen, damit allen Kindern ein bestmöglicher Lernerfolg ermöglicht werden könne. Neben der Landespolitik nahm der CDU-Politiker auch zu bundespolitischen Themen Stellung und beantwortete den Besucherinnen und Besuchern so auch Fragen über die Rentenpolitik. Dabei gab er der Besuchergruppe, die zum Abschluß ihres Besuches noch im Sitzungssaal der CDULandtagsfraktion bei Kaffee und Kuchen zusammensaß, mit auf den Weg, daß er in den kommenden Jahren große Probleme auf das Land zukommen sehe.

Die Vertreterinnen und Vertreter des diözesanen Leitungsteams der AckermannGemeinde verabschieden die langjährige Wegbegleiterin Walburga Peter: Diözesanvorsitzender Karl-Ludwig Ritzke, Projektleiter Marcus Reinert, Schatzmeister Professor Dr. Bernhard Dick, Ludger Peter, der Sohn von Walburga Peter, davor Walburga Peter und Schriftführerin Dr. Jean Ritzke-Rutherford. Bild: Markus Bauer

❯ AG Regensburg Walburga Peter sagt Adieu

Bei der jüngsten Vorstandssitzung der Ackermann-Gemeinde in der Diözese Regensburg im Brauereigasthof Jacob in Bodenwöhr verabschiedete das Leitungsteam die langjährige Wegbegleiterin Walburga Peter (* 1935).

Seit 1953 war sie in der AckermannGemeinde – damals im Jugendverband Junge Aktion (JA) – ehrenamtlich tätig. Seit den 1990er Jahren, als sie nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes von Düsseldorf ins oberpfälzische Bodenwöhr umzog, brachte sie sich auch aktiv in die Arbeit des Regensburger Diözesanverbandes der Ackermann-Gemeinde ein. Nun zieht sie wieder zurück nach Düsseldorf in eine Senioreneinrichtung.

In der nordrhein-westfälischen Hauptstadt wohnt auch einer ihrer Söhne.

❯ SL-Ortsgruppe Roth/Mittelfranken

Gedenken schafft Versöhnung

Am nationalen Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung Ende Juni gedachte die oberfränkische SL-Ortsgruppe Naila mit einigen Bürgern der Region im Rahmen einer Versammlung der Opfer der furchtbaren Heimatvertreibung 1945/46 aus den deutschen Ostgebieten.

Bezirksvizeobmann Adolf Markus sprach zunächst über die folgenschweren Verkettungen nach dem Ersten Weltkrieg 1918/19 durch Friedensdiktat, Unterdrückung der Sudetendeutschen Volksgruppe durch den Tschechoslowakischen Nationalstaat, die verbrecherische Nazidiktatur unter Hitler, die Folgen des Münchener Abkommens bis hin zum Zweiten Weltkrieg und den nachfolgenden Heimatvertreibungen.

Unter Mißachtung aller Menschenrechte seien die 15 Millionen Heimatvertriebenen vom Kleinkind bis zum Greis schutzlos neuer Gewalttaten, Massaker, Entrechtung und Enteignung ausgesetzt gewesen. Mehr als zwei Millionen Menschen hätten diese Vertreibung nicht überlebt, etwa zwei Millionen Frauen und Mädchen seien von Rotarmisten vergewaltigt und geschändet worden und bis heute traumatisiert.

zessen auch gegen Sudetendeutsche durch tschechische Revolutionsgarden, Milizionäre und durch die durchziehende Sowjetarmee, aufgehetzt vom tschechischen Staatspräsidenten Edvard Beneš habe begonnen. 800 000 Sudetendeutsche jeden Alters seien sofort nach Kriegsende von ihrem Besitz wild vertrieben worden. Die tschechischen Gewalttäter und Mörder zwischen 1938 und Oktober 1945 gegen Deutsche seien von Beneš rückwirkend straffrei gestellt

Markus erinnerte an den Brünner Todesmarsch von 27 000 Deutschen mit 5200 Toten, die 47 000 im Prager Stadion Internierten mit 5000 Toten, die 5000 im Postelberger Kasernenhof Internierten mit 2000 Toten, an den Hungermarsch von 3000 Jägerndorfern mit 300 Toten, an das Massaker auf der Aussiger Elbbrücke mit bis zu 800 Toten, an das Landskroner Blutgericht mit 100 Toten. Kriemhild Zeh und einige Teilnehmer bemängelten, daß manche Politiker und

Bilder: Daniel Renz, Helmut Heisig

Auf Einladung des CDU-Landtagsabgeordneten Dr. Reinhard Löffler besuchte eine Gruppe der Sudetendeutschen Landsmannschaft und der Union der Vertriebenen und Flüchtlinge in der CDU (UdVF) den baden-württembergischen Landtag.

mir Putin und der Ukraine. Ein 89jähriger Sudetendeutscher aus der Region Aussig schilderte, wie er als Elfjähriger mit seiner Familie gleich nach Kriegsende unter lebensbedrohlichen Umständen wild vertrieben worden sei: zu Fuß über das Erzgebirge, hungernd und durstend durch Notlager in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Somit wird Walburga Peter künftig nicht mehr zum Regensburger Leitungsteam gehören, in dem sie sich vor allem um die Korrespondenz, die Städtefahrten und die Fahrradtouren kümmerte. Neben dem Ausblick auf die demnächst geplanten Veranstaltungen stand auch die Vorbereitung der im Herbst stattfindenden Neuwahlen des Diözesanvorstands auf der Agenda der Vorstandssitzung, das heißt besonders die Formalitäten, der Zeitplan und die dazu nötigen Dokumente und Schreiben an die Mitglieder.

Das einzige bekannte Foto, das die wilde Vertreibung der Deutschen aus Brünn an Fronleichnam 1945 zeigt. Bild: Sudetendeutsches Archiv

Der 8. Mai 1945, das Weltkriegsende vor 78 Jahren, sei für viele Deutsche und für 3,5 Millionen Sudetendeutsche kein Tag der Befreiung gewesen. Eine Leidenszeit mit grausamen Gewaltex-

worden. Untersuchungen hätten ergeben, daß von den 3,5 Millionen Sudetendeutschen 241 000 Menschen durch Massaker, Todesmärsche, Zwangsarbeit, Suizid und Vertreibungsqualen vom Kleinkinder, Schwangeren bis hin zum Greis umgekommen seien. Nazis und SS-Schergen hätten sich rechtzeitig abgesetzt.

Medien einseitig an die deutsche Verantwortung für die Nazi-Verbrechen erinnerten, gleichzeitig die Verbrechen gegen die Deutschen verschweigen würden. Die wenigsten Deutschen seien Täter, die meisten seien Opfer des NaziWahnsinns und Opfer von Rache und Vergeltung der Vertreiber Beneš und Josef Stalin, vergleichbar heute mit Wladi-

Er, so Markus, hoffe, daß dieses Gedenken zu einem gerechten Ausgleich und einer Verständigung zwischen Tschechen und Sudetendeutschen und zur Besinnung über diese dunklen Zeiten beider Seiten beitrage. Die ständige Dialog- und Informationsarbeit verbessere sich laufend, wie jüngst der Sudetendeutsche Tag in Regensburg gezeigt habe. Hoffnung bereite die neue tschechische Staats- und Regierungsführung mit Staatspräsident Petr Pavel und Premier Petr Fiala. Eine konstruktive Zusammenarbeit mit den SL-Spitzen Bernd Posselt, Steffen Hörtler und Margaretha Michel für Versöhnung, gegen Vergessen, Verfälschungen und Verschweigen zeichne sich ab. Kein Schlußstrich, sondern gemeinsames Gedenken, ständige Besuche mit Öffentlichkeitsarbeit, Museen in München und Aussig sowie die Sudetendeutschen Tage seien positive Vorzeichen für die zukünftige Arbeit der Sudetendeutschen. Nach medialer Unterstützung der Sudeten-Problemdarstellung und reger Diskussion schloß Bezirksvizeobmann Adolf Markus die Versammlung. fs

Bereits im Herbst letzten Jahres war Walburga Peter für ihr Jahrzehnte währendes Engagement mit der Goldenen Ehrennadel, der höchsten Auszeichnung des Verbandes, ausgezeichnet worden. In Chudiwa bei Neuern im ehemaligen Kreis Markt Eisenstein geboren, mußte Walburga Peter bereits mit vier Jahren den Tod ihrer Mutter erleben. Die Säuglingsfürsorgerin für den Bezirk Neuern wurde zur neuen Mutter, der Vater starb 1945 in Nürnberg bei einem Luftangriff. Die Gegend um Regensburg beziehungsweise die Oberpfalz lernte sie bei der Vertreibung kennen. Denn über das Auffanglager Furth im Wald kam sie mit den Familienangehörigen in ein Lager in Regensburg. Danach ging es weiter in die Lager Bamberg und Lichtenfels. Nach der Mittleren Reife ging sie beruflich nach Kulmbach und trat 1953 in die Junge Aktion der Ackermann-Gemeinde Bamberg ein, wo sie sechs Jahre lang Diözesansprecherin war. Die Heirat bedingte den Ortswechsel nach Düsseldorf, nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes zog sie in den 1990er Jahren von Düsseldorf nach Bodenwöhr und brachte sich sehr schnell in die Arbeit der dortigen diözesanen Ackermann-Gemeinde ein. Darüber hinaus nahm sie mehr als zehn Jahre lang Mädchen aus der Slowakei, die Deutsch lernten, für sechs bis acht Wochen bei sich zu Hause auf. Der Ackermann-Gemeinde in der Diözese Regensburg werde sie verbunden bleiben und – so weit es zeitlich und gesundheitlich möglich ist – bei Veranstaltungen vorbeischauen, versprach Walburga Peter. In den nächsten Wochen habe sie jedoch umzugsbedingt viel Arbeit vor sich. Markus Bauer

VERBANDSNACHRICHTEN Sudetendeutsche Zeitung Folge 30 | 28. 7. 2023 9

Bürgermeister mit deutscher Oma

Am zweiten Juliwochenende fand der 36. Braunauer Heimattag auf dem Heiligenhof im unterfränkischen Bad Kissingen statt.

Mit einer zu Herzen gehenden Ansprache stellte sich Arnold Vodochodský, der neue Bürgermeister der Stadt Braunau/Broumov seinen „Braunschen Landsleuten“ vor. Da seine Großmutter eine Deutsche aus Deutsch Wernersdorf/Vernéřovice und sein Großvater ein Tscheche aus Dittersbach/ Jetřichov gewesen seien, sei diese Familie bei der Vertreibung verschont worden und habe im Braunauer Land bleiben „dürfen“. Der Rest der deutschen Familie habe die Heimat verlassen müssen. Die Familie sei zerrissen gewesen; es habe keine Familienfeiern gegeben; sein Vater habe die Großeltern und sonstigen Verwandten erst nach 1989 in Deutschland besuchen können; er selbst habe seine Urgroßeltern nicht kennengelernt.

„Was wäre wohl, wenn die Deutschen nicht gegangen wären?“, diese Frage stellte Vodochodský in den Raum. „Ein mögliches Szenario wäre gewesen, daß die Sudetendeutschen einfach Teil der neuen Tschechoslowakei geworden wären und weiterhin in ihrer Heimat gelebt hätten. Wahrscheinlich hätten Eigentums- und Rechtsfragen geklärt werden müssen, aber die Deutschen hätten dennoch mit ihren Kenntnissen, ihren Fertigkeiten und ihrer Erfahrung zur weiteren Entwicklung der Region beigetragen. Die Beibehaltung der ethnischen Vielfalt wäre zwar eine Herausforderung für die Schaffung einer gleichberechtigten Gemeinschaft gewesen. Wie man aber aus der Geschichte weiß, ist ein multikulturelles Umfeld Quelle der gegenseitigen Bereicherung, der Zusammenarbeit und neuer Ideen.“

„Abschließend möchte ich“, so endete Bürgermeister Vodochodský seine Ansprache, „all jenen, die von den Nachkriegsereignissen betroffen waren, meine Achtung und Anerkennung aussprechen. Es ist unerläßlich, den Dialog, die Verständigung und die Stärkung der europäischen Integration fortzusetzen. Die Gefühle von Verlust, Ungerechtigkeit und von Leid sind immer noch präsent. Wichtig ist, sie beim Aufbau tschechisch-deutscher Beziehungen zu berücksichtigen. Beziehungen, die die Menschenrechte achten, die Vielfalt schätzen und friedliches Zusammenleben anstreben.“

Tief bewegt dankte der Braunauer Heimatkreisbetreuer Erik Buchholz für das Grußwort des obersten Repräsentanten des heutigen Braunau, der mit etwa 15 Personen aus dem Braunauer Ländchen – darunter Josef Bitnar, der Bürgermeister von Wekelsdorf/Teplice nad Metují, und Pfarrer Martin Lanži, Dekan der Braunauer Kirchengemeinden –zu diesen „Tagen der Begegnung“ gekommen war. Gemeinsam mit den etwa 70 „Braunschen“ Teilnehmern aus allen Generationen und Himmelsrichtungen, auch aus Indien, Island, den Niederlanden und der Slowakei, entwickelte sich ein buntes Sprachengewirr aus Deutsch, Tschechisch und Englisch, so daß die Verständigung bei dieser vom DeutschTschechischen Zukunftsfonds und von der Sudetendeutschen Stiftung geförderten grenzüberschreitenden Veranstaltung sofort gewährleistet war.

Wie bei allen Braunauer Heimattagen in Bad Kissingen und zumeist auch bei den „Tagen der Begegnung“ in Braunau/Broumov ließ es sich der Forchhei-

nen dankte er den Braunauern, daß sie den Tschechen in beziehungsweise aus Braunau unvoreingenommen gegenüberträten. Zum anderen dankte er den Bürgermeistern und Verantwortlichen der Stadt und Gemeinden in der Region Braunau für die Offenheit, den Kontakt mit den heimatvertriebenen Braunauern aufzunehmen und zu pflegen.

Ebenso wie die anderen Festredner unterstrich Heimatkreisbetreuer Erik Buchholz die Solidarität der Menschen in Europa, insbesondere aber der deutschen Heimatvertriebenen, mit den Flüchtlingen aus der Ukraine und mit dem ganzen ukrainischen Volk in seinem Abwehrkampf gegen die russische Aggression. Als zentrale Säulen der Aktivitäten des Heimatkreises bezeichnete Buchholz die Fortführung der Braunauer Heimattage in Bad Kissingen und der Begegnungstage in Braunau/Broumov, das weitere Erscheinen des qualitativ hochstehenden Braunauer Rundbriefs mit seinen Beiträgen aus Geschichte, Kultur, Volkskunde und der Heimat-

vice von Dagmar Heeg und die jüngste Veröffentlichung über die Geschichte des Heimatkreises Braunau von Christina Meinusch. Pfarrer Martin Lanži informierte über die Entwicklung in den Kirchengemeinden seines Dekanats und die Bemühungen um die Renovierung seiner vielen barocken Gotteshäuser. Jan Školník, der Gründer der Agentur für die Entwicklung des Braunauer Ländchens, berichtete von der Bewerbung der Stadt Braunau als Europäische Kulturhauptstadt 2028, die zwar im Finale nicht erfolgreich gewesen sei, aber das Interesse der Öffentlichkeit in Tschechien und in den Nachbarländern für das Braunauer Ländchen geweckt habe. Schließlich wurde der Film des aus Wekelsdorf stammenden Studenten Ondřej Valchař „Kde domov muj – Die verlorene Heimat“ gezeigt, in dem er die heimatpflegerischen Aktivitäten des Heimatkreises Braunau beleuchtet.

In bewährter Partnerschaft wurde der festliche Gottesdienst von dem frisch promovierten RedemptoristenPater Professor Augustin Schmied, gebürtig in Deutsch Wernersdorf, und dem Braunauer Pfarrer und Dekan Martin Lanži, gebürtig in der Slowakei, gefeiert. Das Matthäus-Evangelium dieses Sonntags – „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken.“ – war ein guter Ansatz für die Predigt von Pater Schmied bei einem Treffen von Heimatvertriebenen sowie von Deutschen und Tschechen, die vier Jahrzehnte unter kommunistischer Herrschaft hatten leben müssen.

Logo der Hansestadt Rostock.

❯ Riesengebirge

Wappen als

Illustration

Wappen sind praktisch Hoheitssymbole und daher nicht unberechtigt zu verwenden. Wappenträger können sowohl Territorien wie Land und Kreis, Orte wie Stadt und Gemeinde oder auch ein bestimmter Personenkreis wie eine Familie sein.

mer Oberbürgermeister Uwe Kirschstein nicht nehmen, den Gästen aus der Partnerstadt Braunau und den Teilnehmern aus dem Braunauer Ländchen seine Verbundenheit auszudrücken und die Grüße der Patenstadt Forchheim zu überbringen. Er verwies auf die Ähnlichkeit der Landschaften beider Regionen, etwa die Felsen im Braunauer Land und in der Fränkischen Schweiz, würdigte diese regelmäßigen sudetendeutsch-tschechischen Begegnungen und dankte dem Heimatkreis Braunau für sein Engagement für Pflege und Weiterentwicklung des Heimatmuseums in Forchheim.

Steffen Hörtler, Hausherr des Heiligenhofs und Stellvertretender SL-Bundesvorsitzender, sprach in seinem Grußwort einen doppelten Dank aus. Zum ei-

gemeinschaft sowie die Sicherung des Braunauer Heimatmuseums in Forchheim, das zunehmend von Forschern aus der Tschechischen Republik aufgesucht werde.

Eine besondere Verbundenheit wurde deutlich, als sich am Ende des Festakts nach dem Singen der deutschen Nationalhymne die tschechischen Gäste auf Bitten der Braunschen Teilnehmer dazu bewegen ließen, auch ihre Nationalhymne zu singen.

