bauRUNDSCHAU 02/22 | energieRUNDSCHAU 01/22

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AUSGABE 02 / 2022

ARBEITEN FÜR DEN ERFOLG

© 2014 BOANET.AT

DIE KULTUR DES FAMILIENUNTERNEHMENS HÖRMANN

GEBÄUDESICHERHEIT | SWISSBAU COMPACT | BILDUNGSBAUTEN | WOHLFÜHLEN IM BÜRO


So flexibel und einfach war grossflächige Schalung noch nie!

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Drei Ankermethoden in einem System Einseitig mit XT-Konusankerstab 20 Einseitig mit XT-Ankerstab DW 20 und Rillenrohr Zweiseitig mit Ankerstab DW 20 und Rillenrohr

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Im Rahmen integrierte drehbare Kombi-Ankerstelle Keine losen Teile oder Zubehör, spart Montagezeiten

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Identische Stell- und Schliessschalung Schnelles Umsetzen, einfache Lagerhaltung

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Deutlich weniger Teile und clevere Detaillösungen Effiziente Baustellenlogistik z. B. durch Parkpositionen für Ankerstäbe und Schalschlösser – für den sicheren und schnellen Transport auf der Baustelle

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LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, Eigentlich haben Unternehmensverantwortliche in der Schweiz, in den letzten Jahren, in keiner Komfortzone gesessen. Die Stärke des Schweizer Frankens war in der Finanzkrise für Unternehmen, die in anderen nationalen Märkten unterwegs waren, ein Stahlbad.

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Die digitale Transformation stellt ganze Wertschöpfungsketten infrage. Disruptive Situationen brauchen viel Leidensfähigkeit und Innovationen. Aber man rappelt sich immer wieder auf. Und die Schweiz steht im internationalen Vergleich eigentlich immer noch gut da. Ist dies das Ende der Fahnenstange? Nein, denn vor gut zwei Jahren erreichte uns aus China die Corona-Pandemie. Gerade die Baubranche leidet, da globale Lieferketten angespannt sind und in Teilen sogar reissen. Händeringend wartet sie auf Elektronikteile oder auf Baustoffe, die irgendwo im globalen Stau stecken. Preissteigerungen der Materialien und Produkte sind die logische Folge. Unternehmensverantwortliche wachen nachts schweissgebadet auf, da es sein kann, dass auf Baustellen die Arbeit zum Erliegen kommt und so vertraglich gebundene Übergabetermine nicht eingehalten werden können.

Eimer

Und jetzt herrscht Krieg in Europa. Der Ukraine-Krieg befeuert weiter den Materialmangel – und damit auch die stets steigenden Preise. Zudem dauern Transporte länger. Viele Unternehmen werden sich einschränken und nach alternativen Beschaffungs- und Absatzmärkten suchen müssen. Dabei haben wir die dringenden Probleme noch gar nicht benannt. Die ökologischen Herausforderungen im Zeichen des Klimawandels bleiben für die Baubranche weiter auf der Agenda stehen.

Kanister

Neben der betriebswirtschaftlichen Seite gilt es, auch die volkswirtschaftliche Seite im Auge zu behalten. Für viele Wirtschaftsexpert*innen ist das Zeitalter der Globalisierung, welches 1990 hegemonial wurde, an sein Ende gekommen. Es gibt viel zu besprechen. Auf der Swissbau gibt es dafür Plattformen und Räume.

Georg Lutz

Chefredaktor bauRUNDSCHAU g.lutz@editorial.ag www.baurundschau.ch

Fässer www.packstar.ch 032 333 30 58


INHALT

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INNOVATION IN FAMILIENHAND Die Qualität der Produkte und Dienstleistungen steht im Zentrum des täglichen Tuns – stets unter der Prämisse eines menschlichen Zusammenarbeitens. Hörmann repräsentiert ein traditionsreiches Familienunternehmen, kann sich aber auf den Lorbeeren nicht ausruhen. Es braucht gerade in diesen schwierigen Zeiten innovatives Herzblut für Mensch und Produkt.

JETZT ÖFFNEN SICH DIE TÜREN

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Die Swissbau findet nun in abgespeckter Form und als Spezialformat unter dem Namen «Swissbau Compact» in einer Halle statt. Im Mittelpunkt stehen die Content-Plattformen Swissbau Focus und Swissbau Innovation Lab. Hinzu kommt ein Marktplatz mit kleineren Ausstellungsflächen, Infotheken und Bistro. Man siehtsich auf der Swissbau.

DIE LÖSUNG VON SICHERHEITSFRAGEN Eine Gebäudehülle und ihre Zutrittssysteme brauchen heute digitale Lösungen. Wir führten mit Verantwortlichen der dormakaba Schweiz AG ein Hintergrundgespräch. Konkret geht es um das Planungstool EntriWorX, das Gebäudereferenzbeispiel Millennium und Fragen der Gebäudesicherheit. Last, but not least ist hier der Service ein wichtiger Punkt.

ES HAT NOCH LUFT NACH OBEN

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Die Bau- und Immobilienwirtschaft stellt sich immer besser auf die Veränderungen ein, die die Digitalisierung mit sich bringt. Doch noch fehlt das Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Das zeigen die Ergebnisse der diesjährigen Digital-Real-Estate-Umfrage des Consultingunternehmens pom+.


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INHALT

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SICHERHEITSBEDÜRFNISSE IM FOCUS Unabhängig davon, welches Sicherheitsbedürfnis erfüllt und welche Aufgabe von einer Zutrittslösung erledigt werden soll – SALTO bietet passend für alle Branchen eine ganz­heitliche, flexible, sichere und effiziente Zutrittskontrolle. Als weltweiter Marktführer für elektronische Zutrittskontroll­ lösungen setzt das Unternehmen seit mehr als zwei Jahrzehnten neue Massstäbe in Bezug auf Sicherheit, Bedienungsfreundlichkeit, Flexibilität und Design.

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ATMOSPHÄRE FÜR WISSENSTRANSFER Die Bildungslandschaft baut um. Moderne pädagogische Konzepte reagieren darauf, dass Lernen für jeden anders funktioniert. Bildungsbauten entwickeln sich daher von Unterrichtsstätten zu Lern- und Lebensorten weiter. Eine offene und flexible Raumgestaltung regt mit grossen kooperativen Bereichen zum Lernen an.

WIEDER VOR ORT Wir können uns wieder analog treffen. Wir sehen uns auf der «Swissbau Compact» im Mai in Basel. Aktuell landen immer wieder neue Einladungen zu Messen und Events auf den Schreibtischen.

RUBRIKEN Editorial 1 Highlight 6 Highlight Swissbau 12 Bauen 26 Architektur 56 Innenarchitektur 60 Umwelt & Technik 74 Kolumnen 14, 16, 17, 44, 48 Impressum 152

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IM WEB Wir halten Sie zwischen den Ausgaben mit aktuellen News, Fotostrecken, Kolumnen und Analysebeiträgen auf dem Laufenden. Sie sind gerne eingeladen, sich crossmedial zu beteiligen. Zum Beispiel mit News: 1 000 Zeichen, Bild und URL. Besuchen Sie www.baurundschau.ch



HIGHLIGHT

AM ENDE ZÄHLT QUALITÄT UND INNOVATION EIN FAMILIENBETRIEB IM WETTBEWERB Interview mit Andreas Breschan von Georg Lutz

Die Qualität der Produkte und Dienstleistungen steht im Zentrum des täglichen Tuns – stets unter der Prämisse eines menschlichen Zusammenarbeitens. Hörmann repräsentiert ein traditionsreiches Familienunternehmen, kann sich aber auf seinen Lorbeeren nicht ausruhen. Es braucht gerade in diesen schwierigen Zeiten innovatives Herzblut für Mensch und Produkt. Wir führten ein Interviewmit Andreas Breschan, dem CEO der Hörmann Schweiz AG, und starten mit einem kleinen Spaziergangdurch die Geschichte.

Funktionalität und Design kommunizieren miteinander.

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HIGHLIGHT

I

n den Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts setzte Hörmann zum ersten Mal ein Zeichen: Es ging um die industrielle Fertigung eines neuartigen Garagen-Schwingtors. In jener Zeit löste in Europa die fordistische Fliessband-Produktion mit ihrer tayloristischen Arbeitsteilung die klassischen Manufakturen endgültig ab. Wie gestaltete sich dies bei Hörmann? Hörmann hat sehr schnell erkannt, dass man das Produkt Garagentor mit seinen Trapezblechen seriell, sprich industriell herstellen kann. Mit einem ausgeklügelten Kaltumform-Verfahren ab Blech-Coil und Assembling-Schritten konnte man auf innovative Weise grosse Volumen bedienen.

betrifft sowohl die Qualität als auch das Volumen und den Preis. Das ist interessant, da heutige Produktionshallen wieder Manufakturen gleichen, allerdings sind sie voll digitalisiert. Gehen wir weiter durch die Geschichte. Hörmann bleibt trotz beachtlichem Wachstum ein Familienunternehmen aus der westdeutschen Provinz. Aus Steinhagen hat man sehr unterschiedliche Standorte auf dem Globus im Blick. Wie funktioniert das bis heute? Der Gründer hat folgenden Satz geprägt: «Einen guten Namen muss man sich erarbeiten.» Das ist noch heute das Leitmotto.

Man arbeitet persönlich für seinen Namen, seine Reputation würde man heute sagen. Das lässt man nicht andere machen. Man ist selbst bei den Innovationen dabei, kennt seine Verantwortungsträger und zieht die Angestellten von unten nach oben. Quereinsteiger gibt es eher selten. Das ist gerade heute ein grosser Unterschied. Die familiäre DNA bleibt im Hause. Dazu kommt eine konservative Finanzpolitik. Man gibt nur das Geld aus, das man hat. Das heisst aber auch: konsequentes Reinvestieren vom Gewinn. Bei Hörmann knallen nicht die Sektkorken, weil man Gewinn gemacht hat, von dem man sich dann eine Jacht kauft und in St. Tropez vor Anker liegt. Das ist hier nicht vorstellbar.

Wie funktioniert der Produktionsprozess Kaltumformung? Kaltumformung bedeutet, dass Metall – in diesem Fall Blech – ohne Zuführung von Hitze unter Druck umgeformt werden. Das kann dann unterschiedliche Stufen beinhalten, bis das Blech das Wunschformat hat. Der Vorteil dieses Verfahrens liegt in der hohen Fertigungsgeschwindigkeit und vor allem in der optimalen Materialausnutzung. Während beim Drehen und Stanzen verfahrensbedingt Materialverluste von bis zu 50 Prozent üblich sind, liegt der Verlust bei der Kaltumformung in der Regel nur bei zehn Prozent. Schon damals zeigte sich, dass Effizienz zu Innovationen führen kann. Hier betraf es das Beispiel der Torblätter. Das Gleiche könnte man aber auch in Bezug auf die dazugehörenden Rahmen, Beschläge und Scharniere aufzeigen. Es gab damals eine Welle der Automatisierungen im Rahmen einer starren Fliessbandproduktion und der von Ihnen angesprochenen tayloristischen Arbeitsteilung. Hörmann war da in den Fünfzigerjahren früh am Start. Das war, dies lässt sich rückblickend sagen, die Geburtsstunde einer Erfolgsgeschichte. Wie ging es weiter? Mit derselben Philosophie hat man dann auch andere Produkte nachgezogen. So kam es dann mit der Zeit auch zu einer Kostenführerschaft. Hörmann konnte qualitativ hochwertige Produkte zu vergleichsweisen günstigeren Preisen anbieten. Der klassische Schlosser oder Baublechner … … der ja noch in handwerklichen Manufakturen gearbeitet hat … … konnte da nicht mehr mithalten. Das

Hochwertige Produkte zu vergleichsweise günstigen Preisen – das geht

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HIGHLIGHT

Bangladesch. Hörmann ist aber auf vielen internationalen Märkten tätig. Hörmann agiert innovativ, bewegt sich aber auf einem konservativen Fundament im Sinne von bewährt und verlässlich. Wir zementieren uns aber nicht ein. Man setzt auf bewährte Vorgehensweisen und Produkte und hat trotzdem neue Chancen im Blickfeld. Wie sieht dies bei der Organisation des Unternehmens aus? Da setzt Hörmann auf den Multiplikatoreneffekt. Andreas Breschan ist CEO der Hörmann Schweiz AG.

Oligarchenjachten stehen gerade nicht hoch im Kurs. Das ist bei Hörmann aber keine tagespolitische Entscheidung, sondern eine Philosophie, die seit Jahrzehnten gepflegt wird. Die Kombination der Stichworte konservative Philosophie und Familienunternehmen erinnert mich an Unternehmen wie Trigema mit Wolfgang Grupp an der Spitze. Trigema produziert Textilien in Burladingen und nicht in

Das sollte erklärt werden. Es geht um ein System, bei dem man nicht langwierig selbst einen Vertrieb im Markt aufbauen muss. Ich suche Wiederverkäufer. Ich baue und kaufe keine Niederlassungen. Es gibt nur eine Niederlassung im Land. Das sind alles selbstständige Unternehmer*innen. Wenn irgendwann irgendwas passiert, kann ich sofort vom Netz gehen und habe keine unnötigen Festkosten. Die Verantwortlichen werden im Rahmen eines identischen Schemas ausgebildet. Sie selbst können dann wieder andere hochziehen. So sieht der Multiplikatoreneffekt im Land aus. Er kann aber auch global in anderen Märkten eingesetzt werden.

Der Campus Wien unterstützt mit seiner Architektursprache die Lernatmosphäre.

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Dabei ist jedes Werk auf auf ein einziges Produkt spezialisiert und verfügt über das Know-how. Wenn das Produkt die Rampe der Hörmann-Werk verlässt, ist das Geschäft gemacht. Es geht nicht darum, in den einzelnen Ländern möglichst viel Gewinn zu erzielen, sondern mehr Volumen und Gewinn in der Fabrikation zu erzeugen. Am Anfang steht eine Produktlinie für ein Produkt und dann kommen mit der Zeit weitere Produktlinien mit dem gleichen Produkt dazu. Auch das ist ein Multiplikatoreneffekt. Das macht Hörmann so stark. Gibt es aber nicht Unterschiede zwischen den Ländern, nehmen wir die Schweiz und Deutschland? Die DACH-Länder sind, was die Baubranche betrifft, ungefähr gleich aufgestellt. Innerhalb der skizzierten Philosophie haben wir Spielräume. Wir suchen nicht den direkten Weg zum Kunden, sondern gehen über den Fachhandel. Wir sind wieder beim wichtigen Stichwort Multiplikatoren. Es gibt Länder, die ein geschlossenes Händlersystem haben. Bei uns verkaufen unterschiedliche Akteure wie Hallenbauer, oder auch Schreiner unsere Produkte mit.


HIGHLIGHT

Wir gehen aber auf jeden Fall über den Fachhandel. Dabei ist der Fachhandel nicht finanziell an uns gebunden. Wir bringen nur das Produkt, heute eher das Geschäftsmodell, in den Handel. Zwischen der Schweiz und Deutschland gibt es aber Unterschiede, wenn wir die Kund*innenseite anschauen. Schweizer*innen leisten sich noch eher den Fachbetrieb, wenn sie eine gute Beratung und gute Qualität bekommen. Sie wissen, dass sich das, auf einen längeren Zeitraum bezogen, auch ausbezahlt. In Deutschland ist eine solche Denke am Bröckeln. Hier will man auch Beratung, Qualität und Nachhaltigkeit, will aber nicht unbedingt mehr dafür bezahlen. Kommen wir zum Thema digitale Transformation. Da hat es ja in den letzten Jahren unglaubliche Entwicklungen gegeben. Die Gebäudehülle mit ihren Zutrittssystemen und Berechtigungen kann heute mit einer App angesteuert werden. Über das Internet der Dinge werden nicht nur einzelne Produkte digitaler, sondern sie kommunizieren auch miteinander. Wie erkennt Hörmann, was den Zielgruppen wirklich Mehrwert bietet und was Science-Fiction ist? Wir sind, ganz grundsätzlich gesagt, Hersteller von Bauelementen. Diese Produkte werden heute angesteuert. Als Anbieter musst Du sicherstellen, dass die Komponente, die Du verbaust, ansteuerbar ist.

© Studioattersee.at

Jetzt sind wir beim Stichwort Schnittstellen. Ob ich jetzt Apple Home oder eine andere Lösung verwende, darf da keine Rolle spielen. Die grosse Frage ist wie weit wir bei der Entwicklung eigener solcher Systeme gehen sollen. Das wird sich noch zeigen. Das klingt defensiv. Ja, es macht einen Unterschied, ob Du industriell ein gutes Bauelement herstellst oder ob man eine Software entwickelt. Das sind zwei unterschiedliche Welten. Aber trotzdem gilt es, sich der Herausforderung zu stellen. Es sind hier aber unfassbar grosse und mächtige Player unterwegs, gegen die du als Newcomer kaum ankommen wirst. Daher machen zur Zeit strategische Kooperationen am ehesten Sinn. Architekt*innen sind aus meiner Sicht, obwohl sie sich als innovativ ausgeben,

Türen repräsentieren gleichzeitig Wege in neue Räume und abgeschlossene Sicherheitslösungen.

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HIGHLIGHT

eine konservative Gesellschaftsgruppe. Man sieht dies beispielsweise an nachhaltigen Themen. Wie bearbeitet Hörmann eine solch schwierige Zielgruppe? Indem man sich von solchen Vorurteilen befreit. Diese Kritik muss ich annehmen. Es ist die Aufgabe von Architekt*innen, etwas anders und etwas quer zu denken und nicht jedem Mainstream-Thema hinterherzulaufen. Heute brauchen wir ungewöhnliche Lösungen für die gesellschaftlichen Aufgaben der Zukunft. Nehmen wir nur die Tatsache, dass unsere Gesellschaft immer älter wird. Wir machen das, was von uns erwartet wird. Architekt*innen sollten da viel kreativer sein. Ein guter Architekt oder eine gute Architektin weiss am Ende des Tages, was machbar ist. Er oder sie weiss aber auch, dass es Provokationen und frische Gedanken braucht, um weiterzukommen. Es gilt, das klassische Know-how mit Phantasie zusammenzubringen. Viele Architekt*innen wollen von uns auch gar nichts Spezielles hören, sie wollen einfach eine gute Beratung. Wenn ich einem Architekten die Schnittstellenanzahl verkleinern kann, bin ich der Held. Mit dem Hörmann-Architektenprogramm kann man mit nur wenigen Mausklicks individuelle Ausschreibungstexte erstellen sowie die Zeichnungen der Hörmann-Produkte nutzen. Wo lag der Grund für die Erstellung einer solchen Software? Die Produktvielfalt ist gross. Auf der Website wirst Du fast erschlagen. Das Architektenprogramm führt die Architekt*innen über unterschiedliche Funktionsattribute wie Brandschutz zur passenden Lösung. Am Ende des Tages steht aber oft noch ein Telefongespräch oder eine Teams-Sitzung an. Dabei hilft uns die grosse Erfahrung unserer Berater und der Umstand, dass wir seit Jahren erfolgreich am Markt sind.

Architekt*innen bringen die Phantasie mit dem vorhandenen Know-how zusammen.

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Gibt es solche direkten Ansprachen auch noch für andere Zielgruppen? Ja, da begeben wir uns in eine ganz andere Welt: in die der Betreiber von Anlagen im industriegewerblichen Bereich. Der Kunde ist dafür verantwortlich, dass das Gebäude funktioniert. Mit diesen Verantwortungsträgern ist es schwer in Kontakt zu kommen, aber mithilfe von Umfragen haben wir uns ein Wissen angeeignet, wo die tatsächlichen Bedürfnisse liegen. Da geht es nicht darum, ob ein Tor schnell


HIGHLIGHT

auf- und zugeht oder ob die Isolierungswerte optimal sind. Das wird als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt. Der entscheidende Punkt betrifft den Service. Sie wollen einen guten Service und wir bieten diesen. Das ändert unsere Marktverarbeitungsstrategie. Die Zielgruppe will eine Person als Ansprechpartner, die immer erreichbar ist und als Kümmerer agiert.

«Einen guten Namen muss man sich erarbeiten.» In Ihrem Büro stehen viele Preispokale. Welche Preise hat Hörmann gewonnen? Hörmann hat viele Fans unter Architekt*innen. Das ergab zum wiederholten Male eine Befragung der Heinze Marktforschung von Verantwortungsträgern für den «Architects’ Darling Award». Hörmann wurde in den Kategorien «Toretechnik» und «Türen» am besten bewertet und erhielt die Gold-Auszeichnung. Das betrifft Deutschland, aber auch die Schweiz. Auch bei einem weiteren Preis stehen wir ganz oben auf dem Treppchen. Es hat mich ausserordentlich gefreut, dass ich meinen Mitarbeitenden die Trophäen des «Craftsmen’s Favorite»-Awards präsentieren konnte. Das heisst, dass auch das verarbeitende Gewerbe am liebsten Hörmann Produkte einsetzt. Kommen wir noch zu einem Makrothema. Nicht wenige Wirtschaftstheoretiker sehen das Zeitalter der Globalisierung, welches seit 1990 hegemonial ist, für beendet an. Wir befänden uns wieder in einer neuen Blockkonfrontation, die jetzt aus mehreren Blöcken besteht. Ist diese These richtig und wo spürt das Hörmann? Ja, zunächst haben wir ganz praktisch längere Lieferzeiten, beispielsweise für Elektronikkomponenten. Die Lieferketten sind gespannt und einige auch gerissen. Ich sehe aber nicht das Ende der Globalisierung. Das ist eine Etage zu hoch gegriffen. Es wird aber einen grösseren Fokus auf das Absichern von Lieferketten geben. Die Glo-

DC Tower (Donau City) ist das höchste Gebäude Wiens und ist bestückt mit Hörmann Lösungen.

balisierung als Allheilmittel hat ausgedient. Es zählt nicht immer der billigste Preis, sondern Qualität und Lieferfähigkeit gewinnen strategisch an Bedeutung. Da kann es auch sein, dass man Produktionen zurückholt.

Es wird einen Mix aus Lieferanten geben, die man hier im nationalen oder europäischen Raum am Leben erhält, und andere, bei denen man gleichzeitig die Vorteile der Globalisierung weiterhin nutzt.

Hörmann Schweiz AG | Nordringstrasse 14 | CH-4702 Oensingen | Tel. +41 062 388 60 60 | www.hoermann.ch

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PERSÖNLICHER AUSTAUSCH DIE SWISSBAU ALS KOMMUNIKATIONSPLATTFORM von Georg Lutz

Die Swissbau 2022, die im Januar ihre Messetüren öffnen sollte, wurde wegen der COVID-19-Pandemie abgesagt. Das war ein Wirkungstreffer in das Gesicht des Messeveranstalters. Die grossen Messeauftritte lassen sich operativ nicht einfach um einige Monate verschieben. Die Verantwortlichen mussten die Swissbau neu erfinden. Das kostet Zeit und Geld. Sie findet nun in abgespeckter Form und als Spezialformat unter dem Namen «Swissbau Compact» in einer Halle statt. Im Mittelpunkt stehen die Content-Plattformen Swissbau Focus und Swissbau Innovation Lab. Hinzu kommt ein Marktplatz mit kleineren Ausstellungsflächen, Infotheken und Bistro. Bei solch einem Format steht der Wissensaustausch der Branche im Vordergrund. Die Swissbau Compact vom 3. bis 6. Mai 2022 bietet Raum für Branchenaustausch, persönliche Gespräche und die Präsentation von Innovationen. Diskussionen sind auch vor dem Hintergrund verschiedener herausfordernder Entwicklungen dringend geboten.

©swissbau.ch

Der Swissbau Focus 2022, das Veranstaltungsformat der Swissbau, steht im Zeichen des Themas «Neue Perspektiven für eine nachhaltige Zukunft». Das passt mit der Philosophie von bauRUNDSCHAU zusammen. Auf den folgenden Seiten finden Sie schon einige Highlights und Anregungen für die Swissbau.


© Swissbau.ch

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SWISSBAU COMPACT 2022

KOLUMNE

SWISSBAU COMPACT – JETZT ERST RECHT! von Rudolf Pfander

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enn ich heute an die Swissbau 2020 zurückdenke, habe ich das Gefühl, Ewigkeiten seien vergangen. Vor allem Corona hat unser Leben grundlegend verändert und uns im Privaten wie im Business stark gefordert. Swissbau ja … Swissbau nein … Swissbau im Januar … Swissbau im Mai – die Planungsunsicherheit hat unseren Partnern, Ausstellern, Medien und Lieferanten sowie uns als Messeveranstalter den Alltag erschwert und viel Zeit und Nerven – leider auch Geld – gekostet. Alles haben wir dafür getan, um die Swissbau trotz Verschiebung mit dem neuen Messekonzept Swissbau City durchführen zu können. Doch bald mussten wir feststellen, dass immer mehr Aussteller aus den verschiedensten Bereichen die Teilnahme im Mai absagen mussten. Dies hat dazu geführt, dass die Fachbereiche nicht mehr repräsentativ hätten abgebildet werden können. Unter diesen Umständen konnten wir unserem Anspruch an eine Mehrbranchenmesse für unterschiedlichste Zielgruppen nicht mehr gerecht werden. Wir sahen uns gezwungen, die über mehrere Hallen geplante Swissbau mit Individualständen zurückzunehmen und für die Durchführung 2022 ein neues einmaliges Sonderformat mit dem Fokus auf Netzwerkpflege zu entwickeln. So wird die diesjährige Ausgabe unter dem Namen Swissbau Compact als Gesamtinszenierung mit rund 250 Partnern und Ausstellern in der Halle 1.0 durchgeführt. Sie basiert auf den beiden erfolgreichen Content-Plattformen Swissbau Focus und Swissbau Innovation Lab. Hinzu kommt ein grosszügiger Marktplatz mit einigen standardisierten Ausstellungsflächen und vielen Infotheken, wo die beteiligten Aussteller ihre spannenden Neuheiten präsentieren. Damit gibt die Swissbau Compact den an übergreifenden Themen interessierten Fachleuten die Möglichkeit, sich endlich wieder vor Ort zu treffen und den Wissens­ transfer innerhalb der Branche gezielt zu fördern.

Gemeinsam mit dem Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein (SIA) als Leading Partner und weiteren 28 Branchenverbänden, Hochschulen und Institutionen führen die Verantwortlichen der Plattform rund 90 öffentliche Veranstaltungen durch. Das hochkarätige, interdisziplinäre Programm mit über 260 Referentinnen und Referenten setzt sich mit den zentralen Fragen rund um Architektur und Design, neuen Materialien, Energie und Klima, Digitalisierung, Raumplanung, Facility Management und dem Immobilienmarkt auseinander. Werfen Sie vorab einen Blick in unseren Veranstaltungskalender auf www.swissbau.ch und melden Sie sich für Ihre Favoriten an. Ein Tipp: Nutzen Sie bei der Suche die praktische Filterfunktion. Alle Veranstaltungen können Sie auch als Live-Stream mitverfolgen. Hierzu ist allerdings eine Voranmeldung im Veranstaltungskalender zwingend. Auch das Swissbau Innovation Lab, die Plattform für digitale Transformation in der Bau- und Immobilienwirtschaft, überzeugt mit einem umfangreichen Angebot. Gemeinsam mit Bauen digital Schweiz / BuildingSMART Switzerland und dem Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein (SIA) sowie vielen weiteren Partnern wurden die Inhalte entwickelt. Ein Highlight ist der iRoom, ein 270-GradKino, in dem der Kurzfilm die Collaboration der Partner und ihre entwickelten Ideen zum «High Performance Building» zeigt. Reservieren Sie sich im Veranstaltungskalender unbedingt einen der begehrten Slots im iRoom, da die Platzzahl begrenzt ist. Auf ein freudiges Wiedersehen an der Swissbau Compact in Basel!

RUDOLF PFANDER ist Brand Director der Swissbau.

Die Veranstaltungsplattform Swissbau Focus steht im Zeichen des Themas «Neue Perspektiven für eine nachhaltige Zukunft».

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KOLUMNE

SWISSBAU COMPACT 2022

NACHHALTIGKEIT AUF DEM PRÜFSTAND von Dr. Urs Wiederkehr

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achhaltigkeit ist ein inflationär gebrauchter Begriff. Um ihn wieder zu schärfen, lohnt ein Blick in die Geschichte.1 Dieser Rückblick ermöglicht einen klareren Blick in die Zukunft.

Oft wird Hannß Carl von Carlowitz als der Erfinder des Begriffs Nachhaltigkeit angesehen. Stimmt das, wird dies von Carlowitz’ Rolle gerecht und wer ist er überhaupt? Hannß Carl von Carlowitz (1645 – 1714) war hoher Beamter beim Kurfürsten von Sachsen, ausgebildet in der Kameralistik, den Wissenschaften zur Verwaltung von absolutistischen Staaten. In seinem Werk «Sylvicultura oeconomica, oder hausswirthliche Nachricht und Naturmässige Anweisung zur wilden Baum-Zucht» (1713) präsentierte er alles Wissen, das er zum Thema Holz während seines Berufslebens gesammelt hatte. Für ihn war der «… Nutzen des Holtzes fast unendlich / und kein Geschöpff dergleichen praestiren kann / und also zuschliessen / daß das Holtz zur conservation des Menschen unentbehrlich sey …». In Sachsen ist er für die Versorgung der Bergwerke und Hütten mit Holz und Holzkohle verantwortlich gewesen. Weil seine Nachfrage nach Holz oft in Konkurrenz zu anderen Bedürfnissen stand, hat er detaillierte Überlegungen zur Entwirrung dieses Verteilungskonflikts angestellt. Nach heutigen Begriffen hat er sich als «Supply-Chain-Manager» um die Wertschöpfungskette «Holzversorgung» gekümmert. Gemäss eidgenössischer Prüfungsordnung zielt diese Tätigkeit «auf eine langfristige (strategische), mittelfristige (taktische) und kurzfristige (operative) Verbesserung von Effektivität und Effizienz von Wertschöpfungsketten ab.» Und wie heute die Welt ohne funktionierende digitale Mittel stillsteht, ist dies damals bezüglich der Versorgung mit Holz gewesen. Carlowitz hat angeraten, pfleglich mit dem Holz umzugehen, zu schauen, dass eine Gleichheit zwischen dem An- und Zuwachs und dem «Abtrieb derer Höltzer erfolget» und dass eine beständige und «continuierliche» Nutzung des Holzes anzustreben sei. Er sah deshalb die grösste Kunst in seinem Land darin, dass es eine «nachhaltende Nutzung gebe / weil es [Holz] eine unentbehrliche Sache ist / ohne welches das Land in seinem Esse [Existenz] nicht bleiben mag». Die Forstwissenschaftler Jürgen Huss und Friederike von Gadow von der Universität Freiburg im Breisgau vermuten in der Einführung

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zur Faksimile-Ausgabe der «Sylvicultura oeconomica» (2012), auf die ich mich hier grösstenteils berufe, dass von Carlowitz im letzten Satz ein Synonym für «beständig», «immerwährend» oder «continuierlich» suchte, um sich sprachlich nicht zu wiederholen. Das Substantiv «Nachhaltigkeit» hat er nicht verwendet. Der Begriff hat sich vom Adjektiv um 1713 weiterentwickelt – zum Substantiv 1760, zum Attribut 1790 und zur errechenbaren Formel der Nachhaltigkeit 1861. Von Carlowitz ist 1714 verstorben und hat gemäss Huss und von Gadow nie den Eindruck erwecken wollen, er hätte die Idee zu nachhaltend bewirtschafteten Wäldern entwickelt. Für mich ist von Carlowitz ein verantwortungsbewusster Lobbyist für die Ressource «Holz». Er betrieb ERP, was sich heute zu einer eigenen Software-Kategorie entwickelt hat: Enterprise Resource Planning. Bei von Carlowitz steht das «E» aber umfassender, für «Electorate of Saxony», Kurfüstentum Sachsen, welchem er sein Berufsleben widmete. Er vollzog eine vollständige Analyse aller Einsatzmöglichkeiten von Holz inklusive der Verteilungskonflikte. Er versuchte die Nachfrage nach Holz zu verkleinern, indem er unter anderem angeraten hat, bauliche Mängel zu beseitigen, die zu Wärmeverschwendung führen. Er lieferte detaillierte Hinweise zur optimierten Holzverwendung, zum Beispiel bei Holzverkohlung, und forderte zum Ausweichen auf Ersatzprodukte auf. Hannß Carl von Carlowitz’ Werk zeigt einmal mehr auf, dass nachhaltiges Denken nicht neu ist, sondern dass wir es wieder auf alle Lebensbereiche anwenden müssen. ANMERKUNG 1) Die Kolumne bildet den vierten Teil einer Serie von Kolumnen zum Themenkomplex Digitalisierung und Nachhaltigkeit.

DR. URS WIEDERKEHR ist Dipl. Bau-Ing. ETH / SIA und Leiter des Fachbereichs «Digitale Prozesse» der Geschäftsstelle des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins SIA. www.sia.ch


SWISSBAU COMPACT 2022

KOLUMNE

NACHHALTIGKEIT – ASKESE ODER LUST? von Peter Dransfeld

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ass wir unserem Wirtschaften eine nachhaltige Komponente verleihen müssen, wird seit bald 50 Jahren öffentlich diskutiert. Dabei schwingt seit jeher die Befürchtung mit, dass dies auf Verzicht hinauslaufen müsse. Als die Ölkrise ausbrach, als wir begannen, über Energiesparen zu sprechen, als Waldsterben und Luftverschmutzung in aller Munde waren, stand immer auch im Raum, wir müssten uns einschränken. Stimmt das? Ist Nachhaltigkeit gleichbedeutend mit Verzicht? Mein persönlicher Einstieg ins Thema Nachhaltigkeit begann mit Experimenten. Als Jugendlicher experimentierte ich mit alten Autoscheinwerfern und alten Fenstern, um zu sehen, wie sich die Kraft der Sonne einfangen lässt. So war für mich der Weg zu einem umweltgerechteren Leben mit Neugier und der Freude am Entdecken verbunden. Aber auch mit purem Genuss, wenn ich zum Beispiel an Velotouren denke, die ich Autofahrten vorzog. Natürlich ist Verzicht auch eine Komponente der Nachhaltigkeit. Fahren wir weniger weit, wohnen wir auf weniger Fläche, heizen und kühlen wir unsere Räume weniger, dann sparen wir Ressourcen, dann handeln wir klimagerecht. Dennoch bestand die Herausforderung für mich immer darin, gute Lösungen – namentlich beim Bauen – zu finden, die keine Einschränkung beim Komfort, bei der Lebensfreude, beim Genuss bedeuten, was durchaus möglich ist. Denken wir an komfortable Autos mit tiefem Energieverbrauch, denken wir an Plus-Energie-Häuser mit höchstem Wohnkomfort, denken wir an intelligente kleine Apparate, die weit mehr können und leisten als die Energieschleudern, die wir früher herstellten: Klimagerechtes Leben und Wirtschaften muss nicht auf Einschränkung und Verzicht hinauslaufen, es lässt sich mit einem genussvollen Leben vereinbaren. Mit dieser Botschaft ist es mir seit über 25 Jahren gelungen, Bauherrschaften vom Sinn einer nachhaltigen Bauweise zu überzeugen. Leider ist es nicht ganz von der Hand zu weisen, dass einige Pionierprojekte des nachhaltigen Bauens die Gestaltung vernachlässigten. So litt das energieeffiziente Bauen lange unter dem Vorurteil, hässliche Resultate hervorzubringen. Begreift man Lösungen wie zusätzliche Wärmedämmungen oder den Einsatz solarer Komponenten aber auch als gestalterische Herausforderung, dann bieten sie ein besonderes Potenzial. Auch dank neuer Produkte und Systeme gibt es mittlerweile eine ansehnliche Anzahl

von Bauten, die Nachhaltigkeit und einen hohen Anspruch an die Gestaltung konsequent verbinden. Der nächste Schritt beim klimagerechten Bauen wird uns erneut herausfordern: Nicht nur die Wiederverwendung von Baustoffen, auch diejenige von Bauteilen ist ein Gebot des konsequent nachhaltigen Bauens. Wieder könnte man befürchten, dass dies nur zum Preis unpraktischer, unwirtschaftlicher und unansehnlicher Lösungen möglich sei. Diese Ansicht teile ich nicht. Ich bin vielmehr zuversichtlich, dass es uns mit offenem Geist, mit Kreativität und mit Mut zu neuen Lösungen gelingen wird, wiederverwendete Bauteile auf überzeugende Weise in neue Projekte zu integrieren, sowohl in funktionaler als auch in ästhetischer Hinsicht. Verzicht und Askese oder Lebensfreude und Komfort? Für mich ist es letzteres, was zum klimagerechten Bauen gehört. Hinzu kommt die Freude für uns Baufachleute, laufend neue Lösungen zu suchen und diese permanent weiterzuentwickeln. Packen wir es an!

DER SIA AN DER SWISSBAU COMPACT Der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein SIA vereint die Berufsgruppen Architektur, Ingenieurwesen, Haustechnik und Umweltingenieurwesen unter seinem Dach. Er setzt sich ein für einen nachhaltig und zukunftsfähig gestalteten Lebensraum von hoher Qualität. Im Rahmen des Swissbau Focus vom 3. bis 6. Mai organisiert der SIA verschiedene Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft – unter anderem «Beim Planen den Rückbau mitplanen: zirkular und remontabel» am 4. Mai von 11 bis 12 Uhr und am selben Tag von 17 bis 18.30 Uhr «Überleben und Schönheit – ein Widerspruch?».

PETER DRANSFELD ist Architekt und präsidiert den Schweizerischen Ingenieurund Architektenverein (SIA). Er ist Inhaber des Architekturbüros Dransfeldarchitekten AG. www.sia.ch

Ausgabe 02/2022 // Seite 17


SWISSBAU COMPACT 2022

HIGHLIGHT

HOLZ TRIFFT AUF HOCHHAUS NACHWACHSENDER ROHSTOFF FÜR ZUKUNFTSWEISENDE LÖSUNGEN von Caroline Geiger

Hochhäuser aus Holz sind in der Schweiz im Trend – und das mit gutem Grund. Der nachwachsende Rohstoff ist das klimafreundliche Material für künftige Bauten in die Höhe. Der Branchenverband Holzbau Schweiz präsentiert an der Swissbau Compact 2022 ein aussergewöhnliches Holzhochhaus und trifft damit den Nerv der Zeit.

Die Visualisierung des Holzhochhauses «Jenga» an der prominenten Höhenmatte in Interlaken.

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as Highlight der Schweizer Baumesse, ein Holzhochhaus, veranschaulicht beispielhaft das klimagerechte und verdichtete Bauen mit dem einheimischen Baustoff. Der Branchenverband Holzbau Schweiz zeigt an der Swissbau in Basel das von der Berner Fachhochschule entwickelte Projekt Holzhochhaus «Jenga». Auf dem Messestand visualisiert das 1:1-­­Mock-up von «Jenga» die Konstruktion und Dimension des Projektes, ein Gross-

HOLZBAU SCHWEIZ AUF DER SWISSBAU COMPACT Der Branchenverband Holzbau Schweiz präsentiert das mit Studierenden der Berner Fachhochschule entwickelte Holzhochhaus «Jenga».

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modell im Massstab 1:20 die Architektur und Struktur. Gebaut aus Schweizer Holz, stehen die Modelle im Zentrum der Ausstellung. Damit sind Abmessungen und Konstruktion live erlebbar und überraschen Besucherinnen und Besucher gleich beim Eingang in die Messehalle. Ausserdem stellen qualifizierte Schweizer Partner ihre praxiserprobten Lösungen im modernen Holzbau vor. Sie zeigen angewandte und erprobte Lösungen, neuartige Verbindungstechnik sowie unterschiedliche Deckensysteme.

WELTWEITER BOOM Hochhäuser werden seit mehr als 100 Jahren gebaut, doch erst in den letzten Jahren streben Holzbauten immer weiter Richtung Himmel. Anfang 2019 ist in Wien das Holzhochhaus Hoho mit einer Höhe von 84 Metern eingeweiht worden. Mit 85.4 Meter ist der 18-stöckige Mjösa Tower im norwegischen Brumunddal aktuell das höchste Holzgebäude der Welt. In Sydney entsteht

bis 2025 ein Holzwolkenkratzer – 180 Meter hoch soll sich das Bürogebäude erheben. Weltweit werden die Pläne für Holzbauten vielfältiger, auch in der Schweiz bricht das Zeitalter der hölzernen Hochhäuser an. Der aktuell höchste Holzbau ist das mit einem einzigartigen Verbund-Tragesystem gebaute zehngeschossige Bürogebäude Suurstoffi 22 in Risch Rotkreuz im Kanton Zug. Mit dem «Projekt Pi» ist in Zug ein 80 Meter hohes Wohngebäude geplant. Im Zentrum stehen ökologische und soziale Dimensionen der Nachhaltigkeit. Weitere innovative Bauten sollen in den nächsten Jahren in Regensdorf, Frauenfeld, Lausanne und Bern entstehen.

HOLZHOCHHAUS «JENGA» Studierende der Master-Studiengänge Architektur und Wood Technology der Berner Fachhochschule (BFH) haben im Rahmen eines Wettbewerbs innovative Holzhoch-


HIGHLIGHT

häuser entwickelt. Holzbau Schweiz präsentiert das Gewinnermodell «Jenga» und zeigt damit, wie die Schweizer Holzbaubranche den Ansprüchen des modernen Holzbaus gerecht wird. Inspiriert von der Idee des Holzspiels «Jenga» stapelt das Projekt volumetrisch gleiche Holzmodule in unterschiedlichen Richtungen aufeinander. Durch Versetzen und Subtrahieren der Module entstehen interessante Räume.

Denn in Holzbauwerken bleibt der Kohlenstoff über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte gebunden. Zudem verursacht die Herstellung von Holzbauteilen viel weniger CO2-Emissionen als die Produktion von vergleichbaren Elementen aus Stahl, Beton oder Ziegelstein. Bauherren und Planer sollten deshalb mehr Holz im Bau einsetzen, besonders in der tragenden Konstruktion.

Beim Hochhaus «Jenga» dreht sich alles um das klimagerechte Bauen mit dem einheimischen Baustoff Holz. «Im Rahmen des Projekts setzen sich die Studierenden mit der Komplexität eines Hochhauses auseinander und verbinden gestalterische, statische und konstruktive Themen zu einem integralen Ganzen», kommentiert Hanspeter Bürgi, Leiter Studiengang Master Architektur.

BAULICHE VERDICHTUNG MIT HOLZ

«Dank neuer Techniken und nachhaltiger Vorteile stösst der moderne Holzbau auf grosses Interesse sowohl bei privaten als auch öffentlichen Bauherren», erklärt Martin Meier, Bereichsleiter Marketing & Kommunikation bei Holzbau Schweiz. «Der Branchenverband rückt den innovativen Holzbau ins Zentrum und verbindet die Lehre mit etablierten Lösungsanbietern.» Grossprojekte lassen sich heute problemlos mit Holz realisieren. Aus bautechnischer Sicht bietet das natürliche Hightech-Material Vorteile. Holz ist bei gleicher Tragfähigkeit leichter als Stahl und hat dieselbe Druckfestigkeit wie Beton. Vorgefertigte Wände, Böden und Tragkonstruktionen verringern die Bauzeit und sparen Kosten. Die vorausschauende Planung vermeidet Überraschungen im Bauprozess und führt zu einer höheren Kosten- und Qualitätssicherheit. Darüber hinaus erreicht Holz eine hohe Wärmedämmung und schafft zugleich ein angenehmes Raumklima.

Spannende Veranstaltungen mit Partnern der Holzbaubranche: • Welche Architektur braucht es für Netto-Null? Dienstag, 3. Mai, 14.00 bis 15.00 Uhr • BIM und nachhaltiges Bauen Mittwoch, 4. Mai, 12.30 bis 13.30 Uhr • Warum mit Holz bauen? Argumente für Investoren und Bauherrschaften Donnerstag, 5. Mai, 18.30 bis 19.30 Uhr • Holz konstruktiv – Planen und Bauen mit Schweizer Laubholz Freitag, 6. Mai, 12.30 bis 13.30 Uhr • Zukunftsfähig und nachhaltig – Baukultur aus Holz Freitag, 6. Mai, 14.00 bis 15.00 Uhr

CAROLINE GEIGER ist Mitarbeiterin Marketing & Kommunikation bei Holzbau Schweiz.

HOLZBAU SCHWEIZ AN DER SWISSBAU COMPACT 2022 • Halle 1.0 Nord

www.holzbau-schweiz.ch

© Projekt Pi

VORTEIL HOLZ

Bauen mit Holz feiert ein Comeback in vielen Bereichen. Die Verdichtung in den Städten und Agglomerationen wird wichtiger, denn Stadtraum ist begehrt und teuer. Das geringe Gewicht macht Holz zum idealen Rohstoff für das Bauen in die Höhe. Das natürliche Baumaterial steht für eine innovative Architektur und stösst auf eine hohe Akzeptanz.

SWISSBAU COMPACT FOCUS

GELEBTE NACHHALTIGKEIT Jedes Stück Holz im Bau trägt zum Klimaschutz bei. Gemäss Berechnungen des Bundesamtes für Energie sind Gebäude zu rund einem Drittel für die CO2-Emissionen in unserem Land verantwortlich. «Die Holzbaubranche stellt sich den Herausforderungen der Zeit», sagt Heinz Beer, Zentralleitung Holzbau Schweiz und Holzbauunternehmer. «Die Holzbauer bieten umweltverträgliche sowie kosten- und energieeffiziente Lösungen.» Nachhaltiges Bauen rückt Holz als ökologischen Baustoff noch mehr ins Zentrum.

«Projekt Pi» soll das erste 80 Meter hohe Holzhochhaus der Schweiz werden.

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HIGHLIGHT

UNABHÄNGIG MIT SONNENENERGIE MINERGIE-A DECKT DEN ENERGIEVERBRAUCH DURCH PHOTOVOLTAIK von Danielle Lalive d’Epinay

Um die Energiestrategie voranzutreiben, braucht es Lösungen für die Planung, den Bau und den Betrieb von Gebäuden. Klimafreundliche Gebäude sollten mit dem heute verlangten Komfort ausgestattet sein. Wer sein Haus gut dämmt, braucht wenig Energie. Wer die Energie aus der eigenen Photovoltaik-Anlage bezieht, wohnt CO2-frei und ist unabhängig von Öl und Gas.

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enn ein Gebäude im Alltag wenig Energie braucht, hat das vor allem drei Vorteile: Es ist günstiger, es belastet unseren Planeten Erde weniger stark und es macht unabhängig von fossilen Rohstoffen. Und zudem: Wir müssen nicht auf Komfort verzichten, um Umwelt und Klima zu schützen.

EINE GUTE HÜLLE IST DIE HALBE MIETE Der Gebäudesektor ist in der Schweiz für einen Viertel der jährlichen TreibhausgasEmissionen verantwortlich. Noch sind über 1.2 Millionen Gebäude nicht gedämmt, 900’000  fossile Heizungen sind in Betrieb.

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Auch im Neubau könnten die CO2-Emissionen technisch-ökonomisch nochmals um die Hälfte reduziert werden. Minergie-Gebäude weisen eine deutlich bessere Energiebilanz auf als solche, die einfach konform mit dem neuen Energiegesetz gebaut sind. Der Energieverbrauch im Minergie-Neubau ist etwa um 25 Prozent tiefer als im konventionellen Bereich. Minergie-P ist ein Haus, das sogar so gut gebaut ist, dass man es fast nicht mehr heizen muss. Minergie-A produziert übers Jahr gesehen mehr erneuerbare Energie, als es braucht,

und deckt seinen Energieverbrauch für Heizung, Warmwasser, elektrische Geräte und Beleuchtung durch eigens produzierte erneuerbare Energien selbst. Ein Minergie-AHaus braucht also um 100 Prozent weniger Energie als ein konventionelles, fossil beheiztes Haus. Zudem werden Anreize gegeben, dass auch die CO2-Emissionen in der Erstellung der Gebäude minimiert werden. Alle Standards sind kombinierbar mit ECO, dem Zusatz für Bauökologie und Gesundheit.

GEHEIMWAFFE MODERNISIERUNG Eine klimaoptimierte Modernisierung ist komplexer als ein klimafreundlicher Neubau. Doch geht der Klimaschutz im Ge-


HIGHLIGHT

bäudebereich ohne Sanierungen nicht auf. Wenn wir die Gebäudehüllen nicht rasch sanieren, brauchen wir künftig im Winter viel zu viel Strom für die Wärmepumpen. Dazu kommt der Mehrbedarf für Elektroautos – bei gleichzeitigem Atomausstieg. Die über eine Million unsanierten Bestandsbauten sind also das Ass im Ärmel für einen erfolgreichen Beitrag des Gebäude­ sektors zur Energiestrategie. Denn die günstigste und klimafreundlichste Energie ist die, die nicht gebraucht wird. Ein Minergie-­ modernisiertes Gebäude braucht um Faktor zwei bis fünf weniger Energie, ist also um mehrere 100 Prozent effizienter als ein nicht modernisiertes Gebäude oder eines, bei dem die Ölheizung wieder durch eine fossile Heizung ersetzt wird.

