Petr Pavel: Die 100-Tage-Bilanz des Staatspräsidenten
Sudetendeutsche Zeitung
Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
EUR 75 CZK | München, 23. Juni 2023
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Das Trauma der Vertreibung wirkt bis heute: Nur wenige Habseligkeiten durften die Sudetendeutschen mitnehmen, die in Viehwaggons gen Westen deportiert wurden.
❯ Empirische Sozialwissenschaftler untersuchten das Wahlverhalten im ehemals geteilten Baden-Württemberg
Wissenschaftliche Studie: Vertriebene stärken die demokratische Mitte
Rücktritt: Zdeněk Nekula.
Antritt: Marek Výborný.
❯ Zdeněk Nekula
Schlechte PR: Minister
muß gehen
„Von Anfang an war ich ein Minister, der für Kontroversen sorgte“, hat Zdeněk Nekula (KDU-ČSL) seinen erzwungenen Rücktritt als Landwirtschaftsminister erklärt. Nachfolger wird der Fraktionsvorsitzende der KDU-ČSL, Marek Výborný.
Er sei mit seinem Strategieplan und seinem Kampf gegen hohe Lebensmittelpreise vielen Institutionen ein Dorn im Auge gewesen, insbesondere den Großbauern. Am Ende habe er dann auch in der eigenen Fraktion keinen Rückhalt mehr gehabt, sagte Nekula nach seinem Rücktritt und twitterte: „Ich war vielleicht nicht besonders begabt in der Kommunikation, aber ich hatte erste Schritte eingeleitet, um sowohl unserer Landwirtschaft als auch Natur und Umwelt in eine gute Zukunft zu führen.“
Diese, so Nekula, „oft unpopulären Entscheidungen“ seien „auf Kosten der PR“ gegangen.
„In einer solchen Situation hätte ich die starke Unterstützung der Parteiführung gebraucht, die ich jedoch in den vergangenen Monaten nicht erhalten habe.“ Es habe deshalb keine andere Möglichkeit gegeben, als von dem Ministeramt zurückzutreten.
Nekula ist damit der vierte Minister, der das Kabinett von Premierminister Petr Fiala vorzeitig verlassen hat. Nur bis Juni 2022 war Petr Gazdík als Minister für Bildung, Jugend und Sport im Amt. Ihm folgte Vladimír Balaš, der dann im Mai 2023 von Mikuláš Bek abgelöst wurde. Dessen Posten als Europaminister übernahm Martin Dvořák. Umweltministerin Anna Hubáčková trat im November 2022 zurück. Neuer Umweltminister ist seit März 2023 Petr Hladík.
Heimatvertriebene sind ein entscheidender Faktor für die demokratische Stabilität der Bundesrepublik Deutschland, das hat eine wissenschaftliche Studie belegt, die die beiden empirischen Sozialforscher Doktorand Stephan Schneider von der ETH Zürich und Prof. Dr. Valentin Lang von der Universität Mannheim veröffentlicht haben. Die beiden Wissenschaftler konnten am Beispiel Baden-Württemberg nachweisen, daß in Regionen mit Heimatvertriebenen die Bürger seltener rechtsextreme oder rechtsradikale Parteien wählen.
Nach dem Krieg war das heutige Bundesland BadenWürttemberg zunächst unter zwei alliierten Mächten aufgeteilt worden. Die Amerikaner erhielten die Regionen im Norden; den Franzosen wurden alle Kreise südlich der logistisch wichtigen Autobahn A8 Stuttgart–Karlsruhe zugeschlagen. Während die Amerikaner zuließen, daß Heimatvertriebene in ihrem Sektor aufgenommen wurden, lehnten die Franzosen dies ab.
„Für unsere heutige Forschung war dies ein Glücksfall, da eine an sich homogene Region willkürlich getrennt wurde,“ erklärt Stephan Schneider den Forschungsansatz. „Durch die Fokussierung unserer Analyse auf Gemeinden nördlich und südlich der ehemaligen Besatzungszonengrenze können wir – ähnlich wie in einem Experiment – viele andere Einflußfaktoren ausschließen.“
Die Idee, das Wählerverhalten in den beiden Sektoren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu untersuchen, kam den beiden Wissenschaftlern bei einem gemeinsamen Essen. „Wir haben festgestellt, daß es bei unseren Großeltern sowohl die Gemeinsamkeit von Vertreibungsschicksalen als auch ihren Einstellungen zu heutigen Flüchtlingen gibt. Je eine Großmutter von uns kommt aus Schlesien. Mein Großvater mütterlicherseits stammte zudem aus Schlukkenau in Nordböhmen. Meine Großeltern waren zwar eher konservativ, hatten aber eine emphatische Haltung gegenüber Flüchtlingen. Durch ihre eigene
Baden-Württemberg war nach dem Krieg in zwei Sektoren geteilt. Nördlich der schwarzen Linie befand sich der US-Sektor in der die Vertriebenenanteile in den Gemeinden deutlich höher waren als in der südlich gelegenen französischen Zone.
Gra k aus der Studie : Lang, Valentin and Schneider, Stephan A., Immigration and Nationalism in the Long Run (June 8, 2023). Available at SSRN: https://ssrn.com/ abstract=4212484 or http://dx.doi.org/10.2139/ssrn.4212484
Fluchterfahrung waren sie sozusagen immun gegenüber fremdenfeindlichen Kampagnen der rechten Parteien, wie früher die Republikaner und heute die AfD, die mit einem starken Anti-Immigrationskurs Wahlerfolge erzielen konnten und können. Daraus entstand unser Ansatz, diese Beobachtungen systematisch empirisch zu überprüfen.“
Nach dem Krieg waren die Vertriebenen und Flüchtlinge in der neuen Heimat zunächst alles andere als willkommen. Essen und Wohnraum waren im zerbombten Deutschland knapp. Hinzu kamen auch kulturelle und religiöse Unterschiede. So mußten protestantische Württemberger plötzlich katholische Sudetendeutsche aufnehmen, oder katholische Oberbayern evangelische Schlesier beherbergen.
Doch der gemeinsame Wiederaufbau und das Wirtschaftswunder schweißten die unterschiedlichen Gruppen über die
Jahre zusammen. So lobte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) im vergangenen Jahr beim Festakt „70 Jahre BadenWürttemberg“ ausdrücklich die Leistungen der Heimatvertriebenen, die bei der Volksabstimmung im Dezember 1951 nahezu geschlossen für den neuen Südweststaat gestimmt hatten. Die Heimatvertriebenen hätten so den entscheidenden Ausschlag für die Gründung des Landes Baden-Württemberg wenige Monate später gegeben, stellte Kretschmann fest und sagte: „Die heimatvertriebenen Deutschen wollten in der neuen Heimat gute Staatsbürger sein.“
Ähnlich äußerte sich auch Innenminister Thomas Strobl (CDU) anläßlich des Jubiläums: „Unser Land hat von der Aufnahme der Vertriebenen und Flüchtlinge sehr profitiert.“ Die Zuwanderung in der unmittelbaren Nachkriegszeit, die rund ein Fünftel der Bevölkerung im Ge-
biet des heutigen Landes umfaßte, sei ein Gewinn gewesen.
In ihrer Forschung haben Schneider und Lang jetzt festgestellt, daß es beim Wahlverhalten bis heute Unterschiede zwischen dem ehemaligen französischen und dem ehemaligen amerikanischen Sektor gibt. Auffällig ist, daß diese Unterschiede besonders in Wahlen deutlich werden, bei denen das Thema Einwanderung eine größere Rolle gespielt hat.
So schnitt die AfD bei der Bundestagswahl 2021 in der ehemaligen US-Zone um durchschnittlich 1,7 Prozentpunkte schlechter ab als im ehemals französischen Teil – was bei einem badenwürttembergweiten Wahlergebnis von 9,7 Prozent einen erheblichen Unterschied ausmacht.
In einem weiteren Schritt haben die Forscher 3000 Bürger in Baden-Württemberg befragt, von denen 42 Prozent angaben, Vertriebenenwurzeln zu haben. Genau diese Gruppe zeichnet sich in der Umfrage auch durch eine deutlich einwanderungsfreundlichere Haltung aus als die Restbevölkerung. Lang und Schneider sehen darin ein Indiz, daß das Vertreibungs- beziehungsweise Fluchttrauma der Eltern und Großeltern an die nachkommenden Generationen weitergeben werde und für mehr Empathie gegenüber Flüchtlingen sorge.
Hinzu kommt, daß auch die Einheimischen Baden-Württemberger über die Zeit den Zuzug an Vertriebenen und Geflüchteten positiv bewerteten. „Die Heimatvertriebenen kamen nach dem Krieg in der Regel ohne Besitz an, scheuten sich vor keiner Arbeit und trugen wesent-
lich zum wirtschaftlichen Aufschwung bei“, so Schneider. Folge: Die ehemalige US-Zone entwickelte sich besser als das Pendant im Süden – was höhere Löhne und Grundstückspreise ab den 1970er Jahren eindeutig belegen. „Davon profitierten Einheimische und Vertriebene gleichermaßen. Und diese positive Erfahrung führt in den Gemeinden auch heutzutage zu mehr Offenheit gegenüber Neuankömmlingen“, so Schneider. Die Studie „Immigration and Nationalism in the Long Run“ der beiden Forscher liefert damit auch einen Beleg für die 1954 von dem Harvard-Professor Gordon Allport entwickelte Kontakthypothese, die besagt, daß häufiger Kontakt zu Mitgliedern anderer Gruppen, wie etwa ethnischen Minoritäten, die Vorurteile gegenüber diesen Gruppen reduziert. „Eine gelungene Integration, wie damals bei den Heimatvertriebenen, ist eine Basis, von der eine offene Gesellschaft auch noch Jahrzehnte später profitiert“, erklärte Schneider und verweist im Umkehrschluß auf Regionen, die kaum Flüchtlinge haben, aber dennoch zu Hochburgen der AfD geworden sind. Der Rat der Wissenschaftler ist deshalb klar: „Daß es am Anfang Ängste und Mißverständnisse auf beiden Seiten gibt, ist verständlich und normal. Absolut entscheidend ist deshalb eine intensive Integrationsarbeit, an der sich beide Seiten beteiligen und die dann am Ende zum Erfolg führen kann. Es ist deshalb wichtig, daß die Heimatvertriebenen ihre Erlebnisse und Erfahrungen weitergeben.“
AUS UNSEREM PRAGER BÜRO
Der 1893 in Prag geborene Emmerich Rath war ein deutscher Sportler, der bei den Olympischen Spielen 1908 in London und 1912 in Stockholm startete.
Seine ersten Erfolge feierte er im Marathon. Ab 1912 lebte er in Berlin und wurde dort Meister im Amateurboxen. Kurz darauf kehrte er nach Prag zurück, wo er gleich zwei Geschäfte mit Sportbedarf eröffnete. Das Geschäft am Obstmarkt (Ovocný trh) Nr. 12 befand sich in der Nähe zum Deutschen Casino (Foto). Auch heute noch sind in der Herrenpassage (Pánská pasáž) ausgesprochen noble und teure Geschäfte zu finden.
Während des Krieges hatte Rath den deutschen Juden Boris Efenberg bei sich untergebracht, was damals lebensgefährlich war. Vielleicht war auch das der
Grund, warum Rath 1945 nicht vertrieben wurde. Das brachte ihm jedoch kein Glück, denn seine Geschäfte wurden enteignet und nach 1948 wurde er wegen „Propaganda des westlichen Lebensstils“ verhaftet. Im Gefängnis verbrachte er ein Jahr, seine Frau starb und Rath mußte sein restliches Eigentum verkaufen. Eine Zeit lang war er obdachlos, was damals nicht geduldet wurde. Das kommunistische Regime steckte ihn deshalb ins Altersheim in Starkstadt (Stárkov).
Im Jahr 1962 verstarb er im Krankenhaus der Stadt Braunau, wohin er einst im Alter von vier Jahren mit seinen Eltern aus Prag umgezogen war.
Der tschechische Olympiaausschuß verlieh Emmerich im Jahr
❯ Deutliche Kritik an seinem Vorgänger und eine Vision, die auf zwei Säulen aufbaut
2004 einen Sonderpreis „in memoriam“. Vor drei Jahren entstand ein tschechischer Film („Der letzte Wettkampf“), in dem Rath im Jahr 1912 einen tschechischen Sportler im Riesengebirge rettete.
Die 100-Tage-Bilanz des neuen
Staatspräsidenten Petr Pavel
Im Militärdeutsch spricht man von einem LVU – einem Lagevortrag zur Unterrichtung: Militärisch präzise hat Tschechiens Staatspräsident Petr Pavel, ehemals General und Vorsitzender des Nato-Militärausschusses, im Rahmen einer Pressekonferenz auf der Prager Burg seine 100-Tage-Bilanz offengelegt.
Die Regel, daß ein Politiker 100 Tage benötige, um sich in sein neues Amt einzufinden, könne er, so Pavel, nicht nachvollziehen und führte stattdessen den US-Präsidenten Franklin Roosevelt als Vorbild an, dessen Konzept er teile: „Präsident Roosevelt nutzte die 100-Tage-Regel in einer Zeit der Wirtschaftskrise, als er den Kongreß aufforderte, genau diese hundert Tage lang ununterbrochen zu arbeiten.“
Schon bei seinem Amtsantritt hatte Pavel klargestellt, er wolle „lieber für zu viel Aktivität statt für einen lauwarmen Start kritisiert werden“.
In seiner 100-Tage-Bilanz ging Pavel mit seinem Vorgänger Miloš Zeman erneut ungewöhnlich hart ins Gericht: „Ich wollte zeigen, daß ich es ernst meine mit einer verantwortungsvollen Amtsführung und daß ich nicht gekommen bin, um mich in der Prager Burg einzuschließen. Ich hatte auch das berechtigte Gefühl, daß es in der Präsidentschaft noch viel aufzuholen gab. Während der Amtszeit meines Vorgängers haben wir gesehen, daß ein Präsident, der dazu nicht willens oder nicht in der Lage ist, nicht einmal die grundlegendsten Erwartungen an ein Staatsoberhaupt erfüllen muß.“
In der Tat hat Pavel bereits in den ersten drei Monaten viel bewegt und sich in allen Punkten deutlich von seinem Vorgänger abgesetzt. Als erster westlicher Politiker besuchte er ukrainische Soldaten an der Front und machte sich selbst ein Bild von den Zerstörungen durch den russischen Angriffskrieg. Und in Tschechien führte ihn seine er-
Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern hat Tschechiens Staatspräsident Petr Pavel nach hundert Tagen im Amt eine erste Zwischenbilanz präsentiert und seine Vision formuliert. Foto: Prager Burg/ Tomáš Fongus
ste Dienstreise in die wirtschaftliche Krisenregion Aussig, um mit den regionalen Entscheidungsträgern über sinnvolle Hilfsmaßnahmen zu sprechen.
Sein Acht-Punkte-Plan, den Pavel bereits zum Amtsantritt formuliert hatte und dessen Fortschritte er bei seiner 100-Tage-Pressekonferenz präsentierte, zeigt, was dem neuen Staatschef mit militärischen Wurzeln wichtig ist. Pavels Stichworte dazu sind: Transparente und regelmäßige Kommunikation, Einhaltung der Regeln im Amt des Präsidenten, Stärkung der politischen Kultur im Land, professionelle Führung des Landes und die internationale Positionierung Tschechiens als zuverlässiger Partner in der Staatengemeinschaft.
Pavel: „Als größte Errungenschaft betrachte ich jedoch, daß wir eine Richtung und einen
Weg eingeschlagen haben, den ich in den nächsten fünf Jahren gehen möchte. Es ist eine Richtung, die zur Erfüllung der allgemeinen Vision meiner Präsidentschaft führt. Eine Vision, von der ich glaube, daß sie unser Land dorthin bringen kann, wo wir es gerne sehen würden.“
Diese Vision beruhe auf zwei Säulen, so das Staatsoberhaupt:
„Die erste Säule ist die Konsolidierung der Position der Tschechischen Republik in der Gemeinschaft der demokratischen Länder mit einer klaren prowestlichen Ausrichtung. Dies hängt mit unserem außenpolitischen Verhalten, aber auch mit unserer Innenpolitik zusammen.
Ich möchte ein Präsident sein, der dazu beiträgt, den Einfluß und das Ansehen unseres Landes im internationalen Umfeld zu stärken.“
Die zweite Säule sei ein allge-
Tschechien erhöht
Steuer auf Bier
Bislang gibt es neun verschiedene Varianten, wieviel Mehrwertsteuer Biertrinker in Tschechien zahlen müssen. So sind es 10 Prozent bei einem frisch gezapften Bier in der Wirtschaft, aber 21 Prozent, wenn der Wirt aus der Flasche einschenkt. Handelt es sich um ein alkoholfreies Bier sind es in der Kneipe 10 Prozent, fehlt ein Glas aber 15 Prozent. Künftig sollen alle alkoholfreien und alkoholischen Getränke, einschließlich Faßbier, mit 21 Prozent besteuert werden sollen. Mit drei Ausnahmen: Bei reinem Trinkwasser und Milch werden 12 Prozent aufgeschlagen, und Wein bleibt weiterhin von der Mehrwertsteuer befreit. Die Steuererhöhungen sind Teil des Maßnahmenkatalogs der tschechischen Regierung, um den hochverschuldeten Staatshaushalt zu konsolidieren.
Gedenken an Fallschirmjäger
In Prag ist am Sonntag der tschechoslowakischen Fallschirmjäger gedacht worden, die vor 81 Jahren den stellvertretenden Reichsprotektor und NSMassenmörder Reinhard Heydrich ausgeschaltet hatten. Die Gedenkfeier fand vor der St. Kyrill-und-Method-Kirche statt, in der die Helden von 800 Angehörigen der SS und der Gestapo umzingelt worden waren. In der Kirche starben am 18. Juni 1942
Jan Hrubý, Jaroslav Švarc, Josef Valčík, Jozef Gabčík, Adolf Opálka, Jan Kubiš und Josef Bublík. Die Operation Anthropoid war die bedeutendste Kommandoaktion des tschechischen Widerstandskampfes während des Zweiten Weltkriegs.
Hilfe für den Wiederaufbau
Tschechien bereitet sich darauf vor, die Ukraine nach der Befreiung der von Rußland besetzten Gebiete beim Wiederaufbau zu helfen. So wurden bereits Generatoren in die Region von Cherson geliefert, um in den befreiten Gemeinden die Energieversorgung wieder herzustellen. Auch bei der medizinischen Versorgung will Tschechien un-
terstützen, kündigte der Sonderbevollmächtigte der Regierung für den Wiederaufbau der Ukraine, Tomáš Kopečný, gegenüber der Nachrichtenagentur ČTK an.
Die Urlaubspläne der Tschechen
Fast zwei Drittel der Tschechen (61 Prozent) planen, den Sommerurlaub im Heimatland zu verbringen und dafür pro Kopf 8 363 Kronen (350 Euro) auszugeben, hat eine Umfrage der nationalen Tourismusbehörde CzechTourism ergeben. Im Durchschnitt wird der Urlaub heuer anderthalb Tage kürzer ausfallen als im Sommer 2022. Häufigstes Inlandreiseziel ist Südmähren.
Tschechien zeigt Flagge
Auch in Belgrad, Hanoi und Taipei soll es bald Tschechische Zentren geben, hat Außenminister Jan Lipavský (Piraten) am Freitag auf einer Pressekonferenz in Prag angekündigt. Derzeit ist Tschechien mit seiner Kultureinrichtung in 26 Ländern vertreten. Die ersten Zentren entstanden vor 30 Jahren. Die Arbeit der Tschechischen Zenten hat Lipavský zufolge eine große Bedeutung für die tschechische Außenpolitik, und die Nachfrage nach der Errichtung weiterer Zentren sei groß.
„Lex Babiš“ nimmt erste Hürde Das 2017 verabschiedete Interessenskonfliktgesetz, im Volksmund „Lex Babiš“ genannt, wird verschärft, hat das Abgeordnetenhaus am Freitag mit den Stimmen der Regierungsparteien entschieden. Demnach dürfen Politiker, die maßgeblich an einem Medienkonzern oder an einem Unternehmen, das Subventionen erhält, beteiligt sind, ihre Anteile nicht mehr auf nahestehende Personen oder einen Treuhandfonds übertragen, wie es Babiš – damals legal – mit seinem Konzern Agrofert getan hatte. Der Gesetzesentwurf wurde jetzt an den Senat weitergeleitet. Aber selbst wenn dort das Votum negativ sein sollte, kann dieses vom Abgeordnetenhaus mit einer absoluten Mehrheit überstimmt werden.
meiner Stimmungswandel in der Gesellschaft, so Pavel. Er wolle nach fünf Jahren als Präsident viel mehr Menschen sehen, „die daran glauben, daß sie etwas erreichen können, wenn sie es wollen“. Er strebe eine Gesellschaft an, in der Ziele nicht aufgegeben werden, nur weil sie zunächst unerreichbar scheinen. „Wenn ich den Erfolg meiner Präsidentschaft messen sollte, wäre mein Maßstab, daß unsere Nation ein gesundes Selbstvertrauen und die Entschlossenheit zurückgewonnen hat, die Dinge zum Besseren zu verändern.“
Er sehe seine Aufgabe als Präsident darin, „die Menschen daran zu erinnern, daß wir eine Nation sind, die nicht nur die Macht hat, ihr eigenes Schicksal zu bestimmen, sondern auch in vielerlei Hinsicht eine Inspiration für andere Länder sein kann“.
Torsten Fricke❯ Petr Pavel: „Was ich erwarte, ist vor allem O enheit“
Die Berater des Präsidenten
Zu seinem Transparenzversprechen gehört auch, daß Präsident Petr Pavel seine außenpolitischen Berater offen nennt.
Zu ihnen gehören die ehemaligen Botschafter Petr Kolář und Michael Žantovský, die ehemaligen Außenminister Karel Schwarzenberg und Tomáš Petříček, der Kommentator Jiří
Sudetendeutsche Zeitung
ISSN 0491-4546
Erscheint wöchentlich freitags Redaktionsschluß Veranstaltungstermine: Freitag 18.00 Uhr. Redaktionsschluß Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in TeplitzSchönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Stanislav Beran, Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Karl Reitmeier, Hildegard Schuster, Lexa Wessel. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München.
Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de;
Verlag: Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail svg@sudeten.de.
Pehe und Jan Macháček, der den Ano-Think-Tank „Institut für Politik und Gesellschaft“ leitet.
Pavel: „Was ich von meinen Beratern erwarte, ist vor allem Offenheit, nicht nur in Bezug auf ihre Meinungen und Positionen, sondern auch in Bezug auf ihr Feedback und ihre Kritik an meinem Handeln, wenn sie damit nicht einverstanden sind.“
Jahres-Abonnement 2023 Inland als Postvertriebsstück im Lastschriftverfahren 125,00 EUR einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 154,00 EUR, Luftpost auf Anfrage. Reichenberger Zeitung (24 Ausgaben jährlich) 62,50 EUR, Neudeker Heimatbrief oder einer der Regionalblöcke (Block 1 – Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote; Block 2 – Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung/Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung; Block 3 – Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimat, Zuckmantler Heimatbrief; Block 4 – Riesengebirgsheimat) (12 Ausgaben jährlich) 31,25 EUR. Je Rechnung 2,00 EUR Aufschlag. Bankverbindung: Postbank München – IBAN: DE13 7001 0080 0005 7278 08, BIC: PBNKDEFF; Abbestellungen mit einer Frist von vier Wochen zum Vierteljahresschluß schriftlich an den Verlag. Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2021; Anzeigengestaltung erst nach Auftrag. © 2023 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft. Diese Zeitung ist mit allen Texten und Bildern urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung und Verwertung – insbesondere auch Weitergabe in Form von Kopien oder Einstellen ins Internet – sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrecht nichts anderes ergibt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft wieder. Gerichtsstand und Erfüllungsort München. Kein Entschädigungsanspruch bei Nichterscheinen oder Nichtlieferung infolge Streik oder höherer Gewalt. Keine Gewähr für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder, Dokumente, Datenträger und Daten. Alle datenschutzrechtlichen Vorschriften werden beachtet; Einzelheiten unter www.sudeten.de
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❯ Der in Böhmen aufgewachsene Richard Coudenhove-Kalergi hatte die ältestes europäische Einigungsbewegung 1922 gegründet
Point-Alpha-Preis für die Paneuropa-Union
Für die Verdienste um die deutsche und europäische Einigung in Frieden und Freiheit ist die Internationale Paneuropa-Union mit dem Point-AlphaPreis 2023 ausgezeichnet worden. Die 1922 von Richard Coudenhove-Kalergi, der auf Schloß Ronsperg in Westböhmen aufgewachsen ist, gegründete ältestes europäische Einigungsbewegung schrieb unter anderem mit dem Paneuropäischen Picknick am 19. August 1989 Weltgeschichte, das den Zusammenbruch des Eisernen Vorhangs eingeläutet hat (siehe rechts). Die Verleihung fand am Samstag, 17. Juni statt, dem 70. Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR.
