PRESTIGE Germany Volume 14 Auszug

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VOLUME 14 I SUMMER 2018

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Publisher Francesco J. Ciringione

rundschauMEDIEN AG St. Jakob-Strasse 110 I CH-4132 Muttenz  T +41 (0)61 335 60 80 I F +41 (0)61 335 60 88 info@rundschaumedien.ch www.rundschaumedien.ch

Publishing Director Hasan Dursun

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h.dursun@rundschaumedien.ch

Product Manager Adrian Borer I  a.borer@rundschaumedien.ch

Member of the Board Boris Jaeggi I b.jaeggi@rundschaumedien.ch Serhat Tok I s.tok@rundschaumedien.ch

Editor in Chief Nike Schröder I a.refghi@rundschaumedien.ch

Editors Gisbert L. Brunner, Timm Delfs, Wilma Fasola, Andreas Faust, Wilhelm J. Grusdat, Stephan Gubler, Dieter Günther, Dr. Thomas Hauer, Roland Hildebrandt, Valeska Jansen, Anka Refghi, Stefan Leichsenring, Markus Lüttgens, Anna Karolina Stock, Helena Ugrenovic, Remo Schatz

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Head of Production & Art Director Sandra Rizzi I s.rizzi@rundschaumedien.ch

Product Public Relation Laura Giarratana I l.giarratana@rundschaumedien.ch

Online Public Relation Vladimir Popovic I v.popovic@rundschaumedien.ch

Cover Picture Elizaveta Porodina

Photographs Raimar von Wienskowski, Frank Horvat, Benjamin Monn, Deborah de Luca, Elizaveta Porodina, Belmond, Dario Sequi, Choose Chicago, Adam Alexander, Alice Achterhof, Tourismusministerium Oman, Dave Nauli, Ana Khouri, Sotheby’s, Bonhams, RM Sotheby’s, Jaguar, Ford, McLaren, Porsche, Aurélien Chauvaud, CarrerBike, Rolls-Royce, Byton, Kai Weissenfeld, Paolo Roversi, Viktor & Rolf, Hermès, Isabell Schlewies, Jorge Cañete, Dorothy Draper and Company, Inc., Mauricio Fuertes, Adrian Pedrazas, Marc Domage, Laurence Mouton, Veuve Clicquot, Julia Kennedy, Catherine Losing, Taiyaki NY, Mövenpick, Kiki Slaughter Lucia Giacani, Bilddatenbanken

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DAS

Corrector Andreas Probst

MOTIONMAGAZIN AUS DER SCHWEIZ

Admin, Coordination & Subscriptions Serpil Dursun I s.dursun@rundschaumedien.ch Price  Issue CHF 10.– / € 9.50 I Year C ­ HF 39.– / € 35.– IT Support  Dejan Djokic I deki@rundschaumedien.ch Web Services websiteria GmbH I info@websiteria.ch Internet prestigemagazin.com

Representative Offices Deutschland & Österreich Mercury Publicity (Deutschland) GmbH Sabine Fedrowitz Seifgrundstrasse 2 I D-61348 Bad Homburg v. d. H. T +49 (0)6172 9664 0 I F +49 (0)6172 9664 49 s.fedrowitz@mercury-publicity.de www.mercury-publicity.de

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INHALT

26

22

TRAVEL

52 IM TREND Slow Travel

56 HOTEL-LEGENDE «Bayerischer Hof»

59 LESEECKE Die Welt auf Papier

60 LUXUS IN SARDINIEN Resort «Forte Village»

64 LAOS Die Perle im goldenen Dreieck

ART & CULTURE

68 CHICAGO Die grüne Stadt

22 «HOLLYWOOD-LEGENDE» Hedy Lamarr

74 TÜRKEI Wunderland Kappadokien

78 SYDNEY Zu Land und zu Wasser

84 OMAN Für Abenteurer

26 STADTKUNST Sandra Rauch im Gespräch 32 IKONE DER FOTOGRAFIE Frank Horvat

74

37 EDITOR’S CHOICE Kunstbuch-Review 38 DIE MEISTERIN DER INSZENIERUNG Elizaveta Porodina

68 52 12 I PRESTIGE


ORIGINS COMPLE TE

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INHALT WATCHES & JEWELLERY

88 LUXUS AM HANDGELENK Die Zeitmesser der Stunde

98 RÜCKBLICK Das Aufregendste von der Baselworld

102

102 JUWELEN-SHOOTINGSTAR Ana Khouri 108 HISTORY Schmuckträume aus Bakelit

108 DRIVE STYLE

122

110 AUTOMOBIL-LEGENDEN Cadillac-Parade 114 RAUBKATZE UND PECHVOGEL Der Jaguar «XJ220» 118 FILMSTAR NEU AUFGELEGT Der Ford «Bullitt» 122 70 JAHRE LEIDENSCHAFT Porsche feiert Geburtstag 126 MIT SPEED McLaren «Senna» 128 SIDECARS IN SHANGHAI Bildstrecke von Aurélien Chauvaud 135 WUSSTEN SIE …? Vom ersten Führerschein bis Janis Joplin

118 14 I PRESTIGE


Lifestyle on water www.cantieriamostes.it

UNSERE PARTNER MPS Estate Mallorca I A. Mostes I Comitti I Wave rundschauMEDIEN AG I Foitek Urdorf I Napa Wine

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INHALT

147 LIVING 172 INTERIOR Jorge Cañete im Porträt 178 DIE PIONIERIN Dorothy Draper 182 GADGETS Technische Spielereien 184 EXTRAORDINARY Architekt Osvaldo Luppi

136

158

FASHION & BEAUTY 136 FASHION-EDITORIAL Vilma Sjöberg 147 WUSSTEN SIE …? Statement-T-Shirts und kurze Hosen 148 DURCH DIE LINSE Paolo Roversi für Dior 152 JUBILÄUM 25 Jahre Viktor & Rolf 158 EIN LEBENSWERK Leïla Menchari für Hermès 163 DAPPER DAN Der Couturier aus Harlem 164 WELLNESS Luxus-Spa in Alicante 168 NATÜRLICH SCHÖN! Die Welt der «Organic Cosmetics»

152 16 I PRESTIGE

172


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INHALT CULINARIUM 192 HAUTE CUISINE Zu Besuch bei Guy Savoy 196 200 JAHRE Die Erfindung des Rosés 198 FOOD STYLING Iain Graham

198

208 TOSKANA Das neue Weingut «Tenuta Luce della Vite» 210 ICE-SOCIETY Neues aus der Glace-Welt

FINANCE 212 NACHHALTIGER LUXUS Im Gespräch mit Diana Verde Nieto 216 FINANZ-IKONE Jesse L. Livermore

NEWS 49 KUNST! SCHAU! 77 AUF REISEN 97 IT’S TIME 107 GLÜCKLICH-MACHER 117 ROAD TRIP 157 HELLO FASHIONISTAS 167 SCHÖN IN DEN SOMMER 191 LIVING TO THE MAX 207 ENJOY! 223 BIG BUSINESS

KOLUMNEN

50 WILHELM J. GRUSDAT: Take my Picture

8 IMPRESSUM 21 EDITORIAL 224 VORSCHAU

BUCHERER

18 I PRESTIGE

220 DIOR

192

220 SMART INVESTIEREN Trading 2.0


AUS DEM HERZEN DER SCHWEIZER ALPEN Im wunderschönen Simmental ist das Schreinerhandwerk noch ein traditionelles Handwerk. Der Stolz auf unsere Arbeit zeigt sich in jeder von uns individuell angefertigten Küche. Die raue Landschaft, die majestätischen Berge und die unberührte Natur inspirieren dabei unsere Arbeit. Ob Penthouse-Besitzer oder Chalet-Liebhaber, sie alle teilen die Leidenschaft mit uns, die uns dazu motiviert, die exklusiven Küchenträume unserer Kunden wahr werden zu lassen. Die Zbären Küchen werden dabei mit hochwertigsten Materialien in feinster Handarbeit und mit hochmodernen Maschinen gefertigt. Von der kleinen Manufaktur im Herzen der Schweizer Alpen liefern wir die massgefertigten Küchen in die ganze Welt.

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E

LESERINNEN LESER

&

ndlich Sommer! Sicher haben Sie diesen ebenso herbeigesehnt wie ich. Nach dem strengen Winter ist es eine Wohltat, die Sonne auf der Haut zu spüren. Und einfach herrlich, einen gemütlichen Abend mit Freunden unter dem Sternenhimmel bei einem kühlen Glas Champagner und leckeren Häppchen zu verbringen. Und wenn die Sterne noch auf sich warten lassen, zaubern moderne Sonnenschirme mit integrierten LEDs eine fast schon ­romantische Stimmung. Aber nochmals zurück zum Champagner. Wussten Sie eigentlich, wie spannend die Geschichte des Rosé-Champagners ist? Die berühmte Witwe Clicquot gilt wohl als «Erfinderin» des beliebten Schaumweins, welchen sie 1777 erstmals produzieren liess. Bis dahin waren Mönche wie Pérignon stolz darauf, aus blauen Trauben weissen Wein zu gewinnen. Die Herstellung des Rosé-Champagners ist etwas komplexer als bei weissem Champagner, das fruchtige Ergebnis aber immer wieder ein köstlicher Moment sinnlicher Freuden. Gilt Rosé doch als Farbe der Liebe und Unschuld. Vielleicht ist der Champagner gerade deshalb bei Frauen so beliebt.

Auf eine spannende Geschichte kann auch der Sportwagenhersteller Porsche zurückblicken. Dieses visionäre Unternehmen feiert seinen 70. Geburtstag. Als Ferry Porsche 1948 den ersten 356 Roadster präsentierte, war das Leichtgewicht mit nur 585 kg für damalige Zeiten ein revolutionärer Schritt in die Zukunft. Und der Beginn einer legendären Siegesreihe im Rennsport. Ob Ferry Porsche mit diesem Erfolg gerechnet hat? Zumindest hat er sich seinen Traum vom sportlichen Fahren erfüllt. Und ohne diese Vision, diese Kernwerte wäre Porsche sicher nicht so erfolgreich geworden. Gehen Sie mit uns auf eine spannende Zeitreise … Aber es erwarten Sie noch viel mehr interessante Geschichten in dieser Ausgabe. Lassen Sie sich von uns verführen und überraschen. Wir freuen uns jedenfalls darauf, Sie zu inspirieren und zu begleiten in einen hoffentlich wundervollen Sommer.

Francesco J. Ciringione Verleger

Nike Schröder Chefredakteurin

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CULTURE

ART &

«The Conspirators» I 1944

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«Jedes Mädchen kann glamourös sein. Du musst nur stillstehen und dumm dreinschauen.» – Hedy Lamarr –


SEXINESS

TRIFFT CLEVERNESS 1933 sorgt ihre Nacktrolle im deutschen Film «Ekstase» weltweit für Furore und erregt gleichzeitig die Aufmerksamkeit des Hollywood-Studios MGM. Sie ist atemberaubend schön, betörend verführerisch und besitzt zudem eine der stärksten Waffen überhaupt: Intelligenz. Hedy Lamarr. Superstar, Pin-up-Girl und äusserst cleveres Köpfchen.

S

ie ist eine Mischung zwischen ­Vivien Leigh, Elizabeth Taylor und ein bisschen Sissi. Eine Kom­ bination aus naiver Unschuld, ­Melancholie sowie Sinne-raubendem Eros. Zu intelligent, um nur als bewunderte Schauspielerin zu wirken. Wie ein Wesen aus einer anderen Galaxie, das sich deplatziert fühlt, verkörpert Hedy Lamarr eine Frau, die sich seit ihrer Flucht aus Österreich in dieser Welt, die eine Scheinwelt ist, nicht zurechtfindet.

