bauRUNDSCHAU 04/19

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AUSGABE 04/ 2019

GOLD, SILBER UND BRONZE DIE SIEGER DES SWISS KITCHEN AWARD 2019

DÄMMUNG 4.0 | TAGESLICHT-LED | SAUNALANDSCHAFTEN | SANIERUNG VON DÄCHERN




HIGHLIGHT

AUS DEM HERZEN DER SCHWEIZER ALPEN Im wunderschönen Simmental ist das Schreinerhandwerk noch ein traditionelles Handwerk. Der Stolz auf unsere Arbeit zeigt sich in jeder von uns individuell angefertigten Küche. Die raue Landschaft, die majestätischen Berge und die unberührte Natur inspirieren dabei unsere Arbeit. Ob Penthouse-Besitzer oder Chalet-Liebhaber, sie alle teilen die Leidenschaft mit uns, die uns dazu motiviert, die exklusiven Küchenträume unserer Kunden wahr werden zu lassen. Die Zbären Küchen werden dabei mit hochwertigsten Materialien in feinster Handarbeit und mit hochmodernen Maschinen gefertigt. Von der kleinen Manufaktur im Herzen der Schweizer Alpen liefern wir die massgefertigten Küchen in die ganze Welt.

Besuchen Sie einen unserer Showrooms in Bern und Saanenmöser www.zbaeren.ch | +41 (0)33 744 33 77 Seite 2 // bauRUNDSCHAU


HIGHLIGHT

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, Die Ziele der Energiestrategie 2050 und die damit verbundenen Klimaziele sind eigentlich eindeutig. Auch die Klimaforschung argumentiert nüchtern und klar. Der Handlungsbedarf ist offensichtlich, und daher treffen sich Teile der Jugend auf der Strasse. In der alltäglichen Politik gehen die Dynamiken aber oft unter, ja werden in Teilen sogar ausgebremst. Ein Beispiel ist die am 23. Oktober 2019 vom Bundesrat beschlossene weitere Absenkung der Beiträge der Einmalvergütung (EIV) für Photovoltaikanlagen per 1. April 2020. Das können die Freunde der Solarenergie, beispielsweise von Swissolar, nur mit Kopfschütteln quittieren. Der Bundesrat begründet die Senkung der Beiträge mit einer fragwürdigen Annahme, wonach die Investitionskosten im April 2020 um über neun Prozent tiefer liegen würden als im Vorjahr. Das ist jedoch äusserst unwahrscheinlich, selbst dann, wenn die Modulpreise wie vom Bundesrat angenommen weiter sinken würden. Denn die Modulpreise machen weniger als die Hälfte der Investitionskosten aus. Gleichzeitig werden die Wartefristen für die Vergütungen auf ein Jahr reduziert. Das wiederum ist nun zu begrüssen.

Software Gesamtlösung auf die Sie bauen können 14.-18.1.20 Halle 2.1 Stand F12

Es zeigt sich: Politik funktioniert anders, wie von vielen erwünscht. Der Lobbydruck von unterschiedlichen Seiten führt zu einer Politik, die einen Schritt nach vorne macht und dann wieder einen Schritt zurück. Kompromisse in der Politik sind notwendig. Allerdings sollte das Ziel nicht aus den Augen verloren werden. Genau dies passiert aber beim Thema regenerative Energien zu oft. Da halten wir publizistisch dagegen und präsentieren die Gewinner des Schweizer Solarpreises in dieser Ausgabe. An der kommenden Swissbau im Januar 2020 sind wir mit diesem Magazin und einer Sonderausgabe zur Swissbau vertreten. Wir konnten die vielen spannenden Inhalte und interessierten Kunden nicht in einem Magazin unterbringen. Dieser Zuspruch freut uns und spornt uns an. Wir sehen uns an der Swissbau. Vor, während und nach der Swissbau halten wir Sie online unter einer eigenen Rubrik zur Swissbau auf dem Laufenden.

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Vorkalkulation nach NPK Freies Leistungsverzeichnis Ausmass- und Regiefakturierung ARGE Fakturierung Leistungserfassung Werkhof Finanzen und Bau-Kostenrechnung Nachkalkulation Baulohn www.abacus.ch

Georg Lutz

Chefredaktor bauRUNDSCHAU g.lutz@rundschaumedien.ch www.baurundschau.ch

Ausgabe 04/2019 // Seite 3


INHALT

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AUSGEZEICHNETE KÜCHEN Die Entscheidung ist gefallen. Die feierliche AwardVergabe des Schweizer Küchenpreises fand am Donnerstag, 14. November, in der TRAFO in Baden statt. Der Swiss Kitchen Award ist eine Leistungsschau Schweizer Küchenbauer. Wir stellen unsere Highlights der Preisträger vor. Dabei sind selbstverständlich die Küchen, die ganz oben auf dem Siegertreppchen stehen.

SAUNA IM WOHNZIMMER

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SOLAR GEWINNT Im Oktober erhielten unter anderem die Bielersee Schifffahrts-Gesellschaft für ihre Solarzellen auf einem Katamaran und der Thurgauer CVP-Kantonsrat und Meisterlandwirt Josef Gemperle, der seinen eigenen Landwirtschaftsbetrieb auf Solarstrom umgestellt hat, den Schweizer Solarpreis. Ein weiterer Preisträger ist der mit einer Photovoltaikanlage ausgestattete Velounterstand des Mehrfamilienhauses VIVA in Liestal. Wir stellen im Folgenden noch einige weitere Gewinner vor.

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Die Herbst- / Wintersaison bietet das perfekte Wetter, um es sich in den eigenen vier Wänden gemütlich zu machen. Eine Idee dafür ist eine eigene Sauna, zum Beispiel mit einer Decke, die aussieht, als läge man unter einem Sternenhimmel. Für das Spa-Erlebnis zu Hause gibt es aber noch viele weitere Möglichkeiten. Wie wäre es beispielsweise mit einer platzsparenden Sauna, die sich per Knopfdruck oder Hebel ausfahren lässt? Oder einer eigens für die Sauna konzipierten Kissenkollektion, welche die Holzkabine in eine gemütliche Lounge verwandelt?

MAGISCHE FEUERRINGE Bei den Feuerringen geht es um die Kombination von Geselligkeit und Genuss. Die kulinarischen Möglichkeiten sind breit gefächert: Scharfes Anbraten, Niedergaren, Dünsten, Räuchern, Flambieren – die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Bei unserem Besuch war der Hexer aus Entlebuch das Highlight. Er zeigte uns, auf sehr ungewöhnliche Weise, was man im Rahmen des Feuerrings alles zaubern kann. Zudem besuchten wir die Firma Isenschmid in Küssnacht, wo die Feuerringe hergestellt werden.


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INHALT

WEG VOM HIPPIE-IMAGE

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Ob Wolle, Aerogel oder Beton – die Möglichkeiten, ein Gebäude dämmen zu können, sind heutzutage vielfältiger als je zuvor. Hat damals alles mit Fellen und Leder angefangen, so sind über die Jahrhunderte viele natürliche und künstliche Möglichkeiten dazugekommen. Besondersim Kommen sind zurzeit natürliche Materialien wie beispielsweise Dämmwände aus Schafwolle. Dieses Material ist schwerer brennbar, grifffest und ist ein natürlicher Schutz gegen Motten. Mit der Schweizer Energiewende sind aber nicht nur natürliche Materialien auf dem Vormarsch, auch einige Herausforderungen bahnen sich an.

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VORSICHT, FEINSTAUB! Das Heizen mit Holz hat viele Vorteile. Die wohlige Atmosphäre ist legendär. Holz ist aber auch Kohlendioxid-neutral (CO2), zudem ist es ein einheimischer Rohstoff und das investierte Geld bleibt zum grössten Teil im Land. Und was ist mit den Schadstoffen, von denen wir immer wieder lesen? Bei automatischen Feuerungen sorgen die standardisierten Prozesse und ausgeklügelte Filtereinrichtungen für tiefste Emissionen.

WIR SIND VOR ORT Unter anderem sind wir in den nächsten Monaten an folgenden Messen und Veranstaltungen vor Ort. Gerne können Sie im Vorfeld mit uns Termine vereinbaren. Auf Wunsch schauen wir in Ihrem Unternehmen auch persönlich vorbei.

RUBRIKEN Editorial 3 Highlight 8 Innenarchitektur 16 Architektur 38 Garten 68 Bauen 76 Umwelt & Technik 126 Kolumnen 64, 124 Impressum 136

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Bau + Energie Messe, Bern, www.bau-energie.ch Swissbau, Basel, www.swissbau.ch Bau + Energie Messe, www.bau-energie.ch light + building, Frankfurt/M, www.light-building.messefrankfurt.com

IM WEB Wir halten Sie zwischen den Ausgaben mit aktuellen News, Fotostrecken, Kolumnen und Analysebeiträgen auf dem Laufenden. Sie sind gerne eingeladen, sich crossmedial zu beteiligen. Zum Beispiel mit News: 1 000 Zeichen, Bild und URL. Besuchen Sie www.baurundschau.ch


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© küche schweiz, Küche im Hochstudhaus

HIGHLIGHT

ATEMBERAUBENDE VIELFALT DER SWISS KITCHEN AWARD 2019 von Georg Lutz

Die Entscheidung ist gefallen. Die feierliche Award-Vergabe fand am Donnerstag, 14. November, in der TRAFO in Baden statt. Der Swiss Kitchen Award ist eine Leistungsschau Schweizer Küchenbauer. Wir stellen unsere Highlights der Preisträger vor. Dabei sind selbstverständlich die Küchen, die ganz oben auf dem Siegertreppchen stehen.

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ie 72 Projekteingaben standen für einen hochkarätigen Wettbewerb und stellten die Jury unter Präsident Remo Derungs schon am Fachjury-Tag vom 4. Juli vor eine veritable Herausforderung. Es war eine Auswahl unter sehr starken Projekten. Nuancen entschieden über die Teilnahme am finalen Public-Voting. Ein Zeichen der Stärke und Kompetenz der Schweizer Küchenbauer. Die Vielfalt war atemberaubend und lässt die Herzen der Küchenliebhaber höherschlagen: von der einzeiligen «cleanen»

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Aluminiumküche bis zur luxuriösen Grossraumküche von knapp 70 Quadratmetern, von der hölzigen Küche im Industrie-Loft bis hin zur heimeligen Landhausküche im Berner Oberland – allesamt fantastische Inspirationen für jene, die schon bald ihr eigenes Küchenprojekt in Angriff nehmen.

CRISS-CROSS Mit Blick auf den Zürichsee konnte der Anbeter ITEL Innenausbau einen weiteren Ausbau in der Überbauung Sun Set in Schindellegi SZ realisieren. Eine echte Herausforderung waren die schraffierten Re-

lieffronten, die in verschiedene Richtungen laufen. Ein weiteres optisches Merkmal dieser besonders anmutenden Küche sind die einzigartigen Griffprofile, die mit brüniertem Messing hinterlegt sind. Alle Oberbauten wurden mit dieser speziell entwickelten Criss-Cross-Oberfläche hergestellt. Lediglich die Oberbaufronten in dem integrierten und doch abtrennbaren Reduit wurden wie die restlichen Fronten furniert. Die Ausstattung dieser Luxusküche lässt keine Wünsche offen. In jeder Ecke sind geniale Details zu entdecken.


©küche schweiz, Criss-Cross

INNENARCHITEKTUR HIGHLIGHT

© küche schweiz, Black is beautiful

Die Oberflächen dieser Küche sind eine echte handwerkliche Herausforderung.

ganz dem Kochniveau des neuen Besitzers, einem ausgebildeten Koch. Die Jury kommentiert hier wie folgt: «Die schwarze Küche widerspiegelt den Stil unserer Architektur in der Form von Eleganz, klaren Linien, aber auch einer Prise Verspieltheit und Unerwartetem.»

OREA +

Ein Mehrgenerationenhaushalt bricht zu neuen Ufern auf und das Trennende wird freigelegt.

Das Statement der Jury war eindeutig: «Die Küche ist in der Detailplanung alles andere als ‘normal’. Diese forderte immer wieder die Entwicklung neuer Ideen für Fronten oder auch Detaillösungen. Da die Kundschaft ITEL Innenausbau vollstes Vertrauen zugestand, konnte diese besondere Küche von A bis Z durchgeplant werden.»

BLACK IS BEAUTIFUL Das denkmalgeschützte und im Inventar schützenswerter Bauten des Kantons Thurgau eingetragene Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung wurde zu einem Zweigene-

rationenhaus umgebaut. So wurde auch die ehemals abgeschlossene Familienküche mit Essecke an die Bedürfnisse der nächsten Generation und neuen Bewohner angepasst. Die Trennwand zwischen Küche und Wohnen wurde entfernt, alte Strukturen freigelegt und die alte Küche durch eine moderne, offene Wohnküche mit Insel ersetzt, welche komplett in Schwarz gehalten ist mit goldenen Akzenten wie zum Beispiel dem Dornbracht Mischer. Die hochwertige Ausstattung mit integrierter Küchenmaschine, Berkel-Aufschnittmaschine, Weinkühler entspricht

Orea + verkörpert das Unikat schlechthin. Die Küche sowie die weiteren Wohnbereiche entsprechen exakt den persönlichen Wünschen des Kunden. Jedes Projekt ist ein Unikat – kombiniert mit der bewährten Technik und den eigens für Orea entwickelten Gadgets. Das Fachpublikum ist begeistert: «Das Umbauprojekt über dem Vierwaldstättersee ist in seiner Qualität einzigartig. Durch die Öffnung des bestehenden Raumes sowie der Gestaltung eines Reduits ist eine neue, zeitgemässe Raumanordnung entstanden. Dabei wurde dem Neubau des angrenzenden Wintergartens Rechnung getragen. Die Integration der variabel nutzbaren Orea Wall wurde um das bestehende, grosszügige Fenster geplant. Raumhohe Türen ins Reduit und andere angrenzende Nebenräume verleihen dem gesamten Raum Grosszügigkeit.»

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© küche schweiz, Orea +

HIGHLIGHT

© küche schweiz, Orea +

Die Raumordnung kommuniziert mit dem Wintergarten.

Durchgängige und transparente Perspektiven.

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© küche schweiz, Black Island

Das Spiel mit Gegensätzen: Black Island als Kücheninnovation.

FACHJURY, GOLD AWARDS Kategorie «Schönste Küche» • Projekt: CRISS-CROSS • Firma: ITEL AG INNENAUSBAU Kategorie «Bester Küchenumbau» • Projekt: BLACK IS BEAUTIFUL • Firma: NW/A Niedermann Walti Architekten ETH / SIA

PUBLIKUMS-ABSTIMMUNG:

Der helle Rahmen legt sich über den schwarzen Block.

BLACK ISLAND Die Projekteingabe der Albert Speck AG in Oberwil arbeitet mit besonders spannenden Kontrasten. Auf der einen Seite steht die prägende helle Weisstanne im Vordergrund. Sie bildet den freundlichen, leichten und hellen Rahmen. Die schwarze Kücheninsel markiert den optischen Anker, der massiv im Raum steht, aber durch zwei helle Linien durchbrochen wird. Die Grifffräsungen sind aus Eichenholz. Dazwischen steht die Abdeckung, die in Chromstahl gehalten ist. Das Reduit, welches etwas nüchterner gehalten ist, bietet viel Stauraum.

Das Statement der Jury betont die innovativen Kontraste: «Da die Wände und Decken in Weisstanne gehalten sind, stellt die schwarze Kücheninsel den Mittelpunkt und Blickfang des Wohnzimmers dar. Die weiss geölten Grifffräsungen in Eichenholz lockern den schwarzen Block auf und geben Charakter. Das Reduit kann durch die magnetische Schiebetüre getrennt werden. Abgetrennt werden dadurch die technischen Geräte wie Steamer, Backofen, Gefrierschrank und ein grosszügiges Regal.»

Kategorie «Schönste Küche»: GOLD • Projekt: BLACK ISLAND • Firma: Speck Schreinerei SILBER • Projekt: LA CHEFFE • Firma: Blattmann und Odermatt AG BRONZE • Projekt: OPUS • Firma: Bucher Architekten AG Kategorie «Bester Küchenumbau» GOLD • Projekt: OREA + • Firma: Orea AG SILBER (2x, da Stimmengleichheit) • Projekt: INSIDE / OUTSIDE • Firma: DU STUDIO • Projekt: KÜCHE IM HOCHSTUDHAUS • Firma: Schneider Innenausbau AG BRONZE • keine Vergabe, da 2x Silber

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© küche schweiz, Black Island

HIGHLIGHT


© küche schweiz, Küche im Hochstudhaus © küche schweiz, Küche im Hochstudhaus

HIGHLIGHT

KÜCHE IM HOCHSTUDHAUS Hier kommunizieren das ganz Alte mit dem ganz Neuen vortrefflich miteinander. Das ist eine eher schlichte Küche, die im alten Bauernhaus aber voll ihre Wirkung entfalten kann – erbaut in Hochstudkonstruktion. Die Küche fügt sich mit der schlichten, aber modernen Art in die alte, bestehende und renovierte Umgebung hervorragend ein. Das Statement der Experten ist knapp und bündig: «Wir schreinern die Küche fürs Leben!»

PRODUKTION AWARDS: • Baltensperger AG, Bülach

PRÄSENTATION TRAILER, VIDEO: • centauri media ag, Ebikon

KENNZAHLEN: • 72 Projekteingaben (37 Kategorie Schönste Küche; 35 Kategorie Bester Küchenumbau) • 7 193 Stimmen (5 206 Kategorie Schönste Küche; 1 987 Kategorie Bester Küchenumbau)

GEORG LUTZ ist Chefredaktor von bauRUNDSCHAU. Ein altes Bauernhaus bekommt durch eine gekonnt platzierte Küche neuen Glanz.

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BRUGG.PVS ist jetzt die Marke Ausgabe PVS. 04/2019 // Seite 13


HIGHLIGHT

Benjamin (Mitte) und Matthias Zbären (links) bei der Begutachtung des Rohstoffes Holz.

AUF HÖCHSTEM NIVEAU INDIVIDUELLER KÜCHENBAU AN DER LENK Interview mit Benjamin Zbären von Georg Lutz

An der Lenk im schönen Simmental im Berner Oberland war der Chefredaktor bisher nur zum Skifahren. Nun besuchte er den Managing Director Benjamin Zbären der Zbären Kreativküchen AG. Der Name Zbären verbindet die Kombination von traditionellen Werten und innovativer Professionalität. Wie wird diese heute umgesetzt? Nach der Führung durch Ihre Produktionsstätten habe ich folgenden Eindruck: Ich bin in einer klassisch handwerklichen Manufaktur, die eigentlich im 20. Jahrhundert durch die industrielle Fertigung ersetzt wurde, die aber in Teilen mit sehr modernen Technologien arbeitet. Täuscht dieser Eindruck?

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ach der Führung durch Ihre Produktionsstätten habe ich folgenden Eindruck: Ich bin in einer klassisch handwerklichen Manufaktur, die eigentlich im 20. Jahrhundert durch die industrielle Fertigung ersetzt wurde, die aber in Teilen mit sehr modernen Technologien arbeitet. Täuscht dieser Eindruck? Bei uns geht es bei jedem Produkt um eine gelungene Symbiose von Technik und Handarbeit. Wir müssen immer wieder viel Geld in neue Technik investieren. Gleichzeitig brauchen wir Fachkräfte, die Fingerfertigkeit besitzen, ein gutes Auge haben und ein sensibles Gespür für das Material Holz

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entwickeln. Holz ist ein Material, welches sehr individuell daherkommt. Kunststoff sieht im Rahmen einer Produktlinie immer gleich aus, Holz sieht immer unterschiedlich aus. Das Thema Holz ist anspruchsvoll? Wir bringen anspruchsvolle Kunden und anspruchsvolle Materialien zusammen. Jede Küche ist bei uns ein Unikat. Es darf aber nicht wie eine Bastelarbeit aussehen, sondern muss höchsten technischen und ästhetischen Prinzipien Rechnung tragen. Das gilt im Übrigen für die gesamte Wertschöpfungskette. Holz ist ja zunächst in einem Zustand, wo es noch nicht verarbeitet werden kann. Und dann, wenn es

bearbeitet wird, laufen nicht nur Maschinen drüber, sondern es wird in jedem Produktionsschritt Hand angelegt. Wir arbeiten hier nicht mit Kunstharz-Lösungen, die einfach zugeschnitten werden, sondern mit Holzprodukten, welche in jedem Produktionsschritt verändern. Bei einer Massivholzfront muss ich genau wissen, wie was zusammenpasst. Die Geschichte von Zbären begann hier an der Lenk als Schreinerei in einem damals noch abgelegenen Alpental Mitte des 20. Jahrhunderts. Wie sahen die historischen Etappen aus, die zu einem Anbieter von edelsten Küchen führten?


© Raphael Faux

HIGHLIGHT

In einem Bergdorf mit der Konkurrenz von anderen Schreinern, die alle ähnliche Produkte produzierten, war es ökonomisch schwierig zu überleben. Es gab viele Schreiner, aber keine Küchenbauer. Damals stellten Schreiner, Möbel, Fenster, Türen und Särge her. Mein Vater hat sich dann entschlossen, im Berner Oberland sich als Küchenbauer im gehobenen Niveau zu platzieren. So sah der Beginn aus. Das war der erste neue Schritt Mitte der Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts. Wie ging es dann weiter? Mein Vater hatte sehr kreative Ideen, um zunächst hier und dann im Saanenland sehr spezielle Küchen zu fertigen. Die Technologien und die Moden waren damals anders, aber unsere Philosophie ist noch heute, auch bei schwierigen Herausforderungen Lösungen zu finden. Die Kundenwünsche sind auch sehr unterschiedlich. Ich habe bei unserem Rundgang Elemente für Küchen in einem klassisch weissen Landhaustil gesehen. Dann gibt es hier aufwändige und mehrfache Schleiflacklackierungen und eine Küche, die sehr gross dimensioniert ist. Ja, das ist ein grosser Auftrag für Moskau.

Es geht immer um eine Symbiose von Technik und Handarbeit – Benjamin Zbären.

Holz als anspruchsvolles und gleichzeitig spannendes Material.

Dann sah ich Küchenverblendungen, die wie Aluminium aussahen, es ist aber Holz mit einer speziellen Lackierung. Das sieht alles andere wie Alltag aus. Gibt es in dieser Vielfalt auch Trends und Anforderungen von Ihrer Kundschaft? Wir arbeiten sehr gerne mit natürlichen Materialien, die wir aber aufwendig verarbeiten. Diese Philosophie kommunizieren wir auch unseren Kunden, ohne pädagogisch zu werden. Dann gibt es aber auch oft Vorgaben von Architekten, die wir dann auch akribisch umsetzen. Das Beispiel aus Moskau ist solch ein Fall. Am Ende des Tages muss die Lösung zum Kunden und zur Umgebung passen. Küche ist aber heute, gerade bei Ihrer Kundschaft, ein Prestige-Objekt. Zudem ist Küche heute auch wieder zentraler Kommunikations- und nicht Funktionsraumraum – gerade im hohen Preissegment. Da muss man vor Ort sein, oder?

Wir sind fast immer vor Ort. Wir wollen mit unseren Endkunden direkt kommunizieren. Der Kunde solle auch spüren, was wir machen, daher ist er auch oft bei uns hier in der Produktion oder im Showroom. Das ist ein beidseitiger Kommunikationsprozess. Wie sehen ausländische Märkte für Sie heute aus und wie haben sie sich verändert? Da gibt es Veränderungsprozesse. London war für uns noch vor wenigen Jahren ein sehr wichtiger Markt. Heute hat er an Bedeutung verloren. Das hat auch mit veränderten Währungsverhältnissen zu tun. Dagegen ist die Côte d’Azur für uns ein wachsender und spannender Markt. Dort können wir dann ja auch im Rahmen von fünf, sechs Stunden sein.

«Wir sind fast immer vor Ort.» Planen Sie, sich auch im Ausland mit eigenen Filialen zu platzieren? Wir planen keine Standorte ausserhalb der Schweiz. Mit unserer Philosophie sind wir hier verankert. Das hat auf den ersten Blick Nachteile, da wir manchmal lange Lieferwege haben und selber vor Ort montieren, aber es lohnt sich, und unsere Kunden sind zufrieden. Da könnte man sagen: Ziel erreicht. Aber Ausruhen ist auch in ihrer Branche der falsche Tipp. Was wollen Sie in den nächsten Jahren noch erreichen? Wir leben in einer spannenden Zeit, die auch sehr viele Herausforderungen mit sich bringt. Es gibt heute viel mehr Materialien im Küchenbau, wie noch vor 20 Jahren. Daraus folgt auch dass der Beratungsprozess länger dauert. Dann kommen neue Technologien unter dem Stichwort Digitalisierung auch auf unsere Agenda. Das ist herausfordernd, und es kommt garantiert keine Langeweile auf. Wir sind aber trotz aller Veränderungen und Technologien weiter als Familienunternehmen hier in der Region verankert und wollen hier langsam wachsen.

Zbären Kreativküchen AG | Sagistrasse 11 | CH - 3775 Lenk | Tel. +41 (0) 33 736 37 37 | www.zbaeren.ch Showroom Saanenmöser | Bahnhofstrasse 26 | CH-3777 Saanenmöser | Tel. +41 (0) 33 744 33 77 | www.zbaeren.ch Showroom Bern | Gerechtigkeitsstrasse 29 | CH-3011 Bern | Tel. +41 (0) 31 311 18 80 | www.zbaeren.ch

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INNENARCHITEKTUR

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INNENARCHITEKTUR

ES WERDE LICHT TAGESLICHT-LEDS SIND AUF DEM VORMARSCH von Anna Meister

Licht ist allgegenwärtig. Sonnenlicht hat einen positiven Einfluss auf unseren Biorhythmus, unsere Lebensgewohnheiten, ja, unser ganzes Leben. Und dennoch bekommt der Mensch immer weniger Sonnenlicht ab. Durchschnittlich verbringt man mittlerweile 22.5 Stunden pro Woche ohne Tageslicht. Auch wird die Nacht stets heller. Studien haben gezeigt, dass Leute, die in lichtverschmutzten Gegenden leben, durchschnittlich weniger als sechs Stunden schlafen und auch viel später zu Bett gehen. Schuld daran sind allerdings auch die Smartphones. Nicht wenige legen das Handy, nachdem sie ins Bett gegangen sind, nicht weg. Dadurch verschiebt sich der natürliche Tag-Nacht-Rhythmus und man fühlt sich tagsüber erschöpft. Helfen können Lampen, welche das Tageslicht simulieren. Seit einiger Zeit sind Tageslicht-LEDs auf dem Markt und erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Auch viele Büros setzen mittlerweile auf diese Art Beleuchtung. Ausgabe 04/2019 // Seite 17


INNENARCHITEKTUR

Die Lightpad Tunable von Regent Light kann auf die individuellen Lichtbedürfnisse der Mitarbeiter angepasst werden.

«GEHEN SIE NICHT BLAU ZU BETT» WIE LICHTEINFLÜSSE DIE GESUNDHEIT BEEINFLUSSEN von Anna Meister

Der Mensch reagiert auf Lichteinflüsse. So viel ist klar. Doch je nach Intensität, ja sogar nach der Farbe des Lichtes kann der biologische Tagesrhythmus beeinflusst werden – zum Positiven wie aber auch zum Negativen. Am Event CSEMnext bei Regent Lighting in Basel wurden diese Effekte mit den neusten Forschungsergebnissen vorgestellt.

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ie innere Uhr ist kein Mythos, sie existiert tatsächlich. Zu diesem Ergebnis kam Professor Christian Cajochen vom Zentrum für Chronobiologie der Universitäre Psychiatrische Kliniken (UPK) in Basel im Rahmen seiner zahlreichen Studien. «Und sie ist eine sehr präzise Uhr», betonte er im Rahmen des CSEMnext. Zu finden sei sie etwa zwei bis drei Zentimeter hinter der Nasenwurzel und es handle sich dabei um zwei paarig angelegte Hirnregionen, welche tagsüber aufleuchten und nachts ihre Aktivität einschränken. Der menschliche Tag-und-Nacht-Rhythmus ist genetisch bedingt, so Cajochen. «80 Prozent der Menschen ticken länger als

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24 Stunden.» Im Schnitt ticke ein Mensch 24.15 Stunden. Das klingt im ersten Moment nicht nach viel, doch kumuliert über mehrere Tage, wenn nicht Wochen, wird diese Abweichung immer grösser. Nun braucht der Mensch einen Mechanismus, der diese Abweichung korrigiert. Und hier greife laut Cajochen das Tageslicht ein, denn es eiche uns auf die 24.0 Stunden, die Tageslänge, welche auf der Erde herrscht.

LICHT ALS STÄRKSTES MEDIKAMENT In den 60er-Jahren gab es einen Selbstversuch eines Studenten, welcher sich in einen Bunker hat einschliessen lassen und dort unterschiedlichen Lichtbedingungen

ausgesetzt war. Komplett isoliert von anderen Umwelteinflüssen war er lichttechnisch stoisch einem 24-Stunden-Rhythmus ausgesetzt. Ab dem 20. Tag wurde während der Tageszeit nur noch Dämmerlicht eingesetzt, woraufhin seine genetisch bedingte innere Uhr nach seinem persönlichen Rhythmus anfing zu greifen. Zum Schluss hatte der Student einen Tagesrhythmus von 25.3 Stunden. «Dies ist ein klassisches Beispiel dafür, dass Licht das stärkste Medikament ist», sagt Cajochen. Der Chronobiologe Charles Czeisler sagte einmal: «Licht beeinflusst die Circadianrhythmik des Menschen stärker als jedes Medikament.» Cajochen ergänzt: «Könnte


INNENARCHITEKTUR

man Licht patentieren, so wäre dies schon längst geschehen.» Das Nachthormon, umgangssprachlich auch als «Kopfkissenaufschüttelhormon» bekannte Melatonin steigt im menschlichen Körper jeweils an und erreicht seinen Höhepunkt ungefähr um viertel vor fünf Uhr morgens. Es steigt allerdings auch an, wenn man nicht schläft. Arbeitet jemand in Schichten und wird nachts zu viel Licht ausgesetzt, so steigt das Melatonin nicht an, jedoch wird es morgens versuchen, seinen Höhepunkt zu erreichen. Wenn nun jemand über längere Zeit unter diesen Bedingungen arbeitet oder nachts dem sogenannten blauen Licht ausgesetzt ist, so verschiebt sich dieser «Peak» nach hinten und erreicht so die Morgenstunden. Dies ist ein Problem, welches viele der heutigen Jugendlichen betrifft. Durch die Nutzung von Smartphones in der Nacht, sei es zum Chatten, einen Status posten oder Spiele zu spielen, wird der Anstieg von Melatonin verschoben. «So gesehen gehen viele Jugendliche heutzutage in ihrer biologischen Nacht zur Schule», erzählt Cajochen.

NEUE ZELLEN IM AUGE Ebenfalls ein grosser Faktor ist auch, dass es nachts immer heller wird. Sei es durch Strassenlaternen, Leuchtreklamen, Scheinwerfer, die Welt hellt sich immer mehr auf und es ist kein Ende in Sicht. Hat dies einen Einfluss auf den Wach-Schlaf-Rhythmus? In den USA wurde eine Studie durchgeführt, in welcher 20’000 Menschen in lichtverschmutzten Gegenden und deren Schlafgewohnheiten untersucht wurden. Das Ergebnis überrascht nicht: Künstliches Aussenlicht während der Nacht korreliert mit verändertem Schlafverhalten in der Bevölkerung. Je heller die Nacht, umso mehr

Menschen schliefen pro Nacht weniger als sechs Stunden. Auch die Zubettgehzeit verschob sich nach hinten. Anfang der 2000er-Jahre entdeckten Forscher im Auge neue Fotorezeptoren: die Ganglienzellen. Diese sehr lichtsensitiven Zellen absorbieren Licht bei 460 bis 480 Nanometern, was dem blauen Spektrum entspricht. Dabei handelt es sich um dasselbe Licht, das von Smartphones, Tablets und E-Book-Readern ausgestrahlt wird. «Und mittlerweile geben 99 Prozent der Bevölkerung an, dass sie vor dem Schlafengehen noch einmal aufs Handy schauen», sagt Cajochen. Das klassische Lichterlöschen existiert somit nicht mehr. Denn die meisten Jugendlichen sind danach noch am Handy. 97 Prozent der Jugendlichen gaben bei der Befragung an, dass sie das Smartphone im Schlafzimmer haben; da die meisten es als Wecker nutzen. 23 Prozent dieser Jugendlichen gaben sogar an, das Smartphone im Bett statt auf dem Nachttisch zu haben. Dadurch wird das Gehirn weiteren Lichtimpulsen ausgesetzt, was eine Verschiebung der Melatoninproduktion und somit der Müdigkeit zur Folge hat. Diese Lichteinflüsse haben in etwa dieselbe Wirkung wie eine Tasse Espresso am Abend. «Einmal pro Woche ist das vielleicht okay», sagt Cajochen, «aber wird dies kumuliert, so katapultiert man sich früher oder später in eine neue Zeitzone und kann nachts nicht mehr schlafen.»

TAGESLICHT SIMULIERT Doch nicht nur im Bett können diese Lichteinflüsse schädlich auf den Menschen wirken. Besonders Menschen mit Bürojobs verbringen durchschnittlich 22.5 Stunden

pro Woche ohne Tageslicht. «Über die Woche gesehen ist dies praktisch das ganze Leben», so Cajochen. Deswegen sei es wichtig, das Tageslicht ins Büro zu integrieren. Dies sei möglich mit sogenannten Tageslicht-LEDs. Selbstverständlich könne man das Tageslicht niemals zu 100 Prozent kopieren, aber man komme wenigstens nahe dran. Aus diesem Grund hat der Professor eine Studie durchgeführt. Im Zentrum für Chronobiologie trafen mehrere Studenten ein, um sich über vier Tage unterschiedlichen Lichteinflüssen auszusetzen. Im einen Proberaum befanden sich Tageslicht-LEDs, im anderen reguläre LEDs. Jedoch war von blossem Augen nicht zu erkennen, in welchem Raum nun welche LEDs zur Verwendung kamen. Die Probanden verbrachten jeweils zwei Tage im einen und zwei Tage im anderen Raum, ohne zu wissen, in welchem sie sich befanden. «Nach zwei Tagen unter Tageslichtbedingungen konnten wir feststellen, dass sich die Studenten besser fühlten», schilderte Cajochen die Ergebnisse. Eine Woche später wiederholte man den Versuch, allerdings kamen dieses Mal nur Tageslicht-LEDs zum Einsatz, im einen Raum wurden sie jedoch konstant auf 4 000 Kelvin gehalten, während man im anderen Raum die Licht- und Farbtemperaturen abends auf 2 700 Kelvin herunterregelte. Unter den dynamischen Bedingungen erfolgte der Melatonin-Anstieg früher als unter den statischen. Auch die Einschlafzeit reduzierte sich von zehn Minuten nach dem Lichterlöschen auf sechs Minuten. Zum Schluss gab Cajochen noch ein paar Tipps: «Gehen Sie nicht blau zu Bett», war der erste. Tablets, Smartphones oder E-Book-Reader gehören nicht

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ins Bett und sollten nicht unmittelbar vor dem Schlafengehen verwendet werden. Am idealsten ist, Computer und andere Geräte, welche blaues Licht ausstrahlen zwei bis drei Stunden vor dem Schlafengehen auszuschalten. «Worte mit Freunden können auch warten.» Zudem sollten Fernseher aus dem Schlafzimmer verbannt werden. Durch die neuartigen Smart Devices können die stets grösser werdenden LED-Bildschirme viel Blaulicht emittieren. Zudem ist es sinnvoller, im Dunkeln zu schlafen. Und: «Tanken Sie mindestens 30 Minuten Tageslicht täglich», denn dieses stärke die Circadianrhythmik, wirke stimmungsaufhellend und wachheitssteigernd und verbessere zudem auch den Schlaf. 97 Prozent aller Jugendlichen verwenden ihr Smartphone auch nach dem Zubettgehen.

Morgens und abends wirkt das Licht wärmer, tagsüber kälter.

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Human Centric Lighting (HCL) wird bei Regent grossgeschrieben, schilderte Johannes Seifermann im darauffolgenden Referat. Bereits in den 30er-Jahren habe man um die Wirkung von Tageslicht auf die Gesundheit gewusst. Aus diesem Grund seien in manchen Krankenhäusern täglich alle Betten auf die Balkone verfrachtet worden. «Licht hat drei Wirkungsweisen auf den menschlichen Körper», so Seifermann. Zum einen sei hier die visuelle Lichtwirkung zu erwähnen, also das Licht, welche über das Auge tatsächlich aufgenommen wird. Zweitens gäbe es die emotionale Lichtwirkung. «Kerzenlicht, ein schön gedeckter Tisch, all dies löst Emotionen in uns aus.» Menschen

Metallbau Stahlbau

seien gut darin, schlechte Lichtstimmungen zu erkennen. Und drittens sei hier die nicht visuelle Lichtwirkung zu erwähnen, welche man für den Taktgeber im Gehirn, also für die innere Uhr, benötige. HCL selbst betreffe die nicht visuelle Lichtwirkung.

