Sudetendeutsche Zeitung 7. Juli 2023 Ausgabe 27

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Russell Crowe: „Mein Gott, Karlsbad ist wunderschön“ (Seite 5)

Sudetendeutsche Zeitung

Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Reicenberger Zeitung

VOLKSBOTE HEIMATBOTE

Jahrgang 75 | Folge 27 | 2,80 EUR 75 CZK | München, 7. Juli 2023

Sudetendeutsche Zeitung

❯ Südböhmische Regionalstadt hat sich im Finale gegen Braunau durchgesetzt

Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

HEIMATBOTE

Budweis wird 2028 zur

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Kulturhauptstadt Europas

Der Jubel in Budweis war grenzenlos, die Enttäuschung in Braunau ebenfalls: Die südmährische Regionalstadt wird die Tschechische Republik 2028 als Kulturhauptstadt Europas vertreten, hat die Jury am Freitag auf einer Pressekonferenz im Kulturministerium in Prag bekanntgegeben.

❯ Kulturhauptstadt Europas

Stimmen zur

Wahl von Budweis

Budweis wird 2028 Kulturhauptstadt Europas. Erste Reaktionen nach der Entscheidung.

■ Daniel Herman, ehemaliger Kulturminister und Träger des Sudetendeutschen KarlsPreises: „Ich freue mich, daß meine Heimatstadt Budweis die Kulturhauptstadt Europas wird. Die Stadt wurde 1265 von Přemysl Ottokar II. gegründet. Budweis hat den hussitischen Horden von Jan Žižka widerstanden, Budweis hat die Seuchen des Mittelalters und den Totalitarismus der Moderne überlebt, Budweis hat es verdient.“

■ Martin Baxa, Kulturminister: „Ich gratuliere der Siegerstadt Budweis von ganzem Herzen und zolle dem Mitbewerber, der Stadt Braunau, großen Respekt. Die Teams beider Städte haben eine großartige Arbeit geleistet. Ich kann dies aus eigener Erfahrung bestätigen, denn ich war vier Jahre lang Bürgermeister von Pilsen während der anspruchsvollen und letztlich erfolgreichen Vorbereitung des Projekts ,Pilsen – Kulturhauptstadt Europas 2015‘. Und ich weiß auch, welche erstaunlichen Auswirkungen es auf die Stadt und ihre Einwohner hatte. Auch wenn nur eine Stadt den Titel tragen kann, bin ich überzeugt, daß allein die Teilnahme an einem solchen Wettbewerb für alle eine großartige und unersetzliche Erfahrung und ein Impuls für die weitere kreative Arbeit ist.“

■ Vít Rakušan, Innenminister: „Budweis, die Stadt meiner Jugend, die Stadt, in der ich fünf Jahre wundervolles Studentenleben verbracht habe, der Ort, an dem ich Freunde fürs Leben kennengelernt habe: Herzlichen Glückwunsch, Budweis hat es auf jeden Fall verdient.“

■ Kamil Slezák, stellvertretender Bürgermeister von Braunau: „Die Tatsache, daß wir im Finale standen, zeigt, daß Menschen, die zusammenkommen, selbst in einer kleinen Stadt, Großes erreichen können. Für mich ist es enttäuschend, ich hatte bis zum letzten Moment gehofft, daß wir es schaffen würden.“

Neben der internationalen Beachtung profitiert eine Kulturhauptstadt von steigenden Besucherzahlen und öffentlichen Zuschüssen in Höhe von mehreren Millionen Euro. Nach einer Analyse der staatlichen Tourismusbehörde CzechTourism verzeichnet eine Kulturhauptstadt bereits zwei Jahre vor und bis zu fünf Jahre nach der eigentlichen Periode ein außerordentliches Wirtschaftswachstum von 4,5 Prozent. „Es ist deshalb wichtig, den Titel Kulturhauptstadt Europas als Marketinginstrument zu nutzen und das Interesse ausländischer Touristen an einem Besuch dieser malerischen südböhmischen Stadt zu wecken“, rät Jan Herget, Direktor von CzechTourism, dem Sieger Budweis.

Mit Prag im Jahr 2000 und Pilsen im Jahr 2015 ist Budweis die dritte tschechische Stadt, die diesen prestigeträchtigen Titel tragen darf. Neben Braunau, das im Finale ausgeschieden ist, hatten sich Reichenberg und Brünn beworben, die beide im vergangenen Herbst (Sudetendeutsche Zeitung berichtete) im Halbfinale scheiterten. In Frankreich, das die zweite Kulturhauptstadt 2028 stellt, wird erst im Dezember entschieden. Hinzu kommt noch eine Kulturhauptstadt aus einem Nicht-EU-Land.

Margaritis Schinas, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, gratulierte den Initiatoren aus Budweis und unterstrich die Bedeutung des Titels: „Kulturhauptstadt Europas zu sein, ist eine einmalige Gelegenheit für eine Stadt und ihre Umgebung.

Die Bürger erhalten die Möglichkeit, die reiche kulturelle Vielfalt unseres Kontinents zu entdekken. Das Projekt Kulturhauptstadt Europas dient dem Ziel der EU, eine Union zu schaffen, die die Menschen auf der Grundlage gemeinsamer Werte wie Redefreiheit, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Frieden zusammenführt. Ich hoffe, daß Budweis alle langfristigen kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Vorteile nutzen wird, die die Kul-

Präsentierten die Siegerstadt: Kulturminister Martin Baxa, Else Christensen-Redzepovic, Vorsitzende der Jury, und der stellvertretende Jury-Vorsitzende Petr Suška.

Foto: Ministerstvo kultury

alle Stadtbewohner und internationalen Besucher.

Vertrauen: Stärkung des Vertrauens in öffentliche und kulturelle Einrichtungen, Aufbau von Partnerschaften von nationaler Relevanz auf der Grundlage von Kunst und Kultur, Aufbau starker europäischer Partnerschaften und Umwandlung der Stadt in ein angesehenes Laboratorium für kulturgeleitete Entwicklung.

Vielfalt: Förderung der Vielfalt des Publikums durch eine Vielzahl von künstlerischen Formen, Genres und Themen.

Gefühl der Zugehörigkeit: Stärkung des Zugehörigkeitsgefühls der Bewohner zu ihren Gemeinden und ihrem Lebensumfeld, zur historischen Erfahrung, zum physischen Raum der Region und zu Europa.

Engagement: Förderung des Engagements und des Vertrauens zwischen den Bewohnern in den lokalen Vierteln, Förderung des sozialen Zusammenhalts und der aktiven Bürgerschaft.

Offenheit: Förderung der Offenheit gegenüber europäischen Themen und Werten.

Kreative Kollaboration: Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit bei gleichzeitiger Förderung einer Kultur gemeinschaftlichen Schöpfungsprozesses. Professionalisierung in der Kultur, um digitale Transformation und Innovation zu ermöglichen.

Attraktivität: Förderung der Exzellenz verschiedener Kunstformen bei gleichzeitiger Schaffung nachhaltiger touristischer Möglichkeiten.

Fotos: CzechTourism/Pavel Balek

Budweis wird Kulturhauptstadt Europas 2028. Das Bewerberteam verfolgte die entscheidende Pressekonferenz im Livestream und bracht nach der Bekanntgabe in großen Jubel aus.

turhauptstadt Europas mit sich bringen kann.“

Unter dem Titel „(PERMA) KULTUR-Konzept“ (siehe unten) hatte Budweis die Jury mit einer nachhaltigen Strategie überzeugt, die über die Kultur die Beziehung zwischen Menschen, Institutionen und der Landschaft stärken will. Dieses Konzept, so schrieben die Initiatoren in ihrer 102seitigen Bewerbung, sei „ein

umfassender Rahmen für die Bewältigung der vielfältigen Herausforderungen, mit denen Europa konfrontiert ist, indem durch kulturelle Entwicklung ein nachhaltiges und widerstandsfähiges Umfeld geschaffen wird“.

Das Konzept bedeute auch, viele zu sein. „Daher basiert es auf den Grundsätzen nachhaltiger, für alle Seiten vorteilhafter Beziehungen. Gemeinsam sor-

gen wir für einander, verbinden uns und erschaffen etwas.“

Aus diesen drei Prinzipien, die die Initiatoren mit den englischen Begriffen „Care“, „Connect“ und „Create“ überschrieben haben, wurden neun Ziele herausgearbeitet.

Zugänglichkeit: Verbesserung der physischen und digitalen Zugänglichkeit städtischer und regionaler Kultureinrichtungen für

❯ In der 102seitigen Bewerbung hat Budweis bereits eine Vielzahl von Kulturprojekten angekündigt

Einstellung: Entfaltung des Potentials der Kultur als Lösung für komplexe Probleme. Dagmar Škodová Parmová, Oberbürgermeisterin von Budweis: „Mit der Kultur als unserer Sprache aktivieren wir verschiedene Interessengruppen und Anwohner und finden eine gemeinsame Basis, die von allen akzeptiert wird. Unser Ansatz besteht darin, langsam und Schritt für Schritt vorzugehen und zu zeigen, daß die Pflege unserer Stadt im Mittelpunkt unseres Handelns steht. So werden wir eine moderne, europäische und inspirierende Metropole werden, die Menschen aus der ganzen Welt anzieht.“ Torsten Fricke

Auch die Vertreibung wird thematisiert

„Historisch gesehen ist Budweis eine multikulturelle Stadt mit einer starken deutschsprachigen Bevölkerung“, heißt es in der Bewerbung.

Die Initiatoren planen deshalb, die deutschsprachigen Nachbarn Österreich und Bayern

in das Kulturhauptstadt-Projekt einzubinden. So soll das Kunstprojekt „28 Places/28 Works“ des Kurators Ondřej Horák auch in den Regionen Oberösterreich und Niederbayern stattfinden. Geplant ist auch ein Projekt namens Tripoint Capital, für das die Initiative Post Bellum verant-

wortlich ist. Dazu heißt es in der Ankündigung: „Vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs lebten in Budweis sowohl tschechische als auch deutschsprachige Bürger. Das Projekt Tripoint Capital zielt darauf ab, Budweis als Zentrum der tschechischen und deutschsprachigen Kultur zu etablieren.“

Ein anderes Projekt heißt Finding Storyland. Dabei geht es um Erzählungen über die Region insbesondere während des Zweiten Weltkriegs und der Zeit danach sowie um Berichte über die österreichisch-tschechisch-deutschen Beziehungen. Beim Projekt Accessible Heritage soll modernste

digitale Technologie eingesetzt werden. Die Initiatoren: „Unser Ziel ist es, verschwundene Kulturstätten, wie die von den Nazis zerstörte jüdische Synagoge oder Dörfer, die nach der Deportation der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg verschwunden sind, wiederzubeleben.“

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VOLKSBOTE HEIMATBOTE Neudeker HeimatbriefZeitung VOLKSBOTE Heimatbrief HEIMATZEITUNGEN IN DIESER AUSGABE „Im Weihnachtswald“ Salesel um 1900 74. Jahrgang November/Dezember 2022 Folge 11/12 Heimatblatt der Vertriebenen aus dem Stadt- und Landkreis Aussig an der Elbe MITTEILUNGSBLATT FÜR STADT UND KREIS LEITMERITZ Wichtiger Hinweis auf Seite 203 u. 204 „Im Weihnachtswald“ Salesel um 1900 74. Jahrgang November/Dezember 2022 Folge 11/12 Heimatblatt der Vertriebenen aus dem Stadt- und Landkreis Aussig an der Elbe MITTEILUNGSBLATT FÜR STADT UND KREIS LEITMERITZ Wichtiger Hinweis auf Seite 203 u. 204
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AUS UNSEREM PRAGER BÜRO

Die Deutsche Botschaft hatte von 1920 bis 1939 ihren Sitz in der Thungasse 183/18 auf der Kleinseite, in der Nähe des heutigen Abgeordnetenhauses des tschechischen Parlaments und etwa fünf Minuten zu Fuß vom Sudetendeutschen Büro entfernt. Von deutschen Architekten renoviert und dem Auswärtigen Amt des Deutschen Reiches erworben, diente das massive Gebäude mit seinem herrlichen In-

nenhof fast zwanzig Jahre lang seinem Zweck. Nachdem das tschechische Rote Kreuz seinen Sitz in diesem Palais aufgegeben hatte, wie wir bereits berichteten, wurde der Adler der Weimarer Republik über dem Tor wieder sichtbar gemacht. Seit kurzem be ndet sich im Parterre des Hauses die Galerie Jakubská, die es ermöglicht, das Gebäude auch von innen zu besichtigen. Die Galerie ist täglich zwischen

11.00 und 17.00 Uhr geö net und bietet Kunstwerke tschechischer, ungarischer und ukrainischer Künstler der Gegenwart zum Verkauf an. SL-Büroleiter Peter Barton emp ehlt dem Besucher, die frühere Botschaft durch das eindrucksvolle Tor zu betreten.

❯ Wenzel-Jaksch-Gedächtnispreis an Helmut Eikam und die Ukrainische Freie Universität

Zum 15. Mal: SPD-Fraktion lädt

zum Vertriebenen-Empfang

Zu ihrem mittlerweile 15. Vertriebenenempfang hat die bayerische SPD-Landtagsfraktion am Samstag, 1. Juli, ins Maximilianeum nach München eingeladen. Seit 2014 wird dabei auch der Wenzel-Jaksch-Gedächtnispreis der Seliger-Gemeinde (SG) verliehen, der in diesem Jahr an die Ukrainische Freie Universität (UFU) in München und an den langjährigen SG-Vorsitzenden, Helmut Eikam, ging.

Was 2008 bei der Auftaktveranstaltung von den anderen Parteien „als Eintagsfliege im Landtagswahlkampf“ belächelt wurde, hat sich als feste Tradition etabliert. Zu dieser Tradition gehört auch das Schlußwort des Landesvorsitzenden des Bundes der Vertriebenen (BdV), Christian Knauer, der in diesem Jahr für eine Überraschung sorgte. Knauer verlieh die Silberne Ehrennadel des BdV an den vertriebenenpolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Volkmar Halbleib, der wieder souverän durch den Nachmittag im Plenarsaal geführt hatte.

Der Vertriebenen-Empfang hatte viele Höhepunkte und war musikalisch umrahmt von einem Streichquartett ukrainischer Studenten, das Musik von Wolfgang Amadeus Mozart, von britischen Komponisten mit ukrainischem Bezug und auch von Mykola Lysenko „Gebet für die Ukraine“, die geistige Hymne der Ukraine, spielte.

Vertreibung, wie sie jetzt Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine ist, hatte man in Europa eigentlich nicht mehr für möglich gehalten, sagte Volkmar Halbleib zum Anfang. Die Verleihung des Wenzel-Jaksch-Gedächtnispreises an die Ukrainische Freie Universität war dann auch ein Novum. Erstmals bekam eine Institution die Auszeichnung, und nicht eine Persönlichkeit.

Die Jury-Vorsitzende Christa Naaß, Ko-Vorsitzende der Seliger-Gemeinde, würdigte die Arbeit der über 100-jährigen UFU für freiheitliche und demokratische Werte und ihre vielfältigen Hilfestellungen für ukrainische Studenten und andere Hilfesuchende seit dem Ausbruch des Krieges. Die Laudatio hielt der Landtags-Vizepräsident Markus Rinderspacher, der auch europapolitischer Sprecher der SPDFraktion ist. Er beschrieb den Werdegang dieser Institution, von der Gründung 1921 in Wien, dem schnellen Umzug nach Prag und der seit 1945 in München zunächst unter der Obhut der Amerikaner, später mit bayerischer Unterstützung, ständigen Arbeit für Wissenschaftsfreiheit, der Präsenz des Ukrainischen und der Vermittlung freiheitlicher und demokratischer Werte. Aber er äußerte auch allgemeine Einschätzungen zum bayerischukrainischen Verhältnisses, darunter die über 30 Jahre währende Städtepartnerschaft zwischen München und Kiew. Den

Wunsch nach Förderung für die UFU, die nicht einmalig, sondern fortlaufend von Bayern ausgesprochen werde, griff auch die dankende Rektorin Prof. Dr. Marija Pryschljak auf. Sie schilderte die schwierige Situation mit der faktisch verdoppelten Studentenzahl und setzte doch eine ermutigende Begegnung mit einer ehemaligen Studentin an den Schluß ihrer Dankesworte.

Diese hatte sich kürzlich bedankt für die wichtigen Dinge, die sie fachlich gelernt hatte, doch das Allerwichtigste sei für sie gewesen, daß sie wieder gelernt habe zu träumen.

Den zweiten Preisträger Helmut Eikam, der 17 Jahre in einer Doppelspitze der SeligerGemeinde vorstand, neben Albrecht Schläger und später dann Helena Päßler, würdigte Christa Naaß mit einem Zitat von Eikam selbst: „Brücken haben nur dann einen Sinn, wenn Menschen darüber gehen.“

Diese Art seines Wirkens als Brückenbauer nach West wie Ost, nach Frankreich, Großbritannien oder in seine alte böhmische Heimat nach Eger, wo er geboren wurde, und dem Egerland, wo noch Familienangehörige leben und er maßgeblich die Wallfahrt zur Wallfahrtskirche Maria Kulm wiederbelebt hat, schilderte auch der Laudator Monsignore Dieter Olbrich, Stiftungsdirektor des Studienseminars Albertinum München. Er beschrieb wie Schrobenhausen, wohin vie-

le Egerländer vertrieben wurden und bald die Hälfte der Bevölkerung dort ausmachten, zum Lebensmittelpunkt von Eikam wurde. Eikam bedankte sich mit zwei persönlichen Bemerkungen. Einmal verwies er auf die besondere Bedeutung der Wallfahrtskirche Maria Kulm für ihn, in der seine Mutter getauft, gefirmt wurde und geheiratet hatte. Und er schilderte, daß die Sozialdemokratie auch eine Rolle bei seinen Vorfahren gespielt hatte. Sein Großvater war bei den Frei Sozialen, einer Abspaltung der Sozialdemokraten, weil ein Freund von ihm, Simon Stark, Abgeordneter in Wien und später auch in der tschechoslowakischen Nationalversammlung den Frei Sozialen angehörte.

Die Verankerung in der Sozialdemokratie, in der Eikam 55 Jahre aktiv ist, und sein jahrzehntelanges Wirken in der SeligerGemeinde, die nach dem Tode Volkmar Gaberts erst durch die Doppelspitze Helmut Eikam und Albrecht Schläger wieder eine gute Perspektive bekam, bewog wohl Olga Sippl, die 102-jährige Ehrenvorsitzende der Seliger-Gemeinde, nach Jahren der Abstinenz aus gesundheitlichen Gründen, trotz ihres hohen Alters den Weg zum Vertriebenenempfang zu finden.

Mit starker Stimme dankte die am 19. September 1920 in Altrohlau geborene Sozialdemokratin den Organisatoren des

Haushaltsdefizit deutlich gesunken

Um 20 Prozent ist das Haushaltsdefizit in Tschechien von 271,4 Milliarden Kronen (11,4 Milliarden Euro) im Mai auf 215,4 Milliarden Kronen (9 Milliarden Kronen) im Juni gesunken, hat das tschechische Finanzministerium am Montag mitgeteilt. Der Grund seien EUMittel sowie höhere Einnahmen aus der Körperschaftssteuer. Premierminister Petr Fiala erklärte, man habe mit der Verbesserung der Finanzlage gerechnet, müsse aber weiterhin vorsichtig haushalten. Das Halbjahres-Defizit ist das zweitgrößte seit Gründung der Tschechischen Republik. Im vergangenen Jahr hatte das Minus im Staatshaushalt nach den ersten sechs Monaten bei 183 Milliarden Kronen (7,7 Milliarden Euro) gelegen.

Rosatom nicht mehr in Tschechien

Der russische Atomkonzern Rosatom hat seine Tätigkeiten in Tschechien endgültig niedergelegt. Wie die Zeitung Deník N am Montag berichtete, sei die Firma aus dem Handelsregister gestrichen worden. In Folge der russischen Invasion in der Ukraine hätten sämtliche Mitarbeiter Tschechien bereits seit längerem verlassen. Der russische Staatskonzern Rosatom hatte sich in der Vergangenheit um den Ausbau eines neuen Reaktorblocks im AKW Dukovany beworben. Nach den Enthüllungen rund um die Explosion eines Munitionslagers im mährischen Wirbietitz, bei denen Rußland eine Rolle gespielt hat (Sudetendeutsche Zeitung berichtete), war Rosatom von der tschechischen Regierung jedoch von der Bewerbung ausgeschlossen worden.

Prager Flughafen mit mehr Passagieren

Auf dem Prager Flughafen wurden in den ersten fünf Monaten dieses Jahres 4,4 Millionen Reisende abgefertigt. Das waren 1,3 Millionen mehr als noch vor einem Jahr. Im Vergleich mit dem Corona-Jahr 2021 handelt es sich um einen Zuwachs von vier Millionen Fluggästen. Dies geht aus der aktuel-

len Statistik des Airports hervor. Laut einer Sprecherin des Flughafens kann erst 2026 mit einer vollständigen Rückkehr zu den Vor-Corona-Passagierzahlen gerechnet werden. Zu den beliebtesten Destinationen, die von Prag angeflogen werden, zählen London, Paris sowie Mailand.

Außenministerium wird aufgestockt

Das Team von Tschechiens Außenminister Jan Lipavský wird um einen dritten parlamentarischen Staatssekretär erweitert. Den Posten übernimmt Eduard Hulicius (KDU-ČSL), der neun Jahre als sogenanntes Kabinettsmitglied für die Vizepräsidentin der EU-Kommission, Věra Jourová (Ano), tätig war. Hulicius hat ein Europastudium an der Karls-Universität absolviert und Internationale Politik am Centre Européen de Recherches Internationales et Stratégiques (CERIS) in Brüssel studiert. Er spricht Englisch, Französisch, Deutsch und verfügt über einige Kenntnisse des Niederländischen. Lipavský: „Eduard Hulicius ist ein Politiker, der die Strukturen der Europäischen Union sehr gut kennt und über eine langjährige Erfahrung in der Gestaltung der EU-Politik verfügt.“

Wranitzky-Ballett wiederentdeckt

Beim Internationalen Musikfestival von Böhmisch Krummau, das vom 14. Juli bis 5. August stattfindet, wird erstmals nach über 150 Jahren das Ballett „Das Waldmädchen“ des Komponisten und Dirigenten Paul Wranitzky aufgeführt. Laut Marie Rydlová, Sprecherin des Festivals, wurde das Ballett nach seiner Premiere im Jahr 1796 fast 130 Mal aufgeführt. Später geriet das Werk jedoch in Vergessenheit. Wranitzky wurde am 30. Dezember 1756 in Neureisch geboren und starb am 26. September 1808 in Wien. Als einer der angesehensten Dirigenten und Komponisten seiner Zeit war Wranitzky mit Wolfgang Amadeus Mozart, Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven befreundet. Wranitzky gilt – neben Johann Baptist Holzer – als einer der möglichen Komponisten der österreichischen Nationalhymne.

Empfangs, der eben keine Wahlkampfveranstaltung sei, sondern einen Dank der SPD für die Vertriebenen darstelle. Gedankt wurde auch Renate Slawik, die am Vortag ihre Arbeit als SG-Geschäftsführerin beendet hatte.

Neben dem Wenzel-JakschGedächtnispreis wird traditionell auf dem Vertriebenenempfang auch der Brückenbauer-Preis der SPD-Fraktion verliehen. In diesem Jahr ging die Auszeichnung an die „Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald e. V.“. Die Laudatio hielt Klaus Adelt, kommunalpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag und Vorsitzender der SG-Regionalgruppe Fichtelgebirge-Hof.

Ebenfalls mit dem Brückenbauer-Preis gewürdigt wurde Bernhard Fackelmann, der Vorsitzende des Kulturwerks der Banater Schwaben. Die Laudatio hielt Volkmar Halbleib. Der Ochsenfurter Halbleib schilderte den Lebensweg von Fackelmann. Seine Geburt 1950 in Sanktmartin im Banat, das er 1980 verließ, wohin er aber seit 1990 immer wieder zurückkehrt sowie Fackelmanns Aufklärungsarbeit über die 300jährige Geschichte der Banater Schwaben, insbesondere über die Herkunft der Menschen in Sanktmartin, die alle ursprünglich aus Franken kamen. So läßt sich Fackelmanns Familiengeschichte bis nach Ochsenfurt zurückverfolgen, der Heimatstadt von Laudator Halbleib. Ulrich Miksch

Sudetendeutsche Zeitung

ISSN 0491-4546

Erscheint wöchentlich freitags Redaktionsschluß Veranstaltungstermine: Freitag 18.00 Uhr. Redaktionsschluß Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in TeplitzSchönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Stanislav Beran, Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Karl Reitmeier, Hildegard Schuster, Lexa Wessel. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München.

Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de;

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© 2023 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft. Diese Zeitung ist mit allen Texten und Bildern urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung und Verwertung – insbesondere auch Weitergabe in Form von Kopien oder Einstellen ins Internet – sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrecht nichts anderes ergibt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft wieder. Gerichtsstand und Erfüllungsort München. Kein Entschädigungsanspruch bei Nichterscheinen oder Nichtlieferung infolge Streik oder höherer Gewalt. Keine Gewähr für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder, Dokumente, Datenträger und Daten. Alle datenschutzrechtlichen Vorschriften werden beachtet; Einzelheiten unter www.sudeten.de Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH, HRB München 3796. Geschäftsführer und verantwortlich für Anzeigen: Torsten Fricke. Alleiniger Anteilseigner: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Hochstraße 8, 81669 München. Druck und Versand: Presse-Druck- und Verlags-GmbH, 86167 Augsburg.

Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.

AKTUELL · MEINUNG Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 7.7.2023 2
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Volkmar Halbleib verleiht den Wenzel-Jaksch-Gedächtnispreis an Helmut Eikam. Unter den ersten Gratulanten: Die Vorsitzenden der Seliger-Gemeinde, Helena Päßler und Christa Naaß, sowie Monsignore Dieter Olbrich. Marija Pryschljak nimmt für die Ukrainische Freie Universität den WenzelJaksch-Preis an. Rechts: Landtags-Vizepräsident Markus Rinderspacher. Olga Sippl, Ehrenvorsitzende der Seliger-Gemeinde. Fotos: SPD-Fraktion

Neuer Vorstand in Schwaben

Der Bezirksverband Schwaben der Sudetendeutschen Landsmannschaft hat eine neue Führung. Mit überwältigender Mehrheit wurde Edmund Schiefer aus Mindelheim am Samstag im Trachtenheim von Königsbrunn zum Bezirksobmann gewählt.

Neuer Stellvertreter ist Dietmar Heller aus Markt Rettenbach, und das Amt der Schriftführerin übernimmt Ehefrau Kriemhilde Heller. Neuer Kassenwart ist Michael Dörfner aus Ichenhausen. Zu Beisitzern wählte die Versammlung Leo Schön aus Gersthofen, Gisela Thiel aus Augsburg, Thomas Bielo aus Friedberg, Dr. Thomas Jahn aus Augsburg und Adolf Bier aus

Herbertshofen. Neue Landesdelegierte sind Dr. Thomas Jahn, Heinrich Bachmann und Günther Mayer. Kassenprüfer wurden Hannelore Herrmann und Anton Schön aus Gersthofen. Die Wahlleitung hatte Kurt Aue inne.

Als erstes Ziel will Schiefer alle Kreisgruppen im Bezirk Schwaben sowie die jeweiligen Bürgermeister besuchen. „Ich möchte mich persönlich vorstellen und deutlich machen, daß die Sudetendeutsche Landsmannschaft auch in Schwaben aktiv und lebendig ist“, erklärte Schiefer der Sudetendeutschen Zeitung

Geerbt hat der pensionierte Maschinenbauer sein Engagement von seinem Vater. „Mein Vater stammte aus dem Kreis Prachatitz im Böhmerwald. Von

❯ Festakt in Kaufbeuren-Neugablonz mit zahlreichen Vertretern aus Politik und Kultur sowie Gästen aus der Tschechischen Republik

ihm habe ich den Leitgedanken ,Vergeben und um Vergebung bitten‘, der auch die politische Richtung der Landsmannschaft unter unserem Volksgruppensprecher Bernd Posselt auszeichnet. Nach dem Tod meines Vaters habe ich die Aufgaben im Heimatkreis übernommen.“ Schiefer ist Mitglied der Sudetendeutschen Bundesversammlung und leitet dort den Ausschuß Heimatgliederung und Patenschaften. In dieser Eigenschaft gehörte Schiefer zur sudetendeutschen Delegation, die erst vor kurzem (Sudetendeutsche Zeitung berichtete) an einer Konferenz im Prager Außenministerium zum Thema „Erhalt der deutschen Gräber“ teilgenommen hat. TF

Isergebirgs-Museum feiert 20jähriges Jubiläum

Wenn eine amtierende Staatsministerin und zwei ihrer Vorgängerinnen einem Ereignis beiwohnen, muss es ein ganz besonderer Anlaß sein. Das 20-jährige Jubiläum des IsergebirgsMuseums in Neugablonz war so ein besonderer Anlaß, an dem Schirmherrschaftsministerin Ulrike Scharf, Vorgängerin MdL Carolina Trautner und Christa Stewens, Staatsministerin von 2001 bis 2008, als Ehrengäste teilnahmen.

Als „Diamant der bayerischen Kulturlandschaft“ würdigte Scharf das Isergebirgs-Museum. Die Aufbauleistung der Heimatvertriebenen aus dem Isergebirge, die im Museum umfassend und „atemberaubend“ dargestellt werde, sei für sie „eines der berührendsten Nachkriegswunder“. Mit der historischen und musealen Aufarbeitung von Flucht und Vertreibung fördere das Museum die bayerischtschechischen Beziehungen und sei ein vorbildhafter „Gegenentwurf zu den Putins dieser Welt“.

Wie sich der Umgang mit Flucht und Vertreibung aus den ehemals deutschen Ostgebieten nach dem Zweiten Weltkrieg verändert hat, analysierte der aus Haindorf im Isergebirge stammende Historiker Prof. Dr. Jürgen Kocka in seinem Festvortrag. Die Rolle von „Deutschen als Opfer“ habe, so Kocka, erst in einem gewissen zeitlichen Abstand zu den übermächtigen Verbrechen der Deutschen während der NS-Zeit ausgewogen thematisiert werden können.

