PRESTIGE Germany Volume 7

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HELDEN VON SYLT

FEMME FATALES TAPETENTRÄUME

FASHION & BEAUTY NEWEST TRENDS

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BEHIND THE SCENES

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PRESTIGE erscheint vierteljährlich Deutschland | Schweiz | Österreich Publisher Francesco J. Ciringione

Owner Prestige Media International AG, www.prestigemedia.ch

Publishing Director Boris Jaeggi | b.jaeggi@prestigemedia.ch

Editor in Chief Nike Schröder | n.schroeder@prestigemedia.ch

Assistant Editor Martina Gaugler | m.gaugler@prestigemedia.ch

Editors Anka Refghi, Barbara Goerlich, Boris Jaeggi, Carsten Priebe, David Renner, Dr. Susanne Roeder, Dr. Thomas Hauer, Georg Lutz, Gisbert L. Brunner, Wilhelm J. Grusdat, Hans A. Jenny, Helena Ugrenovic, Matthias Pfannmüller, Stefan Gubler, Valentino Scattina, Yvonne Beck

Correctors Andreas Probst

Head of Production & Art Director Sandra Rizzi | s.rizzi@prestigemedia.ch Grafik Design Sandra Schneider | s.schneider@prestigemedia.ch

Sales & Marketing Director s.tok@prestigemedia.ch

Sales & Marketing a.borer@prestigemedia.ch

Product Public Relation Laura Giarratana |  lg@prestigemedia.ch

News Coordination Eric Yornik | e.yornik@prestigemedia.ch prestigenews.com

Photographs

Annex, A. S. Création Tapeten, Atmosphere Kanifushi Maldives, Belvedere Museum Wien, bvd / Werk, Dr. Susanne Roeder, Franz Selb, Hennessy, Klaus Lorke, Krug Champagne, Hans A. Jenny, Markus Lanz, Johannes Röder, Gianni Pisano, Parham Taghioff / Salar Motahari, Patrick Loertscher, PR Gilette, Urban Jürgensen, Sotheby’s, Shutterstock

Main Office & Production Prestige Media International AG St. Jakob-Strasse 110, CH-4132 Muttenz  T +41 (0)61 335 60 80, F +41 (0)61 335 60 88 info@prestigemedia.ch | www.prestigemedia.ch

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Online PR Katharina Gering | k.gering@prestigemedia.ch Filipa dos Santos | f.dossantos@prestigemedia.ch Evin Akarsu | a.evin@prestigemedia.ch Eric Yornik | e.yornik@prestigemedia.ch

Admin & Coordination Hasan Dursun | h.dursun@prestigemedia.ch Abo Service Serpil Dursun | s.dursun@prestigemedia.ch Price  Issue € 9.50 / CHF 10.– I Year € 35.–­ / CHF 39.–

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INHALT 46 CULTURE & ART

20 LEGENDS Sophia Loren

24 REDEN, DIE DIE WELT VERÄNDERTEN King’s Dream

26 SINNER & THE SAINT Cosa Nostra

30 BÜHNEN DER WELT Ein Haus, das verführt

32 WELT DER WUNDER Taj Mahal

36 BURGEN & SCHLÖSSER Royal Pavilion Brighton

40 HOT SPOTS Where to go?

42 LOVESTORY Amour fou

52

20 TRAVEL

46 JETSETTER Auszeit von der Vollzeit

49 WISSENSWERTES Über Bienen und singende Nachtigallen

30 32

50 STECKBRIEF Oxford Street

52 UNDERCOVER FÜR ÜBERFLIEGER Sylt selig – wo nicht nur Fussballhelden sich wohlfühlen!

58 WUSSTEN SIE SCHON …? Von Superseen und dem grössten Naturschutzgebiet

60 HOTEL-LEGENDEN Die Geschichte des Hotels Adlon Kempinski

66 PRESTIGE PRESENTS Der «Master of Photography»

74 THE TRAVELLER’S CHOICE Die Top 1

76 MIT EISBÄREN AUF TUCHFÜHLUNG Interview mit Markus Lanz

10 | PRESTIGE


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INHALT

116 110

WATCHES & JEWELLERY

80 UHR-ZEIT Uhrentrends, Neues aus Basel

86 STORYTELLER Ein 140-Karäter

90 HANDWERK Urban Jürgensen

92 WUSSTEN SIE SCHON …? Von Diamanten und Perlen

94 GOLDENE MYTHEN Goldene Zeiten

96 MYTHEN VON JUWELEN Die Fouquets

98 GOLDRAUSCH AM KLONDIKE Der Ruf des Goldes

104

86 DRIVE STYLE

100 ROAD Mission Future Sports Car

104 WUSSTEN SIE SCHON …? Von heisser Luft und Choppern 106 DEFENDER CHALLENGE Rock ’n’ Roll in Landy-Land 110 SCHIENENKREUZFAHRT DURCH AFRIKA Einmal im Leben 113 AUS DEM BÜCHERREGAL Für Abenteurer und Nostalgiker 114 TO THE SKY PLEASE Sterngucker

94 12 | PRESTIGE

116 AIR Fliegen wie ein Vogel


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INHALT 120

154 LIVING 154 ARCHITEKTUR-OLYMP Zaha Hadid 158 TESTED Gadgets 160 LUXUSIMMOBILIEN Schmuckstücke aus Italien 168 ORIGINALS Nur über meine Klinge 170 WUSSTEN SIE SCHON …? Von Stühlen und Schriftarten 172 GÄRTEN The City of Gardens 178 EXTRAORDINARY Rotating Rooms 180 INSIDE Wunderschöne Tapeten

172 FASHION & BEAUTY

120 PRESTIGE PRESENTS Langstrasse by Gianni Pisano

130 WUSSTEN SIE SCHON …? Von Lippen und Locken 134 MODEKLASSIKER Knickerbockers 136 MODESÜNDEN Textile Defekte 140 PRESTIGE PRESENTS Autumn Clothes 148 PRETTY POWERFUL Bobbi Brown 150 NEUSTART KÖRPER Auf in ein gesundes Leben

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LEGENDS ARE FOREVER

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HERITAGE I PILOT Ton-Up


INHALT CULINARIUM 182 24-STUNDEN-REPORTAGE Alfons Schuhbeck 187 SPECIAL ROOFTOP Exklusives auf dem Dach 188 MOST EXPENSIVE Weisses Gold und Panda-Kot 190 GOURMET KITCHEN Wagyu-Beef 194 SPECIAL BARS Exotische Drink-Erlebnisse

205

196 HAUBEN UND STERNE Lehrjahre der Itamae 199 SPECIAL LOCAL Ungewöhnliche Speiseorte 200 WUSSTEN SIE SCHON …? Vom Erfinder der Sachertorte 201 FLAVOURS Vanille

202

202 RARITIES Mehr als Champagner 205 TRADITIONELLE RESTAURANTS Ein Abend bei Kevin Fehling

FINANCE

206 BACK TO THE ROOTS Heimatküche 208 POWERFRAU MIT KOCHTALENT Meta Hiltebrand

212 IMPERIEN Showdown im Südchinesischen Meer

210 LOUNGE Cognac

216 INVESTMENT Alte Vinylplatten

NEWS 35 FARBEN & FORMEN 38 CREEPY 64 STAY HEALTHY 78 MONACO MOOD 85 BLUE LUXURY 88 EVENING CHIC 99 ROMANTIK PUR 105 ALL OR NOTHING 119 WILD  & FREE 137 WELTENBUMMLER 138 NUR MUT 147 STRONG MEN 152 COLORFUL AUTUMN 167 SWEET HOME 176 COMFORT ZONE 195 SANTÉ! 204 LUXUS-MEAL 214 ONE PIECE

248

222 MONEY DEALER Wendepunkt

KOLUMNEN 44 WILHELM J. GRUSDAT Schau mir in die Augen 132 VALENTINO Made in Tattoos

6 IMPRESSUM 19 EDITORIAL 224 VORSCHAU

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218 BERNSTEINZIMMER Das Gold der Ostsee

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& ART

CULTURE

S SOPHIA

LOREN «Noch heute greife ich, wenn ich unterwegs bin und mich das Heimweh packt oder wenn ich zu müde bin, um in ein Restaurant zu gehen, zu meiner Kochplatte. Was braucht es schon, um eine Pasta zuzubereiten?»


S

CULTURE & ART

DIE

GÖTTIN ALLER DIVEN In über 60 Filmen zeigt sie, dass sie die Fähigkeit, ihr Innerstes auszudrücken, perfekt beherrscht, was ihr unzählige Auszeichnungen, einen Stern auf dem Walk of Fame sowie den Ehren-Oscar für ihr Lebenswerk beschert. Die Grande Dame des Films. Sophia Loren.

O

b Heilige oder Hure, missbrauchte Frau, aufopfernde Mutter, Pizzabäckerin, elegante Millionärin, laut fluchend und wild gestikulierend, bet­ö­rend lächelnd, zer­zaust, trä­ nenverschmiert oder mit perfekt geschminktem Gesicht, das jede erdenkliche Mimik erzeugen und sämtliche Emo­ tionen widerspiegeln kann, glaubt man ihr jede ihrer Rollen. Sie verkörpert die Sorte Frau, bei der man die beste Pasta asciutta und den lecker­sten Babà napoletano al rum, selbstverständlich von ihr persönlich zubereitet, serviert bekommt; die ihre Kinder auf dem Rücken durch die sengende Wüste Gobi oder auf den Vesuv trägt; mit der man ausgelassen auf dem Tisch einen sexy Mambo tanzt, lauthals «Tu vuò fa’ l’americano» schmettert und die auch heute noch graziös und erhaben jede noch so königliche Hoheit ver­blassen lässt. Sie ist ein Chamäleon und dennoch authentisch. Gesegnet mit einer wilden Schönheit, einer ausdrucksstarken Persönlichkeit, sprühendem Charisma und einem atemberaubenden, aufregend kurvigen Körper. Niemand ist mehr Frau als ­Sophia Loren.

Helena Ugrenovic I

Annex

Das Streben nach Glück Sofias Mutter, «Mammina» Romilda Villani, ist eine bezaubernd schöne Frau, die vor Talent sprüht. Sie beteiligt sich an der Ausschreibung der Filmproduktionsgesellschaft Metro-Goldwyn-­ Mayer, die in Italien eine Doppelgängerin für Greta Garbo sucht, und gewinnt sowohl den Wettbewerb als auch ein Ticket nach Hollywood. Doch aus «la vita e bella» wird eine «grande tragedia», denn die Eltern sträuben sich, Romilda ziehen zu lassen und dann erst noch ans andere Ende der Welt, nach Amerika. Enttäuscht über den unverzeihlichen Schuss vor den Bug, verlässt Romilda ihr Elternhaus und das Dörfchen Pozzuoli. Auf der Suche nach dem Karriereglück in den Strassen Roms stolpert sie über die Liebe. Für den erfahrenen Riccardo Scicolone Murillo mit adligen Vorfahren ist es ein Kinderspiel, dem naiven Mädchen vom Land den Mann von Welt mit ­ ­Beziehungen zur Filmindustrie vorzugaukeln. Romilda, geblendet von dem zum Greifen nahen Traum, erliegt Riccardos Verführungskünsten. Als sie am 20. September 1934 ein Mädchen zur Welt bringt, zerplatzen Romildas kühne Träume an Riccardos nüchternen Vorstellungen. Weder

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CULTURE & ART

Am 10. Juli 2016 ist Sophia Loren im Alter von 81 Jahren zur Ehren­ bürgerin von Neapel ernannt worden. «Sie ist der Körper, das Herz und der Kopf von Neapel», twitterte der Bürgermeister Luigi de Magistris im Anschluss an die Feierlichkeiten.

passen Romilda noch Baby Sofia in sein Lebenskonzept. Doch er gibt dem Kind seinen Namen sowie einen kleinen Tropfen blauen Bluts. Sofia darf sich Vicontessa von Pozzuoli, Edelfrau von Caserta aus der Familie der Hohenstaufen, Marchesa di Licata Scicolone Murillo nennen.

Hungrige Bohnenstange Verzweifelt kehrt Romilda mit Sofia in den schützenden Schoss ihrer Familie zurück, wo sich Grossmutter «Mamma Luisa» und Grossvater «Papà Domenico» rührend um ihre Tochter und aufopferungsvoll um ihre Enkelin kümmern. Sie leben in ärmlichen Verhältnissen und es sind quälender Hunger und haufenweise Entbehrungen, die Sofias erste Lebensjahre prägen und die sie auch Jahre später, als Sophia Loren und eine der Jahrhundert-­Göttinnen der Filmgeschichte, nie vergessen wird. Italien ist vom Krieg geschüttelt und nebst einschlagenden Bomben und den kaltfeuchten Nächten in einem beängstigend dunklen Tunnel ist es der quälende Hunger, der an Körper und Seele nagt.

Die ewige Zweite Als der Krieg endet, erblüht auch wieder Cinecittà in Rom, wo Meisterregisseure wie Alessandro Blasetti, Roberto Rossellini, Vittorio De Sica, Luchino Visconti und vor allem Federico Fellini den Mythos der Filmwerkstatt begründen werden. Film-Epen wie «La dolce vita», «Quo vadis», wo Sofia als Komparsin spielt, «Ein Herz und eine Krone», «Ben Hur» oder «Für eine Handvoll Dollar» werden hier gedreht. Die Gesellschaft dürstet nach Zerstreuung und die wiedereröffneten Kinosäle sind zum Bersten voll. Es riecht nach Aufschwung und Ausgelassenheit. Sofia hat sich vom unscheinbaren Entlein in einen wunderschönen Schwan verwandelt und nimmt an Schönheitswettbewerben teil, eifrig unterstützt von Mammina Romilda. Doch sowohl an der Wahl der «Regina del Mare», der Meereskönigin, als auch anderen Schönheitswett­ be­werben wird sie immer nur Zweite.

Eine schicksalhafte Begegnung 1950 kandidiert Sofia für die «Miss Italia»-Wahl. Aber auch dieses Mal scheitert sie an der Konkurrentin Anna Maria Bugliari, der man die Krone aufsetzt. «Und wieder habe ich zu viel von allem.» Der Jury ist sie zu kantig, zu eckig, zu gross und zu dünn und «schlecht proportioniert», doch der Ausschuss richtet eine Sonderkategorie für Sofia ein und kürt sie zur «Miss Eleganza». Die Fotos, die Federico Patellani und Fedele Toscani, der erste Fotograf des «Corriere della Sera», an diesem Abend schiessen und veröffentlichen, machen die Runde bei den Film- und Fotoroman-Produzenten. Zwölf Monate später sitzt sie mit Freunden an einem Tisch am Colle Oppio in Rom. «Warum nehmen nicht auch Sie an dem Defilee teil? Es wäre mir ein Vergnügen.» Der Zettel, den ihr ein Kellner überbringt, beeindruckt sie nicht. Weder ist sie an diesem Abend in der richtigen Stimmung, noch kennt sie den Namen des Zettelschreibers. Bei der zweiten Einladung Carlo Pontis willigt sie schliesslich ein und trifft sich mit dem 20 Jahre älteren, erfolg­ reichen Mann. Zwischen ihr und Carlo Ponti herrschen eine unerklärbare Vertrautheit und Chemie. Sie fühlt sich verstanden und erkannt in ihrer inneren Verletzlichkeit und der Schwere vergangener Jahre, die sich hinter ihrer Schönheit verbergen.

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Der Weg ins Glück Die Einladung Carlo Pontis zu Probeaufnahmen und sein unerschütterlicher Glaube an sie sind die Türe zum Erfolg. Ponti ist ihr Förderer, weiser, vorausschauender Mentor und wird Jahre später, allen Widrigkeiten zum Trotz, ihr geliebter Ehemann und Vater ihrer zwei Söhne Carlo jr. und Edoardo. Er ist es, der ihren Namen als Foto­ roman-Figur Sofia Lazzaro in Sophia Loren umwandelt und ihr die wichtigen und vor allem richtigen Rollen vorschlägt; sie ist es jedoch, die sich mit eiserner Disziplin, Pünktlichkeit, Professionalismus und auch einer gewissen Gier nach etwas, von dem sie oft selber nicht weiss, was genau sie hinterherhetzt, Schritt für Schritt den Legenden-­ Status erspielt. Genauso konsequent wie im Film «Hausboot» mit Cary Grant, wo sie seine Belei­ digung wutentbrannt mit einer saftigen Ohrfeige quittiert, ist sie auch hinter der Kamera. Vehement widersetzt sie sich kosmetischen Korrekturen, weil scheinbar ihr Gesicht zu breit, der Mund zu gross und die Nase zu lang sind. «Carlo, wenn du mir sagen willst, dass ich mir die Nase ab-


CULTURE & ART

«Und wie alle, die nach den Sternen greifen, muss ich einen langen beschwerlichen Weg zurücklegen, doch ich gehe ihn, weil die Sonne, die in weiter Ferne auf mich wartet, mich tröstet und mir den Weg weist.»

schneiden soll, damit ich ins Kino komme, gehe ich nach Pozzuoli zurück, denn meine Nase werde ich mir nicht abschneiden! Es kommt überhaupt nicht infrage, Schluss, aus, basta! Wenn du meine Nase änderst, änderst du alles, und das will ich nicht.»

Und sie sagte Ja! Ein weiterer Mann, der Sophias Lebensweg kreuzt, ihre Schauspielkarriere prägt und der als enger, langjähriger Freund an ihrer Seite bleibt, ist Vittorio De Sica. Der neapolitanische Regisseur weiss genau, wie er sie inszenieren soll, und nimmt ­intuitiv das starke Gefühlsleben und die Sensibilität hinter Sophias ebenso spröder wie sinnlicher Erscheinung wahr, die danach drängen, sich auszu­drücken und in Kunst zu verwandeln. Ohne eine einzige ­Probeaufnahme engagiert er sie vom Fleck weg für den Film «L’oro di Napoli», in dem sie mit starkem neapolitanischen Akzent spricht und mit einer hin­reissend unverfälschten Gestik die Neapolitanerin unterstreicht. Mit dieser Rolle gelingt Sophia Loren der internationale Durch-

bruch, und es folgen noch weitere Klassiker unter der Regie De Sicas wie, «Matrimonio all’italiana» sowie «La ciociara», für den sie 1962 ihren ersten Oscar als erste ausländische Schauspielerin in einem fremdsprachigen Film erhält.

Sky is the limit Der Himmel ist Hollywood, doch das Limit noch lange nicht erreicht. Sophia lernt Englisch und spielt sich in den 60er und 70er Jahren an der Seite von Hollywood-Grössen wie Cary Grant, Richard Burton, Paul Newman, Marlon Brando, John Wayne und Frank Sinatra, die ihr zu Füssen liegen, in den Hollywood-Olymp. Den Heiratsantrag von Cary Grant lehnt Sophia ab und mit ihrem Filmpartner Marcello Mastroianni verkörpert sie in zahlreichen italienischen Produktionen das Traumpaar schlechthin. Doch das «Sì», das sie Carlo Ponti gegeben hat, währt ein Leben lang. In über 100 Filmen begeistert die Leinwand-Diva das Kino- und Fernsehpublikum über Jahrzehnte hinweg und heimst unzählige Preise, Auszeichnungen und Ehrungen ein. Der Fluch der ewigen Zweiten ist längst gebannt. «… es war einmal ein Mädchen mit dünnen Beinen, riesigen Augen, einem lebhaften Mund … Es war einmal eine Schauspielerin, die in vielen Filmen mitspielte – alles Gipfel, die erklommen werden mussten. Nicht jeder Gipfel und nicht jeder Film war der Himalaja … Doch alle waren es wert, gelebt zu werden.»

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K CULTURE & ART

ING’S DREAM

Weltweit bekannt sind die vier Worte «Ich habe einen Traum …» aus der epochalen Rede von Martin Luther King. Grosse Emotionen, eine klare Gliederung sowie ein historisch bedeutender Anlass machen die Rede des schwarzen Bürgerrechtlers unvergesslich. Der wortgewaltige Kämpfer gegen Rassendiskriminierung begeisterte seinerzeit rund 250’000 Demonstranten vor dem Lincoln Memorial in Washington.

D

ie historische Rede von Martin Luther King hat nichts von ihrer Aussagekraft eingebüsst, leider auch nichts von ihrer Aktualität. Eine mutige Nachfolgerin hat King in Malala Yousafzai gefunden, jener pakistanischen Kinderrechtsaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin, die sich vehement für Schulbildung für Mädchen einsetzt und deren junges Leben die Terrororganisation Taliban mit Schüssen aus nächster Nähe zu beenden trachtete. Ein Jahr nach dem Attentat, das sie schwer verletzt überlebte, hielt sie an ihrem 16. Geburtstag vor den Vereinten Nationen, die den Tag zum «Malala-Tag» erklärt haben, eine bewegende Rede. «Ich spreche nicht für mich, sondern um denen eine Stimme zu verleihen, die keine haben.» Weltbewegende Reden, die durch Mark und Bein gehen, die leuchtende Vorbilder sind und eindringliches Fanal einer Zeitenwende, sind ein rares Gut geworden. Verfolgt man die heutigen Debatten in Parlamenten, lauscht man den Reden bei diversen öffentlichen Anlässen, in wenigen Fällen sind es Worte, die den Zuhörer fesseln oder gar enthusiasmieren. Schlimmstenfalls werden Phrasen gedroschen, bleiern langweilige Reden abgelesen, dabei leidenschaftslos vorgetragen und falsch intoniert. Fast möchte man meinen, der Niedergang der Beredsamkeit sei unumstösslich. Zumal die einst nuancenreiche deutsche Sprache nicht nur voller Anglizismen ist, die sich parasitär ausbreiten und unbesonnen übernommen werden. Auch der Wortschatz an sich hat immer weniger mit einem Tresor gemein, ist allzu oft zum faden Torso verkommen. Beim grossen römischen Staatsmann, Schriftsteller, Philosophen und Redner Marcus Tullius Cicero und zumal in der Antike war das gänzlich anders. Schriftlichkeit war ein rares Gut, weil die Materialien teuer waren. Das gespro-

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Dr. Susanne Roeder

chene Wort, dessen sich die gebildete Schicht virtuos zu bedienen wusste, war umso wichtiger. Ablesen einer Rede? Niemals. Im angelsächsischen Raum ist das gottlob noch heute so, zumal an Elite­ universitäten wie Oxford und Cambridge, deren jahrhundertealte Debattierkultur regelmässig gross­ artige Redner zeitigt. Zettel mit Notizen als Gedächtnisstütze sind erlaubt, mehr nicht. Inventio (Thema), dispositio (Aufbau), elocutio (Stil), memoria (auswendige Darbietung) und actio (Vortragsweise) – diese fünf Arbeitsschritte galten verbindlich, unabhängig von der Art einer Rede. «Touch, move, inspire», den Zuhörer anrühren, zur Aktion veranlassen und inspirieren, heisst das heute neudeutsch – für den Erfolg seiner Rede und ihres Aufbaus aber wird unver­ ändert fündig, wer sich mit Cicero und dessen «officia oratoris» be­schäftigt.



C CULTURE & ART

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NOSTRA

COSA

DIE WIEGE DER EHRENMÄNNER

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«Ehrenmänner sind weder Teufel noch Wahnsinnige. Es stimmt nicht, dass sie für ein Gramm Kokain ihren Vater oder ihre Mutter umbringen würden. Wenn wir die Mafia wirksam bekämpfen wollen, dürfen wir sie weder in ein Monster verwandeln, noch denken, sie sei ein Blutsauger oder Krebs. Wir müssen anerkennen, dass sie uns ähnlich sind.» – Giovanni Falcone –

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Helena Ugrenovic

nwalt: «Haben Sie jemals etwas über den kriminellen Verein Cosa Nostra gehört?» Salvatore Riina: «Nein, nie davon gehört». Anwalt: «Sie kennen ihn also nicht? Haben Sie nur in den Zeitungen darüber gelesen?» Salvatore Riina: «Ja, gut. Ich habe was im Fernsehen gesehen, in den Zeitungen etwas gelesen.» Salvatore Totò «u curtu» (der Kurze) Riina, ist der bekannteste und wohl einer der skrupellosesten Bosse der sizilianischen Mafia Cosa Nostra, von der er während eines Prozesses nur vage etwas gesehen und gelesen haben will. Der Mann mit den kleinen, teilnahmslosen Knopfaugen, denen Wärme und jegliches Mitgefühl fehlen, antwortet so wie viele vor, während und nach ihm. Jahrelang operiert er wie ein Phantom mit noch nie dagewesener Brutalität, Kalaschnikows und jeder Menge Sprengstoff aus dem Hinterhalt heraus und entzündet Anfang der Achtzigerjahre einen zweiten Mafiakrieg, der als längste und grausamste Fehde innerhalb der Cosa Nostra Geschichte schreibt. 400 Tote und 500 Entführte während drei Jahren.


Frank Costello

© Wikimedia Commons

© Wikimedia Commons

– Meyer Lansky –

Vito Genovese

«Wir sind stärker als U.S.-Stahl.»

Al Capone

© Chicago Bureau (Federal Bureau of Investigation), Wikimedia Commons

CULTURE & ART

Die Mafia? Eine Erfindung der Kommunisten. Die Cosa Nostra? Ein Hirngespinst. Ob Pizzaiolo, Oma, Politiker, Unternehmer oder Mitglieder der katholischen Kirche, sie alle schwiegen und verneinen teilweise immer noch das Konstrukt, dessen Kopf und Seele seit über 150 Jahren in Palermo fest verankert ist und dessen unzählige Tentakel unterdessen den gesamten Globus fest im Griff haben. Die Geburt der Cosa Nostra in Sizilien ist die fast schon logische Antwort auf Gier, Unterdrückung, Armut und Ausweglosigkeit. Die hartnäckige Bekämpfung der Mafia ist genauso heroisch wie hoffnungslos. Es ist sowohl eine Tradition als auch Blutsbrüderschaft mit der Bevölkerung, den Unternehmen, der Kirche und dem Staat.

nungslose Armut treiben, wird zum Feind im eigenen Nest. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts verlagern die Grossgrundbesitzer ihre Hauptwohnsitze vom Innern und Westen Siziliens nach Palermo und Neapel und vertrauen ihre Ländereien den «gabelotti» an, Grosspächtern, die das Land mieten und an die Bauern unterverpachten.

Es war einmal in Sizilien

Löwenherz

Der Flecken Erde, auf dem sich fremde Besatzer im Laufe der Geschichte die Klinke in die Hand geben, ist gebeutelt und geknechtet. Fast ununter­ brochen steht Sizilien unter Fremdherrschaft und nichts kann über das Elend der vereinnahmten Bevölkerung hinwegtäuschen. Es herrscht ein feudalistisch erstarrtes System und es brodelt ge­ waltig. Doch der patriotische Schutzbund, der gegen die Knechtschaft der Spanier kämpft, die das Volk mit erdrückenden Steuerlasten wie Zitronen bis zum letzten Tropfen auspressen und in hoff-

Zwischen Palermo und Agrigent liegt die Stadt, deren Name sich aus zwei leidenschaftlichen italienischen Wörtern zusammensetzt: «cuore» für Herz und «leone» für Löwe. Löwenherz. Corleone. Seit jeher ist die Stadt durch ihre bedeutende Lage ein wichtiger Stützpunkt für alle Herrscher Siziliens, und so wird Corleone, die Stadt der hundert Kirchen, unweigerlich zur Geburtsstätte der Ehrenmänner, zur Hochburg der Mafia und woher die bekanntesten Mafiamitglieder der Vor- und Nachkriegszeit stammen. Nicholas «Coco» und Pete «the clutch» Morello, Vincenzo «Vincent the Tiger» Terranova, Ciro «Artichoke King» Terranova, Jack Dragna, Michele Navarra, Salvatore Totò Riina «la belva» (die Bestie), Bernardo Provenzano, Vito Ciancimino, Luciano Liccio.

In dieser Zeit der zunehmenden Gesetzlosigkeit pressen und kaufen die Gutsverwalter den Grossgrundbesitzern ihre Ländereien ab und verschreiben sich «ihrer Sache». Ruhe und Sicherheit lassen sich die Aufseher grosszügig bezahlen und zwingen die Bauern zu anstössigen «pizzu», einer Schutzgebühr. Ein lukratives Geschäft, das den Grundstein für eine der grössten und mächtigsten Organisationen legt, die später praktisch jeden Geschäftszweig kontrollieren, Politik und Behörden infiltrieren und ein Milliarden-Imperium aufbauen wird. Es ist eine Ehe, die auch hunderte von Toden und Toten niemals werden scheiden können.

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CULTURE & ART

«Es gibt kein gutes Geld oder schlechtes Geld. Es ist einfach nur Geld.» – Charles «Lucky» Luciano – © Wikimedia Commons

noch wenigen liquiden Arbeitgeber und für New Yorks High ­Society die faszinierende, dunkle Seite der Macht, deren Anziehung und Gesellschaft man sich in den edlen Clubs und Nobelrestaurants gar nicht entziehen will.

Verbrüderung

© Wikimedia Commons

Charles «Lucky» Luciano

Bernardo Provenzano

Totò Riina ist der bekannteste Anführer der sizilianischen Cosa Nostra sowie Drahtzieher der Attentate auf die Mafia-Jäger Giovanni Falcone und Paolo Borsellino, die er mit einem 500-Kilogramm-TNT-Sprengsatz und einer Auto­ bombe im Abstand von zwei Monaten in die Luft jagen lässt. Über 20 Jahre ist Riina auf der Flucht, doch hält er sich weiterhin in Sizilien und in Palermo auf. Unter dem Schutz einer Mafia-Familie aus Palermo, der Christdemokratischen Partei sowie deren mächtigstem Politiker, Giulio Andreotti. 1993 wird Totò Riina in Palermo schliesslich verhaftet und zu zehnmal lebenslanger Haft verurteilt.

Das neue Römische Reich Schutzgelderpressungen, Entführungen, Drogenhandel, Glücksspiel sowie alle Arten illegaler Aktivitäten gehören zu den unzähligen und unerschöpflichen Geldquellen der Cosa Nostra, deren Hierarchie auch heute noch streng geregelt ist und einer Legion des Römischen Reiches ähnelt. Die Mitglieder der Organisation sind in «cosche», Familien, mit einem Capo dei Capi oder Boss aufgeteilt. Während vor allem die sizilianische Cosa Nostra eisern auf die Herkunft ihrer Mitglieder achtet und es sich hauptsächlich um Sizilianer sowie Blutsverwandte handelt, ändert sich diese Struktur mit der Auswanderung einiger Ehrenmänner Ende des 19. Jahrhunderts in die USA. Die strikte sizil­i­­ anische Haltung kann nicht mehr aufrechterhalten werden, und so kooperieren auch Nicht-Sizilianer wie Al Capone, Lucky Luciano, der Kalabrese Frank Costello oder der Neapolitaner Vito Genovese mit Nicht-Italienern. Sie erobern die profitabelsten Geschäftszweige in den USA, und mit der bru­talen Niederschlagung der amerikanischen Gewerkschaftsbewegung wird die US-amerikanische Cosa Nostra zum Star der Börsianer an der Wall Street. Für die arbeitslosen Massen während der Weltwirtschaftskrise ist sie eine der

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Pearl Harbor brennt, Europa blutet, der Zweite Weltkrieg tobt. Aus Freunden werden Feinde und aus Feinden Freunde, denn der Zweck heiligt die Mittel. Als Adolf Hitler den USA am 11. Dezember 1941 den Krieg erklärt und amerikanische Handelsschiffe vor der US-Ostküste von deutschen U-Booten versenkt werden, sieht die US-Regierung nur eine Möglichkeit, um ihre Küsten und Häfen zu schützen. Sie sucht Hilfe bei der Mafia und nimmt Kontakt auf mit dem inzwischen inhaftierten Lucky Luciano, der über Frank Costello die Hafenarbeiter und über Albert Anastacia die Docks im Hafen von New York City kontrolliert. Das neu formierte Bündnis soll Sabotage-Akte verhindern und Spione eliminieren. Es ist eine erfolgreiche Win-win-Situation. Die Alliierten bereiten die Invasion Siziliens vor, von wo aus sie sich in Richtung Norden bewegen wollen. Wieder ist es Lucky Luciano, der im Auftrag des Geheimdienstes der US-Flotte den Kontakt zur Spitze der sizilianischen Cosa Nostra herstellen soll. Skrupel? An diesem Wendepunkt der Geschichte eine leere Floskel. Das Ziel ist massgebend und nicht die Instrumente. Als im Oktober 1943 Neapel erobert und zum zentralen Depot des militärischen Nachschubs der alliierten Streitkräfte sowie für die Hilfsgüter aus den USA wird, fluten Millionen Tonnen verschiedenster Güter die kriegszerstörte und ausgemergelte Stadt. Ein Schlaraffenland für die hungrige Bevölkerung, ein blühender Schwarzmarkt mit einem sperrangelweiten Sesam-öffne-dich, wo die Mafia aus dem Vollen schöpft und die Verbrüderung der sizilianischen mit der US-amerikanischen Cosa Nostra, die sogenannte «Pizza Connection» erfolgt. Was Milliarden-Imperien, Interessengemeinschaf­ ten und die Mächtigsten der Welt zusammengeführt haben, können weder Demonstrationen, Ge­setze, Maxi-Prozesse oder Rosenkranzgebete vernichten.

DER KUSS Sekundenlange Küsse auf den Mund besiegeln bei der neapolitanischen Camorra ein stillschweigendes Abkommen – du hältst die Klappe, wir kümmern uns im Gegenzug um deine Familie und die juristischen Angelegenheiten. Küsst ein Cosa-Nostra-Mitglied hingegen einen anderen auf den Mund, bedeutet das dessen Todesurteil.


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W HAUS

DIE WIENER STAATSOPER

EIN DAS VERFÜHRT Es ist pompös, es ist schön und es besitzt eine prägende Vergangenheit, das «Erste Haus am Ring», welches nicht nur für Tradition, sondern auch für den Wiederaufbau und die Wiedergeburt Österreichs steht. Ein in jeder Hinsicht gezeichnetes, geschichtsträchtiges Gebäude. Martina Gaugler

n der Ringstrasse im ersten Wiener Gemeindebezirk prunkt eines der weltweit wichtigsten und berühmtesten Opernhäuser, die Wiener Staatsoper. Grössen wie M ­ aria Callas und Luciano Pavarotti traten in den Gemäuern auf und standen somit auf einer der grössten Bühnen der Welt – doppelt so gross wie der Zuschauer­ raum, der 2276 Plätze, davon 567 Stehplätze, zählt. Mit über 50 Ballett- und Opernvorstellungen pro Saison verfügt das Kulturhaus über das weltweit grösste Repertoire. Dieses setzt sich unter anderem aus einer regelmässigen Präsentation aller zehn Hauptwerke Richard Wagners und einer intensiven Pflege von Mozart-, Verdi- und Richard-Strauss-Werken zusammen, die ­jeweils von renommierten Dirigenten wie Sir Simon Rattle, Christian Thielemann oder Franz Welser-Möst dirigiert werden.

Betrachtet man die Oper von aussen von der Vorderfront her, fallen einem die hellen Fassaden im Renaissance-Bogenstil und die Loggia ins Auge. In

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CULTURE & ART

UP TO DATE Im September, April, Mai und Juni werden jeweils rund 20 ausgewählte Opern- und Ballettvorstellungen live auf den Herbert von Karajan-Platz übertragen. Zusätzlich werden alle Vorstellungen vom 27. Dezember bis 1. Januar sowie das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker und «Die Fledermaus» am 31. Dezember, als Beitrag zum «Silvesterpfad» der Stadt Wien, live am Platz ausgestrahlt. Über 350 Vorstellungen stehen in der Spielsaison 2016 / 2017 auf dem Programm, davon 221 Opernvorstellungen, 57 Ballettvorstellungen, 7 Konzerte, 6 Gesangsmatineen, 10 KammermusikMatineen, 8 weitere Matineen. Hinzu kommen zahlreiche Konzerte und Sonderveranstaltungen. So sind 54 verschiedene Opernwerke – insgesamt 275 Jahre Operngeschichte von «Alcina» (1735) bis «Medea» (2010) – sowie 10 verschiedene Ballett­programme und 3 Kinderopern zu erleben. Mehr Daten und Infos unter: www.wiener-staatsoper.at

Letzterer befindet sich der gemalte Zauberflöten-­ Zyklus vom Künstler Moritz von Schwind und gehört zu jenem Teil, der vom ursprünglichen Bau von 1869 erhalten geblieben ist. So etwa auch der Teesalon mit seinen wunderbaren Malereien, Kunsthandwerken und mit 22-karätigem Blattgold geschmückten Decken und Wänden. In ihrer 147-jährigen Geschichte feierte die Wiener Staatsoper nicht nur rosige Zeiten; drehen wir die Zeit zu den Anfängen der Kulturstätte zurück: Nachdem das Gebäude als erstes aus dem Wiener Stadterweiterungsfonds bestrittenes Monumen­ tal­gebäude der Ringstrasse 1860 ausgeschrieben wurde, fand ein Architekturwettbewerb statt, den

August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll für sich entschieden. Etwa ein Jahr später begann der Bau nach ihren Plänen – im Stil der Neorenaissance. Jedoch erlebten dessen Fertigstellung 1869 beide Herren nicht mehr: Nach Baubeginn wurde das Ringstrassenniveau um einen Meter gehoben, so schien die Oper zu tief im Boden, weshalb die Öffentlichkeit sie als «versunkene Kiste» bezeichnete und die beiden Architekten in fiesen Versen verspottete. Die kritischen Äusserungen des Kaisers Franz Joseph I. über den Bau brachten van der Nülls Fass zum Überlaufen, und so nahm sich dieser am 4. April 1868, etwa ein Jahr vor der Eröffnung, das Leben. Zehn Wochen darauf verstarb auch sein Partner von Sicardsburg wegen einer schweren Operation. Die Zwischenfälle gaben dem Kaiser derart zu schaffen, dass er fortan bei Einweihungen von neuen Bauwerken stets versicherte: «Es hat mir sehr, wirklich sehr gefallen!» Nichtsdestotrotz wurde das «Erste Haus am Ring» am 25. Mai 1869 mit ­Mozarts «Don Juan» feierlich eröffnet. Erster Direktor war Franz von Dingel­ stedt, der bekannt war für seine prunkvolle Bühnengestaltung. Ein weiterer wichtiger Mann in der Geschichte des Opernhauses war Gustav Mahler. 1897 wurde dieser Nachfolger von Direktor Wilhelm Jahn, der von 1880 bis 1897 als Direktor tätig war. In Mahlers Dienstzeit erlebte die Wiener Staatsoper eine Blüte und entwickelte sich zu einem der weltweit führenden Opern­ häuser. Dieses Hoch dauerte über Mahlers Amtszeit hinweg – bis zur Zeit des Nationalsozialismus. Von da an folgten dunkle Jahre: Viele Künstler und Angestellte des Hauses wurden verfolgt, vertrieben und ermordet, für einige Werke gab es ein Aufführungsverbot. Als wäre dies nicht genug gewesen, verordnete Reichspropagandaminister Joseph Goebbels am ­ 1. September 1944 die Schliessung aller Theater des Deutschen Reiches, dem Österreich seit dem Anschluss im Jahr 1938 ebenfalls angehörte. Den absoluten Tiefpunkt erreichte die Wiener Staatsoper gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, als diese durch das Bombardement der Amerikaner in Brand geriet und die Zuschauer­ränge und Bühne ein Raub der Flammen wurden. Die Loggia, die Prunktreppe, das Vestibül, der Teesalon sowie das Foyer nahmen glücklicherweise kaum Schaden und sind vom ursprünglichen Bau erhalten geblieben. Dank vieler Spenden von Privatpersonen sowie Baumaterialspenden von Sowjets konnte die Oper wiederaufgebaut und schliesslich am 5. November 1955 erneut eröffnet werden. Dieses Mal mit «Fidelio» von Ludwig van Beethoven unter der Leitung von Karl Böhm, dem Gründer und Mentor des Mozart-­ Ensembles. Durch die Wiedereröffnung, die zeitgleich mit der Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrags und dem Beginn der Souveränität der Zweiten Republik stattfand, galt die Staatsoper als Symbol für den Wieder­ aufbau und die Wiedergeburt Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg. Heute ist die Wiener Staatsoper, die seit 2010 unter der Leitung von Dominique Meyer ist, etwa bekannt für ihre häufigen Aufführungen von kind­ gerechten Produktionen wie den Opern «Peter Pan», «Aladdin», «Bastien und Bastienne». Noch mehr Ansehen erlangt das Gebäude durch jenen Event in der Faschingszeit, welcher die Staatsoper jährlich zum Mittelpunkt der Welt macht – den Wiener Opernball, an dem alles erscheint, was Rang und Namen hat. Die erste Ausführung fand 1935 statt und gilt inzwischen als einer der bedeutendsten Kultur- und Prestigeanlässe. Der seit 1955 regelmässig durchgeführte Ball zeigt einmal mehr, dass Tradition in dem vom Schicksal ge­ prägten Haus und ebenfalls für seine Gäste einen hohen Rang hat.

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S

hah Jahan, im Persischen «König der Welt», wird am 5. Januar 1592 als Prinz Khurram geboren. Die Be­ ­deutung seines Namens, blühend und froh, passt nicht so ganz zur dunklen und machtgierigen Seite seiner Persönlichkeit, die sich in späteren Jahren offenbaren wird. Er ist der Liebling und Favorit seines Grossvaters Akbar und erweist sich unter der Herrschaft seines opium- und alkoholsüchtigen Vaters Jahangir als fähiger Heerführer, als Mewar, eines der letzten grossen hinduistischen Fürstentümer, 1613 durch ihn erobert wird.

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CULTURE & ART

Mumtaz-i-Mahal

Shah Jahan

Lästige Rivalen Der Prinz, der sich schon früh für Architektur interessiert, frönt jedoch nicht den Künsten, sondern verfolgt ein anderes Ziel. Er will die alleinige Herrschaft, und so versucht er, im Zweijahresrhythmus zwischen 1622 und 1626 seinem Vater die Macht zu entreissen, scheitert jedoch jedes Mal kläglich mit blutigen Niederlagen. Doch auch nach dem Tod Jahangirs scheint der Weg zum Ziel durchkreuzt, denn neuer Regent des Kaiserreiches ist Shah Jahans Halbbruder und Rivale Shariyar. Shah Jahan, der Warterei und Schlachterei überdrüssig, beauftragt seinen Onkel und Wesir Asaf Khan, den lästigen Thronstehler zu töten. Bevor er jedoch nach dem Zepter greifen kann, ­müssen noch vier weitere Rivalen ermordet werden. Der Weg ist frei und Shah Jahan selbsternannter Grossmogul.

Die Tochter des Wesirs Arjumand Banu Begum ist eine wunderschöne junge Frau und zugleich Tochter des Wesirs sowie Auftragskillers im Dienste des Grossmoguls Asaf Khan. Angetan von ihrem liebreizenden Wesen nimmt der Grossmogul Shah Jahan sie am 10. Mai 1612 zu seiner Hauptfrau und nennt seine erst 19-jährige Herzdame und Herzkaiserin Mumtaz-i-Mahal – «Auserwählte, Krone des Palastes». Noch zu ihren Lebzeiten schwärmen Dichter von ihrer Schönheit, Grazie und ihrer Anmut. Doch Mumtaz-i-Mahal ist nicht nur eine attraktive Elfe, sondern trägt ein riesengrosses Herz in ihrer Brust. Sie empfindet starke Empathie mit den Bedürftigen, gibt den Armen und Entrechteten eine Stimme und setzt sich für sie ein. Das Volk verehrt die besonnene und sensible Frau, die so viel Klugheit und Tugend besitzt, als «Grosse und Einzige Herrin». Ihrem Mann, der ihr blind vertraut und auf den sie auch politisch grossen Einfluss ausübt, ist sie eine treue Gefährtin, die ihn quer durch das ganze Mogul-Reich begleitet.

