VOLUME 8 l WINTER 2016 / 17
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PRESTIGE erscheint vierteljährlich Schweiz I Deutschland I Österreich Publisher Francesco J. Ciringione
Owner Prestige Media International AG, www.prestigemedia.ch
Publishing Director Boris Jaeggi I b.jaeggi@prestigemedia.ch
Editor in Chief Nike Schröder I n.schroeder@prestigemedia.ch
Editors Simon Baumann, Gisbert L. Brunner, Paul Dezentjé, Wilma Fasola, Hubertus Hoslin, Martina Gaugler, Wilhelm J. Grusdat, Barbara Goerlich, Stephan Gubler, Dr. Thomas Hauer, Valeska Jansen, Hans A. Jenny, Anka Refghi, Helena Ugrenovic, Marco Plüss, Dr. Carsten Priebe, Dr. Susanne Roeder, Cyril Schicker
Corrector Andreas Probst
Head of Production & Art Director Sandra Rizzi I s.rizzi@prestigemedia.ch
Grafik Sandra Schneider I s.schneider@prestigemedia.ch
Sales & Marketing Director Serhat Tok I s.tok@prestigemedia.ch Sales & Marketing Adrian Borer I a.borer@prestigemedia.ch
Product Public Relation Laura Giarratana I lg@prestigemedia.ch
News Coordination Eric Yornik I e.yornik@prestigemedia.ch prestigenews.com Cover Picture Michael Munique / Blaublut-Edition.com
Photographs Werner Bartsch, St. Peter Stiftskeller, Dirk Bartling, Anke Schaffelhuber, Kilden Performing Arts Centre, Triumph, Arkady Bronnikov, Dr. Susanne Roeder, Maserati, Francesco Corlaita, Daniela Facchinato, Werk, Nasa, By Terry, Lukas Lienhard, Thomas Buchwalder, Art Basel, De Beers, Spline AG, James Dow / Patkau Architects, Dietmar Sochor, Porsche, Shigeru Ban Architects, Andrew Howard, Sotheby’s, Nick Welsh, Tamara Comolli, Didier Boy de la Tour, Michael Moran, Fairmont Hotels & Resorts, Capri Sonne, Markus Rüegg Feuer AG, Andrea Crosetta, Botswana Tourism Organisation, Ananda in the Himalayas, Shutterstock, Bilddatenbanken Main Office & Production Prestige Media International AG St. Jakob-Strasse 110, CH-4132 Muttenz T +41 (0)61 335 60 80, F +41 (0)61 335 60 88 info@prestigemedia.ch I www.prestigemedia.ch
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HaarWerk A lt e r H o f 5 ,
80331 München T: 089-21268509 Info@Haarwerk.de w w w. H a a r w e r k . d e
INHALT 66 CULTURE & ART
26 LEGENDEN Mr. Nice Guy James Stewart
30 WELT DER WUNDER 7 Geheimnisse
34 SINNER & SAINTS Russische Gangster mit Historie
37 DER AUSNAHMEKÜNSTLER Robert Rauschenberg
38 LOVESTORY Mit Herz und Krone
42 BÜHNEN DER WELT Die Welle von Kristiansand
44 AUS DEM BÜCHERREGAL Kunst zwischen zwei Buchdeckeln
46 DURCH DIE LINSE Fotostrecke von Anke Schaffelhuber
54 BURGEN & SCHLÖSSER Hearst Castle
26
TRAVEL
56 HOT SPOTS Events to go worldwide 58 WUSSTEN SIE SCHON …? Von Luisa Casati bis Imany 60 BODY TALKS Als der Büstenhalter laufen lernte
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62 UNBERÜHRTE PARADIESE Die Azoren
66 WIE PHÖNIX AUS DER ASCHE Tokio 68 DAS LAND DER SUPERLATIVE Botswana
73 BÜCHERECKE Von Havanna bis zum Baikalsee
74 STECKBRIEF Santiago de Cuba
76 BERGZAUBER Genuss für Körper, Geist und Seele
78 HOTELLEGENDE American Bar im Londoner «Savoy»
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Minnich, Baden | Baumann, Bad Ischl | Präg, Dornbirn | Rein, Dornbirn | Gassner, Egg | Kröpfl, Eisenstadt | Kopf, Götzis | Appelt, Innsbruck | Witzmann, Innsbruck | Öllinger, Kirchdorf an der Krems | Heller, Klagenfurt | Durstberger, Linz | Homm, Mödling | Rössler, Mürzzuschlag | Huemer, Pasching | Seitz, Reutte | Plakolm, Ried | Nadler, Salzburg | Wimmer, St. Johann | Sedina, St. Pölten | Pichler, Urfahr | Gundacker, Wels | Puntigam, Wr. Neustadt | Barotanyi, Wien | CHRIST, Wien | Ella, Wien | Ellert, Wien | Janecka, Wien | Reingold, Wien | Schmidt, Wien | Theuerer, Wien |
INHALT
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DRIVE STYLE
98 MODEDESIGNER MIT PS Massimo Osti
104 TO THE SKY, PLEASE! Apollo 13 106 NUMEROLOGIE Der neue Porsche 718 108 VOLKSNAH UNTERWEGS Die Geschichte der Begleit automobile im Radsport 111 WUSSTEN SIE SCHON …? Vom Aberglauben im Rennsport bis zur Draisine 112 ENDSTATION BODEN Flugzeugfriedhof in den USA
108 WATCHES & JEWELLERY
82 FÜRS HANDGELENK Zeitmesser der Superlative
88 JUWELEN-MYTHEN Jade, der heilige Stein Asiens
90 MEISTER DER GOLDSCHMIEDEKUNST Johann Melchior Dinglinger
92 STORYTELLER Tutti Frutti by Cartier
96 GOLDENE MYTHEN Goldrausch im Alltag
90
Ready-to-change:
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INHALT FASHION & BEAUTY 114 ÜBERFLIEGER MIT BODENHAFTUNG Fashion by Bogner 124 SHORTCUTS Kate Moss, der Dandy und die Mode 126 MODEKLASSIKER Cowboy-Boots für urbane Westernhelden 130 FRONT ROW Von A wie Armani bis Z wie Zegna
164
140 FÜR DIE SCHÖNHEIT Ein Selbstversuch mit La Prairie 142 MODESÜNDEN Cyril Schicker meets Tamy Glauser 144 LA GRANDE DAME Terry de Gunzburg 146 DER MAESTRO Der Relaunch von Pierre Cardin 148 WUSSTEN SIE SCHON …? Fashionshow, Evergreens und High Heels 149 IM AUFTRAG DER GESUNDHEIT Bernhard Sammer
148
LIVING 150 DER MIT DEM PAPIER TANZT Shigeru Ban 154 EXTRAORDINARY Das Blockhaus der Patkau Architects 157 SEITE UM SEITE Augenschmaus, Werbung und Chalets mit Stil
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158 INSIDE Heisse Öfen im Wohnraum 160 CONNECTED Smart Living heute 164 GARTENTRAUM Lustwandelei auf Schloss Marqueyssac 168 ORIGINALS Kultprodukt Capri Sonne 170 IM WINTERKLEID Städtische Kanäle und Flüsse 180 GADGETS Alles für Technikfreaks
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INHALT
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CULINARIUM 182 AUF DER GRÜNEN INSEL Gourmet-Geheimtipp Irland
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185 SPECIAL LOCATION Restaurants mal anders 186 HAUBEN UND STERNE In Shivas Kochtopf 189 ÜBER DEN DÄCHERN Rooftop Bars 190 DER KOCH DER KÖNIGE Marie-Antoine Carême 192 IM RAUSCH DER SINNE Andreas Caminada meets Dior
FINANCE
196 RARITIES IN KANADA Willkommen im Lobster-Land
204 «KUNSTVOLL» INVESTIEREN Modern Art
199 WUSSTEN SIE SCHON …? Kellogg’s, Mai Tai und die Nummer 57
208 MONEY DEALER Von Schatzkisten und Treasury Management
200 MIT TRADITION Das älteste Restaurant der Welt
210 INVESTITION ELEKTROMOBILITÄT Die wahren Gewinner
201 AFTER WORK Bars rund um den Globus 202 BACK TO THE ROOTS Der Ursprung des Wiener Schnitzels
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214 FAMILIENDYNASTIEN Die glanzvolle Geschichte der Familie Oppenheimer
NEWS MAGISCHE STUNDEN WINTERLICHE AUGENBLICKE BUSINESSMEN SILVER LINING ZEITMESSER MIT STIL MÄNNERSACHE GOLDIGE AUFTRITTE BLACK & WHITE HOME, SWEET HOME VERFÜHRERISCH IN TIME
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the charming way to fly
Geschätzte
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LESER LESERINNEN
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ennen Sie das? Sie waren an einem Ort schon tausend Mal und denken, Sie kennen jedes Detail, jeden Ablauf in- und auswendig. Und nichts kann Sie mehr überraschen? Genauso ging es mir. Zu jeder Tages- und Nachtzeit war ich schon dort – am Flughafen München: warten, Check-in, abfliegen – ein übliches Prozedere, das im Laufe der Zeit zur Routine wird. Für Sie und für mich, im alltäglichen Business, wo Aktivität, Flexibilität und Bewegung höchste Priorität haben. Und dennoch gibt es geheime Ecken, die für die Fluggäste in der Alltagserfahrung im Verborgenen bleiben. Danach haben wir gesucht. Zusammen mit unseren Partnern Lufthansa, Bogner und Hublot haben wir exklusiv einen für die Öffentlichkeit verschlossenen Bereich des Flughafens München hautnah erlebt – die Lufthansa Technik. Hier werden alle Flugzeuge vor Abflug auf Herz und Nieren geprüft. Für uns genau der richtige Ort, um ein ganz aussergewöhnliches Shooting der Extraklasse für PRESTIGE durchzuführen. Bewegung, Antrieb, Motivation, Höhenflug, Aufstieg. Begleiten Sie uns hinter die Kulissen der Luftfahrt und lassen Sie sich überraschen. Das Ergebnis sind beeindruckende Bilder und Impressionen voller Details, die Erfolgsfotograf Dirk Bartling in dieser ungewöhnlichen Umgebung für Sie eingefangen hat. Damit heisse ich Sie willkommen in der neuen PRESTIGE-Winter-Ausgabe. Lassen Sie sich wieder von unserem bunten Potpourri aus aufregenden Reportagen, informativen Hintergründen und unvergleichlichem Luxus begeistern!
Gemeinsam möchte ich mit Ihnen durch diese wunderschönen Jahreszeiten Winter und Frühling gehen: loslassen, abschliessen, Neuanfang, Begeisterung, Freude an schönen Überraschungen, sich neu erfinden, Erfahrungen ge winnen. Freuen wir uns auf das aufregende Leben in all seinen vielfältigen Facetten und seinem Glück. Und mehr noch: Heben Sie mit mir ab und begleiten mich in eine Stadt, die niemals schläft: nach Tokio. Eine Weltstadt mitten im Leben mit unglaublichem Kontrastprogramm aus Top-Design, Kultur und Natur, das auch Sie begeistern wird. Ich wünsche Ihnen gute Unterhaltung!
Francesco J. Ciringione Verleger
Nike Schröder Chefredakteurin
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CULTURE
& ART
JAMES
STEWART
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Er ist einer der beliebtesten und erfolgreichsten Schauspieler der USA und Filmgeschichte, Vorzeige-Durchschnittsamerikaner und Kriegsheld der Nation. James «Jimmy» Stewart, der mit seiner legendären, langgezogenen Aussprache für so manch nervösen Fingerklopfer sorgt, liegt das Publikum weltweit zu Füssen.
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Du musst Sachen ohne die Vorrichtung des Schauspiels glaubhaft machen. Meiner eigenen Theorie nach versucht jeder, etwas zu produzieren – Momente. Nicht eine Darbietung, nicht einen Charakter, sondern du produzierst Momente, die ein Gefühl der Glaubwürdigkeit für das geben, was du machst. Ich erinnere mich an einen Film, den wir in British Columbia gedreht haben, einen Western. Wir standen auf dem Columbia- Eisfeld, es regnete und überall lag sehr starker Nebel, wir konnten nicht mehr schiessen und warteten alle um ein Feuer versammelt. Plötzlich tauchte ein Mann aus dem Nebel auf. Er musterte mich eindringlich und sagte: ‹Oh ja, ich erkenne Sie! Ich habe gehört, dass Sie hier sind, und dachte, ich schau mal vorbei. Ich habe viele Ihrer Filme gesehen, aber derjenige, den ich am meisten mag, ist der, wo Sie
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Helena Ugrenovic I
Doctor Marco
in einem Raum stehen, Ihre Freundin befindet sich im Nebenraum, und draussen toben Feuergefechte. Sie sagten ein Gedicht auf, und ich dachte, wow, das ist nett von ihm, dass er das macht›. – Ich erinnere mich noch genau an diesen Moment, auch an den Film und wer damals, vor 20 Jahren, mitgespielt hat. Der Mann hinterliess einen gewaltigen Eindruck auf mich, denn ich realisierte, dass ich ein Teil eines Moments war beziehungsweise einen Moment erschaffen hatte, an den sich dieser Mann noch 20 Jahre später erinnerte. Das meinte ich mit dem Erschaffen eines Moments.» – James Stewart –
Es war einmal in Pennsylvania Die Geburt von James Maitland Stewart am 20. Mai im verschlafenen Nest Indiana im Osten der USA erscheint im Vergleich der ereignisreichen Gescheh
«Ich glaube fest daran, dass man keinen Helden ohne Demut spielen kann. Arroganz ist den Schurken vorbehalten.»
� � – James Stewart –
Die Käseglocke Trotz seiner anfänglichen Abneigung gegenüber der Schauspielerei seines Sohnes ist der Vater von James Stewart stolz auf den Erfolg seines Sohnes. «Als ich den Oscar gewann, rief mich mein Vater spätnachts an und sagte, er fände es grossartig, dass ich gewonnen habe, und er der Meinung sei, ich solle den Oscar zurück nach Hause senden, in den Baumarktladen, er würde ihn auf das Pflugmesser stellen. Das tat ich auch, und der Oscar stand mehr als 20 Jahre lang im Schaufenster des Ladens. Unter einer Käseglocke.»
nisse, die sich im Jahr 1908 quer über den Globus ergiessen, eher unspektakulär. James ist das älteste der drei Kinder von Elizabeth Ruth Johnson und Alexander Maitland Stewart und soll eines Tages den Eisenwarenladen seines Vaters übernehmen. Doch die Pianisten-Gene mütterlicherseits sind stärker als der Wunsch des Vaters, James zum nächsten Baumarktführer zu ernennen. Schon früh interessiert er sich für Musik und Schauspielerei, spielt Akkordeon, ist Mitglied der schulischen Theatergruppen und denkt nicht im Traum daran, ins Familienunternehmen einzusteigen. An den in ihren Augen fragwürdigen Karrierewünschen ihres ältesten Sohnes scheiden sich die Geister seiner Eltern. Während Mutter Elizabeth James’ Pläne unterstützt, sträubt sich das Familienoberhaupt Alexander mit Händen und Füssen dagegen. Stewart mit Ned in «Fremde Stadt» oder «Modellstadt» von 1947
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CULTURE & ART
Der Architekt, sein Akkordeon und ein Zufall James macht an der Princetown University seinen Abschluss in Architektur, hat ein Stipendium im Sack, um nach Princetown zurückzukehren und seinen Master zu schreiben, und die Weichen für eine Architektenzukunft scheinen gestellt zu sein. Bis ihn ein Anruf seiner Freunde Josh Logan und Henry Fonda erreicht. Er soll bei ihrem Theaterprojekt mitmachen. Doch James ist nicht für eine Rolle vorgesehen, sondern dafür, in der Teestube, direkt neben dem Theater, Akkordeon für die Gäste spielen. «Ich blieb genau eine Nacht, weil sie meinten, mein Gedudel verderbe den Gästen den Appetit. Also bekam ich kleine Jobs als Requisiteur. Irgendwann erhielt ich eine sehr kleine Rolle am Broadway in New York, und für mich schien die Chance, etwas Klitzekleines am Broadway zu spielen, um ein Vielfaches faszinierender, als an die Uni zurückzukehren. Das ist sozusagen der Anfang, wie alles begann.»
Der Ruf der Traumfabrik Als James 27 Jahre alt ist, winkt Hollywood. Hedda Hopper, eine Schauspielerin und ab den
1930er Jahren bekannte und einflussreiche Gesellschaftskolumnistin in Hollywood, macht die Filmproduktions- und Filmverleihgesellschaft Metro- Goldwyn-Mayer, MGM, auf James aufmerksam. 1935 erhält er einen für damals typischen Siebenjahresvertrag. «Du spielst in New York winzige Rollen in grossen Filmen an der Seite von noch grösseren Stars wie Spencer Tracy, Joan Crawford oder Clark Gable und plötzlich hast du eine riesige Rolle in einem winzigen Film, aber in Holly wood. In der Zwischenzeit lernst du dein Handwerk während dem Schauspielern, und ich denke, dass das die einzige Art ist, wie man es lernen kann.» James dreht teilweise gleichzeitig mehrere Filme, und für Hollywoods Studio-Bosse scheint es das Normalste auf der Welt zu sein, die Schauspieler ad hoc von einem Set zu pflücken und in ein anderes zu verpflanzen. «In diesen Zeiten wurden wir von den Studios wie Baseballspieler getauscht. Das eine Studio brauchte dich für ein Skript, das andere dafür, dass du für einen Schauspieler einspringst. Es war hart, und ich musste jedes Mal von Neuem instruiert werden. Einmal tauschten sie mich aus für sieben Pferde, sieben Stunt-Pferde.»
James Stewart als George Bailey im Oscar-gekrönten Film «Ist das Leben nicht schön?» von 1947
«Das Fenster zum Hof» Der US-amerikanische Thriller, in dem der britische Regisseur Alfred Hitchcock Regie führte, ist der Beginn der Paramount-Ära, während der Hitchcock einige seiner bedeutendsten Filme umsetzt. Am 4. August 1954 feierte der Film anlässlich einer Benefizveranstaltung seine Premiere im Rivoli Theatre in New York und spielte in den USA 26,1 Millionen US-Dollar ein, etwa 229 Millionen US-Dollar umgerechnet auf die heutige Zeit.
CULTURE & ART
Ein Stern erstrahlt Magische Momente auf der Kinoleinwand zu erzeugen, sind die Markenzeichen von James Stewart, und wie kein anderer verkörpert er mit seiner jungenhaften und positiven Ausstrahlung den liebenswerten, etwas chaotischen «guten Jungen von nebenan», der sich mit den Achterbahnfahrten des täglichen Lebens auseinandersetzt. In fünf Jahren dreht James haufenweise zeittypische Komödien und Revuefilme wie «Dünner Mann», «Seine Sekretärin», und als er 1938 seine Zusammenarbeit mit dem Star-Regisseur Frank Capra startet, wird das sein Durchbruch. Der Film «Lebenskünstler», in dem James die Hauptrolle spielt, erhält einen Oscar als Bester Film und ist auch kommerziell ein voller Erfolg. Im Klassiker «Mr. Smith geht nach Washington», in dem er als naiv verträumter Senator zu sehen ist, der wie Don Quixote gegen Windmühlen kämpft und unbeirrt an das Gute glaubt, gelingt ihm der endgültige Durchbruch. Im gleichen Jahr spielt er das erste Mal im Western «Der grosse Bluff» und an der Seite von Marlene Dietrich. 1941 wird er mit einem Oscar für seine
Eheglück Der damals begehrteste Junggeselle heiratet mit 41 Jahren die verwitwete Gloria Hatrick McLean, die zwei Kinder, Ronald und Michael, mit in die Ehe bringt, welche James adoptiert. Ronald Stewart fällt 1969 als Soldat im Vietnamkrieg. Die Ehe mit Gloria, aus der die Zwillinge Judy und Kelly entstammen, dauert 45 Jahre, und als sie 1994 mit 75 Jahren stirbt, lebt James Stewart zurückgezogen und gibt keine öffentlichen Auftritte mehr.
Rolle in «Die Nacht vor der Hochzeit» ausgezeichnet. James Stewart, der Junge aus dem langweiligen Kaff im Osten, hat die Spitze der HollywoodElite erobert.
Der Star der US Air Force Auch ausserhalb der Filmsets glaubt James an das Gute und vor allem an sein Vaterland Amerika. James verdient 3000 US-Dollar die Woche, was damals verglichen mit heute einem Wert von circa 50’700 US-Dollar entspräche, und meldet sich 1941 freiwillig in den Dienst der US-Armee, wo er im Zweiten Weltkrieg seine etwas andere und beachtliche Karriere als Bomberpilot bei den United States Army Air Forces startet. 1944 nimmt er als Operations offizier an 20 Feindflügen teil und fliegt mit seiner Boeing 24 «Liberator» Einsätze gegen deutsche Städte. Hochdekoriert mit Militärorden kehrt James zurück nach Amerika und bleibt bis Ende der 1960er Jahre Reserveoffizier der US Air Force. Als er seine Militärkarriere Ende der 1960er Jahre beendet, hat er den Rang eines Brigadegenerals und ist der ranghöchste HollywoodStar bei den amerikanischen Streitkräften.
Guter Junge, böser Junge Die Wahrnehmung der Welt hat sich allgemein verdunkelt und verdüstert, was sich auch zunehmend auf die Rollen von James Stewart auswirkt, in denen er zum Erstaunen des Publikums plötzlich als Dreifachmörder oder Bösewicht zu sehen ist. In seinem ersten Film nach dem Kriegseinsatz spielt er in «Ist das Leben nicht schön?» einen potentiellen Selbstmordkandidaten, der sich verzweifelt von einer Brücke stürzen will und dabei von einem Engel gerettet werden soll, der jedoch nicht schwimmen kann und so der Brückenspringer den Engel rettet. Der Film, der seit Jahrzehnten zum amerikanischen TV-unsterblich-Weihnachtsprogramm gehört wie «Drei Nüsse für Aschenbrödel» oder «Kevin allein in New York» in Europa und der zu James Stewarts Lieblingsfilmen zählt, ist ein Flop. In den 1950er Jahren befindet sich James auf dem Zenit seiner Karriere und ist der Liebling von Star- Regisseuren wie Alfred Hitchcock, Billy Wilder oder Anthony Mann. Wie kaum ein anderer seiner Berufskollegen meistert er bravourös seine Rollen in den verschiedensten Genres wie Komödie, Western oder Thriller und brilliert in Filmklassikern wie «Mein Freund Harvey», «Nackte Gewalt», «Die Glenn Miller Story», «Das Fenster zum Hof», «Vertigo – Aus dem Reich der Toten», «Der Mann, der zu viel wusste», «Lindbergh – Mein Flug über den Ozean», «Der Mann, der Liberty Valance erschoss», «Mr. Hobbs macht Ferien» oder «Meine Braut ist übersinnlich».
Herbstzeitlosen Mit dem Film «Der Flug des Phoenix», in dem James 1965 den Piloten eines Transportunternehmens verkörpert, kündigt sich auch gleichzeitig die Spätphase seiner Karriere an. James Stewart ist fast 60 Jahre alt und kann, wie viele andere seiner Schauspielkollegen seiner Generation, kaum mehr Kinoerfolge verbuchen. Ab den 1970er Jahren spielt er nur noch Nebenrollen in Kinofilmen und übernimmt verstärkt Einsätze in Fernsehfilmen. Für die Fernsehserie «Fackeln im Sturm» steht er 1987 letztmals vor der Kamera. James Stewart stirbt am 2. Juli 1997 im Alter von 89 Jahren in seinem Haus in Beverly Hills und ist auf dem privaten Friedhof Forest Lawn Memorial Park Cemetery in Glendale, Kalifornien, beigesetzt, auf dem Stars wie Walter Elias Disney, Michael Jackson, Humphrey Bogart, Errol Flynn oder auch Elizabeth Taylor beigesetzt sind.
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DIE «UNSICHTBAREN»
SIEBEN Sie präsentieren sich direkt vor unseren Augen und ziehen als berühmteste Sehenswürdigkeiten der Welt jährlich Besucherzahlen in Millionenhöhe an. Sie alle bergen ein faszinierendes Geheimnis, dessen Existenz der Öffentlichkeit lange Zeit verborgen blieb oder im Laufe der Jahre in Vergessenheit geriet. Helena Ugrenovic
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1 I Die 103. Etage des Empire State Building Bis zum Jahr 1972 ist der 1931 errichtete Art-déco-Wolkenkratzer das höchste Gebäude der Welt. 443 Meter bis zur Antennenspitze misst der legendäre Bau, dessen Fotos von Arbeitern auf dem Stahlgerüst während der Bauphase rund um die Welt gingen und auch heute noch als Poster heiss begehrt sind. Seit der Eröffnung der ästhetischen Beauty besuchten 120 Millionen Menschen die offiziellen Aussichtsterrassen auf der 86. und 102. Etage, von der sie glauben, es handle sich um den höchsten Aussichtspunkt. Vor der breiten Öffentlichkeit versteckt und nur sehr wenigen und auserwählten Menschen vergönnt ist die Aussicht aus Etage Nr. 103, die nur deswegen existiert, um die wirklich Reichen und Berühmten zu unterhalten. Der Zugang zum 103. Stockwerk erfolgt von einer geheimen Treppe der 102. Etage aus und ermöglicht den glücklichen Celebrities und Politikern einen atembe raubenden Ausblick auf Manhattan, den sie ohne störende Zäune und drängelnde Touristen voll und ganz auskosten können.
1 hunderts, entworfen. 2001 ist TWA bankrott und wird von American Airlines übernommen, die das Terminal aufgrund seiner betrieblichen Unzulänglichkeit schliessen, denn spätestens seit 1970 die ersten Grossraumjets abgefertigt werden, erweist sich die Abflughalle als ungeeignet für die Aufnahme der immer zahlreicher werdenden Passagiere. Seither ist das stylische Terminal verlassen und ziehen sich die Diskussionen darüber, ob und in was man es umwandeln soll, in ein Restaurant, ein Museum oder Hotel, über Jahre hinweg. Ein Konsens ist bis heute noch nicht gefunden, und so bleibt das Terminal eine einsame und verlassene «Möwe» am Flughafen JFK.
3 I Das geheime Apartment 2 I Das verlassene Terminal Am 28. Mai 1962 feiert das TWA Flight Center, das alte Terminal 5 des Flughafens John F. Kennedy in New York, Eröffnung. Das schöne Gebäude mit den möwenartigen Flügeln auf dem Dach hat der Finne Eero Saarinen, einer der berühmtesten und bekanntesten Architekten und Designer des 20. Jahr-
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Als Gustave Eiffels Prachtbau, der Eiffelturm, am 15. Mai 1889 feierlich eröffnet wird, überschüttet ihn ganz Paris mit Häme. Namhafte Kritiker bezeichnen den Turm als grosses und hässliches Monster, und die Bevölkerung hasst das grauenhafte Gerüst,
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das ihre schöne Stadt verunstaltet. Doch die Meinung der Öffentlichkeit prallt an ihm ab wie Regentropfen an einer imprägnierten Windjacke, denn weder sie noch die Millionen Besucher, die Jahr für Jahr den Eiffelturm zukünftig bewundern werden, haben eine Ahnung davon, was Gustave Eiffel verborgen in der Spitze des Turms erschaffen hat. In schwindelerregender Höhe von 300 Meter auf der obersten Plattform und direkt neben der Champagner-Bar hat Gustave Eiffel eine kleine Wohnung eingerichtet. Eine Oase der Ruhe und des Friedens, wohin er sich zum Nachdenken zurückzieht. Das kleine Apartment ist mit extravaganten Paisley-Tapeten, Gemälden, einem antiken Klavier und einem Teppichboden ausgestattet. Als die Existenz der exklusiven Wohnung hoch über den Dächern von Paris zu den Reichen und Berühmten sickert, bieten sie ihm Unsummen an Geld an, um wenigstens eine Nacht in diesem spektakulären Apartment verbringen zu dürfen. Doch Gustave Eiffel verweigert jeglichen Zutritt in seine heimliche Oase.
4 I Das leere Gebäude mitten am Times Square 37 Millionen Menschen besuchen jährlich die Nummer zwei der meistbegehrten Touristenattraktionen der Welt, die das Zentrum des als Broadway bezeichneten Theaterviertels in New York bildet. Allein am Neujahrsabend blickt eine Million Paar Augen erwartungsvoll auf ein mit Werbung übersätes Gebäude, das nur einen einzigen Hausbewohner beherbergt, den Neujahrsball, der in den letzten 60 Sekunden des alten Jahres zur Erde herabgleitet, bevor zum
sehnsuchtsvollen «Auld Lang Syne» geküsst und zu Frank Sinatras traditionellem «New York, New York» getanzt wird. Der nach der «New York Times» benannte Wolkenkratzer One Times Square wird 1905 fertiggebaut. Im Jahr 1992 gehen die Inhaber bank rott und verkaufen das Gebäude an die schlauen Köpfe von Lehman Brothers, die eine geniale Idee haben und diese profitabel umsetzen werden. Anstatt die Räume im Innern des Gebäudes zu vermieten, verkaufen sie die Fassade als Werbefläche und decken One Times Square mit haufenweise Werbung zu, die heute jährlich satte 23 Millionen US-Dollar in die Kasse spült. Nebst der Neujahrskugel befindet sich lediglich eine Apotheke im Erdgeschoss. Als Lehmann Brothers das Gebäude 1997 verkaufen, erzielen sie einen Profit von sagenhaften 300 Prozent. Heute ist One Times Square, das Gebäude mit den leeren Hallen und verlassenen Büros, auf dem eine Werbefläche 1,2 bis 2,5 Millionen US-Dollar im Jahr kostet, 495 Millionen Dollar wert.
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6 und das Projekt wird eingestellt, obwohl die Sprengungen für die «Hall of Records» bereits begonnen haben. Erst Ende der 1990er Jahre werden die Arbeiten beendet. Seitdem lagern hier Kopien der wichtigsten Dokumente der USA.
6 I Der geheime Zug auf dem geheimen Gleis Cornelius «Commodore» Vanderbilt, der Patriarch einer der einflussreichsten Familien New Yorks, hat sich nicht lumpen lassen, als er zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen wahren Palast-Bahnhof bauen lässt, der am 2. Februar 1913 eröffnet wird. Die riesigen Hallen mit dem weissen Marmor, den mächtigen Säulen, wuchtigen vergoldeten Kronleuchtern, ausladenden Treppen und den Fensterrundbögen erinnern eher an ein Schloss als an den Abfertigungsort eines öffentlichen Verkehrsmittels.
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5 I Hinter dem Kopf von Abraham Lincoln 18 Meter messen die imposanten und monumentalen Gesteinsköpfe der US-amerikanischen Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln, die vom Bildhauer Gutzon Borglum in den Granitberg von Mount Rushmore in South Dakota gesprengt, gehauen und gemeisselt wurden. Bis zum Zeitpunkt der Erstellung des kolossalen Quartetts gelten sie als die bedeutendsten und symbolträchtigsten Präsidenten der USA. Die wenigsten Besucher kennen jedoch das Geheimnis, das noch im Berg schlummert. Gutzon Borglum hatte noch eine weitere Idee, als nur Präsidentenköpfe für die Ewigkeit zu erschaffen. Er will einen Raum, eine sogenannte «Hall of Records» bauen, in dem die wichtigsten Dokumente der Geschichte der USA und Artefakte aufbewahrt werden sollen. Direkt hinter dem Kopf von Abraham Lincoln. Doch noch vor der Vollendung seines Kunstwerks stirbt Borglum 1941,
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Tausende von Menschen hasten täglich über die schimmernden Marmor böden, doch die wenigsten wissen um den geheimen Zug, der tief unter der Erde auf dem geheimen Bahnsteig 61 fährt, der auf keinem Fahrplan oder gar den Anzeigetafeln auftaucht. Das legendäre Hotel Waldorf Astoria ist unmittelbar über den U-Bahn-Tunneln erbaut, die zur Grand Central Station führen. Im Jahr 1929 poppte die Idee auf, dass die VIPs einen Zug benötigen, der direkt und ausschliesslich zum Hotel fährt und womit die Arbeiterklasse gemieden werden kann. General John J. Pershing ist der Erste, der den Zug nutzt, als er New York im Jahr 1938 besucht. Franklin Roosevelt, der seine gesundheitlichen Probleme geheim halten will, ist ein weiterer Nutzer des VIP-Zuges. Ein Hinweis auf den geheimen Zugang zum «Waldorf Astoria» existiert nicht. Lediglich eine golden schimmernde Fahrstuhltüre mit dem Schild «Notausgang».
7 I Die gruselige Insel Mitten im Herzen des weltberühmten Disney World in Bay Lake in den USA liegt «Discovery Island». Vier Freizeitparks hat das Disney-Unternehmen heutzutage, aber ganz wenige wissen, dass es noch einen fünften gibt. 1974 wird er als «Treasure Island» eröffnet, aber kurze Zeit später in «Discovery Island» umbenannt. Als 1999 das «Animal Kingdom» eröffnet wird, schlies sen die Tore von Discovery Island und alle Tiere landen im neuen Freizeitpark. Discovery Island gerät in Vergessenheit. Bis Shane Perez auftaucht, die Security austrickst und zur verlassenen Insel schwimmt. Was er dort findet, ist gruselig. Das Areal ist von Pflanzen und Sträuchern überwuchert, er entdeckt leere Käfige, alte Fotos, in Gläsern eingelegte Schlangen und allerlei merkwürdige Dinge. Jurassic World in echt.
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CULTURE & ART
GEJAGT
GEFÜRCHTET UND
VEREHRT RUSSLANDS DIEBE IM GESETZ Sie gehören zu den ältesten kriminellen Organisationen in Russland. Ihr starker Arm reicht bis weit nach Europa. In den Gefängnissen von Wladiwostok bis Hamburg sollen sie den Ton angeben.
R Carsten Priebe
ussland – ein Land, das mit westlichen Massstäben nicht zu verstehen ist. Irgendwo östlich hinter Moskau beginnt jener Teil des Landes, der schon den Zaren als riesiges Straflager diente. In die Wälder der Taiga und die Steppen der Tundra wurden die Verbannten und Gefangenen in wochenlangen Transporten geschickt – meist ohne Aussicht auf Rückkehr. Dostojewski hat uns in seinem «Bericht aus einem Totenhaus» von den Zuständen dort berichtet, und noch heute können wir die schwarz ausgemalten Einzelzellen auf der Inselfestung Schlüsselburg im Norden Russlands besuchen, in denen die Gegner der Zaren froren, hungerten und langsam, aber sicher verrückt wurden. Nach der Oktoberrevolution und der kommunistischen Machtübernahme wurde das System der Gefangenenlager nach und nach perfektioniert. Unter Stalin schliesslich schufteten Millionen
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© Arkady Bronnikov I FUEL
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Russische Gefangene beim Appell.
Menschen in den Gulags Sibiriens: deutsche, österreichische, japanische und andere Kriegsgefangene, Verschleppte aus dem weiten Bogen von Polen bis Ungarn oder aus Deutschland. Aber auch die Angehörigen der baltischen Widerstandskämpfer teilten sich die Lagerpritschen mit politischen Gefangenen und Berufsverbrechern. Ein Menschenleben zählte hier wenig, und der Kampf um ein Stück Brot endete oft tödlich. Es wird berichtet, dass sich in den Lagern zwei verfeindete Gruppen bildeten: auf der einen Seite die politischen Gefangenen, auf der anderen die der Diebe im Gesetz, auf Russisch «Vory v Zakone». In manchen Gulags kam es zu schweren Kämpfen zwischen den Gruppen, angestachelt durch die Wachen. Oft blieben Dutzende Tote zurück.
Überlebenskampf im Gulag Erst nach Stalins Tod ebbten die Kämpfe ab. Die straffe Organisation sicherte den Dieben im Gesetz das Überleben im Lagersystem. Viele von ihnen sollten angeblich aus den alteingesessenen Verbrecherorganisationen von Odessa stammen. Im Laufe der Zeit entwickelten die Vory nicht nur ihre eigenen Regeln, sondern auch ihre eigenen Symbole und eigene Sprache, genannt «Fenya». Das einzigartige Gemisch aus angeblich altrussischer Gauner sprache, jiddischen und rumänischen Ausdrücken stellt Ermittlungsbe hörden bis heute vor kaum lösbare Probleme. Aufgenommen wurde in den Kreis der Vory nur, wer einen Eid schwor und von der Diebesversammlung «Skhodka» akzeptiert wurde. Die Skhodka soll bis heute als eine Art Schiedsgericht Streitigkeiten unter Kriminellen regeln. Eine gemeinsame Kasse, genannt «Obschak», soll das Leben der Gruppe finanzieren. Die Tätowierungen der Diebe im Gesetz geben dem Insider Hinweise über seine kriminelle Laufbahn. Sterne auf den Knien bedeuten, der Vory kniet niemals vor der Obrigkeit. Treppen und Türme zeigen seinen Rang an, Totenköpfe die Anzahl der Morde. Eine Katze signalisiert den Berufskriminellen. Ein Tattoo von Lenin oder Stalin auf der Brust soll den Träger vor den Schüssen der Wache retten, denn es
Typische Tattoos der Diebe im Gesetz.
war in der Sowjetunion verboten, ein Bild der Führer zu beschädigen. Stattdessen sollte ein Kopfschuss einen schnellen Tod bringen. Wer ein typisches Tattoo zu Unrecht trug, dem wurde es im Gulag «entfernt». Die Diebe im Gesetz überwachten bald die Essenszuteilung unter den Gefangenen und gaben sich einen strikten Verhaltenskodex. Wer nur eine der 18 Regeln dieser Vorschriften brach, zum Beispiel indem er im Gefängnis arbeitete oder Mitgefangene verriet, wurde von den Vory v Zakone hart bestraft, bis hin zum Mord. Nach den schweren Kämpfen zwischen verfeindeten Gruppen in den Gulags wurden die Diebe im Gesetz getrennt inhaftiert. Hatten die Vory zuvor die Lager von innen beherrscht, wurde ihre Macht zunächst gebrochen. Doch nicht einmal dem KGB gelang es, in das Netzwerk der Vory v Zakone einzudringen. Einige Quellen behaupten, die ursprünglichen Diebe im Gesetz seien in den 1960ern hingerichtet worden und die Gruppierung sei fast vollständig ausgelöscht
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zum Big Business. So häufte die Organisation mit ihren kriminellen Machenschaften ein geschätztes Vermögen von über 100 Milliarden US-Dollar an. In Russland und Georgien haben die Vory nicht zuletzt deswegen eine grosse Schar an Bewunderern. Dort gibt es sogar Fanseiten im Internet, die über das Leben der Gangsterbosse berichten. Weltweit soll es heute rund 500 Diebe im Gesetz geben. In Deutschland, Österreich und der Schweiz gab es in der Vergangenheit immer wieder lang wierige Verfahren gegen mutmassliche Mitglieder der Vory.
Ein neuer Machtkampf fordert Opfer
Zelle im ehemaligen KGB-Gefängnis von Vilnius.
worden. Andererseits waren sie stets ein wichtiger Faktor in der sowjetischen Wirtschaft, denn ohne den seit 1919 gut funktionierenden Schwarzmarkt in Städten wie St. Petersburg wäre das kommunistische Imperium bereits vor 1991 zusammengebrochen.
Den Zusammenbruch der Sowjetunion genutzt In den Wirren, die auf den Zusammenbruch der Sowjetunion folgten, witterten die Diebe im Gesetz ihre grosse Chance. Schnell sicherten sie sich einflussreiche Positionen und machten glänzende Geschäfte. Unter Boris Jelzin, dem unter anderem für seine Alkoholexzesse im Gedächtnis gebliebenen russischen Präsidenten, schaffte es sogar Vladimir Podatev, genannt «der Pudel», der den Vory zugeordnet wird, zum Kommissar für Menschenrechte aufzusteigen. Mit dem Ende der Sowjetunion begann die Ausbreitung der Diebe im Gesetz in den Westen. Die Sicherheitsbehörden dort waren zunächst überfordert mit der neuen Organisation, die sich in Windeseile in Europa und den USA ausbreitete. Doch durch blutige Bandenkämpfe in den 1990ern und lernfähige Strafverfolger wurde der Einfluss der Vory langsam zurückgedrängt. Ausserdem verlagerten die Vory langsam ihr Geschäft: weg von der Kleinkriminalität hin
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Inzwischen schätzt das Bundeskriminalamt die Zahl der aus ehemaligen Sowjetrepubliken stammenden Kriminellen, die in Deutschland in Sachen Ladendiebstahl und Wohnungseinbrüche aktiv sind, auf bis zu 50’000 Personen. Viele davon sind Kriminaltouristen, einige davon mehr oder weniger organisiert, und einige dürften auch den Dieben im Gesetz zuzuordnen sein. Gelingt den Justiz behörden ein Schlag gegen diese Gruppierungen, so handelt es sich bei den Angeklagten häufig um Mitglieder georgischer Einbrecherbanden. Allerdings lassen sich die Vory durch Aufenthalte in westlichen Gefängnissen nur sehr bedingt abschrecken. Sie setzen ihre eigenen Regeln durch und organisieren dort sogar Aufstände und Streiks, wie zuletzt in Bayern. Inzwischen greifen die Behörden in Russland hart gegen die Diebe im Gesetz durch. Im Sommer 2016 nahmen russische Polizeieinheiten zusammen mit dem Inlandsgeheimdienst FSB Zakhar Kalashov, das mutmassliche Oberhaupt der Vory v Zakone, fest. Kalashov lebte jahrelang unbehelligt in einem Luxusanwesen vor den Toren Moskaus. Es war eine Schiesserei mit einem Rivalen im Jahr 2014 auf offener Strasse mitten in Moskau, an der man die Verhaftung festmachte. Inzwischen ist die Lage verworren. Neue Machtkämpfe, Morde und Verhaftungen haben offenbar zu einem Machtvakuum an der Spitze der Vory-Organisation geführt. Die unterschiedlichen Clans streiten nach Ansicht der Ermittler nun um die Nachfolge auf dem Thron des Königs der Diebe. Die Unruhe kommt den Behörden gelegen, und der Kampf um die Vormacht im Reich der Diebe dürfte noch manches Opfer fordern. Nicht einmal Hollywood kann sich so eine Geschichte ausdenken …
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DER AUSNAHMEKÜNSTLER
ROBERT RAUSCHENBERG
selber jedoch waren Bezeichnungen zeitlebens zuwider. Ob Pop-Art, ab strakter Expressionismus oder Neo-Dadaismus – in ein «Stilkorsett» liess sich der Ausnahmekünstler niemals pressen. Rauschenberg war vielmehr ein stetig Suchender, einer, der die Kunst als ein lebenslanges Experiment verstand. Verspielt und witzig setzte sich der am 22. Oktober 1925 in Port Arthur, Texas, geborene Sohn einer Indianerin und Enkel eines Berliner Immigranten über jegliche Grenzen der Kunst hinweg. Mit seiner Liebe für die Absurditäten des täglichen Lebens rebellierte er gegen die biedere Gesellschaft der 1950er Jahre, der er mit satirischen Affronts begegnete. Ob mit einer ausgestopften Angoraziege oder einem mit Blut bespritzten Quilt und Bettlaken – Rauschenberg war brillante Revolution. Über Nacht berühmt wurde er, als er 1953 – gerade einmal 28 Jahre alt – sein Idol, den abstrakten Expressionisten Willem de Kooning, um Erlaubnis fragte, eines seiner Kunstwerke ausradieren zu dürfen. Ein Skandal in den Augen der damaligen Kunstwelt, der weitreichende Proteste nach sich zog! Heute ist das legendäre Werk «Erased de Kooning Drawing» im Museum of Modern Art in San Francisco zu bewundern. Sein Wert? Unermesslich! Bekannt wurde Rauschenberg aber vor allem auch durch seine sogenannten Combine- Paintings, für die er Gegenstände des Alltags, Fundsachen oder Abfälle aus seiner Umgebung in seine Bilder integrierte. Durch die Erweiterung um die dritte Dimension verwischte er auf spektakuläre Weise die Grenzen zwischen Malerei und skulpturalem Schaffen bis hin zur Installation.
Die «New York Times» bezeichnete ihn als den «Titan der amerikanischen Kunst», der New Yorker Kunstkritiker Jerry Saltz gar als den «amerika nischen Picasso». Robert Rauschenberg – zweifelsohne einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts und Vorreiter der Pop-Art. Ihm
Doch Robert Rauschenberg war nicht nur Objektkünstler, Maler und Bildhauer, sondern auch Fotograf, Bühnenbildner und Choreograph. In beiden letzteren Disziplinen arbeitete er mit Grössen wie John Cage oder auch dem Tänzer und Choreographen Merce Cunningham zusammen, die er beide bereits aus Studientagen kannte. Was den Tausendsassa der Künste wohl am meisten auszeichnete, war wohl die Tatsache, dass er sich selbst nie zu ernst nahm, auch wenn er bereits zu Lebzeiten eine Legende war. Rauschenberg verstarb 2008 im Alter von 82 Jahren auf Captiva Island, Florida, wo er bis zuletzt lebte.
«Ich bin der Meinung, dass ein Kunstwerk wirklicher ist, wenn es aus Teilen der wirklichen Welt gemacht ist.» – Robert Rauschenberg – «Ich hasse Ideen, wenn ich doch mal eine habe, gehe ich spazieren, um sie zu vergessen.»
3 ZITATE
– Robert Rauschenberg –
«Kunst soll kein Konzept haben … Das ist das einzige Konzept, das für mich durchgängig gegolten hat.» – Robert Rauschenberg –
CULTURE & ART
& KRONE
HERZ
&
QUEEN VICTORIA PRINZ ALBERT
Sie ist die Herrscherin der grössten Weltmacht und regiert als konstitutionelle Monarchin pro forma über mehr als ein Fünftel der Erde und ein Drittel der Erdbevölkerung. Doch 40 Jahre lang und bis zu ihrem Tod hüllt sie sich in düsteres Schwarz und tiefste Trauer über den Tod ihres heissgeliebten Gatten Albert. Als Queen Victoria stirbt, liegt ihr Hochzeitsschleier über ihrem weissen Sarg. Bereit für ein Wiedersehen und das erste Rendez-vous mit Albert im Jenseits. Helena Ugrenovic
«
Ich bin das glücklichste Wesen, das es je gegeben hat», schreibt Victoria am Hochzeitsmorgen ihrem Onkel, König Leopold I. von Belgien, «er ist ein Engel; in seine lieben Augen zu sehen, dieses sonnige Gesicht zu betrachten, ist genug, um ihn anzubeten.»
klamiert und hat auch zuvor der Liebesblitz ein geschlagen. Denn noch bevor ihr Onkel, König Leopold I. von Belgien, und sein Berater, der Freiherr Christian Friedrich von Stockmar, eine Heirat zwischen Victoria und ihrem Cousin, Prinz Albert von Sachsen-Coburg-Gotha, arrangieren können, haben sich die beiden bereits ineinander verliebt.
Liebesknospen Als Prinzessin Alexandrine Victoria von Kent am 24. Mai 1819 im Kensington Palace in London geboren wird, steht sie an fünfter Stelle in der britischen Thronfolge, und es ist eher unwahrscheinlich, dass sie eines Tages den Thron besteigen wird. Achtzehn Jahre später jedoch verändern gleich zwei Ereignisse ihr Leben. Am 28. Juni 1838 wird sie in der Westminster Abbey zur Königin des Vereinten Königreichs Grossbritannien und Irland pro-
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Niemals im Leben hätte Prinz Albert um die Hand der Königin von England angehalten, und so übernimmt Queen Victoria nach drei Tänzen, Duett singen und Waldspaziergängen das Zepter und gleich Alberts Hand. «Ich sagte ihm, ich sei seiner ganz unwürdig. Er meinte, dass es ihn sehr glücklich machen würde, sein Leben an meiner Seite zu verbringen. Ich habe ihn unaussprechlich lieb und will alles tun, was in meinen Kräften steht.»
CULTURE & ART
Ihre Majestät, die ausgefuchste Queen Nach Alberts Tod führt Queen Victoria die Regentschaft in seinem Sinne weiter. Vielleicht nicht ganz ladylike, aber nicht weniger effizient. Wenn sie ihren Willen politisch gegen den jeweiligen Premierminister durchsetzen will, droht sie unverblümt mit Abdankung und dem Hinweis, dass ihr das leichtfallen werde, da ihre Krone eine Dornenkrone für sie sei.
Freund, Stütze, Gefährte John Brown ist ab 1865 der Hochlanddiener der Königin. Er ist der einzige Mensch, der ihr Zimmer ohne anzuklopfen betreten darf, sie «Wumman» nennt, ihre Kleidung kritisieren darf und statt Tee Whisky bei der Kammerzofe ordert. Queen Victoria schätzt den zuverlässigen, diskreten Diener, der ihr ständiger Begleiter wird und ihr die nötige Stütze nach Alberts Tod gibt.