Die wahre Welt Hedwig Eva Maria Kiesler wird in Wien, Österreich-­ Ungarn, am 9. November 1914 als Tochter eines angesehenen jüdischen Ehepaares geboren. Ihr Vater Emil Kiesler ist Bankdirektor des Creditanstalt-­ Bankvereins, ihre aus Budapest stammende Mutter Gertrud eine ausgebildete Konzertpianistin. Es ist ein liebevolles und behütetes Zuhause, in dem das Mädchen aufwächst, eine Privatschule besucht, Klavier-, Ballett- und Sprachunterricht erhält.

Helena Ugrenovic

Emil Kiesler besitzt den Verstand eines erfindungsreichen Ingenieurs und streift mit Hedy stundenlang durch den Wienerwald, schwärmt über die Innovation von Druckmaschinen und erklärt ihr die Funktion von Strassenfahrzeugen. Es beflügelt ihren Geist, und gleichzeitig hinterlassen die Erinnerungen tiefe Spuren der Liebe in Hedys Herz, die sie ein Leben lang pflegen wird.

Gegensätze Hedys Ingenieurinteressen stehen in einem krassen Gegensatz zu ihren anderen Zielen. Schon als kleines Mädchen fasziniert sie die Bühne. Die Menschen lieben ihre Schönheit, zeigen für Hedys «unweibliches», wissenschaftliches Gehirn kein Interesse. Zu widersprüchlich stehen sich Sexappeal und Intelligenz in der damaligen Zeit gegenüber. Und Hedy besitzt jede Menge davon. Hedy verlässt die Schule und wird Studentin beim Theater-­ Direktor Max Reinhardt in Berlin. Bereits in ihrem vierten Film «Man braucht kein Geld» spielt sie 1930 an der Seite von Heinz Rühmann die weibliche Hauptrolle.

The luxurious way of life I 23


ART & CULTURE

Ehre, wem Ehre gebührt

1960 wird Hedy Lamarr mit einem Stern auf dem berühmten Walk of Fame geehrt. 1997 verleiht die Electronic Frontier Foundation Hedy Lamarr den EFF Pioneer Award in Würdigung ihrer und Antheils Erfindung und wird der Tag der Erfindung in Deutschland, Österreich und der Schweiz ihr zu Ehren an ihrem Geburtstag, dem 9. November, gefeiert.

Hedy Lamarr mit einer Büste der Künstlerin Nina Saemundsson

Ekstase 10 Minuten und ein weltweiter Skandal katapul­ tieren Hedy nach Hollywood und an den Schauspiel-Zenit. «Ich bin ans Film-Set, weil ich in einen Mann verliebt war, der dort gearbeitet hat. Und dann bot man mir diese Rolle an, in der ich eine Frau spiele, die ihren älteren Mann wegen eines Strassenbauers verlässt. Plötzlich sollte ich mich mitten in Prag nackt ausziehen. Mein Gott, ich bin damals nackt in einem See geschwommen und nackt durch den Wald gerannt. Das war für die damalige Zeit völlig unnatürlich.» Als sie 1933 im deutschen Film «Ekstase» spielt, sind ihre Eltern entsetzt, die Welt schockiert, die US-Regierung ver­ bietet den anrüchigen Streifen, doch Louis B. Mayer von MGM ist angetan von der unglaublich schönen und hemmungslosen jungen Frau.

24 I PRESTIGE

Noch im gleichen Jahr heiratet die 19-Jährige den österreichischen und schwerreichen Waffenhändler Friedrich Mandl, der sie monatelang hartnäckig umworben hat. Nach der Hochzeit verprasst Mandl mehr als 300’000 US-Dollar dafür, alle existierenden Kopien des Films «Ekstase» aufzukaufen. Kein anderer Mann soll sie so sehen, wie er sie erleben will. Auch Italiens Diktator und zugleich Mandls Freund Benito Mussolini besitzt eine Kopie des Films, die er jedoch nicht an Mandl verkaufen will. Mandl verbietet ihr die Schauspielerei und kapselt sie in seinem Familienschloss von der Aussenwelt ab, wo er seine schöne Frau während seiner Geschäftsessen und privaten Dinners mit der Prominenz stolz präsentiert.

Flucht in die Flucht Auch der aufsteigende Führer Adolf Hitler gehört zu Mandls Kundenstamm, mit dem er Details über Militärtechnologie diskutiert, während sein schönes und schweigsames Juwel Hedy ihr technisches Know-how sowie ihre jüdische Identität für sich behält. 1937 schnappt sich Hedy den Schmuck, mit dem Mandl sie überhäuft hat, verlässt ihren kontrollsüchtigen Gatten, flieht


ART & CULTURE

Funksignalen gesteuert wurden und die Gegenseite diese Funksignale immer wieder stören konnte, tüfteln sie an einer Erfindung, die genau das verhindern kann. Hedy und George, beide sowohl mathematisch als auch musikalisch hochbegabt, entwickeln ein System, das Signale nicht durchgehend sendet, sondern die Frequenz immer wieder verändert und diese nicht gestört werden kann. Sie lassen ihre Erfindung patentieren und schenken sie der US-Marine, die das System laut offizieller Version nie nutzen wird. Der Clou an Hedys Erfindung ist, dass genau dieses System, mit dem sie keinen Cent verdient, heute allen möglichen Funk­ systemen wie bei Mobiltelefonen, WLAN oder Bluetooth unterliegt.

Hedy Lamarr I circa 1939

Zerrissen

zuerst nach Paris und dann nach London, wo sie Louis B. Mayer trifft, der ihr einen Vertrag anbietet und ihren Namen in Hedy Lamarr ändert. Als «Gaby» im Film «Algiers» und an der Seite von Charles Boyer gelingt ihr eine Sensation. Ihre Frisur und die brünette Haarfarbe werden von ihren Schauspielkolleginnen gleichermassen kopiert wie von ihren weiblichen Fans. Hedy Lamarr steigt in den nachfolgenden Jahren zu einer der erfolgreichsten Schauspielerinnen Hollywoods auf und spielt an der Seite von Superstars wie Clark Gable in «Boom Town», Spencer Tracy in «Tortilla Flat» und 1949 Victor Mature in «Samson and Delilah», wo sie als aufreizend rassige Delilah brilliert.

Schönes Köpfchen, kluges Köpfchen Im Zweiten Weltkrieg positioniert sich Hedy als klare Gegnerin des Nationalsozialismus und überlegt bei einer Cocktailparty mit dem Komponisten ­George Antheil, was man machen könnte, um die Funkverbindung für Torpedos in einer Art zu verschlüsseln, dass diese nicht mehr abgehört werden können. Die amerikanischen Kriegsschiffe wurden auf ihrem Weg nach ­Europa immer wieder von den Deutschen torpediert, und da Torpedos mit

Im fernen Amerika fühlt sie sich nicht beheimatet, träumt von Österreich, ihre sechs Vermählungen enden in Scheidungen, ihren Kindern kann sie nicht das geben, was sie will, zu anspruchsvoll sind die Bedingungen von MGM, die ihre Stars in diktatorischer Manier mit einer Nulltoleranz-Grenze bevormunden und Louis B. Mayer wie ein Wachhund jeden ihrer Schritte kontrolliert. Hedy ist schön, klug, eigenwillig und vor allem unbeugsam. Doch wer nicht pariert, wird aussortiert. Bei Hedy ist es nicht nur ihre Rebellion gegen MGM, sondern Faulheit, wie sie sagt. Sie will nicht mehr arbeiten, sondern sich amüsieren. Indirekt verhilft sie Ingrid Bergman zu deren Erfolg, als sie Rollen in «Casablanca», «Gaslight» oder «Arch of Triumph» ausschlägt, die zuerst ihr angeboten werden. Zu facettenreich sind ihr Geist und ihr Wesen, zu verloren sie selbst. Der Liebe zum Film überdrüssig, ihr intellektueller Geist ausgehungert, die Sehnsucht nach Österreich schmerzhaft, die Suche nach sich selbst eine Einbahnstrasse, doch der Bremsklotz, der sie hemmt, unüberwindbar. Ihre letzten Jahre verbringt Hedy in Florida, wo sie sehr zurückgezogen lebt. «An manchen Sonntagen putzte sie sich heraus», erzählt eine ehemalige Hausangestellte in einem Interview, «trug Make-up auf und frisierte sich die Haare – und sass dann tagelang im Dunkeln. Für den Millennium-Wechsel wollte sie unbedingt eine Flasche Dom Pérignon, sie wollte sie unbedingt am Jahrtausendwechsel trinken. Als sie am 19. Januar 2000 im Alter von 86 Jahren starb, stand die Flasche noch ungeöffnet auf dem Tisch.»

The luxurious way of life I 25


TRAVEL


LANGSAM, ABER UNHEIMLICH

«

INTENSIV

Höher, schneller, weiter. Jahrelang erlebten Reisende nach diesem Motto die Welt. Doch der neue Trend des «Slow Travel» bringt Entschleunigung und sorgt für ein ganz neues Urlaubsgefühl. Aber geht das auch im Luxusbereich? Wilma Fasola I

Man nehme einen Rucksack mit etwas Proviant und laufe los, in irgendeine Richtung, bis zum Sonnenuntergang.» Das sagt Dan Kieran. Ein Brite mit journalistischem Hintergrund und seit der Veröffentlichung seines Buches «Slow Travel» so etwas wie der Papst des langsamen Reisens. Sein Credo: Sage dem Flugzeug Ade und nutze Fuss- und Fahrradwege. Schmeisse alle Reiseführer weg und lass dich treiben. Und damit trifft er den Nerv der Zeit. Bio hier, bewusst dort, endlich wieder Natür-

Belmond

lichkeit. Ist auch nicht verkehrt, sicher sogar der richtige Weg. Aber mal ehrlich, im Urlaub mag man auf einen gewissen Komfort auch nicht verzichten. Und eine gewisse Planungssicherheit für die wenigen freien Tage im Jahr weiss man auch zu schätzen. Daher die Frage: Lässt sich Slow Travel auch mit Luxus kombinieren? Die Antwort: Ja, tut es. Auch wenn die Angebote noch nicht zahlreich sind, existieren tun sie auf jeden Fall. Beginnen wir dabei, wie vom Guru gewünscht, vor der eigenen Haustür.


TRAVEL

Langsam geht auch in der Schweiz Im Herzen der Schweiz gelegen ist der Vierwaldstättersee so etwas wie ein spektakulärer Mittelpunkt. Und zwar einer, der einladender nicht sein könnte und aus allen Regionen innerhalb weniger Stunden erreichbar ist. Am mehr als 160 Kilometer umfassenden Ufer liegen einige der schönsten Rückzugsorte der Welt. Vom Sterne-Hotel bis zum ganz privaten Luxus-Chalet ist alles buchbar. Die Slow-Travel-Idee dahinter: tagsüber wandern, fernab von Stress, Trubel, Smartphone und Erreichbarkeit. Wobei Letzteres natürlich eine private Entscheidung, aber ein wichtiger Bestandteil von Kierans Philosophie ist. Und am Abend und in der Nacht Luxus Luxus sein lassen. Inklusive exklusiver Kulinarik natürlich.

Sich Zeit für sich selber nehmen und treiben lassen heisst die Devise beim «Slow Traveln».