Immer wieder war es die Sehnsucht nach Freiheit, die die Menschen mutig werden ließ“, sagte die ehemalige Ministerpräsidentin von Thüringen, Christine Lieberknecht, in ihrer Laudatio und zitierte Perikles, einen Staatsmann der griechischen Antike: „Wisset, daß das Geheimnis des Glücks die Freiheit, die Voraussetzung der Freiheit aber der Mut ist.“
Ein Symbol für Mut und den Drang nach Freiheit sei das Paneuropäische Picknick an der österreichisch-ungarischen Grenze nahe der Stadt Sopron gewesen, das, so Lieberknecht, „ein Schlüsselmoment für den Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 und die deutsche Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990“ war.
MdB Christian Hirte, der Präsident des Kuratoriums Deutsche Einheit, sagte zur Wahl des diesjährigen Preisträgers, daß sich die 1922 von Richard Coudenhove-Kalergi gegründete Paneuropa-Union in ihrer langen Geschichte und bis heute konsequent für die europäische Einigung einsetze. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei die Paneuropa-Union „konsequent für die Durchsetzung des Europa-Gedankens eingetreten“ und habe sich „im Gegensatz zu anderen Kräften nachhaltig für die Bürgerrechtsbewegungen und Dissidenten in den mittel- und osteuropäischen Staaten“ eingesetzt. Das, so Hirte, berühre ihn „als Ostdeutschen persönlich“.
Überreicht wurde der PointAlpha-Preis an den Internationalen Präsidenten der Paneuropa Union, Alain Terrenoire. Der ehemalige Abgeordnete des französischen sowie des Europa-Parlaments ist der Sohn von Louis Terrenoire, einem Überlebenden des KZ Dachau, der sich nach dem Krieg als Minister unter Präsident Charles de Gaulle für die deutsch-franzö-
Staatssekretär und Vizepräsident des Kuratoriums Deutsche Einheit, sowie MdB Christian Hirte (Mitte), Präsident
sische Aussöhnung engagierte.
Sowohl Lieberknecht als auch der stellvertretende Ministerpräsident von Thüringen, Bernhard Stengele, erinnerten in ihren Reden an ein großes Zitat von Louis Terrenoire, in der er zur Verständigung zwischen den ehemaligen Erbfeinden Deutschland und Frankreich aufrief: „Die schwere der Last der Deportierten macht es unmöglich, die noch schwerere Last des Hasses weiterzutragen.“
„Wir befinden uns wieder in einem Wettstreit der Mächte“, warnte Alain Terrenoire in seiner Rede mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und forderte Europa zur Geschlossenheit auf. „Laßt uns unsere Nachbarschaftsstreitereien endlich beenden.“
Terrenoire: „Das aus griechischen und römischen Eroberungen hervorgegangene Europa erblühte im Humanismus. Europa hat sich in der Vielfalt seiner Völker, ihrer Identitäten, ihrer Nationen und ihrer Staaten aufgebaut. Diese Vielfalt ist einer ihrer größten Schätze, aber sie hat auch zu Machtrivalitäten und Territorialkonflikten geführt.“
Die Gedenkstätte Point Alpha war im Kalten Krieg ein USBeobachtungsstützpunkt an der innerdeutschen Grenze. Den seit 2005 verliehenen Point-Alpha-Preis erhielten unter anderem Michail Gorbatschow, George W. Bush sen., Helmut Kohl (alle drei 2005), Václav Havel (2008), Lech Walesa (2013), Helmut Schmidt (2010), Wolfgang Schäuble (2015), Jean Claude Juncker (2019), Bernhard Vogel (2020). Torsten Fricke
Nach der Übergabe des Point-Alpha-Preises auf der Bühne (von links): der internationale Generalsekretär der Paneuropa-Union und ehemalige kroatische Wissenschaftsminister Prof. Pavo Barišić, der Bundesvorsitzende der Paneuropa-Jugend Christian Hoferer, der Vizepräsident der PaneuropaUnion Deutschland mit Reichenberger Wurzeln und Europaabgeordnete Michael Gahler, der Präsident der Paneuropa-Union Deutschland und Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe Bernd Posselt, der Internationale Präsident der Paneuropa-Union, Alain Terrenoire aus Paris, der Präsident des Kuratoriums Deutsche Einheit und Bundestagsabgeordnete Christian Hirte, dessen Familie aus Ringelhain bei Gablonz stammt, die Laudatorin, Thüringens Ministerpräsidentin a. D. Christine Lieberknecht, und Prof. Philippe Nuss von der Paneuropa-Union Elsaß. Foto: Johannes Kijas
❯ Der heutige Volksgruppensprecher Bernd Posselt war im August 1989 einer der Mitorganisatoren
Ein Picknick, das die Welt veränderte
Als Beauftragter der Internationalen Paneuropa-Union für Mittel- und Osteuropa war der heutige Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, einer der Organisatoren des Paneuropäischen Picknicks am 19. August 1989 bei Sopron, in dessen Verlauf 661 DDRBürger in den Westen flüchten konnten und was den Fall des Eisernen Vorhangs einläutete.
Die Idee war, die Grenze für einige Stunden zu öffnen, und dann zu sehen, was passiert. Eine ziemlich abenteuerliche Idee“, erinnert sich Bernd Posselt in einem Zeitzeugengespräch zum 30jährigen Mauerfall an den August 1989. Schirmherren waren der damalige Präsident der Paneuropa-Union und Europaabgeordnete Otto von Habsburg sowie der ungarische Staatsminister und Reformer Imre Pozsgay.
„Die beiden Schirmherren wa-
ren beim Picknick bewußt nicht anwesend, um die sowjetische Führung nicht zu einem militärischen Eingreifen zu provozieren“, so Posselt, der die Grenzöffnung mit Pozsgay in Budapest ausgehandelt hatte. Bis zum Schluß habe es keine Garantien gegeben, daß nicht auf die Flüchtenden geschossen wird. „Wir haben noch zwei Tage vor dem Ereignis diskutiert, alles abzusagen. Das Picknick hätte auch in einem Blutbad enden können. Hut ab vor den Grenzsoldaten, die nicht geschossen haben.“ Besonders in Erinnerung ist Posselt dabei eine Szene geblieben. Eine Mutter verlor bei der Flucht ihr sechsjähriges Kind und brach bei der Vorstellung, möglicherweise für immer getrennt zu sein, in Tränen aus. Ein Grenzsoldat nahm das Kind und reichte es über den Zaun gen Westen. Posselt: „Das ist mein Symbol des damaligen Tages.“
Am 24. und 25. Mai fanden am Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium in München erstmalig in der Geschichte Münchens und Bayerns Abiturprüfungen in Tschechisch als Fremdsprache statt. Insgesamt haben sieben Schülerinnen ihr zweijähriges Tschechisch-Studium unter der Leitung von Lehrerin Patricia Schönborn mit einer mündlichen Abschlußprüfung erfolgreich abgeschlossen.
Das Pilotprojekt wurde von Schülern, die Tschechisch als Fremdsprache lernen wollten, und ihren Eltern initiiert. Mit Hilfe von Kontakten aus der Akkermann-Gemeinde, der Euregio Freyung und mit diplomatischer Unterstützung des Generalkonsulats der Tschechischen Repu-
blik in München konnte das Angebot „Tschechisch als Fremdsprache“ für Gymnasiasten in München und der Umgebung erfolgreich beim Kultusministerium beworben werden.
Seit Herbst 2021 ist es nun für Gymnasiasten möglich, Tschechisch als Fremdsprache als Wahlpflichtfach in der Oberstufe zu wählen. Tschechisch wird im Rahmen des sogenannten Sammelkurses Tschechisch unterrichtet, an dem Schüler aus der gesamten Region München teilnehmen. Der Unterricht findet wöchentlich freitags in dreistündigen Blöcken am Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium in München statt.
Tschechisch als Fremdsprache zu unterrichten, ist in Bayern nicht neu. Die Sprache wird an
verschiedenen Bildungseinrichtungen angeboten, vor allem im tschechisch-bayerischen Grenzgebiet, wo Tschechisch von besonderer praktischer Bedeutung ist – Handel, Kultur und zwischenmenschliche Beziehungen gedeihen dort. Es gibt eine Reihe von Einrichtungen, die versuchen, die tschechische Sprache zugänglicher zu machen. An bayerischen Gymnasien ist das Fach Tschechisch als fester Bestandteil des Schulsystems und des Lehrplans allerdings eher eine Seltenheit.
Dieses Sprachprojekt endet nicht mit den aktuellen Absolventen des Kurses. Ein weiterer Jahrgang nimmt bereits am Kurs teil und bereitet sich auf die Abiturprüfungen im Mai 2024 vor. Kamila Novotná
❯ 100. Sitzung
der Sudetendeutschen Stiftung
Ministerin Scharf lobt Sudetendeutsche
Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf hat am Dienstag an der 100. Sitzung der Sudetendeutschen Stiftung teilgenommen und deren Arbeit gelobt: „Die guten Entwicklungen der bayerisch-tschechischen Beziehungen und den verbesserten Dialog in den letzten Jahren haben wir auch den langjährigen Bemühungen der Sudetendeutschen zu verdanken. Als vierter Stamm Bayerns gehören sie zu uns und sind eine tragende Säule unseres Freistaats.“
Erst im Mai hat das Bayerische Kabinett in Regensburg zusammen mit dem tschechischen Premierminister Petr Fiala getagt (Sudetendeutsche Zeitung berichtete). Kurze Zeit später haben in Selb die „Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen
2023“ begonnen. An der Eröffnungsfeierlichkeit nahmen der Bayerische Ministerpräsident
❯ In Fladungen am ehemaligen Eisernen Vorhang
Gedenken an den 17. Juni
Die beiden ehemaligen Europaabgeordneten Bernd Posselt (CSU) und Milan Horáček (Bündnis 90/Die Grünen) haben in der nördlichsten Stadt Bayerns, dem fränkischen Fladungen, eine Gedenkaktion zum 70. Jahrestag des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 in der sowjetischen Besatzungszone veranstaltet.
Posselt ist Sprecher der Sudetendeutschen Volksgrup-
■ Bis Freitag, 30. Juni, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen, Ausstellung „verloren, vermisst, verewigt – Heimatbilder der Sudetendeutschen“. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München.
■ Bis Freitag, 30. Juni, Ausstellung „Die vertriebenen Kinder“. Öffnungszeiten montags bis freitags 10.00 bis 16.00 Uhr. An Feiertagen ist die Ausstellung nicht geöffnet. Sudetendeutsches Haus, 1. Stock, Hochstraße 8, München.
■ Bis Montag, 31. Juli: Ausstellung „Ungehört – die Geschichte der Frauen. Flucht, Vertreibung und Integration“. Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München. Öffnungszeiten: montags bis freitags von 10.00 bis 20.00 Uhr.
■ Bis Dienstag, 3. Oktober, Bayerisch-Tschechische Landesausstellung „Barock! Bayern und Böhmen“. Haus der Bayerischen Geschichte, Donaumarkt 1, Regensburg. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 9.00 bis 18.00 Uhr.
■ Freitag, 23. Juni, 15.00 Uhr, Stiftung Verbundenheit, Eröffnung der Fotoausstellung mit der Gewinnerin des Wettbewerbs „Brückenbauer 2022“, Oliwia Drozdowicz (Polen). Stiftung Verbundenheit, An der Feuerwache 19, Bayreuth.
■ Samstag, 24. Juni: Brünner Versöhnungsmarsch. Die SLLandesgruppen Bayern und Baden-Württemberg organisieren wieder eine mehrtägige Begegnungsreise nach Brünn mit Teilnahme am Versöhnungsmarsch.
■ Montag, 26. Juni, 16.00 Uhr, Stiftung Verbundenheit: „Deutsche Sprache als Instrument der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik“. Colloquium mit Experten aus Deutschland, USA, Osteuropa und Lateinamerika in Kooperation mit der Universität Bayreuth. Moderation: Dr. Marco Just Quiles. Universität Bayreuth, Raum H30, Universitätsstraße 30, Bayreuth.
■ Dienstag, 27. Juni, 17.00 Uhr, Stiftung Verbundenheit: „Global, National, Lokal: Bürgerdiplomatie und die Rolle deutschsprachiger Gemein-
Markus Söder und der tschechische Staatspräsident Petr Pavel teil. Und in Barcelona war das
Sudetendeutsche Museum als Europas Museum des Jahres nominiert. Belege, die zeigen, wie positiv sich die bayerisch-tschechische Nachbarschaft entwikkelt habe, so die Ministerin.
Ulrike Scharf weiter: „Die Stiftung leistet für die Kulturpflege der Sudetendeutschen Herausragendes. Sie betreibt unter anderem das Sudetendeutsche Haus als weltweites Zentrum der Sudetendeutschen. Das Sudetendeutsche Museum ist ein Leuchtturmprojekt bayerischer Kulturpolitik. Ein zentraler Ort für den Dialog mit unseren tschechischen Nachbarn und für die Aufarbeitung der gemeinsamen Geschichte. Der Stiftungsrat hat die Geschicke der Stiftung immer mit größtem Engagement gelenkt. Dafür gebührt allen Mitgliedern ein großer Dank.“
❯ Vortrag mit Weinprobe
Die Geschichte des Weinbaus in Mähren
■ Dienstag, 27. Juni, 19.00 Uhr, Vortrag mit Weinprobe: „Die Geschichte des Weinbaus in Mähren als deutschmährische Geschichte“. Referent: Dr. Martin Markel. Veranstaltungsort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München.
pe und Präsident der Paneuropa-Union Deutschland, Horáček Präsidiumsmitglied des Bundes der Vertriebenen und Träger des Europäischen Karls-Preises der Sudetendeutschen.
Die beiden engagierten Europäer haben jahrzehntelang die Bürgerrechtler hinter dem Eisernen Vorhang, der direkt bei Fladungen verlief, unterstützt sowie die Wiedervereinigung Deutschlands und Europas mit vorangetrieben.
VERANSTALTUNGSKALENDER
schaften“. Podiumsdiskussion mit MdB Silke Launert (CSU) zur Bedeutung und Kapazität der deutschsprachigen Gemeinschaften für ein „glokales“ Wirken. Moderation: Dr. Marco Just Quiles. Arvena Kongreßhotel, Großer Saal, Eduard-BayerleinStraße 5a, Bayreuth.
■ Dienstag, 27. Juni, 18.30
Uhr, Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste: Ringveranstaltung mit Vortrag von Dr. Michael Henker über „Die Entwicklung der Museumslandschaft in Bayern“ und anschließendem Empfang. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Der Eintritt ist frei. Anmeldung per eMail an sudak@mailbox.org oder telefonisch unter (0 89) 48 00 03 48.
■ Mittwoch, 28. Juni, 11.15
Uhr, Stiftung Verbundenheit:
„Jüdisches und deutsches Kulturerbe in Mittel-, Osteuropa und Lateinamerika“. Gesprächsveranstaltung mit Robert Eichler (Deutsch-Israelische Gesellschaft Bayreuth-Oberfranken), Valeria Pascuttini (Vizepräsidentin Deutscher Klub Rosario, Argentinien), Marek Dziony (Diakon, Diözese Oppeln, Polen), und Hartmut Koschyk (Ratsvorsitzender Stiftung Verbundenheit). Moderation: Irina Peter. Arvena Kongreßhotel, Großer Saal, Eduard-Bayerlein-Straße 5a, Bayreuth.
■ Mittwoch, 28. Juni, 19.00
Uhr, Stiftung Verbundenheit:
Kulturgala mit Preisverleihung
„Deutschsprachige Gemeinschaften und deutsche Minderheiten in aller Welt“ mit der Bayerischen Staatsministerin für Europaangelegenheiten und Internationales, Melanie Huml, und der Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Natalie Pawlik. Moderation: Irina Peter. Kulturbühne Reichshof, Maximilianstraße 28, Bayreuth.
■ Donnerstag, 29. Juni, 10.00 Uhr, Stiftung Verbundenheit:
„Global vernetzt: Internationale Auszubildende, Fachkräfte und deutschsprachige Gemein-
schaften“. Podiumsdiskussion mit Wolfram Brehm, Hauptgeschäftsführer IHK Oberfranken, und Silvia Saenger, GVKBW/ Stiftung Verbundenheit. Moderation: Annika Klump (Argentinisch-Deutsche Handelskammer). Arvena Kongreßhotel, Großer Saal, Eduard-BayerleinStraße 5a, Bayreuth.
■ Freitag, 30. Juni bis Sonntag, 2. Juli, Egerlandtag und 51. Bundestreffen der Egerland-Jugend. Egerland-Kulturhaus, Fikentscherstraße, Marktredwitz
■ Freitag, 30. Juni, 19.00 Uhr, Deutsches Kulturforum östliches Europa: „Eine Gegenwart aus Geschichten – Lesung und Gespräch mit Tanja Maljartschuk und Matthias Nawrat“.
Im Anschluß laden das Kunsthaus sans titre und die Gesellschaft für Deutsch-Polnische Nachbarschaft–Sąsiedzi e. V. ab 21.00 Uhr zu Musik und Tanz aus der Ukraine, Polen und Deutschland ein. Kunsthaus sans titre, Französische Straße 18, Potsdam.
■ Samstag, 1. bis Sonntag, 2. Juli: SL-Ortsgruppe Hochofen: 25. Heimattreffen in Tinksaifen/ Hochofen (Vysoká Pec) bei Neudek. Samstag, 10.30 Uhr: Gottesdienst in Trinksaifen/Rudné. Nachmittags Busfahrt nach Abertham (Handschuhmuseum) und Pleßberg (Café). Anschließend deutsch-tschechischer Heimatabend in Hochofen. Sonntag, 10.00 Uhr: Geführter Spaziergang. Anmeldung bei Adolf Hochmuth unter Telefon (0 91 42) 36 04.
■ Samstag, 1. Juli, 10.30 bis 16.00 Uhr: SL-Bezirksverband Schwaben: Bezirksneuwahlen. Trachtenheim, Donauwörther Straße 46, Königsbrunn. (Achtung, verschoben von ursprünglich 10. Juni auf jetzt 1. Juli.).
■ Sonntag, 2. Juli, 9.00 Uhr: Wallfahrt Haindorf zum Fest Mariä Heimsuchung. Die Heilige Messe feiert Pater Dr. Martin Leitgröb CSsR, Provinzial der Redemptoristenprovinz WienMünchen.
■ Mittwoch, 5. Juli, 16.30 Uhr, Stiftung Verbundenheit: „Die Schönbornfranken – von
Der Vortrag geht den Ursprüngen des Weinbaus in Mähren nach, als eines Wirtschaftszweigs, der sich im Zuge der Kolonisation dieses Gebietes im Mittelalter herausgebildet hat. Der Schwerpunkt des Vortrages liegt auf dem Zeitraum zwischen dem Dreißigjährigen Krieg und dem Kriegsende 1945. Der Referent erklärt den Entwicklungsprozeß des Weinbaus, der in vielfacher Hinsicht jenen im österreichischen Weinviertel und in Ungarn ähnelt. Dabei fungierten die Deutschen als eine Innovationskraft dieses Prozeßes.
Dr. Martin Markel (geboren 1968, auf dem Foto mit Ehefrau Marika) ist mährischer Historiker und Winzer. Seit
2005 ist er am Institut für Geschichte an der Philosophischen Fakultät der MasarykUniversität in Brünn tätig, wo er auch ein Studium der Geschichte und des Tschechischen (1991) sowie ein Doktorstudium (2002) absolvierte. Neben der akademischen Tätigkeit widmet er sich dem Wiederaufbau des Familienweingutes in Joslowitz/Jaroslavice in Südmähren.
Franken nach Transkarpatien“. Ausstellungseröffnung und Buchpräsentation mit der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, Sylvia Stierstorfer, Landrat Florian Wiedemann und Autor Dr. Rudolf Distler. Landratsamt Bayreuth, Foyer, Markgrafenallee 5, Bayreuth.
■ Mittwoch, 5. Juli, 17.30 Uhr, Stiftung Verbundenheit: „Schuld und Leid“. Öffentliche Lesung mit den Autoren Thomas Kreutzmann und Werner Sonne mit anschließendem Podiumsgespräch unter anderem mit der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, Sylvia Stierstorfer. Moderation: Dominik Duda. Landratsamt Bayreuth, Markgrafenallee 5, Bayreuth.
■ Freitag, 7. bis Sonntag, 9. Juli, SL-Heimatkreis Braunau: 36. Heimattag und „Tage der Begegnung“. Ansprachen von OB Uwe Kirschstein (Forchheim), Bürgermeister Arnold Vodochodský (Braunau) und Heimatkreisbetreuer Erik Buchholz. Kulturprogramm mit den ZWOlingen Elisabeth und Stefanie Januschko. Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, Bad Kissingen.
■ Samstag, 8. bis Sonntag, 9. Juli, SL-Bezirksgruppe Oberfranken mit Werksiedlung Weidenberg: Zweitagesfahrt nach Aussig. Besuch der Ausstellung „Unsere Deutschen“. Übernachtung im Traditionshotel auf der Ferdinandshöhe. Der Bus fährt über Pegnitz-Wiesweiher, Bayreuth-Hauptbahnhof, Orte im Fichtelgebirge und Marktredwitz. Anmeldung bei Margaretha Michel unter Telefon (0 92 41) 36 54 oder per eMail an mail@ familie-michel.net
■ Sonntag, 9. Juli, 14.00 Uhr, SL-Ortsgruppe Roth: Vogelbeerbaumfest. Vogelbeerbaum im Stadtpark, Otto-Schrimpff-Straße, Roth.
■ Samstag, 15. Juli, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde Erlangen: „Die verlorene Heimat“. Filmpräsentation über das Braunauer Ländchen von Ondřej Valchař, Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen.
Die Deutschen und ihre östlichen Nachbarn
■ Sonntag, 6. bis Freitag, 11. August: Seminar „Verflechtungen und Durchdringungen zwischen Deutschen und ihren östlichen Nachbarn“. Veranstaltung für deutsche, tschechische und polnische Staatsbürger, Angehörige der deutschen Minderheiten in Ostmitteleuropa (ehemalige Flüchtlinge, Vertriebene und Spätaussiedler aus früheren deutschen Reichs- und Siedlungsgebieten sowie Nachkommen dieser Gruppen) und alle Interessierten.
Deutsche, Polen, Tschechen, Ungarn, Russen und andere Völker waren in Ost- und Ostmitteleuropa über Jahrhunderte miteinander vernetzt, lebten neben- und miteinander, trieben Handel und heirateten. Es waren mehrsprachige und multireligiöse Räume, wo Katholiken, Protestanten, Orthodoxe, Juden und andere Gruppen – meist friedlich – lebten.
Im 19. und 20. Jahrhundert breiteten sich dann nationalistische Ideen aus, die die eigene Nation, Sprache und Kultur den anderen gegenüber als überlegen ansah und nach einem gemeinsamen homogenen Staatswesen strebte. Es gab freiwillige und aufgezwungene Assimilationen. Mit dem Ersten Weltkrieg erstarben die multiethnischen und -religiösen europäischen Großreiche. Eine Reihe junger Nationalstaaten wurde geboren, die allerdings meist auch von bedeutsamen Minderheiten bewohnt waren, die sich häufig nicht mit den neuen Mutterländern identifizierten. Neue nationale Spannungen entstanden. Die Minderheiten suchten in neuen Kämpfen Verbündete, nicht immer die richtigen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Schoah war man bestrebt, homogene Nationalstaaten zu schaffen, Minderheiten in ihre Mutterländer abzuschieben oder zu verkaufen. Es verblieben aber auch deutsche Minderheiten in den östlichen Nachbarländern, vielfach ohne Organisations- und Bildungsmöglichkeiten in ihrer Muttersprache. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs änderte sich die Lage nach 1989. In Tschechien, Oberschlesien, Westpreußen und in anderen Landstrichen entwickelte sich teilweise wieder ein blühendes und gemeinschaftliches Leben.
