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Hautschmeichler Sonne

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Achtung, giftig!

Achtung, giftig!

Ein paar Sonnenstrahlen kitzeln die Haut und tun einfach nur gut. So wohltuend eine kleine Sonnendusche auch ist: Ein paar Vorsichtsmaßnahmen tragen dazu bei, dass die Haut gesund bleibt. Schöne Jahre hat dazu beim Münchener Dermatologen Dr. Christoph Liebich nachgefragt, worauf es in der heißen Phase ankommt und was bei Sonnenbrand wirklich hilft.

Schöne Jahre: Herr Dr. Liebich, was ist für die Haut im Sommer besonders wichtig?

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Dr. Liebich: Ganz klar Sonnenschutz, am besten nicht nur im Schwimmbad oder beim Sonnen am Strand, sondern täglich. Sinn machen dazu Pflegeprodukte, die auf den jeweiligen Hauttyp abgestimmt sind. Das schützt nicht nur vor Sonnenbrand, sondern auch vor allergischen Reaktionen durch UV-Licht. Generell gilt: Je heller und lichtempfindlicher der Hauttyp, desto höher sollte der Lichtschutzfaktor im Sonnenschutzmittel sein.

Was ist denn – außer regelmäßigem Eincremen – im Hinblick auf die Vorsorge gegen Hautkrebs sonst noch wichtig? Und ist ein Hautkrebsrisiko eigentlich vererbbar?

Empfehlenswert ist es, sich im Schatten aufzuhalten. Und entgegen der Meinung vieler Laien wird man auch hier braun, allerdings weitaus natürlicher und mit verminderter Sonnenbrandgefahr. Raus aus der Sonne heißt es in jedem Fall, wenn die Mittagssonne brennt, also in der Zeit von 11 bis 15 Uhr. Wenn überhaupt ist es gesünder, sich hier maximal im Schatten aufzuhalten. Und ja, es gibt Menschen mit einem höheren Risiko für die Entstehung von Hautkrebs. Dazu zählen besonders helle Hauttypen sowie Menschen mit bestimmten genetischen Hauterkrankungen. Auch nach einer krebsbedingten Strahlentherapie ist es sehr wichtig, sich als Prophylaxemaßnahme möglichst im Schatten aufzuhalten.

Sonne in der Natur oder im Solarium – was ist besser?

Sonnenstudios werben heute zwar mit Zertifizierungen sowie hygienischem und positivem Image. Doch leider sagt dies nichts über deren Auswirkungen auf die Haut aus. Definitiv sind Solarien schädlicher als natürliche Sonne. Wer sich gebräunt wohler fühlt, greift dann am besten zu Selbstbräunern für Gesicht und Körper. Diese gibt es heutzutage in guter Qualität mit streifenfreien Ergebnissen.

Wie sieht es denn mit Muttermalen aus – können sie durchs Sonnen gefährlich werden?

Allerdings. Sonnenstrahlen können dazu beitragen, dass sie sich in Form und Größe verändern und auch zunehmen. Deshalb ist ein jährlicher Hautcheck beim Facharzt empfehlenswert.

Was passiert beim Sonnenbrand in der Haut und wie schnell geht er zu Lasten der Hautgesundheit?

Ein Sonnenbrand ist praktisch betrachtet eine Entzündung der Haut durch ein Zuviel an direkter Sonneneinstrahlung. Je nach Schweregrad verbrennt die Haut praktisch und nach einer Weile löst sie sich ab. Besonders gefährlich sind die im Sonnenlicht enthaltenen UV-A-und B-Strahlen. Leider vergessen immer noch sehr viele Menschen, sich vor und während des Sonnenbadens überall ausreichend und gründlich einzucremen. Dazu gehören beispielsweise auch die Ohren, Zehenzwischenräume, Schultern sowie der vordere und hintere Oberschenkelhals. Erst wenn der Brand ordentlich schmerzt, greifen viele zum Sonnenschutz. Der Schaden beginnt aber viel früher, bereits wenn sich die Haut zu röten beginnt. Leider erkennt man Rötungen häufig erst nach dem Sonnenbad, wenn man aus der direkten Sonne raus ist. Es nützt auch nichts, sich lediglich einmal vor dem Sonnenbad einzucremen. Der Schutz sollte bei längeren Aufenthalten in der Sonne regelmäßig erneuert werden.

Welche Sofortmaßnahmen empfehlen Sie bei akutem Sonnenbrand?

Zuerst muss man raus aus der Sonne. Und zwar nicht nur für einen Moment, sondern auch an den Folgetagen. Denn die Haut braucht Zeit, bis sie sich von einem Brand erholt hat. Wenn überhaupt sollte sich in den Tagen nach einem Sonnenbrand im Schatten aufgehalten werden. Wichtig ist zudem, verbrannte Stellen besonders gut einzucremen. Des Weiteren wird die Haut geschützt, wenn sie mit Stoff bedeckt wird, also mit einem Shirt, einer Hose oder einem Strandkleid. Wen es akut erwischt hat, sollte ein kühlendes Gel, beispielsweise mit Aloe Vera, auftragen. Auch kalte Umschläge sowie Medikamente mit Acetylsalicylsäure helfen. Im Einzelfall muss ein Facharzt zu Rate gezogen werden.

Apropos Medikamente: Welche vertragen sich nicht mit Sonnenbädern?

Zum Beispiel Antibiotika aus der Stoffgruppe der Tetracycline, Doxycyclin, Gyrasehemmer oder Cinoxacin. Wer diese einnehmen muss, sollte nicht in die Sonne gehen. Ferner vertragen sich pflanzliche Medikamente wie zum Beispiel Johanniskraut nicht mit direkter Sonne. Auch Schmerzmittel wie Diclofenac und Medikamente, die aufs Herz-Kreislauf-System wirken, können in der Sonne zu sonnenbrandähnlichen Wirkungen führen. Und das schon nach kurzem Verweilen in der Sonne. Es macht Sinn, vor dem Urlaub beim Arzt oder in der Apotheke prüfen zu lassen, wie es um die Wirkung der einzunehmenden Medikamente steht. Außerdem rate ich Patienten immer dazu, den Beipackzettel ihrer Medikamente zu lesen. Sicher ist sicher.

Was empfehlen Sie Menschen, die im Sommer vermehrt zu Hautirritationen neigen?

Betroffene, die wissen, dass ihre Haut möglicherweise sensibel reagiert, sollten prophylaktisch einen physikalischen Lichtschutz auf hypoallergener Grundlage verwenden. Solche Produkte gibt es beispielsweise in Apotheken. Ferner bieten sich ölfreie Produkte mit Feuchtigkeitsspendern und passendem Lichtschutzfaktor an. Generell sind hohe Lichtschutzfaktoren von 50 eine gute Wahl, auch zum Schutz vor Sonnenbrand.

Sollte die Tagescreme denn auch einen Lichtschutz enthalten?

Unbedingt. Solche Produkte leisten einen entscheidenden Vorsorgebeitrag gegen Hautkrebs. Außerdem schützen sie vor lichtbedingter Hautalterung, also Falten. Besonders in der warmen Jahreszeit ist deshalb eine Tagespflege mit Lichtschutz empfehlenswert. Wer seine gewohnte Creme nicht wechseln will, kann hier zum Beispiel auch ein spezielles, nicht fettendes Sonnengel für das Gesicht vor der Tagescreme auftragen. Diese gibt es in Apotheken und teilweise sogar im Drogeriemarkt. Allerdings bieten sie bei Sonnenbädern keinen ausreichenden UV-Schutz.

Herr Dr. Liebich, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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