Sudetendeutsche Zeitung 28. Mai 2021 Ausgabe 21

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Exklusiv-Interview mit Ex-Außenminister Tomáš Petříček (Seite 4 und 5)

Sudetendeutsche Zeitung Neudeker Heimatbrief

Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Reicenberger Zeitung 160. Jahrgang

HEIMATBOTE

Jahrgang 73 | Folge 21 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 28. Mai 2021 „Völkerverbindend“

1 CZK = 0,0393 EUR 1 EUR = 25,463 CZK

Fußball-Geschichte

Der DFC Prag war der erste deutsche Vizemeister S. 9

Ignaz Sichelbarth

Der Jesuit aus Neudek als Missionar in China S. 16

Eine historische Wahl in schwierigen Zeiten: Zum ersten Mal in der sudetendeutschen Geschichte sind pandemiebedingt die Wahlen zur XVII. Bundesversammlung weitestgehend als Briefwahlen abgelaufen. Nach der Auszählung der Stimmen hat der Bundeswahlleiter Peter Pawlik am Dienstag das Endergebnis festgestellt.

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ährend in Niedersachsen, Hamburg und Mittelfranken bei Präsenzterminen gewählt wurde, stimmten die Delegierten der anderen Landes- und Bezirksgruppen per Briefwahl ab. In das 74köpfige Gremium zogen 20 Frauen ein, der höchste Frauenanteil in der Geschichte der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Jüngstes Mitglied in der Bundesversammlung ist Hagen Novotny. Der Diplom-Finanzwirt aus Griesheim in Hessen ist Jahrgang 1979. Seine Familie stammte aus Komotau. Als ältester Angehöriger der Erlebnisgeneration wird Franz

Die Bundesversammlung ist das oberste Organ der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Das Bild zeigt das Treffen im Jahr 2018. Bild: Herbert Fischer Longin wieder in der Bundesversammlung vertreten sein. Der ehemalige baden-württembergische Landtagsabgeordnete ist Jahrgang 1933 und stammte aus Wenkerschlag. Die Sudetendeutsche Bundesversammlung ist das oberstes Organ der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Die Legislatur beträgt vier Jahre. Von den 74 Mandaten wurden zwölf Manda-

te über die Bundesliste vergeben, 38 Mandate über die Gebietsgliederung (Sachsen-Anhalt und das Saarland blieben unbesetzt) sowie 24 Mandate über die Heimatgliederung. Hinzu kommen fünf Vertreter der Sudetendeutschen Jugend, die mit Stimmrecht in die Bundesversammlung kooptiert werden, sowie vier Vertreter der Sudetendeutschen Landesmannschaft in Österreich, die

Jiřina Šiklová verstarb am 22. Mai.

nur bei der Sprecherwahl stimmberechtig sind. Maßgeblich bei der Gebietsgliederung sind die Mitgliederzahlen in den verschiedenen Regionen Deutschlands. Historisch bedingt ist Bayern dabei aktuell mit 21 Mandaten am stärksten vertreten und stellt Vertreter aus allen Regierungsbezirken. Alle vier Jahre wählt die Sudetendeutsche Bundesversamm-

lung gemeinsam mit maximal 34 Vertretern der Arbeitsgemeinschaft sudetendeutscher Vereinigungen den „Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe“. Seit 2008 hat dieses Amt Bernd Posselt inne. Als oberster Repräsentant vertritt der Sprecher alle Sudetendeutschen und nimmt deren politische Vertretung wahr. Die Bundesversammlung der SL wählt außerdem den Bundesvorstand und den Bundesvorsitzenden. Bernd Posselt war bereits von 2000 bis 2008 Bundesvorsitzender und ist es seit 2014 erneut. Die Bundesversammlung besetzt zudem weitere wichtige SLPositionen und entscheidet unter anderem über den Haushalt der SL. Laut Satzung tritt die Bundesversammlung einmal im Kalenderjahr zu einer ordentlichen Sitzung zusammen. Die nächste Bundesversammlung findet am Samstag, 26., und Sonntag, 27. Juni, in München statt. Die Wahlergebnisse lesen Sie auf den Seiten 8 bis 11. TF

� Petr Arenberger stolpert über Eigentumserklärung

� Initiatorin der Charta 77

Gesundheitsminister tritt nach nur sieben Amts-Wochen zurück

Trauer um Jiřina Šiklová Im Alter von 85 Jahren ist Jiřina Šiklová, Mitunterzeichnerin der Charta 77, am vergangenen Samstag in Prag verstorben.

Kurzes Gastspiel: Am 7. April 2021 ist Petr Arenberger als Gesundheitsminister vereidigt worden, am 25. Mai 2021 trat der Mediziner und Hochschullehrer zurück. Nachfolger wird VorVor-Vorgänger Adam Vojtěch, der erst im September 2021 seinen Hut als Gesundheitsminister nehmen mußte und jetzt als fünfter Gesundheitsminister seit Beginn der Pandemie ins Amt zurückkehrt.

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ie ehemalige Dissidentin war zunächst von 1956 bis 1969 Mitglied der Kommunistischen Partei, um sich, wie viele Mitstreiter, von innen für Reformen einzusetzen. Nach 1968 kam Šiklová zum Entschluß, daß dies eine Sackgasse ist und engagierte sich als Unterzeichnerin der Charta 77 für die Opposition. Ihr Protest endete 1980 mit einer einjährigen Gefängnisstrafe. In ihrem Leben hat sie für den Aufbau der Demokratie viel geleistet. So war sie in Prag die Partnerin von Vilém Prečan, der im Exil auf dem Schloß Schwarzenberg mit der Hilfe des Fürsten Karl Schwarzenberg eine Bibliothek der oppositionellen Literatur aufgebaut hatte. Als Soziologin hat Šiklová nach 1989 auch zur Reform des Hochschulunterrichts beigetragen. Ihre direkte und witzige Art der Kommunikation war eine ihrer Stärken. Ihre Gedanken über die Soziologie und über den Feminismus haben sie zu einer zentralen Figur der wissenschaftlichen Debatten gemacht. Von ihren Freunden wurde sie immer mit dem Diminutiv angesprochen: Jiřinka – sie war recht klein, aber historisch hat sie eine große Spur hinterlassen. Jaroslav Šonka

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Bundesversammlung: So haben die Sudetendeutschen gewählt

KURSE

Märtyrer vor 300 Jahren selig gesprochen Seite 3

Postvertriebsstück · Deutsche Post AG · Entgelt bezahlt Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH · Hochstraße 8 · D-81669 München · eMail zeitung@sudeten.de

� Bundeswahlleiter Peter Pawlik stellt Endergebnis fest – alle Wahlergebnisse auf den Seiten 8 bis 11

Bezirketagspräsident lobt Heimtpflege Seite 2

Johannes von Nepomuk

VOLKSBOTE

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Zeugnisse der Vertreibung: Klaus Mohr zeigt einen Teil der Tassen- und Gläsersammlung, die im Depot des Sudetendeutschen Museums aufbewahrt wird.

�  Leiter der Musealen Sammlung stellt im Heimatrat neues Filmprojekt vor

Klaus Mohr: „Bei uns geht kein Erinnerungsstück verloren“ Im Heimatrat hat Klaus Mohr, Leiter der Musealen Sammlung des Sudetendeutschen Museums, seine Arbeit und ein neues Filmprojekt präsentiert. Die wichtigstes Botschaft: „Bei uns geht kein Erinnerungsstück verloren – oder wird gar weggeworfen“, so der Experte für Heimatsammlungen.

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lles, was man in die Sammlung aufnehme, zum Beispiel über eine Schenkung oder als Erbstück, werde kategorisiert, sorgfältig gelagert und verbleibe dauerhaft in der Sammlung, so Mohr: „Das gebietet allein schon der Respekt vor den Unterstützern.“ Wie das Depot des Sudeten-

deutschen Museums arbeitet und wie man die Arbeit der Experten unterstützen kann, erklärt Mohr in einem kurzen Film, der ab sofort auf dem YouTubeKanal „Die Sudetendeutschen“ unter dem Titel „Raum für Heimat – Zu Besuch im Depot des Sudetendeutschen Museums München“ zu sehen ist.

renberger stand seit Tagen wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten in seiner Eigentumserklärung und bei Immobilientransaktionen unter medialem Druck. In seinem Statement zum Rücktritt versicherte Arenberger er- Petr Arenberger neut, daß seine Steuererklärungen völlig in Ordnung seien. Er habe nur „einen Fehler“ in der Eigentumserklärung gemacht, was zu „kreativen Spekulationen“ und einem „medialen Lynchen“ geführt habe. Arenberger hatte bis zu seinem Amtsantritt ein Prager Krankenhaus geleitet. Sein Nachfolger Vojtěch war bereits bis September 2021 Gesundheitsminister, mußte dann aber auf Grund der dramati-

schen Pandemieentwicklung seinen Hut nehmen. Auch Vojtěchs Nachfolger Roman Prymula und dessen Nachfolger Jan Blatný bekamen die Pandemie nicht in den Griff und mußten ihre Posten nach kurzer Zeit wieder räumen. Im Fokus der öffentlichen Kritik steht auch Justizministerin Marie Benešová. In der vergangenen Woche hatte die Initiative „Eine Million Augenblicke für die Demokratie“ zu einer Demonstration aufgerufen, zu der sich mehrere tausend Menschen auf dem Prager Wenzelsplatz zusammenfanden, um den Rücktritt der Ministerin zu fordern. Benešová wird vorgeworfen, sie habe den hochgeschätzten GeneralstaatsMarie Benešová anwalt Pavel Zeman aus dem Amt gedrängt. In einem Interview mit dem Magazin Respekt bestätigte Zeman diesen Vorwurf nur indirekt: „In den zehneinhalb Jahren, die ich im Amt bin, mußte ich großem Druck standhalten. Aber dieser Druck wurde in der Vergangenheit immer größer. Ich wollte aus eigenem Antrieb gehen – und nicht zu einer Art Geisel der Regierung werden.“ JŠ/TF


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AKTUELL · MEINUNG

Sudetendeutsche Zeitung Folge 21 | 28.5. 2021

AUS DER ARBEIT DES PRAGER BÜROS

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ie es in diesem Land üblich ist, wenn es um Fragen von historischer Bedeutung geht, gibt es in der tschechischen Öffentlichkeit wieder viele Diskussionen darüber, ob die früher entfernten Büsten des Kaisers Franz Josef I. und seiner Gemahlin Kaiserin Elisabeth aus historischen Gründen in die gerade auf prachtvolle Weise renovierte Eh-

PRAGER SPITZEN

renhalle des Prager Nationalmuseums gehören oder nicht. Letztlich hatte sich der Museumsdirektor Michal Lukeš mit seiner offenen Ansicht durchgesetzt. Und wie der SLBüroleiter Peter Barton bei seinem Museumsbesuch mit großer Freude feststellen konnte, stehen die beiden Büsten wieder an ihrem Ehrenplatz, dort, wo sie hingehören.

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„Zukunftsorientiert und völkerverbindend“

Bezirketagspräsident lobt sudetendeutsche Heimatpflege „Seit 30 Jahren fördern die sieben bayerischen Bezirke die Sudetendeutsche Heimatpflege nach besten Kräften“, hat Franz Löffler, der Präsident des Bayerischen Bezirketags, im Hauptausschuß festgestellt.

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ür Bernd Posselt, den Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe und Bundesvorsitzenden der Sudetendeutschen Landsmannschaft, der mit den Delegierten über gemeinsam berührende Themen debattierte, hat die Sudetendeutsche Heimatpflege die Aufgabe, kulturelle Traditionen für künftige Generationen zu erhalten und in den Formen der Zeit weiterzuentwikkeln. Dem diene auch die grenzüberschreitende Zusammenar-

beit mit Partnern in der Tschechischen Republik, die die Sudetendeutschen seit Jahrzehnten durchführen – etwa im Bereich der Denkmalpflege, der Vernetzung von Museen, Archiven und Kulturinstitutionen, bei historischen Forschungen oder Zeitzeugendokumentationen. Beeindruckend sei, wie viele junge Menschen sich gerade auch für Bereiche wie Volkslied, Tracht oder Mundart interessierten. „Wir bringen mit Erfolg Menschen diesseits und jenseits der bayerisch-böhmischen Grenze zueinander. Hier ist ein gemeinsamer Lebens-, Begegnungsund Kulturraum entstanden. Da wir Sudetendeutschen aber flächendeckend präsent sind, wollen wir dazu beitragen, dass auch in den anderen Teilen Bayerns

Franz Löffler

Bernd Posselt

und der Tschechischen Republik sowohl Fachleute als auch alle, die sich ehrenamtlich für die Kulturarbeit begeistern, zusammenfinden – in großem Maße heute auch die nachgeborenen Generationen der Vertriebenen“, sagt Posselt. Neben dieser gemeinsamen „Pflege der Wurzeln“ besitze auch die Aufarbeitung der wechselvollen Geschichte im Sinne eines „Nie wieder!“ gro-

ße Bedeutung: „Dabei geht es sowohl um die Menschheitsverbrechen der Nationalsozialisten als auch um die daran anschließende Vertreibung der Sudetendeutschen, die eines der beiden Völker der Böhmischen Länder waren und heute als Vierter Stamm Bayerns eine natürliche Brückenfunktion ausüben“, so Posselt. „Die Sudetendeutsche Heimatpflege ist alles andere als museal oder rückwärtsgewandt, sie ist zukunftsorientiert und völkerverbindend“, stellen Franz Löffler und Bernd Posselt übereinstimmend fest. Die kürzlich unterzeichnete Neufassung der gemeinsamen Fördervereinbarung sei eine hervorragende Basis für das „Erfolgsprojekt“ der sudetendeutschen Heimatpflege.

Tanken wird deutlich teurer

er Anstieg des Ölpreises auf dem Weltmarkt wirkt sich auch auf das Tanken in der Tschechischen Republik aus. So ist der Preis für den Liter Super 95 (Natural 95) auf durchschnittlich 32,06 Kronen (1,26 Euro) gestiegen – und damit auf den höchsten Preis seit Februar 2020. Auch Diesel wird teurer und nähert sich der Marke von 30 Kronen pro Liter.

Restaurants sollen am 14. Juni öffnen

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ie Außenbereiche der Restaurants sind bereits geöffnet, am 14. Juni sollen auch die Innenbereiche für Gäste freigegeben werden. Schritt für Schritt setzt die tschechische Regierung damit die Lockerungen der Corona-Einschränkungen um. Ebenfalls bereits geöffnet sind Hotels und Pensionen. Außerdem sind Kulturveranstaltungen für maximal 700 Teilnehmer unter freiem Himmel möglich. Besucher müssen dafür einen Corona-Test, eine Impfung oder eine überstandene Infektion nachweisen.

Corona: Schon die erste Impfung zählt

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m Gegensatz zu Deutschland werden Menschen in der Tschechischen Republik bereits nach der ersten Schutzimpfung gegen eine Covid-19-Infektion plus einer Karenzzeit von drei Wochen von der Corona-Testpflicht befreit. Außerdem beschloß die tschechische Regierung, daß Bürger nach einer überstandenen Corona-Infektion jetzt 180 Tage – statt zuvor nur 90 Tage – als immun gelten.

Wenig Chancen für Gläubiger von Arca

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s ist die größte Pleite in der Tschechischen Republik seit dem Zusammenbruch der Invetment- und Postbank im Jahr 2000: Die Arca Investment hinterläß nach ihrem Konkurs einen Schuldenberg von 19 Mrd. CZK, umgerechnet rund 750 Millionen Euro. Noch bis zum 11. Juli können die 1889 Gläubiger beim Insolvenzverwalter ihre Forderungen anmelden. Auf Grund der wohl geringen Erfolgsaussichten sind erst 249 Anträge eingegan-

„Gerettete Denkmale – Zeugen der deutschen Kulturgeschichte in der Tschechischen Republik“ lautet der Titel einer Wanderausstellung, die pandemiebedingt derzeit nicht öffentlich gezeigt werden kann.

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ie St.-Anna-Kapelle befindet sich in der Nähe von Podersam an einem Radweg, der von der Stadt zum geschichtsträch-

Wanderausstellung „Gerettete Denkmale“

St. Anna bei Podersam

tigen Berg Rubin führt. Es ist eine kleine Nischenkapelle, deren Existenz seit Mitte des 19. Jahrhunderts auf Karten dokumentiert ist. Laut Erinnerungen der ursprünglichen Bewohner vom Heimatkreis Podersam-Jechnitz

wurde die Kapelle in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von einem einheimischen Gastwirt gebaut, der sich weigerte, zu einem Pfarrer in die Kirche zu gehen, der ein Verhältnis mit seiner Haushälterin hatte. Die Kapelle wurde 2016 im

eingestürzten Zustand von der Treuhandanstalt des tschechischen Staates gekauft und ab 2017 renoviert. Die Wanderausstellung „Gerettete Denkmale“ wird von der Heimatpflegerin der Sudetendeutschen, Christina Meinusch, unterstützt. Wenn Sie die Wanderausstellung in Ihrer Region zeigen wollen, wenden Sie sich bitte an meinusch@sudeten.de

Generalkonsulin Kristina Larischová diskutierte mit der Ackermann-Gemeinde über das Geschichtsbewußsein der Jugend

„Es fehlen die politische Bildung und das Bürgertum“ Das Geschichtsbewußtsein der Jugend fördern, war das Thema einer Online-Diskussion der Akkermann-Gemeinde Bamberg mit der tschechischen Generalkonsulin Kristina Larischová.

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or ihrem Eintritt in den diplomatischen Dienst war Larischová wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Friedrich-EbertStiftung sowie im Verwaltungsrat des deutsch-tschechischen Zukunftsfonds. Manchmal erlebe sie Unzufriedenheit und Enttäuschung darüber, „wo unsere Politik und unsere Gesellschaft 30 Jahre

nach der demokratischen Wende stehen“, bemerkte Larischová. Die Jugend sei zwar prowestlich und proeuropäisch eingestellt, aber es gäbe Defizite bei der Einbeziehung der Jugendlichen in die Mitgestaltung. „Es fehlen die politische Bildung und das Bürgertum – und damit die rechtzeitige Vorbereitung zur Verantwortung“, erklärte die Generalkonsulin. Nach der Wende seien in der Tschehischen Republik keine Einrichtungen für politische Bildung oder politische Stiftungen gegründet worden, wenig Wissen über Politik, Verwaltung und Geschich-

te sei bis heute die Folge. „Man hat alles dem freien Markt überlassen“, stellte sie fest – bis hin zu den heute agierenden Populisten in verschiedenen Lagern und den Fake News, die auf eine in der virtuellen Welt aktive Jugend treffen. Daher plädiert Larischová dafür, die Institutionen der Kinderund Jugendarbeit bzw. -hilfe zu unterstützen und damit die Sensibilität Jugendlicher für politische Themen und politisches Engagement zu fördern. Als weiteres Desiderat sieht Larischová das fehlende Geschichtsbewußtsein der Jugend

vor allem zu den Ereignissen im 20. Jahrhundert. Hier verwies sie auch auf mangelnde Kommunikation zwischen Eltern und Kindern. Explizit nannte sie die „Ereignisse des Zweiten Weltkriegs und der Vertreibung der Deutschen und Ungarn aus ihrer Heimat. Die Vertreibungen sind zwar keine Tabuthemen mehr. Aber es besteht das Risiko, daß diese Themen vergessen werden und kein Interesse finden“, so Larischová. Daher seien Wege zu finden, „diese Themen plastisch und interessant darzustellen“. Markus Bauer

gen. Neben Privatpersonen gehören zu den Geschädigten auch Verbraucher- und Wohnungsbaugenossenschaften sowie Organisationen wie das Journalistensyndikat oder das Erzbistum Olmütz.

Giftstoffe in Verpackungen

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aut einer internationalen Studie verwenden tschechische Fast-Food-Ketten für Baguettes, Pommes frites und Burger Verpackungen, die giftige Substanzen enthalten. Die Verbraucherorganisation Arnika warnt dabei vor perfluorierten Substanzen, sogenannten PFAS, die unter anderem krebserregend sind. Während in Dänemark die Verwendung von PFAS bereits seit 2019 verboten ist, fehlt in der Tschechischen Republik eine entsprechende Schutzverordnung. Immerhin will der Branchenriese McDonald‘s die PFAS mittelfristig aus den Verpackungen verbannen. „In allen Märkten, in denen wir tätig sind, haben wir uns verpflichtet, bis 2025 alle zugesetzten fluorierten Verbindungen aus den Verpackungsmaterialien zu entfernen“, sagt Jitka Pajurková, Sprecherin von McDonald‘s Tschechien.

ČEZ investiert in erneuerbare Energie

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er halbstaatliche Energieversorger ČEZ hat angekündigt, in den kommenden Jahren den Kohleverbrauch weiter zu reduzieren und in den Bau erneuerbarer Energiequellen zu investieren. Ziel sei es, bis 2030 die Ökostrom-Kapazität von jetzt 1500 Megawatt auf bis zu 6000 Megawatt zu erhöhen und die Emissionen um 55 Prozent zu senken. Bereits im Jahr 2025 soll die Kohle nur noch mit einem Viertel an der gesamten Stromproduktion des Konzerns beteiligt sein. Außerdem hält der Konzern an seinem Plan fest, das Atomkraftwerk bei Dukowan um einen weiteren Reaktorblock auszubauen. Im vergangenen Jahr hat ČEZ ingesamt 57,1 Terrawattstunden Strom produziert. Mehr als die Hälfte davon wurde von den beiden Kernkraftwerken in Dukowan und Temelin erzeugt, während Kohlekraftwerke ein Drittel der Produktion ausmachten. Es folgten Erdgas mit 6,8 Prozent und erneuerbare Energien mit 6,0 Prozent.

Sudetendeutsche Zeitung

ISSN 0491-4546 Erscheint wöchentlich freitags. Redaktionsschluß: Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in Teplitz-Schönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Stanislav Beran, Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Herbert Ring, Karl Reitmeier, Hildegard Schuster, Lexa Wessel, Dr. Hans-Roland Zitka. Verlagsassistentin: Birte Rudzki. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München. Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de; Verlag: Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail svg@sudeten.de. Jahres-Abonnement 2021 Inland als Postvertriebsstück im Lastschriftverfahren 125,00 EUR einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 154,00 EUR, Luftpost auf Anfrage. Reichenberger Zeitung (24 Ausgaben jährlich) 62,50 EUR, Neudeker Heimatbrief (12 Ausgaben jährlich) 31,25 EUR. Je Rechnung 2,00 EUR Aufschlag. Bankverbindung: Postbank München – IBAN: DE13 7001 0080 0005 7278 08, BIC: PBNKDEFF; Abbestellungen mit einer Frist von vier Wochen zum Vierteljahresschluß schriftlich an den Verlag. Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2021; Anzeigengestaltung erst nach Auftrag. © 2021 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft. Diese Zeitung ist mit allen Texten und Bildern urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung und Verwertung – insbesondere auch Weitergabe in Form von Kopien oder Einstellen ins Internet – sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrecht nichts anderes ergibt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft wieder. Gerichtsstand und Erfüllungsort München. Kein Entschädigungsanspruch bei Nichterscheinen oder Nichtlieferung infolge Streik oder höherer Gewalt. Keine Gewähr für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder, Dokumente, Datenträger und Daten. Alle datenschutzrechtlichen Vorschriften werden beachtet; Einzelheiten dazu im Internet unter www.sudeten.de Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH, HRB München 3796. Geschäftsführer und verantwortlich für Anzeigen: Herbert Fischer. Alleiniger Anteilseigner: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Hochstraße 8, 81669 München. Druck und Versand: Presse-Druck- und Verlags-GmbH, 86167 Augsburg.

Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.


Am 31. Mai 1721 wurde Johannes von Nepomuk, Generalvikar der Erzdiözese Prag, als Seliger von Papst Innozenz XIII. zur Ehre der Altäre erhoben. Es dürfte wohl keinen anderen Heiligen der katholischen Kirche geben, der zum Zeitpunkt seiner offiziellen Seligsprechung bereits so lange Zeit als Heiliger verehrt wurde wie dieser Kirchenmann.

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AKTUELL

Sudetendeutsche Zeitung Folge 21 | 28. 5. 2021

Vor dreihundert Jahren wurde der Märtyrer Johannes von Nepomuk selig gesprochen

Nepomuk – Bindeglied zwischen Bayern und Sudetendeutschen

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ereits hundert Jahre zuvor wird Johannes von Nepomuk unter den böhmischen Landespatronen aufgeführt. Seit 1771 – also seit 250 Jahren – ist er neben dem Heiligen Wenzel einer der beiden Hauptlandespatrone Böhmens. Vor 50 Jahren fand unter der Ägide des Adalbert Stifter Vereins die erste bedeutende Ausstellung über Johannes von Nepomuk statt. Diese Ausstellung wurde von Baronin Dr. Johanna von Herzogenberg, deren 100. Geburtstags wir in diesem Jahr gedenken, federführend erstellt. Der Heilige Nepomuk ist auch in der Dauerausstellung des Sudetendeutschen Museums eminent vertreten.

Das Leben des Johannes von Nepomuk Johannes von Nepomuk wurde 1345/48 in Pomuk/Nepomuk südöstlich von Pilsen in einer gemischtsprachigen Familie geboren: Der Vater Wolfgang war deutscher Herkunft, die Mutter böhmischer. Sicher hat er beide Landessprachen beherrscht, darüber hinaus selbstverständlich Latein. Johannes brachte es zunächst ohne Studium (!) zum kaiserlichen Notar am erzbischöflichen Gericht in Prag. Als Spätberufener wurde er mit etwa 35 Jahren zum Priester geweiht. Es folgte eine Bilderbuchkarriere: Pfarrer der renommierten Prager Altstadtpfarre St. Gallus, die damals noch als eine deutsche Pfarrei galt; 1383-87Jurastudium in Padua; 1387 Promotion in Kirchenrecht; 1389 Generalvikar der Erzdiözese Prag „in spiritualibus“ und damit erzbischöflicher Chefjurist, 1390 dazu Erzdechant von Saaz und zugleich Domherr an St. Veit. Eine solche Laufbahn war damals für jemanden aus bürgerlichen Verhältnissen absolut ungewöhnlich. Seine bürgerliche Herkunft wurde Johannes von Nepomuk letzten Endes zum Verhängnis. In einem Streitfall zwischen dem Prager Erzbischof Johann von Jenstein und König Wenzel IV. geriet Johannes zwischen die Fronten. Adelige unterstanden dem Ständegericht und waren damit außerhalb des königlichen Machtbereichs. Den bürgerlichen Generalvikar aber traf die Rache des jähzornigen Königs tödlich. Nach schwerster Folter wurde Johannes bereits mehr tot als lebend in der Nacht zum 20. März 1393 in die Moldau gestürzt und ertränkt.

„Ein heiliger Märtyer Gottes“ Noch im selben Jahr 1393 hatte Erzbischof Johannes von Jenstein, der vor dem König nach Rom geflohen war, seinen ermordeten Generalvikar als „iam Martyr Sanctus“ bezeichnet, also als „bereits heiligen Märtyrer“.

Statue des Heiligen Johannes von Nepomuk (um 1750) in der Dauerausstellung des Sudetendeutschen Museums. Der reuige König Wenzel ließ den Leichnam 1396 in den Chorraum des St.-Veit-Domes überführen. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts entsteht die Legendenerzählung über Johannes als „Beichtiger“, das heißt als Beichtvater der Königin. Johannes‘ standhafte Haltung, das Beichtgeheimnis auch vor dem König zu wahren, habe zu seiner Ermordung geführt. Damit war die legendenhafte Verbindung von Martyrium und Beichtgeheimnis in die Welt gesetzt, die dann für eine rasche Ausbreitung der Volksverehrung sorgte. Wichtigster Förderer der Verehrung war das Domkapitel von St. Veit, dem Johannes angehört hatte. Vom frühen 16. Jahrhundert stammen Zeugnisse, daß Johannes nicht nur als Märtyrer des Glaubens und Hüter des Beichtgeheimnisses verehrt wurde, sondern seine Verehrung auch zu Wundern geführt hat. 1541 nannte der böhmische Chronist Wenzel Hájek von Libočan unter Berufung auf viele Gläubige Johannes in seiner Kronika česká einen „heiligen Märtyrer Gottes“. Dompropst Georg Barthold Pontanus von Braitenberg bezeichnete Johannes mehrfach als Heiligen (1599, 1602, 1608). In seinem Werk Hymnorum sacrorum (1602) ist in einem Holzstich erstmals Johannes von Nepomuk mit den zentralen Hinweisen auf sein Martyrium darstellt: Vor einem bärtigen, sitzenden Priester (Johannes) kniet die Königin und beichtet. Im Hintergrund sieht man den Brückensturz, daneben eine Kirche (Heilig-Kreuzkirche, die erste Begräbnisstätte) und das Grab im Veitsdom (Bild unten links). Schon 1608 ordnet Pontanus von Breitenberg in seinem Werk Bohaemia pia Johannes als siebten Heiligen den böhmischen Landespatronen zu. 1707 finden wir in einer Darstellung der böh-

Bild: Sudetendeutsches Museum bis Mitte des 19. Jahrhunderts maßgeblich blieben.

Seligsprechung durch die Kirche

Festgerüst zur Seligsprechungsfeier mit feierlichem Prozessionszug am 4. Juli 1721.Kupferstich, M. H. Rentz & J. D. Montalegre, Nürnberg 1722.