MIT EIGENEM SONNENSTROM LEBEN Wer so unabhängig und klimaoptimiert wie möglich wohnen will, baut nach MinergieA-ECO. Kein anderer Baustandard stellt höhere Ansprüche an den Klimaschutz in Betrieb und Erstellung, die Eigenstromproduktion, die Wahl ökologischer und gesunder Baumaterialien und ein optimales Raumklima. Ein Minergie-A-Gebäude deckt seinen Energieverbrauch für Heizung, Warmwasser, elektrische Geräte und Beleuchtung durch eigens produzierte erneuerbare Energien selbst – meist mit Photovoltaik.

baut, muss die Zukunft mitdenken. Wie heiss sind die Sommer im Jahr 2050? Wie viel kostet eine Tonne CO2? Und: Wie leben unsere Enkel, wenn wir den Klimawandel nicht bremsen? Wir haben alle Instrumente in der Hand, jetzt so zu bauen, dass das Gebäude auch in 50 Jahren für ein schönes Klima im Haus sorgt und einen Beitrag zum Klimaschutz leistet. CO2 hat heute schon einen Preis. Minergie-Gebäude sind jetzt schon CO2frei im Betrieb und daher auf künftige Vorgaben vorbereitet. Das Klima schützen heisst, möglichst wenig Energie zu verbrauchen und kein CO2 in die Atmosphäre zu emittieren. Im Gebäude­ bereich bedeutet das konkret, auf fossile Energieträger wie Gas oder Öl zu verzichten, die wertvolle erneuerbare Energie hocheffizient zu nutzen und selbst Energie zu produzieren. Dies bedeutet gleichzeitig eine hohe energetische Unabhängigkeit von importierter Energie. In einem Minergie-­ Gebäude zu wohnen oder zu arbeiten, verbessert aber nicht nur den CO2-Fussabdruck und die Autarkie, es lebt sich auch komfortabler. Im Sommer wie im Winter bewegt sich die Innentemperatur im idealen Bereich und die Luft ist stets frisch. Minergie gibt Orientierung für Planung, Bau und Betrieb in Neubau und Modernisierung von klimaoptimierten und komfortab-

len Wohn- und Zweckbauten. Umsetzen tun dies vor allem die über 1 500 Minergie-­ Fachpartner. Dies sind Unternehmen aus den Bereichen Planung, Ausführung und Betrieb. Sie zeichnen sich durch überdurchschnittliches Wissen und Erfahrung im energieeffizienten und nachhaltigen Bauen aus.

WIESO ÜBERHAUPT EIN MINERGIE-GEBÄUDE? Die Bauherrschaft bekommt ein Klimagebäude, das für heute und die Zukunft gerüstet ist. Das bedeutet: • Gesunde Raumluft • Komfortable Temperaturen (kühl im Sommer und warm im Winter) • Fossilfreier Betrieb, sprich CO2-frei, Nutzung von Sonnenenergie • Anreiz für Senkung der CO2-Emissionen des Hauses in der Erstellung • Höchste Energieeffizienz • Eigenstromproduktion • Monitoring des Energieverbrauchs

MINERGIE AN DER SWISSBAU COMPACT 2022 • Halle 1.0 / Stand Nr. F28

GUT INVESTIERTES GELD Die Investition in ein Minergie-Gebäude ist inklusive Förderbeiträge je nach Standard zwei bis fünf Prozent höher als in ein konventionelles. Der Betrieb der Lüftung erfordert auch Investitionen. Aber über die Lebensdauer gesehen, lohnt sich das klimaoptimierte Bauen mit guter Luft, Hitzeschutz und Qualitätssicherung. Das heisst: 30 Jahre fast keine Energie einkaufen, eigene Energie produzieren zum Nulltarif, keine Schimmelsanierungen, gut schlafen auch bei geschlossenem Fenster, Pollenund Lärmschutz. Und ein Plus: Es gibt Fördergelder und die Banken geben meist Vorzugszinsen, weil sich diese Gebäude durch einen hohen Werterhalt auszeichnen.

BAUEN FÜR DIE ZUKUNFT Das «Leben» eines Gebäudes überdauert oft mehrere Generationen. Wer also jetzt

Ein Minergie-A-Gebäude deckt seinen Energieverbrauch durch selbst produzierte erneuerbare Energie.

Minergie | Bäumleingasse 22 | CH-4051 Basel | Tel. +41 (0) 61 205 25 50 | info@minergie.ch | www.minergie.ch

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SWISSBAU COMPACT 2022

HIGHLIGHT

MIT VERNETZTEM LICHT ENERGIE EINSPAREN INTELLIGENTE LICHTLÖSUNGEN SETZEN SICH DURCH Interview mit Daniel Schwarz von Georg Lutz

Durch den Einsatz von intelligenten Leuchten setzen verantwortungsbewusste Bauherrschaften die Zielsetzungen der Energiestrategie 2050 des Bundes konsequent um und schaffen gleichzeitig einen neuen Standard in Komfort und Sicherheit. Wir fragten beim CEO der Swisslux AG nach.

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© Swisslux AG

err Schwarz, welche Erwartungen haben Sie an die kommende Ausgabe der Swissbau im Mai 2022? Die Swissbau Compact bietet uns die Möglichkeit, unser Unternehmen, aber auch unsere innovative Beleuchtungslösung TRIVALITE im «Innovation Lab» an einem Live-Event zu präsentieren. Diese Plattform ermöglicht uns den persönlichen Kontakt mit Kunden und Partnern, was gerade nach der langen Pause mit Lockdowns, als keine Messen mehr stattfinden konnten, unerlässlich ist. Wir freuen uns auf einen regen Austausch. Die Swisslux bietet ein umfassendes Angebot an intelligenter Beleuchtungstechnik. Was hebt Sie von der Konkurrenz ab? Wir beraten und planen Lösungen mit TRIVALITE für unsere Kunden nach deren Bedürfnissen. Die eigentliche Projektumsetzung begleiten wir auf Wunsch bis zur Schlussabnahme. Den Kunden lassen wir zu keinem Zeitpunkt dieses Prozesses allein. So können wir eine hohe Kundenzufriedenheit sicherstellen. Unsere Kompetenz zeigt sich einerseits in den Produkten, die sich seit Jahren bewähren und dennoch technologisch auf dem neusten Stand sind, aber auch in den unzähligen Projekten, die wir für unsere Kunden in den letzten 25 Jahren realisieren durften. Die TRIVALITE-Leuchten werden an unserem Standort in Oetwil am See entwickelt und gefertigt. Dies ermöglicht es uns, rasch auf technologische Veränderungen zu reagieren und somit dem Kunden immer eine passende Lösung anbieten zu können.

TRIVALITE-Leuchten setzen in einem Schulhaus in Zürich neue Massstäbe. Bildlegende Es geht um ein optimales Verhältnis zwischen Komfort, Sicherheit und Energieoptimierung.

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Schweizer Qualität in allen Ehren, aber ist das Material auch noch erhältlich?


© Swisslux AG

Licht immer nur dort wo es benötigt wird gilt auch in diesem Weiterbildungsinstitut für zukünftige Elektrofachleute.

Daniel Schwarz ist CEO der Swisslux AG.

© Swisslux AG

Im Rahmen der Corona-Pandemie rissen einige Lieferketten auf dem Weltmarkt. Wie gehen Sie mit der Situation von Lieferverzügen um? Bereits Ende 2020 kauften wir grössere Mengen ein, um Lieferengpässe zu vermeiden. Der damalige Grund waren Probleme in den Lieferketten. Nun kommt uns dies bei der Bauteilknappheit entgegen. Die Sicherstellung der Verfügbarkeit steht bei uns an erster Stelle. Trotz der vorausschauenden Planung gibt es teilweise Lieferengpässe in der Beschaffung. Durch die Nähe zur Produktion und Konstruktion können wir aber auf andere Lieferanten ausweichen und die Einhaltung unserer Liefertermine sicherstellen. Der Kunde bekommt von diesen Herausforderungen kaum etwas mit und kann sein Projekt termingerecht abschliessen.

© Swisslux AG

HIGHLIGHT

«Den Kunden lassen wir zu keinem Zeitpunkt dieses Prozesses allein.» Mit TRIVALITE verschwindet die schummrige Ausleuchtung in der Tiefgarage und vermittelt ein ganz neues Sicherheitsgefühl.

Wohin führt der Trend in der weiteren Entwicklung der Produkte? Er führt noch stärker in den Bereich der energieeffizienten Beleuchtungslösungen. Dies wird ja auch gefordert und gefördert durch die Energiestrategie 2050 des Bundes. Mit der Produktlinie TRIVALITE ist eine Energieeinsparung von über 80 Prozent möglich, was absolut der Energiestrategie des Bundes entspricht. Wir optimieren unsere Lösungen laufend und integrieren neue Technologien. Bei Swisslux heisst das aber nicht, dass mehr Funktionen die Beleuchtungssteuerung auch komplizierter machen. Die Lösung muss ihre Einfachheit in der Parametrierung und Nutzung erhalten können. Gleichzeitig möchten wir mit neuen Funktionen auch neue Anwendungsgebiete erschliessen. TRIVALITE wird deshalb auch für ganz neue Zielgruppen interessant.

Wie profitiert der Kunde von dieser Entwicklung? Ganz klar von der Optimierung des ökologischen Fussabdruckes des Unternehmens und dem steigenden Komfort für die Mitarbeiter. Dies kommt zum einen durch die höhere Effizienz der LED-Leuchten und zum anderen durch deren Vernetzung untereinander und das Schwarmverhalten der Leuchten zustande: Das Licht brennt stets nur dort, wo Personen anwesend sind, zu 100 Prozent. Die direkt angrenzenden Bereiche werden nur so stark wie nötig erhellt, um die Raumorientierung und das Sicherheitsgefühl zu gewährleisten. Dadurch wird eine deutlich bessere Ausleuchtung und Raumorientierung erzielt. Zudem profitiert der Kunde von viel tieferen Energiekosten und der finanziellen Un-

terstützung von Beleuchtungssanierungen durch den Bund.

AUFTRITT AN DER SWISSBAU COMPACT Die Swisslux AG ist an der Swissbau Compact: Innovation Lab «Infopoint L43 Swisslux». Jeder spricht von smarter Beleuchtung – wir zeigen, wie es geht! TRIVALITE – mehr als Licht.

SWISSLUX AG AN DER SWISSBAU COMPACT 2022 • «Infopoint L43 Swisslux»

Swisslux AG | Industriestrasse 8 | CH-8618 Oetwil am See | Tel.: +41 (0) 43 844 80 80 | info@swisslux.ch | www.swisslux.ch

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SWISSBAU COMPACT 2022

HIGHLIGHT

SICH AUF NEUE WEGE EINLASSEN PRODUKT- UND HERSTELLERNEUTRALITÄT UM JEDEN PREIS? von Daniel Senn

Realisieren Sie Bauprojekte und dies im bestens bekannten SIA-Phasenmodell? Entspricht das Honorarmodell noch den aktuellen Gegebenheiten des modernen Bauens? Sind Sie überzeugt, dass den Planungsfirmen im vorgegebenen Korsett genügend Zeit für Marktabklärungen bezüglich moderner Produkte und Lösungen zur Verfügung steht? Dies sind Fragen, die in einem Bauprojekt beantwortet werden sollten.

Belimo-Raumsensor mit NFC-Kommunikation.

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ie Architektur und die Gebäudeautomation müssen geschickt aufeinander abgestimmt sein, um den von den Bauleuten oder künftigen Nutzer*innen erwarteten Raumkomfort zu erreichen und zusätzlich die projektspezifisch berechneten

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Energieeffizienzziele einzuhalten. Unter dem üblichen Zeitdruck könnte die Planungsfirma dazu geneigt sein, Lösungskonzepte aus vergangenen Bauprojekten als Basis für das neue und moderne Bauprojekt zu verwenden. Funktioniert die Adaption alter

Konzepte auf ein neues Projekt? Man kann sagen, dass die Heizung, die Kühlung oder das Lüftungssystem wahrscheinlich funktionieren werden. Doch was bedeutet funktionieren? Bedeutet funktionieren, dass keine Störungsmeldung ansteht und die


HIGHLIGHT

Rückmeldungen zum Raumkomfort sich in Grenzen halten? Wir sprechen oft von «Glaubensanlagen» und «Wissensanlagen». Bei der Glaubensanlage glauben die Projektbeteiligten, dass die Anlage so läuft, wie sie geplant wurde. Und bei der Wissensanlage wissen sie, dass die Anlage wirklich so läuft, wie sie geplant wurde. Was aber macht den Unterschied? Der Unterschied resultiert aus den richtig ausgewählten und eingesetzten Komponenten und aus der Tätigkeit der aktiven Betriebsprüfung, nachdem die Anlage in Betrieb genommen und das Gebäude dank Nutzern zum Leben erweckt wurde.

HERAUSFORDERUNGEN UND VERANTWORTUNGSTRÄGER Natürlich stellen Sie sich nun die Frage, was denn die «richtigen» Komponenten sind. Damit Sie eine Betriebsprüfung und falls notwendig eine Betriebsoptimierung durchführen können, sind Sie auf Betriebsdaten angewiesen. Diese Daten werden durch Sensorik gemessen und dem Eigentümer, der Nutzerin oder dem Facility-Management-Unternehmen transparent bereitgestellt. Somit werden Komponenten benötigt, die zum einen messen, zum anderen aber die Daten auch für die Weiterverwendung bereitstellen können – also intelligente und kommunikative Feldgeräte. Wenn dies in der Planung und der Ausführung berücksichtigt wird, können Fachpersonen zumindest die Daten interpretieren und im Bedarfsfall die notwendigen Massnahmen einleiten. Nun sehen sich die in der Verantwortung stehenden Firmen oder Personen schon der nächsten Herausforderung gegenüber: Können die notwendigen Anpassungen im realisierten System überhaupt vorgenommen werden? Denn wenn die Regelung des Heiz- oder Kühlkreislaufs oder zum Beispiel die Luftmengen des mechanischen Lüftungssystems optimiert werden sollen, werden wiederum Feldgeräte benötigt, die diese Optimierungen überhaupt zulassen.

den Bauleuten das Gebäude zu übergeben, das ihre Wünsche bezüglich des Komforts und der Energieeffizienz auch erfüllt. Damit aber Feldgeräte oder Lösungen eingesetzt werden können, die dem heutigen Stand der Technik entsprechen, müssen sich sowohl die Bauleute als auch die Planungsfirmen intensiver auf die Hersteller einlassen. Belimo investiert jährlich zwischen sieben und acht Prozent des Nettoumsatzes in die Forschung und Entwicklung von innovativen Lösungen, welche die verschiedenen Stakeholder im Bauprozess und im nachgelagerten Betrieb unterstützen. Die von Belimo am Markt bereitgestellten Lösungen basieren zu grossen Teilen auf Erkenntnissen aus intensiven Gesprächen mit den verschiedenen Stakeholdern und aus in Betrieb stehenden Gebäuden. Nutzen Sie die Erfahrung und

das Know-how von innovativen Herstellern wie Belimo und binden Sie diese frühzeitig in den Bauprozess ein. Moderne Feldgeräte, die intelligent messen und zugleich optimal regeln, oder die qualitätssichernde Vorfabrikation von Anlagenteilen machen das Gebäude nicht nur mit Blick auf Komfort und Energieeffizienz besser, sondern im Endeffekt wohl auch kostengünstiger.

BELIMO AUTOMATION AG AN DER SWISSBAU COMPACT 2022 • Halle 1.0 / Stand Nr. B12

DAS KNOW-HOW DES HERSTELLERS Sie sehen, wir kommen langsam auf den Punkt. Die alten Konzepte «funktionieren» wahrscheinlich schon, nur bieten moderne Feldgeräte oder Lösungen neue Wege, um die Planung, Installation und Instandhaltung eines Gebäudes zu unterstützen und somit

Belimo Energy Valve™ und thermischer Energiezähler.

Belimo Automation AG | Brunnenbachstrasse 1 | CH-8340 Hinwil | Tel.: +41 (0) 43 843 61 11 | verkauf@belimo.ch | www.belimo.ch

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BAUEN

Im Millennium treffen diskreter Luxus, exklusive Materialien und neueste Technologien aufeinander.

SICHER, PRAKTISCH UND NACHHALTIG DIE GEBÄUDEHÜLLE UND IHRE HERAUSFORDERUNGEN von Georg Lutz

Eine Gebäudehülle und ihre Zutrittssysteme brauchen heute digitale Lösungen. Das ist theoretisch einfach gesagt, aber in der Praxis komplex und herausfordernd umzusetzen. Wir führten mit Verantwortlichen der dormakaba Schweiz AG ein Hintergrundgespräch. Konkret geht es um das Planungstool EntriWorX, das Gebäudereferenzbeispiel Millennium und um Fragen der Gebäudesicherheit. Last, but not least ist hier der Service ein wichtiger Punkt.

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er Schlüssel hat in vielen Religionen eine wichtige Bedeutung. Oft ist er das zentrale Werkzeug, um ins Paradies zu kommen. Der Schlüssel ist aber auch Symbol des Wissens und der Macht. Viele Städte und regionale Gebietskörperschaften führen ihn im Wappen oder in der Fahne. In der Schweiz sind dies die

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Kantone Genf und Nidwalden. In Deutschland hat beispielsweise Bremen den Schlüssel in seinem Wappen.

mer einen Schlüsselbund in der Tasche. Heute wird dies durch elektronische Badges und digitale Handylösungen ergänzt.

Schlüssel und die dazu gehörenden Schlösser haben aber auch im Alltag eine Bedeutung. Wir wollen uns und unsere Werte schützen und haben daher fast im-

Jahrhundertelang waren Schlüssel rund und schwer. Der Grund der unhandlichen Länge war einfach: Türschlösser waren auf der Innenseite der Türen verbaut. So


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war es notwendig, den Schlüssel durch die oft dicken Türen zu stecken, um damit das Türschloss erreichen zu können. Mitte des 19. Jahrhunderts löste der Temperguss die Herstellung von Schloss-Einzelteilen durch die Handarbeit der Schmiede langsam, aber sicher ab, die Produktion wurde preiswerter und effizienter. Im 20. Jahrhundert wurden Schüssel in die fordistische Massenanfertigung von Schlössern integriert. Heute geht es immer noch um eine Massenanfertigung, die aber digital nach Mass produziert wird. Dabei gibt es geschützte und nicht geschützte Systeme. Die Kombinationsmöglichkeiten der Zuhaltungen moderner Systeme sind so hoch, dass bei geschützten Systemen von einer Einzelanfertigung gesprochen werden kann. Die modulare Bauweise solcher Systeme trägt zur Wirtschaftlichkeit bei.

KLEINER RÜCKBLICK Ein Blick in die Geschichte ist oft hilfreich, um einen realistischen Blick in die Gegenwart und Zukunft werfen zu können. Das

gilt auch für die digitale Transformation und ihre Auswirkungen auf die Baubranche und Architekturszene. Schon im technologischen Optimismus der 1950er- und 1960er-­ Jahre spazierten Roboter durch die Haushalte und öffneten auch Türen und Tore. Der Fantasie und Euphorie waren keine Grenzen gesetzt, der technologischen Umsetzung aber schon. Die Datenflut konnte in den Computern, die gross wie Schlafzimmerschränke waren, aber aus heutiger Sicht unglaublich langsam agierten, nicht bearbeitet werden.

men pumpten aber jetzt eine Digital-Blase auf, die dann auch platzte. Die Geschäftsmodelle standen auf dem Prüfstand. Da entstand die Idee, mit unseren Daten Geld zu verdienen. Das war die erfolgreiche Geburtsstunde von Google, Amazon und Co. Jetzt hatte man auch die Geschwindigkeit, um hier zu neuen Hard- und Softwarelösungen zu kommen. Unser Alltag wurde vom analogen Kopf auf die digitalen Füsse gestellt.

Die Siebziger- und Achtzigerjahre waren da sehr viel reservierter. Man sprach von den «Grenzen des Wachstums». Die Arbeit mit Computern überliess man Expert*innen. Man hatte immer noch nicht die Geschwindigkeit, um genügend Daten zu erfassen und verarbeiten zu können.

Das Thema vernetzte Häuser beschäftigt die Fachwelt schon seit mindestens zwei Jahrzehnten. Wir hörten damals von den Zukunftshäusern von Bill Gates oder dem Zukunftsforscher Matthias Horx.

Ende der Neunzigerjahre standen auf den Tischen noch Röhrenmonitore und der Browser hiess Netscape. Einige Tech-Fir-

MASSEN-, NISCHENUND ÜBERGANGSMARKT

Wo stehen wir heute im Rahmen der digitalen Transformation? Der Leiter Marketing & Produktmanagement Marcel Schmuki der dormakaba Schweiz AG beantwortet dies wie folgt: «Die Komponenten sind digitaler geworden, wenn ich das auf unsere Produkte fokussiere. Die Lösungen können mehr anzeigen und mehr analysieren. Das betrifft die Komponenten selbst. Im nächsten Schritt agieren die einzelnen Komponenten in einem IoT (Internet der Dinge)-Rahmen. Im dritten Schritt sind alle Komponenten verknüpft und kommunizieren miteinander.» Sprechen wir von einem Massen- oder einem Nischenmarkt? Für Schmuki ist klar: «Wir sprechen von einem Übergangsmarkt.» Ohne Frage gibt es auch für Einfamilienhäuser Produkte im Angebot. Dort sind solche vernetzten Systeme aber die Ausnahme. In grossen Gebäuden hat sich aber in den letzten Jahren ein Massenmarkt entwickelt. Natürlich braucht man bei den Smart Buildings ein grösseres Budget und die Verantwortungsträger*innen haben meist eine Affinität zu digitalen Themen. Die Schweiz hat offensichtlich eine Vorreiterrolle inne. So sieht das auch Stefan Ammann, Geschäftsführer der dormakaba Schweiz AG: «Die Schweizer Bauindustrie ist sehr innovativ und weist einen hohen Entwicklungsstand auf – für die dormakaba ein idealer Erstmarkt, um neue Entwicklungen auf die Probe zu stellen und anschliessend global einzusetzen.» Bei Zutrittsmanagement-Systemen ist das grosse Thema die Integration der

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dende Norm für Türsysteme: Alle Brandschutz-Aussentüren und alle Aussentüren mit Flucht- und Panikeigenschaften müssen seit 1. November 2019 nach der neuen Norm SN EN 16034 und EN 14351-1 in Verkehr gebracht werden. Aus diesem Grund braucht beispielsweise der Einbau eines Digitalzylinders eine Zulassung. Auch der Einbau eines Türschliessers ist für diese Türe nur erlaubt, wenn es dafür eine Zulassung gibt. Der grosse Rahmen in der Planungsphase heisst BIM (Building Information Management). Ein Zutrittssystem ist heute sehr flexibel und skalierbar.

Lösungen in eine Gebäude-App. So entsteht ein echter Mehrwert im Alltag. Da gilt es, zwischen den unterschiedlichen Seiten zu differenzieren. Es gibt einerseits die Nutzer*innen der Gebäude. Da geht es dann um Zutrittsberechtigungen und Hardware sowie die zugehörigen Schlüssel.

«Die Vernetzung von Türen und anderen Produkten in einem Smart Building verändert die Art und Weise, wie wir uns in einem Gebäude bewegen» Dann gibt es auf der anderen Seite die Ausgangsfrage für Architekten und Investoren, wie sich Menschen in Gebäuden bewegen und welche Lösungen dann optimal sind. Als dritter wichtiger Punkt ist der funktionale Alltag zu erwähnen. Dabei geht es um Wartung, Fehleranzeigen oder Störungsprävention. Das Motto lautet hier: «Vom Monolog zum Dialog». Dabei

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ist wichtig, dass der Nutzen im Vordergrund steht. Es geht definitiv nicht um technologische Spielereien. Am Ende des Tages muss sich die Lösung betriebswirtschaftlich rechnen.

DIE WERTSCHÖPFUNGSKETTE ENTLANG Digitalisierung sollte die gesamte Wertschöpfungskette umfassen. Beginnen wir bei der Planung. dormakaba hat hier eine Lösung auf den Markt gebracht. Mit dem EntriWorX Planner prüfen die Akteur*innen künftig die technische und betriebliche Umsetzbarkeit der Türen von Kund*innen und unterstützen die Planung mit funktionalen Türmodellen. So behalten die Kund*innen während aller Bauphasen den Überblick. Der Hintergrund liegt in klaren rechtlichen Vorgaben. Seit 2019 gibt es eine entschei-

Es braucht hier viele Planungstools, die ein Ökosystem ergeben und den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes begleiten. Die zentrale Frage bei der Planung lautet: Wie wird hier die Zutrittskontrolle konzeptioniert? Dann geht es um die erforderlichen Komponenten für die Türen und die Zutrittskontrolle, die bestellt werden müssen. Es geht konkret um die Wahl der Türtypen. Entsprechen die eigenen Vorstellungen den Normen oder sind Anpassungen nötig? Dann kommt die Phase der Installation, für die es auch eine Applikation braucht. Der letzte Schritt betrifft den Unterhalt und den Serviceplan. So schliesst sich ein Kreislauf. Die Effizienzgewinne, die hier versprochen werden, lassen sich aber nur dann realisieren, wenn alle Beteiligten mitmachen. In den letzten Jahren gab es einige Bauwerke, die mit BIM geplant werden sollten.

Die vielen Planungstools sollten in einem Ökosystem münden.


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dormakaba Referenz Millennium

Dann musste man sich aber auf das Technikgebäude beschränken, da einige Handwerker gar nicht mit BIM arbeiten konnten. Marcel Schmuki fasst zusammen: «Die Digitalisierung macht dann Sinn, wenn alle Beteiligten dabei sind und der Nutzen klar erkennbar ist. BIM ist am Anfang als Initial wichtig. Mit der Inbetriebnahme des Gebäudes tritt es eher in den Hintergrund. Wichtig ist, dass die Schnittstellen da sind und man so jederzeit andocken kann.»

KONKRETE PLANUNGSLÖSUNG Bei der Installation von Türlösungen und bei der Bewirtschaftung eines Gebäudes spielt der Datenfluss zwischen den einzelnen Beteiligten und Gewerken eine entscheidende Rolle. Mit dem EntriWorX Ecosystem hat dormakaba eine smarte Lösung entwickelt, die Architekten, Planer, Verarbeiter und Betreiber zukünftig in jeder Phase des Prozesses produktiver macht. So unterstützt das neue innovative EntriWorX Ecosystem kombiniert mit dem ganzheitlichen Produkt- und Lösungsportfolio von dormakaba smarte Planungsprozesse, einfache Installationsabläufe und den sicheren, reibungslosen Betrieb eines Gebäudes. Die übergreifende EntriWorX-Lösung kombiniert umfassende Datenanalysen mit einer

nutzerfreundlichen Handhabung der Türsysteme. Sie beinhaltet smarte Planungstools, eine EntriWorX Unit, die alle Produkte mühelos verbindet, die EntriWorX Setup App zur einfachen Inbetriebnahme und die Webapplikation EntriWorX Insights. Ob Brandschutz, Barrierefreiheit oder Zutrittskontrolle – die Planungstools verbinden alle relevanten Daten, verbessern den Austausch und vereinfachen die Zusammenarbeit über alle Gewerke und Partner hinweg. So stellt beispielsweise der EntriWorX Planner eine umfangreiche Türbibliothek zur Verfügung, aus der die jeweilig benötigten Türmodelle selektiert werden können. Das Ergebnis ist eine fertig geplante Tür, die dann in der Gebäudeplanung des Architekten oder Planers im Grundriss integriert werden kann. Für die Verarbeiter entstehen hier bereits detaillierte Installationspläne. Die EntriWorX Unit als Herzstück der Lösung vernetzt die Türtechnik-Komponenten durch einfaches Plug-and-Play anstelle komplexer Verkabelung und unterschiedlicher Übertragungsprotokolle und ermöglicht die Inbetriebnahme von Türsystemen auf Basis einer einfachen App. Ist das Gebäude dann im Betrieb, können die Daten der verbundenen Türkomponenten an ein übergeordnetes System zur Steuerung der Prozesse im Gebäude übergeben werden.

DAS REFERENZBEISPIEL MILLENNIUM Kommen wir zu einem konkreten Referenzbeispiel, dem Millennium. Es ist in erster Linie ein Ort zum Arbeiten, aber auf eine ganz besondere Art. Das wird schon mit der beeindruckenden Fassade deutlich. Technisch gesprochen ist Millennium ein intelligentes Bürogebäude am Stadtrand von Lausanne. Mit dem Bau des Gebäudes realisieren die Bauverantwortlichen die Vision einer Hightech-Arbeitsumgebung, die sich durch Innovation, Effizienz und Nachhaltigkeit auszeichnet. Das Millennium bietet 1 500 Arbeitsplätze mit einem herrlichen Ausblick auf den Genfersee. Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden heisst die Devise. Diskreter Luxus und exklusive Materialien treffen im Bürokomplex auf neuste Technologien. Sie alle stehen im Dienst der Mietenden. Die Nutzenden profitieren so von Automatisierungen, die für Komfort sorgen – sei es das Isolierglas der Fassade, welche sich an das Aussenlicht anpasst und so für einen blendungsfreien Arbeitsplatz sorgt, oder berührungslose Zu- und Übergänge im Gebäude. Aber auch dort, wo Automatisierungen nicht greifen, sind Schnittstellen zwischen den

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Gebäudesystemen wesentlich. So kann zum Beispiel in der Gebäude-App ein Sitzungszimmer gebucht und der Meeting-Raum durch einen digitalen Schlüssel in der App zur gewünschten Zeit geöffnet werden. Das Millennium ist ein sehr modernes Gebäude mit unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten. Für André Marques, den Verkaufsleiter Westschweiz der dormakaba Schweiz AG, heisst dies: «Wir nehmen die Grundlage und Herausforderungen eines Fünf-Sterne-Hotels und transformieren sie in die Arbeitswelt. Ich kann Unternehmen in jeder Hinsicht einen grossen Komfort versprechen. Sie gehen dort arbeiten, können aber auch alle anderen Bedürfnisse erledigen. Ob es um Einkaufen, Kinderbetreuung oder Autowaschen geht: Es gibt die unterschiedlichsten Dienstleistungen in dem Gebäude.» Ist das nicht ein Raumschiff Enterprise auf einem fremden Planeten? André Marques wählt ein anderes Beispiel «Einen anderen Hollywoodvergleich finde ich passender. Man erinnere sich nur an das Ausstattungsset eines James-Bond-Films. Es geht jetzt hier aber nicht um die berühmt-berüchtigten Oligarchen oder Scheichs von der arabischen Halbinsel. Beispielsweise hat sich die Zurich Versicherung eingemietet. Luxus kann auch bodenständig daherkommen.» Im Millennium ist dormakaba ein Gesamtanbieter. Was heisst das, von welchen unterschiedlichen Themen sprechen wir? Die Antwort liefert André Marque: «Es geht um ein Zutrittsmanagement-System. Dieses ist sehr flexibel und skalierbar. So braucht die Zurich Versicherung Zutrittslösungen für ihre Büros. Das sind die Basics. Es gilt aber auch, auf besondere Lösungen vorbereitet zu sein. Beispielsweise gibt es in dem Gebäude ein Rechenzentrum, welches spezielle Schleusen hat. Zudem haben auch sehr technische Lösungen Designherausforderungen, beispielsweise die Farben der Türen. Hochwertigkeit ist im Millennium überall Standard.»

SCHLÜSSEL IST IMMER NOCH SCHLÜSSEL Und was ist mit den Schlüsseln und Schlössern, mit denen dieser Beitrag begonnen hat? Es gibt sie immer noch. Ein Zylinderschloss und sein Schlüssel sehen auf den ersten Blick immer noch so aus wie eine Lösung vor 20 Jahren. Allerdings gilt es, neue Herausforderungen zu meistern.

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dormakaba Referenz Millennium


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Die Serviceleistungen machen den Unterschied.

Deshalb fahren heute Roboter in den Produktionshallen, damit der Standort Schweiz wettbewerbsfähig bleibt. Denn die lokale Produktion punktet mit Lieferfähigkeit und Zuverlässigkeit.

SERVICELEISTUNGEN ALS GAMECHANGER Im Rahmen solcher Beiträge geht es viel um die technischen Möglichkeiten. Gerne wird dabei der Faktor Mensch vergessen. Ein Zutrittssystem muss, ohne Frage, funktionieren. Das aber ist für die Kund*innen eine Selbstverständlichkeit. Die Spreu trennt sich vom Weizen, wenn es um den Service geht. Gerade in disruptiven Zeiten wollen

sich Kund*innen aufgehoben fühlen. Es geht um die Gewährleistung von Sicherheit. Es gibt bei der dormakaba Schweiz AG eine 24 / 7-Notrufnummer, aber auch das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Viel wichtiger sind die Kompetenzen der Profis, die dann auch zügig vor Ort sind. Worum geht es da? Bei der Hardware kann es um Abnutzungsthemen gehen. Es gibt aber auch Unfälle oder fehlerhaftes Verhalten. Die Kund*innen der dormakaba Schweiz AG profitieren von einer über 150-jährigen Erfahrung als Anbieter für Zugangs- und Sicherheitslösungen. Für Automatiktüren

bieten die Verantwortlichen eine Rundumbetreuung. Das reicht von der schnellen Störungsbeseitigung über den sorgenfreien Wartungsvertrag bis hin zu Modernisierungen und Beratungsleistungen zu gesetzlichen Bestimmungen. Bei Managementsystemen kann man heute häufig mit Remote-Lösungen arbeiten, sonst ist das Vor-Ort-Sein die zentrale Devise. Der herstellerunabhängige Service für Automatiktüren umfasst neben Schiebetüren auch Karusselltüren, Drehtürantriebe, Glasschiebewände, Faltflügel- und Raumspartüren sowie Türschliesser und spezielle Türprodukte rund um die Themen Fluchtweg und Brandschutz.

dormakaba Schweiz AG | Mühlebühlstrasse 23 | CH-8620 Wetzikon | Tel.: +41 (0) 848 858 687 info.ch@dormakaba.com | www.dormakaba.com/ch-de

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Die Digitalisierung bietet erhebliches Potenzial für die Immobilienbranche.

DIGITALE TRANSFORMATION DER DIGITALE REIFEGRAD DER BAU- UND IMMOBILIENWIRTSCHAFT von Isabel Gehrer

Die Bau- und Immobilienwirtschaft stellt sich immer besser auf die Veränderungen ein, die die Digitalisierung mit sich bringt. Doch noch fehlt das Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Das zeigen die Ergebnisse der diesjährigen Digital-Real-Estate-Umfrage des Consultingunternehmens pom+. Die rund 200 Führungskräfte, Immobilienexpert*innen und -spezialist*innen aus der Schweiz und Deutschland schätzen ihre eigene Digitalisierungsreife zum zweiten Mal in Folge moderat besser ein als im Vergleich zum Vorjahr.

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ie Digital-Real-Estate-Umfrage erhebt seit 2016 jährlich den Stand der digitalen Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft in der Schweiz und seit 2019 auch in Deutschland. Das Whitepaper präsentiert die Ist-Situation in den beiden Ländern basierend auf den Einschätzungen von verschiedenen Führungs- und Fachkräften aus der Branche und wird durch das Expertenwissen

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von Berater*innen der pom+ Consulting AG ergänzt. Der Digital Real Estate Index (DRE-i) misst andererseits, in welchem Ausmass sich Immobilienunternehmen mit der Digitalisierung auseinandersetzen und welche Massnahmen sie umsetzen. Basis für die Berechnung bilden 25 Indikatoren in fünf Clustern und zwölf Technologien. Auf einer Skala von eins bis zehn wird die aktuelle Digitalisierungsreife über den ge-

samten Markt beurteilt. Der Digital Real Estate Index für die Schweiz und für Deutschland liegt bei 4.5 und ist somit innert Jahresfrist um 0.3 Punkte gestiegen. Der Index für den deutschen Markt liegt erneut einen halben Punkt höher (4.9) als derjenige für die Schweiz (4.4), die Unterschiede haben sich aber nicht weiter akzentuiert. Der Index steigt damit das zweite Jahr in Folge an, hat aber das Niveau von


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2019 noch nicht erreicht. Die Befragten sehen jedoch eine positive Entwicklung, denn es zeigt sich, dass die Branche in Bewegung ist. Auch die im vergangenen Jahr verursachten Schwierigkeiten durch die COVID-19-Pandemie und Unsicherheiten in den Lieferketten konnten die Zuversicht nicht bremsen, ganz im Gegenteil: Diese Faktoren werden der Digitalisierung in der Bau- und Immobilienbranche mittelfristig in die Hände spielen. So waren die meisten Unternehmen gezwungen, ihre Infrastruktur für Home-Office-Arbeitsplätze auszubauen und Kollaborationslösungen einzuführen. Schwierigkeiten in der Lieferkette bedingen höhere Flexibilität, womit agile Organisationsformen und Prozesse an Bedeutung gewinnen.

schaftung leicht zurückging und im FacilityManagement etwas höher liegt als im Vorjahr. Eigentümer*innen und Investor*innen holten im vergangenen Jahr den Rückstand auf und haben aktuell nur noch einen geringfügig tieferen Index als die anderen Akteur*innen. «Durch die zunehmende Regulierung im Bereich Nachhaltigkeit sind die Besteller*innen vermehrt auf spezifische Informationen und Daten zu ihren Immobilien angewiesen. Das Interesse an Lösungen zur Datenerfassung und -analyse ist hoch, da auf diese Weise entsprechende Fragestellungen beantwortet und notwendige Nachweise erbracht werden können», erklärt Dr. Joachim Baldegger, Studienleiter und Head of Service Unit Future Lab bei pom+.

DIGITALISIERUNGSGRAD GLEICHT SICH AN

KOMPETENZAUFBAU AUF ALLEN EBENEN

Betrachtet man die einzelnen Akteur*innen der Branche im Detail, ergibt sich folgendes Bild: Der Reifegrad von Planer*innen und Ersteller*innen ist unverändert zum Vorjahr, während der Index in der Bewirt-

Digitalisierungsstrategien haben an Bedeutung gewonnen. Dementsprechend haben die Unternehmen im vergangenen Jahr verstärkt die digitalen Fähigkeiten von Führungskräften gefördert. Offenbar wird

erkannt, dass die digitale Transformation eine Führungsaufgabe ist und nur erfolgreich umgesetzt werden kann, wenn entsprechende Fähigkeiten auch auf dieser Ebene vorhanden sind. Der Kompetenzund Wissensaufbau findet aber auch bei den Mitarbeitenden statt, wie die Resultate klar zeigen. Die Verantwortlichkeiten bezüglich digitaler Transformation sind immer klarer geregelt. Es werden häufiger eindeutig bezeichnete Personen oder Teams mit unternehmensweiten Innovations- und Digitalisierungsinitiativen betraut. Diese Bündelung erlaubt schnellere und vor allem auch aufeinander abgestimmte Entscheidungen. Insgesamt scheint im Bau- und Immobiliensektor die Erkenntnis gereift zu sein, dass Digitalisierung ein kontinuierlicher Prozess ist. Die Diskussionen in der Branche werden immer spezifischer, neue technologische Dimensionen kommen hinzu und die inhaltliche Komplexität steigt laufend. Die Übersicht und das Verständnis für die Zusammenhänge fehlen noch an

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vielen Stellen. Es ist daher zu erwarten, dass sich neue Berufsbilder und Disziplinen wie die Immobilieninformatik herausbilden, um diese Lücken zu schliessen.

DIGITALE TECHNOLOGIEN NACH WIE VOR UNAUSGEREIFT Obwohl theoretisch immer mehr möglich wird, scheint der Alltag vieler Branchen­ akteur*innen noch immer von analogen Dingen geprägt. Die in der Anfangseuphorie ausgemalten Optimierungen und Effizienz­ gewinne lassen auf sich warten. Als Folge davon wird die Reife der digitalen Technologien von der Branche seit Jahren als stagnierend beurteilt, obwohl der Nutzen oftmals als hoch eingeschätzt wird. Die verschiedenen Technologien werden tendenziell isoliert betrachtet, haben aber meistens einen Zusammenhang. Smart Buildings führen viele Technologien zusammen und könnten Lösungswege bieten, um mehrere digitale Technologien gleichzeitig in der Reife voranzutreiben. Eine weitere Ursache für die Stagnation dürfte das Fehlen von entsprechenden Fachkräften sein. Dieser Mangel wird sich in Zukunft eher noch verstärken. Zum einen führt die demografische Entwicklung zu einem Rückgang an Arbeitskräften, zum anderen schaffen die regulatorischen Vorschriften eine gute Auftragslage (Heizungsersatz, Wärmedämmung, Photovoltaik-Zubau und Weiteres), die mehr personelle Ressourcen beansprucht. Damit dürften digitale Weiterbildung und erfolgreiche Bindung der Mitarbeitenden an das Unternehmen künftig entscheidende Wettbewerbsvorteile darstellen.

EINE VIELVERSPRECHENDE ENTWICKLUNG Smart Buildings sind Teil unserer vernetzten, mobilen und nachhaltigen Welt von morgen. Sie ermöglichen die dichte, intensive und kollaborative Nutzung von Liegenschaften bei gleichzeitig hohem individuellem Komfort. Die digitalisierte Gebäudetechnik tritt dabei in den Hintergrund und stellt nahtlose und ergonomische Nutzerund Bewirtschaftungsprozesse bereit. Aufgrund der Integration einer Vielzahl von Technologien der Digitalisierung könnten Smart Buildings der Branche einen bedeutenden Schub verleihen. Dieser Trend wird von allen Befragten als sehr relevant beurteilt. Sowohl der Einfluss auf das eigene Unternehmen als auch die Auswirkungen auf die Branche werden als hoch bis sehr hoch eingestuft. Zudem wird ein zeitnaher Impact erwartet. Andere bedeutende Trends wie Cybersecurity und Dekarbonisierung werden der Bau- und Immobilienwirtschaft tendenziell von aussen durch Vorgaben und Regulierungen aufgedrängt. «Smart Buildings hingegen sind eine Entwicklung aus der Branche heraus. Der damit verbundene Eigenantrieb könnte dazu führen, dass die digitale Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft einen bedeutenden Schritt vorwärts macht», so Baldegger.

RISIKOBEWUSSTSEIN IM IT-UMFELD Die Corona-Pandemie bewegt die Bau- und Immobilienbranche auch noch zwei Jahre nach Ausbruch. Der im Zusammenhang mit

Wie steht es um den digitalen Reifegrad der Bau- und Immobilienwirtschaft?

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COVID-19 vielzitierte Digitalisierungsschub ist über weite Teile zwar ausgeblieben, doch geben 52 Prozent der Befragten an, dass die Corona-Krise dazu führte, dass die IT-Infrastruktur für mobiles und kollaboratives Arbeiten weiterentwickelt wurde. Entsprechend hat auch die Migration zu Cloud-Lösungen stark zugenommen und neue Fragen der Sicherheit aufgeworfen. Viele Unternehmen bewerten heute ihre potenziellen IT-Risiken und suchen Lösungsansätze zur Reduktion derselben. Denn eines wird immer klarer: Mit dem laufenden Auf- und Ausbau der Datenbestände geht auch die steigende Verantwortung einher, diese Daten zu schützen. Zudem bilden die Datenbestände ein wichtiges Asset, mit dem verschiedene Haftungsrisiken verbunden sein können. Die in jüngster Zeit aufgetauchten Sicherheitslücken in Systemen des Gesundheitswesens oder der Rüstungsindustrie und das damit verbundene mediale Echo demonstrieren eindrücklich, was die Folgen der Vernachlässigung dieser Risiken sein können. Neben dem stetig steigenden Risikobewusstsein gegenüber Datenbeständen identifiziert die Studie einen zweiten Treiber für die Digitalisierung in der Bau- und Immobilienwirtschaft: Die zunehmenden Regulierungen vor allem im Bereich Nachhaltigkeit


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verpflichten die Investor*innen zu grösserer Transparenz – Stichwort EU-Taxonomie –, gleichzeitig werden vermehrt bauliche Vorgaben im Zusammenhang mit Energieverbrauch und Dekarbonisierung geschaffen. Der Einsatz von digitalen Mitteln ermöglicht, die notwendigen Informationen zu erfassen, optimale Massnahmen zu ergreifen und vor allem auch die geforderten Nachweise zu erbringen. Künftig müssen sich die beteiligten Rollen also schon bei der Planung und Finanzierung, im Bau und Betrieb sowie im Rückbau Gedanken zur Datenerfassung und -strukturierung machen sowie konkrete Zielwerte anstreben.

ISABEL GEHRER ist Head of Marketing & Sales bei der pom+ Consulting AG und verantwortlich für die Gestaltung der B2B-Marketingstrategie in der DACH-Region. Unternehmensziele mit Durchblick und digitalen Mitteln erreichen.

www.pom.ch


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INTELLIGENZ FÜR JEDEN ZUTRITTSPUNKT SCHLÜSSELLOSE SICHERHEIT DANK ZUTRITTSMANAGEMENT À LA CARTE Interview mit Roger Isler von Gabriela Röthlisberger

© SALTO Systems

Unabhängig davon, welches Sicherheitsbedürfnis erfüllt und welche Aufgabe von einer Zutrittslösung erledigt werden soll – SALTO bietet passend für alle Branchen eine ganzheitliche, flexible, sichere und effiziente Zutrittskontrolle. Als einer der weltweiten Marktführer für elektronische Zutrittskontrolllösungen setzt das Unternehmen seit mehr als zwei Jahrzehnten neue Massstäbe in Bezug auf Sicherheit, Bedienungsfreundlichkeit, Flexibilität und Design. Roger Isler, Geschäftsleiter der SALTO Systems AG, gibt im Gespräch Auskunft über innovative Produkte und Lösungen im Bereich der Zutrittskontrolle.

Mobile Zutrittslösungen verbessern insbesondere die Flexibilität bei der Berechtigungsvergabe und finden eine immer grössere Verbreitung.

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as Unternehmen SALTO Systems hat seit über 20 Jahren bei der Entwicklung und Produktion von zuverlässigen kabellosen Zutrittskontrolllösungen das Heft in der Hand und erklimmt kontinuierlich die Erfolgsleiter. Wie definieren Sie das damit angestrebte Ziel? Wir verfolgen das Ziel, die besten Zutrittslösungen anzubieten. Das umfasst Funktionalität, Qualität und Service. Danach richten wir uns auf allen Ebenen aus. Wir hinterfragen kontinuierlich Dinge, die in der

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Vergangenheit erfolgreich waren, ob sie das ebenso in der Zukunft sein werden. Wir analysieren sehr genau technische und gesellschaftliche Trends, ob und gegebenenfalls welchen Einfluss sie auf unseren Markt und unser Unternehmen nehmen können. Dadurch entstehen neue Ideen, die wir dann sehr schnell adaptieren. Da sich der Markt und die Anforderungen beständig wandeln, muss man als Hersteller bereit und fähig sein, diesen Wandel nicht nur mitzugehen, sondern aktiv zu gestalten. Bei uns zeigt sich das dahingehend, dass wir vielfach die

ersten oder mit die ersten waren, die prägende Innovationen für die Zutrittskontrolle hervorgebracht haben, darunter das virtuelle Netzwerk, die Funkvernetzung, Mobile Access und Cloud-Zutrittslösungen. Sie stellen in Ihrer Firmenbeschreibung die These auf, die Zutrittskontrolle revolutioniert zu haben. Können Sie mir diesen Meilenstein näher beschreiben? Wir haben vor rund 20 Jahren mit dem SALTO Virtual Network (SVN) eine neue Philosophie in der Zutrittskontrolle etabliert, die


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heute zum Quasi-Standard geworden ist. Dabei werden die Zutrittsrechte auf dem Badge verschlüsselt gespeichert und es erfolgt eine bidirektionale Kommunikation zwischen Badge und kabelloser Türhardware. Auf diese Weise haben wir die Vorteile von verkabelten Online-Zutrittssystemen und den bis dato davon abgekoppelten Standalone-Beschlägen miteinander verknüpft. Diese Technologie erlaubt in erster Linie die effiziente Ausdehnung der Zutrittskontrolle auf Innenbereiche, um unsichere, teure und unflexible mechanische Schliesssysteme abzulösen. Welche Vorteile sind damit verbunden? In erster Linie brachte und bringt dieser Ansatz enorme Verbesserungen hinsichtlich Sicherheit, Unterhalt und Effizienz von Zutrittsanlagen mit sich. Mit Bezug zur Sicherheit verfügen unsere Kund*innen jederzeit über aktuelle Zutrittsrechte an den kabellosen Beschlägen und Zylindern. Dank der bidirektionalen Kommunikation lesen unsere Systeme zugleich die Batteriestände und gegebenenfalls Protokolldaten aus, sodass Administratoren nicht jede Tür ablaufen müssen, um diese relevanten Daten vorliegen zu haben. Und aufgrund der kabellosen Installation können sie praktisch alle Innentüren ausstatten, da der enorme Montage- und Kostenaufwand verkabelter Anlagen wegfällt.

systemen, entfaltet sie erst richtig ihr Potenzial. Dazu zählen die effizientere Bewirtschaftung von Gebäuden oder die selektive und nachvollziehbare Nutzung von Ressourcen. Welche Sektoren spricht SALTO Systems in der Schweiz an? Prinzipiell eignen sich unsere Zutrittslösungen aufgrund ihrer Vielseitigkeit und Skalierbarkeit für alle Sektoren. Traditionell die wichtigsten sind für uns das Gesundheitswesen, die Industrie, das Bildungswesen, öffentliche Institutionen und die Hotellerie. In den letzten Jahren verzeichnen wir aber gleichzeitig im Co-Working, Co-Living, Detailhandel und in der Wohnungswirtschaft ein starkes Wachstum.

Die Funktionalität einer Zutrittskontrolle muss stets vollumfänglich gegeben sein. Welche Services bietet SALTO Systems in der Schweiz über die reinen Systeme hinaus? Wir ergänzen unsere Lösungen mit einem breiten Spektrum von Services. Dazu gehören die Beratung und Projektierung, das Tür-Engineering sowie Wartungsverträge. Dies bieten wir sowohl unseren Kunden als auch unseren zertifizierten Fachpartnern kostenlos an. Unsere Fachpartner erhalten zudem kontinuierliche Ausbildungen, umfangreichen technischen Support und Unterstützung bei Verkauf und Marketing. Wir möchten, dass sich alle Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten,

Worin unterscheidet sich SALTO Systems hauptsächlich von anderen Anbietern in dieser Branche? Auf den Punkt gebracht: Systemlösungen und Integrationen. In unserem Portfolio findet man alle relevanten Technologien aus eigener Entwicklung, wie virtuelle Vernetzung, Funkvernetzung (Wireless), kabelgebundene Online-Anbindung, Mobile Access und Cloud sowie ein extrem vielseitiges Hardwareportfolio für praktisch jeden Zutrittspunkt – Tür, Tor, Schalter, Zufahrt, Aufzug oder Möbel. Die Folge ist, Anwender*innen müssen bei uns keine Kompromisse eingehen, sondern erhalten eine massgeschneiderte Lösung entsprechend ihrer individuellen Anforderungen. Integrationen wiederum sind ein ganz wesentlicher Faktor für die Optimierung und Automatisierung von internen Prozessen. Eine Zutrittskontrolle allein bringt schon eine enorme Effizienzsteigerung gegenüber beispielsweise mechanischen Schliessanlagen. Verknüpft man sie jedoch mit Dritt-

Roger Isler ist Geschäftsleiter bei SALTO Systems AG Schweiz.