Referenten sind: Gustav Binder (Heiligenhof), Dr. Jan Čapek (Pardubitz), Rudolf Gerr (Bad Brückenau), Dr. Dr. h. c. Axel Hartmann (Preßburg), Dr. habil. Frank Schuster (Clausthal-Zellerfeld), Josef Cyrus (Leverkusen), Gabriela Blank (Ansbach), Wolfgang Freyberg (Weißenburg) und Dr. Meinolf Arens (München).
Heiligenhof · Alte Euerdorfer Straße 1 · 97688 Bad Kissingen
Telefax (09 71) 71 47 47 info@heiligenhof.de · www.heiligenhof.de
❯ Sein Lebenswerk wirkt bis heute: Vor hundert Jahren wurde der langjährige Direktor des Heiligenhofs im Kreis Böhmisch Leipa geboren
„Erich Kukuk ist unvergessen und bleibt einer von uns“
Am heutigen Freitag wäre Erich Kukuk 100 Jahre alt geworden. Obwohl er bereits am 18. August 1994 unerwartet früh verstarb, ist er bis heute eine der prägenden Persönlichkeiten der Sudetendeutschen Volksgruppe nach der Vertreibung. Für die Entwicklung der Sudetendeutschen Bildungsund Begegnungsstätte
„Der Heiligenhof“ ist er die Schlüsselfigur. Zusammen mit seiner Frau Traudl hat er die Geschicke dieser Einrichtung nahezu 40 Jahre bestimmt und damit die Grundlage für ihren Erfolg gelegt. Das sind gute Gründe an ihn zu erinnern.
Erich Kukuk wurde am 23. Juni 1923 in Töschen bei Dauba im nordböhmischen Kreis Böhmisch Leipa geboren. Nach der Bürgerschule begann er eine kaufmännische Ausbildung und war ab 1940 Soldat der Kriegsmarine. Wie viele seiner Altersgenossen war er in den dreißiger Jahren Mitglied der Sudetendeutschen Turnerschaft, deren jugendbewegte Ausrichtung bestimmend für sein gesamtes Leben sein sollte.
Nach dem Krieg strandete Erich Kukuk in der Oberpfalz. Dort stieg er in die Jugendarbeit ein und wurde schließlich von der amerikanischen Militärregierung für das German Youth Activities Program (GYA) eingestellt. Das war eine entscheidende Weichenstellung. Damit hatte Kukuk die Mittel und Gestaltungsmöglichkeiten, um ein Zeltlager zu organisieren, das zur Gründungstätte der Sudetendeutschen Jugend werden sollte.
In dem kleinen Ort Gaisthal im Oberpfälzer Wald trafen sich im August 1950 junge Männer und Frauen, um über die Situation der jungen heimatvertriebenen Generation zu beraten. Am Ende dieses Zeltlagers übergab der erste Sprecher der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Dr. Rudolf Lodgman von Auen, der soeben gegründeten Sudetendeutschen Jugend ihre ersten Fahnen. Damit stand der Organisator Erich Kukuk auch am Beginn des Traditionslagers der SdJ in Gaisthal, das bis heute existiert und seit 1990 ein Zentrum der deutsch-tschechischen Jugendbegegnung ist.
Für Kukuk war diese Zeit der Einstieg in die sich formierende und schnell wachsende Sudetendeutsche Jugend und ihres späteren Dachverbands Deutsche Jugend des Ostens (DJO).
Mit seinem Geschick und seiner Begeisterungsfähigkeit gründete er zahllose Jugendgruppen, führte Jugendleiterschulungen durch und baute die Organisation des Jugendverbandes ganz entscheidend mit auf. Er wurde Mitglied der Hauptjugendführung unter Oskar (Ossi) Böse und übernahm 1952 den Landesvorsitz von SdJ und DJO in Bayern. Das führte ihn immer wieder auf den Heiligenhof in Bad Kissingen, ein Landhaus, das das Sudetendeutsche Sozialwerk 1952 erworben hatte, um jungen Sudetendeutschen eine Heimstatt zu bieten.
Als Ossi Böse die Heimleitung 1957 abgab, übernahm Erich Kukuk diese Aufgabe und behielt sie hauptamtlich bis zum Eintritt in seinen Ruhestand 1988 und ehrenamtlich letztlich bis zu seinem Tod 1994. Erich Kukuk übernahm das renovierungsbedürftige ehemalige Landhaus eines Architekten, das nach ersten Erweiterungen 75 Personen Platz bot, zumeist in großen Schlafsälen, und übergab ein modernes Seminarhaus
für cirka 130 Gäste. Er übernahm eine erste Heimstatt und Schulungseinrichtung für junge Heimatvertriebene und übergab eine anerkannte staats- und heimatpolitische Bildungs- und Begegnungsstätte. Dazwischen lagen 37 Jahre harte Arbeit. Erich Kukuk war für die Position des Heim- und Studienleiters, in späteren Jahren des Direktors des Heiligenhofs
für Freiheit, Recht und das demokratische Staatswesen waren Leitlinien seiner Arbeit. Auf dem Heiligenhof und in der Sudetendeutschen Jugend wurden viele Tausend junge entwurzelte Menschen zu bekennenden Staatsbürgern der noch jungen Bundesrepublik Deutschland geformt. Die Überwindung der Teilung Deutschlands und die Einigung Europas
und Dr. Ortfried Kotzian gründete er den Arbeitskreis für Volksgruppen- und Minderheitenfragen. Im Sudetendeutschen Sozial- und Bildungswerk und in der Sudetendeutschen Landsmannschaft war er viele Jahrzehnte umtriebiger und umsichtiger Amtsträger auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene. Der Auf- und Ausbau des Heiligenhofs ist das Lebenswerk von Erich Ku-
Der deutsche Dichter und Philosoph Georg Philipp Friedrich von Hardenberg, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Novalis, war evangelischer Christ und Angehöriger der philosophischen und literarischen Strömung der Romantik. Von ihm stammt ein kurzes Gedicht über die Muttergottes, das ich schon oft als wertvolle Anregung empfunden habe: „Ich sehe dich in tausend Bildern, / Maria, lieblich ausgedrückt, / doch keins von allen kann dich schildern, / wie meine Seele dich erblickt.“ Eingefallen sind mir diese Gedanken im Blick auf das bevorstehende Fest der Mutter von der Immerwährenden Hilfe, welches wir in der Ordensgemeinschaft der Redemptoristen am 27. Juni feiern. Unter den tausenden Bildern der Muttergottes ist die Ikone der Mutter von der Immerwährenden Hilfe eines der bekanntesten. Wir dürfen uns glücklich schätzen, daß uns Redemptoristen dieses Bild vor mehr als 150 Jahren von Papst Pius IX. anvertraut wurde. „Macht es auf der ganzen Welt bekannt“, lautete der Auftrag des Papstes. Diesem Auftrag fühlte sich unsere Ordensgemeinschaft verpflichtet, und so findet sich das Bild nicht nur in unseren eigenen Klosterkirchen, sondern auch in vielen anderen Gotteshäusern, aber auch in Privathäusern, in Wegkapellen und auf Bildstöcken.
Die Ikone zeigt Maria mit ihrem Sohn Jesus vor goldenem Hintergrund. Im oberen Bereich befinden sich links und rechts zwei Engel mit den Leidenswerkszeugen. Die Hände der Muttergottes und ihres Sohnes sind eng umschlossen. Mariens Blick richtet sich zum Betrachter ihres Bildes, während Jesus in die Weite der Ewigkeit schaut. Farblich sind die Gewänder der beiden Protagonisten in Grün, Rot und Dunkelblau gehalten. Der Mantel der Muttergottes ist mit Sternen durchwirkt. Soweit eine kurze Beschreibung dieses berühmten Gnadenbildes. Ich lade die Leser meiner Kolumne ein, nach dem Bild Ausschau zu halten. Sicher gibt es irgendwo in der Nähe eine Darstellung der Mutter von der Immerwährenden Hilfe, mindestens in katholisch geprägten Gegenden.
wie geschaffen. Er war mit Leib und Seele Jugendführer und Pädagoge, der in der Jugend- und Erwachsenenbildung seine Aufgabe sah. Er war ein politischer Kopf, der sich dem Rechtskampf der sudetendeutschen Volksgruppe und deren Erhaltung verpflichtet sah, und er war Praktiker in jeder Hinsicht, was sich vor allem bei den permanenten Aus- und Umbaumaßnahmen des Heiligenhofs sehr bewährte.
Die einzelnen Leistungen und Ämter von Erich Kukuk aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Erich Kukuk war in jeder Hinsicht ein Mann der Gemeinschaft, der Leute zusammenführte und sie für Ideen und Aufgaben begeistern konnte. Der Heiligenhof bot ihm den notwendigen Raum dafür. Seinen sudetendeutschen Landsleuten bot er ein Stück Heimat in der Fremde, den vielen Jugendgruppen und zahlreichen Gästegruppen auch außerhalb des sudetendeutschen Bereichs Haltung und Orientierung. Der Einsatz
waren Herzensanliegen von Erich Kukuk. Unzählige Gruppen führte er an die deutsch-deutsche Grenze, die nur wenige Kilometer von Bad Kissingen entfernt lag. Kukuk war zusammen mit Ossi Böse der Ideengeber zum Aufbau der Jugendorganisation der „Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen (FUEV)“ und einige Jahre deren Vorsitzender. Mit Prof. Rudolf Grulich
kuk und seiner Frau Traudl. Ohne deren rückhaltlose Unterstützung hätte dieses Werk nicht gelingen können. Die Familie Kukuk prägte den Heiligenhof, und der Heiligenhof prägte das Leben der Familie Kukuk. Nach Kukuks Tod übernahm Traudl Kukuk noch für weitere sechs Jahre die Leitung des Hauses, auch ihr jüngerer Sohn Ulrich arbeitete viele Jahre hauptamtlich mit und heute ist ihr älterer Sohn Andreas Mitglied des Stiftungsrats der den Heiligenhof tragenden Stiftung Sudetendeutsches Sozial- und Bildungswerk.
Staatssekretär a. D. Wolfgang Egerter, persönlicher Freund und damaliger Vorsitzender des Sudetendeutschen Sozial- und Bildungswerks, versprach Erich Kukuk in seiner bewegenden Grabrede, „daß wir ihm über den Tod hinaus Heimrecht geben, auf dem Heiligenhof und in unserer Gemeinschaft“. Zu diesem Versprechen stehen wir auch heute. Erich Kukuk ist unvergessen und bleibt einer von uns. Hans Knapek
Doch möchte ich jetzt wieder zu dem eingangs zitierten Gedicht von Novalis zurückkehren. In tausenden Bildern findet sich die Muttergottes ausgedrückt. Die Ikone, auf welche ich gerade eben hingewiesen habe, ist eines der ganz besonderen Bilder. Ich bin sehr dankbar dafür, daß ich diesem Bild fast täglich begegne. Doch geht es vor dieser Ikone wie vor allen Mariendarstellungen letztlich darum, daß wir Maria nicht bloß äußerlich schauen, sondern sie mit unserer Seele erblicken. Darauf hatte Novalis hingewiesen. Ich meine, daß wir im inneren Blick auf die Muttergottes viel Orientierung und Heil in den diversen schwierigen Situationen unseres Lebens erfahren können. Die mütterliche Wärme und Zuneigung Mariens läßt das Vertrauen darauf wachsen, daß wir in Gottes Hand geborgen sind.
Dr. Martin Leitgöb CSsR Provinzial der Redemptoristen Wien-MünchenUnser Angebot
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Christian Benker 90
Musikinstrumente bewegen die Menschen, bringen sie zum Tanzen, Weinen und Lachen. Einer, der dazu beitrug, ist Christian Benker, langjähriger Geschäftsführer der international bekannten und aus dem böhmischen Musikwinkel stammenden Musikinstrumentenfirma Karl Höfner. Am 9. Juni feierte er 90. Geburtstag.
Dr. Martin Posselt, Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Volkstumspflege der Bundesversammlung, Brunhilde Reitmeier-Zwick, Bundesvorsitzende der Karpatendeutschen, Dr. Ortfried Kotzian, Vorstandsvorsitzender der Sudetendeutschen Stiftung, Helena Päßler, Ko-Vorsitzende der Seliger-Gemeinde, Anita Donderer vom Heimatkreis Neudek und Dr. Wolfgang Freytag vom Schirmherrschaftsministerium, oben Blick ins Antiquarium.
Der im oberfränkischen Weißenstadt geborene Jubilar studierte Elektrotechnik und trat 1963 als diplomierter Ingenieur in die Firma Karl Höfner ein. Vom Assistenten der Geschäftsleitung avancierte Benker über den Betriebsleiter zum Prokuristen. 1971 bis 1998 war er mit seiner Frau Gerhilde, geborene Höfner, Geschäftsführer. Der Name Höfner erlangte auf dem Musikmarkt Weltruf. Paul McCartney spielt noch heute auf dem Höfner-500/1-Baß und sorgte dafür, daß die Namen Höfner und Bubenreuth in allen fünf Erdteilen bekannt wurden.
Steffen Hörtler, Dr. Markus Gruber, Amtschef im Schirmherrschaftsministerium, Sylvia Stierstorfer, Landesbeauftragte für Aussiedler und Vertriebene, Andreas Schmalcz von der SL-Landesgeschäftsstelle, Prof. Dr. Albert-Peter Rethmann, Bundesvorsitzender der Ackermann-Gemeinde, und sein Vorgänger Martin Kastler.
25/2023
Dieter Heller vom SL-Landesvorstand, Leonhard und Gabi Schleich, Wolfgang Schwarz, Kulturreferent für die böhmischen Länder des ASV, und SdJ-Vorsitzender Mario Hierhager.
Vergangene Woche hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder Vertreter der Vertriebenenverbände zu einem festlichen Abendessen in das Antiquarium der Residenz München eingeladen.
Das Antiquarium war immer dem König vorbehalten, durfte nur mit dem König genutzt werden“, begann Söder seine Begrüßung.
Dieses Münchener Kleinod wurde unter Herzog Albrecht V. von Bayern (1528–1579) zwischen 1569 und 1571 als Museum für die herzogliche Antikensammlung erbaut. Der Saal ist der älteste heute noch bestehende Teil der Residenz. Die Baupläne hatte Baumeister Jacopo Strada aus Mantua entworfen.
Der Münchener Friedrich Sustris gestaltete das Antiquarium 1586 bis 1600 zu einer Festhalle. Bei der Zerstörung der Münchener Residenz 1944 stürzten die mittleren Gewölbejoche ein. Seit dem Wiederaufbau 1958 dient das Antiquarium dem Bayerischen Ministerpräsidenten.
„Dieses Recht“, so Söder weiter, „ist auf seinen Nachfolger übergegangen. Nur mit dem Ministerpräsidenten kann man den Raum nutzen. Und der heutige Abend ist ein Abend der Wertschätzung für
Sie und Ihre Arbeit.“ Schon seit Jahrzehnten sei er den Vertriebenen verbunden und zahlendes Mitglied in deren Verbänden.
Daß die deutschen Heimatvertriebenen Brücken bauten, zeigten sie nicht zuletzt als Migrationsbeiräte in München. Dabei müsse man dennoch unterscheiden, aus welchem Teil der Erde die Migranten kämen. Die deutschen Heimatvertriebenen seien Landsleute. Was sie nach dem Krieg beim Wiederaufbau geleistet hätten, sei einzigartig. Heute seien sogar die Vertreiberstaaten froh über diese Brückenbauer.
Brauchtum und Tradition seien aktueller denn je, Tracht sei gleichermaßen bodenständig und zukunftsweisend. „Bei Ihnen herrscht der gute Geist, nicht Trauer und Verschlossenheit. Wir sind froh, daß Sie zu unserer großen bayerischen Familie gehören. Auf mich können Sie sich
ganz sicher verlassen. Ich bin und bleibe ein Fan der Vertriebenen und Aussiedler“, schloß Söder.
BdV-Präsident Bernd Fabritius dankte zunächst dafür, ins Allerheiligste der Münchener Residenz eingeladen worden zu sein.
Dann dankte er für Bayerns bedingungsloses Bekenntnis zu den Heimatvertriebenen. „Hier gehören wir selbstverständlich dazu, sind Teil der Familie.“ Die Heimatvertriebenen lebten eine Brückenfunktion zu mehreren Heimaten, was Bayern tatkräftig fördere.
Er danke auch Steffen Hörtler, Obmann der SL-Landesgruppe Bayern und Stellvertretender SL-Bundesvorsitzender, mit dem die Brückenfunktion auflebe.
Das sei nur mit Hilfe des Bayerischen Staates möglich. Dazu gehöre auch die grenzüberschreitende Jugend- und Kulturarbeit.
In Bayern würden die Vertriebenen wertgeschätzt, während sie sonst, vor allem in Berlin, schwierige Zeiten erlebten. Bernd Fabritius: „Daß Bayerns Ministerpräsident für uns Partei ergreift, dafür danke ich.“
Nach Saibling, Ente und Schokoladenvariationen klang der Abend bei einem Gläschen Kräuterlikör von den Benediktinerinnen der Abtei Frau-
Nadira Hurnaus
Außerdem war Benker 27 Jahre lang im Vorstand des Bundesverbandes der Deutschen Musikinstrumenten-Hersteller, davon zehn Jahre als Vorsitzender. 1998 wurde er Ehrenvorsitzender. In der Forschungsgemeinschaft Musikinstrumente war er 31 Jahre lang Vorstandsmitglied, davon zwölf Jahre lang als Präsident. Seine besonderen Bemühungen galten der Förderung des instrumentalen Musizierens. Benker gilt als der Vater des Deutschen Musikinstrumentenpreises, welchen er mit dem aus Eger stammenden Staatssekretär Erich Riedl über das Bundeswirtschaftsministerium erreichte. 1994 bis 2000 war er Mitglied des Industrie- und Handelsgremiums Erlangen.
Immer war Benker bestrebt, die Wettbewerbsfähigkeit der Deutschen Musikinstrumentenbauer durch innovative Forschungen und Entwicklungen zu fördern und die Musikerziehung an Schulen und Kindergärten sicherzustellen. Als 1995 der Kulturförderverein Bubenreuth als Trägerverein des internationalen Wettbewerbes für Streichquartette und Gitarrenduos gegründet wurde, wurde Benker Vorsitzender. 1999 wurde er in den Vorstand der Peter-Pirazzi-Stiftung gewählt.
Kommunalpolitisch übernahm Benker als Christsozialer im Mai 1978 das Ehrenamt eines Gemeinderates in seiner Heimatgemeinde Bubenreuth. Der sachlich agierende Unternehmer wurde in den 24 Jahren seiner kommunalpolitischen Tätigkeiten von allen Fraktionen respektiert und geachtet.
Im Hinblick auf sein positives Wirken und seine verdienstvollen Aktivitäten erhielt er 1989 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1993 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und 1998 den Bayerischen Verdienstorden. Die Gemeinde Bubenreuth zeichnete ihn 1990 mit der Bürgermedaille aus.
Unter den Gratulanten waren Vize-Landrätin Gabriele Klaußner, Bubenreuths Bürgermeister Norbert Stumpf und Pfarrerin Christiane Stahlmann. Die Egerländer Geigenbauerkapelle spielte ein Ständchen, dem sich der Egerländer Heimatchor singend anschloß. Heinz Reiß
enchiemsee aus.Schloß Königswart im Egerland
In der ersten Folge der diesjährigen Vortragsreihe über „Böhmische Schlösser“ sprach Stefan Samerski über das Schloß von Königswart in Böhmen. Nach der Begrüßung durch Andreas Schmalcz von der Sudetendeutschen Heimatpflege referierte der Professor für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit im Sudetendeutschen Haus über die Geschichte des Schlosses und die damit verknüpfte Familie von Metternich. Die Reihe wird wieder veranstaltet vom SL-Bundesverband, der Sudetendeutschen Heimatpflege, der Ackermann-Gemeinde in der Erzdiözese München und Freising sowie der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste und gefördert von der Sudetendeutschen Stiftung.
Die Geschichte der Herrschaft Königswart erstreckt sich von einer frühen Grenzburg über ein Renaissancefort bis hin zum heutigen Schloß mit wertvollen Sammlungen“, begann Samerski seinen detailreichen Vortrag. Die erste schriftliche Erwähnung einer Burg in Königswart stamme aus dem Jahr 972, als Kaiser Otto I. eine befestigte Anlage und ein ausgedehntes Gelände dem Bischof Wolfgang von Regensburg geben habe. König Přemysl Ottokar II. habe im 13. Jahrhundert eine Burg Kunigeswart neu erbauen lassen. 1387 habe Heinrich IX. von Plauen die Herrschaft von den Landgrafen Johann und Albrecht von Leuchtenberg gekauft. Bereits 1392 habe sich die Herrschaft im Pfandbesitz des Edlen Boresch (Borso) von Riesenburg befunden, der sie seinerseits an die Gebrüder Hückler, reiche Bürger aus Eger, weiter verpfändet habe. Unge-
fähr ab 1400 habe sich die Herrschaft dann wieder im Besitz von Heinrich IX. von Plauen befunden, der sie an seine Nachkommen vererbt habe.
„Während der Zeit der Hussitenkriege wurde die Herrschaft mehrmals verheert, so 1430, als die Hussiten auch Plauen zerstörten.“ Nach der Schlacht am Weißen Berg 1620 sei die Herrschaft konfisziert worden. Zwischen 1623 und 1631 hätten die Metternichs die Herrschaft Königswart gekauft, die bis 1945 im Besitz der fürstlichen Familie geblieben sei.
„Die Metternichs waren eigentlich Rheinländer, die ihre linksrheinischen Besitzungen im Westen verloren hatten und sich in Böhmen ,einkauften‘!“ Graf
Philipp Emmerich von Metternich habe das baufällige Renaissancefort von 1681 bis 1691 in ein Barockschloß umbauen las-
sen. „Seine heutige Gestalt im Stil des Wiener Klassizismus und Empirestil erhielt das Schloß Königswart unter Klemens Wenzel
Lothar von Metternich, dem österreichischen Staatskanzler, der es zu seinem Geburtstag von seinem Vater geschenkt bekommen hatte.“ Er habe es 1821 bis 1836 vom Baumeister Peter von Nobile umbauen lassen. Zum Schloß gehöre ein 100 Hektar großer englischer Garten, in dem ein 1835 aufgestellter Obelisk von Kaiser Franz I. stehe. Gegenüber dem Schloß habe der Fürst Wirtschaftsgebäude für Meierhof und Försterei errichten lassen, die renoviert ein Hotel und Restaurant beherbergten. Das Schloß sei 1945 konfisziert, die Familie Metternich enteignet und des Landes verwiesen worden. Samerski schilderte dann Leben und Leistungen von Klemens von Metternich, dessen
250. Geburtstag vor kurzem, am 15. Mai, habe gefeiert werden können. Der junge Metternich sei Botschafter in Dresden, Wien und Paris gewesen. Nach seinen Erfolgen auf dem diplomatischen Parkett sei er zum Staatskanzler und Fürst erhoben worden.
„Im Schloß selbst befindet sich eine wertvolle Bibliothek, die mittelalterliche Handschriften und wertvolle Drucke, wissenschaftliche Bücher und Enzyklopädien aus einer Reihe von wissenschaftlichen Bereichen enthält.“ Hier werde auch der Nachlaß des französischen Dichters Alexandre Dumas verwahrt. 1828 sei ein Museum eingerichtet worden, in dem naturwissenschaftliche Sammlungen, Münzen, historische und technische Kuriositäten, Handschriften, alte ägyptische Denkmale, Marmorplastiken – so von Antonio Canova – und Gegenstände der orientalischen Kunst zu sehen seien.
