Sudetendeutsche Zeitung 2. September 2022 Ausgabe 35

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be Matthias Schwarz ist neuer Schatzmeister und Waltraud Armbruster Schriftführerin. Im alten Vorstand waren mit der Vorsitzenden Iris Ripsam, den Stellvertretern Klaus Hoffmann und Franz Longin sowie Schriftführerin Waltraud Illner noch vier Persönlichkeiten aus der Sudetendeutschen Landsmannschaft vertreten gewesen.

stimmigkeitsregelung durch eine qualifizierte Mehrheit zu ersetzen. Scholz: „Putins Rußland will mit Gewalt neue Grenzen ziehen – etwas, das wir in Europa nie wieder erleben wollten. Der brutale Überfall auf die Ukraine ist somit auch ein Angriff auf die europäische Sicherheitsordnung. Dem stellen wir uns mit aller Entschlossenheit entgegen. Dafür brauchen wir eigene Stärke – als Einzelstaaten, im Verbund mit unseren transatlantischen Partnern, aber eben auch als Europäische Union.“ Bei dem anschließenden VierAugen-Gespräch mit Premierminister Petr Fiala in der KramářVilla waren die hohen Strompreise, die Entwicklung der europäischen Energieinfrastruktur sowie die Stärkung der Verteidigungszusammenarbeit und der bilateralen Beziehungen die Hauptthemen.Einigwaren sich Scholz und Fiala, daß eine europaweite Lösung gefunden werden muß, um die Strompreise, die nicht den Produktionskosten entsprechen, zu senken. „Ich bin froh, daß wir uns darauf geeinigt haben, daß ein europaweiter Ansatz notwendig ist. Als Vertreter der EURatspräsidentschaft werde ich mich intensiv darum bemühen, so schnell wie möglich eine Einigung über eine gemeinsame Lösung für alle EU-Mitgliedstaaten zu erzielen“, sagte im Anschluß Premierminister Fiala und erklärte, er habe bereits am Morgen mit der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, gesprochen. „Wir sind bereit, eine solche Lösung in Zusammenarbeit mit der Kommission zu erreichen“, kündigte Fiala an und gab bekannt, daß Tschechien für Freitag, 9. September, eine außerordentliche Sitzung des EU-Energierates einberufen habe, auf der eine kurz- und mittelfristige Lösung für dieses Problem vorgestellt werden soll.

Die Tschechische Republik sei auch sehr daran interessiert, sich an der Entwicklung der europäischen Energieinfrastruktur zu beteiligen, insbesondere am Erwerb von Kapazitäten in den schwimmenden LNG-Terminals, die Deutschland in den kommenden Monaten und Jahren bauen wird, so Fiala: „Wir sind besonders an der Kapazität des neuen Terminals in Lubmin-Greifswald interessiert und bereit, uns aktiv an dessen Vorbereitung zu beteiligen. Wir haben uns auf weitere konkrete Schritte geeinigt. Das LNG-Terminal in Deutschland ist für die Tschechische Republik von entscheidender Bedeutung, da wir in der Lage sind, Flüssiggas aus Deutschland über die bestehenden Pipelines relativ einfach in die Tschechische Republik zu transportieren.“ Zu der militärischen Unterstützung der Ukraine und dem zwischen Deutschland und Tschechien vereinbarten Ringtausch sagte Fiala: „Ich freue mich sehr, daß wir uns darauf einigen konnten, daß Deutschland der Tschechischen Republik 14 Leopard-Panzer als Gegenleistung für das bisher von uns an die Ukraine gelieferte militärische Material schenken wird. Was wir bei unserem Treffen in Berlin im Mai begonnen haben, haben wir zu Ende gebracht. Die ersten Panzer werden Ende dieses Jahres eintreffen. Dies ist ein großer konkreter Schritt in der militärischen Zusammenarbeit.“ In seiner Rede an der KarlsUniversität hatte Scholz auch zur geschichtlichen Verantwortung Deutschlands Stellung bezogen: „Aber weil diese Universität in Europa liegt, hat sie auch die Tiefpunkte europäischer Geschichte durchlitten: religiösen Eifer, die Teilung entlang sprachlicher und kultureller Grenzen, die ideologische Gleichschaltung während der Diktaturen des 20. Jahrhunderts. Deutsche schrieben das dunkelste Kapitel: die Schließung der Universität durch die nationalsozialistischen Besatzer, die Erschießung protestierender Studierender, die Verschleppung und Ermordung Tausender Universitätsangehöriger in deutschen Konzentrationslagern. Diese VerbreRegierungschefs an der Karls-Universität

Der Glöckner-Verein Castullus hatte mit Spenden dieses ungewöhnliche Erinnerungsprojekt realisiert.

Zum neuen BdV-Landesvorsitzenden wurde dabei mit 90 Prozent der abgegebenen Delegiertenstimmen Hartmut Liebscher gewählt, langjähriger BdVLandesgeschäftsführer und Landesvorsitzender der Deutschen Jugend in Europa (DJO). In den Geschäftsführenden Vorstand wurden außerdem als Stellvertreter gewählt der CDULandtagsabgeordnete und Vorsitzende des Vereins Haus der Donauschwaben, Raimund Haser, die Frauenbeauftragte Rosemarie Schuran, der Vorsitzende der Landsmannschaft der Donauschwa-Schwalke.Hans-WernerWestpreußemaierErnstlanddeutschenerth,MichaelgerSiebenbür-Sachsen,Kon-derRuß-Stroh-undderDer

SL-VertreternichtmehrimVorstand

❯ BdV Baden-Württemberg

Der neue Vorsitzende Liebscher ist Sohn einer Heimatvertriebenen Mutter aus Pommern und eines Vaters aus Sachsen, der kurz vor Mauerbau nach Baden-Württemberg kam. Der 58jährige ist seit 35 Jahren beim Verband Deutsche Jugend in Europa (DJO) als Jugendbildungsreferent und Geschäftsführer beschäftigt.

Kanzler Scholz in Prag: „Wann, wenn nicht jetzt? Wer, wenn nicht wir?“ 9801 Kilogramm wiegt die neue Glocke für Prag, die am Sonntag erstmals geläutet wurde. Das Gewicht steht für die 9801 Glokken, die die Nazis bis 1942 in Böhmen und Mähren gestohlen und für ihre eingeschmolzenKriegsmaschineriehatten. Es ist die sechsgrößte Glocke, die der Innsbrucker Traditionsbetrieb Grassmayr in seiner 423-jährigen Geschichte gegossen hat. Die Oberfläche der Glokke wirkt, als ob Bruchstücke anderer Glocken verbunden wurden. Und mit der Inschrift „Pax in terra“ mahnt die Glocke zum Frieden auf Erden. Von Innsbruck aus wurde die Glocke viele Kilometer per Schiff auf der Moldau nach Prag transportiert. Hier, auf einem Ponton nahe der Karlsbrücke, wird die Glocke bis Ende Sseptember zu besonderen Anlässen händisch geläutet, bevor sie auf der Rohan-Insel ihr endgültiges DomizilDieerhält.Premiere am 28. August, war bewußt gewählt. Es war der 80. Jahrestag, an dem die Nazis 1942 die letzte gestohlene Glocke von der Rohan-Insel per Schiff nach Hamburg brachten. Das nächste Glokkengeläut ist am Freitag, 2. September, für ein Konzert im Rahmen der undSymbolStimmedieEU-Präsidentschafttschechischengeplant.PriesterTomášHalík,derGlockegesegnethat:„DiedieserGlockeisteindesGebetsfürFriedenFreiheit.“

Nach dem Rücktritt von Iris Ripsam als Landesvorsitzende des Bundes der Vertriebenen in Baden-Württemberg (Sudetendeutsche Zeitung berichtete) hat sich die Organisation neu aufgestellt und am Samstag bei einem außerordentlichen Landesverbandstag einen neuen Vorstand gewählt.

„Kdy, když ne teď? Kdo, když ne my“, versuchte sich Bundeskanzler Olaf Scholz am Montag bei seiner Europa-Rede in der Karls-Universität in Tschechisch. „Wann, wenn nicht jetzt? Wer, wenn nicht wir?“ Der deutsche Regierungschef war zum Gegenbesuch in die tschechische Hauptstadt gereist. Nach seiner programmatischen Rede vor den Studenten traf sich Scholz mit Premierminister Petr Fiala. Wie beim ersten Treffen im Frühjahr in Berlin dominierten die Themen Ukraine-Krieg und Energieversorgung die Agenda. Mit seinen Worten in Tschechisch zitierte Scholz die Gedenktafel an der Karls-Universität, die an den 17. November 1989 erinnert, den Beginn der Samtenen Revolution. Der Kanzler rief damit alle Europäer auf, gerade in der jetzigen Zeit gemeinsam für eine starke EU einzustehen.Scholz: „Es geht um unsere Zukunft, die Europa heißt. Dieses Europa ist heute gefordert wie nie. Wann, wenn nicht jetzt –da Rußland die Grenze zwischen Freiheit und Autokratie zu verschieben sucht –, legen wir die Grundsteine für eine erweiterte Union der Freiheit, der Sicherheit und der Demokratie? Wann, wenn nicht jetzt, schaffen wir ein souveränes Europa, das sich behaupten kann in einer multipolaren Welt? Wann, wenn nicht jetzt, überwinden wir die Differenzen, die uns seit Jahren lähmen und spalten? Und wer, wenn nicht wir, könnte Europas Werte schützen und verteidigen – im Innern wie nach außen? Europa ist unsere Zukunft. Und diese Zukunft liegt in unseren Händen.“ So forderte der Bundeskanzler, gemeinsam ein

chen schmerzen und beschämen uns Deutsche bis heute. Das auszusprechen, auch deshalb bin ich hier.“ Torsten Fricke ❯ Feierliche Premiere auf der Moldau 80 Jahre nach dem Nazi-Diebstahl: Glocke #9801 schlägt für den Frieden B 6543Jahrgang 74 | Folge 35 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 2. September 2022 Postvertriebsstück Deutsche Post AG Entgelt bezahlt Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH Hochstraße 8 D-81669 München eMail zeitung@sudeten.de Sudetendeutsche Zeitung VOLKSBOTEHEIMATBOTE Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft Reicenberger Zeitung161. Jahrgang Auch Dänemark hat jetzt ein Museum für Flucht und Vertreibung (Seite 5) ❯ Europapolitische Grundsatzrede des deutschen

BundeskanzlerfähigeronneWaffenlieferungenzubauen,Luftverteidigungssystemeuropäischesauf-undkündigteweiterefürdieUkrai-an.UmdieEuropäischeUni-auchpolitischhandlungs-zumachen,warbderdafür,dieEin-

Hartmut Liebscher. Foto: BdV

Premierminister Petr Fiala zeigt Bundeskanzler Olaf Scholz den Blick auf die Moldau und Prag. Zuvor hatte der deutsche Regierungschef eine europapolitische Grundsatzrede an der Karls-Universität gehalten. Fotos: Vlada.cz/Karls-Universität

AUS UNSEREM PRAGER BÜRO

Russische Bank meldet Konkurs an Die Sberbank Tschechien, die zur gleichnamigen russischen Bankengruppe gehört und der Anfang Mai von der Tschechischen Nationalbank im Zuge der Sanktionen gegen Rußland die Lizenz entzogen worden war, hat Konkurs angemeldet. Das zuständige Stadtgericht in Prag hat jetzt für den 6. Oktober eine Anhörung zu den angemeldeten Forderungen sowie eine Gläubigerversammlung angeordnet. Bereits Ende Juni wurde bekannt, daß die Zahl der Gläubiger in die Zehntausende geht und die Verbindlichkeiten bei 61,762 Milliarden Kronen (2,51 Milliarden Euro) liegen. Tschechien schützt Nachbar Slowakei Die Tschechische Republik und Polen setzen ihre Luftwaffe ein, um die Slowakei beim Schutz ihres Luftraums zu unterstützen. Dies geht aus einer Erklärung hervor, die von Verteidigungsministern der drei Länder unterzeichnet wurde. Die Slowakei rüstet ihre Luftwaffe derzeit von sowjetischen Mig29-Kampfjets auf amerikanische F-16-Kampfjets um. 4000 Studenten aus der Ukraine Tschechische Universitäten haben im vergangenen Semester rund 4000 Flüchtlinge aus der Ukraine beim Studium unterstützt, hat Bildungsminister Vladimír Balaš (Stan) erklärt. Für das Studium sowie den Sprachunterricht seien Fördergelder von 150 Millionen Kronen (6 Millionen Euro) zur Verfügung gestellt worden.

Das 1997 erö nete Heimatmuseum am Rathausplatz 9 in Buchloe.

❯ Sudetendeutsche Sammlung im Heimatmuseum Buchloe Lebendige Erinnerung

Der fen.gängerundangutenBotschaftdetendeutschenzwischenlicheseAmtszeitmöchteCsitáry-RákószyGesandteinseinerandie-freundschaft-Beziehungdersu-desWillensderMoldauseinemVor-anknüpihr Kulturgut für die Zukunft bewahren

Jeder dritte Buchloer, also etwa 1800“, so Herbert Sedlmair, der frühere Schulamtsdirektor und langjährige Vorsitzende des Heimatvereins Buchloe und Umgebung, „war damals ein Heimatvertriebener“. Die Mehrzahl kam aus dem Sudetenland –Deutsche aus Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien – viele andere aus Ostpreußen und weiterenDie„Ostgebieten“.„Flüchtlinge“, wie sie anfangs oft abschätzig genannt wurden, integrierten sich schnell und drückten Buchloe und Umgebung ihren Stempel auf. Um die Erinnerung an die alte Heimat wachzuhalten, gründeten die Angehörigen der stärksten Vertriebenengruppe am 5. April 1948 die Ortsgruppe Buchloe in der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Die vertriebenen Schlesier und Ostpreußen taten es ihnen gleich und gründeten ihrerseits Ortsgruppen in Buchloe. Innerhalb der Sudetendeutschen formierte sich mit der „Eghalanda Gmoi z’Buchloe“ eine starke weitere Gruppe. Eine zentrale Figur für die Heimatvertriebenen in Buchloe sollte Franz Greif werden, der 1946 als Achtjähriger mit seiner Familie aus dem Egerland vertrieben worden war. Als späterer 1. Bürgermeister der Stadt unterstützte und förderte er in den 1990er Jahren gemeinsam mit dem Stadtrat maßgeblich den Aufbau einer Sudetendeutschen Heimatstube im örtlichen Heimatmuseum. „Dank gebührt aber Johann Wiltschko, dem damaligen Vorsitzenden der Sudetendeutschen Ortsgruppe“, sagt Greif in der ihm eigenen Bescheidenheit.

Das 1997 eröffnete Heimatmuseum am Rathausplatz 9 in Buchloe ist jeden ersten Sonntag im Monat von 14.00 bis 17.00 Uhr oder nach telefonischer Anmeldung unter Telefon (0 82 41) 91 91 87 geöffnet. Es beherbergt im Erdgeschoß Dokumente und Exponate zur Ortsgeschichte von Buchloe.

ISSN 0491-4546 Erscheint wöchentlich freitags Redaktionsschluß Veranstaltungstermine: Freitag 18.00 Uhr. Redaktionsschluß Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in TeplitzSchönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Stanislav Beran, Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Herbert Ring, Karl Reitmeier, Hildegard Schuster, Lexa Wessel. Verlagsassistentin: Birte Rudzki. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München. Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de; Verlag: Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail svg@sudeten.de. Jahres-Abonnement 2022 Inland als Postvertriebsstück im Lastschriftverfahren 125,00 EUR einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 154,00 EUR, Luftpost auf Anfrage. Reichenberger Zeitung (24 Ausgaben jährlich) 62,50 EUR, Neudeker Heimatbrief (12 Ausgaben jährlich) 31,25 EUR. Je Rechnung 2,00 EUR Aufschlag. Bankverbindung: Postbank München – IBAN: DE13 7001 0080 0005 7278 08, BIC: PBNKDEFF; Abbestellungen mit einer Frist von vier Wochen zum Vierteljahresschluß schriftlich an den Verlag. Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2021; Anzeigengestaltung erst nach Auftrag. © 2021 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft. Diese Zeitung ist mit allen Texten und Bildern urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung und Verwertung – insbesondere auch Weitergabe in Form von Kopien oder Einstellen ins Internet – sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrecht nichts anderes ergibt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft wieder. Gerichtsstand und Erfüllungsort München. Kein Entschädigungsanspruch bei Nichterscheinen oder Nichtlieferung infolge Streik oder höherer Gewalt. Keine Gewähr für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder, Dokumente, Datenträger und Daten. Alle datenschutzrechtlichen Vorschriften werden beachtet; Einzelheiten unter www.sudeten.de Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH, HRB München 3796. Geschäftsführer und verantwortlich für Anzeigen: Torsten Fricke. Alleiniger Anteilseigner: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Hochstraße 8, 81669 München. Druck und Versand: Presse-Druck- und Verlags-GmbH, 86167 Augsburg.

Das tschechische Abgeordnetenhaus hat am Samstag dem Beitritt Finnlands und Schwedens zur Nato zugestimmt. Zuvor hatte bereits der tschechische Senat die Nato-Erweiterung gebilligt. Für ein endgültiges Ja der Tschechischen Republik fehlt noch die Unterschrift von Staatspräsident Miloš Zeman, der aber in der Vergangenheit sich positiv zum Beitrittsgesuch geäußert hatte. Die beiden nordischen Länder hatten Anfang Juli wegen des russischen Einmarsches in der Ukraine den Beitritt zum Bündnis beantragt und beschlossen, ihre Neutralität aufzugeben. Regierung EU-Energietreffenwill Tschechien, das derzeit die EURatspräsidentschaft innehat, wird eine Sitzung der EU-Energieminister einberufen, um Sofortmaßnahmen zur Bewältigung der Energiekrise zu ergreifen. Dies hat Premierminister Petr Fiala (ODS) mit EU-Präsidentin Ursula von der Leyen vereinbart. Industrie- und Handelsminister Jozef Síkela (Stan) kündigte an, das Treffen solle zum frühestmöglichen Zeitpunkt stattfinden. Angesichts des starken Anstiegs der Energiekosten hat der Rat der Kreise die tschechische Regierung aufgefordert, rasche Maßnahmen auf nationaler und EU-Ebene zu ergreifen. Martin Kuba (ODS), Vorsitzender des Rates der Kreise, bezeichnete die Krise im Energiesektor als einen „Marktkollaps“. Trauer um Sängerin Hana Zagorová Die tschechische Pop-Sängerin Hana Zagorová ist am Freitag im Alter von 75 Jahren verstorben, hat die Familie der Künstlerin bestätigt. Zagorová war eine der populärsten Sängerinnen in der Tschechischen Republik. Im Laufe ihrer jahrzehntelangen Karriere sang sie über 900 Lieder, trat in verschiedenen Ensembles und in den Theatern Apollo und Semafor auf. Zwischen 1977 und 1985 gewann sie neun Musikpreise „Goldene Nachtigall“ in Folge. Im Jahr 2014 erhielt sie die DiamantenPlatte des Labels Supraphon für zehn Millionen verkaufte Platten. Ein Jahr später wurde sie bei den Anděl Music Awards in die Music Hall of Fame aufgenommen. Ihr letztes Solo-Studioalbum veröffentlichte sie 2018. Turów-Beschwerdeabgewiesen Vorläufiger Schlußstrich im Streit um den Kohletagebau Turów. Das Verfassungsgericht hat eine Beschwerde gegen eine Vereinbarung zwischen der tschechischen und der polnischen Regierung über die Auswirkungen der Bergbauaktivitäten zurückgewiesen. Der Grund: Das Verfassungsgericht sei für die inhaltliche Bewertung der Vereinbarungen nicht zuständig.

Der ungarische Gesandte Gábor Csitáry-Rákóczy ist der erste Stellvertreter des Botschafters seines Landes in der Tschechischen Republik. Kurz nach der Übernahme seines neuen Postens in Prag besuchte er das Sudetendeutsche Büro, um mit dessen Leiter Peter Barton über die Formen einer weiteren Zusammenarbeit mit dieser Institution zu reden.Ungarn gehört traditionell zu jenen Staaten, die an dem Schicksal der Vertriebenen, auch dem der Sudetendeutschen, besonders interessiert sind. Barton ist seit dem Jahr 2013 Träger des ungarischen Goldenen Verdienstkreuzes, das ihm vom damaligen Staatspräsidenten János Áder verliehen wurde. Das SL-Büro p egt zu mehreren Vertretungen und Repräsentanzen europäischer sowie außereuropäischer Staaten freundschaftliche Beziehungen, mit Ungarn bleibt es besonders eng verbunden.

Buchloes Altbürgermeister Franz Greif hatte den Besuch organisiert. Er selbst wurde 1946 als Achtjähriger mit seiner Familie aus dem Egerland vertrieben.

Sudetendeutsche Zeitung

❯ Sudetendeutsche Ortsgruppen aus dem Ost- und Unterallgäu zu Besuch im Heimatmuseum Buchloe Wie Vertriebene

Im Obergeschoß ist unter anderem die Sudetendeutsche Sammlung mit Sudetendeutscher Heimatstube und Trachtenraum untergebracht. Auf dem Schrannenboden unter dem Dach des Museums sind noch bis Ende September Ausstellungsstücke zu besichtigen, die an Flucht und Vertreibung erinnern.

AKTUELL · MEINUNG Sudetendeutsche Zeitung Folge 35 | 2. 9. 20222

Die Besucher lauschen Herbert Wintersohls Ausführungen bei der Präsentation der Sonderausstellung auf dem Schrannenboden. Fotos: Klaus D. Treude

Mit seiner Sudetendeutschen Sammlung hütet das Buchloer Heimatmuseum eine – vor allem für die am und nach Ende des Zweiten Weltkriegs aus ihrer Heimat vertriebenen oder geflohenen Deutschen und ihre Nachfahren – ganz besondere Kostbarkeit.

PRAGER SPITZEN

Parlament Nato-Erweiterungfür

Aus Böhmen und Mähren stammende Buchloer trugen die Exponate zusammen und betreuten die Ausstellung bis vor zwei Jahren.Als sich die Buchloer Ortsgruppe im Jahre 2016 auflöste und mit der Ortsgruppe Bad Wörishofen fusionierte, war die Betreuung der Sammlung nicht mehr darstellbar. Nachdem der Heimatverein signalisiert hatte, sich künftig um die Sammlung kümmern zu wollen, entschieden sich die Buchloer Mitglieder dafür, einen Teil des Vermögens ihrer aufgelösten Ortsgruppe dem Heimatverein zu vermachen. Herbert Wintersohl, der 2019 den Vorsitz im Buchloer Heimatverein und damit auch die Verantwortung für das Museum übernommen hatte, freute sich über die großzügige Spende und setzte sie in seiner umtriebigen Art zum Ausbau der Sammlung ein. So wurden etwa Glasvitrinen beschafft, in denen wertvolle Trachten aus der alten Heimat geschützt aufbewahrt und zugleich präsentiert werden können.DerTrachtenraum – in dem auch Kleidungsstücke aus Buchloe und Umgebung ausgestellt werden – atmet so die gelungene Integration der Heimatvertriebenen in die Buchloer Gesellschaft. „Sie haben sich integriert, gründeten Firmen und schufen Arbeitsplätze“, erinnert sich Greif, der die Ortsgruppe zuletzt kommissarisch führte. „Ihre große Leistung wurde in der neuen Heimat anerkannt.“ Daß ihre Spende zweckbestimmt verwendet wurde, davon überzeugten sich Mitglieder der Sudetendeutschen Ortsgruppe Buchloe-Bad Wörishofen kürzlich bei einem Besuch im Buchloer Heimatmuseum. Schnell kamen die Besucher, denen sich auch Interessierte aus Kaufbeuren-Neugablonz und Mindelheim angeschlossen hatten, ins Gespräch. Dazu angeregt wurden sie sowohl durch die liebevoll zusammengestellte Sudetendeutsche Sammlung als auch durch die fachkundigen Erläuterungen der Museumsführer Herbert Sedlmair, Ulrich Müller und Herbert Wintersohl – allesamt ehemalige beziehungsweise amtierende Heimatvereinsvorsitzende. Klaus D. Treude

Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.

