STERNENZEIT Ausgabe Frühjahr 2015

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Jahrgang 04 / Ausgabe 01 / Frühjahr 2015

Zeitung aus Treptow-Köpenick für freiwilliges Engagement

Schwerpunktthema

Nachgefragt

Kulturelles Engagement Seite 1-3

Angekündigt

Jan Engelmann von Wikimedia Deutschland e.V., Seite 5

Veranstaltungshinweise rund ums Engagement Seite 7

Köpenicker durch und durch

Im „Hauptmann von Cöpenick“ treffe ich mich mit Dr. Kurt Wernicke. Er macht auf mich einen sympathischen Eindruck, ist intelligent, redselig, authentisch und eine „Berliner Schnauze.“ Der 1930 in Charlottenburg Geborene wohnt schon fast sein ganzes Leben lang in Köpenick. Nach seinem Abitur wollte Wernicke eigentlich Deutschlehrer werden, allerdings gab es während seiner Studienzeit ein folgenschweres Missverständnis: Statt Deutsch wurde Wernickes Zweitfach Geschichte als Hauptfach angesehen. So wurde er Historiker - ein Umstand, über den er heute sehr froh ist. 1952 fing Wernicke seine Arbeit im neu gegründeten Deutschen Historischen Museum an, leitete Ausstellungen und wurde schließlich stellvertretender Direktor. Aber auch nach seiner Arbeit im Museum interessierte er sich für Geschichte, insbesondere Lokalhistorie. Als ehrenamtliches Mitglied des Heimatvereins widmete er sich unter anderem der Eingemeindung zahlreicher Ortschaften in das Stadtgebiet Berlin in den

Foto © Reginald Gramatté

Segel gesetzt Kurs: Freiwilliges Engagement

Dr. Wernicke zu Recherchezwecken in der Bibliothek

1920er Jahren. Für diese Leistungen wurde er vom Bezirk Treptow-Köpenick mit der Bürgermedaille ausgezeichnet. Neben dem Heimatverein misst Wernicke aber auch seinem Hobby Segeln eine große Bedeutung bei. Durch einen Schulfreund kam er in jungen Jahren zum Wassersport und auch hier engagiert sich Wernicke ehrenamtlich, nämlich als mittlerweile ältester Kampfrichter Berlins. Vom Segelverband wurde dies mit dem EhrenzeiMarian Boger chen honoriert.

Liebe Leserinnen und Leser, kulturelles Engagement ist ein weites Feld - und auf dieses interessante Feld begibt sich die ehrenamtliche Redaktion der STERNENZEIT in dieser Ausgabe. Wir schauen nach, wo sich Menschen in Treptow-Köpenick freiwillig engagieren und so unser Leben bunter, informativer und kultureller gestalten - sei es mit einer Zeitreise ins Mittelalter oder mit einem alternativen Kulturverein in Alt-Treptow. Gemeinsam ist allen Engagierten die Leidenschaft für Kultur und eine aktive Beteiligung am vielfältigen Leben im Bezirk. Genießen Sie die STERNENZEIT - wir freuen uns auf Ihre Leserbriefe. Ihre STERNENZEIT-Redaktion


Hingeschaut Verein Zeitfluss e.V.

Die Lehrerinnen Marlies und Ines Böttcher haben mit anderen Lehrern zusammen überlegt, wie man Kindern das Mittelalter näher bringen könnte. Vorbild wurde eine MittelalterStadt hinter dem Otto-vonGuericke-Museum in Magdeburg. Dort wird jeder Fremde freundlich begrüßt, bekommt einen mittelalterlichen Namen und eine Gewandung. Man kann beim Schmied, bei der Tischlerin, beim Bader oder bei der Gastwirtin in die Lehre gehen. „So etwas soll es in Treptow-Köpenick auch geben!“ sagten sich die Böttchers und gründeten den Verein Zeitfluss, der auf dem Gelände Friedrichshagener Str. 7, in Nachbarschaft zur Gartenarbeitsschule, zum Bellevue-Park und zum Stadttheater Coepenick

Foto © Reginald Gramatté

Mittelalter-Freaks gesucht!