Im Rahmenprogramm wurden die jüngsten Publikationen des Heimatkreises Braunau vorgestellt: das Buch über die Gemeinde Rosental/Rožmitál – heute ein Stadtteil von Braunau –von Baldur Haase, die Übersetzung des Gemeindebuchs Märzdorf/Martínko-

Zu jedem Braunauer Heimattag gehört auch ein Kulturprogramm, das in diesem Jahr von den „ZWOlingen“ Elisabeth und Stefanie Januschko, deren Vorfahren aus dem Böhmerwald stammen, mit einer munteren musikalischen Rundreise durch das Sudetenland mit dem Akkordeon, der Mandoline oder Gitarre und gemeinsam gesungenen Liedern sowie von Ilona Netiková aus Ottendorf/Otovice mit lustigen Anekdoten in Braunscher Mundart gestaltet wurde.

Voller Begeisterung und Hoffnung nahmen die deutschen und auch die tschechischen Braunauer die Nachricht auf, daß der Heiligenhof bereits für den 37. Braunauer Heimattag am Wochenende 11. bis 13. Juli 2025 reserviert worden ist, dem im 80. Jahr nach dem Beginn der Vertreibung eine besondere Bedeutung zukommen wird.

Günter Reichert

Heißes Dorffest in Fachsenfeld

Bei hochsommerlichen Temperaturen feierte der Stadtteil Fachsenfeld des baden-württembergischen Aalen Anfang Juli sein traditionelles Dorffest unter den Kastanien. Eingebettet war dieses Mal das Jubiläum „50 Jahre Eingemeindung nach Aalen“. Und nach einigen Jahren Pause fand auch wieder ein großer Festumzug statt, bei dem die Patenkinder aus der mährischen Sprachinsel Wischau nicht fehlten. Rosina Reim berichtet.

Die Gemeindevorsitzenden eröffneten mit Böllerschüssen und Faßanstich dieses tolle Fest. Bis spät in die Nacht konnten sich die Jugendlichen an der Musik der Band „The 80 Tones“ erfreuen. Am nächsten Nachmittag startete der Festumzug mit rund 500 Teilnehmern vom Fachsenfelder Rathaus zum Festplatz. Neben Schule und Kindergärten waren auch alle Fachsenfelder Vereine und Gruppen dabei. Den Abschluß des Zuges bildeten ein Oldtimerbus und einige ältere Autos, unter anderem ein Original-Sheriff-Auto aus den USA.

Für uns Wischauer war es selbstverständlich, an dieser Veranstaltung teilzunehmen, denn unser Informationsund Begegnungs-Zentrum (IBZ) ist in Fachsenfeld beheimatet, und Aalen ist unsere Patenstadt. Eine kleine Gruppe Wischauer hatte sich daher zusammengefunden und marschierte trotz der Hitze beim Umzug mit.

Für Kinder stand nach dem Umzug die traditionelle Spielstraße auf dem

Festplatz bereit. Für gute Unterhaltung sorgte der Musikverein Fachsenfeld. Nach dem Umzug wollten wir eigentlich unter den Kastanien auf dem Festplatz feiern, doch die schattenspendenden Bäume waren zu wenig. Deshalb gingen wir zurück in unser IBZ und ließen in fröhlicher Runde das Fest nochmals Revue passieren und dabei ausklingen. Der Sonntag begann mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Herz-

Jesu-Kirche in Fachsenfeld. Anschließend fand ein Empfang für die Vorsitzenden aller Vereine im Schloß statt. Nachmittags wurde die Schloßpforte für alle geöffnet, und man konnte unentgeltlich die alten Bäume, das Biotop und die vielen schönen Anlagen bewundern. Kaffee und Kuchen standen ebenfalls für die Besucher gratis zur Verfügung. Wir statteten bei dieser Gelegenheit unserer Douglasie einen Besuch ab und stellten fest, daß sie in 13 Jahren bereits eine stattliche Höhe erreicht hat. Dieser Baum wurde 2010 gepflanzt, als eine tschechische Delegation aus den ehemaligen Sprachinseldörfern in Aalen auf Einladung des damaligen Oberbürgermeisters Martin Gerlach zu Gast war.

Unser IBZ war am Nachmittag geöffnet, um Gästen die Möglichkeit zu geben, sich über uns und unsere Geschichte zu informieren. Wir waren gerne Teilnehmer dieses beeindrukkenden, fröhlichen Festes, das mit viel Engagement und Hilfe der Bevölkerung stattfand.

Tradition der Riesengebirgsheimatkreise und auch der alten Heimatzeitung „Riesengebirgsheimat“ war, die Wappen unserer Patenstädte wie das hessische Bensheim für Arnau, das bayerisch-schwäbische Marktoberdorf für Hohenelbe oder das unterfränkische Würzburg für Trautenau in Vorbereitung der Heimattreffen für entsprechende Publikationen wie Einladungen oder Berichtserstattungen zu verwenden. Hier besteht nämlich insbesondere durch Paten- beziehungsweise Partnerschaften eine gewisse Übereinstimmung der Interessen. Als nun erstmals 1999 das Nordtreffen der Riesengebirgler in Rostock geplant wurde, sollte ursprünglich für die vorbereitenden Publikationen ebenfalls das offizielle Stadtwappen der Stadt Rostock verwendet werden. Dies wurde aber auf Anfrage von der Stadtverwaltung nicht genehmigt, da es sich um keine offizielle Veranstaltung in Abstimmung mit der Stadt Rostock handelte. Es wurde uns jedoch ein auch von der Stadt verwendetes Logo, ein schwarzer Greif mit dem Schriftzug Rostock, zur Verfügung gestellt. Dies wurde dann auch für alle nachfolgenden Treffen der Riesengebirgler in Rostock verwendete. Für die Berichte der SLKreisgruppe Rostock wurde beziehungsweise wird dieses jedoch nicht benutzt, um eine gewisse Gewichtung zu verdeutlichen.

Dasselbe erlebte ich dann auch bei den Vorbereitungen des Heimatkreistreffens von Hohenelbe 2008 in Dresden. Auch hier wurde von der Stadtverwaltung der Wappeneinsatz nicht gestattet, jedoch wurde ebenfalls ein offizielles Logo, das auch für andere Werbezwekke verwendet wird, zur Verfügung gestellt. Bemerkenswert ist bei diesen Logos, daß jeweils auch die Bezeichnung des Ortes mit verwendet wird. Verständlich, sollen doch diese Grafiken speziell der Werbung dienen.

Ähnlich verhielt es sich auch bei den Heimatgruppen. Als ich 2005 die Redaktion der „Riesengebirgsheimat“ übernahm, war es üblich, bei den Berichten der einzelnen Gruppen als Logo die Wappen der entsprechenden Städte — ohne vorherige Abstimmung mit der jeweiligen Stadtverwaltungen — zu verwenden, so bei Dillenburg, Stralsund und Stuttgart. Aus dem genannten Grund wurde dann aber seitens der Redaktion auf die weitere Veröffentlichung verzichtet.

Nach Gründung der SL-Kreisgruppe Vorpommern-Rügen in MecklenburgVorpommern erhielt ich von der zuständigen Kreisverwaltung keine Genehmigung des Einsatzes des entsprechenden Wappens. Wir haben dann das heute noch verwendete symbolische Bild einer Landkarte, die das damalige Gebiet unserer Kreisgruppe mit Ribnitzer See, Saaler und Bodstedter Bodden, Zingster Strom und Barther Bodden zeigt, eingeführt. Auf Grund der Auflösung mehrerer Kreisgruppen liegt unser Einzugsgebiet heute zwischen Graal-Müritz im Westen und Usedom an der polnischen Grenze im Osten. Peter Barth

VERBANDSNACHRICHTEN HEIMAT Sudetendeutsche Zeitung Folge 30 | 28. 7. 2023 10
❯ Sprachinsel Wischau
❯ Heimatkreis Braunau/Riesengebirge
Maja und die drei ledigen Wischauerinnen gehen beim Festzug mit. Forchheims Oberbürgermeister Dr. Uwe Kirschstein, Barbara Heinrich-Slowak in Braunauer Tracht, Heimatkreisbetreuer Erik Buchholz, Braunaus Bürgermeister Arnold Vodochodský und Wekelsdorfs Bürgermeister Josef Bitnar. Wappen von Hohenelbe und Dresden.

Mitglieder des Fürstenhauses Liechtenstein und der österreichisch-böhmischen Adelsfamilie Harrach besuchten 2023 das Schloß Kunewald im mährischen Kuhländchen anläßlich einiger Jubiläen. Ein historischer Rückblick erklärt sie.

Friedrich August Graf von Harrach, verheiratet mit Maria Eleonore Prinzessin von Liechtenstein, errichtete das Landschloß Kunewald 1726 bis 1734 nach dem Vorbild von Schloß Mirabell. Schloß Mirabell hatte Friedrich Augusts Onkel, Fürstbischof Franz Anton von Harrach, einige Jahre früher, aber größer in Salzburg erbaut. Der bekannte Wiener Architekt Johann Lucas von Hildebrandt plante beide Adelssitze. So ist es kein Zufall, daß Schloß Kunewald auch das kleine mährische Mirabell genannt wird.

Die wohl berühmteste Besitzerin des Schlosses Kunewald ist die Enkelin der Erbauer, Marie Walburga Gräfin von TruchsessWaldburg-Zeil (1762–1828), geborene Harrach-Hohenems. Sie war der letzte weibliche Sproß des uralten österreichischen Geschlechts der Reichsgrafen von Hohenems. Nach dem Tod ihrer Kinder und der Trennung von ihrem Mann gründete die Gräfin die Erziehungs- und Ausbildungsanstalt Philanthropium, das bald zum Zentrum der Bildung Mährens wurde. Alle talentierten Kinder von fünf bis 15 Jahren konnten dort eine hochwertige Erziehung erhalten, seien sie Mädchen oder Jungen, Tschechen oder Deutsche, Katholiken, Protestanten oder Juden, von Untertanen oder Adeligen. Der bekannteste Absolvent war František Palacký, der bedeutende tschechische Historiker und Politiker. Wegen dieser Innovation im Schulwesen wurde die Gräfin auch erste Dame der europäischen Aufklärung genannt. Bei den dankbaren Bauern im Kuhländchen hieß die Wohltäterin jedoch nur „unsere gute Gräfin“.

Hochadel zu Gast im Schloß

Vorfahren der Gräfin aus dem Hause Hohenems verkauften 1713 die Grafschaft Vaduz an das Fürstenhaus Liechtenstein. Sie wurde Stammsitz der Liechtensteiner und 1719 zum Reichsfürstentum erhoben. Die Burg Vaduz ist heute die Privatresidenz des regierenden Fürsten. Im Schloß Kunewald befindet sich ein Gemälde, das als Vorbild für die Restaurierung der Burgruine im 20. Jahrhundert diente.

Der Ahnherr der Fürsten von Liechtenstein, Karl I. von Liechtenstein, erwarb 1613 das Herzogtum Troppau und wurde 1623 mit dem Herzogtum Jägerndorf belehnt. Anläßlich des 410. und des 400. Jahrestages eröffnete Ende Mai eine Delegation des Fürstenhauses Liechten-

stein im Schlesischen Landesmuseum in Troppau die Ausstellung „Die Fürsten von Liechtenstein. Landesherren von Troppau und Jägerndorf“. Sie zeigt mehr als 40 Objekte aus den fürstlichen Sammlungen, die das Haus Liechtenstein nach Troppau überführen ließ. Die Ausstellung läuft bis 28. Januar 2024.

Einen Tag später besuchte die Abordnung auch Schloß Kunewald, wo sie Kastellan Jaroslav Zezulčik und Bürgermeisterin Markéta Kuběnová begrüßte.

Teil der liechtensteinischen Delegation waren Alfred Prinz von Liechtenstein, Vorsitzender des Familienrates des Hauses Liechtenstein, Nora Prinzessin von Liechtenstein, Schwester des amtierenden Fürsten, Maria-Pia

Kothbauer Prinzessin von Liechtenstein, Botschafterin des Fürstentums in Österreich und der Tschechischen Republik, sowie Wolfgang Prinz von Liechtenstein und seine Gemahlin Gabrielle Prinzessin von Liechtenstein, geborene Comtesse Basselet de la Rosée. Die hohen Gäste begleitete der Honorarkonsul des Fürstentums in der Tschechischen Republik, Daniel Herman, ehemaliger Kulturminister der Tschechischen Republik.

Alle interessierten sich lebhaft für die Geschichte des Schlosses, die Zezulčik kenntnisreich vermittelte und dabei durch alle Gemächer führte, in denen er die reiche Schloßsammlung und die Gemälde der Ahnengalerie erklärte.

Zusätzlich läuft in der ehemaligen Kegelbahn im Schloßgarten die Ausstellung „Fürsten von Liechtenstein. Machen Sie sich mit ihnen bekannt!“. Sie entstand in Zusammenarbeit mit dem Schlesischen Landesmuseums und der Troppauer Kulturorganisation aus zeitgenössischen Portraitfotografien.

Nachdem Nora Prinzessin von Liechtenstein nach Spanien zurückgekehrt war, bedankte sie sich im Namen der Delegation mit den Worten: „Es war uns eine Freude, das Schloß Kunewald besuchen zu können. Während des Besuchs konnten wir erleben, wie sorgfältig Sie und Ihre Mitarbeiter das historische Erbe des Hauses Liechtenstein und der Region pflegen.“

In der Tschechischen Republik findet ein weiteres außergewöhnliches Jubiläum statt. Heuer wird das Harrach-Jahr begangen, das sich auf Ernst Albrecht von Harrach bezieht, der 1623 zum Prager Erzbischof geweiht wurde. Die Harrachs gehören zu den namhaftesten österreichischböhmischen Familien des Hochadels. Sie hatten großen Einfluß am kaiserlichen Hof und spielten eine wichtige Rolle als Vertreter der Kirche und des Staates, aber auch als fortschrittliche Gutsverwalter. Neun Familienmitglieder waren Träger des Goldenen Vlieses. Zudem taten sie sich als große Kulturmäzene hervor. So besuchten Anfang Juni 72 Mitglieder der Familie Harrach Schloß Kunewald, das einer ihrer Vorfahren erbaut hatte. Sie kamen aus ganz Europa, hauptsächlich jedoch aus Deutschland und Österreich. Anwesend war auch Johanna Gräfin von Waldburg-Zeil, geborene Harrach, aus Schloß Rohrau in Niederösterreich. Diese einzigartige Zusammenkunft des Hochadels war wohl die bisher größte in der Tschechischen Republik. Die Veranstaltung hatte Johann Graf von Podstatzky-Lichtenstein organisiert, ein Nachkommen der mütterlichen Seite der Harrachs. Im Schloßrestaurant Bei der guten Gräfin servierte man heimatliche Gerichte wie Leberknödelsuppe, Lungenbraten und Wiener Schnitzel. Anschließend führte Kastellan Zezulčik die Harrachs durch die Schloßräume mit den vielen Sammlungen. Danach hießen die Gute Gräfin und die Ehrengarde die Familie Harrach in historischen Uniformen willkommen und geleiteten sie zur benachbarten Kreuzerhöhungskirche, in der ein Konzert zu Ehren der Familie aufgeführt wurde.

Das Kuhländler Schloß Kunewald ist wohl der tschechische Ort, den heuer die meisten bedeutenden Familien des österreichisch-böhmisch-mährischen Hochadels besuchten. vk/Ulf Broßmann

HEIMAT Sudetendeutsche Zeitung Folge 30 | 28. 7. 2023 11
� Kunewald/Kuhländchen
Johanna Gräfin von Waldburg-Zeil und Kastellan Jaroslav Zezulčik. Prinz Alfred und Prinzessin Norberta „Nora“ von und zu Liechtenstein, Gräfin Gabrielle und Graf Wolfgang von Liechtenstein. Ernst Heinrich Graf von Harrach mit Tochter. Liechtensteins Honorarkonsul Daniel Herman. Gruppenbild der Harrachs mit der Guten Gräfin und der Ehrengarde vor dem Schloß.

Neudek Abertham

Neudeker Heimatbrief

für die Heimatfreunde au+ Stadt und Landkrei+ Neudek

Folge 647 · 7/2023

Heimatkreis Neudek – Patenstadt Augsburg. Heimatkreisbetreuer: Heinrich Hegen, Pflugstraße 41, 86179 Augsburg, Telefon (08 21) XXXXXXX. Heimatmuseum Stadt und Kreis Neudek, Von-Cobres-Straße 5, 86199 Augsburg. Besichtigungstermine bei Josef Grimm, Telefon (08 21) 6 41 42, eMail grimm-augsburg@t-online.de oder Dieter Thurnwald, Telefon (08 21) 88 05 55. Heimatgruppe „Glück auf“ Stadt und Landkreis Neudek – Vorsitzender: Heinrich Hegen. Neudeker Heimatbrief – Verantwortlich von seiten der Heimatgruppe: Dieter Thurnwald. Redaktion: Herbert Fischer, Hochstraße 8, 81669 München, Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail neudeker@sudeten.de. Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Erscheint achtmal jährlich im Abstand von etwa sechs Wochen. Jahresbezugspreis 25,00 EUR. Redaktionsschluß für die nächste Ausgabe: Mittwoch, 14. März.

Bärringen Frühbuß Platten Patenstadt Augsburg Heimatkreis Neudek in der Sudetendeutschen Landsmannschaft – Patenstadt Augsburg. Heimatkreisbetreuer: Josef Grimm, Waxensteinstraße 78c, 86163 Augsburg, Telefon (08 21) 6 41 42, eMail grimm-augsburg@ t-online.de Heimatmuseum Stadt und Landkreis Neudek, von-Cobres-Straße 5, 86199 Augsburg; Besichtigungstermine bei Josef Grimm. Heimatgruppe Glück auf – Freunde des Heimatmuseums Stadt und Landkreis Neudek in Augsburg, eMail heimatgruppe-glueckauf@t-online.de, Internet www.heimatgruppe-glueckauf.de – Vorsitzender und zuständig für den Neudeker Heimatbrief: Josef Grimm. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de. Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Jahresbezugspreis 31,25 EUR. Konto für Bezugsgebühren und Spenden: Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft, Stadtsparkasse München – IBAN: DE69 7015 0000 0906 2126 00, BIC: SSKMDEMMXXX. Redaktionsschluß für Folge 648 (8/2023): Mittwoch, 16. August.