Unter dem Leitsatz „Vertriebene und Spätaussiedler: Brückenbauer in Europa“ hat der Bund der Vertriebenen (BdV) in diesem Jahr wieder nach Berlin zum Tag der Heimat eingeladen. Erstmals fand das Treffen in der Französischen Friedrichstadtkirche auf dem Gendarmenmarkt statt. Gekommen waren als Festredner Rafał Dutkiewicz, der Stadtpräsident von Breslau von 2002 bis 2018, Bernard Gaida, der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft deutscher Minderheiten in der FUEN – der Förderalistischen Union Europäischer Nationalitäten, dem die Ehrenplakette des BdV verliehen wurde, Wolodymyr Leysle, Vorsitzender des Rates der Deutschen der Ukraine, der ein Grußwort sprach, und Joachim Ochel, Oberkirchenrat beim Bevollmächtigten des Rates der EKD, der das Geistliche Wort und das Totengedenken vortrug. Von der Bundesregierung war niemand erschienen. Besonders ungewöhnlich war, daß die SPDBundestagsabgeordnete Natalie Pawlik als Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten diesem Treffen ferngeblieben ist. Der Präsident des BdV, Bernd Fabritius, nahm in seiner Begrüßungsansprache viele Besorgnisse auf. Einmal die erwartete Kürzung der wenigen Projektmittel für die Kulturförderung im Vertriebenenbereich um jährlich eine Million Euro. Dann die Mittelkürzungen für zwei etablierte, mehrtägige Veranstaltungen mit internationaler Besetzung am „Heiligenhof“ in Bad Kissingen, nämlich der seinerausdercholsky,entferntnursonderheitenkiewiczschämt.“„Ichzen,MinderheitchenRegierung,segriffrigedarausrendesregierungdesFaeserchengentlichmittelbareMinderheit.schließlichzieltehandelenurrundlichenchentlichenan,inrichtdenbritiusSowjetunionDeutschenschenzurteundschetenKriegland,UkrainenischenUkraineAngriffskrieggen.dententiusaussiedlern.derkommen.dieStädte-undNachwuchsgermanistentagung“„Mitteleuropäischender„MitteleuropäischenundRegionenportraits“,keineFörderungmehrbe-SowiedieProblematikAltersarmutunterdenSpät-HiersprachFabri-voneinerungerechtfertig-SpaltungderBetroffeneningeplantenHärtefallregelun-ImZusammenhangmitdemRußlandsaufdieerinnerteerandieeth-Deutschen,33000inderundrund400000inRuß-dieeinerseitsdurchdentausendfachfliehenmuß-oderandererseitsalsDeut-inRußlanddrangsaliertausgegrenztwerden.Erhal-deshalbeinenengenKontaktLandsmannschaftderDeut-ausRußland,diefüralleausderehemaligenzuständigist.BesondersbitterprangerteFa-dieMittelkürzungenfürmuttersprachlichenUnter-derdeutschenMinderheitPolenvon10MillionenEurodieeineReduktiondeswö-Unterrichtsimstaat-SchulsystemPolensfür50000SchülervondreiaufnocheineStundevorsieht.Essichdabeiumeinege-staatlicheMaßnahmeaus-gegendiedeutscheDieserinnereanun-Nachkriegszeiten.Ei-gabesdasVerspre-vonInnenministerinNancyaufdemJahresempfangBdV,daßdiesdurchdieBun-nichtzuakzeptie-sei.Erbleibegespannt,waswerde,soFabritius.DerFestrednerundlangjäh-StadtpräsidentvonBreslauamEndeseinerRededie-Entscheidungderpolnischendenmuttersprachli-UnterrichtderdeutscheninSchlesienzukür-aufundsagteaufDeutsch:bindarübereinfachsehrbe-InseinerFestredesprachDut-außerdemüberdieBe-seinerStadt,die340KilometervonBerlinliege.ErzitierteKurtTu-dereinmalschrieb„Je-anständigeBerlinerkommtBreslau“,wasjasicherzuZeitzutraf.Ersageheute

AKTUELL

Festredner Dutkiewicz: „Das Gute gewinnt – aber das Böse stirbt nicht“

Drei Bayern beim Gedenken am Berliner Theodor-Heuss-Platz: SL-Landesobmann Ste en Hörtler, Christian Knauer (BdV), MdB Rita Hagl-Kehl.

aber „jeder anständige Berliner komme nach Breslau“ und heute sei sicher „ein ziemlich anständiger Breslauer nach Berlin gekommen“.Breslau sei sicher die einzige Großstadt, die ihre Einwohnerschaft zu 100 Prozent ausgetauscht habe. „Die deutschen Einwohner unserer Stadt wurden von dort vertrieben. An ihrer Stelle sind die Polen gekommen, die teilweise auch aus ihren Häusern vertrieben wurden. Aus Lemberg, aus anderen Städten und Dörfern aus den ehemaligen polnischen Ostgebieten.“ Es sei eine Stadt der Vertreibungen, aber auch eine Stadt der Versöhnung. Es sei der Breslauer Erzbischof Kardinal Bolesław Kominek gewesen, der 1965 den berühmten Hirtenbrief der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder verfaßt hätte mit den schönen Worten: „Wir vergeben und bitten um Vergebung.“ Kominek hätte 1966 präzisiert, warum dieser Brief verfaßt wurde. Er sagte damals: „Die Sprechweise kann nicht nationalistisch sein, sondern muß europäisch in der tiefgreifendsten Bedeutung dieses Wortes sein. Europa ist die Zukunft – Nationalismen sind von gestern. Eine Vertiefung der Diskussion darüber, eine föderative Lösung für alle Völker Europas zu schaffen, unter anderem durch einen allmählichen Verzicht auf die nationale Souveränität in Fragen der Sicherheit, der Wirtschaft und der Außenpolitik ist außergewöhnlichÜbersetztwichtig.“in unsere Zeit hätten eben nicht zuletzt die vielen Opfer – allein 170 000 Zivilpersonen seien zwischen Februar und Mai 1945 in der „Festung Breslau“ ums Leben gekommen –ein Nachdenken ausgelöst, daß die beste Antwort unseres Kontinents die Europäische Union sei. Und Dutkiewicz wies darauf hin, daß seine Stadt wieder von Vertreibungen betroffen sei, durch Putins Angriffskrieg. 2018 lebten 100 000 Ukrainer in Breslau, die vor allem wegen der Arbeit gekommen seien. Nun seien es 300 000 Ukrainer, vor allem Frauen mit Kindern. Und er frage sich, was Putin antreibe. „Putin will die moderne Weltordnung erschüttern. Er will die Europäische Union schwächen. Er zögert nicht, Tausenden von Menschen das Leben zu nehmen. Putin will nicht nur die Ukraine. Seine Pläne gehen weit darüber hinaus. Seine Gedanken und Handlungen sind Dutkiewiczverbrecherisch.“plädiertedeshalb in seiner Rede für humanitäre Hilfe, aber auch für Waffenlieferungen. Die Ukraine habe das Recht und die Pflicht, sich zu verteidigen. Europa und die Welt sei hingegen verpflichtet, die Ukraine zu unterstützen. Er rief allen Zuhörern zu: „Ich möchte Ihnen sagen: Das Gute gewinnt. Ich möchte Ihnen aber auch sagen: Das Böse stirbt nicht. Das Böse kann vernichten und die Welt über Jahre hinweg verwüsten.“ Mit diesen eher philosophischen Überlegungen, die seiner akademischen Ausbildung als angewandter Mathematiker und Doktor der Philosophie entsprach, umriß er die politische Lage in Europa. Die Verleihung der Ehrenplakette an Bernard Gaida nutzte der Preisträger zu einem kritischen Exkurs über den Zustand der EU in Bezug auf die Minderheitenrechte. „Das Recht auf eigene Sprache und Meinungsfreiheit der nationalen Minderheiten wird nicht in allen Ländern der EU als Teil der Menschenrechte verstanden. Theorie und Praxis unterscheiden sich voneinander. Es reicht, sich die gesetzliche Brutalität der schon erwähnten Diskriminierung der deutschsprachigen Schüler in den polnischen Schulen anzuschauen, die in der nächsten Woche in Kraft treten wird. Und das passiert bei Tatenlosigkeit der Europäischen Kommission, bei zu schwachen Taten der Bundesregierung und Hilflosigkeit von vielen demokratischen polnischen Institutionen, wie zum Beispiel dem Senat oder dem Ombudsmann.“ Der aus der Ukraine mit Sondergenehmigung ausgereiste Wolodymyr Leysle dankte vor allem der AGDM von Bernard Gaida und dem BdV, die als erste schnelle Hilfe für die deutsche Minderheit in der Ukraine gewährten, im Gegensatz zu vielen amtlichen Stellen. Innerlich aufgewühlt berichtete Leysle, der noch Tage vor dem Angriff Rußlands in einem Interview für die Deutsche Allgemeine Zeitung in Kasachstan nur eine diplomatische Lösung der Krise sah, einen militärischen Angriff nicht für möglich hielt, wie er mit seiner Frau vor dem 24. Februar nach Sumy in der Ostukraine zur Schwiegermutter zu Besuch fuhr und dann wegen des permanenten Raketenbeschusses sechs Wochen im Keller festgesessen ist. Leysle: „Das ist die grausame Realität in der Ukraine.“ Die musikalische Umrahmung gestalteten unter neuer Leitung wieder die Potsdamer Turmbläser, die unter anderem ein Stück des sudetendeutschen Komponisten und Kunstpreisträger Widmar Hader (geb. 1941), die Sibyllenbader Fanfare, vortrugen. Zur Kranzniederlegung am Mahnmal der deutschen Heimatvertriebenen, der „Ewigen Flamme“ auf dem TheodorHeuss-Platz in Berlin, sprachen der BdV-Landesvorsitzende Rüdiger Jakesch, für den Berliner Senat der Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Andreas Geisel, und BdV-Präsident Bernd Fabritius. Ulrich Miksch ❯ Tag der Heimat unter dem Motto „Vertriebene und Spätaussiedler: Brückenbauer in Europa

Sudetendeutsche Zeitung Folge 35 | 2. 9. 2022

Der BdV fordert die Bundesregierung auf, Gespräche mit Polen zu intensivieren und sich in eine angemessene Förderung der Muttersprache für die Deutschen in Polen im Sinne der Europäischen Charta für die Regional- und Minderheitensprachen licherDiesesarbeitDrittens:einzubringen.Vertriebenenkultur-weiterhinsicherfördern.kulturelleErbeistwesent-Bestandteilderkulturel-

len und auch geistigen Identität Deutschlands, an deren Erhalt gesamtgesellschaftliches Interesse besteht. Die projektgebundene Kulturförderung des Bundes im Bereich § 96 BVFG unterstützt diese Arbeit und darf daher nicht zusammengestrichen, sondern sollte sogar verstärkt werden.Viertens: Nachteile für Aussiedler und Spätaussiedler im Rentenrecht beseitigen. Fünftens: Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) langfristig sichern.

Die deutsche Minderheit in Polen ist derzeit einer beispiellosen Diskriminierung durch die polnische Regierung ausgesetzt.

Erstens: Dem Geist der Charta der Heimatvertriebenen verpflichtet, fordert die BdV-Bundesversammlung die Regierungen und Völker Europas und der Welt dazu auf, sich vereint dafür einzusetzen, daß Rußland seinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine beendet.Zweitens:

❯ Bundesversammlung des Bundes der Vertriebenen faßt fünf Beschlüsse Appelle an Bundesregierung Wolodymyr Leysle aus der Ukraine. Fotos: Ulrich Miksch (3), BdV (2) Festredner Dr. Rafał Dutkiewicz, AltStadtpräsident von Breslau.

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BdV-Präsident Prof. Dr. Bernd Fabritius (rechts) überreichte die Ehrenplakette des BdV an Bernard Gaida.

Die Bundesversammlung des Bundes der Vertriebenen hat auf ihrer Sitzung in Berlin fünf Beschlüsse gefaßt.

■ Sonntag, 4. bis Freitag, 9. September: „Wendezeiten und Zeitenwenden in Europa“. Veranstaltung für historisch-politisch Interessierte aus Deutschland, Polen und Tschechien sowie Angehörige der deutschen Minderheiten in BundeskanzlerOstmitteleuropa.OlafScholzhat am 27. Februar im Bundestag den russischen Krieg gegen die Ukraine und die westlichen Werte als „Zeitenwende“ klassifiziert – ein Begriff, der breit aufgenommen wurde. In Europa gab es immer wieder „Zeitenwenden“, so die Reformation, die Napoleonischen Kriege, den Ersten und Zweiten Weltkrieg, die Revolutionen von 1848 und 1989, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Nach diesen Ereignissen war nichts mehr so wie vorher. So gut wie alles hatte sich geändert: Macht und Herrschaft, Eliten, Wirtschaft, Religion und Alltag. Eine besonders glückliche „Zeitenwende“ – meist „Wendezeit“ genannt –war die von 1989/1990, die eine ungestüme Entwicklungsdynamik in Gang setzte und in Deutschland die fast nicht mehr gehoffte Wiedervereinigung sowie für viele Länder aus dem Machtbereich der Sowjetunion die Unabhängigkeit brachte. Es entstanden im östlichen Europa offene, demokratisch legitimierte Gesellschaften, es bildeten sich neue Parteien und eine freie Presse und Wissenschaftslandschaft sowie zivilgesellschaftliche Strukturen. Elf ostmitteleuropäische Staaten traten der EU bei. Der wirtschaftliche und gesellschaftliche Modernisierungsprozess nahm Fahrt auf. Nicht so positiv verlief die Entwicklung in Rußland und anderen ehemaligen Sowjetrepubliken wie der Ukraine und Weißrußland sowie in einigen Nachfolgestaaten Jugoslawiens. Anmeldung unter eMail info@heiligenhof.de Heiligenhof · Alte Euerdorfer Straße 1 · 97688 Bad Kissingen Telefax (09 71) 71 47 47 info@heiligenhof.de · www.heiligenhof.de ❯ Digitale Kunst von Alfred Stoll Metamodern grotesk

■ Samstag, 17. September, Landesleitung OÖ mit dem Böhmerwaldbund OÖ: Busfahrt nach München mit Besuch des Sudetendeutschen Museums. Anmeldung und Abfahrtszeiten zwischen Linz und Wels bei Inge Bayer unter Telefon (06 64) 3 98 73 89 (mobil) oder (00 43 72 29) 8 91 47 Festnetz. ■ Samstag, 17. September, ab Wien 7.30 bis 19.00 Uhr, Verband der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften (VLÖ) und Nationalratsabgeordnete Dr. Gudrun Kugler (ÖVP): Exkursion zu Oskar Schindlers Fabrik in Brünnlitz. Weitere Programmpunkte: Laa/Thaya (Südmährisches Heimatmuseum Thayaland), Brünn sowie Pohrlitz (Kranzniederlegung). Anmeldung bis zum 1. September unter office@ gudrunkugler.at ■ Samstag, 17. bis Sonntag, 18.September, Adalbert Stifter Verein: Böhmerwaldseminar. Ein Themenschwerpunkt ist der 2023 anstehende 100. Geburtstag von Otfried Preußler. Der Germanist Carsten Gansel stellt seine neue Preußler-Biografie „Kind einer schwierigen Zeit“ vor. Der Aussiger Germanist und Aktivist Jan Kvapil beschäftigt sich mit der literarischen Beziehung zwischen Preußler und seinem Vater. Kulturzentrum in Taus (Kulturní Centrum Pivovar, Pivovařská 10, Domažlice). ■ Samstag, 17. bis Samstag, 24.September, Ackermann-Gemeinde: Zu Fuß durch Nordböhmen: Deutsch-tschechische Pil-

wie PD Dr. Andreas Wehrmeyer, Direktor des SudetendeutschenAnmeldungMusikinstituts.an: Sudetendeutsche Heimatpflege, Hochstraße 8, 81669 München, eMail Veranstaltung. heimatpflege@sudeten.de, Telefax(0 89) 48 00 03 44.

www.sudetendeutsches-museum.deMünchen Das Angebot ist kostenfrei! Meldet Euch jetzt direkt bei uns an: info@sudetendeutsches-museum.de +BekommteinenBlickhinterdieMuseumskulissen +ErkundetdiespannendeMuseumsarchitektur +BautselbsteigeneArchitekturmodelle +Lernt,aufeinerrichtigenLeinwandzumalen +LerntspielerischetwasüberdieWeltder Sudetendeutschen +LöstamEndeeingeheimnisvollesRätsel +ChilltzwischendurchaufderMuseumsterrasse undgenießtcooleKinderdrinks Euch erwartet in dieser Woche jeweils von

■ Freitag, 9. September, 17.00 Uhr (Nachholtermin): „Alles, was wir nicht erinnern. Zu Fuß auf dem Fluchtweg meines Vaters“. Buchvorstellung mit Christiane Hoffmann. Haus der Geschichte, Museumsmeile, WillyBrandt-Allee 14, Bonn.

■ Sonntag, 11. September, 11.00 Uhr, Wallfahrtskirche Maria Stock: Deutsch-tschechischer Gottesdienst mit Weihe von drei neuen Glocken durch den früheren Pilsner Bischof František Radkovsky. Anschließend Begegnung und Imbiß. ■ Montag, 12. September, 18.00 Uhr, Stiftung GerhartHauptmann-Haus: „Schwarze Erde. Schwere See – Ein Kaleidoskop der Ukraine“. Autorengespräch mit Jens marckstraßeGerhart-Hauptmann-Haus,Mühling.Bis-90,Düsseldorf.

■ Freitag, 7. Oktober, 18.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: „Preußen und sein Osten in der Weimarer Republik“. Buchvorstellung mit Prof. Dr. Manfred Kittel und Prof. Dr. Winfrid Halder. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf.

■ Mittwoch, 28. September, 19.00 Uhr, Stiftung GerhartHauptmann-Haus: „… nachdem die Welt meiner eigenen Sprache für mich untergegangen war … – Stefan Zweig (1882–1942) im Exil“. Vortrag mit Textbeispielen zum 80. Todestag mit Dr. Katja Schlenker und Prof. Dr. Winfrid Halder. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf.

gerwanderung von Aussig nach Altbunzlau. Anmeldung unter eMail gemeinde.demuenchen@ackermann-

■ Samstag, 10. September, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf: Monatsnachmittag. Haus der Begegnung, Giebelstraße 14, Stuttgart. Anmeldung: Waltraud Illner, Telefon (07 11) 86 32 58, eMail illner@sudeten-bw.de

■ Dienstag, 4. Oktober, 19.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: „Bunte (Noten-) Blätter. Traditionelles Herbstkonzert im Eichendorff-Saal“. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf.

■ Bis Sonntag, 4. Dezember, dienstags bis sonntags 10.00 bis 18.00 Uhr: Sonderausstellung „Allerley kunststück. Reliefintarsien aus Eger“. Sudetendeutsches Museum, Hochstraße 10, München.

■ Sonntag, 4. September, 12.00 Uhr, BdV, Ackermann-Gemeinde Bamberg, SL-Bezirksgruppe Oberfranken: Vertriebenenwallfahrt nach Gößweinstein. Gottesdienst mit dem Vertriebenenbeauftragten Monsignore Herbert Hautmann. Anmeldung bei Margaretha Michel, Telefon (0 92 41) 36 54 oder eMail mail@familie-michel.net ■ Montag, 5. bis Freitag, 9. September, 9.00 bis 12.30 Uhr: Ferienspaß im Sudetendeutschen Museum. Kinder ab sechs Jahren erwartet ein vielseitiges Programm inklusive eines Blicks hinter die Museumskulissen und Begegnungen mit Rübezahl. Das Angebot ist kostenfrei. Anmeldung unter eMail sudetendeutsches-museum.deinfo@ Sudetendeutsches Museum, Hochstraße 10, München. ■ Dienstag, 6. September, 14.00 bis 17.00 Uhr: Ferienworkshop im Egerland-Museum „Coole Köpfe – wir modellieren uns selbst aus Ton“. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldung unter Telefon (0 92 31) 39 07 oder unter eMail sekretariat@ egerlandmuseum.de EgerlandMuseum, Fikentscherstraße 24, Marktredwitz.

■ Samstag, 1. bis Montag, 3. Oktober: Heimatgruppe Sandau und Umgebung: Sandauer Heimattreffen in der Patenstadt Arzberg und in Sandau. Samstag: Besichtigung der Sandauer Heimatstube im neuen Bügerhaus, anschließend Empfang der Stadt Arzberg und Heimatabend im Katholisches Vereinshaus. Sonntag, 10.30 Uhr: Festgottesdienst in Arzberg, nach dem Mittagessen Fahrt nach Eger. Montag, 10.00 Uhr: Heimatgottesdienst in Sandau in der St.-MichaelsPfarrkirche. Anschließend Gedenken der Toten auf dem Sandauer Friedhof, danach Mittagessen im Lehnhof.

■ Samstag, 26. November, 14.30 Uhr, SL-Kreisgruppe Stuttgart und Böhmerwald Heimatgruppe Stuttgart: Jahresabschluß- und Weihnachtsfeier mit Ehrungen. Musikalische Umrahmung: Geschwister Januschko vom Deutschen Böhmerwaldbund. Haus der Heimat, Schloßstraße 92, Stuttgart. Anmeldung: Waltraud Illner, Telefon (07 11) 86 32 58, eMail illner@sudeten-bw.de Wendezeiten und Zeitenwenden

VERANSTALTUNGSKALENDER Sudetendeutsche Zeitung Folge 35 | 2. 9. 20224 AKTUELL · TERMINE

Anzeige Trägerin des Sudetendeutschen Museums: Sudetendeutsche Stiftung, Hochstraße 8, 81669 München Das Sudetendeutsche Museum wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert. Ferienspaß Sudetendeutschenim Museum! Hochstraße 10 |

■ Samstag, 15. Oktober, 10.30 Uhr, BdV Bayreuth: Tag der Heimat in Fichtelberg-Neubau. Festredner: Christian Knauer, Vorsitzender BdV Bayern. Buszubringer: Pegnitz-Wiesweiher: 9.00 Uhr; Bayreuth Bahnhof: 9.30 Uhr. Anmeldung bei Margaretha Michel, Telefon (0 92 41) 36 54 oder eMail mail@familiemichel.net oder bei Rita Tischler, Telefon (09 21) 41 75.

■ Dienstag, 13. September, 18.00 Uhr: Eröffung der digitalen Ausstellung „Metamodern grotesk“ in Anwesenheit des Künstlers Alfred Stoll im Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München. Die Ausstellung läuft bis Freitag, 28. Oktober. Öffnungszeiten: 10.00 bis 20.00 Uhr, außer an Feiertagen sowie am Wochenende. Im Zeitalter der globalen Digitalisierung und der Gadgets verliert nach Meinung des Künstlers Alfred Stoll die klassische Kunst zunehmend an Bedeutung. Im digitalen Raum werde etwas Neues aus dem, was bereits existiert, geschaffen.Der Künstler verwendet deshalb für seine Werke „Fragmente“ der europäischen Kultur von der Antike bis zum 20. Jahrhundert – künstlerische Stile, Bilder, Techniken, die durch seine Individualität gebrochen, neu kombiniert werden. Das faszinierende Mosaik, das dabei entsteht, feiert die Schönheit und Exzellenz des Vergangenen, reflektiert die Gegenwart und strahlt in die Zukunft aus. Der digitale Künstler Alfred Stoll wurde 1993 in einer deutschen Familie in Kasachstan geboren und lebt seit 2017 in Bayern. Seit 2020 experimentiert er mit Neuen Medien und entwickelt Werke im Metamodernism-Stil. 2021–2022 stellte Stoll in der Roten Galerie und in der Kulturwerkstatt Auf AEG (beide in Nürnberg) aus. Alfred Stoll ist ein Künstlername, den Aleksej Gluhov kurz vor seinem Umzug nach Deutschland gewählt hat. D-81669 9:00 bis 12:30 Uhr ein vielseitiges Programm: 05. – 09. September Ferienwoche für Kinder ab 6 Jahren ❯ Dienstag, 13. September, 18.30 Uhr, Regensburg Festveranstaltung „200 Jahre Johann Gregor Mendel“ ■ Dienstag, 13. September, 18.30 Uhr, Sudetendeutsche Heimatpflege: Festveranstaltung „200 Jahre Johann Gregor Mendel“. Festsaal des Bezirkes Oberpfalz, Ludwig-Thoma-Straße 14, Begrüßung:Regensburg.Prof.Dr. Ulf Broßmann, Bundeskulturreferent der Ensemblesrahumg:gensburg.siologieZellbiologieWidmarmannschaft,dermann,gensburg,derholzer,Vorträge:sidentFranzLandsmannschaft;SudetendeutschenGrußwort:Löffler,Bezirkstagsprä-desBezirksOberpfalz;S.E.Dr.RudolfVo-BischofvonRe-Prof.Dr.UlfBroß-BundeskulturreferentSudetendeutschenLands-undProf.Dr.Tanner,ProfessorfürundPflanzenphy-anderUniversitätRe-MusikalischeUm-SängerdesRennerRegensburgso-

■ Samstag, 29. Oktober, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf: Monatsnachmittag. Haus der Begegnung, Giebelstraße 14, Stuttgart. Anmeldung: Waltraud Illner, Telefon (07 11) 86 32 58, eMail illner@sudeten-bw.de

■ Sonntag, 18. September, 11.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Stuttgart: „Vertreibungen und Deportation ächten – Völkerverständigung fördern“. 11.00 Uhr: Gedenkveranstaltung am Mahnmal im Kurpark Bad Cannstatt, Königsplatz, Stuttgart. 14.00 Uhr: Volkstumsnachmittag in der Liederhalle, Beethovensaal, Berliner Platz 1, Stuttgart. Anmeldung: Waltraud Illner, Telefon (07 11) 86 32 58, eMail illner@sudeten-bw.de ■ Donnerstag, 22. September, 19.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: „Angekommen. Aber wie? – Integration von (Spät-)Aussiedlern am Beispiel der Siebenbürger Sachsen“. Diskussionsabend unter anderem mit Heiko Hendriks (Vertriebenen-Beauftragter der Landesregierung). GerhartHauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. ■ Dienstag, 27. September, 19.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: „Babyn Yar – und der Krieg in der Ukraine“. Vortrag von Dr. Anatoly Podolsky, Zentrum für Holocaust-Forschung der marckstraßeGerhart-Hauptmann-Haus,Ukraine.Bis-90,Düsseldorf.