Ein Schweizer Reisender, der den einzigartigen Prachtbau um 1900 noch in unbeschädigtem Zustand erleben durfte, schrieb: «Der Gesamteindruck übertrifft alle Vorstellungen. Die Gänge, Säulen, Hallen, Pfeiler, die Kuppel bis hinauf zur vergoldeten Spitze sind geziert mit kostbaren Mosaiken aus Achaten, Porphyr, aus Karneol in wunderbarer Feinheit, sodass aus dem weissen Marmor ganze Blumenbouquets, Lotos-Muster und andere Ornamente einem ent­ gegen glänzen. Eine märchenhafte Stimmung und trotz des voll­ kommenen persischen Stils doch ein Denkmal reinsten Indertums. Eigentlich müsste man hier das Lob ausrufen, das am Aussenbogen des Khass Mahal steht – Wenn es ein Paradies gibt auf dem Antlitz der Erde, dann ist es dieses, ah, dieses hier.»

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CULTURE & ART

WO DU NICHT BIST Wo du nicht bist und deiner Augen Schimmer, Ist’s dunkel mir; Auch bei Kerzen strahlendem Geflimmer, Ist’s dunkel mir; Selbst bei des Herdes traulich stillen Flammen, Ist’s dunkel mir; Wo Mond und Sterne leuchten hell zusammen, Ist’s dunkel mir; Der Sonne Licht vermag mich nur zu quälen, Ist’s dunkel mir; Wo du, mein Reh, und deine Augen fehlen, Ist’s dunkel mir. – Indisches Liebesgedicht, Bhartrihari, um 100 v. Chr. –

ungefähr 1000 Elefanten nach Agra an den Fluss Jamuna gebracht. Nahezu jede Fläche des prachtvollen Mausoleums wird mit 28 verschiedenen Arten von Edel- und Halbedelsteinen, darunter auch Diamanten, in irgendeiner Form verziert und die eingearbeiteten Blüten und Blätter scheinen zu leben. 22 Jahre dauert der akribische und auf­ wändige Bau des Taj Mahal, und auch heute noch erinnern auf dem alten Friedhof Grabsteine aus jener Zeit an die italienischen Handwerker, die während der Errichtung der Gedenkstätte ver­ storben sind.

Garten Eden

Doch die innige Liebe findet ein jähes und tragisches Ende, als die hochschwangere Mumtaz-i-Mahal, die auch beim Kriegszug im Dekkan an der Seite ihres Gatten ist, nach der Geburt ihres 14. Kindes im Alter von nur 38 Jahren stirbt. Noch auf dem Totenbett bittet sie Shah Jahan um ein Grabmal, wie es die Welt noch nie zuvor gesehen hat.

Eine Liebe für die Ewigkeit In tiefstem Kummer trauert das Volk mit dem am Boden zerstörten Fürsten, der beschliesst, nie mehr wieder zu heiraten und der verstorbenen Liebe seines Lebens ein Gedenken zu errichten, wie auch kein anderer Kaiser seiner Gattin jemals ein solches würde bauen können. Shah Jahan lässt sich nicht lumpen und steckt sein ganzes Vermögen in die Erschaffung eines Wunderbaus, der seiner geliebten Gattin ebenbürtig, schön und anmutig wie sie sein soll. Nur die Besten der Besten sollen daran arbeiten, und das nur mit den wertvollsten Materialien. Der Grossfürst lässt Baumeister und Künstler aus Frankreich und Italien, Schiras und Bagdad kommen und beschäftigt 25’000 Erdarbeiter, Marmorbrecher, Steinmetze, Marmoristen, Einleger, Edelsteinschleifer und Fuhrleute. Aus ganz Asien werden Marmor aus Dschaipur, Amethyst und Onyx aus Persien, Lapislazuli und Saphire aus Ceylon und Kristall und Jade aus China auf dem Rücken von

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Das symmetrisch gebaute Gebäude wird von vier freistehenden Minaretten flankiert, die nicht nur einen räumlichen Bezug zum Taj Mahal herstellen, sondern zusammen mit dem Schmuckstück einen dreidimensionalen Effekt ergeben. Das Eindrucksvollste am Liebestempel ist neben dem Grab von Mumtaz-i-Mahal das brillante 30 Meter hohe Eingangsportal in weisser und farbiger Marmorverkleidung. Doch nicht nur der Liebestempel ist ein kunstvolles und architektonisches Exempel der besonderen Art, sondern auch der 18 Hektar grosse Garten, den Shah Jahan von seinen Landschaftsgärtnern und -architekten anlegen liess. Als wahrer Geniestreich gilt die Platzierung der Grabstätte von Mumtaz-i-Mahal, die an einem Ende des Gartens, jedoch nicht im Zentrum liegt und in einem speziellen Sichtverhältnis und spe­ zieller Perspektive zum Mausoleum steht. Im Park sind rechtwinklige Alleen angelegt, wo Zedern und Orangenbäume um einen mit 24 Springbrunnen bereicherten Teich stehen. Shah Jahan will für sich selber eine genaue Kopie des Taj Mahal bauen lassen, aus schwarzem ­Marmor und am anderen Flussufer des Jamuna. Sein Sohn Aurangzeb verhindert das jedoch, und so liegt Shah Jahan in einem Sarkophag im Unterbau des Liebestempels, das zum Doppelgrab der ­Liebenden wurde.

» Inspiriert aus dem Buch «Die grosse Liebe» von Hans A. Jenny.


JEN STARK I ARTIST DIE LAUTSPRECHER «DRIPPY UE ROLL 2» ZEIGEN DIE BEZIEHUNG ZWISCHEN BEWEGUNG UND KLANG.

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FARBEN

Ob Erstausstellungen, Künstlerbeweg ungen, Musi k, Farben, Hom magen – der Ku nstherbst ist v ielsch ichtig u nd offenbar t d ie besten Stücke von Ma lern, Fotog ra fen, g rossen Na men w ie Dav id Bow ie u nd Caravagg io.

SOTHEBY’S I LONDON AB DEM 10. NOVEMBER WIRD ERSTMALS DAVID BOWIES PERSÖNLICHE KUNST­ SAMMLUNG ENTHÜLLT. MERCEDES-BENZ MUSEUM STUTTGART BEI «EY ALTER» GEHT ES IM OKTOBER UM DAS TEAMWORK VON JUNGEN UND ERFAHRENEN.

MICHAEL DWECK I ARTIST EINE HOMMAGE ANS SONNENGEKÜSSTE SURFERLEBEN: BILDER AUS «THE END: MONTAUK, N.Y.».

VITRA DESIGN MUSEUM WEIL AM RHEIN GEGEN DEN FUNKTIONA­ LISMUS: DIE AUSSTELLUNG «RADICAL DESIGN».

KUNSTHALLE WIEN «BIG OBJECTS NOT ALWAYS SILENT» ZEIGT NATHALIE DU PASQUIERS KÜNSTLERKARRIERE.

LOUVRE I PARIS «UNE IDÉE DU BEAU» SEHEN SIE VOM 14. SEPT. BIS 5. DEZ. AN DER AUSSTELLUNG «BOUCHARDON».


OYAL

DER EXOTISCHSTE PALAST EUROPAS

A

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P VILION George IV, Prinz von Wales, ist ein eitler und dekadenter Mann, der es extravagant, ausschweifend und pompös mag. Der strengen Erziehung seiner eher bescheidenen Eltern widersetzt er sich mit Bravour und frönt seiner Leidenschaft für Mode, Kunst und einem Laisser-faire-Leben mit Wein, Weib und Glücksspiel. Seine Liebe zur Architektur lässt ihn im südenglischen Seebad Brighton mit dem Royal Pavilion einen Prachtpalast bauen, der in Europa einzigartig ist. Helena Ugrenovic

REGENCY Der Beginn dieser Kunstepoche steht in engem Zusammenhang mit George IV, als dieser 1784 in das Carlton House in London einzieht. Es ist eine Ära, in der mit neuen Verfahren und Maschinen, Gusseisen, Beton, Coade-Stein oder Papier mâché zugleich neue Möglichkeiten entstanden. Die Kunst veränderte die Industrie, das Handwerk und die Mode nachhaltig.

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In dieser Zeit übernimmt John Nash unter der Initiative von George IV die Umgestaltung der Londoner Sehenswürdigkeiten wie der Regent Street, des Regent’s Park und Trafalgar Square.


CULTURE & ART

E

inst war Brighton ein kleines, langweiliges Fischerdorf. Un­ spektakulär und verschlafen. Bis «Er» sich ein kleines Logierhaus an der Promenade Brightons mietet und das verfallene Nest sich von diesem Tag an zu einem mondänen Bade- und Rückzugsort für die Reichen und Berühmten etabliert.

Metamorphose Die Zügellosigkeit fordert gesundheitliche Tribute und der mollige 21-jährige Prinz von Wales leidet an den verschiedensten Krankheiten. Seine Ärzte raten ihm, seinen Wohnsitz nach Brighton zu verlagern, um von den therapeutischen Eigenschaften des Meeres zu profitieren. Zusammen mit seinem Hofstaat und Anhängern aus der Londoner Gesellschaft siedelt George IV in das knapp 100 Kilometer von London entfernte Küstenstädtchen, das sich innerhalb kurzer Zeit von einer biederen Raupe in einen schillernden Schmetterling verwandelt und wo er sich ein Haus mietet.

Der Querulant George IV ist der älteste Sohn von König George III und seiner Gemahlin Sophie Charlotte von Mecklen­ burg-Strelitz. Während seine Eltern einen eher bescheidenen Lebensstil führen, tanzt George IV aus der Reihe. Er ist ein durchaus talentierter und intelligenter Schüler, der Französisch, Deutsch und Italienisch erlernt, Cello spielt und Unterricht in den Fächern Geschichte, Recht, Mathematik, Zeichnen und Religion geniesst. Doch sein Hang zum Müssig­ gang, sein hemmungsloser Lebensstil, rauschende Partys und seine Frauengeschichten lassen den 16-Jährigen einen anderen Weg als den für ihn vorgesehenen, streng höfischen, einschlagen.

Das Liebesleben des Prinzen von Wales ist gleichermassen bizarr. Die heimliche Heirat mit der Liebe seines Lebens, der zweifachen Witwe und katho­ lischen Irin Maria Fitzherbert, ist illegal. Die 1795 arrangierte Hochzeit mit ­Prinzessin Caroline von Braunschweig soll Maria Fitzherbert sowie die schrankenlose Lebensart aus Georges Leben verbannen und zugleich würde das Parlament seine neu angehäuften Schulden tilgen und seine Apanage er­ höhen. Zwischen dem Thronanwärter und der Prinzessin herrscht jedoch vom ersten Moment des Kennenlernens beidseitige Antipathie und George IV denkt nicht daran, seine Exzesse zu minimieren, geschweige denn gänzlich einzustellen. Die Ehe endet in einem Fiasko und zerbricht nach einem Jahr.

Der erste Pavillon George IV ist ein Liebhaber für Architektur und begeisterter Sammler französischer dekorativer Kunst. Besonders die orientalischen Stile sowie der französische Neoklassizismus und Gothic haben es ihm angetan. Er engagiert den Architekten Henry Holland und beginnt, seine Unterkunft in eine elegante Villa, den Marine-Pavillon, umzubauen, der exquisit mit chinesischen Tapeten, ­Möbeln und Kunstobjekten dekoriert und eingerichtet ist. Doch bald ist ihm sein Heim zu eng und da ist noch die Vision, die er unbedingt umsetzen will.

Der Märchenpalast Im Jahr 1815 stellt er den Architekten John Nash ein, der den Marine-Pavillon gemäss seinen aussergewöhnlichen Vorstellungen umbauen soll. George IV pfeift auf die Meinung anderer, und so führt die Kombination von Extravaganz und Opulenz nach dem Vorbild indischer Mogul-Paläste zu einem einmaligen Prachtpalast. Acht Jahre dauert es, bis der orientalische Traum mit seinem einmaligen, exotischen Äusseren von Kuppeln, Türmen, Minaretten und einer luxuriösen, anspruchsvollen und pompösen Inneneinrichtung verwirklicht ist. Doch der Palast ist für die damalige Zeit auch technisch sehr fortgeschritten. Komfort, Wärme und Bequemlichkeit bestimmen Georges Anforderungskatalog gleichermassen wie das Aussehen seines royalen Sitzes, und so lässt er die Küchen mit modernsten neuen Geräten ausstatten, führt eine Gasbeleuchtung ein, um die bemalten Glasfenster auch von aussen zu beleuchten, möbliert die Bäder und installiert im gesamten Palast Wasserklosettspülungen. Der Royal Pavilion ist eine grossartige Kulisse für George IV, der im Jahr 1810 zum König gekrönt wird. Heute ist der Palast ein Wahrzeichen Brightons und bietet reichhaltige, unterschiedlichste Events, Touren und Führungen.

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Creepy

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Zombies steigen aus i h ren Gräbern, Hexen ver f luchen Menschen u nd Va mpire treiben i h r Unwesen i m D u n kel der Nacht – n icht nu r a n Ha l loween. A l les nu r Mu mpitz? Entscheiden Sie selber …

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1 I PHILIPPI GEBEN EINEN HIMMLISCHHÖLLISCH GUTEN GESCHMACK: «ANGELO» UND «DIABOLO». 2 I MADAME TUSSAUDS, WIEN ALFRED HITCHCOCK, DER GROSSE MEISTER DES THRILLERS, ALS WACHSFIGUR.

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3 I KIKO MILANO MYSTERIÖSE, DUNKLE AUGEN SCHMINKEN MIT DEM DUO-EYELINER DER «NEO NOIR»-LINIE. 4 I CND MIT DEM TOPCOAT «VINYLUX» HÄLT DER NAGELLACK 14 TAGE LANG. 5 I EUROPA-PARK, RUST ZUM ZEHNJÄHRIGEN JUBILÄUM DER «HORROR NIGHTS» GIBT’S NOCH MEHR GÄNSEHAUT. 6 I NYMPHENBURG DER «BLACK BISCUIT»-SKULL AUS PORZELLAN SORGT AUCH ZU HAUSE FÜR GRUSELIGE MOMENTE. 7 I BOCA DO LOBO «VENETO»-SPIEGEL AN DER WAND, WER IST DER GRÖSSTE VAMPIR IM GANZEN LAND? 8 I STATE HERMITAGE, ST. PETERSBURG DIE AUSSTELLUNG «BORN IN FLAMES» PRÄSENTIERT KOREANISCHE KERAMIK.

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CULTURE & ART

WHERE

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TO TOP

EVENTS

GO?

Der goldene Herbst bringt die Menschen auf dem ganzen Globus zusammen; nach draussen aufs Wasser, in wundervolle Parks und Städte oder in kunstvolle Gebäude. Lassen Sie sich beflügeln von den unterschiedlichsten Kulturschätzen. Yvonne Beck

1 I OPEN AIR ART Moderne Kunst an der frischen Lust – ein Konzept, das aufgeht! Im royalen Regent’s Park stellen Galerien und einzelne Künstler ihre Werke aus und bieten sie zum Verkauf an. Auch wenn der Fokus der Veranstaltung auf moderner Kunst liegt, finden sich hier auch immer wieder Ausreisser und das Stöbern lohnt sich auf jeden Fall! Die Frieze Art Fair gehört zu den einflussreichsten zeitgenössischen Kunstmessen der Welt. WO: Regent’s Park London WANN: 6. bis 9. Oktober 2016 www.friezeartfair.com

2 I BOOT & MEER Der Salon Nautico ist eine der attraktivsten und interessantesten Bootsausstellungen in Europa. Auf ihm wird eine breite Produktpalette präsentiert – darunter Motorboote, Yachten sowie Segel-, Angelund Tauchausrüstung. Die fünf Themenbereiche Meer, Angeln, traditionelles Segeln, Strandspass und Innovationen halten eine Vielzahl von Attrak­ tionen bereit wie zum Beispiel  Segelgrundkurse, Preis­verleihungen und technische Seminare. Über 2200 Yachten werden am Port Vell und am Messe-

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zentrum Fira de Barcelona am Montjuïc ausgestellt. 700 Aussteller präsentieren auf 115’000 Quadratmeter Ausstellungsfläche die neuesten Trends in Nautik und Wassersport. WO: Fira de Barcelona am Montjuïc und Port Vell WANN: 12.  bis 16. Oktober  2016 www.salonnautico.com

3 I INDIENS LICHTERFEST Divali ist ein mehrtägiges Familien- und Lichterfest zu Ehren Ramas, der aus dem Exil heimkehrte. An ihm bekommen Brüder von ihren Schwestern ein tikka (Zeichen der Verehrung) auf die Stirn gemalt. Fast überall in Indien zünden Menschen Lichter an und stellen diese auf Festerbretter, aber auch auf Flüssen lässt man oft hunderte dieser Lichter auf kleinen Papierbooten treiben. An den insgesamt fünf Tagen Divalis tanzen, feiern, musizieren die Menschen in den Strassen. In Nordindien ist Divali gleichzeitig der Neujahrstag. WO: überall in Indien & in anderen hinduistisch geprägten Ländern WANN: 30. Oktober 2016 www.incredibleindia.org


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5 4 I NYC MEETS BELLA ITALIA Mehr als eine Million Menschen werden während des Feast of San Gennaro alle schönen Dinge italienischer Herkunft hochleben lassen. Die berühmte Mulberry Street in Little Italy steht dann ganz im Zeichen von Karneval, Jahrmarkt Entertainment und zahllosen kulinarischen Leckereien. Es wird der Weltmeister im Cannoli-Essen gekürt, einen Tag später findet der grosse Umzug statt, bei der die Statue des heiligen Gennaro durch Little Italy getragen wird. WO: in Little Italy, New York City WANN: 15. bis 25. September  2016 www.sangennaro.org

5 I IM GALOPP DURCH PARIS Am ersten Wochenende im Oktober wird die Galopprennbahn in Longchamp zum Mittelpunkt der Weltelite des Pferderennsports. Knapp 20 Rennen stehen an, innerhalb von 48 Stunden wird die Elite des internationalen Reitsports ermittelt. Englische Vollblüter treten gegen reinrassige Araber an, und selbst dem weniger pferdebegeisterten Zuschauer geht beim Anblick der einen oder anderen Schönheit das Herz auf. Die Rennbahn im Pariser Bois de

Boulogne ist 2400 Meter lang; sie wurde 1857 auf den Überresten der Abtei Longchamp erbaut. Seit 1920 findet hier der Prix de l’Arc de Triomphe für dreijährige und ältere Rennpferde statt. Das weltberühmte Pferderennen steht in einer Reihe mit dem legendären Epsom Derby und dem Kentucky Derby. WO: Paris, Île-de-France, Frankreich WANN: 1. und 2. Oktober  2016 www.prixarcdetriomphe.com

6 I HAMBURG LIEST Vier Wochen lang lesen internationale Bestsellerautoren, renommierte deutsche Schriftsteller und vielversprechende Debütanten aus ihren neuesten Werken an Orten rund um den Hamburger Hafen. Rund 70 Veranstaltungen finden auch in diesem Jahr statt, darunter Lesungen mit deutschen Autoren wie Kirsten Boie oder Sissi Perlinger. Das Festival wird mit dem niederländischen Schriftsteller Cees Nooteboom eröffnet. Neben Lesungen mit namhaften deutschen Autorinnen und Autoren wie Cornelia Funke, Dora Heldt, Ronja von Rönne und Sebastian Fitzek finden sich auch internationale Grössen in Hamburg ein, unter anderen Joy Fielding, Cecelia Ahern, Herman van Veen, Jonas Jonasson, Connie Palmen, Liao Yiwu und Mario Vargas Llosa. WO: an verschiedenen Orten in Hamburg. Die «Cap San Diego» ist dieses Jahr Zentrum des Festivals. Die Luken 4 und 5 werden abendlich be­ spielt und das Bordbistro ist Treffpunkt für die Mitwirkenden des Festivals und das Publikum. WANN: 4. September bis 24. Oktober 2016 www.harbourfront-hamburg.com

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A CULTURE & ART

MOUR FOU &

F

FANNY ELSSLER

FRIEDRICH VON GENTZ

Sie ist eine grazile und zarte Knospe. Liebliche 19 Jahre jung und naiv. Er eine fest verankerte, mit allen Wassern gewaschene, politisch hochdotierte und intelligente 65-jährige Eiche. Der «Sekretär Europas» und das zauberhafte Wesen sind eines der wohl schrägsten und einzigartigsten Liebespaare ihrer Zeit.

anny Elssler und Friedrich von Gentz trennen 46 Jahre Altersunterschied, als er dieser bedingungslos verfällt. Vergessen all die amourösen Stelldich­ eins mit den Damen der Wiener Society, ausgeblendet das blasierte Verhalten des eleganten Mannes und engsten Beraters von Fürst Metternich, der beim Wiener Kongress bei den Debatten über die neuen Staatsgrenzen Europas die Tagesordnung bestimmt. Friedrich von Gentz (1764–1832) ist deutsch-österreichischer Schriftsteller, Staatsdenker, Politiker, ein Grand­ seigneur, luxuslüsterner Frauenheld, schamloser Zyniker, poetisch zärtlicher Liebhaber, verlässlicher Ratgeber für Politik und Wirtschaft, raffinierter Intrigant, treuer Freund und zügelloser Schuldenmacher.

Die Knospe öffnet sich Fanny Elssler (1810 –1884) wächst in einem von Musik dominierten Zuhause auf. Ihr Vater ist, genauso wie zuvor ihr Grossvater, Kammerdiener des ­Komponisten Joseph Haydn. Der musikalische Genius Haydns beflügelt auch die Schwestern Therese und Franziska, Fanny. Als nach dem Wiener

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Helena Ugrenovic I

Hans A. Jenny

­ ongress 1815 das Tanzfieber in Österreich ausK bricht und der Tanzmeister Horschelt ein Regiment von über 200 Mini-Ballerinen züchtet, das spätere Wiener Kinderballett, werden Therese und Fanny 1817 ebenfalls in die Ballettschule des Hof­ theaters am Kärntnertor aufgenommen. Mit dem neapolitanischen Impresario Domenico Barbaja, der 1822 das Kärntnertor-Theater mietet, reisen Therese und Fanny nach Italien, ins Land der Gestik, Glut und Leidenschaft. In ihren Lehrjahren an der Mailänder Scala und am San Carlo in Neapel entwickelt Fanny ihren eigenen Tanzstil. Beseelt, ohne ungestüm zu sein; sinnlich, ohne lasziv zu wirken; frei und voller seelischer Wärme. Hinter der keuschen Biedermeierfassade ist Erotik erwacht.


CULTURE & ART

Win-winSituation Ohne die Begegnung mit Friedrich von Gentz wäre Fanny Elssler höchstwahrscheinlich ein kalt glänzender Star und der politisierende Schriftsteller eine zwar bedeutende, jedoch menschlich-seelisch verkrüppelte Figur geworden. Die durch die Liebe realisierte Vereinigung der Tugenden und Talente liess zwei neue Menschen entstehen, die sich gegenseitig erhöhten.

Die JahrhundertTänzerin 79. Titelblatt aus «Le monde dramatique»

Fanny Elssler zählt zu den bekanntesten Tänzerinnen des 19. Jahrhunderts. Mit 29 Jahren steht sie im Zenit ihres Weltruhmes und ihr erster Auftritt im New Yorker Park Theater am 14. Mai 1840 endet in tosenden Standing Ovations, während denen Zylinder, Schals, Blumen und Taschentücher auf die Bühne fliegen.

Die Fee und der Ritter Am 25. November 1829 sitzt Friedrich von Gentz in der Loge der Gräfin von Gallenberg im Kärntnertor-Theater. Der Diplomat ist kränklich und kurzsichtig. Doch der dunklen Brille zum Trotz sieht er Fanny, die sich in der Aufführung «Die Fee und der Ritter» in sein Herz tanzt, gestochen scharf. Sichtlich entbrannt für die reizende Ballerina sendet er ihr zum Neujahr ihre Lieblingsblüten, kostbare Kamelien aus seinem eigenen Treibhaus, wo die schönsten von Wien auch im Winter duften. Als es am 4. Januar 1830 zum ersten Rendezvous im Hause des Grafen kommt, verwandelt sich der lebenssatte Weltmann und einflussreiche Politiker, der geschickt am Netzwerk der habsburgischen und europäischen Beziehungen mitknüpft, in einen innigen Verehrer, der in Fannys Gegenwart und in den Gedanken an sie wie Butter an der Sonne schmilzt: «Eine Stunde lang Sie stillschweigend anzusehen – es gibt keinen höheren Genuss für mich.»

Ich trage dein Herz, ich trage es in meinem ­Herzen Fanny, bisher nur von hohlen Dummschwätzern umschwärmt, ist von der Bildung, der Lebensart und vom persönlichen Charme des schreib- und redegewandten Diplomaten fasziniert. Zuerst schmeichelt ihr sein Interesse, bald aber brennt auch sie lichterloh, und zwischen dem ungleichen Paar erblüht das Wunder einer tiefen, gegenseitigen

Zu­neigung, die innert weniger Wochen zu einer gros­sen Liebe reift. Friedrich von Gentz überhäuft sie mit Geschenken, unterrichtet sie in Französisch und Deutsch und bringt Bekannte aus Literatur, Kunst, Wissenschaft und Politik mit, die ihren Horizont erweitern sollen. Seine Verbindung soll ihre Karriere fördern und ihre Zukunft sichern. Er macht sie salonfähig für die Bühnen der Welt, sie dankt es ihm mit ehrlicher und tiefer Zuneigung, wie zahlreiche noch erhaltene Briefe bezeugen. Während Fannys Stern immer heller zu leuchten beginnt, erlischt derjenige von Friedrich von Gentz langsam. Mit zärtlicher Sorgfalt pflegt Fanny ihren Geliebten, bis Friedrich von Gentz am 9. Juni 1832 seine letzte Reise antritt. «Wir sahen ihn sanft entschlummern beim Klang einer Stimme, die ihn den Ruf der Zeit vergessen liess …», François-René de Châteaubriand ist bei ihm, als Gentz drei Minuten vor seinem Tod noch zitternd den geliebten Namen «Fanny» auf ein Blatt schreibt.

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Inspiriert aus dem Buch «Die grosse Liebe» von Hans A. Jenny.

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KOLUMNE

AUS DEM LEBEN EINES GALERISTEN: SCHAU MIR IN DIE AUGEN grellen Licht. In den 1930ern übertrug die Firma Bausch & Lomb das Prinzip, dass dunkelgrüne Scheiben besonders viel gelbes Licht absorbieren, auf ihre ersten Pilotensonnenbrillen. Der Film «Top Gun» machte die sogenannte «Aviator-Brille» zur meistverkauften Brillenform.

WILHELM J. GRUSDAT

Was man sieht, ist, was man sieht. What you see, is what you see. Den Satz hört man immer wieder von Frank Stella. Er zielt darauf, dass der Künstler nicht beeinflussen kann, was der Betrachter sieht. Nur – was ist mit dem Künstler selber? Seit über fünfzig Jahren trägt Stella bei der Arbeit seine typische Nickelbrille. Und er ist nicht der Einzige. Erstaunlich viele Künstler sind Brillenträger – von David Hockneys runder Hornbrille bis zu Sigmar Polkes randloser.

Die teuerste Brille hat allerdings Chopard im Portfolio. Das Kunstwerk aus Gold und Diamanten ist fast so schön wie die Schmuckstücke, die Salvador Dalί 1949 von dem New Yorker Gold­ schmied Carlos Alemany herstellen liess und seiner Frau schenkte. Darunter eine Brosche, die wie ein blaues Auge geformt ist. «Eye of Time», wie das Schmuckstück hiess, bestand aus Diamanten, Platin und einem Rubin. Der blaue Aug­apfel aus Emaille zeigt die Ziffern einer Uhr. Dalί sagte dazu: «Der Mensch kann der Zeit nicht ent­ kommen. Das Auge sieht die Vergangenheit und die Zukunft.»

«Das Auge sieht die Vergangenheit und die Zukunft.»

Böse Zungen behaupten, dass viele Kunstwerke nur durch den Augenfehler des Künstlers entstanden sind. Albrecht Dürer schielte, wie man auf seinem Selbst­ portrait sehen kann. Monet litt bis zu seiner Operation unter zunehmendem grauen Star und malte deswegen eine Zeit lang nur braune Bilder. Renoir war ebenso kurzsichtig wie Cézanne. Dieser verweigerte sich aber einer Brille, weil ihm die Welt damit zu vulgär erschien. Es kommt noch besser: Schaut man sich die merkwürdig verzerrten Glieder auf den Bildern von El Greco, Lucas Cranach und Holbein durch eine Brille an, die eine Hornhautverkrümmung ausgleicht, sehen sie völlig normal aus. Abstrakter Expressionismus und Pop Art machten jedes künstlerische Augenleiden erst einmal obsolet. Stattdessen wurde das Tragen von Brillen und besonders Sonnenbrillen chic. Andy Warhol besass nicht nur eine ganze Armada an Brillen, ihm ist es auch zu verdanken, dass Sonnenbrillen bei Nacht salonfähig wurden. Die älteste Sonnenbrille soll übrigens auf Kaiser Nero zurückgehen. Dieser hielt sich während der Gladiatorenkämpfe zwei geschliffene Smaragde vor die Augen und schützte sich so vor dem

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Apropos blaue Augen. Menschen mit blauen Augen sind mit allen Menschen gleicher Augenfarbe verwandt. Die Augenfarbe wird genetisch be­ stimmt. Nur wenn beide Eltern das Gen für blaue Augen haben, wird die Farbe an die Kinder vererbt. Im orientalischen Volksglauben besitzen Menschen mit blauen Augen den unheilvollen Blick. Zum Schutz wird in manchen Ländern ein Glasamulett getragen, das ebenfalls ein blaues Auge repräsen­ tiert. Die blauen Augen von Sigmar Polke sind übrigens verantwortlich für seine typischen Raster­ bilder. Als Kind war er bereits sehr kurzsichtig, konnte sich aber keine Brille leisten. Wenn sich die Familie über den neuesten Bäckerblume-Katalog beugte, sah er statt Brötchen nur dunkle Punkte.


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AUSZEITVON DER VOLLZEIT

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EYCHELLEN

Für sieben Tage und sieben Nächte ist die «Sea Bird» von «Silhouette Cruises» unser Zuhause und wir ein Teil der ältesten Inseln der Welt. Wir sind offline und waren noch nie so online. Seychellen, wo die Seele Vollpension geniesst. Helena Ugrenovic

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or 200 Millionen Jahren waren alle Kontinente zu einem riesigen Urkontinent vereint. So war das heutige Indien mit der Ostküste Afrikas verbunden. Als Indien sich im Prozess der Kontinen­ taldrifte immer weiter von Afrika entfernte, näherte es sich aus südlicher Richtung dem asiatischen Kontinent an, bis es mit diesem verschmolz. Einige Landmassen, sogenannte kontinentale Überreste, blieben auf ihrem Weg im Meer zurück. Sie zählen heute zu den ältesten, schönsten und einzigartigsten Granitinseln der Welt – der Seychellen-Archipel, welcher aus 115 Inseln besteht, die etwa 800 Kilometer vor der Ostküste des afrikanischen Landes Kenia liegen.

Reise in eine Postkarte Brütende Hitze liegt über dem wolkenlosen Samstagmorgen, als wir an Bord der «Sea Bird» einchecken. Um 10.30 Uhr werden wir ablegen und mustern neugierig die restlichen Passagiere. Drei Paare aus Deutschland, darunter Flitterwöchner, ein Ehepaar aus Frankreich und eine ältere Amerikanerin, die auf der Karibikinsel Saba lebt und eine 36-Stunden-Reise hinter sich hat. Das anfängliche Misstrauen meiner Tochter weicht zunehmender Aufgeschlossenheit. Die Vorstellung darüber, mit einer Gruppe unbekannter Menschen ­sieben Tage und sieben Nächte auf kleinstem Raum und ohne Fluchtmöglichkeit über das Meer zu schippern, hatte sie verunsichert. Unsere Reise­ begleiter entpuppen sich als angenehmes und lustiges Grüppchen, von dem wir uns am Ende der Reise unter Tränen verabschieden werden. Erwartungsvoll stehe ich am Bug, als das Segelboot den Anker einfährt und aus dem Hafen gleitet. Langsam entfernen wir uns vom Festland und steuern die Beau-Vallon-Bucht an, wo das Schiff über Nacht ankern wird. Die Ent­ fernung und die Betrachtungsweise vom Wasser her bieten eine komplett andere Kulisse als von einem Strand aus. Die Sonnenstrahlen tanzen auf der grünen Wasseroberfläche, während sich hinter dem Sand dicht bewachsene Berge in den Himmel erheben. Wir sind nicht nur die Betrachter einer Postkarte, wir sind mittendrin.

Robinson Crusoe

Coco de Mer Ihren Namen verdankt sie einem Miss­ verständnis, denn als die Meeresnuss vereinzelt an den verschiedenen Stränden des Indischen Ozeans angespült wurde, nahm man an, sie wachse im Wasser. Der Legende nach feiern die Seychellen-Palmen in stürmischen Nächten, wenn keiner sich ins Dickicht wagt, Hochzeit und paaren sich die männlichen Palmen, deren Blütenstand wie ein männliches Geschlechtsteil aussieht, mit den weiblichen Palmen, deren Samen einem mächtigen Frauenschoss ähneln.

Der kleine Strand in der Bucht ist menschenleer und paradiesisch. An einer der Palmen baumeln unsere Shirts und Shorts. Wir sind die neuen Robinsons und dieser Flecken Erde gehört uns. Faul dümpeln wir im seichten Wasser, während Angelika, eine Lehrerin, lustige Anekdoten aus ihrem Alltag erzählt, «Und als ich sagte, ‹fest drücken›, stürmten alle Schüler der ersten Klasse auf mich zu und umarmten mich, dabei meinte ich, dass sie die Türe zur Sporthalle fest drücken müssen, um sie zu schliessen.» Ich brauche weder ein Buch noch Musik, die malerische Kulisse aus Blau- und Grüntönen, das sanfte Rauschen der Wellen, die plätschernd an den Strand spülen, die Abgeschiedenheit und die Stille beleben meinen Geist. Ich geniesse die Ruhe und Gelassenheit in meinem Kopf. Lächelnd betrachte ich mein-­ iPhone-iPad-Kindle-virtual-life-Kind, das verträumt über den Strand spaziert, Muscheln betrachtet und die einzigartigen Granitfelsenformen studiert.

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Emmanuelles Haus Eine der Sehenswürdigkeiten von La Digue ist das architektonische Juwel und älteste der Plantagehäuser, die es auf den Seychellen noch gibt, «Plantation House», der Mittelpunkt des L’Union Estate. Das Haus im französischen Kolonialstil ist mit Dielen und Deckenbalken gebaut und wird von Pfählen und Dachträgern gestützt. Als 1977 der Film «Goodbye Emmanuelle» auf den Seychellen gedreht wurde, nutzte man das Plantation House als Wohnsitz des Filmpaares.

Riesenschildkröten und erotische Früchte Die Atmosphäre an Bord ist locker und ungezwungen. Vielleicht liegt es am Gefühl der Freiheit, das ein Schiff ausströmt, oder der Vorahnung, Zeugen von etwas Besonderem zu werden. Der Trip in eine Gegend, die lange vor unserer Zeit entstanden ist, wird uns zu verschiedenen Inseln führen. Curieuse Island ist gänzlich unbewohnt und beheimatet uralte und gefrässige Riesenschildkröten, die nach jedem Blatt schnappen, das man ihnen entgegenstreckt. Zwei Theorien erklären das Vorkommen der Riesentiere auf diesen abgelegenen Inseln. Die eine besagt, dass kleinere und mit Treibgut angeschwemmte Tiere sich auf der Insel zu Riesenformen entwickelt hätten. Laut der zweiten Theorie handelt es sich wahrscheinlich um die letzten Überlebenden, möglicherweise sogar Verkleinerungsformen ihrer einst weltweit verbreiteten Art aus Urzeiten. Im Naturschutzgebiet Vallée de Mai auf der zweitgrössten Insel Praslin wuchern dicht aneinander gedrängt riesige Seychellen-Palmen und bilden ein Sonnenschutzdach. Zwischen den fächerar­ tigen Blättern flattern seltene Vogelarten wie der Rabenpapagei oder der Dickschnabel-Fluchtvogel. Die endemische Palmenart wächst nur auf den Seychellen-Inseln Praslin und Curieuse und trägt entweder männliche oder weibliche Blüten. Die weibliche Frucht der Seychellen-Palme, die Coco de Mer, ist die weltweit grösste Kokosnuss und in ihrer Form einzigartig.

Emmanuelles Insel und flauschige Vogelbabys Cousin Island wurde 1968 vom Internationalen Rat für Vogelschutz erworben, um den Erhalt des weltweit letzten Seychellen-Rohrsängers, von dem es damals nur noch 30 Stück gab, zu gewähr­ leisten. Die Insel ist total ökologisch, Rauchen und sorglose Abfallentsorgung sind strengstens untersagt. Besucher der Insel dürfen mit ihren Yachten und Booten nicht selber an der Insel anlegen, sondern wer-

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den von den Mitarbeitern des Reservats mit Schnellbooten abgeholt. Flauschige, knuddelige Jungvögel, die wie Wattebausche aussehen, sitzen zwischen den Baumwurzeln und Einbuchtungen der Baumstämme. «Fasst die Babys bloss nicht an, sie sehen zwar harmlos aus, aber sie sind sehr leicht reizbar und picken euch die Finger wund», warnt uns der Führer. La Digue ist die kleinste der drei bewohnten Hauptinseln der Seychellen und eine Schönheit der besonderen Art. Wie gemalt neigen sich Palmen schräg über die schönsten Strände der Welt. Pointe Source d’Argent und Anse Source à Jean mit ihren Granitfelsen im Sand und kristallklarem Wasser gehören zu den Traumständen der Erde. Ochsenkarren und Fahrräder ersetzen auf der Insel Autos. Wir entscheiden uns für Fahrräder und fahren einen Teil der Insel ab, bevor wir uns in den Sand und die Einbuchtungen einiger ­Granitblöcke legen. Nebst der atemberaubenden Optik, die sich einem Besucher täglich offenbart, sind es die Emotionen, die auf so einer Reise aktiviert werden. Es ist die Sehnsucht danach, die Zeit anzuhalten und zu verharren, stundenlang ins Meer zu blicken und Erfüllung zu fühlen. Der Einklang mit der Natur ist Balsam für westliche und industrialisierte Seelen.

Abschied «Logbook entry, Day 7: SY Sea Bird – 29th June. 05.45 hrs: picking up anchor from Ste Anne Marine Park, approaching Victoria Harbour, heading into base. Wind: blowing from southeast @ 10 knots. Sea conditions: calm. 6.30hrs: drop anchor at base. Lat: 04 degrees 37’.2 S / Long: 055 degrees 27’.5 E.» Ein bisschen verloren und tief bewegt von all den Impressionen stehen wir am Pier im Hafen von Victoria. Vor einer Woche haben wir uns auf eine Reise begeben, ohne Fernseher, SMS, Internet oder WiFi, ohne Bezug zum Rest der Welt. Sieben Tage und sieben Nächte waren wir so weit weg von allem und doch so nah bei uns selbst. Der Abschied fällt uns sichtlich schwer und ich kämpfe gegen aufsteigende Tränen und Traurigkeit an. Ich kann nicht einordnen, weshalb genau. Weil sich unsere Wege mit wundervollen Menschen wieder trennen, oder ist es der Weggang aus einem Stück Ewigkeit?



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LONDONS SHOPPINGPARADIES

O FORD STREET Lage

Die Oxford Street liegt im Norden von Mayfair, in Londons West End, und erstreckt sich über knapp zwei Kilo­ meter zwischen dem St Giles Circus, wo sie die Regent Street kreuzt, und dem Marble Arch, wo sie auf die Park Lane und die Edgware Road trifft.

Sie ist die umsatzstärkste Strasse und die beliebteste Shoppingmeile in ganz Europa: die Oxford Street in London. Hier entdecken täglich rund eine halbe Million Besucher rund 300 Läden, die neuesten Modetrends, traditionelle Pubs und imposante Kaufhäuser.

Namhafte Kaufhäuser Das Luxuskaufhaus Selfridges ist das zweitgrösste Kaufhaus des Vereinigten Königreichs und bekannt für seine exklusiven Kollektionen und Waren. Als Gordon Selfridge sein Kaufhaus «Selfridges & Co» mit dem Slogan «Everyon e is welcome» eröffnete, erhitzte er in der britischen Klassengesellschaft einige Gemüter. Die Kaufhauskette John Lewis mit ihrem breiten Angebot von Elektronikartikeln bis zu Mode und Einrichtungsgegenständen. 2008 verlieh Königin Elisabeth II. dem Laden das Lieferanten­ prädikat «Anbieter von Galanteriewaren und Haushaltswaren», eine Art Zulieferungsbefugnis. Gleich zwei Läden von Marks & Spencer befinden sich in der Oxford Street. Das erste Geschäft wurde 1884 vom polnischen Flüchtling Michael Marks am Kirkgate Market in Leeds ins Leben gerufen. 1921 eröffnete die Grammophon Company das Musikgeschäft HMV (His Master’s Voice). Das bekannte Portrait vom Maler Francis Barraud, welches seinen Hund beim Grammophonhören darstellt, verlieh dem Geschäft seinen Namen.

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Martina Gaugler

Geschichte Die Oxford Street existiert seit dem 12. Jahrhundert und hiess damals noch Tyburn Street. Der Name stammt von einem nahegelegenen Nebengewässer der Themse, dem Flüsschen Tyburn. Die besagte Strasse diente bis 1782 als Weg zur Hinrichtungsstätte, auf welchem Gefangene vom Newgate Prison ihren letzten Gang zum Galgen im Dorf Tyburn, nahe des Marble Arch, antraten. Nachdem der britische Politiker Earl of Oxford einige Felder, welche die Strasse umgaben, gekauft hatte, wurde sie 1729 nach ihm benannt. Mit Sanierungen, dem Bau von zahlreichen Gebäuden und des Pantheons, das ab 1772 als Platz für die öffentliche Unterhaltung diente, kamen Entertainer, eröffneten Theater und Pubs. Die Oxford Street wurde immer populärer. Bestand sie zu Beginn noch aus einem Mix von Wohnhäusern und Vergnügungsgebäuden, änderte sie sich ab dem späten 19. Jahrhundert in eine Handels- und Einzelhandelsstrasse: 1864 eröffnete unter anderem das exklusive Kaufhaus John Lewis, 1909 das Luxuskaufhaus Selfridges – beide Geschäfte existieren bis heute. Auf die Blüte folgten düstere Zeiten: Im Zweiten Weltkrieg wurde die Oxford Street mehrere Male bombardiert, einige Gebäude, darunter jene von John Lewis und Selfridges, wurden zerstört. Doch von da an ging es wieder bergauf und seit 1959, etwa 18 Jahre nach der letzten Bombardierung, erhellt die Lichtershow «Christmas Lights», die jedes Jahr von einem Prominenten eröffnet wird, die Einkaufsstrasse.


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Sylt, die Königin der Nordsee, ihr Mythos – viel beschrieben, oft zitiert. Eine Insel mit unterschiedlichen Gesichtern. Zwischen rauer See und stillem Watt. Für die einen Sehnsuchtsort, Inspiration und Bühne, für die anderen perfektes Urlaubsglück, Arbeitsplatz und Heimat. Aber was genau macht das Sylt-Phänomen aus? Nike Schröder

ylt liegt auf der Höhe der deutsch-dänischen Grenze, mit dem Festland verbunden durch einen Bahndamm. Inselhauptstadt ist Westerland, fast die Hälfte der Bevölkerung lebt hier.

Wir blicken zurück auf die Zeit, als die Insel der Reichen und Schönen geboren wurde. Es begann in den 1960er-Jahren und nahm seinen wilden Lauf in den 1970ern. Der Jetset vereinnahmte Sylt auf Geheiss des Gentleman-Playboys Gunter Sachs (1932–2011). Der Multimillionär und Frauenschwarm zog mit seinem Charisma die High Society in seinen Bann, und diese folgte der Ikone nach Kampen.

