100 Jahre Paneuropa-Union mit Feiern in Nürnberg, Ronsperg und Straßburg (Seite 3 und 4)
Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Reicenberger Zeitung 161. Jahrgang
HEIMATBOTE
Jahrgang 74 | Folge 27 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 8. Juli 2022
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Empfang für Heimatvertriebene, Geflüchtete und Aussiedler der SPD-Landtagsfraktion im Bayerischen Landtag
Wenzel-Jaksch-Gedächtnispreis für den Brückenbauer František Černý Prof. Dr. Vladimír Balaš, Tschechiens neuer Bildungsminister. F.: Vlada.cz
Prof. Dr. Vladimír Balaš
Neuer Minister für Bildung Vladimír Balaš (Stan) hat am 1. Juli sein neues Amt als Minister für Bildung, Jugend und Sport übernommen, nachdem Vorgänger Petr Gazdík im Zuge eines Korruptionsskandals (Sudetendeutsche Zeitung berichtete) zurückgetreten war und auch sein Amt als stellvertretender Stan-Vorsitzender niedergelegt hatte.
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ei der Amtseinführung wünschte Premierminister Petr Fiala seinem neuen Kabinettsmitglied viel Kraft und Erfolg bei der Bewältigung der anstehenden Herausforderungen. „Ich freue mich, daß Professor Balaš der neue Bildungsminister ist. Er hat eine lange und erfolgreiche berufliche Laufbahn hinter sich. Er hat viel Erfahrung in der Forschung, aber er war auch lange Zeit in der Hochschulbildung tätig“, sagte Fiala und wies darauf hin, daß der neue Minister eine Reihe schwieriger Aufgaben vor sich habe. „Es wird darum gehen, wichtige Punkte unseres Regierungsprogramms umzusetzen. Bildung ist eine unserer Prioritäten. Wir sind davon überzeugt, daß wir nur dann als Land erfolgreich sein können, wenn wir eine qualitativ hochwertige Bildung haben.“ Balaš ist Absolvent der Juristischen Fakultät der Karls-Universität. Während seiner beruflichen Tätigkeit bekleidete er Führungspositionen in vielen wichtigen wissenschaftlichen Einrichtungen, so war er Direktor des Instituts für Staat und Recht der Akademie der Wissenschaften, Mitglied des wissenschaftlichen Rates des Außenministeriums und Präsident der Tschechischen Gesellschaft für internationales Recht. Der 63-jährige war auch Mitglied des Ständigen Schiedshofs in Den Haag und Vertreter der Tschechischen Republik in UN-Organisationen. Er ist Dozent an tschechischen und ausländischen Universitäten sowie Mitautor mehrerer wichtiger Veröffentlichungen zum internationalen Recht. Von 1994 bis 1998 war Balaš Stadtrat in Pilsen und ist seit 2021 Abgeordneter des tschechischen Parlaments. Balaš: „Ich plane keine Revolution im Bildungswesen, sondern möchte nahtlos an die Arbeit meiner Vorgänger anknüpfen.“
Doppelte Ehrung für einen großen Brückenbauer: Mit dem Wenzel-Jaksch-Gedächtnispreis der Seliger-Gemeinde und der Brückenbauer-Auszeichnung der SPD-Landtagsfraktion in Bayern ist Dr. František Černý, langjähriger Botschafter der Tschechoslowakei sowie der Tschechischen Republik in Berlin, auf dem Empfang für Heimatvertriebene, Geflüchtete und Aussiedler am Sonntag im Münchener Maximilianeum gewürdigt worden.
Christa Naaß, Präsidiumsmitglied des Bundesvorstands der Seliger-Gemeinde.
Tomáš Kafka, Botschafter der Tschechischen Republik in Berlin.
Volkmar Halbleib, vertriebenenpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion.