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Namen, die an dieser Stelle genannt werden sollten, sind das Wellnesshotel «Vitznauerhof», das Hotel «Villa Honegg» sowie die Restaurants «Focus» in Luzern und «Belvédère» in Hergiswil. Und natürlich darf das «Bürgenstock Waldhotel» nicht fehlen. Hier wartet nicht nur 5-Sterne-Komfort, sondern das gerade einmal ein Jahr Gäste empfangende Hotel bietet zudem die Möglichkeit, sich in der hauseigenen Rehabilitationsklinik wirklich einmal mit sich selber auseinanderzusetzen. Das klingt vielleicht erst einmal weniger nach Slow Travel, sondern mehr nach Arbeit. Aber grundsätzlich ist es im Sinne des Erfinders Kieran. Denn ihm geht es darum, sich während des Reisens wieder selbst zu entdecken. Und sich vor allem die dazu notwendige Zeit zu nehmen.


TRAVEL

Langsam, das ist auf der Schiene Gesetz Grundsätzlich hält der Slow-Travel-Papst ein paar Regeln für die von ihm erfundene Art des Reisens bereit: 1. Der Weg ist das Ziel und daher auf das Flugzeug verzichten und den Landweg nehmen. 2. Auf einen Reiseführer verzichten. 3. Auf den Zufall setzen und wenig Details planen. 4. Einfach direkt zuhause starten und dabei auf Rucksack und Zelt vertrauen. Letzteres ist sicher nicht ganz einfach mit Luxus zu kombinieren. Doch die ersten drei Punkte lassen sich auch exklusiv umsetzen. Dan Kieran ist zum Beispiel bekennender Lieb­ haber der Bahn. Hier bieten Luxuszüge echtes Slow-Travel-­Vergnügen auf ganz hohem Niveau. Neben den schön länger im Einsatz stehenden

«Venice Simplon-­Orient-Express» und «Eastern & Oriental-Express», die ihre Runden in Europa und Asien drehen, gibt es seit dem letzten Jahr neu den «Andean Explorer». Dieser bewegt sich mit gerade einmal 48 Stundenkilometern durch die südamerikanischen Anden von Cusco nach Arequipa. 24 Abteile, alle mit eigenem Bad und Toilette, dazu eine Bar mit Aussichtsplattform und ein Restaurant, in dem Klassiker wie regionale Köstlichkeiten auf den Teller kommen, all das gibt es schon für einige hundert Franken, je nach Reisedauer. Die Landschaft ist dabei jedoch eigentlich unbezahlbar und der Ausblick wahnsinnig. Denn bei Höhen von bis zu 4500 Metern ist diese Reise himmlisch. Natürlich wird an gewissen Orten gehalten, wie eben am Titicacasee. Und das ist nicht im Sinne Dan Kierans, der Sehenswürdigkeiten pauschal von seinem Reise­ erlebnis streicht. Aber in diesem Fall etwas, auf das man nicht verzichten sollte. Und am Ende kann man immer noch selber vor Ort eigene Wege gehen, solange sie eben in diesen Höhen sicher sind.

Langsam, das muss man erst lernen Wenn neue Trends entstehen, bleiben natürlich die Experten nicht lange still. So hat sich das Zukunftsinstitut auch schon zu einer Einschätzung des Slow Travel berufen gefühlt. Diese geht davon aus, dass es seine Wurzeln im Megatrend der Individualisierung hat. Tempo drosseln, Qualität im Fokus und Achtsamkeit als Basis. Sich Zeit für sich selber nehmen. Alleine das ist ja schon Luxus pur. Arbeitgeber, Familie, Freunde – alle saugen an der eigenen Zeit. Slow Travel ist somit eigentlich nichts anderes als abschalten, ausschalten und Leere aushalten, um erneut den lieben Herrn Kieran zu zitieren. Oder noch besser: wohnen statt übernachten. Sich einfach mal treiben lassen, fernab vom «Muss». Immer mit dem Blick auf das «Kann». Der Einschub, der an dieser Stelle von einer arbeitenden Mutter erlaubt sein darf: klingt alles sehr gut, hat aber doch mit Organisation zu tun. Denn mal ehrlich – wer läuft schon vollkommen entspannt durch die Schweizer Bergwelt oder geniesst entspannt Südamerika, wenn er zuhause das Chaos hat oder weiss, dass es dem Chef so gar nicht in den Kram passt, dass man sich nun zwei Wochen ausgeklinkt hat und nicht erreichbar ist. Slow Travel ist somit doch Arbeit. Arbeit an sich selber. Denn freimachen ist eine echte Kunst, die viele erst wieder erlernen müssen. Daher vielleicht doch erst einmal das Zelt für einen Tag ausprobieren? Oder doch ein wenig professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Langsam, Zeit für Freunde Anbieter, die beim «Slowen Traveln» unterstützen, sind zwar noch rar, aber da. Namentlich soll niemand erwähnt werden, aber ein bisschen googeln bringt da einiges zutage. Und die Anbieter überraschen dabei nicht nur mit eher unbekannten Zielen, sondern Insiderwissen und Vor-Ort-Erlebnissen, die den persönlichen Kontakt voraussetzen. Ein Suchergebnis aber sollte dennoch an dieser Stelle nicht ausgelassen werden: das «Refugium Tilliach» in Osttirol. Ein Haus, restauriert und angeboten in Selbstbetrieb. Inmitten einer Landschaft, die einem niemand erklärt, weil selbst begangen alles klar wird. Bis zu 23 Personen haben Platz in dem Chalet, sodass man auf Freunde beim Slow Travel nicht verzichten muss. Denn mal ehrlich, Entschleunigung gut und schön, Arbeit vergessen noch besser. Aber die Zeit mit guten Freunden ist das Beste, was ist, was sein kann, was sein sollte. Taufen wir daher das Ganze um und raten an dieser Stelle zum «Slow Travel by best friends».

The luxurious way of life I 55


UHREN

SOMMER 2018

WAS ZÄHLT, SIND WERTE Feine, luxuriöse Armbanduhren sind und bleiben ein Thema. Das weiss die Uhrenindustrie nur zu gut. Und sie tut alles, um den männlichen und weiblichen Wünschen gerecht zu werden. Gisbert L. Brunner

V

ielfalt wird in der Luxusuhren-Branche gross geschrieben. Die M ­ anager wissen nämlich nur zu gut, dass die Ansprüche der potenziellen Kundinnen und Kunden beständig wachsen. Das Bestreben, möglichst vielen etwas zu bieten, war während des Genfer Uhren­salons SIHH im Januar ebenso zu spüren wie beim Rundgang durch die Baselworld 2018. In der Stadt am Rhein ist die Zahl der Aussteller zwar fast um die Hälfte gesunken, der Qualität hat dieser Exodus freilich nicht geschadet. Für renommierte Aussteller wie Breitling, Hublot, Patek Philippe, Rolex, TAG Heuer oder Zenith, um an dieser Stelle nur einige zu nennen, ist diese Veranstaltung absolut unverzichtbar. Hier begegnen sie jenem Publikum, das Luxus, Qualität und den Wert namhafter traditionsreicher Marken zu schätzen weiss.

Zertifizierte Präzision 155 Exemplare wird TAG Heuer von einer neuen Ausführung der 55 Jahre alten «Carrera» fertigen. Ihr Beiname «Tête de Vipère», also «Kopf der Viper», resultiert aus der Tatsache, dass die offizielle Genauigkeitsprüfung der ganzen

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WATCHES & JEWELLERY

TAG Heuer

Uhr mit Rotoraufzug, Schaltradchronograph und Minutentourbillon beim Observatorium Besançon erfolgt. Der 16-tägige Test geht in fünf Lagen und bei drei unterschiedlichen Temperaturen über die Bühne. Die maximale tägliche Gangabweichung muss sich im Bereich zwischen minus vier und plus sechs Sekunden bewegen. Seit 2006 haben nur rund 500 Zeitmesser dieses seltene Gangzeugnis erhalten. Das Kaliber Heuer 02-T hat die Manufaktur selbst entwickelt. Auch die Fertigung der elementaren Komponenten, die Montage und Regulierung erfolgen im eigenen Haus. Schutz bis zu zehn bar Wasserdruck bietet ein 45 mm grosses, nachtblaues Keramikgehäuse. Viele neugierige Blicke gestatten die durchbrochene Gestaltung des Zifferblatts und der Sichtboden.

Akkurat gesprungen Walter Lange hielt grosse Stücke auf das 1877 für A. Lange & Söhne patentierte «Secundenwerk». Der Enkel des Firmengründers starb 2017. Ihm zu Ehren entstand die «1815 Homage to Walter Lange». Ihr Manufaktur-Handaufzugskaliber L.1924 besitzt Zeiger für Stunden, Minuten und, bei «6», auch einen für secunda diminutiva pars. Im Zifferblattzentrum gibt es ferner noch einen anhalt-, aber nicht nullstellbaren Zeiger. Nach dem Starten vollzieht er akkurate Sekundensprünge. Für die zugehörige Mechanik nahmen die Techniker Anleihen beim überlieferten Vorbild. Das aus 253 Komponenten assemblierte Uhrwerk zeichnet sich aus durch 60 Stunden Gangautonomie, handgravierten Unruhkloben sowie Schwanenhals-Feinregulierung

The luxurious way of life I 89


Parmigiani Fleurier

WATCHES & JEWELLERY

A. Lange & Söhne

für den Anker-Abfall. Zu haben sind 145 Stück in Rot-, 90 in Weiss- und 27 in Gelbgold. Wohltätigen Zwecken diente die Versteigerung eines Unikats in Edelstahl. Am 13. Mai 2018 erlöste es bei Phillips in Genf 852’500 Schweizer Franken.

Ergebnis eines Missgeschicks Die Kalender zeigten 2008, als Parmigiani Fleurier mit «Kalparisma» seine erste Kollektion mecha­ nischer Damenuhren vorstellte. Zum zehnten Jubiläum darf sich das zarte Geschlecht an der «Kalparisma Nova Galaxy» erfreuen. Ihr aussergewöhnliches Zifferblatt besteht aus Aventuringlas.

90 I PRESTIGE

Dessen Entstehungsgeschichte im 19. Jahrhundert ist einem Missgeschick im venezianischen Murano zu verdanken. Dort kippte ein Arbeiter versehentlich Kupferspäne in einen Behälter mit geschmolzenem Glas. Die glitzernden Metalleinschlüsse verfehlten ihre Wirkung nicht. In diesem Sinne bedeutet der italienische Ausdruck «a l’avventura» auch nichts anderes als «zufallsbedingt». Die roségoldene, auf 50 Stück limitierte Armbanduhr trägt am Gehäuserand 46 Top Wesselton-Diamanten von insgesamt rund 0,84 Karat. Innen tickt die Manufaktur-Automatik PF332. Zu ihren 220 Teilen gehört ein massiver Goldrotor. Zwei Federhäuser


WATCHES & JEWELLERY

Carl F. Bucherer

Handgelenk einnehmen kann. Ganz innen vollzieht die Unruh stündlich 21’600 Halbschwingungen. Das Gehäuse, erhältlich aus 18-karätigem Weissoder Rotgold, misst lediglich 46,5 Millimeter. Im Reigen aller neun «Histoire de Tourbillon»-Modelle ist es das kleinste, wozu auch der schmale Gehäuserand beiträgt. Allerdings verlangen die dreidimensionalen Bewegungen des 20,5 mm grossen Tourbillons einen Tribut an die Bauhöhe. Vorne gestattet ein stark bombiertes Saphirglas den Blick auf die zeitbewahrende Mechanik mit retrograden Zeigern für Minuten und Stunden. Letzterer bewegt sich sprunghaft vorwärts. Eine transparente Kuppel über dem Drehgang kennzeichnet schliesslich auch die Rückseite. Der Nobeljuwelier und -uhrmacher hat die Edition dieser Armbanduhr auf zwei Mal zehn Exemplare beschränkt.