Wie wichtig der Kampf für ein gemeinsames Europa ist, das für Frieden, Freiheit und Menschenrechte steht, unterstrich der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, der direkt vom Brünner Versöhnungsmarsch nach Kaufbeuren angereist war und sich darüber freute, daß die Beziehungen zwischen Böhmen und Bayern in der jüngsten Zeit neue und wichtige Impulse erhalten haben. So habe es allein im Mai drei Ereignisse gegeben, die für die bayerisch-tschechischen Beziehungen historisch sind: Zum ersten Mal hat am 9. Mai in Regensburg mit Petr Fiala ein tschechischer Premierminister an einer Sitzung des Bayerischen Kabinetts teilgenommen und die BayerischTschechische Landesausstellung

„Barock! Bayern und Böhmen“ gemeinsam mit Ministerpräsident Markus Söder eröffnet. Nur zehn Tage später gaben Söder und Tschechiens Staatspräsident Petr Pavel in Selb den Startschuß für die Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen. Und auf dem Sudetendeutschen Tag in Regensburg sprach mit Mikuláš

Würdigten das Isergebirgs-Museum (von links): Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Staatsministerin Ulrike Scharf als Schirmherrschaftsministerin der Sudetendeutschen, und

❯ Aktuelle Sonderausstellung bis zum 3. September

Weibliche Ideale – was ist schön?

Noch bis zum 3. September zeigt das Isergebirgs-Museum in der Großen Galerie die Sonderausstellung „Was ist schön? Weibliche Schönheitsideale im Wandel der Zeit“.

Jede Kultur und jedes Zeitalter empfand andere Merkmale als schön. So galt in der

Bek zum ersten Mal ein amtierender Minister im Auftrag der Tschechischen Regierung zu den Landsleuten. Dem vorausgegangen waren

Renaissance ein Doppelkinn als sexy, doch heute lassen es viele Frauen operieren. Überwiegend handelt es sich bei Schönheitsvorstellungen um ein gesellschaftliches Konstrukt. Trotz aller Moden gibt es jedoch Konstanten: Symmetrie des Gesichts und eine makellose Haut werden nahezu weltweit über

über die Jahre viele große und kleine Verständigungsprojekte, wobei das Isergebirgs-Museum ohne Frage zu den Leuchttürmen gehört.

keiten – aufgebaut haben, es lebendig halten und fördern.

Wie groß die Hürden waren, das Isergebirgs-Museum vor zwei Jahrzehnten Realität werden zu lassen, daran erinnerte Dr. Martin Posselt, der Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung Isergebirgs-Museum. „Der 15. Jänner 1997 war ein Tag, den ich nie vergessen werde. An diesem Tag erhielten wir die Nachricht, daß der Bund eine Million DM, die im Haushalt für den Bau eines Isergebirgs-Museums eingestellt waren, nicht ins Jahr 1997 übertragen hatte. Gehandicapt durch mancherlei Widrigkeiten und auch eine gewisse Unerfahrenheit, hatten wir das Rennen gegen die Zeit verloren. Der Traum von einem Isergebirgs-Museum in Neugablonz schien geplatzt.“

Die entscheidende Hilfe sei dann vom Freistaat Bayern gekommen, der seine Finanzierungszusage in Höhe von 2 Millionen DM nicht zurückzog. Man habe dann die Baupläne entsprechend angepaßt, so Martin Posselt: „Doch ein letztes Problem blieb. Die staatlichen Mittel reichten jetzt gerade so für die reinen Baukosten und nicht mehr für die Innenausstattung der Museumsräume. Gerettet hat uns damals die überwältigende Spendenbereitschaft unserer Mitglieder, die ihre Geldbeutel weit öffneten und mehrere hunderttausend Mark aufbrachten.“

Im Juni 2003 wurde das Isergebirgs-Museum dann eröffnet – kleiner als zunächst geplant, so Martin Posselt: „Nur die ersten beiden Museumsräume waren komplett durchgestaltet, der Rest zunächst nur provisorisch eingerichtet. Zug um Zug haben wir die Dauerausstellung ergänzt, ganz fertig ist sie auch heute noch nicht. Ein großer Sprung nach vorn gelang vor fünf Jahren: die Aufstockung und der Bau der neuen Hauptfassade. Was wir 1997 streichen mußten, haben wir also 20 Jahre später nachgeholt.“

Die ehemaligen Schirmherrschaftsministerinnen Christa Stewens und Carolina Trautner (rechts). ❯ Festakt in Neugablonz

Auszug aus der Gästeliste

Unter den Gästen beim Festakt „20 Jahre Isergebirgs-Museum“ am Montag in KaufbeurenNeugablonz waren:

Politik: Ulrike Scharf, Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales; Christa Stewens ehemalige Stellvertretende Ministerpräsidentin und Staatsministerin von 2001 bis 2008; MdL Carolina Trautner, Staatsministerin von 2020 bis 2022; Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse; MdB Stefan Stracke; die Landtagsabgeordneten Josef Zellmeier, Bernhard Pohl und Franz Pschierer; die Bezirksrätinnen Petra Beer und Annemarie Probst; Kaufbeurens zweiter Bürgermeister Oliver Schill und die Bürgermeister aus den umliegenden Gemeinden Andreas Lieb Herbert Hofer und Peter Walcher

die Epochen hinweg als schön empfunden.

Infos: Isergebirgs-Museum Neugablonz, Bürgerplatz 1, 87600 Kaufbeuren-Neugablonz. Die Öffnungszeiten sind dienstags bis sonntags zwischen 13.00 und 17.00 Uhr. Internet: www. isergebirgs-museum.de

Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse appellierte deshalb, mit dem Jubiläum vor allem die Menschen zu feiern, die das Museum – trotz vieler Widrig-

Der Standort ist dabei Programm. Neugablonz gilt als größte geschlossene Ansiedlung von Heimatvertriebenen nach dem Krieg in Deutschland. Martin Posselt: „Und das IsergebirgsMuseum ist die größte museale Darstellung der Integrationsleistung, die damals von den Menschen erbracht wurde. Rund ein Drittel der Ausstellungsfläche ist der Zeit nach 1945 gewidmet, das gibt es in keinem anderen Museum dieser Art in Deutschland. Daß dieses besondere Museum seinen Weg bis heute gehen konnte, das wäre ohne die Unterstützung durch die bayerische Staatsregierung nicht gelungen.“ Torsten Fricke

Tschechien: Lukáš Pleticha, ehemaliger Vizebürgermeister von Gablonz an der Neiße/Jablonec nad Nisou; Milada Valečková, Leiterin des staatlichen Museums für Glas und Bijouterie sowie Kurator Petr Nový, Petra Laurin vom Haus der deutsch-tschechischen Verständigung in Reinowitz, Dr. Anna Habánová von der Technischen Universität Reichenberg/ Liberec; Jan Heinzl, Leiter des Bildungs- und Pilgerzentrums Kloster Haindorf/Hejnice.

Kultur: Dr. Dirk Blübaum, Leiter der Landesstelle für nichtstaatliche Museen, und Stellvertreter Dr. Stefan Kley; Bezirksheimatpfleger von Schwaben, Christoph Lang; Prof. Dr. Hans Frei von der Hans-Frei-Kulturstiftung; Dr. Ortfried Kotzian, Vorstandsvorsitzender der Sudetendeutschen Stiftung; Prof. Ulf Broßmann, SL-Bundeskulturreferent; Prof. Hans Martin Hinz Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des Sudetendeutschen Museums; Eva Haupt frühere Leiterin des IsergebirgsMuseums.

3 AKTUELL Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 7. 7. 2023
Die neue Führung der Sudetendeutschen Landsmannschaft im Bezirk Schwaben (von links): Leo Schön, Dr. Thomas Jahn, Gisela Thiel, Bezirksobmann Edmund Schiefer, Kriemhilde und Dietmar Heller, Thomas Bielo und Adolf Bier. (Nicht im Bild Michael Dörner). Foto: Kurt Aue.
Mit überwältigender Mehrheit wurde Edmund Schiefer zum Bezirksobmann gewählt
Dr. Martin Posselt, Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung Isergebirgs-Museum, berichtete in seiner Begrüßung, warum das Museumsprojekt am Anfang fast gescheitert wäre. Foto: Matthias Sommer/Isergebirgs-Museum Prof. Dr. Jürgen Kocka, der den Festvortrag hielt. Fotos: Ute Hultsch-Schmidt/Isergebirgs-Museum

❯ 195 Projekte werden mit insgesamt über 1,5 Millionen Euro unterstützt

Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds

fördert sudetendeutsche Projekte

Bei der Verwaltungsratssitzung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds (DTZF) hat sich die niederbayerische SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Hagl-Kehl als Ko-Verwaltungsratsvorsitzende des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds erfolgreich für die Förderung einer Ausstellung der Sudetendeutschen Stiftung sowie eines Projektes der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Höhe von insgesamt 12 300 Euro eingesetzt.

Die Sudetendeutschen leisteten einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung in Europa, insbesondere zwischen Deutschland und Tschechien, begründete Rita Hagl-Kehl die Förderung und sagte: „Als Mitglied im Sudetendeutschen Rat und Geschichtslehrerin ist es mir wichtig, dieses Engagement zu unterstützen und auch die gemeinsame Vergangenheit der beiden Länder dabei am Leben zu halten.“

■ Bis Dienstag, 3. Oktober, Bayerisch-Tschechische Landesausstellung „Barock! Bayern und Böhmen“. Haus der Bayerischen Geschichte, Donaumarkt 1, Regensburg. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 9.00 bis 18.00 Uhr.

■ Freitag, 7. bis Sonntag, 9. Juli, SL-Heimatkreis Braunau: 36. Heimattag und „Tage der Begegnung“. Ansprachen von OB Uwe Kirschstein (Forchheim), Bürgermeister Arnold Vodochodský (Braunau) und Heimatkreisbetreuer Erik Buchholz. Kulturprogramm mit den ZWOlingen Elisabeth und Stefanie Januschko. Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, Bad Kissingen.

■ Samstag, 8. bis Sonntag, 9. Juli, SL-Bezirksgruppe Oberfranken mit Werksiedlung Weidenberg: Zweitagesfahrt nach Aussig. Besuch der Ausstellung „Unsere Deutschen“ mit Übernachtung. Der Bus fährt über Pegnitz-Wiesweiher, BayreuthHauptbahnhof, Orte im Fichtelgebirge und Marktredwitz. Anmeldung bei Margaretha Michel unter Telefon (0 92 41) 36 54 oder per eMail an mail@ familie-michel.net

■ Sonntag, 9. Juli, 14.00 Uhr, SL-Ortsgruppe Roth: Vogelbeerbaumfest. Vogelbeerbaum im Stadtpark, Otto-Schrimpff-Straße, Roth.

■ Donnerstag, 13. Juli, 16.00 Uhr, SL-Ortsgruppe Naila/ Oberfranken: Mitgliederversammlung. Gasthof Froschgrün, Froschgrüner Straße 14, Naila.

■ Samstag, 15. Juli, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde Erlangen: „Die verlorene Heimat“. Filmpräsentation über das Braunauer Ländchen von Ondřej Valchař, Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen.

■ Donnerstag, 20. Juli, 15.00

Uhr, Heimatverband der Brünner in der Bundesrepublik

Deutschland (Bruna): Eröffnung der Ausstellung „Deutsche Brünner Persönlichkeiten aus sechs Jahrhunderten“. Rathaus, Stadtplatz 26, Waldkraiburg.

■ Dienstag, 25. Juli, 18.30

Uhr, Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste und Sudetendeutsches

Musikinstitut: Ringveranstaltung und Komponistenporträt „Dietmar Gräf zu seinem 80. Geburtstag“. Freier Eintritt mit anschließendem Empfang. Anmeldung per eMail an sudak@mailbox.org oder per Telefon unter (0 89) 48 00 03 48. Sudetendeutsches Haus, Adalbert-Stifter-Saal Hochstraße 8, München.

■ Samstag, 29. bis Sonntag,

MdB Rita Hagl-Kehl am Rednerpult bei der Sitzung des Sudetendeutschen

Rates im Januar im Sudetendeutschen Haus. Foto: Torsten Fricke

Das erste Projekt, eine Ausstellung der Sudetendeutschen Stiftung im Sudetendeutschen Museum in München, beschäftigt sich mit dem Leben und Wirken eines der bekanntesten deutschsprachigen Autoren

der Nachkriegszeit, der 1929 im böhmischen Reichenberg geboren wurde: Otfried Preußler. Die mehrsprachige Gedenkausstellung gibt dabei einen Einblick in das Leben des Verfassers bekannter Bücher wie „Die klei-

VERANSTALTUNGSKALENDER

30. Juli: Deutscher Böhmerwaldbund: 31. Bundestreffen in der Patenstadt Passau. Samstag,

10.00 Uhr: Kulturpreisverleihung im Rathaus mit Oberbürgermeister Jürgen Dupper. Sonntag,

9.30 Uhr: Festgottesdienst im Dom. 11.00 Uhr: Kundgebung im Redoutensaal mit Sylvia Stierstorfer, MdL, der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene.

■ Sonntag, 30. Juli, 15.00

Uhr: Gottesdienst mit Treffen der aus Schwaden (Kreis Aussig) und Umgebung stammenden deutschen und tschechischen Christen. Monsignore Karl Havelka aus Schüttenitz, Pfarrer Mazura aus Schreckenstein und Pfarrer Jancik aus Aussig werden den Gottesdienst gestalten. Anschließend Kaffee und Kuchen im Garten. Jakobus-Kirche, Schwaden (Svádov).

■ Montag, 31. Juli, 15.00 Uhr: Gedenkstunde an das Massaker auf der Brücke in Aussig mit Martin Dzingel, Präsident der Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik. Im Anschluß Kaffee und Kuchen im Pfarrhaus in Aussig und um 18.00 Uhr Gottesdienst in der Stadtkirche.

■ Samstag, 5. August, 11.00 Uhr, SL-Landesgruppe BadenWürttemberg: Feierstunde zur Charta der deutschen Heimatvertriebenen. Festrede: MdB Christoph de Vries. Schloßplatz, Stuttgart.

■ Sonntag, 13. August, 11.00 Uhr: Egerländer Gebetstag. Wallfahrtskirche Maria Kulm (Kreis Falkenau/Sokolov).

■ Dienstag, 15. August: Die Böhmerwaldjugend singt und tanzt auf der Landesgartenschau. Auftritte von 13.15 bis 14.15 Uhr sowie von 17.00 bis 18.00 Uhr. Landesgartenschau. Zuppinger Straße, Freyung.

■ Montag, 28. August bis Freitag, 1. September, Deutsches Kulturforum östliches Europa: Grenzüberschreitendes Bildungsseminar zu Zwangsmigration auf deutscher und polnischer Seite mit Stationen in Berlin, Potsdam, Stettin, Frankfurt an der Oder. Weitere Informationen unter Telefon (03 31) 20 09 80 oder per eMail an deutsches@kulturforum.info oder unter www.kulturforum.info

■ Sonntag, 3. September, 78. Vertriebenenwallfahrt des Bistums Bamberg nach Gößweinstein mit Vertriebenenpfarrer

Monsignore Herbert Hautmann und Peter Fort aus Graslitz. Abfahrt Bayreuth 10.00 Uhr, Ab-

ne Hexe“, „Räuber Hotzenplotz“ oder „Krabat“, die seit Jahrzehnten zur Kinder-Standardlektüre zählen. Hierfür stellt der DTZF umgerechnet knapp 2.300 Euro bereit.

Das zweite Projekt ist der dreitägige Deutsch-Tschechische Zukunftskongreß, den die Sudetendeutsche Landsmannschaft im Herbst in Budweis veranstaltet, um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Gemeinden, Vereinen, Heimatverbänden, Kirchenvertretern und Jugendorganisationen zu verbessern. „An den entstehenden Kosten beteiligt sich der DTZF mit insgesamt 10 000 Euro“, berichtet Hagl-Kehl.

In der aktuellen Sitzung des Verwaltungsrates, die am 27. und 28. Juni in Prag im Ministerium für Regionalentwicklung stattfand, seien insgesamt 1,5 Millionen Euro an Förderung für 195 Projekte bewilligt worden, rechnete die SPD-Bundestagsabgeordnete zusammen.

❯ Erzählcafé von Dr. Renate von Walter

Jeanny McIntyre und die Böhmerwäldler

■ Donnerstag, 13. Juli, 15.00 Uhr, Erzählcafé und Vortrag: „Dr. Renate von Walter im Gespräch mit … Jeannie McIntyre.“ Veranstaltungsort: Gaststätte „Zum Alten Bezirksamt“ im Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München. Eintritt: 5 Euro inklusive Kaffee und einem Stück Kuchen.

Jeannie McIntyre ist seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil der Böhmerwald Sing- und Volkstanzgruppe in München. Geboren wurde sie 1942 in Winchester in England. Die Münchner Böhmerwald Sing- und Volkstanzgruppe lernte sie 1969 bei einem Volkstanzwettbewerb im englischen Consett kennen.

Aus diesem ersten Kennenlernen entstanden eine enge Brieffreundschaft und ein baldiger Gegenbesuch in München. Jeannie McIntyre verliebte sich sofort in die bayerische Hauptstadt und verlegte ihren Lebensmittelpunkt hierher. Seitdem ist sie die einzige englische Böhmerwäldlerin und übernahm im Verein auch zahlreiche ehrenamtliche Aufgaben, vor allem im Kassenwesen.

Im Haus des Deutschen Ostens veranstaltete sie eine Zeitlang einen Kurs zur Gestaltung von Grußkarten mittels Nadel und Faden (Fadengrafik) und beteiligte sich an den Märkten zum Tag der offenen Tür.

fahrt Pegnitz 10.30 Uhr. Gottesdienst 12.00 Uhr. Anmeldung für die Busfahrt bei Margaretha Michel (Comeniusstraße 40, 91257 Pegnitz, Telefon (0 92 41) 36 54, eMail mail@familie-michel.net) oder bei Rita Tischler unter Telefon (09 21) 4 17 52.

■ Mittwoch, 6. September, SL-Kreisgruppe Krefeld: Fahrt in die Eifel zur Burg Vogelsang. Abfahrt 10.00 Uhr ab Zooparkplatz, Uerdingerstraße 377, Krefeld.

■ Samstag, 9. September, 14.30 Uhr, SL-OG Weilimdorf Stuttgart: Monatsnachmittag mit Rückblick auf den Versöhnungsmarsch Brünn. Haus der Begegnung, Giebelstraße 14, Anmeldung bei Waltraud Illner unter Telefon (07 11) 86 32 58 oder per eMail an illner@sudeten-bw. de

■ Sonntag, 17. September, 11.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Stuttgart: Tag der Heimat „Krieg und Vertreibung – Geißeln der Menschheit“. Kranzniederlegung am Mahnmal im Kurpark Bad Cannstatt mit Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper. 14.00 Uhr: Volkstumsnachmittag in der Liederhalle, Beethovensaal, Berliner Platz 1–3, Stuttgart.

■ Samstag, 23. September, 14.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Stuttgart: 70 Jahre Deutscher Böhmerwaldbund Heimatgruppe Stuttgart mit der SL-Kreisgruppe Stuttgart. Festrede: Birgit Kern, Bundesvorsitzende Deutscher Böhmerwaldbund. Musikprogramm mit der Familie Januschko. Haus der Heimat, Großer Saal, Schloßstraße 92, Stuttgart.

■ Freitag, 29. September, SLLandesgruppe Baden-Württemberg: Herbstgespräch mit den Vereinigungen. Referentin Hannah Zakhari. Haus der Heimat, Großer Saal, Schloßstraße 92, Stuttgart.

■ Sonntag, 8. Oktober, 17.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Stuttgart und SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf: Europäisches Volksmusikkonzert. Stadthalle Korntal, Martin-Luther-Straße 32, Korntal-Münchingen. Anmeldung und Kartenbestellung bei Waltraud Illner unter Telefon (07 11) 86 32 58 oder per eMail an illner@sudeten-bw.de

■ Montag, 9. Oktober, 19.00 Uhr: Vortragsreihe „Böhmische Schlösser – Teil 3: Schloß Troja in Prag“ von Prof. Dr. Stefan Samerski. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München.

■ Sonntag, 22. Oktober, 14.15 Uhr, Heimatverband der

Brünner in der Bundesrepublik Deutschland: BRUNA-Heimatnachmittag. Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München.

■ Montag, 23. bis Freitag 27. Oktober, Sudetendeutsche Heimatpflegerin: Kulturfahrt „Bekanntes und Unbekanntes in Böhmen und Mähren“. Programm und Anmeldung unter www.sudetendeutscheheimatpflege.de

■ Samstag, 28. Oktober, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf: Monatsnachmittag mit dem Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments Rainer Wieland MdEP. Haus der Begegnung, Giebelstraße 14, Stuttgart. Anmeldung bei Waltraud Illner unter Telefon (07 11) 86 32 58 oder per eMail an illner@sudeten-bw.de

■ Samstag, 28. bis Sonntag, 29. Oktober, Bund der Eghalanda Gmoin: Bundeskulturtagung. Egerland-Kulturhaus, Fikentscherstraße 24, Marktredwitz.

■ Dienstag, 14. bis Freitag, 17. November, Sudetendeutsche Landsmannschaft Bundesverband: Multiplikatorenseminar auf dem Heiligenhof. Bildungsstätte Der Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, Bad Kissingen.

■ Montag, 20. November, 19.00 Uhr: Vortragsreihe „Böhmische Schlösser – Teil 4: Melnik“ von Prof. Dr. Stefan Samerski. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München.

■ Samstag, 2. Dezember, SLKreisgruppe Stuttgart und Böhmerwald Heimatgruppe Stuttgart, 14.30 Uhr: Jahresabschluß- und Weihnachtsfeier. Programmpunkte sind die Ehrung verdienter Mitglieder und der Auftritt der Märchenerzählerin Petra Quaiser, bekannt als die Rednerin mit Hut aus dem Ries. Haus der Heimat, Schloßstraße 92, Stuttgart. Anmeldung bei Waltraud Illner unter Telefon (07 11) 86 32 58 oder per eMail an illner@sudeten-bw.de

■ Samstag, 9. Dezember, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf: Advent. und Weihnachtsfeier. Haus der Begegnung, Giebelstraße 14, Stuttgart. Anmeldung bei Waltraud Illner unter Telefon (07 11) 86 32 58 oder per eMail an illner@sudeten-bw.de

■ Sonntag, 10. Dezember, 16.00 Uhr, SL-Kreisgruppe und SL-Ortsgruppe StuttgartWeilimdorf: 51. Stuttgarter Adventssingen. Liederhalle, Berliner Platz 1–3, Stuttgart. Anmeldung bei Waltraud Illner unter Telefon (07 11) 86 32 58 oder per eMail an illner@sudeten-bw.de

Die Deutschen und ihre östlichen Nachbarn

■ Sonntag, 6. bis Freitag, 11. August: Seminar „Verflechtungen und Durchdringungen zwischen Deutschen und ihren östlichen Nachbarn“. Veranstaltung für deutsche, tschechische und polnische Staatsbürger, Angehörige der deutschen Minderheiten in Ostmitteleuropa (ehemalige Flüchtlinge, Vertriebene und Spätaussiedler aus früheren deutschen Reichs- und Siedlungsgebieten sowie Nachkommen dieser Gruppen) und alle Interessierten.

Deutsche, Polen, Tschechen, Ungarn, Russen und andere Völker waren in Ost- und Ostmitteleuropa über Jahrhunderte miteinander vernetzt, lebten neben- und miteinander, trieben Handel und heirateten. Es waren mehrsprachige und multireligiöse Räume, wo Katholiken, Protestanten, Orthodoxe, Juden und andere Gruppen – meist friedlich – lebten.

Im 19. und 20. Jahrhundert breiteten sich dann nationalistische Ideen aus, die die eigene Nation, Sprache und Kultur den anderen gegenüber als überlegen ansah und nach einem gemeinsamen homogenen Staatswesen strebte. Es gab freiwillige und aufgezwungene Assimilationen. Mit dem Ersten Weltkrieg erstarben die multiethnischen und -religiösen europäischen Großreiche. Eine Reihe junger Nationalstaaten wurde geboren, die allerdings meist auch von bedeutsamen Minderheiten bewohnt waren, die sich häufig nicht mit den neuen Mutterländern identifizierten. Neue nationale Spannungen entstanden. Die Minderheiten suchten in neuen Kämpfen Verbündete, nicht immer die richtigen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Schoah war man bestrebt, homogene Nationalstaaten zu schaffen, Minderheiten in ihre Mutterländer abzuschieben oder zu verkaufen. Es verblieben aber auch deutsche Minderheiten in den östlichen Nachbarländern, vielfach ohne Organisations- und Bildungsmöglichkeiten in ihrer Muttersprache. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs änderte sich die Lage nach 1989. In Tschechien, Oberschlesien, Westpreußen und in anderen Landstrichen entwickelte sich teilweise wieder ein blühendes und gemeinschaftliches Leben.

Referenten sind: Gustav Binder (Heiligenhof), Dr. Jan Čapek (Pardubitz), Rudolf Gerr (Bad Brückenau), Dr. Dr. h. c. Axel Hartmann (Preßburg), Dr. habil. Frank Schuster (Clausthal-Zellerfeld), Josef Cyrus (Leverkusen), Gabriela Blank (Ansbach), Wolfgang Freyberg (Weißenburg) und Dr. Meinolf Arens (München).

Heiligenhof · Alte Euerdorfer Straße 1 · 97688 Bad Kissingen Telefax (09 71) 71 47 47 info@heiligenhof.de · www.heiligenhof.de

Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 7.7.2023 4 TERMINE

Hollywood in Karlsbad: Mit den Oscar-Preisträgern Russell Crowe und Alicia Vikander sind die 57. Internationalen Filmfestspiele am vergangenen Freitag eröffnet worden. Das weltberühmte Festival dauert bis Sonntag, 9. Juli.

Der „Gladiator“ war von der Weltkulturerbestadt sichtlich beeindruckt. „Oh my lord… Karlovy Vary is gorgeous“ (Mein Gott, Karlsbad ist wunderschön) twitterte Russell gleich nach seiner Ankunft mit ein paar Stadtansichten an seine 2,9 Millionen Follower. Tags drauf teilte Russell ein Twitter-Foto von Tschechischens Premierminister Petr Fiala, das die beiden beim Handschlag zeigt. „Nice to meet you too, Prime Minister. What a beautiful country you have“ („Schön Sie kennenzulernen. Was für ein schönes Land Sie haben.“), kommentierte der Weltstar. Und Russell, der nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Sänger mit seiner Band Indoor Garden Party nach Karlsbad kam, lobte nach dem OpenAir-Konzert seine Fans: „Karlovy Vary, you were amazing!“ (Karlsbad, du warst großartig!)

Vor dem Konzert waren die Filmfestspiele im Großen Saal des Hotels Thermal offiziell eröffnet worden. Auch bei diesem festlichen Ereignis war der russische Angriffskrieg auf die Ukraine Thema. „Filmemacher sind Chronisten, die über schwierige Zeiten berichten – über Grausamkeit, Freude und Liebe. Ich glaube, daß sie auch die Aggression eines Staates gegen seinen Nachbarn zur Kenntnis nehmen werden. Vergessen wir nicht, daß sie auch Hoffnung vermitteln“, sagte Festivals-Präsident Jiří Bartoška in seiner Begrüßung.

Anschließend überreichte Bartoška den Preis des FestivalsPräsidenten an die schwedische Oscar-Preisträgerin Alicia Vikander. „Ich freue mich immer, in die Tschechische Republik zurückzukehren. Hier hat meine internationale Karriere begonnen“, erinnerte sie an die Dreharbeiten zu dem Film „A Royal Affair“, der sie berühmt gemacht hat.

Anschließend stellte sie den Eröffnungsfilm vor. In „Die Brandstifterin“ spielt sie wieder eine Königin, diesmal die letzte

❯ Großes Staraufgebot bei den 57. Internationalen Filmfestspielen in der Weltkulturerbestadt

Russell Crowe: „Mein Gott, Karlsbad ist wunderschön“

Ehefrau von Heinrich VIII., Catherine Parr. Der neue Film von Karim Aïnouz basiert auf dem Bestseller „Das Spiel der Königin“ von Elizabeth Fremantle und wurde bislang nur in Cannes gezeigt.

Ebenfalls mit dem Preis des Festivals-Präsidenten wurde der schottische Star-Wars-Star Ewan McGregor ausgezeichnet, der in Karlsbad das Vater-Tochter-Drama „You Sing Loud, I Sing Louder“ vorstellte, in dem er neben seiner Tochter Clara McGregor zu sehen ist.

Der Crystal Globe für den herausragenden künstlerischen Beitrag zum Weltkino wurde an Russell Crowe verliehen. In seiner Rede blickte der Weltstar auf seine reiche Karriere zurück. „Ich habe mit der Schauspielerei begonnen, als ich sechs Jahre alt war. Seitdem hatte ich das Glück, nur an Projekten zu arbeiten, zu denen ich eine tiefere Verbindung hatte“, verriet er. „Je älter ich werde, desto intensiver wird meine Beziehung zum Kino. Ich liebe es, wie viel es bewirken kann. Und manchmal braucht es nur eine Stimme, um diesen Unterschied zu machen. Möge es Ihre Stimme sein“, wünschte er den anwesenden Filmemachern.

Im Hauptwettbewerb laufen dieses Jahr elf Filme, die um den „Großen Kristallglobus“ kämpfen, der am Samstag verliehen wird. Darunter ist auch eine rein tschechische Produktion: Das Roadmovie „Citlivý člověk“ von Tomáš Klein basiert auf dem gleichnamigen Roman von Jáchym Topol, der in der deutschen Übersetzung von Eva Profousová „Ein empfindsamer Mensch“ heißt. Insgesamt werden während der neun Festivaltage 143 Filme gezeigt. Darunter sind auch einige Weltpremieren, wie der Dokumentarfilm „Scream of My Blood: A Gogol Bordello Story“ über die New Yorker Punk-Band Gogol Bordello. Auf der Abschlußveranstaltung wird mit Robin Wright ein weiterer Hollywood-Star in Karlsbad zu Gast sein. Die für ihre Rolle in der Netflix-Serie „House of Cards“ mit dem Golden Globe ausgezeichnete Schauspielerin erhält den Ehrenpreis des Festival-Präsidenten. Torsten Fricke

❯ Mehrheit an dem tschechischen Traditions-Fußballclub wurde von der in Österreich sitzenden Firma FCVP GmbH übernommen

Ex-Chefs von Rapid Wien steigen bei Viktoria Pilsen ein

Sechsmal Meister, zweimal Pokalsieger, zweimal Supercupsieger, vier Mal Teilnehmer der Champions League: Der 1911 gegründete Fußball-Club Victoria Pilsen ist eine Größe im tschechischen Fußball. Jetzt wurde der Traditionsverein von einer in Österreich sitzenden Firma übernommen.

Die Hauptakteure, die künftig in Pilsen das Sagen haben, sind mit Martin Dellenbach, Raphael Landthaler und Martin Bruckner im Fußball keine Unbekannten. Der Schwei-

zer Investor Dellenbach ist bereits an der Fußball-Akademie des österreichischen Bundesligisten Hartberg sowie am Zweitligisten Lafnitz beteiligt. Und Unternehmensberater Landthaler war Finanzchef von Rapid Wien, bevor er als Vorstand in die österreichische Bundesliga wechselte. Die beiden Investoren ziehen jetzt in die Geschäftsführung von Victoria Pilsen ein. Dritter im Bunde ist der derzeitige Geschäftsführer Adolf Šádek, der im Amt bleiben soll. Vorsitzender des Aufsichtsrates wird ebenfalls ein bekannter

Fußball-Funktionär aus Österreich: Martin Bruckner, der ehmalige Präsident von Radip Wien. Weitere Aufsichtsräte sind der österreichische Unternehmer Christian Fuchs und Pilsens Marketing-Manager Jaromír Hamouz.