Metallbau Stahlbau

BETTEN AUF DEM BALKON

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HCL IM ALTERSHEIM Der erste Ort, an welchem HCL Anwendung gefunden hat, war in Altersheimen. Aus einem traurigen Grund, denn viele Bewohnerinnen und Bewohner sind nicht mehr in der Lage, auf ihre tägliche Dosis Sonnenlicht zu kommen, da sie nicht mehr nach draussen können. Doch bereits nach kurzer Zeit unter den neuen Lichtverhältnissen änderte sich das Verhalten der Senioren: Sie wurden aktiver, kommunikativer, beteiligten sich mehr an Gruppenaktivitäten wie backen oder singen. Doch nicht nur tagsüber seien Veränderungen aufgefallen, so Seifermann, nachts hätten die Bewohner besser geschlafen; der Konsum von Schlaftabletten konnte deutlich reduziert werden. Auch dem Personal, besonders den Nachtschwestern ging es danach besser. Doch nicht nur in Altersheimen, auch in Bürogebäuden kommt HCL zum Zug. Regent hat dafür eine spezielle Lampe entwickelt, die Lightpad Tunable. Für die nicht visuelle Wirkung des Lichts ist es unter anderem entscheidend, welches Beleuchtungsniveau am Auge erreicht wird. Die doppelt asymmetrische Lichtverteilung der Lightpad optimiert die Wirksamkeit des biologisch wirksamen Lichts und erfüllt dabei vollständig die normativen Vorgaben (DIN SCPEC 67600). Das Direktlicht unten und das Indirektlicht oben weisen dabei dieselbe Farbtemperatur auf. Auf diese Weise wird die zufällige Mischung verschiedener Lichtfarben weit möglichst vermieden und die biologische Wirksamkeit noch zusätzlich verstärkt. Gesteuert wird die Lampe über eine App, mit der die individuelle Helligkeit eingestellt werden kann. Wer einen natürlichen Lichtverlauf möchte, kann dies ebenfalls programmieren.

lanz. metal. next stay. Offen oder verglast, frei stehend oder mit

lanz. next stay. – ein Balkon demmetal. Gebäude verbunden vermittelt zwischen innen und aussen und steigert Wohnerlebnis. Wir gestalten Offen oderdas verglast, frei stehend oder mit Balkone von A bis Z inklusive statischer

dem Gebäude verbunden – ein Balkon Berechnung.

vermittelt zwischen innen und aussen und steigert das Wohnerlebnis. Wir gestalten

ANNA MEISTER ist Redaktorin bei bauRUNDSCHAU. www.regent.ch www.csem.ch

Balkone von A bis Z inklusive statischer Berechnung.

A. Lanz AG CH-4950 CH-4950 Huttwil Huttwil Friedhofweg Friedhofweg 40 40

Telefon Telefon 062 062 962 962 11 11 44 44 info info@ lanz-metallbau.ch @lanz-metallbau.ch

A. Lanz AG

lanz-metallbau.ch lanz-metallbau.ch Ausgabe 04/2019 // Seite 21

CH-4950 Huttwil Friedhofweg 40


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INNOVATION HAT VORFAHRT STILVOLLE UND VOLL FUNKTIONSFÄHIGE STECKDOSEN UND SCHALTER von Alexandra Ibañez-Wenk

Der Produzent für elektrotechnische Bauteile und Systeme, Max Hauri AG, bringt mit «modino priamos» ein zeitlos schönes Steckdosen- und Schalterprogramm auf den Markt. Die Designlinie überzeugt durch technische Raffinesse und dezente, auch nach der Montage veränderbare Farbanpassungen. Damit wird es möglich, technische Funktionalität und Innenarchitektur aufeinander abzustimmen und so eine Harmonie zwischen Einrichtung und Schaltern sowie Steckdosen im Wohnbereich zu schaffen.

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teckdosen und Schalter fristen in Wohnungen oft ein Mauerblümchendasein. Hauptsache es sind genug davon und dass sie dort platziert sind, wo es praktisch erscheint. Das innovative Unternehmen hat sich als Ziel gesetzt, dem vernachlässigten Produkt ein frisches Design und einen funktionellen Vorteil zu geben. Für Produktdesigner Andreas Krob von B4K Design stand bei der Entwicklung die harmonische Gesamterscheinung im Vordergrund. Der bewusste Verzicht auf traditionelle Zwischenrahmen ergab einmalig grosse Schaltflächen, weniger Fugen

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und insgesamt eine sehr zeitgemässe Erscheinung. Das Design wirkt dadurch sehr edel und ermöglicht eine praktische Bedienung. Alle Produkte der «priamos»-Linie fügen sich zudem in ihrer Machart sehr gut in bereits vorhandene sowie in neue Wohnlandschaften ein.

FUNKTIONALITÄT UND ÄSTHETIK IN EINEM Auf der technischen Seite bringen die Dreifach-Typ13-Steckdosen mit der neuen Dosenanordnung die Lösung eines bekannten Problems. Sehr oft decken Netzadapter

oder Winkelstecker die anderen beiden Steckplätze ab. Mit der patentierten Steckdosenanordnung von «modino» ist dieses Ärgernis passé. Ein zentrales Element des Installationsprogramms von «modino priamos» sind zudem die austauschbaren Designprofile, welche in verschiedenen, attraktiven Farben erhältlich sind. Steckdosen und Schalter lassen sich damit farblich ideal auf die Umgebung abstimmen und setzen dezente, individuelle Farbtupfer. Auch eine fluoreszierende Variante, welche in der Dunkelheit zum Schalter führt, ist verfügbar. Die Designprofile können zudem


© MAX HAURI AG

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jederzeit ganz einfach abgenommen werden. Dies ermöglicht eine einfache Reinigung der Produkte, ohne dass die dahinterliegende Wand verschmutzt wird.

FÜR JEDEN BEDARF DAS PASSENDE UPGRADE Auch an die zeitsparende Installation durch den Elektriker wurde gedacht. Schalter und Steckdosen sind mit schraublosen Anschlussklemmen ausgestattet. Die rückseitig im 45-Grad-Winkel angeordneten Anschlussklemmen sorgen somit für mehr Raum für die Verdrahtung. Dank der Normmasse ist das Sortiment auch bei Umbauten und Renovationen einsetzbar und bestehende Installationen können gar problemlos ersetzt werden. Das Produkt-Programm umfasst alle für den Wohnbau benötigten Apparate. Neben den Schaltern und Steckdosen sind auch verschiedene Dimmer, Bewegungsmelder, Thermostate, integrierte USBCharger oder Dosen für die Datenkommunikation erhältlich. Im täglichen Gebrauch sind die Produkte äusserst pflegeleicht. Eine spezielle, schmutzabweisende Oberflächenstruktur sorgt dafür, dass die Apparate ihre ursprüngliche Farbe behalten, auch wenn sie mit schmutzigen Händen bedient werden. Das Unternehmen beweist mit dieser Produktlinie einmal mehr seine Innovationsstärke. Die individualisierbaren Komponenten im eleganten Design sorgen in jeder Umgebung für Aufsehen und frischen Wind.

© MAX HAURI AG

Austauschbare Designprofile in jeglichen Farbvarianten.

Die Produktlinie fügt sich sehr gut in die Wohnlandschaften ein.

Eine durchdachte Steckdosenanordnung.

MAX HAURI AG | Weidstrasse 16 | CH-9220 Bischofszell | Tel. +41 (0) 71 424 25 25 | www.maxhauri.ch | info@maxhauri.ch

Ausgabe 04/2019 // Seite 23


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TRENDS IN DER INDUSTRIEBELEUCHTUNG WACHSENDE ANSPRÜCHE AN EFFIZIENZ, LICHTQUALITÄT UND INTELLIGENZ von Jasmine Wietlisbach

Beleuchtungslösungen für die Industrie müssen primär extrem leistungsfähig, robust und sparsam sein. Durch neue Technologien und die fortscheitende Digitalisierung stellen immer mehr Unternehmen zusätzlich die Frage nach der Zukunftsfähigkeit eines Beleuchtungssystems: Stichwort Vernetzung, Lichtmanagement und Internet of Things (IoT). Der folgende Beitrag erläutert, welchen Anforderungen Lichtlösungen in der Industrie genügen müssen, und wie sie sich erfüllen lassen.

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nternehmen können mit der Digitalisierung dort beginnen, wo sich mit minimalem Aufwand und Risiko grosse Potenziale erschliessen lassen: bei der Beleuchtungslösung. Dabei müssen Unternehmen nicht nach dem «alles oder nichts»Prinzip digitalisieren. Mit dem dreistufigen Ansatz des Arnsberger Lichtspezialisten lässt sich der Grad der Intelligenz und Vernetzung präzise an die individuellen Bedürfnisse anpassen. Jede Stufe bietet zusätzliche Möglichkeiten und Verbesserungen mit Blick auf Effizienz, Lichtqualität oder Intelligenz. Die Grundlage legt das Unternehmen mit einem breiten Portfolio an DALI-Leuchten, das für die teilweise sehr speziellen Anforderungen in der Industrie entwickelt wurde. Eine Besonderheit, denn die Leuchten lassen sich auch nachträglich vernetzen und funktional upgraden – und bieten so die gewünschte Zukunftsfähigkeit. Es können unter anderem IoT-Komponenten in das Beleuchtungsnetzwerk integriert werden und die Lichtpunkte so als

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Datenknotenpunkt für Gebäudemanagement- und Smart-Factory-Anwendungen nutzen. Daraufhin hat der Beleuchtungsspezialist sein Produkt- und Serviceportfolio an die neuen Anforderungen angepasst.

Energieverbräuche optimieren und Wartungszyklen an den realen Bedarf anpassen (Predictive Maintenance). Das ermöglicht Prozessverbesserungen auf Kundenseite und hilft die Kosten zu senken.

STEUERUNG DURCH DEN CLOUD

DAS NÄCHSTE KAPITEL

Die Digitalen Services und die Möglichkeiten der Cloud nutzen zu können lassen sich bei den DALI-Leuchten schnell und einfach über das Lichtmanagementsystem LiveLink vernetzen. Das ermöglicht beispielsweise die Steuerung der Leuchten über Sensoriken zur Präsenzerfassung und Konstantlicht-Regelung. Darüberhinaus legt es die Basis für intelligente cloudbasierte Analyse- und Reporting-Funktionen damit die Nutzer die Betriebsdaten jeder einzelnen Leuchte im Netzwerk in Echtzeit überwachen und analysieren können. Somit lassen sich zudem

Die E-Line Next LED ist schnell und einfach per LiveLink vernetzt und so flexibel und vielseitig wie noch nie. Ein cleverer Modulbaukasten mit einer breiten Auswahl an Optiken, Lumenpaketen, Modullängen und weiteres bietet individuelle Kombinationsmöglichkeiten, und macht die Leuchte applikationsübergreifend zur Idealbesetzung für alle Lichtbandprojekte. Das Portfolio umfasst unter anderem entblendete Lösungen für Bildschirmarbeitsplätze, Systeme mit hohem Farbwiedergabeindex oder spezielle Optiken für den Logistikbereich.


DIE NEUE FREIHEIT BEI FEUCHTRAUMLEUCHTEN

Mit LiveLink werden sämtliche Betriebsparameter in Echtzeit überwacht und analysiert. © TRILUX

Die Stärken der Aragon Fit LED liegen nicht nur in ihrer extrem robusten Konstruktion und der wegweisend hohen Energieeffizienz von bis zu 170 Lumen / Watt. Die Feuchtraumleuchte wurde durch einen intelligenten Optik-Baukasten stark modularisiert. Das ermöglicht massgeschneidertes Licht für die verschiedensten Einsatzbereiche, wie in der Lebensmittelindustrie, in der Logistik oder am Bildschirmarbeitsplatz. Natürlich ist die Leuchte zudem dimm- und vernetzbar – und damit heute schon fit für die Zukunft.

ZU HÖHEREM BERUFEN Die Mirona Fit LED wurde speziell für hohe Hallen mit anspruchsvollen Rahmenbedingungen wie hohen oder tiefen Temperaturen, Feuchtigkeit, Funkenschlag, Dämpfe oder Vibrationen konzipiert. Mit einer Lebensdauer von 50.000 Stunden ist die Leuchte extrem langlebig und zuverlässig.

Mirona Fit LED eignet sich bestens für raue Industrieumgebungen und hohe Hallen.

Das reduziert den Wartungsaufwand, der besonders in hohen Hallen ein Kostenfaktor ist, auf ein Minimum. Lichttechnisch zeigt sich die Leuchte mit drei Lichtstrompaketen und drei Abstrahlcharakteristika ausgesprochen anpassungsfähig. Intelligenz gefällig? Auf Wunsch lässt sich die Leuchte mit dem Lichtmanagementsystem LiveLink vernetzen und über Sensoren steuern.

TRILUX GmbH & Co. KG | Heidestrasse 4 | D-59753 Arnsberg | Tel. +49 (0) 29 32 301 375 | www.trilux.com | info@trilux.de

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Luxomat-Melder sorgen automatisch für das richtige Licht zur richtigen Zeit.

DER DREIKLANG SICHERHEIT, LICHT UND ENERGIE von Swisslux AG

Lebenswerter Wohnraum, eine starke Gemeinschaft und gegenseitige Rücksichtnahme prägen das Leben in den Vierteln der Siedlungsgenossenschaft «Sunnige Hof» – eine der grössten Wohnbaugenossenschaften der Stadt Zürich.

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ie Siedlung Mattenhof aus dem Jahr 1946 war stark in die Jahre gekommen. Statt zu sanieren, wurde eine komplett neue Ersatzsiedlung errichtet. Dabei treffen sich Tradition und Moderne. Zum einen wurde der Gartenstadt-Stil der alten Siedlung beibehalten. Zum andern wurden die Wohnkomplexe mit modernster Technik mit Präsenz- und Bewegungsmeldern ausgestattet. Die Anforderungen waren auch im ästhetischen Bereich hoch, und die Architektur ist zurückhaltend, aber anspruchsvoll erbaut. Die Bewohner der 322 Wohnungen und 60 Reihenhäuser sollten auf den Wegen zu den Gebäuden und in den Korridoren jederzeit genug Licht haben, um sich sicher bewegen zu können. Gleichzeitig sollte in der modernen Sied-

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lung mit einer Photovoltaikanlage auf den Dächern keine Energie verschwendet werden. So führte der Weg der Planer unweigerlich zu einer Lösung mit anwesenheitsabhängiger Beleuchtung.

ENERGIEEFFIZIENZ MIT MASTER-SLAVE-VERFAHREN Da die Sensoren sich optimal in den Bau integrieren sollten, fiel die Entscheidung auf B.E.G.-Luxomat-Melder. «Wir haben das Glück, dass wir Produkte für unterschiedliche Systeme im gleichen Design führen. Im Mattenhof kommen sowohl KNX-Melder als auch konventionelle Melder zum Einsatz. Die Optik ist jedoch in allen Bereichen gleich», so Stefan Kull von der Swisslux AG. Die Treppenhäuser sind in das KNX-Ge-

bäudesystem eingebunden. Um die Energieeffizienz zu erhöhen und Materialkosten zu sparen, sind die Melder je Stockwerk im Master-Slave-Verfahren eingerichtet. Dabei liefert der günstige Slave-Melder nur die Bewegungsinformation an das Mastergerät. Dieses wird an der dunkelsten Stelle des Korridors installiert und misst vor Ort den Helligkeitswert. Bei erkannter Bewegung und zu niedriger Helligkeit schaltet der Master das Licht ein. Wenn die Bewohner die Treppen nutzen, wird beim Betreten eines jeden Stocks dort das Licht aktiviert. Wenn in einem Stock innerhalb der hinterlegten Nachlaufzeit keine Bewegung mehr erfasst wird, schaltet der jeweilige Master das Licht wieder aus. So brennt immer nur dort Licht, wo es wirklich gebraucht wird.


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Moderne Architektur und modernes Beleuchtungskonzept in der Siedlung «Sunnige Hof».

KONVENTIONELL KENNT KEINE FARBGRENZEN

Auch in der grossen Tiefgarage sorgen Bewegungsmelder für Sicherheit.

In den Eingängen sind konventionelle Melder installiert. Diese schalten ebenfalls das Licht bei erkannter Bewegung automatisch ein, sodass der Weg sicher ausgeleuchtet wird. Rund 460 unterschiedliche B.E.G.-Melder mit Erfassungsbereichen bis zu 24 Meter sind im Mattenhof in Betrieb. Stefan Kull weiter: «Als Marktführer für Präsenz- und Bewegungsmelder bieten wir auch individuelle Sonderlösungen an. In diesem Projekt haben wir unter anderem Melder mit schwarzen Farbblenden ausgestattet, der Kreativität sind jedoch keine Grenzen gesetzt. Würde sich ein Kunde einen Melder in Pink wünschen, könnten wir den ebenfalls liefern.»

Swisslux AG | Industriestrasse 8 | CH-8618 Oetwil am See | Tel. +41 (0) 43 844 80 80 | info@swisslux.ch | www.swisslux.ch

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EIN MUSS FÜR ALLE DAS NEUE INTERIOR-DESIGN-HIGHLIGHT AUS DEM HAUSE ANDREW MARTIN von Georg Lutz

Professionelle Interior-Designer präsentieren zwischen zwei Buchdeckeln die angesagtesten Trends in der Inneneinrichtung.

© Matthew Sandager, Emily Gilbert

Viele unterschiedliche Farben heisst der Trend, der hier sichtbar wird.

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DIE GEWINNER Daun Curry, USA Ohara Davies-Gaetano, USA Erin Martin, USA Nicky Haslam, United Kingdom Steve Leung, Hong, Kong Jorge Canete, Switzerland Rose Uniacke, United Kingdom One Plus Partnership, Hong Kong Rabih Hage, Lebanon Martyn Lawrence-Bullard, USA Axel Vervoordt, Belgium Kit Kemp, United Kingdom Helene Forbes Hennie, Norway Taylor Howes, United Kingdom Tara Bernerd, United Kingdom Jamie Drake, USA Zeynep Fadillioglu, Turkey Amanda Rosa, United Kingdom Jean de Meulder, Belgium Stephen Falcke, South Africa Michael Reeves, United Kingdom Thomas Pheasant, USA Kelly Hoppen, United Kingdom

© Liu Yujie

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© Jo Ann Gamelo-Bernabe

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as neue Andrew Martin «Interior Design Review Vol. 23» bietet ein Füllhorn an Inspirationen. Doch nicht nur das, gleichzeitig werden uns in Volume 23 auf knapp 500 Seiten die angesagtesten Interior-Designer der Welt präsentiert. Egal, ob man ein Profi-Inneneinrichter ist oder aber nach Anregungen für das eigene Heim sucht, hier ist für jeden Geschmack etwas dabei. Vom gemütlichen Landhausstil, innovativem Eklektizismus, stilvollem Minimalismus oder aber fernöstlicher Opulenz – im neuen, reich bebilderten Coffee Table Book von Andrew Martin findet man fast alles. Gegründet wurde das hochkarätige Unternehmen 1978 von Martin Waller und steht heute als Synonym für aussergewöhnlichen Stil. Mit einem umfangreichen Sortiment aus Stoffen, Tapeten, Möbeln und Home Accessoires, einem Mix aus verschiedenen Kulturen, Jahrzehnten und nostalgischen Fundstücken ist es

die Adresse für Individualisten mit einem Sinn für das Besondere. Und das jährlich erscheinende Interior Design Review, von der britischen Times als «Oscar der Interior Design Welt» geadelt, ist die beste Inspirationsquelle für alle Designliebhaber.

ZUM WEITERLESEN Andrew Martin Interior Design Review Vol. 23 2019 teNeues Verlag ISBN: 978-3-96171-205-2, 512 Seiten

GEORG LUTZ ist Chefredaktor von bauRUNDSCHAU. www.teneues.com www.andrewmartin.co.uk

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Die digitale Vernetzung weltweit vorantreiben.

DIE GLOBALE COMMUNITY DIGITALE TRANSFORMATION BEI INNOVATIVEN OBERFLÄCHEN von Lone K. Halvorsen

Der digitale Transformationsprozess «Cosentino We» lässt das Treueprogramm des Unternehmens Cosentino in neue Sphären vorrücken und bietet Architekten und Designern, Steinmetzern sowie Küchenfachhändlern neue Wachstums- und Vernetzungsmöglichkeiten.

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ie Cosentino Gruppe ist ein Familienunternehmen aus Spanien, das weltweit als globaler Marktführer bei Herstellung und Vertrieb von hochwertigen und innovativen Oberflächen für die Welt des Designs und der Architektur tätig ist. Das Unternehmen arbeitet mit Partnernetzwerken zusammen, um erstklassige Designlösungen von hoher Qualität anbieten zu können. Das global aufgestellte Unternehmen betrachtet Teamwork als einen Schlüsselfaktor für den Erfolg. Aus diesem Grund verfolgt das Unternehmen auch eine, auf

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seine Kunden und Geschäftspartner ausgerichtete Strategie, damit sich ein international gut funktionierendes Teamwork zwischen den Kundengruppen entwickeln kann.

WELTWEITE VERNETZUNG Die Einführung von «Cosentino We» steht im Einklang mit der Philosophie des Unternehmens und ist Teil einer durchdachten digitalen Transformation. Die Neuentwicklung ermöglicht mithilfe einer international digitalen Community, diejenigen Geschäftskunden miteinander zu

verbinden, die sich für die Oberflächen DKTN®, Silestone ® und Sensa by Cosentino ® entschieden haben. Der vom Unternehmen kürzlich eingeleitete digitale Transformationsprozess verfolgt somit das Ziel, eine Führungsrolle bei der Digitalisierung in der Branche zu übernehmen sowie die eigenen internen Abläufe zu perfektionieren. Zugleich soll es Kunden und Geschäftspartner weltweit miteinander verbinden. Das Produkt ist das Ergebnis von zwei Jahren Entwicklung und einem Teil des vom Unternehmen eingeleiteten digitalen Transformations-


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Inspirationen für das nächste Projekt erarbeiten.

Mit «Cosentino We» neue Wachstumsmöglichkeiten erzielen.

prozesses. Zuerst fand eine Markteinführung in Dubai, Brasilien, Schweden und Singapur statt, im Verlauf des Jahres 2019 folgte eine Ausdehnung auf insgesamt 20 Länder, welche 2020 fortgesetzt werden soll.

EINEN DIGITALEN DIALOG AUFGLEISEN Der Prozess basiert auf einem neuen digitalen System, welches das Treueprogramm

«Cosentino We» öffnet weltweit neue Türen.

des Unternehmens in neue Bereiche vorrücken lässt, indem es Zusammenarbeit und Kommunikation transformiert und Geschäftskunden wie Architekten und Designern (fast) weltweit eine Tür öffnet. Durch einen besseren Zugang zu Informationen, verfeinerte Marken- und Produkterfahrungen, neue und flexible digitale Tools, engere Beziehung zu Endkunden, bessere Streuung und Wahrnehmung ihrer Produkte und einen Dialog zwischen Geschäfts-

kunden verschiedener Nationalitäten, entsteht bei den Kunden ein breites Spektrum an Wachstumsmöglichkeiten. Der Prozess ist unterteilt in vier Stufen: «Pro», «Elite», «Premium» und «Platinum». Der Ansatz zeichnet sich durch die Entwicklung motivierender Tools aus, die den Bedürfnissen sämtlicher Profile entsprechen. Dies mit einem Optimum an Geschwindigkeit und Flexibilität, das die digitale Welt bereitzustellen, fähig ist.

Cosentino Switzerland | Industriestrasse 4 | CH-8732 Eschenbach-Neuhaus | www.cosentino.com | verkauf@cosentino.com

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Ein Grossraumbüro ist meist lärmiger als ein Einzelbüro.

GUTES RAUMKLIMA IST WICHTIG AKUSTIKLÖSUNGEN FÜR ÖFFENTLICHE UND PRIVATE RÄUME von Stefanie Lanz

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er Kopf dröhnt, die Konzentration schwindet, Müdigkeit macht sich breit. Wer permanent unerwünschten Geräuschen oder einem zu hohen Lärmpegel ausgesetzt ist, fühlt sich in seinem Wohlbefinden sehr schnell beeinträchtigt – ob am Arbeitsplatz, im öffentlichen Raum oder zu Hause. Die Folgen sind nicht selten Stress, schlechte Laune und ein angespanntes Ambiente. Zum Glück gibt es dafür ein einfaches Gegenmittel. Viel weisser Glattputz und noch mehr Glas – für das Auge sind moderne Bauweisen eine Freude, für das Ohr aber ganz und gar nicht. Oftmals sind die in der modernen Architektur eingesetzten Materialien für eine ansprechende und gute Raumakustik alles andere als förderlich und bringen eine schlechte Klangqualität der Räumlichkeiten mit sich. In einem Grossraumbüro können etwa Gespräche unter Mitarbeitenden, Telefonate und ratternde Drucker schnell zu einer grossen

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Belästigung werden. In Restaurants gestalten sich Unterhaltungen schwierig, und man fühlt sich durch zu viel Lärm schnell wie in einem Wartesaal. Und auch zu Hause ist einem nur wohl, wenn es nicht hallt und schallt.

STÖRFAKTOR SCHALL Das menschliche Ohr reagiert sensibel auf Schall, insbesondere wenn dieser zu Lärm wird; Lärm beeinträchtigt das Wohlbefinden der Menschen erheblich. Die Konzentration lässt nach, Stress macht sich breit. Gerade am Arbeitsplatz leiden die Menschen besonders oft, wie die Suva im Oktober 2019 zeigte: «In der Schweiz sind gegen 200’000 Menschen während der Arbeit einer Lärmbelastung über dem Arbeitsplatzgrenzwert ausgesetzt.» Glücklicherweise lässt sich dem entgegenwirken: Eine gute Schallabsorption sorgt dafür, dass sich Schall erst gar nicht zu störendem Lärm aufbäumen kann. Da-

bei wird der sich ausbreitende Schall an den dafür vorgesehenen Stellen «geschluckt», indem die Schallenergie durch die poröse Beschaffenheit der speziellen Akustikschäume mehrfach gebrochen und so um ein Vielfaches minimiert und anschliessend in Wärme umgewandelt wird. Dem Grundsatz, für jeden Raum und dessen Nutzung die optimale raumakustische Lösung zu finden, wird dabei stets Rechnung getragen. Für beste Resultate lohnt es sich, sich von einem Akustiker beraten zu lassen und die Räumlichkeiten bei Bedarf akustisch zu messen.

VIELFÄLTIGE MÖGLICHKEITEN Ob bei Neubau-, Umbau- oder Renovierungsprojekten, im öffentlichen oder privaten Raum, spezialisierte Schallschutzmassnahmen erzielen eine gute Raumakustik und verringern die Lärmbelästigung. Die Möglichkeiten sind dabei sehr vielfältig, das weiss auch Richnerstutz. Als Spezialist im Bereich der Akustiklösung sorgt das in


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Villmergen AG ansässige Unternehmen mit Akustikelementen für Decke, Wand und Raum für ein ästhetisches Design und ein angenehmes Klima – am Arbeitsplatz, in öffentlichen Gebäuden wie auch zu Hause.

Schallschutz muss nicht grau und langweilig aussehen. Auch Designlösungen sind möglich.

Unter anderem setzt Richnerstutz auf Schallabsorption aus zertifiziertem Akustikschaum mit hohem Absorptionskoeffizienten – etwa als Wandbilder, Deckenpaneele, Trennwände, Tischaufsätze, Spanndecken und -wände. Hinzu kommen Akustiksäulen, -würfel und -zylinder sowie weitere raumakustische Elemente. All diese Produkte bietet Richnerstutz in verschiedenen unifarbenen Textilien wie auch individuell bedruckt an. Auf Wunsch nimmt Richnerstutz in Zusammenarbeit mit renommierten Akustikern auch Messungen und Beratungen im Vorfeld vor. Grafik- und Designvorschläge gehören ebenso zum Rundum-Service wie die Produktion, die Montage und der Versand. Qualität hat dabei oberste Priorität: Die verschiedenen Akustiklösungen sind

widerstandsfähig und schwer entflammbar, massgenschneidert in Grösse und Form, individuell gestaltbar und in einer Rollenbreite von bis zu fünf Metern erhältlich. Für ein Raumklima, das Dekoration und professionellen Raumklang vereint, eine verbesserte Konzentration und Leistung gewährt und für weniger Ablenkung und Stress sorgt. Ein stilvolles Ambiente und perfekter Raumklang sollen schliesslich Hand in Hand gehen.

RICHNERSTUTZ. DIE KÖNNEN SCHALLSCHUTZ.

Mit ihrem Know-how für Innenraum und Architektur, für temporäre Bauten, für Events und Messebau, für Aussenwerbung und Digital Signage macht Richnerstutz Kommunikation zum dreidimensionalen Erlebnis – getreu dem Motto «Alles aus einer Hand und Hand in Hand. Richnerstutz. Die können das.»

Richnerstutz AG | Durisolstrasse 1 | CH-5612 Vilmergen | Tel. +41 (0) 56 616 67 67 | info@richnerstutz.ch | www.richnerstutz.ch

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Für das heimische Spa: die Sauna Aurora von Klafs.

RAUS AUS DEM KELLER SAUNA-WELLNESS FÜRS ZUHAUSE von Anna Meister

Die Tage sind kürzer geworden, es wird schneller dunkel, vielleicht liegt sogar schon Schnee. Perfektes Wetter also, um es sich in den eigenen vier Wänden gemütlich zu machen. Für das Spa-Erlebnis zu Hause gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Wie wäre es beispielsweise mit einer platzsparenden Sauna? Oder einer eigens für die Sauna konzipierten Kissenkollektion? Oder einem gedanklichen Ausflug ans Meer dank Salz-Inhalation? Seite 34 // bauRUNDSCHAU


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SaltProX Gerät von KLAFS verwandelt die Sauna in eine Salzgrotte.

spricht der durchschnittlichen Tiefe eines Kleiderschranks. Per Knopfdruck oder auch manuell – je nach Modell – entfaltet die S1 sich zu ihrer vollen Grösse von 1.60 Metern. Somit passt sie auch in kleinere Räumlichkeiten. Wer sein Budget schonen möchte, greift auf das Modell S1 Manuell zurück. Mittels eines exponierten Handlaufs kann diese Sauna problemlos mit ein wenig Kraftaufwand von Hand auf die ausgefahrene Grösse – und natürlich auch wieder zurück  – gebracht werden.

INDIVIDUALISIERBAR

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erade im Winter ist es von Vorteil, resistenter gegen Bakterien zu sein. Ein Saunagang kann helfen, das Immunsystem zu stärken. Wer jedoch das Haus nicht verlassen möchte, der greift auf die hauseigene Sauna zurück. Aber was, wenn der Platz oder das Budget beschränkt sind? Die Klafs AG mit Sitz in Baar (ZG) hat die passende Lösung entwickelt: die Sauna S1. Dieser vor drei Jahren entwickelte «raumsparende Geniestreich» hat im Ruhezustand eine Tiefe von gerade mal 60 Zentimetern. Dies ent-

Ein Designklassiker, der laut eigener Aussage «mit der Zeit geht», ist das Saunamodell Essenza von Küng Sauna + Spa. Hier wird in Sachen Verglasung nicht gespart. Essenza kommt mit einer horizontalen Täferung mit schwarzer Feder, charakteristischer, kubischer Form und einem hohen Individualisierungsgrad daher. Zudem ist das Modell bekannt für indirekte Beleuchtung und die funktionale Einfachheit des Küng-Ofens. Gefiederte Liegeflächen kombinieren den hohen Designanspruch mit unvergleichlichem Liegekomfort. Wer denkt, dass ein Saunamodell, welches 1985 auf den Markt kam, verstaubt daherkommt, der irrt. Essenza wartet immer wieder mit neuen aufregenden Materialien, innovativen Optionen und komfortabler Wellness-Technik auf. Neu sind auch Varianten in anderen Hölzern möglich oder Türbänder und Öfen in glänzendem oder mattem Chrom oder sogar in Schwarz erhältlich.

LOUNGE-FEELING Wer auf der Suche nach anmutigen, edlen Saunen ist, wird bei Klafs ebenfalls fündig. Das Model Aurora setzt der Saunalandschaft wortwörtlich die Krone auf. Über der filigranen, schwebend verbauten Liegeneinrichtung thront eine Lichtdecke aus kreisrund zulaufenden Massivholzteilen. Das Interieur besteht aus edlem Nussbaum oder Hemlock. Doch mit erhabenem Holz im Innern ist es noch nicht getan. Klafs bietet neu auch eine neue Mattenund Kissenkollektion namens Mollis an. Diese Textilserie wurde eigens für den Saunagebrauch designt und komplett in Deutschland angefertigt. Sie verleiht der Sauna ein Lounge-Feeling und beweist, dass das Schwitzen im muffigen Keller endgültig der Vergangenheit angehört. Die Zukunft der Sauna ist in der Wohnung, eingerichtet wie ein kleines Wohnzimmer mit Spa-Bereich. An der Kissen- und Mattenkollektion tüftelte Klafs über zwei Jahre lang. Dabei galt es, einige Herausforderungen zu meistern: Der Stoff durfte nicht zu heiss werden, musste von der Haptik her überzeugen, sollte ein optimales Feuchtigkeitsverhalten haben und musste waschbar sein. Gelungen ist dies mit der nach Öko-Tex 100 zertifizierten Tencel-Faser. Ein Familienbetrieb in Deutschland webt aus dieser Faser eine Textilie, die haptisch an Jeansstoff erinnert, jedoch luftiger, leichter und aktiver ist. Dies ist auch nötig, damit sich im Stoff keine Feuchtigkeit oder auch Bakterien sammeln können. Ganz in der Nähe des Klafs-Unternehmenssitzes nähen Menschen alle Materialien zusammen. Dabei handelt es sich um eine Firma,

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Die perfekte Sauna fürs Wohnzimmer: die platzsparende S1 von Klafs.

Die Königin unter den Saunen ist eindeutig das Modell Essenza von Küng + Spa.

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die nicht nur nach ökonomischen Massstäben produziert, sie begleitet auch Menschen bei ihrer Re-Integration in den Arbeitsmarkt.

MEERWEH ERWECKEN Wer sich im Winter in Richtung Meer träumen möchte, kann dies mit dem SaltProX von Klafs tun. Dieses kleine Gerät produziert einen gesundheitsfördernden Trockensalznebel, der das Meerweh in den Sonnensüchtigen erweckt. Doch nicht nur die Sehnsucht nach salziger Seeluft und Wellen wird damit angeregt; die Salzpartikel verteilen sich beim Einatmen über das gesamte Atemwegssystem. Von der Nase in die Nebenhöhlen, den Rachenraum bis in die äusseren Lungenbereiche dringt der Nebel vor und wirkt dort schleimlösend. Diese Inhalation eignet sich besonders bei Menschen, die an Asthma erkrankt sind oder an Heuschnupfen, Bronchitis, Mukoviszidose oder chronischen Lungenerkrankungen leiden. Aber auch Erkältete und an Stirnhöhlen- und Nebenhöhlenentzündungen Erkrankte können diese Technologie nutzen. Als kleines und handliches Gerät fügt sich der mit einem Akku betriebene SaltProX in die heimische Sauna oder das heimische Spa ein. Durch eine Wandhalterung ist es blitzschnell montiert und kann ebenso rasch wieder entfernt werden. Man kann es allerdings auch auf die Liegefläche stellen und so verwenden. Dank einer patentierten Zerkleinerungstechnologie entsteht ein besonders feines Salzaerosol, das sich in der ganzen Kabine verteilt. Für den SaltProX gibt es portionierte Salzsticks, die die optimale Dosis trockenes, hochwertiges Salz für eine Anwendung enthalten. Auch das Einsetzen des Salzbechers ins Gerät geht fast wie von selbst, weil die Halterung den Becher automatisch in die richtige Position führt.

UNTERM STERNENHIMMEL Wer sich keinen Kubus mitten ins Wohn- oder Badezimmer stellen möchte, der wird bei der Firma Ging in Tuggen (SZ) fündig. Dank abgeschrägtem Eckeinstieg wird der Raum gebrochen und die Sauna fügt sich harmonischer ins Blickfeld ein. Unzählige Extras verstärken den Wellnesseffekt. Beispielsweise helles Espentäfer mit schwarzen Federn, Musik ab USB, ein Kräutertopf für würzige Dufterlebnisse und indirektes Licht. Ein besonderer Eyecatcher ist jedoch ein Himmel voller LED-Lichter, die das Gefühl vermitteln, sich unter einem Sternenhimmel zu entspannen. Die Ging Saunabau AG baut und plant seit 1987 Saunen auf höchstem Niveau. So auch eine Neuheit: die Bio-Sauna. Diese Kombination aus Sauna und Dampfbad vereint biologisches Raumklima, Farblichttherapie und Kräuterdampfquelle in einem. Möglich sind dabei Temperaturen von 30° bis 100° Celsius sowie eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen vier und 80 Prozent. Dank jahrelanger Erfahrung und grosser Leidenschaft entstehen bei Ging individuelle, langlebige und qualitativ hochstehende kleine Wellnesstempel für die eigenen vier Wände. Perfekt also für die kalten Tage.

