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Erfolgreiche Nachsorge von zu Hause
In der HerzReha in Bad Ischl lernen Herz-Kreislauf-Patient*innen, Folgeerkrankungen mit einem gesunden Lebensstil vorzubeugen. Doch daheim am Ball zu bleiben, fällt oft schwer. Ein neues Pilotprojekt unterstützt bei der Kontinuität.
Von Sebastian Deiber
Ein Rehaaufenthalt nach einer Herz-Kreislauf-Erkrankung ist nicht nur Therapie, sondern auch Prävention. Regelmäßiges Training, konsequente Einnahme der Medikation und Ernährungsumstellung wirken Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Bewegungsmangel entgegen. Zurück in den eigenen vier Wänden fällt es vielen Patient*innen jedoch schwer, die guten Gewohnheiten beizubehalten, weiß Daniela Kitzberger, Bereichsleiterin Diagnostik – Massage – Therapie in der HerzReha Herz-Kreislauf-Zentrum Bad Ischl. „Zu Hause kann die Motivation schnell verloren gehen und die ursprünglich hoch gesetzten Ziele können nicht gehalten werden. Wenn der innere Schweinehund siegt, entsteht Frust.“
Einzigartiges Pilotprojekt
Hier setzt die TeleReha an, die die HerzReha Herz-Kreislauf-Zentrum Bad Ischl zusammen mit der Sozialversicherung der Selbständigen (SVS) seit Ende 2023 anbietet. In der kardiovaskulären Medizin ist das Projekt derzeit einzigartig in Österreich. Die Idee: Anknüpfend an den stationären Aufenthalt führen Patient*innen das maßgeschneiderte Therapieprogramm zuhause fort. Zweimal pro Woche zeichnen sie ihr Training per Tablet auf Video auf. Der oder die behandelnde Physiotherapeut*in sichtet die Übungen und gibt via Chat Rückmeldung bei Fehlern oder mangelnder Trainingsfrequenz. „Die TeleReha ist ein Tool, die stationäre Reha nachhaltig wirken zu lassen“, erklärt Kitzberger. „Ihr Vorteil ist die orts- und zeitunabhängige Betreuung. So können sich Patient*innen ihr Training frei einteilen, wenn der Alltag zurück ist.“
Regelmäßige körperliche Aktivität wirkt wie ein Medikament.
Robert Berent, Ärztlicher Direktor HerzReha

Tablet holt Reha ins Wohnzimmer
In der derzeitigen Pilotphase können sich SVS-versicherte Patient*innen der HerzReha Herz-Kreislauf-Zentrum Bad Ischl für das drei- bis sechsmonatige Programm anmelden. Noch vor Ort erhalten sie eine technische Einschulung, damit es zuhause mit dem Tablet klappt. Trainingspakete mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden sowie Atem- und Entspannungsübungen sind als Videos hinterlegt. Gemeinsam mit der Pulsuhr für die Ausdauereinheiten landet das Gerät kurz nach der Entlassung im Briefkasten.
Ein Paket begleitet derzeit auch den 68-jährigen Ulf Walter. Der Grazer litt an einer Erkrankung der Herzkranzgefäße und war zum zweiten Mal in Bad Ischl, als er auf einem Infovortrag von der TeleReha hörte. Er meldete sich sofort an, „damit ich eine Motivation habe, mein Training regelmäßig weiterzumachen“, wie der Großvater zweier Enkelkinder erklärt. Bodenturnen und Übungen mit dem eigenen Körpergewicht sind nun fixer Bestandteil seiner sportlichen Routine. Zweimal die Woche sendet das Tablet die Videoaufnahmen an die betreuende Physiotherapeutin. „Einmal hat sie mich korrigiert, weil ich eine schlampige Haltung eingenommen habe, aber sonst läuft es gut“, lacht der Pensionist.
„Motiviert zu mehr“
Für Herzpatient*innen wie Walter sei Bewegung essenziell, betont Primar Doz. Dr. Robert Berent, Ärztlicher Direktor der HerzReha Herz-Kreislauf-Zentrum Bad Ischl. „Regelmäßige körperliche Aktivität wirkt bei Herzerkrankungen so positiv wie ein Medikament.“ Derzeit nehmen etwa 120 Personen an der TeleReha teil mit dem Ziel, den Schwung aus dem stationären Aufenthalt mit nachhause zu nehmen. „Die ersten haben jetzt schon abgeschlossen und rückgemeldet, dass sie sehr gut betreut waren“, so der Primar.
Besonders erfreulich: Nicht nur die Patient*innen selbst profitieren vom Training zuhause, weiß Bereichsleiterin Kitzberger. „Manchmal trainieren auch Angehörige mit, das ist natürlich total nett. Einmal haben wir einen Patienten zusammen mit seinen Enkerln beim ‚Boxen‘ gesehen.“ Was den Umgang mit der Technik betrifft, kämen gerade die Älteren sehr gut mit dem Tablet zurecht. „Es ist nicht zu unterschätzen, wie gut sie mit den neuen Medien umgehen. Und falls es zu Beginn doch einmal Unsicherheiten gibt, kann man uns jederzeit per Chat kontaktieren.“
Nach zwei Monaten TeleReha zieht Walter eine positive Bilanz. „Das Programm animiert dazu, sich an der eigenen Nase zu nehmen, und motiviert mich sogar zu mehr. Oft setze ich mich nach der Einheit noch aufs Ergometer. Damit ich bis ins hohe Alter bei Gesundheit bleibe.“ Geht es nach der HerzReha Herz-Kreislauf-Zentrum Bad Ischl, soll die „Reha aus der Ferne“ noch viele Patient*innen begleiten.
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