Gebündelt werden die Anteile von Victoria Pilsen in der am 30. Juni in St. Pölten gegründeten FCVP GmbH (FirmenbuchNummer FN 606935b), an der, so berichtet das Fußballmagazin Kicker, auch Philip Klöckl, Vorstandsvorsitzender von Strykerlabs, einem Anbieter für die di-

gitale Trainingssteuerung im Spitzensport, der renommierte Wiener Wirtschaftsanwalt und Kartellrechtsexperte Dr. Stephan Polster und der ehemalige RapidTorhüter Raimund Hedl beteiligt sind. Der Geschäftszweig lautet laut Firmenbuch: „Förderung von Ausbildungskonzepten im Fußballsport“. Geschäftsführer sind Dellenbach und Landthaler.

„Wir freuen uns, nun Teil von einem traditionsreichen Klub mit bemerkenswerten Erfolgen im nationalen und internationalen Wettbewerb zu sein. Gemeinsam mit dem bestehenden Team

rund um Adolf Sádek möchten wir den Klub weiterentwickeln.

Unsere Strategie beruht auf einer soliden wirtschaftlichen Basis und der Entwicklung von jungen, talentierten Spielern“, sagte Landthaler dem Kicker

„Zusammen mit Lafnitz, Hartberg und Viktoria Pilsen paßt alles perfekt in unser pädagogisches Konzept. Junge talentierte Spieler erhalten durch die Akademien und die Zusammenarbeit professioneller Teams eine großartige Chance, sich zu etablieren und eine internationale Karriere zu machen. Genau das ist unsere

Philosophie“, hat Martin Dellenbach gegenüber der Kleinen Zeitung den Einstieg begründet. Und Ex-Rapid-Präsident Bruckner sagte dem Kicker: „Wir verfügen über reichlich Erfahrung aus der Fußballbranche, die wir gemeinsam zugunsten von Viktoria Pilsen nutzen wollen. Es ist für uns eine große Herausforderung, der wir mit Demut begegnen.“

Bonmot am Rande: Im Playoff der Conference League könnten sich die Wege von Viktoria Pilsen Anfang August mit Rapid Wien kreuzen. Torsten Fricke

5 AKTUELL Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 7. 7. 2023
Vorfahrt im BMW: Dagmar Havlová, Schauspielerin und Witwe von Václav Havel. Schauspielerin Anna Geislerová, bekannt aus dem Film „Havel“. Kulturminister Martin Baxa und Ehefrau Simona Baxová. Filmfest-Präsident Jiří Bartoška begrüßt Tschechiens Premierminister Petr Fiala mit Ehefrau Jana Fialová. Der deutsch-irische Schauspieler und Produzent Michael Fassbender. Patricia Clarkson, herausragende Schauspielerin des US-Kinos. Bestens gelaunt auf dem Roten Teppich: Weltstar Russell Crowe mit seiner Freundin, der Schauspielerin Britney Theriot. Fotos: Film Servis Festival Karlovy Vary Oscar-Preisträgerin Alicia Vikander erhielt von Jiří Bartoška den Preis des Festival-Präsidenten und stellte ihren neuen Film „Die Brandstifterin“ vor. Preisträger Ewan McGregor („Trainspotting“) stellte mit Tochter Clara in Karlsbad den gemeinsamen Film „You Sing Loud, I Sing Louder“ vor.

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❯ Bubenreuth

Goldene Meisterbriefe

Sie machten vor mindestens 35 Jahren ihren Meister, führten unzählige Aufträge in ihrem Handwerk aus, verwirklichten Geschäftsideen, schufen Arbeits- und Ausbildungsplätze. Die Rede ist von sieben Saiteninstrumentenbauern aus dem fränkischen Zentrum des Streich- und Zupfinstrumentenbaues, der Geigenbauergemeinde Bubenreuth und seinem musikalischen Umland, die in einer Feierstunde der Kreishandwerkerschaft ihre Goldenen Meisterbriefe überreicht bekamen.

In seiner Laudatio stellte Innungsobermeister Günter Lobe die „große Bedeutung für den Saiteninstrumentenbau und für die regionale Wirtschaft“ in den Vordergrund. „Durch Euer Kunsthandwerk wurde Bubenreuth als einzigartiges Zentrum für den Saiteninstrumentenbau weltweit bekannt, und viele junge Menschen aus der ganzen Welt gingen bei euch in die Lehre. Ihr habt es auch geschafft, bei wirtschaftlichen Flauten durchzuhalten, den Gürtel enger zu schnallen und so schwierige Jahre zu überwinden. Gerade durch diese Kontinuität habt ihr Goldmeister mit eurer Werkstatt die

Region seit jeher gestützt.“ Lobes Resümee: „Respekt und Hut ab vor dieser Leistung.“

Diese Urkunde, so Innungsgeschäftsführer Wolfgang Mevenkamp, sei eine wohlverdiente Auszeichnung. „Das Handwerk ist angewiesen auf Menschen, wie Sie es nun mal sind“, führte er weiter aus. Die Goldmeister hätten über Jahrzehnte Verantwortungsbewußtsein gezeigt und „ein Stück Handwerkszukunft geschrieben“. Den Goldenen Meisterbrief der Handwerkskammer für Mittelfranken mit der Unterschrift des Präsidenten Thomas Pirner überreichte Innungsobermeister Günter Lobe im Meistersaal des Hauses des Handwerkes an die Geigenbaumeister Alfred Binner, Josef Peter Gabriel, Jürgen Klier und Lothar Semmlinger, an den Bogenmachermeister Peter Riedl und an den Zupfinstrumentenmachermeister Armin Hanika. Auch der Innungsobermeister Günter Lobe konnte auf über 35 Jahre Meistertätigkeit zurückblicken. Er erhielt seinen Goldenen Meisterbrief aus den Händen des Geschäftsführers der Kreishandwerkerschaft Erlangen, Wolfgang Mevenkamp. Heinz Reiß

❯ Kämpfer für tschechisch-deutsche

Am 16. Juni starb der tschechisch-deutsche Egerländer und Historiker Josef Škrábek mit 95 Jahren in Prag.

Er kam am 23. April 1928 in Waltsch/Valec bei Karlsbad als Sohn eines tschechischen Postbeamten und einer deutschen Mutter zur Welt. In Waltsch wuchs er zweisprachig auf. Dort ging er auch in den deutschen Kindergarten und in die tschechische Grundschule.

1936 bis 1938 lebte die Familie in Karlsbad, kehrte aber wieder nach Waltsch zurück bis sie nach dem Anschluß des Sudetenlandes an das Deutsche Reich 1938 nach Prag übersiedeln mußte.

Sein Vater wurde als Beamter dorthin versetzt, und sowohl in Karlsbad als auch in Waltsch waren die Bedingungen für seine tschechisch-deutsche Familie nicht gut. In Prag besuchte er die weiterführende Schule. Mit 16 Jahren mußte er die Schule abbrechen, weil er vom NS-Staat dienstverpflichtet wurde. Zuerst arbeitete er in einem Industriebetrieb, dort lernte er Dreher. Im März 1945 mußte er bei Olmütz Schützengräben ausheben. Von dort flüchtete er mit seinen Freunden nach Prag zurück.

Die Rückkehr der Familie nach Waltsch und seine Matura 1948 in Karlsbad folgten. Dann begann er ein Studium der Politik- und Wirtschaftswissenschaften an der Prager Universität. Als engagierter Katholik hatte er unter den Kommunisten zu leiden. Deshalb konnte er sein Studium (1948–1950) nicht abschließen. Am 30. August 1952 heiratete er.

Die heuer erstmals in Nürnberg veranstaltete Musikmesse Akustika war für die Saiteninstrumentenbauer aus Bubenreuth und Umland ein Erfolg.

Der Innungsobermeister der Streich- und Zupfinstrumentenmacherinnung Günter Lobe wollte wissen, wie es mit der Musikmesse Nürnberg weitergehen soll. Deshalb hatte er Maik Heißer, Projektleiter der AFAG-Messen und Ausstellungen GmbH, zur Jahreshauptversammlung der Streich- und Zupfinstrumentenmacherinnung eingeladen.

„Der Auftakt“, so Heißer, „ist 2023 gelungen. Gemeinsam mit den Partnern, Ausstellern und Unterstützern möchten wir, was als Musikmesse Nürnberg begann, nun als Akustika weiterentwickeln und die Messe als europäischen Treffpunkt für Musiker etablieren. Für 2024 haben uns bereits viele Ausstelleranfragen erreicht, so daß es ein vergrößertes Angebot geben wird.

An drei Tagen kamen rund 60 000 Besucher nach Nürnberg zu den drei parallelen Messen für Freizeit, Musik und Whisk(e)y.

Wir haben die erste Messe ausführlich analysiert und an alle Aussteller die Frage gestellt:

,Wie zufrieden ist Ihr Unternehmen mit der Messe 2023?‘ 43 Prozent waren sehr zufrieden, 47 Prozent zufrieden, acht Prozent weniger zufrieden und zwei Pro-

zent der 122 Aussteller mit 180 Unternehmen und Manufakturen waren unzufrieden. Die meisten waren mit 32 Prozent die Streichinstrumente, es folgten die Metallblasinstrumente mit 28 Prozent, die Holzblasinstrumente mit 17 Prozent, die Tasten- und Zupfinstrumente mit je vier Prozent, Noten, Werkstoffe und Ausbildung teilten sich ziemlich gleichwertig die restlichen 15 Prozent. Nürnberg hielten 78 Prozent für den perfekten Standort. Die Stadt sei mit Flugzeug, Bahn und Auto gut und bequem zu erreichen.“

Da „Musikmesse“, so Heißer, für Verwirrungen sorge, habe die AFAG-Messen und Ausstellungen GmbH der Veranstaltung den neuen Namen Akustika –die Messe für Musik gegeben. Die nächste Akustika finde an einem Wochenende im März wieder in der Messe Nürnberg statt, allerdings dann im Convention Center NCC Ost. Dieses biete auf drei Ebenen mit vielen Räumen und Sälen unterschiedlicher Größen geeignete Bedingungen für das vielfältige Messeangebot sowie für Workshops und Konzerte. Die Streich- und Zupfinstrumente seien in der Ebene 1 eingeplant. Dank der Wahl der neuen Lokalität habe man auch gleich einen Mangel behoben. Dort seien alle Ausstellungsflächen mit Teppichboden ausgelegt. Heinz Reiß

Die Streich- und Zupfinstrumentenmacherinnung Erlangen beim Vortrag.

PERSONALIEN

Dann absolvierte er seine zweijährige Wehrpflicht. Anschließend arbeitete er als Planer und als Ökonom in der Industrie. 1958 wurde er wegen seiner Mitgliedschaft in einer verbotenen christlich-demokratischen Partei mit seinen Freunden wegen Hochverrats zu zehn Jahren Haft verurteilt. Es folgten 18 Monate Haft.

Nach der Amnestie im Jahr 1960 kam er auf Bewährung frei, durfte aber nur noch in Arbeiterberufen tätig sein. Er machte eine Ausbildung zum Schlosser. Im Prager Frühling 1968 war er Redakteur der christlichen Zeitung „Obroda“. Er schrieb die Leitartikel. Nach dem Ende des Prager Frühlings bestand sein letzter Artikel nur mehr aus einer leeren Spalte und darin stand: „Sie brauchen zum Lesen dieses Artikels normalerweise fünf Minuten. Nehmen Sie sich die Zeit und denken über unsere jetzige Lage nach.“ Danach mußte er als Anzeigenredakteur für den Verlag „Lidová demokracie“ arbeiten.

Zusätzlich war er Fremdenführer in Prag. Seinen Gästen brachte er auf großartige Weise die Stadt näher. Ab 1989 arbeitete er in der internationalen Organisation Verga und zwischen 1994 und 2000 im Immobiliengeschäft. Mitte der 1970er Jahre konnte er sein neues Haus in Prag Baba beziehen. Gerne engagierte er sich dort in seiner Pfarrei Sankt Matthäus. Hier lebte er zufrieden mit seiner Frau und einer Tochter mit

deren Familie, bis er, vor allem im letzten Jahr, immer schwächer wurde. Seine beiden Töchter betreuten ihn hingebungsvoll bis zum Schluß. Mit seiner Frau Vlasta war er fast 71 Jahre lang verheiratet und hatte zwei Töchter, vier Enkelkinder und einen Urenkel.

Er war so lange er konnte in der Öffentlichkeit aktiv, schrieb Artikel, Essays und Kolumnen und veröffentlichte mehrere Bücher über die tschechisch-deutschen Beziehungen. An einem weiteren arbeitete er bis zum Schluß.

Sein journalistisches Hauptwerk „Die Gestrige Angst. Deutsche und Tschechen. Schwierige Nachbarschaft in der Mitte Europas“ (Dresden 2006) erschien auf Tschechisch und Deutsch mit einem Geleitwort von Václav Havel in mehreren Auflagen. In diesem Buch nimmt Josef Škrábek gegenseitige Verletzungen aus der Vergangenheit und ihren geschichtlichen Hintergrund ernst und zeigt, wie man daraus zur Verständigung beitragen kann.

Denn die äußerst fruchtbare Symbiose von Tschechen, Deutschen und Juden im böhmischen Raum ist durch die furchtbaren Ereignisse im und nach dem Zweiten Weltkrieg und die Vorgeschichte seit 1918 für immer zerstört.

Wie wenige Zeitzeugen war er dazu durch seine Herkunft und seine persönliche Geschichte prädestiniert. So beschreibt er in unnachahmlicher Authentizi-

tät das Zusammenleben der beiden Volksgruppen vor dem Krieg am Beispiel seiner Heimatstadt Waltsch. Ihr war er bis zu seinem Tod sehr verbunden. Josef beschreibt in seinem Buch aus der Sicht seiner Kindheit sehr eindringlich die Umstände, die die tschechischen Einwohner einschließlich seiner Familie 1938 zwangen, ihre Heimat zu verlassen, und sehr drastisch die Vertreibung der deutschen Einwohner ab 1945. Darüber läßt er drei Betroffene zu Wort kommen.

In einer weiten Reflexion über die Zeit zwischen 1918 und 1945 versucht er im ständigen Wechsel der Perspektive eine Gegenüberstellung tschechischer und deutscher Sichtweisen der Ereignisse. Er eröffnet so Möglichkeiten zur Verständigung und Versöhnung. Denn, so Václav Havel in seinem Vorwort: „Die Wahrheit muß laut und deutlich ausgesprochen werden, selbst wenn ich keine allseitige Anerkennung dafür ernte.“

Josef Škrábeks Ziel war immer, Verständnis bei Deutschen und Tschechen zu wecken. Dafür wurde er 2008 mit dem Goldenen Herzen für Europa des Freundeskreises der Deutsch-Tschechischen Verständigung in der Deutschen Botschaft in Prag ausgezeichnet.

Versöhnung unter den Menschen ist ein wichtiges Anliegen für jeden Christen. Für Josef Škrábek war die Versöhnung zwischen Deutschen und Tschechen Herzensangelegenheit und Lebensaufgabe.

Karl-Werner Goldhammer

FORUM Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 7. 7. 2023 6
Wolfgang Mevenkamp (erster von rechts) und Günter Lobe (zweiter von rechts) überreichen die Goldenen Meisterbriefe. Bild: Heinz Reiß
eMail svg@sudeten.de 27/2023
Verständigung Josef Škrábek †
in Nürnberg Akustika
❯ Erste Musikmesse

Die Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste hatte zur Ringveranstaltung in das Sudetendeutsche Haus in München eingeladen. Einen Vortrag über „Die Entwicklung der Museumslandschaft in Bayern“ hielt der wissenschaftliche Mitarbeiter der Sudetendeutschen Stiftung, Michael Henker. Der ehemalige Landeskonservator erläuterte, wie sich die breite Museumsszenerie in Bayern entwickelt hatte.

Die bayerische Museumslandschaft umfaßt heute mehr als 1350 Einrichtungen“, sagte Michael Henker. Diese seien in der Trägerschaft von Staat, Bezirken, Landkreisen, Städten und Gemeinden, aber auch von Vereinen, Stiftungen, Firmen und Privatpersonen, erläuterte der Referent. „Bayern verfügt damit über die vielfältigste und lebendigste Museumslandschaft in Deutschland, die beim Publikum eine hohe Attraktivität genießt.“

Mit knapp 19 Millionen Museumsbesuchern jährlich nehme Bayern bundesweit unangefochten die Spitzenposition ein.

Das International Council of Museums (ICOM) definiere ein Museum als „eine dauerhafte Einrichtung, die keinen Gewinn erzielen will, öffentlich zugänglich ist und im Dienst der Gesellschaft und deren Entwicklung steht. Sie erwirbt, bewahrt, beforscht, präsentiert und vermittelt das materielle und immaterielle Erbe der Menschheit und deren Umwelt zum Zweck von Studien, der Bildung und des Genusses.“

Historisch stamme die große Breite an musealen Einrichtungen in ihrer „Vielfalt und Einzigartigkeit“ auch daher, daß Bayern in der Vergangenheit aus sehr vielen kleinen Territorien bestanden habe. Dort habe es Sammlungen vom Adel wie den Wittelsbachern und von kirchlichen Institutionen gegeben. Ab der Aufklärung seien daraus teilweise Museen geworden.

Schon Albrecht I. Herzog von Bayern (1336–1404) habe viele Sammlungen gehabt. Unter König Ludwig I. (1786–1868) habe es viele Museumsneugründungen gegeben, etwa den Vorläufer

� Ringveranstaltung der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste

Bayerns einzigartige Vielfalt

der Neuen Pinakothek in München aus der privaten Gemäldesammlung des Königs, so Henker. Max II. Joseph (1811–1864) habe 1855 das Bayerische Nationalmuseum gegründet, das seit 1900 in einem Gebäudekomplex an der Münchener Prinzregentenstraße sei.

Eine Gründungswelle habe in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingesetzt, auch weil damals viele Relikte bei Ausgrabungen entdeckt worden seien. Im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg sei später auch Volkskundliches ausgestellt worden. Zuletzt seien im 20. Jahrhundert Freiluftmuseen und Gedenkstätten nach dem Zweiten Weltkrieg dazugekommen.

Heute gebe es eine große Reihe von staatlichen Museen mit vielen Zweigstellen und die zahlreichen nichtstaatlichen Muse­

en. Henker stellte die eindrucksvollen Zahlen der Museumsstatistiken anhand der einschlägigen „Handbücher“ vor, in denen sie

nach Anzahl, Inhalt und Besucherandrang vorgestellt wurden. Hatte es Ende des 19. Jahrhunderts noch 133 Institute ge­

geben, waren es 1930 schon 233 allgemein erfaßte und 1939 331 Institutionen – auch, weil es unter den Nationalsozialisten einen Boom an „Heimatmuseen“ gab.

1968 habe es nach Eingliederung der Pfalz in das neugebildete Land Rheinland­Pfalz nach Kriegsende nur 303 Museen gegeben; 1981 jedoch schon 552 und 1991 905 Institutionen. „1997 gab es fast 1000 Museen laut Statistik in Bayern.“ Im Jahr 2000 seien es 1150 und seit dem Jahr 2010 zwischen 1350 und 1370 gewesen, da es Schwund und Anwachsen zugleich gegeben habe.

Der Spezialfall der Sudetendeutschen Heimatsammlungen, deren Begründer sie derzeit oft nicht mehr erhalten könnten, sei vor kurzem in einer Tagung im Sudetendeutschen Haus besprochen worden (Ý SdZ 12/2023). Er selbst, so Henker, befürworte die

Aufnahme von aufgelösten Heimatstuben in lokale Institutionen wie Stadtmuseen vor Ort oder die Integration in die Bestände des Sudetendeutschen Museums in München mit seinen Depots. Die Rückführung in heutige Institutionen in der „alten“ Heimat sehe er problematisch, und sie müsse juristisch wasserdicht gemacht werden. Abschließend stellte Henker die jüngere Entstehungsgeschichte des Sudetendeutschen Museums dar, die pandemiebedingt nach der langen Baugeschichte recht „dramatisch“ wgewesen sei, bis hin zur internen, sehr kleinen Eröffnungsfeier im Freien. Erst seit 2021 laufe es im Vollbetrieb.

Das Gebäude des Sudetendeutschen Museums sei „technisch schwer zu bespielen“, so Henker, da es kaum rechte Winkel in den Innenräumen gebe. Dennoch sei es für den Europäischen Museumspreis 2023 nominiert gewesen, als ein Kandidat unter 36, von denen nur fünf in Deutschland stünden. Und tatsächlich sei der Schöpfer des Sudetendeutschen Museums, der Architekt Johannes Probst, mit dem Großen Sudetendeutschen Kulturpreis ausgezeichnet worden, der ihm auf dem Sudetendeutschen Tag an Pfingsten verliehen worden sei.

Befragt von Akademiepräsident Krejs nach seinem eigenen Lieblingsmuseum in Bayern nannte Henker die „SüdseeSammlung“ in Obergünzburg im Allgäu. Anfang des 20. Jahrhunderts bereiste der gebürtiger Obergünzburger Kapitän Karl Nauer (1874–1962), die melanesische Inselwelt. Er brachte Alltags­ und Kunstgegenstände der dort lebenden Völker mit, die in sein Museum eingingen. Krejs wiederum outete sich als Fan des Passauer Glasmuseums: Mit rund 30 000 Gläsern sei in Passau heute die weltgrößte Sammlung Europäischen Glases zu sehen mit zum Teil mehr als 350 Jahre alten Exponaten aus Bayern, Böhmen, Österreich und Schlesien.

„In Zeiten von Krisen und Einsamkeit sind Museen eine Sicherheit“, schloß Henker. „Ein Museum ist immer für die Ewigkeit.“ Susanne Habel

Neue Museen

Michael Henker informierte auch über Neu- und Wiedereröffnungen musealer Institutionen in den letzten fünf Jahren in Bayern. Viele Häuser seien erst kürzlich entstanden oder saniert worden.

l Das Ludwig­Erhard­Zentrum in Fürth eröffnete 2018.

l Das Museum oder Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg eröffnete 2019.

l Das Stadtmuseum in Unterschleißheim eröffnete im Juni nach vier Jahren Umbau.

l Das Brauerei­Museum im Hofbräuhaus in Traunstein eröffnete im April.

l Das Deutsche Museum in München wird gerade generalsaniert.

l Das Bibelmuseum in Nürnberg eröffnete 2022.

l Das neue Museum im Markgräflichen Opernhaus in Bayreuth eröffnete im April.

l Die Glyptothek in München eröffnete nach einer Generalsanierung 2022 wieder.

l Das Museum im Wittelsbacher Schloß in Friedberg eröffnete nach einer Sanierung 2019 erneut.

l Das Stadtmuseum in Wolfratshausen eröffnete nach einer Sanierung im Februar.

l Das Dackelmuseum zog im April von Passau nach Regensburg.

l Das Sudetendeutsche Museum in München eröffnete 2020.

Der Referent

Vor seinem Vortrag wurde Michael Henker von Ursula Haas vorgestellt. Die Vizepräsidentin der Sudetendeutschen Akademie sprach nach der Begrüßung durch Akademiepräsident Günter J. Krejs.

Michael Henker wurde 1948 in Salzburg geboren und wuchs im Werdenfelser Land auf. Er gilt als der Erfinder der Bayerischen Landesausstellungen“, sagte Haas.

Henker studierte Geschichte, Kunstgeschichte und Namenkunde an der Ludwig­Maximilians­Universität in München, wo er 1982 bei Hans Schmidt im Fach Geschichte promovierte. Seit Januar 2014 war er als Wissenschaftlicher Angestellter bei der Sudetendeutschen Stiftung tä­

tig, seit 2015 bis Ende 2021 als Leiter des Planungs­ und Aufbaustabes des Sudetendeutschen Museums sowie als wissenschaftlicher Berater des Vorstandes der Sudetendeutschen Stiftung. Seit Januar 2022 ist er Wissenschaftlicher Berater des Vorstands der Stiftung Ludwig­Erhard­Haus in Fürth. Von Juli 2008 bis Dezember 2013 war Henker Leiter der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern. 1983 wurde er am Haus der Bayerischen Geschichte Leiter des Doppel­Referats Wissenschaft und Öffentlichkeitsarbeit und war in den Jahren 2000 bis 2008 auch Stellvertretender Direktor dieser dem Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst zugeordneten Behörde.

Im Oktober 2013 wurde er für drei Jahre bis Dezember 2016 zum Präsidenten des deutschen Nationalkomitees des Internationalen Museumsrates (ICOM) gewählt. Michael Henker war Leitender Kurator und Organisator zahlreicher Ausstellungen und Museumsplanungen im In­ und Ausland. Er ist Autor und Herausgeber vieler Publikationen über Geschichte, Kunst­ und Kulturgeschichte sowie über alle Aspekte der Museologie nicht nur Bayerns. 2018 wurde er in das Kuratorium der Sudetendeutschen Akademie berufen und 2022 für seine unermüdliche Arbeit bei der Errichtung des Sudetendeutschen Museums in München mit der Adalbert­Stifter­Medaille ausgezeichnet.

KULTUR Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 7. 7. 2023 7
Akademie-Präsident Professor Dr. Günter J. Krejs, Festredner Dr. Michael Henker, Vizepräsidentin Ursuala Haas und Dr. Otfried Kotzian, Vorstandsvorsitzender der Sudetendeutschen Stiftung. Bilder: Susanne Habel (3), Wikimedia (2) Dr. Michael Henker spricht im Adalbert-Stifter-Saal. Eröffnung des Sudetendeutschen Museums 2020 im Freien. Mitte: Das Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg gehört zu den Neueröffnungen der letzten fünf Jahre. Rechts: Das Passauer Glasmuseum.

Im Haus des Deutschen Ostens in München referierte der deutschmährische Winzer Martin Markel über den Weinbau in Mähren. Anschließend fand eine Verkostung von speziellen Weinen statt.

Der Weinbau war ein Wirtschaftszweig, der sich im Zuge der Kolonisation dieser Region im Mittelalter herausgebildet hat“, erzählte Martin Markel. Der Vortrag des Winzers ging den Ursprüngen des Weinbaus in Mähren nach mit einem Schwerpunkt auf den Zeitraum zwischen dem Dreißigjährigen Krieg und dem Kriegsende 1945. Markel zeigte dabei den Entwicklungsprozeß des Weinbaus, der in vielfacher Hinsicht jenen im österreichischen Weinviertel und in Ungarn ähnelte. „Dabei fungierten die Deutschen als eine Innovationskraft dieses Prozesses“, so der einzige in Mähren aktive deutschmährische Weinbauer.

Einen weiteren Entwicklungsstrang habe die Präzisierung der Qualitätsstufen des Weins gespielt. Soziale Faktoren seien dabei wichtiger gewesen als Naturfaktoren. „In Mähren unterschied man im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zwischen einem deutschmährischen und einem slowakischen – in der Region Mährische Slowakei – Weinbaugebiet.“

mit Verkostung

Deutsche Innovationskraft

Nicht jeder in Deutschland kennt sich gut aus mit Wein, seinen Sorten, seinem Anbau und seinem Geschmack. Im Zuge der Klimaerwärmung dringt die Rebe aber zunehmend in nördlichere Regionen vor, was auch zu Wissensbedarf führt. Ein kleines Büchlein, das auch vom „Deutschen Weinmagazin“ empfohlen wird, ist kürzlich neu aufgelegt worden.

Der Klassiker „Taschenbuch der Rebsorten“ aus dem Fachverlag Dr. Fraund ist in neuer Auflage erschienen Auf 385 Seiten stellen Heinz Lott, Franz Pfaff und Bernd Prior in ausführlichen Sortenporträts 33 klassische Rebsorten und 83 nach Züchtern gelistete Neuzüchtungen vor. Die Steckbriefe informieren über Verbreitung, Herkunft, Sortennamen, Synony-

An der Spitze der Modernisierung des Weinbaus hätten Angehörige der deutschen Bildungs-

schicht von Städten wie Brünn und Znaim gestanden. Ihre Namen steckten hinter den Rotwei-

nen von Auspitz/Hustopeče oder auch der Spätlese von Leopold Quass. Der Znaimer Notar Ferdinand Kaufmann sei einer der Gründungsväter der Internationalen Ampelographischen Kommission gewesen. „Die Geschichte des Weinbaus in Mähren vor 1945 ist also zu drei Fünftel zugleich eine Geschichte der Deutschen in diesem Land.“

Zu dieser Geschichte zählt der Referent inzwischen selbst: Der 1968 geborene Markel ist mährischer Historiker und Winzer. Seit 2005 ist er am Institut für Geschichte an der Philosophischen Fakultät der MasarykUniversität in Brünn tätig, wo er auch ein Studium der Geschichte und des Tschechischen (1991) sowie ein Doktorstudium (2002) absolvierte. Er beschäftigt sich mit der Geschichte der Deutschen in Mähren im 19. bis 20. Jahrhundert sowie mit der Wirtschaftsgeschichte Mährens vom 17.

� Weinwissen

Rebe und Zucht

me, Züchter sowie vor allem über Sortenmerkmale und -eigenschaften. Das Taschenbuch zeigt auch klassische und pilztolerante Tafeltraubensorten. Allgemeine Informationen rund um die Rebe, Rebzüchtung, Sortennamen sowie sorten-, anbau-, und weinrechtliche Aspekte fehlen nicht. Das Taschenbuch wendet sich nicht nur an Winzer, Schüler und Studierende, sondern an alle am Weinbau Interessierten.

Neben der akademischen Tätigkeit widmet Martin Markel sich dem Wiederaufbau des Familienweingutes in Südmähren.

bis zum 20. Jahrhundert, insbesondere mit der Geschichte des

Weinbaus. Markel ist Verfasser von Monografien wie „Die Vertreibung der Deutschen aus Südmähren 1945–1949“, „Freiheit und Demokratie in einer Region des Österreichischen Imperiums. Die Politik der Deutschen in Südmähren 1848–1919“ oder „Der Weinberg als Freiheit. Historische Wurzeln der mährischen Weinberge und Weine“. Nach dem Vortrag nahmen viele „Stammgäste“ des HDO an einer heiteren Weinprobe teil. Unter den Gästen war auch Christina Meinusch. „Ein sehr interessanter Vortrag zur Geschichte des (grenzüberschreitenden) Weinbaus in Mähren“, lobte die Heimatpflegerin der Sudetendeutschen. Eine gelungene Abrundung habe der Vortrag durch die kleine und informative Weinverkostung mit sehr unterschiedlichen Weinen erlebt, meinte sie. Überdies sei die gemeinsame Verkostung ein schönes Wiedersehen gewesen für die ehemaligen Teilnehmer der letztjährigen Heimatpflege-Kulturfahrt, die in Kooperation mit dem HDO und der Gesellschaft für Geschichte des Weines nach Retz in Niederösterreich veranstaltet worden sei. „Damals war der Besuch des Weinguts von Referent Martin Markel in Südmähren einer der Höhepunkte der Fahrt“, erinnerte die Heimatpflegerin. Susanne Habel

� Weingut in Mähren

Tradition

Das Weingut der Markels liegt in Joslowitz/Jaroslavice im ehemaligen Kreis Znaim. Es ist ein Familienbetrieb mit fast vier Hektar Weinland. Seine Rebe wächst und reift in einem Weinberg mit einzigartigem Terroir. „Wir achten die Tradition und glauben an den Fortschritt“, betont die Familie. „Unserer Meinung nach soll Technologie menschliches Maß halten.“

Markel bietet Prädikatsweine von trockenen bis zu lieblichen, von traditionellen bis zu modernen Sorten wie grüner Veltliner, Rheinriesling, grauer Ruländer,

Cabernet Sauvignon oder die mährische Neukreuzung Pálava.

