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Gärtnern hält gesund und glücklich
„Die Beschäftigung mit Erde und Pflanzen kann der Seele eine ähnliche Entlastung und Ruhe geben wie die Meditation“, soll schon der Schriftsteller Hermann Hesse (1877–1967) gesagt haben. Zu seiner Zeit beruhte diese Erkenntnis vor allem auf persönlicher Erfahrung und Wahrnehmung, heute aber haben Wissenschaft und Medizin gleichgezogen und bestätigen: Gartenarbeit ist wahrhaftig gesund, sowohl für den Körper als auch den Geist.
Gartenarbeit hält den Körper fit
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Hecke schneiden, Blumen umsetzen und gießen, Beete ausheben – einen Garten zu pflegen erfordert viel Bewegung. Und das ist gut! In der Regel sind Gartenarbeiten spontan und ergeben sich aus dem Bedarf der Pflanzen. So wird etwa im Frühjahr und Herbst die Hecke geschnitten, während im Frühjahr die Aussaat ansteht. Dadurch sind auch die notwendigen Bewegungen sehr abwechslungsreich und sprechen verschiedenste Gelenke und Muskeln an, die wir auch sonst im Alltag benötigen. Das beugt einerseits Beschwerden im Bewegungsapparat vor, wie zum Beispiel Arthrose. Andererseits ist das Gärtnern wie ein leichtes Ausdauertraining und damit gut für das gesamte Herz-Kreislauf-System. Damit die Arbeit an und im Garten auch eine Freude bleibt, sollte man auf zwei Dinge achten. Manche Tätigkeiten zwingen uns über einen längeren Zeitraum in eine einseitige Haltung. Sobald der Rücken, die Arme oder Knie anfangen zu schmerzen, sollte man die Arbeit kurz unterbrechen und die schmerzende Region entlasten. Dehnungsübungen sind gleichsam empfehlenswert, bevor es ans Beet geht. Genauso wichtig sind regelmäßige Pausen. Es darf auch gerne mal schweißtreibend und anstrengend zugehen. Macht der Körper durch Schmerzen, Schwindel oder andere Signale klar, dass er eine Grenze erreicht hat, ist eine Pause oder Feierabend angesagt. Das gilt besonders im Sommer, wenn hohe Temperaturen dem Kreislauf zusätzlich zusetzen. Das Schöne an einem gepflegten Garten ist natürlich, dass er sich sowohl bei glühender Sonne oder mit zufrieden erschöpften Muskeln vor allem anderen eignet, Erholung zu schenken.
Ein Garten für die Seele
Neben den körperlichen Vorteilen ist der Garten tatsächlich eine Oase der Ruhe und Entspannung. Die körperliche Betätigung baut Stresshormone ab und setzt im Gegenzug Glückshormone frei, die noch lange nach der eigentlichen Arbeit wirken. Das viele Grün und die Geräusche der Natur wirken zusätzlich entspannend auf uns – und das kann man messen: Der Blutdruck sinkt genauso wie das Schmerzempfinden.
Wir müssen also nicht einmal aktiv etwas tun, um viele heilsame und beruhigende Effekte unseres Gartens zu genießen. Ob nach einem produktiven Tag, ob im Garten oder im Büro und natürlich einfach so: Unser Garten trägt viel zu unserer Gesundheit bei, wenn wir nur in ihm sitzen und genießen.
Gärtnerglück für jedermann
Gärtnern ist gesund für den Köper, wirkt heilsam auf die Stimmung und den Geist. Leider nennt nicht jeder einen Garten sein Eigen. Miet- oder Eigentumswohnungen haben eher selten einen Gemeinschaftsgarten, der, wenn vorhanden, den Erdgeschossbewohnern zugeordnet ist. Besonders in den wachsenden Großstädten ist Platz Mangelware; man baut vor allem in die Höhe und wendet eher wenig Platz dafür auf, auch noch Gärten anzulegen. Was kann man also tun, wenn man einen grünen Daumen hat, den man trotzdem betätigen möchte?
Trend: Urban Gardening
Seit ein paar Jahren macht Urban Gardening von sich reden, das man frei mit „städtischem Gärtnern“ übersetzen kann. Daraus ist in den von Asphalt, Pflaster und Beton geprägten Städten inzwischen eine regelrechte Bewegung geworden. Hobbygärtner versuchen hier, die wenigen verfügbaren Flächen so gewinnbringend wie möglich mit Gewächsen zu versehen. Vielen der „Stadtgärtner“ geht es nicht nur darum, mit Stauden und Zierpflanzen schöne Entspannungsflecken zu schaffen, sondern sie ziehen in großem Maßstab Gemüse für den heimischen Verzehr heran.
Dafür muss man mitunter sehr kreativ werden, um den höchstmöglichen Ertrag zu gewinnen. Pfiffige Konstruktionen aus Pflanzgefäßen sind deswegen schon fast Standard bei den Urban Gardeners. Vertikale Beetanlagen, etwa aus Töpfen oder Paletten gebaut, versprechen manchen eine noch reichere Ernte mit wenig Bedarf an Grundfläche. Ein Balkon oder eine Terrasse sind dafür wohl die naheliegendsten Orte. Immer öfter schließen sich Hausgemeinschaften auch zusammen und nutzen freistehende Dach- oder Hofflächen (das Einverständnis des Vermieters natürlich vorausgesetzt).
Mitmachen kann jeder Darüber hinaus bieten auch die Städte ihren Bürgern immer öfter an, sich als Urban Gardeners zu betätigen. Im Zuge des voranschreitenden Klimawandels wollen die Kommunen wieder grüner werden, indem sie beim Neubau auch Gartenanlagen vorschreiben oder fördern, Park- und Grünflächen wiederbeleben und Interessierten die Möglichkeit anbieten, daran mitzuwirken. Ein Anruf beim städtischen Grünflächenamt verschafft schnell einen Überblick zu den Angeboten. Oft führen die Städte auch Übersichten zu Gemeinschaftsgärten, die neue Mitglieder suchen.