PRESTIGE Germany Volume 12

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VOLUME 12 I WINTER 2017 / 18

www.rundschaumedien.ch | € 9.50


Licht, Jahre voraus. Denken Sie nicht an ein Auto. Denken Sie in A8.

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PRESTIGE erscheint vierteljährlich Schweiz I Deutschland I Österreich Publisher Francesco J. Ciringione

rundschauMEDIEN AG St. Jakob-Strasse 110, CH-4132 Muttenz  T +41 (0)61 335 60 80, F +41 (0)61 335 60 88 info@rundschaumedien.ch www.rundschaumedien.ch

Publishing Director Serhat Tok I s.tok@rundschaumedien.ch Member of the Board Boris Jaeggi I b.jaeggi@rundschaumedien.ch Editor in Chief Nike Schröder I n.schroeder@rundschaumedien.ch

Editors Gisbert L. Brunner, Anouk Delange, Wilma Fasola, Andreas Faust, Wilhelm J. Grusdat, Stephan Gubler, Dr. Thomas Hauer, Valeska Jansen, Antony Lassanianos, Angela Lehmann, Anka Refghi, Cyril Schicker, Helena Ugrenovic

Corrector Andreas Probst Head of Production & Art Director Sandra Rizzi I s.rizzi@rundschaumedien.ch Product Public Relation Laura Giarratana I l.giarratana@rundschaumedien.ch

Online Public Relation Ersin Yornik I e.yornik@rundschaumedien.ch

Sales & Marketing Adrian Borer I  a.borer@rundschaumedien.ch

Cover Picture ISHI / BLAUBLUT-EDITION.COM

Photographs Esther Haase, Steinway & Sons, Sotheby’s, William Wegmann, Stephen Shore, Belmond, Thomas Biasotto, Steve Herod, frutt Lodge & Spa, Constance Hotels & Resorts, Hublot, Fondation Pierre Bergé – Yves Saint Laurent, House of Malakai, Parmigiani Fleurier, RM Sotheby’s, Volvo, Dynamiq, Porsche, Massimiliano Rossetto, Kai Weissenfeld, Talbot Runhof, Jo Malone London, Creato Architects, Bottega Conticelli, Sarah Lavoine, Feuerring, Invisible Gentleman, Gary He, Jake Chessum, Simon Zangger, Aleksandra Kingo, Sarah Illenberger, Aron M Conway, Roberto Badin, Lufthansa, Michael Crichton+Leigh MacMillan, Roederer, Bilddatenbanken

Admin , Coordination & Subscriptions Serpil Dursun I s.dursun@rundschaumedien.ch Price  Issue CHF 10.– / € 9.50 I Year ­CHF 39.– / € 35.– IT Support & Web Services Dejan Djokic

Internet prestigemagazin.com Representative Offices Deutschland NEWBASE Kathrin Haase Head Office: Oeder Weg 52-54 I 60318 Frankfurt am Main T +49 (0)40 68 99 79 62 I M +49 (0)152 54 92 83 41 kathrin.haase@thenewbase.com www.thenewbase.com Österreich NEWBASE Andrea Veronese Rauhensteingasse 10 / 10 I AT-1010 Wien T +43 (0)1 211 5353 I M +43 (0)664 142 1814 F +43 (0)1 2121 603 andrea.veronese@thenewbase.com www.thenewbase.com Italien NEWBASE Marta Cerniglia Piazza della Repubblica, 32 I 20124 Milano T +39 02 89 35 6000 I M +39 338 50 26 669 marta.cerniglia@thenewbase.com www.thenewbase.com

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MANERO F LYBACK AU TO MAT I C

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R OS E G OL D 18 K




INHALT 42

22 TRAVEL

58 ASIEN AUF SCHIENEN «Eastern & Oriental Express»

64 STREETPHOTOGRAPHY Rom by Thomas Biasotto

70 BEZAUBERND Ein Tag in Mailand

ART & CULTURE

72 HINTER DEN KULISSEN Exklusiver Einblick bei Lufthansa

22 PEEK-A-BOO-GIRL Veronica Lake

76 TIPP FÜR KUNSTLIEBHABER Hotel Stue

26 SHORT CUT Kulturmix

80 DIE ALPEN-SCHATULLE Tourismusgeschichte Schweiz

28 FOTOGRAFISCHE TROUVAILLEN Esther Haase

84 ZWISCHEN DEN ZEILEN Natur pur

85 ERHOLUNG PUR Auszeit auf der Berginsel

88 SAND & MEER Constance Moofushi & Halaveli

38 MYTHOS IN KLAVIERLACK Steinway & Sons

42 UNTER DEM HAMMER Die Stern-Kollektion

48 DER MEISTER DES FILMS Wong Kar-waï

52 NEW COLOR PHOTOGRAPHY Stephen Shore

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64


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RADO HYPERCHROME AUTOMATIC CHRONOGRAPH HIGH-TECH CERAMIC. SERIOUSLY SCRATCH RESISTANT.

TIME IS THE ESSENCE WE ARE MADE OF


INHALT WATCHES & JEWELLERY

92 «MUST-HAVES» AM HANDGELENK Zeitmesser der Stunde

100 FUSION AT ITS BEST Kunstvolle Kooperationen 104 SCHMÜCKENDES BEIWERK Accessoires by YSL 108 EDITOR’S CHOICE Kostbare Eyecatcher 110 BIZARR SCHÖN House of Malakai 116 AUF DIE FARBE GEKOMMEN Farbige Uhren

110 102

120 PARMIGIANI  & BUGATTI Liaison der Superlative

DRIVE STYLE 126 AUTOMOBIL ANNO DOMINI Talbot-Lago T150-C SS Coupé

108 126

130 134

VOLVO OCEAN RACE Hochseeregatta um die Welt HYBRIDYACHT BY F.A. STUDIO PORSCHE GTT 115

140 GOLDSTÜCK Porsche 911 Turbo S 142 ELEKTRO DE LUXE Zweiräder einmal anders 144 RALLYE Passione Caracciola & Passione Engadina

140 14 | PRESTIGE


Die Kraft der Klarheit.

Mit ihrer Reduktion auf das Wesentliche und der klaren Formensprache ist die JUNGHANS max bill zu einer Designikone unserer Zeit geworden. Bereits vor über 50 Jahren entwickelte der Bauhaus-Künstler Max Bill für Junghans ästhetische Maßstäbe für Uhren, die heute Kultstatus genießen und mehr denn je faszinieren. www.junghans.de


INHALT 148

175 LIVING 170 EXTRAORDINARY! Architekt Javier Cuevas

166

175 EDITOR’S CHOICE Objects of Desire 176 GADGETS Technische Spielereien 178 MADE IN ITALY Bodega Conticelli 182 MIT PARISER CHIC Interior-Designerin Sarah Lavoine

FASHION & BEAUTY

188 ALL BLACK Fitness-Studio Krush it

148 FASHION-EDITORIAL Oxford Nielsen 158 BEAUTY-FLASH Schönes in Kürze 160 TEXTILVIRTUOSEN Designer-Duo Talbot Runhof 166 VERY BRITISH Jo Malone London

178 170 16 | PRESTIGE


GR AND CRU

Square


INHALT 196 205 CULINARIUM 192 HAUTE CUISINE Eleven Madison Park, NY 196 JAPAN MEETS SWITZERLAND Restaurant Hato 200 FOOD PORN Food-Styling 2.0

FINANCE

205 SHORT CUT Pink Dreams

206 KRYPTISCH Bitcoin vs. Edelmetall

210

210 UNVERBLÜMT Der erste Börsencrash 212 ALLES AUF EINE KARTE Monzo

NEWS

KOLUMNEN 47 WILHELM J. GRUSDAT: Hitchcock, Dalί und Warhol treffen sich in einer Bar …

8 IMPRESSUM 21 EDITORIAL 216 VORSCHAU BUCHERER

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MONTBLANC

56 VERY ARTISTIC ! 86 HELLO WINTER ? 103 GLAMOROUS! 115 STATEMENT PIECES 119 AS TIME GOES BY 129 WHAT ELSE? & BLING 165 BLACK  169 MIT HAUT UND HAAR 187 LET’S GO HOME! 195 DELICIOUS! 209 ALWAYS BUSY!


‘Immer kochendes Wasser zur Hand, das empfand ich als sehr praktisch.’

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Geschätzte

t

LESERINNEN LESER

&

empus fugit – viele kennen diese zwei so einfachen Wörter aus dem Lateinunterricht –, aber erst sehr viel später, wenn man älter geworden ist, stellt man fest, wie wahr sie doch sind. Rasend schnell ist das letzte Vierteljahr wieder an uns vorbeigerannt. In der Welt sind viele Dinge passiert, gute wie schlechte. Schauen wir gemeinsam auf gute Dinge. Wie das Geheimrezept der erfolgreichen Menschen, die wir immer wieder für Sie treffen – oft ist es ganz simpel: die Lust. Die Liebe. Die Leidenschaft. Diese Faktoren lassen Menschen über sich hinauswachsen, lassen sie zu «Machern» werden und andere Menschen inspirieren. Sie begeistern uns, reissen uns mit und erschaffen Schönes. So, wie die grossartige Fotografin Esther Haase, die weltweit als eine der Besten ihres Fachs gilt und rund um den Globus für die renommiertesten Zeitschriften und Marken fotografiert. Mit ihrem gerade neu erschienenen Buch «Esther’s World» öffnet sie nun ihre wertvolle Schatzkiste mit foto­­ grafischen Juwelen aus rund 25 Jahren und lässt uns staunen. Seit 20 Jahren brennen die beiden Münchner Designer Johnny Talbot und Adrian Runhof für ihre Textilarbeit. Wir haben sie im Rahmen der Pariser Fashion Week in ihrem Showroom hautnah erlebt, als sie ihre aktuelle Kollektion auf dem Laufsteg in der Stadt der Liebe präsentierten. Die Metropole Mailand, die neben Fashion auch durch ihr vielseitiges Angebot an Kunst, Kultur und Food überzeugt, verzauberte uns als «Stadt der Magie». In New York, der «Stadt der Energie», fanden wir den Schweizer Küchengott Daniel Humm, der das Temperament New Yorks im «Eleven Madison» in seinen Speisen auffängt. Erleben Sie mit uns Rom, die «Stadt der Ewigkeit», in einer beeindruckenden Fotostrecke. Mit unserem Partner Lufthansa sind wir zusammen nach San Francisco gereist, der «Stadt des pulsierenden Lebens» . Hier haben wir gefunden, wonach alle suchen: Es ist oft nur der Augenblick, der die Sichtweise verändert, das Eis bricht und Menschen verzaubert.

In diesem Sinne viel Freude beim Lesen

Francesco J. Ciringione Verleger

Nike Schröder Chefredakteurin


«Ich war immer eine Rebellin, und ich hätte viel weiter kommen und erfolgreicher sein können, hätte ich meine Einstellung geändert. Aber ich bin ziemlich weit gekommen, ohne mich zu verändern, und damit bin ich sehr zufrieden.» – Veronica Lake –

L.A. Confidential 1997 wurde Veronica Lake indirekt von Kim Basinger im Film «L.A. Confidential» verkörpert. Basinger spielte die Prostituierte Lynn Bracken, die ihre äusserliche Ähnlichkeit zu Veronica Lake vermarktet. Für ihre Rolle als beste Nebendarstellerin erhielt Kim Basinger einen Oscar.

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ART &

CULTURE

A GIRL

DAS

PEEK- -BOO Die Kritiker zerreissen sie in ihrer Rolle als amoralische Verführerin in der Luft und genauso den Film «I Wanted Wings», der zu ihrem Durchbruch wird, denn das Publikum ist fasziniert von ihrem honigblonden Haar, das lasziv über ihr makelloses Gesicht fällt und das rechte Auge verdeckt. Veronica Lake. Leinwandstar, Hollywood-Sirene und von ihren Schauspiel­kollegen «the bitch» genannt.

S

Helena Ugrenovic

ie ist noch blutjung, als der Veronica-Lake-Hype am Filmhimmel explodiert. Wie eine Sternengeburt im All. Schillernd wie ein Feuerwerk und unerwartet wie ein Erdbeben. Denn, dass ausgerechnet ihre Frisur eine Sensation ist und einschlägt wie eine Bombe, damit hätte niemand gerechnet. Am allerwenigsten sie selbst. Ihre weiblichen Fans sind fasziniert von ihrem Haar-Stil mit der Bezeichnung «peek-a-boo bang» und kopieren ihn millionenfach. Als sich jedoch in den Fabriken Unfälle ereignen, weil Arbeiterinnen mit ihren Haaren in die Produktionsmaschinen geraten und dabei skalpiert werden, bittet die US-Regierung Veronica Lake, ihre Frisur zu ändern. So dramatisch wie der Peek-a-boo-Effekt ist auch Veronica Lake selbst. Obwohl sich ihr schauspielerisches Talent eher in Grenzen hält, übt sie eine magische Anziehung auf das Publikum aus, das ihr nahezu verfällt. Sie hat eine Körpergrösse von einem Meter fünfzig, die Ausstrahlung eines Atomkraftwerks und einen tragischen Hang zur Selbstzerstörung.

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ART & CULTURE

«Es steht ausser Zweifel, dass ich sowas wie ein Hollywood-Aussenseiter der 40er Jahre war. Im Rennen um Glamour war ich unter den Letzten. – Veronica Lake –

«I Wanted Wings» I 1941

Glanzlose Zwanziger Am 14. November 1922 wird Veronica Lake als Constance Frances Marie Ockelmann in Brooklyn, New York City, geboren. In die Zeit der Prohibition, als der Alkohol durch den Schwarzhandel die Stadt wie ein gebrochener Staudamm überschwemmt und es fast schon an Ironie grenzt, dass gerade dieses «Taufwasser» ihr Leben weitgehend zermürben und bestimmen wird. Constance wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Ihr Vater arbeitet für eine Ölfirma und verunglückt bei einem Unfall tödlich, als Constance zehn Jahre alt ist. Als ihre Mutter zum zweiten Mal heiratet, nimmt sie den Nachnamen ihres Stiefvaters an. Sie ist jetzt Constance Kean. Ein Kind, von dem die Mutter ohne medizinische Diagnostizierung und Jahre nach ihrem Tod behauptet, ihre Tochter sei schizophren. Ein Mädchen, das zeit seines Lebens in

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einem eher zerrütteten Verhältnis zu seiner Mutter steht, dafür aber mit dem Stiefvater ein umso innigeres, verbotenes, pflegt. «Die Beziehung zu meiner Mutter war dann am besten, wenn wir beide schwiegen. Das Verhältnis zu meinem Stiefvater hingegen war Liebe, trotz des Wissens, dass er krank war. Und meine Mutter ärgerte sich über unsere enge Beziehung.»

Am Anfang des Regenbogens Die Familie zieht mehrmals um, bis sie sich schlussendlich in Florida niederlässt. Constance ist zu einem attraktiven Teenager herangewachsen, gewinnt alle Schönheitswettbewerbe und ist innert kurzer Zeit Miamis beauty queen. Als die explosive Familienkonstellation nach Beverly Hills umsiedelt, besucht Constance die Bliss-Hayden School of Acting und spielt 1939 zum ersten Mal eine kleine Rolle im Film «Sorority House», gefolgt von w ­ enig spektakulären Einlagen in weiteren Filmen, die sie in den nächsten zwei Jahren dreht. 1941 wird das Jahr der einschneidenden Ereignisse, als sie John Detlie, e ­ inen Art Director, heiratet, zum ersten Mal Mutter wird, mit einer tragenden Filmrolle wie ein Komet in den Holly­wood-Olymp einbricht und ihren ­Namen ändert. Im ­August 1941 spricht Constance für den Part einer Nachtclub-Sängerin im Film


«This Gun for Hire» I 1942

ART & CULTURE

Paramount nimmt die Neunzehnjährige unter Vertrag und verpasst ihr einen neuen Namen. Aus Constance Kean entsteht Veronica Lake. «Veronica drückte etwas Klassisches aus, was einen posi­tiven Effekt hatte, zumal ich noch sehr jung war», erzählt sie 1969 in einem Interview, «Veronica ist jedoch auch der erste Name meiner Mutter, und ich heulte tagelang, weil sie mir ausgerechnet diesen ausgesucht hatten. Eines Nachts sass ich bis morgens um sechs mit Arthur Hornblow jr. von Paramount Pictures zusammen, und er sagte: ‹Lake ist die Kälte eines Flusses, die jemand sieht, der in deine Augen blickt.›»

Die dunkle Seite des Mondes So hell und fatal, wie die Flammen aus einem Bunsenbrenner schiessen, überstrahlt sie über Nacht als soeben aufgegangener Superstar Hollywoods Glitzer­ welt. Noch im gleichen Jahr dreht sie zwei weitere Filme, «Das Goldene Tor» und «Sullivans Reisen», ein Jahr später steht sie für «Die Narbenhand», «Der gläserne Schlüssel», «Meine Frau die Hexe» und «Star Spanged Rhythm» am Set. Veronica ist ein Kassenschlager und brilliert ins­besondere als Komö­ diantin. Doch hinter dem Vorhang der Bühne und demjenigen über ihrem Gesicht weitet sich eine dunkle und düstere Seite wie ein schwarzes Loch aus, das ihre Seele allmählich verschluckt. Was sie als Temperament und «ich war eine Rebellin, die immer sagte, was sie dachte, und habe mich nie von Hollywood ­bestimmen lassen» beschreibt, sind Ausraster, Wahnvorstellungen, jede Menge Zickentum und noch mehr Unbeliebtheit bei ihren Schauspiel­kollegen. Ihre Mutter nennt es Schizophrenie, ihre Kollegen nennen sie Hexe, sie selber sucht Vergessen im Alkohol, der die Dämonen wegballern soll. Doch die Flucht misslingt. Auf den offiziellen Hollywood-Fotos posiert eine schöne und sexy Frau mit ausdruckslosem Gesicht und aus deren Augen Traurigkeit gepaart mit Leere spricht. Ihr Blick scheint einen bestimmten Punkt zu fixieren, doch er verliert sich in einem unbekannten Nirgendwo, und wenn sie lächelt, dann nur mit ihren Lippen, die sich zwar verformen, ihre Augen jedoch von jeglicher Emotion unberührt bleiben.

Der Stern, der langsam erlischt

«I Wanted Wings» vor und ist überzeugt davon, diese Chance in den Sand gesetzt zu haben. «Wir drehten gerade eine Szene, in der ich jemanden an einem Tisch ansprechen sollte. Alles lief glatt, bis ich mich mit den Ellbogen auf die Tischkante stützte und dabei abrutschte, sodass meine Haare ins Gesicht fielen und das linke Auge verdeckten. Die nächsten paar Minuten verbrachte ich damit, die Strähnen aus dem Gesicht zu schütteln, w ­ ährend ich zitternd die Szene weiterspielte.» Schluchzend verlässt sie das Set, im Glauben daran, kläglich versagt zu haben. Doch kurze Zeit später klingelt das Telefon. Es ist der Direktor von Paramount, der sie für die Rolle haben will. Sie hätte zwar keine schauspielerische Glanzleistung abgeliefert, aber dafür sei ihre Anziehungskraft umso magnetischer. Was ihn jedoch am meisten fasziniert hatte, sind ihre Haare, die ihr Auge verdeckt hatten.

1943 stirbt ihr zweites Kind nur eine Woche nach der Geburt, und Veronicas Ehe endet mit einer Scheidung. Im Film «The Hour Before Dawn», in dem sie eine Nazi-Sympathisantin spielt, wird ihres wenig überzeugenden deutschen Akzentes wegen mit negativer Kritik überhäuft. Die Rollen, für die Paramount sie jetzt castet, sind mittelmässig, ­Veronica wird immer schwieriger und die Ab­neigung ihrer Kollegen immer stärker. Die Spirale, die sie in den Olymp geschossen hat, beginnt sich langsam abwärts zu drehen. Als Paramount sein Peek-a-boo-Girl 1948 entlässt, steigert sich ihr A ­ lkoholkonsum ins Unermessliche. Doch weder kann der dumpfe Rauschzustand ihr zerrissenes Inneres besänftigen noch können drei weitere Ehen, aus denen zwei weitere Kinder entstehen, zahl­reiche Affären mit Nobodys, Prominenten wie H ­ oward Hughes oder Aristoteles Onassis ihre Gier nach Lebendigkeit oder zu «fühlen» sie befriedigen. Es ist ein Kampf, der zum Scheitern verurteilt ist und den sie verliert. In der ersten Hälfte der 1950er Jahre wirkt sie in einigen TV-Serien mit, doch ihre Flamme ist erloschen und sie ausgebrannt. Von den Film­ studios abgeschoben, vom Publikum vergessen. Am Ende des Regenbogens steht ­Veronica Lake vor den in Alkohol ertränkten Scherben ihres Lebens. Eines Lebens, das sie, wie sie sagt, geliebt hat, in dem ihre eigenen ­Dämonen jedoch stärker sind als sie selbst. Am 7. Juli 1973 stirbt Veronica Lake mit 51 Jahren an akutem Nierenversagen.

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Foto: Ron Amstutz © Seth Price

ART & CULTURE

1 I Seth Price – Social Synthetic

© Matthias Schaller

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Das Museum Brandhorst präsentiert die international erste Überblicksausstellung des US-amerikanischen Künstlers Seth Price. Die mehr als 150 Werke umfassende Ausstellung zeigt Skulpturen, Filme, Fotografien, Zeichnungen, Malerei, Video, Kleider und Textilien, Web-Design, Musik und Dichtung. Programmatisch dringt Price in Territorien jenseits der bildenden Kunst vor, indem er die Produktionsund Vertriebsformen der Musikindustrie, der Modewelt und des Literaturbetriebs aufgreift und nutzt. Dabei beschäftigt er sich mit den funda­ mentalen Veränderungen der visuellen Kultur, die mit der flächendeckenden Etablierung digitaler Medien einhergehen. Museum Brandhorst I München 21. Oktober 2017 bis 8. April 2018

2 I AUF DEN SPUREN DER OPERNGESCHICHTE Die Ausstellung «Opera: Passion, Power und Politik» nimmt die Besucher auf eine Reise durch fast 400 Jahre Operngeschichte mit und führt sie zu ihren Wurzeln in der Renaissance in Italien bis hin zur Gegenwart. Die Ausstellung konzentriert sich auf sieben wichtige Opernpremieren in sieben Städten und zeigt, wie die Oper verschiedene Kunstformen zusammenbringen kann und welche sozialen, politischen, künstlerischen und ökonomischen Faktoren eine Rolle spielen. Zu den Höhepunkten gehören Salvador Dalίs Kostümentwurf für Peter Brooks für die «Salome»-Produktion im Jahre 1949, die Originalpartitur von Verdis «Nabucco» aus dem «Archivio Storico Ricordi» in Mailand und eine der beiden erhaltenen Partituren aus der ersten öffentlichen Oper «L’incoronazione di Poppea».

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Victoria and Albert Museum I London 30. September 2017 bis 25. Februar 2018

3 I Hinter den Kulissen

John Galliano «Unseen» Robert Fairer Thames & Hudson

Dieser Bildband ist eine Hommage an John Gallianos hochkreative Kollektionen, die von 1996 bis 2011 entstanden sind. Ein Blick hinter die Kulissen durch die Linse des amerikanischen Fotografen Robert Fairer, der mit atemberaubenden und hochenergetischen Fotos den ekstatischen Glanz einfängt, die einst Gallianos Shows definierten. Eine Schatztruhe der Inspiration, die diese Publi­ kation zu einem «Must-have» für Mode- und Fotografenliebhaber macht. Robert Fairer war über ein Jahrzehnt der exklusive BackstageFotograf der «American Vogue» und arbeitete mit hervor­ragenden Figuren wie André Leon Talley, Hamish Bowles, Sarah Mower und Anna Wintour zusammen. «John Galliano: Unseen» ist chrono­ logisch angeordnet und beinhaltet 28 Kollektionen, die jeweils mit einem kurzen Text von Claire Wilcox eingeführt werden.»

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Es steckt kein Geheimnis hinter einer Girard-Perregaux,

nur Ăźber zwei Jahrhunderte Handwerkskunst und ein klares Bekenntnis zur Perfektion.

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ART & CULTURE

FOTOGRAFISCHE

TROUVAILLEN Die Bilder von Esther Haase sind magisch. Sie leben von Glamour, Sexyness, wilder Opulenz, die zuweilen gepaart mit Dekadenz und entrückter Märchenhaftigkeit verzaubern, um dann wieder sehr reduziert und mit einer Prise Humor zu begeistern. Mit ihrem neuen Buch «Esther’s World» öffnet die grosse deutsche Modefotografin nun ihre ganz persönliche Schatztruhe. Anka Refghi I

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sther Haase arbeitet wie eine Regisseurin. Gestellte Bilder? Sucht man bei ihr vergebens. Ihre Bilder, in denen sie ihre Models wie Tänzer agieren lässt, leben von fliessenden Bewegungen und von den Geschichten, die sie erzählen. Eine Arbeitsweise, die ihrer Vergangenheit geschuldet ist. Im frühen Kindesalter bereits Eiskunstläuferin im Leistungssport, folgte die klassische Tanzausbildung und nach zwei Jahren am Theater – inspiriert durch ihren Vater, einst Professor für Fotografie – ein Studium an der «Hochschule für Künste Bremen» mit Schwerpunkt Fotografie. Heute lebt Esther Haase in London und Hamburg und wird rund um den Globus von renommiertesten Marken und Titeln wie «Vogue», «Glamour», «Vanity Fair», «Grazia» oder «Madame Figaro» gebucht.

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Esther Haase

PRESTIGE: Esther, du verfügst über einen unglaublichen Facettenreichtum, und trotzdem erkennt man ein Bild von dir als «echten Haase» … Welche Rolle spielt der perfekte Moment? ESTHER HAASE: Das Entscheidende ist, dass ich glauben muss, was ich fotografiere. Wenn ich fotografiere, dann muss ich das so spüren, als ob die Inszenierung tatsächlich wahr wäre. Diese wahren Momente erreicht man, indem man, wie im Theater, ein Bühnenbild entwirft, das Licht setzt und dann mit den Schauspielern ihre Rolle gemeinsam erarbeitet. Ich liebe die Improvisation, aber die Vorbereitung muss stimmen. Die Kunst sind die richtige Besetzung und das Erkennen der Stärke des jeweiligen Charakters. Wenn man eine vertraute Atmosphäre schafft, ist alles möglich. Wenn ich dann durch die Kamera schaue und nicht mehr die Technik rundherum sehe, sondern das Bild durch meinen Sucher erlebe, dann macht es klick.


«Vieles, was ich heute in der Fotografie einsetze, kommt von der Bühne.» – Esther Haase –



ART & CULTURE

Dein neues Buch «Esther’s World» mit Fotografien aus rund 25 Jahren ist gerade erschienen. Deine persönliche Trouvaillen-Sammlung? Ja, das ist richtig. Natürlich habe ich im Vorfeld lange darüber nachgedacht, was ich in meinem neuen Buch zeigen möchte. Ich habe beispielsweise unzählige Bilder von rauchenden Frauen, weil ich einfach diese Eleganz und Allüre liebe, die damit einhergehen, aber ich fotografiere auch unheimlich viele Tiere oder Tänzer. Ich hätte also das Buch kategorisieren können, aber am Ende habe ich mich entschieden, meine schönsten Bilder zu zeigen. Das Coverbild mit dem Model und dem Löwen ist ­unfassbar stark. Was ist die Geschichte hinter diesem Bild? Das war ein irres Shooting 2000 in Miami für den «Stern», wobei der Löwe überhaupt nicht geplant war. Das Thema war eigentlich Glam-Rock, und die Story in meinem Kopf war eine sinnbildliche Tochter von Mick Jagger, die pubertierend und gelangweilt mit einem Löwen über den Ocean Drive läuft. Nur das Geld und die Sicherheit waren ein Problem. Am Ende habe ich mich entschieden, selber noch etwas draufzulegen, weil ich den Löwen unbedingt wollte. Als der Löwe abends in einem riesigen Laster kam, habe ich in der Nacht kein Auge zugetan. Es ist schon etwas anderes, ob so ein Tier in deiner Vorstellung oder tatsächlich real vor Ort ist. Die Bilder mit dem jungen Mädchen, das ich eigentlich für diese Story gecastet hatte, waren schön, aber irgendetwas fehlte. Bei der zweiten Location hatte ich ein anderes Model, Lola, das die Arbeit mit dem Löwen auf Anhieb so liebte, sie war wilder als der Löwe, sodass der faszinierte Dompteur sich sofort in sie verliebte. Ich auch. Daraus entstand dann dieses starke Bild.

Wie muss ich mir den Prozess der Auswahl für dein Buch bei einer schier unendlichen Anzahl von fantastischen Fotografien vorstellen? Ich habe der Grafikerin wohl über 600 Bilder geschickt, und dann haben wir die Auswahl in vielen Meetings, Mails und Diskussionen immer weiter reduziert. Deine Bilder mit ihren Szenerien sprudeln nur so vor Kreativität. Woher kommen all diese Ideen? Das liegt wohl an meiner Familie. Meine beiden Eltern haben sich an der Kunsthochschule kennengelernt und später gemeinsam ein Atelier gegründet, in dem wir quasi aufgewachsen sind. Unsere Mutter ist schon mit uns Kindern auf die Schauen in Paris gefahren, und mein Vater hat mit Helmut Newton und Bruce Webber gearbeitet. Wir sind sozusagen mit Malerei, Fotografie und Mode gross geworden. Diese als Kind erlebten Bilder kann ich heute im kreativen Prozess immer wieder hervorrufen. Ob Tanz oder Fotografie – bei beidem drückt man sich in Bildern und ohne Worte aus.

© Julia Schwendner

Du arbeitest für die renommiertesten Designer und Titel weltweit. Welches war dein letztes Shooting mit einem unvergesslichen «Wow-Effekt»? Das für das Magazin «Icon» in diesem Sommer. Wir wollten ein Märchen fotografieren, das von der Stimmung her «moody» und nebelig sein sollte. Die Location war ein uralter und magischer Wald in England und wirklich ein Abenteuer. Mit dem Auto war kein Hinkommen, und so mussten wir das gesamte Equipment gefühlte zwei Stunden quer über Zäune, Mauern und Steine hinwegschleppen. Ich kam mir vor wie in dem Film «Fitzcarraldo», in dem Klaus Kinski das Boot über die Berge brachte. Auch wenn ich am Anfang dachte, «Esther, du musst verrückt sein», hat sich der Einsatz absolut gelohnt.

Fotografin Esther Haase

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ART & CULTURE

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ART & CULTURE

«Das Wesentliche ist, dass ich glauben muss, was ich fotografiere.» – Esther Haase –

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ART & CULTURE

Esther’s World Esther Haase Hatje Cantz Verlag

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KLINGENDER

MYTHOS

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Kaum ein Instrument umgibt eine Magie wie ihn, und kaum ein Instrument verzaubert die Menschen so, wie er es tut: der Steinway-Flügel. Die Geschichte des Flügels, für den sich heute 97 Prozent aller Konzertpianisten entscheiden, begann etwas weniger glamourös: in einer Waschküche 1836 im Harz. Anka Refghi I

Steinway & Sons


«

Nur mit guten Freunden habe ich das Gefühl, dass ich mich frei äussern kann, weil ich weiss, dass sie zuhören und interessiert sind. Ich habe das gleiche Gefühl, wenn ich einen Steinway spiele …»; so und ähnlich klingt es, wenn Berufsmusiker über die weltbesten Flügel sprechen. Und auch Hermann von Helmholtz, der Vorreiter der Akustikwissenschaft aus Berlin, schrieb einst in einem Brief: «Konfrontiert mit einem derart perfekten Instrument, wie es Ihres ist, muss ich viele meiner früheren Urteile Pianos betreffend revidieren.»

Die Waschküche im Harz

ART & CULTURE

Einzig sein Sohn Theodor blieb vorerst in Deutschland, um sich weiter um die Geschäfte in Deutschland zu kümmern. Um Sprache und ­geschäftliche Gepflogenheiten des fremden Landes kennen­ zulernen, arbeiteten die Steinwegs, die sich schon bald in Steinway umbenennen liessen, in verschiedenen Klavierfabriken, um 1853 dann schliesslich ihre eigene Firma Steinway & Sons New York zu gründen. Der Rest ist Geschichte. Bereits zwei Jahre später gewann ein «Steinway» den ersten Preis bei einer Ausstellung im Kristallpalast, worauf das Unternehmen schon bald 500 Klaviere im Jahr verkaufen und weiter expandieren konnte. 1860 kam eine Fabrik hinzu, dann ein Verkaufshaus

Steinway & Sons – es ist dies die Geschichte eines Mannes, der sein Glück in Amerika suchte und fand. Doch von Anfang an. Sein Name? Heinrich Engelhard Steinweg. Am 15. Februar 1797 in Wolfshagen im Harz geboren, war er gerade einmal 15 Jahre alt, als er im Lauf der Jahre durch Krieg und eine Feuersbrunst die gesamte Familie ver­ loren hatte. Nach einer Ausbildung zum Tischler liess er sich später zum Instrumentenbauer aus­ bilden und kam so zum Klavierbau. Und glaubt man der Legende, entstand der erste Flügel 1836 in seiner Waschküche in Seesen im Harz.

The American Dream Schnell machte sich Heinrich Engelhard Steinweg mit seinen Flügeln einen Namen. Doch aufgrund von Revolution und den Unruhen in Deutschland entschied er sich 1850, mit seiner Frau und acht Kindern sein Glück im fernen Amerika zu ­suchen.

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ART & CULTURE

«Ein Steinway ist ein Steinway, und es gibt nichts Vergleichbares auf der Welt.» – Arthur Rubinstein –

samt Konzerthalle, weitere Produktionsstätten und schliesslich gar eine ganze Arbeitersiedlung, das sogenannte «Steinway Village», mit Schule, Bibliothek, eigener Feuerwehr und Kirche. Und so dauerte es nicht lange, bis ein Steinway-Flügel im Haus zum absoluten Statussymbol in der Gesellschaft avanciert war. Während Theodor, der als der eigentliche Schöpfer des Flügels, wie man ihn heute kennt, gilt, für die technische Seite und unzählige Patente verantwortlich zeichnete, war sein Bruder William federführend für den wirtschaft­ lichen Erfolg. 1880 folgte dann die Gründung des Unternehmens in Hamburg an der Schanzenstrasse, wo sich auch heute noch die deutsche Manufaktur befindet.

Damals wie heute Wer einen handgefertigten Steinway-Flügel sein Eigen nennen darf, der ist zweifelsohne beseelt. Damals wie heute. Der Klang, die Perfektion, sein Volumen – nicht ohne Grund steht der Konzertflügel von Steinway & Sons in allen renommierten Konzertsälen rund um den Globus. An der Herstellungsweise, die 125 Patente beinhaltet, wie die Rimbiegung, also die Biegung des Rahmens, die Ganzgusseisenplatte des Flügels oder die kreuzsaitige Bespannung und das Tonhaltungspedal, hat sich bis heute kaum etwas verändert. Höchste Perfektion, edelste Hölzer, 80 Prozent Handarbeit und 12’000 Einzelteile sind nur wenige der Kenndaten, aus dem die akustischen Träume sind. Und «gut Ding will Weile haben»: Denn alleine das erlesene Holz benötigt rund zwei Jahre für den Trocknungsprozess, während der Bau eines Flügels, mit seinen unzähligen Einzelschritten in Handarbeit, rund ein Jahr benötigt. Und wer einmal die Manufaktur in Hamburg besucht hat, der weiss um die Magie des Instrumentes und versteht seine Seele.

Boston Um auch Pianisten mit anderen Ansprüchen und Talenten ein passendes Instrument anbieten zu können, hat Steinway & Sons vor einigen Jahren den Boston-Flügel entwickelt. Von einem exzellenten Partner in Japan gebaut, fliessen zahlreiche Patente und das Know-how des Mutterhauses in die Produktion ein. Der Name Boston trägt daher zu Recht den Zusatz «designed by Steinway & Sons», und auch das «Boston Distribution Center» liegt in unmittelbarer Nähe zur Manufaktur an der Schanzenstrasse in Hamburg.

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ART & CULTURE

DIE

STERN

KOLLEKTION

Angetrieben vom Nervenkitzel der Jagd und mit einem scharfsinnigen Auge gesegnet, sammelten Jerome & Ellen Stern leidenschaftlich Kunst. Von November 2017 bis März 2018 wird Sotheby’s eine besondere Ehre zuteil: die Versteigerung der einzig­ artigen Sammlung, die mehr als 250 Jahre moderne, surrealistische, zeitgenössische, israelische und afrikanische Kunst sowie Design des 20. Jahrhunderts umfasst.

M

Helena Ugrenovic I

Sotheby’s

it der «Kunst zu leben», verkörperten Jerome und Ellen Stern wie kein anderes Ehepaar. In den späten 1990er Jahren und mit jedem Zentimeter ihres Upper-West-Side-Apartments, das mit einer ständig wachsenden Sammlung gefüllt ist, liess sich ihr neuester Erwerb, Mariko Moris monumentaler und etwas mehr als sieben Meter langer «Empty Dream», nirgends unterbringen. Die Sterns suchten einen zusätzlichen Platz für ihre Kunst und engagierten den Bildhauer und zugleich ihren Freund Serge Spritzer, eine Fläche von 7500 Quadratmetern zu schaffen, wo ihre Sammlung von Fotografie und Skulpturen ihre Verbindung mit den Hamptons präsentierte – das «Artbarn».

Eine innige Beziehung So, wie sie die Kunstwerke in ihrer Sammlung mit grösster Sorgfalt und grösstem Respekt behandelt haben, pflegten Jerome und Ellen Stern ihre Beziehungen zu Kuratoren, Händlern und Künstlern. Karl Katz, Gründungsdirektor und Direktor des Israelischen Museums in Jerusalem und des Jüdischen Museums in New York, beschrieb Jerome Stern mit den Worten: «Es ist keine Patron-Künstler-Beziehung, sondern man ist Freunde. Und eine Menge seiner Kunst, die zeitgenössische, junge Kunst, ist in der Tat eine Sammlung

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ART & CULTURE

Mark Dion, Babel I 2002

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Zheng Guogu, Calligraphy Waterfall I 2006

ART & CULTURE

von Freunden.» Die Warmherzigkeit und der Elan der Sterns erstreckten sich weit über die Welt des Sammelns hinaus auf das Gebiet der Philanthropie, von der Unterstützung junger Künstler und Museen bis hin zur berühmten Bereitstellung der Mittel für die Toiletten im New Museum of Contemporary Art, die den Namen von Jerome und Ellen tragen. «Ich bin 83 Jahre alt», sagte Jerome Stern, «und ich dachte, es wäre nett, meinen Namen an einem Platz zu lesen, an dem ich viel Zeit verbringen werde.» Ihre Kunstschätze wurden regelmässig an internationale Institutionen wie die National Gallery in London, das Guggenheim Museum in Bilbao, die Royal Academy of Arts in London sowie amerikani-

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sche Institutionen wie das Museum of Modern Art, das Metropolitan Museum of Art, das Guggenheim Museum und das Studio Museum of Harlem in New York verliehen.

Highlights Die weitläufigen Gärten von Chatsworth House bilden die Kulisse für die erste Ausstellung der Liebhaber-Werke aus Jerome und Ellen Sterns Fundus. Einen Höhepunkt von Sotheby’s 12. Ausgabe «Beyond Limits», die jährliche Ausstellung monumentaler Skulpturen, bildet David Smiths «Voltri Bolton X», die vor anderen Riesen der amerikanischen Bildhauerei präsentiert ist, bevor sie in New York an der November Contemporary Art Evening Auction angeboten wird. Dieses


ART & CULTURE

Mariko Mori, Empty Dream I 1995

«Ich würde nicht unbedingt sagen, dass sie wie Kinder für uns sind, aber du liebst jedes Stück auf seine eigene Art und Weise. Es sind Dinge, die man miteinander geteilt und geliebt hat, und du hoffst, dass jedes von ihnen ein gutes Zuhause findet.» – Ellen Stern –

© Frederic Brenner

Huang Yong Ping, Amerigo Vespucci I 2003

Jerome & Ellen Stern, Upper West Side

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ART & CULTURE

Yinka Shonibare, Leisure Lady (with Pugs) I 2001

i­konische Beispiel für das Werk des Künstlers, das Jerome bei einem Besuch im Atelier des Künstlers in ­ Bolton’s Landing persönlich ausgewählt hat, wird auf eine Pre-Sale-Summe von sechs bis acht Millionen US-Dollar geschätzt und ist die passende Einführung in eine Sammlung, die Skulpturen als einer Kunstform Tribut zollt. Die Auktion für zeitgenössische Kunst am 16. und 17. November wird von Jerome und Ellen Sterns Kunstwerken dominiert. Zusätzlich dazu werden Künstler wie David Smith, Marlene Dumas, David Hammons, Wangechi Mutu und Lynette Yiadom-Boakey vorgestellt. Die Angebote veranschaulichen die Vielfalt der Medien, stilistische Strömungen und Bewegungen aus der Sammlung der Sterns sowie die Beziehungen, die sie im Laufe der Jahre mit den Künstlern kultivierten. Nach der Biennale von 1990 in Süd­ afrika sahen die Sterns die Werke von Marlene Dumas und begannen, ihre Bilder zu sammeln. In den kommenden neun Monaten werden 15 Kunstwerke von Dumas aus der Stern-Kollektion ange-

boten, wobei der Spitzenreiter «Magdalena» mit einem Schätzwert von drei bis vier Millionen US-­ Dollar versteigert werden soll.

