bauRUNDSCHAU 01/2022

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AUSGABE 01 / 2022

WELLNESSTRÄUME REALISIEREN DIE BADEWELTEN DER DURAVIT AG

BAUEN UND DIVERSITÄT | LICHTLÖSUNGEN | BETON UND ENERGIE | ARCHITEKTURTRENDS IN EUROPA


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LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, Im Rahmen eines Editorials in einem Fachmagazin mit einem tagespolitischen Ereignis anzufangen, ist ungewöhnlich. Aber am 24.02.2022 ist sehr vieles ungewöhnlich. Wir sind in einer anderen Welt aufgewacht: Es ist Krieg in Europa. Das gab es seit Jahrzehnten nicht mehr. Und auch der Zerfall Jugoslawiens Anfang der Neunzigerjahre war ja eher ein Bürgerkrieg. Jetzt sind wir wieder im 19. Jahrhundert gelandet. Der chauvinistische Nationalismus kennt keine Grenzen mehr und Imperien ringen um ihre Machtsphären. Krieg ist ein legitimes Mittel der Politik. Das betrifft nicht nur Vladimir Putin. Die Nationalisten aller Länder reiben sich die Hände. Donald Trump kann Putin viele positive Attribute zuschreiben. Der Hindu-Nationalist Narendra Modi schaut gerne nach Pakistan und die chinesische Regierung hat Taiwan im Auge. Lange hatten liberal geprägte Gesellschaften die Vorstellung, nach dem Ende des Kalten Krieges würden sich durch die vernetzte Globalisierung solche anachro-

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Eimer

nistischen Konflikte in Luft auflösen. Francis Fukuyama, ein US-Intellektueller, sprach vom Ende der Geschichte. Er lag genauso falsch wie sein Vorgänger Georg Wilhelm Friedrich Hegel, der in Napoleon den Weltgeist durch das Tor reiten sah. Daher müssen auch Liberale sich fragen, was bei den Transformationsprozessen der letzten Jahre in Osteuropa schiefgelaufen ist. Vieles ist heute unklar. Klar ist nur, dass die Zeiten härter werden. Trotzdem kümmern wir uns weiter um die wichtigen Themen, die in der vorliegenden Ausgabe Platz finden. So analysieren wir die Klimaerwärmung und ihre Folgen in den Städten – und welche Lösungen es hier gibt. Zudem präsentieren wir europäische Architekturlösungen, die Leuchttürme sind, da sie auch offen und transparent wirken. Das ist heute ein wichtiges Zeichen. Wir setzen auf demokratische Lösungen, auch in der Architektur.

Kanister

Wer heute einfach mal eine Auszeit braucht, kann in sein neues Bad gehen und dort Erholung suchen. Unser Hauptschwerpunkt stellt Bäder vor, die eher kleine Wellnesstempel sind. Diese brauchen aber keine Paläste, sondern können auch im sehr kleinen Rahmen realisiert werden.

Georg Lutz

Chefredaktor bauRUNDSCHAU g.lutz@editorial.ag www.baurundschau.ch

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KOLUMNE

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BØRRESEN 02


INHALT

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RUHERAUM BAD Ein modernes Badezimmer leistet in den eigenen vier Wänden als Entspannungsfaktor ausgezeichnete Dienste – in keinem anderen Raum trifft eine derart geballte Ladung an Komfort und Wellness zusammen. Inzwischen macht das Badezimmer Wellnesslandschaften Konkurrenz. Wir bieten im zentralen Schwerpunkt dieser Ausgabe einen Überblick über die Trends und präsentieren einige herausragende Beispiele.

DIE BEDEUTUNG VON LICHT

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Licht hat – unabhängig davon, ob in Form von natürlichem Sonnenlicht oder Kunstlicht – einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den menschlichen Organismus. Die Wirkung von Licht kann für den Menschen anregend sein oder ihn im Gegenteil völlig entspannen. Es beeinflusst unsere Stimmung, Aufmerksamkeit, kognitive Leistungsfähigkeit und den Schlaf-Wach-Zyklus.

BIODIVERSITÄT IN DEN STÄDTEN Eine klimaangepasste Gebäudehülle und Grünraumplanungen in urbanen Zentren stehen auf der Agenda. Der Klimawandel baut Handlungsdruck in urbanen Zentren auf. Der folgende Beitrag thematisiert die Bandbreite der Herausforderungen. Beispiele sind unter anderem eine blühende Magerwiese in der Giessereistrasse in Zürich und ein begrünter Innenhof in der Schiffbaustrasse in Zürich.

REAKTIVIERUNG DER INNENSTÄDTE

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Als Herzstück einer Stadt hat das Zentrum einen bedeutsamen wirtschaftlichen und soziokulturellen Wert. Letzterer hat jedoch zunehmend an Bedeutung verloren. In den vergangenen Jahrzehnten sind die Mietpreise teils exorbitant in die Höhe geschossen und die Innenstädte sehen immer langweiliger aus. Welche Lösungsszenarien gibt es?


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INHALT

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DER ETWAS ANDERE BETON Beton ist attraktiv. Für die Herstellung wird Zement benötigt, bei dessen Produktion aber grosse Mengen an CO2-Emissionen anfallen. Nun gibt es alternative Lösungen: Auf einem guten Weg sind die Bauingenieurinnen und Bauingenieure der Fachhochschule Münster, die ein Verfahren entwickelt haben, um einen neuen klimafreundlichen und idealerweise CO2-neutralen Beton herzustellen.

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DIE AUSSTRAHLUNG VON ARCHITEKTUR Gute Architektur setzt immer Zeichen, die weit über die eigentliche Gebäudehülle hinausgehen. Sie spiegelt auch die Verfasstheit einer Gesellschaft wider. Wir haben drei europäische Lösungen ausgewählt: den Gebäudekomplex Ilot Queyries in Bordeaux, das neue Nationalmuseum in Oslo und den neuen Hauptsitz der Firma weisenburger in Karlsruhe.

WIEDER VOR ORT

RUBRIKEN Editorial 1 Highlight 8 Innenarchitektur 14 Bauen 36 Garten 58 Umwelt & Technik 64 Architektur 96 Kolumnen 7, 49, 56, 110 Impressum 112

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Nach langer Zurücknahme freuen wir uns, Sie bei Veranstaltungen und Messen wieder persönlich zu treffen: Unter anderem sind wir im Mai 2022 auf der Swissbau Compact vor Ort. Gerne können Sie mit uns auch im Vorfeld Termine für ein Gespräch vereinbaren.

IM WEB Wir halten Sie zwischen den Ausgaben mit aktuellen News, Fotostrecken, Kolumnen und Analysebeiträgen auf dem Laufenden. Sie sind gerne eingeladen, sich crossmedial zu beteiligen. Zum Beispiel mit News: 1000 Zeichen, Bild und URL. Besuchen Sie www.baurundschau.ch


KOLUMNE

HOMO OBSOLETUS von Andreas Breschan

K

ennen Sie ihn schon, den Homo obsoletus? Homo … wie bitte, was? Ja genau, den Homo obsoletus. Jenen Menschen, der unaufhörlich auf sein Handy schielt, dessen Smartwatch ihm in regelmässigen Intervallen durch irritierendes Vibrieren suggeriert, dass er jetzt gerade etwas verpasst, wenn er nicht sein Handgelenk konsultiert. Persönliche Anrufe sind ihm fremd, er zieht es vor, seinen Standpunkt in einem schier unendlichen SMS-, WhatsApp- oder E-MailPingpong klarzumachen. Er unterhält Hunderte von digitalen Freundschaften und investiert viel Zeit, diese bei Laune zu halten. Natürlich gelingt dies nur durch tägliches Liken und Posten, was seine Zeit, echte Freundschaften zu pflegen, drastisch einschränkt. Seine Freizeitgestaltung, seine Unterhaltung, sein Outfit, das Ferienhotel und sogar die Auswahl von Informationen, die er sich zuführt, lässt er ganz easy von Algorithmen bestimmen und auf den Bildschirm seines Smartphones projizieren. Man könnte noch vieles anführen, was den Homo obsoletus auszeichnet. Der Begriff wurde vom Wirtschaftsphilosophen Anders Indset geprägt. Was steckt dahinter? Die Beobachtung, dass der Mensch, auch als Homo sapiens bekannt, drauf und dran ist, sich selbst abzuschaffen, also obsolet zu werden. Mit der rasant fortschreitenden Digitalisierung überlassen wir das Schlussfolgern, Kreieren und Entwickeln immer öfter den mit Big Data gefütterten Algorithmen von Grosscomputern. Nachzudenken, Dinge zu hinterfragen oder mit verrückten Ideen zu experimentieren, scheint da nicht mehr nötig. Wozu auch? Intelligente Computer liefern heute Antworten auf scheinbar alle Fragen und künstliche Intelligenz übernimmt längst mehr als blosse Routineaufgaben. Ob das nun gut oder schlecht für unsere Gesellschaft und das Zusammenleben darin sei – darüber wird in allen erdenklichen Foren, Plattformen und Medien heftig debattiert. Man mag dazu eingestellt sein, wie man will. Tatsache ist, dass diese Entwicklung weitergeht. Selbst wenn wir wollten, sie ist nicht mehr rückgängig zu machen. Der regelrechte Krieg, der gerade jetzt auf dem weltweiten Beschaffungsmarkt von Computerchips – und damit künstlicher Intelligenz – tobt, unterstreicht dies eindrücklich. Das Internet

der Dinge ist bereits Realität und wer Mark Zuckerberg über Metaverse referieren hört, dem wird bewusst, was diesbezüglich noch alles in naher Zukunft auf uns zukommt. Also zurück zum Homo obsoletus. Schaffen wir uns tatsächlich selbst ab? Der legendäre Schweizer Troubadour Mani Matter gab schon in den Siebzigern die Antwort, als er in seinem Lied «Hemmige» treffend festhielt, dass weder die glatte Haut und der fehlende Schwanz noch unsere vergleichsweise primitiven Kletterkünste uns vom Schimpansen unterscheiden, sondern der Fakt, dass wir Hemmungen haben. Die Voraussetzung dafür, Hemmungen zu empfinden, liegt unter anderem darin, nachdenken, abwägen und Empathie empfinden zu können. Kein Algorithmus auf der Welt kann dies und wird es je können, genauso wenig, wie wirklich Neues zu erfinden und zu schaffen, denn Algorithmen bedienen sich gesammelter Daten aus der Vergangenheit. Verstehen Sie mich nicht falsch. All die technischen Errungenschaften sind fantastisch und eröffnen ungeahnte Möglichkeiten, die wir durchaus zu unser aller Wohl nutzen sollten. Wie sapiens der Homo wirklich ist, wird sich daran zeigen, wie er mit diesen selbst geschaffenen Instrumenten umgeht. Wie schon in der Vergangenheit ist jedes Werkzeug nur so gut, wie es vom geschickten Handwerker beherrscht und eingesetzt wird. Deshalb Homo sapiens: Besinne dich auf deine einzigartigen menschlichen Fähigkeiten wie Empathie und Kreativität. Bleibe der Meister deines Werkzeugs und verkomme nicht zum Homo obsoletus. Deine Artgenossen werden es dir danken.

ANDREAS BRESCHAN ist CEO der Hörmann Schweiz AG. www.hoermann.ch

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© Duravit AG

HIGHLIGHT

Die Komplettbadserie Duravit No.1 überzeugt mit puristisch-moderner, zeitloser Optik sowie einem kompakten, klaren und umfassenden Produktprogramm.

SICH WOHLFÜHLEN BADELÖSUNGEN AUF DER HÖHE DER ZEIT Interview mit Stephan Tahy von Georg Lutz

Die reine Funktion der «Nasszelle» war gestern. Wer heute ein modernes Bad realisieren will, sucht nach Räumen, die Atmosphäre, Technik, Design und Entspannung unter einen Hut bringen. Zudem gibt es bei jedem Bad individuelle Herausforderungen. Wir führten dazu ein Hintergrundgespräch mit Markus Wasser, Geschäftsführer von Duravit in der Schweiz, und ein Interview mit Stephan Tahy, dem CEO der Duravit AG. Seite 8 // bauRUNDSCHAU


HIGHLIGHT

in Beratungsgesprächen proaktiv zu agieren. Markus Wasser betont dazu: «Wichtig ist dabei für uns, die Bedürfnisse der Kunden einzuholen, gleichzeitig aber auch einen Blick in die Zukunft der neuen Badbesitzer zu werfen.» Es macht einen Unterschied, ob sich in dem Bad Kinder tummeln oder die Silver Generation sich ihrer Körperpflege widmet. Folglich sind Beratung und das Zuhören wichtige Bausteine eines Entscheidungsprozesses in Richtung passende Badelösung. Die Ausstellung in Othmarsingen bietet hier praktische Entscheidungshilfe, um das individuelle Traum-Bad zu finden und zu gestalten. Dazu kommen Innovationen im Bereich der Materialität. Markus Wasser verdeutlicht den Wandel: «Die heutige Technik lässt es zu, dass die Keramik immer dünner und mit kleineren Radien hergestellt wird. Duravit hat mit DuraCeram® einen Werkstoff entwickelt, der zudem noch erhöhte Schlagfestigkeit und Formbeständigkeit bietet.» Aus diesem Grund verfügt der Badeanbieter in den Bereichen Design und Formsprache über neue und vielfältige Möglichkeiten.

Und es gibt noch weitere Beispiele: Hygiene Glaze 2.0, eine innovative Keramikglasur, erreicht im Bereich von WCs und Urinalen einen neuen Hygienestandard, Bakterien und Keime werden fast zu 100 Prozent eliminiert. Die Glasur ist nicht nur ausserordentlich effektiv, sondern wirkt auch besonders schnell. Über Nachhaltigkeit reden und schreiben heute viele. Markus Wasser betont demgegenüber klar: «Wir leben sie! Deshalb arbeiten wir auch nach wie vor mit Sanitärkeramik.» Keramik ist eine der ältesten Kulturtechniken überhaupt. Porzellan ist in China seit 11’000 Jahren bekannt und basiert noch heute auf den gleichen, natürlichen und regenerativen Grundstoffen wie Ton, Kaolin, Feldspat und Quarz. «Mittels unserer umweltschonenden Produktionstechniken und strengen Qualitätskontrollen werden daraus extrem langlebige Produkte», gibt sich Markus Wasser überzeugt. Last, but not least geht es auch um die zukünftige Digitalisierung im Bad. Die Zukunft und neue Technologien sind schon präsent. «Einerseits fällt mir natürlich sofort unsere App im Bereich SensoWash (Dusch-WCs)

© Duravit AG

Auch die Themenfelder Reinigung und Hygiene benötigen immer wieder neue Innovationen und haben durch die Pandemie noch an Wichtigkeit gewonnen. Markus Wasser führt ein konkretes Beispiel aus: «Mit unserer WonderGliss-Beschichtung

fliessen Rückstände wie Schmutz und Kalk einfacher ab, wodurch sich weniger Ablagerungen bilden.» Die Folgen sind erfreulich: ergo weniger putzen, mehr Zeit für Spass im Bad!

D

as Bad von heute präsentiert sich schon lange nicht mehr im Standardlook. Gerade im Hinblick auf Design, Farbe und Materialität gibt es viele Möglichkeiten. Hersteller gehen immer weiter auf die Wünsche der Anwender ein. Vor allem im Eigenheimbereich spüren Anbieter hohe Ansprüche an die Ausstattung der Bäder, die heute manchmal eher Wellness-Tempeln gleichen. Es gilt aber nicht nur auf die Wünsche der Kunden zu achten, sondern als Anbieter

Auch im die Hygienefrage hat bei Duravit Vorfahrt. Hier ist es die neue Technologie der «WonderGliss-Beschichtung».

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© Duravit AG © Duravit AG

© Duravit AG

HIGHLIGHT

Vom Waschtisch über Dusche und WC bis hin zur freistehenden Badewanne finden sich im Portfolio von Duravit kompakte Produktvarianten.

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HIGHLIGHT

Stephan Tahy ist CEO der Duravit AG.

ein. Individuelle Einstellungen können einfach über das Smartphone vorgenommen werden». Für die Verantwortlichen bei Duravit ist es wichtig, dass Technologie im Badezimmer nicht im Vordergrund steht, sondern komfortstiftend integriert wird.

FÜNF FRAGEN AN STEPHAN TAHY

Was sind Ihre Ziele mit Duravit und wie wollen Sie diese erreichen? Mein Ziel ist es, Duravit in die Zukunft zu führen und dauerhaft erfolgreich zu machen. Um das zu schaffen, gilt es beispielsweise bestehende Absatzmärkte mit grossem Wachstumspotenzial wie Europa, China und den USA weiter auszubauen und zu erobern. Dabei sehe ich dieses Unternehmen auch in zehn Jahren als eine starke Marke mit traditionellen Produkten, die weiterhin höchste Qualitäts- und Designansprüche erfüllen und von Experten verbaut werden. Ergänzend vorstellbar sind für mich in der Zukunft dabei durchaus Add-ons wie smarte Services etwa zur Gesundheit. Mit der Akquisition der Marke Bernstein und des «Bernstein-Badshops» haben wir das pandemiebedingt deutlich höhere Be-

dürfnis nach Online-Shopping erfüllt. Gleichwohl bleibt innerhalb der zwei Markenstrategien unser Ankerpunkt mit der Marke Duravit weiterhin der klassische Vertrieb mit der einzigartigen Beratungskompetenz des Gross- und Fachhandels. Denn das Unternehmen in die Zukunft zu führen, heisst zwar, mutig zu sein, auch mal unkonventionelle Mittel zu wählen, aber gleichzeitig, Bewährtes zu bewahren.

«Ich will wissen, wo der Schuh drückt, und in den direkten Austausch gehen.»

© Duravit AG

© Duravit AG

aus sich selbst heraus entwickelt – aus den Produkten, den Materialien und den Menschen. Das Unternehmen Duravit steht für Design, für Handwerkskunst, für Langlebigkeit und für Exzellenz.

Sie sind jetzt seit etwas mehr als anderthalb Jahren bei Duravit. Welche Ihrer Vorstellungen hat sich bisher bestätigt und welche Vermutung wurde komplett widerlegt? Ich bin positiv überrascht, wie dynamisch dieses Unternehmen ist. Obwohl oder wie ich jetzt weiss, haben wir grosses Potenzial für die Zukunft, gerade weil unsere Wurzeln auf Tradition und Handwerk beruhen. Die Mitarbeitenden haben viele Ideen und sind offen für Neues. Um nur ein Beispiel zu nennen: Franziska Wülker, Head of Research & Development, hat in einem Wettbewerb neben ihrer normalen Tätigkeit für Duravit eine Weltraumtoilette entwickelt und dafür von der US-Raumfahrtbehörde NASA als einzige Einzelperson unter mehreren amerikanischen Teams einen Preis erhalten. Das «Lunar Loo» funktioniert sowohl in der Schwerelosigkeit als auch auf dem Mond. Unsere Produkte sind auf den ersten Blick reine Gebrauchsgegenstände. Wer genauer hinschaut, entdeckt jedoch, wie viel mehr sich diese Marke und dieses Unternehmen

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UNTERNEHMENSPORTRAIT Im Jahr 1817 in Hornberg im Schwarzwald gegründet, ist die Duravit AG heute ein international führender Hersteller von Designbädern. Das Unternehmen ist weltweit in über 130 Ländern präsent und steht für Innovationen im Bereich Original-­ Design, komfortstiftender Technologie und höchster Qualität. In Kooperation mit einem internationalen Netzwerk von Designern wie Philippe Starck, sieger design, Christian Werner, Cecilie Manz und jungen Talenten wie Bertrand Lejoly oder Kurt Merki Jr. entstehen einzigartige Bäder, die die Lebensqualität der Benutzer nachhaltig steigern. Das Produktportfolio von Duravit umfasst Sanitärkeramik, Badmöbel, Dusch- und Badewannen, Wellnesssysteme, Dusch-WCs, Armaturen und Accessoires sowie Installationssysteme.

Welche Rolle spielt die Belegschaft bei Ihren ambitionierten Plänen? Für mich stehen die Mitarbeitenden klar im Fokus. Und die sind massiven Veränderungen unterworfen, vor allem was das hybride Arbeiten betrifft. Mein Job ist es, ihnen die volle Entfaltung zu ermöglichen, eine Vision aufzuzeigen und sie damit in die Zukunft zu begleiten. Wir schaffen die Rahmenbedingungen, um dort, wo es möglich ist, auch nach der Corona-Pandemie eine Hybridform aus Home Office und Büroarbeit umzusetzen. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen. Das schafft zwar mehr Flexibilität für unsere Mitarbeitenden, allerdings ist hier zeitgleich ihre Eigenverantwortung gefragt, um eine gesunde Balance zu wahren. Wir als Arbeitgebende hingegen sind gefragt, uns stärker zu kümmern und Mitarbeitende stärker zu unterstützen und zu fördern. Ich pflege nach Möglichkeit zu allen Mitarbeitenden einen direkten Kontakt. Besonders wichtig ist mir ein enger Austausch mit den Mitarbeitenden in der Produktion. Denn genau dort entstehen unsere Produkte, der Kern unserer Marke. Dabei ist es egal, ob ich mir unseren eher traditionellen Stammsitz in Hornberg oder unser voll­ automatisiertes Werk in China anschaue – den Unterschied machen die Menschen mit ihrem seit Jahrzehnten weitergegebenen Know-how und ihrer Passion. Um

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© Duravit AG

HIGHLIGHT

Gerade kleine Lösungen sind für Badeanbieter eine Herausforderung.

noch genauer hinhören zu können, haben wir das Format «Auf ein Wort mit» ins Leben gerufen und die Mitarbeitenden gebeten, sich mit ihren Fragen und Wünschen direkt an mich zu wenden. Ich will wissen, wo der Schuh drückt, und in den direkten Austausch gehen. Sie möchten bis 2045 klimaneutral werden. Wo liegen die Gründe und wie wollen Sie dies erreichen? Nachhaltigkeit ist mir sehr wichtig. Zum einen, weil ich bei diesem Thema unsere gesamte Gesellschaft in der Verantwortung sehe. Da nehme ich uns als Unternehmen nicht aus. Und zum anderen auch, weil Nachhaltigkeit – insbesondere für junge Kundschaft – ein elementarer

Aspekt in der Kaufentscheidung ist. Also arbeiten wir permanent daran, den Ressourcen- und Rohstoffverbrauch ebenso wie die Emissionen so gering wie möglich zu halten und gleichzeitig unserer sozialen Verantwortung global und regional nachzukommen: In der Produktion in Hornberg kommt ausschliesslich Strom aus erneuerbaren Energien zum Einsatz. Schon heute bereiten wir Wasser aus der Produktion auf und verwenden es erneut. Darüber hinaus stehen wir für eine «locals-for-locals production», um so aufwendige Transportwege zu minimieren. Das reicht mir aber nicht! Deswegen haben wir uns Unterstützung von Porsche Consulting geholt. Gemeinsam erarbeiten


HIGHLIGHT

wir eine konkrete Nachhaltigkeitsstrategie, mit der wir bis 2045 ausschliesslich klimaneutral handeln werden. Das ist ein langer Weg, denn die Produktion unseres Basismaterials Keramik ist energieintensiv. Wir müssen also grosse technologische Umstellungen vornehmen. Zudem werden wir uns nicht allein auf die Kompensation von CO2-Emissionen verlassen. Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, um nachhaltig zu produzierten, sind also enorm. Aber wir wollen das dennoch schaffen – nicht nur für uns, sondern vor allem für die nächsten Generationen.

Wir wollen künftig noch häufiger unverkrampft und mutig neue Wege gehen, uns auf Neues einlassen, voneinander lernen und mehr im Team zusammenarbeiten. Natürlich ist nicht alles eins zu eins von der

Start-up-Mentalität auf ein Unternehmen wie Duravit übertragbar. Es ist trotzdem immer höchst inspirierend. Aus diesem Grund bin ich beispielsweise auch ein Beiratsmitglied bei FrontNow, einem Start-up, das Handelspartner für Food-Start-ups finden möchte. Das ist eine absolute Win-winSituation, bei der die Newcomer von der Erfahrung verschiedener Unternehmenslenker profitieren. Wir dagegen lernen das modernste, digitale Arbeiten kennen und vor allem bekommen wir so Kontakt zu verschiedenen wirklich interessanten jungen Unternehmerpersönlichkeiten. Inhaltlich ist vom allgemeinen Austausch über Themen wie New Work bis hin zu ganz konkreten Kooperationen und Übernahmen von interessanten Technologien und Produkten alles dabei.

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Was kann ein gestandener CEO von jungen Unternehmen und Start-ups lernen? Wir können uns bei Start-ups vieles abschauen, etwa was New Work betrifft. Aber

auch agiles Vorgehen wird immer wichtiger, nicht nur in IT-Unternehmen. Für uns geht es darum, nicht zu lange zu planen, sondern einfach mal zu machen und dann gegebenenfalls nachzujustieren. Crossfunktionales Arbeiten hat für uns bei Duravit viel Potenzial, deshalb fördern wir es bereits durch entsprechende Massnahmen und Projekte wie etwa unsere Nachhaltigkeitsstrategie. Dabei unterstützt uns der Austausch mit Dritten, wie wir ihn beispielsweise als Mitglied im Maschinenraum führen, stets den Blick über den Tellerrand zu bewahren.

Innovationen sind zu spüren und zu sehen.

Duravit Schweiz AG | Bahnweg 4 | CH-5504 Othmarsingen | Tel. +41 (0) 62 887 25 50 | info@duravit.ch | www.duravit.ch

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AKTUELLE LÖSUNGEN BLICK AUF DIE BADEZIMMER von Georg Lutz

Badezimmer, heute eher Wellnesszimmer, sind klasse. Im stressigen Arbeitsalltag gewinnen sie immer mehr an Bedeutung und laufen Küchen und Wohnzimmern den Rang ab. Eine heisse Dusche mit kaltem Finale macht müde Geister munter. Ein ausgedehntes Bad heilt Körper und Geist. Voraussetzungen für solche sinnlichen Erlebnisse sind aber eine nüchterne Planung und Realisierung, um zu den passenden Lösungen zu kommen. Dabei gilt es, viele Herausforderungen zu meistern. Es geht um Materialien, Farben, das Design und die eingesetzten technologischen Lösungen. Dafür braucht es Profis. In unserem Badezimmerschwerpunkt stellen wir einige vor.


INNENARCHITEKTUR

EIN RAUM ALS RUHEKISSEN DAS BADEZIMMER ALS WELLNESS-OASE von Gabriela Röthlisberger

Gearbeitet wurde schon immer hart und unter Zeitdruck, doch was sich in den letzten Jahren zum Positiven gebessert hat, ist ein behutsamer Umgang mit der Work-Life-Balance. Erholung wird nicht mehr erst dann gesucht, wenn man bereits völlig ausgepowert ist, sondern als eine neue Verzahnung von Arbeits- und Privatleben in den Alltag integriert. Ein modernes Badezimmer leistet hier in den eigenen vier Wänden als Entspannungsfaktor ausgezeichnete Dienste – in keinem anderen Raum trifft eine derart geballte Ladung an Komfort und Wellness zusammen. Inzwischen macht das Badezimmer Wellnesslandschaften Konkurrenz.

Kontrastierende Farblösungen sind im Trend.

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INNENARCHITEKTUR

E

in Raum namens Nasszelle, in dem unter greller Beleuchtung freudlos die Zähne geputzt und Gesichter gewaschen werden, gehört zum Glück längst der Vergangenheit an. Vor dem Hintergrund einer sich dynamisch verändernden Arbeits- und Lebenswelt haben sich verfeinerte Ansprüche an ein Badezimmer herauskristallisiert. Sie sind «intelligenter» und «smarter» als ihre Vorgänger – konfigurierbare Szenarien lassen sich für Duschsysteme ebenso wie für Dusch-WCs einrichten. Gerade letztere beinhalten jede Menge Innovationen, indem sie sich individuell auf die Bedürfnisse der einzelnen Familienmitglieder abstimmen lassen: Der Vater bevorzugt einen härteren Wasserstrahl, die Mutter möchte eine Trocknung mit höherer Temperatur und die Tochter verzichtet auf die Sitzheizung – kein Problem, alles wird bequem über eine App gesteuert. Dank Sensoren wird sogar erkannt, wenn man sich ihnen nähert, und der Deckel öffnet sich auf magische Weise. Berührungslos funktionierende Armaturen sind ebenfalls Bestandteil dieser smarten Technik und punkten mit Hygiene, da sie die Übertragung von Bakterien und Viren erschweren.

NACHHALTIGKEIT UND BARRIEREFREIHEIT INKLUSIVE Bodenebene und geräumige Walk-in-­ Duschen sind heute selbstverständlich – schliesslich will sich niemand mehr in eine enge Kabine quetschen. Der perfekte Nebeneffekt dieser Bauweise: Eine Dusche im XL-Format lässt sich bis ins hohe Alter benutzen. Haltegriffe bestechen durch formschöne Designs und eine Sitzgelegenheit lässt den Moment besser geniessen. Unterschiedliche Strahlarten, Aromen und eine ästhetische Beleuchtung verwandeln das Duschen zum Spa-Erlebnis. Warum zur vollständigen Entspannung nicht gleich eine Dampfdusche oder Sauna einrichten? Eine schadstoffarme Umgebung ist die Grundvoraussetzung dafür, um im eigenen Home-Spa Kraft tanken zu können. Auch hat das Thema Nachhaltigkeit im Badezimmer längst Einzug gehalten: Viele Accessoires aus Plastik werden gegen umweltfreundlichere Alternativen ausgetauscht, innovative Armaturen und SparSpülungen im WC gehen sorgsam mit dem Wasserverbrauch um, Oberflächen mit Lotuseffekt minimieren den Einsatz von Putzmitteln.

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INNENARCHITEKTUR

Wasser und Licht erzeugen Atmosphären mit dem gewissen Etwas.

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INNENARCHITEKTUR

KLEINER AUFWAND, GROSSER EFFEKT Eine komplette Renovierung des Badezimmers ist nicht immer nötig, um den Komfort zu erhöhen. Oftmals braucht es ledig­ lich kleine Veränderungen, beispielsweise das Auswechseln des Duschkopfs mit einem Rainshower-System. Durch die Bei­ mischung von Luft entstehen unzählige Wassertropfen, die sich auf der Haut wie ein natürlicher Regen anfühlen. Viel Wellness bieten auch die sogenannten Multi­funktions­ brausen mit mehreren Ein­stellungs­mög­ lich­keiten: angefangen bei sanften Perlen bis hin zum harten Massage­strahl, der einen ermüdeten Rücken von Verspannungen befreit.

LICHT ERZEUGT STIMMUNG Eine grossartige Wohnlichkeit lässt sich mit einem harmonischen Lichtkonzept erzielen, das sowohl Ambiente- als auch Arbeitslicht ins Bad bringt. An Spiegelschränken und rund um den Spiegel hat sich eine stufenlos dimmbare Beleuchtung durchgesetzt. Für eine Extraportion Stimmung unter der Wellness-Dusche oder in der Badewanne sind schöne Lichtakzente verantwortlich und beleuchtete Schubladen oder Regale sind praktisch und gleichzeitig aparte Eyecatcher. Moderne Armaturen verfügen über eine LED-Beleuchtung und geben mittels Zahlen oder Farbe die Temperatur des Wasserstrahls an.