Das wohl älteste Bildnis (Holzschnitt) des Heiligen Johannes von Nepomuk. G. Barthold Pontanus de Braitenberg, Hymnorum sacrorum, liber IV, Prag 1602 mischen Landespatrone Johannes von Nepomuk sogar an zentraler Stelle in der Mitte (Bild unten rechts). Ein Exemplar dieser Darstellung ist auch im Sudetendeutschen Museum ausgestellt. 1641 publizierte der Jesuitenpater Georg Plachý mit Žiwot sw. Jana Nep. wysokého učení Pražského magistra eine erste Le-

Johannes von Nepomuk, umringt von sieben weiteren böhmischen Landespatronen. Thesenblatt des Wenzel Pubetz, Kupferstich, Thummer, Prag 1707. bensbeschreibung in tschechischer Sprache. Der Prager Weihbischof Johann Ignaz Dlouhoweský von Langendorf (Vita et mortis S. Joannis Nepomuceni, 1668) und der Jesuitenpater Bohuslav Balbin (Vita B. Joannis Nepomuceni, 1670/71) haben die ersten historisch fundierten Lebensbeschreibungen verfaßt, die

Dreihundert Jahre nach seinem Martyrium war Johannes von Nepomuk noch immer nicht kanonisiert. 1675 hatte sich der Prager Domdechant Pešina von Čechorod um die Aufnahme des kanonischen Prozesses bemüht, sein früher Tod 1680 brachte das Projekt aber zum Erliegen. Deshalb nahm sich der Kaiser persönlich der Sache an: 1696 drängte Kaiser Leopold Erzbischof Johann Josef Breuner, sich für die Seligsprechung einzusetzen. Das Haus Habsburg sah in der Person des Johannes von Nepomuk in idealer Weise die Verkörperung der „Böhmischen Nation“ mit Tschechen und Deutschen. Johannes mochte daher wohl besonders geeignet erscheinen, die Zusammengehörigkeit der habsburgischen Länder zu symbolisieren. Es war vor allem der Adel Böhmens, der nach der Überwindung der Pest 1680 und dem Sieg über die Türken 1683 die Verehrung des Johannes in Wien sozusagen hoffähig machte. Aber erst nach Beendigung des Spanischen Erbfolgekrieges konnte der Seligsprechungsprozeß zu einem Abschluß gebracht werden. Erzbischof Franz Ferdinand von Kuenburg setzte hierzu 1715 eine neue Kommission ein. Bei der Öffnung des Grabes am 15. April 1719 fand man eine weiche Masse, die von der anwesenden Kommission als Zunge des Johannes identifiziert wurde. Die Legende des Beichtgeheimnisses schien damit bestätigt zu sein. Am 31. Mai 1721 fand die Seligsprechung statt, die der erst drei Wochen zuvor gewählte Papst Innozenz XIII. vornahm. Dieser hatte als Jesuitenzögling Leben und Wirken Johannes von Nepomuks kennen- und schätzen gelernt. Innozenz XIII. leitete

auch umgehend den Prozess zur Kanonisation ein, die nach nur acht Jahren am 19. März 1729 in der Lateranbasilika sein Nachfolger Benedikt XIII. durchführte.

Die Feier der Seligsprechung in Prag Die Feierlichkeiten zur Seligsprechung in Prag begannen am 4. Juli 1721 und dauerten acht Tage. Vor dem noch unvollendeten Dom war an der Westfassade ein gewaltiges Festgerüst aufgebaut (Bild in der Mitte). Der Leichnam wurde aus dem Grab erhoben und in einem Kristallsarg in einer Prozession über die Burghöfe und den Hradschiner Platz wieder zurück in den Dom getragen. Die Spitze der Prozession bildete eine Fahne mit dem Bildnis des neuen Seligen. Dahinter folgten in hierarchischer Ordnung die Geistlichkeit, zuerst die Ordensgeistlichen, dann die Professoren der Universität, danach erst die Weltgeistlichen und die Kanoniker der Prager Stiftskapitel. Das Zentrum hinter dem Vortragekreuz bildete der Kristallsarg, getragen von den Domherren an St. Veit. Diesen folgte Erzbischof Graf Kuenburg, der das Zungenreliquiar trug. Hinter ihm schritt unter einem Baldachin Kaiserin Elisabeth Christine, die Mutter der späteren Kaiserin Maria Theresia, wie an dem Kupferstich gut zu erkennen ist. Der Kaiserin folgten Vertreter des Adels und der Studentenschaft, dahinter die Gläubigen. An der Prozession nahmen auch Gläubige aus den österreichischen Erbländern, Ungarn und Polen, teil. Die unmittelbare Wirkung der Seligsprechung auf das Glaubensleben mag an einer beeindruckenden Zahl bemessen werde: In der zweiten Jahreshälfte 1721 wurden an den zwölf Altären des Veitsdomes über 50 000 Messen gelesen.

Auch Landespatron der Bayern Eine mittelbare Folge der Seligsprechung des Prager Generalvikars war seine Erhebung zum Landespatron Bayerns. Parallel zur Verehrung in den österreichischen Erbländern hatte sich die Verehrung des Johannes von Nepomuk seit 1680 in Bayern ausgebreitet. Auch hier spielten der Jesuitenorden und der Adel eine wichtige Rolle bei der Verbreitung des Kultes. Hinzu trat eine historische Besonderheit: Königin Sophie, deren Beichtgeheimnis Johannes von Nepomuk der Überlieferung nach mit seinem Leben verteidigte, war nämlich eine bayerische Prinzessin aus dem Hause Wittelsbach. Drei Jahre nach der Seligsprechung gründete sich in München eine Johann-Nepomuk-Bruderschaft. Ihrem Wirken und Werben ist es wohl zu verdanken, daß der bayerische Kurfürst Karl Albrecht, der nachmalige, glücklose Kaiser Karl VII., am 27. Mai 1729 Johannes zum bayerischen Landespatron erklärte, nachdem zwei Monate zuvor die offizielle Heiligsprechung erfolgt war. Johannes von Nepomuk ist damit gleichsam ein geistlicher Vorläufer der Schirmherrschaft Bayerns über die Sudetendeutschen. Dr. Raimund Paleczek

Ackermann-Gemeinde würdigt den heiligen Märtyrer Johannes von Nepomuk

„Ein Patron für Menschen, die unterwegs sind“ Die Ackermann-Gemeinde hat an den Heiligen Johannes von Nepomuk erinnert. Teilnehmer aus Deutschland und der Tschechischen Republik waren bei der Online-Veranstaltung dabei.

Jan Bukovský und Zdeněk Talácko steuerten Nepomuk-Lieder bei.

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oderator Rainer Karlitschek bezeichnete Heilige generell als „Partner und Mutmacher

vor Gott“, als Menschen, die ihr „Leben auf Gott ausgerichtet haben“. Besonders Johannes von Nepomuk sei ein Heiliger, der mit seiner Vita der AckermannGemeinde sowie Böhmen und Mähren nahesteht. Bezüge zum Heiligen Johannes von Nepomuk und zum Bistum Pilsen hat die Ackermann-

Gemeinde im Erzbistum Freiburg. Diözesanvorsitzender Roland Stindl berichtete über die im Jahr 1993 zum 600. Todesjahr begründete Partnerschaft mit Katholiken im Bistum Pilsen. Den Abschluß des NepomukZooms bestritten zwei Priester. Der heutige Seelsorger im tschechischen Ort Nepomuk, Pfarrer

Jiří Špiřík, betonte, daß der Heilige Johannes insbesondere Patron für Menschen sei, die unterwegs sind – und das seien ja alle Christen. Mit dem Segen von Pfarrer Bohuslav Švehla, dem Leiter der tschechischen katholischen Gemeinde München, endete diese außerordentliche Online-Veranstaltung. MB


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AKTUELL · MEINUNG

Sudetendeutsche Zeitung Folge 21 | 28.5. 2021

� Interview mit Tomáš Petříček nach seiner Abberufung als Außenminister der Tschechischen Republik

„Wenn wir die Wunden der Vergangenheit heilen wollen, müssen wir einander zuhören“ Staatsministerin Melanie Huml bei der Online-Konferenz mit dem tschechischen Außenminister Jakub Kulhánek. Bild: Staatskanzlei

� Gedankenaustausch zwischen München und Prag

Huml und Kulhánek wollen 5G ausbauen Bayerns Staatsministerin für Europaangelegenheiten und Internationales, Melanie Huml, hat sich mit dem tschechischen Außenminister Jakub Kulhánek zu einem virtuellen Gedankenaustausch getroffen.

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eide betonten, daß sich während der Corona-Pandemie die regelmäßige und institutionalisierte Abstimmung zwischen den Ministerien in München, Berlin, Prag, Dresden als wichtiges Instrument bewährt habe. Huml: „Wir waren immer in engem Austausch. Corona hat unseren freundschaftlichen Beziehungen keinen Abbruch getan.“ Kulhánek dankte Bayern für die zahlreichen Unterstützungsangebote während der Pandemie. So hatte Bayern große Mengen Schnelltests zur Verfügung gestellt und angeboten, Patienten aus der Tschechischen Republik im Freistaat zu behandeln. Darüber hinaus waren sich beide einig, die Beziehungen nach der Pandemie, insbesonde-

re auf kommunaler und regionaler Ebene, nachhaltig zu stärken und die Zusammenarbeit beim 5G-Korridor München-Prag fortzusetzen. Durch weitere Workshops sollen gemeinsame 5GPotentiale zu den Themen EHealth, Connected Mobility und Cybersecurity noch in diesem Jahr identifiziert werden. Für den Spätsommer 2021 sei ein gemeinsames Treffen am Dreisessel im Nationalpark Bayerischer Wald unter Einbindung der Kommunen und Landkreise sowie im 1. Quartal 2022 ein bayerisch-tschechischer Kommunaltag in der Bayerischen Repräsentanz Prag geplant. Dabei sollen gezielt regionale und kommunale Anliegen im Rahmen der gemeinsamen Regierungskommission (BayerischTschechische Arbeitsgruppe für Grenzüberschreitende Zusammenarbeit) behandelt werden. Huml: „Sobald wie möglich werden wir uns auch persönlich treffen, um unseren Austausch zeitnah fortzuführen.“

� Erstaufnahme für 2,5 Millionen Menschen

Erinnerungsstätte in Unna-Massen geplant

Die Landesaufnahmestelle Unna-Massen nahm 1951 ihren Betrieb auf. Vor 70 Jahren, am 20. Mai 1951, wurde mit dem Bau für eine neue Landesaufnahmestelle mit 1500 Plätzen in Unna-Massen begonnen. Damit wurden die Konsequenzen aus der Platzknappheit in der ursprünglichen Einrichtung in Siegen gezogen. Im Dezember 1951 erfolgten die Fertigstellung und der Umzug nach Massen. Jetzt soll hier eine Erinnerungsstätte entstehen.

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er Beauftragte der CDULandtagsfraktion für Vertriebene, Aussiedler und deutsche Minderheiten, Rüdiger Scholz, erinnert jetzt an das Jubiläum. „Die Landesaufnahmestelle Unna-Massen ist ein starkes Stück Landesgeschichte. Die Gebäude an der Straße ‚Auf der Tüte‘ waren für die Menschen, die nach Nordrhein-Westfalen kamen, die erste Adresse in unserem Land. Es ist für sie ein Teil ihrer Erlebensbiographie. ‚Auf der Tüte‘ ist auch ein verbindendes Element für die Vertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler, aber auch Flüchtlinge

aus der damaligen DDR, die in unser Land gekommen sind. Bis zu ihrer vorläufigen Schließung im Jahr 2009 war die Landesaufnahmestelle UnnaMassen erste Anlaufstelle für etwa 2,5 Millionen Menschen. Insbesondere die Verbände der Vertriebenen und Aussiedler hätten mit ihrem Wissen um die Landsleute eine unglaubliche Eingliederungs- und Integrationsleistung vollbracht, sagt Scholz: „Unna-Massen war und bleibt ein Ort, der sich in die Seelen der Menschen eingebrannt hat. Es war ein Ort der Ankunft, aber nicht des letztgültigen Ankommens.“ Die CDU-Landtagsfraktion begrüße daher, so Rüdiger Scholz in einer Stellungnahme, „daß die Landesregierung sich das Ziel gesetzt hat, in UnnaMassen eine Erinnerungsstätte zu schaffen, die die Schicksale der Vertriebenen, Flüchtlinge, Aussiedler und Spätaussiedler darstellt und auf den Kontext der aktuellen Fluchtbewegungen weltweit eingeht“.

„Ich gehe erhobenen Hauptes“, hat Tomáš Petříček vor ein paar Wochen seinen Abgang aus dem Außenministerium gegenüber den Journalisten kommentiert. Dreieinhalb Jahre Monate war der 39-Jährige Außenminister der Tschechischen Republik. Auf dem Parteitag der ČSSD im April kandidierte Petříček gegen Parteichef und Vize-Premierminister Jan Hamáček. Petříček verlor die Kampfabstimmung und war ein paar Tage später auch sein Ministeramt los. Im Exklusiv-Interview mit der Sudetendeutschen Zeitung erklärt Petříček, wie seine Amtsenthebung abgelaufen ist, welchen Einfluß Moskau auf die Regierung in Prag hat und wie er das deutschtschechische Verhältnis sowie die Vertreibung der Sudetendeutschen sieht.

Oktober 2018: Staatspräsident Miloš Zeman überreicht dem neuen Außenminister Tomáš Petříček die Ernennungsurkunde.

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err Petříček, warum sind Sie in die Politik gegangen? Petříček: Ich habe mich schon im Gymnasium für Politik interessiert und nach dem Abitur Politikwissenschaft und internationalen Beziehungen studiert. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, daß die junge Generation etwas bewirken und die tschechische Politik nach dem sehr turbulenten Jahrzehnt nach der Samtenen Revolution verändern kann. Daher schloß ich mich zu Beginn meines Studiums den Jungen Sozialdemokraten und später der Sozialdemokratischen Partei an. Mich reizte der Akzent auf sozialer Gerechtigkeit und Solidarität in der Gesellschaft. Ich wollte außerdem Themen ansprechen, die damals noch keine Priorität hatten, wie zum Beispiel Umwelt- und Ökologiebewußtsein. Ich bin Idealist, und ich glaubte und glaube immer noch daran, daß wir die Welt verbessern können. Lassen Sie uns die letzten Wochen Revue passieren. Auf dem Parteitag der ČSSD kandidierten Sie gegen Ihren Kabinettskollegen und ČSSD-Vorsitzenden Jan Hamáček – was für Außenstehende ungewöhnlich erscheint. Warum haben Sie diese direkte Konfrontation gesucht? Petříček: Die tschechische Sozialdemokratie befindet sich seit Jahren in einer tiefen Krise. Sie eilt von einer Wahlniederlage zur nächsten, ohne daß innerhalb der Parteiführung reflektiert wird, warum wir die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen der Menschen verloren haben. Ich hatte dazu aufgerufen, die letzten Regionalwahlen als ein starkes Signal zu nehmen, das eine Änderung im Stil der Parteipolitik erfordert. Das ist unter Jan Hamáček nicht geschehen. Anstatt eine fortschrittliche Agenda zu unterstützen, die mit Veränderungen und neuen Themen daherkommt, hat man sich zunehmend einem konservativen Politikstil zugewandt. Ein weiterer Grund war, daß ich die Zusammenarbeit mit unserem Koalitionspartner ANO kritischer gesehen habe. Ich war und bin überzeugt, daß die ČSSD diese Zusammenarbeit nach den Wahlen nicht fortsetzen sollte und daß sie die Möglichkeit schaffen muß, mit anderen Parteien an der Umsetzung einer progressiven linken Agenda zu arbeiten. Ebenso ungewöhnlich war es, daß Ihr Parteikollege Hamáček anschließend Ihre Ablösung als Minister gefordert und auch durchgesetzt hat. Hatten Sie da-

Oktober 2018: In einem festlichen Rahmen nimmt Tomáš Petříček die Ernennung zum Außenminister der Tschechischen Republik an.

Tomáš Petříček mit Premierminister Andrej Babiš (li.) und Innenminister Jan Hamáček (re.). Bilder: Vláda České Republiky mit gerechnet, daß das passiert? senen Impfstoffen, wie zum BeiPetříček: Letztendlich war es spiel Sputnik V. Und es ist kein keine Überraschung. Eine knap- Geheimnis, daß Zeman noch impe Mehrheit der Delegierten hat mer viele Unterstützer in der te auf dem Parteitag entschieden, ČSSD hat. Ich verstehe, daß die daß es nicht an der Zeit ist für ei- neue Führung bessere Beziehunne große Veränderung des poli- gen zum Präsidenten haben wolltischen Stils und der Politik, die te. die Partei vertritt. Die DelegierAus deutscher Sicht scheint es ten weigerten sich, sich sechs in der tschechischen Politik zwei Monate vor Gruppen zu geden Wahlen ben – eine westin Richtung „Das Büro des Außenminiliche, pro-euroeiner modersters hat Fenster nach Osten. päische Fraktion nen, progresund eine FraktiWenn man gelegentlich der Physik und anderen Kräften siven Agenon, die eine Anda zu bewetrotzt, ist es durchaus besonnäherung an gen. Darüber nen und mutig, aus ihnen herMoskau und Pehinaus wurde aus nach Westen, nach Euroking favorisiert. ich von Präsipa zu schauen. Ich wünsche Ist diese Eindent Zeman schätzung richuns einen anderen Minister, der die gleiche Auffassung stark krititig? Wie stark ist siert, der zuvon Diplomatie hat. Ich habe welche Gruppe nehmend auf keinen Zweifel, daß er dann in der Bevölkemeine AblöUnterstützung für sein Hanrung? sung drängte. deln finden wird.“ Petříček: Sie Es ist wahr, haben Recht, Tomáš Petříček nach seiner Abberufung auf Facebook daß wir viedaß es zwei le MeinungsGruppen gibt, verschiedendie in wichtigen heiten in wichtigen außenpoli- strategischen Fragen, wie den tischen Fragen hatten. Zu den Beziehungen zu Rußland oder jüngsten gehörten unterschiedli- der Integration in die euro-atche Positionen zu nicht zugelas- lantischen Institutionen, unter-

schiedliche Standpunkte vertreten. Das illustriert in gewisser Weise die Tatsache, daß sich unsere Gesellschaft auch drei Jahrzehnte nach der Samtenen Revolution irgendwie zwischen West und Ost fühlt. Gleichzeitig weiß die Mehrheit der Menschen, daß es in unserem Interesse ist, ein aktiver Teil der Europäischen Union zu sein und daß die NATO unsere Sicherheit garantiert. Ich würde sagen, daß trotz eines gewissen Grades an Euroskepsis im Land die Mehrheit pro-europäisch ist. Wie einig sind sich Präsident Miloš Zeman und Premierminister Andrej Babiš in der Frage, inwieweit die Tschechische Republik engere Kontakte zu Rußland suchen sollte? Petříček: Es ist wahr, daß sowohl der Präsident als auch der Premierminister zu pragmatisch sind. Sie begreifen nicht ganz, warum Werte und Prinzipien in der Außenpolitik eines selbstbewußten demokratischen Landes so wichtig sind. Allerdings sind sie sich in Bezug auf Rußland nicht so einig, wie ihre Nähe in vielen anderen, vor allem innenpolitischen Fragen, glauben machen könnte. In der Tat war Andrej Babiš nicht sehr aktiv, wenn es um die Beziehungen und Kontakte zu Rußland ging. Er hat oft offen erklärt, daß er sich mehr für die europäische Politik interessiert. Sie sind überzeugter Europäer und haben immer dafür plädiert, daß die Tschechische Republik Mitglied der Europäischen Union und der NATO sein muß. Ist es denkbar, daß die Tschechische Republik diesen pro-westlichen Kurs beendet und eine engere Bindung an Moskau oder Peking sucht? Petříček: Ich möchte nur wiederholen, daß dies nicht wahrscheinlich ist. Es gibt zwar politische Stimmen, die für eine engere Zusammenarbeit mit Rußland oder China plädieren. Und in der Tat gibt es stark euroskeptische Parteien wie die SPD (Anm. d. R. Die Svoboda a přímá demokracie ist eine rechtsextreme Partei.) oder die Kommunisten. Ihr Einfluß auf die Außenpolitik ist bisher begrenzt. Ich sehe einige Risiken, wenn ihr Einfluß nach den Wahlen im Oktober zunimmt. Insbesondere dann, wenn ihre Unterstützung und ihre Stimmen für eine künftige Regierung unverzichtbar sein werden, um eine Mehrheit im Unterhaus zu haben. Dennoch sehe ich nicht, daß die Mehrheit in der Gesellschaft eine Umkehrung von drei Jahrzehnten unserer außenpolitischen Orientierung fordern würde. Die Suche nach einem Nachfolger für Sie war offensichtlich nicht einfach. Der erste Kandidat war Kulturminister Lubomír Zaorálek, der zuvor Außenminister war. Er lehnte mit der Begründung ab, daß Präsident Zeman zu viel Einfluß auf die Außenpolitik habe. Stimmt das? Petříček: Der Präsident hat immer ein Mitspracherecht in unserer Außenpolitik. Seit dem Fall des Kommunismus müssen alle tschechischen Außenminister die Beziehungen zu sehr meinungsstarken Präsidenten managen, die immer starke Positionen und Ideen zu außenpolitischen Fragen vertreten haben. Man kann zum Beispiel Václav Havel nehmen. Er und Jiří Dienstbier prägten die ... Fortsetzung Seite 5


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AKTUELL

Sudetendeutsche Zeitung Folge 21 | 28. 5. 2021

� Zur Person:

Ph. D. Tomáš Petříček �  Geboren am 27. September 1981

in Rokitzan. �  Studium an der sozialwissenschaftlichen Fakultät der KarlsUniversität in Prag mit Auslandsaufenthalten an der Université libre de Bruxelles und der Universität Warwick. �  2014 Promotion an der KarlsUniversität im Fach Internationale Beziehungen. Thema: „Perspektiven in der Energiesicherheit der Europäischen Union.“ �  Seit 2005 Mitglied der ČSSD. �  Von 2007 bis 2009 Assistent des MdEP Libor Rouček. �  2010 bis 2013 Tätigkeit in der Prager Stadtverwaltung im Bereich der Europapolitik. �  November 2013 bis Mai 2017 Želivská provozní a.s., Mitglied des Vorstandes. �  Juli 2014 bis Mai 2017 Assistent des MdEP Miroslav Poche. �  Mai bis Dezember 2017 Ministerium für Arbeit und Soziales. �  Januar bis Juli 2018 Berater eines MdEP. �  August bis Oktober 2018 Außenministerium �  Oktober 2018 bis April 2021 Außenminister der Tschechischen Republik. Bild: Vojtech Fortsetzung von Seite 4 ... tschechische Außenpolitik zu Beginn 1990er Jahre. Václav Havel hatte Einfluß auf unsere Außenpolitik. Allerdings kann ich Lubomír Zaorálek nicht ganz zustimmen, daß neue Entwicllungen Miloš Zeman mehr Einfluß auf unsere Diplomatie ermöglichen. In der Tat hat Lubomír Zaorálek selbst in der Vergangenheit viele Kompromisse mit Präsident Zeman geschlossen. Ich erinnere nur an die Annäherung an Peking und eher vorsichtige Positionen in vielen Menschenrechtsfragen. Ich bin überzeugt, daß es verschiedene, auch verständliche Gründe gab, warum er das Angebot abgelehnt hat. Nach Angaben der tschechischen Sicherheitsbehörden gibt es Hinweise, daß Agenten des russischen Geheimdienstes GRU die Anschläge auf das Munitionsdepot bei Vrbětice verübt haben. Dies hat zu heftigen Reaktionen der tschechischen Regierung geführt. So wurden umgehend 18 Mitarbeiter der russischen Botschaft in Prag des Landes verwiesen. Die tschechische Regierung hat auch ihre Nato-Partner informiert und zur Solidarität aufgerufen. Wie beurteilen Sie die Reaktion der deutschen Regierung? War diese ausreichend? Petříček: Zunächst möchte ich die Solidarität würdigen, die wir von unseren EU- und NATO-Partnern erhalten haben. Ich glaube, daß sie relativ schnell kam, und ich bin froh, daß wir in schwierigen Situationen nicht alleine sind. In der Tat gibt es Leute, die die Reaktion im Allgemeinen als unzureichend betrachten. Sie neigen dazu, sie mit der alliierten Reaktion auf das versuchte Attentat auf Sergej Skripal zu vergleichen. Wir sollten jedoch einen anderen Kontext in Betracht ziehen, der heute viel komplizierter ist. Einige Verbündete haben russische Agenten aufgrund anderer Vorfälle, die in den letzten Monaten passiert sind, ausgewiesen; wir erleben zunehmende Spannungen zwischen der Ukraine und Rußland; die USA haben auf ernsthafte Cyber-Attacken reagiert und vieles mehr. Priorität sollte jetzt sein, viel intensiver innerhalb der NATO und der EU zusammenzuarbeiten. Die Nachricht, daß offenbar der russische Geheimdienst hinter den Bombenanschlägen steckt, wurde kurz vor Hamáčeks

Abreise nach Moskau bekannt. Zufall? Oder wurde dies gezielt durchgestochen? Petříček: In den letzten Wochen wurden viele neue Fakten an die Öffentlichkeit gebracht. Es ist klar, daß wichtige Akteure über die Ermittlungen informiert waren, bevor Jan Hamáček über seine Pläne, nach Moskau zu reisen, informierte. Der rußlandfreundliche Staatspräsident Zeman hat zur Causa Vrbětice über eine Woche geschwiegen und dann öffentlich versucht, Zweifel an den Ergebnissen der tschechischen Ermittler zu streuen. Wie haben Sie die Fernsehansprache von Zeman empfunden? Petříček: Ich war nicht überrascht. Miloš Zeman hat noch nie eine Gelegenheit ausgelassen, zu provozieren und zu spalten. Eigentlich würde ich vom

rungsvertreter so etwas ernsthaft in Erwägung ziehen würde. Gleichzeitig ist die Tatsache, daß Jan Hamáček einen Besuch in Moskau unter solch komplizierten Umständen und mit dem Wissen über die Geschehnisse in Vrbětice geplant hat, schwer zu verstehen. Es wird dadurch komplizierter, unseren Partnern und Verbündeten zu erklären, was Geheimdienst und Ermittler herausgefunden haben. Die Tatsache, daß tschechische Sicherheitsbehörden davon ausgehen, daß der russische Geheimdienst GRU hinter den Anschlägen von Vrbětice steckt, scheint auch die Pläne für den Ausbau des Atomkraftwerks Dukovany bei Dukovan zu beeinflussen. Die Russen galten aus aussichtsreiche Bewerber für diesen lukrativen Auftrag. Ist das jetzt vom Tisch? Petříček: Ich hoffe es. Es

re Regierung dramatisch gesunken. Die Umfragewerte für die beiden Regierungspartner, ANO und ČSSD, sind verheerend. Und im Herbst stehen Neuwahlen an. Wie wird sich die Tschechische Republik entscheiden? Petříček: In gewisser Weise führt mich das zurück an den Anfang unseres Interviews. Das Ansehen der ČSSD vor den Wahlen im Herbst wird durch das sinkende Vertrauen in die Regierung stark beeinflußt und dieser Trend deckt sich mit den jüngsten Umfragen für beide Parteien. Gleichzeitig hat sich die epidemiologische Situation in den letzten drei, vier Wochen verbessert. Und das könnte etwas sein, was die aktuellen Trends, die die Opposition begünstigt haben, ändern wird. Ich glaube, daß der Ausgang der Wahlen im Oktober noch offen ist.