Marlies und Ines Böttcher, Partnerinnen im Leben und im Verein Zeitfluss

eine kleine mittelalterliche Stadt bauen will. Die Baugenehmigung für zunächst zehn Gebäude und ein Stadttor ist schon erteilt. Als professionelle Partner für die Bauphase wurden der Architekt Wolff und Herr Henning von der Jugendbauhütte BerlinBrandenburg gewonnen. Frei-

willige vom Verein Zeitfluss sind mit Arbeitseinsätzen am Wochenende dabei und bringen so die Mittelalterstadt voran. Falls Sie Interesse an der Mitarbeit haben, sind Sie herzlich willkommen. Es gibt nicht nur Zimmerer- und Tischlerarbeiten, sondern es muss auch ausgeschachtet werden. Für die

Verwendung bei der Lehmbauweise sollen Weiden gepflanzt werden. Für gute Verpflegung bei den Freiwilligeneinsätzen ist gesorgt. Schon jetzt werden Bastelstände vorbereitet. Der Verein Zeitfluss ist beim Frühlings-, Herbst- und Weihnachtsmarkt auf der Späthschen Baumschule vertreten. Kinder können sich Schwerter, Pfeil und Bogen oder Buchstützen aus Speckstein bauen. Auch hierfür werden Ehrenamtliche gesucht, die die Kinder bei den Bastelarbeiten begleiten. Interessierte melden sich bitte bei Marlies und Ines Böttcher: Tel.: 030/6264254 blog.mittelalter-in-berlin.de Christiane Hartmann-Kraatz

Das Repair Café im Industriesalon Schöneweide

Mittwoch, 17.30 Uhr. Drei Tische und drum herum wird an defekten Geräten gebastelt. Ein Laptop, eine Küchenwaage, eine Kompaktanlage und oh ... sogar eine Heckenschere. Bei der Kompaktanlage leuchtet wohl nur noch die rote Standby-Lampe. Der Experte schaut sich das Innenleben an. Die Besitzerin hofft auf ein Comeback der guten alten Anlage, muss sich aber bis zum nächsten Treffen gedulden. „Zu zeitaufwendig, jetzt nach dem Fehler zu suchen.“ Es warten noch andere Teilnehmer auf die Begutachtung ihrer Problemfälle. Sie 2

lässt das Gerät vor Ort und ist dankbar, dass es sich jemand anschauen wird. Ganz im Sinne des Recycling-Gedankens kann man seit August 2014 im Repair Café am 1. und 2. Mittwoch im Monat seine kaputten Elektrogeräte, Spielzeug, Kleidung oder Fahrräder selbst reparieren. Ein Expertenteam aus fünf Ehrenamtlichen steht einem dabei zur Seite. Die Reparatur ist kostenlos. Ersatzteile müssen selbst besorgt und bezahlt werden. Eine freiwillige Spende ist erwünscht. Weitere ehrenamtliche Experten/innen werden gesucht: Elektroniker/

Foto © Reginald Gramatté

Ein besonderer Ort der Begegnung

Wegwerfen? Nein! Fast jedem zweiten Gerät kann im Repair Café geholfen werden.

innen, Fahrradmechaniker/innen, Näher/- oder Schneider/ innen sind herzlich willkommen! Auch der Industriesalon benötigt dringend Unterstützung für die zahlreichen Führungen durch die Industriekultur von Schöneweide. Susanne Reumschüssel, Leiterin des Industrie­ salons, würde gern interessierte Menschen mit Bezug zu Schöneweide zu Stadtführer/ innen ausbilden.

Öffnungszeiten Industriesalon Schöneweide:

Mi, Fr und So von 14-18 Uhr Öffnungszeiten Repair Café:

1. und 2. Mittwoch im Monat, 17-20 Uhr. Keine Anmeldung erforderlich. Industriesalon Schöneweide Reinbeckstr. 9, 12459 Berlin Tel.: 030/5300 7042 info@industriesalon.de Andrea Paproth

SternenZeit


Hingeschaut

Die Kulturbanausen der Wagenburg Lohmühle An der Bühnenwand prangt noch die Werbung für das Sommerfest vom vergangenen Jahr. Der Kulturbetrieb in der Wagenburg Lohmühle hat Winterpause und Zosch Hans Zeit zum Auftanken für die neue Saison. Es wird die achtzehnte für die Kulturbanausen. So haben die Wagenburgbewohner ihren 1998 gegründeten Verein genannt. Zosch Hans, einer der Gründerväter, ist so was wie der Bürgermeister für die 18 Erwachsenen und drei Kinder, die derzeit in der Lohmühle zu Hause sind. Und zugleich treibende Kraft beim Kulturprojekt. Wobei die Kulturbanausen den Begriff Kultur nicht so eng sehen wollen. Für sie schließt er ihre Lebenskultur mit ein. Die Wagenburg ist ein offener Platz. Offen für die Nachbarn im Alt-