Der September ist ein besonderer Monat. Der Sommer neigt sich seinem Ende zu. Er hat seine Koffer bereits gepackt. Das Sommerwetter will aber noch ein wenig verweilen. Es zögert, sich dem Regiment des Herbstes zu unterwerfen. An schönen Septembertagen strahlt die Sonne hell und warm wie im August. Am Morgen spüren wir jedoch, daß es frischer ist als in den vergangenen Wochen. Der Frühnebel zieht langsam an und läßt auf Wäldern und Wiesen bis in den späten Vormittagsstunden seinen Tau zurück. Auch die Nächte werden langsam kühler. Die Sommerfrüchte sind in diesem Monat endlich reif und werden geerntet. In Weingegenden beginnt man, die Trauben von den Reben zu schneiden. Auf den Feldern steht der Mais noch stramm, seine Kolben strotzen goldig-gelb in den Himmel. Aus dem Ackerboden werden die letzten Kartoffel geholt. In den Blumenbeeten grüßen lieblich die Astern. Spinnen weben silbrige Netze zwischen die Sträucher. Die Schwalben treten ihre große Reise nach Afrika an. Wo sind sie eigentlich zu Hause? Hier oder dort? Dieselbe Frage stellt sich übrigens auch für die Weidetiere, die vor Herbstbeginn von ihren Almen in die Dörfer getrieben werden.Imkirchlichen Kalender kennt der September einige ganz markante Tage. Zu ihnen gehören die drei Marienfeste Mariä Geburt am 8., Mariä Namen am 12. und Mariä Schmerzen am 15. September. Letzteres Fest hängt unmittelbar mit dem Fest der Kreuzerhöhung am Tag zuvor zusammen. Dieses hat im Jahr 335 seinen Ursprung, als in der Grabeskirche zu Jerusalem die Überreste des Kreuzes Jesu feierlich zur Verehrung präsentiert wurden. Weitere wichtige Tage im kirchlichen Kalender sind die Gedenktage der heiligen Ludmilla am 16. und ihres Enkels, des heiligen Königs Wenzel am 28. September. Und schließlich feiert die Kirche am 29. September noch die drei Erzengel Michael, Gabriel und Raphael.Zusammen mit den Festen und Gedenktagen kennt die Weisheit des Volkes auch verschiedene Bauernregeln. Hier eine kleine Auswahl: Wie sich das Wetter an Mariä Geburt verhält, so ist es noch vier Wochen bestellt. An Mariä Namen sagt der Sommer Amen. Ist es hell am Kreuzerhöhungstag, so folgt ein strenger Winter nach. Ludmilla, das fromme Kind, bringt gern Regen und Wind. Kommt Wenzeslaus mit Regen an, werden wir Nüsse bis Weihnachten ha’n. An Michaelis in der Tat gedeiht die beste Wintersaat.Abervielleicht wundert sich die geneigte Leserschaft allmählich, warum ich meine Kolumne dafür verwende, ein Panorama des Monats September zu skizzieren. Ich will mich damit nicht als Kalenderautor empfehlen. Hingegen möchte ich am Beispiel einer Jahresetappe einige Anregungen zur Wahrnehmung von Zeit und Natur geben. Sämtliche politische Kommentatoren sagen uns einen schwierigen Herbst und Winter voraus. Mit Inflation und Energiekrise drohen möglicherweise auch gesellschaftliche Verwerfungen. Meine Erfahrung ist: Es tut in anstrengenden Zeiten gut, nicht auf die heilsamen Konstanten des Lebens zu vergessen.

Skulptur und Aufschrift regen zum Nachdenken über das Thema Heimat an. Museumsdirektor Claus Kjeld Jensen im Gespräch mit Hans Knapek.

Das Flüchtlingslager Oksbøl war nach dem Zweiten Weltkrieg ein dänisches Lager für Flüchtlinge und Vertriebene aus den Ostgebieten des Deutschen Reiches und bestand bis 1949.

Spektakuläre Architektur des Stararchitekten Bjarke Ingels. Fotos: Hans Knapek

Die Fotowand zeigt das Leben im Flüchtlingslager Oksbøl kurz nach Kriegsende.

FLUGT – Refugee Museum of Denmark Adresse: Præstegårdsvej 21, 6840 Internet:Oksbøl www.flugtmuseum.dk (Informationen auch in Deutsch) Öffnungszeiten: Montags bis sonntags von 10.00 bis 17.00 Uhr.

Wenn in Dänemark Königin Margarethe das Wort ergreift, oder wie im Sommer in Oksbøl im Westen Jütlands das Museum FLUGT (Flucht) eröffnet, dann ist ihr die Aufmerksamkeit ihrer Landsleute sicher und der dänische Staat sendet eine klare Botschaft: Hier geht es um etwas Bedeutendes. Und in der Tat ist die Eröffnung des Museums „FLUGT – Refugee Museum of Denmark“ ein bedeutender Schritt und lenkt die Aufmerksamkeit nach über 75 Jahren auf einen Aspekt von Flucht und Vertreibung von Millionen von Deutschen insbesondere aus Ostpreußen und Pommern, der auch in Deutschland kaum mehr bekannt ist. Anfang 1945 schwillt der Strom erster ostpreußischer Flüchtlinge in den westlicher gelegenen Küsten- und Hafenstätten deutlich an. Hunderttausende suchen dort Zuflucht oder warten auf Evakuierungsschiffen auf ihre Anlandung in deutschen Häfen. Für die deutsche Marine und die zuständigen Gauleitungen sind die Menschen Belastung und Behinderung. Da erläßt Adolf Hitler selbst einen Befehl, daß „zur Entlastung der Transportlage im Reich“ zahlreiche dieser „vorrübergehend rückgeführten Volksgenossen“ auch im besetzten Dänemark unterzubringen sind. Ungefähr 250 000 von ihnen werden daraufhin in häufig von der Wehrmacht errichteten Lager in Dänemark gebracht. Das größte von ihnen mit über 35 000 Insassen war in Oksbøl, einem kleinen Ort an der dänischen Westküste nördlich von Esbjerg. Auch nach Kriegsende verblieben diese deutschen Flüchtlinge, vor allem Frauen und Kinder, auf Befehl der Alliierten in Dänemark. Der dänische Staat wurde verpflichtet, sie weiter zu beherbergen, um die Flüchtlingsproblematik in Deutschland nicht noch zu vergrößern. Das tat dieser notgedrungen und widerwillig. Die Lager waren eingezäunt, jeglicher Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung war untersagt und obwohl die Lebensmittelversorgung und Infrastruktur in der Regel relativ gut waren – so gab es etwa sogar ein Kino und ein Theater in Oksbøl – war besonders die medizinische Versorgung mangelhaft und die Kindersterblichkeit sehr hoch. Im Laufe der folgenden Jahre verließen die Menschen Oksbøl und die anderen Lager Richtung Deutschland, die letzten im Jahr 1949. Das ungeliebte Kapitel war damit abgeschlossen und wurde dem Vergessen anheimgegeben. Erst in den letzten Jahren brachten Nachforschungen einzelner Interessierter das Thema wieder in die öffentliche Diskussion, so die Ärztin Kirsten Lylloff, der die hohe Kindersterblichkeit auffiel, und Autoren wie Arne Gammelgaard („Auf Führerbe-

Dr. Martin Leitgöb CSsR Seelsorger der Ellwangen-SchönenbergPfarrei ❯ Mut tut gut KonstantenHeilsame

fehl in Dänemark“) und Thomas Harder („DieDasUnerwünschten“).MuseumFLUGT erinnert in einem der beiden Ausstellungsgebäude und in dem weitläufigen Gelände des ehemaligen Lagers an das Schicksal dieser deutschen Flüchtlinge. Im zweiten Flügel des ehemaligen Krankenhausbaus des Lagers, der als einziges Gebäude aus dieser Zeit noch besteht, wird das Thema Flucht an weiteren Flüchtlingsgruppen, die in den vergangenen Jahrzehnten Dänemark erreicht haben, dargestellt. Dies ist den Ausstellungsmachern ganz ausgezeichnet gelungen. So erfährt der Besucher die persönliche Fluchtgeschichte von einzelnen beispielsweise aus Ungarn, dem Iran, Bosnien, Syrien, Afghanistan oder eben Ostpreußen, aber auch den geschichtlichen Kontext und wird in Themenräumen mit den Stationen einer Flucht zwischen Aufbruch und Ankunft konfrontiert. Die gesamte Gestaltung der Räume und Ausstellungsgegenstände ist stimmig. Durch eine kluge Auswahl der vielfältigen Herausforderungen und Probleme auf einer Flucht und den geschickten Einsatz von Museumspädagogik und moderner Technik wird beim Besucher Betroffenheit und Nachdenklichkeit geweckt. Den Themen „Ankommen“ und „Heimat“ wird ebenfalls viel RaumInsgesamtgegeben.ein Museum, das auch die durchaus kontroverse politische Debatte um die Aufnahme von Flüchtlingen und ihre Integration in Dänemark beeinflussen wird. Der deutsche Vizekanzler Robert Habeck hat bei der Eröffnung auf die erschreckende Aktualität von Flucht und Vertreibung durch den Krieg in der Ukraine hingewiesen: „Wenn wir die Veranstaltung heute verlassen, besteht unsere Aufgabe darin, Flucht und Vertreibung zu verhindern.“ Hans Knapek

AKTUELL · KOLUMNESudetendeutsche Zeitung Folge 35 | 2. 9. 2022 5

❯ „FLUGT – Refugee Museum of Denmark“ widmet sich dem Schicksal von Millionen Deutschen am Ende des Zweiten Weltkriegs Interesse steigt: Dänemark hat ein Museum zu Flucht und Vertreibung

In diesem Abschnitt des Museums „FLUGT – Reguee Museum of Denmark“ wird das Thema „Willkommenskultur“ kritisch aufgearbeitet.

❯ Mitgestalter des Museums Hans-MartinHinz75

Die Hellers waren in der SL und in der Heimatgruppe aktiv, Viktor wurde Ortsobmann, Helga unterstützte ihn bei seiner Arbeit und leitet die Frauengruppe. Ab 1989 gaben sie den Leipaer „Heimatboten“ heraus. Als Viktor die Ortsgruppe nicht mehr leiten konnte, übernahm Helga das Amt 2009. 2013 starb Viktor. Bis heute leitet Helga die Ortsgruppe und gibt den „Heimatboten“ heraus. Außerdem will sie der jüngeren Generation ihre Erfahrungen mitteilen. Deshalb erzählt sie als Zeitzeugin immer wieder in Schulen ihre wassondersPosseltVolksgruppensprecherLebensgeschichte.BerndfühltsichderJubilarinbe-verbunden:„Sieistdas,maninFrankreich‚uneGrande Dame’ nennt. Ihre Einsatzfreude und ihre Ausstrahlung sind seit Jahrzehnten ungebrochen. Mit immer neuen Ideen hält sie die Gemeinschaft der Passauer Landsleute zusammen und bringt sich außerdem führend in ihren Heimatkreis ein, der sich durch Zusammenarbeit mit herausragenden Persönlichkeiten auf der tschechischen Seite auszeichnet, für die wiederum Helga Heller mit ihrem Wissen eine unverzichtbare Gesprächspartnerin ist. Ihre Heimatliebe ist sprichwörtlich, und gerade, weil sie immer wieder auch auf kritische Punkte hinweist, ist sie für mich und andere Vertreter der Volksgruppe eine unschätzbare Ratgeberin. Eine schöne Tradition sind an den meisten Pfingstmontagen die gemeinsamen Frühstücke mit ihr und ihrem Sohn, bei denen sie den Sudetendeutschen Tag noch einmal Revue passieren läßt. Ich gratuliere Helga Heller von Herzen zu ihrem Geburtstag. Möge Gott ihr die Kraft geben, weiterhin so erfolgreich für unsere Volksgruppe zu wirken!“ Nadira Hurnaus

Am 2. September feiert Helga Heller/Lippert, Obfrau der niederbayerischen SL-Ortsgruppe Passau, ihren 95. Geburtstag. Sie kam in Böhmisch Leipa zur Welt und hatte einen älteren Bruder. Ihr Vater, ein Tiefbauingenieur, starb Anfang 1940. 1941 heiratete ihre Mutter wieder, diesmal einen Juristen. Nach Kriegsende wurde Helga für einige Wochen im Landesinneren zur Arbeit in der Landwirtschaft verpflichtet. Als sie zurückkam, war das Haus leer. Die Mutter war tags zuvor mit Tausenden anderen im Zuge der wilden Vertreibung aus der Stadt gejagt worden. Die 17jährige begann, die Mutter zu suchen und fand sie Wochen später bei Bekannten in Sachsen. Doch die beiden wußten sich nicht anders zu helfen, als wieder in die Heimat zurückzukehren. Da der Stiefvater in Neudek im Erzgebirge war, gingen sie zu ihm, von wo sie 1946 erneut vertrieben wurden. Von Beginn an besuchte die Familie nach ihrer Ankunft in Bayern sudetendeutsche Veranstaltungen und engagierte sich für die Vertriebenen. So lernte Helga 1959 Viktor Heller auf dem Sudetendeutschen Tag in Wien kennen. Auch er stammte aus Böhmisch Leipa und hatte in Prag ein Jurastudium begonnen, das er in München abschloß. Ab 1954 war er in Passau am Gericht tätig. 1960 heirateten Viktor und Helga, bekamen zwei Kinder und lebten fortan in Passau. In dem 2011 beim Antikomplex-Verlag erschienen Buch „Sudetengeschichten“ beginnt das Zeitzeugeninterview mit Helga Heller so: „Man sieht ihrem Haus am Inn ihre Herkunft an. Im Vorgarten steht ein Gedenkstein aus dem Garten des Elternhauses von Viktor Heller, den sie nach einem Besuch in der Heimat nach Passau brachten. In den Räumen finden sich zahlreiche Bilder der Heimat, mitgenommene Objekte stehen in Vitrinen. Doch das Haus hat noch eine andere Verbindung zur Heimat: Die Hellers stört der Lärm der nahen Bahnstrecke nicht. Bereits in Böhmisch Leipa hatten ihrer beider Elternhäuser nahe der Bahn gelegen. Das Klingeln der Bahnschranke erinnerte sie vor Jahren beim Besichtigen des Hauses so an ihre Heimat, daß sie es kauften.“

Albrecht Schläger wird am 4. September 80 Jahre alt. Geboren ist er in Marktredwitz. Er ist also ein Egerländer des alten Egerlandes, wie es bis Anfang des 19. Jahrhunderts bestand, aber eben kein Egerländer aus dem böhmischen Teil und kein sudetendeutscher Egerländer und Vertriebener. Gleichwohl ist er einer der profiliertesten Vertreter der SL: Er war BdV-Vizepräsident, Ko-Vorsitzender der Seliger-Gemeinde und Verwaltungsratsmitglied des DeutschTschechischen Zukunftsfonds und ist Mitglied des Präsidiums des Sudetendeutschen Rates.Schläger wurde in der sozialdemokratischen Politik groß als Stadtrat, Erster Bürgermeister von Hohenberg an der Eger und Abgeordneter im Bayerischen Landtag. Er gab der bayerischen SPD eine besondere Prägung in Richtung auf ihre Kontakte und Beziehungen zu den Vertriebenenverbänden und den Vertriebenen, die von der Haltung der Bundes-SPD etwas abweicht. Hier wurde ein Interesse an den Vertriebenen entwickelt, insbesondere als Brückenbauer zur tschechischen Nation, für die sie dank besonderer Kenntnisse und noch immer bestehender geistiger wie persönlicher Verwandtschaft prädestiniert ist. In diesem Sinne ist Schläger ein Nachfolger im Geiste von Wenzel Jaksch, dem letzten Vorsitzenden der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Ersten Tschechoslowakei.Wie dieser, der nach seiner Rückkehr aus der Emigration in England viele Jahre dem Deutschen Bundestag angehörte, widmete Schläger sich ebenfalls der parlamentarischen Arbeit, wenn auch auf Landesebene, im Interesse der Vertriebenen. Wie dieser, der bis zu seinem Tod BdV-Vorsitzender war, war Schläger beim Bund der Vertriebenen an führender Stelle tätig, und wie dieser war er als einer von zwei Bundesvorsitzenden mit Helmut A. Eikam um die Aufrechterhaltung der Traditionen und der Prinzipien der Sudetendeutschen Sozialdemokratie und um ein unbeschränktes Fortbestehen der Rechtsnachfolgerin der DSAP, nämlich der SeligerGemeinde, rastlos bemüht. Schläger öffnete die Seliger-Gemeinde auch für Gespräche mit denen, von denen die Sozialdemokraten wegen ihrer bösen Erfahrungen in der Ersten Tschechoslowakischen Republik immer Abstand gehalten hatten. Auch hier ist er ein geistiger Nachfolger Jakschs, der die traditionelle Versöhnungspolitik und die Kooperation mitverkörpert, die die Politik der deutschen Sozialdemokraten als aktivistische Partei der Kooperation mit den anderen Nationen, insbesondere den Tschechen, in der Vorkriegs-Tschechoslowakei kennzeichnete. In diesem Sinne wünschen wir ihm noch viele Jahre der Aktivität. Wir brauchen sie in der heutigen und mit der jungen Generation künftig bevorstehenden Politik eines Ausgleiches, einer Versöhnung und einer Gemeinsamkeit in Europa mit den Tschechen dringend. Für Volksgruppensprecher Bernd Posselt ist Albrecht Schläger parteiübergreifend einer der wichtigsten politischen Weggefährten: „Dieser aufrechte Sozialdemokrat und christliche Europäer ist sowohl in der Vertriebenenpolitik als auch bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen Bayern und Böhmen eine feste und herausragende Größe. Sowohl im Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds als auch bei den Jahreskonferenzen des Gesprächsforums steht er im Mittelpunkt völkerverbindender Aktivitäten in der Tradition von Wenzel Jaksch und Volkmar Gabert. Als Mitglied des Bayerischen Landtages hat er die Vertriebenenarbeit dort maßgeblich gestaltet. Nach seinem Ausscheiden aus dem bayerischen Parlament setzte er sein Engagement nicht nur fort, sondern intensivierte es sogar noch, sowohl was den Sudetendeutschen Rat als auch was das Präsidium des Bundes der Vertriebenen betrifft. Seine Freundschaft und seine Unterstützung bedeuten mir viel. Namens der Volksgruppe und auch ganz persönlich danke ich ihm von Herzen für seinen Einsatz und wünsche ihm von Herzen zum Geburtstag alles Gute, viel Glück, Gesundheit und Gottes Segen.“ tm

FORUM Sudetendeutsche Zeitung Folge 35 | 2. 9. 20226 PERSONALIEN

Zeitung

Am 31. Juli feierte Professor Hans-Martin Hinz, langjähriger Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des Sudetendeutschen Museums, 75. Geburtstag. Er kümmerte sich in den letzten mehr als zwei Jahrzehnten intensiv um die Planungen, Baulichkeiten und um die Umsetzungen jener Ideen, die dazu führten, daß der wissenschaftliche Anspruch an die Realisierung des Museums mit den Kollegen im Beirat zu einem außerordentlichen Erfolg geführt werden konnte. Die allermeisten Besucher loben begeistert das Museum. Daran hat HansMartin Hinz einen außerordentlichen Anteil. In seinem Gratulationsbrief schreibt Ortfried Kotzian, Vorstandsvorsitzender der Sudetendeutschen Stiftung, die der Träger des Museums ist: „Die Vorstandsmitglieder, die hauptamtlich Tätigen und alle, die Sie kennen, insbesondere die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats … möchten Ihnen … die besten Wünsche übermitteln. Dies tue ich nicht nur als Vorstandsvorsitzender der Sudetendeutschen Stiftung, sondern vielmehr ganz persönlich als langjähriger Mitstreiter … Sie waren in diesem Bereich viel länger tätig als ich. Aber im Rahmen unserer Zusammenarbeit waren Sie für mich in vielerlei Hinsicht ein geschätzter Gesprächspartner … Sie können stolz sein auf Ihr Werk und Ihre langjährige zielgerichtete Tätigkeit für die Sudetendeutsche Volksgruppe, insbesondere das Sudetendeutsche Museum. Die rasanten Entwicklungen um dieses Jahrhundertwerk, das ,Leuchtturmprojekt der bayerischen Kulturlandschaft‘, machen es nötig, im Gespräch zu bleiben…“ Hinz‘ Antwort: „… Ich freue mich auch sehr, daß das Museum und seine Ausstellungen so gut angenommen werden und eigentlich gar nichts auf ernsthafte oder gar politische Kritik stößt. Also hat sich doch die gesamte Vorbereitung, auch wenn sich alles hinzog, sehr Hans-Martingelohnt.“Hinzkam in Berlin zur Welt. Sein Einsatz und Mitwirken am Sudetendeutschen Museum ließen ihn zu einem Gesinnungs-Sudetendeutschen werden. Über den Zweiten Bildungsweg erwarb er die Hochschulreife und studierte an der Freien Universität Berlin Geschichte, Geographie, Pädagogik und Philosophie und promovierte in Geographie. Seine Kultur-Karriere begann er als Wissenschaftlicher Referent bei der Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten Berlin, und er wirkte an der Gründung des Deutschen Historischen Museums mit. 2000 wurde er Staatssekretär des Wissenschaftssenators Christoph Stölzl. 2013 berief ihn zudem der Freistaat Bayern als Honorarprofessor an die Universität Bayreuth, wo er vor allem Museologie im Fachbereich Neue und Neuere GeschichteWeitereunterrichtete.Höhepunkte seiner Karriere waren die Arbeit im International Council of Museums (ICOM), dem größten Kulturverband der Welt. Als erster Deutscher wurde Hinz 2010 zum ICOM-Präsidenten gewählt und 2013 für weitere drei Jahre im Amt bestätigt. 1999 bis 2004 war er bereits deutscher ICOM-Präsident gewesen und 2002 bis 2005 auch europäischer Präsident. 2014 erhielt er das Verdienstkreuz am Bande. Lassen wir zum Schluß nochmals HansMartin Hinz zu Wort kommen: „Der Wissenschaftliche Beirat hat seit 2007 die konzeptionelle Planung, Vorbereitung und Einrichtung des Sudetendeutschen Museums begleitet, ebenso den Museumsneubau und die Personalbestellung. Den Experten aus Museen sowie Geschichts- und Kulturwissenschaften war von Anfang an wichtig, ein modernes kulturhistorischen Haus zu entwickeln, das in seinen Ausstellungen multi-perspektivische Sichtweisen präsentiert. Nur so war zu gewährleisten, daß deutsche und tschechische Museumsbesucher das Präsentierte als Teil ihrer und zugleich unserer gemeinsamen Geschichte verstehen würden. Dies wurde möglich, weil in der gesamten Vorbereitungszeit tschechische Kollegen im Wissenschaftlichen Beirat mitwirkten und dankenswerterweise zur gelungenen Kooperation beitrugen. Auch der künftige Beirat für den Regelbetrieb des Museums, wieder international besetzt, wird das Museumsteam und die Sudetendeutsche Stiftung fachkundig beraten“. dn

35/2022 Unser Angebot Probeabo! ❯ Sozialdemokratischer Anwalt der Vertriebenen Albrecht Schläger 80 ❯ Verdiente Passauer SL-Obfrau Helga Heller 95 Am Samstag

Kostenloses Probeabo (4 Wochen, endet automatisch) der Sudetendeutschen Zeitung, Print- und Onlineausgabe möglich oder ein reguläres Abo (Bezug per Postzustellung) Sudetendeutsche Zeitung mit Reichenberger Zeitung · Heimatbote · Heimatruf Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft wöchentlich (125,00 EUR im Jahr) Reichenberger NordböhmischeZeitungUmschau 24 Ausgaben (62,50 EUR im Jahr) Neudeker Heimatbrief für die Heimatfreunde aus Stadt und Landkreis Neudek 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) mit folgendem Zahlungszeitraum: jährlich durch Lastschrift halbjährlich durch Lastschrift vierteljährlich durch Lastschrift Name, Vorname Straße, Geburtsjahr,E-MailTelefonPostleitzahl,HausnummerOrtHeimatkreis Datum, Unterschrift Ich/Wir ermächtige/n die Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH (SVG), Hochstraße 8, 81669 München, Gläubiger-Identifikationsnummer DE04SVG00000003583, Zahlungen von meinem/unserem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein/weisen wir unser Kreditinstitut an, die von der SVG auf mein/unser Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Ich kann/Wir können innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Dabei gelten die mit meinem/unserem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. Wenn sich meine Kontodaten ändern, teile ich dies der SVG unverzüglich mit. Kontobezeichnung (Kontoinhaber) Kontonr. oder IBAN Bankleitzahl oder BIC Datum, Unterschrift Alle Preise inklusive 7 % Mehrwertsteuer und Versand. Abbestellungen mit einer Frist von einem Monat zum Vierteljahresschluß schriftlich an die SVG. Sie sind berechtigt, die Bestellung des Abonnements ohne Angabe von Gründen innerhalb 14 Tagen nach Absendung dieses Auftrages schriftlich gegenüber der Sudetendeutschen Verlagsgesellschaft, Hochstraße 8, 81669 München (auch per E-Mail an svg@sudeten.de) zu widerrufen. Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs. Bitte gescannt oder abfotografiert mailen oder in ausreichend frankiertem Umschlag (80 Cent) einsenden an Sudetendeutsche Hochstraße 8, 81669 München E-Mail svg@sudeten.de legte eine Abordnung der oberbayerischen SL-Kreisgruppe und -Land eine Blumenschale am Grab von Franz N. Pany (* 4. August 1957, † 27. August 2021), SL-Bundesvorsitzender und Obmann der SL-Landesgruppe Bayern, nieder: Renate Slawik, Leiterin der Geschäftsstelle der Kreisgruppe, Jean McIntyre, Mitarbeiterin der Kreisgruppe, Kreisobmann Hans Slawik, Ulf Broßmann, SL-Bundeskulturreferent und Betreuer der Heimatlandschaft Kuhländchen, sowie Hildegard Broßmann, Stellvertretende Kreisobfrau.

München-Stadt

Susanne Habel Im Tschechischen Zentrum München (TZM) ist die neue Ausstellung „Pieces of Home“ eröffnet worden. Die Künstlerin Sára Sedláková hat in der tra ditionsreichen Patchworktech nik ihre eigene schichtechisch-slowakischedeutsch-tscheFamiliengeverarbeitet.