Hochzeitsglocken Als Victoria und Albert am 10. Februar 1840 im St. James’s Palace in London getraut werden, widmet Johann Strauss Vater dem jungen Paar über alle Ferne hinweg mit seinem Opus 118, dem «Myrten-Walzer», Wiener Glückwünsche zur Vermählung. Die anfängliche Verliebtheit wandelt sich in echte, tiefe, wahre und rückhaltlose Liebe. Alles, was er sagt, tut, und wie er denkt, stellt für Victoria die Vollkommenheit selbst dar. Als er sich drei Monate nach der Hochzeit darüber beklagt, eigentlich nur der Mann, aber nicht der Herr im Haus zu sein, ernennt sie ihn, hochschwanger mit dem ersten Kind, im Falle ihres Todes zum Regenten. Bald kann sich Albert, wie es seinen Wünschen und Neigungen entspricht, voll entfalten. Als Ratgeber, Privatsekretär und quasi als permanenter Minister steht er dem Thron näher als die höchsten Würdenträger des Staates. Bereits im Heiratsvertrag hat Albert seine Kompetenzen festlegen lassen, denn mit einer rein repräsentativen Rolle als «Prince-Consort» wollte er sich auf keinen Fall begnügen.
Dreamteam Er reorganisiert den gesamten königlichen Haushalt nach seinen Plänen, Künste und Wissenschaften blühen auf, soziale Fragen und philanthropische Notwendigkeiten werden schneller erfasst und umgesetzt, und es besteht kein Zweifel darüber, dass der deutsche Prinz aus Coburg der eigentliche Schöpfer des Viktorianischen Zeitalters ist. Auch im Familienleben beweist Albert, was für ein vielseitiger Tausendsassa in ihm steckt. Mit Argusaugen wacht er über das Rechnungswesen, erzieht seine Kinder zu fleissigen
obbygärtnern, lehrt sie schreinern und lässt die H Prinzessinnen Haushaltführung und Kochen lernen. Höflich, diplomatisch und selbstbewusst verhandelt Albert mit den Premierministern und festigt seine Stellung immer stärker. Auf seine Initiative hin entsteht 1851 im Londoner Hyde Park «The Great Exhibition», sozusagen die erste Weltausstellung.
Bis dass der Tod sie scheidet 20 sehr glückliche Jahre verbringen sie als Ehepaar und Regenten, bis sich Alberts Gesundheitszustand verändert. Was als anfängliches Rheuma und später als Influenza diagnostiziert wurde, entpuppt sich als gastrisches Fieber, Typhus. Als ihr geliebter Albert am 14. Dezember 1861 stirbt, zerbirst nicht nur Victorias Welt in Millionen Teilchen, sondern auch ihr Herz. Die gebrochene Witwe verabschiedet ihren geliebten Gatten mit einem pompösen Begräbnis und lässt dem Prinzregenten ein Mausoleum bauen. Von diesem Tag an trägt sie bis an ihr Lebensende Trauer.
» Inspiriert aus dem Buch «Grosse Liebesgeschichten» von Hans A. Jenny.
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KOLUMNE
AUS DEM LEBEN EINES GALERISTEN: FREI AUF ZWEI RÄDERN Ein Rad, das nicht nur für grosse Aufregung sorgte, sondern auch einen Rekordpreis von 500’000 Euro bei seinem Verkauf erzielte, war das Trek Madone, das Lance Armstrong 2009 in der letzten Etappe der Tour de France fuhr. Aber nicht nur der Fahrer machte das Rad berühmt – sondern auch der Schmuck des Künstlers Damien Hirst. Dieser wollte dem Rad einen einzigartig schimmernden Farbeffekt verleihen. Dass er es dazu mit tausenden echten Schmetterlingsflügeln schmückte, erzürnte verständlicherweise viele Tierschützer.
WILHELM J. GRUSDAT
Marcel Duchamp, Enfant terrible der Kunst, hatte 1913 eine bahnbrechende Idee. Er nahm einen Küchenhocker und montierte darauf das Vorderrad eines Fahrrades. Dass er damit das erste Ready-made kreiert hatte, war ihm nicht bewusst. Er fand die hypnotische Wirkung des drehenden Rades einfach nur angenehm. Und so schaute er dem Lauf des Rades zu, wenn er morgens in sein Atelier kam, wie andere das Flackern eines Kaminfeuers geniessen. Interessanterweise sind die wenigsten Künstler aktive Sportler. Trotzdem gehört für viele das Fahrrad zur Lebensqualität. Salvador Dalί liebte sein Klapprad der Marke Graziella und fuhr mit dem winzigen weissen Rad zu Galerieeröffnungen in Paris. Es gelang ihm dabei sogar noch, einige Bilder mitzunehmen – unter den Arm geklemmt, als ob er ein Baguette transpor tieren wollte. Auch Albert Einstein radelte gerne. Angeblich soll ihm die Idee für seine Relativitätstheorie auch auf seinem Drahtesel gekommen sein. Wen wundert es da, dass sich seine berühmte Lebens weisheit, die er seinem Sohn mitgab, auf das Radeln bezieht: «Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muss sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.»
«Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muss sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.»
Pablo Picasso liess sich vom Fahrrad zu einer seiner ersten Metallskulpturen inspirieren. Dazu verschweisste er den Fahrradsattel mit dem Lenker, den er am Strassenrand gefunden hatte, so, dass stilisiert der Kopf eines Stieres herauskam. Die Skulptur gehörte zu den Werken des Künstlers, die 1944 auf dem Pariser Herbstsalon einen Skandal auslösten und abgehängt werden mussten.
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China produziert immer noch die meisten Räder der Welt – mehr als 60 Prozent. Die berühmteste Marke heisst «Forever» und wird nach wie vor von Postboten benutzt. Früher gehörte ein Rad zu den Geschenken, die der Bräutigam seiner Braut überreichte – zusammen mit einer Nähmaschine, einer Uhr und einem Radio. Das Rad war Bestandteil der «vier runden Dinge und einem Geräusch» (san huan vi xiang), wie es in einer chinesischen Weisheit hiess. Der Künstler Ai Weiwei hat einen persönlichen Bezug zu der bekannten Marke Forever. Jahrelang arrangierte er täglich ein Blumenbouquet im Fahrradkorb vor seiner Haustür, um gegen seinen Hausarrest zu protestieren. Wen wundert es da, dass der Künstler das Rad als Werkmittel entdeckte. Für seine Grossskulptur «Forever Bicycles» montierte Weiwei 1500 Radkörper zusammen. Das Rad steht für ihn nicht nur für Bewegungs freiheit, sondern verdeutlicht ebenso seine Verehrung für Marcel Duchamps Ready-made von 1913.
CULTURE & ART
DAS
WAHRZEICHEN VON
KRISTIANSAND Kilden Performing Arts Centre – vier Wörter, die eines der wohl spektakulärsten Konzert- und Theaterhäuser unserer Zeit beschreiben. Am Meeresufer der südnorwegischen Stadt Kristiansand gebaut, haben Architekten den Bühnenkünsten ein Denkmal der Superlative gesetzt. Anka Refghi I
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Kilden Performing Arts Centre
CULTURE & ART
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«Die Oper soll vom Gesichtspunkt der Musik betrachtet werden: als ein musikalisches Bild mit darunter geschriebenem, erklärendem Text.» – Franz Grillparzer –
it ihrer überdimensionalen und sanft geschwungenen Welle aus Holz gehört die Fassade des Kilden Performing Arts Centre zu einem der charakteristischsten Wahrzeichen Norwegens. Direkt am Meeresufer im ehemaligen Industriehafen gelegen, haben die ALA Architects aus Helsinki auf einer imposanten Gesamtfläche von 16’000 Quadratmetern wahrlich ein Meisterwerk geschaffen. Der Kulturbau für Konzerte, Theater- und Opernaufführungen bietet vier Säle, wovon im grössten 1200 Zuschauer Platz finden und im zweitgrössten immerhin noch 750. Der 2012 fertiggestellte Bau mit seiner charakteristischen Fassadenwelle ist heute die Heimat des Adger Theater, der Kristiansand Philharmonic und der Opera South.
Eichenholz als Baumaterial für das Dach zu verwenden, interpretiert dabei die Tradition des Holzbaus, der in Skandinavien immer noch tief ver wurzelt ist. Die gebogenen Leisten, die eine Welle bilden und das Bauwerk wie eine Krone veredeln, gehen aber auch auf den blühenden Eichenholzhandel zurück, der im 17. Jahrhundert in dem Hafen von zentraler Bedeutung war. Formal kann man die Welle als Hommage an das Meer verstehen oder auch als Darstellung eines Bühnenvorhangs, der sich auf die Bühne der Künste öffnet. «Wir wollten die auskragende Form des Auditoriums nach aussen hin sichtbar machen und die Zuschauertribünen an die Oberfläche bringen. Betreten die Zuschauer das Gebäude, bewegen sie sich von einer natürlichen Landschaft in das Reich der darstellenden Künste», erzählt Samuli Woolston von ALA Architects, die mit der monumentalen, ab strakten Formgebung der Wand Fantasie und Wirklichkeit voneinander trennen wollten.
Akustik vom Feinsten Neben der Architektur wurde auch die Messlatte für die Akustiktechnologie des Kilden Performing Arts Centre ganz hoch gelegt. Mit Erfolg, hat sich das Haus doch einen Platz unter den international besten Veranstaltungsorten gesichert. Erreicht wurde das exquisite Hörerlebnis durch die Montage von akustisch wirksamen Wand- und Deckenverkleidungen, aber auch durch die sogenannte «Wave Wall», die ganze 22 Meter über die Wand aus Stahl und Glas hinauskragt. Dabei tragen die sich überlagernden Eichenbretter nicht nur einem visuellen Effekt Rechnung, sondern auch der Akustik. Ob für eine Aufführung mit ausserordentlichem Klangerlebnis oder einfach als Kunstwerk der Architektur – ein Besuch in diesem ganz besonderen Bau lohnt sich in jedem Falle.
«Ich liebe es, Theater zu spielen. Es ist so viel realistischer als das Leben.» – Oscar Wilde –
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Wir schreiben die wilden Zwanziger, und in New York grassiert das Jazz-Fieber. Die Menschen strömen in die Nachtclubs und Tanzsäle von Harlem, um Grössen wie Louis Armstrong zu sehen, der mit dem Fletcher Henderson Orchestra im «Kentucky Club» spielt, oder Duke Ellington, der im «Roseland Ballroom» oder dem weltberühmten «Cotton Club» auftritt. Entworfen, illustriert und herausgegeben von Robert Nippoldt, huldigt dieses preisgekrönte Werk einer glanzvollen Ära mit einer spannenden Mischung aus virtuoser Zeichenkunst, historischen Fakten und amüsanten Anekdoten. Das Buch stellt 24 herausragende Persönlichkeiten der New Yorker Jazz-Szene in den Roaring Twenties vor und wird durch eine CD mit Originalaufnahmen abgerundet. Autor Hans-Jürgen Schaal schildert in seinen Texten eindrücklich die Clubszene, die Bandwett bewerbe sowie legendäre Aufnahmesessions.
2 I Die Werkschau des Meisters
3 I Zwischen Tradition und Subkultur
Neun Künstlerinnen und Künstler in Peking. Eine Fotografin aus Berlin. In einem politisch nahezu totalitären System wie China kommt Künstlern eine wegweisende Rolle zu. Die meisten entsagen Wohlstand und Sicherheit zugunsten ihrer künstlerischen Passion. Armut und die Angst vor politischen Repressionen lassen vielen Künstlern wenig Handlungsfreiheit. Diese neun schaffen sich dennoch Raum für ihre individuelle Entfaltung zwischen subjektiven, subkulturellen Idealen, chinesischen Traditionen und der turbokapitalistischen chinesischen Gegenwart. Die Fotografin Stefanie Schweiger lebt seit 2012 in Peking. Dieses Buch offenbart differenzierte Blickwinkel auf die vielseitige – im Westen noch nahezu unbekannte – chinesische Kunstszene abseits vom «Mainstream» und auf menschliche Haltungen in einem Land, in dem Individualität noch immer ein Politikum ist.
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SHORT
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Mit über 250 grossformatigen Reproduktionen ist diese Monografie die bislang umfangreichste Rauch-Werkschau in Buchform, dazu kommen Texte zum formalen Vokabular des Künstlers. Der 1960 in Leipzig geborene Künstler lernte sein Handwerk in der DDR und erfuhr prägende Einflüsse während der turbulenten Wendejahre. Nach dem Studium an der Leipziger Hoch schule für Grafik und Buchkunst bei Arno Rink und Bernhard Heisig experimentierte Rauch in den späten 1980ern mit diversen Malstilen, von den Neuen Wilden bis zur Proto-Renaissance, die er auf Reisen nach Italien entdeckte. Um 1993 war daraus sein unverwechselbarer Stil einer quasi abstrahierten Figuration entstanden, der ihm rasch internationale Aufmerksamkeit und Erfolg sicherte.
CUTS
1 I New Yorker Jazz
Jazz. New York in the Roaring Twenties Robert Nippoldt, Hans-Jürgen Schaal Taschen Verlag
Neo Rauch Hans Werner Holzwarth Wolfgang Büscher Harald Kunde Gary Tinterow Taschen Verlag
3 Chicken are not naked Stefanie Schweiger Distanz Verlag
In Gastronomie, Einzel-, Wein- und Internethandel. Ab sofort auch unter www.vranken-pommery-shop.de
CULTURE & ART
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WELTEN VERSCHMELZEN Die Welt zu erkunden, war schon früh eine Sehnsucht der Fotografin Anke Schaffelhuber. Ihre ganz besondere Leidenschaft gilt dabei dem Kontinent Afrika, dessen Schönheit sie seit ihrem ersten Besuch im Jahre 2003 in den Bann zog und zum Inspirationsquell ihrer Arbeit wurde. In ihren Werken lässt sie auf eine für sie einzigartige Weise Welten miteinander verschmelzen und fesselt damit die Augen des Betrachters. Anke Schaffelhuber lebt in München, wo sie eine eigene PR-Agentur für Luxus-Reisen besitzt.
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RESTIGE: Frau Schaffelhuber, Sie sind bekannt für Ihre aussergewöhnlichen Motive, die eine Mischung aus urbanen Umgebungen und der Natur aus Erster und Dritter Welt darstellen. Woher nehmen Sie die Inspiration für Ihre Fotostrecken? ANKE SCHAFFELHUBER: Vor 13 Jahren bin ich das erste Mal nach Afrika gereist. Ich habe dort die Stille und die Weite der Natur kennengelernt und auch alles, was damit zusammenhängt: zum Beispiel die Big 5, die traumhafte endliche Umgebung und eine sprühende Natur. Das alles hat mich sehr fasziniert, da ich aus einer Welt komme, die extrem Cityorientiert ist, geprägt von Schnelllebigkeit und Hektik, von Hochhäusern und dem Businessleben. Dass diese beiden Phänomene und Gegensätze – Ruhe und Trubel – gleichzeitig in unserer Welt passieren, war sozusagen die Quelle, die Inspiration meiner Kunst. Ihre Bilder stellen Gegensätze dar, wie bei kaum einem Künstler. Wie kam die Idee und was wollen Sie damit besonders zum Ausdruck bringen? Gegensätze können zum Beispiel sein: Natur und Stadt. Also auf der einen Seite das Leben in Afrika inmitten der Wildnis und der Tiere und auf der anderen Seite das Leben in der Stadt mit Werten und Visionen, geprägt von Erfolgsorientiertheit, Autos, Strassenbahnen, Häusern und dergleichen, während es in anderen Ländern noch mehr um den Naturerhalt geht. Sie besitzen eigentlich eine PR-Agentur in München. Wie sind Sie denn zur Kunst gekommen? Das ist ein schöner Kreislauf, der sich nun schliesst. Meine erste Reise nach Afrika hat vor über 13 Jahren stattgefunden, um den Kunden Wilderness-Safaris aufzubauen. Ich habe mir dort insgesamt neun verschiedene Camps in Botswana und Namibia in einer Woche angeschaut. Als ich dann diese Schönheit gesehen hatte, wusste ich, dass ich diese unbedingt festhalten muss. So stattete ich mich dann sofort mit professionellem Fotoequipment für meine nächste Reise ins südliche Afrika aus. Mittlerweile war ich über 25 Mal im südlichen Afrika. Nun ist es mir möglich, durch meine PR-Aktivitäten an die schönsten Plätze der Welt zu reisen.
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Anka Refghi I
Anke Schaffelhuber
Was planen Sie für künftige Motive? Welche Länder sind noch geplant? Haben Sie vor, einmal Neues auszuprobieren, wie Portraits, oder bleiben Sie sich mit Landschaftsbildern treu? Ich war dieses Jahr auf einer Reise in Papua-Neuguinea und durfte dort eine ganz einzigartige Kultur kennen lernen. Dort gibt es noch Stämme, die waren bis 1976 Kannibalen – Gott sei Dank jetzt nicht mehr (lacht). Wir hatten durch ein Expeditionsschiff von Silversea die Möglichkeit, bei den alten Stämmen anzulegen, und das hat mich sehr fasziniert. Das sind die letzten Menschen, die noch ihren Wurzeln und ihrem Kulturerbe treu bleiben, weil sie noch keinen Zugang zur Zivilisation haben und trotzdem ein glückliches (Seelen-)Leben führen.
PRESENTS
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Giants of the Jungle
Bridge
Victory
CULTURE & ART
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CULTURE & ART
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Green
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DER RUF DES HERZENS
HEARST
A
C STLE
William Randolph Hearst hat alles erreicht, was ein Mensch erreichen kann, und zählt zu den reichsten Menschen der Welt. Aber da ist dieser Kindheitstraum und ein Ort der Sehnsucht. Hearst Castle ist eine Liebeserklärung an Europa und zeugt vom Mut, das angeblich Unmögliche zu erschaffen. Helena Ugrenovic
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eliebter Flecken Erde
Am liebsten streift der junge William durch die Wälder und Dickichte in San Simeon am Fusse des Santa- Lucia-Gebirges, wo die Ranch seines Vaters George steht. Auf der Spitze des Santa Lucia liegt der Lieblingsplatz von George, der auch seinen Sohn William gleichermassen fasziniert. Stundenlang kundschaftet William seinen Lieblingsort Cam Hill aus, klettert bis zur Bergspitze, beobachtet die Seelöwen, Möwen, die schäumende Gischt, die an die zerklüfteten Felsen donnert. Hier entfacht
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auch seine Liebe zur Natur. Er stellt sich vor, was man hier errichten könnte, gäbe es keine Bäume. Hier, an diesem Verbindungssteg zwischen Himmel und Erde.
Seelenwanderung Phoebe ist 19 Jahre jung und Lehrerin, als sie George Hearst heiratet, der durch Landwirtschaft und als Besitzer einer der grössten Bergbaugesellschaften der USA zu einem reichen Millionär geworden ist. Sie ist eine aussergewöhnliche Frau mit Visionen, einer unglaublichen Weitsicht und
CULTURE & ART
«Ihr aber seht und sagt: warum? Aber ich träume und sage: warum nicht?» – George Bernard Shaw –
CITIZEN KANE Hearst Castle wurde 1976 als Baudenkmal in das «National Register of Historic Places» aufgenommen und gilt als «National Historic Landmark» und lockt heute als Museum jährlich mehr als eine Million Besucher an. Im Film «Citizen Kane» von Orson Welles diente es als Vorbild für das Schloss «Xanadu».
Vorliebe für Geschichte – sie will ihrem Sohn die gleiche Leidenschaft für die grossen Kulturen fremder Länder näherbringen. 1873, als William gerade mal zehn Jahre alt ist, brechen sie auf eine lange Reise nach Europa auf – die grosse Tour, wie sie ihr Erlebnis später nennen werden. Stonehenge, Westminster Abbey, Houses of Parliament, der Berner Zeitglocken-Turm, Venedigs enge Gassen und Kanäle, die Gondeln und der Karneval, all die Museen mit den Gemälden und Schätzen Europas, die dicken Mauern der Kathedralen und die abgewetzten Pflastersteine, aus denen flüsternd die Vergangenheit erklingt, beeindrucken William zutiefst. Auf der Rückfahrt nach Amerika überlegt der Junge, wie er all das Erlebte, Gesehene und Gefühlte irgendwann und irgendwie zu etwas Ganzem vereinen kann.
Sehnsucht 50 Jahre sind seit der Reise nach Europa vergangen. William Hearst ist Multimilliardär und ein äusserst erfolgreicher Geschäftsmann, doch an dem Punkt, an dem andere langsam das Getriebe drosseln, startet er nochmals durch. Immer noch beseelt von seiner Reise nach Europa und der tiefen Sehnsucht, all das an seinem Lieblingsplatz hoch über den Klippen zu vereinen. Er will ein Schloss bauen. Die meisten Experten, die William auf Camp Hill führt und denen er seine Vorstellungen erläutert, erklären ihn für verrückt und das Projekt für un möglich. Nicht so die 47-jährige Architektin und Exotin ihrer Gilde Julia Morgan, die in der grünen und blühenden Fläche den perfekten Ort für ihre Kreation sieht. Vier Wochen nach ihrer ersten Besichtigung des Baulandes karren Lastwagen tonnenweise Baumaterial auf den Berg, lässt sie Löcher in den Boden sprengen und fegt alle Zweifel beiseite, Williams Traum wahr werden zu lassen.
Hearst Castle In 15 Jahren Bauzeit erschafft das kreative Duo ein eklektisches Wunderwerk aus verschiedenen Baustilen, das aus einem Haupthaus, La Casa Grande mit Zwillingstürmen, besteht und von drei Gästebungalows umringt ist. Was zu Beginn der Bauarbeiten lediglich ein Schwimmbecken für die Familie werden soll, entwickelt sich im Lauf der Zeit zum berühmten, über 30 Meter langen Neptune Pool im Stil der griechischen Antike mit blauen und goldenen Murano-Fliesen und griechischen Skulpturen. Europaweit sammelt William Antiquitäten, lässt ganze Suiten aus spanischen Palästen reissen und in sein Schloss integrieren. 1947 ist das 37 Millionen US-Dollar teure Schloss mit den 165 Zimmern, 127 Hektar Gartenanlagen und dem damals grössten Privatzoo der Welt fertig gebaut. In den wilden 1920er Jahren erwacht das Schloss zum Leben, als William Hearst Hollywood-Stars und -Sternchen einfliegen lässt und mit illustren Gästen wie Winston Churchill, Rudolph Valentino, Cary Grant, Charlie Chaplin, Charles Lindbergh, Joan Crawford, Greta Garbo und Clark Gable rauschende Partys feiert. Das «Castle of dreams» ist heute ein Monument, das zeigt, was ein Mensch erschaffen kann, der nicht auf das zurückblickt, was war, sondern nach vorne schaut, was sein könnte.
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CULTURE & ART
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Nike Schröder
1 I Fashion Week Berlin Seit 2007 findet zweimal im Jahr (Januar und Juli) die einwöchige Berlin Fashion Week statt. Innerhalb weniger Jahre schaffte sie es, den grossen und international etablierten Modewochen von Paris, Mailand, New York und London ebenbürtig zu werden. Nicht nur etablierte Modedesigner und Labels wie Michael Michalsky, Wolfgang Joop, Dorothee Schumacher, Torsten Amft, Philipp Plein, Talbot Runhof und Hugo Boss sind auf der Berlin Fashion Week vertreten, sondern auch Jungdesigner und neue Labels. Oft gelingt ihnen in Berlin sogar der internationale Durchbruch. WANN: 17. bis 19. Januar 2017 WO: Berlin www.fashion-week-berlin.com
2 I Internationales Gourmet-Festival Sylt Hervorragend essen kann man auf Sylt das ganze Jahr. Es gibt allerdings eine Zeit, da wird das sowieso schon sehr hohe kulinarische Niveau noch einmal gesteigert – beim beliebten Gourmet-Festival, das Jahr für Jahr von mehreren Sylter Hotels, Restaurants und weiteren Kooperationspartnern auf die Beine gestellt wird. Dann dreht sich alles um das Thema Essen und Trinken. Die lokalen Spitzenköche bekommen Verstärkung von Kollegen aus ganz Europa, berühmte Winzer stellen ihre edelsten Tropfen vor, und Veranstaltungen wie die beliebte Gourmet-Safari, bei der man sich von Gaumengenuss zu Gaumengenuss chauffieren lassen kann, locken Geniesser aus dem In- und Ausland auf die Insel. Highlight des Festivals ist die Küchenparty mit Holger Bodendorf im Landhaus Stricker. WANN: 18. bis 21. Januar 2017 WO: Westerland, Sylt www.gourmet-festival-sylt.de
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CULTURE & ART
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3 3 I Karneval in Venedig Venedig im Winter – kaum eine Stadt kann jetzt mit ihrer melancholisch-morbiden Tristesse so sehr verzaubern wie die Serenissima. Dass der Besucherstrom auch im Winter nicht versiegt, ist unter anderem dem Karneval von Venedig zu verdanken. In diesem sind die Kostüme dank der Witterung hochgeschlossen, dafür aber prachtvoll wie die Kulisse selbst. Die schönsten Feste werden hinter verschlossenen Türen in privaten Palästen gefeiert. Der Ballo del Doge von Antonia Sautter gilt als der exklusivste Maskenball der Lagunenstadt und ist für die italienische und internationale Society der Höhepunkt des venezianischen Karnevals. WANN: 18. bis 28. Februar 2017 WO: Venedig www.venedig.com
4 I Chinese New Year in New York Einmal den Jahreswechsel feiern, das kann jeder. Zweimal zelebrieren ihn die Chinesen. Dort beginnt am 23. Januar das «Jahr des Feuer-Hahns». Das Neujahrsfest wird mit grossen Feierlichkeiten begangen, obwohl im Land längst der gregorianische Kalender gilt. Zum chinesischen Neujahrsfest entzünden die Menschen traditionell Räucherstäbchen, um für Wohlstand und Gesundheit zu beten. Diesmal beginnt das neue Jahr verheissungsvoll,
denn es steht im Zeichen des Feuer-Hahns. Die mythische Kreatur repräsentiert als einziges chinesisches Sternzeichen jedes Kalenderjahr. Der Feuer-Hahn hält an seinen Wertvorstellungen unumstösslich fest und setzt sich energisch für seine Ziele ein. Dabei erscheint er trotz seines Selbstbewusstseins zeitweise sehr nervös und reizbar. WANN: 28. Januar 2017 WO: China Town, New York www.nycgo.com
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5 I Fête du Citron 145 Tonnen Zitrusfrüchte für ein Sauer-macht-lustig-Fest: die Fête du Citron. Vor 83 Jahren wurde das Zitronenfest in Menton an der Côte d’Azur ins Leben gerufen. Dieses weltweit einmalige Ereignis lockt jedes Jahr eine halbe Million Besucher nach Südfrankreich. Auf der sogenannten Sonnenpromenade finden bunte Umzüge mit geschmückten Wagen, Konfetti, Tänzern und Folkloregruppen unter dem «sauren Motto» der Zitrone statt. Die auf riesigen Umzugswagen in Szene gesetzte Zitrone wird von Stimmungsmachern, Fanfaren und anderen illustren Kreaturen gebührend gefeiert. Während des Festes werden in den Biovès-Gärten bis zu zehn Meter hohe Skulpturen aus gelben und orangefarbenen, wunderschönen Zitrusfrüchten ausgestellt. Sobald es dunkel wird, glitzern die Orangen und Zitronen in ihren funkelnden Farben. Die Abendveranstaltungen werden zum leuchtenden Farbspiel. WANN: 11. Februar bis 1. März 2017 WO: Menton, Côte d’Azur www.fete-du-citron.com
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WUSSTEN SIE SCHON …? Die Anfänge der Art Basel Mittlerweile schaut die Art Basel auf eine über 45-jährige Geschichte zurück. Ihre Anfänge gehen zurück auf das Jahr 1968, als sich die Basler Galeristen Trudi Bruckner, Balz Hilt sowie Hildy und Ernst Beyeler zusammentaten und die erste Messe für zeitgenössische Kunst in der Schweiz ins Leben riefen. Es war ihre Antwort auf die ein Jahr zuvor veranstaltete Messe für moderne und zeitgenössische Kunst in Köln. Die Kölner Messe, 1967 durch den «Verein progressiver deutscher Kunsthändler» durchgeführt, sah sich mit dem Vorwurf konfrontiert, undemokratisch gehandelt zu haben, da nur ausgewählte deutsche Galerien zur Teilnahme geladen waren. Die Basler hingegen gingen von Anfang an einen Schritt weiter und richteten sich an Galeristen weltweit. 90 Galerien und 30 Kunstbucheditionen aus 10 Ländern, 16’300 Besucher und ein Umsatz von 5,8 Millionen Franken war die schier unfassbare Bilanz der ersten Internationalen Kunstmesse in Basel, die vom 11. bis 16. Juni 1970 stattfand und den Startschuss für eine Schweizer Erfolgsgeschichte auf höchstem Niveau bezeichnete.
Die meistporträtierte Frau der Welt Marchesa Luisa Casati war ohne Zweifel die skandalöseste Erscheinung ihrer Epoche. Am 23. Januar 1881 als jüngste Tochter des erfolgreichen Textilunternehmers Alberto von Amman in Mailand geboren, wurde sie nach dem frühen Tod ihrer Eltern die reichste Erbin Italiens und gehörte schon bald zum festen Bestandteil der europäischen High Society. Sie gab verschwenderische Summen für ihr opulentes und wahnwitziges Leben aus und lebte zwischen London, Paris, Capri und Rom. Die Marchesa war keine Schönheit, aber sie besass eine mystische Aura, die die Menschen unweigerlich in ihren Bann zog. So sehr die Gesell schaft sie der frivolen Dekadenz beschuldigte, Luisas Bestreben war weitaus ernsthafter: ihre eigene Unsterblichkeit und damit ein Ziel, das sie nahezu besessen verfolgte und durch die Verewigung in der Kunst erreichte. Als Muse inspirierte sie über einhundert Künstlerinnen und Künstler, die sie porträtierten, fotografierten, Skulpturen erschufen oder ihr literarisch ein Denkmal setzten und sie damit – neben der Jung frau Maria und Kleopatra – zur meistporträtierten Frau der Kunst geschichte avancieren liessen.
Imany – vom Topmodel zur Sängerin Mit ihrer sanften und tiefen Stimme verzaubert sie ihr Publikum, mit ihrer Seele berührt sie die Herzen. Ihre Stimme? Eine Offenbarung. Den Entschluss, ihren Traum vom Singen wahr zu machen, traf die 1979 in Paris geborene Sän gerin mit komorischen Wurzeln während ihrer Zeit als Topmodel in New York. Das war 2008. Schon bald sang sie in legen dären Clubs wie «Joe’s Pub» oder «Bitter End», in denen auch einst die Karrieren von Bruce Springsteen und Elvis Costello begonnen hatten. Heute lebt und arbeitet Nadia Mladjao, wie die schöne Franco-Komorerin mit bürgerlichem Namen heisst, wieder in ihrer Heimatstadt Paris.
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BODY TALKS CULTURE & ART
Ein Büstenhalter ist wie ein guter Freund: Er hilft, stützt, ist immer ganz nah am Herzen, dabei nicht nur praktisch, sondern auch Sinnbild für Weiblichkeit und Erotik – und das seit über 100 Jahren. Barbara Goerlich I
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Triumph
CULTURE & ART
ie war kein Kind von Traurigkeit. In den Roaring Twenties sorgte Mary Phelps in der New Yorker Szene mit ihren Affären und dem einen und anderen Laster für Gesprächsstoff. Doch sie ging als Mutter des Büstenhalters in die Geschichte ein. Die harten Fischbeinstäbchen ihrer Korsetts drückten sie und waren auch unter den zarten Stoffen ihrer Abendroben zu sehen. Kurzerhand liess Mary ihre Zofe aus zwei seidenen Taschentüchern und rosa Bändern einen Halter für ihre Brüste schneidern. «No big deal», fand sie, liess ihre Erfindung jedoch patentieren. Obwohl ihre Freundinnen verrückt nach der «Backless Brassière» waren, verlor die Unternehmerin aus Zufall schnell das Interesse am BH-Business. Für 1500 Dollar übernahmen die Brüder Warner das Patent für ihre Korsettmanufaktur und machten daraus ein Millionengeschäft. Seinen Durchbruch schaffte der BH wegen der Materialknappheit im 1. Weltkrieg. Das US-Kriegsministerium appellierte an den Patriotismus der Amerikanerinnen und forderte sie auf, vom Mieder auf Büstenhalter umzusteigen. Die Metallstäbchen wurden in der Rüstungsindustrie gebraucht. So war mit Ende des Kriegs auch die Ära des Korsetts
vorbei – und ebenso die tradierte Rolle der Frau. Ein BH war nun das praktische Darunter für moderne «befreite» Frauen. Vom Kampf gegen das Korsett der frühen Frauenrechtlerinnen über Hollywoods Busenwunder bis hin zu Oben-ohne-Protesten reflektiert der BH politische, kulturelle und gesellschaftliche Umbrüche, den Wandel des Zeitgeistes, der Moden und den Wandel des Frauenbildes. Ob Minimizer oder Push-up, aufreizend knapp oder sportlich bequem, der Wandel in Design, Material und Gebrauch spiegelt Rollen und Körperbilder, aber auch Glanzund Notzeiten. Etwa in den 1970er Jahren, als Feministinnen ihre BHs als Symbol der Unterdrückung öffentlich verbrannten. Doch die Dessous-Industrie erholte sich von diesem Schock. Mit Erfindung des Wonderbra, der aus wenig mehr machte, erlebte die Branche ein neues Hoch. Neuartige Herstellungsverfahren erlaubten grenzenlose Vielfalt bei Farben, Formen und Materialien. Wäschefirmen wie Triumph, Naturana, Felina und viele mehr überboten sich mit Innovationen wie aus Stretch-Garn ge fertigte BH-Träger, genormte Körbchen-Grössen von A bis E und mehr, ein erster BH in Einheitsgrösse und vorgeformte nahtlose Cups. Als schliesslich der Modeschöpfer Jean Paul Gaultier Pop-Queen Madonna auf ihrer BlondeAmbition-Tournee mit dem legendären «Cone-Bra» (Kegel-BH) auf die Bühne schickte, waren BHs über Nacht nicht mehr nur scharfes Darunter, sondern auch als Kleidungsstück für darüber gesellschaftsfähig.
Weil ihr weite Taillen zuwider gewesen sein sollen, ordnete Katharina von Medici eine Korsett-Pflicht am französischen Hof an. Die Stützen sorgten für Halt und schlanke Silhouetten – aber auch für Ohnmachtsanfälle und Atemnot, wenn Eitelkeit über Vernunft siegte und zu eng geschnürt wurde. Wie gut, dass die New Yorker Society-Lady Mary Phelps mal eben, zwischen zwei Partys und einer Prise Koks, den Büstenhalter erfand.
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IN EINEM
TRAVEL
L ND ZEIT VOR UNSERER
Mitten im Atlantik liegen neun paradiesische Inseln, die mehrheitlich durch die Wettervorhersage, das Azorenhoch, bekannt sind. Bizarre Bergspitzen, riesige erloschene Vulkankrater mit schillernden Seen und meterhohe fliederfarbene Hortensienbüsche machen aus dem Vorhof zum europäischen Kontinent eine Art Garten Eden. Helena Ugrenovic
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napp eine Viertelmillion Einwohner und 26 schlummernde Vulkansysteme verteilen sich auf die Inseln mit den schroffen Klippen und steilen Berghängen. Jahrhundertealte Traditionen und Riten gehören zu diesem Flecken Erde genauso dazu wie die wunderbar friedliche Abgeschiedenheit vom gestressten Europa.
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Wundertüte Sie fallen nicht unter die üblichen Verdächtigen mit riesigen Bettenburgen, überlaufenen Stränden und dem täglichen Gerangel um Liegestühle und Essensbüffets. Es ist ein Reiseziel, das die Gäste mit Authentizität, Ursprünglichkeit und einer unglaublichen Vielseitigkeit verzaubert und trotz des wechselhaften, jedoch angenehmen Wetters eine
Preisgekrönt In Sachen ökologischer Nachhaltigkeit zählen die Azoren zu den Top-100-Reisezielen der Welt und belegen in Europa die Spitzenposition. Seit dem 8. September 2014 sind die Azoren das erste und einzige Reiseziel Europas, das mit dem QualityCoast Award in Platin ausgezeichnet wurde. Es ist derzeit das bedeutendste Programm für internationale Zertifizierung und Prämierung von ökologisch nachhaltigen Reisedestinationen.
Must-do Fünf Dinge, die bei einem Azorenbesuch unbedingt auf die To-do-Liste gehören, sind Wanderungen an einem der Kraterränder, Ananas – die beste der Welt! – essen, den Hartkäse Queijo São Jorge kosten, Wale gucken und Inselhopping.
Heisse Quelle im Terra-Nostra-Park
Ganzjahresdestination ist. Entgegen der allgemeinen Meinung, es gäbe praktisch keine, und wenn dann nur dunkle, beweisen die hellen Strände auf den Inseln São Miguel, Santa Maria oder Fajal das Gegenteil. Doch die Azoren nur der Strände wegen zu bereisen, wäre wie der Besuch in einem Gourmet-Restaurant, um dort lediglich das Brotkörbchen leer zu essen. Wundervolle Wanderwege, heisse Quellen mitten im Urwald, tief entspannte Spaziergänge an den Seitenrändern blühender Vulkankrater oder eine rauschende Hafenparty mit dröhnender Live-Band in Ponte Delgada auf São Miguel sind nur ein Bruchteil dessen, was die Schmuckschatullen im Atlantik zu bieten haben.
Zauberreich «See der sieben Städte»
Als sich vor circa 10’000 Jahren die Lava zweier Vulkane entlud, verband diese zwei bis dahin autonome Teile zu einer Einheit und gab so der Hauptinsel São Miguel ihre Form. Noch heute ist der Vulkanismus auf der Insel spürbar, wenn es auf einer Wanderung in der Nähe der Caldeiras plötzlich sehr heiss wird unter den Füssen oder es in den kleinen Pfützen blubbert. Etwas abgeschieden auf ungefähr 600 Meter Höhe in den Bergen von São Miguel liegt der Lagoa do Fogo, der schönste aller Kraterseen der Azoren. 1563, als der Pico da
Sapateira ausbrach, entstand ein fantasievoll geformter und glitzernder See, der von den steil aufragenden und heute bewachsenen Rändern des immer noch komplett naturbelassenen Kraters umrahmt wird. Hängen keine dunstigen Wolkenschwaden über den Kraterrändern, entfaltet sich ein spektakulärer Ausblick auf einen gelb-blaugrün glitzernden See.
Terra Nostra In einem riesigen, 6,5 km langen und 290 Meter tiefen Vulkankrater liegt idyllisch eingebettet der Kurort Furnas. 22 mineralhaltige Quellen speisen unter anderem auch den Badesee im Parque Terra Nostra, der schönsten Parkanlage des Archipels, wo Riesenfarne und exotische Pflanzen gedeihen und das eisenhaltige, ockerbraune Wasser eine ganzjährige Temperatur von 38 Grad Celsius aufweist. Im östlichen Teil Furnas’ dampfen nach Schwefel riechende, heisse Fumarolen, brodelt irgendwie fast schon überall heisses Wasser am Boden und sind die Temperaturen an manchen Stellen so hoch, dass man über einen begehbaren Kochherd spaziert. Die geothermische Energie wird daher für eine kulinarische Delikatesse genutzt, die zugegebenermassen sehr lecker, jedoch auch äusserst nahrhaft ist. «Cozido das Furnas» ist ein Eintopf, der mit verschiedenen Fleischsorten,
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TRAVEL
Non, je ne regrette rien Edith Piaf befindet sich auf dem Gipfel ihres künstlerischen Erfolgs und sie liebt Marcel. In wenigen Stunden wollen sie sich treffen. Doch das Schicksal hat sein eigenes Spiel inszeniert. Die Lockheed 749A Constellation, die sich auf dem Weg von Paris nach New York befindet und in der der französische Profiboxer und Weltmeister im Mittelgewicht, Marcel Cerdan, sitzt, soll auf dem Flughafen von Santa Maria zwischenlanden und tanken. Aufgrund falscher Kursangaben verwechseln die Piloten beim Sichtanflug jedoch die Inseln São Miguel und Santa Maria. Die Maschine zerschellt am Berg Monte Redondo auf der Insel São Miguel. Keiner der Insassen und der Besatzung überlebt. Der Tod ihres Geliebten stürzt den weltbe rühmten Chanson-Star in eine tiefe Krise.
reichen. Hier findet sich auch die längste, stockdunkle Vulkanröhre der Azoren. Die «Gruta das Torres» bei Criacao Velha ist auf einer gewissen Strecke für Touristen begehbar, und wer sich im Innern der Lavaröhre befindet, wähnt sich auf dem Kometen des Hollywood-Streifens «Armageddon».
Die blaue Schönheit
Küstenweg auf São Miguel
Chorizo-Salami, Blutwurst, allerlei Gemüse und Kartoffeln gefüllt wird. Der mit Köstlichkeiten und Kalorien gefüllte Topf wird in ein Erdloch vergraben, in dem er sechs Stunden lang schmort und durch den Dampf der Mineralstoffe eine besondere und unverwechselbare Geschmacksnote erhält.
Pico, «das» kleine Schwarze Die zweitgrösste Insel der Azoren wird auch die schwarze Insel genannt und ist bekannt für ihren süffigen Wein. Seit Jahrhunderten widmen sich die Menschen auf Pico dem Weinanbau und haben damit eine einzigartige Weinlandschaft erschaffen, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Die Insel mit dem dunklen Lavagestein und den pechschwarzen Häusern zwischen saftig grünen Wiesen entfaltet eine besondere Magie, und die Geschichte der Bauern, Fischer, Walsucher und Walfänger ist allgegenwärtig. Eine magische Anziehungskraft übt der 2351 Meter hohe Vulkan Pico aus, der zugleich der höchste Berg Portugals ist. Aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtet sieht die Spitze des Bergs wie ein weiblicher Busen aus. Rund um den Pico existieren zahlreiche Vulkanhöhlen, die teilweise bis tief in den Berg
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Die Insel Fajal erscheint während der Blütezeit ihrer Hauptattraktion wie eine einzige, riesige und blauschattierte Hortensie. Gerade mal sechs Kilometer trennen Fajal von Pico, das in einer Minifahrt mit der Fähre erreicht werden kann. Fajal, die blaue Insel mit dem satten Grün der Sicheltannen und den roten Windmühlen, vermittelt den Anschein eines Gemäldes, und es fühlt sich an, als befände man sich mitten in einer Postkarte. Im malerischen Hafen von Horta, der Hauptstadt Fajals, finden sich gleich zwei Unikate. «Peter’s Bar», in der sich Segler, Surfer und Walbeobachter aus aller Welt treffen und den ihrer Meinung nach besten Gin der Welt geniessen, sowie Norberto, wettergegerbter Pionier der nautischen Aktivitäten der Insel. Der quirlige Mann mit dem roten Stirnband kennt jeden Grashalm der Azoren und amüsiert sich köstlich über die touristischen Walbeobachter, die hinter jedem Schaumkrönchen einer Welle die Fontäne eines Wals vermuten. «Over there, yes, yes, yes, here we go!» Beim sanften Riesen im Meer handelt es sich um ein Buckelwal-Baby, das im Wasser dümpelt und Wasserspritzer in die Luft schiesst, bis plötzlich ein Teil des Kopfes über dem Meeresspiegel zu sehen ist. «Attention, attention, be prepared», ruft Norberto aufgeregt. Das Wal-Baby holt zum letzten Mal Luft, bevor es mit der Schwanzflosse auftaucht, um gleich darauf mit einem anmutigen Schwung, wie die elegante Drehung eines Wiener Walzers, in die Tiefen des Atlantiks abzutauchen. Es ist einer von so vielen Momenten auf den Azoren, der die Andersartigkeit dieser Destination fühlen lässt. Die Natur ist sichtbar, die Authentizität spürbar, das Besondere wahrnehmbar.
SHORTCUTS Eine Stadt im Wandel
Havanna Bernhard Hartmann teNeues Verlag
Bernhard Hartmann portraitiert die Hauptstadt Kubas vor deren Wandel, der mit der Öffnung des sozialistischen Inselstaates absehbar ist. In dieser besonderen Zeit hält der Fotograf einen Moment inne und hält den aktuellen Zustand Havannas fest – die Leser von «Havanna» entdecken Kubas Hauptstadt, wie sie leibt und lebt. So gewährt Hartmann etwa einen einmaligen Einblick in die Herrenhäuser der Stadt, zeigt deren bröckelnde, rissige Fassaden von aussen und ausgetretene Treppenstufen und Teppiche im Innern. Die abgelichteten Villen waren einst prächtige Gebäude, in welchen heute oft verarmte, sehr alte Menschen leben. Ausserdem nimmt Hartmann die Betrachter des Buchs mit auf eine visuelle Reise durch die Strassen Havannas, in Cafés, Läden und Boxvereine. Kurz: Dem Betrachter öffnet sich eine verblüffend schöne Welt der Vergänglichkeit.
Atlas der unentdeckten Länder Dennis Gastmann Rowohlt Berlin
Auszeit am Baikalsee Werner Beck Delius Klasing Verlag
Fast vergessene Orte Zutreffender wäre für das Buch wohl eher «der Atlas der fast verges senen Orte». Autor Dennis Gastmann ist um die Welt gereist und hat Orte wie Krakalpakistan, Ra’s al-Chaima und Pitcairn besucht. Zur letztgenannten Insel etwa fährt nur alle drei Monate ein auf Jahre ausgebuchter Frachter. Doch hier leben die Nachfahren der Meuterer der «Bounty», und dies war für Gastmann ein Grund, die Insel zu bereisen – eine Nachfahrin traf er sogar persönlich. So spannend solche Gegenden für den Autor gewesen sein mochten, für immer leben wollte er in keiner davon: Die meisten Orte besitzen eine düstere Vergangenheit und Gegenwart. «Nach der Lektüre möchte keiner mehr dorthin fahren», sagte Gastmann in einem Interview. Er wollte in seinem Buch auch die weniger schönen Seiten zeigen und auf Missstände und Ungerechtigkeiten auf merksam machen.
In klirrender Kälte Autor Werner Beck lebte zusammen mit seiner Frau ein Jahr am Limit. Ihr Abenteuer führte sie an den sibirischen Baikal see in Russland, wo sie von der Wildnis, Bären, Moskitos und Wölfen umgeben waren. Ein mongolisches Nomadenzelt war ihr Zuhause auf Zeit, in welchem sie unter einfachsten Bedingungen hausten, fernab der Zivilisation, ohne Strom, Arzt und Supermarkt. Das Paar ernährte sich von dem, was die Natur hergab: grösstenteils von Fisch. Das Winterhalbjahr musste Werner ohne seine weibliche Begleitung verbringen, denn diese war wegen der Geburt ihres Enkelkindes nach Hause gereist. Beck kam an die Grenze seiner Belastbarkeit: Neben der unbarmherzigen Kälte hatte er auch mit seinem langjährigen Diabetes zu kämpfen. Keine leichte Kost, unter solchen Bedingungen zu reisen, doch er hat das eisige Abenteuer überstanden und all seine abenteuerlichen Erlebnisse in diesem Buch niedergeschrieben.
TRAVEL
PHÖNI X AUS DER ASCHE WIE
Die Millionenmetropole Tokio ist heute imposanter denn je und bietet ein Kontrastprogramm: stylishes Top-Design und Luxus in 200 Meter Höhe. Im Schatten ehrgeiziger Betonriesen gestalten sich alte Viertel neu: Hier findet man enge, autofreie Gassen, traditionsreiche Häuser und ungewöhnlich viel Natur, in der man durch ein buntgrünes Labyrinth spazieren kann.
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Nike Schröder
ie oft kann man eine Stadt nach einer Katastrophe neu aufbauen? Wie verändert sie sich dadurch? Tokio wurde im Mittelalter von den japanischen Herrschern unter dem Namen Edo gegründet. Im Jahr 1923 aber fast vollständig durch ein Erdbeben zerstört. Die Stadt wurde danach grosszügiger und moderner als zuvor wieder aufgebaut. Aber schon zum Ende des 2. Weltkriegs wurde Tokio erneut dem Erdboden gleichgemacht, und grosse Teile der Stadt brannten infolge von Bombenangriffen ab. Inzwischen hat sich die Hauptstadt Japans zu einer der schillerndsten und grössten Metropolen der Welt entwickelt. Hier treffen Gegensätze aufeinander wie kaum sonst wo: einerseits eine Stadt in ständiger Bewegung, Hightech und Luxus, immer am Puls der Zeit, aber dennoch mit Natur und Tradition im Einklang.