Treptower Kiez und ein Freiraum für Künstler vieler Genres. Einen der Wohnwagen haben die Lohmüller zum Ausstellungsraum umfunktioniert. Er liegt direkt am Uferweg, der am Landwehrkanal entlang führt. Für die Spaziergänger gibt es hier Kunst quasi im Vorbeigehen. Für Werbung fehlt den Kulturbanausen das Geld. Aber die sei auch kaum nötig, meint Zosch Hans. Im Kiez spricht sich rum, wann in der Lohmühle was los ist - Kino, Konzerte, Lesungen. Mitte April startet die neue Kultursaison. Zwei bis drei Bands werden spielen. Ohne Gage, dennoch gibt es reichlich Anfragen von Musikern. So viele, dass bis Mitte Oktober jedes Wochenende Konzerte stattfinden. Kostenlos, das gehört zum Selbstverständnis der

Foto © Reginald Gramatté

Eine feste Größe im Kiez

Zosch Hans auf der Bühne, dem kulturellen Herzstück der Wagenburg Lohmühle

Kulturbanausen. Und sie sehen ihre Kulturangebote auch als Gegenleistung dafür, dass sie den Wagenplatz in begehrter Innenstadtlage kostenlos nutzen dürfen. Mit dem Stadtbezirk gibt es einen Vertrag, wenn

auch befristet. Für Zosch Hans ist klar: Ohne die Kulturangebote würde die Lohmühle heute nicht mehr existieren. www.lohmuehle-berlin.de/ blubb/ Claudia Berlin

Schlüssel zur Kultur

Die Kulturloge Berlin in Treptow-Köpenick Kulturloge? „Was soll das denn sein?“ Seit über einem Jahr ist Rüdiger Görbing aus Köpenick nun Gast der Kulturloge, förmlicher: Kulturloge Berlin – Schlüssel zur Kultur e.V. „Da bekommst du kostenlos Karten? Ich dachte, das kann nicht sein, da musst du irgendwas bringen. Dann hab ich mich schlau gemacht und nichts Schlimmes dabei gefunden, meine Anmeldung ausgefüllt und mit einer Kopie meines BerlinPasses zur Kulturloge gefaxt.“ Im April wird die Kulturloge Berlin fünf Jahre alt. 2010 ins Leben gerufen von Angela Meyenburg ermöglicht sie kul-

turelle und soziale Teilhabe für Menschen, die es sich sonst nicht leisten können oder wegen einer geistigen Behinderung lieber in Begleitung, aber selbstbestimmt Kulturveranstaltungen besuchen. 350 Kulturpartner sind heute dabei, alle Genres vertreten. „Man hat mir dann auch sofort eine Veranstaltung vermittelt“, erinnert sich Rüdiger Görbing. „Das war in der O2-World, war eine hervorragende Veranstaltung. Ich war vorher noch nie da, weil ich mir das eben nicht leisten konnte. Und wir waren beide begeistert, mein Sohn und ich.“

Zeitung Für Freiwilliges Engagement AUS Treptow-Köpenick

Mittlerweile ist Rüdiger Görbing selbst ehrenamtlicher Mitarbeiter der Kulturloge. Er hat das Büro in Friedrichshagen mit aufgebaut, das im September 2014 eröffnet wurde. Für Gäste aus Berlins Südosten ist der Weg zur persönlichen Anmeldung nun wesentlich kürzer. „Wir würden uns wünschen, dass weitere Veranstalter im Bezirk gefunden werden“, formuliert Rüdiger Görbing das Ziel der Kulturloge in Friedrichshagen. Von einem kürzeren Weg zur Kultur würden insbesondere ältere Gäste profitieren. „Ich kann es nicht in Worten

ausdrücken, was das für eine Bereicherung für mein Leben ist“, fasst eine ältere Dame in einem Dankschreiben ihre Gefühle in Worte. Adresse Kulturloge Berlin – Schlüssel zur Kultur e.V. c/o KIEZKLUB VITAL Myliusgarten 20 12587 Berlin-Friedrichshagen Bürozeiten Di 10.00–13.00 Uhr, Do 14.30–17.30 Uhr info@kulturloge-berlin.de www.kulturloge-berlin.de Stephan Schulte