Tomáš Petříček privat bei der Gartenarbeit. Präsidenten eines jeden Landes erwarten, daß er die Arbeit der Geheimdienste, der Polizeibehörden und der Justiz in einem so heiklen Moment unterstützt. So trugen seine Äußerungen nur zu den Desinformationsaktivitäten bei und waren Wasser auf den Mühlen der russischen Propaganda. Es gibt Gerüchte, daß Hamáček – was er heftigst dementiert hat – in Moskau einen Deal aushandeln wollte: Die tschechischen Behörden lassen die weiteren Ermittlungen im Fall Vrbětice im Sande verlaufen und Rußland liefert dafür in großen Mengen den Covid-Impfstoff Sputnik V. Was denken Sie? Petříček: Es wäre unmöglich, diesen Deal zu machen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß irgendeine Regierung oder ein Regie-

scheint, daß man endlich die Forderung der tschechischen Sicherheitsverantwortlichen unterstützt, keine russischen Firmen bei der Auftragsausschreibung zuzulassen. Ich hatte mich immer entschieden dafür eingesetzt, bei einem der strategisch wichtigsten Energieprojekte die Sicherheitsfrage sehr ernst zu nehmen. Erst vor wenigen Tagen gingen Zehntausende in Prag und weiteren Städten gegen Präsident Zeman auf die Straße. Die Demonstranten forderten, daß der Senat den Präsidenten wegen Hochverrats vor das Verfassungsgericht bringt und Zeman so aus dem Amt gedrängt wird. Wie realistisch ist dieses Szenario? Petříček: Es ist nicht wahrscheinlich. Laut einer EU-Umfrage ist das Vertrauen der Tschechen in ih-

Wie geht es für Sie weiter? Werden Sie ein Mitglied der ČSSD bleiben? Was sind Ihre Pläne für die Zukunft? Petříček: Ich habe es deutlich gemacht. Ich wechsle nicht das Kleid und werde Mitglied der ČSSD bleiben. Ich werde wieder in die akademische Welt zurückkehren. Ich möchte die Debatte über die Zukunft der progressiven Linken in Mitteleuropa führen. Ich sehe eine Zukunft für die progressive Bewegung und die Sozialdemokratie, auch wenn sie sich im Moment in einer tiefen Krise befindet. Ich möchte mich auf grundlegende Themen konzentrieren, wie zum Beispiel die sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen, die durch die grüne Transformation, die Digitalisierung und andere seismische Technologien angetrieben

werden. Wir müssen antizipieren und uns auf die Zukunft vorbereiten. Das wird die Sozialdemokratie wieder zur treibenden Kraft machen. Wie sind Ihre Beziehungen zu Deutschland? Petříček: Ich habe viele Freunde in Deutschland, ich besuche Deutschland sehr oft und ich mag deutsche Literatur, Film und Sport. Leider sind meine Deutschkenntnisse rudimentär (Anm. d. Red.: Dieses Interview wurde in Englisch geführt) und erlauben es mir nicht, die deutsche Kultur noch mehr zu genießen. In den letzten dreißig Jahren haben wir es geschafft, eine sehr robuste Beziehung zwischen unseren beiden Gesellschaften aufzubauen. Vom Kulturaustausch oder Studentenprogrammen bis hin zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und anderen zwischenmenschlichen Kontakten hat sich ein sehr starkes Netz von Bindungen entwickelt, das unsere Länder näher zusammenbringt. Und ich bin froh, daß dies geschieht. Während der Pandemie gab es Grenzschließungen zwischen Deutschland und der Tschechischen Republik. Wie sehr hat das die Beziehung zwischen den beiden Ländern beeinträchtigt? Petříček: Einerseits haben die Grenzschließungen viel Streß für die Menschen verursacht, die in der Nähe der Grenze leben, vor allem für Pendler, die wahrscheinlich am stärksten betroffen waren. Kleine Unternehmen entlang der Grenze und der Tourismus haben ebenfalls gelitten. Auf der anderen Seite haben wir vielleicht gelernt, mehr ein Europa ohne Grenzen zu schätzen und die Vorteile der europäischen Integration nicht als selbstverständlich zu nehmen. In der Sudetendeutschen Zeitung hat der Vertriebenenbeauftragte der Bundesregierung, Dr. Bernd Fabritius, gefordert, Vertreibung weltweit zu verbieten und zu kriminalisieren. Wie ist Ihre Position dazu? Petříček: Seine Argumente und der Kontext, in dem er sie vorgebracht hat, sind mir nicht bekannt. Nichtsdestotrotz ist es eine Extremsituation, wenn man gezwungen ist, aus seiner Heimat zu fliehen, und wir sollten immer versuchen, solche Situationen in Zukunft zu verhindern. Ob es für die Zukunft verboten werden kann, ist in erster Linie Sache der Experten, der Juristen,

und ich wäre offen, mir die Argumente anzuhören. Das Völkerrecht macht ethnische Diskriminierung, vor allem Akte der ethnischen Säuberung, schon nach den geltenden Normen und Regeln illegal. Meine eigene Erfahrung – es ist wichtiger und effektiver, solche Situationen zu verhindern, indem man den Menschen Stabilität und Sicherheit gibt und die richtigen Bedingungen für das Zusammenleben der Gemeinschaften schafft. Gleichzeitig müssen wir den Nationalismus entschieden verurteilen und ablehnen, der eine der Hauptursachen für Konflikte und menschliche Tragödien ist, einschließlich der Tragödien des Zweiten Weltkriegs. Kurz nach dem Zusammenbruch der Nazi-Diktatur und dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam es auch in der damaligen Tschechoslowakei zu Vertreibungen. Inwieweit ist die Vertreibung der Sudetendeutschen heute noch als Thema in der Tschechischen Republik aktuell? Welche Ideen haben Sie, um diese Wunden zu heilen? Petříček: Unter der jungen Generation ist dieses Thema kein Tabu mehr, wie es früher durch die kommunistische Propaganda war. Wir können Filme sehen, Bücher lesen oder an Diskussionen teilnehmen, die sich mit dem Thema beschäftigen. Wenn wir unsere gemeinsame Geschichte aufarbeiten, zusammen leben und gedeihen wollen, sollten wir immer offen sein, miteinander zu sprechen, auch über unsere lange, bunte und oft komplizierte Geschichte. Das war die Absicht der TschechischDeutschen Erklärung. Es ist die Absicht des tschechisch-deutschen Diskussionsforums. Wenn wir die Wunden der Vergangenheit heilen wollen, müssen wir einander zuhören, verstehen, daß es viele Mißstände gibt, die die Geschichte verursacht hat. Außerdem gibt es viele hervorragende Projekte vor Ort, die dazu beitragen, die Gemeinschaften zusammenzubringen und die Vergangenheit zu überwinden. Ich glaube, daß meine und jüngere Generationen weniger mit der Geschichte belastet sein werden und wir uns mehr auf die Zukunft konzentrieren werden. Wir leben gemeinsam in einem vereinten Europa, wir können es jetzt gemeinsam aufbauen. Das sollte unsere Priorität sein. Torsten Fricke


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TERMINE . AKTUELL

Sudetendeutsche Zeitung Folge 21 | 28. 5.2021

Nach dem Ende des Lockdowns fährt Steffen Hörtler den Hotel- und Seminarbetrieb wieder hoch

Heiligenhof: „Endlich dürfen wir wieder Gäste empfangen“ Die Basilika St. Anna in Altötting und die weltberühmte Madonna

Sonntag, 4. Juli, in Altötting

75. Gottesdienst der Sudetendeutschen Zum 75. Mal findet am Sonntag, 4. Juli, in der Basilika St. Anna in Altötting der Gottesdienst der Sudetendeutschen statt. Beginn ist um 10.00 Uhr.

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ie Ackermann-Gemeinde, das Sudetendeutsche Priesterwerk und der Präses der Su-detendeutschen Katholiken laden ein. Zelebrant ist Dr. Alexander Hoffmann, Leiter des Bereichs Muttersprachliche Seelsorge in der Erzdiözese München und Freising. Zwar sind coronabedingt noch keine Gruppenwallfahrten er-

laubt, aber ein Gottesdienst ist unter Einhaltung der bekannten Auflagen möglich. Fahnenabordnungen können ihre Fahne in einer der dafür vorgesehenen Halterungen der Bänke im vorderen Bereich zu befestigen. Ein liturgischer Einzug mit Fahne ist nicht möglich. Um den Einlaß koordinieren zu können, wird um Voranmeldung gebeten unter https://www.ackemanngemeinde.de/termine/ anmeldungen/altoetting-2021 oder per eMail an muenchen@ ackermann-gemeinde.de.

Die Corona-Pandemie hat auch den Heiligenhof vor große Herausforderungen gestellt. Mit dem Rückgang der Inzidenzzahlen wird der Lockdown jetzt schrittweise aufgehoben. Ab sofort ist die Hotel- und Seminareinrichtung wieder geöffnet.

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er lange Lockdown sei nicht nur wirtschaftlich eine besondere Herausforderung gewesen, sondern auch mental für das gesamte Team, sagt Stiftungsdirektor Steffen Hörtler. „Wir sind sehr froh, daß die Zeit der Unsicherheit jetzt ersteinmal vorbei ist und daß wir in unserem schönen Haus endlich wieder Gäste empfangen dürfen.“ Während des Lockdowns war nicht nur der Hotel- und Beherbergungsbetrieb geschlossen, auch Veranstaltungen durften nicht mehr stattfinden. „Wir haben sehr schnell Online-Formate entwickelt, um präsent zu bleiben und um die politische Weiterbildung fortzusetzen. Unser e Angebote sind hervorragend angenommen worden und werden sicherlich auch nach der Pandemie in geeigneter Form weiterbestehen, sind aber kein vollwertiger Ersatz für Präsenzver-

Der Heiligenhof in Bad Kissingen bietet zahlreiche Freizeitmöglichkeiten in der direkten Umgebung, wie die KissSalis Therme, die kürzlich zum schönsten Thermalbad Deutschlands gekürt wurde. Bild: Heiligenhof anstaltungen. Es fehlt halt der direkte zwischenmenschliche Kontakt“, so Hörtler. Mit dem Neustart will sich Steffen Hörtler für die breite Unterstützung während der Pandemie bedanken. „Unsere sudetendeutschen Landsleute haben uns nicht im Stich gelassen, obwohl jeder sicher auch eigene Probleme zu bewältigen hatte. Wir la-

den deshalb alle Sudetendeutschen zu einem individuellen Wohlfühlwochenende vom 18. bis 20. Juni 2021 ein.“ Das Angebot beinhaltet drei Tage und zwei Nächte plus Halbpension für insgesamt 79,00 Euro (zuzüglich Kurtaxe). Kinder bis 14 Jahre sind frei, und Jugendliche bis 18 Jahre zahlen 49,00 Euro.

Untergebracht werden die Gäste in modernen Ein- und Zweibettzimmern mit Dusche/WC oder als Familie in einem Mehrbettzimmer mit Dusche/WC. Am Samstagabend wird gegrillt. Zusätzlich gibt es an diesem Abend ein vorgezogenes großes Johannisfeuer. Anmeldung per E-mail unter hoertler@heiligenhof.de.

VERANSTALTUNGSKALENDER Montag,

31. Mai, 19.00 Uhr, Adalbert Stifter Verein, Volkshochschule Linz und Institut für Geschichte und Zeitgeschichte der Universität Linz: „Zum transkulturellen Charakter böhmischer Literatur“ – Vortrag von Dr. Peter Becher, Vorsitzender des Adalbert Stifter Vereins, in Linz, Wissensturm (Saal E 09), Kärntner Straße 26. Donnerstag, 17. Juni, 9.30 Uhr, SL Ortsgruppe Königsbrunn / Wehringen / Klosterlechfeld: Mitgliedertreff. 9.30 Uhr: Heimatstüble im Lechfeld-Museum Königsbrunn. 10.30 Uhr: Treff beim Sudetendeutschen Mahnmal am Friedhof Königsbrunn. 11.00 Uhr: Sitzung im Gasthof „Krone“ in der Bürgermeister-Wohlfarth-Straße 44 in 86343 Königsbrunn. 13.30 Uhr: Besuch des Museums Schlacht auf dem Lechfeld beim Gymnasium Königsbrunn. Anmeldung bis spätestens 10. Juni bei Obmann Kurt Aue, Telefon (08 21) 8 85 37 56 oder eMail sudetenaue@koenigsau.de Freitag, 18., bis Sonntag, 20. Juni, Paneuropa-Union Deutschland: Paneuropa-Tage in Trier, Echternach und Schengen unter der Schirmherrschaft von Jean-Claude Juncker, ehemaliger Präsident der EU-Kommission, mit Festabend, Hauptkundgebung, Gottesdiensten und Delegiertenversammlung. Festredner sind neben Juncker der Präsident der PaneuropaUnion Deutschland, Bernd Posselt, der österreichische Vizepräsident des Europäischen Parlaments, Othmar Karas, und der Internationale Präsident der Paneuropa-Union, Alain Terrenoire. Die 47. Paneuropa-Tage stehen unter dem Motto „Europa gestalten, nicht bloß verwalten“. Programm und Anmeldung unter www.paneuropa.org Samstag, 19. Juni, 9.00 Uhr, Ackermann-Gemeinde Bistum Bamberg: „Verfolgte Christen in der Welt –Herausforderung für uns?“ – Studientag mit Bischof Bertram Meier (Augsburg), Zeit-Redakteur Ulrich Ladurner und weiteren Referenten in Nürnberg, Caritas-Pirckheimer-Haus, Königstraße 64. Anmeldung: Akademie CPH, Kö-

nigstraße 64, 90402 Nürnberg, Telefon (09 11) 2 34 61 45, eMail akademie@cph-nuernberg.de Samstag, 19. Juni, 10.30 Uhr, SL-Landesgruppe Bayern: Landesfrauentagung 2021 in Regensburg, Kolpinghaus, AdolphKolping-Straße 1. Samstag, 26. Juni, bis Sonntag, 26. Juni, Sudetendeutsche Bundesversammlung in München Mittwoch, 7. Juli, 15.00 Uhr, SL-Ortsgruppe Königsbrunn / Wehringen / Klosterlechfeld: Mitgliederversamm-

Gerhart Hauptmann

lung in der Gemeindehalle Wehringen. Samstag, 10. Juli, 14.00 Uhr, SL-Ortsgruppe Königsbrunn / Wehringen / Klosterlechfeld: Muttertagfeier (Wir feiern auch die Väter), Fischerheim Wehringen, In der Aue 5. Samstag, 17. Juli, oder Sonntag, 18. Juli, 7.00 Uhr, SL-Ortsgruppe Königsbrunn / Wehringen / Klosterlechfeld: Fahrt zum Sudetendeutschen Tag nach München. Ob wir am 17. oder 18. fahren, erfahren Sie bei der Anmeldung,

Hans Pleschinski

Autor des Romans „Wiesenstein“

Hans Pleschinski redet über Gerhart Hauptmann HDOnline direkt: 6. Juni, 10.00 Uhr: „Zum 75. To-

destag Gerhart Hauptmanns: ,Wiesenstein‘ (2018)“. Aus Anlaß des 75. Todestages des Schriftstellers führt Paul Hansel, Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung Kulturwerk Schlesien, ein Gespräch mit Hans Pleschinski über dessen Roman „Wiesenstein“. In diesem literarischen Werk erzählt der Autor vom letzten Lebensjahr des schlesischen Literaturnobelpreisträgers in dessen Anwesen im Hirschberger Tal. .

HDOnline direkt: 10. Juni, 19.00 Uhr: „Von Gisela von Ungarn zu Hedwig Jagiellonica – Dynastische Verbindungen zwischen Fürstenhäusern im Heiligen Römischen Reich und den östlichen Nachbarreichen vom Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit“ Referent: Prof. Dr. Andreas Otto Weber, Direktor des HDO. Veranstaltungsort: Online und Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg, 5, 81669 München. Anmeldung: Telefon (0 89) 44 99 93 0 oder eMail poststelle@hdo.bayern.de

die bis spätestens 15. Juli 2021 bei Obmann Kurt Aue erfolgen muß. Telefon: (08 21) 8 85 37 56 oder per eMail sudetenaue@ koenigsau.de. Samstag, 28., bis Sonntag, 29. August, Heimatkreisverein Tachau: 32. Heimatkreistreffen in Weiden. Programm: Samstag, 8.00 Uhr: Abfahrt nach München und Besuch des Sudetendeutschen Museums. 18.00 Uhr: Gemütlicher Abend im Ratskeller bei Egerländer Wirtshausmusik. Sonntag, 9.00 Uhr: Feier am Gedenkstein in der Kurt-Schumacher-Allee. 10.15 Uhr: Vereinssitzung und Neuwahlen im Kultursaal des Hans-Bauer-Kulturzentrums. 12.00 Uhr: Ausstellungseröffnung. 13.00 Uhr: Mittagessen im Ratskeller, Einladung der Patenstadt Weiden. Sonntag, 12. September, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Kassel: Gedenkstunde für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation, Kassel-Hauptfriedhof (Nähe Eingang Heckershäuser Straße), Auskunft: Dietmar Pfütz, Telefon: (05 61) 51 43 59, eMail: dietmar@pfuetz.de Donnerstag, 16. September, 10.30 Uhr, SL-Kreisgruppe Augsburg-Land: Kreisdelegiertenversammlung im Sudetendeutschen Haus in München mit einem Besuch des Sudetendeutschen Museums. Als Ehrengäste zugesagt haben Staatsministerin Carolina Trautner, Schwabens Bezirkstagspräsident Martin Sailer, Bayerns SL-Landesvorsitzender Steffen Hörtler und Schwabens BdV-Bezirksvorsitzender Andreas Jäckel (MdL). Es wird ein Bus eingesetzt, der über Meitingen, Gersthofen, Königsbrunn, Bobingen, Wehringen und Klosterlechfeld nach München fährt. Anmeldung bis 1. September bei Kreisobmann Kurt Aue. Telefon: (08 21) 8 85 37 56 oder eMail sudetenaue@koenigsau.de Samstag, 18. September, 9.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Roth-Schwabach: Ab Thalmässing, Hilpoltstein, RothEckersmühlen, Roth und Schwabach-Vogelherd Fahrt zu sieben Vertriebenendenkmalen. Anmeldung: Dieter Heller, Telefon (0 91 71) 6 00 85, eMail heller_dieter@t-online.de

Dienstag, 1. Juni, 18.00 Uhr bis 20.00 Uhr: „Was ist geblieben vom Ethos der Solidarność im Polen des 21. Jahrhunderts?“, Gespräch mit dem Historiker Dr. Felix Ackermann, Online-Veranstaltung auf Zoom. Die Moderation der Veranstaltung übernimmt Gustav Binder. In der Danziger Werft begann die größte und letzte Massenbewegung von Arbeitern im 20. Jahrhundert. Im Vortrag wirft der Referent die Frage auf, was ihr Kampf für Mitbestimmung vierzig Jahre später bedeutet. Gdańsk steht für den Höhepunkt der Solidarität im 20. Jahrhundert, als Millionen Polen in der Lage waren, ihre Regierung an einen Runden Tisch zu zwingen und das Ende des Kalten Krieges in Europa einläuteten. Heute ist die Solidarność eine regierungsnahe Gewerkschaft, die nur für partikulare Interessen bestimmter Arbeitergruppen kämpft. Die Regierungskoalition um die Partei Recht und Gerechtigkeit nimmt in Anspruch, das Erbe der Freiheitsbewegung zu verkörpern. Sie nutzt aber die Pandemie, um die Grundrechte der Bürger in Polen einzuschränken und die Gewaltenteilung zu schwächen. In der Corona-Pandemie stellt sich in besonderer Weise die Frage, wie solidarisch eine Gesellschaft ist. Was das 2021 bedeutet, wird auch in Polen vehement diskutiert. Dr. Felix Ackermann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut Warschau. Sein aktuelles Forschungsthema ist die „Geschichte des Strafvollzugs in Polen und Litauen in der Zeit der Teilungen“. Von 2001 bis 2011 baute er das Institut für angewandte Geschichte an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) auf. Von 2011 bis 2016 war er DAAD visiting associate Professor for Applied Humanities an der European Humanities University in Wilna. Weitere Forschungsschwerpunkte sind die historische Stadtanthropologie, die Migrationsforschung und Gewaltgeschichte in Mittel- und Osteuropa. Dienstag, 8. Juni, 18.00 Uhr bis 20.00 Uhr: „Flucht. Eine Menschheitsgeschichte. Veranstaltung mit dem Historiker Dr. Andreas Kossert“, Online-Seminar auf Zoom. Ob sie aus Ostpreußen, Syrien oder Indien flohen, Flüchtlinge sind Akteure der Weltgeschichte. Andreas Kossert gibt ihnen mit seinem jüngsten Buch eine Stimme. Anhand bewegender Einzelschicksale und im großen geschichtlichen Zusammenhang zeigt er die existientiellen Erfahrungen, die mit Flucht und Vertreibung einhergehen – von der Entwurzelung durch den Verlust der alten Heimat bis zu den Anfeindungen, denen Flüchtlinge und Vertriebene in den Ankunftsgesellschaften oftmals ausgesetzt sind, unser Umgang mit ihnen spiegelt dabei oft auch die Ängste der Seßhaften wider, selbst entwurzelt zu werden. Die Teilnahme ist kostenfrei. Weitere Hinweise und Anmeldung auf der Webseite www.heiligenhof.de. Heiligenhof · Alte Euerdorfer Straße 1 · 97688 Bad Kissingen Telefax (09 71) 71 47 47 info@heiligenhof.de · www.heiligenhof.de

SUDETENDEUTSCHER TAG Aufgrund der Corona-Pandemie ist der traditionell für Pfingsten terminierte Sudetendeutsche Tag in diesem Jahr auf Freitag, 16. bis Sonntag, 18. Juli, verschoben worden. Neuer Austragungsort ist die Landeshauptstadt München mit dem Sudetendeutschen Museum.


AKTUELL

Sudetendeutsche Zeitung Folge 21 | 28. 5. 2021

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Vor 125 Jahren gründeten Ruderer den Deutschen Fußball-Club Prag

Mut tut gut

Kurios: So wurde der DFC Prag Deutschlands erster Vizemeister

Krönung des Lebens

Die erste deutsche Meisterschaft im Fußball 1903 hatte noch einen kuriosen Modus, man stolperte förmlich in einen fairen Wettbewerb. Der Deutsche Fußballbund (DFB) hatte seit seiner Gründung 1900 auch den Deutschen Fußball-Club Prag in seinen Reihen. Der erste DFB-Präsident war mit Ferdinand Hueppe der Präsident des DFC Prag.

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N

ur sechs Mannschaften nahmen an der Meisterschaft teil. Das ursprünglich geplante Auftaktspiel zwischen Prager und Karlsruhe fand nicht statt, weil man sich nicht über den neutralen Spielort einigen konnte. Im Gefolge wurde die selbe Ansetzung zum Halbfinale erklärt, doch wieder wurde das Spiel nicht angepfiffen. Karlsruhe hatte ein Telegramm erhalten, daß das Spiel später stattfinden solle, weswegen die Karlsruher nicht anreisten. Das Spiel wurde durch den DFB als gewonnen für Prag gewertet, sodaß Prag kampflos ins Finale gegen den VfB Leipzig kam. Im ersten Endspiel um die deutsche Fußballmeisterschaft, ausgetragen in Altona, unterlagen die Prager den Leipzigern klar mit 2:7. Das neue Deutsche Fußballmuseum in Dortmund titelt in der Abteilung zur Geschichte der Deutschen Meisterschaft etwas euphemistisch „Prag fast Deutscher Meister“. Es war der erste und letzte Auftritt des DFC Prag um eine deutsche Meisterschaft. 1904 trat der DFB der FIFA bei, und die beiden deutschen Vereine in Prag, der DFC Prag und der DFC Germania, mußten sich aus dieser Verbandsstruktur verabschieden. Nichtsdestotrotz war der DFC Prag eine starke Mannschaft. Schon 1893 hatten fußballbegeisterte Mitglieder des Prager Rudervereins Regatta wahrscheinlich das erste Fußballspiel in den böhmischen Ländern bestritten gegen die Auswahl des Schlosses Loučeň, dem heutigen FK Loučeň. Aus diesem Kreis von Enthusiasten des neuen Sports gründete sich am 28. Mai 1896 der DFC Prag, also vor 125 Jahren. Inmitten des jüdischen deutschsprachigen Milieus von Prag begann die Geschichte eines der bedeutendsten Klubs in der Frühphase des europäischen Fußballs. Starke Spiele sind verbürgt. So wurde der FC Bayern München nur wenige Monate nach seiner Gründung 1900 bei seiner Pragreise durch den DFC mit 8:0 besiegt. Nach dem Ersten Weltkrieg unterhielt der DFC Prag sogar eine Profimannschaft, die auch international erfolgreich war. So siegten die Prager 1924 in Spanien vor 18 000 Zuschauern mit 1:0 gegen den FC Barcelona. Monate zuvor hatte der DFC zu Hause den Klub Real Societad San Sebastian mit 11:1 vom Platz gefegt. Trotz der zahlreichen Siege war der DFC Prag finanziell nicht erfolgreich , wurde sogar als „Defizit Fußball-Club“ verspottet und mußte 1927 die Profimannschaft abmelden. Das Prager Tagblatt schrieb damals einen Nachruf, der den elf Jahre späteren endgültigen Abschied des Klubs ein wenig vorwegnahm: „Mit der Auflösung der DFC-Mannschaft verschwin-

Der DFC wurde als „Defizit Fußball-Club“ verspottet det eine der fairsten und besten Berufsspielermannschaften, welche die Tschechoslowakei und Mitteleuropa besaß. Es ist müßig, über die Gründe des Zusammenbruchs dieses Teams zu schreiben. Nicht zuletzt sind die Spieler an – einer zu guten Behandlung zugrunde gegangen.“ Die Amateurmannschaft gab es jedoch weiter. Sie wurde 1931 und 1933 Tschechoslowakischer Amateurmeister. Nach dem Münchner Abkommen stellte der DFC seine Tätigkeit ein, löste sich auf und wurde dann auch behördlich eingestellt. Verbürgt ist ein letztes Spiel im September 1938 gegen den tschechischen Klub SK Hvězda Košíře, das der DFC mit 7:3 deutlich gewann. Bedrückend ist das Schicksal einiger Spieler des DFC in der Zeit des Natio-

Die erste Mannschaft des DFC Prag von 1904.

Der DFC Prag hat bereits wieder eigene Jugendmannschaften. Bild: Gröning nalsozialismus. So verbrachte Paul Mahrer, der langjährige Kapitän und Nationalspieler der Tschechoslowakei, mehrere Monate Haft in Pankrác und wurde dann ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Nach Kriegsende gelang ihm die Ausreise in die USA. Hier traf er seinen Mannschaftskameraden Samuel Schillinger wieder. Der ehemalige Nationalspieler war auf der Flucht vor den Nazis von Kuba abgewiesen worden und hatte nach Europa zurückkehren müssen. Nach eini-

gen Monaten in Holland gelang ihm die Ausreise nach Südamerika, wo er sich unter anderem als Trainer verdingte. Später erhielt er mit seiner Familie ein Visum für die USA. Belegt ist auch das tragische Schicksal des langjährigen Torwarts Fritz Taussig. Er wurde von den Nationalsozialisten deportiert und kam 1944 im Konzentrationslager Gleiwitz ums Leben. Im heutigen Prag deutet nichts mehr auf die Geschichte des DFC hin. Da, wo das Stadion des Klubs auf dem Letná stand, stehen heute das Gymnázium Nad Štolou und das Landwirtschaftsmuseum. Nichts blieb vom Café Continental, in dem der Klub eine Kanzlei und eine Vorverkaufsstelle unterhalten hatte. Und auch vom Sitz des Vereins künden nur noch historische Quellen. Nach 1945 konnte der DFC in Prag nicht wieder entstehen, da die Mitgliederbasis durch Holocaust und Vertreibung nahezu komplett ausradiert war. Erst mit der samtenen Revolution erinnerte man sich in Prag an den DFC, so berichtet es Thomas Oellermann, der als Historiker und passionierter Fußballer seit vielen Jahren in Prag lebt. Auch Günter Grass hat mit seinem

Professor Dr. Ferdinand Hueppe vom DFC Prag

Der erste Präsident des DFB

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Professor Dr. Ferdinand Hueppe

in gewaltiger Rauschebart zierte jenen Mann, den die Abgesandten aus deutschen Landen beim ersten „allgemeinen deutschen Fußballtag“ am 28. Januar 1900 in Leipzig zum Vorsitzenden eines elfköpfigen Ausschusses beriefen. Ferdinand Hueppe war als Vertreter eines der beiden Prager Großvereine erschienen, des DFC Prag. Der Hygiene-Professor wurde dann am 6./7. Oktober 1900 in Frankfurt am Main zum ersten Vorsitzenden des DFB gewählt. Mit dem FIFABeitritt im Jahr 1904 waren Prager Vereine nicht mehr im DFB zugelassen. Hueppe, der den FIFA-Beitrag maßgeblich vorangetrieben hatte, gab daraufhin das Amt ab. Wegen seiner außerordentlichen Verdienste ernannt ihn der DFB zum Ehrenmitglied. Hueppe starb 1938 im Alter von 85 Jahren.