Wolkenkratzer lassen uns im siebten Himmel schweben Unverkennbar und imposant ist die Never-ending-Hochhaus-Skyline. Über 50 Gebäude in Tokio sind höher als 185 Meter. Aber es geht immer noch höher. Das «Park Hyatt Tokyo» ragt weit über die Skyline empor. Ein wahrer Luxus-Tempel. Eines der Highlights des Luxus-Hotels ist der Infinitive Pool über den Dächern Tokios mit einem grandiosen Ausblick – und es scheint, als gäbe es zwischen Becken und Horizont keine Grenzen. Ebenso atemberaubend ist die Aussicht auf die Stadt aus der New York Bar im 52. Stock. Ein Erlebnis insbesondere nachts, wenn die Stadt in ein Lichtermeer getaucht ist. Mitten darin der Fernsehturm Sky Tree, mit 634 Meter Höhe eines der höchsten Gebäude der Welt, und der Tokyo Tower, eine fast 333 Meter hohe Eiffelturmkopie. Mit nur 24 Stockwerken ist das Hotel «The Peninsula
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Tokyo» zwar nicht ganz so hoch, aber nicht weniger luxuriös. Es befindet sich direkt gegenüber dem Kaiserlichen Palast und Hibiya-Park im Herzen des wohl derzeit angesagtesten Stadtteils Marunouchi. Eigens für das Haus schufen 60 Künstler rund 1000 zeitgenössische Kunstwerke. Blickfang in der Lobby ist ein Meisterwerk der japanischen Künstlerin Keisen Hama. Ganz aus Bambus gefertigt, zeigt die Skulptur einen über das Universum gebeugten Drachen, der böse Geister fern- und das Glück im Haus hält. In der obersten Etage hat das Stardesigner-Duo Yabu Pushelberg mit Holz, Stahl und einer klassisch japanischen Farbgebung ein ebenso modernes wie sinnliches Ambiente im atemberaubenden 360°-Panoramablick-Restaurant geschaffen.
Vergängliche Kunst auf höchstem Niveau: zum Essen fast zu schade! Ein absolutes Muss ist auch ein Besuch bei DreiSterne-Koch Heinz Beck im Herzen des renommierten Marunouchi-Bezirkes. Ob Tokyo Casual Dining im Restaurant «Sensi» oder feinste Gourmetkreationen im Restaurant «Heinz Beck» – der deutsche Spitzenkoch versteht es, seine Gäste aufs
Weltstadt mit Kontrastprogramm zwischen Betonklötzen und Natur.
Feinste zu überraschen. Aber was ist nun eigentlich das Besondere an Tokio? Das erleben Sie mittendrin im Gewusel dieser Millionenstadt. Hier entsteht ständig ein neues In-Viertel. Und es gibt nichts, das es nicht gibt. Das U-Bahn-Netz ist eine Welt für sich mit jährlich 3,1 Milliarden Fahrgästen. Sind Sie zum ersten Mal in Tokio, empfiehlt es sich, lieber mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Taxi die Stadt zu erkunden. Denn die etwa 24’000 Strassenkilometer im Grossraum Tokio- Yokohama sind eine echte Herausforderung und werden schnell zum Alptraum. Eine Sekunde unaufmerksam, und schon findet man sich auf dem Schnellstrassennetz, das sich auf mehreren Ebenen kunstvoll durch die Stadt windet. Für Europäer ist es auf jeden Fall witziger, mit einem Taxi unterwegs zu sein. Der Verkehr fliesst mehrstöckig auf Betonbändern. Ein typisches Tokio-Taxi wird von einem grauhaarigen Fahrer mit weissen Handschuhen gefahren.
Erleben Sie dies beispielsweise bei einem Abstecher in den Süden der Stadt im wohl schönsten Landschaftspark der Metropole, dem Hamarikyu-Park. Idyllisch gelegen auf einer Insel inmitten des Parks zelebriert man noch die Teezeremonie wie vor hunderten von Jahren. Erwartet man hier Luxus, ist die Enttäuschung gross. Sowohl die Teehäuser selbst als auch die Ausstattung sind extra schlicht gehalten, um den Gästen die Möglichkeit zur inneren Einkehr und Ruhe zu bieten. Von hier können Sie direkt mit dem Wasserbus nach Asakusa fahren. Auf der gegenüberliegenden Flussseite scheint das neue Wahrzeichen von Tokio in den Himmel zu ragen: der Tokyo Sky Tree. Dieser Stadtteil im Norden ist ein Kontrast zu den modernen Hochhauskomplexen. Die Häuser sind niedriger und vor allem älter. Insbesondere in der Umgebung des Tempels Senso-ji. Rund um den Tempel befinden sich unzählige Souvenir-Läden, in denen Sie typische Mitbringsel wie handgefertigte Kämme, Fächer oder Papierdrachen als Erinnerungsstücke mit nach Hause nehmen können. Bei einer Rikscha-Fahrt in dem Viertel lässt sich noch ein wenig die Atmosphäre des alten Edo erahnen. Bei all den aufregenden Möglichkeiten dieser Stadt wird klar, dass man hier Zeit, Neugierde und Ausdauer im Gepäck haben sollte. Denn diese Stadt, die immer wieder neu auflebt, steht nie still …
Japan ist geprägt von einer unvergleichlichen Ästhetik Trotz all der Moderne haben die Japaner treu an ihrer Religion und den Traditionen festgehalten.
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GIGANTISCHES
BOTS
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WAN DAS LAND DER SUPERLATIVE
Der grösste Vogel, die grösste Elefantenpopulation, das grösste Schutzgebiet. Botswana ist ein Land der Superlative und wird nicht ohne Grund auch «Land der Giganten» genannt. Die schier unendlichen Weiten der nahezu unberührten Natur und die grosse Biodiversität sprechen für einen Besuch in diesem afrikanischen Land. Besonders die Naturschutzgebiete der Region Tuli Block, im östlichen Zipfel Botswanas, beheimaten eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt. Martina Gaugler I Anzeige I
Botswana Tourism Organisation
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«Man wird nicht gross, wenn man die Grösse für sich beansprucht.» – Altes Sprichwort aus Botswana –
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Botswana ist das Land mit der höchsten Elefantenpopulation Afrikas.
s ist eine Sensation endloser Weiten: Riesige Flächen unbewohnter Wildnis erstrecken sich von Horizont zu Horizont. Die Republik Botswana im Süden Afrikas gehört zu den am dünnsten besiedelten Ländern der Erde: Mit 582’000 Quadratkilometer ist das Land etwa gleich gross wie Kenia, zählt jedoch gerade mal rund zwei Millionen Einwohner, in Kenia hingegen leben 45 Millionen.
Das in Botswana herrschende semi-aride Savannen- und Halbwüstenklima ist verantwortlich für die Halbwüste Kalahari, die 84 Prozent des Landes bedeckt. Aus dem rötlichen Sand wachsen Affenbrotbäume empor – wie
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Vor der Safari haben Reiter und Pferd Gelegenheit, sich gegenseitig kennenzulernen. Nach der Angewöhnungszeit startet die abenteuerliche Horse back Safari unter Begleitung erfahrener Guides. Kurz vor Tagesanbruch können etwa grosse Herden von Gnus und Antilopen gesichtet werden. Je nach Anbieter führt die Tour am Ufer des Limpopo- Flusses vorbei, der einen schmalen Streifen fruchtbaren Farmlands mit sich bringt und vorbei an riesigen Affenbrotbäumen führt, die den Wild tieren reichlich Schatten spenden.
Auf dem Rücken der Pferde die Schönheit Botswanas entdecken.
grosse Türme ragen sie aus dem Boden. Botswana gilt als Inbegriff wunderschöner Sonnenuntergänge und klarer, sternenreicher Nächte. Sein üppiges Tierreich zieht Touristen aus aller Welt an: Elefanten, Giraffen, zahlreiche Antilopenarten, Löwen, Leoparden, Geparde, Büffel, Zebras und Flusspferde; ein Grossteil der Tier- und Pflanzenarten, wie wir sie nur in den zoologischen Gärten Europas finden, leben hier – in einem der ursprünglichsten und grössten Natur- und Wildparadiese dieser Erde. Ein Paradies, das die letzte Festung für zahlreiche gefährdete Vogel- und Säugetierarten ist. Damit ist Botswana ein regelrechtes touristisches Rundumpaket.
Natur pur Um diesen Reichtum, die natürlichen und kulturellen Schätze, zu wahren, schreibt Botswana Naturtourismus gross: Safaritouren werden nur für jeweils kleine Touristengruppen angeboten, und die Lodges und Camps sind überwiegend klein, aber fein gehalten. Ausserdem sind ganze 38 Prozent der Landesfläche Naturschutzgebieten gewidmet, in denen sich die Wildtiere frei bewegen können. Dieses Engagement macht das Land zu einem Leader in Sachen Ökotourismus und zu einer der weltweit nachhaltigsten Reise destinationen. Tuli Block ist eine dieser Regionen. Die 800’000 Hektar grosse Region liegt im östlichen Zipfel Botswanas, am Dreiländereck Botswana, Südafrika, Simbabwe, und beherbergt zahlreiche Naturschutzgebiete. Hier können Freunde des Abenteuers zum Beispiel auf Walking Safaris Elefanten- oder Raubtierforscher begleiten und erhalten Einblicke aus erster Hand in das Verhalten, die Fressgewohnheiten, Territorien und die sozialen Strukturen dieser faszinierenden Tiere.
Horseback Safari Eine aussergewöhnliche, einmalige Perspektive auf die reiche Tier- und Pflanzenwelt, die auf anderen Wegen unmöglich wäre, erhält man etwa auf dem Rücken eines Pferdes. Die sogenannte «Horseback Safari» eignet sich für erfahrene, sattelfeste Reiter. Die jeweils kleinen Gruppen, die gesunden, aktiven Pferde und das mobile, leichte Camp erlauben es, während der Tour viele interessante Territorien dieser selten besuchten Ecke des Landes zu entdecken.
Ganz ohne Motorengeheul und Benzingestank galoppieren die Safari-Reiter mit ihrem Pferd Pfade entlang, die nur von Tieren genutzt werden und die sie nahe an eine Büffelherde oder Elefanten familie führen. Wenn die Reiter dann ihre trabenden Vierbeiner zum Stehen bringen, um einen Moment lang innezuhalten, sind die einzigen Geräusche, die sie hören, der Wind, der durch das Gras weht, und gelegentlich der eindringliche Schrei eines Adlers oder das Platschen eines im Wasser verschwindenden Krokodils. Nach einem etwa fünf- bis siebenstündigen Ausritt erreichen die Safariteilnehmer am frühen Nachmittag das nächste Camp, wo sie später übernachten werden. Es gibt viel zu entdecken. Noch vor dem Sonnenuntergang und nach einer ausgedehnten Ruhepause geht die Expedition am Abend zu Fuss weiter. Hier bekommen die Gäste auch kleinere Tiere und Pflanzen zu Gesicht, die sie auf dem Pferderücken übersehen haben. Die folgenden Tage laufen ähnlich ab, doch Langeweile dürfte kaum aufkommen, denn Tuli Block ist Heimat der sieben Giganten Afrikas: des Elefanten, des Löwen, der Giraffe, des Affenbrotbaums, der grössten Antilopenart sowie des grössten flugunfähigen und des schwersten flugfähigen Vogels der Welt. Die Region, ja ganz Botswana, wird daher gerne das «Land der Giganten» genannt. Gigantisch ist auch das Northern Tuli Game Reserve (NTGR). Es ist das grösste Wildreservat im Süden Afrikas und umfasst 71’000 Hektar. Die Umgebung hier ist steinig, felsig, mit Schluchten versehen und beheimatet 48 Säugetierarten und über 350 Vogelarten mit geschätzt 20’000 angesiedelten Tieren. Grosse Elefantenherden, meist nirgendwo sonst in Botswana gesehen, sind in dieser Gegend präsent.
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TRAVEL
«Heute liegt in aller Ewigkeit vor morgen.» – Altes Sprichwort aus Botswana –
Die Vogelperspektive
Entdeckungsreise auf zwei Rädern.
Safari auf zwei Rädern Wer keine Reiterfahrung hat und dennoch möglichst viel von den ausgedehnten Weiten Tuli Blocks entdecken möchte – aus eigener Muskelkraft und ohne Motorgeräusche oder Metall, das einen umgibt, und ohne Abgase, welche den Besucher im Tierreich ankündigen –, erfährt die Region am besten auf zwei Rädern. Ähnlich wie bei den Pferdesafaris führen die meisten Bike-Safari-Anbieter mehrtägige Touren durch, wobei die Teilnehmer von erfahrenen Guides begleitet werden. Diese führen die Neulinge durch die nahezu unberührte Landschaft und besuchen mit ihnen archäologische Stätten wie etwa die «Solomon’s Wall», einst eine riesige, natürliche Staumauer, über die ein breiter Wasserfall hinunterstürzte. Nur wenige Hügel säumen die Landschaft, und Gebiete, die weniger als 1000 Meter über dem Meeresspiegel liegen, gehören zur Minderheit, denn Botswana befindet sich überwiegend im Hochland. Dennoch sollten die Teilnehmer eine gewisse Kondition an den Tag legen, denn auch hier sitzen sie mehrere Stunden, gelegentlich unterbrochen von Pausen, im Sattel. Die spannende Szenerie, die an den Sportlern vorbeizieht, dürfte die Anstrengung jedoch schnell wiedergutmachen: Je nach Jahreszeit bekommen die Expeditionsteilnehmer auch scheue Tiere wie den Leopard zu Gesicht. Am besten beobachten kann man diese an einer Wasserstelle während der trockenen Wintermonate. Denn in dieser Zeit werden die sonst üppige und grüne Vegetation und die Landschaft ärmlich und karg. Das nun weniger dichte Buschwerk lässt eine bessere Sicht auf die trinkenden Tiere zu. Der Winter dauert hier übrigens von Mai bis Oktober und zeichnet sich durch seine Trockenheit und eher kalten Nächte aus. Tagsüber erreicht das Thermometer während dieser Jahreszeit etwa 20 Grad Celsius.
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Noch besser als der Winter eignet sich der Sommer, um Vögel zu beobachten, denn dann finden auch Zugvögel aus anderen Kontinenten eine vorübergehende Bleibe in Tuli Block. Kein Wunder, besticht der hier von November bis April währende Sommer mit seinen warmen Temperaturen von durchschnittlich 35 Grad Celsius, seiner durch die Regenzeit aufblühenden Vegetation und seinem feuchten Klima. In dieser Zeit verbreiten sich Termiten und verwandelt sich die Umgebung in ein sattes Grün, wodurch etwa Steppenadler, Amurfalken, Schwarzmilane, Weissstorche, Mauersegler und samenfressende Vögel angelockt werden. Aber auch abseits der Regenzeit sind in der Region unzählige Vogelarten anzutreffen: Tuli Block ist Lebensraum von rund 350 verschiedenen Vogelarten, darunter Kormorane, Steindrosseln, Eis vögel und Eulen. Schon bei einem Aufenthalt von drei Tagen werden Safariteilnehmer über 100 Spezies entdecken. Ebenfalls ganzjährig zu bestaunen ist der Fluss-Wald entlang des Limpopo- Flusses. Wer dort entlangspaziert, wird, wenn er ganz ruhig ist, sogenannten Pel-Fischeulen oder Eisvögeln zusehen können, wie sie in den Strom des Flusses stechen, um zu fischen – ein einzigartiger Anblick! Egal ob zu Fuss, auf dem Bike, dem Pferderücken oder gar im Heissluftballon in luftigen Höhen, die grossen Weiten, die zahlreichen Giganten und die einzigartige Kultur Botswanas lassen sich auf viele Arten entdecken. So wird noch manches Abenteurerherz höher schlagen können, wenn die Sonne blutrot hinter dem Horizont verschwindet, in die schwarze Nacht übergeht und einen faszinierenden Blick auf einen klaren, funkelnden Sternenhimmel eröffnet – ohne Luft- und Lichtverschmutzung und ohne Lärm, sondern zum ruhigen Klang der natürlichen afrikanischen Nachtmusik.
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DIE HELDENSTADT
SANTIAGO DE CUBA Lage Einst die Hauptstadt Kubas mit vielen Sklaven wurde Santiago de Cuba zum Mittelpunkt der Unabhängigkeitsbewegung und wird heute zu Recht als Heldenstadt bezeichnet. Martina Gaugler
Geschichte Das Motto der zweitgrössten Stadt Kubas lautet «Gestern rebellisch, heute gastfreund lich, immer heldenhaft» und kommt nicht von ungefähr, schreibt Santiago de Cuba doch eine sehr bewegte Geschichte, die 1515 mit der Stadtgründung durch einen spanischen Gouverneur beginnt. 1523 wurde Santiago zur Hauptstadt Kubas ernannt und trug diesen Titel 33 Jahre lang. Bis dahin war der Ort Hauptstützpunkt der spanischen Kriegsmarine in der Karibik und entwickelte sich zu einem bedeutenden Ankunftshafen für Sklavenschiffe aus Westafrika. Während der haitianischen Revolution ab 1791 flohen viele französische Grossgrund besitzer hierher. Sie brachten noch mehr Sklaven mit, die Santiago nachhaltig in Sachen Musik und Tanz prägten, aber auch technische Kenntnisse, kurbelten Kaffee- sowie Zuckerrohranbau an und beeinflussten das kubanische Bürgertum mit ihren liberalen Vorstellungen. Die Wirtschaft florierte. Ab 1868 kämpften die USA gegen die Spanier in Unabhängigkeitskriegen. Der Sieg der USA führte zwar zum Ende der spanischen Kolonialherrschaft über Kuba, doch Frieden war im von Unruhen geplagten Land lange nicht eingekehrt: Am 26. Juli 1953 wollte eine Gruppe um den damaligen Rechtsanwalt Fidel Castro den regierenden Diktator Fulgencio Batista stürzen. Obwohl der Versuch erfolglos war, geht das Datum in die Geschichtsbücher ein, denn dies war der Startschuss der kubanischen Revolution. Die Aktivisten der «Bewegung des 26. Juli» gaben nicht auf und starteten 1956 einen neuen bewaffneten Kampf, der mit der Flucht des Diktators, am 1. Januar 1959, endete. Ab diesem Zeitpunkt wurde Fidel Castro für beinahe ein halbes Jahrhundert Regierungs chef. Er betitelte Santiago de Cuba als «Heldenstadt der Republik Kuba», zum Dank für die besonderen Verdienste der Bürger um die Revolution. Sein Nachfolger ist seit 2008 sein Bruder Raúl Castro.
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Die Provinzhauptstadt Santiago de Cuba liegt im äussersten Südosten Kubas, am Fusse der Sierra Maestra und am Karibischen Meer. Über 500’000 Einwohner, von denen noch heute ein Grossteil afrika nischer Abstammung ist, verteilen sich auf einer Fläche von rund 1030 km2.
Namhafte Bauten Das älteste Bauwerk Kubas, die «Casa de Diego Velazquez», wurde zwischen 1516 und 1530 für den spanischen Eroberer und ersten Gouverneur Kubas, Diego Velazquez, errichtet. Die im Jahr 1637 erbaute Festung El Morro gilt als das besterhaltene und vollständigste Beispiel der spanisch-amerikanischen Militär architektur. Heute ist die Burg ein Museum und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die bekannte Destillerie Bacardí & Ca. wurde 1862 hier gegründet, steht heute jedoch auf den Bahamas.
WELLNESSEN WIE IM MÄRCHEN LAND 1 An was denken Sie bei Winter? Nass, kalt, matschig? Wir an Entspannung! Und an eine atemberaubend schöne Bergkulisse, die in glitzerndes Weiss gehüllt fast wie eine verträumte Märchenlandschaft wirkt. Nimmt man noch luxuriöse Wellnesshotels inmitten dieser herrlichen Winterlandschaft hinzu, sind sie doch der perfekte Ort, um die Seele baumeln zu lassen. Wir haben vier sensationelle Luxushotels mit Wellnesstempeln für Sie entdeckt. Lassen Sie sich verzaubern! Nike Schröder
1 I Schloss Elmau – Auszeit im schönsten Hochtal der bayerischen Alpen bei Garmisch I Elmau, Bayern Erleben Sie nie zuvor dagewesene Glücksmomente. Hier ist nicht nur das scheinbare Anhalten der Zeit bei der exklusiv für Schloss Elmau kreierten Floating-Massage im Sole-Pool möglich. Hier ist die Konstante die Individualität. Der Luxus ist ebenso wenig von der Stange wie die Bademäntel, die jeder Gast in seiner Lieblingsfarbe wählen kann.
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Die insgesamt vier Wellnessbereiche warten mit fünf grossen Aussenpools, Ladys-Spa, Familien- Spa und Nature Spa auf. Vielseitige Qigong- und Yoga-Angebote runden das Angebot ab. 2015 wurde das Schloss um ein sogenanntes Retreat mit 47 Suiten erweitert. Erleben Sie hier eine Welt für sich mit neuen Luxusdimensionen. Beeindruckend präsentieren auch die Lobby und die zwei Restaurants mit offener Verglasung zum Wetterstein hin die Individualität des Hauses.
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2 I Das Kronthaler – alpine Wellness in majestätischer Panoramalage I Achenkirch, Tirol Mit einem atemberaubenden Panoramablick auf den kristallklaren Achensee und die Bergketten von Rofan- und Karwendelgebirge ist allein schon Erholung garantiert. Das Wellness-Angebot steht hier für ein Konzept der Ganzheitlichkeit, das individuell für jeden Gast zelebriert wird: Jede Behandlung wird in ein Ritual eingebunden, um die echte Erholung bis ins Innere zu spüren. Grössten Wert wird auch darauf gelegt, die Tiroler Natur und deren Wirkkraft in das Wellness- und Spa-Angebot miteinzubinden. Geniessen Sie die schönsten Facetten des alpinen Entspannens mit fünf verschiedenen Saunen sowie einem wunderschönen, beheizten Indoor- und Outdoor-Pool mit 215 Quadratmeter grosser Wasserfläche. Zusätzlich stehen ein Cardio-Fitnessraum, acht Treatment-Suites und eine private SPA-Suite zur Verfügung. Eine Besonderheit sind Massagen mit dem aus der Region stammenden Tiroler Steinöl. Die ursprüngliche Kraft des einzigartigen Tiroler Steinöls wird seit Generationen in der Region geschätzt. In Komposition mit verschiedenen ätherischen Zusätzen wirken die Öl-Anwendungen mal belebend, mal beruhigend – aber immer betörend-sinnlich.
3 I Stanglwirt – der einzige Bio-Bauernhof mit integriertem Luxushotel I Going am Wilden Kaiser, Tirol Hier finden Sie eine Kombination aus Bio-Bauernhof und Fünf-Sterne-Luxus hotel mit neu erweiterten, einzigartigen Wellness- und Spa-Welten. «Das neu konzipierte Spa ist ein ganzheitlicher Kraftplatz für Körper, Geist und Seele»,
verspricht Stanglwirt-Juniorchefin Maria Hauser- Lederer. Ein wesentlicher Teil davon ist das Green- Spa-Angebot: Die Treatments der vier Elemente «Wasser, Feuer, Luft und Erde» sind eine wichtige Komposition, die für nachhaltige Entspannung und ausgleichende Energie sorgen und den Körper in harmonische Balance bringen. Die Energien der Natur stehen dabei im Vordergrund. Ein Erlebnis für Körper, Geist und Seele verspricht auch der Besuch in den Wasserwelten und Sauna landschaften. Auf insgesamt über 12’000 Quadrat metern beeindruckt das typisch österreichische Wellnesshotel mit einem Felsenbad, einer Bio- Zirbensauna, einer Wasserfallgrotte und den Pano rama-Relaxbereichen.
4 I The Chedi Andermatt I Luxus in Holz und Granit Das Luxushotel The Chedi hat als Flagship-Haus der Gruppe GHM im Urserental in Andermatt eröffnet. Das einzigartige Hotel wurde vom bekannten Hoteldesigner Jean-Michel Gathy entworfen und ist die erste Adresse für einen Urlaub auf höchstem Niveau. Umgeben von den mächtigen Schweizer Alpen zeigt sich das «Chedi» als zeitgenössische Symbiose aus alpinem Chic und asiatischer Sanftmut. Die Zimmer und Suiten wurden allesamt aus Naturmaterialien der Region gefertigt. Schlafen Sie in traumhaften handgefertigten Hästens-Betten und geniessen Sie vor dem Kamin sitzend die Aussicht aus den Panoramafenstern. Der Spa-Bereich bietet neben entspannenden Massagen und Liegen für erholende Momente einen 35 Meter langen Innenpool mit Sicht auf die atemberaubende Bergwelt von Andermatt.
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DIE AMERICAN BAR IM LONDONER «SAVOY»
COCKTAILS WITH A
TWIST Sie ist eine Londoner Institution wie Big Ben, Harrods oder die Tower Bridge: die American Bar des legendären Londoner Savoy Hotel at The Strand. Seit mehr als 100 Jahren eine Top-Adresse für feine Gentlemen. Dr. Thomas Hauer I
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Fairmont Hotels & Resorts
TRAVEL Mit der Beaufort Bar bietet das «Savoy» heute neben der American Bar ein weiteres Etablissement von Weltformat mit eigens kreierten Signature Cocktails, die am Tisch des Gastes zube reitet werden. Wer nach ein paar Drinks Appetit bekommt – der Savoy Grill liegt gleich um die Ecke. Hier schwang in den 1890er-Jahren Auguste Escoffier den Kochlöffel und erfand Klassiker wie Pfirsich Melba oder Birne Helene. Schon Oscar Wilde und Sir Winston Churchill ge hörten zu den Stammgästen … ach ja, schlafen kann man im «Savoy» übrigens auch.
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ie Liste an Stars und Sternchen, die dieser charmanten Grande Dame über die Jahrzehnte bereits die Ehre erwiesen haben, ist mittlerweile wohl länger als das Londoner Telefonbuch. Doch Name-Dropping ist wohl nur etwas für Parvenüs – im «Savoy» setzt man dagegen auf typisch britisches Understatement.
Die American Bar – Understatement pur
Stan Laurel und Oliver Hardy, das regelmässig im «Savoy» abzusteigen pflegte. Harry Viccars (1975–1981) dagegen kreierte Mitte der 70er den Speedbird, einen ebenso opulenten wie spritzigen Drink aus Bacardi White Rum, Martini Dry und Rosso, Orangenlikör und Angosturabitter für den Jungfernflug der Concorde.
Have a Green Park Doch auch hinter dem Tresen ging es hier seit der Eröffnung im Jahre 1893 meist recht prominent zu. Zu den ehemaligen Barkeepern gehören Legenden wie Ada «Coley» Coleman (1903–1924), die den sagenumwobenen Hanky-Panky kreiert hat, einen Mix aus gleichen Teilen Gin und Wermut, garniert mit zwei Dashes Fernet-Branca und ein wenig Orangenzeste. Oder ihr Nachfolger Harry Craddock (1925–1939). Aus seiner Feder stammt das «Savoy Cocktail Book» – bis heute die Bibel der Cocktailkultur. Sein White Lady, ein erfrischender Blend aus Gin, Cointreau und Zitronensaft, war einer der Lieblingsdrinks des Komikerduos
Aber auch Erik Lorincz, seit 2010 Headbartender, hat schon einige Drinks kreiert, die das Zeug zum Klassiker haben. Unbedingt probieren sollten Cocktailfans seinen Green Park, einen Frischekick auf Basis von Bombay Saphire Gin, Sellerie- Bitters, Zitronensaft, Zuckersirup, frischem Basilikum und Eiweiss. Lorinczs bereits 2010 kreierter Cocktail El Malecón ist dagegen ein typischer Old-School-Drink, über den er selbst sagt: «Ich habe einmal gelesen, dass die Quintessenz dessen, was es heisst, Kubaner zu sein, darin liegt, die Unwägbarkeiten des Lebens zu akzeptieren. Dass wir geboren werden und wieder sterben
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TRAVEL
Eric Lorincz in Aktion Der Blue Angel ist Marlene Dietrich gewidmet und ein Signature Drink der neuen Beaufort Bar des «Savoy».
müssen und versuchen sollten, dazwischen so viel Spass und Freude wie möglich zu haben. Mit dieser Haltung im Hinterkopf wollte ich einen Drink kreieren, der sowohl tagsüber wie am Abend Freude macht und der in der elegantesten Londoner Cocktailbar eine genauso gute Figur abgibt wie entlang des Malecón in Havanna, wo Musik, Gelächter und Tabakrauch in der Luft liegen. Mein Drink bietet deshalb die Frische der Limette, die reiche Frucht und die Nussaromen von gereiftem Port und Sherry, zu denen Peychaud’s Bitters einen Kontrapunkt setzen, während das Ganze von der Wärme des Bacardi Rum umhüllt wird.» Da behaupte noch mal einer, Cocktails-Mixen sei ein Handwerk ohne Tiefgang.
The Policeman’s Hook Lorinczs aktueller Lieblingsdrink aber ist der Policeman’s Hook – für ihn gleichzeitig Ausdruck von
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Kreativität wie ultimatives Geschmackserlebnis. Die Zutaten: Haig Club Grain Whisky gemixt mit geröstetem Malzsirup, drei Tropfen Bitters und einem hausgemachten Blend aus drei Sorten Wermut, verfeinert mit einem Auszug gerösteter Kombu- Algen und garniert mit Rentier-Moos. Nicht nur ein Fest für die Geschmacksknospen, sondern auch eine Augenweide! «Unser breit gefächertes Menü ist ein idealer Einstieg für das besondere Cocktail-Erlebnis, denn unsere Gäste bekommen in der American Bar nicht nur perfekte Drinks serviert, sondern erfahren auch etwas über die Geschichten, Anekdoten und Innovationen, die sich hinter den Rezepten verbergen. Ausserdem gehört zu einem tollen Abend natürlich makelloser Service», erzählt Lorincz. Dazu gehört auch, dass hier jeden Abend live am Piano gespielt wird. An dem Flügel, bis heute elegantes Centerpiece der American Bar, hat schon Frank Sinatra in die Tasten gehauen.
Der Platz an der Bar Wer Eric Lorincz oder einem seiner smarten Kollegen beim Mixen der Drinks auf die Finger schauen will, wählt natürlich am besten einen Platz direkt an der Bar – davon gibt es allerdings nur vier, und da es zu den strikten Regeln des Hauses gehört, keine Reservierungen zu akzeptieren, muss man zumindest am Abend schon ein wenig Glück haben, will man einen dieser begehrten Hotspots ergattern. Spätestens dort begreift man dann, dass das Geheimnis dieses magischen Ortes, dessen an Art-déco-Elemente angelehntes Interior- Design an die goldene Zeit des American Bartending erinnert, in den Details verborgen liegt. Erst sie machen einen ordinären Drink zum perfekten Cocktail.
Winterliche AUGENBLICKE Gen iessen Sie d ie frostigen Wi nter tage warm ei n gepack t i n der Natu r oder gön nen Sie sich ei nen g uten Tropfen vor dem K a m i n. Und u m d ie schönsten Sch nee-Momente i n w i nterl icher Ku l isse festz u ha lten, haben wir auch gleich die richtigen Kameras für Sie.
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1 I RAY BAN MIT DER «AVIATOR GRADIENT» HABEN SIE SELBST IM WINTER GUT GESCHÜTZTE AUGEN. 2 I MICHAEL KORS IM NEUEN «SCOUT»KAMERA-CASE IST IHR FOTOAPPARAT BESTENS GESCHÜTZT.
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3 I JEAN PAUL GAULTIER DIE NEUE KOLLEKTION IST INSPIRIERT VON DEN STREIFZÜGEN DURCH DIE WÄLDER JAPANS. 4 I EL LODGE SKI & SPA RESORT VERBRINGEN SIE IHRE SKIFERIEN IM TRAUM HAFTEN LUXUS-CHALET IN DER SIERRA NEVADA.
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5 I PERRIER-JOUËT DIESE CHAMPAGNER SORGEN AN DER KUNSTMESSE «HIGHLIGHTS» FÜR PRICKELNDEN GENUSS. 6 I KNECHT REISEN DAS «FAIRMONT CHATEAU WHISTLER» IST EIN TRADITIONSREICHES HOTEL, DIREKT AN LIFT UND PISTE. 7 I LEICA FÜR UNMITTELBAR GREIFBARE BILDER SORGT DIESE SOFORTBILDKAMERA IN EXKLUSIVEM DESIGN.
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FASZINIERENDE BEGLEITERINNEN FÜRS
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GELENK WATCHES & JEWELLERY
Auf den Punkt gebracht hat es der amerikanische Psychologe Robert Lewin: «Das Ticken der mechanischen Uhr ist der Herzschlag der menschlichen Kultur.» Daran ändert auch der da und dort zu beobachtende Zeitenwandel nichts. Eine aussergewöhnliche mechanische Armbanduhr bester Provenienz ist eine Anschaffung fürs Leben. Jeder Blick aufs Zifferblatt erfreut Auge, Herz und Seele.
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Gisbert L. Brunner
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ugegeben: Ungetrübter Sonnenschein ist gegenwärtig eher selten in der erfolgsverwöhnten Schweizer Luxus uhrenbranche. Die bis zum Frühjahr 2015 konti nuierlich wachsenden Exporte geben seitdem mit schöner Regelmässigkeit nach. Insbesondere Hongkong, der viel gepriesene Nabel des Geschäfts mit erlesenen Zeitmessern, schwächelt. Ein Grund ist darin zu sehen, dass die immens wichtige Klientel aus dem Reich der Mitte viel weniger, preiswerter und lieber in anderen Metropolen dieses Globus kauft. Das Ausbleiben der häufig nicht sonderlich gut behandelten, weil wenig geliebten «Landsleute» lässt sich nur schwer kompensieren. Nur begrenzt hilft es der eidgenös sischen Ausfuhrstatistik, dass der private Konsum in den Vereinigten Staaten von Amerika und Japan
wieder anzieht. Man verwöhnt sich nach harter Arbeit völlig zu Recht durch ein tickendes Kleinod der Extraklasse. Auf einem ganz anderen Blatt Papier steht der gegenwärtige Boom im Vereinigten Königreich. Der ins Haus stehende «Brexit» liess den Kurs des Britischen Pfundes purzeln und damit auch die Preise für Luxusuhren eidgenös sischer oder deutscher Provenienz. Von Dauer wird diese Entwicklung nicht sein. Weil Preis anpassungen über kurz oder lang ins Haus stehen, sollte man einen eventuell geplanten Shoppingtrip auf die Insel nicht zu lange hinausschieben. Natürlich gibt es die hier gezeigten Uhren auch im eigenen Land. Vielleicht etwas teurer, dafür aber dann womöglich versüsst durch ein umfassendes Serviceversprechen. Und das ist am Ende auch einiges wert.
RADO
HUBLOT
ROLEX
Lang Lang, 34, ist anerkannter Star der internationalen Musikszene. Sein breites Repertoire hat ihm viele Auszeichnungen eingetragen. 2007 gründete er die Lang Lang Musikstiftung zur Unterstützung junger Pianisten. Bemerkenswert ist seine Leidenschaft für feine Uhren. Der Markenbotschafter von Hublot hat sich mit privaten, teilweise spontan improvisierten Konzerten in die Herzen vieler Zeit- Genossen gespielt. Als Hommage an den chinesischen Pianisten entstehen 88 Exemplare der neuen «Classic Fusion Ceramic Ultra-Thin Lang Lang». Ihr 45 mm grosses Keramik-Gehäuse mit Goldschrauben und -krone baut 8,15 mm hoch. Es birgt das skelettierte Handaufzugskaliber HUB1302 mit 90 Stunden Gangautonomie und kleiner Sekunde bei «7». Die Signatur von Lang Lang findet sich am schwarzen Lack-Zifferblatt. Bis in die 1940er Jahre reicht die Geschichte der Rolex «Air-King» zurück. Das Automatikkaliber 3131 in der Edition des Jahres 2016 besitzt einen beidseitig wirkenden Rotoraufzug, 48 Stunden Gang
autonomie, ein paramagnetisches Ankerrad aus Nickel-Phosphor-Legierung, eine hauseigene «Parachrom»-Unruhspirale und vier Hertz Unruhfrequenz. Schutz bieten gleich zwei Gehäuse: Das äussere in Edelstahl, 40 mm gross, ist wasserdicht bis zehn bar Druck. Innen leitet eine Weicheisen-Schale Magnetfelder bis zu 1000 Gauss um die Mechanik herum. Bei diesem COSC-zertifizierten «Chronometer der Superlative» garantiert die Manufaktur für tägliche Ganggenauigkeit zwischen minus und plus zwei Sekunden. Sein stählernes Gliederband lässt sich mithilfe des Easylink-Systems ruck-zuck um fünf Millimeter verlängern. 26 Jahre nach dem Lancement der «Ceramica» hat Rado die neueste Generation dieses Klassikers mit kratzfestem Gehäuse vorgestellt. Für die Gestaltung kooperierte das Mitglied der Swatch Group mit dem Industriedesigner Konstantin Grcic. Seiner Kreativität entspringt die «Ceramica Signature», deren Edition auf 701 Exemplare beschränkt ist. Kennzeichen sind ein mattschwarzes Monobloc-Gehäuse aus Hightech-Keramik, Masse 30,0 x 41,7 mm, Titanboden mit PVD-Beschichtung, Edelstahl-Krone mit Titan-Kappe sowie gewölbtes metallisiertes Saphirglas. Die Wasserdichte reicht bis fünf bar Druck. Präzise agiert das Quarzwerk mit Zentralsekunde. Beim Armband handelt es sich um eine Hybrid-Konstruktion: Glieder aus mattschwarzer Hightech-Keramik, Innenband aus schwarzem PVD-Stahl und Dreifachschliesse aus gebürstetem Titan.
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PARMIGIANI FLEURIER
WATCHES & JEWELLERY
CARL F. BUCHERER
Blau ist die Hausfarbe der Schweizer Nobeljuweliers Bucherer. In Koope ration mit renommierten Partnern entstanden deshalb sogenannte Blue Editions. Carl F. Bucherer, die unter dem gleichen Dach angesiedelte Uhrenmanufaktur, steuert eine speziell gestaltete «Manero Peripheral» mit petrol blauem Zifferblatt bei. Ihr Edelstahl-Gehäuse misst 40,6 Millimeter. Im Inneren tickt das selbst konstruierte und produzierte Automatikkaliber CFB A2050. Den Selbstaufzug bewirkt eine peripher rotierende Schwungmasse mit Wolfram-Segment, kleiner Sekunde und Fensterdatum. Das aussergewöhnliche Uhrwerk baut 5,28 Millimeter hoch. Nach Vollaufzug läuft es 55 Stunden am Stück. Vor dem Einbau ins Gehäuse muss jedes Exemplar die offizielle Genauigkeitsprüfung der Schweizer Chronometerkontrolle bestehen. Der Eindruck, dass sich Parmigiani Fleurier mit dem, was Damen wünschen, sehr intensiv auseinandergesetzt hat, entsteht beim Betrachten der neuen «Tonda 1950 Metropolitaine». Ihr 33,1 Millimeter grosses Edelstahl-Gehäuse hält ein handgefertigtes Lederband von Hermès sicher, komfortabel und – falls gewünscht – auch farbenfroh am Unterarm. Das Miteinander freilich
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GIRARD-PERREGAUX
PATEK PHILIPPE
URBAN JÜRGENSEN
Erfolg. Der stellte sich erst 1998 ein. 2008 ging die 40 Millimeter grosse Edelstahl-Referenz 5711 / 1A an den Start. Fürs Jubiläum hat die Genfer Familien manufaktur eine limitierte Version in Platin kreiert. Nach 700 Exemplaren ist unwiderruflich Schluss. Erkennbar ist das Besondere an Diamant-Indexen auf dem Zifferblatt. Hinzu gesellt sich eine zusätzliche Signatur, welche den Anlass für diese Edition zum Ausdruck bringt. Für die Zeitanzeige ist die Manufaktur-Automatik 324 S C mit massivgoldenem Rotor und rund 45 Stunden Gangautonomie zuständig.
kommt nicht von ungefähr, denn Parmigiani ist mit dem Pariser Nobeltäschner über die Werkemanufaktur Vaucher wirtschaftlich verbunden. In deren Ateliers entsteht auch das flache Automatikkaliber PF310 mit zwei Federhäusern und 50 Stunden Gangautonomie. Frauen von Welt werden sich an 72 Diamanten von zusammen 0,4965 Karat erfreuen, die das bis drei bar wasserdichte Gehäuse mit Saphirgläsern auf der Vorder- und Rückseite zieren. Patek Philippe zelebriert 2016 den 40. Geburtstag der luxuriös sportlichen «Nautilus». Das ausdrucksstarke Design im Bullaugen-Look stammt von Gérald Genta. Als die stählerne Ikone 1976 zum Preis eines Kleinwagens in den Handel gelangte, war sie alles andere als ein durchschlagender
Das schimmernde Zifferblatt aus Aventurin wirkt wie ein Magnet. Auf diese Weise lenkt es die Blicke anspruchsvoller Frauen auf sich. Das strahlend blaue Oval, vor dem Zeiger für Stunden, Minuten und Sekunden rotieren, gehört zum neuesten Tag-Nacht-Modell der 2004 vorgestellten Uhrenlinie «Cat’s Eye». Dahinter lassen die Uhrmacher von Girard-Perregaux eine kleine Scheibe aus massivem, 22-karätigem Roségold drehen. Und zwar in 24 Stunden um 360 Grad. Sie trägt eine Sonne, welche sich tagsüber im Zifferblatt ausschnitt zeigt, und einen Mond, der Nachtstunden signalisiert. Als Antrieb dient das 4,8 mm hohe Manufaktur-Automatikkaliber GP03300-0090, assembliert aus 218 Komponenten. Der Glasrand des Roségold-Gehäuses in den Dimensionen 35,44 x 30,44 mm trägt 62 Brillanten. Bis zum Jahr 2100 benötigt das komplexe Kalenderwerk der erlesenen «Referenz 1741 Platinum» von Urban Jürgensen keine manuelle Nachhilfe. Rein theoretisch versteht sich, denn das ist nur der Fall, wenn das Manu faktur-Handaufzugswerk regelmässig aufgezogen wird. Das Kaliber UJS.P4 repräsentiert höchste Uhrmacherkunst eidgenössischer Provenienz. Seine Unruh samt Doppelspirale vollzieht stündlich 21’600 Halbschwingungen. Und das 60 Stunden lang ohne Energienachschub. Auch das 41 Millimeter grosse, dreiteilige Platingehäuse mit seinen konvexen Kurven und konkaven Linien kann als handwerklicher Leckerbissen gelten. Durch den Sichtboden zeigt sich das darin verbaute Uhrwerk. Schliesslich ist auch das in zeitraubender Grenage- Technik ausgeführte Zifferblatt eine Freude fürs Auge des Betrachters.
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WATCHES & JEWELLERY ZENITH
Retrolook pur verstrahlt das Design der «Harmony»- Kollektion von Vacheron Constantin. Zu verschiedenen Chronographen, deren Geburtsstunde 2015 schlug, gesellt sich nun die Version mit einfachem Vollkalender. Neben der Zeit lassen sich vom Zifferblatt Datum, Wochentag und Monat ab lesen. Ausserdem haben die Konstrukteure das haus eigene Automatikkaliber 2460 QC mit einer Mondphasenanzeige ausgestattet. Präzision wird hierbei gross geschrieben. Die erste manuelle Korrektur um einen Tag ist nach 122 Jahren erforderlich. 308 Bauteile benötigen die Handwerker in den Ateliers der Genfer Manufaktur, um eines dieser 29 Millimeter grossen Werke mit 5,4 Millimeter Bauhöhe fertigzustellen. Schutz bietet ihm ein kissenförmiges Rotgold-Gehäuse mit Sichtboden. Seine Wasserdichte reicht bis drei bar Druck. Die «1858»-Kollektion von Montblanc weist auf das Gründungsdatum der Manufaktur Minerva hin, deren Integration nach dem Erwerb im Jahr 2006 erfolgte. Dort entstanden in den 1930er Jahren Chronographen für militärische Zwecke, welche dieser Uhrenlinie als Vorbild dienten. Bronze als Gehäusematerial war vor rund 80 Jahren noch kein Thema. Ganz im Gegensatz zur Gegenwart. 2016 erhält die «1858» Zuwachs in Gestalt von drei nostalgisch anmutenden Armbanduhren. An Kosmopoliten wendet sich die «1858 Automatic Dual Time». Das Mittelteil ihrer 44-mm-Schale besteht aus Edelstahl. Lünette und Krone sind aus
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MONTBLANC
VACHERON CONSTANTIN
Bronze gearbeitet. Funktionalität rund um den Globus verspricht das Kaliber MB 29.19 mit selbst entwickeltem Zeitzonen-Modul. Von den beiden Stundenzeigern ist der unabhängig verstellbare für die Orts-, der andere, kombiniert mit einer Tag- / Nacht-Anzeige, für die Heimatzeit zuständig. Den 50. Geburtstag von Cohiba, dem Top-Label der kubanischen Tabak gesellschaft Habanos, zelebriert Zenith mit insgesamt fünf Armbanduhren. Die «Academy Christophe Colomb Tribute to Cohiba» besitzt ein Roségold- Gehäuse mit 45 mm Durchmesser sowie ein handgraviertes und emailliertes Gold-Zifferblatt. Letzteres zeichnet die Oberfläche eines Tabakblatts minutiös nach. Ein Kunstwerk ist auch das Handaufzugskaliber El Primero 8804. Dessen Besonderheit besteht in einem Gyroskop-Modul. Wie bei Marine chronometern oszilliert der integrierte Gangregler immer waagrecht und somit frei von Schwerkrafteinflüssen. Allein auf diese innovative Baugruppe ent fallen 171 der insgesamt 308 Bauteile des aufwändigen Uhrwerks. Flankiert wird sie vom kleinen Sekundenzeiger und der bis 50 Stunden skalierten Gangreserveanzeige.
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DER HEILIGE TEIN ASIENS
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Ein Stein mit Symbolcharakter
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Jade war auch für Waffen ein beliebtes Material, denn sie ist härter als Stein oder Stahl. Ebenso legte man der Tradition nach immer ein Stück Jade in das Fundament eines Haues ein, um es vor Blitzen und Unwettern zu schützen, hatte doch der Überliefe rung nach der Gott der Unwetter als letzten Pfeil einen Speer aus Jade geschossen, der den Regenbogen traf. Häufig schliff man Jade in China auch zu symbolischen Motiven, die dem Träger in den ver schiedenen Bereichen seines Lebens Glück bringen sollten: So steht der Schmetterling für ein langes Leben, der Drache für Kraft, Wohl stand und Gutherzigkeit und das Pi-Zeichen, eine flache Scheibe mit einem Loch in der Mitte, für den Himmel.
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Ob als Symbol für Macht und Unsterblichkeit oder als Gegenwert für ganze Städte – in kaum einer anderen Kultur hat Jade einen so hohen Stellenwert wie in der chinesischen. Und auch die kostbarste Jadekette der Welt wurde im «Reich der Mitte» gefertigt, bevor sie in den Besitz der so exzentrischen wie legendären Kaufhauserbin Barbara Hutton überging.
aum einen anderen Edelstein umgibt eine solch geheimnisvolle Aura wie die Jade. Mit ihrem faszinierenden Farbspektrum, das von intensivem und durchscheinendem Smaragdgrün bis hin zu Weiss, Grau, Gelb oder Braun reicht. Und auch wenn Jade in vielen Teilen der Welt vorkommt, so ist doch ihre Symbolkraft und Wertschätzung nirgends grösser als in der chinesischen Kultur, wo sie seit über 8000 Jahren verwendet wird. Untrennbar mit der Geschichte des Landes verbunden, gehört auch das Schriftzeichen für Jade zu einem der ältesten Chinas.
Stein der Kaiser
Macht und Unsterblichkeit sind die Attribute, die man der Jade seit jeher zusprach, aber auch Tugenden wie Mut, Gerechtigkeit, Nächstenliebe und Bescheidenheit. Von ihrem unermesslichen Wert zeugen Überlieferungen, wonach zu Zeiten der «Streitenden Reiche» (481–221 v. Chr.) gar ganze Städte gegen den «heiligen Stein Asiens» eingetauscht wurden. Von der immensen Bedeutung des Minerals zeugt auch der sogenannte Jadekaiser, der zu einer der wichtigsten Gottheiten der chinesischen Mythologie gehört, oder das imposante Mausoleum mit der berühmten Terrakotta-Armee in Quin, das der erste historische Kaiser Quin Shihuangdi in der Nähe eines Jadevorkommens erbauen liess. Die feinste Qualität der Jade, auch Imperial- oder Kaiserjade genannt, war hoch begehrt und den chinesischen Kaisern vorbehalten – als Grabbeilagen, für besondere, mit tausenden von Jadeplättchen bestickte Totengewänder oder als kostbarer Schmuck.
Mdivani-Kette Es gibt zahlreiche Kostbarkeiten aus Jade, doch eine Kette gilt nicht nur als die kostbarste Jadekette der Welt, sondern erlangte auch Weltruhm: die «Mdivani-Kette». Erschaffen in der Qing-Zeit im 19. Jahrhundert, besteht das Collier aus 27 makellosen grünen Perlen aus Kaiserjade. Wunderschön transluzent und mit einem betörenden Glanz warten die Perlen mit einem Durchmesser zwischen 15 und 19 Millimetern auf und lassen auf einen Schnitt mit hohem Materialverlust schliessen. Es ist aber nicht nur die Grösse der Perlen, die sie so unermesslich wertvoll macht, sondern auch die Seltenheit, in Textur und Farbe perfekt aufeinander abgestimmte Perlen dieser exquisiten Qualität zu finden und zusammenstellen zu können. Bis heute ist unbekannt, wem das kostbare Collier ursprünglich gehörte, wahrscheinlich aber ist, dass die Trägerin zum kaiserlichen Hof in Pekings Verbotener Stadt gehörte.