❯ Nachbarkreis Preßnitz-Weipert

Name und Ursprung der Stadt Weipert

1874 erschien die „Geschichte der Stadt Weipert“ von Carl Schmidl und Joseph Pohl in Chemnitz. Sie erklären den Namen und den Ursprung der Stadt Weipert.

❯ Sauersack

Führung bringt Licht ins Dunkel

Um die Ruinen der 1945 stillgelegten Zinnbergwerk Sudetenland GmbH Sauersack zwischen Sauersack und Hirschenstand rankten sich schon immer viele Spekulationen und Mutmaßungen. Aufgrund der Geheimhaltung zur Zeit des Betriebes dieser Anlage wurden diese in die Welt gesetzt, und einige hielten sich hartnäckig bis heute.

Der Schacht 1, wie er in den 1940er Jahren bezeichnet wurde, umfaßte nebst Versorgungseinrichtungen, Büros und Werkstätten auch die Betriebsanlagen für die Förderung und Aufbereitung des Zinnerzes. Auf der südlichen Straßenseite befand sich das dazugehörige Gefangenenlager und im Tal ein Teich, der zur Wasserversorgung angelegt und in den Sommermonaten den Einheimischen als Badesee, auch Liege genannt, diente. Die Spekulationen reichen von einer Uranförderung bis dahin, daß kurz vor Kriegsende alle Gefangenen in den Schacht gestürzt worden seien. Dies ist alles widerlegt. Glücklicherweise befinden sich viele Unterlagen

über dieses Bergwerk, von Befahrungsprotokollen bis zu Bauplänen, im Archiv in Pilsen. Dies ist vermutlich der Tatsache geschul-

det, daß der deutsche Direktor Dr. Josef Schranz das Bergwerk nach Kriegsende an die Tschechen übergab. Anfänglich wurden Bewohner der Nachbarorte zwangsverpflichtet, um das Wasser aus den Grubenbauen abzupumpen. Als jedoch die Entscheidung zur Aufgabe des Schachtes gefallen war, wurden alle brauchbaren Anlagen demontiert und im Landesinneren weitergenutzt. Die Gebäude verfielen und die Bewohner der umliegenden Orte holten sich, was sie gebrauchen konnten. So wurden in Frühbuß in den fünfziger und sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts viele Schuppen aus den Brettern und Balken der Wetterschutzverkleidung errichtet. Noch zu Beginn der neunziger Jahre entfernten Schrottsammler Schienen und Rohre, um sie zu verkaufen. Seit zwei Jahren beschäftigen sich der Archäologe Petr Hasil und der Bergbauspezialist Norbert Weber mit weiteren Helfern in ihrer Freizeit mit dieser Ruine. Anhand der Baupläne wurde nachvollzogen, wo welche Maschinen eingebaut waren. Die Fundamente mit den darin eingegossenen Schrauben wurden vermessen und viele interessante Details von Schutt und

TERMINE

■ Freitag, 8. bis Sonntag, 10. September: 2. Treffen der Familie Kolitsch und deren Nachkommen sowie der mit ihr verwandten Familien Kraus, Grimm

und Harzer in Dresden-Klotzsche. Organisation, Auskunft und Anmeldung: Wolfgang und Matthias Kolitsch, eMail mppm. kolitsch@t-online.de

Erde befreit. Durch deren Engagement erlangte dieses Areal wieder Aufmerksamkeit, und es wurde in den tschechischen Medien darüber berichtet. Dies bewirkte, daß noch mehr Menschen in dieses einsame Waldgebiet kommen, um sich selbst einen Eindruck von dieser Anlage zu verschaffen. Wer diese schmale Verbindungsstraße heute befährt, wird nahezu immer ab-

dieser dreistündigen Exkursion erhielten einen fundierten Einblick in die einstige Ausstattung dieser zu damaliger Zeit modernen Anlage. Mit Bildern wurde veranschaulicht, welche Maschinen dort wo eingebaut gewesen waren und wozu bestimmte Bereiche der Anlage dienten. Nach der Erläuterung der Flotationsanlage erhielten die interessierten Teilnehmer noch einen Überblick über den Lagerkomplex. Ein älterer Herr hatte sogar Fotos und kleine Gegenstände und Fundstücke aus dieser Anlage aus den 1950er Jahren dabei. Vorgesehen ist noch die Digitalisierung der Anlage im 3D-Verfahren.

Die Stadt Weipert wurde früher auch Weiberg oder Weinberg genannt. Der Grund: Als die Bergbaulustigen die reichen Silberanbrüche der MildeHand-Gotteszeche fanden, riefen sie freudig aus: „Das ist ein fruchtbringender Weinberg!“ So ist dann der Ort genannt worden. Der Ursprung von Weipert ist unmittelbar an der heutigen Grenzbrücke und wahrscheinlich an der Stelle zu suchen, wo jetzt die Fabrik des Julius Schmidt steht. Hier am Bach ist die tiefste Taleinsenkung, welche der uralte Paß von Preßnitz nach Schlettau zu überwinden hatte, und hier hatte der Frachtfuhrmann, mochte er kommen, von welcher Seite er wollte, einen steilen Berg vor sich, so daß er seinen Tieren Ruhe gönnen mußte. An dieser Stelle entstand die erste Niederlassung, die eine Herberge war. Die Sage erzählt, daß dieses Wirtshaus später eine Räuberhöhle war, in welcher Reisende durch eine Falltüre in einen Keller stürzten. Dort wurden sie ermordet und begraben. Das wurde schließlich von einer Dienstmagd, die einen jungen Mann warnte, verraten. Daraufhin umringten Soldaten aus Kaaden das Haus und brannten es samt den Bewohnern nieder. Man hat auch unter späteren Besitzern des Hauses, das bald wieder aufgebaut wurde, bei Umbauten Totengebeine im Keller gefunden.

tungen des Namens Weipert. Die erste widerspricht insofern der Geschichte, als schon im Jahre 1533 der Name Weiberg (Weinberg), demnach in einer Zeit, zu welcher der Silberbergbau in der Gegend noch nicht begonnen hatte, in den Gerichtsbüchern des Ortes vorkommt. Vielleicht wurde auch der Name eines Bergwerks, das man dem heiligen Wigbert geweiht hatte, auf den entstehenden Ort übertragen.

Von Interesse ist, daß die Sagen von der Entstehung Weiperts und Sorgenthals des uralten Passes gedenken, welcher über den Höhenzug zwischen Preßnitz und Pleil, das sogenannte Kremsiger und Bremsiger Gebirge, nach Pleil und Sorgenthal und weiter über das Pleilwasser und Kreuziger Gebirge zwischen Weipert und Pleil nach dem weißen Hirsch führte. Derselbe ging beim Blechhammer über den Pöhlbach und sodann über Kuhberg, Sehma, Schlettau, Elterlein und Zwönitz nach Leipzig und Halle, von woher die Böhmen schon in den ältesten Zeiten ihr Salz bezogen. Eine alte Straße, auf welcher Fuhrleute Salz nach Böhmen holten, führte auch über die Gegend, wo jetzt Freiberg steht, und solche Fuhrleute waren es nach der Sage auch, welche in einem Wagengleise daselbst die ersten Silbererze fanden und so die Gründung Freibergs veranlaßten.

Der alte Weiperter Paß hat noch deutliche Spuren von Weipert bis zum Blechhammer und in Kuhberg hinterlassen, wo tiefe Hohlwege, zum Teil selbst in festem Gestein vorhanden sind.

gestellte Autos im Bereich des einstigen Zinnschachtes sehen. Diese Ruinen dienten in der Vergangenheit als Kunstobjekt und auch als Filmkulisse.

Mitte Juni stellten nun Petr Hasil und Norbert Weber erstmals ihre Erkenntnisse einem breiten Publikum vor Ort vor, nachdem sie bereits einen Vortrag im Museum in Sankt Joachimsthal darüber gehalten hatten. Die rund 70 Teilnehmer an

Im deutschsprachigen Bereich gibt es ebenso viele Bergbauenthusiasten, welche sich für diese grenznahe Anlage interessieren. Dies wurde nach Veröffentlichung der Einladung deutlich, als vielfach die Frage aufkam, ob die Erklärungen nur in tschechischer Sprache erfolgen, was in diesem Jahr der Fall war. Für das kommende Jahr wird eine Wiederholung dieser Exkursion angestrebt, dann aber in Deutsch. Die Einladung dazu erfolgt zu gegebener Zeit über den „Grenzgänger“ und andere Medien. Ulrich Möckel in „Der Grenzgänger“

WIR GRATULIEREN

Den treuen Beziehern des Neudeker Heimatbriefs, die im Juli Geburtstag feiern und feierten, wünschen wir von ganzem Herzen alles Gute, viele schöne Jahre in Gesundheit und Zufriedenheit sowie Gottes überreichen Segen.

■ Bergstadt Platten. Oswald Jordan (Nr. 19), Bürgermeister-

Fink-Straße 2, 89331 Burgau, 12. Juli 1933.

■ Eibenberg. Hanni Gellner/ Zettl (Nr. 18), Peter-Dörfler-Straße 39, 86368 Gersthofen, 18. Juli 1934.

■ Kohling. Elli Frank/Sattler, Wolfsgraben 8, 65779 Kelkheim, 30. Juli 1935.

Als im 12. Jahrhundert mit dem in der Gegend aufblühenden Eisensteinbergbau auch die ersten Eisenschmelzen in Sorgenthal und bei Pleil entstanden, bildete sich oberhalb des Passes dort, wo jetzt der Gasthof zur Stadt Leipzig steht, eine zweite Ansiedelung. Ein unternehmender Mann mit Namen Weyperth, von dem Erzreichtum der Gegend angelockt und mit der Erz- und Eisengewinnung vertraut, erbaute hier das erste Haus und ein Hammerwerk, dem seine Angehörigen und Arbeitsleute den Namen ihres Werkherrn gaben.

Wir haben nach obiger Überlieferung zwei sagenhafte Deu-

Christian Lehmann leitet den Namen des Ortes Kühberg von einem tschechischen Worte küweribi, welches er mit ausspannen verdeutscht, ab. Wenn dies richtig ist, so würde dieser Name zur Bestätigung von einer uralten Herberge am Pöhl- oder Grenzbache dienen.

Erwähnt mag hierbei werden, daß der zwischen Weipert und Kühberg gelegene sächsische Grenzort Bärenstein früher Kuhzahl, das heißt Kuhschwanz, geheißen haben soll. Seinen jetzigen Namen führt er nach dem Archiv für sächsische Geschichte erst seit dem Jahre 1526 nach dem basaltischen Bärensteine, an dessen Fuße er liegt.

Gruß aus Weipert: Postkarte aus dem Jahr 1905.

Zeitung Folge 30 | 28. 7. 2023 12
Sudetendeutsche
70 Bergbaufreunde besichtigen den Förder- und Aufbereitungskomplex. Bilder (4): Ulrich Möckel Petr Hasil und Norbert Weber klären auf.

Schieferdächer im sächsischen Erzgebirge

Während in der Phase der Holzschindeldeckung und der sich anschließenden Deckung mit Dachpappe bei den kleinen Erzgebirgshäuschen zwischen

Bereits in der Steinzeit wurden gespaltene Natursteine zum Dachdecken verwendet. Nachweislich verwendeten die Römer Dachschiefer erstmals in geschlossenem Verband mit festen Verlegeregeln. Schieferdächer aus dieser Zeit oder nach römischen Verlegeregeln gebaut, findet man heute noch beispielsweise im Rhein­ und Moselgebiet.

Die größte Blüte erreichte das Schieferdecker­Handwerk im Mittelalter. In dieser Zeit wurden die meisten hochwertigen Bauten mit Schiefer gedeckt. Jedoch war zu dieser frühen Zeit diese Art des Dachdeckens sehr teuer.

Die ersten Naturschieferdächer im Erzgebirge ließen reiche Bauherren in den Städten errichten. In den armen Dörfern des sächsischen Erzgebirges erfolgte dies erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts in größerem Umfang. Der Schiefer wurde überwiegend in der Gegend von Lehesten im Thüringer Schiefergebirge abgebaut. Das größte Problem war der Transport dieser Schieferplatten. Mit dem Bau der Eisenbahnstrecken wurde dies erheblich erleichtert.

In der Aufbauphase nach dem Zweiten Weltkrieg wurden diese recht preisintensiven Naturschiefer oft durch billigere Kunstschiefer oder Dachpappenschindeln ersetzt, deren Haltbarkeit jedoch bedeutend geringer war. Mit der Wende 1989/90 kamen neue Materialien auf den erzgebirgischen Markt, die von ähnlicher Haltbarkeit wie die Naturschiefer, jedoch preislich bedeutend günstiger sind.

Nahezu zeitgleich wurden die Schieferbrüche um Lehesten ge­

Es ist Samstagmorgen. Ich gehe zum Computer und rufe die Daten der automatischen Temperaturaufzeichnung für den Ort Hirschenstand auf. Der Minimalwert wird mit einem Grad angezeigt. Dann vergewissere ich mich am Kalender. Ja, es ist der 17. Juni. Heute soll das alljährliche Hirschenstander Treffen stattfinden.

In der Hoffnung, daß die Sonne mit ihren wärmenden Strahlen die Temperatur bis gegen 10 Uhr noch etwas nach oben bringt, nehme ich nur meine Fleecejacke mit. In Hirschenstand angekommen, ist es trotz der Sonne noch recht kühl und windig. Die ersten Besucher sind schon da.

Bei den weiten Strecken aus Freising oder Augsburg muß man etwas Toleranz einplanen. Nach und nach trudeln weitere Nachkommen von einstigen Hirschenstandern ein, und auch drei ehemalige Bewohner Hirschenstands fanden den Weg in ihre Heimat. Knapp 30 Leute kommen heuer zu dem Denkmal, wo einst die Kirche stand. Das ist ein Wiedersehen von Menschen, die heute weit verstreut wohnen und für die dieses jährliche Tref­

der sächsischen und der böhmischen Seite kaum Unterschiede zu verzeichnen waren, differenzierte sich dies im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

schlossen, so daß der Naturschiefer heute kein Produkt aus der näheren Umgebung mehr ist. Wie von Dachdeckern zu erfahren war, kommen Naturschiefer heute aus Frankreich, Spanien und Italien, aber auch aus China und anderen Billiglohnländern. Einen Boom erlebten Naturschieferdächer nach 1980 im Bereich der Sanierung denk­

Im sächsischen Teil setzte sich dann die Deckung mit Naturschiefer durch, im böhmischen Teil wurden Bleche und Kunstschiefer für die Dachdeckung ge-

stein entstehen ließen. Schiefer ist ein leicht umgewandeltes Ablagerungsgestein – geologisch: sehr schwach metamorphes Sedimentgestein –, das hierzulande vor allem in der erdgeschichtlichen Zeit des Devon vor 350 bis 400 Millionen Jahren entstand.

Dabei wurden zunächst feinstkörnige Massen von Tonschlamm unter Auflagerungs­

nutzt. Bis noch vor etwa 30 Jahren war dieser Unterschied deutlich dort sichtbar, wo zwei Orte aneinandergrenzten wie Bärenstein und Weipert. Hier konn-

ralien, zu Glimmer. Dadurch wurde dem ursprünglichen Tongestein ein neues Strukturelement aufgeprägt: die Schieferung. Die gleichförmige Orientierung oder Einregelung der Minerale parallel zur Schieferung, ihre Verzahnung untereinander und die Bildung dichter, mikroskopisch feiner Glimmerlagen erzeugt die für den Schiefer so charakteristische Spaltbarkeit.

te man erkennen, welche Häuser mit ihren bunten Blechdächern zu Böhmen gehörten, da die Bärensteiner Dächer einheitlich schwarz waren.

dimentgestein, das mindestens zu 95 Prozent aus einer Korngröße von 0,002 bis 0,063 Millimeter besteht. – Materialien in aufeinanderfolgenden Schichten unterschiedlicher Dicke abgelagert. Erze und andere Partikel wurden von den Flüssen angeschwemmt. Tiere und Pflanzen bevölkerten das Meer im Zeitalter des Devon und finden sich als

flächen wie Klüftungen durften möglichst nicht entstehen. Die genannten Einflüsse erklären die von Lagerstätte zu Lagerstätte unterschiedlichen mineralischen Zusammensetzungen und Eigenschaften von Schiefer, das gelegentliche Vorhandensein von Pyrite genannten Fremdeinschlüssen metallischer Art und die breiten Differenzierungen hinsichtlich Körnigkeit und Kristallisation, Anzahl der Glimmerlagen, Art der Verzahnung und vieles mehr.

Diese so entstandenen Schieferplatten werden aufgespalten. Dabei wurden in Deutschland Stärken von vier bis sechs Millimeter zur Norm. Im Schieferbruch wurden bereits die vielfältigen Schieferformen zurechtgeschnitten und für den Versand verpackt. Entsprechend der vielfältigen Gestaltungswünsche gibt es etwa 250 verschiedene Formate.

malgeschützter Bauten und des ökologischen nachhaltigen Bauens. Dabei werden vielfach handwerklich anspruchsvolle und kunstvolle Deckungen gefordert.

Neben der eigentlichen Dachfläche wurden im Erzgebirge oft die Wände der Wetterseite eines Hauses mit Schiefer verkleidet, im Thüringer Schiefergebirge sogar alle Wände der Häuser.