Bild: DFC Prag

Buch „Mein Jahrhundert“ durch die Schilderung des Finalspiels der ersten deutschen Meisterschaft in Altona dazu beigetragen. Den Durchbruch brachte aber das ehrenamtliche Projekt „Initiative 1903“, das durch Traditionsspiele mit historischem Begleitprogramm an die Meisterschaft von 1903 erinnert. Zu diesem Zweck reisen die Aktiven der Initiative jedes Jahr in eine Stadt, die 1903 vertreten war, führen ein Freundschaftsspiel gegen den jeweiligen Klub durch und setzen an Ort und Stelle einen Gedenkstein für eine bleibende Erinnerung. Oellermann erzählt, wie er selbst in den Strudel der Neugründung des Vereins geriet: „Da erreichte mich 2014 ein Anruf von Sebastian Bona, dem Sprecher der Initiative. Man wolle, so Bona, 2015 nach Prag kommen und ein Spiel gegen den DFC Prag bestreiten. Da gab es nur ein Problem: Der DFC Prag existierte nurmehr in den Geschichtsbüchern.“ Es begann die Aufbauarbeit. Mit einer großzügigen Unterstützung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds konnte die Veranstaltung in Prag durchgeführt werden. Als Spielstätte wurde das Stadion von Aritma Praha angemietet. Die blau-weißen Trikots des DFC trugen in Prag lebende Deutsche, Tschechen sowie ein Holländer und ein Österreicher. Dieses Match brachte eine gewisse Dynamik mit sich. Es fanden sich nun Leute, die Interesse hatten, den Klub

Die „Initiative 1903“ war der Auslöser zur Wiedergründung wieder zu gründen, erzählt Oellermann: „Mit allen Vorbereitungen, Gesprächen und administrativen Herausforderungen sollte dann aber noch ein Jahr ins Land gehen. Von Beginn an suchten wir Gründerväter des neuen DFC die Zusammenarbeit mit den drei deutschen Schulen in Prag: dem Thomas-Mann-Gymnasium, der Grundschule der deutsch-tschechischen Verständigung und der Deutschen Schule. 2016 konnte der Klub als eingetragener Verein wiedergegründet werden.“ Es gibt bereits erste Jugendmannschaften, die wieder am Spielbetrieb teilnehmen. Übrigens: Die „Initiative 1903“ siegte im Jahre 2015 deutlich gegen den neugeborenen Deutschen Fußball-Club Prag: 7:2 hieß es beim Schlußpfiff – .verloren nicht in Altona, sondern im heimischen Prag. Ulrich Miksch

er Mariam ad Jesum“, so lautet ein Grundsatz der katholischen Frömmigkeit. Auf deutsch: „Durch Maria zu Jesus.“ Das heißt, die Verehrung der Muttergottes sollte kein Selbstzweck sein, sondern zu einer Vertiefung der Liebe zu Jesus Christus führen. Wir stehen am Ende des Marienmonats Mai. Hoffentlich waren die Andachten und Wallfahrten in diesem Sinne wirksam. Den zitierten Grundsatz kann man allerdings auch ein wenig abwandeln. Nicht „Per Mariam ad Jesum“, sondern: „Per Mariam ad Trinitatem“. Also: „Durch Maria zum dreifaltigen Gott.“ Wie komme ich darauf? Am Sonntag nach Pfingsten wird das Hochfest der Heiligsten Dreifaltigkeit gefeiert, das ist in diesem Jahr der 30. Mai. Der Marienmonat Mai hat sich also vier Wochen lang auf das Dreifaltigkeitsfest zubewegt und findet in ihm seine Krönung. Die Lehre von der Dreifaltigkeit Gottes hat für unseren christlichen Glauben fundamentale Bedeutung. Als Christen stellen wir uns Gott nicht wie einen starren monolithischen Block vor, sondern als eine lebendige Beziehung zwischen Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Die drei Personen verkörpern unterschiedliche göttliche Verhaltensweisen. Der Vater ist in besonderer Weise der Schöpfer. Man könnte auch sagen: Er ist „Gott über uns“. Jesus Christus, der Sohn, ist der Erlöser, „Gott mit uns“. Der Heilige Geist schließlich ist der Spender des göttlichen Lebens, also „Gott in uns“. Maria, die Mutter Jesu, war ein Mensch wie wir. Sie war aber in ihrer ganzen Existenz auf den dreifaltigen Gott ausgerichtet. Sie wußte, daß sie von Gottvater erwählt und berufen war. Sie erfuhr, daß ihr Sohn Jesus zugleich der Sohn Gottes ist. Und sie vertraute dem Heiligen Geist als göttlicher Kraft, durch welche sie Hoffnung und Zuversicht für ihr Leben schöpfte. Auf barocken Altarbildern und Deckenfresken finden wir immer wieder das Motiv „Krönung Mariens“. Die Mutter Jesu kniet auf Wolken und wird vom dreifaltigen Gott im Himmel empfangen. Dabei wird ihr von Gottvater und Gottsohn eine Krone aufs Haupt gesetzt. Die Figur einer Taube als Sinnbild des Heiligen Geistes besiegelt diese feierliche Handlung. Mir persönlich zeigt dieses Bildmotiv immer wieder die große Perspektive unseres Menschseins. Trotz aller Mühen des Alltags, trotz vieler ungelöster Fragen und Sorgen, trotz aller physischen und psychischen Schwäche sind wir durch den dreifaltigen Gott mit der Krone seines Lebens beschenkt. Nicht immer nehmen wir diese Krone in bewußter Weise wahr, aber sie ist da. Niemand kann sie uns wegnehmen. „Durch Maria zum dreifaltigen Gott“ heißt damit für mich auch: Mit dem Blick auf Maria erhalte ich die Gewißheit, daß Gott auch für mich persönlich Schöpfer, Erlöser und Lebenskraft ist. Dr. Martin Leitgöb CSsR Seelsorger der Katholischen Pfarrei Ellwangen-Schönenberg


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BESCHLUSS- UND ANORDNUNGSBLATT DER SL

Sudetendeutsche Zeitung Folge 21 | 28. 5. 2021

� Ergebnis der Wahl zur XVII. Sudetendeutschen Bundesversammlung

Bekanntmachung des Bundeswahlausschusses

Gemäß § 7 Absatz 4 der Wahlordnung wird hiermit das nachfolgende Wahlergebnis festgestellt und gemäß § 15 Buchstabe C bekanntgemacht:

GEBIETSGLIEDERUNG Bundesliste Hannelore Heller

*1954, Sparkassenbetriebswirtin Roth/Karlsbad as liegt mir am Herzen: Als „Kind der SL-Basis“ und langjährige Mitarbeiterin in verschiedenen SL-Gremien mithelfen, die Organisationsstrukturen der SL der heutigen Zeit anzupassen und Informationen von „Oben“ an die Mitglieder vor Ort zu vermitteln.

D

Dr. h. c. Bernd Posselt

*1956, MdEP a. D., Publizist München/Gablonz as liegt mir am Herzen: Unseren Zusammenhalt, unsere Vielfalt, unsere Heimatliebe und unser kulturelles Erbe in die nächsten Generationen weiterzutragen und dabei denen, die vor uns waren, den verdienten Respekt zu erweisen.

D

Bundesliste Fortsetzung

Bayern – Oberbayern Fortsetzung

Ulrike Sendelbach

Roland Hammerschmied

S

S

*1963, Sonderschullehrerin Würzburg/Warnsdorf udetendeutscher Herkunft, mit Kultur und Brauchtum vertraut. Ich will Begegnungen mit Tschechen und (Sudeten-) Deutschen in der Tschechischen Republik und Deutschland – analog und digital. Ich will, daß „sudetendeutsch“ lebendig bleibt!

*1967, Industriemeister Chemie Geretsried/Falkenau eit über 40 Jahren bin ich in der Egerländer Gmoi aktiv. Mir geht es darum, das reiche Kulturgut der Sudetendeutschen weiterhin zu bewahren und zu präsentieren. Denn kulturelle Vielfalt ist wichtig.

Heike Maas

Dr. Philipp Pirler

I

E

*1967, Diplom-Kaufmann/Projektleiterin Wasserburg/Braunau m Gedenken an meine Braunauer Großeltern möchte ich mithelfen, daß die gemeinsame deutsch-tschechische Geschichte im Gedächtnis bleibt und sich das große Unrecht der Vertreibung niemals wiederholt!

Dr. Ortfried Kotzian

Siegbert Ortmann

Nachrücker Dr. Dorith Müller

F

Konrad Pfeifer

Dr. Marc Stegherr

*1948, Leitender Regierungsdirektor i.R. Augsburg/Hohenelbe ür die Sudetendeutsche Stiftung sind mir die Realisierung des Sudetendeutschen Museums und die Modernisierung des Sudetendeutschen Hauses ein Anliegen.

Christa Naaß

* 1955, MdL a.D., Vizepräsidentin des Bayerischen Bezirketages, Haundorf/Tachau as liegt mir am Herzen: Die Verständigung und Versöhnung zwischen Deutschen und Tschechen, Aufarbeitung der Geschichte, Bewahrung unserer böhmisch-mährisch-schlesischen Kultur, Eintreten für Menschen-, Volksgruppen- und Minderheitenrechte.

D

Dr. Martin Posselt

*1959, Redaktionsleiter Poing/Gablonz ür ein wahres und lebendiges Bild der Sudetendeutschen in der Öffentlichkeit: Dafür setze ich mich publizistisch und als Gründer des Isergebirgs-Museums Neugablonz seit Jahrzehnten ein.

F

Nachrücker

*1950, Oberbibliotheksrat a. D. München/Freiwaldau rhalt der Volksgruppe; Verstärkung der Jugendarbeit; Museum als Informationszentrum und Treffpunkt; gutnachbarschaftliche Zusammenarbeit mit der Tschechischen Republik ohne Aufgabe eigener Ansprüche; weg mit den BenešDekreten.

*1940, MdL a. D., Rechtsanwalt, Lauterbach/Mies-Pilsen *1940, Betriebswirt a. D., Laatzen/Bergreichenstein.

Baden-Württemberg Waltraud Illner

*1953, Bankangestellte a. D. Stuttgart/Marienbad ir liegen die Kultur und das Kulturgut der Sudetendeutschen am Herzen. Ich gehöre seit 2011 der Bundesversammlung an und würde meine Arbeit sehr gerne im Finanzausschuß fortsetzen und somit Baden-Württemberg in diesem Gremium vertreten.

M

Regine Löffler-Klemsche

*1957, Steuerfachangestellte Rutesheim/Plan-Weseritz ch stehe zur Wahl, weil es für mich selbstverständlich ist, als Kind sudetendeutscher Eltern in der Landsmannschaft aktiv mitzuarbeiten.

I

Bruno Klemsche

M

M

*1941, Rentner Rutesheim/Zwittau eine jahrelangen Erfahrungen in der landsmannschaftlichen Arbeit möchte ich auch weiterhin in der Bundesversammlung einbringen.

M

Bayern – Oberbayern Johann Slezak

*1937, Meß- und Regeltechniker München/Hohenstadt as liegt mir am Herzen: Weg mit völkerrechtswidrigen Gesetzen und Dekreten. Stopp Vertreibung aus der Geschichte. Aufarbeitung der Vertreibung. Recht auf Heimat und Eigentum. Deshalb: Hilfe für die Tschechische Republik auf dem Weg zum Rechtsstaat.

D Franz Longin

* 1933, MdL a. D., Wirtschaftsprüfer/ Steuerberater, Stuttgart/Neubistritz ie inhaltlichen Schwerpunkte unserer Arbeit müssen eine politische und gesellschaftliche Verankerung, eine Behauptung kultureller Herkunft und politischer Eigenständigkeit als Volksgruppe in Deutschland, Österreich und Europa sein.

D

Hildrun Barthlme

*1972, Realschullehrerin Kleinostheim/Tepl-Petschau ch möchte mich dafür einsetzen, die Grausamkeit der Vertreibung und die historische Wahrheit darüber sowie das kulturelle Erbe der Sudetendeutschen im Gedächtnis unserer Gesellschaft zu bewahren.

I

Claudia Beikircher

* 1972, Fachwirtin für Organisation und Führung/Sozialwesen Ellwangen/Krummau ir liegt am Herzen, die Gemeinschaft der Sudetendeutschen auch in Zukunft vielfältig und lebendig zu pflegen, das Kulturgut aus den Vertreibungsgebieten weiterzuentwickeln und zu repräsentieren, das Haus Eu­ropa aktiv mitzugestalten.

M

Helmut Kindl

*1963, Betriebsschlosser, Ingolstadt/Falkenau

Bernhard Lerner

*1963, Diplom-Pädagoge, Freilassing/Eger

Susanne Häussler

*1959, HFL/Erzieherin, München/Teschen

Urd Rothe

*1956, Ökotrophologin, Waldkraiburg/Reichenberg.

Christa Wenzel

*1940, Bürokauffrau/Rentnerin, München/Aussig

Dr. Egon Ziegler

*1937, Rentner, Planegg/Plan-Weseritz.

Bayern – Niederbayern/Oberpfalz *1967, Studienrat (RS) i. K. Niederviehbach/Klattau as liegt mir am Herzen: Erhalt der sudetendeutschen Kultur, die Vertretung unserer Interessen und die Aussöhnung mit den Tschechen.

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Elke Pecher

Robert Wild

1964, Bankfachwirt Baunach/Zwittau eine Leidenschaft ist die Musik, meine Arbeit die Finanzen. Das will ich beides auch weiter für die SL einsetzen.

*1968, Universitätsdozent, Mühldorf/Neutitschein

Dr. Christian Weber

Holger Kruschina

*1971, Geistlicher Roding/Zwittau ein Vater stammt aus Laubendorf im Schönhengstgau. Diese Wurzel hat mich als Kaplan in Furth im Wald der SL beitreten lassen und mich zum Sudetendeutschen Priesterwerk geführt, dessen Vorsitzender ich mittlerweile bin.

*1957, Diplom-Biologin, Penzberg/Tachau

Dr. Matthias Schickel

*1969, Stadtrat, Gymnasiallehrer/Schulleiter Ingolstadt/Aussig ch werde nie vergessen, wie mich Hansi, mein Lieblingspferd, versucht hat, mit den Zähnen festzuhalten. Als ob er geahnt hat, daß wir uns nie mehr wiedersehen werden.“ Eine Szene, die mir mein Vater immer wieder erzählt hat und die dazu beigetragen hat, daß ich seine nordböhmische Heimat auch als mein Erbe und meinen Auftrag zu einer ehrlichen und aufrichtigen Aufarbeitung der gemeinsamen Vergangenheit empfinde.

I

Franz Kühnel

*1950, Konstrukteur a. D. Grafing/Freudenthal ch will mich für Folgendes einsetzen: Recht und Gerechtigkeit mehr zur Geltung bringen; Abschaffung der Beneš-Dekrete; Mitgliederwerbung; Zusammenarbeit der Vertriebenenverbände. Ich lehne die Satzungsänderung von 2015 ab.

I

*1951, Studienrätin, Realschullehrerin a. D. Bad Kötzting/Falkenau as Interesse der nachfolgenden Generationen auf beiden Seiten im Hinblick auf die Wurzeln und die Nachbarschaft in einer jahrhundertelangen gemeinsamen Heimat zu wecken, ist der Weg in die Zukunft. Die Zeichen mehren sich.

D

Toni Dutz

* 1958, Erster Bürgermeister, Bezirksund Kreisrat, Wiesau/Karlsbad ls Sohn eines Heimatvertriebenen aus Altrohlau werde ich weiter für das Heimatrecht und gegen das Unrecht von Vertreibungen kämpfen. Völkerrechtswidrige Vertreibungen und die damit verbundenen Verbrechen sind weltweit Unrecht – gestern, heute und morgen!

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Dr. Sigrid Ullwer-Paul

*1943, Seminarrektorin, Rektorin Burglengenfeld/Hohenelbe ir liegt der Fortbestand der Sudetendeutschen Volksgruppe und damit der SL sehr am Herzen. Hauptziel: echte Verständigung mit den tschechischen Nachbarn, nur möglich auf der Grundlage von Wahrheit und Gerechtigkeit, damit auf der Basis einer Abkehr von den einschlägigen Beneš-Dekreten.

M

Nachrücker Dr. Rainer Wagner

*1959, Diplom-Kaufmann/Projektleiter, Weiden/Landskron

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Sudetendeutsche Zeitung Folge 21 | 28. 5. 2021

Bayern – Schwaben

Bayern – Oberfranken

Felix Vogt

Dr. Dieter Piwernetz

W

D

*1959, Bäckermeister und Konditormeister Gundelfingen/Plan-Weseritz as mir am Herzen liegt: Das Erbe unserer Vorfahren kulturell und rechtlich zu erhalten und umzusetzen. Heimatkreise, Initiativen zu fördern. Geschichte und Kultur dezentral zu erhalten und auszubauen. Den Bundesverband wieder auf den Weg zurückzuführen, der unsere heimatpolitischen Ziele aufnimmt und umsetzt.

Adolf Bier

*1941, Sparkassenangestellter a. D. Meitingen/Zwittau ein Anliegen sind die Aufhebung der BenešDekrete, die Anerkennung der Vertreibung als Unrecht und das Recht auf Heimat, die Verbindung zur alten Heimat aufrechterhalten und an die junge Generation weitergeben.

M

*1938, Fischereidirektor a. D. Nürnberg/Gablonz ie Erinnerung an das Kulturgut der deutschen in Böhmen und Mähren und ihre sozialen und wirtschaftlichen Leistungen wachzuhalten, aufzuschreiben und weiterzugeben ist mir wichtig. Das Bemühen um Aussöhnung und eine konstruktive Zusammenarbeit in einem geeinten Europa auf der Grundlage der gemeinsamen Geschichte von Tschechen und Deutschen ist meine innerste Grundeinstellung.

Nachrücker

*1967, Unternehmer Höchstädt an der Donau/Karlsbad ulturelles Erbe bewahren, widerfahrenes Unrecht weiter anmahnen und Versöhnung suchen. Ziele: Beneš-Dekrete weg, Entschädigungsfonds, zweisprachige Ortsschilder zur Erinnerung an Sudetendeutsche.

K

Edmund Schiefer

*1957, Maschinenbauer Mindelheim/Prachatitz as liegt mir am Herzen: Mit Gleichgesinnten alte Mauern überwinden und neue tragende Brücken bauen.

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*1954, Rentner, Marktredwitz/Falkenau

Dr. Jürgen Bethke

Bayern – Unterfranken Steffen Hörtler

*1973, Stiftungsdirektor Bad Kissingen/Böhmisch Leipa as liegt mir am Herzen: Die Verpflichtung gegenüber unseren Vorfahren und das Wissen über die verbundene Geschichte von Deutschen und Tschechen – auch über die Vertreibung – muß lebendig gehalten werden. Dafür will ich mich weiterhin einsetzen.

D

Peter Wesselowsky

*1941, Altbürgermeister Ochsenfurt/Brüx ch sehe die Notwendigkeit, vor Ort unsere Organisation der SL aufrechtzuerhalten. Wichtig ist auch, unsere Geschichte den Menschen in Deutschland immer wieder zu erklären. Das liegt mir sehr am Herzen!

*1970, Buchhalter, Krumbach/Troppau

Eberhard Heiser

*1940, Projektleiter E-Technik Forchheim/Saaz ie Erhaltung unserer Orts- und Kreisgruppen kann nur durch große Bemühungen erreicht werden; so durch Befassen mit Heimatpolitik, Kultur und gemeinschaftsfördernde Veranstaltungen. Nach langwierigen Debatten sollten wir endlich unsere Satzung respektieren.

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Helmut Reich

*1939, Altlandrat Lauf/Eger it der Kandidatur will ich in unserer Volksgruppenorganisation weitere Verantwortung übernehmen. Vor allem geht es mir um die Heranführung der Nachkommen für unsere alte Heimat, das heißt das Wissen um die Herkunft/die Wurzeln zu fördern.

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Manfred Baumgartl

*1941, Konstruktions- und Entwicklungsleiter Schwabach/Neudek ch will die Kultur meiner Vorfahren aus der böhmischen Heimat bewahren und weiterentwickeln. Wahrhaft mit Tschechen an einem gemeinsamen, freien und friedlichen Europa arbeiten. Vertreibungen ächten und Ausgleich für Unrecht suchen.

I

Bayern – Oberfranken Margaretha Michel

*1944, Studiendirektorin a. D. Pegnitz/Leitmeritz as Wissen über die Heimat zu erhalten und ein Ausgleich zwischen Tschechen und Sudetendeutschen auf der Grundlage objektiver Tatsachen ist mein Ziel.

D

D

*1948, Lehrerin, Birgel/Troppau

Thüringen Ernst Hajny

*1945, Diplom-Ingenieur, Rentner Ilmenau/Komotau as liegt mir am Herzen: Unsere Volksgruppe in der Gesellschaft mit unserer Geschichte und Kultur präsent halten, daß Heimat ein Wertebegriff ist. Vertreibung in jeglicher Form ist zu verurteilen, aber Versöhnung muß möglich sein.

Erhard Spacek

*1942, Gastronom, Rentner Pirna/Teplitz-Schönau as liegt mir am Herzen: Beitrag leisten zur Erhaltung der Kultur meiner sudetendeutschen Heimat, Förderung der Versöhnung zwischen Tschechen und Sudetendeutschen auf Grundlage der historischen Wahrheit.

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Mecklenburg-Vorpommern Wolfgang Zeisler

*1948, Lehrer i. R. Zernin/Teplitz-Schönau ch möchte den Zusammenhalt der Landsleute auch in der Corona-Zeit sichern durch persönliche und telefonische Kontakte, unseren älteren Mitgliedern Mut machen und nach Corona Ortsgruppen aktivieren.

I

Hessen

Niedersachsen

Markus Harzer

Dr. Kristian Ehinger

D

I

*1968, Gymnasiallehrer Steinau/Neudek as liegt mir am Herzen: Die Erlebnisgeneration und die Bekenntnisgeneration zusammenbringen. Damit wir auch in Zukunft sagen können: Ich bin Sudetendeutscher – und stolz darauf!

*1938, Justitiar und Rechtsanwalt a. D. Wolfsburg/Hohenelbe ch möchte einen Beitrag zu einem offenen Zusammenleben von Vertriebenen, deren Nachgeborenen und Tschechen in einem freien und rechtsstaatlichen Europa leisten. Unsere vielfältige Kultur ist Grundlage für ein zukunftsorientiertes Zusammenwirken.

Hagen Novotny

*1979, Diplom-Finanzwirt Griesheim/Komotau ie Bewahrung der Geschichte und des kulturellen Erbes der Sudetendeutschen sowie die Pflege der Beziehungen zur Heimat meiner Vorfahren sind mir Herzensanliegen, für die ich mich in der Bundesversammlung gerne einbringen möchte.

D

Lothar Streck

*1956, Diplom-Ingenieur i. R. Hasselroth/Trautenau as liegt mir am Herzen: Brücken bauen. Zwischen Deutschen und Deutschen. Zwischen Deutschen und Tschechen. Brücken in Europa. Eine nachhaltige Erinnerungskultur schaffen, die das Unrecht der Vertreibungen nicht relativiert.

Brandenburg Dr. Karlheinz Beilner

*1939, Diplom-Ingenieur und Diplom-Jurist Potsdam/Leitmeritz ein Anliegen ist die Versöhnung zwischen Tschechen und Sudetendeutschen. Deshalb möchte ich mich für eine objektive Geschichtsaufarbeitung und die Aufhebung der diskriminierenden Beneš-Dekrete sowie des Straffreistellungsgesetzes einsetzen.

M

D

Nachrücker Ingrid Selge *1954, Biologielaborantin, Bad Homburg/Teplitz-Schönau

Rheinland-Pfalz Gabriele Müller *1964, MTA/L, Mitarbeiterin Europabüro Mainz/Weipert as liegt mir am Herzen: Weitergabe des Sudetendeutschen Erbes an kommende Generationen, Verständigung der Völker über die Grenzen hinweg, Frieden in Europa.

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Steffen Eigner

*1978, Fachwirt für den Bahnbetrieb, Hohenahr/Mährisch Schönberg

Nordrhein-Westfalen Werner Appl

*1966, Diplom-Oecotrophologin Baunach/Zwittau as liegt mir am Herzen: Das kulturelle Erbe zu bewahren und als Basis für Begegnung und Austausch zu nutzen.

Gertraud Rakewitz

Sachsen

Ewald Neutatz jun.

Bayern – Mittelfranken

Nachrücker

*1970, Lehrer, Hof/Eger

I Nachrücker

Nordrhein-Westfalen Fortsetzung

D

Günther Wohlrab

Oskar Bachmann

Iris Wild

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BESCHLUSS- UND ANORDNUNGSBLATT DER SL

*1948, Immobilienmakler Fachkaufmann Marketing Krefeld/Mährisch Trübau ls Landes- und Kreisobmann gehöre ich nicht zur Erlebnisgeneration. Das Mandat strebe ich an, um die Kultur der Heimat weiterzugeben und dafür zu sorgen, daß die Aussöhnung fortgeschrieben wird. Die Erinnerung darf nicht verblassen.

A

Rüdiger Goldmann

*1941, MdL a. D., Oberstudienrat a. D. Düsseldorf/Gablonz ir liegt am Herzen, daß tschechisch-sudetendeutsche Gremien alle Fragen aufarbeiten, die heute noch die Beziehungen belasten. Eine gemeinsame sudetendeutsch-tschechische Zeitung in beiden Sprachen, gefördert von beiden Staaten, wäre wünschenswert.

Berlin Rudolf Fischer

*1954, Flugsicherungsspezialist a. D. Berlin/Kaaden-Duppau ch kandidiere, weil 800 Jahre deutsche Geschichte und Kultur in den Böhmischen Ländern nicht vergessen werden dürfen. Ich will die guten Kontakte zur Botschaft der Tschechischen Republik in Berlin auf Augenhöhe erhalten und weiter pflegen.

I

Nachrücker Professor Dr. Helmut Schmidt

*1943, Hochschullehrer i. R., Berlin/Tetschen-Bodenbach

M

Fortsetzung nächste Seite


10

BESCHLUSS- UND ANORDNUNGSBLATT DER SL Schleswig-Holstein

Böhmerwald

Erzgebirge  /  S aazerland Fortsetzung

Thomas Philipp Reiter

Dr. Raimund Paleczek

Hans Knapek

L

I

E

*1968, Geschäftsführer Herzhorn/Leitmeritz andsmannschaftliche Verbundenheit macht sich nicht an Wohnort oder Lebensalter fest. Ich möchte die Erinnerung an die sudetendeutsche Heimat und die damit verbundene Verantwortung mit den nachfolgenden Generationen teilen.

Hamburg Karl Haunschild

*1976, Fotograf Hamburg/Mährisch Schönberg as liegt mir am Herzen: Erhalt des kulturellen Erbes der Heimat.

D

*1967, Historiker München/Krummau ch möchte mit meinen Erfahrungen im Sudetendeutschen Museum und in allen Bereichen der Heimatforschung Menschen für unsere Verbandsarbeit gewinnen. Sacharbeit sollte Vorrang vor Strukturdebatten haben.

Adlergebirge Günther Wytopil

*1949, Rentner Breuberg/Oberes Adlergebirge as liegt mir am Herzen: Die vielfältigen Verbindungen zur alten Heimat meines Vaters halten, pflegen und ausbauen.

D

Altvaterland Alexander Klein

*1963, Jurist Bernau/Mährisch Schönberg ie Zukunft im Blick und die Heimat im Herzen! Danach handelte schon mein Vater Hans „Johnny“ Klein. Sein Optimismus, sein Glaube an Gott, seine Liebe zur Familie und seine Treue zur Heimat sind mir Leitbild.

D

Annegret Kudlich

*1964, Verwaltungsangestellte München/Troppau as liegt mir am Herzen: Die Geschichte und die Kultur der Sudetendeutschen einer breiten Öffentlichkeit in Europa zu vermitteln, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Die Digitalisierung sehe ich als große Notwendigkeit an, dies zu vermitteln.

D

Gerda Ott

*1949, Diplom-Verwaltungswirtin (FH) Stuttgart/Sternberg ch bewerbe mich um ein Mandat, weil mir am Herzen liegt, daß Brauchtum und Tradition gepflegt werden, Überliefertes bewahrt und weitergegeben wird und das Schicksal unserer Volksgruppe nicht in Vergessenheit gerät.

I

Nachrücker

*1965, Diplom-Ingenieur (FH) Puchheim/Krummau rauchtum und Kultur unserer Vorfahren pflege ich im Deutschen Böhmerwaldbund. Als Nachkomme von vertriebenen Eltern möchte ich zu einem friedlichen Zusammenleben mit den Tschechen beitragen.

B

Steffen Eigner

*1978, Fachwirt für den Bahnbetrieb, Hohenahr/Mährisch Schönberg

Beskidenland Dr. Günter Reichert

* 1941, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung a.D. Bad Honnef/Mährisch Ostrau it meinen breiten Erfahrungen will ich dazu beitragen, die sudetendeutschen Volksgruppen-Einrichtungen für die nachfolgenden Generationen attraktiv zu gestalten und den Dialog mit den tschechischen Partnern standfest zu führen.

M

Nachrücker Susanne Häussler

*1959, HFL/Erzieherin, München/Teschen

Kuhländchen Professor Dr. Ulf Broßmann

*1943, Pensionär München/Odrau ch stehe für den Zusammenhalt der Vertriebenen, für Freundschaft und Verständigung mit den tschechischen Landsleuten sowie für den Erhalt des materiellen und immateriellen Kultur­ erbes der verlorenen Heimat.

I

Peter Pawlik

*1957, Diplom-Ingenieur (FH) Otterfing/Bischofteinitz dentität ist geprägt von Sprachen, Kulturen und politischem Handeln. Es gilt, den Raum dafür neu zu definieren. An dessen Gestaltung möchte ich mich mit meinen Wurzeln im Egerland auch einbringen.

I

Andrea Windisch

*1976, Diplom-Theologin Bad Aibling/Tachau ch möchte mithelfen, der Vertreibung aus der Geschichte entgegenzutreten, fortbestehendes Unrecht deutlich zu artikulieren sowie in aller Ernsthaftigkeit und ohne Nebenabsichten gerechte Lösungen zur Heilung dieses Unrechts zu suchen.

I

Mittelgebirge Dietmar Heller

*1945, Diplom-Verwaltungswirt (FH) Markt Rettenbach/Teplitz-Schönau as liegt mir am Herzen: Interessenvertretung von Landsleuten, Heimatkreisen und -orten; Rettung von Kirchen, Friedhöfen und Denkmalen; Hilfe bei Ahnen- und Heimatforschung; Unterstützung der deutsch-tschechischen Jugendförderung.

D

Nachrücker Ingrid Selge *1954, Biologielaborantin, Bad Homburg/Teplitz-Schönau

Helmut Hahn

*1962, Diplom-Ingenieur (FH) Holztechnik Geretsried/Karlsbad ch möchte in einer lebendigen Gemeinschaft die überlieferten Traditionen und das Wissen über ihre Herkunft gemeinsam mit der Liebe zur Heimat der Vorfahren an die nächsten Generationen weitergeben.

I

Nachrücker Siegbert Ortmann

*1940, MdL a. D., Rechtsanwalt, Lauterbach/Mies-Pilsen

Dr. Egon Ziegler

*1937, Rentner, Planegg/Plan-Weseritz.

Günther Wohlrab

*1954, Rentner, Marktredwitz/Falkenau

Elbetal Bernd Klippel

*1963, Kommissionier Linsengericht/Aussig eit 2016 gehöre ich der Bundesversammlung an und würde mich freuen, wenn ich mich dort weiter für die Aussöhnung von Deutschen und Tschechen einsetzen könnte.