Samerski gab einen guten Eindruck von der rastlosen Sammelwut Metternichs. Auch sein ehemaliger Schreibtisch vom Wiener Kongreß sei nach Umwegen in diesem Schloß gelandet. Zu den Schätzen zähle ebenfalls ein Marmoraltar in der Schloßkapelle, den Papst Gregor XVI. Fürst Metternich aus Dankbarkeit ebenso geschenkt habe wie einige Reliquien. „Damit wurde die Schloßkapelle auch zum Wallfahrtsort.“
Seit ist das Schloß nach umfangreichen Renovierungsarbeiten wieder der Öffentlichkeit zugänglich. Beim Rundgang wird der Besucher auf zwei verschiedenen Wegen durch 25 Räume geführt. 2008 setzte der Europarat Schloß Königswart auf die Liste des europäischen Kulturerbes. Susanne Habel
Bei seinem Vortrag im Sudetendeutschen Haus stellte Stefan Samerski auch ein neues Buch vor, dessen Herausgeber er ist. Dabei geht es um Klemens Fürst Metternich, der vor 250 Jahren zur Welt kam.
Der neue Sammelband „Metternich und der europäische Frieden“ wendet sich an ein breites Publikum, das an historischen Zusammenhängen wie aktuellen Fragen interessiert ist. Mit Essays melden sich ausgewiesene Fachleute zu Wort, die die Diplomatenpersönlichkeit und die außenpolitische Leistung des österreichischen Staatsmanns anschaulich darlegen. Stets mit Blick auf Europa gehörten für Metternich Friedensstiftung und Friedenssicherung integrativ zusammen. Gerade seine Außenpolitik ist nicht auf die Begriffe „Restauration“ und „Rückwärtsgewandtheit“ reduzierbar. Das wird deutlich, wenn ausgetretene Pfade verlassen und die diplomatische Flexibilität sowie moderne Ansätze des Staatsmanns konkret in den Blick genommen werden.
Hochkarätige Autoren lieferten Beiträge: Henry A. Kissinger über „Metternich – Quintessenzen eines Diplomaten“, Wolfram Siemann über „Metternich – der Staatsmann Europas zwischen Wollen und Können“, Wolfram Pyta über „Die Heilige Allianz –avantgardistischer Aufbruch zu einer wertebasierten Außenpolitik“, Herausgeber Stefan Samerski über„Thron und Altar. Das Papsttum als Garant für eine restaurative Ordnung Europas?“ und Bernd Posselt über „Metternich und Europa“.
Zum Bericht „Erdäpfel und Erdbeeren“ über die Vortragsveranstaltung „Literatur im Café“ des Adalbert-Stifter-Vereins beim Sudetendeutschen Tag von Susanne Habel (Ý SdZ 23/2023).
Die Berichterstattung, bei der Lesung des Adalbert-Stifter-Vereins im Rahmen des Sudetendeutschen Tages seien Kriegserlebnisse aus Otfried Preußlers Roman „Erntelager Geyer“ vorgetragen worden, ist unrichtig. Richtig ist, daß ein kurzes Zitat aus einem seiner späten Texte gelesen wurde, in dem er verdeutlicht, wie ihn die Erlebnisse von Kampf, Tod, Krankheit und Elend erschüttert und nachhaltig gezeichnet haben.
„Ungehört: Die Geschichte der Frauen“
Das Haus des Deutschen Ostens München (HDO) und Schirmherrin Sylvia Stierstorfer MdL, Landesbeauftragte für Aussiedler und Vertriebene, eröffneten eine neue Ausstellung mit dem Titel: „Ungehört – Die Geschichte der Frauen. Flucht, Vertreibung, Integration“. Die Geschichte der deutschen Vertriebenen und Flüchtlinge ist auch mit dem Schicksal der Frauen verbunden, deren Stimmen jedoch oft ungehört blieben. Die Ausstellung beschreibt Flucht, Vertreibung und Integration erstmals aus weiblicher Sicht.
Stierstorfer sprach ein leidenschaftliches Grußwort nach der Begrüßung durch den Hausherren, den HDO-Direktor Andreas Otto Weber.
Die Geschichte der Frauen muß einfach erzählt werden“, verlangte Sylvia Stierstorfer MdL. Die Landesbeauftragte für Aussiedler und Vertriebene betonte: „Bis heute ist sie zu oft ungehört geblieben. Viele haben nicht darüber geredet, andere hätten es gerne, aber ihnen wurde nicht zugehört.“
„Die Zeitzeuginnen, die heute unter uns sind, haben bestätigt, wie wichtig es ist, hinzuschauen und zuzuhören! Ich möchte mich herzlich bei den sechs Zeitzeuginnen, die aus unterschiedlichen Regionen des östlichen Europas stammen, für ihren Mut bedanken, uns heute über ihr Schicksal zu berichten! Mein Dank geht aber auch an Andreas Otto Weber, der diese Ausstellung konzipiert hat, an die Historikerin Daniela Neri-Ultsch als Kuratorin und das AusstellungsTeam. Sie haben hier etwas Einzigartiges geschaffen.“
Stierstorfer sei selbst betroffen, wie sie erläuterte: „Meine Oma wollte immer in ihre sudetendeutsche Heimat zurück, hat es jedoch nicht erleben dürfen.“ Mit ihrem Großvater sei sie später selbst in die Heimat gefahren.
„Nach dem Zweiten Weltkrieg mußten Millionen von Deutschen ihre Heimat im östlichen Europa verlassen. Der Heimatverlust betraf alle, doch es waren vor allem Frauen, die sich als erste auf den Weg machen mußten, so Andreas Otto Weber. „Mütter und Großmütter, Schwestern
und Tanten – zusammen mit Kindern und Alten begaben sie sich auf die Reise ins Ungewisse“, bedauerte der HDO-Direktor. Das Verlassen der Heimat sei keine geplante Ausreise gewesen. „Viele Frauen mußten in Eile alles Wichtige zusammenpacken und all ihre Kräfte darauf verwenden, Sicherheit und Nahrung für die Familie zu organisieren und sich selbst und die Töchter vor sexuellen Übergriffen zu schützen.“ Dabei sei oft die enge Mutter-Kind-Beziehung auf der Strecke geblieben. Am Ende des beschwerlichen Weges sei zumeist das Leben in sehr beengten Verhältnissen gestanden, in Flüchtlingslagern, Bauernhöfen oder Privatwohnungen. Es sei zu Konflikten bei der Einquartierung und zu Nahrungsmittelknappheit gekommen.
Oft habe die Hauptverantwortung auf den Schultern der Frauen gelastet. Dann hätten sie sich in der neuen Heimat, in Gesellschaft und Arbeitsmarkt integrieren müssen. Jede Frau habe den Heimatverlust individuell verarbeitet: in den Landsmannschaften, bei Heimatreisen, in Kunst
und Literatur. Viele seien über das Trauma von Flucht und Vertreibung nie hinweggekommen.
Weber: „Um diese individuellen Lebenswege sichtbar zu machen, stellen wir die Aussagen unserer Zeitzeugen daher in den Mittelpunkt unserer Ausstellung.“
Weber stellte die Zeitzeuginnen und deren Herkunftsgbiete vor: Ria Schneider aus der Batsch-
ka, Gertrud Müller aus Oberschlesien, Rosmarie Becker aus Pommern, Edith Gleisl aus Ostpreußen und gleich zwei Frauen aus dem Sudetenland, Emma Weis und Friederike Niesner aus Mähren. Sie stünden exemplarisch für die vielen Frauen, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat hätten verlassen müssen.
Ihre Wege durch die Kriegs- und
Nachkriegsgeschichte wiesen Gemeinsamkeiten auf – und seien doch für sich genommen ganz besonders. Die Ausstellung wolle diese Geschichten ans Licht bringen und den Fokus auf die bedeutende Rolle lenken, die Frauen in diesem historischen Kontext gespielt hätten.
Wichtige Aspekte der Gestaltung präsentierte Daniela Neri-Ultsch vom Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Universität Regensburg. Nach dem offiziellen Teil der Eröffnung kamen die Besucher ins Gespräch mit den Referenten und Zeitzeuginnen. Alle waren sich einig, daß diese Ausstellung die Menschen zum Nachdenken, manchmal auch zum Staunen, ganz sicher aber ins Gespräch bringe.
Bis Montag, 31. Juli: „Ungehört – Die Geschichte der Frauen. Flucht, Vertreibung und Integration“ in München, Haus des Deutschen Ostens, Am Liliewnberg 5. Montag bis Freitag 10.00–20.00 Uhr.
� Seliger-Gemeinde
Über unsere Schwellen hinaus
Beim 73. Sudetendeutschen Tag in Regensburg stellte die Seliger-Gemeinde (SG) einen Film vor. Das deutsch-tschechische Filmprojekt dokumentiert, wie sich zwei Schülergruppen, eine von der Karl-Rehbein-Schule in Hanau und eine von der American Academy in Brünn, über drei tschechische Bücher aus den vergangenen 70 Jahren der Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei nähern.
Helena Päßler, Ko-Vorsitzende der Seliger-Gemeinde, stellte die Akteure des Films vor: Markus Harzer, der beteiligte Lehrer der Schule aus Hanau und aktiv in der SL und der SG, der Theaterregisseur Wolfgang Spielvogel, der bereits einen Film über seine Geburtsheimat im Altvatergebirge („Manchmal ist es schön, mit diesen Menschen zu sprechen“) gemacht hatte und ihn bei einem Frühjahrsseminar der SG vorstellte, und der Filmemacher Rainer Brumme, dessen Vater aus Ostpreußen stammte, der jedoch erst durch Wolfgang Spielvogel einen Zugang zur sudetendeutsch-tschechischen Problematik gewann.
Einige Ausschnitte des ersten von geplanten drei Filmen über drei tschechische Bücher wurden dann dem Publikum vorgestellt. Verwoben mit Sequenzen aus dem 1952 verfilmten tschechischen Buch „Nastup“ („Die ersten Schritte“) von Václav Řezáč, treffen deutsche und tschechische Schüler auf die sudetendeutsch-tschechische Geschich-
te und tauschen ihre Kenntnisse oder Vorstellungen aus. Der erste Abschnitt, der gezeigt wird – 20 Minuten des 90 Minuten langen Filmes – trägt den Titel „Oma und Opa in der Weltgeschichte“. Und wie Markus Harzer nach der Vorführung anmerkte, wußte nur einer von seinen zwölf beteiligten Schülern von vertriebenen Vorfahren in der Familie. Bei genauer Nachfrage im Fortgang des Projektes fanden sich noch drei weitere Schüler, die das anfangs gar nicht gewußt hatten. Die ersten Filmpassagen führten im Publikum beim Sudetendeutschen Tag aber auch zu Irritationen. Die wenigen Passagen ließen die Gesamtkonzeption noch nicht erahnen. Erst die erläuternden Bemerkungen erhellten das Anliegen. Ausgangspunkt für das Dokumentarfilmprojekt sind das erwähnte Buch „Nastup“, ein Produkt kommunistischer Propaganda, wo die Sudetendeut-
� SL-Kreisgruppe Stuttgart/Baden-Württemberg
schen nur als Täter auftauchen, die zurecht abgeschoben werden – Pflichtlektüre in tschechoslowakischen Schulen der 1950er und 1960er Jahre –, dann das Buch „Wagen nach Wien“, dessen Verfilmung 1966 eine vorsichtige Revision des Bildes der Deutschen enthielt und 1968 verboten wurde, und dann schließlich Kateřina Tučkovás „Vyhnání Gerty Schnirch“ (2009), deutsch „Gerta, das deutsche Mädchen“
tige Film „Über unsere Schwellen hinaus. Erste Schritte“ befaßt sich nur mit der Auseinandersetzung über das Buch von 1952. Er läßt einen Spannungsbogen entstehen in dem die tschechischen Schüler, die anfangs still und leise sind, am Ende des Films die deutschen Schüler fragen: „Warum sagt ihr nichts? Wir fühlen uns verantwortlich für die Taten unserer Vorfahren. Wie ist das denn mit Euch?“ Und die deutschen Schüler, wie Spielvogel referierte, abwehrten, das jukke sie doch gar nicht. Sie hätten doch mit der Vergangenheit nichts zu tun.
� SL-Kreisgruppe Roth-Schwabach/Mittelfranken
(2018), das bereits zu einem Theaterstück umgearbeitet wurde und die gegenwärtige Sichtweise der tschechischen Gesellschaft repräsentiert. Das Buch wurde 100 000 Mal in der Tschechischen Republik verkauft.
Diese Bücher und Filme waren Gegenstand der Auseinandersetzung der zwei Schülergruppen. Dazu filmte die Crew zwischen November 2021 und Mai 2022 zweimal in Hanau, zweimal in Brünn und einmal auf dem Heiligenhof. Der erste 90minü-
Das können kommende Besucher des Films dann auch selbst ansehen. Eine tschechische Premiere wird es am 24. Juni in der Augustinerabtei in Brünn während des Festivals „Meeting Brno“ geben. Am 30. Juli findet die deutsche Erstaufführung im hessischen Hanau statt. Und schließlich wird der Film Ende August beim 36. Filmfestival „Der neue Heimatfilm“ 2023 im oberösterreichischen Freistadt gezeigt werden. Inwieweit die weiteren zwei Filme zusammengeschnitten werden und dann vielleicht alle drei in der Schule oder bei der Lehrerfortbildung Verwendung finden, hängt auch an der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, dem DeutschTschechischen Zukunftsfonds und wohl auch daran, ob ein Träger der politischen Bildung in der Tschechischen Republik gefunden werden wird. Ulrich Miksch
Ballett gegen Rachitis
Vor 75 Jahren, im Juli 1948, wurde im Gasthof Rebstöckle in Stuttgart-Heslach die baden-württembergische SLKreisgruppe Stuttgart gegründet. Im selben Jahr kamen dann noch die SL-Ortsgruppen Bad Cannstatt und Weilimdorf hinzu. Bei einer Veranstaltung im Haus der Heimat in Stuttgart feierten die Sudetendeutschen kürzlich ihr Jubiläum, zu dem als besonderer Ehrengast Kammertänzerin Professor Birgit Keil gekommen war.
Waltraud Illner, Obfrau der SL-Kreisgruppe Stuttgart, freute sich dann auch, neben der weltberühmten Ballettänzerin Ehrengäste wie den Stuttgarter Oberbürgermeister Frank Nopper, die Stellvertretende Bezirksvorsteherin von StuttgartWeilimdorf, Erika Rosenitsch, die Stuttgarter CDU-Stadträtin Iris Ripsam MdB a. D., den SL-Landesobmann Klaus Hoffmann, die SL-Bundesfrauenreferentin Gerda Ott, Herbert Preisenhammer, Vorsitzender der Walther-Hensel-Gesellschaft, sowie Christine Czaja, die Tochter des langjährigen CDU-Bundestagsabgeordneten
Herbert Czaja (1914–1997), begrüßen zu können.
Kreisobfrau Waltraud Illner erinnerte an die Gründungen der Stuttgarter Kreisgruppe und ihrer beiden Ortsgruppen Bad Cannstatt und Weilimdorf. Dabei rief sie auch die Umstände, unter denen die Heimatvertriebenen in Stuttgart damals ansässig worden waren, in Erinnerung. Aber auch besondere Ereignisse wie der Zusammenschluß aller Landsmannschaften Westdeutschlands zum Bund der Vertriebenen und die Verkündung
Süße Oblaten nach der Andacht
Anfang Mai feierte die mittelfränkische SL-Kreisgruppe RothSchwabach eine Maiandacht am Vertriebenendenkmal im Vogelherd in Schwabach. Mitte Mai feierte die SL-Ortsgruppe Roth zunächst im Gasthof Lohgarten Muttertag und anschließend eine Maiandacht am Vogelbeerbaum im Stadtpark in Roth.
der Charta der deutschen Heimatvertriebenen am 5. August 1950 in Stuttgart erwähnte die Stuttgarter Kreisobfrau. Bei der Kreisgruppe Stuttgart seien es Fritz Schindler, Otfried Michl, Hubert Lux-Dobischwald und Ernst Merkl gewesen, die
Ehrengast der Jubiläumsveranstaltung ist die weltberühmte Kammertänzerin
Professor Birgit Keil. Bild: Helmut Heisig
über viele Jahre dort den Vorsitz übernommen hätten, den inzwischen sie, Waltraud Illner, bekleide. In Bad Cannstatt hätten Hubert Lux-Dobischwald, Friedrich Prautsch, Helene Heigold und Hilde Witopil als Obmänner und Obfrauen der Ortsgruppe gewirkt, der heute Gerda Ott als Obfrau vorstehe. Die Ortsgruppe Weilimdorf, heute mitgliederstärkste Ortsgruppe im Kreis Stuttgart, habe Klaus Neumann gegründet. Weitere Obmänner seien Josef Hubatschek, Kurt Janik und Ernst Merkl gewesen, bevor sie, Illner, das Ruder bei den Sudetendeutschen in Weilimdorf übernommen habe. Waltraud Illner erwähnte auch all die Aktivitäten, die die Kreis-
gruppe und die beiden Ortsgruppen über die Jahrzehnte prägten, und bedankte sich bei den Anwesenden für ihr Engagement. Dem schloß sich Landesobmann Klaus Hoffmann an, der in seinem Grußwort dazu aufrief, weiter an einer Verständigung zwischen Sudetendeutschen und Tschechen zu arbeiten. So habe der diesjährige Sudetendeutsche Tag mit der Teilnahme eines offiziellen Regierungsvertreters aus der Tschechischen Republik gezeigt, daß die Bemühungen der SL um ein Miteinander nicht umsonst seien.
Ein besonderer Höhepunkt der Jubiläumsveranstaltung war jedoch der Auftritt von Birgit Keil, die aus ihrem bewegten Leben als Ballettänzerin erzählte. In Kowarschen im ehemaligen Kreis Luditz im historischen Egerland geboren, habe der Weg ihrer Familie nach der Vertreibung aus der Heimat zunächst ins unterfränkische Bad Kissingen geführt. Dort habe sich der Vater bis zum Koch hochgearbeitet.
Trotz der kargen Verhältnisse hätten die Eltern ihren Kindern eine wunderschöne Zeit ermöglicht.
„Ich habe deshalb keine schlechten Erinnerungen an diese Zeit, auch wenn ich als Kind sehr oft krank war, unter Rachitis litt und einen schwachen Rükken und ein starkes Hohlkreuz hatte“, erzählte Birgit Keil aus den Anfangsjahren in der neuen Heimat. Ihre körperlichen Beschwerden seien dann auch der Grund gewesen, daß ihr Weg in eine Ballettschule geführt habe, bevor berufliche Gründe des Vaters die Familie bewogen hätten, nach Bad Cannstatt umzuziehen. Das bezeichnet Birgit Keil heute als „ein großes Glück“. Hier habe sie als junges Mädchen ihre
Ausbildung als Tänzerin fortgesetzt.
Zunächst habe sie eine kleine Ballettschule im sogenannten Kunzi-Bau in Bad Cannstatt besucht, wo sich ein russisches Ehepaar ihrer angenommen habe. Später habe sie bei Anneliese Mörike gelernt, einer Solistin des Stuttgarter Balletts, die eine private Ballettschule betrieben und ihr Talent erkannt habe. „Taschenmesserchen hat sie mich immer genannt“, erzählte Birgit Keil von Anneliese Mörike weiter, die der Mutter der schüchternen Ballettschülerin mit auf den Weg gegeben habe: „Frau Keil, ihre Tochter wird ihnen noch viel Freude machen.“ Und das machte sie dann auch. Nach ihrem ersten Solo-Auftritt unter Ballettdirektor Nicholas Beriozoff bekam Birgit Keil nach ihrem Schulabschluß im Jahre 1961 unter dem neuen Ballettdirektor John Cranko ihren ersten Vollvertrag als Tänzerin im Stuttgarter Ballett. Ein Jahr später, so Keil, habe sie John Cranko für ein halbes Jahr auf die Royal Ballet School nach London geschickt, um, wie der berühmte Ballettdirektor gemeint habe, eine Horizonterweiterung zu erfahren.
1963 wurde sie Solistin im Stuttgarter Ballett. Ihre Karriere als Tänzerin hätte nicht wunderbarer sein können. „Überhaupt ist mein Leben Fügung, das bemerke ich immer wieder. Und auch die Entwicklung, die ich noch heute immer wieder in meinem Leben erfahre, empfinde ich als eine große Gnade“, sagte Birgit Keil. Sie war Tanzpartnerin berühmter Tänzer wie Richard Cragun und Rudolf Nurejew und fand mit dem tschechischen Balletttänzer Vladimir Klos auch privat ihr Glück. Bitte blättern Sie um
Zur Maiandacht der SLKreisgruppe Roth-Schwabach waren auch Volker Bauer MdL und Sylvia Stierstorfer MdL, Bayerns Beauftragte für Aussiedler und Vertriebene, gekommen. Hannelore und Dieter Heller hatten die Andacht mit Kaplan Sebastian Stanclik organisiert. Das lebendige Denkmal in Erinnerung an die mehr als 50 000 in Schwabach gestrandeten Heimatvertriebenen hatten Bauer und Landtagsvizepräsident Karl Freller 2018 gestaltet. Neben einem Gedenkstein wachsen seither Äste aus dem Sudetenland und Ungarn auf einem fränkischen Stamm. Stierstorfers väterliche Wurzeln liegen in Blatnitz im ehemaligen Kreis Mies im historischen Egerland. Sie bezeichnete die Erinnerungsarbeit in der heute gelebten Vernetzung mit den Herkunftsländern in Mitteleuropa als eine Politik, die Menschen verbinde, damit sie nicht im Haß aufeinander, sondern in Zusammenarbeit miteinander in die Zukunft blickten.
Eingangs hatte Kreisobmann Dieter Heller die Gäste zu der von Kaplan Sebastian Stanclik zelebrierten Messe begrüßt, die der Volkschor Schwabach musikalisch begleitete. Volker Bauer berichtete über die kürzliche Reise mit den Sudetendeutschen der Erlebnis- und der Bekenntnisgeneration sowie hiesigen Kommunalpolitikern und SLLandesobmann Steffen Hörtler nach Aussig und Prag
(Ý SdZ 20/2023). An der Reise hatte auch Horst Plechinger, ein Zeitzeuge des Massakers am 31. Juli 1945 auf der Aussiger Brücke und Mitglied der SL-Ortsgruppe Roth, teilgenommen und die Geschehnisse geschildert. Bürgermeister Emil Heinlein sagte in Vertretung des schwabacher Oberbürgermeisters Peter Reiß, daß er nach einem Gesprächen mit einem damals jungen Vertriebenen aus dem Sudetenland verstehe, warum sich dieser für die Sudetendeutsche Sache so engagiere. Karlsbader Oblaten versüßten den Schluß der Andacht.
Da Dieter Heller, Obmann der SLKreisgruppe RothSchwabach und der SLOrtsgruppe Roth, erkrankt war, kam Norbert Schindler, seit 25 Jahren sein Stellvertreter als Ortsobmann, zum ersten Mal zu einem offiziellen Einsatz. „Muttertag ist nicht überholt, wir brauchen ihn immer noch. Der Wert der unentgeltlichen Leistungen in Pflege und Fürsorge ist unbezahlbar. Dafür sagen wird danke“, sagte Schindler.
Die anschließende Maiandacht zelebrierte der Rother Stadtpfarrer Christian Konecny, dessen Vater Wurzeln im Böhmischen hat. Pfarrer Konecny hatte eigens das Heftchen „Maria, Mutter der Glaubenden“ für die Maiandacht der SL-Ortsgruppe Roth gemacht. Auch hier erhielten die Teilnehmer nach der Maiandacht Karlsbader Oblaten.
Petr Pavel steht für Stilwechsel
Kilian Kirchgeßner sprach im jüngsten Themen-Zoom der Accermann-Gemeinde über die neuen Entwicclungen in der Tschechischen Republic
Der mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Journalist Kilian Kirchgeßner ist wahrhaft kein Unbekannter bei der Akkermann-Gemeinde. Mehrmals schon wirkte er beim Brünner Symposium mit. Und in Prag trifft man ihn oft bei den deutschsprachigen Gottesdiensten. Beim Themen-Zoom stand er der Akkermann-Gemeinde Rede und Antwort über die aktuelle Situation in der Tschechischen Republik nach der EU-Ratspräsidentschaft und nun mit dem neuen Präsidenten Petr Pavel bis hin zu den Folgen im Umgang mit dem Krieg in der Ukraine beziehungsweise dem deutsch-tschechischen Verhältnis. 51 Computer waren zu dieser Online-Veranstaltung zugeschaltet.