FUGENLOS GLÜCKLICH Ein Badezimmer ohne Fugen ist ein guter Trick, um einen kleinen Raum grösser wirken zu lassen. Da die Wand- und Bodenflächen in ihrem Erscheinungsbild optisch nicht unterbrochen werden, findet das Auge weniger Ansatzpunkte vor – voilà, das Badezimmer erscheint in neuen Dimensionen. Zudem bewirkt das Fehlen von kleinteiligen Fliesen und Fugen ein hochwertigeres und luxuriöseres Erscheinungsbild. Ein weiterer Vorteil ist der geringere Pflegeund Putzaufwand, denn in schwer zugänglichen Fugen kann sich Schmutz und Kalk festsetzen. Ohne Fugen nimmt auch die Gefahr der Schimmelbildung ab, was im Badezimmer einfach hygienischer ist.

UNTERSCHIEDLICHE KONZEPTIONEN Der Trend zu mehr Natürlichkeit im Bad hält sich seit ein paar Jahren ungebrochen. Die Badmöbel sind organischen Formen nachempfunden, die dank der weichen, fliessenden Rundungen beständige

Unterschiedliche Anwendungen bei Multifunktionsbrausen sind schnell umgesetzt.

Ruhe verströmen. Natürliche Materialien sind langlebig und strahlen Wertigkeit aus. Bei Boden und Wänden kommen Fliesen aus Naturstein, Marmor oder Keramik zum Einsatz. Als Bodenbelag und bei Badmöbeln wird bevorzugt Holz mit attraktiver Maserung eingesetzt. Beliebt sind überdies Lösungen, die sich bloss äusserlich an die Natur anlehnen, denn Stein- und Holzoptik ist heutzutage so ausgereift, dass sich kaum mehr ein Unterschied zum Original feststellen lässt.

SCHWARZE UND MATTE TÖNE Bade- und Duschwannen, Badmöbel, Waschbecken, Armaturen und WCs in Schwarz sind gefragt wie nie – allerdings sollte die Einrichtung in Räumen mit wenig Tageslicht nicht zu dunkel sein. Als Lösung bietet sich ein Zusammenspiel des favorisierten Schwarz mit einer kontrastreichen Farbe an, oder man akzentuiert es nur punktuell. Die Kombination von Schwarz

und Weiss ist der Klassiker schlechthin und sorgt für zeitlose Eleganz. Schwarz im Dialog mit metallischen Tönen, insbesondere bei den Armaturen, wirkt mit seinen klaren Linien puristisch, wenn nicht sogar futuristisch. Ebenfalls im Trend liegen matte Finishes in Schwarz, satten Erdtönen oder anmutigem Dunkelgrün. Das Badezimmer hat sich zum Rückzugsort gewandelt, an dem Ruhe, Stille und Klarheit herrschen – ein Platz im eigenen Zuhause, an dem die Sinne zur Ruhe kommen und das Wesentliche vom Übrigen getrennt werden kann.

GABRIELA RÖTHLISBERGER ist Redaktorin bei bauRUNDSCHAU. www.baurundschau.ch

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ARCHITEKTUR

GLATT GEPFLEGT DER NEUE AUFSATZWASCHTISCH «SLEEK» von Gerald Brandstätter

Glatte Rundungen sind gerade in Bädern attraktiv – und pflegeleicht. Der neue Aufsatzwaschtisch «sleek» aus Corian wurde für Orte wie Restaurants, Unternehmen oder Hotels geschaffen, die stark frequentiert sind und besondere ästhetische und funktionale Anforderungen stellen.

Der Aufsatzwaschtisch «sleek» aus Corian bringt einen elegant-puristischen Stil in moderne öffentliche und halböffentliche Waschräume.

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INNENARCHITEKTUR

Eine Form, viele Varianten, immer fugenlos.

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ine Form, viele Varianten, immer fugenlos: Der Aufsatzwaschtisch «sleek» bringt einen elegant-puristischen Stil in moderne Waschräume. Öffentliche und halböffentliche Einrichtungen profitieren vor allem von den pflegeleichten Eigenschaften seines Designs. «sleek» ist naht- und fugenlos mit der Abdeckung verbunden. Rund um das Becken verläuft

ÜBER TALSEE Die Schweizer Manufaktur talsee mit Sitz in Hochdorf produziert vor Ort persönliche und wohnliche Designbäder. Dabei baut das Unternehmen auf eine Erfahrung und Kompetenz, die bis ins Jahr 1896 zurückreicht. Rund 100 Mitarbeitende sorgen im Produktionswerk im Seetal dafür, dass mit massgefertigten Badmöbeln und -einrichtungen dank modernster Technik und gezielt eingesetzter Handarbeit hochwertiges Design entsteht. Raffinierte Details und eine ausgeklügelte Funktionalität zählen ebenso dazu wie die eingehende persönliche Beratung.

eine Hohlkehle, die keinerlei Ablagerungsecken für Schmutz und Keime bietet.

DIE MINERALISCHE BASIS Der Mineralwerkstoff Corian vereint alle Vorteile, die man sich von einem Material wünscht. Er ist äusserst pflegeleicht und handwarm in der Haptik – und überzeugt durch eine glatte, harte und porenlose Oberfläche, die sich besonders hygienisch zeigt. Corian ist farbecht und voll durchgefärbt sowie praktisch riss- und schlagfest. Im Erscheinungsbild, gerade im Zusammenspiel mit natürlichen Materialien wie Holz, wirkt Corian sehr edel. Der Werkstoff besteht zu einem Drittel aus Acrylharz und zu zwei Dritteln aus Bauxit, das sich vorwiegend aus Aluminiummineralen zusammensetzt.

EINFACHE PFLEGE Zur Reinigung der Corian-Oberfläche verwendet man eine handelsübliche Scheuermilch und ein feuchtes Tuch. Die matte Oberfläche bleibt dadurch erhalten. Hartnäckige Flecken lassen sich mit einem nassen Scheuerschwamm und etwas Bleichmittel beseitigen. Auch Kratzer und starke Schlagspuren sind durch Fachleute einfach und unsichtbar zu reparieren.

MASSVARIABEL UND INDIVIDUELL Das Aufsatzwaschtisch-System «sleek» im Material Corian Solid Surface ist im Durchmesser von 360 Millimeter und in den Höhen 125 und 77 Millimeter erhältlich. Die Abdeckung ist individuell und massvariabel gestaltbar. Eine fugenlos verbundene Rückwand oder Blende ermöglicht die verdeckte, technische Installation von Touch-Free-Armaturen und Seifenspendern. Als InneneinbauElement erfolgt entsprechend der Raumplanung die Montage direkt an der Wand oder auf einem passenden Unterbaumöbel.

SWISSMADE talsee setzt auf die Fertigung im Luzerner Seetal. Als Kunde profitiert man von der Schweizer Verarbeitungsqualität, der hohen Flexibilität und der kurzen Lieferzeit dank lokaler Fertigung.

GERALD BRANDSTÄTTER ist Geschäftsführer der Agentur Conzept-B GmbH, Zürich. www.talsee.ch

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INNENARCHITEKTUR

Auch das Badezimmer taucht zunehmend in die digitalen Welten ein.

CLOUDBASIERTE PLATTFORM PLANUNG UND REALISIERUNG VON BADPROJEKTEN von Janti Hirtl

Die Realisierung eines Badprojektes geht mit zahlreichen Arbeitsschritten und organisatorischen Herausforderungen einher. Mehrere Akteure wie Sanitär- und Installateurverantwortliche, Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer sowie Händlerinnen und Händler müssen sich regelmässig absprechen, um Fehler zu vermeiden und das Projekt erfolgreich zu realisieren. Dank der neuen cloudbasierten Plattform (ConReal Hub) geht dies nun viel einfacher.

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ie Planung und Steuerung von BadProjekten erfolgt nun bequem an einem digitalen Ort, zeitsparend und effektiv für alle. Ob automatisierte Richtofferten, anpassbare Materiallisten oder minutenschnelle 3-D-Designs – Sanitär-Installateure können über die Plattform nun alle ihre Projekte übersichtlich und im Handumdrehen selbst planen und kundenspezifisch anpassen, während die

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von Eigenheimbesitzerinnen und -besitzern generierten Bad-Designs direkt in die Plattform eingespeist werden. So erhalten Handwerkerinnen und Handwerker einen direkten Zugang zu den Kundenwünschen. Besonders im Sektor Innenausbau, in dem zahlreiche Akteure gleichzeitig operieren und das Zeitmanagement sowie die Ansprüche der Wohneigentümerinnen und

Wohneigentümer fordernd sein können, sind die Abläufe eher komplex und ein ständiges, langwieriges Hin und Her. Deshalb lanciert das Proptech-Start-up den ConReal Hub, in dem alle Informationen zusammenlaufen und Daten selbstständig durch die jeweiligen Beteiligten angepasst werden können. So können Verantwortliche jederzeit durch ihren eigenen LoginBereich und spielerische «Play & Create»-


INNENARCHITEKTUR

Die Verantwortlichen können jetzt über eine Plattform sehr zielgerichtet arbeiten.

Optionen auf ihr Badprojekt zugreifen und dieses nach Wünschen neu formen sowie erste 3-D-Visualisierungen inklusive Kostenschätzung und Materialliste erhalten. Was normalerweise Stunden oder sogar Tage in Anspruch nimmt, macht die ausgeklügelte Engine in der Plattform innert weniger Minuten.

EINE PLATTFORM Durch den ConReal Hub wird die ganze Prozessstruktur einer Badplanung vereinfacht sowie die Effizienz gesteigert. Die Sanitär-Installateur/-innen können interaktiv und digital Offerten zusammenstellen, Materiallisten überarbeiten, initiale 3-DModelle erstellen und Materialbestellungen direkt im Tool auslösen. Über die Kommentar- und Kommunikationsfunktionen kann man zudem direkt mit dem ConReal Customer Care in Kontakt treten.

für die Generierung von Bad-Designs, weiterentwickelt. So können die zusammengestellten Designs des Bad-Concierges direkt in die cloudbasierte Plattform eingespeist und den Handwerkern zugänglich gemacht werden. Mit dem neuen und intuitiven BadConcierge finden Wohneigentümerinnen und -eigentümer ihren persönlichen Stil und können ihr Traumbad nach ihren Wünschen direkt vom Sofa aus zusammenstellen. Sie erhalten danach ein individuelles Designkonzept inklusive 3-D-Visualisierung und Richtpreis für das neue Badezimmer.

WEITERENTWICKLUNG DER PLATTFORM Die cloudbasierte Plattform wird laufend mit neuen Funktionen erweitert und revolutioniert so die Prozesse im Innenausbau nachhaltig. Die Beta-Version ist seit Anfang März live verfügbar. Die Test-Phase sowie die Rollout-Phase für die Partner im ConReal-Netzwerk und die zukünftig dazugehörenden Partner erfolgen bis im Frühsommer 2022.

JANTI HIRTL

ENTSPANNTE BAD-REALISIERUNG

verantwortet die Öffentlichkeitsarbeit bei ConReal.

Als Ergänzung zur entwickelten Plattform wurde der Bad-Concierge, das Online-Tool

www.conreal.ch

UNTERNEHMENSPORTRAIT ConReal entwickelt ein digitales Ökosystem für die Schweizer Bau- und Immobilienwirtschaft. Das Start-up bietet digitale und analoge Leistungen entlang des Immobilienlebenszyklus, beteiligt sich an unterschiedlichsten Unternehmen wie Houzy oder neubauprojekte.ch und ermöglicht somit effiziente Prozess- und Handelsstrukturen in der Bau- und Immobilienbranche. Als offenes Ökosystem bündelt ConReal intelligente Software, Community-Leistungen sowie individuelle Lösungen in Toolboxen mit dem Ziel, einen nachhaltigen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit von kleinen bis mittelgrossen Unternehmen zu leisten. Zusammen mit seinen Beteiligungen Houzy und neubauprojekte.ch wird das Ökosystem ConReal von über 1 500 KMU aus den Branchen Bauhandwerk, Bauherren, Architekten, Vermarktung sowie 60 Produktpartnern mit 80 Marken immer stärker genutzt. Dabei orientiert sich ConReal an seinen Werten Commitment, Qualität und Transparenz – ein Ökosystem für alle. Das Start-up operiert aus dem Winterthurer Home of Innovation und zählt seit seiner Gründung vor rund einem Jahr bereits über 50 Mitarbeitende zum digitalen Powerhouse.

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INNENARCHITEKTUR

Licht prägt Atmosphäre und formt Architektur.

LICHT AN DIE WELTEN DER BELEUCHTUNG von Gabriela Röthlisberger

Wie die Luft zum Atmen empfinden wir Licht als etwas Selbstverständliches und nehmen es höchstens wahr, wenn es störend blendet oder nicht mehr vorhanden ist. Doch Licht hat – unabhängig davon, ob in Form von natürlichem Sonnenlicht oder Kunstlicht – einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den menschlichen Organismus. Die Wirkung von Licht kann für den Menschen anregend sein oder ihn im Gegenteil völlig entspannen. Es beeinflusst unsere Stimmung, Aufmerksamkeit, kognitive Leistungsfähigkeit und den Schlaf-Wach-Zyklus.

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ie Potenziale von Licht hat schon Leo  N. Tolstoi entdeckt: «Die ganze Vielfalt, der ganze Reiz, die ganze Schönheit des Lebens besteht aus Licht und Schatten.» Die richtige Beleuchtung schafft Orientierung und vermittelt ein Wohlfühl-Ambiente, welches nicht nur in

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privaten Wohnräumen erstrebenswert sein sollte. Genauso sinnvoll ist ein perfektes Lichtkonzept für ein Bürogebäude, denn wer sich in seinem Arbeitsumfeld wohlfühlt, ist deutlich motivierter und leistungsfähiger. Alle, die mehr als den Standard erwarten, sollten sich frühzeitig mit Fachleuten für

Lichtstimmungen zusammensetzen – Architekten, Lichtplaner oder Lichtdesigner. «Human Centric Lighting», ein menschenzentriertes Beleuchtungskonzept für Innenräume, bei dem neben der visuellen auch die emotionale und die nichtvisuelle Wirkung des Lichts miteinbezogen wer-


INNENARCHITEKTUR

Bei der Planung empfiehlt es sich, drei Einsatzbereiche zu unterteilen: Grundbeleuchtung, Zonenbeleuchtung sowie dekorative Beleuchtung.

DIE KUNST DER PUNKTGENAUEN BELEUCHTUNG Inhaltlich geht es bei der Grundbeleuchtung um die homogene Ausleuchtung des Raumes, was meist durch Deckeneinbauleuchten oder Schienensysteme erzielt wird. In Arbeitsbereichen wie der Küche oder dem Arbeitszimmer kommt in der Regel funktionelles Licht zum Einsatz. Bei der Zonenbeleuchtung werden die Teile des Raumes berücksichtigt, welche in spezifischen Momenten genutzt werden, wie etwa eine atmosphärische Lichtsituation rund um den Essbereich oder zum gemütlichen Lesen im Wohnzimmer. Empfehlenswert sind hier dimmbare Leuchten, durch die sich die Lichtstimmung im Raum bei Bedarf verändern lässt. Manchmal muss in bestimmten Bereichen auf verschiedene Lichtfarben zurückgegriffen werden – ein Beispiel dafür ist das Badezimmer. Wenn man am Morgen beim Zähneputzen, Duschen und Schminken motiviert in den Tag starten möchte, ist eine helle, dem Tageslicht ähnliche Beleuchtung angesagt. Soll dann aber nach einem anstrengenden Tag bei einem entspannenden Schaumbad der Abend harmonisch ausklingen, klappt das mit warmem Licht besser.

den, sollte deshalb bei der Lichtplanung eine zentrale Rolle spielen – als Garant für Wohlbefinden, Ambiente sowie Gesundheit des Menschen.

MEHR ALS EINE ERHELLENDE SACHE Die Lichtplanung ist ein entscheidender Bestandteil der Wirkung eines Raumes oder eines Gebäudes. Ein Kriterium kann die Lichtfarbe und die Veränderungsmöglichkeit der Lichtsituation in einem Raum sein, beispielsweise über Dimmfunktion oder abgespeicherte Lichtszenen. Um ein einheitlich stimmiges Gesamtbild entstehen zu lassen, sollte der Einsatz von Licht zwar losgelöst von rein funktionalen Gesichtspunkten betrachtet werden, doch die Beleuchtung muss sich dabei stets in die Architektur und das Raumkonzept integrieren.

Immer mehr Aufmerksamkeit wird dem dekorativen Licht gewidmet, wobei es primär darum geht, einzelne Bereiche oder Objekte in Szene zu setzen. Schöne Effekte lassen sich mit LED-Bändern erzielen, Wandleuchten setzen Akzente oder können Eyecatcher inszenieren und Stehoder Tischleuchten sorgen für eine gute Atmosphäre in dunkleren Ecken.

MEHR ALS DIE SUMME ALLER KOMPONENTEN Smarthome bietet ein ganzheitliches Energiemanagement und eröffnet damit zahlreiche Energiesparpotenziale. Doch ganz klar im Fokus steht die Erhöhung von Wohn- und Lebensqualität, welche eng an die individuellen Bedürfnisse und Ansprüche der Bewohnenden gekoppelt ist. Eine differenzierte Bedarfsanalyse sollte deshalb an erster Stelle stehen. Möglichkeiten, verschiedenste technische Funktionen in das Automationssystem ein­

zubinden, gibt es wie Sand am Meer: Aussen- und Innenbeleuchtung, Storen, Heizung, Lüftung, Multimedia, Videoüberwachung und Sicherheit. Dabei ist jede einzelne «Reaktion» des Hauses exakt auf den täglichen Bedarf der Bewohner abgestimmt und basiert weitgehend auf Effizienz. Auch können wichtige Szenarien und Konfigurationen bis ins kleinste Detail gespeichert werden, um diese beliebig oft abzurufen. Gäste können mit einer besonderen Beleuchtung empfangen werden, sei es in den Aussen- oder Innenräumen. Zudem lösen Bewegungsmelder und Sensoren Lichter und weitere Funktionen automatisch aus. Ein zufriedenstellender Gesamteindruck kann jedoch nur entstehen, wenn die Haustechnik diskret und hocheffizient von einem Homeautomationssystem gesteuert wird und ihre Komponenten optimal aufeinander abgestimmt sind. Wie bei vielem im Leben ist auch hier eine ausgewogene Mischung das Salz in der Suppe  – die perfekte Balance zwischen automatischem und manuellem Betrieb.

EIN DREAMTEAM Wenn man bedenkt, dass zwölf Prozent des in der Schweiz verbrauchten Stroms die Beleuchtungen verschlingen, führt kein Weg an LED vorbei, denn es setzt neue Massstäbe in puncto Energieeffizienz, Qualität und Lebensdauer. Für so gut wie jedes Beleuchtungssystem ist eine LEDLösung erhältlich – auch für vorhandene Leuchten als Leuchtmittelersatz. Das meiste Potenzial zum Energiesparen bietet jedoch eine smarte Lösung mit LEDLeuchten: Sie benötigen nur etwa 20 Prozent der Leistung einer konventionellen Glühbirne, gleichzeitig ist ihre Lebensdauer um einiges höher. Wird das Ganze dann noch mit einem effizienten und umfassenden Energie­ management gesteuert, kann das einen markanten Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten, indem Energiesparpotenziale aufgedeckt und genutzt werden  – eine höhere Energieeffizienz senkt letztendlich auch die Energiekosten.

GABRIELA RÖTHLISBERGER ist Redaktorin bei bauRUNDSCHAU. www.baurundschau.ch

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Die LED-Leuchten lassen sich für den städtischen und ländlichen Raum je nach Bedarf anpassen.

DIE STRASSENLEUCHTE DER ZUKUNFT LICHT MADE IN SWITZERLAND von Lone K. Halvorsen

Eine Strassenbeleuchtung wird, wie der Name schon verrät, dort eingesetzt, wo motorisierter Verkehr und Fussgänger sichtbar miteinander in Kontakt kommen. Die Schweizer Kommunen stehen zukünftig jedoch vor einigen schwierigeren Hausaufgaben, was die Beleuchtung betrifft, denn moderne Strassenbeleuchtungslösungen müssen auch einigen Anforderungen gerecht werden.

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is ins späte 18. Jahrhundert war es in den meisten Schweizer Grossstädten nachts stockfinster. Ursprünglich wurden die Öllaternen aufgehängt, damit die Wachen das Regierungsgebäude besser im Blick hatten, doch auch die Bevölkerung fand Gefallen an einer abendlichen Strassenbeleuchtung. Schliesslich schafften viele Städte Öllaternen an und daraus entstanden zugleich zwei komplett neue Berufe, der des «Anzünders» und der des «Besorgers». Nach einigen Jahrzehnten ersetzte im 19. Jahrhundert Gas das Öl und es entstand die erste öffentliche Strassenbeleuchtung mit 7 204 Gaslampen. Im 20. Jahrhundert trat dann die elektrische Beleuchtung ihren Siegeszug an. Obgleich bis zum Zweiten Weltkrieg Wohnbauten mehrheitlich mit Stadtgas versorgt wurden, nahm die Elektrizität zunehmend überhand.

LICHTPLANUNG DER GEGENWART Das Licht des 21. Jahrhunderts benötigt keine «Anzünder» für die Strassenbeleuchtung mehr. Andere Herausforderungen ste-

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hen im Vordergrund: Welcher Leuchtentyp  – Lichtfarbe, Lichtausbeute, Design, mit oder ohne intelligente Software oder DimmProfil – deckt die Bedürfnisse vollumfänglich ab? Wie findet man, aufgrund der vorhandenen Vielfalt an Herstellern und Leuchten, die richtige LED-Strassenleuchte? Wie betreibt man LED-Strassenleuchten der neusten Generation? Geschieht das vor Ort, am Tablet oder direkt vom Büro aus mittels Fernzugriff? Wie und / oder von wem werden die modernen LED-Strassenleuchten gewartet und unterhalten? Welcher Anbieter leistet mit seinen Produkten einen signifikanten Beitrag für die Schweizer Industrie und sichert somit Arbeitsplätze? Für den Betrieb von Strassenbeleuchtungsanlagen muss folglich im Vorfeld eine Vielzahl von Überlegungen in Betracht gezogen werden, denn die Sicherheit auf den Strassen wird im hohen Masse durch die richtige Beleuchtung beeinflusst.Für solche Planungsprojekte ist die Asetronics AG der geeignete Partner, um sowohl in der Projektphase als auch in der

Beschaffung und im Unterhalt alle notwendigen Aspekte zu berücksichtigen. Das Unternehmen steht wie kein zweiter Leuchten-Partner für das Label Swissness. Die komplette Entwicklung, Beratung, Planung und Produktion befinden sich nicht etwa in Fernost, sondern unter einem Dach  – in Bern-Bümpliz. Aus diesem Grund sind die Leuchten wahre «Swiss made»-Produkte, welche in ihrem Segment als bahnbrechend gelten.

LED-STRASSENLEUCHTEN VON ASETRONICS AG Das Unternehmen verfügt über eine einheitliche Produktpalette von drei verschiedenen Grundmodellen, mit welchen alle gängigen Licht- und Bedarfssituationen individuell als Aufsatz-, Ansatz- oder Seilleuchte abgedeckt werden können: ASELight Street Magnus, ASELight Street Parvus und ASELight Cable. Die LEDLeuchten setzen einen neuen Standard in der Welt der Strassenbeleuchtung und bestechen durch ihre herausragende Langle-


INNENARCHITEKTUR

bigkeit, die einfache und schnelle Montage sowie ihre vollendete Verarbeitung. Zudem sind die Leuchten aufgrund der hohen Energieeffizienz eine langlebige Investition bei gleichzeitig tiefen Lebenszykluskosten. Was die Asetronics AG zusätzlich auszeichnet, sind der persönliche und direkte Kundenkontakt (technischer und logistischer Fachsupport) von der Planung bis zum Unterhalt während der ganzen Produktlebenszeit. Mit dem ASELight-StreetModell erhalten Kunden und Betreiber eine universelle LED-Strassenleuchte sowohl für den städtischen als auch für den ländlichen Raum, die allen Ansprüchen an eine moderne, effiziente und wartungsarme Leuchte entspricht. Flexible Montagevarianten ermöglichen  – unabhängig von der Strassenführung  – eine einheitliche Beleuchtungslösung als Aufsatz- oder Ansatzleuchte für Lichtpunkthöhen von drei bis vierzehn Metern. In der Standardausführung wird das gewünschte fixe LichtDimmprofil (Nachtabsenkung) bei der

Leuchtenherstellung nach Kundenbedürfnis einprogrammiert. Hingegen kann in der intelligenten Ausführung nach Kundenwunsch die intelligente Steuerung entweder bereits bei der Erst­inbetriebnahme integriert oder durch die vorhandenen standardisierten Zhaga-Schnittstellen jederzeit bei Bedarf an den montierten Leuchten vor Ort nachgerüstet werden. Dadurch kann das Licht ereignisorientiert mittels Bewegungssensor gesteuert werden, was zu Energieeinsparungen bis zu 90 Prozent gegenüber ineffizienten Altanlagen und bis zu 40 Prozent gegenüber konventionellen Leuchten mit einer fixen Nachtabsenkung führt.

Leuchten nach den jeweiligen individuellen Bedürfnissen ausgestattet. Mit den ASELight-Street- und ASELight-Cable-Leuchten erhalten Kunden und Betreiber universelle Strassenleuchten.

LICHT, NUR WANN UND WO LICHT SEIN MUSS! Das zeitgerechte effiziente LED-Licht strahlt gebündelt und ohne seitliches Streulicht auf Trottoir und Strasse. Es taucht dabei nicht mehr wie bisher die ganze Umgebung in oranges Licht. Ergänzend werden die

Mehr Intelligenz für das Licht heisst das Motto.

Asetronics AG | Freiburgstrasse 251 | CH-3018 Bern | Tel.: +41 (0) 31 329 31 40 | christof.kohler@asetronics.ch | www.asetronics.ch


© Daici Ano für AXOR / Hansgrohe SE

INNENARCHITEKTUR

AUF ENGSTEM RAUM MEHRGENERATIONENHAUS IN TOKIO – DAS STAIRWAY HOUSE von Gerald Brandstätter

Der neue Luxus im urbanen Raum wird künftig nicht nur in Quadratmetern gemessen. Luxus wird auch durch archetypisches Design vermittelt, das Bestand hat, Individualität ausdrückt und den Wunsch erfüllt, bewusst, ganzheitlich und harmonisch zu leben.

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usammen mit dem Londoner Zukunftsinstitut The Future Laboratory widmet sich AXOR im Jahr 2021 dem Thema «Compact Luxury» und erforscht den Megatrend Urbanisierung. Das Ziel ist es, Architekten und Innenarchitekten in einen Austausch zu bringen, um neue Ideen, Erkenntnisse und Inspirationen für eine neue Bedeutung von Luxus im urbanen Umfeld zu gewinnen. Bis 2050 werden zwei von drei Menschen in einer Megastadt leben – eine Entwicklung, die auch durch die CoronaPandemie nicht aufzuhalten ist. Die schnelle Urbanisierung limitiert nicht nur den bestehenden Wohnraum, sondern steigert auch die Erwartungen der Menschen, die in ihm leben. Durch die Verschiebung der Prioritäten verändert sich neben der Funktion, die ein Raum leisten muss, gleichzeitig auch die Gestaltung von Räumen. Als private Oase inmitten der Hektik der Stadt soll das Zuhause nicht nur ein Bereich für die soziale Interaktion, sondern vor allem auch ein Ort zur Wiederherstellung des eigenen Wohlbe-

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findens sein. In den Fokus rücken persönliche Rückzugs- und Revitalisierungsräume, in denen man wieder mit sich selbst in Kontakt treten kann, in denen man sich zurückziehen und Energie tanken kann. Der veränderten Funktion und Gestaltung von Räumen verschrieb sich auch Oki Sato, Gründer und Chefdesigner von nendo. Sein Wohnbeispiel des urbanen Lebens in der Megastadt Tokio erfasst die Essenz des «Compact Luxury»-Gedankens.

MEHRGENERATIONENHAUS MIT NARRATIV Mit mehr als 38 Millionen Einwohnern ist der Ballungsraum Tokio die bevölkerungsreichste Metropolregion der Welt. Stadtplaner schreiben den Erfolg des Grossraums Tokio zumindest in Teilen der Fähigkeit der Region zu, sich selbst zu regenerieren: Von Sanierungen in riesigem Umfang bis hin zum Entwurf von Zukunftsszenarien mit künstlicher Intelligenz hat die Region immer wieder gezeigt, dass sie offen dafür ist, sich durch

Innovation aufzuwerten. Diese Haltung schliesst auch Normalbürger ein, die viel Geschick darin entwickelt haben, das Maximum aus begrenzten Flächen herauszuholen. Innovative Projekte mit gemeinschaftlich genutzten Einrichtungen wie das Stairway House und eine eigene Gattung von Tiny Houses zeigen, dass der neue urbane Luxus nicht nur in Quadratmetern bemessen wird. Das Stairway House des renommierten japanischen Designstudios nendo bietet genau die Art von Lösungen, die man von einem gut durchdachten Mehrgenerationenhaus erwarten würde – angefangen von gemeinschaftlich genutzten Einrichtungen bis hin zu einer wohlüberlegten Planung von Räumen. Doch Oki Sato, dem Gründer und Chefdesigner von nendo, war das nicht genug. Indem er Haus und Garten um eine einzelne dynamische Treppenstruktur herum organisierte, demonstrierte er ein Kernprinzip von Compact Luxury: Raum nicht nur zu optimieren, sondern ihm Charakter, Bedeutung und Seele zu verleihen.


Die Familie, die das Stairway House in Auftrag gegeben hat, wünschte sich ein Zuhause, in dem sie sich entspannt und frei fühlen kann. Zwei Generationen umfassend, strebten sie nach einer Verbindung mit dem Garten und miteinander, während sie, so Oki Sato, «eine komfortable Distanz wahren können». Nachdem er gesehen hatte, wie in zwei von seinen aktuellen öffentlichen Projekten die Treppen als lebendiger Treffpunkt dienten, konzipierte Oki eine Treppenstruktur, die «die oberen und unteren Stockwerke entlang einer diagonalen Linie sanft miteinander verbindet, um einen Ort zu schaffen, an dem zwei Generationen in der subtilen Präsenz des anderen Geborgenheit finden können.»