S

Dirk Peschel

*1965, NC-Programmierer/Projektleiter, Haiger/Mährisch Schönberg

*1959, Personalbereichsleiter a. D. Otterfing/Sankt Joachimsthal s gilt, die Volksgruppe künftig auch mittels neuer digitaler Arbeitsformen zusammenzuhalten, die Begegnungen mit den tschechischen Nachbarn fortzusetzen, auch um deren Einsicht in das Unrecht der Vertreibung zu fördern und Völkerverständigung und Demokratie zu stärken.

Martin Januschko

Egerland HEIMATGLIEDERUNG

Sudetendeutsche Zeitung Folge 21 | 28. 5. 2021

Brigitta Gottmann

*1939, Hausfrau Lüdenscheid/Aussig as liegt mir am Herzen: Kontakte mit Deutschen und Tschechen zu pflegen, das Erreichte, die Gedenkstunde auf der Aussiger Brücke und Gottesdienste zu sichern und das Hospiz in Leitmeritz zu unterstützen.

D

Nachrücker Ingeburg Alesi

*1938, Notariats-Buchhalterin a. D., Sachsen/Tetschen-Bodenbach

Polzen-Neiße-Niederland Klaus Hoffmann

*1960, Bürgermeister Bad Herrenalb/Reichenberg ie kulturelle Arbeit gilt es auch grenzüberschreitend auszubauen. Unsere politischen Anliegen müssen wir weiterverfolgen. Das Grundsatzprogramm von 2015 gibt uns die passende Richtschnur für die politische und kulturelle Arbeit.

D

Johannes Liessel

*1960, Herausgeber München/Rumburg ch stelle mich zur Wiederwahl, weil ich es wichtig finde, daß die Nachkriegsgeneration als Bindeglied das Wissen und die Erinnerung der Erlebnisgeneration an die Enkelgeneration weitergibt.

I

Simona Rottenkolber

*1964, Stadträtin a. D., Lehrerin Ingolstadt/Böhmisch Leipa ichtig ist, Kultur, Sprache/Dialekte, Kulturlandschaft Sudetenland lebendig für die Nachgeborenen darzustellen (Schule und neue Medien); Brücken zu bauen ins Sudetenland, Freundschaften zu knüpfen; Vernetzung im BdV zu fördern – voneinander zu lernen.

W

Nachrücker Urd Rothe

*1956, Ökotrophologin, Waldkraiburg/Reichenberg.

Riesengebirge Markus Decker

*1969, Einkaufsmanager Kelsterbach/Trautenau ir liegen die Stärkung unserer Gruppe durch Einbindung der Kinder- und Enkelgeneration sowie der Tschechinnen und Tschechen mit deutschen Wurzeln mittels moderner Netzwerkarbeit und neuer Medien wie dem Internet am Herzen.

M

Erzgebirge  /   S aazerland

Schönhengstgau

Birgit Unfug

Thomas Demel

M

M

*1966, Krankenschwester München/Saaz eine Herzensanliegen sind zum einen, das kulturelle Erbe zu erhalten und die Jugend in ihren grenzüberschreitenden Maßnahmen zu unterstützen. Aufgrund meiner Ausbildung ist mir die Begleitung der Erlebnisgeneration in den Altenheimen wichtig.

*1971, Geschäftsführer Dillingen/Zwittau eine familiären Wurzeln liegen im Schönhengstgau. Mir geht es darum, die kulturelle Leistung unserer Volksgruppe aus vielen Jahrhunderten und die großartigen Beiträge zum Wiederaufbau Deutschlands und Europas nach dem Zweiten Weltkrieg zu bewahren und sichtbar zu machen sowie die Heimat als unser Stammland zu erhalten. Fortsetzung nächste Seite


BESCHLUSS- UND ANORDNUNGSBLATT DER SL / AKTUELLES

Sudetendeutsche Zeitung Folge 21 | 28. 5. 2021

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Sprachinseln Rosina Reim

*1941, Ruheständlerin München/Wischau as liegt mir am Herzen: Persönliche Begegnungen mit den Menschen in meiner alten Heimat auf der Basis von Frieden – Freiheit – Verständigung, kulturelle Zusammenarbeit und gegenseitiger Austausch, damit die Mitte Europas wieder zusammenwachsen kann.

D

Südmähren Volker App

*1961, Kaufmännischer Angestellter Bad Überkingen/Nikolsburg ir liegt am Herzen, unsere Landsleute auf allen Ebenen zu betreuen, das kulturelle Erbe der Heimat zu bewahren und zur Verständigung der nachbarschaftlichen Beziehungen zur Heimat beizutragen.

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Peter Sliwka

*1949, Steuerberater Nürtingen/Neubistritz ir liegt eine Lösung der sudetendeutschen Problematik zur Tschechischen Republik hin am Herzen. Ferner sind die Enteignungsdekrete aufzuheben. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Erhaltung der Identität der Sudetendeutschen Volksgruppe.

M

Sudetendeutsche Jugend Von der Sudentendeutschen Jugend (SdJ) vorgeschlagene Personen, die in die Sudetendeutsche Bundesversammlung mit Stimmrecht kooptiert werden:

Peter Polierer *1977, Studienrat Landshut/Kaplitz

Steffi Januschko

*1997, Studentin Mathematik und Musik auf Lehramt Puchheim/Krummau

Mario Hierhager

*1988, M.Sc.-Psych., Doktorand und Psychotherapeut in Ausbildung Freising/Krummau

Elisabeth Januschko

*1997, Studentin Musik und Bewegungsorientierte Soziale Arbeit Puchheim/Krummau

Alexander Rabitsch

*1970, Klavierpädagoge und Musiker Dillingen/Braunau

SL Österreich Von der Sudentendeutschen Landsmannschaft in Österreich (SLÖ) vorgeschlagene Personen, die ohne Stimmrecht (Ausnahme Sprecherwahl, siehe Seite 1) in die Sudetendeutsche Bundesversammlung kooptiert werden:

Gerhard Zeihsel

*1939, Chemiker, Wien/Süd-Mähren

Professor Wolf Kowalski

*1943, Professor an der GAFA, Wien/Falkenau an der Eger

Professor Erich Lorenz

*1949, Professor für Mathematik, Neufeld/Nord-Mähren

Dr. Rüdiger Stix

*1957, Jurist, Wien/Prag

Blick auf Znaim und die Thaya: In der Altstadt soll ein Lernort für die deutsche und tschechische Geschichte entstehen.

Bild: CzechTourism

Forschungsprojekte Thema beim ersten Online-Seminar der Jungen und Mittleren Generation des Südmährerbundes

Vertreibung und die negativen Auswirkungen auf die Umwelt „Grenzen“ waren das Thema des ersten Online-Seminars der Jungen und Mittleren Generation (JMG) des Südmährerbundes. Es sollte dabei nicht nur um das Trennende, sondern auch um das Verbindende von Grenzen gehen, sagte JMG-Vorsitzender Wolfgang Daberger.

D

ie erneuten Grenzziehungen im Zuge der Corona-Pandemie zwischen Deutschland, Österreich und Tschechien waren ein Auslöser für die Überlegungen zum Konzept des Seminars, so Elke Krafka, Kulturbeauftragte im Südmährerbund. Die Frage, wie Trennendes überwunden werden kann, sei bei der Planung mehr und mehr in den Vordergrund gerückt. Besondere Grenzerfahrungen werden Teilnehmer einer „Klimawanderung“ sammeln, die Hildegard Schmoller vom Institut für Osteuropastudien der Uni Wien vorstellte. Das vom Fachbereich Kultur- und Sozialanthropologie der Universität initiierte interdisziplinäre Projekt sieht eine 12 000 Kilometer lange Wanderung vom nördlichsten bis zum südlichsten Zipfel Europas vor. Wissenschaftler durchqueren dabei 16 Länder und befragen Menschen entlang des Weges dazu, welche Folgen der Klimawandel für ihr Leben hat, wie sie damit umgehen und welche Maßnahmen sie dagegen ergreifen. Schmoller arbeitet als Historikerin an dem Projekt mit, um unter anderem herauszufinden, wie Erfahrungen aus Natur- und Umweltkatastrophen für den Umgang mit der Klimakrise genutzt werden können. Schmoller selbst plant Klimawanderungen entlang der österreichisch-tschechischen Grenze. In diesem Projekt geht es auch um die Frage, wie sich die Verwurzelung von Menschen in eine Landschaft auswirkt. Schmoller wird sich deshalb auch mit den Folgen der Vertreibung der Deutschen aus den tschechischen Grenzgebieten beschäftigen. In Südmähren oder Südböhmen herrschte nach der Neubesiedlung mit Tschechen und Menschen anderer Nationalität eine extreme Fluktuation, eine wirkliche Verbundenheit der neuen Bewohner mit der Region entwickelte sich erst ganz allmählich. Daneben prägten die Kollektivierung der Landwirtschaft und die Vernichtung der bäuerlichen Familienbetriebe zu

Das ehemalige Haus der Familie Bornemann soll saniert und zu einem Lernort für die deutsch-tschechische Geschichte werden. Bild: Archiv sozialistischer Zeit die Identität der Menschen. Solche dramatischen Umwälzungen fanden auf der österreichischen Seite nicht statt. Der Vergleich der Entwicklungen auf beiden Seiten der Grenze soll Erkenntnisse für die Bewältigung der aktuellen Klimakrise ermöglichen.

Grenzen in den Köpfen will ein Projekt in der südmährischen Stadt Znaim überwinden. Jiří Kacetl, der in der Stadtverwaltung für die kommunalen Immobilien zuständig ist, berichtete von Überlegungen, ein Gebäude im Stadtzentrum in einen besonderen Lernort umzuwandeln: Ein

leerstehendes Eckhaus am Unteren Platz, ein wertvoller Renaissance-Bau, soll nach seiner Sanierung die Geschichte seiner Bewohner und parallel dazu die von der deutschen und tschechischen Kultur gleichermaßen geprägte Geschichte der Znaimer Region erzählen – vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert. Im Konzept spielen auch die Biographien der Hausbewohner eine wichtige Rolle, die die Zeit der totalitären Regime, des Nationalsozialismus und des Kommunismus, durchlebten. Letzter Besitzer war bis zur Enteignung durch die Beneš-Dekrete die Familie Bornemann. Deren Geschichte soll einer der roten Fäden in der geplanten Ausstellung sein und „Verständnis für die Kette von Ursachen und Folgen“, so Kacetl, entwickeln. Felix Bornemann, der in den 1960er und 1970er Jahren führende Positionen im Südmährischen Landschaftsrat und im Heimatkreis Znaim innehatte, war Kreisleiter der NSDAP und SS-Obersturmbannführer im Kreis Znaim. Diese Familiengeschichte spiegelt wichtige Phasen der deutsch-tschechischen Geschichte mit all ihren Brüchen wider. Wenn Znaim 2026 das 800. Jubiläum seiner Gründung feiert, so Kacetl, und eine umfangreiche Ausstellung zur Stadtgeschichte auf der Burg ansteht, könnte das Haus am Unteren Platz eine gute Ergänzung werden. Ralf Pasch

Vortrag des Publizisten Ralf Pasch über Znaim

„Ein Zentrum für Sagen und Märchen“ Menschen früherer Zeiten verarbeiteten Ängste und Hoffnungen oft in Sagen, wie es sie auch im südmährischen Raum zuhauf gibt. Deutsche wie Tschechen erfanden Gestalten, die sie für positive wie negative Ereignisse verantwortlich machten.

Z

naim war im 19. Jahrhundert ein Zentrum für die Herausgabe deutschsprachiger Sagen- und Märchenbücher. Dort erschien auch die deutsche Ausgabe eines bereits Anfang des Jahrhunderts veröffentlichten tschechischen Buches über den Berggeist Rübezahl. Die im böhmisch-schlesischen Riesenge-

birge beheimatete Sagenfigur, die die Tschechen Krakonoš nennen, ist ein „Grenzgänger“, so der Publizist Ralf Pasch in seinem Vortrag auf dem Seminar der Jungen und Mittleren Generation des Südmährerbundes. Deutsche und Tschechen verarbeiteten den Mythos auf ihre Weise und gebrauchten ihn auch für die jeweiligen nationalen Interessen. In der polnischsprachigen Kultur Schlesiens ist Liczyrzepa, wie er dort heißt, erst nach dem Zweiten Weltkrieg stärker präsent. Nach Flucht und Vertreibung der deutschsprachigen Bewohner und der folgenden „Polonisierung“ griff die neu angesiedelte Bevölkerung auf der Suche nach Identifikationsfiguren auch

auf Rübezahl zurück. Von offizieller Seite wurde versucht, das zu sozialistischer Zeit zu unterbinden. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs und einer neu erwachten schlesischen Identität ist ein unverkrampfter Umgang mit Rübezahl möglich. Immer häufiger werden deutschsprachige Bücher über den Berggeist ins Polnische übersetzt, aktuell zum Beispiel das 1915 erschienene „Rübezahlbuch“ von Carl Hauptmann, dessen Todestag sich dieses Jahr zum hundertsten Mal jährt. Für den Görlitzer Bergstadtverlag Wilhelm Gottlieb Korn wiederum ist das der Anlaß, das Buch neu aufzulegen. FH


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FORUM

Sudetendeutsche Zeitung Folge 21 | 28. 5. 2021

ANZEIGE � Neuerscheinung

Genesungswünsche! SL-Kreisgruppe Augsburg-Land und SL-Ortsgruppe Königsbrunn/ Wehringen/Klosterlechfeld wünschen ihren Landsleuten Christa Straub, Johanna Metzner, Herbert Müller, Franz Suck, Walter Seifert, Walter Eichler und allen nicht genannten erkrankten Mitgliedern, Freunden und Gönnern alles Gute und eine baldige Genesung. Bitte lasst Euch impfen. Wir brauchen Euch! Und die alte Heimat will Euch auch nicht verlieren! Kurt Aue Kreis- und Ortsobmann, Vizebezirksobmann Schwaben

KURZ NOTIERT n  Wien. Rüdiger Stix, Stell-

desverteidigung, der diese ververtretender SLÖ-Bundesob- antwortungsvolle Aufgabe übermann, wurde als erster Österrei- nimmt. Verteidigungsministecher in das Welt-Ethik-Komitee rin Klaudia Tanner gratuliert Stix des Internationalen Judoverban- zur neuen Position: „Mit Dr. Stix des berufen. Das Dekret zur of- wurde ein Mann mit Expertise fiziellen Berufung überreichte und kulturübergreifendem VerVerbandspräsident Marius Vizer. ständnis für Moral und Ethik für Stix ist damit der erste Ressort­ diese wichtige Aufgabe im Sport angehörige des österreichischen ausgewählt. Ich gratuliere ihm Bundesministeriums für Lan- herzlichst zu dieser neuen Position.“ Auch SLÖ-Bundesobmann Gerhard Zeihsel freudestrahlend: „Lieber Rüdiger! Der gesamte SLÖ-Vorstand und alle Landsleute freuen sich mit Dir, gerade im Vorfeld zu den Olympischen Spielen in Tokio ist das der ideale Zeitpunkt Klaudia Tanner und Dr. Rüdiger Stix. für Dein Wirken.“

Hiermit abonniert man diese Zeitung Ich/wir bestelle/n zum Bezug per Postzustellung die m   Sudetendeutsche Zeitung mit Reichenberger Zeitung · Heimatbote · Heimatruf Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft wöchentlich (125,00 EUR im Jahr) m   Reichenberger Zeitung Nordböhmische Umschau 24 Ausgaben (62,50 EUR im Jahr) m   Neudeker Heimatbrief für die Heimatfreunde aus Stadt und Landkreis Neudek 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr)

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Verlorene Heimat: a Homeland Lost Vor kurzem erschien die englische Version „A Homeland Lost – a Homeland Gained“ der regionalgeschichtlichen Untersuchung „Verlorene Heimat – gewonnene Heimat“ über die Vertriebenen in Schwäbisch Gmünd und im Ostalbkreis.

D

abei handelt es sich um ein 2012 vom Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd herausgegebenes Werk unter Federführung von Professor Ulrich Müller. Da die meisten der 15 Mitautoren aus dem Kreis der Vertriebenen stammen, ist das Buch ein authentisches Dokument über Aufnahme und Integration in die damaligen Landkreise Schwäbisch Gmünd und Aalen. Die Nachkriegsgeschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd ist besonders dadurch geprägt, daß die dort aufgenommenen Vertriebenen mehr als ein Drittel der Stadtbevölkerung stellten. Besonders stark vertreten waren die Sudetendeutschen und darunter viele aus dem Raum Gablonz. Manche kamen nach Gmünd, weil sie hofften, mit ihrer Modeschmuckindustrie das Edelmetallgewerbe in Gmünd gut zu ergänzen. Tatsächlich wurden 150 Gablonzer Betriebe wieder gegründet, die an die weltweiten Geschäftsbeziehungen der Vorkriegszeit anknüpften. Wenn auch der Schwerpunkt auf Schwäbisch Gmünd liegt, so werden doch auch die Verhält-

nisse in Aalen berücksichtigt, die der aus Mährisch Schönberg stammende Aalener Heimatforscher Alois Schubert aus eigener Erfahrung schildert. In kürzester Zeit hatte sich damals die Einwohnerzahl der beiden Landkreise um rund ein Drittel erhöht. Eine unglaubliche Leistung unmittelbar nach dem Krieg angesichts des allgemeinen Mangels und der Wohnungsnot vor der Währungsreform. Inzwischen ist die zweite Auflage von „Verlorene Heimat – gewonnene Heimat“, 2017 mit

dem Preis für heimatgeschichtliche Forschung von der Sparkassenstiftung Ostalb ausgezeichnet, vergriffen. Warum erscheint nun „A Homeland Lost – a Home­land Gained“? Die Initiative ging vom Verein Brücke nach Osten und Kurt Scholze aus, der sich seit Jahren um enge Kontakte nach Osten und vor allem in die Tschechische Republik bemüht. Bei diesen Begegnungen zeigte sich, daß die Gäste zwar großes Interesse am Schicksal der Vertriebenen haben, aber leider nur selten

Ulrich Müller (Ed.): „A Homeland Lost – a Homeland Gained. The Deportees in Schwäbisch Gmünd and the Eastern Jura Rural District“. Prade Media, Schwäbisch Gmünd 2021; 291 Seiten, 15 Euro. (ISBN 978-3-00066883-8)

Ulrich Müller (Hg.): „Verlorene Heimat – gewonnene Heimat. Die Vertriebenen in Schwäbisch Gmünd und im Ostalbkreis“. Prade Media, Schwäbisch Gmünd 2016; 280 Seiten, 15 Euro. (ISBN 978-3-98136753-9)

deutsch können. So entstand die Idee, eine englische Fassung anzubieten, damit dieses Buch auch in den Ländern, aus denen die Vertriebenen des Ostalbkreises stammen, gelesen werden kann. Natürlich wäre es besser gewesen, dieses Buch in den jeweiligen Landessprachen anzubieten, also vorwiegend in tschechisch, slowakisch und polnisch, aber auch in ungarisch, rumänisch oder russisch. Ein solches Projekt aber hätte die Möglichkeiten der Herausgeber bei weitem überschritten. Deshalb kam nur eine englische Version in Frage. Dazu kommt, daß das Thema „Vertreibung“ durch die Zunahme weltweiter Migrationsbewegungen in den letzten Jahren eine unerwartete Aktualität gewonnen hat. Man kann also ein internationales Interesse voraussetzen, wenn nach Möglichkeiten gesucht wird, „andere“ in eine gewachsene Gesellschaft zu integrieren. Das Vorhaben gelang, weil in Christopher Sloan ein kompetenter Übersetzer gefunden wurde, der bereit war, dieses Buch in seine Muttersprache zu übertragen. Er hat dies auch deshalb getan, weil er während seiner jahrzehntelangen Unterrichtstätigkeit am Parlergymnasium in Schwäbisch Gmünd viele Kollegen und auch Schüler hatte, die das bittere Schicksal der Vertreibung erlitten hatten. gm/nh

PERSONALIEN � Hessens erster Beauftragter für Heimatvertriebene und Spätaussiedler

Rudolf Friedrich 85 Am 2. Juni feiert Rudolf Friedrich, langjähriger hessischer Landtagsabgeordneter und erster Beauftragter der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler aus dem Kuhländchen, seinen 85. Geburtstag in Frankfurt am Main.

D

er Jubilar gehörte von 1974 bis 2003 dem Hessischen Landtag an und war von 1999 bis 2009 als Landesbeauftragter direkt dem Ministerpräsidenten Roland Koch zugeordnet. Friedrich, der in der Presse schon mal als „Anwalt der Vertriebenen“ bezeichnet wurde, verbringt mit seiner Frau Erika jetzt in Frankfurt-Höchst seinen Ruhestand, ist aber immer noch gefragter Ratgeber bei Fragen der Integration der Deutschen aus Rußland und auch bei der Bewahrung des Kulturgutes der deutschen Heimatvertriebenen. Rudi, wie ihn seine Freunde nennen, kam als Sohn eines Schneidermeisters in Neudek, einem kleinen Bauerndorf im Kuhländchen, zur Welt. Aufgewachsen ist er in Kunewald. Die gewaltsame Vertreibung brachte seine Familie in den mittelhessischen Oberlahnkreis, wo er mit seinen Eltern und seinen beiden Brüdern bis 1951 in Aumenau an der Lahn lebte. Sein Beruf als Eisenbahner führte ihn in die Mainmetropole. Seit 1955 ist er bewußter Frankfurter. Hier wurde er 1970 zum Stadtverordneten und 1974 zum Landtagsabgeordneten der CDU gewählt. Der Politiker blickt auf eine langjährige und erfolgreiche Tätigkeit in Hessen zurück. Der heutige Ehrenvorsitzende der Ackermann-Gemeinde war vier Jahre lang Stadtverordneter in Frankfurt am Main, 30 Jahre Mitglied des Hessischen Landtags und zehn Jahre Landesbeauftragter der Hessischen Landesregierung. Neben seinem Beruf

und seinem politischen Mandat hatte Friedrich zahlreiche Ehrenämter. Er war Landesvorsitzender der Ackermann-Gemeinde, der Union der Vertriebenen und führte den CDU-Stadtbezirksverband Nordend 25 Jahre. Als Abgeordneter zeichnete er sich durch Bürgernähe aus, wöchentliche Sprechstunde und ein von ihm errichtetes Wahlkreisbüro waren dafür Kennzeichen. In der CDU-Landtagsfraktion, derem Vorstand er lange angehörte, machte er sich auch als verkehrspolitischer Sprecher einen Namen. Auch in den Organisationen der Heimatvertriebenen übernahm Friedrich Verantwortung. Als Stellvertretender BdV-Landesvorsitzender in Hessen und als Vizepräsident der Sudetendeutschen Bundesversammlung engagierte er sich für die Bewahrung des Kulturgutes der Heimatvertriebenen. Daß auch außerhalb Hessens seine Arbeit Anerkennung fand, zeigten 2005 seine Berufung in den Spätaussiedlerbeirat beim Bundesinnenministerium und 2006 seine Wahl durch den Deutschen Bundestag in den Sudetendeutschen Rat. Ebenso ist seine Wahl in den Bundesvorstand der Ackermann-Gemeinde zu nennen. Friedrich suchte und fand auch das Gespräch im Ausland: in Kasachstan mit dem Stellvertretenden Ministerpräsidenten, in der Ukraine mit Vertretern der Krimtataren, in Königsberg und Posen mit den staatlichen Vertretern, in Breslau mit dem Stellvertretenden Oberbürgermeister, in Prag mit Abgeordneten und Journalisten. Immer ging es um Menschenrechte, Heimatrecht und die Rechte der deutschen Minderheiten. Nicht immer waren diese Kontakte erfolgreich, doch Friedrich sagt: „Miteinan-

der reden ist besser als übereinander reden. Langfristig wurden aus vielen Begegnungen ein Anfang für gut nachbarschaftliche Verhältnisse“. Seine Mitgliedschaft im Katholischen Flüchtlingsrat und sein Wirken als Vizekomtur des Deutschen Ordens, dem er seit 41 Jahren angehört, weisen auf seine kirchliche Verbundenheit, ja Verwurzelung hin. Daß sich Friedrich bei seinen Auslandsaufenthalten fast immer mit Vertretern der Kirchen traf, belegen seine Begegnungen in Krakau mit dem Kardinal, in Oppeln mit dem Erzbischof und in Prag mit Vertretern der tschechischen Bischofskonferenz. Der Bundespräsident verlieh ihm 2002 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, der Hessische Ministerpräsident ehrte ihn 2008 mit der höchsten hessischen Auszeichnung, der Wilhelm-LeuschnerMedaille, und Papst Benedikt XVI. zeichnete ihn 2007 mit dem päpstlichen Silvester-Orden aus. Der Bund der Vertriebenen, die Landsmannschaften der Sudetendeutschen, der Rußlanddeutschen und der Baltendeutschen ehrten ihn mit hohen Auszeichnungen. Über die Kuhländler Ehrenmedaille, die vor ihm nur Otto von Habsburg erhalten hatte, freut er sich besonders, weil diese eine Auszeichnung „seiner Heimat“ ist. Besonders geehrt fühlt er sich, daß er im Schloßpark von Kunewald gemeinsam mit dem Heimatortsbetreuer und der tschechischen Bürgermeisterin einen Ginkgo als Baum der Freundschaft pflanzen konnte. Der tödliche Motorradunfall seines Enkels (2018) und der frühe Tod seiner in Frankreich lebenden Tochter (2020) haben Rudolf Friedrich schwer getroffen und sein Leben verändert.

Gegenwärtig schreibt er seine Erinnerungen. „Ich will darin die Schönheit meiner Heimat Kuhländchen beschreiben, mich an die schöne Kindheit auf dem Bauernhof meines Opas erinnern, mit Kinderaugen die Schrecken des Einmarsches der Russen und der Vertreibung im Viehwaggon aufzeigen und versuchen, den schweren Neubeginn in verschiedenen hessischen Regionen darzustellen. Schließlich soll auch mein heimatpolitisches Wirken nachgezeichnet werden. Meine parlamentarische Arbeit von 40 Jahren wird in Kurzfassung die Erinnerungen abrunden.“ Friedrich hofft, daß darin seine christliche Verwurzelung und seine Heimatverbundenheit Ausdruck finden werden, denn diese waren stets Grundorientierung seines politischen Lebens. Auch Volksgruppensprecher Bernd Posselt wartet mit Glückwünschen auf: „Immer verschmitzt lächelnd und sich bescheiden im Hintergrund haltend, gehört Rudi Friedrich seit Jahrzehnten zu den einflußreichsten Fädenziehern in der hessischen Politik. Sein Engagement in der Sudetendeutschen Landsmannschaft, in der AckermannGemeinde, in der PaneuropaUnion und in der katholischen Kirche hat auch nach seinem Ausscheiden aus dem Landtag nicht das Mindeste an Wirkungskraft verloren. Mit seiner Arbeit als Vertriebenenbeauftragter der Landesregierung setzte er bundesweit Maßstäbe. Als Vizepräsident der Sudetendeutschen Bundesversammlung verstand er es in turbulenten Zeiten, die es auch im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts gab, zu integrieren und kluge Kompromisse zu schmieden. Ich darf diesem überragenden Landsmann namens der ganzen Volksgruppe von Herzen viel Glück, Gesundheit und Gottes reichsten Segen wünschen.“ Norbert Quaiser


Allmählich dürfen Museen und Galerien unter Auflagen wieder Besucher einlassen. Auch in das Tschechische Zentrum in München (TZM) darf man nach Anmeldung, um die aktuelle Ausstellung zu betrachten: „Hier und jetzt“ befaßt sich mit dem zeitgenössischen tschechischen Comic und stellt einige Künstler und Werke vor. Mitveranstalter sind das Institut für tschechische Literatur der Akademie der Wissenschaften in Prag, das Mährische Landesmuseum Brünn sowie das Comicfestival München.