To Live With Art Die Sammlung der Sterns umfasst bemerkenswerte Gemälde von Pablo Picasso, Paul Delvaux, Wilfredo Lam und Victor Brauner, Skulpturen von Aristide Maillo und Max Ernst, wundervolle Designs aus dem Hause Tiffany, Gartenmöbel von Scott Burton bis hin zu seltenen Leuchten von ikonischen amerikanischen Künstlern wie Green & Green und Tiffany Studios. Sie zeigt nicht nur den ausgezeichneten Geschmack des Sammlerpaares, sondern, wie sie täglich mit der Kunst lebten und interagierten. Im März 2018 endet die Auktion von Sotheby’s mit dem Verkauf von «To Live With Art», die Jerome & Ellen Stern Collection, die aus mehr als 150 Kunstwerken besteht und die Leidenschaft der Familie für junge Künstler aus der ganzen Welt verkörpert.

SOTHEBY’S Das 1744 von Samuel Baker in London gegründete und traditionsreiche Auktionshaus mit Zentren in New York, London, Paris, Genf und Hongkong beschäftigt rund 300 Experten, die ungefähr 70 Sammelgebiete wie Ge­ mälde, Möbel, Musikinstrumente, Skulpturen, Teppiche, Uhren, Schmuck, Manuskripte, Immobilien und Autos betreuen. Sotheby’s hält den Weltrekord für eine Schlossauktion, wo bei der Auktion «Kunstwerke des königlichen Hauses Hannover» im Oktober 2005 43’950’915 Euro erzielt wurden.

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KOLUMNE

AUS DEM LEBEN EINES GALERISTEN: HITCHCOCK, DALI UND WARHOL TREFFEN SICH IN EINER BAR …

WILHELM J. GRUSDAT

Obwohl viele das nicht wissen, hatte Andy Warhol eine «Ehefrau». So nannte er sein Tonbandgerät, das er überallhin mitnahm und damit ganze Partys aufzeichnete. Fotografien zeigen ihn oft, wie er das Gerät an sich drückt oder in seiner Nähe positioniert hat. Dieses Gerät sei die Anschaffung seines Lebens gewesen und habe sein Verhältnis zur Welt verändert: Alles, was vorher ein Problem war, wurde nun zu einer guten Aufnahme. Vom Treffen zwischen Alfred Hitchcock und Warhol gibt es eine Fotografie. Hier kniet Warhol zu Füssen des Regisseurs. Wer genau hinsieht, der entdeckt auf einem kleinen Tisch das Tonbandgerät, das das angeregte Gespräch zwischen den beiden festhielt. Warhol interessierte sich für den Beweggrund, warum Menschen morden. Hitchcock antwortete in seiner typisch emotionslosen Sprechweise trocken: «Scheidungen». Diese würden eine ganze Menge Geld kosten, da sei es billiger, denjenigen oder diejenige aus dem Weg zu schaffen. Warhol sinnierte, dass man, wenn man etwas Übung habe, ja gleich weitermorden könnte. Worauf Hitchcock antwortete, das hinge davon ab, ob man die erste Leiche schon losgeworden sei.

und setzte ihn Warhol aufs Haupt. Der anwesende Fotograf schoss ein Foto. Danach schwieg die Gruppe. Nach fünfminütiger, ungemütlicher Gesprächspause liess sich Warhol vernehmen, dass er jetzt gehen müsse. Wer nun glaubt, dass Dalί Warhol nicht ausstehen konnte, der irrt. Keinem anderen Künstler hat Dal ί derart viel Aufmerksamkeit geschenkt und ihn in seine Aktionen eingebunden. Man muss das also als Freundschaftsbekundungen verstehen, wenn Warhol von Dalί mit Farbe überschüttet wurde oder von ihm eine Plastiktüte voll mit benutzten Zahnprothesen geschenkt bekam. Dalί hatte ebenfalls grosses Interesse an Alfred Hitchcock und wünschte sich sehnlichst eine Zusammen­ arbeit. Schliesslich verpflichtete ihn der Regisseur für die Ent­ wicklung einer surrealen Traum­ szene im Film «Spellbound». Dalί war ganz aus dem Häuschen und plante eine 20-minütige Sequenz mit fünfzehn fliegenden Pianos über den Köpfen von tanzenden Paaren. Vieles von dem, was Dalί vorschwebte, war schlicht nicht durchführbar. Im fertigen Film sind nur noch drei Minuten zu sehen. Auch wurden viele von seinen Sonder­ wünschen nicht erfüllt. Hitchcock machte ihm klar: «Du kannst keine lebenden Ameisen über Ingrid Bergmann schütten.»

«Du kannst keine lebenden Ameisen über Ingrid Bergmann schütten.»

Manche Treffen konnten Warhol auch die Sprache verschlagen. Hierzu zählt die Begegnung zwischen ihm und Salvador Dalί im luxuriösen «St. Regis Hotel». Als Warhol an die Tür von 1610 klopfte, zog ihn Dalί schwungvoll mit seinem Spazierstock ins Zimmer. Den Raum erfüllte Opernmusik (schätzungsweise Wagners «Tristan und Isolde») in ohrenbetäubender Lautstärke. Dalί nahm aus seiner Kunstsammlung einen Inka-Kopfschmuck

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ART & CULTURE

POESIE AUF

LEINWAND Seine Filme sind melancholisch, bildgewaltig und voller Sehnsucht. Und kaum einer verfilmt die Einsamkeit so schön, wie er es tut: der chinesische Regisseur Wong Kar-waï, der nun zu Recht den «Prix Lumière» für sein Gesamtwerk erhalten hat.

2

Anka Refghi

009 gewann ihn Clint Eastwood zum ersten Mal. Danach folgten unter anderen Gérard Depardieu, Quentin Tarantino, Pedro Almodóvar, Martin Scorsese und zuletzt die grosse Catherine Deneuve. 2017 ging der «Prix Lumière» nun an Wong Kar-waï, den Virtuosen, der sich als einer der wenigen Regisseure aus Hongkong mit einem ganz eigenen Stil – und weit weg vom Hollywood-­ Mainstream – im Westen durchsetzen konnte.

Wie alles begann Die Wurzeln für Wong Kar-waïs Film-Leidenschaft sind im Hongkong der 1960er Jahre zu finden. Denn gerade einmal fünf Jahre alt, emigriert der am 17. Juli 1958 in Shanghai Geborene mit seiner Mutter nach Hongkong. Einsam in der neuen Stadt, ohne Freunde und Verwandte, machte seine Mutter aus der Not eine Tugend und ging mit dem kleinen Kar-waï beinahe täglich ins Kino, wo Filme aus Europa und den USA gezeigt wurden. Eine Zeit, von der er später einmal sagen wird, sie sei seine persönliche «Filmschule» gewesen.

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In the Mood for Love I 2007

«Ich fühle mich als Chinese, auch wenn ich Hongkong besser kenne als China.» – Wong Kar-waï –


2046 I 2004

Festival Lumière

2046 I 2004

Seit 2009 findet das «Festival Lumière» statt und verwandelt Lyon für eine Woche zum «Must» für jeden Cineasten. Am letzten Abend wird der «Prix Lumière» an einen grossen Schauspieler oder Drehbuchautoren für die Gesamtheit seines Werks und die Rolle dieser Persönlichkeit für die Geschichte des Films ausgezeichnet. Lyon ist die Stadt, in der die berühmten Gebrüder Lumière ihre fantastischen Erfindungen, wie den Kinematographen, machten und damit feder­ führend für die Entstehung des Bewegtbildes waren.

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ART & CULTURE

zu seinem Stammkameramann werden sollte. Eine Zusammenarbeit, die bis zum heutigen Tage andauert. Mit ihm kreiert Wong seine so charakteristische Bildsprache, seine unverkennbare Filmtextur und die immer wiederkehrenden Motive, die alle seine Filme miteinander verbinden und zu einem «Wong’schen Universum» werden lassen. Dazu gehört auch, dass er immer wieder mit denselben Schauspielerinnen und Schauspielern zusammenarbeitet, die so zu einem Teil seines Gesamtkunstwerks werden. Dabei sind seine Protagonisten innerlich zerrissen, voller Sehnsucht und Einsamkeit. Überhaupt wird die Einsamkeit in Wongs Filmen zum roten Faden – poetisch, schmerzlich und bildgewaltig. Jede Einstellung ein Gemälde, ein Abbild eines auf zwei Menschen reduzierten Universums, in dem es um flüchtige Momente, statt um Handlungsstränge geht.

Virtuos durch Raum und Zeit

Wong Kar-waï während der Dreharbeiten

Später arbeitet Wong Kar-waï an der «Hong Kong Television Broadcast Ltd.», der damaligen Talentschmiede für Regisseure des neuen Hongkong-Kinos und als das «Shaolin-Kloster der New Wave» bezeichnet. Zusammen mit einem Autorenteam schreibt er rund 50 Drehbücher, die jedoch ohne grössere Bedeutung sind. Um seine eigenen Visionen verwirklichen zu können, entscheidet sich Wong Kar-waï Anfang der 80er Jahre für die Selbstständigkeit. Und bereits in seinem ersten eigenen Film «As Tears Go By», der 1988 erscheint, macht der begnadete Regisseur alles ein wenig anders: Während im aufstrebenden Hongkong der 1980er Jahre zahlreiche Gangsterfilme gedreht werden, erzählt er die Geschichte von zwei Verlierern.

Das Wong’sche Universum Der nächste Film, «Days of Being Wild», der 1991 erscheint, markiert einen wichtigen Meilenstein in seinem Filmschaffen, arbeitet er hier doch zum ersten Mal mit dem aussergewöhnlichen Christopher Doyle zusammen, der fortan

Seine Filme spielen in Hongkong, ­A rgentinien, Shanghai, den Philippinen oder den USA, und sie spielen in den 1930er Jahren, in den 60er Jahren seiner Kindheit, in der Gegenwart und – wie in seinem Film «2046» – auch in der Zukunft. Zeit und Raum scheinen dabei oft voneinander losgelöst. Als stilbildendes Element benutzt Wong auch ­simultan verschiedene Geschwindigkeiten, wie in «Chunking Express». Inspiriert durch Mangas, in denen oft der Vordergrund scharf, während der Hintergrund unscharf ist, imitiert er dies auf seine «Wong’sche» Weise: So lässt er seine Schauspieler sich im Vordergrund sehr langsam bewegen, während die Schauspieler im Hintergrund rennen müssen. Und es ist genau das, was den Charme seiner Filme ausmacht. Experimentell und eigen. Ebenso kommt der Musik in seinen Werken eine tragende Rolle zu, einschlägige Rock- und Popstücke, aber auch Tango oder klassische Musik. Und so sind seine Werke «Happy Together», «­ As Tears Go By» und «In The Mood for Love» gar nach bekannten Musikstücken benannt. So auch «My Blueberry Nights», in dem die Sängerin Norah Jones auch gleich die Hauptrolle neben Jude Law und Natalie Portman spielt. Übrigens sein einziger Film mit amerikanischen Schauspielern. Wong Kar-waï lebt mit seiner Frau Esther, der er nicht nur den «Prix Lumière» gewidmet hat, sondern deren Name auch stets als Erstes in den Filmcredits zu lesen ist, in Hongkong.

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ART & CULTURE

«I do what feels natural, but I can’t say I haven’t thought about it.» – Stephen Shore –

Beverly Boulevard und La Brea Avenue, Los Angeles, California I 1975

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NOTIZEN

VISUELLE

ART & CULTURE

Seine Fotos halten Alltagssituationen fest. Eine rotweisse Milchpackung auf knallrotem Untergrund, Tankstellen, eine ausgedrückte Zigarettenkippe, der beleidigte Gesichtsausdruck einer Katze. Banalitäten. Schnappschüsse des Lebens, zufällig und fesselnd. Stephen Shore, amerikanischer Fotograf, wichtigster Vertreter der «New Color Photography» und einer der bedeutendsten Fotografen der Gegenwart. Helena Ugrenovic I

Stephen Shore

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ART & CULTURE

D

ass er den Mut hat, sich der Norm zu entziehen, beweist Stephen Shore als 14-jähriger Junge, der kurzerhand Edward Steichen, den damaligen Director of Photography des «Museum of Modern Art» in New York, anruft und fragt, ob er sich nicht einmal seine Bilder ansehen wolle? Steichen hat gerade Zeit und kauft ihm, beeindruckt von der Qualität der Fotografien, drei davon ab. Ein paar Jahre später begegnet Shore bei einer Underground-Filmvorführung Andy Warhol, was sich als erster Schritt auf einem glitzernden Regenbogen entpuppen soll. Er wird Teil der berühmten «Factory», des Ateliers in der East 47th Street in Manhattan, das in die Geschichte der Popkultur eingehen wird und wo sich vor Ideen übersprudelnde Köpfe die Klinke in die Hand geben. Stephen Shore ist fasziniert von Andy Warhol, dem Enfant terrible und Provokateur der Künstler­ szene, der als Gefahr für die Allgemeinheit gilt, sowie vom schillernden Kosmos, der in diesem Studio pulsiert. Über Jahre hinweg verbringt der damals 17-Jährige fast seine gesamte Freizeit bei Warhol und porträtiert dessen Freunde und Künstler auf eine unverfälschte, authentische Art. Natürliche Szenen, gekonnt in Szene gesetzt, die unweigerlich Fragen aufwerfen: «Ja und was jetzt? Wer ist der Mensch, dem diese Schuhe gehören?» Es ist das Markenzeichen von Stephen Shore.

Der Revoluzzer «Etwas Spektakuläres zu sehen und zu realisieren, dass es sich um eine fotografische Möglichkeit handelt, macht noch lange kein gutes Bild aus», erklärte Stephen Shore in einem Interview, «jedoch das Gewöhnliche, etwas, das du jeden Tag siehst und realisierst, dass es einen Schnappschuss wert ist – das ist es, was mich interessiert.» Seine Vision von der gewöhnlichen Welt ist schon seit Jahrzehnten vorhanden, noch bevor sie millionenfach auf Facebook oder Instagram nachgeahmt und das gläserne Ich in Bildern dargestellt wird. Shore, Mitbegründer der «New Color Photography» in Amerika, reist im März 1972 von New York aus quer durch die USA über Texas bis nach New Mexico. Der damals 25-Jährige fotografiert alles, was ihm vor die Linse kommt, und es ist

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Second Street, Ashland, Wisconsin I 1973

vieles. Mit der Kamera hält er fest, was er isst, wo er schläft, jede Toilette, die er besucht, jeden Menschen, dem er begegnet. Es entsteht ein visuelles Tagebuch und gleichzeitig ein «Corpus Delicti», das Amerika empört. Als seine Ausstellung «American Surfaces» im «Metropolitan Museum of Art» ausgestellt wird, ernten seine Farbbilder des amerikanischen Alltags jede Menge Spott und ist die Berichterstattung in der Presse niederschmetternd. Der grosse Paul Strand prophezeit ihm gar unmissverständlich einen katastrophalen Karriereschritt, ausgelöst durch seine «vulgären Farbbilder».

Das Ausnahmetalent Entgegen allen negativen Prognosen werden Stephen Shores Arbeiten seit 45 Jahren ausgestellt, und ist er der erste lebende Fotograf, der seit Alfred Stieglitz vierzig Jahre zuvor im New Yorker «Metropolitan Museum of Art» eine Einzelaus­ stellung hatte. Mit seiner Ausstellungsreihe weckt er in den frühen 1970er Jahren neues Interesse an der Farbfotografie und an der Verwendung der Kamera für dokumentarische Arbeiten. Stephen Shore veröffentlicht mehr als 20 Bücher seiner Foto­ grafien und ist seit 1982 Direktor des Fotografie-­ Programms am «Bard College» in Annandale-­onHudson in New York.


ART & CULTURE

Aktuelle Ausstellung Vom 19. November 2017 bis 28. Mai 2018 zeigt die Ausstellung «Stephen Shore» im Metropolitan Museum of Art in New York Shores Arbeiten der vergangenen fünfzig Jahre, angefangen von seinen ersten Fotografien als Teenager bis hin zu seinem Wirken auf digitalen Plattformen wie Instagram.

Amarillo, Texas I 1972

West Third Street, Parkersburg, West Virginia I 1974

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ART & CULTURE BY

DAMIEN HIRST

Entstanden ist die «Eternal»-Kollektion 2017 in Kollaboration mit Lalique. Die Kristall-Skulptur von Damien Hirst in Form einer Schere ist auf 20 Stück limitiert.

VERY

artistic! Das bu nte K ar ussel l der Kü nste d reht sich weiter. Ei n Bl ick au f das i nternationa le Parkett u nd sei ne H ig h l ig hts i n d iesem Wi nter.

MONTBLANC

Eine kunstvolle Hommage an den grossen Strategen und General Hannibal: Der Füllfederhalter für 1,8 Millionen Dollar ist aus Weissgold gefertigt und mit Diamanten und Saphiren besetzt. Limited Edition.

MOMA

Mit der Ausstellung «Items: Is Fashion Modern?» stellt das New Yorker Museum of Modern Art erstmals nach 70 Jahren wieder Mode aus und zeigt ikonische Kleidungsstücke. Zu sehen vom 1. Oktober 2017 bis 28. Januar 2018.

PINAKOTHEK DER MODERNE

GESTALTEN VERLAG

Das Tattoo ist Kunstform: «Forever More» taucht in die Untergrundszene ein und stellt einige der einflussreichsten Tattoo-Künstler sowie neue vielversprechende Talente vor.

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Ausstellung der aus 28 Diptychen bestehenden Arbeit «Tokyo» (1969–1973) des provokativen japanischen Fotografen Nobuyoshi Araki. Auseinandersetzung mit dem Leben und dem Stadtraum von Tokio. 26. Oktober 2017 bis 4. März 2018, München. SMEG

Coole Sache: Aus der Kooperation von Smeg und Dolce & Gabbana sind auf 100 Stück limitierte Kühlschränke entstanden, von denen jeder eine unverwechselbare Leinwand für die Bilder von sizilianischen Künstlern ist.


www.artioli.com



TRAVEL

ASIEN SCHIENEN

AUF

Exakt 2006 Schienenkilometer trennen Woodlands Station am Grenzübergang von Singapur nach Malaysia vom Bahnhof Hua Lamphong in Thailands Hauptstadt Bangkok – Stammstrecke des legendären «Eastern & Oriental Express», für die der Luxuszug rund 51 Stunden benötigt. Eine Reise zurück in Südostasiens koloniale Vergangenheit.

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Dr. Thomas Hauer I

n einem ihrer grössten Leinwanderfolge, dem 1932 von Regie-Legende Josef von Sternberg inszenierten Spionagethriller «Shanghai Express», trifft Marlene Dietrich in der Rolle der geheimnisvollen Kurtisane Lily während einer schicksalhaften Zugreise durch das vom Bürgerkrieg zerrissene Reich der Mitte auf ihren Ex-Geliebten Harvey. Bis heute begeistert der auf-

Belmond

wendig inszenierte Hollywoodstreifen neben dem stimmigen Plot vor allem mit seiner opulenten Ausstattung, die die goldene Ära des Eisenbahnzeitalters, jenes leichtfüssige «anything goes», das das Lebensgefühl vom Fin de Siècle bis zu den Roaring Twenties bestimmt hat, vor der exotischen Kulisse Südostasiens wie kaum ein zweiter Film der Epoche zum Leben erweckt.


TRAVEL

Kein Wunder, dass sich auch das Design-Team des «Eastern & Oriental Express», dessen in warmes Gold, dunkles Grün und nobles Beige gewandete Waggons seit 1993 den stolzen Löwenstaat am Südzipfel Malaysias mit der Stadt der Engel an den Ufern des Chao Phraya verbinden, bei der Restauration des Zuges von Sternbergs Filmset inspirieren liess. Und so könnten die eleganten, Kirschholz-­ getäfelten Gesellschaftswagen des «E & O», ausstaffiert mit ausladenden Polstersesseln und edelsten Accessoires im Stile des Art nouveau einem Remake des Filmklassikers ebenso als Kulisse dienen wie die luxuriös ausgestatteten Passagierkabinen, geschmückt mit kostbaren malaysischen Edelholzintarsien und blank polierten Messing­ applikationen.

Zwischen Traum und Wirklichkeit Einmal an Bord, wird diese stimmige Inszenierung kolonialer Grandeur, dieser nostalgische Mix aus Luxus, Romantik und Abenteuer binnen Minuten

zur rollenden Zeitmaschine, die die Passagiere in eine Vergangenheit befördert, die es so zwar vermutlich nie gegeben hat, aber lässt man sich auf dieses Spiel ein, fühlt man sich mit ein wenig ­Fantasie bald wie eine Reinkarnation von Mata Hari auf geheimer Mission. Die asiatische Bilderbuchlandschaft, die der «E & O» dabei durchfährt, gerät dabei im angenehm klimatisierten Interieur fast zur Nebensache. Wirklich nahe kommen die Passagiere dem grünen Herzen des Kontinents erst auf dem offenen, mit Teakholz beplankten Obser­ vation Deck ganz am Ende des Zuges. Während einem hier der seidige Fahrtwind das Haar zerzaust und an den kristallenen Champagnergläsern in der tropischen Hitze binnen Sekunden Kondenswasser hinabperlt, rauschen in fliegendem Wechsel labyrinthische Zuckerrohrfelder, undurchdringlicher Regenwald, steil aufragende Karstkegel und palmengesäumte Reisfelder vorbei, in denen schneeweisse Ibisse wie Statuen aufgereiht stehen; werden auf dem Weg nach Norden aus von goldenen

Ein Stopp an der geschichtsträchtigen River Kwai Bridge gehört zu den Hauptattraktionen der Klassik-Tour.

TIPP Neben dem Klassiker Singapur–Bangkok bzw. Bangkok–Singapur bietet Belmond im «E & O» auch Sonderfahrten, z. B. in den Norden Thailands und nach Laos, an. Den Klassiktrip gibt es ab ca. 2600 U$ p. P. im Pullman-Doppel-Abteil. Asien-Spezialist Geoplan Privat­reisen schnürt dazu rund um die Fahrt individuelle Vor- oder Anschlussprogramme mit privaten Guides. Weitere Infos: www.belmond.de und www.geoplan-reisen.de.

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TRAVEL

Kuppeln überspannten Moscheen und quietschbunten Hindutempeln nach und nach buddhistische Pagoden. Fast wie im Film, nur in Farbe. Doch der Reihe nach.

Die Reise beginnt Ausgangspunkt des exklusiven Schienenabenteuers war lange Jahre S ­ ingapurs erste Hotel-Adresse – das legendäre «Raffles» an der Beach Road No. 1. Doch weil sich die eitle Grande Dame momentan einem Lifting unterzieht und ihre Fassade deshalb hinter einem unschönen Baugerüst versteckt, trifft sich die illustre Gästeschar in der Zwischenzeit im nicht minder exklusiven «Fullerton», das im früheren Postamt der einstigen Kronkolonie untergebracht ist. Allerdings wirkt dieses stolze Kulturdenkmal – ein Musterbeispiel britischer Kolonial­ architektur – trotz imposanter neoklassizistischer Fassade und exklusiver Lage direkt an der mondänen Waterfront im Schatten der steil aufragenden Skyline des benachbarten Finanzdistrikts und gegenüber dem hypermodernen Marina-Bay-Komplex mittlerweile fast ein wenig anachronistisch. Nachdem die Check-in-Formalitäten erledigt sind, geht es von der Hotelikone dann per Bus in einer guten halben Stunde zur Woodlands Station, wo der «E & O» seine Gäste bereits erwartet. Noch ein paar Zoll- und Grenzformalitäten, schon schliessen sich die Türen, während sich der rund 300 Meter lange

Schienenkoloss ächzend in Bewegung setzt. Untergebracht sind die Gäste, je nach Raumbedarf und Portemonnaie, in drei verschiedenen Kabinenkategorien: vom knapp 6 m² kleinen Pullman-Abteil, über die immerhin rund 8 m² messenden State Cabins bis zur grosszügigen Presidential Suite mit etwa 12 m² – alle inklusive privatem Bad und WC. Tagsüber dienen die Betten als unverschämt bequeme Polstersofas und werden erst zur Nacht vom Kabinensteward in flauschige Kojen verwandelt. In den Pullman-Abteilen und State Cabins verbirgt sich das zweite Bett in der Wand und wird abends einfach heruntergeklappt. Frühstück und Afternoon Tea werden stilecht auf der Kabine serviert, die mehrgängigen Gourmetlunches und Dinners in den mitreisenden Dining Cars in der Zugmitte zelebriert.

Luxus neu definiert Doch keine Angst: Der «E & O» ist kein rollendes Museum, die Stimmung an Bord alles andere als britisch steif. Im Gegenteil. Das Zugkonzept wurde in den letzten Jahren konsequent weiterentwickelt. Nicht zuletzt um das Angebot an die Bedürfnisse einer neuen Generation von wohlhabenden Globetrottern anzupassen, die offenbar völlig andere Vorstellungen von Reisen und Luxus hegt als noch ihre Eltern. So ist rund die Hälfte der 50 Passagiere, die diesmal an Bord sind, unter 50 Jahre alt. «Ein Grund für diesen Erfolg ist sicher auch, dass wir die bisher recht strengen Kleidervorschriften an Bord zuletzt deutlich gelockert haben», glaubt «E & O» General Manager Valentin Waldman. Statt Smoking und langem Abendkleid heisst die Devise heute «Tropical Elegance». Tagsüber ist auch lockere Freizeitbekleidung kein Problem. Ab 2018 gilt im Zug ausserdem eine All-inclusive-Politik – das heisst Getränke aus der Piano-Bar oder dem Observation Car sind dann, wie aktuell bereits alle Mahlzeiten und zwei Ausflüge entlang der Strecke, ebenfalls im Reisepreis eingeschlossen.

Street Art in Motion

Auf dem offenen Observationsdeck geniessen Passagiere Champagner und eisgekühlte Drinks.

Zur Frischzellenkur gehört aber auch ein Kunstprojekt. So hat Zugbetreiber Belmond unter dem Motto «Art in Motion» bei Rajesh Kumar, in Singapur ansässiger Street Artist und Absolvent des prestige­ trächtigen Londoner Goldsmith College, eine rollende Leinwand kommissioniert. Und Kumar hat geliefert – kurzerhand verwandelte er die stählerne Hülle zweier Waggons per Spraydose in einen Teich voll exotischer Koi-Karpfen. Der smarte Künstler, hin und wieder auch selbst im «E & O» unter­ wegs, ist auch diesmal zwischen Singapur

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Das Pullman-Abteil: ultimativer Luxus auf 6 m²

und ­Malaysias Kapitale Kuala Lumpur mit an Bord und erklärt Gästen seine Arbeit: «Kois symbolisieren in der asiatischen Kultur Reichtum, Glück und Eleganz. Gleichzeitig strahlen sie, obwohl ständig in Bewegung, Ruhe und Gelassenheit aus – alles Dinge, die ich selbst mit der Reise in einem Luxus­ zug assoziiere. Darüber hinaus hat jeder Koi ein einmaliges, unverwechselbares Muster gleich einem Fingerabdruck, so, wie auch alle Gäste des «E & O» ihre unverwechselbare Geschichte mitbringen. Bindeglied ist das gemeinsame Reiseerlebnis», so Rajesh.

als noch vor fünf oder zehn Jahren. Also bin ich relativ frei bei der Entwicklung der Menüs und lasse mich gerne von den kulinarischen Traditionen der Landstriche inspirieren, die der Zug durchquert – so wird eine Fahrt im «E & O» auch zu einer Reise durch Südostasiens Küchen», erklärt Executive Chef Yannis Martineau sein Konzept. Der Franzose, der mit einer 8-köpfigen Mannschaft seit 2007 die kulinarischen Geschicke des «E & O» lenkt, war zuvor bereits als Souschef auf dem «Venice Simplon Orient-Express» unterwegs.

Rollendes Sternerestaurant Im Mittelpunkt steht die persönliche Begegnung Zur Neupositionierung des «E & O» gehört aber auch ein komplett überarbeitetes Exkursionsprogramm. Statt klassischer Sightseeing-Touren liegt der Schwerpunkt künftig auf persönlichen Begegnungen mit Menschen, die entlang der Bahnstrecke leben. Tatsächlich funktioniert dieser Spagat zwischen ultimativem Luxus und authentischem Reiseerlebnis erstaunlich gut. So stehen zum Beispiel Ausflüge in den malaysischen Dschungel auf dem Programm, bei denen Gäste mithilfe eines lokalen Guides hautnah die Flora und Fauna des Regenwaldes kennenlernen sollen, eine Radtour durch die Reisfelder im Hinterland des River Kwai inklusive Besuch eines Palmbauern oder eine Flossfahrt samt Thai-Kochkurs. Apropos Kochen: Auch in der gerade mal 12 m² grossen Kombüse des «E & O» weht ein neuer Wind. «Unsere Gäste sind heute deutlich mutiger

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Am ersten Abend, als der Zug noch gemächlich Richtung Kuala Lumpur rollt, lässt Martineau getreu seiner Philosophie ein malaysisches Fischcurry auf Sterneniveau servieren, während am letzten Tag der Reise gedämpfter Kabeljau in ­Kokoscreme bereits auf den Zielbahnhof Bangkok einstimmt. Und der nähert sich schneller, als den meisten Passagieren lieb ist. Als der «green train», wie der «E & O» von den Einheimischen genannt wird, schliesslich am späten Nachmittag in die Hua Lamphong Station einrollt, will die Stimmung an Bord im ersten Moment so gar nicht zur Hektik der aufstrebenden Millionenmetropole passen. Ja, fast macht sich ein wenig Wehmut unter den Passagieren breit. Doch viel Zeit zum Abschied nehmen bleibt nicht. Auf dem Bahnsteig stehen schon die Pagen diverser Luxusherbergen bereit, und schon bald leert sich die Plattform, verblasst die Reise im «Eastern & Oriental» im Bangkoker Verkehrschaos zu einem Traum. Und die Kois schwimmen wieder ihrer eigenen Wege …


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ROM

BY THOMAS BIASOTTO

Seinem Auge entgeht nichts: Thomas Biasotto. Der Schweizer Fotograf ist nicht nur selber leidenschaftlicher Streetfotograf, sondern gibt auch Workshops in Städten wie London, New York, Paris, Zürich und Rom. Nach seinen Bildbändern «New York in 40 Days» und «London in 40 Days» widmet er sein neuestes Buch einer geschichtsträchtigen Stadt: Rom.

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RESTIGE: Streetfotografie – Schnappschuss oder Milieufotografie? THOMAS BIASOTTO: Das kann man nicht vergleichen (lacht). Das Wort Milieu b­eschreibt schlussendlich die Umwelt, in der man sich wohlfühlt, oder beschreibt Orte, die einen prägen. Und schlussendlich macht ein Street­fotograf in vielen Fällen Bilder an Orten, an denen er sich wohlfühlt. In der Streetfotografie geht es zwar um Schnappschüsse, aber um solche, die technisch und gestalterisch geplant sind. Warum Streetfotografie? Was mich so unglaublich daran fasziniert, ist, dass jeder Moment, den ich mit meiner Kamera festhalte, nicht reproduziert werden kann. Es geht darum, Stimmungen und Momente festzuhalten, die in der Öffentlichkeit ­geschehen. Dies können lustige – vielleicht auch mal

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Thomas Biasotto

«peinliche» – Momente sein, Alltagsmomente oder auch traurige und nachdenkliche Momente. Das Schöne an dieser Art Fotografie ist auch, dass man ­eigentlich alles fotografieren kann, um eine Geschichte zu erzählen. Streetfotografie ist ein Genre, das nicht definiert werden kann, und gerade das finde ich spannend. Sie haben einmal gesagt, dass man ein Bild nicht «knipst», sondern komponiert …? Unter knipsen verstehe ich, dass ein Fotograf einfach durch die Stadt läuft und drauflosfotografiert. Mit einer manuell gesteuerten Kamera geht das nicht, da muss man komponieren. Das bedeutet, die Entscheidung im Vorfeld zu fällen: Wie gross ist die Schärfentiefe, welchen Schärfepunkt peile ich an, und was möchte ich für einen Bild­ ausschnitt. All diese Komponenten müssen teilweise in Sekunden entschieden werden, und da liegt meist die Schwierigkeit an dieser Art Fotografie.


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Sie sind gerade für Ihr neuestes Buch in Rom gewesen. Nun haben Städte verschiedene Potentiale für Streetfotografie. Worin lag der Reiz in Rom? Ich wollte in einer Stadt arbeiten, die einen grossen Kulturreichtum besitzt. Ein wei­terer Entscheidungspunkt war der Vatikan. Durch gute Beziehungen hatte ich die Möglichkeit, im Staat Vatikan zu fotografieren, was natürlich sehr interessant ge­wesen ist. Beschreiben Sie Rom in drei Worten. Impulsiv, kulinarisch, kulturreich. Welche waren Ihre liebsten Plätze? Zum einen das Innere des Vatikans und zum andern die verschiedenen Plätze wie beispielsweise die Piazza Navona. Natürlich nicht zu verachten ist auch die imposante und geschichtsträchtige Architektur.

Fotograf Thomas Biasotto

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MAILAND MAGICO! Winter. Das triste Regenwetter schlägt einem auf das Gemüt, und der Winterblues lässt grüssen. Um wieder gute Laune und Energie zu bekommen, ist ein Tapetenwechsel gerade richtig. Da bietet es sich an, sich einen Tag in Mailand zu gönnen und sich durch dessen «dolce vita» anstecken zu lassen.

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ie quirlige Metropole Nord­ italiens ist bequem mit dem Flieger zu erreichen. Mit ihren vielen Museen, der Scala, dem Dom, den einzigartigen Einkaufsmöglichkeiten und ihrer Kulinarik hat diese Stadt das Zeug, sämtliche Tristesse in Kürze wegzuzaubern. Schon die Landung bei herrlichem Sonnenschein lässt den Tag gut beginnen, und es geht direkt vom Flughafen Malpensa zum Hotel «VIU».

9.45 Uhr Während der Blick von der atemberaubenden Dach­ terrasse über das erwachende Mailand schweift, startet der Tag mit einem grossartigen Frühstück im Hotel «VIU». Schnell sind Pläne geschmiedet, wohin der Weg heute führen soll. Gestärkt geht es nun erst einmal zum Sightseeing.

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Mailand ist so viel­fältig, da ist die Wahl nicht einfach: Dom, Triumphbogen, eine der unzähligen Kirchen, das Künstlerviertel Brera, eine Bootsfahrt auf dem Naviglio Grande? Erster Anlaufpunkt wird der Mailänder Dom, das bekannteste Wahrzeichen Mailands.

11 Uhr – Cattedrale Milano Der Innenbereich der flächenmässig drittgrössten Kirche der Welt mit einer Länge von 157 Metern beeindruckt mit kunstvoll verzierten Fenstern und einer riesigen Orgelanlage. Doch die begehbaren Dachterrassen, die man sowohl über eine Treppe als auch mit einem Fahrstuhl erreicht, stehlen einem den Atem. Von hier aus kann man die zahlreichen Statuen auf den klerikalen Turmspitzen bestaunen und hat gleichzeitig eine spektakuläre Aussicht auf die Innenstadt. Bei guter Sicht sind sogar die Alpen zu sehen.


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«As a well spent day brings happy sleep, so life well used brings happy death.» – Leonardo da Vinci –

12.30 Uhr – Mandarin Oriental Milano Hunger? Nur 1 km vom Dom entfernt liegt das «Mandarin Oriental Milano». Tagsüber wie abends ist das «Mandarin Bar & Bistro» der angesagte Treffpunkt: eine verlockende Mischung aus zeitgenössischer Musik, köstlichen Gerichten und individuell kreierten Cocktails.

15.45 Uhr – Galleria Vittorio Emanuele II Schon so viel erlebt und noch kein bisschen geshoppt! Nur zehn Minuten Fahrtzeit von Santa Maria delle Grazie entfernt findet sich die geeignete Location: Mailand zählt ohne Frage zu den schillerndsten Mode-Metropolen der Welt. Dass die Stadt diesem Ruf gerecht wird, bemerkt man insbesondere in der «Galleria Vittorio Emanuele II». Wer auf hochwertige Designer-Ware oder exklusive Unikate steht, kann sich in der überdachten Einkaufsgalerie in einen wahren Shopping-Rausch versetzen.

21 Uhr – Cena e pernottamento im Hotel Principe di Savoia Die Krönung des Tages wartet noch! In der 500 m2 grossen Präsidentensuite kann man den Tag in edlem Ambiente der absoluten Luxusklasse Revue passieren lassen und sich seine Spaghetti mit Scampi und eine auserlesene Fischplatte am privaten Pool mit Jacuzzi schmecken lassen. Der unauffällige Butler liest einem jeden Wunsch von den Augen ab. Etliche Berühmtheiten sind hier bereits abgestiegen.

GUT ZU WISSEN Mailand ist mit 1,3 Millionen Einwohnern die zweitgrösste Stadt Italiens und Hauptstadt der Region Lombardei. Mailand gilt als aufgeräumt und unterkühlt. Die Stadt, Gastgeberin der Expo 2015, entspricht so gar nicht dem italienischen Klischee – und ist deshalb so originell. Für Touristen ist es keine einfache Stadt. Wenn man sich der Stadt und ihren eigenen kleinen Geschichten hingibt, versteht man, warum Mailand dann doch als Trendsetter in Sachen Mode, Lifestyle und Kulinarik genannt werden muss.

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LUFTHANSA HINTER DEN KULISSEN Alles HON oder was? Heute erleben die beiden HON-Member und Freunde, Starkoch Alfons Schuhbeck und sein CEO-Freund Lorenzo Giannuzzi, einen exklusiven Blick hinter die Kulissen von Lufthansa. Die beiden sind es gewohnt, ganz anders zu reisen. Sie werden sonst mit einer exklusiven Limousine direkt aufs Rollfeld zum Flugzeug chauffiert. Heute mal innercircle Lufthansa … Nike Schröder I

Michael Lamberty


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U

m einen Langstreckenflug perfekt durchzuführen, braucht es mehr als eine gute Flugzeug-Crew. Dafür arbeitet hinter den Kulissen ein ganzes Heer an Spezialisten unter Hochdruck. Zuallererst: Logistik-Fachleute und Flugwegplaner. Sie optimieren den Flugweg, immer unter Berücksichtigung der Wetterlage und Überfluggebühren. Sicherheit geht vor, aber die Kosten sollen auch nicht explodieren. Ein verantwortungsvoller Job, liegen doch alleine die Spritkosten und Gebühren bei weit über 100’000 Dollar pro Langstreckenflug. Die Lufthansa-Vielflieger Schuhbeck und Giannuzzi blicken den Luftfahrt-Profis bei ihrer herausforderungsvollen Arbeit rund um den Langstreckenflug eines neuen Fluggerätes, einer A350, über die Schultern und begleiten den Flug nach San Francisco.

Flugvorbereitungen Flugplaner Lars Richter ist für die Route von Flug LH-647 zuständig. Der sogenannte Dispatcher beginnt um 9.30 Uhr seine Arbeit, rund vier Stunden vor dem Abflug. Damit entlastet er den Flugkapitän, der dafür gar nicht die Zeit hätte. Seine Hilfsmittel: eine ausgeklügelte Planungssoftware, aktuelle Wetterdaten und Flugwegkarten. Die sehen aus wie Schnittmusterbögen und zeigen die vielen Luftstrassen, die möglich sind – für jemanden wie Schuhbeck und

Giannuzzi, die sowas zum ersten Mal sehen, höchst verwirrend. Doch der Dispatcher plant mit traumwandlerischer Sicherheit eine Strecke mit möglichst wenig Überfluggebühren und Spritkosten – falls das Wetter es zulässt, und das beobachtet er ganz genau. Grosse Gewitterzellen sind ein No-Go, denn Sicherheit geht natürlich vor. Der Flugplaner legt mithilfe einer Software die Flug­ route fest. Heute auf dem Programm: Flug LH-647, eine Reise mit der A350 von Frankfurt nach San Francicso. Richter kalkuliert den Spritbedarf mit 198’000 Litern. Berechnete Flugzeit: zehn Stunden, 51 Minuten. Der Flugwegplaner hat übrigens fast die gleiche Ausbildung wie ein Pilot. So kann er schon im Vorfeld ziemlich genau berechnen, wie schwer die Maschine sein wird, ­welche Startgeschwindigkeit man braucht und in welchen Abständen unterwegs die Flughöhe verändert werden kann. Meteorologie ist ebenfalls ein Fachgebiet, in dem er sich auskennt.