Tourbillon ganz anderer Art

Harry Winston

speichern Energie für 55 Stunden Gangautonomie. Selbstredend besitzt das 37,5 x 31,2 mm grosse Gehäuse einen Sichtboden, durch den sich die feine Mechanik zeigt.

Dreidimensional gedreht Zur Kompensation der negativen Schwerkrafteinflüsse auf die Ganggenauigkeit des aus 408 Bauteilen assemblierten Handaufzugskalibers HW4504 bewegt sich das Drehgestell der «Histoire de Tourbillon 9» von Harry Winston um insgesamt drei Achsen. Somit wirkt es in praktisch allen Positionen, welche ein Zeitmesser beim Tragen am

Zum zehnten Jubiläum des hauseigenen Auto­ matikwerks mit peripher gelagerter und drehender Schwungmasse präsentiert Carl F. Bucherer das Kaliber CFB T 3000. Beim 43 mm grossen, bis drei bar wasserdichten Roségold-Newcomer treibt das Familienunternehmen sein peripheres System auf die Spitze. Aussen gelagert ist nämlich auch das Tourbillon. So scheint es im Uhrwerk zu schweben. Von vorne und hinten zeigt es sich gleichermassen gut. Möglich machen es drei seitlich positionierte Keramikkugellager. Sie halten das filigrane Gebilde sicher und bewirken zudem reibungsarme Rotationen. Anker und Ankerrad bestehen aus Silizium. Dank ausgesprochen glatter Oberfläche arbeitet das Duo nahezu reibungsfrei, was nicht unwesentlich zu den 65 Stunden Gang­ autonomie beiträgt. Amtlicher Beleg für ­tadellose Funktion und präzisen Gang ist das offizielle COSC-­Chronometerzeugnis, welches jedes «Manero Tourbillon Double Peripheral» vor der Lieferung erworben hat. Den für die Prüfung obligatorischen Sekundenzeiger hat Carl F. Bucherer ins Drehgestell des Minutentourbillons integriert.

Gelobt sei, was hässlichen Kratzern widersteht Keramik ist leicht, antiallergisch und vor allem kratzfest. Letzteres Merkmal verspricht lange anhaltende Attraktivität. Vorsicht sollten die künftigen Besitzerinnen und Besitzer einer Girard-Perregaux «Laureato Skeleton Ceramic» dennoch walten lassen. Ein Sturz auf den Steinboden kann dem Gehäuse Schaden zufügen. Die inneren Werte bestehen in der durchbrochen ausgeführten Manufaktur-Automatik GP01800-0006. Sie baut

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4,16 mm hoch und besitzt einen Durchmesser von 30,6 mm. Für ein Exemplar dieses Uhrwerks mit vier Hertz Unruhfrequenz benötigen die Uhrmacher 173 Komponenten. Nach Vollaufzug durch den skelettierten Goldrotor stehen rund 54 Stunden Gangautonomie zur Verfügung. Dank Saphirgläsern vorne und hinten bietet die 42 mm grosse, bis zehn bar wasserdichte Schale besten Durchblick. Aus Keramik besteht natürlich auch das Gliederband.

Das zweischichtige Ensemble fügen erfahrene Uhrmacher aus 293 Komponenten zusammen. Aus kratzfester Ke­ramik besteht das schwarze Outfit des genauigkeitszertifizierten «Defy El Primero». Zenith verwendet den Werkstoff für die 44 mm grosse, bis zehn bar wasserdichte Schale und auch das Gliederband.

Tickendes aus dem Jouxtal Für Audemars Piguet verkörpert das «Royal Oak Concept Flying Tourbillon GMT» wegen des nur rückwärtig gelagerten Drehgangs eine Premiere. Dieser Kunstgriff gestattet uneingeschränkte Blicke auf den feinen Käfig, in dem Uhrmacher das Hemmungs- und Schwingsystem montieren. Letzteres vollzieht stündlich 21’600 Halbschwingungen. Und das nach Vollaufzug stolze 237 Stunden lang. Während dieser Zeitspanne leitet das Räderwerk eine konstante Kraft an das Tourbillon weiter. Weil das Aufziehen nach knapp zehn Tagen durchaus in Vergessenheit geraten könnte, gibt es eine Gang­reserveanzeige. Zu den Merkmalen des Handaufzugskalibers 2954 gehören auch ein Zeitzonen-­ Dispositiv sowie eine Indikation der gewählten Kronenfunktion. «N» besagt neutral, «R» steht für «remontage» oder Aufziehen und «H» meint «mise à l’heure», was Zeigerstellen bedeutet. Für den Glasrand der Titanschale mit 44 Millimeter Durchmesser verwendet Audemars Piguet kratzfeste Keramik.

Nicht nur für Schiedsrichter Hublot liebt Fussball. Deshalb sponsert das Unternehmen 2018 bereits zum dritten Mal die Weltmeisterschaft. Als Ausrichter wünschte sich die FIFA für ihre Schiedsrichter eine besondere Smartwatch. Sie gestattet die Nutzung von Videoassistenz während des Spiels. Das können die frei verkäuflichen Versionen der «Big Bang Referee 2018 World Cup Russia» natürlich nicht. Aber neben den üblichen smarten Funktionen besitzen die insgesamt 2018 Exemplare eine ganze Reihe fussballbezogener Fähigkeiten. Sie vib­ rieren unverzüglich bei jedem Tor und zeigen u. a. Spielstand, Namen der Torschützen, das Auswechseln von Spielern, die Spielzeit sowie die Gelben und Roten Karten an. Wahlmöglichkeit besteht zwischen ganz unterschiedlichen Zifferblättern, darunter auch solche mit den Flaggen der teilnehmenden Länder. Das patentierte «One Click»-System gestattet Bandwechsel im Handumdrehen. Zum Verbinden mit dem Smartphone verlangt das 49 mm grosse Lux­us­objekt mit Titangehäuse und Amoled-Display nach Android 4.4+ oder iOS 9+. An Sensoren stehen Beschleunigungsmesser, Gyroskop und Neigungsdetektor zur Verfügung. Mikrofon, Vibration, Haptikmotor, GPS, Bluetooth und WLAN sind ebenfalls an Bord.

Reisen leicht gemacht Tudor zeigte in Basel die «Black Bay GMT». Ihre Entwickler haben sich gründlich damit beschäftigt, welche Funktionen eine Reise-Armbanduhr benötigt. Neben den Zeigern für Sekunden und Minuten sind das auch gleich zwei für die Stunden. Jener zur Indikation der Heimat- oder Referenzzeit rotiert in 24 Stunden einmal um seine Achse. Mit Hilfe der Krone stellt man ihn vor der Abreise auf die Heimatzeit. Das ist zunächst auch beim unabhängig handhabbaren Zeiger für die Lokalzeit-­ Stunden der Fall. Bei Reisen in östlicher Richtung lässt er sich per Kronendrehung vor-, wenn man westwärts fliegt dagegen rückwärts bewegen. Das Fensterdatum folgt auf dem Fusse. Derartige ­Manufaktur-Mechanik findet in der 42 Millimeter grossen, bis 20 bar wasserdichten Edelstahl-Armbanduhr Platz. Hierfür wurde das hauseigene Kaliber MT 5612 mit Rotoraufzug und rund 70 Stunden Gangautonomie von den Technikern zum multifunktionalen MT 5652 weiterentwickelt. Vor

Tempo-Stopper aus Le Locle Tempo im wahrsten Wortsinn macht diese neue Zenith. Ihr Automatikkaliber 9004 verfügt über gleich zwei Unruhen und natürlich auch Spiralen. Der für die Uhrzeit zuständige Gangregler oszilliert mit fünf Hertz. Und das bei voll gespanntem Federspeicher ca. 50 Stunden am Stück. Zehnmal so schnell, nämlich mit 50 Hertz, geht das kleinere Pendant ans Werk. Auf diese Weise vermag der durch Drücker bei «2» und «4» angesteuerte Mechanik-Level auf die Hundertstelsekunde genau zu stoppen. Der zugehörige Totalisator reicht bis 30 Minuten. Weil Hochgeschwindigkeit an den Kräften zehrt, beträgt die Gangautonomie hier lediglich 50 Minuten. Über den aktuellen Energievorrat informiert eine Gangreserveanzeige bei «12». Wenn es knapp wird, sorgen einige Kronendrehungen für Nachschub. Ein patentiertes, auf den Gangregler einwirkendes Start- / Brems-System macht die übliche Kupplung entbehrlich.

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Girard-Perregaux


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Audemars Piguet

Zenith

Hublot

Tudor

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dem Einschalen muss es die amtliche Chronometerprüfung bei der COSC bestehen. Nostalgisches Flair strahlt die in beiden Richtungen verstellbare Aluminium-Drehlünette aus.

Zum Jubiläum natürlich ein Chronograph Minerva ist bekannt für seine Chronographen. Seit 2006 gehört die 160 Jahre alte Marke zu Montblanc. Im Jubiläumsmodell findet das 1920 vorgestellte Monopusher-Kaliber 13.21 Verwendung. Wie der Name «1858 Monopusher Chronograph Limited Edition 100» wissen lässt, ist die Edition auf nur 100 Exemplare beschränkt. Die nach allen Regeln der Handwerkskunst finissierte Mechanik tickt mit moderaten 2,5 Hertz in einem 40 mm grossen Stahlgehäuse. Das gesamte Design dieser Armbanduhr erinnert an klassische

Vorbilder aus den 1930er-Jahren, als Minerva unter anderem Militärs, Sportler und auch Automobilisten mit Uhren ausstattete. Ein grünes Zifferblatt im Fumé-Stil lenkt die Blicke zusätzlich aufs Handgelenk. Zur optimalen Ablesbarkeit verfügen Zifferblatt und Zeiger über Super-LumiNova-­ Leucht­ ausstattung. Die Tachymeterskala rund ums Zifferblatt hilft beim Ermitteln von Durchschnittsgeschwindigkeiten über einen Kilometer hinweg. Mechanik-Voyeure lässt der Saphirglas-Sichtboden auf ihre Kosten kommen. Vor dem Verlassen der Produktionsstätte im Westschweizer Jura muss jeder Stopper lange 500 Stunden auf den Prüfstand.

Nahezu unübersehbar am Handgelenk Den gewohnten Rechenschieber besitzt der markante «Navitimer Super 8» von Breitling nicht. Seine Erscheinung geht zurück auf ein Stoppuhren-­

Breitling

Montblanc

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Design der 1938 gegründeten Abteilung «Huit Aviation». Bei der Neuinterpretation handelt es sich um einen 50 mm grossen Zeitmesser mit Titangehäuse und Drehlünette. Der dort angebrachte Merkpfeil unterstützt beim Umgang mit kurzen Zeitintervallen, indem man ihn in entsprechendem Abstand vor oder nach einem der Leuchtzeiger positioniert. Aus einer Kooperation mit Tudor resultiert das Kaliber B20 mit beidseitig wirkendem Rotor-­ Selbstaufzug und rund 70 Stunden Gangautonomie. Die Präzision der mit vier Hertz tickenden Mechanik bestätigt ein amtliches Zeugnis der Schweizer Chronometerkontrolle COSC. Beim Umgang mit dem nassen Element ist etwas Vorsicht geboten. Die Wasserdichte reicht lediglich bis drei bar Druck. Zu den Ausstattungsmerkmalen gehören Super-LumiNova-Leuchtausstattung und ein sogenanntes NATO-Strap.

