Reader's Digest Magazin November 2023

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Artikel

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Überlebt!

Hochwasser, ein defekter Fallschirm, ein Schneesturm: Drei Menschen berichten, wie sie dem Tod entrinnen konnten

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Müßiggang lernen

Klassiker

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Cookie, mein Schlittenhund

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Der Triumph des Buchs

Erinnerungen an eine ebenso treue wie kluge vierbeinige Gefährtin Digital oder analog? Das Buch aus Papier erlebt ein Comeback

Sich dem süßen Nichtstun hinzugeben bereichert das Leben, will aber geübt sein

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Das macht Eindruck!

3-D-Drucker erschaffen Gebäude, Kunstwerke und Körperteile

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Gute Geister

Wie Sie unangenehme Gespräche mit neun schwierigen Persönlichkeitstypen meistern

Auf dem Sterbebett erhält ein Veteran eine tröstliche Botschaft – von einem mysteriösen Besucher

FOTO: © XXXXXXXXXXX

Die Kraft der Worte

FOTOS: (UNTEN) MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VON GAVIN MCCOOMBES; (RECHTS) © 2023 GETTY IMAGES/JOHANNES SIMON

IN DIESER AUSGABE

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Die Wegbereiterin

Als erste Architektin Pakistans machte Yasmeen Lari Karriere. Heute baut sie Dörfer für die Opfer von Naturkatastrophen Titelgeschichte

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Lässt sich Demenz besiegen?

Vielversprechende Neuerungen in Behandlung und Prophylaxe lassen Patienten und Angehörige hoffen

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Auf leisen Pfoten

Ein Quiz über große und kleine, reale und fiktive Katzen

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Hallee gibt nicht auf

FOTO-ILLUSTRATION: (TITEL) © GETTY IMAGES/ TETRA IMAGES

Eine Fehlbildung wird das Mädchen massiv einschränken, sagen die Ärzte. Doch Hallee hat ihren eigenen Kopf

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Endlich vereint

So führen DNA-Analysen Familien zusammen

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Der Klang Irlands

In den Gaeltacht-Regionen sind Sprache und Kultur der grünen Insel lebendig geblieben Mehr Lesen

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Eingefroren am Nordpol

Es ist die größte Arktisexpedition aller Zeiten. Im Dienst der Wissenschaft verbringt die Mannschaft des Forschungsschiffs Polarstern ein Jahr im ewigen Eis

Rubriken 4 Blickwinkel 8 Leserbriefe 10 Helden 14 Impressum 15 Gesundheit Pflanzen helfen Körper und Seele; Parkinson früher erkennen; Sexualität in den Wechseljahren

20 Ausgesprochen 22 Lachen 23 Essen Pommes frites, Käse, Soße –fertig ist Poutine!

26 Gute Nachrichten Autos für Bedürftige; Schutz für Wildtiere; Kampf gegen Lebensmittelverschwendung

28 Im Fokus Boxlegende und Kiews Bürgermeister: Vitali Klitschko über Krieg und Frieden

81 Mehr Lachen 150 Denksport 153 Wortschatz 155 Spruchreif 156 Menschen 158 Gewusst? 159 Vorschau 160 Beck

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GESUNDHEIT

Pflanzen helfen

... unserer physischen wie psychischen Gesundheit VON Lauren David

E

twas Natur ins Haus zu holen, ist nichts Neues. Aber in den sozialen Medien sind PflanzenKollektionen zu einem richtigen Trend geworden – was bedeutet, dass immer mehr Menschen das Wohlbehagen und die Freude entdecken, die mit der Pflege von Pflanzen einhergehen. Dass diese Beschäftigung uns guttut, ist wissenschaftlich untermauert: Jeglicher Kontakt mit Grün – egal ob man Zimmerpflanzen hat, draußen spazieren geht oder einen Garten pflegt – wirkt sich nachweislich positiv auf die seelische Gesundheit aus. Er baut Stress ab, verringert Depressionen, erhöht die Kontaktfreudigkeit,