VIELSEITIGE ELEKTRONISCHE ZUTRITTSLÖSUNGEN –––– SYSTEMARCHITEKTUR je nach Anforderung online, offline, funkvernetzt, Cloud-basiert und mobil. –––– SYSTEMPLATTFORM mit Türbeschlägen und -zylindern, Wandlesern, Spindschlössern, Software, Apps u. v. m. –––– SYSTEMKOMPONENTEN für Innen- und Aussentüren, automatische Türsysteme, Tore, Aufzüge, Spinde, Möbel, Zufahrten u. v. m.

ANNA MEISTER ist Redaktorin bei bauRUNDSCHAU. www.klafs.ch www.kuengsauna.ch www.saunabau.ch

SWISSBAU 14.–18.1.2020, MESSE BASEL HALLE 1.2, STAND D08

SALTO Systems AG info.ch@saltosystems.com www.saltosystems.ch

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ARCHITEKTUR

WEGWEISENDE BOTSCHAFTEN ARCHITEKTUR IN NORWEGEN von Georg Lutz

Norwegen ist Trend – in erster Linie grüner Trend. Das spiegelt sich für uns, die nicht regelmässig in Norwegen sind, in der Literatur wider. Dazu ein Beispiel. In «Die Letzten ihrer Art» verknüpft Maja Lunde emotionale Geschichten von Menschen mit der globalen Umweltproblematik und ergründet dabei die fatalen Konsequenzen des Artensterbens. Aber auch in der Architektur ist der Wandel zu spüren. Lange hat Norwegen mit den Geldern aus seinen Ölquellen gearbeitet. Nun gilt es, sich neu zu orientieren. Schon vor über zehn Jahren hat Norwegen einen architektonischen Boom erlebt. Der betraf aber in erster Linie Prestige-Objekte. Die Einweihung des Osloer Opernhauses im April 2008 aus weissem Marmor – man hatte ja die Ölrevenuen – ist ein Beispiel. Heute geht es eher um den etwas nüchternen Alltag in immer wieder beeindruckenden Landschaften. Aber auch der hat Charme, der sich erst auf den zweiten Blick zeigt: Weekend House Straume, Knut Hjeltnes Architects.

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© Knut Hjeltnes

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HUNTING HIGH AND LOW ARCHITEKTUR IN NORWEGEN von Georg Lutz

Norwegische Landschaften und ihre Architektur haben einen ganz besonderen Stil. Auf den ersten Blick ist es für uns, die die urbanen Zentren Europas gewohnt sind, eine beeindruckende Landschaft mit vergleichsweise wenigen Menschen. Auf den zweiten Blick erkennen wir, dass die Sensibilität für ökologische Fragestellungen und den Klimawandel gerade hier sehr ausgeprägt sind. Dabei geht es nicht um ein naives Zurück zur Natur, sondern um innovative Lösungen. Norwegen war 2019 Gast an der Frankfurter Buchmesse. Grund genug für das Deutsche Architekturmuseum (DAM), Norwegen eine Ausstellung zu widmen. Wir stellen die Konzeption und einige Fallbeispiele vor.

Respektvoller Umgang mit Bautradition: Sørum Farm, Are Vesterlid / Knut Wold.

N

orwegens architektonische Tradition setzt auf die Betonung haptischer und räumlicher Erlebnisse und reflektiert die Beziehung zwischen Gebäude und Landschaft. Die Tradition zeichnet sich durch ein ausgeprägtes Gespür für Orte, experimentelle Tektonik und ein besonderes Augenmerk für das Detail aus. Die stetig zunehmende Bebauungsdichte in den grossen Städten stellt neue Herausforderungen an die norwegische Architektur. Die in der Ausstellung gezeigten Bauwerke liegen in geografisch sehr unterschiedlichen Landesteilen. Sie illustrieren die häufig weit verstreute Bebauung Norwegens in mitunter entlegenen Gegenden, die von einer aktiven Regionalpolitik gezielt gefördert wird. Die Ökonomie Norwegens ruht unter

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anderem auf Einnahmen aus Ölquellen. Diese stossen aber an ihre Grenzen. Auch Norwegen muss sich neu erfinden. Die ausgewählten Projekte knüpfen an eine nordische Architekturtradition an, deren bekanntester Exponent der PritzkerPreisträger Sverre Fehn ist. Diese Architektur zeichnet sich durch eine taktile Materialverwendung und die Umsetzung räumlicher Erfahrbarkeit aus. Dabei entwickeln die Architekten Norwegens tausendjährige Holzbautradition weiter. Auf diese Weise schliesst die norwegische Architektur an das Thema des klimasensiblen und ökologischen Bauens an, womit sie auch internationale Architekturbüros, die in Norwegen bauen, beeinflusst. Die

Ausstellung «IN NORWEGISCHEN LANDSCHAFTEN – Hunting high and low» beruht auf den Büchern der norwegischen asBUILT-Reihe. Ziel der Buchreihe ist es, die Arbeitsweise der Architekten detailliert darzustellen und so gebaute Erfahrungen auszutauschen. Im Folgenden stellen wir vier Beispiele vor.

WOCHENENDHAUS STRAUME Auf einem der Witterung ausgesetzten Holm an der Küste von Sunnmøre wurde ein neues Ferienhaus errichtet. Es steht auf den Grundmauern eines einhundert Jahre alten Bootshauses, das 1992 einem Sturm zum Opfer fiel. Die Denkmalschutzbehörde forderte, dass der Neubau die Form und die Grösse des alten Bootshauses

© Rickard Riesenfeld

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© Rickard Riesenfeld

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beibehalten müsse. Wenn das Ferienhaus geschlossen ist, gleicht es äusserlich den traditionellen Nutzgebäuden in der Region. Doch wenn die Schiebetüren des neuen Bootshauses geöffnet werden, wird dessen völlig neue Gestaltung und Funktion sichtbar. Ein überdachter Aussenbereich an den Längs- und Stirnseiten nach Süden bietet Platz für eine Aussenküche, einen Essplatz sowie Gerätschaften. Der Bereich ist variabel und kann je nach Wetter, Windrichtung und Wellenhöhe geöffnet oder geschlossen werden. Die sieben Stahlrahmen des Hauses wurden von einer Werkstatt an Land gefertigt und montiert, die ansonsten für die Ölförderindustrie arbeitet. Das moderne Haus zeugt von hoher handwerklicher Qualität: mit ausgefallenen, in Holz gearbeiteten, Details werden regionale Bautraditionen fortgeführt und gleichzeitig lokale Industrie- und Technologiekompetenzen genutzt.

PÅLSBU WASSERKRAFTWERK Das Kraftwerksgebäude in der Gebirgskommune Nore og Uvdal wurde als kleines, freistehendes Objekt neben den

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© Nils Petter Dale

Landschaftsgestaltung und Energiewende: Pålsbu Hydro Power Station, Manthey Kula.

632 Meter langen Staudamm Pålsbufjorden von 1946 gebaut – Norwegens längste Staumauer aus Beton. Das fast kreisrunde Gebäude beherbergt eine Turbine, einen Generator sowie einen Transformator und wandelt einen 15 Meter hohen Wasserfall aus dem Pålsbufjord in Elektrizität um. Das Kreisförmige der Betonpaneele zitiert die Rotation des Wassers durch die Generatorkammer und schafft zudem eine Verbindung zum unbehandelten Beton des Damms und dessen Gestaltung. Der Staudamm und das Turbinengebäude gehören zu einem infrastrukturellen Netz, das seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts die norwegische Naturund Kulturlandschaft geformt hat und das die Geschichte der norwegischen Moderne vermittelt. Die aktuellen politischen Diskussionen über Umweltschutz und erneuerbare Energie, Landschaftsgestaltung und Architektur verleihen der stringenten Gestaltung dieses zwölf Jahre alten Gebäudes neue Aktualität.

BAUERNHAUS IM MODERNEN RAHMEN

Bauernhaus mit heutigen Idealen: Farm House, Jarmund / Vigsnaes Architects.

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Das Wohnhaus für eine vierköpfige Familie ist das neue Haupthaus eines kleinen Bauernhofs am Westufer des Mjøsasees. Die für Norwegen typische Hofanlage liegt weit oben in einer hügeligen Kultur-


© Per Berntsen

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landschaft. Mit einem knappen Budget und unter Einhaltung norwegischer Vorgaben hat der Architekt ein aussergewöhnliches und modernes Wohnhaus geschaffen, das auf die Besonderheiten des Ortes und dessen Geschichte Bezug nimmt. Der Neubau steht auf dem Felsvorsprung in erster Reihe zum Tal, flankiert von einem älteren Wohnhaus und einer neuen Garage. Letztere steht auf dem Fundament der früheren Scheune, die abgerissen werden musste, deren Holzverschalung aber für das neue Wohnhaus und die Garage verwandt wurde. Da die Bretter für die Schalung früher aus dem ganzen Baum gefertigt wurden, sind diese an den Enden unterschiedlich breit. Die schräg zugeschnittenen Bretter machen die damit verkleideten Fassaden einzigartig und schaffen eine neue Hofanlage, die heutige Ideale und frühere Bautraditionen auf elegante Weise verbindet.

BAUERNHOF SØRUM Die fruchtbare Kulturlandschaft am Ostufer des Mjøsasees ist seit der Wikingerzeit besiedelt. Die Gebäude des heutigen Hofes

entstanden ab dem frühen 18. Jahrhundert, der Neubau komplettiert die Hofanlage. Über zwei Jahrzehnte lang arbeiteten der Bildhauer Knut Wold und der Architekt Are Vesterlid eng an der Ideenentwicklung, Restaurierung, dem Umbau und der Erweiterung zusammen, bis der Architekt 92-jährig verstarb. Wolds Wohnhaus und sein Atelier im ehemaligen Schuppen zeugen von einem respektvollen Umgang mit alten Bautraditionen sowie von der Fähigkeit, die Nutzung, den Denkmalschutz und architektonische Lösungen neu zu denken. Ein aus dem Blockhaus herausgeschnittenes, grosses Viereck gibt den Blick auf den Aufenthaltsraum frei. Durch verschiedene Dachaufbauten fällt Licht in das Atelier, das mit wenigen Handgriffen in einen Konzertsaal verwandelt werden kann.

GEORG LUTZ ist Chefredaktor von bauRUNDSCHAU. www.dam-online.de

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DAS GLÜCK IN DEN BERGEN WOHNEN IN SEHNSUCHTSORTEN von Georg Lutz

Das Leben in den Bergen löst bei uns urbanen Bewohnern sehr unterschiedliche Fantasien und Projektionen aus. Früher hatten die Berge eine bedrohliche Ausstrahlung, später wandelte sich das Bild komplett. Heute wollen wir die spürbare Nähe zur Natur geniessen – umgeben von einer friedlichen Ruhe kann man sich hier bestens erholen. In den letzten Jahren kam es aber zu einer Abwanderung aus einigen Bergtälern. Das strahlende Tourismusbild trübt sich in Teilen ein. Im folgenden Beitrag und der dazu passenden Buchvorstellung baden wir aber in beeindruckenden architektonischen Lösungen in den Alpen.

Starlightroom in Col di Gallina, Dolomiten, Südtirol.

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© Giuseppe Ghedina

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© René Riller

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ütten, Chalets und Hotels in den Bergen verkauft man uns als Sehnsuchtsorte. Unsere Fantasie wird positiv stimuliert. Kein Wunder also, dass wir so gerne auf die Dächer der Welt steigen, dort urlauben und sogar wohnen. Der Architekt Wolfram Putz, Mitbegründer des Architekturbüros GRAFT, hat seinen Kollegen und Kolleginnen über die Schulter geschaut und mit seiner österreichischen Frau, der Dokumetarfilmerin Maria Seifert, sowie dem Herausgeber und Designer Peter Feierabend die unterschiedlichsten individuellen Domizile ausgewählt: Egal, ob hochmodern und renoviert, jahrzehntealt und ursprünglich, gross und luxuriös oder klein und einfach – jedes der im Buch vorgestellten Häuser ist der ideale Anlaufpunkt für Bergliebhaber, um sich dauerhaft oder für eine kurze Verschnaufpause zwischendurch «einzunisten».

ZIEL FÜR BERGLIEBHABER Felsenhaus in Vinschgau, Südtirol.

Mit traumhaften Aussichten, der Kuh vor der Haustür, dem Vogelgezwitscher im Ohr und der Brettljause oder dem Palatschinken

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© Olivier Maire

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auf dem Teller laden die Herausgeber zur Auszeit ein – und liefern jede Menge Anregungen für erholsame Wanderungen, kulinarische Streifzüge und architektonische Entdeckungstouren. Dieses Buch versammelt Bauwerke, die sich in besonderer Weise mit ihrem Standort auseinandersetzen. Fast alle Bauten und Ensembles stehen an exponierten Orten, in Alleinlage, hoch über den Tälern, dem Alltag, dem Lärm und der Enge, mit dem weiten Blick in die Berge. Oft führt der Wunsch, die Aussicht zu optimieren und den konstruktiven Herausforderungen des Standorts gerecht zu werden, zu spektakulären Lösungen. In diesem Buch erfahren wir einiges über die Hintergründe der verschiedenen Siedlungsund Wirtschaftsformen im Alpenraum und lernen die Menschen kennen, die in den Alpen leben und arbeiten und sich ihnen auf ihre eigene Weise verschrieben haben.

VERANTWORTUNGSBEWUSSTER UMGANG Die Erhabenheit und der Formenreichtum der Berglandschaften beflügeln die

© Ora ïto Studios

Anako Lodge in La Forclaz, Wallis.

Flying Nest Hotel Avoriaz in Avoriaz, Haute-Savoie, Frankreich.

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Fantasie, während das Klima und die Topografie entschiedene Lösungen fordern. Das Dilemma von Naturgenuss und Naturverbrauch bleibt: Jedes Bauwerk mit phänomenalem Ausblick wird auch von Weitem gesehen, prägt die Landschaft und nimmt sich ein Stück Natur. Nur gute Architektur ist es wert, an diesen einzigartigen, exponierten Orten zu stehen. Die Beispiele in diesem Buch zeigen, wie ein verantwortungsvoller Umgang mit den Kulturlandschaften des Alpenraums aussehen kann. Sie können dazu beitragen, dass die Be-

ZUM WEITERLESEN Hohe Häuser: Vom Glück, in den Bergen zu wohnen von Maria Seifert, Wolfram Putz & Peter Feierabend. Mit Beiträgen von Nora Zerelli und einem Vorwort von Nicola Borgmann. Oktober 2019, bei teNeues Verlag. ISBN: 978-3-96171-204-5 192 Seiten, www.teneues.com

wohner wie ihre Gäste ihre Vorstellungen überdenken und zu neuen Einsichten gelangen – weg von Gestaltlosigkeit, Flächenfrass und sinnlosem Ressourcenverbrauch und hin zum Verständnis für eine besondere Architektur an einem aussergewöhnlichen Ort inmitten der grandiosen Naturschönheit der Bergwelt.

MEHR WIE KULISSE Nicola Borgmann fasst die Botschaften des Buches wie folgt zusammen: «In diesem Buch erfahren wir einiges über die Hintergründe der verschiedenen Siedlungs- und Wirtschaftsformen im Alpenraum und lernen die Menschen kennen, die in den Alpen leben und arbeiten und sich ihnen auf ihre eigene Weise verschrieben haben. Wir schauen zurück in die frühen Jahre des alpinen Tourismus und lernen Beispiele kennen, die zeigen, wie gekonntes Umnutzen und Umbauen alte Bausubstanz in die Zukunft retten kann. Wir sehen polarisierende Beispiele

grossmassstäblichen Bauens – solche, die es mit kristallinen Formen der grossartigen Bergkulisse gleichtun wollen, und solche, die als exponierte Aussichtskanzeln den Ort beherrschen. Einige Gebäude scheinen hinsichtlich ihrer Positionierung und der Materialwahl direkt ihrem Standort zu entwachsen, während kleine raffinierte Zweckbauten mit minimalem Bodenkontakt die Landschaft fast unberührt lassen. Holz- und Steinoberflächen, an denen sich die Spuren jahrhundertelanger Verwitterung zeigen, fügen sich bruchlos in ihr Umfeld ein, während schimmernde Polyeder aus Metall und Glas ebenso überzeugend in starkem Kontrast zur umgebenden Natur stehen. Auf die alpentypische Gemütlichkeit im Inneren wird dabei in den seltensten Fällen verzichtet.»

GEORG LUTZ ist Chefredaktor von bauRUNDSCHAU. www.teneues.com

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VORBILDER STELLEN SICH VOR DAM PREIS 2020 von Georg Lutz

Aus rund 100 Nominierungen hat die Jury des Deutschen Architekturmuseums (DAM) 26 Projekte für die Shortlist zum DAM Preis 2020 ausgewählt. Die Themen beleuchten die Herausforderungen der Architektur, Verdichtung, nachhaltige Lösungen und hier besonders auffallend vorbildliche Bauten im ländlichen Raum. Wir stellen eine Auswahl optisch vor, bei denen wir überzeugt sind, dass sie auch in der Schweiz Anregungen auslösen.

© Jdürschinger architekten

HIPPMANN ARCHITEKTEN club traube.

DÜRSCHINGER ARCHITEKTEN Wiederaufbau Hofstelle Stiegler.

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© Julia Sang Nguyen © Yasu Kojima

© David von Becke

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BRANDLHUBER + EMDE, BURLON / MUCK PETZTET ARCHITEKEN Terrassenhaus  /  Lobeblock.

S

eit 2007 werden mit dem DAM Preis für Architektur jährlich herausragende Bauten in Deutschland ausgezeichnet. 2020 wird der Preis vom Deutschen Architekturmuseum (DAM) bereits zum vierten Mal vergeben. Eine Expertenjury unter Vorsitz von Stephan Schütz (gmp Architekten von Gerkan Marg und Partner, Gewinner des DAM Preises 2019) bestimmte nun aus dem Feld der Longlist 26 Projekte für die engere Wahl der Shortlist zum DAM Preis 2020. Eine Auswahl von Bauten deutscher Architekten im Ausland kommt ausser Konkurrenz hinzu.

VORHERRSCHENDE TRENDS E2A taz Redaktions- und Verlagsgebäude.

Zu den dominierenden Aufgaben gehört nach wie vor der Wohnungsbau sowohl

als (nachverdichtender) Neubau als auch als Weiterbau oder Umnutzung von Bestandsbauten. Auffallend viele Bauten dieses Jahrgangs befinden sich im ländlichen Raum, wie der Wiederaufbau einer Hofstelle im Fränkischen, die Ergänzung einer Schlossanlage in Thüringen oder verschiedene Einfamilienhäuser. Auch Mittelstädte liefern interessante Antworten auf drängende Bauaufgaben wie der Ersatz eines Bürohauses durch ein gemischt genutztes Ensemble in Bielefeld. Zudem fielen einige interessante, hybrid genutzte Gebäude auf, wie die erste gewerbliche Baugruppe in Berlin oder ein für und mit Geflüchteten umgebautes Wohnhaus in München, das zugleich ein gastronomischer Ort und Begegnungsstätte geworden ist.

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© Kirsten Bucher

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© Naumann Wasserkampf Architekten

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NAUMANN WASSERKAMPF ARCHITEKTEN «Erstling», elterlicher Alterssitz.

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© KSchels / Pk. Odessa

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In die Longlist des DAM Preises nominiert wurden rund 100 Bauwerke aus Deutschland, die aus einer weitaus grösseren Liste stammen, an der auch erstmalig ein Beirat aus Experten beteiligt war. Dieser bestand aus Christian Holl, Florian Fischer, David Kasparek, Andreas Ruby und Ilka Ruby, Alexander Russ und Jörn Walter. Ausserdem wurden Projekte von den Architektenkammern der Länder Baden-Württembezrg, Bayern, Berlin, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nord­ rhein-Westfalen, Sachsen und Thüringen vorgeschlagen. Grundsätzlich bestand für die Nominierung der Bauten keine Einschränkung auf eine bestimmte Bautypologie, Mindestgrösse oder Bausumme. Die nominierten Bauwerke für den DAM Preis 2020 sollten zwischen Ende 2017 und Frühjahr 2019 fertiggestellt sein. Die öffentliche Bekanntgabe des Preisträgers und Verleihung des DAM Preises 2020 sowie die Eröffnung der Ausstellung mit dem Preisträgerprojekt und allen Bauten der Shortlist finden am 31. Januar 2020 im DAM statt. Zu diesem Anlass erscheint auch das «Deutsche Architektur Jahrbuch 2020» mit ausführlichen Besprechungen der Bauten aus der Shortlist und des Preisträgers.

GEORG LUTZ ist Chefredaktor von bauRUNDSCHAU. FLORIAN NAGLER ARCHITEKTEN Wiederaufbau St. Martha.

www.dam-preis.de

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DAS HEIM ALS ZUHAUSE IN HORGEN WIRD FÜRS ALTER GEBAUT von Matthias Wehrle

Wohncharme statt Spitalflair: In Horgen (ZH) entsteht eine neue Alters- und Pflegesiedlung, die das Gefühl von Heimat bewahren soll. Der Entwurf von ATP Zürich hat den ersten Platz für den Neubau der Stiftung Amalie Widmer gewonnen.

© Visualisierungen: ATP

Keine sterile, sondern wohnliche Atmosphäre: Das soll in Horgen entstehen.

O

b Wohnraum, Arbeitsplatz oder Teil des öffentlichen Raums: Die Lebensrealitäten in Pflegeheimen sind unterschiedlich, das Spannungsfeld zwischen würdevollem Wohn- und attraktivem Arbeitsraum breit. Der ausgezeichnete Entwurf von ATP Zürich für den Neubau «Pflege und betreutes Alterswohnen» der Stiftung Amalie Widmer in Horgen schafft diesen Spagat. Anders als gängige Alten- und Pflegeheime entsteht hier «Wohncharme» statt «Spitalflair» durch die kluge Anordnung unterschiedlicher Nutzungseinheiten – ohne Abstriche bei der Funktionalität der pflegerischen Abläufe. Eine schöne Abweichung der Norm.

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KLARE ADRESSIERUNG Die beiden eigenständigen Körper des Neubaus werden hangparallel in die vorhandene Überbauungsstruktur gesetzt und erhalten eine eindeutige Adressierung. Im nördlichen Teil der Überbauung sind die Pflegefunktionen angeordnet, im südlichen Teil das betreute Alterswohnen. Ein zusätzliches Sockelgeschoss verbindet die beiden Bauten und dient als Gelenk – mit Platz für Verwaltung, Restaurant und Gesundheitszentrum. Die elegante und friedvolle Architektur der vier identischen Wohnetagen à 18 Zimmer soll den betagten Bewohnerinnen und Bewohnern die Atmosphäre einer Wohngemeinschaft vermitteln: Das Heim wird zum Zuhause, das Altern zum Abenteuer. Von den offen und funktional angelegten Wohngruppen aus gelangen die Bewohnerinnen und Bewohner je in einen zentralen Essbereich. Rundum finden sie durch die Anordnung im Grundriss abwechslungsreiche Rundläufe und Aufenthaltsangebote, für den ein oder anderen Schwatz. Wer lieber beobachtet, findet durch die Ecklösung der Balkone attraktive Ausblicke auf den See und die schöne Berglandschaft. Das Stationszimmer ist zentral gelegen und erlaubt kurze Wege für das Personal.

ERDE DER ERINNERUNG An den Essens- und Aufenthaltsbereich der Demenzabteilung angrenzend sieht der Entwurf einen barrierefrei zugängli-

chen Erlebnisgarten vor. Durch die Anordnung im ersten Obergeschoss geniessen die Bewohnerinnen und Bewohner hier Privatsphäre, ohne das Gefühl des «Eingesperrt-Seins». Durch die klar geführten Wegsysteme mit Handläufen durch den gesamten Garten können sie ihren Bewegungsdrang stillen und ihre Sinne an den Inselbeeten aktivieren. Die Aussenanlagen unterstützen die Eigenständigkeit der Bewohnerinnen und Bewohner: Hier können sie selbst pflanzen und mit der Erde arbeiten. Und durch das Schmecken und Riechen, durch das Wühlen und Fühlen vielleicht die eine oder andere Erinnerung zurückgewinnen.

PROJEKTDATEN Auftraggeber: Amalie Widmer Stiftung Ort: Horgen, CH Bruttogeschossfläche: 16.000 Quadratmeter Bruttorauminhalt: 56.000 Kubikmeter Wettbewerb: 1. Preis

MATTHIAS WEHRLE ist Geschäftsführer ATP architekten ingenieure, Zürich. www.atp.ag

© Visualisierungen: ATP

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© Kuvio

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EINE ARCHITEKTONISCHE HERAUSFORDERUNG NEUE BIBLIOTHEK FÜR HELSINKI von Petri Luomala

Die neue aus Glas und Stahl konstruierte und mit Holz verkleidete Zentralbibliothek Oodi ist das neue Wahrzeichen der Stadt Helsinki, das sich im Handumdrehen zu einem beliebten Treffpunkt und Veranstaltungsort entwickelt hat. Die hochmoderne, energieeffiziente Bibliothek ist ein architektonisches und bautechnisches Vorzeigeprojekt.

Kaum gebaut, schon ein sozialer Treffpunkt: die Zentralbibliothek Oodi in Helsinki.

R

amboll war für die Bauplanung, das Projektmanagement, die gebäudetechnische Planung und die Koordinierung der Baunutzungsdokumentation zuständig. Hannu Martikainen ist der führende Experte auf dem Gebiet der Versorgungstechnik bei Ramboll und war Projektleiter für die gebäudetechnische Planung des Projekts Oodi.

DACH ALS TEIL DER FASSADE Die einzigartige Architektur von Oodi forderte den Planern der verschiedenen Fachgebiete einiges ab. Bereits die Lage des Gebäudes im Stadtkern Helsinkis und der entsprechende Stadtplan stellten eine gewisse Schwierigkeit dar. «Das Dach von Oodi war als Teil der Fassade gedacht und die Versorgungstechnik sollte darauf nicht sichtbar sein. Daher mussten wir die technischen Räume und die Gebäudetechnik

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im Keller und in durch die Architektur innerhalb des Gebäudes geschaffenen Hohlräumen verstecken», berichtet Hannu. Das Tragwerk des Gebäudes besteht aus zwei über 100 Meter langen Stahlbögen. Diese Stahlbrückenkonstruktion führt zu einer aussergewöhnlich grossen Bewegung, im extremsten Fall um ganze 140 Millimeter, was auch bei der Planung der Versorgungstechnik berücksichtigt werden musste. «Je nach Jahreszeit, Temperatur und Belastung des Gebäudes ist die Stahlbrückenkonstruktion starken Bewegungen ausgesetzt. Dies wirkte sich auch auf die Planung der Gebäudetechnik aus, die in ungewohnten Bahnen umgesetzt werden musste», so Hannu. «Wir haben in allen Kanälen und Leitungen flexible Verbindungsstücke verwendet und mussten auch die Abflüsse mit zweifachem Gefälle

planen. So konnten wir berücksichtigen, dass das Mindestgefälle im Falle von Gebäudebewegungen in allen Lagen und Fällen erhalten blieb.»

SONNENSCHUTZ Das dritte Geschoss sollte frei von sichtbarer Versorgungstechnik sein, damit das offene Raumkonzept und das wellenförmige Dach vollständig zur Geltung kommen. «Die Raumhöhe des zweiten Geschosses wurde erhöht, damit die Lüftungs- und Klimaanlage samt Leitungen im Hohlraum zwischen den Stockwerken, im Boden des dritten Stockwerkes und in der Decke des zweiten Stockwerkes untergebracht werden konnten», berichtet Hannu. Umgeben ist das dritte Stockwerk auf allen Seiten von grossen Fensterflächen. Zur Verringerung der sonnenbedingten Wär-


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Die Zentralbibliothek Oodi ist ein anspruchsvolles Bauprojekt.

melast entwickelten die Planer und Architekten gemeinsam ausgeklügelte Lösungen. «Bei der Planung der Fassade haben wir eng mit dem Architekten zusammengearbeitet. Die Anzahl und Positionierung der in den Fenstern sichtbaren attraktiven weissen Punkte wurden mit Energiesimulatoren und den Architekten so ausgelegt, dass die Fassadenlösung auch als Sonnenschutz fungiert», berichtet Hannu.

ENGE ZUSAMMENARBEIT Der Einsatz von Datenmodellierung war essenziell wichtig für das Projekt Oodi. Sie ermöglichte auch eine enge Zusammenarbeit zwischen den Planern der verschiedenen Fachgebiete. «Bei der architektonischen, bautechnischen, versorgungstechnischen und elektrischen Planung wurde auf Datenmodellierung zurückgegriffen. Wir verwendeten von Anfang an ein Kombinationsmodell, das wir während der gesamten Projektdauer pflegten. In der Praxis schickte jeder Planer einmal pro Woche sein Datenmodell an die Projektbank, von der aus der Datenmodellkoordinator ein gemeinsames IFC-Datenmodell zur Überprüfung erstellte. Dies war die einzige Möglichkeit zur Prüfung und Koordinierung der anspruchsvollen und komplexen Sachverhalte», erläutert Hannu. Aufgrund der Architektur von Oodi waren die für die versorgungstechnischen Anlagen verfügbaren Räume selten regelmässig. Dank der Modellierung gelang es jedoch, die Anlagen in sehr aussergewöhnlich geformten Räumen unterzubringen. «Bei Oodi waren alle Räume und Flächen gekrümmt und unregelmässig. Die Wand der

Hauptfassade des Gebäudes steht beispielsweise in einem nahezu 45-Grad-Winkel, und alle Kanäle verlaufen dahinter innerhalb der Wandkonstruktion im selben Winkel. Ohne die Modellierung hätten wir Hunderte von Querschnitten zeichnen müssen, um das System auch nur ansatzweise zu verstehen», erklärt Hannu. Ramboll setzte bei der HLK-Planung des Projekts Oodi auf die Software MagiCAD. Insbesondere die Berechnungsfunktionen von MagiCAD erwiesen sich als vorteilhaft und halfen bei der Umsetzung der Funktionsfähigkeit der geplanten Anlagen. «Wir nutzten die Durchflussmesstechnik, die Druckverlustberechnung für Rohrleitungen, die Durchflussmesstechnik für Lüftungsschächte und die Eigenschaften im Bereich Lärmschutz von MagiCAD. Natürlich verwendeten wir auch die Basiseigenschaften von MagiCAD, mit denen die Verbindungen geprüft und ausgeglichen werden können. Die Funktionen von MagiCAD geben den Planern das beruhigende Gefühl, dass das System richtig funktioniert», bestätigt Hannu.

DAS ERFOLGSREZEPT Anspruchsvolle Bauprojekte stecken voller Überraschungen. Sie bieten aber auch die Möglichkeit zu lernen und das eigene Können weiterzuentwickeln. Der wichtigste Lernpunkt des Projekts Oodi ist für Hannu Martikainen, dass die Bedeutung der Zusammenarbeit hervorgehoben wird. «Bei einem solch komplexen und anspruchsvollen Projekt ist es immens wichtig, dass ein guter Teamgeist herrscht und dass das Planungsteam

Die Inneneinrichtung besticht durch Helligkeit und einzigartiges Design.

Dinge offen besprechen und Ideen freien Lauf lassen kann», betont Hannu. Ein zweiter zentraler Erfolgsfaktor für das Projekt war der für die Planungsarbeit gewährte zeitliche Rahmen. An der Planungszeit wird oft gespart, um so angeblich die Projektkosten gering zu halten. In Eile entworfene Projekte können jedoch Probleme beinhalten, die sich dann in verschiedenen Teilbereichen bemerkbar machen. «Die für die Planung benötigte Zeit wird nicht immer wertgeschätzt. Wenn in den Planungsprozess investiert und ihm die entsprechend benötigte Zeit gewährt wird, wie das beim Projekt Oodi der Fall war, dann können auch relativ anspruchsvolle Lösungen und Gebäude verwirklicht werden», so Hannu. Aufgrund der komplexen und aussergewöhnlichen Planungslösungen der Architektur von Oodi und seines bedeutenden Charakters als Helsinkis neues Wahrzeichen war das Projekt gleichwohl anspruchsvoll und bereichernd. «Ich durfte hier meine gesamte 30-jährige Erfahrung und Kompetenz einbringen. Dieses Projekt kann wahrlich als einmaliger Karrierehöhepunkt bezeichnet werden», sagt Hannu zusammenfassend.

PETRI LUOMALA ist Content and Product Marketing Specialist bei der MagiCAD Group Ltd in Espoo, Finnland. www.magicad.com

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Die PV-Anlage auf dem Dach des Schiffes produziert 30’000 kWh/a.

LEISTUNGSBEWEIS DER SOLARBRANCHE DER SOLARPREIS 2019 von Georg Lutz

Im Oktober 2019 ging die Verleihung des Solarpreises der Schweiz im Services Industriels de Genève (SIG) in Genf über die Bühne. Der Solarpreis ist ein Leistungsbeweis der Solarbranche in der Schweiz. Geehrt werden Bauten, Unternehmen, Institutionen und Persönlichkeiten. Wir stellen im Folgenden einige für uns ungewöhnliche Beispiele vor. Seite 56 // bauRUNDSCHAU


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200’000 kWh / a Biogas erzeugt. Mit 125 Grossvieheinheiten produziert Josef Gemperle mit einem weiteren Landwirt rund 410’000 kWh / a oder etwa sieben Mal mehr Solar- und Biomasseenergie, als die beiden Landwirtschaftsbetriebe mit ca. 60’000 kWh / a verbrauchen. Mit seinem PlusEnergie-Bauernhof, den zahlreichen umgesetzten politischen Vorstössen im Kantonsparlament und den erfolgreichen Volksinitiativen legte Josef Gemperle den Grundstein für die innovative kantonale Energiepolitik, die dem Kanton Thurgau den Weg zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens ebnet. Dafür erhält Josef Gemperle den Schweizer Solarpreis 2019.

DAS SOLARSCHIFF Die Bielersee-Schifffahrts-Gesellschaft (BSG) mit 34 Mitarbeitenden betreibt neun Schiffe und transportiert jährlich rund 300’000 Personen. Für die nationale EXPO 2002 erstellte die BSG den solarbetriebenen EMS «MobiCat» mit einer installierten Leistung von 30 kWp. Die PV-Anlage wird vor, während und nach dem Fahrbetrieb genutzt – wenn es die meteorologischen Bedingungen zulassen. Der Katamaran bildet eine innovative Produktionseinheit bestehend aus PVAnlage, Speicher- und Verbrauchseinheiten (E-Motoren, Licht etc.) mit einer Verbindung zum öffentlichen Stromnetz.

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osef Gemperle ist Thurgauer CVPKantonsrat und Landwirt. Er ist ein engagierter Solar- und Klimapolitiker, der sich erfolgreich für die Solarförderung und die Energieeffizienz einsetzt. Damit passt er überhaupt nicht in das übliche grüne Schema. Auch die bürgerliche Mitte kann auf die Energiewende setzen. Gemperle war einer der Initianten, der bereits 2009 den Minergie-P-Baustandard für Kantonsbauten durchsetzte. Er initiierte zahlreiche parlamentarische Vorstösse und lancierte eine Volksinitiative, die auf Verfassungsebene die Energiefondsmittel verdoppelte. Der strategisch geschickt agie-

rende Kantonsrat bekämpfte federführend die Energiesparvorlage mit dem Vollangriff auf das Thurgau. Mit seiner breiten Koalition versenkten Gemperle und Verbündete die SVP-Pläne gegen die Nutzung einheimischer Energien. Der Kanton TG zählt heute zu den führenden Kantonen, die Minergie-P- und PlusEnergieBauten fördern und damit das Pariser Klimaabkommen realisieren können. Als Meisterlandwirt in der Schweiz stellte er den eigenen Landwirtschaftsbetrieb um, auf dem er 200’000 kWh / a Solarstrom und 10’000 kWh / a Solarwärme sowie rund

Der Solarkatamaran «MobiCat» ist das schwimmende Kraftwerk der BielerseeSchifffahrts-Gesellschaft (BSG). 17 Jahre lang – anstatt acht, wie geplant – kreuzte das anlässlich der nationalen EXPO 2002 erstellte solarstrombetriebene Passagierschiff beinahe lautlos über den Bielersee. Das Konzept überzeugte die Beteiligten so gut, dass ein Dieselmotor für den «MobiCat» nicht mehr infrage kam. Anfang 2018 wurde der Solarkatamaran energetisch saniert. Die Leistung wurde um 50 Prozent von 20 kWp auf 30 kWp erhöht. Dadurch produziert das Solarboot rund 30’000 kWh / a, wovon der «MobiCat» rund 5 000 kWh / a selbst verbraucht. Die tonnenschweren Bleibatterien wurden durch leichtere und kompaktere Lithium-Akkumulatoren ersetzt. Um die CO2freie Solarstromproduktion schöner Sommertage speichern zu können, wurde die Speicherkapazität von 244 kWh auf 488 kWh verdoppelt. Liegt das Schiff im Hafen, wird der überschüssige Strom ins Netz des Energie Service Biel (ESB) eingespeist. Damit ist das Schiff ein Solarkraftwerk.