Sára Sedláková wurde 1993 im slowakischen Kaschau gebo ren, zog jedoch früh mit ihren El tern nach Prag. Sie studierte Mo dedesign an der Akademie für Kunst, Architektur und Design in Prag. Mit ihrer Bachelorarbeit „Urban Recycle“ nahm sie am Apolda European Design Award teil. Für ihr Diplomprojekt „Sin tex Care“ – eine Sportswear kollektion in Kooperation mit dem Textilhersteller Sintex –, bei dem sie Stoffdesign mit EKGMeßtechnik verbindet, wurde sie für den Czech Grand Design Award 2021 in der Kategorie Ent deckung des Jahres nominiert. Für ihre erste Einzelausstel lung im Ausland hat die ange sehene junge tschechische Desi gnerin und Patchworkkünstlerin eine neue Serie geschichtsträch tiger Textilbilder kreiert. Ih re neuen Patchwork-Kunstwer ke hat sie größtenteils aus Stof fen hergestellt, die während des Kommunismus von ihren nach Bayern vertriebenen Großtan ten in die Tschechoslowakei ge schickt wurden. Diese farbenfro hen und für damalige Verhältnis se sehr modernen Stoffe kehren nach mehr als 50 Jahren nun symbolisch an ihren deutschen Ursprungsort zurück. Die jetzt in München ausgestellten Wer ke sind eine lose Fortsetzung ih rer früheren Serie „Landscape of Dreams“.Entscheidendes über die Hin tergründe und Geschichte ihrer Kunst erzählt Sára Sedláková in einer im TZM ausgelegten Mo nographie. Zwischen den hand schriftlichen Texten finden sich auch viele Stoffproben, die man sogar berühren kann. Achtung, Stecknadeln! Auf Englisch und in Großbuchstaben erzählt die Künstlerin über ihr Leben und Arbeiten. Sie sei als Kind immer wieder nach Kaschau gefahren, um bei den Großeltern die Ferien zu verbringen. Oma und Opa hät ten viele Päckcken erhalten von den Schwestern der Oma, mit der sie gemeinsam in Metzenseifen gelebt hätten. Die Stoffe aus dem Westen habe das Großelternpaar zu Kleidern verarbeitet, denn der Opa sei Schneider und die Oma auch sehr gut im Handarbeiten gewesen. „Ich habe mich dort oft verkleidet mit den Sachen mei ner Großeltern!“, erläutert Sed láková im WährendBegleitbuch.undnach dem Stu dium sei sie oft wegen der Ver schwendung in der heutigen Tex tilindustrie deprimiert gewesen und habe daher zur PatchworkTechnik gegriffen. Schon im 17. Jahrhundert sei diese Metho de verwendet worden, um Stoff reste zu verwerten. Dies habe ihr die Möglichkeit gegeben, Werke nach eigenen Vorstellungen oder nach Kundenwunsch zu erstel len, wofür sie auf sehr nachhal tige Weise gebrauchte Textilien – eigene oder fremde Stoffstük ke – verwende. Ihre „Bilder“ er arbeite sie vor allem aus alten Stoffstücken, die an die Kind heit oder wichtige Lebensabschnitte erinnerten. Susanne Habel Bis Samstag, 15. Oktober: „Sára Sedláková. ,Pieces of Ho me‘“ in München, Tschechisches Zentrum, Prinzregentenstraße 7. Montag bis Mittwoch 13.00–17.00, Donnerstag 13.00–19.00, Freitag 12.00–15.00 Uhr.

„Little Roses“, „Blossom“, „Lollipop“. „Flower Matter“. Bilder: Susanne Habel � Ausstellung in München

Alte Stoffe – neue Kunst Aus dem Begleitbuch: Oma und Opa in Kaschau; Oma und Sara. Badeanzug der Oma aus dem Jahr 1957 wird zum Kunstwerk. Der Opa mit seiner Enkelin und ein Kunstwerk aus seinen alten Hemden.

� Vernissage im Tschechischen Zentrum Rundgang mit Ehrengast „Metallic Sensation“, „A Piece of Red“, „Apron & Pillow“, „Flower Party“, „Stripes“, „Neon & Gold“, „Patchwork“, „Gold & Chrysanthemum“, „A Piece of Brown“. Rechts: „Do Not Forget“, „A Childhood Memory“, „Nostalgically“, „Blue Rose“. Sedlákovás Großmutter und Enkelin Sára bei der Vernissage. Dolmetscherin Gudrun Heißig und Künstlerin Sára Sedláková Bilder: Zuzana Zavadilová

Bei der Eröffnung von „Pieces of Home“ im Tschechischen Zentrum Müchen (TZM) führ te die Künstlerin Sára Sedláko vá selbst durch die neue Ausstel lung mit ihren Patchworkbildern. Neben vielen Interessenten und Kunstfreunden war natürlich ihre eigene Großmutter der „Ehren gast“. Sára Sedláková hatte vie le frühere Kleidungsstücke ihrer Großeltern zu fantasievollen und berührenden Kunstwerken ver arbeitet, die nun schön im TZM präsentiert werden.

KULTURSudetendeutsche Zeitung Folge 35 | 2. 9. 2022 7

Ansicht des Hofes des Bauern, Bürgermeisters und Sparkassendirektors in Hasel.

Unweit von Böhmisch Kamnitz liegt ein male risches Dorf, das bis 1946 Hasel hieß. Der Na me kam wahrscheinlich von der Haselau, auf der es einst entstanden war. Heute heißt der Ort Lís ka. Der tschechische Name ist die Übersetzung des früheren Namens. Die erhaltenen Fachwerkhäuser und Häuser im Oberlausitzer Baustil – Umgebin dehäuser mit den typischen Lauben im Erdgeschoß – zeugen von Liebe, Sorgfalt und solider Bauart. Nicht alle der meist einstöckigen Häuser sind gut in Schuß, aber sie stehen bis heute. Die zuweilen gedrungen wirkende Bauart weist auf harsche, lange und schneereiche Winter hin. Das Dorf ist recht langgezogen und steigt sehr steil an. Mein Auto hatte Mühe, die schmale und asphaltierte Straße hinaufzufahren – und das bei trockenem Wetter und Sonnenschein. Kaum vor stellbar, wie man in früheren Zeiten an das höhe re Ende des Dorfes und im Winter gelangen konn te, kaum vorstellbar, dort überhaupt stabile Häuser zu bauen. Es muß unglaublich lange gedauert ha ben, bis so ein Haus, das jedes für sich ein Holz kunstwerk ist, fertiggebaut war. Kaum vorstellbar, wie zäh, tüchtig und hart im Nehmen die hiesigen Bewohner einst gewesen sein müssen. Ich mußte an die Lebensgeschichte von Sieg linde Vendolsky, geborene Wintersteiner denken, die ich für meine deutsch-tschechische Anthologie „Mai 1945 in der Tschechoslowakei“ (2020) inter viewte. Ihre Mutter stammte aus dem Josef-Esch ler-Hof in Hasel und floh nach der Ausweisung aus Bensen nach Kriegsende nach Hasel zu ihren El tern. Vendolsky schickte mir alte Bilder aus dem Dorf, in dem ihr Großvater ein großer Bauer und zu gleich Bürgermeister gewesen war. Der Blick auf die Entwicklung der Bevölkerung läßt einiges erahnen. Am größten war Hasel, das erstmalig im 14. Jahrhundert urkundlich erwähnt wurde, am Anfang des 19. Jahrhunderts. Damals zählte es mehr als 800 Bewohner, die sich von der ursprünglichen Wald- und Landwirtschaft der Fa brikarbeit in den dort entstehenden Textilbetrie ben zuwandten. In der Zeit der industriellen Kon junktur wurde Franz Preidl (1810–1889) in Hasel geboren. Der spätere Textilgroßindustrielle wurde zu einem bedeutenden Mäzen der Stadt Böhmisch Kamnitz und sogar in den Adelsstand erhoben. Bevölkerungsschwund der Region Doch später verlor Hasel zusehends an Bewoh nern. Während 1930 in Hasel noch 700 Perso nen lebten, waren es 1950 in Líska auf einmal we niger als 200. Was ist in den 20 Jahren, aus denen keine Bewohnerzahlstatistik vorliegt, wohl pas siert? Trockene Zahlen sprechen manchmal bered ter als wortreiche Zeilen. Der Bruch ist unüberseh bar, der Grund für den Bevölkerungsschwund ist jedem, der sich in der Geschichte etwas auskennt, klar – erst der Krieg, dann die Vertreibung. Um die Jahrtausendwende waren es keine neunzig Per sonen mehr, die im Ort dauerhaft lebten. Viele der hier stehenden Häuser werden, wie in der Tsche chischen Republik üblich, als Wochenend- und Fe rienhäuser genutzt. Nach der 2011 veröffentlich ten Volkszählung hatte der Ort immerhin wieder knapp 130 Einwohner. Am oberen Ende des Ortes angelangt, brach ich in Richtung Goldberg/Zlatý vrch auf. Der Berg ist ein oberhalb des Ostrandes aufragender Basaltke gel. Er ist zwar nicht besonders hoch, doch sticht er mit etwas ganz Besonderem heraus: seine Basaltor gel macht aus dem Goldberg ein geologisches Ge biet vom europäischen Rang. Bereits im 19. Jahr hundert entstand hier ein Steinbruch, in dem man bis zu sechs Meter lange, beinahe makellose, fünfbis sechseckige schlanke Basaltsäulen gewann. Wegen der Beständigkeit gegen Meereswasser sol len sie bis nach Holland zum Bau von Dämmen und Pieren ausgeführt worden sein. 1940 wurde der Abbau durch ein „Reichsnatur schutzgesetz“ eingestellt und der Berg als ein Na turdenkmal ausgewiesen. Noch vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann aber wieder der Steinbruchbetrieb, der auch nach 1945 weiterge führt wurde. Zum zweitenmal wurde der Goldberg Anfang der sechziger Jahre unter Naturschutz ge stellt, de facto ging das Brechen der Säulen aber noch weitere zehn Jahre weiter. Daher können wir heute eine einheitliche Steinbruchwand mit bis zu dreißig Meter langen, vollkommen entwickel ten Basaltsäulen bewundern. In der Mitte der un gewöhnlich ausgedehnten Felsenwand stehen die Säulen fast senkrecht, zu den Rändern hin werden sie allmählich schiefer, so daß sie an einen riesigen Fächer erinnern. Natürlich gibt es wissenschaftli che Erklärungen, wie es zu solch einem geologi schen Wunder kommen konnte. Ich jedoch mußte an eine schöpferische Kraft denken, die alles Vor stellbare in allen Richtungen übersteigt und die aus der toten, schweren Masse des Steins ein filigranes, gen Himmel aufstrebendes Orgelwerk von goti scher Schönheit erschaffen konnte. Nur etwa zwei Kilometer Fußweg durch saftiggrüne Frühlingswiesen entfernt liegt der Kalten berg/Studený vrch oder Studenec. Die knapp 737 Meter hohe kegelförmige Basaltkuppe ist aus allen Richtungen gut sichtbar und die westlichste Domi nante des Lausitzer Gebirges. Angeblich bekam der Berg seinen Namen nach einer ungewöhnlich kal ten Quelle, die an seinem Hang entspringt und we nig später den Kaltenbach bildet. Tatsächlich soll die Quelle unter eineinhalb Grad Celsius aufwei sen. Der ganze Hügel ist heute ein Naturschutzge biet, das im kleineren Ausmaß bereits 1906 errich tet wurde, um den Urwald zu schützen. Der Berg war schon im 19. Jahrhundert von alten, mächti gen Laubbäumen bewachsen gewesen. Schützens wert war auch die seltene Flora, wie beispielswei se die wildwachsende Türkenbundlilie oder das in Mitteleuropa nur stellenweise vorkommende Chri stophskraut, dem man in früheren Zeiten Wunder kräfte nachsagte. Schöne Aussicht auf dem Kaltenberg Ich stieg zwischen den Buchen und Bergahornen hinauf und wurde unwillkürlich still. Die Atmo sphäre in dem dichten, alten Laubwald, der typisch für das ganze Lausitzer Gebirge ist, hatte etwas Fei erliches an sich. Obwohl der Weg, der wegen seiner Steilheit streckenweise in Treppen überging, einst mit Sorgfalt angelegt wurde, war der Aufstieg nicht ganz leicht. Doch er lohnte sich. Hie und da ermög lichten die für den Kaltenberg typischen, ziem lich ausgedehnten natürlichen Schotterfelder, die selbst keinen Bewuchs tragen, eine schöne, weite Aussicht über die Vulkanhügel ins Land, besonders in östliche Richtung. Ich mußte daran denken, wie schön und friedlich es auf der Welt sein kann. Um über die Baumwipfel der meist ausgewachsenen Buchen blicken zu kön nen, wurde dort 1888 nach einem hölzernen ein in teressanter, aus 16 Metern hohen Nietkonstruktion bestehender Aussichtsturm aufgestellt. Er erinnert an den Pariser Eiffelturm und hat gewiß einiges mit dessen Bauart gemeinsam. 2009 wurde der seit dem Zweiten Weltkrieg nicht gewartete und immer mehr verwahrlosende Turm nach einigem Hin und Her mit der tschechischen Forst- und Naturschutz gebietsverwaltung nach den alten Bauplänen neu errichtet. Der Turm ist dezent, unauffällig und leicht. Er wurde schonend per Hubschrauber Teil für Teil heraufgetragen, ohne die umliegende Na tur zu schädigen. Früher bot der Turm einen wun derbaren Rundumblick auf das Lausitzer Gebir ge und die Böhmisch-Sächsische Schweiz bis zum böhmischen Mittelgebirge. Doch mittlerweile sind manche der Buchen höher als der Turm. Die Natur behält doch zuletzt die Oberhand. Zum Schluß nur noch ein Beispiel der gelunge nen Symbiose und Integration über die Grenzen hinweg. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden auf dem Kaltenberg Gemsen aus den Alpen in die freie Wildbahn entlassen. Seitdem gedeihen sie hier prächtig, was ich mit eigenen Augen feststellen konnte. Auf einem der Schotterfelder erspähte ich eine Gemse und ihr Junges, das unbefangen über die Steine hüpfte. Vielleicht können wir daraus In stpiration und eine Art Fazit ziehen. Die junge Ge neration ist der Hoffnungsträger, der die alte Hei mat – die Alpen – mit der neuen Heimat – Lau sitzer Gebirge und Nordböhmen – auf eine ganz natürliche Weise verbindet und in beiden Heimat en wirklich zu Hause sein kann.

Die hoch gewachsenen Buchen versperren teilweise den Blick vom Aussichtsturm. Blick in östliche Richtung vom Kaltenberg mit seinem vulkantypischen Schotterfeld.

KULTUR Sudetendeutsche Zeitung Folge 35 | 2. 9. 20228

Die Basaltorgel des Goldbergs beeindruckt die Besucher. Bilder: Jiří Jedlička, Kateřina Kovačkova Vom Goldberg zum Kaltenberg gelangt man über saftige Wiesen mit ebenfalls wundervoller, weiter Aussicht.

Heimaten der Gemsen

Im Spätsommer und Herbst sind kleine Fahrten in die Nachbarregionen wieder reizvoll. Ein Vor schlag dazu kommt von Kateřina Kovačková. Die Germanistin und SL-Förderpreisträgerin für Pu blizistik von 2017 berichtet über einen Ausflug nach Nordböhmen. Hier folgt der zweite Teil.

Umgebindehaus in Hemmehübel/Kopec in Nordböhmen. Bild: Matěj Baťha, Wikimedia

� Reisetip von SL-Förderpreisträgerin Kateřina Kovačková – Folge 2 und Schluß

Der Anton-Günther-Chor aus Seiffen.

� SL-Kreisgruppe Anhalt-Bitterfeld/Sachsen-Anhalt Gedenken in Deutschneudorf und Komotau

Anni Wischner, Obfrau der sach sen-anhaltinischen Kreisgruppe Anhalt-Bitterfeld, hatte für En de Juli zu einer Fahrt nach Aus sig eingeladen. Anlaß und Hö hepunkt war die Gedenkfeier in Aussig an der Beneš-Brücke, die an das Massaker vor über 70 Jahren, am 31. Juli 1945, er innerte. Unsere Anfahrt durch die schöne Natur über das böh mische Osterzgebirge mit sei nen Sehenswürdigkeiten wie das Mückentürmchen oder die Burg Schreckenstein war interessant. Einige Mitglieder wie Gustav Reinert oder Doris Deistler be richteten über die frühere Umge bung oder Anekdoten aus deut schen Zeiten. Im Mückentürmchen, einem Hotel auf dem Mückenberg, aßen wir zu Mittag. Die Küche bietet viele tschechische Spe zialitäten wie den bei uns beliebten Sauerbra ten mit böhmischen Knö deln. Mit einem letz ten Blick ins Tal und die herrliche Umgebung ins wunderschöne Erzgebir ge fuhren wir zur Burg Schreckenstein.DiealteBurgruine er möglichte uns einen herr lichen Ausblick auf die Elbe und die umliegen den Berge. Sie liegt na he der deutsch-tschechi schen Grenze an der Stra ße nach Leitmeritz und Aussig. Sie gehört zu den best erhalte nen Burgruinen in Böhmen. Für uns Zeit, um Rast zu machen und nach der langen Fahrt die Beine zu vertreten. So erklommen al le die Burg und besichtigten die altehrwürdigen Räume. Einige Unverbesserliche bestiegen so gar den Turm. Nach einem klei nen Imbiß fuhren wir direkt in unser Hotel Bohemia in Aussig. Am Samstag besuchten wir die Ausstellung „Unsere Deutschen“ im Museum der Stadt Aussig. Sie ist die erste Dauerausstellung über die deutsche Minderheit in Böhmen, Mähren und Schlesien. In 20 Räumen wird die Geschich te und Kultur der Deutschen in dieser Region dokumentiert. Mit Animationen, Projektionen und interaktiver Landkarte soll sie wieder erlebbar gemacht werden und zwar vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert mit der Annexi on des Sudetenlandes durch Na zi-Deutschland, dem Holocaust und der Vertreibung der Deut schen nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Diese interessante und besuchenswerte Ausstellung wird nicht nur von Deutschen, sondern auch von Tschechen und besonders von Schulklassen gutDabesucht.unsunser ehemaliger Lan desobmann Joachim Nerke an gemeldet hatte und uns auch mit seiner Ehefrau Margit begleitete, hatten wir eine gute fachgerech te Führung durch eine aus Nord rhein-Westfalen kommende Stu dentin. So kam es zu interes santen Gesprächen, und Fragen konnten beantwortet werden. Auf Einladung der Familie Nerke fuhren wir dann nach Leit meritz zum Mittagessen in den bischöflichen Klosterbräu, das frühere Priesterseminar. Gekom men war auch Karel Havenka, ein katholischer Geistlicher aus die sem Kirchenbezirk, der am näch sten Tag auf der Brücke von Aus sig das Gebet für die toten Deut schen sprechen sollte. Auch hier kam es zu interessanten Gesprä chen über das derzeitige Leben in der Tschechischen Republik. Familie Nerke führte uns dann auf einem Spaziergang durch die Stadt bis zum Marktplatz mit dem Rathaus, wo Kaffee ge trunken wurde. Sie begleite ten uns weiter auf unserer Fahrt zum Hotel, wo wir in Ploschko witz, der Heimat von Margit Ner ke, hielten. Hier sahen wir uns ei nen schönen Park mit freilaufen den Pfauen und ein Habsburger Schloß an. Der letzte Tag, Sonntag, 31. Ju li, war dem Gedenken an die Op fer des Massakers von Aussig ge widmet. Da die Feierstunde aber erst nachmittags auf der BenešBrücke stattfinden sollte, hatten wir am Vormittag Zeit, uns die nähere Umgebung anzusehen, und das am besten von oben. So fuhr unser Bus auf die Ferdi nandshöhe, die man aber auch mit der Seilbahn oder zu Fuß er reichen kann. Restaurants und Ausflugsobjekt mit einem 30 Me ter hohen Aussichtsturm boten uns bei herrlichen Wetter eine gute Sicht auf die Stadt, die Elbe sowie auf das böhmische Mittel gebirge.Ineinem kleinen Ausflugslo kal am Rande der Stadt kehrten wir ein. Denn nach der Feierstun de mußten wir uns gleich auf die Heimfahrt begeben, damit wir pünktlich nach Bitterfeld kamen und unser Heimatfreund Gustel seinen letzten Zug bekommt. Mit uns nahmen etwa 40 Personen an dem Gedenken teil. Wir tru gen alle Blumen in den Händen. Auch die Gedenktafel am Gelän der der Brücke war mit Blumen geschmückt. Auf ihr steht in Deutsch und Tsche chisch: „Zum Geden ken an die Opfer der Ge walt vom 31. Juli 1945.“ Sie erinnert an die rund 200 Zivilisten, die hier er schlagen, erschossen und dann ertränkt wurden. Die Elbe nahm einige To te mit nach Sachsen, an dere kamen auf Lastwa gen und wurden nach Theresienstadt gebracht und verbrannt. An das traurige Ereignis erin nerten nicht nur die Ver treter der Sudetendeut schen und der heutigen Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien, sondern auch die Ver treter der Stadt Aussig und von Schreckenstein sowie Vertreter des Landes wie Martin Dzingel, Präsident der Landesversamm lung aus Prag, Bernd Klippel, Mitglied der eineKaffeePfarrhausBlumenuns.undunsJaneckausTschechischenschenNovak,Bundesversammlung,SudetendeutschenundRadekVorsitzenderdesDeutKulturverbandesinderRepublik.MonsignoreKarlHawelkaSchüttewitzundPfarrerPaulausAussigbetetenmitdasVaterunserinDeutschTschechischundsegnetenZumSchlußwurdenvielederElbeübergeben.ImfandenGesprächebeiundKuchenstattsowiekleineAndachtinderHauskapelle.WiraberbegabenunsgleichnachderbeeindruckendenFeierstundeaufdieHeimfahrt.DiesedreiTagezeigtenunswiedereinmal,wieschönundinteressantdasReiseninderGruppeist.DafürdankenwirunsererKreisobfrauAnniWischnerundUdoDieling,dernichtnurFahrer,sondernauchMitorganisatorwar.

Anfang Juli besuchte die sach sen-anhaltinische SL-Kreis gruppe Anhalt-Bitterfeld die Gedenkstätte 9. Juni 1945 in Deutschneudorf im sächsischen und Komotau im böhmischen Erzgebirge. Kreisobfrau Anni Wischner berichtet. Nach zweijähriger Coronapau se war es wieder möglich, die traditionellen Fahrten zu unseren Gedenkstätten zu unternehmen. So startete ei ne Abordnung der Kreisgrup pe Bitterfeld zur Gedenkfei er nach Deutschneudorf. Wie in den Vorjahren verlief die Fahrt über die A 14 und Frei berg ins Osterzgebirge auf den 787 Meter hohen Schwar tenberg zum Mittagessen. Re gen verwehrte uns die schöne Aussicht über das Erzgebirge. Danach fuhren wir nach Deutschneudorf, wo am Ge

VERBANDSNACHRICHTEN AUS DER HEIMATSudetendeutsche Zeitung Folge 35 | 2. 9. 2022 9

Die Bitterfelder auf der Ferdinandshöhe.

Bei sonnigem Wetter fuhr der Bus über Bad Herren alb und Gernsbach in die Me dien-, Kunst- und internatio nale Festspielstadt, die auch Partnerstadt des berühmten böhmischen Kurortes Karls bad ist. In Baden-Baden ange kommen, ging es dann mit der City-Bahn durch die Sommer hauptstadt des 19. Jahrhun derts, deren Glanz von damals noch heute zu sehen ist. Bereits die Römer nutzten die hier am Rand des Schwarz walds entspringenden heißen Thermalquellen. Im Mittel alter war Baden-Baden Resi denzstadt der Markgrafschaft Baden und namensgebend für das Land Baden. Nach dem Stadtbrand 1689 verlor sie den Status der Residenzstadt. Im 19. Jahrhundert entwik kelte sich die Bäderstadt, auch dank der Spielbank, zu einem internationalen Treffpunkt von Adligen und wohlhaben den Bürgern. Aus dieser Blü tezeit stammt ein materielles und immaterielles Erbe. 2021 nahm das Welterbekomitee der UNESCO Baden-Baden als eine der elf bedeutenden Kurstädte Europas in die Liste des Weltkulturerbes auf. Vorbei an Sehenswürdig keiten der Bäderstadt wie dem Festspielhaus, dem Muse um Frieder Burda, dem Trinkund dem Kurhaus erreich te die City-Bahn die Talstati on der Merkurbahn, die die Reisenden mit einer Steigung von bis zu 54 Prozent auf den Hausberg Baden-Badens, den 669 Meter hohen Merkur, be förderte. Dort verbrachten die Landsleute ein paar sonnige Stunden bei einem wunder baren Ausblick auf Baden-Ba den, die Oberrheinische Tief ebene bis hin zu den französi schen Vogesen, den man auch vom 1837 erbauten Merkur turm genießen konnte. Am späten Nachmittag fuhr man mit der Merkurbahn wieder hinunter nach Baden-Baden und von dort nach Stuttgart. Helmut Heisig

seines älteren Bruders vor, der als Jugendlicher in Maltheuern die Greueltaten erlebt und für Mut ter und Bruder alles aufgezeich net hatte. Das war ergreifend. Ich denke oft daran, was mein Vater mit 39 konntenan,wirfeezumladungschesieten,pe,KreisgrupunsererMitgliedPitsch,rigemalsundJahrenderda13jähRichardeinerlebnurweilDeutwaren.DieEinKafnahmengerneundsowir

� SL-Kreisgruppe Anhalt-Bitterfeld/Sachsen-Anhalt Ausflug nach Aussig

Links Helmut Hempel und rechts Hubert Wagner.

denkstein des Todesmarsches der Männer von Komotau zur Grenze und zurück nach Malt heuern ins Zwangsarbeitslager gedacht wurde. Hier stellten wir eine Blumenschale mit Schlei fen unserer Kreisgruppe ab. Der Anton-Günther-Chor eröffne te die Gedenkfeier. HeimatkreisbetreuerinKomotausHed wig Gemmrig begrüßte die Gä ste. Ein Platzregen unterbrach das Gedenken. Gemmrig lud al le ins Café Zum Einsiedler in den Ortsteil Deutscheinsiedel ein, wo die Gedenkfeier weiterging. Der Anton-Günther-Chor aus Seif fen setzte das Programm mit dem Lied „‘S is Feierobnd“ fort. Deutschneudorfs Bürgermei sterin Claudia Kluge sprach ein Grußwort, und Claus Hör mann von der SL-Landes gruppe Sachsen hielt die Ge denkrede. Unseren erkrank ten Pfarrer Karl Brünnler vertrat Pfarrer Michael Har zer aus Deutschneudorf. Der Anton-Günther-Chor verab schiedete sich mit „Ich hatte einen Kameraden“ als Trom petensolo und „Vergaß dei HaamitDannnet“.lasHelmut Mürling, Kulturreferent des Heimat kreises Komotau, einen Brief

Die imundhatte,dieKreisobfrauMitteSL-Kreisgruppebaden-württembergischeStuttgartfuhrJuliunterLeitungderWaltraudIllner,dieFahrtauchorganisiertindieberühmteKur-BäderstadtBaden-BadenSchwarzwald.