Schiefer ist ein Produkt geologischer Zufälle. Vor rund 400 Millionen Jahren erzeugten Wärme, Wasser, Druck und Bewegung auf dem Meeresboden die Bedingungen, die Schieferge­

druck zu Tonstein verfestigt. Bei der späteren Gebirgsbildung wurden diese Tonsteinschichten durch seitlichen Druck aufgefaltet. Während der tektonischen Vorgänge zerscherten die tonigen Gesteine.

Die ursprünglichen Tonminerale wurden entlang dieser Scherfläche gedehnt und kristallisierten unter druckbedingter Erwärmung zu neuen, höherwertigen, plättchenförmigen Mine­

Die Meeresablagerungen bestanden jedoch nicht nur aus reinen Tonschlick­Massen. Ein genauerer Blick auf das Wattenmeer an der Nordseeküste vermittelt beispielsweise einen Eindruck von den Vorgängen und Bewegungen, die sich vor Millionen von Jahren vollzogen haben müssen. Neben dem feinen Tonschlamm wurden auch sandigere und siltigere – Silt oder Feinschluff ist Se­

Versteinerungen wieder; so ist das Vorhandensein von Schwefelund Kohlenstoffverbindungen im Gestein zu erklären. Sowohl die jeweilige Zusammensetzung des Ausgangsmaterials als auch die tektonischen Einwirkungen auf die Sedimentationsschichten waren von Ort zu Ort höchst unterschiedlich.

Schiefer entsteht nur aus reinem Tonstein ohne nennenswerte Silt­ und Sandlagen. Bei der Faltung durfte er nur eine, aber ideal ausgebildete Scheroder Schieferungsfläche erhalten – weitere störende Trenn­

Heute existieren im sächsischen Erzgebirge von Jahr zu Jahr weniger dieser Naturschieferdächer. Immer mehr setzen sich die Deckungen aus beschichtetem Aluminiumblech durch, die farblich und von der Form der Platten dem Naturschiefer täuschend ähnlich sehen und den Vorteil haben, leichter als Schiefer zu sein. Aber auch Tondachziegel werden bei Neubauten oftmals genutzt. So verdrängen die hohen Kosten der menschlichen Arbeit in Deutschland und die nun fehlenden Abbauorte in der näheren Umgebung dieses Naturprodukt mehr und mehr aus der sächsischen Erzgebirgslandschaft. Ulrich Möckel

sie waren als „Spezialisten“ gelistet und durften das Land nicht verlassen. Aber ihrem Heimatort Hirschenstand mußten auch sie den Rücken kehren, da die Häuser aufgrund der Grenznähe abgerissen wurden. Anfänglich wohnten sie in Frühbuß und zogen schließlich nach Hochofen, wo Helmut heute noch wohnt.

Gegen Mittag gehen die Heimatfreunde wieder ihrer Wege mit dem Wunsch, sich auch im kommenden Jahr in Hirschenstand zu treffen. „So Gott will, und wir leben.“ Dies ist leider keine Selbstverständlichkeit.

Die Landsleute in Hirschenstand.

� Hirschenstand

Die Anziehungskraft der Heimat

fen eine Erinnerung an ihre Heimat oder die Heimat ihrer Vorfahren ist. Dabei werden noch immer Informationen aus der Zeit bis 1945/46 ausgetauscht, wenn dies vom Wissensstand her noch möglich ist. Oft hat man das Gefühl, daß sich nur sehr wenige Nachkommen für die Heimat ihrer Eltern

und Großeltern interessieren. Dies stimmt nur bedingt, denn die heutige Kommunikationstechnik liefert viele Informationen, und man muß dazu auf kein Treffen fahren. Vor 30 Jahren war das noch anders, und die Zeitzeugen waren die Informationsquellen. Leider sind heute nur noch wenige davon am Leben.

In diesem Jahr sind die Thüringer mit ihren Nachkommen stark vertreten. Für eine Familie aus dem Raum Gotha ist dieses Treffen seit vielen Jahren ein fester Termin im Kalender. Sie organisierten einen Familienausflug und bezogen in Hirschenstand für das Wochenende ihr Quartier. Nicht nur der einsti­

ge Ort ihrer Vorfahren, sondern auch die Umgebung wird erkundet. Neues gibt es immer zu entdecken.

In der kleinen Schutzhütte tischt Marie Zettlová Kaffee und selbstgebackene Buchteln auf, und ihr Vater Helmut spielt auf seinem Akkordeon. Er mußte mit seinen Eltern bleiben, denn

Ulrich Möckel in „Der Grenzgänger“

NEUDEKER HEIMATBRIEF Sudetendeutsche Zeitung Folge 30 | 28. 7. 2023 13
� Blick über die Grenze
Bilder: Ulrich Möckel Helmut Zettel mit seinem Akkordeon. Schieferverschalte historische Dorfmühle in Lauscha. Historischer Schieferbruch bei Lehesten. Kunstvolles Ornament der Dachdeckerzunft aus Naturschiefer. Bilder: Archiv Ulrich Möckel

für die Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schönau

Heimatlandschaft Erz- und Mittelgebirge – Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt Rettenbach, Telefon (0 83 92) 9 34 72 77, Telefax 9 34 72 78, eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin –Patenstadt Gerolzhofen; Heimatkreisbetreuer: Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. Heimatkreis Dux –Patenstadt Miltenberg; Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den Seegärten 35a, 63920 Großheubach, Telefon (0 93 71) 9 94 01, eMail klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schönau – Patenstadt Frankfurt am Main; Heimatkreisbetreuer: Erhard Spacek, Franz-Schubert-Straße 13, 01796 Pirna, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail erhard. spacek@gmx.de Redaktionsschluß: Freitag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

TERMINE

Rettung in letzter Minute

Die Gemeinde Hrobschitz im ehemaligen Kreis Bilin realisierte mit Unterstützung des Wirtschaftsministeriums ein für ihre Verhältnisse sehr außergewöhnliches Projekt. Das unter Denkmalschutz stehende, stark heruntergekommene und fast verfallene Barockschloß in Mireschowitz wurde nach zweijähriger Rekonstruktion als Kommunikationszentrum der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Ihren Platz werden in Zukunft hier sowohl Firmen als auch Sozialverbände und gemeinnützige Organisationen finden. Jutta Benešová berichtet.

Um 1554 hatten die Ritter von Mireschowitz ihren Sitz in einer Renaissancefeste. Später siedelten hier die Sternbergs, Dietrichsteins und seit 1668 auch die Lobkowicz‘, die die Feste zum Schloß machten. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm ein landwirtschaftliches Staatsgut das Gebäude. Das Schloß verfiel mangels Erhaltung, und niemand, auch nicht nach 1989, fand die Kraft zu seiner aufwendigen Rekonstruktion. Um eine Erneuerung des Objekts hatte sich einige Zeit erfolglos der Verein Kampanila bemüht, der im Jahre 2020 für einen symbolischen Preis von einer Krone das Schloß der Gemeinde Hrobschitz übergab.

„Das Schloß steht inmitten des Ortes und war schon lange Zeit in keinem gu-

ten Zustand. Das Dach war eingefallen, fast alle Decken waren eingebrochen. Es war uns klar, wenn sich nicht die Gemeinde darum kümmert, wird niemand anderes etwas tun“, äußerte sich bei der feierlichen Eröffnung des rekonstruierten Schlosses Mitte Juli Jana Syslová, die unermüdliche Bürgermeisterin von Hrobschitz. Mireschowitz gehört zu ihrer Gemeinde. Und sie fuhr fort: „Wir befinden uns in einer Region, die durch den Bergbau stark geschädigt ist, und jedes historische Denkmal ist für unsere Region von großer Bedeutung. Auch deshalb haben wir uns auf diese aufwendige Rekonstruktion eingelassen. Am schwersten war es, die Gemeindevertreter vom Kauf zu überzeugen. Es dauerte zwei Wahlperioden, bevor wir das Einverständnis der Mehrheit erreichten. Nicht alle waren einverstanden.“

Die Gesamtkosten stiegen umgerechnet auf rund 2,6 Millionen Euro, wobei sich das tschechische Wirtschaftsministerium mit rund zwei Millionen Euro aus dem Programm „Brownfields“ beteiligte, der Rest kam aus dem Budget der Gemeinde – eine gewaltige Belastung für Hrobschitz. Dank der Unterstützung des Wirtschaftsministerium muß das Schloß nun zehn Jahre lang kommerziellen Zwecken dienen. Im Herbst erfolgt die öffentliche Ausschreibung zur Nutzung der Räume als Büros,

Café, Gewerberäume, auch Vereine und charitative Einrichtungen können sich bewerben.

Obwohl von der ursprünglichen Ausstattung des Schlosses, das im vergangenen Jahrhundert auch als Feldlazarett, Wohnheim sowie landwirtschaftliches Staatsgut gedient hatte, nichts erhalten blieb, wurden während der Rekonstruktion einige historische Artefakte gefunden. Die Handwerker entdeckten und retteten einen Teil des ursprünglichen RenaissanceWandputzes und ein kostbares Portal an einer der Türen aus der Zeit um 1300, der ursprünglichen Entstehungszeit der Feste.

Fast 400 Jahre lang waren unter dem Putz auch die Zeichnungen eines adligen Paares verborgen, das sich etwa um 1630 bis 1650 im Schloß aufgehalten hatte. Zunächst wurde die Zeichnung einer Adligen mit zahlreichen Beschriftungen gefunden. Die Kleidung läßt auf Mitte des 17. Jahrhunderts schließen. An der gegenüberliegenden Wand fand man dann die Zeichnung des dazugehörigen Kavaliers – laut Historiker sind Zeichnungen und Texte das Werk desselben Malers. Die Zeichnungen wurden manuell mit roter Kreide ausgeführt, die zu

den ältesten künstlerischen Mitteln zählt.

Hierzu bemerkte

Jiří Wolf, der Historiker des Duxer Museums: „Sehr interessant ist hier die verwendete Schrift. Es ist eine neugotische Cursiva, auf die wir nur selten bei Aufschriften treffen.

Sie wird normalerweise in Grabsteine oder Epitaphe eingemeißelt oder auf Glocken gegossen. Die Verwendung zum Schreiben an die Wand ist außergewöhnlich.“ An der Entschlüsselung der Texte wird gearbeitet. Beim Abriß einer der alten Mauern, die nicht erhalten werden konnte, entdeckten die Arbeiter einen Ziegelstein oder eine Fliese mit einem Handflächenabdruck. Er stammt wahrscheinlich aus dem 16. Jahrhundert, als die ursprüngliche Feste in der Renaissancezeit umgebaut wurde. In diesem Fall ist der Fund insofern interessant, da er vollständig erhalten ist; meist findet man nur Bruchstükke solcher Abdrücke. Wenn Spezialisten diesen Fund untersucht haben werden, könnte er ins Schloß zurückkehren. Die Bürgermeisterin plant nämlich eine Ausstellung, in der alle während der Rekonstruktion aufgefundenen historischen Artefakte zu sehen sind. Dazu gehören auch geschmiedete Nägel aus der Dachkonstruktion, Bodenbretter mit Unterschriften der Autoren und Jahreszahl, keramische Scherben, Glasflaschen und sogar ein gut erhaltener Trinkbecher. In einem der Kamine war ein Schlüssel gefunden worden. Ein Teil des Schlosses mit einer Ausstellung soll weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich sein.

■ Freitag, 18. August bis Sonntag 20. August: Treffen der Heimatgruppe Graupen und Umgebung. Freitag ab 18.00 Uhr gemütliches Beisammensein mit Freunden aus Graupen im Restaurant Pod Kaštany, Revoluční 133, Maršov, 417 42 Krupka. Samstag 19. August Ausflug nach Aussig mit Besuch der Ausstellung „Unsere Deutschen“ im Stadtmuseum, Seilbahnfahrt auf die Ferdinandshöhe/Větruše, dort Mittagessen; anschließend Gedenken auf der Dr.-Edvard-Beneš-Brücke vor der Tafel „Zum Gedenken an die Opfer der Gewalt vom 31. Juli 1945“; 19.00 Uhr Festveranstaltung im Hotel-Restaurant Rosenburg, Horská 12, 417 41 Krupka mit Mitgliedern der Stadtverwaltung, Gästen und Freunden aus Graupen. Sonntag Besuch des Gottesdienstes in der Basilika der Schmerzhaften Mutter Gottes in Mariaschein; Mittagessen im Restaurant Mückentürmchen. Auskunft: Sibylle Schulze, Müggelschlößchenweg 36, 12559 Berlin, Telefon (0 30) 64 32 66 36, eMail sibyllemc@web.de ■ Donnerstag, 31. August bis Sonntag, 3. September: 9. Teplitz-Schönauer Kreistreffen in der Heimat. Donnerstag eigene Anreise nach Teplitz-Schönau (Teplice), Hotel Prince de Ligne (Zámecké náměstí 136); 19.00 Uhr dort Abendessen; anschließend zwei Dokumentarfilme über die Zeitzeugen Pater Benno Beneš SDB (1938–2020) und Hana Truncová/John (1924–2022). Freitag 9.00 Uhr Abfahrt nach Saubernitz (Zubrnice) im Böhmischen Mittelgebirge; dort Besichtigung des Freilichtmuseums; anschließend Mittagessen in der Dorfgaststätte und Weiterfahrt nach Leitmeritz (Litoměřice); von dort Schifffahrt auf der Elbe mit Kaffee und Kuchen nach Aussig (Ústí nad Labem); Rückfahrt zum Abendessen in der Teplitzer Brauereigaststätte Monopol. Samstag 9.00 Uhr Abfahrt in die Königstadt Kaaden (Kadaň); dort Besichtigung des Franziskanerklosters mit Mittagessen in der Klostergaststätte und Rundgang; anschließend Kranzniederlegung auf dem Friedhof am Denkmal für die Opfer des 4. März 1919; 19.00 Uhr festliches Konzert in der Schönauer Elisabethkirche; anschließend Abendessen im Wirtshaus. Sonntag 8.00 Uhr Gottesdienstmöglichkeit in der Dekanatskirche Johannes der Täufer am Schloßplatz und eigene Heimreise. Änderungen vorbehalten. Kostenbeitrag inklusive drei Übernachtungen, Frühstück, bewachtem Parkplatz, Bus, allen Mahlzeiten, Besichtigungen, Führungen, Schiff und Konzert pro Person im Doppelzimmer 435 Euro, im Einzelzimmer 520 Euro. Getränke außerhalb des Frühstücks auf eigene Rechnung. Auskunft: Erhard Spacek, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail spacek@teplitz-schoenau -freunde.org

KORREKTUREN

G. Masaryk“ (1850–1937) Bürgermeisterin Jana Syslová für die Rettung des Schlosses. Der Biliner Pfarrer Marcin Saj, der später das Schloß segnen wird, schaut zu.

Das bedeutende Ereignis, das bis in die Nacht dauerte, wurde von Konzerten und lebendiger Geschichte mit den Schauspielern des Theaterensembles Petr Stolař begleitet, die die Besucher durch alle Phasen der Entwicklung des Schlosses führten. Zwei Stunden nach der Theateranimation segnete der Biliner Pfarrer Marcin Saj das Schloß, es wurden Reden gehalten und das Band durchschnitten. Zur Eröffnung des Schlosses waren auch Vertreter des Bauunternehmens, des Ministeriums, des Nationalen Denkmalinstituts, des Teplitzer Schloßmuseums, die Bürgermeister aus der weiteren Umgebung und viele Neugierige gekommen.

Zum Artikel „Zu Gast in Bad Kissingen“ über den Besuch einer TeplitzSchönauer Delegation (➝ HR 29/2023) und falsche Bildunterschriften. Neben dem Teplitz-Schönauer Oberbürgermeister Jiří Štábl steht nicht seine Frau Martina Štěpková, sondern Steffen Hörtlers Frau Lucie Hörtler. Außerdem heißt Grudrun Heil-Franke nicht Heilmann-Franke und ist nicht Nikola Renner. Wir bitten die Verwechslungen zu entschuldigen. Die Redaktion

Ladowitz Klostergrab
14 Sudetendeutsche Zeitung Folge 30 | 28. 7. 2023
❯ Schloß Mireschowitz/Kreis Bilin Bei der Theatervorstellung dankt „Staatspräsident Tomáš Das Schloß vor … … und nach seiner Sanierung. Bilder: Ivan Beneš (4), Christoph Bieberstein (1) Der Grundstein wurde im Juni 2021 gelegt. Das Renaissancefresko. Jiří Štábl und Lucie Hörtler sowie Dr. Gudrun Heil-Franke und Nikola Renner.

FÜR DEN KREIS BISCHOFTEINITZ HEIMATBOTE

Bischofteinitz Ronsperg Hostau

Heimatkreis Bischofteinitz – Patenstadt Furth im Wald. Heimatkreisbetreuer: Peter Pawlik, Palnkamer Straße 73a, 83624 Otter ng, Telefon (0 80 24) 9 26 46, Telefax 9 26 48, eMail peter-pawlik@t-online.de, Internet www.bischofteinitz.de. Spendenkonto: Heimatkreis Bischof teinitz, Rai eisenbank Chamer Land – IBAN: DE55 7426 1024 0007 1343 20, BIC: GENODEF1CHA. Heimatbote für den Kreis Bischofteinitz – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Verantwortlich von seiten des Heimatkreises: Peter Pawlik. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

František Lorenc

Stefan Stippler, Ortsbetreuer von Hostau, schildert die Geschichte Hostaus anhand des zweiten Memorabilienbuches der Hostauer Dechantei für die Jahre 1836 bis 1938. Hier der vierte Teil über den Dechanten František Lorenc (1882 –1941).

Anläßlich des Glockengeläuts

Bleiben Sie Brückenbauer

Nach drei Jahren Pandemie feierte man im Rahmen des Heimattreffens wieder gemeinsam Gottesdienst in den Grundmauern der Pfarrkirche Sankt Georg in Grafenried. Christa Bucher berichtet.