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bei uns gut aufgehoben fühlen. Das bezieht sich natürlich zum einen auf die Zutrittslösungen an sich, aber ebenfalls auf alles, was im Vorfeld und im Nachgang eines Projekts ansteht. Wie bedeutend ist die Zusammenarbeit mit Fachplanern und Architekten für ein erfolgreich ausgeführtes Projekt? Fachplaner und planende Architekten nehmen einen prominenten Platz im Projektgeschäft ein, auch für Zutrittslösungen. Daher ist für uns die enge Zusammenarbeit sehr wichtig. Insbesondere ist es bei grösseren und komplexen Anlagen entscheidend, dass die Anforderungen und Kundenbedürfnisse schon während der Planung einer Zutrittskontrolle richtig ausgelegt und spezifiziert werden. Dazu bieten wir nicht nur Beratungsleistungen, sondern obendrein Planungs- und Ausschreibungsgrundlagen bis hin zu BIM-Vorlagen für Planer und Architekten an.

«Insofern verfolgen wir bereits seit über 20 Jahren eine Nachhaltigkeitsstrategie…» Vor anderthalb Jahren kam es zur Übernahme der Firma GANTNER. Wie ergänzt diese das Portfolio von SALTO Systems? Wir sehen produktseitig vor allem drei Dinge: GANTNER verfügt über eine ausgereifte und umfassende Plattform für intelligente Schrankschliesssysteme, bietet bargeldlose Ticketing- und Abrechnungssysteme an und hat vielseitig einsetzbare Terminals im Angebot – alles Lösungen, die SALTO so bislang nicht anbietet. Weil es praktisch keine Überschneidung im Portfolio gibt und beide Unternehmen wirtschaftlich sehr gut dastehen, ist das Ziel der Übernahme, mit den vorhandenen Ressourcen – insbesondere mit der derzeitigen Belegschaft – mehr zu erreichen, als es separat möglich wäre. Da

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SALTO Systems hat für 2020 den Status der CO2-Neutralität für seine Produktionsstandorte und weltweiten Niederlassungen erreicht.

beide Firmen in unterschiedlichen vertikalen Märkten agieren, können wir zusammen die jeweilige Präsenz über das erweiterte Angebot erheblich ausbauen.

minenz gewonnen hat. Entsprechend ist SALTO Systems für sein Umweltmanagement bereits seit 2011 nach ISO 14001 zertifiziert.

Auf welche massgeblichen Säulen stützt sich die Firmenkultur von SALTO Systems? Wir haben für uns fünf Kernwerte definiert, nach denen wir uns im Alltag richten: Fähigkeit zur Selbstkritik, Streben nach Höchstleistung, konsequente Kundenorientierung, Wille zur Zusammenarbeit und Leidenschaft.

Ein Highlight, auf das wir sehr stolz sind, ist sicherlich, dass wir 2020 den Status der CO2-Neutralität für unsere Produktionsstandorte und weltweiten Niederlassungen erreicht haben. Dazu beigetragen haben die konsequente Reduzierung von CO2-Emissionen sowie die Kompensierung von Emissionen durch verschiedene Umweltprojekte. Das ist nur ein Beispiel, wie sich unser Umweltengagement konkret ausdrückt.

Damit stellen wir sicher, dass wir uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen, sondern immer weiter nach neuen und besseren Lösungen suchen – sowohl in unserem Angebot als auch in unserer Organisation. Nachhaltigkeit ist ein Schlagwort, welches in aller Munde ist. Welche Handlungen setzt SALTO Systems zu diesem Thema um? SALTO achtet seit seiner Gründung im Jahr 2001 auf umweltfreundliche und ressourcenschonende Geschäfts- und Produktionsabläufe. Insofern verfolgen wir bereits seit über 20 Jahren eine Nachhaltigkeitsstrategie – und nicht erst, seitdem das Thema in den letzten Jahren an Pro-

Corporate Social Responsibility – wie wichtig ist für SALTO Systems die gesellschaftliche Unternehmensverantwortung? CSR nimmt bei uns weltweit einen sehr hohen Stellenwert ein. Ein gezielt nachhaltiges internationales Engagement haben wir 2005 mit free2move.org geschaffen. Diese Initiative fördert weltweit den Behindertensport und unterstützt Teams sowie Sportler*innen im Training und bei Wettkämpfen. In der Schweiz fördern wir im Rahmen von free2move.org die beiden Leichtathletinnen Abassia Rahmani und Catherine Debrunner. Catherine hat bei den Paralympischen Sommerspielen letz-


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tes Jahr Gold und bei den letzten Weltmeisterschaften einen Titel sowie mehrere Medaillen für die Schweiz geholt! Parallel unterstützen wir lokal mehrere Schulprojekte und Gesundheitsinitiativen. Werfen wir einen Blick in die nahe Zukunft: Welche Veränderungen in der Technologie sind zu erwarten und welche Rolle wird das Unternehmen dabei spielen? Die Zutrittskontrolle ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalisierung. Das hat drei ganz konkrete Auswirkungen auf unseren Markt: mehr Integrationen, Mobile Access und Cloud-Lösungen. SALTO ist für diese Themen perfekt aufgestellt, denn wir haben unsere Zutrittskontrolle von Anfang an mit anderen Systemen integriert und können hier aus einem riesigen Pool von Technologiepartnern schöpfen. Und hinsichtlich Mobile Access und Cloud-Lösungen haben wir bereits vor etlichen Jahren Systeme auf den Markt gebracht, die nun immer ausgefeilter und funktionsreicher werden, was unseren Vorsprung in diesem Bereich zementiert. Und die Einsatzzahlen belegen, dass der Markt dafür nicht nur existiert, sondern massiv expandiert.

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Die Integrationsfähigkeit mit Drittsystemen via API ist ein wesentliches Entscheidungskriterium für Cloud-Zutrittssysteme. Dadurch entstehen nahtlose digitale Ökosysteme.

Hochmoderne Fertigung und Logistik von SALTO Systems im baskischen Oiartzun (Spanien).

Salto Systems AG | Werkhofstrasse 2 | CH-8360 Eschlikon | Tel.: +41 (0) 71 973 72 72 | www.saltosystems.ch

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VORSICHTIG OPTIMISTISCH BAUBRANCHE NIMMT HERAUSFORDERUNGEN AN von Samira Eilinger

Die Pandemie und ihre weitreichenden Folgen zum Beispiel auf Lieferketten und Materialkosten beschäftigen die Schweizer Baubranche auch noch im Jahr 2022. Trotzdem blicken die meisten Akteure positiv in die Zukunft.

Es gibt einen positiven Trend nach oben, der aber immer wieder mit neuen Herausforderungen konfrontiert ist.

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ie Schweizer Bauindustrie wurde von den Pandemie-Auswirkungen anfangs zwar schwächer getroffen als andere Branchen; je länger diese fortwirken, desto mehr wird sie allerdings von den indirekten Folgen beeinträchtigt: erhöhte Materialpreise, Probleme mit Lieferketten und weniger Bedarf an Büro- und Gewerbeimmobilien, um nur einige zu nennen.

sich auch in einer Umfrage der Olmero AG unter Hunderten Akteuren der Schweizer Baubranche. Von allen Befragten schätzten über 60 Prozent der Unternehmen die Anzahl der Auftragseingänge im zweiten Halbjahr 2021 als «sehr gut» oder «gut» ein. Gerade einmal elf Prozent aller befragten Unternehmen waren unzufrieden mit den Auftragseingängen.

Zum Ende des ersten Pandemiejahres 2020 war der Druck auf das Baugewerbe gross, die Stimmung am Markt verschlechterte sich. Anfang 2021 konnte dann aber bereits im ersten Quartal ein Umsatzwachstum von 5.9 Prozent verzeichnet werden – ein überraschend vielversprechender Start, auch wenn der Wert immer noch unter dem des Vorkrisenjahrs 2019 lag. Dieser positive Trend setzte sich fort und in der zweiten Jahreshälfte 2021 lag das Bauvolumen sogar wieder über Vorkrisenniveau. Das zeigte

2020 – DAS VERRÜCKTE CORONA-JAHR

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Trotz aller Bemühungen und vergleichsweise normaler Abläufe blieb ein mittelfristiger Wachstumsknick nicht aus. Zu Beginn der Pandemie wurden in einigen Regionen kurzzeitig die Baustellen geschlossen, was aber nur einen geringen Effekt auf die Bautätigkeit hatte. Je länger die Pandemie andauerte, desto mehr wurde die Bauindustrie Opfer der indirekten Folgen: erhöhte Materialpreise, Probleme mit Lieferketten, eine stark

gesunkene Nachfrage nach Büro- und Gewerbeimmobilien. Folglich mussten einige Bauunternehmen Kurzarbeit anmelden, Projekte wurden verzögert oder verschoben, Lieferketten waren unterbrochen. Ende 2020 stand die Baubranche unter Druck.

2021 – DIE AUFHOLJAGD Überraschend vielversprechend startete die Schweizer Baubranche dann aber ins Jahr 2021. Bereits im ersten Quartal 2021 konnte ein Umsatzwachstum von 5.9 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnet werden, was jedoch immer noch unter dem Wert des Vorkrisenjahrs 2019 lag. Der positive Trend konnte bis ins zweite Halbjahr 2021 fortgesetzt werden und das Bauvolumen lag nun endlich wieder über dem Vorkrisenniveau. Auch die Unternehmen haben diesen positiven Trend zumindest teilweise gespürt. 27 Prozent der befragten Unternehmen konnten eine Verbesserung


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der Geschäftslage vom ersten Halbjahr ins zweite Halbjahr verzeichnen, während 53 Prozent die Geschäftslage als unverändert einstuften. Dass Unternehmen der Schweizer Baubranche aber grundsätzlich wieder positiver eingestellt waren als noch im Jahr 2020, zeigte sich deutlich daran, dass unter allen Befragten, wie schon angedeutet, über 60 Prozent die Anzahl der Auftragseingänge im zweiten Halbjahr 2021 als «sehr gut» oder «gut» einschätzten. Gerade einmal 11 Prozent aller befragten Unternehmen waren unzufrieden mit den Auftragseingängen.

2022 – ZURÜCK ZUR NORMALITÄT? Obwohl das Jahr 2021 besser abgeschlossen wurde als erwartet, bleiben einige Unsicherheiten bestehen. So ist die Situation im Wohnungsbau unklar. Kurzfristig ist die Anzahl der Baugesuche zwar stark angestiegen, da viele Menschen ihre Wohnungen und Häuser umbauen respektive ausbauen möchten. Es ist jedoch unklar, ob es sich dabei nur um ein vorübergehendes Phänomen aufgrund der Corona-Krise oder um eine nachhaltige Entwicklung handelt. Die durch die Olmero AG für das «Baubarometer» getätigte Umfrage zeigt, dass 29 Prozent der Unternehmen eine weitere positive Entwicklung für das erste Halbjahr 2022 erwarten und dabei auch davon ausgehen, ihre Kapazitäten zum Beispiel hinsichtlich der Mitarbeitenden ausbauen zu können. Demgegenüber stehen 18 Prozent der Unternehmen, die eine negative Ent-

wicklung der Auftragseingänge erwarten, und 53 Prozent geben an, von einer unveränderten Auftragslage auszugehen. Gerade bei den Erwartungen für das erste Halbjahr 2022 gibt es jedoch deutliche Unterschiede bei den verschiedenen Marktakteuren. Ausführende Unternehmen und Architekturbüros sind mit ihren Erwartungen für das erste Halbjahr deutlich positiver gestimmt als Generalunternehmen und Hersteller und Händler von Bauprodukten. Der Krieg in der Ukraine kommt seit Ende Februar als belastendes Momentum hinzu, wobei die Auswirkungen noch nicht abzuschätzen sind. Die schon angesprochenen Schwierigkeiten dürften sich noch verstärken. Stefan Creus, CEO der dima & partner AG, betont dann auch folglich: «Preise und Lieferbarkeit von Materialien sind momentan herausfordernd. In dem Umfeld ist es verständlich, dass Unternehmen Pauschalen vermeiden und Preise beziehungsweise Termine unter Liefervorbehalt stellen möchten. Um dennoch den Projekterfolg sicherzustellen und um Bauverzögerungen oder Kostenüberschreitungen zu vermeiden, sind nun alle Akteure besonders gefordert.»

PROBLEME MIT LANGEM ZEITHORIZONT Die unterschiedliche Beurteilung der verschiedenen Marktakteure kann mit den langfristig weiterbestehenden Problemen gut erklärt werden: Die hohen Materialkosten bereiten insbesondere den Generalunternehmen, Herstellern und Händlern von

Baumaterialien Probleme. Betroffen sind vor allem Holz- und Stahlprodukte, Kunststoffrohre, Dämmplatten und bearbeitete Natursteine. Preisschwankungen von über 50 Prozent in kurzer Zeit sind keine Seltenheit. Ausserordentlich schwierig war die Lage in den letzten Monaten auf dem Holzmarkt, auf dem die Preise aufgrund von Holzknappheit in bisher nicht gekanntem Tempo stiegen. Auf dem Weltmarkt stiegen die Holzpreise innerhalb eines Jahres um über 200 Prozent. Auch Anfang 2022 ist die Situation unbefriedigend und die hohen Materialkosten wurden von 59 Prozent der befragten Unternehmen als ein Problem identifiziert. Die Preissteigerungen sind aber nur eines der aktuellen Probleme der Baubranche. Noch gravierender sind Lieferverzögerungen bei Produkten. Zwei Drittel der befragten Unternehmen gaben dies als Problem an. Während in der Schweiz die Baustellen während der Pandemie grösstenteils in Betrieb blieben, wurde die Produktion von Baumaterialien in der Krise an vielen Orten ausgesetzt, was zu mühsamen Verzögerungen und Unsicherheiten in den Lieferketten geführt hat. Daher bilanziert Markus Schulte, CEO der Olmero AG: «Lieferbarkeit ist nicht mehr selbstverständlich. Die aktuelle Situation verlangt nach Flexibilität in der Auftragsvergabe und im Projektmanagement.» Verstärkt wird die Materialknappheit zusätzlich durch eine hohe Nachfrage nach Rohstoffen aus den USA und China und durch die allgemeine Aufstockung von Warenlagern durch Unternehmen und Staaten, um für eine erneute Krise besser gerüstet zu sein. Gleichzeitig wurde das globale Frachttransportsystem durch Corona massiv gestört: In vielen Ländern kam es durch die weitreichenden Beschränkungen und Grenzschliessungen zu Zugangsverweigerungen, Kapazitätsengpässen beim Personal und einem Mangel an Equipment, das für die Abfertigung benötigt wurde. Es kann laut Experten noch Jahre dauern, bis der dazumal weltweit fein abgestimmte Rhythmus wieder die frühere Funktionalität erreicht.

SAMIRA EILINGER verantwortet die Öffentlichkeitsarbeit bei der Olmero AG. www.olmero.ch

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Wohn- und Bürohäuser, Zürich Mühlebach Kämpfen Zinke + Partner AG, Zürich

NEUER LEHRGANG EXPERTEN IM NACHHALTIGEN BAUEN von Dr. Thea Rauch-Schwegler

Nachhaltiges Bauen erfährt eine weitere Stärkung durch die Kooperation zweier Bildungsorganisationen und eine neue interdisziplinäre Ausbildung für Bau-Experten.

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© Alexander Jaquemet, Erlach

achhaltigkeitsthemen finden durch die deutlich spürbaren Klimaveränderungen immer stärkere Beachtung in unserer Gesellschaft. Allerdings ist die Wende noch lange nicht geschafft.

Vogelwarte Sempach, mlzd Architekten

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Der jüngste Bericht des Weltklimarats zeigt auf, dass in den nächsten Jahren 3.3 Milliarden Menschen die Folgen der Erderwärmung durch Überschwemmungen, Hitze und Wasserknappheit zu spüren bekommen werden, wenn wir jetzt nicht handeln. Auch die Schweiz ist stark betroffen. Wenn wir so weiterfahren wie bisher, haben wir Ende des Jahrhunderts nur noch zehn bis 20 Prozent unserer Gletscher aus dem Jahr 2015. Aber wir haben noch eine Chance. Wenn wir die Wende mit der Reduktion des KlimagasAusstosses jetzt einleiten, können wir die Erwärmung auf 1.5 Grad begrenzen. Je schneller wir handeln, desto kosteneffizienter wird diese Umstellung auf null CO2Emissionen. Dies gilt sowohl für den Ver-

kehr als auch für die Bauwirtschaft. Diese ist jetzt besonders gefordert. Zwar werden teilweise bereits heute vermehrt erneuerbare Energien und nachhaltige Materialien eingesetzt. Aber ein zukunftsfähiges Gebäude sollte kein CO2 mehr ausstossen, sondern selbst Energie produzieren. Immobilien-Standards wie der SNBS stellen Kriterien für Handlungsanleitungen zur Verfügung, wie nachhaltig gebaut werden kann. Weiterbildungen zum nachhaltigen Bauen vermitteln die entsprechenden Kompetenzen.

KOOPERATIONEN STÄRKEN NACHHALTIGKEIT Nachdem sich im Herbst 2020 bereits acht Berufsverbände zum Verein Nachhaltiges und Baubiologisches Bauen (VNBB) zusammengeschlossen haben, vollzieht das Bildungszentrum Baubiologie nun den nächsten Schritt. Im Februar 2022 wurde mit der Bildungsorganisation sanu ein Ko-


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operationsvertrag unterzeichnet. Neu führt die sanu future learning AG die Geschäftsstelle und organisiert die Kursangebote des Bildungszentrums. Dank dieser Partnerschaft erreichen die Angebote für nachhaltiges Bauen ein breiteres Publikum und einen grösseren Bekanntheitsgrad. Ausserdem wird das Angebot von sanu breiter und attraktiver.

Wohnen im Bifang Lausen 2020 Schwob, Sutter, Architekten AG, Liestal © Paul Duri Degonda

Sowohl der seit über 20 Jahren bewährte Lehrgang mit eidgenössischem Abschluss in Baubiologie als auch der neue Kurs für Expert*innen für das gesunde und nachhaltige Bauen vermittelt interdisziplinäres Fachwissen sowie Selbst- und Sozialkompetenzen (mehr Informationen unter Portrait). Die Lehrgänge sind praxisorientiert und berufsbegleitend. Beide Angebote vermitteln einen gesamtheitlichen Blick zum Thema Nachhaltigkeit, ohne eine adäquate Vertiefung in wesentliche Bereiche wie Material- und Energiekonzepte und LifecycleAnalysen oder die menschlichen Aspekte zu vernachlässigen.

INTERDISZIPLINÄRER LEHRGANG Der neue interdisziplinäre Lehrgang für «Experte / in Gesundes und nachhaltiges Bauen HFP» bietet Fachleuten sowohl mit planerischem als auch mit handwerklichem Hintergrund ein breites Grundlagen- und Detailwissen. Die Absolvent*innen können Investoren beraten, Bauprojekte beurteilen oder Expertisen für Bauschäden erstellen. Die Expert*innen sind auch fähig, Innovationen aus der Forschung auf ihre Zukunftsfähigkeit hin zu beurteilen. Die Interdisziplinarität ist besonders wichtig, wie der ETH-Klimaforscher Reto Knutti herausstreicht. Denn für die aktuellen Herausforderungen wie den Klimawandel gibt es nicht immer klar definierte Lösungen. Deshalb wünscht er sich, dass es mehr Menschen gäbe, «die sich auch aus sozialwissenschaftlicher und ethischer Perspektive» mit solchen Problemen beschäftigten. Denn eine zukunftsfähige Baukultur beinhaltet sowohl ökologische Aspekte als auch ökonomische und soziale Kriterien. Zudem ist ein gutes Raumklima zentral, wenn für Menschen gebaut wird. Mit einer derart umfassenden Sicht können die Expert*innen den Lehrgang abschliessen.

Wohnhaus Schrofer, Trimmis Architekturbüro Andreas Egger, Chur

PORTRAIT Das Bildungszentrum Baubiologie bietet seit über 20 Jahren Weiterbildungen im Bereich des nachhaltigen Bauens an. Im Lehrgang mit Berufsprüfungs­abschluss «Baubiologin / Baubiologe» werden die Teilnehmenden in die folgenden Themen eingeführt: Gesundheit im Innenraum, Energieeffizienz, Materialkonzepte, Suffizienz, Lebenszykluskosten, Ökobilanzen, Labels, Kommunikation und soziale sowie ökonomische Aspekte. Der berufsbegleitende Fachkurs richtet sich an Planer*innen und Handwerker*innen, die in ihrem Fachbereich nachhaltig bauen wollen. Während 27 Kurstagen vermitteln Fachleute Praxiswissen für eine nachhaltige Baukultur. Der Kurs dauert ein Jahr. Der neue Lehrgang mit HFP-Abschluss «Experte/in Gesundes und nachhaltiges Bauen» richtet sich an Planende und Unternehmer mit Vorwissen und Berufs­ erfahrung. Die Themen werden umfassender und vertiefter behandelt. Durch die Zusammenarbeit mit den Berufsverbänden und der ETH Zürich kann das erworbene Wissen in der Praxis angewendet werden. Angestrebt wird, dass Neuentwicklungen aus der Forschung die Chance erhalten, in der Praxis eingesetzt und überprüft zu werden. Der Diplomlehrgang dauert eineinhalb Jahre. Beide Kurse starten im August 2022.

sanu future learning AG | General-Dufour-Strasse 18 | CH-2502 Biel | Tel. +41 (0) 32 322 14 33 sanu@sanu.ch | www.sanu.ch | www.bildungszentrumbaubio.ch/angebote/lehrgaenge Rauch Consulting for Sustainability | Lavendelweg 5 | CH-8050 Zürich | raucht@ethz.ch | www.rauchconsulting.org

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KOLUMNE

UNTER ERHEBLICHEM HANDLUNGSDRUCK von Patrick Seidler

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usführende Unternehmen in der Schweizer Bauindustrie müssen in den nächsten Jahren eine Antwort auf ein immer komplexeres und kompetitiveres Umfeld finden. Einzelne Segmente der Branche schreiben bereits jetzt rote Zahlen. Um auch zukünftig wettbewerbsfähig zu sein, gilt es für Marktteilnehmer, ihre Unternehmensstrategie an sich verändernde Herausforderungen anzupassen. Hierbei wird auch der gezielte Zukauf oder Verkauf von Kompetenzen im Rahmen eines M & AKonzepts eine gewichtige Rolle spielen. Bei der Analyse der gegenwärtigen Marktsituation fallen gleich mehrere Punkte ins Auge, die Bauunternehmen erheblich unter Druck setzen: Zum einen ist der Markt gerade in den urbanen Zentren enorm umkämpft, was in den zurückliegenden Jahren zu einer niedrigen Preisentwicklung führte. Höhere Gewinnmargen wären zwar theoretisch in ländlichen Regionen möglich, scheitern aber an einer überbordenden Regulatorik wie etwa der Lex Koller oder der angenommenen Zweitwohnungsinitiative. Zum anderen sieht sich die Branche mit steigenden Materialund Personalkosten konfrontiert, die die Gewinnaussichten weiter schmälern. Diese Entwicklung wird sich durch den immer stärker werdenden Fachkräftemangel auf absehbare Zeit weiter zuspitzen. Damit sich diese überaus herausfordernde Situation nicht zu einer veritablen Krise entwickelt, müssen die verantwortlichen Führungskräfte bereit sein, ihr Unternehmen womöglich ganz neu aufzustellen. Dabei sollten die folgenden drei Schritte besonders beachtet werden: Zunächst gilt es, eine strategische Zielpositionierung zu entwickeln. Hierfür wird das interne und externe Unternehmensumfeld analysiert. Dabei sollten beispielsweise sowohl Stärken und Schwächen als auch Unterscheidungsmerkmale zu relevanten Wettbewerbern herausgearbeitet werden. Aus den gewonnenen Erkenntnissen muss nun ein Fähigkeitenprofil abgeleitet und anschliessend in ein zukunftsträchtiges Geschäftsmodell überführt werden.

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Im zweiten Schritt werden wesentliche Handlungsfelder, zum Beispiel die Durchdringung neuer Märkte, die Automatisierung manueller Bauprozesse oder auch die Professionalisierung des Einkaufs, definiert, um die im vorherigen Schritt formulierte Zielpositionierung zu erreichen. Darauf folgt in einem dritten Schritt die Umsetzung der Strategie, die auf organischem oder anorganischem Wege realisiert werden kann. Unter «organischer Umsetzung» sind all jene Massnahmen zu verstehen, die aus unternehmenseigenen Ressourcen gestemmt werden können. Verantwortungsträger könnten sich beispielsweise überlegen, welcher neuen operativen Massnahmen es pro definiertem Handlungsfeld bedarf oder welche Abteilung Verstärkung benötigt. Den Gegenpart bei der erfolgreichen Strategieimplementierung bildet die «anorganische Umsetzung». Um die aktuellen Herausforderungen bewältigen zu können, werden immer mehr Unternehmen in den nächsten Jahren auch M&A-Strategien entwickeln müssen. Deren Ziel ist es, fehlende Kompetenzen durch Fusionen oder Zukäufe zu kompensieren und so die gewünschte Positionierung im Markt zu erreichen. Damit dies gelingt, müssen der Integration neuer Strukturen stets die Definition spezifischer M & A-Ziele sowie eine detaillierte Asset-Analyse vorausgehen. Hierbei sollte jedoch immer eine individuelle Strategie verfolgt werden. Denn um sein wirtschaftliches Potenzial gänzlich zu nutzen, muss jedes Unternehmen seine eigene Nische finden. Wem es gelingt, seinen Kunden auf diese Weise einen Mehrwert zu bieten, kann auch in Zukunft attraktive Margen erzielen.

PATRICK SEIDLER ist Gründungspartner der S & B Strategy GmbH und verantwortet den Bereich M & A. www.sandb-strategy.com


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BAUEN

BEDRUCKBARES FRONTGLAS FÜR SOLARMODULE PHOTOVOLTAIK WIRD SALONFÄHIG von Andreas Scheib

Die Energie der Sonne ist bekanntlich unerschöpflich und steht uns allen kostenfrei zur Verfügung. Entsprechend zählt Photovoltaik bereits seit Jahren zu den nachhaltigsten Möglichkeiten, um Strom zu produzieren. Neben den technischen Parametern spielt jedoch immer häufiger auch die Optik der Photovoltaik-Module (PV-Module) eine bedeutende Rolle. Genau hier kommt «Swisspanel Solar» ins Spiel.

Swisspanel Solar bringt Farbe in die eher eintönigen Solarmodule.

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as Frontglas «Swisspanel Solar» lässt sich individuell bedrucken, ohne dabei grössere Abstriche beim Stromertrag hinnehmen zu müssen. Der Druck ist so angelegt, dass eine optimale Balance aus Farbsättigung und Leistung erreicht wird. Somit erfüllen So-

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laranlagen nicht nur funktional, sondern auch optisch höchste Ansprüche. Die Gestaltung der Module erfolgt mithilfe einer Drucktechnik, die in enger Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern entwickelt wurde. Sie macht es möglich, die für die Photovoltaik eingesetzten Frontgläser

mehrfarbig zu bedrucken. Auf die Effizienz der PV-Module hat dies nur einen erstaunlich geringen Einfluss. So liegt die Wirksamkeit von vollflächig bedruckten Modulen je nach Motiv und Farbe zwischen 75 und 90 Prozent im Vergleich zu herkömmlichen Solaranlagen.


BAUEN

MAXIMALE FLEXIBILITÄT IN DER GESTALTUNG Für die Produktion der Solaranlagen werden die Frontgläser mit dem keramischen Digitaldruck Colorprint CP veredelt. Dabei gewährleistet das Verfahren eine maximale Flexibilität in Bezug auf individuelle Design- und Farbwünsche. Ein vollflächiger Farbüberzug ist ebenso möglich wie Muster, Fotos oder auch Logos. Durch den thermischen Vorspannprozess, der die Farbe dauerhaft auf Position zwei in das Glas einbrennt, entsteht als Endprodukt entweder ein Einscheibensicherheitsglas oder ein teilvorgespanntes Glas, das die PV-Module und aufgedruckten Motive bestens vor Wind und Wetter schützt. Ein weiterer Vorteil: Der Aufbau der PV-Module ändert sich nicht, da statt des transparenten Glases einfach das bedruckte eingesetzt wird.

ANWENDUNG IN DACH UND FASSADE

Maximale Gestaltungsmöglichkeiten dank ausgeklügelter Digitaldrucktechnik.

Die Solaranlage lässt sich sowohl in Fassaden als auch in Dächer integrieren. In der Gebäudehülle bestechen die bedruckten Frontgläser beispielsweise durch eine dezente Farbigkeit oder filigrane Muster, sodass erst bei näherer Ansicht die Funktion offenbart wird. Für das Dach lassen sich die PV-Module auch so gestalten, dass sie sich besonders unauffällig einfügen und an die umgebende Dachhaut anpassen. Damit eignen sie sich sogar für den Einbau in denkmalgeschützte Gebäude. Trotz der Veränderungen beim Design liegt die Lebenszyklus-Analyse auf demselben Niveau wie Standard-PV-Module und überzeugt auch unter Umweltgesichtspunkten. Der schweizweit übliche Indikator «Umweltbelastungspunkte» (UBP) erhöht sich lediglich um weniger als ein Prozent. Darüber hinaus erfüllen die bedruckten Frontgläser alle gültigen europaweiten Anforderungen zur Sicherheit, Qualität sowie Haltbarkeit und sind nach ICE- Standards zertifiziert. Um die Klimabilanz so zu verbessern, dass auch nachfolgende Generationen eine lebenswerte Erde vorfinden, ist die Förderung von erneuerbaren Energien unumgänglich. Dabei spielen Solaranlagen eine tragende Rolle. Wenn letztere – wie bei Swisspanel Solar – nicht nur zweckmässig sind, sondern Fassaden und Dächer auch optisch optimieren, profitiert die Architektur ebenso wie die Natur.

Die PV-Module mit Swisspanel Solar lassen sich auch so bedrucken, dass sie sich harmonisch in das Dach einfügen.

Glas Trösch | Industriestrasse 29 | CH-4922 Bützberg | Tel.: +41 (0) 800 11 88 51 | info@glastroesch.ch | www.glastroesch.ch

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KOLUMNE

ZWEITWOHNUNGSINITIATIVE AUF DEM PRÜFSTAND von Daniel Steffen

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ünktlich zu ihrem zehnten Geburtstag steht die Zweitwohnungsinitiative (ZWI) wieder im medialen Interesse. Dies ist allerdings nicht (nur) dem runden Geburtstag geschuldet, sondern einer regelrechten Preisexplosion bei Ferienwohnungen im letzten Jahr: Um satte 12.8 Prozent stiegen die Preise in touristischen Gemeinden, während Eigenheimpreise schweizweit «lediglich» um sechs Prozent zunahmen. Dabei sah es in den ersten Jahren nach der Annahme der ZWI alles andere als nach einem Preisanstieg aus. Immobilienpreise in Gemeinden, die von der ZWI betroffen sind, lagen zeitweise rund 20 Prozent tiefer, als dies ohne die Regulierung der Fall gewesen wäre. Wie ist es im letzten Jahrzehnt von einem Preiseinbruch zu einer Preisexplosion gekommen? Ironischerweise hat die ZWI zunächst eine panikartige Flut an Bauvorhaben ausgelöst: Baulandbesitzer wollten unbedingt noch Wohnungen erstellen, bevor die ZWI deren Nutzung einschränkt. Baubewilligungen für Ein- und Mehrfamilienhäuser erreichten rund um die ZWI-Abstimmung in betroffenen Gemeinden entsprechend Rekordwerte. Zeitweise vervierfachte sich die Anzahl an Baubewilligungen gegenüber dem langjährigen Durchschnitt. Auch wenn nicht all diese Bauvorhaben realisiert werden konnten, dürfte also trotz des verordneten Baustopps ausgerechnet ein Überangebot für tiefere Preise in der Alpenregion gesorgt haben. Hinzu kamen allerdings auch eine rechtliche Unsicherheit bis zur definitiven Umsetzung des Zweitwohnungsgesetzes und eine von der ZWI ausgelöste Dämpfung der Wirtschaftsaktivität, welche die Nachfrage nach Wohnraum hemmten. Inzwischen hat sich der Wind gedreht. 2020 waren Wohnimmobilien in den betroffenen Gemeinden wieder genauso teuer, wie sie dies ohne ZWI gewesen wären. Im letzten Jahr sind die Preise, wie oben beschrieben, regelrecht explodiert. Zwei Faktoren führen zu diesem starken Preisanstieg. Einerseits schränkt die ZWI das Wohnungsangebot markant ein. Andererseits sorgt die Corona-Pandemie für eine erhöhte Nachfrage nach Wohnraum

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in den Bergen. Ein eingefrorenes Angebot bei gleichzeitig steigender Nachfrage führt unweigerlich zu starken Preisanstiegen. Auch in Zukunft dürften die Preise weiter ansteigen – wenn auch nicht mehr ganz so stark wie im letzten Jahr. Denn das Angebot an Wohnraum bleibt durch die ZWI knapp und die Nachfrage dürfte durch vermehrte Home-Office-Möglichkeiten solide bleiben. Entsprechend müssen Einheimische entweder mit der überregionalen Nachfrage konkurrenzieren oder aber es kommt zu einer neuerlichen Zersiedelung durch neu erstellte Erstwohnungen. Da das revidierte Raumplanungsgesetz den Spielraum für eine Ausweitung des Wohnungsbestandes einschränkt, dürfte das Szenario mit weiter steigenden Preisen, auch für die einheimische Bevölkerung, wahrscheinlicher sein. Die ZWI wird damit ihre beiden Versprechen – Zersiedelungsstopp und bezahlbaren Wohnraum für Einheimische – auch im zweiten Jahrzehnt nach der Annahme kaum einhalten können. Entsprechend drängt sich die Frage auf, ob es nicht alternative Instrumente gäbe, um die Ziele der ZWI zu erreichen. Ein naheliegendes Instrument könnte etwa die Besteuerung von Zweitwohnungen sein. Diese könnte die Nachfrage nach Ferienwohnungen dämpfen, würde den Gemeinden aber in Form von Steuereinnahmen gleichzeitig auch etwas zurückgeben. Zudem kann eine Steuer den unterschiedlichen Realitäten in den Gemeinden besser nachkommen als ein starres Verbot. Auch wenn eine Besteuerung ihre eigenen Schwächen hat (was wäre die optimale Steuerhöhe?), scheint eine ernsthafte Prüfung der Idee lohnend.

DANIEL STEFFEN ist Dozent für Immobilienökonomie an der Hochschule Luzern. www.hslu.ch



BAUEN

Das Gebäude wurde in einer engen Baugrube erstellt.

SICHER KALKULIERT MIT MIETEPLUS GELUNGENER BAU EINES TRINKWASSERSPEICHERS IN DER SCHWEIZ von Heike Hübner

In Oron-le-Châtel, nahe dem Genfer See in der malerischen Westschweiz, erstellte WALO Bertschinger einen neuen Trinkwasserspeicher mit der Wandschalung Mammut 350 und der Deckenschalung MevaFlex. Das Projekt verlief technisch problemlos und war auch wirtschaftlich sicher kalkuliert – dank MEVA MietePlus. Neben Miete und Logistik sind sämtliche Serviceleistungen wie Reinigung und Reparaturen bereits inklusive.

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as «Réservoir des Clos» mit einem Fassungsvermögen von 1 800 Kubikmetern wird die regionale Trink- und

FAKTEN • Projekt: Neubau Trinkwasserbehälter, Oron-le-Châtel (Schweiz) • Bauunternehmen: WALO Bertschinger SA Romandie, Eclépens (Schweiz)

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Nutzwasserversorgung über viele Jahrzehnte sichern – und dabei unsichtbar bleiben. Das Gebäude, unweit des hübschen Schlosses von Oron, wurde im Sommer 2021 nach Fertigstellung unter der Erde «versteckt». Dem erfahrenen Team von WALO Bertschinger blieb in der engen Baugrube nur wenig Raum für Installationsarbeiten, Lagerung und Materialpflege. Um dennoch einen zügigen Baufortschritt zu erzielen, setzte das Unternehmen auf eine robuste Schalung, die flexibel und mit

wenigen Handgriffen sicher zu montieren sein sollte. Darüber hinaus sollte die Schalhaut starke Belastungen einstecken können, ohne später zusätzliche und nicht einkalkulierte Kosten zu verursachen. Die Wahl fiel auf die gemietete Wandschalung Mammut 350 (600 Quadratmeter Elementfläche) und die Deckenschalung MevaFlex (560 Quadratmeter). WALO Bertschinger kennt die bewährten MEVA-Systeme aus vielen Projekten und bestellte die Schalung im MEVA-MietePlus-Komplettpaket.


BAUEN

ÜBER MEVA SCHWEIZ Die MEVA Schweiz mit Hauptsitz in Seon und dem Aussenbüro in Echandens in der Westschweiz steht für sichere und effiziente formgebende Lösungen im Betonbau. Im Showroom und TrainingsCenter können sich unsere Kunden und Interessenten von der Qualität der Produkte überzeugen und in der Anwendung schulen lassen.

Mit der Mammut-350-Schalung konnten die Wände problemlos und schnell betoniert werden.

Sicherheit bis zur Rückgabe der Schalung MietePlus von MEVA gewährleistet Kalkulationssicherheit von Anfang an und bis zur Rückgabe der Schalung. Leistungen wie die komplette Schlussreinigung, Sicherheits- und Funktionsprüfungen sowie die Reparaturen aller gelieferten Teile sind darin enthalten. Lediglich verlorene Teile und irreparable Schäden werden separat in Rechnung gestellt. Daher gibt es später keine Diskussionen über Abweichungen zum Lieferstandard oder gar Nachberechnungen. MietePlus kann projektspezifisch gesondert vereinbart werden.

(SUVA) und Anforderungen des Schweizerischen Vereins des Gas- und Wasserfaches (SVGW). Das rechteckige Gebäude ist 41.10 Meter lang und 13.80 Meter breit.

Beim Projekt in Oron wurde vor allem die Schalhaut der Mammut-350-Elemente beansprucht, da die Innenschalungen mit wasserabführendem Vlies belegt wurden, um den Beton härter, dichter und widerstandsfähiger zu machen. Diese Bahnen wurden mithilfe von Tackern an den Vollkunststoffplatten fixiert.

DEN BELASTUNGEN STANDHALTEN

STARKE WÄNDE Der neue Trinkwasserspeicher entstand unter den strengen Sicherheitsvorgaben der Schweizerischen Unfallversicherungsanstalt

Eine Querwand trennt den 33 Meter langen und 5.50 Meter hohen Wasserbehälter vom 6.60 Meter hohen Ventilraum. Die Aussenwände sowie die Querwand und eine innen mittig platzierte Längswand wurden mit 40 Zentimetern Wandstärke betoniert. Zwei weitere innere Längswände und ein Funktionsanbau verfügen über 30 Zentimeter starke Wände.

Angesichts der grossen Wandflächen und der zu erwartenden hohen Belastung war Mammut 350 die optimale Wahl. Diese Industrieschalung zeichnet sich durch eine vollflächige Frischbetondruckaufnahme bis 100 Kilonewton / Quadratmeter aus. Geankert wurde mit DW-20-Ankerstäben. Ein effizientes Stellen der hohen Schalung war unter den gegebenen räumlichen Möglichkeiten ein Teil der Aufgabenstellung. Die

Mit unserem kompetenten Aussendienst betreuen und beraten wir die gesamte Schweiz. Die enge Zusammenarbeit mit zuverlässigen Transportunternehmen macht es uns möglich, flexibel und schnell die Baustellen zu beliefern sowie für rasche Rücklieferungen zu sorgen. Unsere innovativen, qualitativ hochwertigen Produkte und umfassenden Dienstleistungen für Bauunternehmen, setzen Standards auf dem Schweizer Markt. Diese beschleunigen und vereinfachen den Bauprozess und sorgen für Sicherheit auf der Baustelle. Mit unserem breiten Angebotsspektrum, von kranunabhängigen Schalungen, voll­automatischen Klettersystemen, sowie flexiblen Gerüstlösungen bis hin zu individuellen Dienstleistungen rund um Projektvorbereitung und -betreuung, decken wir die Erfordernisse sämtlicher Vorhaben vom Hausbau bis zum Grossprojekt bestens ab. Das Anwendungstechnik-Team ist bestrebt, durch ständig neue Ideen und Innovationen die Grenzen des technisch Machbaren zu überwinden und somit nachhaltige Lösungen für unsere Kunden zu entwickeln mittels einer BIM fähigen 3D-Planung. Dies ermöglicht uns, optimal auf die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden einzugehen und Projekte in enger Zusammenarbeit langfristig und erfolgreich abzuschliessen.

Elemente wurden zu grossflächigen Schalungsscheiben verbunden und per Kran versetzt. Die Erstellung der weissen Wanne wurde mit konventionellen Wassersperren realisiert. Neben der Mietschalung wurden H20-Träger und Schaltafeln aus eigenem Materialbestand genutzt.

MEVA Schalungs-Systeme AG I Birren 24 I CH-5703 Seon I Telefon +41 (0) 62 769 71 00 I schweiz@meva.net I www.meva.net

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Entdecken Sie das Rohrrahmentüren Programm von Novoferm.

DAS IST PRAKTISCH UND SIEHT GUT AUS ÄSTHETISCHER BRANDSCHUTZ AUS GLAS von Lone K. Halvorsen

Rohrrahmentüren erfreuen sich dank grosszügiger Glasflächen zunehmender Beliebtheit. Die ästhetischen und zugleich filigranen Türen sorgen nicht nur für eine erhöhte Sicherheit, sondern auch für mehr Transparenz. Ohne festes Breitenraster sind sie für alle Raumhöhen anpassbar und erfüllen alle Anforderungen an Schall-, Brand- und Rauchschutz.

B

randschutzanforderungen werden dann am besten erfüllt, wenn die dafür vorgesehenen baulichen Konstruktionen auch ein gewisses gestalterisches Niveau aufweisen. Und bekanntlich erfreuen sich Architekten und Bauherren im Objektbau über breit aufgestellte Programme, bei denen die einzelnen Elemente im Design aufeinander abgestimmt sind. Mit den Rohrrahmentüren des Unternehmens Novoferm wurde ein universelles System geschaffen, das im Bereich von Türen und Verglasungen genau diese Voraussetzungen erfüllt. Die raumabschliessenden Wandelemente mit Sprossen sind in unbegrenzter Breite zugelassen und bei Rauchschutz-Wandelementen kann auch

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die Höhe beliebig gewählt werden. Einem zeitgemässen architektonischen Trend wird zudem mit der neuen Oberfläche «Edelstahl-Finish» gefolgt. Die Profilrahmenkonstruktionen schaffen somit Raumerlebnisse aus Glas und Metall. Wahlweise in Aluminium oder Stahl ausgeführt, sorgen sie mit grosszügigen Glasflächen für die besonders im Innenbereich begehrten transparenten Strukturen. Zeitgemässe Architektur erhält damit ihre besondere Note.

SICHERHEIT UND SONDERAUSSTATTUNGEN Das Unternehmen Novoferm bietet ein universelles System an Rohrrahmentüren, welches die gefragte Ästhetik aus Glasflächen

in Metallprofilen realisiert. Speziell mit der NovoFire®-Produktreihe werden sämtliche Anforderungen an den Brandschutz erfüllt. Sowohl die Profile als auch die Verglasung leisten Feuerwiderstandszeiten von 30 Minuten (gekennzeichnet mit El 30 und zertifiziert durch VKF), die Produktreihe der Rohrahmentüren aus Stahl ist in EI 30 und EI 90 erhältlich. Die Profilrahmensysteme erfüllen somit nicht nur die Sicherheitsanforderungen, sondern sind wie geschaffen für den modernen Objektbau. Mit eleganten Oberflächen, zeitlosem Design und zahlreichen Varianten bieten sie dem ambitionierten Architekten und Planer schier unbegrenzte Möglichkeiten bei der Gestaltung von transparenten Feuer- und Rauch-


BAUEN

schutzabschlüssen im Innenbereich. Dabei sind ein- und zweiflügelige Türen mit Oberlichtern und Seitenteilen überaus vielfältig miteinander kombinierbar. Die Aluminiumvarianten sind mit ihrer Profilwandstärke von vier Millimetern besonders stabil und mit nur einem mittig verankerten Brandschutzkern äusserst kompakt konstruiert. Geprüfter Rauch- und Brandschutz ist die Basis, aber Sonderausstattungen prägen das Design. Bei dieser Serie besteht diesbezüglich eine Vielzahl an Möglichkeiten. Ob Holzdekor und -haptik oder getöntes Glas in verschiedenen Farben, mit einer individuellen Konfiguration lässt sich das System in jedes architektonische Konzept integrieren. Bei den Beschlägen sind Einfallenschloss, vorgerichtet für Rund- oder Profilzylinder, Drücker oder Wechselgarnituren mit Ovalrosette in Aluminium, Edelstahl oder Kunststoff möglich.

BRANDSCHUTZ, DEN MAN NICHT ERKENNT Mit dem Ganzglassystem NovoFire® Glass wird maximale Lichtdurchlässigkeit und Transparenz von Raum zu Raum garantiert. Es sind keine vertikalen Profile erforderlich, die einzelnen Scheiben werden nur durch minimale Silikonfugen miteinander verbunden. Das verwendete Brandschutzglas erfüllt Sicherheitseigenschaften auf beiden Seiten und gewährt ohne Zusatzscheiben eine UV-Stabilität. Das

Ganzglassystem ist als designorientiertes Trennwandsystem für eine Feuerwiderstandsdauer von 30 Minuten entwickelt worden. Es lassen sich im Innenbereich grosszügige Glasabmessungen mit Scheiben von 1 800 mal 3 500 Millimeter realisieren. Zudem ist es mit dem bewährten und stabilen Türsystem NovoFire® Alu kombinierbar und bietet somit eine Vielzahl an Gestaltungsund Einsatzmöglichkeiten. Das Rahmenmaterial besteht aus einem AluminiumEinkammer-Hohlprofil, gefüllt mit einem mittig verankerten Brandschutzkern. Die Profile haben eine Wandstärke von vier Millimetern, was eine in sich sehr stabile und kompakte Konstruktion ergibt, und das verwendete Brandschutzglas hat die Feuerwiderstandsklasse EI30. Doch das Ganzglassystem funktioniert nicht nur als Trennwandsystem oder in Kombination mit dem Türensystem, sondern auch als eigenständiges Verglasungselement für die Innenraumgestaltung: Durchblickfenster kommen modernen Architekturkonzepten entgegen, die auf Offenheit setzen, alte Grenzen auflösen und die Räumlichkeiten mit Tageslicht fluten. Aufgrund der guten Brandschutzeigenschaften eignet es sich als Durchblickfenster für verschiedene Einsatzbereiche wie Wohnung, Büro, Industrie oder das Bildungs- oder Gesundheitswesen. Auch die sehr grossen und flexibel wählbaren Masse tragen dazu bei, dass

Maximale Transparenz mit dem Ganzglassystem – hier im Jacob Burckhardt Haus in Basel.

sich die Durchblickfenster für zahlreiche Anwendungssituationen eignen.

THERMOSCHUTZ FÜR DEN AUSSENBEREICH Für den Aussenbereich bietet das System NovoFire® Thermo optimale Feuerschutzabschlüsse. Das System hat eine stabile Rahmen-Flügel-Kombination mit vier Millimeter Wandstärke und einer Bautiefe von 90 Millimetern, geeignet auch für grosszügige lichte Durchgangsmasse. Die 30-minütige Feuerwiderstandszeit und die hochwärmedämmenden Eigenschaften der Konstruktion werden durch das Einbringen eines entwickelten Brandschutz-Isolators erreicht. Durch die Zusammenstellung von Ausstattungskomponenten lassen sich massgeschneiderte Anforderungen an die Gebäudesicherheit realisieren. Bei den Beschlägen besteht maximale Flexibilität und Kompatibilität. Es können der Anwendung entsprechende Komponente ausgewählt werden. Die stabilen zweiteiligen Aufschraubbänder sind in unterschiedlichen Farben erhältlich – nach Wahl und in Edelstahloptik. Die barrierefreie Schwellenvariante mit 19 Millimeter Einbauhöhe und verdeckt liegender Befestigung sorgt zudem für einen optisch fliessenden Übergang von aussen nach innen und kann durch ein spezielles Basisprofil in Alt- und Neubauten eingesetzt werden.

Novoferm Schweiz AG | Höchmatt 3 | CH-4616 Kappel SO | Tel.: +41 (0) 62 209 66 77 | info@novoferm.ch | www.novoferm.ch

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BAUEN

NATURGEFAHRENSICHER BAUEN MIT NEUEN PLANUNGSHILFEN von Benno Staub

Aufgrund der immer intensiveren Nutzung des Lebensraums und des Klimawandels nehmen die Risiken infolge von Naturgefahren zu. Dabei ist die Bauweise Hauptproblem und Lösungsansatz zugleich. Je früher die Gefahren und mögliche Lösungsansätze in die Planung einbezogen werden, umso einfacher lässt sich ein wirksamer und effizienter Gebäudeschutz umsetzen.

Zwei von drei Gebäuden in der Schweiz sind durch Oberflächenabfluss gefährdet.