Ohne Logistik geht es nicht Vor dem Abflug müssen nicht nur die Passagiere an Bord, das Flugzeug muss auch beladen und betankt werden. Es ist 10.30 Uhr. Inzwischen ist die A350 aus New York kommend in Frankfurt gelandet. Etwa zweieinhalb Stunden bleiben Ramp-Agent Riemersdorf bis zum Abflug nach San Francisco. In dieser Zeit muss der Chef-Logistiker alle Passagiere von Bord bringen, das Flugzeug entladen, betanken und reinigen. Dann neue Fracht und Passagierkoffer laden, sich um das Boarding der nächsten Passagiere kümmern und dem Flug­ kapitän die endgültigen Daten über Fracht und Passagiere übermitteln. Da müssen die Abläufe wirklich minutengenau funktionieren. Nichts für schwache Nerven … Die Fracht auf diesem Flug sind insgesamt 20 Tonnen. Jede Abweichung könnte das Flugzeug in eine instabile Fluglage bringen, besonders bei Start und Landung. Wird vom Beladeplan abgewichen oder kommt unvorhergesehen noch Fracht hinzu, müssen Spezialisten den Lageplan neu berechnen, denn es verändert den Schwerpunkt des Flugzeugs. Den muss der Pilot genau kennen, damit der Flieger keine Bruchlandung macht.

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Für Passagiere rechnen die Fluggesellschaften mit einem Standardgewicht von 86 Kilogramm. 320 Pas­sagiere steigen heute ein, macht zusammen noch einmal 26 Tonnen. Das Passagier-Standardgewicht wird übrigens durch entsprechende Untersuchungen regelmässig angepasst.

Cockpit-Briefing First Class Alles in Ordnung, es kann losgehen! 13.00 Uhr, eine Stunde vor dem geplanten Abflug. In der Kabine nehmen die ersten Passagiere Platz. Die Piloten geben letzte Daten in die Cockpitrechner ein. Der Captain brieft die zwei verantwortlichen Piloten auf den aktuellen Stand. Unsere beiden prominenten PRESTIGE-Protagonisten nehmen Platz in der First Class und lassen sich von den Vorzügen des modernen Lufthansa-Service verwöhnen. Vom Bett über den Wolken bis zum kulinarischen Hochgenuss, hier ist Luxus Standard. Die beiden First-Class-Stewardessen lesen den beiden Gästen bis nach San Francisco jeden Wunsch von den Lippen ab.

First Class Lounge Dass die Lounge nicht nur am Boden ein purer Komfort ist, sondern auch in der Luft, hat Alfons Schuhbeck getestet. «Das ist einfach toll, denn hier stimmt einfach alles.» Das Gesamtkonzept bewertet er mit «ganz prima». «Hier bleibt kein Wunsch offen.»

Letzte Checks Während die 21-köpfige Mannschaft im Crew-Bus zum Flugzeug fährt, bringt Lade-Chef Henzmann Fracht-Infos ins Cockpit. Sie sind wichtig für den Kapitän, die Sicherheit und die Temperatureinstellung im Laderaum, wenn beispielsweise Trockeneis und Tropenfische transportiert werden. Während die Mannschaft ihre Arbeit im Flieger aufnimmt, macht Flugkapitän Herold den sogenannten Aussencheck: Ist das Fahrwerk ok? Gibt es sichtbare Triebwerkschäden oder Lecks, stehen Klappen offen, oder gibt es sichtbare Beschädigungen? Exklusiv für PRESTIGE macht unser HON-Protago­ nist Giannuzzi den Aussencheck mit dem Captain. Alles in Ordnung, es kann losgehen!

Die Reise beginnt Es kann losgehen. Die Aufregung steigt. Unser Protagonist hat jetzt auch noch die Ehre, im Cockpit den Start der Maschine mitzuerleben. «Ich bin still, denn hier sind all hochkonzentriert», sagt unser HON über sein aussergewöhnliches Erlebnis. Der Kapitän startet das Flugzeug.

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13.15 Uhr: Start frei, Kapitän Herold schiebt das Gas rein. Das Startgewicht heute: 528 Tonnen, Start­ geschwindigkeit 280 km / h. Take-off – elf Stunden bis San Francisco. Die A350 steigt auf Reiseflughöhe: 35’000 Fuss, rund zehn Kilometer. «Den Abflug steuern die Piloten selbst, dann übernimmt der Autopilot. Durch den Spritverbrauch wird das Flugzeug immer leichter, kann deshalb höher fliegen und spart Treibstoff», erklärt der Kapitän. Die Passagiere indessen vertrauen darauf, dass die Profis alles im Griff haben, während sich der Jet mit rund 1000 km / h Amerika nähert. 20.30 Uhr am gleichen Abend. San Francisco empfängt die A350 mit einer strahlenden Licht-Kulisse. Auch die Augen unserer beiden Mitreisenden Alfons Schuhbeck und Lorenzo Giannuzzi glänzen. Sie legen im Jahr 380’000 Flugmeilen zurück und halten damit den HON-Status. Sie erleben Fliegen für ihren Job fast täglich als Fortbewegung, hetzen von Termin zu Termin … Schuhbeck bescheiden: «Heute für PRESTIGE im Einsatz gewesen zu sein und dieses exklusive Erlebnis hinter den Kulissen verfolgt zu haben, macht mich ganz demütig. Seit heute weiss ich ganz genau, dass Fliegen zum einen ein Wunder und zum anderen eine detaillierte Massarbeit vieler Menschen im Hintergrund ist.» So geht ein 10’000-Kilometer-Trip zu Ende – ganz genau nach Plan.


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TIERISCH

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Atemberaubend: die elegante, neoklassizistische Eingangshalle

Das «Stue» ist Berlins erstes Luxus-Boutique-Hotel. Es liegt mitten im Botschaftsviertel im Zentrum der Stadt. Herrschaftliche Zimmer verfügen über einen gigantischen Blick direkt ins Gehege des Berliner Zoos. Für eine Auszeit im «Stue» verbinden sich Kunst und Geschichte in perfekter Harmonie und geben dem Gast ein wohnliches Ambiente zum Verweilen.

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Steve Herod

oher der Name kommt? Super Tolles Uebernachtungs Erlebnis mitten in Berlin? Nein, er ist dänisch, wird «Schtuhe» ausgesprochen und bedeutet «Wohnzimmer». Das zollt der Geschichte des kleinen Luxus-Boutique-Hotels Tribut, welches zwar Mitglied der «Design-Hotels» ist, aber von privater Hand geführt wird. Zuletzt war in dem klassizistischen Gebäude aus den 1930er Jahren, welches von dem KaDeWe-Architekten Johann Emil Schaudt errichtet worden war, die Königlich Dänische Gesandtschaft untergebracht. Was würde sich da nicht

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­ esser eignen, als den Zimmern und den Gesellb schafträumen einen skandinavischen Touch zu geben, indem man sie mit landestypischen Sesseln ausstattet und dieses einzigartige Wohnzimmer­ flair kreiert?

Chaiselongue. Wenn es Schnitt und Grösse eines Raumes ermöglichten, wurden extragrosse, frei stehende Badewannen eingebaut.

Designerin des Jahres

Die spanische Innenarchitektin Patricia Urquiola ist bereits mehrfach als Designerin des Jahres ausDas «Stue» befindet sich mitten in Berlin im attrak- gezeichnet worden. Sie hat das Design der öffenttiven Botschaftsviertel in unmittelbarer Nachbar- lichen Räume konzipiert und schafft mit natürlichen schaft des Tiergartens und des Zoos mit herrlichem Holzmaterialien, gedeckten Farben und Kupfer Blick über Berlins westliche und östliche Skyline. eine warme und freundliche Atmosphäre, die die Es lockt besonders anspruchsvolle Individual­rei­ historische Fassade perfekt mit dem modernen sende mit einem extravaganten Geschmack an. Interieur zu verbinden weiss. Ein Blickfang ist das Mit nur 78 Zimmern und Suiten gehört es eher zu historische Treppenhaus, dessen Verzierungen die den kleineren Boutique-Hotels, sein 5-Sterne-­ lange Historie des Hauses aufnehmen: Elegante Niveau besetzt in Berlin aber eine Nische! Kaum Parkettböden, französische Türen und eine Helligein Zimmer gleicht dem anderen – ungewöhnlich keit erzeugen einen Kontrast, der den Gast sofort hohe Zimmer mit riesigen Fenstern im Hoch­ fasziniert. So entstand sogar eine dreistöckige parterre bilden zum Beispiel einen unglaublichen Bibliothek mit gemütlichen Sitzgelegenheiten, die Kontrast zu den kleineren unter dem Dach, wo zum Schmökern einlädt! pfiffige Lösungen mit Oberlichtern gefunden wurden. Alle Zimmer aber ähneln sich durch die de- Kunst im Hotel zente und moderne Handschrift des spanischen Das historische Gebäude in Verbindung mit dem Architekturbüros LVG Arquitectura. In jedem Zim- modernen Anbau und der Innenausstattung spiemer gibt es aber ein ganz besonderes Highlight wie gelt das Ziel der Investoren wider: das «Stue» in zum Beispiel Nachttische von Hay oder einzigar- einem modernen Rahmen neu zu interpretieren. tige Einrichtungsgegenstände wie eine gemütliche Hervorzuheben ist die Fotobetonwand des

Urlaubsfeeling inklusive

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Auch in den Zimmern: Kunst, wohin das Auge blickt

Neubaus. Durch ein spezielles Verfahren wird durch verschiedene Körnungsgrade des Betons ein einzigartiges Raster erschaffen, welches den Effekt eines Motivs einer alten englischen Tapete inszeniert. Auch sonst ist die im Hotel zu bestaunende Kunst beeindruckend: Zahlreiche Schwarz-Weiss-­ Fotografien und Porträts bekannter Fotografen zieren hier die Wände, teilweise sogar aus der privaten Sammlung der Hotelinhaber zur Verfügung gestellt! Die Nähe des «Stue» zum Tierpark spiegelt sich in Skulpturen und Gemälden wider, welche den Gesamteindruck des Hotels beherrschen. So entsteht ein ungewöhnlicher Mix von historisch bis skurril. Schon beim Betreten der Eingangshalle treffen die

Die Designerin Patricia Urquiola wurde 1961 in Oviedo, in Spanien, geboren. Sie ist bekannt durch etliche Klassiker wie zum Beispiel die Caboche von Patricia Urquiola & Eliana Gerotto für Foscarini. Die Designer wollten mit der Caboche eine Leuchte schaffen, die an ein kostbares und elegantes Perlenarmband erinnert. Das Licht verbreitet sich aus dem Inneren der Kunststoff­ kugeln wie durch leuchtende Kristalle und erhellt den Raum auf eine ganz spezielle Art.

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Gäste auf ein riesiges Krokodil des Pariser Künstlers Quentin Garel. Oder aber die überdimensionale Giraffe oder die Gorillas der Mailänder Künstlerin Benedetta Mori. Überall erinnern Kissen oder andere Dekogegenstände an die unmittelbare Nähe zu den «echten» Tieren.

Spanien ist überall – España esta en todas partes Sogar wenn man sich abends gemütlich in der Bar niederlässt, begleitet einen der atemberaubende Blick auf den Tierpark Berlins. Hier kann man bei einem ausgesuchten Whiskey, Cognac oder einem erstklassigen Rotwein gemütlich zurückgelehnt die einzigartige Atmosphäre des nächtlichen Zoos aufnehmen und dabei den Tag Revue passieren lassen. Natürlich bietet das «Stue» auch kulinarische Hochgenüsse: Die Leitung der Restaurants liegt bei dem renommierten 2-Sterne-Koch Paco Pérez. Im Nobelrestaurant «5 (Cinco)» verzaubert er die Gäste mit seinen mediterran-avantgardistischen Kreationen. Aber auch das All-Day-Restaurant «The Casual» verwöhnt die Gäste mit hochwertigen Produkten und ehrlicher Handwerkskunst – vornehmlich durch diverse Tapas-Variationen in Anlehnung an das Gesamtkonzept. Das «Stue» ist ein Geheimtipp für einen Urlaub um die Ecke!


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«Berge sind stille Meister und machen schweigsame Schüler.» – Johann Wolfgang von Goethe –


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DIE

SCHWEIZER

ALPEN-SCHATULLE

Flächentechnisch betrachtet liegt sie auf Platz 133. Sie ist zwar eher klein, aber dennoch «oho», und was den Alpen-Tourismus betrifft, ist sie die unschlagbare Nummer eins. Denn hier, in den Schweizer Alpen, zwischen 6125 Bergen ab 2000 Meter Höhe, entwickelte sich der erste Luxus-Tourismus. Um genau zu sein vor 230 Jahren.

E

Helena Ugrenovic

s sind Faktoren wie Freiheit und Demokratie, Frieden und Eintracht, Glück und Einfachheit, die in der Luft flirren und von denen man glaubt, die Alpen verkörperten sie am schönsten. Werte in einer Gegend, die eine magische Anziehung ausübt. Spürbare Stille, umflutet von mächtigen, schneebedeckten Gipfeln einer kraftvollen Natur; verschobenes und getürmtes graues Granitgestein, schroffe Felsen, steil abfallende Wände, schwindelerregende Höhe. Sattgrüne Wiesen tiefgelegener Täler, die zwischen den Bergen ruhen, die allen Witterungen trotzen und beständig sind, Stärke vermitteln. Und so ewig wie die majestätischen Wächter der Natur wird die Eidgenossenschaft zum Sinnbild für wahre und ewige Werte. Neugier, Pioniergeist sowie der im Menschen schlummernde Drang, die Natur zu bezwingen, stellen die Weichen für ein «Projekt», das vor dem Ersten Weltkrieg seine Glanzzeit feiert, und die Annahme, der Tourismus der Schweizer Alpen gründe auf Schnee und Skifahren, Lügen straft.

Der Verschmähte 300 Jahre dauert es, bis dem Genfer Schriftsteller, Philosophen, Pädagogen, Naturforscher, Komponisten der Aufklärung und Wegbereiter der Französischen Revolution, Jean-Jacques Rousseau, am 28. Juni 2012 die offizielle Anerkennung der Schweiz gezollt wird. Ein bewegtes, künstlerisch und politisch intensives Leben prägt Rousseau, der sein Umfeld genauso beeinflusst. Er ist nicht nach jedermanns Geschmack, und obwohl auch durch die Schweiz schikaniert, spielt er hinsichtlich des Images der Schweiz im 18. Jahrhundert, das er in ganz Europa und vor allem mit seinem Bestseller «Julie oder Die neue Héloïse» popularisiert, eine entscheidende Rolle. Es ist ein Buch in Briefform, das 1761 erscheint und in dem er ein idyllisches Bild der Walliser Bergbevölkerung zeichnet. In einem späteren Briefwechsel mit Charles François de Montmorency, einem seiner Beschützer, beschreibt er ihm seine Vision der Schweiz: «Die Schweiz ist wie eine grosse Stadt, aufgeteilt in dreizehn Quartiere, von denen die einen in

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Tälern sind, andere auf Anhöhen und noch andere auf Bergen. Man glaubt nicht mehr, Einöden zu durchqueren, wenn man Kirchtürme zwischen den Tannen findet, Viehherden auf den Felsen, Fabriken in den Abgründen, Werkstätten auf den Bächen.» Was Rousseau ironisiert verfasst, verstärkt die Schwärmerei, die in Europa für die Schweiz entstanden ist.

Grand Tour Nebst den Erzählungen Rousseaus sind es Reiseberichte, Reiseführer, Ro­ mane, Gemälde, Stiche und Skizzen, die mit ihrer vielfältigen Verbreitung den Lockruf in die Schweizer Berglandschaft verstärken. Während der Bildungsreise «Grand Tour», auf der junge aristokratische Engländer Frankreichs Städte, Italien, Deutschland und die Niederlande entdecken, ist die Schweiz zu Beginn lediglich eine obligatorische Etappe auf der Reise nach Italien. Doch die starre Struktur der Reiseroute lockert sich, junge Leute aus gutbürgerlichen Häusern brechen zur Tour auf, und die Schweiz wird Ende des 18. Jahrhunderts mit ihrer pittoresken Natur, der Erhabenheit und Schönheit der Berge selbst zum Reiseziel. Gelehrte wie Horace-Bénédict de Saussure, Jean-André Deluc und Déodat de Dolomieu erforschen die Alpen, und inspiriert von Johann Wolfgang von Goethe und Lord Byron reisen die ersten Touristen in die Schweiz. Zwischen 1780 bis 1840 bricht eine regelrechte Sucht aus, als Schriftsteller, Maler, Adlige und neureiche Bürgerliche in die Schweiz strömen.

Alpenzauber Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt sich die touristische Infrastruktur, werden geeignete Verkehrsmittel wie Bergbahnen in Betrieb genommen und an landschaftlich reizvollen Plätzen wahre Hotelpaläste erbaut. Die Erkundung der Alpen und das Bezwingen ihrer Gipfel werden mit kulturellen und sportlichen Aktivitäten ergänzt, und Casinos, Kursäle, Restaurants, Boutiquen und Theater sorgen für Vergnügen und Zerstreuung. Kurhäuser und medizinische Einrichtungen, Sanatorien und Bäder für Erholungs- und Pflegebedürftige werden eröffnet. Die antike Badekultur der Schweiz reicht Jahrhunderte zurück und umfasst zahlreiche Thermen von Baden, Lostorf, Yverdon-les-Bains, die Mineralquelle von St. Moritz, Leukerbad, Gurnigelbad oder Schinznach Bad. Die grosse Blütezeit der Bäder sowie des Alpentourismus dauert bis zum Ersten Weltkrieg 1914, danach hemmen zahlreiche Faktoren, wie die schlechte Wirtschaftslage, sinkende Einkommen, Wechselkurse und Hürden bei der Einreise, den Tourismus. Mit der Verbesserung der Konjunktur in den 20er Jahren bereisen unternehmungslustige in- und ausländische Touristen aber wieder vermehrt die Schweiz, die als Sommer- und auch Winterziel immer beliebter wird.

Schweizer Alpen-Club Gegründet wird der Verein, der heute 152 Berghütten betreibt, 1863 von Rudolf Theodor Simler im Bahnhofbüffet in Olten. Der Zürcher ist Dozent für Chemie und Geologie an der Universität von Bern und will die boomende Eroberung der Alpen nicht den Ausländern allein überlassen, sondern die Förderung des Bergsteigens und die Erforschung des Alpenraums sicherstellen. Der Verein, der sich im 19. Jahrhundert als Verein der bürgerlichen Elite versteht, baut noch im Gründungsjahr die Grünhornhütte in den Glarner Alpen.

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Kronjuwelen und Pelze Glanz und Glamour prägen auch heute noch hochkarätige Orte wie Gstaad oder St. Moritz, wo 1856 das erste Luxushotel gebaut wird, 1878 das erste elektrische Licht der Schweiz flackert, 1882 die erste Eislauf-Europameisterschaft, 1907 das weltweit erste Pferderennen und 1985 das erste europäische Poloturnier auf einem gefrorenen See stattfindet. Wie zu den Anfängen des alpinen Tourismus, als der europäische Adel die Gipfel erklimmt und das heilende Wasser der Thermalbäder geniesst, zieht es seit jeher berühmte Persönlichkeiten wie auch Filmstars, Rocklegenden, weltberühmte Sänger und gekrönte Häupter in die Schweizer Bergwelt. Unter ihnen einst auch Aga Khan, Charlie Chaplin, Audrey Hepburn, Aristoteles Onassis, Elizabeth Taylor oder Alfred Hitchcock – ein Stelldichein einer Elite aus Schauspielern, Künstlern und kosmopolitischem Geldadel mit schweren Pelzen und funkelnden Juwelen. Eine Elite, die nicht einem Trend der Neuzeit entspringt, sondern eine jahrhundertealte Tradition ist.


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«Nicht der Berg ist es, den man bezwingt, sondern das eigene Ich.» – Edmund Hillary –

Chantarella-Bahn mit Blick auf den St. Moritzersee

Talstation Chantarella-Bahn, Oberengadin

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1 I BEWEGEND Unser Eis ist in Gefahr. Den französischen Fotografen Laurent Baheux inspirierte diese Bedrohung zu seinem neuesten Projekt «Ice is Black», für das er die schönsten Eislandschaften unseres Planeten und ihr faszinierendes Tierleben in atemberaubenden Schwarz-Weiss-Fotografien festgehalten hat. Lebewesen und Landschaften, die aus der Zeit gefallen scheinen, sind plötzlich zum Greifen nah. Aufgenommen in den weit abgelegenen Landstrichen Norwegens, Islands und Kanadas, präsentieren die Bilder Eisbären mit ihren Jungen, Füchse, die im Schnee herumtollen, und Seehunde in eisigen Gewässern. Baheuxs Fotografien sind nicht nur Botschafter der bewegenden Schönheit der Natur, sondern rufen auch dazu auf, diese prächtigen Eislandschaften und die auf sie angewiesenen Kreaturen dauerhaft zu schützen und zu bewahren.

2 I THEATRALISCH Millionen von Menschen sind Jahr für Jahr in den Alpen unterwegs, und so manche von ihnen sind ausgemachte Kenner. Doch selbst die dürfte der Bildband von Peter Mathis überraschen. Denn der österreichische Fotograf zeigt den Tourismusmagneten von einer ganz anderen Seite – seine Aufnahmen sind sensible Porträts, denen man die tiefe Verbundenheit des Künstlers mit seinem Sujet anmerkt. Statt bekannte Szenarien abzulichten, sucht er nach dem perfekten Ausschnitt, der speziellen Perspektive und dem richtigen Moment, der eine ganz eigene Facette des gewaltigen Gebirgsmassivs offenbart. Für einen besonders spannungsreichen Bildgenuss sorgt der gekonnte Mix aus starken Kontrasten, feinen Abstufungen und ungewöhnlichen Proportionen, mit denen Peter Mathis seine fast schon theatralischen Motive inszeniert.

1 Ice is Black Laurent Baheux TeNeues

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3 I WIRKUNGSVOLL

Alpen Peter Mathis Prestel Verlag

3 ICELAND Nature of the North Jürgen Wettke TeNeues

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Ein elementarer Bildband über eine Insel voll natürlicher Schönheit – fernab von allen Klischees. Für Fotografieliebhaber und IslandFans oder die, die es spätestens durch dieses Buch werden. In Halldór Laxness’ Roman «Am Gletscher» reist der Protagonist von Reykjavik aus zum mythischen Gletschervulkan Snæfellsjökull, an einen Ort, in dessen Angesicht «Wörter aufhören, auch nur das Geringste zu bedeuten». Dies könnte als eine Art Leitmotiv hinter Jürgen Wettkes IslandBildern stehen. Wo Sprache kaum in der Lage ist, die Wucht und Schönheit einer Landschaft zu vermitteln, gelingt dies dem Fotografen in «ICELAND – Nature of the North» mit seinen wirkmächtigen Aufnahmen.


AUSZEIT AUF DER

BERGINSEL

Das Hotel «frutt Lodge & Spa» ist nicht nur das höchstgelegene 4*-Superior-Hotel Europas an einem See, hier gelingt auch der Abschied von der Routine ganz leicht. Umgeben von einer atem­ beraubenden Naturkulisse auf dem Hochplateau der Melchsee-Frutt auf 1920 m. ü. M. erwartet die Gäste eine Kombination aus alpiner Geborgenheit und dezentem Luxus.

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as moderne «Hideaway» mit 58 Zimmern, 6 Juniorsuiten und 3 Suiten bietet stil­ volles Wohnen auf 30 bis 71 m² und begeistert mit einer Prise Romantik inmitten der verschneiten Schweizer Alpen. Dabei bildet das vom Lodge-Stil inspirierte Innendesign mit natürlichen Materialien und warmen Holzelementen eine spannende Symbiose mit der archaischen Naturlandschaft.

Feriengenuss pur Nach einem erlebnisreichen Tag im Schnee entspannt es sich hier wunderbar in der exklusiven «Private Spa Suite» oder im 900 Quadratmeter grossen Spa. Grossartiges Bergpanorama inklusive. In dieser Wellness-Oase der Extraklasse hat man die Möglichkeit zu saunieren, zu schwimmen oder sich mit einer wohltuenden Massage oder einem Beauty-Treatment verwöhnen zu lassen, während man sich bereits auf all das Gute freuen darf, das Küche und Keller zu bieten haben. Und Küchendirektor Andreas Appenzeller ist wahrlich

Anouk Delange I

frutt Lodge & Spa

ein Meister am Herd. Er und sein Team begeistern im Tagesrestaurant «frutt Titschli» mit einer marktfrischen und regionalen Küche. Das Gourmetrestaurant «frutt Stübli» wartet mit 15 GaultMillau-Punkten auf und überzeugt mit einer Fusion aus traditioneller Haute Cuisine und alpinem Schick. Der Weinkeller des Hauses gehört mit über 700 Positionen zu den zehn besten in der Schweiz. Grund genug also, den Abend mit einem edlen Tropfen am offenen Kaminfeuer in der «frutt Bar & Lounge» gemütlich ausklingen zu lassen.

Schneesicherer Winterspass Das schneesichere Gebiet auf rund 2000 Meter Höhe ist der ideale Ausgangsort für Schnee­wan­derungen, Spaziergänge oder fröhliches Wintervergnügen auf zwei Brettern. 14 moderne Transportanlagen erschliessen 36 km Pisten in jeglichen Schwierigkeitsgraden, und auf Langläufer warten rund 15 km bestens präparierte Loipen. Eine weitere Attraktion ist die längste «Schlittelbahn» der Zentralschweiz mit einer Länge von 8 km. Und noch ein Highlight bietet die «frutt Lodge & Spa», denn hier beginnt der Pistenspass direkt vor dem Hoteleingang. Und wer kann schon behaupten, am Ende eines Pistentages mit dem letzten Schwung vor den Eingang und die warme Lobby fahren zu können. Wunderbar! Hotel frutt Lodge & Spa www.fruttlodge.ch

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HELLO

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Winter?

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Der Berg r u ft! Ob neben oder au f der Piste – d ie Ausr üstu n g ist entscheidend. Auch i n d iesem Wi nter war ten d ie Bra nd s m it a l lem au f, was ma n fü r ei nen Ausf lug i n d ie Berge braucht.

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1 I ALPINA

Für Freerider: Der «Spine Helmet black-lumberjack matt» mit roten Kanten am Hinterkopf ist gut belüftet und äusserst robust. Er hält auch bei kalten Temperaturen, dank dem Innenfutter für den Nacken, warm. 2 I MONCLER

Schneegestöber und Retrostyle: Winteroutfits von Moncler Grenoble in kräftigem Rot. Die einzelnen Entwürfe der Kollektion sind von der VintageSki-Bekleidung der 70er, 80er und 90er inspiriert und bieten alles, was man für die Berge braucht. 3 I ROSSIGNOL

Die Stiefel «Chamonix»: inspiriert von den Rossignol-Produkten der vergangenen 110 Jahre. Wasserdichtes Lederfutter mit atmungsaktiver OutDry ® -Membrane und aktiver Wintherm® Isolations-Technologie. 4 I HUBLOT & AK SKI

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Schweizer Fusion der Spitzenklasse zwischen Hublot und AK Ski. «Big Bang Sugar Skull Blue Cobalt»: 50 Uhren mit einem 44-mm-Gehäuse aus mattschwarzer Keramik. Darin ein mechanisches Chronographen-Uhrwerk mit Automatikaufzug. Der charakte­ ristische Totenkopf ziert in Nachtblau das Skelett-Zifferblatt. Dazu die Skier in Schwarz, verziert mit eingelassenen floralen Arabesken in Blau, mit bunter Unterseite und passenden Stöcken. 5 I PORSCHE

Die stylishste Gondel der Welt: Die «Schmittenhöhebahn» besitzt zwei aussergewöhnliche Design-Gondeln aus dem Hause Porsche mit atem­ beraubendem 360-Grad-rundumPanoramablick auf den Zeller See und die Bergwelt.

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Werden Sie Besitzer einer Residenz im The Chedi Andermatt Die vom preisgekrönten Architekten Jean-Michel Gathy gestalteten Residenzen innerhalb des 5-Sterne Deluxe Hotels The Chedi Andermatt sind perfekt konzipiert, luxuriös ausgestattet und bieten von 95 m² bis 240 m² Wohnfläche zu einem Kaufpreis ab CHF 15 500.— pro m². Penthouse Residenzen mit 189 m² bis 616 m² Wohnfläche werden ohne Innenausbau angeboten und bieten die Möglichkeit, die Aufteilung und die Einrichtung individuell

Es bestehen keine Beschränkungen für den Erwerb von Stockwerkeigentum durch ausländische Käufer oder die Nutzung der Immobilie als Zweitwohnung. Leistungen wie Spa-Mitgliedschaft, Tiefgaragenstellplatz mit Valet Service, Ski-Butler, Concierge oder das Golf-Spielrecht für Andermatt sind inklusive. Eigentümer haben die Option, am Vermietungsprogramm des Hotels teilzunehmen.

zu gestalten.

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FARBSPIELE DES

LICHTS Von Mai bis Oktober herrscht auf den Malediven der Südwest-Monsun. Es ist die regenreichste Zeit hier, und auch Gewitter und Stürme sind nicht ungewöhnlich. Dass diese Angaben keine allgemeine Gültigkeit mehr haben, wissen nicht nur die Einheimischen. Valeska Jansen I

Constance Hotels & Resorts

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er Wetterbericht im Internet verheisst nichts Gutes. Täglich orkanartige Böen steht dort, Sturm-, Gewitterund Regensymbole für die kommenden zwei Wochen. Es ist Monsunzeit auf den Malediven, von September bis November. Als ich einen Tag später auf der Haupt-Malediven-­Insel Malé lande, sieht es wider Erwarten gar nicht so schlecht aus. Ein paar Wolken, dazu jede Menge Sonnenschein. Mit einem kleinen Bus zum nahegelegenen Wasserflughafen gebracht, wird die kurze Wartezeit sehr komfortabel in der «Constance Lounge» überbrückt. Plötzlich und unerwartet öffnet der Himmel seine Schleusen, ganz entsprechend meinem Wetterbericht.

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Doch genauso schnell und überraschend, wie der Regen begann, hört er auch wieder auf. Aus dem gerade noch tristen Grau von Horizont, Indischem Ozean und Land entsteht das Malediven-einzig­ artige Farbspiel aus Blau- und Grün-Tönen. Knapp 30 Minuten dauert der Flug ins südliche Ari-Atoll. 105 Inseln dieses natürlichen Atolls, des drittgrössten des Archipels der Malediven, erstrecken sich über eine Fläche von 2252 km². Nach einer eher unsanften Wasserlandung erreiche ich den Landesteg von Constance Moofushi. Auf einem Schild steht: «No shoes, no news – beyond this point!» Moofushi ist eine Barfuss-Insel.

Luxus – all inclusive Anders als bei den benachbarten Villen stehen die Stelzen meiner «Water-Villa» nicht im Wasser. Der


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Auf Constance Moofushi liegt das Schnorchler-Paradies gleich vor der eigenen Terrasse.

Vorteil: Ich habe am Fusse einer kleinen Treppe, die von meiner Terrasse herabführt, meinen eigenen kleinen Privatstrand. Die Ausstattung meiner Unterkunft, mit lackierten und polierten Tropenhölzern, erinnert an einen modernen Kolonial-Stil. Besonderes Highlight dabei: der Kleiderschrank. Ein übergrosser Leder-Schrankkoffer, innen beleuchtet. Auf Moofushi gilt das «all inclusive»-­ Konzept, dazu gehört auch die in einer Ledertruhe versteckte grosszügig ausgestattete Minibar. Champagner, Rotwein, Weisswein, verschiedene Biersorten und jegliche Softgetränke sowie Fruchtsäfte im Kühlschrank. Chips, Nüsse, Studentenfutter, Gummibärchen und diverse Schokoladenriegel, daneben, werden hier nicht zum unangenehmen Zusatzkostenfaktor.

Claude Monet für die Sinne Mehr als die leiblichen Genüsse lockt mich der Indische Ozean. Bunte Fische schwimmen im glasklaren Wasser um mich herum, Glücksgefühle kommen auf. Was ist auf den Malediven so anders? Während ich darüber nachdenke und die Farben aufsauge, wird mir bewusst, dass sich das Farbspektrum um mich herum beinahe minütlich verändert. Und plötzlich weiss ich es:

EIGENE INSELZEIT Immer mehr Resorts auf den Malediven haben ihre eigene Zeitrechnung. Auch auf Constance Moofushi und Constance Halaveli gibt es eine eigene Inselzeit. Sind es normalerweise plus vier Stunden zur mitteleuropäischen Winterzeit oder plus drei Stunden zur mitteleuropäischen Sommerzeit, wird hier eine zusätzliche Stunde addiert. Der Vorteil ist, durch diesen kleinen Trick mehr Sonnenstunden am Tag zu erhalten. Und geht in Äquatornähe die Sonne normalerweise um rund 18 Uhr unter, kann hier der 19-Uhr-Aperitif bequem zum Sundowner genossen werden.

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Auf Constance Halaveli befindet sich der längste Holzsteg der Malediven.

Jede Farbe erhält bei Sonnenschein einen «Schuss Milch»! Anders als auf den Indischer-Ozean-­ Destinationen Mauritius oder den Seychellen, wo die Kolorierungen eher rein und klar sind, sind die Farbtöne hier, so wie bei einem Claude-Monet-­ Gemälde, leicht pastellig.

Luxusfaktor Zeit Um 19 Uhr ist auf Moofushi Aperitif-Zeit inklusive Sonnenuntergang an der «Totem»-Beach Bar. Gleich nebenan bietet sich das Restaurant «Alizée» mit einer grossen Auswahl an Fisch- und Meeresfrüchten für ein legeres Dinner am Strand an. Barfuss natürlich! Die Füsse in den kühlen Sand gegraben, einen frischen gegrillten Fisch auf dem Teller, die Sonne blutrot am Horizont, das ist der vollendete Abschluss für einen perfekten ersten Tag, dem drei weitere ohne einen einzigen Regentropfen

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folgen sollen. Nach drei Tagen auf Moofushi heisst es packen und Schuhe wieder an, denn mit dem Speedboat geht es in 30 Minuten zur Schwesterinsel Constance Halaveli. Hier geht es gediegener zu, und barfuss wird allemal am Strand gelaufen. Ein beinahe ein Kilometer langer Holzsteg, der längste der Malediven, reicht mitten ins Meer ­hinein. Wie dunkle Perlen reihen sich Holzhäuser auf Stelzen rechts und links davon an. Auch hier erwartet mich eine Wasservilla, dieses Mal mit einem drei mal vier Meter grossen Infinity Pool auf der Terrasse.

Versteckte Hideaways Wer lieber auf der Insel selber wohnen möchte, hat die Möglichkeit, eine der 28 Villen, versteckt im üppigen Grün, gleich neben dem Puderstrand, zu beziehen. Jeweils mit einem privaten Garten,


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CONSTANCE HALAVELI Viele Gäste schätzen ein besonderes Gourmet-Erlebnis auf Constance Halaveli. Der erlesen sortierte Weinkeller und der bekannte spanische Sternekoch Jordi Vila, leitender Küchenchef, verwöhnen hier den Gaumen. Zu Vilas Stationen gehören die angesehensten Michelin-Sterne-Restaurants: «L'atelier de Joël Robuchon» in London, «El Bulli» in Barcelona sowie das Restaurant «Bacchus» und das «Vivat Bacchus», beide in London. Nach einer Tätigkeit im «Bermondsey Square Hotel London» übernahm er vor über drei Jahren seine Position auf den Malediven.

Das À-la-carte-Restaurant «Jing» auf Halaveli verwöhnt selbst anspruchsvollste Gaumen.

eigenem Pool und Aussenbadezimmer, bieten diese noch etwas mehr Luxus als die Wasservillen. Ein schmaler Pfad führt direkt zu den gemütlichen villeneigenen Sonnenliegen am Strand. Auf der Insel befindet sich auch das Hauptrestaurant «The Jahaz» mit einem reichhaltigen Frühstücksbuffet, einem abwechslungsreichen Mittagsbuffet und einem spektakulären Abendbuffet mit Showkochen und gelegentlichen exklusiven Events. Nach einem Lunch verbringe ich den Nachmittag am Strand, unterbrochen von einem 15 Minuten kurzen Inselrundgang. Am Abend geniesse ich einen Campari Soda in der auf Stelzen gesetzten «Jing»Bar direkt über dem Indischen Ozean.

Fine Dining à la carte Im benachbarten «Jing»-Restaurant wird À-la-carte-­ Küche serviert. Asiatische und europäische Ge-

richte fusionieren zu extravaganten Kreationen. Ein Höhepunkt ist sicher mein Dessert, bestehend aus einer realistisch aussehenden Schokoladen-­ Zigarre, gefüllt mit Vanilleeis und getoppt von einem kleinen grauen Aschehäufchen aus gefärbtem Zuckersand. Am nächsten Tag erwartet mich eine Relax-Massage im Constance-eigenen «U Spa» mit seinem grosszügigen Outdoor-Nassbereich mit Blick auf den Ozean. Dort sauge ich als Abschluss meiner Kurzreise zum letzten Mal das faszinierende Malediven-Farbspiel in mich ein. Die rund 100 Ferienresort-Inseln der Malediven sind zwar mehr oder weniger klein, aber was den Erholungsfaktor angeht, gehören sie zu den grössten überhaupt. Und anders als vorhergesagt war das Wetter perfekt, vier Tage lang kein Regen, Monsunzeit hin oder her.

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WATCHES & JEWELLERY

TRADITION STRAHLT IN DIE ZUKUNFT Es ist immer die richtige Zeit, sich selbst oder andere zu beschenken. Mit einer mechanischen Armbanduhr macht man in den seltensten Fällen etwas falsch, denn sie beschert langanhaltende Freude. Was bleibt, ist die Qual der Wahl. Das Spektrum von A. Lange & Söhne bis Zenith ist riesig, aber auch ungemein facettenreich.

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Gisbert L. Brunner

ach zwei schwierigen Jahren atmet die Uhrenbranche unüberhörbar auf. Die Umsatzkurven zeigen wieder nach oben. Vor allem Kunden im Fernen Osten finden wieder Gefallen an edlen Zeitmessern. Und hier hat speziell die auf Luxus bedachte Uhrenindustrie sehr viel im Köcher. Zu gestalte­ rischer Vielfalt, die für nahezu jeden Geschmack etwas bietet, gesellen sich faszinierende Uhrwerke. Mechanik zum Messen und Anzeigen des kostbarsten Guts der Menschen, teilweise ergänzt durch sinnvolle Zusatzfunktionen, lässt das Herz Uhr-affiner Zeit-Genossen höherschlagen. Vor allem dann, wenn sie sich als Augenweide präsentiert. Um Ideen waren Uhrmacher in der gut 700 Jahre währenden Geschichte mechanischer Zeitmessung noch nie verlegen. Das Gleiche gilt für Produktgestalter. Sie sind es in der Gegenwart weiterhin nicht und werden ihre Kreativität in Zukunft ebenfalls unter Beweis stellen. Auch wenn Smartwatches immer heftiger an den Grundfesten rütteln, wird sich konventionell Tickendes erfolgreich am Markt behaupten. Unsere Zeit ist schlicht und einfach zu wertvoll, um sie irgendeiner Armbanduhr anzuvertrauen.