Das Dorf wurde zur Lifestyle-Hochburg und sozusagen zum Inbegriff von deutschem Laissez-faire. Legendär wurde das «Gogärtchen», eine Bar mit Garten in einer bis dato unbekannten Strasse. Umbenannt in die «Whiskeymeile» erlangte sie Weltruf. Die Dünen von Kampen wurden zum Hotspot für ausgelassene Partys und eine neue Freizügigkeit, man feierte das Leben, liess die Hüllen fallen und lieferte der Klatschpresse reichlich Futter. So entstand das Sylt-Feeling, das sich bis heute gehalten hat. «Das raue Klima, viel Wind, hohe See, wenig Leute – der Winter passt zu dieser Nordseeinsel besser als jede andere Jahreszeit – ebenso wie die karge, erdverbundene Landschaft und die geduckten reetgedeckten Friesenhäuser mit verhaltenen Farben. Und genau das mag ich so an Sylt», sagt Pius Regli, er weiss, wovon er redet. Vor 38 Jahren kam der gebürtige Luzerner zum ersten Mal auf die Insel mit den vielen Gesichtern, die vom unberührten Naturparadies über das noble Seebad und die Künstlerkolonie bis zum Ballermann für Betuchte reichen. Es regnete in Strömen, kalt war’s und er fror in seinem VW Käfer. «Dabei dachte ich, die laufen hier alle nackt herum, deshalb war ich ja schliesslich hergekommen», erzählt er. «Der Film ‹Winnetou III› war ausverkauft damals in Luzern, da bin ich aus lauter Verzweiflung ins Kino nebenan gegangen. ‹Heisser Sand auf Sylt› hiess der Streifen und da lief ein nackter Mann mit drei nackten Mädels ins Meer hinein. Die hatten mächtig Spass, und das wollte ich hier auch haben.» Die Realität sah so aus, dass Pius erst mal dachte, dass er wirklich im falschen Film sei: «Kampen war

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Natürlich habe die Insel sich verändert, meint Pius. «Vor allem ist sie durch die bessere Anbindung auch im Winter viel belebter geworden. Ein Glück, dass wenigstens zwei Drittel unter Naturschutz stehen.» Geblieben ist sein Faible für Sylt jenseits des Sommers: «Im Winter erleben wir die Natur noch intensiver. Bei Spaziergängen an der frischen Luft das Meer, das Licht und das Klima geniessen, herrlich. Und die langen Abende sind ideal für Wellness und gutes Essen. Leider sind die ganz kalten Zeiten lange her, als ich mit meinem Auto bei dichtem Schneetreiben zwischen Kampen und Westerland mal eingeschneit bin und auf den Eisschollen im Watt laufen konnte. Heute laufe ich am liebsten bei Westwind an der Watt- und bei Ostwind an der Brandungsseite, lasse mich ordentlich durchpusten und freue mich dann auf ein Glas guten Rotwein aus meinem Weinkeller – in solchen Winterstunden ist Sylt der schönste Ort der Welt für mich.»

Kampener Leuchtturm ist. Dann gehören die «Hamptons der Hanseaten» nur den Einheimischen und den Besuchern, die ihre Liebe zur Insel nicht auf Partys laut herausschreien, sondern mit sich und der Natur verbunden ganz still geniessen. Wer zwischen September und März nach Sylt fährt, und das sind immerhin laut Statistik rund 25 Prozent aller Sylt-Urlauber, der braucht vor allem das richtige Outfit. Spätestens seit Golfprofi Nick Faldo, auch ein gern gesehener Gast auf der Insel, ein knappes Dutzend «Highlander» im Schrank liegen hat und kaum ein Wirtschaftskapitän mit Wochenendhaus in Kampen ohne den noblen Dress aufs Grün geht, gehört der Laden von Gabriele Ludwig zum Geheimtipp der Inselprominenz. Dort verkauft die ehemalige Marketing-Managerin von Escada und Jil Sander jetzt in der 13. Saison ihre exklusiven, mit seidenweichem Hightech-Material gefütterten Cashmere-Pullover und -Jacken, die vor Wind und Wetter schützen. Wer sich nach einem ausgiebigen Spaziergang aufwärmen möchte, kann im Keitumer Heimatmuseum so manche unterhaltsame Stunde verbringen, wenn die Dämmerung bereits am Frühnachmittag über Dünen und Deiche hereinbricht.

So wie Pius geht es allen, die die populäre Urlaubs­ insel gerne gegen den Strich gebürstet geniessen. Wenn dicke Windjacken angesagter sind als der Designbikini und das Glühweinglas besser in der Hand liegt als der Champagnerkelch. Wenn ab Ende September weit und breit kein Strandkorb mehr am kilometerlangen, leeren Strand zu sehen ist. Wenn Dünengras und Heidekräuter morgens vom Reif wie mit Puderzucker überzogen sind. Wenn nur noch Möwengeschrei das Meeresrauschen übertönt an der menschenleeren Strandpromenade von Westerland und der Hafen von ­­List mit dem Erlebniszentrum kein Rummelplatz, sondern eine Oase der Ruhe ist. Wenn die reet­ gedeckten Kapitänshäuser von Keitum, das als Hauptort der Insel im 18. Jahrhundert nur mit dem Eisboot zu erreichen war, sich bei Sturmstärke zehn noch tiefer in ihre Mulden ducken und das Heulen des Windes Musik in den Ohren der Be­ sucher in der Strandsauna La Grande Plage am

Pius Regli, Promi-Wirt «Manne Pahl».

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Seit 1907 in Betrieb: Leuchtturm Hörnum.

© Pius Regli

wie ausgestorben, die Geschäfte mit Brettern vernagelt, da bin ich erst mal in die nächste Kneipe und habe mir einen angetrunken.» Dennoch ist er geblieben, heute ist Pius Gastgeber im legendären «Manne Pahl»-Restaurant und seit 23 Jahren in der «Pius Weinwirtschaft» in Keitum, einer Insel­in­sti­ tu­tion in der Gastronomieszene von Sylt. Und Prominente von Jogi Löw bis Boris Becker schätzen sein Frühstück im Wintergarten ebenso wie sein Wiener Schnitzel oder den unnachahmlich leckeren Pflaumenkuchen.


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SHOPPEN HIGHLANDER SHOP Feinstes Cashmere mit exklusivem Innenleben. www.highlander-sylt.de SYLT STRANDKÖRBE Inhaber Willy Trautmann beliefert sogar Harrods in London, baut auf Wunsch auch Heizung oder Hundekörbe ein. www.sylt-strandkoerbe.de SYLTER SCHOKOLADEN MANUFAKTUR Süsse Souvenirs, exquisite, handge­schöpfte Schokolade, originelle Ver­packung. Befindet sich gleich neben dem dazugehörigen Café Wien. www.cafe-wien-sylt.de TEEKONTOR KEITUM Viel Sachkenntnis, auch Teeseminare, schickes Café. www.teekontorkeitum.com FEINKOST MEYER Supermarkt der Superklasse, Geheimtipp für Gourmets. www.feinkostmeyer.de

© Holger Widera

KUNSTRAUM SYLT QUELLE Kunstzentrum der besonderen Art, Aus­ stellungen, Künstlertreff und Galerie, Rantum. www.krsq.de

EREIGNISSE OKTOBER Strandkorbversteigerung in List NOVEMBER Eröffnung Archsumer Weihnachtsstübchen. Den Auftakt macht der Weihnachtsmarkt gefolgt von Morsum, Keitum und Kampen DEZEMBER 2. Weihnachtsfeiertag: Wester­länder Weihnachtsbaden

Herrlich! Mit dem Fahrrad oder zu Fuss durch die Dünen.

SILVESTER Silvester auf der Kliffmeile in Wenningstedt, Open-Air-SilvesterParty auf der Westerländer Strandpromenade 1. JANUAR Traditionelles Neujahrsbaden in Wenningstedt

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Das «Beachhouse» punktet mit einer Kombination aus leckerem Food und stimmungsvollem Ambiente. Das weiss auch Stammgast Wolfgang Joop zu schätzen.

ESSEN, TRINKEN, AUSGEHEN MANNE PAHL Wintergarten fürs Frühstück zum Sehen und Gesehenwerden, das Restaurant eine Mischung aus Berg­ hüttencharme und Landhausstil, dazu die Klassiker wie Wiener Schnitzel und Pflaumenkuchen. www.manne-pahl.de PIUS WEINWIRTSCHAFT Gemütlicher kann man an kalten Winterabenden kaum versacken. Viel Holz, stimmungsvolles Kerzenlicht, kleine Snacks, beste Weine, 2 begehbare Weinkeller und ein guter Gastgeber. www.pius-weine.de BEACHHOUSE Hier speist man in legerer Atmosphäre mit fantasti­ schem Blick auf die Nordsee im Wohnzimmer von Wolfgang Joop, der extra für seinen Freund und Besitzer Jan Scharfe Galeriebilder gemalt hat. www.beachhouse-sylt.de RESTAURANT BUDERSAND Jens Rittmeyer liebt die nordische Küche, inspiriert von zahlreichen Reisen durch Skandinavien. Längst bevor der Veganismus hierzulande en vogue war, hat sich der Sternekoch mit seinem Faible für Gemüse an die Spitze gekocht. «Meine heimliche Leidenschaft», nennt er seine ausgefallenen Gemüse-Kreationen. Ein Dinner bei ihm ist ein Muss für Sylt-Urlauber. www.budersand.de

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© Jan Scharfe

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SYLT KOMPAKT LANDHAUS STRICKER Gastgeber und Sternekoch Holger Bodendorf setzt im jüngsten 5-SterneSuperior-Hotel der Insel auf lockere und dennoch luxuriöse Atmosphäre, mediterranes Flair und exzellenten Service. Die Gäste der 39 Zimmer und Suiten geniessen aussergewöhnlich gute Küche in drei Restaurants und können im 700-m²-Private Spa ent­ spannen. Spezieller Tipp: Super Frühstück inkl.  Nordsee­krabben, Gänseleber & Co. gibt’s bis 14 Uhr. www.landhaus-stricker.de

© Benen-Diken-Hof

VILLAGE KAMPEN Das Hotel Village ist ein kleines, privat geführtes Luxus-Hotel. Das Düsseldorfer Architekten- und Inneneinrichtungs­ ehepaar Stütz schafft für seine Gäste eine kreative Wohlfühl-Oase der Ruhe und Entspannung, die seines­ gleichen auf der Insel sucht. www.village-kampen.de

Dann müssen auch die Golfer die Grüns wesentlich früher räumen als im Sommer, allerdings können sie auf den vier Plätzen der Insel ganzjährig spielen. Der 18-Loch-Kurs des Golfclubs Budersand Sylt in Hörnum im Inselsüden ist einer der schönsten deutschen «Linkskurse». Mit langen Fairways, Roughs in den Dünen und tiefen Topfbunkern ist er mit Sicherheit der schwierigste Platz der Insel, der dazu noch grandiose Ausblicke auf Wattenmeer und Nordsee bietet. Wella-Erbin Claudia Ebert investierte hier rund 60 Millionen. Das dazugehörige Hotel mit 79 Zimmern und Suiten und einem 1000-m²-Spa direkt über dem Meer ist eine Oase der Ruhe. Im Restaurant Strönholt, dem neuesten Gourmet-Treff am Golfplatz, stehen regionale Spezialitäten im Mittelpunkt. Ob Car­ paccio von zotteligen kleinwüchsigen Calloway-­ Rindern, Salzwiesenlamm, Ziegenkäse oder Sylter Austern – die Insel hat kulinarisch viel zu bieten. Ein weiteres Highlight auf der Insel ist das Re­ staurant Bodendorf’s im wohl unkonventionellsten 5-Sterne-Luxushotel Landhaus Stricker. Sterne-

koch Holger Bodendorf versteht sich nicht nur auf die feine gehobene Küche mit französischem ­Akzent, er bereitet auch Saisonales wie Grünkohl mit Finesse zu. Bei dem traditionellen Biikebrennen auf Deutschlands nördlichster Insel gehört das gesunde Wintergemüse einfach dazu. An diesem Tag gibt es keine Trennung von Gourmet und Vital-­ Kräuterküche: Grünkohl ist für alle da. Und so manchem Inselgast und Insulaner wird beim Blick in die Flammen wehmütig bewusst, dass die schönste Zeit des Jahres jetzt bald zu Ende geht. Denn der Winter – das ist die Zeit, in der nicht nur Schriftsteller und Dichter wie Theodor Storm, Hermann Hesse, Carl Zuckmayer oder Thomas Mann ihre stimmungsvollsten literarischen Hymnen auf die Insel gesungen und Maler wie Lovis Corinth und Emil Nolde eindrucksvolle Bilder geschaffen haben. Es ist auch die Zeit, in der «Sylt am authentischsten ist», wie Jogi Löw, selbst ein bekennender Sylt-Liebhaber, meint. Regelmässig macht er Kurztrips auf die Insel. Dieses Mal taucht er in der Nähe des «Beachhouse» in Westerland auf. Schnell wurde das Idol der deutschen Nation von Menschenmassen umringt. Mit geradezu erstaunlichem Gleichmut bediente er Jung und Alt mit Autogrammen und war sich auch für kein Selfie zu schade. Sicher wäre ihm weniger Aufmerksamkeit lieber gewesen, aber so ist unser Jogi eben, ein Mensch zum Anfassen, der bei allem Erfolg eine unglaubliche Sympathie und Bescheidenheit ausstrahlt. Er ist ein Star, der deutsche Fussballgeschichte geschrieben hat. Ein Mann der leisen Töne, der kein grosses Aufheben um seine Person macht und trotzdem durch seine elegante Erscheinung und sein modisches Understatement unverkennbar ist. «Sylt ist für mich Freiheit, Leben, Luft, Meer – einfach schön! Wenn ich ans Wasser gehe und meinen Gedanken freien Lauf lasse, ist das für mich wie eine Meditation und es gibt mir Kraft für die neuen Aufgaben, die mir auch zukünftig als Nationaltrainer gestellt werden. Sylt ist eben nicht nur für die Reichen und Schönen, sondern auch Menschen wie Du und ich. Auf Sylt zu sein, bedeutet für mich immer ein bisschen Heimkommen.» Vielleicht besteht der echte Mythos der Insel darin, dass hier jeder sein kann, wie er möchte, und findet, was er sucht.

Lecker speisen im traditionellen Romantik Hotel in Keitum, das zu Recht als die «Insel auf der Insel» bekannt wurde.

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WUSSTEN SIE SCHON …?

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Der russische Baikalsee, eine der Hauptattraktionen für Reisende mit der Transsibirischen Eisenbahn, ist der tiefste, älteste und vom Volumen her grösste See der Welt. Er bildet das grösste Reservoir flüssigen Süsswassers der Erde. Man bezeichnet ihn auch als das «Heilige Meer». Der See hat eine eigene Flora und Fauna entwickelt: Von den mehr als 2000 bekannten Arten sind 1500 endemisch, das heisst, sie kommen nur in diesem Gebiet vor. Andere bemerkenswerte Seen sind: der Obere See in den USA als flächenmässig grösster, das Tote Meer im Nahen Osten als tiefstgelegener, der Tanganjisee in Afrika als längster und der Kratersee des Ojos del Salado in Süd­amerika als höchstgelegener.

2 I Der Adirondack State Park – New York Das grösste Schutzgebiet der kontinentalen USA liegt erstaunlicher­ weise nicht im Wilden Westen, sondern im Staat New York: Der 24’000 Quadratkilo­meter grosse, nach seinen sehr alten Bergen benannte Adirondack State Park ist von Urwald bedeckt und umfasst Tausende Seen und Teiche. Er ist grösser als die Yellowstone-, Everglades-, Grand-­Canyon- und Glacier-Nationalparks zusammen und umfasst eine Fläche, die in etwa der des Bundesstaates Vermont entspricht. Ein System aus ungefähr 3200 Kilometer Wanderwegen durchzieht weite Teile des Parks. Das ganze Jahr kommen Feriengäste, die die Rauheit der Landschaft und die teils historischen Lodges zu schätzen wissen.

3 I Comarca Kuna Yala – Panama

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Das Kuna-Volk von den San-Blas-Inseln vor der karibischen Küste ­Panamas gilt als eine der intaktesten indigenen Gesellschaften des amerikanischen Kontinents. Bei den Kuna ist der Erhalt der eigenen Kultur von grosser Bedeutung. Sie richten sich gegen eine Einverleibung in die Gesellschaft und betonen die Verschiedenheit der Kulturen. Dazu gehören das Recht auf Selbstverwaltung und der Anspruch auf ein eigenes Territorium. Einen besonderen Bezug haben die Kuna zu ihrem Land. Es kann nicht gekauft, verkauft oder verpachtet werden. Die Kuna sehen es als das Erbe ihres Volkes und der Erwerb, die Ausbeutung und Nutzung muss mit diesem Status vereinbar sein. Die Kuna-Frauen sind berühmt für ihre kunstvolle Tracht, zu der Blusen gehören, die mit «molas» verziert werden. Die bunten, geometrischen Stoffmuster sollen an traditionelle Tätowierungen erinnern, welche unter den frühen europäischen Missionaren verboten waren. Etwa 1500 Kunas leben in den Bergen der Bayano-Region am Fluss Chepo. Die meisten leben jedoch entlang des etwa 200 Kilometer langen Küstenstreifens, der sich von der nahe der kolumbianischen Grenze gelegenen Siedlung Armila bis zum westlichen Mandinga erstreckt. Die Zahl der hier lebenden Kunas beträgt etwa 30’000.


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DIE GESCHICHTE DES HOTELS

ADLON KEMPINSKI Zwei Jahre Zeit und 20 Millionen Goldmark investierte Lorenz Adlon, Namensgeber und ursprünglicher Eigentümer, in die Erbauung des Hotels, das am 23. Oktober 1907 erstmals eröffnete.

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as Hotel Adlon verdankt seinen Namen dem ursprünglichen Eigentümer Lorenz Adlon, gebürtiger Mainzer, der sich bereits zuvor als Gastronom in Berlin einen Namen gemacht hatte.

Ein Visionär der Hotellerie Lorenz Adlons Vision war es, ein Hotel der Superlative zu schaffen, das Standards für die Zukunft der Hotelindustrie setzen sollte. Gäste aus aller Welt waren begeistert von der komfortablen Ausstattung des Hauses: Das «Adlon» bot warmes fliessendes Wasser, elektrischen Strom sowie ein Kühlungssystem, das mit einem Brunnen verbunden war. Es gab sogar ein Antriebsaggregat, das Glühlampen, die speziell für das Hotel gefertigt wurden, mit Strom versorgte. Nur kurz nach der Eröffnung wurde Adlons Vision Wirklichkeit; sein Hotel galt schnell als «eines der schönsten Hotels der Welt». Seine Architektur, seine künstlerische Gestaltung und die technische Perfektion wurden weltweit gelobt.

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Yvonne Beck

Besuch von Kaiser Wilhelm Der erste Besucher des historischen «Adlon» und sein treuester Gast war Kaiser Wilhelm II. Er verlangte, dass niemand vor ihm einen Fuss in das Hotel setzte, und betrachtete es als einen seiner Paläste. Er zahlte eine jährliche Summe von umgerechnet 75’000 Euro, um bei Bedarf Zimmer für seine persönlichen Gäste zur Verfügung zu haben. Überstieg seine Rechnung diesen Betrag, so glich er dies aus, war die Summe nicht genutzt worden, behielt das Hotel den gesamten Gewinn ein. Alles am «Adlon» faszinierte den Kaiser und es gab kaum etwas, auf das er in seinem Palast verzichten wollte. Er war besonders begeistert von der Marmorausstattung, und wies man ihn darauf hin, dass der Marmor in seinem Palast ebenso schön sei, so antwortete er: «Meiner glänzt nicht ebenso und ist auch nicht so schön poliert.» Gleiches galt für die technische Ausstattung; er spielte oft mit den Lichtschaltern oder drehte den Wasserhahn auf, nur um zu sehen, ob alles noch funktionierte. Das erste private Dinner wurde vom Kronprinzen für seine Brüder veranstaltet, die Rechnung


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«Wer das Adlon nicht kennt, kennt Deutschland nicht.» – Maharadscha von Patiala, Gast im historischen Hotel Adlon –

SIGNATURE DISH betrug umgerechnet 75 Euro. Das Hotel war schnell einer der beliebtesten Treffpunkte in Berlin für Adelige, Diplomaten, Politiker, Schauspieler, Künstler und internationale Würdenträger. Botschaften verlegten ihre Büroräume in das Hotel; Ministerien zogen den Kaisersaal ihren eigenen Festsälen vor. Adelsfamilien verkauften sogar ihre Winterpalais in Berlin, um stattdessen im «Adlon» zu wohnen. Auch Geschäftsleute waren häufig zu Gast, jedoch vorzugsweise ohne ihre Frauen. Sie wollten vermeiden, ihr Haus in einem ähnlich opulenten Stil umgestalten zu müssen.

Prominente geben sich die Klinke in die Hand Alleinreisenden Frauen war der Aufenthalt nur gestattet, wenn sie der Geschäftsführung oder dem Eigentümer gut bekannt waren oder wenn sie formell angekündigt wurden: Sie wurden von ihren Familien oder von etablierten Unternehmungen vorgestellt. Zu den berühmten Gästen zählte Greta Garbo, die ihre bekannten Worte «Ich möchte

Der Auftrag: die Entwicklung eines kulinarischen Markenzeichens. Die Zutaten: ein Geheimnis. Das Ergebnis: die Adlon-Currywurst. Mit Kempinski begeben sich die Gäste auf eine köstliche Reise rund um den Globus – beim Stopp im Berliner Hotel Adlon Kempinski erwartet sie eine Neuinterpretation des lokalen Klassikers. Die Historie der Currywurst reicht zurück bis ins Jahr 1949. An ihrem Imbissstand in Berlin-Charlottenburg bereitete Herta Heuwer die erste Currywurst zu – mit einer Sauce aus Tomatenmark, Currypulver, Worcestershiresauce und weiteren Zutaten. Innerhalb kürzester Zeit erfreute sich der Imbiss grösster Beliebtheit, die bis heute nicht abreisst. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland schätzungsweise 850 Millionen Currywürste verspeist – und allein 6136 Stück davon im Hotel Adlon Kempinski. Die Adlon-Currywurst gibt es schliesslich nur am Pariser Platz, denn die genaue Rezeptur der Sauce ist ein wohlgehütetes Geheimnis.

­alleine sein» während der Dreharbeiten zum Film «Grand Hotel» im «Adlon» flüsterte. Albert Einstein winkte oft den Passanten zu, während er die Aussicht aus seiner Ecksuite genoss, aus der man den Pariser Platz und das Brandenburger Tor überblicken konnte. Charlie Chaplin wohnte immer in der Suite 101–114. Bei einem seiner Besuche im Rahmen der Premiere von «Lights in the Big City» fielen seine Hosen herunter, als Bewunderer und Fans ihm die Knöpfe von den Hosenträgern rissen. Weitere berühmte Gäste waren der Tenor Enrico Caruso, Teddy und Franklin D. Roosevelt, die Ballerina Otéro und Thomas Mann, der im «Adlon» auf dem Weg nach Stockholm Zwischenhalt machte, um dort den Nobelpreis für Literatur entgegenzunehmen.

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Im hoteleigenen Speisesaal hat schon so manch ein berühmter Gast diniert. Das Hotel Adlon liegt in unmittelbarer Nähe zum berühmten Brandenburger Tor.

Personal verpflichtet

Auferstanden aus Ruinen

Die aussergewöhnliche Atmosphäre des Hotels war auch zu grossen Teilen dem hochkarätigen Personal zu verdanken, das Lorenz Adlon beschäftigte. Ein besonders ungewöhnlicher Fall war der eines Concierges; statt ein Gehalt ausgezahlt zu bekommen, zahlte er eine monatliche Gebühr von umgerechnet 1500 Euro, um im «Adlon» arbeiten zu können. Anstelle eines Auskommens erhielt er Gebühren für die Buchung von Flug- und Zug­ tickets, für die Organisation von Blumenlieferungen und Wäscheservice. Der Concierge war ausserdem Besitzer der privaten Limousinen und verdiente letztendlich das Zehnfache der Gebühr, die er selbst zahlte.

Während des Zweiten Weltkrieges blieb das Hotel Adlon geöffnet und nahezu unbeschadet, trotz aller Knappheiten und Probleme wurden die gleichen Standards eingehalten wie zuvor. Nur kurz nach Ende des Krieges brannte das Hotel nieder. Die Fundus-Gruppe erwarb das Gelände des historischen «Adlon» unmittelbar nach der deutschen Wiedervereinigung.

Ab und an gab es jedoch auch schwarze Schafe in der Belegschaft, so beispielsweise ein Jahr vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Die einzige Tochter Wilhelms II. sollte in Berlin den Herzog von Braunschweig und Lüneburg heiraten. Sämtliche Gäste wollten im «Adlon» wohnen, auch der britische König, der jedoch – so die Überlieferung – auf den Palast des Königs ausweichen musste. Während der Vorbereitungen deckte Lorenz Adlon einen geplanten Anschlag auf den russischen Zaren auf. Die Ermittlungen ergaben, dass einer der Mitarbeiter bei den Vorbereitungen geholfen hatte, um seine Schulden begleichen zu können. Als er mit diesem Vorwurf konfrontiert wurde, beging er Selbstmord. Das jedoch sehr diskret, um ein negatives Bild in der Öffentlichkeit über das Hotel zu vermeiden.

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Auf Wunsch der Familie Adlon, die die Namensrechte nur für ein Hotel erteilen wollte, das am gleichen Ort wieder errichtet wurde, eröffnete das neue Hotel Adlon am 23. August 1997. Die Kosten betrugen 245 Millionen Euro. Das ­Hotel Adlon Kempinski spiegelt den klassischen Stil seines historischen Vorbilds wider und setzt damit Standards in der Fünf-Sterne-Hotellerie, die es anderen europäischen Hotels schwer machen, mitzuhalten. Heute ist es wieder Treffpunkt für Staatsoberhäupter, Politiker, Stars und Sternchen, Intellektuelle, Künstler, Designer und Unternehmer. Das heutige Gebäude wurde dem historischen Hotel Adlon nachempfunden und fügt sich perfekt in das Bild des Boulevards «Unter den Linden» ein.

BERÜHMTE GÄSTE UND ANEKDOTEN Enrico Caruso wurde genau an dem Tage seines Gala-Auftrittes krank. Die Versorgung im «Adlon» war allerdings so gut, dass der grosse Tenor am nächsten Tag einen brillanten Auftritt absolvierte. Julius Brammer schrieb den Text für den berühmten Tango «Schöner Gigolo, armer Gigolo», während er Gast im Hotel Adlon war. Der Maharadscha von Patiala kaufte den Lagerbestand an «Adlon»-Lampen leer. August Escoffier war für eine Weile Küchenchef im Hotel Adlon. Andere berühmte Gäste des Hotels Adlon waren Mary Pickford, John D. Rockefeller, der Zar von Russland, Edgar Wallace und Harold Lloyd.



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MASTER OF PHOTOGRAPHY» DER «

PATRICK

LOERTSCHER Ob geschwungene Sanddünen in Wüsten, schneebedeckte Berge im Morgengrauen oder wunderschöne Sandstrände. Patrick Loertscher brachte in seiner Karriere schon einige wunderbare und eindrückliche Landschaften vor seine Linse.

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er einzige «Master of Photography» der Schweiz zählt zu den bedeutendsten Landschaftsfotografen un­serer Zeit. Patrick Loertscher aus dem Appenzellerland reist an die schönsten Orte der Welt und hält die einmaligen Momente auf wunderbaren Fotografien fest. Er sprach mit PRESTIGE über seine Abenteuer auf dem ganzen Globus und über sein Schaffen der letzten Jahre. PRESTIGE: Sie haben während 25 Jahren die schönsten Plätze auf der ganzen Welt bereist und leben immer noch in der Schweiz. Ist Ihnen die Schweiz nie zu eng geworden?

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Boris Jaeggi I

Patrick Loertscher

PATRICK LOERTSCHER: auf keinen Fall. Meine Heimat bie­ tet Schönheit auf kleinstem Raum, enorme Kontraste und eine sehr hohe Lebensqualität. Zudem ist mein idyllischer Wohnort im Appenzellerland für mich ein ideales Rück­ zugsgebiet nach langen Reisen und intensiven Projekten. Wie lange und wie oft sind Sie denn pro Jahr eigentlich unterwegs? Das hat sich im Laufe der Jahre stark verändert. Waren es vor rund zehn Jahren noch gute acht Monate pro Jahr, ver­ teilt auf verschiedene Kontinente, so unternehme ich heut­ zutage in der Regel zwei bis drei Fernreisen von je einem Monat und zahlreiche kleinere Produktionen im eigenen Land. Meine Tätigkeit als erfolgreicher Verleger und Galerist setzt mittlerweile auch eine hohe Präsenzzeit gegenüber meinen Kunden voraus.


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GALERIE Ein Besuch der Galerie ist nur auf telefonische Voranmeldung möglich. Telefon +41 (0)71 89115 57 www.patrickloertscher.com

Einige seiner fotografischen Schätze präsentiert Patrick Loertscher in seiner Galerie über dem Bodensee im appenzellischen Heiden.

In Ihrem kürzlich erschienenen Jubiläumsbuch «Reise mit dem Licht» schreiben Sie, dass Sie in all den Jahren mehr als zwei Millionen Kilometer mit eigenen Fahrzeugen gefahren sind, dazu kommen tausende Fusswanderungen und unzählige Flüge. Ist Landschaftsfotograf insgesamt ein gefährlicher Job? Abgesehen davon, dass es wohl einer der schönsten Jobs überhaupt ist, ist mir auf meinen Reisen glücklicherweise noch nie etwas Ernsthaftes passiert. Selbst sechs­ monatige Wüstentouren verliefen ohne nennenswerte Zwischenfälle. Meine gefähr­ lichsten Sekunden überhaupt erlebte ich jedoch vor zwei Jahren 20 Kilometer von meinem Wohnort entfernt, als mir auf der Autobahn ein Lastwagen mit 100 km / h ent­gegen­ raste, gerade die Mittelplanke durchbrochen hatte und mich nur um Haaresbreite ­verfehlte. Sie wurden im vergangenen Jahr von der FEP (Federation of European Professional Photographers) als bisher einziger Schweizer mit dem prestigeträchtigen Titel «Master of Photography» ausgezeichnet. Was bedeutet Ihnen dieser Titel? Diese Auszeichnung ist eine grosse Anerkennung meiner langjährigen Arbeit. Natürlich bin ich auch stolz darauf, haben doch von den über 50’000 europäischen Berufsfotografen in 28 Ländern nur gerade 51 diesen Status erlangt. Die Auszeichnung ist aber auch eine zu­ sätzliche Motivation, weiterhin einzigartige Bilder zu machen, die möglichst viele Menschen in ihren Bann ziehen werden. Was macht aus Ihrer Sicht ein gutes Bild aus? Alles dreht sich im Grunde genommen um den richtigen Moment am richtigen Ort. Bei einer guten Fotografie muss der Betrachter den magischen Augenblick sofort spüren und sich dadurch tief in seinem Innersten berühren lassen. Welche Tugenden sollte man mitbringen, um als Landschaftsfotograf erfolgreich zu sein? Ohne Leidenschaft und Liebe zur Fotografie und zur Natur geht gar nichts. Nur wer immer wieder über seine eigenen Grenzen hinausgeht und alles daran setzt, spektakuläre Blick­

winkel für noch bessere Bilder zu finden, kann Menschen stets von Neuem begeistern. Zudem sollte man in der pro­ fessionellen Landschaftsfotografie Geduld wie ein Fischer und Fitness wie ein Gebirgsgrenadier mitbringen. Seit 20 Jahren vertreiben Sie im eigenen Verlag grossformatige Fotokunstkalender. Was hat Sie dazu bewogen, im appenzellischen Heiden Ihre eigene Galerie zu eröffnen? Auf meinen Reisen durch Australien und die USA traf ich immer wieder auf Galerien von ansässigen Fotografen. Dies hat mich vor rund zehn Jahren dazu inspiriert, meine eigene Galerie in der Schweiz zu etablieren. Bei den aus­ gewählten Fotografien für die Gallery-Collection setze ich bewusst fast ausnahmslos analoge Mittelformat- und Pano­ ramakameras ein. Die limitierten Abzüge werden im Labor von Meisterhand auf hochwertiges Silberhalogenidmaterial belichtet und anschliessend mit Auflagennummer und Signatur versehen. Diese bis zu mehreren Metern grossen Sammlerstücke eröffnen dem Betrachter eine völlig neue fotografische Dimension. Sie haben in Ihrer Karriere bisher schon viel erreicht. Was sind Ihre Wünsche und Träume für die Zukunft? Letztendlich ist es mir ein grosses Anliegen, dem Betrachter durch meine Bilder die Schönheit unseres Planeten näher­ zubringen und ihn auch dazu zu ermuntern, Natur und Um­ welt nachhaltig zu schützen. Es ist mein sehnlichster Wunsch, dass viele meiner Fotografien genau diese Bot­ schaft in sich tragen.

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RAINFOREST MAGIC Bedeutender Kraftort und spirituelle Stätte der Aborigines: die Mossman Gorge im Daintree Nationalpark Australien. In dieser botanischen Schatzkammer im Norden Queenslands befindet sich einer der ältesten Regenwälder unseres Planeten.

INFINITY Abstrakte Sandsteinformationen im Antelope Canyon, Arizona, USA.

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WOLWEDANS SYMPHONY Zauberhaftes Morgenlicht bei Wolwedans, Namib-Rand-Naturreservat, Namibia.

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DESERT WINDS Sanddüne in der Simpson Desert, Zentralaustralien.

MISTY MORNING Königseukalypten und Baumfarne im Yarra-Ranges-Nationalpark, Victoria, Australien.

SUNRISE SERENADE Sonnenaufgang am Mesa Arch, Canyonlands-Nationalpark, Utah, USA.

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OUT OF SPACE Abgestorbene Akazien am Dead Vlei, Namib-Naukluft-Nationalpark, Namibia.

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ATMOSPHERE KANIFUSHI

DIE

Das Wasser schillert in einem fast schon ungewöhnlichen Türkisgrün und an der Ober­ fläche mischt sich perlmuttfarbiges Rosa hinzu. Umrahmt von diesem faszinierenden Farbenspiel liegt ein Luxus-All-inclusive-Resort, das von Thomas Cook zur Top-1-Destination im Indischen Ozean gewählt wurde.

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Helena Ugrenovic I

Atmosphere Kanifushi Maldives

estlich von Sri Lanka, zwischen dem Arabischen Meer und dem Lakkadivensee, ist ein Inselstaat aus mehreren Atollen und 1196 Inseln im Indischen Ozean verstreut, von denen 220 von Einheimischen bewohnt und 87 weitere als Urlaubsparadies genutzt werden. Überfliegt man diese auf dem Weg von der Hauptinsel Malé bis zu «seiner» Insel, wird die Pracht der Malediven erst richtig sichtbar. Die winzigen Inselchen sehen wie im Wasser schwimmende Spiegeleier aus, deren Siedlungen von Wasservillen manchmal grossflächiger sind als die Insel selbst.

Ich bin dann mal weg! Schon die Anreise selbst ist ein Highlight. Bereits mit der Ankunft am Flughafen von Malé beginnt das erstklassige und hochwertige All-inclusive-Angebot in der hoteleigenen VIP-Lounge, wo sich Gäste erfrischen können, bevor sie die Weiterreise zur Insel im Wasserflugzeug fortsetzen. Die «Kunst der Balance» zwischen lokaler Atmosphäre und luxuriösem Ambiente steht im Mittelpunkt der Philosophie des im Dezember 2013 eröffneten «Atmosphere Kanifushi Maldives», wo der General Manager jeden Gast persönlich bei seiner Ankunft auf der Trauminsel begrüsst. Der Holzsteg von der Anlegestelle des Wassertaxis führt direkt ins Paradies, das sich auf circa zwei Kilometer Länge und 90 Meter Breite erstreckt und wo dichtes Grün wie ein Zeltdach die Sand­ strassen bedeckt, über die sich Gäste auf Fahrrädern fortbewegen.

Luxus zwischen Palmen Die 150 geräumigen Luxusvillen liegen alle an der Lagunenseite der Insel mit Blick auf den Sonnenuntergang. Die Gäste des Resorts Atmosphere Kanifushi Maldives können zwischen den vier Villen-Kategorien «Sunset Beach Villas»,

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Mit wundervollem Ausblick: die Sunset Junior Suite Villa.

«Sunset Family Villas», «Sunset Junior Suites» und «Sunset Pool Villas» sowie 100 bis 200 Quadratmeter stylishem Wohnambiente wählen. Die zeitgenössisch eingerichteten Villen, die von Kokos­ palmen und tropischer Vegetation umgeben sind, gewähren genug Privatsphäre und auch ein bisschen Robinson-Crusoe-Feeling. Jede Villa hat einen direkten Zugang zum feinpulvrigen, weissen Sandstrand und dem türkisfarbenen Meer.

Kulinarisch exquisit Das All-inclusive-Resort bietet nebst kulinarischen Genüssen im Hauptrestaurant mit beeindruckenden Buffets oder dem chinesisch-indischen Spezialitäten-Restaurant einen unbegrenzten Ausschank an alkoholischen und nichtalkoholischen Getränken aus der ganzen Welt, was in dieser Form auf den Malediven einzigartig ist. Wem die Auswahl à la carte schwerfällt, kann sich an den Life-Cooking-­ Stationen beraten und inspirieren lassen.


BERUHIGEND VERTRAUT. ERFRISCHEND ANDERS.

JUMEIRAH AL NASEEM, DAS NEUE LUXUSHOTEL IM MADINAT JUMEIRAH – ERÖFFNUNG IM DEZEMBER 2016. An einem herrlichen, nahezu endlosen Privatstrand gelegen, steht das Jumeirah Al Naseem für eine erfrischend neue Hotelwelt im Arabischen Resort Dubais. Speisen Sie in einem der 9 neuen Restaurants und Bars oder dem exklusiven Beach Club Besuchen Sie Wasserschildkröten auf unserem Entdeckungspfad oder im Schildkröten-Rehabilitationszentrum Entspannen Sie in einem der 5 Pools, unter anderem ein Pool nur für Erwachsene Reservierungen sind möglich ab sofort für einen Aufenthalt ab 1. Dezember 2016 Reservierungen unter 0800 182 8000 und unserer Webseite Jumeirah.com/alnaseem

@madinatjumeirah | #MyMadinat



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«Ich habe irgendwann angefangen, mich von Dingen zu trennen, die ich nicht brauche – mein Leben neu sortiert. Und das hat mir unheimlich gut getan. Mein ganzes Leben passt in zwei Kleiderschränke. Das ist extrem befreiend für mich. Mein Luxus sind reisen und fotografieren.» – Markus Lanz –

Die beschimpft mich immer, weil sie sich sorgt wie alle Mütter. Aber die Fotos, die ich mache, schaut sie sich ­natürlich gerne an. Natürlich ist sie traurig, wenn ich länger nicht bei ihr sein kann. Und natürlich fragt Mama: ‹Muss das denn sein, Junge?› Machen Sie sich denn umgekehrt auch Sorgen um Ihre Mutter, schliesslich sind Sie ja auch im Alltag weit von ihr entfernt? Gott sei Dank ist meine Mutter fit und gesund. Ausserdem ist sie eine richtige Spasskanone. Wenn die in Fahrt kommt, schmeisst Du Dich weg. Sie kann gute Laune pur erzeugen. Nicht umsonst sind auch meine Kinder so gerne bei Oma. Viele Promis sagen ja vollmundig: ‹Ich gebe meine Mutter nie ins Heim.› Wie stehen Sie dazu? Das ist natürlich leicht gesagt, wenn keiner nachprüft, wie es denn wirklich ist. Natürlich möchte ich nie, dass meine Mutter in ein Altenheim muss. Aber die jetzige Situation ist doch so: Ich lebe in Hamburg, sie in Südtirol. Wenn meine Mutter Hilfe benötigt, müssen also meine Geschwister ran. Und was die Zukunft betrifft, da weiss keiner, wie intensiv jemand gepflegt werden muss und ob das zu Hause geht. Da sollte man dann auch mal realistisch sein. Wo ist denn Ihr Lebensmittelpunkt: Hamburg oder Südtirol? Hamburg ist mein Arbeitsplatz und zugleich meine Lieblingsstadt. In Köln bin ich oft wegen Laurin, meinem Sohn. In Südtirol liegen meine Wurzeln, es gibt kaum einen schöneren Flecken Erde. Ich bin ja ein extremer Naturtyp. Wenn ich stundenlang am Computer sitze, werde ich ganz kribbelig und muss dann irgendwann raus in die Natur.

Machen Ihnen die schwierigen sanitären Verhältnisse denn nicht zu schaffen? Nein. Lästig ist, dass man mehrere Wochen nicht ­duschen kann, wenn man mit dem Zelt unterwegs ist. Es gibt nur kaltes Wasser fürs Gesicht aus eisigen Bächen. Wenn ich aus der Arktis zurückkomme, sehe ich aus wie ein Yeti – braungebrannt und total zugewachsen. Ausserdem verliere ich meistens vier bis fünf Kilo Gewicht. Sind denn Ihre eisigen Alleingänge schädlich für die Beziehung und Ihre Kinder? Angela ist da glücklicherweise sehr tolerant. Und ausser­ dem bin ich nur einmal im Jahr in der Arktis. Viel häufiger bin ich wegen meiner Arbeit unterwegs. Das ist manchmal schon schwieriger. Wie geht eigentlich Ihre 82-jährige Mutter Anna mit der Abenteuerlust des Sohnes um?

Was bedeutet Ihnen Luxus? Gar nichts. Ich fahre ein uraltes Cabrio (BMW Z3, Anm. d. Red.), in das es reinregnet. Das braucht jetzt mal ein neues Dach. Aber ich will kein anderes, neues oder zweites Auto. Ich habe irgendwann angefangen, mich von Dingen zu trennen, die ich nicht brauche – mein Leben neu sortiert. Und das hat mir unheimlich gut getan. Mein ganzes Leben passt in zwei Kleiderschränke. Das ist extrem befreiend für mich. Mein Luxus sind reisen und fo­ tografieren. Haben Sie schon ein neues Fotoprojekt nach dem Buch über Grönland? Na ja, ich habe ganz viele ungewöhnliche Portraits von meinen Gästen im Fernsehen ge­ macht. Immer nach der Sendung habe ich die Gäste aus Hobby und zur Erinnerung foto­ grafiert. Dabei sind teilweise tolle Bilder entstanden. Mal sehen, was daraus wird. Sie wirken oft so fröhlich und ausgeglichen. Sind Sie wirklich so ein positiver Mensch? Ich habe ja auch ein wunderschönes Leben und bin dafür sehr dankbar. Ich arbeite zwar sehr viel, kann aber fast immer selbst bestimmen, was ich mache. Das ist eine ungeheure Freiheit, auf die ich lange hingearbeitet habe. Wie halten Sie sich fit? In der Woche einfach, indem ich täglich morgens früh oder abends laufe.

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Zum Wesen des kostbarsten Guts der Menschheit gehört steter Wandel. Für die Objekte, welche es am Handgelenk messen, gilt das natürlich auch. Weil aufgehört hat, gut zu sein, wer sich davon verabschiedet, kontinuierlich besser zu werden, entwickeln die Uhrenmanufakturen ihre Kollektionen regelmässig weiter. Attraktive Designs, innovative sowie nicht alltägliche Materialien oder interessante Uhrwerke wecken den Wunsch, eine dieser wertbeständigen Armbanduhren besitzen zu wollen.