ILLUSTRIERT VON JAMES STEINBERG

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fördert die Konzentration, verbessert die kognitive Leistungsfähigkeit, hebt die Stimmung und steigert das Selbstwertgefühl. „Eine Studie hat ergeben, dass Patienten eines Krankenhauses, die Pflanzen in ihrem Zimmer hatten, über weniger Schmerzen, niedrigeren Blutdruck, geringere Müdigkeit und weniger Angstzustände berichteten als diejenigen ohne“, sagt Jenny Seham, Psychologin aus New York. Sie erklärt: „Durch die Interaktion mit Pflanzen sinkt nachweislich das Stresshormon Cortisol, was wiederum Müdigkeit, Reizbarkeit und Blutdruck senkt.“ Die Forschung hat auch belegt, dass Pflanzen sowie Gartenarbeit unsere Produktivität und den Serotonin­ spiegel erhöhen. Der Neurotransmitter Serotonin ist für die Aufhellung unserer Stimmung verantwortlich. Gewächse zu pflegen, kann uns außerdem helfen, uns auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren, statt an die Vergangenheit oder Zukunft zu denken. Bevor Sie Pflanzen in Ihre Räume holen, sollten Sie sich genau über­ legen, wo sie diese hinstellen und wie oft Sie sich darum kümmern können. Wenn Sie nur wenig Platz haben oder noch nicht wissen, wie viel Zeit Sie in die Pflege investieren möchten, sollten Sie sich langsam herantasten. „Schon eine einzige Pflanze kann einen Unterschied machen und bei jeder Interaktion eine positive Reaktion auf Ihre Stimmung hervorrufen“,

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sagt Seham. Probieren Sie es doch einmal mit folgenden Gewächsen aus:

Bogenhanf

Diese Art zeichnet sich durch ihre auffälligen schwertförmigen, dunkelgrünen Blätter aus, die oft senfgelbe oder weiße Streifen zieren. Bogenhanf ist pflegeleicht und somit ideal für Anfänger. Er gedeiht auch an Orten mit wenig Sonnenlicht und filtert zudem die Luft.

Grünlilie

Mit Feuchtigkeit und mittlerem Licht kommt die hellgrün belaubte Pflanze gut zurecht. Wenn sie gedeiht, treibt sie neue Ableger, die man abschneiden und neu eintopfen kann.

Efeutute

Die anpassungsfähige Pflanze bildet herzförmige Blätter. Ihre langen Ranken wachsen dekorativ nach unten, können aber auch – mit einem Spalier gestützt – nach oben klettern.

Lavendel

Der Duft von Lavendel beruhigt uns, hilft beim Stressabbau und fördert den Schlaf. In Hautpflegeprodukten wirkt Lavendel zudem entzündungshemmend. Sie können die Blüten sowie Blätter zerkleinert und getrocknet in eine Schüssel geben oder ins Bade­ wasser streuen.

Basilikum

„Das Erlebnis der Ernte und Verwendung von Kräutern, die man selbst an-


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DREI MENSCHEN BERICHTEN, WIE SIE DEM TOD ENTRONNEN SIND

ÜBERLEBT! AUFGEZEICHNET VON Lisa Fitterman

ILLUSTRIERT VON KAGAN MCLEOD


ICH HABE DAS AHRHOCHWASSER ÜBERLEBT CHRISTIAN FLEISCHMANN, 33

Es war 1.20 Uhr am 15. Juli 2021. Ich war gerade ein wenig beschwipst ins Bett gegangen, nachdem ich in meiner Souterrainwohnung im Haus meiner Schwester mit Freunden meinen 31. Geburtstag gefeiert hatte. Wir wohnen südlich von Bonn in Sinzig, die Stadt liegt etwa 500 Meter vom Ufer der Ahr entfernt. In dieser Woche schüttete es wie aus Eimern. Für einige Bezirke in der Nähe gab es Hochwasserwarnungen und Evakuierungsanordnungen, aber nicht für unsere Gegend. Ich hatte vorsichtshalber Sandsäcke vor die Gartentür gestellt sowie Elek­ trogeräte und Kleidung auf Tische und Couch verteilt, für den Fall, dass doch Wasser eindringen würde. Als meine Freunde gingen, lachten sie mich des­ wegen aus, aber ich dachte: „Warum ein Risiko eingehen?“ Kaum war ich eingeschlafen, weckte mich das Geräusch von rauschendem Wasser, so als läge ich neben einem Wasserfall und nicht in meinem Schlaf­ zimmer. Ich schwang meine Beine aus dem Bett und spürte zu meinem Ent­ setzen, dass ich bis zu den Knien in kaltem Wasser stand, das schnell höher stieg. „Das muss ein Rohrbruch im Bade­ zimmer sein“, dachte ich. Zitternd griff ich im Dunkeln nach meinem Handy und schaltete die Taschenlampe ein.