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1 I Hole in one Dustin Johnson schwört auf die neue «Big Bang Unico Golf» von Hublot. Den aktuellen Weltranglistenführer überzeugen einmal die Leichtigkeit des chronometrischen Seins, dann die Optik und dazu die Funktionalität. Schliesslich handelt es sich um die erste mechanische Armbanduhr mit direkter Indikation elementarer Informationen. Als Entwicklungsbasis diente das hauseigene «Unico»­ Kaliber. Der aus 358 Komponenten assemblierte Mikrokosmos MHUB1580 mit Selbstaufzug und 72 Stunden Gangautonomie gestattet das unmittelbare Erfassen und Ablesen des momentanen Sachstands am Green. Augenmenschen sehen von vorne das robuste, ähnlich einem Chrono­graphen konzipierte Schaltwerk. Herzförmige Scheiben bewirken die Nullstellung der Indikationen. Der in Putter-Form gestaltete Drücker bei «2» beeinflusst die Anzeige der Zahl insgesamt durchgeführter Schläge sowie der Schläge pro Loch. Die Be­ tätigung des Drückers bei «4» stellt den lochbezogenen Schlagzähler auf Null und schaltet die digitale Indikation bei «9» auf das kommende Loch weiter. Unbeeinflusst davon bleibt der zweistellige Totalisator bei «6». Er bildet die Summe aller bis


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dahin getätigten Schläge so lange ab, bis das Rückstellen mithilfe des T-förmigen, durch Drehen um 45 ° blockierbaren Drückers bei «8» erfolgt. Der multifunktionale Zeitmesser mit Gehäuse aus Texalium, einer innovativen Fusion von Karbonfaser und Aluminium, sowie One-Click-Bandwechselsystem wiegt lediglich 97,93 Gramm.

2 I Leicht, kratzfest und ganz schön kompliziert Die Taucheruhr von IWC wird 50. Grund genug für eine Jubiläumsuhr namens «Aquatimer Perpetual Calendar Digital Date-Month Edition 50 Years Aquatimer». Passend zum runden Geburtstag ist die nur in IWC-Boutiquen erhältliche Edition auf 50 Exemplare beschränkt. Ihr hauseigenes Automatikkaliber 89802 verfügt über ein immerwährendes Kalendarium, das jeweils Ende Februar händisch korrigiert werden möchte. Wie alle «Aquatimer»-Modelle der aktuellen Generation gibt es einen Aussen-Innen-Tauchzeit-Drehring mit SafeDive-­ System, welches unbeabsichtigtes Verstellen in die falsche Richtung unterbindet. Mit an Bord ist ferner ein Schaltrad-Chronograph, der als Besonderheit eine Flyback-Funktion besitzt. Als echte Weltpremiere verfügt das bis zehn bar wasserdichte Unterwasser-Instrument über ein Gehäuse aus ­Ceratanium. Fünf Jahre Entwicklungsarbeit führten zu dieser schwarzen Schale aus einer Titanlegierung. Ihre keramische Oberfläche resultiert aus dem speziellen Herstellungsprozess. Die Synthese der positiven Eigenschaften beider Werkstoffe: leicht und bruchfest wie Titan, gleichzeitig aber auch hart und kratzfest wie Keramik. Hautverträglichkeit und Korrosionsbeständigkeit werden ebenfalls gross geschrieben. Ein Schnellwechselsystem gestattet rasches, unkompliziertes Tauschen des Armbands.

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WATCHES & JEWELLERY

3 I Sportliches fürs Handgelenk

6 I Tradition und Moderne

«Erst die Funktion, dann die Ästhetik: Die Form muss reibungslos funktionieren, dann kommen Schönheit, Leichtigkeit und Schnelligkeit», hatte der 1936 geborene Designer Peter Brock postuliert. Das galt auch für das von ihm gestaltete «Shelby Daytona Cobra Coupé». Unter dieser Prämisse startete 2015 eine Partnerschaft zwischen Baume & Mercier und Carroll Shelby. Das neueste und auch letzte Modell der ersten kooperativen Serie, die auf 100 Exemplare limitierte «Clifton Club Shelby Cobra Bucherer Blue Editions» mit 44 mm grossem Stahlgehäuse, resultiert aus der langen Beziehung zwischen der Schweizer Traditions-Uhrenmarke und dem Luzerner Nobeljuwelier, dessen Hausfarbe Blau das Zifferblatt aufgreift. Bei «9» findet sich das Logo der Automarke. Zum Erfassen von Durchschnittsgeschwindigkeiten über einen Kilometer hinweg dient die äussere Tachymeterskala. Die Zähler bis 30 Minuten und 12 Stunden gehören zum bewährten Automatikkaliber Eta / Valjoux 7750 mit vier Hertz Unruhfrequenz, Kulissenschaltung und Schwingtriebkupplung. Seine Schwungmasse in Form einer Felge besitzt Speichen aus leichtem Titan sowie ein äusseres Massesegment aus Schwermetall. Als Mitgift erhalten die Käufer ein originalgetreues Modell des Shelby Cobra Daytona Coupé.

2010 schloss das Chronographenkaliber CH 29-535 PS die verbliebene Lücke im breiten Kaliberspektrum von Patek Philippe. Im 29 mm grossen und 5,35 mm hohen Mikrokosmos gehen Tradition und Moderne sozusagen Hand in Hand. Das Über­lieferte besteht unter anderem in Schaltrad-Steuerung und Räderkupplung mit geometrisch optimal gelagerten Schwenkhebel. Bei voll gespannter Zug­ feder läuft das Handaufzugswerk beruhigende 72 Stunden am Stück. In die Zukunft weist eine ausge­k lügelte Verzahnung der Kupplungsräder für gleichförmige, energieeffiziente Bewegung des Chronographenzeigers. Der übliche Startsprung ist ebenso Vergangenheit wie die bislang praktizierte Regulierung der Eingriffstiefe der Kupplungsräder. Zu diesem Zweck gibt es nun eine exzentrisch geformte Schaltrad-Kappe. Innovativ präsentiert sich auch ein zweiteiliger, am Drehpunkt rubingelagerter und selbst justierender Herzhebel zur Nullstellung des Chronographen. Das Arretieren der Chrono-Zeiger nach dem Anhalten erfolgt zwangs-

4 I Handwerkskunst 1999 debütierte bei A. Lange & Söhne der «Datograph». Seitdem entwickelten die Sachsen mehr als acht Chronographenkaliber, darunter das Kaliber L101.1. Es beseelt den «1815 Rattrapante Ewiger Kalender». Damit sind bereits alle Funktionen dieser Armbanduhr aufgezählt. Der Rattrapante zum Erfassen von Zwischenzeiten verlangt nach einem zweiten Schaltrad und einer komplexen Zangenmechanik, welche den Einholzeiger nach Betätigung des Drückers bei der «10» anhält, während der eigentliche Chronographenzeiger unbeirrt weiterläuft. Abermaliger Knopfdruck bringt beide Zeiger wieder in Deckung. Von den insgesamt 636 Einzelteilen braucht es mehr als 100 für das immerwährende Kalendarium mit Präzisions-Mondphasenanzeige. Die Präzision erstreckt sich über 122,6 Jahre. Dann beträgt der Fehler einen Tag. Hingegen verlangt das Datum schon 2100 nach manueller Korrektur. Dazu nötige Drücker finden sich in den Flanken der 41,9 mm grossen Weissgoldschale. Besonders Anspruchsvolle bekommen das uhrmacherische Kleinod in einer limitierten «Handwerkskunst»-Edition. Bei den 20 Exemplaren bestehen Zifferblatt und Scharnierboden aus blau emailliertem Weissgold mit kunstvollen Reliefgravuren. Vorderseitig schliessen die arabischen Ziffern bündig mit der Emaille ab. Der Scharnierboden zeigt die Mondgöttin Luna in Relief- und Tremblage-Gravur. Aufgeklappt präsentiert sich das Uhrwerk hinter Saphirglas.

5 I Weltrekord Superlative ziehen sich durch die Geschichte der mechanischen Uhrmacherei wie ein roter Faden. Einen weiteren fügt Bulgari hinzu. Die Italiener mit Manufakturaktivitäten in der Schweiz halten jetzt den Weltrekord bei Automatikwerken mit Mikrorotor-Aufzug. Das selbst entwickelte und gefertigte Kaliber BVL 138 mit 36 Millimeter Durchmesser und einseitig wirkender Platinschwungmasse besticht durch die minimalistische Gesamthöhe von nur noch 2,23 Millimeter. Sein Federhaus speichert Energie für 60 Stunden Gangautonomie. 21’600 Halbschwingungen vollzieht die Glucydur-Unruh jede Stunde. Natürlich präsentiert sich der aktuelle Champion hinter einem Saphirglasboden in der 40 Millimeter grossen Titanschale. Die Wasserdichte der «Octo Finissimo Automatique» reicht bis zu fünf bar Druck. Auf Wunsch lässt sich die linke Gehäuseflanke mit dem eigenen Namenszug individualisieren. Zur Befestigung am Handgelenk besteht die Wahl zwischen Alligatorleder oder einem flachen Titan-Gliederband.

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gesteuert. Dieses selbstverständlich optimal finissierte und regulierte sowie durch sechs Patente geschützte Kunstwerk gibt es fortan auch mit dezentem, 39,4 mm grossem Platingehäuse. Das Ensemble nennt sich schlicht und einfach 5170P-001.

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7 I Goldene Zeiten «TimeWalker» steht in der Uhrenkollektion von Montblanc seit mehr als zehn Jahren für sportliche Eleganz. Im Laufe der Zeit haben die Produktgestalter diese Armbanduhr hinsichtlich ihrer äusseren Werte konsequent weiterentwickelt. Beredtes Beispiel ist die neueste, von der Welt des Motorrennsports inspirierte Version. Sie präsentiert sich mit 43 Millimeter grossem Gehäuse aus massivem 18-karätigen Rotgold. Vor dem dezent braunen Zifferblatt bewegen sich nicht weniger als sechs Zeiger. Drei davon allerdings erst bei eingeschaltetem Chronographen. Sie halten gestoppte Zeit­ intervalle zwischen einer Achtelsekunde und zwölf Stunden fest. Das zugehörige Uhrwerk basiert auf einer Eta-Konstruktion und nennt sich bei

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Montblanc MB 25.07. Ins Auge sticht ferner die farblich genau aufs Zifferblatt abgestimmte Drehlünette. Weil der Glasrand aus harter Keramik besteht, lässt er sich so gut wie nicht verkratzen. Wasser hält die Edel-Schale bis zu zehn bar Druck vom Automatikwerk mit Fensterdatum fern. Vor der Lieferung muss sich jedes einzelne Exemplar im Rahmen des 500 Stunden währenden Montblanc-Laboratory-Tests beweisen.

8 I Hundert ist kein Alter

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1917 debütierte bei Cartier der Prototyp einer kantigen, von formaler Klarheit geprägten Armbanduhr. Gestalterisch handelte es sich dabei um eine weitere Revolution aus Paris. Mit Blick auf das Vorbild, einen Kampfpanzer, bot sich der Name «Tank» förmlich an. Das erste Exemplar soll 1918 als Zeichen des Danks für die Befreiung der Grande Nation an General John Joseph Pershing, den Oberbefehlshaber der amerikanischen Truppen in Frankreich, übergeben worden sein. 2017, im Jahr des 100. Geburtstags, beweist diese Armbanduhr einmal mehr, dass sich grosses und vor allem gekonntes Design niemals wirklich überlebt. An Mechanik-Freaks und Augenmenschen wendet sich die logischerweise auf zweimal 100 Exemplare limitierte «Tank Cintrée skeleton» mit Rotgoldoder Platinschale. Ihr exklusives Manufaktur-Handaufzugskaliber 9917 MC erstreckt sich über den gesamten Innenraum des ergonomisch geformten Gehäuses. Ein gleichermassen politisches wie poetisches Statement zum Jubilar hatte der französische Designer Jean-Charles de Castelbajac bereits 1994 im französischen Wochenmagazin «Madame Figaro» abgegeben: «Wenn alle Tanks von Cartier gemacht würden, hätten wir Zeit zu einem Leben in Frieden.»


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bescheidenen Anfängen hat das grösste Uhr-­ Unternehmen in Fleurier summa summarum elf Kaliberfamilien aus der Taufe gehoben. Sie bilden nahezu die gesamte Palette anspruchsvollen uhrmacherischen Schaffens ab. Doch damit nicht genug: Aus den genannten Basiskalibern leiten sich bei der Chopard-Manufaktur sage und schreibe 85 Variationen ab. Eine davon nennt sich L.U.C 97-01-L. Dabei handelt es sich um die tonneau­ förmige, technisch jedoch baugleiche Variante des 96-01-L. Sie beseelt die brandneue «L.U. Chopard Heritage Grand Cru». Deren Gestalt erinnert an die Eichenfässer im Château Monestier La Tour, jedem französischen Weingut, das sich seit fünf Jahren im Eigentum der Familie Scheufele be­ findet. Wegen seiner dezenten Wölbung schmiegt sich das flache Goldgehäuse ergonomisch ans Handgelenk.

11 I Perfekt gestutzt und getrimmt

9 I Laureato mit Durchblick Der Name der Zeit-Ikone deutet es schon an: Auf den italienischen Girard-­ Perregaux-Importeur sowie den italienischen Titel von Mike Nichols Film ­«The Graduate» geht die sportlich-elegante «Laureato» der 1792, also vor nunmehr 225 Jahren, gegründeten Traditionsmanufaktur zurück. Als das von einem Mailänder Designer gestaltete Modell 1975 auf den Markt gelangte, entwickelte es sich jenseits des Brenners spontan zu einem beliebten Geschenk für Laureaten aller Art. Neu am Markt ist die «Laureato Skeleton». Natürlich tickt diese Version des 42 Jahre alten Klassikers ganz konventionell. Die mechanischen Werte in Gestalt der durchbrochen ausgeführten Manufaktur-Automatik GP01800-0006 sind offensichtlich. Bei 30,6 Millimeter Durchmesser baut das mit vier Hertz tickende Œuvre nur 4,16 Millimeter hoch. Für ein Exemplar braucht es 173 Komponenten. Nach Vollaufzug durch den skelettierten Rotor stehen rund 54 Stunden Gangautonomie zur Verfügung. 42 Millimeter misst die in Stahl oder Roségold erhältliche Schale, deren Wasserdichte beim Stahlmodell bis zehn bar reicht. Die Gold-Variante hält Wasserdruck bis zu fünf bar stand. Vorne und hinten trägt es Saphirgläser.

10 I Uhr und Wein Seit 1963 bestimmt die Pforzheimer Familie Scheufele das Geschehen bei der 157 Jahre jungen Traditionsmarke Chopard. 1996 mauserte sie sich zur waschechten Manufaktur. Ihr tickendes Erstlingswerk nannte sich L.U.C 1.96. Heute ist das Automatikwerk mit massivgoldenem Mikrorotor und zwei Federhäusern unter der Bezeichnung 96.01-L am Markt präsent. Seit den eher

Gegen die grössten Probleme in Sachen Männer-­ Gesundheit kämpft die 2003 gegründete «Mo­­ vember Foundation» an. Gemeint sind Prostata- und Hodenkrebs. Selbstmordprävention ist ebenfalls ein Thema. Das alles kostet Geld. Daher fordert die Stiftung jeden November Männer auf, sich zur Unterstützung einen Schnurrbart wachsen zu lassen und Gelder für weltweit rund 1200 Hilfsprojekte zu spenden. Rund um den Globus unterstützen zahlreiche Prominente aus den Bereichen Mode, Film und Sport diese Initiative. Wohltätig tritt nun auch Oris in Aktion. Und zwar mit einer Retro-­ Ikone namens «Divers Sixty-Five», deren Ursprünge sich im Jahr 1965 finden. Schon damals konnte Mann mit dieser Armbanduhr abtauchen. Und das geht mit dem aktuellen Edelstahlmodell mindestens ebenso gut. Ausgestattet mit Schraubkrone reicht die Wasserdichte der Schale bis zu zehn bar Druck. Selbstverständlich lässt sich ihr Tauchzeit-­ Glasrand nur in einer Richtung, sprich entgegen dem Uhrzeigersinn, verstellen. Zur Unterstützung der Stiftung zeichnet sich die «Movember Edition» durch gestalterische Details wie spezielle, in roségoldener Farbe umrandete Zeiger und Indexe aus. Der Boden trägt die Inschrift «Oris Movember Edition» sowie das bekannte Schnurrbart-Logo, welches auch das Lederband ziert. Das verbaute Automatikwerk Oris 733 basiert auf dem bewährten Sellita Kaliber SW 200-1.

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13 12 I Hundertstel-Stopper Das Motto «zwei in einem» praktiziert Zenith. 203 Komponenten braucht es für das modular aufgebaute Automatikwerk vom Kaliber 9004. Ankerrad und Anker bestehen aus leichtem amagneti­ schen Silizium. Unruh und Unruhspirale der Uhrzeit-­ ­Ebene agieren mit einer Frequenz von fünf Hertz. Das zugehörige Federhaus speichert Kraft für rund 50 Stunden Gangautonomie. Der zweite, durch Drücker bei «2» und «4» angesteuerte Mechanik-­ Level gestattet das Stoppen von Zeitintervallen zwischen einer Hundertstelsekunde und 30 Minuten. In diesem Fall oszillieren Unruh und Spirale mit zehn Mal so schnellen 50 Hertz. Weil Hochgeschwindigkeit Kraft kostet, beträgt die durch eine Indikation bei «12» dargestellte Gangautonomie hier lediglich 50 Minuten. Durch Drehen der Krone im Uhrzeigersinn lässt sich der Energiespeicher jederzeit wieder befüllen. Das autonome, durch den Drücker bei «2» und ein patentiertes Start / ­Brems-­ System beeinflusste Schwingsystem macht die ­ übliche Kupplung entbehrlich. Der Drücker bei «4» und eine ebenfalls patentierte, auf drei Herzen einwirkende «2+1»-Kinematik bewirken die Nullstel-

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lung. Bei 32 mm Durchmesser baut die zweigeschossige Mikromechanik nur 7,9 mm hoch. Zenith liefert die «Défy El Primero 21» mit 44-mm-Titangehäuse und offiziellem Chronometerzertifikat.

13 I Wahres Design Dem Design seiner Uhren misst Rado seit jeher hohe Bedeutung zu. Die Zusammenarbeit mit bekannten Produktgestaltern kommt deshalb nicht von ungefähr. In diesem Fall betrifft sie die Linie «True». Das Mitglied der Swatch Group hat mehrere Designer eingeladen, den Armbanduren dieses Namens einen individuellen Stempel aufzuprägen. Im Zuge dieser Kooperation haben Big-Game, drei preisgekrönte Absolventen der École cantonale d’art de Lausanne (Ecal) und Inhaber eines eigenen Studios, die «True Phospho» kreiert. Für Augustin Scott de Martinville, Grégoire Jeanmonod und Elric Petit ist es nicht die erste Armbanduhr. Aber dieses schwarze Modell mit 40 Milli­ meter messendem Keramikgehäuse besitzt eine sehr puristische Ausstrahlung. Als Zifferblatt dient ein geschwärztes Messing-Lochblech, welches die ­Vorderseite des Uhrwerks durchscheinen lässt. Die teilweise mit SuperLumiNova-­ Leuchtmasse ausgefüllten und solcherart als Indexe gestalteten Durchbrüche bieten einen starken Kontrast zum ansonsten zurückhaltenden Auftritt. Viele runde Gucklöcher finden sich auch auf der Rückseite. Kenner identifizieren die verbaute Mechanik als Eta C07.631 mit Kugellagerrotor und bis zu 80 Stunden Gangautonomie. Von diesem Zeitmesser gibt es insgesamt 1003 Exemplare. Drei Stück finden sich an den Handgelenken der Designer, der Rest steht zum freien Verkauf.



Romero Britto

Sang Bleu

FUSION

AT ITS BEST Mit dem Credo «The Art of Fusion» steht Hublot wie kein anderes Unternehmen dafür, gegensätzliche Welten zusammenzubringen und Künste zu verschmelzen. Neben Partnerschaften im Sport und in der Musik stehen hinter der Philosophie von «Hublot loves Art» auch immer wieder spektakuläre Kollaborationen mit Künstlern im Zentrum. Anka Refghi I

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Hublot


WATCHES & JEWELLERY

«Wenn jemand wie ich mit Hublot zusammenarbeitet, dann nicht, um eine klassische Uhr zu machen.» – Maxime Büchi –

den entstandenen Editions wider. «Schlussendlich», so der charismatische Leader, «muss man mögen, was man tut. Das Gleiche gilt für die Auswahl unserer Partner im Allgemeinen. Denn nur wenn auch die persönliche Beziehung stimmt, kann man Erfolg haben.»

Transkription der Kunst

Yue Minjun

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Heute verkaufen wir keine Uhren mehr, um die Zeit abzulesen, sondern Kunstwerke», sagt Ricardo Guadalupe, CEO von Hublot. Und auch wenn Partnerschaften im Bereich des Sports seit jeher zu den Grundpfeilern des Schweizer Luxusuhrenherstellers gehören, hat sich Hublot vor einigen Jahren auch dem Lifestyle-Bereich geöffnet. «Gerade die Kunst», so Guadalupe, «ist ein unwahrscheinlich interessantes Genre, um sich inspirieren zu lassen.» Und das Augenmerk auf die Kunst zu legen, hat sich als goldrichtig erwiesen. Denn die Kollaborationen mit namhaften Künstlern weltweit hat Hublot bahn­ brechenden Erfolg beschert. Entstanden sind über die Jahre einzigartige Meisterwerke fürs Handgelenk – limited und heiss begehrt. Dabei würde sich Ricardo Guadalupe niemals als Kunstspezialist bezeichnen, aber dennoch – von Contemporary Art ist er persönlich angetan. Und das spiegelt sich auch in

Kunst auf eine Uhr zu übersetzen, die auf dem höchsten Design- und Technikanspruch beruht, darin liegt die Herausforderung. Denn schliesslich will man keine bunten Uhren oder Gimmicks gestalten, sondern die Kunst des jeweiligen Künstlers verstehen und auf das kleine Format einer Uhr transkribieren. Und weil «Art of Fusion» bei Hublot nicht nur gesagt, sondern auch gelebt wird, verschmelzen in den Sondereditionen auch schon einmal aufregend konträre Materialien miteinander. Denn das Schweizer Unternehmen ist seit jeher auf der Suche nach der neuesten Innovation, und dabei stehen oft das Material und der Materialmix im Zentrum. Dafür steht Hublot schon fast mit seinem Namen, waren sie es doch, die einst zum ersten Mal kostbares Gold mit einem Gummiarmband kombinierten. Revolutionär, wegweisend und überraschend.

Mix it! So, wie beispielsweise die Kollaboration mit dem ikonischen brasilianischen Künstler, Maler und Skulpteur Romero Britto. Die flächenförmigen Muster des vom Kubismus und der Pop-Art inspirierten Künstlers brachte Hublot als emailliertes Zifferblatt auf die «Classic Fusion Only Watch Britto Watch» und brachte damit die uralte Technik des Emaillierens mit modernstem Design und höchster Präzision der Uhrmacherkunst zusammen. Ebenso aufregend dann auch 2016 die Zusammenarbeit mit dem Street-Artist und Muralist Tristan Eaton, um die Stadt New York zu zelebrieren. «Tristan Eaton – erschaffe die Freiheitsstatue exklusiv für Hublot», hiess der Auftrag. «No bounderies» war auch hier die Devise, und so ging Hublot einmal mehr einen überraschenden Schritt, um mit der auf 50 Stück limitierten «Classic Fusion Aerofusion Concrete Jungle» eine einzigartige Uhr zu entwerfen. Eine Uhr, die auf die Inspiration des US-Künstlers hin mit einer Lünette aus Beton und einer Street-Art-Version der Freiheitsstatue auf der Rückseite lanciert wurde. Eine Kollaboration, über die Eaton einmal sagte: «Das ist definitiv die verrückteste Zusammenarbeit, die ich je gemacht habe. Die Uhr ist ein Liebesbrief an die Stadt, die mich zu dem gemacht hat, der ich bin. Es ist wirklich eine Ehre, dass meine Kunst auf dieser Uhr zu sehen ist.»

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Tristan Eaton

WATCHES & JEWELLERY

Affen und tätowierte Uhren «Wir sind zwar in der Schweiz», sagt Ricardo ­Guadalupe, «aber wir sind mit der ganzen Welt verbunden.» Und so war es dann auch die Zusammenarbeit mit einem weiteren Künstler, die Hublot bis nach China brachte. Um 2016 das Jahr des Affen zu feiern, enthüllte Hublot die «Classic Fusion Monkey Artistic Watch» – eine Fusion aus Affe und Mensch –, die niemand Geringeres als der einflussreiche chinesische Künstler Yue Minjun entworfen hatte. Wahrlich ein echtes zeitgenössisches Kunstwerk des Künstlers, der rund um den Globus in den renommiertesten Museen und Galerien ausstellt. Auf dem poppigen Zifferblatt der «Classic Fusion Monkey Artistic Watch» zu sehen ist das zu einem breiten Grinsen verzogene Gesicht – meist dasjenige des Künstlers –, das weltweit als sein Markenzeichen bekannt ist. «Doch so schön die Künste sind, am Ende müssen wir auch Uhren verkaufen», hält Ricardo Guadalupe fest und schwärmt sogleich von der erfolgreichsten Kollaboration überhaupt. «Sang Bleu» heisst das Zauberwort, das nicht nur die Augen zum Glänzen bringt, sondern auch die Uhrenwelt mit der Tattoo-Szene verschmelzen lässt. Eine Zusammenarbeit mit dem Schweizer Tattoo-Künstler Maxime Büchi, der mit seinem Zürcher und Londoner Studio «Sang Blue» international von sich reden macht. Entstanden ist

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ein «Big Bang»-Modell aus grafischen Ornamenten und einer geometrischen Formsprache, die auch in den Tattoos des Kreativen zu finden sind. Fusion at its best eben. Und so darf man auch jetzt schon wieder gespannt sein, wenn Hublot an der Baselworld 2018 einmal mehr den Vorhang hebt, um das Geheimnis der nächsten Kollaboration zu lüften. Doch so viel darf über den offiziellen Timekeeper der kommenden Fussball-Weltmeisterschaft in Russland bereits verraten werden: Es wird ein russischer Künstler sein. Und seine Muse? Die berühmte Matroschka!

HUBLOT DESIGN PRIZE Dass sich die Liebe zur Kunst bei Hublot nicht nur auf die Uhren beschränkt, davon zeugt ebenso der vor drei Jahren ins Leben gerufene «Hublot Design Prize», der 2017 an die Künstlerin Carolien Niebling und ihr Projekt «The Future Sausage» ging. Ein Preis, der von einem unabhängigen Komitee verwaltet wird und bereits ausgereifte Künstler und Designer jeglicher Couleur ins Rampenlicht rücken und ihnen Aufmerksamkeit verschaffen soll. Mit dem Preis werden Innovation, neue Denkansätze und Research im Bereich des Designs honoriert.


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Glamorous! BY

1 I BEYER CHRONOMETRIE

Traumhafter Damenring «Mermaid» aus dem eigenen Atelier: aus Weissgold mit einem Aquamarin aus Mosambik von 17,74 ct., 2 Diamant-Tropfen (total 1,12 ct.) und 90 Brillanten (total 0,95 ct.)

Im Blitzlichtgewitter zuhause: funkelnde Preziosen aus Gold, Diamanten und edlen Steinen als perfekte Begleiter für den glamourösen Auftritt. Ob Tiara, Diadem, Armschmuck oder exklusive Ringe – das Zeug zum Lieblingsstück haben sie alle.

2 I CARTIER

«Hyperbole» Tiara / Diadem: klare Formensprache und radikales Design. Aus Weissgold mit einem kolumbianischen Smaragd im Cabochon-Schliff von 140,21 ct. und Diamanten im Brillant-Schliff. 3 I BUCHERER

Ohrschmuck mit 22 Saphiren im Tropfen-Schliff (total ca. 14,46 ct.), 4 Smaragden im Tropfen-Schliff (total ca. 2,22 ct.) und 8 Smaragden im Rund-Schliff (total ca. 0,8 ct.) sowie 26 Diamanten im Brillant-Schliff (total ca. 1,09 ct.). 4 I CHOPARD

Rihanna Chopard: atemberaubende Meisterstücke aus «fairmined» Weissgold und funkelnden Diamanten. Zauberhafte Uhr mit Diamanten von 30,76 ct. Ohrclips: Diamanten im Rund-, Tropfen-, Oval- und MarquiseSchliff mit 17,18 ct. sind unsichtbar miteinander verbunden.

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5 I GÜBELIN

Atemberaubendes Einzelstück aus dem Traditionshaus Gübelin: der elegante Platinring «Ancient Path» mit einem imposanten und seltenen kolumbianischen Smaragd von 16,92 ct. im «Sugarloaf»-Schliff. 6 I AL CORO

Ein Hingucker an zarten Handge­ lenken: wunderschöner und femininer Armreif aus der Kollektion «Amori» aus 750er Weissgold und weissen Brillanten.

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SCHMÜCKENDES

BEIWERK

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Turban I 1982


Ohrringe und Kette I 1992

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Ohrringe und Brosche I 1988

Accessoires make the (fashion-)world go round – keiner wusste das so gut wie der vor rund einer Dekade verstorbene Couturier Yves Saint Laurent. Das Buch «Yves Saint Laurent Accessoires» bietet nun einen spektakulären Einblick in eines der bis anhin bestgehüteten Geheimnisse: das Archiv des grossen Meisters.

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Anka Refghi I

Fondation Pierre Bergé – Yves Saint Laurent

ie peppen jedes Outfit auf, sind Eyecatcher, setzen Akzente, klare Statements und sind die heimlichen Stars auf den Laufstegen und der Strasse: die Accessoires. Über die wohl wichtigsten «Kleinigkeiten der Mode» sagte Yves Saint Laurent einmal: «Man kann die Wichtigkeit von Accessoires nie überbewerten. Sie machen aus einem Kleid etwas anderes.» Beinahe ein Jahrzehnt ist es nun her, dass der begnadete Modeschöpfer am 1. Juni 2008 in Paris verstarb, und doch gilt er bis heute als Fixpunkt am Modefirmament. Mit der Eröffnung der beiden

Museen in Marrakesch und Paris, dem Tod seines langjährigen Partners Pierre Bergé im Herbst 2017 und dem Buch «Yves Saint Laurent Accessoires» rückt der grosse Meister nun einmal mehr ins Zentrum der Weltöffentlichkeit.

Zum Leben erweckte Visionen Von seiner ersten Kollektion 1962 an bis zu seiner gefeierten Abschluss-Show im Jahr 2002 schuf Yves Saint Laurent exquisiten Schmuck, Hüte, Schuhe und Handtaschen. Accessoires, die seinen Kreationen den finalen Glanz, die richtige Aussage und die Aufmerksamkeit garantierten, die ihnen zustanden. Seine Kreativität war unstillbar, und

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warf und die dazu als einziges «Accessoire» kombiniert wurden. Legendäre Schuhe, die 1967 niemand Geringeres als Catherine Deneuve im Film «Belle de Jour» trug.

Das Archiv Dass über alle Dekaden hinweg ein wertvolles A rchiv entstand, ist Saint Laurent und seinem ­ langjährigen Geschäftspartner Pierre Bergé zu verdanken, die unmittelbar nach der Gründung des Unternehmens im Jahr 1961 begonnen hatten, Skizzen, Presseausschnitte, Fotografien und dergleichen akribisch zu sammeln und abzulegen. Das im letzten Oktober eröffnete Pariser Museum beherbergt nun diesen riesigen Schatz aus rund 20’000 Skizzen, Schmuckstücken, Kleidern und Porträts, die Saint Laurent bei der Arbeit hinter den Kulissen zeigen, aber auch Schnappschüsse von Models, Laufsteg-Fotos und Werbekampagnen. Für das Buch «Yves Saint Laurent Accessoires» stand nun diese Trouvaillen-Sammlung dem Autor Patrick Mauriès für seine Retrospektive der Couture-­ Accessoires zur Verfügung. Ob die von ihm kuratierte Auswahl von Polaroids hinter den Kulissen oder die historischen Fotografien aus den 1980er Jahren bis 2002 – die Pracht und das Schaffen des grossen Meisters sind omnipräsent. Und eines steht fest: Das Resultat ist ein intimer Blick auf einen der einflussreichsten Designer und auf Accessoires, die die Modewelt noch heute inspirieren. Ohrringe I 1992

so arbeitete er mit Goldschmieden und Künstlern jeglicher Couleur zusammen, um seine Schmuckvisionen zum Leben zu erwecken. Unter ihnen ­illustre Namen wie beispielsweise die legendäre Loulou de la Falaise, einst Model und Muse von Yves Saint Laurent, die ab Anfang der 70er Jahre – und auf Einladung Saint Laurents – nach Paris zog und Schmuck- und Hutdesignerin des Couture-­ Hauses wurde. Zu seinem erlauchten Stab an kreativen Köpfen gehörten der Juwelier Roger ­Scemama ebenso wie der Goldschmied «Monsieur Bijou» Robert Goossens oder auch der franzö­ sische Künstler Claude Lalanne. Sie alle entwarfen exklusiven Schmuck, Taschen, Gürtel, Hüte und Schuhe. Und einige der Kreationen erlangten gar Weltruhm. So, wie die ikonischen Schuhe mit grosser Schnalle von Roger Vivier, die er zu Saint Laurents berühmten Mondrian-Kleidern 1964 ent-

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Yves Saint Laurent and Model Amalia Backstage, Inter-Continental Hotel, Paris, 2000

DER AUTOR Patrick Mauriès ist ein französischer Schriftsteller, Herausgeber und Journalist. Er hat vierzig Titel geschrieben, darunter Bücher über Christian Lacroix, Karl Lagerfeld, Yves Saint Laurent, Jean-Paul Goude und Chanel. Er arbeitet regelmässig für «Vogue», «Purple Magazine», «AD» und «The World of Interiors». Sein neuestes Buch «Yves Saint Laurent Accessoires» ist im Phaidon-Verlag erschienen.

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CHOICE

EDITOR S

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Tragbare Skulpturen Liebe hat drei Buchstaben – U.F.O! Drei Buchstaben, die für «Unique Finger Ornaments» stehen und von der jungen britischen Juwelierin Stephanie Holt kreiert wurden. Kreationen, für die sie nicht nur «The 2017 National Association of Jewellers Special Award» gewann, sondern auch den «Goldsmith’s Craft And Design Council Award 2017». Geometrisch, stark, minimalistisch und mit einer Prise brutalistischer Formensprache begeistern die einzigartigen Ringe. Wahre StatementStücke aus Edelmetallen und eingefärbten Harzen. Erhältlich sind die Ringe in 22 Karat vergoldetem Silber oder in 18-karätigem Gold.

Pastellfarbene Träume Bucherer Fine Jewellery hat es wieder getan und begeistert einmal mehr mit einer neuen Kollektion aus dem haus­ eigenen Atelier in Luzern. Für die Farb­ edelstein-Kollektion, bestehend aus Ohrschmuck, Colliers, Ringen und Armschmuck, die nach dem neckischen Kinderspiel Peekaboo benannt ist, spannte das Schweizer Traditionshaus mit Yunjo Lee zusammen, die als Schmuckdesignerin in New York lebt und arbeitet. Entstanden sind grossartige Schmuckstücke aus Roségold und pastellfarbenen Edelsteinen wie Morganite, Aquamarine und Gelbberyllen. Ikonisch: Auf der Rückseite eines jeden Schmuckstückes befindet sich ein aus Gold modelliertes «B», das Markenzeichen von Bucherer Fine Jewellery.

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Shamballa goes Manhattan Seit vielen Jahren schon feiern die beiden Brüder Mikkel und Mad Kornerup weltweite Erfolge mit ihrem Schmuck aus Shamballa-Perlen, die schon längst auch HollywoodStars und gekrönte Häupter zieren. Fernöstliche Philosophie und nordisches Design heisst das Erfolgsrezept für die Schmuckstücke, die sich ganz nach Wunsch gestalten lassen. Nun ist das Brüderpaar noch einen Schritt weiter gegangen und hat den ersten Flagship Store ausserhalb Kopenhagens eröffnet. Der stylishe Store befindet sich in Manhattan an der 170 Mercer Street und repräsentiert auch innenarchitektonisch beide Kulturen. So findet sich in der Mitte des Raumes ein Mandala mit einem schwebenden Lingam, zwei alte Symbole, die das Universum und die Energie der Kreativität symbolisieren.


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BIZARR SCHÖN

Seine Kreationen zieren mittlerweile nicht nur die Models der Hochglanz-Editorials rund um den Globus von «Vogue» bis «Marie Claire» und «Elle», sondern schon längst auch die exklusiven Häupter der Superstars. HOM – drei Buchstaben, viele Stars, bizarrer Schmuck und eine Weltkarriere. Anka Refghi I

House of Malakai

«Ich benutze Laser und digitales Design und die Leidenschaft, jeden Tag etwas Neues zu lernen.» – Malakai –

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K

Handgefertigt und massgeschneidert: Gesichtsschmuck von «House of Malakai»

opfbedeckung? Gesichtsschmuck? Maske? So genau lässt sich das bei den schmückenden Meisterwerken des Labels «House of Malakai» oder kurz «HOM» nicht definieren. In jedem Falle aber sind sie massgeschneidert. Hinter den aufsehenerregenden Kreationen steht der gleichnamige Designer Malakai, dessen Reise an die Spitze der Mode als Performance-Künstler an der Westküste oder

genauer gesagt in San Francisco begann. Das war Ende der 1990er Jahre und Malakai, in der Gothic- und Punkszene verwurzelt, gerade einmal 19 Jahre alt.

Zwischen Haute Couture und Zukunft Ob als Mitglied des Cirque du Soleil, als Künstler auf Stelzen oder als Underground-Tänzer – das Leben des jungen Performance-Künstlers glich

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WATCHES & JEWELLERY Beyoncé mit dem «Gold Halo» von Malakai an den «Grammys» 2017

Malakai – Visionär, Designer und Künstler

dem aus einer anderen Welt. Für seine Shows begann er 1999, seine avantgardistischen und ausgefallenen Kleider selber zu kreieren und damit für Aufsehen zu sorgen. Als Freunde ihn später mit nach Bali nahmen, war die Insel eine Offenbarung für ihn. Ein paradiesischer Ort für Freigeister und Künstler wie ihn und der Ort, an dem er sein erstes Atelier eröffnete und wo auch heute noch sein bizarr-­schöner Kopf- und Körperschmuck in Hand­ arbeit entsteht. Sein Label «House of Malakai» gründete er im Jahr 2013, um damit eine Plattform für seine spektakulären Visionen zu schaffen. Der Rest des Labels, das heute, neben Bali, auch in LA und Berlin ansässig ist, ist Geschichte. In ­seinen Kreationen fliessen Haute Couture und Stammeskultur mit ihren Riten ebenso zusammen

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wie Deathpunk- und Gothic-Elemente oder Handarbeit und modernste Technologie. Kaum ein anderer versteht es wie er, die Vergangenheit mit der Gegenwart und der Zukunft auf eine so fantastische Weise zu verbinden. Eine Balance zwischen Bekanntem und Unbekanntem – und alles mit einer Prise des Extremen. Seinen massgeschneiderten Schmuck versteht der Designer dabei als das in den Kontext der Mode gestellte Spiegelbild seiner eigenen Persönlichkeit.

Auf den Bühnen der Welt Mittlerweile hat sich «House of Malakai» als Couture-­ Label und Street-Marke international etabliert. Und schon längst haben seine Ready-to-wear-­Kollek­tio­ nen Kultstatus unter Fashionistas, insbesondere


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«Es gibt eine starke Forderung nach unterirdischen Kulturen, wie sie in alten östlichen Philosophien und einigen afrikanischen Kulturen vorkommen.» – Malakai –

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in London, Tokio, New York, Paris oder auch Seoul, erreicht. Und dass die für sie eigens angefertigten House-of-Malakai-Kreationen Garant für grosses Aufsehen sind, haben auch die Weltstars von heute entdeckt. So kreierte HOM 2017 für Beyoncés Grammy-Auftritt «Love Drought» den «Gold Halo» und für Peter Dundas den ikonischen Kopf- und Körperschmuck. Aber auch andere Superstars,

Kollaboration mit Manish Arora

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wie Rihanna, Katy Perry, FKA Twigs, Erykah Badu oder Viktoria Modesta lieben die aussergalaktischen Anfertigungen. Ob als Fetisch auf dem roten Teppich, für die Shows vor illustrem Publikum oder in Musikvideos – das Label gehört heute zu der Quelle überhaupt für Promi-Stylisten, Musikvideos und Kampagnen, darunter auch Marken wie Nike und H & M. Aber auch auf dem Pariser Laufsteg hinterliess Malakai imposante Spuren, als er für die Fall / Winter-Kollektion 2017 mit dem provokanten Modedesigner Rick Owens zusammen­ spannte. Über seine Kollaborationen sagte er einmal in einem Interview: «Für mich ist es ein Weg, ein anderes Publikum zu erreichen und ein Teil von grossartigen Shows mit einer anderen Vision wie meine zu sein. Für mich ist es auch ein schöner Weg, sich mit anderen kreativen Köpfen zu verbinden und gemeinsam zu gestalten. Ich arbeitete mit Manish Arora, Norisol Ferrari, Rick Owens, Joshua Reno von «Majesty Black» und vielen anderen kreativen Köpfen zusammen. Joshua Reno und ich sind viele Jahre zusammen aufgetreten. Er ist ein grossartiger Künstler, und wir beide sind sehr visuell und poetisch. Wir waren Teil derselben Gemeinschaft und haben gleichzeitig unsere Mode­ unternehmen gegründet.» Avantgardist, Visionär, Künstler und Designer – Malakai ist einzigartig. Und so darf die Mode- und Schmuckwelt auch weiterhin gespannt sein, mit welchen Projekten und Kollaborationen das Label in Zukunft noch aufwarten wird.