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PlusEnergie-Bauernhof in 8376 Fischingen mit je 200 kW starker PV- und Biogas-Anlage, realisiert durch Katrin und Josef Gemperle.

Die PV- und Solarthermie-Anlage auf der Südseite des Gebäudes sind vorbildlich integriert und produzieren 45’850 kWh / a.

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KIRCHE ALS ENERGIELIEFERANT Die 1989 erstellte römisch-katholische Kirche St. Franziskus Ebmatingen ist nach der energetischen Sanierung 2018/19 emissionsfrei. Dank erheblich verbesserter Dachdämmung, der solarbetriebenen Erdsonden-Wärmepumpe, der Solarwärmenutzung mit 161 Quadratmeter photovoltaisch-thermischen Modulen (PVT) und der LED-Beleuchtung konnte der bisherige Gesamtenergiebedarf von 84’400 kWh / a um rund 35 Prozent auf 54’700 kWh / a reduziert werden. Die alte Ölheizung wurde herausgerissen. Damit konnten jährlich 7 000 Liter Heizöl eingespart und 21 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr vermieden werden. Die vorbildlich ganzflächig integrierte 90 kW starke PV-Anlage in nord-südlicher Ausrichtung erzeugt 78’900 kWh / a. Damit weist die Kirche eine Eigenenergieversorgung von 221 Prozent auf. Die im Jahr 1989 errichtete römisch-katholische Kirche St. Franziskus Ebmatingen musste dringend saniert werden. Eine alte Ölheizung, eine nicht zeitgemässe Isolierung sowie ein stellenweise undichtes Dach sorgten für einen unverhältnismässig hohen Energiebedarf von 84’400 kWh / a. Im

Winter 2018 / 19 folgte die bauliche und energetische Sanierung mit neuer Dämmung, Erdsonden-Wärmepumpe, Photovolatik mit Thermie (PVT) und LEDBeleuchtung. Infolge dieser Massnahmen sank der bisherige Gesamtenergiebedarf von 84’400 kWh / a um 35 Prozent auf 54’700 kWh / a. Der Charakter der Plus­ Energie-Kirche blieb dennoch erhalten. Die Sanierungskosten belaufen sich auf Fr. 1.2 Mio. Von der insgesamt 543 Quadratmeter grossen und optimal in das Dach integrierten PV-Anlage sind 161 Quadratmeter mit PVT-Modulen ausgestattet. Sie produzieren neben Strom zusätzlich 41’800 kWh / a Wärme, die im Sommer 300 Meter tief ins Erdreich geleitet wird. Im Winter wird ein Teil wieder zurückgewonnen. Die installierte Leistung der PV-/PVT-Anlage beträgt 90 kW. Damit werden jährlich 78’900 kWh / a CO2-freier Strom und mit den 161 Quadratmeter thermischen Sonnenkollektoren noch 41’800 kWh / a Wärmeenergie erzeugt. Beide Anlagen produzieren insgesamt 120’700 kWh / a. Damit weist die PEB-Kirche eine Eigenenergieversorgung von 221 Prozent auf. Die Kirchensanierung erfüllt sowohl in energetischer wie auch in ökologischer Hinsicht eine Vorbildfunktion. Dafür erhält die PEB-Kirche St. Franziskus Ebmatingen den PlusEnergieBau-Solarpreis 2019.

VORBILDLICHES MEHRFAMILIENHAUS An die alte Tessiner Dorftaverne von Vacallo erinnern nur die roten Mauern. Auf deren Untergeschoss wurde das Wohn- und Bürogebäude «deltaROSSO» errichtet. Die Energieversorgung des fünfstöckigen Neubaus mit 16 Wohnungen erfolgt durch die südlich ausgerichtete 16.8 kW starke PVDachanlage und die 30 kW starke PV-Fassadenanlage. Zusammen produzieren sie 45’850 kWh / a elektrische Energie. Das Minergie-P-zertifizierte Gebäude gewinnt mit der auf dem Süddach gut integrierten 31 Quadratmeter grossen solarthermischen Anlage circa 19’800 kWh / a für den Warmwasser- und Heizwärmebedarf. Die Solaranlagen erzeugen insgesamt rund 65’700 kWh / a und decken den Gesamtenergiebedarf von ca. 63’000 kWh / a zu 104 Prozent. Eine ganzflächige solare PVDachnutzung inklusive Norddach hätte circa 33’500 kWh / a generiert und die Eigenenergieversorgung um circa 15 Prozent auf 119 Prozent verbessert; 24 E-Autos könnten je 12’000 km pro Jahr CO2-frei fahren. Die PV-Fassade erhöht die Winterstrompro

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Der Velounterstand produziert mit der vorbildlich integrierten Dach- und Fassadenanlage rund 28’300 kWh/a für das dazugehörige MFH.

duktion. Eine verstärkte Dämmung mit UWerten von 0.11 oder darunter würde den Heizbedarf im Winter deutlich reduzieren und den Kühlbedarf im Sommer massiv senken. Die hinterlüftete Glas-Glas-PVFassade kühlt die Solarmodule und verbessert den PV-Wirkungsgrad. Zwei Wärmepumpen und eine kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung reduzieren den Heizwärmebedarf. Die Attikawohnungen werden zusätzlich durch dachintegrierte Wasserröhren vor Überhitzung geschützt. Die unaufwendige Bauweise des PEBMFH sorgt für preisgünstige Mietzinse. Sie sind rund fünf Prozent günstiger im Vergleich zu ähnlichen Wohnungen im Quartier. Das PlusEnergie-MFH verdient den Migros BankSondersolarpreis für PEB-MFH 2019.

ENERGIEFRESSER BÄNDIGEN Seit Mitte Dezember 2018 ist die PVDachanlage der neuen Eis-/Trainingshalle des HC Davos in Betrieb. Die in Holzbauweise erstellte Halle mit einer Polykarbonat-Hohlkammerplatten-Fassade ist ein Kompromiss zwischen Wärmedämmung und Lichtdurchlass. LED-Lampen und eine Wärmerückgewinnungsanlage steigern die Energieeffizienz. Bei der unbeheizten Trainingshalle sind nur die beiden Galerien mit einem Viertel der Hallenfläche beheizt. Die ost-westlich ausgerichtete 388 kW starke PV-Anlage produziert rund 341’200 kWh / a des Gesamtenergiebe-

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darfs der Trainingshalle von 516’500 kWh / a. Die von der Davoser Hockey-Arena zugeführte Restwärme wird fossil erzeugt. Insgesamt weist das Gebäude eine Eigenenergieversorgung von 66 Prozent auf.

VELOS UNTER DER SONNE Der Velounterstand des Mehrfamilienhauses (MFH) VIVA in Liestal mit 34 Wohnungen ist mit einer sehr gut integrierten Photovoltaikanlage ausgestattet. Die knapp 33 kW starke PV-Anlage dient grösstenteils zur Eigenenergieversorgung der 34 MFH-Wohnungen und generiert 28’300 kWh / a. Die eingesetzten transparenten Glas-Glas-Solarmodule dienen als Witterungsschutz und lassen dennoch genügend Tageslicht in das Innere des Velounterstandes. Tagsüber wird keine zusätzliche Lichtquelle mehr benötigt. Der Velounterstand zeigt vorbildlich auf, wie auch kleine Infrastrukturbauten sinnvoll genutzt werden können, um CO2-freien Strom zu produzieren. Das Mehrfamilienhaus (MFH) Viva in Liestal zeigt, wie man einen Velounterstand zur CO2-freien Stromproduktion nutzen kann. Auf 180 Quadratmetern finden über 56 Velos und eine 33 kW starke PV-Anlage Platz. Das Dach wie auch die nach Süden ausgerichtete Fassade des gut 30 Meter langen Velounterstands bestehen aus GlasGlas-PV-Modulen, welche ästhetisch ansprechend in die Holzkonstruktion integriert sind. Sie dienen neben der Strom-

erzeugung auch dem Schutz vor Witterung. Aufgrund ihrer Transparenz zwischen den einzelnen Zellen lassen die verwendeten Module zusätzlich genügend Licht herein, sodass tagsüber im Innenraum keine zusätzliche Lichtquelle benötigt wird. Die ganzflächig gut integrierten 24.5 kW PV-Dachmodule umfassen mit 158 Quadratmetern etwa 75 Prozent der Gesamtmodulfläche. Die 8-kW-Fassaden-Anlage liefert vor allem im Winter bei niedrigem Sonnenstand einen hohen Anteil PVStrom. Der Strom des Flachdachs wird für das MFH genutzt. Von den jährlich produzierten 28’300 kWh PV-Strom des Velounterstandes werden etwa 70 Prozent oder 19’800 kWh vom MFH selber genutzt. Der Rest wird in das öffentliche Netz eingespeist. Der benachbarte Parkplatz würde mit einer PV-Überdachung auch ein grosses Solarstrom-Potenzial bieten. Der Velounterstand zeigt vorbildlich, wie auch kleine Infrastrukturbauten sinnvoll genutzt werden können, um CO2-freien Strom zu produzieren. Der solare Velounterstand verdient daher den Schweizer Solarpreis 2019 für Energieanlagen.

GEORG LUTZ ist Chefredaktor von bauRUNDSCHAU. www.solaragentur.ch


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STROMLÜCKE DROHT MASSIVER PHOTOVOLTAIK-ZUBAU IST ERFORDERLICH von Peggy Zilay

Das Wirtschaftsforschungsunternehmen EuPD Research in Bonn warnt vor einer Strom-Erzeugungslücke als Folge des Atom- und Kohleausstiegs, eines wachsenden Strombedarfs durch mehr E-Autos und einem zu geringen Zubau erneuerbarer Energien. Verdreifachung des Photovoltaikbestands bis 2030 und deutlich mehr Speicher können Energieversorgung klimafreundlich sichern. Es gilt, die Weichen für starken Ausbau der Solarenergie anzugehen und Marktbarrieren schnell zu beseitigen – und das nicht nur für Deutschland, sondern auch für die Schweiz.

Das Schliessen der drohenden Lücke muss auf die politische Agenda.

B

ereits in wenigen Jahren droht eine «Stromlücke» infolge des geplanten Atom- und Kohleausstiegs und eines wachsenden Strombedarfs infolge einer stärkeren Elektrifizierung des Mobilitäts- und Wärmesektors, warnen Marktforscher. Nur wenn die Photovoltaik bereits ab 2020 deutlich stärker ausgebaut und von ausreichend Speicherkapazitäten flankiert wird, werden Versorgungssicherheit und Klimaschutz gleichermassen gewährleistet. Dies geht aus ersten Ergebnissen einer Studie des Markt- und Wirtschaftsforschungsunternehmens EuPD Research in Bonn (D) hervor. Im Bereich erneuerbarer Energien steht mit Ausnahme der Photovoltaik keine Technologie zur Verfügung, die kurzfristig in grösserer Menge zugebaut werden kann. Hürden langjähriger Genehmigungs- und Netzanschlussverfahren wie im Windbereich bestehen für Solaranlagen in der Regel nicht.

ZUNEHMENDE ELEKTRIFIZIERUNG Mit der Abschaltung der letzten aktiven Atomkraftwerke und dem beschlossenen Kohleausstieg muss bereits mittelfristig die Hälfte der heutigen Erzeugungskapazitäten im Strommarkt ersetzt werden. Ein massiver Rückgang in der Stromerzeu-

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gung wird nach Berechnungen der Gutachter auf einen wachsenden Strombedarf in Deutschland treffen. Dies gilt in Teilen sicher auch für die Schweiz. Trotz einer Steigerung der Energieeffizienz werde dieser in Folge einer zunehmenden Elektrifizierung des Mobilitäts- und Wärmesektors sowie des Einsatzes von Wasserstoff beziehungsweise synthetischem Gas im Rahmen von Power-to-X-Lösungen deutlich anziehen. Anhand der Analyse verschiedener Szenarien kommt das Gutachten der Bonner Marktforscher «Energiewende im Kontext von Atom- und Kohleausstieg – Perspektiven im Strommarkt bis 2040» zu dem Ergebnis, dass mit einer Verdreifachung der PV-Leistung bis 2030 die sich abzeichnende Stromlücke geschlossen werden könnte. Dies erfordert für das Jahr 2030 eine installierte PV-Leistung in Höhe von 162 Gigawatt (GW). Gegenwärtig sind rund 1.7 Millionen Solarstromanlagen mit einer Spitzenleistung von rund 48 GW in Deutschland installiert, die rund acht Prozent des Stromverbrauchs decken. Eine gute Marktverfügbarkeit, niedrigste Stromgestehungskosten im Kraftwerksbereich, sehr hohe Akzeptanzwerte in der Bevöl-

kerung und eine vergleichsweise kurze Installationsdauer ermöglichen einen deutlich schnelleren Ausbau der Photovoltaik. Der Ausgleich der fluktuierenden solaren Stromerzeugung bedingt eine deutliche Erhöhung der Speicherkapazitäten zum kurzfristigen und saisonalen Ausgleich. Die Kapazität der Kurzfristspeicher muss sich den Berechnungen nach bis 2040 mindestens verdreissigfachen. Für die saisonale Stromspeicherung besteht die Herausforderung, Elektrolysekapazitäten im zweistelligen Gigawatt-Massstab aufzubauen.

BREMSEN LÖSEN «Klimakrise oder Stromlücke? Diese Frage stellt sich nicht, wenn Marktbarrieren für die Solarenergie eingerissen und die Ausbauziele für die Photovoltaik schnell angehoben werden. Dann kann der Solarenergie-Ausbau mit dem Atom- und Kohleausstieg Schritt halten und gemeinsam mit anderen erneuerbaren Energien sowie deutlich grösseren Speicherkapazitäten die Versorgungssicherheit klimafreundlich sicherstellen», zeigt sich Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft e.V. (BSW), überzeugt. Er appelliert an die Verantwortlichen, die entsprechenden


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Eimer Beschlüsse zu fassen und endlich auch den 52-GW-Solardach-Deckel im EEG ersatzlos zu streichen. Auch in der Schweiz kennen wir solche Töpfe, die gedeckelt werden. Erst Anfang September hatten die 14 im Forschungsverbund Erneuerbare Energien zusammengeschlossenen deutschen Forschungsinstitute gegenüber Politik und Öffentlichkeit darauf gedrungen, den PV-Ausbau deutlich zu beschleunigen und darauf hingewiesen, dass der aus dem Jahr 2012 stammende Förderdeckel den deutschen Klimaschutzzielen diametral entgegenlaufe und schnell beseitigt werden müsse, um einen deutlichen Markteinbruch bei der Solarenergie zu verhindern.

TRANSFORMATION TRANSPARENT UND KLAR GESTALTEN Eigentlich ist die Sachlage klar. «Unsere Studie liefert den Beleg, dass die Photovoltaik die zentrale Rolle als erneuerbare Energiequelle im Rahmen der Energiewende innehat. Photovoltaik ist technologisch weit entwickelt, im Massenmarkt verfügbar und kosteneffizient einsetzbar wie die Ausschreibungsergebnisse der vergangenen Jahre eindrucksvoll aufzeigen. Als einer der ältesten Solarmärkte

weltweit verfügt Deutschland über umfangreiche Erfahrungen sowohl beim Handwerk als auch bei Anwendern und weist dennoch erst eine geringe Sättigungsquote auf», beschreibt Markus Hoehner, Gründer und Geschäftsführer EuPD Research, die zukünftige Rolle der Photovoltaik. Da kann sich die Schweiz voll anschliessen. «Wir sind mitten in einem umfassenden Wandel der Energiesysteme. Dieser Transformationsprozess braucht dringend verlässliche und klare politische Rahmenbedingungen – nur dann entstehen für Industrie, Handwerk und Gewerbe neue Wachstumsmöglichkeiten und zukunftsfähige Geschäftsmodelle», ergänzt Markus Elsässer, Geschäftsführer der Solar Promotion GmbH und Initiator der wichtigsten Innovationsplattform für die neue Energiewelt «The smarter E Europe».

PEGGY ZILAY ist Consultant Technology & TIME bei der fischerAppelt, relations GmbH. www.eupd-research.com

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KOLUMNE

ENERGIEWENDE – DAS HANDELN FEHLT NOCH von Thomas Hardegger

K

aum jemand mehr leugnet den Klima-Notstand und kaum jemand blendet aus, dass die von den fossilen Energieträgern ausgestossenen CO2-Mengen dafür hauptverantwortlich sind. Da etwa 26 Prozent des Schweizer CO2-Ausstosses von Heizungen der Wohn- und Gewerbebauten stammen, ist das klimaschonende Potenzial entsprechend hoch. Nur 0.9 Prozent der älteren Bauten werden pro Jahr erneuert und energetisch saniert. Es wird somit mehr als 100 Jahre dauern, bis wir die CO2-Belastung durch Gebäude massiv reduzieren. Mit dem Klima-Abkommen von Paris haben wir uns aber dem Ziel verschrieben, die Wirkung des CO2-Ausstosses der Schweiz bis 2050 auf null zu senken. Wieso ist die Erneuerungsquote so tief, wenn doch genügend technologische Voraussetzungen für energie- und kostensparende Lösungen bekannt sind? Ich sehe dazu drei Hauptmassnahmen, die mithelfen können, die Erneuerung älterer Gebäude massiv zu fördern. Noch sind viele Eigentümerinnen und Eigentümer nicht informiert, welche Möglichkeiten die Bauwirtschaft bereithält, um Energie zu sparen, den Aufenthaltskomfort zu steigern und sehr schnell auch von tieferen Kosten zu profitieren. Noch zu selten wird eine Lebenszyklusberechnung der Investitionen angestellt, zum Beispiel beim Ersatz einer Ölheizung durch eine Wärmepumpe. Und viele Unternehmen schielen eher nach dem nächsten Quartalsabschluss, statt sich um die mittel- und längerfristigen Kosteneinsparungen zu kümmern. Dafür müssten sich auch die Baufachleute selber weiterbilden, damit sie die Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer gut und zielgerichtet beraten können. Gerade bei Mietliegenschaften fehlt der Ansporn zu energetischen Sanierungen, da die Heizkosten einfach den Mieterinnen überwälzt werden können. Solange die Mieter aber fürchten müssen, dass durch die energetischen Sanierungen automatisch die «Kaltmiete» steigt, fehlt der Druck auf die Vermieter. Sanierungs-

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willige werden zudem oft von Auflagen und Gebühren abgeschreckt, die weder nachvollziehbar noch notwendig sind. Kanalisationsanschlussgebühren für eine Wärmedämmung oder eine Solaranlage zu verlangen, nur weil der Gebäudeversicherungswert steigt, wirkt prohibitiv; ebenso übertrieben anspruchsvolle Bestimmungen zur Einordnung des Gebäudes in die Umgebung. Viele Gebäude könnten den Strom für eine Wärmepumpe und den Eigenverbrauch für Wohnen und Mobilität selber erzeugen, doch werden sogenannte PlusEnergieBauten (PEB) zu wenig gefördert, obwohl damit Eigentümer und Bewohner vom günstigeren Strom profitieren und der Quartierverbrauch die Kosten für Leitungsbau reduzieren würden. Dazu müssten die Förderbeiträge langfristig gesichert sein und auch Batteriespeicher gefördert und verbessert werden. Ferner muss aber auch eine angemessene Abgeltung für den zurückgespeisten Strom garantiert werden. Die Erfahrung zeigt, dass jeder Franken Fördergeld drei weitere Franken Aufträge an das Gewerbe auslösen. Das ist volkswirtschaftlich sinnvoller, als 13 Milliarden Franken jährlich in die Erdölländer zu schicken und sich von deren Goodwill abhängig zu machen. Energetische Sanierungen zur Reduktion des CO2-Ausstosses führen langfristig nicht zu höheren Kosten, helfen aber mit, sehr hohe volkswirtschaftliche Folgekosten zu verhindern, wenn wir nichts tun. Lösungen sind bekannt, das Gewerbe ist bereit für die Aufträge – nun müssen wir uns nur noch zum Handeln entschliessen.

THOMAS HARDEGGER ist Vizepräsident Casafair Schweiz und Zürcher SP-Nationalrat. www.casafair.ch


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UND ES GEHT DOCH SOLARE ARCHITEKTUR FÜR DIE UMWELT von Georg Lutz

Eigentlich ist es ganz einfach. Solaranlagen sind Systeme, welche Sonnenenergie in Strom oder Wärme umwandeln. Da der Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt wird, ist diese Art besonders nachhaltig. Inzwischen gibt es viele Beispiele, wie das folgende auch zeigt, die auch noch gut aussehen. Trotzdem zieht die Politik nicht mit. Die Strategie scheint hier zu lauten: einen Schritt vor und dann wieder einen zurück.

Die Umwelt wird geschont und Solarenergie ist heute besser vernetzbar.

D

urch die zunehmende Verbreitung und technologische Innovationen, die beispielsweise den Wirkungsgrad immer verbessern, wird Solarenergie immer effizienter und kostengünstiger. Inzwischen gibt es Solarlösungen, die in Fassaden integriert sind, und in Kombination mit neuen Speichermöglichkeiten entstehen neue Potenziale. Auch das ansehbare Wachstum bei der E-Mobilität wird der Solarenergie einen zusätzlichen Schub verleihen.

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POLITIK AN DER SEITENLINIE Die Politik steht aber am Spielfeldrand und gibt gegensätzliche Signale. Im Rahmen von Sonntagsreden wird die Energiewende gelobt, in der praktischen Gesetzgebung aber wieder ausgebremst. Am 23. Oktober 2019 beschloss der Bundesrat eine weitere Absenkung der Beiträge der Einmalvergütung (EIV) für Photovoltaikanlagen per 1. April 2020. Dies stösst bei den Freunden der Sonne auf

Unverständnis. Der Bundesrat begründet die Senkung der Beiträge mit einer fragwürdigen Annahme, wonach die Investitionskosten im April 2020 um über neun Prozent tiefer liegen würden als im Vorjahr. Das ist jedoch äusserst unwahrscheinlich.

DIE REISE GEHT WEITER Davon unbeeindruckt geht der Ausbau der Solarenergie in der Schweiz weiter voran, wenn auch nicht so schnell wie erforderlich.


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Solare Vorzeigeprojekt sind auch im landlichen Raum möglich.

sind knapp 10 TWh mehr als der gesamte Schweizer Jahresverbrauch 2018. Während früher Solarpanels schnell und einfach auf bestehende Dächer aufgesetzt wurden, können heute Photovoltaikmodule in unterschiedlichen Formen und Farben in das Gebäude integriert werden. Was jetzt noch fehlt, ist die konsequente Ausrichtung der Architektur an der Umwelt.

nander und bevorzugen die solare Technik als Baumaterial. Der Gestaltungsprozess bei der Integration von Photovoltaikmodulen kann von der Architektur oder der Technik her geprägt werden. Solaranlagen können unscheinbar in Gebäude integriert werden, oder man geht in der Gestaltung ganz bewusst in die ästhetische Offensive.

ENERGIEAUTARKES VORZEIGEPROJEKT

Solare Architektur führt zudem auch zu mehr Wohlbefinden. Wenn Architekten die Sonne in alle Betrachtungen des Bauobjekts mit einbeziehen, so kann nicht nur Energie produziert, auch das Tageslicht kann in den Räumen für mehr Helligkeit genutzt werden, was wiederum zum besseren Wohlbefinden beiträgt.

Gebäude in der Schweiz sind wie länger wie mehr nicht nur Energie-Konsumenten, sondern auch -Produzenten. Sogenannte Prosumer. Mittels Photovoltaik kann ein Gebäude einen Teil der benötigten Energie selber produzieren, in einigen Fällen geht das sogar so weit, dass das Gebäude komplett autark ist.

Es gilt hier immer wieder zu betonen, dass der Einsatz von Photovoltaik aus ökologischen und energetischen Gründen sinnvoll ist. Die Sonne scheint auf fast jedes Dach und auf die meisten Hausfassaden. Gemäss Mitteilung vom Bundesamt für Energie könnten in der Schweiz pro Jahr rund 67 TWh Solarstrom produziert werden. Das

Bereits 2016 wurde in Brütten das erste energieautarke Mehrfamilienhaus der Welt gebaut. Es ist ein Vorzeige- und Leuchtturmprojekt im besten Sinne. Inzwischen gibt es auch einige mehr, wie der Solarpreis von 2019 belegt. Ein Gebäude ohne Anschluss für Strom, Gas oder Öl: Die Photovoltaikmodule auf dem Dach und an der Fassade versorgen das Gebäude mit der nötigen Energie, fallen aber kaum auf. Von aussen wirkt das Mehrfamilienhaus wie ein normales, modernes Wohnhaus. Die aus den PV-Modulen gewonnene Energie wird in einen intelligenten Kurzzeitspeicher und in einen Langzeitspeicher mit Wasserstoff und Brennstoffzellen gespeichert. Das Haus wurde nur mit bestehender Technologie erbaut. Neu ist aber die Kombination der bereits vorhandenen Lösungen zu einem energieautarken Gebäude1.

SOLARE ÄSTHETIK Immer mehr Architekten setzen sich mit dem Thema Photovoltaik intensiv ausei-

UNABHÄNGIGKEIT UND GERINGERE ENERGIEKOSTEN Wer seine eigene Energie produziert, der wird unabhängiger von steigenden Energiepreisen und wird in Sachen Energie selbstständiger, was dem Hausbesitzer ein besonders gutes Gefühl gibt. Weiter wird die Umwelt geschont, und in einem Solarhaus fallen deutlich geringere Nebenkosten an, was die ganzen Anstrengungen in der solaren Architektur auch finanziell interessant macht. Möchte der potenzielle Kunde erfahren, welche gestalterischen Möglichkeiten er mit seiner Photovoltaik hat? Gerne begleiten die Verantwortlichen von Helion die Kunden durch den ganzen Projektablauf. Der Bogen spannt sich ganzheitlich von der Beratung über die Planung bis zur Umsetzung und Wartung.

ANMERKUNG 1) Mehr dazu: https://www.helion.ch/batteriespeicher-mehrfamilienhaus/

Bouygues E & S InTec Schweiz AG | Geschäftseinheit Helion | Tel. +41 (0) 32 677 04 06 | info@helion.ch | www.helion.ch

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GEGENSÄTZE ZIEHEN SICH AN DER IMMENSEE UND DER FEUERRING von Georg Lutz

In Immensee vor dem Wasser des Zugersees und dem Massiv der Rigi bündeln sich die Schweizer Gegensätze, die sich trotzdem produktiv anziehen können. Auf der einen Seite sind die Berge sehr hoch und steil – alles ist eng. Auf der anderen Seite können wir unseren Blick über das Wasser schweifen lassen. Auch historisch können wir hier binäre Bilder auffahren. «Durch diese hohle Gasse muss er kommen. Es führt kein andrer Weg nach Küssnacht», ist ein viel zitierter Satz. Es geht um einen Hohlweg zwischen Küssnacht und Immensee. In der Hohlen Gasse soll Wilhelm Tell 1307 den habsburgischen Landvogt Hermann Gessler erschossen haben. In Friedrich Schillers Drama «Wilhelm Tell» lässt sich das nachlesen. Die hohle Gasse war sehr eng und von steilen Bergen umgeben. Dichterfürst Goethe hat eher den Blick schweifen lassen: «In Immensee gingen wir zu Schiff und fuhren in nördlicher Richtung nach Zug. Links ward ein Sandstein gebrochen.» In Immensee liegt auch die Wiege des Feuerrings, der ja ebenso mit Gegensätzen arbeitet. Wir waren mal wieder zu Besuch.

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© Dennis Savini

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Bei der Firma Isenschmid AG in Küssnacht am Rigi entsteht ein Feuerring.

PURE LEBENSKULTUR DIE INSPIRATIONEN DER FEUERRINGE von Georg Lutz

Wir haben uns mal wieder auf eine kulinarische Reise nach Immensee begeben. An einem lauen Oktobertag lodern die Feuer im Feuerring. Es geht um die Kombination von Wärme, Licht, Geselligkeit und Genuss. Vorher besichtigten wir noch die Firma Isenschmid AG in Küssnacht am Rigi – dort werden die Feuerringe gefertigt. Um die Mittagszeit waren wir wieder in Immensee und genossen das kulinarische Zelebrieren, beispielsweise vom Hexer aus dem Entlebuch.

D

as Immenseer Atelier der Firma Feuerring ist mit den Jahren gewachsen. Neue Anbauten sind entstanden und inzwischen können die Besucherinnen und Besucher die Feuerringe auch vertikal gestapelt bewundern. Das war 2014 und 2017, als wir zuletzt dort zu Besuch waren, noch etwas kleiner dimensioniert. Was sich nicht verändert hat, ist die Philosophie. Am 24. Oktober 2019 war der Ort wieder ein Erlebnis für alle Sinne. Die feinen Holzfeuer wiesen uns den Weg, dann erlebten unsere Nasen kulinarische Geruchsflashs. Gemüse in allen bunten Schattierungen, Hirschbraten und vieles mehr –

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auch die sinnlichen Wahrnehmungen des Gaumens kamen nicht zu kurz. Der Ursprung der Feuerringe lag in der Unzufriedenheit des Vaters des Feuerrings, Andreas Reichlin. Das direkte Grillen verdarb ihm Magen und Genuss. Das war die Geburtsstunde des indirekten Grillens mit dem Feuerring. Wer indirekt grillt, entscheidet sich für die schonende Zubereitung wertvoller Lebensmittel. Das Original Feuerring bietet perfekte Voraussetzungen: unterschiedliche Temperaturzonen, die man gemäss den Erfordernissen des jeweiligen Grillguts nutzen kann:

scharfes Anbraten, Niedergaren, Dünsten, Räuchern, Flambieren... Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Ob Vorspeisen, Hauptgänge oder Desserts – auf dem Feuerring ist fast alles möglich. Seit 2009 präsentieren Andreas Reichlin, Beate Hoyer und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den patentierten Feuerring als Ersten seiner Art auf dem Markt. Inzwischen gibt es viele Plagiate, die sich aus der Philosophie wie einem Gemischtwarenladen bedienen. Allerdings kommt keiner an die Perfektion in Qualität, Form und Funktion des Feuerrings heran.


© Dennis Savini

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Stefan Wiesner (links) und Andreas Reichlin in Aktion.

DAS ORIGINAL ENTSTEHT Bei unserem Besuch sind wir zunächst in den Produktionshallen. Ring und Schale werden bei der Firma Isenschmid AG in Küssnacht am Rigi zu einer Form verschweisst. Mit Heiri Gisler und Firma Isenschmid hat der Feuerring qualifizierte Fach-

leute und Partner gefunden, welche die hohen Qualitätsstandards des Künstlers Reichlin umsetzen. Es zeigt sich wieder einmal, dass je einfacher eine Form ist, desto besser «funktioniert» sie in verschiedenen Kontexten. So passt der Feuerring in einen historischen Raum genauso wie in moderne Architektur. «Der Feuerring hätte schon vor 300 Jahren funktioniert und tut dies auch in 300 Jahren», betont Reichlin. Reduktion ist ein zentrales Thema neben dem der verwendeten Materialien. Gute Architektur funktioniert unter dem Aspekt der Materialehrlichkeit und Reduktion auf das Wesentliche. Und immer wieder wird das Qualitätsversprechen erläutert. So betont dann auch Andreas Reichlin bei der Führung durch die Produktionsstädte: «Wir hatten noch keinen einzigen Garantiefall.» Auch Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema. Immer wieder suchen die Verantwortlichen nach innovativen Lösungen. Ein Beispiel ist die Verpackung. Aktuell wird der Feuerring in einer Holzkiste angeliefert, die Brennmaterial für das erste Feuer im Feuerring darstellt.

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Chris Züger füllt die kulinarischen Möglichkeiten der Feuerringe voll aus.

© Georg Lutz

Stefan Wiesner ist der kulinarische Hexer und überrascht nicht nur mit seiner ungewöhnlichen Art zu grillen, sondern auch mit seinem Wissen.

Andreas Reichlin ist Stahlplastiker und Erfinder des Feuerrings.

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Das Atelier in Immensee ist ein Ort der Begegnung.


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PERSONEN UND KULTUR In den letzten Jahren sind Rezeptebücher / Ideengeber unter dem Titel «Feuer & Ring» erschienen. Sie bilden die Basis, um das Thema «Kulinarisch Grillieren» in der Gesellschaft zu verankern. Judith Gmür-Stalder hat das Buch RING mit Rezepten befüllt. Sie züchtet in ihrem Garten immer wieder neue Grundlagen für den Feuerring. Chris Züger verantwortete das Buch Feuer mit seinen Rezepten. Herausgeber sind Andreas Reichlin mit Beate Hoyer. In einigen Monaten erscheint ein neues Buch, welches das Thema Gemüse auf dem Feuerring aufgreift. An diesem Punkt wird deutlich, wie wichtig Persönlichkeiten sind, die die Philosophie tragen und praktisch umsetzen. Das trifft auch auf Chefkoch Chris Züger zu, der inzwischen Kochevents mit dem Feuerring anbietet. Er bewirtete uns auch am 24. Oktober.

DER HEXER Der Höhepunkt am 24. Oktober war aber der kulinarische Auftritt von Stefan Wiesner, dem Hexer aus dem Entlebuch. Ein Koch mit einer derartigen Bandbreite an Wissen

haben wir noch nie erlebt. Bei ihm geht es um die Reaktivierung der mittelalterlichen Elemente wie Feuer, Wasser und Erde. Diese werden dann aber mit Philosophen der Aufklärung in Verbindung gebracht. Kochen ist für ihn ein Zusammenspiel aus Ethik, Ökologie, Kultur, Architektur, Ästhetik und Kunst. Wiesner kocht mit Moosen, destiliert Holz und Steine. Zunächst zeigt er seinem Publikum aber, wie es sich anhört, wenn das Wasser von den Wurzeln durch das Bauminnere zieht. Das ist hier nun kein esoterisches Proseminar, sondern Ergebnis eines Forschungsprojektes von der ETH Zürich. Optisch überrascht er sein Publikum mit einem kultisch keltischen Feuerzauber. Da stehen Münder, Ohren und Augen staunend offen, und wir haben viel Erzählstoff bei der Heimfahrt.

GEORG LUTZ ist Chefredaktor von bauRUNDSCHAU. www.feuerring.ch

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© Shutterstock, Photographee.eu

GARTEN

Grünpflanzen zum Wohnen – moderner, als manche denken …

REVOLUTION IM WOHNZIMMER GRÜNER WOHNEN von Judith Supper

Jetzt, wenn die Pflanzen aus dem Garten an Bedeutung verlieren, stehen die Innenräume im grünen Mittelpunkt. Ficus, Philodendron und Fensterblatt feiern ihr Revival. Als Bestandteil des modernen Lifestyles sorgen sie nicht nur für optische Reize, sondern wirken sich auch positiv aufs Raumklima aus. Im Trend ist alles, was gefällt und in der Gärtnerei oder aus dem eignen Garten erhältlich ist.

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ie Sehnsucht nach Grün ist im Menschen tief verankert. Sie lässt sich nicht nur draussen in der Natur, sondern auch im Wohnraum stillen. Bereits einige wenige Zimmerpflanzen sorgen für eine entspannte, gemütliche Atmosphäre. Die Zeiten, in denen Zimmerpflanzen als etwas altmodisch oder gar spiessig galten, sind längst vorbei. Gummibaum, Fensterblatt und Ficus sind wieder zurück und haben einen mächtigen Imagewandel vollzogen. Schaut man sich in den Sozialen Medien um, wird schnell klar: wohnen ohne Pflanzen? Geht gar nicht!

DAS LICHT IST ENTSCHEIDEND Welche Pflanzenarten es in die eigenen vier Wände schaffen, hängt zum einen von den Lichtverhältnissen, aber auch vom

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persönlichen Geschmack und den jeweiligen Modeströmungen ab. Vom grossblättrigen Philodendron über den FicusBonsai bis hin zum Zimmerefeu, der mit seinen filigranen Blättern das Büchergestell ziert: Raumgrün sorgt für Individualität und bringt viel Leben. Nebst klassischen Blattpflanzen ist als Blickfang auch Blühendes gefragt, etwa auf dem Schreibtisch oder auf der Fensterbank. An hellen Standorten ohne direkte Sonneneinstrahlung gedeihen beispielsweise Orchideen wie Phalaenopsis oder die exotisch anmutende Medinilla mit ihren rosafarbenen Blütenrispen. Selbst in der Küche und im Badezimmer muss niemand auf grüne Mitbewohner verzichten. Gerade im Bad finden viele Pflanzenarten ideale Wachstumsbedingungen vor. So fühlen sich etwa

der Frauenhaarfarn (Adiantum) oder das Einblatt (Spathiphyllum) in den eher schattigeren Räumen mit relativ hoher Luftfeuchtigkeit sehr wohl.