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Gisbert L. Brunner

ado heisst seit knapp 60 Jahren das Synonym für Armbanduhren, welche allem, was Kratzer machen möchte, die kalten Schultern zeigen. Aber die Produkte des Swatch-Group-Mitglieds polarisieren auch. Ihr Design gefällt, oder eben nicht. Zu den Ikonen der Schweizer Marke gehört die 1990 vorgestellte Linie «Ceramica». Dabei handelte es sich um die erste Armbanduhr mit Gehäuse und integriertem Band aus schwarzer Hightech-Keramik. Die neueste Version des durchgestylten Klassikers entstammt einer Kooperation mit Konstantin Grcic. Der Münchner Designer, dessen Kreativität u. a. der skelettierte Chair One entstammt, verleiht der Linie durch die Zifferblatt-Typographie


Hublot

Anonimo

dem sich Anonimo seit Langem auf Bronze versteht, wird das Gehäuse des ausdrucksstarken «Militare Chrono» aus diesem Werkstoff mit hohem Patina-Potenzial gefertigt. Bei der im Inneren verbauten Mechanik handelt es sich um ein Automatikkaliber Sellita SW300 mit dem Chronographen-­ Modul 2035T von Dubois-Dépraz.

und weisses SuperLuminova einen ganz neuen, man könnte auch sagen ungewöhnlichen Auftritt. Die auf 701 Exemplare limitierte Edition ist mit Quarzwerken ausgestattet. Der Name des 1997 gegründeten Labels Anonimo resultiert daher, dass involvierte Handwerker und Kleinbetriebe in Florenz und benachbarten toska­ nischen Gemeinden jahrzehntelang anonym für andere gearbeitet hatten. Seit 2013 entstehen die Uhren unter der Ägide neuer Eigentümer in der Schweiz. Das auffälligste Design besitzt die «Militare» mit patentiertem und zwischenzeitlich optimiertem Kronenschutz. Die komplexe Konstruktion erfuhr eine deutliche Vereinfachung, die Zahl der Komponenten reduzierte sich. Nach-

Über dem Erfolgsrezept der Schweizer Uhrenmanufaktur Hublot steht seit 2004 das Wort Fusion. Die geniale Idee, verschiedene Materialien in einem ausgeklügelten Uhrengehäuse zusammenzuführen, stammt von Jean-Claude Biver. Sie hat Hublot mit seinem Leader «Big Bang» in die chronometrische Top-Liga geführt. Dezenter und damit auch diskreter präsentiert sich die Uhrenlinie «Classic Fusion». Sie brillierte beim «Hublot Polo Gold Cup», welcher vom 18. bis 21. August 2016 in Gstaad über die Bühne ging. Ganz konkret gelangen aus diesem Anlass 200 Exemplare der 45 Millimeter grossen «Classic Fusion Chukker» auf den Markt. Ihr zurückhaltend graues Gehäuse besteht aus Titan und Kunstharz. Bis zu fünf bar Druck schützt es das Automatikkaliber HUB1141 mit funktionalem Chronograph vor dem nassen Element.

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WATCHES & JEWELLERY

Zenith

Montblanc

Zweifellos handelt es sich bei Girard-Perregaux um eine der ältesten Schweizer Uhrenmarken, gegründet 1791 in Genf. Der Traditionsmanufaktur mit teilweise turbulenter Geschichte war 1879 die vermutlich erste Serien-Armbanduhr zu verdanken. Hergestellt für deutsche Marine-Offiziere. Heute gehört der Jubilar zum französischen Kering-Luxuskonzern. Zu seinem 225. Geburtstag präsentiert er exakt 225 Exemplare der «Heritage Anniversary Edition Place Girardet». An diesem Platz in La Chaux-de-Fonds ist das Label aktuell zu Hause. Die Besonderheit der Armbanduhr mit dem Automatikkaliber GP1800 und vorne sichtbarer «Microvar»-Unruh besteht in Zifferblatt-Unikaten mit je einer Jahreszahl zwischen 1791 und 2016 sowie einer dazu passenden Begebenheit. 1808 erinnert zum Beispiel an Beethoven und seine 5. Symphonie, 1963 an die erste Frau im Weltraum.

für Furore. Die Traditionsmanufaktur versteht sich aber auch auf Automatikwerke ohne Zeitschreiber. Und weibliche Wünsche vermag sie ebenfalls zu erfüllen. Letzteres belegt die kürzlich vorgestellte «Elite Lady Moonphase», erhältlich mit 36 Milli­ meter grossem und bis 50 Meter wasserdichtem Gehäuse aus Roségold oder Edelstahl. Um die Indikation der Zeit und der Lichtphasen des bleichen Erdtrabanten kümmert sich das flache, aus 195 Bauteilen zusammengefügte Automatikkaliber 692 mit 50 Stunden Gangautonomie. Zenith fertigt es natürlich in den eigenen Ateliers.

Montblanc blickt 2016 auf eine 110-jährige Geschichte zurück. Bis 1997 hatte der Schreibgeräte-Spezialist mit Uhren nichts im Sinn. Dann jedoch startete er auch chronometrisch richtig durch. 2008 betrat das vielseitige Mitglied des Richemont-Konzerns die kleine, aber feine Welt echter Uhrenmanufakturen mit eigenen Kalibern. Seit 2014 erfreut sich das zarte Geschlecht an der femininen Uhrenlinie «Bohème». Feine Manufaktur für Frauen repräsentiert das brandneue «Bohème ExoTourbillon Slim». Bei dieser patentierten Art des Drehgangs oszilliert die Unruh vor dem eigentlichen Käfig. Als verbindendes Element dient allein die Unruhspirale. Das Automatikkaliber MB 29.24 mit Mikrorotor misst lediglich 4,5 mm in der Höhe. Das schützende Rotgoldgehäuse ist 38 mm gross. Seine Lünette trägt 58 Diamanten von 1,39 Kt. Wer den Namen Zenith hört, denkt beinahe zwangsläufig an Chronographen und «El Primero», den weltweit ersten mit Rotoraufzug und fünf Hertz Unruhfrequenz. Mit ihm sorgte die 1865 in Le Locle gegründete Marke im Jahr 1969

Girard-Perregaux

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LUXURY

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Blau, blau, blau si nd a l le sei ne U h ren … Ob Meerblau, H i m melblau, Koba ltblau – von den Farbtönen g ibt es fast so v iele w ie Sa nd a m blauen Meer. Wen iger h i n gegen g ibt es von den ausgewä h lten Lu x usu h ren, d ie z u m Tei l i n l i m itier ter Version erhä ltl ich si nd.

1 I ANONIMO DAS KAUTSCHUK­ ARMBAND DER «NAUTILO» ZIERT EIN BLAU ZWISCHEN HIMMEL UND MEER. 2 I TAG HEUER DIE «FORMULA 1»KOLLEKTION ERSTRAHLT IN DEN FARBEN DES FORMEL-1RENNSTALLS. 3 I BREGUET EIN PERFEKTER BEGLEITER FÜR REISENDE UND UHRENLIEBHABER: «CLASSIQUE HORA MUNDI».

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4 I PATEK PHILIPPE EINE UHR FÜR WELTENBUMMLER: ZEIGT 33 ZEITZONEN AN UND HAT EINE PULSOMETERSKALA.

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5 I PERRELET DIE «TURBINE GMT» BESTICHT NICHT NUR DURCH IHREN SPEZIELLEN 3D-EFFEKT. 6 I LAURENT FERRIER DER NÄCHTLICHE BLICK AUF DIE ERDE AM HANDGELENK: «GALET TRAVELLER GLOBE». 7 I JUNGHANS DER «MEISTER DRIVER CHRONOSCOPE»STIL ERINNERT AN DIE KLASSIKER DES AUTOMOBILS.

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EIN

140 KARÄTER

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Impératrice Eugénie, Kaiserin der Franzosen, Porträt von Pierre Désiré Guillemet.

Erzürnte Gottheit

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Einer Legende nach soll Tavernier den blauen Hope-Diamanten aus der Statue der indischen Gottheit Vishnu gebrochen haben, worauf die bestohlene Gottheit allen künftigen Eigen­ tümern Unglück prophezeit hat. Angeblich starb Louis XV an den Pocken, während das Schicksal von Louis XVI und Marie Antoinette von einer Guillotine besiegelt wurde. Tavernier selbst ist nicht wie in vielen Überlieferungen dargestellt von wilden Tieren zerrissen worden, sondern erlag mit über 80 Jahren einer Erkältung. Die Amtszeit von Louis XVI ist die längste in der Geschichte und er herrschte noch 40 Jahre lang, nachdem der Regent-Diamant in seinem Besitz war.


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WATCHES & JEWELLERY

DER MYSTERIÖSE

EGENT DIAMANT

Krönungskrone Charles X von Frankreich, im Louvre in Paris ausgestellt.

Aus einem 410-Karat-Brocken wurde der Stein der Könige geschliffen. Mit seiner fantastischen Reinheit und erstklassigen Farbe gilt der Regent-Diamant als einer der schönsten Diamanten der Welt und ist in der Apollo-Galerie im Louvre in Paris ausgestellt.

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Helena Ugrenovic

iner Legende nach findet ein Sklave den Rohdiamanten um 1700 in Golkonda, Indien, und versteckt ihn unter dem Verband, den er über eine Wunde an seinem Knöchel legt, die er sich selber zugefügt hat. Der Edelstein soll die Fahrkarte in die Freiheit sein, doch der angebliche Deal mit einem englischen Seefahrer, der ihn auf seinem Schiff ins Vereinigte Königreich bringen soll, scheitert an der Gier des Seemanns, der den Diamanten stiehlt und den Sklaven umbringt. Doch auch für den Seemann wird der Edelstein zu einem schlechten Omen. Nachdem er ihn zu einem ansehnlichen Preis an den indischen Kaufmann Jamchund verkauft hat und das blutige Geld verprasst, erhängt er sich von Gewissensbissen geplagt selbst.

Der Weg nach Europa Jamchund verkauft 1702 den damals grössten Edelstein für 48’000 Pagoden an den Gouverneur von Madras, Thomas Pitt. Unter der Obhut seines ältesten Sohnes wird der «Pitt-Diamant» nach England gebracht, um 1704 geschliffen zu werden. Zwei Jahre dauert es, bis der Hauptstein in einem aufwändigen und sündhaft teuren Verfahren seinen heutigen 140-Karat-«Kissenschliff» erhält. Dem von R. H. Long & Steele entworfenen Schliff fehlen jedoch Feinheiten wie die Pavillon-Facetten und Facetten auf der Krone. Michael Hing, der mehrere grosse Diamanten wie den «Hortensia», «Mouna», «Sancy» und den «Tiffany Yellow» bearbeitet hat, verfeinert das Design und fügt die Facetten hinzu. Neben dem Hauptstein entstehen noch weitere kleinere Steine im Rosenschliff, die der russischen Zar Peter der Grosse erwirbt.

Schliesslich kauft Herzog Philipp II. von Orléans im Jahr 1717 den Diamanten für 135’000 Britische Pfund. Aufgrund der Unmündigkeit des fünfjährigen Thronanwärters Louis XV übt der Herzog die Regentschaft über Frankreich aus, und so erhält der Edelstein seinen ungewöhnlichen Namen «Regent-Diamant».

Berühmte Besitzer Am französischen Hof schmückt der wertvolle Diamant in der Folgezeit mehrere königliche Besitztümer wie die Krönungskronen von Louis XV und Louis XVI, die Frisur von Marie Leczinska, der Gattin von Louis XV, einen grossen schwarzen Samthut von Marie Antoinette, der Gemahlin von Louis XVI, den Schwertgriff von Napoleon Bonaparte und die Krone von Charles X. Unter Napoleon III. wird der Diamant in ein griechisches Diadem eingesetzt, das für Kaiserin Eugénie, die Ehefrau Napoleons, entworfen wird. Nach der Regierungszeit von Napoleon III. wird ein Teil der französischen Kronjuwelen 1887 auf einer Auktion verkauft, jedoch bleibt der Regent-­ Diamant im Besitz Frankreichs.

Der Diamant, den keiner haben will Jean-Baptiste Tavernier, Baron von Aubonne in der Schweiz, bereist zwischen 1628 und 1668 den Orient, die Türkei, Persien und Indien und bringt eine grosse Menge hochkarätiger Diamanten nach Europa mit. Einige seiner Steine wie der «Koh-i-Noor» und der «Hope-Diamant» werden zu Berühmtheiten mit sagenumwobenen Geschichten. Tavernier bietet den neu geschliffenen Pitt-Diamanten den europäischen Königshöfen zum Kauf an, was sich jedoch schwieriger als erwartet gestaltet, denn erstaunlicherweise zeigt niemand Interesse an dem neu geschliffenen Edelstein. Auch Louis XIV von Frankreich, der 1699 den Hope-Diamanten von Tavernier erstanden hat, weigert sich, den Stein zu erwerben.

Regent-Diamant, im Louvre in Paris ausgestellt.

Der verschwundene Diamant Bei der Plünderung der königlichen Schatzkammer mit ihren sagenhaften Juwelen während der Französischen Revolution verschwinden sowohl der Regent-Diamant als auch die berühmten Steine «Sancy» und «French Blue», aus dem später der «Hope» geschliffen wird. Obwohl zahlreiche Juwelen bald wiedergefunden werden, ist der «Regent» wie vom Erdboden verschluckt. Erst 15 Monate später findet man ihn in einem Loch unter einem Balken in einer Dachstube in Paris.

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Chic

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1 I BREGUET DAS ROTE LEDERARMBAND VERLEIHT DER «TRADITION DAME 7038» EINE MODERNE NOTE.

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3 I GIRARD-PERREGAUX EINE HOMMAGE AN DIE 1960ER JAHRE: DIE UHREN AUS DER KOLLEKTION «1966». 4 I YOKO LONDON TRAGEN SIE EINEN GEWAGTEN MIX AUS ROSÉGOLD UND PERLEN AN IHREN OHREN. 5 I TIFFANY & CO DER «T WRAP»-ARMREIF AUS STERLINGSILBER MIT DIAMANTEN VERZIERT DAMENARME.

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WATCHES & JEWELLERY

HAND

WERK

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«DIE HAND IST DAS ÄUSSERE GEHIRN DES MENSCHEN.» – IMMANUEL KANT –

Urban Jürgensen setzt den Schwerpunkt auf feine, traditionelle Handwerkskunst.

Das Wort «hand» hat im Englischen mehrere Bedeutungen: die menschliche Hand, der Zeiger einer Uhr, der Arbeiter. Auch bei der legendären Uhrmanufaktur Urban Jürgensen spielen Hände eine grosse und wichtige Rolle.

Master hand, different sleights of hand and all hands on deck» – zu Deutsch: «Meisterhand, verschiedene handwerkliche Kunststücke und alle Mann an Deck». Egal in welchem Kontext, Hände (oder eben «hands») tragen eine besondere Bedeutung in der Welt von Urban Jürgensen. Dies bezieht sich sowohl auf den Meilenstein des Wechsels von dänischen zu schweizerischen und wieder zurück zu dänischen «hands» im übertragenen Sinne als auch auf die talentierten Menschenhände, welche die komplizierten Markenuhren in klassisch schönem Stil formen und vollenden. Und natürlich auch auf die eigentlichen Uhrzeiger, die wir hier besonders ausführlich, bis ins letzte Detail, betrachten. Eine Urban-Jürgensen-Uhr ist seit jeher ein Beispiel von kompromissloser Handwerkskunst, eine Tradition, zu deren Aufrechterhaltung sich die ­aktuellen Besitzer des Unternehmens verpflichtet fühlen. Die hausgemachten Uhren sind keine massenproduzierten, in anonymen industriellen Gebäuden hergestellten Erzeugnisse, sondern sorgfältig

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Boris Jaeggi I Anzeige

in einem traditionellen Atelier geschliffene Einzelstücke. Die Herstellung einer Urban-Jürgensen-­ Uhr ist nicht ein zweckmässiges Erzeugnis, sondern ein anhaltendes Streben nach Exzellenz, bei welchem das Unternehmen die traditionelle, hoch spezialisierte Form von Handwerkskunst einsetzt, welche die zeitlosen Traditionen des Unternehmens wiedergibt. Bei Urban Jürgensen ist man der Überzeugung, dass Perfektion selten das Produkt von Eile ist. Maschinen mögen vielleicht über Kapazitäten verfügen, aber Handwerkskunst gewährleistet Individualität und langfristige Freude. Während traditionelle Materialien Langlebigkeit sicherstellen, werden talentierte Hände benötigt, um Werkzeuge zu be­ dienen, mit welchen sie geschickt schöne Uhr­ macher-Objekte kreieren.

Authentizität und Materie Im Mittelpunkt des Urban-Jürgensen-Denkmusters definiert das Wort «Authentizität» alles, was das Unternehmen ausmacht. Das Haus verzichtet auf


WATCHES & JEWELLERY

Auch die Uhrzeiger sind handgefertigt.

übertriebenes Marketing zugunsten echter Materialien und setzt den Schwerpunkt auf feine Handwerkskunst und technisches Können. Auf den ersten Blick präsentiert eine Urban Jürgensen eine Simplizität, welche die Komplexität seiner Herstellung verbirgt. Die verwendete Bauweise und das Handwerk sprechen bewusst Kenner der Uhrmacherei an. Während einige Designelemente und Veredelungen klar zu sehen sind, bleiben andere dem Blick verborgen. Das Fachkönnen des Unternehmens in der Produktion von echten Uhrzeigern ist dabei keine Ausnahme. Die meisten Uhrzeiger sind heutzutage industriell designt und von Hand gefertigt, viele in einer einfachen ausgestanzten Form, vielleicht mit einem Falz in der Mittellinie, um die Konstruktion zu verstärken. Gebläut wird meist chemisch.

Die Details machen den Unterschied Urban-Jürgensen-Zeiger sind im Gegensatz dazu handgemacht. Sie beinhalten eine bemerkenswerte Anzahl von Komponenten, die individuell geschliffen, montiert und gefertigt wurden. Dies erfordert natürlich unzählige Stunden hoch qualifizierter Handwerkskunst. Sie sind ein Hauptmerkmal der Urban-Jürgensen-Uhren und sind in keiner anderen Uhr heutzutage zu finden. Dieses Handgemachte macht deutlich, was die Marke mit der Ehrung zeitloser Traditionen sagen will. Die stählernen Zeigerarme von Urban Jürgensen wurden aus ausgewähltem Stahl geschnitten und manuell gefertigt, um eine perfekte Passform zu gewährleisten – goldene Zeigerarme werden aus solidem Gold gemacht. Unzähligen Stunden fleissigen Polierens mit immer feinerem Diamantpapier folgt eine Spiegelglanzpolitur, für welche geheime Arten von Politurpasten verwendet werden. Für diesen Arbeitsschritt wurde eine Vielzahl von Holzpflöcken extra angefertigt. Der finale Touch wird gesetzt durch akribisches thermisches Bläuen, was von hocherfahrenen Handwerkern geduldig ausgeführt wird, bis diese den unnachahmlichen Ton des Urban-Jürgensen-Marineblaus treffen.

Bei dieser noblen Handwerkskunst der Uhrmacherei auf absolut höchstem Level geht die Wichtigkeit der menschlichen Hand natürlich mit einem trainierten Expertenauge einher. Das sinnbildliche «Auge» des Stundenzeigers auf Urban-Jürgensen-­Uhren wird zu Recht als handgemachtes Wunder angesehen: Es ist ein konzentrischer, diamantgeschliffener, massiver Goldeinsatz, der präzise zugeschnitten ist und somit frei von jeglichem Kleben und Löten. Sein asymmetrisches Design, sanft zur Spitze zulaufend, gewährleistet eine einzigartige Eleganz. Diese unerschütterliche Verbindlichkeit zur Exzellenz wird im Zentrum des Ziffernblatts, im präzisionsdrehenden und spiegelpolierten Zeigerrohr, weiter beispielhaft. Um die Hülse sind Arme genietet, wodurch eine perfekte Passform gewährleistet wird.

Handaufzug, handmontiert und handgemacht Aristoteles beschrieb die Hand als ein «Werkzeug für Werkzeuge», während der römische Rhetoriker Marcus Fabius Quintilianus findet: «Man kann fast sagen, mit den Händen kann man sprechen … Setzen wir sie nicht ein, um Freude zu zeigen, Masse, Menge, Nummern und Zeit?» Handaufzug, handmontiert und handgemacht: Hände bei Urban Jürgensen – seien sie dänisch oder schweizerisch, menschlich oder ein Teil einer Uhr – zeigen in der Tat nicht nur die Zeit an, sondern bewegen sich 2016 weiterhin mit der gleichen Spannung, Zustimmung und Staunen unter Uhrmachern und Kennern, wie sie es vor über 240 Jahren taten.

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Die Härte eines Edelsteins

WUSSTEN WUSSTEN SIE SCHON …?

Die Mohssche Skala, die im 19. Jh. vom Wiener Mineralogen Friedrich Mohs entwickelt wurde, gibt die Widerstands­fähigkeit eines Edelsteins gegenüber Einritzen seiner Oberflächen an. Mohs legte die Härte auf einer Skala von 1 bis 10 fest, wobei 10 für die grösste und 1 für die geringste Härte steht. Die Härtegrade sind von den gewählten Mineralien abhängig, es handelt sich also nicht um eine relative, sondern um eine komparative, das heisst auf Vergleichen basierende Skala. Das härteste natürlich vorkommende Material ist der Diamant, gefolgt von Korund (Rubin und Saphir) und Topas.

SIE SCHON …?

Gold des kleinen Mannes Über tausende von Jahren wurde Silber für Ornamente und Gebrauchsgegenstände sowie als Handelsobjekt verwendet. Es bildete die Basis für viele Währungssysteme. Das Edelmetall wird heute nicht nur für die Herstellung von Schmuck und Silberware verwendet, sondern auch industriell genutzt, unter anderem für Schalter, Kontakte und Sicherungen in Elektrogeräten, Elektronikgeräte, Batterien, Hart- und Weichlöten, Kernkraftwerke, Solarzellen, im Bereich der Wasserauf­bereitung, in der Medizinbranche sowie als Katalysator. Silber ist nur begrenzt verfügbar. Nach Angaben des US Geological Survey wären bei dem derzeitigen Preis und mit gängigen Abbaumethoden weltweit noch etwa 8600 Millionen Unzen Silber wirtschaftlich abbaubar. Das gesamte Vorkommen wird auf 18’326 Millionen Unzen beziffert. Bleiben Preise sowie Produktions- und Fördermethoden auf dem aktuellen Stand, könnte schon in knapp 13 Jahren Schluss sein. Silber ist also knapp und damit ist das Edelmetall ein guter Schutz vor Inflation und für Anleger eine attraktive Alternative zum teuren Gold.

Bikini-Diamanten Das teuerste Stück in der Welt des Deko-Schmucks ist der Diamant-Bikini. Er wurde von der Designerin Susan Rosen zusammen mit dem Schmuckhaus Steinmetz erstellt und soll 30 Millionen Dollar wert sein. Er ist komplett aus Diamanten zusammengesetzt. Mehr als 150 Karat würden den Körper schmücken, könnte man ihn wirklich tragen. Alle Steine sind von höchster Qualität, sie haben eine Farbbeur­teilung von D. Dieser weiss-bläuliche Bikini wird jedoch nie den Strand zu sehen bekommen – schade eigentlich!

Die Perlenverspeiserin Kleopatra ist dafür bekannt, dass sie mitunter recht spektakuläre Entscheidungen treffen konnte und ihr Umfeld damit immer wieder aufs Neue verblüffte. Zudem liebte sie Luxus und zelebrierte ihn auf ihre ganz eigene Weise. Sie badete in Eselsmilch und schmückte sich mit dem teuersten Geschmeide. Doch sie trug den Schmuck nicht nur am Leibe, sondern verspeiste ihn auch. Aufgrund einer Wette mit ihrem Geliebten Marc Antonius schluckte sie eine äusserst teure Perle. Zehn Millionen Sesterzen könne sie in nur einem einzigen Mahl verspeisen, behauptete sie. Dies gelang ihr, indem sie die Perle in einer Essiglösung aufgelöst und dann getrunken haben soll.

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GOLDENE

WATCHES & JEWELLERY

ZEITEN

Herbert Mehler Stella della Zucca 2008

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«Das Goldene Kalb» von Not Vital 2001

Effekthascherei, Traditionalismus und Sakralität – lange war die Verwendung von Gold in der Kunst geradezu mit einer Tabuisierung belegt. Doch seit der Mitte des 20. Jahr­hunderts hat das edle Material seinen Weg zurück in die Kunst gefunden und wird heute so viel verarbeitet wie seit dem Mittelalter nicht mehr.

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Belvedere Museum Wien

m den zuweilen schwierigen Umgang mit Gold in der Kunst zu ver­ stehen, muss man einen Blick in die Vergangenheit werfen. So wurde Gold in der Kunst bereits im 4. Jahrhundert n. Chr. für den sogenannten «Goldgrund» eingesetzt, einen aus Blattgold bestehenden Hintergrund, der für Herrscherdarstellungen und sakrale Szenen in Malerei, Reliefschnitzerei und Buchmalerei zur Anwendung kam. Aber auch in der Spätantike und im Mittelalter war Gold für Altäre, Mosaiken und für die Buchmalerei weiterhin zentral. Mit dem Beginn der Renaissance im 15. Jahrhundert verschwand das Gold dann Schritt für Schritt aus der Malerei, hatte sich doch das Kunstverständnis der Renaissance grundlegend verändert. So wurde nicht mehr die Darstellung des Jenseits angestrebt, sondern die Abbildung der Wirklichkeit, was dazu führte, dass Gold als Ausdruck des Übernatürlichen und des Göttlichen seine Funktion verlor. Sollten vergoldete Rüstungen, Pracht­ gewänder oder Prunkgegenstände dargestellt werden, benutzte man keine metallische Farbe mehr, sondern Farben wie Gelb, Rot oder Braun, die eine ähnliche Wirkung im Bild hervorbringen konnten, während Gold nur noch für Bilderrahmen verwendet wurde, wo es einen Teil der Funktion des Goldgrundes übernahm.


WATCHES & JEWELLERY

Herbert Mehler Fiamma 2006 / 2011

«Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles. Ach wir Armen!» – Johann Wolfgang Goethe, «Faust» –

Erst im 19. Jahrhundert tauchte der Goldgrund in der Malerei wieder auf, doch wurde er meist nur durch goldene Farbe zitiert, galt echtes Gold in Bildern zu jener Zeit als geradezu «barbarisch». Zu sehr war das Material verhaftet mit Göttern, Herrschern, dem Adel und der Kirche und der Auffassung nach nur schwer mit der demokratischen Moderne zu vereinbaren. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Gold zwar wieder in der Phase des Jugendstils und des Art déco verwendet, doch stand die Avantgarde dem Gold weiterhin mit ablehnender Haltung und gar Feindseligkeit gegenüber, war es doch noch immer mit Attributen wie kitschig, elitär, traditionell oder sakral belegt.

Die Rückkehr des Goldes Ab der Mitte des 20. Jahrhunderts fand das Gold vielbeachtet seinen Weg zurück in die Kunst. Eine Entwicklung, die nicht zuletzt auf den Demokratisierungsprozess von Materialien in den 1960er Jahren zurückzuführen ist, in dem alle Materialien als gleich, als kunstwürdig eingestuft wurden und Gold erstmals seine über viele Jahrhunderte tradierte Bedeutung verlor. Zu den bekanntesten Künstlern, die sich mit dem Material auseinandersetzten, gehörten Andy Warhol ebenso wie Yves Klein oder Robert Rauschenberg. Eindrückliches Zeugnis des Schaffens in der zeitgenössischen Kunst war die Ausstellung «Gold» des Wiener Museums Belvedere im Jahr 2012, die

mit 200 Werken von 125 Künstlern aufwartete, in der erstaunlich oft ein «alter Bekannter» anzutreffen war: der Goldgrund. So beispielsweise im Bildnis «Jimi Hendrix» aus dem Jahre 2008 des Künstlers Peter Murphy, der das Blattgold gleich der sakralen Ikonen verwendete, in einem Werk von Yiannis Tsarouchis aus dem Jahre 1972 und bei Helmut Federles Bild «Ohne Titel» aus dem Jahre 2002 mit einem Hintergrund aus Blattgold auf Aluminium, um nur ein paar wenige zu nennen. Imposant präsentiert sich auch das skulpturale Schaffen mit Gold in der zeitgenössischen Kunst. So ist eines der wohl bekanntesten Werke «Das Goldene Kalb» des Schweizer Künstlers Not Vital, das mit seinem Gewicht von 14 Kilogramm und 18 Karat Gold aus dem Jahre 2001 wohl eine der beeindruckendsten Skulpturen des 20. Jahrhunderts ist. Ebenso die von James Lee Byars vergoldete Holzkugel aus dem Jahre 1991 oder die 77-teilige Skulptur «Kohle» von Alicia Kwade aus dem Jahre 2006, ein Bronzeguss von 77 Kohlebriketts, die sie in 24 Karat vergolden liess. Gleich, in welcher Form mit dem edlen Material gearbeitet wird – es ruft Reaktionen hervor. So zeichnet sich die zeitgenössische Kunst durchaus durch einen humorvollen und überraschenden Umgang mit dem kostbaren Material aus, der gerade auch mit dem Ballast der Tradition zu spielen scheint und neue Lösungen und Ausdrucksmöglichkeiten hervorbringt, die dem einstigen Vorwurf rückwärtsgewandter Dekorationslust auf beeindruckende Weise zu trotzen vermag.

EIN MEILENSTEIN Ein Meilenstein für das Wiedererwachen des Goldes in der Kunst war die «documenta 7» im Jahre 1982, an der erstaunlich viele Künstler Arbeiten aus Gold präsentierten und in eine neue Richtung zeigten, die jedoch von Kritikern entweder durch Nichtachtung bestraft oder der Lächerlichkeit preisgegeben wurde. So sprach Künstler, Publizist und Kritiker Georg Jappe von «Götzenrummel», während Kritiker Wolfgang Max Faust schrieb: «Seitdem auch Gold keine Sicherheit mehr bietet, vermag es kaum noch als Symbol zu überzeugen.»

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WATCHES & JEWELLERY

GOLDRAUSCH AM KLONDIKE

GEORGE CARMACK

Ende des 19. Jahrhunderts begann im Nordwesten der USA ein Goldrausch – allerdings mit Verzögerung, denn die Kunde erreichte erst mehr als ein halbes Jahr nach den ersten Funden die Aussenwelt. Der Goldrausch am Klondike und Yukon lockte mehr als 40’000 Abenteurer in die eisigen Weiten Alaskas. Einige bezahlten dafür mit ihrem Leben. 1887 wanderte George Carmack von San Francisco nach Alaska, an den Yukon River. Dort heiratete er in eine indianische Familie ein. Sie lebten von Handel und Jagd. Im August 1896 erhielt Carmack beim Fischen an der Mündung des Klondike River den Hinweis, am heutigen Bonanza Creek nach Gold zu suchen. Gesagt, getan – am 16. August wurde Carmack gemeinsam mit seiner indianischen Verwandtschaft am berühmt gewordenen Discovery Creek fündig. Dieser Fund war der Auslöser für den Goldrausch in Alaska. Es dauerte bis zum 14. Juli 1897, bis die Nachricht des Goldfundes durch den Raddampfer «Excelsior» die Aussenwelt erreichte. Sofort machten sich Tausende auf den Weg in den Norden zum Klondike und Yukon River. Zunächst vor allem Goldgräber, auch Digger genannt, aus der Gegend um San Francisco, bald folgten aber Menschen aus aller Herren Länder dem Ruf des Goldes und der Gier in die Eiswüste Alaskas. Etwa 40’000 Menschen, die nur Gold im Sinn hatten, erreichten schliesslich ihren Zielort. Allerdings war seit dem Goldfund schon geraume Zeit verstrichen und die besten Schürfgebiete, so genannte Claims, waren schon längst vergeben. Bis die ersten auswärtigen Goldsucher eintrafen, hatte der Auslöser des Goldrausches, George Carmack, seine Schäfchen schon ins Trockene gebracht. Schon im Frühjahr 1898 war er in Dawson City ein wohlhabender Mann geworden, der andere für sich arbeiten lassen konnte. Carmack starb am 5. Juni 1922 in Vancouver in Kanada.

Auch heute wird in Alaska noch Gold geschürft, allerdings in industriellem Massstab, also mit Baggern, Raupen und automatischen Goldwaschanlagen, die es in allen möglichen Grössen gibt. Der Schriftsteller Jack London und Charlie Chaplin haben den Goldrausch am Yukon in Texten und Filmen verarbeitet. Und auch Dagobert Duck hat sein Vermögen am Yukon gemehrt.

«Wo Gold vorregnet, da regnet es Laster nach.» – altes Sprichwort –

«Wie schleunig die Natur in Aufruhr fällt, wird Gold ihr Gegenstand!» – William Shakespeare –

4 ZITATE

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«Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Aber es glänzt auch nicht alles, was Gold ist.» – Christian Friedrich Hebbel –

«Gold: nichtmagnetisches und doch anziehendstes aller Metalle.» – Ron Kritzfeld –

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PUR

Passend z u den kä lteren Tagen erschei nen bri l l ierend fei ne Farben, roma ntisch u nd verspielt. Rosa- u nd P i n k töne i n den Sch muckstücken bri n gen d ie sensible Fem i n ität besonders z u r Geltu n g.

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1 I BUCHERER OHRRINGE MIT PINK­ FARBENEN TURMALINEN FÜR FRAUEN, DIE DAS BESONDERE SUCHEN.

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2 I PANDORA ER IST MÄRCHENHAFT, DER GEFLOCHTENE RING DER «PANDORA ROSE»-KOLLEKTION. 3 I SWAROVSKI DER «DUO EVIL EYE»ARMREIF ZELEBRIERT DIE MAGIE DER FEIERTAGE. 4 I GÜBELIN FUNKELN IN FRISCHEN FARBEN: DIE ROTGOL­ DENEN RINGE DER LINIE «SPARKS OF FIRE». 5 I AL CORO DIE FARBEN DES HERBSTLICHEN BLÄTTERWALDS FINDEN SICH IN DER «AMORI»-LINIE WIEDER.

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6 I TIFFANY & CO DER GELBGOLDRING AUS «TIFFANY PRISM» SCHMÜCKT FRAUEN­ FINGER MIT EINER PERLE. 7 I SERLAS UNIQUE JEWELLERY DIE HANDGEFERTIGTEN OHRRINGE VON «SERLAS UNIQUE JEWELLERY» SIND UNIKATE. 8 I CARTIER DAS «CACTUS DE CARTIER COLLIER» MIT 18 KT. GELBGOLD, LAPISLAZULI UND 61 DIAMANTEN.

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DRIVE STYLE

MISSION FUTURE FURIOSES COMEBACK VON PORSCHE IM ENDURANCE RACING

Porsche kam, sah und siegte gleich im zweiten Jahr nach dem Wieder­einstieg in die LMP1(Le Mans Prototype 1)-Klasse der FIA-WEC-Langstreckenrennen (World Endurance Championship). Die beeindruckende bisherige Bilanz: Gesamtsieger 2015, zweimaliger Le-Mans-Sieger.  I

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Dr. Susanne Roeder


DRIVE

STYLE

«Le Mans ist einfach traumhaft.»

– Mr. Le Mans Jacky Ickx –

ie Bedeutung des 24-Stunden-­ Rennens von Le Mans kennt beliebig viele Superlative. Kein anderer Sportwagenhersteller do­ ­­m­i­niert dieses härteste und wohl bekannteste aller Langstreckenrennen wie Porsche. Noch nie seit der Regenschlacht anno 1969 zwischen Mister ­Le Mans, dem Belgier Jacky Ickx, im Ford GT40 und dem Stuttgarter Hans Herrmann im Porsche 917 Langheck drei Stunden vor Schluss, die der ­Belgier mit ganzen hundert Metern Vorsprung für sich entschied, war ein Rennen dramatischer als dieses Jahr.

«Le Mans ist ein Aufeinandertreffen von bester Vorbereitung, höchster Präzision und Konzentration auf ein teilweise brutales Zufallsprinzip», sagte Porsche-Teamchef Andreas Seidl wenige Tage vor der 84. Auflage des Klassikers. Die Brutalität schlug diesmal unerhört erbarmungslos zu und traf Toyota drei Minuten vor Rennende mit voller Wucht. Der führenden Startnummer 5 ging buchstäblich die Luft aus: Ein Defekt an einem Ver­ bindungsstück zwischen Turbolader und Intercooler war der Grund. Drama bis zur allerletzten Sekunde, und das nach 24 Stunden Rennen.

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DRIVE STYLE

«Das ist das Grossartige an Porsche – diese unfassbare Fähigkeit, alle Widrigkeiten zu überwinden, damit das Fahrzeug funktioniert und siegfähig ist.» – Derek Bell: 5facher Le-Mans-Sieger, vier Mal mit Porsche –

Sieger in allerletzter Minute Das Rennen ist nun mal nicht vorbei, bevor nicht die schwarz-weisse Zielflagge geschwenkt wird. Ein Drehbuch könnte spannender nicht sein: bühnenreifer Stillstand des Toyota direkt vor den Haupttribünen. Und statt eines zweiten Platzes wurde das Fahrzeug gar komplett aus der Wertung gestrichen, weil es die Schlussrunde zu langsam absolvierte (das Reglement schreibt eine Schlussrunde unter sechs Minuten vor). Der Weg war frei für Fahrzeug Nummer zwei, den Porsche 919 Hybrid mit dem Trio Romain Dumas (F), Neel Jani (CH) und Marc Lieb (D), das sich bis knapp zwei Stunden vor Rennende ständig mit dem Toyota in der Führung abwechselte und mit dem schnellen Schweizer Jani am Steuer Le Mans doch noch gewinnen konnte. «Le Mans ist quasi unser Wohnzimmer», heisst es bei Porsche. Tatsächlich gelang es dem Sportwagenhersteller, die ungeschriebene Regel für das Rennen ausser Kraft zu setzen, wonach es drei

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Jahre dauert, bis ein Team Le Mans gewinnen kann – das erste Jahr, um das Rennen bis zu Ende fahren zu können, das zweite Jahr, um unter die ersten zehn zu kommen, im dritten Jahr schliesslich kann man um den Sieg fahren. Porsche brauchte nur zwei Jahre, und sogar im ersten Jahr waren die Stuttgarter nah dran, alles zu revolutionieren und den Champagner fast schon zu riechen. Dann aber schlugen technische Gremlins unerbittlich zu: Mark Webber im führenden Porsche fiel gut eine Stunde vor Rennende aus. Marc Lieb, dieses Jahr im strahlenden Siegerteam, fiel im zweiten Porsche nach einem Getriebewechsel weit zurück. Dennoch hatte Porsche 2014 und damit gleich im ersten Jahr gezeigt: Wir sind als Meister der Langstreckendisziplin zurück im Ring. In Le Mans wurden die bis dahin 16-maligen Sieger und damit Rekordhalter mit grosser Freude begrüsst – die Rückkehr der Champions war das, worauf man an der Sarthe ganz offensichtlich sehnlichst gewartet hatte.


Die Fahrerparade am Freitag vor dem Start des 24-Stunden-Rennens am Samstag durch Le Mans ist immer ein Highlight! Schulen machen früher zu, damit jeder teilnehmen kann!

DIE FIA-WEC-SAISON 2016 Der Porsche 919 Hybrid hatte gleich im ersten Jahr als einziges Fahrzeug zwei Energierückgewinnungssysteme – KERS (Kinetic Energy Recovery System) an der Vorderachse sowie ERS zur Rückgewinnung von Abgasenergie – und ist damit nach wie vor das mutigste, weil komplexeste Fahrzeug unter den Le-Mans-Prototypen.

Nach dem Prolog zum Kräftemessen in Le Castellet bildeten die 6 Stunden von Silverstone im April wieder den Auftakt (Sieg für Porsche mit Dumas / Jani / Lieb nach Disqualifikation von Audi), gefolgt von Spa im Mai (Platz 2 für Dumas / Neel / Jani hinter Audi) und Le Mans im Juno, das den Platzierten doppelte Punktzahl beschert. Weitere Rennen: Nürburgring (24. Juli). Auf die 6 Stunden vom Nürburgring «Rennen nach Redaktionsende» folgen nach kurzer Sommerpause die restlichen fünf 6-Stunden-Rennen in Übersee: 3. September Mexiko-Stadt, 17. September Austin (Texas), 16. Oktober Fuji (Japan), 6. November Schanghai (Asien), Abschlussrennen in Bahrain (19. November).

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Papier und heisse Luft

WUSSTEN SIE SCHON …?

Zwei Söhne des Papierfabrikanten Pierre Mont­golfier ermöglichten gemeinsam, dass der Mensch die Luft erobert. Joseph Michel beschäftigte sich mit der Konstruktion von Fallschirmen und später mit heisser Luft. In Annonay, unweit von Paris, liessen sie 1782 einen ersten Ballon dank heisser Luft aufsteigen. Sie verbrannten Wolle und Heu, da sie dachten, dass Rauch leichter sei. Nach einem zweiten erfolgreichen Versuch bat Ludwig XVI. die Brüder zu einer Präsentation nach Versailles. Da der König menschliche Mitflieger untersagte, waren ein Hammel, eine Ente und ein Hahn die ersten Tiere, die mit einem Heissluftballon flogen. Der erste Mensch war Jean-François Pilâtre de Rozier. Dieser machte auch den ersten freien Flug. Bei seinem Versuch, mit einem Ballon den Ärmelkanal zu überqueren, fing der Ballon Feuer und de Rozier wurde zum ersten Todesopfer der Luftfahrt.

Easy Rider Der berühmte Film «Easy Rider» von Dennis Hopper hat vieles erreicht: So öffnete er jungen Regisseuren wie Martin Scorsese, Steven Spielberg und Francis Ford Coppola die Tore zu Hollywood, da die Low-Budget-Produktion Millionen einspielte. Und sie verhalf einer individuellen Form von Motorrad zum Durchbruch: dem Chopper. Ein Chopper ist ein stark modifiziertes Motorrad und so leitet sich sein Name auch vom rabiaten to chop («abhacken») ab. Benny Hardy gab den drei Maschinen im Film ihren ikonischen Look mit den langen Vordergabeln, den hohen Lenkern und den vorverlegten Fussrastenanlagen. Durch den Film haben einige Motorradhersteller Cruiser oder Chopper im Programm, die vom Film inspiriert wurden. Von den vier Maschinen im Film wurden übrigens drei noch während der Dreharbeiten geklaut und sind bis heute verschwunden.

Die neue Form Der Erfolg des modernen Autodesigns hängt in Amerika fest an dem Namen Raymond Loewy. Mit seinen Entwürfen verhalf er der stromlinienförmigen Karosserie zum Durchbruch. Noch während der Franzose 1919 auf der «S.S. France» nach Amerika auswanderte, wurde sein Zeichentalent entdeckt und er arbeitete die nächsten Jahre als Modezeichner. In den 1930ern gründete er sein eigenes Büro und entwarf in der Folge Fahrzeuge von bestechend eleganter Stromlinien­form. Der «Cyclefender» von Hupp stammt ebenso aus seiner Feder wie der Studebaker «Avanti», die «S1-Dampf­ lokomotive» oder der «Scenicruiser» von Greyhound-Bus. Neben Autos entwarf er Logos, Geschirr und Brief­ marken und gilt als einer der einflussreichsten Industrie-Designer der Geschichte.

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Diese Sa ison heisst es a l les oder n ichts: Ob spor tl ich, elega nt, sti lvol l, si n n l ich u nd z ugleich mä n n l ich – Ma n n braucht sich n icht nu r fü r ei ne Sti l richtu n g entscheiden.

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1 I MERCEDES-BENZ DAS «GLC COUPÉ» VERBINDET SOUVERÄNEN FAHRKOMFORT MIT SPORTLICHER AGILITÄT.

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2 I HTC DAS EDLE «HTC 10» IST ROBUST UND HAT EIN WIDERSTANDSFÄHIGES METALLGEHÄUSE. 3 I MONTBLANC ELEGANTE BEGLEITER AUS FEINLEDER: MANSCHETTENKNÖPFE DER «URBAN SPIRIT COLLECTION». 4 I HUGO BOSS AUFFALLENDE SILHOUETTEN UND STOFFE TREFFEN AUF IKONISCHE MATERIALIEN.

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5 I DAVIDOFF MIT DEN PALLADIUM­B ESCHICHTETEN FEUERZEUGEN DIE ZIGARRE STILVOLL ENTZÜNDEN. 6 I THE GRIFFIN’S FÜR WÜRZIGE MOMENTE SORGEN DIE ZIGARREN IM TORO-FORMAT DER «NICARAGUA»-LINIE. 7 I BRAUN EINE NOCH GRÜNDLICHERE UND ZUGLEICH SANFTERE RASUR ERZIELT DER «BRAUN SERIES 9».

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8 I MERCEDES-BENZ «EAU DE TOILETTE MEN» MIT SINNLICHER HÖLZERN-ORIENTALISCHER DUFTNOTE. 9 I HUBLOT KREIERT ZU EHREN DER UEFA: DIE «BIG BANG UNICO RETROGRADE CHRONOGRAPH».