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Pieces BY

4 I TIFFANY & CO

«Tiffany City Hard Wear» ist auf eine elegante Art rebellisch und spiegelt die Persönlichkeit der Frauen in New York City wider. Armband mit übergrossen Gliedern aus 18-karätigem Roségold. 5 I JUNGHANS

Die «Meister Driver» zeigt nicht nur die Zeit an, sondern bringt eine ganze Epoche zurück: die Anfangsjahre des modernen Automobils und die Stunde der grossen Technikpioniere. Durchmesser 38,4 mm und 38 Stunden Gangreserve.

STATEMENT

Weibl ich, bezaubernd u nd i n frohen Farben. Diese sch mückenden Kostbarkeiten bri n gen bu nte A k zente i n d ie Wi nterzeit – von sch l icht u nd erg rei fend bis märchen ha ft entr ück t.

6 I TUDOR

Lady Gaga ist die jüngste globale Botschafterin für Tudor und unterstützt die neue Kampagne «Born to Dare» der Marke, die die Geschichte von Tudor und seiner Mutter­ gesellschaft Rolex feiert.

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6 1 I CHRISTOPHE CLARET

Ein romantisches Symbol der Liebe: die Marguerite-Uhr in 18-karätigem Roségold und mit mehr als 600 Diamanten besetzt. In der Mitte rotiert eine Gänse­ blume, und beim Drücken auf einen Knopf erscheint der Satz «Er liebt mich, er liebt mich nicht». 42,5 mm Durchmesser, auf 30 Stück limitiert. 2 I DIOR

Der Haute-Joaillerie-Ring in Rotgold von Dior ist von den Gärten Versailles inspiriert. Mit Diamanten, Smaragden, Paraiba-Turmalinen, orangen, gelben und rosa Saphiren, Spessart-Granaten, gelben Diamanten und Rubinen. 3 I KURZ

«Jewels for you»: Ring aus der Linie «Pure Diamond» von Sarina Arnold, die in enger Zusammenarbeit mit Kurz Uhren und Schmuck entstanden ist. 18-karätiges Roségold, zwei Diamanten im Brillant-Schliff (total 0,17 ct.).

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UHREN IM ZEICHEN DER

FARBE

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Im Laufe eines Tages blicken die meisten Menschen öfter auf ihre Armbanduhr als in den Spiegel. Und genau das ist der Grund, warum viele Marken dem Zifferblatt, vor dem die «Hände der Zeit» rotieren, besondere Aufmerksamkeit schenken. Farbe ist dort ein neuer Trend. Und es braucht nicht sonderlich viel Mut, solche durch einen derart gestalteten Zeitmesser zu bekennen. Gisbert L. Brunner

Blaumachen» geht natürlich nicht, am sogenannten «casual friday», also dem lässigen Freitag im Büro. Krawatte? Fehlanzeige! Grauer oder schwarzer Anzug? Ebenfalls Fehlanzeige! Die übliche Kleiderordnung ist zumindest teilweise aufgehoben. Der Stil: locker, leger und gerne mit Bluejeans. Dazu passt natürlich Armbanduhr mit blauem Zifferblatt. «Blau ist die typische himmlische Farbe», meinte der französische Maler, Bildhauer und Performancekünstler Yves Klein, «denn Blau regt die Sinne an, inspiriert zum Nachdenken.» Nicht ohne Grund liegt Blau also voll im Trend. Zum Beispiel bei Blancpain. Dort punktet die sportive Unterwasserikone «Fifty Fathoms Bathyscaphe» inzwischen mit einem blauen Auftritt. Vor dem Leuchtzifferblatt drehen drei ebenfalls mit Super-LumiNova befüllte Zeiger. Das Ablesen der tief unten im blauen Meer besonders wertvollen Zeit ist also auch bei widrigen Sichtverhältnissen kein Thema. Damit man das rechtzeitige Aufsteigen nicht vergisst, besitzt das 43,6 mm grosse Keramikgehäuse eine nur entgegen dem Uhrzeigersinn verstellbare Tauchzeit-Drehlünette. Die ist ebenso blau wie das robuste Textilband. Wasser kann dem exklusiven Automatikkaliber 1315 bis zu 30 bar Druck nichts anhaben. Demgegenüber greift Schwester Omega bei der «Speedmaster 38 mm Orbis» das Blau des Himmels auf. Dieser Armbandchronograph mit dem hauseigenen Auto­ matikkaliber 3330 unterstreicht die Kooperation der Manufaktur mit Orbis International und deren fliegender Augenklinik. Gemeinsam offeriert man Menschen in abgeschiedenen Regionen dieser Erde angemessene Hilfe bei Sehproblemen. Gehäuse und Armband bestehen aus Stahl. Der eben-

CARL F. BUCHERER


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OMEGA

PORSCHE DESIGN

ROLEX

BLANCPAIN

falls stählerne Glasrand trägt ein strahlend blaues Aluminium-Inlay mit Tachy­meterskala. In hellem Blau präsentieren sich schliesslich auch alle drei Zeiger für die Stoppfunktion mit Totalisatoren bis zu 30 Minuten und 12 Stunden.

Armband bringt das Blau des Zifferblatts mit Leuchtziffern und -indexen besonders gut zur Geltung. Die Zeiger treibt ein Automatikwerk vom Kaliber Sellita SW200-1 an.

Es muss nicht immer Blau sein Ein augenfällig blaues Zifferblatt besitzt auch die bis zehn bar wasserdichten «Oyster Perpetual Datejust 41» von Rolex mit Stahlgehäuse, bei der sich das neue Automatikkaliber 3235 um die höchst präzise Anzeige von Stunden, Minuten, Sekunden und Datum kümmert. Täglich geht es ausweislich des beigefügten Zertifikats maximal zwei Sekunden nach oder vor. Seine Gangautonomie beträgt 70 Stunden. Das blaue Zifferblatt des 42 Jahre alten Klassikers umrahmt eine geriffelte Weissgoldlünette. Die Fünfte im blauen Bund gehört zur 2016 vorgestellten «1919 Collection». Hiermit huldigt Porsche Design seiner bewährten Purismus-Philosophie fürs Handgelenk. Trotz aller Modernität lässt das Design des «1919 Datetimer Eternity Blue» eine gewisse Nähe zum Porsche 356 und der stilistischen Eleganz der 1950er-Jahre erkennen. Dezent gebräuntes Titan für Gehäuse und

Obwohl Blau oft als neues Schwarz bezeichnet wird, ist es natürlich nicht alleine selig machend. An den Handgelenken breitet sich mittlerweile eine illustre Palette gleichermassen attraktiver wie froher Farben aus. Ins Auge stechende Protagonisten sind vor allem jene Zifferblätter, welche nach Aussagen einschlägig erfahrener Designer rund achtzig Prozent zum ersten Eindruck von einer Armbanduhr beitragen. Farbe, in diesem Fall Grün, bekennt Carl F. Bucherer bei der «Manero Power Reserve». Der Name des stählernen Zeitmessers mit 42,5 Millimeter Durchmesser ist Botschaft. Bei «3» lässt eine Gangreserveanzeige wissen, wie es um den augenblicklichen Energievorrat des Kalibers CFB A1011 bestellt ist. Kraft für rund 55 Stunden Gangautonomie speichert die Zugfeder des 6,3 Milli­meter hohen Automatikwerks aus eigener Fertigung. Augenmenschen können es durch

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TUDOR

TAG HEUER

JUNGHANS

den Sichtboden begutachten. Die auf 188 Exemplare limitierte Ode in Grün bringt neben der Zeit auch noch das Datum und den Wochentag zur Kenntnis.

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Farbige Armbänder Rot ist die Farbe der Liebe. Lady Gaga, die neue Botschafterin der Rolex-Tochter Tudor, ziert ihr Handgelenk mit einer sportiven «Heritage Black Bay», deren eigenes Automatikkaliber MT5601 mit beidseitig wirkendem Rotoraufzug zertifizierte Ganggenauigkeit aufweist. Bei dieser Armbanduhr kommt das gute alte Schwarz als Zifferblattfarbe weiterhin zu Ehren. Ausdrucksstarke Leucht­ indexe sorgen ebenso für Abwechslung wie die fast schon mächtig wirkenden Snowflake-Zeiger. Als markanter Rahmen dient die rote, bei einer Taucheruhr wie dieser natürlich nur links herum verstellbare Drehlünette. Für sicheren und kom­ for­ tablen Halt am Handgelenk der mehrfachen Grammy-­­ Gewinnerin sorgt ein rotes Textilband. Auch Junghans hat sich bei der brandneuen «Max Bill»-Damenuhr für ein weinrotes Armband entschieden. Die Philosophie des Architekten, Bildhauers und Produktgestalters, «das Nützliche, das auf schöne Art Bescheidene» zu schaffen, äusserte sich zu Beginn der 1960er-Jahre in einem

speziellen Zifferblatt, welches selbstverständlich auch diesem 32,7 Millimeter kleinen Zeitmesser eigen ist. Seine Stundenziffern und die Zahlen des Fensterdatums greifen die Farbe des Lederbands auf. Das PVD-beschichtete Stahlgehäuse birgt ein komfortables Quarzwerk.

Farbenfrohe Kunst ans Handgelenk Zeitbewahrende Elektronik verbaut schliesslich auch TAG Heuer in einer wahrhaft farbenfrohen Armbanduhr. Das kunstvolle Zifferblatt hat Alec Monopoly gestaltet. Es handelt sich um die erste diesbezügliche Arbeit des «Art Provocateur» der Schweizer Traditionsmanufaktur. «Ich hatte schon immer ein Faible für Uhren und eine Vision hinsichtlich einer Zusammenarbeit mit den Teams dieser Marke. Das nun Gestaltete reflektiert meine Kreativität.» Die «Alec Monopoly Special Edition» besitzt eine 41-Millimeter-Schale aus gebürstetem Stahl. Bis zu zwanzig bar Druck reicht deren Wasserdichte. Wer das Gehäuse umdreht, entdeckt im massiven Boden das gravierte «ALEC»-Logo. Dazu Jean-Claude Biver, der TAG Heuer als CEO leitet: «Die Partnerschaft mit Alec Monopoly ist eine runde Sache. Er inspiriert unsere Marke mit seiner Kunst und seinen Visionen. Daher sind wir sehr stolz auf diese erste Kreation dieses Künstlers.»


Time

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BY

Wen n schon d ie Zeit vergeht, da n n wen igstens m it Sti l. Ex k lusiv ität a m Ha nd gelen k fü r Macher u nd Mä n ner der Stu nde.

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GOES BY 6

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1 I RADO

«Rado DiaMaster Power Reserve»: Zeitmesser aus schwarzer Hightech-Keramik, MonoblocKonstruktion, aufgepresster Gehäuse­ boden aus Titan mit schwarzer PVD-Beschichtung und Saphirglas, 80 Stunden Gangreserve. 2 I PARMIGIANI FLEURIER

Die «Toric Hémisphères Rétrograde» ist ein Reisezeitmesser par excellence. Auf die Minute genau zeigt die Uhr zwei Zeitzonen an, die individuell eingestellt werden können. Durchmesser 42,8 mm. 3 I BLANCPAIN

Die «Tribute to Fifty Fathoms MIL-SPEC» ist mit dem Automatikkaliber 1151 aus­ gestattet, das aus 210 Komponenten besteht. 40-mm-Edelstahlgehäuse eingeschalt, das Uhrwerk ist durch den Saphirglasboden sichtbar. 4 I CARL F. BUCHERER

Neue Variante der «Manero Flyback». Im klassischen Gehäuse aus warmem 18-Karat-Rotgold und schwarzem Zifferblatt tickt ein Chronographenwerk mit «Flyback»-Funktion. Kurzzeitmessung mit dem gewissen Etwas! 5 I PATEK PHILIPPE

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Mit der Referenz 5320G präsentiert Patek Philippe einen neuen automatischen Ewigen Kalender fürs Handgelenk in schlichtem zeitlosen Design und lässt eine grosse Tradition wieder aufleben. 6 I TAG HEUER

Die Neuauflage der «Autavia» ist auf 1932 Exemplare limitiert – ein Verweis auf Jack Heuers Geburtsjahr – und wurde von Jack Heuer selbst entworfen. Automatik­ chronographenkaliber «Heuer 02».

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KOOPERATION DER

SUPERLATIVE Wenn sich Bugatti und Parmigiani Fleurier zusammentun, dann entsteht Weltbewegendes. Das beweist «The Bugatti Type 390». Die neuste und innovativste Luxusuhr aus dem Hause Parmigiani ist die Ehrerweisung des schnellsten, luxuriösesten Sportwagens auf der Welt, des Bugatti Chiron. Cyril Schicker I

Fortschritt, Technik, Präzision – von Hand gemacht und einzigartig

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Parmigiani Fleurier


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ussten Sie, dass die Erde alle 60 Sekunden fünf Mal bebt? Oder haben Sie gewusst, dass der Mensch sein Leben lang 115 Tage lang lacht? Mehr ist wohl auch schwierig, denn gleichzeitig verschläft er 25 Jahre seines Lebens. Und er arbeitet «im Normalfall» oder ­ besser gesagt in unseren Breitengraden um die 100’000 Stunden.

Die Zeit kristallisiert zuweilen kuriose Fakten, überwiegend aber oft spannende bis schier unglaubliche Tatsachen heraus. Ob Skurriles, Bezauberndes, Artistisches, Fantastisches oder Einmaliges – im Hause Parmigiani Fleurier findet alles miteinander gleichzeitig statt. Die exklusive Uhrenmanufaktur aus der Romandie hat sich dem Aussergewöhnlichen verschrieben, in jederlei Hinsicht.

Die Musikpistole Zum einen hievt «der sympathische Uhrenmacher» die Haute Horlogerie auf ein immerzu höheres Level. Zum anderen offeriert Parmigiani Fleurier in seinem «l’atelier restauration» extraordinäre Zeitreisen zurück in die Vergangenheit. Übrigens, Parmigiani Fleurier ist eine der wenigen Uhrenmarken weltweit, die eine Restaurierungswerkstatt besitzen. Wie eindrücklich und gar virtuos dort gearbeitet wird, beweist etwa die einzigartige Musikbox aus dem 19. Jahrhundert aus der Kollektion der Sandoz-­ Familienstiftung – in Form einer Pistole. Mehr als 4000 Stunden habe man in die Restauration investiert. Und wie es eine Musikbox ge­ bietet, eröffnet «die Kavalleriepistole» kein Trommelfeuer. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde sie um 1815 von den berühmten Gebrüdern Rochat entwickelt und gebaut. Wenn bei geladener Waffe der Abzug betätigt wird, löst sich kein Schuss, sondern ein Vogel erscheint an der Visiervorrichtung. Der Vogel dreht sich um sich selbst, öffnet den Schnabel, dreht den Kopf, bewegt den Schwanz und die Federn, singt dabei eine eingängige Melodie und zieht sich dann genauso überraschend wieder zurück, wie er aufgetaucht ist. Wenn man bedenkt, dass ein Schweizer Uhr­ macher im Schnitt 1850 Stunden pro Jahr arbeitet, erscheint der 4000-Stunden-Aufwand noch furchterregender beziehungsweise noch gewaltiger. Doch bei Parmigiani Fleurier scheut man weder Aufwand noch Schwierigkeitsgrad. Im Gegenteil: je komplexer, desto besser. Kann ja jeder sagen, denken Sie sich vielleicht. Doch Firmengründer, Inhaber sowie Geschäftsführer Michel Parmigiani und seine Spezialisten sind zu hingebungsvoll,

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zu engagiert, zu begeistert, zu künstlerisch wie spielerisch, um sich von etwaigen Herausforderungen in die Knie zwingen zu lassen.

Über die Superlative hinaus Und so dürfte es kaum erstaunen, dass Parmi­ giani Fleurier beispielsweise den dünnsten Mikro-­ Rotor für den Flying Tourbillon auf den Markt gebracht hat (2015). Vier Jahre davor bewies die Uhren­ manu­ faktur ihr beeindruckendes Können mit der «PF236». Das Aussergewöhnliche daran: Die exklusive Tisch­uhr zeigt die höchstkomplexen Mond­z yklen des islamischen Kalenders (Hegirian calendar). Im islamischen Kalender haben die Monate abwechselnd 29 und 30 Tage und somit ein Jahr mit ebenfalls zwölf Monaten und 354 beziehungsweise 355 Tagen. Als Schaltjahr wird im islamischen

­ a­­lender ein Jahr bezeichnet, in dem der elfte K Monat 30 Tage lang ist und somit das Jahr auch 355 Tage hat. Der 30-Jahre-Mondzyklus besteht aus 19 normalen Jahren, die mit elf Schaltjahren alternieren. Michel Parmigiani bekam die Idee für diese erstaunliche Tischuhr 1984, als er eine Renaissance-Taschenuhr mit einem islamischen Kalender restaurierte. Michel Parmigiani wäre aber nicht Michel Parmigiani, würde er mit seinem Team nicht noch mehr Erstaunliches zutage bringen. Namentlich die ­Bugatti Collection. «Die Kollektion ist so etwas wie der Hofnarr. Damit können wir uns alles getrauen und jedem potenziellen Limit die Stirn bieten», ­erklärt er stolz. «Dabei erforschen wir alle erdenklichen Möglichkeiten und loten Grenzen aus, ohne Angst vor Konventionen oder der Guillotine zu haben», führt er weiter aus.

Das Automobil am Handgelenk

Luxussportwagen und Luxusuhr – nicht einerlei, aber im Einklang

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WATCHES & JEWELLERY

Sagenhafte Partnerschaft Als «creative madness» bezeichnet der Welschschweizer die Bugatti Collection. Sie umfasst mit «Mythe», «Révélation», «Victoire», «Super Sport», «Super Sport Saphire», «Aérolithe Performance» sowie der «The Bugatti Type 390» verschiedenste Modelle. «The Bugatti Type 390» ist die neuste Kostbarkeit aus der Kollektion. «Keine andere Uhr kann weder technisch noch in Bezug auf die Innovationskraft mithalten», ist der «Maître horloger et restaurateur» überzeugt. Seit 2004 besteht die enge und inzwischen fest verankerte Partnerschaft mit Bugatti International SA, dem kongenialen Automobilhersteller aus Molsheim. Steve Amstutz, Vice President und CCO bei P ­ armigiani Fleurier, dazu: «In der Luxusuhren- und Automobilbranche gibt es keine derart beständige Zusammenarbeit.» Er weiter: «Und vor allem ist es das Paradebeispiel einer Partnerschaft, die hinsichtlich Fortschritt, Technik und Präzision hervorragend funktioniert.» Diese Art von Kongruenz sucht bislang seinesgleichen. Dass jedes Modell – wie jeder Bugatti auch – aus der Bugatti Collection «handcrafted and unique» ist, passt wunderbar ins Bild. Und dass die Ende Oktober 2017 vorgestellte Neuheit die Ehrerweisung des schnellsten und teuersten Supersportwagens ist, ebenso.

Der Bugatti Chiron beschleunigt in nur 41,96 Sekunden von null auf 400 Stundenkilometer und bremst wieder zurück auf null. Mit 1600 Newtonmeter Drehmoment bei 2000 bis 6000 Umdrehun­ gen in der Minute bietet der Hyper-Car maximale und extrem gut kontrollierbare Leistung in allen Bereichen. Der Ausnahmekönner bringt 1500 wilde Pferde auf die Strasse, zu einem Preis ab 2,50 Millionen Euro netto. Das entspricht rund 2,90 Millionen Schweizer Franken netto. Bislang sind 300 Exemplare (von total 500) des Chiron verkauft worden, die Käufer überall auf der Welt verteilt.

Das Automobil aus der Aeronautik «If it’s comparable, it’s no longer Bugatti», so das Credo des Luxussportwagenherstellers. Etienne Salomé, Head Of Interior Design and Deputy Head Design-Team bei Bugatti, dazu: «Der typische Bugatti-Kunde besitzt eine Yacht, 77 Autos, einen Helikopter und sieben Häuser. Da versteht es sich von selbst, dass wir nur die höchsten aller hohen Ansprüche an uns und unsere Fahrzeuge haben.» Bugatti-Kollege Karsten Jacob, Licensing, Executive Representative Brand Lifestyle, komplettiert: «Alles, wirklich alles, ist das Beste vom Besten. Angefangen beim Leder, das von österreichischen Rindern stammt, die ­wiederum auf über 1200 Meter über dem Meeresspiegel weiden.» Die Weidehöhe der Tiere ist insofern interessant, als da keine Elektrozäune verwendet werden – und die Tiere dadurch vor zusätzlichem Stress oder gar Narben «geschützt» sind. Karsten Jacob weiter: «Wir arbeiten überwiegend mit Materialien aus der Aeronautik wie beispielsweise Karbon, Titan und Magnesium. Das gibt es nur bei Bugatti.»

PARMIGIANI FLEURIER Die nach ihrem Gründer, dem Uhrmachermeister und Uhrenrestaurator Michel Parmigiani benannte Manufaktur für Haute Horlogerie wurde 1996 in Fleurier (schweizerisches Val-de-Travers) gegründet. Im eigenen Uhrmacherzentrum werden dabei alle Einzelteile selbst entwickelt und hergestellt. Eine Tatsache, die die Marke unabhängig macht und grosse kreative Freiheit ermöglicht. Die seit Jahrzehnten angesehenen Zeit­ messer von Parmigiani Fleurier reihen sich in die Tradition der hohen Uhrmacherkunst ein und spiegeln dabei stets den Geist des Firmengründers. Denn sie sind das Resultat des Lebens von Michel Parmigiani. Die Summe der talentierten Menschen, die ihn begleiten. Und ein Ergebnis privilegierten Wissens über meisterliche, historische Handwerkskünste. So wird mit der Vergangenheit im Blick mutig und innovativ die Zukunft gestaltet.

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WATCHES & JEWELLERY

Das Automobil am Handgelenk Und wie nicht anders zu erwarten, ist auch ­«The Bugatti Type 390» eine Herberge unerhört vieler Spektakel. Michel Parmigiani dazu: «Es ist ein ­absoluter Triumph, der zwar auf jeweils zehn Exemplare limitiert ist, dem aber sonst absolut keine Limits gesetzt worden sind.» Wolfgang Dürheimer, ­Präsident bei Bugatti, komplettiert: «Exzellenz und ultimative Leistung, dies verbindet die ‹The Bugatti Type 390› mit dem Bugatti Chiron.» Aufgebaut ist der neue Zeitmesser wie ein Auto oder besser gesagt wie, naja, der Chiron – mit Motor, Fahrerkabine und Karosserie der Super­ lative. Natürlich besticht die «PF390» nicht nur vom Äusseren her, sondern auch mit ihrem pulsierenden Interieur. Zu ihrem mit Highlights gespickten Innen-

BUGATTI Bugatti Automobiles S.A.S. stellt die stärksten, schnellsten, exklusivsten und luxuriösesten Supersportwagen der Welt her. Seit der Firmen­ gründung 1909 befindet sich das Headquarter der französischen Luxusmarke im elsässischen Molsheim. Von 2005 bis 2015 wurden dort 450 Veyron produziert. Heute wird hier der neue, auf 500 Autos limitierte Chiron in Handarbeit hergestellt. Das Unternehmen, das seit 1998 zur Volkswagen-Gruppe gehört, beschäftigt rund 300 Mitarbeiter. Mit 34 Händlern und Servicepartnern in 17 Ländern – Europa, Nordamerika, dem Mittleren Osten und Asien-Pazifik – ist Bugatti ein Global Player.

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leben gehört beispielsweise das mechanische, zylindrische Kaliber PF390 mit einem fliegenden Tourbillon (60 Sekunden).

Entschleunigung, nein danke Es ist ein Uhrwerk, das sich insbesondere durch die patentierte, dreieckige Kupplung der Federhäuser und die kleinsten jemals hergestellten Kugellager der Welt (1,20 Millimeter misst eine einzelne Kugel) auszeichnet. Die Uhr besteht aus insgesamt 80 Komponenten und ist bis zu 30 Meter wasserdicht. Sie lässt sich bis 12 Grad «biegen», wodurch sie sich problemlos an jedes Handgelenk anpasst. Ausserdem beinhaltet sie zwei «Tanks» mit bis zu 80 Stunden Leistungsreserve. Das (Krokodil-)­Le­der­ band ist von Hermès. Das neue Modell «Bugatti Type 390» wird in der Limitierung von zehn Stück in Weissgold und zehn Stück in Roségold hergestellt. Dazu kommt die Möglichkeit, dass sich der Interessent sein Einzelstück nach seinen Wünschen zusammensetzen, also konfigurieren kann, etwa in einem Gehäuse in Platin mit abweichenden Farbgebungen gegenüber den «zweimalzehn Kostbarkeiten». Durchstarten wie der Bugatti Chiron wird die «PF390» nicht und sie beschleunigt auch nicht wie der weltweit schnellste Hyper-Car. Was sie aber garantiert tut: 20 Käuferherzen zum Rasen bringen.


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EIN WIRKLICH GUTER

TROPFEN Unter dem Namen «Goutte d’Eau» – Wassertropfen – wurde in den 1930er Jahren eines der bis heute schönsten und seltensten Autos auf dem Genfer Autosalon präsentiert. Der Talbot-Lago T150-C SS ist eine Legende, eine wunderschöne. Wilma Fasola I

RM Sotheby’s

Am «Villa Erba Sale» 2017 des Auktionshauses RM Sotheby’s wechselte das Automobil für 3,36 Millionen Euro den Besitzer.


W

ir schreiben das Jahr 1937. Eine Zeit, in der Weiblichkeit noch Kurven hatte und in der ein Auto das Licht der Welt erblickte, das bis heute als eines der schönsten dieser Welt gilt. Gekennzeichnet von sanften Wellen, einzigartig in seinem Aufbau und seiner Eleganz und der Inbegriff von Vollkommenheit. Die Rede ist vom Talbot-Lago T150-C SS Coupé, der wegen seiner Form auch gerne als Regentropfen oder eben «Teardrop» beziehungsweise «Goutte d’Eau» bezeichnet wird. Ein Wagen, dem bis heute in Sachen Stil niemand hat davonfahren können und der bei Versteigerungen drei, in manchem Fall sogar über vier Millionen Dollar bringt. Ein Wagen mit Geschichte. Eine Geschichte, die im Jahr 1903 begann und, wie es sich für Legenden gehört, recht bewegend war.

Meisterhaft Der Mann hinter Talbot war Charles Chetwynd-Talbot. Er importierte unter seinem Familiennamen Anfang des 20. Jahrhunderts zunächst französische Karosserien der Marke Clément. Schon ein Jahr später begann er jedoch mit dem Bau eigener Modelle und liess das erste 1906 vorfahren. 1919 wurde das Unternehmen Talbot vom ebenfalls in Frankreich heimischen Betrieb Darracq aufgekauft, und die Marke ging letztendlich 1935 insolvent. Die französische Niederlassung aber wurde von Antonio Lago übernommen, der somit als Vater des einzigartigen Klassikers Talbot-Lago T150-C SS angesehen werden darf. Der Italiener brachte zunächst einen 2,7- und einen 3-Liter-Wagen auf den Markt und taufte die Marke selber in Talbot-Lago um. Die Karosserien liess er dabei durch namhafte Designer aufbereiten. Die Aufmerksamkeit der ganzen Welt brachte dann die Zusammenarbeit mit den französischen Karosseriebau­unternehmern Giuseppe Figoni und Ovidio Falaschi. Ihr gemeinsames Meisterstück: der Talbot-Lago T150-C SS. Wobei auch eine etwas schwerere Version lanciert wurde, die unter T 150-C S vertrieben wurde, aber dem SS nicht den Rang ablaufen konnte.

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Einzigartig Vorgestellt wurde der Talbot-Lago T150-C SS auf dem Genfer Autosalon im Jahr 1937, und die anwesenden Experten nutzten Worte wie «Besessenheit» und «tiefe Liebe», um die Einzigartigkeit dieses Modells zu erklären. Leder, Holz, formvollendet miteinander in Einklang gebracht. Ein Wilson-4-GangGetriebe, 140 PS und ein Chassis aus Leichtmetall. Ein echtes Ausnahmestück zur damaligen Zeit. Zudem war das Auto stark limitiert und jedes ein Einzelstück. So führten winzige Details aufgrund der Handarbeit zu Unterschieden. Dazu wurden bei einigen Modellen die Scheinwerfer direkt in die Karosserie eingearbeitet und durch ein verchromtes Metallgitter abgedeckt, während bei den anderen die Lichter frei auf die Kotflügel platziert wurden. Insgesamt wurden gerade einmal elf Exemplare vom T 150-C SS gefertigt. Eines schaffte es sogar auf den dritten Rang beim 24 Stunden Rennen von Le Mans. Der Rest fand eine neue Heimat in den Garagen der Superreichen.

wurden bereits 3,685 Millionen Dollar für ein anderes Exemplar und 2009 ebenfalls 3,52 Millionen Dollar bezahlt. Der erste je gebaute Talbot gilt ­jedoch heute leider als vermisst, und auch zwei weitere Wagen sind bislang noch nicht gefunden worden. Fakt ist daher: Sollten Sie mal einen «Goutte d’Eau» entdecken, dürfen Sie gerne vor Rührung auch eine solche verdrücken.

Exklusiv Über die Jahre geriet der «Goutte d’Eau» jedoch in Vergessenheit. Doch gerade in den letzten Jahren tauchten die wenigen überhaupt in der Welt erhältlichen Exemplare plötzlich wieder aus ihrem Dornröschenschlaf auf und kamen unter den Auktions-­ Hammer. So wurde im Jahr 2011 ein Wagen für 3,136 Millionen Euro versteigert. Und schon 2006 Aussergewöhnlich: die sich gegen vorne öffnende Türe des Automobils

Ein luxuriös ausgestatteter Innenraum mit kunstvoller Verarbeitung von edlem Holz und vornehmem Leder

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What

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BY

ELSE?

6

Genügend PS, präzise Zeitmesser u nd ex k lusive Accessoires – was sonst braucht der Ma n n von heute au f der Ü berholspu r?

1 I S.T. DUPONT

1

Unverkennbares Design und edle Materialien zusammengeführt: der Kugelschreiber «Line D Fire Head» mit Palladium-Finish, «Fire-Head»-Gravur und schwarzem Naturlack. Passt sich perfekt den Konturen der Hand an. 2 I DAVIDOFF

Angesichts der weltweiten Erfolge seiner Marke Winston Churchill bringt Davidoff Cigars eine neue Edition dieser Zigarrenlinie heraus: «The Late Hour» mit in Whiskyfässern gereiftem Tabak. 3 I LOUIS VUITTON

Luxuriöser Begleiter: Die Innenausstattung der «Multiple Brieftasche» aus «Monogram Canvas» verfügt über mehrere Fächer für Kreditkarten, Geldscheine und Belege. Passt bequem in die Brusttasche einer Anzugjacke.

5

4 I CHRONOSWISS

«Sirius Flying Regulator»: mit «fliegend» konstruierter Minuterie und Anzeigen für Stunden und Sekunden, die sich vom guillochierten Boden effektvoll abheben. 40-mm-Durchmesser, 750er Roségold.

2

5 I MERCEDES-BENZ

Zum Auslauf des Mercedes-AMG G 65 (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 17 l / 100 km, CO 2 -Emissionen kombiniert: 397 g / km) bietet AMG eine exklusive Final Edition an. Sie ist auf weltweit 65 Exemplare limitiert.

3

6 I GIRARD-PERREGAUX

Im Innern der aktuellen «Laureato Black Ceramic» arbeitet das Manufaktur­ kaliber GP01800-0025 mit automatischem Aufzug. Zifferblatt mit dem waffel­ ähnlichen «Clous-de-Paris»Muster, Durchmesser 42 mm und bis zehn bar wasserdicht.

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AROUND

THE WORLD

Nach drei Jahren war es wieder so weit. Mitte Oktober startete die 13. Austragung des «Volvo Ocean Race» und damit eine der wohl härtesten Hochseeregatten, die bis Ende Juni 2018 in Etappen rund um den Globus führt. Anka Refghi, Serhat Tok I

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Volvo


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über zwei Regatten amortisiert, und zudem werden Yachten von den Rennveranstaltern zwischen den einzelnen Etappen gewartet, wobei darauf geachtet wird, dass alle in ihren Bauteilen und Gewichten identisch sind.

Von Kartenspiel und gutem Wein

«

Volvo Ocean Race»: ein Name, viel Geschichte und ebenso viele Seemeilen und Etappen. Ein paar Eckdaten für 2017 / 18 gefällig? Alicante, Lissabon, Kapstadt, Melbourne, Itajaί, Hongkong, Guangzhou, Auckland, Newport, Cardiff, Göteborg und Den Haag – das sind die Etappen, auf denen die aktuell sieben Boote auf insgesamt 45’000 Seemeilen um den Sieg segeln. Dabei wird die legendäre Hochseeregatta, wie bereits 2014 / 15, mit der Einheitsklasse «Volvo Ocean 65» ausgetragen. Eine Massnahme, die getroffen wurde, um die Kosten für eine Teilnahme in Grenzen zu halten und die Sportler beim Wettkampf in den Vordergrund zu stellen, anstatt eine Materialschlacht auszutragen. Die Boote werden

Blickt man auf die Geschichte des Rennens zurück, so könnten die ersten Austragungen des «Volvo Ocean Race» oder «Whitbread Round the World Ocean Race», wie die Regatta einst hiess, kaum weiter von dem heute hoch technisierten Leistungssport entfernt sein. Gestartet wurde am 8. September1973 in Portsmouth. 17 private Yachten jeglicher Ausstattung und Couleur aus sieben Ländern machten sich auf, um in sieben Monaten und vier Etappen rund 43’000 Seemeilen zurückzulegen. Zuerst nach Kapstadt, dann weiter nach Sydney, Rio de Janeiro und zurück nach Portsmouth. Dabei vermitteln Aufnahmen aus den ersten Jahren ein Bild, das den Betrachter schmunzeln lässt. Beschauliche Gemütlichkeit auf hoher See, zu der Kartenspiel und guter Wein ebenso gehörten wie ein gut gefüllter Kühlschrank, Einzelkabinen und ein Pfeifchen zum Genuss. Und doch ist ihnen bis heute eines nicht abzusprechen: Pioniergeist und Furchtlosigkeit!

Willkommen in der «High Tech»-Zeit Heute gleichen die «Volvo Ocean 65»-Boote mehr einem Formel-1-Boliden als einer Segelyacht. Hoch­ technisiert, GPS-Systeme, entsalztes Meerwasser, rehydrierte Energienahrung und Eiweissriegel sind heute die «Schlagworte» an Bord, denn hier segeln Weltmeister und Olympiasieger. Und konnten die Daheimgebliebenen in den Anfangszeiten nur hoffen, dass sich die Weltmeere ihren Liebsten gnädig zeigten, so lässt sich heute die Hochseeregatta nahezu 1:1 miterleben. Dank der Technologie mit Live-Nachrichten auf Twitter und Facebook, Videoschaltungen an Bord und minutengenauen Berichten von Reportern, die als Mannschaftsmitglieder alles aus erster Hand mitbekommen. Ein mediales Grossereignis, das die Faszination Segelsport einem breiten Publikum zugänglich macht. Und eines steht fest: Das «Volvo Ocean Race» ist nicht nur eines der faszinierendsten Rennen überhaupt, sondern verlangt auch den Besten der Besten alles ab.

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Der Ausnahmesegler Christian Scherrer wurde mit 21 Jahren von Pierre Fehlmann entdeckt und segelte unter ihm das «Whitbread Round the World Race», den Vorgänger des heutigen «Volvo Ocean Race». Ab 1994 segelte Scherrer an jedem «America’s Cup» und konnte in Auckland, Neuseeland, 2003 die begehrte Trophäe mit dem «Alinghi»-Team ge­winnen. 2006 wurde er «Match-Race»-Weltmeister und gewann die letzten zwei Austragungen der «Copa del Rey». Nebst der Organisation verschiedener nationaler und internationaler Segelrennen ist er auch als Unternehmensberater und Keynote-­ Speaker tätig. Seit 2009 ist Scherrer zudem Markenbotschafter von Volvo Car Switzerland. PRESTIGE: Christian, du hast 2003 mit dem legendären Team «Alinghi» den «America’s Cup» gewonnen. Welchen Einfluss hatte die enorme mediale Aufmerksamkeit auf den Segelsport?

CHRISTIAN SCHERRER: Alinghi hatte einen grossen und positiven Einfluss auf den Segelsport. Entscheidend war natürlich, dass ein Schweizer Team am America’s Cup dabei war und schlussendlich auch gewonnen hat. Die Leute konnten sich mit uns identifizieren, und dank unserer Schweizer Partner, die das Team mit begleitender Werbung unterstützt haben, wurde die Schweiz sozusagen über Nacht zur Segelnation. Du hast den America’s Cup gewonnen, wurdest mit Peter Gilmour «Match Race»-Weltmeister und hast die Welt umsegelt. Und heute? Das professionelle Segeln macht heute etwa 30 Prozent meiner Tätigkeit aus. Mittlerweile finde ich auch das Beratende und Organisatorische spannend. Das hängt bestimmt auch mit dem Alter zusammen. Ich habe heute einfach weniger Hunger danach, Tag und Nacht nass auf einer Yacht zu sitzen. Neue Medien spielen auch bei dem aktuellen «Volvo Ocean Race» eine tragende Rolle. Inwiefern hat das einen Einfluss auf den Sport und auf junge Segler? Es ist fantastisch, dass man heute durch die Technologie quasi live dabei sein kann. Der Segelsport ist ganz klar professioneller und kommerzieller geworden. Und es gibt relativ gute Möglichkeiten, als junger Segler in die Profiszene zu kommen. Es ist immer noch «harte Büez», aber es ist etwas einfacher als früher. Wie beispielsweise beim «Youth America’s Cup» gibt es klare Wege, um sich seinen Platz zu «ersegeln». Du bist auch Volvo-Botschafter des «Volvo Ocean Race» … Das ist richtig, ich bin seit 2009 Segel-Ambassador für Volvo Schweiz, übernehme beratende Funktionen im Segelsport und bin Medien-Experte für die aktuelle Ausgabe des «Volvo Ocean Race». Nun hat sich in den letzten Jahren einiges verändert … Ja, für diese Edition gab es Wechsel bei der Route, CrewRegeln, um die Teilnahme für mehr Frauen zu ermöglichen, und neue Punktverteilungen. Der grösste Wechsel war aber wohl für das 2014 / 15-Rennen, als das Einheitsklassenboot Volvo Ocean 65 die Konstruktionsklassen ersetzt hat. Grundsätzlich sind aber ganz viele, wichtige Schritte – auch in Bezug auf das Sponsoring – gemacht worden, damit dieses wunderbare Rennen weiterhin am Leben bleibt. Immerhin gehört das «Volvo Ocean Race» neben den Olympischen Spielen und dem «America’s Cup» zu den drei internationalen Topanlässen auf dem Wasser.

Christian Scherrer in action

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SUPER – SUPERER

GTT 115 Im Rahmen der diesjährigen Monaco Yacht Show präsentierte das Studio F. A. Porsche mit der Hybrid-Yacht GTT 115 eine Superyacht, die es in sich hat. Wer eine haben möchte, sollte sich beeilen, denn von ihr gibt es gerade einmal sieben Stück zu kaufen. Anouk Delange I

Dynamiq


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E

s ist das gemeinsame Projekt des monegassischen Yachtbauers Dynamiq und dem renommierten Designstudio F. A. Porsche: die neue Avantgarde-Superyacht GTT (Gran Turismo Transatlantic) 115. Eine Weltpremiere, die mit einer fulminanten Präsentation an der ­Monaco Yacht Show den Höhepunkt einer langen Design- und Entwicklungsphase der beiden Kooperationspartner markierte.

