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The Elephant in the Room

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Andi all'arrabiata

Andi all'arrabiata

STEFAN VON BARTHA

THE ELEPHANT IN THE ROOM

Wer kennt sie nicht, die Kindheitserinnerungen, die einen nie wieder loslassen. Einen dieser prägenden Momente mit Kunst, an der Art Basel im Jahr 1986, möchte ich mit Euch teilen. Meine Eltern luden vor unserem Wohnhaus, das damals zugleich die Galerie war, Kunstwerke fein säuberlich in ihren weissen Volvo. Anschliessend fuhren wir zur Art Basel, immer früh genug, um noch einen guten Parkplatz unter der grossen Uhr der Halle 2 zu sichern. Schliesslich durfte man damals die Werke noch selbst direkt auf die Messe tragen.

Während meine Eltern, Margareta und Miklos von Bartha, den Stand aufbauten, war ich tief in meine Spielsachen versunken. Einmal blickte ich hoch, hinüber zum kleinen Clubtisch, auf dem Objekte diverser Künstler*innen ihren Platz fanden. Mich traf der Blitz. Plötzlich stand er da, mein Elefant, den ich so sehr liebgewonnen hatte, weil er immer bei uns zu Hause auf dem Fenstersims sass. Als Kind ergibt sich natürlich schnell eine Bindung zu einem Tier, in meinem Fall war es eben ein Elefant im Art-Déco-Stil. Man könnte fast meinen, ich sei in einer Galerie aufgewachsen.

Bis zu diesem besagten Moment muss der Aufbau an unserem Stand wohl eher entspannt und ruhig abgelaufen sein. Dies war schlagartig vorbei, als ich den Elefanten erblickte und meinen Vater, der gerade ein Bild an die Wand hängte, fragte, wieso dieser nun hier sei und nicht mehr bei uns zu Hause? Der stehe nun zum Verkauf, schliesslich sei dies eine Messe, wurde mir beiläufig mitgeteilt, und dass er den Weg zurück auf den Fenstersims wohl nicht mehr antreten werde.

Noch heute, wenn ich daran zurückdenke, schiessen mir Tränen in die Augen. Wer also meint, dass ich diesen Schrecken mit mittlerweile 42 Jahren überwunden hätte, liegt falsch.

Ich fing sofort an zu heulen, hab geschrien wie am Spiess und mich theatralisch zu «meinem» Elefanten gelegt. Die Situation wurde auch nicht besser, als benachbarte Galerist*innen einen Blick in unseren Stand warfen, wo sich ein Kind im totalen Auflösungszustand am Boden drehte. Jegliche Versuche meiner Eltern, die Situation zu entschärfen, schlugen fehl. Der Elefant und ich, wir waren doch Freunde!

Dieser Moment, und dieses Werk, markieren wohl den Start meiner privaten Sammlung. Weder heute, und auch nicht in der Zukunft, wird es je die Möglichkeit geben, «meinen Freund» zu erwerben. Dank den Eltern, die so wundervoll grosszügig auf diese Situation reagiert haben, erfreue ich mich heute noch jeden Tag an der Skulptur. Wenn Sie also Lust haben, den Elefanten zu besuchen, dann kommen Sie in der Galerie am Kannenfeldplatz vorbei, da begrüsst er mich jeden Tag in meinem Büro.

STEFAN VON BARTHA (*1981) ist in einem Haus voller Kunst, in dem sich auch die Galerie Minimax seiner Eltern befand, aufgewachsen. Mit Stationen bei Christie’s Education New York, Sotheby’s in Zürich und Nordenhake in Berlin übernahm er die Galerie von Bartha 2008 und war massgeblich für die Neuausrichtung und die Erweiterung nach Kopenhagen verantwortlich. Das Sammeln von Kunst und Design-Objekten ist für Stefan ebenso eine Leidenschaft wie sein Engagement für diverse Kunstinstitutionen und -vereine.

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