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Als ich in den Flur trat, sah ich, dass es kein Rohrbruch war. Das Wasser schoss wie ein Geysir durch die Gartentür, es musste die Sandsäcke beiseitegedrückt haben. Im Wohnzimmer schwammen Stühle, Bücherregale und Teile meines Schlagzeugs umher. Ich spürte Panik in mir aufsteigen. Die sonst so ruhige, träge Ahr war ge­ waltig über die Ufer getreten. Ich musste raus – schnell! Die Wirkung des Alkohols war wie weggeblasen. Angst ernüchtert. Ich hörte, wie die Gartentür dem Druck nachgab und das Holz kra­ chend zersplitterte – ein Geräusch, das ich noch nie gehört hatte. Inzwischen reichte mir das Wasser bis zur Hüfte. Barfuß watete ich zu mei­ nem einzigen Ausweg: der Tür, die nach oben ins Haus führte. Um mich herum zerbrachen die Lampen, Kühl­ schrank und Schränke barsten aus­ einander. Endlich hatte ich die Tür erreicht und versuchte sie zu öffnen, doch der Druck des Wassers war zu stark. Jedes Mal, wenn ich sie ein Stück weit geöff­ net hatte, schlug sie wieder zu. Ich sah mich nach etwas um, womit ich die Tür verkeilen konnte. In der Ecke standen ein Besen, ein Kleiderständer und ein schweres Schwert, das ich auf einem Mittelaltermarkt erstanden hatte. Ich schnappte mir alle drei, riss die Tür mit aller Kraft wieder auf, warf Besen und Kleiderständer in den Spalt und verkeilte sie mit dem Schwert – die so gewonnenen 30 Zentimeter reich­ ten, um mich hindurch­zuzwängen.


Im Dunkeln rannte ich hoch in den zweiten Stock und klopfte wie wild an die Tür meiner Schwester, bis mir ein­ fiel, dass sie in dieser Nacht gar nicht zu Hause war. Dann lief ich hinunter ins Erdgeschoss und nach draußen. Durchnässt und keuchend starrte ich auf eine Wasserlandschaft, in der Trümmer, Äste und Bäume schwam­ men. Der Fluss hatte unser Viertel überschwemmt. Als ich wieder klar denken konnte, wurde mir bewusst, dass ich ertrunken wäre, wenn ich nur ein paar Minuten später aufgewacht wäre. Man hat uns versichert, dass so et­ was nur alle 100 Jahre passiert. Ich hoffe es. Mehr als 180 Menschen star­ ben bei dem Hochwasser, in der Region wurden ganze Ortsteile weggespült. Zurzeit wohne ich bei meinen Eltern im Stadtzentrum. Ich studiere Psycho­ logie und bringe Kindern in Schulen Kampfsport bei. Meine Schwester war nicht gegen Hochwasser versichert, weil das Haus nicht in einem Risiko­ gebiet lag. Also renovieren wir es auf eigene Kosten. Wenn wir das geschafft haben, werde ich in meiner alten Woh­ nung eine Kampfsportschule einrich­ ten. Aber wohnen will ich da nie wie­ der, weil ich ständig denken würde: Was ist, wenn es wieder passiert? Die Erinnerungen sind zu traumatisch. Viele der Häuser um uns herum wur­ den zerstört, darunter auch ein Wohn­ heim für Menschen mit Behinderung. Es war so furchtbar. Nicht alle konnten entkommen.

Letztendlich glaube ich, dass mich diese Erfahrung dankbar gemacht hat und mich darin bestärkt hat, jeden Augenblick auszukosten. An jenem Tag wäre ich beinahe ertrunken. Aber statt darüber nachzudenken, was hätte passieren können, halte ich mich lieber an das, was meine Mutter sagt: „Chris­ tian, denk nicht daran, was du alles ver­ loren hast, sondern daran, dass du überlebt hast.“

