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Sozialwissenschaftliches Gymnasium Bruneck: Who tells your story?
SOZIALWISSENSCHAFTLICHES GYMNASIUM BRUNECK Who tells your story?
Im heurigen Schuljahr ist es endlich wieder soweit: Nach einer coronabedingten Durststrecke erobern die Schülerinnen und Schüler des sozialwissenschaftlichen Gymnasiums in Bruneck wieder die Bühne. Auf dem Programm: HipHop und Rapmusik aus dem Musical „Hamilton“ über die Amerikanische Revolution und die Geschichte eines ihrer berühmtesten Gründerväter, aufgeführt von der Klasse 5am. Am Dienstag hat das Stück Premiere gefeiert. PZ-Redakteurin Judith Steinmair hat sich bereits im Vorfeld bei den Proben umgeschaut und mit einigen Schülern und Lehrpersonen über das amerikanische Musical gesprochen.
Das Musical erzählt die Lebensgeschichte des Alexander Hamilton, einem der wichtigsten „Gründerväter“ der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Amerikanische Revolution und der Unabhängigkeitskrieg der Amerikaner gegen Großbritannien im ausgehenden 18. Jahrhundert bilden den historischen Hintergrund dieser außergewöhnlichen Biografie. Thematisiert werden aber nicht nur die großen Heldentaten von Revolutionären, die für Freiheit und Demokratie kämpften, sondern auch ihre archaischen Methoden der Konfliktbewältigung (Pistolenduell), ihre gegenseitigen Intrigen und ihre Doppelmoral als moderne Aufklärer und gleichzeitige Sklavenhalter. Und dann sind da noch die Frauen, die in dieser Zeit politisch und gesellschaftlich keine Rolle spielten und von Männern oft nur als Objekt der Begierde angesehen wurden. Wie war das nochmal mit #MeToo?
PZ: Hamilton? Nicht gerade ein geläufiges Musical, oder? Wie seid Ihr darauf gekommen?
Alexander Messner (Regie & Textadaption): Wir haben das Stück gemeinsam ausgewählt, ein Stück, das in Amerika große Erfolge gefeiert hat, bei uns aber noch relativ unbekannt ist. Rap und HipHop sind

Die Schülerinnen und Schüler des SOWI von Bruneck laden wieder zu einem spannenden Musical.
den Jugendlichen ja einfach wie auf den Leib geschneidert, und die entsprechende Begeisterung ist natürlich eine gute Arbeitsgrundlage. Zugegeben, das Stück ist sehr komplex und deshalb eine große Herausforderung, nicht zuletzt auch wegen der Tatsache, dass es im Grunde größtenteils auf Männerrollen basiert und die Besetzung aber - mit Ausnahme des einzigen männlichen Schülers in der Hauptrolle des Hamilton - durchwegs weiblich ist. Aber zu unser aller Freude kann ich sagen: Es geht sich auf! Die Schüler*innen proben seit Monaten mit Begeisterung, es ist schon ein enormer Aufwand das Ganze, aber wir sind alle mit großem Engagement dabei, auch das beteiligte Lehrer-Team. Unsere gemeinsame Motivation? Die ist im Grunde dieselbe, wie bei allen, die Theater machen, nämlich schlussendlich etwas Tolles auf die Bühne zu bringen!

PZ: Also eine enorme Herausforderung das Ganze für die Schüler*innen der 5am, die letzthin ja nicht viel Erfahrung vor Publikum sammeln konnten?

Maria E. Brunner (zusammen mit Hannes Tschurtschenthaler für die musikalische Leitung/Band und Chor verantwortlich, die Arrangements sind von Hansjörg Mutschlechner): Die vergangenen Jahre waren coronabedingt ja ein Kapitel für sich… Für die Klasse 5am ist das dementsprechend die erste Produktion, die sie auf die Bühne bringen. An sich also schon eine Herausforderung, und das Stück hat es ja auch in sich, mit einer ganz speziellen Musik, die man nicht so oft im Bereich Musical findet, mit Rap, HipHop und R&B-Elementen, aber auch mit typischen Musicalballaden. Ganz allgemein kann ich sagen, dass die Projektzeit für die Schüler*innen immer eine ganz spezielle Zeit ist, die über den Schüleralltag hinausgeht. Sie sind Feuer und Flamme und motiviert, das Ziel zu erreichen, nämlich, dass die Show am Tag der Premiere steht - das ist schon immer ganz etwas Besonderes. Und sie lernen viele Kompetenzen, Selbstdisziplin, Planungskompetenz, Organisation, soziale Fertigkeiten, gemeinsam Probleme zu lösen, sich gegenseitig zu motivieren, zu trösten…
PZ: Schauspiel, Gesang, Tanz… ganz schön viele Anforderungen?
Karin Mairhofer (Choreografie): So ein großes Projekt ist natürlich ein enormer Aufwand. Für mich als Choreografin habe ich die Hauptaufgabe aber darin gesehen, den Schüler*innen etwas vorzugeben, was schaffbar ist, sie aber dennoch daran wachsen können, um etwas fürs Leben mitzunehmen – Bühnenarbeit ist ja viel mehr als nur der reine Tanz. Nachdem es so gut wie keine Dialoge gibt und die Lieder alle englisch sind, war es für mich dieses Mal die größte Herausforderung, die Tänze schauspielerisch darzustellen. Und dabei muss ich die Grenzen der Schüler*innen einschät-