� SL-Kreisgruppe Stuttgart/Baden-Württemberg Sonniger Ausflug auf den Merkur

Am 29. Juli feierte unser Lands mann Hubert Wagner, Mitglied der oberfränkischen SL-Orts gruppe Weidenberg im Kreis Bayreuth, seinen 96. Geburts tag. Helmut Hempel, Ortsob mann und Stellvertretender Kreisobmann, berichtet. Hubert Wagners Enkel und dessen Frau hatten die Nach barn Linke zu einer Geburtstags feier eingeladen. Als ich davon erfuhr, ergriff ich die Gelegen heit, dem betagten, aber noch ziemlich rüstigen Landsmann, der seit 1948 Mitglied der Orts gruppe ist, ebenfalls zu gratu lieren. In geselliger Runde, be wirtet vom Enkelsohn mit Frau, überraschten die Gäste den Jubi lar mit einem Ständchen und lie ßen ihn Huberthochleben.Wagner wurde am 29. Juli 1926 in Neudorf bei Mor chenstern im Kreis Gablonz im Isergebirge geboren. Nach dem Schulbesuch erlernte er zunächst den Beruf eines Schlossers, bevor er sich entschloß, Glasdrücker zu werden.Nach der Vertreibung strande ten die Wagners im Auffanglager Bindlach bei Bayreuth. Dort fand Hubert Arbeit in seiner letzten Tätigkeit. Als die Gründung der Werksiedlung, gefördert durch den Marshallplan, in Weiden berg anstand, bewarben sich die Wagners um ein Grundstück, er bauten ein Haus mit Druckhüt te und machten sich selbstän dig. Als Familienbetrieb fertigten sie in der Hauptsache Gablon zer Kurzwaren in Form von Ma schinendruck, die in der Regel gerumpelt wurden. Später, als die Auftragslage etwas nachließ, stellte er die Fertigung auf tech nische Artikel aus Glas wie Fa denführer für Textilmaschinen um.Die Landsleute wünschen dem Jubilar alles erdenklich Gute, viel Gesundheit und noch lange Jahre im Kreise seiner Angehöri gen.

uns noch unterhalten, bevor wir nach Komotau aufbrachen. Dort stellten wir am nächsten Tag eine Blumenschale mit blauen Schlei fen vor unseren Gedenk-Obelis ken im Komotauer Friedhof. Am Nachmittag fuhren wir zur Wall fahrt nach Quinau. Im Namen unserer Mitglie der danke ich Hedwig Gemmrig herzlich und hoffe auf ein Wie dersehen in Deutschneudorf.

Irene Wischner

SL-OG Weidenberg WagnerHubert96

Eine mehr als 40köpfige Reisegruppe der SL-Kreisgruppe Stuttgart be suchte die Kur- und Bäderstadt Baden-Baden. Bild: Helmut Heisig

Anni Wischner, Hedwig Gemmrig und Helmut Mürling vor dem Gedenkstein in Deutschneudorf.

von Projek ten zur Pflege der historischen und kulturellen Wurzeln und der Gestaltung neuen Lebens in der Planer und Weseritzer Region. Das Treffen war wertvoll, vie les lernte man voneinander. Die Geschichte der Region, die verschüttet war, wurde wie der ins Gedächtnis gerufen. Die meisten Teilnehmer dieses jährlichen Treffens waren jun ge Tschechen, die nicht allzu viel von den alten Zeiten wis sen. Die Wissenden, also die Deutschen, die früher hier leb ten, werden weniger und weni ger. Ein Akkordeonkonzert in der Kirche, Lagerfeuer, Grilla bend, alles verbunden mit vie len guten Gesprächen, vollen deten einen gelungenen Tag.

Die tschechischen Nationalisten, die ihre deutschen Mitbürger ver trieben hatten, wollten auch Christus aus dem Land vertrei ben, verbrannten dem Gekreu zigten Arme und Beine und war fen ihn über die neue Grenze nach Bayern. Dieser geschände te Christus wird heute im Klo ster Waldsassen verehrt. Seien wir die Arme und Beine Christi, leben wir Versöhnung und helfen wir denen, die unserer Hilfe be dürfen. Verbindend war das Va terunser oder Očenaš für Deut sche und Tschechen, dem der Friedensgruß und unsere ge meinsame Hymne „Großer Gott, wir loben dich“ folgten. Leider konnte nach der Mes se das Treffen auf dem Anna berg heuer nicht stattfinden. Die Stadt Plan bat aber alle Wall fahrer, zum Bürgerfest auf dem Marktplatz zu kommen. Stände mit regionalen Spezialitäten in mitten des historischen, schön sanierten Marktplatzes, muntere Volksmusik, herrlicher Sonnen schein und unsere Geistlichkeit mittendrin ließen das Fest gelin gen. Der Herrgott muß ein Wohl gefallen gefunden haben an die sem deutsch-tschechischen Fest zur Ehre der Großeltern Jesu, Sankt Anna und Joachim, und al ler Großeltern dieser Welt. Am Nachmittag besuchten wir ein deutsch-tschechisches Treffen im nahen Domaschlag im ehema ligen Kreis Tepl unter dem löch rigen Dach der Kirche. Der ehemalige Planer Stadt pfarrer Monsignore Jaroslav Šašek war 1989 ei ner der Initiato ren der tischerKuchenfestgartencheKindern45termitheitwiegendenfenMessestimmtena-Wallfahrt.Sankt-AnErmiteineraufdasTrefein.InderüberMehrfeiertenwirLeutenimAlzwischen35undJahrenundihreninderKirundimPfarreinFamilienmitKaffeeundsowieprakVorstellung

Ende Juli fand die 33. Eger länder Wallfahrt seit 1989 zur Sankt-Anna-Kirche bei Plan statt.

� Egerländer Wallfahrt zur Sankt-Anna-Kirche bei Plan Wallfahrt und Treffen machen Mut

Einladung zum Treffen in Domaschlag.

Militärdekan Siegfried Weber zelebriert den Wallfahrtsgottesdienst in Plan.

� Heimatkreis Trautenau/Riesengebirge RiesengebirgeundRübezahl

Gemeinsam zogen zwei Pil gergruppen, die deut sche aus dem oberpfälzischen Mähring und die tschechische aus Plan, symbolisch über ei ne kleine Eisenbahnbrücke den Kirchberg hinauf und un ter den Trompeten- und Or gelklängen des Préludes des Te Deums von Marc-Antoine Charpentiers in das Gotteshaus ein. Die Messe begann mit dem Sankt-Anna-Wallfahrtslied, wur de vom Kirchenchor Tachau und Sophie Legat an der Flöte gestal tet sowie von tschechischen und deutschen Geistlichen zelebriert. Hauptzelebrant Militärde kan Siegfried Weber warf in sei ner Predigt angesichts des rus sischen Angriffskrieges auf die Ukraine und die damit verbun denen Greuel, Vertreibungen und Massenfluchten die Frage auf: „Warum, Gott, warum läßt du das zu?“ Fragen und Klagen, die auch unsere heimatvertrie benen Eltern in den Kirchen mit stummen Schreien vor mehr als 70 Jahren vor die Altäre gebracht und Gott zu Füßen geworfen hat ten. Pfarrer Weber erinnerte uns daran, daß wir geschaffen sind als Gottes Ebenbilder mit freier Entscheidungsmöglichkeit und Verantwortung für seine Schöp fung.Mir stand bei diesen Wor ten der geschändete Christus von Waldsassen vor Augen.

AUS DER HEIMAT Sudetendeutsche Zeitung Folge 35 | 2. 9. 202210

� Egerländer Gebetstag in der Wallfahrtskirche Maria Kulm Maria im Herzen Europas

Danke, Herr, für diesen schö nen Tag, danke für diese Men schen, danke für Speis‘ und Trank, danke allen fleißigen Händen und Füßen, die zum Er folg des Tages beitrugen. Uns haben die Sankt-AnnaWallfahrt in Plan und das Tref fen in Domasch lag Mut gemacht, daß die sogenann ten Lost places, die verlassenen Plätze, wiederbelebt wer den können und ei ne gute Zukunft im Hause Europa –wenn auch noch mit löchrigem Dach und .Schäden am Bau, siehe die Kir che in Domasch lag – möglich ist. .Wir wurden herz lich eingeladen, im nächsten Jahr wieder zu kom men, und werden das tun, wenn es die Gesundheit zuläßt. Die Termine werde ich veröffentli chen, damit auch die Nachkom men teilnehmen können. Reinhard Böhm Ende Juni traf sich zum 77. Mal der Riesengebirgshei matkreis Trautenau in seiner unterfränkischen Patenstadt Würzburg. Coronabedingt hatte das 76. Treffen bereits 2019 stattgefunden. Vorbei – allerdings schon länger – sind die Zeiten, da wir uns mit mehreren hun dert Heimatfreunden in der Carl-Diem-Halle trafen. Ne ben dem natürlichen Rück gang der Besucherzahlen wirkte die Pandemie negativ nach. Und so reichte auch heu er die verhältnismäßig kleine Gaststätte Zur Zeller Au. Traditionsgemäß läute te ein Informationsfrühschop pen in der Riesengebirgsstube das Treffen ein. Gast war der Rübezahlforscher Ralf Pasch aus Berlin, der seine drei Rü bezahlaufsteller mitgebracht hatte, die großes Interesse fan den. Die anschließende Vor standssitzung fand im Herr gottswinkel der Riesenge birgsstube statt. So war sie für alle Anwesenden öffentlich. Nicht alle Vorstandsmitglie der hatten kommen können, sondern ihre Grüße und eini ge Vorschläge schriftlich ge schickt. Die Sitzung diente der Vorbereitung der Hauptver sammlung sowie den Chancen des Weiterbestandes des Hei matkreises. Auch die Mitglie derversammlung fand in der Riesengebirgsstube statt. Der Heimatvereinsvorsit zende Wigbert Baumann trug die Tagesordnungspunkte vor. Sie wurden diskutiert, und an schließend wurde dem Vor stand auf Antrag einstimmig Entlastung erteilt. Dabei be schränkte sich diese auf die 13 stimmberechtigten Mitglie der. Auf Grund der Vereins satzung war auch diese ver hältnismäßig geringe Anzahl beschlußfähig. Baumann wies mit Nachdruck auf die allge mein kritische Lage des Hei matkreises hin. DieBeschlüssewichtigsten Der Mitgliedsbeitrag be trägt ab 2023 20 Euro, ein er mäßigter Beitrag von 10 Eu ro gilt für Schüler, Studenten, Kleinrentner sowie für Mit glieder aus der Tschechischen Republik. Eine andiskutierte grundlegende Satzungsände rung hinsichtlich des Vereins zweckes wurde zurückgestellt. Beschlossen wurde die Mög lichkeit der Briefwahl für Ent scheidungen, die der Haupt versammlung obliegen. Die Wahl des Vorstandes erwies sich als problematisch. Nach sechsjähriger Amtsfüh rung trat die Kassiererin Chri stine Geißendörfer zurück, versprach aber auf Grund ihrer Erfahrungen weiterhin Unter stützung. Eine Neubesetzung des Amtes war nicht möglich. Ansonsten wurde der alte Hei matvereinsvorstand mit dem Vorsitzenden Wigbert Bau mann, Schriftführer Ralf Rich ter sowie den Beisitzern Mar garete Dorsch, Günter Hen ke und Harald Richter erneut für die dreijährige Wahlperio de bestätigt. Neu gewählt als Beisitzer wurde Andreas Hoff mann aus Rudolstadt, Orts betreuer von Raatsch und Altrognitz. Für die Ämter Kas sier, Zweiter Vorsitzender und Kassenprüfer konnten we der im Vorfeld noch während der Versammlung Kandida ten gefunden werden, so daß diese auch weiterhin vakant sind.Ein besonderer Dank ge bührt Günter Henke, der in zwischen mehr als 20 Gemein den des Kreises Trautenau be treut. Anschließend saß man dann wieder zusammen, aller dings im kleineren Kreis und ohne die Abendveranstaltung im großen Rahmen. Trotzdem war es ein freudiges Wiederse hen alter Bekannter. Tags darauf traf man sich in der Gaststätte Zur Zeller Au. Groß war die Freude, sich nach mehrjähriger Zwangs pause wiederzusehen. Mit ei nem Moment der Ruhe wur de der Verstorbenen gedacht. Mit dabei waren auch wieder die drei Aufsteller des Rübe zahlforschers Ralf Pasch. Er berichtete über seine neuesten Forschungsarbei ten und seine weiteren Plänen wie ein Rübezahlbuch für Kin der. Und gerade für die Rie sengebirgler gab es reichlich Gesprächsstoff. Hinzu kam Wigbert Baumann in seinem bereits bekannten Rübezahl kostüm. Ehrengast war Hel mut Hiemer, der aus Rado wenz stammt und in Nürnberg lebt, in Begleitung seines Soh nes Rainer. Jahrzehntelang hatte Helmut Hiemer unsere Treffen mit vielen interessan ten Vorträgen und der musi kalischen Begleitung bei allen Veranstaltungen bereichert. Für die gastronomische Betreuung, die sehr gut war, sorgte mit Unterstützung ih res Teams die 92jährige Wirts mutter, die uns bei der Verab schiedung bereits für näch stes Jahr einlud. Abschließend kann eingeschätzt werden, daß es ein gelungenes Treffen war, wenn auch in bescheide nem Umfang, aber wir konn ten uns nach mehreren Jahren in Präsenz und ohne Masken wiedersehen.DerRiesengebirgler Hei matkreis Trautenau lebt wei ter. Dazu hatte auch der Eh renvorsitzende des Hei matkreises, Werner Haase, maßgeblich beigetragen. Aber ohne die Bereitschaft Bau manns sowie des gesamten Vorstandes wäre das Weiter leben nicht realisierbar ge wesen. Wir freuen uns schon heute auf ein Wiedersehen im kommenden Jahr in Würz burg. Peter Barth Mitte August fand der 22. Eger länder Gebetstag in der Wall fahrtskirche Maria Kulm statt. Unter den Wallfahrern war auch eine Gruppe aus dem oberbay erischen Schrobenhausen. Die Gruppe war mit dem Bus zu dieser barocken Wall fahrtskirche gekommen. Sie liegt auf einer Bergkuppe, einem Kulm, im Hügelland zwischen dem Erzgebirge und der Eger und zwischen den Städten Eger und Falkenau. Baumeister Chri stoph Dientzenhofer hatte die Kirche erbaut und gestaltet. Auf dem Platz vor der Kirche gab die Münchenreuther Blaska pelle ein kleines Konzert. Sie be gleitete auch den Gottesdienst. Zu dem begrüßte Helmut Ei kam, Vorsitzender des Förder vereins Wallfahrtskirche Maria Kulm, die Gläubigen. Dabei in terpretierte er den Wahlspruch des Vereins „Maria Kulm liegt in der Mitte Europas, Maria ist im Herzen Europas“ sowohl geo graphisch als auch spirituell. Ma ria Kulm liege geographisch tat sächlich etwa in der Mitte zwi schen der Westküste Portugals und dem Vorland des Urals und sei auch die spirituelle Mitte des christlichen Europas. In einer Zeit, in der man zu vergessen scheine, daß dieses vereinte Europa Mitteleuropa 77 Jahre Frieden beschert habe, und in der autoritäre Regime und nationaler Populismus sich wie der breit zu machen begännen und wieder Krieg herrsche, sei ei ne solche Mitte, hier auch Binde glied zweier Nationen, der Tsche chen und der Deutschen, von unschätzbarem Wert. Ein Binde glied für ganz Europa solle Maria Kulm sein, als Beispiel, wie zwei Völker, die viele Jahrhunderte gemeinsame Kultur und gemein schaftliches gesellschaftliches Leben entwickelt hätten, nach ei nem Jahrhundert schwerster ge genseitiger Verletzungen wieder zueinander und zur Erkenntnis dieser Gemeinsamkeiten fänden. In diesem Sinne wünsche und be te man an diesem Ort und zu die ser Zeit: „Möge die heilige Maria ihren Mantel über uns ausbrei ten und unsere beiden Völker, aber auch alle Völker Europas, schützen vor der Wiederholung politischer Irrwege und möge sie bewahren vor der Verbreitung inhumaner Überzeugungen. Mö ge Maria auch ihren Schutz und Segen dadurch walten lassen, daß der Ukrainekrieg bald endet.“Den zweisprachigen Gottes dienst zelebrierte Milan Kučera, Propst der Kirche Maria Kulm, die heute den Kreuzherren mit dem Roten Stern gehört, mit Monsignore Karl Wuchterl, ehe maliger Vorsitzender des Sud tendeutschen Priesterwerks, und Pfarrer Ferdinand Kohl aus Klin genthal. Gekommen waren auch Maria Kulms Bürgermeister Mi roslav Hrůza, der langjährige aus Daßnitz stammende Volksgrup pensprecher Johann Böhm und der aus Gossengrün stammen de einstige Leiter des Sudeten deutschen Archivs, Reinhold Erlbeck.Nach der Messe gab die Mün chenreuther Blasmusik wieder ein Platzkonzert vor der Kirche. Bei Musik, Gulasch und Bier tra fen sich die Pilger zu angeregten, inspirierenden Gesprächen. Auf ihrer Rückreise besuchte die Schrobenhausener Gruppe in Waldsassen die Basilika, die ebenfalls von Christoph Dient zenhofer stammt, und die welt bekannte, sensationelle Biblio thek des Klosters der Zisterzien serinnen. tm

Ralf Pasch vor seiner Rübezahl-Ausstellung.

Egerländer in der Wallfahrtskirche Maria Kulm.

ratsamt eine Ausstellung über die Sudetendeutschen eröffnet, sei danach mit dem Bus zum Alt vaterturm auf den Wetzstein bei Lehesten gefahren, habe am Samstagvormittag der verstor benen Deutschhauser am Ge denkstein im Bergschloßpark ge dacht, ehe zur abschließenden Feierstunde im Stadtmuseum die Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz den Festvortrag gehal tenVonhabe.diesen drei Tagen ha be man zehren können, und es sei für viele ein Ansporn gewe sen, auch drei Jahre später zum 71. Heimattreffen nach Lichten fels zu kommen. Gerda Ott dank te der Patenstadt und dem Land kreis für die Unterstützung. Sie freute sich auch über die Anwe senheit von Landrat Christian Meißner, Bürgermeister An dreas Hügerich, der Zweiten Bürgermeisterin Sabine Rieß ner, Harald Fischer von der Tourist-Info und dessen Vor gänger Paul Blomeier sowie der SL-Kreisobfrau Heidi En gelhardt.Einwichtiges Zeichen sei, daß die Deutschhauser mit dem jährlichen Treffen in ih rer Patenstadt Lichtenfels die Erinnerung an ihre Heimat, aus der sie vertrieben worden seien, aufrecht erhalten woll ten, betonte Christian Meiß ner. Lange Zeit habe man an nehmen können, daß in Euro pa Frieden herrsche. Aber als kürzlich mehrere Busse mit Flüchtlingen aus der Ukraine in Lichtenfels angekommen seien, aus denen überwiegend Frauen mit ihren Kindern aus gestiegen seien, einen Koffer in der einen, einen Plastikbeutel in der anderen Hand, da sei ihm klar geworden, Flucht und Ver treibung infolge eines Krieges seien wieder Realität. Vielleicht hätten die vertriebenen Deutsch hauser einst auch die Hoffnung gehabt, wie sie jetzt die Flücht linge aus der Ukraine hätten, ein mal wieder in ihre Heimat zu rückkehren zu können, mittler weile seien aber bereits mehrere Generationen in der neuen Hei matKrieg,ansässig.Flucht und Vertreibung seien in seiner Generation in Eu ropa weit weg gewesen, stellte Bürgermeister Andreas Hüge rich fest. Aber plötzlich würden wie einst vor vielen Jahrzehn ten wieder Grenzen verscho ben, müßten viele Menschen fliehen. Diese Menschen hät ten nur so viel dabei, wie sie tra gen könnten, was sie aber auf al le Fälle dabei hätten, seien ih re Erinnerungen an ihre Heimat. Die Flüchtlinge aus der Ukrai ne, die hier bei uns ankämen, sei en zwar froh, dem Krieg entron nen zu sein, sie betonten aber auch, daß sie möglichst bald in ihre Heimat zurück wollten. Dies zeige deutlich, welche Ausstrah lung der Begriff Heimat für die se Menschen habe. Das Heimat treffen der Deutschhauser solle daher gerade für die jüngere Ge neration Mahnung und Auftrag sein, sich für ein friedliches Zu sammenleben der Völker einzu setzen. Bei dem anschließenden Beisammensein im Café Moritz wurden noch ausgiebig Erinne rungen ausgetauscht.“ Wir können froh und dankbar sein, daß wir in Lichtenfels, un serer Patenstadt, auf so viel Ver ständnis und Entgegenkommen stoßen. Darum kommen wir sehr gerne hierher und fühlen uns hier auch so wohl. Gerda Ott Ende Juni fand die 26. Kultur woche des Heimatkreises Jä gerndorf und des Heimatkreis vereins statt. Lorenz Loserth, Stellvertretender Heimatkreis betreuer und Träger des Kultur preises für Heimat- und Volks tumspflege 2022, berichtete be reits von dem von 30 Deutschen und 70 Tschechen gemeinsam erlebten Versöhnungsmarsch (Þ SdZ 28/2022). Ehrenkreisbe treuer Kurt Schmidt berichtet über weitere Höhepunkte und zieht nach einem Vierteljahr hundert Bilanz.Zusammenarbeitdeutsch-tschechischerinJägerndorf