Hauseigene Degustationen mit Gestaltung nach Wunsch des Besuchers werden von einem Imbiß begleitet und durch Ausführungen über die Joslowitzer und mährische Weinbaugeschichte sowie die Joslowitzer Kellergassen und das dortige Terroir ergänzt.

Die Markels gehören zu den ältesten Stammwinzerfamilien in Südmähren. Vom Dreißigjährigem Krieg bis zur Vertreibung der Deutschen bewirtschaftete das Geschlecht Markl/Markel

Gutshöfe mit Weingärten in Groß Tajax/ Dyjákovice. 1773 und 1791 war die Familienlinie in die Nachbargemeinde Joslowitz/Jaroslavice gezogen. Nach der Wende wurden der Familie die Grundstücke zurückgegeben, und im Jahre 1999 wurde die Firma neugegründet. Die Neugründergeneration ist das Ehepaar Marika und Martin Markel. Von 2013 bis 2015 bauten sie das Weingut wieder auf und nahmen von 2016 bis 2018 den fast zerstörten Weinberg der Ried Marthal wieder in Betrieb.

Kontakt: Dr. Martin Markel, Znojemská 245, 671 28 Jaroslavice, eMail info@vinarstvimarkel. cz, Telefon (00 42 07 24) 75 88

KULTUR Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 5. 7. 2023 8
Vortrag über Wein Die Teilnehmer haben viel Spaß und Genuß mit den Weinen aus Mähren. Ganz links: Karin Weber, Ehefrau des HDO-Direktors, ganz rechts die Heimatpflegerin der Sudetendeutschen, Christina Meinusch. Bilder: HDO Heinz Lott, Franz Pfaff, Bernd Prior (Herausgeber): „Taschenbuch der Rebsorten“. Fachverlag Dr. Fraund, Mainz 2023; 385 Seiten, 20 Euro. (ISBN 978-3-921156-80-3) Dr. Martin Markel und HDO-Direktor Professor Dr. Andreas Otto Weber. Das HDO und Weingenuß. Kostproben aus Mähren.
46.

Der Festgottesdienst der 77. Wallfahrt der Heimatvertriebenen, Aussiedler und ausländischen Mitbürger zum Heiligen Blut im badischen Walldürn im Dreiländereck Baden-Württemberg, Hessen und Bayern fand Ende Juni bei herrlichem Wetter im Freien statt. Hauptzelebrant war Filip Zdeněk Lobkowicz Opraem, Abt des Prämonstratenserstiftes Tepl, der in seiner Predigt die Gläubigen ermunterte, auf Gott zu vertrauen und die Zukunft in dessen Hände zu legen.

Den tschechischen Ehrengast hieß zu Beginn der Eucharistiefeier Stadtpfarrer und Wallfahrtsleiter Pater Josef Bregula von den Franziskaner-Minoriten herzlich willkommen, ebenso die Vertreter der Ackermann-Gemeinde, der Stadt Walldürn, die Stadt-, Kreis- und Pfarrgemeinderäte sowie die Wallfahrer aus nah und fern. Der Pater verwies auf das diesjährige WallfahrtsLeitwort „Ich will Euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben“ aus dem Buch Jeremia. „Auch heute dürfen wir mit Zuversicht in die Zukunft schauen – trotz Krieg, Terror und vieler anderer Ereignisse. Ausdauer ist gefragt, Gott wendet die Not, aber meistens nicht nach unseren Vorstellungen“, erklärte Bregula.

„Wir Christen haben immer eine Zukunft“, stellte Abt Lobkowicz zu Beginn seiner Predigt fest und verwies – auch mit Verweis

Wir haben immer eine Zukunft

auf den Wallfahrtshintergrund hier in Walldürn – auf die Erlösung durch Christi Blut, durch seinen Kreuzestod und die Gnade Gottes. Mit Gottes Hilfe könnten, so der Abt, die aktuellen Probleme in der Welt gelöst werden. Zu Christus zu kommen, sich ihm anzuvertrauen sei Voraussetzung für eine gute Zukunft. Das häufig im Neuen Testament vorkommende Wort Jesu „Fürchtet euch nicht“ gelte auch für die Menschen heute. „Wir dürfen uns

nicht vor der Zukunft fürchten, wir sollen uns für die Zukunft mit Christus entscheiden, weil er für uns das Opfer am Kreuz gebracht hat. Und durch seine Auferstehung schenkt er uns das Leben“, erläuterte der Abt.

Er sprach in diesem Zusammenhang auch von der Verantwortung der Christen für die Zukunft. „Die Entscheidung – jeden Tag – für Christus ist eine Entscheidung für eine gute Zukunft“, empfahl er den Wallfahrern. Abschließend rief er einen Gedanken des Heiligen Johannes Paul II. in Erinnerung. Dieser habe immer wieder mehr Seele für Europa gefordert, also das Geistige an die erste Stelle zu setzen. „Die Zukunft ist in den Händen Gottes. Dessen sollen wir uns jeden Tag bewußt sein“, schloß er seine Predigt.

Die zwei Lesungen sowie die Fürbitten trugen Gabi Stanzel, Stellvertretende

Vorsitzende der Ackermann-Gemeinde im Erzbistum Freiburg, und Irmgard Michalek vor.

Beim anschließenden Empfang im Pfarrzentrum erinnerte Helmut Hotzy, Beauftragter der Stadt Walldürn für diese Wallfahrt, an den im vergangenen Jahr verstorbenen Bruder des Abtes und Bischof von OstrauTroppau, František Lobkowicz OPraem, der ebenfalls hier zu Gast war, und stellte den diesjährigen Ehrengast vor. Bei dessen Wirkungsort Tepl erwähnte Hotzy natürlich das von Johannes von Tepl geschriebene Werk „Der Ackermann und der Tod“, von dem die Akkermann-Gemeinde ihren Namen ableitet.

Auf die aktuell vor allem aus der Ukraine kommenden Flüchtlinge und Vertriebenen wies Fabian Berger, Erster Bürgermeisterstellvertreter, in seinem Grußwort hin. Ergän-

zend zu der Aussage Johannes Pauls II. meinte der Kommunalpolitiker, daß auch „mehr Glaube und Hoffnung, weniger Tyrannei“ nötig seien. Er empfahl zudem ein stärkeres Besinnen auf Kirche und Glauben. „Wenn wir die Kirche unterstützen können, dann tun wir es“, versprach er.

Für die Ackermann-Gemeinde im Bistum Würzburg sprach der ehemalige Geistliche Beirat Pfarrer Klaus Oehrlein ein Grußwort. An die Anfänge der Vertriebenenwallfahrt in Walldürn erinnerte Roland Stindl, der Vorsitzende der Ackermann-Gemeinde im Erzbistum Freiburg. Zum Fest Mariä Heimsuchung Anfang Juli 1946 habe die erste Wallfahrt stattgefunden, initiiert damals unter anderem von Pfarrer Heinrich Magnani aus Hettingen, dem langjährigen Diözesanvorsitzenden Fritz Baier und dem früheren Geistlichen Beirat auf Bundesebene Pater Paulus Sladek. Ebenfalls wies Stindl auf das 30jährige Jubiläum der Gründung des Bistums Pilsen in diesem Jahr hin und dessen Bezüge zum Stift Tepl, das 1993 sein 800jähriges Bestehen begehen konnte.

Mit dem Eintrag von Abt Filip Zdeněk Lobkowicz in die Bücher der Stadt und der Pfarrei beziehungsweise des Franziskanerordens endete der Empfang. Beim Mittagessen wurden die Kontakte in vielen Gesprächen vertieft. Außerdem wird es im September bei der Studien- und Begegnungsreise der Ackermann-Gemeinde Freiburg in das Bistum Pilsen sicher ein Wiedersehen mit dem Abt geben.

Bei der diesjährigen Diözesantagung der Ackermann-Gemeinde in der Diözese Rottenburg-Stuttgart am 10. Juni ging es um „Die Täter und ihr Trauma. Auf der Spur des unverarbeiteten Leids“. Rainer Bendel, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Vertriebenenorganisationen (AKVO) in Stuttgart, war Organisator und Moderator der in Schwäbisch Gmünd stattfindenden Veranstaltung.

Bei einer Tagung im Vorjahr

hatte Georg Hummler bereits die „Linien einer christlichen Psychotraumatologie“ gezeichnet. Der Schwerpunkt lag damals auf den Wirkungen traumatisierender Erfahrungen bei den Opfern: der Ballast, das belastende Erbe, von dem Einzelne und Familien oft über Generationen hinweg angetrieben, behindert und gelähmt werden. In der anschließenden Diskussion war seinerzeit der Wunsch geäußert worden, das Thema ein weiteres Mal aufzugreifen, den Fokus diesmal aber auf die Traumatisierungen von Tätern zu richten.

Nicht zuletzt durch die jüngsten politischen Ereignisse in Europa, begründete Rainer Bendel in seiner Einleitung, komme die Erkenntnis stärker ins Bewußtsein, daß eine Geschichtsschreibung der politischen Abläufe ohne Fragen und Einsichten der Psychologie schnell an die Grenzen der Erklärbarkeit stoße. Die Motive für politische Entscheidungen ließen sich mit psychologischen Erkenntnissen oft leichter fassen als mit ökonomischen oder strategischen. Traumatisierte Personen spielten auf der Klaviatur traumatisierter Gesellschaften. Belastendes Erbe werde beschworen und als Auslöser und treibende Kraft für neue Gewalttaten angeführt. So müsse Wladimir Putin in der Ukraine

� Ackermann-Gemeinde in der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Traumata von Tätern

entnazifizieren vor dem Hintergrund des Zerfalls des Sowjetimperiums als der größten Katastrophe des 20. Jahrhunderts. Beim heutigen Themenschwerpunkt müßten wir, gab Bendel zu bedenken, nicht nur die Weltpolitik bemühen, Gewalttaten in Familien, von Jugendlichen und Kindern provozierten diese Frage genauso.

Der promovierte Theologe Georg Hummler ist Psychotherapeutischer Heilpraktiker, er befaßt sich mit Personenzentrierter Psychotherapie und Psychotraumatologie und sammelte bei seiner langjährigen Tätigkeit als Seelsorger an Kliniken und Schulen wie auch bei seiner jetzigen, in Deutschland einzigartigen Tätigkeit als Flüchtlingsbeauftragter im Dekanat Calw vielfältige Erfahrungen mit traumatisierten Menschen. Zu Beginn seines frei gehaltenen Vortrags teilte er Listen aus mit Literatur zum Thema und Bibelstellen zum vierten Gebot „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren“. Auf Grund einer Fehlübersetzung habe dieses Gebot Millionen Menschen lebenslänglich in seelischer Knechtschaft ihren Eltern gegenüber gehalten und zum Machtmißbrauch durch elterliche Autorität beigetragen. In seiner fatalen Wirkungsgeschichte sei das als kritiklose Devotion mißverstandene vierte Gebot zur Matrix jeder sadomasochistischen Erziehung und zur enormen Quelle psychischer Erkrankungen geworden. Die zehn Gebote von Moses seien aber allesamt nicht Zeugnisse moralverseuchten Kadavergehorsams, sondern Konsequenzen

tiefer Dankbarkeit für die Befreiung des Volkes Israel aus ägyptischer Sklaverei. Diese Urerfahrung habe glasklare Vernunft zur Folge gehabt und die im Hebräischen futurisch gemeinte Gründungsverfassung „Zehn Gebote“ mit befreiender Botschaft.

Menschliche Destruktivität, so Hummler, sei nicht angeboren, sondern reaktiv. Auch die größten Mörder der Weltgeschichte seien nicht als Mörder geboren worden. Die Einfühlung in ihr Kinderschicksal solle nichts rechtfertigen, eröffne aber Zugänge zur Genese des Bösen, wenn auch klar bleibt, daß aus der Psyche eines Menschen ein Geschehen nicht vollständig erklärt werden könne, sondern immer auch Traditionen und „willige Vollstrecker“, wie Daniel Goldhagen formuliert habe, in Rechnung zu ziehen seien. Nach der direktiven Pädagogik der Aufklärung, die auf Naturbeherrschung ziele, sei Menschlichkeit das Produkt von Bildung, dabei müsse die Kindesnatur ausgemerzt, ihre Wildheit auch unter Anwendung von Züchtigung ausgetrieben werden. Die Schule müsse den natürlichen Menschen zerbrechen, besiegen und gewaltsam einschränken, damit

ein nützliches Glied der Gesellschaft aus ihm werde. Nach Hegel sei Zucht das Hauptmoment der Pädagogik. Elemente der auf Herrschaft statt auf Vertrauen setzenden „Schwarzen Pädagogik“ seien Gewalt, Einschüchterung und Erniedrigung sowie die Selbsterhöhung des Erziehenden.

In der faschistischen Ideologie sei die Verachtung und Verfolgung des Lebendigen, Emotionalen und Kreativen im Kind und im eigenen Selbst Erziehungsideal gewesen um des selbständigen, tüchtigen Wesens willen, das allein Respekt verdiene. Adolf Hitlers Kindheit sei von bedingungsloser Unterwerfung als oberstem Prinzip gekennzeichnet. Demütigungen und Ungerechtigkeiten hätten dankbar als gottgegeben hingenommen werden müssen. Der tyrannische Vater Alois habe unter einer vierfachen Last gelitten: Armut, uneheliche Geburt, Trennung von der leiblichen Mutter und dem peinlichen Verdacht des jüdischen Blutes. Demgemäß habe er ein totalitäres Familienregime geführt. Sein Sohn Adolf habe als Kind den grausamen Erzieher idealisiert, dessen Aggression auf sich selbst gerichtet, um

mit ihm in dieselbe Richtung zu gehen. Solche Idealisierungen seien nur dann notwendig, wenn es unvorstellbare Abgründe gebe, die psychisch und neurobiologisch gespeichert würden.

Diese Saat habe Adolf Hitler später in einer Re-Inszenierung auf weltpolitischer Bühne zum Aufkeimen gebracht, in unbewußtem Wiederholungszwang sein Familientrauma auf das ganze deutsche Volk übertragen und, orientiert an der Schwarzen Pädagogik, den NS-Staat aufgebaut. Das Drehbuch für die Judenverfolgung sei sein unauslöschliches jüdisches Herkunftsstigma gewesen, sein Haß auf die Juden im Tiefsten ein Haß auf den tobenden, aber schwachen und alkoholisierten Vater mit seiner ominösen jüdischen Herkunft und der maßlosen Selbstüberschätzung des kleinen Zollbeamten. In einer Doppelphantasie habe der Sohn das Bedrohliche des Vaters ins Lächerliche gezogen, ebenso die Juden als gebrechlich und häßlich karikiert. Aus Rache am Vater habe Adolf Hitler im Juden das eigene hilflose Kind in seinem Inneren mißhandelt. Er sei als Kind diktatorisch erniedrigt worden, als Erwachsener habe er die Rollen umgekehrt und andere erniedrigt. Ihm als Diktator habe sich alles unterwerfen müssen. Wie der Vater die Familie gequält habe, habe er nun Juden im KZ gequält und sich dabei zugleich als musterhaften Deutschen verkauft. Vorbild für die Euthanasie an „lebensunwerten“ Behinderten sei die Schwester seines Vaters gewesen, die verkrüppelt und schizophren im Haushalt gelebt habe. Mit dem

Schulversagen Hitlers brachte Hummler die Bücherverbrennung in Verbindung. Als viertes Kind seiner Mutter Klara habe Adolf noch dazu das ganze ungeklärte Trauergift ihrer pathologischen Biographie mit allen Ängsten und Schuldgefühlen abgekriegt. Sie habe innerhalb von zweieinhalb Jahren drei Kinder zur Welt gebracht und alle drei innerhalb weniger Wochen verloren. Als liebevolle Mutter habe sie ihren Sohn Adolf verwöhnt, dabei aber nicht die Bedürfnisse des Kindes im Blick gehabt, sondern die eigenen, um sich zu beruhigen. Der Sohn habe später das Bild der Mutter retten wollen, damit sie ihm endlich die Mutter habe sein können, die er einst gebraucht hätte. Korrigierende Erziehungserfahrungen in einer Halt verleihenden Bindung, etwa in Gestalt einer gütigen Großmutter, die zur Entstehung einer gewissen Resilienz hätten führen können, hätten in Adolf Hitlers Heranwachsen offenbar gefehlt. Die von Fragen begleiteten Ausführungen Hummlers setzten sich auch am Nachmittag fort und endeten in einem Brief, den jeder der Teilnehmer an sich selbst schreiben und adressieren konnte, um ihn acht Tage später per Post von der Geschäftsstelle zu empfangen. Das Leid und die Gewalt seien nämlich unser aller Schicksal. Mit dem Bild eines Engels auf dem Grab Christi aus einem Fresko des 14. Jahrhunderts im serbischen Kloster Mileševa vor Augen sollte man versuchen, dem eigenen inneren Kind mit Empathie zu begegnen, sich an seine Leiden und Schmerzen erinnern und sie aufschreiben, um vielleicht darin ein wenig versöhnenden Trost zu finden, verstärkt durch die Resonanz der wiederholten Lektüre aus zeitlichem Abstand. Stefan P. Teppert

Markus Bauer
VERBANDSNACHRICHTEN Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 7. 7. 2023 9
� 77. Vertriebenen-Wallfahrt nach Walldürn Pfarrer i. R. Klaus Oehrlein, Diakon Friedhelm Bundschuh, Abt Filip Zdeněk Lobkowicz Opraem sowie Stadtpfarrer und Wallfahrtsleiter Pater Josef Bregula OFMconv. Bilder: Markus Bauer Roland Stindl und Helmut Hotzy im Gespräch mit Abt Filip Zdeněk Lobkowicz. Gabi Stanzel und Irmgard Michalek. Der Abt verteilt die Kommunion. Dr. Georg Hummler. Bild: Stefan P. Teppert

� SL-Kreisgruppe Stuttgart/Baden-Württemberg

Vorstand

sorgt sich um Mitglieder

Ende Juni traf sich die badenwürttembergische SL-Kreisgruppe Stuttgart-Stadt zu ihrer Jahreshauptversammlung.

Das endende Amtsjahr war ein ereignisreiches Jahr, auf das Kreisobfrau Waltraud Illner bei der Versammlung des SL-Stadtkreises Stuttgart zurückblicken konnte. Neben dem Rechenschaftsbericht der Kreisobfrau und dem Bericht des Vermögensverwalters stand für die Mitglieder bei der Versammlung im Haus der Heimat in Stuttgart in diesem Jahr auch die Neuwahl des Kreisvorstandes und von zwei Kassenprüfern auf der Tagesordnung.

Kreisobfrau Waltraud Illner ließ in ihrem Rechenschaftsbericht nochmals die Veranstaltungen des Stadtkreises Stuttgart Revue passieren, zu denen insbesondere die Teilnahme an der Feierstunde zur Erinnerung an die Charta der deutschen Heimatvertriebenen am 5. August auf dem Stuttgarter Schloßplatz und das Mitwirken am Tag der Heimat in der Stuttgarter Liederhalle zählten. Aber auch den Tagesausflug nach BadenBaden und die Teilnahme an der Fahrt zum Versöhnungsmarsch nach Brünn erwähnte Waltraud Illner in ihrer Rückschau. Die engagierte Stuttgarter Kreisobfrau sprach natürlich auch über die Situation der Stuttgarter Sudetendeutschen, die in Baden-Württemberg noch immer die stärkste sudetendeutsche Kreisgruppe bilden. Sorge bereite ihr, so Illner, daß es immer schwieriger

� SL-Kreisgruppe Groß-Gerau/Hessen

Wallfahrt zur Böhmischen Madonna

Bereits zum 88. Mal trafen sich am letzten Wochenende im Juni Heimatvertriebene, die ihre Heimat nach dem Zweiten Weltkrieg hatten verlassen müssen. Die meisten waren Heimatvertriebene aus dem Sudetenland, die aus dem südhessischen Raum seit 1947 zu ihrer Wallfahrt an der Gnadenstätte Maria Einsiedel zur Böhmischen Madonna pilgerten, um ihre Sorgen und Ängste der Gottesmutter anzuvertrauen und sich dabei Beistand und Hilfe in ihren Anliegen zu erhoffen. Unter ihnen war auch heuer wieder die hessische SLKreisgruppe Groß-Gerau.

Auch in diesem Jahr – bei herrlichem „Kaiserwetter“, wie der ehemalige Vertriebenenseelsorger Karl Reiß bei solchen Zusammenkünften unter den alten Lindenbäumen immer zu sagen pflegte – waren viele Gläubige zu dieser Marienwallfahrtsstätte aufgebrochen. Sie wollten mit Hauptzelebrant Udo Markus Bentz, Generalvikar und Weihbischof der Diözese Mainz, und mit Kaplan Maximilian Eichler von der Gernsheimer Pfarrei die Eucharistiefeier gemeinsam begehen.

men auf Umwegen hierher nach Gernsheim gekommen sei. Auf die während seiner Predigt gestellte Frage: „Kann das Schicksal der Madonna ein Bild für unser Leben sein?“, lautete die Antwort: „Menschen müssen immer wieder widrige Umstände hinnehmen. Oft durch Gewalt und Krieg, aber auch schwere Schicksalsschläge, die unser Leben aus

der Bahn werfen.“ Die Madonna liege in der Asche der Zerstörung, im Schlamm des Brunnens der Verwüstung. Ihr eigenes Schicksal als Vertriebene sei durch Krieg, Gewalt, Verwüstung und Vertreibung geprägt. Zum Schicksal der Madonna gehöre aber noch mehr, es seien nicht nur die äußeren widrigen und gewalttätigen Momente, die

das Schicksal bestimmten, sonst wäre die Madonna längst verloren gegangen. Es seien Emotionen und Gefühle, die die Madonna bei den Menschen hervorbringe. Bereits Wolfgang Stingl, langjähriger Vertriebenenseelsorger, pflegte in seinen Wallfahrtspredigten immer wieder zu sagen:

„Die Böhmische Madonna von Maria Einsiedel war schon da, als wir nach der Vertreibung im hessischen Ried ein neues Zuhause fanden. Sie ist uns nur vorausgegangen.“

werde, Neumitglieder zu gewinnen. „Im Gegensatz zu früheren Zeiten können wir Abgänge mit Neueintritten nicht mehr ausgleichen“, sagte die Kreisobfrau und machte zugleich auf die damit verbundenen zurückgehenden Einnahmen aufmerksam.

Dennoch biete die Sudetendeutsche Landsmannschaft auch weiterhin ein attraktives Programm. Zu dessen Höhepunkten hätten die mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Christoph de Vries prominent besetzte Charta-Feier am 5. August auf dem Stuttgarter Schloßplatz und der Tag der Heimat am 17. September mit dem Ersten Parlamentarischen Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Thorsten Frei MdB, in der Liederhalle gezählt. In diesem Zusammenhang machte Waltraud Illner auch deutlich, daß die Sudetendeutschen in Stuttgart mit ihrer Arbeit einen wichtigen kulturellen Beitrag in der Landeshauptstadt leisteten.

Ein weiterer Höhepunkt der Kreisversammlung war die Neuwahl des Kreisvorstandes der Kreisgruppe Stuttgart und von zwei Kassenprüfern. Dabei wurde Waltraud Illner wieder zur Kreisobfrau gewählt. Ihre Stellvertreter sind Stadträtin Iris Ripsam MdB a. D. und Klaus Weis. Zur Schriftführerin wurde Gerlinde Rankl bestimmt und zu ihrer Stellvertreterin Anni Fochler. Als Vermögensverwalter wählte die Versammlung Otfried Janik und als Pressereferenten

Helmut Heisig. Zu Kassenprüfern wurden Helga Löffler und Bruno Klemsche bestimmt. tg

In seiner Predigt ging Weihbischof Bentz auch auf die überlieferte Erzählung eines der beiden Gnadenbilder, der Böhmischen Madonna von Maria Einsiedel, ein. Die Madonna von Maria Einsiedel sei eine Heimatvertriebene. Sicher würden viele dieser damals vom Schicksal geprägten Menschen die Geschichte dieses Gnadenbildes kennen, wie diese Madonna in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges von Böh-

� DBB-Heimatgruppe Ellwangen

Helmut Brandl, Angehöriger des BdV-Kreisverbandes und der SL-Kreisgruppe Groß-Gerau, dankte dem Mainzer Weihbischof für seine diesjährige Teilnahme an der traditionellen Wallfahrt der deutschen Heimatvertriebenen. Die Heimatvertriebenen, überwiegend aus dem Sudetenland, seien der Pfarrei Maria Magdalena Gernsheim und auch dem Bistum Mainz als langjährigem Verantwortlichen für die Vertriebenenseelsorge in dieser Region dankbar, daß sie neben der alljährlich Großen Gernsheimer Wallfahrt die Heimatvertriebenenwallfahrt hier nach Maria Einsiedel ermöglichten. Nach Wegfall der Vertriebenenseelsorge durch das Bistum Mainz vor einigen Jahren seien es vor allem die Gernsheimer Priester vor Ort gewesen, die seit jener Zeit die Ausrichtung dieser Wallfahrt tatkräftig unterstützt und so die Heimatvertriebenenwallfahrt bis heute ermöglicht hätten. Hier sei besonders der inzwischen verstorbene Pfarrer Heinrich Bosse für seine unermüdlichen Dienste beispielhaft zu erwähnen. tl

Wallfahrt auf den Schönenberg

Zu ihrer 73. Wallfahrt hatte die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Vertriebenenorganisationen in der Diözese RottenburgStuttgart für Ende Mai auf den Schönenberg im württembergischen Ellwangen eingeladen.

Während viele Vertriebe-

ne lange Zeit ihre Heimat nicht betreten durften, konnte ich meine Heimat Ellwangen, wo ich aufgewachsen war, frei besuchen. Dort wurde mir die Ehre zuteil, die Fahne der Heimat-

gruppe Ellwangen des Deutschen Böhmerwaldbundes (DBB) in die Wallfahrtskirche Zu Unserer Lieben Frau zu tragen. Zuvor hatte Bürgermeister Volker Grab die Pilger begrüßt, nachdem der Musikverein Rattstadt ein Standkonzert gegeben hatte.

Die Messe zelebrierte Bischof Bohdan Dsjurach CSsR, Apostolischer Exarch für die Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien. Konzelebranten waren Matthias Koschar, Bischöflicher Be-

auftragter für Heimatvertriebene und Aussiedler, und Pater Martin Leitgöb, Provinzial der Redemptoristenprovinz Wien-München, Seelsorger der Pfarrei Schönenberg und SdZ-Kolumnist. Der Kinderchor „Liberi Cantantes“ unter Zuzana Haragová aus dem slowakischen Priwitz begleitete die Messe. Vor dem Segen sagte Bischof Dsjurach: „Wir wollen nicht nur um Frieden bitten. Wir hoffen auf die Zeit, wo wir Danke sagen können für den erreichten Frieden.“

Die anschließende Glaubenskundgebung hielt Oleh Turij, Kirchenhistoriker und Vizerektor der Ukrainischen Katholischen Universität in Lemberg. Die Kundgebung unterstrich das Wallfahrtsmotto „Begegnung mit Ostmittel- und Südosteuropa“. Unter den Besuchern des Wallfahrtsgottesdienstes waren viele DBB-Mitglieder. Diese trafen sich nach der Messe mit den anderen Teilnehmern im Tagungshaus Schönenberg zum Mittagessen. Martin Januschko

VERBANDSNACHRICHTEN Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 7. 7. 2023 10
Martin Januschko mit der Fahne sowie den Begleiterinnen Franziska Bauer und Rita Baumann sowie Mitglieder der Heimatgruppe nach dem Besuch des Wallfahrtsgottesdienstes Anni Fochler, Helga Löffler, Klaus Weis und Gerlinde Rankl sowie Otfried Janik, Kreisobfrau Waltraud Illner und Helmut Heisig. Bild: Ingrid Friede Eucharistiefeier mit Dr. Udo Markus Bentz, Generalvikar und Weihbischof der Diözese Mainz. Der Einzug zur Wallfahrt mit Egerländer Trachtenpaaren der Egerländer Gmoi z‘ Kelsterbach. Vize-Kreisobfrau Iris Ripsam. Bild: Nadira Hurnaus

� Ackermann-Gemeinde im Erzbistum Freiburg

„Herab von der Kanzel, hinein in die Not“

Am Tag vor der diesjährigen Wallfahrt der Heimatvertriebenen, Spätaussiedler und ausländischen Mitbürger nach Walldürn in Baden ( Seite 9) besichtigte eine Abordnung der Ackermann-Gemeinde im Erzbistum Freiburg das Eiermann-Magnani-Haus in Buchen-Hettingen. Der Erste Vorsitzende des Fördervereins, Hans-Eberhard Müller, und Beisitzer Karl Makkert, selbst noch Zeitzeuge, lieferten bei der Führung interessante Informationen über das Haus, über die damals entstandene Siedlung und natürlich über den Begründer Pfarrer Heinrich Magnani.

Zunächst führte

Karl Mackert die Gruppe durch die Siedlung, in der noch heute die schon ab 1946 geplanten Häuser stehen. In mehreren Bauabschnitten waren bis 1953 diese vor allem für die Vertriebenen gebauten Häuser entstanden, in den ersten drei Bauabschnitten einstöckige Doppelhäuser, im vierten Bauabschnitt dann größere Gebäude. Planer war der Architekt Egon Eiermann, der unter anderem durch die Auswahl der Materialien dafür sorgte, daß die Fassaden nicht gestrichen werden mußten.

Eng mit der Siedlung in Hettingen verbunden war die Klinge in Seckach, ein ebenfalls von Pfarrer Magnani im Februar 1951 gegründetes Kinder- und Jugenddorf, das es bis heute gibt. Bis zum Jahr 1960 waren die Bewohner der Klinge hauptsächlich Kinder von Heimatvertriebenen und Aussiedlern. Ebenfalls nicht zu vergessen ist die Tatsache, daß Pfarrer Magnani zusammen mit Fritz Baier und weiteren Mitstreitern im Oktober 1949 in der Erzdiözese Freiburg den Diözesanverband der Ackermann-Gemeinde gegründet hatte.