FÜR JEDE PFLANZE DAS PASSENDE GEFÄSS Fast ebenso wichtig wie die Pflanze selbst ist das Gefäss, in dem sie wächst. Je nach Wohnstil passt entweder ein einfarbiger Topf oder auch etwas Buntes mit orientalisch inspiriertem Muster. Dabei darf man weder die Raumgrösse noch die Proportionen von Topf und Pflanze aus den Augen verlieren. Für ein harmonisches Bild müssen sie miteinander korrespondieren. Gefragt sind leichte Materialien, damit sich Gefäss und Pflanze bei Bedarf ohne grossen Kraftaufwand auch einmal verrücken lassen.


© Picturegarden, Rohner

1000-mal gesehen und immer noch ein Traum: Schmetterlings-Orchideen (Phalaenopsis).

© Picturegarden, Rohner

Manchmal macht es die Wuchsform: Stämmchen von Philodendron bipinnatifidum «Xanadu».

© Picturegarden, Rohner

© Picturegarden, Rohner

GARTEN

Es gibt kaum Pflegeleichteres als ein derartiger Baumfreund-Busch. © Picturegarden, Rohner

Zimmerpflanzen sind wahre Multitalente. Nebst ihren optischen Reizen haben sie auch ganz viele praktische Vorteile: Sie wirken sich positiv aufs Raumklima aus, spenden Sauerstoff, binden Feinstaub und filtern Schadstoffe aus der Luft. Eine Studie der NASA («NASA Clean Air Study») belegt, dass eine ganze Reihe von Zimmerpflanzen, darunter die ZwergDattelpalme, die Grünlilie oder der Philodendron in der Lage ist, Giftstoffe wie Formaldehyd aus der Luft abzubauen. Ebenso sorgen Zimmerpflanzen rund ums Jahr für eine ausgeglichene Luftfeuchtigkeit. Zahlreiche Gründe also, sein Zuhause möglichst grün zu gestalten. Die vielen positiven Eigenschaften machen Zimmerpflanzen zu unverzichtbaren Wohnpartnern.

Zahlreiche Töpfe sind heute von Haus aus mit Giesssystemen ausgestattet. Ein im Gefässboden integriertes Wasserreservoir stellt sicher, dass den Pflanzen immer genügend Nachschub zur Verfügung steht. Automatisch wird angezeigt, wenn die Zeit gekommen ist, Wasser nachzufüllen. Ferienabwesenheiten von rund zwei Wochen sind damit in der Regel problemlos möglich. Um generell die Giessintervalle etwas zu verlängern, ist auch der Einsatz wasserspeichernder Substrate eine gute Lösung. Sie sind so zusammengesetzt, dass sie die Feuchtigkeit besonders lange zurückhalten können. Wer unschlüssig ist, wann der richtige Zeitpunkt zum Giessen der Zimmerpflanzen gekommen ist, hat die Option, auf modernste technische Hilfsmittel zurückzugreifen. Im Handel sind verschiedene Feuchte-Sensoren erhältlich, die man im Wurzelbereich der Zimmerpflanzen in die Erde steckt. Via Bluetooth findet automatisch eine Datenübertragung aufs Smartphone statt, und die zugehörige App meldet, ob die Pflanze im Wohnzimmer durstig ist.

FACHBERATUNG LOHNT SICH

Ficus «Ginseng» ist die allgegenwärtige Birkenfeige im Kleinformat.

PFLANZLICHE LUFTVERBESSERER

DAS GIESSEN NICHT VERGESSEN

Auf der Suche nach Zimmerpflanzen und passenden Gefässen empfiehlt sich der Gang in die Gärtnerei oder ins Fachgartencenter. Hier gibt es nicht nur eine grosse Anzahl verschiedener, teils auch rarer Pflanzenarten, sondern auch das entsprechende Know-how. Kauft man seine Zimmerpflanzen in einem Fachbetrieb, geht man sicher, dass es sich um gut gepflegte Qualitätsware handelt. Es lohnt sich, eine Beratung in Anspruch zu nehmen, um mit jenen Gewächsen nach Hause zu kommen, die mit den gegebenen Standortbedingungen und dem eigenen Giessverhalten auch zurechtkommen. So ist sichergestellt, dass der urbane Dschungel über lange Zeit glücklich macht.

JUDITH SUPPER ist freie Medienschaffende bei JardinSuisse Die Medinilla, ein fernöstlicher Blütentraum, der in der Pflege allerdings Feingefühl verlangt.

www.jardinsuisse.ch

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WOHLIG UND HEIMELIG RICHTIG DÄMMEN, ABER WIE? von Anna Meister

Am Anfang war das Fell. Als die Menschheit noch nomadisch gelebt hatte, wurden Felle, Leder und Wolle als Schutz vor täglicher Wärme und nächtlicher Kälte verwendet. Über Holz, Erde, Zellulose, Kork, Ziegel, Asbest, Glasfaser und diverse Kunststoffe hat die Bauindustrie über die Jahrhunderte schon einiges an Dämmmaterialien verwendet. Nicht ganz neu, aber dennoch im Kommen sind heutzutage nachhaltige Materialien wie Schafwolle. Da in der Schweiz rund 450 ’000 Schafe weiden, geht dieses Dämmmaterial auch so schnell nicht aus. Aber auch Aerogel mit Poren im Nanometerbereich erfreut sich grosser Beliebtheit. Durch Brandklasse A2 ist es nur schwer entflammbar und es altert nicht. Doch welches Material eignet sich am besten für welches Gebäude? Tatsächlich existiert keine pfannenfertige Lösung; jedes Projekt muss individuell betrachtet werden. Ausgabe 04/2019 // Seite 77


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«WEG VOM BIRKENSTOCK-IMAGE» VON FELL ÜBER ASBEST ZUR WOLLE von Anna Meister

Ob Wolle, Aerogel oder Beton – die Möglichkeiten, ein Gebäude dämmen zu können, sind heutzutage vielfältiger als je zuvor. Besonders im Kommen sind zurzeit natürliche Materialien wie beispielsweise Dämmwände aus Schafwolle. Mit der Schweizer Energiewende sind aber nicht nur natürliche Materialien auf dem Vormarsch, auch einige Herausforderungen bahnen sich an.

Schafwolle ist in der Schweiz in Hülle und Fülle vorhanden.

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eutzutage stehen die unterschiedlichsten Materialien zur Verfügung, um ein Gebäude zu dämmen. Der Kurs Dämmung 4.0 von energie-cluster.ch präsentierte im Oktober in Zürich die vielfältigen Möglichkeiten. Durch die Energiestrategie 2050, ausgelöst durch die Reaktorkatastrophe von Fukushima im Jahre 2011, wurden diverse Massnahmenpakete geschnürt: Eines zielt darauf ab, die Energieeffizienz zu steigern und den Ausbau der erneuerbaren Energien zu fördern. Seit 2009 können die Betreiber von Solaranlagen beispielsweise eine Einspeisevergütung beantragen.

gung abhängig, was sich erheblich auf den zu erreichenden Uw-Wert des (Dach-)Fensters auswirkt. In der Praxis ist dies allerdings meist nicht so leicht umzusetzen. Bei grossen Fensterfronten beispielsweise können die Anforderungen mit Zweifach-IV nicht eingehalten werden, und auch mit Dreifach-IV wird es durch den Kaltluftabfall erschwert. Denn gemäss SIA 180 darf ein Fenster mit Uw 0.9 W / m2k bei minus fünf Grad Celsius Aussentemperatur nur maximal eine Höhe von 1.5 Metern aufweisen, ansonsten ist der Kälteabfall zu hoch. Somit sinkt auch das Wohlgefühl im Gebäude.

Für die Dämmungsbranche bringt dies einige Herausforderungen mit sich und stellt sie vor einige Erschwernisse: Reicht ein Treppenhaus und/oder ein Aufzugsschacht von einem beheizten Geschoss in ein unbeheiztes Untergeschoss, gelten bei den umschliessenden Bauteilen im Untergeschoss die Einzelbauteil-Anforderungen. Der Grenzwert für Fenster muss unabhängig von der Neigung des Fensters eingehalten werden. Der Ug-Wert ist von der Nei-

Doch wann kommt welches Dämmmaterial zum Einsatz? Wo werden nur acht Zentimeter Aerogel benötigt, wo 65 Zentimeter Sichtbeton? Hier kommt es auf den Auftrag an sich an (vgl. dazu auch das Interview mit Stefan Bürkli auf Seite 122). War zum Beispiel beim Neubau eines Mehrfamilienhauses mit dem Minergie-P-A-Label nur eine dünne Schicht Aerogel vonnöten, so braucht man für den Neubau des Tanzhauses in Zürich dicke Schichtbetonmodule.

GESCHICHTE DES DÄMMENS

Tatsächlich ist jedoch, so Bürkli, meist der Fall, dass eine Kombination unterschiedlicher Dämmlösungen eingesetzt wird. Was die Wärmeleitung angeht, so ist sie bei Naturmaterialien am höchsten. Das war den Menschen bereits vor über 7 000  Jahren bekannt, wurden die ersten Behausungen doch mit Fell, Leder und Wolle vor Kälte geschützt. Später kamen dauerhaftere Materialien wie Erde, Holz, Stein und Ziegel zum Zuge, gepaart mit pflanzlichen Fasern aus Stroh, Seegras oder Reet. Von 1870 bis 1950, im Zuge der Industrialisierung, fing man an, mit Zellulose, Kork und Holzwolle zu dämmen. Auch hohle Ziegel, mineralische Materialien wie Mineralwolle, Asbest und Glasfasern kamen auf. Kunststoff und Kunstschaum hatten ihren Höhepunkt von 1950 bis in den Anfang der 2000er-Jahre. Ab dem Zeitpunkt rückte die Nachhaltigkeit in den Fokus: Auf einmal kamen Dämmwände aus Schafwolle oder Aerogel dazu. Letzteres wiederum ist als Monolith, Granulat, Rollen, Platten, Dämmputz oder gar als transluszente Elemente erhältlich.

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Haus sanieren. Energie und Geld sparen. Das Gebäudeprogramm unterstützt energetische Sanierungen finanziell. www.dasgebaeudeprogramm.ch Ausgabe 04/2019 // Seite 79


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Ein beliebtes Dämmmaterial: Wolle.

KEINE HIPPIEBEWEGUNG MEHR Die Dämmung mit Schafwolle steckt in der Schweiz noch in den Kinderschuhen. Doch langsam, aber sicher kommen Firmen wie Fisolan beispielsweise vom «BirkenstockImage» weg. Die Motivation, sich als David gegen die Goliaths der Dämmbranche beweisen zu können, ist vorhanden und ist gross. Heutzutage ist in, wer natürlich dämmt. Damit kann sich Schafwolle immer besser behaupten. Fisolan selbst arbeitet mit 100 Prozent Schweizer Schafwolle von rund 450’000 Schweizer Schafen. Schafwolle ist schwerer brennbar als andere Materialien, sei sie zum Fugenzopf oder zur Dämmplatte verarbeitet. Sie ist grifffest und wird mit Stützfasern verstärkt. Zudem ist sie ein natürlicher Schutz gegen Motten, und in der Zopfform ist kein Verknoten möglich. Ein Wollpullover mit einem Gewicht von einem Kilogramm kann bis zu 0.3 Liter Luftfeuchtigkeit aufnehmen, ohne dass er sich feucht anfühlt. Dies ist insbesondere auf die Hohlräume im Faserinnern zurückzuführen.

ANNA MEISTER ist Redaktorin bei bauRUNDSCHAU. Weg vom Hippie-Image: Dämmen mit Schafwolle ist im Trend.

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www.energie-cluster.ch


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DAS GESAMTE BETRACHTEN WARUM ES DIE EINZIG WAHRE DÄMMLÖSUNG NICHT GIBT Interview mit Stefan Bürkli von Manuel Pestalozzi

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egelmässig hört man, dass bei der Isolierung der Gebäude in technischer Hinsicht das Machbare erreicht ist und der angemessene Umgang mit den angebotenen Lösungen im Vordergrund stehen sollte. Allerdings braucht es dafür eine gute Übersicht über das Angebot. Und noch immer erscheinen neue Produkte auf dem Markt, die Nischen finden und Bedarfslücken optimal füllen – insbesondere bei Gebäudesanierungen. Der Tageskurs «Dämmung 4.0» vom 24. Oktober 2019 von energie-cluster.ch warf ein Schlaglicht auf die aktuellen Entwicklungen. Als Bauphysiker setzte sich Stefan Bürkli in seinem Referat mit der Bedeutung der Dämmstärke auseinander. Das Angebot von Dämmstoffen ist heute breit wie nie. Traditionellen, «natürlichen» Materialien wie Schafwolle stehen Hightech-Erzeugnisse wie Aerogel gegenüber. Wie behalten Sie die Übersicht? Wir bekommen immer wieder Anfragen, ob wir spezielle Bauprojekte begleiten könnten, beispielsweise denkmalgeschützte Altbauten, Hybridbauten, etwa in Holz-BetonBauweise, oder Pilotprojekte. Hierfür stellen sich regelmässig alternative Dämmstoffe als ideale Lösung heraus. In diesem Fall lohnen sich für uns individuelle Recherchen, Absprachen unter Kollegen oder Weiterbildungskurse. Als Bauphysikexperte müssen Sie Ihre Kundinnen und Kunden schnell über die Vorzüge oder auch Nachteile bestimmter Produkte oder Lösungen informieren. Haben Sie dafür ein System oder simple Leitsätze? Als wesentlich erachte ich, dass die Rahmenbedingungen des zu dämmenden Bauteils genau bekannt sind: der Standort, die Nutzung, der Zustand der allfälligen bestehenden Bausubstanz etc. Mit diesen Informationen lassen sich die möglichen Dämmkonzepte bauphysikalisch, bautechnisch und wirtschaftlich einstufen. Je mehr

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über eine Situation bekannt ist, desto klarer kristallisiert sich die ideale Lösung heraus. Unter «Dämmung 4.0» versteht der energie-cluster.ch auch die Kombination von unterschiedlichen Dämmlösungen an einem Objekt. Wie häufig finden solche gemischten Lösungen Anwendung? Praktisch an jedem Gebäude ist dies der Fall. Mit dem Ziel vor Augen, ökologisch und ökonomisch nachhaltige Gebäude zu realisieren, kommen innerhalb eines Objekts meistens unterschiedliche Dämmmaterialien zum Einsatz. Eine Grosszahl der heutigen Gebäude sind Monsterhybride, die aus zig Baumaterialien bestehen. Um die genannten Ziele zu erreichen, ist diese Vielfalt oft sinnvoll. Dass das Gebäude am Ende seiner Lebensdauer korrekt demontiert wird, dass man die Materialien trennt und diese im Kreislauf enthalten bleiben, erachte ich umso mehr als zentral. Dies umzusetzen, ist nicht immer einfach. Aber deshalb planen wir fast ausschliesslich mit einschichtigen Dämmmaterialien, Sandwichplatten kommen kaum zum Einsatz. Wie wichtig ist Ihnen als Bauphysiker die gestalterische Wirkung von Dämmlösungen am Gebäude? Die gestalterische Wirkung ist selten ein Thema, da die Dämmung am fertigen Gebäude praktisch nie sichtbar ist. Geht es um Schichtdicken, wird im Normalfall über den Verlust von Fläche und Raum diskutiert. Werden geschützte historische Gebäude dämmtechnisch optimiert, möchten die für den Schutz zuständigen Behörden gerne ein Wörtchen mitreden. Welche Erfahrungen machen Sie in diesem Bereich? Jede am Bau beteiligte Gruppe, seien dies Architekten, Fachplaner, Behörden, Bauunternehmen oder die Bauherrschaft, hat ihre Grundsätze und eigenen Ideen. Diese alle unter einen Hut zu bringen, ist die grosse Herausforderung, aber auch das

Stefan Bürkli.

Spannende. Mit einem guten Dialog und gegenseitigem Verständnis ist dies praktisch immer möglich. Das tönt vielleicht nach einer diplomatischen Antwort, aber die Erfahrung machen wir eigentlich bei allen Projekten. Ihr Referat am Tageskurs «Dämmung 4.0» hatte den Titel «8 Zentimeter oder 65 Zentimeter  – Aerogel oder Dämmbeton?». Was möchten Sie mit dieser drastischen Gegenüberstellung bezwecken? Es gibt nicht die pauschal perfekte Dämmlösung. Jedes Objekt ist anders und für jedes Objekt gibt es die individuell optimale Lösung, es zu dämmen. Bei der Planung der Gebäudehülle, von der die Dämmung nur ein Element ist, gilt es, das Gebäude als gesamtes System zu betrachten. Und deshalb kommen vielleicht einmal 8 Zentimeter Aerogel und das andere Mal 65 Zentimeter Dämmbeton zum Einsatz. Und am allermeisten irgendetwas dazwischen.

Dieses Interview wurde ursprünglich auf www.energie-cluster.ch veröffentlicht.

STEFAN BÜRKLI ist BSc FH Holzbauingenieur und DAS FH Bauphysik, EK Energiekonzepte AG, Zürich. www.energiekonzepte.ch


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Einfache Montage der neuen DISSCO-Dämmplatten.

SICHERER SCHUTZ VOR FLAMMEN BRANDSCHUTZ FÜR MEHRSTÖCKIGE HOLZHÄUSER von Esther Schmid

Mehrstöckig und ganz in Holz gekleidet: Das neue Werkgebäude von Michael und Matthias Roth in Matten bei Interlaken stellt höchste Ansprüche an den Brandschutz. DISSCO wird diesen vollauf gerecht. Die neue Dämmplatte der Flumroc AG wurde speziell für brennbare Bekleidungen entwickelt und ist besonders einfach in der Anwendung.

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ehrstöckig und ganz in Holz gekleidet: Das neue Werkgebäude von Michael und Matthias Roth in Matten bei Interlaken stellt höchste Ansprüche an den Brandschutz. DISSCO wird diesen vollauf gerecht. Die neue Dämmplatte der Flumroc AG wurde speziell für brennbare Bekleidungen entwickelt und ist besonders einfach in der Anwendung. Mit hinterlüfteten Holzfassaden kennen sich Michael und Matthias Roth, Geschäftsinhaber der Roth Renovationen GmbH, aus. Ihr neuer, mehrgeschossiger Holzbau in Matten bei Interlaken forderte mit seiner Grösse die Brüder und Bauherren dennoch heraus: Für das Werkgebäude mit 14 Metern Höhe, knapp 800 Quadratmetern Grundfläche und geringem Gebäudeabstand gelten besonders strenge Brandschutzvorschriften. Schliesslich sollen die Mieter des Hauses in ihren Büros, Verkaufs-, Werk- und Wohnräumen künftig sicher sein vor Flammen. Ein verlässlicher Brandschutz war gefragt.

SPEZIELL ENTWICKELT Stefan Balmer, Verkaufsberater der Flumroc AG, brachte die Bauherren im Gespräch

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auf die richtige Spur: DISSCO, die neuste Dämmplatte der Schweizer SteinwolleHerstellerin Flumroc, wurde speziell für brennbare Bekleidungen entwickelt. Das Steinwollprodukt ist nicht brennbar und bietet mit einem Schmelzpunkt von über 1 000 Grad Celsius zusätzliche Sicherheit. Im System mit einer Flumroc-Dämmplatte 1 oder SOLO sichert DISSCO den Brandschutz bei hinterlüfteten, brennbaren Aussenwandbekleidungen. Sie erfüllt die Kriterien der feuerwiderstandsfähigen Dämmschutzschicht aus Baustoffen RF1 (nicht brennbar), welche bei Gebäuden ab mittlerer Höhe mit brennbaren Fassadenbekleidungen nach aktuellem Stand der Technik (gemäss LignumDokumentation Brandschutz) gefordert ist. Dies macht DISSCO zur idealen Ergänzung bei Holzbauten und auch bei Gebäuden mit geringem Abstand. Auch für das Werkgebäude in Matten erwies sich DISSCO als die beste Lösung.

EINFACH UND SICHER Für die Brüder Roth ein weiteres Plus: DISSCO kombiniert Wärmedämmung und Brandschutz in einer Platte. Ein bewusster

Entscheid der Flumroc AG: «Wir wollten ein Produkt entwickeln, das die Arbeit auf dem Bau erleichtert und gut und mühelos ist in der Anwendung», erklärt Verkaufsberater Stefan Balmer. DISSCO lässt sich unkompliziert auf den Holzständer klammern und

DÄMMPLATTE DISSCO Die DISSCO-Dämmplatte ist auf je zwei Seiten mit Nut und Kamm ausgerüstet, grossformatig erhältlich und ermöglicht eine einfache Montage. Sie wird mit einem Druckluftklammergerät werk- oder bauseitig direkt mit Breitrückenklammern auf die Holzkonstruktion geklammert. Wie alle Flumroc-Steinwolldämmplatten ist DISSCO formstabil, diffusionsoffen und nicht brennbar. Witterungseinflüsse während der Bauphase können der Dämmplatte kaum etwas anhaben. Es wird kein Windpapier auf der Dämmplatte DISSCO benötigt. Das Verarbeitungshandbuch ist kostenlos und kann über die Flumroc-Website heruntergeladen oder bestellt werden: https://www.flumroc.ch/downloads/


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ermöglicht so eine einfache Montage – bauoder werkseitig. Das Grossformat erlaubt eine zeitsparende Verlegung.

gute Sache. Bei den richtigen Partnern weiss man, dass es funktioniert.»

DAS OPTIMUM HERAUSGEHOLT

Flumroc haben wir geschätzt. Im gegenseitigen Austausch gelang es, das Optimum aus der neuen Dämmplatte für unser Gebäude herauszuholen.»

Sicher und unkompliziert, zudem formstabil und dank natürlichem Rohstoff einfach rückbaubar –  diese Kombination überzeugte Michael und Matthias Roth. Bedenken hatten die beiden bei der brandneuen Dämmplatte keine. «Wir kennen Stefan Balmer und die Flumroc AG. Empfehlen sie uns ein Produkt, wissen wir: Es ist eine

Die Bauherren haben ihren Entscheid nicht bereut. DISSCO hat sich beim mehrstöckigen Holzgebäude in Matten bestens bewährt: «Wir sind sehr zufrieden. Die Platten konnten wir direkt vor Ort mit der Handkreissäge zuschneiden und montieren. Das war eine kurze Sache. Auch die technische Beratung durch

Inzwischen ist der Aussenausbau beim Werkgebäude in Matten fertig. Die künftigen Mieter dürfen sich beruhigt einrichten: ob Kälte oder Hitze, Flammen oder Lärm von einer Helikopterbasis in der Nachbarschaft – die DISSCO-Dämmung hält äusseren Einflüssen optimal stand.

Fassaden-Querschnitt mit DISSCO-Dämmplatte, Hinterlüftungsraum und Holzbekleidung.

Der Aussenausbau des neuen Werkgebäudes ist abgeschlossen.

Flumroc AG I Postfach I CH-8890 Flums I Tel. +41 (0) 81 734 11 11 I info@flumroc.com I www.flumroc.ch

Wenn aus einzelnen Teilen etwas Großes wird. Egger Bauprodukte. www.egger.com/bauprodukte

Auf EGGER Bauprodukte kann man bauen. Unsere modulare Unternehmensarchitektur – und somit auch das Stammhaus in St. Johann in Tirol – ist der beste Beweis. Die Kombination aus OSB 4 TOP, DHF und Schnittholz bietet im flexiblen Holzrahmenbau eine einfache und nachhaltige Lösung. So wird aus vorgefertigten Elementen in kürzester Zeit etwas ganz Großes.

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INNOVATIVE ISOLIERUNGSPLATTEN HOCHEFFIZIENTE KÄLTE - UND WÄRMEDÄMMUNG von Lone K. Halvorsen

Das Unternehmen Neofas AG aus Tagelswangen steht seit über 25 Jahren für zuverlässige Produkte und innovative Lösungen in der Baubranche. Die Kerngeschäfte des Unternehmens umfassen die Bereiche Befestigungs- und Fassadentechnik, Fassadenbegrünung, Hochleistungswärmedämmung und die Bereitstellung von Speziallösungen für die Baubranche. Im folgenden Beitrag geht es um Isolierung und Dämmung.

Kelleraussenwand mit Anschlüssen für Fenster

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ie Unternehmensphilosophie wird sofort auf den Punkt gebracht. «Wir haben die Lösung!», so lautet der Slogan des Unternehmens, und die Aussage zeigt auch das Engagement, mit dem sich die Firma in der Fachwelt einen Namen geschaffen hat. Hier werden nicht nur die Produkte vertrieben, hier sind auch Fachleute vor Ort und unterstützen in jeder Situation.

POLYTON COMPACT VAKUTHERM DÄMMPLATTEN Die Polyton Compact Vakutherm Hochleistungswärmedämmplatten besteht aus dem Kernmaterial, pyrogenem Kieselpulver, das in einer Vakuumkammer in eine alubedampfte und gasdichte Hüllfolie eingeschweisst wird. Am Rand der Polyton Compact Vakutherm wird umlaufend ein PU (Polyurethan) als Schutz eingelegt und in der Fläche oben und unten eine vier Millimeter Recyclingplatte kaschiert, somit ist die

Platzsparende Balkontürleibung

Platte geschützt und formstabil. Durch dieses Einpacken der Vakutherm-Platten verringert sich der Lambda-Wert nur marginal auf ca. 0.009 Watt pro Quadratmeter und Kelvin (W / mK). Das Vakuum spielt dabei eine Schlüsselrolle, da durch den Alterungsprozess die Leitfähigkeit des Gases unterbrochen und der linear gemessene Lambda-Wert auf 0.007 Watt pro Quadratmeter und Kelvin (W / mK) gesenkt wird. Die Rohdichte liegt zwischen 180 und 220 Kilo­ gramm pro Kubikmeter (kg / m3). Das Produkt Polyton Compact Vakutherm wurde mit einem der führenden Systemhalter für WDVS (Wärmedämmverbundsystem) und der EMPA in Dübendorf auf sämtliche bauphysikalische Eigenschaften getestet und anschliessend für den Einsatz in Fassaden freigegeben. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Polyton Compact Vakutherm in diversen WDVS ein-

Plattenaufbau von Polyton Compact

gebunden werden kann; und zwar egal ob auf Beton, Backstein oder Holzwerkstoffplatten. Zudem kann es konventionell geklebt und verputzt werden. Zusätzlich sind die Platten in diesem Sandwich-Verfahren optimal geschützt und können ohne Probleme verarbeitet werden. Das Ausmass, die Planung und Schulung vor Ort übernimmt die Firma Neofas AG, somit ist ein unproblematischer Bauablauf sichergestellt. Ein Rundum-sorglos-Paket also.

DER LAMBDA-WERT Der Wärmeverlust eines Hauses wird in der Einheit Watt beschrieben, die keine Wärmemenge, sondern einen Wärmemengenstrom darstellt. Der Lambda-Wert wird deshalb in der Masseinheit W / (m2K) angegeben. Je geringer der Lambda-Wert ist, desto besser ist die Wärmedämmwirkung.

Neofas AG | Ringstrasse 24 | CH-8317 Tagelswangen | Tel. +41 (0) 52 354 51 00 | info@neofas.ch | www.neofas.ch

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Wer Ihnen sagt, dass alle Rollläden gleich sind wird auch behaupten, dass Zitronenfalter Zitronen falten können. Wir beweisen Ihnen gerne das Gegenteil mit unserem Regaroll® Komfort Rollladen.

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Insgesamt drei ISOshade®-Elemente mit Höhen von fast sieben Metern bilden die neue Glasfassade des Diözesanmuseums St. Afra in Augsburg.

ENERGIEEFFIZIENTE DOPPELFASSADE FÜRS MUSEUM ICONIC SKIN LIEFERT ISOSHADE® FÜR DIÖZESANMUSEUM ST. AFRA von Verena Simon

iconic skin hat für die Fassadensanierung des Diözesanmuseums St. Afra in Augsburg ISOshade®, das Isolierglas mit integriertem Sonnenschutz, geliefert. Insgesamt drei Elemente mit Höhen von fast sieben Metern bilden die neue, energieeffiziente Glasfassade. ISOshade® erfüllt höchste Anforderungen an Design und Transparenz. Gleichzeitig liefern die Elemente Wärme- und Schallschutz in Kombination mit variablem Sonnenschutz, um die sensiblen Exponate vor UV-Licht zu schützen. Seite 88 // bauRUNDSCHAU


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© BECKER LACOUR

m Jahr 2018 wurde das Diözesanmuseum St. Afra einer Sanierung unterzogen mit dem Ziel, die Energiekosten des Museums zu reduzieren. Dabei sollte auch die bisherige Glasfront energetisch optimiert und zum Schutz der ausgestellten Exponate vor Licht mit einem variablen Sonnenschutz ausgestattet werden. Gleichzeitig war eine ansprechende, homogene Optik gewünscht, um Besucher willkommen zu heissen. Mit ISOshade® kam eine Lösung, die Sonnen-, Wärmeund Schallschutz in einer kompakten Bauweise vereint, ins Spiel.

LICHTSPIELE IM MUSEUM «Im Museum stehen wir vor verschiedenen Herausforderungen. Besuchern möchten wir eine angenehme Tageslichtstimmung bieten, gleichzeitig aber sensible Exponate vor Sonneneinstrahlung schützen. Mit dem Isolierglas haben wir die für uns passende Lösung gefunden. Der integrierte Raffstore lässt sich witterungsunabhängig bewegen. Selbst bei Schneefall oder stärkerem Wind lässt sich die Anlage justieren und störende Geräusche der Lamellen entfallen. Ein für die Exponate geeignetes Raumklima kombiniert mit effizientem Blendschutz war unsere Vorgabe, die ISOshade® hervorragend erfüllt», so Melanie Thierbach, Leiterin des Diözesanmuseums. Konzipiert wurde die Fassade als SGFassade. Drei Elemente in der Ausführung ISOshade® RS mit integriertem Raffstore und je einer Höhe von 6.7 Metern bilden die Fassade. Durch die verstellbaren Lamellen lässt sich der Licht- und Energieeintrag komfortabel steuern. Der Glasaufbau wurde entsprechend den PerformanceAnforderungen gewählt: Rauminnenseitig besteht die Verglasung aus einer Dreischeiben-Wärmeschutzisolierverglasung und liefert einen Ug-Wert von 0.6 W / (m²K). Aussenseitig ist eine Verbundsicherheitsscheibe mit einbruchhemmender Funktion

ISOshade® erfüllt höchste Anforderungen an Design und Transparenz.

angebracht. Diese schützt auch den integrierten Sonnenschutz vor Schmutz, Wind und Wetter.

OHNE ENERGIEVERBRAUCH Die ISOshade ® -Fassade ist eine geschlossene Doppelfassade, die nach einem bauphysikalischen Prinzip funktioniert. In der Regel nutzen geschlossene, doppelschalige Fassaden ein energieintensives Druckausgleichssystem: Getrocknete Luft wird über einen Kompressor und ein Leitungssystem eingeleitet, um Kondensatfreiheit im Zwischenraum zu erreichen. Bei ISOshade® regelt ein volumenabhängiger Mechanismus selbstständig den Druckausgleich in der Kavität. Dadurch entfallen Anschaffungs-, Montage- und Baukosten für etwaige Belüftungs- und Leitungssysteme, gleichzeitig reduzieren sich die Betriebskosten über

den Lebenszyklus hinweg. Für das Diözesanmuseum wurde ISOshade® in einer Übergrösse angefertigt, sodass die Elemente durchgängig vom Boden bis zur Decke spannen. Jedes Element wurde am Kopf- sowie am Fusspunkt befestigt. Im Anschluss wurden die vertikalen Fugen zwischen den drei Elementen versiegelt. Innerhalb eines Tages war die komplette Fassade verschlossen. Montiert wurde die Fassade vom Metallbauunternehmen Bernd Zienert aus Erlangen.

VERENA SIMON ist Marketing-Managerin bei iconic skin. www.iconic-skin.com

Die ARCHOBAU AG unterstützt Sie als Generalplaner im Bau- und Projektmanagement, bei der Kostenplanung sowie beim Controlling und Projektrechnungswesen. Chur Poststrasse 43, 7000 Chur

Zürich Eichstrasse 27, 8045 Zürich

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Kontakt +41 81 255 88 88 / www.archobau.ch


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Grosse Gebäude benötigen grosse Bauteile: Für die Aussenfassade des BZU hat die Werkstätte Liechtblick mehrere grosse Elemente verbaut.

3-D-FASSADE FÜR USTER WERKSTÄTTE LIECHTBLICK KREIERT EINZIGARTIGE AUSSENANSICHT von Patrick Ehrat

Im neuen Bildungszentrum Uster BZU sind Kantonsschule, Berufsfachschule und Höhere Fachschule neu unter einem Dach vereint. Eröffnet wurde das neue Lernzentrum im Frühling 2019. Rund 2 300 Lernende und etwa 2 000 weitere Personen von anerkannten Lehrgängen und Weiterbildungskursen erweitern ihr Wissen in diesem faszinierenden Neubau, der von einer architektonisch markanten 3-D-Fassade umhüllt wird.

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as Gebäude des Bildungszentrums Uster (BZU) besteht aus einem Ringtrakt, der den offenen Hof umschliesst, und einem angrenzenden Sporttrakt. Drei überdachte Durchgänge vernetzen das BZU mit dem Quartier und dem Park. Teile des Vorgängerbaus aus den 70er- und 80er-Jahren wurden nahtlos in den neuen Gebäudekomplex integriert. Im Erdgeschoss sind die gemeinsamen Nutzungen wie Mediathek, Mensa und Naturwissenschaften angeordnet. Offene Treppen führen hoch in die beiden Ober-

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geschosse, in denen alle Klassen-, Vorbereitungs- und Verwaltungsräume aufgereiht sind. Die von spannenden Raumfolgen und abwechslungsreichen Blickbeziehungen geprägte ringförmige Erschliessung bietet lichtdurchflutete Begegnungs- und Aufenthaltsbereiche. Die Eingangshalle mit dem opulenten Wandbild, die zweigeschossige, rundum verglaste Mensa mit dem abstrahierten Blätterdach, die ganz mit Holz ausgekleidete Aula und die Mehrzweckhalle mit der offenen Zuschauergalerie aus Sichtbeton bilden differenzierte Höhepunkte.

FASSADE MIT WIEDERERKENNUNGSWERT Von Anfang an war klar, dass das BZU ein raffiniertes Kleid mit hohem Wiedererkennungswert erhalten soll. Geplant und dann auch realisiert wurde die Gebäudehülle als dreidimensionale, hinterlüftete Fassade aus ALUCOBOND® von der Allega GmbH. Dieses Material – eine Aluminium-Verbundplatte mit mineralischem, nicht brennbarem Kern – ist leicht, robust und sehr präzise formbar. Letzteres war unbedingt nötig, denn wie gewoben umhüllen präzise gefügte und gekantete, schräg ge-


© Peter Schäublin

© Peter Schäublin

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stellte, spitz zulaufende und seitlich versetzte Fassadenelemente das BZU. Elegant metallisch schimmernde Flächen spielen mit Leichtigkeit und Schwere, mit Licht und Schatten und mit den Umgebungsfarben. Je nach Lichteinfall und Wetter leuchtet die Fassade mal in mineralischem Grau und dann wieder in warmen Goldtönen.

1 500 ELEMENTE Eine Verbundplattenfassade besteht aus unterschiedlichsten Elementen. Für das BZU fertigte die Werkstätte Liechtblick rund 1 500 verschiedene Elemente – darunter liegende Fassadenteile wie Fensterbänke, Stürze und Dachränder sowie stehende Teile wie Laibungen, Pfosten und Wandplatten. Abgerundet wurden diese Elemente durch Untersichten in Form von KA-Kassetten. Die KA-Kassetten wurden nach Kundenwunsch bereits vor der Lieferung auf die Baustelle abgekantet und in Bedarfsreihenfolge palettisiert, sodass der Kunde diese gleich in der richtigen Reihenfolge für die Montage verfügbar hatte.

Total wurden über 3 750 Teile mit einer Fläche von über 13’000 Quadratmetern produziert. Die Werkstätte Liechtblick konnte die komplexen 3-D-Elemente nur dank modernster CAD-Programme realisieren und produzieren. Die Optimierung des Plattenbedarfs und das Timing der Lieferungen in die Werkstatt der Hammer Metall AG in Nänikon zur Weiterverarbeitung waren zwei weitere grosse Herausforderungen. Bei der Hammer Metall AG wurden die Fassadenelemente gebogen und auf der dreidimensionalen Seite der Unterkonstruktion verklebt. Diese Elemente wurden dann am Bau auf einer zweidimensionalen, definierten Unterkonstruktionsebene eingehängt. Bei einer so komplexen Fassade müssen alle Arbeitsschritte millimetergenau ausgeführt werden, damit die Fassade wirklich die vom Architekten und Bauherren gewünschte Faszination ausstrahlt.