FASZINIERENDE VERSCHMELZUNGSEFFEKTE Indem er das Haus an die Nordseite des Grundstücks schob und die Front mit einer Glasfassade versah, sorgte der Designer für ein Maximum an Sonnenlicht, Belüftung und Aussichten sowie möglichst viel Raum für den Garten. Die Treppenstruktur beginnt aussen, im Garten selbst, und verschafft beiden Familien – den Grosseltern im Erdgeschoss, den Eltern und dem Kind im ersten und zweiten Stock  – einen gemeinsamen Eingang ins Haus. Indem sie die Fassade knapp unterhalb der zweiten Ebene durchdringt, vereint die Struktur das Exterieur mit dem Interieur sowie Haushalt mit Haushalt. Nach oben hin «beschleunigt» durch immer schmaler werdende Stufen, löst sie sich in einem grossen Oberlicht auf und verbindet das Haus mit der Welt darüber. In der anderen Richtung verschmilzt sie mit der Einfahrt zu einer einzigen geraden Linie, die bis in die Nachbarschaft reicht. Innen und aussen ist die Treppenstruktur mit Topfpflanzen gesprenkelt. «Ich arrangierte 100 Blumentöpfe so beliebig, als ob sie auf den Treppen sitzen würden», sagt Oki. «Es ist, als ob ein Garten von aussen in das Haus kommt.» Grün in das Haus zu bringen, ist nur eine der vielen Rollen, die die Struktur spielt. «Ich wollte die Treppe so gestalten, dass sie nicht nur ein Objekt ist, sondern Funktionen erfüllt», erklärt der Designer.

genen Räume des Stairway House. Am Waschtisch kamen AXOR-Uno-Armaturen zum Einsatz. Inspiriert von der puristischen Ästhetik der frühen Moderne, mit klaren Linien und zeitlosen Geometrien, ergänzen sie die ruhige, minimalistische Ästhetik des Stairway House. Für Bad und Dusche entschied sich Oki Sato für AXOR Citterio M und AXOR Citterio E. Die von Antonio Citterio entworfenen Kollektionen passen perfekt zum subtilen, poetischen Geist des Hauses.

GERALD BRANDSTÄTTER ist Geschäftsführer der Agentur Conzept-B GmbH, Zürich. www.axor-design.com

Luxus wird auch durch archetypisches Design vermittelt, das Bestand hat.

© Daici Ano für AXOR / Hansgrohe SE

SUBTILE PRÄSENZ

© Daici Ano für AXOR / Hansgrohe SE

INNENARCHITEKTUR

DIE INNENLÖSUNG Andere Funktionen sind die Unterbringung der Badezimmer und Stauräume. Oki Sato wählte AXOR-Produkte in Brushed Black Chrome für die wasserbezo-

Oki Sato, Chefdesigner von nendo, verleiht Wohnraum Charakter, Bedeutung und Seele.

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Das Küchenkonzept L’épicerie beinhaltet auch Abschlusselemente für die Küchenschränke.

GRÜNER WIRD’S NICHT WOHIN MIT DEN STILLEN MITBEWOHNERN? von Lone K. Halvorsen

Sie sind still, machen kaum Mühe und kosten nicht viel Geld. Trotzdem bringen sie Leben in unsere Wohnräume und sorgen für eine schöne Atmosphäre. Dabei fühlen sie sich in fast jeder Ecke des Hauses wohl und sie lassen auch kein dreckiges Geschirr in der Spüle liegen. Pflanzen sind einfach die besten Mitbewohner.

Besonders ins Rampenlicht setzt man Thymian, Minze & Co., wenn man sie auf ein hängendes Ablagesystem stellt.

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INNENARCHITEKTUR

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usammen mit den Küchenkräutern haben sie mittlerweile die Küche erobert und lockern dort gemeinsam das geschäftige Gesamtbild auf. Sie bilden einen natürlichen Kontrast zu den Edelstahlarmaturen oder technischen Geräten und schaffen einen freien Kopf für ideenrei-

ches Kochen. Doch um eine Küche in eine grüne Oase zu verwandeln, fehlt oft der ohnehin knapp bemessene Platz. Da stehen die Gewächse mit dem Toaster und der Kaffeemaschine in markiger Konkurrenz. Keine leichte Aufgabe  – wenn es da nicht die Lösungen von SCHMIDT Küchen

und Wohnwelten gäbe. Der Hersteller massgefertigter Möbel erkannte das Problem und bietet deswegen eigens dafür entworfene Accessoires an, die den floralen Schönheiten eine echte Chance geben, sich würdig zu präsentieren. So wurden beim 2021 entwickelten Küchenkonzept L’épicerie auch Abschlusselemente für die Unterschränke sowie Verkleidungsgitter für die Oberschränke vorgestellt, an denen sich die extra dafür angebotenen Pflanzenhalterungen und Übertöpfe perfekt anbringen lassen. «Die Idee ist: Man kann diese Zubehörprodukte an jedes dieser Gitter hängen, um etwa permanent die leckeren Kräuter direkt griffbereit zu haben», erklärt Jean-Michel Jaeglé. Und der Produktentwickler von Europas fünftgrösstem Küchenhersteller meint weiter: «Wir haben an alles gedacht. Zur Beschriftung der einzelnen Blumen- oder Kräutertöpfe liefern wir sogar noch ein Set mit Aufklebern sowie einen weissen Flüssigkreidestift.»

ALLES IM GRÜNEN BEREICH Egal, ob eine Küche im Landhaus-Stil oder im Industrial-Look. Egal, ob klassisch oder doch lieber modern. Die grünen Mitbewohner passen in jedes Zuhause, denn sie machen es schöner. Zudem verbessern sie das Raumklima, reinigen die Luft und sorgen für einen kräftigen Farbtupfer. Dabei sind Kräuter in der Küche besonders beliebt. Klar, so kann man schnell und bequem den Speisen den letzten Schliff verpassen und der Geschmack frischer Küchenkräuter ist gegenüber der getrockneten Variante aus dem Gewürzregal viel intensiver und authentischer. Basilikum, Rosmarin, Schnittlauch und Petersilie werden häufig in der Küche angepflanzt – und ein grüner Daumen ist hierfür gar nicht nötig. Wer die wohlduftenden Geschmacksträger zum absoluten Mittelpunkt machen möchte, der greift auf den dafür entwickelten Pflanzenkübel zurück. «Diese lassen sich unter anderem passgenau in einen Ausschnitt der Arbeitsplatte einsetzen. Sie sind in der Grundfarbe Caneo gehalten und harmonieren deshalb mit allen Oberflächen», ergänzt Jean-Michel Jaeglé.

PFLANZEN ALS BELEBENDES DESIGN-ELEMENT Grün, grün, grün – zu schneeweissen, glatten Fronten und einer blütenweissen Arbeitsfläche sind Thymian, Minze & Co. eine echte Augenweide. Aber auch dunkle Flächen bringt das frische Grün auffallend zum Leuchten. Bunte Übertöpfe und

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© SCHMIDT Küchen

© SCHMIDT Küchen

© SCHMIDT Küchen

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© SCHMIDT Küchen

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Mit dem Pflanzenkübel werden die Geschmacksträger zum absoluten Mittelpunkt in der Küche.

variierende Farbtupfer wirken selbst in einer Küche mit klarer Kante sehr erfrischend und bilden beständig einen freundlichen Gegenpol. In einem solch reduzierten Ambiente sorgen sie für den perfekten Hauch von einladender Wohlfühl-Atmosphäre und Heimeligkeit. Besonders lebendige Akzente setzt die Flora auf den schwarzen Metallrahmen aus Stahl, die als Deckengerüst zusätzlichen Stauraum bieten. In diesen hängenden Ablagesystemen über dem Herd dürfen sich schöne Dinge se-

hen lassen – und hier kommen auch Pflanzen oder Kräuter repräsentativ zur Geltung. Sie sind dort immer direkt griffbereit, ohne dass sie Platz auf der Arbeitsplatte beanspruchen würden. Überhaupt sind solche offenen Stauraum-Lösungen ideal, um die Natur gebührend in Szene zu setzen. Das deutsch-französische Familienunternehmen bietet mit seiner Metal Line ein Regalsystem aus Metallrahmen mit Fachböden an, das dafür wie geschaffen ist. Diese elegante und erschwingliche Lö-

sung rückt Alltagsgegenstände ins Rampenlicht – und das gilt im Besonderen für die grünen Freunde.

LONE K. HALVORSEN ist freie Redaktorin für das Magazin bauRUNDSCHAU. www.home-design.schmidt

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INNENARCHITEKTUR

EINFACH SPÜREN DIE SCHÖNSTEN UND PRAKTISCHSTEN MOMENTE MIT WASSER von Lone K. Halvorsen

Das Badezimmer als Wellness-Oase bleibt oft ein Traum. Denn der Alltag im Familienbad besteht meist aus Körperhygiene für Gross und Klein, Raumpflege und Wäsche einweichen. Und so wird der Waschtisch zum Dreh- und Angelpunkt alltäglicher Aktivitäten, um doch noch Wellnessmomente zu realisieren.

Die Badarmaturen «Finoris» von Hansgrohe: Innovationen zum Wohlfühlen – das ist hier erlebbar.

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INNENARCHITEKTUR

WASSER ALS LEBENSELIXIER

Das Design von «Finoris» ist minimalistisch angelegt und maximal flexibel.

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ereits seit den frühen Hochkulturen war die Menschheit mit den Themen Baden und Waschen beschäftigt. Auch wenn die Römer und Griechen der Badekultur einen hohen Stellenwert gaben, änderten sich im Verlauf der Jahrhunderte die Einstellungen zur Körperpflege und zur Privatsphäre beim Reinigen. Der Weg zum Badezimmer war jedoch lang, sollte aber massgeblich vom Tüftler Hans Grohe geprägt werden. Im Jahr 1901 wurde der Grundstein einer sanitären Erfolgsgeschichte gelegt, als Hans Grohe die Blechbrause für das in Mode kommende «Hausbad» entwickelte. Schnell avancierte er zum Brausespezialisten und Pionier in der Sanitärindustrie und seine Formen und Ideen blieben über viele Jahrzehnte stilbildend für die moderne Duschtechnik. In den 1980erJahren kam vermehrt das Streben nach individueller Gestaltung und Formgebung im Badezimmer auf. In Zusammenarbeit mit Designern und Architekten haben die grossen Sanitärhersteller neue Badezimmerserien entwickelt und das Bad bekam einen neuen Stellenwert, um den Ansprüchen und Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden. Vor allem in den letzten Jahren haben viele Menschen erkannt, wie wichtig Orte im eigenen Zuhause sind, an denen man sich wohlfühlen kann. An denen man sich nicht ärgert, weil alles durchdacht, schön und hochwertig ist und für angenehme Momente sorgt. Räume, in die man sich nicht zurückziehen muss, sondern zurückziehen will.

ZEITLOS, SCHÖN UND HOCH FUNKTIONAL Die sanitären Geniestreiche von Hans Grohe liegen gewissermassen in der DNA des Unternehmens und all die Designpreise und Qualitätsauszeichnungen, welche dem Unternehmen verliehen wurden, machen es zu einem der Designführer des Sanitärbranche. Weit über hundert Jahre nach der Unternehmungsgründung gelingt dem Unternehmen abermals ein raffinierter Geniestreich: «Finoris», die neue Armaturenlinie des Unternehmens Hansgrohe, bietet mit

ihrer Variante «Flex» grösstmöglichen Bewegungsfreiraum und erleichtert dadurch routinierte Handgriffe. Schnell das Haar ­waschen, direkt am Waschbecken, ist mit dem ausziehbaren Armaturenkopf kein Problem mehr. Mit ihm lässt sich das Becken obendrein problemlos ausspülen. Auch Putz­eimer und andere hohe Gefässe sind im Nu befüllt. In einem tieferen Waschtisch lässt sich selbst das Kleinkind zu einem kurzen Sitzbad oder zum Füssewaschen überreden. Ob sanfter Powder-Rain-Brausestrahl oder fülliger Laminar-Strahl, mit einem Handgriff und per Knopfdruck passt sich die Armatur dem jeweiligen Einsatzzweck an. Dabei verbrauchen beide Strahlarten nicht mehr als fünf Liter Wasser pro Minute.

SCHLANKES DESIGN UND HOHE FUNKTIONALITÄT Die subtil integrierte Auszugsbrause mit einem Aktionsradius von 50 Zentimetern gleitet nach jeder Nutzung durch eine magnetische Rückzugsunterstützung sanft in ihre Ausgangsposition zurück. Optisch besticht die Armatur durch eine schlanke, geometrische Anmutung und mit ihrem minimalistischen Design ist sie auch ohne Auszugsbrause lieferbar. Auch das Standardmodell ist für raumgreifende Einsatzmöglichkeiten konzipiert, denn es ist in drei verschiedenen Höhen bestellbar. So lässt sich die Armatur mit den unterschiedlichsten Waschtischmodellen kombinieren. Wer einen wandintegrierten Wasserlauf plant, kann die Unterputzlösung von Finoris einbauen. Selbst bei den Oberflächen präsentiert sich die Armaturenlinie abwechslungsreich: Ob in Chrom, Mattschwarz oder Mattweiss, sie fügt sich in jede Badplanung ein und wird zudem auch zur idealen Besetzung in den angesagten Trendbädern in mattschwarzer Farbstellung. Die komplette Armaturenlinie umfasst selbstverständlich passende Auf- und Unterputzprodukte rund um die Wanne und die Dusche. Für ein komfortables Duschbad lässt sich die Armatur mit den Rain­ finity-Duschlösungen und der passenden Accessoire-­Linie AddStoris kombinieren.

Das Bad als Rückzugsort wird immer wichtiger. Hier wollen wir uns nicht nur pflegen, sondern auch entspannen und erholen. Aus diesem Grund wird das Bad auch wohnlicher und zugleich auch funktioneller. Die Wünsche der Menschen, noch mehr Genuss und Komfort im Bad zu haben, treibt auch das Unternehmen Hansgrohe immer weiter. Und so stehen diese Bedürfnisse auch im Zentrum der Produktentwicklung. Mit vielfach ausgezeichneten Produkten gestaltet das Unternehmen den Fluss des Wassers. Nach dem Motto «Stillstand bedeutet Rückschritt» werden hier zukunftsweisende Lösungen entwickelt, die herausragendes Design, langlebige Qualität und intelligente Funktionen für höchsten Bedienkomfort vereinen. Im hauseigenen Strahllabor erforschen die Akustikexperten gar den perfekten Wasser-Sound. Aus den Überlieferungen des Aristoteles wissen wir, dass der Philosoph und Naturwissenschaftler Thales von Milet das Prinzip von allem im Wasser gesehen hat. Das Wasser ist Bestandteil aller Ökosysteme und Lebensgrundlage aller Menschen, und um diese kostbare Ressource zu erhalten, müssen wir sorgfältig damit umgehen. Den Wasserfluss des Lebens zu bewahren, heisst daher auch, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Das Unternehmen Hansgrohe fördert vor allem Projekte, die die kostbare Ressource Wasser schützen. Die Wurzeln des Unternehmens liegen in der Hügellandschaft des Schwarzwalds. Er ist ein wertvoller Wasserspeicher für die Region und hat einen hohen nationalen Stellenwert  – ob klimatisch, touristisch oder wirtschaftlich. Klaus Grohe, Sohn des Unternehmensgründers, hat seit seiner Kindheit eine besondere Verbindung zum Element Wasser: «Ich bin ja mit der Natur aufgewachsen. Als kleiner Junge habe ich im klaren Wasser der Kinzig Forellen mit der blossen Hand gefangen. Mein auch aus solchen Situationen gewonnenes Bewusstsein für Wasser wollte ich weitergeben. Das ist mir auch gut gelungen, denke ich. Sauberes Wasser ist und bleibt für Hansgrohe im wahrsten Sinne des Wortes elementar.»

LONE K. HALVORSEN ist freie Redaktorin für das Magazin bauRUNDSCHAU. www.hansgrohe.ch

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VORBEREITET SEIN STÄDTE UNTER HITZEWELLEN von Georg Lutz

Klimaszenarien für Nordeuropa sagen für die nächsten 30 Jahre deutlich mehr Sommertage und längere Hitzeperioden, ja Hitzewellen, voraus. Insbesondere in den urbanen Räumen kann dieser Trend aufgrund mikroklimatischer Einflüsse, die sich gegenseitig verstärken, noch deutlich zunehmen. Bekanntlich sind die Böden grossflächig versiegelt und auch die Gebäudehülle ist auf Undurchlässigkeit gepolt. Dies hat nicht nur einen enormen Einfluss auf das Klima im Aussenraum von Gebäuden, sondern insbesondere auch auf das thermische Verhalten der Gebäude. Da sich der Mensch mehr als 70 Prozent seines Lebens innerhalb von geschlossenen Räumen aufhält, hat diese Entwicklung konkrete Einflüsse auf die Gesundheit und den Wohlfühlfaktor der Bewohnerinnen und Bewohner. Was ist zu tun? Wir können von der Architektur in Südeuropa lernen und grünen Lösungen in der Stadt mehr Raum geben. Das kann auf dem Dach, der Fassade oder im Rahmen von Grünspangen geschehen. Auf den folgenden Seiten stellen wir Beispiele aus der Schweiz vor.



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Blühende Magerwiese in der Giessereistrasse in Zürich.

MIT MEHR NATUR DEM KLIMAWANDEL TROTZEN BAUEN UND BIODIVERSITÄT von Maria Sautter und Christian Leuenberger

Eine klimaangepasste Gebäudehülle und Grünraumplanungen in urbanen Zentren stehen auf der Agenda. Der folgende Beitrag thematisiert die Bandbereite der Herausforderungen.

D

er Rückgang der biologischen Artenvielfalt ist zur globalen Herausforderung geworden. Während die schwindenden Regenwälder und Korallenriffe ein mediales Thema sind, wird vielfach vergessen, dass auch in der Schweiz circa ein Drittel aller Pflanzenund Tierarten gefährdet ist. Die Gründe

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für den Artenschwund liegen nicht nur bei der Land- und Forstwirtschaft, sondern auch im bebauten Gebiet mit einer zunehmenden Verdichtung und Versiegelung von Grünflächen ohne Ersatz. Bei den übriggebliebenen Freiflächen dominieren eintönige und pflegeleichte An­ lagen. Davon profitieren einige wenige

Arten, während wir das vielstimmige Morgenkonzert der Singvögel vermissen. Auf der anderen Seite hat der Wunsch nach mehr Natur im Siedlungsraum zugenommen. Die Corona-Pandemie hat dazu beigetragen, dass Grün am Bau, Pflanzen auf dem Balkon, Gärten und Freiräume auch von den Bewohnern wie-


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der vermehrt geschätzt werden. Im Zuge der Hitzeplanung sind in verschiedenen Städten Massnahmen vorgesehen, die auch für die Förderung der Artenvielfalt Chancen bieten. Die Entsiegelung von Böden, das Begrünen von Dach und Fassade und eine möglichst naturnahe Umgebung sollen die sommerlichen Hitzeperioden erträglicher machen. Das Pflanzen von vielen Bäumen sorgt für tiefere Temperaturen durch den Schattenwurf und die Verdunstungskühlung. Bäume und Sträucher beherbergen eine Vielzahl von Insekten. Diese sind neben Samen und Beeren wiederum die Nahrung von Vögeln, Reptilien und Kleinsäugern. Mit dem Menschen als Hobbygärtner und Bienenzüchter schliesst sich der Kreis der Nutzer einer klimaangepassten Grünraumplanung. Obwohl die Rezepte und das Know-how bei den Fachverbänden vorhanden sind und viele Gemeinden eine Beratung anbieten oder vermitteln, tun sich die verantwortlichen Eigentümer, Immobilienfirmen und FacilitymanagementDienstleister schwer mit Verbesserungen.

Gründe dafür sind die oft unbegründete Angst vor hohen Kosten und die gängige Praxis beim Unterhalt der Pflanzen und Grünräume. Somit braucht es eine Sensibilisierung der Entscheidungsträger und einen Know-how-Transfer von den Fachleuten zu den Planern und Ausführenden, damit das Mikroklima und die Artenvielfalt gleichermassen profitieren.

SZENARIEN DER BEGRÜNUNGEN Die häufigste Massnahme am Gebäude ist die Dachbegrünung, in vielen Gemeinden ist die Begrünung von neuen Flachdächern sogar in der Bauordnung vorgeschrieben. Die einfachste Variante ist eine extensive Begrünung: Auf einer Substratdicke von zehn bis zwölf Zentimetern wachsen trockenheitsverträgliche Pflanzen bei einem minimalen Pflegeaufwand. Oftmals kann eine extensive Begrünung auch nachträglich bei einem bestehenden Flachdach erfolgen, falls es die Statik gestattet. Ökologisch wertvoller sind extensive Dachbegrünungen mit Anhügelungen, die eine höhere Vegetationsschicht erlau-

ben, oder intensive Dachbegrünungen mit Wildstauden. Diese erfordern jedoch eine Substrathöhe von 20 bis 30 Zentimetern. Zudem können Gründächer mit zusätzlichen Kleinstrukturen wie Totholz und Sandflächen aufgewertet werden und somit als wertvoller Lebensraum für Wildbienen und andere Insekten dienen. Die Dachbegrünung wirkt im Winter wie eine zusätzliche Isolation und sorgt in sommerlichen Hitzeperioden dank des Temperaturausgleichs für ein besseres Mikroklima. Die Installation einer Photovoltaikanlage funktioniert auch auf einem Gründach, bedingt, aber besondere Anforderungen bei der Wahl des Dachsubstrates und der Pflanzen sowie bei der Anordnung der Solarmodule. Mit niedrigen und schattenverträglichen Pflanzenarten und einem ausreichenden Abstand zwischen Substrat und Solarmodule kann die Verdunstungskühlung durch die Pflanzen sogar die Effizienz der Photovoltaikanlage erhöhen. Ein regelmässiger Unterhalt der Grünfläche ist allerdings für einen optimalen Betrieb der Anlage entscheidend.

Begrünter Innenhof der Schiffbaustrasse in Zürich.

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VERANSTALTUNG ZUM THEMA «Bauen und Biodiversität» 16.6.2022, 13:30 – 17:30 Uhr Kulturpark Zürich Anmeldung und weitere Informationen siehe SIA inForm

ANFORDERUNGEN AN DIE GEBÄUDEHÜLLE Wie müsste eine Gebäudehülle beschaffen sein, damit ein möglichst hoher Nutzen für die Biodiversität resultiert? Noch gibt es wenig gelungene Beispiele für die Begrünung der Fassaden und Fachleute mit Know-how sind rar. Dass begrünte Fassaden auch langfristig funktionieren, zeigen Beispiele mit Rankpflanzen wie Efeu und wildem Wein mit Bodenkontakt. Pilotprojekte für wandgebundene Begrünung gibt es einige, sie sollen die Auswirkungen auf den Wasserbedarf, den Unterhalt und die Pflege aufzeigen. Ein begrüntes Gebäude ist nur dann ein Gewinn für die Biodiversität, wenn die angrenzenden Freiräume naturnah gestaltet werden und die verschiedenen Lebensräume miteinander vernetzt sind. Einheimische Bäume, Sträucher und Hecken bieten vielen Tieren Lebensraum und Nahrung. Auf einem Weissdorn gedeihen über 100 Insektenarten, im Schwarzdorn brüten Mönchs-

Dachterrasse in der Pfingstweidstrasse in Zürich.

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Das Pilotprojekt Schwammstadtprinzip in der Giessereistrasse in Zürich.


grasmücken, Holunderbeeren liefern im Herbst Nahrung für Zugvögel. Eine 25 Meter hohe Buche hat eine Gesamtblattfläche von circa 1 500 Quadratmetern und liefert Sauerstoff für gut 50  Menschen. Grosse Bäume brauchen eine entsprechende Grundfläche, welche bei der Garten- und Quartiergestaltung eingeplant werden muss. Artenreiche Blumenwiesen anstelle von eintönigen Rasenflächen gedeihen auf mageren Böden, Blumenrasen an stark begangenen Orten. Das Element Wasser kann in vielen Facetten eingesetzt werden – durch Anlegen von Teichen in halbschattiger Umgebung und offenen Bächen mit Grünstreifen. Sie bieten Lebensraum für Wasserpflanzen, Libellenlarven, Wasserinsekten und Kaulquappen. Ruderalflächen auf magerem Untergrund und mit guter Besonnung lassen vor allem sonnenliebende Pflanzen mit unterschiedlichen Farben – von der blauen Wegwarte bis zur gelben Königskerze – gedeihen und sind ein Paradies für Wildbienen.

ENTSIEGELUNG ALS ZIEL Bei Parkierungsflächen für Fahrzeuge und Fahrräder, bei Zufahrten und Höfen sollten möglichst durchlässige und bewuchsfähige Oberflächen gewählt werden. Betonsteine, Schotterrasen, Kiesbeläge und Rasengittersteine ermöglichen das Versickern von Regenwasser, verbessern das Mikroklima im heissen Sommer und sparen Kosten im Vergleich zu Asphalt. Interessante Pilotprojekte wie das Schwammstadt-Prinzip entlang von Strassen könnten sowohl für die Entsiegelung, die Verbesserung der Wasserversorgung von zusätzlichen Stadtbäumen und als Nebeneffekt auch zur Entlastung der Kanalisation bei Starkniederschlägen einen wertvollen Beitrag leisten. Die Entscheidungsträger und Planer in der Bau- und Immobilienbranche sowie die FM-Dienstleister sind Schlüsselpersonen für den Erhalt der Biodiversität, welche auch der Aufenthaltsqualität der Bewohner zugutekommt. Fehlendes Know-how bei den Akteuren sowie eine geringe Sensibilisierung bei den Entscheidungsträgern sind die grössten Hemmnisse für eine angemessene Berücksichtigung der biologischen Vielfalt am Gebäude und in den Freiräumen. Das Thema sollte in der Baupraxis einen ähnlichen Stellenwert erhalten wie die Sicherheit, der Lärmschutz und der Klimaschutz, welche durch Normen und Gesetze geregelt sind. Das Rezept für eine Trendwende bei der Biodiversität heisst interdisziplinäre Zusammenarbeit von Architekten, Landschaftsarchitekten und Raumplanern und ein gemeinsames Verständnis der Bau-, Immobilien- und FM-Branche für diese Zusammenhänge. SIA inForm hat das erkannt und bietet den interessierten Architekten, Landschaftsarchitekten, Stadtplanern und FM-Diensten Weiterbildungsveranstaltungen zu diesem Thema.

VIELSEITIGE ZUTRITTSLÖSUNGEN ––– FÜR JEDEN ZUTRITTSPUNKT Vielfältige Beschläge, Schlösser, Zylinder und Wandleser für Türen aller Art sowie Aufzüge, Zufahrten, Tore, Möbel u.v.m.

––– FÜR MASSGESCHNEIDERTE SYSTEME Flexible Kombination von virtueller Vernetzung, Funkvernetzung, Mobile Access, Online- und Cloud-Systemen.

––– FÜR EFFIZIENTEN BETRIEB

Optimierte digitale Prozesse durch Integration mit Drittsystemen sowie Einbindung in die vorhandene IT- und Systemlandschaft.

CHRISTIAN LEUENBERGER ist Dipl.-Chem. und Energieing. NDS.

MARIA SAUTTER ist Senior Consultant bei Intep GmbH. www.intep.com SALTO Systems AG www.saltosystems.ch


© Intep GmbH

Die helle Fassade mit davorgesetzten Bäumen in der Pfingstweidstrasse in Zürich.

HITZEINSELN EINDÄMMEN BAUEN IM KLIMAWANDEL von Christian Leuenberger und Maria Sautter

Der Klimawandel ist auch in der Bau- und Immobilienbranche angekommen. Damit stellt sich die dringende Frage, welche Szenarien und konkreten Massnahmen den Verantwortlichen zur Verfügung stehen, die schnell Wirkung zeigen.

S

eit einigen Jahrzehnten steigt die globale Temperatur, extreme Wetter­ ereignisse wie Starkniederschläge werden häufiger und Hitzetage über 30 Grad und Tropennächte über 20 Grad nehmen dort am stärksten zu, wo wir wohnen. Die Verursacher für diese Phänomene sind bekannt: der Ausstoss von Treibhausgasen, vor allem CO2 aus der Verbrennung von fossilen Brenn- und Treibstoffen in die

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Atmosphäre. Die Politik hat die Problematik erkannt und will in den nächsten Jahrzehnten die Emissionen dieser Klimagase senken – mit dem Ziel, die Erwärmung der Atmosphäre auf maximal 1.5 Grad zu begrenzen. Auch wenn diese notwendigen Massnahmen zu greifen beginnen und der Ausstoss an schädlichen Klimagasen in der Schweiz rückläufig ist, werden die klimatischen Veränderungen gemäss den Prog-

nosen der Klimawissenschaftler noch lange spürbar bleiben. Insbesondere in den dicht bebauten Gebieten in den Städten zeigen die Klimakarten, beispielsweise des Kantons Zürich, sogenannte Hitzeinseln, welche die Freude an hochsommerlichen Wetterlagen trüben werden. Aus diesem Grund braucht es neben den Minderungsmassnahmen auch eine Strategie zur Anpassung der Gebäude und Freiräume an die höheren


BAUEN

VORBILDER AUS DEM MITTELMEERRAUM Verschiedene Schweizer Städte haben auf die Hitzeinselproblematik reagiert. So wurden in den letzten Jahren Hitzeminderungsplanungen erstellt, welche sowohl bei den eigenen Gebäuden und Freiräumen ansetzen, als auch private Bauherren zum Handeln motivieren sollen. Bei neuen Überbauungen oder Verdichtungen können stadtklimatische Verbesserungen schon in der frühen Planungsphase erreicht werden. Die Geometrie und Stellung der Baukörper sollen die gegenseitige Beschattung und die Durchlüftung ermöglichen. Die Materialisierung von Fassaden und Dächern mit möglichst hellen Farben und entsprechend hohem Albedo-Wert (Albedo = Rückstrahlungsvermögen einer Oberfläche) tragen zur Kühlung der Gebäude bei. Die mediterranen Städte sind ein gutes Beispiel für die Wirksamkeit dieser Massnahmen. Dass hier aber auch städtebaulich-ästhetische Fragen sowie Konflikte mit dem Denkmalschutz und mit den wohnhygienischen Anforderungen betreffend der Besonnung der Wohnräume provoziert werden, verlangt nach einer gesamtheitlichen Betrachtung. Grundsätzlich könnte die Hitzeproblematik im Gebäude auch mit technischen Massnahmen gelöst werden. Eine Vollklima­anlage und mechanische Kälteerzeugung macht uns zwar unabhängig vom Aussenklima. Weil solche Anlagen aber viel Strom verbrauchen, welcher zunehmend für die Elektromobilität und Digitalisierung benötigt wird, sollte der Kühlbedarf primär mit baulichen und bautechnischen Massnahmen auf ein Minimum begrenzt werden. Angemessene Glasanteile in der Gebäudehülle, ein effektiver Sonnenschutz, eine gute Massenankopplung, effiziente Geräte und die Nutzung von Tageslicht sind hier der Königsweg. Eine Nachtauskühlung des Gebäudekerns via Treppenhaus mit sensorengesteuerten Öffnungen im Eingangsbereich und im Dach reduzieren den verbleibenden Kühlbedarf. Der Einbezug der Nutzer in das Kühlkonzept wird zukünftig ebenfalls eine grössere Rolle spielen. Die Frage darf gestellt werden, wie viel störungsanfällige Technik für ein erträgliches Raumklima notwendig ist.