Anka Refghi I
Sotheby’s
Durch politische Unruhen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum Ende des Kaiserreiches führen sollten, gelangte die Kette nach Amerika und in den Besitz der berühmten Unternehmer familie Hutton, die das Collier im Jahre 1933 von Cartier überarbeiten liess. Cartier, damals Pionier in der Verarbeitung von Jade und richtungsweisend dafür, dass Jade zu einem der beliebtesten Schmucksteine der Art-déco-Ära wurde, statuierte ein Exempel der Superlative. So erhielt Cartier den altehrwürdigen Charakter der wunderschönen chinesischen Kette und ergänzte sie lediglich mit einer mit Rubinen und Diamanten besetzten Schliesse in geometrischer Form im Stile des Art déco. Besitzerin dieser Preziose war die amerikanische Milliardärin Barbara Hutton (1912–1979) – Schmucksammlerin, Woolworth-Erbin und bekannt für ihr so exzentrisches wie verschwenderisches Leben und ihren Verschleiss an Ehemännern. Das Collier, das sie einst von ihrem Vater zu ihrer Hochzeit mit dem georgischen Prinzen Alexis Mdivani – dem ersten von sieben Ehemännern – erhalten hatte, wurde später zu immer höheren Rekordpreisen versteigert. Zuletzt ging es im Jahre 2014 bei einer Auktion von Sotheby’s in Hongkong für sage und schreibe 27,44 US-Dollar an den nächsten Besitzer.
The luxurious way of life | 89
WATCHES & JEWELLERY
Er war das, was man getrost als einen Virtuosen seiner Berufsklasse bezeichnen konnte – Johann Melchior Dinglinger. Seines Zeichens der berühmteste Hofgoldschmied seiner Zeit in Dresden und im Dienste des Kurfürsten August der Starke von Sachsen. Dinglinger, der aus einer Goldschmiedefamilie stammte, wurde am 26. Dezember 1664 in Biberach geboren. Nach seiner Lehre zum Goldschmied, man schrieb das Jahr 1669, ging der talentierte junge Mann als Geselle nach Dresden, wo er bereits 1689 zum Hofgoldschmied berufen wurde. Hier wirkte er zwischen den Jahren 1694 und 1731 beinahe vierzig Jahre. Eine Zeit, in der er zusammen mit seinen Brüdern, dem Goldarbeiter Georg Christoph und dem Emailleur Georg Friedrich, die ihm ebenfalls nach Dresden gefolgt waren, Galanteriearbeiten, Kabinettstücke und Schmuck herstellte, wie sie die Welt noch kaum gesehen hatte. Entstanden sind Kostbarkeiten, die in der europäischen Kunstgeschichte einen einzigartigen Rang einnehmen, denn nur die teuersten Materialien wurden verwendet, um in filigranster Handarbeit den individuellen Sehnsüchten und politischen Träumen des Fürsten Gestalt zu verleihen. Denn die Prunkstücke waren nicht einzig dazu gedacht, den Fürsten bei Laune zu halten und seine Sinne zu berauschen, vielmehr war ihnen auch ein wirkungsmächtiges Potential eigen, das dem sächsischen Kurfürsten – und später gleichzeitig polnischen König – im Wettbewerb mit den europäischen Königsdynastien und dem habsbur gischen Kaiserhaus zur Verfügung stand. Johann Melchior Dinglinger selbst wurde bereits zu Lebzeiten so berühmt, dass sein Haus in der Grossen Frauengasse schon damals als Touristenattraktion galt. Dinglingers Prunkstücke sind beinahe vollständig erhalten im berühmten Grünen Gewölbe in Dresden zu bewundern, das der Fürst einst erbaut hatte, um seine unermesslichen Schätze aufzubewahren und das ohne die Meisterwerke Johann Melchior Dinglingers nicht denkbar wäre. Das berühmteste
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JOHANN MELCHIOR DINGLINGER
© Wiki Commons
DER VIRTUOSE
Werk des Gewölbes ist das Kabinettstück «Hofstaat zu Delhi am Geburtstag des Grossmoguls Aureng-Zeb», das teurer war als ein ganzes Schloss und zu einem der Hauptwerke der barocken Juwelierskunst zählt. Den Tischaufsatz aus 132 emaillierten Goldfiguren erschuf Dinglinger mit seinen Brüdern und 14 Gesellen.
«Das Auge sieht sich nimmer satt: sagt Salomo in seinen Sprüchen. Ach, dass er Dresden nicht gesehen hat!» – Daniel Triller –
«Feenpalast»
© Wiki Commons
– Arthur Schopenhauer über das Grüne Gewölbe –
«Im Grünen Gewölbe sah ich, dass der Kurfürst ein steinreicher Mann ist.» – Johann Gottfried Seume –
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SILVER
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1 I DE GRISOGONO «FOLIES» PRÄSENTIERT EIN AUF FÄLLIGES DIAMANTENCOLLIER – WIE GEMACHT FÜR GALAABENDE. 2 I GÜBELIN DIESER PLATINRING LÄSST DAS HERZ EINER JEDEN FRAU HÖHERSCHLAGEN. 3 I VAN CLEEF & ARPELS DIE «PERLÉE CLOVERS HOOP»OHRRINGE ZIEREN KLEINE DIAMANTBLUMEN.
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4 I THOMAS SABO DER «STERLING SILVER»-RING SYMBOLISIERT SCHUTZ, KRAFT UND POSITIVE LEBENSENERGIE. 5 I SWAROVSKI DER FUNKELNDE «CRYSTALDUST»- ARMREIF BRINGT IHR HANDGELENK BESTENS ZUR GELTUNG.
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6 I BUCHERER AUS 18 KARAT WEISSGOLD IST DER FILIGRANE «BANGLE» DER «DIAMONDS»-KOLLEKTION.
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7 I SCHAFFRATH DAS BLUMIGE COLLIER VON «LIBERTÉ» BESITZT EINEN DREHBAREN DIAMANTEN IN DER MITTE. 8 I AL CORO ROSÉGOLD UND BRILLANTEN ZIEREN DIE SCHWARZEN ACHAT-OHRRINGE AUS DER «AMORI»-LINIE.
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9 I BULGARI WUNDERSCHÖN GLÄNZT ES, DAS «SERPENTI»-COLLIER MIT DIAMANT-PAVÉ.
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BY CARTIER
TUTTI
FRUTTI Unter Schmuck-Sammlern gehören die faszinierenden «Tutti Frutti»Juwelen von Cartier zu den begehrtesten Designs. Bei der speziellen Kollektion mit ihren aus Edelsteinen geschliffenen Blüten, Beeren und Blättern ist das legendäre Collier «Tutti Frutti» oder ursprünglich Collier «Hindou» die unschlagbare Königin.
A
lles beginnt mit einer Reise nach Indien und einem anderen wichtigen Collier, das Königin Alexandra von England 1901 bei Cartier in Paris in Auftrag gibt und es ein Jahr später bei der Krönung ihres Gemahls, König Edward VII., trägt. Königin Alexandra bittet Cartier in Paris, eine Halskette aus den indischen Edelsteinen anzufertigen, die sich im Besitz des britischen Königshauses befinden. Sie soll zu ihren neuen indischen Kleidern passen, die ihr von Mary Curzon, der Frau des Vizekönigs von Indien, geschenkt wurden. Cartier fertigt ein traumhaf tes und elegantes Collier aus 71 Perlen, zwölf Cabochon-Rubinen, 94 Cabochon- und zwei qua dratischen Smaragden, die als «Talismane» bezeichnet werden.
Reise nach Indien Als Jacques Cartier 1911 zu seiner ersten Reise nach Indien aufbricht und zahlreiche indische Herrscher trifft, beauftragen deren Ehefrauen Cartier
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Helena Ugrenovic I
Nick Welsh, Collection Cartier © Cartier
damit, ihre Familienschätze in neue, modische Pariser Schmuckstücke zu verwandeln. Diese direkte Auseinandersetzung mit traditionellem indischen Schmuck, dem leuchtend roten und grünen Jaipur-Emaille mit den Blumenmustern und unterschiedlich geschnitzten Steinen, wird etwas Tiefgreifendes bei Cartiers Designern und insbesondere Jacques Cartier bewirken. Der neue Stileinfluss, kombiniert mit Cartiers Suche nach seltenen indischen Edelsteinen, wird zur Kreation einiger der wichtigsten Art-déco-Juwelen führen, die jemals erschaffen wurden.
Der Geist des Ostens In den 1920er Jahren erobern indisch inspirierte Schmuckstücke den Westen im Sturm, während die westlichen Juweliere dieser Zeit den Osten immer stärker beeinflussen. Die erste Inspirationswelle löst 1909 die Aufführung von Diaghilevs Ballets Russes in Paris aus. Die farbenfrohen Kostüme und Sets, entworfen von Léon Bakst, eröffnen
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Collier «Hindou» Das erste Collier «Hindou» wurde 1935 vom Maharadscha von Patna bei Cartier in Auftrag gegeben. Im Collier wurden Diamanten, geschnitzte Rubine und Emaille, wellenförmig angeordnete Diamanten, hervorspriessende Rubine und Smaragde in Blatt form verarbeitet. Während das Collier des Maharadschas von Patna in den Farben Weiss, Grün und Rot gehalten wurde, er gänzte Daisy Fellowes ihres mit 13 ovalen Saphiren.
Indien im Tower von London Kein anderes europäisches Königshaus verfügt über eine derartige Sammlung indischer Schmuckstücke wie das britische, das seit dem 18. Jahrhundert einen wahren Schatz im Tower von London wahrt.
Daisy Fellowes mit Tutti-Frutti-Collier, 1937
einen dynamischen Dialog zwischen orientalischen Motiven und den Künsten in Europa, insbesondere Mode- und Schmuck-Design. Als sich die Art-déco- Epoche zu einer unentschlossenen ethnischen Ästhetik ausweitet, bieten Indien und sein kultureller Reichtum eine unerschöpfliche kreative Quelle. Während Cartier in Indien die wertvollsten natürlichen Materialen des Landes erwirbt, dessen Edelsteine, fliessen die Ideen wie bei einem Springbrunnen. Unter den seltenen Steinen befinden sich von Natur aus geschliffene und gravierte Edelsteine, die Blättern, Blüten und Beeren ähneln. Diese einzig artig geformten Edelsteine verarbeitet Cartier zwischen 1920 und 1930 zur unverkennbaren «Tutti Frutti»-Kollektion, die aus Armbändern und Broschen besteht. Das auffälligste Stück dieser Kollektion wird jedoch das Collier «Hindou» für Daisy Fellowes.
Ihre Majestät, «Tutti Frutti» Daisy Fellowes, eigentlich Marguerite Séverine Philippine Decazes de Glücksbierg, vermählt sich in erster Ehe mit einem Prinzen, beim zweiten Gang zum Altar aus Rache mit dem Cousin von Winston Churchill, weil Besagter ihren eifrigen Reizen eisern trotzt, ist Miterbin des Singer-Nähmaschinen-Vermögens, die erste Chefredakteurin für «Harper’s Bazaar», Schriftstellerin, Mode-Ikone und eine der grössten Schmucksammlerinnen des 20. Jahrhunderts. Die Sammlung der Grande Dame der Society verfügt über eine unvergleichbare
Kollektion an höchst einzigartigen Unikaten, von denen zahlreiche zu den krönenden Leistungen der Häuser Cartier und Van Cleef & Arpels gehören. Daisy Fellowes lässt von Cartier ein Collier anfertigen, das als eines der spektakulärsten Stücke in die Firmengeschichte eingehen wird. Für die Herstellung des neuen Colliers sollen die Edelsteine dreier Schmuckstücke aus Fellowes’ Besitz «recycelt» werden. Die Ausbeute von 785 Edelsteinen – Rubine, Saphire, Smaragde und 594 Diamanten – ergänzt Cartier mit weiteren 238 Diamanten und acht Rubinen. Das blühende «Lätzchen» eines prächtigen Edelsteingartens wird mit einer typischen indischen Seidenkordel gesichert, wodurch die Länge des Colliers verschieden eingestellt werden kann. Angeblich trägt Daisy Fellowes das «Tutti Frutti»-Collier nur ein einziges Mal in der Öffentlichkeit. 1951, 15 Jahre, nachdem das Collier erschaffen wurde, als Königin von Afrika am Beistegui-Kostümball in Venedig.
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DES
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Gold findet sich da, wo Sieger sind. Und weil Sieger jeden Tag bestehen müssen, hat sich ein ganzer Wirtschaftszweig darauf spezialisiert. Mit der Veredelung von Alltagsgegenständen, die vor den Gefahren der standardisierten Ware bewahrt und den Status proklamiert. Anka Refghi I
Goldgenie, BRIKK
eit Menschengedenken symbolisiert Gold «das Beste». So stand das «Goldene Zeitalter» für den Idealzustand einer friedlichen Urphase der Menschheitsgeschichte vor der Entstehung der Zivilisation, und eine bekannte Affirmation lautet: «Am Ende des Regenbogens finde ich den Topf Gold.» Und damit ist schon beinahe alles gesagt. Denn: Wer im Leben alles richtig macht, dem winkt am Ende das Gold. Belohnt mit dem ewig Wertigen, das hell wie die Sonne glänzt, für Macht und Reichtum, aber auch für das Göttliche dieser Welt steht. Bis heute werden Helden mit Gold beschenkt und Sieger geschmückt. Mit den Goldmedaillen bei Olympia oder den Trophäen auf den Bühnen der Eitelkeiten rund um den Globus. Oscar, Bambi, Golden Globes, der Ballon d’Or oder die Palme Verte von Cannes – kein Preis, der heute auf das einzigartige Edelmetall für seine Sieger verzichten würde. Denn Gold lässt alles andere verblassen und Gold ist Magie – und zuweilen ein schmaler Grat zwischen Eleganz und Protz.
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Glänzender Alltag Der Besitz von Gold bedeutete in der Vergangenheit vor allem eines: die Grenzen zwischen dem gemeinen Volk und den herrschenden Schichten. Neben häuslichem Prunk und Juwelen waren es auch die mit Goldfäden gewebten Kleider des privilegierten Adels im Mittelalter und der späteren Patrizier oder die Goldhauben der standesgemässen Damen im 17. Jahrhundert. Gold ist seit jeher ein Statussymbol, ein Anker in unsicheren Zeiten und Luxusgut. Damals wie heute. Und weil sich «güldene» Geschmeide ebenso wenig für den modernen Alltag eignen wie funkelnde Diademe, stellt dies die solvente Oberschicht vor zuweilen grosse Probleme. Denn weder Goldschmuck noch das neueste Smartphone oder die teuerste Kamera gereichen heute zur Verdeutlichung des eigenen Status. Um der Stangenware den Garaus zu machen und den Status wieder ins rechte Licht zu rücken, hat sich hier ein kleiner und feiner Wirtschaftszweig gebildet, der aus Massenware limitierte Statussymbole der Superlative
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«Gold ist eine Kostbarkeit. Jedem, der es besitzt, erfüllt es alle Wünsche dieser Welt und verhilft den Seelen ins Paradies.» – Christoph Columbus –
schafft. Tendenz steigend. Veredelung heisst die Devise und setzt da an, wo die schleichende Uniformisierung droht. Und das Material der ersten Wahl ist auch hier das Gold. Kaum mehr ein Produkt, das sich für die erlesene Käuferschaft nicht bis zur Grenze des Machbaren veredeln lässt. An vorderster Front – weil immer präsent – hat sich die Veredelung des Smartphones positioniert. Wahlweise aus 24 Karat Gelbgold oder 950er Platin mit Diamanten besetzt, kann der Preis bei der Vorbestellung eines noch nicht erschienenen Smartphones aus dem Silicon Valley schon einmal mit 1,3 Millionen Dollar zu Buche schlagen. Nicht zu verachten auch das Beispiel der 24-Karat-hartvergoldeten Kamera Nikon DF inklusive Kitobjektiv und Box für rund 60’000 Dollar – ein angemes senes Geschenk, wenn Geld keine Rolle spielt. In aller Munde ist die smarte Watch, die profes sionell veredelt mit Diamanten in Gelb- oder Roségold oder Platium mit Diamanten auch für über 100’000 Dollar zu haben ist, streng limitiert und so auch für erlauchte Handgelenke tragbar wird. Smarthüllen aus massivem Gold, die in Handarbeit
vergoldete Playstation für den Nachwuchs oder ein «güldenes» Mac BookPro für den Alltag im Büro. Nichts ist unmöglich, doch manches absurd. So, wie beispielsweise die Zahnpasta eines russischen Herstellers mit Goldzusatz und Diamantenextrakten, nach deren Gebrauch man sich für seine Dekadenz beinahe schon ein wenig genieren könnte. Und betrachtet man die steigenden Zahlen der boomenden Veredlungsunternehmen, dann festigt sich der Eindruck, dass auch in Zeiten, in denen grössere Investitionen stagnieren, für ein bisschen Luxus immer genug da ist. Und wer den goldenen Durchblick haben möchte, dem empfiehlt sich eine Reise in die Bollywood-Metropole Mumbai, wo zur Freude der Reichen und Schönen ein findiger Augenarzt goldene Kontaktlinsen erfunden hat.
STATUSSYMBOLE Statussymbole sind dazu gedacht, nach aussen getragen zu werden. So ist beispielsweise der Kinderwagen zum Statussymbol der Stunde geworden. Der teuerste der Welt – und auf 20 Stück limitiert – ist ein Kinderwagen mit einem Chassis aus 18 Karat Gold für rund 55’000 Euro. Doch das ist nicht alles. So besteht das Verdeck aus pflanzlich gegerbtem Leder von ausgewählten Tieren der Grafschaft Yorkshire und die Innenausstattung aus italienischem Alcantara-Stoff. Kurz und gut: Gold rocks!
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MODE DESIGNER BEWEGT
C Massimo Osti (1944–2005) hat die heute noch führenden Marken Stone Island und C. P. Company geschaffen. Der Rückblick mit seiner Frau Daniela und Sohn Lorenzo auf Ostis Schaffen offenbart zudem viele motorische Bezüge. Paul Dezentjé Francesco Corlaita, Daniela Facchinato, Archiv Massimo Osti, Werk
Berühmt und begehrt: C.P.s erste «Goggle Jacket» für die Mille Miglia 1988.
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orenzo sagt: «Autos waren ein fester Bestandteil seines Lebens, und das auf persönliche, berufliche und inspirierende Weise. Massimo liebte alte Autos mit ihren rundlichen Formen, befürwortete aber auch neue Konzepte für eine bessere Zukunft der Umwelt.»
Die jungen Jahre Massimo Osti wuchs mit Autos auf. Sein Vater besass ein Transportunternehmen und «ein sehr grosses Auto», wahrscheinlich ein amerikanisches Modell. Es gibt ein paar alte Fotos, aber die Marke ist unklar. Massimo jedenfalls machte den Fahrausweis, so früh es eben ging. Sein erster Wagen war ein Fiat 500, und 1971, als er seine Frau kennenlernte, fuhr er ein VW Käfer Cabriolet. «Vorher hatte er unter anderem einen Citroën DS Pallas», erinnert sie sich – und damit auch an jene Streiche, die Massimo und seine Freunde damals pflegten: «Sie suchten sich einen aus und hüllten dessen Auto nachts in Klebepapier ein, sodass er am nächsten Morgen unmöglich damit fahren konnte. Das fanden sie alle sehr lustig – bis auf denjenigen, den es getroffen hatte …»
DRIVE STYLE Runde Kurven Lorenzo Osti ergänzt: «Mein Vater besass sogar zwei DS und auch einen Traction Avant. Beide Baureihen sind sehr futuristisch gewesen, als sie auf den Markt kamen. Das hat Massimo sehr gefallen – ganz abgesehen von den eleganten Linien dieser Autos.» Der Traction Avant war der erste in Grossserie gebaute Fronttriebler und entstand in den frühen 1930er-Jahren unter Federführung des Konstrukteurs André Lefèbvre und des Designers Flaminio Bertoni. Viele Elemente waren sehr innovativ und ihrer Zeit voraus; heute gehören sie zum technischen Standard. «Massimo fuhr später auch einen gelben offenen Porsche 356», erinnert sich der Sohn: «Er war richtig verliebt in dieses Modell und seine Kurven – so klar und so elegant. Fast 20 Jahre vergingen, bevor er es schliesslich verkaufte. Ich weiss es noch gut, weil ich ihn wieder und wieder gebeten hatte, damit ausfahren zu dürfen. Doch er hat es mir nie erlaubt, nicht ein einziges Mal.» Daniela Facchinato fügt hinzu: «Er mochte auch Jaguar und besass zwei Daimler 5.6. Der silbergraue wies ein sehr luxuriöses Interieur mit schwarzem Leder auf; wir haben den Wagen 2015 verkauft. Die Autos seiner eigenen Epoche mochte Massimo dagegen nicht, sie waren ihm einfach zu eckig. Das erklärt auch, warum er ständig mit rundlichen Klassikern herumfuhr.»
Ein Overall für Volvo Beruflich hatte Massimo Osti erstmals 1984 mit Autos zu tun: Damals wurde er vom schwedischen Hersteller Volvo angefragt, funktionelle Kleidung für alle Fabrikarbeiter und Büroangestellten zu ge stalten. Osti war begeistert und zeichnete entsprechende Blaumänner, Jacken und Westen. In einigen der zahlreichen Entwürfe zu diesem Projekt zeigt sich Ostis typischer Ansatz: eine Mischung funktionaler Materialien und Farben, die zu den jeweiligen Tätigkeiten und Arbeitsbedingungen passen sollten, dazu durchdachte Schnitte, um bestmögliche Bewegungsfreiheit zu gewährleisten, sowie praktisch angeordnete Taschen. Im Osti-Archiv in Bologna (www.massimoosti.com) existiert noch ein indigo blauer Prototyp der Arbeitsjacke mit Rundkragen. Dazu gibt es frühe Computer-Varianten, eine davon weist ein schwarzes Tarnmuster auf, um eventuelle Fett- oder Ölflecken zu kaschieren. Der zweite Vorteil wäre gewesen, dass die Arbeiter nie offensichtlich verschmutzte Kleidung getragen hätten. Die «umgedrehte Camouflage» zeigt Ostis Talent, bestehende Konzepte neu zu interpretieren.
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Zu hip für Schweden? Entwurf eines Volvo-Blaumanns.
Im Buch «Ideas from Massimo Osti» – eine 2012 erschienene, über 450 Seiten lange Hommage an den italienischen Mode-Avantgardisten, die Ende 2016 neu aufgelegt wird – finden sich einige Skizzen zur Volvo-Berufs-Garderobe. Obwohl Osti ur sprünglich Werbegrafiker gewesen ist – was man auch an den von ihm gestalteten Logos und Labels seiner Kleidermarken sehen kann –, nahm er für den Volvo-Auftrag die Hilfe eines Freundes, des jungen Bologneser Cartoonisten Andrea Pazienza, in Anspruch. Dieser sollte «Abteilungs-Aufnäher» zeichnen, um in der Fabrik eine sofortige Identifizierung der Mitarbeiter zu ermöglichen. Der so entstehende Kontrast zwischen industrieller Arbeitskleidung und den lebhaften, farbenfrohen, fast comicartigen Stoffstickern ist ein weiterer genialer Hinweis auf Ostis unorthodoxe Vorgehensweise.
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Trotz dieser grossartigen Ideen und dem betriebenen Aufwand ging die Volvo-Kluft nie in Produktion; die Gründe kennt Lorenzo nicht. «Schade; die Begeisterung meines Vaters für funktionelle Kleidung hätte hier ohne Einschränkungen zum Ausdruck kommen können, und es wäre eine grossartige Möglichkeit gewesen, seine Ideen in der Berufswelt umzusetzen.»
Der grüne Massimo Der ebenfalls in Bologna lebende Architekt und Erfinder Paolo Pasquini entwickelte 1987 ein Elektroauto für den Stadtverkehr. Osti interessierte sich sofort dafür, weil er in diesem Fahrzeug die Möglichkeit erkannte, das urbane Leben zu verändern und eine weniger verschmutzte Zukunft für kommende Generationen zu gestalten. Gemäss dem «C. P. Magazin» Herbst & Winter 1990 / 91 war es sogar Liebe auf den ersten Blick – Osti beschrieb das Projekt als «poetisch» und «utopisch», doch weil es damals so innovativ und umweltfreundlich war, stieg das Osti-Studio als Sponsor ein. Mehr noch: Osti erklärte sich bereit, weitere Forschungen von Pasquini und dessen Technikern finanziell zu unterstützen.
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«Massimo war seiner Zeit des Öfteren voraus. Und er erfand mal eben das Bedürfnis für neue Produkte.»
stützte – von Brescia nach Rom und zurück. Massimo Osti hatte sofort realisiert, dass seine «Goggle Jacket» – reiner Zufall – wie geschaffen schien für diese Veranstaltung. Das Teil mit den im Kragen eingenähten Gläsern war aus Ostis Recherche zu japanischer Zivilschutzkleidung hervorgegangen, ausgelöst von seiner endlosen Suche nach intelligent angeordneten Jackentaschen. «Für ein Autorennen war die Jacke eigentlich gar nicht gedacht», lächelt Lorenzo. «Und doch passte sie perfekt zum Look der Oldtimer-Piloten und sprach auf höchst ästhetische Art ein paar ihrer funktionalen Grundbedürfnisse an – Wetterschutz und Stauraum für viele kleine Utensilien, die sie so mit sich führten.» Nicht zuletzt wies das Stück ein Schauglas im linken Ärmel auf, um zum Ablesen der Zwischenzeiten auch bei Regen auf die Uhr schauen zu können, ohne nass zu werden. Die Vespa-Entwürfe Ostis waren wegweisend, gingen damals aber nicht in Serie.
Das Auto hiess Boxel P488, war seiner Zeit weit voraus und auch so gut ausbalanciert, dass es sich als schnellstes E-Auto seiner Kategorie erwies. Der Boxel startete bei entsprechenden Elektro- und Solar-Rennen mehrfach aus der Pole-Position und gewann 1989 unter anderem den Grand Prix von Vedano. Während einem Rennen in Rom konnte es der Wagen problemlos mit den Prototypen solcher Technologie-Giganten wie Mercedes oder Panasonic aufnehmen. Und obwohl der Boxel lange in Führung lag, wurde er durch einen unverschuldeten Crash in der allerletzten Runde zur Aufgabe gezwungen. «Das war wirklich traurig», erinnert sich Lorenzo: «Es war seinerzeit das wichtigste E-Auto-Rennen Italiens, und mein Vater ist sehr stolz gewesen auf seine Beteiligung. Er war ein grüner Vordenker und glaubte an das Projekt. Nicht gerade naheliegend für einen Designer, aber er war ein Mann, dem man die Kombination alter und neuer Sichtweisen zutraute.»
Berühmte Pilotenjacke Das vielleicht am stärksten vom Auto beeinflusste Kleidungsstück kam 1988, als C.P. Company das klassische Mille-Miglia-Langstreckenrennen unter-
Die Kombination von Auto und Jacke war perfekt und Osti kreierte eine Sonderserie für alle MM-Teilnehmer sowie alle an der Organisation beteiligten Personen. Das Paket bestand neben der eigentlichen, beigen Jacke mit aufgedrucktem MM-Logo auf der linken Brusttaschenklappe aus einem C.P.-Mille-Miglia-Rucksack, einem Pullover, einer kragenfreien Weste und zusätzlichen Rallye-Informationen. Daniela Facchinato ergänzt: «Nach dem Anlass machten wir ein Buch daraus mit vielen wunder baren Fotos. Es ist deutlich zu sehen, dass Jacke und Mille füreinander gemacht worden sind. Da sind alle diese Menschen in C.P.-Kleidung, die durch herrliche italienische Landschaften fahren – nie zuvor oder danach hat ein neues Kleidungsstück derart gut zu alten Autos gepasst.» Die «Goggle Jacket» wurde seit ihrem Debüt in unzähligen Farben, Stilen und Materialien produziert; nach wie vor ist sie der Bestseller von C.P. Company. Alte Modelle – besonders diejenigen aus
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Lässige Eleganz eines kreativen Geistes: Massimo Osti in den 1970er-Jahren. Autos und Zigaretten waren immer dabei.
Lorenzo: «Er entwarf drei Versionen der Vespa 50 für drei Altersgruppen. Es gab die Basisversion und daneben ein Modell, das sich ‹Vespa Swatch› nannte und vom damaligen Hype um die Plastikuhr inspiriert war. Zur Ausstattung gehörte ein Bodykit, mit dem sich die Optik saisonal ändern liess, dazu gab es den passenden Helm. Die bestechendste, weil futuristischste Variante war der Elektro-Scooter ‹für das bessere Morgen›: Ähnlich der Stone Island Ice Jacket wies der Entwurf einen Flüssigkristalllack auf, der bei sich ändernder Temperatur die Farbe wechselte – wohlgemerkt 1989!» Vor über 25 Jahren wäre es reine Science-Fiction gewesen, doch leider wurden Ostis Vorschläge von Piaggios Serienentwicklung abgelehnt. Er selbst war davon nicht einmal überrascht, weil er begriffen hatte, dass Produkt planung und Design zwei völlig verschiedene Welten darstellten. 2000 sagte Osti in einem Interview: «Ich entwarf die neue Vespa auf Wunsch von Gianni Agnelli, und das Projekt ist sehr befriedigend für mich gewesen. Heutige Vespa- Produkte beweisen, dass mein Projekt der Vorreiter aktueller Trends war.»
Spielzeugautos und Gamsleder «Massimo war seiner Zeit des Öfteren voraus», bestätigt seine Witwe Daniela Facchinato: «Er hat Dinge zu früh getan. Ich sehe heute, wie einige Ideen Wirklichkeit werden, die er schon vor zwei Jahrzehnten ausgearbeitet hatte. Für ihn war alles eine Inspiration, und seine grosse Gabe lag darin, Sachen auf unerwartete Weise zu mischen, sodass etwas ganz Neues entstand. Wer sonst hätte Tarnmuster eingesetzt, um eventuelle Ölflecken auf einem Fliessbandkombi zu verstecken? Oder einen wärmeempfindlichen Vespa-Lack? der Osti-Ära – sind längst Liebhaberobjekte. Die Er erfand mal eben das Bedürfnis für neue Produkte. Autos und ihre Ge Mille Miglia Goggle Jacket 1988 ist eine Rarität und stalt waren ebenfalls anregend für ihn. Er sammelte auch Spielzeugautos, ein gesuchtes Sammlerstück, für das (falls man und ich besitze noch einige von ihnen – den 1940er Jaguar in Kunststoff überhaupt fündig wird) mindestens der doppelte oder ein Käfer Cabrio aus Metall. Weisst du, das erste Inserat für die C.P.bis dreifache Neupreis bezahlt werden will. Für Company-Baby-Kollektion zeigte ein Spielzeugauto. Es ist nur ein weiteres Lorenzo hat die Jacke eine ganz besondere Be- Beispiel seines Einfallsreichtums, mit dem er alles Mögliche zu kombinieren deutung: «Sie verkörpert die Kreativität meines verstand, und zwar sehr professionell. So kam es auch zur Mikrofaser-Serie Vaters als Modedesigner, sie ist das Symbol seiner für die Linkshänder-Kollektion – ausgehend von jenen Gamslederlappen, mit Denkweise und Taten.» denen man die Oberfläche von Autos trocknet. Und jetzt, wo ich es dir erzähle, kommt mir in den Sinn, dass diese Idee mit der Phase zu tun haben Vespa-Visionen könnte, in der sich Massimo und seine Freunde gegenseitig die Autos mit 1989 begegnete Osti einem weiteren Fahrzeug- Klebepapier dekorierten. Es muss eine Höllenarbeit gewesen, sein, das alles bezogenen Auftrag. Piaggio bat ihn, das jüngste wieder abzukriegen!» Modell des ultimativen italienischen Klassikers zu gestalten – den Vespa-Motorroller. «Massimo nahm diese Aufgabe sehr ernst», weiss sein Sohn: «Er sah darin nicht zuletzt die Chance, die kantigen C.P. Company entstand 1974 in Ravarino bei Modena – zunächst als und gesichtslosen 1980er-Karosserievarianten ab T-Shirt-Produzent Chester Perry Company, wie der gleichnamige zulösen.» Osti brachte also die rundlichen Profile britische Comic. Nach mehreren Klagen – eine Beschwerde kam von und Kurven des 1946er-Urmodells zurück, welches Fred Perry – wurde der Markenname 1978 in C. P. Company geändert. vom Flugzeugkonstrukteur Corradino D’Ascanio Osti gründete weitere Marken wie Bonneville (1981) und Stone Island stammte. Dazu kam Ostis Akribie für Details und (1982), bevor er 1993 ausstieg, aber bis 1995 Stone-Island-Designer blieb und sich danach anderen Dingen widmete; unter anderem Materialien: Der Sitz bestand wie feine Reitsättel gründete er ein Archiv und gehörte zweimal dem Stadtrat von Bologna aus englischem Leder, dazu kamen Gummi- und an. C.P. Company wechselte später mehrfach den Besitzer und Chrom-Teile. Das i-Tüpfelchen dieses Retrodesigns gehört seit Ende 2015 dem chinesischen Textilkonzern Tristate war ein komplett neues Element – ein farblich abHolding Ltd.. Die bisher letzte Verbindung zum Thema Auto war gestimmter Koffer für den Helm oder andere perAnfang 2015 eine Zusammenarbeit mit Mini; es gab einen speziell gestalteten, grün-orangenen Countryman und entsprechende sönliche Gegenstände.
C. P. COMPANY
Kleidungsstücke. Ausserdem stattet C. P. Company die «La Festa Mille Miglia» aus, eine japanische MM-Version. www.lafestamm.com
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APOLLO
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HOUSTON, WIR HABEN EIN PROBLEM
Nach 55 Stunden, 53 Minuten und 18 Sekunden im Weltall explodiert ein Sauerstofftank in der Kommandokapsel des Raumfahrzeugs Apollo 13, das sich auf dem Weg zum Mond befindet. 322’000 Kilometer von der Erde entfernt hängt das Leben der drei Astronauten in der unendlichen Dunkelheit im Nirgendwo an einem seidenen Faden. Helena Ugrenovic I
Nasa
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er Start von Apollo 13 ist auf den 11. April 1970 um 13.13 Uhr angesetzt. Die Astronauten Jim Lovell, Jack Swigert und Fred Haise sollen mit der Landekapsel «Aquarius» im hügeligen Fra-Mauro-Hochland aufsetzen, um geologische Studien vorzunehmen. Swigert ersetzt den Piloten Charles Duke, der einen Tag vor dem Start an Röteln erkrankt ist.
Aufbruch zum Mond Dichter Zigarettenqualm hängt im Überwachungsraum der «Mission Control» in Houston. Zigarettenkippen türmen sich in überquellenden Aschen bechern, die Kaffeemaschinen dampfen röchelnd im Dauereinsatz. Eines der besten Teams von Ingenieuren mit dem höchsten Wissensstand und Erfahrungsschatz arbeitet mit den neuesten Technologien. Sie sind Profis. Genauso wie das Astronauten-Trio. «… 3, 2, 1, Zero – go. We have lift-off at 2:13. The Saturn V building up to 7.6 million pounds of thrust and it has cleared the tower.» Rauch schiesst aus den Triebwerken, eine Feuerwalze ergiesst sich rund um die Rakete, als sie sich donnernd in den Himmel erhebt und die Ge-
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rüste unter ihr wegbrechen. Die starken Vibrationen beim Start wertet «Mission Control» nicht als Hindernis für den Weiterflug.
Montag der 13. Nach 55 Stunden und 11 Minuten sendet die Apollo- 13-Besatzung eine Liveübertragung zur Erde, was jedoch wenig Anklang bei der amerikanischen Be völkerung findet, die sich mehrheitlich für das aktuelle Baseball-Spiel interessiert. Genau 55 Stunden, 53 Minuten und 18 Sekunden ist Apollo 13 unterwegs, als es knallt. Die Astronauten haben keine Ahnung, was sich ereignet hat, sie hören nur knirschendes und berstendes Metall. Jack Swigert meldet es, doch die Bodenstation ist gleichzeitig mit eigenen Problemen konfrontiert. Die Bildschirme flackern, die Kommunikation ist von heftigem Rauschen gestört. Jim Lovell wiederholt: «Houston, wir haben ein Problem.» Apollo 13 hat einen katastrophalen Schaden erlitten.
Wettlauf mit der Zeit Der Stunden zuvor durch das Baseball-Spiel vergessene Mondflug läuft nun als Hauptattraktion auf allen Fernsehkanälen der Welt. In «Mission
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Das Omen «Die Zahl 13 bereitete mir Unbehagen. Einen Tag vor dem Start von Apollo 13 rutschte mir beim Duschen der Ehering vom Finger und fiel in den Abfluss. Das war für mich das schlechte Omen und die böse Vorahnung, dass sich etwas Schreckliches ereignen würde. Aber als Frau eines Astronauten behältst du sowas für dich.» – Marylin Lovell –
Control» rauchen die Köpfe. Die Explosion des Sauerstofftanks 1 hat auch Tank 2 beschädigt. Der Mondflug muss abgebrochen werden. Den Astro nauten bleibt als einzige Möglichkeit der Wechsel aus der Hauptkapsel «Odyssey» in die Mond landefähre «Aquarius», die zwar über ein eigenes Versorgungssystem verfügt, aber nur für zwei Mann gemacht und lediglich für die Zeit der Mondlandung gedacht ist. Jetzt aber muss sie einmal um den Mond und danach zur Erde fliegen. Um Strom zu sparen, sind alle Geräte in der Raumsonde abgestellt, und die Temperatur sinkt auf den Gefrierpunkt. 30 Stunden nach der Explosion taucht ein weiteres Problem auf, das Luftreinigungssystem macht schlapp, und wenn sie nicht an einer Kohlendioxidvergiftung sterben wollen, müssen die Filter repariert werden, doch sie sind nicht mit denen der «Odyssey» kompatibel. Fieberhaft bastelt «Mission Control» an der Lösung für einen Adapter, den die Astronauten mit den ihnen an Bord zur Verfügung stehenden Mitteln wie haufenweise Klebeband, Tüten, Flugplänen, Plastikbechern und sogar einer Socke nachbauen. Doch kaum eingesetzt werden ihre Nerven erneut
Rekord Die Astronauten von Apollo 13 sind die einzigen Menschen, die am weitesten von der Erde entfernt waren – 401’056 Kilometer, am äussersten Bahnpunkt um den Mond.
auf eine harte Probe gestellt. Sie driften ab. Bleiben sie auf diesem Kurs, treiben sie ins All ab und wären für immer verloren. Erneut rattern bei «Mission Control» die Synapsen, bis sie der Crew mittels einer neuen, präzisen Berechnung die neuen Kursdaten übermitteln können.
Heimflug Die Crew muss zurück in die Kommandokapsel, die massiv beschädigt ist, und ein Teil des Hitzeschildes, den sie für den Eintritt in die Erdatmosphäre brauchen, fehlt. Doch ihnen bleiben nur diese eine Chance und der Glaube, dass es gelingt. Als Apollo 13 am 17. April 1970 nach sechs Tagen im All und umzüngelt von einem 5000 Grad Celsius heissen Feuerball in die Erdatmosphäre eindringt, löst sie einen vierminütigen Blackout aus. Nach einer endlos erscheinenden Zeit und unzähligen Funksprüchen «Odyssey, Houston. Standing by, over» hört «Mission Control» endlich die erlösenden Worte von Jack Swigert: «Okay Joe.» «Als das Wasser über unserer Kapsel zusammenschlug, sagte ich, hey, wir sind zu Hause. Hey, wir würden es wieder machen.» Auszug aus einem Interview mit Jim Lovell.
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DRIVE STYLE
NEUES
PORSCHE ZAHLENEINMALEINS
911 – 918 – 919 – 718. Das ist keine neue Form von Sudoku. Des Zahlenrätsels Lösung: Ein Sportwagen ist ein Sportwagen ist ein Sportwagen. Mit diesen Ziffernfolgen setzt Porsche auf die Dreieinigkeit seiner Sportwagenkultur und beschwört die Rennerfolge seiner alltagstauglichen Allzweckwaffen. 718 ist der Neuzugang, der doch auf Alt(bewährt)es verweist. Susanne Roeder I
Porsche, Susanne Roeder
D
er 911 hat Gesellschaft bekommen. Zu der weltweit mit Abstand bekanntesten Ziffernfolge kamen innerhalb weniger Jahre drei w eitere «Dreier» dazu: der limitierte Strassensportwagen 918, der binnen drei Jahren zweimalige Le-Mans-Sieger 919, ein lupenreiner Rennwagen für die Langstreckenrennen der WEC und Technologieträger, und seit 2016 nun auch die neue Generation 718 als Gattungsbegriff für Boxster und Cayman, die beiden Sportwagen mit Mittelmotor. Leistung steigt, Verbrauch sinkt. Diese Formel gilt für alle neuen Porsche Modelle, die einen Vorgänger ablösen. Dass die Leistung aber steigt, obwohl statt sechs Zylinder nur noch vier im Boxermotor ihr Werk verrichten – allerdings als Turbomotor, wie beim 919 Hybrid –, das ist die eigentlich unerhörte Neuigkeit. Klare DNA, die an eine grosse Tradition anschliesst – die der Porsche-Sportwagen der 1950er und 1960er Jahre. Die leichtgewich tigen, reinrassigen Sportwagen hörten auf die Nummer 718. Konstruiert für Rundstrecken-, Strassen- und Bergrennen hiess ihr Zuhause Targa Florio, Sebring oder Le Mans. So schliesst sich auch die Logik zum Vierzylinder. Nur dass die heutigen Zweisitzer über deutlich mehr Durchzug dank Drehmoment verfügen – der modernen Turbotechnik und PDK (Porsche Doppelkupplung) sei Dank. Porsche hat seine Modelle neu sortiert. Markierte früher der Boxster den Einstieg in die Welt von Porsche, so ist es heute der Cayman, der neun Jahre nach dem Boxster auf den Markt kam und dem Cabriolet in puncto Leistung
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und Ausstattung immer eine Nasenlänge voraus war. Jetzt sind Motoren und Ausstattung identisch, der Boxster als Cabriolet damit etwas teurer. Auch optisch sind beide Modelle näher aneinandergerückt. So wie 911 Coupé und Cabriolet, mit dem Targa quasi als Sondermodell und Stilikone – insbesondere seit der aktuellen siebten Generation mit der Wiederbelebung des modellspezifischen Targabügels und der besonderen Dachkonstruktion, die per Knopfdruck ballettös hinter den Fond sitzen verschwindet. Ausgesprochen proper steht sie da, die dritte Generation Cayman, bereit zum Sprint. Der Besuch beim plastischen Chirurgen kann rundum als Erfolg gewertet werden: straffere Züge, markant, rundum provokanter im Auftritt. Blendet man die Silhouette von vor rund 50 Jahren über die heutige, wird die Verwandtschaft zwischen den Fahrzeugen auch optisch unmittelbar augenfällig. Heisshungrig wartet das kleine Krokodil darauf, losstürmen zu dürfen. Vom gehörigen Biss des 718 Cayman konnten wir uns auf der Strasse und auf einer kleinen Rennstrecke in Schweden überzeugen. In der Tat ein flottes Fahrzeug für alle Stras senlagen, der Klang trotz geschrumpfter Zylinderzahl ein angenehm sonores Röhren. Zurück zur Numerik als Erkennungsmerkmal: Schwierig dürfte es werden mit Ziffernfolgen aus dem Rennsport, wollte man Cayenne und Macan einerseits und den Panamera andererseits der gestalt als eigene Modellreihe zusammenfassen. Zumal die Zugänge zum Modellportfolio nach der Jahrtausendwende jenseits ernsthaft motorsportlicher Überlegungen entwickelt wurden. Zwei SUV, eine Limousine. Alle drei sind familienfreundliche, weil geräumige Viersitzer – natürlich der rasanteren Sorte. Denn auch in ihnen verbergen sich Sportwagen-Chromosomen. Typisch Porsche.
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VOLKSNAH
UNTERWEGS
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Rock ’n’ Roll: Pomade mit Wet-Look-Effekt war einst auch in Frankreich sehr wichtig. Dieser Paradewagen von 1955 ist der Beweis!
Obwohl es um schnelle Drahtesel und reine Muskelkraft geht, findet kein Radrennen ohne Automobile statt. Doch früher, so scheint es, waren sie amüsanter ausstaffiert.
G
Hubertus Hoslin I
Werk
eschwindigkeitsrennen auf Fahrrädern gab es bereits, bevor es Automobile gegeben hat. Darum ist es nur konsequent, wenn Autos den Zweirad-Athleten bis heute folgen – sei es als Service- oder Medien-Mobil. Ein gewisser Werbeeffekt wird (und wurde) dabei nicht nur in Kauf genommen, sondern ganz bewusst einkalkuliert. War Jaguar 2015 noch als Support-Marke des erfolgreichen Sky-Team unterwegs, darf Ford das in dieser Saison tun. Mercedes dient sich bei verschiedenen Veranstaltungen wie dem Iron Man an, andere Häuser wie Skoda oder Volvo setzten sich bei der Tour de France fotogen in Szene. Überhaupt die «Tour»: Hier dominieren traditionell französische Automobilhersteller wie Citroën oder Peugeot – zumal die Löwen-Marke einst als Velo- Produzent begann und heute noch Fahrräder fabriziert. Extra für die Tour de France hatten Peugeot und Citroën einstmals sogar sehr spezielle AutomobilSondermodelle angefertigt. Dennoch war man bei PSA offenbar nicht in der Lage, uns historisches Bildmaterial zur Verfügung zu stellen.
Umso bemühter zeigten sich dagegen die Kollegen bei Renault, welche gleich ein ganzes Album zeitgenössischer Aufnahmen einreichten. Voilà – hier sind sie! Diese Fotos geben nicht nur Zeugnis ab vom Einfallsreichtum damaliger Werber und Karosseriebauer, sondern eben auch vom Volksfest-Charakter, der dem Klassiker Tour de France seit jeher zu eigen ist. Fazit: Wer sich da als Automarke engagiert, kann nur gewinnen.
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DRIVE STYLE
In den Folgejahren brachte die Fantasie der Werbebranche besonders wilde Stilblüten hervor – ab 1952 zum Beispiel diesen Sonderaufbau in Form einer Haargel-Tube …
Drink and drive: Auch der italienische Wermut-Produzent Cinzano konnte lange nicht von der Tour lassen. Hier sehen wir einen Renault Jahrgang 1955.
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Der Renault 1000 Goélette (1947–65) war der VW-Bus Frankreichs. Hier steht er 1950 – als Werbebotschafter für Mineralwasserflaschen – hinter einem Pw Typ Juvaquatre (1937–55).
Dufte, dieser Umbau: 1950 geriet Seifenwerbung noch zur automobilen Sensation.
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WUSSTEN SIE SCHON …?
Aberglaube im Rennsport Nur zwei Fahrer in der Geschichte versuchten sich an der Unglückszahl 13 in der Formel 1: Einer von ihnen war Moisés Solana im Jahre 1963, wobei er gleich zwei Rennen aufgrund technischer Defekte aufgeben musste, die andere war Divina Galica, die beim britischen Grand Prix 1976 nicht qualifiziert wurde. Seitdem trug kein Wagen mehr die Nummer 13. Die höchste verwendete Startnummer ist übrigens die 208, mit der die Italienerin Lella Lombardi im Jahre 1974 in England startete, weil ihr Sponsor Radio Luxemburg auf der Frequenz 208 mHz sendete. Seit der Saison 2014 steht allen Fahrern frei, sich für eine Startnummer im Bereich zwischen 2 bis 99 zu entscheiden, wobei sie die Nummer für ihre gesamte Formel-1-Karriere behalten. Einzig die Nummer 1 ist dem jeweils amtierenden Weltmeister vorbehalten.
Von der Draisine zum Vélocipède Das erste Zweirad und damit der Vorläufer des Fahrrades war die 1817 von Karl Drais erfundene «Laufmaschine» mit lenkbarem Vorderrad. Sie wurde umgangssprachlich nach ihm Draisine genannt und bestand aus einem zweirädrigen Holzgestell, mit dem eine Geschwindigkeit von bis zu 15 Kilometer in der Stunde erreicht werden konnte. Allerdings verfügte sie noch über keine Pedale, sodass sich der Fahrer mit den Füssen vom Boden abstossen musste. Erst im Jahre 1864 wurden die ersten Fahrräder mit einem Pedalantrieb entwickelt. Allerdings ist bis heute ungeklärt, wem diese Erfindung zuzuschreiben ist. Fest steht aber, dass 1869 unter dem Franzosen Pierre Michaux das sogenannte «Vélocipède» erstmals industriell hergestellt wurde.