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Nachrichten

Grünauer Wassersportmuseum wird 25

Das neue Köpenicker Flüchtlingsheim ist größtenteils fertiggestellt. Die Arbeiten am Containerdorf dauerten bis in den Januar hinein, trotzdem wurde es bereits zum Ende des Monats von über 100 Menschen bewohnt. Geschätzt wird, dass die Gesamtkapazität von 380 Menschen schon bald ausgeschöpft sein wird. In den 15 Quadratmeter großen Zimmern stehen meist zwei Betten und eine einfache, aber funktionale Einrichtung. Alle Bewohner verpflegen sich selbst und können dafür die Gemeinschaftsküche benutzen, ebenfalls gemeinschaftlich werden die Sanitäreinrichtungen genutzt. Im Frühling werden die Arbeiten im Außenbereich fortgesetzt, dann soll es Sitzmöglichkeiten und einen Spielplatz geben. Falls Sie Fragen zum Flüchtlingsheim haben oder dieses unterstützen möchten, erhalten Sie weitere Informationen unter: www.allende2hilft.de Marian Boger

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Flüchtlingsunterkunft in der Alfred-Randt-Straße fertiggestellt

25 Jahre lang war Werner Philipp der Chef im Wassersportmuseum.

Das Grünauer Wassersportmuseum lockt jedes Jahr rund 3000 Besucher in die Räume unter den Grünauer Regattatribünen. Seit dem Jahr 2000 sind die Exponate hier ausgestellt: hölzerne Boote, Vereinsfahnen, historische Dokumente und Fotos. Zeugnisse des Berliner Wassersports vom Kaiserreich bis zum Ende der DDR. Werner Philipp hat die rund 200 Schätze zusammengetra-

gen und sie 1990 seiner Stadt geschenkt. 25 Jahre ist das her, doch zum Feiern sieht er wenig Grund. Philipp ist jetzt 82, will mit seinen Ehrenämtern kürzertreten und sich aus dem Museumsbetrieb zurückziehen. Eine Nachfolgerin hat er eingearbeitet, doch ob sie es schafft, das Museum wie bisher jeden Sonnabend zu öffnen, ist fraglich. Fest steht nur: am 25. April ist Saisoneröffnung.

Werner Philipp hat sich ein neues Ziel gesetzt. Er investiert jetzt seine ganze Kraft in das „Denkzeichen des Berliner Wassersports.“ Ein Nachfolger des Deutschen Sportdenkmals, das in Grünau stand und aus politischen Gründen 1973 abgerissen wurde. Noch existiert es nur im Modell. Kontakt www.wassersportmuseumgruenau.de Claudia Berlin

Gernot Klemm neuer stellvertretender Bezirksbürgermeister

Foto © BA Treptow-Köpenick

Am 29.01.2015 wurde Gernot Klemm von der BVV TreptowKöpenick zum stellvertretenden Bezirksbürgermeister gewählt. Er übernimmt die Leitung der Abteilung Arbeit, Soziales und Gesundheit von Ines Feierabend, die Ende 2014 in die thüringische Landespolitik gewechselt ist. Gernot Klemm, Jahrgang 1965, Mitglied DIE LINKE, war von 1995 bis 2006 Mit4

glied des Abgeordnetenhauses. Er übernahm, nachdem er schon 1990 bis 1992 Bezirksverordneter in Köpenick gewesen war, 2012 wieder Verantwortung im Bezirk als Bezirksstadtrat für Jugend und öffentliche Ordnung. Einen Schwerpunkt seiner neuen Arbeit sieht Gernot Klemm in der Förderung des bürgerschaftlichen und ehrenamtlichen Engagements

mit der bestehenden Infrastruktur, wie dem Freiwilligenzentrum STERNENFISCHER, dem Beirat zur Förderung des Freiwilligenengagements, dem Marktplatz und den Freiwilligentagen. Sein zentrales Ziel ist es, mit Blick auf die Altersstruktur der Menschen Treptow-Köpenick als einen alters- und generationengerechten Bezirk zu Stephan Schulte gestalten. SternenZeit


Nachgefragt Wikipedia ist ein Werkzeug der Meinungsfreiheit Jan Engelmann von Wikimedia Deutschland e.V. im Gespräch mit STERNENZEIT-Chefredakteurin Sandra Holtermann Seit September 2014 ist Jan Engelmann Interimsvorstand von Wikimedia Deutschland e.V., dem Förderverein der deutschsprachigen OnlineEnzyklopädie Wikipedia.