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’ ROCK’N

ROLL E

IN LANDY-LAND

Es gibt Rallyes und es gibt die Defender Challenge. Wir treffen einen Akteur dieser verrückten Rennserie. Matthias Pfannmüller |

r lehnt lässig an seinem Renn-­ Defender auf dem Bowler-Stand in Billing und beantwortet geduldig die Fragen vieler Interessenten: Bas van Driel, 34, aus America – nicht die USA sind gemeint, sondern ein kleiner Ort nahe Venlo in Holland. Auf dem Landy-Treffen wird der Niederländer von staunenden Fans zu seinem ausge­ fallenen Hobby befragt – und scheint nebenbei klassisch-mechanische sowie digitale Leistungssteigerungen anzu­bieten: «BAS REM APS» steht auf dem Zelt hinter seinem Auto, wo neben Silikonschläuchen, grösseren Intercoolern und Sportauspuffanlagen auch Leistungs-­ Software verkauft wird. Es ist jedoch ein purer Zufall, denn das Kürzel meint nicht ihn, sondern meint die bri­tische Firma Bell Auto Services.

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bvd, Werk

Bas lacht. «Wir tun das zuhause aber auch und ohne Chip-Tuning, bei dem irgendwelche elektronischen Fremdteile eingebaut werden», stellt er klar. «Stattdessen wird von uns die Original-Software reprogrammiert, das ist viel besser und hält zuverlässig. Reklamationen gab es bisher keine – und wir machen das täglich.» Statt den serienmässigen 122 PS eines Td4 gibt es dann deren 150 oder 210; das Drehmoment steigt von 400 auf bis zu 600 Nm. Die Marke Land Rover begeisterte Bas schon als Junge; bereits im Alter von 13 Jahren schraubte er an ihnen herum und wurde schliesslich ein geschickter Mechaniker. Wie viele Landys er schon selbst besessen hat – van Driel, den sie in seiner Heimat inzwischen «Captain America» nennen, weiss es nicht mehr. Klar ist nur, dass er einen Defender im Dunkeln zerlegen und wieder zusammenbauen kann – und dass er nie etwas anderes fahren würde. Bas hat einige Neuteile selbst entwickelt, zu denen das Werk selbst nicht willens


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Anfang März startete die dritte Bowler Challenge – mit einem Auto, das gar nicht mehr gebaut wird – dem Defender.

oder in der Lage war – speziell angefertigte, wirklich dichthaltende Türgummiprofile zum Beispiel. Neben seiner 2003 eröffneten Land-Rover-Garage (bas4cars.nl) gehört er seit letztem Jahr zu einem Dutzend Piloten der 2014 erstmals ausgetragenen Defender Challenge, die von Bowler Motorsport ausgetragen, von der englischen Motor Sports Association (MSA) reguliert und von Land Rover entwicklungstechnisch unterstützt wird. «Ich kannte Drew Bowler und habe ihn besucht, um mehr über das Auto und die Rallye zu erfahren», erzählt Bas. «Dabei ergab sich die Gelegenheit, in meiner ­Garage, aber in seinem Auftrag, einen Bowler-­ Defender aufzubauen, weil seine Firma damals hoffnungslos mit Aufträgen überlastet war.» Van Driel und seine Jungs müssen einen sehr guten Job gemacht haben, denn seither ist Bas4Cars die einzige offizielle Bowler-Garage ausserhalb Englands – und baute in dieser Funktion einen

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stärkeren Motor, später kamen Range-Rover-­ Achsen samt Fahrwerk, und so entstand das erste ernsthafte Wettbewerbsfahrzeug. Was dann folgte, hinterliess in der Allrad-Branche einen tiefen Eindruck: Die Land-Rover-basierten, aber inzwischen sehr eigenständigen Bowler-Baureihen Tomcat, Wild­cat und EXR waren erste Wahl für anspruchsvolle Rallye-Events und dort schwer zu schlagen.

Die Technik mit Überrollkäfig, Feuerlöschsystem, Bordfunk, den ganzen Anbauteilen oder 18-Zoll-Alufelgen weckt das Kind im Manne.

Gido kosten ihn jedes Mal ein paar Tausender. Ausgetragen wird die nach FIA T2 homologierte Rennserie im Rahmen einer grösseren Veranstaltung wie der British Hillrally Championship – und ausschliesslich in Grossbritannien, wo auch ihr Erfinder zuhause ist (www.bowlermotorsport.com). Die Challenge entstand aus dem Gedanken, einen Markenpokal als kostengünstige Einstiegsklasse für verschiedene Renndisziplinen zu schaffen, ohne dabei auf professionelle Raid-Vorbereitung zu verzichten. Begonnen hat alles in den frühen 1980er-Jahren mit einer 86er-Serie II, die bei den Bowlers in der Scheune stand. Drew und sein Bruder Mark schweissten einen Käfig hinein, um an einem Neujahrs-Trial teilzunehmen, wo ihnen der Tank abfiel … Ein Jahr später kamen sie besser vorbereitet wieder, und aus Spass entwickelte sich eine Profession: 1983 erhielt die Serie einen

Die eigene Rennserie ist da nur der nächste konsequente Schritt. Und wenn sich die auf dem Defender 90 Td4 Hard Top basierenden, bis zu 190 PS und 515 Nm starken, bunt beklebten Rallyeautos versammeln, ist Action garantiert. Allein die Technik mit Überrollkäfig, Feuerlöschsystem, Bordfunk, den ganzen Anbauteilen oder 18-Zoll-Alufelgen weckt das Kind im Manne. Und der Anblick eines mit hohem Tempo durch Schlamm, Schotter oder Wasser fliegenden Landy fasziniert immer wieder. Das Reglement ist ebenso klar wie einfach: Pro Lauf werden mehrere Abschnitte auf Zeit gefahren und dafür gibt es Punkte. Wer am Schluss die meisten hat, bekommt den grössten Pokal, den Ruhm, ein Foto und darf heftig feiern. Wie eng die teils sehr erfahrenen Teams beieinander liegen, offenbaren Ergebnisse, die manchmal nur Sekunden trennen. Sieger der Saison 2015 wurde der Brite Edd Cobley, der damit seinen Vorjahrestitel verteidigte. Seinem Vater Vince gehört das Land Rover Experience Center in Ost-England und der ist in der Szene bestens bekannt. Der Sohnemann hat die Marke also schon mit der Muttermilch aufgesogen und geht demonstrativ locker mit der Challenge um, obwohl sie es gehörig in sich hat. Natürlich sind Cobley und sein Beifahrer John Tomley physisch topfit und müssen das sein. Doch auch für die Mechaniker, welche ihre gelegentlich stärker ramponierten Autos auf improvisierten, zugigen Fahrerlagern und teils unter Kunstlicht wieder in Stand setzen müssen, ist es ein Knochenjob. Anfang März startete die nunmehr dritte Challenge – Jahresgebühr: 90’000 Pfund – mit einem Auto, das gar nicht mehr gebaut wird: Die Defender-­ Produktion in Solihull endete nach 68 Jahren am 29. Januar. Bas van Driel stört das kaum; die ­Kundenaufträge für Bowler-Umbauten in America mehren sich. Davon abgesehen wollen viele Landys individualisiert und gewartet werden: Manchmal stehen zwei Dutzend von ihnen auf dem Hof.

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AN BORD DES

«PRIDE OF AFRICA» VON KAPSTADT NACH DAR ES SALAAM

EINMAL IM

LEBEN Eine Reise mit Rovos Rail durch das schwarze Herz Afrikas zählt zu den letzten grossen Schienenabenteuern. In 15 Tagen durchquert der legendäre Luxuszug dabei den halben Kontinent – vom Kap der Guten Hoffnung bis zu den tropischen Küsten des Indischen Ozeans. Dr. Thomas Hauer

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Chobe-Nationalpark Zwei Stunden von den Victoria-Fällen liegt der 1967 gegründete Chobe-Nationalpark, benannt nach dem gleichnamigen Fluss, der die Nordgrenze des fast 11’000 km² grossen Schutzgebietes markiert. Bekannt ist Chobe vor allem für seine Elefanten­herden – mehr als 30’000 Tiere wurden zuletzt gezählt. In der ausgedehnten Baum- und Busch­savanne leben aber auch Grosskatzen, Kaffern­büffel, Giraffen, Antilopen, Gnus und Flusspferde. Gäste des «Pride of Africa» verbringen hier eine Nacht in einer Safari Lodge direkt am Flussufer und erleben auf einer Bootstour die unberührte Wildnis des Nationalparks vom Wasser aus.

Der Mann, der dies möglich macht, heisst Rohan Vos. Ende der 1980er-Jahre erwarb der südafrikanische Unternehmer ein paar ausrangierte Eisenbahnwaggons. Ursprünglich gedacht, um damit private Urlaubsfahrten zu unternehmen, musste Vos sich bald eingestehen, dass die Kosten aus dem Ruder zu laufen drohten, und beschloss deshalb, aus dem extravaganten Hobby ein Business zu machen – die Geburtsstunde einer Legende: Rovos Rail. Heute, über ein Vierteljahrhundert später, ist Vos Besitzer von rund 90 liebevoll restaurierten Waggons und mehr als einem Dutzend Lokomotiven.

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chon als junges Mädchen träumte meine Mutter davon, Schwarzafrika zu bereisen. Sie verschlang Expeditionsberichte und schlich sich sonntags heimlich in die 11-Uhr-­Matinee, um ihren Helden auf deren Forschungsreisen durch die Subsahara-Region nahe zu sein – wenn auch nur auf der Leinwand. Meine Grosseltern waren vom unstillbaren Hunger ihrer Tochter nach Abenteuer­ geschichten allerdings wenig begeistert. Als die ganze Sache eines Tages aufflog, verordneten sie deshalb ein Leseverbot für einschlägige Druckerzeugnisse, und die kleine Liselotte durfte statt des Hochamts künftig nur noch die Frühmette besuchen. Und so ist meine eigene Reise im «Pride of Africa» eine kleine Verbeugung vor dem bis heute unerfüllten Herzenswunsch meiner Mutter.

Aus einem Hobby entstanden Die vor uns liegende Schienensafari führt durch fünf Länder: von Südafrikas brodelnder Küstenmetropole Kapstadt über Johannesburg nach Pretoria und weiter in Botswanas Hauptstadt Gaborone. Danach geht es durch die Ausläufer der Kalahari hinüber nach Simbabwe zu den weltberühmten Victoria-­ Fällen, wo der Zug die Grenze zu Sambia überquert, bis er schliesslich fast auf Äquatorhöhe bei Tansanias Kapitale Dar es Salaam den Indischen Ozean erreicht: eine Strecke von mehr als 6000 Kilometern.

Ausgangspunkt unserer Reise ist Bahnsteig 24 der Cape Town Railway Station, wo eine flinke Pagenschar das Gepäck bereits in einer der 35 maha­ gonivertäfelten, bis zu 16 Quadratmeter grossen Suiten verstaut hat. Wir selbst werden währenddessen in der privaten Rovos Rail Lounge in No. 1 Adderley Street schräg gegenüber von Rohan Vos persönlich begrüsst – Streicherduett, Häppchen und Kapsekt inklusive. Das gesellschaftliche Leben an Bord des «Pride of Africa» spielt sich in den mitreisenden Salon- und Panoramawagen inklusive Bar und Aussichtsplattform am Ende des Zuges ab. Im vorderen Drittel des fast 500 Meter langen Lindwurms gibt es aus­ serdem zwei elegante Speisewagen.

Wild Africa Entlang der Strecke sind mehrere Stopps eingeplant – darunter drei Übernachtungen in Wildreservaten und Nationalparks. Höhepunkt der Reise aber ist der Besuch der Victoria-Fälle auf etwa halber Strecke. Und für die lässt sich der «Pride of Africa» jede Menge Zeit, denn selbst auf dem vergleichsweise gut ausgebauten Schienennetz Südafrikas erreicht der Zug kaum mehr als 60 Stundenkilometer. Auf den maroden Bahngleisen in Simbabwe und Sambia schleicht er dagegen teilweise mit gerade mal 20 km / h durch die Savanne. Das gemächliche Tempo lässt uns genügend Zeit, die vorüberziehende Landschaft auf Herz und Seele wirken zu lassen.

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Nach einem ersten Stopp in dem winzigen Örtchen Matjiesfontain, dessen viktorianische Silhouette in der menschenleeren Halbwüste der Grossen Karoo wie eine Fata Morgana am Horizont auftaucht, oder der nicht minder pittoresken Diamantenmetropole Kimberley steht als erster Höhepunkt der Besuch von Rovos Rails privatem Museumsbahnhof Capital Park bei Pretoria auf dem Programm. Hier erleben Fans jede Menge Eisenbahnromantik. Am nächsten Morgen nähern wir uns der Grenze Botswanas, dem «echten Afrika». Im Grenzgebiet macht der Zug erst einmal zwei Tage Rast. Das gibt uns Gelegenheit, im nahe gelegenen Madikwe-Reservat auf Safari zu gehen. Hier haben in den 1990er-Jahren im Rahmen des weltgrössten Umsiedlungsprogramms mehr als 10’000 Wildtiere eine neue Heimat gefunden. Mit ein wenig Glück begegnet man den Big five dort hautnah. Wir gehören zu diesen Glückspilzen und können uns an all den Elefanten, Gnus, Antilopen, Büffeln, Nashörnern und Krokodilen, denen wir auf mehreren Pirschfahrten begegnen, kaum sattsehen. Nur wenige Kilometer von der Madikwe Game Reserve entfernt geht es in Botswanas bunter, quirliger Hauptstadt Gaborone, die in den 1960er-Jahren am Reissbrett entworfen wurde und heute ein Weltzentrum des Diamantenhandels ist, wieder zurück an Bord des «Pride of Africa». Jenseits der Stadtgrenzen werden die Zeichen der Zivilisation immer rarer. Kein Wunder, durchquert unser rollendes 5-Sterne-Hotel in den nächsten 48 Stunden doch den Randbereich der Kalahari-Wüste, bevor wir schliesslich im Grenzgebiet von Simbabwe und Sambia die Victoria-Fälle erreichen. Halbzeit.

Donnernder Rauch Die Einheimischen nennen die mehr als 1,7 Kilometer breite Wasserwand, über die der mächtige Sambesi hier rund 110 Meter in die Tiefe stürzt, Mosi-­oaTunya – donnernder Rauch. Und tatsächlich sind die bis zu 300 Meter hoch aufsteigenden Gischt-Wolken der grössten Wasserfälle der Erde, die David Livingstone 1855 als erster Europäer erblickte, schon aus circa 30 Kilometer Entfernung zu sehen – und zu hören. Der Dunstnebel lässt rund um die Fälle in der ansonsten eher kargen Savannenlandschaft sogar einen schmalen Streifen tropischen Regenwaldes erblühen. Wer mag, kann hier eine Nacht im weltberühmten Victoria Falls Hotel verbringen, wir anderen unternehmen lieber einen Ausflug in den nahe gelegenen Chobe-Nationalpark mit seinen riesigen Elefantenherden.

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© Lernidee Erlebnisreisen / Rovos Rail

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Doch der Fahrplan kennt kein Erbarmen, und am Spätnachmittag des nächsten Tages setzt sich der stählerne Koloss mit heiserem Ächzen und Stöhnen schon wieder in Bewegung und überrollt auf der Victoria-Falls-Brücke die Grenze zu Sambia. Von hier geht es auf museumsreifen Trassen aus der Kolonialzeit über das Batoka Plateau ins Landesinnere nach Lusaka, wo der «Pride of Africa» schliesslich auf die vergleichsweise moderne, 1800 Kilometer lange TaZaRa-Linie wechselt. Unsere Zielgerade sozusagen. Die wurde erst in den 1970er-Jahren erbaut und verbindet Sambia mit den Häfen an der afrikanischen Ostküste. Auf einer einsamen Passhöhe erreicht der «Pride of Africa» am mittlerweile zwölften Tag unserer Schienenkreuzfahrt schliesslich die tansanische und damit letzte Landesgrenze. Vor einer dramatischen Bergkulisse taucht der Zug von hier über 300 Brücken und 23 Tunnel hinab ins Great Rift Valley, den grossen ostafrikanischen Grabenbruch, bevor er nach einem letzten Stopp im Selous-­ Reservat den Zielbahnhof in der Millionenmetropole Dar es Salaam erreicht – das Ende einer epischen Reise. Am liebsten würde ich von hier gleich wieder die Rückfahrt nach Kapstadt antreten, aber meine Mutter wartet schon gespannt darauf, alles über mein afrikanisches Abenteuer zu erfahren.

Exklusivcharter mit deutschsprachiger Reiseleitung Der «Pride of Africa» verkehrt ganzjährig auf mehreren Routen in Südafrika und den angrenzenden Ländern. Lernidee Erlebnisreisen bietet auf der Strecke Kapstadt–Dar es Salaam ausserdem Exklusivcharters mit deutschsprachiger Reise­ leitung an. Die 19-tägige Reise kostet ab 14’360 Euro pro Person inklusive drei Übernachtungen in Safari Lodges bzw. je eine Übernachtung am Start- und Zielbahnhof. Nächster Reisetermin: 12. bis 30. März 2017 Weitere Infos: www.lernidee.de und www.rovos.com.


CUTS

SHORT 1 I Mit Ruhe und Gemächlichkeit

1 Schiffstagebuch Cees Nooteboom Suhrkamp Verlag

Von Mauritius und Réunion nach Südafrika, über Kap Horn nach Montevideo und über Argentinien bis nach Bolivien. Cees Nooteboom legte einst diese Reise mit dem Schiff zurück und hielt die Eindrücke und Begebenheiten in einem Tagebuch fest. Als Leichtmatrose reiste Nooteboom in den späten fünfziger Jahren in die Karibik und schrieb seine Erlebnisse seither in Reiseberichten nieder. Auch Schifffahrten nach Indien und Australien, in die nördlichste und südlichste Stadt der Welt legte er hinter sich und dokumentierte diese im «Schiffstagebuch». Genauso gemächlich wie seine Schiffsreisen ist auch Nootebooms Schreibstil. In seinem 2012 erschienenen Tagebuch werden seine Texte von zahlreichen Fotos von Simone Sassen begleitet und machen die Reise für den Leser noch mehr erlebbar.

2 I Abenteuer Roadtrip Über Stock und Stein, der Küste entlang, durch Wüsten­ gebiete oder über berühmte Strassen wie die Route 66 – Roadtrips dürften jedes Abenteurer-Herz höher schlagen lassen: Die Reisenden erwarten Freiheit und Unabhängigkeit, die Nähe zur Natur und ein ständig wechselnder Schlaf­ platz mit einem etwas anderen Komfort als in einem Hotelresort. Die Erlebnisse mit dem rollenden Zuhause sind einmalig und in «Off the Road» werden diese erzählt – begleitet mit Vorstellungen von multifunktionalen Fortbe­ wegungsmitteln, Tipps zu Reiserouten und einer Auflistung von unverzichtbarem Equipment. So kann jeder, der sich durch die Geschichten hat anstecken lassen, sich selbst auf den Weg machen und die Welt auf vier Rädern entdecken, ganz gleich, ob die Strecke mit dem Auto, dem Hippie-Bus oder Kleintransporter in Angriff genommen wird.

2 Off the Road Robert Klanten Sven Ehmann Maximilian Funk Gestalten Verlag

3 I Ein Stück Automobilgeschichte Über die Geschichte des Automobils, die im 19. Jahrhundert beginnt, dürfte vieles bekannt sein. Doch wie überzeugte man damals die Menschen davon, so hohe Investitionen für mehr Mobilität zu tätigen? Schon früh begann man, mit Prospekten für die teuren Fortbewegungsmittel zu werben – viele Abbildungen und Lack- und Stoffproben sollten die Kunden bei der Kaufentscheidung unterstützen. Die aufwändigen Broschüren gab es nur bei Autohändlern oder auf Ausstellungen, was sie heute unter Sammlern fast so begehrt macht wie Oldtimerwagen – zu Recht, wider­ spiegeln sie doch, wie sich der Geschmack und das Konsumverhalten seit den Anfängen der Automobilgeschichte ent­ wickelt haben. Der Bildband «Automobile Design Graphics» zeigt diese Entwicklung auf und enthält Muster von Händlerbüchern. Die Abbildungen werden ergänzt durch Essays des Automobil- und Kulturhistorikers Jim Donnelly und des führenden Designhistorikers Steven Heller, wodurch der Leser Einblicke in die Geschichte der beliebtesten amerikanischen Automarken erhält.

3 Automobile Design Graphics Jim Heimann, Steven Heller, Jim Donnelly Taschen Verlag

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Messerschmitt Bf 109

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Eine restaurierte Curtiss Travel Air 4000 von 1929 in den Farben einer US-amerikanischen Luftpostlinie.

Für Wirtschaft und Tourismus war die Möglichkeit, Güter und Menschen ausser zu Wasser oder zu Lande nun auch in der Luft und damit deutlich schneller zu transportieren, ein gewaltiger Fortschritt. Dem Franzosen Louis Blériot war es ebenfalls im Jahr 1909 gelungen, als erster Mensch den Ärmelkanal in der Luft zu überqueren. Vor einhundert Jahren, am 15. Juli 1916, gründete in Amerika William E. Boeing die Boeing-Flugzeugwerke – ­zunächst unter dem Namen Pacific Aero Products, ein Jahr später umbenannt zu Boeing Airplane Company. Zehn Jahre später, im Januar 1926, wurde in Deutschland in Bayern die Deutsche LuftHansa (DLH) gegründet. Die sogenannte deutsche Luft-Reederei – man beachte die terminologische Nähe zur Schifffahrt – hatte bereits im Jahr 1919 mit regelmässigen Post- und Passagierflügen zwischen Berlin und Weimar begonnen und in der Folge ihr Netz um weitere Strecken ergänzt.

Die Bücker Bü-131 «Jungmann» wurde nach ihrer Einführung im Jahre 1934 zu einem der populärsten Sport- und Schulungsflugzeuge ihrer Zeit.

erscheint heute lächerlich: 76 km / h. Riesige Menschenmassen verfolgten die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten. Fliegen war die Sensation des neuen Jahrhunderts. Dieses Flugfieber breitete sich von Frankreich aus und sollte in kürzester Zeit die ganze Welt erfassen. Überall entstanden grosse Flugplätze, während der fünf Jahre vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges wetteiferten Ingenieure um den technologischen Vorsprung. Die Flugzeug­ industrie war flügge geworden.

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Fliegen in seinen Anfängen war von hohem Prestige, allerdings alles andere als komfortabel. Das Gepäck musste aus Platzmangel aussen angebracht und unten am Fahrgestell befestigt werden. Die Passagiere selbst sassen vermummt im Fluggerät, immer wieder flog ihnen Benzin durch den Fahrtwind ins Gesicht, ganz zu schweigen von Regen, Hagel oder Schnee. Doch die Weiterentwicklung der Flugzeuge ging ungebremst und rasant voran und gipfelte Anfang der 1930er Jahre in den ersten Airlinern. Mit ihnen entstand der neue Beruf der Flugbegleiterin. Ähnlich dem Internet, das heute die Welt allmählich zu einem Dorf zusammenschmelzen lässt, war der endgültige Durchbruch der Flugtechnik ein wegweisendes Mittel zur Völkerverständigung aufgrund immer besserer Reisemöglichkeiten – und wie das Internet ein gewaltiger Wirtschaftsfaktor.


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Lasst u ns feiern, ta n zen, glück l ich sei n! Mit lauter Musik im Cabrio, F l iegerbri l le i m Gesicht u nd Wi nd i m Ha ar du rch d ie City düsen – ga n z nach dem Motto «you n g, w i ld a nd free».

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KOLUMNE

«MADE IN TATTOOS» lassen. Also keine Angst Boys, wenn Eure erste grosse Liebe Heidi plötzlich Anuschka heissen soll – die Korrektur geht heute ohne Probleme. Schwieriger wird es bei einem Yakuza, der meist von Kopf bis Fuss tätowiert ist und mit dem Tattoo die Zugehörigkeit seines Klans – oft die japanische Mafia und deren Kultur – festhält und sich plötzlich für das Christentum entscheidet. Der Tätowierer von heute kann ein Künstler sein wie die Mönche des Tempels Bang Phra, die mit Zigaretten oder Kerzen bezahlt werden – oder bewundert werden wie Rockstars, wie Amanda Wachob aus Brooklyn, New York, oder Chaim Machlev aus Berlin.

VALENTINO Beautyunternehmer Switzerland

So könnte man die immer häufiger in Mode kommende neue Körperbe­ kleidung auch nennen. Die ursprünglich erstmals vor 5000 Jahren angewandte Körperbemalung verbreitete sich in den letzten Jahren auf der ganzen Welt, bei Frau und Mann – ohne Tabu und Vorbehalte.

Giada

© Giada

War es einst nur ein Privileg für die eisenzeitlichen Skythen, ist es heute eine individuelle «unschubladisierbare» Gesellschaft, die sich, nicht immer ohne Schmerz, stechen lässt. Nicht immer in vernünftigem Handeln, passiert es oft, dass nach einem zu hohen Alkoholkonsum plötzlich ein Tattoo da landet, wo man es nicht haben will – wie etwa im Film «Hangover». Im Gegensatz zu früher kann man heutzutage aber – jedoch auch mit Schmerz – dank Lasertherapien Ungewünschtes entfernen

Mit hohen Tagesgagen von bis zu 10’000 Dollar lässt man sich bei diesen Super-Stechern quälen und muss oft monatelang im Voraus Termine vereinbaren. Natürlich, wie bei jedem Trend gibt’s dann auch die cleveren Unternehmer, die das verstaubte Image der Tattoo-Studios aufpolieren, wie etwa Giada von www.giahi.ch. Sie kreiert Paläste des Ink mit Champagner und V.I.P.-Räumen und unzähligen Angestellten, von denen alle selbst ein Tattoo-Kunstwerk auf sich tragen und Millionen Umsätze machen. Sie, die Königin des dunklen Honigs, lässt die Götter der Nadel einfliegen, verwöhnt sie mit Chauffeuren und (mehr will ich nicht sagen). Und dann stechen sie, bis es neue Zombie-Boys wie Rick Genest gibt, die dann auch für namhafte Kosmetikprodukte wie Dermablend oder welt­ bekannte Modedesigner wie Thierry Mugler Modell stehen. Ich selber habe keine Tattoos, denn mein Vater wollte das nie, und seine Art der Bestrafung hätte mehr geschmerzt als der Stich einer Tattoo-Nadel. Ich werde meiner Tochter nicht im Wege stehen, falls sie sich mal Don Juan De Marco oder auch Petruschka auf den Arm stechen lassen will.

Zombie Boy Rick Genest

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Mönche des Tempels Bang Phra


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FASHION &BEAUTY

Es gibt kaum ein Kleidungsstück, das so altbacken klingt wie die Knickerbockers. Sie waren bis in die 1930er Jahre populär und weit verbreitet. Doch begruben die 40er Jahre die sportlichen Knickerbockers für lange Zeit im Kleiderschrank der Modegeschichte, bis Modedesigner die Roaring Twenties wiederentdeckten. David Renner

eit einigen Jahren tauchen die Knickerbockers wieder auf: die Kniehosen, die mit einem Kniebund zusammengehalten werden und oft mit weitem Schnitt über den Bund fallen. Heute geben sie einem Outfit eine Wende zum Besonderen, einen Hauch von Nostalgie und Anklang an den Luxus vergangener Tage. Die Erste, die die Knickerbockers wiederbelebte, war Diana Spencer. In den 80ern trug die Princess of Wales massgeblich dazu bei, das die Kickerbockers ein kurzes Revival feierten. Grüne Knickerbockers mit einer Halskrause und Hut ­waren der Look der Prinzessin. Elegant wirken die Knickerbockers in klarer Linie mit Weste oder Jacke. Sportlich ergänzen sie ein Shirt oder eine Bluse und werden umso lässiger, je mehr sie fallen. Die Knickerbockers entwickelten sich aus den frühen Formen der Breeches und waren eine weite Kniebundhose. Im 19. Jahrhundert waren sie bei britischen Landadligen beliebt und mit Jacke zu einem Knickerbockeranzug kombiniert. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Knickerbockers dann zur Sportbekleidung. Aus Leder waren sie für das Bergsteigen und Wandern gedacht, doch entdeckten auch Fussballgoalies, Golfer und Radfahrer die Vorzüge der weiten Hose aus Stoff für sich. Als Velohose waren die Knickerbockers revolutionär. Als das Fahrrad zur Mode wurde, schwangen sich auch viele Frauen auf die Drahtesel. Zu Beginn verkleideten sie sich als Männer, doch erkämpften sie sich bald das Recht, Velo zu fahren, und legten dafür ihre Röcke ab und Knickerbockers an.

Während des Ersten Weltkrieges trugen extrava­ gante Offiziere weite Breeches, die sich über den Reiterhosen aufplusterten, und erschufen so ein schneidiges Outfit. Der modebewusste Edward VIII, damals noch Prince of Wales, brachte die längeren Knickerbockers 1924 nach Amerika und löste einen Modetrend aus. Auf den Golfplätzen wurde neben dem Spiel das Outfit wichtig und die «Plus Four» zum Must-have. Die «Plus Four» bestehen aus 10 cm (4 inches) mehr Stoff, die über den Kniebund fallen und dem Träger eine ungekannte Bewegungsfreiheit ermöglichen. Modebewusst trug man Plus Four mit Rautenkniestrümpfen und Pullover. Als sich Ende der 30er Jahre die Bermuda­ hosen verbreiteten, verschwanden die Knicker­ bockers fast aus dem Sportleben. Im Baseball hielten sie sich, und der amerikanische Golfprofi Payne Stewart gewann seine elf PGA-Turniere in den schneidigen Hosen. Der Name Knickerbocker entstammt Washington Irvings «History of New York» (1809), das er als Diedrich Knickerbocker veröffentlichte. In dem Roman tritt der fiktive Jansen Knickerbocker auf, der für die frühen holländischen Siedler von New Amsterdam, dem heutigen New York, steht. In Anlehnung an die Figur aus der Vergangenheit steht der Knickerbocker bald für New Yorker mit holländischer Abstammung und altertümlichem Gebaren samt Kleidung. Als Ende des 19. Jahrhunderts in Amerika die Breeches modern wurden, erinnerte der Schnitt an die Hosen der alten Siedler und so wurden auch sie Knickerbockers genannt.

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FASHION &BEAUTY

DIOR

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AUTUMN

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VERSACE

FASHION &BEAUTY

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GIORGIO

ARMANI

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FASHION &BEAUTY

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BOBBI BROWN

Es begann alles mit einer einfachen Idee – natürliches Make-up und ein Lippenstift, der dem natürlichen Ton der Lippen entsprach. Für Bobbi begann alles mit dem Wunsch, sich in ihrer eigenen Haut wohlzufühlen. «Als Teenager wollte ich immer gross, dünn und blond sein – wie es die Models zu dieser Zeit waren. Erst nachdem ich den Film ‹Love Story› mit Ali McGraw sah, mit ihren dunklen Haaren und ihrem kaum sichtbaren Make-up, hatte ich das Gefühl, schön zu sein», erzählt Bobbi. Nachdem sie ihre Fähigkeiten am Emerson College in Boston verfeinert hatte, zog es Bobbi nach New York City, um dort als professioneller Make-­up-Artist zu arbeiten. Als Bobbi 1991 ihre zehn Lippenstifte zunächst im Kaufhaus Bergdorf Goodman in New York City präsentierte, hatte sie nicht mit diesem Erfolg gerechnet. An ihrem ersten Tag verkaufte Bobbi bereits 100 Lippenstifte – die Anzahl, die sie für den gesamten ersten Monat erwartet hatte. Nur vier Jahre nach der Einführung der Lippenstifte wurde Bobbi Brown Cosmetics von der Estée Lauder Companies gekauft – wobei Bobbi weiterhin die gesamte kreative Kontrolle in der Hand behielt. Mit ihrem natürlichen

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Denkansatz stach Bobbi in einer Zeit von übertriebenem und unnatürlichem Make-up hervor. «Es waren die achtziger Jahre und der Look war stets helle Haut, rote Lippen, betonte Wangen – all das, was ich nicht als schön empfunden hatte», sagt Bobbi. Frustriert wegen dem Mangel an schmeichelhaften Farben, entschloss sie sich dazu, ihre eigenen Farben zu kreieren. In Zusammenarbeit mit einem Chemiker kreierte sie die Brown Lip Color – «ein Lippenstift, der wie die natürliche Lippenfarbe aussieht, nur besser» – gefolgt von neun weiteren Braun-basierenden Farben. Mehr als 20 Jahre nach der Einführung ihrer Marke treibt Bobbi noch immer die Art, wie Frauen Make-up tragen, sowie deren Selbstwahrnehmung weiter voran. Heute ist Bobbi Brown Cosmetics die Nummer-1-Make-up-Artist-Marke, die von einer Frau gegründet wurde.

«Das Geheimnis anhaltender Schönheit besteht darin, sich selbst treu zu bleiben.» – Bobbi Brown –

«Alle Frauen können zugleich schön und pretty powerful sein.» – Bobbi Brown – «Ich erkannte, dass ich mich so akzeptieren musste, wie ich war – 30 Jahre alt, 1,52 Meter gross und wunderschön schwanger.» – Bobbi Brown –

«Mein Ziel ist es, Frauen zu zeigen, wie sie das Beste aus ihrem Typ herausholen können.» – Bobbi Brown –

148 | PRESTIGE



AUF IN EIN

GESUNDES

LEBEN

WIR HABEN DAS NEUE PRÄVENTIV-PROGRAMM DER «EGERNER HÖFE» AM TEGERNSEE GETESTET.

Gesundheitsoase im idyllischen 5 Sterne Paradies der Extraklasse

M

Endlich mal Pause zu machen von ungesunden Gewohn­ heiten. Weil genau das in vertrauter Umgebung fast nicht möglich ist, haben wir am Tegernsee das neue Kick-offProgramm in den «Egerner Höfen» ausprobiert.

ein Weg führt mich in die «Egerner Höfe» nach Rottach-Egern an den Tegernsee. Hier wird «Gesundheit mit Genuss» angeboten – ein Konzept, das das exklusive 5-Sterne-Lifestyle-Luxushotel zusammen mit dem Internisten Dr. Udo Beckenbauer entwickelt hat. Das Hotel liegt idyllisch an einem der beliebtesten Seen Deutschlands, einem Ort mit aussergewöhnlicher Magie und unvergleichlicher Anziehungskraft. In den «Egerner Höfen» trifft bayerische Gemütlichkeit und Tradition auf eleganten Luxus. Graf und Gräfin von Molke, die Besitzer des Hotels, legen grossen Wert auf die Erfüllung

150 | PRESTIGE

Nike Schröder I

Klaus Lorke

der individuellen Wünsche ihrer Gäste, die in einer exklusiv und dennoch gemütlich gestalteten Umgebung mit Feinschmeckerrestaurant, grossem Park und grosszügigen Suiten und Chalets auch höchste Ansprüche erfüllt bekommen. Nur ein paar Schritte vom Hotel liegt das moderne Zentrum für Präventivmedizin. Hier suchen nicht etwa Kranke, sondern im Bestfall ganz Gesunde den Rat des Experten, um möglichst lange gesund zu bleiben.


FASHION &BEAUTY

«Egerner Höfe» Diese alpine Luxus-Hotelanlage ist über vier traditionelle bayerische Ferienhäuser und zwei Häuser verteilt. Die exklusiven Zimmer und Suiten bieten unterschiedliche Einrichtungsstile, von elegant und modern bis zu urig und rustikal. Das Hotel verfügt über drei exklusive Restaurants, darunter ein bekanntes Gourmet­restaurant von Sternekoch Michael Fell.

Der Hausherr, ein drahtiger Sechzigjähriger, der locker zehn Jahre jünger wirkt, ist Facharzt für Innere, Sport- und Präventivmedizin. Für den Experten ist dies die «schönste Form ärztlicher Tätigkeit: Menschen anzuleiten, ihre Gesundheit selbst zu managen». Dr. Beckenbauer erkennt Gesundheitsrisiken und schneidert dann kompetente Therapiepläne für jedermann: «Ich schaue mir meine Patienten ganz genau an und versuche, Krankheiten im ganz frühen Stadium zu erkennen. Dann können sehr viele, auch hartnäckige Leiden optimiert beziehungsweise korrigiert, oft sogar geheilt werden.» Damit beginnt dann auch mein persönliches Wellfit-Programm. Gezielt befragt mich Dr. Beckenbauer in einem Anamnese-Gespräch nach Lebensgewohnheiten, Ess-Vorlieben und gesundheitlichen Problemen. Dann untersucht er mich mit prüfendem Blick. Wichtig ist ihm dabei, den Patienten dabei zu unterstützen, eine gesunde Selbsteinschätzung und ein Gefühl dafür zu entwickeln, was dem eigenen Körper wann und in welcher Menge guttut. Der Sportmediziner ist ein Mann der klaren Worte, spricht Schwachpunkte konkret an. Am nächsten Morgen folgt die Blutabnahme für alle präventivmedizinisch relevanten Werte, eine Urinuntersuchung, diverse 3D-Ultraschalluntersuchungen und ein ausführliches EKG vom Herzen. Damit möglichst schnell alle Untersuchungsergebnisse vorliegen, versucht der Arzt, alle notwendigen Check-up-Untersuchungen wie Vorsorge-Screening der Haut sowie die Magen-Darm-Spiegelung in einen Tag zu packen. Für den Erfolg der medizinischen Prävention ist die Modernität der eingesetzten Hightech-Apparate zwar auch, aber nicht ausschliesslich entscheidend. Viel wichtiger ist die Qualität der Beratung, die «sprechende Medizin», die sich an den Check-up anschliesst. Der Mediziner versucht, sich möglichst intensiv in meine alltäglichen Abläufe hineinzuversetzen, bevor er mich bei Ernährung, Sport und Schlafverhalten berät. Er will keine Genüsse ausreden, sondern das Bewusstsein für bestimmte Lebensgewohnheiten schärfen. Ganz wichtige Faktoren sind dabei mässiger Alkoholkonsum, Stressminimierung, mehr Be­ wegung und Entspannung. Dabei lautet das Zauberwort gesunder Genuss. Mit einer auf mich zugeschnittenen Kombination aus Fitnessübungen und einem Ernährungsplan starte ich in die Entgiftungswoche. «Kein mündiger Mensch

lässt sich sinnliche Genüsse ausreden oder gar verbieten. Für den einen mag dies ein Stück Torte am Nachmittag sein, für den anderen ein zweites Glas Wein am Abend, für den dritten das sonntägliche Ausschlafen und Faulenzen», so Beckenbauer. Mein Ziel ist es, auf eine langfristig kohlehydratarme Kost am Abend zu setzen. Ausserdem auf körperliche Fitness. Mein Personal Trainer im angegliederten Medius Sportcenter motiviert mich nach kurzer Zeit. Täglich locken zudem noch wechselnde Kurse in Yoga, (Wasser-)Gymnastik, Wandern und (E-)Biken. Entspannungs-Spezialist Thomas Hilbert schafft es, aus mir als Yoga-Muffel einen Fan vom Yoga-Tiefenentspannungs- und Meditationstraining zu machen. Dass gesund leben glücklich macht, dazu tragen auch die köstlich zubereiteten Gerichte des sterne­ gekrönten Küchenchefs Michael Fell bei, die auf meinen Ernährungsplan abgestimmt sind. Es gibt etwa Imperial Kaviar mit Sellerie und wildem Schnittlauch; Kabeljau mit Oliven, Fenchel und Paprika oder auch Tiroler Kaiserkalb mit Pfifferlingen. So fällt mir mein massgeschneidertes Programm von Dr. Beckenbauer jeden Tag ein bisschen leichter. Nach einer Woche fühle ich mich energiegeladen und frisch, auch meiner Haut sieht man das an. Und ich bin zwei Kilo leichter. Mit Michael Fells Kochanregungen für eine leichte, kreative und kalorienarme Küche zu Hause und meinem individuellen Gesundheitsprogramm von Dr. Beckenbauer verlasse ich die «Egerner Höfe» und weiss jetzt: So kann ich zu Hause weiter­ machen, das schaffe ich!

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Colorful

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AUTUMN

Nicht nu r d ie Bäu me tragen i m Herbst ei n bu ntes Blätterk leid: Auch d ie Da men der Schöpfu n g kön nen d iese Sa ison m it k rä ftigen, gla mou rösen Ma ke-up-Tönen Farbe beken nen – z u m i ndest i m Gesicht.

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8 I MAC WEICH WIE SOFTEIS: DIE ZWÖLF FARBEN DER «SOFT SERVE SHADOW»-REIHE. 9 I LANCÔME MAKELLOSE DECKKRAFT VERSPRICHT DIE FOUNDATION «TEINT IDOLE ULTRA CUSHION». 10 I GUERLAIN «THE AMETHYST OF L’EAU DE PARFUM DU 68» IST EIN DUFT DER «COLOR COLLECTION».

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DIE ROCK-STARARCHITEKTIN

© Jörg Brockmann

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© Zaha Hadid Architects London

AHA HADID NovaShoe by Zaha Hadid für United Nude Limited Edition des Haute Couture Nova Shoe, in Zusammenarbeit mit Rem D. Koolhaas

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Helena Ugrenovic

Vielleicht trage ich noch diesen Traum des 20. Jahrhunderts in mir, dass Architektur dazu beitragen kann, das Leben der Menschen zu verbessern, darum geht es doch letzten Endes. Es soll uns gutgehen. Manchmal sind die Leute vielleicht überrascht oder verwirrt, wenn sie die neuartigen Räume betreten. Andererseits ist es für sie überhaupt nicht merkwürdig, wenn sie Wanderungen durch die Landschaft machen oder Berge besteigen. Warum? Weil Landschaften aus etwas anderem bestehen. Aber ich bin überzeugt davon, dass auch Gebäude die gleiche Qualität haben können und genauso aufregend, interessant oder beruhigend sind wie ein Spaziergang durch die Natur.» – Zaha Hadid –

Das Kinderzimmer Am 31. Oktober 1950 wird Zaha Hadid in Bagdad geboren. Ihre Familie ist eine der reichsten und liberalsten des Irak. Sie besucht eine von Nonnen geleitete Klosterschule in Bagdad, später Internate in der Schweiz und in England, studiert zuerst an der American University in Bagdad Mathematik, bevor sie von 1972 bis 1977 ein weiteres Studium an der Architectural Association School (AA) in London absolviert. Der ältesten unabhängigen Architekturschule Grossbritanniens, die eine der weltweit renommiertesten Stätten der Architektenausbildung und ein Labor für neue Ideen und Sichtweisen ist.

Zaha Hadid entwirft 2013 die exklusive und limitierte Edition eines Rings und eines Armbands für das Schweizer Juwelierhaus «Caspita».

© Jörg Brockmann

LIVING

Sie ist die erste Frau, die mit der bedeutendsten Ehrung in der Architektur, dem Pritzker-Architektur-Preis, ausgezeichnet wird. Im Jahr 2012 verleiht ihr Queen Elizabeth II den Titel «Dame Commander of the British Empire». Es ist das weibliche Äquivalent zum Ritter und sie ist die Queen der schwebenden Gebäude. Zaha Hadid.



LIVING

Allen Widrigkeiten zum Trotz

Die Königin der Kurven

Die Warterei auf ein umsetzbares Projekt zieht sich wie zäher Kaugummi in die Länge, doch Zaha Hadid hat einen langen Atem und entwirft weiter. Es ist Rolf Fehlbaum zuzuschreiben, dass sie im Jahr 1993 das erste Mal bauen kann und damit ihren Durchbruch schafft. Der Basler hat die Nerven, das Risiko einzugehen, und hilft damit gleichzeitig, eine Menge Vorurteile gegenüber der Architektin aus dem Weg zu räumen. Eigentlich hatte sie nur einen Stuhl für Rolf Fehlbaum, den geschäftsführenden Inhaber von Vitra, entwerfen sollen, doch am Ende erhält sie den Zuschlag für den Gesamtbau der Feuerwache des Vitra-Werks in Weil am Rhein. Zaha Hadid setzt mit dem verschachtelten Wunderwerk, den spitz zulaufenden Winkeln, papierdünnen Betonwänden, einer waghalsigen «fliegenden» Betonplatte einen Urknall mitten ins beschauliche süddeutsche Städtchen. Sie straft die Aussagen ihrer Kritiker, ihre Entwürfe seien nicht umsetzbar, Lügen.

15 Jahre nach der Verwirklichung des Feuerwehrhauses haben sich die Formen ihrer Prachtbauten geändert. Die Gebäude ähneln geschliffenen Diamanten, die sich nahtlos mit der Umgebung verbinden und eine Verknüpfung aus Kanten und strömenden Linien bilden. Weicher, runder, geschmeidiger, aber immer noch futuristisch und avantgardistisch. Wie niemand anderer erschafft sie schwungvolle, archaische, kurvige Einzigartigkeiten, die wie gewundene Schneckenhäuser, das Innere eines Organs oder biologische Gewächse aussehen. Ihr schöpferischer Geist ist unermesslich und sie designt nun praktisch alles – Möbel, Tische, Bänke und Accessoires.