Definitiv keine Luftnummer Fliegeruhren gibt es bei IWC seit den 1930er-­ Jahren. Als Kultobjekt kann die 1948 lancierte «Mark XI» gelten. Hier schützt ein Weicheisen-­ Innengehäuse das tickende Innenleben vor schädlichen Magnetfeldeinflüssen. Genau das ist auch bei dem mittlerweile ebenfalls legendären Flieger-­ Chronographen von 1994 der Fall. Sein Stahlgehäuse mit für damalige Verhältnisse völlig normalen 39 mm Durchmesser schützt ein Automatikwerk mit Stoppfunktion, 30-Minuten- und 12-Stunden-­ Zähler. Als Basis dient der Traditionsmanufaktur, die 2018 ihren 150. Geburtstag zelebriert, das bewährte Valjoux 7750. Dieses Uhrwerk, von IWC 79320 getauft, kommt nun auch in einer Re-­Edition dieser multifunktionalen Armbanduhr zum Einsatz. Weil seine Unruh stündlich 28’800 Halbschwingungen vollzieht, stoppt sie Zeitintervalle auf die Achtelsekunde genau. Dem Zeiten-Wandel folgend, ist die stählerne Schale bei der aktuellen Retroversion auf 43 mm gewachsen. Ansonsten hat sich an der Optik nichts geändert. Auf einen Sichtboden muss man wegen des inhärenten Magnetfeldschutzes wohl oder übel verzichten.

IWC

Die chronometrische Leichtigkeit des Seins

Rado

Der neuen «HyperChrome Ultra Light Limited ­Edition» von Rado sieht man das Gewicht von ­lediglich 56 Gramm nicht an. Möglich macht’s ultraleichte Hightech-Siliziumnitrid-Keramik. Ungeachtet der Leichtigkeit des chronometrischen Seins ist die Oberfläche deutlich härter und damit auch kratzfester als diejenige konventioneller Keramikmodelle. Die seitlichen Inlays bestehen aus gehärtetem Titan. Besonders ins Auge sticht die bronzefarbene Ausführung mit ihrem braunen Lederband im Vintagelook. Auf ein Automatikwerk, in diesem Fall das Kaliber A31.L02 mit 64 Stunden Gangautonomie, weist ein bewegliches Ankersymbol im Zifferblatt mit Super-LumiNova-Indexen hin. Exklusiv für Rado fertigt Eta die Brücken aus schwarz eloxiertem Aluminium. Die gleiche Farbe besitzt der Rotor hinter dem Titannitrid-Gehäuseboden mit Saphirglaseinsatz. Dem nassen Element widersteht die Monobloc-Schale mit 43 mm Durchmesser bis zu zehn bar Druck. Eine Bodengravur weist darauf hin, dass es von dieser Armbanduhr genau 500 Exemplare geben wird.

Für eine kleine Ewigkeit gemacht Mit der neuen Weissgold-Referenz 5740 / 1G-001 präsentiert Patek Philippe eine weitere komplizierte Seite des Erfolgsmodells «Nautilus». Das

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mechanische «Sandwich» im Gehäuseinneren besteht einmal aus dem ultraflachen Automatikkaliber 240 mit massivgoldenem Mikrorotor. Dieses bewährte Uhrwerk steuert ein vorderseitig montiertes Kalendarium an. Selbiges verlangt – rein theoretisch zumindest – erst Ende Februar 2100 nach manueller Korrektur. Der gesamte Mikrokosmos baut lediglich 3,88 mm hoch. Deswegen trägt diese «Grande Complication»-Nautilus am Handgelenk auch nur 8,32 Millimeter auf. Im breiten Spektrum der Patek-Philippe-Armbanduhren mit dieser hilfreichen Zusatzfunktion kann die 40 mm grosse Nautilus mit Fug und Recht als flachste gelten. Neben der Uhrzeit werden Datum, Wochentag, Monat und Schaltjahreszyklus angezeigt. Das Einstellen des Kalendariums erleichtert eine 24-Stunden-­Indikation. Ewigkeitscharakter besitzt auch die Darstellung der Mondphasen. Erst nach 122 Jahren weicht sie um einen Tag von der astronomischen Norm ab.

Pepsi-Look in Stahl Wer diese neue Armbanduhr sein Eigen nennen möchte, wird sich gedulden müssen. Die Wartelisten sind nämlich lang für die Rolex «GMT-Master II» BLRO mit 40 Millimeter grossem Stahlgehäuse sowie kratzfester «Cerachrom»-Lünette

im blau-roten «Pepsi»-Stil. Ihr Automatikkaliber 3285 mit vier Hertz Unruhfrequenz, beidseitig wirkendem Rotoraufzug, 70 Stunden Gangautonomie sowie Datums- und Wochentagsanzeige schützen nicht weniger als 14 Patente. Unter anderem beziehen sie sich auf die hoch effiziente «Chronergy»-Hemmung mit nur 1,25 mm breiten Ankerpaletten und 15 % höherem Wirkungsgrad. Anker und Ankerrad fertigen die Genfer im LiGA-Verfahren aus paramagnetischen Nickel-Werkstoffen. Funktionalität rund um den Globus bietet ein unabhängig verstellbarer 12-Stunden-Zeiger, dem das Fensterdatum beim Zeitzonen-Wechsel folgt, während Minuten- und 24-Stunden-Zeiger in ihrer jeweiligen Position verharren. Rolex garantiert für jeden dieser Chronometer mit «Jubilee»-Armband eine maximale tägliche Gangabweichung zwischen minus und plus zwei Sekunden. Und das fünf Jahre lang.

Rolex

Patek Philippe

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RADO

«Rado HyperChrome Chronograph» aus Bronze und High-Tech-Keramik ist eine sportlich-elegante Herrenuhr für jede Gelegenheit. Der 45 mm grosse automatische Chronograph aus kratzfester High-Tech-Keramik verfügt über ein Armband aus braunem Vintage-Leder.

time

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IT’S

Was fü r d ie Da me das Gesch meide, ist fü r den Herrn sei ne U h r. BY

ANONIMO

«Epurato» in kaiserlichem Grün: Uhr im Retro-Stil der 70er Jahre mit einem Bronzegehäuse, das mit der Zeit eine Patina ent­ wickelt. Geschwungenes, kissenförmiges Design mit geriffelter Lünette und einem dunkelgrünen Armband aus Naturfaser, das in Italien handgefertigt wird.

PARMIGIANI FLEURIER

BREITLING

Die «Superocean Héritage II B20 Automatic 42» ist eine Hommage an das legendäre Modell von 1957 und der perfekte Partner für Abenteuer. Mit ultraharter, kratzfester High-Tech-Keramik-Lünette. Das Gehäuse aus Stahl und Gold ist wasserdicht bis 200 m und hat einen Durchmesser von 42 mm.

Parmigiani Fleurier folgt dem glanzvollen Beispiel des Automobilherstellers Bugatti und bietet die «Bugatti Type 390» mit personalisierbarer Ausstattung an. Gehäuse aus Weissgold und schwarzem Carbon, rotes Alcantara-Armband und 80 Stunden Gangreserve.

ROLEX

HARRY WINSTON

«Midnight Dog Automatic 42mm»: Harry Winston feiert das chinesische Jahr des Hundes mit einem Chow-Chow, der durch die raffinierte Kunst der Perl­ mutteinlegearbeiten auf dem Zifferblatt zu sehen ist. Das limitierte Herrenmodell aus der «Midnight Collection» verfügt bei 12 Uhr über einen Diamanten im Smaragdschliff (total ca. 0,09 ct.). Gehäuse aus 18 Karat Roségold, Armband aus Alligatorleder.

«GMT-Master II» aus 18 Karat Everose-Gold. Zweifarbige Cerachrom-Zahlenscheibe mit 24-Stunden-Graduierung aus brauner – neuer Farbton – und schwarzer Keramik. Die Bezeichnung «GMT-Master II» erscheint auf dem schwarz lackierten Zifferblatt in Puder­ rosa. Durchmesser 40 mm, Kaliber 3285, Gangreserve circa 70 Stunden.

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DRIVE STYLE

DAS AUTO. PUNKT.

1957 Cadillac Eldorado Biarritz

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Einige sprechen vom Inbegriff Amerikas, für andere ist er einfach die schönste mobile Heckflosse der Welt. Fakt ist: Wohl kein anderes Auto hat mehr Rock ’n’ Roll im Tank als der Cadillac.

Z

Wilma Fasola I

RM Sotheby’s

ugegeben, er sieht auch heute noch ganz gut aus. Doch mit den Modellen aus den 1950er und 1960er Jahren hat der Cadillac der Neuzeit nicht mehr viel gemein. Schade, denn die oft in auffälligen Farben lackierten strassentauglichen Schiffe sind echte Hingucker. Besonders die markante Heckflosse sticht ins Auge, und so verkörpert auch kein Wagen mehr den amerikanischen Traum wie der Cadillac. Dass der Wagen parallel zum Sinnbild des Rock ’n’ Roll wurde, ist dabei sicher Elvis zu verdanken. Sein pinker Cadillac Fleetwood aus dem Jahr 1955 ist und bleibt unvergessen. Vor allem auch, weil es ein Geschenk an seine Mama war. Auf der anderen Seite sorgt auch jeder andere historische Cadillac für gute Laune. Und dabei war das Unternehmen im Grunde schon zweimal pleite.

Vor dem Erfolg kommt das Scheitern Wir schreiben das Jahr 1899. Henry Ford gründet die Detroit Automobile Company und fährt das Unternehmen bereits zwei Jahre später an die Wand. Auch eine Umbenennung in Henry Ford Company macht das Projekt nicht erfolgreicher, und der Gründer wird im hohen Bogen aus dem Geschäft katapultiert. Doch aufgeben kommt für Henry F. nicht infrage, und er nimmt mit der Ford Motor Company einen dritten Versuch in Angriff. Warum es diesmal klappt, bleibt bis heute offen. Und warum es bis heute gut funktioniert, liegt sicher an den soliden Modellen des Konzerns. Parallel hat Henry Ford dafür gesorgt, dass Detroit zu der Autostadt überhaupt wurde. Wobei man fairerweise erwähnen muss, dass das nicht bis ins Heute Bestand hatte. Doch darum geht es an dieser Stelle nicht. Vielmehr befassen wir uns mit Henry Fords zweitem Versuch. Nach seinem Abflug übernahm Namenszwilling Henry Martyn Leland die Henry Ford Company. Erste Amtshandlung des neuen Chefs: die Umbenennung in Cadillac. Damit huldigte er Antoine Laumet de la Mothe, der Anfang des 18. Jahrhunderts die Stadt Detroit gründete und ein bisschen eigensinnig seinem Namen, basierend auf seinem Heimatdorf, den Zusatz «Monsieur aus Cadillac» anhängt hatte. Und unter Leland wurde Cadillac zu dem US-Automobil-Star überhaupt. Dass er später mit der Gründung der Marke Lincoln seinen heute stärksten Konkurrenten ins Leben rief, konnte er ja nicht ahnen.

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DRIVE STYLE

Es braucht neue Wege für den Erfolg Aber erst einmal zurück in die Vorkriegsjahre. Wer ein Unternehmen übernimmt, das kurz vor dem Bankrott steht, muss erst einmal Gelder zusammenbringen. Doch Engpässe bei der Produktion und fehlende Qualität machten Cadillac nicht wirklich zu einer attraktiven Marke. Das Model D, 1905 auf den Markt gebracht, brachte zudem keinen Fortschritt. Der Vierzylinder war ein Rohrkrepierer. Die Entwickler mussten nachsitzen und investierten in einen zweiten Entwurf, den sie Cadillac Thirty

1934 Cadillac Sixteen Custom Roadster

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tauften. Im August 1908 lanciert und mit Inno­ vationen im Produktionsprozess einhergehend, steigerte das Modell Menge und Qualität. Viel wichtiger aber war, dass man den Verkaufspreis um 50 Prozent senken und den 30er für 1400 Dollar an Mann und Frau bringen konnte. Der zusätzlich eingebaute elektrische Anlasser machte den Thirty noch attraktiver, und bis 1914 wurden 65’000 Wagen abgesetzt. Man sah Licht am Ende des Tunnels und nutzte den positiven Antrieb, um am Ball zu bleiben.