GRÜN HAT VORFAHRT Ein weiteres Mittel für die direkte Gebäudekühlung sind begrünte Flachdächer und Fassaden. Für erstere gibt es bereits Vorschriften in der Bauordnung. Dass es erst wenige begrünte Fassaden gibt, hat auch mit deren Pflege und Unterhalt zu tun. Für die indirekte Kühlung der Gebäude haben klimaökologisch optimierte Freiräume in der Umgebung einen grossen Einfluss. Bäume kühlen die Umgebung nicht nur durch die Beschattung, sie wirken zusätzlich als natürliche Klimaanlage. So verdunstet eine ausgewachsene Buche an einem heissen Sommertag bis zu 400 Liter Wasser über die Blätter und kühlt die Umgebung um einige Temperaturgrade. Untersuchungen in einem Innenhof mit Bäumen haben gezeigt, dass sich die Anzahl der Hitzetage dank der Bäume auf die Hälfte reduzierte. Bei der Auswahl der Baumarten in den Städten hat der Klimawandel bereits einen Einfluss, weil Bäume aus Südeuropa dank erhöhter Trockenheits- und Hitzeresistenz besser an die Entwicklung des Stadtklimas angepasst sind als unsere einheimischen Baumarten. Ein weiterer Einfluss auf das lokale Klima durch die Freiräume hat die Zurückhaltung und Versickerung von Regenwasser. Oberflächen wie Sickersteine, Kies- und Grünflächen kühlen dank der Verdunstungsleistung die Umgebung und verringern den Abflussbeiwert gegenüber Hartbelägen wie Asphalt und Beton. Sie weisen eine bessere Albedo (Rückstrahlvermögen) aus und senken die Kosten für die Ausführung der Umgebungsarbeiten im Vergleich zu Asphalt. Ein grosses Potenzial für hitzemindernde Massnahmen liegt bei der Entsiegelung von heute noch versiegelten Flächen im Stadtraum. Interessante Pilotprojekte wie das Schwammstadt-Prinzip könnten für die Entsiegelung, die Verbesserung der Wasserversorgung von zusätzlichen Stadtbäumen und als Nebeneffekt auch zur Entlastung der Kanalisation bei Starkniederschlägen einen wertvollen Beitrag leisten. Die Herausforderung besteht darin, diese Massnahmen und Konzepte mit einem minimalen Ressourcenaufwand zur Vermeidung von Rebound-Effekten umzusetzen und weitere Anliegen wie zum Beispiel die Förderung der Biodiversität und ganz allgemein die Verbesserung der Aufenthaltsqualität im Freiraum zu berücksichtigen. Fehlendes Know-how bei den Planern und ungenügende Sensibilisierung bei den Entscheidungsträgern für Bauprojekte sind die grössten Hemmnisse bei der Um-

setzung der Massnahmen und Konzepte zur Kühlung der Siedlungen. Eine wirksame Verbesserung der Hitzebelastung ist nur möglich durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Gebäudetechnikern, Architekten und Landschaftsarchitekten sowie Raumplanern und durch das Verständnis der Bau- und Immobilienbranche für diese Zusammenhänge. Die Veranstaltungsreihe Sia-inForm hat das erkannt und bietet den interessierten Architekten, Landschaftsarchitekten, Stadtplanern und Gebäudetechnikern Weiterbildungsveranstaltungen zu diesem Thema an.

VERANSTALTUNG SIA-INFORM Veranstaltung «Bauen im Klimawandel» 7.4.2022, 13:30 – 17:30 Uhr Kulturpark Zürich Anmeldung und weitere Informationen siehe sia-form.

CHRISTIAN LEUENBERGER ist Dipl.-Chem. und Energieing. NDS.

MARIA SAUTTER ist Dipl. Biologin und bei Intep GmbH als Senior Consultant tätig. www.sia.ch

© Intep GmbH

Temperaturen. Die Rezepte sind zum Teil schon lange bekannt, denken wir etwa an die Architektur in Südeuropa. Die Bau- und Immobilienbranche und die Stadtplanung sind gefordert und sollen unsere Siedlungen im Rahmen ihrer Möglichkeiten kühlen.

Begrünung und durchlässige Oberfläche in der Schiffbaustrasse in Zürich.

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NACHHALTIGER AUSWEG AUS DER KOSTENSPIRALE STAHLLEICHTBAU VERSPRICHT VIELE VORTEILE von Andreas Cebulsky

Rasant steigende Baukosten bei kaum verbesserter Nachhaltigkeit werfen derzeit die Frage auf, ob die Massivbauweise aus Zement, Kalk und Ton noch zukunftsfähig ist. Überall fehlt es an Wohnungen. Gleichzeitig müssen Nachhaltigkeitsaspekte der Neubauten hinsichtlich Baumaterialien und Gesamtenergieeffizienz erheblich verbessert werden. Eine Bauweise, die bereits in anderen Ländern auf dem Vormarsch ist, bietet Möglichkeiten, um diese Herausforderungen zu bewältigen: der Stahlleichtbau.

Ein zweistöckiges Wohngebäude mit 268 Quadratmetern Wohnfläche, das auf einem Betonfundament in nur wenigen Wochen errichtet wurde.

F

ür die herkömmlichen Massivbauweisen aus den üblichen Bestandteilen Zement, Kalk und Ton wird die Einhaltung der Nachhaltigkeitsziele aus heutiger Sicht immer aufwendiger und somit auch teurer. Der Baupreisindex für Wohngebäude basiert auf der Preisentwicklung der Bauwerke von individuell geplanten Einund Mehrfamilienhäusern. Hiernach sind die Preise für Wohngebäude im Zeitraum von 2010 bis 2020 um 29 Prozent gestiegen. Die Inflationsrate stieg im gleichen Zeitraum lediglich um 14 Prozent. Grund für die gestiegenen Preise sind neben dem Immobilienboom auch Kapazitätsengpässe bei

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Baufirmen und Handwerkern sowie das schwache Produktivitätswachstum in der Branche. Experten sind sich einig, dass im Vergleich zu Industrie, Handel und Dienstleistung, die den technischen Fortschritt im hohen Mass genutzt haben, um die Produktivität in den vergangenen Jahren sehr schnell zu steigern, die Entwicklung im Bauhandwerk und bei der Planung hingegen kaum voranging. Währenddessen hat sich in einigen Ländern eine alternative Bautechnologie mit höherer Produktivität bereits wesentlich schneller entwickelt: die Stahlleichtbauweise. Kürzeste Umsetzungszeiten, geringere Baukosten, mehr Nachhal-

tigkeit durch kontinuierliche Reduzierung des CO2-Ausstosses und eine Recyclingquote bei Baustahl von 99 Prozent sind die markantesten Vorteile des Bauverfahrens, einer Ständerbauweise aus gewichtsoptimierten Stahlprofilen. Zusätzlich erzeugen die bekanntlich sehr günstigen bauphysikalischen Eigenschaften wie hohe Festigkeit, unbegrenzter Lebenszyklus und günstiges Verhalten im Brandfall weitere Vorteile.

IN WENIGEN WOCHEN BAUZEIT Jedes Wohngebäude, ob Ein-, Zwei- oder Mehrfamilienhaus, kann in Stahlleichtbau-


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Als führender Anbieter von Design-Software und Rahmenprofil-Automaten für den Stahlleichtbau bietet Arkitech eine ganzheitliche Lösung für den Stahlleichtbau.

weise gemäss den Anforderungen an Statik, Wärmedämmung, Trittschallschutz und Brandschutz errichtet werden. Im Gegensatz zum Holzständerbau benötigen die dünnwandigen C-Profile lediglich eine einfache Verschraubung, die keine speziellen Fachleute erfordert. Zudem erlauben sie grössere Spannweiten und sind zudem unbrennbar. Die Stahlprofile können mit unterschiedlichen Werkstoffen von aussen und innen beplankt sowie isoliert werden. Das Beispiel zeigt ein zweistöckiges Wohngebäude mit 268 Quadratmetern Wohnfläche, das auf einem Betonfundament in nur wenigen Wochen errichtet wurde. Für die komplette Stahlleichtbaustruktur kamen 5 032 Meter beziehungsweise 7 673 Kilogramm verzinkte Stahlprofilelemente in zwei Profilbreiten mit 15’782 Schrauben zum Einsatz – montiert durch vier Monteure in nur 30 Stunden Arbeitszeit. Die individuellen Stahlprofilelemente von 90  und 140 Millimetern Breite sowie 0.8 und 1.2 Millimetern Stärke wurden dabei vollautomatisch mit allen notwendigen Bearbeitungsschritten gefertigt. Der moderne Mehrprofil-Automat von Arkitech Advanced Construction Technologies übernimmt heute alle Bearbeitungen

vom Rollformen bis zum Stanzen, inklusive der individuellen Beschriftung. Die im Beispiel benötigten 5 032 Meter Stahlprofil kann ein moderner Automat in weniger als zwei Arbeitstagen fertigen. Als Vormaterial benötigt die Maschine dafür lediglich vier verschiedene handelsübliche Coils aus verzinktem Stahlblech in den entsprechenden Massen.

VOLLSTÄNDIG DIGITALISIERT Wie in jedem Bauprojekt steht die Gebäudeplanung ganz am Anfang der wirtschaftlichen und gestalterischen Realisierung eines Bauvorhabens in Stahlleichtbauweise. Als führender Anbieter von DesignSoftware und Rahmenprofil-Automaten für den Stahlleichtbau bietet Arkitech eine ganzheitliche Lösung für die Planung der tragenden Gebäudestruktur: Sobald alle Anforderungen bekannt sind, kann die gesamte Stahlleichtbaustruktur in der hierfür eigens von Arkitech entwickelten Designund Detaillierungssoftware erstellt werden. Die Einhaltung der statischen Anforderungen nach Eurocode 3 mit allen erforderlichen Lastangaben für Windlast, Schneelast, Nutzlast und Eigengewicht samt Verkleidung mit Isolierung können Anwender bereits während der Erstellung in der

Design-Software überprüfen. Darüber hinaus ist die Weiterverarbeitung der konstruierten Stahlleichtbaustruktur jederzeit durch Export von IFC-Dateien in entsprechender BIM-Software möglich. Ist die Stahlleichtbaustruktur final erstellt, können die Materiallisten für den Einkauf der Vormaterialien, die Fertigungsdatei für Rahmenprofil-Automaten und die Baupläne für die Montage der einzelnen Rahmenelemente automatisch erstellt werden. Per App lassen sich somit auch die gesamte Stahlleichtbaustruktur und jedes Rahmenelement mit allen Details auf jedem Mobilgerät mit Android- oder iOS-Betriebssystem ortsunabhängig darstellen. Die Einstiegshürden in diese Technologie sind für Bauunternehmen überschaubar, da sich die notwendige Investition in Hardware und Software durch die Einsparmöglichkeiten und die erhöhte Produktivität schnell amortisiert.

ANDREAS CEBULSKY ist Sales Director Europe bei Arkitech. www.arkitech.com.tr

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Die Gemeinde Holderbank baut ein neues Schulhaus mit Turnhalle.

SICHTBETON UND SICHERHEIT DER BAU EINER SCHULE MIT TURNHALLE von Heike Hübner

Die Schweizer Gemeinde Holderbank wächst. Daher benötigte die örtliche Schulanlage dringend eine Erweiterung mit Turnhalle. Diese wurde aus Sichtbeton erstellt, der hohe Drucklasten aushalten muss. Hierbei kam eine spannende Lösung zum Zug.

D

ie Architekten hatten einen zweigeschossigen Holz-Baukörper mit Klassenzimmern und weiteren Räumen geplant. Als Unterbau des Schulhauses sollte eine neue, aus Beton konstruierte Turnhalle dienen. Während eine mehr als acht Meter hohe Längswand dieser Sportstätte komplett unterirdisch angelegt wurde, steht ihr gegenüber, auf der geländeabfallenden Seite, eine Wand von rund sechs Metern Höhe. Auf ihr wurden sieben Stützen aufgesetzt, die das Höhenniveau ausgleichen. Sie nehmen 23 Tonnen schwere De-

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ckenträger auf, die auf der höheren Wandseite in Aussparungsnischen geschoben wurden. Zwischen den Stützen strömt Tageslicht durch die Fenster in die Turnhalle. Eine Anforderung an die ERNE AG Bauunternehmung war, dass Wände und Stützen in Sichtbeton erstrahlen sollten. Das erfahrene Unternehmen setzte auf die robuste Wandschalung Mammut 350. Diese erfüllt mühelos die kombinierten Anforderungen an Sichtbeton und grossflächige Wände. Durch das symmetrische Anker-

und Fugenbild liefert das System sowohl stehend als auch liegend eine ansprechende Optik und trägt einen wesentlichen Anteil zum architektonischen Gesamtergebnis eines Bauprojekts bei.

TOP-ERGEBNIS Für das Projekt wurden 300 / 250-Elemente mit fabrikneuen alkus-Vollkunststoffplatten belegt und ein durchweg ebenmässiges, einwandfreies Oberflächenbild ohne ungewünschte Verfärbungen erzielt. Die Investition in die nachhaltige Schalhaut lohnt


BAUEN

Die Mammut-350-Schalung hält viel Druck aus.

sich, denn die stoffgleich reparierbare Schalhaut kann einfach geflickt, geschliffen und viele Hundert Mal eingesetzt werden. So macht sie sich im Laufe ihres Lebenszyklus gegenüber den weitaus weniger haltbaren, häufig zu wechselnden Holzplatten bezahlt. Schneller Baufortschritt und konsistente Betonergebnisse wurden erzielt, indem mehrere 300 Zentimeter hohe Elemente der Breiten 250 und 125 Zentimeter einfach und sicher am Boden zu Gesamtflächen von über 55 Quadratmetern montiert und mit drei übereinander installierten Arbeitsbühnen des SecuritBasic-Sicherheitssystems ergänzt wurden. Das gesamte Konstrukt wurde dann per Kran an seinen Bestimmungsort gestellt und nach jedem Betoniervorgang mit 7.30 Meter Etappenbreite einfach für den nächsten Einsatz versetzt. So wurde die Architektenforderung nach grossflächigen, glatten Ober-

flächen erfüllt. Für die Betonage der Stützen, die in sechs Metern Höhe auf der Mauer aufsitzen, wurden drei Schalelemente übereinander gebunden und mit Richtschienen stabilisiert.

FRISCHBETONDRUCK Die für dieses Projekt zuständigen Teams der ERNE AG Bauunternehmung setzten auch aufgrund der hohen Belastbarkeit der Mammut-350-Schalung auf dieses System. In Verbindung mit den stabilen 20er-Ankerstäben konnte die Schalung vollflächig einem Frischbetondruck von 100 kN / Quadratmeter widerstehen. Geschlossen wurde sie vorsichtshalber mit jeweils zwei Gelenkflanschmuttern. Denn sicher ist sicher. Das gilt auch für die modularen TriplexSchrägstützen, die den auf die Schalung wirkenden Druck ins Erdreich ableiteten, sowie für die SecuritBasic-Arbeitsbühnen,

die mit nur einem Teil – der Flanschschraube – kraftschlüssig angebracht werden können und komfortable, sichere Arbeitsbedingungen boten. So stand zügigen Bauabläufen und Top-Ergebnissen nichts mehr im Weg.

DATEN UND FAKTEN • Projekt Neubau Turnhalle, Holderbank (CH) • Bauunternehmen ERNE AG Bauunternehmung, Birrhard (CH) • MEVA-Systeme Wandschalung Mammut 350 Sicherheitssystem SecuritBasic Schrägabstützung Triplex • Planung und Betreuung MEVA Schalungs-Systeme AG, Seon (CH)

MEVA Schalungs-Systeme AG | Birren 24 | CH-5703 Seon | Tel. +41 (0) 62 769 71 00 | info@meva.net |www.meva.net

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Belimo gewinnt den Swiss Technology Award 2021 in der Kategorie «Innovation Leaders».

Das Belimo Energy Valve™

KLARE ARGUMENTE GEBÄUDEAUTOMATION IST KEINE GLAUBENSFRAGE von Daniel Senn

Sie planen, bauen, betreiben oder modernisieren ein Gebäude. Doch berücksichtigen Sie auch zukunftsorientierte Technologien? Klar, die Architektur ist wichtig – wie auch die ansprechende Ausgestaltung der Räumlichkeiten, denn das nehmen wir Menschen wahr. Doch ist es am Ende das, was ein Gebäude nutzbar und lebenswert macht? Bedenken Sie, wir Menschen verbringen etwa 90 Prozent unserer Zeit in diesen Räumlichkeiten, wodurch wir entsprechende Forderungen an den erlebbaren Komfort für unser Wohlbefinden, ja für unsere Gesundheit haben.

W

ussten Sie, dass von den gesamten Investitionskosten lediglich circa zwei Prozent für die Gebäudeautomation eingesetzt werden, diese dann aber massgeblich für die Nutzbarkeit, den Komfort und den energetischen Betrieb verantwortlich ist? Das heisst, dass die Gebäudeautomation, sofern richtig geplant beziehungsweise gewählt, den Komfort durch die korrekte Regelung der Temperatur, der Luftfeuchtigkeit und des CO2-Werts sicherstellt. Des Weiteren kann mit den richtig gewählten Komponenten der Energieverbrauch um bis zu 40 Prozent reduziert und dadurch ein Beitrag an unsere Umwelt geleistet werden. Dies passt auch in die Energiestrategie 2050 und zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens, mit dem die CO2-Emissionen bis 2050 auf Netto-Null gesenkt werden sollen. Ein weiterer spannender Effekt, sofern eine transparente und somit effektiv steuerbare Gebäudeautomation realisiert wird, ist der hierdurch steigende Gebäudewert.

Weshalb ist eine transparente Gebäudeautomation relevant? Weil im gegenteiligen Fall zwangsläufig von einer «Glaubensanlage» gesprochen werden muss – einer Anlage, von der man glaubt, dass sie so betrieben wird, wie sie ursprünglich geplant wurde. Nun, wenn keine Feldgeräte realisiert wurden, die durch spezifische Messungen und Rückmeldungen die effektiven Betriebsdaten aufzeigen, wie soll eine solche Anlage oder das Gebäude korrekt betrieben werden? Damit den Forderungen nach Komfort, Gesundheit und Energieeffizienz Rechnung getragen werden kann, müssen «Wissensanlagen» vom Bauherrn gefordert, vom Fachplaner geplant und von den Unternehmen umgesetzt werden – Anlagen, die mit intelligenten, kommunikativen Komponenten ausgerüstet werden. Sie liefern durch Transparenz das Wissen über die effektiven Betriebsdaten, was die erstmalige richtige Einregulierung und dann im Betrieb die Betriebsoptimierung ermöglicht.

Ein Beispiel für sichtbare Energieeinsparung ist das Belimo Energy Valve™, mit dem Belimo am Wettbewerb um den Swiss Technology Award 2021 teilgenommen hat. Beim Swiss Innovation Forum am 18. November in Basel wurde Belimo mit dem neuen Belimo Energy Valve™ Sieger in der Kategorie «Innovation Leaders». Das mit dem Swiss Technology Award ausgezeichnete Belimo Energy Valve™ mit thermischem Energiezähler ermöglicht das transparente Management thermischer Energie. Die beiden Welten «Energieregelung» und «zertifizierte Energiemessung sowie -abrechnung» werden in einem einzigen Gerät vereint. Diese Lösung misst und überwacht den Durchfluss sowie den Energieverbrauch in Heiz- und Kühlsystemen und unterstützt sogar die direkte IoT-basierte Kostenabrechnung. Für Bauherren ist das Energy Valve besonders interessant, da es den richtigen Betrieb sicherstellt, gleichzeitig die Energiekosten minimiert und die Energieeffizienz von Gebäuden optimiert.

Belimo Automation AG | Brunnenbachstrasse 1 | CH-8340 Hinwil | Tel.: +41 (0) 43 843 62 12 | verkauf@belimo.ch | www.belimo.ch

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KOLUMNE

KLEINE SOLARANLAGEN NICHT BENACHTEILIGEN von David Stickelberger

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it dem «Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien» will der Bundesrat gemäss eigenen Angaben den Ausbau erneuerbarer Energien rasch und konsequent voranbringen. Eine neue Studie der Energie Zukunft Schweiz AG (EZS), die diese im Auftrag der Schweizerischen Energie-Stiftung (SES) und von Swissolar erarbeitet hat, zeigt nun, dass die Änderungen insbesondere kleine und mittlere Solaranlagen viel weniger rentabel machen würden als heute – obwohl genau diese den grössten Teil des Potenzials ausmachen. Es liegt nun am Parlament, die notwendigen Korrekturen vorzunehmen. Als klein und mittelgross werden Solaranlagen bezeichnet, die eine Nennleistung von weniger als 100 Kilowatt aufweisen, was einer Fläche von etwa 500 Quadratmetern entspricht. Auf Hausdächern und -fassaden sollen solche Anlagen gemäss den aktuellen Modellrechnungen des Bundes einen Anteil von über 70 Prozent des gesamten Ausbaus erneuerbarer Energien ausmachen. Unter anderem um deren Ausbau zu beschleunigen, hat der Bundesrat im Juni 2021 eine Revision des Energie- und des Stromversorgungsgesetzes angestossen, auch unter dem Begriff «Mantelerlass» bekannt. Modellierungen der Energie Zukunft Schweiz AG im Auftrag der Schweizerischen Energie-Stiftung SES und von Swissolar zeigen nun, dass das Gesetz in der vorgeschlagenen Form die Rentabilität von kleinen und mittleren Solaranlagen stark verschlechtert, anstatt sie zu verbessern. Untersucht wurde die Rentabilität von Solaranlagen auf Ein- und Mehrfamilienhäusern unter den bisherigen sowie den neu vorgeschlagenen gesetzlichen Rahmenbedingungen. Eine der neuen Regelungen verlangt, dass die Abnahmevergütung (auch Rückliefervergütung genannt) sich nach dem Marktpreis zum Zeitpunkt der Einspeisung richtet, anstatt sich wie bisher an einer fixen Vergütung auszurichten. Es geht hier um die Frage, zu welchem Preis der nicht selbst verbrauchte Strom vom Netzbetreiber abgekauft wird. Die neue Regelung ist grundsätzlich richtig, denn die Solarenergie muss sich am Markt behaupten können, und die in den letzten Monaten massiv gestiegenen Preise am Strommarkt sind ein Lichtblick für Solaranlagenbetreiber. Dies kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Strommarkt sehr volatil ist und somit auch wieder auf ein Niveau von unter fünf Rappen pro Kilowattstunde wie noch

vor zwei Jahren sinken kann. Diese Unsicherheit könnte Interessierte von Investition abhalten. Swissolar verlangt deshalb eine Mindesthöhe bei den Abnahmevergütungen. Ein weiteres wichtiges Element des Gesetzes betrifft die Art und Weise der Finanzierung der Netzinfrastruktur. Bisher ist die Netztarifierung so geregelt, dass mindestens 70 Prozent als verbrauchsabhängige Arbeitstarife verrechnet werden müssen. Nun sieht der Bundesrat vor, höhere Leistungsund / oder Grundkomponenten zu erlauben. Konkret bedeutet dies, dass mit Strom aus der eigenen Solaranlage weniger Netzkosten eingespart werden können (weil diese weniger abhängig davon sind, wie viel Strom man aus dem Netz bezieht, sondern zu einem grösseren Teil von der Anschlussleistung), was die Rentabilität deutlich verschlechtert. Einsparungen durch Eigenverbrauch von Solarstrom ist heute aber die wichtigste Finanzierungskomponente, da die Förderung durch die Einmalvergütung nur rund 20 Prozent der Investitionskosten deckt. Die Studienautoren kommen deshalb zum Schluss, dass sich gerade Anlagen von Einund Mehrfamilienhäusern häufig nicht mehr rechnen würden, falls die Bedingungen für den Eigenverbrauch verschlechtert werden. Noch mehr Spielraum zur Optimierung des Eigenverbrauchs ergäbe sich durch die Möglichkeit, innerhalb eines Quartiers mit lokal erzeugtem Solarstrom zu handeln. Dies ist heute nur über private Stromleitungen möglich. Swissolar schlägt vor, im neuen Gesetz auch die Nutzung des öffentlichen Stromnetzes auf Quartierebene zu einem reduzierten Tarif zuzulassen. Zur Erreichung der Klimaziele und zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit braucht es einen Ausbauschub bei Solaranlagen. Der Stromverbrauch dürfte von heute jährlich rund 60 bis 2050 auf rund 85 Terawattstunden wachsen, während zugleich die AKW-Produktion von rund 20 Terawattstunden wegfällt. Die Vorschläge des Bundesrats im neuen Gesetz wirken hingegen als Bremse. Swissolar und die SES fordern deshalb das Parlament auf, dies im Rahmen der Beratungen zu korrigieren.

DAVID STICKELBERGER ist Geschäftsführer von Swissolar. www.swissolar.ch

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GLASKLARE POTENZIALE BALKONSYSTEME ERHÖHEN DEN WOHNUNGSWERT von Marco Pellegrino

Nahezu alle befragten Schweizerinnen und Schweizer sind von einer Wertsteigerung ihrer Immobilie durch eine Balkonverglasung überzeugt. Das hat Gründe.

Eine beeindruckende Glaslösung in Horw.

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Balkon und Glas kommunizieren gut – hier in Beromünster.

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assgeschneiderte Balkonverglasungen von Lumon verbessern die Lebensqualität: Lärm, Wind, Kälte und Emissionen werden ausgesperrt, die Bewohner können ihren Aussenbereich nahezu ganzjährig nutzen und gewinnen dadurch einen zusätzlichen Wohnraum. Das einfach bedienbare Dreh- / Schiebesystem von Lumon ermöglicht zudem einen schnellen Wechsel zwischen offenen und geschlossenen Lösungen. Wie positiv sich hochwertige Balkonverglasungen auch auf den monetären Wert von Wohnungen auswirken, belegt eine internationale Studie, die das finnische Marktforschungsinstitut Taloustutkimus Oy im Auftrag von Lumon durchgeführt hat: Dabei gingen 95 Prozent der Befragten in der Schweiz von einer mindestens fünfprozentigen Steigerung des Wohnungswerts aus.


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Ein architektonisches Statement in Mainz.

WERTSTEIGERUNG IST OFFENSICHTLICH In der Schweiz wurden circa 200 Menschen zwischen 25 und 75 Jahren befragt, die bereits eine Immobilie besitzen oder den Kauf planen. Die Studie gibt darüber Auskunft, wie diese Personen den Wert einer Wohnung mit verglastem Balkon im Vergleich zu einer offenen Lösung bewerten. Die Hälfte der be-

fragten Schweizerinnen und Schweizer gab hier eine Wertsteigerung von fünf bis zehn Prozent an, ein Viertel rechnet mit 11  bis 20 Prozent und jeder Fünfte geht von mehr als 20 Prozent aus. Für Immobilienbesitzer und Bauherrn eröffnen sich damit neue gewinnbringende Möglichkeiten. Denn ob Neubau oder Sanierung: Die Investitionen für eine Balkonverglasung mit den massgeschneider-

UNTERNEHMENSPORTRAIT In der Schweiz spezialisiert sich Lumon seit über 20 Jahren auf den Vertrieb und die Montage von Balkon- und Sitzplatzverglasungen. Die Nachfrage nach Ver­ glasungen als Wind- und Wetterschutz, die zusätzlich dem Schallschutz dienen und dabei helfen, Energie einzusparen, ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Als Pionier auf diesem Gebiet hat sich Lumon der Entwicklung eleganter, haltbarer und vor allem nutzerfreundlicher Produkte verschrieben. Lumon hat sich zum Ziel gesetzt, den Wohnkomfort der Kunden zu maximieren. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich in Finnland. Exportländer sind neben der Schweiz auch Schweden, Norwegen, Spanien, Deutschland, Frankreich, Russland und Kanada.

ten Systemen von Lumon sind überschaubar – der Nutzen für alle Beteiligten hoch. Durch den verminderten Sanierungsaufwand von Balkon und Fassade ergibt sich noch ein weiterer finanzieller Vorteil, da die pflegeleichte Verglasung vor Schäden durch Kälte und Nässe schützt. Mieter und Immobilienbesitzer profitieren somit gleichermassen von den hochwertigen Balkonverglasungen, die sich bequem nachrüsten lassen. Die Systeme im dezenten skandinavischen Design werden zudem jeweils massgefertigt, sodass sie mit nahezu jeder Architektur harmonieren.

MARCO PELLEGRINO ist Country Manager bei der Lumon Schweiz AG. www.lumon.ch

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SALTO Systems hat 2020 den Status der CO2-Neutralität für seine Produktionsstandorte und weltweiten Niederlassungen erreicht.

KLARE PHILOSOPHIE CO2-NEUTRAL WIRTSCHAFTEN von Hagen Zumpe

SALTO Systems hat im Jahr 2020 den Status der CO2-Neutralität für seine Produktionsstandorte und weltweiten Niederlassungen erreicht. Dazu beigetragen hat sowohl die konsequente Reduzierung von CO2-Emissionen als auch die Kompensierung von Emissionen durch unterschiedliche Umweltprojekte.

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ei manchen Unternehmen braucht es nicht erst lange Anschiebeprozesse, um auf nachhaltige Züge aufzuspringen. SALTO verfolgt bereits seit mehreren Jahren ehrgeizige Ziele zur Ver-

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ringerung seines CO2-Ausstosses, um zur Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens sowie der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDG) beizutragen. In diesem

Rahmen unterstützt der Hersteller von elektronischen Zutrittslösungen zwei Umwelt- und Sozialprojekte, über die er Emissionen ausgleicht, die nicht vermieden werden können.


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die Beine zu kommen. So regenerieren die Massnahmen nicht nur vernachlässigte Naturräume und schützen die biologische Vielfalt, sondern fördern ebenso das sozioökonomische Wachstum von Gemeinschaften.

KOHLENDIOXID BINDEN Das Forstwirtschaftsprojekt MDL Forestal Chinchiná (Fundación Ecodes und CeroCO2) im Einzugsgebiet des Chinchiná-­Flusses war das erste Projekt, das im Rahmen des UN-Programms für umweltverträgliche Entwicklung (Clean Development Mechanisms, CDM) in Kolumbien registriert wurde. Der vorrangige Nutzen für die Abschwächung des Klimawandels bildet die Bindung von Kohlendioxid. Weitere Vorteile für die Umwelt sind die Verbesserung der Wasserqualität und der Schutz der Flora und Fauna der Region durch die Schaffung biologischer Korridore, die Wälder im Oberlauf des Wassereinzugsgebiets miteinander verbinden, sowie die Wiederherstellung stark geschädigter Gebiete, was dem Schutz der biologischen Vielfalt dient.

Im Jahr 2021 hat das Unternehmen die im Jahr 2020 erzeugten 1 721 Tonnen CO2 auf folgende Weise kompensiert: über ein Aufforstungsprojekt am Fluss Chinchiná in Kolumbien, bei dem es um den Schutz von Wassereinzugsgebieten in den Anden geht, sowie über Apadrina un Olivo («Patenschaft für einen Olivenbaum») im spanischen Teruel, das sich für die Wiederherstellung von Olivenhainen sowie gegen die Entvölkerung von ländlichen Gebieten in Spanien einsetzt. Beide Projekte wirken sich nicht nur positiv auf die Umwelt aus, sondern helfen gleichzeitig der lokalen Gesellschaft und Wirtschaft, wieder auf

Apadrina un Olivo hat es sich zur Aufgabe gemacht, verlassene Olivenhaine in Oliete wiederherzustellen, einem Ort in der spanischen Region Teruel, deren Bevölkerung in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen ist. Dieses ökologische, soziale und nachhaltige Projekt zur Entwicklung des ländlichen Raums hilft unter anderem dabei, die Entvölkerung von ländlichen Gebieten zu reduzieren. Die Initiative schützt zudem die wertvolle Flora und Fauna der Olivenhaine und trägt so zum Schutz der Artenvielfalt und zur Verkleinerung des CO2-Fussabdrucks bei.