Sonderfall, der aber auch schon in die Zukunft weist.

Was

Welche

Aufgaben verfolgt Wikimedia Deutschland? Im Jahr 2004 gründeten deutsche Wikipedianer, d.h. Autoren der Online-Enzyklopädie Wikipedia, den Verein Wikimedia Deutschland. Schon bei der Gründung war dem Verein die Förderung freien Wissens als Mission mitgegeben. Wichtig ist: Wir betreiben nicht selbst die Wikipedia, das macht eine amerikanische Stiftung. Der deutsche Verein setzt eher an der lokalen Basis an. Neben Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit und der Unterstützung der freiwillig engagierten Wikipedianer sind für den Verein in den letzten Jahren sehr gezielte Aktivitäten in den Feldern Bildung, Kultur und Politik hinzugekommen.

Wer

sind die freiwilligen Wikipedianer? Viele Wikipedia-Nutzer sind erst einmal überrascht, wenn sie hören, dass die Autoren Freiwillige sind. Deren typisches Profil? Männlich, Akademiker und zwischen 25 und 45 Jahren alt. Die Alterskohorte ist einfach erklärt: In dem Moment, in dem man eine Familie gründet, bleibt wenig Zeit für ein so intellektuelles Hobby wie die Wikipedia. Dass der Anteil an Akademikern hoch ist, merkt man schnell, wenn man die Wikipedia liest. Die Einträge sind teilweise sehr voraus-

Für Jan Engelmann ist die Online-Enzyklopädie Wikipedia ein wichtiges Experiment für zukünftige Freiwilligenarbeit

setzungsvoll. Dagegen kommt, zu unserem großen Bedauern, die Vermittlung von handwerklichem Erfahrungswissen noch viel zu kurz.

Hang zur Rechthaberei. Und man fängt ja an bei Wikipedia zu schreiben, wenn man etwas liest und denkt: Nein, das ist falsch, ich weiß es besser!

Und wo sind die Frauen?

Was

Ja, der Männerüberhang ist ein Rätsel, doch es gibt ihn auf der ganzen Welt. Die Schätzungen für die rund 280 sprachlichen Wikipedia-Versionen schwanken zwischen fünf bis 15 Prozent Frauenanteil. Das bedeutet, dass bei der Wikipedia wichtige weibliche Perspektiven auf viele Themen stark unterrepräsentiert sind, auch wenn wir mit verschiedenen Modellen daran arbeiten, den Frauenanteil zu erhöhen. Ein Erklärungsansatz für das Fehlen weiblicher Perspektiven ist, dass Online-Kommunikation dazu tendiert, relativ rüde zu sein. Das könnte Frauen abschrecken. Als monokausale Erklärung taugt das meines Erachtens aber nicht, denn Frauen können sich ja an den Ton gewöhnen. Meine These zur männlichen Dominanz lautet: Männer haben einen ausgeprägteren

Zeitung Für Freiwilliges Engagement AUS Treptow-Köpenick

unterscheidet freiwillige Arbeit bei Wikipedia von anderen Ehrenämtern? Verbände oder Vereine fahren normalerweise einen bedarfsorientierten Ansatz. D.h. sie sehen einen Veränderungsbedarf und können diesen nur mit freiwilliger Unterstützung angehen. So entstehen Bedarfe an ehrenamtlicher Mitarbeit, für die dann Leute angeworben werden. Wir bei Wikimedia Deutschland e.V. dagegen haben quasi ein Distanzgebot zur Wikipedia. So ist z.B. meine Meinung nicht erwünscht, wenn es um interne Abstimmungsprozesse geht. Das würde als absolut übergriffig empfunden. Der Aktiven-Schwarm organisiert sich selbst, mit einem großen Ethos auch der direkten Demokratie. Das ist ein sehr spannendes soziales Experiment. In ehrenamtlichen Zusammenhängen ist Wikipedia also ein gewisser

kann man von diesem Experiment lernen? Diese Art der Freiwilligenarbeit wird es bald häufiger geben, vielleicht nicht immer mit vielen Tausenden Beteiligten und nicht immer mit so vielen Lesern. Aber je online-gestützter Kommunikation wird und je mehr dabei auch Projekte verhandelt werden, desto mehr kann man auf die Wikipedia schauen und sehen, was da geklappt hat und was nicht.