N

ie zuvor hat sich der tsche­ chische Comic so dyna­ misch und so lange ohne stören­ de Elemente von außen entwic­ kelt. Infolgedessen erlebte die lokale Szene in den letzten zwei Jahrzehnten bereits drei Wel­ len von Künstlern, die die Mög­ lichkeit des freien Schaffens und Publizierens ergriffen. Diese Vi­ talität drückt sich in einer brei­ ten Schicht etablierter Comic­ Künstlern und einer mindestens ebenso breiten Schicht jüngerer Talente aus. Die 1964 geborene Lucie Lo­ mová etwa, die Schöpferin vie­ ler beliebter Kindercomics, oder der in Deutschland vor allem durch „Alois Nebel“ bekannt ge­ wordene, ein Jahr jüngere Ja­ romír Švejdík alias Jaromir 99, stehen in der tschechischen Co­ mic-Szene nun dicht gedrängt neben neuen Meistern. Die erst 1992 geborene Štěpánka Jislová gewann beispielsweise unlängst den Muriel-Preis für den besten Comic 2020. Wie sieht es in der heuti­ gen Comic-Szene Böhmens und Mährens aus? Welche Namen muß man kennen und welche Trends und aktuellen Richtun­ gen lassen sich ausmachen? Die neue Ausstellung im Tschechischen Zentrum Mün­ chen stellt die zeitgenössische

Zeichnungen von Marek Rubec …

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KULTUR

Sudetendeutsche Zeitung Folge 21 | 28. 5. 2021

� Neue Ausstellung in München

kam, ist wissenschaftlicher Mit­ arbeiter des Instituts für tsche­ chische Literatur an der Akade­ mie der Wissenschaften in Prag. Der 1975 in Wallachisch Mese­ ritsch geborene Tomáš Prokůpek ist Leiter der Abteilung für Lite­ raturgeschichte am Mährischen Landesmuseum in Brünn. Die Ausstellung ist Teil des Comicfestivals München vom 3. bis 6. Juni. Die geplante Begleit­ veranstaltung „Vom Roman zur Graphic Novel über das ,Über­ setzen‘ von Belletristik in Co­ micform“ mußte coronabedingt verschoben werden. Stattdes­ sen präsentiert das Tschechische Zentrum während des Festivals exklusiv neue Comic-Strips auf seinem Instagram-Kanal. Das TZM hat zusätzlich eine interessante Umfrage auf seinem Blog gepostet, in der die Comic­ macher und Ausstellungsveran­ stalter sich zu ihren Intentionen und weiteren Fragen äußern. Schon auf die erste Frage „Wa­ rum sollte man Comics lesen?“ gaben die Bilderkünstler span­ nende Antworten wie Štěpánka Jislová, die verkündet: „Comics machen die Türen der Fantasie­ welt auf. Man kann sich nur mit Bildern ausdrücken, so daß Leu­ te auf der gan­ zen Welt ei­ Bis Freitag, 18. Juni: „Hier nen verste­ und jetzt – der zeitgenössihen.“ Kurator sche tschechische Comic“ in Pavel Kořínek München, Tschechisches Zenschwärmt: „Sie trum, Prinzregentenstraße 7. sind wunder­ Anmeldung unter ccmunich bar transpor­ Poster, Bücher und Graphic Novels: Blick in die Ausstellung „Hier und jetzt“ . Im Netz: www.instagram.com/tschechisches_zentrum_ @czech.cz. Montag bis Mitttabel und zu­ woch 13.00–17.00, Donnerstschechische Comic-Kunst in der bec (*1979), Lenka Šimečková Comic-Autor und -Zeichner, die Fuchs-Haus“, gänglich. Je­ tag 13.00–19.00, Freitag Vielfalt ihrer Formen vor. Den (*1991) und Jaromír 99 (*1963). Rezeption der böhmisch-mähri­ dem „Enten­ der kann einen 12.00–15.00 Uhr. Eintritt frei. Kern der Ausstellung in Mün­ Zu deren Biographien und schen Comics im Ausland und hausen“ in Comic im eige­ chen bilden die Arbeiten und Beispielen aus ihren Werken bie­ die Wirkung von Comics aufan­ Schwarzen­ nen Tempo le­ Kurzprofile von zehn der promi­ ten weitere Ausstellungstafeln dere Medien werden dargestellt. bach an der sen und an ei­ nentesten Vertretern der aktu­ Informationen über die Entwick­ Die Ausstellung knüpft lose an Saale zu sehen war. Konzipiert nem Ort, den man sich selbst ellen Comic-Szene: Pavel Čech lung der Gattungslandschaft seit an das frühere Projekt „Während­ wurde sie von zwei Comic-Lieb­ aussucht – im Flugzeug oder in (*1968 Brünn), Jiří Grus (*1978), 2010, den Comic-Markt und sei­ dessen an einem anderen Ort: Ein habern, die sich auch wissen­ der Badewanne.“ Karel Jerie (*1977), Štěpánka ne Veröffentlichungsplattformen Jahrhundert des tschechischen schaftlich mit Theorie und Litera­ Die Antworten auf die Fra­ Jislová (*1992), Lucie Lomová und über die Publikationen für Comics“ an, das als Ausstellung turgeschichte des Comics ausein­ ge: „Sind Kinder anspruchsvol­ (*1964), Vojtěch Mašek (*1977), Kinder und Jugendliche. Auch 2019 im TZM (Ý SdZ 5/2019) andersetzen. Pavel Kořínek, der lere Comic-Leser als Erwachse­ Karel Osoha (*1991, Marek Ru­ Ausbildungsmöglichkeiten zum und im Comic-Museum „Erika- 1981 in Böhmisch Leipa zur Welt ne?“ sind ebenfalls eine Fund­ grube. So meint Marek Rubec: „In mancherlei Hinsicht ja, in an­ derer nein. Jedenfalls ist es kei­ ne gute Idee, sie zu unterschät­ zen.“ Und Ondřej Kavalír ist sich sicher: „Im Gegenteil den­ ke ich, daß sie oft offener gegen­ über einer größeren Anzahl von Gattungen sind. Erwachsene Le­ ser haben ihre bevorzugten Aus­ richtungen und verlassen diese Bereiche ungern.“ Dies scheint sich jedoch zu­ nehmend zu ändern, und der Comic und die Graphic Novel erobern auch das erwachsene Publikum. In einer Zeit der digi­ talen Medien bietet das handfe­ ste Erlebnis eines Bändchens vol­ ler Bilder und gutem Text wohl jedem willkommene Abwechs­ … Jaromír 99 … … Štěpánka Jislová … … und Jiří Grus. lung. Susanne Habel

Comics und ihre Schöpfer

Bei der jüngsten Online-Tagung des Sudetendeutschen Heimatrats stellte Klaus Mohr, der Sammlungsleiter des Sudetendeutschen Museums in München, das Depot des Sudetendeutschen Museums in einem eingespielten Video vor. Hier beschreibt er einen interessanten Fund aus diesen Depot-Beständen.

� Interessanter Fund für das Sudetendeutsche Museum

Oblaten für Amerikaner

U

nser Depot nutzte die Zeit des Lockdowns auch dazu, bisher unbearbeitete Sammlungsstücke zu inventarisieren. Dabei kam auch Unerwartetes zum Vorschein. Seit dem Jahr 1992 stand eine schwere verna­ gelte Holzkiste in den diversen Depots für das Su­ detendeutsche Museum. Aber erst kürzlich wurde sie zum Zwecke der Inventarisierung geöffnet. Der Inhalt entpuppte sich als eine wertvolle Bereiche­ rung. Denn die Bearbeiter fanden darin, eingewic­

Aluminiumstreifen mit dem Aufdruck „Marienba­ der Oblaten Heinz Bär GmbH Nürnberg Wirthstra­ ße 58“ sowie eine runde Marke mit der Nürnberger Burg und der Umschrift „Marienbader Oblaten ma­ de in Nürnberg Heinz Bär GmbH“. Die Oblaten des aus Marienbad stammenden Herstellers waren also offensichtlich für amerikani­ sche Abnehmer gedacht. Nachdem die Oblatenei­ sen aber schon um 1949 wieder verpackt wurden, worauf die verwendeten Zeitungen hinweisen, er­ füllten sich die in das Geschäft gesetzten Erwartun­ gen wohl leider nicht.

Etiketten für die Oblatendosen.

Verpackungsmaterial als Zeitzeuge.

kelt in eine amerikanische Zeitung aus dem Jahre 1949, vier gleichartige Waffeleisen zur Herstellung von Oblaten. Die Geräte besitzen jeweils zwei Elektroan­ schlüsse für die Erhitzung. In einer zweiten Ki­ ste befanden sich die Materialien zur Herstellung der Oblatendosen, nämlich runde Holzböden und

Für das Sudetendeutsche Museum sind die Stücke jedoch aufschlußreiche Exponate zur Wirt­ schaftsgeschichte vor und nach der Vertreibung. Denn in den ersten Nachkriegsjahren soll es nahe­ zu 100 kleinere Betriebe gegeben haben, die ver­ suchten, an die Tradition der Karlsbader und Mari­ enbader Oblatenherstellung anzuknüpfen.

Vier elektrische Oblateneisen fanden sich in solchen Transportkisten.


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VERBANDSNACHRICHTEN

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� VLÖ

Zukunftsvision für Haus der Heimat welche die deutschen altösterreichischen Heimatvertriebenen und Heimatverbliebenen sowie deren Nachfahren betreffen, gemeinsam mit allen Bereichssprechern der Parlamentsparteien auf breiter und fraktionsübergreifender Basis behandelt werden können. „So wurden im Zuge dieser ersten Situr konstituiezung bereits einige renden Sitzung wichtige Eckpunkte des Vertriebenender künftigen Arbeit Beirats in der XVII. festgehalten, darGesetzgebungspeunter beispielsweiriode (GP) Mitte Dr. Gudrun Kug- se die ZukunftsvisiMai hatten die Na- ler. Bild: Simonis on für das Haus der tionalratsabgeordHeimat, die Behandneten Gudrun Kuglung der Heimatverler (ÖVP) und Olga triebenenthematik Voglauer (Die Grüim österreichischen nen) gemeinsam ihSchulunterricht, der re parlamentarimuttersprachliche schen Kollegen und Unterricht für die Bereichssprecher deutschen VolksMichael Bernhard gruppen in einigen (NEOS), Mitglied Nachfolgestaaten des Nationalrates, Wolfgang Sobot- der Donaumonarsowie Josef Ofner ka. chie, praktikable Lö(FPÖ), Mitglied des sungsansätze im SinBundesrates, und die ne der Anerkennung Vertreter des VLÖ in der deutschen Volksdas Parlament in der gruppe in Slowenien Wiener Hofburg einals autochthone Mingeladen. derheit und natür„Der Vertriebelich auch die Benešnen-Beirat nimmt Dekrete sowie die dabei in dieser ReRestitutionsverfahgierungsperiode seiren in Serbien“, so ne fraktionsüber- Norbert Kapeller. VLÖ-Präsident Kagreifende Arbeit Bild: Ulrich Miksch peller. Abschließend sowie die Zusamdankte Kapeller mit menarbeit mit dem Verband allen VLÖ-Verantwortlichen der deutschen altösterreichi- den zuständigen Abgeordneschen Landsmannschaften ten sowie insbesondere Nain Österreich wieder auf“, so tionalratspräsident Wolfgang VLÖ-Präsident Norbert K. Sobotka für die stets wohlwolKapeller, der sich mit seinen lende Unterstützung, einherVorstandsmitgliedern und gehend mit zukunftsorientierden Vertretern der VLÖ-Mit- ten Lösungsansätzen in diesen gliedsverbände darüber freut, Themenbereichen. daß wichtige Themenbereiche, Harald Hartl Der Verband der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften in Österreich (VLÖ) berichtet nach der konstituierende Sitzung des Vertriebenen-Beirats im Parlament in der Wiener Hofburg von der fraktionsübergreifende Zusammenarbeit aller Parlamentsparteien mit dem VLÖ.

Maiandacht in Plachtin mit Pater Günther Ecklbauer OMI. Bilder: Richard Šulko (2), Martin Zajac (1)

� SL-Landesgruppe Bayern und Bund der Deutschen in Böhmen

Måla Richard statt Markus Söder

Z

Anfang Mai veranstaltete die oberbayerische SL-Kreisgruppe Rosenheim mit dem dortigen BdV-Kreisverband eine Sudetendeutsche Maiandacht in der Klosterkirche Sankt Sebastian. Kreisobfrau Ingrid Kröff berichtet.

G

emeindereferentin Hannelore Maurer gestaltete die Maiandacht. Die SL, so Maurer, habe die Sudetendeutsche Maiandacht eingeführt und auch im Vorjahr coronabedingt wieder als erster Verein am Vorabend des Kriegsendes am 8. Mai vor 75 Jahren eine Maiandacht veranstaltet. Seit 1997 findet am 8. Mai eine Feierstunde zum Gedenken des Kriegsendes an der Gedenkstätte im Rosenheimer Friedhof statt. Gemeinsam gedenken BdV und SL dort der Toten des Krieges und der Vertreibung und ehren sie mit einem Kranz und Musik, wenn nicht Corona herrscht. BdV-Kreisvorsitzender Alexander Bock begrüßte die Landsleute, und ich sprach als SLKreis­obfrau das Totengedenken. „In Gedanken kehrt die Erinnerung zurück in unsere Heimat, wie sie einmal war, bevor wir zwischen 1944 und 1946 aus ihr vertrieben wurden. Nicht nur unsere Höfe und Häuser, unsere Felder und Wälder, auch unsere Tiere in Wald und Flur, die Hügel, Berge, Täler und Bäche, die Dorfgemeinschaft mit Sitten, Bräuchen und Glauben unserer Väter und Mütter sowie unsere Ahnen

nach Netschetin, um die gemeinsame Liebe zur Heimat und die Verbundenheit zwischen Vertriebenen und Verbliebenen zu bezeugen. „Weißt, Richard, ich

ditz – werden bei den Kapellen, Nach Plachtin kamen NetMariensäulen oder in der Kirche schetin und die Sankt-Jakobustschechische und deutsche Lita- Kirche an die Reihe. Weil noch neien gesungen. eine Stunde Zeit war, lud ich meiNachdem Pater Günther Eckl- ne Gäste zum Mittagessen in die bauer OMI aus Österreich die Gaststätte Am Rathaus ein. WeVerwaltung der Pfarrei in Ma- gen Corona mußten wir draußen netin, zu der auch Netschetin im Biergarten bei starkem Wind gehört, übernommen hatte, essen. Doch daß man die Grenwar er immer dabei. Beim Ge- zen überhaupt mit geringem m Pfingstsamstag sind alspräch vor der ersten Andacht Aufwand überschreiten und dazu le, die aus Böhmen, Mähan der Plachtiner Mariensäule noch etwas essen kann, ist nach ren oder Schlesien kommen bei Målas sagte Steffen Hörtler mehr als einem Jahr ein Wunder! oder ein Bezug dazu haben, zu ihm: „Heute würde ich norNach der Maiandacht in der in einer Halle beim Sudetenmalerweise den Bayerischen Kirche folgte ein besonderer deutschen Tag. Corona verMinisterpräsidenten in unse- Gottesdienst. Eine Taufe stand änderte dies nach 70 Jahren ren Reihen begrüßen, heute an diesem Pfingstsamstag auf schon das zweite Jahr in Folbegrüße ich den Richard hier.“ dem Programm. Daß in Netschege. Die in der Heimat verblieMit Andreas S ­chmalcz legte tin die Gottesdienste am Samsbenen Deutschen fahren gerer einen Kranz an der Mutter- tag stattfinden – und zwar mit ne zu diesem größten Treffen gottes-Säule nieder. Auf des- Sonntagstexten –, war auch etder „Deutschböhmen“. Einersen schwarzrotem Band steht: was Besonderes. Schade, daß die seits um sich mit Verwandten „In Verbundenheit und Liebe Orgel wegen ihres überhitzten und Bekannten zu treffen, an- Andreas Schmalcz, Steffen Hörtler und zur Heimat – Sudetendeut- Motors nicht funktionierte. „Da dererseits um die Vereinsar- Måla Richard Šulko vor der Mariensäule sche Landsmannschaft, Lan- müßt ihr noch einmal kommen“, beit zu präsentieren, vor al- mit dem Kranz der SL. Im Hintergrund das desgruppe Bayern.“ Der Ver- verabschiedete ich mich von den lem aber, um die Verbunden- Haus der Målas lauf der Andachten ist immer Landsleuten aus Deutschland. heit mit den Vertriebenen zu ähnlich. Nach einer Strophe zeigen. Am Pfingstsamstag 2021 kenne mich im ganzen Sudeten- eines Marienliedes in Tscheerlebten die Deutschen aus Net- land ziemlich gut aus, aber in die- chisch folgt die Begrüßung schetin und Umgebung auch das ser Ecke war ich noch nie“, sagte durch den Pfarrer, der auch Gefühl der Verbundenheit. Da- Steffen beim Kaffeetrinken nach Texte zum Nachdenken mitbei hatten sie das Land der Vor- der Ankunft. Diese Deutsch- bringt. Dann folgt die Lauretafahren nicht verlassen. tschechischen Maiandachten or- nische Litanei in Tschechisch, Bayerns SL-Landesobmann ganisiert der Bund der Deut- vorgetragen von mir. Zum AbSteffen Hörtler nahm die Einla- schen in Böhmen seit mehr als schluß des tschechischen Teidung zur Deutsch-tschechischen 20 Jahren. Immer abwechselnd les folgt wieder ein tschechiMaiandacht im östlichen Eger- in Plachtin, Preitenstein, Deutsch sches Marienlied. Der zweite, land wahr und kam mit seinem Neustadl oder Netschetin – al- deutsche Teil entspricht dem Steffen Hörtler und Andreas Schmalcz in der Netschetiner Jakobskirche. Mitarbeiter Andreas S ­chmalcz les Orte im ehemaligen Kreis Lu- tschechischen. Vergangenen Samstag feierte die SL-Landesgruppe mit ihrem Obmann Steffen Hörtler im Egerland beim Bund der Deutschen in Böhmen mit ihrem Vorsitzenden Måla Richard Šulko deutsch-tschechische Maiaandachten. Šulko berichtet.

A

� SL-Kreisgruppe Rosenheim/Oberbayern

Musik fällt Corona zum Opfer auf den Friedhöfen wurden ein Durst und Entkräftung zugrun- gedenken der Kinder, die ihre keine Statistik hat sie je erfaßt. Raub des politischen Wahnsinns de. Noch heute, nach 76 Jahren, Mütter verloren, weil diese ver- Sie blieben an irgendeiner Landim 20. Jahrhundert. Familien und dürfen diese Massengräber nicht schleppt wurden und seitdem straße liegen. Oder sie wurden Freunde verloren ihnen Sippen- geöffnet werden, um ungeklärte verschollen sind. Wir gedenken in Lagern von Seuchen und Mißkontakt, Kinder und Jugendliche Schicksale aufzuklären. auch der ostpreußischen Wolfs­ handlungen dahingerafft und in verloren ihre Zukunft im Herzen Wir denken auch an die tapfe- kinder, die zum Teil ihre Identi- Massengräbern verscharrt. Ihihrer Heimat. ren und aufopferungsvollen See- tat für immer verloren. Wir ge- re neugeborenen Kinder wurWir, die Überlebenden, kla- leute der Handels- und Kriegs- denken der hunderttausenden den lebendig in die Gruben der gen die politischen Führer unse- marine, die bei der größten Ret- verschleppten und verschollenen Massengräber geworfen. Sie verrer Welt im 20. Jahrhundert oh- tungsaktion der Geschichte mehr Frauen und Kinder. schwanden am Rande der Bahnne Ausnahme an, die zu diesem als zwei Millionen Menschen Wir gedenken der Wider- trassen in den Weiten Sibiriens Aderlaß beitrugen und die Men- über die Ostsee vor der roten Ar- standskämpfer der Weißen Rose. unter einer Schneedecke. Keiner schen ins Unglück führten. mee in Sicherheit brachten. Insbesondere gedenken wir der kannte sie oder merkte sich ihren Insbesondere gedenken wir Wir gedenken der Verhun- zahllosen Frauen und Mädchen, Namen. Sie haben verdient, daß der Toten unseres Deutschen gerten und Verdursteten, weil die geschlagen, vergewaltigt und wir ihrer gedenken. Volkes sowie unserer verlorenen sich ihrer keiner erbarmte. Wir bestialisch ermordet wurden, Wir gedenken derer, die das Heimat. Wir gedenken der Eis nicht hielt, das über Soldaten des Zweiten Weltdem frischen Haff und den krieges. Wir gedenken deFlüssen gefror, aber von rer, die ihr Leben ließen, Waffen gesprengt wurde. um andere zu retten. Wir Wir gedenken derer, über gedenken derer, die mit eidenen die Wellen zusamnem lebenslangen Kriegs­ menschlugen und die in trauma heimkehrten, wenn den eisigen Fluten versansie die unmenschliche ken, als sie auf Schiffen der Kriegsgefangenschaft und todbringenden Front entZwangsarbeit überlebt hatfliehen wollten und torten. pediert wurden. Wir geWir gedenken der Soldadenken der Großstadt-Toten, die die US-Amerikaner ten, die in Bombennächten auf den Rheinwiesen ohne Flammen, einstürzenden Schutz und menschenwürHäusern oder Kugeln der dige Verpflegung wie Vieh Bordwaffen zum Opfer fieauf dem blanken Boden im len. Schlamm dem Tod preisgaWir gedenken auch der ben. Tausende gingen auf 165 000 sudetendeutschen den Rheinwiesen mitten in SL-Obfrau Ingrid Kröff, BdV-Vorsitzender Alexander Bock, ein Träger mit der Fahne der Opfer, die nach 1945 bei Bild: Gabi Schleich der Vertreibung ums LeDeutschland an Hunger, Rußlanddeutschen und ein Träger mit der Rosenheimer SL-Fahne.

ben kamen. Weitere 105 000 starben nach der Vertreibung an den Folgen derselben in den Aufnahmegebieten an Hunger und mangelnder ärztlicher Versorgung. Wir gedenken der Opfer der Banat-Deutschen, deren planmäßige Vernichtung durch jugoslawische Partisanen 1944 begann. Mehr als 1000 Lager wurden eingerichtet, in denen Deutsche zusammengetrieben und ermordet wurden. Familien wurden getrennt und Mütter vor den Augen der Kinder erschossen. Wir gedenken derer, die sich für die Heimat, für Verständigung und Versöhnung einsetzten und inzwischen von uns gegangen sind. Die Toten haben ihren Frieden gefunden bei Gott, der alle Namen kennt und alle Tränen zählt. Doch sie mahnen uns, tausendfach, millionenfach für den Frieden zu arbeiten. Das ist unser Auftrag. Krieg und Gewalt müssen in der Welt ein Ende haben, damit solches Leid künftig verhindert wird. Mögen die folgenden Generationen aus diesem Wahnsinn lernen. Ihnen sei vergönnt, in Frieden und Freundschaft zu leben. Wer sich zu jeder Gelegenheit der Gefallenen, Verstorbenen und Vermißten erinnert, wird in Ehre und Wahrheit bestehen und wird ihnen immer einen Platz in seinem Herzen bewahren.“ Bevor das Gedenken mit einem gemeinsamen Vaterunser endete, sprach CSU-Stadtrat Georg Kaffl ein bewegendes Grußwort.


Neudeker Heimatbrief

Sudetendeutsche Zeitung Folge 21 | 28. 5. 2021

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für die Heimatfreunde au+ Stadt und Landkrei+ Neudek Neudek

Abertham

Bärringen

Folge 621 · 5/2021

Frühbuß

Platten

Patenstadt Augsburg

Heimatkreis Neudek – Patenstadt Augsburg. Heimatkreisbetreuer: Heinrich Hegen, Pflugstraße 41, 86179Heimatkreisbetreuer: Augsburg, Telefon (08 21) XXXXXXX. Heimatmuseum Stadt und Kreis Neudek, Von-Cobres-Straße 5, 86199 Besichtigungstermine bei Heimatkreis Neudek in der Sudetendeutschen Landsmannschaft – Patenstadt Augsburg. Josef Grimm, Waxensteinstraße 78c, 86163 Augsburg, Telefon (08 21) 6Augsburg. 41 42, eMail grimm-augsburg@ Josef Grimm, Telefon (08 21) 6 41 42, eMail grimm-augsburg@t-online.de oder Dieter Thurnwald, Telefon (08 21) 88 05 55. Heimatgruppe „Glück auf“ Stadt und Landkreis Neudek – Vorsitzender: Heinrich Hegen. Neudeker Heimatbrief – Verantwortlich von t-online.de. Heimatmuseum Stadt und Landkreis Neudek, von-Cobres-Straße 5, 86199 Augsburg; Besichtigungstermine bei Josef Grimm. Heimatgruppe Glück auf – Freunde des Heimatmuseums Stadt und Landkreis Neuseiten der Heimatgruppe: Dieter Thurnwald. Redaktion: Herbert Fischer, Hochstraße 8, 81669 München, Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail neudeker@sudeten.de. Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. dek in Augsburg, eMail heimatgruppe-glueckauf@t-online.de, Internet www.heimatgruppe-glueckauf.de – Vorsitzender und zuständig für den Neudeker Heimatbrief: Josef Grimm. Redaktion: Lexa Wessel, eMail neudeker@ Erscheint achtmal jährlich im Abstand von etwa sechs Wochen. Jahresbezugspreis 25,00 EUR. Redaktionsschluß für die nächste Ausgabe: Mittwoch, 14. März. sudeten.de. Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Jahresbezugspreis 31,25 EUR. Konto für Bezugsgebühren und Spenden: Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft, Stadtsparkasse München – IBAN: DE69 7015 0000 0906 2126 00, BIC: SSKMDEMMXXX. Redaktionsschluß für Folge 622 (6/2021): Mittwoch, 16. Juni.

Voigtsgrün

Ein Geschenk der Franken Voigtsgrün, auf einer Höhe von 588 Metern über dem Meeresspiegel gelegen, ist eines der ältesten Dörfer im Kreis Neudek.

S

Ausstellung mit Werken von Ignaz Sichelbarth vom 1. bis zum 30. September 2005 in der Galerie N 211 in Neudek.

Interview mit Professor Erich Zettl über Ignaz Sichelbarth

Ein Neudeker Missionar in China Kürzlich wurde die Produktion eines Dokumentarfilms über das Leben und Werk von Ignaz Sichelbarth, einem bedeutenden Landsmann aus Neudek, abgeschlossen ( Neudeker Heimatbrief, Folge 617, 1/2021). Bei dieser Gelegenheit kam Pavel Andrš, Vorsitzender des Vereins Jde o Nejdek – Es geht um Neudek (JoN), mit Professor Erich Zettl ins Gespräch. Kurz darauf führte Andrš ein Interview mit Zettl, welcher entscheidend dazu beigetragen hat, Sichelbarth in seiner Heimat bekannt zu machen.

S

ie haben bei uns eine bedeutende Persönlichkeit bekannt gemacht, die aus Neudek stammt: Ignaz Sichelbarth, den Missionar, Maler und Mandarin am chinesischen Kaiserhof. Darf ich fragen, woher Sie stammen? Erich Zettl: Mein Heimatort ist Bernau bei Neudek. Dort wurde ich 1934 geboren. Mein Vater war Schlosser im Eisenwerk in Neudek, meine Mutter Schneiderin. Beide waren, wie viele andere Arbeiter in dem „roten Dorf“ Bernau, überzeugte Sozialdemokraten. Können Sie sich noch an die Zeit erinnern, als die Sudeten-

cher Standort, was die Tatsache belegt, daß im Jahr 1562 20 Bauern ansässig waren. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts fand die Bevölkerung ihren Lebensunterhalt neben der Viehzucht auch in der Spinnerei und im Verkauf von Holz. 100 Jah-

eine Gründer waren fränkische Siedler. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1273, als es zum Gut Lichtenstadt des Klosters Tepl gehörte. Der Ursprung des Namens Voigtsgrün kommt von Voigt oder Vogt, was herrschaftlicher Verwalter oder Gemeindevorsteher bedeutet. Voigtsgrün gehörte kirchlich zu Tüppels- Neu-Voigtsgrün im Jahr 1931. grün. In der Vergangenheit gehör- re später erwähnt das theresianiten zur Gemeinde Voigtsgrün sche Kataster Zuchtteiche, zwei auch die Ortsteile Neu-Voigts- Schmiede, einen Weber und zwei grün und Pechöfen, die erst 1872 Lohnarbeiter. entstanden und bis 1990 fester Voigtsgrün behielt während Bestandteil von Voigtsgrün wa- der Industrialisierung in der ren. Die geschützte Lage des Or- zweiten Hälfte des 19. und Antes bot die Voraussetzungen für fang des 20. Jahrhunderts ein hohe wirtschaftliche Erträge. landwirtschaftliches Ortsbild. Der Ort war von Anfang an Die lokale Bevölkerung nahm ein wichtiger landwirtschaftli- hauptsächlich im nahe gelege-

nen Neudek eine Beschäftigung auf. Aber es gab auch welche, die in die Kaolinminen in Poschetzau oder in die Porzellanfabrik Neurohlau gingen. In der Vergangenheit bot der geologische Untergrund des Dorfes Möglichkeiten zur Gewinnung von Quarz, Basalt und Granit. Diese Gesteine wurden in der Keramikindustrie, beim Bau von Straßen und Häusern sowie zur Herstellung von Gedenksteinen verwendet. Anfang der 1960er Jahre entdeckte man eine Uranlagerstätte in Voigtsgrün, die von 1974 bis 1979 ausgebeutet wurde. Ungefähr um 1880 wurde in Voigtsgrün eine Darlehenskasse gegründet. Das Dorf wurde von März bis Juni 1925 an das Stromnetz angeschlossen. Die freiwillige Feuerwehr, die dort seit 1885 besteht, wurde 1932 mit einer motorisierten Spritze ausgestattet. Lesen Sie auf Seite 17 weiter

Neuerscheinung

Musikant in Griechenland Hans-Peter Süss hat ein neues Buch verfaßt: „Der Erzgebirgsmusiker Reinhold Illing aus dem böhmischen Kupferberg. Als Musikant in Griechenland “.

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1976: Professor Dr. Erich Zettl hält an der Hochschule Konstanz eine Vorlesung. deutschen vertrieben wurden? Zettl: Aus dieser Zeit stammen meine ersten lebhaften Erinnerungen. 1946 mußten wir unser neues Haus in Bernau verlassen. Vorübergehend fanden wir Unterkunft in einem kleinen, alten Haus in Neu-

Erich Zettls Eltern 1932 vor ihrem Haus in Bernau.