EINFACH ZU HANDHABEN ALUCOBOND ® zeichnet sich durch eine hohe Planheit, Farbvielfalt und leichte

Formbarkeit aus. Das Material ist äusserst witterungsbeständig, schlag- und bruchfest sowie schwingungsdämpfend. Fassadenelemente aus ALCUCOBOND® lassen sich einfach und problemlos montieren. Als leichtes Verbundmaterial aus zwei Aluminium-Deckschichten und einem nicht brennbaren Kunststoffkern hat es ein ausgezeichnetes Verhältnis von Stabilität zu Gewicht. Seine Langlebigkeit und das optisch attraktive Erscheinungsbild machen es zum bevorzugten Werkstoff für markante Fassaden.

IMPRESSIONEN DER BZU-FASSADE Auf www.liechtblick.ch/objekte/ oeffentliche-bauten/bzu finden Sie weitere Informationen zum neuen Bildungszentrum und einen Kurzfilm mit Impressionen von der Fassade.

Werkstätte Liechtblick I Amsler-Laffon-Strasse 1 I CH-8200 Schaffhausen I Tel. +41 (0) 52 630 07 10 info@liechtblick.ch I www.liechtblick.ch

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Das Dach ist die Krone des Hauses und braucht mehr Aufmerksamkeit.

UNTER DACH UND FACH ENERGETISCHE SANIERUNGEN VON HAUSDÄCHERN von Lone K. Halvorsen

Waren in der Vergangenheit mehrheitlich statische Probleme, Wetter- und Wasserschäden oder eine schlechte Optik die Hauptgründe für die energetische Sanierung des Eigenheims, stehen heutzutage die zwei Themen Energiesparen und damit implizit die Senkung des Kohlendioxyd-Ausstosses ganz weit oben auf der Liste. Die Herausforderungen des Klimawandels sind auch auf dem Dach angekommen.

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er den Energieverbrauch seines Eigenheims senken will, kommt um eine energetische Sanierung nicht herum. Für den Bewohner des Hauses bedeutet dies zunächst eine Reduzierung der Heizkosten. Das wirtschaftliche Motiv ist jedoch nur eines von vielen. Die Substanz und der Wert von bestehenden Häusern werden so nicht nur erhalten, sie können gesteigert werden, wenn das Haus regelmässig modernisiert, renoviert und saniert wird. Energiesparen hat zudem in Zeiten des Klimawandels eine immense Bedeutung. Während der Bedarf nach fossilen Brennstoffen global immer noch deutlich wächst, kommt das fossile Zeitalter an

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seine Grenzen – der Peak ist erreicht und die Ressourcen sind erschöpft. Nur durch die effiziente Nutzung von Energie und das Umsteuern auf regenerative Energieträger kann der Ausstoss von Kohlendioxyd (CO2) reduziert werden. Die in Paris vereinbarten Klimaziele bis 2030 können nur eingehalten werden, wenn auch die Gebäudesanierung ihren Anteil beiträgt. Durch die energetische Erneuerung der Hülle, modernster Fenster und eine automatische Wohnungslüftung erhöht sich auch der Benutzerkomfort eines Gebäudes. In allen vier Jahreszeiten gleicht sich das Raumklima aus, und im Rahmen der

belüfteten Wohnungen verbessert sich zudem die Qualität der Innenluft – bei lärmbelasteten Standorten zweifellos ein grosser Vorteil.

AMORTISATIONSZEIT UND HEIZKOSTENEINSPARUNGEN Da ein Eigenheim mit den verschiedenen Bauteilen eine gewisse Lebensdauer besitzt, welche die einwandfreie Funktion bestimmt, muss unvermeidlich nach einigen Jahren eine Sanierung stattfinden. Wände und Böden haben meist nach zehn bis 15 Jahren eine Renovation nötig. Bei der Haustechnik, beispielsweise Heizungen, beträgt die erwartete Lebensdauer


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im Schnitt 20 Jahre, wohingegen die von Fassade, Fenstern und Dach meist erst nach 40 Jahren abläuft. Nichtsdestotrotz sind meist deutlich früher energetische Schwachstellen im Gebäude vorhanden. Bei einer Sanierung kann man an vielen Punkten ansetzen, aber die Massnahmen sollten vernünftigerweise aufeinander abgestimmt werden. Bei einer Gebäudehüllen Modernisierung von Steil- oder Flachdach, Fassaden inkl. Fenster, sowie die Kellerdecke können bis zu 70 Prozent Energie eingespart werden. Somit ist die logische Konsequenz bei einer optimalen energetischen Sanierung, das Gebäude von aussen nach innen zu sanieren.

SANIERUNGSMASSNAHMEN AM DACH Das Dach ist quasi die Krone des Hauses, wenngleich die Krone gelegentlich aufgrund der sich ständig wechselnden Witterungseinflüsse gerichtet werden muss. Regelmässige Reinigung von Moos, Flechten und liegen gebliebenem Laub sollte zum Standardverfahren gehören, wenn man ein Eigenheim besitzt, denn verschmutzte Dächer können schnell unliebsame Schäden verursachen. Funktionell werden bei einem Hausdach 40 Jahre Lebensdauer erwartet, wenngleich eine Sanierung oft früher einzuplanen ist. Eine gute Dämmung des Daches ist essenziell, denn

hier können beinahe 20 Prozent des Energieverbrauchs eingespart werden. Ferner kommt der Faktor Wertsteigerung, was zudem mit der Installation einer Solaranlage zur Wärme- respektive Stromerzeugung kombiniert werden kann. Hierbei kann die Klimabilanz des Gebäudes markant verbessert werden. Sanierungen am Dach sind meist nicht isoliert von einer Erneuerung der übrigen Bauteile vorzunehmen. Denn Dach, Wand und Fenster garantieren einzig im Verbund die hohen bauphysikalischen Qualitäten einer Gebäudehülle. Massnahmen am Dach lassen sich einfach mit Arbeiten an der Fassade kombinieren und sind zudem äusserst wirksam.

DURCHGEHENDES DÄMMEN DES STEILDACHS Die optimale Wärmedämmung eines Steildachs ist durchgehend und überall gleich stark, denn das einfach belüftete Dach weist ein Minimum an Wärmebrücken auf. Das Dach wird zwischen Eindeckung und Unterdach durchlüftet, und das Unterdach ist dampfdurchlässig. Sofern die Dacheindeckung und das Unterdach nicht erneuert werden, können die Dämmplatten von innen zwischen den Sparren angebracht werden. Wenn sich die Dacheindeckung wiederum in einem schlechten Zustand befindet, empfiehlt es sich, die Wärmedämmung über den Sparren anzubringen. Dabei wird eine durchgehende Dämmung erreicht.

Sollte der Estrich nicht als Wohnraum genutzt werden, sind trittfeste Dämmplatten und ein begehbarer Boden ausreichend.

FEUCHTIGKEITSSCHUTZ BEIM FLACHDACH BEACHTEN Beim Flachdach sollte eine jährliche Kontrolle durch eine Fachperson stattfinden, denn häufig zeigen sich hier die Dichtungsmängel oder fehlerhaften Fugenabdichtungen erst im Nachhinein. Ein Einbau von Kontrollstutzen dient somit der Früherkennung. Das Dämmen eines Flachdachs kann nachträglich ohne Probleme und ohne einen Einfluss auf die Architektur ausgeführt werden. Die geforderte Neigung der Abdichtung wird mit Dämmplatten mit integriertem Gefälle erreicht. Sollte das Dach nicht als Nutzfläche verwendet werden, findet meist eine Begrünung statt oder es wird mit einer Schutzschicht aus Kies versehen. Wird das Dach jedoch als Terrasse genutzt, müssen die darunter liegenden Schichten vor der mechanischen Einwirkung geschützt werden. Dies erfolgt dann durch Stein- oder Betonplatten oder spezielle Holzroste. Gegenwärtig ist die Begrünung eines Flachdaches aus mehreren (Umwelt-)- technischen Gründen sehr beliebt. Es ermöglicht eine längere Lebensdauer der Abdichtung, einen Schall- und Strahlungsschutz, einen Wasserrückhalt, und zudem ermöglicht es einen Platz für Pflanzen und Kleintiere.

Schulhaus und Residenz Eco Campus nach der Sanierung.

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DER CAMPUS FÜR GEBÄUDEHÜLLE-SPEZIALISTEN In Les Paccots, einem Ferienidyll in luftigen 1 051 Metern Höhe zwischen Vevey und Freiburg, werden die zukünftigen Gebäudehüllen-Spezialisten für nachhaltiges Bauen ausgebildet. Der Campus ist modern eingerichtet und bietet optimale Voraussetzungen für unterschiedlichste Lernund Arbeitssituationen. Das gesamte, nach Süden ausgerichtete 7 000 Quadratmeter grosse Gelände bietet neben Grünflächen ein modern eingerichtetes Schulgebäude und eine Werkhalle. Das Schulhaus, das auch Hotelzimmer für die Schüler beherbergt, war in die Jahre gekommen. Es entsprach in keiner Art und Weise den Werten, die das Unternehmen an der Schule lehren und vorleben will. Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Komfort, aber auch Unterhaltsfreundlichkeit und Sicherheit waren nicht mehr gegeben. Das Gebäude war in seinem ursprünglichen Zustand schlecht gedämmt und besass grosse Schwächen hinsichtlich der Verglasung, der Luftdichtigkeit und der Behandlung von Kälte- und Wärmebrücken. Der Energieverbrauch zur Beheizung war vier- bis fünfmal höher als der Bedarf modernerer Gebäude. Das Gebäude verfügte über eine Heizölanlage, die sowohl die Beheizung des gesamten Standorts als auch die Brauchwarmwasser-Aufbereitung übernahm. Die Effizienz der elektrischen Anlagen war durchschnittlich und die elektronische Ausstattung des Gebäudes gering. Nach der ersten Analyse des Gebäudes erteilte der Bauherr dem Projektteam den Auftrag, ein Konzept zur energetischen Sanierung zu entwickeln. Schwerpunkte waren die Optimierung der Gebäudehülle zur Verringerung von Wärmeverlusten und der Einbau von leistungsstarken und mit erneuerbaren Energien betriebenen technischen Anlagen. Die Vision des Bauherrn bestand darin, ein umweltfreundliches Gebäude zu betreiben, dessen Energiebilanz und Komfort mit denen moderner Gebäude vergleichbar sind. Dabei wollte er vor allem nicht länger von fossilen Energieträgern abhängig sein. Aus dem Betrieb des Gebäudes ergeben sich komplexe Anforderungen. Die Belegungsrate kann von einer Woche zur anderen stark schwanken. Da muss es möglich sein, die Innentemperatur bei Nicht-Belegung zu senken und bei Wiederbelebung schnell wieder

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Ein Mehrfamilienhaus vor der Sanierung: Der Handlungsbedarf ist offensichtlich.

Danach hat das Dach eine Steinwolldämmung und Tonziegeleindeckung.

anzuheben, was für ein Wärmeverteilsystem mit geringer Trägheit spricht. Ebenso war es nötig, das System zur Brauchwarmwasser-Aufbereitung zu analysieren, damit jederzeit eine angemessene Wasserqualität gewährleistet ist. Die Entscheidung fiel für einen Durchlauferhitzer, der auch in Spitälern und Alters- / Pflegeheimen verbreitet ist und das Warmwasser bei Bedarf (ohne Wasserstau) bereitstellt. Da die Zimmer nicht immer belegt sind und die Temperaturen im Winter in Les Paccots unter den Gefrierpunkt fallen, wurde eine kontrollierte Komfortlüftung eingebaut. Damit ist jederzeit eine hygienische Luftqualität gewährleistet, und die Wärme wird über Luftaufberei-

tungsblöcke wiedergewonnen. Es nahm viel Zeit in Anspruch, technische und wirtschaftliche Systeme zu entwickeln, die sich auf pragmatische Weise in die vorhandene Architektur einbinden liessen. Es ist jedoch gelungen, das architektonische Erscheinungsbild des Gebäudes zu bewahren und dabei dessen Energieeffizienz zu verbessern.

LONE K. HALVORSEN ist Redaktorin von bauRUNDSCHAU. www.gebäudehülle.swiss


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DAS MEHRWERT-FENSTER KÖMMERLING 76 SWISSLINE von Torsten Schmitz

Die profine (Schweiz) AG stellt mit KÖMMERLING 76 SwissLine ein neuartiges und marktgerechtes Kunststoff-Fenstersystem für die Schweiz vor mit einem hoch wärmedämmendem Mitteldichtungssystem von 76 Millimeter Bautiefe. Ressourcenschonende Profilgeometrien sorgen für mehr Energieeffizienz sowie hohe Wirtschaftlichkeit und schaffen ein schlankes und modernes Fensterdesign. Das effiziente und landesspezifische Sortiment ist flexibel erweiterbar durch den breit gefächerten Systembaukasten KÖMMERLING 76.

Grosses Verglasungsspektrum bis 52 Millimeter zum Einsatz moderner Dreifachverglasungen.

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ie Lebensgewohnheiten und das Verhalten der Menschen gegenüber der Umwelt wandeln sich. Und damit auch die Räumlichkeiten, in denen sie leben. Der Bauherr von heute hat entsprechend hohe Ansprüche an sein Wohnumfeld. Hell und lichtdurchflutet soll es sein, gleichzeitig aber umweltgerecht, ressourcenschonend und wertbeständig. Am Beispiel der Herstellung von Kunststofffenstern lassen sich diese Ansprüche besonders deutlich aufzeigen. Fenster ist nämlich nicht gleich Fenster. Mit dem Kunststoff-Fenstersystem KÖMMERLING 76 SwissLine wird die profine (Schweiz) AG den wachsenden Ansprüchen der Bauherren an Energieeffizienz und mehr Lebensqualität gerecht. Das neuartige Fenstersystem wurde speziell für den Schweizer Markt entwickelt und erfüllt alle energetischen Anforderungen der Schweiz. Mit seiner Premiummarke KÖMMERLING

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zählt die profine-Unternehmensgruppe zu den führenden Herstellern von Fenster- und Türensystemen weltweit. Höchste Wärmedämmung, schmale Profilansichten für grosse Glasflächen und mehr Energieeffizienz, Einsatz modernster Funktionsgläser bis 52 Millimeter und eine verarbeitungsfreundliche Konstruktion – das alles vereint das neue Fenstersystem unter dem Markennamen KÖMMERLING 76 SwissLine. Thomas Serowy, Geschäftsführer der profine (Schweiz) AG: «Durch die Investition in sieben länderspezifische Profilgeometrien und zahlreiche Zubehörartikel konnte unser zukunftsweisendes und leistungsstarkes Plattformsystem KÖMMERLING 76 nun auch um das Schweizer Ländersystem KÖMMERLING 76 SwissLine erweitert werden. Damit bieten wir ein effizientes und marktgerechtes Sortiment, jederzeit erweiterbar durch das breit gefächerte Plattformsystem KÖMMERLING 76, mit technischen

KÖMMERLING 76 SwissLine bietet alle Vorteile moderner Fenster und Türen.

Werten, die bislang nur von bautieferen Systemen erreicht werden konnten.»

DICHTIGKEIT UND WÄRMEDÄMMUNG SCHONEN DIE UMWELT Hightech-Fenster minimieren den CO2Ausstoss durch eine gute Energieeffizienz und hohe Wirtschaftlichkeit. Das funktioniert jedoch nur mit guter Wärmedämmung und bauphysikalisch ausgereifter Profiltechnologie. KÖMMERLING 76 SwissLine besitzt ein hoch isolierendes Sechs-Kammer-System mit integrierten Dämmsegmenten. Drei Dichtungsebenen, Funktionsgläser bis zu einer Dicke von 52 Millimetern und einem U-Wert bis 0.73 Watt pro Quadratmeter sowie Kelvin erfüllen alle Leistungsanforderungen der Schweiz.

PERFEKTE KOMBINATION AUS DESIGN UND FUNKTIONALITÄT Mit der 76-Millimeter-Profilreihe hat die profine ein universelles Fenster- und Türen-


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system geschaffen. Dieses System gewährleistet einerseits eine hohe Kompatibilität und Flexibilität im Hinblick auf Gläser, Stähle, Nebenprofile sowie Farbgestaltung und eröffnet gleichzeitig zahlreiche Optionen für designorientierte Features, eine verbesserte Statik und höhere Dämmung.

PROFINE SETZT AUF NACHHALTIGE WERKSTOFFE Die profine verzichtet bei der Herstellung ihrer Fensterprofile der Marke KÖMMERLING auf umweltschädliche Zusatzstoffe wie beispielsweise Blei. Auch bei der Bekämpfung der Verschmutzung der Meere ist die profine Vorreiter und hat als erstes Unternehmen der Fensterbranche das Zertifikat «Null Granulatverlust» erhalten. Und: Aus Alt wird Neu. Durch fachgerechtes Recycling, ressourcensparenden Materialeinsatz und gezielte Verwendung von Recyclingmaterial in unseren Fensterprofilen entsteht ein nachhaltiger Werkstoff-Kreislauf.

KÖMMERLING 76 SwissLine. Das Mehrwertfenster mit vielen Vorteilen.

profine AG | Herblingerstrasse 119 | CH-8207 Schaffhausen | Tel. +41 (0) 52 644 05 45 thomas.serowy@profine-group.com | www.koemmerling.ch

DAS MEHRWERTFENSTER FÜR DIE SCHWEIZ. KÖMMERLING 76 SwissLine. Planen Sie mit dem besten Fenster seiner Klasse. Das neue KÖMMERLING 76 SwissLine übertrifft mit seinen Leistungswerten die hohen energetischen Anforderungen der Schweiz und bietet Ihnen grösstmögliche Gestaltungsfreiheit. Erfahren Sie mehr unter www.76swissline.ch.

Neuen Zeiter fü r! e Fenst

profine (Schweiz) AG KÖMMERLING KUNSTSTOFFE

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Grossflächige Glasfronten geben den Blick auf die Schweizer Berge frei.

FÜR DEN RICHTIGEN DURCHBLICK NACHHALTIGER FENSTERBAUER IN SCHWEIZER QUALITÄT von Christian Wenger

Fenster sind die Augen eines Gebäudes. Auf der einen Seite geben sie den Blick frei. Auf der anderen Seite treffen hier Innen- und Aussenraum aufeinander. Bei der Eschbal AG geht es um Energie und Effizienz. Nachhaltiges Handeln und überzeugende Lösungen sind gefragt. Deshalb stützt der Systemhersteller den Produktions- und Ausbildungsstandort Schweiz. Die Sirius - Fenster werden dezentral und regional mit Fachkräften hergestellt.

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ls Spezialisten für Entwicklung und Verkauf von Fenstersystemen und komponenten haben die Verantwortlichen der Eschbal AG den «richtigen Durchblick» beim Thema Fenster – und zwar schweizweit: Die Anbieterin stellt sich als Systementwicklerin auf, und die zwei anderen Mitglieder der Gruppe sind als Produzenten und Verkaufsorganisationen

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dort zur Stelle, wo es in der Schweiz einen kompetenten Partner für die Fensterhersteller braucht. Die Angebote der Fensterexperten sind nachhaltig und umfassend. Es geht um verschiedene Holz- und HolzmetallfensterSystemvarianten sowie Schiebetüren bis hin zu Denkmalpflege-Lösungen. Nachhal-

tiges Bauen heisst mit natürlichen Materialien bauen. Holz ist der natürliche Baustoff für Fensterrahmen. Eine der Stärken der Eschbal AG liegt in der Vielfalt der auf Holzfenster basierenden Lösungen für die Kunden. Beispielsweise entstehen in modernen Alpenchalets spannende Kombinationen aus Holz und Glas. Grossflächige Glasfronten geben den Blick auf die Schweizer


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Berge frei. Gleichzeitig passen sich die schlanken, schlichten Holzrahmenprofile der Holzbauweise an. Die Fachkräfte entwickeln individuelle Lösungen aus Holz und Holz / Metall. Von den ästhetischen Anforderungen in der Profilgestaltung bis hin zum Abdecken individueller Wünsche reicht der Dienstleistungsbogen. Dabei bringen Kundenwünsche immer wieder neue Herausforderungen für das Entwicklungsteam mit sich. Ausserdem sorgt das Team dafür, dass das Sirius-Fenstersystem bauphysikalisch stets auf dem neuesten Stand ist. So lassen sich eine effizientere Wärmedämmung oder auch Verbesserungen beim Einbruchschutz schnell integrieren und laufend aktualisieren.

Im modernen Alpen-Chalet überzeugen spannende Kombinationen aus Holz und Glas.

ENERGIE SPAREN Je schlanker das Rahmenprofil ist, umso grösser wird die Glasfläche. Dadurch flutet deutlich mehr gesundes Tageslicht in die Räume, was sich positiv auf das Wohlbefinden der Menschen auswirkt. Darüber hinaus lässt sich mit dem Einsatz von entsprechendem Glas leicht ein Minergie- oder MinergieP-Standard erreichen. Wärmeverluste über die Fenster werden minimiert und gleichzeitig die wohltuende und energiereiche Sonnenstrahlung eingelassen. Das spart gleich doppelt Energie, nämlich bei der Beleuchtung und beim Heizen. Jahr für Jahr.

SCHIEBEFENSTER Die besonderen positiven Eigenschaften von möglichst grossen Glasfronten erfordern allein schon wegen des hohen Gewichts Schiebefenster. Hier setzen SiriusFenster Massstäbe in Sachen Komfort und Sicherheit. Auch grosse, schwere Schiebefenster gleiten sanft und leise zur Seite. Es sei denn, ein Eindringling versucht, sich von aussen Zugang zu verschaffen. Dann sorgen die besonderen BeschlagsKonstruktionen der Sirius-Schiebefenster dafür, dass sie nicht ausgehebelt werden können und sicher verschlossen bleiben. Zu Recht tragen Sirius-Fenster den Namen des hellsten Sterns am Nachthimmel.

Schlanke, schlichte Holzrahmenprofile passen sich der Bauweise an.

direkt aus dem Ausland. Diese sind in den meisten Fällen jedoch nicht für die spezifischen Anforderungen in der Schweiz entwickelt worden. Die Eschbal AG wählt bewusst einen anderen Weg. Die Verantwortlichen setzen auf die Nähe zum Fensterbauer in der Schweiz. Die Fensterhersteller von Sirius-Fenstern stützen den Produktions- und Ausbildungsstandort Schweiz, indem sie ihre Fenster nach wie vor dezentral – regional mit ausgewiesenen Arbeitskräften herstellen. Diese Nähe ist ein grosser Vorteil: Auf Veränderungen kann sofort reagiert werden, Innovationen und Kundenwünsche sind schnell umgesetzt und dank der dezentralen Organisation rascher beim Kunden.

DEZENTRAL– REGIONAL IN SCHWEIZER QUALITÄT

NACHHALTIGES HANDELN WIRD GELEBT

Viele grosse und bekannte Anbieter von Fenstersystemen verlagern aus Kostengründen ihre Produktion ins Ausland oder beziehen nur noch die fertigen Fenster

Zentraler Dreh- und Angelpunkt ist die gelebte Nachhaltigkeit. Kernpunkte dabei sind Qualität, Arbeitsplätze, Ausbildungsplätze und dezentrale Strukturen.

Der Rahmen darum stellt ein System dar, welches darauf ausgelegt ist, dass individuelle Kundenwünsche längerfristig abgedeckt sind. Hier spielen auch die Serviceleistung und Garantie eine wichtige Rolle. Denn Fenster benötigen einen periodischen Unterhalt, und um diesen zu gewährleisten, ist ein kompetenter und zeitnaher Service wichtig. Durch die lokale Nähe zum Kunden ist genau das einfach und günstig gegeben. Und falls doch einmal Mängel auftreten sollten, ist ein Sirius-Verarbeiter nicht weit entfernt. Anders als ausländische Anbieter hat dieser eine kurze Anfahrt, um die Mängel rasch zu beheben. Damit die Kunden von diesen Vorteilen auch in Zukunft profitieren können, investiert die Eschbal AG laufend in die Modernisierung der Produktion und in die Ausbildung von Fachkräften. Die Betriebe bilden junge Fachkräfte aus und schaffen optimale Rahmenbedingungen für den Einstieg ins Berufsleben.

Eschbal AG | Aspstrasse 9 | CH-8472 Ober-Ohringen | Tel. +41 (0) 52 320 08 08 | www.sirius-fenster.ch

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Die zusätzliche Lichtquelle wird von aussen «angebracht».

ENERGETISCHE SANIERUNG: GEWUSST WIE DIESES PLATZWUNDER DÄMMT EFFIZIENTER von Yves Ramseyer

Überall dort, wo Kälte- und Wärmedämmungen nötig sind oder gar der Platz für eine herkömmliche Isolation fehlt, bietet Vakutherm die perfekte Lösung. Geeignet für Altbausanierungen oder energetisch fortschrittliche Neubauten – platzsparend und rund fünfmal effizienter als herkömmliche Materialien.

W

enn alte Bausubstanz auf moderne Technologien und die heutigen Ansprüche der Bewohner trifft, so entstehen immer wieder interessante und kontrastreiche Momente. Beim Umbauen von bestehenden Objekten muss man sich unweigerlich tiefgründiger mit dem Thema einer effizienten Energienutzung und einer optimalen Isolation der Gebäudehülle auseinandersetzen. Über eine Pinselrenovation hinaus ist es gerade wichtig, moderne und effiziente Dämmmaterialien zu verwenden.

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Das hier vorgestellte Beispiel einer Sanierung eines einfachen Arbeiterhauses aus dem Jahr 1920 des ETH-Architekten Benno Helmlinger zeigt auf, wie man sich innerhalb der alten Bausubstanz ein Maximum an Behaglichkeit und Komfort schaffen kann, ohne dabei auf den Charme der alten Bausubstanz zu verzichten. Neben einer komplett atmungsaktiven Innenwärmedämmung aus Holzfaserplatten, historisch nachgebauten Holzfenstern mit Isolierglas und einer Dusche mit Wärmerückgewinnung wurde sogar unter den al-

ten massiven Holzdielen eine komfortable Bodenheizung installiert, welche über eine energieeffiziente, innen aufgestellte Wärmepumpe betrieben wird.

MAXIMALE RAUMERWEITERUNG DANK VAKUTHERMDÄMMUNG Besonders interessant ist der Ansatz des Architekten, neuen Wohnraum zu schaffen. Zusammen mit der Firma Neofas AG aus Tagelswangen ist ihm trotz der engen Verhältnisse ein reines Platzwunder gelungen. Der neu benötigte Wohnraum wurde sorg-


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DAS VAKUTHERM-VERBUNDELEMENT HAT VIELE VORTEILE: • Auf eine platzraubende Konstruktion

Blick von aussen, die Lukarne schmiegt sich an das Gebäude an.

fältig in die bestehenden Räumlichkeiten integriert und kurzerhand an der Fassade aufgehängt oder auf das Dach aufgesetzt. Bei einer Fassadenlänge von knapp sechs Metern des einseitig angebauten Einfamilienhauses war das baurechtliche Drittel für die Dachaufbauten relevant. Da der neu ausgebaute Dachraum als Schlafzimmer dienen sollte und ein Doppelbett in der Breite von mindestens 180  Zentimetern in die neue Gaube passen musste, war schnell klar, dass eine Hochleistungswärmedämmung für die Auskleidung der Dachlukarnen zum Einsatz kommen sollte. Zusätzlich zum neuen Dachaufbau sollte auf der gegenüberliegenden Hausseite eine komplette Nasszelle mit einem zu öffnenden Oberlicht in der Werkstatt vorgefertigt werden. Alle notwendigen Anschlüsse für den Sanitär und den Elektriker wurden ebenfalls in der Werkstatt vorbereitet. Innerhalb kürzester Zeit konnten anschliessend Nasszelle und Gaube vor Ort montiert werden.

DEN NATÜRLICHEN PATINIERUNGSPROZESS BESCHLEUNIGEN Die Kupferverkleidung der neuen Gebäudevolumen wurde vom Metallkünstler Patrick Thür aus Rüti patiniert. Unter Patina versteht man eine Deckschicht auf Kupfer und Kupferlegierungen, die sich im

aus Holz oder Stahl kann gänzlich verzichtet werden. Die normalerweise notwendige Konstruktionsdicke von rund 40 Zentimetern bei herkömmlichen Wärmedämmungen konnte so auf lediglich zwölf Zentimeter reduziert werden. • Durch den Einsatz der Vakuthermdämmung wurde sogar der gesetzlich geforderte U-Wert bei Umbauten übertroffen. • Durch die vollflächige Verklebung der Isolation im Verbund mit dem Holz ist eine Konstruktion ohne Wärmebrücken möglich. • Ein grosser Teil der Elemente wird vorfabriziert, was sich positiv auf die Gesamtkosten auswirkt.

Verlaufe vieler Jahre hinweg unter Einwirkung der natürlichen Atmosphäre bildet. Die Patina ist keine einheitliche, chemische Zusammensetzung, sondern variiert entsprechend der jeweiligen Umwelteinflüsse und wirkt sich folglich auch auf die optische und farbliche Erscheinung aus. Solche Patinaschichten sind witterungsbeständig, fest haftend, nicht giftig und sind selbstheilend; das heisst, dass sie sich bei mechanischer Oberflächenbeschädigung durch erneute Patinabildung regenerieren. Je nach Atmosphäre und Exposition kann sich eine charakteristisch blaugrüne Patinaschicht erst nach vielen Jahrzehnten bilden. Mit gewissen chemischen Verfahren lässt sich aber eine solche ästhetisch wünschenswerte Kupferpatinaschicht auch in kürzerer Zeit erzeugen. Zudem ermöglicht die Verwendung verschiedener chemischer Substanzen die Generierung einer breiten Farbpalette, und zugleich kann durch die diversen Applikationsmöglichkeiten die Maserung oder Textur der Patina beeinflusst werden. Die Firma Neofas AG geht neue Wege im Bereich Vakuthermdämmung. Immer dort, wo platzsparend und mit optimaler Raumnutzung renoviert werden soll, ist sie Ihr Partner.

Die Hochleistungswärmedämmung ist in die Gaube integriert.

Neofas AG I Ringstrasse 24 I CH-8317 Tagelswangen I Tel. +41 (0) 52 354 51 00 I info@neofas.ch I www.neofas.ch

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INNOVATION IN DER GEBÄUDEHÜLLE PRODUKTEKONFORME PLANUNG WICHTIGER DENN JE von Roger Gmünder

Anforderungen an die Architekten und Fachplaner sind hoch. Eine optimale Planung wird unumgänglich, wenn Produkte aufeinander abgestimmt werden sollen. Komponenten für Dach und Wandverkleidungen an Gewerbebauten brauchen innovative Modifikationen.

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em Produktionsstandort «Schweiz» gilt es heute mehr denn je, Sorge zu tragen. Jeder Produzent ist darum gut beraten, laufend seine Produktion auf die veränderte Situation der Wirtschaft auszurichten. Die Geschwindigkeit, mit der auf veränderte Situationen reagiert werden kann, werden überlebenswichtig. Die Investitions- und Betriebskosten einer Produktionsstätte geraten daher immer mehr in den Fokus. Jeder Investor setzt hohe Anforderungen an die Architekten und Fachplaner bezüglich Qualität und Baukosten. Dies führt bei der Auftragsvergabe oft zu einem zerfleischenden Wettbewerb unter den ausführenden Unternehmern. Eine ineinandergreifende und produktekonforme Planung wäre oft der elegantere Weg

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und führt auch zum Ziel. Das bedeutet, dass die Schnittstellen der nachfolgenden Arbeitsgattungen zu beachten sind. Als Leitplanke und Kontrollorgan dazu dienen die einschlägigen SIA-Normen.

1.50 Millimeter. Diese werden im flachen Zustand durch eine Verzinkung veredelt und erhalten auf der Coilcoatinganlage eine organische Beschichtung (etwa für Polyesterlackierung).

Seit über 30 Jahren liefert ArcelorMittal Construction Suisse SA, Komponenten für Dach und Wandverkleidungen an Gewerbebauten. Die stetig wachsenden Anforderungen an Produkte, die integral zueinander abgestimmt sind, erfordern einige innovative Produktemodifikationen.

Bei einem nachträglich zu durchlaufenden kalten Rollformprozess erhalten sie kontinuierlich eine Trapezform. Im Industrie- und Gewerbebau gehört das Trapezprofilblech zu den effizienteren Baukomponenten. Als tragende Deckschicht gespannt von Träger zu Träger kann es hohe Nutzlasten übertragen. Das Trapezprofil kann einfach auf Holz oder Stahlkonstruktionen modulgerecht verbaut werden. Es wird daher als oberste Tragschicht zur Aufnahme der Flachdachabdichtung eingesetzt und bildet den tragenden Raumabschluss.

DACHTRAGPROFILE FÜR FLACHDACHKONSTRUKTIONEN Unter Dachtragprofilen versteht man dünnwandige Trapezprofile aus Stahlblech mit einer Stärke von t = 0.75 Millimeter bis


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TRAPEZPROFILE FÜR JEDE STATISCHE ANWENDUNG

Um dem Ingenieur und Unternehmer die Prozess-Sicherheit zu gewährleisten, hat ArcelorMittal Construction Suisse SA eigens für die Schweiz die SIA-konformen Trapezprofile entwickelt. Nahezu für jede statische Anwendung mit entsprechenden Nutzlasten und Spannweiten, zwischen 2.0 Meter und 5.0 Meter, können mit der Profilfamilie «SIA-Support» abgedeckt werden. Es betrifft diese folgende Profilhöhen: • Profil 40/250 • Profil 56/222.5 • Profil 80/260 • Profil 110/310 Neuste Innovation: Trapezprofil mit 90 Millimeter Sickenöffnung Spannweite 5.0 Meter über zwei Felder Nutzlast 3.5 KN / Quadratmeter bei Materialstärke 1.25 Millimeter. Für den weiteren Flachdachaufbau kann die Verlegehilfe eingespart werden, was schnell zu einer Einsparung von rund 15 bis 20 Schweizer Franken pro Quadratmeter führt.

VERLEGEHILFE FÜR DAMPFSPERRE Durch die vielfältigen Profilformen, Bauhöhen und Materialstärken, der erhältlichen Profilbleche hat der Ingenieur oder Unternehmer die Möglichkeit, für das Projekt das optimale Profil zu bestimmen. Oft geschieht das noch, ohne zu wissen, welche Art von Flachdachabdichtung ausgeführt werden soll. Die SIA-Norm setzt hier ein Anforderungsmerkmal zu der Profilform, das zur Vermei-

dung von nachträglichen Diskussionen mit dem Flachdachbauer und Mehrkosten führt. Denn dient die Dampfsperre gleichzeitig als Bauzeitabdichtung, ist eine Verlegehilfe zwingend, sofern der oben offene, lichte Rippenabstand der Profilbleche mehr als 90 Millimeter beträgt (SIA 271 Art.2.2.4.4).

RAUMAKUSTIK VERBESSERN

Trapezprofil-Stege verbessern die Raumakustik.

Um die Raumakustik zu verbessern, können die Trapezprofil-Stege perforiert ausgeführt werden. Die Profilsicken werden nun mit Mineralwoll-Keilen ausgefüllt. Über das ganze Dach betrachtet entsteht nun eine grosse Schallabsorbtionsfläche, die wesentlich zur Nachhallreduktion beiträgt. Dies ist insbesondere bei grösseren Produktionsstätten notwendig, um die zulässigen SUVA-Richtwerte einhalten zu können. Jegliche bauliche Schallschutz-Massnahmen im Nachhinein führen zu erheblichen Mehrkosten.

VERBESSERTE WERTE

DER INVESTOR GEWINNT

Die Dämmstoffstärke von wärmegedämmten Gebäudehüllen für beheizbare Räume, hat sich in den letzten 30 Jahren nahezu verdoppelt. Im Industriebau konnte durch den Einsatz von Sandwichpanelen mit PIRSchaum als Dämmstoff, welcher einen viel besseren Lamdawert aufweist als Mineralwolle oder Polystyrol, der Trend aufgehalten werden. Doch nicht neu sind die Rufe nach CO2-Reduktion oder «nicht erneuerbare Energien» zu verringern oder gar zu verbieten. Zusammengefasst heisst das: «Nachhaltig Bauen in Zeiten der Klimaerwärmung». Die Energieerzeugung sowie die Gebäudehülle stehen bei Neubauten oder Sanierungen also im Zentrum des Geschehens. Mit der Markteinführung von Sandwichpanelen mit PIR-Schaum IQ+ leistet ArcelorMittal Construction Suisse SA einen entscheidenden Öko-Beitrag. Durch den Einsatz solcher Sandwichpanelen mit einem Lamdawert von 0.018 W / mK statt 0.0225 W / mK lassen sich nochmals markant verbesserte Dämmungen erreichen.