DRIVE STYLE

1960 Cadillac Eldorado

Der Erfolg blieb dabei natürlich auch nicht den Führenden der Branche verborgen. Wobei wir in diesem Fall konkret von William Durant sprechen. Der gute Mann war ein Schlitzohr mit einer Antenne für zukünftig treffsichere Geheimwaffen. Schon 1904 hatte er sich die Marke Buick einverleibt. Weiter folgten Olds, Oakland und weitere Zulieferer. Das Ganze bündelte er unter dem Titel «General Motors» und profitierte dabei vom Knowhow, das die gekauften Firmen mitbrachten. Klar, dass Cadillac ebenfalls in sein Radar und nach

einigen Verhandlungen auch in seinen Besitz geriet. Die gezahlte Summe wird dabei irgendwo zwischen 4,5 und 5,6 Millionen US-Dollar angeordnet, der gezahlte Preis ist bis heute ein Geheimnis. Kurz darauf versuchte sich Cadillac in der Disziplin «Achtzylinder» und verbaute den starken Motor damit als erster Konzern in Form einer Grossserie. Aus 5,1 Liter Hubraum konnten so 70 PS gewonnen werden, was bis zum Jahr 1924 sogar auf 83 PS gesteigert wurde. Überzeugend war dabei vor allem die Laufruhe des Wagens, und am Ende setzte Cadillac 200’000 Achtzylinder ab. Nicht wenige Exemplare wurden dabei vom Militär im Weltkrieg genutzt. Etwas, was sowohl William Durant wie auch Henry Ford nicht ins persönliche Bild passte. Und für Henry Leland war es regelrecht Vaterlandsverrat. Daher nahm er Sohn und Know-how, setzte sich ab und gründete ein neues Unternehmen: die Lincoln Motor Company. Zunächst erfolgreich, ging aber auch die im Jahr 1922 an Henry Ford über. Und der heute stärkste Marken-Konkurrent zu Cadillac fand ein sicheres Zuhause.

Provokation muss sein, um zu bleiben Situationen und Empfindlichkeiten zum Trotz haute Cadillac in den kommenden Jahren echte Knaller raus. So war der V16 eine echte Provokation. Aber eine, die funktionierte. Dass einen der Wagen um 6000 bis 10’000 Dollar erleichterte und rund 30 Liter pro hundert Kilometer gebraucht wurden, war Nebensache. Haben-wollen, so lautete die Devise. Und kaum war der Krieg vorbei, folgte die nächste Herausforderung in Richtung Mitkonkurrenten. Denn die heute so geliebte und bekannte Heckflosse hat ihren Ursprung im Lockheed P38, einem Kampfflugzeug. Dennoch fand das Modell reissenden Absatz. Etwas, was auch nach dem Krieg weiterging und darin gipfelte, dass man dem Präsidenten einen fahrbaren Untersatz lieferte und erstmals Lincoln als den Konkurrenten überhaupt wahrnahm. Das Prinzip «Wenn nicht ich, dann du.» gilt dabei übrigens bis heute. So nutzte Roosevelt beide Marken. Truman und Eisenhower entschieden sich einstimmig für Cadillac. Kennedy, Nixon, Ford, Carter und der Bush Senior aber liebten den Lincoln. Bush Junior, Clinton und Obama bevorzugten jedoch wieder Cadillac. Und der Trump. Ja der Frisurenpapst wartet aktuell immer noch auf seine eigene Cadillac-Version, die irgendwie nicht fertig wird. Bis dahin fährt er den als «Cadillac Number One» oder auch «The Beast» bekannten Wagen von Obama auf. Und der wird auch bei Staats­ besuchen eingeflogen.

Alt ist beim Cadillac ein Kaufgrund Die Marke Cadillac im 21. Jahrhundert bietet wie mittlerweile alle Unternehmen vom Coupé, über die Limousine bis hin zum Crossover und SUV alles an. Anders geht es auch gar nicht mehr. Das markante Design und Dinge wie die Heckflosse sind leider auf der Strecke geblieben. Ein Fakt, der eine Zeitreise in die Vergangenheit besonders wertvoll macht. Und der für den Kauf eines Oldies spricht. Durchschnittlich will man rund 30’000 Franken für einen Oldie, für rare Exemplare werden aber durchaus auch Preise im hohen sechsstelligen Bereich verlangt. Und je nach Zustand und der Einwilligung, selber Hand anzulegen, gibt es den amerikanischen Traum auch schon für wenige tausend Franken. Daher: einfach mal drüber nachdenken. Denn ­einen gutaussehenden Begleiter kann jeder gebrauchen. Vor allem einen, der Geschichten erzählt. Und keine US-Marke tut das mehr als Cadillac. Punkt. Punkt. Punkt.

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WUSSTEN

SIE …?

Trag es bewusst – Statement-T-Shirts

An ihnen kommt in unseren Tagen niemand vorbei: Slogan- und Statement-T-Shirts. Von Mailand bis New York, von Céline bis Versace und Off-White. «Mach ein Statement und zeig deine Haltung» heisst die Devise auch in diesem Sommer! Gerne aktuell auch sozialkritisch und politisch statt urkomisch. Die Geschichte der zur Schau getragenen Meinungen und Forderungen geht auf die sogenannten «Suffragetten» zurück, also die­ jenigen Frauen, die zum Beginn des 20. Jahrhunderts in Grossbritannien und den Vereinigten Staaten für das Frauenwahlrecht kämpften und ihre Anliegen auf Schürzen geschrieben in die Welt trugen.

Trag es kurz – Bermuda-Shorts

© Marcello Arena for Thom Browne

Sie sind wieder da – die Kitten Heels. Gesehen bei Prada oder auch Christopher Kane im neu interpretierten Rockabilly-Stil und weit ab von einstiger Spiessigkeit. Der kurze Absatz mit einer Höhe zwischen drei und fünf Zenti­ metern ist ein Klassiker, der immer wieder eine Renaissance erlebt. Seinen Ursprung hat der Schuh, der in den 1960er Jahren von Grössen wie Audrey Hepburn oder Jackie Kennedy getragen wurde, in den 1950ern. Erfunden wurde «die kleine Schwester der High Heels» – für junge Mädchen um die 13 Jahre, da ein höherer Absatz als unziemlich gegolten hätte. Gleichermassen bezeichneten die Schuhe mit den legendären Absätzen den Übergangsschuh für die später folgenden High Heels. Die Plateau-Schuhe der 1970er Jahre verwiesen die Kitten Heels zeitweise vollständig vom Platz, doch in den 1980er Jahren feierten sie ihr Comeback in allen erdenklichen schrillen Farben der Dekade.

© Dior

Trag es wieder – Kitten Heels

Sie sind der Klassiker schlechthin – auch in diesem Sommer: die Bermuda-Shorts für den Herrn. Wurden sie lange vorzugsweise als Freizeithose mit T-Shirt kombiniert, machen sie, zusammen mit klassischem Hemd und Jackett getragen, mittlerweile auch in der Geschäftswelt eine Gattung – zumindest in der kreativen Branche und einem Trägeralter von unter 45 Jahren. Die Original-Bermuda, so besagt es die Geschichte, hört exakt fünf Zentimeter über dem Knie auf. Der Name der Hose ist bekannterweise den Bermuda-Inseln entlehnt, wo die britische Navy Ende des 19. Jahrhunderts stationiert war und die langen Uniformhosen an die heissen klimatischen Bedingungen angepasst wurden.

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LIVING

© Patrice Schreyer

«Es war wie ein Traum, denn auf der Liste der vorherigen Gewinner gibt es Leute wie Axel Vervoordt, den ich sehr bewundere. Mit ihm auf einer Liste zu stehen, erscheint mir unwirklich.» – Jorge Cañete –


TUE GUTES

&

REDE DARÜBER

«

Es gibt Experten, die aus Angst, vom Schüler überholt zu werden, einfach auf ihrem Wissen sitzen bleiben. Ganz anders ist Jorge Cañete. Der Schweizer Innendesigner ist nicht nur ein Meister seines Fachs, sondern auch ein grandioser Lehrer. Wilma Fasola I

Jorge Cañete

Es gibt keinen Zufall, es gibt nur Verabredungen.» Das hat einst Paul Éluard gesagt und damit ohne Wissen ein Lebensmotto geschaffen, dem Jorge Cañete sein Leben verschrieben hat. Der Schweizer gehört nicht nur innerhalb der eidgenössischen Grenzen zu den grössten Innenarchitekten überhaupt, sondern ist weltweit ein Begriff. Einer, vor dem man beeindruckt den Kopf neigt. Aber auch nur, um schnell wieder aufzuschauen, um ja kein Wort des im Jahr 1970 in Genf Geborenen zu verpassen. Denn wie eingangs beschrieben ist er ein Freund von Begegnungen, ein Mensch, der den Kontakt liebt und aktiv sucht. Aktuell hat er in Zürich ein zweites Studio eröffnet, das ebenso wie das Headquarter in der kleinen waadtländischen Gemeinde Concise Workshops mit dem Meister anbietet.

Ein Mann mit einem Schloss Jorge Cañete ist Schlossbesitzer, einer der besten Innenarchitekten der Welt, und neun Mal in Folge sind die Beiträge seines Studios «Interior Design Philosophie» in der «Interior Design Review» erschienen. Passend zu seinem Wohnsitz ein Ritterschlag und keine Selbstverständlichkeit. Wobei Jorge Cañete in diesem Punkt vor allem die Kunden in den Fokus rücken möchte, die eben interessante Projekte möglich machen. Dennoch erinnert er sich bis heute gerne und oft an den Anruf von Andrew Martin. Der Mann hinter

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Für das Design im «Feather Castle» erhielt Jorge Cañete von der International Interior Design Association den «Global Excellence Award».

dem jedes Jahr erscheinenden dicken Wälzer namens «Interior Design Review», der nur den ­ besten Innen-Designern und -Architekten Platz einräumt, kürte seine Arbeit zum «Best Interior Design of the year». Seine Reaktion: «Es war wie ein Traum, denn auf der Liste der vorherigen Gewinner gibt es Leute wie Axel Vervoordt, den ich sehr bewundere. Mit ihm auf einer Liste zu stehen, erscheint mir unwirklich.» Auf der anderen Seite ist er froh, dass die Schweiz, die ja eher ein kleines Land ist, einen Vertreter auf dieser Liste stellt. Selbstloser geht wohl kaum.

Ein Mann mit eigenem Studio Das Thema Innenarchitektur ist im Leben von Jorge Cañete zudem keine Laune der Natur, son-

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dern vielmehr eine Eingebung in jungen Jahren. Platt ausgedrückt darf man an dieser Stelle sogar behaupten, es ist vererbt. «Mein Vater ist Architekt, und wir haben oft den Wohnort gewechselt. Der Fokus lag dabei immer auf der Luxusindustrie, für mich aber bedeutete es, regelmässig eine neue Lebenswelt einrichten zu müssen», so der Architekt. Er kündigte seinen Job, schrieb sich zum Studium in London ein, arbeitete danach in verschiedenen Studios in Rom sowie Genf und machte dann 2005 sein eigenes Ding. Die Motivation zu diesem Schritt lieferten die Kunden selbst. «Es war die positive Antwort meiner Kunden auf meine Arbeitsweise und meinen Stil. Ich mag immer eine Geschichte erzählen, will das Haus ihrer Träume bauen, basierend auf ihren Emotionen.»