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wei von drei Gebäuden in der Schweiz sind bei starkem Regen potenziell gefährdet, auch abseits von Gewässern. Dies zeigt die Gefährdungskarte Oberflächenabfluss, welche schweizweit im Falle eines lokalen Gewitters mögliche Abflusswege und überschwemmte Bereiche darstellt. Den Praxisbeweis liefern die unzähligen Schäden, welche die vielen Unwetter im Sommer 2021 angerichtet haben – bei uns in der Schweiz wie auch

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im benachbarten Ausland. Oberflächenabfluss kann man ähnlich wie einer Gefährdung durch Steinschlag, Lawinen oder Hochwasser nicht ausweichen. Ein guter Gebäudeschutz hängt vielmehr von einer gelungenen Konzeption und Umgebungsgestaltung ab, damit das im Überfluss anfallende Wasser schadlos abfliessen kann. Am grössten ist der Handlungsspielraum für kostengünstigen Schutz vor Überflutungen bei Neubauten.

Doch auch bei Umbauten gilt: Je früher an Schutzmassnahmen gedacht wird, desto einfacher lassen sich diese ins Gesamtkonzept integrieren. Die Anforderungen und Möglichkeiten zum Schutz vor Überschwemmung und weiteren Naturgefahren sollten deshalb schon in die ersten Entwürfe eines Bauprojekts einfliessen. Dabei nehmen Architekten, Planer und Ingenieure eine zentrale Rolle ein, wenn sie als Fachspezialisten rund um das Bauen


BAUEN

die Bauherrschaft auch bezüglich Naturgefahren beraten.

NATURGEFAHREN-CHECK Der Naturgefahren-Check auf der Website www.schutz-vor-naturgefahren.ch zeigt auf, welchen Naturgefahren ein Gebäude ausgesetzt ist. Nebst der Gefährdung am Standort werden zur Situation passende Empfehlungen für mögliche Schutzmassnahmen präsentiert, damit diese Lösungsvarianten direkt in das Gesamtkonzept eines Neubaus oder Umbaus einfliessen können. Wird eine Gefährdung durch Hochwasser oder Starkregen frühzeitig erkannt und in der Planung berücksichtigt, lässt sich möglicherweise die Höhenlage des Erdgeschosses und der Gebäudeöffnungen optimieren. Liegen sämtliche Fenster, Türen und Lichtschächte, aber auch Lüftungsöffnungen über der maximalen Überschwemmungshöhe, ist ein permanenter Schutz möglich. Solche baulich-konzeptionellen, fest installierten Schutzvorkehrungen sind besonders zuverlässig und langfristig auch sehr kosteneffizient. Im Idealfall entfällt somit zusätzlicher Aufwand für Wartung und Unterhalt mobiler Schutzsysteme und für das Üben von Notfallsituationen. Der Schutz vor Starkregen lässt sich gut mit Massnahmen zur Klimaanpassung kombinieren: Nach dem Konzept der «Schwammstadt» soll bei Starkregen das Wasser schadlos zwischen den Gebäuden hindurchgeleitet und über durchlässige Oberflächen lokal zwischengespeichert werden, sodass dieses in Trockenphasen wiederum verdunsten und zu einem angenehmen Stadtklima beitragen kann. Bei fortgeschrittener Planung sind die Handlungsoptionen eingeschränkt. Doch auch dann können beispielsweise noch hagelgeprüfte Produkte für Dach und Fassade ausgewählt, ein automatisches Hochwasserschutz-Klappschott zum Schutz der Tiefgarageneinfahrt eingebaut oder eine Hagelwarnung für die Lamellenstoren installiert werden.

SCHUTZZIELVORGABEN Die 2020 überarbeiteten Normen SIA 261 «Einwirkungen auf Tragwerke» sowie SIA 261 / 1 «Einwirkungen auf Tragwerke – ergänzende Festlegungen» stellen neu auch konkrete Anforderungen an den Gebäudeschutz gegen Hagel, Schneedruck

Die erhöhte Bauweise ist die wirksamste Massnahme zum Schutz vor Hochwasser bei Neubauten.

und alle gravitativen Naturgefahren (Hochwasser / Oberflächenabfluss, Rutschung, Steinschlag, Murgang und Lawinen). Die Schutzziele beziehen sich einerseits auf Gefahrengrundlagen wie die kantonalen Gefahren- und Intensitätskarten. Andererseits werden sie umso höher angesetzt, je grösser der zu erwartende Schaden über die Nutzungsdauer des Gebäudes ist. So erfolgt eine Abstufung je nach Gebäudenutzung und -funktion. Für diese pragmatische Risikoabstufung dienen die sogenannten «Bauwerksklassen» (BWK I-III), welche in der Norm SIA 261 definiert sind. Die praktische Anwendung dieser Normen wird in den Wegleitungen SIA D0260 «Entwerfen & Planen mit Naturgefahren im Hochbau» und SIA 4002 «Hochwasser – Wegleitung zur Norm SIA 261 / 1» sowie auf der Informationsplattform von «Schutz vor Naturgefahren» erläutert. Letztere

vernetzt alle wichtigen Planungshilfen und ist deshalb für rasche Abklärungen und den Einstieg in das Thema besonders hilfreich.

VERANSTALTUNGSHINWEIS Am 4. Mai 2022 findet von 15:30 bis 16:30 Uhr die Veranstaltung «Geologie und BIM – Die Möglichkeiten Nutzen!» statt. Erfahren Sie die neusten Forschungsergebnisse des InnosuisseProjekts «GEOL_BIM» und den Anwendungsfall Naturgefahren aus erster Hand.

Zum Naturgefahren-Check: www.schutz-vor-naturgefahren.ch

Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen VKF | Bundesgasse 20 | CH-3001 Bern | Tel.: +41 (0) 31 320 22 22 info@schutz-vor-naturgefahren.ch | www.schutz-vor-naturgefahren.ch

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ARCHITEKTUR

VIELSEITIG EINSETZBAR UND BELASTBAR MODERNER BILDUNGSBAU SETZT AUF FLIESENKERAMIK von Gabriele Busse

© agrob-buchtal.de / Andreas Bohle

Egal ob Kitas, Grund- und weiterführende Schulen oder Universitäten: Die internationale Bildungslandschaft baut um. Moderne pädagogische Konzepte reagieren darauf, dass Lernen für jeden anders funktioniert. Bildungsbauten entwickeln sich daher von Unterrichtsstätten zu Lern- und Lebensorten. Eine offene und flexible Raumgestaltung regt mit grossen kooperativen Bereichen zum Lernen an, bringt Freude in den Studienalltag und trägt zum Wohlbefinden bei. Moderne Architekturentwürfe planen für neue Schulund Hochschulbauten in diesem Sinne kreative Wege, Orte und Perspektiven des Lernens. Starke Partner erfolgreicher Bauvorhaben sind und bleiben dabei Materialien und Oberflächen, die robust, langlebig und gesundheitlich unbedenklich sind wie keramische Fliesen.

Schloss-Schule Kirchberg in Baden-Württemberg: Ein einzigartiger Auftritt dank der Keramikfassade.

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©agrob-buchtal.de / Daniel Zehnder

ARCHITEKTUR

Böden und Wände im Schwimmbad sind ein Heimspiel für Fliesen.

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ie Wahl der geeigneten Baustoffe ist in Bildungsbauten essenziell, denn die intensive, zeitlich gebündelte Nutzung, zum Beispiel in Pausen, stellt an die Belastbarkeit von Materialien hohe Ansprüche. Aus diesem Grund liegen für Bildungsbauten keramische Fliesen klar erkennbar im Trend. Sie präsentieren sich extrem robust und zugleich höchst vielseitig. Keramikfliesen zeigen in Foyers, Fluren, Mensen, Küchen, Fachklassenräumen und

Schulhofbereichen, wie einfach das Thema der Verbindung von drinnen und draussen erzählt werden kann. Dafür sorgen unter anderem unterschiedliche Rutschhemmungsklassen, die unkompliziert über Bereiche mit verschiedenen Hygiene- und Sicherheitsanforderungen eine optisch einheitliche Bodengestaltung ermöglichen. Der Innenraum wird nach aussen ausgedehnt, der Aussenraum optisch nach innen

geholt. Dafür stehen viele unterschiedliche Fliesengrössen, -farben und -oberflächen zur Verfügung, die bei Bedarf individuell an das Projekt angepasst werden können, egal, wer die Wand hochgeht oder am Boden liegt – Grossformate oder Mosaike. Mit Keramikfliesen, die sich in modular aufgebauten Serien leicht kombinieren lassen, entstehen farblich perfekt auf das Raumkonzept abgestimmte Lernlandschaften, die alle Sinne ansprechen.

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LANGLEBIGKEIT ALS FAKTOR Der mineralische Grundstoff wird in der Produktion fast restlos verarbeitet, kann als recyceltes Material in neuer Form und Anwendung wiederverwendet werden und ist als System für hinterlüftete Fassaden selbstverständlich rückbaubar. Hergestellt aus natürlichem Ton, bieten Keramikelemente stets eine ökologisch verträgliche und mit Blick auf die Langlebigkeit auch wirtschaftliche Lösung. Altbauten, deren (haus-) technische Anlagen, Rettungswege und Innenausstattungen nicht mehr dem heutigen Stand der Technik und der Gesetzgebung entsprechen, kommen mit keramischen Fliesen um jede Ecke und Rundung. Bauphysikalisch unzureichende Fassaden, veraltete und unhygienische Sanitäranlagen sowie abgenutzte Wand- und Bodenbeläge profitieren von der Farb- und Gestaltungsvielfalt der keramischen Fliesen. Die Keramikfliese macht alles mit: auch angegliederte Mensen, multifunktionale Aulen, Turnhallen und Schwimmbäder. Das vielseitige «Schulmaterial» ist im Gegensatz zu Vinyl oder Faserzement säurebeständig und behält auch nach Reinigung mit scharfen Putzmitteln immer ihre Farbintensität und Leuchtkraft.

© agrob-buchtal.de / Sonja Meskanen

ARCHITEKTUR

GESUNDES RAUMKLIMA Zu den vielen funktionalen Anforderungen, die Keramikfliesen in Bauten des Bildungswesens erfüllen, zählen deren gesundheitliche Unbedenklichkeit. Sie verursachen keinerlei Ausdünstungen oder Emissionen und sorgen für ein gesundes, allergenfreies Umfeld. Keramikfliesen von Agrob Buchtal besitzen eine weitere einzigartige Eigenschaft. Sie sind mit der Oberflächenveredelung Hytect versehen, den natürlichen Prozessen zur Reinigung der Luft zum Beispiel von Stickoxiden und Gerüchen aktiviert (von unschätzbarem Vorteil in Sanitär-, Umkleide- und Duschräumen) sowie Licht und Sauerstoff freisetzt. Wachstum von Schimmel, Viren und Bakterien werden somit direkt auf der Oberfläche gehemmt. All diese Eigenschaften machen das Material auch zum idealen Baustoff für bewitterte Gebäudehüllen.

KERAMIK IN DER FASSADE Architekturkeramik kann in Röhren- oder Winkelform, als Fliese oder als massgefertigtes Formteil zum Einsatz kommen und in den unterschiedlichsten Farben und Oberflächenstrukturen erscheinen – als hinterlüftete Fassadenkonstruktionen ebenso wie fest verklebt, zum Beispiel als Ober-

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Ammattioposto Live, ein College und Trainingscenter für Blinde in Espoo / Finnland: Die Fassade filtert den grössten Teil des reflektierten Sonnenlichts.

belag eines Wärmedämmverbundsystems (WDVS). Keramik ist farb- und lichtecht und kann potenziell überall im und am Gebäude zum Einsatz kommen. Das Material bringt städtebauliche Kompetenz mit: Es erleichtert die Einbettung der Bauten ins Umfeld und ermöglicht präzise und feinsinnige Übergänge zwischen innen und aussen. Ganzheitliche Architekturkonzepte finden in allen Anwendungsbereichen in keramischen Bauteilen hochwertige, langlebige und nachhaltige Unterstützung, um

zu realisieren, was Pädagogen für ihre kooperativen Lernmethoden benötigen: intelligenten Raum.

GABRIELE BUSSE ist Pressesprecherin / Senior Manager PR der Deutsche Steinzeug Cremer & Breuer AG. www.agrob-buchtal.de


© agrob-buchtal.de / Simon Hadley

ARCHITEKTUR

Schule als Spielraum muss viel aushalten und gut aussehen.


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ARBEITEN MIT WOHLFÜHLCHARAKTER

ANFORDERUNGEN FÜR MODERNE BÜROLANDSCHAFTEN Interview mit Gunter Fleitz von Kai Oppel

Vor den Toren Münchens entsteht das Immobilienprojekt «heads» von der Rock Capital Group. Hier sollen sich Menschen wohler fühlen und gesünder arbeiten sowie Job und Leben miteinander verbinden. Die Innenarchitektur in dem 40’000 Quadratmeter grossen Neubau leistet dazu einen entscheidenden Beitrag. Das Design stammt von der renommierten Ippolito Fleitz Group, die weltweit interdisziplinäre Projekte umsetzt: ein Gespräch mit Architekt Gunter Fleitz über New Work, Natur und Lagerfeuer-Atmosphäre.

Ein Nebeneinander von Rückzugsorten und Gemeinschaftsflächen im «heads».

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INNENARCHITEKTUR

W

elchen Einfluss hat die Gestaltung von Büroflächen auf das Wohlbefinden? Je wohler sich Mitarbeiter*innen fühlen, desto besser arbeiten sie. Früher war die Devise bei der Gestaltung von Bürogebäuden oft: Hauptsache Corporate Design, und dann wurden die Wände einfach in Unternehmensfarben gestrichen. Mittlerweile erkennen immer mehr Unternehmen, dass der Mensch im Mittelpunkt stehen muss. Man muss Räume schaffen, in denen gut und gerne gearbeitet werden kann. Denn: Was gut für die Mitarbeiter*innen ist, ist auch gut fürs Unternehmen. Welche Kriterien gibt es, dass sich Mitarbeiter*innen wohlfühlen? Das Büro muss ein Ort sein, der begeistert. Die Mitarbeiter*innen sollen stolz auf ihr Arbeitsumfeld sein, dann verbringen sie auch gerne Zeit dort. Stellen wir uns das Büro als eine Heimat vor – als einen Sehnsuchtsort, aber auch als einen Ort mit Reibungsfläche. Unternehmen muss es gelingen, einen solchen Ort der Begehrlichkeit zu schaffen. Das ist nach der Pandemie und dem Aufkommen vom Home Office wichtiger denn je. Das Motto von Rock Capital bei der Konzeption des Gebäudes während der Corona-Krise hiess in etwa: «Wenn Mitarbeiter*innen in Zeiten vom Home Office nicht mehr ins Büro müssen, müssen sie ins Büro wollen.» Welche Rolle spielt die Gestaltung von Räumen? Verhaltensweisen werden von räumlichen Anstössen geprägt. Lassen Sie mich ein einfaches Beispiel ausführen: Wenn es einen attraktiven informellen Treffpunkt wie eine Lounge oder einen Stehtisch, an dem ich immer wieder vorbeilaufe, gibt, dann werde ich automatisch öfter dort stehenbleiben und mit Kolleg*innen ins Gespräch kommen. Allein, dass ein solcher Ort vorhanden ist, beeinflusst also mein Verhalten. Dieser Austausch ist aber bei Weitem kein Privatvergnügen. Das informelle Zusammenkommen führt zu schnelleren Entscheidungen und dazu, dass Mitarbeiter*innen aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen ins Gespräch kommen. Orte, an denen man unkompliziert kommunizieren kann, tragen also zu einer schnelleren und ganzheitlichen Entscheidungsfindung bei. Diese Haltung zeigt sich auch bei der Gestaltung des Neubaus «heads» von Rock Capital. Dort gibt es Atrien, in denen man sich zum Austausch treffen kann, sowie

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INNENARCHITEKTUR

viele Flächen, die nicht allein Schreibtischen gewidmet sind. Das Büro der Zukunft hat die Bedeutung eines Lagerfeuers. Es ist der Ort, an dem Menschen zusammenkommen. Wie sollten Büros gestaltet werden? Brauchen wir mehr Stehtische oder informelle Orte? Die Büros von morgen sollten entlang der Bedürfnisse der Mitarbeiter*innen konzipiert sein. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen an einem Laufweg, an dem immer wieder Kolleg*innen vorbeikommen. Keiner fühlt sich wohl, wenn man nicht weiss, wer hinter einem vorbeigeht und wer auf den Monitor schaut – selbst wenn man da nur für eine Stunde sitzt. Das ist das Gegenteil von Geborgenheit. Mitarbeiter*innen sollten das Gefühl haben, dass der Raum für den jeweiligen Moment ganz ihnen gehört. Dafür braucht es Schutz und Identifikation. Aneignung – also der Aufbau einer Beziehung zu Dingen oder einer Umgebung – ist ganz wesentlich, besonders in Zeiten allgemeiner Verunsicherung, wie wir sie gerade erleben. Die Auflösung fester Arbeitsplätze, also das nonterritoriale Arbeiten, ist gerade in aller Munde. Ist in solchen Arbeitswelten Sicherheit und Geborgenheit überhaupt möglich? Mitarbeiter*innen dürfen nicht das Gefühl haben, dass sie austauschbar sind, dass ihr Platz im Unternehmen sinnbildlich von jedem ausgefüllt werden kann. Sie müssen sich überall wertgeschätzt und beheimatet fühlen, das hilft dem Wohlbefinden und dem Aktivitätslevel. Beim nonterritorialen Arbeiten darf nie die Effizienz im Vordergrund stehen, sondern das Bedürfnis der Mitarbeiter*innen. Fliesst das Thema Gesundheit bei Ihrer Arbeit direkt in die Gestaltung ein oder ist Gesundheit am Arbeitsplatz eher ein Nebenprodukt? Gesundheit ist ein wichtiges Element für viele unserer Kund*innen wie «heads». Das grosse Thema, das darübersteht, ist jedoch die Weiterentwicklung der Work-LifeBalance. Wir arbeiten nicht mehr nur im Büro, sondern auch zu Hause und somit vermischen sich Work und Life. Es braucht ein gesundes Umfeld, aber nicht nur im Headquarter, in dezentralen Hubs oder zu Hause, sondern insgesamt. Ein Unternehmen ist dann erfolgreich, wenn es die Gesundheit der Mitarbeiter*innen an verschiedenen Orten erhält – ohne zu

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Viel Licht, viel Grün: In insgesamt vier Atrien können sich die Mitarbeiter*innen treffen und ihre Mittagspause verbringen.


INNENARCHITEKTUR

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INNENARCHITEKTUR

differenzieren zwischen Arbeiten und Leben. Gestalter*innen sind verantwortlich, einen Beitrag dafür zu leisten, dass die Mitarbeiter*innen gesund sind. Wie kann das konkret aussehen? Es geht etwa um die Frage, ob ich während der Mittagspause den Lebensmittel­ einkauf gut und ohne Stress erledigen kann. Im «heads» gibt es dafür ganz praktisch per App buchbare Kühlboxen im Foyer. Oder nehmen Sie den Aufwand, den Eltern haben, um ihre Kinder morgens am anderen Ende der Stadt in den Kindergarten zu bringen. Im «heads» gibt es deswegen eine hauseigene Kita. Auch Fitness ist ein Thema. Wer sein Sportprogramm unkompliziert in der Nähe des Arbeitsplatzes in den Tagesablauf integrieren kann, bleibt eher in Bewegung. Mit dem richtigen Bürogebäude werden Gesundheit und Wohlbefinden mit dem Job vereint. Das reicht bis hin zu Duschen, damit Mitarbeiter*innen öfter mit dem Rad kommen.

Wie kann es Architekt*innen und Unternehmen darüber hinaus noch gelingen, gesündere Arbeitsplätze zu schaffen? Das Material und die Frage nach dessen Herkunft und Lebenszyklus, das Sourcing, ist ein wichtiger Baustein. Ob Haptik oder Hygiene: Material muss leicht zu reinigen sein. Die Materialauswahl wird immer wichtiger und muss nachhaltigen und bauökologischen Ansprüchen gerecht werden.

«Das Büro der Zukunft hat die Bedeutung eines Lagerfeuers.»

Gemeinsam mit Peter Ippolito gründete Gunter Fleitz 2002 die Ippolito Fleitz Group.

Laut Studien leiden 30 Prozent unter Materialien in Büros, die sie krank machen. Ist das Vergangenheit oder wird immer noch viel verbaut, was da nicht hingehört? Wenn wir neue Kund*innen besuchen, sehen wir manchmal grosse Unternehmen mit Einrichtungen aus den 60er-Jahren. Das sind Bürogebäude mit langen Gängen und Bürozellen, grauen Aktenordnern, verschanzten Mitarbeiter*innen. Keine Begegnung, kein Austausch, sondern Vereinzelung: So etwas macht krank. Das hängt also nicht nur vom Material ab. Was macht einen Arbeitsplatz neben Abwechslung noch gesünder? Gewiss die Raumakustik, also die Nachhallzeiten und damit die Sprachverständlichkeit. Das muss an die Raumgrösse und die Anzahl der Mitarbeiter*innen angepasst werden – eine grosse Herausforderung, gerade wenn die Büros wie seit der Pandemie unterschiedlich voll sind. Akustik ist entscheidend für das Wohlbefinden: Ich möchte nicht, dass jedes Wort von mir im ganzen Büro zu hören ist.

Designerstühle, Latte macchiato und Bällebad waren gestern: Nach der Covid-19-Pandemie ist Gesundheit ein Anspruch an moderne Arbeitswelten.

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Sie beschäftigen sich neben der Akustik viel mit Licht. Wichtig ist, dass nicht ein Lichtsee die Mitarbeiter*innen den ganzen Tag gleichmässig bescheint. Besser sind individuelle


INNENARCHITEKTUR

Die Ex-Wirecard-Zentrale in Aschheim ist die Blaupause für das gesunde Büro von morgen.

Lichtszenen, bei denen der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin das passende Licht nach Stimmung wählen kann. Das reicht bis hin zum «human centric lighting». Bei einem tiefen Raum wird dann der Tageslichtverlauf nachempfunden. Auch mit künstlichem Licht können Mitarbeiter*innen natürlicher arbeiten. Bei einigen Projekten haben wir Lichtduschen eingebaut. Gerade an trüben Wintertagen können die Mitarbeiter*innen dort Licht tanken – und mehr Energie bekommen. Es braucht einen Mix aus gelungener Beleuchtung, einem schlüssigen Materialkonzept und der passenden Raumakustik. Macht das in Summe Wohlfühlen und Gesundheit aus? Es ist nie die Konsequenz aus nur einem Faktor. Zudem ist Gesundheit bei Gebäu-

den eine individuelle Frage, da jedes Objekt anders ist und andere Voraussetzungen mitbringt. Was an Fahrt gewonnen hat, ist das Thema Raumklima. Durch die nachhaltigen Konzepte ist es heute nicht mehr die Klimaanlage, die zu extrem eingestellt wird und Mitarbeiter*innen krank macht. Gemeint sind gute Raumkonzepte mit gutem Luftwechsel. Rock Capital verfolgt beim «heads» mit dem «immune office» einen völlig neuen, sehr interessanten Ansatz. Dort wurden erstmals in grossem Stil Anlagen für Lüftungstechnik verbaut, wie man sie in Krankenhäusern findet. Die Luft wird dadurch noch reiner, die Übertragung von Krankheiten durch Aerosole minimiert. Gerade in Besprechungsräumen wird dieses Thema in einigen Jahren Standard sein. Wichtig ist zudem die Luftfeuchte. Wir hatten ein Projekt, bei dem

die Mitarbeiter*innen viele Atemwegsinfekte hatten, weil die Raumluft zu trocken war. Dort haben wir 3 000 Pflanzen untergebracht, damit ist die Luftfeuchte von knapp 20 Prozent auf 50 Prozent gestiegen – ohne etwas an der Haustechnik zu verändern. Die Krankheitsrate hat sich um die Hälfte reduziert. Das Stichwort lautet Biophilic Design: Die Menschen tanken Energie über die Pflanzen und das tut ihnen gut.

GUNTER FLEITZ gründete und leitet die Ippolito Fleitz Group. www.ifgroup.org

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Die Geberit-Duschfläche Setaplano lässt sich einfach installieren und bietet einen klaren Mehrwert.

DAUERHAFT DICHT CLEVERE LÖSUNGEN FÜR BODENEBENE DUSCHEN von Brigitte Kühne

Grosszügige, bodenebene Duschen liegen im Trend, weil sie dezent sind und eine durchgängige Gestaltung des Raumes sowie einen schwellenlosen Eintritt in den Duschbereich ermöglichen. Meist bedeutet das für den Installateur eine erschwerte Montage und für den Plattenleger Unsicherheiten bei der Abdichtung. Geberit zeigt die cleveren Lösungen.

B

egehbare Duschen sind aus modernen Badezimmern kaum mehr wegzudenken. Alle Geberit Lösungen für bodenebene Duschen überzeugen durch eine hohe Ästhetik. Sie sind leicht zu reinigen und die Schnittstellenproblematik bei der Abdichtung ist optimal gelöst.

Funktion und Formgebung der eigentlichen Duschrinne. Die Duschrinnen CleanLine lassen sich so einfach einbauen wie normale Bodenabläufe. Aufwändiges Abstimmen unter den Gewerken entfällt – Sanitärfachmann, Unterlagsboden- und Plattenleger kommen auf Anhieb zurecht.

Die Dichtfolie befindet sich gut geschützt unter einem transparenten Bauschutz und lässt sich einfach in die Abdichtung des Duschbodens einarbeiten. Die grösste Herausforderung – eine dauerhafte Abdichtung – kann mit den neuen Duschrinnen besser denn je gemeistert werden.

Die Geberit-Duschrinnen CleanLine erfüllen sämtliche Anforderungen an eine richtungsweisende Sanitärtechnik: von der hohen Ablaufleistung des flachen Siphonkörpers über die auf Herz und Nieren geprüfte Montage- und Dichttechnik bis hin zu

Die Geberit-Duschrinne CleanLine besteht aus zwei Teilen: einem Rohbauset und der Duschrinne. Unter dem sichtbaren Edelstahlprofil liegt ein zentraler Ablaufkörper. Eine grosse, patentierte Abdichtmanschette ist werkseitig fest auf den Ablauf eingespritzt.

FLEXIBLE LÄNGE

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Die Duschrinnen CleanLine können direkt beim Einbau individuell abgelängt und an den Duschplatz angepasst werden. Die verschiedenen Designvarianten bieten passende Lösungen für jeden Boden. Die


INNENARCHITEKTUR

Duschrinne lässt sich in der Duschfläche oder nahe an der Wand positionieren. Eine stufenlose Ausgleichsmöglichkeit des Wandplattenaufbaus von zehn bis 27 Millimeter ermöglicht die freie Wahl der Wandplatten bis zum Ende der Bauphase. Die Duschrinnen sind in verschiedenen Designvarianten mit unterschiedlich ausgeformten Edelstahlprofilen als Geberit-­ Duschrinne CleanLine20, CleanLine60 und CleanLine80 erhältlich. Die neue GeberitDuschrinne CleanLine80 besitzt ein wertiges, in sich geschlossenes Rinnenprofil mit integriertem Gefälle und kann in den TrendMetalltönen Champagner und Schwarzchrom sowie klassisch in Edelstahl bestellt werden. Die plattenfähige Variante der Geberit-Duschrinne CleanLine passt sich dezent den Bodenplatten an.

EIN STÜCK WEITERGEDACHT Der Geberit Wandablauf erlaubt bodenebenes Duschen in Reinkultur. In der Wand integriert, besticht er durch Eleganz sowie durch klare Mehrwerte bei der Planung und Montage. Die Entwässerung wird vom Boden in die Wand verlegt, das sieht nicht nur

gut aus, sondern macht es auch einfacher, eine bodenebene Dusche zu installieren. Die Bodenplatten können so ohne Unterbrechungen durch störende Abläufe verlegt werden. Sichtbar bleibt nur eine kleine Abdeckung an der Wand, die sich leicht abnehmen lässt, um das Haarsieb dahinter zu reinigen. Die Abdeckung gibt es in verschiedenen Oberflächen, sie kann aber auch mit den gleichen Platten gestaltet werden, mit denen die Wand verkleidet ist. Der Geberit Wandablauf ist die optimale Antwort auf die Designwünsche der Kunden. Das Einsatzpotenzial ist vielseitig. Die Systemtechnik ermöglicht den Einbau eines Wandablaufs in allen Bädern, in denen ein Vorwand-Installationssystem eingesetzt wird, auch bei Renovierungen oder eingeschränktem Raumangebot.

DURCHDACHTES DESIGN Die Geberit Duschfläche Setaplano überzeugt auf den ersten Blick und bei der ersten Berührung. Sie besteht aus einem hochwertigen Mineralwerkstoff, dessen Oberfläche sich seidig-sanft und warm anfühlt. Diese

Duschfläche lässt sich nicht nur einfach installieren, der Mineralwerkstoff ist überaus beständig, porenfrei und dadurch einfach zu reinigen. Die seidenmatte Oberfläche ist haptisch besonders angenehm und gibt ein Gefühl von Luxus. Das Material ist spürbar massiv und die rutschhemmende Oberfläche sorgt für mehr Sicherheit. Das sanfte Gefälle mit seinen weichen und fliessenden Übergängen zum Ablauf an der Stirnseite trägt zur harmonischen Gesamterscheinung bei. Setaplano ist in verschiedenen Grössen erhältlich. Dank vormontierter Komponenten ist die Duschfläche schnell montiert. Wie alle Duschlösungen von Geberit ist Setaplano bereits ab Werk abgedichtet – das sorgt für einen sicheren Einbau.

GEPRÜFT UND AUSGEZEICHNET Alle Geberit Lösungen für bodenebenes Duschenwurden im praktischen Einsatz geprüft und mit dem Gütesiegel des Schweiz. Plattenverband SPV ausgezeichnet.

Bei der Duschfläche Setaplano ist die Anzahl der notwendigen Einzelteile für die Montage auf ein Minimum reduziert.

Die Geberit-Duschrinnen CleanLine im neuen Look passen optimal zu den heute angesagten Keramikplatten.

Der Geberit-Wandablauf ist die innovative Lösung zur Integration in Vorwandsysteme.

Geberit Vertriebs AG | Schachenstrasse 77 | CH-8645 Jona | Tel. +41 (0) 55 221 61 11 | sales@geberit.com www.geberit.ch | www.geberit-aquaclean.ch

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LUXURIÖSES HOTEL-FLAIR EXKLUSIVES TOWNHOUSE IN ROTTERDAM von Tim Reisenbüchler

© Judith van Mourik | Interior Architecture, Fotografin: Liza Dikkerboom

© Judith van Mourik | Interior Architecture, Fotografin: Liza Dikkerboom

Form und Funktion für perfekte Gastlichkeit zu vereinen, ist eine Leidenschaft der niederländischen Innenarchitektin Judith van Mourik. Hier stellen wir ein urbanes Projekt aus Rotterdam vor.

Eines der Badezimmer im Obergeschoss ist ins Schlafzimmer integriert.

Judith van Mourik setzt urbane Designzeichen.

ÜBER DORNBRACHT Dornbracht mit Hauptsitz in Iserlohn ist der führende Anbieter von hochwertigen Designarmaturen und -accessoires für Bad, Spa und Küche. Das Unternehmen wurde 1950 gegründet und ist mit seinem Produktportfolio international in mehr als 125 Märkten aktiv. Mit klar definierten Gestaltungsprinzipien für ein langlebiges Produkt-Design und der konsequenten Orientierung an den Nutzerbedürfnissen hat Dornbracht Bad und Küche zu Lebensräumen entwickelt – und damit immer neue Massstäbe gesetzt. Der Premium-Hersteller steht weltweit für Design- und Architekturkompetenz mit einer Manufakturqualität auf höchstem Niveau und unterstreicht diesen Führungsanspruch mit dem Marken-Claim «Leading Designs for Architecture».

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A

ufsehen erregte Judith van Mourik schon früher – beispielsweise mit der preisgekrönten Einrichtung für das Hotel-Restaurant Parc Broekhuizen in Leersum oder mit der Gestaltung des Relais & Chateaux Weeshuis in Gouda. Die besondere Hotel-Atmosphäre und den damit verbundenen Komfort überträgt van Mourik in ihrer detailreichen Designsprache und sorgsamen Materialauswahl auch gerne auf Privathäuser. Bei ihrem neuesten Projekt «Townhouse» in Rotterdam wählte sie für die erstklassige Ausstattung in der Küche und in drei Bädern mehrere Armaturenklassiker von Dornbracht und hochwertige Waschplatzlösungen von Alape.

KLASSISCHES DESIGN IN VARIABLEN OBERFLÄCHEN Das «Townhouse» ist ein Wohngebäude aus den 1920er-Jahren, das nachträglich

auf knapp 160 Quadratmeter Wohnfläche erweitert wurde. Sein Erdgeschoss verfügt über einen offenen Grundriss, der Küche, Esszimmer und Wohnbereich gleich einer Hotel-Lounge verschmelzen lässt. Als behutsam trennendes Element liess Judith van Mourik eine Kaffeebar einbauen. Hier und in der modernen Küche setzen TaraArmaturen einen zeitlosen Akzent. Markenzeichen der Designikone sind die ausgewogenen Proportionen, die charakteristischen Kreuzgriffe und der prägnante halbrunde Auslauf. Ausgehend von der ersten Tara, 1992 von Sieger Design für Dornbracht konzipiert, hat sich eine vielseitige Armaturenserie entwickelt: Im «Townhouse» unterstreichen die Oberflächen Dark Platinum matt und Messing gebürstet mit echtem Gold-Finish den exklusiven Charakter des Ambientes. Für das Gästebad, das sich auch im Erdgeschoss befindet,


Die offene Gestaltung des Wohnbereichs kennzeichnet das «Townhouse» von Judith van Mourik.

lieferte Dornbracht eine individuelle Sonderausführung der klassischen Armatur in Grün. Diese harmoniert perfekt mit der Waschplatzlösung Folio von Alape.

MEHR GASTLICHKEIT IM PRIVATEN BEREICH Im Obergeschoss gibt es zwei weitere Bäder, die ebenfalls mit Tara- sowie mit VAIA- und Meta-Armaturen für die Waschtische und Duschen bestückt sind. Ein Bad integrierte Judith van Mourik direkt in das Schlafzimmer. Das zweite ist speziell als Kinderbad ausgelegt und einschliesslich der Armaturen ganz in Weiss gehalten. Von Alape setzte die Innenarchitektin einen Designspiegel mit dimmbarer Beleuchtung, das Ablage-System Assist, das markante Waschbecken Metaphor sowie die Aqua-Schale Deep Indigo mit nuanciertem Farbspiel ein. Die designstarke und funktionale Ausstattung aller Bäder des «Townhouse» zitiert bewusst eine zeitgemässe und zukunftsorientierte Hotel-Architektur. Funktional innovative und zugleich im Design zeitlose Sanitär-Produkte bringen so mit stimmigen Gestaltungskonzepten mehr Luxus und Gastlichkeit zunehmend auch in den privaten Bereich.

ÜBER ALAPE Alape wurde 1896 von Adolf Lamprecht in Penig als Betrieb für Email-Produkte gegründet. Heute produziert das Unternehmen mit 170 Mitarbeitern an zwei Produktionsstandorten in Goslar ästhetische Waschplatzlösungen für den privaten und halböffentlichen Raum. Als Manufaktur steht Alape für technisch-funktionale Qualitätsstandards und inspirierende Gestaltung. Glasierter Stahl in Kombination mit weiteren hochwertigen Werkstoffen ermöglicht das individuelle Design von Alape für ein architektonisch geprägtes Umfeld.

VIELSEITIGE ZUTRITTSLÖSUNGEN ––– FÜR JEDEN ZUTRITTSPUNKT Vielfältige Beschläge, Schlösser, Zylinder und Wandleser für Türen aller Art sowie Aufzüge, Zufahrten, Tore, Möbel u.v.m.

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Optimierte digitale Prozesse durch Integration mit Drittsystemen sowie Einbindung in die vorhandene IT- und Systemlandschaft.

TIM REISENBÜCHLER ist Redakteur bei GeSK. www.dornbracht.com www.alape.com

SWISSBAU, 3.– 6.5.2022 MESSE BASEL, HALLE 1.0 SALTO Systems AG www.saltosystems.ch


INNENARCHITEKTUR

SICHER, HYGIENISCH UND EFFIZIENT KONTAKTLOSE TECHNOLOGIE BIETET SCHUTZ von Robert Looser

Ob in Freizeitanlagen, Shoppingcentern oder in der Industrie – moderne Schrankschliesslösungen ersetzen zunehmend die konventionellen mechanischen Schlösser. In immer mehr Betrieben gehört folglich der Schlüssel der Vergangenheit an und wird vermehrt durch intelligente und elektronische Schliesssysteme abgelöst.

A

bstand halten und erhöhte Hygienemassnahmen sind nicht nur aktuell essenziell. Das erfordert ein Umdenken in der Arbeitsplatzgestaltung und Arbeitsweise. Intelligent gesteuerte, leicht zu reinigende Zutritts- und Schrank-

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schliesslösungen sind der Schlüssel für eine neue, sichere und effektive Arbeitswelt. Mitarbeiterschränke zur Verstauung persönlicher Dinge sowie von Arbeitsunterlagen und Laptops sind in modernen Arbeitsbereichen unerlässlich. Egal ob

Büroumgebungen oder Schichtbetriebe, die sicheren Schrankschliesslösungen sind von zentraler Bedeutung und erleichtern den Arbeitsalltag enorm. Dabei sorgen kontaktlose Technologien, einfache Reinigungsmöglichkeiten sowie eine effi-


INNENARCHITEKTUR

ziente Schrankverwaltung für die Sicherheit der Mitarbeiter*innen und somit des Unternehmens.

FÜR MEHR FLEXIBILITÄT UND EFFIZIENZ Wo es keine fix zugewiesenen Schreibtische mehr gibt und Mitarbeiter*innen dort arbeiten, wo es die Aufgabe und Situation gerade erfordert, bilden die smarten Systeme die Basis für neue Formen der Zusammenarbeit. Sie ermöglichen die Umsetzung neuer Nutzungskonzepte von Arbeitsplätzen, schaffen Platz und geben Sicherheit. Zudem sind sie der Dreh- und Angelpunkt dafür, dass vorhandene Ressourcen, beispielsweise Arbeitsbereiche und Büroflächen, optimal genutzt und dadurch Kosten reduziert werden. Als Spezialist für smarte, elektronische Schrankschliesslösungen realisiert, optimiert und vereinfacht der Systemintegrator Neogate aus Zürich moderne Büroarbeitsflächen durch innovative, nachhaltige Schrankschliesssysteme von Gantner. Der Mitarbeiterausweis oder das eigene Smartphone wird dabei zum berührungslosen Schlüsselersatz – überall dort, wo Schränke, Spinde, Büromöbel, Wertfächer oder Postboxen zum Einsatz kommen. Das Schrankschliesssystem ist das zentrale Element moderner Büroarbeitswelten und das Herzstück sind dabei elektronische Schrankschliesslösungen, in denen Mitarbeiter*innen sowohl ihre Arbeitsunterlagen als auch persönliche Dinge versperren können. Die Schreibtische sind am Abend wieder leer und am nächsten Tag für jede*n Mitarbeiter*in verfügbar. Ein modernes System bietet ein Stück Privatsphäre, Sicherheit und Komfort. Die Schränke können dabei Personen fix zugewiesen werden oder frei wählbar sein, sind bequem via PC verwaltbar sowie einfach und intuitiv mittels Smartphone oder Mitarbeiterausweis bedienbar. Dank berührungsloser Technologie sind sie somit nicht nur hygienisch, sondern auch einfach zu reinigen und sorgen so für zusätzliche Sicherheit.

SMART BUILDING UND MODERNE UMKLEIDESCHRÄNKE Um den Aufwand für Unternehmen so gering wie möglich zu halten, kann dafür gesorgt werden, dass die komplette Schrankschliessanlage vollständig in bestehende Gebäude- oder HR-Managementsysteme integrierbar ist. Somit werden sie Teil des Zutrittkontrollsystems oder einer Work-

Eine Handy-Ladestation am Schrankschloss gehört dazu.

Das Schrankschliesssystem als zentrales Element moderner Büroarbeitswelten.

place-App und Mitarbeiterdaten können direkt aus der HR-Software übernommen werden. Die Verwaltung der Schlösser erfolgt von zentraler Stelle und wird zum Kinderspiel. Damit es zu keinen Überschneidungen kommen kann, erfolgt die Übertragung der Daten in Echtzeit. Die Angestellten benötigen aber nicht nur in den Büros sicheren Stauraum für ihre Unterlagen und persönlichen Dinge. In einer modernen Arbeitswelt haben sie zudem die Möglichkeit, sich für den Beruf umzuziehen und frisch zu machen, denn immer öfter nutzen sie auch die Gelegenheit, in den Pausen Sport zu treiben oder

mit dem Fahrrad ins Büro zu kommen. Moderne Umkleideschränke, die ebenfalls mit dem Mitarbeiterausweis oder dem Smartphone genutzt werden können, sorgen dafür, dass sich die Angestellten komfortabel und sicher umziehen können. Ob die Schränke dauerhaft belegt sind, persönlich zugewiesen werden, frei wählbar sind oder sich nur für eine gewisse Zeitdauer nutzen lassen, ist flexibel festlegbar. Und sollte ein Unternehmen bereits bestehende Schränke im Einsatz haben, können diese auch einfach und mühelos umgerüstet werden. Ein besonderes Highlight bietet dabei die integrierte Handyladefunktion der Online-Schrankschlösser.

Neogate AG | Thurgauerstrasse 117 | CH-8152 Glattpark | Tel.: +41 (0) 444 301 30 00 | sales@neogate.ch | www.neogate.ch

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INNENARCHITEKTUR

þrír bóndi Olivenholz, Aluminum, 37 x 37 x 98 cm, 2021

ANDREAS MAYR KONDRAK ECHTE SÜDTIROLER HANDWERKSKUNST MIT UNVERWECHSELBAREM STIL von Georg Lutz

Was entwickelt sich, wenn die Basis aus Heimat, Identität, Wurzeln, Leidenschaft, Freundschaft und Mut besteht? Einzigartiges! Andreas Mayr Kondrak hat dem noch die Liebe zur Natur beigefügt und erschafft gemeinsam mit zwei Freunden, in 100-prozentiger Handarbeit, Möbelstücke und Einrichtungsgegenstände, deren Unverwechselbarkeit auf den ersten Blick sicht- und spürbar ist.

E

s waren einmal drei Freunde, junge Männer aus dem Südtiroler Grödnertal. Der eine ein Maurer, der zweite ein Schneider, der dritte ein Ingenieur. Was sie schon früh verband, war ihre Liebe zur Musik, die sie mit ihrer eigenen Band weit über Südtirols Grenzen hinaus zum Ausdruck brachten. Heute ist die Musik zu einer wichtigen Inspirationsquelle geworden bei dem, was sie am liebsten tun: gemeinsam einzigartige Möbelstücke und Einrichtungsgegenstände kreieren.

nen Grödner Bergdorf St. Ulrich, fühlte sich immer schon eng verbunden mit der Natur. Kein Wunder für jemanden, der mitten in den legendären Dolomiten und damit in einer einzigartigen Naturlandschaft lebt. Vielleicht hat gerade diese Umgebung auch die Fantasie der Menschen hier beflügelt, ist das Tal, wo man Ladinisch spricht, doch bekannt für seine Holzschnitz- und Handwerkskunst.

Aber von Anfang an: Andreas Mayr Kondrak, geboren und aufgewachsen in dem klei-

Andreas’ Neugier, seine Kreativität, sein künstlerischer Anspruch, seine Leidenschaft

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FUNKTIONELLE KUNST IN ZEITLOSEM DESIGN

für Holz und andere natürliche Baumaterialien brachten den gelernten Maurer, dem es nicht an Selbstironie mangelt, schliesslich auf die Idee, extravagantes Mobiliar zu kreieren. Dies übertrug sich in der Folge auch auf seine beiden Freunde Luigi Romanelli und Hannes Senoner, die er mit ins Boot holte, obwohl beide beruflich ebenfalls nichts mit Holz zu tun hatten. Hier bot sich den dreien jedoch die Chance, über sich hinauszuwachsen, sich weiterzuentwickeln und sich ganz dem zu widmen, wofür sie brennen: der Natur, der Kunst, dem Handwerk. Und genau dies wird in den unverwechselbaren Unikaten, die sie


INNENARCHITEKTUR

gemeinsam schaffen, deutlich. Jedes von ihnen hat einen eigenen Charakter, eine eigene Seele. Es sind Möbelstücke für aussergewöhnliche Menschen und Orte – abseits jeglicher Einheitsoptik und niemals von der Stange. Sie fügen sich harmonisch in ihre Umgebung ein und prägen ihr Bild. Mit viel Liebe, Geduld und handwerklichem Geschick formt das Dreigespann zeitlose Einzelstücke, deren Qualität auf ehrlichen, im Rohzustand belassenen Naturmaterialien beruht. Allen voran ausgesuchte, regionale Hölzer, die auf geschweisste oder gegossene Rohmetalle sowie Kunstharze treffen.

TRÄUME WIRKLICHKEIT WERDEN LASSEN Die Natur, deren Fingerabdruck jedes Stück wie selbstverständlich trägt, gibt den Takt vor, Andreas Mayr Kondrak spielt die Melodie. In ihm sprudelt eine nie versiegende Quelle der Kreativität. Es bieten sich unendlich viele Varianten und Möglichkeiten

an. Inspiration sind ihm dabei die Geometrie und die Mathematik ebenso wie die Philosophie. Noch mehr Spielraum verschafft er dem eigenen Einfallsreichtum durch das Pflegen von Beziehungen und Partnerschaften – zu anderen kreativen Köpfen, die ihn dabei unterstützen, weiter und immer wieder neu zu denken. So arbeitet er des Öfteren auch mit dem bekannten Grödner Künstler und Bildhauer Aron Demetz zusammen. Gemeinsam mit ihm durfte er etwa DJ Antoines privates Clubhouse mit Weinkeller, das «House of Wine» in Basel, einrichten. Andreas Mayr Kondraks exklusive Handarbeit ist auch bis zu Francesca Neri Antonello durchgedrungen. Für die berühmte italienische Architektin, die schon Mario Draghis Haus eingerichtet hat, fertigte er den Stuhl «fna amk» aus Walnussholz und Stahl in limitierter Auflage. Andreas Mayr Kondrak und seinen beiden Freunden ist es wichtig, dass ihre Arbeit und deren Wert geschätzt werden. Dafür, sagt

Mayr Kondrak, gebe er sein ganzes Herz. Das, was sie gemeinsam erschaffen, trägt zwar stets ihre eigene Handschrift, auf die individuellen Wünsche der Kunden gehen sie aber ebenfalls immer mit viel Liebe zum Detail ein. Es ist das Natürliche und das Authentische, das in den unkonventionellen Kreationen mitschwingt. Um Wesen und Eigenheiten zutage zu bringen, dafür experimentieren die drei mit Materialien, Farben und Formen. Kompromisslos bleiben sie nur in Sachen Qualität: Die wird immer auf höchstem Niveau gehalten. Auffallend sind auch die Namen, welche die aussergewöhnlichen Möbelstücke tragen. Viele der Namen kommen aus dem Isländischen, sind mit Erlebnissen verknüpft oder auch einfach frei erfunden. Die nordische Sprache beherrscht keiner von den dreien, aber wie schon das besondere Aussehen, so tragen eben auch die klangvollen Namen zum Wiedererkennungswert der Unikate bei. Das Artistic-Furniture-Trio ist übrigens auch immer für so manche Überraschung gut. So verrät Andreas Mayr Kondrak lächelnd, er verstecke gerne kleine Dinge wie Gedichte oder Ähnliches in seinen Möbelstücken. Er liebt Spielereien – kaum verwunderlich also, dass er seine Arbeit als den «coolsten Spielplatz» überhaupt sieht.

GEORG LUTZ ist Chefredaktor von bauRUNDSCHAU. www.andreasmayrkondrak.com Die Künstler – von links nach rechts: Luigi, Andreas und Hannes.

kolskyr nussholz, stahl, messing, 100 x 50 x 100 cm, 2020

fna amk chair nussholz, eisen geschmiedet, 46 x 51 x 86 cm, 2021

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UMWELT & TECHNIK

Ein zuverlässiges Lüftungskonzept für das historische Schulgebäude des Praedinius- Gymnasiums in Groningen.

FRISCHE LUFT FÜR SCHLAUE SCHÜLER*INNEN AUTOMATISIERTE LÜFTUNG IN HISTORISCHEM SCHULGEBÄUDE von Dr. Dominik Landerer

Frische Luft ist für ein gesundes Raumklima unerlässlich: Sie fördert das Wohlbefinden und steigert die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit. Spätestens seit Corona wissen wir zudem, dass ein regelmässiger Luftaustausch die Ansteckungsgefahr durch umherschwebende Aerosole reduziert. Gerade in Geschäftsoder Schulgebäuden ist daher ein zuverlässiges Lüftungskonzept vonnöten.

I

m Rahmen des niederländischen Konzepts «Fresh Schools» wurde 2021 eine komfortable und hygienische Lösung für die Belüftung der Klassenräume und Turnhallen des Praedinius-Gymnasiums gesucht. «Gemeinsam mit dem Schulträger haben wir eine passende Lüftungslösung über automatisierte Fenster entwickelt, die den Bedürfnissen der Nutzer ebenso ge-

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recht wird wie den baulichen Gegebenheiten in dem historischen Schulgebäude – inklusive Brandschutz,» erinnert sich Anco Zwart, Projektberater GEZE Benelux. Diese Variante einer natürlichen Lüftung über automatisierte Fenster ist eine komfortable Lösung, die das Raumklima entscheidend verbessern kann – und zwar mit wenig Energieaufwand und niedrigen Investitionskosten.