Ein Beispiel zeigt: Ein PIR-Panel IQ+ mit der Stärke 140 Millimetern erreicht über die Fuge gemessen ein U-Wert von 0.128 W / m2 K, das ist ein wesentlich besserer U-Wert als der geforderte Grenzwert für beheizte Neubauten nach SIA-Norm 380. Oder anderweitig betrachtet, um den geforderten Grenzwert von U=0.17 W / m2 K einzuhalten, ist ein IQ+ Panel nur mit einer Dämmstärke von 100 Millimetern erforderlich. Für den CO2-Ausstoss bedeutet das bei einer Menge von rund 3 000 Quadratmetern Sandwichpanelen eine Einsparung von zwei 40-t-Sattelschlepper, welche eine Distanz von rund 600 KM vom Lieferwerk bis zur Baustelle zurücklegen. Der Investor hingegen gewinnt 40 Millimeter Wandstäke, welche seine Bruttogeschossfläche vergrössert. Er kann aber auch mit 140 Millimetern Dämmstärke durch den verbesserten U-Wert etwas zur Nachhaltigkeit und des Energiesparens beitragen.

ArcelorMittal Construction Suisse SA I Industriestrasse 19 I CH-8112 Otelfingen I Tel. +41 (0) 56 296 10 10 giuseppe.giambanco@arcelormittal.com I www.corporate.arcelormittal.com

Hochleistungspaneele der nächsten Generation Verbesserte Wärmedämmung Optimale Luftdichtigkeit Nachhaltige Beschichtung Ausgabe 04/2019 // Seite 103


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Wohnen mit Aussicht im Neumatt.

EIN QUARTIER ENTWICKELT SICH NEU WOHNRAUM MIT AUSSICHT UND INFRASTRUKTUR von Lone K. Halvorsen

Mit dem Projekt Neumatt entsteht mitten in Spreitenbach ein neues Quartier. Dabei wird jedoch nicht nur wichtiger neuer Wohnraum geschaffen. Das Quartier bietet einen lebendigen Mix aus Wohnkultur, öffentlichen Nutzungen, Shoppingmöglichkeiten, Gastronomie, Begegnungsorten  – und jeder Menge Frei- und Grünflächen mit Angeboten für alle unterschiedlichen Bewohner.

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as Projekt in Spreitenbach ist auf Qualität ausgerichtet, und so ist das innovative Wohnangebot im mittleren und höheren Preissegment angesiedelt. Damit richtet es sich gezielt an Singles, Paare und Familien, die Spreitenbach bereichern werden. Die vielen grosszügigen Grün- und Freiflächen werden nachhaltig gestaltet und bieten somit deutlich bessere Verbindungen für Fussgänger und Velofahrer. Zugleich entsteht an der künftigen Haltestelle der Limmattal­

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bahn ein attraktiver Ankunftsort mit neuem Zugang in das Shoppi Tivoli.

EIN QUARTIER - UND EIN STADTPLATZ Dank Neumatt erhält das Areal rund um den Zentrumsschopf einen völlig neuen Charakter. Das Herzstück für alle Bewohner ist der Quartierplatz mit einem Café, einem Spielplatz und vielen Bänken, die zum Verweilen einladen. Damit entsteht nicht nur neuer und hochwertiger Wohn-

raum, sondern auch ein lebendiger Ort der Begegnung für alle. Ob für das Treffen mit Freunden, für den Apéro vor den Veranstaltungen im Zentrumsschopf, für den Kaffee nach dem Einkauf im Shoppi, für ein gemütliches Feierabendbier oder um einfach einen lauen Sommerabend in der Open-Air-Lounge zu geniessen. Der Stadtplatz entsteht genau dort, wo Spreitenbach sich aktuell entwickelt. Dort werden künftig auch die Limmattalbahn und die Busse ankommen. Damit erhält die Gemeinde eine


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NEUE FREI- UND GRÜNRÄUME Dort, wo heute Asphalt und Beton dominieren, entsteht jede Menge neuer grüner Lebensraum. Parkähnliche Freiräume, eine Esplanade, Spielplätze, Sportflächen und Ruheoasen machen aus dem Areal ein modernes, grünes und lebenswertes Quartier, das allen Generationen etwas bietet. Auch das Shoppi öffnet sich dank Neumatt mehr nach aussen. Die Eingänge im Süden und Westen werden grosszügiger und einladender, und im Osten am neuen Stadtplatz lädt ein zusätzlicher Eingang zum Besuch ein. Und für noch mehr Leben im Quartier sorgen die öffentlichen Nutzungen in den Sockelgeschossen der beiden Doppelhochhäuser. Zudem werden die Fussgänger und Velofahrer von besseren und sichereren Verbindungen profitieren. Die neuen Haltestellen für Limmattalbahn und Busse

machen den öffentlichen Verkehr attraktiver, und Mehrverkehr wird dabei kaum entstehen. Möglich ist das durch die bessere Anbindung an das ÖV-Netz, ein aktives Mobilitätsmanagement und die Reduktion von Parkplätzen im Shoppi zugunsten von Neumatt. Die Baumgartenstrasse wird durch das neue Quartier sogar vom Lieferverkehr befreit, denn die Zufahrt zum Shoppi erfolgt dann über die Pfadackerstrasse. Damit werden Lastwagen und Transportfahrzeuge von der Baumgartenauf die Pfadackerstrasse umgelenkt.

WOHNRAUM MIT BESTEN AUSSICHTEN Wohnen im Hochhaus liegt voll im Trend, und entsprechend gross ist auch die Nachfrage. Die schlanken Doppelhochhäuser erfüllen diese zeitgemässen Wohnwünsche in ganz besonderer Weise. Denn sie erlauben etwa das Wohnen über Eck mit herrlichen Aussichten in zwei Himmelsrichtungen. Jede Wohnung verfügt zudem über eine Loggia oder einen Balkon sowie über einen eigenen Waschturm. Und dank der flexiblen Grundstruktur lassen sich

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effiziente Drehscheibe mit den besten Verbindungen in alle Richtungen. Die ansprechende Gestaltung des Platzes vermittelt auf den ersten Blick ein lebendiges und positives Bild von Spreitenbach. Die detaillierte Gestaltung des Stadtplatzes erfolgt in den nächsten Monaten und Jahren gemeinsam mit der Bevölkerung.

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Moderne Wohnwelten für Geniesser.

Freiraum, der sich nach den Bedürfnissen der Bewohner ausrichtet.

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Neumatt, das neue Quartier inmitten von Spreitenbach.

zum Beispiel Grundrisse oder Wohnungsgrössen perfekt an die Marktentwicklung anpassen. Schliesslich können sich bei der langen Realisierungszeit die Anforderungen der Menschen ändern. Sowohl die rund 500 Mietwohnungen als auch die circa 70 Eigentumswohnungen liegen in der mittleren und oberen Preisklasse. Davon gibt es in Spreitenbach bisher zu wenig. Für die Gemeindeentwicklung bedeutet das einen wichtigen Meilenstein: hin zu einer besseren Struktur, zu einer neuen Wohn- und Lebensqualität und zu einem modernen, attraktiven Image.

MEILENSTEIN DER GEMEINDEENTWICKLUNG

Ausblick aus allen Wohnungen mit Loggia oder Balkon.

Das Limmattal entwickelt sich rasant. Neue Unternehmen mit qualifizierten Arbeitskräften siedeln sich an, und diese suchen Wohnraum in der Umgebung. Die Limmattalbahn beschleunigt diesen Trend zusätzlich. Auch Spreitenbach kann von dieser Entwicklung profitieren. Die Voraussetzung, um das Wachstum für die Gemeinde gesund zu gestalten, ist der Wohnraum im mittleren und höheren Preissegment. Doch was genau bringt das der Bevölkerung? Die neuen Bewohner verfügen über mittlere bis höhere Einkommen, viele von ihnen sind Doppelverdiener. Somit werden sie die Steuereinnahmen der Gemeinde stärken und durch ihre Kaufkraft die lokale Wirtschaft fördern. Das Projekt Neumatt ist ein Leuchtturmprojekt, das weit über Spreitenbach hinausstrahlt. Das trägt zu einem besseren Image der Gemeinde bei und bietet einen Mehrwert für alle Spreitenbacherinnen und Spreitenbacher.

Losinger Marazzi AG | Wankdorfallee 5 | CH-3014 Bern | Tel. +41 (0) 58 456 75 00 neumatt@losinger-marazzi.ch | www.losinger-marazzi.ch

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Sicherheitsnetze kommen bei Arbeiten ohne Gerüst oder auf Dächern zum Einsatz.

SICHER INS NETZ GEGANGEN SICHERHEITSNETZE IM BAUBEREICH Interview mit Stefan Schnellmann von Manuela Olgiati

Stefan Schnellmann gründete 2016 die SN Schnellmann GmbH. Das Kerngeschäft des Unternehmens schweizweit ist die Montage von Sicherheitsnetzen. Das Einsatzgebiet ist vielfältig und lösungsorientiert. Im Interview spricht der Geschäftsführer über neue Kinderschutznetze für mehr Sicherheit im Privathaushalt. Ein Renner sind auch begehbare Hängemattennetze.

S

ie sind der Fachspezialist, wenn es um die Sicherung auf Baustellen geht. Wie profitieren davon Ihre Kunden? Mit der SN Schnellmann GmbH helfen wir effizient und rasch, Absturzrisiken zu vermeiden. Deshalb sichern wir Baustellen ab der gesetzlich vorgeschriebenen Höhe mit Fallschutznetzen. Wir planen und realisieren für Projektleiter, Architekten, Stahl-, Holz- und Skelettbauer die entsprechenden Sicherungsmassnahmen. Welches ist die grösste Herausforderung im Rahmen Ihrer Arbeit? Wir halten uns konsequent an die gesetzlichen Vorschriften. Unser Team ist es gewohnt, qualitativ sorgfältige Arbeit in luftiger Höhe zu vollbringen. Unsere Arbeiten sind oft saisonal abgestimmt auf die Kundenbedürfnisse. Das erfordert eine gute Planung.

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Die Sicherheit steht im Fokus, was darf Ihr Kunde erwarten? Wir arbeiten mit einer europäischen Produktionsfirma zusammen, welche jederzeit Netze in diversen Grössen liefern kann. Daher können wir flexibel auf individuelle Bedürfnisse reagieren. Wann braucht es bei Bauarbeiten Sicherungsnetze? Das Gesetz sieht für Arbeiten ab drei Metern Höhe, welche mehrere Tage beanspruchen oder mehrere Arbeiter gleichzeitig beanspruchen, eine flächendeckende Sicherung vor. Das ist eine sogenannte Kollektivsicherung. Kollektivsicherungen sind Flächengerüste oder Sicherungsnetze. Da der Aufbau von Gerüsten zeitaufwändig und teuer ist, kommen immer mehr Sicherungsnetze zum Einsatz, da diese rasch montiert sind und eine verlässliche Sicherheit bieten.

Wo kommen Sicherungsnetze vor allem zum Einsatz? Ohne Höhensicherung zu arbeiten, ist viel zu gefährlich. Sicherungsnetze werden dort eingesetzt, wo eine Fallhöhe von drei Metern vorhanden ist. Beliebt sind Fallschutznetze in der Metall- und Holzbranche. Zum Beispiel beim Bau von Lager-, Produktionshallen oder landwirtschaftlichen Gebäuden. Immer wenn auf alten, instabilen Dächern gearbeitet wird, braucht es gute Lösungen. Auch Unterdachsicherungen werden von uns ausgeführt, wo ein Fallschutz gewährleistet werden muss. Dazu zählen etwa Umbauten, Sanierungen oder Erweiterungen von Liegenschaften. Oft wird diese Sicherungsart bei der Montage von Solaranlagen oder beim Verlegen von Dachpaneelen eingesetzt. Eine Dachrandsicherung mit Sicherheitsnetzen lässt Sorgen um das Absturzrisiko vergessen. Das ist auch


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durch die Einhaltung staatliche Normen wie EN 1263-1 (Sicherheitstechnische Anforderungen material) und EN 1263-2 (Sicherheitstechnische Anforderungen für die Errichtung von Schutznetzen) gewährleistet. Doch es gibt noch viele weitere Einsatzmöglichkeiten. Welche sind das? Die Netze, die wir anbieten, stehen nicht nur zur Sicherung von Dachflächen zur Verfügung. Wir machen noch viel mehr. Zusätzlich werden wir in Zukunft nicht nur Baustellennetze anbieten, wir erweitern unser Geschäftsfeld auf Kinderschutznetze im Privathaushalt sowie begehbare Hängemattennetze für den Wohnbereich. Was kann man sich darunter vorstellen? Sicherheitsnetze im Kinderzimmer bieten vielfachen Schutz. Sie sind eine sichere, zuverlässige und elegante Lösung, um gefährliche Folgen vom Fall aus grosser

Höhe zu verhindern. Da denken wir etwa an ungeschützte offene Balkone, Fenster oder Treppen. Das Netz kombiniert Sicherheit und Belastbarkeit mit der Qualität, welche von innovativen Technologien und modernen Stoffen angeboten wird. Ein Kinderschutznetz kann sowohl drinnen als auch draussen verwendet werden – überall dort, wo man aus grosser Höhe fallen könnte.

«Ohne Höhensicherung zu arbeiten, ist viel zu gefährlich.»

Stefan Schnellmann, Inhaber und Geschäftsführer der SN Schnellmann GmbH

Welche Vorteil bringen Hängematten im Wohnbereich? Begehbare Hängematten aus UV-resistentem Polyester im Indoor-Bereich waren bis jetzt noch nicht sehr bekannt, sie liegen nun aber im Trend. Diese Netzkonstruktion lässt viel Spielraum für die Bewohner zu. Der Begriff Hängematte steht für Ruhe und Entspannung. Sie ist ein flexibles Möbelstück und deshalb gerade auch im Innern von Räumen gut geeignet. Zum Beispiel als Verbindung einer Galerie zu einem Raum. Das System der Aufhängeschnüre verteilt das Körpergewicht gleichmässig. Diese Hängematte spricht für ein Urlaubsgefühl in den eigenen vier Wänden. Ein Credo auf die Sicherheit? Wenn in luftiger Höhe etwas Neues entsteht, ist man auf die Sicherheit angewiesen. Solche Lösungen unterstützen wir preiswert, kompetent und effizient.

Auf alten, unstabilen Dächern ist eine Sicherung nötig.

Auch beim Brücken bieten sich Einsatzmöglichkeiten.

Sicherheitsnetz auch in luftiger Höhe.

SN Schnellmann GmbH | Seeflechsenstrasse 3 | CH- 8872 Mollis | Tel. +41 (0) 79 476 25 83 info@snschnellmann.ch | www.snschnellmann.ch

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In Freiburg kommt neu AbaBau zum Einsatz.

KALKULATION NACH MASS RIEDO CLIMA SETZT AUF ERP - GESAMTLÖSUNG von Thomas Köberl

Die Freiburger Gebäudetechnikfirma Riedo Clima ersetzte ihre bisherige Branchensoftware durch AbaBau von Abacus. Damit ist das Unternehmen in der Lage, mit einem System zu arbeiten und eine konzernweite Rechnungslegung sowie Einzelabschlüsse und Auswertungen für jeden Geschäftsbereich auszuweisen.

M

it neun Niederlassungen und 370 Mitarbeitenden deckt Riedo Clima die Sparten Heizung, Lüftung, Kälte und Sanitär ab, wozu auch Wartungen und Reparaturen gehören. Seit dem 1. Januar 2018 ist das Abacus-ERP mit AbaBau im Einsatz. Bei seiner Evaluation stand die Forderung im Fokus, dass alle Aktivitäten und Kosten über die gesamte Gruppe und pro Niederlassung zu jedem Zeitpunkt mit den aktuellsten Daten zur Verfügung stehen sollten. Für die Implementierung des Systems war Abacus-Spezialistin Bewida zuständig, die sich mit ihrem Know-how für diesen Auftrag empfehlen konnte. Im Speziellen sollte es Aufgabe der Abacus-Software als zentrales Instrument sein mitzuhelfen, ein einheitliches Arbeiten zu fördern und entsprechende Strukturen vorzugeben, ohne die Unabhängigkeit der einzelnen Geschäftsbereiche einzuschränken, berichtet Urban Riedo, Inhaber und CEO der Riedo Holding. Eigentliche Kernanforderung und Herausforderung des Projekts war die Imple-

mentierung des von der Geschäftsleitung vorgegebenen Kalkulationsschemas. Es orientiert sich am prozentualen Kürzungssystem auf Basis der NPK-Kalkulationsgrundlagen und ermittelt zuerst die IstKosten nach dem «Bottom-up-Prinzip» als Zuschlagskalkulation. Dabei werden die Kosten den betreffenden Stellen zugewiesen, und mit dem Einbezug der Lohnkosten lassen sich auch für jeden Auftrag die tatsächlichen Kosten ausweisen. Die Kalkulationswerte bilden dabei die Basis für die Angebotserstellung in AbaBau. Dank des Einsatzes von Abacus gehören unterschiedliche Excel-Tabellen für Kalkulationen der Vergangenheit an.

ARBEITEN NACH GLEICHEN STRUKTUREN Branchenspezifisches Know-how seitens Riedo Clima und das betriebswirtschaftliche Modell von Bewida wurden in diesem Projekt optimal miteinander kombiniert, sodass das Ergebnis durchaus zum Vorbild für die gesamte Branche taugt. Die Mitarbeitenden müssen kaum noch kontrolliert werden, da jede Filiale heute

nach denselben Prinzipien und Strukturen arbeitet. Da das System ein systematisches Arbeiten verlangt, ist es stets nachvollziehbar, was offeriert, fakturiert und auch storniert oder angepasst wurde. Der unternehmerische Wertefluss wird durch die Software unterstützt. Die Verteilung der Kosten erfolgt geschäftsbereichsübergreifend. Damit seien die Strukturen gelegt, dass sein Unternehmen für die Zukunft gerüstet sei, resümiert Urban Riedo. «Die Abacus-Software hilft uns, unser Unternehmen zu überblicken. Sie ist zu einem eigentlichen Controlling-Instrument geworden.»

ABACUS BUSINESS SOFTWARE BEI RIEDO CLIMA  AG • 100 Programmbenutzer • AbaBau, Leistungs- / Projektab-

rechnung, Service- / Vertragsmanagement, CRM, Finanzsoftware, Lohnsoftware / HR, Archivierung / Scanning, AbaReport, BusinessProcess-Engine

Abacus Research AG | Abacus-Platz 1 | CH-9300 St. Gallen | Tel. +41 (0) 71 292 25 25 | info@abacus.ch | www.abacus.ch

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DIE PASSION FÜR DEN DIREKTEN KONTAKT ZUM HOLZ DIE HOLZPUNKT AG ARBEITET NEU MIT PAUL SAUTER ZUSAMMEN von Michael Baldauf

National und international beliebte Parkettunikate wie man sie sonst nirgends in der Schweiz findet: dafür steht die Holzbau AG. Neu ist sie auch in der Region Basel vertreten.

V

or über 40 Jahren suchte Albi Graf nach einer Lösung, die Parkettoberfläche zu schützen und gleichzeitig dem Holz seinen natürlichen Charakter zu erhalten. In der Technik des Ölens von Hölzern wurde er fündig. Als Pionier dieser Technik in der Schweiz steckte er viel Zeit und Herzblut in die Perfektionierung dieser Öl-Verfahren. Seit den Anfängen hat sich einiges getan, die Faszination für geölte Oberflächen ist aber geblieben. Aus dieser Faszination wuchs ein Handelsunternehmen für Echtholzparkett, die Holzpunkt AG. Sie gilt nicht nur als Begründer der geölten Parkettoberflächen, auch bei der Verwendung von FSC-zertifizierten Holzarten sowie dem Parkett aus Schweizer Holz schuf sie sich einen Namen. Mittlerweile zählt die Holzpunkt AG über 30 Mitarbeiter und pflegt Parkettausstellungen in Zürich, Bern, Zug, Wila sowie neu auch in Basel. Im 2013 ging für die Holzpunkt AG ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Die ersten Dielen verliessen das Band der selbst entwickelten Oberflächenmanufaktur in

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Balterswil TG. Die Nachfrage stieg von Jahr zu Jahr, was nicht verwundert, denn die Manufaktur schafft Parkettunikate, deren Oberflächen nirgendwo sonst auf dem Schweizer Markt zu finden sind. Das Parkett, welches die sogenannte Ölstrasse verlässt, ist nicht nur optisch einzigartig, auch die Schutzeigenschaften sind ausgezeichnet. Die dort «oxidativ geölten» Parkettoberflächen sind direkt bei der Anlieferung wohnfertig, das heisst vollständig belastbar, schmutz- und feuchtigkeitsresistent und erfordern kein bauseitiges Nachölen. Diese einzigartigen optischen und physikalischen Eigenschaften heben die Produkte der Parkettmanufaktur vom Rest des Marktes ab. Vertrieben und gehandelt wird dieses Parkett seit 2017 unter dem Namen «edelweiss Parkett».

PARKETTOASE IN BASEL Die Holzpunkt AG setzte schon seit Jahrzehnten auf den unmittelbaren Kontakt zum Holz. Genauso direkt will man die Beziehung zum Kunden gestalten – denn Holz lebt nicht nur über das Auge, sondern soll gleichwohl über die Berührung mit Händen oder Füssen erfahren werden.

Für eine gemütliche, wohnliche Atmosphäre eignet sich das Eichenholzparkett.

In unseren Ausstellungen in Zürich, Bern, Zug und Wila ist dies bereits der Fall, ein ganz wichtiger Dreh- und Angelpunkt in der Schweiz fehlte aber noch – die Region Basel. Lange haben wir nach geeigneten Standorten und Partner gesucht, welche dieselbe Leidenschaft für den Rohstoff Holz teilen. Mit der Paul Sauter AG in Münchenstein bei Basel fand man die ideale Partnerin, welche bereits gut in der Region vernetzt war und die dieselbe Faszination für den Rohstoff Holz teilte. Die Paul Sauter AG wurde 1961 als Familienbetrieb gegründet und wird aktuell in der zweiten Generation geführt. Von Beginn an handelte und arbeitete auch sie mit dem Rohstoff Holz. In der Partnerschaft zur Holzpunkt AG wurde vor allem das Sortiment an Echtholzparkett stark ausgebaut. So erwartet die Besucher in Basel nun ein breites Sortiment an grossflächigen Mustertafeln, die unterschiedliche Hölzer, Oberflächenfarben, Sortierungen und Dimensionen zeigen – also alles, was das Herz eines Holzliebhabers höherschlagen lässt.

Paul Sauter AG | Bruderholzstrasse 45 | CH-4142 Münchenstein | Tel. +41 (0) 61 378 85 50 info@paulsauterag.ch | www.paulsauterag.ch

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GEBÄUDE PASST ZUM BRAND SWATCH WEIHT NEUEN HAUPTSITZ IN BIEL EIN von Georg Lutz

Nach fast fünf Jahren Bauzeit weiht Swatch seinen neuen Hauptsitz in Biel ein – eine der weltweit grössten Holzkonstruktionen aus der Feder des japanischen Stararchitekten Shigeru Ban. Dieses Gebäude, das ein neues Kapitel in der Geschichte der Marke einläutet, fordert aktuelle Konventionen heraus, genau wie die Uhren, die hier hergestellt werden.

Sich schwungvoll in die städtebauliche Umgebung einpassen – das ist der neue Hauptsitz von Swatch.

D

er Vater Nicolas George Hayek war ein innovativer Unternehmer mit Ecken und Kanten. Er war einer der zentralen Akteure, der die Schweizer Uhrenindustrie aus der Krise der 70er- und 80er-Jahre des letzten Jahrhunderts führte. Sohn Nick Hayeck führt diese für die Schweiz eigenwillige Tradition fort. Bei Business-Talks mit seiner Beteiligung kommt keine Langeweile auf. Jetzt gönnt sich das Unternehmen einen Hauptsitz, der zur Philosophie passt.

GESCHWUNGENE SILHOUETTE Der 1957 in Tokio geborene Gewinner des Pritzker-Preises 2014, Shigeru Ban, ist

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für seine filigranen Strukturen und unkonventionellen Methoden sowie für seinen massgeblichen Beitrag zu Innovation und Menschlichkeit in der Architektur bekannt. Die Swatch Group arbeitete zum ersten Mal beim 2007 eröffneten Nicolas G. Hayek Center in Tokio mit dem Architekten zusammen. 2011 konnte sich sein Entwurf für den Neubau des Swatch-Hauptsitzes, der neuen Omega-Manufaktur und der Cité du Temps im Architekturwettbewerb der Swatch Group durchsetzen. Shigeru Ban überzeugte dabei besonders mit seinem originellen und gleichzeitig pragmatischen Konzept sowie der Fähigkeit, den Geist der Marke in jedem dieser

Gebäude widerzuspiegeln. Ausserdem hatte er die vorhandenen Gebäude und die Umgebung berücksichtigt und in das Projekt einbezogen.

DAS GEBÄUDE Auf insgesamt 240 Meter Länge und 35 Meter Breite erstreckt sich die schimmernde, geschwungene Silhouette des neuen Swatch-Gebäudes. An seinem höchsten Punkt misst die Fassade 27 Meter. Das aussergewöhnliche Design bricht mit den Konventionen klassischer Bürohaus-Architektur und fügt sich harmonisch in die städtische Umgebung ein. Die Form des Gebäudes weckt die Fantasie – wie bei ei-


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gerecht werden. Ein komplexes Geflecht aus Leitungen ist diskret in ihre Struktur integriert. Noch während die Holzkonstruktion errichtet wurde, begann der Einbau der insgesamt rund 2 800 Wabenelemente, die den grössten Teil der Fassade ausmachen. Jedes Element wurde aus bis zu 50 Einzelteilen sorgfältig massgeschneidert und seiner individuellen Funktion und Position angepasst. Drei Arten von Waben lassen sich grundsätzlich unterscheiden: das opake, das transluzente und das transparente Element. Das reguläre opake Element stellt die Mehrheit der Waben dar. Es handelt sich um ein geschlossenes Element mit extrem witterungsbeständiger und lichtundurchlässiger Aussenfolie, das in erster Linie als Sonnenschutz dient. Einige dieser Elemente lassen sich zur Entrauchung öffnen, während andere mit Photovoltaikzellen versehen sind. Das transluzente Kissenelement wiederum ist mit Luft aufgepumpt und in der Mitte zur Wärmedämmung mit lichtdurchlässigen Polycarbonate-Platten versehen. Die Kissen, die auch einer Belastung durch Schnee oder Eis gewachsen sind, werden ständig leicht belüftet, damit sie dauerhaft unter Spannung stehen. Das transparente Element besteht aus durchsichtigem Glas.

nem Kunstwerk liegt die Interpretation im Auge des Betrachters. Die gewölbte Fassade mit einer Fläche von über 11’000 Quadratmeter Fläche steigt Richtung Eingang und Übergang zur Cité du Temps sanft an. Aussen wie innen durchziehen verschiedene Leitmotive die Architektur des Gebäudes mit geschwungenen Formen, Farben und Transparenz sowie dem ungewöhnlichen Einsatz klassischer Materialien und Bauelemente. Eine Holzgitterkonstruktion bildet das Grundgerüst der grossflächigen Fassade. Der traditionelle Werkstoff wurde aufgrund seiner ökologischen und nachhaltigen Eigenschaften gewählt. Holz lässt sich ausserdem fle-

xibel verarbeiten und äusserst präzise zuschneiden – wichtige Eigenschaften für eine Konstruktion, bei der es auf Millimeter ankommt. Moderne 3-D-Technologie hatte während der Planung dabei geholfen, die genaue Form und Positionierung der insgesamt rund 4 600 Balken der Holzgitterschale zu definieren.

TRANSLUZENTE KISSEN Mit einem ausgeklügelten Steckprinzip wurden die einzelnen Balken passgenau miteinander verbunden. Da die Holzgitterschale des Swatch-Gebäudes als grossflächige Bürofassade dient, musste sie zudem verschiedenen technischen Anforderungen

Zum Wärmeschutz wurden insgesamt vier Glasscheiben eingesetzt, zwischen die ein weisses Rollo eingelassen ist. Auch diese Elemente werden immer leicht belüftet, damit sich kein Kondensat bilden kann. Insgesamt neun Balkone mit einer Grösse von zehn bis 20 Quadratmetern gewähren auf mehreren Etagen Aus- und Einblicke. Winzige weisse Punkte auf den Glasfassaden dienen als Sonnenschutz. 124 hölzerne Schweizerkreuze an der Decke verbessern dank ihrer feinen Perforierung die Akustik in den Büros.

FUNKTIONSRÄUME MIT ATMOSPHÄRE Im Inneren des Gebäudes verteilen sich insgesamt 25’000 Quadratmeter Geschossfläche auf fünf Stockwerke für alle Abteilungen von Swatch International sowie Swatch Schweiz. Die Fläche der vier oberen Etagen verringert sich schrittweise von Etage zu Etage. Galerien mit Glasbrüstungen ermöglichen einen Blick auf die unteren Etagen. Neben den regulären Arbeitsplätzen sind über das ganze Gebäude Gemeinschaftsflächen verteilt:

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Transparenz und zielgerichtete Funktion stehen im Innenraum im Vordergrund.

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eine Cafeteria im Erdgeschoss, die allen Swatch-Angestellten und ihren Besuchern offensteht, sowie kleine Pausenzonen an verschiedenen Stellen im Gebäude. Wenn Privatsphäre benötigt wird, stehen separate «Alcove Cabins» zur Verfügung, in denen bis zu sechs Mitarbeiter Platz finden für Telefongespräche oder konzentriertes Arbeiten. Eine besonders ungewöhnliche Installation befindet sich ganz am Ende des zweiten Stockwerks: eine Treppe ins Nichts – sogenannte Reading Stairs, deren Stufen und Ausblicke in Kreativpausen zum Brainstorming unter Kollegen einladen. Fünf schwarze Olivenbäume erstrecken sich bis zu zwei Stockwerke in die Höhe. Der immergrüne Bucida buceras fühlt sich bei Raumtemperatur äusserst wohl und behält das ganze Jahr über seine feinen Blätter. Das Untergeschoss erstreckt sich über die gesamte Länge des Gebäudes. Hier verbirgt sich neben Technikräumen, Lüftungszentrale und Archiv auch die Tiefgarage mit 170 Autostellplätzen und 182 Velostellplätzen.

DIE LOBBY Der zur Nicolas-G.-Hayek-Strasse hin ausgerichtete komplett verglaste Eingangsbereich zeichnet sich durch grosszügige Dimensionen sowie Transparenz, Offenheit und Helligkeit aus. Die Zickzackform ist der Holzgitterstruktur der Fassade geschuldet, spielt aber auch eine Rolle für die Gebäudephysik, etwa für Windlasten. Diese Zickzackverglasung beginnt in 5.5 Meter Höhe und erstreckt sich bis auf über 27 Meter Höhe. Unterhalb dieser Verglasung schliessen sich aus der Industrie bekannte Hubstaffeltore an, die sich automatisch öffnen und schliessen lassen  – eine gläserne Jalousie, die Wind und Regen standhalten und angemessen isolieren muss. Zwei gläserne Aufzüge bringen Mitarbeiter und Besucher in die oberen Stockwerke und zur ebenfalls gläsernen Fussgängerbrücke im dritten Stock, die das Swatch-Gebäude mit der Cité du Temps verbindet. Galerien auf drei Stockwerken bieten Aussicht auf den Eingangsbereich.

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Moderne Bauten mit viel Komfort können ökologische Kriterien erfüllen. Daher ist das Gebäude ein nachhaltiger Leuchtturm.

NACHHALTIGKEIT IST TRUMPF Mit einer cleveren Grundwassernutzung zur Beheizung und Kühlung des Gebäudes sowie mit Solarstrom aus der Photovoltaikanlage wird massgeblich zu einer optimalen CO2-Bilanz beitragen. Von Velospots und Ladestationen über intelligente Verdunkelungen und Verglasungen, von LED Leuchten und hoch effizienten Lüftungen bis zur thermischen Bauteilaktivierung und papierlosem Büro: Dank modernster Technik und viel Know-how zeigt das neue Swatch-Gebäude, dass modernes Bauen und modernes Arbeiten im Einklang mit der Natur stehen können. Ausschliesslich Holz aus Schweizer Wäldern, davon hauptsächlich Fichtenholz, kam beim Bau zum Einsatz. Insgesamt

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wurden knapp 1997 Kubikmeter davon benötigt – eine Menge, die im Schweizer Wald in weniger als zwei Stunden wieder nachwächst. Das Energiekonzept beruht auf Solartechnologie und Grundwassernutzung und ermöglicht es, Gebäudefunktionen wie Lüftung, Kühlung, Heizung und Grundbeleuchtung sowohl für den Swatch-Hauptsitz als auch für die Cité du Temps autonom zu betreiben. Dabei sichert das Grundwassernutzungskonzept die Beheizung und Kühlung des neuen Swatch-Gebäudes. Swatch teilt sich die Ressourcen gemeinsam mit der benachbarten Cité du Temps und der neuen Omega-Manufaktur, die 2017 in Betrieb genommen wurde. Neun unterirdische Brunnen sowie zwei ehemalige Öltanks,

die zu Wasserspeichern umfunktioniert wurden, sind auf dem gesamten Areal verteilt. In die Wabenstruktur der Fassade wurden 442 individuell gefertigte, gebogene Solarelemente eingesetzt. Mit 1 770 Quadratmeter installierter Photovoltaik werden pro Jahr rund 212.3 MWh Strom gewonnen, was dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 61 Haushalten entspricht.

GEORG LUTZ ist Chefredaktor von bauRUNDSCHAU. www.swatch.com


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Ein alter Güterschuppen mit ganz neuem Charme.

SZENE-TREFF GÜTERSCHUPPEN WIRD ZU NEUEM LEBEN ERWECKT von Nicola Schröder

Neues Leben in alten Mauern: Ein verwaister Güterschuppen der Rhätischen Bahn (RhB) wird zum In-Schuppen und demonstriert damit, wie baulicher Bestand identitätsstiftend umgenutzt und weiterentwickelt werden kann. Im Zentrum – der spektakuläre Ausblick auf die Aroser Berge.

D

as über 100-jährige Gebäude an der Endstation der Arosabahn hat eine neue Bestimmung erhalten. Lange Jahre stand der Schuppen leer, weil die Rhätische Bahn keine Verwendung mehr dafür hatte. Anlässlich des 100. Geburtstags des zweithöchsten Kopfbahnhofs der RhB 2014 wurde zunächst die unmittelbare Bahnhofsanlage für rund 24 Millionen Franken neu gestaltet. In Teilprojekten wurden das Publikumsgebäude saniert sowie die Güterumschlagshalle und der Kiosk neu errichtet. Als Herzstück des

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Gesamtprojektes entstand eine neue Überführung, als direkte Verbindung zwischen den Perrons und der Bergbahn-Talstation. Die umfangreiche Modernisierung war eine Kooperation zwischen der RhB, dem Kanton Graubünden, der Gemeinde Arosa sowie der Bergbahnen AG.

sammenarbeit mit der RhB zu dem heutigen Gastronomiebetrieb umbaute. Ziel war es, so viel wie möglich von der alten Struktur des Gebäudes zu erhalten und mit einem zeitgemässen Konzept gleichermassen Gäste wie Einheimische anzuziehen.

Wenig später begann auch die Planung für eine Umnutzung des Güterschuppens. Das Baurecht an dem denkmalgeschützten Gebäude hatte die Blue Mountain AG aus Zug übernommen, die den Schuppen in Zu-

Die Mischung war schnell festgelegt – Alpenzauber sollte auf internationale Inspiration treffen, inklusive Live-Unterhaltung. Dafür setzten Bauherren und Innenarchitekten einerseits auf den industriellen

BLICK AUF BESTEHENDES


© Jansen AG, Ruedi Homberger

© Jansen AG, Ruedi Homberger

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© Jansen AG, Ruedi Homberger

Rundbogenfenster öffnen das Panorama auf die wahren Helden dieses Ferienortes: die Hausberge.

Charme der einstigen Werkhalle, den sie mit einer puristischen Einrichtung noch unterstrichen. Andererseits verstärkten sie die Offenheit des Gebäudes. Mittels riesiger Glasfenster in den ehemaligen Torbögen holten sie die authentische Kulisse von draussen in den Raum hinein. Hoch und hell erscheint der Raum jetzt, in dessen Mittelpunkt eine offene Küche mit Holzkohle-Ofen und eine grosse Barzeile mit Lounge-Bereich angeordnet sind. Das Highlight ist der Blick aus der Wärme auf die beeindruckende Bergkulisse – möglich gemacht durch ein fünf Meter hohes Rundfenster.