LÖSUNG AUF DEM DACH SALTO achtet seit jeher auf umweltfreundliche und ressourcenschonende Geschäftsund Produktionsabläufe. So stammen 100 Prozent des in der SALTO-Produktion verwendeten Stroms aus erneuerbaren Quellen: 25 Prozent der elektrischen Energie werden von 640 auf dem Dach des Hauptsitzes installierten Solarpaneelen erzeugt, die restlichen 75 Prozent sind zertifizierter Ökostrom. Überdies vermeidet das Unternehmen 198 Tonnen CO2 pro Jahr durch Energieeinsparungen.

SALTO hat obendrein die Verwendung von Einwegplastik in seinen Verpackungen, Büros und Marketingmaterialien auf ein Minimum gesenkt und durch nachhaltigere Alternativen wie biologisch abbaubare Produkte aus FSC-zertifiziertem Papier, Zellulose und Holz ersetzt. Zu den von SALTO umgesetzten Massnahmen für die Minderung der Umweltauswirkungen zählen die Verkleinerung des CO2Fussabdrucks, der verantwortungsvolle Verbrauch von Energie, die Minimierung von Abfall und die Optimierung der Ressourcennutzung. Die verbindlichen Umweltstandards sind fest im weltweiten Netzwerk von SALTO verankert.

UNTERNEHMENSPORTRAIT SALTO Systems ist ein weltweit führender Entwickler und Hersteller von Technologien sowie Hard- und Software für die Zutrittskontrolle. Die Lösungen kommen in einer Vielzahl von Branchen zum Einsatz, darunter in Büro- und Verwaltungsgebäuden, öffentlichen Einrichtungen, Hotels, im Gesundheitssektor, Bildungswesen, Detailhandel und Wohnungsbau. Das Unternehmen fokussiert sich auf kabellose Zutrittssysteme ohne mechanische Schlüssel. Es setzt damit kontinuierlich neue Massstäbe hinsichtlich Sicherheit, Handhabung, Flexibilität und Design. SALTO hat den Markt mit seiner patentierten Data-­­­on-Card-Technologie SALTO Virtual Network (SVN) sowie der ersten Wireless-Technologie für kabellose Echtzeit-Zutrittsfunktionen revolutioniert. Zugleich gehört das Unternehmen mit SALTO KS Keys as a Service sowie JustIN Mobile zu den Technologieführern bei Cloud-Zutrittslösungen und Mobile Access. SALTO-Lösungen finden sich weltweit in über 15’000 Installationen mit mehr als 20 Millionen täglichen Nutzern. Niederlassungen in 32 Ländern und ein weit verzweigtes globales Partnernetzwerk gewährleisten die Präsenz in allen Regionen der Welt.

SALTO Systems AG |Werkhofstrasse 2 | CH-8360 Eschlikon | Tel.: +41 (0) 71 9737272 | info.ch@saltosystems.com www.saltosystems.ch | www.saltosystems.com/de-ch/nachhaltigkeit-umwelt

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LEBENDIGE INNENSTADT EINZELHANDELSFLÄCHEN BEI SINKENDEN MIETEN NEU VERMIETEN von Stefan Schillinger

Als Herzstück einer Stadt hat das Zentrum einen bedeutsamen wirtschaftlichen und soziokulturellen Wert. Letzterer hat jedoch zunehmend immer mehr an Bedeutung verloren. In den vergangenen Jahrzehnten sind die Mietpreise teils exorbitant in die Höhe geschossen, dabei wären sinkende Mieten eine echte Chance für den Wandel der Innenstädte. Ein urbanes Lebensgefühl erzeugen.

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u hohe Mieten, anfangs geringe Einnahmen, unsichere Aussichten: Betreiber alternativer Konzepte mieteten bisher kaum in der Innenstadt. Sinkende Mieten sind eine Chance für den Wandel. Ob Pop-up-Store, Kita, betreuter Indoorspielplatz, Makerspace oder Café, das zugleich als Atelier genutzt wird anstelle der x-ten Filiale einer Kette: Der Rückgang der Mietpreise bei Einzelhandelsflächen ist Herausforderung und Chance zugleich. Nicht nur finanziell, sondern auch kulturell hat die Innenstadt während der CoronaPandemie unter ihrer Monokultur gelitten. Als Herzstück der Stadt hat die Innenstadt sowohl einen wirtschaftlichen als auch einen soziokulturellen Wert, der über die Jahre zu oft ausser Acht gelassen wurde. Die sinkenden Innenstadtmieten lassen sich aktuell nicht aufhalten. Bei richtiger Neuvermietung bieten sie aber eine Chance auf durchmischte und lebendigere Innenstädte.

Eigenschaften. Die Innenstadt muss sich ebenso zum One-Stop-Shop entwickeln, der den lebensnotwendigen Bedarf bei schneller Erreichbarkeit abdeckt.

ALTES SPIEL, NEUE ORDNUNG Die Ideen reichen weit: vom synergetischen Mixed-use-Gebäude, in dem der Vater sein Kind in die Kita geben und zum Arbeiten in den Makerspace gehen kann, bevor er in der Mittagspause seine Mutter im Wohnheim besucht, bis hin zum Café, das am Abend als Atelier fungiert. Die Betreiber alternativer Konzepte bringen immer einen besonderen Spirit mit, der uns die nächsten Jahre erhalten bleiben und die Innenstadt mit Leben füllen könnte. Niedrigere Mietpreise sind eine Chance für eine solche Entwicklung. Wie bei jedem Zyklus ist es völlig normal, dass die Mietpreise irgendwann wieder steigen. Nur der Geist der Pioniere soll dann erhalten bleiben und Monokulturen verhindern.

GENTRIFIZIERUNG NEU GEDACHT Die Zahlen des IVD-Instituts (Immobilienverband Deutschland) zeigen: Wo im Frühjahr 2020 bei einer Ladenfläche von 80 Quadratmetern in der Münchner Neuhauser Strasse noch 410 Euro pro Quadratmeter fällig waren, waren es im Frühjahr 2021 nur noch 300 Euro. Im Vergleich dazu: In der Dachauer Strasse, etwas abseits der Innenstadt, betrug die Ladenmiete bei derselben Grösse 24.50 Euro statt 28 Euro im Vorjahr. In München sind die Mietpreise für Einzelhandelsflächen weiterhin deutlich höher als im Rest des Landes. Betreiber alternativer Konzepte haben sich meist wirtschaftlich noch nicht etabliert. Sie können sich Topmieten in Innenstadtlagen nicht leisten. Die sinkenden Mieten stellen den Anfang eines neuen, positiven Gentrifizierungszyklus dar, der jetzt gestaltet werden muss. Die finanziellen Spätfolgen der Corona-Pandemie und diverser Lockdowns sind noch nicht abzusehen. 200’000 bis 300’000 Quadratmeter Leerstand könnten laut einem Positionspapier der Business Metropole Ruhr GmbH Insolvenzen in den Ruhrstädten hervorrufen. Schon zum jetzigen Zeitpunkt beobachtet ACCUMULATA den Rückgang von Verkaufsflächen in europäischen Innenstädten. Die innerstädtischen Shoppingmeilen werden sukzessive durch Quartiere abgelöst. Im Gegensatz zur herkömmlichen Einkaufsmeile beinhaltet der Quartiersgedanke ein multifunktionales Versorgungsangebot mit komplementären

URBAN FUTURE Seit 1982 entwickelt, managt und finanziert ACCUMULATA State-of-theArt-Immobilien und -Quartiere mit Landmarkcharakter. Erfolgreich realisiert wurden bislang mehr als drei Milliarden Euro Investitionsvolumen mit über 600’000 Quadratmeter Geschossfläche. Derzeit verwaltet das Unternehmen Immobilien im Gesamtwert von über zwei Milliarden Euro als Assetoder Development-Manager. Das Unternehmen steht für aussergewöhnliche Immobilienlösungen und nachhaltige Zukunftsprodukte. Für Konzepte, die smart, grün und lebenswert für die Menschen sind, die sie nutzen. Für Raum, der ganzheitlich gedacht und zukunftsorientiert gestaltet ist. Und für Quartiere, die als exzellente und langfristige Investments bestehen können. Für Immobilien, die eine Vision erfüllen: «shaping urban future».

STEFAN SCHILLINGER ist Managing Partner des Münchner Immobilienentwicklers und Asset Managers ACCUMULATA Real Estate Group. www.accumulata.de

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KOLUMNE

NEUEN ZYKLEN BRAUCHT DIE STADT von Stefan Schillinger

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ft wurde die Innenstadt in der Corona-Pandemie totgesagt. Als Herzstück einer Stadt hat das Zentrum seit jeher einen wirtschaftlichen wie auch soziokulturellen Wert. Letzterer wurde über die Jahre zu oft vernachlässigt. Sinkende Mieten können den Anfang eines Umdenkens markieren. Ganz gleich ob in der Wirtschaft oder der Natur: Jedes Wachstum ist endlich. Ein stetiges Nachoben gibt es nicht. Kreisläufe sind eine Normalität. Warum also nicht von der Natur lernen und die Wellenbewegung als Chance begreifen? In den vergangenen zehn bis 15 Jahren sind die Mieten in den High Streets der Metropolen kontinuierlich gestiegen. Das Resultat ist die Monokultur immer gleicher Retail-Flächen. Betreiber alternativer Konzepte können sich die Topmieten in Innenstadtlagen nicht leisten – und die Stadt nicht bereichern. Sie bleiben in den Stadtvierteln und Randlagen. Doch in der Wirtschaft wie im Leben gilt: Innovation macht den Unterschied. So wundert es nicht, dass innerstädtische Shoppingmeilen sukzessive durch Quartiere abgelöst werden. Im Gegensatz zur herkömmlichen Einkaufsmeile beinhaltet der Quartiersgedanke ein multifunktionales Versorgungsangebot mit komplementären Eigenschaften. Die Innenstadt muss sich ebenso zum One-Stop-Shop entwickeln, der den lebensnotwendigen Bedarf bei schneller Erreichbarkeit abdeckt, wenn sie überleben und wieder leben will. Die Neuordnung von Mietpreisen und Nutzungen kann den Neuanfang markieren – eine Chance für urbanere Städte und mehr Aufenthaltsqualität. Die Ideen reichen vom synergetischen Mixed-Use-Gebäude, wo der Vater sein Kind in die Kita geben und zum Arbeiten in den Makerspace gehen kann, bevor er in der Mittagspause seine Mutter im Wohnheim besucht, bis hin zum Café, das am Abend als Atelier fungiert.

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Was also, wenn wir die sinkenden Mieten der Haupteinkaufsstrassen als Chance nutzen? Das bedeutet ja nicht, dass sie später nicht wieder steigen können. Dieser Strukturwandel könnte der Beginn eines neuen, kommerziell besseren Gentrifizierungszyklus sein. Wie könnte das aussehen? In Phase eins sinken die bisherigen Mieten deutlich. Das zieht kreative und mutige Pioniere in Bestlagen, die mit wenig Geld, aber kulturellem Kapital der Innenstadt von morgen neues Leben einhauchen. In Phase zwei kommen professionellere Pioniere, die mit etwas mehr Geld mehr Wertschöpfung betreiben. Die Mieten steigen wieder. In Phase drei kommen die Gentrifizierer, die Infrastruktur und Preise verändern sich weiter. Und in Phase vier entdecken Besucher und Investoren die Innenstadt schliesslich als Ort des Kapitals. Neuer Zyklus, alte Logik. Derzeit stehen wir am Peak des alten Kreislaufs und die Akteure müssen sich die Frage stellen: Tausche ich jetzt Rendite und Sicherheit gegen neue Lebendigkeit und niedrigere Einnahmen? Kann dieser Neuanfang die Saat für die Rendite von morgen sein? Ich bin überzeugt: Gentrifizierung funktioniert umso besser, je mehr wir künftig in Phase eins und drei darauf achten, dass bei aller Verdrängung der Pioniere deren Geist nicht abhandenkommt. Wenn wir die Vielfalt aus Phase eins in Phase vier retten, stimmen künftig das urbane Lebensgefühl und die Rendite. Dann haben wir 2030 nicht nur immer gleiche monopolartige Filialisten in den Zentren, sondern ebenso Cafés, Ateliers und ein paar verrückte Andersdenkende.

STEFAN SCHILLINGER ist Managing Partner der ACCUMULATA Real Estate Group. www.accumulata.de


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GARTEN

DER BOOSTER FÜR DAS FRÜHJAHR NATURNAHER DÜNGER FÜR GARTENPFLANZEN von Georg Lutz

Pflanzen, die jetzt aus dem Winterschlaf in den Garten kommen, machen oft einen bemitleidenswerten Eindruck. Die Blätter sehen gelb aus und fallen nicht selten ganz ab. Da ist es höchste Zeit zu handeln. Dünger ist das Gebot der Stunde. Nur welcher passt? Die Chemiekeulen, als mineralische Dünger getarnt, sind aber eine Scheinlösung. Hiermit sieht die einzelne Pflanze zwar besser aus, das Mikroklima des Bodens leidet aber und seine Vielfalt wird untergraben. Da ein gesunder Boden die Grundlage für einen lebendigen Garten und prachtvolle Pflanzen ist, setzen immer mehr Gärtnerinnen und Gärtner auf naturnahes Gärtnern ohne Chemie und damit auf den Einsatz von Mikroorganismen-Präparaten. Seite 58 // bauRUNDSCHAU


GARTEN

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GARTEN

Wahrzeichen von Luzern: Die Kapellbrücke – Bepflanzung gepflegt mit Multikraft-Präparaten.

OHNE CHEMIE PFLANZENSTÄRKUNG MIT MIKROORGANISMEN-PRÄPARATEN von Lone K. Halvorsen

Ein blühender Park oder Garten mit einer Vielfalt an Pflanzen und Tieren – das ist der Traum vieler Naturliebhaberinnen und Naturliebhaber sowie Gartenfans. Eine Oase, in der Platz für Erholung geboten und das Artenreichtum gefördert wird, entspricht einem wachsenden Bedürfnis. Mit dem steigenden Bewusstsein, dass ein gesunder Boden die Grundlage für einen lebendigen Garten und prachtvolle Pflanzen ist, setzen immer mehr Gärtnerinnen und Gärtner auf naturnahes Gärtnern ohne Chemie und damit auf den Einsatz von Mikroorganismen-Präparaten. Seite 60 // bauRUNDSCHAU


GARTEN

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as «Stadtgrün Luzern» bewirtschaftet rund 150 Hektar öffentliche Grünund Freiflächen. Durch die Förderung vielfältiger Grünräume sorgt es für ein breites Nutzungsangebot und ein angenehmes Stadtklima. Der Betrieb, welcher für sein Engagement für lebenswerte und nachhaltige Grünräume mit dem Label «Grünstadt Schweiz» ausgezeichnet wurde und damit Pionier in diesem Bereich ist, setzt auch auf ein naturnahes Gärtnern ohne Chemie. 25 Park- und Grünanlagen, 105 öffentliche Kinderspielplätze, 16 Familiengarten-Areale, fünf Friedhöfe sowie

mehrere grössere Naherholungsgebiete bilden die grünen Lungen für das dicht besiedelte Stadtgebiet Luzerns. Entwicklung und Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen sowie Integration und Pflege des Grüns in der Stadt sind wichtige Voraussetzungen, um die Stadt für die Bevölkerung attraktiv zu machen und nachfolgenden Generationen als lebenswerte Umgebung zu erhalten. Aus diesem Grund hat die Schweizer Stadt 2017, gemeinsam mit weiteren Gemeinden, die Initiative für naturnahes Stadtgrün gestartet, die in ökologische Erholungsräume investiert

und dabei auch auf Präparate mit Mikroorganismen setzt.

NATURNAH KULTIVIERT Pestizide im Gartenbau und in der Landwirtschaft geraten immer mehr in die Kritik und werden gesellschaftlich immer weniger akzeptiert. Eine mittlerweile viel geschätzte Alternative zu konventionellen Pestiziden bieten Mikroorganismen-Präparate. Sie fördern das Bodenleben, die Wurzelbildung sowie den Umbau von organischem Material in Nährstoffe und verbessern die Bodenstruktur sowie die

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GARTEN

Keimfähigkeit von Saatgut. Zudem helfen sie, Schädlinge fernzuhalten und Krankheiten vorzubeugen. Das Ergebnis sind robuste, blühende Pflanzen und dies ganz ohne oder mit einem stark reduzierten Einsatz von synthetischen Pestiziden. Wie erfolgreich der Einsatz von Pflanzenstärkungsmitteln ist, wurde in Luzern deutlich bewiesen. So vertraut Stadtgrün Luzern mit dem zuständigen Leiter Zentrale Dienste Christoph Schoch bereits seit einigen Jahren bei der Zierpflanzenproduktion regelmässig auf Pflanzenstärkungsmittel des österreichischen Unternehmens Multikraft. Mit einem gesamtheitlichen Mix aus naturnahen Massnahmen gedeihen mittlerweile 160’000 Zierpflanzen auf 1 600 Quadratmetern Hochglas. «Wir arbeiten bereits seit geraumer Zeit mit rein organischem Dünger. Seit der Verwendung von effektiven Mikroorganismen konnten wir feststellen, dass sich nicht nur der Boden verbessert hat, sondern auch der Pflanzenaufbau kompakter geworden ist. Dies liegt unter anderem daran, dass wir mit den Multikraft-Präparaten sehr erfolgreich kultivieren können. So haben wir beispielsweise die Probleme mit echtem Mehltau und den Trauermückenlarven sehr gut unter Kontrolle», zeigt sich Christoph Schoch zufrieden. Dieser ausserordentliche Einsatz wurde im November 2017 mit dem Label «Grünstadt Schweiz» belohnt – dies als erste Stadt in der Schweiz. Zudem ist die gesamte Produktion seit 2021 mit der «Bio-Suisse-Knospe» zertifiziert.

BIOLOGIE UND CHEMIE Der erste Schritt für einen intakten Garten ist, mit der Natur zu arbeiten und deren natürliche Prozesse wiederherzustellen und zu stärken. Eine rein biologische und ebenso wirksame Boden- und Pflanzenpflege bieten Mikroorganismen-Präparate, die aus Hefen, Photosynthese- und Milchsäurebakterien, verschiedenen Pflanzenextrakten und organischen Säuren bestehen. Die Präparate werden ganz einfach über das Giesswasser und Blattspritzungen konsequent und präventiv ausgebracht. Im Boden reichern sie das mikrobielle Leben an, verstärken die Nährstoffaufnahme, unterstützen gegen negative Umwelteinflüsse, Krankheiten sowie Schädlinge und sorgen so auf natürliche Weise für prächtig gedeihende Pflanzen.

Christoph Schoch, Leiter Zentrale Dienste, Stadtgrün Luzern, im Gewächshaus mit «seinen» Pflanzen.

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Im Gegensatz zu synthetischen Pflanzenschutzmitteln haben Pflanzenstärkungsmittel wie Mikroorganismen-Präparate keine direkte Wirkung auf Schädlinge oder Krankheiten. Viel mehr stärken Mikroorganismen


GARTEN

die Pflanzen gegen Schädlinge und Krankheiten. Deshalb lautet hier die Devise: vorbeugen statt heilen. «Die konsequente Anwendung der entsprechenden Präparate und eine ausgewogene organische Düngung lassen so im Garten alles erfolgreich blühen und gedeihen. Das Ergebnis sind Pflanzen mit einer reichen Blüte, einem kompakten, üppigen Wachstum und das ganz ohne eine Hemmstoffbehandlung», erklärt Christoph Schoch. Humus als Geheimnis gesunder Pflanzen «Ernähre deinen Boden und du ernährst deine Pflanzen.» Nach diesem Prinzip lebten alte landwirtschaftliche Kulturen schon vor Jahrtausenden. Sie legten den Fokus auf den Humusaufbau und damit auf eine konsequente Kreislaufwirtschaft, zu der unter anderem auch Fruchtfolgen und die richtige Bodenbearbeitung gehören. Fruchtbare Böden zeichnen sich durch eine lockere, krümelige Struktur, reges Bodenleben und ausreichenden Humusgehalt aus. Sie sind porös, gut durchwurzelt und können Wasser sowie Luft gut aufnehmen und speichern. Um die Humusschicht zu erhalten, muss vor allem landwirtschaftlich bewirtschafteten Böden immer wieder organische Masse zugeführt werden. In früheren Zeiten war es üblich, Stallmist, Pflanzenrückstände, Gesteinsmehle oder Exkremente in die Böden einzuarbeiten. Organik galt als wertvoller Wirtschaftsdünger. Eine unglaubliche Vielzahl an Bodenlebewesen und Mikroorganismen ernährt sich von all der organischen Substanz, zersetzt und frisst sie, scheidet sie wieder aus und verwandelt sie so allmählich in Humus – eine perfekte Kreislaufwirtschaft, die für humusreiche Böden sorgt. «Mit der Zeit haben intensive Bodenbearbeitung, Monokulturen und Kunstdüngung zu verdichteten Böden geführt, die einen Grossteil an Humus, Bodenleben und Porenvolumen verloren haben. Heute gilt es, die Bedeutung des Humus für die Bodenfruchtbarkeit wieder verstärkt in den Fokus zu rücken, denn die Gesundheit der Böden ist die Grundlage allen Seins», erklärt Christoph Schoch.

GESUNDER BODEN ALS GRUNDLAGE FÜR DAS KLIMA Der Boden ist wesentlich mehr als nur ein Standort und eine Nährstoffquelle für Pflanzen. Funktioniert das Bodenleben, wachsen gesunde Pflanzen und Pestizide können reduziert oder ganz weggelassen werden. Ausserdem filtern und speichern gesunde Böden Regenwasser deutlich effektiver.

Blühende Stiefmütterchen bereit zum Auspflanzen in Luzern.

Das macht sie zur idealen Quelle für ausreichend Grundwasser und qualitativ hochwertiges Trinkwasser. Solche Böden sind somit nicht nur Wasserspeicher und Filter, sie tragen auch zum Erosionsschutz bei und wie die Meere gehören sie zu den grössten CO2-Speichern der Welt. «Aus diesem Grund benötigen wir eine ganzheitliche Landwirtschaft, die sowohl sozial, ökologisch als auch ökonomisch nachhaltig ist», erklärt Christoph Schoch. Nur durch einen sorgfältigen Umgang mit den Böden

können diese erhalten bleiben, wodurch sich die Ernährung der Bevölkerung und die Artenvielfalt der Pflanzen- und Tierwelt langfristig sichern lässt.

LONE K. HALVORSEN ist Redaktorin bei bauRUNDSCHAU. www.stadtluzern.ch

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ES GEHT AUCH ANDERS ALTERNATIVEN ZUM KLASSISCHEN BETON von Georg Lutz

Der Baustoff Beton ist bei Gebäuden immer noch Trumpf. Es können, das Hintergrundbild verdeutlicht dies, architektonisch spannende Lösungen realisiert werden. Beton hat aber den Ruf eines Energiefressers. Das lässt sich am gesamten Zyklus festmachen. Zunächst benötigt die Produktion Sand und Kies. Beides sind Materialien, die langsam knapp werden. Zentraler Punkt ist aber das benötigte Bindemittel Zement. Dieser hat nun eine verdammt schlechte Klimabilanz. Weltweit erzeugt die Produktion von Zement acht Prozent der Treibhausgase. Um Zement zu gewinnen, wird Kalkstein verfeuert. Schon dieser chemische Prozess setzt CO2 frei. Dazu kommt der Energieeinsatz bei der Herstellung. Inzwischen gibt es Recyclingbeton, aber auch hier braucht es das Bindemittel Zement. Es ist höchste Zeit, um an Alternativen zu arbeiten und sie marktfähig zu machen.



UMWELT & TECHNIK

NATURBAUSTOFF MIT HIGHTECH-POTENZIAL ÄSTHETISCHE UND NACHHALTIGE ARCHITEKTUR MIT LEHMPLATTEN von Georg Lutz

© Lehmorange

Eine klare Architektursprache und offene Raumkonzepte mit geraden und einfachen Formen liegen im Trend. Hinzu kommt das steigende Umweltbewusstsein bei Architekten und Investoren, denn Lüftungsund Klimaanlagen erhöhen den Energieverbrauch und stören oftmals die Raumoptik. Für den Innenausbau erweisen sich Lehmplatten als effektiv, um das Innenraumklima auf natürliche Weise zu optimieren.

Schnörkellose Architektur und maximale Raumausschöpfung: Als modernes Trockenbauelement regulieren Lehmplatten das Raumklima auf natürliche Art und ermöglichen so die Reduktion von mechanischen Raumluftanlagen.

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ebäudehüllen werden zunehmend dichter konstruiert und das Innenraumklima lässt sich so vollständig vom Aussenraum trennen. Damit dennoch ausreichend Frischluft zugeführt, Schimmelbildung vermieden und die Raumtemperatur auf einem angenehmen Niveau gehalten werden kann, werden neue Gebäude immer stärker technologisiert – so steigt der Anteil an mechanischer Gebäudetechnik für Heizung, Kühlung und Lüftung weiter an. Dabei klagen Nutzer von Gebäuden mit Lüftungsanlagen oft-

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mals über eine schlechte Luftqualität im Innenraum. Auch ist die mitunter komplexe Technik häufig kostenintensiv und hoch im Energiebedarf, wartungsaufwendig und störungsanfällig. Ein weiterer Faktor: Bei vielen mechanischen Raumluftanlagen müssen Decken abgehängt und Lüftungskanäle durch den Innenraum geführt werden. Diese Massnahmen widersprechen in vielen Fällen dem planerischen Anspruch an eine ästhetische Gebäudegestaltung und

dem Konzept einer effizienten Raumausschöpfung – ein Aspekt, der insbesondere in Ballungsgebieten zum Tragen kommt. Denn hier ist der Platz oft begrenzt und jeder Quadratmeter muss so effektiv wie möglich genutzt werden.

HEIZEN UND KÜHLEN OHNE TECHNIK Vor diesem Hintergrund suchen Architekten und Planer nach Lösungen zur Regulierung des Raumklimas, die sich möglichst ressourcenschonend sowie ästhetisch und


© Lehmorange

Feuchtigkeitsregulierende Eigenschaften haben Vorfahrt.

platzsparend in das Gebäude integrieren lassen. Naturnahe Baustoffe wie Lehm – verarbeitet zu speziellen Platten für den Innenausbau – bieten hier grosses Potenzial und können den notwendigen Anteil der Gebäudetechnik deutlich reduzieren.

UMWELT & TECHNIK

Hersteller wie Lehmorange machen sich die guten bauphysikalischen Eigenschaften und die hohe thermische Masse von Lehm zunutze und verarbeiten ihn zu einem natürlichen Trockenbauelement am Puls der Zeit. Schon seit Jahrhunderten hat sich Lehm als Baustoff bewährt: Das Baumaterial weist neben guten Schallschutzeigenschaften unter anderem eine hohe Wärmespeicher­ kapazität auf. So verbleibt die Wärme im Winter länger im Wohnraum und an heissen Sommertagen entfalten Innenwände aus Lehm eine angenehme Strahlungskälte. Auf diese Weise kann auf die Installation zusätzlicher Kühltechnik verzichtet werden. Diese Form der natürlichen Raumklima­ lösung schont zudem Ressourcen und trägt nachweislich zur Energieeinsparung bei.

RAUMKLIMA SCHONEND BEEINFLUSSEN Auch bei der Feuchteregulierung punkten die Lehmplatten – ein Thema, das vor allem bei der Altbausanierung oder auch bei Neubauten mit luftdichter Gebäudehülle besonders relevant ist. Die speziell hergestellten Platten nehmen überschüssige

Feuchtigkeit auf und geben sie bei Bedarf wieder an den Raum ab – eine Eigenschaft, die bei Lehmplatten besonders ausgeprägt ist. Damit schaffen sie ein behagliches Raumklima und machen eine zusätzliche Lüftungslösung zur Vermeidung von Schimmelschäden gänzlich überflüssig. Zudem neutralisieren sie Luftschadstoffe und absorbieren unangenehme Gerüche. Mit seinen Produkten bietet Lehmorange Architekten, Planern und Investoren eine ressourcenschonende Trockenbaukomponente, die das Errichten dauerhaft hocheffizienter Gebäude – auch ohne einen exorbitant hohen Technologisierungsgrad – ermöglicht und dabei die Bedürfnisse von Gebäudenutzern zu jeder Jahreszeit erfüllt.

GEORG LUTZ ist Chefredaktor von bauRUNDSCHAU. www.lehmorange.de

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KLIMAFREUNDLICHER BETON FÜR EINE KLIMANEUTRALE ZUKUNFT von Lone K. Halvorsen

© FH Münster / Katharina Kipp

Wird gebaut, kommt weltweit bei fast allen Neubauten Beton zum Einsatz. Für die Herstellung wird Zement benötigt und bei dessen Produktion fallen grosse Mengen an CO2-Emissionen an. Die weltweite Zementproduktion verursacht jährlich 2.5 Milliarden Tonnen CO2-Emmisionen und das zeigt auf, dass in diesem Bereich mit den nötigen Massnahmen vieles bewirkt werden kann. Auf einem guten Weg dorthin sind die Bauingenieurinnen und Bauingenieure der FH Münster, die ein Verfahren entwickelt haben, um einen neuen klimafreundlichen und idealerweise CO2-neutralen Beton herzustellen.

Prof. Dr. Jörg Harnisch zeigt die Bestandteile eines klassischen Drei-Stoff-Betons.

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mmer mehr Bauwerke aus Beton sind in die Jahre gekommen und werden abgerissen – übrig bleibt jede Menge Schutt. Dieser besteht aus verschiedenen Korngrössen – von sehr klein bis ganz grob –, die weiterverarbeitet werden müssen. Alles, was im mittleren bis groben Segment liegt, lässt sich in der Baubranche derzeit gut weiterverarbeiten. Mit dem feinen Pulver im Betonrezyklat, das an die Konsistenz von Mehl erinnert, gelingt das jedoch nicht ohne Weiteres. Darüber hinaus gibt es eine weitere Herausforderung beim Einsatz von Beton als Massenbaustoff: Zement. Dieser wird neben der Gesteinskörnung, dem Wasser sowie Zusatzmitteln und -stoffen benötigt, um Beton herzustellen. Er verursacht dabei aber fünf bis acht Prozent der CO2-Emissionen weltweit. Forscherinnen und Forscher der FH Münster hatten deshalb die Idee, einen völlig neuen Beton zu entwickeln, der klimafreundlich und idealerweise CO2-neutral ist – und unter anderem aus den Feinanteilen des Betonrezyklats besteht. Denn damit stellte das Team ein CO2-optimiertes Bindemittel her. «Das Bindemittel klebt die Gesteinskörner im Beton zusammen. Normalerweise geschieht das mithilfe des Zementleims», erklärt Prof. Dr. Jörg Harnisch.