Die Rettung für das verschwundene Grafenried war ein deutsch-tschechisches Projekt, mit dessen Hilfe nicht nur das Gotteshaus ab 2012, sondern auch der einstige Pfarrhof sowie weitere Gebäude freigelegt und mit Namenstafeln versehen wurden. Und auch der Friedhof zeigt sich heute wieder als würdige Ruhestätte für die Verstorbenen des Pfarrsprengels Grafenried.

2016 löste Thomas Schrödl

Hans Laubmeier als Ortsbetreuer ab. Auch seine Wurzeln liegen in Grafenried. Obwohl er erst 42 Jahre alt ist, fühlt er sich seiner Familiengeschichte und damit auch dem Heimattreffen verpflichtet. Dieses findet seit mehr als zehn Jahren immer zum Patroziniumsfest der Pfarrkirche

Sankt Georg am 23. April statt.

Um für ein paar Stunden mit ehemaligen Nachbarn und Freunden oder deren Nachkommen vereint zu sein, nehmen viele eine weite Anreise auf sich. Zum Beispiel Judith Ann Mandrgoc, deren Großmutter im Alter von 16 Jahren 1890 in die USA ausgewandert war, oder eine Familie aus Hamburg, deren Wurzeln in Grafenried liegen. Sie nahm in diesem Jahr zum ersten Mal am Treffen teil.

Am Samstagnachmittag feierten alle Gottesdienst. Nach einer dreijährigen Pandemie-Pause seien das Interesse und die Sehnsucht, Grafenried zu besuchen, gewachsen, sagte Schrödl. Das Treffen zeige das Interesse an Grafenrieds Geschichte und zolle auch Wertschätzung, was hier völkerübergreifend geleistet werde. Grafenried sei nach Vertreibung, Flucht und Ungerechtigkeit zu einem Zeichen der Erinnerung und der Völkerverständigung geworden. In einer Zeit, in der in vielen Teilen der Welt Krieg herrsche, sei das Grafenrieder Treffen ein Fingerzeig. Hier könne man die Idee und die Umsetzung für ein vereintes Europa spüren und erleben.

Waldmünchens Stadtpfarrer Wolfgang Häupl, der Aster Ruhestandsgeistliche Raimund Arnold, der Brünner Pfarrer Johannes Nepomuk Bejcek, Pfarrer Klaus Oehrlein aus Margetshöchheim, der Karmeliterpater Anish Antony Kollaratte aus Bernhardswald und Diakon Alfons Eiber aus Waldmünchen zelebrierten den Gottesdienst.

Häupl sagte, daß man beim Herübergehen nach Grafenried, wo Eltern und Großeltern oder man selbst noch gelebt habe, viele Veränderungen habe feststellen können. Zwar seien von dem einstigen Elternhaus nur noch Steine übriggeblieben, aber kleine Täfelchen wiesen darauf hin, wo welche Familie gelebt habe.

„Wenn man durch die Ausgrabungen schreitet, kommt wahrscheinlich wieder die ei-

den vielen Helfern, die sich nicht nur um den Gottesdienst, sondern um Grafenried annähmen, viele Überreste des Ortes wieder zum Vorschein brächten und dafür sorgten, daß der Ort in Zukunft als dauerhaftes, mahnendes Freilichtmuseum erhalten bleibe. Stellvertretend nannte er Helmut Roith, Alois Rötzer, Birgit Symader und Zděnek Procházka, Hans Laubmeier und Zuzana Langpaulová.

Im Anschluß trafen sich die ehemaligen Bewohner Grafenrieds, deren Nachkommen und Interessierte im Gasthaus Zum Deutschen Eck in Steinlohe zum gemütlichen Beisammensein.

Am nächsten Tag ging es auf den Grafenrieder Friedhof. Hans Laubmeier und Friedrich Weiß freuen sich jedes Jahr darauf, wenn sie sich mit ihren Landsleuten in Untergrafenried an der früheren Grenze treffen, um von dort nach Grafenried zu gehen. Diesen Weg sind sie bereits als Kinder des Öfteren gegangen.

Treffender könnte die Inschrift auf dem 1994 errichteten Gedenkstein, der mit Spenden der Vertriebenen finanziert wurde, nicht sein: „Wie sollen wir je vergessen, wo unsere Wiege stand. Was wir da einst besessen, war unser Heimatland.“ Auch in diesem Jahr trafen sich viele Ehemalige aus dem Bundesgebiet an diesem Platz bei Untergrafenried, um gemeinsam nach Grafenried zur Gräbersegnung zu gehen.

Ortsbetreuer Thomas Schrödl ließ den Gottesdienst vom Vortag Revue passieren. Jörg Fürstenberger trug kleine Anekdoten und Erinnerungen vor, die Josef Vogl 1912 niedergeschrieben hatte. „Wie man in Grafenried gelebt hat“, zeigte, daß im Pfarrsprengel Grafenried jeder Berufsstand vertreten war und man völlig autark hatte leben können. Auch gab es zahlreiche Wirtshäuser. Des Weiteren hörten die Besucher etwas über die Bräuche.

zur Begräbnisfeier der Barbara Wohlrab am 24. Februar 1929 fällt die zweitgrößte Glokke vom Turm herab und reißt dabei die sich darunter befindende Ave-Glocke mit zu Boden. Verletzt wird niemand. Als einzige Glocken hängen jetzt nur noch die große Glocke mit dem Namen Jakobus Major und das Sterbeglöckchen im Turm. Als Ursache für das Zerspringen der zweitgrößten Glocke wird der außerordentlich strenge Winter angenommen, der viele Wasserleitungen, so auch die im Pfarrhaus, hat einfrieren und platzen lassen.

Am 29. März 1929 erhält die Dechantei ein Schreiben der staatlichen Forstverwaltung in Bischofteinitz. Es ist der einzige Text im Memorabilienbuch, der in tschechischer Sprache verfaßt ist. Es wird mitgeteilt, daß durch die Teilverstaatlichung des Großgrundbesitzes in Bischofteinitz das Landwirtschaftsministerium in Vertretung des tschechoslowakischen Staates einige Kirchenpatronate des Fürsten Trauttmansdorff mit allen Rechten und Pflichten übernommen hat, so auch das Patronat von Hostau, Schüttarschen und Melmitz. Mit der Funktion des Patronatskommissars wird der Vorsitzende der staatlichen Forstverwaltung in Bischofteinitz beauftragt.

Ebenso werden für die Dechanteikirche zehn Ministrantengewänder, sechs Handtücher, zwei neue Matrikelbücher und kleinere Dinge angeschafft. In der Nacht vom 11. auf den 12. Juli 1932 wird im Pfarrhaus eingebrochen. Bei seiner vorhergehenden Sonntagspredigt hatte Lorenc die Pfarrgemeinde daraufhin gewiesen, daß er ab dem 11. Juli verreist sei. Der Dieb entwendet 500 Kronen, wird jedoch nie gefaßt. Dechant Lorenc läßt die Fenster im Erdgeschoß daraufhin mit Eisengittern versehen. Bereits im Frühjahr 1933 muß der 1928 neu verlegte Fußboden unter den linken Sitzreihen in der Dechanteikirche entfernt und durch einen neuen ersetzt werden. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, daß die Feuchtigkeit bereits in die angrenzende Mauer und die Lourdes-Grotte eingedrungen ist. Das Mauerwerk ist beschädigt und die LourdesGrotte zerstört. Dadurch werden erneut Renovierungsarbeiten notwendig, die 2584,28 Kronen kosten.

ne oder andere Erinnerung, die man selbst erlebt hat, zurück“, meinte Häupl. Man erinnere sich aber auch daran, was die Eltern oder Großeltern von der Heimat erzählt hätten, in der sie einst glücklich gewesen seien. Aber auch die Kehrseite der Medaille, die Vertreibung und der Verfall der Ortschaften, habe sich ihm fest im Gedächtnis verankert. Erst in den 1970er Jahren sei die Pfarrkirche, in deren Mauern man getauft, geheiratet und Gottesdienst gefeiert hatte, gesprengt und eingeebnet worden. An den nachfolgenden Generationen liege es nun, das Licht der Osterkerze hinaus in die Welt zu tragen, zu verzeihen und Gott die Treue zu halten.

Nach dem Gottesdienst, den der Aster Kirchenchor musikalisch gestaltete, dankte Schrödl

Waldmünchens Vizebürgermeister Martin Frank meinte, daß man bei den Besuchern große Betroffenheit sehen könne. Grafenried habe 1946 über viele Menschen großes Leid gebracht. Deshalb freue es ihn, daß Grafenried vor allem für die junge Generation nicht nur zu einem Museum, sondern zu einem Mahnmal geworden sei, daß Krieg nie eine Lösung sei. Hans Laubmeier sagte, daß Grafenried immer einen Besuch wert sei. Gerade zum Patroziniumsfest ziehe es Menschen hierher, die selbst oder deren Angehörige hier getauft worden seien oder deren Familienangehörige auf dem Friedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden hätten. Eines hätten die Angehörigen gemeinsam: Sie würden diese Stätte ihr ganzes Leben lang in ihrem Herzen behalten.

Stefan Ruhland und seine Söhne spielten „Böhmischer Traum“ und „Böhmischer Wind“. Nach dem traditionellen Böhmerwaldlied, bei dem auch die Nichte von Thomas Schrödl auf der Trompete mitspielte, marschierte man gemeinsam auf dem Seeger Kirchenweg Richtung Grafenrieder Friedhof.

„Bleiben Sie Brückenbauer“, sagte Diakon Alfons Eiber, „dann wird die Erinnerung zwischen Ihnen und Ihren Angehörigen, die hier in der Heimaterde begraben sind, niemals verlöschen.“ Seit 1785 hätten auf dem Grafenrieder Friedhof mehr als 4500 Menschen die letzte Ruhestätte gefunden. „Segne diesen Acker und diese Erde, in der die Verstorbenen ruhen“, betete der Diakon. Nachdem Thomas Schrödl die Namen der in der letzten Zeit verstorbenen Ehemaligen verlesen hatte, segnete Eiber die Gräber. Wer noch länger in Grafenried verweilen wollte, konnte sich von Jörg Fürstenberger durch den verschwundenen Ort führen lassen.

Am 13. August 1929 ernennt das Landwirtschaftsministerium Oberforstrat Johann Paleček zum Patronatskommissar für Hostau, Melmitz und Schüttarschen, und später infolge seiner Versetzung Forstrat Bohumil Fixer zu seinem Nachfolger, der jedoch bereits am 7. Januar 1932 in Bischofteinitz verstirbt. Am 5. April 1932 tritt Karl Heger sein Amt als Patronatskommissar an.

Ende Juni 1929 werden durch die Firma Gebrüder Rieger in Jägerndorf/Krnov Reparaturen an der Kirchenorgel für 200 Kronen vorgenommen. Der morsche Gartenzaun wird Ende November 1929 auf Veranlassung des Patronatskommissars Paleček durch einen neuen ausgetauscht. Im Frühjahr 1931 wird für die Dechantei ein neues grünes Meßgewand aus Seide für 993,40 Kronen bei der Kongregation der Schwestern vom Allerheiligsten Sakrament in Budweis gekauft.

Dechant Lorenc läßt das Vorhaus des Pfarrhofes mit Terrazzo-Platten für 2000 Kronen durch die Firma Erasmus Gabel in Ronsperg auslegen. Ebenso veranlaßt er die Elektrifizierung des Pfarrhofes durch die Firma Johann Rothmayer in Hostau für 720 Kronen. Mit Beginn des Jahres 1932 werden die beiden Meßkelche von der Firma Josef für 647,60 Kronen neu vergoldet.

Ebenso veranlaßt Lorenc im Frühjahr 1933, daß im Pfarrhaus für 500 Kronen die Ziegelpflaster in den Fluren mit Zement übergossen und anschließend mit Ölfarbe angestrichen werden. Im April 1934 läßt Lorenc die beschädigte Mauer des Dechanteigartens für 175 Kronen wieder instandsetzen. Für die Kirche wird zum Abstauben der hohen Decke wie der Wände eine Bambusstange mit Zubehör für 256 Kronen angeschafft. Die Firma Neschkudla vergoldet den älteren, kleineren, mit böhmischen Granaten besetzten Meßkelch für 215,30 Kronen. Der Veteranenverein feiert am 10. Juni 1934 sein 60jähriges Bestehen. Aus diesem Grund feiert Dechant Lorenc eine Feldmesse mit Predigt auf dem Ringplatz.

Dechant Lorenc verpachtet alle Grundstücke der Dechantei ab dem ersten Oktober 1935 mit einer Vertragslaufzeit bis zum 30. September 1941. Nur die Trokkenwiese bei Horouschen behält die Dechantei, von der das Heu separat verkauft wird.

Bereits Ende 1933 wird eine Grundparzelle der Dechantei mit 77 Ar für insgesamt 23 348 Kronen verkauft. Die Kaufsumme wird bei der staatlichen Forstverwaltung (Patronatsamt) in Bischofteinitz hinterlegt. Der gesamte Grundbesitz der Dechantei beträgt Anfang des Jahres 1935 in den Gemeinden Schüttarschen, Zwirschen und Hostau circa 14 Hektar.

Im Frühjahr 1936 wird für die Dechanteikirche ein Altarteppich anläßlich hoher Feiertage für 1184,70 Kronen angeschafft. Der Betrag wird durch freiwillige Spenden finanziert.

Dechant Lorenc führt am 14. Juli 1936 gemäß einem Erlaß der Landesbehörde in Prag Gebühren für Grabstätten auf dem Hostauer Friedhof ein. Für ein einfaches Grab sind 20, für eine gemauerte Gruft 40 Kronen mit je einer Laufzeit von 15 Jahren zu zahlen. Fortsetzung folgt

Sudetendeutsche Zeitung Folge 30 | 28. 7. 2023 15
Grafenried
❯ Hostaus Pfarrer – Teil XXX
Pfarrer
Grafenrieder Heimttreffen mit Thomas Schrödl und Hans Laubmeier. Bild: Christa Bucher Die Johannes-von-Nepomuk-Statue steht auf dem einstigen Dorfplatz.

Heimatbote

für den Kreis Ta<au

Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0

@online.de. Internet www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, Telefax 81 41 19, eMail museum@tachau.de. Spendenkonto: Heimatkreis Tachau, HypoVereinsbank Nürnberg – IBAN: DE38 7602 0070 0002 0824 54, BIC: HYVEDEMM460. Heimatbote für den Kreis Tachau – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

Der 26. Juli ist der Annatag, an dem vielerorts in und jenseits der Heimat das SanktAnna-Fest gefeiert wird wie in Plan im Kreis Tachau und im oberpfälzischen Mähring (Þ rechts Termine). Der hebräische Name Anna bedeutet die Begnadete.

Anna und Joachim waren nach apokryphen Evangelien des 2. bis 6. Jahrhunderts – erstmals im in Syrien oder Ägypten verfaßten Protoevangelium des Jakobus um 150 –die Eltern der Maria und somit die Großeltern von Jesus. Die legendäre Lebensgeschichte ist dem altestamentlichen Vorbild von Hanna und ihrem Sohn Samuel nachgezeichnet.

Erst nach 20jähriger kinderloser Ehe gebar Anna die Maria.

Die vorangegangenen Verheißungen des Engels sind

Hinweis auf die besondere Erwählung der Maria von Anfang an. Demnach war Anna königlicher Abstammung und aus dem Geschlecht Davids.

Nach der „Legenda Aurea“ des Dominikaners Jacobus de Voragine von 1264 hatte die betagte Anna nach Joachims

Tod noch zwei weitere Ehemänner, deren Namen mit Kleophas und Salomas überliefert werden. Daraus entstand die Überlieferung von der Heiligen Sippe.

Anna und Joachim wurden mit reicher Ausgestaltung in den Legenden schon in frühchristlicher Zeit dargestellt, seit dem 6. Jahrhundert wird Anna als Marias Mutter verehrt. Der Kult wurde besonders durch das Kaiserhaus in Byzanz – dem heutigen Ístanbul – gefördert. Dort errichtete Kaiser Justinian um 550 eine der Anna geweihte Kirche. Im Westen wurde die AnnaLegende zunächst abgelehnt, so von Hieronymus (348–420), Augustinus (354–430) und in einem Papst Gelasius I. († 496) zugeschriebenen Dekret. Im 9. Jahrhundert verbreitete der Benediktiner Haymo von Halberstadt († 853) die Anna-Legende im Westen. Der Anna-Kult kam dann durch die Kreuzfahrer nach Europa, er wurde unter anderem von den Franziskanern verbreitet, die gegen die Dominikaner die Lehre von der Unbefleckten Empfängnis Mariens vertraten, und unterstützt von zahlreichen Reliquienübertragungen. Die Verehrung erreichte ihren Höhepunkt, als 1481 Papst Sixtus IV. den Gedenktag der Anna in den römischen Kalender aufnahm. 1584 bestimmte Papst Gregor XIII. ihren Festtag. Vielerorts bildeten sich Laien-Bru-

Für die ehemalige Pfarrkirche in Pernharz im früheren Kreis Mies malte Maurus Fuchs (1771–1848) für die 1822 fertig gewordene Kirche das rechte Seitenaltarbild. Es stellt die heilige Anna dar, wie sie ihrer Tochter Maria das Lesen beibringt. Ihr Mann Joachim schaut wohlwollend zu. Das Bild zeigt die Mutter Anna als Herrin des Hauses, weshalb sie wohl im Egerland so sehr verehrt wurde und so viele unserer Mütter oder Großmütter Anna oder Annerl hießen.

Bild: Brigitte Gettelman

� Beliebte Heilige in der Heimat

Sankt Anna

derschaften zur Huldigung der Großmutter von Jesus.

