The Red Bulletin DE 03/21

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GUIDE Fitness

TRAINING IM ALL-TAG

Immer an der Leine Er macht Astronauten fit für den Weltraum: Hier erklärt Professor Jörn Rittweger, wie Training in der Schwerelosigkeit funktioniert. Plus: Astro-Übungen für Erdlinge.

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Womit Astronauten ihren Körper in Schwung halten

Der menschliche Körper ist ja nicht für die Schwere­ losigkeit gemacht ... Richtig. Die Schwerkraft ist vermutlich der einzige starke Umgebungsreiz, der seit Anbeginn der Evolution wirkt: Alles andere hat sich seit damals verändert: die Luft­ temperatur, die Gaszusam­ mensetzung der Atmosphäre, die UV-Strahlung.

DER VIELSEITIGE Der Liebling aller heißt ARED (Advanced Resistive Exercise Device), weil er perfekt für den Muskel­aufbau ist: Kniebeugen, Bankdrücken, Kreuzheben – alles möglich! Sieht aus wie eine Gewichtsstange an zwei Säulen, der Widerstand wird mit Luftdruck erzeugt.

„Im Weltraum ist das Training extrem wichtig für die Psyche.“ Jörn Rittweger, Professor für Weltraumphysiologie

DAS LAUFBAND Ein Schulterkorsett hält Astro­ nauten beim Joggen auf dem Laufband. Wichtig ist perfekte Schockisolierung, um durch die beim Laufen erzeugten Schwingungen die Raumsta­ tion nicht zu beschädigen. DER SPRUNGSCHLITTEN Damit sollen Astronauten Sprünge auf der Erde simu­ lieren. Das Gerät trainiert Strecker- und Beugemuskeln im Rücken und in den Beinen. Der Schlitten wird derzeit vom DLR entwickelt, er soll erstmals in zwei Jahren zum Einsatz kommen. THE RED BULLETIN

TOM MACKINGER

Was passiert im All mit dem Körper eines Astronauten? Innerhalb weniger Tage ­scheiden Astronauten einen Liter Flüssigkeit als Urin aus, um Blut loszuwerden, das nun nicht mehr in den Beinen eingelagert ist. Am Anfang ­klagen viele auch über das „Space Adaption Syndrom“: Die Schwerelosigkeit setzt das Balancesystem im Ohr außer Kraft, alles gerät durchein­ander. Der Effekt: Ihnen ist ziemlich übel.

Wenn die Schwerkraft fehlt

FLORIAN OBKIRCHER

Vor Ihrem Job beim Deutschen Luftund Raumfahrtzentrum führten Sie Bettruhestudien durch. Was darf man sich darunter vorstellen? jörn rittweger: Das sind Langzeitversuche, bei denen Probanden über 60 Tage lang im Bett liegen und wir Maß­ nahmen gegen den körper­ lichen Abbau, wie Training, Ernährung, Elektrostimulation testen. So können wir vieles, was bei Astronauten im Welt­ raum passiert, auf der Erde simulieren. the red bulletin:

Festgezurrt am Laufband: die italienische Astronautin Samantha Cristoforetti 2015 an Bord der Internationalen Raumstation

ESA/NASA

Das Leben auf der ISS (Inter­ national Space Station) ist kein Ponyhof. Als Astronaut bist du zum Beispiel radio­ aktiver Strahlung ausgesetzt, die 300-mal höher als auf der Erde ist. Anfangs ist dir spei­ übel, du baust rapide Knochen und Muskeln ab. Um das zu verhindern, entwickelt Prof. Dr. Jörn Rittweger seit 2009 als Leiter der Abteilung „Mus­ kel- und Knochenstoffwech­ sel“ am Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) Trainingsgeräte (u. a. für die ISS). Im Interview erklärt er, wie man ohne Schwerkraft Muskeln aufbaut und wie man im Weltraum schwitzt.


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