EINE NEUE HERSTELLUNG VON ZEMENT Zement besteht aus Kalk und Ton. In der Herstellung wird er bei bis zu 1 450 Grad Celsius gebrannt. Dabei stammt ein grosser Teil der Energie nach wie vor aus fossilen Energieträgern – und das sorgt für einen erheblichen CO2-Ausstoss. Aber nicht nur hier entsteht CO2. Wird Kalkstein bei 1 450 Grad Celsius gebrannt, wandelt sich dieser unter Abgabe von erheblichen CO2Mengen zu Brandkalk um. Dieser Vorgang wird «Entsäuern» genannt, und der Anteil am Gesamtausstoss von CO2 beträgt rund 60 Prozent. Diese Menge wird also immer brennstoffunabhängig bei den derzeit eingesetzten Rohstoffen erzeugt. Prof. Dr. Jörg Harnisch fügt hinzu: «Unser Ansatz ist es daher, Zement zu ersetzen. Wir verwenden Metakaolin, ein thermisch speziell aufbereiteter Ton, und das feine Pulver aus dem Betonrezyklat. Letzteres haben wir vom Betonwerk Rekers bekommen, dessen Betonrezyklat aus der Produktion gut mit dem Rezyklat von der Baustelle vergleichbar ist.» Metakaolin verbrauche in der Herstellung zwar immer noch Energie, allerdings deutlich weniger als Zement. Zudem «entsäuert»

© FH Münster / Katharina Kipp

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Pia Gebken bei den ersten Bindemittelversuchen des Teams.

Ton nicht wie Kalkstein, sodass der CO2Ausstoss von dieser Seite auf ein Minimum gesenkt werden kann, so der Wissenschaftler. Statt mit Wasser arbeitet das Team mit einer hochalkalischen Aktivatorlösung – dem dickflüssigen Natrium-Wasserglas. «Dieser Prozess ist sehr komplex», sagt Pia Gebken. «In dem Pulver gibt es amorphe Alumosilikate, die eine grosse chemische Reaktionsfreude besitzen. Wir lösen diese mit dem Wasserglas zunächst an. In einem zweiten Schritt verbinden sich die angelösten Elemente zu neuen, festen Strukturen. Dieser Vorgang wird auch als Polymerisation bezeichnet und ist vor allem in Zusammenhang mit Kunststoffen bekannt. Dadurch entsteht das neue Bindemittel, mit dem wir die Gesteinskörner zusammenkleben», erklärt die wissenschaftliche Mitarbeiterin.

TECHNISCH NUTZBARE FESTIGKEIT Drei Jahre lang haben die Bauingenieurinnen und Bauingenieure daran geforscht. Dabei entpuppte sich vor allem das richtige Verhältnis von Metakaolin und Rezyklat als

grosse Herausforderung: Ein zu hoher Anteil von Rezyklat führt dazu, dass die Festigkeit nicht besonders hoch ist. Aber auch die Zusammensetzung der Aktivatorlösung spielt eine grosse Rolle und wurde in ausgiebigen Testreihen beleuchtet. Die Prüfungen an Festmörtel und -beton hat Ingo Fenneker durchgeführt und begleitet. Er führte im bautechnischen Zentrallabor der Hochschule Belastungstests in dreistelliger Anzahl durch. «Letztendlich ist es uns gelungen, funktionierende Betone zu entwickeln, die unter Baustellenbedingungen hergestellt werden können und eine technisch nutzbare Festigkeit aufweisen. Vorsicht ist aber beim Einsatz der alkalischen Lösung angesagt», so Harnisch. Besonders gut funktioniere Beton, der zu 75 Prozent aus Metakaolin und 25 Prozent aus Rezyklat besteht. «Dieser ist mit 30 Newton pro Quadratmillimeter belastbar, was einem normalen Beton im heutigen Hausbau entspricht», sagt Fenneker. Die Festigkeit sinkt leicht, wenn der Beton zu 50 Prozent aus Metakaolin und zu 50 Prozent aus Rezyklat besteht – er ist

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© FH Münster / Katharina Kipp

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Dass es mit seinem Ansatz tatsächlich Beton herstellen kann, ist ein grosser Erfolg für das Team.

über 200 Kilogramm pro Kubikmeter. Beton mit viel Metakaolin und weniger Rezyklat reduziert dies um 42 Prozent, Beton mit mehr

© FH Münster / Katharina Kipp

aber immer noch sehr gut nutzbar. Und die Folgen für die Umwelt sind deutlich: Normaler Beton erzeugt ein CO2-Äquivalent von

Rezyklat um 50 Prozent. Ein weiterer Vorteil: Die verbleibende Energie ist vornehmlich Prozessenergie, die in der Zukunft idealerweise aus regenerativen Quellen stammt. Dann wäre der neue Beton klimaneutral.

BETON GEGEN UMWELTEINFLÜSSE Fertig ist das Team damit aber noch nicht: Im nächsten Schritt will es untersuchen, wie dauerhaft der neue Beton ist – wie gut er also gegen Frost, Temperatur- und Feuchtebeanspruchung gewappnet ist. Und es gilt herausfinden, wie lange der Beton den darin verbauten Bewehrungsstahl sicher vor Korrosion schützt. «Ausserdem wollen wir einen Beton mit noch höherer Festigkeit entwickeln. Was wir jetzt schon erreicht haben, ist für uns ein grosser Erfolg. Da steckt aber noch viel Potenzial drin, das wir ausschöpfen wollen. Irgendwann komplett klimaneutralen Beton zu produzieren, wäre grossartig, denn Bauen ohne Beton wird es auch in Zukunft nicht geben», so Harnisch.

LONE K. HALVORSEN ist Redaktorin bei bauRUNDSCHAU. Ingo Fenneker führte Belastungstest in dreistelliger Zahl durch.

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© FH Münster / Frederik Tebbe

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Christine Hornbergs hat in ihrer Masterarbeit ein Software-Template erstellt, um Unternehmen den Einsatz der BIM-Methode zu erleichtern.

WEITERENTWICKLUNG BIM-METHODIK IN DER BAUBRANCHE von Georg Lutz

Die sogenannte BIM-Methode – das Building Information Modelling – hilft, den Bau eines Gebäudes effizienter zu planen und durchzuführen. Mit einem Software-Template lassen sich dabei die verschiedenen Planungsphasen visualisieren. Eine junge Wissenschaftlerin hat hierfür jetzt Zeichen gesetzt.

W

er das Kürzel BIM verwendet, ist auf der Höhe der Zeit. Allerdings klaffen zwischen Theorie und Praxis immer noch Lücken. «Wer BIM einsetzt, spart Zeit und Kosten», weiss auch Christine Hornbergs. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt der FH Münster ist Expertin für die BIM-Methode, denn sie hat ihre Masterarbeit zum Thema geschrieben, die mit dem Hochschulpreis ausgezeichnet worden ist. «Mit BIM erstellen Fachplanerinnen und -planer im Vorfeld des Baus ein digitales Modell des jeweiligen Gebäudes. Sie können dann potenzielle Fehler eines Gebäudeplans erkennen und beheben sowie generell alle Informa-

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tionen zum Bauprozess in diesem Modell sammeln und für alle Beteiligten verfügbar machen.» Dies erleichtert die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Personen.

NOCH LUFT NACH OBEN Zwar sei die Baubranche über die Methode im Bilde, doch werde sie, so Hornbergs, noch nicht ganzheitlich genutzt. In ihrer Arbeit «Konzeptentwicklung für eine plattformgestützte Zusammenarbeit im Sinne der BIM-Methodik in der technischen Gebäudeausrüstung» hat sie deshalb einen Leitfaden entwickelt, mit dem BIM im planenden Unternehmen implementiert werden kann. Zudem hat sie ein

Template für die cloudbasierte SoftwarePlattform «Plannerly» erstellt, auf das Firmen nun zugreifen können. Für den Leitfaden hat Hornbergs eine Umfrage in einem Ingenieurbüro durchgeführt, das die Methodik bei sich gerade eingeführt hatte. Dort wollte sie herausfinden, welche Probleme bei der Arbeit mit BIM bestehen, und darauf aufbauend herausstellen, wie der Prozess strukturiert werden kann. Mit dem «Plannerly»-Template hat Hornbergs daraufhin einen Standard für Planungsphasen entwickelt, um zu visualisieren, was die Beteiligten bei einem Bau zu welchem Zeitpunkt zu liefern haben. «So kann jeder den Fortschritt und die Check-


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liste für die Arbeit am Gebäude einsehen. Die Plattform bringt Technisches und Organisatorisches zusammen», erklärt die 30-Jährige. Das Template soll frei verfügbar sein.

DER GESAMTE LEBENSZYKLUS Das Thema hat die Wissenschaftlerin interessiert, weil sie gern eine Masterarbeit verfassen wollte, von der die Branche profitieren kann. «In der Baubranche gibt es den Wunsch, die BIM-Methodik über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes anwenden zu können – vom Entwurf über den Bau bis zum Rückbau», so Hornbergs.

«Wer mit BIM arbeitet, kann Informationen über bestimmte Bauteile hinterlegen und zum Beispiel feststellen, ob Anlagen gewartet oder ausgetauscht werden müssen. Es entsteht ein digitaler Zwilling des Gebäudes.» Derzeit ist die Veröffentlichung der Arbeit in Buchform im Springer-Verlag in Vorbereitung. «Die Masterarbeit spiegelt sehr detailliert die aktuelle Situation bei der Anwendung der BIM-Planungsmethode in kleinen bis mittleren Planungsbüros wider», resümiert Prof. Dr. Carsten Bäcker, der die Masterarbeit als Erstprüfer betreut hat. «Die grundlegenden

Recherchen, Darstellungen des Standes der Technik, Untersuchungen zur strategischen Implementierung der BIM- Methodik sowie die Entwicklung des Werkzeugs führte Frau Hornbergs auf hohem wissenschaftlichen Niveau und mit einem beachtenswerten Zielerreichungsgrad durch.»

GEORG LUTZ ist Chefredaktor von bauRUNDSCHAU. www.fh-muenster.de/bau/labore/lab_bim

Der digitale Zwilling ist abbildbar und Informationen können hinterlegt werden.

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Auch die gute Optik zählt: Einfamilienhaus in Münchenstein, Architekt Wannerpartner Architekten GmbH, Muttenz.

PRÄSENZ FÜR DIE SONNE ELEKTROTECHNIK DER ZUKUNFT von Philipp Obrist

Die Zukunft steht nicht in den Sternen, sondern in der Sonne. Und wer etwas für die Umwelt tun möchte, kann von diesem Energielieferanten in vielen Bereichen profitieren.

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er möchte nicht etwas für die Umwelt tun und dabei optimal von der Sonne als Energielieferanten profitieren? Heute kommt die Installation einer Ladestation für das neu sanierte Haus oder das neue Unternehmensgebäude dazu. Zu allen Themen der Solar-, Elektro-, E-Mobility- und Kommunikationstechnik – von der Energieproduktion über die Beleuchtungstechnik und Automation bis zur Kommunikation – bietet das Elektrounternehmen Selnet AG mit Sitz in Pratteln massgeschneiderte und wirtschaftliche Lösungen. Mit motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unter Einbezug modernster Kommunikationstechnik, Werkzeugen und Prozessen wird eine hohe Effizienz und

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Wettbewerbsfähigkeit angestrebt. Dank der Zugehörigkeit zur Selmoni-Gruppe entfaltet das Unternehmen auf der ganzen Bandbreite der Elektrotechnik seine Stärken. Mit den verschiedenen Geschäftsfeldern werden alle Bedürfnisse, die sich im Gewerbe-, Industrie-, Dienstleitungs-, Pharma- und Wohnungsbau sowie für das Gesundheitswesen bis hin zur Grossbank ergeben, abgedeckt.

PHOTOVOLTAIK AUF DEM VORMARSCH Heute stammt lediglich ein kleiner Anteil des Strombedarfs der Schweiz aus Photovoltaikanlagen. Da gibt es noch viel Luft nach oben. Rund 20 Prozent sollen es der-

einst, dank der Energiestrategie 2050, sein. Eine Photovoltaikanlage kann sich zu einem Investment entwickeln, denn aus der Sonnenenergie kann Rendite erwirtschaftet werden. Um das Ziel der Energiestrategie 2050 zu erreichen, ist der Ausbau von Photovoltaikanlagen zentral. Als Solarprofis beraten, planen, realisieren, überwachen und warten die Experten der Firma Selnet Photovoltaikanlagen. Als neutrale Elektrofachleute sind wir keinem Lieferanten gegenüber verpflichtet. So bekommt der Kunde genau die Lösung und die Produkte, die für das jeweilige Objekt und die örtlichen Begebenheiten optimal sind. Um den Eigenverbrauch der Anlage zu optimieren, empfiehlt es sich, damit auch die


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turen aus. Dank mehrjähriger Erfahrungen kann daher eine sichere Ladeinfrastruktur aufgebaut werden, welche den Normen entspricht. Auch wer das eigene Fahrzeug mit dem eigenen Solarstrom aufladen möchte, ist bei den Verantwortlichen von Selnet richtig. Im Auftrag von Primeo Energie hat das Unternehmen unter anderem die Schnelladestationen am Rastplatz Mühlematt in Tenniken installiert. In beiden Fahrtrichtungen (Ost und West) wurden jeweils zwei 175-Kilowatt-Schnelladestationen und eine 50-Kilowatt-Ladestation installiert. Geladen wird direkt mit einer DC-Ladestation von der Säule in die Batterie des Fahrzeugs, jeweils ab einer Trafostation mit 1000-Ampere-Anschluss pro Fahrtrichtung. Die Anlage ist bereits in Betrieb und wird häufig genutzt. Der Betreiber Move bietet neben diesem Standort insgesamt 80’000 Ladepunkte in Europa an. Das Schnelladenetz in der Schweiz, das ohnehin schon gut ist, wird

so weiter verdichtet und die Ladezeiten werden verkürzt.

INNOVATIONEN UND SANIERUNGEN IM EIGENHEIM Sanierungen von Eigenheimen in der Schweiz sind oftmals leider immer noch Pinselrenovierungen. Auch hier gibt es im Rahmen der neuen Energiestrategie Handlungsbedarf. Ist eine Immobilie in die Jahre gekommen, sollte die Sanierung, wie bei einem Neubau üblich, sorgfältig geplant werden. Das Team von Selnet ist auf solche Anliegen spezialisiert und mit den Projektleitern können innovative Ideen für das Projekt beraten werden. Von der Einzimmerwohnung bis hin zum Palast und von der Planung bis zur Ausführung werden hier sämtliche Aufgaben übernommen und mit den engen Kontakten zu anderen Gewerken kann ein Rundumsorglos-Paket angeboten werden.

vorhandenen Elektrofahrzeuge zu laden. Die Beratung, Planung, das Engineering, die Überwachung und Wartung von Anlagen auf dem Dach oder integrierten Anlagen an der Fassade oder auf dem Dach können optimal geplant, ausgeführt und überwacht werden.

ELEKTROMOBILITÄT ALS INVESTITION IN DIE ZUKUNFT Die heutige E-Mobility ist schnell, sicher und effizient. Allerdings sind dadurch auch die Erwartungen an die Ladestationen gestiegen. Sie entwickeln sich rasch weiter. Daher müssen die Kunden ein zeitgemässes und zukunftsfähiges Produkt erhalten. Ob zu Hause, im Unternehmen oder für den öffentlichen Bereich – von einer kleinen Wechselstrom-Ladestation bis zur Gleichstrom-Schnellladestation mit automatischem Abrechnungssystem kann bei den Solarprofis alles realisiert werden. Das Unternehmen baut nicht nur das Netz an Ladestationen aus, es ist zudem als «Move»Installationspartner tätig und führt Planungen und Realisierungen von Ladeinfrastruk-

Ladestationen am Rastplatz Mühlematt in Tenniken.

Der Neubau der Firma Selmoni wurde mit Photovoltaik ausgerüstet.

Selnet AG | Hohenrainstrasse 10 | CH-4133 Pratteln | Tel.: +41 (0) 61 377 60 60 | info@selnet.ag | www.selnet.ag

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© Jungmann Systemtechnik

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Der neu gestaltete Produktionsleitstand.

FLEXIBEL NUTZBARE GROSSBILDWAND ERHÖHTE KONZENTRATIONS- UND LEISTUNGSFÄHIGKEIT von Iris Gehard

Für eine konstant hohe Produktqualität im Werk von HeidelbergCement in Ennigerloh sorgt ein hochmoderner, komplett neu gestalteter Leitstand, der alle Anlagenteile und Herstellungsprozesse umfassend überwacht. Ein Kontrollraum mit zwei ergonomischen Arbeitsplätzen und flexibel einsetzbarer Technik mit proaktiver Grossbildwand stellt ein angenehmes Arbeitsumfeld sowie kürzere Reaktionszeiten im Eventfall sicher.

B

ereits seit 1909 wird am HeidelbergCement-Standort Ennigerloh Zement produziert. Für die Herstellung wird zunächst Kalkmergel aus den eigenen Steinbrüchen zusammen mit hochprozentigem Kalksteinmaterial aus dem Sauerland als Schotter dosiert oder den Rohmühlen zugeführt. Das gebrochene Material wird in der Rohmühle durch die Ofengase getrocknet, mehlfein gemahlen und danach zur Homogenisierung in Silos zwischengelagert.

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Beim Brennvorgang in der Drehofenanlage entsteht daraus bei einer Temperatur von etwa 1 450 Grad Celsius mittels Sinterung Zementklinker, aus dem anschliessend in weiteren Mahlprozessen das Endprodukt Zement gewonnen wird. Die präzise Überwachung der aufwendigen Herstellungsschritte erfolgt durch einen Produktionsleitstand mit zwei Arbeitsplätzen. So wird eine gleichbleibend hohe Qualität des Endprodukts sichergestellt.

Bis Mitte 2020 wurde diese essenzielle Aufgabe von Räumlichkeiten aus vorgenommen, deren Einrichtung und technische Ausstattung etwas in die Jahre gekommen waren. So befanden sich am etwa acht Meter langen Kontrollraumpult zuletzt insgesamt 24 Einzelmonitore mit starren, unflexiblen Anzeigen sowie eine Vielzahl von Tastaturen und Mäusen. Vier Generationen Leittechnik kamen dort zusammen. «Für die Mitarbeiter war es eine


© Jungmann Systemtechnik

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Der alte Produktionsleitstand.

Herausforderung, bei dieser Fülle an Hardware die Übersicht zu behalten», sagt Volker Weimer von der Jungmann Systemtechnik GmbH & Co. KG (JST), die mit Planung und Realisierung eines neuen Leitstands beauftragt wurde. «Wurde etwa an einem der weit links am Pult befindlichen Rechner eine Eingabe getätigt und danach etwas an einem ganz rechtsstehenden Monitor überprüft, musste der Operator den ganzen Tisch entlangrollen. Das hat natürlich die Reaktionszeit beeinträchtigt.» Alle 32 Bildschirme im Blick zu behalten, war für einen überwiegend alleine agierenden Leitstandfahrer eine grosse Herausforderung. «Die Steuerungsfunktionen waren für die Mitarbeiter sehr aufwendig», bestätigt auch Heinz Bröker, Betriebsleitung Zementwerk Ennigerloh. HeidelbergCement entschied sich daher, einen modernen, ergonomischen Kontrollraum einzurichten, der einen deutlich besseren Überblick über alle Prozesse gewähren sollte.

TEAMVIEW MIT GROSSBILDSYSTEM JST designte einen repräsentativen Produktionsleitstand mit zwei Arbeitsplätzen, dessen Ausstattung es einem einzigen

Mitarbeiter ohne Probleme erlaubt, die gesamte Anlage zu bedienen und zu überwachen. Einen wesentlichen Anteil daran hat das neu installierte Grossbildsystem, welches sich durch die damit verbundene, spezielle Hard- und Software passgenau und flexibel steuern lässt: Das sogenannte Multi­ Consoling gestattet es, Monitore zu korrelieren, sodass sich der Operator immer die Anzeige, die er gerade benötigt, auf einen der eigenen Bildschirme am Arbeitsplatz oder die Grossbildwand aufschalten kann. Dadurch liess sich die Menge der Monitore im Produktionsleitstand des Zementwerks Ennigerloh in Summe deutlich reduzieren. «Jeder der beiden Arbeitsplätze ist mit Multikonsolen bestehend aus lediglich vier Bildschirmen sowie jeweils einer Tastatur und Maus ausgestattet», sagt Weimer. «An der Grossbildwand befinden sich weitere sechs Displays mit besonders schmalen Rahmen, die zu Teamview-Zwecken eingesetzt werden können.» Dank der MultiConsoling-Funktion MouseHopping lassen sie sich ebenfalls mit der am Pult vorhandenen Maus-Tastatur-Einheit bedienen. So ist es möglich, alle für den Gesamtüberblick notwendigen Quellen auf die Display-

Wall beziehungsweise auf die Arbeitsplätze aufzuschalten. Die benötigten Anzeigen werden je nach Bedarf kurzfristig verschoben und bearbeitet.

SEKUNDENSCHNELL ANGEPASST Situationsbezogene Anpassungen lassen sich in Sekundenschnelle über das sogenannte CommandPad realisieren, ein direkt ins Operatorpult integriertes Touchdisplay. Das Pad ist mit der interaktiven Bedienoberfläche myGUI ausgestattet, die ein 3-D-Layout der gesamten Kontrollraum­ infrastruktur widerspiegelt. Links an der Seite sind alle benötigten Quellen abgebildet, die über individualisierbare Icons einfach auf Arbeitsplatzmonitore oder die DisplayWall gezogen und dort bedient werden. Das sorgt besonders in Stresssituationen für eine sichere Steuerung: «Wenn eine Störung eintritt, müssen die Operator schnell die relevanten Kamera- beziehungsweise Anlagenbilder finden, um das Problem beheben zu können», erklärt Weimer. Hierfür können auch sogenannte myActions genutzt werden – vordefinierte Szenarien, die in der myGUI hinterlegt und mit nur einem Touch auf dem CommandPad

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aufrufbar sind. Zusammen mit dem intuitiven Bedienkonzept verkürzt diese Funktionalität beispielsweise bei Temperaturüberschreitungen im Drehofen die Reaktionszeit der Mitarbeiter und erleichtert so die Einhaltung der hohen Qualitätsstandards bei HeidelbergCement.

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GROSSBILDWAND IM FOKUS

Die DisplayWall enthält akustikhemmende Materialien, die auch die Klimatisierung integrieren. © Jungmann Systemtechnik

Um angenehme Arbeitsbedingungen für die Anlagenfahrer zu schaffen, wurde im Kontrollraum ein ausgeklügeltes Klima-, Licht- und Akustikkonzept umgesetzt, für das die Grossbildwand erneut eine zentrale Rolle spielt. «Die DisplayWall ist nicht nur mit akustikhemmenden Materialien ausgeführt, dort ist auch die Klimatisierung integriert», erläutert Weimer. Die kühle Luft strömt durch Lüftungsgitter unterhalb der Displays in die Leitwarte, steigt diagonal nach oben und kühlt den Raum, bevor sie oberhalb der an der Leitstand-Rückwand installierten Pantryküche lautlos abgesaugt wird. Mit 50 mal 50 Zentimetern sind die Luftauslässe in der DisplayWall besonders gross, wodurch das gesamte Luftvolumen im Raum mit einer sehr geringen Strömungsgeschwindigkeit ausgetauscht werden kann. Dies sorgt dafür, dass keine Zuglufterscheinungen entstehen, die das Wohlbefinden der Bediener beeinträchtigen könnten. Die Mitarbeiter sind zudem durch die ergonomischen, höhenverstellbaren Kontrollraumpulte geschützt, die mit dem Boden abschliessen. «Das neue Klimakonzept ist absolut überzeugend», urteilt Bröker.

Darüber hinaus wurden im neuen Produktionsleitstand in Ennigerloh auch zwei OPAL-X11-Akustik-Deckensegel installiert, die in Form und Anbringung genau an die darunter befindlichen, halbrunden Pulte angepasst sind. Diese von JST in Zusammenarbeit mit Experten aus den Bereichen Raumakustik und Lichtdesign neu konzipierte Lösung besteht aus einem Material mit einem aw-Wert von 0.8. «Das bedeutet, dass rund 80 Prozent des darunter befindlichen Sprechschalls durch das Segel absorbiert werden», erläutert JST-Berater Dirk Lüders, der die Entwicklung des Segels unterstützt hat. «Das Ergebnis ist die Verringerung der Nachhallzeit und somit eine bessere Akustik an diesem Arbeitsplatz.»

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Die Monitore an den Arbeitsplätzen lassen sich individuell einstellen und über bewegliche 3-D-Gelenkarme parabolisch anordnen. © Jungmann Systemtechnik

DECKENSEGEL VERHINDERT SPRECHSCHALL

In den Räumlichkeiten befindet sich eine proaktive Grossbildwand, die beispielsweise als Teamview-Möglichkeit genutzt werden kann.


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Die Akustik-Deckensegel entsprechen in Form und Ausrichtung genau den darunter befindlichen, halbrunden Pulten.

nissen kann dabei direkt über das CommandPad am Pult erfolgen.

INTEGRIERTES ALARMLIGHT UND AUDIOSYSTEM Zusätzlich lässt sich auch das AlarmLight ins Deckensegel integrieren. Diese spezielle Beleuchtung für Leitwartenarbeitsplätze und Grossbildwand ist vom Monitoringsystem ansteuerbar und kann bei einer eingehen-

© Jungmann Systemtechnik

Zudem wurde das Segel mit Human Centric Lighting (HCL) ausgestattet, das einen Wechsel der Farbwerte zwischen Kaltund Warmweiss ermöglicht. So kann der Farbverlauf dem des Tageslichts nachempfunden werden, was die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit der Operator beispielsweise bei Nachtschichten unterstützt. Die Einstellung der Lichtfarbe entsprechend den individuellen Bedürf-

den Fehlermeldung blinken oder die Farbe wechseln. Kombiniert wurde das Deckensegel ausserdem mit einem Audiosystem, das eine zielgerichtete Soundausgabe oberhalb des Bedieners ermöglicht und das AlarmLight durch akustische Signale unterstützen kann. So lassen sich eingehende Alarme selbst dann nicht übersehen, wenn sich der Mitarbeiter gerade nicht direkt an seinem Arbeitsplatz befinden sollte. «Die Segel sind nicht nur ein optisches Highlight, sie schaffen eine perfekte Raumatmosphäre, blendfreies Licht und eine optimale Akustik», so Bröker über die Innovation. Seit August 2020 ist der neue Produktionsleitstand in Ennigerloh im Einsatz. Der Auftraggeber ist mit dem Verlauf des Projekts und der modernen Ausstattung sehr zufrieden: «Erst die JST-Technologie hat uns die Gelegenheit gegeben, die Aufgaben aus allen Leittechniken zu bündeln und damit den Übergang in eine entspannte Arbeitsumgebung zu ermöglichen», resümiert Bröker.

IRIS GEHARD ist freie Redaktorin aus München. Das schallabsorbierende Deckensegel mit integrierter HCL-Lichtquelle fördert die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden.

www.heidelbergcement.de/de/ennigerloh www.jungmann.de

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© Fronius International GmbH

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FRONIUS TAURO VOLLE LEISTUNG FÜR PHOTOVOLTAIK von Fronius International

Fronius Tauro ist der flexible und leistungsstarke Wechselrichter für gewerbliche Photovoltaik-Systeme und nun auch in der 50-Kilowatt-Leistungsklasse erhältlich. Der robuste Commercial-Wechselrichter unterstützt dabei, Photovoltaik-Grossanlagen noch wirtschaftlicher zu betreiben. Er bringt selbst bei widrigsten Umweltbedingungen die volle Leistung und maximale Erträge. Gleichzeitig punktet er durch minimale betriebliche Gesamtsystemkosten, eine smarte Steuerung und ein offenes System. Zu guter Letzt bietet er einen grossen Gestaltungsspielraum beim Anlagendesign und spart durch seinen nachhaltigen Aufbau sowohl Zeit als auch Geld.

Kostenoptimierung, Langlebigkeit, Designflexibilität und effizienter Service zeichnen die «Fronius Tauro»-Commercial-Wechselrichter aus.

S

eit Mai letzten Jahres ist der Fronius Tauro ECO am Markt und nun folgt der Fronius Tauro. Unter dem Produktclaim «Designed to perform» bilden sie gemeinsam ein unschlagbares Duo, wenn es um kosteneffiziente und gleichzeitig flexible Projekte geht. Jeder für sich bietet einzigartige Vorteile, die je nach Anforderungen der Photovoltaik-Anlage ausgespielt werden. Den Fronius Tauro gibt es in der 50-Kilowatt-Leistungsklasse. Er hat drei MPP-

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Tracker und einen sehr breiten Eingangsspannungsbereich, weshalb er vor allem bei anspruchsvollen Photovoltaik-Aus­le­ gung­e n punktet. Der Tauro ECO verfügt über einen MPP-Tracker, ist effizient, kostenoptimiert und in den Leistungsklassen 50, 99.99 und 100 Kilowatt verfügbar. «Kostenoptimierung, Langlebigkeit, Designflexibilität und effizienter Service  – das macht unsere «Fronius Tauro»-Commercial-­ Wechselrichter aus», fasst Martin Hackl, Global Director der Business Unit Solar

Energy, Fronius International GmbH, die Vorteile zusammen.

HÖCHSTE ERTRÄGE UNTER ALLEN UMSTÄNDEN «Ein guter Commercial-Wechselrichter muss langlebig und robust sein», sagt Jasmin Gross, Produktmarketing, Fronius International GmbH. «Wir haben den Fronius Tauro entwickelt, um selbst widrigsten Umweltbedingungen zu trotzen und in jedem Fall höchste Erträge zu liefern.»


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Ein doppelwandiges Gehäuse und die aktive Kühlung sorgen für Langlebigkeit und Robustheit, bei gleichzeitig voller Leistung. Dank der Schutzklasse IP 65 und der einzigartigen Kühltechnologie kann der Wechselrichter selbst im ungeschützten Aussenbereich und bei direkter Sonneneinstrahlung ohne zusätzliche Schutzvorrichtung montiert werden.

den. Von der Inbetriebnahme mit Solar.start über das Monitoring mit Solar.web bis hin zum Support mit Solar.SOS unterstützen die digitalen Fronius-Tools den Installateur bei jedem Schritt. Dank der offenen Systemarchitektur lassen sich auch DrittanbieterKomponenten einfach integrieren.

MINIMALE GESAMTKOSTEN DURCH SMARTES DESIGN

Sowohl hängend auf einer Aufständerung als auch flach am Boden liegend, kann der

SPIELRAUM BEI ANLAGENDESIGN UND INSTALLATION

Die innovative Systemarchitektur macht den Fronius Tauro besonders flexibel im Anlagendesign. Der Wechselrichter ist smart, schnell installiert und effizient in der Wartung. Im Servicefall genügt es, das betroffene Leistungsteil vor Ort auszutauschen. Das sichert einen stabilen Betrieb und macht den Service schnell und kostengünstig.

NACHHALTIGKEIT UND EINZIGARTIGER SERVICE

Der Commercial-Wechselrichter Fronius Tauro macht Photovoltaik-Grossanlagen wirtschaftlicher.

Der Fronius Tauro zeigt zudem, dass sich Nachhaltigkeit in jeder Phase des Produktlebenszyklus lohnt. Er ist auf Beständigkeit ausgelegt und im Servicefall können die betroffenen Einzelteile direkt vor Ort ausgetauscht werden. In Kombination mit den digitalen Support-Tools wie dem Fronius Solar.SOS entsteht ein effizienter Service, der sowohl Zeit spart als auch Ressourcen schont.