LIVING

Im Korridor des Schlosses fügen sich Moderne und Antike zu einem perfekten Duett zusammen.

Ein Mann mit vielen Ideen Den normalen Arbeitstag kann er für sich so übrigens gar nicht definieren. «Jeder Tag ist anders und kann ziemlich chaotisch sein», so seine Worte. «Jedes Projekt entwickelt sich täglich weiter. Konzepte werden geändert, Farben und Formen angepasst. Gespräche mit Kunden und sicher auch die Ausarbeitung von Budgets.» Dazu ist er im Zuge der Designprojekte des Studios auch an der Entwicklung von Produkten beteiligt, die für ihn alle stets «poetisch & erzählend» sein müssen. Unter anderem sind so schon Teppiche und Duftkerzen entstanden. Ende des Jahres sollen dann die «philosophischen Spiegel» Premiere feiern. Parallel hält Jorge Cañete enge Kontakte zur Kunstszene. «Seit 2009 laden wir als Studio zeit-

genössische Künstler ein, denen wir stets aussergewöhnliche Orte als Ausstellungsfläche vorschlagen», erklärt der Innenarchitekt. «Aktuell sind wir in der Vorbereitung für eine Einzelausstellung, die in einem Kreuzgang in einer Kartause aus dem Jahr 1317 stattfinden soll.»

Ein Mann mit eigener Philosophie Die Inspiration zu seinen Projekten liegt oftmals sehr nahe. Dazu er selber: «Inspiration kann alles sein: ein Film, ein Buch, die Natur, ein Künstler und seine Kunstwerke. Musik ist aber auch sehr wichtig. Im Grund daher alles, was lebhafte Emotionen hervorruft.» Kern jeder von ihm geschaffenen Einrichtung ist aber der unbedingte Wille, die Emotionen der Kunden in ihren eigenen vier Wänden

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Oftmals sind es die kleinen Dinge, die etwas besonders machen. Wie hier ein einfaches Band, das wegen seiner Schlichtheit zum Highlight wird.


LIVING

zu materialisieren. Dafür hat er eine eigene Methode und Philosophie geschaffen. Sie hilft ihm, ultra-­ personelle Projekte zu kreieren, die von drei wesentlichen Elementen inspiriert sind: der Umgebung, dem Ort an sich und der Persönlichkeit des Kunden. «Durch die Kombination dieser drei Inspirationsquellen ist das Ergebnis jedes Mal einzigartig und stimmig», so er selbst.

Ein Mann mit einer Mission Und genau diese Philosophie ist es, die er in seinen zweitägigen Workshops an die wissbegierigen Teilnehmer weitergibt. Und das schon seit zehn Jahren. Anlässlich des Jubiläums 2017 ist dazu sogar ein Buch erschienen («Il était une fois… ma maison», Editions Favre). Inhaltlich geht es in dem Workshop um die beschriebenen drei relevanten Elemente, denen Jorge Cañete gemeinsam mit seinen Schülern auf den Grund geht. Immer mit dem Ziel, dass jeder Teilnehmer am Ende des Kurses sein eigenes Projekt alleine umsetzen kann. Denn dem Innenarchitekten geht es in keinem Fall darum, mit seinem Angebot potenzielle Kunden zu locken. Er wünscht sich eine schöne, eine zu jedem passende Welt. Daher ist es für ihn das Schönste, wenn Menschen lernen, sich diese ganz individuell zu gestalten.

Ein Mann mit Wachstumsplänen Bislang fanden die Kurse dabei ausschliesslich in französischer und englischer Sprache und auch nur in der Westschweiz statt. Mit dem neuen Studio in Zürich wird sich das aber nun ändern. Grundlage bildete dabei wie so oft im Leben von Jorge Cañete eine Begegnung. Vor gut zwei Jahren traf er zwei Designer, die ihn zu einem Vortrag an das GIBZ (Gewerblich-industrielles Bildungszentrum Zug) einluden. «Nach der Diskussion mit ihnen nahm die Idee zu einem Studio in Zürich immer mehr Raum in meinen Gedanken ein», erinnert er sich. «Das Team wurde aufgebaut, und ein neues Kapitel des Studios konnte beginnen.» Durchgeführt werden die Kurse dabei von einer engen Vertrauten von Jorge Cañete. Der Genfer mit katalanischen und andalusischen Wurzeln spricht nämlich hervor­ ra­ gend Englisch, Französisch und Italienisch, Deutsch aber gehört eben nicht dazu. Daher legt er die Verantwortung für die Weitergabe seiner persönlichen Philosophie in die Hände von Alba Brandenberger-­ Nereo, die mit Lovely Living ein eigenes kleines, feines Designstudio besitzt.

Ein Mann mit einem Traumjob

Mit wenigen Elementen schafft es Jorge Cañete, an jedem Ort Geschichten zu erzählen.

Gefragt nach einem Traumobjekt ist die Antwort von Jorge Cañete – hat man ihn erst einmal ein wenig kennengelernt – daher auch mehr als passend: «Das Wichtigste für mich ist die Begegnung mit den Menschen und deren Persönlichkeiten. Dabei kann es sich um ein zeitgenössisches Haus, ein antikes Haus oder aber auch ein Chalet oder eine institutionelle Einrichtung handeln. Der Schlüssel ist es immer, mit ihnen zusammen eine emotionale Geschichte zu erzählen. Ihre Geschichte mit einem kleinen poetischen Dreh.»

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CULINARIUM


SAVOY

EIN BESUCH IM BESTEN RESTAURANT DER WELT Zum zweiten Mal in Folge von der unabhängigen Rankingplattform «La Liste» zum weltbesten Restaurant gekürt, verzaubert Ausnahmekoch Guy Savoy Gäste seines Pariser Gourmettempels an den Ufern der Seine mit unaufgeregter, reduzierter Produktküche, in der Klassik und Moderne scheinbar mühelos verschmelzen.

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Dr. Thomas Hauer

und vier Jahre ist es her, seitdem wir Guy Savoy (64) das letzte Mal besucht haben. Damals versteckte sich sein Restaurant, über dem seit 2002 drei Michelin-Sterne leuchten, noch im Erdgeschoss eines verwinkelten Hauses in der Rue Troyon, einer unscheinbaren Nebenstrasse im 17. Arrondissement unweit des Arc de Triomphe und der Champs-Élysées. Seit Mai 2015 residiert der sympathische Spitzenkoch, der fast immer ein schelmisches Lächeln auf den Lippen trägt, dagegen endlich standesgemäss in einem der schönsten historischen Monumente der Hauptstadt – dem nach Plänen von Jacques-Denis Antoine errichteten «Hôtel de la Monnaie» am Quai de Conti. Direkt gegenüber dem Louvre und unweit der Kathedrale von Notre-Dame.

© Marc Domage

GUY


CULINARIUM

Küche und Architektur Seinen Zeitgenossen galt Antoines Bauwerk als Archetypus eines Klassizismus, der die französische Architektur wieder zu den unverfälschten Prinzipien und der schlichten Formensprache der antiken Baukunst zurück­ geführt hat. Ganz so, wie Guy Savoy, Schüler der legendären Gebrüder Troisgros, heute in seiner lichtdurchfluteten Küche hoch über den Dächern von Paris als Choreograph seines Küchenballetts die Kochkunst zurück zu ihren Quellen führt, indem er bar jeder Attitüde das Produkt zum Star seiner Kreationen macht – eine Küche, in der Grosszügigkeit statt Grossspurigkeit das Zepter führt, die Herz, Augen, Verstand und Gaumen gleichermassen anspricht. So auch bei einigen seiner berühmtesten Rezepte. Wie beispielsweise die Artischockensuppe mit schwarzem Trüffel, für die die grünen Knollen vor dem Pürieren zunächst in Trüffeljus gekocht und anschliessend begleitet von einer fluffigen, mit feinsten Pilztranchen gespickten Schichtbrioche und Trüffelbutter serviert werden. Oder das unvergleichliche, à la minute zubereitete Millefeuille mit Tahiti-Vanillecreme – ein verführerisches Spiel mit unterschiedlichen Temperaturen und Texturen.

s­ehen. Darunter Gemälde und Skulpturen von Fabrice Hyber und David Mach, Selbstportraits ­ von Pierre et Gilles sowie Werke von Hiroshi ­S ugimoto. Gleichzeitig geniessen Gäste durch 11 raumhohe Panoramafenster eine spektakuläre Aussicht auf den Louvre, über den Pont Neuf und das Institut de France. So ist Guy Savoys Restaurant im wahrsten Sinne des Wortes ein ­ ­Gesamtkunstwerk.

Design-Unikate Da ist es nur konsequent, dass der Hausherr auch in Sachen Porzellan nichts dem Zufall überlässt, sondern sich und seinen Gästen ein handgefertigtes Service nach einem Entwurf von Bruno Moretti gönnt, der auch für weitere Tafelaccessoires verantwortlich zeichnet – zum Beispiel die Augen wie Händen gleichermassen schmeichelnden Steak-

Auf den ersten Blick vermeintlich simple Gerichte, die mit wenigen Zutaten auskommen, von Savoy jedoch über Jahre hinweg zu unvergleichbarer ­Raffinesse und Perfektion entwickelt wurden. Doch der Name des Küchenchefs steht auch für kulinarische Innovationen. Zum Beispiel den am Tisch auf Trockeneis «gegarten» Lachs, serviert in einer leichten Consommé und verfeinert mit Zitruskaviar. So überrascht es nicht, dass Savoy, Gründungsmitglied des prestigeträchtigen Collège culinaire de France, auch einer der prominentesten Wortführer der Initiative war, der die «Cuisine Française» 2010 ihre Aufnahme in die UNESCO-Liste des immateriellen Weltkulturerbes zu verdanken hatte. Gleich am Eingang seines Restaurants, das man am Ende eines imposanten marmornen Treppenaufgangs erreicht, prangt denn auch in roten Neonbuchstaben das kulinarische Credo des Meisters: «La cuisine est l’art de transformer instantanément en joie des produits chargés d’histoire» – Kochen ist die Kunst, Produkte und ihre Geschichte in Freude zu verwandeln.

Ein Restaurant als Gesamtkunstwerk In gewisser Weise setzt sich dieses Prinzip auch im spektakulären Interior-­ Design des Restaurants fort, für das Guy Savoy seinen Freund Jean-Michel Wilmotte verpflichtet hat. Mit grosser Rücksicht auf die bewegte Geschichte des Gebäudes und dennoch mit einer durch und durch modernen, fast asketischen Formensprache, unterstützt von neutralen Grautönen, wird alle Aufmerksamkeit auf die mit Spots beleuchteten Tische gelenkt oder vielmehr das, was sich dort in einer wirbelnden Folge von 12 und mehr Gängen im Rahmen von Savoys Signature-Menü Couleurs, Textures et Saveurs vor den Augen bzw. am Gaumen der Gäste abspielt. Darunter bei unserem Besuch im März Highlights wie Rochenflügel mit Austerntatar und Kaviar, Texturen vom Seeigel oder Chicorée mit Foie gras und schwarzem Trüffel. In den 6 hintereinander gereihten Speisesälen, die Platz für insgesamt maximal 65 Gäste bieten und durch die raffinierte Raumaufteilung trotzdem beinahe intim anmuten, ja fast ein wenig an ein privates Esszimmer erinnern, spielt aber auch zeitgenössische Kunst eine wichtige Rolle. So sind hier unter anderem Leihgaben aus der Sammlung des französischen Industriellen François-Henri Pinault, aber auch Arbeiten aus Savoys Privatbesitz zu

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Selbstportraits von Pierre et Gilles gehören zu den Höhepunkten der Kunstsammlung des 3-Sterne-Restaurants.