Die Marktlücke Ziel war es, eine ganz neue Art von Superyacht zu bauen. In der Regel werden Superyachten ganz nach den individuellen Wünschen ihrer Auftraggeber umgesetzt. Ein durchgehendes Designkonzept haben Yachten dieser Klasse hingegen nur selten. Eine Marktlücke, die der Yachtbauer Sergei Dobroserdov erkannte und das renommierte Studio F. A. Porsche mit der Gestaltung einer extrem leistungsfähigen Yacht für die Atlantik­ überquerung beauftragte. «Wir haben die Yacht für zukunftsorientierte Yachtbesitzer entworfen, die die Vorteile von Geschwindigkeit, hochwertigem Design sowie unsere Philosophie für perfekte Performance schätzen. In der Kombination von Leistung, Schnelligkeit, Reichweite und sportlichem Design haben wir so gemeinsam mit unserem Partner Dynamiq einen Gran Turismo für die Meere geschaffen, der weltweit seinesgleichen sucht», so Roland Heiler, Geschäftsführer Studio F. A. Porsche, über das aussergewöhnliche Projekt.

Mit Hybrid in die Zukunft Die moderne Superyacht GTT 115 bedient sich neuester Technologien, um Höchstgeschwindigkeiten von über 21 Knoten mit effizientem Kraftstoffverbrauch und einer Reichweite von 3400 See-

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meilen zu kombinieren. Und sie war zweifellos die fortschrittlichste Yacht ihrer Klasse auf der Monaco Yacht Show – mit ihrer abgerundeten Bilge-Rumpfform, Antriebsgehäuse, Rumpfschale und exklusiv entwickeltem Stabilisationssystem mit vier Flossen­ stabilisatoren und Interceptors. Ihr Hybridsystem mit drei variablen Geschwindigkeitsgeneratoren basiert auf der Überzeugung, nachhaltige Yachten für die Zukunft zu bauen. Und mit einer Länge von lediglich 35 Metern vereint sie Wendigkeit mit dem Gefühl einer grossen Yacht. Zusätzlich beeindruckt sie mit ihrer hochwertigen Verarbeitung und Rhodium-­Silber-Metallic-Lackierung. Die Produktion wurde bewusst auf nur sieben Exemplare beschränkt, um die GTT 115 zu einem wahren Sam­mlerstück zu machen. Aber mit einem Preis von rund 14 Millionen Euro dürfte sich die Klientel von vorneherein ohnehin schon ein wenig filtern lassen.


Luxuriös und elegant: Auch für das Interior-Design wurde nur das Feinste vom Feinsten verwendet.

Dynamiq Dynamiq wurde 2011 in Monaco von dem erfahrenen Yachtmakler Sergei Dobroserdov gegründet. Sergei versammelte ein Traumteam aus Vordenkern, Yacht­ designern und Marine­ architekten, um das GTT-Konzept Realität werden zu lassen.

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Studio F. A. Porsche Das Studio F. A. Porsche ist eines der weltweit führenden Designunternehmen in den Bereichen Produkt, Transport und Raum. 1972 von Designer Ferdinand Alexander Porsche gegründet, steht das Studio seit jeher für die perfekte Symbiose von Form und Funktion. Seit über 45 Jahren folgt das Studio seinen Werten: Funktionalität, Purismus, Perfektion, Relevanz und Leidenschaft. Heute kreiert das Studio F. A. Porsche für ausgewählte Kunden weltweit und für seine eigene Marke Porsche Design Premium-Design-Innovationen. Das Studio ist Teil der Porsche Lizenz- und Handelsgesellschaft mit Hauptsitz in Zell am See, Österreich. Weitere Niederlassungen befinden sich in Berlin, Los Angeles und Singapur.

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GOLD

STÜCK

Mit dem 911 Turbo S Exclusive Series lanciert Porsche das erste Sonder­ modell seiner Exclusive-­ Manufaktur. Was sich im Takt der Fertigungsbänder unmöglich realisieren lässt, das gestalten die Manufaktur-­ Mitarbeiter mit kunsthand­ werklicher Kompetenz. Andreas Faust I

Porsche

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chon die Farbe signalisiert: Ich bin etwas Besonderes. Denn sind wir ehrlich – wer würde sich aus einer Palette von Standardfarben schon solch einen Goldton heraussuchen? Aber schon ein serienmässiger Porsche 911 Turbo S rangiert ja längst nicht mehr in der Kategorie Standard – erst recht nicht, wenn Porsches Kunsthandwerker aus der Exclusive-Manufaktur Hand angelegt haben. Die exakt 500 produzierten Fahrzeuge der 911 Turbo S Exclusive Series vermitteln ­jenen Glücklichen, die rechtzeitig ein Exemplar ordern konnten, das Bewusstsein, nicht bloss ein ultrasportliches Automobil, sondern ein Zeugnis höchster handwerklicher Fertigkeiten zu fahren. Manche der exklusiven Optionen wie die belederten Luftdüsen im Interieur lassen sich auch einzeln ordern. Aber in dieser Kombination bleibt der 911 Turbo S Exclusive Series, erstes Sondermodell aus der neu eingerichteten Manufaktur, einmalig. Die Entscheidung für den Goldlack fiel weniger aus einer Laune heraus, sondern als bewusster Kontrast zu den zahlreichen Karbon-Anbauteilen wie Spoiler, Schweller und Spiegel. Die Le-Mans-Linien auf Karbon­-Haube und -Dach werden vor der Lackierung abgeklebt. Anschliessend werden die Farbtrennkanten so lange poliert, bis die Fingerkuppe sie nicht mehr spüren kann. Auch die in Schwarz-Hochglanz lackierten


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20-Zoll-Räder sprengen die Möglichkeiten der Serienfertigung: Zunächst wird die gesamte Felge goldgelb und anschliessend in Schwarz über­ lackiert. Nach dem Trocknen brennt ein Laser mikrometergenau die feine goldgelbe Zierlinie wieder frei – genauer, als dies beispielsweise mit Abkleben der Fläche möglich wäre. Gute Nachricht für notorische Bordsteinkantenparkierer: Es wird Ersatzräder geben. Auch im Interieur dominieren Gold- und Schwarz­ töne. Etwa im perforierten, goldgelb hinterlegten Dachhimmel oder den ebenfalls fein gelochten Ledersitzbezügen. Den dahinter durchscheinenden Stoff falten- und auch spannungsfrei mit dem Leder aufzuziehen, stellte die grösste Heraus­ ­ forderung dar. Natürlich halten die Leistungsdaten mit der be­ eindruckenden Optik Schritt: Ein Plus von 27 PS

treibt die Leistung auf 607 PS und erweitert den Drehzahlbereich, in dem das maximale Dreh­ moment zur Verfügung steht. Innert 9,6 Sekunden spurtet der Zweitürer auf Tempo 200 und bleibt damit drei Zehntel schneller als die Serien­ version. Hinterachslenkung, Allradantrieb und ein Siebengang-Doppel­kupplungsgetriebe sind serienmässig an Bord. Passend zum Auto und natürlich ebenso limitiert ­liefert Porsche ein perfekt zugeschnittenes Taschen­ set und mit dem «Porsche Design Chronograph 911 Turbo S Exclusive Series» auch einen Zeit­ messer, der zahlreiche Design­elemente des Elfers aufnimmt und die korrespondierende Seriennummer trägt. Die Gretchenfrage nach dem Preis der güldenen Pracht erübrigt sich natürlich – der 911 Turbo S Exclusive Series ist längst ausverkauft. Aber so viel darf verraten werden: Es wird nicht das letzte Exklusiv-Modell der Manufaktur sein.

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ELEKTRO

DE LUXE Maserati einmal anders Der erste Maserati mit Elektroantrieb kommt nicht aus der berühmten Sportwagenschmiede in Italien. Schöpfer des Maserati E-Bikes ist der dänische Designer Brian Hoehl. Als Pionier der Branche war er der Erste, der hochwertige Lithium-Ionen-Akkus in E-Bikes verbaute. Die im Rahmen integrierten Akkus sind leicht abnehmbar und verleihen dem Design seine typisch skandinavische Reduziertheit. Für den Autohersteller aus Modena hat das Diavelo-Designteam viel von der Maserati-Sport-DNA in die Gestaltung des neuen Elektro-Rennvelos transferiert, was sich vor allem im Rahmendesign widerspiegelt. Für die elektrische Unterstützung greift Diavelo auf den Fazua-EvationAntrieb aus München zurück, welcher sich komplett ins Unterrohr integrieren lässt. Neben dem Rennvelo wird es noch weitere Modelle von Maserati geben.

SUV auf zwei Rädern Unter Töff-Freaks ist der Name Parilla kein unbekannter. Das Mailänder Unternehmen fertigte von 1946 bis 1967 Motorräder. Nun geht Moto Parilla einen neuen Weg und präsentiert das erste SUV-E-Bike. Der italienische Ingenieur Zeno Panarari und der Designer Alessandro Tartarin hatten ein Ziel: das E-Bike der Superlative auf den Markt bringen. Ein Gefährt, das eine Kombination aus modernster Technik und ausgefallenem Design darstellt. Letzteres ist ihnen mit Bestimmtheit gelungen. Das E-Bike aus Karbon soll ein Hybrid aus Motorrad und Fahrrad sein. Ein leichtgängiges, wendiges Geschöpf, welches massiv aussieht und Massen an Kraft ausstrahlt. Auch die Ausstattung kann sich sehen lassen. KarbonRiemen statt Kette, 8-Gang-Shimano-NexusNabenschaltung, extragrosse Scheibenbremsen und 26 x 4,8 Zoll grosse Fatbike-Ballonreifen.

Leichtgewicht Bugatti-Besitzer, die nicht wissen, was tun, nachdem sie gerade über zwei Millionen für ihren Veyron oder Chiron bezahlt haben, können beim leichtesten E-Bike der Welt weiteres Geld loswerden. Gemeinsam mit dem deutschen Luxus-E-Bike-Bauer PG haben Diavelo und Bugatti das mit 8,4 Kilogramm leichteste und wohl auch teuerste E-Bike gebaut. Wie der 1500 PS starke Über-Sportwagen besteht auch das E-Bike zu 95 Prozent aus Karbon. Der Rahmen wird in einem speziellen Herstellungsverfahren aufgebaut. Besonderheit ist die Konstruktion des Hinterbaus: Es gibt je nur eine Sitz- und Kettenstrebe. Passend zu diesem Konzept treibt ein Riemen das luxuriöse Elektro-Velo an. Dazu kommt ein Mittelmotor mit grossem Drehmoment. Für den Zweirad-Bugatti müssen nicht weniger als 78’000 Franken hingeblättert werden.

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LEIDENSCHAFT ERFAHREN Gleich zweimal im Jahr erleben Besitzer alter Wagen unter der Flagge «Passione» nicht nur wunderschöne Landschaften, sondern geniessen einzigartige Tage unter Gleichgesinnten. Ein empfehlenswertes Double für jeden Oldtimerbesitzer.

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Wilma Fasola

ir haben Juni und das Jahr 2017. Die Sonne brennt vom Himmel, und der Asphalt der italienischen Formel-1-Strecke von Monza kocht. Es ist laut, und es stinkt. Denn viele Fahrer müssen erst einmal Dampf ablassen, bevor das Gaspedal durchgetreten werden kann. Millionenteure Pferdestärken, so vertraut, wie sie Rivalen sind, warten darauf, dass es endlich losgeht. Oder treffender, es sind die Fahrer der teuren Autos, die begeistert den offiziellen Start der Rallye «Passione Caracciola» erwarten. Zwei Monate später zeigt sich das gleiche Bild. Wieder spielen Fahrer mit dem Gaspedal, Co-Piloten studieren das Roadbook, und jeder würde lieber jetzt statt gleich starten. Nur eben heute an einem anderen Ort und mit ein bisschen weniger gutem Wetter. Der Freude am Fahren tut das aber keinen Abbruch. Auch zur «Passione Engadina» haben sich im August 2017 rattenteure, rattenscharfe Autos und begeisterte Fahrer zusammengefunden, um gemeinsam in den Kampf zu ziehen – und vor allem, um Landschaft, Gesellschaft und gutes Essen zu geniessen.

Hat nichts mit schnell zu tun Wer das Wort Rallye hört, der denkt unweigerlich an Geschwindigkeit. Und darum geht es im Grunde auch. Nur gewinnt eben bei den alten Autos nicht der, der als Erster ins Ziel kommt. Denn Oldtimer- sind Gleichmässigkeits-­ Rallyes. So wird nicht nur für die Gesamtstrecke eine sekundengenaue Fahrtzeit vorgegeben, bei der ein zu frühes oder ein zu spätes Ankommen Strafpunkte bedeutet. In unregelmässigen Abständen müssen sich die Fahrer ausserdem Zeitprüfungen stellen, bei denen bestimmte Strecken in einer vorgegebenen Sekundenzeit gemeistert werden müssen. Im Zuge des ersten Tages der «Passione Caracciola» war es in diesem Jahr jedoch nicht

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© «Passione Caracciola», Rossetto

DRIVE STYLE

Einmal parken in der Boxengasse von Monza – bei der «Passione Caracciola» ist das möglich.

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© «Passione Caracciola», Rossetto

DRIVE STYLE

Auf der italienischen Formel-1-Rennstrecke in Monza

Gleich sieben Bergpässe mussten an der «Passione Engadina» bewältigt werden.

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DRIVE STYLE

einfach, sich bei den Sonderprüfungen zusammenzureissen. Immer wieder flüsterte der Asphalt der Rennstrecke, oder vielmehr schrie er: «Gib endlich Gas.» Und zum Glück hatten kurz vor dem Mittag dann auch alle Fahrer die Gelegenheit, das Pedal durchzutreten und ein paar ganz persönliche Runden zu drehen. Doch um zu gewinnen, wurde später wieder die Disziplin ans Steuer gelassen und die Tore von Monza wurden geöffnet. Weiter ging es nach St. Moritz und am darauffolgenden Tag nach Arosa und abschliessend bis nach Lugano. Immer natürlich unter Zeitdruck. Im Ziel angekommen, schlug man sich gegenseitig auf die Schultern und war froh, dass alle Teilnehmer heil angekommen waren. Denn so jung sind die vierrädrigen Freunde eben nun nicht mehr. Denn wer dabei sein will, der

braucht einen Wagen, der seine Erstzulassung vor mehr als 30 Jahren erlebte. Erst dann gilt er offiziell als historisches Gefährt und darf überhaupt an den Start gehen. Im Falle der «Passione Caracciola» und der «Passione Engadina« steht ferner die Leidenschaft im Mittelpunkt. Und wer damit nicht direkt anreist, der bekommt sie beim Begrüssungs-Handschlag mit auf den Weg gegeben. Denn Paolone, wie alle den Veranstalter der beiden Events nennen, ist die Passion auf zwei Beinen. Immer ein bisschen zu viel auf dem Zettel, aber stets ansprechbar und liebenswürdig, sorgt er mit seinem Team nicht nur für einen reibungslosen Ablauf, er erfüllt sich vor allem mit diesen Events einen persönlichen Wunsch. Er möchte seinen Gästen die Freude am Schönen, am Aussergewöhnlichen wieder ins Bewusstsein rufen. Etwas, was in Zeiten, in denen es Mut braucht und die kleinen Details oft in Vergessenheit geraten, besonders wichtig ist. So stehen bei der «Passione Engadina» ganz klar die Landschaft und die Genüsse des Engadins im Vordergrund. Und die «Passione Caracciola» entführt an Orte, die eng mit dem besten deutschen Rennfahrer aller Zeiten verbunden sind. Rudolf Caracciola ging in der Vorkriegszeit 204 Mal an den Start, hat 144 Mal gewonnen, und dennoch sind sein Name sowie sein starker Willen in Vergessenheit geraten.

© «Passione Engadina», Rossetto

Hat mit viel Investitionen zu tun Nicht selten nehmen die Fahrer an beiden Rallyes teil und viele von ihnen nicht immer mit dem gleichen Auto. Der Grund: Zahlreiche von ihnen beherbergen mehrere, teils millionenteure Wagen zuhause. Als Sachwertanlage sehen jedoch die wenigsten ihren Fuhrpark. «Das Ding heisst Fahr- und nicht Standzeug» gab’s daher auch als Antwort auf die Nachfrage. Natürlich geht es dennoch während der Events auch um Geld und Businesskontakte. ­Gerade für die Sponsoren bietet sich eine ideale Gelegenheit, in familiärer Atmosphäre Geschäfte zu machen. Und dass die meisten Teilnehmer zumindest ein bisschen Geld auf der Kante haben, dürfte kein Geheimnis mehr sein. Denn mit dem bereits teuren Preis für den Wagen ist es ja nicht getan. Man muss ihn auch unterhalten. Bis zu 15’000 Franken kann das im Jahr ausmachen. Und wird dann noch ein Ersatzteil fällig, muss oft lange gesucht und auch einiges auf den Tisch gelegt werden. Jedoch freut man sich natürlich darüber, wenn der liebe Alte über die Jahre immer wertvoller wird. Meistens jedoch verbinden persönliche Erlebnisse und die eigene Geschichte einen mit eben genau diesem Modell oder dieser Marke. Oldtimer sind einfach ein Überraschungspaket – in Sachen Wertsteigerung wie aber auch auf der Strasse. Bei der «Passione Engadina» ging es nämlich diesmal so richtig zu Sache. Und viele fragten sich: Wann macht der Motor nicht mehr mit? Wann tritt die heisse Phase ein? Während des dreitägigen Events, bei dem nicht nur der 70ste Geburtstag von Ferrari im Fokus stand und somit viele Wagen mit dem Pferd auf der Motorhaube unterwegs waren. Nein, auch die am Samstag durchgeführte Julius-Bär-Rallye sorgte dafür, dass die Pferdestärken ins Schwitzen gerieten. Innerhalb von rund sieben Stunden mussten gleich sieben Bergpässe bewältigt werden. Der eine oder andere liess daher auf dem Stelvio-Pass erst einmal Luft an den Motor. Mit 2757 Metern der höchste Gebirgspass Italiens, bot er jedoch auch genug Gelegenheit, um mit Aussicht kurz durchatmen zu können. Oder mal schnell im Wagen der Mitstreiter nach dem Befinden zu fragen. Denn gekämpft wird nur um Zeiten, ansonsten ist man eben mehr eine grosse Familie mit der gleichen Leidenschaft. Und genau deshalb wird man sich im kommenden Jahr sicher auch wieder gemeinsam auf Achse machen und die Flagge der «Passione» hochhalten.

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BEAUTY

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TRÜGERISCHE SCHÖNHEIT Er ist der einzige Preis, den die «Fragrance Foundation» verleiht und damit die Kunst der Parfüm-Kreation ehrt: der «Perfume Extraordinaire Award». Der aktuelle Titel für das aussergewöhnlichste Parfüm des Jahres 2017 ging an die Symrise-Parfümeure Emilie Coppermann und Dave Apel für den Duft «Poppy Soma». Das Parfüm gehört zur Kollektion «Les Potions Fatales» und erkundet die trügerische Schönheit, den verbotenen Reiz und die faszinierende Geschichte um eine der weltweit giftigsten Blumen. Den Mohn. Der Duft entfaltet florientale, rauchige, narkotische und würzige Amber-Noten, die aus dem Sichuan-Pfeffer, Curry-Blättern, dem roten Pfeffer, der schwarzen Gardenie, dem Sambac-Jasmin, der roten Rose, altem Kirchenweihrauch, Labdanum, Tuberose, Styrax und Moschus-Tonka stammen.

LINIENFÜHRUNG Ägyptische Schönheiten trugen ihn, Audrey Hepburn und Sophia Loren sowieso – den Cat-Eye-Lidstrich und damit ihren ganz eigenen SignatureLook. Sexy, weiblich und mondän sind die geschwungenen Lidstriche nun wieder auf den internationalen Laufstegen gesichtet worden. Doch die Cat-Eye-Lidstriche sind nicht der einzige auffallende Beautytrend, der sich langsam seinen Weg in den Alltag sucht. Denn die Make-up-Artisten setzen zurzeit auf einen durchaus experimentell gesetzten Lidstrich, und der darf auch schon einmal unter dem Auge platziert sein. Liquid Liner in allen Farben oder auch besonders schön in Weiss auf brauner Haut. Bei Tadashi Shoji und Ulla Johnson gesehen und in jedem Fall ein Trend für 2018.

Made in Switzerland Schmuckstück oder Creme? Beides! Denn mit der neuen «N°1»-Creme haben Dr. h.c. Gabriela Gerny und ihr Mann, der Schweizer Dermatologe Dr. med. Harald Gerny, eine der wohl teuersten und edelsten Cremes überhaupt kreiert. Nach einer Ent­ wicklungszeit von rund zehn Jahren ist nun die exklusive Creme auf dem Markt, die sich die Schutzmoleküle der Alpenrose zunutze macht. Die hochdosierten Stamm­ zellen der Alpenrose wurden mittels PhytoCellTec forte ® Formula in die Creme infundiert, die dadurch einen regenerierenden, Falten-lindernden und Feuchtigkeitspendenden Effekt verspricht. Dabei sind nicht nur der Inhalt des Tiegels und der Preis von 3500 Franken exklusiv, seine Verpackung ist es auch, funkelt doch die mit Swarovski-Kristallen besetzte Schmuckbox aus edlem Holz mit dem nächtlichen Firmament um die Wette. Und gemäss dem Credo «Es darf auch ein wenig mehr sein» dürfte hiermit wohl auch die anspruchsvollste Dame noch zu überraschen sein.

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DIE

TEXTILVIRTUOSEN

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Als eines der wenigen deutschen Modelabels spielt Talbot Runhof auf dem internationalen Parkett der Superlative mit. Im Rahmen der vergangenen Pariser Fashion Week haben wir das so sympathische wie charis­matische Designer-Duo Johnny Talbot und Adrian Runhof in seinem Pariser Showroom getroffen. Ein Gespräch über Mut, die Qual, ohne Konzept zu arbeiten, Kontrastnähte und Blumen. Anka Refghi I

Talbot Runhof

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Ready-to-wear Collection SS18


A

nders als für ihre vorangegangene Herbstund Winterkollektion «Lie to me», die mit Prints wie «Unpresidented» und «Sad» als politischer Seitenhieb in Richtung Washington zu verstehen war, setzten die Designer mit ihrer aktuellen Kollektion «Flowers never fail you» einen Kontrapunkt mit ­ starken Farben, 70er-Jahre-Silhouetten und vielen Blumen. Neutralität und seine Mitte zu finden ­waren dieses Mal die zentralen Themen, und mit ihrer Message «create love, not war. stay strong. be cool. and if it’s too loud, turn it up» haben die beiden

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Modeschöpfer einmal mehr atemberaubende Kreationen im unverkennbaren Talbot-­R unhof-­Look erschaffen. PRESTIGE: Adrian und Johnny, ihr zeichnet euch ­immer wieder durch den Mut aus, euren Unmut über politische Geschehnisse in euren Kollektionen kundzutun. Wie spannt sich der Bogen zu der farbenfrohen aktuellen Kollektion? ADRIAN: Die Kollektion ist eine Antwort auf die letzte. In dem Sinne, als wir gemerkt haben, dass man gegen das, was momentan auf der Welt passiert, gar nicht ankommt. Ein Stück weit muss man sich davon freimachen, sonst wird man verrückt. Natürlich muss man engagiert bleiben, sich aber auch selber schützen und den Blick auf das ­Positive richten. Ist die Kollektion als ein grundsätzlicher Richtungswechsel zu verstehen oder nur als eine Pause? Das ist eine Pause. Die politischen Themen kommen in der Regel auch oft nicht so gut an, aber es war uns ein persönliches Bedürfnis, uns zu äussern, und das hatten wir dieses Mal einfach nicht. Wenn wir das Bedürfnis wieder verspüren, werden wir uns auch wieder melden.

Floraler Hippie-Chic aus feinstem Silk Shantung

Nun glänzen in diesen Tagen nicht viele Labels durch Mut. Betrachtet ihr die Mode als korrumpiert? Durchaus. Momentan gefällt sich die Mode sehr mit ihren flachen und nichtssagenden Botschaften, die im Grunde nichts anderes als Plattheiten sind. Könnt ihr mir etwas über die aktuelle Kollektion erzählen? Selbstverständlich. Der rote Faden sind florale Formen. Blüten ganz plakativ oder runde Formen, die sich an Blütenblättern orientieren. Wir haben auch sehr viel mit KontrastSteppungen, also mit Kontrastgarn gesteppten Nähten, gearbeitet, um eben diese runden Formen zur Geltung zu bringen. Neben Tüll, mit dem wir für einen Teil der Kollektion gearbeitet haben, haben wir auch mit Silk Shantung gearbeitet – ein legendärer Stoff von Taroni aus Como, den es schon seit Jahrzehnten gibt und der mittlerweile ein Vermögen kostet, weil er in Italien gewebt wird. Er hat einen wunderbaren Stand und fliesst dennoch. Blumen sind seit jeher ein immer wiederkehrendes ­Sujet bei euch. Ein Signature-Symbol für Talbot Runhof? Anscheinend. Ehrlich gesagt sind wir aber davon einfach immer wieder angezogen. Und natürlich lassen wir

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uns auch von Stoffen inspirieren. Wir haben das Privileg, dass uns einige Stoffdesigner ihre tollen Stoffe als Erstes zeigen. Wir selbst kreieren natürlich viele unserer Stoffe selbst, sind aber auch immer wieder inspiriert von Dingen, die für unsere Augen neu sind und die uns einfach gefallen. Und ganz oft sind das eben florale Muster und Formen. Kommen wir auf die Silhouetten zu sprechen … Ja, die Kreationen sind natürlich sehr stark 70s-inspiriert. Auch die fliessenden Kleider aus Tüll sind in einer für die damalige Zeit typischen A-Linie geschnitten. Wir haben uns durch ein Patternbook aus den 70er-Jahren inspirieren lassen. Allerdings hatte man damals diese Schnittmuster mit steifen Stoffen realisiert, die richtig Stand hatten. Diese Schnittmuster nun mit fliessenden Stoffen umzusetzen, ist das Neue daran. Die Kleider besitzen dadurch auch etwas Weite und liegen nicht so nah am Körper, was natürlich irrsinnig komfortabel ist.

Nach der Show ist vor der Show – wie macht ihr euch gedanklich frei für die nächste Kollektion? Eigentlich machen wir uns gar nicht frei, sondern einfach weiter. Wir haben jetzt schon vor fünf Wochen mit der Stoffrecherche für die neue Kollektion begonnen. Grossartig war auch die diesjährige Première Vision in Paris, an der wir wieder einmal kein Konzept hatten, nichts gesucht und viel gefunden haben. Und das ist für uns ein guter Weg, und wir merken eben auch, dass uns die Routine und die Erfahrung enorm helfen.

Johnny Talbot und Adrian Runhof

Nun ist Kreation von Kollektion ein Prozess. Gibt es den einen Punkt, an dem ihr spürt, «das ist es jetzt»?

Wir starten eigentlich immer zuerst ohne Konzept, und irgendwann kristallisiert sich etwas heraus. Kein Konzept zu haben, ist natürlich eine Riesenqual, auch für die Mit­ arbeiter, die sich gerne an etwas orientieren würden. Aber wir haben auch eine Abneigung gegen an den Haaren herbeigezogene Konzepte. Wir machen ohnehin zuerst einmal das, was wir für unsere Kundinnen und Retailer aus aller Welt benötigen. Und das können ganz konträre Gedanken und Ausgangspunkte sein. Doch auch ohne Konzept stellen wir am Ende fest, dass sich ein kohärentes Bild ergibt.

DIE DESIGNER Nach einem inspirierenden Treffen im Jahr 1990 schmiss Johnny Talbot, eigentlich studierter Ingenieur, seinen Job und begann, zusammen mit Adrian Runhof, der ursprünglich BWL studiert hatte, als Mode-Designer zu arbeiten. Schnell waren die aussergewöhnlichen Kreationen des Design-Duos auf allen roten Teppichen der Welt zu sehen. Während Johnny Talbot der Mastermind hinter der aufwendigen, präzisen Konstruktion der Talbot-Runhof-Kleider ist, gilt Adrian als die stilprägende Kraft. Gemäss ihrem Credo «it’s all about knowing where to stop» entstehen sämtliche Kleider exklusiv in Ateliers in Deutschland.

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Black&

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BY

ROLEX

«Oyster Perpetual Yacht-Master 40» mit Edelsteinbesatz aus 18-KaratEverose-Gold und schwarzem Zifferblatt. Die Lünette ist mit mehrfarbigen Saphiren, grünen Tsavoriten und einem dreieckigen Diamanten besetzt.

BLING

Black is beauti fu l. Kei ne F rage. Aber noch schöner träg t sich Schwarz m it farbigen u nd gl itzernden A k zenten – von der Tasche bis z u r Soh le.

AIRFIELD

Jacke mit vom Military Style inspirierten Elementen mit figurnahem und tailliertem Schnitt. Mit Stehkragen, Schulterklappen, Zippertaschen auf Brusthöhe und goldenen Knöpfen.

GUCCI

ALEXIS MABILLE MARNI

Die Tasche «Pannier» aus Kalbsleder des italienischen Labels Marni überzeugt mit minimalistischer Silhouette und viel Stil. Der rote Henkel stellt einen gelungenen Kontrast zum Schwarz dar.

Auch der französische Modeschöpfer Alexis Mabille setzt für seine aktuelle Kollektion auf goldene Akzente.

Für die kleinen Schätze des Abends: Mikro-Tasche aus dem Hause Gucci als perfekter Begleiter für jeden Abendanlass. So klein, dass sie beinahe als Halskette getragen werden könnte.

VALENTINO

SAINT LAURENT

«Freja»-Pumps von Saint Laurent. Das in Italien gefertigte Paar aus schwarzem Lackleder begeistert mit einer metallischen roten Blumenapplikation an einem elastischen Riemen und einer eleganten spitzen Kappe.

«Donna Noir Absolu»: opulent, orientalisch und kreiert von Sonia Constant. Der Duft ist geprägt vom Aufeinandertreffen der würzigen Kraft von schwarzem Pfeffer und der lasziven Verführungskunst der Rose.

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EINE BESONDERE

SILLAGE

Jo-Malone-London-Düfte sind «very british» und sollen eine Art von Understatement verkörpern. Sie wirken niemals billig, dafür immer extravagant. Einen sogenannten Signature-Duft gibt es hier genauso wenig wie einen Modeduft.

B

eim Londoner Dufthaus geht es immer um Individualität und um Subtilität. Einer der wichtigsten Erfolgsgaranten ist dabei das «Fragrance Combining™», das sich Jo Malone London sogar namentlich hat schützen lassen. Alle Düfte des Hauses können miteinander kombiniert werden, und keine dieser Zusammenstellungen soll jemals zu einem un­angenehmen

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Valeska Jansen I

Jo Malone London

Ergebnis führen. Warum dies funktioniert und wie das Fragrance Combining geht, erklärt Debbie Wild, Lifestyle D ­ irector bei Jo Malone London. PRESTIGE: Woran liegt es eigentlich, dass Jo-MaloneLondon-Düfte niemals polarisieren? DEBBIE WILD: Eine interessante Frage, denn es ist tat­ sächlich so, und ich habe noch nie erlebt, dass jemand einen unserer Düfte abgelehnt hat. D ­ as liegt meiner M ­ einung


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Flagship Store in der Londoner Regent Street

No Limits beim Fragrance Combining

nach an den Zusammenstellungen. Es ist immer ein Schuss Licht, eine frische Leichtigkeit, e­ nthalten. Unsere Düfte sind niemals schrill oder extrem. Also liegt es an der jeweiligen Komposition? Genau! Wir achten peinlichst darauf, dass ein Duft immer eine angenehme Sillage (französische Bezeichnung für «Duftwolke», Anm. d. Red.) hinterlässt. Unsere Kompositionen sind zwar oft ungewöhnlich, aber dabei trotzdem immer sehr gefällig. Dazu kommt, dass alle Mischungen sehr rein und klar sind, die verschiedenen Komponenten verschwimmen nicht. Jo Malone London ist berühmt für sein «Fragrance C ombining» ohne Limits. Liegt das auch an der ­ ­Sillage? Ja, das ist genau unsere Handwerkskunst. Jeder Duft kann mit jedem zusammen getragen werden. Dafür lieben uns auch unsere Fans, denn nur so hat man die Chance, seinen ganz individuellen Duft selber zu kreieren. Dabei geht es um Individualität, genau wie um Stimmung und Lust und Laune.

Das heisst, Ihr Kunde ist ein Individualist? Er will nicht wie andere riechen, er braucht keinen Signature-Duft, der mit einer Marke in Verbindung gebracht wird. Unser Kunde will seine Persönlichkeit mit seiner eigenen Kreativität unterstreichen. Wir werden seit Beginn dafür geliebt, dass bei uns jeder seinen eigenen, ganz persönlichen Signature-Duft kreieren kann. Sie reisen beruflich viel. Wie viele Düfte begleiten Sie dabei? Ich habe eine Art Duft-Garderobe, die mich immer begleitet. Das sind vier bis fünf Düfte insgesamt. Wenn ich z. B. in Asien bin, verwende ich frische Zitrusnuancen mit einem Hauch von Blüten. Und in der Schweiz? Hier benutze ich am liebsten warme Noten. Hier ist es meistens kalt, und da liebe ich alles, was mir eine wohlige Behaglichkeit verleiht. Heute trage ich z. B. Nutmeg und Oud. Jo Malone London arbeitet mit vielen verschiedenen Par­fümeuren zusammen. Er­ halten diese jeweils eine klare Richtlinie, um in dieses spezielle Konzept zu passen? Auf jeden Fall. Unsere Vize-Präsidentin Celine Roux-Alezais versteht es perfekt, unsere DNA zu erklären und zu vermitteln. Dazu weiss sie immer ganz genau, welcher Par­ fümeur zu uns passt und welcher nicht. Sie ist wie eine Art Kuratorin. Sie kennt all ­unsere Düfte in- und auswendig und weiss deshalb sofort, ob eine neue Nuance zu allen bestehenden Düften passt.

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Viele Parfüms sind plötzlich «in», und jeder trägt sie, aber sie sind auch genauso schnell wieder «out» und unmodern. Da ist Jo Malone London fein raus. Dank unseres einzigartigen Konzeptes können Sie bis heute unseren allerersten Duft, Nutmeg and Ginger, mit unserem jüngsten, English Oak and Hazelnut, kombinieren, und die Mischung wird modern und individuell wirken, aber niemals altmodisch. Was macht Ihr Dufthaus so aussergewöhnlich? Von Beginn an hatten wir die Strategie, persönliche Beziehungen zu unserer Marke aufzubauen. So haben wir auch niemals in klassische Werbung investiert. Trotzdem gibt es uns nun in über 50 Ländern weltweit. Gerade haben wir unseren ersten Shop in Indien eröffnet. Diese globale Popularität verdanken wir ganz klar dieser Strategie. Das beginnt bereits im Laden. Unser Service ist einzigartig und weltweit gleich. Der Kunde ist immer König, und jeder erhält z. B. als Symbol unserer besonderen Dienstleistung eine entspannende Handmassage, nachdem er den Shop betreten hat. Welches ist Ihre Marken-Philosophie? Das ist unser allumfassendes Duftkonzept. Dazu gehören das Fragrance Combining, der Boutique Service, unser Konzept des Art of Giving (Kunst des Schenkens, Anm. d. Red.), bis zu unseren Home Fragrances. Es ist eine Art Markenwelt,

die einen immer und ausnahmslos umgibt. Düfte, die einen überall begleiten. Sie betonen immer wieder das Fragrance Combining als grossen Erfolgsfaktor, aber es gibt ja in der Zwischenzeit über 20 verschiedene Düfte? Hier gibt es keine Regeln und keine Limits. Man muss einfach offen sein. Es ist so, als ob man sich modisch stylen lässt. Ich persönlich mag das z. B. gar nicht, denn ich habe meinen eigenen Stil. Wenn ich mich aber doch einmal dafür öffne, bin ich jedes Mal überrascht, denn es sind meist Kombinationen, die ich niemals ausgewählt hätte und die mir plötzlich sehr gut gefallen. Genauso ist es beim Fragrance Combining, man darf keine Vorurteile haben und muss einfach experimentierfreudig sein. Haben Sie einen speziellen Tipp? Benutzen Sie immer zuerst eine Body Creme, bevor Sie einen oder mehrere Düfte aufsprühen. Sie macht das Duft­ ergebnis immer länger haltbar. Und wenn ich mit der Jo-Malone-London-Welt noch nicht vertraut bin? Das Beste ist dann, in eine unserer Boutiquen zu gehen und Papierstreifen zum Testen auszuprobieren. Diese kann man dann wie einen Fächer nebeneinanderhalten und die unterschiedlichen Kombinationen erschnuppern. Alle unsere Verkäufer sind darauf geschult, Ihre Mimik zu deuten. Verziehen Sie die Mundwinkel nach unten? Dann ist die Kombination nichts für Sie. Ziehen Sie die Augenbrauen nach oben? Dann gefällt sie Ihnen. Das ist ein sehr subjektives Verhalten, und unsere Verkäufer würden Ihnen niemals zu einer Kombination raten, weil diese vielleicht gerade im Trend ist. Bei uns geht es ­immer um Individualität und nicht um vorgegebene M ­ odetrends.

Debbie Wild, Lifestyle Director bei Jo Malone London

Home Fragrances für ein stimmungsvolles Tisch-Ambiente

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Haut MIT

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BY

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UND HAAR

F ü r den per fek ten Augenau fsch lag, den Kussmu nd, das seid ige Ha ar oder d ie sa mtweichen Hä nde – gerade i n den ka lten Monaten kom mt es au f d ie richtige P f lege a n.

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1 I LANCÔME

Denn zum Küssen sind sie da … Mit der Kollektion von Glossen und Lippenkonturen-Stiften «L’Absolu Rôses» zelebriert Lancôme die pure Lebensfreude. 2 I FILORGA

Für einen aufsehenerregenden Auftritt: «Optim-Eyes Lashes & Brows» mit stimulierendem Serum und ummantelnder Pflege für Wimpern und Brauen. Mit Mascara-Bürste und extrem präzisem Liner. 3 I EVIDENS

«Sakura Saho»: Hautpflegelinie gegen die ersten Zeichen von Haut­ alterung. Wirkstoffe der «Sakura»-Blüte (Kirschblüte) für blühende Leuchtkraft, «Ginkgo Biloba» für seine jahrtausendealte Lebenskraft und exklusives «Triple Collagen ®».

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4 I EOS

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«Vanilla Orchid Hand Lotion»: mit südafrikanischem Marula-Öl mit hoher antioxidativer Wirkung, hochwertigem Avocado-Öl, Sheabutter und Aloe Vera für 24h Feuchtigkeit und samtig-zarte Hände. 5 I PAUL MITCHELL

Die neuen Conditioning-Produkte der «Tea Tree Lavender Mint»-Linie von Paul Mitchell pflegen das Haar intensiv, versorgen es mit Feuchtigkeit und verwandeln das Badezimmer in eine Wellness-Oase. 6 I MOSCHINO

Moschino «Cheap and Chic»: ein neuer Duft – augenzwinkernd, ironisch und humorvoll. Bittere Orangen begleitet von köstlicher Mandarine eröffnen die Duftreise. Die Zitrus-Ballade wird von Himbeeren und Cassis-Sorbet abgerundet.

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LIVING «Ich bin zunächst ein Bildhauer des Raumes und leidenschaftlich in Bezug auf mögliche Transformationen des Raumes.» – Javier Cuevas –

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LIVING

ARCHITEKTUR DER

SUPERLATIVE Die Bauten des mexikanischen Architekten Javier Cuevas sind schlicht und ergreifend spektakulär. Gemäss dem Credo «keine Dogmen, keine Grenzen» kommt der erst 35-jährige Architekt mit seinen Entwürfen der absoluten Perfektion verdammt nah. Anka Refghi I

Creato Architects

Front-Fassade Cedros House, Guadalajara, Mexiko

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LIVING

Monumentaler Bau: Fahad Jeddah, Saudi-Arabien

Architekt Javier Cuevas

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PRESTIGE: Javier, wie kamen Sie mit Architektur und Design in Berührung? JAVIER CUEVAS: Seit meiner Kindheit hatte ich immer eine starke Verbindung zur Architektur. Ich erinnere mich, dass ich viel über den Raum und den Wert seiner Existenz nachgedacht habe. Ich habe immer gerne Orte und Häuser von Bekannten besucht und mir vorgestellt, wie ich diese Orte entworfen hätte. Auf diese Weise begann ich mir vorzustellen, wie die Dinge anders sein könnten, und gleichzeitig, wie sie besser sein könnten. Auf welche Art und Weise beeinflusst Sie Mexiko? Ich bin glücklich, dass ich in einer Stadt geboren wurde, in der es ein grosses Erbe des berühmten mexikanischen Architekten Luis Barragán gibt. Seine Arbeit ist und bleibt meine Inspirationsquelle.