Den äußerst engagierten Priester charakterisierte Karl Makkert, er hatte ihn nämlich noch erlebt. „Er war bereits als Schüler und Jugendlicher seinen gleichaltrigen Kameraden um Jahre voraus“, stellte Mackert fest. Sein Berufungserlebnis habe Magnani im Ersten Weltkrieg gehabt, wo er als Freiwilliger an

der Frankreich-Front gewesen und verletzt worden sei. Im Jahr 1926 sei er zum Priester geweiht worden, bereits in seinen ersten Jahren als Kaplan sei seine „treibende Kraft“, so Mackert, sichtbar geworden.

Sehr bald habe Magnani Adolf Hitlers Ideologie erkannt und sich dagegen gewandt. „Er hat es geschafft, daß die Jugend nicht zur Hitler-Jugend, sondern zur Katholischen Jugend ging“, schilderte Mackert. Ein Haftbefehl in Richtung Dachau habe verhindert werden können. Im ab November 1935 neuen Wirkungsort Hettingen habe Magnani den Bau eines neuen Hauses für Schwestern geplant, aber auch hier hätten die staatlichen Behörden die Planungen behindert. Kurzerhand habe Magnanis Vater die Aufgaben als Planer, Bauherr und Förderer übernommen, so daß im August 1937 das Haus mit Wohnungen für fünf Schwestern, einer Nähstube, einem Kindergarten, einer Bücherei und einer Krankenstation habe eingeweiht werden können.

Während des Zweiten Weltkriegs sei Magnani kontinuierlich im Visier der Gestapo gewesen, er selbst habe die Vorkomm-

Als Gegenleistung habe er sich frei bewegen dürfen. Diese Zeit habe er auch zum Sammeln von Stoffen und Kleidern genutzt, die für eine neue Nutzung umgenäht worden seien.

In diese Zeitspanne seien auch die Überlegungen zur Gründung entsprechender Vereine und Genossenschaften gefallen. Konkret seien diese Gedanken geworden, als im Januar und Februar 1946 in Seckach die ersten Züge mit Heimatvertriebenen eingetroffen seien. Mit 300 000 Reichsmark aus Spenden der Bevölkerung sei schließlich ein Grundstock dagewesen, um die Baugenossenschaft und damit den Bau von Häusern für die Heimatvertriebenen und Einheimischen Realität werden zu lassen.

Als Architekt habe Magnani den aus Buchen stammenden und in Berlin ausgebombten Egon Eiermann gewonnen. Bereits am 17. Oktober 1948 seien die ersten Häuser bezogen worden.

„Herab von der Kanzel, hinein in die Not“ sei ein Leitwort von Magnani gewesen – nicht predigen, sondern tun! „Magnani war ein Draufgänger, der nicht lange gefragt hat und sich immer eng am Grat bewegt hat – für die anderen, nicht für sich. Er ist immer seinen Weg gegangen, ohne lange zu fragen“, faßte Mackert zusammen.

� „Målaboum“ aus Plachtin/Kreis Luditz

nisse ausführlich festgehalten. Da er geheim in seinem Bienenhaus täglich die Nachrichten des englischen Senders BBC abgehört habe, sei er über den tatsächlichen Kriegsverlauf informiert gewesen und habe die Gemeinde auf die bald kommenden Ereignisse und Aufgaben vorbereiten können – unter anderem auf die Aufnahme von Flüchtlingen und Vertriebenen.

Auch an der Kapitulation Hettingens vor der USA-Armee habe Magnani einen großen Anteil gehabt, denn er sei mit einer weißen Fahne – und sich selbst als Priester kenntlich gemacht –den anrückenden Panzern und Fahrzeugen entgegengegangen.

Die Verleihung des Titels Bischöflich Geistlicher Rat und des Großen Bundesverdienstkreuzes waren schließlich die Würdigungen von Kirche und Staat für Magnanis vielfaches Wirken. Vor allem waren dies die Gründung der kirchlichen Baugenossenschaft Neue Heimat – das war eine gemeinnützige Baugenossenschaft für den Landkreis Buchen – und die Planung der städtebaulichen Siedlung beziehungsweise von 30 Einfamilien-Reihenhäusern, gebaut auch mit viel Eigenleistung.

Fast alle Häuser in der Siedlung erfuhren im Laufe der Jahrzehnte Veränderungen. Nur dasjenige nicht, in dem jetzt die Ausstellung untergebracht ist. Daher erwarb der Verein Eiermann-Magnani-Dokumentationsstätte im Jahr 2011 dieses Haus, ein Jahr später übernahm die Wüstenrot-Stiftung das Gebäude in ihr Denkmalprogramm und sanierte es. Im Sommer 2018 wurde die vom Haus der Geschichte BadenWürttemberg konzipierte und im Wesentlichen von der Wüstenrot-Stiftung finanzierte Ausstellung eröffnet. Betrieben wird das Museum vom Förderverein.

unter der Hohen Tatra

Ende Juni veranstaltete der Karpatendeutsche Verein in der Slowakei in der Stadt Käsmark/ Kežmarok unter der Hohen Tatra das mittlerweile 26. Kulturund Begegnungsfest. Mit einem reichhaltigen bunten Programm und vielen Gästen auch aus dem Ausland wurden die Freundschaft und der Zusammenhalt gefeiert. Die wohl weiteste Anfahrt hatten an diesem Wochenende mit fast 700 Kilometern die Egerländer aus Plachtin bei Netschetin im ehemaligen Kreis Luditz. Richard Šulko berichtet.

Als die Einladung für die „Målaboum“ zu dieser Begegnung kam, freute ich mich sehr. Erstens war mein Vater ein Slowake, der aus dem Dorf Spatzing/Špačince bei Tyrnau/Trnava stammte. Zweitens sollte auch mein jüngerer Sohn Vojtěch dieses Land unserer Vorfahren kennenlernen. Die Anfahrt am Freitag war wie erwartet schwierig. Vojtěch konnte seinen Arbeitsplatz in Pilsen nicht vor 13.00 Uhr verlassen, und deswegen starteten wir im größten Verkehr über die meist befahrene Autobahn D1 Richtung Osten. Staus, Staus, Staus und sogar ein Brand in Austerlitz waren Schuld, daß wir erst nach siebeneinhalb Stunden in Sillein/Žilina ankamen.

Hungrig und durstig bestellten wir im Hotelrestaurant Bier und Essen. Bei der zweiten Bierrunde meldete der Kellner: „Entschuldigung, aber das Gas ist ausgegangen, kann ich ihnen Flaschenbier bringen?“ Was kann man schon machen? Selbstverständlich trinken wir auch ein Bier aus der Flasche, wenn es nicht anders geht. Eine Stunde nach unserer Bestellung knurrten aber unsere Mägen schon arg, und deswegen fragten wir den Kellner, wo unser Essen bleibe. Wir bekamen eine tolle Antwort: „Entschuldigung,

aber ihre Bestellung haben wir irgendwie verloren, und der Koch ist schon nach Hause gegangen.“

Als der Kellner unsere bleichen Gesichter sah, lief er schnell weg und kam fünf Minuten später wieder. „Der Koch kommt wieder, und sie haben ein Bier bei mir gut.“ Der Abend war gerettet.

Samstagfrüh ging es also nach Käsmark. Wir trugen schon Tracht, weil wir nicht wußten, wie

Die „Målaboum“ Richard und Vojtěch Šulko auf der Käsmarker Burg beim 26. Kultur- und Begegnungsfest. Da Käsmark in der Zips liegt und die Hohe Tatra auf slowakischer Seite überwiegend zur Zips gehört, befinden sich die Egerländer „Målaboum“ an dieser Stelle

der Verkehr sein würde. Diesmal spielte das Navi Spielchen mit uns. Es lotste uns auf eine Autobahn, die noch nicht gebaut war. Endlich dann im Hotel angekommen, brachte Vojtěch seine Zither schnell aufs Zimmer. Dann liefen wir in die Artikularkirche zum ökumenischen Gottes-

dienst. Artikularkirchen heißen die evangelischen Holzkirchen in der Slowakei. Die Artikularkirche in Käsmark ist wirklich wunderschön. Die deutsche Vergangenheit kann man auch an den Bänken sehen, wo noch die alten Namensschilder angebracht sind. Die Kirche hat eine sehr interessante Innenarchitektur. Nach dem Gottesdienst versammelten sich alle zum Umzug, den Oberbürgermeister Ján Ferenčák anführte. Neben den Ehrengästen aus Tschechien, Österreich und Ungarn marschierten auch alle Folkloregruppen mit. Der Zug war wirklich lang. Auf dem Hof der Stadtburg angekommen, begann das Nachmittagsprogramm mit der Zipser Hymne, gespielt von der Blaskapelle „Sviťanka“ aus der Stadt Svit im Preschauer Bezirk. Nach Grußworten startete das Kulturprogramm. Der Karpatendeutsche Verein in der Slowakei hat viele Folkloregruppen, auch Kindergruppen, und mit den ausländischen Gästen wurde ein sehr abwechslungsreiches Programm geboten. Unter der Moderation von Tatiana Schürmann traten in vier Programmblöcken 17 Gruppen auf. Die ausländischen Auftretenden waren „Die Dorfer“ aus Österreich, die Tanzgruppe des Deutschen Kulturvereins „Ratzpeter/Újpetre“ aus Ungarn, die Folkloregruppe „Dúbrava“ aus der Slowakei und aus Tschechien wir, das Egerländer Duo „Målaboum“. Schade, daß es den ganzen Nachmittag immer wieder regnete, aber Zelte und Gastfreundschaft und vor allem nette Menschen ließen alle einen wunderschönen Nachmittag erleben. Am Abend konnten dann noch Gespräche beim Bier geführt werden. Und als man dann ins Bett ging, konnte man behaupten: „Das war heute doch etwas Besonderes!“

VERBANDSNACHRICHTEN AUS DER HEIMAT Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 7. 7. 2023 11
Egerländer
Ökumenischer Gottesdienst in der Artikularkirche in Käsmark. Bilder Richard Šulko Nach der Messe ziehen die Folkloregruppen zur Käsmarker Burg. Ondrej Pöss, der Vorsitzende des Karpatendeutschen Vereins in der Slowakei, begrüßt die Gäste in der Artikularkirche in Käsmark. unter der Hohen Tatra. Der Ausstellungsraum in der früheren Schreinerei ist ein Relikt aus den Gründungsjahren. Bilder: Markus Bauer Das seit Sommer 2018 geöffnete Eiermann-Magnani-Haus in Buchen-Hettingen. Karl Mackert zeigt Original-Dokumente von Pfarrer Heinrich Magnani. Heinrich-Magnani-Denkmal.

Der aus der Unterdrückung entstandene Groll trieb die Bauern zum Aufruhr gegen die Grundobrigkeit. Man darf sich nicht wundern, wenn die geknechteten Bauern, die niemals Recht gegenüber ihren gnädigen Herren haben durften und die täglich die Zielscheibe der Rohheiten der Beamten waren, sich gewaltsam eine bessere Lage zu verschaffen suchten. Die Bauern von Nachod gaben das Signal zum allgemeinen Aufstand.

In großen Rotten zogen die erzürnten Bauern von Schloß zu Schloß und forderten die Herausgabe der vermeintlichen Robotpatente. Am 26. März 1775 kam das Bauernvolk auch nach Kriesdorf. Zwei Rotten aßen und tranken in den beiden Gasthäusern, ohne zu bezahlen. Eine dritte Rotte fiel über den Pfarrhof her. Sie zerschlugen in der Küche das Topfbrett, die Fenster, den Ofen und mit der Axt die Kästen und Schränke in den Zimmern. Dem Pfarrer Ignaz Weber nahmen sie alles Geld ab und zogen ihn die Treppe hinunter. Auf die gleiche Weise wurden der Liebenauer, Böhmisch Aichaer, Osebitzer, Seifersdorfer und Wartenberger Pfarrer behandelt.

Von Kriesdorf zogen die Bauern nach Seifersdorf. Auf dem Wege dorthin zwangen sie andere Bauern, sich ihnen anzuschließen. In Seifersdorf hausten sie nicht besser als in Kriesdorf. Dann trennte sich die Rotte in Seifersdorf. Ein Teil begab sich zum Schloß nach Wartenberg, die andere Gruppe nach Lämberg, wo sie im Rentamt und im Bräuhaus mitgehen ließen und zerstörten, was ihnen in die Hände fiel. Unter anderem nahmen sie 400 Gulden Rentgelder mit. Von Lämberg zogen die Bauern nach Gabel. Auf dem Marktplatz stießen sie auf zehn Mann k. k. Husaren. Diese nahmen 19 Bauern gefangen, die anderen entflohen.

Der Haufen, welcher nach Wartenberg gezogen war, schlug im Schloß alles kurz und klein. Im herrschaftlichen Bräu- und Branntweinhaus soffen die Bau-

Reicenberger Zeitung

Nordböhmi [ e Um [ au

Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

Bauern, Brände und Kaiser

ern aus Kannen und Hüten. Was sie nicht konsumieren konnten, wurde ausgeschüttet. Besonders die Juden und der Pfarrer wurden hart mitgenommen. Am folgenden Tag teilten sie sich wieder. Ein Teil ging nach Brins und Weilnitz. Der große Haufen begab sich nach Reichstadt. Im Schloß zu Reichstadt ereilte sie das Verhängnis. Herbeigerufenes Militär umstellte das Schloß. Am 29. und 30. März wurden viele Bauern nach Bunzlau geschafft und dort in der Sankt-WenzelsKirche eingesperrt. Die Unruhen

mit zwei Mann Bedeckung auf den Platz. Der Inspektor redete die Bauern freundlich an: „Ihr, meine lieben Kinder, wo seid Ihr denn her und was ist Euer Begehr?“ „Wir können die große Last der Robot und derlei Geldabgaben fast unmöglich mehr ertragen. Wir wollen die kaiserlichen Patente wissen, welche von der Minderung der Robot melden.“ Dann wurden einige Bauern und Häusler aus der Menge herausgerufen und die an sie gestellten Fragen und Antworten aufgeschrieben. Weil es inzwi-

roboten, tun und zahlen nichts mehr.“ Dann gingen die meisten ruhig nach Hause.

Der Stadtbrand 1788

Das schwerste Brandunglück traf die Stadt am Pfingstsonntag, 11. Mai 1788. Während in der Kirche die feierliche Vesper gesungen wurde, brach am unteren Ende des Marktplatzes in einem Hause um halb vier Uhr nachmittags Feuer aus. Ehe sich die Leute aus der Kirche gedrängt hatten, brannten bei dem herrschen-

das Dominikanerkloster. Durch Funkenflug brannten in Markersdorf vier Häuser und in der Vorstadt die Klostermühle ab. Das Feuer ergriff auch die erst vier Jahre zuvor umgebaute, barockisierte Stadtpfarrkirche Maria Geburt mit ihren sieben Altären. Im Kirchturm wurden fünf Glocken und drei Turmuhren vernichtet.

Bei der Sankt-Laurentius-Kirche fingen die Schindeldächer der zwei Seitentürme und der Kuppel Feuer. Die Laterne, eine Holzkonstruktion, stürzte brennend ins Innere der Kirche. Die

von Österreich 1804–1835) Napoleon den Krieg erklärt. Österreich sammelte seine Truppen in Böhmen. Allenthalben wurden Verschanzungen errichtet; auch beim Lückendorfer Forsthaus, an der Kammstraße, auf den Oybiner Wiesen, am Schöber und bei Petersdorf.

hatten sich über das ganze Land ausgebreitet. Vom k. k. Hof kam der Befehl, daß die Rädelsführer mit dem Tode oder mit empfindlichen Leibesstrafen zu züchtigen seien. Auf der Herrschaft Grafenstein, zu der die Dörfer Pankraz und Schönbach gehörten, bietet sich uns ein anderes Bild. Am Fest der heiligen Anna, dem 26. Juli 1775, begaben sich die Bauern nach Grafenstein. Bei ihrer Ankunft standen vor dem Amtshaus 40 Soldaten. Alsbald kamen der Oberamtsinspektor, der Amtsverwalter und die Beamten

schen Abend geworden war, entfernte sich das ganze Volk und lagerte nicht auf dem herrschaftlichen Grund, sondern auf den Feldern und Brachen des Dorfes. Mit Beten und Singen verbrachten sie die Nacht. Viele Bauern gingen wieder nach Hause.

In der Frühe begaben sich die übrigen nochmals zum Amtshaus. Der Amtsverwalter sagte ihnen: „Es ist kein Dekret, wie Ihr es verlangt, herausgekommen. Wird etwas dergleichen kommen, so wird man es sogleich öffentlich bekanntgeben.“ Die Bauern antworteten darauf: „Wir

den Sturmwinde schon fünf bis sechs Häuser. In einer Stunde standen schon alle Häuser des Marktplatzes in Flammen. Die Hitze war so groß, daß sich dort niemand mehr aufhalten konnte. Um drei Uhr nachts lag die ganze Stadt in Asche. Nur ein Winkel mit zehn Häusern und die beiden Vorstädte blieben erhalten.

Die Zittauer und Niemeser Bürger waren mit ihren Feuerspritzen zur Hilfeleistung herbeigeeilt. In der Stadt verbrannten 160 Häuser, darunter das Rathaus, das Herrenhaus, das neue Schulgebäude, das Bräuhaus und

geschmackvoll geschnitzten Kirchenbänke, die schöne Kanzel, der Altar des heiligen Dominikus, der prachtvolle Hochaltar in der Mitte des Presbyteriums, die hinter dem Hochaltare stehenden Chorstühle mit einer Orgel und auch die, unter dem Priorate des Pater Dominikus Habenicht 1709 gebaute große Orgel, welche 6000 Gulden gekostet hatte, wurden ein Raub der Flammen.

Napoleon 1813 in Gabel

Im August 1813 hatte Kaiser Franz II. (1792–1806, Kaiser

Am 11. August zogen 82 000 Russen und 44 000 Preußen in Böhmen ein, um sich mit dem österreichischen Heer unter dem Fürsten Schwarzenberg zu vereinen. Für die Grenzbesetzungen hatte der österreichische Feldmarschall-Leutnant Adam Albert Graf von Neipperg im Posthaus zu Gabel sein Hauptquartier. Napoleon hatte den Aufmarsch dieser Armeen erfahren. Demnach traf er seine Anordnungen. Er meinte, seine Gegner würden über den Paß bei Petersdorf nach Sachsen eindringen, und er wollte ihnen bei Zittau in einer Schlacht entgegentreten. Doch die Verbündeten wandten sich über Teplitz gegen Dresden. Am 19. August 1813 war Napoleon bei Glockengeläute mit großem Pomp in Zittau eingezogen. In seinem Gefolge befanden sich sein Schwager Joachim Murat –seit 1808 König von Neapel, 1815 standrechtlich erschossen –, der Staatssekretär Hugues-Bernard Maret, der General Fürst Józef Antoni Poniatowski, dessen Vater im Juli 1757 bei der Erstürmung von Gabel schwer verwundet worden war. Nach einer Besprechung Napoleons mit seinen Generälen rückte Fürst Poniatowski mit 12 000 bis 15 000 Mann in Richtung Gabel vor. Der Kaiser ritt unmittelbar hinter der Vorhut über Eichgraben, Lückendorf nach Petersdorf. Beim Zollhaus stieg er ab, betrat das Zollhaus, um auf seiner Landkarte Nachschau zu halten. Nachdem er die Gegend durch das Fernrohr betrachtet hatte, ritt er weiter. Oberhalb von Großherrndorf bei der Lehmschenke ist ein bewaldeter Hügel, von dem man die Gegend gut übersehen kann. Napoleon stand dort am Waldesrand und konnte das Lämberger und Gabeler Gebiet gut überblikken. Fortsetzung folgt

Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 7. 7. 2023 12
Stadt und Kreis Reichenberg Kreis Deutsch Gabel Kreis Friedland Kreis Gablonz Simon Meister: „Napoleon zu Pferde“, 1832, Öl auf Leinwand, Städtisches Museum Simeonstift Trier. Friedrich von Amerling: „Kaiser Franz II. von Österreich“, 1832, Öl auf Leinwand, Kunsthistorisches Museum Wien. Schloß Reichstadt. Burg Grafenstein. ❯ Die Geschichte der nordböhmischen Stadt Deutsch Gabel – Teil IX

Die Neue Reichenberger Hütte steht im Defereggental in Osttirol auf 2586 Metern Höhe. Erreichbar ist sie auch über das Trojeralmtal von Sankt Jakob in Defereggen aus in 3,5 bis 4 Stunden. Die Hütte wurde 1926 von Bergfreunden aus Reichenberg als Ersatz für die enteignete Reichenberger Hütte bei Cortina d‘ Ampezzo gebaut und gehört der Sektion Reichenberg des Österreichischen Alpenvereins.

Am 17. Juni begann die neue Hüttensaison. Davor standen wichtige Vorbereitungen an wie das Freilegen der Wasservorsorgung oder das notdürftige Abdichten des Hüttendaches, da im Winter ein Sturm einen Teil abgedeckt hatte. Die Hütte wird aufgrund ihrer entlegenen Lage überwiegend mit dem Hubschrauber versorgt. Die neuen Hüttenwirtsleute Werner und Christine Kuba rechnen in dieser Saison mit 1500 bis 1800 Übernachtungen. Überrascht erfuhr ich im Gespräch, daß der Oberbayer aus Raubling sudetendeutsche Vorfahren hat. Sein Vater stammte aus Budigsdorf/Krasíkov im Schönhengstgau.

Die Neue Reichenberger Hütte liegt an dem bekannten Lasörling Höhenweg, der einige Berghütten über mehrere Tagesetappen verbindet. Der nur wenige Minuten entfernte Bödensee ist ein weiterer Blickfang für die an sich schon außergewöhnlich schöne Lage dieser Bergunterkunft. Rund um die Hütte gibt es einige lohnende Gipfelziele, wie den Bachlenkenkopf, die Gösleswand und die Finsterkarspitze. Die Aufstiege werden bei guter Sicht mit Blick auf Großvenediger, Großglockner und sogar die Drei Zinnen belohnt.

Ende der Hüttensaison ist der 4. Oktober. www.alpenverein.at/ reichenbergerhuetteneue verrät, wie am gewünschten Tag die Belegung ist. Mich inspirierte ein Vortrag über die Sudetendeutschen Hütten von Thomas Most bei der Hausner-Stiftung. Mosts Internetseite sudeten-huetten.de bietet Anregungen für Hüttenziele. Siegfried Dolleisch

Castor und Pollux

Der Büchertisch am Reichenberger Stand hielt eine Entdeckung bereit, die mich auch nach der Rückkehr aus Regensburg noch eine Zeitlang beschäftigt hielt.

Neben dem Buch meines Vaters Egon Hartmann „Ein Brunnen erzählt …“ lag der Titel „Wo fänd ich deinesgleichen …? Erinnerungen an meine Heimatstadt Reichenberg“ von Rudolf Tugemann. „Tugemann“, schoß es mir durch den Kopf, „das ist doch nicht etwa Muttis Lehrer?“

fen mit ehemaligen Schülern so gefreut wie diesmal in München. Es war das schönste persönliche Erlebnis auf diesem Sudetendeutschen Tage. Es wird mir noch lange in Erinnerung bleiben, und das verdanke ich euch, ihr beiden, Castor und Pollux!“

Wen Rudolf Tugemann mit Castor und Pollux meinte, ist

Die Gaststätte Petřin, deutsch Nickelkoppe, bei Gablonz ist nach langem Verfall wieder geöffnet. Nun ist auch der Turm zugänglich.

� Nickelkoppe im Isergebirge

Tatsächlich, beim Blättern im Büchlein wurde mir bestätigt, daß er es war. Und schon war das Büchlein gekauft, und meine Gedanken kreisten um meine Mutter, um Castor und Pollux.

Warum? Im Nachlaß meiner Mutter gibt es sowohl Schriftverkehr zwischen Castor und Pollux als auch einen undatierten Zeitungsausschnitt aus der Reichenberger Zeitung mit dem Titel „Castor und Pollux. Erinnerungen an den Sudetendeutschen Tag in München“ von Rudolf Tugemann. Sein Schlußsatz

lautet: „Ich habe mich noch nie über ein Zusammentref-

� Althabendorf/Kreis Reichenberg

Am Nachmittag des 21. Juni stießen auf dem Bahnübergang in der Nähe des Bahnhofs in Althabendorf/Stráž nad Nisou) bei Reichenberg ein voll besetzter Personenzug und ein Lastwagen, der einen Bagger auf einem Anhänger transportierte, aufeinander.

Der Zug war mit 65 Passagieren von Heinersdorf an der Tafelfichte nach Reichenberg unterwegs. 21 Personen erlitten Verletzungen, neun wurden mittelschwer verletzt. Meistens handelte es sich um Prellungen und Gehirnerschütterungen. Keiner hatte lebensbedrohliche Verletzungen. Alle waren bei Bewußtsein und kommunizierten mit den Rettungsmannschaften, doch viele standen unter Schock. Die Situation wurde durch die große Hitze erschwert. Die Ver-

Restaurant eröffnet und Turm saniert

Der

und Pollux“ von Rudolf Tugemann erschien am 5. Juni 1960 in der „Reichenberger Zeitung“. Wir werden ihn in einer der nächsten Ausgaben erneut veröffentlichen.

mir bestens bekannt. Pollux war meine Mutter Waltraude Pohl (1921–2006), verheiratete Hartmann. Castor war ihre beste Freundin und hieß mit bürgerlichem Namen Anneliese Ginzel, verheiratete Franke (1921–2011). Die beiden Freundinnen waren Schülerinnen von Fachlehrer Rudolf Tugemann auf der Ober Rosenthaler Bürgerschule in Reichenberg. Warum wurden die beiden Castor und Pollux genannt?

Sie hatten diese Spitznamen in ihrer Schulzeit bekommen, weil sie unzertrennlich im Lernen und bei ihren Schelmenstreichen gewesen seien, so Tugemann, eben wie die Zwillinge, die ihnen im griechisch-römischen Unterrichtsstoff aus der klassischen Antike begegneten. Die beiden Freundinnen behielten ihre Spitznamen zeitlebens und pflegten mit Lehrer Tugemann eine anhängliche Verbindung bis zu dessen Tod. Auch ihre Ehemänner verstanden sich gut, und beide Familien verbrachten später einige Urlaube zusammen. Zur Erinnerung an Castor und Pollux trägt auch eine „dem lieben Pollux“ gewidmete Danksagung Tugemanns an meine Mutter bei, die er anläßlich seines 70. Geburtstages an seine Gratulanten verschickte. Ein großformatiges Öl-Gemälde von Egon Hartmann (1919–2009) trägt den Titel „Castor und Pollux“. Es stellt Traude Hartmann und Liese Franke im Portrait dar und entstand 1972, als beide Familien gemeinsam Urlaub im spanischen Oropesa machten.

Die Zufalls-Entdeckung des Namens Rudolf Tugemann (1891–1977) rief nicht nur die gedankliche Verbindung zwischen dem Lehrer und seinen Schülerinnen Castor und Pollux aus meinem Gedächtnis ab, sondern führte auch nach entsprechenden Recherchen 63 Jahre später zum Veröffentlichungsdatum des oben erwähnten undatierten Zeitungsausschnitts aus der Reichenberger Zeitung: Das war der 5. Juli 1960. Was mir bis dahin nicht mehr in Erinnerung war: Eines der beiden begleitenden Kinder an der Hand von Pollux war ich, womit eine Brücke vom 11. Sudetendeutschen Tag 1960 in München zum 73. Sudetendeutschen Tag in Regensburg geschlagen wird. Renate BeckHartmann

Zug und Laster kollidieren

letzten wurden in das Krankenhaus nach Reichenberg gebracht, einige mit dem Hubschrauber. Die übrigen Fahrgäste wurden von Ärzten und einem Psychologen betreut, die vor Ort Erste Hilfe leisteten. Das Krankenhaus in Reichenberg rief wegen der vielen Verletzten einen TraumaPlan der niedrigsten Stufe aus. Der Unfall ereignete sich an einem mit einem Lichtwarnsignal gesicherten Bahnübergang oh-

ne Schranken. Der größte Schaden ist am Zug, der sich auf bis zu einer Million Kronen belaufen könnte, der Schaden an den Gleisen wird auf eine halbe Million und der Schaden am Lastwagen auf 100 000 Kronen geschätzt. Der Unfall legte den Verkehr auf der Strecke sechs Stunden lang lahm. Die Tschechische Bahn setzte Busse ein. Kurz vor 20.00 Uhr kehrten die Züge auf die Strecke zurück.

Der Aussichtsturm am beliebten Gasthaus Nickelkoppe/Petřin in der Glas- und Bijouteriestadt Gablonz wurde nach zehn Jahren jetzt wieder eröffnet.

Zwanzig Meter hoch ist das Türmchen am Gebäude. 78 Treppenstufen führen hinauf. Von oben haben sie einen Rund-

ger Unternehmer und machte das Wirtshaus im Jahr 2000 wieder auf.

Das ganze Unternehmen lief

umblick beispielsweise auf das Isergebirge, das Riesengebirge sowie das Böhmische Paradies und die Burg Bösig/Bezděz.

Vor der Eröffnung wurde saniert. Die altersschwache hölzerne Turmtreppe mußte durch eine Metallkonstruktion ersetzt werden. „Das Gebäude hat eine ereignisreiche Geschichte hinter sich, die von mehreren Schließungen und Wiedereröffnungen geprägt ist,“ erzählt Jana Fričová, die Pressesprecherin der Stadt.

Das 1906 vom deutschen Kaufmann Richard Fellinghauer im Jugendstil gebaute Gasthaus steht 630 Meter über dem Meeresspiegel. Schon zu den Anfangszeiten ist das Domizil bei Touristen sehr beliebt gewesen. Nach 1945 wurde die Gaststätte aufgelöst. Die Nickelkoppe erhielt den tschechischen Namen Petřín und wurde als Kinderheim genutzt. In den 1960er Jahren wurde Petřín wieder zum Restaurant und belebte seinen Ruf als gefragtes Ausflugsziel. Wegen Eigentumsstreitigkeiten wurde die Gaststätte 1993 allerdings geschlossen. Drei Jahre später kaufte und renovierte sie ein Pra-

Jetzt wird untersucht, warum der Zug auf den Anhänger eines vorbeifahrenden Lastwagens fuhr. Wissenwert wäre, ob die Signalanlage des Bahnübergangs in Betrieb war. Außer der Polizei untersuchen Eisenbahnaufsichtsbehörde und Eisenbahnverwaltung den Unfall. Dem Lokführer soll es kurz vor der Kollision gelungen sein, den Führerstand zu verlassen.

Von den 65 Fahrgästen waren 19 Schüler der vierten Klasse einer Grundschule. Zwei Kinder wurden mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht, sie dürften nur leichte Verletzungen erlitten haben.