Wieder durchstarten nach Corona - das tut gut!
zen können, wie weit darf ich sie belasten, wie weit puschen? Aber gerade das gefällt mir beim Amateurtheater so gut, minimale Mühe mit maximaler Wirkung! Bei der Zusammenarbeit mit Schüler*innen dreht sich viel um Energiearbeit und Persönlichkeitsentwicklung – und gerade das reizt mich. Mittlerweile können sie Dinge, die sie sich anfangs nicht zugetraut hätten, das macht mich und sie selbst stolz! noch mehr zusammengeschweißt und zusätzlich sind in diesen Prozess auch noch unsere Lehrer*innen integriert. Es geht also nicht nur darum, eine gute Show auf die Beine zu stellen, sondern dass wir grundlegende Dinge für immer mitnehmen werden, und dafür sind wir unseren Lehrer*innen auch dankbar.
PZ: Empfindet Ihr das eigentlich auch so, wie eure Lehrer*innen das darstellen, nehmt Ihr etwas fürs Leben mit bei so einem Projekt?
Nina Forer (spielt Aaron Burr, Offizier und Revolutionär): Ja, unbedingt, das macht das Ganze irgendwie auch aus. Da wir so ein gutes Verhältnis untereinander in der Klassengemeinschaft haben, waren wir irgendwie schon wie eine kleine Familie, das Musical-Projekt hat uns Laura Cardini (spielt den Marquis de Lafayette, einen französischen Offizier und Revolutionär, sowie in der Band E-Piano und Synthesizer): Wir hätten ja eigentlich seit der dritten Klasse jedes Jahr ein Musical auf dem Programm… coronabedingt wurde aber alles abgesagt. So haben wir, bis auf kleinere Projekte, diesbezüglich keine Erfahrungen sammeln können. Von den vergangenen fünf Jahren nehme ich von diesem Projekt am meisten für mich mit, es gibt einen tollen Zusammenhalt, nicht nur zwischen uns Schüler*innen, sondern auch zwischen Schüler*innen und Lehrer*innnen. Man baut ein ganz anderes Verhältnis zueinander auf, man lernt mit Kritik umzugehen und sie als Chance für die Weiterentwicklung zu sehen und nicht als Beleidigung. Und man lernt Geduld, dass nicht immer alles sofort so klappt, wie man es gerne hätte, sondern dass es ein Prozess ist und man dem Prozess auch vertrauen soll… // Judith Steinmair
Neustifter
Frühling La primavera di Novacella 23.+24.04.2022
WEITERE AUFFÜHRUNGEN:

Donnerstag, 7. April 2022 11 Uhr (Schüleraufführung) & 20 Uhr Freitag, 8. April 2022 11 Uhr (Schüleraufführung) & 20 Uhr Samstag, 9. April 2022 16 Uhr Sonntag, 10. April 2022 20 Uhr Dienstag, 12. April 2022 11 Uhr (Schüleraufführung) & 20 Uhr Mittwoch, 13. April 2022 11 Uhr (Schüleraufführung) & 20 Uhr


Aufführungsort:
Sowigym Bruneck, Aula Tschurtschenthaler Park 1 Wandern. Wein. Kulinarik Itinerario enogastronomico
Peter‘s Bistro . Hotel Brückenwirt Kassinghof . Zum alten Moar Weingut Griesserhof Tschiedererhof . Kreuzhof Erlebnisgärtnerei Reifer Hotel Clara . Hotel Löwenhof Augustiner Chorherrenstift Bistro Frischluft . Hotel Pacher Weingut Strasserhof . Glangerhof Weingut Pacher Hof . DEGUST Weingut Köfererhof
Reservierung nur online über www.gymbruneck.info Reservierung für Schulklassen: Tel. 0474/555167 zu Bürozeiten Eintritt: 15 Euro, 8 Euro ermäßigt, 5 Euro Schüleraufführungen Eintritt nur mit Green Pass
Neustift . Novacella Vahrn . Varna
brixen.org/neustifterfruehling