Das bürgerliche Familienideal des späten Mittelalters förderte die Verehrung Annas und der Heiligen Sippe, die Darstellungen der Annaselbdritt breiteten sich aus. Die Vorstellung von der mulier fortis, der starken Frau, befördert von Lesungen der Liturgie am Annafesttag, machte sie zur Patronin von Zünften und von Handel- und Gewerbetreibenden, sie wurde um die Vermehrung des Reichtums angerufen. Dies führte zum Schriftwort vom Schatz im Acker im Matthäusevangelium und daraus resultierend dazu, daß Anna zur Patronin der Bergleute wurde.

weihten Kirche in Düren, weitere Reliquien liegen in Wien und anderen Städten. Wallfahrten gab es in Annaberg in Niederösterreich, gibt es seit 1656 zur Kirche Sankt Anna in Sulzbach-Rosenberg in der Oberpfalz in Bayern und in insgesamt fast 100 größeren und kleineren Orten im deutschen Sprachgebiet.

Auch Nantes und Sainte-Anne-d‘Auray in Frankreich waren Ziele von Pilgern. Ebenso ist die Verehrung von Anna in Kanada weit verbreitet und beliebt. Der Annaberg in Schlesien – polnisch Góra Świętej Anny – ist auch heute noch Zentrum des Annakultes. In Annaberg in Sachsen wurden bis zur Reformationszeit Reliquien verehrt, die aber heute nicht mehr existieren. Da Anna an einem Dienstag gestorben sein soll, ist dies der Tag ihrer besonderen Verehrung.

Anna ist Schutzpatronin gegen Gewitter. Um den Annatag herum beginnen die sommerlichen Hundstage, die bis in den August hinein andauern; diese Jahreszeit wird durch den Aufgang des Hundssterns, des Sirius im Sternbild des großen Hundes, bestimmt und zeichnet sich durch große Hitze und die damit einhergehenden Gewitter aus. Selbst Martin Luther, Sohn eines Bergmannes, soll erklärt haben: „Sankt Anna war mein Abgott.“ Er rief sie auf seiner Wanderung bei Stotternheim zum Schutz vor Blitz und Donner an.

� Chronik der Volksschule Godrusch 1935 bis 1944 – Teil V Reichsverwalter spricht

Der sechste Teil der Schulchronik befaßt sich mit der Zeit vom Ende des Schuljahres 1937/38 bis Anfang der zweiten Schulhalbjahres 1938/39.

Einschreibung

Die Schülereinschreibungen für das Schuljahr 1938/39 fanden am 22. und 23. Juni statt. Eingeschrieben wurden 31 Kinder: zwölf Knaben und 19 Mädchen. Neu eingetreten sind zwei Kinder: ein Knabe und ein Mädchen.

Schulbesuch

Ausweis über den Schulbesuch im Schuljahr 1937/38: Nur 4,51 Prozent der Schulzeit – allesamt entschuldigt – wurden nicht besucht.

Godrusch, den 22. Juni 1938. Ludwig Sporer, Oberlehrer

Schuljahr 1938/39

beginnt um 8.00 Uhr und endet um 13.00 Uhr. Der Donnerstag als Wochenferialtag entfällt.

Feier des 30. Januar

Am Tage der Nationalen Erhebung fand in den Vormittagsstunden eine eindrucksvolle Schulfeier statt. Nach der internen Feier, in der der Leiter der Schule den Werdegang des nationalen Aufstieges schilderte, und nach dem Absingen der nationalen Lieder sowie einem dreifachen „Sieg Heil“ auf unseren Führer hörten die Kinder im Gemeinschaftsempfang die Feierstunde in der Turnhalle der Volksschule am Wechling, in der Reichsminister Joseph Göbbels zur deutschen Jugend sprach. Nach der Feier war schulfrei.

Schulsperre

Die Verehrung nahm weiteren Aufschwung im 13. und im frühen 16. Jahrhundert, als viele Annakapellen und Tausende von Altären und Statuen zu ihren Ehren errichtet wurden. Annagürtel halfen gegen Unfruchtbarkeit von Frauen, Glocken wurden Anna geweiht, die neun Dienstage vor Ostern wurden als Annadienstage begangen. Im 19. Jahrhundert gab es im deutschen Sprachgebiet etwa 100 größere und kleinere Wallfahrtsstätten zu Ehren Annas. Nach 1945 erlebte die Annaverehrung in Westdeutschland einen Aufschwung durch die Schlesier.

Seit 1501 liegt der angebliche Kopf von Anna in der Anna ge-

Sie ist die Patronin der Bretagne, von Florenz, Innsbruck und Neapel, der Mütter und der Ehe, der Hausfrauen, Hausangestellten, Ammen, Witwen, Armen, Arbeiterinnen, Bergleute, Weber, Schneider, Strumpfwirker, Spitzenklöppler, Knechte, Müller, Krämer, Schiffer, Seiler, Tischler, Drechsler, Goldschmiede, der Bergwerke, für eine glückliche Heirat, für Kindersegen und eine glückliche Geburt, für Reichtum und Wiederauffinden verlorener Sachen und Regen, gegen Gicht, Fieber, Kopf-, Brust- und Bauchschmerzen, Gewitter, der Bistümer Oppeln und Gleiwitz.

Die einschlägigen Bauernregeln lauten:

l „Wenn am Annatag die Ameisen aufwerfen, so soll ein strenger Winter folgen.“

l „Sankt Anna klar und rein / wird bald das Korn geborgen sein.“

l „Anna warm und trocken, / macht den Bauer frohlocken.“

l „Um Sankt Ann / fangen die kühlen Morgen an.“

l „Ist Sankt Anna erst vorbei / kommt der Morgen kühl herbei.“

Die diesjährigen Weihnachtsferien begannen Donnerstag, 22. Dezember 1938 um zwölf Uhr mittags und endeten Montag, 2. Jänner 1939. Der regelmäßige Unterricht begann wieder Dienstag, 3. Jänner 1939.

Weihnachtsfeier

Freitag, den 23. Dezember fand in den Abendstunden im festlich geschmückten Schulzimmer die Weihnachtsbescherung der hiesigen Schuljugend statt. Jedes Kind erhielt ein Geschenk. Die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) und Ortsfrauenschaft halfen tätig mit. Freude und Jubel herrschten ob der reichen Weihnachtsgaben. Den Kindern wurde auch Gelegenheit geboten, die Ansprache des NSV-Reichswalters Erich Hilgenfeldt im Rundfunk zu hören. Nach dem Absingen der nationalen Lieder und nach Vortrag des Sprechchores „Wir danken unserem Führer“ traten die reich bepackten Kinder ihren Heimweg an.

Änderungen des Stundenplanes

Mit Einführung des neuen Stundenplanes, wurde auch die Unterrichtseinteilung neu geregelt. Mit 1. Jänner 1939 wurde an der Schule der Halbtagsunterricht eingeführt. Der Unterricht

Über Anordnung des Veterinärrates wurde infolge Auftretens der Maul- und Klauenseuche in der hiesigen Gemeinde der Unterrichtsbetrieb ab 10. Feber bis auf weiteres eingestellt.

Wiederaufnahme des Unterrichtes

Am 23. Feber wurde der Schulbetrieb wieder aufgenommen. Kinder aus verseuchten Höfen ist der Schulzutritt nicht gestattet. Für die Kinder Kleinmaierhöfens ist die Schule auch weiterhin gesperrt.

Halbjahresschluß

Samstag, 25. Feber um 12.00 Uhr mittags schloß das erste Halbjahr. An diesem Tag wurden auch die Zeugnisse verteilt.

Änderung des Stundenplanes

Das 2. Halbjahr begann Mittwoch, 1. März. Über Auftrag des Kreisschulamtes Tachau mußte an der Schule wieder der Ganztagsunterricht eingeführt werden.

Normaler

Unterrichtsbetrieb

Mit 6. März wurde auch den Kindern aus Kleinmaierhöfen der Schulzutritt wieder gestattet, so daß mit diesem Tage der normale Unterrichtsbetrieb wieder aufgenommen werden konnte. Fortsetzung folgt

TERMINE

Nachlese. Die Gottesdienstteilnehmer aus Maschakotten beim 33. Heimatgottesdienst des Kirchsprengels Altzedlisch am 1. Juli in der heimatlichen Pfarrkirche Sankt Prokop und Sankt Ulrich (Þ HB 29/2023). Besonders stark vertreten war der Kirchsprengelort Maschakotten mit dem mit 94 Jahren

ältesten Gottesdienstbesucher Josef Ries.

n Freitag, 28. bis Sonntag, 30. Juli, Bruck am Hammer und Mähring: 33. Jakobifest und Sankt-Anna-Fest. Freitag, 14.30 Uhr Festgottesdienst mit Pfarrer Jiří Majkov aus Plan, einem deutschen Priester und dem Quartett „Corona“ in der Jakobuskirche in Bruck am Hammer; anschließend Gang durch den dortigen Friedhof und Zusammenkunft im Gasthaus am Bahnübergang mit der Familie Jan Šícha und Bürgermeister Erik

Mára. Samstag, 10.00 Uhr SanktAnna-Gottesdienst in der SanktAnna-Wallfahrtskirche in Plan. Sonntag, 10.00 Uhr Sankt-Anna-Gottesdienst in der Pfarrkirche Sankt Katharina in Mähring mit Prozession zum Wallfahrtsgottesdienst in der Sankt-AnnaGedächtniskirche auf dem Pfaffenbühl; anschließend Zusammenkunft im Festzelt unter dem Leitwort „70 Jahre Sankt-Anna-Gedächtniskirche in Mähring“.

Sudetendeutsche Zeitung Folge 30 | 28. 7. 2023 16
86 21) 6 36 27, Telefax 64 75 27, eMail wolf-dieter.hamperl

Heimatblatt für die Kreise Hohenelbe und Trautenau

Heimatkreis Hohenelbe/Riesengebirge e. V. – 1. Vorsitzende: Verena Schindler, Telefon 0391 5565987, eMail: info@hohenelbe.de, www.hohenelbe.de – Riesengebirgler Heimatkreis Trautenau e. V. – 1. Vorsitzender Wigbert Baumann, Telefon 0931 32090657 – Geschäftsstelle Riesengebirgsstube (Museum-Bibliothek-Archiv), Neubaustr. 12, 97070 Würzburg, Telefon 0931 12141, eMail: riesengebirge-trautenau@freenet.de – www.trautenau.de – Redaktion: Karin WendeFuchs, Agg 3, 83246 Unterwössen, Telefon 08641 6999521, Mobil 0157 32215766, eMail: Riesengebirgsheimat@t-online.de – Redaktionsschluss: jeweils der 1. des Erscheinungsmonats.

� Mohren

Erinnerungen an meinen Onkel Pepi

Pepi Ullrich, geboren am 10. Mai 1930 und aufgewachsen als Sohn von Wenzel und Aloisia Ullrich auf Mohren Nr. 49, ist am 3. Juli 2022 in Nußloch gestorben, wo er seit Mitte der 1950er Jahre lebte. Pepi hieß eigentlich Josef, sein Vorname wurde zur Unterscheidung vom gleichnamigen Großvater sowie seinem Onkel auf dem gegenüberliegenden Hof Mohren Nr. 37 abgekürzt.

Ich hatte 2021 Gelegenheit, ihn zu besuchen und einiges aus seinem Leben zu erfahren. Mir ist besonders in Erinnerung, was er von seinen Erlebnissen im Sommer 1945 erzählte. Sein Vater besaß einen Hof und Pferde. Das war wohl der Grund, daß tschechische „Partisanen“ auf den Hof

� Witkowitz

kamen und den damals 15-jährigen Pepi zwangen, sie mit einem Fuhrwerk zum Forstmeister des Gutes den Berg hinauf zu fahren.

Die Tschechen schleppten auch den Forstmeister heran. Im Wald stellten sie sich im Halbkreis auf, die Gewehre im Anschlag. Zuerst mußte sich Pepi in die Mitte stellen, aber dann berieten sie sich und einer sagte, er wäre zu jung.

Dann holten sie den Forstmeister in die Mitte und erschossen ihn.

Pepi mußte den Leichnam aufladen und nach Hohenelbe bringen. Die Täter zwangen den Jungen zu schweigen, ansonsten würden sie seine Familie töten.

Abends kam die Försterin auf den Hof und fragte, was mit ihrem Mann passiert sei, aber Pepi sagte nur, er hätte ihn nach Hohenelbe gefahren. Erst Jahre

Treffen in der Hanschbaude in Benecko vom 4.9. bis 8.9.2023

später konnte er sich seinem Vater anvertrauen.

Nach dem Krieg entdeckte er in den Papieren, daß er selbst adoptiert worden war. Seine leibliche Mutter mußte ihn als Säugling weggeben, da sie sehr krank war und bereits zwei Kinder hatte. Sie starb, als Pepi ein paar Monate alt war.

Seine leiblichen Eltern hießen Schubert. Die Hochzeit seiner leiblichen Schwester erlebte er mit, ohne damals zu wissen, daß es seine Schwester war. Sein leiblicher Bruder wurde im Alter von 17 Jahren eingezogen und im Krieg erschossen. Sein echter Vater kam oft vorbei und Pepi erinnerte sich gut daran, wie sein Vater damals die Nachricht vom Tod seines Sohnes überbrachte: er warf das Fahrrad auf den Bo-

61.

und 29. Wiedersehensfest der Riesengebirgler aus Arnau und Umgebung am 16. und 17. September 2023 in Bensheim an der Bergstraße ein.

Liebe Landsleute aus dem Riesengebirge, liebe Heimatfreundinnen und Heimatfreunde, wir freuen uns sehr, wieder zu einem Bundestreffen in Bensheim, der Patenstadt von Arnau, zusammenzukommen – das letzte dortige Treffen war im April 2016.

Getreu unserem Motto „Die Heimat im Herzen – der Zukunft entgegensehend“ wollen wir neben der Erinnerung an die einstige Heimat auch in die Zukunft blicken. Das Treffen wird die Gelegenheit bieten, Pläne für das Fortbestehen unseres Heimatkreises zu schmieden und Anregungen für die künftigen Aufgaben zu geben. Dabei ist auch die Kinder- und Enkelgeneration gefragt. Auf sie, die „Erben der Vertreibung“, setzt der Heimatkreis große Hoffnungen, um den Herausforderungen der heutigen Zeit gerecht werden zu können.

Wir freuen uns auf eine rege Teilnahme, mit der Sie auch die Verbundenheit mit unserer Heimatgemeinschaft, mit unserem unvergessenen Riesengebirge und mit unserer Patenstadt zeigen, welche uns sehr herzlich erwartet.

den und fing an zu weinen. Die Familie kam bei der Vertreibung mit dem Transport nach Heiligenstadt und von da nach Weidenbach im Eichsfeld, aber Pepi sah dort keine Zukunft für sich. Er ging mit einem Freund über die grüne Grenze nach Kassel zu einem Bekannten. Er hörte, in Heidelberg gebe es gutes Geld und Arbeit, also zog er weiter. In Kassel bekam er ein Zimmer zur Untermiete, lernte seine Käthe kennen und heiratete sie schließlich 1957. Die beiden haben eine Tochter. Seine Eltern Wenzel und Loisi Ullrich, geb. Kühnel, siedelten 1962 offiziell in die BRD über und zogen nach Nußloch. Der Vater starb 1971, die Mutter 1980. HOB Christina Auerswald geb. Ullrich

Auf das Wiedersehen im September 2023 freuen sich für den Heimatkreis Hohenelbe/Riesengebirge e. V.

für die Patenstadt Bensheim

Ich

Anmeldung: Hančova Bouda 51237 Benecko 32 - Krkonoše

Telefon: 00420 481582632

eMail: hancovabouda@quick.cz

Euer HOB Heinz Hönig Tel. 03463 661996

Gerhard Spitschan unterstützte seit 2014 Hans Kuhn bei der Heimatortsbetreuung von Großborowitz und übernahm bald darauf das Amt vollständig. Gerhard Spitschan wurde am 23.03.1939 im Großborowitzer Unterdorf Nr. 185 geboren. Nach der Vertreibung wurde die Familie in Görisried im Ostallgäu ansässig. 1957 trat er seinen Dienst bei der Bayerischen Bereitschaftspolizei an und beendete ihn 1999 als Kommissariatsleiter bei der Kriminalpolizei in München.

Im Ruhestand ließ uns Gerhard Spitschan durch Berichte in der „Riesengebirgsheimat“ an seinen Kindheitserinnerungen in Großborowitz und der leidvollen Vertreibung teilhaben. Er verstarb nach längerer Krankheit am 20.05.2023. Wir werden Gerhard Spitschan ein ehrendes Andenken bewahren.

Heidrun Tippelt war seit 1979 Mitglied im Heimatkreis und trat 1999 die Nachfolge ihrer Mutter Ilse Kneiper als Heimatortsbetreuerin von Arnau und Arnsdorf

an. Gemeinsam unterstützten sie schon frühzeitig alle Aktivitäten rund um die Bundestreffen in Bensheim. Ihr Engagement wurde allseits sehr geschätzt. Bei ihren zahlreichen Fahrten in das Riesengebirge pflegten sie stets auch die Kontakte mit den in der Heimat verbliebenen Landsleuten und Freunden. So mancher Fund auf den Dachböden und Speichern gelangte auf diesem Weg in das Arnau-Museum in Bensheim.

Die Nachricht vom plötzlichen Tod Heidrun Tippelts kam völlig unerwartet und hat uns sehr erschüttert, hatten wir doch schon ihre Zusage für das Bundestreffen im September.

Ihr Lebensweg, der am 24.07. 1949 begann, endete nach 73 Jahren am 03.06.2023.

Wir werden unser langjähriges Mitglied Heidrun Tippelt in dankbarer Erinnerung behalten.