Anders als in früheren Jahren wurden wir von den beiden Stellvertretenden Bürgermei stern auch in deutscher Sprache begrüßt. Archivleiter Branislav Dorko erläuterte den Lands leuten Dokumente aus unserer Zeit in unserer Sprache. Beein druckend war auch die Bereit schaft von Lehrern und Schülern der Mittelschulen, das zweispra chige Leiberl mit der Aufschrift „Pochod smíření – Versöh nungsmarsch“ während aller Veranstaltungen am 28. Juni zu tragen. Sie kamen freiwillig und zeigten auch nicht die Spur von Ressentiments uns gegenüber. Nichtsdestoweniger bleibt die Hilfe vor allem unserer Ehren mitglieder unverzichtbare Vor aussetzung für weitere günstige Entwicklungen in Jägerndorf. Seit unserer letzten Kultur woche 2019 veränderten sich die Machtverhältnisse in der Tsche chischen Republik grundsätz lich. Unsere kommunistischen Hauptgegner haben keinen Sitz mehr im Prager Parlament. In Jä gerndorf kandidiert bei den an stehenden Wahlen im Herbst un sere Unterstützerin, die Ratsfrau Pavla Löwenthalová, auch für den Senat. Auch die allgemei nen Wahlaussichten sind inzwi schen in Jägerndorf für die kom munistische Fraktion besorgnis erregend. Gute Aussichten auf Weiterführung des Bürgermei steramtes hat Tomáš Hradil, der aus Urlaubsgründen sich nicht, wie ursprünglich geplant, an den Veranstaltungen der Kulturwo che beteiligen konnte. Wesent liches Moment der Kulturwoche war die Beteiligung der Organi sation Post Bellum, welche die Leiden unserer Landsleute von 1945 und 1946 aufzeichnet. Der leitende Journalist und sein Ka meramann hatten ihr Studio im Hotel Steiger aufgebaut. Vier Landsleute, darunter die beiden anwesenden Überlebenden des Hungermarsches, stellten sich ihren Fragen. Meine Befragung dauerte allein volle vier Stun den. Besonderes Interesse er weckten die Erinnerungen an die Zeit der ersten Republik 1918 bis 1938, die Kriegsereignisse an der Front vor Jägerndorf und meine Erinnerungen an die Lagererleb nisse in Jägerndorf, Ostrau und Auschwitz. Nach Überarbeitung der Beiträge können den Betei ligten auf deren Anforderung hin die Arbeitsergebnisse auch zuge stellt werden. Soweit die Aussage desWirTeams.versuchen, die Ziele un serer Busfahrten im ehemaligen Kreis Jägerndorf so zu legen, daß nach Möglichkeit unsere Lands leute auch ihre Heimatorte be suchen können. Schwerpunkts orte bilden aber schon seit län gerer Zeit Rausen, Hillersdorf, Wiese und Lobenstein; bevor zugte Besuchsziele bleiben Ma riahilf und Reihwiesen. Unser Versuch, zum Altvater zu gelan gen, scheiterte auch dieses Jahr an Straßensperrungen. Für ge wissen Ersatz sorgt aber grund sätzlich Heimatkreisbetreuer Meinhard Schütterle. Auf dem höchsten Punkt in 1002 Metern Höhe der Verbindungsstraße zwischen Karlsbrunn und Gabel gibt es unseren Traditionstrunk, den Kräuterlikör Altvater der Fir ma Gessler, die in Jägerndorf be heimatet war. Die Stamperln hält unser Busfahrer Luis Lichteneg ger ständig bereit. Unter Leitung von Lorenz Lo serth besuchten die deutschen Landsleute Karlsbrunn und Grä fenberg. Ebenso auf besonde re Einladung die Bahnhöfe an der Strecke von Röwersdorf nach Hotzenplotz. Laut Aussage des uniformierten Kondukteurs sol len alle in ihrer alten Form wie derhergestellt werden, und zwar einschließlich ihrer früheren deutschen Bezeichnun gen.Dank der Tätigkeit unserer beiden tsche chischen Ehrenmitglie der Ludmila Čajanová und Květa Kukelko vá war die Öffentlich keit in Jägerndorf über das Programm der Kul turwoche und Details des Versöhnungsmar sches gezielt vorbe reitet worden. Für die rechtzeitigen Veröf fentlichungen danken wir František Kuba vom „Deník“ und den vom Rathaus herausgegebenen „Listy“; für ih re Teilnahme an der Kulturwo che danken wir vor allem unse renBeachtenswertMitgliedern. ist auch das In teresse eines Teams des Tsche chischen Rundfunks, das mich vor dem Gabler Kreuz über die Entstehung der Kulturwochen und über Details des Versöh nungsmarsches befragte. Niesel regen und Termindruck ließen leider eine ausführlichere Darle gung nicht zu, denn wir mußten rechtzeitig zu dem für mehr als 100 Teilnehmer bestellten Essen in Wiese erscheinen. Die dorti ge Bürgermeisterin beteiligte sich an dessen Kosten. Ihre per sönliche Teilnahme hatte sie ab sagen müssen, um ihrer Tochter in München beizustehen. Sie war OmaAufgeworden.Einladung von Pfarrer und Bürgermeister von Nieder Hil lersdorf besuchten wir wieder die Kirche. Dort hatte Pfarrer Roman Zachrla zwei auf dem ehemaligen evangelischen Teil des Friedhofs gefundene Grabtafeln von evan gelischen Pfarrern in seiner ka tholischen Kirche anbringen las sen, und zwar neben unserer zweisprachigen Erinnerungsta fel, deren Inschrift an die 1974 erfolgte Zerstörung der evangeli schen Kirchen in Hillersdorf und Kuttelberg erinnert. Ebenfalls hatte Zachrla in Hermannstadt und Hillersdorf die teilweise zer störten, an die Gefallenen des Er sten Weltkriegs namentlich er innernden Denkmale von einem Künstler aus Zuckmantel erneu ern lassen. Die Denkmale se hen fast wieder so aus, wie ich sie aus meiner Jugendzeit kann te. Den ehemaligen österreichi schen Adler an der Denkmals spitze ersetzt jetzt allerdings das christliche Kreuz. Dies alles ver anlaßte uns, nach Besichtigung des Gesamtzustandes der Kirche beim Deutsch-Tschechischen Zu kunftsfonds zusätzliche Finanz mittel für die weitere Sanierung der Kirche zu beantragen. In die se Region besteht auch eine sehr freundschaftliche Beziehung zum tschechischen „WallsteinVerein“. Das liegt vor allem an Ortsbetreuer Peter Freitag, der auch unsere Wanderfahrten lei tet.Weitere Kulturerlebnisse kön nen nur gestreift werden. So z.B das von Václav Mička geleite te Konzert des Kirchenchores, der die Tradition des Jägern dorfer Musikvereins zweispra chig weiterführt. Lorenz Loserth führte die Landsleu te durch sein heimat liches Lobenstein und fuhr weiter nach Trop pau zum Landesmuse um. Wiederum erwies sich der Nutzen unse res Hauses mitten in Jägerndorf für Vorträ ge, undgentergeführtderchenImmerhinimRahmenschenlungmen.dendieFormWestphal,derBetriebweiseBegegnungszentrumstehenKrankenhausaufenthaltturwochemittelbardaßdes.SchlesischengliedernGesprächeZusammenkünfte,mitdenMitdesDeutsch-VerbanBedauerlichwar,HorstWestphalunvorderKulfünfWochenzuüberhatte.Deshalbmußtedasauchzeitgeschlossenbleiben;derläuftinzwischen,dankBemühungenderFamilieineingeschränkterweiter.HorstkonnteaberLandsleutebegrüßenundanZusammenkünftenteilnehUnglücklichistdieEinstelderZahlungenderdeutBotschaftinPragandieimdesDeutschunterrichtsHauswirkendenLehrkräfte.konntedurchAbspramitdenKursteilnehmernUnterrichtinzwischenweiwerden.UnsereinzwischenrechtenVerbindungenzuVereinenamtlichenFunktionsträgern in und um Jägerndorf erforder ten immer mehr Zeit, als die Ar beit während der Kulturwochen es ermöglicht hätte. Unsere Part ner erwarteten nämlich auch per sönliche Begegnungen, die sich dann, vor oder nach der jewei ligen Kulturwoche, zumeist in tschechischer Sprache abspie len mußten. Denn die eigent liche Zielvorstellung war doch die wahrheitsgemäße Informati on der städtischen Gesellschaft. Dabei ließ sich unser Freundes kreis erweitern, den Meinhard Schütterle und ich über unsere zusätzliche Anwesenheit in Jä gerndorf förderten. Dies emp fanden wir nicht mehr als Last, sondern als Vorteil, der sich all dorf.glücklichenLoserthdete,sesAmadeuskischenFriedrichrenSovierschülereinerweilsichtesteht,Aula,ner-Flügel,ben.malmerziehungenFamiliezumundBeziehungenteressen.Wahrnehmunggen,dertäglichenspielsätzlichenkaumgliederunsererte.mählichaufalleLandsleuteauswirk-Dennoch:OhnedieMithilfetschechischenEhrenmitwäredieseEntwicklungmöglichgeworden.DiezuTageließenzumBeieineMitwirkungamsonnGottesdienstzu,galtenWahrnehmungvonEinladunbotenaberauchRaumzurpersönlicherInSoerweitertensichdiezurevangelischenkatholischenGemeindeundjüdischenVerein.ÜberdieČajanwurdendieBezumGymnasiumimenger.LetzteressolltedieseineunerwarteteFolgeha-IchwurdeandenselbenBüthdernochjetztinderdemfrüherenFestsaal,gebeten.Irgendwiehatessichherumgesprochen,daßzwischen1940und1942jeamTagederHausmusikalsderdamalsjüngstenKlameineAuftrittehatte.konnteichauchnach82Jahnochdas„Largo“vonGeorgHändelundden„TürMarsch“vonWolfgangMozartanspielen.DieunvergeßlicheErlebnisbeenumeineFormulierungvonzugebrauchen,meineTage2022inJägern

Vor dem Heimattreffen fand wie immer zu Pfingsten der Sudetendeutsche Tag unter dem Leitwort „Dialog überwindet Grenzen“ in Hof in Oberfran ken statt. Der Sudetendeutsche Tag ist ein Familientreffen. Und ein Familientreffen war es heuer auch für mich, denn meine Nich te kam völlig überraschend mit ihrem Mann zum Sudetendeut schen Tag und besuchte mich. Sie waren noch nie bei einem Su detendeutschen Tag und schau ten sich deshalb alles ganz ge nau an. Beide waren überrascht, was mehr als 75 Jahre nach der Vertreibung noch an Kultur ge zeigt und ausgestellt wurde. Das hätten sie nicht erwartet. Außer dem haben sie dem Vortrag beim Frauenforum zugehört. Sicher lich wären auch andere Jugend liche oder Kinder von Hei matvertriebenen vom Sude tendeutschen Tag begeistert, wenn sie wüßten, was es da al les zu sehen gibt, und wenn sie merkten, unsere Volksgruppe lebt!Das war eine schöne und gelungene Überraschung. Aber auch beim 71. Deutsch hauser Heimattreffen gab es diesmal Überraschungen.

Am Donnerstag wurde zum Deutschhauser Tag erstmals das neue Rollbild vorgestellt. Mit diesem Rollbild sind wir hoch aktuell und für die Zu kunft gerüstet, denn es wird nun bei jedem Heimattref fen aufgestellt. Eine weitere Überraschung war die Video botschaft einer Deutschhau serin, die sich in einem Pfle geheim befindet. Sie wäre so gerne zum Heimattreffen ge kommen, aber die Beine wollten nicht mehr. So kam ihre Toch ter auf die Idee, die Grüße ihrer Mutter an die Deutschhauser, die das Heimattreffen besuchten, per Video aufzunehmen. Diese Grü ße mit Bild wurden dann auf ei nen großen Bildschirm für alle gut hör- und sichtbar übertragen. So etwas hat es auf einem Hei mattreffen noch nicht gegeben. Und umgekehrt hat die Tochter Fotos vom Treffen und von den Landsleuten gemacht, um die se ihrer Mutter beim nächsten Besuch im Heim zeigen zu kön nen. Vom „Obermainer Tagblatt“ war der Journalist Alfred Thieret zu unseren Veranstaltungen ge kommen. Er schreibt: „Zum 71. Mal trafen sich die aus ihrer Heimat vertriebenen Deutschhauser in ihrer Paten stadt Lichtenfels, um die Erin nerung an ihre sudetendeutsche Heimat wachzuhalten. So ka men sie an Fronleichnam zu ei nem Erfahrungsaustausch im Ca fé Moritz zusammen, unternah men am Freitag eine Busfahrt nach Marktredwitz in das Eger land-Museum, ehe sie sich wie immer am Samstag am fahnen geschmückten Gedenkstein im Bergschloßpark zusammenfan den, um bei der feierlichen Mu sik von den Banzberg-Musikan ten ihrer Verstorbenen zu geden ken.Sieben Jahrzehnte lang sei das Heimattreffen alljährlich in Lichtenfels durchgeführt wor den, bis die chronologische Fol ge durch die Corona-Pandemie unterbrochen worden sei, stell te die aus Stuttgart angereiste Ortsbetreuerin der Deutschhau ser, Gerda Ott, fest. Die zweijäh rige Unterbrechung habe Spuren hinterlassen. In dieser Zeit seien zahlreiche Deutschhauser ver storben, darunter auch der lang jährige Organisationsleiter der Heimattreffen, Ehrfried Scholz. Leider sei auch vor einem Jahr ihr Mann im Alter von 75 Jahren verstorben, der sie immer beglei tete und unterstützt habe. Gerda Ott erinnerte noch ein mal kurz an das 70. Deutschhau ser-Treffen, das gleich mit meh reren Veranstaltungen gefeiert worden sei. So sei man an Fron leichnam zu einem Seminar im Café Moritz zusammen gekom men, habe am Freitag im Land

Mitte Juni fand das 71. Treffen der Deutschhauser aus dem Alt vatergebiet im oberfränkischen Lichtenfels statt.

AUS DER HEIMATSudetendeutsche Zeitung Folge 35 | 2. 9. 2022 11 � Heimatort Deutschhause/Altvater Treffen mit Überraschungen � Heimatkreis Jägerndorf/Altvater Ehrenvorsitzender spielt Mozart Květa Kukelková, Kurt Schmidt und Ludmila Čajanová. Gedenkfeier am Gedenkstein im Bergschloßpark.

Bärnsdorf an der Tafelfichte ge denkt des Endes des Parger Frühlings vor 54 Jahren.

Die Familie Bílek aus Bärns dorf an der Tafelfichte wird den 21. August 1968 nie vergessen. Sie erlebte den Einmarsch am eigenen Leib, als ein russischer Panzerwagen in ihr Haus fuhr und die Küche zerstörte. Sie leb te damals im Haus Nr. 185 an der Hauptstraße, aus dem die deut schen Einwohner 1945 vertrieben worden waren. Auf der linken Seite des Erdgeschosses befand sich die Küche, die beim russi schen Einmarsch Ziel eines so wjetischen Panzerwagens wurde. „Die ganze Nacht hindurch hörten wir erst das Brummen der Flugzeuge, dann das Rattern der Panzer. Wir glaubten, daß es sich nur um eine militärische Übung handelte, aber es wurde uns langsam unheimlich“, sagt Helena Šeflová, geborene Bílko vá, damals 19 Jahre alt. Die Pan zer und Panzerwagen fuhren von Heinersdorf nach Bärnsdorf und mußten am Haus der Familie Bílek abbremsen, um zur Bach brücke zu gelangen. „Einer der Panzerwagen hat jedoch vor der Brücke nicht ge bremst und fuhr direkt in unser Haus. In der Küche blieb er ste hen. Kurz davor stand ich in der Küche am Fenster und sah mir die Panzerkolonne an. Dann rief mich meine Mutter, ich solle lie ber gehen und das Gras für die Kaninchen vorbereiten. Sie hat mir das Leben gerettet“, sagte Helena Šeflová. Ihr Vater saß zu dieser Zeit am Küchentisch und trank Kaffee.

Reicenberger Zeitung Stadt und ReichenbergKreis DeutschKreisGabel FriedlandKreis GablonzKreis Sudetendeutsche Zeitung Folge 35 | 2. 9. 202212

Die russische Okku pation dauerte bis 1989.

gab sich die Gruppe der anwe senden Bürgerinnen und Bürger aus Bärnsdorf und Umgebung in die nahe gelegene Gaststätte, wo diese traurigen historischen Er eignisse ausführlich durchdisku tiertInsgesamtwurden. gab es bei der Ok kupation der Tschechoslowakei bis Ende 1968 137 Tote, etwa 500 Schwer- und Hunderte Leichtver letzte. Nachdem die Russen die Tschechoslowakei besetzt hat ten, setzte eine Emigrationswel le ein, in deren Verlauf bis En de 1969 fast 104 000 Menschen die Republik verließen. Zwi schen 1969 und 1989 emigrierten durchschnittlich 10 000 Personen pro Jahr, insgesamt eine Viertel million Menschen aus allen sozi alen Schichten. Davon waren 24 Prozent Kinder und 41 Prozent Personen im Alter zwischen 16 und 30 Jahren. Die meisten fan den ihr neues Zuhause in West europa.Nach dem Jahr 1989 hatte sich niemand träumen lassen, daß sich solche Greueltaten in Eu ropa wiederholen könnten. Doch leider sind wir seit einem hal ben Jahr Zeugen der russischen Aggression gegen die Ukraine. Stanislav Beran

Erinnerung wurde vorläufig eine kleine Gedenktafel angebracht, die in der nächsten Zeit durch ei ne größere ersetzt werden wird. Diese denkfeierabgehalten.sionOpferminuteeinegezündeteineniedergelegt,BlumenMarekDoubkováredendieDemdietenächstganisiert.teressieren,dieda,Tomášreksiallehrerbergerdemtet,Doubkovádorf,WünscheneinnerungsvervomtungdenkveranstalGewurdeVerschöBärnsdorf-denJanaleisowievonReichenGymnaMaDlouhýundPravdiesichfürHistorieinorZubefestigTomášPravdaInfotafel.folgtenEröffnungsvonJanaundDouhý.wurdenKerzeanundSchweigefürdiederInvavon1968NachderGebe

Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail rz@sudeten.de

Nordböhmi [ e Um [ au

Die Niederschlagung des Pra ger Frühlings durch Trup pen der Warschauer-PaktStaaten (Albanien, Bulgarien, ČSSR, „DDR“, Polen, Rumäni en, UdSSR und Ungarn) begann in der Nacht vom 20. auf den 21. August 1968. Über die Gren ze rollten auf den Straßen Milli tärkolonnen ins Landesinnere. Es dauerte nur wenige Minuten, und jedem war klar, daß da etwas nicht stimmte. Die Bewohner der Dörfer und Städte wurden nicht nur durch den Lärm der Panzer geweckt, sondern auch durch den Lärm der Bomber und Trans portflugzeuge, die im Tiefflug über das Land flogen. In der Region Friedland wur de die Invasion von Einheiten der Nordgruppe der sowjeti schen Armee in Polen durchge führt. Ein endloser Konvoi von Panzern, Panzerwagen und Mi litärfahrzeugen der Besatzer nä herte sich von Zittau über Grot tau, ein weiterer von Heinersdorf an der Tafelfichte und einer von Ebersdorf über Friedland nach Reichenberg und weiter nach Prag.Panzer der Besatzungsmäch te übernahmen bald die Kontrol le über das ganze Land. Die Inva sion beendete die entspannte At mosphäre des Prager Frühlings und die Träume der Bewohner der Tschechoslowakei von einem freieren Leben und der Rück kehr einer Demokratie. Um Mitternacht begann einer der dunkelsten Tage in der tsche choslowakischen Geschichte. In diesem Moment begannen Panzer, Flugzeuge und Mili tärfahrzeuge die Grenzen der Republik zu überqueren. Die Militäraktion „Donau“ wur de nach 24 Stunden beendet. Das Land war besetzt. Das war auch das Ende des sogenann ten Prager Frühlings. Die Tschechen und Slowa ken wollten mehr Freiheit, aber das gefiel den Macht habern in Moskau nicht. Die Antwort war die russische Ok kupation, der Tod unschul diger Menschen und die zer störte Zukunft von mehreren Generationen. Vor 54 Jahren demonstrierte die Sowjetuni on, daß ihr alles, was Freiheit bedeutet, fremd ist. Damals behauptete die sowjetische Propaganda, es handele sich um sozialistische Bruderhil fe. Die Tschechoslowakei wur de von 750 000 Soldaten, 800 Flugzeugen und 6300 Panzern besetzt.

Nach dem ersten Schluck kam ein schrecklicher Schlag. Die Küche war sofort in eine dichte Staubwolke gehüllt, und er wur de von mehre ren Mauersplit tern am Kopf getroffen. Aus der Staubwol ke tauchte ein monströser Pan zerwagen vor ihm auf. Bevor er fliehen konn te, kämpfte sich das gepanzer te Fahrzeug aus den Trüm mern und riß die Decke und einen weiteren Teil der Außen wand aus Zie gelsteinen ein. Der Soldat stieg aus, murmelte etwas, stieg wie der ein und fuhr mit den Resten des der.durchüberlebtefen.ter,langeinstürzte,diedavon.chenenderdenmensFensterrahundmitZiegelnausausgebroWandBevorHauswandgeesdemVawegzulauDieFamiliewieeinWunAufderrussischen

Seite ist von einem leblosen Solda ten die Rede, der von den Be satzern mitgenommen worden sei und über dessen Schick sal nichts bekannt ist. Eini ge Stunden zuvor und eini ge Kilometer weiter hatte ei ne andere russische Besatzung den Panzer Nr. 314 nicht un ter Kontrolle und fuhr mit ihm plötzlich in die Arkaden auf dem Marktplatz vor dem Rat haus in Reichenberg, wo meh rere Tote und Verwundete un ter den Trümmern zurück blieben. Die Vorderseite des Gebäudes stürzte ein. Ein weiteres Opfer war He lenas Freund aus dem Tanz kurs, Zdeněk Dragoun, der zu den ersten Opfern in Reichen berg gehörte. Der 19jährige Dragoun fotografierte die rus sischen Okkupanten von dem Baugerüst am Reichenberger Rathaus aus. Als er die einrük kenden Truppen fotografie ren wollte, schoß ihm einer der russischen Soldaten fünf Ku geln aus einer Kalaschnikow in den Rücken. Er starb noch im Krankenwagen. Die Inva sion vom 20. auf den 21. Au gust 1968 forderte in Reichen berg neun Tote und 45 Verletzte. Helena Šeflová hat Kontakt mit Siegfried Elstner, dem Sohn des ehemaligen deutschen Haus besitzers, der nach dem Krieg seine Heimat verlassen mußte und vertrieben wurde. Als er da mals von dem traurigen Schick sal seines ehemaligen Hauses er fuhr, schickte er ihr ein handge maltes Bild von seinem Haus in Bärnsdorf.Wasistheute von der ehemali gen Bäckerei, dem Gasthaus und der Fabrik, die an der damals be lebten Kreuzung standen, üb rig geblieben? Überhaupt nichts. Beide Gebäude wurden vor vie len Jahren abgerissen. Auch das Haus, das in der Vergangen heit der Familie Elstner gehörte, mußte wegen weiterer Schäden, die durch die Erschütterungen der vorbeifahrenden Panzer ver ursacht worden waren, abgeris sen werden. Heute befindet sich an dieser Stelle nur eine kleine grüne Wiese. Am Samstagabend, 20. August wurde anläßlich des 54. Jahres tags an der Stelle, an der das Haus stand, eine Gedenkveranstal tung abgehalten. Die Besucher versammelten sich an diesem hi storisch außergewöhnlichen Ort, um der furchtbaren Ereignisse vom August 1968, aber vor allem, um der Opfer zu gedenken. Zur

Erinnerungen an

� Friedland Drogen-händlergefaßt � Bärnsdorf an der Tafelfichte/Friedland den 21. August 1968 Seit vergangenem Sommer han delt ein 51jähriger Mann aus der Region Friedland mit Drogen. Fast ein Jahr lang verdiente der Mann sein Geld als Dro genhändler mit dem Verkauf von Pervitin, das auch als Crystal Speed bekannt ist. Regelmäßig versorgte er Dutzende von un glücklichen Drogenabhängigen aus der Region Friedland mit der weißen kristallinen Substanz, für die er die üblichen Preise kassier te. Kein Wunder, daß sich seine Tätigkeit schnell herumsprach. Geld verdirbt den Charakter, und Pervitin verdirbt die Gesundheit.Schon bald interessierte sich auch die Kriminalpolizei für den neuen Händler. Im Zuge der Un tersuchung der kriminellen Akti vitäten des Verdächtigen befrag ten sie eine Reihe von Personen und erfaßte Dutzende von Fäl len von Pervitin-Verkäufen. An fang Juni hat die Polizeieinheit aus Friedland zusammen mit der Reichenberger Kripo den weite ren Verkauf von Pervitin unter bunden. Mit einem Festnahme beschluß und einem Durchsu chungsbefehl gingen sie in die Wohnung des Verdächtigen. Der Polizeikommissar leitete daraufhin ein Strafverfahren ein und verklagte den Verdächtigen wegen unerlaubter Herstellung und sonstiger Abgabe von Be täubungsmitteln, psychotropen Stoffen und Giften, wofür ihm im Falle einer Verurteilung ei ne Haftstrafe von einem bis fünf Jahren droht. Gleichzeitig stell te der Kommissar einen Antrag auf Verhaftung, dem das Gericht nicht stattgab, so daß der An geklagte auf freiem Fuß bleibt. Während der Durchsuchung und unter Einsatz eines speziell aus gebildeten Diensthundes wur den bei dem Mann wichtige Be weismittel sichergestellt. Un ter anderem Gegenstände, die für den Vertrieb von Drogen ver wendet werden, aber auch Pervi tin. Stanislav Beran

Die Burg Friedland entstand im 13. Jahrhundert. Zu ihren Besit zern gehörten Wallenstein, die Her ren von Dubá, Bieberstein und Re dern. Das Burgmuseum zeigt Mö bel, Glas, Porzellan und Waffen von der Hussitenzeit bis zum 19. Jahr hundert.

Die Infotafel mit dem Bild des zerstörten Hauses Bärndorf an der Tafelfichte Num mer 185. Das zerstörte Haus Nummer 185. Bild: Archiv Helena Šeflová Sowjetischer Panzer in Heinersdorf 1968. Bild: Gemeinde Heinersdorf Marek Dlouhý spricht. Jana Doubková spricht.Tomáš Pravda baut. Bilder (4): Stanislav Beran

hestand in Prag und hatte zwei Töchter.DasGrab der Gräfin wurde ge richtet und gesäubert, die Einfas sungen wurden ausgerichtet, der alte Anstrich wurde entfernt, der Metallzaun abgeschliffen und neu gestrichen. Der Grabstein aus Sandstein wurde verfestigt undDasimprägniert.zweiterenovierte Grab, das sich links neben dem Grab stein der Gräfin Anna von und zu Furtenburg befindet, gehört der Familie Kradisch. Die Witte rung hat den Grabstein stark ver schmutzt und mit einer schwar zen Kruste überzogen. Der wahr scheinlich aus weißem Marmor gefertigte Grabstein besteht aus einer Stele in Form einer rela tiv dünnen Inschriftenplatte, die von einer stilisierten Ädiku la eingerahmt wird. Die Inschrif tenseite der Stele war durch die Verschmutzung fast unleserlich, nach der Reinigung ist die In schrift jedoch wieder lesbar: „Hier ruht in Frieden / Franz Kradisch / Bürger und Fleisch hauermeister in Karbitz / gestor ben den 15. Feber 1872 / im 37. Lebensjahre / und dessen Gat tin / Anna Kradisch / geborene Schmoehr / gestorben den 19. Oktober 1900 / im 59. Lebensjah re / und deren Kinder / Franz, Marie, Anna und Ida / Auf Wie dersehen!“DieStele wurde wahrschein lich mit einem Steinkreuz ge krönt, das nicht erhalten ist. Der Name Franz Kradisch wird in Gustav Mattauchs Chronik der Stadt Karbitz von 1880 anhand der Liste der Hausbesitzer in Kar bitz im Jahr 1788 als Eigentümer des Hauses Nr. 115 aufgeführt. Ein weiteres Mitglied der Fa milie, Karl Kradisch, war 1868 bis 1871 Bürgermeister der Stadt. Ob und wie Karl Kradisch mit Franz Kradisch ver wandt war, sollte Gegen stand weiterer Forschun genDersein. Granitgrabstein mußte vollständig ausein andergenommen, das von der Vegetation beschädig te Fundament neu gemau ert und die Einzelteile mit neuen Metallzapfen verse hen werden. Nach dem Zu sammenfügen wurde der Grabstein wieder aufge stellt und gereinigt. Dank seiner leuchten den frischen Farbe fällt der dominante Grabstein je dem renovieren.Karbitz,Prošek,tereangenehmFriedhofsbesucherauf.ZweiweiGrabsteineließKarelHeimatkundlerausaufeigeneKosten

