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Wundernahrung Muttermilch

Das St. Josef Krankenhaus Wien ist die größte Geburtsklinik Österreichs. Eine Stillberaterin und ein Kinderarzt erklären, warum Stillen so gesund ist und welche Vorteile der innovative Muttermilchanalysator bringt.

Von Claudio Honsal

DGKP Jenny Blies sowie Oberarzt Dr. Steffen Bonn, Facharzt für Kinderheilkunde und Neonatologie des Eltern-Kind-Zentrums im St. Josef Krankenhaus Wien, beantworten häufig gestellte Fragen zum Thema Stillen.

Vinzenz Magazin: Was macht Muttermilch so besonders?

Bonn: Ganz kurz gesagt: Es ist die natürliche Nahrungsquelle des Babys. Es sind genau auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmte Nahrungsbausteine und Bifidusfaktoren für die Verdauung enthalten. Und sie gibt die Antikörper der Mutter weiter.

Wie wichtig ist das Stillen des Babys?

Blies: Es muss Mutter und Kind ein Anliegen sein. Denn Stillen fördert die emotionale Bindung, die natürlich auch bei einem flaschengefütterten Kind vorhanden ist, und hat entwicklungsmotorische Vorteile. Die Gesichtsmuskulatur des Kindes bildet sich besser aus. Für die Gesundheitsförderung birgt es lebenslange Vorteile. Grundbedürfnis eines Kindes ist das Saugen, deswegen der Begriff Säugling. Das muss auf jeden Fall stattfinden, ob an der Mutterbrust oder am Sauger des Fläschchens.

Grundbedürfnis eines Kindes ist das Saugen, deswegen der Begriff Säugling.

Jenny Blies, Stillberaterin

Jenny Blies und Steffen Bonn zeigen, wie die Muttermilchanalyse funktioniert.
© Mag. Rotraud Priesner-Berger
Wie lange muss oder soll mit Muttermilch gestillt werden?

Blies: So lange Mutter und Säugling es wollen. Wenn eine Frau sehr lange stillt, wird ohnehin bereits Beikost gegeben und es geht nicht nur um die Ernährung des Kindes, sondern eher um Geborgenheit. Prinzipiell tut das Stillen eines Babys mit Zähnen der Mutter nicht weh, denn Kinder agieren mit ihren sehr vorsichtig. Bonn: Es handelt sich um eine rein individuelle, emotionale, persönliche Sache.

Wie lange wird Muttermilch in der Brust gebildet?

Bonn: Solange der Bedarf vorhanden ist und das Kind saugt. Durch das Saugen werden Hormone gebildet, die die Milchbildung anregen. So werden beispielsweise Kinder in Kriegs- und Krisengebieten teilweise länger gestillt.

Kann Muttermilch an jedes beliebige Baby gefüttert werden?

Blies: Ja. Manche Frauen produzieren einen Milchüberschuss und können ihn an zertifizierte Humanmilchbanken abgeben, zum Beispiel in der Klinik Floridsdorf. Hier wird die Spendermilch pasteurisiert, um sie hygienisch unbedenklich zu machen. Wir verwenden sie für Frühgeborene.

Ein Zuviel an Nährstoffen kann zu Beschwerden im Verdauungstrakt führen.

Steffen Bonn Kinderarzt

Das St. Josef Krankenhaus Wien ist eines der wenigen Spitäler, die einen sogenannten Muttermilchanalysator zum Einsatz bringen. Was ist das?

Bonn: Der Analysator kommt seit diesem Jahr bei Früh- und Mangelgeborenen zum Einsatz. Bislang war es üblich, die Milch auf Basis eines Durchschnittswertes anzureichern, denn für diese Kinder ist der natürliche Gehalt von beispielsweise Proteinen in der Muttermilch zu gering. Doch das führt nicht immer zum optimalen Ergebnis. Ein Zuviel an Nährstoffen kann unter anderem zu Beschwerden im Verdauungstrakt führen. Der Analysator misst nun die genaue Zusammensetzung der Muttermilch beziehungsweise Spendermilch. Wir können gezielt und individuell für das Kind anreichern: Proteine, Fett, Kohlenhydrate und unterschiedliche Elektrolyte, Vitamine, Spurenelemente etc. Ein wichtiges innovatives Instrument, um Frühgeborenen die optimale Ernährung zu bieten, in Verbindung mit dem Muttermilchbankensystem.

© iStock, Headerbild

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