MODERNE TECHNIK ALTER GEBÄUDESUBSTANZ

«Die grösste Herausforderung bestand darin, dass sich das Praedinius-Gymnasium in einem historischen Gebäude von 1882 befindet. Das machte eine umfangreiche Renovierung nötig», so Zwart. «Doch wir haben die Herausforderung angenommen und eine sehr gute Lösung gefunden.» Sie lautete:


UMWELT & TECHNIK

Slimchain-Fensterantriebe. Aufgrund ihrer geringen Grösse konnten die Fensterantriebe einfach in oder an den bestehenden Fenstern installiert werden. Das spart Arbeitszeit und dem Bauherrn Kosten. Die Steuerung der kontrollierten natürlichen Lüftung übernimmt nun die Notstromsteuerzentrale für RWA-Antriebe MBZ 300. Ihr modularer Aufbau erlaubt eine flexible Anpassung an objektspezifische Anforderungen. «So lassen sich Alarmgruppen, Lüftungsgruppen und Alarmlinien beliebig erweitern und auch komplexere RWA-Szenarien abbilden. Dadurch wird im Brandfall ein schneller Rauch- und Wärmeabzug gewährleistet – bei den strengen Brandschutzbestimmungen an Schulen ein wichtiger Aspekt», weiss Anco Zwart.

IDEAL FÜR SCHULEN Damit Lehrer und Schüler nicht selbst ans Lüften denken müssen und das Lüften nicht vergessen wird, wurden die Fensterantriebe im Praedinius-Gymnasium mit Luftqualitätssensoren verbunden. So öffnen sich die Fenster automatisch, wenn ein zu hoher CO2-Wert im Raum festgestellt wird. Die Fenstersysteme lassen sich zudem flexibel in die Gebäudeleittechnik integrieren, sodass sich die Fenster zu festgelegten Zeiten oder in bestimmten Situationen automatisch öffnen und schliessen. Ein weiterer Vorteil gegenüber handbetätigten Fenstern: Die automatisierten Fenster öffnen sich vollkommen kontaktlos und somit hygienisch sicher. Anco Zwart ist zufrieden, ebenso wie sein Auftraggeber: «Jetzt können sich die Schüler des

Praedinius-Gymnasiums wieder voll und ganz aufs Lernen konzentrieren!»

SICHERHEIT SCHON BEIDER PLANUNG

So komfortabel und intelligent automatisierte Fenster sind, gilt es doch einen Aspekt besonders zu beachten: Kraftbetätigte Fenster mit motorischen Antrieben zum Öffnen und Schliessen sind laut Maschinenrichtlinie 2006 / 42 / EG Maschinen. Daher gelten für sie besondere Sicherheitsbestimmungen. Das macht gerade in öffentlichen Gebäuden und Bildungseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten auch durchaus Sinn. Immerhin sind die Fenster für die Gebäudenutzer oft erreichbar – und die Nutzer besonders schutzbedürftig. Ihre Sicherheit muss daher schon bei der Planung eine entscheidende Rolle spielen. Für die vorgeschriebene Schliess­kantenabsicherung kraft­ betätigter Fenster bis Schutzklasse 4 ist die IQ box Safety von GEZE eine TÜV-­geprüfte Lösung.

KEIN NÄSCHEN FÜR SCHLECHTE LUFTQUALITÄT

Obwohl eine bedarfsgerechte Frischluftzufuhr die Lernfähigkeit erwiesenermassen um 15 Prozent steigern kann, wird in der Praxis meist viel zu wenig gelüftet. Das liegt einerseits daran, dass im hektischen Schulalltag vergessen wird, die Fenster per Hand zu öffnen. Andererseits fehlt uns Menschen die Empfindsamkeit für Luftqualität. So wird die Raumluftqualität meist vor allem anhand schlechter Gerüche beurteilt. Allerdings gewöhnt sich die menschliche Nase an Gerüche, sodass man bei längerem Aufenthalt in einem Raum nicht wahrnimmt, wenn die Raumluftqualität sinkt.

DR. DOMINIK LANDERER ist Produktmanager im Bereich Fenstertechnik GEZE Die Fenstersysteme lassen sich flexibel in die Gebäudeleittechnik integrieren und zu festgelegten Zeiten oder in bestimmten Situationen automatisch öffnen und schliessen.

www.geze.de/de/entdecken/themen/ natuerliche-lueftung

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Plastik ist praktisch, verursacht inzwischen aber unglaubliche Müllberge.

NACHHALTIG UND BIOLOGISCH ABBAUBAR KREISLAUFWIRTSCHAFT IST AUCH IN DER KUNSTSTOFFINDUSTRIE MÖGLICH von Dr. Torsten Wintergerste

Trotz seiner ökologischen Grenzen hat Kunststoff als Werkstoff grosses Zukunftspotenzial – vor allem hinsichtlich Lösungen, die auf erneuerbaren Rohstoffen und Kreislaufwirtschaft basieren. Ein Beispiel dafür ist die Polymilchsäure (PLA), ein nachhaltiger Biokunststoff, der weltweit produziert wird.

K

unststoffe haben in den letzten 60 Jahren eine aussergewöhnliche Entwicklung durchgemacht und kommen heute fast überall als Werkstoffe zur Anwendung. Von Konsumgütern über Verpackungen bis hin zu Kunst und Medizin – Kunststoffe sind allgegenwärtig. Und in puncto Anpassungsfähigkeit und Kosten kann kein anderer Werkstoff mithalten. Diese Vorteile sind jedoch mit Nachteilen für die Umwelt verbunden. Kunststoffe werden traditionell aus Petrochemikalien auf Basis fossiler Brennstoffe hergestellt, sprich aus nicht erneuerbaren Rohstoffen. Wenn sie nicht gesammelt und recycliert werden, kann es 20 bis 500 Jahre dauern, bis die Zersetzungsprozesse ab-

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geschlossen sind. In dieser Zeit kommt es zu einer Anhäufung von Abfällen und es können unerwünschte Stoffe austreten, mit desaströsen Folgen für die Umwelt. So gelangen beispielsweise jedes Jahr mindestens 14 Millionen Tonnen Plastikabfälle in die Ozeane – das sind nahezu 80 Prozent der gesamten Abfallmenge im Meer, vom Treibgut an der Oberfläche bis zu den Ablagerungen am Meeresboden.

NEUE TECHNOLOGIEN Zukunftsweisende Technologien können jedoch zu neuen Lösungen führen. Innovative Strategien für chemisches Recycling, die beispielsweise die Entgasungstechnologie beinhalten, erschliessen neue

Recyclingmöglichkeiten für herkömmliche Kunststoffe. Es gibt Verfahren, um aus wiederverwertetem Polyethylenterephthalat (PET) hochwertige Schaumstoffe herzustellen, die die Eigenschaften von Neukunststoffen erreichen. Dies ist ein entscheidender Schritt hin zur Wiederverwendung von erstklassigen Rohstoffen, sodass innovative Materialkreisläufe entstehen können. Neue Alternativen bieten zudem nachhaltigere und zugleich hochleistungsfähige Polymere ohne Qualitätsverlust. Am beliebtesten ist PLA, ein Kunststoff, der aus pflanzlichem Zucker – also einem nachwachsenden Rohstoff – hergestellt wird. Er ist kreislauffähig, denn er ist biologisch abbaubar, kompostierbar und recycelbar.


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Der einzigartige Biokunststoff PLA kommt weltweit zunehmend zum Einsatz, da zu seiner Herstellung eine ungewöhnliche chemische Reaktion genutzt wird: die Ringöffnungspolymerisation. Dieser Prozess ermöglicht die Produktion sehr robuster Werkstoffe, deren Eigenschaften sich auf einfache Art und Weise an unterschiedliche An- und Verwendungen anpassen lassen. Unter anderem ist die Kompostierbarkeit von PLA veränderbar, sodass Produkte mit langer Nutzungsdauer besonders widerstandsfähig oder solche für Einweganwendungen leicht abbaubar sind. Anwendungsbereiche von PLA sind Verpackungen, Konsumgüter, 3D-Druck, Fasern und Automobilindustrieprodukte. Dadurch wird der Kunststoffkreislauf revolutioniert und ein Problem gelöst, mit dem die Kunststoffindustrie jahrzehntelang zu kämpfen hatte. PLA-Kunden erhalten die volle Kontrolle über die technischen Eigenschaften ihrer Biokunststoffe sowie über deren Verwendungsart und Abbaubarkeit. Unternehmen können somit eine grosse Bandbreite an wettbewerbs- und vollstän-

dig kreislauffähigen Produkten für die verschiedensten Branchen herstellen und ihre Marktposition stärken.

VERANTWORTUNGSVOLLE UNTERNEHMEN Das marktführende Biotechnologieunternehmen Total Corbion (JV)1 nutzt eine neue PLA-Produktionsanlage mit massgeschneiderter Komplettlösung von Sulzer Chemtech. Corbion kann mit dieser Anlage jedes Jahr rund 75’000 Tonnen nachhaltige Biokunststoffe produzieren. NatureWorks, ein weltweit führender Hersteller von PLA mit günstiger CO2-Bilanz, beabsichtigt, mit dem Bau einer neuen Produktionsstätte zur Herstellung von PLA und seinen Zwischenprodukten dem wachsenden Bedarf an Biokunststoffen rund um den Globus gerecht zu werden. Standort der neuen Anlage, die eine Kapazität von rund 75’000 Tonnen jährlich haben soll, ist der Nakhon Sawan Biocomplex in Thailand. Mit der Lieferung der Schlüsselkomponenten für diese Anlage, vor allem für die Prozesse der Lactid- und PLA-Produktion, be-

auftragte NatureWorks seinen langjährigen Partner Sulzer Chemtech. Dafür ausschlaggebend war unter anderem die Tatsache, dass Lactid und Lactid-Zwischenprodukte mit der Technologie der Anlage extrem hochwertig hergestellt werden können. Dadurch können die erzeugten Kunststoffe noch vielseitiger verwendet werden. Diese neuen Technologien tragen nicht nur dazu bei, dass Biotechnologie- und andere Unternehmen nachhaltige Produkte herstellen und somit Wettbewerbsvorteile erzielen können – sie führen auch zu einer Stärkung der wünschenswerten Kreislaufwirtschaft. ANMERKUNG 1) joint-venture

DR. TORSTEN WINTERGERSTE ist Divisionsleiter bei Sulzer Chemtech. www.sulzer.com/de-ch


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Für ein konzentriertes Arbeiten und Lernen und auch um eine mögliche virenbelastete Aerosolkonzentration zu vermeiden, benötigen Schulräume stets frische Luft.

RICHTIG DURCHGELÜFTET NEUES LERNEN BEI GRANDIOSER AUSSICHT UND BESTER LÜFTUNG von Kathrin Knaup

Der kleine Ort Sachseln in der Schweiz liegt direkt am schönen Sarnersee knapp 30 Minuten von Luzern entfernt. In der beschaulichen Gemeinde mit circa 5 200 Einwohnern gehen die Schüler*innen mit grösster Begeisterung in die neue Grundschule mit angeschlossenem Kindergarten. Rund 17.5 Millionen Franken investierte man in den Neubau des Schulhauses Türli und Arni und setzte dabei vor allem auf ein intelligentes, nachhaltiges Lüftungssystem durch Betonkernaktivierung.

B

ereits 1958 wurde das alte Schulhaus Türli in Sachseln gebaut – damals galten andere Baustandards und Ansprüche an Schulgebäude als heute. Nicht nur hygienische Vorgaben in den Hauswirtschaftsbereichen, sondern auch fehlende Gruppenräume für Zusatzoder Musikunterricht und die nicht behindertengerechte Bauweise stellten inzwischen ein Problem dar. Insgesamt war das Gebäude sanierungsbedürftig und die Anpassung an heutige Anforderungen wäre mit grossem Aufwand verbunden gewesen, zumal das alte Gebäude asbesthaltig war. Die Gemeinde entschied sich daher

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nach einer Volksabstimmung gegen eine Sanierung und für einen Neubau. Beim anschliessenden Architekturwettbewerb gewann der Entwurf «Türli und Arni» von Durrer Architekten aus Luzern. Dieser sah zwei verschiedene Gebäude vor – ein Schul- und ein Kindergartenhaus, die in unterschiedlichen Etappen gebaut werden sollten, wodurch keine Provisorien benötigt wurden. Dies bedeutet: Der Neubau des Schulhauses Türli und Arni fand bei laufendem Schulbetrieb statt – eine besondere Herausforderung, insbesondere für die Sicherheitsvorkehrungen bei der Zu- und Abfahrt der Baufahrzeuge.

Das Türli-Gebäude ist vierstöckig mit einem niedrigen Walmdach und fügt sich daher ideal in das bestehende Ortsbild ein. Aussen wirkt es kompakt, innen sorgt ein grosser Lichtschacht im Dach für natürliches Licht und die überwiegend in hellem Holz gehaltene Ausstattung für einen offenen, freundlichen Empfang. Zwölf Klassenräume, vier Gruppenräume, Musikzimmer und Singsaal, Lehrerzimmer, Logopädiezimmer und Räume für Werken und Basteln sowie Nebenräume für Lager oder Gebäudetechnik finden Platz im neuen Schulhaus. Vor allem die Klassenräume in den beiden oberen Stockwerken


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Das langgestreckte, zweigeschossige ArniGebäude beherbergt fünf Kindergartenräume sowie zwei Schulküchen und wurde in einer zweiten Etappe nach Fertigstellung des Türli gebaut. Auf den Firstdächern ist eine Photovoltaikanlage Richtung Süden platziert. Beide Gebäude wurden in einer Mischung aus Skelett- und Massivbauweise erstellt, was eine flexible Raumnutzung ermöglicht.

INNOVATIVE BAUTEILAKTIVIERUNG

Beim Projekt Türli und Arni kam das BTALüftungssystem CONCRETCOOL von Kiefer Klimatechnik zum Einsatz. Das TGA-­ Planungsbüro Berchtold aus Sarnen hatte bereits positive Erfahrungen mit diesem System und es daher speziell für dieses Projekt bei den Stuttgarter Lüftungsexperten angefragt. CONCRETCOOL nutzt die freie Kühlung und vereint die Bauteilaktivierung mit der Lüftungsfunktion. Das System bewährt sich bereits seit über 20 Jahren und ist ideal für Schulneubauten wie diesen. Denn für ein konzentriertes Arbeiten und Lernen und auch um eine mögliche virenbelastete Aerosolkonzentration zu vermeiden, benötigen Schulräume stets frische Luft. Durch den kontinuierlichen Austausch der Raumluft wird ein Anstieg des CO2-Gehalts in der Raumluft verhindert. Die Bauteilaktivierung mit Luft statt Wasser verwendet frische Aussenluft als Energieträger. Diese steht an bis zu 70 Prozent des Jahres mit Temperaturen unterhalb von zwölf Grad kühl und kostenlos zur Verfügung. So werden die

© Einwohnergemeinde Sachseln, Schweiz

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Bei der Planung legten die Architekten grossen Wert auf eine nachhaltige Energieversorgung in den beiden Gebäuden. Die neuesten gesetzlichen Energievorgaben

wurden unter anderem durch die kompakte Bauform und die Wärmedämmung erfüllt. Zusätzlich sorgen eine Dreifachverglasung der Fenster und textile Markisen für einen Wärmeschutz im Sommer. Der Solarstrom aus der PV-Anlage versorgt neben den Schulgebäuden noch die Turnhalle und das Gemeindehaus. Darüber hinaus entschied sich der Architekt Reto Durrer für ein Lüftungssystem auf Basis einer Betonkerntemperierung. Hierfür wurden während der Bauphase Kühlrohre aus wärmeleitendem Aluminium in die Betondecken auf jeder Ebene verlegt. Man kann sich diese dann wie eine Kühldecke vorstellen, mit zusätzlichem grossen Energiespeichervolumen. Dies ermöglicht, die gespeicherte Wärme zu einem späteren, energetisch sinnvolleren Zeitpunkt abzugeben, beispielsweise in der Nacht oder den frühen Morgenstunden. Über den Tag hinweg führt die Wärmekapazität des Bauteils nur zu einem geringen Anstieg der Raumtemperatur. Die Energie im Raum dient dann der Nacherwärmung der Zuluft.

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mit ihren grosszügigen Panoramafenstern samt umlaufender Fensterbank sind ein echtes Highlight für die Schüler: Sie bieten eine grandiose Aussicht auf den Sarnersee oder die Kirche und den Dorfplatz und lassen die Klassenzimmer hell und freundlich wirken.

Bevor die Zuluft den Räumen zugeführt wird, durchströmt sie die Kühlrohre innerhalb der Betondecken. Dabei erwärmt sich die kalte Aussenluft annähernd auf Deckentemperatur.

Die Luftleitungen sind im Raum nicht zu sehen, lediglich die Luftdurchlässe sind in den Betondecken unauffällig integriert.

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UMWELT & TECHNIK

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Räume mit Frischluft versorgt und gleichzeitig wird die Raumluftfeuchte im Sommer reduziert. Während des Betriebs der Anlage im Winter produzieren die Schüler mehr Wärme, als durch die gut gedämmte Gebäudehülle entweicht. Dass daher nicht viel geheizt werden muss, war für die Architekten ein entscheidendes Argument für das CONCRETCOOL-System.

EINFACHE FUNKTION – HOHE ENERGIEEINSPARUNGEN

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Die kühle Aussenluft, mit einem optimalen Zuluftvolumenstrom für CONCRETCOOL von sechs bis siebeneinhalb m3 / hm2, durchströmt die Kühlrohre innerhalb der Betondecke und erwärmt sich dabei annähernd auf Deckentemperatur. Rippen in den Aluminiumrohren vervierfachen die innere Oberfläche nahezu. Dadurch wird ein Wärmeübertragungsgrad von 90 Prozent erreicht. Die benötigte Wärme wird der Decke entzogen und führt zu einer zeitgleichen Kühlung des Bauteils. Deckendralldurchlässe vom Typ GLS 230 von Kiefer Klimatechnik führen anschliessend die Zuluft in die Räume. Dadurch wird der hygienische Frischluftbedarf gedeckt und ein behagliches Raumklima

Aussen wirkt das Gebäude kompakt, innen sorgt ein grosser Lichtschacht im Dach für natürliches Licht und das luftige Treppenhaus für einen offenen, freundlichen Empfang.

geschaffen. Ganz ohne Nacherhitzer oder Primärenergie erreicht das System eine Austrittstemperatur von rund 21 Grad. Der Prozess erfolgt selbstregulierend und fast schwankungsfrei mit hoher Stabilität der Temperatur aufgrund der grossen Speicherkapazität der Betondecken. Zusätzliche Lüftungsrohre benötigt das System nicht: Die Luftleitungen sind im Raum nicht zu sehen, lediglich die Luftdurchlässe sind in den Betondecken unauffällig integriert. Dadurch können auch ästhetische Ansprüche der Architekten erfüllt werden: Da die Anschlusskästen auch in wasserdichter Ausführung in die Decke einbetoniert werden können, sind beispielsweise durchgehend glatte Betondecken möglich.

KUNST AM BAU Im Sommer 2020 konnte das Schulhaus Türli und im Sommer 2021 auch das Arni feierlich eröffnet werden – ein Jahr früher als geplant und sogar mit etwas niedrige-

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ren Gesamtkosten als ursprünglich vorgesehen. Von der Fassade blicken 66 Portraits hinunter auf den Schulhof. Der Sarner Künstler Christian Kathriner hat freiwillig ausgeloste Kinder aus dem Kindergarten und der Schule zuerst fotografiert und anschliessend mit einem speziellen Verfahren diese Portraits in verschiedenen Graustufen auf die Betonfassade gedruckt. So bleiben sie als Zeitzeugen für die Zukunft verewigt. An die Zukunft wurde auch bei der Planung gedacht: Denn sollte später eine Erweiterung nötig sein, kann an das Türli-Schulhaus angebaut oder der ArniKindergarten aufgestockt werden.

KATHRIN KNAUP ist PR-Beraterin der Seifert PR GmbH (GPRA). www.kieferklima.de/produkte/ betonkerntemperierung-concretcool


AUSGABE 01 /2022

DIE KLIMANEUTRALE ZUKUNFT IST ELEKTRISCH TECHNISCH ELEGANT SMART, KOMFORTABEL UND HOCHEFFIZIENT M O B I L I TÄT

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V E R S O RG U N G

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ERNEUERBARE

E N E RG I E

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SMART

HOME


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LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, SCHWEIZER ENERGIEWIRTSCHAFT – ILLUSION ODER REALITÄT In den letzten Wochen wurde über das Kapitel Strom in den Medien so viel analysiert, debattiert, diskutiert und geschrieben, dass wir in der «Energie-Rundschau» die Ideologien und Meinungen der Stromstruktur jedem Einzelnen überlassen wollen. Sicherlich wird es in den nächsten Monaten zu Angleichungen und Ergebnissen in einer Phase der Vernunft und des politischen Willens kommen, damit sich jeder Strombezüger wieder vom Schock der angekündeten Strompreis-Erhöhung erholen kann. Begeben wir uns auf Konfrontationskurs in der Energie-Branche? Es ist das Ziel der Elektrizitätswirtschaft, die Verbraucher mit hoher Sicherheit und mit akzeptablen Kosten zu schützen und entsprechend ihrer Nachfrage zu versorgen. Werden durch die Markt­ öffnung die staatlichen Abgaben nicht tendenziell zunehmen? Erneuerbare Energien können längerfristig einen Teil der Stromlücke schliessen und müssen unbedingt ausgeweitet werden und mehr Achtung finden. Natürlich ist Strom mittlerweile zu einer grenzüberschreitenden Handelsware geworden. Der reine Grosshandelspreis für Energie unterliegt damit auch weitgehend dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Neben dem reinen Energiekostenanteil wird auch die Preisbildung durch weitere Faktoren beeinflusst. Dazu gehören sicherlich umwelt- und energiepolitische Regelungen, ein wichtiger Bestandteil sind aber auch die Netzentgelte. Welchen Stellenwert dieses Thema einnimmt, zeigt die Schärfe der unglaublichen Diskussionen. Es wird in Zukunft auch die Aufgabe der Energielieferanten sein, die Kunden über neue Marktimpulse und Spielregeln im Energiemarkt zu informieren, sie über die diversen Erneuerungen und Entwicklungen auf dem neusten Stand zu halten und sie für die richtige Beschaffungsstrategie zu beraten. Nur so können sich Lieferanten als Energiepartner etablieren, um weitere Querelen zu vermeiden. Bei so vielen abwechslungsreichen Anregungen und Informationen bleibt uns nur zu hoffen, dass Sie, geschätzte Leserschaft, die Bedürfnisse der Strombranche nicht auf die leichte Schulter nehmen und die neue Lektüre Ihnen viel Interessantes und Kurzweil bietet.

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INHALT EDITORIAL 81

90

TITELSTORY 90 Die klimaneutrale Zukunft ist elektrisch

90

REPORT 93 Wenn Strom ohne Widerstand fliesst

93

MOBILITÄT 98 Elektromobil und Pufferspeicher in Einem

© furrerfrey.ch

93

104

98

Technisch elegant, wirtschaftlich interessant

104

Elektromobilität

106

STROMVERSORGUNG 110 Wie Batterien das Netz entlasten

110

Gerüstet für eine Strommangellage

116

SOLAR 118 Wie Umrichter das Stromnetz stabilisieren

118

Fronius Tauro

122

GAS 124 Gasheizung und Komfortlüftung für saniertes Bauernhaus

126 Seite 82 // energieRUNDSCHAU

124

ERNEUERBARE ENERGIE

126

Die Zukunft des Heizens ist erneuerbar

126


Technologie

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Wärmeerzeuger Solaranlage, Gaskessel, Blockheizkraftwerk Abwärme Eiseerzeugung im Eisstadion Erhitzer Kälteanlage Wärmeabnehmer Bade­, Dusch­, Zambon­ und Brauchwasser Fußboden­ und Bankheizung, Schneegrube Schwimmhallenlüftung Pufferspeicher Hoch­ und Niedertemperatur

315.000 CHF 199.400 CHF 115.600 CHF

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INHALT

135

ÖKOSTROM 129 Kreislaufwirtschaft in der Landwirtschaft

140

129

BLOCKHEIZKRAFTWERK 132 Wie ein Blockheizkraftwerk die Energieversorgung sichert

132

GEOTHERMIE 135

144

Geothermie für Industrie-Objekte – der unterirdische Pfad zur Energiewende

135

Das schwarze Gold

138

SMARTHOME 140 Störungen reduzieren sich auf ein Minimum

140

Smart, komfortabel und hocheffizient – regenerative Energie-Autarkie im Einfamilienhaus

141

LÖSUNGEN 144 Hier hängt Energieeffizenz an einem dünnen Faden

AUS- UND WEITERBILDUNG New Work – Arbeitswelt der Zukunft

150 70 Seite 84 // energieRUNDSCHAU

144

148 148

VORSCHAU 150 Powertage 2022

150

Vorschau / Impressum

152


ARCHITEKTUR

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Ausgabe 02/2022 // Seite 85

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TITELSTORY

DIE KLIMANEUTRALE ZUKUNFT IST ELEKTRISCH Hitachi Energy hat sich zum Ziel gesetzt, durch wegweisende neue und digitale Lösungen eine nachhaltige Energiezukunft aufzubauen. Gerhard Salge, Chief Technology Officer (CTO) des Unternehmens, erklärt, warum Elektrizität im Zentrum eines klimaneutralen Energiesystems stehen wird.

Unterwerke sind ein zentraler Bestandteil des Energiesystems.

S

alge, der die F & E-Organisation des Unternehmens mit mehr als 2 000  Forschern, Entwicklern und Technologen leitet, sagt: «Nach Analyse der jüngsten Studien zur Entwicklung des weltweiten Energiesystems ist klar, dass sich der weltweite Stromverbrauch bis 2050 von heute 20 Prozent auf über 40 Prozent des gesamten Energiebedarfs mehr als verdoppeln wird». Mit einem Augenzwinkern fasst er zusammen und erklärt, dass diese Prognose auf drei Kernentwicklungen beruht: Gravierend mehr Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, Transformation aller

Seite 90 // energieRUNDSCHAU

Marktsektoren (Industrie, Transport und Gebäude) hin zu Elektrifizierung sowie die Einführung nachhaltiger Energieträger, die die direkte Elektrifizierung ergänzen, wenn diese entweder nicht möglich oder ineffizient ist. Auf diesem Weg entwickelt sich Elektrizität zum Rückgrat des gesamten Energiesystems.

NEUE HERAUSFORDERUNGEN BRAUCHEN FLEXIBLE LÖSUNGEN «Eine so stark wachsende Elektrifizierung bringt eine Reihe von neuen Herausforderungen mit sich», erläutert Salge. «Wir

müssen die zunehmende Komplexität einer grösseren Anzahl verteilter und stärker schwankender Stromerzeugungsstandorte managen. Zusätzlich muss die Kapazität des Stromnetzes ausgebaut werden, um dem rasanten Nachfragewachstum gerecht zu werden.» Laut Salge wird ein zukünftiges Stromnetz noch deutlich flexibler sein müssen als heutige. Innovative Netzkomponenten mit Leistungselektronik werden zur operativen Flexibilität und Effizienzsteigerung beitragen. Digitale Lösungen werden grosse Mengen an Daten in intelligenten Kontrollzentren verarbeiten. «Die Digitalisierung


TITELSTORY ermöglicht eine schnellere und fundiertere Entscheidungsfindung in einem viel dynamischeren und komplexeren Umfeld als je zuvor», unterstreicht Salge. Er erklärt weiter, dass «zur Erweiterung der Netzkapazität zwei wichtige Massnahmen gleichzeitig umgesetzt werden müssen: Optimierung der Auslastung der bestehenden Netzinfrastruktur sowie deren flexible Erweiterung und mehr Verbindungen mit Nachbarsystemen. Dadurch können sowohl weit abgelegene Standorte erneuerbarer Stromerzeugung erschlossen als auch Stromnetze über Zeit- und sogar Klimazonen hinweg verbunden werden. Das schafft mehr Möglichkeiten zum flexiblen Austausch von Energie und verbessert gleichzeitig die Netzstabilität.»

DAS EUROPÄISCHE STROMNETZ – GEWACHSEN DURCH ENGE ZUSAMMENARBEIT Salge führt Europa als Beispiel an, wie nachhaltige Netzplanung nationale Gren-

zen überschreiten kann. In diesem Jahr hat beispielsweise die NordLinkVerbindung den Betrieb aufgenommen, zu dem Hitachi Energy wichtige Teilsysteme geliefert hat. Die 623 Kilometer lange Hochspannungs-Gleichstromverbindung zwischen Deutschland und Norwegen ermöglicht den Austausch nachhaltig erzeugter elektrischer Energie zwischen den beiden Ländern. Im vergangenen Jahr nahmen beispielsweise die Kunden TenneT und Statnett den NordLink in Betrieb. «In Europa haben die Länder jahrzehntelang über die Grenzen hinweg zusammengearbeitet, um ein vernetztes europaweites Stromnetz aufzubauen», erklärt der Technologiechef und fährt fort: «Dieser Prozess der Zusammenschaltung hat bereits vor einigen Jahrzehnten begonnen. Die aktuelle Entwicklung sieht jedoch so aus, dass wir bis 2050 wahrscheinlich viel mehr solcher Verbindungen sehen werden – kurze, mittlere und lange –, um die klimaneutralen Ambitionen zu unterstützen.»

Hitachi Energy prognostiziert, dass in den nächsten 30 Jahren alle Marktsektoren bei der Elektrifizierung erheblich wachsen werden. E-Mobilität, industrielle Prozessumwandlung und elektrische Heizung sind dabei wichtige Treiber. «Wir sehen jetzt, dass sich Industrien wie Stahl und Bergbau der Elektrifizierung zuwenden, um sich von kohlenstoffintensiven Prozessen zu lösen und gleichzeitig die Effizienz zu steigern», hebt Salge hervor.

DIE POLITIK MUSS JETZT HANDELN Die Zeit drängt bei der Umstellung auf ein klimaneutrales Energiesystem, und in letzter Zeit wurden zahlreiche klimapolitische Ankündigungen gemacht. Dazu gehören Konjunkturinitiativen zur Beschleunigung des Green Deal der Europäischen Union, mit dem Ziel als erster Kontinent klimaneutral zu werden. Zahlreiche andere Länder, wie Grossbritannien, Japan, Südkorea und die USA, aber auch China und Indien verfolgen ähnliche Ambitionen. «Es ist jedoch unbedingt erforderlich, die Planungs- und

Ventilhalle einer Konverterstation für die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung.

Ausgabe 02/2022 // Seite 91


TITELSTORY Ausführungszyklen zu beschleunigen, um die erforderlichen Investitionen in unsere Energieinfrastruktur freizusetzen», fordert Salge. «Die politischen Entscheidungsträger müssen dies ermöglichen.» Im Gegensatz zu manch anderem CTO sieht Salge die Dinge so: «Letztendlich ist nicht die Technologie der begrenzende Faktor – es geht vielmehr darum, wie alle Beteiligten zusammenarbeiten, um den Zugang zu zuverlässiger, bezahlbarer und nachhaltiger Energie für alle zu verbessern», bekräftigt er mit einem Funkeln den Augen. «Mit Hilfe faszinierender Technologien können wir heute die Voraussetzungen dafür schaffen, regional vernetzte und wirklich nachhaltige Energiesysteme für heutige und für künftige Generationen zu schaffen. Dies ist nur möglich, wenn wir nachhaltige Partnerschaften zwischen allen Beteiligten aufbauen. Und es macht mich stolz und es begeistert mich, dabei zu sein, diese Vision möglichst bald Realität werden zu lassen »

Gerhard Salge leitet die F  &  E-Organisation des Unternehmens mit mehr als 2 000 Forschern, Entwicklern und Technologen.

HINWEIS www.hitachienergy.com/ch/de

Seite 92 // energieRUNDSCHAU


RUBRIK

WENN STROM OHNE WIDERSTAND FLIESST IEA-ROADMAP ZU SUPRALEITENDEN KOMPONENTEN FÜR DAS STROMNETZ In den 1980er-Jahren wurden Hochtemperatur-Supraleiter entdeckt. Seither diskutieren Fachleute, wie sich deren Eigenschaften in der Stromversorgung kommerziell nutzen lassen. Unterdessen zeichnen sich konkrete Anwendungs­felder ab, in denen widerstandslose Stromkabel und weitere supraleitende Netzkomponenten ihre Vorzüge ausspielen können. Eine Roadmap des internationalen Programms «Assessing the impacts of hightemperature superconductivity on the electric power sector» der Internationalen Energieagentur, an dem Schweizer Experten massgeblich mitgearbeitet haben, zeigt die kurz-, mittel- und langfristigen Einsatzgebiete der Technologie auf. von Dr. Benedikt Vogel, im Auftrag des Bundesamts für Energie (BFE)

Bild vom Projekt eines HTS-Kabels in Chicago im US-Bundesstaat Illinois.

Ausgabe 02/2022 // Seite 93


REPORT

Die «Application Readiness Map» für Hochtemperatur-Supraleiter im Stromnetz: Ein hoher Technologie-Reifegrad (grün) bedeutet, eine Anwendung ist als Prototyp vorhanden oder bereits in der operativen Anwendung. Bei einem mittleren Technologe-Reifegrad (blau) wurde die Technologie im Labor oder auf dem Feld demonstriert. Bei einem tiefen Technologie-Reifegrad (rot) liegt bestenfalls ein Proof of Concept vor.

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uf dem Weg vom Kraftwerk zum Konsumenten legt der Strom oft Hunderte von Kilometern zurück. «Durch Übertragungsverluste gehen auf dem Weg bis zu zehn Prozent der transportierten Strommenge «verloren», werden also in thermische Energie umgesetzt, was sich als Erwärmung der Stromleitungen bemerkbar macht», sagt Walter Sattinger, Netzexperte bei der nationalen Netzgesellschaft Swissgrid. Um die Verluste zu minimieren, wird Strom wenn immer möglich bei hohen Spannungen transportiert. So kann die gleiche Energiemenge bei geringerer Stromstärke übertragen werden. Das senkt die Verluste, denn diese wachsen quadratisch mit der Stromstärke. Der «Trick» zahlt sich aus: In der Schweiz gehen nur knapp ein Fünftel der Über-

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HINWEIS Die «Application Readiness Map» ist in englischer Sprache abrufbar unter: www.ieahts.org/publications Auskünfte zum Thema erteilt Roland Brüniger (roland.brueniger@brueniger.swiss), externer Leiter des BFE-Forschungsprogramms Elektrizitätstechnologien. Weitere Fachbeiträge über Forschungs-, Pilot-, Demonstrations- und Leuchtturmprojekte im Bereich Elektrizitätstechnologien finden Sie unter www.bfe.admin.ch/ec-strom. Das BFE unterstützt die Erforschung von Supraleitern. In einem aktuellen Projekt haben Wissenschaftler der EPFL ein numerisches Modell zur Beschreibung von REBCO-Bändern entwickelt, wie sie in supraleitenden Stromkabeln benutzt werden. REBCO-Bänder bestehen in der Regel aus Seltenen-Erden-Metallen (wie Yttrium und Gadolinium), Barium und Kupferoxid (engl. «Rare Earth – Barium – Copper Oxide», kurz: REBCO). Das EPFL-Modell beschreibt, wie genau der elektrische Widerstand wächst, wenn ein Supraleiter erwärmt wird und dabei seine supraleitende Eigenschaft zunehmend verliert. Der Schlussbericht des Projekts «Quench behavior of High-Temperature Superconductor tapes for power applications» ist abrufbar unter: www.aramis.admin.ch/Texte/?ProjectID=40187


tragungsverluste auf das Hoch- und Höchstspannungnetz (220 Kilovolt, 380 Kilovolt). Absolut betrachtet fallen aber auch diese Verluste ins Gewicht: Auf einer 100 Kilometer langen 380 Kilovolt-Leitung beispielsweise kann die Verlustleistung bei hoher Belastung gegen 10 Megawatt betragen. Das entspricht der Leistung von zwei grossen Windkraftwerken.

SUPRALEITUNG LÄSST VERLUSTE VERSCHWINDEN Um Übertragungsverluste zu vermindern, wird seit längerem der Einsatz von supraleitenden Stromkabeln diskutiert und in Testeinrichtungen erprobt. Supraleiter haben die Eigenschaft, dass sie Strom ohne merkliche elektrische Verluste leiten. Damit in Leitern der elektrische Widerstand schwindet, müssen sie stark abgekühlt werden. Für kommerzielle Anwendungen steht die Hochtemperatur-Supraleitung  (HTS) im Vordergrund, die sich in den letzten 10, 15 Jahren stark fortentwickelt hat. Sie beruht auf keramischen Materialien, die supraleitende Eigenschaften bereits bei relativ hohen Temperaturen von 77 Kelvin

(– 196 Grad Celsius) annehmen. 77 Kelvin ist die Siedetemperatur von Stickstoff (bei Normaldruck). Da sich Stickstoff einfach verflüssigen lässt und überdies ungefährlich ist, stellt dieser ein ideales Material zur Kühlung von Supraleitern bereit.

HIER wächst die ZUKUNFT

Leistungsfähige Stromleitungen transportieren heute bei den in Europa eingesetzten Spannungen bis zu drei Gigawatt. Mit Supraleitern könnte es künftig das Zehnfache sein. Bei solch grossen Strommengen spart das Eliminieren von Übertragungsverlusten mehr Strom als für die Kühlung der Supraleiter aufgewendet werden muss. «Anwendungen mit gut wärmeisolierten Supraleitern belegen, dass trotz der erforderlichen Kühlung Effizienzgewinne möglich sind», sagt Dr. Bertrand Dutoit, Leiter der Gruppe für Angewandte Supraleitung an der École polytechnique fédérale de Lausanne  (EPFL). Als Beispiel verweist der Forscher auf die ein Kilometer lange Mittelspannungsleitung, die von 2014 bis 2021 in der deutschen Stadt Essen vom Energieunternehmen Westenergie betrieben wurde. Dank ihr konnte der Strom bei niedrigerer Spannung (10 statt 110 Kilovolt) ins

Pellmobil Die mobile Pelletheizung Ob für den Baustelleneinsatz oder als Überbrückung bei Heizungssanierungen - mit höchster Effizienz, unschlagbarer Klimafreundlichkeit und einer hohen Wirtschaftlichkeit punkten die wassergeführten Pellmobile von Mobil in Time auf ganzer Linie.

www.mobilintime.com Aufbau des HTS-Kabels, wie es bis 2021 in der Stadt Essen im Einsatz war: Die drei supraleitenden Schichten (silbern) werden durch drei Isolierungen (braun) voneinander getrennt. Links ist die Kupferschirmung zu erkennen. Das Rohr aus supraleitenden Schichten, Isolierungen und Kupferschirmung wird innen und aussen von Stickstoff umströmt und von diesem auf -200 Grad Celsius gekühlt.


REPORT

Foto der supraleitenden 10 Kilovolt-Stromleitung, die von April 2014 bis März 2021 in der Innenstadtvon Essen (D) genutzt wurde. Das innovative Projekt fand in der Öffentlichkeit grosse Beachtung. Während den sieben Jahren erfolgte der Stromtransport fast ohne Unterbruch und annäherndstörungsfrei, ein wirtschaftlicher Betrieb wurde während des Praxistests allerdings nicht erzielt.Rechts ausserhalb des Gebäudes steht der Tank mit der Kühlflüssigkeit Stickstoff.

Stadtzentrum gebracht werden. Mit dem Kabel des Projekts AmpaCity wurden jährlich 39’000 Megawattstunden Strom transportiert. Die Kühlung benötigte im gleichen Zeitraum 45 Megawattstunden Energie.

ANWENDUNGEN MIT HOHEM TECHNOLOGIE-REIFEGRAD Ein Gremium aus Expertinnen und Experten, das unter dem Dach der Internationalen Energieagentur arbeitet und an dem die Schweiz beteiligt ist (vergleiche Textbox), hat nun den Entwicklungsstand von HTS-Anwendungen für das Stromnetz abgeschätzt und in einer «Application Readiness Map» (ARM) zusammengestellt. Das Dokument gibt einen Überblick über den Technologie-Reifegrad (Technology Readyness Level / TRL) verschiedener HTS-Anwendungen (vergleiche Grafik 01). Die beteiligten Expertinnen und Experten aus Industrie und Forschung benennen drei Gebiete, in denen die HTS-Technologie bereits einen hohen Reifegrad aufweist: Dazu gehören leistungsfähige Mittelspannungs-Kabel zur Versorgung von Stadtzentren, so wie sie in Essen im Einsatz waren, aber auch in Südkorea, China und Japan getestet werden. «Supraleiter können bis zu fünfmal mehr Strom transportieren als herkömmliche Kabel gleicher Grösse, das macht sie zu einer vergleichsweise güns-

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tigen Lösung zur Versorgung urbaner Gebiete mit ihrem ständig wachsenden Strombedarf», sagt Prof. Carmine Senatore (Universität Genf), der die Schweiz im IEA-Expertengremium vertritt. Ebenfalls bereit für die kommerzielle Anwendung sind Geräte zur Begrenzung von Kurzschluss-Strömen im Mittel- und Hochspannungsnetz. Diese FehlerstromBegrenzer bremsen hohe Ströme, wie sie für Kurzschlüsse typisch sind, ohne den Stromfluss aber zu unterbrechen. Wird ein supraleitender Fehlerstrom-Begrenzer von einem hohen Strom durchflossen, verliert er bei Überschreiten einer definierten maximalen Strommenge seine Widerstandslosigkeit. Erste Schutzgeräte dieser Art für Hochspannung sind in Thailand und seit Ende 2019 in der Nähe von Moskau im kommerziellen Einsatz. Schon verbreiteter sind die Geräte auf Mittelspannungsebene. Weltweit sind über 20 Anwendungen bekannt. FehlerstromBegrenzer werden auch zum Retrofit älterer Stromnetze eingesetzt, indem sie diese vor Überlastung schützen.

ANBINDUNG VON OFFSHOREWINDKRAFTWERKEN Gemäss Einschätzung der Experten gibt es drei Anwendungsbereiche für supraleitende Kabel, die zur Zeit einen mittleren Technologie-Reifegrad aufweisen: Dazu

SCHWEIZ ENGAGIERT SICH IN DER HOCHTEMPERATUR­ SUPRALEITUNG Hinter dem Kürzel IEA HTS TCP verbirgt sich eine international zusammen­ gesetzte Expertengruppe, die unter dem Dach der Internationalen Energieagentur (IEA) arbeitet. Die IEA unterhält rund  40 «Technology Collaboration Programs» (TCP), darunter das Programm «High Temperature Superconductivity» (HTS). In der Expertengruppe sind neben der Schweiz acht weitere Staaten vertreten, darunter die USA, Japan und Deutschland. Die Gruppe hat sich nach eigener Darstellung der Aufgabe verschrieben, «den Status und die Aussichten für die künftige Nutzung von HTS im Elektrizitätssektor der Industrie- und Entwicklungsländer zu bewerten und diese Ergebnisse an Entscheidungsträger in den Regierungen, im Privatsektor und in der Community zu Forschungs- und Entwicklung  (F & E) weiterzugeben. Schweizer Vertreter im IEA HTS TCP sind Prof. Carmine Senatore (Universität Genf) und Roland Brüniger (R. Brüniger  AG  – Engineering & Consulting). BV Weitere Informationen unter www.ieahts.org


REPORT gehören Hochspannungsleitungen für den Transport von Wechselstrom, welche die heutigen Überlandleitungen ersetzen könnten, aber auch neuartige Hochspannungsleitungen für den Transport von Gleichstrom über weite Strecken. Unterirdisch verlegte Testinstallationen von einigen Hundert Metern entstanden im letzten Jahrzehnt in China, Korea und Japan. Ein 2.5 Kilometer langes 20 Kilovolt-­Kabel sollte zudem Ende 2021 in St. Petersburg fertiggestellt werden. Der Bau langer supraleitender Leitungen ist technisch anspruchsvoll. Im flachen Gelände müssen sie alle 10 bis 25 Kilometer mit einer Kühlstation ausgerüstet werden.

grosse Erfahrung bei der Ausrüstung von Stromnetzen. «Die Faszination der Supraleitung ist nicht neu», sagt Kreusel, «heute aber sind wir in einer Situation, wo diese Technologie tatsächlich zum Durchbruch kommen könnte.» Er verweist auf die Ausbaupläne für Windparks in der Nordsee bis zu einer Gesamtleistung von 450 Gigawatt. «So grosse Strommengen ans Land zu bringen, stellt uns vor neue Herausforderungen. Zwar ist dies auch mit heutiger Kabeltechnologie möglich, wenn sie genug grosse Kabel einsetzen, aber leistungsstarke Supraleitungskabel hätten hier ein ideales Einsatzgebiet», sagt der Industrieexperte.

Jochen Kreusel ist nicht Partner des IEA-Programms, aber er hat als Stromnetzexperte von Hitachi Energy – einem Joint Venture der Konzerne Hitachi und ABB, das im wesentlichen aus der früheren ABB-Stromnetzsparte besteht –

MASSIVES VERÄNDERUNGSPOTENZIAL Die Experten haben weitere Gebiete ausgemacht, in denen die HTS-Technologie mittel- oder langfristig zum Einsatz kommen könnte: So die Verbindung

mehrerer Mittelspannungsnetze zur Erhöhung der Versorgungssicherheit, der Einsatz von Mittelspannungskabeln zum Retrofit bestehender Erdkabel, ebenso beim Bau neuartiger Transformatoren. Bis supraleitende Kabel und Komponenten für den breiten, kommerziellen Einsatz in Stromnetzen bereitstehen, sind noch technische, ökonomische und regulatorische Hürden zu nehmen. Trotzdem trifft die Roadmap einen Nerv der Zeit, davon ist Jochen Kreusel von Hitachi Energy überzeugt: «Die Supraleitung ist unterwegs in Richtung grosstechnischer Anwendung. Als Industrieunternehmen, das Schaltanlagen und Transformatoren herstellt, beobachten wir diese Entwicklung sehr sorgfältig, denn wenn sich die Supraleitungstechnologie durchsetzt, hat sie ein massives Veränderungspotenzial für die ganze elektrische Energieversorgung.»

Endpunkt eines supraleitenden Gleichstrom-Kabels mit 80 kV Leistung in Südkorea.

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MOBILITÄT

ELEKTROMOBIL UND PUFFERSPEICHER IN EINEM BASLER PROJEKT ERFORSCHT NUTZEN VON E-AUTOS FÜR DAS STROMNETZ Die Elektromobilität soll einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung der Klimaerwärmung leisten. Dafür muss die wachsende Zahl an Elektroautos einschliesslich der Ladestationen in die bestehende Stromversorgung integriert werden. Das ist eine grosse Herausforderung – und schafft gleichzeitig neuartige Möglichkeiten für einen «klugen» Betrieb des Stromnetzes. Ein Forschungsprojekt im Basler Neubauareal «Erlenmatt Ost» zeigt, dass sich Elektroautos zugleich für Carsharing und Zwischenspeicherung von Solarstrom nutzen lassen. von Dr. Benedikt Vogel, im Auftrag des Bundesamts für Energie (BFE)

Die Überbauung Erlenmatt-Ost unweit des Badischen Bahnhofs in Basel ist als «Zusammenschluss zum Eigenverbrauch» (ZEV) organisiert. Sie verfügt über eine eigenständige Stromversorgung, die von der ADEV Energiegenossenschaft betrieben wird

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uf dem Gelände Erlenmatt-Ost in Basel entstand in den letzten Jahren ein Quartier mit 200 Wohnungen für 650 Menschen. Die zentrumsnahe Überbauung ist als «autoarmes Areal» konzipiert, die Tiefgarage umfasst lediglich 70 Stellplätze. Dafür finden Mieterinnen und Mieter hier zwei Elektromobile  – einen Nissan Leaf und einen Nissan Evalia –, die sie gegen eine Gebühr nutzen können.

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Erlenmatt-Ost ist ein «Zusammenschluss zum Eigenverbrauch» (ZEV), das heisst, die Überbauung versorgt sich über ein eigenes Stromnetz mit Solarstrom. Dieser stammt aus mehreren Solaranlagen mit insgesamt 650 Kilowatt-Peak Leistung, die aufs Jahr gesehen rund ein Drittel des Bedarfs für Strom, Heizung, Warmwasser und E-Mobilität decken. Betreiberin des ZEV ist die ADEV Energiegenossenschafts-Gruppe in Liestal (BL). Reicht der eigene Solarstrom

nicht aus, kauft die ADEV den fehlenden Strom von zwei Kleinwasserkraftwerken bei Gerlafingen über die Fleco Power AG zu.

BATTERIEAUTOS PUFFERN SOLARSTROM Der ZEV Erlenmatt-Ost war in den letzten Jahren Schauplatz eines Forschungsprojekts zur Elektromobilität, das in einer ersten Pilotphase (2017 – 2018) vom Amt für Umwelt und Energie des Kantons Basel-Stadt und


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Die unterirdische Einstellhalle verfügt über 70 Stellplätze. Dort stehen auch die zwei Carsharing-Elektromobile mit bidirektionalen Ladestationen. Unterdessen gibt es vier weitere Stellplätze mit (monodirektionalen) Ladestationen, die Mieter zur privaten Nutzung eingerichtet haben.

ab 2019 vom Bundesamt für Energie finanziell unterstützt wurde. Im Zentrum des Projekts standen die zwei Elektromobile in der Tiefgarage. Das Besondere daran: Die Ladestationen funktionieren bidirektional, sie erlauben also nicht nur das Laden, sondern auch das Entladen der Batterien. Die sogenannte «Vehicle-To-Grid-Technologie»  ( V2G) macht es möglich, die Elektroautos als Pufferspeicher zu nutzen. Dabei speichern sie an Tagen mit hohem Solarertrag «überflüssigen» Solarstrom, um diesen in den Abendstunden, wenn Bedarf besteht, über das Arealnetz an die Haushalte abzugeben. Lade- und Entladevorgänge werden über ein zentrales Energiemanagementsystem gesteuert. Das primäre Ziel dabei ist die Reduktion der Bezugsspitzen in Zeiten mit hohem Stromverbrauch auf dem Areal (Hochlastzeiten). «Wir konnten zeigen, dass die beiden E-Mobile über die bidirektionalen Ladestationen zuverlässig in das Stromnetz eingebunden und deren Batterien dank Energiemanager als Pufferspeicher genutzt werden können», fasst Projektleiterin Dr. Anna Roschewitz, Co-Geschäftsführerin der Forschungs- und Beratungsfirma novatlantis GmbH, ein Hauptergebnis des Projekts zusammen. Der Wermutstropfen: Der CHAdeMO-Standard, auf dem die bidirektionalen Ladestationen beruhen, wird aktuell nur von Nissan, Mitsubishi und Peugeot unterstützt.