Für den Heimatkreis: Verena Schindler, 1. Vorsitzende Bärbel Hamatschek 3. Vorsitzende und Sprecherin der HOB

Programm:

Samstag, 16. September 2023

10.30 Uhr Empfang und Begrüßung im Museum durch den Museumsleiter Dr. Jan Christoph Breitwieser mit Erläuterungen zur Arnau-Sammlung, Arnau-Museum, Marktplatz 13 Anschließend können das Museum und die ArnauSammlung eigenständig besichtigt werden

12.00 Uhr Eröffnung des 61. Bundestreffens im Kolpinghaus, anschließend gemeinsames Mittagessen

13.30 Uhr Mitgliederversammlung

15.00 Uhr Sitzung der Heimatortsbetreuer

16.30 Uhr „Die Erben der Vertreibung“

Autorenlesung und Gespräch mit Ralf Pasch

18.00 Uhr Gemeinsames Abendessen im Kolpinghaus

19.00 Uhr Festabend mit Ansprachen, Ehrungen und Programm

Vorstellung des Sudetendeutschen Förderpreisträgers Jan „Honza“ Vrána, Mitglied des Heimatkreises, mit anschließendem Vortrag

Musikalische Umrahmung durch die Original Feierabend-Musikanten Fehlheim Abschluß mit dem Riesengebirgslied

Danach gemütliches Beisammensein mit Musik

Sonntag, 17. September 2023

10.30 Uhr Kranzniederlegung und Gedenken beim Kreuz der Vertriebenen am Stadtfriedhof Bensheim-Mitte

Anschließend eventuell kleines Programm beim Rübezahldenkmal im Stadtpark

12.30 Uhr Gemeinsames Mittagessen im Kolpinghaus Ganztags geselliges Beisammensein

Vorführung eines Riesengebirgsfilms

Die Einladung mit dem Programm, einschließlich der Tagesordnung der Mitgliederversammlung, ist auf der Internetseite des Heimatkreises einsehbar und wird noch an die Mitglieder versandt.

Hinweise

• Das Treffen und alle Sitzungen finden im Kolpinghaus, Am Rinnentor 46, statt

Das Festabzeichen ist zum Preis von 5 Euro im Kolpinghaus zu erwerben

Bitte richten Sie Ihre Zimmerbestellung an die Tourist-Information, Hauptstraße 39, 64625 Bensheim, Tel. 06251 8696101, E-Mail: touristinfo@bensheim.de

Die Stadt Bensheim mit ihrer sehenswerten Altstadt und der landschaftlich schönen Umgebung freut sich auf Ihren Besuch!

Sudetendeutsche Zeitung Folge 30 | 28.7.2023 17
Bundestreffen Mohren Nr. 49 mit Familie Ullrich in den 1930er-Jahren. Das Haus im Jahr 2001. Fotos: Christina Auerswald Liebe Witkowitzer, unser diesjähriges Treffen findet wieder vom 4. bis 8. September 2023 in der Hanschbaude in Benecko statt. würde mich freuen, wenn viele Heimatfreunde meiner Einladung zum Treffen folgen! Der Heimatkreis Hohenelbe/Riesengebirge e. V. lädt mit seiner Patenstadt Bensheim sehr herzlich zum
� Nachruf Wir
Erinnerungsfoto an das Treffen 2022. Foto: Heinz Hönig
trauern um verdiente Mitglieder

Familiennachrichten aus dem Heimatkreis Hohenelbe

Heimatkreis Hohenelbe/Riesengebirge e. V. Sitz Marktoberdorf

Geschäftsführung: Gerhard Baumgartl

87616 Marktoberdorf, Richard-Wagner-Str. 2 Tel. 08342 40528, Fax 08342 7054060

www.hohenelbe.de, eMail: info@hohenelbe.de

Sparkasse Allgäu, IBAN: DE 41 7335 0000 0380 271262

BIC: BYLADEM1ALG

WIR GRATULIEREN

Der Heimatkreis Hohenelbe/Riesengebirge e. V. gratuliert zum Geburtstag

02.08. Dirk Schulze HOB von SpindelmühleFriedrichsthal zum 56.

25.08. Walter Paiska HOB von Mönchsdorf zum 79.

Bärbel Hamatschek

Sprecherin der HOB, 3. Vorsitzende des HKH

n ANSEITH

06.08. Josef Wanka (VM28) zum 86.

17.08. Christel Hasfeld geb. Tauchmann (JH11) zum 81.

19.08. Hilde Baron geb. Erben (JH53) zum 90.

19.08. Artur End (JH25) zum 82.

29.08. Ilse Pretsch geb. Langner (BH13) zum 86.

30.08. Luise Röder geb. Langner (A63) zum 89.

30.08. Edith Schipanski geb. Nittner (JH9) zum 89.

HOB Tanja Fritz Tel. 06222 389787

eMail: meerfritz@gmail.com

n HARRACHSDORF

02.08. Willibald Schier zum 97.

03.08. Ingrid Klein zum 82.

04.08. Kurt Knappe zum 94.

04.08. Wilhelm Schier zum 93.

07.08. Helene Urban zum 90.

08.08.

Tel. 0341 24707822

Herzlichen Dank an den bisherigen HOB, Herrn Theodor Friedrich Müller, für seine Arbeit.

n HOHENELBE

01.08. Ingrid Zink geb. Pohl zum 83.

02.08. Irmgard Hofmann zum 94.

06.08. Christine Wolf geb. Walther zum 95.

06.08. Renate Weichsberger geb. Hackel zum 83.

19.08. Martina Voigt zum 80.

24.08. Helene Ullrich geb. Tannhäuser zum 98.

25.08. Christa Moser geb. Finger zum 78.

25.08. Günter Buchberger zum 78.

29.08. Helmut Hiemer zum 93.

HOB Ingrid Mainert Tel. 06039/2255

n KLEINBOROWITZ

10.08. Gerhard Tauchmann (1) zum 99.

13.08. Andrea Leitner-Leinbach (13) zum 65.

17.08. Rudolf Munser (188) zum 90.

21.08. Brigitte Mail geb Bensch zum 81.

26.08. Felix Scharm (22) zum 97.

31.08. Werner Kober (179) zum 95.

HOB Tanja Fritz s. Anseith

n KOTTWITZ

01.08. Edgar Posner (Sohn von Lehrer Posner, Gasthaus am Bahnhof) zum 93.

02.08. Ilse Langner (Karlseck 95) zum 97.

17.08. Edelgard Wilson (Karlseck 37) zum 83.

HOB Gudrun Bönisch Tel. 08377 1293

n KRAUSEBAUDEN

26.08. Alfreda Landwehr geb. Lorenz zum 92.

27.08. Margarete Fischer geb. Rilk zum 83.

31.08. Herwig Graf zum 80.

HOB Verena Schindler

Tel. 0391 5565987

n MOHREN

02.08. Else Wagmann geb. Heinzel (Nr. 131) zum 88.

06.08. Brigitte Scherreiks geb. Hnik (Nr. 114) zum 80.

07.08. Wenzel Mühl (Nr. 104) zum 88.

10.08. Christine Wöhr geb. Zieris (Nr. 144) zum 85.

15.08. Erwin Schober (Nr. 146) zum 98.

22.08. Anneliese Drescher (Nr. 19) zum 84.

24.08. Anneliese Wundrich geb. Rilk (Nr. 20) zum 82.

27.08. Horst Zemann (Nr. 133) zum 95.

28.08. Josef Gleißner (Nr. 112)

HOB Christina Auerswald

Tel. 0341 24707822

Neues von meinen Büchern, Lesungstermine, Informationen: www.christina-auerswald.de

n NIEDERHOF

02.08. Ursula Reitermann geb. Goder (Rudolfstal 24) zum 82.

03.08. Günther Fetscher (Rudolfstal 21) zum 81.

06.08. Dieter Franz (Kl. Elbetal 3) zum 78.

07.08. Horst Luksch (Auerwiesbauden 308) zum 83.

16.08. Kurt Goder (Hanapetershau 285) zum 82.

16.08. Helene Reich geb. Kraus (Rudolfstal 23) zum 81.

16.08. Inge Diedrich geb. Hamatschek (Rudolfstal 165) zum 94.

26.08. Elisabeth Straube geb. Luksch (Goderhäuser 29) zum 82.

29.08. Herrmann Fischer (Kesselboden 287) zum 84.

HOB Erich Kraus Tel. 0351 4718868 eMail: brigitte.und.erich.kraus@ web.de

n NIEDERLANGENAU

04.08. Gerda Horak geb. Kracik zum 94.

04.08. Wolfgang Schreier zum 78.

07.08. Siegfried Stiller zum 88.

07.08. Johanna Gall zum 81.

10.08. Udo Jirschitzka zum 83.

16.08. Siegbert Weidner zum 83.

18.08. Wolfgang Schorm zum 79.

geb. Hackel zum 83.

29.08. Rosel Blasi geb. Rolf zum 94.

HOB Anna Schreier Tel. 03695 600862

n POLKENDORF

13.08. Gerlinde Ludwig geb. Erben (Nr. 6) zum 72. HOB Sylvia Colditz

n ROCHLITZ

12.08. Lothar Bradler (OberRochlitz 170) zum 86.

18.08. Erich Rieger (OberRochlitz 138, Birnberg) zum 86.

19.08. Rudolf Preissler (Ober-Rochlitz) zum 96.

23.08. Friedl Stock geb. Sieber (Nieder-Rochlitz, Sommerseite) zum 97.

23.08. Rudolf Schmidt (Sichdichfür 12) zum 92.

27.08. Gudrun Scheibner geb. Umann (NiederRochlitz 227) zum 79.

30.08. Walter Gernert (OberRochlitz, Erdmann Donth-Fabrik) zum 95.

Daten vom Vorjahr übernommen.

SCHWARZENTAL

02.08. Monika Poth geb. Luksch (Hs. 197) zum 80.

04.08. Elisabeth Lange geb. Adolf (Hs. 62) zum 92.

10.08. Hilde Langer geb. Fris (Hs. 101) zum 101.

02.08. Elisabeth Kirschner geb. Baier (Hs. 160) zum 94.

20.08. Christa Lorenz geb. Karsupke (Hs. 206Buchenbergbaude) zum 84.

21.08. Wilfrid Zinecker (Hs. 188 - Fuchsberg) zum 89.

22.08. Otto Oehler (Hs.70) zum 92.

25.08. Horst Dichtl (Hs. 50) zum 91.

25.08. Kurt Enthaler (Hs. 184Bohnwiese) zum 82.

25.08. Helmut Erlebach (Hs. 187 - Waldbaude) zum 83.

30.08. Rosemarie Petter geb. Adolf (Hs.48) zum 84.

31.08. Friederike Weide geb. Kosina (Hs.45) zum 93.

HOB Gernot Bock Tel. 0521 335546

n SPINDELMÜHLEFRIEDRICHSTHAL SPINDELMÜHLE

02.08. Dirk Schulze (Sp 144 - Haus GermaniaExner Schuster) zum 56.

03.08. Ewald Scholz (Sp 175St. Peter - Wäscherei) zum 89.

24.08. Gretel Rumler (Sp 032Schule) verzogen nach Rochlitz.

FRIEDRICHSTHAL

16.08. Veronika Lauer (F 026) zum 86.

HOB Dirk Schulze Tel. 033732 40383, eMail: tischlerei-dirk-schulze@t-online.de

Spindelmühle. Der 2015 errichtete Glockenturm. Foto: D. Schulze

n STUPNA

18.06. Hella Rothberger (Nr. 101) zum 87.

19.06. Ilse Altheim (Nr. 12) zum 85.

29.06. Helga Strobel (Nr. 54) zum 85.

06.07. Dr. ret.nat. Franz Jeschek (Nr. 97) zum 77.

16.07. Irma Himsel (Nr. 54) zum 92.

15.08. Gisela Knappe (Nr. 49) zum 80.

HOB Heidrun Vogt Tel. 036421 22707

n SWITSCHIN

01.08. Gerti Zimmermann (Nr. 10) zum 87.

05.08. Christa Bauke geb. Scholz (Nr. 4) zum 80.

HOB Roman C. Scholz

Tel. 0170 2457875 eMail: r.c.scholz@freenet.de

n WITKOWITZ

01.08. Ehrentraut Ranft geb. Fischer (Lorzes-Erwin, Mewaldsberg 131) zum 83.

01.08. Helga Zimmermann geb. Kraus (Vinzens-Toneln, Schwarzental 99) zum 80.

12.08. Gustav Fischer (Paulin-Franzl, Schwarzental 96) zum 81.

17.08. Herta Pfeffer geb. Horatschke (HoratschkeLehrer, Hüttenhäuser 305) zum 89.

18.08. Klara Röse geb. Fischer (Hegertonl, Hinterwinkel 340) zum 94.

19.08. Heli Klein geb. Hollmann

Familiennachrichten aus dem Stadt- und Landkreis Trautenau

Dieter Franz zum 86. 22.08. Wolfgang Schier zum 88. 23.08. Horst Knappe zum 84.

Betty Schier zum 89.

Erika Rotter zum 83.

Herbert Müller zum 94.

Traudel Möller zum 92. 29.08. Marita Biela zum 83. 31.08. Dr. Johannes Kreißl zum 84.

31.08. Karin Herrmann zum 82.

31.08. Helmke Rieger zum 81.

HOB Ines und Falk Heinrich

Tel. 03586 4085635

n HENNERSDORF

29.08. Gertrud Jahn geb. Walsch zum 95.

HOB Ingrid Mainert

Tel. 06039/2255

n HERMANNSEIFEN

02.08. Helene Höfling geb. Patzelt zum 97.

02.08. Alfred Fleischer (L 31) zum 83.

03.08. Hermann Arlet (H 257) zum 83.

04.08. Monika Rodriguez geb. Patzelt (H 85) zum 82.

06.08. Norbert Pohl (H 129) zum 85.

13.08. Lydia Albrecht geb. Patzelt (L/H 319) zum 94.

21.08. Heidi Baader geb. Arnold (H 56) zum 90.

22.08. Wenzel Spiller (H 161) zum 86.

29.08. Traudel Kaatz geb. Drescher (H 252) zum 89.

Neue HOB Christina Auerswald

08.08. Inge Koldewey geb. Bien (Nr. 43) zum 82.

08.08. Edwin Bien (Nr. 43) zum 82.

18.08. Lorelies Günther geb. Feistauer (Nr. 103) zum 82.

21.08. Helga Richter geb. Plett (Nr. 33) zum 86.

HOB Karl-Heinz Schmidt Tel. 03151 4032327

n MASTIG

06.08. Helmut Scharm (HM21) zum 88.

17.08. Helene Sperling geb. Weiss (WH88) zum 91.

17.08. Wolfgang Reichert (M35) zum 86.

18.08. Rüdiger Tauchmann (M72) zum 83.

21.08. Erika Waldi geb. Zirm (WH87) zum 84.

24.08. Werner Luschitz (M33) zum 88.

29.08. Edith Schwieger geb. Berger (M107) zum 92.

HOB Tanja Fritz s. Anseith

n MITTELLANGENAU

05.08. Ruthild Weidenmüller geb. Berndt zum 83.

06.08. Dietmar Hamatschek zum 83.

10.08. Helmut Lorenz zum 84.

12.08. Maria Woll geb. Lorenz zum 87.

15.08. Waltraud Rosbeck geb. Kaufmann zum 81.

16.08. Anton Rilk zum 84.

19.08. Roland Thost zum 86.

22.08. Reiner Horak zum 83.

25.08. Walter Stiller zum 85.

21.08. Ehrentraut Kiefer geb. Russ zum 90.

22.08. Rudolf Zinecker zum 101.

25.08. Josef Hamatschek zum 91.

29.08. Ursula Plisch geb. Kuhn zum 84.

30.08. Ingrid Wagner geb. Kraus zum 85.

HOB Verena Schindler

Tel. 0391 5565987

n NIEDERPRAUSNITZ

03.08. Alfred Kraus zum 94.

04.08. Edith Hentsch geb. Kudernatsch zum 92.

08.08. Walburga Seedorf geb. Wolf zum 87.

10.08. Franz Leeder zum 89.

17.08. Rudolf Köhler zum 95.

19.08. Edith Knytel geb. Sturm zum 93.

HOB Tanja Fritz s. Anseith

n OBERLANGENAU

21.08. Dr. Willi Goder zum 87.

HOB Bärbel Hamatschek

Tel. 06451 9134

n OBERPRAUSNIITZ

04.08. Karl Kuhn (66) zum 84.

06.08. Franz Schenk (84) zum 84.

07.08. Helene Festa geb. Berger (112) zum 88.

12.08. Brigitte Wanka geb. Follert (159) zum 85.

17.08. Elionore Schoch geb. Kozian (251) zum 87.

19.08. Adolf Staffa (234) zum 84.

25.08. Rudolf Staffa (234) zum 90.

HOB Tanja Fritz s. Anseith

n PELSDORF 06.08. Renate Weichselberger

10.08. Vinzenz Hollmann (Sp 110 - SpindlerbaudenKl. Sturmhaubenbaude) zum 86.

11.08. Gretl Breyel (Sp 084Bärengrundbaude) zum 95.

12.08. Dr. Lothar Wagner (Sp 135 - Bäckerei Stiller) zum 92.

15.08. Karin Fuchs geb. Kolbe (Sp 066 - St. Peter - Haus Häring) zum 83.

15.08. Lina Hahn geb. Kolbe (Sp 066 - St. Peter - Haus Häring) zum 83.

17.08. Johanna Scholz geb. Scholz (Sp 025Hohe Quelle) zum 94.

17.08. Peter Adolf (Sp 096Davidsbauden) zum 85.

17.08. Walter Czernohous (Sp 018 - Gemischtwarenhandlung) zum 82.

18.08. Ingeborg Schuller geb. Schreiber (Sp 013Hotel Schreiber) zum 90.

18.08. Erika Hollmann (Sp 118Konditorei Hollmann) zum 83.

20.08. Manfred Richter (Sp 020 - Herta) zum 83.

21.08. Gerlinde Bieler geb. Kraus (Sp 039) zum 86.

21.08. Gunther Fischer (Sp 032 - Schule) zum 82.

22.08. Rudolf Erben und Fanny Schröder (Sp 101Leierbauden) zum 90.

23.08. René Yeatman (Sp 058 - St. PeterHaus Drei Berge) zum 70.

24.08. Josef Kohl (Sp 076 - St. Peter) zum 85.

(v. Borusses-Leni, Im Hofe 19) zum 78.