AUFPASSEN WIE EIN „HAFTLBEISSER“ „BIST DU SCHON WIEDER
Im Duden gibt es den Haftlbeißer nicht, wohl aber einen HaftelABGEBRANNT?“ macher. „Haftel“ geht auf „haften“ und „heften“ zurück, hat also mit Befestigung zu tun. Im Südtiroler Dialekt gehört die in vielen ... fragt mancher Vater den Sohn, wenn dieser schon wieder leere anderen Gegenden unbekannte Wendung vom Haftlbeißer zur All- Taschen hat. Diese Redensart hat Verwandtschaft im Italienischen, tagssprache. wo man von „terra bruciata“ (verbrannte Erde) spricht, wenn ein Ort Ein Haftel besteht oder eine Gegend in Grund und Boden zerstört ist und nichts übrig aus einem Ha- bleibt. Wem sein ganzer Besitz abbrennt, der hat buchstäblich nur ken (Haftel) und mehr die eigene Haut, und wer sein Taschengeld oder sein Vermöeiner Öse oder stei- gen verprasst oder verspielt, hat nichts mehr und ist genauso „abfen Schlinge, in die gebrannt“. // mb man den Haken einhängt, um eine starke, belastbare Verbindung herzustellen. Wie die Redewendung beweist, wurden die Ösen des Haftels in der Vergangenheit nicht immer mit einer Zange, sondern oft durch Zusammenbeißen der Drahtschlingen mit den Zähnen geformt. Auf jeden Fall musste es eine starke Belastung aushalten. Und beim Beißen liefen die Zähne stets Gefahr, selbst aus- oder abzubrechen. Die Zeiten haben sich geändert, dennoch muss man aber heute noch sehr oft aufpassen wie ein Haftelbeißer. Allzu leicht kann man sich die Zähne ausbeißen oder die Zunge verbrennen. // mb

Geborgen und frei sein macht stark
“Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut.”
Pippi Langstrumpf ist – wie jeder weiß – das stärkste Mädchen der Welt. Sie ist ein beeindruckendes Beispiel für Mut, Zuversicht und Selbstvertrauen. “Ach was“, sagt Pippi, „wenn das Herz nur warm ist und schlägt, wie es schlagen soll, dann friert man nicht.“ Es sind Überzeugungen wie diese, die Eltern ihren Kindern mit auf den Weg geben wollen. Aber wie gewinnt man diese innere Wärme? Wie können Eltern das Selbstvertrauen ihrer Kinder stärken? Die Schriftstellerin Astrid Lindgren erzählte einmal über sich selbst, dass ihre Kindheit geprägt war durch zwei entscheidende Dinge: Geborgenheit und Freiheit. Kinder erleben Geborgenheit, wenn sie sich bei ihren Eltern sicher fühlen. Ihre Bedürfnisse werden zuverlässig erfüllt. Sie werden mit ihrem Wesen und mit ihren Gefühlen angenommen, so wie sie nun mal sind. Die Kinder fühlen sich dadurch aufgehoben, geliebt und verstanden. Sie können darauf vertrauen, dass sie getröstet werden, wenn sie traurig sind. Dass sie auch mal wütend sein dürfen. Dass sie beschützt werden, wenn sie Angst haben. Und dass es Menschen gibt, die mit ihnen lachen, wenn sie sich freuen. All das führt zu einer tiefen inneren Wärme und stärkt das Selbstvertrauen. Doch nicht nur das Gefühl der Geborgenheit macht Kinder stark, sondern gleichzeitig auch die Freiheit, eigene Erfahrungen machen zu dürfen. Denn nur so erleben sie sich als selbstwirksam. Sich ausprobieren zu dürfen mit der Gewissheit, liebevoll aufgefangen zu werden, lässt Kinder innerlich wachsen. Klimawandel, die Verschmutzung der Umwelt, Pandemie und Krieg – angesichts dieser Probleme gäbe es viele Gründe zu verzweifeln. Umso wichtiger ist es, dass Kinder und Jugendliche in sich und ihre Fähigkeiten vertrauen – und dass ihre Eltern ihnen etwas zutrauen. Dass sie Kraft aus ihrem Inneren schöpfen. Dass sie positiv denken und handlungsfähig bleiben, auch wenn sie es nicht leicht haben. Dann geht es sicher gut.