Zur Sicherheit ohne Kühlerfiguren wie der Jaguar oder die «Spirit of Ecstasy» von RollsRoyce gehören zu historischen Automobilen wie die Luft zum Atmen. Als Zierde und charakteristisches Erkennungsmerkmal waren die Figuren gerade in den 1940er Jahren sehr weit verbreitet und mit viel Liebe und Aufwand gefertigt. Mit dem Aufkommen der Massenproduktion ging auch die Ära der Kühlerfiguren zu Ende, war neben zu hohen Produktionskosten auch der Sicherheitsaspekt ein Grund, hatten die Kühlerfiguren doch zu schweren Verletzungen bei Unfällen mit Fussgängern geführt. Im Jahre 1959 wurden starre Kühlerfiguren beispielsweise in Deutschland sogar per Gesetz gänzlich verboten. Einzig der Mercedesstern mit seinem späteren Mechanismus, der sicherstellte, dass er bei einer Kollision mühelos umklappte, konnte sich noch über das Verbot hinweg halten.
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STRIKTES
TART VERBOT Was einmal hier landet, hebt in der Regel nie mehr ab: Wir zeigen Bilder von einem unwirklichen Ort, den man nicht besuchen kann. Und der mit Staub und Stille lähmend festhält, was einst abgehoben und immer in Bewegung war. Simon Baumann I
Werner Bartsch
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in Grab muss nicht feucht und finster sein. Dieses hier ist überirdisch, wenn man das so sagen darf, dazu gleissend hell und trocken, mehr noch: Es herrscht eine Affenhitze. Und es ist ein Massengrab. Ein Flugzeugfriedhof von gigantischen Ausmassen, wie man ihn wohl nur in den Vereinigten Staaten finden kann. Das ist konsequent, denn nirgendwo auf der Welt gab und gibt es mehr Flugmaschinen als hier. Militärisch oder zivil. Das sieht man gut an diesem Ort, wo alles landet, was nicht mehr fliegen soll. Und dann stehen die einst so stolzen Vögel einfach in der gottverlassenen Gegend herum. Aufgereiht
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und säuberlich zugeklebt oder wild durcheinander bis zerfleddert harren sie der Dinge, die wohl nie mehr kommen. Das Gebiet ist eingezäunt; nur Schlangen und Echsen dürfen ohne schriftliche Genehmigung hinein. Werner Bartsch war da: Der Profi-Fotograf aus Hamburg hatte offenbar gute Argumente. Und er hat dann gute Bilder gemacht. Sensationell gute, die mehrfach ausgestellt wurden. Es gibt auch ein Buch, das «Desert Birds». In ihm sind alle surrealen Szenen festgehalten, die man dort finden kann, wo die Flieger stehen. Endlose Reihen ausrangierter Kampfjets zum Beispiel. Linienflugzeuge, die nie wieder einen einzigen Passagier sehen werden. Und zwischendrin auch verblasste Schönheiten, an denen der Zahn der Zeit schon mächtig geknabbert hat, morbide Zeugen der Vergänglichkeit. Und so betrachten wir diese Fotos, deren Spannung auch im Kontrast von Wildnis und Moderne zu suchen ist, mit einer Mischung aus Bedauern und Be wunderung – bevor im Internet der nächste Flug gebucht wird.
Gangway nach nirgendwo: Selbst die «Air Force 1» von President Eisenhower, eine Lockheed Super Constellation Baujahr 1948, steht hier seltsam vergessen herum. Ob sich wohl jemand erbarmt?
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& BEAUTY
FASHION
Managerin Wassiliki Drossinou im Kleid CAPRICE von Sonia Bogner, Dipl. Ing. Hannes Weiskopf im Freizeitlook von Bogner mit Sakko GUIDO und Pullover RONAN.
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PRESENTS
ÜBER
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FLIEGER MIT BODENHAFTUNG Wenn die ältesten Flieger von Lufthansa auf die aktuellste Sportmode von Bogner treffen und dazu die Luxusuhren von Hublot das Zeitmanagement übernehmen, dann entsteht dabei ein spannender Mix von unkonventionellem Lifestyle, aussergewöhnlicher Kulisse und faszinierenden Personalities. Auf dem Flughafen München haben wir drei Business-Überflieger mit sympathischer Bodenhaftung zu einem Treffen gebeten. Exklusiv für PRESTIGE zeigen sie hier ihren authentischen Look. Herausgekommen ist eine Fotostrecke mit optischen und inhaltlichen Überraschungen. Sportlich-elegant – grosszügig – international. Eine nicht alltägliche Fotostrecke … Nike Schröder
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FASHION &BEAUTY
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Mode für starke Frauen. Dr. Stephanie Siebold mit Weste BEA-D, dem Shirt LIA und der Hose JANA aus der aktuellen Bogner-Kollektion.
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HUBLOT I Spirit of Big Bang Titanium Der Skischulboss in der Turbine einer Boeing A 360-600 in simpler Lufthansa-Technikeruniform, aber nicht ohne seine Hublot.
HUBLOT I Big Bang Monochrome Steel Diamonds Boutique Exclusive Legere Eleganz: Internistin Dr. Stephanie Siebold im schwarz-goldenen Jumpsuit DIVA mit Jacke NELLY L von Bogner.
HUBLOT I Big Bang Ferrari Titanium Ceramic Bracelet Boutique Exclusive
FASHION &BEAUTY
Dipl. Ing. Hannes Weiskopf mit Sakko aus Merinostrick und einer handgefertigten Kalbsledertasche von Elena Berton.
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HUBLOT I Big Bang Tutti Frutti Apple
FASHION &BEAUTY
Gerade im Winter darf es auch mal bunt sein. Seidenhose, Kalbslederjacke und Fuchsfell-Loop der italienischen Designerin Elena Berton.
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HUBLOT I Classic Fusion AeroFusion Chronograph I World Baseball Softball Confederation Der Manager und Skilehrer kombiniert die Hose MITCH2 mit Shirt und Parka DORIAN-D von Bogner. Koffer TOPAS: Weltneuheit von Rimowa mit Electronic Tag für digitales Einchecken von überall aus.
HUBLOT I Big Bang Gold White Diamonds
FASHION &BEAUTY
Dr. Stephanie Siebold tauscht ihren Arztkittel gegen eine Ponyfell-Lederjacke mit Paillettenhose von Elena Berton.
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HUBLOT I Big Bang Broderie Yellow Gold
FASHION &BEAUTY
PRODUKTION Nike Schröder PHOTOGRAPHER Dirk Bartling MODELS Dr. Stephanie Siebold Wassiliki Drossinou Dipl. Ing. Hannes Weiskopf HAIR & MAKE-UP Haarwerk Ayse Auth & Julia Fox Managerin Wassiliki Drossinou geniesst die Sonne in ihrem Outfit von Bogner: Leggings ULRIKA mit dazu passendem Pullover KALEA und der Weste FARLEY aus gepatchtem Fuchsfell.
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SHORT
CUTS
Des Meisters Werke Als der deutsche Fotograf Peter Lindbergh 1989 fünf junge Models, Linda Evangelista, Naomi Campbell, Tatjana Patitz, Cindy Crawford und Christy Turlington, in der Innenstadt von New York ablichtete, schuf er nicht nur das zum Kult gewordene Titelbild der Januarausgabe 1990 der britischen «Vogue», sondern läutete damit auch die Ära der Supermodels ein. Das Bild markierte den Beginn eines neuen Modezeitalters und eines neuen Verständnisses von weiblicher Schönheit. Zeitgleich mit seiner grossen Retrospektive in der Kunsthal Rotterdam stellt dieser Band über 400 Bilder aus vier Jahrzehnten Lindbergh-Fotografie zusammen, um seine einzigartige und revolutionäre Herangehensweise an die Modefotografie zu würdigen.
Fashion Taschen Verlag
Peter Lindbergh. A Different Vision on Fashion Photography Peter Lindbergh Taschen Verlag
Die Mode im Wandel der Zeit Kleider machen Leute. Die Kleidung eines Menschen, egal ob Sari, Kimono oder Anzug, ist ein essenzieller Code seiner Kultur, Klasse, Persönlichkeit oder sogar Religion. Das 1978 gegründete Kyoto Costume Institute betrachtet Kleider aus einem soziologischen, historischen und künstlerischen Blickwinkel. Es hat ein breites Spektrum an historischer Oberbekleidung, Unterwäsche, Schuhen und Accessoires vom 18. Jahrhundert bis zum heutigen Tag zusammengetragen und beherbergt inzwischen eine der umfassendsten Kostümsammlungen der Welt. «Fashion» begibt sich anhand dieser umfangreichen Sammlung auf eine faszinierende Reise durch die letzten drei Jahrhunderte der Mode.
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Für wahre Gentlemen
We are Dandy Nathaniel Adams, Rose Callahan Gestalten Verlag
«We are Dandy» präsentiert Männerkleidung jenseits von Mode und Trends und ihre Träger, für die Haltung wichtiger ist als Kleidung und Persönlichkeit die Voraus setzung für Stil. Die Macher von «I am Dandy» fotografierten und porträtierten für dieses Buch Dandys aus aller Welt. Egal ob Amerika, Afrika oder Asien: Dandys entfalten ihren Lifestyle rund um den Globus. Modebewusst, stilsicher und voller Eleganz. In jedem Land auf ganz eigene Art und Weise, geprägt von der örtlichen Kultur und Mode. «We are Dandy» wirft einen Blick in die Kleiderschränke und porträtiert den Dandy als globales Phänomen. Der Autor Nathaniel «Natty» Adams befasst sich seit Jahren mit dem historischen und zeitgenössischen Dandy-Phänomen. Die Fotografin und Filmschaffende Rose Callahan lebt und arbeitet in New York, wo auch ihre Beschäftigung mit dem Dandy begann.
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URBANE WESTERN HELDEN HANDMADE
Der Leisten ist ein dreidimensionales Modell des Schuhinnenraums, der bei Massschuhen individueller und passend zum Fuss des Kunden angefertigt wird. Er ist das Herzstück eines jeden Schuhs und dient dem Schuhmacher als Vorlage für den Schuhaufbau. Asymmetrische Leisten, die die Unterschiede von rechtem und linkem Schuh berücksichtigen, wurden erst Anfang des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt. Das Wissen darum besassen zwar schon die alten Griechen und Römer, doch war es über die Jahrhunderte verloren gegangen.
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© Miu Miu
U Anka Refghi
© Rocketbuster
Von Miu Miu über Fausto Puglisi bis hin zu Philosophy di Lorenzo Serafini – mit dem Cowboystiefel meldet sich ein Modeklassiker zurzeit auf und neben den internationalen Laufstegen zurück. Oder wie die «Vogue» in diesem Jahr proklamierte: Du musst nicht auf einer Ranch leben, um den Cowboy-Boots-Trend zu lieben.
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FASHION &BEAUTY
rbane Westernhelden haben das legendäre Schuhwerk wieder für sich entdeckt, denn tragen kann man die Klassiker zu allem und zu jeder Jahreszeit. Und das Schuhwerk des Westens ist cool, sehr cool. Denn: Mauerblümchen tragen keine Westernstiefel. Wer sie trägt, hinterlässt Spuren. In jedem Sinne. Doch Vorsicht! Getragen wird er in diesen Tagen besser von den Damen als den Herren. Denn leider sind die Klassiker in unseren Breitengraden noch immer mit den unauslöschlichen Assoziationen des halbseidenen Milieus oder der Aufschneiderei verbunden. Und doch wurden sie einst als Arbeitsschuh für echte Kerle entwickelt. Ein Blick zurück.
Die Wurzeln Dass der Cowboystiefel einer der wohl grössten Fashionimporte aus Übersee ist, daran besteht kein Zweifel. Wer jedoch die uramerikanischen Kultobjekte eigentlich erfunden hat, darum ranken sich zahlreiche Geschichten. Genau genommen bildete sich der Schuh nämlich in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus dem Vorbild der amerika nischen Kavallerie- und der mexikanischen Arbeitsstiefel heraus. Am häufigsten mit der Entwicklung der finalen Version der Cowboy-Boots werden die Brüder Charles H. und Edward Hyer, Söhne eines deutschen Einwanderers, genannt. So besagt die Geschichte,
dass Charles, der das Handwerk des Schusters von seinem Vater gelernt hatte, etwa Mitte der 1870er nach Kansas in das Städtchen Olathe zog, wo er ein Schuhgeschäft eröffnete und wohin ihm sein Bruder Edward schon bald folgte. Die Historie des später legendären Schuhgeschäfts der beiden erzählt von einem Cowboy, der sie aufsuchte, um einen Schuh in Auftrag zu geben, der optimal auf die Arbeit der Viehtreiber ausgerichtet sein sollte. Die Unzufriedenheit der Arbeiter mit ihrem damaligen Schuhwerk rührte nämlich daher, dass viele von ihnen als Soldaten im amerikanischen Bürgerkrieg gekämpft hatten und nach dem Ende des Krieges ihren Lebensunterhalt als Cowboys bestreiten und das Vieh viele hunderte von Meilen durch das Land treiben mussten. Ihre Kleidung sowie ihre Schuhe stammten dabei noch aus dem Fundus des Militärs und waren ungeeignet für den Einsatz hoch zu Ross. So waren beispielsweise die Stiefel nicht nur zu flach, sondern vorne auch zu breit. Und so entwickelten die Brüder Hyer einen Schuh, der nach Wunsch des Cowboys spitz zulaufen sollte, um damit problemlos in die Steigbügel zu gelangen und den Absatz höher zu ziehen, damit man sich im Bügel fest verankern, aber auch Sporen daran befestigen konnte. Und es gibt noch weitere Merkmale der klassischen Westernboots, die für die Arbeit als Cowboy von Nutzen waren. So schützte das feste Oberleder der Stiefel vor Dornen und Hörnern ebenso wie vor Hufen bei der Arbeit am Boden, während die relativ dünne Sohle ein gutes Gefühl für die Steigbügel bot. Und dass der Westernstiefel – damals wie heute – am Rist nicht ganz anliegt, führt zu dem bis heute charakteristischen Cowboy-Gang.
Von der Weide in die Society Zum Modeaccessoire jedoch wurden die Westernstiefel erst, als die Filmindustrie in Hollywood den Mythos Cowboy in den 1920er Jahren wiederentdeckte. Fortan war er farbenfroh mit noch kunstvolleren Nähten, Verzierungen und Applikationen zahlreicher stilisierter Symbole der Cowboy-Romantik wie Spielkarten, Adler, Flammen oder Hufeisen. Ob aus exotischem Leder wie Alligator, Strauss oder Eidechse und Aal oder mit aufregenden Farb- und Materialkombinationen – der Fantasie sind bei diesem Modeklassiker keinerlei Grenzen gesetzt.
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CLARINS DIE «ROSEWOOD»-PALETTE PASST MIT IHREN ERDIGEN NUANCEN BESTENS IN DIE WINTERZEIT.
AUFTRITTE
H ier lautet das Motto, passend z u r Sa ison, «Gold & Gl itzer». Ob i m Gesicht, au f den Nägel n oder au f der Haut, d iese Beauty-P rodu k te lassen Sie förm l ich erstra h len u nd versprechen ei nen g raziösen Au ftritt.
CHANEL DER «ROUGE ALLURE GLOSS SUPER NUDE» VERLEIHT DEN LIPPEN EIN ZARTES BEIGEPINK.
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VERSACE DER DUFT «EROS POUR FEMME» VERKÖRPERT WEIBLICHE SINNLICHKEIT UND ELEGANZ. ESTÉE LAUDER EINEN SAMTIGGESCHMEIDIGEN DUFT VERSTRÖMT DAS PARFUM «MODERN MUSE NUIT». ELIZABETH ARDEN DIE «GRAND ENTRANCE MASCARA» SORGT FÜR PERFEKTE WIMPERN MIT MEHR SCHWUNG UND FÜLLE.
LANCÔME DER «CUSION HIGHLIGHTER» FÜR EINEN PERFEKTEN GLÄNZENDEN GLOW UND EIN FRISCHES FINISH.
YVES SAINT LAURENT MIT SEINER STERNEN-VERZIERUNG IST DER «N° 01 LE ROUGE»-LIPPENSTIFT EIN FESTLICHES ACCESSOIRE.
DIOR EIN TRAUM IN GRANATROT: DER «DIORIFIC VERNIS»NAGELLACK.
EVIDENS DE BEAUTÉ DIESES PFLEGEPRODUKT NÄHRT DIE LIPPEN INTENSIV UND VERLEIHT ANGENEHME WEICHHEIT.
FASHION &BEAUTY
PRESENTS
ARMANI
GIORGIO
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FRONT
ROW O Was ist diese Saison en vogue und was im nächsten Jahr? Ein Blick auf die internationalen Laufstege und die Inspirationsquellen der kreativen Köpfe. Anka Refghi
b für die laufende Herbst- und Winterkollektion 2016 / 17 oder die kommende Frühjahr- und Sommerkollektion 2017 – Ikonen, Romane und vergangene Dekaden waren dieses Mal die Musen und Quell der Inspiration für die Kreativen der höchsten Schneiderkünste. So liess sich Designer Anthony Vaccarello für seine Debütshow für Saint Laurent von Paloma Picasso inspirieren, die ebenfalls einst für Yves Saint L aurent arbeitete und wie keine andere ihren eigenen Stil aus Kitsch, bizarrer Schönheit und grossen Klassikern kultivierte. Farblich überwiegend schwarz, wählte Vaccarello als Materialien
Leder, Vinyl, Samt und Spitze. Kombiniert mit Biker Boots oder Brogues, die Haare locker getragen und das Make-up sehr reduziert, hat diese Kollektion die richtige Prise von Rock ’n’ Roll und Indie. Im Hause Louis Vuitton zeichnete Creative Director Nicolas Ghesquière für die Frühjahr- und Sommer kollektion 2017 verantwortlich. Seine Kreationen beschreibt er als moderne Interpretation des Pariser Chics, doch in einer anderen Form als erwartet. Schwarzes Leder, zackige Säume, knalliges Make- up und übergrosse Retro-Silhouetten vermischen sich mit metallischen Kleidern und asymmetrischen Schnitten, die trotzdem weich, erwachsen und chic wirken.
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Auf Weiss und Schwarz mit goldenen Stickereien setzten dagegen Lucie Meier und Serge Ruffieux, die das kreative Ruder interimsmässig seit dem Weggang von Raf Simons bei Dior übernommen haben. Eine Haute-Couture-Kollektion Fall / Winter 2016 / 17, die farblich zurückhaltend durch Schlichtheit und Klasse begeistert. Eine kleine Revolution dagegen kam in diesem Herbst aus dem Hause Burberry. Angeführt von Kreativchef Christopher Bailey, der, statt im Herbst die kommende Frühjahr- und Sommerkollektion zu präsentieren, mit seiner ersten See-Now-Buy-Now-Kollektion aufwartete. Seine über 80 Looks nennt er schlicht die «September Collection», für die er sich durch Virginia Woolfs Werk «Orlando» inspirieren liess. «Sportlich» heisst die Devise bei der Kollektion für den nächsten Frühling, für die er sich von Künstlern des frühen 20. Jahrhunderts inspirieren liess.
Von Hippie bis Dandy Farbenfroh wie gewohnt auch die Ready-to-wear- Kollektion von Creative Director Peter Dundas, der mit dieser Show das letzte Mal für Cavalli de signte. Eine bunte Hommage an die deka dente Rock ’n’ Roll-Hippie-Bohemian-Welt mit einem Schuss Western, in der sich Dundas’ Liebe zu den 60er und 70er widerspiegelt. Unter dem Motto «Die Gedanken sind frei» entschied sich Giorgio Armani hingegen für die laufende Saison für gedeckte Farben. Dabei im Fokus der neue
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Mann, der den ehrlichen Luxus für sich entdeckt. And last but not least: Auch die achte Kollektion des Designers Stefano Pilatis für Emernegildo Zegna zeichnete sich durch die gewohnt dandy eske Eleganz aus. Zu sehen waren hier die Klassiker der Gentleman-Garderobe wie Capes, taillierte Mäntel mit Rückenpasse, Doppelreiher und glänzende Jacquard-Krawattenstoffe, die für kurz und weit geschnittene Jacken verwendet wurden.
BURBERRY
Von Weiss und Schwarz bis Revolution
DIOR
VUITTON
LOUIS
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SAINT LAURENT
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FERRAGAMO
SALVATORE
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FOURNIÉ
JULIEN
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ERMENEGILDO ZEGNA
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WELLNESS
PUR Salz auf Ihrer Haut werden Sie auf Sylt fast immer spüren. Aber wie wäre es denn mit Kaviar von La Prairie? Ein Selbstversuch. Nike Schröder I
Luxuriös, ursprünglich, gemütlich, privat – Romantikhotel Benen-Diken-Hof auf Sylt
La Prairie
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ugegeben: Sylt im Winter muss man mögen. Nicht jeder kann dem rauen Charme der Nordseeinsel mit heftigen Winden, kalter Meeresbrise, stahlblauem Himmel, würziger Luft und Raureif auf den weiten Wiesen etwas abgewinnen. Wen der winterliche Zauber aber einmal gepackt hat, dem wird hier warm ums Herz, er kann sich kaum noch trennen und hier zwischen Watt und Meer zur kalten Jahreszeit besonders beglückende Momente auf der Sehnsuchtsinsel der Deutschen erleben. Ich finde ein home away from home vor, das Wohlfühlen in vielfältigster Weise bietet. «Die Insel auf der Insel» wird der Benen-Diken-Hof im wohl schönsten Sylter Ort Keitum genannt, der stolz auf seine schönen Reetdachhäuser, die traditionsreiche Severinskirche und die ganz besondere Künstleratmosphäre ist. Der familiengeführte, exklusive Benen-Diken-Hof bietet Romantik unterm Reetdach in ganz besonderer Form, hier entdecke ich ein Hotel, das sich nicht nur durch besondere Gastfreundschaft, sondern auch durch einen Spa auszeichnet, der zu Recht den friesischen Namen «Wolkenlön» verdient, was so viel bedeutet wie Wolkenland. Weil ich nur allzu gern einmal auf Wolken wandern möchte, bin ich gespannt auf meine erste Behandlung, die den gekonnten Understatement-Luxus des 48-Zimmer-Hotels auf besondere Weise umsetzt: Caviar Lifting & Firming Facial von La Prairie gehört zu den Bestsellern im Spa und vereint das Wohlfühlerlebnis mit professionellem Know-how der Schweizer Kosmetikfirma, die laut eigener Aussage «The Art of Beauty» kultiviert und sehr selektiv bei der Auswahl von Hotel-Spas ist. Unter den rund 35 weltweiten Luxusherbergen finden sich deshalb Hotel-Legenden wie das «Adlon» in Berlin, das «Sacher» in Wien, das «Hôtel du Cap» in Antibes, die «Thermes Marins» in Monaco, das «Beverly Hills Hotel» oder das «Burj al Arab» in Dubai. Wer Kaviar, Gold, Berg- und Rosenquarzkristalle und andere luxuriöse Inhaltsstoffe auf der Haut liebt, lässt sich also gerne hier verwöhnen.
Wo Wellness purer Luxus ist Hier auf Sylt in unmittelbarer Meeresnähe einmal Kaviar auf der Haut auszuprobieren, hat für mich einen ganz besonderen Reiz. Im elegant in Creme-, Weiss- und Brauntönen gestylten Spa empfängt mich die sympathische Lena Becker vom Wolkenlos Spa von La Prairie und hat ein ganz besonderes Verwöhnpaket vorbereitet. «Kaviar», so erklärt sie mir, «ist ein wertvolles Luxusgut, reich an lebenswichtigen Mineralstoffen, Vitaminen, Aminosäuren und Lipiden sowie Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren und damit einer der effektivsten natürlichen Nährstofflieferanten. Man hat sogar festgestellt, dass Kaviarextrakt die Kollagenbildung der Hautzellen anregt, was erwiesenermassen zur Straffung der Haut beiträgt.»
Sylt für die Sinne – Wolkenlos Spa
La Prairie – das schnelle Schönheitswunder Nach der rückfettenden und schonenden Reinigung mit dem Foam Cleanser wird meine Haut mit Feuchtigkeit-spendender Cellular Refining Lotion und einer tiefenreinigenden Peelingmaske mit Fruchtsäuren behandelt. Nach Ausreinigung, Brauenkorrektur und Färben wird das festigende Serum Skin Caviar Liquid Lift aufgetragen. Die straffende Augenmassage mit Essence of Skin Caviar Eye Complex, die reichhaltige Skin Caviar Luxe Eye Lift Cream und die Anti-Aging Eye & Lip Perfection à Porter, zusammen mit der warmen Cellular Hydralift Firming Mask, wirken wie ein Super Booster für meine von langen Meer-Spaziergängen strapazierte Haut. Und während ich bei leiser Musik das perfekte Verwöhnerlebnis geniesse und von meinem Langzeitabo auf Wolke sieben träume, verwöhnt Lena mich weiter mit einem Armpeeling, massiert die Cellular Face & Body Exfoliator und Cellular Hand Cream ein und beruhigt Gesicht und De kolleté mit Anti-Aging Stress Cream.
Sofortige Perfektion – pure Schönheit Zum Schluss noch Beluga Skin Caviar pur auf die Haut, Skin Caviar Luxe Cream, Skin Caviar Luxe Eye Lift Cream und ein Hauch pigmentausgleichende Cellular Swiss Ice Crystal Transforming Cream – und ich fühle mich um Jahre verjüngt!!! Überragend. Was vielleicht nicht ganz den Tat sachen, aber in jedem Fall meinem inneren Feeling entspricht und damit meine Ausstrahlung beim abendlichen Auftritt im Gourmetrestaurant «Kokken» zu einem echten Erlebnis macht. Beim Dinner mit Seeteufel, Hirschkalbsrücken und Walnusstarte kann ich meinen Liebsten sogar dazu überreden, demnächst gemeinsam ungestörte Wellnessmomente mit eigener Sauna und Doppel-Whirlpool- Wanne in einem der Private Spas in den dem Hotel angeschlossenen Häusern Senhüs und Lönhüs zu geniessen. «Ich stehe mit beiden Beinen fest in den Wolken», habe ich über dem gemütlichen Ruhesofa im Spa- Bereich am Nachmittag gelesen. Hier hat’s gestimmt – erst recht, als wir am nächsten Morgen beim Häppchen Kaviar mit Champagner zum Frühstück den nächsten Sylt-Urlaub, nicht ohne das La-Prairie-Verwöhnpaket, planen …
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S FASHION &BEAUTY
TYLE
KARAMBOLAGE
Kann denn Mode wirklich Sünde sein? Oder ist sie derart individuell, dass man ihr den reinwaschenden Persilschein ausstellen muss? Tamy Glauser, das aussergewöhnliche Schweizer Top-Model, über Sinn und Unsinn von Modesünden. Vorhang auf!
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ie Mode. Sie ist Stein des Anstosses. Ein zweischneidiges Schwert. Teufels Werk und Gottes Beitrag, Gottes Werk und des Teufels Beitrag. Ähnlich wie beim Wetter reden aber alle über Mode. Jeder hat eine Meinung, auch wenn immer wieder mal zu hören ist, dass Mode den einen oder andern kaltliesse. Doch trotz winterlicher Jahreszeit lässt Mode so ziemlich wenige kalt, nicht umsonst hört man hinter jeder Ecke beziehungsweise abseits von Modemagazinen und fernab der Laufstege (Unken-)Rufe, wie zum Beispiel «Mode, meist uniforme Verformung», «Mode: Kleider machen Beute» oder «Mode modert schnell». Ob Verformung, Beute oder modernd – in diesen «sündigenden» Populärkanon einzustimmen, ist langweilig. Viel spannender ist die Frage, ob die schier unerschöpfliche und sich stets neu erfindende Fashion- Welt Modesünden zu-
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Cyril Schicker I
Tamy Glauser
tage bringt. Gibt es überhaupt Modesünden, oder verfügt Mode über einen Persilschein, der das Sündige gleich vorneweg sauber bis ganz rein wäscht? «Sünde ist ein schlechtes Wort, denn Mode erlaubt eigentlich alles. Mode ist so ziemlich barrierefrei», ist Tamy Glauser überzeugt. Das 31-jährige Schweizer Model mit nigerianischen Wurzeln ist bekannt für seinen eigenen, überaus ausgefallenen Stil und international erfolgreich. Ihr derzeit grösster und bekanntester Befürworter und Karriereförderer ist keine Geringere als die nicht minder extravagante Vivienne Westwood. «Wenn man schon von Sünde spricht, dann ist es eine Sünde, sich nichts zu getrauen», so die sympathische Bernerin. Ihr konkretes Beispiel: «Wenn sich jemand schöne High Heels kauft und unmittelbar danach sagt, dass sie die heute nicht trüge, weil das übertrieben wäre. Solche Aussagen höre ich oft.» So oder so erübrigt sich wohl die Frage, ob Tamy Glauser selbst schon modegesündigt hätte. Oder? «Na ja, Miss-Sixty-Jeans mit prominent aufblitzendem String darunter, das war früher mein modischer Aussetzer», verrät sie lachend. Das Model hat zwar in Paris ihre eigene Wohnung, ist aber eigentlich dauernd unterwegs und lebt überwiegend aus dem Reisekoffer. Entsprechend klein sei auch ihr Kleiderschrank. Fast immer mit dabei ist ihr Lieblingskleidungsstück. «Gerade im Winter ist es meine schwarze Acne-Jacke. Sie sieht gut aus und gibt gleichzeitig warm», so Tamy Glauser. Und wo ein Lieblingskleidungsstück ist, ist auch das Gegenteilstück. Was fände man nie und nimmer in ihrem Schrank wie auch in ihrem Koffer? «Crocs», sagt sie sec und meint damit diese «fröhlichen, federleichten Schuhe, die maximalen Komfort und Unterstützung für jede Gelegenheit und jede Jahreszeit bieten» (unternehmerische Eigenaussage). «Viel Spass mit diesen offenen Kunststoffschuhen im Winter», witzelt Tamy Glauser und packt ihren Koffer. Selbstverständlich ohne Crocs.
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Schwarz-Weiss muss n icht la n g wei l ig sei n, i m Gegentei l: Es ka n n ei n Wi nteroutfit au fpeppen u nd i h m ei nen ch icen, ver fü h rerischen Touch verlei hen – sehen Sie selbst! BY PRESTIGENEWS.COM
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8 1 I TAMARA COMOLLI DIE «CHANDELIER»OHRRINGE SIND MIT MONDSTEINEN UND FUNKELNDEN WEISSEN DIAMANTEN BESETZT.
5 I RALPH LAUREN DIESE SCHUHE MISCHEN EIN SCHLICHTES, ELEGANTES OUTFIT AUF. 6 I HUGO BOSS EINFACH ELEGANT IST DIESE HANDGEMACHTE TASCHE UND PASST SOMIT ZU JEDEM OUTFIT. 7 I BOTTEGA VENETA «SCHLICHT UND EINFACH» HEISST DAS MOTTO DER 50-JAHREJUBILÄUMSKOLLEKTION. 8 I BULGARI WEISSGOLD UND DIAMANTEN SCHMÜCKEN DIE HANDTASCHE AUS SCHLANGENLEDER «SERPENTISSIMA». 9 I PHILIPP PLEIN DIESER WEISSE CARDIGAN BESITZT EIN STYLISHES SCHÖSSCHEN UND PASST PERFEKT ZU ELEGANTEN ABENDEN. 10 I ESCADA EIN WORTWÖRTLICH BRILLANTER EYE-CATCHER IST DIESER ELEGANTE FOULARD AUS PURER SEIDE.
2 I HUGO BOSS DIE SONNENBRILLEN DER «EYEWEAR»KOLLEKTION PRÄSENT IEREN SICH IN MASKUL INEN FARBKOMBINATIONEN.
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3 I JOOP! FÜR WARME HÄNDE SORGEN DIE HANDSCHUHE AUS DER «THE NEW WOMAN ON THE GO»KOLLEKTION.
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4 I BOGNER DER LÄSSIG INTERPRETIERTE BOURGEOIS-LOOK FINDET SICH AUCH IN DIESEM SCHÖNEN WINTERMANTEL.
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LICK In Fachkreisen wird sie liebevoll als der Steve Jobs der Schönheitsbranche bezeichnet. Diesen Namen verdankt Gunzburg einer revolutionären Erfindung: dem ersten Schönheitsprodukt mit «Klick».
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DE ERRY GUNZBURG
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Valeska Jansen I
By Terry
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ie ist attraktiv, charmant, nicht besonders gross, dafür umso charismatischer. Kurz: Sie entspricht der typischen Vor stellung einer «echten» Pariserin. Terry de Gunzburg steht zu ihrem Alter und erklärt ungeniert, dass sie nun «doch schon» 61 Jahre alt ist. Wer der Mutter von vier Kindern dabei in die Augen schaut, sieht allerdings eine junge Frau, offen, neugierig und ohne Berührungsängste. Ihr Selbstbewusstsein wirkt nonchalant. Mit diesen Attributen führt sie nun seit 18 Jahren ihr eigenes Unternehmen «By Terry» und widmet sich dabei allem, was Frauen, natürlich auch Männer, begehrlicher machen kann. Eine Make-up-Kollektion, Gesichtspflegeprodukte und Düfte gehören zum Firmenportfolio. Insider wissen: Gunzburg hat vor 20 Jahren den wohl berühmtesten Concealer der Make-upWelt erfunden, «Touche Éclat». Damals noch als Make-up und Creative Director bei Yves Saint Laurent beschäftigt, entwickelte sie so das erste Produkt gegen Augenschatten auf einen Klick. Eine flüssige Textur, verborgen in einem goldenen Stift mit Pinselspitze am einen und Klickvorrichtung am anderen Ende. Auch bei ihren eigenen Produkten setzt sie gerne auf diese praktische, weil einhändig bedienbar, Technik. Ihr jüngster Coup ist der «Rouge Expert Click Stick». Ein Lippenstift mit ungewöhnlich dünner, deshalb präziser Mine. Auf drei Klicks gibt er die passende Portion Farbe auf den Lippen ab. 21 Kolorierungen, von einem leuchtenden Korall-Orange (Gunzburgs Lieblingsfarbe) bis zu einem dunklen Brombeerton, bietet das Sortiment. Wir trafen die passionierte Kunstsammlerin in Paris, in der Galerie 13 Sévigné im angesagten Stadtteil Marais, zum Exklusiv-Interview: PRESTIGE: Haben Sie einen Lieblingskünstler? TERRY DE GUNZBURG: Die Kunst spielt in meinem Leben schon immer eine sehr grosse Rolle. Einen einzelnen Künstler als Favoriten herauszupicken, fällt mir schwer, denn ich bin sowohl an moderner wie an klassischer Kunst interessiert. Picasso aber liebe ich dafür, dass seine Kunst so zeitlos ist. Er folgte keinem Trend, er kreierte sie. Für mich sind seine Werke schon deshalb eine grosse Inspiration. Hat diese Passion Einfluss auf die Entwicklung Ihrer Make-up-Produkte? Absolut! Mein Ziel ist es, den Luxus von Farbpigmenten und reinen Inhaltsstoffen aus der zeitgenössischen Kunst in meinen Produkten weiterzuführen. Ich entwickle sie wie Kunstwerke, folge dabei keinen Regeln, versuche aber immer, innovativ und visionär zu sein. Sie präsentieren diese Saison einen vollkommen neuartigen Lippenstift, den Click Stick. Wie kam es zu dieser Idee? Bereits vor zehn Jahren lancierte ich unter meinem Namen den «Light-Expert», einen Make-up-Stift mit Pinsel. Um dessen zehnjährigen Geburtstag zu zelebrieren, entwickelte ich ein neues professionelles Make-up-Produkt, das per Klick verschönert. Wichtig war mir dabei die Kombination aus Pflege in Verbindung mit intensiver Farbe. Meiner Meinung nach sollte jede Frau Lippenstift verwenden. Mein Ziel war es deshalb, einen Lippenstift zu entwickeln, der zu jeder Lippenform passt. Mit dem neuen Rouge Expert Click Stick kann man sich nicht «vermalen».
Ihr Medizinstudium haben Sie abgebrochen, hatten Ihre Vorkenntnisse daraus Einfluss auf Ihre Gesichts pflegelinie? Auf jeden Fall! Ausserdem ist mein Mann Wissenschaftler. Mich begeistern schon immer die Wissenschaft und auch die Welt der Rosen. Mein Ziel war es, jeden Aspekt dieser Blumen wissenschaftlich zu untersuchen. In unserer eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung konzentrieren wir uns voll darauf. Es hat allein zehn Jahre gedauert, die effektive Wirkung von frischen Rosenzellen auf die Haut zu erforschen. Dank dieses wissenschaftlichen Hintergrundes habe ich die Möglichkeit, hochwertige und sehr wirksame Produkte zu entwickeln. Sie haben rund 15 Jahre als International Make-up Designer und International Director für Entwicklung und Marketing unter Yves Saint Laurent gearbeitet. Können Sie uns von einem besonderen Erlebnis mit ihm erzählen? Es ist natürlich schwierig, 15 Jahre Zusammenarbeit mit diesem Genie in nur einer Anekdote zu vereinen. Eines wird mir allerdings niemals in Vergessenheit geraten – sein Credo: «Alles ist möglich, solange man mit dem Herzen dabei ist! Strebe immer nach Perfektion und habe stets ein Auge für das Detail!» Und zu guter Letzt noch diese Worte von ihm: «Kreiere niemals für Dich selbst, denke immer an die Person, für die Deine Kreation bestimmt ist!» Was ist Ihr persönliches Schönheitsgeheimnis? Meine Philosophie ist: «Schönheit liegt im Auge des Betrachters, Dein eigener Stil ist Deine Visitenkarte, Tag für Tag.» Ihre Botschaft für alle Frauen, die auf der Suche nach ihrem eigenen Schönheitsbild sind? Bleibe immer Du selbst! Der Schlüssel zur Schönheit ist Selbstbewusstsein. Wer nur eine Rolle spielt oder andere imitieren will, wird diesen Schlüssel niemals finden.
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94 UND KEIN BISSCHEN MÜDE
PIERRE CARDIN
Pierre Cardin ist ein Legende. Und das schon zu Lebzeiten. Am 2. Juli 1922 in Italien geboren, begann seine Karriere als Modeschöpfer bereits im Jahre 1944. Und obwohl er sich 1950 der Haute Couture zuwandte, legte er seinen Fokus schon kurze Zeit später wieder auf die Prêt-à-porter-Mode. Der französische Modeschöpfer war ein meisterlicher Kreateur und ein Modepionier der ersten Stunde, galt er doch, zusammen mit Paco Rabanne und André Courrège, als Erfinder der futuristischen Mode in den 1960er Jahren. Pierre Cardin war ein Star und mit der gesellschaftlichen Crème de la Crème auf «Du und Du». So sagte er einmal über sein Leben: «Ich kannte Frau Gandhi sehr gut. Ich wurde von Frau Bhutto empfangen. Von allen Staatschefs. Ich kenne sie alle, alle, alle. Ich war schon 1947 in Ägypten. In Griechenland. In Persien. In Syrien. Ich war ein Abenteurer. Ich bin die einzige Person in der Welt, die auf dem Sessel sass, der auf den Mond gegangen ist. Die einzige Person, die das Astronautenkostüm trug. Ich habe Japan mit der Mode kolonisiert. Mein Lebensweg endet immerhin im Institut de France. Ich habe alles gehabt, was niemand in der Welt hatte. Es gibt nichts, was ich missen könnte.» Der Modeschöpfer gilt bis heute als ein ungemein geschickter Unternehmer, der sein kreatives Wirken niemals nur auf die Mode beschränkte. So beispielsweise nutzte er als Erster sogenannte Lizenzgeschäfte, bei denen er seinen Namen für Produkte wie Parfüms, Sonnenbrillen oder Heimtextilien hergab, die er auch selber designte. So geschäftstüchtig die Idee war, seinem einst exklusiven Image war es auf Dauer nicht zuträglich. In den letzten Jahren war es – zumindest im Bereich der Mode – ruhiger um den Altmeister geworden, doch 2016 meldete er sich mit Pauken und Fanfaren zurück auf die Bühne der Eitelkeiten. 94 und kein bisschen müde, hiess dabei die Devise, als er in diesem Jahr seine neueste Kollektion für Herbst und Winter 2016 / 17 präsentierte. Einen Relaunch, den Pierre Cardin ganz alleine in die Hand nahm – ganz im Gegensatz zu anderen Marken wie Gucci oder Burberry, welche die Wiederbelebung nur mit jungen Designern an Bord wagten.
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«Ich bin nie mit der Mode gegangen. Ich habe sie gemacht.» – Pierre Cardin – «Mir hat es immer gefallen, durch meine Arbeit zu existieren, und es hat mich noch nie amüsiert, mich zu amüsieren.» – Pierre Cardin –
«Ich spreche wenig, aber ich sage das Wichtige. Und ich sage es vor den anderen. Das macht den ganzen Unterschied aus.» – Pierre Cardin –
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WUSSTEN SIE SCHON …?
Die Blume, die nie verblüht «Immortelle» wird die besondere gelbe Blume genannt, die niemals verblüht und bis heute noch von Hand mit der Sichel geerntet wird. Die wilde Blume aus Korsika, die auch unter dem Namen «goldene Sonne» bekannt ist, trägt nämlich ein ganz besonderes Geheimnis in sich, das L’Occitane vor 15 Jahren in ihren Laboratorien bereits enthüllte. So ist ihr ein ätherisches Öl mit einzigartigen Anti-Aging-Eigenschaften eigen, das mit der Verwendung in der Schönheitspflege eine wahre Revolution auslöste. In der Linie Harmonie Divine wird das seltene Extrakt der Jania Rubens – einer Alge mit einer ausser gewöhnlichen Regenerationsfähigkeit – zum ersten Mal mit dem ätherischen Öl der Immortelle «Millésimée», der erlesensten Sorte aus Korsika, kombiniert. Entstanden ist eine wirkungsvolle Verbindung, die den bereits ausgezeichneten Regenerationswirkungen eine neue Dimension verleiht.
Der Erfinder der Fashionshow Die «Big Four» sind heute der Dreh- und Angelpunkt der Fashionszene. Damit gemeint sind die grossen Fashionshows in den vier Modemetropolen Paris, Mailand, London und New York, wo sich im Blitzlichtgewitter bunte Vögel und das Who is Who der Modewelt treffen und Models zu Superstars werden. Für die ersten Modeschauen, die den Grundstein für die heutige Bekleidungsindustrie mit ihren Shows legten, zeichnete ein Mann namens Charles-Frederick Worth verantwortlich. So war er es, der erstmals im späten 19. Jahrhundert mit lebendigen Modellen statt Puppen arbeitete und seinen Salon in Frankreich zum Laufsteg machte, auf dem er seine individuellen Kreationen dreidimensional präsentierte. Zum ersten Mal konnten seine Kunden sehen, wie sich Material und Schnitte beim Tragen mit weiblichen Rundungen zusammen verhielten.
Der Held der Frauen Francesco Russo liegt die Frauenwelt zu Füssen. Denn der Italiener, der seine Boutique in der Nähe des Pariser Palais eröffnete, hat den schmerzenden Damenfüssen in High Heels den Kampf angesagt. Vorbei sollen brennende Fusssohlen und schmerzende Ballen sein. Das Geheimnis? Francesco Russo legt seinen Fokus auf das sogenannte Gelenk des Schuhs, der den Teil zwischen Absatz und Spitze bezeichnet und das Fussgewölbe trägt. Wird dieser Teil besonders gestützt, verhindert es das Durchrutschen des Fusses nach vorne und somit auch die allseits bekannten Schmerzen. Dass seine Schuhe nicht nur bequem, sondern auch «très chic» sind, davon zeugen die Einflüsse der exquisiten Adressen – wie Saint Laurent, Miu Miu oder auch Costume National – für die Russo einst gearbeitet hatte.
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Endlich wieder gesund werden oder dauerhaft gesund bleiben, heisst die Mission, der sich Visionär und Unternehmer Bernhard Sammer gänzlich verschrieben hat. Seine Methode? Revolutionär! Zusammen mit einem internationalen Team aus Medizin und Wissenschaft entwickelt, beruht sein DNA-Bodytransformer darauf, per Speicheltest den für jeden Menschen einzigartigen Genpool zu entschlüsseln und die Ergebnisse optimal zu nutzen. So lässt sich ganz individuell feststellen, welche Lebensmittel am besten vertragen werden, wie sich der Stoffwechsel optimal steuern lässt und welche Sportarten besonders geeignet sind. Wichtige Informationen, die dabei helfen, die Leistungskraft zu steigern, den Alterungsprozess zu verlangsamen oder eben auch vor Krankheiten zu schützen.
BERNHARD SAMMER
© Dietmar Sochor
DER VISIONÄR
3 FRAGEN Herr Sammer, was hat Sie zur Entwicklung Ihres neuen Lifestyle- und Anti-Aging-Programms «DNABodytransformer» inspiriert? Sich in seiner Haut und seinem Körper richtig wohl zu fühlen und immer viel Energie für die wirklich schönen Dinge des Lebens zu haben, ist ein fantastisches Lebensgefühl. Für mich persönlich war es in meiner Zeit als Leistungssportler darüber hinaus auch schon immer ganz besonders wichtig, meine Leistungsfähigkeit maximal abrufen zu können und nach intensiven Belastungen, zum Beispiel nach einem Wettkampf, schnell wieder zu regenerieren. Auf meinem Weg zur Perfektion habe ich mit DNA-basierter Ernährung und Training ausserordentlich gute Erfahrungen gemacht und diese möchte ich nun weitergeben. Was unterscheidet DNA-Bodytransformer von anderen Programmen im Luxussegment von Health & Lifestyle? Der Trend geht seit einigen Jahren immer mehr Richtung individuelles Treatment, Training und Food. Dabei berücksichtigen beispielsweise alte Heil- und Lebensweisheiten wie Ayurveda und die Traditionelle Chinesische Medizin TCM
schon seit Jahrtausenden die wichtige Bedeutung der individuellen Typenlehre. Heute liefert uns die individuelle DNA eines Menschen die genaueste Grundlage für die Ermittlung perfekt massgeschneiderter Empfehlungen für einen aussergewöhnlich vitalen, gesunden und rundum schönen Lifestyle. Wir alle haben Stärken und Schwächen, die in unseren Genen bisher verborgen blieben. Heute sind wir in der Lage, das individuelle Genprofil unserer Klienten zu analysieren, und können ihnen klare Empfehlungen geben, wie sie ihre Stärken besser nutzen und ihre Schwächen einfach ausgleichen können. Wie kann man sich die Umsetzung von DNA-Bt im Alltag vorstellen und welche Effekte darf ein Anwender dabei erwarten? Alles ist völlig einfach. Der Klient liefert uns seine Speichelprobe, wir erstellen die DNAAnalyse und bewerten beispielsweise 900 Lebensmittel nach ihrem jeweiligen Stoffwechselund Verträglichkeitspotenzial für den Klienten. Ebenso können wir analysieren, welche Trainingsmethoden jeweils am besten geeignet sind und auch welche individuellen Micronährstoffe in welchem Umfang benötigt werden. Werden die Empfehlungen dann im Alltag umgesetzt, erleben wir oft ganz erstaunliche Ergebnisse: Mehr Leistungsfähigkeit, eine natürlich einsetzende und nachhaltige Gewichtsreduktion und auch die Verbesserung vieler immunologischer Faktoren sind hier an vorderster Stelle zu nennen. Die offensichtliche Verlangsamung des natürlichen Alterungsprozesses ist aktuell aber der spannendste Aspekt meines Programms. Hier verstehe ich unsere Kunden ganz besonders gut, denn was gibt es schon Schöneres, als im Leben so lange wie möglich fit, attraktiv und gesund zu bleiben? www.dna-bodytransformer.com
SHIGERU
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DER MIT DEM PAPIER TANZT
B N Während sich beim Spiel «Schere, Stein, Papier» die einzelnen Elemente ausstechen, komponiert der mit dem Pritzker-Preis geehrte japanische Star-Architekt Shigeru Ban aus Materialien wie Bambus, Holz und Stoff luftig-zarte, von Licht, Bewegung und Leichtigkeit durchflutete Bauten. Meistens ohne einen einzigen Nagel, Backstein oder Zement dafür zu verwenden.
Aspen Art Museum in Colorado
© Michael Moran
Helena Ugrenovic
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LIVING
Der Traum vom Zimmermann Am 5. August 1957 wird Shigeru Ban als Sohn eines Geschäftsmannes und einer Designerin für Haute Couture in Tokio geboren. Als Ban noch ein Kind ist, werden häufig Schreiner eingestellt, die das Holzhaus der Familie renovieren. Der Junge ist fasziniert von der traditionellen Arbeit der Zimmerleute und sammelt mit Vorliebe Holzstücke, um daraus Gegenstände zu bauen. Er beschliesst, Schreiner zu werden. Als er in der Grundschule in den Fächern Kunst und Handwerk das Modell für ein Haus entwirft, das als bestes der Schule vorgestellt wird, ändert er seine Pläne und entscheidet sich für Architektur. Parallel dazu steht Rugby, eine weitere Leidenschaft.