Den Referenten des Abends stellte Moderator Rainer Karlitschek eingangs näher vor. Kirchgeßner lebt seit 2005 in Prag, weshalb er viel Einblick und Wissen habe. Er habe in München, Prag und Regensburg studiert, die Deutsche Journalistenschule besucht und unter anderem den Young Journalist Award der Europäischen Union 2008 erhalten. Seither habe er viele Reportagen, Artikel und Dokumentationen über Politik, Kultur und Kunst in der Tschechischen Republik verfaßt. So etwa für den Deutschlandfunk, für Deutschlandradio Kultur, für den WDR, für den „Tagesspiegel“, für „Brand eins“ oder für „Geo“. Für das 55minütige Hörstück „Die brutalistischen Zeitzeugen – Tschechiens Umgang mit der Architektur des Kommunismus“ habe er den Deutsch-tschechischen Journalistenpreis in der Kategorie Audio erhalten.
Nach 35 Jahren als Tänzerin im Stuttgarter Ballett und als deutsche Ballerina mit vielen Auftritten rund um die Welt berühmt geworden, sah Birgit Keil die Zeit gekommen, ihre aktive Karriere zu beenden, die Seite zu wechseln, um dann in den Nachwuchs zu investieren und ihre Erfahrungen als Tänzerin weiterzu-
Er, so Kirchgeßner, habe alle drei bisherigen, demokratisch gewählten tschechischen Präsidenten erlebt. Václav Havel habe er noch während seines Studiums erlebt, als am Ende von dessen Amtszeit und mit größer werdendem Abstand zur Wendezeit in Tschechien erste kritische Töne wegen Havels hoher moralischer Ansprüche aufgekommen seien. Noch nicht direkt vom Volk, sondern vom Senat und Abgeordnetenhaus sei dann Václav Klaus, ebenfalls eine Figur der Nachwendezeit, als Staatspräsident gewählt worden.
Mit Jiří Drahoš habe Zeman dann 2018 erneut einen starken Kontrahenten gehabt, der bei der Bevölkerung auch Hoffnung auf anständige Politik geweckt habe. Doch auch diesmal habe Zeman die Stichwahl gewonnen.
Die zweite Amtszeit sei besonders durch die außenpolitische Hinwendung Richtung Rußland und China geprägt gewesen, was ihn zuletzt durch den russischen Krieg gegen die Ukraine viel Zuspruch gekostet habe. Nach zwei Amtszeiten habe Zeman 2023 nicht mehr antreten können. Der aufgrund seiner früheren Tätig-
� Bruna und Schwäbisch Gmünd
Patenschaft
David Heydenreich berichtet über die Geschichte der Bruna und die Patenschaft von Schwäbisch Gmünd über die vertriebenen Deutschen aus Brünn.
Dessen erste Amtszeit sei durchaus schwungvoll gewesen.
Mit Jan Švejnar habe Klaus bei der Wahl für die zweite Amtsperiode einen respektablen Gegenkandidaten gehabt, den er wegen dessen Exil angegriffen und zu einem guten Teil auch deshalb die Wahl erneut gewonnen habe. Die erste direkte Wahl zum Amt des Staatspräsidenten habe im März 2013 Miloš Zeman für sich entschieden, wie sein Amtsvorgänger Klaus in früheren Jahren Ministerpräsident. Ein älterer Herr mit Schwung sei Zeman damals durchaus noch gewesen, im Präsidentschaftswahlkampf – vor allem bei der Stichwahl gegen Fürst Karl Schwarzenberg – habe das seinerzeit noch schwierige Thema Sudetendeutsche eine nicht geringe Rolle gespielt.
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keit als NATO-General fest mit dem Westen verankerte und vertraute Petr Pavel habe – wohl auch vor dem Hintergrund der aktuellen Situation – schließlich das Rennen gegen den Mitbewerber Andrej Babiš gewonnen. „Pavel geht offener mit seiner Vergangenheit um, er steht auch für einen Stilwechsel, er ist ein sichtbarer Präsident. Er ist unheimlich aktiv, seine Bilanz fällt – bei einer anfänglichen Kritik –inzwischen positiv aus“, charakterisierte Kirchgeßner den Neuen auf der Prager Burg, die Pavel wieder zugänglich machen will.
Gefragt von Moderator Karlitschek nach der Zusammenarbeit zwischen dem Staatspräsidenten und dem Ministerpräsidenten beziehungsweise der amtierenden Regierung meinte Kirchgeß-
Ballett gegen Rachitis
geben. Inzwischen Kammertänzerin geworden, gründete Birgit Keil deshalb im Jahre 1995 die private Tanzstiftung Birgit Keil, die das Ziel verfolgt, „junge Tän-
zer und Choreografen sowie Neugier, Interesse, Verständnis und Verstehen für das sowohl klassisch-akademische Ballett, als auch den modernen Tanz und
ner: „Sie sind in Kontakt, aber der Staatspräsident ist nicht der verlängerte Arm der Regierung. Man ist sich von der Wertehaltung her ähnlich, aber der Staatspräsident zeichnet nicht alles ab, was von der Regierung kommt.“ Die obligatorischen symbolischen Antrittsbesuche in der Slowakei, in Berlin und in Bayern in Selb habe Pavel zeitnah absolviert. „Die deutsch-tschechischen Themen sind ihm nicht in die Wiege gelegt. Aber das ist ein Thema, das er in einem strategischen Zusammenhang sieht“, konkretisierte der Journalist.
Ob das knappe Wahlergebnis Zeichen für eine Spaltung im Lande sei, wollte Sandra Uhlich wissen. „Pavel hat in allen Wahlkreisen mit Ausnahme von drei – den drei strukturschwächsten Regionen –gewonnen. Das spricht eher gegen eine Spaltung. Und eine Spaltung Stadt–Land besteht auch nicht mehr“, deutete Kirchgeßner. Die Ukraine und die Unterstützung für sie genieße in Tschechien weiter eine überaus hohe Zustimmung, mit weit über 400 000 ukrainischen Flüchtlingen habe das Land – gemessen an der Bevölkerung – mit am meisten in Europa aufgenommen. Mit Blick auf den jüngst in Regensburg stattgefundenen Sudetendeutschen Tag fragte Manfred Heerdegen nach der Rezeption dieser Veranstaltung in der tschechischen Politik und Öffentlichkeit.
„Er spielt keine Rolle. Das bedeutet aber nicht, daß es Desinteresse daran gibt, sondern spricht für eine Normalisierung“, so der Journalist. „Die Tschechen sprechen inzwischen offen über die Vorgänge am Ende des Krieges, in der Mehrheit der Bevölkerung ist das kein Konfliktthema mehr.“ Problematisch seien dagegen eher andere Aspekte in der Politik wie Energie oder Migration. Marcus Bauer
das aktuelle Tanztheater zu fördern.“
Daß die Nachwuchsarbeit für das Ballett eine Herzensangelegenheit der berühmten Tänzerin ist, machte das Engagement Birgit Keils an der Akademie des Tanzes der Staatlichen Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Mannheim deutlich, wo sie von 1997 bis 2019 als Direktorin und Professorin die Leitung übernahm. Daneben war sie auch von 2003 bis 2019 Direktorin des Staatsballetts Karlsruhe des Badischen Staatstheaters Karlsruhe. Besonders verbunden fühlt sich Birgit Keil, die seit 58 Jahren SL-Mitglied ist, aber auch mit ihrer Heimat, dem Sudetenland.
„Ich bin Sudetendeutsche, aber inzwischen natürlich auch hier in zu Hause“, erklärte die berühmte Ballettänzerin. Neben vielen anderen Auszeichnungen und Ehrungen wurde sie natürlich auch mit dem Großen Sudetendeutschen Kulturpreis ausgezeichnet. Helmut Heisig
Zu Pfingsten 1950 trafen sich Tausende Brünner in Schwäbisch Gmünd und gründeten die Bruna als bundesweiten Verband für die seit 1947 bestehenden, lokal organisierten 14 Brünner Landsmannschaften in Westdeutschland. Die Stadt war von Kriegszerstörungen verschont geblieben und von der USA-Militärverwaltung zur Ansiedlung vertriebener Deutscher bestimmt worden. 1949 stellten die Heimatvertriebenen 31,7 Prozent der Stadtbevölkerung, die meisten stammten aus den böhmischen Ländern. Neben den Gablonzern aus Nordböhmen, die der 1946 bis 1948 amtierende Oberbürgermeister Franz Czisch wegen ihrer Schmuckexpertise bevorzugt in der Silberstadt Gmünd ansiedeln ließ, machten die südmährischen Brünner den bedeutendsten Teil der sudetendeutschen Einwohner aus.
Beim Brünner Treffen 1951 wurde der Bruna-Landesverband Württemberg-Baden –ab 1952 Landesverband Baden-Württemberg – ins Leben gerufen. Am 30. Juli 1953 beschloß die Stadt die Patenschaft über die Brünner Deutschen. In jenem Jahr war Schwäbisch Gmünd zu einem bundesweiten Vorreiter einer Welle kommunaler Solidaritätsbekundungen für die heimatvertriebenen Deutschen des Ostens geworden. Für die Deutschmährer traten vor allem baden-württembergische Gemeinden als Patenstädte in Erscheinung. Noch 1953 übernahm Geislingen die Patenschaft für die Südmährer, 1955 folgte die Patenschaft Göppingens für die Schönhengster, 1957 Heidenheims Patenschaft für die Iglauer, 1962 Ludwigsburgs Patenschaft für die Kuhländler, 1968 Erbachs Patenschaft für die Mödritzer und 1980 Aalens Patenschaft für die Wischauer. Die nordböhmischen Gablonzer, die in Schwäbisch Gmünd ebenfalls gut vertreten waren, fanden 1954 im bayerischen Kaufbeuren-Neugablonz ihre Patenstadt.
Die Patenschaft Schwäbisch Gmünds für die deutschen Brünner sollte von beiden Seiten hingebungsvoll gepflegt werden. Im großen Stil beging die Bruna 1963 das zehnjährige Jubiläum der Patenschaftsübernahme im Stadtgartensaal von Schwäbisch Gmünd. Wie der „Gmünder Tagesbote“ festhielt, sei in allen Festreden immer wieder zum Ausdruck gekommen, wie sehr die Verbundenheit beider Städte im Verlauf des Bestehens der zehnjährigen Partnerschaft gewachsen sei.
Auch danach nahmen die Oberbürgermeister Gmünds an wichtigen Bruna-Veranstaltungen teil. Eine Reihe symbolträchtiger Akte brachte die Verbundenheit zum Ausdruck.
Ein Beispiel ist die 1973 erfolgte Überlassung eines Raumes im Kulturzentrum Prediger für
ein Brünner Heimatmuseum, das 1974 gemachte Geschenk eines Brunnens an Gmünd durch die Bruna, und die Errichtung eines Denkmals im Stadtgarten für Gregor Mendel. Dem neuen Zeitgeist nach 1968 galt die Vertriebenenthematik als nicht mehr zeitgemäß. Eingedenk dessen verwundert es nicht, daß nach dem Fall des Eisernen Vorhangs viele westdeutsche Städte ihre übernommenen Patenschaften neu definierten. Ein Beispiel ist das westfälische Herford, das 1957 die Patenschaft für die Deutschen aus Landsberg an der Warthe übernommen hatte, 2013 jedoch deren Heimatmuseum auflöste und sich inzwischen – einschließlich zeittypischer Meidung deutscher Ortsnamen – als Partnerstadt des polnischen Gorzów sieht. Von einem radikalen Wandel dieser Art blieb die Patenschaft Schwäbisch Gmünds für die Brünner verschont. Dennoch scheint sich auch in Gmünd ein Prioritätenwechsel ereignet zu haben. Hiervon zeugt etwa, daß das Bundestreffen der Bruna im Mai 1993, das zugleich die Feier des 40. Patenschaftsjubiläums darstellte, von Oberbürgermeister Gerhard Rembold nicht besucht wurde, der sich stattdessen durch den Ersten Bürgermeister vertreten ließ.
Weitere Indizien für einen relativen Bedeutungsverlust der Patenschaft sind die Ausgliederung des Brünner Heimatmuseums aus dem Prediger in den 1990er Jahren und der renovierungsbedingte Abbau des Brünner Brunnens, der trotz einer 2007 von Oberbürgermeister Wolfgang Leidig zugesagten Neuplatzierung verschwunden bleibt. Der amtierende Baubürgermeister Julius Mihm wäre sicher imstande, den Brunnen in das Stadtbild zu reintegrieren, jedoch fehlt der politische Wille. Der Schluß liegt nahe, daß in der Gmünder Erinnerungskultur gegenwärtig Ereignisse und Epochen dominieren, die von den ab 1968 ausgetragenen Kulturkämpfen weniger betroffen waren, etwa die seit 2012 liebevoll zelebrierte staufische Vergangenheit der Stadt.
Positiv ist, daß sich Schwäbisch Gmünd, vertreten von Julius Mihm und Oberbürgermeister Richard Arnold, in den letzten Jahren am Brünner Versöhnungsmarsch beteiligte und dadurch ein anhaltendes Interesse an brünnbezogener Erinnerungskultur zum Ausdruck bringt. Außerdem wird das Gregor-Mendel-Denkmal in Ehren gehalten und gepflegt.
Am 30. Juli wird sich die Patenschaftsübernahme Schwäbisch Gmünds für die Brünner zum 70. Mal jähren. Dieses Jubiläum wird vor Ort feierlich begangen werden. Es bleibt zu hoffen, daß die Gmünder Politik sich auch in Zukunft des Wertes bewußt ist, den die Patenschaft jenseits aller politischen Überlegungen für beide Seiten darstellt. Die positiven Eindrücke aus dem Mendeljahr 2022 stimmen zuversichtlich.
� Gemeinschaft Wischauer Sprachinsel
Großvaters Uhr kehrt heim
Rosina Reim berichtet von der Heimatfahrt, die die Wischauer Mitte Juni unternahmen.
Heimat ist da, wo meine Wurzeln sind, sie ist für mich ein Gefühl, eine Verbundenheit und eine Freude. Nun waren wir wieder einmal in der ehemaligen Sprachinsel, um Kontakte zu pflegen, nach deutschen Spuren zu suchen und zwei Figurinen in Wischauer Tracht anzukleiden, die ab sofort im Gemeindehaus in Kutscherau stehen und dort an die ehemaligen deutschen Bewohner erinnern. Der gemeinsame europäische Gedanke und der Blick in die Zukunft machen heute vieles möglich, an das lange nicht zu denken war. Wir haben auch zum wiederholten Mal den restaurierten Kinderfriedhof dieser Gemeinde besucht. Und immer wieder freuen wir uns, wenn wir sehen, wie die alten deutschen Kindergräber, die oft mehr als 100 Jahre alt sind, nun von der Gemeinde zunächst restauriert wurden und jetzt auch gepflegt werden. Eine Tafel am Eingang des Friedhofes in deutscher und tschechischer Sprache weist auf unsere Geschichte hin.
Auf drei Dorffriedhöfen sind auch noch deutsche Gräber erhalten; einen Teil kauften ehe-
malige Besitzer für die nächsten Jahre von der Gemeinde, der andere Teil bleibt als Erinnerung stehen. Sie sind fast allesamt in einem guten Zustand.
In meinem Elternhaus in Rosternitz lebt ein Ehepaar, von dem die Frau deutsche und der Mann tschechische Wurzeln hat. Das Haus wurde rechtmäßig erworben, und wir dürfen immer eintreten. Zu unserer großen Freude begrüßt uns hier noch immer mein Großvater, der letzte deutsche Bürgermeister dieser Gemeinde. Ein großes Portrait hängt neben vielen historischen Fotos des Ortes an der Wand. Für die Besitzer ist das „ganz normal“. Der Herr des Hauses begrüßte uns freudestrahlend und erzählte von einem ganz großen Glück.
Sein Großvater, geboren 1901, sei in den deutschen Konzentrationslagern Dachau, Sachsenhausen und Hamburg-Neuengamme inhaftiert gewesen und 1969 gestorben. Alle Aufzeichnungen und Dokumente über die Zeit in den Konzentrationslagern seien bereits seit längerer Zeit im nordhessischen Bad Arolsen zu finden. Die angefragten Unterlagen seines Großvaters seien an die Heimatadresse nach Rosternitz geschickt worden. Bei diesen Unterlagen sei auch noch Großvaters intakte Taschenuhr
gewesen. Es ist ein wahres Wunder, daß diese auch nach dem Tod des Besitzers so lange aufbewahrt wurde, bis sich ein Angehöriger meldet. Die riesengroße Freude des Enkels war zu verstehen.
Der Gemeinde Gundrum haben wir wie immer einen Besuch abgestattet. Wir fuhren durch den Kreisverkehr, in dem sich die Freiheitsstatue dreht, vorbei an der großen Firma Admiral, die ihre Spielautomaten für Casinos in die ganze Welt verschickt, zum Gemeindehaus. Dort angekommen, wurden wir zufällig Zeugen eines besonderen Schauspiels.
Der Bürgermeister stand als König gekleidet und mit einem Säbel in der Hand mit seiner Königin, der Schulleiterin, vor der Bibliothek. Die Kinder der ersten Schulklasse waren ins Gemeindehaus eingeladen. Dort überzeugten sich der König und die Königin, wieviel die Kinder schon gelernt haben. Jedes Kind mußte vorlesen oder ein Gedicht aufsagen und erhielt danach den traditionellen Ritterschlag. So etwas macht den Kindern und auch den Erwachsenen sehr viel Freude, das konnte man an den Gesichtern ablesen.
Unsere Begleiterin aus diesem Dorf und deutscher Abstammung führte uns noch zu einem besonderen Fleckchen Erde, das nur die Einheimischen kennen. Die alte Mühle, die etwas abseits des Dorfes steht, wurde vor ein paar Jahren originalgetreu restauriert. Das große Grundstück wurde in ein Biotop umgewandelt, und zugleich gibt es viele seltene Pflanzen für Garten und Teiche zu erwerben. Rundherum stehen hohe Bäume, Büsche und auch Bambus; Ruhe breitet sich hier aus, die Vögel singen, die Frösche quaken und vieles mehr. Man staunt und ist ganz mit der Natur verbunden.
Bei verschiedenen Einladungen konnten wir uns auch über das einfache Leben auf dem Lande, die Zufriedenheit, die Bescheidenheit, die mährische Gastfreundschaft und die Liebe zu ihrer Heimat, die einst unsere war, informieren. Das Ende fast jeder Heimatreise ist der Besuch des Gottesdienstes mit Pfarrer Jan Hanák. Wir kennen uns schon sehr viele Jahre, und er heißt uns immer herzlich in der Pfarrgemeinde willkommen. Mit seinem Segen starteten wir dann wieder Richtung neue Heimat.
� Deutschhause/Kreis Sternberg
Anfang Juni fand das 72. Heimattreffen der Landsleute aus Deutschhause im ehemaligen Altvaterkreis Sternberg im oberfränkischen Lichtenfels statt.
Zunächst hatte der Lichtenfelser Bürgermeister Andreas Hügerich eine Deutschhauser Delegation mit Ortsbetreuerin Gerda Ott an der Spitze im Rathaus empfangen. Ott war in Begleitung ihres Sohnes Gerald aus Stuttgart gekommen. Im Rathaus versicherte Hügerich die Landsleute seiner bleibenden Unterstützung und Freundschaft.
� Verein der Deutschen in Böhmen – Region Pilsen
104 Gäste kamen zum Kindertag
Schon zum zehnten deutschtschechischen Kindertag lud der Verein der Deutschen in Böhmen – Region Pilsen mit dem Begegnungszentrum Karel Klostermann und dem Deutschtschechischen Kindergarten Junikorn ein. Dank der finanziellen Unterstützung vom Bundesheimatministerium konnte wieder ein reichhaltiges Programm angeboten werden.
Kurz nach 15.00 Uhr begrüßten die Kindergartenleiterin Jana Konečná und die Vereinsvorsitzende Terezie Jindřichová die Gäste. Sofort nach der Begrüßung startete eine Theater-
vorstellung, in welcher mehrere Märchen gespielt wurden. Diese Märchenreihe dauerte bis 16.00 Uhr, als für viele Erwachse-
ne der Höhepunkt kam: gegrillte Knacker, weiße Klobassen oder gegrillter Camembert. Dazu gab es Kaffee und etwas Süßes. Und
auch mit den Getränken wurde nicht gegeizt.
Die Rolle des diesjährigen Grillmeisters übernahm der bewährte Egerländer Häuptling Richard Šulko, der diesmal sehr knackige, aber auch mit schwarzen Rändern gebratene Knakker servierte. Nach der Stärkung ging es zu den Märchenstationen, wo Kinder die verschiedene Aufgaben zu erfüllen hatten. Bei herrlichem Wetter und guter Laune gingen dann kurz nach 18.00 Uhr wieder alle nach Hause. Mit 104 Teilnehmern erreichte man in diesem Jahr eine Rekordzahl. Es war schließlich ein Jubiläumskindertag. do
Zum anschließenden Seminar waren nicht nur Landsleute aus Deutschland, sondern auch eine Landsmännin aus den USA gekommen. Angie Miller hatte mit der Heimatgruppe Kontakt aufgenommen, um ihre in Deutschhause liegenden Wurzeln zu erforschen. Nun war sie mit ihrem Mann John eigens zu dem Heimattreffen nach Lichtenfels gegereist.
Als Referenten des Seminars hatte Ott Klaus Mohr vom Sudetendeutschen Museum, Alfred Thieret vom „Obermain Tagblatt“, Nadira Hurnaus von der Sudetendeutschen Zeitung eingeladen. Mohr informierte über „Heimatstuben und das Sudetendeutsche Museum“. Er erklärte, wie sorgsam das Sudetendeutsche Museum mit den an es abgegebenen Exponaten der Heimatstuben umgehe und damit für die Zukunft bewahre. Alfred Thieret schilderte die Entwicklung des „Obermain Tagblatts“.
Hurnaus spielte ein Interview ihres Vaters Hans „Johnny“ Klein (1931–1996), Heimatvertriebener aus Mährisch Schönberg, Journalist, Diplomat und Politiker vor. In diesem Interview aus dem Jahr 1986 schildert Klein seine Vertreibung, sein Verhältnis
zu den Tschechen und seine Hoffnungen für die Zukunft. Anschließend gab sie ein Mini-Presse-Seminar für die bessere Zusammenarbeit zwischen den Gliederungen der SL und der Sudetendeutschen Zeitung In einem zweiten Teil boten die Deutschhauser eigene heimatliche Themen. Ott berichtete über ihre Tätigkeit und blickte auf das Heimattreffen im Vorjahr zurück. Dieter Klos hatte eine Diaschau mitgebracht. Diese zeigte eine kuriose Reise in die Heimat mit seinem Fliegerclub. Auch der 200. Geburtstag des Kuhländlers Gregor Mendel war ein Referat wert.
Schließlich versammelten sich die Landsleute am Gedenkstein im Bergschloßpark, um – begleitet von den Banzberg-Musikanten –ihrer Verstorbenen zu gedenken. 70 Jahre lang, so Ott, habe das Heimattreffen alljährlich in Lichtenfels statt gefunden, bis Corona die zeitliche Abfolge unterbrochen habe. Die zweijährige Pause habe Spuren hinterlassen.
Zweite Bürgermeisterin Sabine Rießner hob hervor, daß die Deutschhauser seit 74 Jahren die Verbundenheit und Liebe zu ihrem Heimatort bewahrt und an ihre Kinder und Enkelkinder weitergegeben hätten. So trügen sie dazu bei, das deutsche Kulturerbe ihrer mährischen Heimat zu erhalten. Rund 1600 Deutschhauser seien vertrieben und auf mehrere Orte verteilt worden. Das große Leid der Vertreibung dürfe nicht verschwiegen werden. Um so wichtiger sei, daß sich junge Menschen mit ihrer eigenen Herkunft und Geschichte auseinandersetzten. Die regelmäßigen Treffen böten eine wichtige Möglichkeit des Erinnerungsaustausches und der Begegnung mit Zeitzeugen. Tassilo Klein
Das Duo „Målaboum“ und die Egerländer Volkstanzgruppe „Die Målas“ gaben im Rahmen des Festivals „Lípa Musica“ Mitte Juni einen Egerländer Abend im Janowitzer Hockehof bei Graber in Böhmisch Leipa.
