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Eine magische Woche
MAIKE CRUSE
EINE MAGISCHE WOCHE
MAIKE CRUSE IM INTERVIEW MIT DIETER BOPP
Die Art Basel und Ramstein, das ist eine Liebesgeschichte. Wir von Ramstein finden es wunderbar, wenn sich Basel Jahr für Jahr Anfang Juni mit vielen bunten Menschen füllt und unsere kleine Stadt mit internationalem Flair durchflutet wird. Umso glücklicher sind wir über das kurze Interview mit Maike Cruse, der Direktorin der Art Basel in Basel. Neun Jahre leitete sie das Gallery Weekend Berlin, nun ist sie als Direktorin der bedeutendsten Kunstmesse der Welt in unsere Stadt zurückgekehrt.
Im Juni 2024 werden Sie zum ersten Mal für die grösste Kunstmesse der Welt verantwortlich sein. Auf was freuen Sie sich besonders?
Wie jedes Jahr freue ich mich auf die ganze Art-Basel-Woche, doch dieses Jahr wird es besonders und aufregend zugleich für mich, denn es wird die erste Art Basel, die ich aktiv mitgestalten werde. Seit fast 20 Jahren besuche ich die Art Basel und habe ja auch ein paar Jahre selbst in der Kommunikation mitgearbeitet. Für mich ist es eine magische Woche, da man in diesem Museum auf Zeit die beste aktuelle Kunst sieht und die gesamte internationale Kunstwelt trifft, kennenlernt, mit ihr feiert und über Kunst spricht.
Wie sehen Sie die Beziehung der beiden europäischen Messen Art Basel in Basel und Paris + par Art Basel?
Es war ein grosser Coup der Art Basel, eine neue Messe in Paris zu eröffnen. Der europäische Kunstmarkt ist gross und wächst und es gibt genug Platz für zwei Messen. Paris ist in den letzten Jahren sehr attraktiv geworden, mit einer wachsenden Zahl von Sammlerinnen, Sammlern und Kunstschaffenden, einer lebendigen kreativen Szene sowie ambitionierten öffentlichen und privaten Kultureinrichtungen. Die französische Galeriengemeinschaft hat aktiv zur Gestaltung dieses dynamischen Umfelds beigetragen, und der Erfolg schlägt sich auch auf unsere Messe hier in Basel nieder. So sahen wir 2023 deutlich mehr Sammlerinnen und Sammler aus Frankreich in Basel. Es ist ein gegenseitiges Befruchten des Netzwerks.
Gleichzeitig sind unsere vier Messen einzigartig und sehr individuell verschieden. Die Art Basel ist nach wie vor die wichtigste Messe, hier hat die Art Basel ihre Wurzeln, an keinem anderen Ort ist sie so breit aufgestellt, mit Sektoren wie Unlimited, Parcours und dem Messeplatz. Wir freuen uns sehr, dass wir mit allen Basler Kunstorten, den hochkarätigen Institutionen, der Liste und dem Basel Social Club so eng kooperieren. Die Liste ist die einzige Kunstmesse weltweit, die sich ganz und ausschliesslich auf die besten jungen Galerien fokussiert, mit dem Basel Social Club gibt es einen flexiblen Underground Club, der aus der Basler Szene entstanden ist. Beide Veranstaltungen ergänzen unser Programm perfekt. Die Magie der Art Basel ist auch in der Stadtstruktur begründet. In keiner anderen Stadt steht die ganze Stadt im Zeichen der Kunst. Die hervorragenden Kunstinstitutionen, wie die Fondation Beyeler, das Kunstmuseum und die Kunsthalle Basel, sind fast alle fussläufig oder mit ein paar Tramstationen erreichbar, überall trifft man auf Kunstliebhaberinnen und Kunstliebhaber. Nirgends sonst ist das Kunsterlebnis so konzentriert und gleichzeitig hochkarätig wie zur Art Basel in Basel.
Wir leben in turbulenten Zeiten. Wo sehen Sie die Gefahren für unsere Gesellschaft und die Kunst?
Die Gefahr ist, dass die Leute nicht mehr miteinander sprechen, dass nuancierte Diskussionen und einander zuhören nicht mehr möglich sind. Gerade in der Kunst, aber auch für eine weltoffene, freiheitsliebende Gesellschaft ist es wichtig, dass wir keine Gräben ausheben, aus denen wir nicht mehr rausschauen können, sondern Gespräche auf Augenhöhe und mit Respekt führen. Nur so können wir voneinander lernen und nur so kann Frieden einkehren.
Sie haben in London Kunst studiert, lebten die letzten Jahre in Berlin und kehrten im Sommer in das beschauliche Basel zurück. Was sind Ihre Eindrücke der Stadt Basel?
Basel macht grossen Spass. Ich bin sehr herzlich aufgenommen worden und habe gleich viele Gespräche mit Baslerinnen und Baslern geführt. Ich bin beeindruckt davon, wie wichtig den Menschen hier die Kunst ist und mit welchem Stolz und Engagement die Institutionen und Künstlerinnen und Künstler unterstützt werden. Ausserdem habe ich in diesem heissen ersten Sommer das Rheinschwimmen für mich entdeckt.
Wenn Sie die Augen schliessen –wie sehen Sie die Art Basel im Jahr 2030?
Die Kunst wird sich weiterentwickelt haben. Viele Künstlerinnen und Künstler, die wir heute sehen, werden auch 2030 zu sehen sein, natürlich gibt es viele neue Namen, vor allem im Nachwuchsbereich, den wir heute als den Statement Sektor bezeichnen. Wohin sich die Kunst entwickeln wird, kann man leider noch nicht einmal in seinen kühnsten Träumen erahnen. Ein grosser Traum von mir wäre es aber, bis dahin klimaneutral zu sein, weite Teile der Stadt, so auch der versiegelte Messeplatz, sind aufgebrochen und weichen einem Wald und Blumenwiesen, auf dem Dach der Messehallen gibt es Platz für Bienenvölker und nistende Vögel. Ich bin mir sicher, dass dies ein guter Ort wäre, um die Kunst der Zukunft zu gestalten.
MAIKE CRUSE war von 2013 bis 2023 Direktorin des Gallery Weekend Berlin, dem jährlichen Schaufenster der dynamischen Galerienszene der Stadt Berlin. Sie bringt umfangreiche Erfahrung im Bereich von Kunstmessen mit, da sie zuvor die art berlin contemporary (2012–2016) und anschliessend die art berlin (2016–2019) geleitet hat. Sie ist mit der Art Basel und der Kulturlandschaft der Stadt Basel bestens vertraut, da sie bereits von 2008 bis 2011 als Communications Manager für die Messe tätig war. Ausserdem war sie für das KW Institute of Contemporary Art in Berlin und die Berlin Biennale tätig und hat 2008 das bahnbrechende Projekt «Forgotten Bar» mitinitiiert. Cruse hat einen Hintergrund in Bildender Kunst, ein weitreichendes Netzwerk in der Kunstwelt und eine umfangreiche Erfolgsbilanz bei der Förderung sinnvoller Partnerschaften und kollaborativer Formate, die zeitgenössische Kunstschaffende und Galerien in den Mittelpunkt stellen.