ICH HABE EINEN FALLSCHIRM­UNFALL ÜBERLEBT JORDAN HATMAKER, 36

Der 14. November 2021 war ein perfek­ ter Tag zum Fallschirmspringen: sonnig und wenig Wind. Mit 14 Sprüngen war ich eine Anfängerin im Solosprung, es reichte noch nicht für eine Sprung­ lizenz. Ich hatte zwar jedes Mal Angst, bin aber auch ein risiko­ freudiger Mensch. Genau das lockte mich am Fallschirmspringen, Extreme waren schon immer mein Ding. Von meinem Wohnort bis zum Han­ gar bei Suffolk im US-Bundesstaat Vir­ ginia fuhr man rund 40 Minuten. Zu­ sammen mit etwa 15 anderen Fall­ schirmspringern stieg ich gegen 13.30 Uhr zum ersten Sprung mit dem Flug­ zeug auf, es war herrlich. Mit meinem Trainer ging ich das Sicherheits­verfahren durch – ein Ritual, das vor jedem Sprung abläuft, egal, wie viel Erfahrung der Springer hat. Dazu gehört auch, von der Flugzeugtür aus in die Richtung zu zeigen, in welcher man 11.2023  reader’s digest  35



DIE

KR AFT DER

WO R T E So meistern Sie unangenehme Gespräche mit neun schwierigen Persönlichkeitstypen VON Rosemary Counter

ILLUSTRIERT VON CLAYTON HANMER

Ein Small talk auf einer Baby-Party, und mein Tag war ruiniert. „Bist du schwanger?“, fragte mich eine Freundin der Gast­geberin und musterte mich von oben bis unten. Verlegen schüttelte ich den Kopf und bereute nicht nur die Wahl meines Kleids, sondern auch den Teller mit Sandwiches in meiner Hand. Sie setzte sogar noch einen drauf: „Warum denn nicht?“ In meinen Gedanken überschlugen sich Rechtfertigungen und gesalzene Antworten – „reines Fett, danke der 11.2023  reader’s digest  47


Lässt sich

Demenz

besiegen? Jüngste Erkenntnisse schenken neue Hoffnung VON Vanessa Milne

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ILLUSTRIERT VON MARY HAASDYK VOOYS



Vor acht Jahren saß der Neurologe Dan Gibbs mit zwei Dutzend Ärzten und Forschern zusammen. Er wollte sich gemeinsam mit ihnen Hirnscans anschauen – nicht die eines Patienten, sondern seine eigenen. Die Bilder würden endlich eine Antwort auf die Frage geben, die er sich seit Jahren stellte: Was war bloß los mit ihm? Alles begann, als Gibbs 55 war und als Neurologe in Portland, USA, arbeitete. Ihm fiel auf, dass er bestimmte Dinge wie Blumen nicht mehr riechen konnte. Dann wiederum roch der Arzt Dinge, die nicht da waren, wie frisch gebackenes Brot, Parfum, Zitrusfrüchte. Zufällig bekam Gibbs einen Hinweis, was die Ursache dafür sein könnte, als er zu Hause einen DNA-Test machte, um mehr über seinen Familienstammbaum herauszufinden. Die Ergebnisse zeigten, dass Dan Gibbs zwei Kopien des Gens APOE4 besaß und damit ein erhöhtes Risiko für Alzheimer aufwies. Das war ein Schock, denn es war ihm nie in den Sinn gekommen, dass er einmal an dieser Krankheit leiden könnte. Zu jenem Zeitpunkt hatte Gibbs keinerlei Gedächtnisprobleme, doch in den darauffolgenden Jahren fiel ihm auf, dass er die Namen seiner Kollegen vergaß und sich seine neue Telefonnummer nicht merken konnte. Schließ-

84  reader’s digest  11.2023

lich nahm der Forscher an einer Studie der University of California in San Francisco teil, bei der es um die Diagnose von Alzheimer ging. Nun lagen die Ergebnisse vor. Die Forscher zeigten ihm auf den Bildern die Stellen in seinem Gehirn, an denen sich Beta-Amyloid-Ablagerungen gebildet hatte, darunter der präfrontale Cortex und der olfaktorische Bereich, der den Geruchssinn kontrolliert. Diese Ablagerungen deuten auf ein frühes Stadium der Alzheimer-Erkrankung hin. Erstaunlicherweise zeigte sich Gibbs froh darüber: „Ich war erleichert, endlich eine gesicherte Diagnose zu haben.“

