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Motivation bis ins hohe Alter

Eine 81-Jährige auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Wie im Göttlicher Heiland Krankenhaus Wien ein neu installierter Gesundheitsparcours in der Akutgeriatrie für eine verbesserte Genesung älterer Menschen sorgt.

Von Claudio Honsal

Monika Draudt ist 81, sitzt im Rollstuhl und ist motiviert. „Ich bin gerade in den Startlöchern, um mein tägliches Training zu beginnen.“ Bereits im Vorjahr hatte die Patientin im Göttlicher Heiland Krankenhaus Wien drei Wochen verbracht. Nach einem Sturz beginnt sie hier nun wieder ihre individuellen Übungseinheiten. Auf dem neuen Gesundheitsparcours der Akutgeriatrie geht oder fährt sie zielstrebig ihre Runden. „Mit merkbarem Erfolg, wenn man genügend Geduld aufbringt.“

Dafür wurden auf den Gängen Bewegungsstationen installiert. Hier üben Patient*innen in Absprache mit Physiotherapeut*innen Trainingsabläufe. Vorbild sind große und gut lesbare Fotoplakate an den Wänden. Sie zeigen die exakten Bewegungen der Einheiten. Laut Susanne Steffek, MSc, Bereichsleiterin für Physikalische Medizin und Remobilisation, „dürfen Patient*innen beim Training natürlich auch Spaß haben“.

Die Teams geben Letzteren genaue Anweisungen, sodass sie tagsüber eigenständig trainieren können: nach Lust, Laune und körperlicher Verfassung. Arthur Rosar ist Diplomierter Gesundheitsund Krankenpfleger (DGKP) sowie Bereichsleiter für Akutgeriatrie und Remobilisation. „Unser Ziel ist, dass sich Patient*innen proaktiv ihres Schicksals annehmen und nicht nur auf unsere Anweisungen warten. So erzeugen wir ein Bewusstsein für Eigenverantwortung.“

Monika Draudt stärkt mit Ergotherapeutin Ingeburg Tschida (li.) Armkraft und Geschicklichkeit.
Muntermacher für Muskeln

Das Altersspektrum der Patient*innen, die auf dem neuen Gesundheitsparcours regelmäßig ihre Mobilität trainieren, reicht von 65 bis 101 Jahren. Gerade im Spitalssetting ist Motivation für Patient*innen enorm wichtig. Denn die Wahrscheinlichkeit, früher entlassen zu werden, hängt an der Mobilität. Laut Dr.in Lisa Macho, Abteilungsleiterin Physikalische Medizin und Rehabilitation, sei der Gesundheitsparcours „eine Art Muntermacher“. „Denn es ist nie zu spät, mit dem Training zu beginnen. Die Muskulatur ist auch im hohen Alter noch trainierbar.“

An den Wänden des Gesundheitsparcours animieren Plakate zum Mitmachen.

Bewegung ist für Knochen, Gelenke, Bänder, Sehnen und Muskeln älterer Menschen essenziell. „Mit jeder Woche Bettlägrigkeit baut die Muskulatur um zirka zehn Prozent ab“, warnt Macho. „Ein Wiederaufbau der verlorenen Muskelmasse nimmt in der Regel mehrere Wochen in Anspruch.“ Das Programm der Akutgeriatrie ist eine Kombination aus Kraft- und Muskeltraining, Koordinations- und Gleichgewichtsübungen. Dazu gehört Alltägliches wie das Wiederlernen von selbstständigem Anziehen und Kämmen.

Erste Akutgeriatrie Wiens

1999 entstand im Göttlicher Heiland Krankenhaus Wien die erste Akutgeriatrie inklusive Remobilisation in der Bundeshauptstadt. Die Behandlung und Betreuung ist auf ältere Menschen während eines Spitalsaufenthaltes zugeschnitten. Über die Jahre wurden Therapien wie aktivierende Pflege weiterentwickelt. Zum 25-Jahrjubiläum punktet die Akutgeriatrie nun mit dem Gesundheitsparcours. Er ist ein Zusatzangebot neben physikalischen Therapien in puncto Strom und Massagen sowie Akupunktur. Die Überwachung und Ausführung erfolgt durch ein multiprofessionelles Team aus Ärzt*innen, Physiotherapeut*innen und Pfleger*innen. Aktuell ist die 50-Bettenstation komplett ausgelastet. Doch bald wird wieder ein Platz frei werden. Patientin Draudt freut sich schon auf ihre Entlassung.

© Alek Kawka

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