30.08. Lotti Lange geb. Scholz  (Elis-Johann, Schwarzental 347) zum 91.

30.08. Ingrid Berger geb.Fischer (v. Fischer-Franzl, Gasthaus Mitteldorf 206) zum 84. Hans-Joachim Hönig Tel. 03949 502153

WIR BETRAUERN

n HENNERSDORF Aloisa Helbig geb. 14.02.1932, verst. 07.05.2023 in Haina, 91 Jahre.

n MITTELLANGENAU Waltraut Prokupek geb. 07.08.1928 (Haus Nr. 109), verst. 06.12.2022 in Eberstädt, 94 Jahre. Helga Scherbarth geb. Horak, geb. 17.08.1929 (Haus Nr. 15), verst. 18.02.2022 in Friedrichshafen, 92 Jahre.

n NIEDERLANGENAU Helmut Russ geb. 06.09.1938 (Haus Nr. 21), verst. 22.03.2023 in Gemünden, 84 Jahre. Inge Müller geb. Russ (Schwester von Helmut Russ), geb. 05.06.1942 (Haus Nr. 21), verst. 18.06.2023 in Frankenberg, 81 Jahre. Hermann Lorenz geb.05.07.1939 (Kleinlgn. Nr. 11), verst. 30.03.2022 in Osterburg, 82 Jahre. Rainer Wallbaum geb. 15.07.1949, verst. 30.09.2015 in Schöningen, 66 Jahre.

n NIEDERHOF Gerti Altwasser geb. Goder (Goderhäuser 291), geb. 31.10.1934, verst. 02.06.2023, 88 Jahre. Christine Deutrich geb. Goder (Rudolfstal 24), geb. 16.09.1934, verst. 17.10.2022, 88 Jahre.

n ROCHLITZ Alice Bönsch geb. 27.06.1932, verst. 28.04.2023, 90 Jahre.

Achtung HOB!

Wichtige Terminänderung Oktobergeburtstage bitte bis

1. August 2023 melden. Vielen Dank für Ihr Verständnis! Karin Wende-Fuchs

Riesengebirgler Heimatkreis Trautenau e. V., Sitz Würzburg Geschäftsstelle/Riesengebirgsstube:

97070 Würzburg, Neubaustr. 12

Tel. 0931 12141, Fax 0931 571230

1. Vorsitzender Wigbert Baumann

www.trautenau.de, eMail: riesengebirge-trautenau@freenet.de

Sparkasse Mainfranken Würzburg

IBAN: DE 31 7905 0000 0001 405695

BIC: BYLADEM1SWU

WIR GRATULIEREN

Der Riesegebirgler

Heimatkreis Trautenau e. V. gratuliert zum Geburtstag

09.08. Helena Kessler HOB Ober- Niederalbendorf / Dörrengrund und OberNiederkolbendorf zum 91.

28.08. Dr. Johannes Gottwald ehem. HOB Pilnikau, Pilsdorf, Trautenau zum 87.

n ALTENBUCH

02.08. Helga Rhein geb. Höllige (OA 13) zum 85.

07.08 Aloisia Taube geb. Schramm (MA 77) zum 90.

13.08. Josef Hader (OA 114) zum 87.

17.08. Helene Veith geb. Hübner (Gg. 13) zum 88.

29.08. Erwin Staffa (MA29) zum 92.

19.08. Ingrid Naujokat geb. Krause (Gg. 22) zum 79.

HOB Markus Decker Tel. 0170 2120408 (ab 19.00 h)

n ALT-ROGNITZ 08.08. Gertraud Petzold geb. Seidel (AR 93) zum 81.

11.08. Erna Rolcova geb. Perschill (AR 08) zum 81.

HOB Andreas Hoffmann Tel. 0372 411729 eMail: brunnl@outlook.de

n ALTSEDLOWITZMARKAUSCH

03.08. Renate Prousa(M) zum 77.

20.08. Edith Demut geb. Letzel (M) zum 92.

22.08. Roland Haase (M) zum 79.

23.08. Lidia Resch geb. Burkert (M) zum 88.

24.08. Eckehard Staude (M) zum 82.

27.08. Manfred Baudisch (M) zum 92.

HOB Günter Henke Tel. 07257 2208 eMail: henke.g-f@t-online.de

RIESENGEBIRGSHEIMAT
18 Sudetendeutsche Zeitung Folge 30 | 28.7.2023
Bodo Henkel zum 92. 08.08. Johanna Holstein zum 91. 09.08. Hella Gunnars zum 91. 09.08. Renate Franz zum 88. 09.08. Renate Kinner zum 81. 10.08. Oscar Möller zum 93. 12.08. Klaus-Dieter Rieger zum 83. 14.08. Erika Reber zum 82. 16.08. Erna Bainder zum 92. 21.08. Elfriede Müller zum 93. 21.08.
22.08.
23.08.
27.08.
27.08.

Radowenz: Häuser und ihre Bewohner

Im April erschien das 138 Seiten umfassende Büchlein mit einzigartigen Fotodokumenten von Radowenz und seiner Umgebung. Hauptsächlich sieht man darin die alten Häuser, vor denen die namentlich genannten Familien abgebildet sind.

Die Zusammenstellung und Bildbearbeitung der Fotos übernahm Karl Winter, die Texte hat HOB Walter Thole zusammengestellt. Beide Heimatfreunde haben ihrer Heimat damit ein Denkmal gesetzt. Das Büchlein ist in gebundener Form erschienen. Interessenten können auch das pdf direkt bei Karl Winter abrufen, unter winter@fto.de

Aus dem Inhalt: Tausend Jahre Radowenz. Erinnerungen an Radowenz. Häuser in Radowenz 1935. Häuser in Brenden 1935. Häuser in Schönborn bei Radowenz 1935. Radowenzer Impressionen. Ansichtskarten von Radowenz. Versteinerter Wald in Brenden bei Radowenz.

� Erinnerungen an Raatsch

Wir bedanken uns sehr herzlich bei den Autoren für ihre mühevolle Arbeit an diesem unschätz-

baren Erinnerungsstück.

kw

Quelle: Karl Winter

� Treffen 30. Heimatorttreffen Altenbuch mit

Vom 16. bis zum 18. Juni fand das ortsübergreifende Heimatorttreffen der Nachbargemeinden Altenbuch und Pilnikau in Sontra statt.

Markus Decker, der Organisator des Heimattreffens, konnte in diesem Jahr Kurt Bönisch und Sohn Jens aus Niederaltenbuch, Christa Müller geb. Pauer und Erika Pauer von der

Pilnikau

Fotos unserer Kirche in Pilnikau wies auf die enormen Schäden hin, am Beispiel der demontierten Kirchturmspitze. Außerdem gab es ergreifende Fotos aus dem Kircheninneren, Verwüstungen, die durch den Gewölbeschaden entstanden sind.

Mit Hilfe des Mediums Internet durchstreiften wir Pilnikau und Altenbuch. Interessant war anschließend der Vergleich mit

Titel und zwei Ansichtsbeispiele aus der Broschüre: Seite

Unser Heimatort im Weltkrieg 1914 bis 1918

Aus der Chronik von Raatsch stammen die Erinnerungen an die Zeit des Ersten Weltkriegs. HOB Andreas Hoffmann hat den Text leicht gekürzt, aber die Sprache beibehalten. Der Bericht umfaßt zwei Teile.

Österreich verlangte von Serbien, von wo aus die Mörder des Thronfolgers Unterstützung erhielten, Genugtuung. Weil aber die Antwort unbefriedigend ausfiel, erfolgte am 26.07.1914 bei uns eine Teilmobilisierung des 8. Armeekorps. Davon wurde auch unsere Heimat betroffen. Um 7 Uhr früh des obigen Tages – es war gerade ein Sonntag und das Kirchenfest – erschien mit einem Auto der Offizial Kühnel von der Bezirkshauptmannschaft in Trautenau und überbrachte die Mobilmachung. Der Gemeindevorsteher, Herr Vinzenz Zelfel Nr. 7, ließ die Kundmachungen sofort durch den Gemeindediener, Herrn Josef Zelfel Nr. 126, in der Gemeinde austragen. Als dieselben angebracht waren, kamen die Leute gerade aus der Frühmesse aus Eipel. Alles staute sich bei den Anschlägen und dann ging die Kunde wie ein

Am 18. Juni fand wieder das Heimatorttreffen von Alt-Rognitz in Greding im schönen Altmühltal statt.

Sieghardt Rind, ehemaliger HOB, hat auch dieses Jahr dazu eingeladen und sich um die ganze Vorbereitung gekümmert. Die Rognitzer sind ja in ganz Deutschland und Österreich verstreut. Für viele wird die Anfahrt aber inzwischen zu weit und anstrengend. Wer wird künftig noch kommen können?

Für Überraschung sorgte ein Herr, welcher extra aus Wien angereist war.

Dieses Wiedersehen, auch mit allen anderen Teilnehmern, war Anlaß zu großer Freude. Schon wird nach Personen gefragt, Namen gesucht, Familienverbindungen erklärt. Bei den häufig im Ort vorkommenden Namen wie „Rind“ oder „Patzelt“ kann man schnell durcheinanderkom-

Lauffeuer durch den Ort. Wie eine Bombe schlug die Nachricht bei uns ein, überall war große Aufregung. Solche Kundmachungen wurden an der Scheune des Hauses Nr. 115, beim Vorsteher Nr. 7 und an den Häusern Nr. 79, Nr. 24 und Nr. 174 angeschlagen. Viele Leute versammelten sich beim Vorsteher im Gasthaus. Dieser hatte einen aufregenden Tag. Viele Leute bestürmten ihn mit allerhand Angelegenheiten, welche sie und ihre Familien betrafen.

Die Volksstimmung schlug in volle Begeisterung um. Jeder war zuversichtlich und meinte, daß

� Treffen

wir mit dem kleinen Serbien bald fertig sein würden. Auf der Gasse bot sich ein buntes Bild.

Am Abend des 26.07.1914 wurde noch das Festkränzchen im Gasthaus Richter abgehalten, das stark besucht war. Man konnte den eigenen Kummer betäuben. Am 27.07., also am nächsten Tag, rückten die Reservisten zu ihrem Truppenkörper ein. Ein Teil von ihnen ging zum Bahnhof nach Schwadowitz, andere versammelten sich im Gasthaus Bradatsch und gingen dann gemeinsam nach Trautenau. Alles war in bester Stimmung. Um 9 Uhr erfolgte der Abmarsch unter Be-

Heimatorttreffen von Alt-Rognitz

men. Der Name Rind wird auch noch verschieden geschrieben, mal nur mit „d“, dann wieder mit „dt“. Historische Fotos werden herumgezeigt: „Ach ja, so sah das aus“. Die Zeit schien für den

Austausch der vielen Erinnerungen zu kurz. Ich konnte über die heutige Situation in Alt-Rognitz berichten, vom Engagement der Einheimischen für den Erhalt der Kirche und des historischen

gleitung des Gemeindevorstehers. Der Abschied von den Eltern, Frauen und Kindern fiel wohl manchem schwer, aber die allgemein gehobene Stimmung half ihnen über alle Sorgen; alle rückten willig ein. Auf dem Bahnhof in Trautenau, wo so viele Krieger zusammenkamen, gingen die Wogen der Begeisterung erst recht hoch. Überall wurde gesungen. So gingen die Ersten, die dem Vaterland die Blutsteuer zollten und es sollten ihnen noch erschreckend viele folgen.

In der Heimat traten jetzt auch die Kriegsgesetze in Kraft. Alarmierende Nachrichten gingen von Dorf zu Dorf; die Straßen wurden abends gesperrt und bewacht. Nachtwachen von zwei und zwei Mann streiften im Oberund Niederdorf durch den Ort. Gerüchte wie: es sollen fremde Geldautos die Gegend passieren oder: die Feinde wollen die Brunnen vergiften – begründeten obige Maßnahmen. Auch verdächtige Personen wurden angehalten; man vermutete in ihnen Spione. (Wird fortgesetzt) Aus der Chronik des Ortes Raatsch, eingesandt von HOB Andreas Hoffmann

Friedhofs. Ich zeigte Fotos von einzelnen Veranstaltungen, Konzerten und Gottesdiensten, von Arbeitseinsätzen auf dem Friedhof und Reparaturarbeiten an der Kirche. Das löste bei allen Betrachtern die Hoffnung aus, daß es in eine gute Zukunft geht. Immer wieder wurde betont: „Es hat sich zum Glück viel zum Positiven verändert.“

Nach dem Gruppenfoto kam, wieder viel zu schnell, der Moment des Verabschiedens. Aber für manche bleibt die Hoffnung auf ein Wiedersehen im Juli, zum Treffen des Heimatkreises Trautenau in Würzburg. Ein nächstes Treffen 2024 wird es auf jeden Fall geben.

Für alle Interessierten möchte ich noch anmerken, daß es in der Kirche von Alt-Rognitz im Sommer schöne Konzerte gibt, kürzlich sogar einen Gottesdienst!

Andreas Hoffmann HOB von Alt-Rognitz

Schäferei, unsere Pilnikauer Lothar Streck, Günter und Christa Klug, Heinz Erben und Wolfgang Schlechta begrüßen.

Freitag und Samstag sprachen wir in kleiner Runde über die Probleme der Kirche von Pilnikau, tauschten Mitteilungen aus und sichteten Unterlagen. Anschließend versammelten wir uns alle zum traditionellen Gruppenbild.

Am Samstagabend eröffnete Markus Decker den offiziellen Teil des Heimatabends.

Wir gedachten der Heimatfreunde Reinhold „Holdi“ Hübner, der seit der Wende an jedem Altenbuch-Treffen teilgenommen hatte, Rudi Staffa, der die Treffen bis 2018 organisiert hatte und unseres ehemaligen HOB von Altenbuch, Prof. Dr. Alfred Bönisch.

Unter „Neues aus der Heimat“ zeigten wir das renovierte Kriegerdenkmal von Altenbuch mit der Marmortafel und den Namen der im 2. Weltkrieg gefallenen deutschen Soldaten. Die anschließende Dokumentation von

� Neues aus Marschendorf

Die erste Erwähnung der Brauerei in Marschendorf stammt aus dem Jahr 1599. 1792 wurde die Brauerei im Zuge des Umbaus ihres benachbarten Schloßes von den Grafen Jan Berthold von Schaffgotsch und dessen Schwiegersohn Alfons von und zu Aichelburg am jetzigen Standort errichtet. 1879 wurde an den „Brauhof“ ein großer Konzert- und Theatersaal angebaut. Die Erweiterung und Modernisierung des Brauerei-Sudhauses erfolgte 1879. Die Blütezeit erreichte die Brauerei 1908 unter den Czernin-Morzins, mit einer Jahresproduktion von 5300 Hektolitern. 1919 wurde der Brauereigasthof verpachtet und 1926 an die „Bürgerliche Brauerei Trautenau“ verkauft. Diese stellte zwei Jahre später ihren

alten Bilder der Häuser, in denen unsere Familien einmal gewohnt haben.

Günter Klug hatte uns aktuelle Urlaubsfotos aus der Heimat mitgebracht, etwa von Johannisbad, die wir begeistert betrachteten und lebhaft kommentierten.

Das ganze Team vom Hotel Link in Sontra sorgte wie immer mit seinem freundlichen Service für einen angenehmen Aufenthalt, den mancher der Teilnehmenden zum Urlaubsaufenthalt verlängerte.

Am Sonntagmorgen war Abreisetag. Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen bestätigten, daß unser Zusammensein am Freitag und am Samstag sehr harmonisch, erfolgreich und informativ war.

Wir freuen uns schon auf das nächste Treffen in Sontra, welches wir als übergreifendes Riesengebirgstreffen organisieren werden!

Markus Decker (Überla/Stebich) HOB Altenbuch, Pilnikau und weitere

Betrieb ein und beließ nur noch den Abfüllbetrieb in Marschendorf. 1942 brannten das Hotel und ein Teil der Brauerei ab. Seit Anfang des Jahres wird das „Bürgerliche Brauhaus“ mit Restaurant und Hotel in Marschendorf wiederhegestellt. Wir werden weiter darüber berichten. kw Quelle und Foto: Pivovar Horní Maršov. Angeregt durch HOB Peter Stächelin

Im Hintergrund die Brauerei 2023.

Im Jahr 1978 unternahmen meine Eltern, Onkel Harald, seine Frau und seine beiden Kinder eine Reise nach Trautenau / Trutnov. Für mich war es die erste Begegnung mit der alten Heimat. Während der gesamten Fahrt unterhielten sich mein Vater Toni und Onkel Harald grundsätzlich nur noch auf Paurisch. Ungefähr auf der Höhe von Jungbuch hatten wir eine Autopanne. Der jun-

ge Mechaniker in der Werkstatt konnte kein Deutsch und nur gebrochen Englisch. Die Wasserpumpe war defekt. Also berieten Harald und Toni im Dialekt das weitere Vorgehen. Plötzlich tauchte der Kopf des jungen Mannes hinter der Motorhaube auf: „No wenn Ihr a su redt, ko’ ich Eich verstiehn!“ Ralf Richter Trautenau-Hohenbruck / Köln

RIESENGEBIRGSHEIMAT Sudetendeutsche Zeitung Folge 30 | 28.7.2023 20
� Radowenz 25 und Seite 39. Das Gruppenbild 2023 in Sontra. Foto: Markus Decker Raatsch mit der neuen Schule 1912. Archiv A. Hoffmann
Geschichte aus dem Leben „So ko‘ ich Eich verstiehn!“
Die Teilnehmer an dem Heimatorttreffen 2023. Foto: Andreas Hoffman Teil 1
Die „Bürgerliche Brauerei Trautenau“ in Marschendorf II-IV wird wiederhergestellt
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