Wink des Schicksals
© Micheal Moran
Ban wird an der Waseda-Universität, einer der prestigeträchtigsten privaten Universitäten Japans und bekannt für ihre starke Rugby-Mannschaft, aufgenommen und besucht gleichzeitig die Tokyo University of the Arts, eine der renommiertesten Ausbildungsstätten für Musiker und Künstler in Japan, um
Treppenaufstieg Aspen Art Museum
Architektur zu studieren. An Abendschulen bereitet er sich mit Zeichenkursen darauf vor und lernt, mit Papier, Holz und zum ersten Mal auch mit Bambus strukturell und bautechnisch zu modellieren. Mit seinen aussergewöhnlichen Fähigkeiten ist er geradezu einzigartig in diesem Gebiet. Als er sich eines Tages im Haus seines Lehrers Tomaharu Makabe befindet, auch ein Absolvent der Tokyo University of the Arts, stolpert er über einen Bericht über John Hejduk, den «Papierarchitekten» und späteren Dekan der Cooper Union School of Art and Architecture in New York. Bans Begegnung mit Hejduks Modellen, Plänen und nicht realisierten Gebäuden ist bahnbrechend für ihn, und er beschliesst, Architektur an der Cooper Union zu studieren.
Glückliche Fügungen Als Shigeru Ban in Kalifornien Englisch lernt, stellt er fest, dass die Cooper Union keine ausländischen Studenten aufnimmt, sondern nur Studenten anderer Schulen innerhalb der Vereinigten Staaten akzeptiert. Er sucht nach einer Schule, von der aus ihm der ersehnte Transfer an die Cooper Union gelingt, und entschliesst sich für das neu gegründete Southern California Institute of Architecture (SCI-Arc). Der berühmte Architekt und Gründer des SCI-Arc, Raymond Kappe, interviewt Ban, der damals zwar noch nicht gut Englisch spricht, aber Kappe, begeistert über Bans beeindruckendes Portfolio, nimmt ihn als Schüler auf. Nach vier Jahren wechselt er an die Cooper Union, studiert mit den zukünftigen Stararchitekten Dean Maltz, Nanako Umemoto sowie Laurie Hawkinson und lernt bei den Besten seiner Zunft wie Ricardo Scofidio, Tod Williams, Diana Agrest, Bernard Tschumi, Peter Eisenmann und John Hejduk. Nach einem vierjährigen Studium setzt er für ein Jahr aus, arbeitet bei Arata Isozaki in Tokio, einem japanischen Architekten mit internationaler Reputation, und kehrt 1984 wieder an die Cooper Union zurück, wo er den Bachelor of Architecture erhält. Nach seinem Studium begleitet Ban den Fotografen Yukio Fukagawa auf einer Reise nach Europa, wo er zum ersten Mal die Architektur von Alvar Aalto in Finnland besucht und überwältigt darüber ist, wie Aalto regionalen Kontext und Material in seinen Werken betont.
© Shigeru Ban Architects
ereits vor Jahrtausenden und noch vor der Erfindung von Schrauben und Befestigungselementen nutzten japanische Handwerker komplexe, ineinandergreifende Verbindungen, um Holzstücke für Strukturen und Balken miteinander zu verbinden und so eine einzigartige japanische Holzästhetik zu schaffen, die in den Werken der modernen Meister wie Shigeru Ban zu bewundern ist.
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Karrierestart Ohne jegliche Berufserfahrung eröffnet Shigeru Ban 1985 sein eigenes Architekturbüro in Tokio und entwirft bis 1986 Ausstellungen für Emilio Ambasz, Alvar Aato und als Kurator der Axis Gallery in Tokio die Ausstellung von Judith Turner. Bei der Entwicklung der Papierrohrkonstruktionen, die er zum ersten Mal auf der Aalto-Ausstellung umsetzt, entwirft Ban eine Serie von Fallstudienhäusern wie das «PC Pile House», «House of Double-Roof», «Curtain Wall House», «Furniture House», «2/5 House», «Wall-less House» und «Naked House».
Fragile, robuste Leichtigkeit Ban konzentriert sich auf experimentelle Ansätze für Materialien und strukturelle Systeme und verwendet in vielen Fällen Substanzen wie Papier, Holz, Stoff und Transportbehälter, um Gebäude auf aussergewöhnliche Weise zusammenzubauen. Als 1995 seine Ban-Rohstruktur-Entwicklung das ständige Architekturzertifikat des Ministers für Bauwesen in Japan erhält, schliesst er das «Paper House» ab. Für das Nomadic Museum in New York benutzt er Schiffsbehälter und wendet traditionelle Tischlertechniken an, um das Tamedia- Bürogebäude in Zürich zu erschaffen. Das verriegelnde Bauholz-System besteht ohne Verwendung von Eisen oder Kleber. Bans unkonventioneller Ansatz führt zu einer eleganten Leichtigkeit und aussergewöhnlichen Gebäuden, was am besten am Centre Pompidou-Metz in Metz zu sehen ist. Wie ein riesiger japanischer Hut wellt sich die geschwungene Dachkonstruktion dieser einzigartigen Architektur über das grosszügige Gebäude mit seinen drei um den Erschliessungsturm sternförmig übereinandergestapelten, röhrenartigen und gross dimensionierten Galerien. Das aus einer dichten Holzkonstruktion gefertigte Dach ist mit einer wasserdichten, weissen Membranhaut aus Glasfaser- und Teflon-Basis beschichtet, was bei dem nachts beleuchteten Gebäude zu einer Transparenz führt und wodurch die darunterliegenden Konstruktionen sichtbar sind.
In luftiger Höhe
Zusammen mit Otto Frei entwirft Shigeru Ban den japanischen Pavillon. Das 95 Meter lange und 45 Meter breite futuristische Gebäude, das ohne Nägel, Backsteine und Zement gefertigt ist, löst einen Bewunderungs taumel aus und besteht nur aus Papier und Stoffb ändern, um drei harmonische Kuppeln aufrecht zu halten. Das weltgrösste Gebäude aus Papier, das bis auf den letzten Millimeter recycelt werden kann, bricht alle Rekorde.
Aspen stehen kann, und es soll wie eine Skulptur sein, die kognitiv ist mit seiner eigentlichen Funktion, die Kunst perfekt zu präsentieren. Shigeru Ban «Wir wollten, dass das Gebäude zum Ort Aspen und seinen quadratischen, braunen Häusern passt, aber ohne Backsteine.» Mit leichten Materialien wie ineinander verwobenen Holzpanelen und speziell laminiertem Papier baut Shigeru Ban ein transzendentes Gebäude mit Wiedererkennungswert. Aus Platzgründen wird die Lobby auf das Dach verlagert, und so führen eine Outdoor-Indoor- Treppe und ein Lift zu den Galerien, die gleichzeitig einen fantastischen Ausblick auf die Berge und die zauberhafte Umgebung freigeben. Shigeru Ban «Es ist genauso wie beim Skilaufen, man muss zuerst auf den Berg und sieht dabei die ganze Schönheit der Landschaft.» 2011 wird Shigeru Ban zum Professor an der Fakultät für Umwelt- und Informationswissenschaften an der Keio-Universität ernannt. Nachdem er den Wettbewerb des Centre Pompidou-Metz gewonnen hatte, gründete er mit seinem Partner Jean de Gastines ein Architekturbüro in Paris.
© Didier Boy de la Tour
In der laut dem Forbes-Institut reichsten Stadt der USA, Aspen, feiert 2014 ein weiteres Markenzeichen des Star-Architekten Eröffnung. Das Aspen Art Museum soll auch ein Ort der Erholung werden, ein Gebäude, das nur in
Japanischer Pavillon, Expo Hannover 2000
Centre Pompidou-Metz, Frankreich 152 | PRESTIGE
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BLOCK HAUS2.0 Monolithisch und wie aus einer anderen Welt thront das Hadaway House ßber dem kanadischen Whistler Valley. Ein Domizil aus der Feder des Architekten John Patkau, der auf spektakuläre Weise mit den rechten Winkeln bricht. Anka Refghi I
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James Dow / Patkau Architects
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Ein normales Haus, aber ohne Kurven oder Kreisformen» lautete der kurzgefasste Auftrag des Hongkonger Bauherrn an die Patkau Architects, die zu den renommiertesten Architekten Kanadas gehören und für ihre expressive Formensprache bekannt sind. Die Wünsche des chine sischen Ingenieurs beim Wort genommen, ist ein architektonisches Meisterwerk entstanden, das nicht minder spektakulär ist als sein Standort selbst. So wurde das Haus auf einen zwar pittoresken, doch schwierig zu bebauenden Steilhang in der kanadischen Provinz British Columbia gebaut, der dafür mit einem atemberaubenden Blick auf das Whistler Valley belohnt.
Mit Ecken und Kanten Die Gemeinsamkeiten zwischen traditionellen Chalets oder Blockhäusern der Region und dem Hadaway House hören beim Baustoff Holz bereits auf. Keilförmig und mit futuristischer Ästhetik er-
scheint das Berghaus wie aus einer anderen Galaxie. Formal dem Dekonstruktivismus folgend, bei dem Symmetrie, Reihung und Regelmässigkeit ihre Bedeutung verlieren, könnte das Spiel zwischen den Ecken und Kanten des Hauses und seiner unmittelbaren Umgebung kaum spannender sein. Und so konträr sich die Linien des Hauses zur weichen Natur zu verhalten scheinen, so verblüffend ist die Resonanz, begreift man seine kantige Struktur als eine Metapher für die zuweilen raue Berglandschaft Kanadas.
Mehr als Design Um ökologischen Aspekten Rechnung zu tragen, wurden für das so extravagante wie skulptural anmutende Bergdomizil Beton, Stahl, Glas und eine Zedernholzummantelung in Perfektion aufeinander abgestimmt. So trägt der Sockel aus Beton die geometrische Holzkonstruktion und dämpft Temperaturschwankungen innerhalb des Hauses
Von Kunst bis Architektur Patkau Architects ist ein Architektur- und Design-Forschung-Studio mit Sitz im kanadischen Vancouver, das den Reichtum und die Vielfalt der architektonischen Praxis erforscht und dies als kritischen kulturellen Akt versteht. Zum Team selbst gehören John Patkau, Patricia Patkau, David Shone und Greg Boothroyd sowie die zwei Mitarbeiter Peter Suter und Shane O’Neill. In den letzten 35 Jahren haben sie die ganze Klaviatur von Kunst bis hin zur Erbauung der wichtigsten städtischen Gebäude bespielt und zahlreiche Awards gewonnen.
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«It is a spaceship among log cabins.»
– John Patkau –
im Sommer wie im Winter. Ein ganz besonderer Hingucker ist das Dach des Hadaway House. Zwar übernimmt es in seiner Funktion diejenige eines Daches, könnte jedoch durch seine kunstvolle Erscheinung auch als eigenständiges Objekt aus serhalb des architektonischen Kontextes stehen, was wiederum dem Gedanken des Dekonstruk tivismus folgt. Doch es ist noch viel mehr, denn durch seine intelligente «Faltung» und den sich neigenden Seiten haben John Patkau und sein Team nicht nur ein sehr charakteristisches Merkmal des Hauses geschaffen, sondern gleichermassen eine perfekte Formgebung gefunden, um den immensen Schneemengen in der Region standhalten zu können.
Innere Schönheit So spektakulär, wie sich die äussere Hülle präsentiert, so aussergewöhnlich präsentiert sich auch das Innere. Unregelmässigkeiten, geometrische Formen, Spitzfenster und Strukturen. Und obwohl kaum eine Wand dem Lot standhalten würde, wirkt das Haus, das von den Einheimischen das Origami-Haus genannt wird, auf eine gewinnende
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Weise dynamisch und offen. So besteht die Haupt ebene im Wesentlichen aus einem grossen Raum mit Wohn-, Ess- und Küchenbereich und einer Aussenterrasse. Auf der untersten Ebene befinden sich Gästezimmer, ein Serviceraum und ein zweiter Wohnbereich, der direkt von der Garage zugänglich ist. Die Durchbrüche im Haus sind geschickt gesetzt und lassen die einzelnen Wohnbereiche, die durch Treppen und verbindende Brückengänge miteinander verbunden sind, in einanderfliessen. Durch die Ecken, Kanten und architektonischen Ausschnitte und Kanten entsteht so ein aufregendes Spiel mit dem Licht und den sich stetig verändernden Perspektiven, die das Haus niemals langweilig wirken lassen. Die geometrischen Fenster bilden einen Kontrast zu den weichen Formen der Landschaft, die sie ins Zimmer holen und sie so zu Gestaltungselementen in den Räumen werden lassen, die Kunst überflüssig machen. Mit der Konzeption des Hadaway House haben die Architekten einen durch und durch progressiven Designansatz gewählt, der auf wunderbare Weise zwischen der globalen und der lokalen Sprache der Architektur vermittelt.
SHORT
CUTS
Das Auge isst mit
Innenarchitekten und Architekten weltweit nutzen neue Konzepte, um ein Restaurant zu einem multisensorischen Erlebnis zu machen. Essen ist mehr als ein physikalischer Vorgang. Es ist ein soziales, ästhetisches und kulturelles Bedürfnis. Wir gehen mit Freunden oder Geschäftspartnern zusammen essen, probieren einen neuen kulinarischen Trend aus, entspannen in der familiären Atmosphäre unseres Lieblingsrestaurants oder schwelgen im multisensorischen Erlebnis des neuesten Degustationstempels. Es geht immer um mehr als nur Essen und Trinken. Wir suchen Dramaturgie, Emotionen und Abenteuer. «Let’s Go Out Again» ist ein eklektisches Schaufenster der atmosphärischen Essbereiche aus der ganzen Welt – von New York, London und Berlin bis nach Haifa, Sydney und Hongkong. Die vorgestellten Projekte repräsentieren modernste Kooperationen zwischen Architekten, Künstlern, Designern, Gastronomen und Köchen, die nicht nur unsere Sinne, sondern auch unsere Identitäten und Werte ansprechen.
Let’s Go Out Again Robert Klanten, Sven Ehmann, Michelle Galindo Gestalten Verlag
Mid-Century Ads Jim Heimann, Steven Heller Taschen Verlag
Werbung im Zeitalter der Mondlandung Dieses nach Sichtung Tausender von Werbeanzeigen sorg fältig zusammengestellte Buch präsentiert die Krönung der amerikanischen Printwerbung im Zeitalter der «Big Idea». Die bunten und originellen Kampagnen malen ein faszinie rendes Bild der 1950er- und 1960er-Jahre und dokumentieren, wie die Angst vor dem Kalten Krieg immer mehr dem sorgenfreien Kapitalismus der Mad-Men-Ära wich, in der hemmungslos gequalmt und gesoffen wurde. Die Bilder, die digital überarbeitet wurden, um eine optimale Reproduk tionsqualität zu erzielen, sind von einer bestechenden Schärfe und Farbintensität. Sie brachten einst ihr Zielpublikum mit der Verlockung ungeahnter Möglichkeiten dazu, alles nur Erdenkliche zu kaufen – von Hüfthaltern bis Handfeuerwaffen, Autos bis Zahnpasta, Flugreisen bis Küchengeräten. Dieses mal schockierende, mal amüsante und inspirierende Panorama eines vergangenen Marketing-Milieus ist zugleich Zeitdokument und Referenzwerk für innovatives Design und witzige Werbung.
In den Alpen zuhause Gstaad, das ist internationaler Jetset und sportlicher Esprit, gepaart mit der Bilderbuchszenerie des Berner Oberlandes und einer ursprünglichen Holz architektur. Modernes Bauen ist hier verboten, dafür sind die Interiors unter wettergegerbter Hülle umso überraschender und fantasievoller; oft werden traditionelle und zeitgemässe Elemente stilsicher kombiniert. Dieses Buch zeigt am Beispiel der Chalets ausgewählter und teils prominenter Bewohner, wie man sich gekonnt und behaglich alpin einrichten kann. Reto Guntli bereist seit vielen Jahren als Fotograf die ganze Welt. Zusammen mit dem brasilianischen Fotografen Agi Simoes und Christine Marie Halter-Oppelt ist ein wunderbares Buch über die Chalets in Gstaad entstanden. Chalets mit Stil Reto Guntli, Agi Simoes, Christine Marie Halter-Oppelt Knesebeck Verlag
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«Mit dem Feuer fühlt der Mensch sich niemals allein. Die Flamme kann Gesellschaft leisten – darin steckt der Urzusammenhang zwischen Flamme und Seele.» – Oswald Spengler –
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Mit der ursprünglichen Form der Feuerquelle haben die Kamine und Öfen der Neuzeit nicht mehr viel gemein. Denn die neuen Modelle erfreuen nicht nur Technik- und Designfreunde gleichermassen, sondern senken die Heizkosten und sind schon längst «smart» zu steuern. Anka Refghi I
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Markus Rüegg Feuer AG, Andrea Crosetta
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VON DEN ANFÄNGEN Ganz genau lässt sich heute nicht mehr festlegen, wann die Kamine als Wärmespender ihre heutige Bedeutung im Haus endgültig erhielten. Kamine in der Form, wie sie uns heute be kannt sind, werden aber meist auf das 12. Jahrhundert datiert. Aber auch im Römischen Reich verfügte man bereits über ein aus Rohrleitungen bestehendes unterirdisches Heiz system, in dem erhitztes Wasser zirkulierte, das durch geschlossene Kohlepfannen erwärmt wurde. Weiter hin ist bekannt, dass griechische und auch römi sche Häuser Öffnungen in den Raumdecken besassen, durch die Rauch von offenen Feuerstellen abziehen konnte.
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lammen beherrschbar zu machen und in die eigenen vier Wände zu holen, ist eine Kunst, die Menschen seit jeher fasziniert. Was jahrhundertelang in Form von offenen Feuerstellen als Wärmequelle und zur Nahrungszubereitung in Hütten oder Häusern zu finden war, erfuhr im 12. Jahrhundert einen richtungsweisenden Wechsel. So kam man auf die Idee, das offene Feuer von der Mitte des Raumes in den Seitenbereich zu verlagern, die Rückwand und die Seitenwände mit Stein zu verkleiden und einen Rauchabzug ein zubauen. Ein Luxus, der vor allem der Oberschicht in den herrschaftlichen Häusern vorbehalten war.
gelnde Feuer freigibt. Der Nachteil: Nur 20 Prozent der verbrauchten Energie gibt er als Wärme ab, während der Rest durch den Schornstein verloren geht. Für Komfortbewusste bietet der Gaskamin eine echte Alternative zum Holzkamin. Entweder durch einen Anschluss an das Erdgas oder ersatzweise mit Propangasflaschen betrieben, entfällt bei dieser Variante nicht nur das Nachlegen von Holz, er besticht auch mit einer hohen Heizleistung, lässt sich die Wärme doch durch ein Gasheizungssystem sogar durch das ganze Haus leiten. Und wenn die Gasflammen um die hitzebeständigen Holzscheitimitate züngeln, die dank speziell dosierter Sauerstoffzufuhr gar die gleiche Farbe wie beim Holzbrand haben, dann steht er in Sachen Gemütlichkeit dem Holzkamin in nichts nach. Seit einiger Zeit in aller Munde ist der Bioethanol- Kamin – klein, günstig und mit eher dekorativem Charakter, lässt sich Gemütlichkeit ohne grossen Aufwand per Knopfdruck ein- und ausschalten und dank oft von «frei stehender Gestalt» auch wunderbar mobil in den Wohnräumen einsetzen.
Wenn der Ofen aus ist
Ein Kamin ist etwas Wunderbares, solange er brennt. Ist seine Glut erloschen, kriecht die Kälte schnell wieder in die Räume. Das aber muss nicht sein, denn Speicheröfen haben in den letzten Jahren eine wahre Renaissance erlebt. Ein Segen in Zeiten, in denen sich Heizkosten zusehends in schwindelerregende Höhen schrauben. Erreicht wird die wiederentdeckte Möglichkeit mit Öfen, die genug Platz für zusätzliche Speichermasse bieten und so die überschüssige Wärme des Feuers aufnehmen und über einen Zeitraum von bis zu zehn Stunden an den Wohnraum abgeben können – auch wenn die Flammen längst erloschen sind. Und dann hätten wir noch die Kategorie «smart». Wem der Zusammenhang zwischen Fernsteuerung und Feuerstelle nicht auf den ersten Blick ersichtlich sein sollte, der wird in unseren Tagen schnell Vom Klassiker bis zum Kamin-Nerd eines Besseren belehrt. Denn es gibt ihn schon, Die wohl ursprünglichste Form der Feuerstelle in den eigenen vier Wänden den smarten Ofen. So lässt sich beispielsweise und ganz weit oben auf dem Wunschzettel der Romantiker ist unbestritten ein Pelletofen per Tablet oder Smartphone von der offene Holzkamin. Prasselndes Feuer, lodernde Flammen und knackendes überallher mobil bedienen. Ob Temperatur oder BeHolz. Das Nonplusultra unserer Tage ist hier zweifelsohne der Panorama- triebsdauer – alles ist über ein WLAN-Modul samt Kamin, der dank grosser Glasflächen von allen Seiten den Blick auf das zün- App heute möglich. Willkommen in der Zukunft! «Feuer im Wohnraum» hat bis heute nichts von seiner Faszination eingebüsst. Unbezahlbar die gemütlichen Abende vor dem Kamin, das Beisammensein und das beinahe schon meditative Betrachten des Feuers. Und weil Individualität im Interior Design ein «Must» ist, macht sie auch vor Kaminen und Öfen keinen Halt. Qual der Wahl inklusive. Denn es gibt die heissen Öfen in jeglicher Couleur – frei hängend, für die Wandmontage, eingelassen in das Mauerwerk oder stylish in einer Doppelfunktion als Raumtrenner – in jedem Fall aber als integrativer Bestandteil der Innenarchitektur. Kurz und gut: Der Kamin ist heute raumgestaltendes Element, Eyecatcher und ganzer Stolz zugleich. Dabei steht man zu Beginn schon längst nicht mehr einfach vor der Frage «offener Kamin» oder «Schwedenofen». Die Funktionsweisen sind dabei heute ebenso zahlreich wie das mögliche Design. Entscheidend aber ist, das richtige Modell für seine Bedürfnisse zu finden. Denn zwischen lediglich dem Anspruch an Gemütlichkeit und dem Wunsch, Heizkosten einzusparen, liegt ein weites Feld.
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VERNETZT Der Traum vom intelligenten Zuhause wird mehr und mehr zur Realität, denn heute sind bereits viele Geräte vernetzt. Die Auswahl der vernetzten Lösungen ist gross, ob in der guten alten Stube, in der Küche, im Bad oder rund ums Haus.
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Marco Plüss I
Spline AG
er Begriff des intelligenten Wohnens ist im deutschsprachigen Raum bereits seit über zehn Jahren verankert. In Deutschland wurde er im Jahre 2003 durch die Initiative «Intelligentes Wohnen» ins Leben gerufen. Während in Österreich die Initiative durch den Verein «Intelligentes Wohnen Austria» zwei Jahre später gegründet wurde, ist sie in der Schweiz durch die Fachgruppe «Intelligentes Wohnen im G-N-I» vertreten. In allen deutsch sprachigen Ländern ist die grundsätzliche Einstellung der Bevölkerung gegenüber dem Thema Heimvernetzung denn auch positiv, und die Erwartungen der unterschiedlichsten Anbieter im Markt sind gross. Aber erst das intelligente Zusammenspiel der vernetzten Geräte macht das Smart Home aus. Das vernetzte Zuhause liegt also voll im Trend. So sieht auch Marktforscher Jürgen Boyny, Global Director Consumer Electronics bei GfK Retail and Technology, für die kommenden Jahre bei der Vernetzung und dem Smart Home ein grosses Potenzial und geht weltweit von einer positiven Markt entwicklung aus.
Vorteile Mittels Smart-Home-Lösungen können Konsumenten von unterwegs die Heizung steuern oder die Waschmaschine starten, aus den Ferien die heimischen Rollläden herunterlassen oder die Lampen an- und ausschalten. Möglich wird die Fernsteuerung von Haushaltgeräten, Haustechnik, Musik- und Multimediageräten aber erst durch eine Internetanbindung dieser Geräte
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beziehungsweise der Steckdosen und Zeitschalt uhren sowie durch entsprechende Steuerungsprogramme oder Apps. Das vernetzte Haus kann so auch dazu beitragen, Energie zu sparen, zudem bietet es gute Lösungen für Personen mit Behinderung und ältere Menschen. Deshalb kümmern sich auch viele Anbieter im In- und Ausland um die Entwicklung neuer Funktionen.
Bedeutung Smart Obwohl die Vernetzung und das smarte Daheim schon länger bekannt sind, nehmen sie stetig an Bedeutung zu. Dies zeigt sich auch daran, dass an der diesjährigen Funkausstellung (IFA) in Berlin dem Thema Smart Home eine ganze Halle ge widmet war: Auf 3000 Quadratmetern präsentierten über 40 Aussteller aus 15 Ländern ihre neuesten Produkte und Services rund um die intelligente Haussteuerung, beispielsweise beim Licht, der Raum temperatur oder Heizung, Energie- Management, bei Sicherheitssystemen, drahtlosen Übertragungstechniken, Zugangskontrolle und der Einbindung von Robotern wie Staubsauger und Rasenmäher. Zudem zeigten circa 150 Partner auf ihren Ständen neueste Smart-Home-Lösungen.
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DATENMENGEN Das digitale Wohnen erzeugt aber enorme Datenmengen, und die Bewohner werden angreifbarer. So werde neben einer grösseren Abhängigkeit auch eine grössere Sicherheit geschaffen, denn die Bewohner könnten ihr Zuhause immer von überallher kontrollieren. Aber Wohnen werde auch nach haltiger und preiswerter, wie die GDI-Studie feststellt. Willkommen also im Haus der Zukunft!
Wo die Musik spielt Das smarte Wohnen fängt bei der Vernetzung im Audio-Bereich an. Vernetzte Audiogeräte, die oft auch als Multiroom-Systeme angeboten werden, haben in den letzten Jahren stark an Qualität und Funktionsvielfalt zugelegt. Viele Modelle lassen sich nicht nur über das Heimnetzwerk, sondern auch über Bluetooth direkt aus dem Tablet oder dem Smartphone drahtlos mit Musik versorgen. Manche Geräte können sogar die Bluetooth-Ansteuerung und die WLAN-Verteilung miteinander kombinieren. Immer beliebter werden auch Netzwerk-Lautsprecher, die nicht nur Musik in MP3-Qualität wiedergeben, sondern auch Audio-Dateien in Studio- Auflösung und in verlustfreier Codierung verarbeiten können. Besonders ohrenfällige Klangverbesserungen verspricht zudem die jüngste Idee eines amerikanischen Unternehmens, das viele Jahre lang Pionierarbeit für die Marktentwicklung vernetzter Audiogeräte geleistet hat. Der Hersteller bringt ein System auf den Markt, das die eingebauten Mikrofone in Smartphones zur Einmessung nutzt, um die Wiedergabe perfekt an den Aufstellungsort der Lautsprecher und an die Raumakustik anzupassen, und so zum gewünschten Hörerlebnis führt.
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WICHTIGE ROLLE Politiker würden im Zusammenhang mit der Energiewende vehement eine intelligente Haussteuerung fordern. Zudem liessen sich Häuser und Wohnungen in Zukunft auch intelligenter bewirt schaften als bisher, was Mietern und Vermietern zugutekommen soll: Je mehr Dienstleistungen rund ums Haus übers Netz abge wickelt werden, desto attraktiver wird das intelligente Heim also für die Nutzer. Vernetzte Komfort-Services rund ums Objekt würden in Entscheidungsprozessen von Bauherren und Mietern einst eine ebenso wichtige Rolle spielen wie das Haus selbst.
Smarte Küche Von der smarten Küche über das vernetzte Auto bis hin zu virtuellen Realitäten und IoT (Internet of Things) waren an der diesjährigen IFA in Berlin die wahren Treiber der digitalen Evolution zu sehen. So präsentierte BSH-Chef Dr. Karsten Ottenberg etwa mit dem Küchenelf Mykie einen niedlichen Roboter, der bald auf dem Küchentisch stehen und gute Ratschläge geben könnte. Im kommenden Jahr soll er aus der bisherigen Laborumgebung in die Küchenwirklichkeit überführt werden, um von den anderen vernetzten Hausgeräten und den Menschen zu lernen. Derweil präsentierte Panasonic eine interessante Kühlschrank-Studie und zeigte so auf, wie das Smart Home von morgen aussehen könnte. Hier sind alle Geräte elektronisch verbunden: Herd, Ofen und Kühlschrank kommunizieren miteinander und bieten dem Bewohner so die grösstmögliche intuitive Bedienung aller Geräte. Noch dazu ist vor allem der Kühlschrank mit Einblendungen auf der Glastür ein echter Blickfang: So sind auf dem Gerät per Touch-Funktion direkt Informationen zu Temperatur und Inhalt abrufbar. Auf Wunsch schlägt der Kühlschrank von Panasonic sogar passende Rezepte zum Getränk vor und gibt an, ob die entsprechenden Zutaten vorrätig sind. Er kann aber auch Instruktionen zum Kochvorgang an den Rest der Smart-Home-Küche geben und heizt auch schon mal den Ofen vor. Diese Studie ist aber noch Zukunftsmusik. Ein Release-Datum ist noch nicht bekannt.
Vision 2030 Vernetzung ist schon lange in – Smart Living ein regelrechtes Modewort. Auch das GDI wollte mehr zu diesem Trend erfahren und führte zum Thema «Smart Home 2030» eine Studie durch. Nun wurde in einer im Auftrag von Raiffeisen Schweiz erstellten GDI-Studie untersucht, wie die Digitalisierung das Bauen und Wohnen verändern kann; die Studie nennt die Folgen für Konsumenten und Anbieter. Mittels Experteninterviews und einer repräsentativen Befragung wurden 400 Architekten und Bauingenieure, Elektroplaner
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und Elektroinstallateure, Immobilienhändler sowie Gebäudetechniker zu den wichtigsten Trends und Thesen der Zukunft der Branche befragt. Die Resultate zeigen, dass für gewisse Anbieter Smart Home heute schon wichtig ist, andere sehen sich weder heute noch künftig davon betroffen. Zudem zeigt sich, dass die Elektrobranche und die Gebäudetechniker gegenüber Smart-Home-Applikationen aufgeschlossener sind als Architekten, Bauingenieure und Immobilienhändler. Viele Anbieter halten zudem digitale Tools für zu teuer, störungsanfällig, zu wenig kompatibel und zu wenig zuverlässig in Sachen Datensicherheit. Die meisten Befragten beurteilten zudem Szenarien, wonach Roboter und 3D-Drucker dereinst das Bauen übernehmen könnten, als unrealistisch.
Gemütlich statt Science-Fiction Die Studienverfasser stellen weiter fest, dass die Prozesse und Dienstleistungen Software-getrieben sind. Während es bereits seit Längerem automatisierte Anwendungen für das Haus gebe, kämen nun immer mehr digitale Dienstleistungen hinzu. Waren früher komplexe Nachrüstungen nötig, brauche es heute für digitale Plug-and-play-Geräte nur noch einen Internetanschluss. So werde die Vernetzung wirklich einfach. Statt Beton werde im Jahr 2030 wohl die Software das Bauen bestimmen. Aber das digitale Wohnen soll auch gemütlich sein. So könne das Haus oder die Wohnung 2030 wie ein Smartphone funktionieren, müsse aber trotzdem kein Science-Fiction-Haushalt sein, denn je digitaler unsere Welt werde, umso stärker könne der Wunsch nach dem «Realen» und «Authentischen» sein. So bleibe das Zuhause trotz der Vernetzung gemütlich.
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ATTIKA DER KAMINOFEN «VIVA 120 L» SORGT FÜR WARME STUNDEN AN KALTEN WINTERTAGEN.
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Gemütl ich keit w ird besonders i n den ka lten Monaten ga n z g ross gesch rieben. Und was g ibt es Schöneres, a ls ei n ma l so richtig ausz usch la fen, ei n g utes Buch z u lesen oder das traute Hei m m it Schönem z u sch mücken?
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SCHLOSS MARQUEYSSAC AUF
«Der Garten ist der letzte Luxus unserer Tage, denn er erfordert das, was in unserer Gesellschaft am kostbarsten ist, Zeit, Zuwendung und Raum.» – Dieter Kienast –
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Entworfen vom Architekten des Sonnenkönigs Ludwig XIV., im Zuge der Französischen Revolution enteignet und nach dem Ersten Weltkrieg in Vergessenheit geraten – die Geschichte der «hängenden Gärten von Marqueyssac» im Département Dordogne ist eine bewegte. Mit seinen 150’000 von Hand geschnittenen Buchsbäumen und sechs Kilometern Wanderwege ist der Garten einer der schönsten Frankreichs im italienischen Stil und ein Fleckchen Erde, das zum Glück wiederentdeckt wurde.
uf einer Höhe von 130 Metern liegt es, das Château de Marqueyssac mit seinem fulminanten Ausblick auf das Tal der Dordogne, Castelnaud und La Roque-Gageac. Im 17. Jahrhundert einst als Jagdschloss für die französische Königsfamilie errichtet, wurde es jedoch nie persönlich von den Versailler Herrschern besucht. Zu entlegen soll dieser malerische Landstrich für sie gewesen sein. Stattdessen kümmerte sich
Anka Refghi I
Château de Marqueyssac
ein Berater Ludwigs XIV. – Marquis Bertrand Vernet de Marqueyssac – um das royale Anwesen in der überaus angenehm sonnigen Provinz. Für den Fall, dass der König und seine Entourage doch einmal das Schloss mit ihrer Anwesenheit erfreuen würden, liess der Marquis den Landsitz um eine Kapelle und eine imposante Gartenanlage erweitern. Für den Barockgarten mit seinen opulenten Terrassen, den streng geometrischen Formen und Wanderwegen zeichnete dann auch höchstpersönlich der Gartenarchitekt des Sonnenkönigs, André Le Nôtre, verantwortlich, der nicht nur Pläne anfertigte, sondern auch seinen talentiertesten Schüler in den Süden Frankreichs entsandte.
Im Wandel der Zeit Doch das Glück sollte nicht immer auf der Seite der Herrscher stehen. Im Zuge der Französischen Revolution, die mit weitreichenden Enteignungen des Adels einherging, erbte ein Regierungsbe amter namens Julien de Cerval das Anwesen im Jahre 1860. Julien de Cerval, von der Vision beseelt, die strenge Symmetrie des königlich-französischen Gartens in organischere Formen umzuwandeln, liess auf dem rund 20 Hektar grossen Gelände 150’000 Buchsbäume pflanzen und sie kugelrund stutzen. Dass sich bis heute neben ihnen auch Mittelmeerzypressen, Steineichen, Pinien, Rosmarin oder auch Alpenfeilchen finden lassen, ist Julien de Cervals Leidenschaft für Italien zuzuschreiben, wo er als Soldat einst Verdienste erworben hatte. Cerval erschuf ein Paradies, das bis zum Ersten Weltkrieg in voller Blüte stand, bevor es verfiel und in Vergessenheit geriet.
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«Wenn ich mit einem intellektuellen Freund spreche, festigt sich in mir die Überzeugung, vollkommenes Glück sei ein unerreichbarer Wunschtraum. Spreche ich dagegen mit meinem Gärtner, bin ich vom Gegenteil überzeugt.» – Bertrand Russell –
Seit 2004 ist der Park mit dem Ehrentitel «Jardin remarquable» ausge zeichnet, was so viel wie «bemerkenswerter Garten» heisst. Ebenso gehört Marqueyssac zur sogenannten EBTS, der European Boxwood and Topiary Society, einer Förderin der Formschnittkunst, die bereits bei den Pharaonen populär war. Unter Formschnitt ist die Kunst zu verstehen, Pflanzen durch eine besondere Schnitttechnik eine geometrische, architektonische oder figürliche Form zu geben.
Das Wiedererwachen Dass «Die hängenden Gärten», wie der Park von Château de Marqueyssac auch genannt wird, wieder zum Leben erweckt wurden, ist einem Mann zu verdanken: Kléber Rossillon, Erbe der Schlumberger-Familie und kein Geringerer als der Enkel des Illustrators Marius Rossillon, der einst das Michelin-Männchen erfand. Als Inhaber einer Firma, die in ganz Frankreich Kunstdenkmäler restauriert und betreibt, übernahm er Mitte der 1990er Jahre das Anwesen, das sich ihm eingangs in bizarrer Wildheit präsentierte. So war das Schloss marode, das Dach eingefallen, die Nebengebäude kaum mehr als Ruinen und die ehemaligen Skulpturen im Park bis zu zehn Meter in die Höhe gewachsen. Bis zur Eröffnung des Parks 1995 – und damit auch erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich –
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waren 60 Subunternehmer damit beschäftigt, der Anlage wieder Leben einzuhauchen und die Pflanzen zu kultivieren, wobei man sich weitgehend an die Pläne des 19. Jahrhunderts hielt. So kommen bis heute ausschliesslich altmodische Scheren zum Einsatz, wobei das Prinzip «Schnitt folgt dem Wuchs» gilt. Oder wie Chefgärtner Jean Lemoussu einmal sagte: «Die Pflanzen geben dadurch vor, ob Hecken, Bögen, Kugeln oder andere Formen entstehen. Im Grunde lenkt die Natur die Entwürfe. Wir haben nur gelernt, ihre Absichten zu verstehen, und verwirklichen sie lediglich.» Die einzige Ausnahme bilden die kubisch geschnittenen Buchsbäume, die auf vorwitzige Weise den Hang «hinunterzupurzeln» scheinen – eine Idee, die Kléber Rossillon beim Frühstück hatte, als er einmal mit Zuckerwürfeln gespielt hatte.
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HIER KOMMT DIE ONNE
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Fruchtsaft aus dem Standbeutel. Beuteltrank. Oder einfach auch nur Capri-Sonne. Das einst von der Boxlegende Muhammad Ali beworbene Kultgetränk ist weltweit in 119 Ländern begehrt und verkauft sich über sechs Milliarden Mal. Pro Jahr. Und wer weiss, vielleicht bringt Capri-Sonne sogar Deutschland als Rugby-Nation an die Weltspitze!
Unter dem Dach der in Zug angesiedelten Capri Sun Group befinden sich etwa die deutschen SiSi-Werke. Ebenso die Capri-Sun AG – sie verant wortet die internationale Produktion und Vermarktung. Mit im Boot ist auch die INDAG GmbH & Co. Betriebs KG. Hier wird das geheime Spezialwissen gehütet, wie die Sonne in den Beutel kommt und wie man die richtigen Maschinen dafür baut. Die Capri Sun Group und alle dazugehörigen Gesellschaften sind zu 100 Pro zent im Besitz von Hans-Peter Wild.
Capri-Sonne-Inhaber Dr. Hans-Peter Wild hat neben dem globalen CapriSonne-Geschäft auch die international tätige WILD Flavors GmbH aufgebaut, einen weltweit führenden Anbieter von natürlichen Zutaten für die Getränkeund Lebensmittelindustrie. Im Jahr 2014 ist WILD Flavors vom Agrarkonzern ADM, Chicago / USA, übernommen worden.
Cyril Schicker I
Capri Sonne
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Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen.» Mit diesem Goethe-Zitat ist Hans-Peter Wild, wie er selbst sagt, aufgewachsen. Und er hat es beherzigt. Mit geschätzten 4,7 Milliarden US-Dollar an Vermögen ist der 75-jährige Unternehmer in der Forbes-Liste auf Platz 308 anzutreffen. Den Grundstein zum Erfolg setzte sein Vater Rudolf, der mit (s)einem «Beuteltrank» Heidelberger Supermärkte und Bäckereien belieferte. Beuteltrank? Ja, Beuteltrank oder besser gesagt: Capri-Sonne. Nach Rudolf Wilds Tod übernahm Sohn Hans-Peter die Geschicke – derart geschickt, dass sich das Kultgetränk zu einer Weltmarke mauserte. Der Fruchtsaft aus dem Standbeutel verkauft sich schier unglaublich gut. Pro Jahr werden mehr als sechs Milliarden Beutel abgesetzt, und das in 119 Ländern. Hans-Peter Wild, der seine Sätze gerne mal mit Beratersprech versalzt und verunziert, nicht ohne Stolz: «Capri-Sonne hat unlimited growth potential.» Mit dieser Aussage dürfte er nicht alleine sein, denn laut Eigenaussage landen fast täglich Kaufangebote auf seinem Tisch. Doch die liessen ihn kalt, nicht einmal anschauen täte er sie. Dahingegen formuliert er das nächste Ziel: Umsatzverdoppelung innert den nächsten drei Jahren auf eine Milliarde Euro. Überraschend für viele wohl ist, die Zielerreichung führt nicht nur über den Beuteltrank, sondern auch über die Zulieferung der Nahrungsmittelindustrie mit Fruchtzubereitungen und Aromen oder sogar Fleischmarinaden. An Nestlé, Kraft, Oetker sowie Haribo – wir alle kennen also seine (grössten) Kunden.
Der Sonnenkönig Überhaupt ist Hans-Peter Wild eine Wundertüte oder anders ausgedrückt ein fleischgewordenes Wunder. Klar, er ist in der schmucken elterlichen Villa in Heidelberg aufgewachsen und konnte mit Capri-Sonne ein besonders lukratives Geschäftsfeld beackern. Doch Hans-Peter Wilds Erfolg fusst auf Können, Voraussicht und Leidenschaft. Er studierte in München Rechts wissenschaft, in Tübingen, Cambridge sowie Paris Betriebswirtschaft und diente sich beim Bremer Öl- und Gasimporteur Diersch & Schröder zum Geschäftsführer für Mineralöl, Chemie und Reederei hoch. 1969 erlangte er die Doktorwürde in Mannheim. Auf Wunsch seines Vaters stiess er 1973 zum Unternehmen, längst ist der firmentechnische Dreh- und Angelpunkt als «Sonnenkönig» weltberühmt. Der Sonnenkönig ist aber auch Ex-Boxer, Ex-Reiter und Ex-Skilehrer. Er weiss sich durchzusetzen und brilliert immer wieder mit beispiellosen Aktionen. Wie etwa 1979, als er zum Entsetzen der Konkurrenz den Boxweltmeister aller Klassen, Muhammad Ali, als Werbeträger für die damals noch provinzielle Marke Capri-Sonne gewinnen konnte. «Ich bin der Grösste», rief Ali in die weite Welt hinaus, «aber wenn ich mit dem Boxen aufhöre, ist Capri-Sonne das Grösste!» Was für ein Testimonial, was für ein Werbeslogan, was für ein Wild’sches Husarenstück. Umtriebig ist der Ehrenbürger von Eppelheim und Wahlschweizer (er lebt in Zug, dort ist auch seine Holding angesiedelt) auch mit seinen 75 Jahren noch. Er redet zwar nicht gerne darüber, doch ist es kein Geheimnis, dass er einen Teil des Vermögens «sinnvoll» investiert. So etwa unterstützt Hans-Peter Wild die Förderung von Hochbegabten an der Universität Heidelberg in Mannheim oder die Marine Corps Scholarship Foundation. Daneben hat er seinen erfolgsgewichtigen Fuss in der Türe diverser Start-up-Firmen drin. Eines entwickelt Medikamente gegen Darmleiden, das andere stellt eine spezielle, absturzfreie Software her.
LIVING
Ob mit Erfolg oder nicht, zumindest die von ihm ins Feld geführte Spezialsoftware sei bereits in Flugzeugen im Einsatz und sollte überdies auch in selbstfahrenden Autos verbaut werden. Apropos Mobilität, der Nimmermüde hat etwas von einem Perpetuum mobile. Kein Wunder also, wirbelt und weibelt er auch anderweitig. Wie immer und überall ist er Feuer und Flamme, wenn es um … ja, um Rudern, vor allem aber um Rugby geht. Die Passion für diese Sportarten hat er von seinem Vater, der sommers ruderte und im Winter Rugby spielte. Hans-Peter Wild rudert in seinem Alter zwar nicht und spielt auch kein Rugby, aber er unterstützt den Heidelberger Ruderklub finanziell und hat 2007 die Wild Rugby Academy ins Leben gerufen. Rund 1,5 Millionen Euro lässt er sich alleine die Academy jährlich kosten, mit dem Ziel, den deutschen Rugby sport auf ein internationales Level zu hieven. International ist Rugby ein Riesending. In anderen Ländern unterstützen Grosskonzerne wie adidas, BMW oder DHL den Sport. In Deutschland ist es, wie kann es anders sein, Capri-Sonne. Gelingt Hans-Peter Wild sein Vorhaben, dann hat er mit seiner doch wagemutigen Investition ein gutes Geschäft gemacht. «Ich bin viel zu sehr Unternehmer, um nicht auch auf Rendite zu setzen», gibt er offenherzig zu. Es ist aber nicht nur der Rendite gedanken, der mitschwingt, sondern auch eine gesunde Portion Idealismus: «Rugby verkörpert schliesslich Werte wie Fairness, Respekt und Teamgeist. Allesamt sind nicht nur auf dem Sportplatz relevant.»
Dane-Fluss in Klaipeda I Litauen
PRESENTS
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MALERISCHE
W SSER EGE Kaum romantischer könnten sich Städte präsentieren, durch deren Mitte sich malerisch Kanäle und Flüsse schlängeln. Tief in der Tradition verwurzelte Wasserwege und Lebensader zugleich, verzaubern sie mit ihren pittoresken Brücken, den sich im Wasser spiegelnden Lichtern und wechselnden Szenerien das Auge des Betrachters. In warmen Monaten Anziehungsort für Menschen, entfalten sie in winterlich weissem Zauberkleid ihre entrückte Magie. Anka Refghi
Oudezijds Kolk in Amsterdam I Holland
Gribojedow-Kanal in St. Petersburg I Russland
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Reuss mit KapellbrĂźcke, Luzern I Schweiz
Elbe mit Hauptkirche St. Katharinen, Hamburg I Deutschland
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Limmat mit St. Peterskirche, ZĂźrich I Schweiz
Otaru-Kanal, Hokkaido I Japan
G ADGETS GADGETS
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Kamera läuft – und Action! Film- und Foto-Fans kommen diese Weihnachten besonders auf ihre Kosten. Neue Smartphones wie das iPhone 7 Plus schaffen dank zwei Linsen und Portraitmodus fast Bilder wie eine Spiegelreflexkamera, und Videos gibt’s bereits in BeinaheKino-Qualität. Um gemütlich zurückzulehnen und den Lieblingssound zu geniessen, gibt es sprichwörtlich sehr hörenswerte neue Kopfhörer. Stephan Gubler
genügend Regeneration. Durch die Verknüpfung zur Online-Plattform Movescount.com können die Nutzer auf Basis der Daten von Millionen von Nutzern die beliebtesten Routen zum Laufen, Schwimmen oder Skifahren ausfindig machen und sich virtuelle Wettrennen liefern.
4 I Bowers & Wilkins P9 Signature Seit 1966 kreiert das britische Unternehmen erstklassige Produkte im Audio-Bereich. Mit dem neusten Kopfhörer kommt ein Flaggschiff, welches Massstäbe setzen soll. Erstmals sitzt die Membran in einem Gehäuse aus Aluminium mit einer Aufhängung, die an klassische Lautsprecher im Wohnzimmer erinnert. Die schräg platzierten Treiber sind wie ein Stereo-System ausgerichtet und erzeugen eine virtuelle Bühne im Ohr. Eine präzise Wiedergabe von hohen Tönen und verzerrungsfreie Bässe sind das Ergebnis. Mit einem Handgriff ist das 413 Gramm schwere Hightech- Produkt zusammengeklappt und reisefertig.
5 I Olympus TG-Tracker
Oakley präsentiert mit der Radar Pace die erste Smart-Brille für Radfahrer und Läufer mit integriertem Coaching-System und Sprachsteuerung. Die Brille erstellt via Handy-App personalisierte Trainingsprogramme, kontrolliert die Leistung, gibt Coaching-Tipps in Echtzeit und reagiert auf Fragen des Benutzers. Dank der Freisprechschnittstelle mit Intel Real Speech kann die Radar Pace dabei helfen, sich zu motivieren und das Training zu optimieren. Über das Audio-Headset mit Bluetooth hat der Benutzer Zugriff auf Telefonie, Kurznachrichtendienste und kann Musik hören.
Diese Action-Cam ist für jede Aufnahmesituation gerüstet. Sie verfügt über ein hochwertiges Gehäuse, welches stossfest, bruchsicher, frostsicher, staub- und wasserdicht bis zu einer Tiefe von 30 Metern ist. Film-Aufnahmen mit bis zu 4K-Auflösung sind auch unter härtesten Bedingungen möglich. Die Kamera verfügt über ein Ultraweitwinkelobjektiv mit einem Sichtfeld von 204°, eine 5-Achsen-Bildstabilisation, einen abnehmbaren Griff und ein ausklappbares LCD. Neue Funktionen helfen, packende Momente wie Fallschirm- und Kite-Surf-Sprünge, Tauchgänge oder Wildwasserrafting mit allen Details festzuhalten und zu teilen.