O

Skulpturale Treppe im Fahad Jeddah

b für private Residenzen oder öffentliche Gebäude – seine einzigartigen Entwürfe werden für Luxuswohnungen in New York, Saudi-Arabien, Frankreich oder Grossbritannien ebenso ausgewählt wie für grosse Komplexe im Nahen Osten, wo er mittlerweile ein zweites Büro besitzt. Die Leidenschaft für die Architektur erwachte für den am 19. April 1982 in Guadalajara, Mexiko, geborenen Ausnahmearchitekten schon früh. Nach seinem Studium gründete er 2010 sein eigenes Architekturbüro «Creato Architects» in seiner Heimatstadt ­Guadalajara, von wo aus er seine internationalen Projekte realisierte. Seine Bauten? Avantgardistisch, spannungsvoll, skulptural und allesamt mit absolutem «Wow-Effekt».

Ihre ikonischen Gebäude leben von dem Kontrast kubistisch-brutalistischer Formsprache und der Leichtigkeit von Glas. Wie gehen Sie an Projekte heran? Ohne Regeln, ohne Dogmen und mit viel Freiheit. Ich bin zunächst ein Bildhauer des Raumes und leidenschaftlich in Bezug auf mögliche Transformationen des Raumes. Wir versuchen im Büro nicht, die Hauptidee zu erzwingen, sondern sie auf einem natürlichen Weg entstehen zu lassen. Wir beginnen immer mit einer Idee und visualisieren dann das Projekt rückwärts. Das heisst, wir versuchen, es vor dem Prozess bereits fertig zu sehen. Die wichtigsten Protagonisten unserer Firma sind die Proportion und der Massstab. Wir spielen viel damit, und ich glaube, dass es genau das ist, was unsere Architektur so neuartig und charakteristisch macht. Wann würden Sie ein Gebäude als perfekt bezeichnen, bzw. was bedeutet Perfektion in der Architektur? Erstens glaube ich, dass Perfektion ein abstraktes Konzept ist, aber wenn Sie eine Ausdrucksform entwickeln, die auf Harmonie von Linien, Volumen, Licht, Farben, Logik und Ordnung basiert, und wenn diese Form auch eine Funktion von Erfahrung und Intimität erfüllt, kann ich sagen, dass man in die Nähe von Perfektion gelangt. Sie realisieren viele Projekte im Nahen Osten. Worin liegt dort der grösste Unterschied im Vergleich zu anderen Regionen der Welt? Ich hatte das Glück, auf fast der ganzen Welt, in verschiedenen Ländern und in sehr unterschiedlichen Kulturkreisen meine Architektur zu erschaffen. Das Erste, was ich in der Kultur des Nahen Ostens erkannte, war, dass sie sich sehr klar darüber waren, was sie wollen und was sie brauchen. Das war für mich eine sehr gute Zeit, um auch neue Ideen zu sammeln.

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LIVING

Damit sich Menschen in Architektur wohlfühlen, braucht es mehr als Design, sie braucht eine Seele … Wie hauchen Sie Ihren Gebäuden Seele ein? Architektur ist wie ein Kunstwerk, ein Gemälde, ein Musikstück oder eine Skulptur – wenn Sie dabei sind, Architektur zu erschaffen, setzen Sie all Ihr Wissen, Ihre Persönlichkeit, all Ihre Gefühle, Gedanken, Erfahrungen und Ergebnisse ein, und ich denke, dass all diese schöpferische Energie dem Gebäude Leben und Seele einhaucht. Sie arbeiten auf der ganzen Welt. Welche Stadt würden Sie als die interessanteste in Bezug auf die Architektur bezeichnen? Doha, in Katar. Es ist erstaunlich, wie sie in einer so kurzen Zeit eine Stadt in eine andere grossartige Stadt ver­ wandelt haben. Bugambilias, Jalisco, Mexiko

Ihre Gebäude sind ikonisch und skulptural. Woher kommt die Inspiration dazu? Ich werde inspiriert von dem Moment, in dem ich erkenne, dass das Leben und das Universum immer noch ein Geheimnis sind. In diesen Momenten frage ich mich: Was gibt es da? Und was da existiert, wie ist das eigentlich? In der Folge denke ich darüber nach, wie die Dinge anders und besser sein könnten. In diesen Momenten fühle ich mich immer von etwas begleitet, das sich wie eine grossartige Musik in einem Raum beschreiben lässt. Neben Funktionalität und Design sind Raum und Licht ebenfalls wichtige Stichworte in der Architektur … Richtig. Licht und Raum haben die Fähigkeit, in Menschen verschiedene Vorstellungen, aber gleichzeitig auch erstaunliche Empfindungen zu wecken. Wir als Architekten haben wiederum die Fähigkeit, durch Raum und Licht gezielt diese gewissen Empfindungen zu evozieren, die der Mensch in einem Raum haben wird. Meine verantwortungsvolle Aufgabe ist es daher, sehr klar zu wissen, welche Gefühle ich in einem Raum, an einem Ort vermitteln will.

Architektur-Ikone Luis Ramiro Barragán Morfín, wie er mit vollem Namen heisst, wurde am 9. März 1902 in Guadalajara geboren und starb am 22. November 1988 in Mexiko-Stadt. Das Lebenswerk des mexikanischen Architekten wurde 1980 mit dem «Pritzker»-Preis für Bau­kunst ausgezeichnet und damit mit einem der renommiertesten Architektur­preise überhaupt. Seine Architektur, vorwiegend in Betonbauweise, hatte einen grossen Einfluss auf die moderne Architektur Mexikos sowie auf zeitge­nössisch-städtisches Gartendesign.

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Sie haben einmal gesagt, dass Sie die Vision haben, eine nicht-oberflächliche Sprache zu schaffen, jedoch eine tiefe, die über die Jahre bestehen bleibt. Was genau ist darunter zu verstehen? Manchmal beginne ich zu verstehen, dass mein absolutes Ziel darin besteht, eine neue Architekturtheorie ohne Worte zu entwickeln, allein mit der Architektur. Ihre Bauten erkennt ein Architektur-affiner Mensch, ohne Ihren Namen darunter zu lesen … Wie würden Sie diese starke Identifikation beschreiben? Ich habe einmal gehört, dass sich meine Architektur bereits so identifizieren lässt, wie sich auch Werke von Mozart, Tschaikowsky oder Chopin identifizieren lassen. Wenn Sie meine Architektur sehen, ist es wie eine Musik, die ich komponiert habe. Mit gerade einmal 35 Jahren haben Sie bereits weltweit gebaut. Was ist Ihr Schlüssel zum Erfolg? Mich auf meine eigenen Vorstellungen zu konzentrieren, Risiken ohne Angst einzugehen und sich nicht um Kritik zu kümmern. Immer neue Ideen zu versuchen, war der Schlüssel zu meinem Erfolg. An was arbeiten Sie und Ihr Team aktuell? Wir haben gerade einen Vertrag mit einem der grössten Immobilienentwickler in Saudi-Arabien abgeschlossen. Es handelt sich um ein Projekt von Villen mit höchster Exklusivität. Auch werden wir in diesem Jahr mit dem Bau eines Hauses in Abu Dhabi beginnen und arbeiten bereits an neuen Projekten in Afrika und Kanada. Und zum Abschluss: Was würden Sie gerne realisieren, wenn Sie könnten? Urbanismus. Es wäre toll, eine ganz neue Art von Stadt zu entwerfen.


LIVING

EDITOR’S

CHOICE

1 I Affenliebe Für das Haus Bosa entwarf die italienische Designerin Elena Salmistraros die sechsteilige Vasenkollektion «Primates» aus den Gesichtern eines Mandrills, einer Gold- und einer Brazzameerkatze. Die 40 cm hohen und farbenfrohen Vasen sind aus Keramik gefertigt und hand­ bemalt, wobei die satten und farbigen Lasuren und Edelmetalle den exotischen Glanz ver­ stärken. Fasziniert von den Tieren selbst und ihrer Ähnlichkeit zu den Menschen, waren sie der Inspirationsquell zu dieser majestätischen und kraftvollen Kollektion. Ein absolut dekoratives und exklusives Must-have für jeden Wohnraum.

2 I Erhellend

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Diese wunderbaren Tischleuchten sind von der Schönheit der normannischen Zeit Italiens inspiriert. Eine Periode, die zeitlose Kunstobjekte von grosser Schönheit hervorgebracht hat, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Farben sind das Hauptthema dieser Lampen, die für Phuro von VI + M studio ent­ worfen wurden: von der Fülle der Glasnuancen bis hin zur Fülle der Farbtöne der Fransen. Die Farbpalette reicht von Rubin, Rosa, Amethyst, Bernstein, Smaragdgrün, Blau bis Grau. Die Kugel aus kostbarem Muranoglas wird als Lichtdiffusor verwendet. Definitiv Licht in seiner schönsten Form!

3 I Iconic

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Im Rahmen seiner Pylon-Kollektion, bei der sich Designer Tom Dixon von der kunstvoll verstrebten Bauweise mancher Brücken und Türme hat inspirieren lassen, entstand dieser extra­ vagante Couchtisch. Pylon ist ein strukturelles Forschungsprojekt und war zunächst ein Versuch, den leichtesten Metallstuhl der Welt zu schaffen. Der ikonische Tisch ist als Esstisch, Couchtisch oder Beistelltisch zu haben. Mit seiner stylishen, handgeschweissten und kupferplattierten Stahlstangenbasis und der rauchiganthrazitfarbenen Glasplatte ist dieser Tisch ein Meisterwerk des Designs und für ein Wohnoder Esszimmer ein Eyecatcher par excellence.

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LIVING

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GADGETS

LIVING

Schön, smart und vernetzt präsentieren sich viele der neusten Gadgets. Staubsauger lassen sich bereits vom Smartphone aus steuern. Die neusten Superstars dieser alleskönnenden Handys verfügen über immer grössere Bildschirme mit noch höherer Auflösung. Gleiches gilt für die neue Game-Konsole von Microsoft. Stephan Gubler

1 I Sony WH-1000XM2 Der ohrumschliessende Kopfhörer bietet alle Eigenschaften des Vorgängermodells wie eine hervorragende Geräuschminimierungstechnologie, den «Ambient Sound-Modus», «Personal NC Optimizer» und «Quick Attention-Modus». Auch die Akkulaufzeit wurde weiter verbessert: Sie beträgt bis zu 40 Stunden, wenn der 1000XM2 mit Audiokabel verwendet wird, und bis zu 30 Stunden bei drahtloser Nutzung. Über die Schnellladefunktion lässt sich der Akku in zehn Minuten für 70 Minuten Nutzungsdauer auftanken. All diese Vorzüge machen den Kopfhörer auch zum idealen Begleiter für unterwegs – auf Flügen genauso wie auf der täglichen Fahrt zur Arbeit.

2 I Samsung Powerbot VR7000 Der «Powerbot VR7000» ist eine smarte Haushalthilfe. Mit den innovativen Smart-Funktionen von Samsung ist Reinigen viel einfacher. Dank der Smart Home App wird der Staubsauger mittels Smartphone über das WLAN-Netzwerk navigiert. Die direkt in die Front des Staubsaugerroboters integrierte Bürste reinigt die Kanten und Ecken effektiver. Drei Sensoren erkennen Treppenkanten oder andere tieferliegende Bereiche und steuern automatisch von möglichen Sturzstellen weg. Mit seiner integrierten Kamera macht der Samsung-Staubsaugerroboter 30 Bilder pro Sekunde und prägt sich so jeden Grundriss genau ein. So weiss er in jeder Sekunde seinen ganz präzisen Standort und welche Reinigung erforderlich ist. 3 I Asus ZenBook Flip S Mit diesem Multitalent präsentiert Asus eines der weltweit dünnsten und leichtesten Windows 10 Convertibles. Dank der Bauhöhe von nur 10,9 mm, einem Gewicht von 1,1 kg, einem leistungsstarken «Intel Core i7»-Prozessor ermöglicht das «ZenBook Flip S» seinen Nutzern Leistung und Mobilität auf höchstem Niveau. Der 13,3-Zoll-Bildschirm kann stufenlos frei gedreht werden. Der Touchscreen unterstützt aktive Eingabestifte wie den ASUS Pen. Für eine lange Ausdauer von bis zu 11,5 Stunden sorgt das «ZenBook Flip S» durch einen speziell entwickelten Akku mit hoher Kapazität. 4 I Garmin Descent Mk1 Das Gerät bietet als einer der ersten Tauchcomputer GPS an der Oberfläche sowie Karten in Farbe und Positionsverweise. Die vielfältigen Tauchcomputerfunktionen der «Descent Mk1» sind erst der Anfang. Zusätzlich zur hochempfindlichen Satellitenverfolgung ist sie mit Höhenmesser-, Barometerund Kompassfunktionen für die Navigation über Wasser ausgestattet. Der Tauchcomputer überzeugt ausserdem durch umfassende Sport- / Trainingssowie Outdoor-Navigationstools. Spezielle, vorinstallierte Aktivitätsprofile sind für das Schwimmen, Laufen, Radfahren, Wandern, Skifahren, Rudern, Stand-up Paddling und mehr verfügbar. 5 I Huawei Mate10 Pro Das neue Topmodell aus der Mate-Serie von Huawei setzt auf künstliche Intelligenz. So gibt es beispielsweise eine KI-basierte Landschafts- und Objekt­erkennung in Echtzeit sowie einen KI-beschleunigten Übersetzer. Das «Mate10 Pro» kommt mit einem 6 Zoll grossen, fast randlosen 18:9-OLED-­ Display. Das raffinierte Design wird durch das 3D-Gehäuse und den Glasrücken komplettiert. Die Rückseite ziert ein charakteristischer Streifen, der die Leica-Dual-Kamera sowie den Fingerabdrucksensor noch besser zur Geltung bringt. Dazu ist das Smartphone IP67-zertifiziert, sprich gegen Wasser und Staub geschützt. 6 I Microsoft Xbox One X Microsoft stellt mit der «Xbox One X» die leistungsstärkste Game-Konsole der Welt vor. Sie setzt mit echter 4K-Grafik den neuen Standard bei der Darstellung von Spielen. Diese profitieren enorm durch den Leistungsschub der Konsole. Die enorme Grafikleistung sorgt in Kombination mit einem 4K-Bildschirm für beeindruckendes Gaming. Auch die alten Blockbuster lassen sich besser spielen und laufen ruckelfrei. Blu-ray-Filme können ebenso abgespielt werden wie Streaming-Inhalte.

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LIVING

SCHÖNES MADE IN

ITALY

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Als er mit 44 Jahren seinen Job verlor, begann er seinen Traum zu leben. Eine gute Entscheidung – für alle und nicht nur für ihn selber. Denn Stefano Conticelli hat heute ein gutes Auskommen und macht zudem die Welt einfach schöner. Wilma Fasola I

ellblau oder ein bisschen grau? Man weiss es nicht. Die Augen mustern das Leder. Dann lässt Stefano Conticelli seine Hände über das Material streichen und setzt das Skalpell an. Ein klarer Schnitt, und der erste Schritt zu einem neuen Meisterstück ist ­getan. Konzentriert folgen weitere Schnitte, Nähte werden gestochen, und am Ende verlässt ein einzigartiges Exponat die «Bottega Conticelli». Richtung Fürstenhaus? Oder zu einem reichen Scheich? Eventuell erhält es auch einfach ein Millionär, der es sich leisten kann, seinen Kindern Spielzeug aus dem Hause Conticelli zu schenken. Man weiss es nicht, und über gute Kunden wird bekanntlich wenig gesprochen.

Bottega Conticelli

der Handwerk Tradition hat und zu der er, wie seine ganze Familie, noch heute eine starke Bindung hat. «Orvieto ist ein Platz, der voller atemberaubender Sehenswürdigkeiten, bezaubernder Düfte und authentischer Menschen ist», sagt er selber. «Ein Ort, an dem man die Stille geniesst und mit seinem Pferd der Morgendämmerung entgegenreitet». Und der Ort, in dessen Nähe sich heute auch sein Atelier befindet. Die «Bottega Conticelli», eine mehr aus der Not, aber mit Liebe gegründete Werkstatt, in der er seit 2009 seine Kunstwerke fertigt. Und die ihm die Nähe zu seinen Lieben sichert: seine Frau Titti, sein Sohn Francesco und die Tierlein Charles und Lisa.

Wenn das Leben die Zukunft bestimmt Daher reden wir lieber über den Mann, dessen Handwerk die Welt ein bisschen schöner macht. Stefano Conticelli wurde in Orvieto im italienischen Umbrien geboren und wuchs auch hier, rund 90 Minuten nördlich von Rom, auf. Eine Region, in

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Stefano Conticelli war 44 Jahre alt, als er seinen Job verlor und sich die Frage stellen musste, wie es denn nun weitergehen sollte. Doch statt alles hinzuschmeissen, begann er zu sammeln. Ideen, Erfahrungen und würzte dies mit einer grossen


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Portion Mut und erfüllte sich einen Kindheitstraum. Denn schon als kleiner «Bambino» waren Spielzeug und auch Bildhauerei zentrale Elemente ­seiner Gedankenwelt. Und als dann auch noch ein weiterer kleiner Bub ihm ein Zeichen gab, legte er los. «Ich fertigte im Rahmen einer Party für ­meinen Enkel Tommy einen Mini-Holz-Truck, der nicht nur bei ihm, sondern auch bei allen anderen anwesenden Eltern gut ankam», erinnert sich ­Stefano Conticelli. «Und als Tommy dann auch noch den Truck mit ins Bett nahm, dachte ich, der Kleine gibt mir ein Zeichen.» Und so begann er weitere Trucks zu bauen, und einer davon erreichte aus Zufall oder einfach, weil das Schicksal nicht immer ein mieser Verräter ist, das italienische Modeunternehmen Loro Piana. Daraus entwickelte sich eine bis heute andauernde Zusammenarbeit, die ausschlaggebend für den Erfolg und privat einschneidend für Conticelli war. «Loro Piana war der Schlüssel», sagt er.

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LIVING

«Wir teilen die Vision von Exzellenz und Leidenschaft für gute Rohstoffe.» Und so fand er hier eben nicht nur Partner, sondern Mitstreiter im Geiste. «Visionäre, die nach dem Besten im Leben suchen», sagt er selber und streicht sich dabei durch das dichte, angegraute Haar. Und natürlich eben auch gute Kontakte, die neben Einkommen auch unvergessene Erfahrungen mit sich bringen. So hat er einmal unter den Argusaugen eines Butlers ein Werk fertigen müssen, damit der Empfänger auch sicher sein konnte, dass wirklich alles Handarbeit ist.

Wenn Individuelles eben auch Kritik vertragen muss Gefragt, was seine Marke auszeichnet, sagt Stefano Conticelli selber: «Authentizität, Mass­ ­ anfertigungen und das konstante Streben nach Verbesserung». Er selber reift mit jedem Stück und bleibt dennoch in seinem Herzen ein kleiner Junge. Und wer die vielen Spielzeuge in seiner Produktionsliste sieht, kann an dieser Stelle nur zustimmend nicken. «Ich glaube fest daran, dass diejenigen, die wie Kinder in der Lage sind, Dinge mit offenen Augen und einem offenen Herzen zu sehen, eine tiefere und aufrichtige Perspektive ­haben. Ihre Seelen sind offen, und sie haben eine positive Einstellung, vor allem aber auch eine Verbindung mit der Natur.» Und Kinder denken wenig an das Morgen, sie leben im Jetzt. Auch dies zeichnet ihn aus. So ist er stets mit den Gedanken nur bei dem Stück, an dem er gerade arbeitet. Auf der anderen Seite erreichen ihn auch die meisten Aufträge spontan und ohne aufwendige PR- und Marketingmassnahmen. Ein Beispiel dafür ist die heute schon berühmte Conticelli-Vespa. Ein Gefährt, das für den Designer ein Symbol von Freiheit ist und bei dem er sofort an «La Dolce Vita» denkt. Und das er stilecht in Leder einhüllte. Denn als sein Store-Manager meinte, er solle doch mal eine Tasche für sein Zweirad entwerfen, konnte Stefano Conticelli nur lächeln. Tasche kann jeder, aber für die Vespa eine zweite Haut zu schaffen, das war für ihn eine Herausforderung. Und zwar eine, die ihn richtig forderte. Ein halbes Jahr lang brauchte er, bis das Werk vom Hof fahren konnte. Der Grund: Leder lebt, hat einen eigenen Charakter und lässt sich nicht mal eben knicken, sondern muss erst mit Wasser und Hammer bearbeitet werden, um dann im Sonnenuntergang zu trocknen. «Bei einem Event im Yachtclub von Monte Carlo sprach mich

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Besonders bekannt ist Stefano Conticelli dafür, Zwei- und Vierrädern ein stilvolles Lederoutfit zu verpassen.

jemand an und wollte auch eine personalisierte Vespa», erinnert sich der Designer. «Ich erklärte ihm, dass ich keine Lieferzeiten garantieren kann und er sicher nicht morgen mit dem fertigen Stück rechnen muss.» Doch der gute, sehr betuchte Mann liess sich gerne darauf ein, er wusste, dass sich in diesem Fall das Warten lohnt.

Wenn das Heute das Morgen bestimmt Neben der Vespa hat Stefano Conticelli auch einen Fiat 500 verpackt – diesmal jedoch nicht nur mit positiver Rückmeldung. «Über das Ziel hinausgeschossen» und «Erinnert an eine Kuh» waren zwei der Reaktionen nach der Vorstellung. Dennoch zahlte ein Bieter während der Versteigerung auf der «I Defend Gala» im Jahr 2015 in Monte Carlo genug, damit die «Robert F. Kennedy Human Rights Foundation» zufrieden sein konnte. Und auch der Designer liess sich nicht ins Bockshorn jagen. «Ich bin fasziniert von der Bewegung in aller Form», sagt er. «Ich bin Reiter, und für mich sind Fahrzeuge eine Erweiterung der Philosophie des Reisens.»


LIVING

«Ich bin fasziniert von der Bewegung in aller Form. Ich bin Reiter, und für mich sind Fahrzeuge eine Erweiterung der Philosophie des Reisens.» – Stefano Conticelli –

Daher überwiegte die Freude des Schaffens jegliche Kritik. Etwas, was sicher ein Grund für seinen Erfolg ist. Denn wer sich schon beim Schaffen darum kümmert, die Geldscheine zu zählen, der ist nicht bei der Sache. Und Stefano ist dabei, ganz und gar, wie seine Antwort auf die folgende Frage, ob er Künstler oder Handwerker sei, zeigt. «Ich bin Stefano, ein leidenschaftlicher Junge, der liebt, was er tut, und der nichts anderes tun könnte. Ich überlasse es anderen, mich zu beschreiben, passe aber – so glaube ich – nicht in irgendwelche Etikette.» Fakt ist, dass er jeden Tag neu beginnt. Sein Leben sei nahtlos, sein Job leidenschaftlich, so seine Beschreibung. «Es ist schwierig, Grenzen zu setzen, wenn du liebst, was du tust», so seine Erklärung. Daher ist etwas auch schön für ihn, wenn es mit dem Herzen gemacht wurde. Und wenn der Schweiss von Leidenschaft seine Tropfen in ­seinem Fussabdruck hinterlassen hat. Seine Pläne für die Zukunft sind daher wenig konkret und

doch ganz klar. «Savoir-faire» und «Savoir-vivre» in Form von Exponaten lebendig machen. Stefano, der kleine Junge aus Umbrien, dem sein Name schon mit auf den Weg gab, dass er einmal gekrönt sein würde. In diesem Fall hat sich dies bewahrheitet.

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SARAH BLUE


LIVING

Mit Pariser Chic: das Hotel «Le Roch»

Kein Zweifel – Sarah Lavoine ist die angesagteste Frau, wenn es um Interior-Design mit Pariser Chic geht. Mit ihrem Designstudio, zwei Boutiquen, einer eigenen Möbellinie und aufsehenerregenden Projekten hat sich die aussergewöhnliche Designerin internationales Renommee verschafft.

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Anka Refghi I

hr Kalender ist voll. Immer. Kein Wunder, denn Sarah Lavoine ist seit jeher in Sachen Interior-Design gefragt. Ihre Kreativität? Vermutlich vererbt. Die Mutter Innenarchitektin, der Vater ehemals 15 Jahre lang Chef der französischen «Vogue». Sarah Lavoine, die mit Mädchennamen Poniatowski heisst und eine polnischstämmige Prinzessin ist, lebt mit ihrem Mann – dem französischen Schauspieler und Chansonnier Marc Lavoine – und ihren drei Kindern in Paris.

Sarah Lavoine

Der Mix macht’s Ihr Unternehmen hat die charmante Pariserin 2002 gegründet. Seitdem steht ihr Name wie kein anderer für Pariser Geschmack, zeitgenössische Ästhetik und exzellente Handwerkskunst. Virtuos kombiniert sie Farben und Stile. Unter ihrer Feder werden Hotels, Privatwohnungen und edle Kaufhäuser ganz neu angedacht. Dabei ist ihr Stil einzigartig. Und nicht selten: die Farbe Blau. Aber nicht irgendein Blau, es ist das «Sarah-Blue», das sie eigens entwickelt hat. Ihr «Signature»-Blau sozusagen.

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LIVING

Kombiniert mit metallischen Elementen? Formidable! Und im Gegensatz zur Mode, so Lavoine, sollte man im Interieur auf zeitlose Gestaltung achten, verschiedene Stile mixen – und ganz wichtig – das richtige Mass an «Imperfection» akzeptieren und zelebrieren. Denn nur dann erweckt man Räume zum Leben. Begeistert ist sie von der farbenfrohen Architektur des mexikanischen Architekten Louis Barragán, ihre Inspiration holt sie sich auf ihren Reisen von Marokko bis Asien. Wohl auch der Grund, warum sich immer wieder Ethnoelemente in ihrem Stilmix wiederfinden.

Nichts zu gross Zu ihren realisierten Projekten gehören der «Vendôme Pavillon» ebenso wie das Restaurant «Orient-­Extrême» oder das «Hôtel Jardin de Neuilly». Dezenter Luxus zum Wohlfühlen ist ihr Rezept.

Die Bar des «Le Roch»

Und auch vor den ganz grossen Projekten schreckt die schöne Designerin nicht zurück. So eröffnete im Mai 2017, nach zweijähriger Arbeit, das legendäre Kaufhaus «Printemps», das von Kopf bis Fuss und über drei Stockwerke von Sarah Lavoine in einen Tempel des guten Ge­ schmacks verwandelt wurde. Mit Fischgrätparkett «point de Hongrie», verglasten Türen und einer Wohlfühlatmosphäre wie in einem modernen Wohnzimmer. Und so war es dann auch kein Zufall, dass die «Ikone des Pariser Stils» eingeladen wurde, auch das 5-Sterne-Boutique-Hotel «Le Roch» im 1. Arrondissement an der Rue Saint-Roch zu entwerfen. Sarah Lavoine kennt die Gegend von Saint-Honoré besser als jeder andere, denn hier sind ihr Zuhause, ihr Büro und ihr erstes Geschäft. Für das «Le Roch Hotel & Spa» bestand ihre Herausforderung darin, ihre eigene Vorstellung von


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Das legendäre Warenhaus «Printemps»

Die Qual der Wahl in Sarah Lavoines Boutique

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Komfort in jedes Detail einfliessen zu lassen, um eine warme und einladende Atmosphäre zu schaffen. Sowohl im Hotel als auch im Spa-Bereich ist es ihr gelungen, elegante und einladende Räume zu schaffen. Räume, in denen das weiche, natürliche Licht mit den dunklen Farben spielt, die zu ihrer Signatur geworden sind.

Ein Stückchen Sarah Lavoine Wer auch ein wenig «Sarah Lavoine» und etwas «Pariser Chic» für sein Zuhause haben möchte, dem empfiehlt sich ein Besuch in ihren zwei Boutiquen mit Möbelkreationen und Accessoires. Erst

vor rund einem Jahr hinzugekommen ist ihre zweite Boutique, ein Concept-Store am Pariser «Place des Victoires» in Paris, wahrlich ein Eldorado der schönen Dinge und eigentlich viel mehr als nur ein Geschäft. Ein Raum, den Sarah Lavoine als einen neuen, inspirierenden, offenen und einladenden Lebensraum versteht, in dem sich die Kunden zuhause fühlen und der in ständiger Bewegung ist. Aber auch wer nicht in Paris weilt, muss nicht auf echte Sarah-Lavoine-Möbel und -Accessoires verzichten, denn unterdessen werden ihre Kreationen auch europaweit von einem exklusiven Händlernetzwerk vertrieben.

Unverkennbar Sarah Lavoine: der Loungebereich im «Le Roch»

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home

LIVING

BY

LET’S GO

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A m a l lerschönsten ist es eben doch z u hause. Ob fü r Küche, Woh n rau m oder Sch la fzi m mer – Ästheti k pu r heisst d ie Dev ise, da m it das Woh nen noch schöner w ird.

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1 I SCHLOSSBERG

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4 I QUOOKER

Der «Quooker schwarz» ist der erste schwarze Kochend-Wasserhahn der Welt. Mit Beton vermittelt er eine spartanische Ausstrahlung, mit schwarzem Marmor, Granit und Messing dagegen wirkt er ausge­ sprochen elegant. Glühend kalt und kühlend warm! 5 I VERSACE

Die Kerzen von Versace sind von griechischer Ästhetik inspiriert. Sie sind aus Keramik und veredeltem Glas gefertigt und mit einem Medusa-Kopf am Deckelknopf verziert.

Das puristische Streifen­ muster «Ritz» gibt es in fünf stilvollen Farben. Neben den klassischen Farben «marine» und «corail» ist das Blockstreifenmuster «Ritz» auch in zarten Streifentönen «vert», «argent» und «beige» erhältlich. 2 I DE SEDE

Auch ein Rücken kann ent­zücken. Stühle aus bestem Leder, Messing und Textilien aus der Schweizer Manu­faktur de Sede. Der «DS-515» ist ein unkonven­tioneller Polsterstuhl, kreiert von dem Designduo Greutmann Bolzern. 3 I INSANE

«Melody» ist ein vertikales Sideboard, das die ganze Symbolik der portugiesischen Gitarre in sich trägt. Ein markantes Möbelstück, das jeden Raum einzigartig und bewundernswert macht.

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BLACK

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IS BEAUTIFUL

Miefige Räume, grelles Neonlicht und abgerockte Geräte? Was nur allzu häufig in Fitness-Studios Realität ist, hat das Designstudio Estúdio AMATAM aus Portugal mit dem Boutique Fitness Club «Krush it» ins Gegenteil verkehrt. Anka Refghi I

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Invisible Gentleman


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o viel steht fest: Das «Krush it» ist kein Mainstream-Fitness-Club. Dass der Boutique Fitness Club in Braga, im Nordwesten von Portugal, für Sportler gemacht ist, die es lieben, extrem und intensiv zu trainieren, wird auf einen Blick klar. Kaum passender dazu könnte die Innenarchitektur mit ihrem perfekten Designbogen zwischen dem zu Erwartenden und dem Unerwarteten sein. Mit den teilweise schwarz gefliesten Wänden und Böden,

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samt Chesterfield-Sofa und schwarzem Stierkopf an der Wand, die im Kontrast zu den unbehandelten Betonwänden stehen, erinnert das Studio in weiten Teilen an einen Nachtclub. Gewollt und gekonnt spiegelt sich hier durch das Zusammenspiel räumlicher Begebenheiten, Materialien und Texturen die provokative Haltung des Klubs wider. Sämtliche Trainingsgeräte sind stilecht ebenfalls in Schwarz gehalten und verstärken die visuelle Dramatik der Räume. «Mit ­einem Farbschema

Auch die Trainingsgeräte sind stilecht in Schwarz gehalten.

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LIVING

Spinning-Room mit Amphitheater-inspirierter Architektur

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LIVING

Empfangsbereich des «Krush-it»-Studios

von grau bis schwarz und verschiedenen Material­ texturen», so die Architekten João Amaral und Manuela Tamborino, «gelang es uns, dem Raumgefühl mehr oder weniger Rauheit zu verleihen.» «Industrieller Look meets Chic», könnte man sagen, was ebenso durch die vertikalen industriellen Leuchten erreicht wird, die von ausgedehnten Blechen umrahmt und unter Ausnutzung der Deckenhöhe die Räume beleuchten.

Begrenzte Ressourcen Das Hauptziel war es, ein Fitness-Studio zu entwerfen, das, trotz eines geringen Budgets, so einzigartig wie möglich und dabei stilvoll gestaltet werden sollte. Funktionell waren João Amaral und Manuela Tamborino gezwungen, ein Dual-Studio-­ Fitness-Konzept auf einer bestehenden und offenen Gesamtfläche von 290 m² zu konzipieren. Ein Raum des Studios sollte dabei dem funktionellen Training mit mehreren Trainingsstationen dienen,

der zweite eine ideale Architektur für die Spinning-­ Classes bieten. Ob Fliesen, Beton oder der innovative Bodenbelag aus recycelten Gummireifen zur Lärmverminderung und Dämpfung – durch die fantasievolle Neubetrachtung und Interpretation kostenverträglicher Materialien ist die Herausforderung mehr als gelungen.

Spinning-Room mit Dramatik Ganz besonderes Highlight ist der Spinning-Room, der mit seinen ganz schwarz lackierten Beton-­ Blockwänden, Decken und gegossenen Betonböden eine nahezu Party-ähnliche Stimmung evoziert. Neben XL-Bildschirmen unterstreichen RGB-LED-Bänder die Amphitheater-inspirierte Architektur und erlauben, durch sich wechselnde Farben, verschiedene Stimmungsszenarien. Mit dem «Krush it» hat das Estúdio AMATAM ein wahres Meisterwerk erschaffen: puristisch, dramatisch, cool.

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© Gary He

Besser geht’s nicht! 2017 kam er auf Platz 1 der Rangliste «The World’s 50 Best Restaurants». Und das an einem Ort, wo Sterne so schnell aufsteigen, wie sie fallen. Humm wird aber weiter sein Ziel ver­ folgen und mit neuen Restaurants und Hotels die Nummer 1 der kulinarischen Welt werden. Dabei bleibt er aber immer mit beiden Füssen auf dem Boden und wird nicht überheblich. So liebt er sogar den klassischen «Hot Dog», die absolute Spezialität New Yorks. Und wo isst man den am besten? Natürlich in einem seiner Restaurants – dem «NoMad»!

Daniel Humms «Eleven Madison Park» wurde im April 2017 zum weltbesten Restaurant gekürt.


CULINARIUM

ESSEN WIE GOTT IN

NEW YORK Mit Blick auf den Madison Square Garden befindet sich am Fusse eines historischen Art-déco-Gebäudes an der Ecke 24th Street und Madison Avenue das «Eleven Madison Park». Seit 2011 im Besitz des Küchenchefs Daniel Humm und des Restaurateurs Will Guidara, haben sie das «Madison» zu einer der ersten Adressen für Feinschmecker gemacht.

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Nike Schröder I

Gary He

er 1976 geborene Daniel Humm stammt ursprünglich aus einem kleinen Dorf in der Schweiz. Seine Laufbahn begann bereits früh. Mit seiner Mutter stand er schon als kleiner Junge in der Küche und flog in der achten Klasse mangels ausreichender Leistungen von der Schule. So begann er im Alter von 14 Jahren eine Lehre im renommierten Hotel «Baur au Lac» am Zürichsee. Hier lernt Humm die klassische französische Küche kennen, die bis heute die Basis seiner Arbeit bildet. Humm war schon als kleiner Junge von den aus seiner Sicht himmelweit entfernten Grossstädten Amerikas mit ihrer so gar nicht ins Schweizer Idyll passenden Architektur angetan. Aber er wäre nie auf den Gedanken gekommen, ­A merika mit Kulinarik zu verknüpfen.

Kochen liegt im Blut 2003 führte ihn sein Weg tatsächlich nach San Francisco, und er wurde Chef de Cuisine im «Campton Place». 2006 wechselte Daniel Humm nach New York ins «Eleven Madison Park», dessen damaliger Besitzer noch Danny Meyer war. Kaum zu glauben, aber Daniel Humms Geschichte ist wie die eines Tellerwäschers zum Millionär: Mit nur zwei Koffern und ein paar Dollars in der Tasche lebt er seinen American Dream. Auch wenn er bis 2009 einige Niederlagen einstecken musste, so ging sein Stern mit einem Artikel in der «New York Times» auf, die sein Restaurant in höchsten Tönen lobte. Die ruhigen Zeiten sind passé. Die Stars und die High Society geben sich die Klinke in die Hand, es ist fast unmöglich, einen Tisch zu bekommen. 2011 wird er stolzer Besitzer von drei Guide-Michelin-Sternen.

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© Jake Chessum

CULINARIUM

Gerichte mit ihm zu entwickeln, was manchmal Jahre dauert. Aber seine Überzeugung ist, das Gute im Einfachen zu suchen, jenseits der Moden. Bevor die New Nordic Kitchen «in» wurde, bezieht er nur von Produzenten in und um New York, so wie schon die Mutter direkt beim Bauern eingekauft hatte. Extrem inspirierend findet er auch die Stadt an sich: Als Schmelztiegel verschiedener Kulturen und Kochtraditionen studiert er alte Aufzeichnungen und verbindet deren Rezepte in neuen, ungewöhnlichen und aufregenden Kompositionen. Luxus ist für Humm «kein Synonym für Hummer, sondern für die beste Karotte weit und breit». Mit wenigen Zutaten das Maximum ­herauszuholen, das kitzelt den Ehrgeiz des lustvollen Puristen.

Humm für alle

Kreatives Dreamteam in New York: Will Guidara und Daniel Humm

Das Geheimnis seines Erfolges Konsequent zu sein, war immer Humms oberstes Gebot. So steht er jeden Morgen ganz früh auf, und um «seinen Kopf zu klären», joggt er im Central Park oder fährt eine Runde Rad. Sport war schon immer ein Lebenselixier für ihn, er entspannt und ­inspiriert ihn. Ab halb elf dann steht er in der Küche – bis Mitternacht. Gegen Nachmittag schaut er dann in seinem anderen Restaurant in Man­hattan, dem «NoMad» vorbei, das ebenfalls mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet ist. Die ­Küche des «Eleven Madison Park» basiert auf der französischen Küche, für die Humm bekannt ist. Klassische Aromen-Kombinationen sowie eine Mischung aus klassischen und modernen Tech­ niken werden auf den Tisch gezaubert. In der Küche ist Humm ein absoluter Perfektionist. Ein vierköpfiges Kreativteam ist nur damit beschäftigt,

Und so ist dann auch die Brücke geschlagen zu einem ganz speziellen Humm-Restaurant, das auf den ersten Eindruck so rein gar nichts mit dem Meisterkoch zu tun haben kann: das «Made Nice» – ein ganz «normales» Fast-Food- und Take-away-­Lokal. Warum tut Humm so etwas? Ganz einfach: Er findet es schade, das sein Wissen nur Leuten mit viel Geld und Zeit vorbehalten sein soll. So überlegt er schon seit Längerem, wie er sein Know-how auch einem breiten Publikum zur Verfügung stellen kann. Wichtig dabei war, dass das Essen schnell auf dem Tisch ist und nicht zu viel kostet. Die Rezepte mussten so gewählt werden, dass die Kunden ihr Essen mitnehmen können, ohne zu viel an Geschmack und Qualität während des Weges einzubüssen. Wahnsinn! Humm und sein Team haben es hinbekommen, sogar einige Rezepte seiner «Nobelrestaurants» für die schnelle Küche 1 zu 1 zu übernehmen. Gelingen konnte das, weil in den neun Gerichten, die im «Made Nice» zur Auswahl stehen, die Frage nach den Produkten nicht im Vordergrund stand; deren Qualität ist für Humm selbstverständlich. Nein, es war die Idee, die hinter den Rezepten steht, nämlich den hungrigen New Yorkern ein anständiges Mittagessen zu zaubern. Damit sich das Schnellrestaurant rechnet, muss Humm 1000 Gerichte täglich unter die New Yorker bringen.

Hochgenuss Austern Austern gehören für Humm zu New York wie der Topf auf den Deckel. Schon die Indianer und die Holländer assen sie, sie wurden von Booten, auf der Strasse von fahrenden Händlern oder auch in «Austernkellern» verkauft. Egal ob roh oder gegart, sie sind immer köstlich, und bei ihrer Zubereitung können allerlei neue Kreationen ausprobiert werden. Humm schwört auf die Austern der «Widow’s Hole Oyster Company» in Greenport auf Long Island.

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Delicious!

CULINARIUM

BY

Ed le u nd prickel nde Tropfen, exqu isite Schokolade u nd ex k lusiver K av iar: seit jeher d ie Ver fü h rer der Gau men a n ga n z besonderen Tagen.

LÄDERACH

Läderach Original «FrischSchoggi»: von fruchtig-frisch mit weisser Schoggi, klassisch mit Milchschokolade und karamellisierten gerösteten PiemonteserHaselnüssen oder mit dunkler Grand Cru.

