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Guter Rat für gesundes Radfahren

Primarius Dr. Gerhard Vavrovsky radelt gerne zu seinem Arbeitsplatz am Herz-Jesu Krankenhaus. Der Facharzt für Physikalische Medizin gibt Tipps für richtiges und gesundes Radfahren.

Von Silke Tabernik-Kozubek

Vinzenz Magazin: Warum ist Fahrradfahren gesund?

Vavrovsky: Regelmäßiges Radfahren wirkt sich mehrfach positiv auf die Gesundheit aus, sofern man dabei Stürze und Kopfverletzungen vermeidet. Dies gelingt durch Übung und vorsichtig-rücksichtsvolles Verhalten im Verkehr oder in der Natur. Richtiges Radfahren fördert die Herz-Kreislauf-Gesundheit und das psychische Wohlbefinden. Es geht darum, die Lust an der Anstrengung und Ermüdung zu entdecken. Stressbelastungen werden vermindert und die Schlafqualität verbessert. Die Lebensqualität und die Überlebensdauer steigen, dies gilt mit wenigen Ausnahmen für alle chronischen Erkrankungen.

Rennrad, Mountainbike, Citybike oder Tourenrad. Welches Fahrrad ist ergonomisch am gesündesten?

Grundsätzlich muss jedes Fahrrad ergonomisch gut an die Strecke und an die Person angepasst werden. Damit eine hohe Ergonomie erreicht werden kann, ist auch regelmäßiges Training erforderlich. Für den Weg zur Arbeit ist meist ein City- oder Tourenrad am günstigsten. Damit das Alltagsradeln Spaß macht, sind Kotflügel und Lichtanlage sowie ausreichend breite Reifen und auch ein Gepäckträger sinnvoll. Doch individuelle Vorlieben sind unterschiedlich und das gesündeste Fahrrad ist jenes, das am häufigsten verwendet wird.

Gerhard Vavrovsky empfiehlt, unbedingt mit richtiger Sattelhöhe zu fahren.
© Herz-Jesu Krankenhaus Wien
Wie lange soll man idealerweise Rad fahren und bei welchem Tempo?

Nach wissenschaftlichen Studien stellt sich ein maximaler Gesundheitseffekt ab 30 Minuten täglich Rad fahren in der Ebene mit 22 km/h ein. Die ideale Trittfrequenz liegt bei 75 Umdrehungen pro Minute.

Die Devise heißt: leicht, rasch, locker.

Gerhard Vavrovsky, Mediziner

Was sollte man beachten, um die Knie nicht zu überlasten?

Wer richtig radelt, also rasch und gleichmäßig, belastet seine Kniegelenke ideal. Die Devise heißt: leicht, rasch, locker. In der tiefsten Position des Pedals soll das Knie fast ganz gestreckt sein, sonst ist der Sattel zu niedrig. Dies ist der häufigste Fehler, der zu Knieschmerzen führt.

Und wie vermeiden Sie Rückenschmerzen?

Für die Wirbelsäule ist wichtig, dass der Sattel eher tiefer als die Lenkstange ist. Rumpf, Halswirbelsäule und Kopf sollen etwa mit 45 Grad nach vorne gerichtet sein. Dann ist die Halswirbelsäule nicht überstreckt, die Sicht nach vorne nicht angestrengt und die Wirbelsäule kann Stöße von der Fahrbahn gut abfedern. Die Ellenbogen dürfen nie ganz durchgestreckt sein! Griffposition und Griff sollten gut gedämpft, entspannt und auf längeren Strecken auch abwechslungsreich sein.

Sind E-Bikes gelenkschonender als normale Fahrräder?

E-Bikes sind nicht gelenkschonender, sondern vermeiden große Anstrengungen. Dies erlaubt, längere oder schwierigere Strecken zurückzulegen. Die Freude an der Bewegung im Freien und die Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden sind durch E-Bikes oft rascher zu erreichen. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass E-Bikefahren wesentliche Gesundheitseffekte erzeugt. Vor allem wenn das Fahrrad im Alltag Autofahrten ersetzt. Allerdings werden Geschwindigkeit und das höhere Gewicht des E-Bikes leicht unterschätzt, was das Sturzrisiko erhöht.

Soll man bei Muskel- oder Gelenksschmerzen aufs Fahrradfahren verzichten?

Wer mit dem Radfahren beginnt, kann vorübergehend Schmerzen und Ermüdungsbeschwerden bekommen. Wenn regelmäßiges Radfahren zu Schmerzen führt, empfehle ich ein gutes „Bikefitting“. Das ist zwar nicht billig, aber durch kleine Anpassungen der Position können oft phänomenale Verbesserungen erzielt werden. Radfahren auf einem gut angepassten Fahrrad führt nie zu Beschwerden am Bewegungsapparat. Wer Knie- oder Hüftschmerzen hat, dem kann man richtig Radfahren geradezu als Therapie verschreiben.

© freepik, Headerbild

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