2 I Apple iPhone 7 Plus
6 I DJI Osmo Mobile
Auch mit dem neusten iPhone schafft es der kalifornische Hersteller wieder, um den Titel des Smartphone-Klassenprimus zu kämpfen. Gleich zwei 12-Megapixel Kameras inklusive optischer Bildstabilisierung mit Weitwinkelund Teleobjektiv sind eingebaut. Eine grössere ƒ/1.8-Blende ermöglicht es, auch bei wenig Licht hellere, detailreichere Fotos und Videos zu machen. Trotz höherer Grafikleistung und mehr Arbeitsspeed muss das neue iPhone weniger oft an die Steckdose. Und Angst vor Wasser brauchen Mann und Frau auch nicht mehr zu haben. Die siebte Generation ist Spritzwasser-geschützt.
Ein Selfie-Stick? Auf eine Art schon, aber Osmo Mobile kann einiges mehr. Die für ihre Videodrohnen bekannt gewordene Marke DJI hat mit der Osmo, einer bildstabilisierenden Kamera mit kardanischer Aufhängung, einen Hit gelandet. Jetzt lässt der chinesische Hersteller die Kamera weg und ersetzt sie mit einer Handyhalterung. Dank diesem Kombi aus Stativ und Stabilisator lassen sich mit dem eigenen Smartphone ruckelfreie V ideos und Livestreams machen. Mit der DJI Go App können Objekte oder Personen automatisch verfolgt werden. Dank der ausgeklügelten Auf hängung werden auch Fotos mit langen Belichtungszeiten scharf.
1 I Oakley Radar Pace
3 I Suunto Spartan Ultra Die neue, handgefertigte Multisport-GPS-Uhr des finnischen Herstellers Suunto verfügt über einen farbigen Touchscreen und ist der bisher kompletteste Trainingspartner für 80 verschiedene Sportarten. Der Personal Coach am Handgelenk kennt die persönlichen Bestleistungen und sorgt sich um
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CULINARIUM
Angebot im ältesten und grössten Delikatessengeschäft Sawers Ltd. in Nordirland.
IRLAND GASTRO GEHEIMTIPP
Die Aussage, die saftig grüne Insel mit den freundlichen Menschen sei ein kulinarischer Geheimtipp, klingt genauso merkwürdig wie die Behauptung, Elefanten könnten fliegen. Doch längst hat sich Irland mittels eines cleveren Mannes zu einer noch weitgehend unentdeckten Must-go-Gourmet-Destination gemausert. Helena Ugrenovic I
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Camerino, Helena Ugrenovic
CULINARIUM
One love
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ine Reise durch Nordirland sowie die Republik Irland offenbart nicht nur kulinarische Überraschungen, sondern hier blühen auch haufenweise interessante und lukrative Geschäftsideen. Eine, die unter anderem Irlands kulinarisches Angebot massgebend bereichert hat, ist die Gründung der irischen Billigfluggesellschaft Ryanair. Tony Ryan ist einer der drei Gründungsmitglieder, dem ein besonderes Ziel vor Augen schwebte und der seinen irischen «Schwestern» und «Brüdern» vor allem etwas ermöglichen wollte – sie sollten die Welt zu günstigen Preisen bereisen können. Ein Flug von Dublin nach London zu einem Preis von circa 800 Pfund Sterling war bis zu diesem Zeitpunkt für die meisten Iren unerschwinglich. Als Ryanair jedoch die Flügel spannt und die Turbinen startet, wird die Welt zu einem Spottpreis erkundbar.
Irish Lamb à la 1001 Nacht Die geborenen Geschichtenerzähler und kreativen Iren begnügen sich nicht nur mit Sightseeing-Touren, Badefreuden oder dem Genuss der jeweiligen Küche und beschränkt auf die Dauer ihres Aufenthaltes. Neugierig kosten sie unbekannte Kräuter, exotische Gerichte ferner Länder und sammeln Rezepte. Zurück in ihrer Heimat integrieren sie diese neuen kulinarischen Dimensionen in ihre eigenen Speisekarten, und so entsteht aus der eigentlich sehr einfachen und auf Hausmannskost beschränkten Auswahl, die so manchen Touristen die Nase rümpfen lässt, eine äusserst attraktive und vor allem köstliche Auswahl an ausgezeichneten Speisen erstklassiger Qualität, serviert in supercoolen und preislich erschwinglichen Restaurant-Locations quer über die Insel verteilt. Fast schon revolutionär könnte man die veränderte Einstellung der Iren zum Essen nennen. Wie Pilze sind Lebensmittelmanufakturen, oftmals Familienbetriebe, aus dem Boden geschossen und werden irische Spezialitäten auf traditionelle Art und nur mittels Bezug anderer lokaler Unternehmen hergestellt. Irische Spitzenköche haben die traditionelle Küche abenteuerlustig neu interpretiert, und so finden sich traditionelle Gerichte, die oftmals ignoriert wurden, heute auf den Menükarten angesagter Restaurants und Cafés.
Trotz der kulinarisch nimmermüden Updates bleibt die innige Beziehung der irischen Bevölkerung zu einer besonderen Knolle unangetastet. Die Kartoffel, in allen erdenklichen Variationen zubereitet, ist die absolute Nummer eins und Königin aller Speisen, die in einem irischen Haushalt praktisch jeden Tag entweder gebraten, gekocht, ge stampft, frittiert oder als Krokette verarbeitet serviert wird.
Marktgeflüster Irlands Märkte sind wahre Schlemmertempel und genauso ein Muss wie ein eiskaltes Guinness in einem der Pubs mit Live-Band. Der zwischen 1890 und 1896 erbaute St George’s Market in Belfast ist eine der ältesten Attraktionen der Stadt und einer der besten Märkte Irlands sowie des Vereinigten Königreichs. Mit haufenweise lokalen und nationalen Auszeichnungen wurde der St George’s Market mehrmals aufgrund seiner frischen, lokalen Produkte und seiner fantastischen Atmosphäre ausgezeichnet. Von gerade erst vom Baum gepflücktem Obst, frischem Gemüse, Fleisch und hausgemachten Delikatessen in ansprechenden Glasdöschen und verzierten Verpackungen, direkt vom Erzeuger oder Privatanbieter an Ständen präsentiert, fangfrischem Fisch, Meeresfrüchten, allerlei Gewürzen, Ölen oder Chutneys bis zu unglaublich schmackhaften Tapenaden findet sich auf dem Markt praktisch alles, was ein Feinschmeckerherz höherschlagen lässt. George’s Street Arcade in Dublin ist sozusagen Irlands erstes Shopping- Center und eines der ältesten Europas. Unmittelbar in der Nähe der Einkaufsstrasse Grafton Street und Temple Bar bestechen im viktorianischen Markt kleine Boutiquen mit trendigen Klamotten, ausgefallenem Schmuck, hippe Musikstores, Souvenirs und eine Vielzahl verschiedenster Restaurants.
Streetfood & Stories Die beste Möglichkeit, das unglaublich reichhaltige Angebot kulinarischer Köstlichkeiten und die Geheimtipps zu erfahren, wo die besten Cookies,
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CULINARIUM
Caryna Camerino im «Camerino’s», Dublin
«Keine Liebe ist aufrichtiger als die zum Essen.»
– George Bernard Shaw –
den ersten Blick erlag. Hingerissen vom Land und den liebenswerten Menschen beschloss sie spontan, für eine Weile dazubleiben, und jobbte als Teilzeit angestellte in der Personalabteilung eines Unternehmens.
Reinbeissen «Soda Bread», Sodabrot – noch warm gegessen ein Himmels stürmer! Irish Stew – DER Eintopf. Frittierter Aal aus dem Lough Neagh ist der absolute Hit. «Potato Farls», Kartoffel pfannkuchen – ein Muss in Irland, dem Kartoffel-Planeten. «Scones», Milchbrötchen der besonderen Art – mit reichlich irischer Butter fühlt es sich an wie eine innige, süsse Umarmung.
Muffins, Omeletts, Suppen oder sonstige Leckereien zu finden sind, bieten sogenannte «Walking Food Tours», die entweder online im Internet oder direkt vor Ort gebucht werden können. Die Touren führen meistens über einen oder mehrere Märkte und zu ausgewählten, speziellen Lokalitäten. Die einheimischen Führer sind nicht nur wahre Kenner der örtlichen Genuss-Szene, sondern meistens auch unterhaltsame Gesprächspartner, die Anekdoten und historische Aspekte locker-flockig in die Erkundungstour einbinden. Nicht selten verbirgt sich hinter einem der florierenden Lädelchen eine äusserst interessante Geschichte. So wie bei Caryna und ihrer «Camerino» Bakery an der Capel Street in Dublin. Kleine Torten mit aussergewöhnlichem Dekor schmücken das Schaufenster der Multitasking- Bäckerei, die eher wie eine stilvoll und sympathisch eingerichtete Küche aussieht. Von den Backblechen duftet es nach Vanille und Zimt, Kräuter stecken büschelweise in Gläsern, und die drei jungen Frauen verzieren Miniküchlein, waschen Salate und belegen Brote. Caryna ist Kanadierin und tourte als Rucksacktouristin durch Europa, bis sie in Irland landete und der Liebe auf
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«Als 2008 alles zusammenbrach, wurden auch in meinem Unternehmen Angestellte entlassen, und ausgerechnet ich fasste diesen Job, was mir sehr zusetzte», erzählt die sympathische junge Frau. «Ich backte immer schon gerne, aber am meisten dann, wenn ich unter psychischem Stress stand. Je mehr Leute ich also Tag für Tag entlassen musste, umso höher stieg mein Stresspegel und umso mehr Cookies, Muffins und Törtchen backte ich abends. Alleine konnte ich das niemals essen, also nahm ich alles mit ins Büro und verteilte es unter den Arbeitskollegen. Ich heulte gemeinsam mit denjenigen Mitarbeitern, die ich entlassen musste, und bot ihnen gleichzeitig ein Gebäck an.» Begeistert von Carynas Backkünsten animieren die Arbeitskollegen die junge Frau, ihr Gebäck am Markt zu verkaufen. Also backte sie nachts, schlief im 45-Minuten-Takt, während sich eines der Bleche im Ofen befand, und verkaufte ihre Kreationen am Wochenende auf dem Markt. «Na ja, und dann kam eines zum andern», lächelt Caryna, «irgendwann ermunterten mich die Stammkunden, einen eigenen Laden zu eröffnen. Tja, und hier bin.» Das Faszinierende an Irland ist der Umstand, dass sich über die Insel und über die Jahre hinweg wahre Gourmet-Tempel gebildet haben, die nicht im Gegensatz zur typischen Landesküche stehen und diese verdrängen, sondern sich bestens damit ergänzen und für jeden Gaumen ein Highlight bereithalten. In einer Welt, in der es von Essenstrends nur so wimmelt und die irgendwie alle gleich aussehen und schmecken, ist die irische Authentizität einfach umwerfend.
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Dinner im Grünen
© Ronald Hoeben
SPECIAL Inmitten einer Reihe von Gewächshäusern gelegen, thront das Restaurant De Kas etwas ausserhalb des Amsterdamer Stadtkerns. Das acht Meter hohe Gewächshaus, in dem sich das besagte Restaurant befindet, stammt aus den zwanziger Jah ren und hat ein Fassungsvermögen von 140 Gästen. An schönen Sommertagen werden Mittagessen und Digestifs draussen auf der Terrasse im Kräutergarten serviert, und für diejenigen, die lieber separat speisen möchten, steht ein eigener Gartenraum zur Ver fügung. Die Menüs werden aus der frischen Tagesernte gekocht: Ein Teil der ökologischen Gerichte setzt sich aus Kräutern, Ge müse und essbaren Blumen der benachbarten Gewächshäuser und Gärten zusammen. Den Rest bezieht das «De Kas» von Lieferanten aus der Region.
Dinner im Meer
Haben Sie schon mal zwischen Haien und Fischen gegessen? Wenn nicht, sollten Sie unbedingt das erste Unterwasser-Restaurant der Welt besuchen. Das spekta kuläre «Ithaa» befindet sich auf den Malediven und gehört zum Conrad Maledives Hotel. Im «schönsten Restaurant der Welt», wie es die Tageszeitung «New York Daily News» betitelt, essen die Gäste rund fünf Meter unter der Meeresoberfläche. Geschützt wer den diese durch ein 12,5 Zentimeter dickes Plexiglas-Dach, das einen 180-Grad-Blick auf die Meereswelt des Indischen Ozeans zulässt. Kein Wunder trägt das Lokal den Namen Ithaa, was in der maledivischen Sprache Dhievi «Perlmutt» heisst. Gerade mal 14 Personen finden im Aquarium-ähnlichen Lokal Platz und erhalten eine Auswahl zwischen einem 4-Gänge-Lunch und einem 6-Gänge-Dinner. www.conradhotels3.hilton.com
Dinner in der Grotte Das Alux Restaurante im mexikanischen Playa del Carmen befindet sich in einer buchstäblich steinalten Höhle. Über 10’000 Jahre hinweg schaffte die Natur unzählige sagenumwobene Tropfsteinhöhlen sowie Stalaktiten und Stalagmiten in deren Innern. Laut Maya-Kultur sollen einst Aluxob, elfengleichen Wesen, im GrottenLabyrinth gehaust haben. Heute bieten die Höhlen Platz für mehr als 250 Gäste, wobei das Höhlensystem stetig weitererforscht und je nachdem ausgebaut wird. Im Restaurant mit Bar und Lounge werden mexikanische und internationale Gerichte sowie eine grosse Auswahl an Drinks, normalen Cocktails und exotischen Maya-Cocktails angeboten. Zur magischen Atmo sphäre in den Höhlentiefen trägt etwa auch das Kerzenlicht, welches die Umgebung in romantisches Licht hüllt, bei. Wer es noch lauschiger mag und mehr Privatsphäre wünscht oder einen besonderen Anlass feiert, kann dafür übrigens eine von sieben unterschiedlich grossen Privat grotten wählen. www.aluxrestaurant.com
© Conrad Maldives Rangali Island
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www.restaurantdekas.nl
CULINARIUM
IN
SHIVAS
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OCHTOPF AUTHENTISCHE AYURVEDA-KÜCHE AM FUSSE DES HIMALAYA
Das Ananda in the Himalayas hoch über dem fruchtbaren Ganges-Tal und der heiligen Stadt Rishikesh gehört zu den exklusivsten Destination-Spas der Welt. Im Zentrum der massgeschneiderten Wellness- und Detox-Programme des vielfach ausgezeichneten Hideaways stehen die heilsamen Kräfte traditioneller Ayurveda-Küche. Dr. Thomas Hauer
Das Ananda in the Himalayas bietet Gästen massgeschneiderte Ayurveda-Packages mit unterschiedlichen Therapierschwerpunkten an – so ist u. a. ein Rejuvenation-, Detox-, Yoga-, Stress- oder Weight-Management-Programm im Angebot. Kuren dauern – je nach persönlichem Therapieziel – zwischen fünf und 21 Tagen und werden engmaschig von einem Ayurveda-Arzt begleitet. Der Pauschalpreis für einen Aufenthalt im Einzelzimmer inklusive Transfers vom / zum Airport Dehradun, ayurvedischer Vollpension, ärztlicher Betreuung und therapiebegleitenden Anwen dungen beginnt in der Nebensaison bei rund 420 US-Dollar pro Tag. Natürlich kann man im «Ananda» aber auch einfach nur die Seele baumeln lassen. Individuelle Spa- und Wellnesstreatments werden dann einfach nach Wunsch individuell zugebucht.
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www.anandaspa.com
© Ananda in the Himalayas
Massgeschneiderte Ayurveda-Packages
Auf einer steil zum Ganges-Tal abfallenden Flanke der mächtigen, von dichten Wäldern bedeckten Shivaliks, einer 2400 Kilometer langen Bergkette des äusseren Himalaya, liegt das weltbekannte Luxus-Resort versteckt zwischen immergrünen Sal-Bäumen. Prominentestes Gebäude auf dem rund 40 Hektar grossen Anwesen im Besitz der Maharadschas von Tehri-Garhwal ist der Ende des 19. Jahrhunderts in zeittypischem Stilmix aus italienischer Renaissance, maurischem Zierrat und britischem Kolonialstil errichtete Privatpalast des Provinzfürsten, der in einen weitläufigen Park mit altem Baumbestand eingebettet liegt. In dem 1910
für den Besuch des Vize-Königs errichteten Anbau wird jeden Nachmittag ein stilechter High Tea serviert. Vor allem am frühen Morgen aber, wenn über den taufeuchten Rasen vor dem Palast königsblau und smaragdgrün schillernde Pfauen defilieren, ein wahrhaft magischer Ort. Tatsächlich soll Hindugott Shiva hier einst ganz in der Nähe zum ersten Mal seinen mächtigen Fuss auf die Erde gesetzt haben. Deshalb, so glauben die Einheimischen, ist dieser entlegene Landstrich im äussersten Nordwestzipfel des indischen Subkontinents, der als Geburtsort von Yoga und Ayurveda gilt, auch besonders reich an «Shakti» – universeller kosmischer Energie. Der ideale Ort also, um leere Batterien wieder aufzuladen. Von den insgesamt 75 modern eingerichteten Zimmern und Suiten, alle bis auf drei zusätzliche Pool- Villas und die historische Viceregal-Suite in einem modernen Neubau unterhalb des Palastes und gleich neben dem weitläufigen Spa-Komplex unter gebracht, geniessen Gäste entweder den Blick auf die fürstliche Residenz oder die atemberaubende Aussicht hinunter ins Ganges-Tal und die am Abend vieltausendfach aufflackernden Lichter von Rishikesh mit seinen unzähligen Tempeln und Pagoden. Schwerpunkt des Wellness-Angebots im rund 2300 m² grossen Ananda-Spa mit insgesamt 24 Treatment-Räumen sind klassische Ayurveda- Kuren. Deren tiefgreifende therapeutische Wirkung geht allerdings weit über reine Wellness-Anwendun gen hinaus, denn hinter dem Begriff «Ayurveda», der wörtlich übersetzt «Wissen vom Leben» bedeutet, verbirgt sich ein umfassendes, ganzheitliches Medizinsystem, dessen Ursprünge mehr als 3500 Jahre zurückreichen und das auch philosophische, ja fast religiöse Züge trägt. Im Zentrum steht dabei die Vorstellung, dass Krankheiten Resultat eines Ungleichgewichts dreier universeller Lebensenergien sind, die jeder Mensch in unterschiedlichen Anteilen in sich vereint. Ziel jeder
Die zeitgemässe Ayurveda-Küche von Executive Chef Sandeep Biswas kann man auch auf der Terrasse geniessen.
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© Ananda in the Himalayas
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nanda war einst nicht nur ein Lieblings jünger Buddhas, sein Sanskrit-Name steht sinnbildlich auch für einen Zustand vollkommenen Glücks und tiefen inneren Friedens. Und genau dieses Nirwana Feeling sollen auch Gäste des «Ananda» am Ende ihres Aufenthalts verspüren – zumindest wenn es nach dem Willen von General Manager Nikhil Kapur und seines mehr als 300-köpfigen Hotel- und Spa-Teams geht.
© Ananda in the Himalayas
CULINARIUM
Neben luxuriösen Zimmern und Suiten stehen Gästen des «Ananda» auch drei freistehende Pool-Villas zur Verfügung.
Ayurveda-Kur ist es, diese sogenannten Doshas (Vata, Kapha und Pitta) wieder ins rechte Lot zu bringen. Dazu werden im «Ananda» traditionelle ayurvedische Massage- und Reinigungsrituale (Panchakarma) mit klassischen Yogaübungen, Meditation und Vedanta, spirituellen Vorträgen auf Grundlage altindischer Weisheitslehren, miteinander kombiniert.
© Ananda in the Himalayas
Doch vor allem die typgerechte Ernährung gilt im Ayurveda als Schlüssel zu ganzheitlichem Wohlbefinden. Und so zaubern Anandas Executive Chef Sandeep Biswas und sein Team täglich wechselnde Ayurveda-Gerichte auf den Tisch, die das individuell verordnete Spa- und Therapieprogramm Dosha abhängig effektiv ergänzen. Viele der mehrheitlich vegetarischen Zutaten für Biswas gesunde Kreationen, die ganz nebenbei auch wie von selbst die Pfunde purzeln lassen, kommen aus dem Resorteigenen Bio-Garten. Gleichzeitig belegen seine Rezepte, dass sich ayurvedische Küche auch mit typisch «westlichen» Zutaten, genauso gut aber auch orientalisch oder asiatisch zubereiten lässt. Wer mag, kann dem Küchenchef auch zweimal die Woche im Rahmen einer Cooking-Class in die Töpfe schauen. Wir hatten bei unserem Besuch Gelegenheit, mit dem Küchenchef über die Grundzüge zeitgemässer Ayurveda-Küche zu sprechen. PRESTIGE: Mr. Biswas, warum spielt die Ernährung im Ayurveda so eine zentrale Rolle? SANDEEP BISWAS: Ayurveda lehrt, dass das Verdauungssystem gleichzeitig das Energiezentrum unseres Körpers ist. Ayurvedische Kost hat deshalb vor allem die Aufgabe, Agni, das universelle Lebensfeuer, zu bewahren, das für
die optimale Verwertung unserer Nahrung sorgt. Ist dieses komplexe System durch eine Ernährungsweise, die nicht unserem Konstitutionstyp oder den äusseren Umständen entspricht, nachhaltig gestört, kann das zu Verdauungsproblemen und in der Folge zu entzündlichen Prozessen führen. Das wiederum fördert die Bildung von Toxinen oder Ama und begünstigt dadurch die Entstehung aller möglichen Krankheiten von Körper und Seele. Was müssen wir uns unter typgerechter Ernährung konkret vorstellen? Im Ayurveda sind Nahrungsmittel – je nach ihren Eigenschaften – fünf grundlegenden Elementen, also Feuer, Wasser, Erde, Luft und Äther, zugeordnet. Zusätzlich wird zwischen sechs Geschmacksrichtungen unterschieden. Nämlich süss, sauer, salzig, bitter, scharf und herb. Aber auch die Doshas selbst verkörpern diese Elemente. So steht Vata für Luft und Äther, Kapha verkörpert Erde und Wasser, während Pitta Feuer und Wasser repräsentiert. So wissen wir genau, welche Speisen für einen bestimmten Dosha-Typ geeignet sind beziehungsweise was eher mit Vorsicht genossen werden sollte. Klingt ziemlich kompliziert … Im Gegenteil – sich ayurvedisch zu ernähren, bedeutet einfach das zu essen, was uns tatsächlich bekommt. Nahrungsmittel sind dabei gemäss ayurvedischer Tradition niemals per se gut oder schlecht, sondern wie bekömmlich sie sind, hängt eben vom Konstitutionstyp, aber z. B. auch von den Tages- oder Jahreszeiten ab. Wichtig ist ausserdem, stets zu saisonalen, tagesfrischen Produkten zu greifen. Was sind die gesundheitlichen Vorteile ayurvedischer Kost? Wer sich an einen typgerechten Ernährungsplan hält, verbessert vor allem seine Verdauung. Das stärkt gleichzeitig unser Immunsystem, das sich dann auch effektiv von Stoffwechselgiften und Schlacken befreien kann. Eine gesunde Verdauung macht uns aber auch psychisch belastbarer, denn sie sorgt für eine gesteigerte Produktion des Glückshormons Serotonin. Wenn Sie den ayurvedischen Ansatz mit der klassisch westlichen Ernährungsweise vergleichen – was sind die grössten Unterschiede? Wir glauben, dass Eiweiss und Kohlenhydrate – ähnlich wie bei der Trennkost – möglichst nicht zusammen verzehrt werden sollten, da die Stärke die Verdauung der Proteine blockiert, was die Entstehung von Stoffwechselgiften begünstigt. Ausserdem gehen wir in der ayurvedischen Küche wesentlich grosszügiger und kreativer mit Gewürzen um und benötigen deshalb deutlich weniger Salz. Wichtig sind ausserdem der völlige Verzicht auf Convenience-Produkte und ein deutlich niedrigerer Anteil an tierischem Eiweiss.
© Yas Viceroy Abu Dhabi
Über der Rennstrecke Für Lichtblicke sorgt die Skylite Bar auf dem 9. Stock des Yas Viceory Hotel in Abu Dhabi. Genauer gesagt hüllt die kunstvoll geschwungene Überdachung mit ihrem wechselnden Farbenspiel die Bar in buntes Licht, das, wenn es dunkel wird, besonders stim mungsvoll wirkt. Legt dazu noch DJ Marc Betty auf und lässt House-Vibes erklingen, dürfte Party- und Tanzlaune in der Luft liegen. Spektakulär ist auch die Lage des 5-Sterne-Hotels, das die Skylite Bar beherbergt: Es ist in die Autorennstrecke Yas Marina Circuit integriert, auf welcher am 1. November 2009 erstmals in Abu Dhabi ein Formel-1-Rennen stattfand. Die Aussicht über Yas Island mit der Rennstrecke, dem Yachthafen und der Ferrari World können die Gäste zu Cocktails geniessen, die von Rennstrecken auf der ganzen Welt inspiriert sind.
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The World’s best Bar Die schönsten Sonnenuntergänge direkt am Strand des Indischen Ozeans erlebt man auf dem Double-Six Rooftop im Double-Six Luxury Hotel im balinesischen Seminyak. Die Bar liegt 15 Meter über dem Meeresspiegel und gehört mit ihren über 1700 Quadratmetern zu den grössten Rooftop Bars der Welt. Es ist kein Wunder, dass das Lokal mit seiner atemberaubenden 180-Grad-Aussicht auf die Küste Seminyaks auf der Liste der «World’s best Bars» steht. Ausserdem können die Gäste in der luxuriösen Atmosphäre in sogenannten «floating pods» – schwim menden Schalen –, umgeben von Wasser, relaxen, sich unterhaltsame Filme in den «Pineapple Studios», dem Mini-Kino, anschauen oder etwa ein Satay kosten, das über Kokosnussschalen und Holz auf einem einzigartigen, runden Feuergrill zubereitet wird.
© Stephan Lemke for 25hours Hotels
www.doublesixrooftop.com
© SDouble-Six Rooftop
www.viceroyhotelsandresorts.com
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Cocktail auf dem Dachboden Gleich beim Wiener Museumsquartier, einem der zehn grössten Kulturareale der Welt, liegt der sogenannte «Dachboden». Die Rooftop-Bar im Dachgeschoss des 25 Hours Hotel in Wien besitzt einen aussergewöhn lichen Stil: einen rohen Betonfussboden, Verschläge aus Dachlatten, Ledersessel, Teppiche, antike Möbel und Fundstücke in aussergewöhnlichen Farben und Formen, wie man sie etwa auf einem Wiener Dach boden vorfinden könnte. Umgeben von diesem spek takulären Ambiente können die Gäste frühstücken oder brunchen, nachmittags bietet sich das Lokal bestens für geschäftstüchtige Menschen an oder für jene, die es sich bei Kaffee und Kuchen in der Lounge gemütlich machen wollen. Abends ist der «Dachboden» ein beliebter Treffpunkt, um mit Freunden Feierabendcocktails zu schlürfen – etwa auf der Terrasse, die den Gästen einen Blick auf den Weghuberpark und den Justizpalast beschert. Bei guter Sicht sind sogar die Weingärten des benachbarten Klosterneuburg zu sehen. www.25hours-hotels.com
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CULINARIUM
MARIE-ANTOINE CARÊME
DER KOCH DER KÖNIGE
Spricht man von der französischen Küche, so kommt man an einem Namen nicht vorbei: Marie-Antoine Carême. 1784 als eines von mindestens 15 Kindern in Paris geboren, musste er bereits ab seinem zehnten Lebensjahr für den Unterhalt der Familie mitarbeiten. Zu Beginn noch als Hilfskraft in der Küche einer Gaststätte folgte eine Ausbildung zum Konditor und Koch und damit der Aufstieg zu einem der berühmtesten Köche seiner Zeit. Seine Kundschaft war illuster. So war er von 1804 bis 1814 nicht nur persönlicher Chefkonditor für den Aussenminister Talleyrand, sondern kochte auch für Kaiser Franz I. von Österreich oder König Georg IV. und organisierte das Bankett der königlichen Hochzeit von Napoleon und Marie-Louise von Österreich im Jahre 1810. Aber auch Zar Alexander I., seines Zeichens Anhänger der französischen Küche, verpflichtete den Ausnahmekoch im Jahre 1818. Zwar hielt es Carême nicht lange am Hof des Zaren aus – der Zar war ihm zu sparsam und das Küchenbudget zu klein –, doch ein Küchenklassiker ging aus dieser Zeit hervor: die «Erdbeere
Romanoff». Als Koch darf man Carême durchaus als einen Vorreiter der regionalen Küche betrachten, kreierte er seine Gerichte doch mit den Jahreszeiten entsprechenden Zutaten. Auf das Anrichten seiner Speisen legte er allergrössten Wert, wobei er sich von der Architektur – und insbesondere von Tempeln und Pyramiden – inspirieren liess. Seinem kulinarischen Motto «Ordnung und Geschmack» folgend, publizierte der Ausnahmekonditor auch mehrere Bücher, darunter «Le pâtissier pittoresque» aus dem Jahre 1815 mit 100 Zeichnungen von Modellen für dekorative Patisserie, mit dem er beweisen wollte, dass Pâtisseure die wahren Architekten sind. Marie-Antoine Carême starb 1833 in Paris.
«Es gibt fünf schöne Künste. Die Malerei, die Bildhauerei, die Dichtkunst, die Musik und die Architektur, deren Hauptzweig die Zuckerbäckerei ist.» – Marie-Antoine Carême –
«Ich will Ordnung und Geschmack!»
– Marie-Antoine Carême –
5 ZITATE
«Wenn es keine gute Küche mehr auf der Welt gäbe, so hätten wir weder Literatur noch hohe oder scharfe Intelligenz, noch freundliches Beisammensein oder soziale Harmonie.» – Marie-Antoine Carême –
«Königliche Hoheit, meine Sache ist es, den Appetit Eurer Hoheit zu reizen, nicht, ihn zu regulieren.» – Marie-Antoine Carême –
«Rind ist die Seele des Kochens.»
– Marie-Antoine Carême –
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CULINARIUM
IM
RAUSCH
DER
SINNE DAS NEUE DUFTERLEBNIS
K
Andreas Caminada (39) gilt als bester Koch der Eidgenossenschaft – nun hat der sympathische Aromenmagier aus Graubünden seine Ausnahmestellung in einem gemeinsamen Projekt mit Dior Parfums und Champagne Moët & Chandon erneut unter Beweis gestellt.
ann man Farben riechen oder Düfte essen? Geht es nach François Demachy, lang jährige Nase und Haus parfümeur bei Christian Dior, sowie Benoît Gouez, seit 2005 Kellermeister des Traditionshauses Moët & Chandon, bedarf es dafür nur eines passenden Katalysators – und den fanden beide nun in Form der fein ziselierten Tellerkunstwerke von Drei-Sterne- Koch Andreas Caminada. Die Aufgabe: Caminada
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Dr. Thomas Hauer I
Lukas Lienhard
sollte ausgehend von fünf grossen Parfümklassikern des französischen Kultlabels ein korrespondierendes Menü entwickeln, dessen Gänge die olfaktorische Idee hinter dem jeweiligen Duft in ein Gericht übersetzen. Serviert wurden die Teller anschliessend mit einem passenden Champagner aus der umfangreichen Kollektion von Moët & Chandon. Das Ziel: ein synästhetisches Gesamtkunstwerk, das alle Sinne gleichzeitig anspricht und damit die Grenzen kulinarischer Kreativität auslotet, mit dem Ziel, das Genusserlebnis in eine völlig neue Dimension zu katapultieren. Nicht eben bescheiden. Aber was zunächst ein wenig abenteuerlich klingen mag, erweist sich in der Praxis als wahrer Geniestreich!
Mit drei Sternen im Michelin und 19 Punkten im Gault Millau gehört Andreas Caminada aktuell nicht nur zu den höchstdekorierten Küchenchefs der Eidgenos senschaft, er steht auch als einziger Schweizer auf der «Top 50 Restaurants of the World»-Liste des britischen «Restaurant Magazine». Sein GourmetRestaurant auf Schloss Schauenstein im bündne rischen Fürstenau ist deshalb seit Jahren eine Pil gerstätte ambitionierter Feinschmecker. Geöffnet ist das Restaurant zum Lunch von Donnerstag bis Sonntag ab 12 Uhr und Mittwoch bis Sonntag ab 19 Uhr zum Dinner. Unbedingt reservieren!
Im dritten Gang wagt Caminada sich dann endgültig aus der Deckung und kombiniert geräuchertes Lamm mit dem blumigpudrigen EdP von J’Adore, geprägt von Ylang-Ylang, Jasmin und Rose. Aus diesen extremen Gegensätzen schafft Caminada auf dem Teller in Verbindung mit der trockenen Frische des Moët Brut Impérial eine sinnliche Synthese von männlich und weiblich, von verletzlicher Zartheit und ungestümer Kraft. In einem Wort: ganz grosses Gaumenkino! Den aktuellen Herrenduft Sauvage schliesslich, eine Synthese aus Ambrox und Bergamotte, ebenso roh und maskulin wie raffiniert, begleitet butterzartes Rehfilet mit Trüffeln. Der dazu gereichte, noch etwas ungestüme Moët Grand Vintage 2008 bildet dazu mit seinem kräftigen Säuregerüst einen gaumenerfrischenden Kontrapunkt. So zaubert Caminada zum Auftakt eine mit kühlen Zitrusaromen parfümierte Langustine auf den Teller, deren salzige Meeresaromen und dezente Süsse mit Diors Homme Cologne, dominiert von frischer Bergamotte und Grapefruitblüten, die auf einer sinnlichen Moschusbasis ruhen, eine kongeniale Verbindung eingehen. Die perfekte Ergänzung: Moëts Partychampagner Ice-Impérial, verfeinert mit ein paar dünnen Scheibchen eingelegtem Ingwer.
Gaumenkino Nicht weniger überzeugend präsentiert sich die Verbindung von Miss Dior Blooming Bouquet auf Basis betörender Damaszener Rose, kalabrischer Bergamotte und weissem Moschus, mit gebeizter Forelle, Urkarotten und essbaren Blüten, serviert mit Rosé Impérial. Der Originalduft Miss Dior war übrigens das erste Parfüm von Christian Dior. Der noch junge Stardesigner hatte es bereits 1947 kreiert und pflegte damit literweise die Verkaufsräume seines neueröffneten Haute-Couture-Hauses in der Pariser Avenue Montaigne No. 30 zu beduften.
Holz, Glas, Stahl Als Schlussakkord setzt Caminada dann auf eine Variation rund um die Pflaume, der die sinnliche, fast schon berauschende Tiefe von Hypnotic Poison mit intensiven Aromen von Bittermandel, arabischem Jasmin, süsser Vanille und Palisander zusätzliche Tiefe verleiht und deren feinfruchtige Aromen auch in Moëts dazu gereichtem Grand Vintage Rosé 2008 aufblitzen. Krönendes Finale sind dann die im Salon vor dem Kamin gereichten Petits Fours und Mignardises. Sie werden von Fève Délicieuse, einem berauschenden Unisex-Duft aus der exklusiven Collection Privée auf Basis des Absolues der Tonkabohne begleitet, der François Demachy die warmen und leicht rauchigen Noten von Madagaskarvanille an die Seite gestellt hat. Dazu hat Benoît Gouez mit dem MCIII, der neuen Prestige Cuvée aus dem Hause Moët & Chandon, einen ganz besonders exklusiven Tropfen ausgewählt. Die römische III steht dabei für die Materialien, in denen die Grundweine dieses Ausnahmechampagners aus sieben unterschiedlichen Jahrgängen heranreifen durften: Holz, Glas und Stahl. Das Ergebnis ist ein ausgesprochen anspruchsvoller Wein mit enormem Reifepotential. Dafür belohnt er geduldige Connaisseurs aber auch mit einem sensationellen Aromenpotpourri! Einziger Wermutstropfen dieses synästhetischen Genussmarathons: Gaumen, Nase und Augen ermüden angesichts der Fülle intensiver Aromen, Geschmacksnuancen und Farben allzu rasch. Weitere Informationen unter www.andreascaminada.com
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L CULINARIUM
WELCOME TO
OBSTER LAND
UNTERWEGS IN KANADAS HUMMERPROVINZ NOVA SCOTIA
Lebendfrische Hummer aus den reichen Fanggründen vor der kanadischen Atlantikküste gehören zu den gesuchtesten Meeresdelikatessen der Welt. Wir haben uns auf die Suche nach dem Geheimnis der Canadian Lobster gemacht. Dr. Thomas Hauer
© Nova Scotia Tourism
Wirtschaftsfaktor Nr. 1
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Die Fischereiindustrie ist in Kanadas zweitkleinster Provinz Nova Scotia bis heute der mit Abstand bedeutendste Wirtschafts zweig. Neben dem Hummer als König der Krustentiere, der heute bis nach China exportiert wird, wo stattliche Exemplare mit mehreren Kilo Lebendgewicht besonders hoch im Kurs stehen, spielen vor allem Kabeljau und Scallops – die amerikanischen Verwandten der Jakobsmuscheln – eine ökonomisch tragende Rolle.
CULINARIUM
Fallen auch immer wieder mal verloren gehen – etwa bei Stürmen –, haben diese an beiden Enden Notausgänge. «Diese Fluchttüren sind mit Materialien verkleidet, die sich im Meerwasser nach maximal sechs Monaten von selbst auflösen, sodass darin gefangene Hummer dann automatisch freikommen. Dank des nährstoffreichen Wassers können sie in den Fallen nämlich theoretisch bis zu 300 Tage und länger überleben», erzählt Ken.
Wie ihre europäischen Vettern erreichen kanadische Hummer ein Alter von bis zu 50 Jahren. Mit bis zu 20 Kilo Lebendgewicht und maximal 60 Zentimetern Länge werden sie allerdings bedeutend grösser. Die mit Bojen markierten Fallen – rund 200 bis 300 pro Fischer – werden täglich kontrolliert, trotzdem entkommen rund 94 Prozent aller Tiere, die der verführerische Duft der vermodernden Fischköder in die Fallen gelockt hat, wieder. Nur die, die nicht schnell genug sind, haben Pech gehabt. Satt am Meeresboden stapeln sich Zehntausende Hummerkäfige, die die Fischer in den letzten Tagen an Land gebracht haben, jetzt also entlang des Hafens und in den Vorgärten. Daneben liegen bergeweise kunterbunte Taue und Stricke aufgetürmt, mit denen die bis zu 300 Kilogramm schweren Fallen aus Nylon, Stahldraht oder Kunststoff an den Bojen befestigt werden. Der Käfig, den Skipper Ken während unserer Harbour-Tour ansteuert, dient aber ohnehin nur Showz wecken. Das monströse Schalentier, das der Captain aus dem eiskalten Wasser fischt und welches schlicht zu gross ist, um sich von selbst wieder befreien zu können, hat also vorläufig Glück gehabt, denn nach einer ausgiebigen Fotosession wird es wieder in den Fluten versenkt bis zur nächsten Tour. Schonzeit eben. «Die Fischereiaufsicht hat ihre Augen überall», flüstert Ken dazu verschwörerisch. Weil
Trotzdem war und ist die Hummerfischerei bis heute ein hartes und gefährliches Geschäft. Fast jeder hier in der Gegend hat schon Angehörige auf See verloren. Dabei soll es vor den Küsten Nova Scotias und Neuenglands einst so viele Hummer gegeben haben, dass die Fischer nicht einmal hinausfahren oder Fallen stellen mussten, sondern die Tiere wurden von den Gezeiten an Land gespült und mussten nur noch eingesammelt werden. Viele Schalentiere landeten damals allerdings eher als Dünger auf den Feldern als im Kochtopf, galt Hummer bis mindestens Ende des 19. Jahrhunderts doch als Armeleuteessen, und man mutete ihn deshalb allenfalls Gefängnisinsassen zu.
Doch für Hummerfans besteht trotz Saisonende kein Grund, in Torschlusspanik zu verfallen: Wenn die Fischer im Süden der Atlantikprovinz Ende Mai ihre Fallen einholen, versenken ihre Kollegen im Norden sie pünktlich zum ersten Juni wieder im Ozean, denn die Fangsaison rotiert mit den Jahreszeiten um Nova Scotias und Neufundlands Küsten herum.
© Taste of Nova Scotia
© Thomas Hauer
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am Wamback (43) sitzt auf dem Oberdeck der «Brown Eyed Girl» und zeigt auf ein unscheinbares kleines Häuschen am Ufer. «Dort lebt mein Bruder Rob. Er ist Hummerfischer, genau wie mein Onkel Paul, mein Cousin Corey und vor ihnen mein Grossvater Clarence. Eigentlich leben die meisten Leute entlang des South Shore bis heute vom Fischfang», erzählt Pam. Wenige Minuten später erreicht unser Ausflugsboot, das zwischen Juni und September Gäste durch die Shelburne Bay befördert, den kleinen Fischereihafen Gunning Cove. Viel Betrieb herrscht hier Anfang Juni allerdings nicht mehr. Die Lobster-Saison an der Südküste Nova Scotias ist gerade zu Ende gegangen. Sie dauert normalerweise von November bis Mai. In der Hochsaison wimmelt es in der Bucht und vor der Küste dagegen von Hummerschiffen.
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© Thomas Hauer
CULINARIUM
Am Ende der Fangsaison werden Zehntausende Hummerkäfige an Land gebracht und für das nächste Jahr eingemottet.
«Auch mein Vater», erinnert sich Pam Wamback, «hat sich als Kind geschämt, wenn er mit Hummer belegte Pausenbrote von zu Hause mitbekam – in der Schule hat er dann versucht, sie gegen Peanutbutter and Jelly Sandwiches einzutauschen.» Heute ist eine Hummerlizenz dagegen so einträglich, dass sie beim Verkauf mehrere Hunderttausend Dollar einbringt, wird aber normalerweise von Generation zu Generation weitervererbt. Und so begegnen Touristen dem Lobster in Nova Scotia auch abseits der Küste praktisch auf Schritt und Tritt. Nicht nur gekocht, gedämpft, vom Grill, als Frikassee, Burger, Lobstercake, Bisque, Salat oder Topping für Macaroni and Cheese, sondern auch als Maskottchen, das Socken und Sneakers, Einkaufs tüten und Kaffeetassen, T-Shirts und Babylätzchen schmückt – selbst der USB-Stick des lokalen Tourismusbüros steckt in einem knallroten Gummi hummer. Im Sommer gibt es die bei Einheimischen wie Touristen beliebten Lobster Rolls – pampige Brötchen belegt mit Salat, Gurke, Tomate und mit reichlich Mayonnaise angemachtem Hummersalat – sogar bei McDonald’s. «Obwohl kein Local jemals auf die Idee käme, dort ein Hummersandwich zu bestellen», lacht Pam, «die machen das nur für die Touristen.» Und so fotografieren auch wir ungläubig unser McLobster-Sandwich vor der Resopal- Kulisse einer beliebigen Filiale des Fastfood- Giganten irgendwo an einer belebten Hauptstrasse in Nova Scotias Provinzhauptstadt Halifax.
Infos rund um Nova Scotia als Urlaubs-und Feinschmeckerdestination: www.novascotia.com
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Die Hummerpreise sind dank steigender Bestände im Vergleich zu Europa seit Jahren moderat. Ja, manche Experten vertreten gar die These, dass es gerade die starke Nachfrage nach «Lobster made in Canada» sei, die die Hummerpopulation in Nova Scotias und Neuenglands Gewässern geradezu exponentiell anschwellen lässt. Schliesslich werden zusammen mit den Hummerfallen tagtäglich gewaltige Mengen Futter im Meer versenkt, und aufgrund des Klimawandels wird das Küstenwasser immer wärmer – den Hummern geht es also prächtig. Ein Tier mit etwa zwei Pfund Lebendgewicht – laut Pam die optimale Grösse – gibt es in manchen Restaurants inklusive Beilagen schon für 25 kanadische Dollar (17 Euro). Davon können Seafood- Fans hierzulande nur träumen. Einer der schönsten Orte, um sich eines der delikaten Krustentiere stilecht einzuverleiben, ist Hall’s Harbour Lobster Pound an der weltberühmten Bay of Fundy. Während der Flut strömen hier innerhalb von dreieinhalb Stunden unglaubliche 50 Milliarden Tonnen Meerwasser in die sich verengende Bucht und verursachen den mit bis zu 16,40 Metern höchsten Tidenhub der Welt. Direkt am Rande eines kleinen Hafens gelegen, kommen Besucher bis aus Halifax hierher, um sich aus einem der Meerwasserbassins ihren ganz persönlichen maritimen Leckerbissen auszusuchen. Abgerechnet wird nach Gewicht. Das Schalentier bekommt man nach dem Bezahlen in die Hand gedrückt und trägt es persönlich zum Cooking Shack, wo es dann binnen Sekunden in einem brodelnden Kessel sein Leben aushaucht. Was manchem Beobachter brutal oder grausam erscheinen mag, ist für den Hummer selbst praktisch schmerzlos. Rund 25 Minuten später wird der in der Küche vorgeknackte Panzer samt seines delikaten Innen lebens schliesslich im hauseigenen Restaurant aufgetischt. Geschützt von einem dünnen Plastik latz geht es dann zur Sache. Ob das beste Fleisch nun im Schwanz, in den Scheren oder den Beinen sitzt, ist Geschmackssache. Unser Guide Pam erweist sich bei unserem Lobsterlunch jedenfalls als Puristin – sie verzichtet sogar darauf, die Hummerstückchen in die geschmolzene Butter zu tunken. Zu den Schalentieren passen die lokalen Weissweine – vor allem die aus der Appellation Tidal Bay.
WUSSTEN SIE SCHON …?
Kellogg’s als Medizin Wer dachte, dass die allseits bekannten Kellogg’s-Flocken schon immer als süsses Frühstück verspeist wurden, liegt falsch. Denn die Gebrüder Dr. John Harvey Kellogg und Will Keith Kellogg entwickelten 1894 die knusprigen Weizenflakes ursprünglich für ihre Patienten im Sanatorium in Battle Creek, USA: Sie suchten einen Ersatz für das harte, meist fade Brot und führten eine Versuchsreihe durch, bei der zufällig über Nacht gekochter Weizen stehenblieb. Am nächsten Morgen drehten die Gebrüder die mittlerweile aufgequollenen Körner durch eine Rolle. Flocken kamen heraus, die nach anschliessender Wärmetrocknung leicht knackig waren. Fortan wurden die wohlschmeckenden Weizen flocken unter dem Namen «Granose» serviert – mit Salz. Den Patienten schmeckten diese so gut, dass sie sich die Flocken nach ihrer Entlassung nach Hause bestellten. Die Nachfrage stieg weiter, worauf 1906 Will Keith die Battle Creek Toasted Corn Flake Company gründete.
«Das Beste» Heute ist der Mai Tai nicht mehr aus den Getränkekarten von Cocktailbars wegzudenken. Wer sich Erfinder des fruchtigen Rum-Drinks mit Orange, Zitrone und Mandel nennen darf, ist umstritten. Oft wird aber Trader Vic die Erfindung zugeschrieben, der den Mai Tai angeblich 1944 in San Francisco kreiert hat – für zwei gute Freunde aus Tahiti. Nach dem ersten Schluck sollen sie «Mai Tai Roa Ae» ausgerufen haben, zu Deutsch: «Nicht von dieser Welt – das Beste». Damals galten die Cocktail-Rezepte der Barkeeper als deren Kapital, wes halb sie diese geheim hielten. Dies war auch der Grund, weshalb das Rezept erst 1972 in seinem Buch veröffentlicht wurde. Neben ihm behauptete etwa auch ein weiterer Barkeeper, den Drink bereits vor Trader Vic kreiert zu haben. Zwischen den beiden Barkeepern kam es zum Rechtsstreit, den Vic nach einer aussergerichtlichen Einigung für sich entschied.
«Catsup» 1876 entwickelte Henry John Heinz die bis heute unveränderte Ketchup-Rezeptur, die gerade mal acht Personen bekannt ist. Im Lauf der 140-jährigen Geschichte gab es die unterschiedlichsten Schreibweisen des «roten Golds» – auf dem ersten Heinz-Etikett etwa stand «Catsup». Heute hat sich nicht nur die Schreibweise geändert, sondern ist zudem die Nummer 57 auf den Flaschen abgebildet. Die Ziffern kommen nicht von ungefähr: Der damalige Inhaber eines Lebensmittelgeschäfts, Heinz, entdeckte 1896 auf einer Geschäfts reise ein Schild, auf dem «21 Styles of Shoes» stand. Ihm gefiel das Konzept und er wollte dies auf seine eigenen Produkte anwenden. Jedoch kam er beim Zählen auf über 60, was ihm nicht gefiel. Kurzer hand entschied er sich für seine beiden Lieblingsziffern. Seither zieren «57 Varieties» die Heinz-Produkte. Wussten Sie, dass, wenn Sie bei Heinz-Plastikflaschen genau auf den 57-Punkt drücken, das Ketchup angeblich einfacher und schneller rausfliesst?
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IM ÄLTESTEN
RESTAURANT EUROPAS
DER
GEIST
DER
VERGANGENHEIT Über 1200 Jahre trägt das älteste Restaurant Europas auf dem Buckel. Der St. Peter Stiftskeller im österreichischen Salzburg ist heute ein beliebtes Lokal, obwohl es während fast 100 Jahren in grosser Kritik stand.