Welche Parallelen gibt es dennoch zu klassischer Freiwilligenarbeit? Eine wichtige Gemeinsamkeit ist, dass sich Ehrenamtliche für ihr Engagement Wertschätzung wünschen. Die Wikipedianer haben ein klares Sensorium dafür, dass man die Aktiven ins Rampenlicht stellen muss, denn das motiviert. So gibt es den Zedler-Preis, der besonders gute Artikel hervorhebt. Einmal im Jahr gibt es zudem ein großes Freiwilligentreffen, die WikiCon. Dort wurden beim letzten Mal erstmals in über 20 Kategorien Auszeichnungen für herausragendes Engagement verliehen.

Welche

Werte sind den Wikipedianern wichtig? Wenn ich die Wikipedianer ideologisch verorten sollte, würde ich sie als libertär bezeichnen. Sie sind dann am radikalsten, wenn der Aufklärungsanspruch in Frage gestellt wird. So ist die Wikipedia im besten Sinne ein Werkzeug der Meinungsfreiheit. www.wikimedia.de 5


Vorgestellt Daniela Kemmer

Ein STERN im Kunger-Kiez Katzenliebhaber

Seit Januar 2014 arbeitet Daniela Kemmer (34) als STERNEN-Lotsin im Treptower Kunger-Kiez. Zuvor hatte sie schon zahlreiche Erfahrungen als Ehrenamtliche in der Kinder- und Jugendarbeit und im politischen Bereich sammeln können. Mit der LotsinnenAufgabe im Auftrag der STERNENFISCHER hat Daniela Kemmer nun die Perspektive

Kontakt Monika Grützmacher Kreutziger Str. 5 | 10247 Berlin webmaster@berliner-tierhilfe.de www.tierhilfe-berlin.de ad

Thomas Nicolai

Ehrenamt auf zwei Rädern Thomas Nicolai (64) engagiert sich seit 2004 mit der Idee der Tandem-Hilfen für blinde und sehbehinderte Menschen. Der Initiator, selbst stark sehbehindert, gründete dann 2009 den Verein "Tandem-Hilfen e.V.", der mit zahlreichen Veranstaltungen, der Vermittlung von Tandempiloten an blinde und sehbehinderte Interessenten und durch Öffentlichkeitsar-

Foto © Paul Schulz

beit die Tandemfahrten und -touren ermöglicht. Das Hilfsprojekt unterstützt außerdem blinde und sehbehinderte Jugendliche bzw. Blindeneinrichtungen in Osteuropa und demnächst auch auf Kuba. Die Botschaft des Projekts lautet: „Es geht nur gemeinsam.“ www.tandem-hilfen.de

ad

Unterstützung bei der Betreuung von Menschen mit Demenz gesucht In der "Alzheimerangehörigen Initiative gGmbH" werden in allen Berliner Bezirken Menschen mit Demenz betreut. Durch Angebote wie die persönliche Beratung, Gesprächsgruppen, Krankenbetreuung oder gemeinsame Aktivitäten werden die Erkrankten und ihre Angehörigen entlastet. Zur regelmäßigen Umsetzung von verschiedenen An-

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sh

Foto © Reginald Gramatté

20-30 ausgesetzte oder abgegebene Katzen leben zurzeit in der Aktionsgemeinschaft Tierhilfe e.V. und suchen eine neues Zuhause. Auf 90 m² haben die Vierbeiner genug Platz für Bewegung und werden regelmäßig durch unterschiedliche Portale vermittelt. Der ehrenamtlich geführte Verein befindet sich in Friedrichshain und sucht freiwillige Helfer für die Katzenbetreuung. Die Freiwilligen sollten einmal die Woche für 3-5 Stunden Zeit haben, um dann in kleinen Teams die Katzen zu betreuen und zu versorgen. Dazu gehört das Füttern, Saubermachen und die Pflege der Katzen bei Krankheiten. Über Ihre Tierliebe und jede Menge Streicheleinheiten werden sich die Samtpfoten freuen!

Foto © Reginald Gramatté

gesucht

gewechselt und hilft anderen Interessierten dabei, die ideale ehrenamtliche Betätigung zu finden. Geleitet wird sie dabei von der Überzeugung, dass es für jede Person das passende Engagement gibt - ganz gleich, wie viel Zeit jemand zu verschenken hat und welches Thema einen interessiert. Infos: www.freiwillig-in-treptow.org

geboten sucht die Initiative Freiwillige im Umfang von 28 Stunden im Monat. Dazu gehören die Betreuung im häuslichen Umfeld, aber auch Spaziergänge, Museumsbesuche oder gemeinsames Radfahren. Einmal im Monat ist die Teilnahme an einer vierstündigen Betreuungsgruppe der Demenzkranken unter Anleitung eines Altenpflegers erwünscht.