CULINARIUM

© Marc Domage

© Laurence Mouton

messer. Die Platzteller aus weisser «Fayence»-­ Keramik, jeder ein handbemaltes Unikat mit der Interpretation eines lächelnden Gesichts, stammen dagegen aus der Künstlerwerkstatt von «Un Jour d’Atelier» im 14. Arrondissement. Sie stehen als Sinnbild für all die genussvollen Momente, die gutbetuchte Gourmets hier erwarten, denn natürlich hat ein Besuch im «besten Restaurant der Welt» – Savoy erreicht bei «La Liste» 99,75 von 100 möglichen Punkten – seinen Preis. Mit 415 Euro für das Signature-Menü rangiert Savoy auch hier mit an der Weltspitze. Allerdings gilt «La Liste» im Gegensatz zum konkurrierenden Pellegrino-Guide tatsächlich als vergleichsweise objektiv, werden für das Ranking doch Bewertungen von Dutzenden Restaurantführern, Presseartikel und authentische Gästereviews mit einem speziellen Algorithmus aufaddiert. Guten Appetit!

© Laurence Mouton

Perfekt arrangierte Tellerkunstwerke

Guy Savoy auf der Marmortreppe vor seinem Restaurant

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FINANCE

LUXUS

FAIR VERTEILT

Sie trägt nicht nur ökologisch «Grün» im Namen, Diana Verde Nieto ist die Pionierin in Sachen Fairtrade im Luxussegment. Denn Schönes kann und sollte auch umwelt- und umfeldverträglich sein.

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Wilma Fasola

RESTIGE: Luxus hat für jeden eine sehr individuelle Bedeutung. Was verbinden Sie persönlich damit? DIANA VERDE NIETO: Ich persönlich verbinde Luxus mit der Verpflichtung zu den Kernprinzipien Qualität, Handwerk, Service, Design und sorgfältige Auswahl der Ressourcen.

Früher war Luxus oft auch dekadent – heute ist er … Erlebnisorientierter, innovationsorientierter, sozialer und umweltbewusster denn je. Die «Traum»- und Aspirations-Elemente der Vergangenheit bestehen jedoch immer noch. Aber die Luxusmarken versuchen immer besser zu werden und sprechen offen darüber, was sie tun, auch wenn es sich um kleine Aktionen handelt. Seit wann findet ein Wandel im Luxusdenken statt? Menschen interessieren sich immer mehr für verantwortungsbewusstes Handeln. Sie hinterfragen Marken und Unternehmen, von denen sie kaufen. Und sie erwarten eine vollständige Offenlegung von Werten und Praktiken. Luxusmarken haben das erkannt und schaffen authentische Erfahrungen in der digitalen Welt. Hinzu kommt die steigende Nachfrage in Bezug auf nachhaltige Geschäftsmodelle.

«Fairer» Schmuck von Eden Diodati

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Nachhaltige Geschäftsmodelle? Früher entschied die finanzielle Performance eines Unternehmens, ob sich der Kauf von Aktien lohnt. Jetzt wachsen die nachhaltigen Anlagestrategien. Anleger haben erkannt, dass die Performance mit den zukünftigen sozialen und ökologischen Auswirkungen


Luxus und ökologische Verantwortung schliessen sich schon längst nicht mehr aus.

zusammenhängt. «Business as usual» ist keine Option in einer Welt, in der Unsicherheit die neue Normalität ist. Jedes Unternehmen muss über seine Auswirkungen nachdenken. Und das heisst, das lokale Ökosystem einbeziehen und sich dafür entscheiden, der lokalen Gemeinschaft so viel wie möglich zu nutzen. Ich möchte, dass die Nachhaltigkeit in der gleichen Weise übernommen wird wie die Technologie: Sie ist nicht mehr etwas, woran man denkt, sie ist ein Teil des täglichen Lebens. Wie kam es zur Idee von Positive Luxury? Menschenrechte haben mich schon immer fasziniert. Wäh­ rend meiner gesamten Karriere habe ich versucht, Geschäft mit Ethik zu verbinden. In den Augen meiner Mitgründerin Karen Hanton und mir weist Luxus immer den Weg. Und wir dachten, wie wunderbar es wäre, wenn die Luxusindustrie den Mainstream inspirieren könnte, Dinge besser zu ma­ chen? Der Rest ist Geschichte. Was ist die Geschichte hinter «Butterfly Mark»? Als Technik-Pionierin ist Karen der Kopf hinter «Butterfly Mark». Mit ihrem Wissen über die digitale Welt in Ver­bin­ dung mit meinem Nachhaltigkeitshintergrund ermöglicht

sie Verbrauchern, Marken in Bezug auf ihre Inves­titionen in soziales Gut und mit Blick auf ihre Umweltverantwor­ tung einzuschätzen. Als ich 2010 David Attenborough einen Lifetime Achievement Award überreichte, erzählte er mir an dem Abend die faszinierende Geschichte des grossen britischen Blauen Schmetterlings. Er gilt als ­erfolgreichste Insektenwiederansiedlung der Welt und liess mich darüber nachdenken, wie wir gemeinsam ei­ nen Schmetterlingseffekt erzeugen und die negativen Auswirkungen umkehren können, die wir auf unserem Planeten haben. Wann erhält ein Unternehmen das Zertifikat «Butterfly Mark»? Nachhaltigkeit ist oft negativ besetzt, selten aber spricht man von der erstaunlichen Arbeit, die Marken in diesem Bereich leisten. Wir wollen den Dialog ändern und Marken belohnen, die sich für die Führung eines verantwortungs­ vollen Unternehmens einsetzen. Daher durchlaufen alle Unternehmen vor der Verleihung des «Butterfly Mark» einen strengen Bewertungsprozess, der die Nachhaltigkeit ganz­ heitlich betrachtet und sich nicht nur auf die Lieferkette konzentriert. Dazu müssen sich die Marken alle zwei

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FINANCE

Jahre erneut bewerben und den Prozess erneut durchlaufen, damit wir eine ständige Verbesserung in allen Bereichen sicherstellen können. Was hat Sie in Ihrer Überzeugung bestärkt, dass das Projekt funktionieren wird? Die meisten Luxusmarken sind im Bereich der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit bereits führend. Ihre DNA basiert auf dem Bekenntnis zu einigen Kernprinzipien und Werten: Qualität, Handwerk, Service, Design und eine sorg­ fältige Auswahl der Ressourcen. Vor Positive Luxury hatte ich zudem bereits eine Firma aufgebaut. Das Geschäft ist daher wie ein zweites Kind. Ich habe aus den Fehlern beim ersten gelernt, bin ausserdem schneller und effizienter in meiner Arbeit geworden. Arbeiten Sie mit Partnern zusammen? Zur Entwicklung unserer Bewertung konsultieren wir un­ seren erfahrenen Nachhaltigkeitsrat, dem neben externen institutionellen Partnern, Unternehmen und Einzelhändlern auch Personen der Sustainability Initiative an der MIT Sloan angehören. Chopard hat an der Baselworld 2018 angekündigt, dass ab sofort alles verarbeitete Gold fair gehandelt wird. Wir glauben, dass man sicherstellen kann, dass das ge­ samte Gold durch speziell entwickelte Systeme innerhalb der Luxusmarken verantwortungsvoll beschafft werden kann. Zur Positive-Luxury-Familie gehören mehr als zehn einzigartige Schmuckmarken, die ausschliesslich Fairtrade-­ Gold verwendet. Marken wie Stephen Webster besuchen zum Beispiel persönlich Bergleute in Peru, um sicherzu­ stellen, dass sie Fairtrade-Gold und konfliktfreie Diaman­ ten verwenden. Wenn immer mehr Schmuckmarken die «goldenen Regeln» zum Schutz der Menschenrechte und der Umwelt gewährleisten, wird es einen echten Wandel in der Luxusindustrie geben.

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Haben Sie Beispiele für andere Luxusmarken, die ebenfalls auf Fairtrade setzen? Arctic Circle Diamonds stellt unter anderem zurückverfolg­ bare kanadische Diamanten her, und Song Saa Private Island ist Kambodschas erstes privates Luxus-Insel-Resort, das sich für die Erhaltung der natürlichen Ressourcen der Insel einsetzt. Sie sprachen die Nachhaltigkeit an, wie wichtig ist sie beim «positiven Luxus»? Nachhaltigkeit hat oft negative Assoziationen, vor allem in der Modebranche. Aber in letzter Zeit bieten immer mehr Luxusunternehmen qualitativ hochwertige Produkte, die Attraktivität mit nachhaltigen Referenzen verbinden. Es ist unerlässlich, Nachhaltigkeit als Teil der Geschäftsstrategie


FINANCE

und Produktinnovation zu sehen, um langfristig gut zu sein. Wenn die Bevölkerung wächst und die natürlichen Res­ sourcen jedes Jahr schneller aufgebraucht sind, werden Innovationen und verantwortungsvolle Geschäftsmodelle für das Überleben der Modemarken unerlässlich sein. Immer öfter wird Zeit als Luxus bezeichnet – was tun Sie, wenn Sie nichts tun müssen? Freizeit ist definitiv ein Luxus. Aber ich sehe meine Arbeit nicht als Job, denn es ist das, was ich gerne tue. Ich zähle keine Stunden, aber ich bin mir immer bewusst, wie ich mich fühle. Ich reise sehr gerne, wenn ich die Gelegenheit dazu habe; am liebsten in mein Zuhause Argentinien. Ob­ wohl es kein Urlaubsort für mich ist, liebe ich es, in mein Land zurückzukehren. Dazu lese ich gerne. Eines meiner

Lieblingsbücher ist «The Crow Road» von Iain Banks. Es be­ ginnt mit den Worten «Es war der Tag, an dem meine Gross­ mutter explodierte …» Eine faszinierende erste Zeile … Was würden Sie gerne noch tun, wenn es um Luxus geht? Unsere Vision ist es, das weltweit anerkannte Vertrauens­ zeichen für die Luxus-Lifestyle-Branche zu werden. Wir möchten, dass die Verbraucher das «Butterfly Mark» auf Markenwebsites und im Luxushandel weltweit sehen kön­ nen und auf einen Blick wissen, welchen Marken sie ver­ trauen können und welche sich bemühen, ihren sozialen und ökologischen Fussabdruck zu verbessern. Dies erreichen wir, indem wir das Geschäft international ausbauen und neue, spannende Handelspartnerschaften finden.

Diana Verde Nieto

Zur Person

Ihre erste Firma gründete die in Argentinien geborene Diana Verde Nieto 2002. Clownfish war eine Beratungsfirma für nachhaltige Kommunikation, die innerhalb kurzer Zeit Standorte in fünf verschiedenen Ländern aufbauen konnte. 2011 gründete sie gemeinsam mit Karen Hanton MBE das Unternehmen Positive Luxury und führte das Vertrauenszeichen «Butterfly Mark» ein. Dieses garantiert LuxusLifestyle-Marken nachhaltiges Handeln in Bezug auf die Ressourcen dieser Welt. Diana Verde Nieto ist Vorstandsmitglied für die Young Global Leader Community des World Economic Forum und sitzt dort im Beirat für nachhaltige Entwicklungsziele.

Ausgezeichnet werden auch Resorts, die sich für die Erhaltung natürlicher Ressourcen einsetzen.

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