Der Verein Omni Cimiteri um renovierte heuer zwei historisch bedeutende Grabsteine auf dem Fried hof von Karbitz bei Aussig. Die Stadtverwaltung hat te im Rahmen der schritt weisen Revitalisierung des Friedhofs den Verein mit den Arbeiten beauftragt. Der Friedhof datiert ins Jahr 1607 zurück, als er am Dorfrand südwest lich des Vorgängerfried hofs, auf dem die Kirche Mariä Himmelfahrt stand, mit einer Länge von 62 El len und einer Breite von 61 Ellen vermessen wurde. Im Frühjahr 1611 erfolg te der Bau der Friedhofs kapelle Sankt Michael. Im selben Jahr wurde sie mit dem Friedhof fertiggestellt und eingeweiht. 1641 er teilte der Prager Erzbischof Ernst Adalbert Kardinal von Harrach die Erlaubnis, Messen in der Kapelle zu feiern. Als die Kirche Ma riä Himmelfahrt am 1. No vember 1697 niederbrann te, wurden alle Messen in die Kapelle verlegt. Der erste restaurierte Grabstein ist der von An na von und zu Furtenburg. Er ist ein relativ schlichter Grabstein mit einer spä ter hinzugefügten Glasta fel mit der Inschrift: „Hier ruht die Wohlgeborne Fräule / Anna von und zu Furtenburg /geboren den 22ten Jänner 1752 / ge storben den 29ten August 1825 / Wohlthätig in ihrem Leben, / vorzüglich in ih ren letzten Lebenstagen, / bleibt sie unvergeßlich / den Bewoh nern von Karbitz“. Über der In schrift befindet sich das Wappen des Rittergeschlechts von und zu Furtenburg.Annavon und zu Furten burg wurde am 22. Januar 1752 in Prag im Haus Furtenburg ge boren und in der Kirche Sankt Heinrich und Kunigunde in der Prager Neustadt getauft. Ihre El tern waren Josef Anton und Tere sia von und zu Furtenburg. An nas vollständiger Name lautete Marie Anna Josephina Francis ca de Pauly von und zu Furtenburg.Anna hatte drei Brüder. Der er ste, Franz von und zu Furtenburg, war im Auftrag des Benediktiner klosters Breunau als Verwalter in Poltz an der Mettau tätig. Der zweite Bruder, Josef Ritter, gebo ren am 8. Oktober 1745 in Prag, Magister der Philosophie und Bakkalaureus der Theologie, war vom 15. Mai 1779 bis zu seinem Tode Pfarrer in Gartitz. Er starb am 16. Mai 1824 im Alter von 80 Jahren in Gartitzer Pfarrhaus. Auch der dritte Bruder Antonius Eques von und zu Furten burg, geboren am 11. Ok tober 1756 in Prag, wird im Zusammenhang mit der Geschichte der Pfar rei Gartitz erwähnt. In den Jahren 1781 bis 1787 dien te er hier als Kaplan, in den Jahren 1788 bis 1790 war er Kaplan in Türmitz. 1795 wechselte er in die Pfarrei in Melnik. 1813 ging er als Dekan nach Choruschitz, wo er am 5. Dezember 1826 starb.Der Dienst der Brüder in der katholischen Kir che, insbesondere in der Gemeinde Gartitz, könn te auch der Grund für An nas Leben im nahen Kar bitz gewesen sein, aber die genauen Gründe sind nicht bekannt.Anna von und zu Fur tenburg starb 1825 in Kar bitz im Haus Nr. 12 im 74. Lebensjahr an einer Lun genkrankheit. Sie wurde am 31. August 1825 auf der rechten Seite des zweiten Teils des Karbitzer Fried hofs an der Mauer bestat tet. Andreas Richter, Propst von Mariaschein, erteilte ihr den letzten Segen. Anna starb unverheira tet. Ihren Besitz spendete sie für wohltätige Zwecke der Stadt Karbitz. In ihrem Testament von 1825 verfüg te Anna, daß sie 1400 Gul den als Grundkapital für den Bau eines Armen- und Krankenhauses, 2000 Gul den zur Errichtung eines Armenfonds, 2000 Gulden und Zinsen als Gehalts erhöhung für den Kaplan in Karbitz, 400 Gulden für die neu erbaute JohannesKapelle, 200 Gulden für Schulkinder und so weiter gespendet werden. Die Furtenburgs wa ren ab 1581 heraldischer Adel. Sie trugen ursprüng lich den Namen Furth und waren Wiener Bürger. Das Wappen wurde 1608 um gestaltet, gleichzeitig er hielt die Familie das Prä dikat von Furtenburg. Sie verzweigte sich nach und nach in Schlesien, Mähren undImBöhmen.Kaiserlichen Adreß buch ist die Prager Fami lie Furtenburg als Ritter geschlecht verzeichnet. 1787 findet man darin Jo sef Anton mit drei Söhnen. Das sind Annas Vater und Brüder. Weiterhin gibt es Angaben zu Franz von Fur tenburg (* 1745), dessen Mutter Annas Tante und Taufpatin war. Er lebte nach dem Militärdienst als Leutnant im Ru

� Kriesdorf/Kreis Deutsch Gabel undSchicksalsschlägeHeimattreffen

Heimatkreis- und Gemeinde betreuer gratulieren allen treu en Abonnenten aus dem Kreis Deutsch Gabel, die im Septem ber Geburtstag, Hochzeitstag, ein Jubiläum oder sonst ein Er eignis feiern, und wünschen al les Gute, Gesundheit und Got tes Segen. n Heimatkreis – Geburts tag: Am 19. Helga Hecht/Gör ner (Haus-Nr. 3), Ortsbetreuerin von Markersdorf, Breite Straße 2, 06642 Nebra, 91 Jahre. Herzlich gratulieren wir und danken für die Mitarbeit. Othmar Zinner n Deutsch Gabel – Geburts tage: Am 6. Heinz Tippmann (Witwer von Doris Tippmann/ Welzenberg), Phantasiestra ße 19, 81827 München, 97 Jahre, und am 13. Rudolf Richter (Sohn von Baumeister Josef und Ma rie Richter/Schäfer, Webergas se 70), Oberwarlins 27, 87736 Bö hen, 84 Jahre. Othmar Zinner n Schneckendorf – Geburts tag: Am 11. Margit Bande/Tro stel (Joachimsdorf), Jänicken dorfer Straße 54b, 14943 Lukkenwalde, 92 Jahre.Johanna Gering

Der saubere Grabstein von Anna von und zu Fur Dastenburg.renovierte

Familiengrab der Kradisch.Barbora

Kriesdorfs Ortsbetreuer Christi an Schwarz muß erneut das Hei mattreffen absagen. Hier seine Worte in eigener Sache. Wenn es so ist, wie es die letz te Zeit war, dann geraten im Alltag wohl viele Dinge in den Hintergrund. Und dazu ge hörte auch das Kriesdorfer Tref fen. Wenn dann zusätzlich noch im Kreis der Familie schwere Herausforderungen zu meistern sind, dann wird der Fokus ein kleiner. So erging es auch mir be ziehungsweise uns. Erwähnt sei dabei der von uns drei „Kindern“ geplante und durchgeführte Um zug von unseren Eltern Siegfried und Eva von Innsbruck nach Hall in Tirol im Mai 2020. Nach 43 Jahren von der Riedgasse in eine barrierefreie Wohnung. Wir konnten diesen neuen Lebensabschnitt noch al le sehr genießen. Aber genau so muß ich leider an dieser Stelle mitteilen, daß unser lieber Vater und Ehemann Siegfried („Kirch vater“) am 10. August 2021 im 90. Lebensjahr für immer einge schlafen ist. Da Siegfried seit vielen Jahren immer weniger machen konn te, übernahm ich bereits 2007 in dritter Generation die Ortsbe treuung. Dazu gehörten auch die wesentlichen Planungen für das Kriesdorfer Treffen. Danke noch einmal für die tatkräftige Unter stützung von vielen.

Die Heimatkirche Sankt Maximilian.

Diese alte Postkarte aus deutscher Zeit zeigt Kriesdorf mit dem Jeschken im Hintergrund und entstand Anfang des 20. Jahrhunderts.

� Karbitz/Kreis Aussig Furtenburg und Kradisch

Petra Laurin, Monika Hanika: „Sa gen und Märchen der Deutschen aus dem Isergebirge“. Selbst-Ver lag, Prag 2022; 128 Seiten, 20 Euro. (ISBN 978-80-908039-5-4 )

Soeben erschien „Sagen und Märchen aus dem Isergebirge“ von Petra Laurin und Monika Hanika. Am 11. September wird das zweisprachige Buch im Rah men der Jubiläumsfeier 75+1 Jahre Neugablonz im Gablon zer Haus in Kaufbeuren-Neuga blonz vorgestellt. Petra Laurin, Direktorin des deutsch-tschechischen Be gegnungszentrums in GablonzReinowitz, lag schon lange am Herzen, alte Märchen und Sagen aus dem Isergebirge dem Ver gessen zu entreißen. Sie wähl te 16 Geschichten aus regiona len alten deutschen Märchen büchern und übersetzte sie ins Tschechische. Sie bat Monika Hanika, Mitglied im Verband der verbliebenen Deutschen und Mitglied des SL-Bundesverban des, die Märchen zu illustrieren. So entstanden 50 Aquarelle und Zeichnungen.DieOriginale werden am Sonntag, 11. Sep tember, im Rahmen des Jubiläums 75+1 Jahre Neugablonz während der undLesung.Buchpräsentation15.00ums-FestaktdetzurdesFestsaalbeurengezeigt.BuchpräsentationDieStadtKaufstelltdafürdenimErdgeschoßGablonzerHausesVerfügung.DortfinzuvorderJubilästatt.UmUhrbeginntdiemitDieVisionvonLaurinHanikaist,dasge

Větrovská arbeitet auf dem Friedhof in Karbitz. Petra Laurin und Monika Hanika.

� Neuerscheinung mit illustrierten Märchen aus dem Isergebirge Buchvorstellung in Neugalonz

Barbora Větrovská Übersetzung von Zuzana Finger

REICHENBERGER ZEITUNGSudetendeutsche Zeitung Folge 35 | 2. 9. 2022 13

heimnisvolle Dunkel des Iserge birgswaldes mit all den wunder samen Geschichten von Zwergen und Geistern für die zu erhalten, die Märchen und Sagen lieben, oder für die, die mit dieser urigen Landschaft eng verbunden sind oder dort sogar ihre Wurzeln haben.Dieses deutschtschechische Märchen buch kostet 20 Euro. Es bietet sich als Geschenk für Freunde, Bekannte, Kinder, Enkel und Ur enkel an. Und wer es bei der Präsentation kauft, erhält auch eine Wid mung.

Ich hatte versprochen, die Auf gabe zu erfüllen, solange Vater lebt. Nun ist er tot. Deswegen darf ich diese wichtige Aufgabe nun vertrauensvoll in die Hände von Karin und Franz Schäfer so wie Winfried Müller und seinen zwei Brüdern Norbert und Hart wig legen. Der Termin bleibt aus „historischen“ und organisato rischen Gründen am ersten Wo chenende im September. Wir bitten daher darum, für das 65. Kriesdorfer Treffen vom 1. bis 3. September 2023 alle Kraft und Motivation zusammenzunehmen und freuen uns auf ein besonde res Treffen. Wann, ob und vor al lem wie es in Zukunft weitergeht, liegt einerseits an den neuen Or ganisatoren – aber letztlich an unsWichtigallen! ist noch zu erwähnen, daß auch abseits des Kriesdor fer Treffens untereinander schon immer ein reger Austausch und großer Zusammenhalt war und ist. Das ist wohl eine ganz beson dere Eigenschaft der Kriesdorfe rinnen und Kriesdorfer. Egal wo man ist – man hält zusammen, sagt‘s weiter und bleibt in Kon takt! Christian Schwarz mit Michaela Schwarz, Susi Schwarz, und Eva Schwarz Das Programm des 65. Kries dorfer Treffens mit allen Daten erscheint in der „Reichenberger Zeitung“ am 16. September.

KREIS DEUTSCH GABEL

� Duxer Schulwesen Bergschule, Bürgerschule und Gymnasium

Bilin Teplitz-SchönauGraupen Niklasberg

TERMINE Gruß Mückentürmchen.vom

n Freitag, 9. bis Sonntag, 11. September, Graupen und Um gebung: 19. Treffen der Hei matgruppe in Graupen. Freitag 18.00 Uhr gemütlicher Abend im Restaurant Pod Kaštany. Samstag im Rahmen der Wallfahrt Be such der Basilika der Schmerzhaften Mut ter Gottes in Maria schein; anschließend Besuch des Stadt festes in Graupen; 19.00 Uhr Abendes sen und Festabend mit Mitgliedern der Stadtverwaltung, Gä sten und Freunde aus Krupka im Hotel Restaurant Pod Kaštany. Sonntag Besuch des Gottesdien stes in der Basilika der Schmerz haften Mutter Gottes in Maria schein; anschließend Abschluß des Treffens im Restaurant Mük kentürmchen. Auskunft: Si bylle Schulze, Müggelschlöß chenweg 36, 12559 Berlin, Te lefon (0 30) 64 32 66 36, Email sibyllemc@web.de

Heimatlandschaft Erz- und Mittelgebirge – Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt Rettenbach, Telefon (0 83 92) 9 34 72 77, Telefax 9 34 72 78, eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin –Patenstadt Gerolzhofen; Heimatkreisbetreuer: Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. Heimatkreis Dux –Patenstadt Miltenberg; Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den Seegärten 35a, 63920 Großheubach, Tele fon (0 93 71) 9 94 01, eMail klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schönau – Patenstadt Frankfurt am Main; Heimatkreisbetreuer: Erhard Spacek, Franz-Schubert-Straße 13, 01796 Pirna, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail

Dux Ossegg Ladowitz Klostergrab

nh/hf für die Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schönau

Zeitung Folge 35 | 2. 9. 2022

Am 16. August, einen Tag vor seinem 98. Geburtstag, starb Herbert Ring, lange Ortsbetreu er von Sobrusan im Kreis Dux, in der Seniorenresidenz Lam bertusstift im westfälischen Haltern am See. HR & HR: Her bert Ring und der Heimatruf waren Synonyme. 25 Jahre lang war er Verfasser landes-, volks- und kulturkundlicher Ab handlungen, die den Reichtum und die Schönheit der Heimat landschaft Mittelgebirge nahe brachten. Sein erster Artikel erschien üb rigens 1938 in der „Duxer Zei tung“. Für den Heimatruf blick te er auch in die Nachbarkreise Brüx und Komotau, Aussig und Leitmeritz hinüber. Besonders angetan hatten es ihm die Hö hen und Gipfel des Mittelgebir ges und die Künstler, die sie mal ten – allen voran Caspar David Friedrich.DieText- und Bildbeiträge, die Herbert Ring nahezu allwö chentlich lieferte, ließen die Hei mat einst und heute auch durch die Menschen lebendig werden, die er beschrieb und zitierte. Vom Drei königs- bis zum Weih nachtsfest führte er uns durch den kirchlichen Jahreskreis, wozu ihm christliche Kunstwerke und nicht zuletzt die Bi bel reichlich Stoff liefer ten. Mit seinen chischkenntnissenTscheübersetzte er für den Heimatruf tschechische Broschüren und Bildbände, um unsere Leser über die sich all mählich wandelnde Sichtweise der anderen Seite auf dem Lau fenden zu halten. So schöpfte der Heimatfor scher Herbert Ring aus schein bar unversiegbaren Quellen –in jüngerer Zeit entdeckte er für seine Recherchen die Möglich keiten des Internets –, wobei er auch vor komplexen Themen nicht zurückschreckte. Er deck te die drei Heimatruf-Kreise Te plitz-Schönau, Dux und Bilin ab und war ab 1997 der fleißigste Autor dieser Regionalausgabe, zumal nach dem Tod des Teplit zer Heimatforschers Heinz Bulla im Jahre 2012. Vor einigen Jah ren trat unsere Teplitzer Korre spondentin Jutta Benešová auf den Heimatruf-Plan mit aktuel len Themen aus der Region. Als Sohn des Volksschulleh rers Emil Ring und dessen Frau Johanna kam Herbert Ring am 17. August 1924 in Sobrusan zur Welt. Er besuchte das Staatsre algymnasium in der Kreisstadt Dux, von wo er nach der 7. Klas se mit dem Reifevermerk zum Wehrdienst eingezogen wurde. Nach Verwundung an der Ost front absolvierte er auf der Wehr machtsschule in Klagenfurt eine Ausbildung zum Reserveoffizier. Deutschlands Zusammen bruch erlebte er am 9. Mai 1945 im niederösterreichischen Krems an der Donau. Mit einem Kriegs kameraden gelangte er ins sach sen-anhaltinische Magdeburg. Dort arbeitete er als Dolmetscher und erhielt er 1945/46 seine er ste Ausbildung als Lehrer, die er nach dreijährigem Schuldienst 1949/50 an der Pädagogischen Akademie in Paderborn ab schloß. Damit hatte er sich auch als Volksschullehrer im Westen qualifiziert – einer, der noch viele Fächer unterrichten konnte. An seinem ersten Dienstort Duisburg-Hamborn lernte er Ka roline kennen. Mit ihr zog er am Hochzeitstag, dem 31. Oktober 1952, nach Haltern am See im Naturpark Hohe Mark/West münsterland, wo er reichlich Ge legenheit fand, seinen heimat kundlichen Interessen nachzuge hen. Dort war er Stadtschreiber und lange Jahre Lektor des Hal tern-Jahrbuches mit Beiträgen über die Orts- und Heimatge schichte.2008starb seine Karoline, die ihm drei Kinder geschenkt hat te, nach 56 Jahren Ehe. Sie hatte seine Manuskripte kor rigiert, das Auto zu den Duxer Kreistreffen in die Patenstadt Milten berg und in seine sude tendeutsche Heimat ge lenkt. Wir bangten zu nächst, ob Herbert Ring weiterhin als Autor tätig sein wollte oder konnte. Schließlich entschied er sich weiterzumachen – zur Freude aller Heimatruf-Leser. Angesichts immer neuer Krie ge und Vertreibungen vor unse rer Haustür und weltweit mahn te Herbert Ring Verständigung und Frieden an, nicht nur mit den Tschechen, die die Heimat heute bewohnen. Seit einigen Jahren haben und pflegen benfürtemirhab‘mirdank‘mannBundeskultureferentsprecherdailleSommer97.teteLambertusstift.Ringmeindedenumbemengelegtsan–gemeindungnaOrtsteilenSobrusan/ZabrušanyteleuteLandschaftsbetreuerHeimatkreis,undLandsfreundschaftlicheKontakzurheutigenVerwaltungvonmitseinenWschechlab,SterbiundStraka.DiesehatdieEinvonSchellenkenam1.April1943warSobrumitdemNachbarortzusamundin„Neubergen“nanntworden–,aberauchgewohntenNamenderGebeibehalten.ImFrühjahr2020zogHerbertindieSeniorenresidenzDortüberbrachihmRedaktionsassisteninBirRudzkizweiTagevorseinemGeburtstagimvergangenendieAdalbert-Stifter-MemitdervonVolksgruppenBerndPosseltundSL-UlfBroßunterzeichnetenUrkunde.Ringsagteeinmal:„Herr,ichDirfürmeinLeben,dasDugegebenhast.Ichbekamundgegeben,niemalswardeszurLast.“UndwirLandsleusagen:„DankeHerbertRing,dasviele,dasSieunsgegehaben.“

Brüxer Vorstadt mit Bergschule. Bild: Verlag Carl Scheithauer (Dux 1920)

Das tschechische Reform-Realgym nasium mit dem Karl-Havlíček-

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Trennung in Knaben- und Mäd chenschule. Die Mädchenschule, die nur zweiklassig war, erhielt ein neues Gebäude hinter der Städtischen Sparkasse. Die Kna ben blieben im alten Gebäude. Nonnen unterrichteten die Mädchen. Allerdings gibt es über den Orden und sein Kloster kei ne näheren Angaben. Nachdem die Knabenschule fünfklassig geworden war, mußte man die Schüler in mehreren Gebäuden unterbringen. Um diesem üblen Zustand abzuhelfen, baute man ein neues Schulhaus neben der Mädchenschule.DieBürgerschule wurde als Knaben-Bürgerschule 1892 im neuen Gemeindehaus eröffnet, wo sie bis 1896 verblieb. In die sem Jahr übersiedelte sie in das neue, große Schulgebäude am Barbarateich, in dem 1897 auch die Mädchen-Bürgerschule un tergebracht wurde. Jede Bürger schule besaß drei aufsteigende Jahrgänge, zu denen die Parallel klassen kamen. Seit 1805 wurde der Knaben-Bürgerschule noch eine vierte Klasse angegliedert, nach deren Abschluß die Schü ler die Handelsschule besuchen konnten.Schon 1904 wurde eine end gültige Ordnung geschaffen: Die Knaben-Volksschule zog in den linken Flügel des Gebäudes, während die Mädchen-Volks schule in ein neues Gebäude an der Ecke der Turnhallengasse einzog. Im selben Gebäude wur den auch die Schüler der „Hilfs schule“ untergebracht. Dieser gute Zustand blieb bis zum Okto ber 1938 erhalten. Nach der Angliederung des Sudetenlandes an das Deutsche Reich wurden sämtliche Schulge bäude am Barbarateich geräumt und in eine Kaserne der Deut schen Wehrmacht umgewandelt. Dazu kam auch noch der herrlich gelegene Sportplatz am Ufer des Barbarateiches. Alle Schüler der Volks- und Bürgerschulen wur den in ehemaligen tschechischen Schulen untergebracht. Dadurch verlor die nach 1938 zurückge bliebene tschechische Minder heit sämtliche Schulen. Das deutsche Staatsrealgym nasium wurde 1910 errichtet. Das Staatsrealgymnasium hat te 35 Jahre Bestand, bevor es bei Kriegsende am 8. Mai 1945 auf gelöst wurde. Das deutsche Gymnasium be gann im Schuljahr 1910/1911 mit 50 Schülern und sechs Pri vatschülerinnen. Im Schuljahr 1917/1918 hatte die Lehranstalt die volle Anzahl von acht Klas sen erreicht und wies 180 Schüler und 17 Schülerinnen auf. 1918 bestanden 16 Maturanten die er ste Reifeprüfung. Leider sind im Ersten Weltkrieg mehrere Lehrer und Schüler gefallen. Die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg brachten dem deut schen Gymnasium sorgenvolle Stunden. Als die Duxer Tsche chen ein eigenes Reform-Real gymnasium gründeten, wurden dafür Räume im ersten und zwei ten Stock des deutschen Gymna siums beschlagnahmt. Und als sie 1928 ihr eigenes Gebäude be ziehen konnten, blieb ihr Augen merk immer noch auf das deut sche Gebäude gerichtet. Schwierig wurde es, als Mit te der 1930er Jahre die Neuan meldungen zurückgingen. Jetzt sprach Bürgerschuldirektor Alexander Hönig persönlich mehre re Eltern begabter Schüler an, sie sollten ihre Kinder am deutschen Gymnasium anmelden. Die ehemaligen Schüler des deutschen Gymnasiums hielten auch in der Nachkriegszeit fest zusammen, was zahlreiche Klas sentreffen beweisen. Die tsche chische Zeitung „Duchcovské noviny“ führte zahlreiche Absol venten des deutschen Gymna siums an, welche in der Nach kriegszeit verantwortliche Po sitionen innehatten und damit bewiesen, daß sie am Duxer Gymnasium eine sehr gute Aus bildung erhalten hatten. Über die deutsche Bergschu le schrieb Professor Lazak leider wenig. Die Stadt Dux hatte die älteste Bergschule des ehema ligen Königreichs Böhmen. Die deutsche Bergschule als Fach schule zur Heranbildung von Be triebsaufsehern für den Bergbau wurde 1869 in Karbitz bei Aus sig gegründet. Man verlegte die Schule 1872 nach Dux, wo man sie 1885 im eigenen Gebäude in der Brüxer Vorstadt unterbrach te. Man erkennt das Bergschul gebäude an dem spitzen Eckturm an der Straßenseite. Die Schule gliederte sich in ei nen Vorkurs und zwei Fachkur se von je zwei Jahren; außerdem gab es auch noch einzelne Spezi alkurse. Wie viele Steiger, Ober steiger oder Betriebsführer mö gen wohl aus der Duxer Berg schule bis 1945 hervorgegangen sein?Viele Bürgerschüler legten täglich um sieben Uhr den ge meinsamen Schulweg von Sobru san nach Dux zurück. Auch von dieser Schule wurden jährlich die „Vorzugsschüler“ in der „Du xer Zeitung“ veröffentlicht. Die deutsche Duxer Schulgeschich te kann sich gewiß sehen lassen.

Unter den reproduzierten al ten Ansichtskarten, wel che die Gesellschaft Freun de der Stadt Duchcov veröffent lichten, fand ich vier mir bisher nicht bekannte Ansichtskarten, auf denen die Schulen der Stadt abgebildet sind. Der ehemali ge Professor des Duxer Real gymnasiums, Rudolf Lazak, be schrieb im Heimatbuch „Stadt und Landkreis Dux“ das Schul wesen der Stadt. Schon die älte ste Aufzeichnung im „Stadtbuch 1389“ schrieb ein Schulmeister, der Rektor Jacobus, nieder, der in seinem Haus am Brüxer Tor unterhalb der Stadtkirche ei ne Schule hielt. Dort verblieb die erste Schule, die bald zweiklas sig wurde, bis 1879. Das Gäßchen erhielt den Namen Schulgasse. Später hieß es Casanova-Gasse. Im 18. Jahrhundert wurde ei ne dritte Klasse eingerichtet, und 1859 gab es eine vierte, die im ehemaligen Meierhofsgebäu de, das später das tschechische Gymnasium beherbergte, unter gebracht war. Die Stadt zählte da mals 1547 Einwohner; 337 schul pflichtige Kinder stammten aus Dux, 14 aus Ladowitz und fünf aus Liptitz. 1861 erfolgte eine

In Erinnerung an Herbert Ring bringen wir eine seiner letzten, aber noch nicht veröffentlichten Arbeiten.

� Hochverdienter Autor dieser Zeitung Herbert Ring †

Erste tschechische Volksschule in Dux, gegründet am 16. November 1924.

DasBorovský-Denkmal.ehemaligedeutsche Staatsrealgymnasium in Dux.

erhard.spacek@gmx.de Redaktionsschluß: Freitag der Vorwoche. Redaktion: Lexa Wessel, eMail heimatruf@ sudeten.de Sudetendeutsche

■ Sichrowa. Am 25. Josefine Vogl/Gumpp in Augsburg, 86 Jahre. Franz OrtsbetreuerVogl

führte durch die großherzige Spendenbereitschaft der vertriebenen Landsleute zur Errichtung des Bischofteinitzer Gedenksteines im Ehrenhain der Stadt. Bischof Adolf Kindermann weihte ihn am 23. August 1969 feierlich ein. Die Bronzetafel hatte der in Gauting bei München lebende

● 1980 Straßennamen. Am 24. November 1980 erhielt die Bischofteinitzer Straße ihren Namen. Die Hostauer, die Ronsperger und die Vollmauer Straße wurden am 20. September 1982 getauft. ● 2006 Mahnmal vor dem Bahnhof. Der Gedenkstein erinnert an die Transporte zwischen 1946 und 1948. Er wurde am 9. Dezember 2006, also 60 Jahre nach der Ankunft des ersten Vertriebenenzuges, eingeweiht. Die Hängeblutbuche neben dem Stein erinnert an die Todesopfer der Vertreibung.