Ecken und Kanten Schliesslich erfüllt sich Zaha Hadid einen langersehnten Traum. Sie, die leidenschaftliche Schuhsammlerin und Schuhfetischistin, wie sie selber sagt, designt ein paar Schuhe: «Das sind besondere Schuhe, es sind Gummischuhe und besonders deshalb, weil wir sie nach architektonischer Sicht designt haben. Zwei bis drei Jahre haben wir daran gearbeitet.» Am 31. März 2016 stirbt Zaha Hadid in Miami unerwartet an einem Herzinfarkt. Sie hinterlässt der Welt nicht nur schwungvolle, einzigartige Gebäude und Kreationen. Sie steht für ein Gedankengut, in dem sich Originalität, Visionen, der Blick in ferne Dimensionen und das schier Unmögliche allen Widrigkeiten und Gegenspielern zum Trotz durchgesetzt haben.

© Zaha Hadid Architects London

«Das Wichtigste ist die Bewegung, der Fluss der Dinge, eine nicht-euklidische Geometerie, in der sich nichts wiederholt: eine Neuordnung des Raumes.»

© McAteer

Die Frau aus dem Irak hat der Welt einen unverkennbaren Stempel aufgedrückt und mit dem Feuerwehrhaus einen Meilenstein in der Weltarchitektur gesetzt. Sie ist nicht nur eine Architektin, sie ist die Baukünstlerin. Mit der Feuerwehrwache ist der Knoten endlich geplatzt und Zaha Hadid auf dem Weg in den Architektur-Olymp. Sie hält an ihrer Vorstellung fest, dass alles möglich ist, was früher verschlossen war, und arbeitet mit ihren circa 400 Angestellten gleichzeitig an mehreren Dutzend Projekten quer über den Globus. Sie macht Dinge, die noch keiner zuvor gewagt hat, bringt bahnbrechende Erkenntnisse und Technologien hervor, verführt eine ganze Gene­ ration dazu, Kunst, Architektur und Technologie miteinander zu verknüpfen, und wird mit Preisen überhäuft.

– Zaha Hadid –

Heydar Kulturzentrum Baku, Aserbaidschan

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PRESENTS

AUS

ITALIEN

STÜCKE

Auf den folgenden Seiten präsentieren wir Ihnen sechs alte italienische Patrizier-Villen. Wir nehmen Sie mit auf eine Reise durch Schönheit, Kunst und Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht. Die italienischen Villen waren in dieser Zeit Landsitze des Stadtteils und bildeten das Pendant zu den Stadt­ palästen. Lassen Sie sich von den historischen Residenzen und altem-neuem Luxus verzaubern. Martina Gaugler

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PALAZZO BARBERINI Rom I Italien

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VILLA TARANTO am Lago Maggiore Piemont I Italien

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VILLA MEDICI OF PETRAIA Toskana I Italien

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VILLA ARVEDI GREZZANA VALPANTENA Verona I Italien

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NUR ÜBER

MEINE

Seine Eltern scheinen bereits früh geahnt zu haben, dass ihr Jüngster etwas Besonderes werden würde: Sie nannten ihn King C. Gillette. Und er machte seinem Namen tatsächlich Ehre: als König der Nassrasur. Barbara Goerlich I

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ing Camp Gillette hat stets enormes Selbstbewusstsein bewiesen, seit er 1855 im US-Bundesstaat Wisconsin geboren und in ­Chicago aufgewachsen ist. Selbstzweifel lagen ihm fern, als er bereits in jungen Jahren beschloss, ein berühmter Erfinder zu werden. Das Erfinden lag in der Familie, seine drei älteren Brüder und der Vater erfanden ständig etwas und h ­ ielten einige US-Patente. Allerdings mit mässigem Erfolg, die Gillettes lebten in ärmlichen Verhältnissen.

So begann der 16-jährige Tüftler in spe seine Karriere als Handelsvertreter und versuchte sich auch als Buchautor eines sozial-utopischen Werks namens «The Human Drift». Das Buch floppte, Gillette musste sich etwas Neues überlegen auf seinem Weg zum Erfinder. Ein Kollege, William Painter, der den Kronkorken zum Verschliessen von Flaschen erfunden hat, empfahl ihm, einen Gebrauchsgegenstand zu erfinden, den man möglichst nach einmaliger Benutzung wegwirft. Das überzeugte Gillette, doch es fehlte ihm die Idee. Der Zufall kam ihm zu Hilfe. Im Sommer 1895 ärgerte er sich beim Rasieren mal wieder über Schnittwunden mit einem stumpfen Rasiermesser. Da war sie, die Idee für den Rasierapparat mit Griff und auswechselbaren Klingen. «Es machte klick», so Gillette Jahre später. Dank des Griffs liess sich die Bewegung der Klinge steuern und konnten somit Verletzungen vermieden werden. War die Klinge stumpf, wurde sie einfach ausgewechselt. Ein Verschleiss­ artikel, den man(n) regelmässig ersetzen muss, Folgegeschäft garantiert. Doch wo immer King C. Gillette seine Idee präsentierte, wurde er abgewiesen. Erst der Maschinenbauer William Nickerson erkannte das Potenzial. Gemeinsam gründeten sie 1901 die «American Safety Razor Company», später in «Gillette Safety Razor Company» umbenannt, und stellten Klingen samt Rasierapparaten selbst her. Eine gewisse Eitelkeit kann man Gillette wohl nicht absprechen, denn von Anfang an zieren sein Porträt und Namenszug die Verpackungen. Am Ende des ersten Jahres hatten sie 51 Rasierapparate und 168 Klingen verkauft. 1904 meldet King C. Gillette seine Erfindung zum US-­ Patent an, das Geschäft kommt auf Touren: In den USA gingen 90’000 Rasier­ apparate und über 1,2 Millionen Klingen über den Ladentisch. Damit nicht genug, Gillette dachte gross und grösser. Die Männer Europas, ja der ganzen Welt, will er vom «American way of shaving» überzeugen. 1905 wird in London die erste Übersee-Niederlassung eröffnet, 1908 nimmt das Gillette-Werk in Berlin den Betrieb auf. Den grössten Auftrag der jungen Firmengeschichte bekommt Gillette 1917. Mit Eintritt der USA in den 1. Weltkrieg machte sich die Army Gedanken ums Erscheinungsbild ihrer Truppen und stattete sie mit Gillettes Sicherheitsrasierer aus: Drei Millionen Apparate und 40 Millionen Klingen wurden geordert. Und da die Truppen nach ihrer Rückkehr ins Zivil-Leben nicht auf die Gillette-Rasur verzichten wollten, lag 1926 der Verkauf von Gillette-Produkten weltweit bei 60 Millionen Rasier­ apparaten und 3,5 Milliarden Klingen. In den USA gab es damals doppelt so viele Nassrasierer wie Telefone. Mit Konkurrenz hatte Gillette erst 1921 zu tun, als der Patentschutz ausläuft. Man reagierte mit Produktinnovationen und einem Rasierer mit drei Ersatzklingen für nur einen Dollar. Eine Verkaufsförderungs-Aktion ganz nach dem Herzen Gillettes war 1922 die Ernennung zum Hoflieferanten des Prince of Wales, zwei Jahre später auch des Königs von Schweden. King C. Gillette

LIVING

konnte mit Stolz Bilanz ziehen: «Der Gillette-­ Rasierer hat eine ganze Industrie ebenso revolu­ tioniert wie den Rasiervorgang selbst.» Es gibt keinen anderen Artikel des täglichen Gebrauchs, der weltweit so bekannt oder verbreitet ist, «begründet auf einer kleinen Erfindung und der Investition von nur 5000 US-Dollar». Erst 1931 zog sich der erfolgreiche Selfmademan aus dem aktiven Berufsleben zurück und verstarb ein Jahr später im Alter von 77 Jahren. Heute, 115 Jahre nach ihrer Erfindung, ist die Nass­ rasur mit Wegwerfklingen – fast – wieder so beliebt wie damals, und noch immer steht Gillette für Innovationen: vom Doppelklingenrasierer mit drehbarem Rasierkopf und Haut-schützenden Lamellen bis zum futuristischen elektrischen «Gillette Fusion Power Stealth Design-Nassrasierer» mit fünf Klingen und allerhand Extras. Nicht zu vergessen die Produkte für die Damenwelt der Kollektion Gillette Venus. Ganz im Sinne des Firmengründers, der seinen Nachfolgern ins Stammbuch schrieb: «Wir werden aufhören, Rasierer herzustellen, wenn wir sie nicht mehr weiter verbessern können.»

Schon vor 20’000 Jahren galt glatte Haut als schick und schön. Doch die Prozedur war nur etwas für echte Kerle. Mit scharf geschliffenen Steinen und Muscheln, Rasierern aus Hirschhorn und groben Pinzetten rückten die Männer der Steinzeit ihrem Haarwuchs zu Leibe und liessen dabei wahren Heldenmut erkennen. Bis dann, endlich, Anfang des 20. Jahrhunderts, King C. Gillette das Rasieren revolutionierte.

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LIVING

ROTATING Per Knopfdruck der Sonne entgegen. Ein Wunschtraum? Mitnichten, denn mit dem Teheraner Sharifi-ha House hat das Architektenbüro Nextoffice eine neue Dimension des Wohnens geschaffen. Anka Refghi Parham Taghioff, Salar Motahari

Schwimmbad mit darüberliegendem Glasbrunnen.

as Sharifi-ha House ist so spektakulär wie faszinierend und zweifelsohne ein architektonisches Meisterwerk unserer Zeit. Für das Privathaus der Superlative liessen sich die in Teheran ortsansässigen Architekten von den traditionellen iranischen Herrenhäusern ­inspirieren, die aufgrund der sehr stark variierenden klimatischen Verhältnisse von heissen Sommern und sehr kalten Wintern häufig über zwei Wohnzimmer auf verschiedenen Seiten des Hauses verfügen – das sogenannte Taabestan Neshin für den Sommer und das Zemestan Neshin für den Winter. Das schmale Grundstück mit einer Breite von gerade einmal elf Metern und einer Länge von 33 Metern war dabei die Ausgangslage, um das Wohnen neu zu überdenken und Räume mit unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten im Sinne der Tradition zu konzipieren. So wurde die zweidimensionale Fassade kurzerhand auf eine dreidimensionale erweitert: durch drei um 90 Grad drehbare Holzquader von je 20 Quadratmetern, wodurch sich ein und derselbe Raum ganz unterschiedlich nutzen lässt.

Ein Haus, zwei Gesichter Sind die bewegbaren Module geschlossen, werden sie zu einem räumlichen Bestandteil des Inneren und schützen vor Kälte und Schnee. Um 90 Grad ausgeschwenkt, präsentieren sie sich mit ihren luftigen Verglasungen und den Freiräumen als sonnendurchflutete Loggia, die, in ihrer Endposition angekommen, stattliche drei Meter aus der Fassade ragen. Gerade einmal zwei Minuten dauert die Transformation, durch die sich das Haus – ganz nach gewünschtem Lichtszenario, Sonnenstand oder Jahreszeit – den persönlichen

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Bedürfnissen der Bewohner anpassen lässt. Eine Transformation, bei der nicht nur durch die Kombination von beweglichen Elementen und den fixen Strukturen der Architektur Spannung erzeugt wird, sondern auch der Grundriss und damit der Charakter des Hauses verwandelt wird – von geschlossen und introvertiert zu offen und extrovertiert. Für die Technik vertraute der Bauherr, der selbst deutsche Maschinenbautechnik im Iran vertreibt, auf die technische Lösung für drehbare Kragarme, die auch bei Theaterkulissen oder Automobilpräsenta­ tionen zum Einsatz kommen.

Puristisches Innenleben Und auch das Innere des Sharifi-ha-Hauses steht seiner äusseren Hülle in nichts nach. Die grosszügige Residenz erstreckt sich mit ihren insgesamt 1400 Quadratmetern über sieben Stockwerke. So befinden sich in den beiden Untergeschossen der Wellnessbereich und die Fitness-Räume, während im Erdgeschoss die grosse Garage, Lagerräume und eine Personalwohnung mit zwei Zimmern unter­gebracht wurden. Das erste und das zweite Obergeschoss dienen repräsentativen Zwecken und öffentlichen Aktivitäten, die dritte und die vierte Etage sind als private Bereiche der Familie vorbe-


LIVING

«We redesigned plans almost 16 times to make this project successful.» – Alireza Taghaboni –

Innenansicht mit halb ausgeschwenktem Raum.

halten. Die so gradlinige wie puristische Innen­ architektur präsentiert sich in einer beeindruckenden Grosszügigkeit. Durch Deckendurchbrüche wurden die Räume so geschickt miteinander verbunden, dass das Licht durch ein grosses Dachfenster – gleich eines Atriums – bis in das erste Obergeschoss gelangen kann. Ein weiteres Highlight des Sharifi-ha House ist unbestritten der Brunnen vor dem Haus, der mit seinem Glas­ boden nicht nur als Lichtspender für das darunterliegende Schwimmbad fungiert, sondern durch das Zusammenspiel von Licht, Bewegung und Wasser sich stets verändernde Reflexionen an die Wände des Schwimmbades zaubert. Ebenso wurden vorhandene Pinienbäume so in die Architektur einbezogen, dass sie bei ausgeschwenkten Boxen wie in einem Bilderrahmen erlebt werden können. Das Sharifi-ha House ist eine mehr als gelungene Neuinterpretation der Tradition – eine in Perfektion geschlossene Marriage zwischen Funktionalität und Ästhetik, die mit Sichtbeton, Glas und Holz begeistert und, trotz der Übersetzung in die Moderne, als eine Hommage an die iranische Kultur zu verstehen ist.

Behind the Scenes Das Sharifi-ha House steht im Viertel Darrous im Norden Teherans und wurde von dem iranischen Architekten, Maler und Hochschullehrer Alireza Taghaboni konzipiert. Bereits nach seinem Studium gewann dieser zahlreiche Architekturpreise, bevor er 2010 sein Architekturbüro Nextoffice gründete. Zu seinem beeindruckenden Portfolio gehören öffentliche Gebäude ebenso wie Multi-use-Komplexe und private Residenzen. Das Haus wurde nach dem Kunden mit Namen «Sharifi» benannt, wobei «ha» so viel bedeutet wie «der ganzen Familie Sharifi gehörend», was eine traditionelle Weise der Benennung für alte iranische Häuser mit einem Sommer- und einem Winterwohnzimmer ist.

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LIVING

PURISMUS

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Was jahrelang mit dem Stigma der Spiessigkeit behaftet war, ist nun mit einem Paukenschlag in die Wohnräume zurück­gekehrt – die Tapete. Anka Refghi I

A. S. Création Tapeten

«Tapeten sind absolute Allround-Talente, denn sie verändern und verschönern im Vergleich zu einem einzelnen Möbelstück gleich den kompletten Raum.» – Michael Michalsky –

Tapetenkünstler Galt die Tapete als für normale Bürger lange Zeit unerschwingliches Gut, das von Hand produziert und bedruckt wurde, so änderte sich das in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Erfindung der Druckmaschinen und damit der Möglichkeit, Tapeten als Massenware auf den Markt zu bringen. Zu den Verlierern dieser Entwicklung gehörten zahlreiche Künstler, die bis dahin als künstlerische Wandgestalter ihren Lebensunterhalt aufgebessert hatten.

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LIVING

W

andschmuck ist so alt wie die Menschheit selbst und zieht sich durch alle Kulturen und Epochen. Angefangen mit der Höhlenmalerei, den Mosaiken, den Wandteppichen des Orients, dem späteren Samtbrokat und Spanischleder an den Wänden der Renaissance oder den üppigen Goldledertapeten des «Sonnenkönigs» Ludwig XIV. In Europa geht die Geschichte der Tapete auf das 14. Jahrhundert zurück. Während sich der Adel die Wände mit teuren Textilien schmücken liess, fanden sich in den bürgerlichen Haushalten sogenannte Wandpapiere, die, von Hand bedruckt, für das normale Volk unerschwinglich blieben. Erst die Kombination aus Papierherstellung und Druck im 17. Jahrhundert, bei der vor allem in England und Frankreich Papier mit Holzmodeln in fortlaufendem Muster bedruckt wurde, gilt als Vorläufer des Seriendrucks. Einen Meilenstein in Richtung der später folgenden industriellen Produktion stellte dann 1830 die Erfindung des Rundschöpfsiebes dar, die damit die Herstellung von Endlospapier möglich machte.

Vom Spiesser zum Must-have Waren aufwändige Tapeten im exklusiven Interior-Design nie gänzlich in der Versenkung verschwunden, haftete ihnen in der Breite der Bevölkerung lange Jahre das Stigma des Spiessertums an. Seit einiger Zeit ist sie nun wieder in aller Munde und an den Wänden der Moderne zu dem ultimativen Must-have für Wohnindividualisten avanciert. Tapeten sind nicht nur ein persönliches Statement und spannendes Spiel mit der Architektur, sondern – akzentuiert im Raum eingesetzt – mittlerweile gar als Kunstwerk zu betrachten, das so manches Bild an der Wand überflüssig werden lässt. Und spätestens seit der Pariser Messe «Maison et Objet» in diesem Jahr sollte auch der letzte Skeptiker überzeugt sein: Denn was hier präsentiert wurde, hat mit der gemeinen Tapete von einst nur noch wenig zu tun.

Es darf auch etwas mehr sein Purismus Ade heisst die neue Devise. Und hierfür greift man dann auch ganz tief in die Kiste der Gemütlichkeit. Kein Szenario, das nicht simuliert wird, keine Epoche, die nicht in faszinierender Weise wieder neuinterpretiert auf die Wände kommt, und keine Themenwelt, die unangetastet bleibt. Die Qual der Wahl inklusive. So geht auch in diesem Jahr der Metallic-Trend weiter. Vlies­ tapeten mit subtilen 3-D-Effekten, die durch den Einsatz von matt schimmernden Prägungen in Gold, Silber oder Bronze eine luxuriöse Atmosphäre zaubern. Aber auch Animal- und Nature-Prints, Blüten- und Ranken-Adaptionen stehen in diesem Jahr ganz oben auf der It-Liste. Daneben buhlen die aufwändig produzierten Tapeten in neobarocker Opulenz oder mit goldigen Rokoko-­ Ornamenten ebenso um die Käuferschaft wie grafische, lineare Muster, Sixties-inspirierte Prints oder die Steinwand- und Betonoptik. Von modisch bis retro, von elegant bis romantisch – alles liegt drin. Dabei haben die neuen Stars der Inneneinrichtung nicht nur die Wohnräume zurückerobert, sondern auch ihren Weg in die Küchen und Badezimmer gefunden.

Fashiondesign meets Wallpaper Und dass Tapeten schon längst auf dem Olymp des Designs angekommen sind, zeigt die Dichte an kreativen Köpfen, die, in Zusammenarbeit mit renommierten Tapetenherstellern, für ganze Kollektionen verantwortlich zeichnen. So finden sich darunter auch Modeschöpfer wie Michael Michalsky, Daniel Hechter oder Jette Joop, aber auch bekannte Designer und Künstler wie Werner Aisslinger oder Lars Contzen. Selbst das legendäre Designstudio F. A. Porsche lässt sich nicht lumpen und leiht seine Kreationskraft den Wandverschönerungen von heute.

Die Gratwanderung Doch Vorsicht! Nicht jedes kreativ bedruckte Papier hat das Zeug zum ­Hingucker. Tapeten waren, sind und bleiben eine Gratwanderungund sollten mit viel Wissen um die Wirkung im Raum eingesetzt werden. Zu viel von ihr ist zu viel des Guten, denn gerade die Kombination mit den eigenen Möbeln könnte die eine oder andere Stolperfalle im Sinne der visuellen Überfor­ derung bereithalten. Und so empfiehlt sich nicht nur der gut durchdachte Einsatz, sondern auch auf qualitativ absolut hochstehende Materialien zu setzen, um sich nicht flugs wieder in der Ecke der Geschmacklosigkeit ­wiederzufinden.

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CULINARIUM

ALFONS

SCHUH BECK AUSZEICHNUNGEN 1 Michelin-Stern 17 Punkte und 3 Hauben von GaultMillau 4 Kochlöffel vom Aral Schlemmer Atlas Five Star Diamond Award 1 Varta-Tipp Küche und 3 Varta-Diamanten 1 Varta-Tipp Service 5 Flaschen plus Stern im Metternich Weinführer 2,5 Feinschmecker-Punkte Kochschule des Jahres 2008 von GaultMillau


CULINARIUM

IMMER VOLLGAS:

«MIT 90 ARBEITE ICH NUR NOCH HALBTAGS!»

S

Die 24-Stunden-Reportage lässt in den bewegten «Alltag» von Alfons Schuhbeck blicken. Der 67-Jährige stand bei Thomas Gottschalk, Michael Schumacher, Markus Lanz, Christine Neubauer und Franz Beckenbauer privat am Herd. Er selbst ist in Deutschland so bekannt wie ein Popstar. Aber der berühmte Küchenprofi geht mit seiner Beliebtheit gelassen um.

chuhbeck bescheiden: «Wenn du gut kochst, akzeptieren dich die Leute aus jeder Gesell­ schaftsschicht. Ich koche für jeden Einzelnen sehr gerne.»

7.00 Uhr: Sein Tag beginnt. Im Herzen der Stadt München, am Platzl unmittelbar neben dem weltberühmten Gasthaus, dem Hofbräuhaus. Hier eilt Alfons Schuhbeck mit weisser Kochjacke übers Pflaster in sein Büro in den Platzlgassen.

7.10 Uhr: Kurzer Zwischenstopp im 2. Stock der Koch­ schule am Platzl. Der Starkoch ist hungrig. Sein Koch Marcel hat seinem Chef das «Schuhbecks»-Spezial-Frühstück

Nike Schröder I

Franz Selb

frisch zubereitet. Das Geheimrezept: 125 Gramm Mager­ quark verrührt mit 2 EL Lein­öl, 1 EL Honig, 1 EL Leinsamen, 4 Erdbeeren und einer halben Grapefruit. Das Highlight: die Gewürzmischung aus Koriander, Zimt, Kurkuma, Mus­ katnuss, Chili, Ingwer, Schwarzem Pfeffer, Nelke, Safran und Vanille. Schuhbeck: «Das gibt Kraft für den ganzen Tag und schützt Leber, Galle, Darm sowie das Immunsystem.» 7.18 Uhr: Büro in den Platzlgassen. Assistentin Wassiliki Drossinou spricht Termine ab. Die Griechin ist seit 2001 beim Starkoch – damals noch in Waging. Schuhbeck: «Besser, ich spreche die Termine gleich ab, sonst lässt sie mir keine Ruhe. Sie hat meinen Terminplan voll im Griff.» Sein 2003 gegründetes Imperium in Bestlage beinhaltet sein Schokoladengeschäft, die angrenzende Eisdiele, vor der die Kunden täglich in einer Riesenschlange bis auf die Strasse stehen. An diese schliesst sich sein Bistro «Orlando» an, gefolgt von seinem Gewürzladen, im Nachbarhaus sein über die Grenzen Münchens bekanntes Sternerestaurant «Schuhbecks» in den Südtiroler Stuben und auf der ge­ genüberliegenden Seite des Platzes schlussendlich seine Kochschule mit Büro. Schuhbeck:«Ich wusste bald, dass Waging für meine Gastronomie zu klein ist. Ich wollte immer nach München. 2003 hat’s geklappt.» Uneitel ist der Mann nicht, denn überall in seinem Reich liest man sein Logo «Schuhbeck», um genau zu sein 42 Mal, und dann haben wir aber noch nicht den Schriftzug auf Kell­ nerschürzen mitgezählt.

In dieser Küche kocht Alfons Schuhbeck mit seinen Kochkursgästen leckere Menüs.

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CULINARIUM

Schuhbecks Klassiker – Signature Dish «getrüffeltes Nudelgangerl».

Tägliche Küchenbesprechung im Sternerestaurant «Südtiroler Stuben» mit dem Chef.

7.26 Uhr: Küche in den Südtiroler Stuben. Besprechung mit Küchenchef Matthias Striffler. Schuhbeck: «Die Tageskarte wird bei uns jeden Tag neu entwickelt.» 7.45 Uhr: Der Chef wirft den ersten Blick in die Koch­ schule, hier wird bereits auf Hochtouren vorbereitet. Er motiviert sein Team: «Gas geben Jungs!» Das war nur, wie üblich bei Schuhbeck, ein schneller Kontrollgang vom Chef und schon geht’s ab ins Auto. Schuhbeck unterwegs zum ersten Termin. 8.02 Uhr: Bayerischer Rundfunk, Bayern 3. In «Bayern 3 am Vormittag» mit Roman Röll beantwortet Schubi routi­ niert den Hörern ihre Fragen. Eine Aufzeichnung für die Sendung. Schuhbeck: «Seit 1992 bin ich jeden Freitag auf Sendung. Das macht mir Riesenspass, den Hörern von Bayern 3 mit bodenständigen Kochtipps weiterzuhelfen.» 8.30 Uhr: Heute herrscht Ausnahmezustand, denn circa alle zwei Wochen fliegt Alfons Schuhbeck nach Ham­ burg zur «ZDF-Küchenschlacht». Der Flieger startet um 9.10 Uhr, eigentlich kaum daran zu denken, dass der Ster­ nekoch das jemals schaffen könnte. Schuhbeck (wie immer relaxt): «Das klappt sicher noch. Ich bleibe ganz ruhig und mache eins nach dem anderen. Gas geben, das ist mein Lebensmotto.» Alfons Schuhbeck ist ein Kämpfer und er kennt nur eine Richtung: vorwärts.

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«Wer nur zurückschaut, wird unzufrieden», sagt Schubi, «wenn du Ziele hast und nach vorn schaust, triffst du auch die richtigen Entscheidungen.» Aber dieses Mal könnte es am Flughafen doch etwas knapp werden, ein Anruf bei der Lufthansa, nur zur Sicherheit. Dort kennt man schon seine Handynummer, scheint also öfters vorzukommen. Pro Woche fliegt er mindestens fünf Mal, wegen Terminen, Party­ service und zu den Promis an den Herd. 9.03 Uhr: Noch sieben Minuten bis zum Abflug und er ist immer noch nicht durch den Sicherheitscheck. Nichts scheint ihn aus der Ruhe zu bringen – auch nicht, wenn ein Fan jetzt noch ein Foto mit ihm will. 9.08 Uhr: Doch noch geschafft. Schuhbeck hetzt häufig seinem Flieger hinterher, aber irgendwie schafft er ihn dann doch immer noch. Fünf Minuten später fallen dem Meister die Augen zu: «Ich habe einen Riesenvorteil, ich kann überall sofort einschlafen. Das ist meine Art, mich zu erholen.» 10.15 Uhr: Wieder ist es knapp. Auch hier geht’s um Minuten, denn schliesslich wartet die 35-köpfige Produktion von «Küchenschlacht» bereits auf ihn. Doch Fonsi, wie man ihn am Set nennt, schlüpft blitzschnell in sein Koch-Outfit, spricht die Sendung kurz mit Back­ stage-Aufnahmeleitung Amelie Wüst (38) vom Team durch und ist auch schon am Herd in der Show-Küche. Startklar! Schuhbeck: «Auf die Sendung muss man sich nicht vorbereiten, wir Köche funktionieren spontan am Besten. Das klingt auch authentischer.» Schuhbeck kocht seit 2005 beim ZDF, gehört zur festen Stammbesetzung der «Küchenschlacht». Im Flur treffen wir Markus Lanz, er zeichnet seine Talk-Sendung im gleichen Studio auf. Auch er hat zu Schuhbeck gerne was zu sagen: «Alfons Schuhbeck ist für mich ein echter Freund, wir telefonieren auch privat. Ich finde ihn grossartig. Ein guter und ehr­


© Franz Selb

CULINARIUM

GEHEIMREZEPT INGWER-EISTEE MIT ORANGE UND MINZE für 4 Personen 1 geh. EL Zucker 2 grüne Kardamomkapseln 1⁄4 Vanilleschote 25 g getrockneter geschroteter Ingwer 6 Streifen unbehandelte Orangenschale 1⁄8 l Orangensaft 3 Streifen unbehandelte Zitronenschale 1 EL Zitronensaft 1–2 Splitter Zimtrinde 1 Gewürznelke 8 Scheiben Ingwer 4 Stiele Minze

Opulent speisen in Schuhbecks Bistro «Orlando».

geiziger Typ! Das gefällt mir. Er ist kein oberflächlicher Mensch und hat sein Herz am rechten Fleck!» Heute werden drei Sendungen am Stück aufgezeichnet, aber wir finden bei aller Mühe keinen Moment, in dem Schubi unkonzentriert oder müde wirkt. Schuhbeck: «Mein Ingwerwasser, das ich den ganzen Tag trinke, auch in der Livesendung, wirkt Wunder. Damit bleibe ich, selbst wenn es stressig wird, fit und konzentriert.» 14.00 Uhr: Die dritte «Küchenschlacht»-Sendung ist vorbei. Alle sind geschafft, nur Schubi ist noch in seinem Element. Eigentlich sollte er schon lange am Flughafen sein, aber wir kennen es ja schon von heute Morgen – in der Ruhe liegt die Kraft. Markus Lanz: «Ich bin echt durch, die konzentrierte Studioarbeit schlaucht mich ganz schön, aber Alfons ist wie ein Duracell-Männchen, bei ihm fängt der Tag jetzt erst richtig an! Ich will gar nicht wissen, was er heute noch alles macht.» Lanz lacht. 14.30 Uhr: Den Rückflug erwischt er gerade so, aber nach Millionen Flugmeilen kann er die Sicherheitshinweise der Stewardess sicher mitspielen. Schuhbeck: «Ich übernachte fast nie in Hamburg und versuche immer, abends zurück nach München zu fliegen. Ich habe einen Betrieb dort, also muss ich mich auch darum kümmern!» 15.35 Uhr: Schokoladengeschäft am Platzl. Schubi probiert ein Stück Schokolade. Er bietet eine Auswahl aus über 100 Sorten aus der ganzen Welt. Hier gibt’s hauseigene Trüffel aus der weltbesten Schokolade und besondere Kreationen des Chefs. Schuhbecks Tipp: «Ab 70 Prozent Schokoladengehalt ist Schokolade gut fürs Bindegewebe.» 15.45 Uhr: Blick in den Gewürzladen. Hier kann der Kunde aus 180 Gewürzen aus­ wählen. Begehrt sind die Geheimrezepte vom Chef, die er ständig weiterentwickelt. Schuhbeck: «Gewürze sind nicht nur Geschmacksverstärker, sondern für die Gesundheit besonders wichtig. Eins muss man sich hinter die Ohren schreiben: Wenn du richtig

Zubereitung: 1 In einem Topf 1,5 l Wasser mit dem Zucker köcheln, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Topf vom Herd nehmen. Kardamomkapseln andrücken. Die Vanilleschote der Länge nach halbieren und das Mark mit einem spitzen Messer herauskratzen. Vanilleschote und -mark, Kardamom, Ingwer, Orangenschale und -saft, Zitronenschale und -saft, Zimt und Nelke hinzufügen. Die Mischung 20 Minuten ziehen lassen. 2 Den Ingwertee durch ein feines Sieb giessen. Bis zum Anrichten 1 bis 2 Stunden kühlen. 3 Zum Servieren pro Person 6 Eiswürfel, 2 Ingwerscheiben und 1 Minzestiel in ein Glas geben, mit dem Ingwer-Eistee aufgiessen.

würzt, kannst Du nicht krank werden. Warum nehmen die Leute lieber Medikamente, das kann ich nicht verstehen.» 15.58 Uhr: Empfangsbüro in den Platzlgassen. Leiterin Andrea Kistner bittet den Chef um Widmungen für einen Stapel Bücher. Bisher hat Schubi 30 geschrieben. Am er­ folgreichsten ist «Meine Küche der Gewürze» mit über 500’000 verkauften Exemplaren. Schuhbeck:«Ich arbeite an meinem neuen Buch, das die Geheimnisse und Ursprünge der Gewürze weltweit ergrün­ det und weitergibt. Dafür reise ich überall hin und sammle die Erfahrungen der Einwohner. Im orientalischen Raum war ich gerade unterwegs. Dieses Projekt liegt mir sehr am Herzen. Gewürze sind mein Lebensthema.» 16.15 Uhr: Sein Handy klingelt, zum gefühlt 1000sten Mal. Ein FC-Bayern-Spieler möchte ihn sprechen. Schuhbeck: «Seit 30 Jahren koche ich für den FCB auf Reisen und seit 15 Jahren für Spieler und Angestellte an der Säbe­ ner Strasse (Trainingslager FC Bayern, Anm. d. Red.).»

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Eissalon am Platzl – schmackhafte Erfrischung.

16.44 Uhr: Bistro-Café Orlando. Hier blickt die regionale Küche in den Süden. Man muss übrigens kein Millionär sein, um beim Sternekoch zu essen, ein leckeres Essen gibt’s hier schon für zehn Euro. Schuhbeck: «Unsere neueste Kreation ist «Vitello tonnato mit gegrillter Wassermelone und Kopf­salat!»

Ist er zufrieden? Schuhbeck: «Ja klar, das war heute der ganz normale Wahnsinn. Irgendwann schiebt man etwas an und dann muss man es auch zu Ende bringen. Ich habe halt viel Ar­ beit, aber sie macht mir auch Freude!»

16.48 Uhr: Eisladen am Platzl. Knapp 32 verschiedene Sorten aus frischem Früchtepüree werden hier verkauft. Neuester Hit: «Schokoladen-Chili-­Eis». Schuhbeck: «Der Präsident der italienischen Eismacher verriet mir seine 50 Jahre alten Geheim­rezepte. Das Wichtigste: nur frische Zutaten – Sahne, Milch, hausgemachtes Fruchtpüree aus sonnengereiften Früchten – keine Chemie. Wer zu mir nach München kommt und mir Rezepte verraten will, ist im offenen Vollzug», lacht er.

Ab geht es ins Bettchen. Schubi lebt allein, ganz oben im Orlandohaus, benannt nach einem Renaissance-Komponis­ ten. Vom Balkon hat er einen sensationellen Blick auf sein Imperium, um das ihn viele beneiden. Aber wir wissen ja seit heute, was dahintersteckt.

17.15 Uhr: Kochschule. Besprechung mit Leiterin der Kochschule, Monika Reiter. Schuhbeck: «Wir bieten von Dienstag bis Samstag Tages- und Abendkurse. Beliebt sind die Abendkurse bei Leuten, die nach der Arbeit noch zwei Stunden Zeit haben. Bemerkens­ wert dabei ist, dass 60 Prozent Männer unsere Kurse besuchen.» 18.04 Uhr: Teeverkostung mit Gewürzpapst Dieter Fuchs (89), der extra von Diessen zu Schuhbeck nach München reiste. Schuhbeck: «Mein absoluter Renner ist der Ingwer-­Eistee.» 20.45 Uhr: Südtiroler Stuben. Der Fernsehstar geht an die Tische, spricht mit den Gästen. Schuhbeck: «Das ist mir sehr wichtig! Und die beste Rückmeldung für unser KüchenTeam!» 23.21 Uhr: Im Büro in den Platzlgassen brennt noch Licht. Auf dem Schreibtisch liegen Post, Bewerbungen, Text­entwürfe für Bücher, Ideen, Pläne für Umbau­arbeiten … Schuhbeck: «Zu dieser Zeit kann ich in Ruhe am Schreibtisch arbeiten.» 1.15 Uhr: Sportstudio Gilching. Nach fast 30 Minuten Fahrt 45 Minuten Muskel-Training mit Trainer Paul Mentis (53), Bodybuilding-Weltmeister 2001. Eine Empfehlung von seinem Freund Arnold Schwar­­zenegger. Mentis ist immer stand-by für den Starkoch. Auch nachts. Schuhbeck: «Seit zwölf Jahren mache ich das sechsmal in der Woche – immer nach Mitter­ nacht. Inzwischen habe ich 40 Kilo abgenommen und 20 Kilo Muskelmasse aufgebaut.» 2.35 Uhr: Alfons Schuhbeck geht schlafen. Heute übrigens früh.

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LEBENSLAUF Alfons Schuhbeck (* 2. Mai 1949 in Traunstein / Oberbayern; gebürtig Alfons Karg, ledig, 4 Kinder, katholisch) ist ein deutscher Sternekoch, Kochbuch-Autor, Gastwirt, Fernsehkoch und Unternehmer. Erster Beruf: Fernmeldetechniker, das war aber nichts für ihn. Als er mit seiner Rockband «Die Scalas» im bayerischen Ferienort Waging am See unweit von Salzburg Station machte, stiess er auf den Gastwirt Sebastian Schuhbeck, der ihn davon überzeugte, eine Ausbildung zum Koch zu machen. Schuhbeck adoptierte Alfons, beschäftigte ihn in seinem Lokal. Alfons Schuhbeck besuchte nun die Hotelfachschule, absolvierte seine Lehr- und Wanderjahre in Salzburg, Genf, Paris, London und München. Zu den Stationen nach der Hotelfachschule Bad Reichenhall gehören so renommierte Adressen wie Feinkost Käfer, Alois Dallmayr und das Restaurant Aubergine von Eckart Witzigmann. 1980 übernahm er das elterliche «Kurhausstüberl» in Waging am See. Ende der 90er Jahre hatte Schuhbeck Steuer­ probleme, weil er falschen Leuten vertraute, und war pleite. Doch in Waging gelang ihm ein Neustart und er kochte sich bis nach München ans Platzl, wo heute sein Reich zu finden ist. Gerade beginnt sein «teatro» – dieses Jahr feiert er 14-jähriges Jubiläum.


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SPECIAL 1 I Bis zur Unendlichkeit

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Grand Hotel Central I Barcelona www.grandhotelcentral.com

2 I Eine Augenweide © Red Carnation Hotels DOOKPHOTO.COM

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© Grand Hotel Centra Barcelona

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Auf der 350 Quadratmeter grossen Dachterrasse des 5-Sterne-Grand-Hotels Central schwimmt man ins Unendliche und inmitten der Dächer von «El Born». Die luxuriöse Dachterrasse liegt im Herzen Barcelonas, zwischen dem gotischen Viertel mit seiner prunkvollen Kathedrale und den alten Stadtmauern sowie dem Künstlerviertel «El Born». Doch es ist nicht nur der Infinity-Pool der «Skybar» und die Lage, welche Gäste anlocken: Auch die wunderbare Aussicht auf die Stadt und den Olympia­hafen, die feinen, kreativen Cocktails und frisch gepressten Fruchtsäfte sowie die dazu kreierten Tapas, welche ein Sternekoch des Hotels zubereitet, machen einen Besuch lohnenswert. Dabei haben die Hotelgäste die «Skybar» jeweils tagsüber für sich, ab 21 Uhr dürfen auch Auswertige von dort oben über die Dächer blicken.

1863 wurde direkt am Umhlanga Beach im Osten Südafrikas ein Schiffsnavigationspunkt erbaut, den man in den 1930er Jahren in ein Hotel umfunk­ tioniert hat. 1954 war schliesslich das Hotel Oyster Box geboren. Auf seinem Dach befindet sich die «Lighthouse Bar», von wo aus man auf den bekannten Umhlanga-Leuchtturm, ein renoviertes Wahrzeichen, blickt. Dank der 180-Grad-Aussicht sieht man von der Terrasse aus auf die Küste und auf atemberaubende Sonnenuntergänge. Auch in ihrem Innern ist die Bar mit ihrer Einrichtung aus einer Kombination von dunklem Holz und rotem Leder eine Augenweide. An der langen Bar sowie in den gemütlichen Gesprächsbereichen und zu Live-Musik lassen sich die Abende ausklingen. Und jene, die lieber Sport schauen möchten: Auf grossen Plasmabildschirmen können diese Fussball-, Cricket- oder Rugby-Partien verfolgen. The Lighthouse Bar I Südafrika www.oysterboxhotel.com

© Banyan Tree Hotels &  Resorts Pte. Ltd.

3 I Bangkok aus luftiger Höhe

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Weit über Bangkoks Strassen thront auf 230 Metern Höhe eine der wohl beliebtesten Rooftop-Bars Thailands: die «Moon Bar». Sie gehört zum 5-Sterne-Hotel Banyan Tree und eröffnet mit ihrem 360-Grad-Panorama ihren Besuchern eine Aus­ sicht auf den Grossen Palast, den Chao-Praya-Fluss, den Wat-Pho-Tempel und Bangkoks Skyline. Das Lokal mit gehobener Atmosphäre kombiniert thailändische Tradition und modernes Design. Nur wenige Lichter verteilen sich auf dem 61. Stock, wodurch Sonnenuntergänge, Mondaufgänge be­ sonders gut zur Geltung kommen. Es ist daher kein Wunder, dass die romantische Kulisse oft für Heiratsanträge genutzt wird. Sollte es dann doch mal zu dunkel sein, um die Speisekarte zu lesen oder seiner Liebsten den Verlobungsring über den Finger zu stülpen, hat die «Moon Bar» vorgesorgt: Sie stellt ihren Gästen Taschenlampen zur Verfügung. Moon Bar I Bangkok www.banyantree.com


MOST

EXPENSIVE

© Patrick Grüll

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CULINARIUM

Das weisse Gold

Störe können bis zu acht Meter lang, bis zu einer Tonne schwer und 120 Jahre alt werden. Rund 27 Arten gibt es vom Kaviar-Fisch. Darunter finden sich auch AlbinoStöre, die sozusagen «Lieferant» des teuersten Kaviars der Welt sind. Zwischen 16’000 und 65’000 Euro pro Kilo werden am Weltmarkt für weissen Kaviar geboten. Dies nicht ohne Grund, denn dieser ist deshalb so teuer, weil er sehr selten ist: Nur acht Kilogramm werden pro Jahr gewonnen. Denn für die Produktion der teuren Kügelchen kann man nur Albino-Störe verwenden – und davon paarweise, deshalb auch die weisse Farbe der Eier. Ausserdem sind Störe je nach Art erst nach acht bis zwölf Jahren erntereif. Nur acht Hersteller sind in der Lage, diese teure Delikatesse herzustellen. Neben dem Albino-Kaviar ist der ebenfalls teure Beluga-Kaviar mit 4500 bis 6000 Euro pro Kilogramm ein richtiges Schnäppchen.

Luxusgewürz

Es ist das teuerste Gewürz der Welt und gilt als natürliches Potenzmittel: Safran. Er soll etwa gegen Depressionen wirken und hat entzündungs­ hemmende und krebsfeindliche Eigenschaften. Angebaut wird das Luxusgewürz in Afghanistan, Iran, Kaschmir und in Europa vor allem im Mittelmeerraum. Pro Jahr werden etwa 200 Tonnen davon geerntet – keine einfache Arbeit, denn ein Arbeiter erntet höchstens 80 Gramm davon am Tag – alles in Handarbeit. Und um ein Kilogramm zu gewinnen, benötigt man etwa 150’000 bis 200’000 Blüten und eine Anbaufläche von circa 1000 Quadratmetern. Ausserdem blüht Safran nur einmal pro Jahr im Herbst für etwa zwei Wochen. Kein Wunder also, dass man je nach Qualität bis zu 14’000 Euro pro Kilogramm hinblättern muss. Ein Glück, dass man zum Würzen von Gerichten jeweils nur wenige Gramm von den roten Fäden benötigt.

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Panda-Kot als Teedünger Pandabären verdauen nur 30 Prozent ihrer Nahrung, ehe sie die restlichen 70 Prozent wieder ausscheiden. Da sie sich von Bambusblättern ernähren, die Stoffe zum Schutz vor Krebs enthalten, ist ihr Dung sehr nährstoffreich. Dies brachte einen chinesischen Geschäftsmann auf eine Idee: nämlich, grünen Tee mit Panda-Exkrementen zu düngen. Ein Kilogramm der ersten Ernte wollte der Erfinder für etwa 54’000 Euro verkaufen – so teuer wie kein anderer Tee auf der Welt. Für die zweite Ernte des angeblichen Wunder­ tees verlangte er «nur» noch etwa 5000 Euro pro Kilogramm. Zum Vergleich: Einen DarjeelingTee erhält man je nach Sorte ab etwa 40 Euro pro Kilogramm. Immerhin soll der teure Panda-Tee beim Abnehmen helfen und vor schädlichen Strahlen schützen.