Die unverletzten Personen wurden mit Bussen nach Reichenberg transportiert Die Feuerwehr sicherte die Unfallstelle und führte Brandbekämpfungsmaßnahmen durch. Stanislav Beran

13 Jahre lang, dann war der Geschäftsmann am Ende seiner Kraft. Lange fand sich kein Interessent. 2015 wurde die Gaststätte Petřín für die Öffentlichkeit geschlossen und diente zeitweise als Wohnheim für Arbeitskräfte aus dem Ausland. Vandalismus und der berüchtigte Zahn der Zeit machten das Gebäude über die Jahre fast zur Ruine. Doch dann kam Ivo Konečný. Bereits vor zwei Jahren eröffnete er das Restaurant wieder. Der junge Gastronom aus Gablonz, der auch das Restaurant Půlměsíc/Halbmond im dortigen Stadtzentrum betreibt, pachtete die Nickelkoppe. Während Corona durfte er auf dem Hügel zunächst nur ein kleines Bistro betreiben. Inzwischen ist auch das Hotel zugänglich. Es bietet 22 renovierte Zimmer, zwei Säle und einen Garten. Das Restaurant ist täglich geöffnet. Und wer nach dem Essen Bewegung braucht, kann nun auf den Turm steigen. Der ist in seiner klassischen Form erhalten geblieben und ziert das historische Gebäude mit Fachwerkelementen.

Die Region Reichenberg listet auf ihrer Webseite – übrigens auch auf Deutsch – knapp 60 Aussichtstürme und Aussichtspunkte auf. Von Friedland/Frýdlant bis Jitschin/Jičín und vom Kaltenberg/Studenec bei Böhmisch Kamnitz/Česká Kamenice bis Johannisbad/Janské Lázně. Zu finden sind sie in der deutschsprachigen Region unter dem Menüpunkt „Zauber der Architektur“. Vielleicht ein Anlaß, nach Wanderzielen in Böhmen zu stöbern, die Wanderstiefel zu schnüren und sich auf den Weg zu den Gipfeln zu machen.

Petra Laurin

Turm der Nickelkoppe täglich 7.00–22.00 Uhr, Eintritt 50 Kronen, umgerechnet zwei Euro.

KREIS DEUTSCH GABEL

Heimatkreis und Gemeindebetreuer gratulieren allen RZAbonnenten aus dem Kreis Deutsch Gabel, die im Juli Geburtstag, Hochzeitstag, ein Jubiläum oder sonst ein Ereignis begehen, und wünschen alles Gute, Gesundheit, Wohlergehen, Zufriedenheit und Gottes reichen Segen sowie den Kranken unter uns baldige Genesung.

n Heimatkreis – Geburtstag: Am 30. Gerhard Weiß (Neusorge 5), Ortsbetreuer von Ringelshain, Alfred-Brehm-Straße 2, 99102 Erfurt, 85 Jahre. Wir gratulieren unserem Landsmann herzlich und wünschen alles Gute und Schöne, vor allem Gesund-

heit, und danken für die Mitarbeit. Othmar Zinner

n Deutsch Gabel – Geburtstag: Am 1. Annelies Hölzel/Müller (Lange Gasse 54), Aschheimer Straße 28, 85774 Unterföhring, 90 Jahre.

Othmar Zinner/Helga Hecht

n Kunnersdorf – Geburtstag: Am 22. Walli Schwarz/Knespel (Haus-Nr. 11), Falkenstraße 11, 95111 Rehau, 89 Jahre.

Steffi Runge

n Seifersdorf – Geburtstag: Am 12. Elisabeth Messer/Macoun, Am Bahnhof 3, 39171 Dodendorf, 101 Jahre. Othmar Zinner

Anneliese Ginzel und Waltraude Pohl alias Castor und Pollux um 1940. Egon Hartmann: „Castor und Pollux“. Ölbild, Oropesa 1972. Rudolf Tugemann: „Wo fänd ich deinesgleichen …? Erinnerungen an meine Heimatstadt“. Herausgegeben 2009 von Manfred Tugemann. Ivo Konečný blickt von dem sanierten Turm auf Gablonz. Artikel „Castor
� Reichenberger Hütte Neue Wirte Christine und Werner Kuba. � Reichenberg
Eisenbahn und Lastwagenanhänger mit Bagger nach der Kollision.
REICHENBERGER ZEITUNG Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 7. 7. 2023 13

für die Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schönau

Heimatlandschaft Erz- und Mittelgebirge – Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt Rettenbach, Telefon (0 83 92) 9 34 72 77, Telefax 9 34 72 78, eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin –Patenstadt Gerolzhofen; Heimatkreisbetreuer: Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. Heimatkreis Dux –Patenstadt Miltenberg; Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den Seegärten 35a, 63920 Großheubach, Telefon (0 93 71) 9 94 01, eMail klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schönau – Patenstadt Frankfurt am Main; Heimatkreisbetreuer: Erhard Spacek, Franz-Schubert-Straße 13, 01796 Pirna, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail erhard. spacek@gmx.de Redaktionsschluß: Freitag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

❯ Teplitz-Schönau

Kleines Heimattreffen

Zu einem kleinen deutschtschechischen Heimattreffen kam es am 30. Mai auf der Terrasse des Hotels U kozičky/Zum Zicklein gegenüber den Vogelstiegen am Teplitzer Schloß.

Hauptperson dieses anregenden Beisammenseins war der unseren TeplitzSchönauer Heimatfreunden gut bekannte ehemalige Aschaffenburger Stiftskantor Walter Gleißner. Er hatte uns bei unserem Heimattreffen 2019 in der verschobenen Kirche in Brüx ein unvergeßliches Erlebnis mit seinem Orgelspiel bereitet.

Walter Gleißner wurde am 28. Mai

1931 in Maria Radschitz geboren und verlebte seine Schulzeit in Kostenblatt.

Trotz der Vertreibung

1945 vergaß er seine

Heimat nie. Und so wünschte er sich, seinen 92. Geburtstag in Böhmen zu verleben. Diesen

Wunsch erfüllte ihm seine Tochter Ruth-Maria Eicher gerne und wählte für den Aufenthalt die Badestadt Teplitz-Schönau, wo Walter Gleißner 1941 die Oberschule besucht hatte.

Von hier aus besuchten sie jetzt gemeinsam bekannte Orte in der Umgebung wie Maria Radschitz, Kostenblatt und Ossegg. Ruth-Maria Eicher erbte von ihrem Vater die Liebe und das Talent zur Musik. Nach einem Studium der Musikwissenschaft und Geschichte arbeitet sie unter an-

der „Erzgebirgs-Zeitung“ und Michaela Hrebičková, die Pater Benno immer hilfreich zur Seite gestanden war. Und so trafen wir uns nun alle zu einer kleinen Geburtstagsnachfeier auf der Hotelterrasse. Dieses kleine Heimattreffen bereitete ihm viel Freude, und wir bewunderten ihn, mit welcher Frische und welchem Elan er die Heimat genoß. Dazu trugen auch das sonnige Wetter und die liebevolle Zuwendung seiner Tochter bei, bei der er seit seinem unglücklichen Sturz 2021 in München lebt.

❯ Teplitz-Schönau

derem als Musikpädagogin in München und ist Vorstandsmitglied der Jean-Sibelius-Gesellschaft Deutschland.

Seit einer Feier 2018 mit Pater Benno pflegt Walter Gleißner auch Kontakte mit Petr Fišer von

Von Herzen wünschen wir Walter Gleißner Gesundheit und Zufriedenheit im neuen Lebensjahr und, so Gott will, ein freudiges Wiedersehen 2024. In kommenden Jahr soll nämlich endlich die rekonstruierte Maria-Hilf-Kapelle in Kostenblatt eingeweiht werden, zumindest hoffen wir das. Für diesen Anlaß hatte Walter Gleißner schon vor längerer Zeit ein Chorwerk nach einer von ihm wiedergefundenen Handschrift mit dem Text eines Marienliedes aus den 1930er Jahren komponiert. Jutta Benešová

Ein Komponist und eine Pandemie

Die 1945 vertriebene Familie

Gleißner strandete im thüringischen Kreis Gotha. Nach dem Abitur studierte Walter Gleißner an der Franz-LisztHochschule in Weimar. 1957 floh er in den Westen und setzte sein Studium in Frankfurter am Main und in Mainz fort, wo er promovierte.

1962 wurde er Kantor und Organist der Stiftsbasilika Aschaffenburg, im unterfränkischen Glattbach seßhaft und heiratete 1965 seine Freundin Ruth. 1969 avancierte er zum Kirchenmusikdirektor. Bis zu seiner Pensionierung 1996 unterrichtete er auch am Dalberg-Gymnasium und an der MariaWard-Schule Musik und leitete mehrere Laienchöre in Aschaffenburg.

Als Orgelsolist konzertierte er in vielen Kirchen Deutschlands sowie in Belgien, Dänemark, Frankreich, Holland, Italien, Japan, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, der Schweiz, Spanien, Tschechien und Ungarn. Sein kompo-

■ Donnerstag, 31. August bis Sonntag, 3. September: 9. Teplitz-Schönauer Kreistreffen in der Heimat. Donnerstag eigene Anreise nach Teplitz-Schönau (Teplice), Hotel Prince de Ligne (Zámecké náměstí 136); 19.00 Uhr dort Abendessen; anschließend zwei Dokumentarfilme über die Zeitzeugen Pater Benno Beneš SDB (1938–2020) und Hana Truncová/John

Abiturient gewinnt Deutschlandtournee

Der Verein Teplitz-Schönau Freundeskreis mit seinem Vorsitzenden Erhard Spacek hat in seinen Statuten die Unterstützung der jungen Generation in Teplitz festgeschrieben. Jutta Benešová berichtet.

Wir warteten noch einige Minuten, bis der letzte Prüfling der Abiturientenklasse den Prüfungsraum verlassen hatte. Für diese jungen Menschen war dieser Tag der letzte Schultag und der erste Schritt ins Erwachsenendasein.

sitorisches Werk umfaßt Arien, Kantaten, Messen, Motetten, Orgelwerke und Stücke für Soloinstrumente mit Orgelbegleitung.

2020 komponierte er seine „Corona-Messe“. Gleißner:

saalkirche erhielt. Nach monatelanger Pause sollte in diesem normalerweise stark frequentierten Gotteshaus in der Münchener Innenstadt wieder ein Gottesdienst mit Chormusik stattfinden. Allerdings sang statt eines größeren Chores nur ein Doppelquartett.

„Während der Pandemie erfuhr auch die Kirchenmusik erhebliche Einschränkungen. Die Choraktivitäten mußten gänzlich eingestellt werden. Besonders schmerzlich empfand ich das weitgehend zum Erliegen gekommene liturgische Leben an den Kar- und Ostertagen des Jahres 2020. Um so mehr freute mich, als ich im Juli die Einladung zur Aufführung einer meiner Meßkompositionen in der Münchener Bürger-

(1924–2022). Freitag 9.00 Uhr Abfahrt nach Saubernitz (Zubrnice) im Böhmischen Mittelgebirge; dort Besichtigung des Freilichtmuseums; anschließend Mittagessen in der Dorfgaststät-

Ich fand die Aufführung so gelungen, daß ich spontan eine weitere Messe komponierte. Als Widmungsträgerin dieses Werkes wählte ich in Anbetracht der Entstehungsumstände die heilige Corona. Sie soll in der Frühzeit des Christentums in Ägypten den Märtyrertod erlitten haben. Ihre Reliquien werden im Dom zu Aachen verehrt. Ich beschränkte die A-cappella-Komposition auf drei gemischte Stimmen, um dem gegenwärtig oft anzutreffenden Mangel an Männerstimmen Rechnung zu tragen und die Aufführung der Messe vielen Chören zu ermöglichen. Der Umfang und die motivische Arbeit sind bewußt kompakt gehalten.“

TERMINE

te und Weiterfahrt nach Leitmeritz (Litoměřice); von dort Schiffahrt auf der Elbe mit Kaffee und Kuchen nach Aussig (Ústí nad Labem); Rückfahrt zum Abendessen in der Teplitzer Brauereigaststätte Monopol.

So geschah es bereits zum dritten Mal, daß nach Beendigung der Abiturprüfungen einem Schüler des Teplitzer Gymnasiums, der sich besonders in seiner Kenntnis der deutschen Sprache auszeichnete, ein Reisescheck für die Deutsche Bahn überreicht wurde. In diesem Jahr war es Lukáš Mucha, der diese Auszeichnung aus der Hand von Erhard Spacek entgegennehmen konnte. Dieser Scheck berechtigt zu vier kostenlosen Fahrten mit der Bahn quer durch Deutschland, unabhängig von der Entfernung und vom Datum des Fahrtantritts. Damit ist es den bisherigen Preisträgern gelungen, während einer Woche Deutschland von Nord nach Süd und von Ost nach West zu durchqueren, mit interessanten Zwischenstationen wie München, Köln, Hamburg und Berlin.

Erhard Spacek und ich hatten uns am 1. Juni um 12.00 Uhr mit Martin Rak im Gymnasium verabredet, der als Geographie- und Deutschlehrer gern bei grenzüberschreitenden Veranstaltungen im Gymnasium vermittelt.

Samstag 9.00 Uhr Abfahrt in die Königstadt Kaaden (Kadaň); dort Besichtigung des Franzikanerklosters mit Mittagessen in der Klostergaststätte und Rundgang; anschließend Kranzniederlegung auf dem Friedhof am Denkmal für die Opfer des 4. März 1919; 19.00 Uhr festliches Konzert in der Schönauer Elisabethkirche; anschließend Abendessen im Wirtshaus. Sonntag 8.00 Uhr

Die Abiturienten versammelten sich anschließend im Prüfungsraum und wurden von den

eingenommen, denn er bedankte sich im Namen seiner Klasse bei den anwesenden Fachlehrern und Fachlererinnen und überreichte jedem eine Rose. Einigen war anzusehen, daß es ein schwerer Abschied war, hatten sie doch ihre Schüler vom Kindesalter bis zum Erwachsenwerden begleitet. Und jeder von uns wird sich an die eigene Schulzeit erinnern, daß gerade diese Jahre der Pubertät die jungen Menschen stark prägen. Wollen wir hoffen, daß sie in diesen ungewissen Zeiten in Frieden ihren Beruf fürs Leben finden.

Am Ende der heute nicht mehr existierenden Grünenringgasse steht seit 1904 das Gebäude der ehemaligen deutschen Realschule. Außer am Ende des Zweiten Weltkrieges, als es ein Lazarett für deutsche Soldaten war, diente es immer der Bildung. Hier wechselten sich Studenten der Handelsakademie, der Pädagogik und des Konservatoriums ab.

Lehrern mit aufmunternden Worten verabschiedet. Nur zwei der Schüler müssen im September noch zu einer Nachprüfung kommen. Die Deutschlehrerin Kamilla Volfová hatte Lukáš als für die deutsche Sprache besonders talentiert ausgewählt. Wie es scheint, hatte er auch in seiner Klasse die Rolle eines Sprechers

Gottesdienstmöglichkeit in der Dekanatskirche Johannes der Täufer am Schloßplatz und eigene Heimreise. Änderungen vorbehalten. Kostenbeitrag inklusive drei Übernachtungen, Frühstück, bewachtem Parkplatz, Bus, allen Mahlzeiten, Besichtigungen, Führungen, Schiff und Konzert pro Person im Doppelzimmer 435 Euro, im Einzelzimmer 520 Euro.

Das Gebäude errichtete Wenzel Bürger (* 1869 in Deutsch Gabel, † 1946 in Großweitzschen), ein Architekt aus dem sächsischen Chemnitz. Heute unterrichten hier mehr als 70 Lehrer mehr als 800 Gymnasiasten. Seit 1987 steht der historistische Bau unter Denkmalschutz und kann am Tag der offenen Tür besichtigt werden.

WIR GRATULIEREN

Unserem treuen HeimatrufAbonnenten wünschen wir von Herzen alles Gute und Gottes Segen zum Geburtstag im Juli.

■ Bilin. Reeh Otto Peter, Hollerstraße 7a, 80995 München, 26. Juli 1937.

Ladowitz Klostergrab Bilin Teplitz-Schönau Graupen Niklasberg
14 Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 7. 7. 2023
Rote Rosen für die Lehrer, rechts Deutschlehrerin Kamilla Volfová. Oben Lukáš Mucha nach erfolgreicher Prüfung mit Erhard Spacek und Martin Rak vor dem Prüfungsraum. Dr. Walter Gleißner, Dr. Ruth-Maria Eicher, Petr Fišer, Jutta Benešová, Michaela Hrebičková und Michael Ricke, ein Freund der Gleißners. Aus Kindern wurden Erwachsene: die Teplitz-Schönauer Abiturienten. Bilder: Jutta Benešová

FÜR DEN KREIS BISCHOFTEINITZ

Heimatkreis Bischofteinitz – Patenstadt Furth im Wald. Heimatkreisbetreuer: Peter Pawlik, Palnkamer Straße 73a, 83624 Otter ng, Telefon (0 80 24) 9 26 46, Telefax 9 26 48, eMail peter-pawlik@t-online.de, Internet www.bischofteinitz.de. Spendenkonto: Heimatkreis Bischof teinitz, Rai eisenbank Chamer Land – IBAN: DE55 7426 1024 0007 1343 20, BIC: GENODEF1CHA. Heimatbote für den Kreis Bischofteinitz – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Verantwortlich von seiten des Heimatkreises: Peter Pawlik. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

❯ Heiligenkreuz

Gottesdienst in der Heimat

Wie schon lange üblich trafen sich am 9. Juni im Zuge des Heimatkreistreffens Bischofteinitz wieder die ehemaligen deutschen Bewohner des früheren Kirchensprengels von Heiligenkreuz und deren Nachkommen mit den tschechischen Kirchgängern der heutigen Kirchengemeinde Weißensulz/Bělá nad Radbuzou zum gemeinsamen Gottesdienst in Heiligenkreuz. Orstbetreuer Peter Gaag berichtet.

Zum Gottesdienst waren auch alle ehemaligen Bewohner des Heimatkreises Bischofteinitz eingeladen. Der Gottesdienst wurde von Pfarrer Miroslav Martiš aus Mies und Kladrau in deutscher und tschechischer Sprache zelebriert. Konzelebranten waren Pfarrer Klaus Oehrlein aus Würzburg, dessen Vorfahren aus der Rosenmühle stamm-

❯ Taus

ten, und Pfarrer Marek Badita aus Bischofteinitz, der auch für die Kirche in Heiligenkreuz zuständig ist. Am Gottesdienst nahmen etwa 40 Personen teil. Un-

ter ihnen war auch der Heimatkreisbetreuer Peter Pawlik, der mit der Kirchenfahne des Heimatkreises am Gottesdienst teilnahm. Da das Wetter sehr schön

Die Pfarrer Marek Badita, Miroslav Martiš und Klaus Oehrlein.

Politisches Erdbeben

Ein politisches Erdbeben erschütterte Taus, die Partnerstadt von Furth im Wald. Bei einer Stadtratssitzung Ende Juni wurde Radek Wiesner (ANO) als Bürgermeister abgewählt. Zu seinem Nachfolger wurde Stanislav Antoš (KDU-ČSL) bestimmt, der in der letzten Amtszeit noch als Vizebürgermeister fungiert, aber nach den letzten Kommunalwahl dieses Amt verloren hatte. Nun kehrt er als neues Stadtoberhaupt zurück.

Wiesner hatte bei der letzten Stadtratswahl mit 1039 Stimmen noch den größten Vertrauensbeweis der Wähler erhalten, denn er hatte als einziger Kandidat die 1000er-Marke überwunden. Viktor Krutina (Piraten), bisher Dritter Bürgermeister, löst Pavel Faschingbauer (ODS) als Vizebürgermeister ab, als neuer Dritter Bürgermeister wird künftig Josef Kříž (ANO) fungieren.

Anders als in Bayern wird in der Tschechischen Republik der Bürgermeister von den Gemeinde- beziehungsweise den Stadträten gewählt. So kann es durchaus sein, daß sich im Verlaufe der vierjährigen Amtszeit neue Koalitionen ergeben, wenn diese mit der Arbeit der Führung nicht einverstanden sind. Dieser Fall ist nun in Taus eingetreten. Als Grund für die Entmachtung wurde eine anhaltende Unzufriedenheit mit der Stadtführung angegeben. Aus diesem Grunde verließen die Piraten die im Oktober geschlossene Koalition und wechselten zu der neuen Koalition. Selbst in der Bewegung ANO von Radek Wiesner war es

Pfarrer

František Lorenc

Stefan Stippler, Ortsbetreuer von Hostau, schildert die Geschichte Hostaus anhand des zweiten Memorabilienbuches der Hostauer Dechantei für die Jahre 1836 bis 1938. Hier der erste Teil über den Dechanten František Lorenc (1882 –1941).

František Lorenc wird am 31. Juli 1882 in Frohnau/Vránov geboren. Seit 1911 ist er Kaplan in Hostau, nach dem Tod des Dechanten Peter Steinbach wird er nach Beendigung der Kompetenzfrist am 17. April 1917 durch den Patronatsherrn Fürst Karl von Trauttmansdorff zum Administrator des Hostauer Dekanalbenefiziums ernannt. Bereits am ersten August 1977 wird er vom Generalvikar der Diözese Budweis, Johann Pláčník, in das Amt des Dechanten von Hostau kanonisch eingesetzt. Die Amtseinführung findet am 15. August 1917 statt.

Erforschung der Ursachen der Weltgeschichte. Lorenc beklagt die stetig wachsende materielle und geistige Not, die die Kriegsjahre verursachen. Daß selbst Glocken und Orgelpfeifen im katholischen Österreich eingeschmolzen werden, ruft bei ihm eine starke Ablehnung und Empörung hervor.

war, konnten die deutschen und tschechischen Gottesdienstteilnehmer nach dem Gottesdienst im Pfarrgarten Kaffee und Golatschen genießen. Es wurden Gespräche geführt sowie alte und neuere Erinnerungen ausgetauscht. Durch den schattenspendenden Baumbestand ist der Pfarrgarten hervorragend für diese Treffen geeignet. Für die Erlaubnis, den ehemaligen Pfarrgarten benutzen zu dürfen, bedanken wir uns bei den jetzigen tschechischen Besitzern des Anwesens.

Ebenso gilt der Dank dem deutschen Eigentümer des ehemaligen Schulhauses, der uns beim Transport und Aufbau der Tische und Bänke tatkräftig unterstützte. Der Friedhof war von den Gemeindemitarbeitern wieder ordentlich gemäht worden. Somit konnte man einen ausgiebigen Spaziergang über den Friedhof machen.

In Hostau gibt es während der Amtszeit von Lorenc keine Kapläne mehr mit der Ausnahme von 1928 bis 1930. In dieser Zeit ist Pater Josef Windisch aus der Oblatenkongregation Kaplan in Hostau. Windisch ist aber zeitgleich auch Pfarrer excurrendo von Heiligenkreuz. Nach der Angliederung Hostaus an das Dritte Reich im Herbst 1938 verläßt Lorenc Hostau und wirkt ab 1. Oktober 1938 als Kaplan im tschechischen Teil der Diözese Budweis, wo er auch am 28. November 1941 stirbt.

Lorences Aufzeichnungen im Memorabilienbuch währen von 1917 bis 1938. Sie beginnen mit einer Würdigung Dechant Steinbachs, den er als eifrigen Seelsorger und tüchtigen Schreiber des Memorabilienbuches lobt.

Lorenc läßt das Geschehen der Ermordung des Thronfolgerpaares von Osterreich-Ungarn, Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich und seiner Gattin Herzogin Sophie von Hohenberg, in Sarajevo im Jahr 1914, was den Ersten Weltkrieg (1914–1918) auslöst, Revue passieren. Lorenc scheut sich vor einer Bewertung und überläßt die

Bischofteinitz Ronsperg Hostau BERICHTIGUNG

zu einer Spaltung gekommen. Zwei der insgesamt fünf ANOAbgeordneten schlossen sich nun der neuen Koalition aus der Vereinigung für die Stadt Taus/ Sdružení pro město Domažlice (SPMD), der KDU-ČSL und den Piraten an. Die neue Koalition verfügt damit nun über die Mehrheit im Stadtrat, die für die neue Stadtführung sorgte, was in Taus große Überraschung auslöste.

Die Kommentare in den sozialen Medien fielen sehr unterschiedlich aus. Die Veränderungen hatten zur Folge, daß nun auch Ex-Bürgermeister Miroslav Mach, Ivan Rybár und Kamil Jindřich, alle SPMD, dem engen Stadtrat angehören.

Der abgewählte Radek Wiesner kommentierte die Entscheidung auf Facebook wie folgt: „Was sich heute im Stadtrat von Taus abgespielt hat, war ein sehr trauriges Kino.“ Um die Stimmung etwas zu heben, hatte er den Song „Die Geschichte ist nicht vorbei“ angefügt. Er versäumte aber nicht, seinen Dank für die Unterstützung in der vergangenen Zeit auszudrücken.

Enttäuscht reagierte seine Frau Helena. Sie bekannte, daß sie sich ziemlich flau im Magen fühle. Ihr Mann habe immer ehrlich gehandelt, und es sei ihm immer darum gegangen, die Dinge richtig funktionieren zu lassen. Er habe versucht, zuzuhören und anderen zu helfen. Ihr Mann könne erhobenen Hauptes gehen und müsse sich nicht schämen. Sie erinnerte daran, daß ihr Mann bei den Wahlen die meisten Stimmen erhalten habe, nun würden alle, die ihn gewählt hätten, verhöhnt. Karl Reitmeier

Vom k. k. Landeskonservatorium für Böhmen vom 21. August 1917 wird dem Vikariat Hostau ein Schreiben mit beiliegender Inventarliste aller Glocken des gesamten Vikariats übermittelt. Hostau wird mit fünf Glocken aufgeführt. Da die Hostauer Dechanteikirche nur mit Stahlglokken ausgestattet ist, finden diese keine Verwendung. Nur die Glocke auf dem Friedhof wird für den Krieg beschlagnahmt. Als jedoch Österreich kapituliert und der Krieg zu Ende ist, wird die noch nicht eingeschmolzene Glocke von der Glockensammelstelle in Plan wieder zurück nach Hostau geschickt. Mit der Zerschlagung der Doppelmonarchie wird der selbständige tschechoslowakische Staat nach Lorenc am 28. Oktober 1918 unter ungeheuerem Jubel der tschechischen Nation ausgerufen. Im Vergleich dazu äußert die deutsche Zeitung „Bohemia“ in ihrer Abendausgabe vom 23. Dezember 1918 ihre Enttäuschung über die Ansprache des Gründers und ersten Staatspräsidenten der Tschechoslowakei, Tomáš Garrigue Masaryk (1850–1937), mit folgenden Worten: „Die erste Botschaft Masaryks. Einverleibung Deutschböhmens in den tschechischen Staat.“ Nach dem Krieg kehrt der Hostauer Volksschullehrer Josef Prokosch nach seinem Fronteinsatz zurück in seine Heimat. Am 1. Januar 1919 übernimmt er die Leitung des Chordienstes in der Hostauer Dechanteikirche. Matthias Wunsch aus Schüttenhofen nimmt im Oktober 1917 an der Hostauer Orgel Reparaturen vor, ebenso der Orgelbauer Konrady aus Taus im April 1919. Fortsetzung folgt

Zu dem Artikel „50 Jahre Bischofteinitzer Museum“ über das 35. Heimatkreistreffen in Furth im Wald von Volkmar Dimpfl (➝ HB 26/2023).

Bei der Ortsangabe des Gottesdienstes in Heiligenkreuz wurde beim tschechischen Na-

men auf einen falschen Ort verwiesen. Die falsche Angabe war Chodský Újezd. Dieser Ort befindet sich im Kreis Tachau. Richtig ist Újezd Svatého Kříže im ehemaligen Kreis Bischofteinitz. Peter Gaag Ortsbetreuer

witz, am 24. zum 89. Geburtstag. Wir wünschen alles Gute, Gottes Segen sowie noch viele Jahre in guter Gesundheit und danken für den steten und tatkräftigen Einsatz für unsere Heimat! Peter Pawlik Heimatkreisbetreuer

Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 7. 7. 2023 15
HEIMATBOTE
❯ Hostaus Pfarrer – Teil XXVII Blick von der Empore auf die Landsleute. Radek Wiesner geht, Stanislav Antoš kommt. Bilder: Karl Reitmeier
Herzlich gratulieren wir im Juli Ingrid Hartzmann, ehemalige Ortsbetreuerin von Kschakau, am 6. zum 78. Geburtstag; Franz Metschl, Ortsbetreuer von Schüttwa, am 10. zum 84. Geburtstag und Anna Holzmann, ehemalige Ortsbetreuerin von SchleOrtsbetreuerecke

Heimatbote

für den Kreis Ta<au

Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon

@online.de. Internet www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, Telefax 81 41 19, eMail museum@tachau.de. Spendenkonto: Heimatkreis Tachau, HypoVereinsbank Nürnberg – IBAN: DE38 7602 0070 0002 0824 54, BIC: HYVEDEMM460. Heimatbote für den Kreis Tachau – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

Um Armut, Arbeitslosigkeit, Landknappheit oder religiösen wie politischen Repressionen zu entgehen, machten sich im 19. Jahrhundert viele Europäer auf den Weg nach Nord- und Südamerika, Australien und Neuseeland. Unter denen, die nach Neuseeland aufbrachen, war eine Gruppe von Egerländern, die fast alle aus Dörfern westlich von Pilsen nahe der Kleinstadt Staab kamen.

Über Anlaß und Ursachen dieser Emigration hat der Geographieprofessor Wilfried Heller, ein gebürtiger Elbogener und Träger des Sudetendeutschen Kulturpreises für Wissenschaft 2013, umfangreich geforscht und publiziert. Die entsprechenden Veröffentlichungen sind in der Literaturliste seines 2021 erschienen Buches „Zwischen Herkunft und Neuanfang. Biographische Skizze eines Vertriebenen aus dem Egerland (Böhmen)“ aufgeführt, worin er in dem Abschnitt „Zurück zum Egerland auf dem Umweg über Neuseeland“ auf seine Untersuchungen über die Egerländer Auswanderer eingeht.

Die Auswanderung der Egerländer aus der Staaber Gegend nach Neuseeland ist eng mit der Vita des 1817 in Mantau nahe Pilsen geborenen Offiziers der österreichischen Armee, Martin Krippner, verbunden. Ein Verwandter seiner englischen Frau hatte darauf hingewiesen, daß die neuseeländische Regierung jedem erwachsenen Neusiedler etwa 16 Hektar und jedem Kind ab dem sechsten Lebensjahr acht Hektar Land als Eigentum zuteile, vorausgesetzt, es werde innerhalb eines bestimmten Zeitraums kultiviert. Daraufhin brachen die Krippners und zwei weitere Familien am 8. November 1859 nach Neuseeland auf. Den Ankömmlingen wurde das versprochene Land in der Region von Orewa, ungefähr 30 Kilometer nördlich von Auckland, zugewiesen. Die Lebensbedingungen in dem von Wildnis geprägten Gebiet waren äußerst hart. Da Krippner kein Farmer war, beendete er nach zwei Jahren das Unternehmen und übernahm 1861 in Orewa das Amt des Postmeisters.