TAITTINGER

JURA

Grosses Kino im kompakten Design für höchsten Kaffeegenuss: die «S8» von Jura. Die stilvolle S-Linie in klarem, har­monischem Design brilliert mit Qualität und Präzision in allen Belangen.

OONA

Rein. Natürlich. Nachhaltig – Oona-Kaviar ist der erste und einzige Schweizer Kaviar von Stören, die in Schweizer Bergquellwasser aufgewachsen sind. In verschiedenen Selektionen erhältlich.

Der «Champagne Millésimé Brut 2012»: ein köstlich-prickelnder Champagner aus dem Hause Taittinger, das als eines der wenigen Champagnerhäuser nach wie vor in Familienbesitz ist.

PATRÓN SPIRITS

Die ultimative Perfektion heisst «Patrón en Lalique: Serie 2» und ist die zweite Ausgabe einer Kollaboration zwischen dem Meister französischen Kristalls «Lalique» und dem Premier-Distiller «Patrón Tequila»!

FERRARI TRENTO

Prickelnder Tropfen: «Ferrari Maximum brut Metodo Classico Trento DOC» vom im Jahr 2017 zum besten Schaumweinproduzenten der Welt gekürten Unternehmen Ferrari Trento. Aus 100 % Chardonnay-Trauben gekeltert.

LUX VINA

Lux Vina heisst die Linie des 25 Hektar grossen Weingutes «Domaines Chevaliers» in Salgesch, Wallis. 1 x Petite Arvine «Altimus», 1 x Pinot Noir «Clos de Pachje», 1 x «W» Assemblage Rouge.

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VERY

FISHY Noch vor drei Jahren war der gleiche Ort ein Treff für Fleischhungrige, die auf der Suche nach dem perfekten Steak waren. Doch nun hat sich seit 2015 Inhaber Sébastien Le Page mit dem Zürcher «Hato» einen Namen für das asiatisch-kulinarische Erlebnisdinner gemacht.

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Nike Schröder I

Simon Zangger

e Page serviert seinen Gästen die «Fine Asian Cuisine» mit besten Zutaten. Beliebt ist das «Hato» vor allem für ausgefallene Sushi-Kreationen, frischen Fisch und perfektes Fleisch, das zart im japanischen Grillofen gegart wurde. Küchenchef Nathan Dallimore setzt fantasievolle, kreative Akzente auf jedem Teller, und der ­geschickte Mixologist Alexandros Nicolaides zaubert erlesene Drinks direkt ins Cocktailglas. Kein anderer Bartender würde sich trauen, Zutaten in dieser Art zu kombinieren. Die Manifestation ist zum Beispiel der Cocktail mit ­echtem Wal-Ambra.


CULINARIUM

Frische Früchte und beste Zutaten sind die Basis im Hato

WAL-AMBRA Ambra, eine graue, wachsartige Substanz, entsteht bei der Nahrungsaufnahme von Pottwalen. Die unverdaulichen Teile wie Schnäbel oder Hornkiefer von Tintenfischen und Kraken werden in Ambra eingebettet. Über die genaue Ursache der Entstehung besteht Unklarheit. Möglicherweise liegt eine Stoffwechselkrankheit des Pottwals vor, wenn er Ambra bildet. Einer anderen Theorie zufolge dient der Stoff dem antibiotischen Wundverschluss bei Ver­ letzungen der Darmwand. Ins Meer gelangt die Substanz durch Erbrechen, als Kotsteine oder durch den natürlichen Tod der Tiere.

Imposanter Fresh-Market im Herzen des Hato

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CULINARIUM Moderne asiatische Küche in luxuriösem Interieur

Das «Hato» zeigt sich in Zürich auffallend mit exquisitem Luxus, wie man ihn aus Weltstädten wie London, Paris oder New York kennt. Damit hat der Executive Chef Nathan Dallimore die Restaurant­ szene in Zürich völlig neu poliert. Der Neuseeländer sammelte seine Erfahrung in London im renommierten Restaurant «Novikov». Das aussergewöhnliche «Hato»-Trio – der Chef Le Page mit seinem hochbegabten Dim Sum Chef Dallimore und dem Mixologisten Nicolaides – hat das Potenzial, das Restaurant mit seinen innovativen Kreationen in eine für Zürich bisher unbekannte Sphäre zu kochen.

Das Gericht ist ein Gedicht

Goldener Luxus Im goldenen Interieur speist es sich exklusiv. Für 80 Personen ist Platz im «Hato». Der geräumige Restaurantteil besteht aus einem öffentlichen Raum und zwei intimen Sitzecken, die sich mittels eines halbtransparenten Vorhangs vom Raum abtrennen lassen. Eyecatcher ist der integrierte Fischmarkt mit unvergleichlichem Angebot in der Auslage. Mit Blick in die offene Show-Küche, auf den Josper-Grillofen oder die Sushi-Station kann man die Vollendung der ausgewählten Speise live miterleben. Exklusiv kann man mit einer überschaubaren Gruppe im Nebenraum in höchst luxuriösem Ambiente speisen. Hier wartet ein «Private Dining Room» für behagliche Dinner. Der 90’000 Franken teure Kronleuchter ist der Star im Lalique-Interieur mit begehbarer «Minibar».

Die raffinierte Speisekarte überzeugt mit Asiens kulinarischen Bestsellern: schmackhaftes Dim Sum, feinste exotische Salate, köstliches Sushi und Sashimi, leckeres Korean BBQ mit Kimchi, Miso Baby Chicken, und vom sogenannten Josper-Grill gibt es saftiges Steak und aromatischen Fisch. Mittags sind die Gerichte aus der gedrittelten Bento-­Box sehr beliebt: Edamame, grilled Chicken oder Fisch auf Reis und Dim Sum. Als Vorspeise empfiehlt sich eine solide Miso-Suppe. Dann ein «Hamachi Yuzu Truffle», ein Gericht, das an ­«Ceviche» erinnert – eine göttliche Kombination von Fisch, Säure und Trüffelgout. Die Präsentation der Vorspeisen Tuna und Scallop Sashimi ist gelungen und auch geschmacklich ein Erlebnis. Ein absoluter Traum ist der «Signature Dish», der «Crispy Aromatic Duck Salad» – ein absoluter Überflieger, den man sich auf keinen Fall entgehen lassen darf. Verschiedene Kressesorten und Gra­ nat­apfel-Kerne geben diesem Gericht ein unver­ wechselbares Finish. Die Bestseller Dim Sum mit ihren ungewöhnlichen Füllungen Squid Ink Dump­ lings mit Fischrogen sind echte Klassiker. Mit Almond Crunch, Chocolate Delice oder Citrus Fruits rundet man ein gelungenes Dinner im «Hato» ab. Sayōnara!

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CULINARIUM

FOOD PORN FOTO / STYLING Sarah Illenberger

Noch nie standen Essen und Kochen derart im Fokus wie in den letzten Jahren. Getriggert von Instagram, Facebook und Konsorten sind verführerisch angerichtete Speisen omnipräsent. Ein Blick auf die Geschichte, die die Präsentation von Nahrungsmitteln vom Muss zur stilistischen Kunst erhob.

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Anka Refghi

und um die Uhr flimmern sie über den Bildschirm. Tagsüber in Schlachten am Herd, Wettkampf-Kochen am Vorabend und abendfüllende Kochunterhaltung jeglicher Couleur. Kaum ein Gericht, das nicht bemüht wird, unzählige Tipps, Tricks und Kniffe von Profis an heissblütige Amateure am Herd. «Food Porn» eben. Kochbücher werden in riesigen Auflagen gedruckt und verkauft, und es gibt kaum Köstlichkeiten auf dem Teller, die nicht in die Linse eines Smartphones blicken, um danach ihre virtuelle Reise um die Welt anzutreten.

Von Händen und ganzen Fasanen Die Macht der Bilder erkannte man bereits in den 1920er Jahren, als die Fotografie in Kochbüchern das erste Mal zum Einsatz kam. Eine Dekade später sollte die Schweizerin Frieda Nietlispach von sich reden machen. Als Herausgeberin zahlreicher Kochbücher in den 30er Jahren bildete sie nicht nur Schwarz-Weiss-Fotografien, sondern auch Farbfotos ab. Inspiration, ­A nregung und Motivation lautete ihr Credo, das damit den Beginn einer neuen Ära einläutete, in der Kochen erstmals von der reinen Pflichterfüllung zur lust- und anspruchsvollen Disziplin erhoben wurde. So schrieb treffend dazu eine ihrer Leserinnen: «Diese Kochbücher wollen nicht nur das

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CULINARIUM

FOTO Aleksandra Kingo STYLING Lucy-Ruth Hathaway ART DIRECTION Gem Fletcher

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FOTO / STYLING / ART DIRECTION Aaron M Conway

CULINARIUM

v­ ernunftmässige Kochen lehren, sondern sie werden auch Freude an der Speisezubereitung bei allen jungen Mädchen wecken und werden so mithelfen, dass das Kochen nicht als Qual und Last empfunden und die Hausfrauenarbeit mehr als bisher gewürdigt wird.»

Die gefüllte Erdbeere Die Art und Weise, wie Speisen in Büchern dargestellt wurden, veränderte sich im Laufe der Zeit

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immer wieder. Waren bei Nietlispach auf den Bildern oft Hände bei der Zubereitung von Nahrungsmitteln zu sehen, lag in der weiteren Entwicklung auch schon einmal ein ungerupfter Fasan auf der Speiseplatte oder der gerade geschossene Hase, kunstvoll – und gleich den Stillleben grosser Meister – zwischen Kürbis und Trauben drapiert. Einen Meilenstein in Sachen Kreativität markierte allerdings eine Kochsendung, die 1953 über die Bildschirme flimmerte. Darin zu sehen war Clemens


CULINARIUM

FOTO Roberto Badin STYLING / PAPER ART Ollanski ART DIRECTION Tania Parovic

an der stolz geschwellten Brust forderte er die Zuschauer auf, ihm mitzuteilen, sollte er nicht der Erste auf der ganzen Welt sein, der diesen grandiosen Einfall hatte.

Styling 2.0

Wilmenrod, seines Zeichens erster Fernsehkoch Deutschlands und Erfinder des Toast Hawaii, der «Die gefüllte Erdbeere» präsentierte. So war ihm der unschöne Hohlraum aufgefallen, der nach dem Entfernen des kleinen grünen Stiels in der Frucht entstanden war. Tagelang, so erzählte er in seiner Sendung, war er mit dem Gedanken schwanger gegangen, wie der besagte Hohlraum gefüllt werden könne, bevor ihn die Muse küsste. Seine Idee? Ein Mandelkern in der Erdbeere. Mit dem Messer

Doch bis zur heutigen Königsdisziplin des kreativen Schaffens sollten noch einige Dekaden vergehen. Vereinten Kochbücher lange Zeit Vorspeise, Hauptgang und Dessert, so begannen sie sich in den 1980er Jahre zu spezialisieren. Ein riesiger Markt war geboren und damit auch die Basis für ein immer kunstvolleres Styling. Hinzu kam die Tatsache, dass sich immer mehr auch die Herren der Schöpfung an die privaten Kochtöpfe wagten und den Wettbewerb um das aussergewöhnlichste, exklusivste Resultat und die schönste Präsentation immer weiter anheizten. Ohne Foodstyling geht heute gar nichts mehr, so viel steht fest. Foodstyling ist die Kür, die Krone der hohen Kunst des Kochens. Denn alleine Speisen appetitlich anzurichten, reicht schon lange nicht mehr aus. Und so werden heute immer kreativere Wege gesucht, um Speisen zu inszenieren und Lebensmittel zur Kunst zu stilisieren.

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FOTO Michael Crichton + Leigh MacMillan STYLING Chantal Payette ART DIRECTION Nathalie Cusson

CULINARIUM

DAS AUGE ISST MIT Kunstwerke aus Lebensmitteln: «Visual Feast» präsentiert die aussergewöhnlichsten Arbeiten der Food-Fotografie. Menschen lieben es, Essen zu fotografieren und zu inszenieren. Getrieben von Instagram und der Werbebranche erfinden Fotografen, Stylisten und Blogger immer neue Wege, Lebensmittel ansprechend, lecker und radikal in Szene zu setzen. «Visual Feast» zeigt die besten Arbeiten, die dabei entstehen. Gestalten Verlag

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PINK

CULINARIUM

DREAMS Ruby Rosa Darauf hat die Welt gewartet: Kaum zu glauben, aber die gewohnte Farbpalette unserer Scho­ koladen ist erweitert worden: Rosa! Anfang September präsentierte der Schweizer Schokoladenhersteller Barry Callebaut der Welt die neue Sorte «Ruby» in Shanghai. Die rosafarbene Schokolade wird aus der RubyKakaobohne gewonnen. Sie hat einen intensiven Geschmack und eine charakteristische rötliche Farbe. Somit kann auf Farbstoffe aller Art sowie Beerenaromen bei der Produktion komplett verzichtet werden – die Farbe und der Geschmack seien somit vollkommen natürlich. Wann auch wir sie testen können, steht leider noch nicht fest.

Purple Yams Lila Yams, auch Yam oder Yamswurzel genannt, ist ein Knollenwurzel­ gemüse mit seinen Ursprüngen in den asiatischen Tropen. Purple Yams ist schon seit der Antike beliebt. Die Schale der Yamswurzelknolle ist braun bis dunkelbraun, innen ist sie lavendelfarben, kann aber bis ins tiefe Lila tendieren. Vom Geschmack her erinnert die Wurzelknolle des Yams an Kartoffeln oder auch Esskastanien. Man beschreibt das Geschmacksfeld als eher süsslich, es ist aber keine Süsskartoffel. Auf keinen Fall sollte man die Yams roh verzehren, da sie eine toxische Wirkung besitzt. Die Wurzel der Yams lässt sich ähnlich wie Kartoffeln zubereiten. Als besondere Delikatesse gelten Eintöpfe aller Art. Yams kann zudem frittiert oder im Ofen gebacken werden. Als Snack, ähnlich wie Chips, schmeckt die Wurzel in dünn gebackenen Scheiben prima und ist etwas fürs Auge. In den Philippinen wird Yams auch oft gekocht oder als eine süsse Marmelade namens «ube halayá» als Brotaufstrich verwendet. Als Heilmittel wird die Yams immer beliebter, jedoch sollte man unbedingt den Rat eines Fachmannes einholen, da auch ihre Nebenwirkungen nicht zu unterschätzen sind.

Pink Pineapple Eine neue Ananas wurde als Testkultur auf Plantagen von Dole und Del Monte in Hawaii und Costa Rica angebaut und nun in den Vereinigten Staaten zum Verzehr zugelassen. Um die rosa Färbung und die Süsse zu erhalten, wurde die Ananas genetisch verändert. Wie genau, bleibt das süsse Geheimnis von Del Monte. Junge Früchte produzieren in grosser Menge ein Pigment namens Lycopen. Lycopen gehört zur Klasse der Carotinoide und besitzt aufgrund seiner Polyen-Struktur eine rote Farbe, welche zum Beispiel auch den Tomaten ihre charakteristische Färbung verleiht. Es ist als Lebensmittelfarbstoff in der EU zugelassen. Beim normalen Reifeprozess wird dieses Pigment durch Enzyme oder Proteine in der Ananas in gelbe Carotinoide umgewandelt, wodurch die Ananas die gelbe Farbe, die wir gewohnt sind, bekommt. Durch ein spezielles Verfahren konnte nun die Wirkung dieser Enzyme bzw. Proteine fast voll­ ständig gehemmt werden, sodass die Färbung des Lycopen während des Wachstums erhalten bleibt. Die rosa Ananas ist geboren.

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KRYPTISCH UNTERWEGS

ODER BESSER GOLDRICHTIG? Kryptowährungen erleben aktuell eine Wertsteigerung, die selbst Experten verwundert. Und dennoch müssen sich traditionelle Anlagen wie zum Beispiel die in Form von Edelmetallen nicht verstecken. Sie bieten eine Sicherheit, die Bitcoin & Co. niemals garantieren können. Wilma Fasola

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rüher wurde Geld noch in der Kaffeedose oder unter der Matratze versteckt, weil man es selbst auf der Bank nicht sicher glaubte. Oder am besten setzte man direkt auf materielle Werte und bunkerte diese in Form von Edelmetall ebenfalls in den eigenen vier Wänden. Omas Silber und Opas goldene Uhr ­ sind dabei wohl die bekanntesten, und niemand beschwert sich darüber, wenn sie einem heute im Zuge eines Erbes in die Hand gedrückt werden. Dieses materielle Sicherheitsdenken hat sich jedoch massgeblich verändert, und wieder einmal gab die Digitalisierung den Ausschlag. Es findet nämlich nicht nur ein grosser Teil des beruflichen und privaten Lebens online statt, heute vertraut man sogar schon auf digitale Währungen. Nichts in der Hand, aber viel im virtuellen Portemonnaie. Die sogenannten Kryptowährungen sind mittlerweile fast alle offiziell anerkannt und werden weltweit genutzt.

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Mehrwert, weil heute mehr wert Bekanntester Vertreter und Pionier der digitalen Währungen ist Bitcoin. Das Prinzip dahinter: Durch die Anmeldung auf einer Webseite erschafft man sich eine virtuelle Geldbörse, die «Wallet». Über verschiedene Online-Marktplätze können folgend Bitcoins erworben werden, indem man reales Geld von seinem Konto oder mittels Kreditkarte an den Verkäufer überweist. Hat er das Geld erhalten, verschiebt er dann die Coins aus seiner Wallet in die des Käufers. Die Anzahl an auf der Welt bestehenden Bitcoins ist dabei streng auf 21 Millionen Einheiten festgelegt, damit es nicht zur Inflation kommt. Ebenso sorgt die strategische Verknappung für eine Wertsteigerung. Und die hat gerade in den letzten Jahren im Falle von Bitcoins selbst erfahrene Finanz­ experten überrascht. So wurden die ersten Coins im Jahr 2011 für weniger als einen Franken abgegeben. Mitte Oktober 2017 nun lag der Preis für einen Coin bei rund 7000 Franken. Doch es ist nicht


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nur die Wertsteigerung von Kryptowährungen, die diese Art des Zahlens für Menschen so interessant macht. Es ist die Möglichkeit, fernab von Banken und der Einsicht des Staates mit Geld zu handeln. Denn überwacht wird der gesamte virtuelle Handel von den Teilnehmern selbst, indem alle Transaktionen in der Community öffentlich und für jeden nachvollziehbar abgebildet werden. Eine Aufsicht durch Behörden besteht nicht. Dies gilt sowohl für Bitcoin, die mit 45,3 Prozent Anteil am internationalen Markt uneinholbarer Führer ist, aber auch für die anderen Mitstreiter. 3000 sind es weltweit, von denen jedoch nur wenige bekannt und international erfolgreich sind. Daher sind der Vollständigkeit halber zumindest die beiden direkten Verfolger Bitcoins zu nennen: Das Unternehmen Ethereum mit der Währung Ether, die im Spät­som­ mer 23 Prozent am weltweiten Markt ausmachte. Und Ripple, die mit ihren 5,6 Prozent Marktan­ teilen und dem Zahlungsmittel XRP die Top 3 vervollständigen, deren Anteil aber schon zeigt, dass fast alle Nutzer auf Bitcoin und Ether setzen.

Edel geht es nie zugrunde Trotz steigender Nachfrage nach virtuellen Geldern und deren Erfolg werden aber immer öfter nun auch kritische Stimmen laut. So orientieren sich reale Zahlungsmittel am jeweiligen Bruttoinlandsprodukt (BIP) und unterliegen so einer mess­ baren Kontrolle. Virtuell ist das nicht so einfach,

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und es braucht viel Vertrauen der Teilnehmer, damit das System funktioniert. Experten sind sich daher sicher, dass Bitcoin & Co. keine Dauerbrenner sind, und warnen davor, dass es wie bei der Dotcom-Pleite im Jahr 2000 und der Immobilienkrise 2007 plötzlich ganz dicke kommt, die Blase platzt und am Ende keiner schuld sein will. Und wie nach diesen beiden Ereignissen, die die gesamte Wirtschaftswelt durchgeschüttelt haben, stehen die Menschen dann wieder da und suchen Sicherheit in Form von materiellen Werten und nicht selten in Form von Edelmetallen. Dass es so kommt, ist natürlich nur ein mögliches Szenario, jedoch eines, das nicht ganz unbegründet ist. Denn immer wenn ein Trend in der Finanzwelt ein jähes Ende findet, hat sich gezeigt, dass insbesondere die Goldpreise in die Höhe schiessen. Aber auch andere edle Metalle, wie Silber, Platin und Palladium, finden rege Abnahme in diesen Momenten. Der Grund dafür ist einfach: Bislang hat der Wert von Gold, Silber & Co. noch jeder Krise getrotzt, er hat Kriege überlebt und ist noch niemals bis auf den Nullpunkt gesunken. Edelmetalle sind damit die sichersten materiellen Werte, die es überhaupt auf der Welt gibt. Natürlich sind sie nicht das Allheilmittel. Denn dass auch ihre Preise starken Schwankungen unterworfen sind, ist kein Geheimnis, sondern Realität. Sicherheit aber gibt es eben darin, dass man bis heute niemals einen Totalverlust erlebt hat. Und das könnte im Falle der kryptischen Währungen anders aussehen. Aktuell wird besonders Bitcoin daher mit Argusaugen von den Kritikern betrachtet, und viele sehen klare Tendenzen dahingehend, dass eine weitere Blase sich aufs Platzen vorbereitet. Wert­ steigerungen von mehr als 1300 Prozent in zwei Jahren, wie bei Bitcoin, und sogar 3000 Prozent bei Ethereum deuten zudem darauf hin, dass es schneller gehen könnte, als mancher glaubt. Finanz­ experten raten daher zu einem gut durchdachten Mix, bei dem Opas Uhr, das eigene Bankkonto, gerne auch die Kaffeedose und das virtuelle Portemonnaie eine ideale Gemeinschaft bilden. Der Totalverlust ist so nämlich niemals möglich.


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8 5 I BALLY

«Colyn»-Reisetasche aus genarbtem Leder. Dank der zwei gepolsterten Tragegriffe und eines geräumigen Innenfaches sind in der «Colyn» alle Reiseutensilien für kurze Ausflüge perfekt aufgehoben. 6 I IWC SCHAFFHAUSEN

ALWAYS

Er fol g reich u nd i m mer g ut a n gezogen – der Busi nessma n von heute ist kei n g rauer A n z ug träger, sondern ei n Gentlema n m it Sti l, Esprit u nd Gesch mack.

Die «Big Pilot’s Watch Annual Calendar Edition Antoine de Saint Exupéry» ist auf 250 Exemplare limitiert. Sie ist aus 18-Karat-Rotgold mit braunem Zifferblatt und vergoldeten Zeigern.

1

7 I TOM FORD

Für coole Kerle: Tom Ford erweitert seine «Private Eyewear Collection». Eine exklusive Kollektion von optischen Brillen und Sonnenbrillen aus hoch­ wertigen Materialien wie echtes indisches Büffelhorn. 8 I GRAF VON FABER-CASTELL

Imperium Romanum: Der «Pen of the Year 2018» ist aus dem Marmor «Nero Marquina» und platinierten Ringen. Die Black Edition erscheint mit einer exklusiven Auflage von 330 Füllfederhaltern und 100 Tintenrollern.

7

1 I OMEGA

Zeitmesser mit 41-mm-Edelstahlgehäuse und einer kannelierten Lünette aus 18 Karat Sedna™-Gold. Diese «Globemaster» ist mit dem OMEGA Co-Axial Master Chronometer Automatikwerk Kaliber 8922 ausgestattet. Mit dunkelbraunem Lederarmband. 2 I BULGARI

Die limitierte Edition «Man in Black Essence» ist der wilden, kargen Natur Afrikas gewidmet und in Zusammenarbeit mit dem nigerianischen Künstler Laoulu Senbanjo entstanden. Mit aphrodisierend-orientalischer Note.

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3 I APPLE

Der Star unter den Smartphones: das «iPhone X». Ein «Must-have» in neuem Vollglas-Design mit «Super Retina Display», «A11-Bionic-Chip», «TrueDepth-Kamerasystem», «Face ID» und kabellosem Laden. 4 I SANTONI

Der Klassiker für den Gentleman: Mono-Monkstrap aus weichem Kalbsleder. Handgemacht und in drei verschiedenen Bordeauxrot-Abstufungen gefärbt und poliert. Mit Schwalbenschwanzdekor und Ledersohle.

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FINANCE

DIE UNVERBLÜMTE WAHRHEIT ÜBER DEN ERSTEN

BÖRSENCRASH Geplatzte Spekulationsblasen sind gerade in jüngster Vergangenheit keine Seltenheit mehr, und die nächste steht eigentlich immer schon vor der Tür. Doch wer war eigentlich der Erste, der es übertrieb?

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Wilma Fasola

s braucht immer einen Prototyp, selbst für einen Börsencrash. Denn einer muss ja anfangen. In diesem Fall waren es die Niederländer, die ein bisschen zu viel spekuliert haben und die Blase am Ende laut platzte. Und schuld am Desaster war eine kleine, feine Blume, die bis ­ heute als Symbol für die holländische Blumenpracht steht. Die Rede ist von der Tulpe, und wir schreiben das Jahr 1637. Der erste, gut dokumentierte Börsencrash unserer Geschichte war vollzogen. Hier seine Geschichte.

Erstes Aufblühen Im 16. Jahrhundert waren Tulpen noch eine exotische Innovation. Neu, schön, eingereist nach Europa aus dem fernen, spannenden Persien landete die Blume unter anderem in den Niederlanden. Der Grund dafür war ein bescheidener Mann ­namens Charles de l’Écluse, der dank Glück an einige Zwiebeln aus Konstantinopel gekommen war. Er war Botaniker am Habsburger Herrscherhaus und fand seinen Weg nach dem Rausschmiss durch den Protestanten-feindlichen König

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Maximilian II. über Frankfurt nach Holland. Hier lehrte er an der Uni in Leiden und baute hier in der Freizeit Tulpen an. Und die farbenfrohen Gewächse wurden nicht nur zum Hingucker, sondern schnell zu einem «Must-have». Der Tulpenhandel wurde so salonfähig. Zuerst noch einfarbig erhältlich, sorgte Zucht für neue Sorten, und auch der Schädlingsbefall brachte einzigartige Pflanzen hervor. Zu den bekanntesten mauserte sich jedoch vor allem die «Semper Augustus». Sie sorgte ab dem Jahr 1623 für Aufsehen, weil sie 1000 Gulden kostete. Und wenn man weiss, dass der niederländische Otto-­ Normalbürger für diese Summe sechs Jahre arbeiten musste, lässt sich schon jetzt der Wahnsinn erahnen, der da auszuufern begann. Doch in den Niederlanden setzte man weiter auf das Blümchen Tulpe, und zehn Jahre später zahlte man für eine Zwiebel des «Ewigen Augusts» schon 5000 Gulden und damit den Preis für eine Villa im Zentrum von Amsterdam. Noch mehr wurde für einen Vize­ könig auf den Tresen gepackt. Die Rede ist hier von zwei Fudern Weizen, vier Fudern Roggen, vier


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Blumentöpfen kauften. Wenn aber Spekulanten das grosse Geld riechen, dann ist meistens das Ende nicht mehr weit. Und genauso erging es auch der Tulpe.

Ochsen, acht Schweinen, zwölf Schafen, zwei Fässchen Wein, vier Tonnen Bier, 1000 Pfund Käse und obendrauf noch einen Silberpokal, ein Bett und einen Anzug. 1633 war dann der Wahnsinn zum Alltag ge­worden. Reiche Damen trugen Tulpen als Statussymbol im Haar, die Zwiebel war zum Spekulationsobjekt geworden. Immer mehr Menschen wollten immer mehr Züchtungen, um investieren zu können, und das Geschäft mit der Tulpe florierte im wahrsten Sinne des Wortes. Doch wo ein Zuviel, da reicht einfach irgendwann der Platz nicht mehr. Und so geschah es dann auch auf der Börse im Jahr 1637: zu viele Zwiebeln, zu wenig Käufer. Und statt dem Zu- gab es einen gigantischen Paukenschlag. Unzählige Menschen verloren alles, und das offensichtlich. Blumen welken nun einmal und sind eben heute Glück und morgen welk.

Erste Spekulationen Ein Problem mit dem Tulpenhandel bestand vor allem darin, dass eine Tulpe eben nicht dauerhaft Saison hat. Daher begann man schnell, auch noch unausgereifte Zwiebeln zu verkaufen. Der Käufer ging dabei zahlreiche Risiken ein. So konnte man sich nicht einmal sicher sein, dass da überhaupt mal ein Setzling aus der Erde schaute, und wie der dann aussah, wenn er zu blühen begann, dafür gab es keine Sicherheit. Mehr Risiko ging somit kaum. In die Glaskugel schauend versuchten die Verkäufer, mit Aquarellen und Kupferstichen für Sicherheit zu sorgen. Und das ging eben auch eine Weile gut. Und zwar genau so lange, wie eben Blumenfans die kleinen Zwiebelchen in ihren

Plötzlich war da keine Blume mehr, die man würdevoll übergab. Man handelte einfach mit Optionen, und manche wechselte bis zu zehn Mal am Tag den Besitzer. Alle mischten mit, und jeder wusste es besser. Und das alles abseits des offiziellen Börsenparketts. Während man zuerst in den Spelunken bei reichlich Bier dem Handel frönte, tat man sich schnell zu sogenannten Kollegien zusammen, die einen gewissen geregelten Rahmen mit sich brachten. Alles sah aus wie ein sicheres Geschäft, doch dann stiegen erste Händler aus, und die Masse folgte. Immer mehr Optionen auf dem Markt, immer weniger Abnehmer unter dem Volk. Die Preise fielen ins Bodenlose, und – so heisst es – die halbe holländische Bevölkerung war ruiniert. Der bekannteste Loser war dabei der Maler van Rijn, den alle nur unter seinem Vornamen Rembrandt kennen.

Normalität kehrt ein Die gesamte niederländische Wirtschaft war nur noch ein Trümmerhaufen. Mit dem Welken der Tulpen schrumpften auch die Löhne und Immobilienpreise auf ein Nichts zusammen. Der Staat musste Abhilfe schaffen oder besser: erste Hilfe leisten. Im ersten Schritt wurde der Terminhandel verboten, im zweiten durften sich Blumenzüchter und Blumenhändler nicht mehr gerichtlich auseinandersetzen. Schlichtungserprobte Menschen mussten für Ruhe sorgen und retten, was zu retten war. Dazu wurde die Tulpe zu einem Alltagsprodukt degradiert. Und die staatliche Intervention wirkte, und selbst das Zwiebelchen allen Übels, das Tülpchen, hat nichts an Beliebtheit eingebüsst. Heute aber gibt es eben einen Strauss schon für wenige Gulden. Dafür werden weltweit pro Jahr mehr als zwei Milliarden verkauft. Einfarbig, mehrfarbig und weiterhin mit lustigen Namen. Zu Moneymaker, Uncle Tom und der Gnomentulpe gesellt sich dabei auch die Dow Jones, so ganz hat man daher nicht vom börsenaffinen Handel gelassen.

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FINANCE

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ALLES AUF EINE KARTE SETZEN

MILLIONEN GEWINNEN Auch mit alten Hüten lässt sich noch Geld machen. Aktuell tut das die britische Monzo-Bank, die mit einfachsten Bankgeschäften voll durchstartet. Kunden stehen sogar auf der Warteliste. Wilma Fasola

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FINANCE

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as Prinzip funktioniert einfach in Dauerschleife, seit Jahren und Jahrzehnten. Biete ein Produkt oder eine Dienstleistung an und sorge dann dafür, dass man darauf warten muss. Und warum auch immer, plötzlich will es jeder haben, egal wie neu die grundsätzliche Idee dahinter ­eigentlich wirklich ist. Gerade schwimmt auf diese Art und Weise der junge britische Unternehmer Tom Blomfield mitsamt seinem Team der Konkurrenz davon. Und zwar bietet der findige Kerl seinen Kunden die Möglichkeit, mittels einer Debitkarte, in diesem Fall einer Masterkarte, ihre Rechnungen zu bezahlen, Konto seit Kurzem auch inklusive. Ein echtes Wow-Produkt quasi. Noch nie dagewesen und ein Meilenstein im weltweiten Zahlungsverkehr.

Um aber nun zum Ernst der Lage zurückzukehren. Es ist wirklich so, dass der liebe Herr Tom aus London mit der Monzo-Masterkarte innerhalb von nicht einmal zwei Jahren fast eine halbe Million Menschen zu echten Fans machen konnte. Fans, die bereit sind, auch wochenlang auf diese eine Karte zu warten. Denn – so heisst es aus unternehmensinternen Kreisen – man komme mit der Produktion der in Korallenrot eingefärbten Bankkarte nicht mehr hinterher. Aktuell stehen somit rund 65’000 Interessierte auf der Warteliste. Interessant dabei: Dies wird konstant über die digitalen Kanäle publiziert, und die Karte selbst ist kein Wunderwerk. Sie ist aus Plastik und hat einen Chip. Aber wider dem, der nun Böses annimmt.

Kommt einfach an Im Grunde macht die Monzo-Bank eigentlich nichts wirklich Neues, aber das Team dahinter macht das eben ein bisschen besser. Sie bieten nicht nur ein einfaches Finanzprodukt, sondern stehen 24 Stunden, sieben Tage die Woche als kompetenter Ansprechpartner bereit. Damit der anrufende Kunde auch direkt beim besten Mann, bei der besten Frau landet, wird intern ein entsprechendes Organigramm geführt, das Stärken und Schwächen der Mitarbeiter aufzeichnet. Beim Produkt selbst hat man sich auf das Thema Zahlen fokussiert. Dazu nahm man eine klassische Debitkarte, wie sie als EC- oder Masterkarte seit gefühlten hundert Jahren im Einsatz ist, und kombinierte diese mit einem virtuellen Konto, das mittels Smartphone-App organisiert und aufgeladen werden kann. Der Clou: Jede Transaktion ist nicht nur sofort auf der App sichtbar, sondern kann auch gleich in einem gut durchdachten Ablagesystem eingeordnet werden. Und genau diese Live-Transparenz fasziniert die Nutzer. Dabei ist auch das kein wirklich neues Feature. Doch «Keep it simple» wirkt. Seit einigen Monaten bietet die Monzo-Bank nun auch ein eigenes Girokonto. Ebenfalls sind Einzugsermächtigungen und Überziehungskredite möglich. Ebenso lässt sich via App innerhalb von Sekunden Geld von einem Monzo-­ Kunden zum anderen transferieren. TWINT lässt hier grüssen. Interessant ist jedoch eine weitere Zusatzfunktion. So kann man seine Ausgaben bereits im Vorfeld einschränken und beispielsweise vor dem Ausgang klare Angaben dazu machen, wie viel Geld heute Abend für alkoholische Getränke mittels Monzo-Karte ausgegeben werden darf. Gleiches lässt sich für Shopping-­ Touren einrichten. Etwas, was die vorwiegend männlichen Kunden zwischen 30 und 50 Jahren vielleicht auch der Liebsten mit auf den Weg geben könnten, gewollt oder eben so ganz nebenbei.

Geld wird gerne gegeben Die Sache mit dem Überziehungskredit kann man zudem ebenfalls individuell anpassen. So gilt pauschal die Ansage: Ist die Null erreicht, macht die Karte dicht. Erst wer ausdrücklich einer Überziehung zustimmt, bekommt seinen Kreditrahmen. Denn wie bei jeder anderen Bank werden auch bei Monzo Verzugszinsen fällig. Dass die Funktion erst jetzt ins Repertoire aufgenommen wird, erklärt man unter anderem damit, dass man langsam wachsen will. Für andere ist es einfach dem Umstand geschuldet, dass Monzo erst seit April dieses Jahres über eine Banklizenz verfügt und daher auch erst jetzt mit

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FINANCE

Krediten wirtschaften darf. So hatte man die Lizenz zwar bereits im Dezember 2015 beantragt und schnell und umgehend alle Informationen zur Verfügung gestellt. Aber so einfach ist es eben dann doch nicht und vor allem nicht mehr, nachdem die eine oder andere Bank ein unsanftes Grounding erlebte. Nun aber will man die neue Freiheit nutzen, um endlich auch ein wenig Geld zu verdienen. Aktuell finanziert sich Monzo nämlich über Sponsoren, was unter anderem mittels Crowdfunding funktioniert. Rund 65 Millionen Pfund sind so bis heute zusammengekommen. Ein Gros sind Risikokapitalgeber, also die, die an Gründer glauben, aber auch damit leben können, wenn es eben nicht klappt und das eingesetzte Kapital entsprechend verloren ist. Der Rest an Investoren besteht aus Normalsterblichen, die dabei sein wollen. Und dass sie wollen, zeigt sich immer wieder. Egal, wann der Tom aus London nach Geld fragt, die Massen werfen es ihm fast schon um die Ohren. So hat er während einer Finanzierungsrunde in nur 96 Sekunden eine Million Pfund auftun können, und in einer anderen verloste man schlichtweg die Investoren-Plätze und

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sammelte von 6000 Teilnehmern 2,5 Millionen Pfund ein. Schmiede das Eisen, solange es heiss ist, darf man an dieser Stelle wohl sagen.

Lieber gross werden statt reich Zukünftig soll Monzo nun wie angesprochen auch selber Einnahmequellen generieren. Angedacht sind hier eben Kredite sowie Partnerschaften mit anderen Dienstleistern wie Assekuranzen oder Versorgungsanbietern. Parallel plant man natürlich eine grenzüberschreitende Expansion. Denn was im Britischen Empire funktioniert, das muss doch auch woanders in Europa noch Anklang finden. Interessanterweise aber will man eben nur wachsen und nicht wirklich aus den roten Zahlen raus. So rechnet man im aktuellen Geschäftsjahr bis zum Jahr 2018 mit Einnahmen von 3,4 Millionen Pfund, denen Ausgaben von 9,7 Millionen entgegenstehen. Von März 2019 bis ­Februar 2020 sollen dann 17,8 Millionen in die Kasse fliessen, der Verlust aber immer noch 5,6 Millionen Pfund betragen. Ob das auf Dauer funktionieren kann? Man wird es sehen. Aber manchmal reicht ja auch ein bisschen ruhmreiche Zeit, damit sich nach einigen Jahren die ganze Kiste gewinnbringend weiterverkaufen lässt. Etwas, auf das Risikokapitalgeber eigentlich hoffen. Wir hoffen nur, dass zu diesem Zeitpunkt zumindest die Warteliste auf null steht. Denn das Kärtchen dürfte sicher, bleibt es limitiert, irgendwann auch einmal einen Sammlerwert garantieren. Und wir freuen uns einfach auch, dass es auch noch einfach geht in einer Zeit, in der alles neu, innovativ und hip sein muss. Tom aus London, guter Job!


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VORSCHAU SPRING 2018 Der Modemacher Seine Markenzeichen sind aufwendige Designs mit asiatischen und orientalischen Mustern. Das Pariser Modehaus Andrew GN mit seinem gleichnamigen Chefdesigner wurde 1996 gegründet und ist seitdem eine feste Grösse in der Modewelt. Andrew GN, der ursprünglich aus Singapur stammt, studierte Modedesign an der «Saint Martin’s School of Art» in London und war unter anderem Mitte der 1990er Jahre Chefdesigner für die «Prêt-à-porter»-Linie von Balmain.

Bunte Welten Der 1983 in Neuseeland geborene Künstler Campbell La Pun lebt und arbeitet heute in Tokio, wo er westliche und östliche Kultur aufeinandert­reffen lässt. In seinen Motiven mischen sich ikonische Filmgrössen mit dem Design alter Videospiele, japanischen Anime-Cartoons und Comic-Texten. Seine Bilder sind eine Reise durch eine bonbonfarbene Welt der urbanen Schablonenkunst, in der japanische Kawaii-Niedlichkeit auf globale Marken trifft. Mehrfach ausgezeichnet, werden seine Werke rund um den Globus in Ausstellungen gezeigt.

Bodywork «1939 Frazer Nash-BMW 328 Sports by Leacroft»: Das aussergewöhnliche Automobil von BMW war eines von sechs Fahr­gestellen, die im Herbst 1939 von den Aldington Brothers unter dem Namen «Frazer Nash» nach England importiert wurden. Mit dem unmittelbaren Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden die Fahrzeuge vom britischen Departement «Customs and Excise» beschlagnahmt und gelagert. Bis 1946 unter Verschluss, wurde der BMW später von dem Spitfire-Piloten «Dickie» Stoop gekauft, der «Leacroft of Egham» mit der ausserge­ wöhlichen Karosserie beauftragte.

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Foto: Christoph Meissner, Retusche: Rotfilter

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