Für das Engagement müssen sowohl fachliche als auch persönliche Voraussetzungen erfüllt sein. Die Freiwilligen erhalten eine Aufwandsentschädigung. Nähere Informationen insbesondere zu den Voraussetzungen: Frau Zischner/Frau Fehlau Tel.: 030/47378995 www.alzheimerforum.de ad

SternenZeit


Angekündigt Veranstaltungshinweise für Treptow-Köpenick

Aha ... von Annette Kunsch

Frühjahr 2015

25.04.2015, 11.00-17.00 Uhr Berliner Freiwilligenbörse Interessierte können sich rund um das Engagement informieren. An mittlerweile über 100 Ständen wird eine Vielzahl von Möglichkeiten aus verschiedenen Engagementbereichen vorgestellt. Lotsinnen und Lotsen stehen mit Rat und Tat zur Seite. Wo: Rotes Rathaus Berlin Rathausstraße | 10178 Berlin

25.04.2015, ganztägig Saisoneröffnung Wassersportmuseum Grünau Zum 25. Jubiläum öffnet das Wassersportmuseum Grünau nach der Winterpause seine Türen für die Saison 2015. Interessierte Besucher können sich zahlreiche Exponate

rund um das Thema Wassersport anschauen und danach einen Frühlingstag an der alten Regattastrecke genießen. Wo: Regattastraße 191 12527 Berlin-Grünau

01.05.-03.05.2015 Berliner Wassersportfest Bereits zum dritten Mal bietet die abwechslungsreiche Veranstaltung beiderseits der Dahme auf, im und am Wasser allen Wassersportfans und denen, die es noch werden möchten, ein abwechslungsreiches Programm mit Wettkämpfen und unterhaltsamen Aktivitäten zu Wasser und zu Lande. Interessierte können für sich den passenden Verein finden oder zumindest einen Ausgleich vom stressigen Alltag. Wo: Regattastrecke Berlin-Grünau 30.05.2015, 13.00-20.00 Uhr Fest für Demokratie und Toleranz, gegen Angsträume Das Bündnis für Demokratie und Toleranz Treptow-Köpenick lädt an diesem Tag wieder zu einem bunten Fest, auf dem gezeigt wird, wie vielfältig und lebendig das Leben im Bezirk ist. Wo: S-Bahnhof Schöneweide Michael-Brückner-Platz

Die STERNENZEIT-Redaktion wünscht frohe Ostern

Zeitung Für Freiwilliges Engagement AUS Treptow-Köpenick

Foto © Reginald Gramatté

21.04.2015, 17.00-18.00 Uhr Veranstaltung „Engagement in Treptow-Köpenick – Hier bin ich dabei!“ Vorstellung von Möglichkeiten eines Engagements in Treptow-Köpenick. Zielgruppe 63+ (offen für alle) Wo: Café Grenzenlos (PSV Treptow e.V.), Plesser Straße 1 | 12435 Berlin Nähere Information/Anmeldung: manja.harm@sternenfischer.org Telefon: 030/24 35 85 75

Wie gut, dass es die neuen Medien gibt! Mein Telefon zum Beispiel: Gehe ich einkaufen, zeigt es mir das Memo - das ist der Einkaufszettel. Eine Spiele-App sorgt dafür, dass ich mich nicht langweile. Im Zug kann ich online Zeitung lesen. Wenn ich eine SMS verfasse, kann ich diese mit komischen kleinen Zeichen verzieren, die meine Gemütslage vermitteln sollen. Natürlich kann ich auf meinen Reisen allen zeigen, wo ich gerade bin. Und mein Telefon weist mir via Navigation den Weg nach Hause. Letztlich kann ich auch erfahren, wie das Wetter in Honolulu ist. Nicht, dass ich dort hin will, aber ist das nicht interessant? Wohlgemerkt, es ist ein Telefon! Man könnte ja die Kinder, die Freunde und Bekannten anrufen, mal hören, wie es geht. Aber wann ist es günstig? Man könnte gerade stören. Deshalb habe ich meinem Sohn neulich eine SMS geschickt. Wir haben hin und her „gesimst“, bis mein Telefon klingelte. Mein Sohn meinte, wir könnten doch eigentlich miteinander sprechen. Es wurde ein längeres, angenehmes Gespräch. Mein Telefon kann so viel. Aber das persönliche Gespräch kann es mir nicht ersetzen. 7