© Fronius International GmbH

Wie alle Fronius-Produkte kann der Tauro bequem per Smartphone oder am Desktop überwacht, gesteuert und gewartet wer-

Wechselrichter platziert werden. Die Commercial-Wechselrichter wurden für den Einsatz in einem zentralen und dezentralen Anlagendesign optimiert. Dieser grosse Gestaltungsspielraum macht den Installateur maximal flexibel und wirkt sich zudem positiv auf die Kosten aus. Zusätzliche Kostenoptimierung erfolgt durch das sogenannte AC Daisy Chaining. Dabei reduziert sich, durch die Verkettung der Wechselrichter, der Bedarf an Zusatzkomponenten und Verkabelungen.

Der Fronius Tauro ist schnell installiert und effizient in der Wartung.

Fronius Schweiz AG | Oberglatterstrasse 11 | CH-8153 Rümlang | Tel.: +41 (0) 848 376 64 87 | pv-sales-swiss@fronius.com | www.fronius.ch

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ELEKTROMOBIL UND PUFFERSPEICHER IN EINEM BASLER PROJEKT ERFORSCHT NUTZEN VON E-AUTOS FÜR DAS STROMNETZ Die Elektromobilität soll einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung der Klimaerwärmung leisten. Dafür muss die wachsende Zahl an Elektroautos einschliesslich der Ladestationen in die bestehende Stromversorgung integriert werden. Das ist eine grosse Herausforderung – und schafft gleichzeitig neuartige Möglichkeiten für einen «klugen» Betrieb des Stromnetzes. Ein Forschungsprojekt im Basler Neubauareal «Erlenmatt Ost» zeigt, dass sich Elektroautos zugleich für Carsharing und Zwischenspeicherung von Solarstrom nutzen lassen. von Dr. Benedikt Vogel, im Auftrag des Bundesamts für Energie (BFE)

Die Überbauung Erlenmatt-Ost unweit des Badischen Bahnhofs in Basel ist als «Zusammenschluss zum Eigenverbrauch» (ZEV) organisiert. Sie verfügt über eine eigenständige Stromversorgung, die von der ADEV Energiegenossenschaft betrieben wird

A

uf dem Gelände Erlenmatt-Ost in Basel entstand in den letzten Jahren ein Quartier mit 200 Wohnungen für 650 Menschen. Die zentrumsnahe Überbauung ist als «autoarmes Areal» konzipiert, die Tiefgarage umfasst lediglich 70 Stellplätze. Dafür finden Mieterinnen und Mieter hier zwei Elektromobile  – einen Nissan Leaf und einen Nissan Evalia –, die sie gegen eine Gebühr nutzen können.

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Erlenmatt-Ost ist ein «Zusammenschluss zum Eigenverbrauch» (ZEV), das heisst, die Überbauung versorgt sich über ein eigenes Stromnetz mit Solarstrom. Dieser stammt aus mehreren Solaranlagen mit insgesamt 650 Kilowatt-Peak Leistung, die aufs Jahr gesehen rund ein Drittel des Bedarfs für Strom, Heizung, Warmwasser und E-Mobilität decken. Betreiberin des ZEV ist die ADEV Energiegenossenschafts-Gruppe in Liestal (BL). Reicht der eigene Solarstrom

nicht aus, kauft die ADEV den fehlenden Strom von zwei Kleinwasserkraftwerken bei Gerlafingen über die Fleco Power AG zu.

BATTERIEAUTOS PUFFERN SOLARSTROM Der ZEV Erlenmatt-Ost war in den letzten Jahren Schauplatz eines Forschungsprojekts zur Elektromobilität, das in einer ersten Pilotphase (2017 – 2018) vom Amt für Umwelt und Energie des Kantons Basel-Stadt und


Die unterirdische Einstellhalle verfügt über 70 Stellplätze. Dort stehen auch die zwei Carsharing-Elektromobile mit bidirektionalen Ladestationen. Unterdessen gibt es vier weitere Stellplätze mit (monodirektionalen) Ladestationen, die Mieter zur privaten Nutzung eingerichtet haben.

ab 2019 vom Bundesamt für Energie finanziell unterstützt wurde. Im Zentrum des Projekts standen die zwei Elektromobile in der Tiefgarage. Das Besondere daran: Die Ladestationen funktionieren bidirektional, sie erlauben also nicht nur das Laden, sondern auch das Entladen der Batterien. Die sogenannte «Vehicle-To-Grid-Technologie»  ( V2G) macht es möglich, die Elektroautos als Pufferspeicher zu nutzen. Dabei speichern sie an Tagen mit hohem Solarertrag «überflüssigen» Solarstrom, um diesen in den Abendstunden, wenn Bedarf besteht, über das Arealnetz an die Haushalte abzugeben. Lade- und Entladevorgänge werden über ein zentrales Energiemanagementsystem gesteuert. Das primäre Ziel dabei ist die Reduktion der Bezugsspitzen in Zeiten mit hohem Stromverbrauch auf dem Areal (Hochlastzeiten). «Wir konnten zeigen, dass die beiden E-Mobile über die bidirektionalen Ladestationen zuverlässig in das Stromnetz eingebunden und deren Batterien dank Energiemanager als Pufferspeicher genutzt werden können», fasst Projektleiterin Dr. Anna Roschewitz, Co-Geschäftsführerin der Forschungs- und Beratungsfirma novatlantis GmbH, ein Hauptergebnis des Projekts zusammen. Der Wermutstropfen: Der CHAdeMO-Standard, auf dem die bidirektionalen Ladestationen beruhen, wird aktuell nur von Nissan, Mitsubishi und Peugeot unterstützt.

VIELE ELEKTROAUTOS, GROSSER EFFEKTN Die Idee, Batterieautos als Pufferspeicher zu nutzen, wurde vor einigen Jahren in einem Tessiner Pilotprojekt untersucht

Wer eines der E-Mobile nutzt, bezahlt eine Grund­gebühr von acht Schweizer Franken proStunde und zusätzlich 40 Rappen (Leaf) beziehungsweise 50 Rappen (Evalia) pro gefahrenen Kilometer. Im Rahmen des Forschungsprojekts wurde unter anderem untersucht, wie weit sich das Nutzerverhalten über einen Preisanreiz beeinflussen lässt. Dafür wurde die Grundgebühr für den Zeitraum von 18 bis 22 Uhr auf 16 Schweizer Franken erhöht, und für die restliche Zeit auf Null reduziert.

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(vergleiche BFE-Fachartikel «Elektroautos mit klugen Speichern», abrufbar unter pubdb.bfe.admin.ch/de/publication/download/9444). Beim Basler Projekt wird die Speicherfunktion der E-Mobile nun als integraler Bestandteil eines lokalen Stromnetzes genutzt, und dies bei Carsharing-Fahrzeugen. Auf den ersten Blick mag es seltsam anmuten, ein Elektromobil gleichzeitig vermieten und als Speicher nutzen zu wollen. Das Basler Forschungsprojekt belegt nun, dass die beiden Nutzungen durchaus vereinbar sind, zumindest bis zu einem gewissen Grad: Um die Vermietung sicherzustellen, ist die Batterie stets mindestens so viel geladen, dass eine gewisse Mindestreichweite gewährleistet ist (zum Beispiel 50 Kilometer, Wert einstellbar). Wird ein Auto per App oder Webseite vorgängig reserviert, sorgt der Energiemanager dafür, dass die Batterie zum Zeitpunkt der Anmietung auf die vom Nutzer gebuchte Reichweite plus Reserve geladen ist. Die Batterien der beiden E-Mobile haben zusammen eine Speicherkapazität von 80 Kilowattstunden. Circa die Hälfte kann für V2G genutzt werden. An schönen Tagen können so 40 Kilowattstunden Solarstrom vom Tag in den Abend verlagert und so der Eigenverbrauch an Solarstrom erhöht werden. Gleichzeitig können die Batterien – und das war der Hauptfokus des Projekts – eingesetzt werden, Bezugsspitzen des Areals

Die Batterien des Nissan E-NV200 Evalia und des Nissan Leaf können Solarstrom zwischenspeichern. Zu diesem Zweck kann der Bereich zwischen 30 und 90 Prozent Ladestand genutzt

zu reduzieren. Da die Entladeleistung der Fahrzeuge herstellerseitig auf je 10 Kilowatt begrenzt ist, stehen dafür 20 Kilowatt zur Verfügung – relativ wenig, wenn man bedenkt, dass die abendlichen Bezugsspitzen des Areals mitunter 300 Kilowatt betragen. «Dass die Entladeleistung der beiden E-Mobile vergleichsweise gering ist, schmälert den Erfolg unseres Forschungsprojekts in keiner Weise, denn es ging uns um den Proof of Concept, und dieser ist uns gelungen», sagt Prof. David Zogg, der mit seiner

früheren Firma Smart Energy Control den auf dem Areal eingesetzten Energiemanager entwickelt hat. «Mit grösseren ElektromobilFlotten, grösseren nutzbaren Batteriekapazitäten und erhöhten Entladeleistungen werden wir wesentlich grössere Effekte erzielen, die sich auch finanziell auszahlen werden.» Zogg bezieht sich mit der Aussage auf entsprechende Simulationsrechnungen der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften / ZHAW (siehe Textbox).

NUTZUNG GEZIELT LENKEN Das Forschungsteam der ZHAW hat auch untersucht, ob sich die Nutzung der Elektromobile über einen finanziellen Anreiz so lenken lässt, dass sie ihre Funktion als Pufferspeicher optimal erfüllen bzw. Strom in den verbrauchsstarken Abendstunden liefern können («Peak Shaving»). Zu diesem Zweck wurde die Nutzungsgrundgebühr pro Stunde im dritten Quartal 2021 zwischen 18 und 22 Uhr versuchsweise auf 16 Schweizer Franken verdoppelt. In den übrigen Stunden wurde die Grundgebühr von acht Schweizer Franken auf null gesetzt, um einen zusätzlichen Anreiz zu schaffen. Die Nutzungs­ gebühr pro Kilometer blieb unverändert.

Der ZEV Erlenmatt-Ost ist über zwei 630 kVA-Transformatoren (im Bild) ans Mittelspannungsnetz des Basler Stromversorgers IWB angeschlossen.

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«Unsere Auswertungen zeigen, dass es mit einem finanziellen Anreiz in Kombination mit Kommunikationsmassnahmen grundsätzlich möglich ist, die Nutzung des E-Carsharings zum Zwecke des Peak Shavings zeitlich zu verschieben und gleichzeitig die Nutzung des E-Carsharings-Angebots generell zu fördern», sagt ZHAW-Forscher Uros Tomic. Nur noch drei Prozenzt der


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WIE EINE E-MOBIL-FLOTTE BEZUGSSPITZEN BRICHT Das Basler Projekt hat das Potenzial der V2G-Technologie mit zwei Elektromobilen praktisch untersucht. In einer Simulationsrechnung der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) wurde darüber hinaus gezeigt, welche Effekte mit grösseren Elektromobil-Flotten auf dem Erlenmatt-Ost-Areal erzielt werden könnten. Der Simulation wurden Flotten mit 15, 29 beziehungsweise 59 Fahrzeugen zugrunde gelegt (teilweise privat, teilweise beruflich genutzt). Gemäss diesen Berechnungen kann eine Flotte aus 59 Fahrzeugen die Bezugsspitzen aus dem externen Stromnetz auf die Hälfte reduzieren (vergleiche Grafik  09). Auch kleinere Flotten mit 15 oder 29 Fahrzeugen zeigen schon deutliche Effekte. «Die Resultate widerlegen die landläufige Behauptung, Elektromobile würden das Stromnetz zusätzlich belasten. Im Gegenteil, mit bidirektionalem Laden kann es sogar entlastet werden», sagt Prof. David Zogg, Gründer von «Smart Energy Control», einem Spinoff der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Vom Niederspannungsverteiler (Bild) führen die Stromkabel zu den Wohnungen der 13 Mehrfamilienhäuser des Erlenmatt-Ost-Areals.

Von tieferen Bezugsspitzen würde die ADEV als Betreiberin des ZEV ErlenmattOst finanziell profitieren. Die ADEV entrichtet an die Betreiberin des externen Netzes (Industrielle Werke Basel/IWB) nämlich eine monatliche Gebühr, die von der höchsten während eines Monats bezogenen Leistung abhängt. In einer Beispielrechnung der ZHAW könnte die ADEV durch Nutzung der V2G-Technologie heute rund 8 Prozent der jährlichen Stromkosten sparen und in Zukunft mit optimierten Elektromobilen sogar 10 Prozent. BV

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Nutzungsdauer entfielen im Versuchszeitraum (drittes Quartal 2021) auf die Zeit zwischen 18 und 22 Uhr (gegenüber 15 Prozent im dritten Quartal  2020). Zudem wurden die E-Mobile jetzt häufiger genutzt als im Vorjahreszeitraum (251 statt 173  Stunden). Insgesamt 46 Personen des Erlenmatt-Ost-Areals haben eines der beiden Elektroautos seit Anfang  2019 mindestens einmal genutzt.

AUF DEM WEG ZUR PRAKTISCHEN ANWENDUNG Mit dem rasant wachsenden Anteil an Elektro­mobilen auf unseren Strassen steigen auch die Anforderungen an die Stromversorgung und das Netz. Mit intelligenten und netzdienlichen Ladesystemen können Elektromobile jedoch zu einer Stabilisierung des Netzes beitragen. «Das Basler Projekt konnte klar zeigen, dass V2G technisch relativ einfach realisierbar ist und selbst in einem Carsharing-Betrieb genutzt werden kann», sagt Dr. Luca Castiglioni, Leiter des BFE-Forschungsprogramms Mobilität. Um eine schnelle, wirtschaftliche Markteinführung zu ermöglichen, hat das BFE im Herbst 2021 zusammen mit Partnern aus Industrie und Forschung mehrere Projekte gestartet. «Wir untersuchen nun die Wirtschaftlichkeit aus Perspektive der Fahrzeugbesitzer, Energieanbieter und Netzbetreiber; dabei stehen auch Skalierbarkeit und unterschiedliche Business-Modelle im Fokus», sagt Castiglioni. In einem Demonstrationsprojekt mit dem Carsharing-Anbieter Mobility soll ab Sommer  2022 eine grössere E-Mobil-­Flotte an verschiedenen Standorten mittels V2G netzdienlich betrieben werden.

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Prof. David Zogg betreut mit seiner Firma Smart Energy Engineering das Energiemanagementsystem für den ZEV Erlenmatt-Ost.

HINWEIS Auskünfte erteilt Dr. Luca Castiglioni (luca.castiglioni@bfe.admin.ch), Leiter des BFE-Forschungsprogramms Mobilität. Weitere Fachbeiträge über Forschungs-, Pilot-, Demonstrations- und Leuchtturm­projekte im Bereich Mobilität finden Sie unter www.bfe.admin.ch/ec-mobilitaet.


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WENN STROM OHNE WIDERSTAND FLIESST IEA-ROADMAP ZU SUPRALEITENDEN KOMPONENTEN FÜR DAS STROMNETZ In den 1980er-Jahren wurden Hochtemperatur-Supraleiter entdeckt. Seither diskutieren Fachleute, wie sich deren Eigenschaften in der Stromversorgung kommerziell nutzen lassen. Unterdessen zeichnen sich konkrete Anwendungs­felder ab, in denen widerstandslose Stromkabel und weitere supraleitende Netzkomponenten ihre Vorzüge ausspielen können. Eine Roadmap des internationalen Programms «Assessing the impacts of hightemperature superconductivity on the electric power sector» der Internationalen Energieagentur, an dem Schweizer Experten massgeblich mitgearbeitet haben, zeigt die kurz-, mittel- und langfristigen Einsatzgebiete der Technologie auf. von Dr. Benedikt Vogel, im Auftrag des Bundesamts für Energie (BFE)

Bild vom Projekt eines HTS-Kabels in Chicago im US-Bundesstaat Illinois.

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Die ‹Application Readiness Map› für Hochtemperatur-Supraleiter im Stromnetz: Ein hoher Technologie-Reifegrad (grün) bedeutet, eine Anwendung ist als Prototyp vorhanden oder bereits in der operativen Anwendung. Bei einem mittleren Technologe-Reifegrad (blau) wurde die Technologie im Labor oder auf dem Feld demonstriert. Bei einem tiefen Technologie-Reifegrad (rot) liegt bestenfalls ein Proof of Concept vor.

A

uf dem Weg vom Kraftwerk zum Konsumenten legt der Strom oft Hunderte von Kilometern zurück. «Durch Übertragungsverluste gehen auf dem Weg bis zu zehn Prozent der transportierten Strommenge «verloren», werden also in thermische Energie umgesetzt, was sich als Erwärmung der Stromleitungen bemerkbar macht», sagt Walter Sattinger, Netzexperte bei der nationalen Netzgesellschaft Swissgrid. Um die Verluste zu minimieren, wird Strom wenn immer möglich bei hohen Spannungen transportiert. So kann die gleiche Energiemenge bei geringerer Stromstärke übertragen werden. Das senkt die Verluste, denn diese wachsen quadratisch mit der Stromstärke. Der «Trick» zahlt sich aus: In der Schweiz gehen nur knapp ein Fünftel der Übertragungsverluste auf das Hoch- und

HINWEIS Die «Application Readiness Map» ist in englischer Sprache abrufbar unter: www.ieahts.org/publications Auskünfte zum Thema erteilt Roland Brüniger (roland.brueniger@brueniger.swiss), externer Leiter des BFE-Forschungsprogramms Elektrizitätstechnologien. Weitere Fachbeiträge über Forschungs-, Pilot-, Demonstrations- und Leuchtturmprojekte im Bereich Elektrizitätstechnologien finden Sie unter www.bfe.admin.ch/ec-strom. Das BFE unterstützt die Erforschung von Supraleitern. In einem aktuellen Projekt haben Wissenschaftler der EPFL ein numerisches Modell zur Beschreibung von REBCO-Bändern entwickelt, wie sie in supraleitenden Stromkabeln benutzt werden. REBCO-Bänder bestehen in der Regel aus Seltenen-Erden-Metallen (wie Yttrium und Gadolinium), Barium und Kupferoxid (engl. «Rare Earth – Barium – Copper Oxide», kurz: REBCO). Das EPFL-Modell beschreibt, wie genau der elektrische Widerstand wächst, wenn ein Supraleiter erwärmt wird und dabei seine supraleitende Eigenschaft zunehmend verliert. Der Schlussbericht des Projekts «Quench behavior of High-Temperature Superconductor tapes for power applications» ist abrufbar unter: www.aramis.admin.ch/Texte/?ProjectID=40187

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Höchstspannungnetz (220 Kilovolt, 380 Kilovolt). Absolut betrachtet fallen aber auch diese Verluste ins Gewicht: Auf einer 100 Kilometer langen 380 Kilovolt-Leitung beispielsweise kann die Verlustleistung bei hoher Belastung gegen 10 Megawatt betragen. Das entspricht der Leistung von zwei grossen Windkraftwerken.

SUPRALEITUNG LÄSST VERLUSTE VERSCHWINDEN Um Übertragungsverluste zu vermindern, wird seit längerem der Einsatz von supraleitenden Stromkabeln diskutiert und in Testeinrichtungen erprobt. Supraleiter haben die Eigenschaft, dass sie Strom ohne merkliche elektrische Verluste leiten. Damit in Leitern der elektrische Widerstand schwindet, müssen sie stark abgekühlt werden. Für kommerzielle Anwendungen steht die Hochtemperatur-Supraleitung  (HTS) im Vordergrund, die sich in den letzten 10, 15 Jahren stark fortentwickelt hat. Sie beruht auf keramischen Materialien, die supraleitende Eigenschaften bereits bei

relativ hohen Temperaturen von 77 Kelvin (– 196 Grad Celsius) annehmen. 77 Kelvin ist die Siedetemperatur von Stickstoff (bei Normaldruck). Da sich Stickstoff einfach verflüssigen lässt und überdies ungefährlich ist, stellt dieser ein ideales Material zur Kühlung von Supraleitern bereit. Leistungsfähige Stromleitungen transportieren heute bei den in Europa eingesetzten Spannungen bis zu drei Gigawatt. Mit Supraleitern könnte es künftig das Zehnfache sein. Bei solch grossen Strommengen spart das Eliminieren von Übertragungsverlusten mehr Strom als für die Kühlung der Supraleiter aufgewendet werden muss. «Anwendungen mit gut wärmeisolierten Supraleitern belegen, dass trotz der erforderlichen Kühlung Effizienzgewinne möglich sind», sagt Dr. Bertrand Dutoit, Leiter der Gruppe für Angewandte Supraleitung an der École polytechnique fédérale de Lausanne  (EPFL). Als Beispiel verweist der Forscher auf die ein Kilometer lange Mittelspannungslei-

tung, die von 2014 bis 2021 in der deutschen Stadt Essen vom Energieunternehmen Westenergie betrieben wurde. Dank ihr konnte der Strom bei niedrigerer Spannung (10 statt 110 Kilovolt) ins Stadtzentrum gebracht werden. Mit dem Kabel des Projekts AmpaCity wurden jährlich 39’000 Megawattstunden Strom transportiert. Die Kühlung benötigte im gleichen Zeitraum 45 Megawattstunden Energie.

ANWENDUNGEN MIT HOHEM TECHNOLOGIE-REIFEGRAD Ein Gremium aus Expertinnen und Experten, das unter dem Dach der Internationalen Energieagentur arbeitet und an dem die Schweiz beteiligt ist (vergleiche Textbox), hat nun den Entwicklungsstand von HTS-Anwendungen für das Stromnetz abgeschätzt und in einer «Application Readiness Map» (ARM) zusammengestellt. Das Dokument gibt einen Überblick über den Technologie-Reifegrad (Technology Readyness Level / TRL) verschiedener HTS-Anwendungen (vergleiche

Aufbau des HTS-Kabels, wie es bis 2021 in der Stadt Essen im Einsatz war: Die drei supraleitenden Schichten (silbern) werden durch drei Isolierungen (braun) voneinander getrennt. Links ist die Kupferschirmung zu erkennen. Das Rohr aus supraleitenden Schichten, Isolierungen und Kupferschirmung wird innen und aussen von Stickstoff umströmt und von diesem auf -200 Graf Celsius gekühlt.

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rung bei der Ausrüstung von Stromnetzen. «Die Faszination der Supraleitung ist nicht neu», sagt Kreusel, «heute aber sind wir in einer Situation, wo diese Technologie tatsächlich zum Durchbruch kommen könnte.» Er verweist auf die Ausbaupläne für Windparks in der Nordsee bis zu einer Gesamtleistung von 450 Gigawatt. «So grosse Strommengen ans Land zu bringen, stellt uns vor neue Herausforderungen. Zwar ist dies auch mit heutiger Kabeltechnologie möglich, wenn sie genug grosse Kabel einsetzen, aber leistungsstarke Supraleitungskabel hätten hier ein ideales Einsatzgebiet», sagt der Industrieexperte.

MASSIVES VERÄNDERUNGSPOTENZIAL Foto der supraleitenden 10 Kilovolt-Stromleitung, die von April 2014 bis März 2021 in der Innenstadt von Essen (D) genutzt wurde. Das innovative Projekt fand in der Öffentlichkeit grosse Beachtung. Während den sieben Jahren erfolgte der Stromtransport fast ohne Unterbruch und annähernd störungsfrei, ein wirtschaftlicher Betrieb wurde während des Praxistests allerdings nicht erzielt. Rechts ausserhalb des Gebäudes steht der Tank mit der Kühlflüssigkeit Stickstoff.

Grafik 01). Die beteiligten Expertinnen und Experten aus Industrie und Forschung benennen drei Gebiete, in denen die HTS-Technologie bereits einen hohen Reifegrad aufweist: Dazu gehören leistungsfähige Mittelspannungs-Kabel zur Versorgung von Stadtzentren, so wie sie in Essen im Einsatz waren, aber auch in Südkorea, China und Japan getestet werden. «Supraleiter können bis zu fünfmal mehr Strom transportieren als herkömmliche Kabel gleicher Grösse, das macht sie zu einer vergleichsweise günstigen Lösung zur Versorgung urbaner Gebiete mit ihrem ständig wachsenden Strombedarf», sagt Prof. Carmine Senatore (Universität Genf), der die Schweiz im IEA-Expertengremium vertritt. Ebenfalls bereit für die kommerzielle Anwendung sind Geräte zur Begrenzung von Kurzschluss-Strömen im Mittel- und Hochspannungsnetz. Diese Fehlerstrom-Begrenzer bremsen hohe Ströme, wie sie für Kurzschlüsse typisch sind, ohne den Stromfluss aber zu unterbrechen. Wird ein supraleitender Fehlerstrom-Begrenzer von einem hohen Strom durchflossen, verliert er bei Überschreiten einer definierten maximalen Strommenge seine Widerstandslosigkeit. Erste Schutzgeräte dieser Art für Hochspannung sind in Thailand und seit Ende 2019 in der Nähe von Moskau im kommerziellen Einsatz. Schon verbreiteter

sind die Geräte auf Mittelspannungsebene. Weltweit sind über 20 Anwendungen bekannt. Fehlerstrom-Begrenzer werden auch zum Retrofit älterer Stromnetze eingesetzt, indem sie diese vor Überlastung schützen.

ANBINDUNG VON OFFSHOREWINDKRAFTWERKEN Gemäss Einschätzung der Experten gibt es drei Anwendungsbereiche für supraleitende Kabel, die zur Zeit einen mittleren Technologie-Reifegrad aufweisen: Dazu gehören Hochspannungsleitungen für den Transport von Wechselstrom, welche die heutigen Überlandleitungen ersetzen könnten, aber auch neuartige Hochspannungsleitungen für den Transport von Gleichstrom über weite Strecken. Unterirdisch verlegte Testinstallationen von einigen Hundert Metern entstanden im letzten Jahrzehnt in China, Korea und Japan. Ein 2.5 Kilometer langes 20 Kilovolt-Kabel sollte zudem Ende 2021 in St. Petersburg fertiggestellt werden. Der Bau langer supraleitender Leitungen ist technisch anspruchsvoll. Im flachen Gelände müssen sie alle 10 bis 25 Kilometer mit einer Kühlstation ausgerüstet werden. Jochen Kreusel ist nicht Partner des IEAProgramms, aber er hat als Stromnetzexperte von Hitachi Energy – einem Joint Venture der Konzerne Hitachi und ABB, das im wesentlichen aus der früheren ABBStromnetzsparte besteht – grosse Erfah-

Die Experten haben weitere Gebiete ausgemacht, in denen die HTS-Technologie mittel- oder langfristig zum Einsatz kommen könnte: So die Verbindung mehrerer Mittelspannungsnetze zur Erhöhung der Versorgungssicherheit, der Einsatz von

SCHWEIZ ENGAGIERT SICH IN DER HOCHTEMPERATUR­ SUPRALEITUNG Hinter dem Kürzel IEA HTS TCP verbirgt sich eine international zusammengesetzte Expertengruppe, die unter dem Dach der Internationalen Energieagentur (IEA) arbeitet. Die IEA unterhält rund  40 «Technology Collaboration Programs» (TCP), darunter das Programm «High Temperature Superconductivity» (HTS). In der Expertengruppe sind neben der Schweiz acht weitere Staaten vertreten, darunter die USA, Japan und Deutschland. Die Gruppe hat sich nach eigener Darstellung der Aufgabe verschrieben, «den Status und die Aussichten für die künftige Nutzung von HTS im Elektrizitätssektor der Industrie- und Entwicklungsländer zu bewerten und diese Ergebnisse an Entscheidungsträger in den Regierungen, im Privatsektor und in der Community zu Forschungs- und Entwicklung  (F & E) weiterzugeben. Schweizer Vertreter im IEA HTS TCP sind Prof. Carmine Senatore (Universität Genf) und Roland Brüniger (R. Brüniger  AG  – Engineering & Consulting). BV Weitere Informationen unter www.ieahts.org

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Endpunkt eines supraleitenden Gleichstrom-Kabels mit 80 kV Spannung in Südkorea.

Mittelspannungskabeln zum Retrofit bestehender Erdkabel, ebenso beim Bau neuartiger Transformatoren. Bis supraleitende Kabel und Komponenten für den breiten, kommerziellen Einsatz in Stromnetzen bereitstehen, sind

noch technische, ökonomische und regulatorische Hürden zu nehmen. Trotzdem trifft die Roadmap einen Nerv der Zeit, davon ist Jochen Kreusel von Hitachi Energy überzeugt: «Die Supraleitung ist unterwegs in Richtung grosstechnischer Anwendung. Als Industrie-

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unternehmen, das Schaltanlagen und Transformatoren herstellt, beobachten wir diese Entwicklung sehr sorgfältig, denn wenn sich die Supraleitungstechnologie durchsetzt, hat sie ein massives Veränderungspotenzial für die ganze elektrische Energieversorgung.»

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POSITIVE LEUCHTTÜRME DIE AUSSTRAHLUNGSKRAFT VON ARCHITEKTUR von Georg Lutz

Gute Architektur setzt immer Zeichen, die weit über die eigentliche Gebäudehülle hinausgehen. Wir haben drei europäische Lösungen ausgewählt. Ilot Queyries in Bordeaux ist in vieler Hinsicht aussergewöhnlich – die prägnante keramische Aussenhaut aber ganz besonders. Mit dem Neubau wollen die Architekten dem Leben der sich im Wachstum befindenden Stadt eine zukunftsfähige Gestaltung geben. Das hier platzierte Hintergrundsbild verdeutlicht diese Botschaft. Oslo besitzt jetzt neben der Holmenkollen-Sprungschanze und dem neuen Opernhaus ein weiteres architektonisches Highlight direkt am Hafen: Das neue Nationalmuseum des Architekten Klaus Schuwerk zeigt sich als aussergewöhnliches Manifest für die Kunst. Die Firma weisenburger hat sich für einen funktional-sachlichen, unaufgeregten, dabei durchaus selbstbewussten Bau entschieden und einen berühmten Architekten engagiert: Der Entwurf stammt aus der Feder des japanischen Pritzker-Preisträgers Tadao Ando.

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© agrob-buchtal.de / Ossip Architectuurfotogr. Rotterdam

ARCHITEKTUR

IM LABOR ENTWICKELT WEGWEISENDER WOHNKOMPLEX IN BORDEAUX von Gabriele Busse

Das niederländische Architekturbüro MVRDV hat im Herbst 2021 einen Wohnkomplex in Bordeaux fertiggestellt: Ilot Queyries ist in vieler Hinsicht aussergewöhnlich – die prägnante keramische Aussenhaut aber ganz besonders. Mit dem Neubau wollen die Architekten dem Leben der sich im Wachstum befindenden Stadt eine zukunftsfähige Gestaltung geben. Sie spiegeln den Masterplan der Altstadt auf der Uferseite der Bastide Niel und machen den neuen Wohnhof, der eine parkähnliche Grünfläche einfasst, zum visuellen Orientierungspunkt im Quartier. Wie selbstverständlich schliesst die Zukunft der Stadt auf diese Weise an die Historie an – eine zeitgenössische Interpretation der Bautraditionen von Bordeaux.

Ilot Queyries verbindet selbstbewusste Präsenz mit facettenreicher Formensprache. Der Wohnkomplex bettet sich als neuer Orientierungspunkt in die Umgebung ein und interpretiert die Bautraditionen von Bordeaux auf zeitgenössische Art.