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Tauchen Sie ein in die Welt des Alfons Schuhbeck:

Gewürze Genuss Gesundheit www.schuhbeck.de

© ZS Verlag/ Eising Studio/ Food Photo & Video


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POINT

ODER

MEDIUM

RARE DAS BESTE

RINDERFILET Die Kruste muss scharf angebraten sein, das Innere von einem hellen in einen kräftigen Rosafarbton verlaufen; so zart zu schneiden sein, als handle es sich um eine gekochte Kartoffel; es soll wie Butter auf der Zunge zergehen und den vollen Geschmack ohne zu viel zusätzlichen Schnickschnack entfalten. Das perfekte Filetsteak ist ein Highlight sondergleichen für jeden Fleischliebhaber. Helena Ugrenovic

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CULINARIUM

m russischen Kochbuch «Podarok molodym chosajkam» («Geschenk für junge Hausfrauen») von Jelena Molochowetz ist das Rinderfilet Stroganoff in der 1871er-Ausgabe das erste Mal schriftlich erwähnt. Um die Namensgebung ranken sich die Legenden. Einerseits soll es nach dem Grafen Grigorij Alexandrowitsch Stroganoff (1774–1857) benannt worden sein. Der Spross einer wohlhabenden, geadelten russischen Kaufmannsfamilie und weitverzweigten Dynastie war Bürgermeister der Stadt Odessa. Der als sehr sozial bekannte Mann gewährte jedem halbwegs adrett gekleideten Menschen Zutritt in sein Haus und liess ihn kostenlos bewirten. Um die zahlreichen Gäste effizient zu verköstigen, dachten sich seine Köche daher ein Gericht aus, das schnell zubereitet werden konnte. Andererseits sei das «Bœuf Stroganoff» wahrscheinlich für einen Kochwettbewerb erfunden worden, der Ende des 19. Jahrhunderts in Sankt Petersburg stattgefunden hat.

1891 stellt Charles Brière, ein in St. Petersburg tätiger Küchenchef, das Bœuf Stroganoff an einem Kochwettbewerb in Paris vor und legt damit den Grundstein für einen Klassiker in der internationalen gehobenen Gastronomie.

Die Top 6 Entscheidend für die Qualität des Filets ist nebst der Rinderrasse vor allem die Art der Tierhaltung. Intensivmast mit durch Vitaminstoffe, Tiermehl und sonstige Zusatzstoffe angereicherter Tiernahrung führt zwar in sehr kurzer Zeit zu Schwergewichten, die ihr maximales Schlachtgewicht locker erreichen, doch deren Fleischqualität lediglich den Massenmarkt versorgen kann, ansonsten aber zu wünschen übrig lässt. Wohingegen in Ländern wie Argentinien, Irland, Schottland, England, Japan, der Schweiz oder den USA die Rinder praktisch unter freiem Himmel leben, ihr Futter selbst bestimmen und sich auf den Weiden von den verschiedensten Gräsern ernähren und reines Quellwasser trinken. Diese Filets sind es auch, die auf den Speisekarten der besten Steakhäuser der Welt angeboten werden.

Wagyu, konnichiwa Japan Das Wagyu-Filet der schwarzen Rinderrasse Wagyu oder Kōbe-Rind aus der Region um Kōbe, mit seiner intensiven und feinen Maserung, führt nicht nur die Top-Liste als unschlagbare Nummer eins an, sondern stammt zugleich vom verwöhntesten aller Rinder. Die aufwändige Tierhaltung des Kōbe-­ Rindes ähnelt einem 24-Stunden-Spa-Programm, während dem das Tier wie ein Nesthäkchen verhätschelt, mit Rüben, Kartoffeln und Getreide gefüttert wird und als Appetitanreger täglich noch eine Flasche Bier nuckelt. Mit einem Spezialhandschuh werden die wertvollen Körperpartien der qualitativsten aller Filet-Quellen jeden Tag zwei Stunden lang massiert, wobei der Bauer das Wagyu während der Massage mit japanischem Reiswein, Sake, besprüht. Reines und unverfälschtes Wagyu, von dem ein Kilogramm zwischen 400 und 600 Euro kostet, wurde bis vor Kurzem nur in Japan angeboten, seit 2014 ist Japans Staatsheiligtum in den EU-Ländern sowie in der Schweiz erhältlich.

Der richtige Zisch Stammt das Filetsteak aus qualitativ hochwertigem Fleisch, reichen das natürliche Aroma und der Saft des Fleisches aus, um einen ausgezeichneten Gaumen­ genuss zu erzeugen. Das Würzen des Filetsteaks erfolgt im Geizkragenmodus, grobkörniges Salz und frischer Pfeffer werden jedoch erst dann auf das Filetsteak gemahlen, wenn eine Seite schon angebraten ist. Zischt es laut, wird das Filetsteak in die heisse Pfanne gelegt, herrscht die richtige Temperatur.

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CULINARIUM

Wolfgang’s Steakhouse New York Premium Black Angus, olé Argentinien Auf den argentinischen Rinderfarmen, den Estancias, leben ausgesuchte Exemplare der Rasse Black Angus aus dem schottischen Aberdeen auf endloser Flur. Die kurzbeinigen und hornlosen Rinder, deren Fleisch auf Platz zwei der Filet-Qualitätsliste steht, frönen dem Luxus, dass einem einzigen Tier statistisch betrachtet mehr als zehn Quadratmeter Weideland der argentinischen Pampa zum Grasen zur Verfügung stehen. 48 Millionen Rinder zählt das Fleisch-Mekka Argentinien, das sind fünf Millionen mehr Tiere als Einwohner, die von Rinderbaronen gehalten werden, bevor sie am grössten Viehmarkt Lateinamerikas, dem «Mercado de Liniers» am Rio de la Plata, versteigert werden. Die täglich zehntausend verkauften Black-Angus-­ Rinder ergeben ein Fleischerzeugnis von circa 220 Kilogramm pro Tier, wovon die besten Stücke, die «Hilton Cuts», unter anderem nach Europa exportiert werden.

Frisch vom Schlachthaus in der Pfanne brutzeln und dann servieren? Ein Tabu für ein Filetsteak. Es muss reifen, abgehangen sein und ein sogenanntes «aging» abwarten, um gut zu schmecken. Während dieses Prozesses wird das Muskeleiweiss durch Enzyme ersetzt, durch das das Fleisch zarter und geniessbarer wird. Im «Wolfgang’s Steakhouse» altert das Fleisch deshalb so lange in Würde, bis es einen Schimmelpilz an der Oberfläche bildet, der jedoch vor dem Braten weggeschnitten wird. Diese Filetsteaks bestechen durch besonders zartes Fleisch mit einem intensiven Geschmack.

Chianina, bella Italia Bereits die Etrusker und Römer setzten die «razza chianina», die porzellanweisse, älteste und grösste Rinderrasse der Welt, als Zugtiere ein. Bis zu 1500 Kilogramm Gewicht kann ein Chianina-Rind, das nach dem gleichnamigen Tal in der Toskana benannt ist, erreichen. Das berühmteste Steak des Chianina-Rindes und gleichzeitig ein Klassiker der italienischen Küche ist das «bistecca alla fiorentina», das aus Filet und Lende besteht, die verbunden sind mit einem Knochen in der Form des Buchstabens T. Ein T-Bone-Steak alla fiorentina schmeckt am besten vom Holzkohlegrill und wird lediglich mit Salz und frisch gemahlenem Pfeffer gewürzt. Um in den Genuss eines echten, seltenen und teuren Chianina-T-Bone-Steaks zu gelangen, empfiehlt es sich, auf das Etikett «amici della chianina» zu achten, das am Eingang derjenigen Restaurants angebracht ist, die Fleisch vom Chianina-Rind servieren.

USDA Prime, born in the USA

Simmentaler, hopp Schwiiz

Das United States Department of Agriculture ist eine Behörde in Washington D.C., die den amerikanischen Fleischmarkt mit Argusaugen kontrolliert, sodass kein Fleischstück ohne vorherige Kontrolle und erfüllte Auflagen der USDA über die Verkaufstheke wandert. Das Fleisch liefert das Black-Angus-Rind, das wie das argentinische aus dem schottischen Aberdeen und auch aus dem Westen Englands, aus Hereford, stammt. Mit einer Bewertung von acht verschiedenen Qualitäts­stufen wie «prime», «choice», «select», «standard», «commercial», «utility», «cutter» und «canner» werden die Fleischerzeugnisse gewertet. Das Filetsteak mit dem Siegel «USDA Prime» wird als bestes amerikanisches Steakfleisch verkauft, das nur in den exklusivsten Feinkostläden und Restaurants erhältlich ist.

Die Urheimat der Rinderrasse Simmentaler oder Fleckvieh stammt aus dem Berner Oberland und ist aus verschiedenen lokalen Schlägen wie dem ­Saanenschlag und dem leichteren Frutigvieh entstanden. Das Simmentaler Rind aus der Normandie, Frankreich, gehört zu den absoluten Lieblingen von Alain Ducasse, dem mit 13 Michelin-Sternen höchstdotierten Koch der Welt, wobei der Ursprung des Rindes in der Schweiz liegt, wo es seit 1400 Jahren gezüchtet wird. Auf den Speisekarten der Superlative-Restaurants von Alain Ducasse in Paris, Monte Carlo oder New York findet sich ausschliesslich das fein marmorierte und feinfaserige Fleisch der Simmentaler Rasse.

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Charolais, vive la France! Ursprünglich stammt die Rasse der weissen und robusten Rinder aus dem Département Niève. Einige französische Meisterköche in der Riege von Alain Ducasse schwören auf das Fleisch des Charolais-Rindes, das aussergewöhnlich starke Muskeln hat, sich schnell mästen lässt und zu geringer Fettbildung neigt. Daher sind seine Filetsteaks fettarm, leicht marmoriert und zeichnen sich durch eine dichte Konsistenz aus.


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© Thommy Gyllenbielke

Coole Eindrücke Die erste permanente Eisbar der Welt liegt in Stockholm. In der «Icebar» des «Icehotels» erhalten die Gäste einen warmen Poncho und dicke Handschuhe – immerhin beträgt die Temperatur dort das ganze Jahr durch minus sieben Grad Celsius. Denn das gesamte Innere besteht aus Eis: Die Stühle, die Tische, selbst die Getränke werden in Eis­ gläsern serviert. Das Eis, woraus alles besteht, stammt aus einem Fluss in Jukkasjärvi, der Heimat des «Icehotels». Das glimmernde gemeisselte Interieur und Design – beides wird jedes Jahr im April erneuert – sowie die Eisskulpturen können die Gäste während des jeweils 40-minütigen Aufenthalts zu coolen Feierabendcocktails bestaunen. Die Drinks mit speziellen Namen wie «Volverine» oder «Crow Chick» werden bis April 2017 unter dem Thema «wilde Begegnungen» gemixt und bestehen aus Absolut Vodka und Gordon’s Gin. Sie gewannen einige Preise an grossen Wettbewerben und wurden zu den «Klassenbesten» gekürt. Icebar I Stockholm www.icebarstockholm.se

© Jerome Courtial

Auf Weltreise Inspiriert durch Trinkgewohnheiten rund um den Globus eröffnete im November 2015 die «Oriole Bar» im Norden Londons und wurde bereits kurz nach ihrer Eröffnung durch ihre kunstvoll dekorierten Cocktails bekannt und beliebt: Vitrinen mit Ausstellungs­ stücken, exotischen Figuren und Vasen erzählen Geschichten aus der ganzen Welt. Die Weltreise zieht sich durch das ganze Lokal, und so ist auch die Bar in drei Teile beziehungsweise Welten eingeteilt: Im Bereich «The Old World», welcher sich auf Europa und Afrika bezieht, mixt der Barkeeper Cocktails aus den entsprechenden Ländern. Die zweite Welt heisst «The New World». In diesem Abteil werden die Drinks Nord- und Südamerika nachempfunden. Und beim Teil von «The Orient» erhält der Gast ­G etränke, die vom Fernen Osten angehaucht sind. Rund 40 kreative Cocktails stehen auf der Getränkekarte. Zudem treten jeden Abend ab 20.30 Uhr Musiker aus den Bereichen Jazz, Swing und Calypso auf. The Oriole Bar I London www.oriolebar.com

© Madame Claude

Upside down Seit 2008 ist das hippe Viertel Kreuzberg um eine verrückte Bar reicher: Damals eröffneten drei französische Freunde, inspiriert durch einen besonderen Kindheitstraum, den Bar- und Konzerttreffpunkt «Madame Claude». Wer das ehemalige Bordell nahe der Berliner Mauer betritt, dürfte ob dessen Inneneinrichtung leicht verwirrt sein – zumindest für einen Moment. Denn im Hauptraum der Bar, der eingerichtet ist wie eine Wohnung, steht alles Kopf. Stühle, Lampen, Tische, abgetragene Schuhe und weitere Gegenstände hängen von der Decke runter. Doch spätestens wenn die Gäste ein paar Runden am Ping-Pong-Tisch gespielt haben, dürften sie sich an den ungewohnten Anblick gewöhnt haben – spätestens aber nach ein paar Konzerten, Events oder DJ-Sets, die jeden Abend ab 19 Uhr in einem separaten Raum stattfinden. Madame Claude, Berlin, www.madameclaude.de


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CULINARIUM

LEHR JAHREDER

ITAMAE DER LANGE WEG ZUM SUSHI-MEISTER

Kochen ist mehr als nur Essenzubereitung. Aus einer gut ausgestatteten Küche das Beste aufzutischen, braucht gute Produkte, Talent und Erfahrung. Der Weg, ein Meister seines Faches zu werden, ist lang und steinig. Besonders in Japan. David Renner

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ie japanische Kultur lebt von der Ethik der Perfektion. Jede Handlung, jedes Hobby, jeder Bereich des Lebens wird durch diese Hin­tergrundschwingung beeinflusst. Kein Wunder, dass im Land der aufgehenden Sonne das Sprichwort «Man lernt ein Leben lang» eine weitreichendere Bedeutung erlangt. Das gilt auch bei der Ausbildung zum Sushi-Koch. In ­Europa wird gerne mit Ausbildungen von zwei Jahren geworben, doch klassischerweise braucht es bis zu 15 Jahre, bis man Sushiya oder gar Itamae wird. Itamae ist der, «der hinter dem Brett steht», und der prestigeträchtigste Titel eines Sushi-­ Meisters. Er arbeitet mit zehn Messern, mit denen er Fische zerteilt und Gemüse verarbeitet hinter der zentralen Theke in einem Sushi-ya Sushi, dem

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klassischen Sushi-Restaurant, in dem an Tischen Platz genommen wird. Ein Sushiya arbeitet mit nur drei Messern. Zu den Aufgaben der Meister gehört neben dem Zubereiten auch das Unterhalten der Gäste.

Der Weg zum Itamae Frauen ist der Weg zum Sushi-Koch verwehrt: Zum einen sollen ihre Hände wärmer als die von Männern sein und zum anderen, so sagen alte Meister, haben sie in ihrer Periode einen andern Geschmack. In Japan gilt Kochen als Kunst und so gilt die klassische Ausbildungsweise für Künste auch für Sushi-­ Meister. Nach dem Prinzip «nusumu no gei» lernt man durch Beobachtung und nicht durch Anleitung. Das hat früher dazu geführt, dass der Lernende im ersten Jahr der Ausbildung vor allem beobachtet hat. Ausser den Boden zu wischen, hatte er keine praktischen Aufgaben. «Nusumu no gei» bedeutet bei diesem Tempo, dass die Ausbildung in der Jugend beginnt, damit die Arbeit zum Lebensmittelpunkt werden kann und die Chance besteht, dabei die Perfektion zu erreichen. Daneben soll die langsame Herangehensweise den gebührenden Respekt vermitteln: dem Menschen, dem Material und dem Produkt gegenüber.


CULINARIUM Bis zu 15 Jahre dauert es, bis man Sushiya oder Itamae wird.

SUSHI-MESSER Das Messerset eines Sushi-Meisters von zehn Messern kostet schnell über 7500 Franken. Die hohe Qualität der Küche soll sich ja auch im Handwerkszeug widerspiegeln, bei dem jedes Messer für eine besondere Aufgabe geschmiedet wurde. Jeder Sushi-Koch hat seine eigenen Messer, die nur er benützen darf. Im ersten Jahr der Ausbildung gehört das Messerschleifen auf den Lehrplan. Jedoch nicht das Messer des Meisters. Um das Handwerkszeug kümmert sich jeder Meister selbst.

Heutzutage lernen Auszubildende in den ersten Jahren in Japan Messer schleifen. Erst später lernen sie den Reis richtig zu waschen. Dabei werden auch beschädigte Reiskörner aussortiert, damit nur die perfekten Körner zu Sushi werden. Denn auch wenn man in Europa Sushi mit rohem Fisch in Verbindung bringt, so ist es doch der Reis, der Sushi ausmacht. In hochklassigem Sushi wird heute vor allem Koshihikari-Reis verwendet. Seine Körner sind rund und die Reiskörner sind relativ fest. Nach dem Waschen und Garen wird der Reis im Hangiri, einem Holzgefäss, mit einer Würzmischung (Sushi-zu) aus Reisessig, Salz und Zucker oder Mirin mit einem Holzlöffel kunstvoll durchmischt und dabei mit einem runden Fächer, einem Uchiwa, gekühlt. Die Gewürzmischung und die Qualität und die Verarbeitung des Reises machen ein Sushi zu einem unvergleichlichen Genusserlebnis.

Schritt für Schritt zur Meisterschaft Der weitere Schritt auf dem Weg zum Sushi-Meister verläuft über das Bedienen von Gästen, über das Zuarbeiten wie das Waschen, Entschuppen und das Zerteilen von Fischen bis zum eigenen Sushi. Der beste Sushi-Koch der Welt hatte in den ersten drei Jahren keinen einzigen Fisch berührt. Früher bekam

der Auszubildende einen Arbeitsplatz in einer Ecke des Lokals, so weit vom Meister entfernt wie möglich. Mit der Zeit bekam er weitere Aufgaben und durfte seinen Arbeitsplatz Stück für Stück an den Tisch des Meisters annähern, der hinter der Theke arbeitete und die Fortschritte des Lehrlings mit Argus­augen beobachtete. Heute macht man nach zehn Jahren das Staatsexamen zum Sushi-Meister.

Frische Fische Der wertvollste Bestandteil des Sushis ist der Fisch, auch wenn es Sushi mit Gemüse gibt. Das heute noch bekannte Nigri-Sushi entwickelte sich im Edo des 18. Jahrhunderts, wo sich eine kaufkräftige Gesellschaftsschicht gebildet hatte. Im Hafenviertel wurde zu den frischen Fischen Reis angeboten. Ursprünglich entwickelte sich der Vorläufer aus einer Konservierungsmethode

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CULINARIUM

DER ECHTE GESCHMACK In Europa gibt es gute, traditionelle SushiRestaurants, in denen wahre Meister ihrem Handwerk nachgehen. Und doch heisst es, dass der wahre Geschmack in Japan liegt. Aufgrund von Lebensmittelregulierungen wird jeder Fisch für den europäischen – und den amerikanischen Markt einmal tiefgefroren, um mögliche Parasiten abzutöten. Es heisst, dass dies Einfluss auf den Geschmack nimmt.

Traditionell werden für den ersten Fang der Saison an Thunfisch-Auktionen die höchsten Preise erzielt.

des asiatischen Festlands. Süsswasserfische wurden in Reis eingelegt und fermentierten darin. In der Präfektur Shiga gibt es noch heute die Spezialität Funazushi, die nach diesem Prinzip hergestellt wird. Noch heute macht der Fisch das Sushi aus. In Tokio liegt der Tsukiji-Markt, der grösste Fischmarkt der Welt. Hier werden noch bis zum 7. November 2016 vor dem Morgengrauen diejenigen Fische verkauft, die bald darauf zu Sushi werden. In den Hallen von 1935 herrscht zu den Verkaufszeiten ein unübersichtliches Gewimmel. Der erste Markt an dieser Stelle reicht ins 16.  Jahrhundert zurück, als Shogun Tokugawa Ieyasu Fischer aus Ōsaka in Edo ansiedelte, um seinen Hof mit Fisch zu versorgen. Der alte Markt wurde bei einem Erdbeben zerstört. Händler präsentieren ihre Thunfische vor den Auktionen, Elektrowagen und Lastwagen bringen und holen Fische und dazwischen bewegen sich Menschen auf Fahrrädern von A nach B und dazwischen wandern Touristen mit Kameras hin und her. Der Grossteil der Hallen wird von kleinen Fischhändlern bzw. den Gemüse- und Obsthändlern eingenommen. Täglich werden 1800 Tonnen Fisch von 480 Arten verkauft und circa 1160 Tonnen Früchte und Gemüse.

Biss für Biss Genuss Im Hafenviertel neben der Markthalle liegen Sushi-Restaurants. Das «Sushi Dai» fasst 13 Gäste und die Schlange derjenigen, die hinein wollen, reicht oft bis zum nächsten Block. Es ist auch hier üblich, jeden Gast mit einem lauten Jubelruf zu begrüssen, bevor man sich seinem leiblichen Wohl widmet.

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Spätestens nach dem Eintreten merkt man, dass ein Sushi und ein Sushi-ya, ein klassisches Sushi-­ Restaurant, nichts mit dem Fast-Food-Appeal zu tun hat, der sich im Westen seit den 1980er Jahren ausgebreitet hat. Zwar gibt es in Japan die Kaiten-­ Zushi-Restaurants, in denen Sushis auf Fliessbändern durch das Lokal ziehen, doch selbst dieses Sushi ist kein Fast Food. Spätestens mit dem ersten Bissen wird das bewusst. Saito-san hat für sein «Sushi Saito» in Tokio 2009 seinen dritten Stern bekommen. In seinem kleinen Lokal haben nur sieben Gäste Platz, für die er vor ihren Augen den Fisch zubereitet. Dabei kommt es, so der Meisterkoch, nicht auf die Frische des Fisches an. Viel wichtiger ist die Temperatur von Reis und Fisch. Nur Meeresfrüchte und Schalentiere sollten so frisch wie möglich verarbeitet werden.

Mit den Händen Wer so viel Zeit und Leidenschaft in die Sushi-­ Zubereitung gesteckt hat, der hat bei jedem Bissen Respekt verdient. In Japan isst man das Sushi mit der Hand und der Itamae würzt dem Kunden jedes Sushi zur Perfektion. Hier wird etwas Limonensaft mit einem Pinsel aufgetragen, da ein feuriger Hauch von Wasabi über die feinen Aromen gelegt. Falls überhaupt Sojasosse zum Sushi passt, ist die Sosse meist nach eigenem Rezept angerührt, um ein ausgeglichen-mildes Aromenspiel zu bieten. Beim Würzen mit Sojasossen wird in Japan aber nur der Fisch eingetaucht und keinesfalls der Reis mit der rehbraunen Sosse getränkt. Der Beruf eines Itamae geht weiter als die reine Zubereitung. Seine Kunst lebt auch von dem Showeffekt, wie er meisterhaft die feinen Stücke aus dem Fisch schneidet und das Sushi anrichtet und nebenbei dem interessierten Gast das eine oder andere erklärt.


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© Sublimotion Ibiza

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© Mindsetmedia GmbH

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SPECIAL Wer Höhenangst hat, dem dürften beim «Dinner in the Sky» die Knie etwas weich werden. Denn hier essen die Gäste auf einer Plattform in 50 Meter Höhe. Der etwa sieben Tonnen schwere Tisch hängt an 16 Stahlseilen, die wiederum an einem mobilen, 120 Tonnen schweren Kran fest­ gemacht sind. Gut gesichert sind auch die bis zu 22 Gäste pro Essen: Sie sitzen rund um den Mittelgang in Rennsport-­ Ledersitzen und werden durch ein Mehrpunkte-Gurtsystem gesichert. Im Zentrum arbeitet die bis zu fünfköpfige Crew, welche aus einem Safety Manager, zwei Service­ kräften und einem Starkoch des Tages besteht – pro Termin steht ein anderer Gourmetkoch auf der Plattform und bereitet ein leckeres Luxusmenü zu. Nach etwa 70 Minuten stehen die Gäste wieder auf festem Boden. Die Plattform bietet sich nicht nur für Essen an, sondern auch für Meetings, Messen und weitere B2B-Veranstaltungen. Durch die Mobilität des Gefährts kann man das einmalige Erlebnis fast überall auf der Welt erleben – bisher in über 50 Ländern. Dinner in the Sky I verschiedene Länder www.dinnerinthesky.de

2 I Die Sinne essen mit Das Motto «Das Auge isst mit» dürfte jedem ein Begriff sein. Das teuerste Restaurant der Welt, das «Sublimotion», welches zum «Hardrock Hotel Ibiza» gehört, weitet diesen Satz aus und bezieht in sein 20-Gänge-Menü alle fünf Sinne ein: So werden etwa die Luftfeuchtigkeit und Temperatur im Raum reguliert, die Musik wird auf den jeweiligen Gang abgestimmt. Im anfangs weissen Raum mit einem Tisch und zwölf Stühlen – ebenfalls in Weiss gehalten – beeinflussen zudem unterschiedliche Wand- und Tischprojek­ tionen sowie Lichterspiele und weitere visuelle Effekte das Geschmackserlebnis. Nicht zuletzt macht die Molekular­ küche des mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichneten Küchenchefs Paco Roncero das Restaurant zu dem, was es ist. Um nochmals zum Ausdruck «teuerstes Restaurant der Welt zu kommen»: Dieses exklusive Esserlebnis erhält man ab 1500 Euro – pro Person, versteht sich. Sublimotion I Playa d’en Bossa Ibiza www.sublimotionibiza.com

3 I Mitten im Meer

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Bereits mit der Anreise beginnt das Abenteuer von «The Rock» in Sansibar: Das kleine Restaurant mit gerade mal 14 Sitzplätzen ist bei normalem Meeresstand weder zu Fuss noch mit dem Auto, sondern schwimmend oder – über die angenehmere Variante – mit einem Boot erreichbar, denn es befindet sich auf einem Felsen, einige Meter vom Michanwi Pingwe Beach entfernt im Indischen Ozean. Auf der Speisekarte des von Einhei­ mischen betriebenen Restaurants stehen frische Meeresfrüchte, welche aus dem umliegenden Meer gefischt wurden. Zu Speisen wie Hummer-Spaghetti und Fisch-Carpaccio können die Gäste zwischen guten Weinen, Champagner und Softdrinks wählen. Und können, bevor das Essen serviert wird, auf der Terrasse die Weiten des Meeres sehen, den Sonnen­untergang beobachten und die einmalige Atmosphäre geniessen. The Rock I Sansibar www.therockrestaurantzanzibar.com

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WUSSTEN SIE SCHON …? Goldene Früchte Im 19. Jahrhundert waren Äpfel noch ein besonderer Luxus. In den grossen Städten wie St. Petersburg, Wien und Berlin wurden schöne Exemplare für viel Geld verliehen. Ein Prachtapfel wurde als Tischdekoration in einer Schale drapiert und anschliessend sorgfältig in Papier und Stroh verpackt und am nächsten Abend wieder vermietet. Damals war die Hochzeit der Pomologie, der Wissenschaft vom Apfel. Um 1880 wurden mehr als 20’000 Apfelsorten weltweit angebaut, doch führte eine starke Nachfrage zu Monokulturen und weniger Sorten.

Ein unzufriedener Gast Kartoffelchips sind Biss um Biss verführerisch. Es fällt schwer, mit ihnen aufzuhören. Erfunden wurden sie vermutlich am 24. August 1853. Ihr Erfinder George Crum war Koch im «Moon Lake Lodge» in Saratoga Springs. An jenem Tag hatte er einen äusserst kritischen Gast, der die Bratkartoffeln mal um mal zurückgehen liess, weil sie ihm zu dick waren. Nach einigem Hin und Her schnitt George Crum aus Wut die Kartoffeln so dünn, wie es ihm möglich war – und der Gast war zufrieden – man sagt, es war der Eisenbahnmogul Cornelius Vanderbilt. Als Saratoga Chips landeten sie auf der Speisekarte. Nach ersten industriellen Versuchen bekamen die Chips in Irland zusätzliche Aromen (Salz und Essig, Käse, Zwiebeln) und wurden zum unstoppbaren Erfolg.

Er hat sie erfunden Die Sachertorte gehört zu Wien wie Kaffee und der Schmäh. 1832 beauftragte Fürst Metternich die Hofküche, ein aussergewöhnliches Dessert zu kreieren. Da der Küchenchef krank war, buk der Lehrling Franz ­Sacher (1816–1907) einen Vorläufer der späteren Sachertorte. Sein Sohn vollendete das Rezept der Sachertorte. Sie wurde beim k. u. k. Hofbäcker Demel und später im Hotel Sacher angeboten. Seit den 1930er Jahren wird darüber gestritten, wer die Original-Sachertorte produziert. Ist es die «Original ­Sacher-Torte» oder die «Demel’s Sachertorte». Das Hotel Sacher produziert heute 360’000 Torten pro Jahr und braucht dafür allein 1,2 Millionen Eier, 80 Tonnen Zucker und 70 Tonnen Schokolade.

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© Mathieu Maury

© John Staples

CULINARIUM

Journalisten aus der ganzen Welt an den Tiber einzuladen, um dort das jüngste Baby des Hauses im Rahmen des Krug World Festivals – eines multisenso­ rischen Happenings rund um Food- und Musikpairings – offiziell vorzustellen. Allerdings ist der Wein, den wir da gerade verkosten, noch viele Jahre von seinem Höhepunkt entfernt, macht aber auch in seiner Jugend mit einem saftigen Bukett von Krug-typischen Zitrusnoten und dezenten Röstaromen schon jede Menge Spass. Ein Traumwein vor einer Traumkulisse. Viele «Krug Lovers», wie das Haus seine Fans nicht ohne Stolz nennt, ziehen die Grande Cuvée deshalb auch den Vintage- oder Einzellagenchampagnern wie Clos du Mesnil oder Clos d’Ambonnay vor. Die werden aber ohnehin nur in Spitzenjahren produziert und erzielen teilweise Preise von 2000 Euro und mehr – pro Flasche versteht sich. Aber selbst die Grande Cuvée liegt mittlerweile jenseits der 150-Euro-Marke. Dieser Preis ist allerdings nicht zuletzt der homöopathisch kleinen Produktionsmenge geschuldet – auch wenn Krug dazu offiziell keine Zahlen veröffentlicht. Aber was macht die Weine von Krug nun so besonders, ja einzigartig? Im Unterschied zu vielen anderen Champagner-Häusern werden bei Krug die Trauben der einzelnen Rebparzellen, die in die Grande Cuvée oder den ­Vintage einfliessen, getrennt vinifiziert. Das heisst, selbst handtuchgrosse

Plots werden separat ausgebaut, während bei den Giganten der Branche aus Kosten- und Logistikgründen schon mal Trauben mehrerer Parzellen zusammengefasst werden. Trotz des vergleichsweise geringen Outputs werden bei Krug so Jahr für Jahr rund 250 «vins clairs», also Basisweine, produziert, die bei Krug echten Terroircharakter haben und aus denen später die Cuvée entsteht oder die als Reserveweine eingelagert werden. Betriebswirtschaftlich betrachtet eigentlich der reine Wahnsinn. Ausserdem gibt wohl kein anderes Champagner-­ Haus seinen Weinen mehr Zeit, um in Ruhe auf der Hefe zu reifen – bei den Vintages und Einzellagen teilweise ein Jahrzehnt und mehr, aber selbst bei der Grande Cuvée im Schnitt noch sieben bis acht Jahre. Damit haben die Weine genügend Zeit, ­jenen unverkennbaren Stil zu entwickeln, an dem Kenner ein Glas Krug selbst mit geschlossenen Augen erkennen und der sich wie ein roter Faden durch die gesamte Kollektion zieht. Das ist nicht zuletzt das Verdienst von Kellermeister Eric Lebel, der seit 18 Jahren die Geschicke der Maison Krug lenkt. Unter seiner Ägide hat sich auch die Informationspolitik des Hauses grundlegend gewandelt. Wurden Fragen nach der Zusammensetzung der Cuvée oder anderen «Interna» früher oft schlicht ignoriert, gibt man sich bei Krug mittlerweile ­ungewohnt offen. Und das nicht zuletzt deshalb, weil das Team um Lebel sehr genau weiss: Krug-Champagner zu kopieren, ist schlicht unmöglich. Warum sein Geheimnis also nicht mit der Welt teilen? Santé!

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Luxus

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1 I HOTEL SCHWARZSCHMIED, ITALIEN VEGANER UND VEGETARIER DÜRFTEN SICH OB DER KÜCHE DES HOTELS SCHWARZSCHMIED FREUEN. 2 I HOTEL TANN, ITALIEN HIER WERDEN GESUNDE KULINARISCHE SCHÄTZE VON WALD UND WIESE AUFGETISCHT.

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3 I PARK WEGGIS GAUMENSCHMÄUSE ER­H ALTEN SIE AUCH IM «PARK WEGGIS» IN LUZERN. 4 I THE NAM HAI, VIETNAM IN DER OFFENEN KÜCHE BEREITEN CHEFKÖCHE INDISCHE SOWIE GEGRILLTE GOURMET-GERICHTE ZU. 5 I SHANGRI-LA HOTEL, PEKING «THE FOREST» IST EIN QUINOA-RISOTTO MIT PILZEN – EIN SIGNATUREGERICHT DES «AZUR». 6 I ATMOSPHERE KANIFUSHI MALDIVES IM «TEPPANYAKI GRILL» LERNEN SIE ETWA, AUF HEISSEN METALLPLATTEN EXOTISCHE GERICHTE ZU KOCHEN.

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7 I GRAND HOTEL PARK GSTAAD GENIESSEN SIE JEDE WOCHE EIN ARGENTINISCHES OPEN-AIR-«FOOD & FIRE» IM «CHUBUT». 8 I THE RITZ-CARLTON, TENERIFFA IM «ABAMA KABUKI» GENIESSEN DIE GÄSTE JAPANISCHE FUSIONSKÜCHE.

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CULINARIUM © The Table – Kevin Fehling Thomas Ruhl

© The Table – Kevin Fehling Thomas Ruhl

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Nur elf deutsche Köche werden vom Guide Michelin aktuell mit drei Sternen bewertet, darunter Kevin Fehling (39). Mit der spektakulären Neueröffnung seines Restaurants «The Table» hat der kulinarische Überflieger erneut bewiesen, dass er zu Recht als einer der kreativsten Küchenchefs der Republik gilt.

© Heyroth & Kürbitz I Michael Danner

KEVIN

EIN ABEND BEI

Dr. Thomas Hauer

o ganz sicher sind wir uns zunächst nicht, was in Kevin Fehlings «The Table» nun eigentlich im Mittelpunkt steht. Ist es die chromblitzende Küche oder doch eher der geschwungene Tresen aus dunklem Kirschbaumholz, an dem hier Abend für Abend maximal 20 Gäste auf bequemen Lederdrehsesseln Platz finden?

Neudeutsch wird dies gerne als Community Table bezeichnet, ist in Wahrheit aber eher eine Reminiszenz an die vor allem im 19. und frühen 20. Jahrhundert populäre Table d’hôte: ein gemeinsamer Tisch für alle Gäste, an dem ein einheitliches Menü serviert wird.

Neuinterpretierte Klassiker Was Superstars wie Caesar Ramirez oder Joël Robuchon mit ihrem «Thekenkonzept» schon seit einigen Jahren erfolgreich praktizieren, hat nun auch in Hamburg eingeschlagen wie eine Bombe – für einen Platz an Fehlings exklusiver Tafel muss man aktuell mit mehreren Monaten Vorlauf reservieren. Das hat sicher auch damit zu tun, dass es mittlerweile fast ein viertel Jahrhundert her ist, seit zum letzten Mal ein Restaurant in einer deutschen Metropole mit höchsten kulinarischen Weihen geadelt wurde, denn hierzulande schwingt die Küchenelite den Löffel nach wie vor mehrheitlich in der Provinz. Doch keine Angst: Trotz des One-Table-Konzepts bietet die flexible Bestuhlung jederzeit die Möglichkeit, kleine private Inseln zu bilden, sodass man sich bei Fehling genauso gut zu einem romantischen Dinner für zwei wie mit einer Gruppe von Freunden zum Essen verabreden kann. Fehlings Motto: ein Tisch, maximaler Komfort. Was die Küche angeht, ist Fehling sich auch nach dem Umzug vom «Belle Epoque» in Travemünde ins Herz der Hansestadt treu geblieben: Ins Zentrum

WEITERE INFOS www.the-table-hamburg.de

seiner immens aufwändigen Menüs stellt der Perfektionist, der die Kaderschmiede von Harald Wohlfahrt durchlaufen hat, im Grunde bewährte Klas­ siker, die der Küchenchef dann aber auf Basis modernster Küchentechnik völlig neu interpretiert und teilweise auch mit recht ungewöhnlichen Produkten umsetzt.

Mit Vollgas dabei Viele seiner Tellerkunstwerke haben dabei fast einen skulpturalen Touch und es fällt beinahe schwer, ihnen mit Messer und Gabel zu Leibe zu rücken. Dabei haben wir aber an keiner Stelle das Gefühl, hier sei einer kreativ, um der blossen Kreativität willen. Stattdessen gibt der Maserati-Markenbotschafter, der auch privat einen 530 PS starken Boliden der italienischen Edelschmiede mit dem Dreizack-Logo fährt, offensichtlich gerne Vollgas und birst Fehling geradezu vor neuen Ideen. Die machen für ihn aber nur da einen Sinn, wo am Ende auch das Ergebnis stimmt – egal ob in Form einer vollendeten Harmonie der Aromen oder in Form von bewusst gesetzten Kontrapunkten. So schmecken z.B. manche Elemente in den Desserts deutlich salzig. Ergänzt werden Fehlings Teller kongenial von den Weinempfehlungen seines sympathischen Sommeliers und Restaurantleiters David Eitel.

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CULINARIUM

A KÜCHE

© Lorsbacher Thal

HEIM T FRANKFURTER SPEZIALITÄTEN

B

Mit Frankfurter Würstchen leistet Frankfurts Küche einen wichtigen Beitrag zur Gourmandise. Doch die Ebbelwoi-Cuisine bietet noch viel mehr Genüsse, von Grie Soss über Handkäs bis Frankfurter Kranz. Barbara Goerlich

öse Zungen behaupten, der Name der Mainmetropole sei weniger als Geburtsstadt Goethes als vielmehr durch Frankfurter Würstchen bekannt geworden – sei’s drum. Frankfurter Würstchen jedenfalls sind auch nach mehr als fünfhundert Jahren in aller Munde und noch immer treten sie ausschliesslich paarweise auf. Warum das so ist, konnte übrigens noch niemand schlüssig beantworten.

Ein verbindliches Rezept gibt es erst seit 1852. Das war auch höchste Zeit, denn bereits 1805 wurden die «Frankfurter» in Wien kopiert – und heissen dort seither «Wiener Würstl». Trotzdem eroberten die Frankfurter die weite Welt, reisten an Bord der Ozeanriesen über die Meere, und das noble Hotel Frankfurter Hof soll die Wirtschaftskrise zwischen den Weltkriegen allein durch den Handel mit Frankfurtern überstanden haben. Seit 1929 sind «Frankfurter Würstchen» eine Herkunftsbezeichnung und dürfen unter diesem Namen nur in Frankfurt und Umgebung produziert werden. Metzger anderswo müssen ihre Kreationen Würstchen «nach Frankfurter Art» nennen, also auch die Wiener. Aber das ist eine andere Geschichte. Ob man sie in Senf oder frisch geriebenen Meerrettich tunkt, ist Geschmackssache. Fest steht, dass in ihnen bestes Schinkenfleisch steckt, sie über Buchenholz sanft geräuchert werden – und dass man sie mit der Hand isst.

Noch eine andere Wurst hat am Main Karriere gemacht. Die «Rindsworscht» wiegt rund 120 Gramm, besteht zu 100 Prozent aus Rindfleisch und schmeckt am besten dort, wo sie vor 120 Jahren erfunden wurde: Im Metzgerladen von «Gref-Völsings» im Windschatten der Europäischen Zentralbank stehen

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Hungrige schon morgens Schlange für das «Menü» aus Brühe, Rindswurst und Wasserweck. Was den Bayern ihre Biergärten sind den Frank­ furtern die Apfelweinlokale und ihre Gärten und Höfe, am liebsten dribbdebach, im Stadtteil Sachenhausen. Bäcker und Banker, Frankfurter und Eingeplackte (Zugezogene) rücken beim «Schoppe petzen» (trinken) an langen Tischen zusammen. Dabei fliesst viel «Stöffche» aus dem «Bembel» (Tonkrug) ins «Gerippte», das typische Becherglas mit Rautenmuster, getreu dem Motto: «Apfelwein macht schön, schlank und schlau.» Ein echter Schoppepetzer trinkt seinen Apfelwein pur. Autofahrer trinken G’spritzte – mit Mineralwasser verdünnt – oder tief gespritzt, mit wenig Stöffche und viel Wasser. Süss G’spritzter hingegen, der Mix mit Zitronenlimonade, ist unter Fundis verpönt. Seit aber die Keltereien selbst Cola und Säfte mit Stöffche mixen und gar in Dosen abfüllen, ist die Moderne auch beim Traditionsgetränk Apfelwein angekommen. Engagierte Apfelweinmanufakturen dagegen schöpfen das Potenzial jahrgangs- und sortentypischer Vielfalt aus mit einer Produkt­ palette von Apfelschaumwein bis Apfelsherry, die alljährlich bei der internationalen Apfelwein-Messe im Palmengarten präsentiert wird. Die Besten


© Apfelweingaststätte Atschel

Wer die Welt kennt, kann sich frohen Mutes der Heimat widmen. Der weitgereiste Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe mahnte schon vor 200 Jahren: «Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah.» Wir tun es ihm nach und begeben uns auf kulinarische Erkundungstouren vor unserer Haustür. Nie war es schmackhafter – und nachhaltiger! –, eine Region und ihre kulinarischen Schätze zu entdecken.

zeichnet die Apfel-Compagnie mit dem «Pomme d’Or» aus. Mit dem «Herrschafts-Gespritzte» lebt auch ein vergessenes Getränk wieder auf. Damals «spritzte» das feine Bürgertum seinen Apfelwein mit Sekt statt Selters. Diese Tradition belebt Apfelweinexpertin Johanna Höhl mit ihrem Göttertrank «Pomp Seductive» neu: Sie vermählt Apfelwein und Rheingauer Rieslingsekt zur exklusiven Cuvée. Ebbelwoi und die damit verbundene Lebensart pflegen die Frankfurter mit Hingabe in Traditionslokalen wie «Gemaltes Haus», «Wagner», «Eichkatzerl» oder «Lorsbacher Thal». Gegessen wird deftig, getrunken auch mal heftig. Das braucht eine gute Grundlage. Daher gehört zur Ebbelwoi-­ Cuisine Schweinernes aller Art, gepökelt und ­gekocht, etwa Schäufelchen (Schweine­schulter), Haspel (Haxe), Leiterchen (Schälrippchen), gern mit Sauerkraut und Püree, Handkäs, Schneegestöber und natürlich die berühmte Grie Soss aus sieben Kräutern. Dabei wird über nichts so kontrovers diskutiert wie über die einzig wahre Zubereitung der Grie Soss. Da es kein verbindliches Rezept gibt, streiten lokalpatriotische Kräuterfans, ob Schmand, Quark oder Joghurt hineingehören, Mayonnaise – für

viele das ultimative «No-Go» – oder gehackte Eier. Auf jeden Fall stecken sieben Kräuter in der Original-Grüne-Sosse-Packung, die man überall im Stadtgebiet kaufen kann: Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle, Sauerampfer und Schnittlauch. Sie schmeckt zu Tafelspitz, gekochten Eiern, Pell- und Bratkartoffeln und macht aus einem Wiener Schnitzel den relativ jungen Küchenklassiker «Frankfurter Schnitzel». Der Grie Soss huldigt all­ jährlich ein eigenes Festival, bei dem das Publikum die beste Sosse kürt. Amtierender Titelträger ist das Team von Apfelwein Wagner. Ein «Mussigger» geht immer, sagt man in Frankfurt. Gemeint ist Handkäs, ein weiterer Star der Frankfurter Küche, zudem ein schlanker Gaumenkitzel, da er aus Sauermilchquark hergestellt wird. Erst seine Sosse – die «Musik», eine Vinaigrette mit Kümmel und reichlich Zwiebeln – macht aus ihm einen echten «Mussigger». Warum er so heisst, bemerken Novizen schnell an ihren Körperreaktionen. Zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist der Frankfurter Kranz. Dank einer Füllung aus Buttercreme verschrien als pures Hüftgold, ist er in Form einer Krone gebacken. Eine süsse Reminiszenz an Frankfurt, die Krönungsstadt der Kaiser und Könige. Seine verschlankte Variante im Miniformat und gefüllt mit einer Light-Creme erlebt derzeit eine Renaissance, die im Café Siesmayer am Palmengarten ihren Anfang nahm.