Das internationale Musikfestival „Lípa Musica“ ist das wichtigste Festival-Projekt der klassischen Musik in Nordböhmen. In seiner 19jährigen Geschichte ergänzte es die Kulturlandschaft Böhmens um ein höchst anerkanntes Musikfest, und mit der Zeit wurde es zu einem Spitzenrepräsentant der böhmischen Kultur nicht nur in der Tschechischen Republik, sondern auch in Deutschland.
Speziell im ehemaligen sudetendeutschen Siedlungsgebiet erweitert es den deutsch-böhmischen Dialog und vertieft die Freundschaftsbeziehungen zwischen den Ländern.
Im Rahmen des Böhmisch Leipaischen Kammerzyklus konnte man schon heuer einiges hören wie den Choral „Passion“ in der
Reicenberger Zeitung
Nordböhmi [ e Um [ au
Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Egerländer in Nordböhmen
Jan-Hus-Kirche in Böhmisch Leipa, durchgeführt von der „Schola Gregoriana Pragensis“ unter der künstlerischen Leitung von David Eben, oder „Concerto Aventino“ in derselben Kirche mit den Werken von Francesco Mancini, Johann Adolph Hasse, Johann Hieronymus Kapsberger, Giuseppe Sammartini, Johann Sebastian Bach und Arcangelo Corelli. Am 30. Juni findet in der Bergkirche im sächsischen Oybin ein Konzert von „Czech Brass“ statt mit dem „Te Deum“ von Marc Antoine Charpentier, mit der „Sonata Vespertina“ von Pavel Josef Vejvanovský, mit Stücken aus der „Orchestersuite Nr. 2 hmoll“ und aus dem „Brandenburgischen Konzert Nr. 2“ von Johann Sebastian Bach und einer Suite aus der Oper „Carmen“ von Georges Bizet.
Dank der Empfehlung des Historikers Tomáš Cidlina aus Böhmisch Leipa erreichte die Information über die fast vergessene, aber doch noch lebendige Kultur der verbliebenen Egerländer aus Netschetin auch die Festivalleitung. Als eine interessante Ergänzung wurden also für den 10. Juni nicht nur das Duo „Målaboum“ eingeladen, sondern auch die Egerländer Volkstanzgruppe „Die Målas“. Austragungsort war die Scheune auf dem Hokkehof in Janowitz bei Graber in Böhmisch Leipa. In einem wunderschön renovierten Bauernhof, der auch als Pension fungiert, wurde es also an diesem JuniAbend Eghalandrisch.
Unter dem Titel „Die Deutschböhmen leben noch“ war für die rund 30 Zuschauer ein abwechslungsreiches Programm vorbe-
reitet worden. In den 80 Minuten konnte man Egerländer Volkslieder und Texte in Egerländer Mundart, die direkt vom Måla Richard Šulko kamen, hören und sechs Egerländer Volkstänze sehen. Der Måla Richard sagte: „Wenn man singt und tanzt, dann lebt man noch.“ Ein großer Applaus verdiente noch eine Zugabe, und dann hieß es nur: „Gulasch und Bier her!“
Danach kamen mehrere Zuschauer auf den Måla Richard Šulko zu und ließen sich sein Buch signieren. Ein jüngerer Gast meinte: „Das war ein poetischer Auftritt.“ Mit der Familie vom Tomáš Cidlina verbrachte der Šulko-Klan den Abend im Garten des Anwesens, und die Kinder wurden schnell Freunde.
Sehr gut ausgeschlafen, führte der Weg der Målas am Sonn-
tagmorgen nach Leitmeritz zur Heiligen Messe. Die Kathedrale Sankt Stephan im nordböhmischen Leitmeritz ist die Bischofskirche des römisch-katholischen Bistums Leitmeritz. Weil ganz in der Nähe Theresienstadt liegt, besuchte die Großfamilie auch das ehemalige dortige KZ, um der NS-Opfer zu gedenken. Die Blumen für den Auftritt wurdem am zentralen Kreuz für die Opfer niedergelegt.
Sehr traurig ist, wozu die Menschen fähig sind. Die Menschheit ist scheinbar unbelehrbar, wie man heute in der Ukraine sieht.
Mit dem Bösen muß man kämpfen, wer dem Bösen zuschaut und nichts dagegen macht, macht sich auch mitschuldig, wie Martin Kos aus Saaz bei der Erinnerung an die Vertreibung der Deutschen 1945 am 3. Juni ge-
sagt hatte. Die Deutschböhmen aus Netschetin besuchten selbstverständlich auch die Einzelzelle vom Gavril Princip, welcher im Juni 1914 den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand von Österreich-Este ermordete und damit die jahrhundertelange Geschichte der Sudetendeutschen grundsätzlich geändert hatte. Im Hof Nr. 4 war auch der Netschetiner Pfarrer Pater Vojtěch Pešek SJ eingesperrt gewesen. Als im April 1945 in Theresienstadt Typhus ausbrach, starb er fast daran.
Allgemein ist das Bild von dieser wichtigen Gedenkstätte traurig, die ganze Anlage der Kleinen Festung sieht ungepflegt aus. Auf dem Weg von Theresienstadt nach Karlsbad fanden die hungigen Egerländer kein Restaurant. Erst in Görkau stießen sie bei der Sankt-ÄgidiusKirche auf eine Pizzeria, aber generell ist das Stadtzentrum nicht gerade gastfreundlich. Gesund wieder zu Hause angekommen, erinnerten sich noch alle an diese feine Unternehmung. do
Kinder und Hunde im Fangkäfig für Wildschweine
Die Abteilung für Krisenmanagement der Stadt Gablonz fordert die Bürger nachdrücklich auf, den Fangkäfig für Wildschweine, der an der Straße hinter dem Gaswerk aufgestellt ist, nicht zu betreten und auch keine Hunde hineinzulassen.
Die Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigen, daß sogar kleine Kinder in den Fangkäfig gehen und dort spielen. Wildschweine können den Geruch von Menschen und Hunden riechen und werden sich dem Käfig nicht nähern. Dadurch wird sein Zweck nicht erfüllt.
Die Stadt betonte, daß der Käfig, sobald die Fangvorrichtung aktiviert ist, für alle lebensbedrohlich sein kann. Der Käfig hat einen Auslösemechanismus, der für Schwarzwild gedacht ist.
Wenn er von anderen Tieren aufgesucht wird, die nicht von Menschen gestört werden, wird der Mechanismus nicht ausgelöst. Das gilt aber nicht für Kinder und Erwachsene. Es ist absolut unverständlich, wie es passieren kann, daß ein kleines Kind auf dem Bild erscheint und die Eltern nicht in Sicht sind. Deshalb wird die Straße, in der sich der Käfig befindet, wieder gesperrt und ein Fußgängerverbot verhängt. Das Gelände wird überwacht und sein Betreten mit einem Bußgeld bestraft.
Um die Zahl der Wildschweine zu regulieren und sie aus den bewohnten Außenbezirken der Stadt zu vertreiben, stellte die Stadt Gablonz im November in Absprache mit dem Jagdleiter und der staatlichen Jagdverwaltung einen Fangkäfig an diesem ausgewählten Ort auf. Der Käfig war eine der Maßnahmen zur Bekämpfung der überzählig gewordenen Wildschweine. Dank des Käfigs konnten mehrere Tiere getötet werden. Das Ergebnis hätte jedoch noch besser sein
können, wenn sich keine Menschen dem Käfig genähert hätten.
Das Problem ist, daß viele Einwohner von Gablonz nicht nur einen Spaziergang zum Käfig planen, sondern auch ihre Kinder oder Hunde in den Käfig lassen. Abgesehen von der Tatsache, daß dies gefährlich ist, werden dadurch die Bemühungen der Gemeinde, der Jäger und der staatlichen Jagdverwaltung völlig im Keim erstickt.
Der Käfig kann nicht in vollem Umfang in Betrieb genommen werden, weil die Einwohner von Gablonz sich nicht an die notwendigen Regeln halten. Einerseits gibt es keine Ruhe, andererseits werden sie durch den Geruch von Menschen und Hunden abgeschreckt. Der Käfig wurde bereits von seinem ursprüngli-
chen Standort an einen ruhigeren Ort verlegt. Dennoch halten sich die Menschen nicht an das Verbot, ihn zu betreten.
Seit Beginn der laufenden Jagdsaison, die vom 1. April 2023 bis zum 31. März 2024 dauert, wurden im Jagdgebiet Radl bereits 15 Wildschweine erlegt. Für die staatliche Jagdverwaltung ist es notwendig, noch einmal darauf hinzuweisen, daß die Zahl der Wildschweine niemals reduziert werden kann, wenn die Öffentlichkeit zwei oder drei Jahre lang den Regeln und Aufforderungen nicht nachkommt, sich wei-
terhin rücksichtslos verhält und nicht mitwirkt. In der Jagdsaison 2019/2020 erlegten die Jäger 39 Wildschweine, ein Jahr später waren es 45, und in der Saison 2021/2022, in der ebenfalls ein Teil des Jagdgebiets gesperrt werden mußte, wurden 84 Tiere erlegt. Stanislav Beran
Sanierung der Talsperre stockt
Die umfangreiche Sanierung der Harzdorfer Talsperre – auch Reichenberg-Talsperre genannt – und Hochwasserschutzmaßnahmen an diesem Wasserwerk sind auf ernste Probleme gestoßen. Petra Laurin berichtet.
Die Sanierung der Harzdorfer Talsperre sei aus dem Nationalen Sanierungsplan gestrichen worden, und die Europäische Kommission habe sich von der Finanzierung des begonnenen Baus und noch mehreren anderen Projekten zurückgezogen. Wenn die unerwarteten Schwierigkeiten nicht schnell gelöst würden, könne das 400-Millionen-Kronen-Projekt nicht realisiert werden. Das verkündete jüngst Marián Šebesta, Generaldirektor des Staatsunternehmens Povodí Labe/Flußgebiet Elbe, dem die Talsperre gehört.
„Vorerst werden die Arbeiten im vertraglich vereinbarten Umfang fortgesetzt, und je nachdem, wie sich die Situation entwickelt, werden wir entweder auf die Bremse treten müssen oder mit Mitteln aus anderen Quellen, von denen wir hoffen, daß sie gefunden werden, fortschreiten“, erklärte Šebesta. Die Vertreterin des Landwirtschaftsministeriums, Alena Binhacková, fügte hinzu, daß man mit dem Finanzministerium verhandle. Reichenbergs Oberbürgermeister Jaroslav Zámečník wandte sich mit einem dringenden Gesuch an Premier Petr Fiala (ODS). Gleichzeitig wollte er von der tschechischen EU-Kommissarin Věra Jourová wissen, warum die EU-Kommis-
sion dieses Projekt nicht finanziere. „Das Bauwerk erfüllt keinerlei Anforderungen des Hochwasserschutzes. Sollte jetzt eine Flutwelle kommen wie im Juli 2021, würde sie das gesamte unteres
rend des Bauprozesses gehen wir ein gewisses Risiko ein, das man nicht hinauszögern darf“, betonte Zámečník. Die Restauration der Talsperre mit Entschlammung des Bodens und dem Aufbau der rech-
dorfer Talsperre kämpft auch die Talsperre Worlik. Voraussetzung für die EU-Finanzierung war die Fertigstellung des Baus bis Ende 2023, was bei dem Staudamm in Reichenberg nicht machbar wäre. Der Stellvertretende Ministerpräsident
Marian Jurečka (KDUČSL) sagte, daß Povodí Labe oder das Landwirtschaftsministerium die Finanzierung übernehmen könnte. Nach Angaben von Binhakková verfügt das Landwirtschaftsministerium nicht über das Geld, deswegen wird nun mit dem Finanzministerium verhandelt. Auch das Unternehmen Povodí Labe kann die Lage wegen weiterer Verpflichtungen und begrenzter Finanzmittel nicht retten.
Bis jetzt wurde nichts von den geplanten Arbeiten ausgesetzt. „Aber wenn die Finanzierung nicht erneuert wird, müssen wir überlegen, ob wir einige Dinge wie die Schlammentsorgung in kleinerem Maß oder gar nicht durchführen“, fügte der Direktor Šebesta hinzu.
Dierömisch-katholische Pfarrei Haindorf lädt zur traditionellen Wallfahrt am Sonntag, 2. Juli um 9.00 Uhr in die Basilika Mariä Himmelfahrt ein. Hauptzelebrant wird Dr. Martin Leitgöb ČSsR, Provinzial der Redemptoristenprovinz Wien-München und Kolumnist der Sudetendeutschen Zeitung, sein.
� Haindorf
Stadtzentrum wegspülen. Mit Rücksicht auf den Hochwasserschutz ist es inakzeptabel, die Sanierung zu bremsen. Schon wäh-
ten Ufermauer begann im Herbst und sollte bis zum Sommer 2025 abgeschlossen werden. Mit dem gleichen Problem wie die Harz-
� 400. Pilgerfahrt nach Haindorf im ehemaligen Kreis Friedland
Heute dient die Talsperre insbesondere zur Erholung, ursprünglich sollte sie die Stadt vor Hochwasser schützen und die Industrie mit Wasser versorgen. Sie wurde zwischen 1902 und 1904 als Teil des von Professor Otto Intze aus Aachen konzipierten Talsperrensystems des Isergebirges erbaut. Insgesamt wurden fünf von geplanten sechs Wasserwerken realisiert. Impuls dazu waren die verheerenden Überschwemmungen gegen Ende des 19. Jahrhunderts.
Jubiläumswallfahrt lockt Gläubige
Auch deutsche Pilger bereiten sich auf die Jubiläumswallfahrt nach Haindorf vor. Petra Laurin berichtet.
Zahlreiche Gläubige und Touristen aus dem Dreiländereck Tschechische Republik, Polen und Deutschland wollen zum 400. Jubiläum der ersten Wallfahrt nach Haindorf wandern.
„So eine richtige Fuß-Wallfahrt findet das erste Mal seit Jahrzehnten statt“, sagt Stephan Kupka, Gemeindereferent der Pfarrei Mariä Heimsuchung im sächsischen Zittau. Der große Wallfahrtsweg beginnt am Samstag, 1. Juli um 7.30 Uhr in Ostritz an der katholischen Kirche Mariä Himmelfahrt. Die Pilger laufen elf Kilometer bis Weigsdorf/Višňová und weitere 25 Kilometer nach Raspenau/ Raspenava. „Dort haben wir ein einfaches Pilgerquartier im Pfarrhaus mit 18 Betten in Mehrbettzimmern. Weitere Pilger können im Pfarrgarten zelten“, sagt Kupka. Er hofft auf mindestens 20 Pilger, die den Weg von Ostritz nach Haindorf zu Fuß gehen werden. Auch Radfahrer aus Zittau wollen kommen. Sie wollen mit ihrem Pfarrer Thomas Cech von der Zittauer Pfarrei Sankt Marien fahren. In Haindorf werden am Sonntag aber wesentlich mehr Besu-
cher aus der Grenzregion anreisen. Dazu gehören auch Senioren, die nicht mehr so gut laufen können, oder die Chorsänger. „Den Weg von Raspenau nach Haindorf am Sonntagmorgen werden einige von ihnen mitgehen“, freut sich Kupka. Der kleine Wallfahrtsweg beginnt am Sonntag um 7.00 Uhr an der Kir-
richtete, daß er als kleiner Junge noch die Wallfahrt von Ostritz in sechs Stunden absolviert habe. Er habe sich in den frühesten Morgenstunden auf den Weg machen müssen, um es zum Gottesdienst in der Haindorfer Basilika zu schaffen.
Nach historischen Angaben soll die erste Wallfahrt nach
Die Kraft wahrer Werte
Das neue zweisprachige Büchlein „Haindorf. Die Legende des Wallfahrtsortes“ soll am Sonntag, 2. Juli während des Wallfahrtsgottesdienstes in der Mariä-Heimsuchungs-Basilika in Haindorf vorgestellt werden.
che Mariä Himmelfahrt in Raspenau.
Von Zittau aus wurde die letzten rund 25 Jahre die Tradition gepflegt, am Freitag nach Himmelfahrt zu Fuß oder mit dem Fahrrad nach Haindorf zu pilgern. Örtliche Zeitzeugen wie der 93jährige Alfons Müller be-
der Reformation, das war die Zeit, als dieser Gnadenort wieder in katholischen Händen gekommen war, 1623 von Ostritz nach Haindorf stattgefunden haben. Seine Hochblüte erlebte der Isergebirgswallfahrtsort im 17. Jahrhundert, an manchen der Wallfahrten nahmen bis zu 7000
Pilger teil, und die jährliche Besucherzahl stieg auf bis zu 80 000 Personen. „Die heilige Madonna soll zwischen 1716 und 1731 rund 180 Wunder gewirkt haben. So sagte man, daß ihre Fürsprache bei Gott den Menschen insbesondere bei Augenleiden, Taubheit, Kopf- und Gliederschmerzen geholfen habe“, steht in dem neuen Buch von Petra Laurin und Monika Hanika „Haindorf – Legende des Wallfahrtortes“, das beim Jubiläum präsentiert wird. Nach Haindorf führten mehrere Pilgerwege. Um eine solche Wallfahrt zu unternehmen, mußte man einst allerdings fest entschlossen sein.
Die Pilgerwege führten durch tiefe Wälder, in denen man oft von wilden Tieren oder Räubern überrascht wurde. Der östlichste Pilgerweg nach Haindorf führte über Klein Iser und Wittig, der westlichste über den Hemmrich. Dazwischen lag auch noch ein Trampelpfad der Reichenberger, der sogenannte Neue Pilgerpfad, der mitten durch das Isergebirge über den Großen Steinberg/Olivetská hora und die steile Schlucht des Baches Weißer Stolpich führte.
Auskunft und Anmeldung: Stephan.Kupka@pfarrei-bddmei. de und sankt-marien-zittau.de
Die Buchtaufe vollzieht Pfarrer Pavel Andrš mit Petra Laurin und Natascha Duličková, der Enkelin von Monika Hanika. Petra Laurin, Leiterin des Hauses der deutsch-tschechischen Verständigung in GablonzReinowitz, stellte die Legende des Wallfahrtsortes von Anbeginn bis jetzt zusammen.
Petra Laurin: „Haindorf. Die Legende des Wallfahrtsortes/Hejnice. Legenda poutního místa“ mit Illustrationen von Monika Hanika. Eigenverlag, Gablonz 2023; 72 Seiten, 12 Euro oder 220 Kronen. (ISBN 978-80-908039-7-8)
ne berühmte spirituelle Oase voller Frieden befindet sich in Haindorf im grünen Tal der Wittig, umgeben von Buchen-Naturschutzgebieten. Seit jeher suchen und finden die Pilger dort Hoffnung, Mut und Vergebung. Die Legende des wundertätigen, mystischen Marienwallfahrtsortes ist zugleich ein lebendiges Zeugnis für die Kraft wahrer Werte.“
Diese Geschichte wurde mit Aquarellen von Monika Hanika bereichert, das Titelbild nach einem Foto von Tomáš Exner gemalt und mit historischen Fotos ergänzt.
„Seit den Anfängen biblischer Geschichten pilgern die Menschen aus Liebe und Glauben zu den Wallfahrtsorten. Ei-
Erhältlich bei Monika Hanika (monika.hanika@t-online.de) für 12 Euro, bei Petra Laurin (info @laurin.cz) für 220 Kronen plus Versand oder im Buchhandel.
Haindorf mit Kirchplatz, Kirche und Kloster in deutscher Zeit.Wie jedes Jahr am ersten Freitag im Juni öffneten sich die meisten Kirchen in der Tschechischen Republik mit Konzerten, Informationsrundgängen und Glockengeläut der Öffentlichkeit. Auch heuer war zu erkennen, daß für die Erneuerung der Kirchen viel getan worden war. Es gibt aber auch in der Nähe von Teplitz-Schönau eine Kirche, die vor genau 40 Jahren wegen des Kohlebergbaus dem Untergang geweiht war – und mit ihr ein ganzes Dorf. Radowesitz mußte das Schicksal mit weiteren mehr als 70 Ortschaften teilen, die in Nordböhmen der Kohle zum Opfer fielen. Jutta Benešová berichtet.
Der Reichtum an Erzen zog Siedler seit dem frühen Mittelalter in das Erzgebirg. Neue Städte und Dörfer entstanden, der Erzbergbau brachte den Menschen Reichtum oder zumindest Arbeit und Lebensunterhalt. Später kam im Vorerzgebirge der Abbau der Braunkohle dazu und förderte die Industrialisierung.
Der damit verbundene Aufschwung der Wirtschaft war aber auch mit einer zunehmenden Zerstörung der Natur verbunden. Seinenw Höhepunkt erreichte der Bergbau während der Nachkriegszeit, als sich das kommunistische Regime nicht scheute, mit rücksichtlosem Raubbau der Braunkohle die Landschaft und die Umwelt derart zu zerstören, daß Nordböhmen und seine
für die Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schönau
Heimatlandschaft Erz- und Mittelgebirge – Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt Rettenbach, Telefon (0 83 92) 9 34 72 77, Telefax 9 34 72 78, eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin –Patenstadt Gerolzhofen; Heimatkreisbetreuer: Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. Heimatkreis Dux –Patenstadt Miltenberg; Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den Seegärten 35a, 63920 Großheubach, Telefon (0 93 71) 9 94 01, eMail klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schönau – Patenstadt Frankfurt am Main; Heimatkreisbetreuer: Erhard Spacek, Franz-Schubert-Straße 13, 01796 Pirna, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail erhard. spacek@gmx.de Redaktionsschluß: Freitag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
❯ Radowesitz/Kreis Teplitz-Schönau
Abraum füllt Kirche
1971 war offiziell die Existenz des Ortes Radowesitz beendet. Aber im Gegensatz zu vielen anderen Orten, in denen als erstes die Kirche abgerissen wurde, ließen die Machthaber hier die Kirche am Ortsrand stehen. Die Allerheiligen-Kirche war 1867 im pseudoromanischen Stil errichtet worden und hatte das alte Kirchlein ersetzt. Das Altarbild war als Werk von „J. Šebor und A. u. Fr. Bergmann“ aus Bilin signiert. Und wie zum Hohn wurde mit der Arroganz der Macht das Kirchendach entfernt und vor den Augen der Öffentlichkeit im Fernsehen und in der Presse am 3. März 1983 um elf Uhr morgens begonnen, mit einem riesengroßen Förderband von oben die Kirche mit Abraum zuzuschütten. Die ehemaligen Bewohner mußten zusehen, wie das Dach des Turms zerstört und mit Abraum gefüllt wurde. Anschließend fiel das Kirchenschiff den Erdmassen zum Opfer. In den anschließenden Tagen wurde auch die Umgebung der Kirche zugeschüttet. Das ganze ehemalige Dorf Radowesitz mit seiner Kirche befindet sich nun rund 90 Meter unter der Oberfläche der Abraumhalde.
Bevölkerung noch heute darunter leiden. Vor allem wurden altehrwürdige Städte und Gemeinden, malerische Dörfer in der zauberhaften Landschaft zwischen Erzgebirge und Böhmischem Mittelgebirge wegen der Kohle ohne Erbarmen abgerissen, denken wir nur an
Brüx, Teile von Aussig, aber auch die Gegend um Falkenau. Und hierzu gehört auch das etwa drei Kilometer von Bilin in Richtung Kostenblatt gelegene Dorf Radowesitz, seit Urzeiten in einem geschützten Tal am Stürbitzerberg und Klotzberg gelegen. 1352 wurde hier das er-
ste Kirchlein gebaut. In der Umgebung gab es vor allem Kirschplantagen, die im Frühjahr mit ihrer Blütenpracht den Ort einhüllten. 1757 nennt das Theresianische Kataster 30 Wirtschaftshöfe im Besitz der Lobkowitz. Im Ort gab es eine Mühle, einen Metzger, einen Schmied und einen Schuster, einen Lehrer und zwei Bettler. 1910 lebten hier 905 Deutsche und 34 Tschechen in 136 Häusern. Welch schmerzliche Veränderung: 1947 lebten hier 930 Tschechen und 92 Deutsche. 1967 entschloß sich die tschechoslowakische Regierung zum Ausbau des gewaltigen Biliner Kohlereviers,
Rimini-Cup in Bad Kissingen
Die Schüler-Fußballmannschaft
U 15 des Teplitzer Fußballklubs
TFK spielte heuer Ende Mai erneut beim Internationalen Rimini-Cup des TSVgg Hausen im unterfränkischen Bad Kissingen mit.
