Sudetendeutsches Gespräch mit Prof. Dr. Hans Dieter Zimmermann (Seite 3)
Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Reicenberger Zeitung 161. Jahrgang
HEIMATBOTE
Jahrgang 74 | Folge 31+32 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 5. August 2022
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SL Bayern und SL Baden-Württemberg in Brünn
Gedenken der Opfer von Nazi-Terror & Vertreibung Deutliches Zeichen nach der Pandemie: Mit 160 Landsleuten haben sich die Sudetendeutschen Landsmannschaften aus Bayern und Baden-Württemberg am Versöhnungsmarsch in Brünn beteiligt.
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Gedenken im Kaunitz-Kolleg: Karls-Preisträger Daniel Hermann, Janine Bassenge und Botschafter Andreas Künne. Foto: Reinhard Schmutzer
SL Baden-Württemberg
70 Jahre im Dienst der Landsleute Mit einem Festakt im Stuttgarter Rathaus hat die Sudetendeutsche Landsmannschaft Baden-Württemberg am Samstag ihr 70jähriges Bestehen gefeiert.
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ie Geschichte der SL BadenWürttemberg ist eng mit der des Bundeslandes BadenWürttemberg verknüpft, hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann erst vor wenigen Wochen beim 70-jährigen Jubiläum des Bundes der Vertriebenen unterstrichen: „Denn die HeiStuttgarts OB matvertrieFrank Nopper. benen haben Foto: Rathaus bei der Volksabstimmung im Dezember 1951 nahezu geschlossen für den Südweststaat gestimmt“, so Kretschmann. Bei der Feier mußte kurzfristig Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, für Landesobmann Klaus Hoffmann einspringen, dessen Coronatest positiv ausgefallen war. Mit einem Grußwort würdigte Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper das langjährige Engagement der Sudetendeutschen Landsmannschaft BadenWürttemberg. Bericht: Seite 7.
um ersten Mal war auch ein Gedenken am KaunitzKolleg Teil des offiziellen Besuchsprogramms der Landsleute. Hier hatte die Gestapo bis zum April 1945 ein Internierungs- und Straflager installiert. Die Zahl der
Gefangenen, die vom KaunitzKolleg in andere Konzentrationslager deportiert wurden, geht in die Zehntausende. Neben einer Delegation der Sudetendeutschen legten auch Daniel Hermann, Schirmherr des Festivals Meeting Brno und Träger des Sudetendeutschen KarlsPreises, gemeinsam mit dem Deutschen Botschafter in Prag, Andreas Künne, und dessen Partnerin Janine Bassenge einen Kranz am Mahnmal nieder. (Berichte Seiten 4 und 5)
Die Kreuze kennzeichnen das Massengrab in Pohrlitz, wo viele Opfer des Brünner Todesmarsches beerdigt wurden. Foto: Torsten Fricke
Erstes Treffen der Regierungschefs der beiden Nachbarn in der tschechischen Hauptstadt
Strategischer Dialog: Wie Berlin und Prag die Zukunft gestalten wollen Bei ihrem Treffen in Prag haben der tschechische Außenminister Jan Lipavský und seine deutsche Amtskollegin Annalena Baerbock vereinbart, die deutschtschechische Zusammenarbeit im Rahmen des Strategischen Dialogs weiter auszubauen, und ein Arbeitsprogramm für den Zeitraum 2022–2024 verabschiedet.
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hematischer Schwerpunkt war die gemeinsame Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine mit den Themen Sicherung der Energieversorgung, Verbesserung der europäischen Verteidigungsfähigkeit, Stärkung der Cybersicherheit, Hilfe für Geflüchtete und Unterstützung der Ukraine beim Wiederaufbau. „Hier ziehen Deutschland und Tschechien an einem Strang“, so die beiden Minister, die mit ihrem gemeinsamen Papier an die Erklärung zum strategischen Dialog ihrer Vorgänger aus dem Jahr 2015 anknüpften. In der jetzt unterschriebenen Erklärung heißt es: „Im Lichte der Deutsch-Tschechischen Erklärung von 1997 und des Abkommens über gute Nachbarschaft von 1992 engagieren wir uns als aktive Gestalter für ein vereintes
In Lidice gedachten die Außenminister Annalena Baerbock und Jan Lipavský der Nazi-Opfer. Rechts: Bei der Übergabe des Arbeitsprogramms ist auch der Deutsche Botschafter Andreas Künne dabei. Fotos: Vlada.cz Europas.“ Seit Juni werden deshalb laufende Projekte aus den Bereichen Energie, Verkehr, Klima, Gesundheit, Bildung, Kultur sowie Wissenschaft und Forschung evaluiert, um den strate-
gischen Dialog zur „treibenden Kraft für die Entwicklung unserer Beziehungen“ auszubauen.