INDUSTRIAL-LOOK TRIFFT HÜTTENZAUBER Um den authentischen Charakter des Güterschuppens zu erhalten, verwendeten die Innenarchitekten einfache und robuste Materialien wie Altholz, Schwarzstahl und Beton. Das alte Kupferblech der ehemaligen Dachdeckung wurde als Barfront sowie Verkleidung des über fünf Meter hohen Cheminée-Abzugs wiederverwendet. Die

Der Blick aus der Wärme auf die beeindruckende Bergkulisse.

eindrücklichen Fenster der Anlage stellten die Metallbauer aus Janisol-Arte-Profilen her. Diese Profile von Jansen sind besonders filigran und trotzdem sehr stabil. Total verbauten sie neun Bogenfenster und die imposante Stirnverglasung aus Fenstertüren mit Bogen. Hier wurden die Profile mit filigranem Stahlflachrohr verstärkt. Zusätzlich für den Haupteingang und zwei Innentüren kam eine Kombination mit klassischen Profilen zum Einsatz. Da Vorgaben bezüglich Lärm einzuhalten waren, wurde ein Zweifach-Isolierglas mit beidseitig VSG-Glas-Schallschutzfolie eingesetzt. Auf diese Weise entstand im Güterschuppen Arosa ein moderner, authentischer Betrieb und ein Ort, an dem sich Einheimische und Gäste gleichermassen wohlfühlen können.

BAUTAFEL Bauherr: Blue Mountain AG, Zug Architekt: Peter Schillig, dipl. Architekt HTL / STV, Zürich Metallbau: Wüst Metallbau AG, Altstätten SG Stahlprofilsystem: Bogenfenster aus Janisol Arte, Türen in Kombination mit Janisol (Jansen AG, Oberriet) Systemlieferant: Jansen AG

NICOLA SCHRÖDER ist Autorin bei Conzept-B. www.schillig-architekt.ch

Ausgabe 04/2019 // Seite 121


BAUEN

VERBESSERUNG DER RAUMQUALITÄT LEBENDIGER BETON DANK PNEUMATIT® von Urs Zwyssig

Wer in Räumen mit Rohbeton ein gewisses Unbehagen verspürt, kann sich jetzt freuen. Ab sofort bietet das Unternehmen SACAC fast sämtliche Betonelemente mit dem Baustoffzusatz Pneumatit® an. Das Raumklima wird dadurch als lebendiger und wärmer empfunden.

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as Unternehmen aus Lenzburg (AG) wurde 1946 gegründet und machte sich schnell einen Namen als Anbieter von statisch tragfähigen, langlebigen und ästhetischen Leitungsmasten, die im Schleuderbetonverfahren hergestellt werden. Längst ist das Unternehmen auch in anderen Bereichen erfolgreich tätig, und längst werden nicht nur Betonleitungsmasten hergestellt. Stützen, Treppen, Pfähle, Masten, Fassadenelemente und Rückhaltesysteme lauten die heutigen Stichworte, die die aktuellen Produktfelder und Dienstleistungen umfassen. Heutzutage wird Beton als Baumaterial vermehrt in der Innenarchitektur eingesetzt. Bei aller Begeisterung für das Material, gibt es aber auch viele, die Rohbeton als kalt oder gar abweisend beschreiben würden. Dieses Bild haben viele im Kopf. Jetzt gibt es aber eine Lösung auf dem Markt, die Abhilfe verspricht.

EINE EINZIGARTIGE WIRKUNG

Beton, der sich gut anfühlt und gleichzeitig leistungsstark ist.

Der flüssige Baustoffzusatz Pneumatit® verankert im Beton dauerhaft eine feine biologische Aktivität, ohne die physikalischen, statischen und haptischen Eigenschaften zu beeinträchtigen. Der angereicherte Beton erfüllt die SIA-Norm und ist qualitativ genauso hochwertig wie herkömmliche Betonlösungen. Wenngleich die Wirkung von manchen Menschen anders wahrgenommen wird. Die Räume werden durchweg und nicht selten zur eigenen Verblüffung der Testpersonen als wärmer, lebendiger und wohltuend beschrieben. Verschiedene Vergleichstests konnten zudem diese positive Wirkung wissenschaftlich belegen. Der Baubiologe David Feldbrügge konnte

dies bestätigen, «Der Boden selbst strahlt eine einladende Art von Geborgenheit aus. Von unten her zieht in den ganzen Körper eine angenehme, vibrierende Kraft ein, die rundum aufmacht. Ich erlebe den Herzschlag wieder bis in die Peripherie hinaus.»

HUNDERT ARBEITSSCHRITTE HANDARBEIT Alle Ausgangsstoffe des Baustoffzusatzes sind von natürlicher Art. Aus einer Reihe von Metallen sowie pflanzlicher und mineralischer Homöopathika wurde jede Substanz ausgewählt. Beton kann mehr, als ihm üblicherweise zugestanden wird. Es geht immer darum, Mensch und Umwelt in den Mittelpunkt zu stellen. Die ebenso subtile wie komplexe Herstellung umfasst um die hundert Arbeitsschritte und geschieht ausschliesslich von Hand. Das Resultat ist ein innovativer Beton, der Leistungsfähigkeit mit Lebendigkeit verbindet wie nie zuvor.

BETON MIT TRADITION SACAC produziert heute Stützen, Treppen, Pfähle, Masten und Rückhaltesysteme, und ist ein verlässlicher Partner und ein Garant für höchste Qualität von der Planung über die Produktion bis zu den umfangreichen Serviceleistungen. Das Schweizer Familienunternehmen mit seinen rund 130 Mitarbeitenden entwickelt sich stetig weiter mit dem Ziel, seinen Kunden den Alltag zu vereinfachen. Mit ungebrochener Leidenschaft und Innovationskraft definiert man immer wieder neue Standards in der Branche.

SACAC AG | Fabrikstrasse 11 | CH-5600 Lenzburg | Tel. +41 (0) 61 888 20 20 | sacac@sacac.ch | www.sacac.ch

Seite 122 // bauRUNDSCHAU


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Ausgabe CH-9512 Rossrüti / Wil SG 04/2019 // Seite 123

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KOLUMNE

DIGITALISIERUNG GEHT AUCH ANDERS! von Dr. Ing. Patrick Christ

D

as digitale Bauen wird mittlerweile weitgehend mit Building Information Modeling (BIM) gleichgesetzt, welches als umfassende Lösung für eine nahezu perfekte Planung zweifellos das höchste Ziel sein sollte – zumal auch der Gesetzgeber den Einsatz von BIM künftig zunehmend fordern wird. Wie aktuelle Studien zeigen, scheitern jedoch viele Unternehmen noch an den hohen Ansprüchen für die digitale Arbeitsweise.

Einer Mitte 2019 veröffentlichten Studie von PricewaterhouseCoopers zufolge gaben 79 Prozent von hundert befragten deutschen Unternehmen aus dem Bereich Planung und Design, Bauunternehmertum und Anlagenbau an, BIM in den nächsten Jahren nutzen zu wollen. Lediglich 18 Prozent verfügen allerdings bereits über eine ausgereifte Strategie, während immerhin weitere 39 Prozent dabei sind, eine solche zu erarbeiten. 48 Prozent haben noch nie mit BIM gearbeitet. 63 Prozent halten die BIM-Methode aus technischer Sicht für anspruchsvoll, über die Hälfte (52 Prozent) erachtet sie als aufwändig in der Umsetzung. Grösste Hürden bestünden nach Ansicht der Firmen ferner in fehlenden Fachkräften (52 Prozent) sowie hohen Investitionen (48 Prozent). In der Schweiz offenbaren die Zahlen der usic (Union Suisse des Sociétés d’Ingénieurs-Conseils) BIM-Umfrage 2018 – die aktuellste Studie zum Thema BIM in der Schweiz – ein leicht besseres Bild. Hier hat sich vor allem innerhalb eines einzigen Jahres einiges getan. Arbeiteten Anfang 2017 noch enorme 90 Prozent nur wenig bis gar nicht mit BIM, waren es im Folgejahr nur noch 70 Prozent. Auch der Anteil derjenigen, die BIM bislang in keinem ihrer Projekte verwendet hatten, sank von 59 auf 41 Prozent. Zwar sind diese merklichen Verbesserungen zweifellos honorabel. Bis von einer wirklichen Digitalisierung der Schweizer Baubranche die Rede sein kann, ist allerdings noch einiges zu tun. Doch was genau macht BIM so komplex und anspruchsvoll, dass nur so wenige Betriebe in der schweizerischen und deut-

Seite 124 // bauRUNDSCHAU

schen Baubranche bereits auf das doch so lohnende digitale Planen und Bauen setzen? Zunächst handelt es sich um eine ganzheitliche Arbeitsmethode, bei der durchgängig und über alle Leistungsphasen hinweg in 3-D geplant wird. Für Firmen, die noch nicht komplett in 3-D arbeiten, bedeutet dies unter Umständen eine komplette Umstrukturierung ihres bisherigen Workflows, teure Mitarbeiterfortbildungen inklusive. BIM bedeutet jedoch nicht nur ein Planen in 3-D, sondern im Optimalfall auch ein Gewerke-übergreifendes Arbeiten an einem einzigen interdisziplinären Modell, welches wiederum besondere Qualifikationen im Datenmanagement, sprich die Einstellung oder Ausbildung eines BIM-Koordinators, erfordert. Hohe Anschaffungskosten für leistungsfähige Hardware sowie teure Softwarelizenzen kommen noch hinzu. Schnell wird deutlich, warum eine Digitalisierung des Bauwesens bisher noch in den Kinderschuhen steckt: Es fehlt die Leichtigkeit. Doch es geht auch anders. Viele der Ziele von BIM, wie etwa eine optimierte Kooperation zwischen den Projektbeteiligten, konsistente Planungsunterlagen oder papierloses Arbeiten, lassen sich bereits kinderleicht mithilfe eines einzigen digitalen Tools verwirklichen. Es gibt inzwischen praktikable Lösungen auf dem Markt. Die Bausteuerungssoftware ermöglicht eine papierlose, beweissichere Dokumentation, klare und reibungslose Kommunikation und einen stets konsistenten, weil aktuellen Planungsstand für alle Projektbeteiligten.

DR. ING. PATRICK CHRIST ist Gründer und Geschäftsführer des Bausteuerungssoftware-Herstellers Capmo. www.campo.de


BAUEN

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UMWELT & TECHNIK

FEUER UND FLAMME HOLZÖFEN AUF DEM PRÜFSTAND von Georg Lutz

In dieser Jahreszeit ist es oft ungemütlich, nasskalt und manchmal liegt Schnee in der Schweiz. Das ist das perfekte Wetter für Kaminöfen, die mit Holz beheizt werden. Die wohlige Atmosphäre ist fast schon legendär. Nur, steht gerade heute, die Frage nach den lästigen Abgasen – insbesondere Feinstaub – im Raum. Zunächst gilt es aber, ein positives Argument anzuführen. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, es bindet beim Wachsen im Wald das Kohlendioxid, das es beim Verbrennen wieder in die Luft abgibt. Grundsätzlich ist die Verwendung von Holz als Brennstoff also zu begrüssen. Allerdings gilt es, im praktischen Alltag einige Stolpersteine zu beachten. So sollte der Verbrennungsraum ausreichend gross, die Luftzufuhr und der Rost für das Brennmaterial Holz ausgelegt sein – Allesbrenner sind von vorgestern und rechtlich nicht mehr erlaubt. Zudem sollte der Ofen eine Nachverbrennungskammer besitzen. Holz ist nur bei vollständiger Verbrennung ein sauberer Brennstoff. Ob die saubere Verbrennung allerdings gelingt, hängt zentral von der Konstruktion des Ofens, der Holzfeuchtigkeit, der Luftzufuhr und der Grösse der Holzscheite ab. Holz muss mindestens zwei Jahre an einer sonnigen, aber regengeschützten Stelle lagern. Selbst dann lassen sich Staubemissionen nicht voll ausschliessen. In einem folgenden Beitrag beleuchten wir die technischen und praktischen Möglichkeiten.

Seite 126 // bauRUNDSCHAU


UMWELT & TECHNIK

Ausgabe 04/2019 // Seite 127


UMWELT & TECHNIK

Moderne Kamine emittieren deutlich weniger Feinstaub.

DER SCHLÜSSELSPIELER DER ENERGIEWENDE EMISSIONSREDUZIERTES HEIZEN MIT HOLZ von Andreas Keel und Christoph Rutschmann

Das Heizen mit Holz hat viele Vorteile. Es ist nicht teurer als fossile Energien, es ist Kohlendioxyd-neutral (CO2) und zudem ist es ein einheimischer Rohstoff und das investierte Geld bleibt zum grössten Teil in der Schweiz. Und die Schadstoffe, von denen wir immer wieder lesen? Bei automatischen Feuerungen sorgen die standardisierten Prozesse und ausgeklügelte Filtereinrichtungen für tiefste Emissionen. Bei handbeschickten Holzheizungen sind das richtige Anfeuern und Betreibendas A und O zur Vermeidung von Emissionen. Seite 128 // bauRUNDSCHAU


UMWELT & TECHNIK

D

ie Holzenergie deckt heute wieder über zehn Prozent des Wärmebedarfs der Schweiz und ist fester Bestandteil einer erneuerbaren und CO2-neutralen Energieversorgung. Zudem ist Holz die zweitwichtigste erneuerbare Energie in der Schweiz. Die insgesamt über 570’000 installierten Holzheizungen sparen jährlich über drei Millionen Tonnen CO2 ein, und die jährliche Energieholznutzung stieg zwischen 1990 und 2018 von drei auf fünf Millionen Kubikmeter. Das «Ende der Fahnenstange» ist aber noch längst nicht erreicht. Das heute brachliegende Potenzial erlaubt eine Steigerung um mindestens 50 Prozent. Nicht erhöhen soll sich aber die Menge der Luftschadstoffe, insbesondere des Feinstaubs – wenngleich dieser dank vieler Massnahmen seit 1991 rückläufig ist.

DURCH MENSCHLICHES HANDELN ERZEUGT Feinstaub sind feste und flüssige Teilchen mit einem Durchmesser von weniger als zehn Mikrometern (0.000001 m). Die chemische Zusammensetzung des Feinstaubs ist sehr unterschiedlich und umfasst Schwer-

metalle, Sulfat, Nitrat, Ammonium, organischen Kohlenstoff, polyzyklische aromatische Kohlenstoffe, Dioxine, Furane, um nur einige zu nennen. Feinstaub ist zudem ein komplexes Gemisch aus primär emittierten und sekundär gebildeten Komponenten natürlichen und anthropogenen Ursprungs wie Russ, geologisches Material, Abriebpartikel und biologisches Material. Die Hauptquellen von Feinstaub sind primär in motorisiertem Strassen- und Schienenverkehr, Land- und Forstwirtschaft, Industrie und Gewerbe, Baustellen, Feuerungen und durch sekundäre Bildung aus Schwefeldioxid, Stickoxiden, Ammoniak und flüchtigen organischen Verbindungen zu finden.

Teer bezeichnet. Sie entstehen bei tiefen Verbrennungstemperaturen und unvollständiger Verbrennung des Holzes. Der mineralische Feinstaub hingegen entsteht bei hohen Temperaturen und bei guten Verbrennungsbedingungen mit ausreichendem Sauerstoffangebot. Bei richtig betriebenen Holzfeuerungen besteht der Feinstaub zum überwiegenden Teil aus mineralischem Feinstaub. Hinsichtlich ihrer Gesundheitsgefährdung gelten Russ und organische Kohlenstoffverbindungen als sehr toxisch. Mineralischer Feinstaub dagegen wird als weniger heikel eingestuft.

Doch Feinstaub ist dennoch nicht gleich Feinstaub. Der primäre Feinstaub lässt sich in die Kategorien Russ, organische Kohlenstoffverbindungen und mineralischer Feinstaub unterteilen. Bei unvollständigen oder schlechten Verbrennungen mit ungenügender Ausbrandphase entsteht der Russ, welcher fast vollständig aus Kohlenstoff besteht. Die organischen Kohlenstoffverbindungen werden auch als

Für Holzfeuerungen schreibt die Luftreinhalte-Verordnung (LRV) bezüglich Feinstaubemissionen bestimmte Grenzwerte vor. Leistung bis 70 Kilowatt (kW) entspricht bei Stückholz 100 Milligramm (mg) pro Kubikmeter (m3) und bei Schnitzel / Pellets 50 mg / m3. Leistung von 70 bis 500 kW entspricht 50 mg / m3 und bei mehr als 500 kW beträgt der Grenzwert 20 mg  / m3. Ein Wert von 20 mg / m3 lässt sich nur

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Ausgabe 04/2019 // Seite 129


UMWELT & TECHNIK

Es kommt auf das richtig gelagerte Holz an.

mit einer Sekundärmassnahme, das heisst mit der Installation eines Partikelabscheiders («Feinstaubfilter»), erreichen. Die Einhaltung eines Werts von 50 mg/ m3 erfordert in der Regel ebenfalls einen Partikelabscheider. Bei optimalen Bedingungen und guter Brennstoffqualität (Pellets) ist der Grenzwert auch ohne Filter erreichbar. Für Anlagen grösser als 500 Kilowatt (kW) gilt seit 2007 ein Grenzwert von 20 mg/m3. Diese Anlagen sind heute alle mit einem Partikelabscheider ausgerüstet. Dadurch liess sich die früher jedes Jahr ausgestossene Feinstaubmenge von umgerechnet rund 1 100 Containern (800 Liter) auf unter 100 Container senken. Das sind jährlich über 650 Tonnen Feinstaub, welche der Atmosphäre und unseren Lungen erspart bleiben und stattdessen den Weg in ordentliche Deponien nehmen. Das wiederum beträgt drei bis vier Prozent der gesamten Feinstaubemissionen der Schweiz. Anlagen zwischen 70 und 500 kW müssen bis Ende 2021 mit Partikelabscheidern ausgerüstet sein. Dadurch wird sich der jährliche Feinstaubausstoss in den nächsten fünf Jahren nochmals um 200 Tonnen reduzieren.

MODERNE GERÄTE UND ALTANLAGEN Dass es signifikante Unterschiede bezüglich Feinstaubemissionen von modernen und alten sowie automatisch und nicht automatisch geregelten Klein-Holzfeuerungen gibt, ist allgemein bekannt. Dieser Umstand beruhte bisher aber grösstenteils auf dem stationären Nenn- oder Teillastbetrieb der

Seite 130 // bauRUNDSCHAU

Anlagen. Neuere Untersuchungen beziehen sich auf den Praxisbetrieb, bei welchem auch Anfahrvorgänge, Lastwechsel sowie Abschaltvorgänge berücksichtigt wurden. Bei sieben Anlagen erfolgte eine Messung und Aufzeichnung aller relevanten Betriebsparameter sowie der im Zuge des Verbrennungsprozesses entstehenden Emissionen. Zudem wurden Feinstaubproben gezogen und anschliessend chemisch analysiert. Die Untersuchung zeigt zwei deutliche Befunde: Einerseits emittieren moderne Geräte deutlich weniger Feinstaub. Andererseits emittieren sie aber auch deutlich weniger toxisch relevante Feinstäube in Form von Russ und organischen Kohlenstoffverbindungen. Im kleineren Leistungsbereich liegt der zielführende Weg in einem forcierten Austausch von Altanlagen durch moderne Geräte. Untersuchungen in Österreich haben gezeigt, dass sich durch einen vollständigen Ersatz aller Altanlagen rund 75 Prozent des von Holzenergieanlagen emittierten Feinstaubes vermeiden liessen. In der Schweiz dürfte das Reduktionspotenzial etwa gleich gross zu erwarten sein. Bei den grösseren automatischen Holzfeuerungen hat die Branche bezüglich Feinstaub einen Grossteil ihrer Hausaufgaben bereits gemacht beziehungsweise wird diese für die Anlagen zwischen 70 und 500 kW bis ins Jahr 2022 noch erledigen. Dannzumal wird eine Entwicklung abgeschlossen sein, welche vor rund 40 Jahren begann und welche die Feinstaubemissionen um den Faktor 30 reduziert.

PROJEKT HARVE

Unter dem Namen «Harve» läuft derzeit ein Projekt von Holzenergie Schweiz und des Schweizerischen Verbandes für Umwelttechnik zur Holzasche. Einerseits soll dabei in Erfahrung gebracht werden, wo welche Mengen in welchen Qualitäten anfallen. Um die Asche rationell und getrennt nach Typen sammeln zu können, wird eine effiziente Sammellogistik entwickelt. Das Pooling hat auch einen ökologischen Nutzen, indem zentral Rohstoffe wie Zink oder Phosphor zurückgewonnen und damit die Ressourcen geschont werden können. Mit einem Leitfaden zum Stand der Technik bezüglich Transport, Arbeitssicherheit, Staub, Deponierung und Verwertung soll der Branche der Handlungsspielraum und -bedarf aufgezeigt werden. Das Projekt wird voraussichtlich im März 2020 abgeschlossen und die Resultate veröffentlicht sein.

ANDREAS KEEL UND CHRISTOPH RUTSCHMANN verantworten die Öffentlichkeitsarbeit bei Holzenergie Schweiz. www.holzenergie.ch


UMWELT & TECHNIK

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UMWELT & TECHNIK

Smarte Energie im Gebäude.

AKTIVES ENERGIEMANAGEMENT MIT ENERGIESTEUERUNG ENERGIE UND KOSTEN SPAREN von Georg Lutz

Eigenverbrauchsoptimierung für die Photovoltaikanlage in der Wohnsiedlung, Lademanagement für Elektroladestationen oder Spitzenlastkappung für den Industriebetrieb. All diese Steuerungsaufgaben haben eines gemeinsam – die Absicht, Energie zielgerichtet zu steuern. Aktives Energiemanagement ist ein Kernelement der nachhaltigen Energienutzung und spart automatisch Energie und Kosten. Das Schweizer Technologieunternehmen ecocoach aus Brunnen liefert ein Energiemanagement-System, welches Grossverbraucher im Gebäude automatisch nach gewünschten Prioritäten regelt.

D

as entwickelte System betrachtet das Gebäude als Ganzes und kombiniert Energiespeicher mit Gebäudeautomation. Mit der Cloud-Anbindung der Gebäude- und Energietechnik ist das System ganzheitlich digitalisiert. Die Kommunikation der verschiedenen Komponenten, Schnittstellen und Protokolle werden über die digitale Plattform sichergestellt. Das integrierte Energiemanagement basiert auf der ganzheitlichen Digitalisierung und ist die Königsdisziplin des ecocoach-Systems.

ENERGIEMANAGEMENT MIT DREI MODI Energiemanagement, ein allgegenwärtiger Begriff, über den man vieles hört und liest. Was aber genau dahintersteckt und wie das Energiemanagement funktioniert, bleibt oft unklar. Das Unternehmen aus Brunnen konkretisiert die Funktionen des

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Energiemanagements mit vorprogrammierten Betriebsmodi. Die Modi sind auf unterschiedliche Zielsetzungen abgestimmt und decken alle Hauptbedürfnisse im Bereich der Energieoptimierung ab. Das Energiemanagement nutzt die Hardware des renommierten deutschen IndustriesteuerungHerstellers Beckhoff und regelt mit dieser und dazu passenden eigenen Algorithmen die Grossverbraucher im Gebäude. Vor allem die Steuerung der Grossverbraucher birgt ein hohes Potenzial zur Optimierung der Energieflüsse. Folgende drei Hauptmodi sind auf dem System vorprogrammiert: Eigenverbrauchsoptimierung, Spitzenlastkappung und Lastmanagement. Je nach Betriebsmodus werden bestimmte Prioritäten definiert, welche beispielsweise den Eigenverbrauch optimieren. Ein Algorithmus arbeitet die Prioritäten entsprechend ab. Das System beruht auf Echtzeitmes-

sung, reagiert direkt auf Leistungsänderungen und kann so den Energieverbrauch jederzeit optimal regeln.

EIGENVERBRAUCHSOPTIMIERUNG Durch den Betriebsmodus Eigenverbrauchsoptimierung wird die Nutzung des selbst erzeugten Stromes maximiert. Es wird so wenig Strom wie möglich ins Netz eingespeist respektive vom Netz bezogen. Dabei können verschiedene Verbraucher nach Prioritäten zugeschaltet oder getrennt werden. Das Energiemanagement kann dabei mit oder ohne Batteriespeicher eingesetzt werden. Um den grösstmöglichen Eigenverbrauchsgrad zu erreichen, wie beispielsweise im Quartier Mättivor, macht die Kombination des Energiemanagements mit einem Batteriesystem (ecoBatterySystem) Sinn. Je nach Wunscheinstellung steuert das Energie-


UMWELT & TECHNIK

management-System die Energieflüsse. Ist beispielsweise die aktuelle Stromproduktion der Photovoltaikanlage hoch, werden die Elektroladestationen aufgrund der höchsten Prioritätseinstellung aktiviert und die Elektrofahrzeuge werden geladen. Wird immer noch mehr Strom produziert als verbraucht, wird das Batteriesystem geladen, sodass später möglichst viel Strom für den Eigenbedarf eingesetzt werden kann und möglichst wenig Strom ins Netz zurückgespeist wird.

TEURE LASTSPITZEN VERMEIDEN Sind in Industriebetrieben mehrere Grossverbraucher gleichzeitig in Betrieb, können Lastspitzen entstehen, welche die Netz-

anschlussgrösse überschreiten. Durch den Betriebsmodus zur Spitzenlastkappung werden leistungsintensive Prozesse priorisiert und über den Tag verteilt, sodass keine Spitzen entstehen. Mit der Ergänzung eines Batteriesystems können zudem verbrauchsintensive Zeiträume überbrückt werden, ohne dass Lastspitzen entstehen.

ELEKTROLADESTATIONEN EFFIZIENT BETREIBEN Sind mehrere grosse Verbraucher angeschlossen, so kann es vorkommen, dass trotz Batterie die Gesamtleistung nicht mehr abgedeckt werden kann. Der Betriebsmodus zum Lastmanagement be-

Tiefgarage Mythenhof, Ibach SZ

dient die priorisierten Verbraucher zuerst und drosselt den Bedarf der anderen Verbraucher, sodass die maximale Leistung nicht überschritten wird – das Gebäude bleibt somit stabil. Der Lastmanagementmodus kann auch ohne Batterie eingesetzt werden. Mit diesem Modus können eine oder mehrere Elektroladestationen eingerichtet werden, ohne dass die bestehende Anschlussleistung erhöht werden muss. Das Energiemanagement regelt den Verbrauch laufend, um den festgelegten Netzbezug nicht zu überschreiten. Die Leistung des aktuellen Anschlusses wird somit optimal ausgenutzt. Hinzu können mit dem Lastmanagement Elektroladesäulen sowohl für Neu- als auch Bestandsbauten umgesetzt werden. In der Tiefgarage der Überbauung Mythenhof waren bei der Planung des Bauprojekts keine Elektroladestationen angedacht. Mit dem ecocoach-Energiemanagement konnte die Tiefgarage nachträglich mit mehreren Elektroladestationen ausgestattet werden, ohne dass die Anschlussleistung erhöht werden musste. Die Anschlussstromstärke für drei Mehrfamilienhäuser beträgt 250 Ampere, wovon 100 Ampere für alle Ladestationen zur Verfügung stehen. Derzeit sind drei 22-Kilowatt-(kW)-Stationen installiert, die beim Ladevorgang je 32 A Strom beziehen. Das Energiemanagement-System ist erweiterbar und kann somit für alle aktuellen und zukünftigen Ladestationen eingesetzt werden. Es ist für bis zu 30 Ladestationen ausgelegt, sodass die 100 Ampere je nach Anzahl aktiver Ladesäulen optimal verteilt werden. Die Kosten für das Management der Ladestationen sind rasch amortisiert, da das Lastmanagement Verbrauchsspitzen verhindert.

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UMWELT & TECHNIK

LÖSUNGEN DER ZUKUNFT HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE GEBÄUDETECHNIK von Georg Lutz

Über 40 Vertreter der Gebäudetechnik-Industrie trafen sich im Herbst 2019 zu einem Gedankenaustausch untereinander und mit Vertretern von Behörden und Verbänden. Beim Round Table Gebäudetechnik 2019 von GebäudeKlima Schweiz standen vor allem die Themen Smart Grid und Trinkwasser im Zentrum. Legionellen-Prävention erfordert Erneuerung der baurechtlichen Grundlagen.

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in- bis zweimal jährlich treffen sich Vertreter der Gebäudetechnik-Industrie und von Behörden sowie Verbänden auf Initiative von GebäudeKlima Schweiz, der bedeutendsten Schweizer Hersteller- und Lieferantenvereinigung der Hei-zungs-, Lüftungs- und Klimatechnik, zu einem Gedankenaustausch. Der Round Table Gebäudetechnik hat zum Ziel, sich gegenseitig über aktuelle Projekte zu informieren und anstehende Herausforderungen zu diskutieren, für mehr gegenseitiges Verständnis und gemeinsames Vorwärtskommen. Im Herbst 2019 fand bereits die neunte Durchführung statt.

HERAUSFORDERUNGEN BEIM THEMA SMART GRID Eines der Hauptthemen am Round Table Gebäudetechnik war Smart Grid, das intelligente Stromnetz zur Steuerung von Energieerzeugung, -speicherung, -verteilung und -verbrauch. Ist dies ein Mittel zur Umsetzung der CO2-Strategie des Bundes? Dieser Frage ging Martin Rauen von Viessmann in einem Referat nach. Denn auch wenn Prognosen schwierig sind: Der 2017 vom Schweizer Stimmvolk beschlossene Wandel im Energiesystem führt wohl zu einem wachsenden Elektrizitätsverbrauch. Alleine schon durch die angestrebte Zunahme der Wärmepumpen wie auch der Elektroautos. Gleichzeitig wird

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verstärkt auf private Photovoltaikanlagen gesetzt. Strom, den die Anlagebesitzer meist möglichst selber verbrauchen wollen, was jedoch nicht immer möglich ist. Entsprechend werden Private durch die Einspeisung von Reststrom ins Netz auch zu Stromlieferanten. Um alle diese Faktoren und Beteiligten innerhalb des zukünftigen Strommarktes koordinieren zu können, wird Smart Grid unumgänglich sein. Zuvor aber stellen sich noch zahlreiche Herausforderungen. So ist es zum Beispiel elementar, dass der Verbrauch von Haushalten protokolliert wird und die gesammelten Da-ten den Anbietern zur Verfügung stehen. In der Energiestrategie 2050 des Bundes ist entsprechend vorgesehen, dass bis im Jahr 2027 80 Prozent der Strom-zähler durch Smart Meter ausgetauscht werden, wie Michael Paulus vom Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) in einem weiteren Referat aufzeigte. Im Viertelstundentakt sollen sie Daten zum Stromverbrauch erfassen und weiterleiten. Das alleine aber macht noch kein Smart Grid aus, Smart Meter können intelligente Steuer- und Regelsysteme lediglich unterstützen. Gleichzeitig müssen auch die Schweizer Stromnetze weiterentwickelt werden. Neben zahlreichen technischen gibt es zudem auch noch normative und

regulatorische Hürden zu nehmen. So stellt sich etwa die Frage des Datenschutzes. Am wichtigsten überhaupt aber ist die Akzeptanz seitens der Verbraucher: Schliesslich funktioniert Smart Grid nur, wenn Netzbetreibern Zugriff auf die einzelnen Haushalte gewährt wird. In diesem Zusammenhang fällt einiges an Aufklärungsbedarf an. Ein Thema, das nicht zuletzt

GEBÄUDEKLIMA SCHWEIZ GebäudeKlima Schweiz ist die bedeutendste Schweizer Hersteller- und Liefe-rantenvereinigung der Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik. Die Mitglieder sind mehrheitlich Systemanbieter und unterhalten gesamtschweizerische Verkaufs- und Servicenetze. Als «Stimme der Gebäudetechnik-Industrie» bringt GebäudeKlima Schweiz die Meinung der Industrie zu aktuellen Themen in die politische Diskussion mit ein, verhandelt mit Behörden und Verbänden, enga-giert sich für optimale Rahmenbedingungen für die Schweizer Gebäudetechnik-Industrie, übernimmt eine wichtige Rolle in der Aus- und Weiterbildung und wird durch den branchenübergreifenden Austausch unter den Mitgliedern zu einem wichtigen Innovations- und Kompetenzzentrum.


UMWELT & TECHNIK

auch die Gebäudetechnik-Branche in den nächsten Jahren stark beschäftigen wird.

TRINKWASSERQUALITÄT UND LEGIONELLEN-GEFAHR Mit dem Thema «Legionellen in Hausinstallationen» ging Dr. Hans Peter Füchslin in seinem Referat auf eine ganz andere, aber ebenso wichtige Heraus-forderung in der Gebäudetechnik-Industrie ein. So haben die Legionellen-Fälle in den letzten Jahren zugenommen. Die möglichen Gründe dafür reichen von der Alterung der Gesellschaft über die Zunahme von Klimaanlagen und Wärmetauschern bis hin zu vermehrtem Duschen oder schlicht einer erhöhten Sensibilisierung. Der Leiter der Fachstelle Legionellen des Kantonalen Labors Zürich zeigte den Anwesenden auf, was Legionellen überhaupt sind, was Ursachen einer Verkeimung sein können und wo die Prävention ansetzt, etwa bei der richtigen Planung und einem guten Unterhalt des Sanitärnetzes. Gleichzeitig gab Dr. Hans Peter Füchslin einen Überblick über die gesetzlichen Grundlagen und wo aktuell noch Lücken bestehen.

Die Legionellen-Gefahr stand zusammen mit der Trinkwasserqualität auch im Zentrum der Ausführungen von Barbara Guder der Schweizerischen Normen-Vereinigung. Sie zeigte auf, wie die Trinkwasserqualität in der Schweiz gere-gelt wird, und ging auch auf die SIA 385 / 1 «Anlagen für Trinkwasser in Gebäuden – Grundlagen und Anforderungen» ein. Diese wird zurzeit revidiert, unter anderem wegen der Legionellen-Prävention. Mit einer Publikation ist jedoch frühestens im Spätfrühjahr 2020 zu rechnen. Weiter erklärte Barbara Guder die europäische Trinkwasser-Richtlinie sowie die europäische Bauprodukte-verordnung. Auch unter dem Gesichtspunkt, dass das Bauproduktegesetz und die Bauprodukteverordnung in der Schweiz die entsprechende europäische Gesetzgebung für Bauprodukte übernehmen.

BLICK IN DIE ZUKUNFT

nehmenden jeweils die Gelegenheit, Fragen oder eigene Anliegen in der offenen Runde direkt mit den Referenten oder Vertretern von Behörden und Verbänden zu diskutieren. Zum Schluss wurden von den Anwesenden ausserdem zahlreiche Themen eingegeben, welche die Gebäudetechnik-Industrie aktuell beschäftigen und zu denen ein Austausch in grosser Runde gewünscht wird. «Wir werden versuchen, zu einigen dieser Themen Referenten für unseren nächsten Round Table Gebäudetechnik zu gewinnen», so Konrad Imbach, Geschäftsleiter von GebäudeKlima Schweiz. «Ziel ist es, auch 2020 wieder einen zukunftsorientierten Austausch in dieser Form zwischen Behörden, Verbänden und der Gebäudetechnik-Industrie zu organisieren.»

GEORG LUTZ

Zwischen den einzelnen Referaten – Themen waren auch die Ausbildung der heutigen Ingenieure oder Neues aus der internationalen Normung – hatten die Teil-

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VORSCHAU &  IMPRESSUM

VORSCHAU DIE NÄCHSTE AUSGABE ERSCHEINT AM MÄRZ 2020 Folgende Schwerpunkte stehen auf unserer Agenda:

Raumgestaltung mit Licht Licht, Farbe, Leben

Bauen für die Industrie 4.0 Erst digital, dann real

BIM in der Praxis Was ist zu beachten?

Technik im Garten Smart gärtnern mit Apps und Gadgets

Die digitale Küche Alles in einem Rahmen

Im Fokus Highlights von der Swissbau

Smart Cities stellen sich vor Technischer Fortschritt plus Begrünung

Stars unter den Bodenlösungen Von natürlich bis innovativ

Unter einem Dach Gemeinschaftliches Wohnen

Herausgeber rundschauMEDIEN AG St. Jakob-Strasse 84 CH-4132 Muttenz / Basel Telefon +41 61 335 60 80 Telefax +41 61 335 60 88 info@rundschaumedien.ch www.rundschaumedien.ch Verleger Francesco J. Ciringione Mitglied der Geschäftsleitung Boris Jaeggi b.jaeggi@rundschaumedien.ch Hasan Dursun h.dursun@rundschaumedien.ch Projektleitung Michele Zito m.zito@rundschaumedien.ch Verkauf & Marketing Alban Mulaj a.mulaj@rundschaumedien.ch

Chefredaktion Georg Lutz g.lutz@rundschaumedien.ch Redaktion Anna Meister a.meister@rundchaumedien.ch

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