Das stets exquisite Teilnehmerfeld beim Rimini-Cup garantiert Jugend-Fußballgenuß auf hohem Niveau. Heuer wurde es zum 32. Mal ausgetragen. Teilnehmer waren Celtic Glasgow, Hajduk Split, PAOK Thessaloniki, Bayernauswahl, FC Sankt Pauli, Würzburger Kik-
kers, Arminia Bielefeld und der TFK.
Die Teplitzer Jungs spielten schon am Freitagnachmittag ein Eröffnungsspiel gegen eine Auswahl Nordbayerns, das mit 2:2 endete. Ebenfalls am Freitag begrüßte Bad Kissingens Bürgermeister Dirk Vogel die Mannschaften im Rathaus. Dann folgte eine Stadtbesichtigung.
Am Abend zogen die Mannschaften mit einer Musikkapelle auf das Sport-
gelände des TSVgg Hausen ein. Nach dem Abspielen der Nationalhymnen wurden unter der Beteiligung von Tomáš Künzl, dem Leiter der Jugendabteilung des TFK, die Gruppen ausgelost. Am Samstag begann das Turnier mit dem Spiel Teplitz gegen Sankt Pauli, das die Teplitzer mit 2:0 gewannen. Die Teplitzer belegten zum Schluß den fünften Platz, was wegen der vielen Teilnehmer ein Erfolg war. Immerhin ließen sie die
Würzburger Kickers, den FC Sankt Pauli und Arminia Bielefeld hinter sich. Auf jeden Fall war die TFK die lustigste Mannschaft, die sich über die Teilnahme riesig freute.
Zu den Fans der Teplitzer gehörten außer mir SL-Landesobmann Steffen Hörtler mit seiner Frau Lucie und Tochter Laura, die an diesem Wochenende 14. Geburtstag feierte. Mein besonderer Dank gilt dem TSVgg Hausen, dessen Präsidenten Wolfgang Lutz und allen Helfern sowie der außergewöhnlich guten Organisation. Erhard Spacek
wobei das Tal von Radowesitz zur Ablagerung des Tagebauabraums bestimmt wurde. Diese Entscheidung war von starken Protesten begleitet, die aber nicht erhört wurden. 1968 wurden bereits die ersten 61 Häuser abgerissen und allmählich das ganze Dorf vorwiegend in die Biliner Neubausiedlung Za Chlumem ausgesiedelt. Im Februar
2003 endete die Nutzung der Halde bei Radowesitz. 680 Millionen Kubikmeter Abraum waren dort aufgeschüttet worden. Wo einst ein liebliches Tal war, erhebt sich nun die nach den Jahren begrünte Abraumhalde. Die Kirchenglocke von 1797 fand in der Sankt-Stanislaus-Kirche in Meronitz ihren Platz.
■ Donnerstag, 31. August bis Sonntag, 3. September: 9. Teplitz-Schönauer Kreistreffen in der Heimat. Donnerstag eigene Anreise nach Teplitz-Schönau, Hotel Prince de Ligne (Zámecké náměstí 136); 19.00 Uhr dort Abendessen; anschließend zwei Dokumentarfilme über die Zeitzeugen Pater Benno Beneš SDB (1938–2020) und Hana Truncová/ John (1924–2022).
Freitag 9.00 Uhr Abfahrt nach Saubernitz (Zubrnice) im Böhmischen Mittelgebirge; dort Besichtigung des Freilichtmuseums; anschließend Mittagessen in der Dorfgaststätte und Weiterfahrt nach Leitmeritz; von dort Schiffahrt auf der Elbe mit Kaffee und Kuchen nach Aussig; Rückfahrt zum Abendessen in der Teplitzer Brauereigaststätte Monopol. Samstag 9.00 Uhr Abfahrt in die Königstadt Kaaden; dort Besichtigung des Franzikanerklosters mit Mittagessen in der Klostergaststätte und Rundgang; anschließend Kranzniederlegung auf dem Friedhof am Denkmal
für die Opfer des 4. März 1919; 19.00 Uhr festliches Konzert in der Schönauer Elisabethkirche; anschließend Abendessen im Wirtshaus. Sonntag 8.00 Uhr Gottesdienstmöglichkeit in der Dekanatskirche Johannes der Täufer am Schloßplatz und eigene Heimreise. Änderungen vorbehalten. Kostenbeitrag inklusive drei Übernachtungen, Frühstück, bewachtem Parkplatz, Bus, allen Mahlzeiten, Besichtigungen, Führungen, Schiff und Konzert pro Person im Doppelzimmer 435 Euro, im Einzelzimmer 520 Euro. Getränke außerhalb des Frühstücks auf eigene Rechnung. Verbindliche Anmeldung bis Freitag, 30. Juni, durch Überweisung des Reisepreises auf das Konto Erhard Spacek – IBAN: DE35 7008 0000 0670 5509 19, BIC: DRESDEFF700. Bitte Anschrift und Namen der Reiseteilnehmer angeben, andernfalls Mitteilung mit diesen Angaben senden an eMail spacek@teplitz-schoenaufreunde.org
Dux Ossegg Ladowitz Klostergrab Bilin Teplitz-Schönau Graupen NiklasbergFÜR DEN KREIS BISCHOFTEINITZ HEIMATBOTE
Heimatkreis Bischofteinitz – Patenstadt Furth im Wald. Heimatkreisbetreuer: Peter Pawlik, Palnkamer Straße 73a, 83624 Otter ng, Telefon (0 80 24) 9 26 46, Telefax 9 26 48, eMail peter-pawlik@t-online.de, Internet www.bischofteinitz.de. Spendenkonto: Heimatkreis Bischof teinitz, Rai eisenbank Chamer Land – IBAN: DE55 7426 1024 0007 1343 20, BIC: GENODEF1CHA. Heimatbote für den Kreis Bischofteinitz – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Verantwortlich von seiten des Heimatkreises: Peter Pawlik. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Pfarrer
Peter Steinbach
Stefan Stippler, Ortsbetreuer von Hostau, schildert die Geschichte Hostaus anhand des zweiten Memorabilienbuches der Hostauer Dechantei für die Jahre 1836 bis 1938. Hier der letzte Teil über den Dechanten Peter Steinbach (1843 –1917).
❯ Der Gerichtsbezirk Hostau
Heimat zwischen Böhmerwald und Egerland
Der Gerichtsbezirk Hostau war mit seinen 210 Quadratkilometern der größte der drei Gerichtsbezirke im Kreis Bischofteinitz. Er lag als Grenzland am Oberlauf der Radbusa inmitten waldreicher Berge und Hügel, unterbrochen von zahlreichen bis in 600 Meter und höher reichenden Fluren.
Folgt man der Radbusa aufwärts, erreicht man vor der Stadt Hostau Schüttarschen mit dem 481 Meter hohen Laurenziberg. Auf diesem steht die mit einem fünffachen Wall umgebene Laurenzikirche, die im 11. Jahrhundert an der Stelle einer vorchristlichen Kultstätte errichtet wurde. Bei Grabungen stieß man auf Menschengerippe in sitzender Stellung, Tierknochen, Urnen, Ringe und Spangen aus Bronze, Tongefäße und Silbermünzen aus der Zeit des Böhmenherzogs Wratislaw II. (1061–1086). Zahlreiche Funde wanderten ins Prager Museum. Vom Laurenziberg genießt man einen Rundblick in ein gesegnetes Bauernland mit grünen Wiesen im Radbusatal und wogenden Getreidefeldern in den Ebenen und flachen Hängen. Westwärts tut sich die landschaftlich reizvolle Gegend von Hostau, Muttersdorf und Weißensulz auf. In ländlicher Bauweise und bürgerlichen Verhältnissen hatten diese Orte einen gemeinsamen Zug. Die bäuerliche Beschäftigung spielte bei ihren Einwohnern eine fast ebenso große Rolle wie bei der umwohnenden Landbevölkerung. Daneben schaffte freilich auch ein bescheidenes Gewerbe, das vor allem die Ortsbevölkerung zu Abnehmern hatte.
Zu einer größeren industriellen Betätigung zeigten sich erste Ansätze. So erzeugte man in Muttersdorf und Weißensulz feine Spitzen, in Hostau Steingutwaren. Die Muttersdorfer waren auch daran gegangen, den im Nordosten des Marktes vorhandenen Syenit zu verwerten. Aus einer Spiegelbelege versandten sie vorzügliche Ware.
Auch der im 16. Jahrhundert schwunghaft betriebene Kupferbergbau sollte eine Neubelebung erfahren. Aber nirgends trat deswegen das gewerbliche Schaffen bestimmend in den Vordergrund,
vielmehr blieb diesen Orten wie den meisten Böhmerwaldstädtchen das Bild geruhsamen Lebens.
Nordwestlich von Hostau verengt sich das Radbusatal zwischen dem Schwarzen Berg und dem Schloßberg. In einem südwestlichen Seitental, eingerahmt von bewaldeten Hügeln, liegt das Dorf Heiligenkreuz. Hier tritt auch ein schroffer Quarzgang, der „Pfahl“, zu Tage. Im Radbusatal führte seit 1910 die Bahnlinie zwischen Taus und Tachau vorbei.
Heiligenkreuz, das wohl im 11. Jahrhundert gegründet wur-
ren kamen noch Leute in den vier herrschaftlichen Glashütten unter. Verdienst durch Gewerbe und Handwerk war nur für wenige möglich, doch bewahrte die Hausindustrie mit Weißnähen, Spitzenklöppeln und einer Nähschule die ärmere Bevölkerung vor der ärgsten Not.
Im Osten von Weißensulz trifft unser Blick ein anmutiges Bergland, das weit in das ebene Vorland hinausdringt und im 660 Meter hohen Tschernahora seinen höchsten Gipfel besitzt.
Weißensulz war durch seine Lage an der Straße nach Bayern mit seinen 2000 Einwohnern zum
herbergte. Der Betrieb der Eisengruben gehörte leider schon der Vergangenheit an. Die Tillyschanzen im nachbarlichen bayerischen Staatsforst und ähnliche Schanzen bei den weiter nördlichen Grenzorten Roßhaupt und Bärnau dokumentieren die ausgedehnten kriegerischen Operationen, die in der ersten Phase des Dreißigjährigen Krieges gegen das kurpfälzische Gebiet von Böhmen aus im Gange waren.
Südlich von Eisendorf ragt eine Waldgebirgsmasse auf, deren bedeutendste Gipfel der 859 Meter hohe Plattenberg, der 789 Meter hohe Plösserberg und der Weingartenfels auf der „Ebene“ mit 902 Metern sind. Sie alle gehören dem mächtigen Rücken an, der das westliche Ufer der oberen Radbusa begleitet. Der Holzreichtum ließ einst eine Reihe regsamer Glashütten erstehen, von denen als letzte nur noch Karlbachhütte ihrer Bestimmung diente.
Steinbach unterstreicht, daß seine Vorgänger Tausch und Lenz vergeblich Einwände vorgebracht hätten. Jedoch war es laut Steinbach zur damaligen Zeit undenkbar, von Seiten der Geistlichkeit gegen eine Anordnung der Herrschaft Beschwerde einzulegen. Bereits am 25. Oktober 1906 gibt es den ersten Schneefall. Steinbach schreibt: „Schneeflocken gab‘s wie Papierschnitzel.“ Der kälteste Tag des Winters 1906/1907 wird in Hostau am 22. Januar 1907 mit minus 38,5 Grad gemessen.
Am 7. Februar 1907 stirbt Bischof Josef Řiha in Budweis. Steinbach würdigt ihn als herzensguten, vom gesamten Klerus geliebten Oberhirten, der stets gerecht gegenüber seinen Priestern und mildherzig gegenüber den Laien gewesen sei.
Für die Zeit der Sedisvakanz ernennt das Domkapitel Generalvikar Josef Anton Hůlka (1851–1920) zum apostolischen Administrator. Kaiser Franz Joseph I. ernennt Hůlka am 4. Dezember 1907 zum neuen Bischof von Budweis. Diese Ernennung bestätigt Papst Pius X. am 16. Dezember. Am 6. Januar 1908 weiht der Prager Erzbischof Leo Kardinal von Skrbensky Hůlka zum Bischof. Steinbach erbittet Gottes Schutz für ihn.
sonders für die Armen Hostaus und seiner Umgebung.
Ab dem 31. Januar 1909 kommt es zu heftigem Schneefall, so daß keine Postwagen verkehren können. Reisende bleiben mit ihren Wagen im Schnee stecken und müssen zu Fuß ihre Ziele erreichen. So auch der Herrschaftsdirektor Max Hoffmann, der an einer Verhandlung zum Bau der Eisenbahnlinie zwischen Taus und Tachau in Hostau teilnehmen will, damit der Boden der Herrschaft und der Dechantei abgelöst werden kann. Die Temperaturen werden am 4. Februar milder und ermöglichen das Abschmelzen der Schneemassen.
Am 13. Juni 1909 wird im Hostauer Gasthof Karl Thoma von Steinbach und bewährten Vertrauensmännern aus Eisendorf eine Versammlung der Vertrauensmänner zur Festigung der Katholikenorganisation in den deutschen Bezirken Westböhmens einberufen. Abgesandte aus den Orten der Bezirkshauptmannschaft Bischofteinitz leisten der Einladung Folge. Es kommt zu mehreren Reden über die Pflichten eines jeden Mannes, für die Katholikenorganisation einzutreten. Steinbach mahnt abschließend, den gegenwärtigen Gegnern der Religion und der katholischen Kirche entschieden entgegenzutreten.
de, war lange Kirchdorf für die Chodendörfer bis Molgau und die später entstandenen Orte bis Eisendorf. Die Schwanberger auf Burg Pfraumberg gaben um 1454 das Dorf als Lehen an die Laminger von Albenreuth, die im 17. Jahrhundert den Choden alle Privilegien nahmen. Nach wechselnden Inhabern kam die Herrschaft um 1800 an die Freiherren Kotz von Dobrz. Haupterwerbsquelle war auch hier Landwirtschaft und Viehzucht. Vor Jah-
größten Ort des Gerichtsbezirkes angewachsen und zu einem gesunden Wohlstand gelangt. Westlich des Marktes Weißensulz zeigt sich in dem mächtigen Grenzwald ein bequemer Durchlaß, der von der Straße nach Eisendorf und weiter zum bayerischen Markt Eslarn benützt wird.
Den Rang eines Marktes hatte in den letzten Jahren auch Eisendorf erlangt, das in seinen zwei langen, zum Teil neuen Häuserreihen über 1000 Einwohner be-
Die Walddörfer, die in die hochgelegenen Forste vorgedrungen waren, hatten gleichfalls einen schweren Stand. Sie konnten nur Kartoffeln und Hafer anbauen. Und ihre hausindustrielle Spitzenund Holzschachtelproduktion schützte sie nur vor der größten Not. Arm war auch die Bevölkerung in den waldgesäumten Talzügen der oberen Radbusa und der östlichen Schwarzach, also in Neubäu, Schwanenbrückl, Althütten, Waier, Mauthaus und Wassersuppen. An die Erhebungsmasse um Plöß und Wenzelsdorf schließt westwärts eine Flucht gutbewaldeter Gipfel an, die, je näher sie dem Naabtal kommen, immer mehr an Höhe abnehmen. Nur der östliche der beiden Höhenzüge, die der oberen Radbusa das Geleit geben, findet nach Norden zu eine Fortsetzung. Der westliche wird durch eine wellige Senke auf 500 bis 540 Metern Höhe abgelöst, in der die Pfreimd ihre ersten Wasser sammelt. Dadurch schrumpft das Grenzgebirge ungefähr auf die halbe Breite zusammen. Im östlichen Höhenzug mit dem 736 Meter hohen Niklasberg, dem 692 Meter hohen Plattenberg, dem 711 Meter hohen Walpertsberg und dem 760 Meter hohen Molgauer Berg ragt als Gipfel der Pfraumberg mit 847 Metern auf. Georg Warta
In der Seitenkapelle zur versperrten Muttergottes in der Hostauer Dechanteikirche war eine alte Kniebank angebracht, die laut Steinbach von klatschund tratschsüchtigen alten und jungen Frauen genutzt wurde, sich darauf zu setzen und während des Gottesdienstes zu plaudern. Um wieder Ordnung herzustellen, läßt Steinbach auf Anraten seiner Schwestern Marie und Magdalena Steinbach die Bank entfernen und ein stilgerechtes Eisengitter vor der Statue der versperrten Muttergottes für 36 Gulden von Schlossermeister Karl Hiltwein errichten.
Für 200 Gulden überholt der Schütthofener Orgelbaumeister Josef Thomas Wunsch die Hostauer Orgel im Oktober 1907 komplett und stimmt sie neu. Die Kosten begleichen zu gleichen Teilen der Patronatsherr Fürst Trauttmansdorff und die Kirchenkasse. Für das Jahr 1908 finden sich nur zwei Einträge im Memorabilienbuch: Am 12. März verursacht ein Orkan mit Schneegestöber, daß eine große Anzahl Dachziegel von der Kirche und dem Pfarrhaus herunterfällt, weitere Schäden entstehen in der ganzen Stadt. Und am 17.
März stirbt in Wien Fürstin Anna von Trauttmansdorff-Weinsberg, die seit 1890 in den Sommermonaten im Hostauer Schloß ihren Witwensitz hatte. Der Fürstin bescheinigt Steinbach, eine große Wohltäterin gewesen zu sein, be-
Im Mai 1910 wird ein neuer weißer Rauchmantel (Pluviale) bei der Firma Josef Neschkudla aus Spenden für die Hostauer Dechantei angeschafft. Ebenso wird beim Paramentengeschäft Karl Prinner in Wien ein neues weißes Meßgewand gekauft.
Die Lokalbahn Taus–Hostau–Tachau wird am 1. August 1910 freigegeben. Steinbach ist erleichtert, daß die Eröffnung ohne Trinkgelage vonstatten geht, die gewöhnlich bei diesen Inbetriebnahmen vorkommen. Da die Streckenführung durch die zur Dechantei gehörige Trockenwiese in Horouschen verläuft, wird auf Steinbachs Forderung ein Durchfahrtsweg zu den nun zwei Teilen der Wiese hergestellt.
Am 17. Februar 1911 fegt ein großer Sturm eine kleine nordöstlich am Kirchentum angebrachte Kuppel herab. Schulkinder, die zuvor vor der Kirche sind, werden nicht verletzt. Am 16. November verzeichnet Hostau ein Erdbeben. Zeitungen berichten von Beben in ganz Westösterreich und Deutschland.
Am 26. November stirbt der Hostauer Mesner Kaspar Liebermann, der 27 Jahre lang seinen Dienst in größter Umsicht und Sorgsamkeit ausführte. Steinbach ernennt den Verwandten Josef Liebermann zum neuen Mesner in Hostau.
Am 26. November 1911 enden Steinbachs Aufzeichnungen, obwohl er bis zu seinem Tod am 17. April 1917 Dechant in Hostau ist. Bischof Josef Anton Hůlka macht laut eigenhändigem Eintrag am 8. Juni 1912 in Hostau eine Generalvisitation. Fortsetzung folgt
Heimatbote
für den Kreis Ta<au
Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86
Telefax 64 75 27, eMail wolf-dieter.hamperl @online.de. Internet www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, Telefax 81 41 19, eMail museum@tachau.de. Spendenkonto: Heimatkreis Tachau, HypoVereinsbank Nürnberg – IBAN: DE38 7602 0070 0002 0824 54, BIC: HYVEDEMM460. Heimatbote für den Kreis Tachau – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
� Chronik der Volksschule Godrusch 1935 bis 1944 – Teil V
Die Wahrheit siegt
Der fünfte Teil der Chronik befaßt sich weiter mit dem 2. Halbjahr des Schuljahres 1937/38.
Personales
Mit 15. März wurde Kaplan Welkobarsky der hiesigen Schule als Religionslehrer zugeteilt. Mit Erlaß des Bezirksschulamtes vom 16. April 1938 wurde die Haushaltungslehrerin Anna Müller ab 15. August an den Schulen in Tutz, Godrusch, Rail und Drißgloben zum Unterricht in Handarbeiten und Haushaltskunde zugeteilt. Die jeweilige Haushaltungslehrerin Elsa Seitz wurde den Schulen Schossenreith, Uschau und Tissa zugeteilt.
dieser Aktion Zweck und Bedeutung des Roten Kreuzes sowie die große Friedensidee desselben vor Augen geführt.
Inspektion
Die Inspizierung durch Bezirksschulinspektor Friedrich Präger fand am 19. Mai statt.
Schulfeier zum 28. Mai
Das „neue“ Gesicht des jungen Apostels, das als Selbstbildnis von Maurus Fuchs angesehen wurde und jetzt als Judas interpretiert wird.
� Stift Tepl
Abt Zdeněk Lobkowicz und Maurus Fuchs
Nach der Kulturfahrt der VHS im oberpfälzischen Tirschenreuth ins Kloster Tepl im historischen Egerland ist die Aufregung groß. Bei der Betrachtung des großen Wandgemäldes mit der Darstellung des letzten Abendmales, das Maurus Fuchs 1816 gemalt hatte, stellte man fest, daß das Gesicht, das man der Überlieferung nach als Selbstbildnis des Künstlers angesehen hatte, bei der Renovierung verändert worden war. Doch man müsse besonnen bleiben, meint Heimatkreisbetreuer und Maurus-Fuchs-Kenner Wolf-Dieter Hamperl. Er berichtet.
Im Jahr 2014 hatte ich das große Glück, die Gemälde kurz vor der Renovierung zu sehen, und ließ sie von der Fotografin Karin Wilck fotografieren. Abt Zdeněk Lobkowicz ermöglichte uns dies noch, obwohl schon vieles zum Schutz verschalt war. Wir sahen die Risse im Bild, teilweise gab es Absplitterungen. Das Militär hatte diesen großen Raum, das ehemalige Refektorium, als Turnhalle verwendet.
Anfang Juni wollten wir uns einer Führung anschließen, um das Abendmahlbild zu sehen. Doch wir waren um 10.30 Uhr schon zu spät. Eine tschechische Führung war unterwegs, eine deutschsprachige Führung gab es weder am Nachmittag noch in den kommenden Tagen. Das konnten wir nicht verstehen und suchten das Se-
kretariat des Abtes auf. Eine junge Dame holte Abt Lobkowicz, er erkannte uns und führte uns in sein Arbeitszimmer. Er war sehr freundlich, wir unterhielten uns über mein Maurus-FuchsBuch und über unsere früheren Treffen in Eger und Haid. Der Abt kannte unser Anliegen, holte den Schlüssel und öffnete uns die Türe zum Refektorium. Der große Raum macht jetzt einen sehr gepflegten und vornehmen Eindruck. Die Wände und die Rückwand sind großartig restauriert, ebenso die Gewölbe und die großen Gemälde an der linken Seite. Der Fußboden ist mit sternförmigem Parkett neu ausgelegt. Das große wandfüllende Gemälde mit der Darstellung des letzten Abendmahles in einer großartigen Säulenhalle ist sehr gut restauriert. Aber während
man in Bayern hellere Farben verwendet hätte wie bei den Dekkenmalereien im Blauen Salon, schlug man hier eher erdfarbene Töne an. Das kenne ich auch von der Restaurierung der Wandmalereien in der Loreto-Anlage in Haid.
„Unser“ Maurus Fuchs blickt nicht mehr so optimistisch den Betrachter an, sein Gesicht ist dunkler, sein Mund lacht nicht, der Haaransatz ist anders. Das verblüfft zunächst. Abt Zdeněk Lobkowicz sagte, daß dieser Apostel jetzt als Judas interpretiert werde. Judas wird jedoch von Maurus Fuchs immer mit einem gefüllten Geldbeutel dargestellt, nicht mit einer offenen Hand.