VIELE ELEKTROAUTOS, GROSSER EFFEKTN Die Idee, Batterieautos als Pufferspeicher zu nutzen, wurde vor einigen Jahren in einem Tessiner Pilotprojekt untersucht

Wer eines der E-Mobile nutzt, bezahlt eine Grund­gebühr von acht Schweizer Franken proStunde und zusätzlich 40 Rappen (Leaf) beziehungsweise 50 Rappen (Evalia) pro gefahrenen Kilometer. Im Rahmen des Forschungsprojekts wurde unter anderem untersucht, wie weit sich das Nutzerverhalten über einen Preisanreiz beeinflussen lässt. Dafür wurde die Grundgebühr für den Zeitraum von 18 bis 22 Uhr auf 16 Schweizer Franken erhöht, und für die restliche Zeit auf Null reduziert.

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MOBILITÄT (vergleiche BFE-Fachartikel «Elektroautos mit klugen Speichern», abrufbar unter pubdb.bfe.admin.ch/de/publication/download/9444). Beim Basler Projekt wird die Speicherfunktion der E-Mobile nun als integraler Bestandteil eines lokalen Stromnetzes genutzt, und dies bei Carsharing-Fahrzeugen. Auf den ersten Blick mag es seltsam anmuten, ein Elektromobil gleichzeitig vermieten und als Speicher nutzen zu wollen. Das Basler Forschungsprojekt belegt nun, dass die beiden Nutzungen durchaus vereinbar sind, zumindest bis zu einem gewissen Grad: Um die Vermietung sicherzustellen, ist die Batterie stets mindestens so viel geladen, dass eine gewisse Mindestreichweite gewährleistet ist (zum Beispiel 50 Kilometer, Wert einstellbar). Wird ein Auto per App oder Webseite vorgängig reserviert, sorgt der Energiemanager dafür, dass die Batterie zum Zeitpunkt der Anmietung auf die vom Nutzer gebuchte Reichweite plus Reserve geladen ist. Die Batterien der beiden E-Mobile haben zusammen eine Speicherkapazität von 80 Kilowattstunden. Circa die Hälfte kann für V2G genutzt werden. An schönen Tagen

Die Batterien des Nissan E-NV200 Evalia und des Nissan Leaf können Solarstrom zwischenspeichern. Zu diesem Zweck kann der Bereich zwischen 30 und 90 Prozent Ladestand genutzt

können so 40 Kilowattstunden Solarstrom vom Tag in den Abend verlagert und so der Eigenverbrauch an Solarstrom erhöht werden. Gleichzeitig können die Batterien – und das war der Hauptfokus des Projekts – ein-

gesetzt werden, Bezugsspitzen des Areals zu reduzieren. Da die Entladeleistung der Fahrzeuge herstellerseitig auf je 10 Kilowatt begrenzt ist, stehen dafür 20 Kilowatt zur Verfügung – relativ wenig, wenn man bedenkt, dass die abendlichen Bezugsspitzen des Areals mitunter 300 Kilowatt betragen. «Dass die Entladeleistung der beiden E-Mobile vergleichsweise gering ist, schmälert den Erfolg unseres Forschungsprojekts in keiner Weise, denn es ging uns um den Proof of Concept, und dieser ist uns gelungen», sagt Prof. David Zogg, der mit seiner früheren Firma Smart Energy Control den auf dem Areal eingesetzten Energiemanager entwickelt hat. «Mit grösseren ElektromobilFlotten, grösseren nutzbaren Batteriekapazitäten und erhöhten Entladeleistungen werden wir wesentlich grössere Effekte erzielen, die sich auch finanziell auszahlen werden.» Zogg bezieht sich mit der Aussage auf entsprechende Simulationsrechnungen der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften / ZHAW (siehe Textbox).

NUTZUNG GEZIELT LENKEN

Der ZEV Erlenmatt-Ost ist über zwei 630 kVA-Transformatoren (im Bild) ans Mittelspannungsnetz des Basler Stromversorgers IWB angeschlossen.

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Das Forschungsteam der ZHAW hat auch untersucht, ob sich die Nutzung der Elektromobile über einen finanziellen Anreiz so lenken lässt, dass sie ihre Funktion als Pufferspeicher optimal erfüllen bzw. Strom in den verbrauchsstarken Abendstunden liefern können («Peak Shaving»). Zu diesem Zweck wurde die Nutzungsgrundgebühr pro Stunde im dritten Quartal 2021 zwischen 18 und 22 Uhr versuchsweise auf 16 Schweizer Franken verdoppelt. In den übrigen Stunden wurde die Grundgebühr von acht Schweizer


MOBILITÄT Franken auf null gesetzt, um einen zusätzlichen Anreiz zu schaffen. Die Nutzungs­ gebühr pro Kilometer blieb unverändert. «Unsere Auswertungen zeigen, dass es mit einem finanziellen Anreiz in Kombination mit Kommunikationsmassnahmen grundsätzlich möglich ist, die Nutzung des E-Carsharings zum Zwecke des Peak Shavings zeitlich zu verschieben und gleichzeitig die Nutzung des E-Carsharings-Angebots

WIE EINE E-MOBIL-FLOTTE BEZUGSSPITZEN BRICHT Das Basler Projekt hat das Potenzial der V2G-Technologie mit zwei Elektromobilen praktisch untersucht. In einer Simulationsrechnung der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) wurde darüber hinaus gezeigt, welche Effekte mit grösseren Elektromobil-Flotten auf dem Erlenmatt-Ost-Areal erzielt werden könnten. Der Simulation wurden Flotten mit 15, 29 beziehungsweise 59 Fahrzeugen zugrunde gelegt (teilweise privat, teilweise beruflich genutzt). Gemäss diesen Berechnungen kann eine Flotte aus 59 Fahrzeugen die Bezugsspitzen aus dem externen Stromnetz auf die Hälfte reduzieren (vergleiche Grafik  09). Auch kleinere Flotten mit 15 oder 29 Fahrzeugen zeigen schon deutliche Effekte. «Die Resultate widerlegen die landläufige Behauptung, Elektromobile würden das Stromnetz zusätzlich belasten. Im Gegenteil, mit bidirektionalem Laden kann es sogar entlastet werden», sagt Prof. David Zogg, Gründer von «Smart Energy Control», einem Spinoff der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Vom Niederspannungsverteiler (Bild) führen die Stromkabel zu den Wohnungen der 13 Mehrfamilienhäuser des Erlenmatt-Ost-Areals.

Von tieferen Bezugsspitzen würde die ADEV als Betreiberin des ZEV Erlenmatt-Ost finanziell profitieren. Die ADEV entrichtet an die Betreiberin des externen Netzes (Industrielle Werke Basel/IWB) nämlich eine monatliche Gebühr, die von der höchsten während eines Monats bezogenen Leistung abhängt. In einer Beispielrechnung der ZHAW könnte die ADEV durch Nutzung der V2G-Technologie heute rund 8 Prozent der jährlichen Stromkosten sparen und in Zukunft mit optimierten Elektromobilen sogar 10 Prozent. BV

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generell zu fördern», sagt ZHAW-Forscher Uros Tomic. Nur noch drei Prozenzt der Nutzungsdauer entfielen im Versuchszeitraum (drittes Quartal 2021) auf die Zeit zwischen 18 und 22 Uhr (gegenüber 15 Prozent im dritten Quartal  2020). Zudem wurden die E-Mobile jetzt häufiger genutzt als im Vorjahreszeitraum (251 statt 173  Stunden). Insgesamt 46 Personen des Erlenmatt-Ost-Areals haben eines der beiden Elektroautos seit Anfang  2019 mindestens einmal genutzt.

AUF DEM WEG ZUR PRAKTISCHEN ANWENDUNG Mit dem rasant wachsenden Anteil an Elektro­mobilen auf unseren Strassen steigen auch die Anforderungen an die Stromversorgung und das Netz. Mit intelligenten und netzdienlichen Ladesystemen können Elektromobile jedoch zu einer Stabilisierung des Netzes beitragen. «Das Basler Projekt konnte klar zeigen, dass V2G technisch relativ einfach realisierbar ist und selbst in einem Carsharing-Betrieb genutzt werden kann», sagt Dr. Luca Castiglioni, Leiter des BFE-Forschungsprogramms Mobilität. Um eine schnelle, wirtschaftliche Markteinführung zu ermöglichen, hat das BFE im Herbst 2021 zusammen mit Partnern aus Industrie und Forschung mehrere Projekte gestartet. «Wir untersuchen nun die Wirtschaftlichkeit aus Perspektive der Fahrzeugbesitzer, Energieanbieter und Netzbetreiber; dabei stehen auch Skalierbarkeit und unterschiedliche Business-Modelle im Fokus», sagt Castiglioni. In einem De-

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Prof. David Zogg betreut mit seiner Firma Smart Energy Engineering das Energiemanagementsystem für den ZEV Erlenmatt-Ost.


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monstrationsprojekt mit dem CarsharingAnbieter Mobility soll ab Sommer  2022 eine grössere E-Mobil-­Flotte an verschiedenen Standorten mittels V2G netzdienlich betrieben werden.

HINWEIS Auskünfte erteilt Dr. Luca Castiglioni (luca.castiglioni@bfe.admin.ch), Leiter des BFE-Forschungsprogramms Mobilität. Weitere Fachbeiträge über Forschungs-, Pilot-, Demonstrations- und Leuchtturm­projekte im Bereich Mobilität finden Sie unter www.bfe.admin.ch/ec-mobilitaet.


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Ladestation ZFP im Depot.

TECHNISCH ELEGANT, WIRTSCHAFTLICH INTERESSANT DIE HÄNGENDE LADELÖSUNG FÜR E-BUSSE VON FURRER+FREY Traditionell innovativ entwickelt sich die Furrer+Frey AG laufend weiter: Seit fast 100 Jahren sind wir Experten für Fahrleitungsanlagen für Nah- und Fernverkehrsbahnen. Dieses historisch gewachsene Know-how hilft uns heute auch bei der Entwicklung individueller und flexibler Ladestationen für Elektrobusse, Stadt- und Regionalbahnen.

FURRER+FREY AG Im Jahr 1923 als Familienunternehmen gegründet, sind wir heute einer der national sowie international führenden und innovativen mittelständischen Anbieter von Fahrleitungsanlagen für den öffentlichen Verkehr. Im Bereich der E-Mobility haben wir uns auf Ladestationen für Busse und Bahnen spezialisiert.

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esonders stolz sind wir auf unsere modulare ZFP-Lösung (Zero Footprint). Sie wird in einer Höhe von über 4.2 Metern montiert, damit Busse und Lkws in Depots, Busterminals und unter überdachten Haltestationen ungehindert verkehren können. Die Installation ist schnell und damit kostengünstig erledigt. Bei vorbereiteter Deckenkonstruktion kann die Anlage den Betrieb nach wenigen Stunden aufnehmen.

Die vollautomatische Ladestation ZFP liefert je nach Typ zwischen 60 und 240 Kilowatt Strom. Der Elektrobus nimmt die Kommunikation mit der hängenden Ladestation (Topdown) auf, sobald er den vorgesehenen Platz erreicht hat. Ein Pantograf senkt sich auf die Ladeschienen auf dem Busdach. Unsere Ladestation ZPF ist die ideale Lösung für einen schrittweisen Ausbau einer E-Bus-Infrastruktur: Man kann problemlos


MOBILITÄT

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mit einer einzelnen Ladestation starten und diese später um weitere Einheiten ergänzen – sie sind technisch einfach skalierbar. Sind mehrere ZFP-Ladeeinhei-

ten im Einsatz, können sie mit einem Managementsystem verbunden werden. Über ein OCPP (Open Charge Point Protocol) koordiniert das System das Laden und die

Vorkonditionierung der Busse. Ein RFIDLeser überprüft, ob sich der richtige E-Bus am richtigen Ort befindet. Bei Netzengpässen wird die Leistung an den Ladepunkten begrenzt. Indem das Managementsystem die Busse zeitlich gestaffelt lädt, kann es Lastspitzen gezielt ausgleichen. Ein technisch besonders elegantes und wirtschaftliches Laden ermöglicht die Kombination der Top-down-Ladelösung mit unseren Schnellladestationen des Typs AIO (All-In-One). Im Zusammenspiel kommen diese beiden Techniken ganz ohne Steckverbindungen und schwere Pantografen auf den Busdächern aus.

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Wir freuen uns, dass wir mit unserer zusätzlichen Spezialisierung auf Ladeinfrastrukturen die Zukunft der Elektromobilität im öffentlichen Verkehr international mitgestalten können. Für weitere Informationen besuchen Sie unsere Website unter www.furrerfrey.ch.

VORTEILE Die Vorteile der deckenmontierten Ladestation ZFP auf einen Blick

• Freie Verkehrsflächen • Hohe Wirtschaftlichkeit • Vollautomatisches Laden ohne Eingriff von Personal

• Modulare und übersichtliche Bauweise • Swiss-made-Innovation • Plug & Play – in wenigen Stunden einsatzbereit

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Schnellladestation AIO auf der Strecke.

Wir laden Sie ein, mit uns zu laden! Dank unserer Fachberatung finden Sie ohne Umwege die passende Ladestation für Ihr Projekt. Melden Sie sich gerne bei uns für einen unverbindlichen Beratungstermin.

KONTAKT Furrer+Frey AG Thunstrasse 35 Postfach 182 CH-3000 Bern 6 Telefon +41 31 357 61 11 chargingsystems@furrerfrey.ch www.furrerfrey.ch

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ELEKTROMOBILITÄT MEHR LADELEISTUNG IM GEBÄUDE, ABER NICHT VOM NETZBETREIBER Verlässliche Begrenzung der Anschlusslast – Mit dem Hauskraftwerk S10 (Batteriespeichersystem) und der E3 / DC-Wallbox easy connect kann die Last am Netzanschlusspunkt nach den Vorgaben des Verteilnetzbetreibers geregelt und begrenzt werden. von Urs Kopp

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MOBILITÄT

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ie Vorteile des E3 / DC-Lastmanagements sind vor allem die Genehmigungsfähigkeit der Wallbox beim Energieversorgungsunternehmen  (EVU) auch bei kritischer Verteilnetzstruktur und bei Bedarf die Möglichkeit der Zulassung der 22-Kilowatt-Wallbox als 11-Kilowatt-­ Ladepunkt, aber mit Nutzung als 22-Kilowatt-Wallbox in Kombination mit der Solaroder Batterieleistung.

E3 / DC-Wallboxen können auch nachträglich leistungsreduziert beziehungsweise -geregelt werden. Damit wird in Zwei- oder Mehrfamilienhäusern die Installation einer oder mehrerer zusätzlicher Wallboxen möglich, auch wenn ihre Nenn­ leistung auf dem Papier in Summe netzkritisch ist. Denn das Laden von Elektroautos erhöht die maximale Last von Ein- oder Mehrfamilienhäusern deutlich,

teilweise pro Elektroauto um 22 Kilo­watt (bei Fahrzeugen, die eine so hohe ACLadung zulassen). Wenn Solarstrom in Verbindung mit einem Speichersystem von E3 / DC erzeugt wird, ist durch eine intelligente Steuerung und Einstellung der Ladeleistung sichergestellt, dass eine vorgegebene Maximallast am Hausanschluss nicht überschritten

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MOBILITÄT wird (Blackout-Schutz). Deshalb können ohne Probleme eine oder auch mehrere 22-Kilowatt-Wallboxen installiert werden, ohne dass sich der Netzbetreiber Sorgen machen muss. Ein Einfamilienhaus wird in der Schweiz vom Netzbetreiber – je nach Standort – für eine Stromstärke zwischen 25 und 40 Ampere ausgelegt. In vielen Neubauten sind bei 25 bis 40 Ampere aber tatsächlich nur maximal 16 bis 26 Kilowatt Leistung vorhanden. Die Sorge auf Netzbetreiberseite vor einer Überlast bei 22-Kilowatt-Wallboxen (32 Ampere) in Verbindung mit weiteren grossen Hauslasten, zum Beispiel einer Wärmepumpe, wird in den nächsten Jahren deutlich steigen. Die Genehmigung nichtintelligenter Ladepunkte und nicht von aussen steuerbarer Verbraucher wie Elektroautos wird auch im Eigenheim schwieriger. Das E3 / DC-Hauskraftwerk teilt jeder Wallbox eine maximal mögliche Leistung zu und sorgt für einen maximalen Anteil von selbsterzeugtem Strom (PV-Anlage, Batterie, BHKW). Die E3 / DC-Wallbox easy connect bietet eine Kombination aus Netz- und Eigenstrom-Ladeleistungen bis 22 Kilowatt – damit können auch grössere Elektroautos relativ schnell zu Hause geladen werden. Die Software der E3 / DC-Speichersysteme bindet die Solarstromerzeugung und die Batterieentladung in das Lastmanagement ein. Bei verfügbarer Solar- oder Speicherleistung kann die 22-KilowattLadung also auch dann aufrechterhalten werden, wenn die Lastbegrenzung die Leistungsaufnahme aus dem Netz deutlich unter 22 Kilowatt drückt. Anstelle einer dynamischen Laderegelung ist auf Wunsch auch eine fixe Begrenzung auf elf Kilowatt möglich. Damit wird die E3 / DC-Wallbox aus der Perspektive des Netzbetreibers zu einem Elf-KilowattLadepunkt, während es bei vorhandener Solar- oder Speicherleistung möglich bleibt, mit Leistungen über elf und bis 22 Kilowatt zu laden.

KONTAKT Hager AG Sedelstrasse 2 CH-6020 Emmenbrücke infoch@hager.com www.hager.ch

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RUBRIK

WIE BATTERIEN DAS NETZ ENTLASTEN Photovoltaik-Anlagen zur Erzeugung von erneuerbarem Strom für den Eigenbedarf liegen im Trend. Viele Hausbesitzer ergänzen ihre Solaranlage mit einem Batteriespeicher, um einen möglichst grossen Teil des nachhaltig erzeugten Stroms selber nutzen zu können. Ein Forscherteam der Berner Fachhochschule hat nun in Kooperation mit zwei Netzbetreibern die Auswirkungen dieser Entwicklung auf die Stromverteilnetze untersucht – und aufgezeigt, ob sich Batterien netzdienlich betreiben lassen. von Dr. Benedikt Vogel, im Auftrag des Bundesamts für Energie (BFE)

Das Verteilnetz der WWZ AG (früher: Wasserwerke Zug) an der Luzernerstrasse in Hochdorf (LU) steht beispielhaft für ein städtisches Stromnetz. Das BFH-TI-Projekt geht davon aus, dass die installierte PV-Leistung in diesem Netz von heute 237 auf 647 kWp im Jahr 2035 zunehmen wird.

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Das Verteilnetz der Groupe E in Haut de Fiaugères (FR) steht beispielhaft für ein ländliches Stromnetz. Das BFH-TI-Projekt geht davon aus, dass die installierte PV-Leistung in diesem Netz von heute 32 auf 362 Kilowatt-Peak im Jahr 2035 zunehmen wird.

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in immer grösserer Teil des Stroms stammt aus Solar- und Windkraftwerken. Deren Produktion unterliegt abhängig von Tageszeit und Wetter grossen Schwankungen. Mit Batterien kann der erneuerbare Strom bis zum Zeitpunkt des Verbrauchs gespeichert werden. Schon heute ergänzen viele Eigenheimbesitzer ihre Photovoltaik (PV)-Anlagen mit einem Batteriespeicher, um einen möglichst grossen Anteil ihres Solarstroms selber verbrauchen zu können. Mit dem weiteren Ausbau der Photovoltaik in der Schweiz dürfte der Einsatz dezentraler Heimspeicher noch erheblich zunehmen. Die Energieperspektiven 2050+ des BFE gehen davon aus, dass langfristig rund 70 Prozent der PV-Anlagen mit Batteriespeichern kombiniert werden.


STROMVERSORGUNG

Das Verteilnetz der Groupe E in Neyruz steht beispielhaft für ein vorstädtisches Stromnetz. Das BFH-TI-Projekt geht davon aus, dass die installierte PV-Leistung in diesem Netz von heute 310 auf 1 320 Kilowatt-Peak im Jahr 2035 zunehmen wird.

DREI TYPEN VON VERTEILNETZEN Ein Forscherteam der Berner Fachhochschule – Technik und Informatik (BFH-TI) in Biel hat in Zusammenarbeit mit zwei Stromnetzbetreibern die Konsequenzen dieser Entwicklung untersucht. Für das Projekt, welches das BFE unterstützt hat, wurden exemplarisch drei Verteilnetze herangezogen: ein städtisches Verteilnetz mit 78 Liegenschaften in Hochdorf (Kanton Luzern), ein vorstädtisches Verteilnetz mit 164 Liegenschaften in Neyruz (Kanton Freiburg), und ein ländliches Verteilnetz mit 19 Liegenschaften in Haut de Fiaugères (ebenfalls Kanton Freiburg). Die Wissenschaftler bildeten die drei Netze in einer Simulation nach. Anschliessend modellierten sie den

Netzzustand für das Jahr 2035. Dabei gingen sie davon aus, dass – zusätzlich zu den heutigen Anlagen – bis 2035 ein Viertel aller Dachflächen, die für Photovoltaik geeignet sind, mit einer PV-Anlage belegt wäre. Ferner wurde angenommen, dass zu diesem Zeitpunkt 70 Prozent der Anlagen mit einem Batteriespeicher kombiniert würden. Mit diesen Vorgaben und weiteren Annahmen zum Ausbau von Elektromobilität und Wärmepumpen modellierten die Forschenden der Berner Fachhochschule die drei verschiedenen Verteilnetze für das Jahr 2035. Mit der Netzanalysesoftware PowerFactory wurde dabei abgeschätzt, wie sich verschiedene Betriebsarten von Batteriespeichern auf die Netze auswirken.

BATTERIESPEICHER NETZDIENLICH BETREIBEN Das Ergebnis des Projekts lässt aufhorchen. «Nicht alle Stromnetze sind heute stark genug dimensioniert, um den gewünschten Zubau an PV-Anlagen aufzunehmen; einige von ihnen könnten 2035 an ihre Belastungsgrenzen stossen», sagt Steffen Wienands, Wissenschaftler an der Berner Fachhochschule. Vor allem in ländlichen Gebieten müssten Leitungen verstärkt werden, damit diese mit den Strommengen grosser PVAnlagen fertig würden. Die Problematik der Netzbelastung würde auch nicht dadurch entschärft, dass Batteriespeicher zur Eigenverbrauchs­optimierung eingesetzt würden, wie das heute üblicherweise der Fall sei. Steffen Wienands: «Die Betriebsart der Eigenverbrauchsoptimierung

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STROMVERSORGUNG liefert keinen Beitrag zur Netzentlastung. Denn wird der Eigenverbrauch optimiert, lädt die Batterie oft nicht zu dem Zeitpunkt mit grösstem Photovoltaiküberschuss (verstanden als Differenz zwischen PV-Produktion und aktuellem Verbrauch). Trotz eines hohen Eigenverbrauchs werden

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Spitzen bei der Einspeisung von PV-Strom nicht unbedingt vermindert.» Der Netzbelastung kann entgegengewirkt werden, wenn Batteriespeicher netzdienlich (vergleiche Textbox) betrieben werden. Das gelingt, wenn die Speicher in

Zeiten mit grossem PV-Überschuss geladen werden, also wenn die Produktion an PV-Strom den Verbrauch deutlich übersteigt. Dazu hält der Schlussbericht des Forschungsprojekts fest: «Mit dem Einsatz eines netzdienlichen Algorithmus für den Last­ausgleich können Überlas-


STROMVERSORGUNG tungen der betroffenen Leitungen und Transformatoren deutlich reduziert und in vielen Fällen komplett verhindert werden. Auch das Auftreten zu hoher oder zu tiefer Spannungen kann signifikant reduziert, allerdings nicht komplett verhindert werden.»

BATTERIESPEICHER IST NICHT GLEICH BATTERIESPEICHER Die Ergebnisse des Forschungsprojekts machen deutlich, dass dezentrale PVEinspeisung in den drei Verteilnetz-Typen unterschiedliche Konsequenzen hat. Werden die Dächer eines Bauernhofs mit PV-

Modulen bestückt, fliessen mitunter hohe Ströme zum nächsten Netzanschlusspunkt; von einer Überlastung ist in diesem Fall in erster Linie die Zuleitung betroffen. Ähnliche Ungleichgewichte treten in städtischen Netzen mit wenigen grossen PVAnlagen auf. Bei diesen beiden Netztypen

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Steffen Wienands (stehend) zusammen mit einem weiteren Wissenschaftler im «Prosumer Lab» der Berner Fachhochschule – Technik und Informatik in Biel. Hier wurde ein einfacher Algorithmus zur netzdienlichen Steuerung von Batteriespeichern entwickelt und getestet.

ist es zielführend, den Lastausgleich der Batteriespeicher dezentral zu regeln, also jeweils beim Batteriespeicher. Anders sieht es bei einem vorstädtischen Netz aus: Hier gleichen sich die Haushalte hinsichtlich PV-Erzeugung und Verbrauch. Zwar kommt es auch in diesem Netz zu Überlastungen, diese betreffen aber in erster Linie Hauptleitungen und Trafostationen. In diesem Fall ist ein zentraler Lastausgleich wirksamer. Dazu könnte man das Ladeverhalten der im Netz verteilten Batteriespeicher von der Leitstelle des Netzbetreibers zentral steuern, wobei die Belastung des Transformators in der Trafostation gemessen und an die Leitstelle übermittelt würde. Die Leitstelle würde die Batterien ohne zeitliche Verzögerung so regeln, dass die Belastung des Transformators möglichst optimal gesenkt wird. Hierbei handelt es sich um ein theoretisches Konzept, das bisher in der Praxis des Schweizer Stromnetzes noch keine Anwendung findet. Die Unterschiede zwischen den Verteilnetzen haben zur Folge, dass die Batteriespeicher für die Netzstabilität unterschiedlich wichtig sind. Dazu schreiben die Forscher im BFE-Schlussbericht: «Einzelne Batterie-

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speicher erzielen einen grossen positiven netzdienlichen Effekt, andere wiederum haben nur einen geringen Einfluss. Je inhomogener die Verteilnetzstruktur ist, desto relevanter sind einzelne Batteriespeicher an relevanten Standorten.»

GERINGER FINANZIELLER ANREIZ Die Wissenschaftler der Berner Fachhochschule haben in ihrer Untersuchung den finanziellen Nutzen eines netzdienlichen Betriebs von Batteriespeichern für das Verteilnetz quantifiziert. Sie kommen zum Schluss, mit einem netzdienlichen Betrieb der Batteriespeicher könnten Netzverstärkungen (Leitungen, Transformatoren) zwar nicht vermieden, aber doch um mehrere Jahre aufgeschoben werden. Diese Verschiebung wirkt sich günstig auf die Investitionsrechnung der Verteilnetzbetreiber aus. Würden die Netzbetreiber diesen Vorteil in einen finanziellen Anreiz für Betreiber von Batteriespeichern ummünzen, liesse sich ein Batteriespeicher mit 10 kWh Kapazität um 100 bis 200 Fr. vergünstigen, haben die Forscher errechnet. «Das ist ein relativ geringer Betrag», sagt BFH-TI-Wissenschaftler Stefan Schori. «Da die Inves-

titionskosten für Batteriespeicher im Vergleich zu Leitungen und Trafos hoch sind und Netzbetriebsmittel zu einem bestimmten Zeitpunkt so oder so ersetzt werden müssen, ziehen Netzbetreiber aus einem netzdienlichen Betrieb von Batteriespeichern finanziell geringe Vorteile.»

GROUPE E PRÜFT DYNAMISCHE TARIFE Anders wäre die Ausgangslage bei Einführung dynamischer Stromtarife. Damit wäre ein finanzieller Anreiz für einen netzdienlichen Betrieb von Batteriespeichern gegeben. Genau in diese Richtung denkt der Energieversorger Groupe E (GrangesPaccot/FR), der am Forschungsprojekt direkt beteiligt war. «Groupe E wird in einem nächsten Schritt überprüfen, ob ein netzdienliches Verhalten solcher Batterien über stündlich variable Tarife zu erreichen wäre», sagt Peter Cuony, Leiter Produkte bei Groupe E. «So könnte der Verteilnetzbetreiber zum Beispiel am Vortag einen stündlich variablen Bezugs- und Rücknahmetarif auf einer Internetschnittstelle bekanntgeben. Das Energiemanagementsystem der Batterie könnte diesen Tarif konsultieren und damit den Einsatz der Batterie für den Besitzer finanziell optimieren.»


STROMVERSORGUNG

HINWEIS Der Schlussbericht zum Projekt «Bat4SG – Netz-optimierter Betrieb von dezentralen Kundenspeichern» ist abrufbar unter: www.aramis.admin.ch/Texte/?ProjectID=45522 Auskünfte zum Forschungsprojekt erteilen Dr. Michael Moser (michael.moser@bfe.admin.ch), Leiter des BFE-Forschungsprogramms Netze, und Dr . Stefan Oberholzer (stefan.oberholzer@bfe.admin.ch), Leiter des BFE-Forschungsprogramms Batterien. Weitere Fachbeiträge über Forschungs-, Pilot-, Demonstrations- und Leuchtturm­ projekte im Bereich Batterien finden Sie unter www.bfe.admin.ch/ec-publikationen.

NETZDIENLICHER BETRIEB Die Betriebsweise eines Batteriespeichers wird als «netzdienlich» bezeichnet, wenn der Speicher so betrieben wird, dass er das Netz möglichst entlastet und sich die Spannungen und Ströme möglichst überall innerhalb der Grenzwerte bewegen. Die Ladeund Entladevorgänge werden so gesteuert, dass hohe Einspeiseleistungen ins Netz bzw. hohe Bezugsleistungen aus dem Netz möglichst vermieden werden. Um dieses Ziel zu erreichen, kann die Steuerungssoftware beispielsweise Wetterprognosedaten einbeziehen, um den PV-Ertrag für die nächsten Stunden und Tage abzuschätzen. «Die heutigen Netze verfügen noch über ausreichend Kapazität», sagt Roman Tschanz, Projektleiter Netz bei der WWZ Energie AG, welches das in dem BFH-TI-Projekt untersuchte Verteilnetz in Hochdorf betreibt. «Die Erkenntnisse aus dem vorliegenden Projekt zeigen aber auch, dass ein netzdienlicher Betrieb von Batteriespeichern beim künftigen Netzausbau eine wichtige Rolle spielen dürfte.» BV

Stromausfälle sind romantisch.

Falls Sie das nicht so sehen: Vertrauen Sie auf Bimex-Notstromsysteme. Mit USV-Anlagen von Piller für den Schutz kritischer Infrastruktur. www.notstrom.ch


STROMVERSORGUNG

GERÜSTET FÜR EINE STROMMANGELLAGE Nach den Warnungen des Bundes vor einem Strommangel ziehen manche Unternehmen eine Notstromversorgung in Betracht. Was ist grundsätzlich vorzukehren? Und welche Möglichkeiten stehen zur Auswahl?

I

m Herbst 2021 gab die Eidgenössische Elektrizitätskommission ElCom bekannt, dass ab 2025 in der Schweiz der Strom knapp werden könnte. Gleichzeitig forderte OSTRAL – die Organisation für Stromversorgung in ausserordentlichen Lagen – Zehntausende von Grossverbrauchern auf, sich auf etwaige Stromspar-Dekrete des Bundes vorzubereiten.

THEMA ZEITIG ANGEHEN «Eine Strommangellage steht zwar nicht unmittelbar vor der Tür», sagt Beat Müller, Geschäftsleiter der Bimex Energy AG im bernischen Uetendorf. «Akuter ist derzeit die Gefahr von Stromausfällen – oder gar von Blackouts, deren Folgen weit

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gravierender sein können als die Folgen einer Strommangellage.» Viele Unternehmen verfügen deshalb schon heute über ein Notstromsystem, das Kurzunterbrüche und tagelange Netzausfälle kompensiert. Dennoch mahnt Beat Müller eine gewisse Eile an: «Firmen sollten bald klären, ob sie mit Blick auf eine Mangellage eine Notstromlösung benötigen respektive ob bestehende Notstromkonzepte auch in einer Mangellage greifen würden.» Der Grund für den Zeitdruck: «Die Nachfrage nach Stromaggregaten steigt deutlich und führt zu Lieferengpässen.» Ein weiterer Grund für die verlängerten Lieferfristen sind gemäss Beat Müller Unterbrüche in den Lieferketten.

SITUATION ANALYSIEREN Beat Müller empfiehlt, eine Risikoanalyse vorzunehmen: Könnte die Firma während Wochen oder Monaten mit weniger Strom (Energie) auskommen? Wenn nicht, was wären die Folgen? Welche Prozesse müssen unbedingt aufrechterhalten werden? Könnten die Lieferanten noch liefern? Könnten die Kunden die Ware noch abnehmen und weiterverarbeiten? Was würde passieren, wenn das Elektrizitätswerk temporär das ganze Versorgungsgebiet abschalten müsste? Eine Analyse bringt Licht ins Dunkel, bleibt aber bis zu einem gewissen Grad spekulativ. Denn erstens ist unbekannt, wie sich politische Initiativen – zum Beispiel der Bau von Gaskraftwerken – auf


STROMVERSORGUNG die Versorgungslage auswirken würden. Zweitens konkretisieren sich Sparmassnahmen erst, wenn tatsächlich ein Strommangel da ist und der Bund entsprechende Bewirtschaftungsverordnungen erlässt. Ein Beispiel: In einer Mangellage kann der Bund den Strombezug von Grossverbrauchern kontingentieren. Gemeint sind Firmen, die jährlich 100’000 Kilowattstunden und mehr verbrauchen. Dennoch müssen gemäss OSTRAL auch kleinere Verbraucher mit Einschränkungen rechnen – unter anderem deshalb, weil immer mehr lastgangfähige Stromzähler, die «Smart Meter», im Einsatz sind. Sie ermöglichen es, jede Firma zu kontingentieren, die damit ausgerüstet ist. Wer zum Schluss kommt, dass sein Unternehmen eine minimale oder eine umfangreichere Notstromversorgung braucht, kann folgende Varianten in Betracht ziehen.

fische Anwendungen – etwa für Elektrizitätswerke, Wasserversorger, Industrie, Armee, Zivilschutz, Polizei oder Bahnbetriebe.

HYBRIDE AGGREGATE Für den ortsunabhängigen Einsatz sind oft auch hybride Aggregate geeignet. Diese sind mit Hochleistungsbatterien ausgestattet und kaum hörbar, sie können entweder als Energiespeicher genutzt werden oder fungieren als intelligente Lastmanager im Verbund mit Solarmodulen, Dieselaggregaten oder Netzstrom. Hybride Aggregate eignen sich unter anderem zum Betanken von Elektrofahrzeugen.

stromerzeuger und Traktorgeneratoren. Die Bimex Energy AG ist Generalvertreterin für die hochwertigen EisemannStromerzeuger in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein.

KONTAKT Bimex Energy AG Glütschbachstrasse 32 CH-3661 Uetendorf Telefon: +41 33 334 55 66

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Die handlichste Form, um selbst ein Minimum an Strom zu produzieren, sind benzin- oder dieselbetriebene Klein-

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STATIONÄRE NOTSTROMANLAGEN Stationäre Notstromanlagen sind entweder im Gebäude installiert oder stehen fix montiert im Freien – in einer schallgedämpften und wetterfesten Hülle. Die Bimex Energy AG plant die Anlagen von A bis Z, inklusive Aggregat, Kühlung, Lüftung, Brennstoffversorgung, Abgasanlage und Abgasreinigung. Es werden Dieselaggregate der neuen Abgasstufe 5 verwendet. Die Aggregate stammen ausschliesslich von europäischen Qualitätsherstellern.

NOTSTROMSYSTEME MIT USV USV-Systeme gewährleisten das unterbrechungsfreie Umschalten auf Notstrom, schützen also kritische Infrastrukturen wie Banken, Versicherungen, Telekomanbieter, Spitäler, Rechencenter, Flughäfen oder Industriebetriebe mit heiklen Produktionsprozessen. Die Bimex Energy AG setzt dabei auf USV-Anlagen der deutschen Piller Group – sie produziert als einzige Firma der Welt sowohl rotierende als auch statische USV-Technologien mit kinetischen Energiespeichern oder Batterien. Kinetische Speicher haben nebst der Batteriefreiheit den Vorteil, dass sie Leistungsschwankungen entgegenwirken, die beim Einsatz von Wind- und Solarstrom auftreten.

MOBILE AGGREGATE Mobile Dieselaggregate werden auf Anhänger oder Lastwagen gebaut. Jedes mobile Notstromaggregat wird von einem abgasnormierten, wirtschaftlichen Dieselmotor der Abgasstufe 5 angetrieben. Die Bimex Energy AG konzipiert mobile Aggregate häufig als Spezialaggregate für hochspezi-

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SOLAR

WIE UMRICHTER DAS STROMNETZ STABILISIEREN Für eine nachhaltige Energieversorgung wird in der Schweiz die Photovoltaik kräftig ausgebaut. Anders als herkömmliche Kraftwerke brauchen Solaranlagen für die Stromerzeugung keine Generatoren. Damit fehlen die rotierenden Massen, die in der bisherigen Stromversorgung das Netz stabilisieren. Eine Studie der ETH Zürich zeigt, wie die Problematik umgangen werden kann: mit dem «netzunterstützenden» Betrieb von Umrichtern, wie sie in Solaranlagen, aber auch in Windkraftwerken und Batteriespeichern verbaut sind. von Dr. Benedikt Vogel, im Auftrag des Bundesamts für Energie (BFE)

S

törungen unserer Stromversorgung sind selten. Zum Beispiel wenn ein Kraftwerk unerwartet ausfällt. Dann sinkt die Frequenz der Wechselstromversorgung unter 50 Hertz, bis andere Kraftwerke den Ausfall kompensieren. Ein Anstieg der Frequenz hingegen ist zu beobachten, wenn beispielsweise ein grosser Strombezüger vom Netz abgeschnitten wird. Dann herrscht vorübergehend eine Stromüberproduktion – und die Netzfrequenz klettert über 50 Hertz, bis die Kraftwerke ihre Produktion gedrosselt haben.

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Die Stromversorgung ist so ausgelegt, dass Störungen in aller Regel innert Sekunden behoben werden: Dank der automatischen Anpassung der Kraftwerksleistung (genannt Regelreserve) wird das Gleichgewicht zwischen Produktion und Bezug schnell wiederhergestellt, die Netzfrequenz kehrt zum Sollwert von 50 Hertz zurück. Zur Netzstabilität tragen hinreichend grosse Kraftwerkkapazitäten ebenso bei wie ein eng vermaschtes Netz. Eine wichtige Rolle spielt auch die Konstruktionsweise der Kraftwerke: Wasser-, Kern- oder Gaskraftwerke nutzen zur Stromerzeugung grosse Gene-

ratoren. Die rotierenden Metallelemente haben eine Schwungmasse, deren Trägheit das Stromnetz dauerhaft stabilisiert, indem sie allzu schnellen Frequenzänderungen entgegenwirkt. Darüber hinaus leisten die Wicklungen der Generatoren einen Beitrag zur Dämpfung von Frequenzschwingungen.

WEGFALL VON SCHWUNGMASSE GEFÄHRDET NETZSTABILITÄT Mit dem geplanten Atomausstieg und dem Ausbau der Solarenergie wird der Anteil Generator-gestützter Kraftwerke künftig zurückgehen. Netzexperten betrachten diese


RUBRIK Entwicklung mit Sorge, denn Solaranlagen verfügen nicht über Generatoren mit netzstabilisierender Schwungmasse. Ihnen fehlt die Fähigkeit zur passiven Schwingungsdämpfung, und sie beteiligen sich meist nicht an der von der nationalen Netzgesellschaft Swissgrid und den anderen europäischen Übertragungsnetzbetreibern organisierten Bereitstellung von Regelleistung. «Wenn wir die Solarkraft ausbauen und gleichzeitig konventionelle Kraftwerke vom Netz nehmen, müssen die Umrichter einen Beitrag leisten, damit das Netz im Fall von Störungen weiterhin ins Gleichgewicht zurückfindet», sagt Dr. Alexander Fuchs, Wissenschaftler an der Forschungsstelle Energienetze der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ). Das ist möglich, weil moderne Umrichter in der Lage sind, rotierende Masse nachzubilden, wenn sie «netzunterstützend» betrieben werden. Das gilt für Umrichter von Solaranlagen, Batteriespeichern und ElektroautoLadestationen, aber auch für die Umrichter, wie sie in Windkraftanlagen eingesetzt werden, um den Strom der unterschiedlich schnell rotierenden Generatoren mit passender Frequenz ins Wechselstromnetz einspeisen zu können. Werden die Umrichter über eine geeignete Software intelligent gesteuert, leisten sie einen Beitrag zur Netzstabilität, so wie es die Generatoren von traditionellen Kraftwerken tun.

«NETZUNTERSTÜTZENDE» UMRICHTER

Der Einsatz von «netzunterstützende» Umrichtern bei Batteriespeichern oder in Solaranlagen und Windkraftwerken kann dazu beitragen, dass das Stromnetz auch in Zukunft bei Störungen nicht aus dem Gleichgewicht gerät. Im Bild : 380 Kilovolt-Freiluftschaltanlage in Laufenburg.

Netzleitstelle der Nationalen Netzgesellschaft Swissgrid in Aarau. Von hier aus wird das Schweizer übertragungsnetz gemanagt. Netzstabilisierende Komponenten von Kraftwerken und Batteriespeichern unterstützen den verlässlichen Betrieb des Stromnetzes.

Alexander Fuchs hat zusammen mit einem Forscherteam untersucht, wie die Netzstabilität auch bei einem starken Umbau der Energieversorgung in Richtung Solar- und Windenergie sichergestellt werden kann. Beteiligt war ein Wissenschaftler von Hitachi Energy, einem Joint Venture, das kürzlich aus der früheren Netzwerksparte von ABB hervorgegangen ist. In ihrer Untersuchung verwendeten die Forscher Computersimulationen, die das dynamische Verhalten von Stromnetzen beschreiben. Das Projekt wurde vom BFE finanziell unterstützt. Um die Netzstabilität zu gewährleisten, müssen nicht alle neu im Stromnetz verbauten Umrichter «netzunterstützend» betrieben werden. Es genügt, wenn das bei einem Teil der Fall ist. Das Forschungsteam von ETHZ und Hitachi Energy hat in seiner Untersuchung abgeschätzt, welcher Anteil der Umrichter «netzunterstützend» betrieben werden muss, damit sich die Netzstabilität im Zuge des Umbaus des Energiesystems

Die Schweizer Kernkraftwerke (drei Gigawatt Leistung) leisten über die darin verbauten Generatoren einen Beitrag zur Netzstabilität. Bei Abschaltung der Kraftwerke kann dieser Nutzen durch «netzunterstützend» betriebene Umrichter zum Beispiel in Batterien und PV-Anlagen erreicht werden.

Wenn in der europaweiten Stromversorgung – im Bild eine Freileitung zwischen Gösgen und Laufenburg – drei Gigawatt Produktionsleistung ausfallen, sinkt die Frequenz im Netz um 0.2 Hertz.

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SOLAR Hausbesitzern mit PV-Anlage ohnehin eingebaut werden.» Um den Weg zu solchen Lösungen zu ebnen, möchten die ETHZ-Wissenschaftler verschiedene Umsetzungsvarianten der Netzunterstützung untersuchen, einschliesslich deren Integration in unterschiedliche Verteilnetztypen (beispielsweise städtische Netze, ländliche Netze, industrielle Netze). An den Mehrkosten sollten die neuen Lösungen kaum scheitern, vermuten die Wissenschaftler: «Werden Umrichter der neusten Generation eingesetzt, ist im Prinzip nur ein Software-Update nötig, um diese «netzunterstützend» betreiben zu können.»

RUND ZEHN PROZENT DER UMRICHTER MÜSSEN «NETZUNTERSTÜTZEND» SEIN Das Forschungsteam aus ETHZ und Hitachi Energy hat am Beispiel des europäischen Übertragungsnetzes durchgerechnet, welche Folgen es hat, wenn der Strom nicht mit herkömmlichen Generatoren in Kohle-, Gas-, Kern- oder Wasserkraftwerken produziert wird, sondern in Solar- und Windkraftwerken unter Einsatz von Umrichtern. Sie nutzten ein vereinfachtes Modell des europäischen Verbandes der Übertragungsnetzbetreiber (ENTSO-E). In diesem Modell besteht die europäische Stromversorgung aus circa 1 000 über den Kontinent hinweg verteilten Generatoren (120 Gigawatt Leistung), die 12’000 Verteilnetze und andere grosse Verbraucher versorgen.

nicht verschlechtert. Fazit: Wird in der Schweiz Kraftwerksleistung aus Generatoren durch Photovoltaik-Anlagen ersetzt, müssten rund zehn Prozent der neuen PVAnlagen «netzunterstützend» betrieben werden, damit die Netzstabilität nicht leidet.

BATTERIEN STEHEN IM VORDERGRUND «Netzunterstützende» Umrichter haben somit ein grosses Potenzial, einen Beitrag zur Netzstabilität leisten zu können. Wie sie das in einem künftigen Energiesystem tun werden, bleibt mit der jüngsten Untersuchung offen. So ist es zwar möglich, einen Umrich-

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ter aus einer PV-Anlage «netzunterstützend» zu betreiben, allerdings ist das wenig sinnvoll, weil eine PV-Anlage das Netz nur unterstützen kann, wenn sie Strom produziert, die «netzunterstützende» Funktion aber rund um die Uhr benötigt wird. «Wir gehen davon aus, dass in der praktischen Umsetzung die Funktion der Netzunterstützung künftig hauptsächlich durch Batterien übernommen wird. Das ist aus heutiger Sicht die einzige praktikable Lösung, weil nur so die Netzunterstützung rund um die Uhr abgerufen werden kann», sagt Alexander Fuchs. «Am einfachsten wäre wohl, die Batterien für die Netzunterstützung zu ertüchtigen, die von

Das Forschungsteam betrachtete einen Störfall, der sich im Jahr 2006 tatsächlich ereignet hat. Damals zerfiel das kontinentale Stromnetz in drei Teile mit unterschiedlichen Frequenzen: West- und Nordeuropa (rot, grün) sowie die Länder Osteuropas (blau). Aufgrund des resultierenden Ungleichgewichts zwischen Produktion und Bezug kam es zu markanten Abweichungen von der Sollfrequenz (50 Hertz): In der Simulation erreichte die Frequenzspitze in Westeuropa knapp 50.4 Hertz (hoher Stromüberschuss), in Nordeuropa knapp 50.1 Hertz (geringer Stromüberschuss), während sie in Osteuropa auf ca. 49.85 Hertz sank (Strommangel) (vergleiche Grafik). Der stabilisierenden Funktion der 1 000 Generatoren war es zu verdanken, dass die Frequenzabweichungen nicht noch deutlich höher waren und es zu einem Black-out kam. Die ETHZ-Forscher wollten nun wissen, was in dem Szenario geschehen wäre, wenn damals 30 beziehungsweise sogar


SOLAR 60 Prozent der Generatoren gefehlt hätten (weil die Kraftwerke im Zuge der Energiewende durch Solar- und Windkraftwerke ersetzt wurden). Die Grafik zeigt, dass in diesem Fall zum Beispiel in Westeuropa die Netzfrequenz auf gegen 50.6 Hertz (30 Prozent weniger Generatoren) beziehungsweise sogar über 51 Hertz (60 Prozent weniger Generatoren) hochgeschnellt wäre. Um diesem massiven Netzungleichgewicht entgegenzuwirken, rüsteten die Forscher in der Simulation einen Teil der Umrichter aus Solar- und Windkraftwerken mit einer «netzunterstützenden» Steuerung aus. Je mehr Umrichter «netzunterstützend» betrieben werden, desto geringer werden die Frequenzausschläge. Werden rund zehn Prozent der in Westeuropa neu installierten Umrichter von Solar- und Windanlagen «netzunterstützend» betrieben, können die Frequenzabweichungen auf jenes Mass begrenzt werden, als wären 1 000 Generatoren im Einsatz. Mit anderen Worten: 10 Prozent «netzunterstützende» Umrichter reichen aus, um die Netzstabilität so gut zu gewährleisten, wie es bisher die Generatoren herkömmli-

cher Kraftwerke getan haben. Die Beobachtung aus der Region Westeuropa gilt ähnlich für Nord- und Osteuropa, oder auch bei einer Variation des Stromaustauschs zwischen den Stromnetzen. Stets gewährleisten laut den Berechnungen des Forscherteams etwa  10 Prozent «netzunterstützende» Umrichter die Aufrechterhaltung des Stabilitätsniveaus wie vor Abschaltung der Kraftwerke. Überträgt man diese Erkenntnis in einem Gedankenspiel auf die

Schweizer Stromversorgung, bedeutet das: Will man den Beitrag, den die Schweizer Kernkraftwerke (drei Gigawatt Leistung) über die darin verbauten Generatoren zur Netzstabilität leisten, durch «netzunterstützende» Umrichter erreichen (beispielsweise in Batterien oder PV-Anlagen), dann müsste deren Leistung rund 300 Megawatt betragen. Das ist rund ein Zehntel der in der Schweiz aktuell (Ende  2020) installierten PV-Leistung.