W

er an Keramikfassaden denkt, hat vermutlich kleine Häuser aus südlichen Ländern im Kopf. Die Dimensionen hier sind gänzlich andere und doch erweist sich das Material in vielerlei Hinsicht als richtige Wahl für Ilot Queyries. Der imposante Neubau sticht nicht nur mit seinen Höhen, Tiefen und Schrägen ins

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Auge, sondern die strahlend helle, dreidimensionale Gebäudehülle zieht schon von Weitem die Blicke auf sich. Unterschiedlich profilierte Fliesen des Systems KeraTwin von Agrob Buchtal machen das möglich. Sie fangen das Licht gekonnt ein und geben der Architektur mit Sonnenreflexen und Schattenspiel eine lebendige, skulpturale

Anmutung, die sie zu einer keramischen Landmarke macht. Selbstbewusst greifen die gefliesten Fassadenflächen auch auf die Dächer über. Sie setzen sich mit scharfen, präzisen Kanten vom roten Putz des Innenhofes ab, der sich in Einschnitten, Durchblicken und Durchgängen hier und da kontrastreich seinen Weg nach aussen bahnt.


DAS MATERIAL IST DER SCHLÜSSEL Für MVRDV ist das Projekt Ilot Queyries eine Art Labor der modernen Stadt, die Intimität mit Dichte, Ökologie, Licht und Komfort vereint. 200 Meter Gebäudelänge, 10’000 Quadratmeter verbaute Keramikfassaden, die ihre Höhen bis auf neun Geschosse variieren und dabei eine dynamische Neigung von 14 bis 45 Grad einnehmen – ein Blick auf die Eckdaten macht deutlich: Ohne die Unterstützung einer projektspezifischen und richtungsweisenden Oberflächengestaltung kann diese gleichermassen unkonventionelle wie identitätsstiftende Architektur nur

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Als markanter Kontrapunkt zur hellen Keramikfassade fungiert roter Putz, der sich in Einschnitten, im Innenhof und in Durchgängen findet.

Das Bauwerk öffnet sich an definierten Stellen, um Einblicke zu ermöglichen und Transparenz zu schaffen. Im oberen verglasten Teil befindet sich ein Restaurant. © agrob-buchtal.de / Ossip Architectuurfotogr. Rotterdam

Das Grossprojekt wurde von zwei Auftraggebern, Kaufman & Broad und ADIM, initiiert. Es bildet eine Einheit mit drei kleineren angrenzenden Wohngebäuden von JA Joubert Architecture, dem Büro des ehemaligen MVRDV-Mitarbeiters Marc Joubert, der auch am Gesamtplan des Ensembles mitgearbeitet hatte, sowie dem lokalen Büro Flint. Die Architekten von Flint waren auch die Mitgestalter von MVRDV, sowohl des Hauptgebäudes als auch – zusammen mit Sabine Haristoy – der Landschaft des grossen Innenhofs und der umliegenden Stadträume. Laut Bertrand Schippan, einem Partner von MVRDV, ist der Innenhof sowohl ein Raum für die Bewohner als auch für jedermann zugänglich, da er Teil des öffentlichen Bereichs von Ilot Queyries ist. Das Gebäude befindet sich am Rande von Bastide Niel, einem Viertel, das völlig neu gestaltet wird: Dieses Randgebiet der Stadt soll urbanisiert werden, wobei so viel wie möglich von seinem Erbe aus Lagerhäusern, Kasernen und Bahngleisen erhalten beziehungsweise wiederverwendet sowie um neue Elemente erweitert werden soll. In Bastide Niel werden in Zukunft etwa 3 500 Familien leben. Darüber hinaus wird es Büros, Einrichtungen der Universität Bordeaux, Geschäfte und eine Reihe von öffentlichen Einrichtungen beherbergen. MVRDV hat den Masterplan für dieses 35 Hektar grosse Gebiet erstellt, der eine nachhaltige, überwiegend von Fussgängern und Radfahrern dominierte Umgebung mit engen Strassen und der Atmosphäre eines historischen Stadtzentrums schaffen wird. Schippan erklärt: «Ilot Queyries liegt knapp ausserhalb der Grenzen der Bastide Niel, entspricht aber allen Leitlinien, die wir für das Viertel erstellt haben.»

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ARCHITEKTUR

Die Fassadenkeramik schafft eine angenehme Atmosphäre und geht als Zeichen architektonischer Stringenz nahtlos von den senkrechten Wand- in die schrägen Dachflächen über.

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© agrob-buchtal.de / Ossip Architectuurfotogr. Rotterdam

ARCHITEKTUR

Hier dominieren ebene und profilierte Oberflächen in einem speziellen Grauton, der je nach Lichteinfall variiert und den skulpturalen Effekt des Ensembles unterstreicht.

schwer gelingen. Nach den Vorgaben der Architekten gestalteten und produzierten die Keramik-Spezialisten von Agrob Buchtal für Ilot Queyries Spezialanfertigungen des intelligenten Fassadensystems KeraTwin.

Profilen. Deren erhabene Stellen beleben nicht nur die Farbe, sondern lassen Bewohner und Passanten ihr Gebäude in höchster Vielfalt erleben.

Zunächst ist da die Sonderfarbe: MVRDV wählte sorgfältig definiertes helles Grau, das die vertikal verlegten Fliesen zu einem harmonischen Fassadenbild zusammenfügt. Unaufgeregt passt sich das Gebäude in die nachbarschaftliche Architektur ein. Die wahre gestalterische Virtuosität von Keramik als Fassadenmaterial zeigt sich in der Kombination aus Farbe und dreidimensionaler Textur. Als Spielgefährtin des Lichts bringt sie eine fast unbegrenzte Zahl an Schattierungen in die monochrome Farbgebung. Für Ilot Queyries entwickelten die Spezialisten von Agrob Buchtal daher nach Vorgabe der Architekten Keramikelemente mit drei unterschiedlichen

Abgesehen von kontextuellen und gestalterischen Erwägungen ist die helle Aussenfarbe auch durch Umweltbelange motiviert, wie MVRDV-Partner Schippan hervorhebt, um dem Gebäude eine hohe Albedo (Rückstrahlungsvermögen) zu verleihen, die dazu beiträgt, den städtischen Wärme-Insel-Effekt zu vermeiden. Und ohne Frage liegt einer der wichtigsten Parameter für nachhaltigen Städtebau auch in der Erreichung langlebiger Gebäudelebenszyklen. Die Keramikfassaden von Agrob Buchtal sind mit der Hytect-Technologie ausgestattet, einer innovativen Oberfläche mit Self-Washing-Effekt. Diese zukunftsweisende Veredelung sorgt dafür,

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NACHHALTIGE PRÄSENZ

dass Ilot Queyries auch dann noch ästhetisch erstrahlt, wenn ein neuer Zeitgeist die innovative Architektur überholt und von ihr als historische Bauskulptur im Quartier spricht. Bis dahin trotzen die antibakteriell wirkenden Hytect-Fliesen nicht nur jeder Witterung, Verunreinigung sowie Moosbildung und bestechen mit signifikant niedrigen Unterhaltskosten – sie bauen zudem Schadstoffe wie Stickoxide ab und tragen somit aktiv zu einer gesünderen Luftqualität bei: ein Geschenk an die Bewohner der Stadt der Zukunft.

GABRIELE BUSSE verantwortet die Öffentlichkeitsarbeit bei Deutsche Steinzeug. www.deutsche-steinzeug.de


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© HGEsch Photography

GERADLINIGKEIT UND PRAGMATISMUS DIE NEUE WEISENBURGER-ZENTRALE von Michaela Streuff

Wenn ein Baukonzern sein eigenes Haus neu baut, muss es schon etwas Besonderes sein. Das kann man über ausgefallene Architektur regeln oder über die Wahl des Architekturbüros – oder über beides. Die Firma weisenburger hat sich für einen funktional-sachlichen, unaufgeregten, dabei durchaus selbstbewussten Bau entschieden und einen berühmten Architekten engagiert: Der Entwurf stammt aus der Feder des japanischen Pritzker-Preisträgers Tadao Ando.

Der hohe Glasanteil, schlanke Stützen und Pfeiler verleihen dem Gebäude einen leichten Gesamtauftritt.

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ARCHITEKTUR

Die Nordseite mit konkavem Schwung: Der als Zauberer im Betonbau bekannte Tadao Ando hat das ästhetische Gebäude entworfen.

D

ie Zielsetzungen waren klar: «Wir wollten das für uns sehr wichtige Projekt speziell mit diesem Architekten umsetzen. Ein gemeinsames Anliegen von Architekt und Bauherr war es, ein ästhetisch wertvolles Gebäude zu erschaffen, das die neusten technischen Standards erfüllt, energieeffizient ist und somit unseren Mitarbeitern die besten Arbeitsbedingungen bietet», erläutert Nicolai Weisenburger, Geschäftsführer der weisenburger Unternehmensgruppe. Ein Grund für die Entscheidung für den als Zauberer im Betonbau bekannten Ando mag gewesen sein, dass weisenburger dieses Material als seinen Hauptbaustoff bezeichnet. Und so entstand ein gestaffeltes Haus mit einem sieben Geschoss hohen, auskragenden Kopfbau, in dem folgerichtig der Haupteingang liegt, und viergeschossigen Seitenflügeln in Sicht­

beton. Schlanke Stützen und Pfeiler sowie der hohe Glasanteil an der Fassade sorgen  – sauber gerastert – für einen relativ leichten Gesamtauftritt. Besonders in den Abendstunden zeigt der Komplex seine transparente Seite. Wie bei vielen Bauten von Ando sind die Betonwände so sauber geschnitten, dass sie leicht und glänzend wirken. Im spitzen Winkel leicht gegeneinander verschobene Büro-Winkel schaffen im Grundriss wichtige Effekte: Zur Schauseite strukturieren Stützen ein Loggia-­ artiges Entree, die Nordseite gibt sich geschlossener, beschreibt dafür aber einen weiten, konkaven Schwung. Gekrönt wird all das mit einer weitläufigen begrünten Dachterrasse, die über eine Galerie im obersten Geschoss des Kopfbaus erreichbar ist. Eine breite Freitreppe im Innenhof sorgt für einen weiteren attraktiven Aufenthaltsort. Dem Treppen-

motiv begegnet man bereits im – mit doppelter Raumhöhe grosszügigen – Foyer, wo eine freitragende Betontreppe skulpturale Qualitäten erreicht. Ebenfalls raumprägend und zugleich statisch unverzichtbar ist das Betonfachwerk in der zweiten Etage, das die fünf weiteren Geschosse des Kopfbaus in die Höhe stemmt.

ÄSTHETIK DER KONZENTRATION Der «Meister des Minimalismus» nutzt auch in Karlsruhe, dem Standort des Unternehmens, Sichtbeton nach «eigener Rezeptur». Mit ebenen Oberflächen und scharfkantig ausgeführt, verleiht die Andotypische samtene Haptik dem Gebäude Eleganz und Strenge. Besonders zur Geltung kommt das im Inneren, wo die tragenden Wände und Stützen ebenfalls unverputzt blieben. «Ich möchte, dass

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ARCHITEKTUR

meine Architektur die Menschen inspiriert, ihre eigenen Ressourcen zu nutzen und sich damit in Richtung Zukunft zu bewegen» – diese Aussage Tadao Andos dürfte dem Wunsch des Auftraggebers ziemlich nahekommen. Das Gebäude strahlt Konzentration und Ruhe aus. Nicht fehlen dürfen die «Open Spaces», sprich fliessende, flexibel nutzbare Bereiche, wie sie in der heutigen Arbeitswelt sehr geschätzt werden. Sie wechseln sich mit durch Glaswände und halbhohe Raumteiler definierten Büros, Kommunikationszonen und Rückzugsorten in Sofanischen mit überhohen, akustisch wirksamen Rückenlehnen (hier ein grüner Farbakzent) ab; eingestreut sind 15 Besprechungsräume.

So entschied man sich im Badbereich für Betätigungsplatten der Serie TECEsolid, die mit ihrer optischen Qualität und ihrer Robustheit gerade für den halböffentlichen Bereich besonders attraktiv sind. Der flache Aufbau, harmonisch abgerundete Kanten und hochwertige Edelstahloberflächen schaffen eine optische Eleganz, die sich hervorragend in Andos Gesamtkonzept integriert.

Die Material- und Farbpalette ist schlicht und elegant: Stäbchenparkett im Foyer, graue, teils textile Bodenbeläge in den Büro­etagen, die Treppenläufe der Haupttreppenhäuser mit hellen Holzstufen versehen, weisse Trockenbauwände und Schränke, nur in den Sitzgruppen vereinzelt ein Sessel in kühnem Grün. Ando beherrscht die Kunst der Reduktion, nicht nur in der Fassade, sondern auch bei den Raumerlebnissen – und das bis ins Detail.

Die neue Unternehmenszentrale ist an keine externen Wärmequellen angeschlossen. Die benötigte thermische Energie wird mit einer vorrausschauenden Regelstrategie über Wärmepumpen gewonnen. Für das Speichern der Energie ist die Bodenplatte des dritten Untergeschosses sowie die Decke des ersten Untergeschosses zu einem thermischen Pufferspeicher aktiviert. Über zwei parallele, voneinander unabhängige Systeme (Betonkernaktivierung und Bodenkanalkonvektoren) erfolgt die

STATE-OF-THE-ART-TECHNIK

Der Bauunternehmer weiss: Gerade im Badbereich auf engstem Raum muss die Abstimmung unter Gewerken im Detail funktionieren. Mit dem verwendeten Vorwandsystem TECEprofil lassen sich WC, Waschtisch und andere sanitäre Elemente im Trockenbauverfahren sicher und individuell im Bad installieren – unabhängig von den Faktoren, die üblicherweise die Platzierung im Badezimmer vorgeben. Durch die Vorwandtechnik ergibt sich die Möglichkeit, verschiedene Raumaufteilungen zu realisieren sowie Normen und Regelwerke einfach und sicher einzuhalten. So erhält das Haus vom Gesamtauftritt bis ins Detail eine schlüssige Handschrift.

MICHAELA STREUFF ist PR-Redaktorin bei Kopfkunst, Agentur für Kommunikation GmbH. www.weisenburger.de www.tece.com

© Roland Halbe

Wenn ein Bauunternehmen als Bauherr auftritt, ist es fast eine Frage des Prinzips, bei technischen Lösungen auf beispielhaft unkomplizierte und zukunftssichere Technik zu setzen.

Übergabe der Wärme und Kälte in den Raum völlig autonom. Pro Jahr werden so 30 Tonnen CO2 vermieden.

Flexibel nutzbare Bereiche – sogenannte «Open Spaces», die nur durch Glas abgetrennt nahezu fliessend ineinander übergehen.

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© Roland Halbe

ARCHITEKTUR

© Roland Halbe

Ebene Oberflächen, scharfkantig ausgeführt: Auch im Inneren, wo tragende Wände unverputzt bleiben, strahlt die neue Unternehmenszentrale schlichte Eleganz und Strenge aus.

Einer von zahlreichen attraktiven Aufenthaltsorten des Gebäudes: Die breite Freitreppe zum Innenhof setzt einen besonderen Akzent.

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ARCHITEKTUR

OBERSTE ARCHITEKTONISCHE ETAGE NORWEGENS NEUES NATIONALMUSEUM von Kathrin Knaup, Interview mit Norbert Hinderer von Georg Lutz

Norwegen – Land der Fjorde und Gletscher. Auch die Hauptstadt Oslo mit knapp 700’000 Einwohnern ist von Fjorden umgeben. Doch nicht nur die Natur ist in und um Oslo schön anzusehen. Die Stadt besitzt jetzt neben der Holmenkollen-Sprungschanze und dem neuen Opernhaus ein weiteres architektonisches Highlight direkt am Hafen: Das neue Nationalmuseum des Architekten Klaus Schuwerk zeigt sich als aussergewöhnliches Manifest für die Kunst.

Norwegens Hauptstadt Oslo ist mit dem neuen Nationalmuseum um ein weiteres architektonisches Highlight reicher. Direkt am Hafen und nahe der Promenade gelegen, bietet der Neubau einen grandiosen Blick auf die Stadt.

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E

s ist das grösste Kulturzentrum der nordischen Region, eines der führenden Häuser seiner Art in Europa  – dem neuen Nationalmuseum Oslo eilen grosse Versprechungen voraus. Nach dem Architekturwettbewerb 2009 und der folgenden Planungs- und Bauzeit ist der beeindruckende Neubau nun fertiggestellt und wird im Sommer 2022 eröffnet. Insgesamt über 5 000 Werke beheimatet dann das Museum: Die Kunstsammlungen der Nationalgalerie, des Museums für zeitgenössische Kunst und des Kunstgewerbemuseums werden aus den bisherigen verschiedenen Standorten zusammengelegt. Auf einer Bruttogesamtfläche von knapp 55’000 Quadratmetern auf zwei Ebenen sind Kunstwerke von der Antike bis zur heutigen Zeit zu sehen – unter anderem von Künstlern wie Munch, van Gogh oder Rembrandt.

GESCHAFFEN, UM ZU BLEIBEN Klaus Schuwerk plante mit der Perspektive, in dem neuen Gebäude Kunstwerke für Jahrhunderte zu beherbergen. Aus die-

sem Grund kamen hochwertige, robuste und langlebige Produkte zum Einsatz. Materialien wie Eiche, Bronze oder Muschelkalk zieren teilweise die Böden und Wände im Inneren. Die Aussenfassade besteht aus norwegischem Schiefer, der extra für die Verarbeitung nach Deutschland und wieder zurück transportiert wurde. Das Gebäude erstreckt sich auf zwei Ebenen, in denen sich neben den Ausstellungsflächen noch ein Restaurant, der Museumsshop, ein Auditorium, die Bibliothek, Labore, Ateliers, Werkstätten, das Büro sowie Archiv- und Lagerräume befinden. Die Anordnung der Räume ist rund um einen Innenhof mit Terrasse und vertieften Gärten gewählt. Das absolute Highlight und das Symbol des neuen Museums ist jedoch die «Alabasterhalle» auf dem Dach, die zugleich eine dritte Ebene darstellt und wie auf das Gebäude aufgesetzt wirkt. Mit ihrem besonderen Licht wird sie ein spektakulärer Ort für Wechselausstellungen sein. Vor allem bei Nacht erstrahlt die Alabasterhalle mit beinahe magischem Schein.

© Nasjonalmuseet / Frode Larsen

© Nasjonalmuseet / Borre Hostland

ARCHITEKTUR

Vor allem bei Nacht erstrahlt die Alabasterhalle mit beinahe magischem Schein.

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© Nasjonalmuseet / Annar Bjørgli

ARCHITEKTUR

Die Architekten und Planer entschieden sich für die filigranen INDUL-Schlitzdurchlässe von Kiefer Klimatechnik, welche die ästhetische Deckengestaltung nicht beeinträchtigen.

ARCHITEKTONISCHE WÜNSCHE UMSETZEN Bei der Luft- und Klimatechnik galt es, die technischen Anforderungen mit den architektonischen Ansprüchen zu vereinen. Die Ingenieure von Kiefer Klimatechnik aus Stuttgart suchten gemeinsam mit den Architekten und Planern nach dem idea-

BAUTAFEL Objekt: Nationalmuseum Oslo Bauherr: Statsbygg, Ministerium für Kultur, Oslo Fachplaner TGA: Ingenieurbüro Ramboll, Kopenhagen Architekt: Klaus Schuwerk (Kleihues + Schuwerk Gesellschaft von Architekten mbH) Zeitraum: 2014 bis 2021 Produkte: Schlitzdurchlass INDUL N von Kiefer Klimatechnik, Stuttgart

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len Mittelweg, um allen Vorgaben gerecht zu werden. Zum Einsatz kamen schliesslich die filigranen INDUL-Schlitzdurchlässe, welche man in die 20 Zentimeter breiten, offenen Spalten der gespannten Textildecken eingebaut hat. Dabei wurden die Luftdurchlässe in einem Sondermass leicht nach oben rückversetzt angebracht  – der perfekte Kompromiss für alle Anforderungen: Die Räume werden gut durchströmt, die Luft kann sich gleichmässig verteilen, der benötigte Abstand zur Stoffdecke wird eingehalten und die Luftdurchlässe sind kaum sichtbar. Die ästhetische Deckengestaltung wird also nicht beeinträchtigt, was eine wichtige Vorgabe der Architekten war. Durch die spezielle INDUL-Freistrahlcharakteristik verhindern die schmalen Schlitzdurchlässe Schmutzablagerungen entlang des Luftdurchlasses. Dadurch bleiben die gespannten Textildecken in

den Innenräumen länger staubfrei. Der Forderungskatalog über die möglichst gleichwertigen Klimabedingungen in Museen wird mit dem Kiefer-System ebenfalls erfüllt. So gilt es, Zugerscheinungen zu vermeiden und insgesamt eine angenehme Atmosphäre in den klimatisierten Räumen sicherzustellen, bei der die Ausstellungsobjekte nicht beeinträchtigt werden. Dies erreicht man, indem die Zuluft in feine alternierende Freistrahlen aufgeteilt wird, wodurch die Induktion der Raumluft intensiviert wird. Im 45-GradWinkel strömt die Zuluft abwechselnd rechts und links in den Raum, was eine besonders gleichmässige Luftverteilung ohne spürbaren Luftzug garantiert. Insgesamt 940 Luftauslässe lieferte Kiefer für dieses aussergewöhnliche Projekt nach Oslo. Nach der Eröffnung können sich die Besucher von der angenehmen Wohlfühlatmosphäre im neuen Nationalmuseum überzeugen.


Im folgenden Interview vertieft Norbert Hinderer das Thema.

rangig, wenn dadurch für die Bauherren das eigentliche Ziel erreicht wird.

Sie haben schon mehrere grosse Museumsprojekte begleitet – was war beim neuen Nationalmuseum in Oslo anders? Dass im Lande Norwegen mit dem Osloer Opernhaus, dem neuen Munch-Museum und jetzt mit dem neuen Nationalmuseum herausragende Architektur direkt am Wasser entstanden ist. Ein weltoffenes Land, modern und aufgeschlossen, vor Ort noch familiär und mit der Stadtlage direkt am Oslofjord der ganzen Welt freundlich zugewandt.

Wie beschreiben Sie die Zusammenarbeit zwischen den Architekten, Planern und Ihnen bei diesem internationalen Projekt? Der Technikdialog mit dem Ingenieurbüro zu exemplarischen Musterräumen erfolgte überwiegend digital und telefonisch. Einbaudetails und Schnittpunkte mit den Decken besprach man in Vor-Ort-Terminen mit der Bauleitung. Um die Planung abzusichern und dem Bauherrn eine Eins-zu-eins-Anschauung zu ermöglichen, wurde ein Musterraum zu mehreren Einbauvarianten gebaut.

KATHRIN KNAUP arbeitet bei der Agentur Seifert PR GmbH (GPRA). www.kieferklima.de

Die Fassade der Alabasterhalle besteht aus einer dünnen Schicht Marmor.

© Nasjonalmuseet / Ina Wesenberg

Welchen Stellenwert hat das Thema Klima und Lufttechnik bei Gebäuden für Sie? Die Lüftungs- und Klimatechnik ist immer dann erfolgreich geplant und ausgeführt, wenn das Ergebnis von keinem bemerkt und wahrgenommen wird. Für uns Ingenieure ist das zwar ernüchternd, aber zweit-

© Nasjonalmuseet / Annar Bjørgli

ARCHITEKTUR

Die Innenräume sind mit gespannten Textildecken versehen. In den 20 Zentimeter breiten, offenen Spalten ist die Luft- und Klimatechnik beinahe unsichtbar zwischen den Lichtspots angebracht worden.

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KOLUMNE

BEGRIFFE AUF DEM PRÜFSTAND – FOLGE DREI 1 von Dr. Urs Wiederkehr

N

achhaltigkeit ist nichts Neues. Die deutsche Historikerin Annette Kehnel beschreibt in ihrem Buch «Wir konnten auch anders» (2021), dass die Menschheit bis etwa zur Mitte des 20. Jahrhunderts «Nachhaltigkeit konnte». Die Erinnerungen an Ferien Mitte der 1960er-Jahre bei meiner Grossmutter bestätigen das. Obwohl sie damals weit über 70 Jahre alt gewesen ist, hat sie ihren Garten gepflegt und die Ernte in grünen Bülacher Gläsern sterilisiert. Ausser dem Kühlschrank ist mir in der Küche kein elektrisches Gerät in Erinnerung, gekocht hat sie mit Gas. Bei ihrem Rührgerät, ihrem «Mixer», drehten sich zwei horizontal liegende, raffiniert geschlitzte Scheiben entgegengesetzt, sodass auch mir als Kindergärtler das Schlagen des Rahms, als Beilage zu den Beeren aus dem Garten, über die Handkurbel in Rekordzeit gelungen ist. Bis zu Grossmutters Generation musste man den Begriff Nachhaltigkeit nicht ständig betonen, vermutlich kannte man ihn auch nicht. Mann und Frau konnten sich nicht anders verhalten, denn der mögliche ökologische Fussabdruck beschränkte sich auf die Verwendung regional wachsender Ressourcen. Der günstige und stetige Import von Gütern ist erst mit neuen technischen Entwicklungen möglich geworden. Zudem wurden die lokalen Ressourcen zuerst zur Selbstsorge benötigt. Die lebenden Systeme im natürlichen Gleichgewicht zu halten und mit ihnen quasi in Symbiose zu leben, ist ein Muss gewesen. Wären sie bis zu ihrem Untergang ausgewunden worden, so wusste man, dass man keinen adäquaten Ersatz hätte einfliegen können. Interessant ist die Entwicklung der Fischerei am Bodensee als aufrechtzuerhaltende Lebensgrundlage für die Anrainer. Annette Kehnel verweist auf den Trierer Historiker Michael Zeheter, der die 34 verschiedenen Fischereiverordnungen von 1 350 bis 1 774 detailliert analysiert hat. Stets ist auf veränderte Bedingungen reagiert worden. Einige wenige Parameter, also veränderliche Grössen wie die Maschenweite der Netze, sind angepasst worden, unter Gewährung einer Übergangsfrist von einem Jahr. Mir kommt das vor wie der kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP), der in den Normen zur Qualitätssicherung propagiert wird. Somit sind damals schon, wie wir heute sagen würden, kybernetische Erkenntnisse zur Anwendung gelangt, nämlich dass auf-

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grund der Rückkopplung durch Kommunikation und Beobachtung das Zusammenspiel zwischen dem Bodensee und seiner Fischausbeutung optimiert worden ist. Nicht umsonst wird die in den 1940er-Jahren erstmals genannte Kybernetik als die Kunst des Steuerns bezeichnet. Eine Vielzahl von heute, nicht nur in der digitalen Welt, verwendeten Methoden sind auf die interdisziplinären Macy-Konferenzen zwischen 1946 und 1953 zurückführbar. Die Zusammenhänge zwischen Technik, Biologie, Soziologie, Psychologie, Philosophie und dem beginnenden Computer­wesen sind dabei aufgearbeitet worden. Der deutsche Soziologe Dirk Baecker hat für solche mit der Welt verwobenen Systeme den Kunstbegriff «Katjekte» eingeführt. Ich werde später darauf zurückkommen. Annette Kehnel zeigt weitere historische Konzepte auf, seien es die Beginenhöfe in Belgien oder den Niederlanden, auf denen quartiersweise nach dem Prinzip der heute wiederentdeckten «Sharing Economy», Teilungswirtschaft, gelebt worden ist. Auch die Reparaturberufe in Frankfurt und die Secondhand-Märkte in Paris florierten in einer Welt, in der der Begriff Abfall ein Fremdwort gewesen ist. Sind das nicht Aspekte, die unter dem heute stark gepushten Konzept der «Smart Cities» wiederbelebt werden? Wer also propagiert, Nachhaltigkeit sei neu und die Menschheit müsse sie zuerst lernen, ist komplett auf dem Holzweg. Vielmehr muss sie sich rückbesinnen. Holz wird im nächsten Teil im Mittel­ punkt stehen. ANMERKUNG 1) Die Kolumne bildet den dritten Teil einer Serie von Kolumnen zum Themenkomplex Digitalisierung und Nachhaltigkeit.

DR. URS WIEDERKEHR ist Dipl. Bau-Ing. ETH / SIA und Leiter des Fachbereichs «Digitale Prozesse» der Geschäftsstelle des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins SIA. www.sia.ch


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VORSCHAU &  IMPRESSUM

VORSCHAU DIE NÄCHSTE AUSGABE ERSCHEINT IM MAI 2022 Folgende Schwerpunkte stehen auf unserer Agenda:

Von oben gesehen Dachlandschaften im Wandel

Veränderungsprozesse Büroarchitektur nach der Pandemie

Da gibt es Luft nach oben Dezentrale Strategien im Rahmen der Energiewende

Ein Netzwerktreffen mit Inhalten Swissbau Compact

Handlungsbedarf Bauen im Bestand

Welten kommen zusammen Architektur und Technik

Herausgeber Editorial Media Group AG Ceres Tower Hohenrainstrasse 24 CH-4133 Pratteln Telefon +41 61 551 39 40 Telefax +41 61 551 39 49 info@editorial.ag www.editorial.ag Geschäftsleitung Peter Levetzow p.levetzow@editorial.ag Verlags- und Projektleitung Hasan Dursun h.dursun@editorial.ag Chefredaktion Georg Lutz g.lutz@editorial.ag Leitung Produktion & Grafik Melanie Moret m.moret@editorial.ag

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Grafik Sandra Schneider Korrektorat / Lektorat Mario Hetzel Aboservice info@editorial.ag Autoren Gabriele Busse Gerald Brandstätter Andreas Breschan Andreas Cebulsky Fronius International Iris Gehard Lone K. Halvorsen Janti Hirtl Heike Hübner Kathrin Knaup Christian Leuenberger Philipp Obrist Marco Pellegrino Gabriela Röthlisberger Maria Sautter Daniel Senn Stefan Schillinger David Stickelberger Michaela Streuff

Dr. Benedikt Vogel Dr. Urs Wiederkehr Hagen Zumpe Interview Norbert Hinderer Stephan Tahy Titelbild Duravit AG Bilder agrob-buchtal.de Ossip Architectuurfotogr. Rotterdam Daici Ano ACCUMULATA Real Estate Group AMSC Asetronics AG AXOR Belimo Automation AG Bundesamt für Energie (BFE) Campus Sursee Christian Leuenberger ConReal Swiss AG Duravit AG FH Münster / Katharina Kipp FH Münster / Frederik Tebbe Fronius International GmbH Hans Grohe HGEsch Photography Intep GmbH

Arkitech Advanced Construction Technologies Jungmann Systemtechnik KEPCO Lehmorange Lumon Schweiz AG MEVA Schalungs-Systeme AG Nasjonalmuseet / Borre Hostland Nasjonalmuseet / Annar Bjørgli Nasjonalmuseet / Ina Wesenberg Nasjonalmuseet / Frode Larsen Roland Halbe Shutterstock SALTO Systems AG SCHMIDT Küchen Selnet AG Stadtgrün Luzern Talsee Jahresabo Drei Ausgaben CHF 14.– Einzelpreis CHF 5.90 info@editorial.ag ISSN 2504-1142 A PRODUCT OF PRESTIGE MEDIA GROUP SA Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt.


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