W
Martina Gaugler I
St. Peter Stiftskeller
er die Strasse des Klosters St. Peter entlang gehe, dem werde eine doppelte Wahl eröffnet: «(…) Sie führt Dich, wenn Du trinken willst, zu einem Wirt (…)», schrieb der Gelehrte Alkuin 803 in einem Gedicht, das er anlässlich eines Besuchs von Kaiser Karl dem Grossen verfasst hatte. Es ist die erste urkundliche Erwähnung des St. Peter Stiftskellers und verleiht ihm den Titel «älteste Gaststätte Europas». Das über 1200-jährige Lokal befindet sich mitten in der Altstadt Salzburgs in den Gemäuern des ältesten Klosters des deutschsprachigen Raums, des Klosters St. Peter.
Im Kloster geniessen Gäste grundsätzlich einen sehr hohen Stellenwert. So schreibt etwa eine Regel des heiligen Benedikts die preiswerte Abgabe von Produkten vor. Der günstig verkaufte St.-Peter-Wein dürfte mit ein Grund gewesen sein, weshalb der Keller über Jahrhunderte hinweg erfolgreich war. Mit der wachsenden Popularität zu Beginn des 18. Jahrhunderts begann jedoch auch der fast hundertjährige Streit mit den bürgerlichen Wirten Salzburgs. Diese sahen im Weinausschank des Klosters einen grossen Konkurrenten und bangten um ihre Existenz. Es folgten zahlreiche Anklagen, gegen die sich die Klosteräbte wehrten. Oft gewannen sie den Kampf. Nach der Beschwerde, das Kloster zapfe unerlaubterweise Bier, stellte der Keller das Zapfen jedoch ein und führte es erst wieder mit der Erlaubnis des Bierausschanks um 1803 fort. Dies war das letzte Jahr, in welchem ein Konflikt mit dem Stiftskeller ausgetragen wurde.
Die Geschichte des Stiftskellers ist noch nicht vollständig erforscht, dennoch steht fest, dass er seit jeher als öffentlicher Ort galt und jeden willkommen hiess. So kehrten etwa Bürgertum, Klerus oder Adel ein, 1760 bewohnte gar Komponist Michael Haydn das Obergeschoss. Damals wurde der Keller noch vom Kloster betrieben und die Gäste von nichtgeistlichem Personal bedient, das unter der Führung des Pater Kellermeisters arbeitete.
1992 unterschrieben Claus Haslauer und seine Frau Veronika Kirchmair den ersten Pachtvertrag in der Geschichte des St. Peter Stiftskellers. Schon vor ihrer Zeit wurde das Restaurant mehrere Male vergrössert und renoviert. Heute beherbergt es elf historische Räume, verteilt auf zwei Ebenen. Dazu gehören etwa auch der Arkadenhof, der um die Weihnachtszeit jeweils festlich geschmückt wird, und der um 1903 erbaute Barocksaal, in welchem täglich das bekannte «Mozart Dinner» vonstattengeht. Die Gäste erwartet ein Abend wie anno dazumal, bei dem für einen Moment der Geist der Vergangenheit wieder auflebt.
www.stpeter-stiftskeller.at
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1 I Im toten Kaninchen 145 verschiedene Arten irischen Whiskeys und 72 Cocktails, fachmännisch vom «internationalen Barkeeper des Jahres» zubereitet, sind nur zwei Gründe, die «Dead Rabbit»-Bar in New York City zu besuchen. Der etwas salopp wirkende Name stammt von einer berüchtigten New Yorker Gang und sorgte schon für das eine oder andere Gerücht, doch gehört der beliebte Treffpunkt im East Village zu den «World’s best Bars». Passend zum historischen Gebäude aus dem Jahr 1828, in welchem die Bar untergebracht ist, finden sich hier eine Vintage-Kasse sowie antike Punschschalen, die Barkeeper tragen Hosenträger. Im Zapf-Raum im ersten Stock werden von Hand hergestelltes Bier und irischer Whiskey serviert. Eine Etage weiter oben befindet sich eine Cocktail-Stube, in der die Gäste sowohl warmen und kalten Punsch als auch eine Reihe Drinks bestellen können, die mit alten Mixtechniken zube reitet werden. Und weil das schon einmal etwas dauern kann, bekommt jeder Gast zur Zeitüber brückung eine kleine Tasse mit dem Punsch des Tages.
© Brent Herrig
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www.deadrabbitnyc.com
2 I Des Teufels Platz
© Waldhaus am See
Die grösste Whiskybar der Welt steht nicht etwa in Schottland oder Irland, nein, sie befindet sich in der Schweiz, in St. Moritz! Das Hotel Waldhaus am See ist stolzer Besitzer des «Devil’s Place». Ein gerechtfertigter Name, wenn man bedenkt, dass die Kirche früher alle gebrannten Wasser verteufelte. Angesichts der 2500 Whisky-Sorten und der 25’000 Flaschen aus mehr als 20 Ländern, die in den Kellern der hauseigenen Weinhandlung «Cave Waldhaus» lagern, ist das Lokal ein teuflisch guter Platz und ein Mekka für Whisky- Liebhaber aus ganz Europa. Egal ob Johnny Walker oder hauseigene Abfüllungen, Brände aus Schottland, Neuseeland oder Japan – hier dürfte für jeden etwas dabei sein. Kein Wunder, schaffte es «Devil’s Place» mit seiner zugehörigen Zigarren-Lounge bereits einige Male ins «Guinness-Buch der Rekorde» und zählt zu den «Leading Bars of the World». www.waldhaus-am-see.ch
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3 I Die Bar mit «nichts» «Andy, ich habe nichts», heisst die Pariser Bar auf Arabisch. Der Name soll eine witzige Anlehnung an den berühmten amerikanischen Pop-Art-Künstler Andy Warhol sein. Doch das Innere der Bar, die im dritten Arrondissement des Stadtteils Marais steht, ist alles andere als «nichts»: Die Inhaber Akim und Mourad Mazour richteten ihr Lokal mit Kunst und aussergewöhnlichen Möbeln ein und vereinen Pop-Art mit marokkanischem Stil – und das haarscharf am Kitsch. An der Decke baumeln grosse Laternen, unter denen die Gäste auf Sitzgelegenheiten aus Farbdosen und Getränkekisten Platz nehmen können. So ausgefallen wie die Einrichtung sind auch die nordamerikanisch angehauchten Weine und Cocktails. Wer eine alkoholfreie Erfrischung möchte, bestellt sich am besten einen der belebenden marokkanischen Pfefferminztees und dazu arabische Tapas. Am Abend sorgt jeweils ein DJ für passenden Sound, zu dem man auch das Tanzbein schwingen kann. www.andywahloo-bar.com
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DES
SCHNITZELS NEUES GEWAND Goldbraun gebraten und innen saftig-zart – so lieben nicht nur die Österreicher ihr Wiener Schnitzel. Es hat weltweit die Geniesserherzen erobert und ist von vielen Speisekarten nicht mehr wegzudenken. Ganz klar, dass man sich bei der Beliebtheit nicht einig ist, wer der Erfinder dieser Spezialität ist, möchte doch ein jeder diese gerne sein Eigen nennen. Nike Schroeder
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CULINARIUM
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ie ersten Erwähnungen von umhüllten dünnen Fleischscheiben stammen aus dem 9. Jahrhundert n. Chr. An der Festtafel des oströmischen Kaisers Basileus in Byzanz, dem heutigen Istanbul, wurden besonders edle Fleischstücke mit Blattgold überzogen. Aufzeichnungen zufolge fand man die Umhüllung mit Gold im 15. bis 16. Jahrhundert n. Chr. auch in der Lombardei. Über die vielfältigen Handelswege und Beziehungen scheint diese Zubereitungsart verbreitet worden zu sein. Da das Edelmetall aber schon immer teuer und für den Rat von Venedig dieser verschwenderische Luxus untragbar war, wurde die Umhüllung mit Gold 1514 verboten. Daraufhin ersetzten findige Köche das Blattgold durch fein gemahlene Brotbrösel. Das darin gewendete und ausgebackene Fleisch ergab goldbraune Knusperstücke.
jedoch statt Koteletts saftige Stücke des Kalbsschlegels. Das Gericht avancierte zur beliebtesten Festtagsspeise der k. u. k. Monarchie und ist auch heute noch der Eckstein der kulinarischen Identität Österreichs. An dieser Tatsache gibt es nichts zu rütteln. Was die Glaubwürdigkeit der Radetzky- Legende angeht, so wurde diese 1967 vom Volkskundler Günter Wiegelmann in seinem Buch «Alltags- und Festspeisen in Mitteleuropa» widerlegt. Der Historiker Richard Zahnhausen kam 2001 zu dem gleichen Ergebnis, ihm war die Theorie von Zahnhausen offenbar unbekannt. Auch Sprachforscher Heinz Dieter Pohl wies nach, dass an der Legende nichts Wahres und der Ursprung dieser Theorie der 1969 veröffentlichte Gastronomieführer «Guida gastronomica d’Italia» sei, da hierin Radetzky mit dem Schnitzel in Zusammenhang gebracht wurde. Es spricht aber auch ohne diese Widerlegungen einiges gegen diese Theorie. So war es in Wien schon vor 1848 üblich, panierte Fleischstücke in Fett auszubacken, beispielsweise das nicht weniger berühmte Wiener Backhendl. Bleibt also die Frage, ob es die Wiener wirklich nötig hatten, sich von den Mailändern etwas abzuschauen? Wohl eher nicht. In Kochbüchern aus dem 18. Jahrhundert finden sich eindeutige Hinweise, dass das Wiener Schnitzel schon damals ein fester Bestandteil der österreichischen Küche war. So war 1798 von «Gebachene Schnitzeln» im «Kleinen Österreichischen Kochbuch» die Rede. Aber ganz gleich, wo das österreichische Nationalgericht seinen Ursprung hatte, Fleischliebhaber kommen bei der Spezialität ganz auf ihre Kosten. Doch was ist das Besondere daran? Das dünn geschnittene, saftige Kalbsfleisch? Die lockere Panier, wie der Österreicher die Panierung nennt, die in Wellen über dem Fleisch zu schweben scheint? Oder lässt es sich nicht in Einzelteile aufdröseln, weil das grosse Ganze das ganz Besondere ist?
Aber zurück zum berühmten Wiener Schnitzel: Der hartnäckigsten Legende nach brachte der Feldmarschall Radetzky, der in den Jahren 1848 / 49 als Generalkommandant der österreichischen Armee in Lombardo-Venetien die italienischeRevolution niederschlug, ein interessantes Beutestück nach Wien: die «cotoletta alla milanese». Nach seiner Rückkehr übermittelte Radetzky dem kaiserlichen Chefkoch das Rezept. Am Wiener Hof pro- Bei der Zubereitung jedenfalls wird klar, dass man viel falsch machen kann bierte man das Rezept gleich aus, verwendete und dass etwas Einfaches wie ein Schnitzel durchaus etwas Besonderes sein kann – richtig zubereitet, versteht sich! Lassen Sie sich das Fleisch beim Metzger ganz dünn schneiden, dann ist auch kein Fleischklopfer, der die Fasern zerstört und das gute Stück austrocknen lässt, nötig. Soll es noch etwas dünner werden, können Sie zuhause das Schnitzel zwischen Frischhaltefolie mit dem Boden eines Stiltopfes vorsichtig flacher klopfen. Das Panieren sollte erst kurz vor dem Braten erfolgen, sonst zieht die Bröselhülle Feuchtigkeit. Ein knuspriges Schnitzel würden Sie damit dann leider nicht mehr auf den Tisch bringen. Und dann das Entscheidende: Das Schnitzel muss zum Ausbacken im Fett (idealerweise Butter- oder Schweineschmalz) schwimmen, nur so bläht sich die Panierung schön auf. Aber wer liebt sie nicht, die Abwechslung auf dem Teller? Wie wäre es mal mit einer Variante, dem «Schnitzel Milanese»? Diese Spezialität dürfte jedenfalls keiner den Italienern abspenstig machen, ist die Umhüllung mit Ei und Parmesan doch sehr landestypisch. Und für alle experimentierfreudigen Gourmets gibt es noch unzählige Alternativen: gehackte Nüsse, zerbröselte Cornflakes, fein gemahlene Brezeln oder Sesam. Ein Blick in den Vorratsschrank und ein bisschen Phantasie – mit Sicherheit entsteht hier noch das eine oder andere Unikat. In jedem Fall wünschen wir Ihnen guten Appetit!
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ESTMENTFOR
PASSION INVESTIEREN IN MODERNE KUNST
Antoni Tapies Galerie Lelong
Kunstkenner, Investoren und Spekulanten tummeln sich inzwischen am Kunstmarkt und treiben die Preise für Modern Art in die Höhe. Die Grenzen zwischen Kunst und Investment verlaufen fliessend.
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as Sparen als Anlageform soll abgeschafft werden. So scheinen es die Notenbanken mit ihrer aktuellen Nullzins-Politik zu wollen. In dieser Phase sind vermeintlich sichere An lageformen Mangelware und Anleger gezwungen, Alternativen zu suchen. Neben klassischen Finanzprodukten und Immobilien wächst daher das Interesse an Kunst als Investment. Eine solche Anlageform kombiniert idealerweise die Freude am ästhetischen Objekt mit der Erwartung an eine attraktive Wertentwicklung. Man spricht deshalb nicht zu Unrecht von «Investments of
Eric Baudart Atmosphère, 2016
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Carsten Priebe I
Art Basel
Passion». Derzeit besonders gefragt ist moderne und zeitgenössische Kunst. Welche Wertsteige rungen in diesem Segment möglich sind, zeigt folgendes Beispiel exemplarisch: Der berühmte Musiker Eric Clapton erwarb im Jahr 2001 drei Bilder von Gerhard Richter für 3,4 Mio. US-Dollar. In den Jahren 2012 und 2013 versteigerte er zwei der Bilder für zusammen 55,2 Mio. US-Dollar. Im November kam das dritte Richter-Bild aus der Sammlung des Gitarristen in New York zur Versteigerung. Schätzwert: 20 Mio. US-Dollar. Clapton hat damit den Wert seiner Investition um den Faktor 20 gesteigert. Im Jahr 1973 kaufte der Autohersteller
Alfonso Artiaco Paula Cooper Gallery Konrad Fischer Galerie Sol LeWit
FINANCE
BMW drei Bilder von Gerhard Richter für ein paar tausend D-Mark. Heute hängt der Zyklus unter dem Titel «Rot-Gelb-Blau» im Foyer der Konzernzentrale in München. Der heutige Wert der Bilder wird ebenfalls auf mehrere Millionen Euro geschätzt. Das gewachsene Interesse an Kunstinvest ments hat auch zu den deutlichen Preissteigerungen am Markt beigetragen. So sorgte der Kunstmarkt in den vergangenen Jahren für manche Überraschung. Die Höchstmarken für Gemäldepreise purzelten so schnell, dass auch Kenner überrascht waren. Preise von 100 Millionen US-Dollar und mehr sind bei grossen Kunstauktionen heute keine Seltenheit mehr. Und nicht immer sind es ausgewiesene Kunstkenner, die solche Preise zahlen. Oftmals sind es sogar professionelle Kunsteinkäufer oder kunstaffine Vermögensverwalter, die im Auftrag ihrer sehr vermögenden Kundschaft eine besondere Anlageform kaufen. Diese Fachleute bringen oft die Expertise mit, über die ihre Auftraggeber nur selten verfügen. Gemäss dem «Deloitte Luxembourg & ArtTactic Art & Finance Report 2016» wurden 73 Prozent der befragten Vermögensverwalter von ihren begüterten Kunden aufgefordert, auch in Kunst zu investieren.
Ende der Übertreibungen Der weltweite Trend am Kunstmarkt geht derzeit hin zur klassischen Moderne mit Schwerpunkt auf den weltbekannten Namen wie Picasso, Jeff Koons oder Damien Hirst. Ebenfalls begehrt sind die deutsche moderne Kunst seit 1900 und Werke des Expressionismus, also der Kunst zwischen den Weltkriegen. Natürlich lockt der boomende Kunstmarkt auch Spekulanten, die sich aber bewusst sein sollten, dass dieser Markt nicht mit einem geregelten und liquiden Markt für Finanzinstrumente vergleichbar ist. Wer kein Insider ist, für den ist der Kunst- und Antiquitätenmarkt oft intransparent. Das machen sich natürlich auch immer wieder Fälscher oder Betrüger zu Nutze – so wie es bei anderen Märkten auch der Fall ist. Wer sich dieser Risiken bewusst ist, für den kann der Kunstmarkt im Moment interessante Chancen bieten. Inzwischen ist der Markt für moderne und zeitgenössische Kunst in eine Phase mit weniger grossen Übertreibungen getreten, und es ist bereits zu ersten Korrekturen gekommen. Das Phänomen künstlich aufgeblähter Preise ist mittlerweile abgeklungen. Ein Grund dafür mag auch das drastische Durchgreifen der chinesischen Behörden gegen Korruption gewesen sein, das die Luxusgüterbranche weltweit zu spüren bekam. So zeigen die Käufer aus der Volksrepublik auch mehr Zurückhaltung als früher. Aus den USA ist die Nachfrage hingegen weiterhin robust. Mit einem Marktanteil von fast 50 Prozent bleiben die Vereinigten Staaten der führende Absatzmarkt für Kunst – weltweit. Aufholpotential liegt vor allem bei Sammlern und Investoren aus Europa. Dennoch gibt es immer wieder Überraschungen. In der Sommerauktion des renommierten Auktionshauses Ketterer wurde das Bild «Stürmisches Wetter an der Ostsee (Beschienene Wellen)» aus dem Jahr 1919 von Hermann Max Pechstein auf 350’000 Euro geschätzt, zu EUR 340’000 Euro aufgerufen und wechselte schliesslich für 700’000 Euro den Besitzer. Solche Ergebnisse sind kein Einzelfall und zeigen, wie gross das Interesse der Bieter an solchen Werken ist. Ein weiteres Phänomen ist der wachsende Anteil von Auktionen, die auf spezialisierten Internetplattformen stattfinden. Das Auktionshaus Ketterer erzielt bereits fünf Prozent seines Umsatzes bei Internetauktionen. Weltweit werden Kunstwerke im Wert von fünf Milliarden US-Dollar online versteigert, Tendenz steigend.
Wie investieren? Wer in den Kunstmarkt einsteigen will, der muss sich zuvor einige Fragen stellen. Zum Beispiel: Welche Kunst will ich eigentlich? Kaufe ich lieber mehrere preisgünstigere Bilder, oder setze ich eher alles auf eine Karte und investiere in ein einziges, teureres Werk? Soll ich Werke junger und noch wenig bekannter Künstler kaufen oder auf bekannte Namen setzen? Wo und wie lagere ich die Kunstwerke? Kommen die Bilder an die Wand oder in den Tresor? Und vor allem: Wo kaufe ich ein als Investment gedachtes Kunstobjekt? Käufer sollten sich für einen Händler oder ein Auktionshaus entscheiden, das am Markt etabliert ist und einen guten Ruf besitzt. Nur mit der entsprechenden Expertise kann der Investor sicher sein, gut beraten zu werden. Ausserdem steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Preise so taxiert sind, dass man einen fairen Gegenwert erhält. Entscheidend ist auch, dass der Auktionator oder Verkäufer die sichere Abwicklung des Kaufs gewährleistet, bis hin zum ge sicherten Transport des wertvollen Stücks und der passenden Versicherung. Wenn all diese Faktoren berücksichtigt sind, bietet ein einzigartiges Kunstwerk als Investment mehr Freude als manches Aktienpaket.
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ECHTE FÄLSCHUNGEN
o wunderbar die Kunst ist – mit Fälschungen jeglicher Couleur kommen selbst die gröss ten Auktionshäuser zuweilen in Kontakt. Erkennen heisst dann die Devise sagt Robert Ketterer, seines Zeichens Chef von Ketterer Kunst, einem der nach Umsatz zehn grössten Kunstauktionshäuser weltweit und nicht weniger als die Nummer eins für moderne und zeitgenössische Kunst. PRESTIGE: Herr Ketterer, werden Ihnen mitunter auch Fälschungen angeboten? Kommt das häufig vor? ROBERT KETTERER: Unser Unternehmen ist seit sechzig Jahren am Markt. Es liegt in der Natur der Sache, dass wir als international anerkannter Markenname mit allen Facetten des Marktes und allen Entwicklungen in Berührung kamen und kommen. Von den x-tausenden Werken, die uns aus der ganzen Welt laufend für unsere Auktionen angeboten werden, ist aber nur ein kleiner Bruchteil fraglich. Die Bandbreite des Fraglichen ist dabei gross: Es gibt sozusagen «echte» Fälschungen, es gibt Verfälschungen echter Gemälde und es gibt unklare Provenienzen, also fragwürdige Herkunftsgeschichten.
Robert Ketterer versteigert Pechstein für 700’000 Euro.
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Ist es heutzutage schwerer, Fälschungen zu erkennen, oder einfacher? Seit einigen Jahren sehen wir tatsächlich eine neue Qualitätsdimension bei Fälschungen. Allein der Vorgang selbst ist oft schon verdächtig. Es wird nicht nur ein vermeintlich wertvolles Werk angeboten, sondern wie selbstverständlich auch noch vergilbte Originalrechnungen und aufwendig gemachte Gutachten. Versuche hermetischer Fälschungsinszenierungen. Wir sehen es als doppeltes Kompliment: einerseits an unsere Fähigkeit, gute Preise zu erzielen, und an unsere hohe Seriosität. Denn all das beweist ja nur, dass bekannt ist, dass wir einen geradezu als kriminologisch zu bezeichnenden Erkennungsaufwand betreiben. Der übrigens auch wirkt – wir hatten noch nie eine Fälschung in einer unserer Auktionen.
Alicja Kwade Reise ohne Ankunft (Mercier), 2016
Mit dem Geheimdienst ins Museum Im Jahr 1995 wurde bekannt, dass Vertreter des Abstrakten Expressionismus (AbEx), wie Jackson Pollock, Willem de Kooning und Robert Motherwell nur einige Künstler waren, die von der CIA im Kalten Krieg in den 1950ern und 1960ern finanziert wurden. Vor einigen Jahren wurde ein Bild des CIA-Schützlings Mark Rothko sogar für 46,5 Mio. US-Dollar versteigert. Die CIA unterstützte die damals unbekannten Künstler im Rahmen einer Operation zur psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion, welche die Kunstform des sozialistischen Realismus propagierte. Der Geheimdienst organisierte in Europa 1958–59 sogar die Wanderausstellung «The New American Painting». Der von der CIA ebenfalls gesponserte «Congress for Cultural Freedom» tat sich mit Nelson Rockefeller zusammen, um die AbEx-Kunst ins berühmte Museum of Modern Art in New York zu bringen.
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DEALER Ihrer englischen Herleitung alle Ehre machend, hüten heute «Treasury Manager» die Schatzkammern in einem Unternehmen. Eine Aufgabe, die gerade in den letzten Jahren wichtiger und komplexer geworden ist.
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Wilma Fasola
rüher war es der Typ aus der Finanzabteilung, der den finanziellen Überblick in einem Unternehmen behalten musste, heute ist es der Treasury Manager. Und mit neuem Namen kamen neue Aufgaben. Denn die sich immer schneller wandelnde Welt setzt besonders die für die liquiden Mittel verantwortlichen Mitarbeiter unter einen nicht zu unterschätzenden Druck. Entscheidungen müssen innerhalb weniger Augenblicke gefällt werden, Risiken potenzieren sich, und nicht selten heisst es, aus dem Headquarter heraus verschiedene Standorte in der ganzen Welt finanziell am Laufen zu halten. Es muss somit nicht nur das Vermögen gesichert werden, sondern es gilt zu schauen, dass dies effizient und vor allem ertragreich im Unternehmen verteilt wird. Ebenso wichtig ist der Blick über den Tellerrand, denn was sich schnell dreht, kann auch mal aus der Spur geraten. Die rasanten Veränderungen in der internationalen Wirtschaft sind daher eine konstante Bedrohung, die ebenfalls ein schnelles Handeln bei entsprechenden Super-GAUs verlangen. Daher finden sich die Treasury Manager oder eben «Schatzhüter» nicht mehr nur in Grosskonzernen und Banken, sondern auch immer öfter in klein- und mittelständischen Betrieben wieder. Wobei es jedoch nicht immer notwendig ist, gleich eine eigene Abteilung zu gründen. In kleinen Unternehmen, die ausreichend liquide und nicht zu komplex sind, kann zum Beispiel der Leiter der Buchhaltung die Rolle übernehmen. Je umfassender jedoch die Aufgaben
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werden, desto wichtiger ist eine separate Kommandobrücke, von der aus man einen hervorragenden Blick auf die eigenen Finanzen, aber eben auch auf die Risiken der Wirtschaftswelt hat. «Ohne ein funktionierendes Treasury Management ist eine verlässliche Unternehmensplanung nicht möglich», sagt Martin Thomas von KPMG Corporate Treasury Services. Dazu bietet es in seinen Augen auch nicht zu unterschätzende Vorteile: «Eine effiziente Steuerung der Financial Supply Chain und des Working Capital sowie insbesondere durch die adäquate Absicherung der Margen aus dem operativen Geschäft ist eine Steigerung der Umsatzrendite um bis zu 0,6 Prozent möglich.» Parallel wächst zudem die Transparenz der unternehmenseigenen Finanzen, da die digitalisierten Zahlungsflüsse ein adäquates Reporting über die eigene finanzielle Situation zu jeder Zeit ohne grossen Aufwand ermöglichen.
Abteilungen konstant weiterentwickeln. Dazu Martin Thomas: «Die Digita lisierung sowie die zunehmenden Verwerfungen an den Finanz- und Währungsmärkten sind Treiber für ein sich ständig wandelndes Treasury. Mit neuen IT Providern und sich ändernden Geschäftsmodellen des Unternehmens ist das Treasury fortlaufend zu Anpassungen gezwungen.» Die Einführung selbst ist übrigens kein Hexenwerk, es braucht aber Fingerspitzengefühl und vor allem viel Erfahrung. Daher greifen die Unterneh men nicht selten auf externe Berater zurück, die bereits einige positiv umgesetzte Projekte in branchengleichen Unternehmen vorweisen kön nen. Denn es gilt ja nicht, das Rad neu zu erfinden, sondern das passende für den jeweiligen Fahrer zu definieren. Und dabei beginnt man im Treasury Mana gement in der Regel niemals bei null, sondern es kann auf Be stehendem aufgebaut werden. Prozesse für den Zahlungsverkehr und eine grundlegende Liquiditätsplanung sind in einem Betrieb immer vorhanden. «Vielmehr geht es darum, Prozesse und Abläufe in fest definierte Rahmen zu giessen, zu professionalisieren und zu automatisieren», erklärt der Spezialist von KPMG, «wobei dies in Form eines bestehenden Treasury Management-Systems passiert.» Stück für Stück wird so die Schatzkammer neu organisiert.
Neuorganisation der Schatzkammer Zu den Kernaufgaben des Treasury Managers zählt der Experte ganz klar «die Sicherstellung der Liquidität zur richtigen Zeit in der richtigen Währung inklusive Finanzierung sowie die sichere und effiziente Abwicklung des Zahlungsverkehrs». Mit zunehmender Komplexität und Grösse kommen dann weitere Aufgaben hinzu, wobei vor allem die schon angesprochene Absicherung von Marktrisiken wie Fremdwährungs- und Zinsrisiken, Kredit-, aber auch Rohstoffrisiken nicht zu unterschätzen sind. Weitere Tätigkeitsbereiche können das Pensions- oder Kreditmanagement sein und in zunehmendem Masse auch Themen aus der Finanzmarktregulierung. Dabei ist es wichtig, dass sich auch bestehende und erfolgreich wirtschaftende
Ein wirklich wertvoller Job Am Ende gilt es dann noch, den richtigen Schatzhüter zu finden. Und der verfügt meistens über ein wirtschaftswissenschaftliches Studium mit Schwerpunkt im Bereich Finanzen sowie ein grundsätzliches Interesse am welt weiten Finanzmarkt. Gern gesehen ist auch eine im Vorfeld abgeschlossene Banklehre. Unabdingbar sind ausserdem hervorragende Englischkenntnisse. Einen klar definierten Karriereweg aber gibt es bislang noch nicht, zu neu die Position des Treasury Managers und zu wenig ausgeprägt die Bildungslandschaft. Fakt aber ist, dass Treasurer ein aussergewöhnlich hohes Gehalt bekommen, das beim Junior bei rund 40’000 Euro beginnt und in leitender Position bis auf rund 250’000 Euro ansteigen kann. Ebenfalls schliesst sich nicht selten der Schritt zum CFO an. Es lässt sich also mit Sicherheit sagen, dass Hüter der Schatzkammer wirklich wertvoll sind, sowohl aus Sicht der Unternehmen, wie aber auch mit Blick auf ihre persönliche Situation. Ein echter Money Dealer eben.
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FINANCE Prototyp des Elektrosportwagens Faraday Future FFZero1
DIE WAHREN GEWINNER DER
ELEKTRO
MOBILITÄT Ab dem Jahr 2020 dürften Elektroautos den Massenmarkt erobern. Unter den Autoherstellern hat der Wettlauf um die künftigen Marktanteile bereits begonnen. Riesige Batteriefabriken sollen die Energiespeicher der Zukunft liefern. Investoren müssen sich überlegen, wie sie sich für die kommende Entwicklung positionieren. Carsten Priebe
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lektroautos werden derzeit sehr kontrovers diskutiert. Traum vieler Ingenieure und Politiker ist es, die heutigen Exoten im Strassenverkehr zum Massenfortbewegungsmittel der Zukunft zu machen. Die Autoindustrie investiert entsprechend riesige Summen in die Entwicklung neuer Elektrofahrzeuge. Wie gross die Erwartungen und Hoffnungen an diese Technologie sind, lässt sich am Höhenflug der Aktie des US-Herstellers Tesla ablesen. Keine Frage, Tesla hat grosse Pläne für die Zukunft und will im vierten Quartal des Jahres pro Woche 2400 Fahrzeuge bauen. Das verschafft dem Elektroautopionier an der Börse eine Bewertung, die knapp 60 % der Marktkapitalisierung von BMW entspricht. Für einen Newcomer im Auto business ein mehr als beachtlicher Wert. Allerdings rollen bei BMW pro Tag weit über 5000 Fahrzeuge vom Band – und damit zählen die Bayern nicht zu den grossen Produzenten. Für Tesla ist es also noch ein weiter Weg, um bei den Produktionszahlen zu den etablierten Herstellern aufzuschliessen. Doch zunächst muss Tesla als Unternehmen überhaupt mal die Gewinnzone erreichen, ein Ziel, das nicht zuletzt angesichts der geringen Produktionszahlen in weiter Ferne scheint.
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schätzungsweise 23’400 Tonnen an sogenanntem sphärischen Graphit, das vor allem aus China geliefert wird, und 15’600 Tonnen Lithium-Hydroxid benötigen. Das würde rund 32 % der aktuell weltweit bekannten Vorräte an sphärischem Graphit entsprechen. Ausserdem würden die vorbestellten Tesla Model 3 rund 95 % der derzeit weltweit bekannten Lithium-Hydroxid- Vorräte, das für den Bau von Batterien geeignet ist, verbrauchen.
Lithium könnte begehrter als Erdöl werden Nach Schätzungen von SNE Research dürfte der Markt für Lithium-Ionen- Batterien, wie sie in Elektroautos eingebaut werden sollen, bis 2020 auf über 33 Milliarden US-Dollar wachsen. Wenn also die erwartete Welle an Elektroautos auf uns zurollt, dürfte allein der Bedarf an Graphit für Akkus in den nächsten Jahren um bis zu 200 % steigen. Vor allem die synthetische Herstellung dieses Werkstoffs dürfte kräftig zunehmen. Keine Frage, auch der Run auf den Rohstoff Lithium steht kurz bevor, denn derzeit entstehen weltweit neue Riesenfabriken im Stil von Teslas Gigafactory. Geschätzte 20 Milliarden US-Dollar sollen in den Bau dieser Batteriefabriken fliessen. Neben dem koreanischen Unternehmen LG Chem (geplante jährliche Kapazität: 7 GWh) plant der chinesische Hersteller von Elektroautos, BYD, den Ausbau seiner Jahresproduktion an Lithium-Ionen-Batterien bis 2020 auf 20 GWh. Die taiwanesische Firma Foxconn wiederum peilt 15 GWh an und Boston Power 10 GWh. Nicht zuletzt durch diese Pläne wurde Lithium zu einer strategischen Ressource, ähnlich wie Wasser und Erdöl. Die grössten vermuteten Lithium- Reserven befinden sich in Südamerika, Australien und China. Das Pentagon erklärte zudem Afghanistan im Jahr 2010 zum künftigen «Saudi-Arabien
Wie Riesenfabriken der Elektromobilität zum Durchbruch verhelfen sollen Ein Grund, warum die Produktion von Elektroautos derzeit noch vergleichsweise schleppend verläuft, ist das knappe Angebot an geeigneten Batterien. Tesla baut deshalb in der Wüste von Nevada die Gigafactory 1 zur Herstellung von Lithium-Ionen- Batterien. Vor kurzem konnte eine Teil-Eröffnung gefeiert werden. Die Dimensionen des Projektes sind gigantisch. Weltweit gibt es derzeit nur ein Gebäude mit grösserer Nutzfläche. In einigen Jahren will Tesla-Gründer Elon Musk in der Gigafactory pro Jahr mehr Lithium-Ionen-Batterien herstellen, als 2013 weltweit insgesamt gefertigt wurden. Das sehr ambitionierte Ziel von Musk ist es, dort jährlich 500’000 Energiespeicher für Tesla-Autos herzustellen. Zusammen sollen die jährlich produzierten Akkus Strom für 35 Gigawatt-Stunden (GWh) speichern. Weitere Riesenfabriken dieser Art von Tesla sollen folgen. Das Problem dabei ist, die Gigafactory 1 würde das gesamte weltweit geförderte Lithium benötigen, um ihr jährliches Produktionsziel zu erreichen. Für das geplante Model 3 von Tesla sind bereits 325’000 Vorbestellungen eingegangen. Die hierfür benötigten Batterien werden
Automobile mit Elektroantrieb sind fast so alt wie das Auto selbst. Es war der zigarrenförmige Elektro-Rennwagen «La Jamais Contente» (etwa: die ewig Unzufriedene), mit dem der belgische Rennfahrer Camille Jenatzy am 29. April 1899 erstmals schneller als 100 km / h fuhr. Bei dem nördlich von Paris gelegenen Ort Archères absolvierte der «Rote Teufel», wie man Jenatzy wegen seines roten Bartes nannte, auf dem erstmals nach aerodynamischen Gesichtspunkten gebauten Elektroauto die Strecke von einem Kilometer im fliegenden Start in nur 34 Sekunden, was einer Geschwindigkeit von bis dahin unerreichten 105,8 km/h entspricht. Dieser Geschwindigkeitsrekord für Landfahrzeuge hatte mehrere Jahre Bestand.
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für Lithium». Um die geplante Ausbeutung der riesigen Lithium-Vorräte in Bolivien ist ein regelrechtes Tauziehen zwischen Politikern und Unternehmern aus Paris, Tokio, Beijing und anderen Ländern im Gange. Bis allerdings Bergbaugesellschaften die Förderung an neuen Standorten aufnehmen können, vergehen oft Jahre. Die Kosten, die vom ersten Spatenstich bis zur ersten ge förderten Tonne Lithium anlaufen, sind nicht zu unterschätzen. Derzeit befindet sich der globale Lithium-Abbau in den Händen der drei Unternehmen Sociedad Quimica y Minera (SQM), American FMC Lithium (FMC) und Albermarle (ALB), die über 90% des Marktes beherrschen. Neue Wettbewerber dürften es also schwer haben, sich in diesem Markt zu etablieren. Potenzielle Anleger, die mit dem Gedanken spielen, in den Bereich Lithium zu investieren, sollten sich dieser Risiken bewusst sein. Wer jedoch am zu erwartenden Boom der Elektromobilität partizipieren möchte, sollte sich
Lithium Das silbrig schimmernde Leichtmetall Lithium ist sehr weich und in festem Zustand eines der leichtesten Elemente. Beim Kontakt mit Wasser erhitzt sich Lithium, und bei Raumtemperatur reagiert Lithium auch mit Luft. Lithiumstaub entzündet sich fast explosionsartig, wenn er mit der Umgebungsluft in Verbindung kommt. Lithium wird bei vielen industriellen Prozessen verwendet und in der Medizin vor allem als Psychopharmaka verwendet. Heutige Lithium-Ionen-Akkus verwenden neben Lithium zudem Elemente wie Kobalt. Das Recycling dieser Akkus ist aufwendig, denn die Li-Ionen-Akkus sind mit Vorsicht zu behandeln. In der Vergangenheit kam es immer wieder zu Bränden und Explosionen bei diesen Energiespeichern.
die Zulieferer anschauen. Hier beginnt die Wertschöpfungskette schon bei den Unternehmen, die auf die Aufbereitung der Batteriegrundstoffe wie Lithium spezialisiert sind. Auch Firmen, die Bauteile für Lithium-Ionen-Akkus herstellen, wie etwa der japanische Hersteller von Mikromembranen, Asahi Kasei, oder GS Yuasa Corporation, die an neuartigen Batterien arbeitet, können für Investoren attraktiv sein. Die Zulieferer dürften zu den langfristigen Gewinnern der neuen Elektromobilität gehören. Da Autohersteller einen immer grös seren Teil ihrer Produktion auslagern, verlagert sich auch ein Teil der wirtschaftlichen Macht hin zu den Zulieferern. Dies macht die Branche für Anleger interessant. Für ein diversifiziertes Investment in die Zulieferer der Elektroautoindustrie bietet sich allerdings ein spezialisiertes Finanzinstrument an. Damit können Risiken optimiert verteilt und Chancen gewahrt werden. Die Titelauswahl erfolgt durch Profis, die den Sektor vorab analysiert haben. Der Vorteil eines solchen Zertifikates sind neben der breiten Sektorenabdeckung die niedrigen Kosten eines solchen Produktes. Ausserdem hat der Investor nur eine Position in seinem Portfolio: Die Performance-Entwicklung kann schnell und einfach verfolgt werden.
Riesige Lagerstätte für Lithium: die Salzwüste Salar de Uyuni in Bolivien.
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5 1 I A. LANGE & SÖHNE DER SCHLICHTE «DATOGRAPH UP / DOWN» ZEIGT DIE VERBLEIBENDE GANGDAUER NACH VOLLAUFZUG AN. 2 I RADO DIE «HYPERCHROME ULTRA LIGHT» IST AUS LEICHTEN, ABER DENNOCH BESTÄNDIGEN MATERIALIEN. 3 I JUNGHANS INSPIRIERT VON EINEM CHRONOGRAPHEN AUS DEM JAHR 1951: «MEISTER TELEMETER». 4 I GIRARD PERREGAUX IN DER «LAUREATO» KOMMEN DIE HERAUS RAGENDEN UHRMACHE RISCHEN FERTIGKEITEN ZUM AUSDRUCK. 5 I CARL F. BUCHERER DAS TIEFSCHWARZ, KOMBINIERT MIT WEISSGOLD, MACHT DIE «MANERO TOURBILLON» ZUM EYECATCHER.
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6 I IWC SCHAFFHAUSEN EINE OPTIMALE ABLES BARKEIT GARANTIERT DIE «PILOT’S WATCH CHRONOGRAPH TOP GUN MIRAMAR».
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GLANZVOLLE
FAMILIEN GESCHICHTE
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Die Familie Oppenheimer hat viele Jahrzehnte das internationale Diamantengeschäft bestimmt und ist milliardenschwer. Der Verkauf der Anteile am De-Beers-Konzern hat sie vor einigen Jahren nun noch reicher und damit auch flexibler gemacht.
m Jahr 2011 ging eine wirkliche Ära zu Ende. Nach drei Generationen fest in Familienhand hat Nicky Oppenheimer seine verbliebenen Anteile am Diamantenkonzern De Beers abgetreten. 5,1 Milliarden Dollar hat er für seine 40 Prozent kassiert, und dennoch war es kein einfacher Tag für den südafrikanischen Milliardär. Schliesslich hat seine Familie seit mehr als hundert Jahren mit dem Konzern den internationalen Diamantenmarkt bestimmt. Zu den besten Zeiten war man für rund 90 Prozent des weltweiten Rohdiamantenhandels verantwortlich und konnte über Angebot und Preise der wertvollsten Produkte der Welt entscheiden. Dass man sich damit nicht nur Freunde macht, ist das Gesetz der Natur. Doch gerade die letzten Jahre waren besonders bewegt für die Mitglieder der Familie Oppenheimer. Die Entscheidung ist somit rückblickend sicher richtig. Und das nicht zuletzt, weil man es sich leisten kann, neu anzufangen. Denn aktuell wird das Familienvermögen auf mehr als sechs Milliarden Dollar geschätzt.
Richtige Entscheidungen zur richtigen Zeit Ihren Ursprung hat die Erfolgsgeschichte der Familie Oppenheimer im deutschen Städtchen Friedberg. Hier wurde Ernest Oppenheimer, Nickys Grossvater, geboren und von hier brach er nach London auf, um vom Onkel in den Edelsteinhandel eingeführt zu werden. Mit 22 Jahren zog es den Deutschen nach Kimberly. Die südafrikanische
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Wilma Fasola I
De Beers
Stadt galt zu dieser Zeit als Diamantenhochburg, und Oppenheimer schaffte es in nur wenigen Jahren, nicht nur Bürgermeister der Stadt, sondern vor allem beruflich sehr erfolgreich zu werden. Der erste Clou seines Lebens war der Erwerb einiger Goldminenrechte auf dem südafrikanischen East Rand. 1917 gründete er zu deren Nutzung den Rohstoffkonzern Anglo-American. Als kurz darauf das von Cecil Rhodes 1880 ins Leben gerufene Förderunternehmen De Beers in Schwierigkeiten geriet, kaufte sich Ernest Oppenheimer ein. Drei Jahre später übernahm er die Aufgabe des Verwaltungsratsprä sidenten, der folgend stets an den nachwachsenden Oppenheimer-Sohn weitergegeben wurde. Der zweite Clou im Leben von Ernest Oppenheimer war im Jahr 1950 die Gründung der Central Selling Organisation (CSO). Bereits zwanzig Jahre vorher hatte er während der «Grossen Depression» weltweit einen grossen Teil der sich auf dem Markt befindlichen Diamanten aufgekauft. Unter dem Dach der CSO begann er nun, diese zu vertreiben. Und das nach standardisiertem Ablauf: Die Rohdiamanten wurden nach London verschifft und dort in kleine Schachteln verpackt. Diese wurden folgend Grosshändlern und Schleifern angeboten. Die Preise wurden dabei von De Beers vorgegeben und waren nicht verhandelbar. Und da Oppenheimer das Gros der international erhältlichen Edelsteine sein Eigen nannte, konnte er sich diesen Schachzug leisten. Bis heute übrigens ist das Schachtel-Ritual bei De Beers geblieben. Der bestehende Wettbewerb auf dem Diamantenmarkt hat jedoch die Preispolitik um einiges gelockert.
Weniger Anteile, neue Herausforderungen Nach dem Abgang seines Vaters nahm sein Sohn Harry auf dem Chefsessel Platz. Auch er führte das börsennotierte Unternehmen im Stil eines Familienbetriebs. Er baute die Marktmacht von De Beers weiter aus, wenn auch mit nicht immer legalen milliardenschweren Abkommen. Über Jahrzehnte beherrschte er den Diamantenmarkt vom afrikanischen Süden bis nach
FINANCE
1929, Sir Ernest Oppenheimer wird Vorsitzender von De Beers.
ibirien und blieb der Diamantenkönig. Dass mittlerweile nur noch 40 ProS zent des Konzerns der Familie gehörten, tat dem Erfolg keinen Abbruch. Und auch, dass man sich zwischenzeitlich fast komplett von Anglo- Oppenheimer-Diamant American getrennt hatte, liess nicht weniger Geld in die Familienkasse 253,7 Karat fliessen. Am Ende war es sogar Anglo-A merican, die im Jahr 2011 bereit war, 5,1 Milliarden Dollar auf den Tisch zu legen und auch noch De Beers und dazu passenden opulenten Gärten sowie einem eigenen 24 Meter langen Wasserfall. Neben zu übernehmen. dem Johannesburger Wohnsitz Brenthurst GarWährend die ersten beiden Oppenheimer-Generationen somit unter eher ge- dens halten sich die Oppenheimers ausserdem lassenen Umständen das Imperium ausbauen konnten, hatte es Nicky Oppen- auf der Waltham Place Farm in Grossbritannien heimer nicht mehr so einfach. Mit Aufgabe der Sowjetunion wurden immer oder auf ihren Wildfarmen in Südafrika und Zimmehr russische Diamanten abseits des De-Beers-Kartells auf den Markt ge- babwe auf. bracht. Und auch das Thema «Blutdiamanten» spielte eine nicht unwesentliche Rolle, wobei der gleichnamige Film mit Leonardo DiCaprio besonders Nicky Oppenheimer, mittlerweile 71 Jahre alt, ist negative Folgen hatte. Am Ende brachte die Finanzkrise im Jahr 2008 / 2009 immer noch aktiv. So besitzt er unter anderem das das Fass zum Überlaufen. Innerhalb weniger Wochen musste die Produktion Tswalu Kalahari Reserve, ein rund 100’000 Hektar von 100 auf zehn Prozent heruntergefahren werden, um De Beers vor dem grosses privates Wildschutzgebiet, das 50 Persototalen K.o. zu schützen. Seinem Anteil geschuldet musste Nicky Oppenheimer nen Platz bietet und natürlich bis zum privaten 600 Millionen Dollar zur Sanierung des angeschlagenen Unternehmens bei- Safari-Guide jeglichen Service und Komfort bietet. steuern. Zudem musste sein Sohn Jonathan seinen Sitz als Leiter der süd- Und gerade wurde bekannt, dass man als Familie afrikanischen De Beers räumen. Der Grund: neue gesetzliche Vorgaben, die Oppenheimer sieben Millionen Pfund in ein neues festlegen, dass südafrikanische Unternehmen eine Beteiligung sowie vor Hedge-Fund-Start-up investiert hat. In den letzten fünf Jahren hat sich der Fund-Markt in Südafrika allem den Managementposten an einen Schwarzen abgeben müssen. verdoppelt, und Experten gehen von weiterem Auch in Zukunft will man Geschichte schreiben Wachstum aus. Wertvoll geht es somit in der FaDer Verkauf war daher sicher nicht nur in den Augen der Oppenheimers ein miliengeschichte weiter, und mit einem Nachfolger nachvollziehbarer Schachzug. Denn auch wenn er mit der Auflage belegt wie Jonathan, der sich auch gerne mal im Anzug war, dass Nicky Oppenheimer zwei Jahre nicht im Diamantengeschäft tätig an einem Bungee-Seil in die Tiefe fallen lässt, wird sein dürfe, hat sich der Verlauf der Geschichte für die Familie gut entwickelt. sicher mit weiteren, gerne auch risikohaften InvesNoch immer ist man im Johannesburger Vorort Parktown zuhause und residiert titionen zu rechnen sein. Kapital ist jedenfalls gehier auf einem 16 Hektar grossen Anwesen mit einer Vielzahl an Herrenhäusern nug vorhanden.
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VORSCHAU SPRING 2017 GARETH PUGH Der Exzentriker der Modewelt Die Kreationen des britischen Modedesigners Gareth Pugh sind legendär, und jede seiner Shows wird mit Spannung erwartet. Bizarr und von einer aussergalaktischen Schönheit, verwischen seine skulpturalen Kreationen die Grenze zwischen Kunst, Mode und Architektur. Modejournalist Colin McDowell beschrieb den gerade mal 35-jährigen Designer treffend als «verrückten Prinzen der britischen Modeszene».
UP, UP AND AWAY Als Fliegen noch kein Volkssport war Mal eben schnell über das Wochenende in eine andere Stadt, zum Businessmeeting ins Ausland und abends wieder zurück: Was heute für die meisten nicht nur erschwinglich, sondern auch zur Normalität geworden ist, war in früheren Zeiten ein Luxus für die Elite. Fernab von Massenabfertigung war Fliegen ein Erlebnis und die persönliche Rund umbetreuung der Passagiere Status quo. Ein Blick auf die faszinierenden Anfänge des Personenverkehrs, als Fliegen noch kein Volkssport war.
HAUS MIT AUSBLICK Casa Cruzada Architektur vom Feinsten hat einen Namen: Casa Cruzada. Die spektakuläre Residenz, die von den Clavel Arquitectos konzipiert wurde, befindet sich in der spanischen Region Murcia und bietet einen einzigartigen Ausblick auf die benachbarten Berge, die «Sierra de la Pila» und das «Valle del Ricote». Der Clou? Das obere und das untere Stockwerk sind 35 Grad auseinandergeschwenkt und geben dem Meisterwerk aus Beton seinen futuristisch-freischwebenden Charakter.
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