HINWEIS Weitere Informationen auf der Projekt-Webseite: www.fen.ethz.ch/activities/systemoperation/acsicon.html Den Schlussbericht zum BFE-Forschungsprojekt «ACSICON – Novel Analysis and Control Solutions for Dynamic Security Issues in the future ENTSO-E network with high Converter-Based Generation» finden Sie unter: www.aramis.admin.ch/ Texte/?ProjectID=41465 Auskünfte zum Projekt erteilt Dr. Michael Moser (michael.moser@bfe.admin.ch), Leiter des BFE-Forschungsprogramms Netze. Weitere Fachbeiträge über Forschungs-, Pilot-, Demonstrations- und Leuchtturm­ projekte im Bereich Elektrizität finden Sie unter www.bfe.admin.ch/ec-strom.

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Fronius Tauro & Tauro ECO Maximale Flexibilität im Anlagendesign bei minimalen betrieblichen Gesamtsystemkosten: Mit dem robusten Wechselrichter Fronius Tauro können PV-Großanlagen noch wirtschaftlicher betrieben werden. Fronius Tauro. Designed to perform.

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FRONIUS TAURO VOLLE LEISTUNG FÜR PHOTOVOLTAIK von Fronius International

Fronius Tauro ist der flexible und leistungsstarke Wechselrichter für gewerbliche Photovoltaik-Systeme und nun auch in der 50-Kilowatt-Leistungsklasse erhältlich. Der robuste Commercial-Wechselrichter unterstützt dabei, Photovoltaik-Grossanlagen noch wirtschaftlicher zu betreiben. Er bringt selbst bei widrigsten Umweltbedingungen die volle Leistung und maximale Erträge. Gleichzeitig punktet er durch minimale betriebliche Gesamtsystemkosten, eine smarte Steuerung und ein offenes System. Zu guter Letzt bietet er einen grossen Gestaltungsspielraum beim Anlagendesign und spart durch seinen nachhaltigen Aufbau sowohl Zeit als auch Geld.

Kostenoptimierung, Langlebigkeit, Designflexibilität und effizienter Service zeichnen die «Fronius Tauro»-Commercial-Wechselrichter aus.

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eit Mai letzten Jahres ist der Fronius Tauro ECO am Markt und nun folgt der Fronius Tauro. Unter dem Produktclaim «Designed to perform» bilden sie gemeinsam ein unschlagbares Duo, wenn es um kosteneffiziente und gleichzeitig flexible Projekte geht. Jeder für sich bietet einzigartige Vorteile, die je nach Anforderungen der Photovoltaik-Anlage ausgespielt werden. Den Fronius Tauro gibt es in der 50-Kilowatt-Leistungsklasse. Er hat drei MPP-

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Tracker und einen sehr breiten Eingangsspannungsbereich, weshalb er vor allem bei anspruchsvollen Photovoltaik-Aus­le­ gung­e n punktet. Der Tauro ECO verfügt über einen MPP-Tracker, ist effizient, kostenoptimiert und in den Leistungsklassen 50, 99.99 und 100 Kilowatt verfügbar. «Kostenoptimierung, Langlebigkeit, Design­ flexibilität und effizienter Service  – das macht unsere «Fronius Tauro»-Commercial-­ Wechselrichter aus», fasst Martin Hackl, Global Director der Business Unit Solar

Energy, Fronius International GmbH, die Vorteile zusammen.

HÖCHSTE ERTRÄGE UNTER ALLEN UMSTÄNDEN «Ein guter Commercial-Wechselrichter muss langlebig und robust sein», sagt Jasmin Gross, Produktmarketing, Fronius International GmbH. «Wir haben den Fronius Tauro entwickelt, um selbst widrigsten Umweltbedingungen zu trotzen und in jedem Fall höchste Erträge zu liefern.»


SOLAR Ein doppelwandiges Gehäuse und die aktive Kühlung sorgen für Langlebigkeit und Robustheit, bei gleichzeitig voller Leistung. Dank der Schutzklasse IP 65 und der einzigartigen Kühltechnologie kann der Wechselrichter selbst im ungeschützten Aussenbereich und bei direkter Sonneneinstrahlung ohne zusätzliche Schutzvorrichtung montiert werden.

MINIMALE GESAMTKOSTEN DURCH SMARTES DESIGN Die innovative Systemarchitektur macht den Fronius Tauro besonders flexibel im Anlagendesign. Der Wechselrichter ist smart, schnell installiert und effizient in der Wartung. Im Servicefall genügt es, das betroffene Leistungsteil vor Ort auszutauschen. Das sichert einen stabilen Betrieb und macht den Service schnell und kostengünstig.

SPIELRAUM BEI ANLAGENDESIGN UND INSTALLATION Sowohl hängend auf einer Aufständerung als auch flach am Boden liegend, kann der Wechselrichter platziert werden. Die Commercial-Wechselrichter wurden für den Einsatz in einem zentralen und dezentralen Anlagendesign optimiert. Dieser grosse Gestaltungsspielraum macht den Installateur maximal flexibel und wirkt sich zudem positiv auf die Kosten aus. Zusätzliche Kostenoptimierung erfolgt durch

das sogenannte AC Daisy Chaining. Dabei reduziert sich, durch die Verkettung der Wechselrichter, der Bedarf an Zusatzkomponenten und Verkabelungen.

NACHHALTIGKEIT UND EINZIGARTIGER SERVICE Der Fronius Tauro zeigt zudem, dass sich Nachhaltigkeit in jeder Phase des Produktlebenszyklus lohnt. Er ist auf Beständigkeit ausgelegt und im Servicefall können die betroffenen Einzelteile direkt vor Ort ausgetauscht werden. In Kombination mit den digitalen Support-Tools wie dem Fronius Solar.SOS entsteht ein effizienter Service, der sowohl Zeit spart als auch Ressourcen schont.

KONTAKT Fronius Schweiz AG Oberglatterstrasse 11 CH-8153 Rümlang Telefon: +41 (0) 848 376 64 87 E-Mail: pv-sales-swiss@fronius.com Der Commercial-Wechselrichter Fronius Tauro macht Photovoltaik-Grossanlagen wirtschaftlicher.

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GASHEIZUNG UND KOMFORTLÜFTUNG FÜR SANIERTES BAUERNHAUS Wo früher Landwirtschaft betrieben wurde, steht heute ein völlig saniertes Bauernanwesen mit neuem Anbau und insgesamt acht modernen Wohnungen. Ein sehr hoher Komfort war dem Besitzer wichtig. Er hat sich für eine zentrale Gasheizung sowie Komfortlüftungen von Hoval entschieden.

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ie Lage im Naturpark Bözberg, zwischen Brugg und dem Fricktal, könnte kaum schöner sein. Hier liegt der kleine Weiler Gallenkirch auf der Kuppe eines Hügels und eröffnet einen weiten Blick über Wälder und Wiesen. Der Ort faszinierte auch Roland de Stefani. Vor einigen Jahren kaufte er hier ein Grundstück mit einem historischen Bauernhof aus dem Jahr 1835, einem Stall sowie einem alten, baufälligen Einfamilienhaus. Vermutlich ging ihm bereits damals durch den Kopf, was sich daraus machen lässt. Roland de Stefani führte lange Zeit ein Generalunternehmen im Bausektor.

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Heute hat er seine Vorstellungen verwirklicht. Aus dem alten Landwirtschaftsbetrieb mit den drei Gebäuden ist ein zusammenhängender Gebäudekomplex entstanden, der sich sehr homogen in die ländliche Architektur des Ortes einfügt. Und für die Bewohner stehen acht komfortable Wohnungen sowie eine Tiefgarage zur Verfügung. Die Planung der Sanierung hat Roland de Stefani selbst in die Hände genommen, und trotz vieler Herausforderungen hat er die Umsetzung vehement vorangetrieben. Das alte Einfamilienhaus musste komplett ausgehöhlt und mit dem Bauernhaus verbunden und der Stall durch einen neuen Anbau ersetzt werden.

GASHEIZUNG ALS IDEALE KOMBINATION AUS ÖKOLOGIE UND ÖKONOMIE Bei der Frage der Heiztechnik und der Wahl von Hoval Produkten spielten zwei Faktoren eine Rolle. Zum einen verrichtete im alten Bauernhaus eine Ölheizung von Hoval sehr zuverlässig ihre Dienste. Zudem ist Roland de Stefani mit seinem Unternehmen RDS Fenster + Türen GmbH nach wie vor im Bausektor tätig. So lernte er Giuseppe Campanella, Technischer Verkaufsberater bei Hoval, kennen. Und nach einem gemeinsamen Besuch im Hoval Hauptwerk in Vaduz gab es für Roland de Stefani keine


GAS dadurch Heizkosten, und die Bewohner geniessen ein gesundes Wohlfühlklima.» Philippe Andereggs Argumente: Dank Wärme- und Feuchterückgewinnung schaffen die Komfortlüftungen HomeVent comfort FR beziehungsweise FRT 251 ein ausgeglichenes Raumklima – selbst in gefangenen Räumen wie Badezimmer. Geruchsemissionen und Pollen aus der ländlichen Umgebung werden zuverlässig gefiltert. Und schliesslich verringert der kontrollierte Luftwechsel ohne Öffnen der Fenster die Heizkosten. Argumente, die auch Roland de Stefani überzeugten. Heute verfügt jede der neu ausgebauten Wohnungen über eine autonome Komfortlüftung.

«Die Produkte von Hoval sind technisch oberste Liga.» LANGFRISTIG NIEDRIGE UNTERHALTSKOSTEN

Zweifel mehr. «Die Produkte von Hoval sind technisch oberste Liga», sagt er. Gemeinsam mit Giuseppe Campanella prüfte er daraufhin verschiedene Optionen der Heiztechnik. Erdsonden kamen aus Kostengründen nicht in Frage. Auf Wärmepumpen verzichtete Roland de Stefani, weil die Ausseneinheiten in seinen Augen nicht ins Gesamtbild der homogenen ländlichen Umgebung passten. Die Wahl fiel schliesslich auf eine zentrale Gasheizung mit einem 4.3 Kubikmeter fassenden Flüssiggastank im Erdreich des Geländes. Verarbeitet wird das Gas mit einem Brennwertkessel UltraGas 50 von Hoval. Dieser heizt und erzeugt

Warmwasser – in Kombination mit einem Hoval Wassererwärmer ESSR 1000 – für insgesamt 1500 Quadratmeter Wohnfläche.

HOHE WOHNQUALITÄT DANK KOMFORTLÜFTUNG Der hohe Qualitätsanspruch von Roland de Stefani war es auch, der Giuseppe Campanella dazu veranlasste, ihm Philippe Anderegg, Technischer Verkaufsberater für Komfortlüftungen bei Hoval, vorzustellen – für ein unverbindliches Gespräch. Philippe Anderegg: «Herr de Stefani war anfangs nicht wirklich überzeugt vom Nutzen einer Komfortlüftung. Heute spart er

Roland de Stefani hat viel Arbeit und Leidenschaft in dieses Projekt investiert. Das Zusammenspiel aus Ort, Gebäude und Technik steht heute vor allem für eines: eine hohe Lebensqualität. Gleichzeitig zeugt sie aber auch von viel planerischer Weitsicht. „Die hohe Bauqualität und der Wohnkomfort sind eines. Ebenso wichtig sind niedrige Unterhaltskosten und ein langfristig gesundes Nutzen-Kosten-Verhältnis. Die Gasheizungslösung und die Komfortlüftungen von Hoval leisten dazu einen zuverlässigen Beitrag“, sagt der Baufachmann. Und auf die Zusammenarbeit mit Hoval angesprochen, meint er: «Die Fachleute von Hoval sind nicht nur sehr kompetent, sie sind auch jederzeit da, wenn man sie braucht.» Mehr erfahren: www.hoval.ch

KONTAKT Hoval AG General Wille-Strasse 201 8706 Feldmeilen info.ch@hoval.com www.hoval.ch

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ERNEUERBARE ENERGIE

DIE ZUKUNFT DES HEIZENS IST ERNEUERBAR Fossile Energien belasten nicht nur das Klima, sondern inzwischen auch das Portemonnaie. Ihre Preise sind dieses Jahr markant gestiegen und dürften vorerst hoch bleiben. Gut, dass sich immer weniger Menschen in der Schweiz darum zu kümmern brauchen. Denn die Zukunft gehört dem klimaneutralen Heizen mit regionalen erneuerbaren Energien. Hier entsteht der Energieverbund Tiefenbrunnen in Zürich.

W

ährend der Klimakonferenz in Glasgow wurde der Climate Change Performance Index 2022 präsentiert. Der Report vergleicht jährlich die Klimaschutzaktivitäten von 60 Ländern, die zusammen für mehr als 90 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Die Schweiz ist im neusten Ranking um einen Platz auf Rang 15 zurückgefallen – eine Folge des Neins zum CO2-Gesetz. Denn nun fehlt der nationalen Klimapolitik ein klarer Kompass. Dass die Schweiz als eines der reichsten Länder beim Engagement für den Klimaschutz nicht besser abschneidet, ist ernüchternd. Trotz ihrer finanziellen Ressourcen nimmt sie, anders als etwa die

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skandinavischen Länder, keine Vorbildfunktion wahr – zumindest auf nationaler Ebene nicht. Die Schweiz hat sich zum Ziel gesetzt, 2030 noch halb so viel CO2 auszustossen wie 1990. Bisher beträgt der Rückgang aber erst 14 Prozent. Für die restlichen 36 Prozent bleiben weniger als zehn Jahre Zeit. Mit den aktuellen Massnahmen ist das Reduktionsziel nicht zu schaffen. Zwar erhalten National- und Ständerat mit der Revision des Energie- und des Stromversorgungsgesetzes die Möglichkeit, die erneuerbaren Energien stärker voranzubringen. Doch dieser politische Prozess und die anschliessende Umsetzung der neuen Vorgaben brauchen viel Zeit. Umso wichtiger sind daher rasche energiepolitische Mass-

nahmen in den Kantonen und Gemeinden sowie konkrete klimaschonende Projekte.

RASCH HANDELN IM GEBÄUDEBEREICH Besonders gut eignet sich dafür der Gebäudebereich. Hier fällt gemäss dem Bundesamt für Umwelt rund ein Viertel der gesamten Treibhausgase der Schweiz an. Immerhin setzt sich die Erkenntnis durch: Das Heizen mit fossiler Energie wie Heizöl ist ein Auslaufmodell. Es belastet nicht nur das Klima, sondern bedeutet auch stark schwankende Kosten und sorgt für eine hohe Abhängigkeit von den Lieferstaaten. Die Zukunft des Heizens ist deshalb erneuerbar – zumal die Ressourcen dafür direkt vor der Haustür liegen. Jetzt geht es darum,


ERNEUERBARE ENERGIE für ganze Areale oder Quartiere gegenüber Einzelheizungen oft gewichtige Vorteile. Als Energiequellen eignen sich etwa regionale Holzschnitzel, Grünabfälle oder die Abwärme von Rechenzentren. Für das Heizen der Zukunft geht es also auch darum, weiterzudenken – nicht bloss die erstbeste Lösung zu suchen, sondern die beste.

SEEWASSER – EIN ERSTKLASSIGER ENERGIETRÄGER Ein besonders grosses Potenzial bietet das Heizen mit Seewasser. Der breiten Öffentlichkeit ist kaum bewusst, welch riesige Energiespeicher die Schweizer Seen sind. Unabhängig von der Jahreszeit liefern sie genügend Energie, um zahlreiche Gebäude zu heizen und bei Bedarf auch zu kühlen. Weil das Seewasser in der Tiefe abgepumpt wird, bleibt seine Temperatur ganzjährig weitgehend konstant. Auf Fauna und Flora wirkt sich die Energiegewinnung aus den Seen nicht negativ aus. Gemäss dem Verband Fernwärme Schweiz könnten allein die Schweizer Gewässer bei konsequenter Nutzung bis 2050 die Hälfte der Nachfrage nach erneuerbarer Fernwärme abdecken, etwa 8.8 Terawattstunden pro Jahr. Die renommierte Zürcher Energiedienstleisterin Energie 360° setzt schweizweit solche Energieverbünde um – zum Beispiel im Stadtzürcher Quartier Tiefenbrunnen:

Ab 2024 wird in 20 bis 30 Metern Tiefe Wasser aus dem Zürichsee gefasst und in die unterirdische Energiezentrale am Zürichhorn geleitet. Dort wird dem Wasser über Wärmetauscher Energie entzogen, wodurch es sich um einige Grad abkühlt. Anschliessend sorgen Wärmepumpen dafür, dass die Fernwärme die zum Heizen benötigte Temperatur erreicht. So können künftig rund 3 500 Personen in 1 700 Wohnungen nachhaltig heizen. Der Verbrauch an fossiler Energie sinkt um 20 Gigawattstunden pro Jahr, der CO2-Ausstoss um 4 500 Tonnen.

NICHT NUR HEIZEN, SONDERN AUCH KÜHLEN Einige Kilometer weiter am Zürichsee realisiert Energie 360° ein Projekt der besonderen Art: In Meilen stellt die Delica AG Guetzli und Glace her. Für ihre industriellen Prozesse braucht das Unternehmen Kälte. Die Energie dafür liefert wiederum Wasser aus dem Zürichsee. Der Clou an diesem Projekt: Bei der Kälteproduktion entsteht Abwärme, die sich für einen Energieverbund mit rund 100 angeschlossenen Gebäuden verwenden lässt. So nutzt die innovative Energielösung von Energie 360° das Seewasser zuerst zum Kühlen und dann zum Heizen. Neben Seewasser eignen sich genauso Grundwasser und Flüsse als Energieträger

sie zu nutzen. Die nötigen Technologien sind längst ausgereift. Sie ermöglichen, beim Heizen drei Ziele gleichzeitig zu erreichen: Klima und Umwelt zu schonen, die hohe Versorgungssicherheit zu bewahren und bei den Kosten über den gesamten Lebenszyklus mit fossilen Heizsystemen mitzuhalten. Bei Neubauten sind nahezu klimaneutrale Heizlösungen schon seit mehreren Jahren der Standard. Erfreulicherweise halten sie nun immer mehr auch bei Bestandsbauten Einzug. In den Medien wird vor allem über Luft- und Erdsonden-Wärmepumpen als Heizungen der Zukunft berichtet. Doch es gibt noch viele weitere klima- und umweltschonende Lösungen. Gerade in verdichteten Gebieten haben Energieverbünde

Der Wärmeverbund Kappelenring bei Wohlen (BE).

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RUBRIK Positiver Nebeneffekt: Die Unabhängigkeit von Förderländern von fossilen Energieträgern – beispielsweise russischem Erdgas – wird beschleunigt. Alle Hauseigentümer*innen, die auf eine solche zukunftssichere Lösung setzen, profitieren auch individuell. Sie erhöhen den Wert ihrer Immobilie, zahlen keine oder deutlich weniger CO2-Abgabe und heizen zu planbaren Kosten.

ZUSAMMENSPIEL ALLER AKTEURE Damit die Transformation im Wärmemarkt schnell genug voranschreitet, braucht es ein gutes Zusammenspiel aller involvierten Akteure. Dazu gehören unter anderem Immobilien- und Arealbesitzer*innen, Industriebetriebe, Städte, Gemeinden, Energie­ versorger*innen, Planer*innen, Architekt*innen und Gebäudetechniker*innen. Jede*r dieser Beteiligten spielt eine wichtige Rolle.

Thalwil: Nachhaltige Energie ab Herbst 2022.

Energie 360° sieht ihre Aufgabe darin, die Partner*innen zu vernetzen und bei integralen Energielösungen je nach den Bedürfnissen der Auftraggebenden sämtliche Schritte zu übernehmen – von der Planung über die Realisierung und die Finanzierung bis hin zum Betrieb.

RAHMENBEDINGUNGEN SCHAFFEN Das Engagement vieler privater und öffentlicher Player im Wärmemarkt stimmt zuversichtlich, dass der Anteil der erneuerbaren Energien beim Heizen rasch zunimmt. Die Entwicklung in diese Richtung lässt sich nicht mehr aufhalten. Trotzdem ist es wichtig, als Gesellschaft zusammenzustehen und auch auf politischer Ebene förderliche Rahmenbedingungen für klimaneutrales Heizen zu schaffen. Denn so wird die eingeleitete Transformation erleichtert und weiter beschleunigt – zum Wohl der heutigen Bevölkerung und erst recht der kommenden Generationen.

Die Seewasserfassug in Meilen.

für Energieverbünde. In Wohlen bei Bern setzt Energie 360° auf das Wasser der Aare, die hier zum Wohlensee gestaut wird. 800 Haushalte des Ortsteils Kappelenring profitieren von der lokalen und erneuerbaren Wärme. Rund 3 000 Tonnen CO2 spart der Energieverbund jährlich ein.

WERTSCHÖPFUNG IN DER SCHWEIZ Diese Beispiele zeigen: Die Transformation im Wärmebereich hin zu erneuerba-

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rer Energie bringt viele Vorteile. Das Heizen der Zukunft wird dadurch weitgehend klimaneutral, sauber und effizient. Hinzu kommen volkswirtschaftliche Effekte. Bei Investitionen in klimaneutrale statt in fossile Heizsysteme bleibt die wirtschaftliche Wertschöpfung im Land und fliesst nicht länger in die Förderländer von Erdöl und Erdgas ab. Das lokale Gebäudetechnikgewerbe erhält wertvolle Impulse, die gerade in der Zeit nach Corona wichtig sind.

KONTAKT Energie 360° Telefon +41 (0) 43 317 22 22 info@energie360.ch www.energie360.ch


ÖKOSTROM

Herr Keller tankt Biomethan an der neuen Tankstelle der Müller Energie GmbH

KREISLAUFWIRTSCHAFT IN DER LANDWIRTSCHAFT Seit dem Herbst 2021 kann auf dem Hof von Andrea und Christian Müller in Thayngen (SH) besonders umweltfreundlich Biomethan getankt werden. Neben Kartoffeln und Fleisch produzieren Müllers auch Ökostrom, Wärme und neuerdings Biomethan für Fahrzeuge. Es ist die erste Biomethan-Inseltankstelle der Schweiz in einer Landwirtschaftszone, die als zonenkonform eingestuft und bewilligt wurde.

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as Kehrichtfahrzeug der Firma Keller Kehricht Abfuhren GmbH ist bereits ein erster grosser Abnehmer des heimischen Treibstoffs. Das eingesammelte Grüngut zusammen mit dem Hofdünger von Müller Energie GmbH wird in der bestehenden Biogasanlage vergoren und in der neuen Aufbereitungsanlage von Apex AG zu Treibstoff «veredelt». Die Energie aus den regionalen Abfällen wird so zum Treibstoff mit Herkunft «vor der eigenen Tür» und ersetzt den bisher eingesetzten Diesel. An der Zapfsäule können auch private BiogasFahrzeuge getankt werden. Dazu kann von Müllers ein Tank-Chip bezogen werden und ab sofort ist die Tankstelle für den 24-Stundenbetrieb offen.

BIOMETHAN TANKEN Biomethan eignet sich vorzüglich für Personenwagen, Kommunalfahrzeuge, den Schwerverkehr und Busse. Je nach Fahrzeugtyp dauert die Betankung nur unwesentlich länger als mit Benzin oder Diesel. Mit Biomethan fährt es sich ebenso ökologisch wie mit einem Elektroantrieb und

stellt eine oft vergessene, attraktive Alternative dar. Das bestehende Netz von Erdgas- / Biogastankstellen wird durch solche Inseltankstellen ergänzt und aufbereitetes Biogas kann getankt werden, an Orten wo kein Erdgas- / Biogasnetz vorhanden ist.

«VEREDELUNG» VON BIOGAS Biogas entsteht bei der anaeroben Vergärung von Biomasse aus Kläranlagen, Landwirtschaftsbetrieben, kommunalem Grüngut oder Gastronomieabfällen. Es enthält typischerweise etwa 55 – 60 Prozent Methan (CH4), 40 – 45 Prozent Kohlendioxid (CO2), ist mit Wasser gesättigt und enthält weitere Begleitstoffe wie Siloxane, Schwefelwasserstoff, Ammoniak,  etc. Wird das Biogas vorbehandelt (entfeuchtet und entschwefelt) kann es in Blockheizkraftwerken zur Produktion von Strom und Wärme genutzt werden. Diese Technologie ist tausendfach bewährt. Für die Verwendung als Treibstoff muss Biogas zwingend weiter «veredelt» werden. Das CO2, Wasserdampf und weitere Begleitstoffe müssen fast vollständig entfernt

ÖKOSTROM SCHWEIZ Ökostrom Schweiz ist der Fachverband der landwirtschaftlichen Biogasproduzenten. Die 2000 gegründete Genossenschaft umfasst über 160 landwirtschaftliche Biogasanlagenbetreiber aus der ganzen Schweiz. Ökostrom Schweiz ist damit die grösste und bedeutendste Organisation im Bereich erneuerbarer Energie aus Biogas. Das aus vornehmlich Hofdüngern und organischen Reststoffen gewonnene Biogas wird dabei in Strom und Wärme, Biogas-Brennstoff oder Biogas-Treibstoff umgewandelt. Dadurch leisten Biogasanlagen einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz und dem Ersatz fossiler Brenn- und Treibstoffe in der Schweiz. Ökostrom Schweiz unterstützt seine Mitglieder unter anderem bei der Planung und Bewilligung, Bau und Betrieb von Biogasaufbereitungsanlagen und -tankstellen. Mit der Insel-Tankstelle der Müller Energie GmbH konnte das erste Leuchtturm-Projekt der Schweiz in der Landwirtschaftszone initiiert und umgesetzt werden.

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ÖKOSTROM

EVONIK FIBRES GMBH

Prinzipschema: Biogas-Anwendungen für die Produktion von Strom, Wärme und Biomethan als Treibstoff und für die Einspeisung ins Gasnetz.

werden, um es als Biomethan ins Erdgasnetz einzuspeisen oder zum Tanken von Erdgas- / Biogasfahrzeugen zu nutzen. Das Biogas wird gekühlt, entwässert und mittels Aktivkohlefilter von den Begleitstoffen getrennt. Anschliessend wird es verdichtet und den selektiven Membranen von Evonik Fibres GmbH zugeführt, wo das CO2 abgetrennt wird und so zu Biomethan oder Erdgasqualität aufbereitet wird. Durch die Abtrennung von CO2 wird der Methananteil von etwa 55 auf 96 Prozent erhöht. Mit dieser Qualität kann Biomethan ins Erdgasnetz eingespeist werden. Für die Fahrzeugbetankung wird es weiterverdichtet, in Hochdruckflaschenbündel gespeichert und steht für die Betankung bereit. Das Offgas mit geringem CH4-Anteil aus der Aufbereitung wird an die Atmosphäre abgegeben oder als Schwachgas dem Fermenter zurück­ geführt, wo es dem Biogas zugemischt und im Blockheizkraftwerk zur Strom- und Wärmeproduktion genutzt wird.

Rohstoff Organische Abfallstoffe

Photosynthese CO2-Aufnahme

Nutzung Wärme, Mobilität, Stromerzeugung

Mit der Kreislaufwirtschaft schliesst sich der CO2-Kreislauf.

Blue BONSAI Typ BB27 mit grossem Speicher und Biomethan-Zapfsäule (Thayngen, SH) .

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Das Herz der Biogas-Aufbereitungsanlage sind die Membranen. Evonik Fibres GmbH aus Deutschland ist ein weltweit führendes Unternehmen der Spezialchemie. Im Mittelpunkt stehen Megatrends wie Gesundheit, Ernährung und Ressourceneffizienz. Mit den Sepuran Green Membranen bietet Evonik ein elegantes Verfahren zur Aufbereitung von Rohgas zu Biomethan an, das sich sehr gut auch für kleinere Biogasmengen eignet, wie sie für viele schweizerische Anlagen vorkommen. Weiterentwicklungen schliessen unter anderem WasserstoffAnwendungen ein.

Herstellung Vergärungsprozess, BiogasAufbereitung und Einspeisung

Verteilung Verteilung über das Gasleitungsnetz


RUBRIK

KOMPAKTANLAGEN: BIOMETHAN-TANKSTELLE UND FÜR DIE GASNETZEINSPEISUNG Bei beiden Anwendungen enthält der 20-Fuss-Container (6 x 2.5 x 3 Meter) alle notwendigen Module. Die Anlagen arbeiten automatisch. Einzig bei der Biomethan-­ Tankstelle mit integrierter Hochdrucktechnik steht der Hochdruckspeicher nebenan und die Zapfsäule dort, wo parkiert und betankt werden kann. Der Container ist aufgeteilt in zwei Teilbereiche, den Ex-Bereich (Ex-Zone 2) mit den gasführenden Modulen sowie dem Nicht-Ex-Bereich mit der Steuerungstechnik und dem Kaltwassersatz. Die beiden Teilbereiche sind durch eine gasdichte Trennwand getrennt. Aus dem Aufbereitungsraum führen die Ausblaseleitung für das abgetrennte CO2 und eine Entlüftungsleitung über Dach. Für allfällige Stillstandzeiten sind in beiden Räumen Raumheizungen installiert und die Räume sind mit den notwendigen Lüftungen versehen.

WARTUNGSKOSTEN Für die Wartung fallen jährliche Kosten an. Ein grosser Teil dieser Kosten betreffen die Verdichter-Wartung, Filter, Austausch der Aktivkohle und weiterer Betriebsmittel sowie für Rückstellungen für den Ersatz von Verdichter, Aufbereitungs-Membranen und Gasanalysegeräte, etc. Bei sorgfältiger Überwachung der Membranen kann die von Evonik «garantierte» Lebenserwartung von drei Jahren stark verlängert werden. Ein weiterer, grosser Teil der Wartungskosten entfallen auf die Wochenkontrollen, die nach eingehender Schulung und mit einiger Erfahrung vom ortsansässigen Betriebspersonal durchgeführt werden können. Per Fernzugriff wird die Anlage überwacht, Anpassungen können implementiert und bei allfälligen Störungen Ferndiagnosen erstellen und Eingriffe

Die bauähnliche BlueFEED-Anlage Typ BF35 bereitet Klärgas auf Erdgasqualität auf und speist es ins Gasnetz der Viteos SA, Neuchâtel.

vorgenommen werden. Prädiktive Diagnosen und einfache Anpassungen erfolgen so einfach, schnell und kostengünstig. So sind Wartungsarbeiten einfach planbar, schnell und kostengünstig. Unser Ziel: eine möglichst wirtschaftliche Gesamtlösung (Neubau und Betrieb).

ÖKOLOGISIERUNG DER ERDGASLEITUNGEN Wird Biomethan ins Erdgasnetz eingespeist, ersetzt es sukzessive fossiles Erdgas. Auch die Einspeisung von synthetischem Methan (Power-to-Gas) oder Wasserstoff ersetzt fossiles Erdgas. Der Trend zur Dekarbonisierung hält Einzug und schreitet voran.

AUSBLICK Bereits sind die ersten Inseltankstellen von Apex in der Schweiz im Betrieb und weitere folgen, auch im grenznahen Ausland. Mit der zunehmenden Dekarbonisierung erhält auch Wasserstoff einen grösseren Stellenwert. Mit der Methanisierung kann Wasserstoff gebunden und ins bestehende Erdgasnetz eingespeist werden. Apex beobachtet diese Entwicklung aktiv und kooperiert mit verschiedenen Instituten und Forschungsanstalten und ist am Technologietransfer interessiert. Mit der Realisierung von Pilotprojekten werden Erfahrungen im Feld gesammelt. Diese sind Vorläufer von zukünftigen, marktreifen Produkten. Sie dürfen gespannt sein …

APEX AG Die Apex AG wurde 2003 in Däniken (SO) gegründet. In der ganzen Schweiz unterwegs, baut und wartet Apex installierte Erdgas- / Biogastankstellen von klein bis gross. Seit einigen Jahren produziert Apex selbst entwickelte, kleine Biogas-Aufbereitungsanlagen bis circa 100 Normkubikmeter pro Stunde Biogas für die Einspeisung von Biomethan ins Erdgasnetz (Typ BlueFEED). Dort wo kein Gasnetz zur Verfügung steht, kommen Insel­lösungen mit integrierter Tankstelle zum Einsatz (Typ BlueBONSAI). Die Biomethan-Aktivitäten passen synergetisch ideal zum angestammten Geschäftsfeld und zum Trend der vermehrt nachgefragten Mengen an erneuerbaren Energien, lokal, dezentral und «Swiss Made». Apex plant, baut und betreut diese Systeme und bietet umfassende Dienstleistungen als «one-stop-shop» an. Erneuerbare Gase als Energiespeicher (zum Beispiel Wasserstoff) stehen im Fokus unserer Entwicklungs­arbeiten. Zusätzliche Informationen erhalten Sie unter www.apex.eu.com oder bei Apex AG, Industriestrasse 31, 4568  Däniken.

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© WBG SG

BLOCKHEIZKRAFTWERK

In der Siedlung Sturzenegg in St. Gallen übernehmen zwei BHKW den Grossteil der Wärmeversorgung. Zudem tragen sie in Kombination mit Photovoltaik zur Stromproduktion vor Ort bei und ermöglichen so einen hohen Eigenverbrauch.

WIE EIN BLOCKHEIZKRAFTWERK DIE ENERGIEVERSORGUNG SICHERT Bis 2050 will sich die Schweiz CO2-neutral mit Energie versorgen. Gasbetriebene Blockheizkraftwerke können dabei eine wichtige Rolle übernehmen und beispielsweise Photovoltaik perfekt ergänzen, wie ein Beispiel aus St. Gallen zeigt. von Verband der Schweizerischen Gasindustrie

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ie Zukunft der Energieversorgung ist klimaneutral. Für die Versorgungssicherheit und das Erreichen der Klimaziele spielen Gas und seine Infrastruktur eine wichtige Rolle. Die Schweizer Gaswirtschaft arbeitet daran, die Gasversorgung zu dekarbonisieren. Auf diese Weise leistet sie einen wichtigen Beitrag, damit die Schweiz die Klimaziele erreicht.

SICHERHEIT UND STABILITÄT Die zentrale Herausforderung dabei ist die Stromversorgung im Winter. In dieser Jahreszeit ist die Schweiz schon seit Jahren auf Stromimporte angewiesen. Mit der Dekarbonisierung und dem Ausstieg aus der Kernkraft wird sich diese Versorgungslücke

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noch akzentuieren, weil Photovoltaik als wichtigste neue erneuerbare Quelle im Winterhalbjahr nur wenig Ertrag liefert. Daher benötigen wir ergänzende Systeme, die bei Bedarf einspringen und die Stromversorgung unterstützen können. Eines dieser Systeme ist das Blockheizkraftwerk (BHKW), das auf dem Konzept der Wärme-KraftKopplung basiert. Ein BHKW produziert nicht nur Wärme, sondern gleichzeitig auch Strom. Es besteht normalerweise aus einem Verbrennungsmotor und einem Generator.

Überbauungen, in Industrie- und Gewerbeanlagen, Hotels, Spitälern oder auch Sportanlagen. Da man sie dezentral am Ort des Verbrauchs installiert und betreibt, kann die bei der Verbrennung anfallende Abwärme direkt genutzt werden. Das erhöht den Wirkungsgrad insgesamt und reduziert die CO2Emissionen. Wird mit dem Strom aus dem BHKW eine Wärmepumpe betrieben, lässt sich der Wirkungsgrad nochmals stark steigern. Zudem sind dezentrale BHKW rasch und kostengünstig realisierbar.

BHKW werden in der Regel über das Gasnetz versorgt und nutzen damit einen Energieträger, der konstant zur Verfügung steht. Eingesetzt werden BHKW vorwiegend in

TEIL DES VERSORGUNGSPLANS In St. Gallen sind Blockheizkraftwerke ein wesentlicher Bestandteil des städtischen Wärmeversorgungsplans. Bereits 2010 re-


BLOCKHEIZKRAFTWERK © WBG SG

alisierten die St. Galler Stadtwerke (sgsw) den ersten Nahwärmeverbund mit einer BHKW-Anlage. Seit 2015 werden BHKW im sogenannten «Schwarmkonzept» installiert: Man baut sie in bestehende Gebäude respektive Heizzentralen ein. Mittlerweile betreiben die sgsw 39 Anlagen mit insgesamt 48 BHKW-Modulen und einer elektrischen Gesamtleistung von 1.5 Megawatt. Ein typisches Beispiel ist die von den sgsw geplante, realisierte und betriebene Energielösung der Siedlung Sturzenegg. Diese gehört der Wohnbaugenossenschaft St. Gallen und umfasst drei Minergie-A-Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 69 Wohnungen. Die Siedlung ist das grösste gemeinnützige Wohnbauprojekt in St. Gallen und setzt mit seinen geschwungenen Fassaden, den zweifarbigen Schindeln und den versetzten Balkonen auch architektonische Akzente.

BHKW ERGÄNZT DEN SOLARSTROM

Der Strom von BHKW und PV-Anlage wird primär von der Eigenverbrauchsgemeinschaft vor Ort verbraucht. Übersteigt die Produktion den Bedarf, wird der Überschussstrom ins Netz der sgsw eingespeist. Um das Gesamtsystem zu optimieren, wird die Wärmeproduktion der BHKW im Sommerhalbjahr, wenn tagsüber viel Solarstrom anfällt, in die Nachtstunden verlegt. Ein zentrales Energiemanagementsystem sorgt dafür, dass die verschiedenen Energieerzeuger unter Einbezug der Wärmespeicher optimal aufeinander abgestimmt sind und möglichst viel der produzierten Elektrizität vor Ort verbraucht wird.

HOHE EIGENVERBRAUCHSQUOTE Wie der Blick auf die Statistik zeigt, gelingt dies tatsächlich. 2020 haben die BHKW

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Das Besondere an der Energieversorgung der Sturzenegg ist, dass hier gasbetriebene Blockheizkraftwerke und Photovoltaik (PV) kombiniert werden. Die zwei BHKW verfügen über je 40 Kilowatt thermische und 20 Kilowatt elektrische Leistung, die PV über 113 Kilowatt peak. Die BHKW können rund 90 Prozent des Wärmebedarfs decken, für den Rest steht zusätzlich ein 235-Kilowatt-Gaskessel zur Verfügung. Um die Betriebs- und Laufzeit der BHKW zu optimieren, wurden vier Wärmespeicher mit insgesamt 10.6 Kubikmeter Volumen installiert. So wird der Gaskessel nur bei sehr hohem Wärmebedarf oder als Redundanz bei Wartungen benötigt.

BHKW IN DER SIEDLUNG STURZENEGG Hersteller / Typ: EC-Power XRGI 20G (zwei Module) Thermische Leistung: je 40 Kilowatt Elektrische Leistung: je 20 Kilowatt Wärmeproduktion 2020: 460’000 Kilowattstunden Stromproduktion 2020: 230’000 Kilowattstunden Betriebszeit: Pro Modul je 5 800 Stunden pro Jahr CO2-Einsparung: circa 50 Tonnen pro Jahr im Vergleich mit Gaskessel

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© sgsw

RUBRIK

Lastgang der BHKW- und PV-Anlagen der St. Galler Stadtwerke durch das Jahr 2018. Die Grafik zeigt, wie gut sich die BHKW- und Photovoltaikanlagen ergänzen.

Seit ihrer Inbetriebnahme im Juni 2017 wurden die beiden BHKW je 27’500 Stunden betrieben. Gemäss sgsw arbeiten die standardisierten Module sehr zuverlässig und effizient. Auch die Kombination mit der Photovoltaik funktioniert bestens. Zudem spart die Wärmeproduktion mit den BHKW im Vergleich zu einem reinen Gaskessel jedes Jahr rund 50 Tonnen CO2.

übernehmen und insbesondere im Winter zur Stabilität des Stromnetzes beitragen können. Dabei werden ihre CO2-Emissionen mit dem steigenden Anteil an erneuerbaren Gasen im Schweizer Gasnetz laufend sinken. Weil die Gasversorger den Anteil an erneuerbarem Gas bis 2050 sukzessive auf 100 Prozent erhöhen werden, können BHKW zunehmend klimaneutral betrieben werden. Die Stadt St. Gallen wird deshalb dezentrale BHKW weiter fördern. In Zukunft wollen die sgsw kleinere, dezentrale Einheiten wie in der Sturzenegg zu einem «virtuellen Kraftwerk» zusammenschalten. Damit soll

elektrische Leistung nachfragegeführt bereitgestellt werden können, besonders auch im Winter.

KONTAKT VSG Verband der Schweizerischen Gasindustrie Grütlistrasse 44 CH-8027 Zürich Telefon: 044 288 31 31 E-Mail: vsg@gazenergie.ch www.gazenergie.ch

© VSG

460'000 Kilowattstunden Wärme bereitgestellt und damit 90 Prozent des gesamten Bedarfs gedeckt. Die BHKW lieferten 230’000 Kilowattstunden Strom und die PV-Anlage 105’000 Kilowattstunden – aus dem Netz wurden lediglich 60’000 Kilowattstunden bezogen. Etwas mehr als 100’000 Kilowattstunden wurden ins Netz eingespeist. Damit erreicht das Gesamtsystem aus BHKW und PV eine Eigenverbrauchsquote von rund 70 Prozent. Für die BHKW alleine liegt sie sogar noch etwas höher.

CO2-EMISSIONEN REDUZIEREN Das Beispiel aus St. Gallen zeigt, dass gasbetriebene Blockheizkraftwerke in der Energieversorgung eine wichtige Rolle

HINWEIS Über den QR-Code erreichen Sie ein Erklärvideo zum Thema «Netto-Null kann über verschiedene Wege erreicht werden» auf YouTube.

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Gasbetriebene WKK-Anlagen wie Blockheizkraftwerke erzeugen rund zwei Drittel Wärmeenergie und ein Drittel Strom.


RUBRIK

Rollendes Statement für mehr Effizienz und geringere Emissionen: Unter der Marke BERGERecotrail® richtet sich das Unternehmen konsequent auf die ökonomischen und ökologischen Anforderungen des Gütertransports aus. Heute zählt Berger Fahrzeugtechnik zu den Technologieführern für Leichtbaulösungen in Europa.

GEOTHERMIE FÜR INDUSTRIEOBJEKTE – DER UNTERIRDISCHE PFAD ZUR ENERGIEWENDE ZORTSTRÖM-OPTIMIERTER GROSSWÄRMEPUMPEN-EINSATZ IM FAHRZEUGBAU von Christian Zortea-Soshko

Auf dem Weg zu einem klimaneutralen Gebäudebestand spielt die nachhaltige energetische Versorgung von industriell genutzten Objekten eine zentrale Rolle. Geothermische Energieanwendungen zählen zu den Verfahren mit dem grössten Durchsetzungspotenzial. Wie hoch jedoch der reale Effizienzgrad etwa einer Grosswärmepumpenlösung im Betrieb ausfällt, ist oft weniger eine Frage der Erzeugerleistung. Sucht man den Effizienzvernichter im System, wird man in der Anlagen-Peripherie schnell fündig.

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b sich das theoretische Leistungsvermögen von Erneuerbare-Energien-Technologien in der Praxis voll erschliessen lässt, hängt von mehreren Bedingungen im Erzeugungs-, Speicherund Verteilprozess ab – etwa davon, ob für einen Wärmepumpenbetrieb optimale Betriebsparameter realisierbar sind und die regenerativ gewonnene thermische Energie auch verlustfrei und bedarfsoptimiert dort ankommt, wo sie benötigt wird. Grundlegende Voraussetzungen für eine effiziente Einbindung speziell von Niedertemperaturen aus regenerativen Quellen, Rückläufen oder Abwärmenutzung sind

eine ausbalancierte Anlagenhydraulik und eine hohe Speicherqualität.

entfernten Radfeld, dem Firmensitz der Berger Fahrzeugtechnik GmbH.

NACHHALTIG UND ZUKUNFTSFÄHIG: STANDORTAUSBAU SCHAFFT NEUE PERSPEKTIVEN

Das Unternehmen ist europaweit führend in der Herstellung nutzlastoptimierter Sattelauflieger und Chassis-Konstruktionen. In der Person seines Eigners, dem österreichischen Ex-Formel-1-Fahrer Gerhard Berger, schlägt das Unternehmen den Bogen vom glamourösen Rennsport zum handelsorientierten Gütertransport. In den kommenden Jahren plant der Hersteller, seine aktuellen Stückzahlen zu verdoppeln und im Zweischichtbetrieb zu fertigen. Seine Wachstums­ perspektiven verknüpfte Berger mit einem

Die Zortea Gebäudetechnik GmbH aus dem österreichischen Hohenems zählt zu den frühen Experten im Bereich hydraulik­ optimierter Anlagenkonzepte. Mit der Zortström-Technologie lieferten die Vorarlberger die geeigneten System-Komponenten für eine besonders nachhaltige energetische Standortversorgung im wenige Kilometer

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GEOTHERMIE umfassenden Standortausbau: Auf rund 12’000 Quadratmetern wurden sowohl Verwaltungs- als auch Fertigungsgebäude neu geplant und mit modernster technischer Gebäudeausrüstung ausgestattet.

SPEICHERSYSTEM GRUNDWASSER – EIN GESCHENK DES ERDREICHS Per se sind Fertigungsverfahren im Fahrzeugbau mit hohen energetischen Aufwänden sowohl auf der Wärme- als auch auf der Kälteseite verbunden. Eine zentrale Rolle spielt darüber hinaus die Gebäudeklimatisierung, die nicht nur die Arbeitsplatzbedingungen in Büros und anderen Verwaltungsräumen positiv beeinflusst. Optimale und gleichbleibende Klimaverhältnisse wirken sich unmittelbar auch auf die Qualität der Verarbeitungsprozesse in der Produktion aus. Vor diesem Hintergrund wurde eine bedarfsgerechte, nachhaltige energetische Versorgung der gesamten Werkshallen miteinbezogen. Da der Standort günstige geologische und hydrogeologische Gegebenheiten aufwies,

prüften die Ingenieure die Möglichkeiten einer thermischen Grundwassernutzung. Die konstant temperierten Wasservorkommen im Erdreich können im Winter zum Heizen und im Sommer zur Gebäudekühlung eingesetzt werden. Dabei schaffen sie ideale Voraussetzungen für den WärmepumpenBetrieb, dessen Gesamtwirkungsgrad jedoch wesentlich davon abhängt, ob das Energieflussmanagement von Vor- und Rückläufen sowie das integrierte (Niedertemperatur-)Speicherkonzept möglichst effizient und störungsfrei funktionieren. Zortea liefert mit dem Zortström hierfür eine Schlüsseltechnologie, die es ermöglicht, Kälte- und Wärmeenergie mit höchster Präzision zu speichern und zu bewegen. Das Prinzip der Zortström-Technologie ist unabhängig von Einsatzumgebung, Erzeugertypen und Leistungsklassen stets identisch: Eine Zortström-Anlage vereint in einer gemeinsamen Ausführung die Funktionen einer hydraulischen Weiche, eines Pufferspeichers und eines Verteilers. An einen Zortström lassen sich sämtliche Wärme- und Kälteerzeuger sowie alle Verbraucherkreise eines Ver-

Konzipiert für Fortschritt und Wachstum: Am Standort Radfeld rollen jährlich bis zu 1 500 Fahrzeuge vom Band. In den kommenden Jahren soll sich das Fertigungsvolumen verdoppeln. Die hierfür erforderlichen Raumressourcen wurden beim Um- und Neubauprojekt bereits eingeplant.

Nachhaltige Energieversorgung für den modernen Gebäudekomplex: Das neue Fertigungs- und Verwaltungsgebäude entstand auf einem Areal von circa 11’500 Quadratmetern Nutzfläche. Umgesetzt wurde das Ausbauprojekt während des laufenden Betriebs.

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sorgungssystems unabhängig voneinander anschliessen und mit optimaler Arbeitstemperatur (Erzeugerseite) beziehungsweise individuell definierten Soll-Vorlauftemperaturen (Verbraucherseite) ansteuern. Dabei werden alle ankommenden und abgehenden Volumenströme komplett voneinander entkoppelt, sodass sich diese auch bei hohen Druck- und Temperaturdifferenzen ohne wechselseitige Beeinflussung bewegen lassen. Im Speicherzentrum des Zortström können beliebig viele Temperaturstufen präzise voneinander getrennt vorgehalten werden – dabei bleibt die Temperatur in jeder Stufe zu jeder Zeit stabil.