Mein Tipp

... zum Frühjahrsputz Wenn Sie diese Ausgabe lesen, haben wir den Winter überstanden und der Frühjahrsputz steht an. Alles muss raus – und landet zumeist wieder in den Schränken. Die Sachen sind doch noch tragbar! Im Keller stapelt sich Omas Geschirr, lagert die alte Skiausrüstung, rostet der Grill vor sich hin. Ein neues Wohnzimmer wäre auch nicht verkehrt. Aber wohin mit der noch brauchbaren Sitzecke, der Schrankwand und den

Leuchten? Unter dem Suchwort „Sozialladen“ habe ich im Internet u.a. das Sozialkaufhaus Fairkauf der USE GmbH in der Goertzallee 311 und den Socialladen in der Oberspreestraße 37 gefunden. An Bedürftige werden dort kostenfrei bzw. für einen geringen Preis gebrauchte Möbel, Elektrogeräte, Kleidung, Spielzeug und anderer Hausrat aus Wohnungsauflösungen und Spenden abgegeben. Ehrenamtliche Helfer holen Ihre Spenden auch gerne bei Ihnen ab. Annette Kunsch

STERNEN - Rätsel - ZEIT Aus den unten angegebenen Silben sind Wörter mit folgenden Bedeutungen zu bilden: Das Rätsel ist gelöst, wenn alle Silben richtig verwendet worden sind. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.

Worüber freut sich jede Katze der Tierhilfe? Eingetragener Verein auf zwei Rädern: Wo kann man Elektrogeräte wieder flott machen? Wo kann man in Schöneweide die Berliner Industriekultur entdecken? Welches Hobby betreibt Dr. Wernicke? Bis wann dauerten die Arbeiten am Flüchtlingsheim? Welche Einrichtung vermittelt Tickets für kulturelle Veranstaltungen? Neuer stellvertretender Bürgermeister im Bezirk Treptow-Köpenick: Was fördert der Wikimedia e.V.?

ar - ca - chel - dem - dus - ein - es - fé - fen - frei - ge - geln - ger - hei - hil - in - ja - klemm - kul - lo - lon - not - nu - pair - re - sa - se - sen - strei - tan - ten - trie - tur - wis Lösungen der letzten Ausgabe: Friedliches Miteinander, United Games, Freiwilligendienst, Maracuene, Mediator, UNICEF, Zivilcourage, Dankeparty, TEA, Frieden Impressum Herausgeber: STERNENFISCHER Freiwilligenzentrum Treptow-Köpenick, Oberspreestr. 182, 12557 Berlin, Tel. 030-24 35 85 75, Fax 030-68 07 41 61, www.sternenfischer.org, www.facebook.com/STERNENFISCHER.Freiwilligenzentrum, STERNENFISCHER ist ein Projekt der Union Sozialer Einrichtungen gemeinnützige GmbH (USE gGmbH), Geschäftsführung USE gGmbH: Wolfgang Grasnick, Andreas Sperlich, V. i. S. d. P.: Stefanie Wind, Leitung STERNENFISCHER, Chefredaktion: Sandra Holtermann (sh), Redaktion: Christiane Hartmann-Kraatz (chk), Andrea Paproth (ap), Fanny Schröder (fs), Annika Duft (ad), Franziska Pfeil (fp), Annette Kunsch (ak), Marian Boger (mb), Stephan Schulte (ssch), Claudia Berlin (cb), Tel. 030-24 35 85 75, redaktion@sternenfischer.org, Fotograf: Reginald Gramatté, Herstellung: Union Sozialer Einrichtungen gemeinnützige GmbH (USE gGmbH). Gedruckt auf 100 Prozent chlorfrei gebleichtem Papier. Erscheinungsweise: quartalsweise, Auflage: 1.000 Stück, Redaktionsschluss der aktuellen Ausgabe: 18.02.2015, Hinweise: Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Spendenkonto: Union Sozialer Einrichtungen gemeinnützige GmbH, Konto-Nr. 3 165 909, Bank für Sozialwirtschaft (BLZ 100 205 00), Verwendungszweck: "Spende STERNENFISCHER". Spendenbescheinigung auf Wunsch.


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