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Vom Pfleger zum Arzt

Der Innviertler Adrian Kastraoti fand seine Berufung zum Mediziner über Umwege. Als durchschnittlicher Schüler wusste er noch nicht so genau, wohin ihn sein Karriereweg bringen sollte.

Von Heike Kossdorff

Vinzenz magazin: Sie absolvierten nach der Schule die Ausbildung zum Diplomierten Gesundheitsund Krankenpfleger. Warum entschieden Sie sich für diesen Beruf?

Adrian Kastraoti: Ich war ein eher durchschnittlicher Schüler und wusste relativ lange nicht, was ich beruflich machen will. Ein Mitschüler, der unbedingt Pfleger werden wollte, erzählte so begeistert davon, dass er mein Interesse weckte. Und es war wirklich eine spannende Ausbildung. Sie machte mir viel Spaß.

Dennoch arbeiteten Sie nicht sehr lange in dem Beruf, sondern entschieden sich, Medizin zu studieren. Wie kam es dazu?

Im Verlauf der Pflegeausbildung hat mich die Medizin immer mehr interessiert. Und es reifte der Gedanke zu studieren. So beschloss ich: Ich muss es auf jeden Fall versuchen.

Begannen Sie direkt im Anschluss an die Pflegeausbildung mit dem Studium?

Ich habe kurz in der Pflege gearbeitet und musste dann meinen Zivildienst antreten. Während dieser Zeit lernte ich für den Aufnahmetest und auch für die Studienberechtigungsprüfung – und schaffte zum Glück beides.

Beeindruckend. Am Medizinaufnahmetest scheitern viele und Sie schaffen ihn im ersten Anlauf, obwohl Sie von sich selbst sagen, nicht der beste Schüler gewesen zu sein. Half die Ausbildung zum Pfleger?

Medizin interessiert mich wirklich. Damit fiel mir plötzlich auch das Lernen leicht. Und das Wissen aus der Pflegeausbildung war während des Studiums sicher hilfreich. Ich hatte vielleicht einen anderen Bezug zum Lernstoff, der Mitstudierenden teilweise abstrakt erscheint.

Medizin interessiert mich wirklich. Darum fiel mir plötzlich das Lernen leicht.

Adrian Kastraoti, Assistenzarzt

So konnte ich oft gut einordnen, was klinisch relevant ist, und einen praktischen Bezug herstellen. Auch hatte ich in einem gewissen Umfang die anatomischen und physiologischen Grundlagen bereits gelernt.

Sie studierten an der MedUni Wien und machen jetzt Ihre Ausbildung als Facharzt für Innere Medizin im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried. Wieso hier?

Ich lernte durch meine Praktika in verschiedenen Krankenhäusern in Passau, Wels, Linz, Wien und eben Ried viele Häuser kennen. Aber das Rieder Spital hat es mir besonders angetan. Ich kannte es schon von meiner Ausbildung als Pfleger und habe mich dort immer sehr wohl gefühlt. Es hat eine überschaubare Größe, die Stimmung ist sehr familiär und die Kolleg*innen sind ausgezeichnet.

Derzeit machen Sie Ihre Ausbildung zum Facharzt der Inneren Medizin. Warum in diesem Bereich?

Ich interessierte mich dafür schon zu meiner Zeit als Pfleger und war auch während meiner Ausbildung lange auf der Internen Abteilung in Ried tätig. Ein spannendes und vielfältiges Fach, das aus mehreren Subdisziplinen besteht. Wir konzentrieren uns meist nicht nur auf ein Organ, sondern müssen mehrere Systeme im Auge behalten. Wir betrachten und behandeln die Patient*innen ganzheitlich.

Haben Sie durch Ihre Laufbahn ein besonderes Verständnis für die Arbeit, die Mitarbeitende aus der Pflege leisten?

Ich glaube schon, denn natürlich ist von dem Gefühl, wie es ist, als Pfleger zu arbeiten, viel hängen geblieben. Und ich habe auch noch guten Kontakt zu meinen Kolleg*innen von früher.

Vita

Ungewöhnliche Laufbahn

Adrian Kastraoti, 31, wurde in Ried im Innkreis geboren. Er absolvierte hier nach der Schule eine Ausbildung zum Diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger (2010 bis 2013). Er arbeitete jedoch nur kurz als Diplompfleger, weil er im Anschluss seinen Zivildienst leistete und danach beim Aufnahmetest MedAT für das Medizinstudium antrat. Er bestand auf Anhieb, ebenso die Studienberechtigungsprüfung. Also studierte Kastraoti an der Medizinischen Universität Wien (2014 bis 2020). Nach mehreren Praktika, die ihn immer wieder nach Ried führten, ist der heute 31-Jährige nun Assistenzarzt für Innere Medizin im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried.

© Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried/Rambossek, Headerbild

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