WELCHE FORMEN VON DEMENZ GIBT ES? Demenz ist ein neurologisches Krankheitsbild, zu dessen Symptomen die Beeinträchtigung des Erinnerungs-, Denk- und Urteilsvermögens sowie der sozialen Kompetenz gehören. Es handelt sich um eine fortschreitende Erkrankung, in deren Endstadium manche Betroffene eine 24-StundenBetreuung benötigen. 55 Millionen Menschen leiden weltweit an Demenz. Während in der Altersgruppe der 65- bis 69-Jährigen nur 1 Prozent betroffen ist, verdoppelt sich das Risiko einer Erkrankung bei den 65- bis 84-Jährigen alle fünf Jahre. Jeder Vierte über 85 hat Demenz. Jüngst erzielte Durchbrüche in Behandlung und Diagnose geben den Forschern neue Hoffnung. Dr. Don


Weaver, Direktor und leitender Wissenschaftler am Krembil Forschungsinstitut des University Health Network Toronto, Kanada, sagt: „Es gibt tatsächlich Grund zum Optimismus. Die Forschung macht schnellere Fortschritte als je zuvor.“ Neue Behandlungsmethoden sind bereits in der Pipeline.

PROTEINE LAGERN SICH IM GEHIRN AB UND BEHINDERN SO DIE KOMMUNIKATION DER HIRNZELLEN Alzheimer ist mit 60 bis 70 Prozent aller Fälle die häufigste Demenzform. Während die Ursache noch nicht vollständig entschlüsselt ist, konzentriert sich die Forschung auf die Fehlfunktion von zwei Proteinen im Gehirn. Das erste, das Beta-Amyloid-Protein, ist ein normaler Bestandteil des zentralen Nervensystems und wird normalerweise im Gehirn zersetzt und vernichtet. Bei Alzheimer wird das Amyloid jedoch nicht richtig abgebaut, es verklumpt zwischen den Neuronen und lagert sich ab. Die sogenannten Amyloid-Plaques stören die Zellfunktion. Das zweite, das Tau-Protein, findet sich hauptsächlich in den Neuronen und unterstützt die Nährstoffversorgung des Gehirns. Bei Alzheimer sammelt es sich in Form von Fasern an, den sogenannten Tau-Fibrillen.

Die Ablagerungen dieser beiden Proteine beeinträchtigen die Fähigkeit der Hirnzellen, untereinander zu kommunizieren und führen schließlich zu deren Absterben, was das Denkund Erinnerungsvermögen der Be­ troffenen trübt. Es gibt weitere Formen der Erkrankung. Eine ist die Lewy-KörperchenDemenz, bei der sich Proteinablagerungen im Gehirn bilden und das Denk- und Erinnerungsvermögen sowie die Motorik verschlechtern. Eine andere Form, die vaskuläre Demenz, wird durch einen Schlaganfall oder eine Hirnblutung verursacht, wodurch Teile des Gehirns nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Die frontotemporale Demenz wieder­um führt zum Absterben der Nervenzellen im frontalen und temporalen Lappen, also im Stirn- und Schläfen­ bereich. Dies kann bereits 40-Jährige treffen. Anfang 2023 machte die Erkrankung Schlagzeilen, als sie bei dem Schauspieler Bruce Willis, 67, diagnostiziert wurde.

NEUES MITTEL GEGEN ALZHEIMER Jahrzehntelang schien die Forschung bei der Demenzbehandlung nicht voranzukommen. Zwei Arten von Medikamenten, die vor 30 Jahren auf den Markt kamen, verbessern lediglich die Symptome: Cholinesterasehemmer, die den Abbau von Acetylcholin verhindern, eines Stoffes, den das Gehirn 11.2023  reader’s digest  85


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Endlich vereint Wie Gentests Familien zusammenführen VON Sarah Treleaven

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m jahr 2018 richtete Jeff Highsmith aus dem US-Bundesstaat Texas im Namen seiner Familie eine Facebook-Seite ein. Das Ziel: Jeffs Schwester zu finden. Melissa Suzanne Highsmith war im Alter von 21 Monaten von ihrer Babysitterin entführt worden. Das war 51 Jahre her. Seitdem suchte ihre Familie nach Antworten. Sie erstellte 2018 zudem Flugblätter mit Fotos, die Melissa als Baby zeigten und wie sie nun in ihren Fünzigern aussehen mochte. Ihre Verwandten glaubten fest daran, dass Melissa noch lebte und waren entschlossen, sie zu finden. Die Highsmiths wussten, dass heute DNA-Tests dabei helfen können, vermisste Personen ausfindig zu machen. Sie kauften mehrere Testsätze und speicherten die Ergebnisse in einer Ahnenforschungs­ datenbank namens GEDmatch ab.

ILLUSTRIERT VON NIKKI ERNST

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