Trotz seines Mißerfolgs als Siedler schilderte Krippner in einem Brief in seine böhmische Heimat in leuchtenden Farben die Chancen, in Neuseeland Flächen für eine eigene Farm zu erhalten. „Die Folge dieser Werbung war“, so Wilfried Heller in seinem Beitrag „Auswanderer des 19. Jahrhunderts aus Böhmen nach Neuseeland und ihre Nachkommen“, „daß mehr als 80 Personen aus Krippners Heimatdorf Mantau und elf Nachbardörfern im Jahre 1863 die Müh-

� Auf den Spuren von Auswanderern im 19. Jahrhundert

Vom Egerland nach Neuseeland

sal und die Kosten einer mehr als dreimonatigen Reise auf sich nahmen und ihm folgten.“

Der Auszug der 83 Menschen umfassenden Gruppe von Egerländern begann am 26. Februar 1863 am Staaber Bahnhof. Nach Zwischenaufenthalten in Prag und Hamburg-Altona und dem Übersetzen nach England, startete am 12. März 1863 mit dem Schiff War Spirit von Gravesend das Abenteuer ins ferne Land unter dem Kreuz des Südens. Ein tragischer Unfall überschattete die ansonsten ereignislose Fahrt über die Meere. Bei einer plötzlich auftretenden Sturmbö in der Tasmansee verrutschte eine Ladung und tötete den Egerländer Lorenz Turnwald. Seiner Frau und seinen fünf Kindern stand in der neuen Heimat ein trauriger Beginn bevor. Die Seefahrt bis in den Hafen von Auckland dauerte gut drei Monate. Unter der Leitung von Martin Krippner brachte von dort ein Kutter die Gruppe in nördlicher Richtung die Ostküste entlang an die Mündung des Flusses Puhoi, wo 1965 der Wenderholm Regionalpark angelegt wurde. Der Maori-Häuptling des Gebiets, Te Hemara Tauhia, der sich auch später als überlebenswichtiger Unterstützer der Einwanderer erweisen sollte – was ihm den auf einem Gedenkstein eingravierten Titel „Puhois be-

ster Freund“ einbrachte –, paddelte sie dann mit seinen Mannen in Kanus flußaufwärts zum endgültigen Zielpunkt.

Am 29. Juni 1863, einem feuchten Wintertag, ging man kurz hinter der Stelle, an der heute die Puhoi Centennial Hall steht, etwa 50 Kilometer nördlich von Auckland an Land. Auf einer kleinen Lichtung stan-

nen, obwohl sie erschöpft waren. Die Erschöpfung vergrößerte ihre Ängste, und eine Frau sagte später: ,Wenn ich übers Meer hätte gehen können, wäre ich heimgegangen.‘ Das Tageslicht half nicht viel. Sie hatten gegen den fast undurchdringlichen Busch anzukämpfen. Sie kannten die Wälder, die es in ihrer Heimat viel gab, aber dieser dunkle,

ge Gebäude ersetzt wurde. Dort feierten die Siedler mit der Musik und den Tänzen aus der Egerländer Heimat ihre traditionellen Feste. Damit wurde Puhoi im Verlaufe der Jahre aufgrund der Fleißes und der Tatkraft seiner Bewohner zu einem blühenden Gemeinwesen.

Einen Einschnitt brachten der Erste und der Zweite Weltkrieg, als es nicht mehr opportun war, in Neuseeland Deutscher zu sein. Selbst von ihrer, allerdings nicht realisierten, Internierung war die Rede. Aus den deutschen Egerländern wurden so über die Zeit englischsprachige Bohemians. Unbedingt zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang, daß die Nachkommen der Egerländer Siedler in den beiden Weltkriegen in den auf der Seite der Alliierten kämpfenden neuseeländischen Streitkräften dienten und dabei einen nicht geringen Blutzoll zu entrichten hatten.

den zum Empfang zwei aus Ästen von Nikau-Palmen errichtete Hütten, die ersten Unterkünfte der Einwanderer und der Grundstein für die nach dem Fluß Puhoi benannte Ortschaft. Über die gedrückte Stimmung der Siedler gibt eine Passage in der vom Puhoi Bohemian Museum herausgegebenen Schrift „Von Böhmen nach Puhoi“ beredt Ausdruck: „Während in dieser Nacht die Männer draußen um ein Lagerfeuer saßen, sich leise unterhielten und versuchten, in Anbetracht einer unmöglich scheinenden Aufgabe eine Art Plan zu entwerfen, lagen die Frauen und Kinder in der zweiten Hütte auf dem harten, nassen Boden. Die Kinder schliefen, aber die Frauen konnten am Anfang nur wei-

dichte Bewuchs, der sich die steilen Hänge hinaufzog, war angsteinflößend.“

Die Egerländer erwartete ein entbehrungsreiches, von härtester Arbeit geprägtes Dasein. Dabei war der Busch bei der Urbarmachung zwar ihr Feind, in den Anfangsjahren jedoch auch ihre Lebensgrundlage. Denn abgesehen von der Deckung des Eigenbedarfs an Holz für den Bau von Häusern, ermöglichten ihnen die mächtigen Kauri-Bäume die ersten monetären Einnahmen. Konnten doch aus deren Holz Dachziegel produziert werden, die man nach Auckland verkaufte. Darüber hinaus verdingten sich die Siedler im aufkommenden Straßenbau. Als selbst diese Geldquellen langsam versiegten,

hatte der als Gründer Puhois geltende Martin Krippner, der zwar nicht selbst Axt und Säge bei der Landnahme bediente, aber als Postmeister und mit seiner Frau als Lehrer fungierte, die Idee, für den Export nach China Pilze zu sammeln und zu trocknen. Ein Geschäft, das über Jahre gut lief. Mit dem auf den verschiedenen Wegen verdienten Geld konnten allmählich die Hütten durch feste Häuser ersetzt und Rinder und Schafe angeschafft werden. Durch Nachwanderungen zwischen 1866 und 1876 kamen mehr als 100 weitere Egerländer, meist von Dörfern, aus denen die ersten Pioniere stammten, in den Ort. Die Zahl der Bewohner Puhois überstieg bald die Marke von 400. Da bis 1883 bereits an die 1200 Hektar dem Busch für Weide- und Akkerland abgerungen worden waren, realisierte sich Schritt für Schritt der Wunsch der Egerländer Immigranten nach einer Existenz als selbständige Farmer. 1869 wurde die ersten Schule gebaut. Zuvor hatte der Unterricht in Hütten aus Palmästen stattgefunden. 1880 errichteten die Egerländer, die ihrem römischkatholischen Glauben zutiefst verhaftet waren, eine Kirche. Sie etablierten Handwerksbetriebe wie eine Schmiede und Geschäfte. 1879 bauten sie ein Hotel, das um 1900 durch das jetzi-

Bereits kurz nach der Gründung ihres Ortes waren Bewohner Puhois an der Entstehung weiterer Siedlungen von Egerländern in Neuseeland beteiligt, nämlich den rund 130 Kilometer südlich von Auckland, nahe der Stadt Hamilton gelegenen Ohaupo und Te Rore. Diese Niederlassungen waren einer Strategie der neuseeländischen Regierung geschuldet, im Kampf gegen die Maoris das Land möglichst schnell durch Europäer zu kolonisieren. Im Hinblick auf ihre Einwohnerzahlen erreichten aber weder Ohaupo noch Te Rore die Bedeutung Puhois. Zwar leben viele der Nachkommen der eingewanderten Egerländer heute verstreut in ganz Neuseeland sowie zum Teil in Australien, und keiner ist mehr des Egerländer Dialektes mächtig. Dennoch fühlen sie sich ihrer Abstammung durch einen jährlich zweimal herauskommenden Newsletter und der jedes Jahr am 29. Juni, dem Ankunftstag der Pioniere in Puhoi, stattfindenden Feier immer noch verbunden. Und obwohl die Zahl der Zuzügler anderer Herkunft in der Siedlung zunimmt, bleibt Puhoi doch der zentrale Ort des Erinnerns an eine in der Fremde ihr Glück suchende Gruppe aus dem Egerland. Puhoi versteht sich nun dank seines Bohemian Museums, seiner zahlreichen Gedenksteine und -plätze, der von der ersten Siedlergeneration erbauten, mehrfach erweiterten Kirche und nicht zuletzt wegen des Friedhofs mit den Gräbern der Pioniere als Historic Village. Die Gräber erinnern an Menschen, die auf sich allein gestellt, größte materielle Not und Strapazen überwanden und sich, ohne den Bezug zu ihren Wurzeln zu verlieren, erfolgreich in die Gesellschaft des Aufnahmelandes integrierten.

Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 7. 7. 2023 16
86 21) 6 36 27, Telefax 64 75 27,
wolf-dieter.hamperl
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Blick auf Puhoi. Bilder: Walter Kreul (3), Puhoi Bohemian Museum (3) 1863 beziehen die Egerländer die ersten Palmhütten in Puhoi, in den Folgejahren entstehen die ersten Häuser. Die 1880 erbaute Kirche ist den Heiligen Peter und Paul gewidmet. Das Puhoi-Hotel, wie es sich seit dem Umbau um 1900 präsentiert. Das in einer ehemaligen Schule untergebrachte Bohemian Museum.

Sudetendeutscher Tag 2023

Heimatkreis Leitmeritz in Regensburg

Auch in diesem Jahr ist der Heimatkreis Leitmeritz wieder mit einem eigenen Stand auf dem Sudetendeutschen Tag 2023 in Regensburg vertreten gewesen.

Am gut besuchten Stand vom Heimatkreis Leitmeritz trafen wieder viele bekannte Heimatfreunde aufeinander und es konnten auch einige neue Kontakte geknüpft werden. Erstmals fand dies mit Beteiligung der neuen Heimatkreisbetreuerin Yvi Burian statt. Auch entstanden neue Pläne bezüglich Trachten vom Elbetal. Der Stand vom Heimatkreis Leitmeritz war reichlich mit Informationsmaterial ausgestattet und wurde sorgfältig durch Sven Pillat aufgebaut und betreut. Auch Fritz Schreiber, ehemaliger stellvertretender Vorsitzender des Heimatkreisverbandes

Leitmeritz e.V., wirkte sehr kompetent am Stand mit. Erstmals konnte auch ich als neue Heimatkreisbetreuerin sowohl am Stand vom Heimatkreis Leitmeritz als auch auf dem gesamten Veranstaltungsgelände den Sudetendeutschen Tag mitgestalten.

Es ergaben sich viele interessante Gespräche zwischen allen Mitwirkenden und Besuchern,

❯ Wie es früher war/Schüttenitz

allen bekannten als auch neuen Kontakten und es war reger Betrieb am Stand. Insgesamt konnten auch mehr Besucher als letztes Jahr begrüßt werden.

Viele Landsleute, Heimatfreunde und Gäste, sowohl von deutscher Seite als auch aus der tschechischen Republik, durfte ich in Regensburg wiedersehen und auch gute Gespräche führen, wie zum Beispiel mit Pavel Bělobrádek, Milan Horáček, Peter Barton, Martin Dzingel, Sylvia Stierstorfer, Gerhard Hermann, Steffen Hörtler, Hagen Novotny, Markus Decker und ganz vielen weiteren.

Christoph Lippert und seine Frau konnte ich nun auch persönlich kennenlernen, denn ich habe mich bei ihm zur Sommerakademie der Colloquia Ustensia im August in Aussig angemeldet, weil ich die tschechische Sprache erlernen möchte. Meine Vorfahren waren damals auch mehrsprachig und beherrschten das Tschechische. Im Oktober werde ich außerdem an der Fahrt nach Leitmeritz und Prag teilnehmen, welche vom Freundeskreis Fulda-Leitmeritz vorbereitet wurde.

Da diese Ausflüge auch zur Heimatkreisbetreuung passen, gebe ich diese Info hier gerne weiter.

Am Sonntag wurde mir kurzfristig die Ehre zuteil, am Einzug der Fahnenabordnungen und Trachtengruppen zur Hauptkundgebung teilzunehmen und so durfte ich, nach Einweisung in die Benimmregeln, hinter der Nummer 16, dem Adlergebirge, mitlaufen – zusammen mit Bernd Klippel, beide fürs Elbetal zuständig. Obgleich wir in normaler Festkleidung, aber ohne Tracht liefen, begrüßten mich sowohl Dr. h. c. Bernd Posselt als auch direkt danach Herr Dr. Markus Söder jeweils anerkennend mit Handschlag. Nach der Hauptkundgebung konnte ich mit Markus Söder noch ein paar Worte wechseln und ein nettes Erinnerungsfoto machen. Es ziemt sich eigentlich, bei einem Trachteneinzug tatsächlich in einer Tracht zu laufen.

Seit letztem Jahr suche ich bereits Material, welche Elbetal-Trachten es gegeben hat. Wer Material hierzu wie Trachten, Bilder, Schnittmuster und Schneidereikenntnisse oder gar selbst eine Elbetal-Tracht besitzt und Interesse hat daran mitzuwirken, für das Elbetal die Tracht zu tragen, darf sich gerne bei mir oder bei Sven Pillat melden. Es wäre eine schöne Idee, wenn

Früher in Schüttenitz

Nach der Volkszählung von 1930 ist Schüttenitz damals ein Dorf mit 293 Häusern und 1.306 Einwohnern gewesen.

In Schüttenitz stehen das Schloß der Vy šehrader Pröpste, erbaut 1699, und die St. Peter und Paul Kirche aus dem Jahr 1680. Am Südhang des Kreuzberges gelegen, gibt es ein günstiges Klima: die Grundlage für einen ertragreichen Obstanbau. Nach den im 18. und 19. Jahrhundert durch den in Schüttenitz beheimateten Meteorologen und Dechanten Dr. Kreibich vor

Wagner und der Harfenspieler

Bekanntlich besuchte der Komponist Richard Wagner im Jahre 1842 während seines Sommeraufenthaltes in der Badestadt Teplitz auch den Schreckenstein.

Er entwarf hier den ausführlichen Plan zu seiner Oper „Tannhäuser“, wie dies noch heute eine Gedenktafel im Torhaus der Burgruine bezeugt.

Weniger bekannt dürfte es dagegen sein, daß der junge Wagner bereits 1826 auf einer Fußwanderung von Dresden nach Prag, wo er seine ältere Schwester Rosalia besuchte, das böhmische Elbetal mit dem Schrekkenstein kennengelernt hat.

rasend, beschwor in einem fort sein Nonplusultra und sank endlich berauscht auf sein Strohlager.“

Wenn jene häufig bekräftigte Erfahrungstatsache stimmt, daß die Eindrücke der Kindheit und Jugend die lebendigsten im weiteren Dasein bleiben, dann könnte dieses scheinbar belanglose Erlebnis des Dreizehnjährigen durchaus anregend gewirkt und so seinen Niederschlag im Lebenswerk des Künst lers gefunden haben.

sich das Elbetal künftig auch in Tracht zeigen könnte. Vielleicht kann aus diesem Traum Realität werden.

Am Sonntagnachmittag war ich am Tisch der Heimatlandschaft Elbetal mit Frau Alesi zugegen, ansonsten konnte man mich entweder am Stand oder während der verschiedenen Veranstaltungen, an denen ich auch teilnahm, ansprechen. Da mich nicht alle finden oder antreffen konnten, machte mich freundlicherweise Margaretha Michel darauf aufmerksam und gemeinsam mit ihr konnte ich in letzter Minute doch noch die eine Besucherin kurz vor dem Parkplatz und auch einen Besucher sogar bereits im Reisebus sitzend kurz vor der Abreise vorfinden und noch schnell in letzter Minute den Kontakt herstellen.

Insgesamt war es eine große Freude dabeigewesen zu sein, wie der bedeutsame Sudetendeutsche Tag 2023 Geschichte geschrieben hat. Die Sudetendeutsche Landsmannschaft hat mit allen Mitwirkenden eine Höchstleistung mit einem so minutiös durchgeplanten Programm erbracht. Yvi Burian, Betreuerin des Heimatkreises Leitmeritz

Ort durchgeführten Temperaturmessungen betrug das Jahresmittel 9,42 Grad Celsius. Dies war der höchste in Böhmen ermittelte Durchschnittswert. Seither bezeichnet man das Dorf als den wärmsten Ort Böhmens.

Dabei begegnete er in einer Herberge bei L obositz einem Prager, der eine Harfe bei sich hatte: „Mein Harfenspieler geriet in leidenschaftliche Lustigkeit, es wurde viel Czernoseker Wein getrunken. Er sang und spielte auf seiner Harfe wie

Damals

Aus der Heimat einst vertrieben in die allergrößte Not, war uns nichts, gar nichts geblieben –reiche Ernte hielt der Tod.

Wo war nur das Weltgewissen?

Stürzte nicht der Himmel ein?

Von der Heimat losgerissen, traf uns nicht ein Hoffnungsschein.

Niemand hat ein Licht gezündet, damals, als man uns verjagt. Weiß man heut‘, was der empfi ndet, dem die Heimat blieb versagt?

Niemand öffnete uns Türen, unbeschreiblich war das Leid.

Hunger ließ die Seelen frieren, Herzen füllte Bitterkeit.

Neben der Kirche steht die Pfarrei aus dem Jahr 1699, die zwei Pfarrscheunen und die Schule (von 1913) sowie die ehemalige Pachmühle und das Haus Teich (von 1895). Die Schloßmühle befi ndet sich unterhalb der Pfarrei. Eine der ältesten Aufnahmen des Dorfplatzes und der Kirche stammt aus dem Jahr 1905, als noch die 1896 beschafften sechs Gaslaternen standen. Die Wasserpumpe wurde mit Einführung der Wasserleitung 1913 entfernt. An der rechten Hauswand der späteren Bäckerei Ritschel hing ein Plakat mit der Überschrift: „Maurer, heraus! Oeffentliche Vereinsversammlung“. Damals bestanden also schon gewerkschaftliche Aktivitäten vor Ort.

Willibald Teich, Georg Pohlai, in „Wie‘s dehejme wor“

Möglicherweise trat ihm dieser Harfner als der die Reize der Venus preisende Tannhäuser wieder in Erinnerung – freilich als ein nicht unter Alkoholeinwirkung stehender Minnesänger – als er mehr als anderthalb Jahrzehnte später ganz in der Nähe von Lobositz jene Oper „auf dem so romantisch gelegenen Schreckenstein bei Aussig“ konzipierte. Helmut Hoffmann

Jahre sind ins Land gezogen, seit Unfaßbares geschah. Jugendzeit ist längst vergangen, nur das Heimweh ist noch da.

Längst hat wohl die Welt vergessen all die Tragik jener Zeit. Was die Ahnen schon besessen, ist nur noch Vergangenheit.

Reich an Früchten war‘n die Fluren, lohnte aller Menschen Fleiß. Doch verwischt sind uns‘re Spuren und zerrissen ist der Kreis.

Fernes Elbtal: Berge, Burgen, Garten Böhmens, weit bekannt. Nur die Liebe, tief geborgen, blüht im Herzen, Heimatland. Marianna Kohlert, Einsender: Georg Pohlai

Meldung Verstorbener und Einsendung von Beiträgen

Liebe Leser und Leserinnen, Ich würde mich über Post und Beiträge von Ihnen sehr freuen. Diese können Sie mir postalisch unter der Adresse

Heike Thiele, Eulengasse 16, 50189 Elsdorf oder gerne per E-Mail zusenden: Thiele.Heike@gmx.de

Bitte nennen Sie mir Verstorbene, damit ich aktuell bleiben kann. Ich bin auf Ihre Benachrichtigungen angewiesen. An Sie ganz herzlichen Dank und liebe Grüße! Heike Thiele

Kultur
Betreuerin Heimatkreis Leitmeritz: Yvi Burian, Eugen-Kaiser-Str. 21, 63526 Erlensee, Tel. 06183 8995283, eMail: sudetenburi@gmail.com. Betreuer Wedlitz, Drahobus, Straschnitz, Laden, Julienau, Brzehor: Sven Pillat, OT Chursdorf 44, 07580 Seelingstädt, eMail: . Redaktion: Heike Thiele, Eulengasse 16, 50189 Elsdorf, Tel. 02271 805630, eMail: thiele.heike@gmx.de. Redaktionsschluß: 15. Vormonat.
Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 7.7. 2023 17
Sven Pillat und Yvi Burian, Heimatkreisbetreuerin von Leitmeritz. Der Stand des Heimatkreises Leitmeritz in Regensburg, betreut von Sven Pillat, Fritz Schreiber und Yvi Burian. Sven Pillat neben einer farbenfrohen und sehr schön gearbeiteten Tracht. Fotos: S. Pillat/Y. Burian Kirche, Pfarrei, Pfarrscheunen, Schule, Pachmühle und Haus Teich. Dorfplatz und Kirche 1905. Fotos: Willibald Teich, Georg Pohlai

� Wie es früher war

Einer, der herumgekommen ist

Das Schifferbuch des Bootsmannes Lamatsch aus dem Jahr 1919 ist ein interessantes Zeitzeugnis.

Es tauchen immer einmal wieder interessante Dokumente aus Nachlässen auf. Dieses Büchlein des Leitmeritzers

Einband Bootsmann, die bei den Arbeitgebern auftauchende Bezeichnung Schiffsgehilfe klingt weniger glanzvoll.

Die Eintragungen seiner Arbeitgeber in Magdeburg und Hamburg lassen einen Blick auf die damalige Inflationsentwick-

lung werfen. So verdiente er im November des Jahres 1922 eine Summe von 6.800 Reichsmark pro Woche und im Dezember 1922 schon 9.200 Reichsmark wöchentlich.

Neben den Eintragungen im Arbeitsbuch ist ebenfalls ein von

� Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag

95 Jahre

31.07.1928, Sidonia Richter, geb. Garlik, früher Schebine

Kottomirsch

17.07.1939, Erika Martin, geborene Schilha

Kuttendorf

Alfred Lamatsch, geboren 1898 in Leitmeritz, ist ein Beispiel dafür.

Laut dem Einwohnerbuch von Lotte Beer-Heidrich lebte er in der Kleinen Mühlgasse 12 und es verschlug ihn nach der Vertreibung nach Westdeutschland. Stolz nennt er sich auf dem

� Mundart

È schlôgfartichs

Barschl

È bißl wos zun Schmunzln. Das Zeichen ^ steht dabei für einen langen Vokal, der fallende Akzent ` für ein kurzes, auf o hintendierendes e.

Wie wôr dos blûß vor ochzich

Jôhrn, ols mèr noch dèrhejme wôrn! In Krîege befond sich unser Land, monch jungèr Môn „in Felde“ stand. L âbnsmittl krîegte mèr uck uf Markn, e „Schworzmorkt“ kunnte sû erstarkn. For Ejer, Milch und Bauèrnbrût battèlte dèr Stejdter in sannèr Nût. Zun „Hamstèrn“ fûhr èr immèr wîedèr – und toute dèrbei ganz bîedèr – zun Bauèrn naus auß nêhere Land, wû âr stets wos zu hamstern fand!

 dèr Houf vun mein Eltern wôr e Ziel; dart goubs vu monchem doch racht viel. Ban Hamstèrèrn wôr â e Pensionist; und – wos mèr ols Kind gôr nich vèrgißt – aus Tejplitz is âr mit‘m Zûge kumm. Âr ging â schun e schêns bißl krumm, obèr âr wôr freindlich zu uns, hotte uns gern; vu îhm kunnt‘ mèr gôr

� Leserbriefe

Sven Pillat, der den Stand des Heimatkreises Leitmeritz organisiert, aufgebaut und betreut hat, berichtet von seinen Eindrücken auf dem Sudetendeutschen Tag in Regensburg.

Auch in diesen Jahr hatte der Heimatkreis Leitmeritz wieder einen eigenen Stand und der war gut besucht.

Unter den Mitstreitern waren die neue Heimatkreisbetreuerin Ivy Burian und natürlich Herr Schreiber, ehemaliger stellvertretender Vorsitzender des Heimatkreisverbandes Leitmeritz e.V.

Anzumerken bleibt, daß bedeutend mehr Besucher als letztes Jahr kamen und wieder viele bekannte Gesichter dabei waren.

Sie kennen sicher einige der Namen: Ewald Pechwitz aus Altenkunstadt, ehemals in Graber ansässig, Edith Streit aus Fürth, die

wos lern‘n. E klejns Gedichtl is mîr hengn geblîebn; îch hobs for Eich dou aufgeschrîebn. De Schmîedelêhne bei en Stâdtl, die wôr – wie mèr sû sôt – s‘Wuchnblâtl. K immt mèr s‘Darfl ûbn nei, jû, dou frôt se glei: „Wu gîhst‘n hîe? Wû kimmst‘n hâr? Wâr is‘n dîe, wâr is‘n dâr?“

Des Nuppèrs klejnèr Frîedl, ei, dos wôr ju s‘richtche Blütl; zer Schûle wullt âr schnelle gîehn, doch flugs frôt dou de Lêne îhn: Ei, du klejner Nickl, wos host‘n dou in dan‘n Hückl?“ Nu, Hûfeisn for eier Zickl!“

Doumôls wußte ju jêdèrmôn, doß Schmîede nar bei Pfârdn de Hûfe beschlôn, doß de Ziegn ohne Hûfeisn lâfn, de boukign genau wie â de bravn.

Und itze, s‘Gesichte vull Runzln, konn ich doudrübèr immèrnoch schmunzln. Und doß dos Erinnèrn noch leidlich giêht – wie jeder, Ihr Freinde, hier sîeht – dofür dank‘ ich von frîhe bis spêt – und is grüßt hèrzlich Eièr Dubkowitzèr Ed. Prof. Dr. Eduard Hlawitschka

ihm verfaßter beigelegter Zettel interessant, in dem er seine Kriegszeit kurz zusammenfaßt. Er diente von 1916 an in der k.u.k.-Marine und geriet in italienische Gefangenschaft, aus der er am 06.02.1919 zurückkehrte. Sven Pillat

Vu dahee(j)me –die Spais

Georg Pohlai berichtet davon, wie man früher Lebensmittel aufbewahrt und gekühlt hat.

Sgoob nouch kenn Kiehlschrankn oda suu ewoos ehnliches. Ai unsann Haisan hottnse olle enne Spais. Obba Rupprichs Willi ausn Schworzn Ross hout siech vu dar Elbschloußbrauarei gruuße Aisblecke brenng lussen, doumitte hout ar saine Bierfassln gekiehlt. Mier hottn halt die Spais. Unsa Haisl woor mit daan hindern Teel a in Bargl aigegrobn, ai dar Ecke woor die Spais. Kee Fanstrichl, ock nischt, och enne elektrische Funzl, mit enna klenn Barne, Mamme soohte, die hotte ock fi mfunzwanzig Karzn. Ai dar Spais woor halt olls woss kalt schtiehn sullte. Mejchmou hout sich schunn enne Maus valuffn, wail die Haustiere ain Summa imma uffe ba dou hottma schunn enne Fol le.

wullte:

an (die aldn Laite, woss daheeme

gruuß sain wurdn) wie doss woor, wemma Kolatschn, die gruußn oda die klenn ai da Spais hottn. Ma hout siech schunn drauf gefrejt, ejmou tichtich naibaißn zu kenn. Und dann mit ej mou, hout ma geschpatzlt wie varrickt, warum? Nu, wail sich Segommsn unda daan Kuchchnboudn vakruchn hottn. Schmeckt ia doss haite aa nouch? Georg Pohlai

Eine Korrektur

Die Mundartbeiträge „Ejs(e)n“ (Juni-Ausgabe) und „Der Leschak“ (April) wurden von Erich Hofmann aus Delmenhorst verfaßt und nicht, wie angegeben, von Helmut Hoffmann.

Da das Anfertigen seiner Berichte sehr aufwändig ist und mit viel Engagement geschieht, bedauere ich diesen Fehler beson-

29.07.1928, Hedwig Söllner, geb. Schmidt, früher Leitmeritz

13.07.1928, Helma Kunz, geb. Gampe, früher Watislaw

08.07.1928, Herta Krüger, geb. Kirschner, früher Wegstädtl

07.07.1928, Alfred Weyde, früher Ruschowan

04.07.1928, Dr. Otto Podwin, früher Leitmeritz

90 Jahre

26.07.1933, Josef Munzig, früher Ruschowan

19.07.1933, Erna Luderer, geb. Kutzler, früher Leitmeritz

15.07.1933, Theresia Schattkowsky, geb. Nietsch, früher Kottomirsch

09.07.1933, Erwin Brünnich, früher Tetschendorf

07.07.1933, Renate Wurbs, früher Groß-Hubina

04.07.1933, Horst Leipelt, früher Praskowitz

02.07.1933, Anna Russe, früher Kutteslawitz

85 Jahre

20.07.1938, Josef Sehler, früher Naschowitz

17.07.1938, Ingeborg Fiedler, geb. Balke, früher Nieder-Koblitz

80 Jahre

15.07.1943, Heinz-Jürgen Konetschnik, früher Aussig

14.07.1943, Elvira Kober, geb. Gaudek, früher Rzettaun

08.07.1943, Helga Virnekäs, geb. Nass, früher Trebnitz

75 Jahre

30.07.1948, Gerlinde Heiden, geb. Nowak, früher Triebsch

Auscha

04.07.1927, Ernst Richter

20.07.1927, Gisela Sperlich, geborene Völlmer

15.07.1934, Evelyn Hütter, geborene Richter

02.07.1936, Franz Wolf

Bleiswedel

10.07.1955, Sigrun Bruder

Eicht

19.07.1946, Franz Schmied

Gastorf

31.07.1929, Richard Kraus

Gießdorf

26.07.1932, Wilfried Raude

Groß-Hubina

12.07.1941, Rotraud Knespel, geborene Langer

Groß-Tschernosek

19.07.1931, Herta Böhm, geborene Berger

Hinter-Nessel

08.07.1970, Ronald Tille

Hlinay

09.07.1939, Ingrid Herber, geborene Sommer

Jena

18.07.1959, Dr. Ute Sasum

Julienau

17.07.1935, Hubert Benesch

Klein Priesen

06.07.1939, Ursula Schmidt, geborene Teltscher

Klein-Wosnalitz

10.07.1942, Heinz Hanel

Für Ihren Terminkalender

14.07.1940, Inge Wegener, geborene Nitschel

Leitmeritz

03.07.1922, Kurt Wilk

07.07.1927, Hans Wunsch

31.07.1927, Marianne Stein, geborene Masopust

17.07.1926, Hans Greiner

13.07.1931, Marianne Rühlicke, geborene Gottelt

29.07.1931, Anni Welisch, geborene David

01.07.1937, Renate Sokoll, geborene Schneider

27.07.1940, Norbert Ullmann

30.07.1940, Horst Geppert

08.07.1941, Dagmar Bertram, geborene Kühling

18.07.1944, Otto Gruß

Libochowan

28.07.1937, Horst Jakesch

Lobositz

09.07.1939, Erika Obermann, geborene Ringmayer

Molschen

30.07.1931, Margarethe Ritter, geborene Kudrna

Neuland

06.07.1926, Erika Greim, geborene Semsch

13.07.1935, Helene Melzer, geborene Rudolf

Ober-Koblitz

29.07.1934, Edeltrude Kahl, geborene Richter

Ober-Rschepsch

02.07.1936, Gertraude Schneider

Pokratitz

27.07.1936, Brigitta Ruden, geborene Sommer

Praskowitz

17.07.1939, Adolf Demuth

Schüttenitz

06.07.1930, Franz Bienert

12.07.1935, Ernst Klein

Sebusein

16.07.1937, Heinrich Bohaboj

Selz

23.07.1936, Gerhard Doleschal

Sullowitz

15.07.1920, Rudolf Klein

Taschow

24.07.1929, Josef Heischel

Triebsch

12.07.1941, Martha Lohmeier, geborene Wunder

Trnobrand

01.07.1934, Anni Kunert

03.07.1940, Ingrid Hofmann

Trnowey

27.07.1955, Michael Niemann

Trschebautitz

24.07.1941, Karin Pflanze

Tupadl

27.07.1930, Emil Burda

Wedlitz

05.07.1926, Anni Carl, geborene Gerner

09.07.1936, Horst Strotzer

19.07.1952, Dorothea Bier, geborene Kanert unbekannt

27.07.1940, Peter Hartherz

Maria-Magdalen-Fest in Taschow

Herzlich willkommen zum Maria-Magdalen-Fest in Taschow, das am 22. Juli 2023 stattfindet.