Bilder: Archiv Erich Zettl

1937: Im dreijährigen Erich scheinen Zweifel hinsichtlich seiner Gitarre zu keimen. dek in der Schloßgasse. Während die meisten Deutschen vertrieben wurden, konnten wir in Neudek bleiben, denn mein Vater war Facharbeiter im Eisenwerk und wurde gebraucht. Als 1946 die tschechische Städtische Schule Měšťanská Škola eröffnet wurde, trat ich mit wenigen anderen deutschen Kindern in diese Schule ein. Ich behielt sie in guter Erinnerung. Anfangs verstand ich kein Wort tschechisch. Aber die Lehrer haben uns Deutsche nicht anders behandelt als die tschechischen Kinder. Das war damals nicht selbstverständlich. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Als wir Anfang 1948 Neudek verließen, verabschiedete mich meine verehrte Klassenlehrerin Anna Klovrzová traurig mit den Worten: „Du bist ein tüchtiger Junge.“ Tschechisch „Ty jsi pořádný kluk.“ Ich bin auf dieses Urteil heute noch stolz. Bitte umblättern

um Jahresende 2020 publizierte der Verlag Dr. Faustus in Büchenbach dieses Buch von Süss im Großformat von 30 mal 22 Zentimetern. Die aufwendig ausgestattete Publikation enthält auf 342 Seiten den Erlebnisbericht „Als Musikant in Griechenland“ von Reinhold Illing. Dabei sind 69 seiner Lieder mit Noten abgebildet. Erzählungen und Berichte begleiten die Lieder. Der Verfasser hat 71 selbst aufgenommene Farbfotos von Kupferberg und den Dörfern der Umgebung wie Reischdorf, Dörnsdorf, Köstelwald und Wenkau aus den Jahren 2017 bis 2020 beigesteuert. Zudem finden sich zahlreiche historische SchwarzWeiß-Abbildungen und Karten. Die Kosten für diese Buchneuerscheinung betragen 39,00 Euro, zuzüglich der Versandkosten. Das Buch kann nur beim Verfasser bestellt werden, nicht beim Verlag. Sie können den Verfasser kontaktieren unter: Hans-Peter Süss, Höhner Straße 11, 96465 Neustadt bei Coburg, eMail: Hans-Peter_Süss@gmx.de

Hans-Peter Süss: „Der Erzgebirgsmusiker Reinhold Illing aus dem böhmischen Kupferberg. Als Musikant in Griechenland“. Verlag Dr. Faustus, Büchenbach 2020; 342 Seiten, 39,00 Euro. (ISBN 978-3-946387-32-9)

WIR GRATULIEREN Heimatkreis, Heimatgruppe „Glück auf“ und Redaktion gratulieren herzlich dem treuen Abonnenten des Neudeker Heimatbriefs, der zwischen 28. Mai bis 24. Juni Geburtstag feiert. Wir wünschen von Herzen viele schöne Jahre in Gesundheit und Zufriedenheit. Eibenberg. Hans Hermann Lauber (Nr. 30), Sattlerbad 8, 38855 Wernigerode, 14. Juni 1939.


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NEUDEKER HEIMATBRIEF

Universität in Tianjin 2002: Chinesische Studenten hören eine Vorlesung … Sie wohnen in der Stadt Konstanz und haben dort gelehrt. Konstanz ist mit der böhmischen Geschichte eng verbunden. Wie kamen Sie in diese Stadt? Zettl: Nach dem Verlassen unserer alten Heimat fanden wir in Augsburg und Umgebung eine „zweite Heimat“. An der Universität München habe ich die Fä-

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… von Professor Dr. Erich Zettl. Links die Dolmetscherin chen in bester Freundschaft zusammen. Wie ist das zu verstehen? Zettl: Ich bin nicht nur ein Mitglied von „JoN“, sondern auch ein Mitglied der deutschen Neunicht auch das Leben und Werk heute sind alle herzlich zur Eröff- deker Heimatgruppe „Glück Sichelbarths deutschen und nung eingeladen. auf“. Beide Vereine haben getschechischen Bürgern aus NeuNoch eine letzte Frage: Ihre meinsame Anliegen. Beide Verdek durch einen Film vorstellen? Kindheit fällt in eine Zeit, in der eine möchten Deutschen und Holeček war gerne bereit, an Tschechen etwas ans Herz ledem neuen Projekt mitzuarbeigen: Lernt aus den Tragödien ten. Bilder zu sammeln und ein der Vergangenheit, vergeßt die Drehbuch zu schreiben waren alte Feindschaft und bemüht nicht die größten Schwierigeuch um gegenseitige Achkeiten bei diesem Projekt. tung und um neue FreundAber wer fügt Bilder, Szeschaft. Sie haben Erfolg. nen, Sprache und Musik Als 2005 in Neudek zu einem Film zusamdie Sichelbarth-Ausstelmen? Wer beherrscht lung eröffnete, waren dieses komplizierte die Räume der AusstelComputerprogramm? lung überfüllt. TscheDie Aufgabe einem Stuchische Bürger waren dio zu übertragen, wäre zusammengeströmt, um zu teuer gewesen. einen deutschen Maler Holeček übernahm zu ehren und zu bewundiese anspruchsvolle Aufdern. Der selige Pater Ignagabe. Mit bewundernswertius im Himmel hat sich sitem Eifer und erstaunlicher cher darüber gefreut. Ich kann Sachkenntnis leitete er die Gemich noch gut erinnern, welchen samtproduktion des Gruß er uns per SMS Films. Er übersetzte DVD „Ignaz Sichelbarth, 1708–1780, sein Leben und aus dem Paradies gedas Drehbuch ins tsche- Werk“, ein Film von Miroslav Holeček und Erich Zettl. schickt hat: „Glück auf! chische und gewann Es geht um Neudek!“ Schauspieler aus Neudek als Deutsche und Tschechen tief verSprecher. So erstellte Holeček, feindet waren. Im Jahr 1939 hat Die Leser des Neudeker Heineben der deutschen, auch eine das Deutsche Reich das restli- matbriefes erhalten, je nach tschechische Fassung des Films, che tschechische Territorium be- Wunsch deutsch oder tschedie man ebenfalls beim Infozen- setzt; im Jahr 1946 wurden die chisch, die DVD und das Buch trum in Neudek erwerben kann. Deutschen aus den Sudetenge- über Ignaz Sichelbarth gratis Noch eine Frage über ein The- bieten vertrieben. Sie haben die- bei Erich Zettl, Hebelstraße 3, ma, das nichts mit Sichelbarth zu se Tragödien erlebt, und den- 78464 Konstanz, eMail zettl@ tun hat. Sie kennen die tschechi- noch arbeiten Sie mit Tsche- htwg-konstanz.de sche und die chinesische Sprache. Man sagt, diese seien die schwierigsten Sprachen der Welt. Trifft das zu? Welche Meinung haben Sie dazu? Zettl: Ich habe in beiden Sprachen nur Grundkenntnisse. Und ob sie wirklich die schwierigsten Sprachen der Welt sind, wage ich nicht zu beurteilen. Ohne Zweifel gibt es in beiden Sprachen besondere Schwierigkeiten. Wer tschechisch als Fremdsprache lernt, stöhnt über das außerordentlich komplizierte System der Fälle und Endungen. Das chinesisch dagegen kennt keine Fälle und Endungen. Seine Grammatik ist grob gesagt einfach. Wer dagegen die chinesische Aussprache lernen will, stürzt in Verzweiflung. Er muß „singen“ lernen. Jede Silbe hat einen bestimmten „Ton“. Wer falsch singt, wird nicht verstanden. Und wer sich 10 000 chinesische Schriftzeichen einprägen möchte, sollte für diese Aufgabe einige Jahre Urlaub nehmen. Sie sind 86 Jahre alt und immer noch aktiv. Was ist Ihr nächstes Projekt? Zettl: Der Bürgerverein „JoN“ plant, in Neudek eine Dauerausstellung mit Sichelbarths Werken einzurichten. Noch sind die Verhandlungen darüber nicht abgeschlossen. Wenn diese Ausstellung zustande kommt, freue ich Erich Zettl auf dem Tian‘anmen-Platz vor dem Tor des Himmlischen FrieBilder: Archiv Erich Zettl mich, daran mitzuwirken. Schon dens und einem Mao-Portait in Peking.

Ein Neudeker Missionar in China Turmfelsen an Sichelbarth erinnert. Vor einigen Jahren war in Neudek eine Ausstellung mit Werken

Stadt in Peking und im Nationalen Palastmuseum in Taipei Werke von Sichelbarth befinden. Kataloge mit Bildern Sichelbarths zu erwerben war nicht schwierig. Unterstützung verdanke ich auch meinem Freund Walter Zettl, der im Staatsarchiv in Pilsen die Taufmatrikel von Sichelbarth entdeckte. Die Sichelbarth-Ausstellung fand vom 1. bis 30. September 2005 in der Galerie N 211 statt. Sie trug den Titel: „Ignaz Sichelbarth – von Neudek an den Kaiserhof“ und erregte lebhaftes Interesse. Dies war die erste Ausstellung weltweit, die das Werk des Künstlers Sichelbarth zum Thema hatte. Seit dieser Zeit haben Sie mit „JoN“ zusammengearbeitet, und Sie wurden selbst ein Mitglied von „JoN“. Haben Sie noch an anderen Projekten mitgewirkt? Zettl: Im Infozentrum in Neudek kann man ein kleines Buch kaufen, das ich 2011 veröffentlicht habe und das 2014 und 2020 Ignaz Sichelbarth alias Ai Qi Meng: „Hund im Schnee“ (1745). in neuer Auflage erschienen ist: „Ignaz Sichelbarth 1708–1780, cher Deutsch, Englisch und Ge- Sichelbarths zu sehen. Waren Sie Missionar, Maler und Mandarin schichte studiert, die Lehramts- daran beteiligt? am chinesischen Kaiserhof“. Ich prüfungen abgelegt und später Zettl: Die Idee, in Neudek ei- habe das Buch auf deutsch gepromoviert. Ab 1962 unterrichte- ne Ausstellung von Sichelbarths schrieben, da sich auch die älte ich vier Jahre in England und Werken zu organisieren, stammt teren deutschen Bürger, die aus anschließend vier Jahre in Ita- von Miroslav Holeček, Mitglied dem Sudetenland stammen, für lien. Im Jahr 1970 erhielt ich ei- des Bürgervereins „JoN“. Ich ha- Sichelbarth interessieren. ne Stelle als Professor für tech- be Kopien von Bildern und TexVor allem aber ist das Buch für nisches Englisch, Deutsch und ten besorgt. Professor Hartmut die heutigen tschechischen Beandere Sprachen an der Fach- Walravens, ein bekannter Sinolo- wohner Neudeks gedacht. Daher hochschule für Technik und Be- ge aus Berlin, unterstützte mich übersetzte Holeček das Buch ins triebswirtschaft in Konstanz. So dabei großzügig. Von ihm erfuhr Tschechische. Unsere Hochschuwurde die Jan-Hus-Stadt am Bo- ich, daß sich in der Verbotenen le und „JoN“ gaben die tschedensee meine „dritte chischen Auflagen geHeimat“. meinsam heraus. Sie Sie kennen Ignaz sind das Ergebnis einer Sichelbarth und sein gelungenen deutschWerk. Wie sind Sie auf tschechischen Zusamdiesen Missionar und menarbeit. Künstler aus Neudek Nun kennen wir noch gestoßen? ein weiteres ErgebZettl: Unsere Hochnis einer gelungenen schule hat vielfältige deutsch-tschechischen Beziehungen zu chiZusammenarbeit: den nesischen HochschuFilm über Sichelbarth. len. Ich war selbst sechs Wie ist dieser Film entMal mit Lehraufträgen standen? in China. Das erweckZettl: Das Leben und te mein Interesse an der das Werk Sichelbarths chinesischen Sprache sind nicht die einziund Kultur, vor allem gen Themen, mit denen am kulturellen Ausich mich eingehend tausch zwischen Eurobeschäftige. Ich habe pa und China. auch ein Buch über eiZu meiner größnen anderen Chinaten Überraschung entMissionar geschrieben, deckte ich 2002 in eiden Universalgelehrten nem wissenschaftliJohannes Schreck, der chen Aufsatz, daß ein 1576 in Schwaben geChina-Missionar der boren wurde und 1630 Jesuiten aus Neudek in Peking starb. Ein stammt: Ignaz SichelStudio aus seinem Heibarth. Ich hatte diesen Erich Zettl: „Ignaz Sichelbarth, 1708–1780, Missionar, matort und ich haben Namen vorher nie ge- Maler und Mandarin am chinesischen Kaiserhof“. Hoch- 2018 einen Film über hört. Später erfuhr ich, schule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung, ihn erstellt, der einen daß in Neudek bereits Studiengang Wirtschaftssprachen Asien und Manage- erstaunlichen Erfolg erseit 1999 ein Relief am ment, Konstanz 2011; 115 Seiten. zielte. Sollten wir dann


Für die Bedürfnisse der damaligen lokalen Bevölkerung sorgten unter anderem fünf Kaufleute, fünf Gasthäuser, zwei Bäcker, zwei Metzger, zwei Schneider, zwei Schmiede, ein Wagner, ein Schuhmacher und ein Friseur. 1867 gründete man in Voigtsgrün eine Ein-Klassen-Schule. 1878, nachdem man das Schulgebäude mit einem ersten Stock erweitert hatte, wurde die Schule zweiklassig. Höchstwahrscheinlich befand sie sich die ganze Zeit im Haus Nr. 58 in der Ortsmitte. Voigtsgrün und insbesondere Pechöfen waren in der Zwischenkriegszeit politisch stark links ausgerichtet, was die Wahlergebnisse belegen. Bei den Wahlen zur Abgeordnetenkammer im Jahr 1929 gewann die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei 57,4 Prozent der Stimmen im Dorf, die Koalition des Bundes der Landwirte und der Deutschen Gewerbepartei belegte mit 18,1 Prozent den zweiten Platz, und die Deutsche Sozialdemokratische Partei belegte mit 17,3 Prozent den dritten Platz. In Voigtsgrün fand in den dreißiger Jahren auch die Sudetendeutsche Partei von Konrad Henlein Zuspruch, aber keineswegs so stark wie in anderen Gemeinden. Erst bei den Kommunalwahlen im Frühjahr 1938 errang sie den Sieg mit 62,6 Prozent. Hinter ihr lagen die Kommunisten mit 31,4 Prozent und die Deutschen Sozialdemokraten mit sechs Prozent. Ein großer Bevölkerungsaustausch fand nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges statt, als die deutsche Bevölkerung in die alliierten Besatzungszo-

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NEUDEKER HEIMATBRIEF

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Ein Geschenk der Franken nen Deutschlands vertrieben wurde. Nach Voigtsgrün kamen Tschechen aus dem Landesinneren, Slowaken und Remigranten. Von der ursprünglichen Bevölkerung blieb nur ein kleiner Teil dort. Der Schulunterricht wurde nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgenommen. Im Jahr 1966 wurde die Schule im Zusammenhang mit dem Bau eines neuen Schulgebäudes im Neudeker Wohn- Die Schulklasse im Jahr 1927 in Voigtsgrün. gebiet aufgelöst. Dorthin zogen dann sowohl Genossenschaft gegründet. Sie die Schüler als auch das Perso- bewirtschaftete 180 Hektar landnal. Heute dient das Gebäude wirtschaftliche Flächen. 1962 der ehemaligen Schule zu Wohn- wurde sie in das staatliche Unterzwecken. nehmen Staatsgut Tüppelsgrün/ Aufgrund der natürlichen Be- Státní statky Děpoltovice eingedingungen und der weit verbrei- gliedert. teten landwirtschaftlichen ProIn der ersten Nachkriegszeit duktion wurde im Oktober 1949 gelang es, die Bevölkerung weim Rahmen der Kollektivierung nigstens teilweise im Dorf zu haleine einzige landwirtschaftliche ten. Seit den sechziger Jahren

begann die Entvölkerung von Voigtsgrün. Die Einwohner zogen in die Städte, hauptsächlich in das nahe gelegene Neudek. Dies führte zu einer Welle kommunaler Fusionen. 1960 wurde das Dorf Gibacht mit der Siedlung Hohenstollen an Voigts­ grün angeschlossen. Schon 1949 hatte Kammersgrün das gleiche Schicksal ereilt. Am 1. Janu-

Das Pionierlager im Sommer in Neu-Voigtsgrün.

ar 1976 wurden Voigts­ grün und seine Siedlungen nach Neudek integriert. Nach den politischen und sozialen Veränderungen nach 1989 fand der gegenteilige Trend statt, als integrierte und ehemalige Gemeinden versuchten, ihre Autonomie wiederzugewinnen. In unserem Fall war es Pechöfen, das mit Voigtsgrün ein gemeinsames Katastergebiet hatte und nach den Kommunalwahlen im Herbst 1990 unabhängig wurde. Seit Anfang der neunziger Jahre nahm die Einwohnerzahl leicht zu. Im Park in der Mitte von Voigts­ grün fand am 3. August 1995 die feierliche Enthüllung des wieder errichteten Denkmals für die Opfer des Ersten Weltkrieges in Anwesenheit von etwa 80 Gästen statt. Das ursprüngliche Denkmal stand seit Juli 1932

in der Nachbarschaft des Gartens der örtlichen Schule. Der Stein trug auf der Vorderseite eine schwarze Marmortafel mit den 48 Namen der gefallenen Bürger des Dorfes. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, im Juni 1945, wurde befohlen, dieses Denkmal zu zerstören. Der damalige Schulleiter Hans Zimmermann mußte ebenfalls bei dessen Abriß mitmachen. Ende des vergangenen Jahrhunderts wurde das Gebäude der ehemaligen Schule in Privatbesitz überführt. Während der Renovierung der Innenräume wurde die Inschriftplatte des ehemaligen Denkmals gefunden, die sich in gutem Zustand befand. Der Schulleiter hatte während des Abrisses des Denkmals – trotz strenger Aufsicht – die Gedenktafel gerettet und im Schulgebäude aufbewahrt. In Zusammenarbeit mit sudetendeutschen Heimatvertriebenen und tschechischen Bewohnern wurde das Denkmal mit der ursprünglichen Gedenktafel restauriert. Am 16. Mai 1999 wurde die neue Kapelle der Schmerzhaften Muttergottes feierlich geweiht. Sie steht neben dem Denkmal für die Opfer des Ersten Weltkrieges. Heimatvertriebene Sudetendeutsche und heutige tschechische Einwohner hatten die Kapelle gemeinsam errichtet. Die Mittel für den Aufbau stammten unter anderem von Spenden aus Deutschland. Pavel Andrš „Krušnohorský Herzgebirge Luft“, September 2019. Aus dem Tschechischen übersetzt von Josef Grimm.

Ortsplan von Voigtsgrün bei Neudek. Das Restaurant des Alfréd Matoušek im Haus Nr. 49 nach 1945.

Das ehemalige Schulgebäude.

Dreifach-Ansichtskarte von Voigtsgrün bei Neudek. Bilder: Heimatmuseum Stadt und Landkreis Neudek/Augsburg, Pionierlager

Das wieder errichtete Denkmal mit den 48 Namen der gefallenen Bürger des Ersten Weltkrieges steht im Park von Voigtsgrün. Bild: Pavel Andrš

Bild: Pavel Andrš

Die Kapelle der Schmerzhaften Muttergottes mit dem Gefallenendenkmal links daneben. Bild: Anita Donderer


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Dux

Ladowitz

Ossegg

für die Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schönau

Bilin

Heimatlandschaft Erz- und Mittelgebirge – Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt Rettenbach, Telefon (0 83 92) 9 34 72 77, Telefax 9 34 72 78, eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin – Patenstadt Gerolz­hofen; Heimatkreisbetreuer: Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. ­Heimatkreis Dux – Patenstadt Miltenberg; Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den See­gärten 35a, 63920 Großheubach, Tele­fon (0 93 71) 9 94 01, eMail ­klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schön­au – Paten­stadt Frankfurt am Main; Heimatkreisbetreuer: Erhard Spacek, Franz-Schubert-Straße 13, 01796 Pirna, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail spacek@ teplitz-­schoenau-freunde.org. Redak­tionsschluß: Freitag der Vorwoche. Redaktion: Lexa Wessel, eMail heimatruf@ sudeten.de

Klostergrab

Teplitz-Schönau

Graupen

Niklasberg

�  Landeskunde/Dux – Teil II und Ende

Das Adelsgeschlecht der Waldsteiner in Dux D

as Schloß in Dux war dagegen das Zentrum des kulturellen Lebens der Feudalgesellschaft. Besonders am Ende des Krieges gegen Napoleon schillerte des höfische Leben in vollem Glanz. Im Gegensatz dazu stand das erbärmliche Leben der Stadtbevölkerung von Dux. Die Stadt Dux/Duchcov hatte im Jahr 1830 170 Häuser und mehr als 1000 Einwohner. Dem Schloßherrn gehörten das Schloß mit seinen Bediensteten und zwölf Häuser mit 143 Einwohnern. Man wirtschaftete in zehn Gutshöfen und Schafställen. Wichtig war die im Erzgebirge konzentrierte Waldwirtschaft. Der letzte Besitzer der Herrschaft Dux und Oberleutensdorf war vor der bürgerlichen Revolution 1848/1849 Anton Georg Christian von Waldstein (1793– 1848). Er starb gleichsam „symbolisch“ mit dem Ende der Feudalherrschaft 1848. Die Revolution verlief in jenem Jahr in Dux wie in den anderen Provinzstädten. Mit ihr begann auch in dem bescheidenen Ackerbürger- und Handwerkerstädtchen Dux die moderne Industrie, die allmählich auch gesellschaftliche, kulturelle und nationale Veränderungen mit sich brachte. Aus dem Landesinneren zogen zusehends tschechische Familien in die Stadt, welche ihnen, besonders im Bergbau, reichlich Arbeitsplätze bot. 1765 fand die letzte Hinrichtung in Dux statt. Mit der Aufhebung der „Carolina“ – dem ersten deutschen Strafgesetzbuch von 1532 – wurden das Ortsrecht und die städtische Gerichtsbarkeit eingestellt. 1787 erfolgte für Dux die Erklärung zur freien Schutzstadt. Obwohl die innere Stadtverwaltung schon seit Johann Friedrich von Waldstein (1644–1694) bestand, entfiel die Entrichtung des Schutzgeldes an die Herrschaft. Damit entfiel auch der bisherige Zuschuß aus dem gräflichen Säckel. Im Jahr 1774 trat Josef Graf von Waldstein (1755–1814) die Duxer Erbherrschaft an. Viel-

Das Waldsteiner Wappen an der Stirnseite des Schlosses.

gereist und kunstverständig erfüllte er das Schloß mit neuem Glanz. 1785 brachte er den alternden Abenteurer und Frauenhelden Giacomo Casanova von Wien nach Dux, der dort weltabgeschieden als Schloßbibliothekar seine Memoiren schrieb und sein buntbewegtes Leben beschloß. Er fand auf dem alten Friedhof an der Barbarakapelle seine letzte Ruhe. Auch die napoleonischen Kriege (1812–1815) ließen Dux nicht ungeschoren. Mit den Kirchengeräten mußten alle Gegenstände aus Edelmetall wie Gold, Silber und Zinn an der Münze abgeliefert werden.

Die Stadt gleicht einem Heerlager Das Jahr 1812 brachte die erste Einquartierung kaiserlicher Jäger. Und im folgenden Jahr 1813 glich Dux nach der Schlacht bei Kulm einem Heerlager. Im Schloß wohnten österreichische und russische Generäle, der Großfürst Konstantin und selbst Zar Alexander I., während der österreichische Feldmarschall Radetzky im Schubertschen Haus in der Langengasse logierte. Der Schaden, den die Durchmärsche und Einquartierungen der Stadt verursachten, betrug 10 000 Gulden. In dieser Zeit bot das Waldsteinsche Schloß in Dux reiche Sammlungen, einen herrlichen Schloßpark und eine liebliche Umgebung. Dabei handelte es sich um erstrangige Sehenswürdigkeiten, und somit war es ein beliebter Treffpunkt der prominenten Teplitzer Badegäste. Johann Wolfgang von Goethe, war 1810 und 1813 in Dux. Auch Ludwig van Beethoven soll dort gewesen sein. Friedrich Schiller soll 1791 wegen seines Dramas „Wallenstein“ von Karlsbad nach Dux gekommen sein. Bald vollzog sich am Schloßund Stadtbild eine grundlegende Veränderung. 1815 ließ Franz Adam Graf von Waldstein (1759–1823) Schloß und Park im Zeitgeist restaurieren, womit der Barockbau sein heutiges spätklassizistisches Aussehen erhielt. Mit dem Bau der neuen Kaiserstraße von Teplitz nach Dux – die alte Poststraße führte über Hundorf – fielen 1817 das Haaner und das Brüxer Tor. Nach und nach verschwanden auch die Stadtmauern; nur das Teplitzer Tor blieb bis 1845 stehen. Im selben Jahr entfernte man mit vielen alten Grabsteinen die letzten Reste der ehemaligen Kirche Sankt Georg, wobei beachtliche spätgotische Bildwerke in der Stadtkirche bis 10. Mai 1945 erhalten blieben. An die Stelle des alten Rathauses, an das noch ein steiner-

Die Waldsteinsche Hospitalkirche Mariä Himmelfahrt um 1900. Bild: Archiv Peter Spacek/Aussig

Das Waldsteinsche Schloß in Dux mit der Dreifaltigkeitssäule um 1900.

der Stelle der mittelalterlichen Feste der Herren von Riesenburg. Im 15. Jahrhundert war diese Herrschaft im Besitz der Sullewitzer. 1523 übernahmen sie die Herren von Lobkowitz und erbauten ein Renaissance-Schloß. Seit 1642 ging die Herrschaft an die Waldsteiner über. Der barocke Ausbau des Schlosses in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts geschah zu Johann Friedrichs Zeiten, des Erzbischofs von Prag. Für ihn arbeitete der aus Frankreich stammende Architekt Jean Baptiste Mathey. Die Seitenflügel und die damalige Schloßkirche wurden Anfang des 18. Jahrhunderts von Johann Josef von Waldstein errichtet. Hervorragende Künstler schmückten das Schloß mit Gemälden und Statuen: Wenzel Lorenz Reiner, Matthias Braun und Johann Brokoff. Der in Leitmeritz arbeitende Architekt Octavio Broggio schuf das ehemalige barocke Hospital mit der Kuppelkirche Mariä Himmelfahrt. Das Barockschloß der Waldsteiner in Dux ist ein dankbares Ziel von Touristen, vielleicht das einzige. Sie können dort Bilder der Ahnengalerie mit Potraits von Reiner betrachten, die kollosalen Statuen vor dem Ehrenhof bewundern und Casanovas gedenken, der 1798 dort starb. Einige Teile des Schlosses wurden schon im 19. Jahrhundert für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Aufmerksamkeit erregten die berühmten Kabinette der Kunst und der Naturalien sowie die Erinnerungsstücke des Albrecht von Wallenstein, wie man ihn seinerzeit nannte. Zu den Sehenswürdigkeiten gehörte auch der Venusbrunnen im Hofraum, den Wallenstein in Nürnberg aus eroberten Geschützen der Schweden hatte gießen lassen. 1920 gelangte er in den Vorhof des Waldstein-Palais in Prag.

Die Schloß-, Stadt- und Dekanatskirche Duxer Marktplatz mit Dekanatskirche, Dreifaltigkeitssäule und Schloß um 1900. nes Wappen und die Arme-Sünder-Glocke erinnerten, trat 1855 das nüchterne Eckgebäude des späteren Bezirksgerichts. Damals hat man wertvolle Zeugen der Vergangenheit geringschätzig dem Fortschritt geopfert, ohne dafür gleichwertige kulturelle Güter zu errichten. Mit dem 1850 gegründeten Deutschen Zollverein, dem Österreich-Ungarn nicht beitrat, erlosch die einträgliche Duxer Strumpferzeugung. Der Schwerpunkt des Erwerbslebens verlagerte sich wieder mehr auf die Landwirtschaft, bis auch ihr der Kohlebergbau in der zweiten

Hälfte des 19. Jahrhunderts den Boden abgrub. Doch ehe das Schicksal der Stadt mit der liberalistischen Wirtschaftsordnung für die letzten 100  Jahre besiegelt wird, nehmen wir Abschied vom alten Dux, dem noch biedermeierlichfriedlichen Landstädtchen mit seiner feudalen Grundherrenwirtschaft mitten in Böhmens Paradies.

Das gräflich Waldsteinsche Schloß Das heutige Waldsteinsche Schloß steht wahrscheinlich an

Die ehemalige Schloßkirche Mariä Verkündigung steht an der Stelle der alten Sankt-Georgs-Kirche, die bei der Errichtung der Barockkirche weichen mußte. Die Pläne für den Bau der neuen Kirche schuf der italienische Baumeister Antonio Canevale (1652–1711). Nach ihm führte ein unbekannter Architekt den Bau zu Ende. Die Kirche wurde 1721 vom Prager Erzbischof eingeweiht. Seit 1728 steht der Stadtbrunnen mit dem Heiligen Florian auf dem Marktplatz, den der ehemalige Duxer Magistrat Johann Ignaz Poppel gestaltete. Die Dreifaltigkeitssäule auf dem Marktplatz schuf der Duxer Bildhauer Matthias Kühnel. Bei der Ausschmückung der

Stadtkirche Mariä Verkündigung beteiligten sich der Architekt František Maxmilián Kaňka, der Bildhauer Matthias Braun und der Maler Wenzel Lorenz Reiner. Der Hochaltar mit dem Bild von Reiner wurde 1719 beendet. Leider fiel das Juwel der Duxer Barockkunst einer Brandstiftung am 10. Mai 1945 zum Opfer, nachdem ein deutscher Kleinwüchsiger aus dem Stadt-Hotel auf sowjetische Soldaten geschossen hatte. „Denk es, o Seele“, sagte schon Eduard Mörike. Und: „Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können“, sagte Jean Paul 1793.