Der Abt verstand unsere Bedenken. Er sagte, daß eine Frau, die für die Restaurierung verantwortlich war und ist, uns informieren werde. Wir wissen natürlich nicht, welche Befunde die Restauratoren bei den vorbereitenden Arbeiten entdeckten. Unsere Vermutung, daß das große Wandbild um 1900 auch „aufgefrischt“ wurde, bestätigt der Kunstexperte Anton Gnirs. Gnirs schreibt in seinem Buch „Topo-
graphie der Historischen Denkmale in der Tschechoslowakischen Republik. Land Böhmen. Die Bezirke Tepl und Marienbad“ (Augsburg 1932), daß dieses Bild von einem Prager Maler namens Grund und nach diesem auch noch von dem Düsseldorfer Anton Waller restauriert worden sei. Letzterer habe auch 1893 das Deckengemälde „Der Apostel Pauls predigt den Heiden am Areopag in Athen“ gemalt. Ursprünglich habe man hier das Bild „Bekehrung des Apostels Paulus“ von Maurus Fuchs aus dem Jahr 1816 gesehen. Wir sind gespannt auf die Befunde der Restauratoren über die Erstfassung des großen Wandbildes.
Beim Zurückgehen sah man erst, wie fein die Rückwand des Raumes restauriert worden war. Abt Lobkowicz sagte, daß die Kredenzen für Geschirr und Besteck von Abt Karl Reitenberger angeschafft worden seien.
Eine deutschsprachige Führung muß man buchen: Telefon (00 42) 03 53 39 44 63; eMail info@ klastertepla.cz, Internet www. klastertepla.cz
Osterferien
Die diesjährigen Ostferien begannen am Mittwoch, 13. April um 12.00 Uhr mittags und endeten am Dienstag, 19. April. Der regelmäßige Unterricht begann wieder am Mittwoch, 20. April.
Reinlichkeitswoche
Im Sinne der Anregungen des Tschechoslowakischen Jugendrotkreuzes wurde auch an der hiesigen Schule in der vorösterlichen Zeit die „Reinlichkeitswoche“ durchgeführt.
Osterfriede des Roten Kreuzes
Das Rote Kreuz veranstaltete auch heuer wieder seine übliche Osterfeier unter dem Wahlspruche „Die Wahrheit siegt“. Den Kindern wurde in Durchführung
Zum Beitrag „Das Paradies“ über die kürzliche Maiandacht in Reichenthal von Ortsbetreuerin Sieglinde Wolf (Ý HB 24/2023).
In dem Beitrag steht, die Maiandacht habe Ende Juni stattge-
Im Rahmen der Feierlichkeiten anläßlich des Geburtstages des Präsidenten der Tschechoslowakischen Republik, Edvard Beneš, wurden die beiden außerordentlichen Schulfunksendungen am Mittwoch, 25. Mai, und am Samstag, 27. Mai, gehört. Die interne Schulfeier fand am Samstag, 27. Mai, in den Vormittagsstunden statt. Das Schulgebäude war an diesem Tage mit der Staatsfahne geschmückt.
Schulschluß
Das Schuljahr 1937/38 endete am Mittwoch, 22. Juni. An diesem Tage wurden auch die Schulnachrichten und Entlassungszeugnisse verteilt.
Entlassungen
Mit Schulschluß wurden zwei Knaben und fünf Mädchen entlassen: Ambros Wenzel Brix aus Godrusch, Franz Reißer aus Klein Maierhöfen, Anna Eisenhut aus Godrusch, Maria Antonia Höra, Maria Müller und Anna Sigmund aus Klein Maierhöfen sowie Maria Wenisch aus Godrusch Fortsetzung folgt
funden. Das ist natürlich Unsinn. Maiandachten finden im Mai statt, weshalb sie Maiandachten heißen. Da hat sich bei der Redaktion des Textes der Fehlerteufel eingeschlichen, was wir außerordentlich bedauern.
TERMINE
n Samstag, 1. Juli, 10.00 Uhr, Altzedlisch: 33. Heimatgottesdienst des Kirchsprengels, anschließend Treffen im Pfarrhaus.
Auskunft: Sieglinde Wolf, Wettersteinstraße 51, 90471 Nürnberg, Telefon (09 11) 81 68 68 88, eMail si.wolf@web.de
n Sonntag, 16. Juli, 15.00
Uhr, Haid: Deutsch-tschechische
Pilgermesse in der Loreto mit Pfarrer Peter Fořt aus Graslitz, anschließend Kirchkaffee in der Sakristei. Auskunft: Peter Fořt spricht deutsch, Telefon (0 04 20)
7 24 20 47 02.
n Sonntag, 20. August, 15.00 Uhr, Haid: Deutschsprachige Pilgermesse in der Loreto mit Pfarrer Georg Hartl aus Wernberg, anschließend Kirchkaffee in der Sakristei. Auskunft: Georg Hartl, Sankt-Vitus-Straße 20, 92533 Wernberg-Köblitz, Telefon (0 96 04) 9 09 99 95, eMail ukatubona@gmail.com
n Freitag, 1. bis Sonntag, 3.
September: 33. Heimatkreistreffen in Weiden in der Oberpfalz. Festprogramm folgt.
n Samstag, 9. September, Haider Loretofest: 11.00 Uhr Fußwallfahrt ab Waidhauser Pfarrkirche Sankt Emmeram; 17.00 Uhr Rucksackverpflegung in Haid; 19.00 Uhr deutschsprachige Pilgermesse in der Loreto mit Pfarrer Georg Hartl aus Wernberg, anschließend Kirchkaffee in der Sakristei. Auskunft: Georg Hartl, Sankt-Vitus-Straße 20, 92533 Wernberg-Köblitz, Telefon (0 96 04) 9 09 99 95, eMail ukatubona@gmail.com
n Sonntag, 15. Oktober, 15.00 Uhr, Haid: Deutschsprachige Pilgermesse in der Loreto mit Pfarrer Klaus Oehrlein aus Würzburg, anschließend Kirchkaffee in der Sakristei. Auskunft: Klaus Oehrlein, Zeller Straße 44, 97276 Margetshöchheim, Mobilfunk (01 60) 7 97 85 15, eMail st.valentinus@web.de
Heimatblatt für die Kreise Hohenelbe und Trautenau
Heimatkreis Hohenelbe/Riesengebirge e. V. – 1. Vorsitzende: Verena Schindler, Telefon 0391 5565987, eMail: info@hohenelbe.de, www.hohenelbe.de – Riesengebirgler Heimatkreis Trautenau e. V. – 1. Vorsitzender Wigbert Baumann, Telefon 0931 32090657 – Geschäftsstelle Riesengebirgsstube (Museum-Bibliothek-Archiv), Neubaustr. 12, 97070 Würzburg, Telefon 0931 12141, eMail: riesengebirge-trautenau@freenet.de – www.trautenau.de – Redaktion: Karin WendeFuchs, Agg 3, 83246 Unterwössen, Telefon 08641 6999521, Mobil 0157 32215766, eMail: Riesengebirgsheimat@t-online.de – Redaktionsschluss: jeweils der 1. des Erscheinungsmonats.
� Hermannseifen
Ein gelungenes Treffen in Hermannseifen
der Einwohner des benachbarten Dorfes Mohren am Treffen beteiligt.
Am Freitag reisten die Teilnehmer zu dem barocken Kurort Kuks und nahmen dort an einer Führung teil. Die Geschichte der historischen Stätte und seiner Erbauer illustrierte die beeindruckende Vergangenheit der alten Heimat.
Am Samstagabend hatten die tschechischen Freunde – allen voran Olga Hajková – ein Konzert in der Kirche St. Wenzel in Hermannseifen organisiert, das von deutschen und tschechischen Zuhörern gleichermaßen gut besucht war. Das Collegium Camerale Trutnov bereitete ein genußvolles Konzert mit Werken von Mozart, Vivaldi, Telemann und Bach.
� Vormerken: 16./17. September Bundestreffen Heimatkreis Hohenelbe
Ein herzliches Dankeschön an alle Landsleute, die den Heimatkreis beim Sudetendeutschen Tag in Regensburg vertreten haben.
Wir bitten, unser Bundestreffen am 16./17. September 2023 in Bensheim fest einzuplanen. Für den Vorstand:
Verena Schindler, 1. Vorsitzende
� Harrachsdorf
Bier- und Glasfest am 3. Juliwochenende
Am 15. und 16. Juli findet traditionell das Harrachsdorfer
Vom 18. - 21. Mai 2023 trafen sich
ehemalige Einwohner, ihre Kinder und Enkel in Hermannseifen, heute Rudnik v Krkonoších.
Bevor das Treffen stattfand, waren durch den plötzlichen Tod des Organisators, unseres von allen hochgeschätzten Rudi Fiedler, viele Fragen aufgekommen. Letzten Endes beschlossen alle, gerade ihm zu Ehren wie geplant nach Hermannseifen zu fahren. Vier der 25 Teilnehmer
Die vielen generationsübergreifenden Gespräche lassen all den Aufwand, den wir im Vorfeld des Sudetendeutschen Tages hatten, schnell vergessen.
Die Heimatkreise Braunau, Hohenelbe und Trautenau sowie das Begegnungszentrum Trautenau präsentierten sich zum zweiten Mal an einem gemeinsamen Riesengebirgsstand, der wie 2022 wieder gut frequentiert war. Besonders mit der Nachwuchsgeneration ergaben sich interessante Gespräche. Wir stellten fest, daß es vielen von uns so geht: Man freut sich, sich mit Gleichgesinnten über das gemeinsame Thema Sudetenland auszutauschen.
Obwohl wir Hohenelber wegen des Pfingstverkehrs eine beschwerliche Anreise hatten, gelang es uns, bis Freitagabend den Stand aufzubauen. Aus dem
waren noch in Hermannseifen geboren, der älteste von ihnen ist bald 90 Jahre alt. Das Treffen begann mit einem gemeinsamen Abend im Hotel Auri. Unter diesem Namen wird heute das ehemalige Hotel Arnika geführt, das von neuen Besitzern übernommen und renoviert wurde. In frischem Ambiente am gewohnten Ort zu sein tat allen gut. Nach einer Schweigeminute für Rudi, der im selben Hause geboren wurde, begann eine leb-
� Heimatkreis Hohenelbe
hafte Diskussion um die Zukunft der Treffen. Daß dies das letzte Treffen sein sollte, konnten viele Teilnehmer nicht akzeptieren. Auch die lockere Atmosphäre und die freundliche Aufnahme im Ort trugen dazu bei, daß am Ende des dritten Tages die meisten dafür stimmten, auch künftige Wiedersehen am Heimatort der Vorfahren zu vereinbaren. Genaueres wird in den kommenden Monaten besprochen. Erstmalig waren auch Nachfahren
Rückblick
Sudetendeutscher Tag
Es folgte ein Abend im Hotelrestaurant, zu dem der Hermannseifener Bürgermeister Pavel Stekly den Besuchern aktuelle Projekte in der Entwicklung der Gemeinde vorstellte und viele Fragen beantwortete. Es folgte ein reger Austausch zwischen den Besuchern und den heutigen Einwohnern Hermannseifens über die Geschichte des Ortes und die Vorhaben der Gemeinde.
Zur Abreise am Sonntag war die Gewißheit gewachsen, daß es ein Wiedersehen geben wird. Christina Auerswald in Vertretung für den HOB
Bestand des Heimatkreises hatten wir ein vielfältiges Angebot: Literatur, Poster, Puzzles, verschiedenstes Informationsmaterial und eigens für den Sudetendeutschen Tag „importierte“ Schmankerl wie Kuroblaten und Bier vom Rübezahl: Der „Herr der Berge“ grüßte jeweils vom Etikett. Der Erlös des Verkaufs geht an die aktuellen Projekte des Heimatkreises in der Tschechischen Republik.
An beiden Tagen ergaben sich interessante Begegnungen. Am Samstag unterstützte uns wieder unser jüngstes Mitglied aus der Tschechischen Republik, Preisträger Jan Vrána. Unsere 1. Vorsitzende Verena Schindler komplettierte am Sonntag den Hohenelber Part des Gemeinschaftsstandes und nutzte die Gelegenheit, mit vielen Personen zu verschiedenen Themen ins Gespräch zu kommen.
Kirsten Langenwalder Pressereferentin des Heimatkreises Hohenelbe
Bier- und Glasfest statt.
Im Hof der Glashütte übernehmen wieder Kunsthandwerker, Musiker und Schausteller die Regie. Man kann nicht nur zuse-
Rochlitzhen, sondern selbst an den Glasöfen ein Stück formen. Meist ergeben sich dabei aber nur mehr oder weniger Kugeln. Es ist halt immer noch ein Handwerk, das gelernt sen will. HOB Ines Heinrich
Traurige Nachricht aus Rochlitz an der Iser
Die Hofbaude, eines der Rochlitzer Wahrzeichen, wurde Anfang Juni 2023 abgerissen. Offiziell ist von einem „Umbau“ die Rede, ein Begriff, den viele (überwiegend tschechische) Nutzerinnen und Nutzer der sozialen Netzwerke bereits fassungslos hinterfragen.
Ursprünglich waren wohl klei-
� Rochlitz
nere bauliche Veränderungen geplant, doch bald sei festgestellt worden, „daß die Statik des gesamten Gebäudes durch Holzfäule gestört war“. Die neue Baude soll im identischen Stil errichtet werden. Kirsten Langenwalder geb. Palme München - Rochlitz
Die Abrißarbeiten sind in vollem Gange. Foto: Tomáš Brdicka, Prag/Rochlitz
Einladung zum Festival
Vom 16. bis 20. August 2023 findet nach der erfolgreichen Premiere im Jahr 2022 zum zweite Mal das Festival „Rokytnice zní“ („Rochlitz (er)klingt“) statt.
Aus dem Programm:
• Lesung (in tschechischer Sprache) aus dem Jugendbuch „Krabat“ von Otfried Preußler, anlässlich seines 100. Geburtstages, mit musikalischer Umrahmung.
• Konzert in der Pfarrkirche St. Michael. Aus diesem Anlaß treffen sich Rochlitzer aus Sahlenbach und Sichdichfür samt Nachkommen und freuen sich, wenn weitere dazu kommen. Nähere Informationen unter 089 12018348 (abends) oder info@hohenelbe.de. Kirsten Langenwalder geb. Palme München - Rochlitz
Sudetendeutscher Tag in Regensburg 2023
Gelungene Präsentation des Trautenauer Heimatkreises
� Heimatkreis Trautenau
78. Heimatkreistreffen
Samstag, 15. Juli 2023
Riesengebirgsstube/ Barockhäuser ab 9:30 Informationsfrühschoppen
11:30 Vorstandssitzung
13:30 Jahreshauptversammlung
16:00 Ausstellung „Bekannte Trautenauer“ (von Helmut Hiemer) / „Paurisch“ mit Harald Richter / Film „Trautenau und das Riesengebirgsvorland“ (2022 Jörg Schilling) / Gemütliches Beisammensein in der Riesengebirgsstube / Riesengebirgslied
Sonntag, 16. Juli 2023
Gaststätte „Schusters Zur Zeller Au“ Nebenraum, Wredestraße 23, 97082 Würzburg-Zellerau
Straßenbahn Linie 2+4 Ri. Zellerau, Haltestelle DJK Sportzentrum / ausreichend Parkplätze in der Nähe Einlaß ab 11:30 Uhr
12:00 Begrüßung und Totengedenken
12:30 Mittagessen
13:30 Kurzbericht Hauptversammlung und Zukunft des Heimatkreises (15 Minuten), danach „Bekannte Trautenauer“, Vortrag W. Baumann (30 Minuten) ca. 16:00 Verabschiedung mit dem Riesengebirgslied
Einladung zur Hauptversammlung
Seit dem letzten Jahr präsentiert sich der Heimatkreis Trautenau gemeinsam mit den Heimatkreisen von Hohenelbe und dem Braunauer Ländchen, sowie Freunden vom tschechischdeutschen Begegnungszentrum Trautenau/Trutnov an einem großen Gemeinschaftsstand. An beiden Tagen war der Stand immer gut besucht.
Wir nehmen Abschied von unserem aufrechten Heimatfreund Helmut Hiemer, der am 25. Mai 2023 von uns gegangen ist. Geboren wurde er am 29.08.1930 in Radowenz, wo er auch seine Kindheit und Jugendzeit verbrachte. Der Zusammenbruch 1945 beendete seine Gymnasialzeit – von der Schulbank kam er direkt zur Zwangsarbeit im Bergwerk Schatzlar.
Mit der Umsiedlung in die BRD 1963 ging ein langgehegter Wunsch in Erfüllung, er fand mit seiner Familie in Nürnberg ein neues Zuhause. Bei Siemens nahm er im Laufe der Jahre eine leitende Stellung ein, die er bis zu seinem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben innehatte. In Nürnberg organisierte Helmut Hiemer als Leiter der Ortsgruppe der SL viele Treffen.
� Neuerscheinung
Wigbert Baumann, der Vorsitzende vom Heimatkreis, und ich standen für Gespräche, Fragen und die Vielzahl an Erinnerungen bereit. Unter den wachsamen Augen einer alten Rübezahl-Figur erinnerten Bücher, Prospekte und Fotos an die Geschichte verschiedener Orte und ihrer Persönlichkeiten.
� Nachruf
Der ehrwürdige hölzerne Berggeist beobachtete die Gespräche und Begegnungen mit den Kindern und Enkeln der Erlebnisgeneration. Etliche von ihnen waren auf der Suche nach familiären Wurzeln. Natürlich fragen wir uns: Wie verläuft der Weg in die Zukunft? Wird es in einigen Jahren an Kultur und Geschichte interessierte
Trauer um Helmut Hiemer
Nach seiner Pensionierung konnte er sich nun voll und ganz für seinen „Riesengebirgler Heimatkreis Trautenau“ engagieren. Ein besonderes Anliegen war ihm, seinen Heimatfreunden und der Nachwelt das Volkstum, die Bräuche, aber auch geschichtliche Fakten aus der jüngsten Vergangenheit nahezubringen und sie zu bewahren.
Gern erinnern wir uns an die Heimattreffen der Riesengebirgler, die er mit musikalischen Einlagen am Saxophon begleitete. Legendär sind sein „Mohnkuchen“ oder „Hiemers Mohnku-
Seelen Ruh
Im Mai 2023 ist das fünfte Buch von Andreas Hoffmann erschienen, ein Roman, den man als „Kriminalmärchen“ bezeichnen könnte. Im Verlauf der spannenden Handlung wird der Protagonist in sieben verschiedene böhmische Regionen reisen, unter anderen auch nach Trautenau.
Der Roman hat 424 Seiten und ist im tredition-Verlag erschienen. Andreas Hoffmann stellte es erfolgreich am Stand des Trautenauer Heimatkreises auf dem Sudetendeutschen Tag in Regensburg vor.
25,- Euro
978-3-347-91619-7 (ISBN)
Auf der Website von Andreas Hoffmann kann man sich über alle seine Werke informieren: http://autor-andreas-hoffmann.de
Andreas Hoffmann wurde 1958 in Rudolstadt/Thüringen gebo-
ren. Sein Vater, Jahrgang 1931, stammte aus Alt-Rognitz und konnte seinen Sohn schon früh für die alte Heimat, ihre Märchen und Sagen begeistern. Als Heimatortsbetreuer von AltRognitz und Raatsch engagiert sich Andreas Hoffmann für diese Orte. Der Autor selbst sagt dazu: „Die Jahre vergehen, die schlimmen Jahre der Vertreibung entfernen sich. Vergessen aber ist das Schicksal der Menschen nicht, ihre Lebenswege, das politische, soziale und kulturelle Leben in der alten Heimat, die Dialekte und Traditionen. Ich wünsche mir, daß auch die jüngere Generation, über die Beschäftigung mit der eigene Familiengeschichte, Interesse findet an der Geschichte des alten Sudetenlandes, seiner großen Vielfalt, der spannenden Nachkriegsentwicklung und heutigen Situation. Dafür bieten meine sogenannten „Herzensprojekte“ immer eine gute Informationsquelle.“ kw
Menschen geben, junge Leute, die noch wissen, daß ihre Vorfahren diesen Landstrich mitgestaltet haben?
Es braucht unsere authentische Begeisterung und Kreativität, damit der Chor aus alten und neuen Stimmen der Trautenauer Region hörbar bleibt. Andreas Hoffmann HOB Alt-Rognitz und Raatsch
chen und Frankenwein“, die er gern bei offiziellen Anlässen offerierte. Helmut Hiemer verdanken wir auch die Chronik unserer Kreisstadt Trautenau sowie viele Beiträge über Berühmtheiten unserer Heimat.
Aufgrund seiner vielen Verdienste wurde er zum Ehrenmitglied unseres Heimatkreises ernannt.
Um Helmut Hiemer trauern Sohn und Tochter mit Familien, Enkel, Urenkel und seine Freunde und Kameraden. Es tut uns leid, daß wir dir den Wunsch aus der letzten Strophe des Riesengebirgler Heimatliedes nicht erfüllen können: „Laßt mich in der Heimat ruh’n“.
Für alle, die dich kannten, Werner Haase Ehrenvorsitzender des Riesengebirgler Heimatkreises Trautenau
� Trautenau Verein für deutschtschechische Verständigung
Während meiner Reise in die Heimat vom 19.05. - 24.05.2023 konnte ich an der Mitgliederversammlung des Vereins für deutsch-tschechische Verständigung Trautenau-Riesengebirge e. V. in Trautenau teilnehmen.
Es gab ein Wiedersehen mit Freunden und Bekannten, herzliche Einladungen und tolle neue Kontakte. Zwischendurch ergab sich die Gelegenheit zu einem Ausflug nach Petzer und Marschendorf.
Kleiner Tipp für alle, die mit der Bahn in die Heimat fahren wollen: Die IDOS App ermöglicht in englischer Sprache die einfache Suche nach regionalen Bus- oder Bahnverbindungen.
Peter Stächelin HOB Marschendorf I-IV und Dunkelthal
Der Riesengebirgler Heimatkreis Trautenau e.V. lädt alle Mitglieder zur Hauptversammlung 2023 am Samstag, 15. Juli 2023, um 13.30 Uhr
in die „Riesengebirgsstube“ Barockhäuser
Neubaustraße 12
97070 Würzburg (Altstadt) satzungsgemäß ein.
Tagesordnung
1. Begrüßung und Eröffnung durch den 1.Vorsitzenden
2. Totengedenken
3. Genehmigung der Tagesordnung
4. Genehmigung des Protokolls der Hauptversammlung 2022
5. Kassenbericht für das Jahr 2022
6. Kassenprüfbericht durch die Rechnungsprüfer
7. Tätigkeitsbericht des vergangenen Jahres Heimatkreistreffen, Öffentlichkeitsarbeit, Heimatortsbetreuung,Vereinsarbeit, Patenschaft/ Partnerschaft
8. Entlastung des Vorstands
9. Ehrungen / Dank
10. Mitgliederstand / Spenden
11. Nachwahlen der Ämter des 2. Vorsitzenden, des Kassenwarts und von zwei Rechnungsprüfern (2 Jahre bis zur Hauptversammlung 2025)
12. Zukunft des Heimatkreises / Aussprache und Diskussion
13. Schlußwort des 1. Vorsitzenden
Für den Vorstand:
Wigbert Baumann
1. Vorsitzender RHT e. V.
� Sonderausstellung im Stadtmuseum Schatzlar
17.6. - 1.10.2023
Schatzlar im Rhythmus der Musik
Die Ausstellung bildet die Musikszene Schatzlars aus den 1950er Jahren ab: Big-BeatBands, Bergbaumusik, ein Mandolinenensemble und vieles mehr. Die Eröffnung fand im Rahmen der Museumsnacht am
17. Juni statt.
Interessant ist auch die Dauerausstellung über die Geschichte der Region und ihre über 400 Jahre alte Bergbautradition.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 9:00 bis 16:00 Uhr
Adresse: Rýchorské nám. 10, Žacléř, 542 01 kw Quelle: Peter Stächelin HOB Marschendorf I-IV und Dunkelthal