„Am wichtigsten ist es, gemeinsam für Europa neue Energiequellen zu finden“, so Lipavský.
Als ein konkretes Leuchtturmprojekt für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit auch in der Ökologie nannte Ministerin Baerbock die Einrichtung einer Wasserstoff-Fernbuslinie zwischen Dresden und Aussig. Weitere konkrete Projekte sind der Ausbau des Tschechisch-Unterrichts an Schulen und Universitäten in Deutschland und die Verbesserung des Bahnverkehrs zwischen den beiden Ländern. Im Anschluß an ihr Treffen besuchten die beiden Außenminister als Symbol für die deutschtschechische Aussöhnung die Gedenkstätte Lidice. Hier hatten am 10. Juni 1942 deutsche Truppen ein Massaker verübt, bei dem alle Männer über 15 Jahren getötet sowie Frauen und Kinder in Konzentrationslager deportiert wurden. „Ein Pfeiler deutscher Außenpolitik bleibt das Wachhalten der Erinnerung an die schrecklichen Verbrechen deutscher Truppen und deutscher Besatzung während der Weltkriege“, sagte Außenministerin Baerbock. Amtskollege Lipavský: „Die aktuelle Krise in der Ukraine zeigt uns, wie wichtig freundschaftliche und verläßliche nachbarschaftliche Beziehungen sind.“ Torsten Fricke
Passaus Oberbürgermeister Jürgen Dupper würdigt den engagierten Brückenbauer
Böhmerwäldler Kulturpreis an Dr. Gernot Peter Hohe Würdigung für Dr. Gernot Peter: Beim Festakt der Stadt Passau, mit dem die 60-jährige Patenschaft für die Böhmerwäldler begangen wurde, ist der engagierte Brückenbauer mit dem Kulturpreis 2022 der Stadt Passau für die Böhmerwäldler ausgezeichnet worden.
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Birgit Kern, Vorsitzende des Böhmerwaldbundes, und Passaus Oberbürgermeister Jürgen Dupper mit Dr. Gernot Peter. Foto: Rudolf Hartauer
er Stadt Passau war es eine Herzensangelegenheit, 1961 die Patenschaft zu übernehmen“, sagte Oberbürgermeister Jürgen Dupper beim Festakt, an dem
auch Christa Naaß als Generalsekretärin des Sudetendeutschen Rates teilnahm. Die Verbindung zwischen Passau und dem Böhmerwald währe tausend Jahre, ihre Basis war der Handel auf den Goldenen Steigen. Der Kulturpreis zeige die Verbundenheit mit den Bhmerwäldlern und erinnere an ihr reiches Schaffen. Die Auszeichnung wird an Persönlichkeiten und seit 1995 auch an Institutionen vergeben, die sich in Kunst, Literatur und Volkstumsarbeit verdient machten.
Gernot Peter ist 1962 in Wien geboren, studierte Handelswissenschaften und arbeitet bei der Raiffeisenbank International in Wien. Seine Leidenschaft gilt dem Böhmerwald sowie der eigenen Familien- und Ahnenforschung. „Für Gernot Peter ist das Böhmerwaldmuseum in Wien, für das er sich seit 1998 als Obmann engagiert, eine Herzensangelegenheit“, so OB Dupper und verwies auf Zahlen, die das eindeutig belegen. So hat Peter 25 000 Fotos erfaßt sowie
16 000 Bücher und Zeitschriften archiviert. Ein Schlüsselerlebnis für Peter, sich als Brückenbauer zu engagieren, war der Jugoslawienkrieg, als sich Flucht und Vertreibung wiederholten. Peter begann seine böhmisch-bayerisch-österreichische Familiengeschichte zu durchleuchten und las Bücher des Heimatschriftstellers Johann Peter, dessen Ur-Urgroßneffe er ist, und nutzte für seine Recherchen Archive in Österreich, Tschechien und Bayern.