Jagdschloß Lichtenwald Meyers Reiseführer „Erzgebirge und anliegende Regionen“, Leipzig 1921, besagt: „Von Fleyh kann man – auch von Georgendorf aus – auf einem schönen, farbig bezeichneten Fußweg, am Ilmenberg (827 Meter) links und Steinberg (808 Meter) rechts, in zwei Stunden das Jagdschloß Lichtenwald zwischen Fleyh und Georgendorf erreichen. Die Fahrstraße geht dann immer im Hochwald bergauf Richtung Langewiese. Man kann auch vom Gasthaus Zufriedenheit auf steilem Fußweg den Neudorfer Berg hinauf, oben steil durch den Wald, später durch das Gatter zum Jagdschloß Lichtenwald (keine Wirtschaft) des Grafen von Waldstein, aus dem 18. Jahrhundert, einsam, aber wundervoll inmitten des Waldes gelegen. Nun immer im Wald südöstlich die Lichtenwalder Allee fort, die nach etwa 20 Minuten den Erzgebirgskammweg kreuzt und beim Forsthaus Georgsee auf 855 Metern Höhe endet.“ Im „Naturführer Ost-Erzgebirge“, Dresden 2011, steht: „1761 bis 1767 ließ Graf Emmanuel Philibert von Waldstein auf einem Hügel bei Georgendorf das Jagdschloß Lichtenwald errichten. Dies sollte ein Geschenk für seine Braut Maria von Lichtenstein sein. Wegen seiner ruhigen Lage wurde es ein Stützpunkt für die Jagd auf Birkhähne, Rothirsche und andere jagdbare Tiere. Eine fünf Kilometer lange Allee verbindet das Jagdschloß mit dem Forsthaus Georgshöhe. Dort wurde in den folgenden Jahren ein Rotwildgatter eingerichtet. Im 19. Jahrhundert hatte das Zuchtgehege teilweise noch größere Ausmaße als heute. Dennoch ist es für 650 Hirsche, darunter auch Wapitis aus Nord­amerika, Mufflons, Reh, Damwild und Wildschweine, viel zu eng. Bis zu 10 000 Euro muß man für den Abschuß eines Wildtieres bezahlen. Waidmannsheil!“ Herbert Ring

TERMINE n  Donnerstag, 12. bis Sonntag, 15.  August: 7. Kreistreffen in der Heimat. Donnerstag eigene Anreise nach Teplitz-Schönau, Hotel Prince de Ligne (Zámecké náměstí 136); 19.00 Uhr dort Abendessen. Freitag 9.00 Uhr Abfahrt nach Melnik mit Besichtigung des Schlosses und Weinverkostung; Mittagessen im Schloßrestaurant; anschließend Besichtigung der Peter-und-PaulKirche und des Beinhauses; Weiterfahrt nach Leitmeritz; dort Abendessen im bischöflichen Brauereigasthof. Samstag 9.00 Uhr Abfahrt nach Ober-Georgenthal; dort Besuch des Schlosses

Eisenberg; danach Fahrt über das Erzgebirge auf den Mückenberg; dort Mittagessen; anschließend Bus-  oder  Seilbahnfahrt nach Graupen mit Spaziergang über den Mariascheiner Kreuzweg; 17.00 Uhr Abendessen im Hotel; 19.00 Uhr dort Jubiläumskonzert der Nordböhmischen Philharmonie. Sonntag eigene Fahrt zur Heiligen Messe in der Barockkirche Mariä Himmelfahrt in Zinnwald, Uhrzeit wird mitgeteilt. Änderungen vorbehalten. Kostenbeitrag inklusive drei Übernachtungen, Frühstück, bewachtem Parkplatz, Bus, allen Mahlzeiten, Be-

sichtigungen, Führungen, Weinverkostung, Seilbahnfahrt und Konzert pro Person im Doppelzimmer 390  Euro, im Einzelzimmer 440  Euro. Getränke außerhalb des Frühstücks auf eigene Rechnung. Verbindliche Anmeldung bis Montag, 2.  August, durch Überweisung des Reisepreises auf das Konto Erhard Spacek – IBAN: DE35  7008  0000  0670  5509  19, BIC: DRESDEFF700. Bitte Anschrift und Namen der Reiseteilnehmer angeben, sonst Mitteilung mit diesen Angaben an eMail spacek@teplitz-schoenau-freunde.org


HEIMATBOTE

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Bischofteinitz

FÜR DEN KREIS BISCHOFTEINITZ

Ronsperg

19 Hostau

Heimatkreis Bischofteinitz – Patenstadt Furth im Wald. Heimatkreisbetreuer: Peter Pawlik, Palnkamer Straße 73a, 83624 Otterfing, Telefon (0 80 24) 9 26 46, Telefax 9 26 48, eMail peter-pawlik@t-online.de, Internet www.bischofteinitz.de. Spendenkonto: Heimatkreis Bischofteinitz, Raiffeisenbank Chamer Land – IBAN: DE55 7426 1024 0007 1343 20, BIC: GENODEF1CHA. Heimatbote für den Kreis Bischofteinitz – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Verantwortlich von seiten des Heimatkreises: Peter Pawlik. Redaktion: Nadira Hurnaus, eMail post@nadirahurnaus.de

Nächstes Heimatkreistreffen: Fronleichnam 2022 Liebe Landsleute aus dem Heimatkreis Bischofteinitz!

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omentan freuen wir uns alle, daß es wieder mehr Bewegungsmöglichkeiten gibt. Zunehmend könnten regional unterschiedlich auch wieder größere kulturelle Ansammlungen möglich werden. Damit stellt sich die Frage, ob wir in diesem Jahr ein Heimatkreistreffen abhalten können. Derzeit sind wir bei rund 40 Prozent Erstimpfungen. Das bedeutet, daß wir in rund zwei Monaten, also Ende Juli, knapp die Hälfte der Bevölkerung mit wirksamen Impfschutz finden werden. Zusammen mit den rund 3,5 Millionen Genesenen sind wir aber noch weit entfernt von einer Herdenimmunität. Auch die Coronalandkarte von Deutschland zeigt ein uneinheitliches Bild, in dem Hessen und Baden-Württemberg und Bayern noch eine Inzidenz um die 100 oder knapp darunter aufweisen. Der Landkreis

Cham mit unserer Patenstadt Furth im Wald liegt wie Bayern bei rund 73. Von einer stabilen Entwicklung kann aber noch keine Rede sein. Damit wären kulturelle Veranstaltungen im Freien möglich. Die Einreise in die tschechische Republik ist trotz sinkender Inzidenzwerte immer noch erschwert und mit Quarantäne belegt. Deutschland hat Großbritannien wegen der Ausbreitung der indischen Virusvariante erneut zum Risikogebiet erklärt. Dies trotz des vergleichsweise hohen Impfschutzes. Ich sehe deshalb für ein Kreistreffen zu Fronleichnam 2021 in Furth im Wald keine Möglichkeit. Ich haben mich mit den Stellvertretenden Heimatkreisbetreuern Peter Gaag und Regina Hildwein beraten. Wir sind zu dem Entschluß gekommen, das Heimatkreistreffen um ein Jahr auf Fronleichnam 2022 zu verschieben. Peter Pawlik Heimatkreisbetreuer

Fronleichnamszug 2016 in Furth im Wald mit Resi Pawlik, Günter Gröbner, Peter Pawlik, Karl-Heinz Loibl, Fahnenträger Georg Naujokas, Peter Gaag und Marta Klement. Resi Pawlik und Marta Klement tragen die heimatliche Kirchentracht. Bild: Johann Dendorfer

KURZ NOTIERT Furth im Wald. Der jährliche „Drachenstich“ in Furth im Wald ist das älteste Volksschauspiel in Deutschland. Doch wird er heuer wegen Corona ein zweites Mal nicht stattfinden? Eine endgültige Entscheidung solle Ende Mai fallen, teilt der Organisationsstab der DrachenstichFestspiele mit. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, antwortete Bürgermeister Sandro Bauer auf die Frage, ob es heuer einen Drachenstich geben werde. Die Stadt werde zusammen mit dem DrachenstichFestausschuß bis Ende Mai die entscheidende Frage klären, ob

das Volksschauspiel doch stattfinden könne. Nach dem derzeitigen Stand der Hygieneauflagen wird es auf eine Absage der Festspielsaison 2021 hinauslaufen. Ein kleiner Hoffnungsschimmer sind die Impfungen, womit vielleicht eine erleichterte Zugangsregelung geschaffen werden könnte. Sollte der Drachenstich letztendlich abgesagt werden müssen, arbeiten die Verantwortlichen an einer Alternative für die fünfte Further Jahreszeit, um doch ein wenig mittelalterliches Flair in der Stadt entstehen zu lassen.

TERMINE Sonntag, 30 Mai, 15.30 Uhr, Rail: Deutsch-tschechischer Gottesdienst am Ort der zerstörten Dreifaltigkeits-Kapelle, bei Regen gegenüber im Stall von Haus Nr. 1 (Gunger-Bauer), mit den Pfarrern Miroslav Martiš aus Mies und Klaus Oehrlein von der AckermannGemeinde Würzburg; anschließend Imbiß. Gäste Willkommen. Freitag, 4. Juni, 14.00 Uhr, Heiligenkreuz: Gottesdienst mit Bischof Monsignore Tomáš Holub von Pilsen in der Pfarrkirche Zum Heiligen Kreuz. Gäste willkommen. Auskunft: Peter Gaag, Fridinger Straße 8, 70619 Stuttgart, Telefon (07 11) 4 76 07 25, Telefax 4 76 07 26, eMail peter.gaag@t-online.de

Dieses Aquarell von der Heiligenkreuzer Kirche schuf ein Pater namens Martin vergangenes Jahr.

Altarbild „Kreuz-Auffindung durch die heilige Helena“.

So sahen die Kirche und ihr Turm vor dem großen Brand im Jahr 1859 aus.

Guckloch in die Vergangenheit

300 Jahre rund um die Kirche in Heiligenkreuz Ein Sprichwort besagt: „Wenn ein alter Mensch stirbt, ist es, als ob eine ganze Bibliothek verbrennt.“ Traditionen und Erinnerungen verblassen, durch die Länge der Zeit selbst bei der Erlebnisgeneration der Vertreibung – erst recht mit deren Tod.

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Dann erweist sich, wie wichtig es ist, Erlebtes und Gewußtes zu dokumentieren. Weil darum auch frühere Generationen bemüht waren, so öffnet sich für Heiligenkreuz mit dem Blick in die im Pilsner beziehungsweise Tauser Archiv erhaltenen Kirchen-Matri-

kel, die sogenannten Stabilen Kataster von 1838, sowie in die Schul- und in die Pfarreichronik ein Guckloch auf weit zurückliegende Ereignisse. Einiges daraus soll hier in den nächsten Wochen zur Sprache kommen – und dabei bitte ich die Leser um Mithilfe.

er Blick auf den Kataster von rung der Statik erst viel später Die rechts auf dem Bildchen 1838 zeigt im Umfeld der Kir- angebaut wurden. gezeigte bekleidete Marienche zwei Teiche, die schon längst Der Grundriß der Kirche ist statue mit Jesuskind mag vielvor 1945 verschwunden waren: seit der Zeit der Gotik bis heute leicht eine Tragfigur für Prozesden Pfarrteich mit der Flur-Nr. 10 so geblieben. Bauliche Änderun- sionen gewesen sein, oder sie beund den Hoffand sich im teich oder HofSchloß. Dort teichl mit der gab es noch im Flur-Nr. 208. 19. JahrhunDaß es selbst dert eine eigeauf der Höne Schloßkahe genügend pelle. Grundwasser Das heufür einen Teich te so vertraugab, das zeigte te altertümlisich noch 1992, che Turmdach als die Gruft mit den beiden unter der KirSpitzen Kreuz che letztmals und Wettergeöffnet wurhahn entstand de. Sie stand allerdings erst teilweise unter 1887. Zuvor Wasser. Dieses hatte ein hölHofteichl be- Kataster-Plan von 1838 mit Pfarrhof, Hofteich und Pfarrteich. zernes Schwargann man 1874 tendach, wie mit dem Aushub für den damals gen gab es etwa 1661, als das Vor- Pfarrer Pöhnl schreibt, seit dem neu gegrabenen tiefen Brunnen häusl am Haupteingang errich- Brand des Zwiebelturms fast am Pfarrhaus sowie mit Schlamm tet wurde. Oder 1708, als wäh- 20 Jahre lang als unzulängliches aus dem Mühlteich aufrend der Herrschaft der Provisorium gedient. zufüllen. 1878 entstand Zucker von Tamfeld deHohen Besuch hatten Dorf, daraus durch die Einren Begräbnisgruft un- Schloß und Kirche vom 9. bis zäunung dann ein schöter der Kirche entstand. 11. September 1906. Denn da ner Blumen- und GeIn der äußeren Form war Erzherzog Karl von Habsmüsegarten zwischen vor allem des Turmes burg, der spätere Kaiser Karl I., Pfarrhaus und Kirwie in der Innenaus- als Jagdgast bei Baron Kotz. Er che. stattung aber bot sie bis nahm auch am Requiem in der Das Pfarrhaus wurzum großen Brand von Pfarrkirche anläßlich des Todesde noch zur Zeit der La1859 ein anderes Bild. tags der ermordeten Kaiserin minger im Jahr 1675 Klaus Oehrlein ist Eine Zeichnung in der „Sisi“ Elisabeth am 10. Septemunter Pfarrer Lucas Pfarrer in Würz- Schulchronik zeigt den ber teil. Der Chronist vermerkt, Ramsmayer neu erbaut. burg und dort kleinen barocken Zwie- daß für diesen Besucher das ganVielleicht entstand ein Geistlicher Beirat belturm – und die ge- ze Dorf festlich beflaggt und geschönes Marien-Mar- der Ackermann- samte Kirchenansicht schmückt gewesen sei. terl aus Solnhofer Kalk- Gemeinde. von Süden ein handEinige Jahre später konnstein – es trägt die selkoloriertes „Toten-Ge- te Kaplan Heinrich Horejš eine be Jahreszahl 1675 und zeigt das denkbildchen“ in der Pfarrchro- neue kleine Kapelle einweihen, Maria-Hilf-Bild von Passau – nik, das anläßlich des Todes des die zum Heiligenkreuzer Pfarraus eben diesem Anlaß für das Patronatsherrn Baron Wenzel Pfarrhaus. In kommunistischer Kotz 1857 gedruckt wurde. Zeit erhielt es die Tochter des Hier ist zu erkennen: Gleich letzten Patronatsherrn, Baronin rechts neben dem Vorhäusl beGabriele Harnier in München, gann eine überdachte Zugangsals Erinnerungs-Geschenk von treppe zum Oratorium der Herreiner adeli- schaft. Zu sehen ist, wie Pfarrer gen Bewohne- Karl Pöhnl hierzu erläutert, auch rin des Dorfes. das frühere Zentralbild des alDer damali- ten Hochaltars, die heilige Helege Standort in na, die das von ihr aufgefundene Heiligenkreuz Kreuz Jesu in Händen hält. Dies ist bislang un- verweist auf das ursprüngliche bekannt. Kirchenpatrozinium, das Fest Die jetzige Kreuz-Auffindung am 3. Mai. Form erhielt Erst später hat man dieses auf Wo war dieses der Pfarrrhof den 14. September in den Herbst Marien-Marterl 1738, wobei verlegt, auf das Fest Kreuz-Erhö1675 ange- die Stützpfei- hung, an dem es bis heute gefeiParte von Baron Wenzel F. Kotz. bracht? ler zur Siche- ert wird.

sprengel gehörte: die Maria-HilfKapelle. Die hatte die Besitzerin der Rosenmühle unweit der Mühle errichtet lassen – sinnigerweise aufgrund des Namens der Mühle am Rosenkranzfest, Sonntag, 2. Oktober 1910. Seit damals fanden dort bis zur Vertreibung jedes Jahr Mainandachten statt, zu denen vor allem Leu-

Wo stand diese Madonnen-Statue? te aus Rosendorf und Schmolau kamen. Nun meine Bitte um Mithilfe an die Leser. Wer kennt den früheren Standort des Marien-Marterls mit der Jahreszahl 1675 im Ort? Wer weiß, wo sich diese Madonna auf dem Totenbildchen in der Pfarrkirche oder im Schloß befunden hat? Evtuell ist sie auch schon 1859 verbrannt, falls sie in der Kirche war. Hinweise bitte an Pfarrer Klaus Oehrlein, eMail st.valentinus@ web.de oder an die Redaktion siehe Impressum oben.


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 21 | 28. 5. 2021

Heimatbote für den Kreis Ta<au

Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstra­ße 21, 83352 Altenmarkt, Tele­fon (0 86 21) 6 36 27, Telefax 64 75 27, eMail wolf-dieter.hamperl­ @online.de. In­ter­net www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, Telefax 81 41 19, eMail museum@tachau.de. Spendenkonto: Heimatkreis Tachau, HypoVereinsbank Nürnberg – IBAN: DE38 7602 0070 0002 0824 54, BIC: HYVEDEMM460. Heimatbote für den Kreis Tachau – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, eMail post@nadirahurnaus.de

� Pfingst-Nachlese

Wast äia afgstondn

P

Tachaus Kirche Mariä Himmelfahrt …

… ihr Hauptaltar …

… ihre Orgel und ein buntes Fenster mit …

… Johannes dem Täufer und Sankt Barbara.

� Jakub Janšta spielt auf der Riegerorgel der Tachauer Dekanalkirche Mariä Himmelfahrt

„Fantasie und Fuge“ von Max Reger Zu bemerken ist, daß der Orgelbauer Abraham Starck in Elbogen seine Werkstatt hatte, Martin Zaus lebte in Eger. Die Tachauer Orgel wurde anläßlich der 600-Jahr-Feier der Stadt von den Orgelbau-Anstalten Gebrüder Rieger in Jägerndorf in Sudeten-Schlesien als Orgel Opus 2384 gebaut. Auf der CD ist auf der Riegerorgel „Fantasie und Fuge dakub Janšta orgelt in sechs moll, op. 135 b“ von Max Reger Kreuzherren-Kirchen. Die Or- (1873–1916) zu hören. Jakub gel der Sankt-Franziskus-Kirche Janšta schreibt: „In der Kirche in Prag baute Abraham ­ Starck Mariä Himmelfahrt in Tachau be1702; die Orgel der Fronleich- findet sich ein romantisches Innams-Kirche in Krummau bau- strument von der Firma Rieger. ten Nikolaus Christeindl und Es wurde 1929 in den ursprüngBernhard Wollers 1682; die Or- lichen Barockorgelschrank – in gel der Wiener Karlskirche schuf dem sich eine Barockorgel von ein Unbekannter 1739, sie wurde Anton Gartner befand – eingejedoch 1847 von Joseph Seyberth baut. Es dient zuverlässig den grundlegend modifiortskirchlichen Beziert; die Orgeln der dürfnissen der PfarrSankt-Maria-Magdagemeinde und auch lena-Kirche in Karlsbei gelegentlichen bad und der Kirche Konzerten. Was DisMariä Himmelfahrt position und Klang in Maria Kulm baute angehen, so ist das Martin Zaus 1899 und Instrument im ur1895; die neue Orgel Die CD von Jakub sprünglichen Zustand der Mariä-Himmel- Janštas Konzert an erhalten und läßt die fahrts-Kirche stammt historischen Orgeln Jägerndorfer Firma von der Firma Rie- der Kreuzherren-Kir- im besten Licht erger und entstand chen begleitet ein scheinen. Registerzweisprachiger Text. haft ist es reichlich 1929.

Schönwalds Ortsbetreuerin Ludmilla Himmel schickte mir die Musik-CD „Historische Orgeln der Kreuzherren-Kirchen“ vom Ritterorden der Kreuzherren mit dem Roten Stern. Sie erschien zum 30jährigen Jubiläum der Heiligsprechung der Ordensgründerin Agnes von Böhmen 1989. Autor ist der Organist und Orgelkenner Jakub Janšta.

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besetzt und entspricht Regerscher Ästhetik. Das Klangergebnis ist ein Höhepunkt der Orgelliteratur.“

Kreuzherren mit dem Roten Stern Im Vorwort zur CD stellt sich der Orden so vor: „Die Anfänge dieses einzigen rein böhmischen Ordens sind mit der Przemysliden-Prinzessin Agnes, später heilige Agnes von Böhmen, einer der bedeutendsten Frauen des böhmischen Mittelalters, verbunden. Sie gründete im Jahre 1233 bei ihrem FranziskanerKloster in Prag eine Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern. Deren Aufgabe war die Sorge für Alte, Kranke und allgemein für alle, die Hilfe brauchten. Aus dieser kleinen Spitalbruderschaft entwickelte sich im Jahre 1237 der Kreuzherrenorden mit dem Roten Stern. Er ließ sich nach bestimmten Schwierigkeiten im Jahre 1252 auf dem gegenwärtigen Platz nieder, das heißt vor der heutigen Karlsbrücke, wo er seinen Sitz schon seit 800 Jahren hat. Der Orden verbreitete sich allmählich von Prag in andere Orte in Böhmen und Mähren wie Karlsbad, Tachau oder Znaim. Gleichzeitig grün-

dete er neue Klöster im Ausland wie in Breslau, Preßburg, Budapest oder Wien. An allen diesen Orten widmete er sich nicht nur der Kranken- und Altenpflege, sondern auch der Seelsorge der anvertrauten Pfarreien. Seine moderne Geschichte ist in mancher Hinsicht stürmisch. In der Zeit des Nationalsozialismus und Kommunismus mußte er seine Wirkungsstätte an der Karlsbrücke verlassen. Nach dem Fall des Kommunismus 1989, dem die Heiligsprechung der Ordensgründerin Agnes vorausgegangen war, kehrte er wieder an die Brücke zurück. Trotz aller Schwierigkeiten bemüht er sich, auch heute das Testament der Gründerin zu erfüllen.“ Tomáš Gregůrek OCr. schreibt weiter:

„Durch die im Jahre 1329 erlassene Urkunde des böhmischen Königs Johann von Luxemburg durften sich die Kreuzherren bei der Pfarrkirche in der königlichen Stadt Tachau niederlassen. Zur Gründung der Tachauer Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt kam es aber höchstwahrscheinlich erst unter der Herrschaft seines Sohnes Karl IV. Die hochgotische, dreischiffige Kirche wurde während ihrer Geschichte mehrmals von Feuer oder militärischen Konflikten beschädigt. Ihre gegenwärtige Gestaltung bekam die Kirche dank der Regotisierung Anfang des 20. Jahrhunderts. Sie behielt jedoch einen Großteil der ursprünglichen barocken Inneneinrichtung.“ Wolf-Dieter Hamperl

21. November 1963: Turmspitze und Dachstuhl der Kirche Mariä Himmelfahrt brennen lichterloh. Die Renovierung wird lange dauern und die Wiedereinweihung erst 1971 stattfinden.

� Pater Jaroslav Baštář berichtet über zwölf Jahre im Grenzgebiet – Teil IV

Kranzljungfer Hana Skorová begrüßt mich In diesem vierten Teil schildert Pater Jaroslav Baštář die Zustände in Neustadtl vor seinem Amtsantritt und seinen Amtsantritt im Januar 1948.

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or dem Krieg gab es in Neustadtl Gewerbetreibende und Unternehmen. Viele verschwanden gleich nach dem Krieg. Andere gingen in tschechische Hände über, aber selbst einige von diesen wurden mit der Zeit stillgelegt. Bis 1948 waren folgende Unternehmen in Betrieb: Im Haus Nr. 13, wo einst der Kolonialwarenladen von Josef Lesleben war, eröffnete ein Laden der Westböhmischen Konsumgenossenschaft (ZKD). Dessen Leiter wurde Stupka, Verkäuferin war Božena Myslivcová.

Einen zweiten Kolonialwarenladen, den neben der Pfarrei, der einst Hedwig Maier gehört hatte, nahm Kasl ein. Nach dessen Wegzug kam aus dem Lädchen bei den Hejls ein Jaroslav Pavlík. Aus den Werkstätten erinnere ich an folgende: Sattlerei (Šulc), Schusterei (Kodýtek und Šperl, welcher von der Gendarmerie kam), Schneiderei (Lukšík, Fiala), Schmiede (Benda), Maschinenbauer (Roboch, Honzík), Radmacher (Filip, Brabec), Elektriker (Jaromír Klečka), Tischler (Petermichl, Čukan, Hrouda, Sýkora), Friseur (M. Zeman), Textil (Martinec), Rollfuhrbetrieb (Skála, Velát), Bäcker (Sedláček), Tabaktrafik (Josef Beran), Metzger (Němec). Gaststätten gab es nach 1945 drei, später nur zwei:

das Hotel am Bahnhof und Beim Deutschen. Das hatte eine Metzgerei.

Spitze des Johannes-von-NepomukBrunnens in Neustadtl.

An den Schulen begann der Unterricht im September 1945. Es gabt zwei Volksschulen mit zwei Klassen (Dvořáková, Ehrhartová-Robochová). Direktor der Bürgerschule war ein redlicher und ehrlicher Mensch – Václav Ježek. Als Lehrer wirkten Mothejzíková, Hořejšová, Urbanová, Mráz und Plecitý. Den Kindergarten führten ursprünglich die Schwestern vom Heiligen Kreuz. Für die tschechischen Kinder wurde ein Kindergarten unter Leitung der Direktorin Hofman und der Erzieherin Heroutová eröffnet. In diesem Stadium befand sich Neustadtl, als ich im Januar 1948 meine Stelle antrat. Das Jahr zuvor, 1947, war ungewöhnlich trocken, der Winter mild mit we-

nig Schnee. Der Januar 1948 ließ erahnen, daß der Frühling bald vor der Türe stehen und warm sein wird. Mit der Seelsorge in Neustadtl begann ich am Sonntag nach meiner Ankunft. In der Pfarrei und in der Kirche waren Girlanden, vor der Kirche versammelten sich die Gläubigen. Sie bildeten ein Spalier, und ich ging durch dieses zum Kirchenportal. Bevor ich die Türschwelle passieren konnte, begrüßte mich die Kranzljungfer Hana Sýkorová. Dann sprachen Josef Beran als Vertreter des Örtlichen Nationalausschusses und der Befehlshaber Emil Lacina. Die Heilige Messe war feierlich, auf dem Harmonium spielte Fräulein Lenková. Fortsetzung folgt

fingsten. Da muß ich an Goethe denken: „Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen.“ Und an den Sudetendeutschen Tag vor zwei Jahren in Regensburg. Leider kann ich nicht mehr daran teilnehmen. Die Erlebnisgeneration schrumpft weiter. Pfingstmontag zog es mich in den Wald. Ich habe mehrere Wäldchen bei meiner Wohnung. Zu Fuß bin ich meistens noch gut drauf und kann den Wald problemlos durchstreifen und erforschen. Ohne Handy. Das mag vielen leichtsinnig erscheinen, ist es aber nicht. Gerade beginnt das Ernten. Vor Wochen begnügte ich mich noch mit Brennesseln für eine schmackhafte Suppe, Tees, ein paar Kräutern und im Garten als Unkraut zu entfernenden Pflanzen. Gestern fand ich schon eine ordentliche Portion Pilze und konnte mich an den aromatischen Walderdbeeren laben. Die Pilze kommen natürlich nicht an unsere Labanter auserwählten Sorten heran. Aber etwas für die Blumenvase findet man immer. Gestern war es Jasmin, wir nannten ihn Gunstinker. Der Wald ist mein Lebenselexier. Was Zecken betrifft, falle ich total aus der Rolle: Barfuß in Sandaletten und so wenig Kleidung wie möglich. Zu Hause duschen, und die Welt ist wieder in Ordnung. An besonderen Pfingstbräuchen in Labant fällt mir nur eine Hänselei für Langschläfer ein: „Wast äia afgstondn, wast koa Pfingstschwo(n)z woarn." Marianne Gäbler

TERMINE n  Sonntag, 20.  Juni, 15.00 Uhr, Haid: Deutschsprachige Messe in der Loreto; anschließend Kirchkaffee in der Sakristei. Für Zweifach-Geimpfte keine Quarantäne-Pflicht nach Rückreise. n  Sonntag, 1.  August, 10.00 Uhr, Neulosimthal: Gottesdienst anläßlich des Sankt-Anna-Festes mit Monsignore Andreas Uschold in GeorgenbergHinterbrünst am Gedenkstein beim Kastanienhof. Bereits am Vorabend gemütliches Beisammensein. Auskunft: Albert Kick, Faislbach 5, 92697 Georgenberg, Telefon (0 96 58) 3 15. n  Samstag, 28. bis Sonntag, 29. August: 32. Heimatkreistreffen in Weiden in der Ober­ pfalz. Samstag 8.15 Uhr Abfahrt nach München zum Besuch des Sudetendeutschen Museums; 18.00 Uhr gemütliches Beisammensein mit Egerländer Wirtshausmusik im Gasthof Ratskeller in Weiden. Sonntag 9.00 Uhr Feier am Tachauer Gedenkstein in der Kurt-Schumacher-Allee; 10.15 Uhr Versammlung der Mitglieder des Heimatkreisvereins mit Neuwahlen im Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a; 12.00  Uhr dort Ausstellungseröffnung; 13.00 Uhr Mittagessen auf Einladung der Patenstadt im Ratskeller. Anmeldung: WolfDieter Hamperl, Adresse siehe Impressum.


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