Peter Pawlik und Georg Naujokas mit der Kreisfahne beim Volkstrauertag 2021 in Furth im Wald, Najokas mit der Kirchenfahne 2019 in der Bischofteinitzer Stadtpfarrkirche Sankt Peter und Paul anläßlich 25 Jahre Treffen der Heimatverbliebenen und Pawlik heuer beim Gedenkstein im Ehrenhain.

■ Berg. Hans Streit (Ehemann der Fleischhacker Hilde) in Hilpoltstein, 90 Jahre.FranzOrtsbetreuerSchnobrich

Oben: Die Deckplatte des Mahnmals am Bahnhof zeigt ein Relief des Bahnhofs mit Gleisen und den Barakken für die Vertriebenen. Mitte: Neben dem Mahnmal steht eine Blutbuche. Links: Eine Seitenplatte nennt die Heimatorte und deren Patenstädte, eine andere Seite trägt das Relief einer Sudetenlandkarte.

Das Erbe der Bischofteinitzer

Herzlich gratulieren wir im September Waldemar Hansl, Ortsbetreuer von Eisendorf am 10. zum 54. Geburtstag, Sonja Pawlik, Kreisrätin, am 13. zum 59. Geburtstag, Franz Schnobrich, Ortsbetreuer von Berg, am 19. zum 90. Geburtstag, sowie Josef Schröpfer, ehemaliger Ortsbetreuer von Muttersdorf, am 26. zum 90. Geburtstag. Wir wünschen den Landsleuten alles Gute, Gottes Segen sowie noch viele Jahre in guter Gesundheit und danken für den steten und tatkräftigen Einsatz für unsere HeimatkreisbetreuerPeterHeimat!Pawlik

ums Leben gekommenen Schicksalsbrüder. ● 1977 Kirchenfahne im Rathaus. Ein verdunkelter Himmel mit tiefziehenden grauen Wolken, aus denen die ersten Regentropfen fallen, zwingt am Sonntag, 31. Juli 1977 zur Verlegung des Festgottesdienstes in die Further Stadtpfarrkirche, deren Außenfassade nebst Einrüstungen die bereits fertige Renovierung in Rosé und Weiß zeigt. Die Musik intoniert das erste Lied der Deutschen Messe von Franz Schubert. Stadtpfarrer Sebastian Werner leitet in Anbetracht der Verlegung ein: „Schon manches in unserem Leben ist nicht so gekommen, wie wir es uns zurechtgelegt hatten. Entscheidend ist, daß wir jetzt Gemeinschaft haben, den Gottesdienst zur Ehre Gottes feiern, zu neuer Kraft und zu neuem KreisbetreuerGlauben.“Gabriel liest den „Brief an die Kolosser“, Pfarrer Johann Nepomuk Womes das „Evangelium vom reichen Landwirt“. „Paßt Fahnenweihe zu diesem Treffen“, fragt Stadtpfarrer Werner, bejaht diese Frage und dankt dem Spender Willi Gabriel von Herzen. Die Heilige Schrift sei zu ihm gekommen. Die Fahne sei mehr als ein Kunstwerk der Nadel: „Sankt-Anna-Kirche Bischofteinitz, Schmerzhafte Muttergottes von Hostau, wir danken dir! Der an die Muttergottes gerichtete Dank fällt vielleicht vielen schwer, wenn sie an die Vertreibung von Haus und Hof denken, an die Internierungslager. Herr Jesus Christus, segne diese Fahne in christlicher Liebe!“ Nach dem Glaubensbekenntnis geht die Fahne durch den Mittelgang der Stadtpfarrkirche, vernehmen wir die Fürbitten, die sowohl für die Leute von hüben als auch von drüben gebetet werden. „Lassen wir uns alle den Frieden schenken, den Frieden Gottes!“ Mit diesen Worten und der Erteilung des Segens beendet Stadtpfarrer Werner den eindrucksvollen Festgottesdienst. ● 1979 Glockenspiel am Amtsgericht auf dem Stadtplatz. Glanzvoller Höhepunkt des Bischofteinitzer Heimatkreistreffens 1979 und des Patenschaftsverhältnisses war die Weihe des Glockenspieles am Erker des Further Amtsgerichtes am 14. Juni. Dieses Geschenk der Bischofteinitzer an die Stadt Furth im Wald sollte ein Dank sein an Furth und seine Bevölkerung für die herzliche Aufnahme und Unterstützung, als rund eine Million Vertriebene durch die Further Senke geschleust wurden und hier zum ersten Mal wieder nach Wochen und Monaten der Demütigung, Entehrung und Entrechtung zivilisierten Umgangsformen begegneten. Die 23 Glocken versinnbildlichen die Glocken der Heimat gekrönt von den Wappen von Bayern, dem Sudetenland und der Bundesrepublik Deutschland.Denunteren Abschluß bilden die Wappen von Hostau, Ronsperg, Bischofteinitz und Furth im Wald sowie die Widmungstafel. Der damalige Heimatkreisbetreuer und Further Ehrenbürger Willi Gabriel konstatierte: „Dieser 14. Juni 1979 geht in die Geschichte von Furth im Wald ein.“ Und der Further Bürgermeister Gottlieb Dimpfl stellte fest: „Dieses Denkmal ist Spitze.“ Seitdem erklingen in Furth um 11.00 und um 18.00 Uhr die heimatlichen Klänge aus dem Böhmerwald, erfreuen die Besucher und tragen sie über die Dächer der Stadt hinweg über die Grenze und mahnen an das Unrecht der Vertreibung von 35 000 Bischofteinitzer Landsleuten.

Ortsbetreuerecke

eines bayerischen Schwabens, die Ansprache hielt, die Fahne weihte und auch die Feldmesse auf der bereits für den Drachenstich aufgebauten Bühne zelebrierte. Er sei sehr gerne den weiten Weg zu seinen früheren Pfarrkindern gekommen, um sie wiederzusehen und die Fahne zu weihen, die sie sich als Symbol gegeben hätten. Diese neue Fahne möge hier über die Grenze flattern und hinüberkünden, daß man sich wieder als Kinder eines Volkes gefunden habe, daß man nicht Rache, sondern Gerechtigkeit fordere, daß Eigentum wieder den Eigentümern zugeführt werden müsse. Anschließend nahm Barfüßler die kirchliche Weihe der neuen Fahne vor. Die Jugend des Heimatkreises Bischofteinitz legte ihr Gelöbnis auf diese Fahne ab, die Fahnenmutter und Lehrerin a. D., Maria Landgraf, befestigte mit einigen Geleitworten ihr Gedenkband an der neuen Fahne, ebenso der Vertreter der Drachenstädter, des Patenvereins der Bischofteinitzer Trachtengruppe. Bürgermeister Alfred Peter überreichte das Erinnerungsband der Patenstadt, wobei er auf die Schicksalsverbundenheit in der geschichtlichen Tradition hinwies. ● 1969 Gedenkstein im Ehrenhain. Das Bedürfnis, in würdigem Rahmen und stiller Umgebung ihrer Toten zu gedenken,

Bischofteinitz

Bischofteinitz Ronsperg Hostau ❯ Schüttwa Gretl Metschl †

Barfüßler,perg,rergederStadtplatz,teze,anmannszugFurthernungen,Fahnenabord-sikte.werdenerlichgeben,nehatteschofteinitzmatkreisplatz.auftagvormittagsSonn-demStadt-DerHei-Bi-sichei-Fahnege-diefei-geweihtsoll-MitMu-unddenderSpiel-derSpit-marschier-manzumwoehemali-Stadtpfar-vonRons-MatthäusderSohn

Im September gratulieren wir folgenden treuen Abonnenten des Bischofteinitzer Heimatboten und wünschen von Herzen alles Gute, viel Gesundheit und Gottes überreichen Segen.

Am 28. Juli starb Margarete „Gretl“ Metschl vom Volksmusik-Duo „Gretl und Franz“, das aus dem Schüttwaer Ehepaar Metschl bestand, im mittelfränkischen Rothenburg ob der Tauber im Alter von 84 Jahren.

WIR GRATULIEREN

FÜR DEN KREIS HEIMATBOTEBISCHOFTEINITZ

Am 14. Mai 1938 kam sie in Schüttwa, heute ein Stadtteil von Ronsperg, zur Welt. Im Zuge der Vertreibung strandete sie in Rothenburg ob der Tauber, wo der Schüttwaer Landsmann Franz ebenfalls gestrandet war. Sie heirateten, und Gretl schenkte ihrem Franz die Töchter Carmen und Landauf,Heike.landab war das Paar als das Duo „Gretl und Franz“ bekannt. 45 Jahre währte die aktive Künstlerkarriere der Musiker, die sich der Pflege der Volksmusik und des geistlichen Liedguts verschrieben hatten. Entweder begleiteten sie sich selbst mit Gitarre und Akkordeon oder Georg Schwenk begleitete sie mit seinen Musikanten. Unzählige Male traten sie im Inund Ausland auf und nahmen zahlreiche Tonträger auf. Vor allem für die Schüttwaer und für die badische Patengemeinde Seckach packten Gretl und Franz immer wieder gerne ihre Instrumente aus und erfreuten ihre treue Anhängerschar nicht zuletzt bei den Heimattreffen der Schüttwaer in Seckach und bei den Heimatkreistreffen der Bischofteinitzer in ihrer oberpfälzischen Patenstadt Furth im Wald. Für ihre Kulturarbeit zeichnete sie die SL mit der Adalbert-Stifter-Medaille aus. Bekanntlich kam Johannes von Schüttwa, der Schöpfer des „Ackermanns aus Böhmen“, der wichtigsten deutschsprachigen Prosadichtungen des späten Mittelalters, 1350 ebenfalls in Schüttwa zur Welt. Dies stellte der Seckacher Bürgermeister Thomas Ludwig an den Anfang seiner„BeimTrauerrede.,Ackermann aus Böhmen‘ handelt es sich um die Wiedergabe eines Streitgesprächs zwischen einem Mann, dessen Frau gerade gestorben ist, und dem Tod, der von jenem Mann verklagt wird. In 32 Kapiteln geht die Argumentation zwischen Kläger und Angeklagtem hin und her. Am Ende, im 33. Kapitel, spricht Gott: ,Das Leben dem Tod, den Leib der Erde und die Seele mir.‘“ Wenn es so weit sei, falle der Abschied schwer. Dementsprechend groß sei unter den Schüttwaern, in der Patengemeinde Seckach, in Rothenburg ob der Tauber und unter den Freunden echter Volksmusik die Trauer über Gretls Tod. Die Trauerfeier für Gretl Metschl fand im engsten Familienkreis in Rothenburg ob der Tauber statt. Der Heimatkreis mit Peter Pawlik an der Spitze trauert mit Franz Metschl, bis heute Ortsbetreuer von Schüttwa, und den Töchter Carmen und Heike mit Familien. „Wir werden Gretl nie vergessen.“ ❯ Furth im Wald

■ Bischofteinitz. Helga Neudecker, Ravensburger Ring 61, 81243 München, 83 HeidrunJahre.BöttingerOrtsbetreuerin

terGewalt,tschechischesererkriegebeidenSoldatenrerHeimat,fahrenrertreffenlichimmerschofteinitzerkenHiervorbereitet.bisentworfenSchwarzbeckgnerGrafik-Desi-RudolfundzumGußgeden-nunwirBi-anläß-derKreis-unse-totenVor-inderunse-gefallenenderWelt-undun-durchFol-undTerror

Das Glockenspiel am Amtsgericht.

Heimatkreis Bischofteinitz – Patenstadt Furth im Wald. Heimatkreisbetreuer: Peter Pawlik, Palnkamer Straße 73a, 83624 Otter ng, Telefon (0 80 24) 9 26 46, Telefax 9 26 48, eMail peter-pawlik@t-online.de, Internet www.bischofteinitz.de. Spendenkonto: Heimatkreis Bischof teinitz, Rai eisenbank Chamer Land – IBAN: DE55 7426 1024 0007 1343 20, BIC: GENODEF1CHA. Heimatbote für den Kreis Bischofteinitz – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Verantwortlich von seiten des Heimatkreises: Peter Pawlik. Redaktion: Nadira Hurnaus, eMail post@nadirahurnaus.de

■ Schmolau. Am 17. Hilde Grojer/Liebl (Draxler), Marienstraße 3, 86462 Langweid, 87 Jahre. Anneliese OrtsbetreuerinSeidl

Heimatkreisbetreuer Peter Pawlik berichtet über Bischofteinitzer Erinnerungsstücke in der Patenstadt Furth im Wald. ● 1963 Kreisfahne im Rathaus. Ein festlicher Anlaß bestimmte am 4. August 1963 das Geschehen des

Sudetendeutsche Zeitung Folge 35 | 2. 9. 2022 15

Heimattreffen

GRATULIEREN

Herzlich gratulieren wir im September Stefan Riederle, Ortsbetreuer von Altsattel, am 8. zum 60. und Ernst Adler, Ortsbetreuer von Drißgloben, am 17. zum 90.WirGeburtstagwünschen weiterhin alles erdenklich Gute, vor allem Gesundheit, und danken für die geleistete Arbeit für unsere Heimat.Sieglinde Wolf betreuer-Orts-ecke

Virtuelle Superschau

So wurde eine neue Barockregion entdeckt. Im Karlsbader Bezirk sind beispielsweise folgende zu sehen: Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit in Engelhaus, Schloß Petschau, Sankt-AnnaKirche in Gottesgab, Barockfestung in Eger, Klarissinnen-Kirche in Eger, Wallfahrtskirche in Maria Kulm, Schloß Javorna bei Buchau, Schloß Katzengrün, CBBsehr.diedatenkarte,tejedesBezirkdermäler„Kunstschätzekommunistischengangenheitkenntzirk.kunstWelcheWaltsch.ra,chetoWallfahrtskirchechekirchebergEger,Steinhofna-KircheSankt-Maria-Magdale-inKarlsbad,SchloßinKönigsberganderÄgidienkircheinKirch-beiGraslitz,Wallfahrts-MariaStock,Pfarrkir-SanktJakobinFalkenau,MariaLore-inAltkinsberg,Marienkir-inZwetbau,SchloßStied-StiftTeplunddasSchloßinVielzahlvonBarock-indiesemkleinenBe-TrotzguterRenovierunger-mandieWundenderVer-unddieVerlustederZeit.ImCBB-Ausstellungskatalog–BarockeDenk-inOberfranken,Karlsba-Bezirk,Oberpfalz,PilsnerundNiederbayern“wirddermehrals200Objek-imBild,aufeinerÜbersichts-einemTextunddenLage-vorgestellt.ErerleichtertAuswahlfüreineBarockreiseManerhältihngratisbeiminSchönsee.

■ Neuzedlisch. Am 12. Ernst Wurdak (Sperlweber-Ernst), 94 Jahre. ChristineSchriftführerinHarinko

WIR

Bayerisch-böhmische barocke Welten im Centrum Bavaria Bohemia im oberpfälzischen Schönsee.

In dieser Folge schildert die aus Roßhaupt vertriebene Gretl Schmid, wie sie in der Fremde endlich wieder ein eigenes Zuhause erhielten.

❯ Barockwelten in Bayern und Böhmen

■ Roßhaupt. Am 25. Gerhard Kraus, 80HelgaJahre.und Heribert OrtsbetreuerKett

Man betritt quasi eine barocke Schatzkammer. Sie wurde von Regine Leipold und Professor Gerhard Waldherr, Cultheca Regensburg, erfunden und geschaffen. Die Präsentation ist äußerst gelungen und verlockt, die Denkmale aufzusuchen, womit sie ihr Ziel erreicht.

Wir gratulieren folgenden treuen Abonnenten des Tachauer Heimatboten, die im September Geburtstag feiern, und wünschen von Herzen alles Gute, Gesundheit und Gottes Segen.

■ Sonntag, 16. Oktober, 15.00 Uhr, Haid: Deutscher Gottesdienst in der Loreto-Wallfahrtskapelle mit Bischof em. Friedhelm Hofmann aus Würzburg. Totengedenken auf dem Neuhäusler Friedhof.

Das Centrum Bavaria Bohemia (CBB) baute während Corona die neue Dauerausstellung „Barockwelten“ auf. Sie erschließt eine bisher schlummernde Barockregion am Übergang beider Länder. Wolf-Dieter Hamperl hat sie gesehen. Die Präsentation der Barockdenkmale dieser großen Region ist ausschließlich virtuell.

Sudetendeutsche Zeitung Folge 35 | 2. 9. 202216

HeimatbotefürdenKreisTa<au ❯ Gretl Schmid: „Meine Mutter, eine außergewöhnliche Frau“ – Teil III Endlich ein eigenes Zuhause

Akanthusranke

Für Mitte Juli hatte Ortsbetreuerin Emma Weber nach zweijähriger Coronapause endlich wieder zu einem Wiedersehen im heimatlichen Neuhäusl eigeladen. Sie berichtet. Viele Einladungen habe ich verteilt, auch an die nachgeborenen Neuhäusler. Wie geahnt, entschuldigten sich viele der alten Neuhäusler, die weit verstreut in Deutschland wohnen. Der Weg sei weit, die Gesundheit spiele nicht mehr so recht mit. Aber in Gedanken seien sie dabei. Nichtsdestotrotz fand sich am Friedhof eine gemischte Gruppe ein. Sie bestaunte, wie gepflegt alles war. Meine Tochter, die Enkelin meiner Mutter Anna Schön (Niegl), brachte wunderbare Blumen aus ihrem Garten mit. Sie schmückte das Gefallenendenkmal und am Friedhof unten das Kreuz in üppiger Pracht. Ich erzählte einiges aus der Geschichte des Ortes. Auch zeigte ich den Landsleuten Bilder von der Gruppe, die sich nach der Grenzöffnung dort alljährlich traf und den Friedhof mit ihrer Hände Arbeit und ohne fremdes Geld wieder zu dem machte, wie er einmal war und wie er jetzt gerade von Ludwig und mir gepflegt wird. Mit dem Marienlied und einem Gebet für die dort beerdigten Menschen war es ein schönerDanachAufenthalt.gingeszur Kaffeerunde in Neuhäusl im Garten von Christl, ihre Eltern konnten bleiben. Traditionsgemäß hat sie immer ein offenes Ohr für die vom Kirchensprengel kommenden Besucher. Auch heuer hatte sie wieder köstliche Kuchen auf gebacken. Bevor der abendliche Gottesdienst begann, machten wir noch einmal vorne an der Kirche halt. Meine Tochter Verena und mein Mann Ludwig gaben noch ein paar Hinweise über den Ort. Eine Münchener Familie interessierte sich für Reichental, trennte sich von uns und fuhr mit dem Auto zu dem nahen Ort. Für den Gottesdienst hatte ich die Kirche in Waidhaus gewählt. Sie sie ist größer, und so braucht man – wichtig in Coronazeiten – nicht so eng zusammenzusitzen. Sie war gut besucht. Mit Veeh-Harfen-Musik und ihren Sängerinnen, zu denen auch ich gehörte, begleiteten wir den Gottesdienst. Das Böhmerwaldlied wurde von den Kirchenbesuchern mitgesungen, und es gab Lob für den wunderschönen Gottesdienst. Ich danke dem Pfarrer Georg Hartl, daß er die Messe so schön gestaltete. Vor dem Segen dankte ich in einer kurzen Rede allen, die geholfen hatten. Zum Ausklang fuhren wir –wie immer – in den Waidhauser Ortsteil Reichenau zur Getraudt zum gemütlichen Beisamensein. Es gab gute bayerische Brotzeiten und Musik von mir und von Richard, einem guten Musikfreund. Die Knopfharmonika, die ich spiele, und die Gitarre von Richard verstanden sich gut. So hatten wir noch einen gemütlichen Abend. Die einzige noch in Neuhäusl Geborene, Marretsch aus Pleystein, machte trotz ihres Alters das ganze Programm für diesen Tag mit und wurde von mir und meinem Mann betreut. Um 23 Uhr waren wir alle müde und beendeten das Treffen. Zitat der kleinen Gruppe: „Alles war wunderschön.“

Exponat

Die beeindruckende Schau hat die vier Schwerpunkte Architektur und Kunst (Akanthus, Schlösser), Glaube und Frömmigkeit (Kirchen und Klöster), Musik und Theater (Krumau, Bayreuth und Marionetten) sowie Lebensfreude und Todesnähe (Todestanz in Wondreb). Besonders hervorgehoben wird das Leitmotiv der Barockzeit, die Akanthusranke, die in einem schönen Beispiel dargeboten wird. Außerdem werden die Schritte der Fassung und Vergoldung der Ranke gezeigt und darauf hingewiesen, daß viele der Barockkunstwerke frisch renoviert worden sind. Gezeigt werden besonders die böhmisch-oberpfälzischen Akanthusaltäre in ihrer Pracht. Hier durfte ich auch meine Forschungen über diese Akanthusaltäre einbringen.Inder Mitte der Stirnwand ist ein großer Bildschirm aufgebaut, der je nach Einstellung die Kunstwerke dieser großen Donau-Moldau-Region zeigt: von der Basilika Waldsassen im Norden bis zur Klosterkirche in Aldersbach im Süden, vom Schloß Manetin und der Kirche Maria Teinitz im Osten bis zur Klosterkirche Speinshart im Westen. Für den aufmerksamen Kenner dieser Landschaft ist bemerkenswert, wie viele Objekte gerade im westböhmischen Teil in den vergangenen zwei Jahrzehnten hervorragend renoviert wurden. Es lohnt sich, vor einer Reise diese fotografische Demonstration hervorragender Barockkunst anzusehen. Man ist überrascht von der Vielzahl der Barockbauwerke.

Kirche zu Roßhaupt, gezeichnet von Jeannette Reinl, Maria-Ward-GymnasiumGünzburg,9a.

Jeden Samstag machte sie den Wocheneinkauf, und dann wusch sie die Wäsche. Der Eintopf, den sie immer kochte, hing uns zwar schon zum Hals raus, doch es ging halt zeitlich nicht anders.Heiner wohnte zu der Zeit nicht mehr bei uns. Er hatte in Donauwörth eine Radiomechaniker-Lehre angefangen und kam nur am Wochenende nach Hause. Ich ging schon zur Mittelschule und fuhr jeden Tag die acht Kilometer mit dem Fahrrad nach Neuburg an der Donau. Nachdem wir zehn Jahre bei der Familie Daferner in zwei Zimmern auf dem Bauernhof gewohnt hatten und wir zu der Familie ein gutes freundschaftliches Verhältnis hatten, zogen wir nach Rohrenfels. Unser neues Zuhause war ein ziemlich altes, feuchtes Bruchsteinbauernhaus mit Schöpfbrunnen in der Küche, zwei kleinen Zimmern als Wohn- und Schlafzimmer und einem Bretterverschlag auf dem Speicher, den wir Schwestern, Christl und ich, belegten. Aber wir wohnten nun allein. Auch wenn der aufgelassene Saustall als Baderaum mit einer Blechbadewanne und Waschkessel nicht sehr komfortabel war, so war es doch wieder unser erstes eigenes größeres Zuhause, und wir waren glücklich. Wir hatten auch gute Kontakte zu den Nachbarn und fühlten uns wohl. Zu dieser Zeit entstand bei Neuburg eine neue Siedlung. Sie wurde von der Bayerischen Landessiedlung gebaut, und wenn man heimatvertrieben war oder von der Landwirtschaft kam, konnte man sich für ein Haus bewerben. Auch wir hatten Interesse daran. Unser Vater bewarb sich, und siehe da, wir wurden genommen. Da Mutter auch noch Geschäftserfahrung hatte, wurde uns sogar das als Geschäftshaus ausgewiesene Haus mit großem Garten zugesprochen. Finanziert wurde das Haus durch den Lastenausgleich, den wir für unseren früheren Hausund Grundbesitz in Roßhaupt bekamen. Nun waren wir wieder Hausbesitzer.Dieneue Siedlung bekam den Namen Herrenwörth, aber die Neuburger nannten sie abfällig „Mau-Mau-Siedlung“. So wurden in den 1950er Jahren soziale Elendssiedlungen bezeichnet, die am Rand kriegszerstörter Städte häufig aus Trümmersteinen oder als Baracken errichtet worden waren. Das traf aber auf die Siedlung Herrenwörth eigentlich nicht zu. Kurz vor Weihnachten, nach nur zwei Jahren im Rohrenfelser Bauernhaus, zogen wir nach Herrenwörth. Fortsetzung folgt

Mit Exponaten hätte man diese berauschende Vielfalt gar nicht dokumentieren können.

❯ Neuhäusl

Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, Telefax 64 75 27, eMail wolf-dieter.hamperl @online.de. Internet www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, Telefax 81 41 19, eMail museum@tachau.de. Spendenkonto: Heimatkreis Tachau, HypoVereinsbank Nürnberg – IBAN: DE38 7602 0070 0002 0824 54, BIC: HYVEDEMM460. Heimatbote für den Kreis Tachau – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, eMail post@nadirahurnaus.de

Altarbild der Roßhaupter Kirche. Bild: Siegfried Zeug

TERMINE ■ Freitag, 9. bis Sonntag, 11. September, Loreto-Wallfahrt in Haid: Freitag, 17.30 Uhr, tschechischer Gottesdienst in Sankt Nikolaus. Samstag, 19.00 Uhr, deutscher Gottesdienst in der Loreto-Wallfahrtskapelle mit Pfarrer Georg Hartl und den Waidhauser Fußpilgern, anschließend Lichterprozession. Sonntag, 9.30 Uhr, Loreto-Anlage.ßendPaterdernisch-sprachigertschechisch-deutsch-latei-GottesdienstinLoreto-WallfahrtskapellemitVáclavSládek;anschlie-EmpfangundImbißinder

■ Maschakotten. Am 4. Josef Endres (Sohn von Hildegard Endres/Windirsch, Wirt, HausNr. 23), 59 Jahre.ReinholdOrtsbetreuerWurdak

■ Godrusch. Am 14. Dr. Maria Zenz/Magerl (Warta, HausNr. 18), 87 Jahre.Franz Josef OrtsbetreuerSchart

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