Unser Hoch- und Patronatsfest beginnt um 14:00 Uhr in der Maria-Magdalen-Kapelle zu Taschow mit Festgottesdienst. Im Anschluß laben wir uns an der Kaffeetafel im Schloß Schüttenitz. Hernach finden wir uns

Nachrufe

Gerhard Hermann ist verstorben. Dem kurz nach dem Sudetendeutschen Tag leider verstorbenen

zum Dämmerschoppen auf dem Marktplatz in Leitmeritz ein. Allen Heimatfreunden aus fern und nah wünsche ich eine gute Anreise – Euer Mario Kurt Melzer, Ortsbetreuer von Taschow.

P.S.: Hoch wollen wir diesmal unseren guten Hirten Pfarrer Havelka leben lassen. Er beging sein 70. Wiegenfest!

Hammer aus Hanau, der aus AltThein stammt, und viele Besucher mehr. und Trachten eingeladen zu sein und sie vertrat dort unseren Heimatkreis Leitmeritz. Viele Grüße aus Nürnberg. Sven Pillat
Eindrücke vom Sudetendeutschen Tag
in
Erinnerung:
in
für alles!“ Yvi Burian Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 7.7. 2023
Paneuropäer Gerhard Hermann
trauriger
„Ruhe
Frieden Gottes und Danke
18
� Mundart
Yvi Burian beim Festumzug.
Ein Gruß aus Regensburg nebst einer Flasche Budweiser. Fotos: Yvi Burian Auszüge aus dem Schifferbuch von Alfred Lamatsch, geboren 1898 in Leitmeritz. Fotos: Sven Pillat

Heimatblatt der Vertriebenen aus dem Stadt- und Landkreis Aussig an der Elbe

Betreuer der Heimatkreise – Aussig: Brigitta Gottmann, Hebbelweg 8, 58513 Lüdenscheid, Tel. 02351 51153, eMail: brigitta.gottmann@t-online.de – Kulm: Rosemarie Kraus, Alte Schulstr. 14, 96272 Hochstadt, Tel. 09574 2929805, eMail: krausrosemarie65@gmail.com – Peterswald, Königswald: Renate von Babka, 71522 Backnang, Hessigheimerstr. 15, Tel. 0171 1418060, eMail: renatevonbabka@web.de – Heimatgruppe Graupen, Mariaschein, Rosenthal und Umgebung: Sibylle Schulze, Müggelschlößchenweg 36, 12559 Berlin, Tel. 030 64326636, eMail: sibyllemc@web.de – Redaktion: Karin Wende-Fuchs, Agg 3, 83246 Unterwössen, Tel. 08641 6999521, Mobil 0157 32215766, eMail: aussiger-bote@t-online.de – Redaktionsschluß: jeweils der 15. des Vormonats.

Der 11. Juli ist ein Datum, das uns an den Geburtstag von Prof. Dr. Franz Josef Umlauft erinnert. Ihm verdanken wir das größte Schriftwerk über unsere Heimat: „Geschichte der deutschen Stadt Aussig“. Mit 804 Seiten und 420 Abbildungen ist es sozusagen die „Bibel“ für alle Heimatvertriebenen aus dem Kreis Aussig und deren Nachkommen. Die Intention Professor Umlaufts war, mit diesem Werk nicht nur Erinnerungen an die Heimat wachzuhalten, sondern den Vertriebenen das Wissen um ihre Wurzeln mitzugeben und ihr Selbstbewußtsein beim Neuanfang zu stärken.

Von der Stadtgründung bis zur Vertreibung 1945 beleuchtet das Buch in drei Zeitabschnitten das öffentliche Leben in Staat und Gemeinde, sowie Stadtverwaltung, Verkehr, Industrie, Gewerbe und Handel, Geldanstalten, Religionsgemeinschaften, Schulwesen, Publikationen, Kunst, Wissenschaft und das gesellige Leben. Die „Geschichte der deutschen Stadt Aussig“, 1960 herausgegeben vom Hilfsverein Aussig, ist sein letztes

Werk. Am 23. Mai 1960 verstarb

Prof. Dr. Franz Josef Umlauft völlig überraschend im Wartezimmer seines Arztes in seinem Wohnort Bayreuth. Bis zuletzt war er mit der Überarbeitung der ersten Ausgabe beschäftigt, die Veröffentlichung seines Hauptwerkes erlebte er nicht mehr.

Josef Umlauft wurde am 11.

Juli 1883 in Spansdorf / Bezirk

Aussig als Sohn des Kaufmanns

Josef Umlauft geboren. Der Vater hatte im Geburtshaus einen dörflichen Gemischtwarenhandel und leitete den Spar- und Vorschußverein. Die Mutter betrieb eine kleine Landwirtschaft. 1920 heiratete Josef Umlauft Theresia Christine Placht, Tochter des Uhrmachermeisters und Bürgermeisters von Niemes. Mit ihr bekam er drei Söhne. Seine Ehe bezeichnete er als sehr glücklich.

Zum 140. Geburtstag

Prof. Dr. Josef Umlauft

aus, das ab 1933 zusammen mit dem „Türmitzer Jahrbuch“ erschien und nun „Heimatkalender für den Aussig-Karbitzer Bezirk“ hieß. Diese Publikationen sind noch heute ein unerschöpflicher Schatz an Heimatgeschichte und Geschichten.

1950 ging Prof. Dr. Franz Josef Umlauft in Pension, Ruhestand kannte er aber nicht. In Bamberg wurde er als Archivpfleger an das Staatsarchiv berufen. Er unternahm ausgedehnte Vortragsreisen zu Vertriebenen in 250 Orten, auch im Ausland. Sein größtes Vermächtnis an die Nachwelt ist jedoch sein Werk „Geschichte der deutschen Stadt Aussig“, das noch antiquarisch im Internet erhältlich ist.

2014 würdigte das Archiv in

Nach der Volksschule in Spansdorf besuchte Franz Josef Umlauft das Gymnasium in Aussig und studierte nach dem Abitur Philologie (Deutsch, Latein, Griechisch) an der Prager Universität. Seine Lieblingsfächer waren Literaturgeschichte und Volkskunde.

Er unterrichtete ab 1907 an den Gymnasien in Budweis und Prag und ab 1913 in Aussig.

Mit seiner Arbeit über „Grillparzer und die deutsche Romantik“ promovierte er 1915 zum

� Gedenken an das Massaker am 31. Juli 1945

Schwadener Treffen 2023

Gedenktag auf der Brücke

Auch in diesem Jahr freue ich mich auf ein Wiedersehen beim Schwadener Treffen! Am

Sonntag, 30. Juli 2023 um 15.00 Uhr treffen wir uns in der St. Jakobus Kirche in Schwaden zum Gottesdienst in deutscher und tschechischer Sprache. Anschließend gibt es Kaffee und Kuchen im Kirchengarten.

Das Gedenken an die Opfer des Massakers vom 31. Juli 1945 findet am nächsten Tag statt.

Zur Veranstaltung treffen wir uns am Montag, 31. Juli 2023 um 15.00 Uhr an der Gedenktafel auf der Brücke. Zugesagt haben bereits Martin Dzingel und Irene Novak und weitere Mitglieder des deutschen Kulturverbandes sowie Besuchsgruppen aus Deutschland. Im Anschluß gibt es ein gemeinsames Kaffeetrinken im Gemeindehaus. Die Abendandacht wird wieder in der Aussiger Stadtkirche abgehal-

ten. Wie immer sind Gäste herzlich willkommen!

Ich bedanke mich schon jetzt bei der kleinen noch existierenden Gruppe des Kulturverbandes Aussig mit ihrer Vorsitzenden Erna Schwarz für die tatkräftige Unterstützung.

Nähere Auskunft erteilt Brigitta Gottmann, Telefon 02351 51153

eMail: brigitta.gottmann @t-online.de Brigitta Gottmann, Lüdenscheid

Doktor der Philosophie. Nach der Vertreibung ließ sich die Familie in Bayreuth nieder. Hier lehrte Dr. Franz Josef Umlauft an der Oberrealschule, bis er 1950 nach 44 Jahren Lehrtätigkeit in den Ruhestand verabschiedet wurde.

Neben seinem Lehrberuf übernahm Professor Umlauft bereits 1920 das Stadtarchiv Aussig und wurde Geschäftsleiter des Aussiger Stadtmuseums, das sich damals im Türmitzer Schloß befand.

Als sich 1922 die Heimatforscher

� Sudetendeutscher Tag 2023

der Bezirke Aussig, Brüx, Dux, Komotau und Teplitz zu einem losen Verband zusammenschlossen, leitete Professor Umlauft diesen Verband elf Jahre lang, von 1924 bis 1935. Innerhalb dieses Verbandes gründete er 1926 die „Mittelstelle Familienforschung“, die spätere Zentralstelle für sudetendeutsche Familienforschung. Von 1928 bis 1939 gab er die Zeitschrift „Sudetendeutsche Familienforschung“ heraus. 1958 wurde er Ehrenmitglied der Arbeitsgemeinschaft ost-

Rosemarie Kraus erzählt

ihre Geschichte

Über die Graphic Novel „Die vertriebenen Kinder“ der Autoren Marek Toman und Jan Blažek wurde mehrfach im Aussiger Boten berichtet. Am Sudetendeutschen Tag konnte Rosemarie Kraus nun selbst ihre Geschichte erzählen. Sie entstammt der Musikerfamilie Dvorák und wurde in Kulm geboren. Rosemarie Kraus beschreibt, wie ihr Vater die Notenblätter seines Vaters kurz vor der Vertreibung zur Sicherheit in die Kirche brachte, oder wie sie heute noch an Kulm hängt, obwohl sie sich nach der Vertreibung lange nicht überwinden konnte, ihr Elternhaus zu besuchen. Zum Glück konnte sie Jahre später noch einiges vom musiklischen Erbe Ihrer Vorfahren retten.

Das Buch „Die vertriebenen Kinder“ auf Deutsch ist erhältlich für € 24,00 (ISBN 978-3-9819984-8-1)

Vom 1.6. - 30.6.2023 war die Ausstellung auch im Sudetendeutschen Haus zu sehen. kw

Quelle: Rosemarie Kraus

deutscher Familienforscher e. V..

Professor Umlauft kann man durchaus als den Begründer der Familienforschung auf sudetendeutschem Boden bezeichnen.

Darüber hinaus war sein Leben geprägt von rastloser Tätigkeit für die Geschichte der Heimat, die er ebenso seinen Schülern nahebringen wollte. Von 1921 bis 1938 betreute er die „Beiträge zur Heimatkunde des Aussig-Karbitzer Bezirkes“, von 1925 bis 1939 gab er das „Jahrbuch für Aussig Stadt und Land“ her-

Der junge Gymnasialprofessor Dr. F. J. Umlauft im Jahr 1917.

Ústí Professor Umlauft mit einem 200 Seiten starken „Bilderbuch“ über sein Leben, verfaßt vom langjährigen ehemaligen Leiter des Stadtarchivs Aussig, Vladimir Kaiser zusammen mit Helena Patráková. Das Buch „OBRAZOVÉ ALBUM FRANZE JOSEFA UMLAUFTA“ ist reich bebildert, aber nur in tschechischer Sprache ohne Übersetzung erschienen. kw

Quelle: Heinz Gierschik AB 07/1960, Helmut Hoffmann

Vielen Dank für den schönen Beitrag über den Wallfahrtsort Mariaschein im AB vom 5. Mai. Da ich in Modlan geboren bin und bis 1970 dort gelebt habe, besuche ich noch oft mit meinem Mann die Heimat.

Während unseres letzten Urlaubs sind wir über Voitsdorf zum Mückenberg gefahren. Vom Gipfel aus hatten wir eine tolle Aussicht auf Teplitz und auf die umliegenden Orte bis hinein in das Mittelgebirge mit dem Milleschauer.

Am Mückenberg war eine Ausstellung mit einer Bildersammlung von Bergleuten. Auf einem Foto von 1948 entdeckte ich meinen Vater als Bergmann in der Grube Barbara in Graupen. Später war er als Obersteiger in Modlan in der Zeche Kateřina.

Wir fuhren weiter nach Obergraupen auf den Friedhof, wo sich noch das Grab meiner Ururgroßeltern befindet.

In Teplitz wird sehr viel gebaut und restauriert. Leider ist das bekannte Hotel Thermia wie vor 30 Jahren immer noch ein Sanierungsfall.

In Modlan, wo ich aufgewachsen bin, hat sich durch den neuen Ortsvorsteher viel verändert. Alles war sauber und fast alle Häuser waren in einem guten, gepflegten Zustand. Auch die Gaststätte „Eiche“, die bis 1945 meinen Vorfahren gehörte, wird renoviert und umgebaut. Es waren schöne Tage und ich habe mich gefreut, meine alte Heimat wiederzusehen.

Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 7.7.2023 19
Foto: Dipl. Ing. V. Horak
Leserbrief Fahrt in die alte Heimat
Voitsdorf und Mückentürmchen. Foto: Vladimir Horak Gedenktafel auf der Aussiger Brücke. Foto: SchiDD Das Bild entstand anläßlich F.J. Umlaufts 72. Geburtstags am 11. Juli 1955 in Bayreuth. Fotos: „OBRAZOVÉ ALBUM FRANZE JOSEFA UMLAUFTA“ 2014 Eine Seite aus der Graphic Novel „Die vertriebenen Kinder“. Foto: R. Kraus

� Die Anfänge der Luftfahrt in der

Heimat

Tragisches Ende der ersten Flugschau in Aussig

� Erinnerung Die Bachforelle

War es für uns Kinder nicht die höchste Freude, barfuß im Bach zu stehen und nach der silbriggrauen Bachforelle Ausschau zu halten? Gefangen haben wir in den seltensten Fällen ein Exemplar, denn sie sind pfeilschnell und bevor man sie richtig zu fassen bekommt, gleiten sie aus der Hand und weg sind sie.

Wenn es aber eine knusprig gebratene „Forelle Müllerin“ oder „Forelle blau“ gab, war es für uns ein Festmahl! Der Wohlgeschmack und das feste Fleisch haben bestimmt mit dem Lebensraum dieses Raubfisches zu tun. Die Forelle fühlt sich nur in klarem, schnell fließendem, sauerstoffreichem Wasser mit Kiesoder Sandgrund wohl. Sie kann bis zu zwei Kilogram schwer werden und erreicht eine Länge von bis zu 80 cm. Sie lebt von Insekten, Wasserlarven, kleinen

Fischen und Schnecken, und sie schwimmt bis zu 35 km/h schnell! Ihrem Standort bleibt die Bachforelle treu und verläßt ihn nur in der Laichzeit.

Die Urform der Forelle allerdings lebte als Wanderfisch bereits in der Eiszeit und streifte wie sein Verwandter, der Lachs, zwischen Süß- und Salzwasser hin und her. Später wurde während der Eiszeit an einigen Stellen der Rückweg ins Meer versperrt. So entwickelte sich zwangsläufig eine Unterart wie unsere Bachforelle. Auch wenn wir heute nur noch von der Brücke aus in den Bach schauen, ist es doch immer ein Erlebnis, wenn wir den Rücken einer schwarzbraunen oder gepunkteten Forelle erspähen. kw

Quelle: W. Pflughaupt „Unser Niederland“ 07/2022

„Etrich Taube“ auf der Internationalen Luftfahrtsausstellung Berlin, 2004.

Fliegen ist ein uralter Wunschtraum der Menschen. Aus der griechischen Sage kennen wir den Absturz von Ikarus mit seinen Schwingen aus Federn und Wachs. Im 4. Jahrhundert v.Chr. wurden in China Drachen erfunden. Leonardo da Vinci nahm in seinen Skizzen den heutigen Hubschrauber und den Fallschirm vorweg. 1783 stieg der erste bemannte Heißluftballon der Brüder Montgolfier auf. Im selben Jahr ließ der Physiker Charles erfolgreich einen mit Wasserstoff gefüllten Ballon steigen. Ein Flugpionier war 1891 Otto Lilienthal mit seinen selbstkonstruierten Gleitern. Am 17.12.1903 gelang Orville Wright der erste Motorflug, der eine gewaltige Aufwärtsentwicklung der Luftfahrt auslöste.

In Aussig erfolgte die erste Veranstaltung eines Schaufluges am 28. September 1912 mit ei-

Die Schicht-Flüge

Zwischen dem 19. und 26. April 1914 fand der „Rundflug durch Österreich-Ungarn um den Schicht-Preis“ statt.

Georg und Heinrich Schicht hatten dem Österreichischen Aero Club und dem k.k. Flugtechnischen Verein 100.000 Kronen als Preisgeld für verschiedene Wertungen zur Verfügung gestellt.

� Königswald

nem Flugzeug, des aus Schatzlar im Riesengebirge stammenden Mechanikers und Piloten Karl Illner. Leider war dieser Flug mit dem Tod zweier Menschen verknüpft und die Veranstaltung, die für zwei Tage geplant war, fand so bereits am ersten Tag einen jähen Abbruch. Was war geschehen? Die Höhen, welche die Stadt Aussig säumen, waren damals von Menschenmassen, die von weit und breit herbeigeeilt waren, um erstmalig in ihrem Leben ein Flugzeug zu sehen, dicht übersät. Um 16.44 Uhr gab der Pilot Illner auf dem Startplatz (einem an die Lerchenfelder Spielwiese angrenzenden, leicht ansteigenden Gelände) aus seiner „Etrich-Taube“ das Zeichen und erhob sich mit ihr in östlicher Richtung. Nachdem er einige Schleifen gezogen hatte, setzte er zur Landung an. Der Flug hatte nur wenige Minuten gedauert. Als nun Illner bei seinem Landungsmanöver

Die Flugroute erstreckte sich über das gesamte Staatsgebiet, vor allem aber wurden jene Städte angeflogen, die eigene Städtepreise zur Verfügung gestellt hatten. Teilnahmeberechtigt waren ausschließlich Flugzeuge aus österreichisch-ungarischer Produktion sowie österreichisch-ungarische Piloten. Die Gesamtstrecke betrug 1.158 km. Die Flugzeuge hatten zwischen 85 und 140 PS und waren

in Erdnähe gekommen war und die Maschine aufsetzen wollte, lief ihm das Ehepaar Rehn aus Ziebernick so unglücklich in die Landebahn, daß es erfaßt und umgeworfen wurde. Frau Rehn war sofort tot und ihr Mann, der Gemeindevorsteher von Ziebernick, erlag seinen schweren Verletzungen wenige Stunden später im Aussiger Krankenhaus. Die Veranstaltung wurde sofort polizeilich abgebrochen und dem Piloten Illner die Starterlaubnis für die nächsten Tage entzogen, obzwar ihn keine wie immer geartete Schuld traf. Dem Ehepaar Rehn hatte man lange vor der Veranstaltung auf einer behelfsmäßig errichteten Tribüne Sitzplätze angeboten, doch hatten sie diese abgelehnt und lieber am Rande ihres in der Nähe der Startbahn liegenden Feldes Platz genommen. Nicht unerwähnt sei, daß auch später noch Flugvorführungen in Aussig stattfanden, die jedoch

noch ganz- oder halboffen. Von elf gemeldeten Piloten kamen nur sieben bis zum Startplatz, fünf davon erreichten das Ziel: Konschel, Reiterer, Bareth, Mump und Wittmann. Der Pilot Pietschmann verunglückte bei der ersten Etappe in der Nähe von Zwettl tödlich. Die Piloten in der Anfangszeit des Fliegens waren wirklich tollkühne Burschen, denn Fliegen und Havarieren gehörten zusammen.

� Meldung

auch nicht besonders glücklich verliefen. Gott sei Dank gab es bei diesen keine Menschenleben zu beklagen. Die ersten wirklich gut verlaufenen Flüge –mit Ausnahme der sogenannten „Schichtflüge“ – fanden erst nach dem Ersten Weltkrieg statt. Das waren ebenfalls Schauflüge mit einer Dauer von jeweils einer Stunde, bei denen der Pilot mit seiner Maschine Schleifen zog, die von Lerchenfeld über Nemschen, die Wostrey, Salesel und Türmitz bis zum Ziebernicker Berg reichten. Die Aussiger Bevölkerung lernte die Fliegerei also von einer eher ungünstigen Seite kennen. Das ist jedoch nicht der Grund dafür, daß es in unserer Heimatstadt, die ja bekanntlich die größte und wirtschaftlich bedeutendste deutsche Stadt im Sudetenland war, nie zur Anlage eines Flughafens kam, der Aussig an das Weltflugnetz angeschlossen hätte.

1.Etappe: Aspern – Prag –Theresienstadt – Teplitz –Aussig – Theresienstadt –Brünn – Aspern

2.Etappe: Aspern – Raab –Budapest

3.Etappe: Budapest – Aspern

kw Quelle: AB 7/1963

Die Botschen-Kapelle in Königswald

Dem „Verein zur Erneuerung der Kapelle der Botschen-Familie“ ist es zu verdanken, daß ein Kleinod im Wäldchen bei Königswald vor dem Verfall gerettet wurde. Die Jugendstil-Kapelle wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Friedrich Wilhelm Botschen als Grabstätte für seine Familie errichtet.

Geboren im rheinischen Viersen als Sohn des Samtwebers Hermann Botschen, entstammte Friedrich Wilhelm einer reichen Unternehmerfamilie. Er selbst übersiedelte 1853 zusammen mit seinem Bruder nach Peterswald, um sich eine eigene Existenz im damals aufstrebenden Österreich-Ungarn zu sichern.

1862 zogen sie weiter nach Königswald, wo sie sich dauerhaft niederließen. Friedrich Wilhlem Botschen gründete hier eine Samt- und Plüschproduktion. Mit 300 Arbeitern und Angestellten war Botschen bald der größte Arbeitgeber in der Region. Sein soziales Engagement reichte von der finanziellen Unterstützung der Weber und ihrer Kinder über die Stiftung eines Arbeiterheims bis hin zum Bau eines Kinos und der Stifung eines neuen Altars

Sudetendeutsches Museum top

Das Sudetendeutsche Museum in München präsentierte sich unter 33 europäischen Museen für den Award „Europas Museum des Jahres 2023“.

Insgesamt waren nur drei deut-

sche Museen am Start. Museumsdirektor Dr. Stefan Planker wertete die Teilnahme als großen Erfolg. Den Titel errang das Museum für Ethnologie in Valencia. kw Quelle: SdZ 19.5.2023

� Renate von Babka zum 70. Geburtstag, AB 2.6.2023

Ergänzend zu dem Beitrag möchte ich darauf hinweisen, daß ich beim Heimattreffen  2019  in Bad Gottleuba Liane Jung als Heimatbetreuerin abgelöst habe

und seitdem mit Renate von Babka als „Doppelspitze“ fungiere. Barbara Reichel Heimatbetreuerin Peterswald-Königswald

WIR GRATULIEREN

n 100. Geburtstag: Am 5. 8. Erhard SCHWARZ aus Hottowies Nr. 53 in 82110 Germering, Wittelsbacher Str. 16.

n 98. Geburtstag: Am 27. 7. Dr. Gerhard RIESS aus Aussig in 65779 Kelkheim, Hölderlinstr. 40. –Am 8. 8. Edith PREMKE geb. Happich aus Türmitz, Sandgasse in 06406 Bernburg, ASB SPH „Am Kurpark“, Solbadstr. 2 b.

n 97. Geburtstag: Am 8. 8. Gertrud FRÖHLICH aus Karbitz.

n 96. Geburtstag: Am 18. 7. Ilse DRESE geb. Linke aus Aussig. – Am 22. 7. Marie HACKEL geb. Zechel (Neibauer Mariechen) aus Schönwald. – Am 24.7. Liliana STASIAK geb. Jappel aus Nestomitz in 51381 Leverkusen, Hüscheider Str. 85.

n 90. Geburtstag: Am 15. 7. Heinz EICHLER aus Hohenstein in 63303 Dreieich, Gartenstr. 9. –Am 5. 8. Helga KÖRBER geb. Portscht aus Blankenstein Nr. 6 in 30173 Hannover, Bischofsholer Damm 130.

n 87. Geburtstag: Am 3. 8. Norbert STREIT aus Peterswald in 01816 Bahratal, Grenzlandstr. 16 b.

für die Kirche in Königswald. Jahrelang saß er im Stadtrat und wurde schließlich mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet.

Seiner Familie baute er eine Kapelle, in der mit Sicherheit er selbst, seine Gattin Wilhelmine, zwei seiner Söhne und ein Enkel bestattet sind. Nach der Vertreibung verfiel die Kapelle, sie wurde ausgeraubt, vieles zerstört, die Särge vermoderten in der Gruft. Bereits Anfang der 90er-Jahre

Die Botschen-Kapelle in Königswald wird restauriert. Foto: Barocco Links: Vor der Restaurierung. Foto: SchiDD

wurde die Familiengruft durch Polizeiverfügung zugemauert.

Als die Kapelle zum Verkauf angeboten wurde, stimmte die Gemeinde gegen den Kauf. So erwarb sie 2016 ein Privatmann, was sich nachträglich als Glücksfall erwies. Er verkaufte 2019 Kapelle und Grudstück an den „Verein zur Erneuerung der Kapelle“ und finanzierte den Kauf auch noch zur Hälfte. Durch Spenden aus öffentlichen Sammlungen, Unterstützung der Bürgerstiftung und einem Zuschuß der Region Ústí konnte 2019 das

Dach neu gedeckt und die Kapelle statisch gesichert werden. 2021 wurden Kirchturm und Kuppel erneuert und Bleiglasfenster eingesetzt. Auch die Gemeinden Königswald und Tyssa beteiligten sich an der Rettungsaktion. Den größten Anteil und die meiste Arbeit aber hat der Verein. In ihrer Freizeit haben die Mitglieder den Wald ausgeholzt, die Reste eines Sandsteinpflasters vor der Kapelle freigelegt, sie haben den Schutt aus dem Innenraum entfernt – und sind noch längst nicht am Ende. Aus dem zerstörten Innenraum konnten lediglich eine Marienstatue und einige Kirchenbänke gesichert und eingelagert werden. Die restaurierte Kapelle soll eines Tages als Ausstellungsund Konzertort genutzt werden. Jirina Bichoffiová, Hauptinitiatorin und Gründungsmitglied des Vereins zur Rettung der Botschen-Kapelle betont, daß es wichtig ist, die Geschichte der Stadt zu kennen. Auch sie selbst wußte nichts von der WohltäterFamilie Botschen, bis sie sich näher mit der Kapelle beschäftigt hatte. kw Quellen: Sächsische Zeitung 26.03.2022, wikimedia.

n 95. Geburtstag: Am 1. 8. Traudl FORSTMANN geb. Strupp aus Nestersitz.

n 94. Geburtstag: Am 11.7. Marianne LEDDERBOGEN geb. Steska aus Schönpriesen in 30177 Hannover, Am Listholze 11.

n 93. Geburtstag: Am 15. 7. Leona WEIGAND geb. Bremer aus Postitz. – Am 16. 7. Willibald THIELE aus Blankenstein. –Am 26. 7. Franz BAIL (Bailtischler) aus Peterswald Nr. 381 in 64521 Groß-Gerau, Hemannsberg 25.

n 92. Geburtstag: Am 2. 8. Erhard WICHTREY aus Schönfeld in Greenacres 5086 P. O. Box 202, South Australia.

n 91. Geburtstag: Am 2. 8. Elisabeth STELZIG aus Aussig (Elektrogeschäft) in 01139 Dresden, An der Flutrinne 11. –Am 6. 8. Gerda LAUER geb. Paul aus Wannow Nr. 67.

n 84. Geburtstag: Am 14. 7.Christa FLEISCHMANN geb. Fleischer aus Arbesau in 92421 Schwandorf, Kantstr. 10. –Am 18. 7. Karl-Heinz von FREYBURG aus Aussig-Kleische in 74076 Heilbronn, Schickhardtstr. 15. – Am 18. 7. Ernst KÖCKERT aus Kosten / Teplitz-Schönau in 42659 Solingen, Beckmannstr. 87. – Am 20. 7. Lieselotte WERNER aus Nestomitz, Reindlitzer Str. 68 in 91052 Erlangen, Marie-Curie-Str. 27, Tel.: 09131 4041533.

n 83. Geburtstag: Am 21. 7. Helga KLUG geb. Watzke aus Kulm in 63110 Rodgau-Jügesheim, Mühlstr. 78. – Am 6. 8.Rudolf RICHTER aus Aussig, Bielagasse in 78166 Donaueschingen, Prinz-Fritzi-Allee 1.

n 82. Geburtstag: Am 13. 7. Annelies GAISSER geb. Sommer aus Birnai Nr. 37 in 64807 Dieburg, Römerstr. 48.

Liebe Heimatfreunde!

Bitte beachten Sie: Der Redaktionsschluß für den AB September- und Oktober ist bereits am 1. August 2023! Die Ausgaben erscheinen monatlich, ich muß sie wegens meines Urlaubs aber schon vorbereiten. Herzlichen Dank!

Redaktion Karin Wende-Fuchs, Agg 3, 83246 Unterwössen, Tel. 08641 6999521, eMail: aussiger-bote@t-online.de.

AUSSIGER BOTE Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 7.7.2023
20
WIR BETRAUERN
Foto: Noop 1958 Roland Nowak aus Staditz / Aussig am 24.03.2023 in Stuttgart, 88 Jahre.
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