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© Apfelweinwirtschaft Wagner

CULINARIUM



MĂźnchens erfolgreichste Show


EAU DE

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VIE

V STIPPVISITE BEIM COGNAC-GIGANTEN HENNESSY

Hennessy ist seit Jahren die unangefochtene Nummer 1 im Cognac-Markt. Wir durften nun exklusiv einen Blick ins Allerheiligste des global agierenden Traditionshauses werfen, dessen Geschichte mehr als 250 Jahre zurückreicht. Dr. Thomas Hauer I

Hennessy

WELTMARKTFÜHRER

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Galt Cognac in den 80er Jahren noch als uncooles Altherrengetränk, während schottische Single Malts zum globalen Trendsetter-Drink avancierten, gehört er mittlerweile wieder zu den gefragtesten Spirituosen auf dem Markt. So konnte Hennessy seinen Absatz in den vergangenen 20 Jahren auf zuletzt rund 70 Millionen Flaschen pro Jahr mehr als verdreifachen und hat heute einen Marktanteil von rund 46 Prozent. Die USA, wo jährlich mehr als 65 Millionen Flaschen Cognac konsumiert werden, sind für Hennessy dabei der mit Abstand wichtigste Markt, dicht gefolgt von China.

© Hennessy

CULINARIUM


S

CULINARIUM

eit mehr als 100 Jahren spielt sich an fünf Tagen der Woche im ersten Stock eines schmucken Gebäudes in der Rue de la Richonne, das nur einen Steinwurf von den Ufern der Charente entfernt liegt, dasselbe Ritual ab. Um exakt elf Uhr treffen sich dort sieben distinguierte Herren im dunklen Anzug in einem zeitlos möblierten Raum mit Eichenholzparkett. In der Mitte des Zimmers befindet sich ein Tisch, an dem jeder der Anwesenden seinen fest zugewiesenen Platz hat. Entlang den Wänden reihen sich Hunderte kleiner Flaschen in weissen Holzregalen aneinander. Auf der Arbeitsplatte vor ihnen sind endlose Reihen von Degustationsgläsern aufgebaut, akkurat ausgerichtet wie Perlen an einer Schnur. Ihr Inhalt ist mal kristallklar, mal schimmert er in den unterschiedlichsten Brauntönen von hellem Gold bis hin zu tiefem Bernstein. Nach einem prüfenden Blick wird der Glasinhalt zunächst ausgiebig beschnüffelt, bevor schliesslich ein oder zwei winzige Schlucke in den Mund wandern, die aber schon nach wenigen Sekunden wieder elegant in einen Trichter gespuckt werden. Länger brauchen die Profis nicht, um ihr Urteil zu fällen. Routine eben. Gesprochen wird während des Verkostungsmarathons, der trotz 40 bis 60 Proben nicht länger als eine gute Stunde dauert, kaum. Stattdessen werden eifrig Notizen gemacht. Noch Stunden später aber ist die Raumluft erfüllt von einem fast betäu­benden Duft nach dem edelsten aller Eaux de Vie: Cognac.

© Hennessy I Cyrille George Jerusalmi

Kopf und Herz dieses illustren Zirkels, der allmorgendlich im Grand Bureau de Dégustation zusammentrifft, ist aktuell Yann Fillioux (69) – in siebenter Generation Kellermeister und Masterblender der

Maison Hennessy. Er und seine sechs Kollegen sind verantwortlich, dass aus den zehntausenden Bränden, die in den mehr als 50 Fasslagern von Hennessy ruhen – die ältesten davon mehr als 200 Jahre alt – durch das gekonnte Verschneiden einzelner Eaux de Vie ein harmonisches Gesamtkunstwerk entsteht. Die Kunst liegt dabei vor allem darin, mit jeder neuen Charge ein exakt vorab definiertes Geschmacksprofil zu treffen, denn egal ob V.S., V.S.O.P., Fin de Cognac, X.O., Paradis oder der Top Brand Richard: Ein Hennessy-Cognac soll immer gleich schmecken, egal, aus welchen Basisbränden er komponiert wurde. Je höher die Qualitätsstufe, desto akribischer allerdings die Auswahl. So schaffen es im Schnitt z.B. nur zehn von 10’000 verkosteten Bränden in einen Paradis Impérial. Im Frühjahr 2016 hat Hennessy bekannt gegeben, dass Yann Fillioux den Marschallstab bald an seinen Neffen Renaud Fillioux de Gironde und damit die 8. Generation übergeben wird. Tatsächlich spielen Tradition und vor allem jede Menge Geduld im Cognac-­ Business eine Schlüsselrolle. So reicht die Geschäftsbeziehung der Familie Fillioux zu den Hennessys bis ins Jahr 1800 zurück, als James Hennessy Yanns Urahn Jean Fillioux zum Kellermeister ernannt hat, den die Familie seither in ungebrochener Reihe stellt. Aktuell verfügt Hennessy über Lagerbestände von insgesamt rund 350’000 Fässern. Die ältesten Reserven werden allerdings nicht mehr in Holz, sondern Glasballons gelagert. Das heisst, sie reifen nicht mehr weiter, halten aber über viele Jahrzehnte ihre einmal erreichte Qualität. Empfangen werden wir bei unserem Besuch der Maison von Thibaut ­Hontanx – ebenfalls Mitglied der exklusiven Verkostertruppe. Hontanx (38) gehört seit sechs Jahren zu den glorreichen Sieben und ist für die Qualität der Grundweine, aus denen die Eaux de Vie gebrannt werden, verantwortlich. Tatsächlich produziert Hennessy nämlich nur den kleinsten Teil der Grundweine bzw. Basisbrände selbst. Stattdessen unterhält man mit mehr als 1500 Winzern und Dutzenden von Destillateuren teilweise schon jahrzehntelange Geschäftsbeziehungen. Diese enge Partnerschaft ist einer der Schlüssel zum globalen Erfolg des Hauses. Doch Unterstützung kam auch aus einer ganz anderen Ecke, denn nicht nur die Chinesen entdeckten plötzlich ihre Lust am Cognac-Trinken, sondern gleichzeitig begannen in den 1990er Jahren amerikanische Rapper, einige ihrer Songs dem bernsteinfarbenen Gaumenschmeichler zu widmen. Innerhalb weniger Jahre wurde Cognac so zu einem der beliebtesten alkoholischen Getränke junger, männlicher Afroamerikaner, ist mittlerweile aber längst im American Mainstream angekommen. Thibaut plaudert am Rande unserer kleinen Verkostungsrunde natürlich auch ein wenig aus dem Nähkästchen: «Erst nach zehn Jahren im Komitee darf man selbst Brände kommentieren», verrät er, «vorher heisst es zuhören, lernen – und schweigen. Ich habe also noch vier Jahre vor mir. Welchen persönlichen Cognac-Geschmack man hat, spielt dabei keine Rolle, es geht nur darum, was am Ende gut für Hennessy ist, weil es dem Stil des Hauses entspricht.»

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FINANCE

SHOW

DOWN Spektakuläre Manöver, geheime Bauten und verdeckte Operationen sind Alltag an der wichtigsten Seefahrtroute der Welt. Entlang der bedeutendsten Lebensader Südostasiens prallen China und die USA aufeinander. Carsten Priebe

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FINANCE

s geht um Geld, Macht und Einfluss im Pazifik. Derzeit werden die Weichen gestellt, wer im 21. Jahrhundert das wichtige Meeresgebiet zwischen den Wirtschaftsmächten China, Japan und Australien dominiert. China bietet den USA die Stirn und bringt die Strategen im Pentagon ins Schwitzen. Seit dem Ende des Kalten Krieges beherrschte die US Navy die Weltmeere uneingeschränkt. Dank militärisch überlegener Technik, enormer wirtschaftlicher Ressourcen und politischer Dominanz glauben die USA nach wie vor, dass ihre Vorherrschaft auch vor Chinas Haustüre unangefochten bleiben wird.

Alte Kriegskunst Ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass die wichtigste Schifffahrtroute, von der Chinas Wirtschaft abhängt, die Meerenge von Malakka zwischen Malaysia und Sumatra ist. Täglich zwängen sich geschätzte 2000 Schiffe durch das Nadelöhr, jährlich sind es bis zu 94’000 Schiffe. Nirgendwo sonst sind mehr Öltanker unterwegs. Ein Viertel des weltweit zur See transportierten Erdöls muss durch die Strasse von Malakka. Bei einer Blockade würde der Welthandel empfindlich gestört, denn 20 Prozent aller Waren, die weltweit auf Schiffen transportiert werden, nehmen diese Route. Natürlich zeigte die stolze US Navy stets Präsenz in dem für die Weltwirtschaft so wichtigen Gewässer. Flugzeugträgerverbände, U-Boote, Raketenkreuzer und andere Kriegsschiffe veranstalten dort ein ständiges Schaulaufen. Doch die ganze Kriegsmaschine zeigte sich hilflos gegen die Überfälle von Piraten in der Strasse von Malakka. China erkannte dadurch recht schnell, wo die Stärken und Schwächen der Amerikaner liegen und mit welcher Strategie es gegen die US Navy vor der eigenen Haustür vorgehen kann. So richteten die Chinesen das Augenmerk auf zahlreiche unbewohnte Inselgruppen im Südchinesischen Meer, die zwischen China und der Strasse von Malakka liegen und deren Besitzverhältnisse teilweise ungeklärt sind. Dazu gehören neben den Paracel-Inseln auch Scarborough Shoal und als wichtigste Inselgruppe die Spratly-Inseln, in deren Umgebung ergiebige Erdgasfelder vermutet werden. Die Anrainerstaaten des Südchinesischen Meeres (Brunei, Malaysia, die Philippinen, Taiwan und Vietnam) zeigten bis vor kurzem

auch kein sonderliches Interesse an den unwirtlichen Inseln. Mit dem plötzlichen Herrschaftsanspruch Chinas über das gesamte Südchinesische Meer änderte sich das. Die Chinesen beherzigten wieder einmal eine ­Maxime ihres grossen Strategen, des vor über 2000 Jahren verstorbenen Generals Sun-Tsu, der sagte: «Alle Kriegskunst basiert auf List und Tücke.» So landeten auf einigen der Inseln unvermittelt chinesische Fischerboote. Erste Hütten wurden errichtet und die chinesischen Fischer blieben von Besuch zu Besuch länger. Die Proteste der Nachbarstaaten waren zunächst verhalten. Aus den chinesischen Fischerhütten wurden in kurzer Zeit befestigte Bauten und auch erste Soldaten der Volksarmee tauchten auf. Fischereiboote von angrenzenden Ländern wurden von den Chinesen verjagt. Die Fischer beschwerten sich bei ihren Regierungen, und so wurden die Aktionen der Chinesen publik. Die USA zeigten sich sehr verärgert. Gewissermassen unter den Augen der Patrouillen der US Navy begannen die Chinesen mit dem stetigen militärischen Ausbau der besetzten Inseln: Atolle wurden mit Meersand aufgeschüttet. Dadurch entstanden 2014 sieben neue Inseln. ­Neben Leuchttürmen, Bunkern, Funk- und Radar­ anlagen wurden auf diesen Inseln die ersten Startund Landepisten für Flugzeuge betoniert. In Wa­ shington schäumte man vor Wut, suchte Schuldige, während China seelenruhig seine Pläne weiter­ verfolgte. Die USA setzten ihre gesamte Maschinerie in Gang, Spionagesatelliten wurden auf die Inselgruppen angesetzt. Bildanalysten massen die Länge der Startbahnen, der Schattenwurf gab Hinweise auf Gebäudehöhen. Radarsatelliten untersuchten den Untergrund, Spionageschiffe fingen Funksprüche ab und Seeaufklärer spionierten die chinesischen Bauarbeiten aus. Das Ergebnis war ernüchternd für Washington, denn man musste zusehen, wie im Herbst 2015 auf der Insel Fiery-Cross eine

Zwei Fronten Durch den Aufstieg Chinas zur wirtschaftlichen Supermacht änderten sich die politischen Vorstellungen der kommunistischen Führer in der Volks­ republik. In Beijing begriff man schnell, dass der neue Wohlstand geschützt werden muss, und dazu müssen die Handelswege von und nach China gesichert werden. Das Interesse der USA wiederum ist es, die Warenströme von und nach China zu kontrollieren – und im Notfall unterbinden zu können.

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FINANCE

Ein Pulverfass Das Südchinesische Meer gleicht einem Pulverfass. Ein Funke genügt für die Entscheidungsschlacht zwischen den Supermächten China und USA.

Riff-Atoll im südchinesischen Meer wird zur Festung ausgebaut. Das Innere des Atolls dient als sicherer Hafen.

der zunehmenden Spannungen in der Grossregion verstärkt auch Indonesien seine Luftwaffe, und zwar mit dem auf lange Flugstrecken ausgelegten russischen Kampfflugzeug SU-35, Code-Name Flanker-E.

3300 Meter lange Flugzeugpiste einsatzbereit gemacht wurde. Erfahrene Bild­ analysten der Geheimdienste zählten die Anzahl der neu angelegten Basketball-Felder, um daraus Rückschlüsse auf die Zahl der dauerhaft auf der Insel stationierten Truppen zu ziehen. Auch die neuen Hafenanlagen der Insel wurden mit Hilfe von Spionagesatelliten genau unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Auch grosse Tanker können Fiery-Cross nun versorgen. Anfang 2016 beobachten US-Aufklärer die ersten Testlandungen ziviler Maschinen aus China auf Fiery-Cross. Damit verfügen die Chinesen über die längste Startpiste auf den Spratly-Inseln, denn auch andere Anrainer haben auf einzelnen Atollen der Inselgruppe Start- und Landebahnen errichtet. Doch die Piste auf Fiery-Cross ist für die USA besonders bedrohlich, da dort chinesische H-6-Bomber landen können. Zur Bewaffnung des H-6 gehören atomare CJ-10-Marschflugkörper, die mit einer Reichweite von über 1500 km eine echte Bedrohung für den US-Stützpunkt Guam sind. Sorgenfalten auf den Gesichtern der US-Navy-Befehlshaber zeigen sich auch beim Gedanken an die Anti-Schiffsrakete YJ-12 (Eagle-Strike 12), die, von H-6-Bombern abgeschossen, Überschallgeschwindigkeit erreicht und Schiffe im Umkreis von 400 km bedroht. Im Südchinesischen Meer kann China damit nahezu alle Schiffsziele innerhalb weniger Augenblicke eliminieren. Und das ist nur ein kleiner Teil von Chinas Waffenarsenal, das auf Fiery-Cross stationiert werden kann – oder vielleicht bereits stationiert wurde. Je mehr die Chinesen die Inseln aufrüsteten, umso öfter näherten sich US-Flugzeuge und -Schiffe, um Präsenz zu markieren. Der Ton zwischen Beijing und Washington wurde mit jeder Mission schärfer. Die Einschüchterungsversuche der USA lösten nur neue Provokationen vonseiten der Chinesen aus. Chinesische Abfangjäger flogen bedrohlich nahe an US-Maschinen vorbei, US-Kreuzer passierten die Inseln haarscharf entlang der internationalen 12-Meilen-Linie. Selbst Vietnam fühlt sich verunsichert und bestellte in Russland U-Boote der bewährten Kilo-Klasse. Thailand wiederum schätzte die Kräfteverhältnisse anders ein und entschied sich für chinesische Unterseeboote. Angesichts

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Inzwischen haben die Philippinen, nicht zuletzt auf Druck aus Washington, vor dem UN-Schieds­ gerichtshof in Den Haag Klage gegen Chinas Inselbesetzung eingereicht. China wollte mit den ­Philippinen direkt verhandeln, um den USA keinen Vorwand für ein verstärktes Eingreifen in der Region zu geben. Der Plan scheiterte jedoch, Den Haag urteilte gegen China. In Beijing reagierte man äus­ serst gereizt und drohte mit Vergeltung. Schwimmende Atomkraftwerke, so der neueste Plan der Chinesen, sollen die wirtschaftliche Entwicklung der abgelegenen Eilande vorantreiben. Sie wären ein guter Schutz, um eine Bombardierung durch die USA zu verhindern, hätte doch eine Atomkatastrophe negative Auswirkungen für alle Anrainer. In Washington ballt man verärgert die Fäuste. Präsident Obama wird in den letzten ­Monaten seiner Amtszeit kaum einen neuen militärischen Konflikt wagen, der noch die nächste Präsidentschaftsperiode überschatten dürfte. Die Chinesen werden ihre Pläne jedenfalls weiterverfolgen, denn die umstrittenen Inseln sind Teil der «Nine-segment line of the South China Sea» und alles, was innerhalb dieser Linie liegt, wird von der Volksrepublik als eigenes Territorium betrachtet. Egal, was Den Haag urteilte. Seit nämlich die «One Belt, One Road»-Initiative ab Herbst 2013 von Staatspräsident Xi Jinping als neue Seidenstrasse international propagiert wurde, weitet China seine Einflusssphäre sogar über die Strasse von Ma­ lakka bis in den Indischen Ozean aus. Wer auch immer nach Obama im Oval Office sitzen wird – im President’s Daily Briefing durch den Director of National Intelligence wird die Lage im Südchine­ sischen Meer auf längere Sicht eine wichtige Rolle spielen.


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Es braucht n icht v iel, u m ei n sch l icht es Outfit zu beleben – manchmal reicht ei n ei n zi ges si mples, gewa g t es, ch ic es oder robustes Schmuckstück, welches das Ha nd gelen k zier t.

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1 I URBAN JÜRGENSEN MIT DER UHR DER «JÜRGENSEN 1745 COLLECTION» TRAGEN SIE EXZELLENZ AM HANDGELENK. 2 I VACHERON CONSTANTIN ERSCHEINEN IN NEUEM, LÄSSIGEM STIL: DIE MODELLE AUS DER «OVERSEAS»-KOLLEKTION. 3 I ZENITH DIE UHR AUS DER «PILOT»-LINIE IST ROBUST UND BESITZT EINE ANTIKE RETRO-OPTIK. 4 I PARMIGIANI DIE «TONDA 1950» ZEICHNET SICH DURCH IHR BESONDERS FEINES PROFIL AUS. 5 I JAEGER LECOULTRE CHIC, SCHLICHT, RECHTECKIG: DIE ELEGANTE UHR AUS DER «REVERSO»-KOLLEKTION. 6 I CARL F. BUCHERER DER NEUE «MANERO FLYBACK» VEREINT SPORTLICHKEIT MIT KLASSISCHER ELEGANZ. 7 I MONTBLANC EIN GLITZERMEER: DIE «HERITAGE CHRONOMÉTRIE EXOTOURBILLON MINUTE CHRONOGRAPH».

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FINANCE

SIE

DREHEN WIEDER SICH

DER STEIGENDE WERT VON

SCHALLPLATTEN

Klassische Schallplatten schleppten lange das Bild eines Relikts aus vergangenen Zeiten mit sich herum. Inzwischen ist eine Renaissance zu beobachten. Wer in seinen Keller geht, kann vielleicht sogar den einen oder anderen Schatz heben. Es könnte der Beginn für eine Nischen-Wertanlage sein. Georg Lutz

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Wertvolles Vinyl

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inyl ist wieder da. In den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts ist die Schallplatte mit der Musikkassette der zentrale Tonträger für Musikliebhaber. Für Jugendliche ist eine Musikanlage mit einer ansehnlichen Plattensammlung das Statussymbol im Jugendzimmer. In den achtziger Jahren beginnt mit dem Aufkommen der CD der Niedergang. Nach der digitalen Revolution, die von der Compact Disc eingeläutet wird und später durch Streaming-Dienste und das MP3-Format selbst in die ­Defensive gerät, sieht die Zukunft schlecht aus. Die Platten landen im Keller, auf dem Estrich oder werden auf Flohmärkten verscherbelt. Vinyl ist in den neunziger Jahren und im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts ein Auslaufmodell – irgendwas für Althippies. Bei einigen älteren Musikliebhabern und jungen DJs bleibt Vinyl aber weiter eine wichtige Referenzgrösse. Die Platte verschwindet nicht völlig vom Markt, sondern bleibt in einer Nische bestehen. Das Objekt mit den vielen Rillen hat für Kenner oftmals den wärmeren Sound im Gegensatz zum kalten Klang der CD oder den scheppernden Files des Musikdownloads. Das führt uns zu einem wichtigen atmosphärischen Aspekt, der heute verloren zu gehen droht.

Aus der Zeit gefallen Wir nehmen uns beim Anhören einer Platte Zeit. Das Auflegen ist ein Ritual der Entschleunigung. Die Nadel in Kombination mit der Platte ist äusserst sensibel. Was haben wir uns nicht früher geärgert über das knackende ­Geräusch, wenn die Platte einen Kratzer abbekam. Warum ist das so wichtig? Wir nehmen uns heute üblicherweise keine Zeit zum Zuhören. Alles muss heute sofort kopiert, verhackstückt und kommentiert werden. Wenn wir Pech haben, sind wir mit einem Shitstorm konfrontiert und haben dann nicht mehr nur keine Zeit, sondern sind auch noch fertig. Wie schön kann es da sein, das Momentum des Zuhörens zu geniessen. Man ist nicht gezwungen, sofort einen Kommentar abzugeben, man kann warten und sich sammeln. Mit einer Schallplatte, die sich auf einem Teller dreht, ist das möglich. Wo gibt es das heute noch? Neben einigen kleinen spezialisierten Plattenläden, die selbst eine Atmosphäre der Entschleunigung ausstrahlen, gibt es heute bei grossen Discountern wieder Vinyl. Im Rahmen von «Vinyl Collection» werden hier Klassiker wie

Die teuerste Scheibe aller Zeiten John Lennon & Yoko Ono – «Double Fantasy»-Album von 1980. Das ist eigentlich eine Geschichte für den Flohmarkt. Allerdings gibt es ein Exemplar von diesem Album mit einer unfassbaren Wertsteigerung. Es gibt ein Cover mit dem Autogramm von Lennon und den angeblichen Fingerabdrücken von Lennons Mörder David Chapman. Dieser bat John Lennon um ein Autogramm, nur kurz bevor er ihn niederschoss. Das Exemplar brachte es schon auf 300’000 Euro.

FINANCE

Beatles Für das «White Album», LP Nr. 0000005, kann man 23’000 Euro verlangen. Velvet Underground Eine Demo-Version brachte schon 25’000 Euro ein. Bob Dylan «The Freewheelin» von 1963 kostet bis zu 30’000 Euro.

Deep Purple, Pink Floyd oder Queen nochmals auf den neuen Plattenmarkt gebracht. Da es meist kleinere Auflagen sind, könnte es auch eine Wertanlage für spätere Zeiten sein. Es geht bei Platten heute nicht nur um die Bedienung von Vinyl-­ Aficionados. Heute kann man auch ganz nüchtern auf das Geld schauen.

Vinyl als Anlage Besitzer von seltenen Scheiben können unter ­gewissen Umständen Kasse machen. Der erste Schritt besteht darin, den Gang in den eigenen Keller anzutreten und die dortigen Schallplatten vom Staub zu befreien und dann schätzen zu ­lassen. Im Internet gibt es dazu Plattformen, wo man erste Hinweise bekommt (zum Beispiel: www.popsike.com). Der zweite Schritt braucht schon ein professionelles Händchen. Es geht um das Aufspüren interessanter Schallplatten, in die es sich zu investieren lohnt. Danach wartet man den richtigen Zeitpunkt ab und verkauft wieder. Richtig interessant wird es, wenn es um Raritäten geht. Die Platte Queen – «Bohemian Rhapsody / I’m In Love With My Car» von 1978 ist in Normalform nicht viel wert. 1978 gewann das Plattenlabel EMI einen «Queen’s Award For Industry». Bei der Preisver­ leihung wurde die auf 200 Exemplare limi­ tierte blaue Vinyl-Edition an die Gäste des Abends vergeben. Heute kann man dafür 6000 Euro verlangen. Nicht jedes beliebige Objekt ist ein potenzieller Schatz. Fast immer geht es um rare Platten, die noch in gutem Zustand sind. Das sind Kleinauf­ lagen, limitierte Spezialpressungen, farbiges Vinyl, Demo-Exemplare sowie Platten für Presseevents mit einigen unveröffentlichten Songs. Hier kann man im Gegensatz zu volatilen Aktienmärkten auf Beständigkeit setzen. Der Erfolg im Vinyl-Anlagemarkt führt aber auch zu feinen Kratzern, die es zu berücksichtigen gibt. Es gibt inzwischen eine beachtliche Anzahl von legalen, aber auch illegalen Wiederveröffentlichungen, die die Preise auch drücken können. Das sollte einen aber nicht davon abhalten, die Musik zu geniessen.

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FINANCE

GOLD

DAS DER OSTSEE

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Bernstein, das versteinerte Harz aus dem Meer, bewegt die Phantasie der Menschen seit Jahrtausenden. Heute ist es wertvoller denn je. Auch die Bernsteinmafia macht gute Geschäfte. Carsten Priebe

ie alten Griechen nannten den merkwürdig weichen und oft durchsichtigen Stein «Electron», denn wenn man ihn an einem Wolltuch reibt, wird er statisch aufgeladen und zieht kleine Partikel wie etwa Staub aus der Umgebung an. Die Griechen hatten das versteinerte Harz, das irgendwie magnetisch war, ohne ein Magnet zu sein, von Händlern erhalten, die es auf der berühmten Bernsteinstrasse von der Ostsee mitgebracht hatten. Richtig in Schwung kam der Handel unter dem römischen Kaiser Nero, denn für die luxuslie­ benden Römer war Bernstein ein «must have». Die wichtigsten Bernsteinvorkommen befinden sich noch immer im Baltikum. Nach Stürmen werden häufig einzelne Bernsteine an die weiten Sandstrände der Ostsee gespült.

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Die bei Strandläufern begehrten Stücke landen meist in lokalen Schmuckwerkstätten zur weiteren Verarbeitung. Die grössten Lagerstätten der Welt befinden sich im russischen Oblast Kaliningrad, also rund um das alte Königsberg. Fast 90 Prozent aller Bernsteine kommen von dort.

Ein echtes Weltwunder Es war im Jahre 1701, als in Berlin ein einzigartiges Meisterwerk aus Königsberger Bernstein entstand, das sogenannte Bernsteinzimmer: ein Raum, des-


FINANCE

Konserviert Bernstein ist das versteinerte Harz prähistorischer Bäume. Hin und wieder finden sich in ihm Insekten, die vom damals noch flüssigen Harz eingeschlossen wurden. Der Erhaltungszustand dieser Tiere ist oft überraschend gut. Dennoch lassen sich mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit aus ihnen keine DNA-Reste mehr sichern und für Genexperimente verwenden, wie dies beim Science-Fiction-Film «Jurassic Park» der Fall war.

Galerie im Katharinenpalast.

diente, mindestens 1,88 Meter gross sein musste. Während die riesigen ­Russen aus den weiten Teilen des Landes in Richtung Berlin marschierten, wurde dort das Bernsteinzimmer abmontiert, verpackt und in den gewaltigen Katharinenpalast in Zarskoje Selo vor den Toren Sankt Petersburgs gebracht. Nach einigen Anpassungen und Umbauten entstand im Katharinenpalast ein goldschimmerndes Appartement, in dem später Zarin Katharina die Grosse gern hochrangige Gäste empfing. Die Besucher rühmten das Bernsteinzimmer als achtes Weltwunder.

sen Wände aus kunstvoll gearbeiteten Verkleidungen bestand, die aus Bernstein in unterschied­ lichen Farben gefertigt waren. Undurchsichtige weisse Steine bildeten barocke Rahmen, goldgelbe und dunkelbraune die aufwändig verzierten Innenflächen. Bei einem Besuch des russischen Zaren Peter des Grossen in Berlin tauschte der Preussenkönig Friedrich Wilhelm I. das Bernsteinzimmer gegen russische Soldaten für sein Königsbataillon. Es bestand aus sogenannten «Langen Kerls», weil jeder Soldat, der in diesem Bataillon

Im Sommer 1941 begann die Operation Barbarossa der deutschen Wehrmacht und schon nach wenigen Wochen stand die Heeresgruppe Nord vor den Toren von St. Petersburg, das die Sowjets nach der Oktoberrevolution in Leningrad umbenannt hatten. Russische Fachleute hatten verzweifelt versucht, neben den übrigen Kunstschätzen des Katharinenpalastes auch das Bernsteinzimmer in Sicherheit zu bringen. Doch die deutschen Truppen kamen so schnell voran, dass nur Zeit blieb, die Bernsteinwände hinter eilig aufgeklebten Tapeten zu verstecken. Als sich der Belagerungsring um Leningrad schloss, wurde der Katharinenpalast Quartier der Wehrmacht. Die ehrwürdige Schlosskirche diente nun als Garage für den Fuhrpark der Soldaten. Deutsche Kunstexperten entdeckten schnell die Bernsteinwände unter den Tapeten und in nur 36 Stunden war das gesamte Bernsteinzimmer demontiert und in Kisten verpackt. Am 13. November 1941 trafen sie per Bahn im Königsberger Schloss ein. Hier verliert sich die Spur des achten Weltwunders.

Ohne jede Spur Wurde das Bernsteinzimmer bei der Bombardierung durch die Royal Air Force 1944 zerstört oder Anfang 1945 vor der anrückenden Roten Armee in Sicherheit gebracht? Und wenn ja, wohin? Oder wurde es im April oder Mai 1945 bei der Schlacht um Königsberg vernichtet? Archäologen, Schatz­ sucher und Geheimdienste sind seither dem Bernsteinzimmer auf der Spur. 1997 tauchte ein Bild auf, das ursprünglich im Bernsteinzimmer hing – ­ansonsten blieb die Suche bis heute erfolglos.

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© Carsten Priebe

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Detail aus dem Bernsteinzimmer.

Lange beliebt Bernstein wurde seit dem Altertum von der Ostseeküste bis in den Mittelmeerraum gehandelt. Schon die Römer schätzten den weichen Stein als Schmuckstück. Berühmt wurde vor allem ein Kunstwerk aus Bernstein: das Bernsteinzimmer der russischen Zaren. Es gilt seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges als verschollen. Schatzjäger stellen seither immer neue Theorien über seinen Verbleib aus – das Rätsel bleibt ungelöst.

Seit dem Jahr 2003 können Besucher die Rekonstruktion des Bern­ steinzimmers im Katharinenpalast bewundern. Sechs Tonnen Bernstein in 350 verschiedenen Farbtönen aus Kaliningrad wurden von Spezialisten in jahrzehntelanger Arbeit zu einem beeindruckenden Gesamtkunstwerk zusammengefügt. Oligarchen und wohlhabende Kunstkenner können sich von den Künstlern, die an der Rekonstruktion des sagenhaften Zimmers mitgewirkt haben, hochwertige Kunstwerke aus Bernstein kaufen oder sich gleich ihr eigenes Bernsteinzimmer anfertigen lassen. Die Restauratoren betreiben ihre Werkstatt im Keller des Katharinenpalastes seit 2003 weiter. Was hier angeboten wird, unterscheidet sich qualitativ und auch preislich deutlich von den Produkten, die in den Geschäften der alten Hansestädte des Baltikums an Touristen verkauft werden. Bernstein stand lange Zeit im Westen nicht besonders hoch im Kurs. Wer nicht gerade an Omas langweilige Bernsteinkugelkette dachte, glaubte vielleicht an die angeblich magische Kraft der weichen Steine in Beissringen und Zahnketten für Babys. Im Gegensatz zu eher nüchternen Geologen schreiben Esoteriker dem Bernstein Heil- und Schutzkräfte zu. Er soll Ängste nehmen und Lebensfreude schenken. Trotz dieser angeblichen Segnungen blieb der Kreis der Bernsteinliebhaber bis vor kurzem überschaubar. Diese Situation hat sich inzwischen geändert. Seit immer mehr Chinesen durch die Strassen von Danzig, Riga oder Tallin schlendern, steigt die Nachfrage nach Bernstein enorm. Der Grund: In China sind die Vorräte an Jade deutlich zurückgegangen. Das prähistorische Baumharz wird von den Chinesen als interessante Alternative zur grünlichen Jade gesehen. Innerhalb kurzer Zeit sind die Preise für das Gold der Ostsee um bis zu 800 Prozent gestiegen! Die neuen Gewinnmöglichkeiten lockten auch zahlreiche Raubgräber an die Küsten von Kaliningrad, die von der Polizei mit mehr oder weniger grossem Eifer verfolgt werden. Die Nachfrage übersteigt auch dieses illegale Angebot, denn immer mehr Käufer aus dem arabischen Raum zeigen Interesse für

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Bernstein. Inzwischen hat sich sogar in der Ukraine an der Grenze zu Polen eine Mafia etabliert, die in den weitgehend unberührten Wäldern illegal nach Bernstein gräbt und die Steine zum Verkauf nach Polen schmuggelt. Tausende Bergleute sollen auf diese Weise pro Jahr bis zu 300 Tonnen Bernstein illegal fördern. Der Kampf der Sicherheitsbehörden ist weitgehend aussichtslos. Das Fördergebiet ist riesig, abgelegen und unwegsam. Die anfallenden Gewinne sind hoch genug, um schlecht bezahlte polnische und ukrainische Grenzbeamte und Polizisten zu überzeugen, hin und wieder wegzuschauen. Aber das Problem des illegalen Abbaus von Bernstein ist wie erwähnt auch in der russischen Exklave Kaliningrad hochbrisant. Aus der rund 60 Meter tiefen Tagebaugrube des ehemaligen Palmnicken, die noch aus der Zeit von Kaiser Wilhelm II. stammt, sollen bis zu 90 Prozent der jährlichen Bernsteinproduktion stammen. Die staatliche Mine ist schwer gesichert und fördert jährlich offiziell um die 250 Tonnen des begehrten Minerals. In Russland besitzt der Staat seit 2012 das Monopol auf die Bernsteinförderung. Was das Misstrauen der russischen Behörden erregte, war die Tatsache, dass die aus dem alten Königsberger Gebiet exportierte Menge in einigen Jahren fast das Doppelte der offiziellen Förderung beträgt. Auch hier scheinen zwielichtige Gestalten und dubiose Organisationen gute Geschäfte mit Bernstein zu machen. Wie in Russland üblich, sollen sich die untersten Rangstufen dieser Gruppierungen schon mit ein paar Flaschen Wodka zufriedengegeben haben, um im schlammigen Untergrund nach den begehrten Steinen zu graben. Der russische Sicherheitsapparat versucht seither den Raubbau zu bekämpfen und die Organisationen zu zerschlagen, was schwierig ist. Hin und wieder gelingt den Behörden eine spektakuläre Verhaftung, aber unterbinden können sie das Problem offenbar nicht. Zu gross sind die Verdienstspannen. Es gibt Vermutungen, dass die Fäden der Bernsteinschmuggler aus Kaliningrad und der Ukraine in Danzig zu­ sammenlaufen.


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WENDE

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DIE WIEDEREINFÜHRUNG DES GOLDSTANDARDS

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Es gibt in der Geschichte immer wieder philosophische Situationen. Wir müssen uns anhand einer zentralen Frage zwischen unterschiedlichen Denkarten entscheiden. Mitte der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts ist es die Debatte um die Rückkehr zum Goldstandard als zentrale Währungsform. Auf der einen Seite steht Winston Churchill, auf der anderen Seite John Maynard Keynes.

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Georg Lutz

hne Frage, die Verheerungen des Ersten Weltkriegs sind für alle Beteiligten ein Schock. Das Zeitpendel der Belle Époque des langen 19. Jahrhunderts bleibt stehen. Globalisierungsschübe und viele neue Technologien stehen nicht mehr im Licht des positiven technischen Fortschritts, sondern zeigen die Fratze der Dekonstruktion eines alles verschlingenden Krieges.

Auch der neue Hegemon, die USA, scheut sich, die Bühne, die er betritt, zu gestalten. Im Unterschied zu der Epoche nach dem Zweiten Weltkrieg, als die USA die Weltwirtschaft mithilfe des Systems von Bretton Woods mit einem Währungssystem auf der Basis fester Wechselkurse sowie eines Modells des institutionell abgesicherten Freihandels prägten, passiert 1919 und in den ­folgenden Jahren nichts dergleichen. Im Gegenteil, die USA igeln sich ein, indem sie selbst schon 1919 zum Goldstandard zurückkehren. Damit setzen sie die nationalen Belange über die einer notwendigen gestaltenden Welt­politik. Ein Verhalten, welches uns auch heute wieder bekannt vorkommt.

Der Macht-Pol

Gold in Fakten «Aurum» ist das lateinische Wort für Gold, das chemische Symbol für Gold lautet in Anlehnung daran «Au». Der Schmelzpunkt liegt bei 1064 Grad Celsius. Grösste staatliche Goldbesitzer sind die USA mit 8133 Tonnen, Deutschland 3381, der Internationale Währungsfonds 2814 und die Schweiz mit 1040 Tonnen. Die Golddeckung des Frankens liegt so weit unter 20 Prozent.

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Der Blick zurück bedeutet währungspolitisch die Rückkehr zum Gold­stand­ard. Man will die Wiederherstellung des alten Wertes der Währung erzwingen. Es geht um die Wiederherstellung und Wahrung der internationalen Handels- und Finanzgeschäfte der Londoner City. Winston Churchill führt 1926 als britischer Finanzminister den Vorkriegs-Goldstandard für das Pfund wieder ein. Er ist schon zu Lebzeiten eine Politiklegende. Churchill prägt die englische Politik von Queen Victoria bis zu Queen Elizabeth II. Im Ersten Weltkrieg lenkt er als Erster Lord der Admiralität die Marine und im Zweiten Weltkrieg führt er als Kriegspremier die Alliierten gegen Hitler und ringt das nationalsozialistische Deutschland nieder. Trotzdem verliert er als militärischer Sieger die demokratische Wahl von 1945. Das hat viel mit seiner verheerenden Entscheidung von 1926 zu tun.


«Die Märkte können länger irrational bleiben als Du solvent!» – John Maynard Keynes –

Die Zwanzigerjahre sind die Dekade der Umbrüche, viele Menschen sehnen sich aber nach den guten alten Zeiten zurück.

Der Goldstandard, die fixe Kopplung der Wäh­ rungen an das Gold, ist eine Schönwetterveranstaltung. Sie hat den freien Wettbewerb auf den Märkten als Voraussetzung mit an Bord. Angebot und Nachfrage, die Gleichgewichte der Zahlungsbilanzen, alles ist im Lot. Der Goldstandard verlangt, dass die Zentralbanken auf eine selbstständige Kreditpolitik verzichten. Die Kreditgewährung hat sich nur an den Mengen der Goldvorräte zu richten, die vorhanden sind. Zudem gibt es keine Weltleitwährung. Der gesellschaftliche Preis der Wiedereinführung des Goldstandards ist verdammt hoch. Unter dem hohen Pfundkurs leidet die Konkurrenzfähigkeit der Industrieproduktion auf den globalen Märkten. Die Exporte gehen zurück, während gleichzeitig die Importe zulasten der inländischen Industrie ansteigen. Zudem geht die Nachfrage zurück. Die Folge: Unternehmen investieren zu wenig in die Modernisierung der ­Fabriken. Für die Arbeitnehmer heisst dies Reallohnverlust oder Arbeitslosigkeit. Das ist der Teufelskreislauf einer deflationistischen Politik. Es ist daher nicht verwunderlich, dass schon 1926 England von einem Generalstreik erschüttert wird.

Der Gegen-Pol John Maynard Keynes ist wohl der bekannteste Ökonom des zwanzigsten Jahrhunderts. Er forscht nicht nur in Studierstuben und lehrt an Hörsälen,

sondern prägt zentrale, internationale, diplomatische Konferenzen. Schon in den Friedensverhandlungen in Versailles, kurz nach dem Ersten Weltkrieg, kritisiert er die überharten Reparationszahlungen, die Deutschland zu leisten hat. In der Konferenz von Bretton Woods (1944) kann er ein ausgleichendes System von Organisationen wie die Weltbank oder der Internationale Weltwährungsfond durchsetzen, scheitert aber an der Dollar-Fraktion, die ihre Währung als Leitbild durchsetzt. Wenn Denker auf Mächtige treffen, liegen sie meistens r­ichtig, haben aber die taktisch schlechteren Karten in der Hand. Keynes mischt sich aber auch ein. In dem Aufsatz «Die wirtschaftlichen Folgen von Mr. Churchill» prognostizierte er für Grossbritannien eine Periode der Deflation mit grosser Not für die Masse der Bevölkerung. Er sollte recht behalten. Fünf Jahre später ist der Goldstandard des Pfundes wieder Geschichte. Allerdings steht jetzt die Weltwirtschaftskrise vor der Tür.

Schönwetterwährung Euro An dieser Stelle stellt sich die Frage: Was lernen wir aus der Auseinandersetzung über den Goldstandard? Man kann heute lange über die Verfasstheit der Europäischen Union streiten. Sicher ist nur dies: dass sie die ökonomischen Krisen, Verwerfungen und Unsicherheiten, die sie ausgelöst hat, nicht im Griff hat. Wie der Goldstandard ist der Euro eine Schönwetter­ währung. Ökonomisch potente Gesellschaften wie Deutschland profitieren und die südlichen Länder haben keine Instrumente wie die Währungs­ abwertung zur Hand, um diese Lücken abzufedern. Sie sind wie im Goldstandard einem gnadenlosen Anpassungsdruck ausgesetzt. Es braucht aber positive Visionen und Konzepte für Europa. Sonst kann man die gefährliche Renaissance des Nationalen nicht aufhalten. Ein John Maynard Keynes fehlt uns.

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VORSCHAU WINTER 2016 JETSETTER DESTINATION-HOPPING – DIE NEUE ART ZU REISEN City-Trip oder Strandurlaub? Wieso nur auf einer Destination landen, wenn man auch gleich weiter auf eine nächste fliegen kann? Wer in Bewegung bleibt, sieht mehr von der grossen weiten Welt, kann Nachbarländer oder -städte ver­ gleichen, erlebt mehr verschiedene Menschen und Kulturen. Vorbei sind die Zeiten des Entwederoder – ab heute wird verbandelt und kombiniert. Zum Shoppen nach Dubai und von dort auf eine Insel? Stopovers in Metropolen wie Istanbul, New York, Madrid oder London geben dem Urlaub an der Sonne einen interessanten Kick.

CULINARIUM IRLAND – DIE KULINARISCHE TOP-DESTINATION Das Land wird oft unterschätzt und hat viel mehr zu bieten als Irish Pubs, Whiskeys und weisse Schafe auf saftig-grünen Wiesen, die den meisten in den Sinn kommen dürften, wenn sie an Irland denken. Die Behauptung, Nordirland sowie die Republik Irland wären kulinarische Top-Destinationen, klingt für viele so abenteuerlich wie die Theorie, die Erde sei doch eine Scheibe. Reisefreude, Mut und der typisch irische Spirit lassen Gourmetherzen höher schlagen.

TO THE SKY PLEASE «HUSTON, WIR HABEN EIN PROBLEM» Die dramatische Geschichte von der missglückten Mondreise von Apollo 13, die dennoch ein «erfolgreicher Fehlschlag» war: Durch eine Reihe falscher Einstellungen und Einschätzungen explodierte der Sauerstofftank der «Odyssey»-Raumkapsel. Es folgen nervenaufreibende Minuten: Die Mission muss abgebrochen werden. Doch die Frage ist, wie? Jack Swigert, als Ersatzmann mit an Bord, erweist sich als der Mann der Stunde und die Mondlandefähre «Aquarius» als eiskaltes Rettungsboot.

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