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a eine Reise von Berlin nach München für den 91-jährigen zu belastend gewesen wäre, nahm Černý per Videoschalte an dem Festakt teil. Vor Ort im Maximilianeum war dagegen sein Patenkind, der tschechische Botschafter in Berlin, Tomáš Kafka, der feststellte, daß sowohl die Sudetendeutschen als auch die Tschechen ohne Černýs völkerverbindendes Engagement viel schlimmer dran wären. Kafka: „František Černý hat Freude in die deutsch-tschechischen sowie in die sudetendeutsch-tschechischen Beziehungen gebracht, Freude am Beisammensein, am gemeinsamen Schaffen, aber auch am offenen Dialog.“ „František Černý wurde mit der samtenen Revolution zu einer der Schlüssefiguren der deutsch-tschechischen Beziehungen“, sagte Christa Naaß als Vertreterin der Wenzel-JakschGedächtnispreis-Jury. Dieser und alle bisherigen 14 Vertriebenenempfänge hätten, so hatte Gastgeber Volkmar Halbleib, der vertriebenenpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion in seiner Begrüßung erklärt, immer unter einem großen Motto gestanden: „Es ist das Thema des Brückenbaus, des Lernens aus der Geschichte über Gegensätze und Grenzen hinweg für ein gemeinsames Europa – oder wie es Papst Franziskus gesagt hat: Niemals Mauern, sondern nur Brücken.“ Neben Černý zeichnete die SPD-Fraktion weitere Brückenbauer aus, und zwar Dr. Oxana
Bewegender Moment im Plenarsaal des Bayerischen Landtags: František Černý teilt seine Erinnerungen per Videoschalte aus Berlin mit den Gästen in München. Am Podium lauschen Christa Naaß, Fraktionsvize Ruth Müller, MdL Volkmar Halbleib, Botschafter Tomáš Kafka, die Bundesvorsitzenden der Seliger-Gemeinde, Helena Päßler und Dr. Helmut Eikam, sowie Landtagsvizepräsident Markus Rinderspacher. Fotos: Torsten Fricke
Brückenbauer-Auszeichnung für Dr. Stefan Daubner (Mitte) und das Musicalteam Tisa vom Schyren-Gymnasiums in Pfaffenhofen an der Ilm.
Tomáš Kafka, Olga Procházková und Landesobmann Steffen Hörtler.
dach, die Organisatoren und Teilnehmer des Projekt-Seminars des Deutschhaus-Gymnasiums Würzburg mit der Erstel-
lung eines deutsch-polnischen Kochbuchs sowie Dr. Stefan Daubner vom Schyren-Gymnasium in Pfaffenhofen an der Ilm mit
Matiychuk, Leiterin der ukrainisch-deutschen Kulturgesellschaft Tscherniwizi und Gründerin des Zentrums Gedanken-
dem Team des Deutsch-Tschechischen Jugendmusicalprojekts Tisa. Per Videobotschaft gratulierten auch die Bundestagsabgeordneten Saskia Esken, Bundesvorsitzende der SPD, und Natalie Pawlik, Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, den Preisträgern. MdL Halbleib: „In einer Zeit, in der in Europa ein furchtbarer Krieg tobt, kommt es umso mehr darauf an, aus der tragischen Geschichte des 20. Jahrhunderts zu lernen und Minderheitenschutz, Versöhnung und Dialog wieder mehr in den Mittelpunkt zu stellen.“ Torsten Fricke
Gemeinsame Sitzung des tschechischen Kabinetts mit der EU-Kommission zum Auftakt der EU-Ratspräsidentschaft
„Europa steht vor großen Herausforderungen“ Auftakt der EU-Ratspräsidentschaft auf Schloß Leitmeritz in schwierigen Zeiten: Seine Regierung, so versicherte der tschechische Premierminister Petr Fiala, werde alles tun, um angesichts des russischen Angriffskrieg auf die Ukraine als EU weiterhin geschlossen aufzutreten. Diese Einheit habe sich als stärkste Waffe erwiesen.
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m 1. Juli, dem ersten Tag der EU-Ratspräsidentschaft, stand für die tschechische Regie-
rung eine Arbeitssitzung mit der Europäischen Kommission unter der Leitung ihrer Präsidentin Ursula von der Leyen auf dem Programm. Zu den Hauptthemen der Beratungen gehörten neben der Hilfe für die Ukraine die aktuelle Situation bei den Energiepreisen und der Verfügbarkeit von Energierohstoffen, die Erhöhung der Energieunabhängigkeit der Europäischen Union von russischen Quellen und die Stärkung der EU-Sicherheit.
Fiala: „Die Energiepreise erdrücken unsere Volkswirtschaften, verursachen Probleme für die privaten Haushalte und sorgen für Unruhe in der Gesellschaft. Europa steht in den kommenden Monaten vor großen Herausforderungen. Energie, Energiepolitik, das sind genau die Bereiche, in denen die Europäische Union gemeinsam und koordiniert handeln sollte, denn nur so haben wir eine Chance, die Krise schnell und erfolgreich zu lösen.“
Tschechiens Premierminister Petr Fiala begrüßt EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyn auf Schloß Leitmeritz. Fotos: Vlada CZ