GEOTHERMISCHE ENERGIE: EFFIZIENT ERSCHLOSSEN, MAXIMAL GENUTZT Zwei Zortström-Zentralen arbeiten heute als Herzstück der geothermischen Anlagen-Peripherie am Standort Radfeld. Das erzeugerseitige Versorgungssystem umfasst insgesamt zwei Niedertemperaturwärmepumpen mit je 450 Kilowatt Heizleistung, eine Hochtemperaturwärmepumpe mit 185 Kilowatt und einen Plattenwärmetauscher


GEOTHERMIE Parallel dazu versorgt eine Multi-PG-HAnlage die Gebäude bei Bedarf mit Wärme in fünf Temperaturstufen zwischen 35 und 70 Grad Celsius. Während der Heizperiode lässt sich die Niedertemperaturabwärme der Druckluftkompressoren sowie des Kältetrockners effizient weiternutzen. Das Brunnenwasser wird primärseitig nachgewärmt, um das Verhältnis von Wärme / Kälte zu Antriebsleistung (COP) der Wärmepumpen zu verbessern. Die Wärmepumpen verfügen über eine Gesamtleistung von sekundär 185 Kilowatt plus 450 Kilowatt plus 450 Kilowatt gleich insgesamt 1 085 Kilowatt. Da das Gebäude auf Niedertemperatur ausgelegt wurde, kann die gesamt benötigte Wärme mit einem besonders hohen Wirkungsgrad durch die Wärmepumpen sichergestellt werden. Die exakte Schichtung im Zortström unterstützt eine effiziente Wärmeverteilung und optimiert zusätzlich den Wirkungsgrad der Wärmepumpen, da die erzeugte Temperatur von 45 Grad Celsius exakt an die Verbraucher weitergegeben werden kann. Sowohl Kälte- als auch Wärme-Zortström wurden von den Zortea-Experten so passgenau dimensioniert, dass sämtliche Erzeuger (Kältemaschine und Wärmepumpen) mit niedriger Taktungsfrequenz und idealer Laufzeit betrieben werden können. Durch die hydraulische Entkopplung an beiden Zortström-Anlagen wird darüber hinaus eine Pumpenstromeinsparungen von bis zu 90 Prozent erzielt. Im österreichischen Hohenems entwickelten die Ingenieure der Zortea Gebäudetechnik GmbH mit dem Zortström eine gleichermassen einfache wie intelligente Sammel-, Speicher- und Verteiltechnologie, die als Effizienzhebel insbesondere für die Einbindung von regenerativen (Niedertemperatur-)Erzeugern dient. Heute arbeiten Zortström-Anlagen in mehr als 5 800 energetischen Versorgungslösungen europaweit.

zur Grundwasser-Kühlung mit einer Leistung von 1 050 Kilowatt . Zur Bereitstellung von Kälte zwischen acht und 18 Grad Celsius entwarf Zortea einen sechsstufigen Zortström Multi-K. In der Sommerzeit liefert das Brunnenwasser über den Wärmetauscher mit einem Megawatt fast die gesamte benötigte Kälte. Diese wird in die exakt dafür ausgelegte Temperaturstufe auf einem höheren Kühltemperaturniveau in den Zortström eingeschichtet. Die Niedertemperaturkreise am Kälte-Zortström werden über eine Kältemaschine versorgt. Der Kältekreis «Kühlregister Lüftungsgeräte» kann aufgrund der hohen Rücklauftemperatur von

17 Grad Celsius mit Brunnenwasser vorgekühlt werden und lässt sich anschliessend über eine Kältemaschine auf die vordefinierte Zieltemperatur nachkühlen. Der Zortström bedient so Estrichkonvektoren, Kühldecke und Lüftungsanlage zur thermischen Versorgung von Büros, Aufenthalts- und Sozialräumen und Sanitäranlagen. Die Hallenkühlung der Produktion erfolgt ebenfalls über die Lüftung und per Betonkernaktivierung (Bodenplatte). Die Wärmepumpe, welche die Niedertemperaturkälte zur Verfügung stellt (circa 20 Prozent der benötigten Kälteleistung, Rest: Brunnenwasser), liefert gleichzeitig auch Wärme für die Warmwasserbereitung (150 Kilowatt).

FAZIT Der Einsatz oberflächennaher Geothermie mittels Wärmepumpe weist ein besonders hohes Potenzial für die Substitution fossiler Brennstoffe auf. Lässt sich eine nachhaltige Erzeugung, Erschliessung und/oder Nutzung von thermischer Energie mit intelligenten Speicher- und Verteilkonzepten verbinden, können Grosswärmepumpenlösungen auch im industriellen Umfeld weiter aufholen und die Energiewende an entscheidender Stelle voranbringen.

KONTAKT Zortea Gebäudetechnik GmbH Rudolf-von-Emsstrasse 32 AT-6845 Hohenems Telefon: +43 (0) 55767 2056 13 E-Mail: office@zortea.at www.zortea.at

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GEOTHERMIE

DAS SCHWARZE GOLD von Roland Baer

Beim Ölpreis (Brent und WTI) handelt es sich um die wichtigsten Werte an den internationalen Rohstoffmärkten. Rohöl ist eines der meisten gehandelten Rohstoffen. Es wird geprägt, vor allem durch aufstrebende Industrieländer, wie China, Indien und Lateinamerika. Durch ihr Wirtschaftswachstum und dem damit steigenden Energieverbrauch dieser Regionen, ist der benötigte Ölverbrauch rasant angestiegen.

D

er wichtigste Handelsplatz für das europäische Brent Crude Oil ist die Warenterminbörse International Petroleum Exchange in London.

ROHÖL IST NICHT GLEICH ROHÖL International gibt es viele verschiedene Rohölsorten, die jeweils verschiedene Eigenschaften und Preise aufweisen. Die Rohölsorten kommen dabei aus so verschiedenen Regionen, wie Alaska North Lope, Arab Light oder Zuetina in Libyen.

Seite 138 // energieRUNDSCHAU

Dabei handelt es sich um Ölsorten von unterschiedlicher Qualität, die deswegen auf den Weltmärkten zu verschiedenen Preisen gehandelt werden. Gradmesser für die Qualität des Öls ist zum einen die Dichte, zum anderen der Schwefelgehalt: je geringer, desto besser. Gehandelt wird an den Terminbörsen in London und New York jedoch mit Referenzölen. Dabei handelt es sich um standardisierte Produkte, die zur Preisermittlung für alle anderen Sorten herangezogen werden. Das am meisten gehandelte

Referenzöl mit einer großen Bedeutung für die USA, ist das West Texas Intermediate (WTI), während in Asien dem Dubai Fateh die grösste Bedeutung zukommt. Leona, Tijuana, Alaska North Slope, Zuetina oder Urals sind weitere Referenzölsorten.

OPEC-ÖL MEIST SCHWERER UND BILLIGER Das Angebot an Rohöl ist jedoch begrenzt und kann nicht weiter gesteigert werden, da es vor allem in den letzten Jahren im-


GEOTHERMIE mer schwerer geworden ist, neue Ölvorkommen zu finden und zu erschließen. Somit beeinflusst der Ölpreis stark die internationale Wirtschaftsentwicklung, da er bei einem begrenzten Angebot in allen Industriestaaten dringend benötigt wird. Nicht zu vergessen, die verschiedenen Sanktionen, denen wir ja tagtäglich bewusst werden Der Rohstoff Rohöl ist der mit Abstand wichtigste Energieträger der Welt und der Ölpreis spielt somit eine gewichtige Rolle für Industrie und Wirtschaft sowie deren Entwicklung. Beim Rohöl gibt es verschiedene Sorten. Die wichtigste in Europa verwendete Rohölsorte ist Brent, die ihren Namen von dem Nordsee-Ölfeld erhalten hat, wo sie gefördert wird. Bei Brent handelt es sich um eine besonders leichte Rohölsorte, die von der Nordsee aus über eine Unterwasserpipeline zum Ölterminal Sullom Voe auf Mainland, Shetland geleitet wird. Von dort aus wird das Rohöl mit Tankern weiter verschifft. Rohöl dient, neben seiner primären Rolle als wichtigster Energieträger, auch als Grundstoff zur Herstellung von Kunststoffen. Das schwarze Gold wird aber auch in Kosmetika und Medikamenten eingesetzt. Da das Angebot an Rohöl jedoch begrenzt ist, die Nachfrage aber stetig ansteigt, nimmt auch der Ölpreis kontinuierlich zu. Da die Produktion anderer Rohstoffe auch Öl benötigt wird, ist er der wichtigste Rohstoff der Welt. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat den Anteil an Rohöl, der weltweit für die Rohstoffproduktion verwendet wird sehr hoch eingeschätzt und als Kursentwicklung «à la Hausse» eingestuft. Während eines Krieges ist ja dies keine grosse Leistung, solche Aussagen zu tätigen und zu prognostizieren. Möglichweise wird die Seite der Banker und Brocker schnell gewechselt.

PREISE Stand per 12. April 2022 Brent USD 99.30 WTI USD 95.15 Da sich die Rohölindustrie in den vergangenen Jahren aufgrund mangelndem Investitionskapitals für Entdeckung, Förderung und Weiterverarbeitung kaum weiter­ entwickelt hat, kann die weltweit geförderte Menge die hohe Nachfrage nach Rohöl aus USA, China oder Indien nicht abdecken.

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RUBRIK

STÖRUNGEN REDUZIEREN SICH AUF EIN MINIMUM Mit der intelligenten Sicherung SmartFuse250-2 entfällt das teure und zeitaufwendige Aufgraben zum Trennen von Hausanschlüssen bei Abwesenheit der Anwohner. Ausserdem werden selbst intermittierende Fehler systematisch geortet und das Netz wird automatisch wieder zugeschaltet. Darüber hinaus dient SmartFuse250-2 als Frühwarnsystem.

B

isher konnte eine Fehlerortung im Niederspannungsnetz erst dann erfolgen, wenn die Haushalte vom Netz getrennt wurden, weil die hohe Prüfspannung herkömmlicher Ortungsmethoden die Verbraucher zerstört. SmartFuse250-2 von Megger dagegen nutzt die Netzspannung als Messspannung und schaltet schonend im Null-Durchgang zu und ab. So entfällt das teure und zeitaufwendige Aufgraben zum Trennen von Hausanschlüssen, wenn der Hausbesitzer nicht zu Hause ist. Das System findet trotzdem zuverlässig alle Kabelfehler. Der teure Tiefbau wird nur dort benötigt, wo sich die Fehlerstelle befindet. Kostensparender, zielgerichteter, effizienter und schneller kann ein Netzbetreiber mit einer intelligenten Sicherung kaum agieren. Intermittierende Kabelfehler sind besonders unangenehm. Diese sind völlig unberechenbar. Tritt so ein Fehler auf, ist der Entstördienst zu diesem Zeitpunkt garantiert nicht vor Ort. Um auch intermittierende Fehler effizient zu managen, setzt nun der Netzmonteur die SmartFuse250-2 als vollständigen Ersatz für die NH-Standardsicherung in den Kabelverteilerschrank ein, denn das System ist kompatibel mit NH02- und NH03-Sicherungshaltern. Er stellt jetzt nur noch die Bemessungsgrösse ein. Tritt der

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intermittierende Fehler auf, stellt die SmartFuse250-2 die Stromversorgung in wenigen Sekunden automatisch wieder her. Das intelligente Sicherungssystem schaltet je nach Konfiguration automatisch im Nulldurchgang wieder zu, sodass keine Spannungsspitzen entstehen. Die dreiphasige SmartFuse250-2 ortet gleichzeitig Fehler auf den drei Aussenleitern Phase-zu-Phase. Das reduziert Ausfallzeiten zusätzlich. Mit SMS oder E-Mail (GSM, 4G, LAN, WLAN) dient die SmartFuse250-2 übrigens auch als Frühwarnsystem. Erreicht die Strombelastung zum Beispiel einen Wert von 75 Prozent des Maximalwertes, bekommt der Entstördienst automatisch eine Warnmeldung. So bleibt ihm noch Zeit, gezielt und in aller Ruhe die richtigen Massnahmen einzuleiten. Auch diese Funktion reduziert Ausfallzeiten und bietet dem Netzbetreiber mehr Planbarkeit. Nachdem die SmartFuse250-2 mit der im Netz vorhandenen Energie den Fehler zum Überschlag bringt, wird mit einem Stosswellenempfänger die Fehlerstelle punktgenau geortet. Mit dem dreiphasigen System kann die Zuschaltung gleichzeitig auf allen Leitern erfolgen. Denn die SmartFuse250-2 bestZeht aus drei Powermodulen und einem Steuermodul. So wird jede Phase individuell überwacht. Nach Einstellung der ge-

wünschten Parameter übernimmt die SmartFuse250-2 vollautomatisch alle weiteren Schritte. Das System registriert und protokolliert Stromstärke und Spannung und zeichnet auftretende Fehler auf der integrierten 16-Gigabyte-SD-Karte auf. Fehlerereignisse und deren Häufigkeit werden per SMS oder E-Mail an den Netzbetreiber gesendet. Dieser erkennt nun anhand der Daten, ob ein Kabelfehler vorliegt, Netzüberlastung droht oder Sicherungen unvermittelt abschalten. Ein zusätzlicher Server wird nicht benötigt. Mit der dreiphasigen SmartFuse250-2 von Megger steht dem Netzbetreiber eine effiziente Lösung zum intelligenten Schalten, Sichern, Fernsteuern und Datenloggen zur Verfügung – eine Investition, die ihren Wert sehr schnell überschreitet. Personalintensive und teure Notfalleinsätze reduzieren sich so auf ein Minimum.

KONTAKT Interstar AG Alte Steinhauserstr. 19 CH-6330 Cham Telefon: +41 (0) 41 741 84 42 Telefax: +41 (0) 41 741 84 66 info@interstar.ch www.interstar.ch


© Jürgen Leppig

RUBRIK

SMART, KOMFORTABEL UND HOCHEFFIZIENT – REGENERATIVE ENERGIE-AUTARKIE IM EINFAMILIENHAUS ZORTSTRÖM-TECHNOLOGIE FÜR DAS SHOWCASE-SMARTHOME von Christian Zortea-Soshko

Wohnqualität schaffen, Versorgungssicherheit herstellen, Energieeffizienz fördern – dies ist das Kerngeschäft von Jürgen Leppig, dem langjährigen Energieberater und Vorsitzenden des deutschen GIH-Bundesverbands. Sein derzeit progressivstes Projekt ist ein Eigenauftrag mit hohen konzeptionellen Anforderungen und einem klaren, wenig bescheidenen Ziel: die Effizienzpotenziale eines (fast) normalen Einfamilienhauses faktisch auf die Spitze zu treiben.

Zur Strassenseite hin haben die Planer die Fassadengestaltung bewusst reduziert gehalten. Dafür wartet der Alterswohnsitz auf der Südseite mit einer großen Fensterfront zum Garten mit Terrasse auf.

J

ürgen Leppig erzählt: «Noch einmal bauen für die zweite Lebenshälfte, so die einfache Grundidee», «Ruhig und altersgerecht mit Wohlfühlcharakter und gerne ökologisch nachhaltig.» Aus der soliden Planung eines modernen Alterswohnsitzes entwickelte sich im Laufe der Zeit der High-End-Showcase eines Hocheffizienzgebäudes, das heute schon vorwegnimmt, was den Wohnbau von morgen entscheidend mitprägen wird.

VERNETZT UND ÜBERWACHT: BETRIEBSOPTIMIERUNG IM SMARTHOME «In den kommenden Jahren werden sich die energetischen Lastprofile im privaten Wohnbau mehr und mehr in Richtung Kälteseite verschieben. Objektplaner und TGA-Experten sind gefordert, diesem Trend schon in der gegenwärtigen Bauentwicklung Rechnung zu tragen und neue effiziente Versorgungsstandards im Gebäudesektor zu verankern. Unser Haus zeigt zukunftsfähige

Lösungen für die Energiegewinnung, -verteilung und -speicherung auf, die später auch einem breiten Markt zugänglich gemacht werden sollen», so Leppig. Die Betriebsparameter und Leistungskurven der verbauten Anlagen lassen sich per KNXSteuerung und integrierter Simulationssoftware erfassen, auswerten und modifizieren. Erzeugerseitig geht das Effizienzhaus mit dem Trend der Wärmepumpenversorgung.

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SMARTHOME Drei Sonden-Bohrungen schaffen Zugang zur Erdwärme in 70 Metern Tiefe. Da die Sole-Wasser-Wärmepumpe über einen integrierten Kühltauscher verfügt, kann das Gebäude mittels Geothermie nicht nur geheizt, sondern auch natürlich gekühlt werden. Voraussetzung für einen effizienzoptimierten WP-Betrieb ist eine störungsfreie Anlagenhydraulik, die es ermöglicht, Taktung, Arbeitstemperaturen und Laufzeiten konstant auf einem optimalen Niveau zu halten und gleichzeitig passive Energieverbräuche zu reduzieren.

REGENERATIVER ENERGIEMIX IN HYDRAULISCHER BALANCE

Mit dem sogenannten Zortström von Zortea kommt ein zweites hochleistungsfähiges Speichersystem ins Spiel. Neben ihrer Pufferfunktion erfüllt die patentierte Technologie aus Hohenems / Österreich auch die Aufgaben einer hydraulischen Weiche und die eines Verteilers.

BEWÄHRTE TECHNOLOGIE IN NEUEM EINSATZFELD «Konventionelle Übergabe- und Verteillösungen kamen für das Haus schon allein aufgrund seiner technischen Komplexität nicht infrage. Es war absehbar, dass diese die hohen Anforderungen an eine maximal effiziente und laufruhige Betriebsweise kaum hätten erfüllen können», erinnert sich der Bauherr. «Umso faszinierender ist, dass der Zortström gerade kompli-

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Die PVT-Kollektoren sind auf dem Flachdach des Wohngebäudes in Ost / West-Ausrichtung angebracht © Zortea Gebäudetechnik GmbH)

Zur Erzeugung von Wärme, Kälte und Strom kombiniert das vernetzte Gebäude die Arbeit der modulierenden, 1.5 bis 6 Kilowatt starken Sole-Wärmepumpe mit photovoltaisch-thermischen Kollektoren (PVT). Die thermischen Energiekapazitäten lassen sich über ein duales Speicherkonzept vorhalten: Eine speziell entwickelte Green-Code-Klima- und Akustikdecke mit Betonkernaktivierung speichert Energie für circa 14 Tage. Raum- und Deckentemperaturen werden anhand effizienzoptimierter Regelstrategien angepasst und fortlaufend überwacht. Im Alltagsbetrieb stellen sich Heiz- und Kühlleistung des Deckenspeichers (wie auch der Betrieb von Wärmepumpe und PVT-Anlage) situativ flexibel und frühzeitig auf prognostizierte äussere Temperaturverhältnisse ein. Möglich wird die vorausschauende Anlagenfahrweise durch eine Verlinkung der KNX-Steuerung mit lokalen Wetterportalen, die aktuelle Daten an den Homeserver übermitteln.

Zortström-Anlagenschema: Die patentierte Technologie aus dem Vorarlberg integriert problemlos mehrere (regenerative) Energieerzeuger in die energetische Anlagenstruktur des Gebäudes. Als hydraulische Weiche, Puffer und Verteiler kann das zweigliedrige System präzise und bedarfsoptimiert alle erzeuger- und verbraucherseitigen Volumenströme regulieren.

zierte energetische Versorgungsbedingungen mit bestechender Einfachheit erfolgreich in den Griff bekommt.» Die Anlage schafft einerseits optimale Betriebsbedingungen für die Erzeuger und den Deckenspeicher; gleichzeitig gelingt es, selbst geringe Niedertemperaturerträge effizient in die Versorgungsstruktur des Hauses einzubinden. Die sekundären Energieaufwände etwa für Pumpenstrom oder bedingt durch Speicher- und Verteilverluste sind minimal bis gleich null. Die grundlegende Funktionsweise des Zortströms ist in allen Einsatzfeldern und für

alle Leistungsklassen identisch. Sie beruht im Wesentlichen auf der hydraulischen Entkopplung aller Volumenströme und einer exakten Temperaturtrennung in beliebig viele Temperaturstufen innerhalb eines Schichtspeichers. «Dabei spielt es keine Rolle, ob die thermischen Wärme- und Kälteerträge von einem regenerativen oder konventionellen Erzeuger eingespeist werden», erläutert Christian Zortea-Soshko, Geschäftsführer und technischer Leiter von Zortea. «Die Solltemperaturen jeder Stufe im Zortström lassen sich durch die Leistung der Erzeuger


© Jürgen Leppig

SMARTHOME

Die auf zwei Systemen basierende Zortström-Anlage steht befindet sich im Keller des Einfamilienhauses. Nachdem ein ursprünglich vorgesehenes, konventionelles Verteilkonzept einen zu hohen technischen Aufwand für die Integration von Verteilern, Puffer und deren zugehöriger Peripherie aufwies, entschieden sich die Planer für die hocheffektive Zortström-Technologie in plug-and-play-fähiger Bauweise.

r­egulieren. So ist es möglich, nicht nur die Vor-, sondern auch die niedertemperierten Rückläufe der verschiedenen Heiz- und Kühlkreise effizient durch Einbindung in die passende Temperaturstufe zu nutzen. Auf diese Weise kann die benötigte thermische Energie exakt nach Bedarf und mit hoher Präzision sowohl auf der Erzeuger- als auch auf der Abnehmerseite bewegt werden.»

EINFACHE LÖSUNG FÜR KOMPLEXE ANFORDERUNGEN Für das Effizienzhaus konzipierte Zortea eine zweigliedrige Anlage mit einem fünfstufigen Zortström Multi PG-H (806 Liter) für höhere Temperaturen sowie einem zweistufigen Zortström Multi HK (46 Liter) zur Einspeisung in die Klimadecke. Das grössere System (A) verfügt über zwei Gleitschichträume, wobei der obere, höher temperierte Gleitschichtraum das Wasser für die Frischwasserstation bereitstellt, während der untere die Flächenheizungen versorgt. Dabei wird überschüssige Wärme gleichmässig im Gleitschichtraum geladen und bei Bedarf wieder entladen. Ist der Ertrag der Solaranlage gering, heizt die Wärmepumpe entsprechend nach. Grundsätzlich kann die Wärmeenergie der Solaranlage auch bei schwacher Einstrahlung äusserst effizient genutzt werden, indem sie den Niedertemperaturbereich im Zortström vorwärmt und so den Wärmepumpenbetrieb entlastet. Speziell im Niedertemperaturbereich für die Flächenheizungen und den kalten

Rücklauf aus der Frischwasserstation erzielt die Wärmepumpe einen besonders vorteilhaften COP (coefficient of performance) – also ein insgesamt günstiges Verhältnis von Wärme- zu Antriebsleistung. In beiden Temperaturbereichen weist die Zortström-Anlage eine optimale Schichtungseffizienz auf und erreicht damit einen so hohen COP, dass die Stromaufnahme der Wärmepumpe auf einem konstant niedrigen Niveau gehalten werden kann. Im kleineren Zortström (B) regeln die Mischventile die Verteilung von Wärme und Kälte in Abhängigkeit von den Sollwerten der Heizkurve beziehungsweise der Kühlsollwerte. Dabei wird der Durchfluss temperaturgesteuert kontrolliert, das heisst, die Regelventile lassen nur so viel Wärme oder Kälte durch, wie für die gewünschte Temperatur in der oberen Schicht erforderlich ist.

DAS PLANERFAZIT «Für den Erfolg der Energiewende ist der dominierende Einsatz regenerativer Energien alternativlos», resümiert Jürgen Leppig. «Die effiziente, nachhaltige Erzeugung von Wärme, Kälte und Strom, verbunden mit intelligenten Speicher- und Verteilkonzepten, beeinflusst nicht nur die gegenwärtigen energetischen Verbrauchs- und CO2-Emissonsbilanzen im Gebäudesektor positiv. Integriert in moderne Objektdesigns mit interaktiven, anpassungsfähigen Features, zeigt sie auch durchsetzungsfähige Lösungen für den Wohnbau von morgen auf.»

Ingenieur Christian Zortea-Soshko, Geschäftsführer und Leiter Technik, Zortea Gebäudetechnik GmbH

HINWEIS GEB-Link Zortström: www.zortea.at/produkte/zortstroem GEB-Link Multi PG-H: www.zortea.at/multi-pg GEB-Link Multi HK: www.zortea.at/multisd

KONTAKT Zortea Gebäudetechnik GmbH Rudolf-von-Emsstrasse 32 AT-6845 Hohenems Telefon: +43 (0) 55767 2056 13 E-Mail: office@zortea.at www.zortea.at

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RUBRIK

HIER HÄNGT ENERGIEEFFIZENZ AN EINEM DÜNNEN FADEN

Die Ostschweiz steht für eine lange Tradition in der Textilindustrie. Einzelne Unternehmen produzieren bis heute und behaupten sich mit innovativen Produkten auf dem Weltmarkt. Zu ihnen gehört die Heberlein AG in Wattwil (SG). Die 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen Spezialteile für Maschinen zur Garnherstellung her. Eine dieser Komponenten wird gegenwärtig so weiterentwickelt, dass ein energieintensiver Prozessschritt der Garnherstellung künftig mit 30 Prozent weniger Energie auskommen könnte. Das weltweite Einsparpotenzial ist erheblich. von Dr. Benedikt Vogel, im Auftrag des Bundesamts für Energie (BFE)

Kunststoffgranulat ist das Ausgangsmaterial für die Herstellung synthetischer Garne.

D

Synthetische Garne können auch aus recyceltem Kunststoff hergestellt werden.

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ie Heberlein AG wurde im Jahr 1835 als Garnfärberei gegründet. Von Mitte der 1930er Jahre an stellte die Toggenburger Fabrik die Viscose-Kunstseide Helanca her. Ab 1950 verlagerte sich die Tätigkeit von der Garnherstellung auf den Bau von Textilmaschinen bzw. deren Komponenten. Solche Spezialkomponenten sind – neben Keramikteilen u.a. für die Medizin – heute noch eine Exklusivität des Wattwiler Unternehmens. Sie kommen in der Herstellung von synthetischen Garnen weltweit zum Einsatz. Ein Schwerpunkt ist dabei Asien, denn dort haben die meisten Heberlein-Kunden ihre Produktionsstätten.


LÖSUNGEN

DRUCKLUFT VERBINDET DIE KUNSTSTOFFFASERN Synthetische Garne gehören zur Klasse der Chemiefasern und bestehen aus anwendungsspezifisch aufbereiteten Kunststoffen. Ausgangsstoff der Garnproduktion in einer Chemiefaserspinnerei ist ein Kunststoffgranulat. Die Herstellung des Garns läuft – vereinfacht dargestellt – in folgenden Schritten ab: Das Granulat wird erhitzt, dann mittels Spinndüsen in feine Kunststofffasern (Filamente) umgeformt und abgekühlt. Mehrere Dutzend oder sogar mehrere Hundert solcher Fasern werden zu einem Garn gebündelt und nach einer Weiterbearbeitung in der sogenannten Streckzone schliesslich auf eine Spule gewickelt. In dieser Form vertreibt die Spinnerei die Garne an ihre Kunden. Damit aus den Filamenten ein kompaktes Garn entsteht, ist vor dem Aufwickeln ein Beim linken Garn ist die Verknotung der Filamente deutlich besser gelungen als rechts.

EIN LUFTSTRAHL FÜR ZWEI GARNE – DAS SPART ENERGIE

Das Entwicklungslabor der Heberlein AG in Wattwil / SG. Hier wurde die neuartige Verwirbelungsdüse in verschiedenen Varianten getestet.

Patrick Buchmüller, Chief Technical Officier der Heberlein AG (links), zusammen mit Andreas Brunner, der die Entwicklung der Oszillator-gestützten Verwirbelungsdüse als Projektmanager betreut.

In herkömmlichen Verwirbelungsdüsen wird ein Druckluftstrahl von 0.5 bis 6 Millimeter Durchmesser für die Knotenbildung eines Faserbündels eingesetzt. Die innovative Idee des neuen Verfahrens besteht darin, einen Druckluftstrahl für die Knotenbildung in zwei parallel produzierten Garnen zu nutzen. Dazu wird der Luftstrahl im schnellen Wechsel auf die beiden Garne gelenkt. Die Garne werden mit einer hohen Geschwindigkeit von bis zu 6 000 Meter pro Minute (entspricht 360 Kilometer pro Stunde) produziert und dabei circa alle acht Zentimeter mit einem Knoten versehen. Damit dies gelingt, muss der Druckluftstrahl mit einer Frequenz von rund 1 500 Hertz und mehr zwischen den beiden Garnen oszillieren. Es ist technisch sehr anspruchsvoll, den Druckluftstrahl bei so hohen Frequenzen zu steuern und den gewünschten Verwirbelungseffekt bei verschiedenen Garntypen und Produktionsgeschwindigkeiten zu erzielen. Lassen sich zwei Garne mit einem einzigen Druckluftstrahl verwirbeln, hat das den Vorteil, dass nun im Prinzip nur noch halb so viel Druckluft benötigt wird. In der praktischen Umsetzung lässt sich die Menge an Druckluft (und damit an Energie) nicht halbieren, aber doch um circa 30 Prozent reduzieren. BV

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LÖSUNGEN zusätzlicher Prozessschritt erforderlich: Hierbei werden die Filamente mithilfe eines dünnen Druckluftstroms verwirbelt. Das hat zur Folge, dass sich die einzelnen Fasern zu einem kompakten Garn verbinden. Fachleute bezeichnen den Vorgang als «Knotenbildung» beziehungsweise als «Fadenschluss». Die Knotenbildung ist unabdingbar, damit das Garn später mit hoher Geschwindigkeit und ohne Abriss weiterverarbeitet werden kann.

ENERGIEINTENSIVER PROZESSSCHRITT Der Verwirbelungsprozess wird seit Jahrzehnten zur Herstellung von hochwertigem Garn eingesetzt. Die dafür notwendigen Verwirbelungsdüsen stammen von der Heberlein AG in Wattwil oder von einem der insgesamt rund zehn Hersteller weltweit, die über das entsprechende Knowhow verfügen. «Der Verwirbelungsprozess ist sehr energieintensiv, er ist in einer Spinnerei für 15 bis 30 Prozent des Energieverbrauchs verantwortlich», sagt Patrick Buchmüller, Technikchef der Heberlein AG. Vor diesem Hintergrund startete die Firma ein Entwicklungsprojekt mit dem Ziel, den Verwirbelungsprozess mit einem neuen Verfahren energieeffizienter zu gestalten. Heberlein spannte dafür mit dem Engineering-­B üro «streamwise» in Männedorf (ZH) zusammen. In einem vom BFE unterstützten Vorprojekt wurde eine neue Verwirbelungstechnologie mit Einsatz von Fluidoszillatoren konzipiert und im Labormassstab erfolgreich getestet.

30 PROZENT WENIGER ENERGIE In einem mehrjährigen Folgeprojekt – finanziert aus dem Pilot- und Demonstrations-

Blick auf verschiedene Garne, an denen die neue Verwirbelungstechnologie getestet wurde.

Die Heberlein AG stellt Spezialkomponenten für Spinnereien her. Der wichtigste Absatzmarkt ist China. Die chinesischen Kunden werden am Firmensitz in Wattwil (SG) auch auf Mandarin begrüsst. Die Heberlein AG ist seit 2013 in Besitz der chinesischen Jinsheng-Firmengruppe. Die operative Leitung der Toggenburger Firma obliegt der aus China stammenden Australierin Eva Wang.

PILOT- UND DEMONSTRA­ TIONSPROJEKTE DES BFE Das im Haupttext vorgestellte Projekt wurde vom Pilot- und Demonstrationsprogramm des Bundesamts für Energie (BFE) unterstützt. Mit dem Programm fördert das BFE die Entwicklung und Erprobung von innovativen Technologien, Lösungen und Ansätzen, die einen wesentlichen Beitrag zur Energieeffizienz oder der Nutzung erneuerbarer Energien leisten. Gesuche um Finanzhilfe können jederzeit eingereicht werden. www.bfe.admin.ch/pilotdemonstration

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Im Prüflabor kann die Qualität von Garnen bestimmt werden.


RUBRIK programm des BFE – wurde der Einsatz der Technologie nun im industriellen Massstab erforscht. Dabei wurden verschiedene Varianten einer Oszillator-basierten Verwirbelungsdüse (vergleiche Textbox) konstruiert und anschliessend im Heberlein-Labor in Wattwil, aber auch im Institut für Textiltechnik der RWTH Aachen und auf einer industriellen Spinnereimaschine mehreren Testprogrammen unterzogen. Nachdem das Projekt Anfang 2022 mit dem Schlussbericht abgeschlossen wurde, zieht Dr. Benjamin Rembold vom Engineering-Büro «streamwise» eine positive Bilanz: «Die entwickelten Verwirbelungsdüsen mit Oszillator funktionieren fluiddynamisch hervorragend bei moderaten Prozessgeschwindigkeiten und bei feinen bis mittleren Garnen. Für hohe Prozessgeschwindigkeiten und groben Garne müssen weitere Tests gefahren und allenfalls weitere Optimierungsschritte vorgenommen werden.» Im Laborversuch konnten dank der neuartigen Düse 30 Prozent Energie gespart werden.

Die Produktion von Chemiefasern hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Chemiefasern werden entwederaus synthetischen Polymeren hergestellt (synthetische Garne), oder aber aus natürlichen Polymerenpflanzlicher oder tierischer Herkunft. Letztere sind nicht zu verwechseln mit Naturfasern wie Wolle oder Baumwolle.

MEHRERE JAHRE BIS ZUR MARKTREIFE Die Ergebnisse des Projekts haben die Verantwortlichen von Heberlein darin bestärkt, die Entwicklung der Verwirbelungsdüse bis zur Marktreife voranzutreiben. «Mit Blick auf ein serienreifes Produkt muss die Verwirbelungsdüse verkleinert werden. Auch muss die neue Komponente so ausgelegt werden, dass sie in bestehende wie neue Maschinen eingebaut und für verschiedene Garntypen genutzt werden kann», sagt Heberlein-Projektmanager Andreas Brunner. Bis zu einem marktreifen Produkt rechnet Brunner mit einer mehrjährigen Entwicklungszeit. Als Einsatzgebiet für die neuen Verwirbelungsdüsen steht die Produktion von Teppichgarnen und technischen Garnen (für Sicherheitsgurte, Airbags, Lkw-Blachen und vieles mehr) im Vordergrund, während deren Einsatz im Bereich der Textilgarne (Kleiderproduktion) wegen der hohen Fadendichte in den dort eingesetzten Spinnmaschinen schwierig ist. In den beiden Einsatzgebieten ergibt sich ein erhebliches Einsparpotenzial, wie die folgende Überschlagsrechnung zeigt: Eine Chemiefaserspinnerei, deren Maschinen beispielsweise 640 Garne herstellen, verbraucht rund 36’000 Kubikmeter Druckluft pro Stunde, zu deren Produktion Kompressoren rund 3 600 Kilo­wattstunden Strom benötigen. Diese Fabrik braucht also für die Verwirbelung der Garne in der Stunde

Eine der getesteten Varianten einer Verwirbelungsdüse mit Oszillator: Links ist die Führung der beiden Garne (blaue Striche) zu sehen. Die Schnittdarstellung rechts zeigt die Kanäle für die Zufuhr der Druckluft. Mit dem Oszillator wird die Druckluft im schnellen Wechsel auf die beiden Fäden gelenkt, was bei den Garnen die erwünschte Verknotung bewirkt.

HINWEIS Der Schlussbericht zum Projekt ‹Oszillator-basierte Verwirbelungsdüse: Industrielle Machbarkeit› ist abrufbar unter: www.aramis.admin.ch/Texte/?ProjectID=41462 Auskünfte zu dem P + D-Projekt erteilen Dr. Carina Alles (carina.alles@bfe.admin.ch), Leiterin des BFE-Forschungsprogramms Industrielle Prozesse, und Dr. Men Wirz (men.wirz@bfe.admin.ch), verantwortlich für das Pilot- und Demonstrationsprogramm des BFE. Weitere Fachbeiträge über Forschungs-, Pilot-, Demonstrations- und Leuchtturmprojekte im Bereich Industrielle Prozesse finden Sie unter www.bfe.admin.ch/ec-prozesse.

etwa so viel Strom wie ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt pro Jahr. Einer Expertenschätzung zufolge liessen sich bei einem weltweiten Einsatz der

neuen Verwirbelungstechnologie jährlich 360 Giga­wattstunden Strom sparen, was der Jahresproduktion eines grösseren Wasserkraftwerks entspricht.

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AUS- UND WEITERBILDUNG

NEW WORK – ARBEITSWELT DER ZUKUNFT Die schrittweise Aufhebung der bestehenden Corona-Massnahmen zeigt: Die Pandemie neigt sich dem Ende entgegen – Zeit, eine neue Ära nach COVID-19 einzuläuten und die neue Normalität zu gestalten. Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wünschen sich nichts sehnlicher als eine Normalisierung ihres Arbeitsalltags und den Schritt zurück an den Arbeitsplatz, andere bevorzugen weiterhin das Arbeiten in den eigenen vier Wänden. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um die Weichen für die Zukunft zu stellen und die Vorstellung einer neuen Zukunft in aktives Handeln umzuwandeln. Doch wie sieht der Arbeitsplatz der Zukunft aus?

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AUS- UND WEITERBILDUNG

C

OVID-19 hat die Wichtigkeit der Informations- und Kommunikationstechnologie aufgezeigt und der digitalen Transformation einen Schub verliehen. Während mehrerer Lockdowns mussten Mitarbeitende ihre Tätigkeiten virtuell erledigen, sich remote mit Team-Kollegen austauschen und Geschäftstermine online wahrnehmen. In unglaublicher Geschwindigkeit wurden digitale Lösungen für die Erledigung der Aufgaben gefunden und erfolgreich umgesetzt, zeitgleich wurden jedoch auch Grenzen erkannt – nicht nur von der technologischen, sondern auch von der soziokulturellen Seite. In einem digitalen Raum fällt das physische Miteinander – die Gespräche an der Kaffeemaschine, der Schwatz im Fahrstuhl oder der Austausch am Mittagstisch – weg, was im Umkehrschluss negative Auswirkungen auf die soziale Neugier, das Hervorbringen neuer kreativer Ideen und Innovationen und die Stärkung sozialer Bindungen hat.

durch gezielte Fachkurse oder in einem kompletten Lehrgang wie einem Executive CAS, Executive Diploma oder Executive MBA. Das Institut, welches Bestandteil der Universität Fribourg ist, bietet nicht nur die Möglichkeit, ein Studium nach Mass zu absolvieren, sondern unterstützt die Studierenden ebenfalls bei der Festigung und Steigerung ihrer Marktfähigkeit. Um den Teilnehmenden gleichermassen fundiertes Wissen und praktische Erfahrungen zu vermitteln und einen qualitativ hochwertigen Wissenstransfer zu gewährleisten, arbeitet das iimt eng mit Partnern und Experten aus der Industrie und international renommierten Hochschulen, Firmen und Verbänden zusammen. Studierende haben somit die Gelegenheit, sich mit Business-Experten

weltweit zu vernetzen und das persönliche internationale Netzwerk an wichtigen Kontakten zu erweitern. Investieren Sie noch heute in Ihre Zukunft. Wir beraten Sie gerne und würden uns freuen, Sie am iimt begrüssen zu dürfen.

KONTAKT iimt Universität Fribourg Bd de Pérolles 90 CH-1700 Fribourg iimt@unifr.ch www.iimt.ch

Obwohl die Flexibilität, die wegfallende Reisezeit, die Kosten- und Zeitersparnis, das Gefühl einer optimalen Work-Life-Balance sowie die höhere Produktivität zu den Vorzügen der Telearbeit gehören, müssen die Wünsche aller berücksichtigt werden. Es gilt nun, die Mitarbeitenden für mehrwertschaffende kreative Tätigkeiten und den sozialen Austausch wieder physisch am Arbeitsplatz zusammenzubringen, diesen für individuelle Aufgaben jedoch die Flexibilität der Telearbeit zu ermöglichen. Dieser Spagat muss in jedem Unternehmen geschafft werden, damit der Mehrwert des Arbeitsplatzes und die HomeOffice-Vorzüge optimal kombiniert werden können. Dabei ist von zentraler Wichtigkeit, dass Teams (virtuell wie real) optimal miteinander harmonieren und Rollen sowie Aufgaben entsprechend definiert und weiterentwickelt werden. Die Mitarbeitenden müssen, unabhängig von ihrem Arbeitsort, mit ins Boot geholt und in sämtliche Prozesse miteinbezogen werden. Im Zentrum jedes unternehmerischen Wandels stehen somit der Mensch und die Mitarbeiterzufriedenheit.

FLEXIBEL – MASSGESCHNEIDERT – PERSÖNLICH Das iimt bietet eine Vielzahl an Weiterbildungsmöglichkeiten in den Bereichen Leadership, Mitarbeiterführung, Soft Skills, Teams, Diversität und Inklusion, Innovation, Strategie, künstliche Intelligenz und Prozessoptimierung an. So lassen sich neue innovative Denkweisen aneignen, sei dies

Ausgabe 02/2022 // Seite 149


RUBRIK

Powertage 2018, Big Data, Smart Grid, Anwendung von Big Data bei der SBB, mehr Züge bei geringerem Stromverbrauch dank Big Data und Analytics,Dr. Jochen Decker, Leiter Digitalisierung und Architektur

POWERTAGE 2022 SCHLÜSSELEVENT DER SCHWEIZER STROMWIRTSCHAFT In wenigen Wochen öffnen die Powertage ihre Tore. Der wichtigste Treffpunkt der Schweizer Stromwirtschaft erwartet die Fachbesuchenden mit einem Fachforum, Produktneuheiten und innovativen Dienstleistungen sowie neuen, interaktiven Formaten. Die Powertage finden vom 17. bis 19. Mai 2022 in der Messe Zürich statt und stehen ganz im Zeichen lang ersehnter persönlicher Begegnungen und des Austausches. von MCH Messe Schweiz (Basel) AG

D

ie Powertage kommen dem grossen Bedürfnis der Branche nach persönlichen Treffen und Netzwerkmöglichkeiten nach und präsentieren verschiedene, innovative Neuerungen. Mit rund 150 Ausstellern und Partnern, einem top­aktuellen Forumsprogramm, interaktiven Formaten

Seite 150 // energieRUNDSCHAU

wie dem Open Forum, dem Speakers Corner, dem Gemeinschaftsstand Cyber Security sowie dem xplor Startup Village bringt die wichtigste Fachveranstaltung der Schweiz dieses Jahr endlich wieder die nationale Stromwirtschaft in der Messe Zürich live zusammen. Die Besuchenden erwartet

eine vielseitige und kompakte Wissens- und Dialogplattform.

VERSORGUNGSSICHERHEIT ALS ZENTRALES THEMA Die Versorgungssicherheit beschäftigt Politik, Gesellschaft und die Branche


VORSCHAU optimal verbinden? Antworten und Lösungsansätze werden an den diesjährigen Powertagen von Experten und relevanten Meinungsträgern diskutiert. Den Auftakt am ersten Veranstaltungstag macht der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen  (VSE) mit einer kritischen Betrachtung der politischregulatorischen Rahmenbedingungen und präsentiert mögliche Antworten auf die Herausforderungen. Electrosuisse knüpft am zweiten Tag mit technischökonomischen Lösungsansätzen zur Bewältigung der notwendigen Systemtransformation an. Der dritte Forumstag ist als Open Forum gestaltet, das verschiedenen Industrievertretenden wie auch Verbänden als Bühne dient. Referierende geben Einblicke in ihr Schaffen, erzählen von Tiefschlägen in ihren Projekten und was sie daraus gelernt haben. Im Anschluss diskutiert das Publikum mit weiteren Teilnehmenden interaktiv über eigene Erfahrungen. Die Gespräche können im Anschluss an das offene Forum in Breakout-Sessions vertieft werden. Das hochkarätige Fachforum der Powertage wird vom Bundesamt für Energie  ( BFE) sowie vom Verein Smart Grid Industrie Schweiz (swissmig) aktiv unterstützt. Details zum Programm mit der Themen- und Referentenübersicht sind im April 2022 verfügbar.

FÜHRENDE ANBIETER UNTER EINEM DACH

stark und bestimmt aktuell die verschiedenen Agenden. Die Schweiz muss sich jetzt intensiv mit diesem Thema auseinandersetzen, unter anderem weil das Stromabkommen mit der EU nicht in absehbarer Frist zustande kommen wird. Experten beschäftigen sich momentan damit, welche Technologien verstärkt eingesetzt oder im Ausbau beschleunigt werden müssen. Weitere zentrale Fragen sind, ob eine grössere Reservehaltung bei der Wasserkraft nötig ist und wie Gaskraftwerke die kritische Versorgungssituationen abfedern können, bis ausreichend einheimische Energie aus Wasserkraft, Photovoltaik und Wind produziert werden kann. Werden gar neue Umwandlungs- und Speichertechnologien wie Power-to-Gas und digitale Lösungen wie intelligentes Lastmanagement breit ausgerollt und alle Elemente

Mit über 150 Unternehmen präsentiert die Powertage-Ausstellung führende Anbieter der Branche. Die Ausstellenden zeigen Lösungen und Ideen aus Bereichen wie Übertragung, Verteilung und Speicherung von Energie, der zentralen und dezentralen Energieerzeugung, Digitalisierung, Internet of Things (IoT), Smart Grid und Smart Metering, aber auch Themen wie Netzkonvergenz, Leittechnik, Energieeffizienz, Energie- und Messdatenmanagement, Leistungsbau, Stromhandel und -vertrieb sowie Energiedienstleistungen und Infrastruktur für E-Mobilität sind vertreten. Selbstverständlich sind auch Hochschulen und Forschungseinrichtungen vor Ort. In Bezug auf kritische Infrastrukturen in der Stromversorgung steht die Cybersicherheit aktuell im Brennpunkt des Interesses. Das Thema wird erstmals konzentriert in einer zentral platzierten Zone präsentiert. Der Ausstellungsbereich bietet ein Einsteigerangebot für Firmen, die

Produkte und Dienstleistungen zu diesem Thema im Portfolio haben. Ein weiteres neues Element im klassischen Ausstellungsteil ist der Speakers Corner. Mit lebendigen, modernen und moderierten Formaten können sich dort junge wie bereits etablierte Unternehmen gleichermassen in Szene setzen. Letzte Ausstellungsplätze können unter powertage.ch gebucht werden.

XPLOR STARTUP COMPETITION Das anlässlich der Powertage 2018 lancierte Startup Village xplor mit Produktinnovationen, Vorzeigeprojekten und neuen Technologien findet ebenfalls wieder statt. Gleichzeitig und in denselben Räumlichkeiten wird sich der Energy Startup Day präsentieren, der von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) organisiert wird. Weitere Informationen zur Teilnahme finden Sie unter xplor.ch.

POWERTAGE 2022 17. bis 19. Mai 2022 Messe Zürich, Hallen 5, 6 und 7 Veranstalter: MCH Messe Schweiz (Basel) AG Öffnungszeiten: • Forum: Dienstag bis Donnerstag, 09.00 bis 11.30 Uhr • Messe: Dienstag bis Donnerstag, 10.00 bis 17.00 Uhr Eintritt: • Forum Onlineregistration 85.– Schweizer Franken, Vor-Ort-­ Registration 95.– Schweizer Franken • Drei-Tages-Packages: nur Online­ registration möglich, 245.– Schweizer Franken • Ausstellung ab 10.00 Uhr: Online­ registration 50.– Schweizer Franken, Vor-Ort-Registration • 55.– Schweizer Franken • Ausstellung ab 13.30 Uhr: Online­ registration 25.– Schweizer Franken, Vor-Ort-Registration 30.– Schweizer Franken Interessierte Besucher können Eintrittskarten für die Powertage ab April über den Ticketshop kaufen. Infos: info@powertage.ch www.powertage.ch

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VORSCHAU &  IMPRESSUM

VORSCHAU DIE NÄCHSTE BAURUNDSCHAU AUSGABE ERSCHEINT IM AUGUST 2022 DIE NÄCHSTE ENERGIERUNDSCHAU AUSGABE ERSCHEINT IM OKTOBER 2022 Folgende Schwerpunkte stehen auf unserer Agenda:

Gute Luft im Innenraum

Energielösungen

Aussengestaltung und Stadtklima

Aus- und Weiterbildung

Wasser und Licht

Mobilität

Feste und schöne Böden

Sicherheit

Herausgeber Editorial Media Group AG Ceres Tower Hohenrainstrasse 24 CH-4133 Pratteln Telefon +41 61 551 39 40 Telefax +41 61 551 39 49 info@editorial.ag www.editorial.ag Geschäftsleitung Peter Levetzow p.levetzow@editorial.ag Verlags- und Projektleitung Hasan Dursun h.dursun@editorial.ag bauRUNDSCHAU Chefredaktion Georg Lutz g.lutz@editorial.ag Leitung Produktion & Grafik Melanie Moret m.moret@editorial.ag energieRUNDSCHAU Projektleitung & Chefredaktion Roland Baer r.baer@editorial.ag Leitung Produktion & Grafik Sandra Schneider s.schneider@editorial.ag Grafik Rebecca Brutschin

Seite 152 // bauRUNDSCHAU

Korrektorat / Lektorat Mario Hetzel Aboservice info@editorial.ag bauRUNDSCHAU Autoren Gabriele Busse Danielle Lalive d’Epinay Peter Dransfeld Samira Eilinger Isabel Gehrer Caroline Geiger Lone K. Halvorsen Heike Hübner Kathrin Knaup Brigitte Kühne Dr. Dominik Landerer Robert Loose Kai Opel Rudolf Pfander Dr. Thea Rauch-Schwegler Tim Reisenbüchler Gabriela Röthlisberger Andreas Scheib Patrick Seidler Daniel Senn Benno Staub Daniel Steffen Dr. Urs Wiederkehr Dr. Torsten Wintergerste Interview Andreas Breschan Gunter Fleitz Roger Isler Daniel Schwarz Titelbild Hörmann Schweiz AG © 2014 BOANET.AT Bilder Alape Andreas Mayr Kondrak

agrob-buchtal.de / Andreas Bohle agrob-buchtal.de / Sonja Meskanen agrob-buchtal.de / Daniel Zehnder agrob-buchtal.de / Simon Hadley Belimo Automation AG Dormakaba Schweiz AG Dornbracht Einwohnergemeinde Sachseln, Schweiz Geberit Vertriebs AG Glas Trösch Holding AG Holzbau Schweiz Hörmann Schweiz AG Interior Architecture Ippolito Fleitz Group Judith van Mourik Liza Dikkerboom Martin Wittwer / freitreppe.com MEVA Schalungs-Systeme AG Minergie Neogate AG Novoferm Schweiz AG Olmero AG pom+ Consulting AG Projekt PI Rauch Consulting for Sustainability S & B Strategy GmbH SALTO Systems sanu future learning AG Shutterstock SIA Studioattersee.at Sulzer Chemtech Swissbau.ch Swisslux AG VKF Zweitse Korten / GEZE GmbH

Powertage / MCH Group Max Raeb Gerhard Salge Christian Zortea-Soshko Hitachi Energy Schweiz

energieRUNDSCHAU Autoren Dr. Benedict Vogel Fronius Urs Kopp

Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt.

Titelbild Hitachi Energy Schweiz Bilder AMSC Dr. Benedict Vogel Fronius Gemeinde Hochdorf Groupe E Hitachi Energy Schweiz Hoval KEPCO Powertage / MCH Group Sara Barth STEMUTZ.COM Swissgrid Westenergie AG Zortea Grafiken IEA HTS TCP David Zogg BFE Industrievereinigung Chemiefaser e.V. Hitachi Energy Schweiz Zortea Jahresabo Vier Ausgaben CHF 19.– Einzelpreis CHF  5.90 info@editorial.ag ISSN 2504-1142 A PRODUCT OF PRESTIGE MEDIA GROUP SA


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